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Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.


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Buy European beim Podcast-Hosting: Warum ich Libsyn verlasse und nun auf LetsCast.fm aus Deutschland setze

Warum ich Libsyn als Podcast-Hoster verlassen und mich für LetsCast.fm entschieden habe. Ein Erfahrungsbericht zum Umzug, Datenschutz und Vergleich beider Hoster.

Vor einiger Zeit habe ich beschlossen, meine US-basierten Tools Schritt für Schritt durch europäische Alternativen zu ersetzen. 

(Zum Blogartikel: Buy European: Europäische Alternativen für US-Business- und Marketingtools

Mein erster konsequenter Schritt ist mein Podcast-Hoster.

Warum ich mich gegen Libsyn und für LetsCast.fm entschieden habe und wie der Umzug vonstatten ging, erzähle ich in diesem Blogartikel.

Warum ich Libsyn verlassen habe

Als ich im Herbst 2023 mit meinem Podcast „Social-Media-frei“ gestartet bin, war ich mehr oder weniger ein Podcast-Neuling.

Meine Devise: Schnell in die Umsetzung zu kommen und mir das Leben nicht komplizierter machen als nötig.

Libsyn war damals die naheliegende Wahl. Ein erfahrener, weit verbreiteter Anbieter.

Bereut habe ich es zu keinem Zeitpunkt, denn Libsyn kommt mit vielen Vorteilen:

  • ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis

  • intuitive Bedienung (auch wenn das Design etwas altbacken ist)

  • aussagekräftige, aber nicht zu überladene Statistiken

Trotzdem war klar: Wenn ich es ernst meine mit „Buy European“, dann ist mein Podcast-Hoster einer der einfachsten Hebel.

Ein Podcast-Umzug ist eine dieser klassischen „Low Hanging Fruits“: eine unkomplizierte Aufgabe, die in kürzester Zeit erledigt ist.

Warum LetsCast.fm?

Nach kurzer Recherche war LetsCast.fm bereits in meiner näheren Auswahl. Und das aus gutem Grund:

  • Serverstandort Deutschland: Alle Daten bleiben in der EU. Keine Drittanbieter-Analyse, keine Verlagerung in Nicht-EU-Staaten.

  • DSGVO-konformer Webplayer: Der Player setzt keine Cookies, kein Local Storage, kein Tracking – im Gegensatz zu vielen US-Plattformen wie Spotify oder Libsyn.

  • Faire und transparente Pläne: Alle Funktionen sind in jedem Tarif enthalten. Die Preise unterscheiden sich nur anhand der monatlichen Download-Zahl. Das ist – zumindest soweit ich es überblicke – selten und sehr fair. Einstieg: ab 9 Euro/Monat.

  • Integrierte Spotify-Statistiken: Bei Libsyn musste ich diese separat einsehen. LetsCast.fm erfasst Spotify-Downloads direkt im Dashboard (via Passthrough).

  • Intuitive Bedienung: Ich kam mit dem Backend sofort gut klar – alles war selbsterklärend.

  • Schneller, persönlicher Support: Meine Fragen wurden schnell und kompetent beantwortet. Es gibt sogar eine Slack-Gruppe für Nutzer*innen, die ich bisher aber nicht genutzt habe.

Hier noch einmal Libsyn vs. LetsCast.fm im Überblick

Tabelle: Libsyn vs LetsCast.fm
Kriterium Libsyn (USA) LetsCast.fm (Deutschland)
Preis-Leistungs-Verhältnis Sehr gut – günstige Einstiegspakete, viele Funktionen inklusive Fair und transparent – Pläne unterscheiden sich nur nach Download-Volumen, nicht nach Features
Benutzeroberfläche Intuitiv, aber etwas altmodisches Design Übersichtlich und selbsterklärend
Statistiken Informativ und nicht überladen; allerdings keine Spotify-Integration DSGVO-konforme, anonyme Statistiken inkl. Spotify-Downloads
Datenschutz / DSGVO-Konformität Server in den USA, potenziell problematisch wegen Cloud Act Serverstandort Deutschland, keine Datenübertragung in Drittstaaten
Web-Player Funktional, aber setzt Cookies und ist nicht 100 % datenschutzfreundlich Keine Cookies, kein Tracking, keine Local-Storage
Verfügbarkeit von Spotify-Daten Nicht direkt integriert, separater Login nötig Spotify-Passthrough aktiv – alle Daten direkt im Dashboard sichtbar
Support Funktioniert, aber eher standardisiert / Ticket-System Persönlich, schnell und auf Deutsch; auch Slack-Gruppe vorhanden
Unternehmenssitz & Werte USA – primär auf US-Markt fokussiert Deutschland – klarer Fokus auf europäische Werte & digitale Souveränität

Wie der Umzug von Libsyn zu LetsCast.fm verlaufen ist

Ein bisschen Bammel hatte ich vor dem Umzug ja schon, aber: Das Ganze war unkomplizierter als gedacht.

Detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung dank LetsCast.fm 

Auf der LetsCast-Website fand ich eine detaillierte Anleitung für den Umzug. Ich musste lediglich:

  1. die alte RSS-Feed-URL bei Libsyn kopieren und bei LetsCast eingeben

  2. eine Weiterleitung bei Libsyn auf den neuen Feed einrichten

  3. die neue Feed-URL bei Spotify & Apple eintragen

Ein kleiner Punkt fehlte in der Anleitung, aber der Support konnte sofort helfen.

Gut zu wissen: 

Libsyn setzt (wie andere Podcast-Hoster übrigens auch) aus Sicherheitsgründen standardmäßig einen „Feed Locked“-Tag, um einen unrechtmäßigen Import eines Podcasts zu unterbinden. 

Den musst du in den Einstellungen deaktivieren, bevor du deinen Podcast bei einem anderen Hoster importieren kannst. Sonst erscheint eine Fehlermeldung.

Wie lange hat der Umzug von Libsyn zu LetsCast.fm gedauert?

Der reine Import meiner knapp 70 Episoden war in wenigen Minuten erledigt.

Ich habe dann noch die Shownotes nachbearbeitet (Textformatierung wurde nicht zu 100 % übernommen) und die Audio-Dateien geprüft. Aufwand: ca. 1–2 Stunden.

Dann werde ich auch demnächst auch noch den Spotify-Player durch einen HTML5-Player austauschen, was vermutlich auch noch mal ein Stündchen dauern wird. 

Unterm Strich ist der gesamte Umzug also in einem Vormittag erledigt.

Fazit: Für wen lohnt sich der Wechsel?

Könnte ein Wechsel von Libsyn zu LetsCast.fm auch für dich sinnvoll sein? Ich glaube: Ja, wenn du …

✅ auf europäische Tools in deinem Business und Marketing setzen möchtest

✅ Wert auf Datenschutz und DSGVO-Konformität legst

✅ viele oder lange Episoden auf einmal einplanst

✅ persönlichen Support auf deutsch schätzt

✅ ein deutsches Backend nutzen willst

Ich bin jedenfalls happy, diesen Schritt gemacht zu haben und meinem Ziel eines vollständig EU-basierten Marketings etwas näherzukommen.

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Entscheidungsarchitektur im Marketing: Eine kurze Einführung für Selbstständige

Was ist Entscheidungsarchitektur und was hat das mit Marketing zu tun? In diesem Blogartikel finden Selbstständige Einblicke zur ethischen Gestaltung und Anordnung von Wörtern, Farben und Bildern im Marketing, um anderen Menschen informierte, überlegte und selbstbestimmte Entscheidungen zu ermöglichen.

Ich bin eine Entscheidungsarchitektin.

Ich ordne Wörter und Designelemente und baue sie zu einem Newsletter zusammen. Oder zu einer Seite auf meiner Website. Oder zu einem Blogartikel wie diesem hier.

Ich fördere damit immer auch ein bestimmtes Verhalten – ob bewusst oder unbewusst.

Wenn du Marketing machst, bist auch du eine Entscheidungsarchitektin oder ein Entscheidungsarchitekt. Auch wenn du dir deiner Rolle vielleicht noch gar nicht bewusst bist.

Mit jeder Webseite, jedem Newsletter, Bild, Video oder Blogartikel triffst du Entscheidungen über Wortwahl, Reihenfolge, Farben und Design. 

Diese Elemente beeinflussen, wie deine Kund*innen wahrnehmen, denken und letztendlich handeln.

Übrigens: Der Begriff „Entscheidungsarchitekt“ wurde durch das Buch „Nudge. Wie man kluge Entscheidungen anstößt“ von Nobelpreisträger Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein geprägt.

Was bedeutet das für dein Marketing?

Die Entscheidungsarchitektur an sich ist nicht problematisch – schließlich müssen Wörter und Designelemente in irgendeiner Form angeordnet werden. 

Es geht vielmehr darum, zu reflektieren, welches Verhalten wir mit unserer Entscheidungsarchitektur fördern möchten – und warum.

Entscheidungsarchitektur beim Verkaufen: Drei Beispiele

1. Entscheidungsarchitektur im Supermarkt

Die meisten Supermärkte fördern mit ihrer Entscheidungsarchitektur ungesundes Essverhalten, indem sie:

  • Süßigkeiten und Alkohol direkt im Wartebereich der Kassen platzieren

  • Impulskäufe durch strategische Produktplatzierung fördern

  • Kinderprodukte mit viel Zucker auf Augenhöhe der kleinen Konsument*innen platzieren

Statt überlegte, rationale Wahlmöglichkeiten zu unterstützen, fördert die Entscheidungsarchitektur der Supermärkte spontane, emotionsgesteuerte Kaufentscheidungen.

2. Entscheidungsarchitektur in Onlineshops

Viele Onlineshops nutzen künstliche Verknappung, um Dringlichkeit zu erzeugen:

  • „Nur noch 3 Stück verfügbar!“

  • Countdown-Timer für zeitlich begrenzte Angebote

  • „15 andere Personen schauen sich dieses Produkt gerade an“

  • Early-Bird-Rabatte und Flash Sales

Diese Techniken spielen mit der Angst, etwas zu verpassen (FOMO), und drängen Menschen zu schnellen, oft unüberlegten Entscheidungen.

3. Entscheidungsarchitektur auf Websites

Die Entscheidungsarchitektur in Cookie-Leisten drängt mit bestimmten Designmustern, irreführender Sprache oder dem Verstecken datenschutzfreundlicher Optionen Menschen dazu, möglichst niedrige Datenschutzeinstellungen zu akzeptieren:

  • Der Akzeptieren-Button ist auffälliger gestaltet als der Ablehnen-Button

  • Der Ablehnen-Button fehlt komplett oder versteckt sich in Untermenüs

  • Komplizierte Einstellungen erschweren datenschutzbewusste Entscheidungen

Eine bessere Entscheidungsarchitektur für dein Marketing

Als wertegetriebene Selbstständige können wir uns darum bemühen, mit unserem Marketing gute Bedingungen für Entscheidungen zu schaffen.

Entscheidungen, die potenziellen Kund*innen wirklich gut tun, sind:

1. Informiert
Wenn wir alle relevanten Informationen transparent und verständlich zur Verfügung stellen, können Menschen Entscheidungen treffen, die wirklich zu ihnen passen.

2. Überlegt
Wenn wir Menschen Zeit und Raum für überlegte Entscheidungen geben, anstatt künstlichen Druck durch Verknappung oder Zeitlimits aufzubauen, können nachhaltige Beziehungen entstehen.

3. Selbstbestimmt
Die Autonomie anderer Menschen zu respektieren und auf manipulative Taktiken zu verzichten, schafft eine Atmosphäre des gegenseitigen Respekts und Vertrauens.

Einladungen für positive Veränderungen in deinem Business

Die ersten Schritte in Richtung positive Entscheidungsarchitektur im Marketing können so aussehen:

Faire Cookie-Einstellungen: Wie wäre es, wenn Akzeptieren- und Ablehnen-Button die gleiche Farbe hätten? So können Menschen bewusste Entscheidungen treffen, die zu ihnen passen.

Einfache Abmeldeprozesse: Ein einfacher Abmeldeprozess vom Newsletter, der genauso unkompliziert ist wie das Anmelden, zeigt Wertschätzung.

Transparente Preisgestaltung: Eine klare, offene Preisgestaltung ohne versteckte Kosten oder irreführende Rabattaktionen schafft eine Basis für langfristige Beziehungen.

Bedürfnisse wertschätzen: Wäre es nicht schön, nur solche Käufe zu fördern, die für andere Menschen wirklich sinnvoll und bereichernd sind?

Fazit

Eine positive Entscheidungsarchitektur im Marketing bedeutet letztlich, das langfristige Vertrauen deiner Kund*innen über kurzfristigen Profit zu stellen.

Wenn andere Menschen spüren, dass du ihnen informierte, überlegte und selbstbestimmte Entscheidungen ermöglichst, werden sie dir langfristig vertrauen – und genau dieses Vertrauen ist die beste Grundlage für deine Selbstständigkeit.

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Social Media: Die moderne Sunk Cost Fallacy

Die Sunk Cost Fallacy ist ein Denkfehler, bei dem wir an etwas festhalten, weil wir bereits Zeit, Geld oder Energie investiert haben – selbst wenn es vielleicht besser wäre, einen anderen Weg einzuschlagen. Auch Selbstständige fallen in diese Denkfalle, wenn es um Social Media geht und sie denken: „Ich habe schon so viel Zeit in Instagram & Co. gesteckt – jetzt kann ich unmöglich damit aufhören!“

Kennst du das? 

Du schaust einen furchtbaren Film zu Ende, nur weil du schon die Hälfte gesehen hast.

Oder du trägst diese unbequemen (aber teuren!) Schuhe weiter, obwohl sie für dich unangenehm sind.

Vielleicht liest du auch in einem Buch weiter, das dich langweilt, nur weil du bereits 100 Seiten gelesen hast.

Oder du isst im Restaurant deine Portion auf, obwohl du längst satt bist – schließlich hast du dafür bezahlt.

In der Betriebswirtschaftslehre gibt es dafür einen Begriff: die Sunk Cost Fallacy. 

Das ist ein Denkfehler, bei dem wir an etwas festhalten, weil wir bereits Zeit, Geld oder Energie investiert haben – selbst wenn es vielleicht besser wäre, einen anderen Weg einzuschlagen.

Sunk Cost Fallacy und Social Media

Viele Selbstständige fallen genau in diese Denkfalle, wenn es um Social Media geht. Der Gedanke geht in etwa so:

„Ich habe schon so viel Zeit in Instagram & Co. gesteckt – jetzt kann ich unmöglich damit aufhören!“

Die Aussicht, Social Media zu verlassen, fühlt sich weniger wie Befreiung an, sondern eher wie ein Verlust, den es unbedingt zu vermeiden gilt.

Doch selbst mit kapitalistischer Brille betrachtet ist das irrational:

Wenn soziale Medien täglich deine Zeit, Energie und Geld verschlingen, ohne dir nennenswerte Ergebnisse zu liefern – solltest du dann nicht schnellstmöglich aufhören, diese kostbaren Ressourcen zu verschwenden?

Die harte Wahrheit über Social Media

Soziale Medien vermitteln uns das Gefühl, nur noch einen Post von einem viralen Hit oder einer neuen Kundin entfernt zu sein.

Doch das ist einfach nicht wahr. 

Es mag Selbstständige und Unternehmer*innen geben, die auf, mit oder durch Social Media überdurchschnittlich erfolgreich sind.

Doch für die meisten werden sich die großen Social-Media-Versprechen nicht erfüllen:

  • Nur 4% aller Influencer*innen können vollständig von ihrem Instagram-Account leben. (Quelle)

  • Über 75% der Influencer*innen in Deutschland sind Nano- oder Micro-Influencer:innen, deren Verdienst gerade so ausreicht, um ihre Social-Media-Tätigkeit zu finanzieren. (Quelle)

  • Belastbare Zahlen, die zeigen, für wie viele Selbstständige sich Social-Media-Marketing tatsächlich lohnt, existieren meines Wissen überhaupt nicht.

Eine ehrliche Bestandsaufnahme könnte helfen

Wenn du am liebsten noch heute aus Social Media aussteigen würdest, aber zögerst, weil du schon so viel investiert hast, wäre es hilfreich zu bedenken:

Deine bereits investierten Ressourcen (die „versunkenen Kosten“) sind weg und sollten keine Rolle bei deiner Entscheidung über die Zukunft spielen. 

Stattdessen solltest du nur betrachten, was ab jetzt das Beste für dich ist:

Social-Media-Marketing – oder Marketing ohne Social Media?

8 Fragen zum Weiterdenken

Vielleicht sind diese Fragen für deine Überlegungen hilfreich:

  1. Wie viel Zeit verbringst du wöchentlich mit Social Media-Marketing und was könntest du in dieser Zeit stattdessen tun?

  2. Welche konkreten, messbaren Ergebnisse haben dir soziale Medien in den letzten sechs Monaten gebracht?

  3. Würdest du heute wieder mit Social Media anfangen, wenn du noch nicht dort wärst?

  4. Welche alternativen Marketingkanäle hast du bisher vernachlässigt, die möglicherweise besser zu dir und deinen Stärken passen könnten?

  5. Wie würde dein Arbeitsalltag aussehen, wenn du Social Media komplett aus deiner Marketingstrategie streichen würdest?

  6. Was ist dein größtes Argument FÜR Social Media – abgesehen von den bereits investierten Ressourcen oder der Hoffnung auf Reichweite?

  7. Welche deiner Kund*innen hast du tatsächlich über Social Media gewonnen und wie zufrieden bist du mit diesen Kundenbeziehungen?

  8. Fühlst du dich nach dem Posten und Interagieren auf Social Media energiegeladen oder erschöpft?

Möglichkeiten abseits von Social Media

Vielleicht ist es an der Zeit, die Sunk Cost Fallacy hinter dir zu lassen und ein Marketing zu finden, das wirklich zu dir passt?

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Buy European: Europäische Alternativen für US-Business- und Marketingtools

Mein Plan ist, meine US-Business- und Marketingtools nach und nach durch europäische Alternativen zu ersetzen. Deiner auch? Ich habe recherchiert und eine Liste erstellt. Hier findest du europäische Alternativen fürs Marketing, für Newsletter, Videokonferenzen, Podcasthoster, Browser, Suchmaschinen, Selfpublishing und viele mehr.

ein Plan ist, meine US-Business- und Marketingtools nach und nach mit europäischen Alternativen zu ersetzen.

Deiner auch?

Ich habe recherchiert und im Folgenden eine erste Übersicht erstellt. (Sollte ich weitere alternative Tools entdecken oder ausprobieren, werde ich die Liste weiter aktualisieren.)

EU-Alternativen für US-Onlinetools

Marketing (Europäische Alternativen zu Instagram)

  • 🇺🇲 Instagram, Facebook, X (Twitter), Pinterest, LinkedIn

  • 🇪🇺 Je nach Anbieter: Website, Blog, Podcast, Newsletter

  • 🇩🇪 Mastodon

  • 🇫🇷 BeReal

Website (Europäische Alternative zu Squarespace)

  • 🇺🇲 Squarespace

  • 🇪🇺 WordPress (Open Source)

  • 🇩🇪 Chimpify

Newsletter (Europäische Alternativen zu Mailchimp)

  • 🇺🇲 Mailchimp, ActiveCampaign, Kit (ehemals ConvertKit), MailerLite (Serverstandort: Europa)

  • 🇫🇷 Brevo

  • 🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿 Klick-Tipp (Serverstandort: Deutschland)

  • 🇩🇪 rapidmail

  • 🇩🇪 CleverReach

Bezahlter Newsletter (Europäische Alternative zu Substack)

  • 🇺🇲 Substack

  • 🇩🇪 Steady

Podcasthost (Europäische Alternative zu Libsyn)

Onlinekurse verkaufen und hosten (Europäische Alternativen zu Kajabi)

  • 🇺🇲 Kajabi, Teachable 

  • 🇩🇪 Ablefy

  • 🇩🇪 Verkauf über Digistore24 + Hosten auf eigener Website 

  • 🇩🇪 Tentary + Hosten auf eigener Website

Selfpublishing (Europäische Alternative zu Amazon)

Videokonferenzen (Europäische Alternativen zu Zoom)

Suchmaschine (Europäische Alternative zu Google)

  • 🇺🇲 Google

  • 🇩🇪 Ecosia

Browser (Europäische Alternativen zu Chrome)

  • 🇺🇲 Chrome, Safari 

  • 🇳🇴 Vivaldi

Analyse und Tracking (Europäische Alternative zu Google Analytics)

Projektmanagement & Workmanagement (Europäische Alternativen zu Trello, Asana oder Notion)

  • 🇺🇲 Trello, Asana, Notion

  • 🇩🇪 Zenkit

  • 🇩🇪 awork

Kollaborativ Arbeiten + Cloud (Europäische Alternative zu Google Drive und Google Docs)

  • 🇺🇲 Google Workspace (Google Drive/Docs/Mail/Calender etc.)

  • 🇨🇭 kSuite

  • 🇩🇪 Nextcloud

Passwortmanager (Europäische Alternativen zu LastPass oder 1Password)

KI (Europäische Alternative zu ChatGPT)

  • 🇺🇸 ChatGPT

Hilft dir diese Übersicht weiter? Teile sie jederzeit mit Menschen, die ebenfalls Alternativen für US-Tools suchen. Vielen Dank!

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Das ist ein Zeichen!

Satzzeichen richtig setzen und mit den richtigen Satzzeichen deine Marketingtexte verbessern. Von Punkt bis Apostroph: Diese Mini-Zeichenkunde macht deine Marketingtexte klarer, dynamischer und professioneller. Weniger Drama, mehr Wirkung!

Manchmal, wenn ich mich eigentlich um die Steuererklärung kümmern sollte, denke ich über Satzzeichen nach. 

So auch heute.

Fakt ist: Wenn du Marketingtexte für Website, Blog, Newsletter oder Social Media schreibst, nutzt du Satzzeichen.

Doch vermutlich hast du dich bisher kaum mit Punkten, Gedankenstrichen, Ausrufezeichen und Co. beschäftigt. Dabei liegt es nicht nur am Inhalt, ob Menschen deine Texte gerne lesen und teilen.

Sondern auch an deinen Satzzeichen.

(Wirklich!)

Mehr davon: Diese Satzzeichen bringen Klarheit in deinen Text

Die meisten Onlinetexte könnten mehr von den folgenden beiden Satzzeichen vertragen. Denn sie machen Texte übersichtlich und verständlich.

✅ Punkt (.)

König der Klarheit und vielleicht mein allerliebstes Satzzeichen. Denn ein Punkt schafft abgeschlossene Gedanken. Und kurze Sätze lassen sich online leichter lesen als lange Sätze.

Tipp für die Praxis: Kürze deine Sätze, indem du unnötige Kommas in Punkte verwandelst.

✅ Bullet Point (•)

Gerade für Onlinetexte ein echter Alleskönner. Bullet Points strukturieren Informationen, machen Texte übersichtlicher und erleichtern das Scannen von Onlinetexten. Besonders nützlich für Blogartikel, Newsletter und Angebotstexte.

Tipp für die Praxis: Lass die KI deines Vertrauens deine Marketingtexte auf geeignete Stellen für Bullet Points untersuchen.

Mehr davon: Diese Satzzeichen sorgen für Dynamik beim Lesen

Diese beiden Satzzeichen machen Onlinetexte lebendig und ausdrucksstark. Auch hier darf es gerne mehr davon sein.

✅ Fragezeichen (?)

Fragezeichen sind Gesprächsöffner. Sie binden die Menschen, die deine Texte lesen, ein und machen neugierig. 

Tipp für die Praxis: Schau dir die Zwischenüberschriften in deinen Websitetexten oder Blogartikeln an. Lässt sich die ein oder andere Zwischenüberschrift als Frage formulieren?

✅ Doppelpunkt (:)

Mag manchmal etwas akademisch wirken, aber ich bin ein Fan. Ein Doppelpunkt leitet Beispiele, Erklärungen und Listen ein. Er verbindet zwei Sätze und bringt mich dazu, weiterlesen zu wollen.

Tipp für die Praxis: Nutze den Doppelpunkt, um etwas anzukündigen und dann direkt zu zeigen – statt es umständlich zu erklären:

  • Nope: „Ich erkläre dir nun, wie du den Doppelpunkt richtig verwendest. Man kann ihn nutzen, um…“

  • Yes: „So nutzt du den Doppelpunkt richtig: Er kündigt an, was folgt – klar und prägnant.“

Weniger davon: Satzzeichen, die Texte unnötig dramatisch machen

Die folgenden Satzzeichen sollten wir lieber sparsamer in Onlinetexten einsetzen, denn sie haben für mich immer was von Drama Lama.

❌ Ausrufezeichen (!)

Für mich völlig überbewertet. Wird gerade in Onlinetexten nahezu inflationär verwendet. Vielleicht liegt es daran, dass Menschen online inzwischen in einem Befehlston miteinander kommunizieren. 

„Abonniere den Newsletter!“, „Folge mir auf TikTok!“, „Like den Post!“, „Sei dankbar!“, „Lebe!“

Sobald wir uns von dieser Command Culture (Link zum Blogartikel) verabschieden, gibt es aber nur wenige gute Gründe, Ausrufezeichen zu benutzen. Allen voran Ausrufe wie „Hey!“, „Nein!“ oder „Hilfe!“. In allen anderen Fällen reicht ein Punkt vollkommen aus.

Tipp für die Praxis: Verwendest du ein Ausrufezeichen in deinem Text? Wenn du darin nicht gerade um Hilfe schreist, ist es vermutlich unnötig. Einfach durch einen Punkt ersetzen. 

Ich habe mich in diesem Text zum Beispiel für zwei Ausrufezeichen entschieden, weil die Stellen für mich einen Ausrufcharakter haben:

  • im Titel „Das ist ein Zeichen!“

  • bei „Wirklich!“

Der Rest ist normale Aussage.

❌ Ellipse (…)

Eine Ellipse ist ein starkes Werkzeug, aber wie Chili in der Küche: Eine Prise bringt Würze, zu viel macht das Gericht vermutlich ungenießbar:

„Früher hatte ich nichts … keinen Plan … keinen Erfolg … und dann … änderte sich alles …“

„Ich habe lange überlegt … soll ich es tun … oder nicht …? Aber dann habe ich entschieden … Ihr könnt jetzt mein E-Book kaufen …“

Tipp für die Praxis: Es gibt nur wenige Anwendungsszenarien, in denen die Ellipse wirklich Sinn macht. Zum Beispiel wenn du beim Zitieren etwas weglässt. Für die meisten Marketingtexte sind Ellipsen unnötig und können – pun intended – weggelassen und durch ein anderes Satzzeichen ersetzt werden.

Weniger davon: Satzzeichen, die oft falsch verwendet werden

Auch diese beiden Satzzeichen werden oft verwendet – allerdings falsch.

❌ Anführungszeichen („“)

Anführungszeichen brauchst du nur für:

  • Wörtliche Zitate („Ich liebe gutes Marketing“, sagte niemand nach diesen Beispielen).

  • Echte Ironie (wenn du bewusst Humor einbauen willst)

  • Fachbegriffe, die du erklärst („Conversion Rate“ bezeichnet …)

In allen anderen Fällen können Anführungszeichen zu absurden, unfreiwillig komischen oder einfach nur verwirrenden Botschaften führen. 

Manche setzen Anführungszeichen, um etwas hervorzuheben – aber es wirkt, als meinten sie es ironisch oder nicht ernst. Oder sie nutzen Anführungszeichen, um ein Wort zu betonen – aber lassen es eher seltsam oder verdächtig klingen.

Hier drei Worst-Case-Szenarien

  • „Frische“ Brötchen hier! 👉 Oh, also doch von gestern? 

  • Hier gibt es „echten“ Kundenservice.  👉 Ist er sonst nicht echt?

  • Wir sind „Experten“ für Webdesign. 👉 Okay, dann doch lieber jemand anders.

Tipp für die Praxis: Eine grundsätzliche Skepsis bei Anführungszeichen ist gut. Für Marketingtexte brauchst du Anführungszeichen meist nur bei Zitaten oder wenn du dich auf einen Begriff beziehst. Ansonsten darfst du sie getrost löschen.

❌ Apostroph (’)

Es gibt genau zwei gute Gründe für einen Apostroph:

  • ein Buchstabe wird weggelassen (Ich schaff’ das schon)

  • Genitiv bei einem Namen, der auf „s“ endet (Klaus’ fragile Männlichkeit)

Keine guten Gründe für einen Apostroph sind:

  • Genitiv bei jedem anderen Namen (Maria’s Auto), vor allem blöd, wenn Restaurants und Cafés so heißen (Lena’s Café)

  • Plural (die Auto’s)

Tipp für die Praxis: Am besten eine grundsätzliche Skepsis bei Apostrophen antrainieren, besonders bei Genitiv- und Pluralformen.

Okay, jetzt habe ich etwas über Satzzeichen abgenerdet.

Und wenn du diese Worte immer noch liest, ist das vermutlich ein Zeichen, dass deine Texte auch ein bisschen Satzzeichen-Liebe vertragen könnten.😁

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10 Ideen für Selbstständige und Unternehmer*innen, feministischer zu sein

In diesem Blogartikel stelle ich dir 10 Ideen vor, als Selbstständige oder Unternehmerin feministisch(er) zu sein. Im Marketing, in der Kommunikation und bei der Preisgestaltung. 

Jedes Jahr am 8. März ist es wieder soweit: 

Marketingabteilungen entdecken den Weltfrauentag (aka den feministischen Kampftag) für sich und glauben, dass sie einen wichtigen Beitrag zu Geschlechtergerechtigkeit leisten, wenn sie so etwas posten wie: 

Starke Frauen können heute alles erreichen, was sie wollen. Seid mutig, Mädels, und macht einfach euer Ding.💪💪💪 

Solche Botschaften mögen nett gemeint sein und wer auf Social Media in der Female-Empowerment-Bubble unterwegs ist, kann sich vermutlich vor dem Angespannten-Bizeps-Emoji nicht mehr retten. 

Doch sie sind für mich das Gegenteil von dem, worum es im Feminismus geht.

Wer glaubt, dass wir das Problem mit der fehlenden Gleichberechtigung lösen können, indem Frauen einfach mal ein bisschen mutiger sind, hat das Grundproblem nicht verstanden.

Verantwortlich ist nicht ein vermeintlich falsches Verhalten von Frauen, sondern gesellschaftliche Strukturen, die es Frauen erschweren bis unmöglich machen, ein gleichberechtigtes Leben zu führen.

Doch wenn es nicht um eine extensive Nutzung des Angespannten-Bizeps-Emojis geht – welche Möglichkeiten gibt es stattdessen für Selbstständige und Unternehmer*innen, feministischer zu sein? 

Im Folgenden stelle ich dir 10 Ideen ausführlich vor (Lesezeit je nach Lesegeschwindigkeit 15 bis 30 Minuten):

#1 Bildung, Weiterbildung und Sensibilisierung

Am Anfang steht für mich immer die eigene Bildung, Weiterbildung oder Sensibilisierung zu feministischen Themen. 

Wichtig scheint mir hier vor allem, dass sich Selbstständige und Unternehmer*innen darin üben, Feminismus intersektional zu denken und sich nicht nur mit der weißen Normfrau beschäftigen, sondern in ihren Überlegungen auch Frauen of Color, Frauen mit Migrationsgeschichte, Frauen mit Behinderung, trans Frauen und andere marginalisierte Gruppen selbstverständlich einschließen. (Hier hat sich übrigens auch der Begriff FLINTA bewährt, der eine Abkürzung für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans und agender Personen ist.)

Wir können zum Beispiel mit Selbstreflexion starten und unsere eigene Position regelmäßig reflektieren.

✅ Regelmäßige Selbstreflexion

  • In welchen Bereichen habe ich Vorteile, die andere nicht haben?

  • Welche Zugänge (Bildung, Kontakte, finanzielle Sicherheit) hatte ich, die mir meine Selbstständigkeit erleichtert haben?

  • Gab es Menschen, die mir Türen geöffnet haben? Wem werden diese offenen Türen oft verwehrt?

  • Wie beeinflussen meine Herkunft, Hautfarbe, mein Geschlecht oder meine sexuelle Identität meine Chancen in der Selbstständigkeit?

  • Kenne ich die Herausforderungen, mit denen Menschen aus marginalisierten Gruppen kämpfen? Oder sind sie für mich unsichtbar?

  • Mit welchen Menschen arbeite ich am liebsten zusammen? Gibt es hier unbewusste Muster? Bevorzuge ich zum Beispiel unbewusst Menschen, die mir ähnlich sind?

  • Welche Eigenschaften verbinde ich mit Professionalität? Sind diese Vorstellungen geprägt von einer weißen, männlichen Norm?

  • Habe ich Vorannahmen darüber, wer kompetent ist – zum Beispiel, was Alter, Geschlecht, Aussehen, Sprache, Bildungsweg angeht?

  • Wie reagiere ich, wenn eine Frau hart verhandelt? Finde ich es sympathisch oder zu fordernd?

  • Wenn ich Teams leite oder Freelancer*innen beauftrage – sind die Bedingungen wirklich fair und inklusiv?

  • Wer fehlt in meinen Kooperationen, Interviews, Panels oder Events?

  • Bin ich bereit, unbequeme Gespräche über strukturelle Probleme zu führen – auch wenn es meine Reichweite oder meinen Umsatz beeinflussen könnte?

Wichtig: Bei der Beantwortung der Fragen geht es nicht um Perfektion (niemand ist perfekt), sondern darum, sich auf den Weg zu machen, und um Ehrlichkeit

Es geht darum, ein Bewusstsein für die eigene Situation und die eigenen Privilegien zu entwickeln, um konkrete Schritte ableiten und Veränderungen in Gang setzen zu können.

✅ Unbewusste Voreingenommenheit testen

Manchmal haben wir die besten Intentionen – und dennoch würdigen wir eine Gruppe von Menschen mit einer Äußerung herab oder bedienen uns Stereotypen. 

Das wird Unconscious Bias – unbewusste Voreingenommenheit – genannt. Der Begriff beschreibt, dass wir Annahmen und Überzeugungen über andere Menschen haben, denen wir uns oft gar nicht bewusst sind. 

Diese Überzeugungen steuern dann unser Verhalten und kommen nicht nur privat, sondern natürlich auch im Berufsleben zum Tragen, zum Beispiel bei der Wahl der Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, oder bei der Art, wie wir mit anderen Menschen kommunizieren. Sie können nicht nur auf Geschlecht, sondern auch Alter, Aussehen, Religion und viele andere Merkmale bezogen sein. 

Zwei Dinge sind hier wichtig:

  1. Jeder Mensch hat eine – mehr oder weniger ausgeprägte – unbewusste Voreingenommenheit gegenüber anderen Menschen. Das liegt zum einen daran, dass wir viele dieser Annahmen mit unserer Sozialisation erlernen (Frauen sind …). Zum anderen ist es auch eine menschliche Eigenschaft, der Komplexität der Welt durch Vereinfachung und Kategorisierung zu begegnen und so „Abkürzungen“ zu nehmen. In Millisekunden beurteilen wir, ob jemand so ist wie wir oder nicht, und wir bevorzugen oft die Menschen, die zu unserer Gruppe gehören.

  2. Wir müssen uns wegen unserer unbewussten Voreingenommenheit nicht schuldig fühlen – wie gesagt: Es ist ein Stück weit auch menschlich. Stattdessen können wir unseren Fokus darauf legen, uns dieser Voreingenommen bewusst zu werden und ihr gezielt entgegenzuwirken. Das wird nicht immer leicht sein, denn wie der Name schon sagt, sind wir uns dieser Voreingenommenheit erst einmal gar nicht bewusst. Was hilft, ist, sich aktiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen. 

Eine gute Möglichkeit dafür ist der kostenlose Harvard Implicit Association Test (IAT). Dieser Test wurde von Forschenden der Harvard-Universität entwickelt, um unbewusste Vorurteile oder – wie es der Name schon sagt – implizite Assoziationen zu messen. 

Hier wird untersucht, wie schnell Menschen Konzepte wie Alter, Geschlecht, Ethnie etc. mit Attributen wie gut und schlecht verknüpfen. Der Gedanke dahinter ist, dass Menschen, die unbewusste Vorurteile gegenüber einer Gruppe von Menschen haben, eher Schwierigkeiten haben, positive Begriffe mit dieser Gruppe in Verbindung zu bringen, mehr Zeit für die Zuordnung benötigen oder häufiger Fehler machen.

→ Zum Harvard Implicit Association Test (IAT)

Mit den Ergebnissen aus diesem Test kommst du deiner unbewussten Voreingenommenheit und automatisierten Reaktionen auf die Spur und kannst überlegen, in welchem Bereich du dich intensiver weiterbilden oder welche Gegenmaßnahmen du ergreifen willst.

✅ Feministische Bücher und Comics lesen 

I like big books and I cannot lie! Auch Bücher oder Comics sind natürlich eine tolle Möglichkeit, sich feministisch weiterzubilden. 

Inzwischen gibt es so viele gute Bücher, dass Empfehlungen schwer fallen. Hier ein (völlig subjektiver, willkürlicher) Versuch:

  • Lisa Jaspers (Hrsg.): Unlearn Patriarchy. Ullstein 2022. (zur Verlagsseite)

  • Beate Hausbichler: Der verkaufte Feminismus. Wie aus einer politischen Bewegung ein profitables Label wurde. Residenz Verlag 2021. (zur Verlagsseite)

  • Franziska Schutzbach: Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit. Droemer Knaur 2021. (zur Verlagsseite)

  • Caroline Criado-Perez: Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert. Penguin 2020. (zur Verlagsseite)

  • Sibel Schick: Weißen Feminismus canceln. Warum unser Feminismus feministischer werden muss. Fischer 2023. (zur Verlagsseite)

  • Emilia Roig: Why we matter. Das Ende der Unterdrückung Aufbau Verlag 2021. (zur Verlagsseite)

  • Mareice Kaiser: Das Unwohlsein der modernen Mutter. Rowohlt 2021. (zur Verlagsseite)

  • Teresa Bücker: Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit. Ullstein 2022. (zur Verlagsseite)

  • Margartete Stokowski: Die letzten Tage des Patriarchats. Rowohlt 2018. (zur Verlagsseite)

  • Kostenloser Comic zum Mental Load You should’ve asked: english.emmaclit.com/2017/05/20/you-shouldve-asked/

Nein, diese Bücher haben nicht zwingend was mit Marketing und Selbstständigkeit zu tun. Aber wie gesagt: Zunächst geht es darum, sich weiterzubilden und für feministische Themen zu sensibilisieren.

Und noch ein Tipp:

Falls du lieber Podcasts hören, kann ich dir den Lila Podcast ans Herz legen:

Zum Podcast: Feminismus für alle. Der Lila Podcast (Link zu Spotify)

#2 Faire Preise und Löhne

Wer anfängt, sich mit feministischen Themen zu beschäftigen, wird früher oder später auf die zahlreichen Gender Gaps, also Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, stoßen.

Hier sind drei der wichtigsten:

Gender Care Gap = ungleiche Verteilung unbezahlter Care-Arbeit

  • Frauen leisten mehr unbezahlte Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Haushalt, Pflege) als Männer. (Quelle)

  • Als Konsequenz haben sie weniger Zeit für Erwerbsarbeit und Karriere.

Gender Pay Gap = Lohn- und Einkommenslücke

  • Frauen verdienen, selbst bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit, im Durchschnitt weniger als Männer. (Quelle)

  • Als Ursachen werden unter anderem Teilzeitarbeit, unbezahlte Care-Arbeit, gläserne Decke und strukturelle Diskriminierung angenommen.

Gender Pension Gap = Rentenlücke

  • Frauen erhalten im Alter oft niedrigere Renten als Männer. (Quelle)

  • Die Gründe hierfür sind geringere Einkommen vor der Rente und Erwerbsunterbrechungen wegen Erziehung oder Pflege (siehe Gender Pay Gap).

Die Gender Gaps sind miteinander verknüpft und haben langfristige Folgen für Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit. 

Selbstständige, Unternehmer*innen und Unternehmen können feministisch(er) agieren, wenn sie die diversen Gender Gaps auf dem Schirm haben und sich um eine feministische Preispolitik bemühen.

✅ Faire Löhne

Falls Mitarbeiterinnen, Freelancerinnen oder andere Dienstleisterinnen beschäftigt werden, gilt es, faire Löhne zahlen.

In meiner Selbstständigkeit war ich mehr als einmal Zeugin, wie erfolgreiche Unternehmerinnen nach außen für Female Empowerment einstanden, aber die virtuellen Assistentinnen und Freelancerinnen, mit denen sie hinter den Kulissen zusammenarbeiten, nicht angemessen bezahlen wollten oder grundsätzlich um jeden Euro feilschten.

Eine faire Bezahlung hingegen ist nicht nur ein Ausdruck von Respekt und Wertschätzung, sondern auch eine wesentliche Grundlage für Gleichberechtigung, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen.

✅ Faire Preise

Neben fairen Löhnen können Selbstständige und Unternehmer*innen, denen Feminismus wichtig ist, sicherstellen, dass Preise für Produkte oder Dienstleistungen fair kalkuliert sind. 

Gerade im Coachingbereich tun aber immer noch viele so, als würden sie Frauen mit Hochpreiscoachings „empowern“. 

Dabei ist das Gegenteil der Fall: 

Wer hochpreisige Onlineprogramme verkauft – wir reden hier von Coachings, die einen fünf- oder sechsstelligen Betrag kosten –, macht Produkte für einen kleinen Teil wohlhabender Frauen und leistet ganz sicher keinen Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit.

Schlimmer wird das Ganze noch, wenn Frauen, die sich diese hochpreisigen Coachings nicht leisten können, mit Sprüchen wie „Du hast das falsche Money Mindset“ oder „Du musst in dich investieren, um erfolgreich zu sein“ psychisch unter Druck gesetzt werden.

In diesem Blogartikel gehe ich detailliert auf die Argumentation aus dem Hochpreiscoaching-Bereich ein.  

Faire Preise heißt für mich auch, auf manipulative Preisgestaltung zu verzichten:

  • charmante Preise, also Preise, die auf „7“ oder „9“ enden (997, 1999 etc.) und das Produkt günstiger erscheinen lassen

  • Angel Numbers, also besonders „energetische“ Zahlen wie 333 oder 777

✅ Solidarische Preismodelle

Unter Punkt 1 habe ich bereits über den intersektionalen Feminismus gesprochen. 

Noch einmal zur Erinnerung: Feminismus darf es nicht ausschließlich darum gehen, die Situation weißer, privilegierter Frauen zu verbessern, sondern im Idealfall die Situation aller Frauen und anderer FLINTA-Personen.

Die Realität für Frauen sieht immer noch nicht gerade rosig aus:

  • Bundesweit erzielen nur 10 % der Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren ein Nettoeinkommen von über 2.000 Euro. (Quelle)

  • 19 % der Frauen verfügen über kein eigenes Einkommen, während 63 % monatlich weniger als 1.000 Euro verdienen. (Quelle)

  • Die durchschnittliche Rente von Frauen liegt derzeit unter 900 Euro pro Monat. (Quelle)

  • Das Armutsrisiko für Frauen beträgt aktuell 16 %. (Quelle)

Gerade bei den Preisen für Produkte und Dienstleistungen können Selbstständige und Unternehmer*innen diese Fakten berücksichtigen, indem sie eine solidarische Preisgestaltung einführen, um auch einkommensschwachen oder marginalisierten Gruppen den Zugang zu Programmen zu erleichtern und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Hier drei Ideen:

Ratenzahlung ohne Aufpreis

Im Coachingbereich ist es üblich, einen Aufpreis für Ratenzahlungen zu berechnen. 

Kostet ein Programm beispielsweise 1000 Euro und wird eine Zahlung in 5 Raten angeboten, beträgt die Gesamtsumme oft 10 oder 20 Prozent mehr – oder ist sogar noch höher. 

Damit werden Menschen mit geringem Einkommen gegenüber Menschen, die sich die Einmalzahlung ohne Probleme leisten können, zusätzlich benachteiligt. 

Dieses Problem lässt sich leicht beheben, indem ein Programm immer gleich kostet – egal, in wie vielen Raten jemand diesen Betrag zahlt.

Pro bono

Eine weitere Möglichkeit der solidarischen Preisgestaltung ist, Pro-bono-Beratung anzubieten.

Selbstständige und Unternehmer*innen könnten zum Beispiel sagen:

Pro Quartal biete ich X Beratungen für Menschen aus dem Bereich Y kostenfrei an.

Sind für den Quartal alle Slots belegt, sind sie belegt. Auf keinen Fall geht es darum, sich selbst auszubeuten und grundsätzlich kostenfrei für andere zu arbeiten – sondern zu seinen eigenen Bedingungen bestimmte Menschen, Themen, Werte, you name it zu supporten.

Stipendien

Bei Stipendien ist es ähnlich. Wer große Onlineprogramme mit vielen Teilnehmenden hat, kann sagen:

Pro X gekaufte Plätze vergebe ich ein Stipendium für Menschen, die Y.

Auch hier geht es nicht darum, umsonst zu arbeiten, sondern in seinen Programmen Strukturen zu schaffen, die einkommensschwachen oder marginalisierten Gruppen Zugang und Teilhabe ermöglichen.

✅ Balance zwischen Nachhaltigkeit und Solidarität finden

Ich weiß, dass gerade die Balance aus der nachhaltigen, wirtschaftlichen Kalkulation der eigenen Preise und der solidarischen Preisgestaltung herausfordernd sein kann. 

Eine einfache Lösung für dieses komplexe Problem habe ich an dieser Stelle nicht, sondern empfehle, individuelle Lösungen auszuprobieren.

Meine individuelle Lösung sieht zum Beispiel so aus, dass ich mein Wissen großzügig teile, mir meine Zeit aber gut bezahlen lasse. 

Mit anderen Worten: 

Wer mein Wissen anzapfen will, kann das kostengünstig in meinem Buch „No Social Media!“ und in meinen Selbstlernkursen oder sogar völlig kostenfrei in Blogartikeln, Podcastfolgen oder Newslettertexten tun. 

Wer meine Zeit will, muss eben ein bisschen mehr zahlen.

Gleichzeitig biete ich – seit Neuestem – eben auch eine Pro-bono-Beratung pro Quartal und andere Formen von solidarischen Preismodellen an.

Diese Lösung fühlt sich für mich gut an und mein Eindruck ist, dass es auch bei anderen Menschen gut ankommt.

#3 Keine unbezahlte Arbeit erwarten – oder selbst leisten

Während ich diesen Text schreibe, erhalte ich eine E-Mail, in der mich jemand bittet, ihr einen kostenlosen Rat für ihre Situation zu geben. 

Solche Anfragen erhalte ich regelmäßig und lehne sie grundsätzlich ab. 

Zum einen ist es aus fachlicher Sicht keine gute Idee, einem Menschen, den ich nicht kenne, Tipps zu geben. Es gibt fürs Marketing nun mal kein Geheimrezept, das zu allen passt, sondern einen Blumenstrauß an Ideen, aus dem sich jede*r die passenden Blümchen herauspicken und zu einem eigenen Strauß binden muss. 

Und selbst wenn es solche pauschalen Tipps gäbe: Wer Frauen bittet, nur mal schnell kostenlos Rat zu geben, wertschätzt ihre Zeit und ihre Expertise nicht. Das ist ein grundsätzliches Problem.

✅ Zeit und Expertise von Frauen bezahlen

Selbstständige, Unternehmer*innen und Unternehmen, die feministisch(er) sein wollen, sollten deshalb nicht erwarten oder darum bitten, dass Frauen ihr Wissen oder ihre Expertise, die sie unter Umständen über Jahre ausgebildet haben, kostenlos teilen.

Stattdessen sollten sie Frauen für ihre Zeit und Expertise bezahlen.

Gleichzeitig dürfen Selbstständige und Unternehmer*innen bei solchen Anfragen für sich einstehen und auch ganz klar NEIN sagen – höflich, aber bestimmt. 

Wichtig: 

Mir geht es hier nicht um Austausch auf Augenhöhe oder Support unter Freundinnen und lieben Kolleginnen, sondern um die grundsätzliche Erwartungshaltung, dass die Expertise und Zeit von Frauen nichts wert ist.

#4 Strukturelle Veränderungen unterstützen

Nun haben wir gerade über Menschen mit geringem Einkommen gesprochen. Doch was machst du eigentlich, wenn es bei dir so richtig, richtig gut läuft und du der Gesellschaft etwas „zurückgeben“ willst? 

Schaut man sich die Social-Media-Feeds an, scheinen die meisten Selbstständigen und Unternehmer*innen an eine Organisation ihrer Wahl zu spenden.

Lange Zeit fand ich daran auch überhaupt nichts auszusetzen und habe es auch selbst so gemacht, bis ich im Oktober 2023 ein Interview mit Marlene Engelhorn gesehen habe. 

Marlene setzt sich als Millionärin, BASF-Erbin und Gründerin der Initiative taxmenow schon seit Jahren für die Besteuerung großer Vermögen ein und fordert insbesondere für Superreiche eine neue Steuerpolitik.

Spenden findet sie ein problematisches System, weil eine Gesellschaft so reichen Einzelpersonen erlaubt zu entscheiden, wo das Geld hinfließen soll. Das verfestigt nicht nur ihre Machtposition, die sie durch ihren enormen Reichtum eh schon haben, sondern führt auch nicht immer zu sinnvollen Prioritäten.

Obwohl der Lifestyle der Milliardäre zum Beispiel eine der größten Ursachen der Klimakrise sind, gingen im Jahr 2022 nur zwei Prozent der Spenden von Reichen in die Bekämpfung des Klimawandels.

Falls dich das Interview interessiert, kannst du es hier in voller Länge nachgucken: zdf.de/3sat/bosetti-late-night/bosetti-late-night-folge1-100.html → Ab der 37. Minute spricht Marlene über Spenden.

Marlene hat sich deshalb dazu entschieden, einen Bürgerrat demokratisch entscheiden zu lassen, wie ihr Vermögen verteilt werden soll. (Quelle)

Und auch Selbstständige und Unternehmer*innen können sich fragen, ob sie ihr Geld einfach gemäß ihrer subjektiven, willkürlichen Präferenzen und Interessen spenden wollen – oder ob sie nicht vielmehr demokratische Strukturen stärken und sich für strukturelle Lösungen stark machen.

✅ Gewerkschaft beitreten

Eine erste Idee, wie Selbstständige und Unternehmer*innen strukturelle Veränderungen unterstützen können, ist, einer Gewerkschaft beizutreten.

Während es im Female Empowerment darum geht, einzelnen Frauen bei der Selbstverwirklichung zu helfen, geht es Gewerkschaften darum, die Arbeitsbedingungen aller Menschen zu verbessern.

Gewerkschaften wie ver.di zum Beispiel vertreten die spezifischen Interessen von Solo-Selbstständigen und haben dabei auch immer gesellschaftspolitische Themen im Blick. Es geht ihnen nicht darum, dass wenige Frauen finanziell erfolgreich werden, sondern dass alle Selbstständigen eine soziale Absicherung haben.

→  Zur Website von ver.di

Übrigens: Den Mitgliedsbeitrag für eine Gewerkschaft kannst du von der Steuer absetzen.

✅ Partei beitreten

Eine weitere Idee, strukturelle Veränderungen voranzubringen, ist, einer Partei beizutreten, die explizit feministische Politik betreibt.

Ich erspare mir an dieser Stelle, eine bestimmte Partei zu empfehlen. Doch ein Blick ins Wahlprogramm oder auf die Website sollte schnell Klarheit darüber verschaffen, wie eine Partei zu den Rechten von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen steht:

  • Setzt sich die Partei aktiv für Gleichstellung ein?

  • Positioniert sie sich zu intersektionalem Feminismus und berücksichtigt sie Rassismus, Klassismus und andere Formen von Diskriminierung? Unterstützt die Partei die Rechte von trans, nicht-binären und intergeschlechtlichen Menschen?

  • Wie divers ist die Partei selbst aufgestellt? Wie sieht es mit dem Frauenanteil in Führungspositionen und der Repräsentation marginalisierter Gruppen aus? Werden wichtige Positionen paritätisch besetzt?

  • Welche Maßnahmen schlägt die Partei im Hinblick auf die Gender Gaps vor?

  • Setzt sich die Partei für eine faire Bezahlung in Care-Berufen ein?

  • Fordert die Partei mehr Frauen in Führungspositionen, zum Beispiel durch verbindliche Quoten in Unternehmen und Politik?

  • Welche Konzepte hat die Partei für bezahlbare Kinderbetreuung?

  • Setzt sich die Partei für eine partnerschaftlichere Elternzeitregelung ein?

  • Was will die Partei gegen Gewalt gegen Frauen und marginalisierte Gruppen unternehmen? Gibt es Ideen oder Programme zur Prävention?

  • Setzt sich die Partei für eine Reform restriktiver Abtreibungsgesetze, zum Beispiel die Abschaffung von §218, ein?

Übrigens: Die finanzielle Unterstützung einer Partei, egal ob Mitgliedsbeitrag oder Spende, kannst du nicht als Betriebsausgabe steuerlich geltend machen, sondern als Sonderausgabe.

✅ Feministische Initiativen unterstützen

Und schließlich können Selbstständige und Unternehmen Zeit, Geld und Energie investieren, um feministische Initiativen oder Projekte zu unterstützen. Hier sind ein paar Ideen:

#5 Marketingbotschaften reflektieren 

Zu Beginn des Artikels habe ich schon erwähnt, dass es nicht unbedingt ein Beitrag für mehr Geschlechtergerechtigkeit ist, wenn Marketingabteilungen in ihren Marketingbotschaften das Verhalten von Frauen in den Mittelpunkt rücken.

Starke Frauen können heute alles erreichen, was sie wollen. Seid mutig, Mädels, und macht einfach euer Ding.💪💪💪

Solche Botschaften sehen vielleicht so aus wie Female Empowerment. Tatsächlich wird damit aber die Vorstellung aufrechterhalten, dass es ein vermeintlich richtiges oder falsches Verhalten von Frauen gibt. 

Mutig sein: richtig
Schüchtern sein: falsch

Sein Ding machen: richtig
Unsicher und zurückhaltend sein: falsch

Damit wird geschickt von der Tatsache abgelenkt, dass es gesellschaftliche Strukturen sind, die Frauen daran hindern, ihre Ziele zu erreichen. Da können sie noch so oft mutig sein, ihr Ding machen und an ihrem Mindset arbeiten. 

Folgende Marketingbotschaften finde ich deshalb wenig hilfreich bis schädlich:

❌ „Sei mutiger, dann klappt’s auch mit der Karriere!“ 

Solche Tipps ignorieren systemische Hürden wie gläserne Decken, ungleiche Bezahlung oder diskriminierende Unternehmenskulturen.

❌ „Mit der richtigen Morgenroutine zum Erfolg“
Solche Inhalte suggerieren, dass strukturelle Benachteiligung durch individuelle Selbstoptimierung überwunden werden kann. 

❌ „Frauen müssen einfach mehr fordern!“
Solche Inhalte übersehen, dass Frauen oft abgestraft werden, wenn sie Gehaltserhöhungen oder Führungspositionen fordern – Stichwort Likeability Bias.

Statt zu suggerieren, dass Frauen sich selbst optimieren müssen, sollten Marketingbotschaften auf strukturelle Veränderungen und kollektive Verantwortung abzielen. 

Ungefähr so:

✅ „Es liegt nicht an dir, sondern am System. Lass es uns gemeinsam ändern!“ 

Solche Botschaften erkennen, dass die Ungleichheit nicht durch vermeintlich falsches Verhalten verursacht wird, sondern durch gesellschaftliche Strukturen. 

✅ „Gleiche Chancen für alle – Zeit für faire Löhne und echte Vereinbarkeit!“ 

Solche Botschaften betonen notwendige Veränderungen in Politik und Unternehmen, statt Frauen für ihre Benachteiligung verantwortlich zu machen.

✅ „Gleichberechtigung ist kein Frauenproblem, sondern eine Aufgabe für uns alle!“ 

Solche Botschaften nehmen Männer, Unternehmen und Politik in die Pflicht statt nur Frauen.

Ja, solche Botschaften sind komplexer als „Du kannst alles erreichen, wenn du nur XY machst“. Aber wer sich für feministische Themen einsetzen möchte, sollte nicht schummeln und so tun, als wäre alles ganz leicht.

#6 Bildmaterial reflektieren 

Nachdem du deine Marketingtexte auf problematische Narrative überprüft hast, kannst du bei deinem Bildmaterial weitermachen.

Noch mal: Wer als Selbstständige*r oder Unternehmer*in feministisch(er) im Marketing sein will, muss Feminismus intersektional denken.

Es geht nicht darum, einfach nur mehr Frauen auf Bildern abzubilden oder sich Stockfotos rauszusuchen, auf denen zwei Frauen miteinander reden. 

Es geht darum, die Vielfalt von Frauen zu repräsentieren:

  • Frauen unterschiedlicher Altersgruppen

  • Frauen verschiedener Körperformen und -größen

  • Frauen of Color

  • Frauen mit Behinderung

  • Frauen mit sichtbaren religiösen Symbolen wie Kopftuch

  • trans Frauen und andere FLINTA-Personen

  • Frauen aus unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Hintergründen

  • Frauen in nicht-traditionellen Berufen oder Führungspositionen

  • und so weiter

Wenn dein Bildmaterial überwiegend normschöne, weiße Frauen ohne Behinderung in ihren Zwanzigern abbildet, ist noch viel Potenzial nach oben. 

Gleiches gilt, wenn dein Bildmaterial Stereotype reproduziert und traditionelle Geschlechterrollen festigt, statt sie aufzulösen, zum Beispiel: Frauen sind Mütter vs. Männer machen Karriere oder Männer sind handwerklich begabt, Frauen brauchen in diesem Bereich Hilfe und so weiter. 

#7 Frauen gezielt Sichtbarkeit schenken

Egal, welchen Bereich wir uns angucken – Männer sind sichtbarer als Frauen. Auf dieser Website wurden ein paar Not so Fun Facts zusammengetragen. Hier ein Auszug:

  • Frauen werden seltener in die mediale Berichterstattung einbezogen als Männer. Nur 26 Prozent der Menschen, die in TV-Informationsformaten zu Wort kommen, sind weiblich. 

  • Bei Veranstaltungen sind weniger als 25 Prozent der Speaker*innen weiblich.

  • Im Bereich Forschung und Entwicklung machen Frauen ca. 27 Prozent des Personals aus.

  • Nur 10 Prozent der Nennungen von Erfinder*innen bei Patenten betreffen Frauen.

  • In den Vorständen der 100 größten Unternehmen in Deutschland beträgt der Anteil der Frauen im Jahr 2023 knapp 20 Prozent.

  • 2022 wurden 28 Prozent der Professuren von Frauen besetzt.

  • und so weiter

Wollen Selbstständige und Unternehmer*innen feministisch(er) agieren, können sie es sich zur Gewohnheit machen, Frauen und anderen FLINTA-Personen gezielt Sichtbarkeit und Reichweite zu geben.

Hier ein paar Ideen:

✅ FLINTA empfehlen 

Regelmäßig Unternehmer*innen, Expert*innen und Autor*innen in den eigenen sozialen Medien, Newslettern oder Blogposts vorstellen

In Businessgruppen gezielt FLINTA und ihre Projekte weiterempfehlen

✅ FLINTA verlinken

Andere Unternehmer*innen und feministische Projekte verlinken, teilen, gezielt anfragen, promoten, fördern und so weiter

✅ FLINTA featuren 

FLINTA als Gastautor*innen für Blogs oder als Speaker*innen für Webinare und Podcasts einladen

✅ Kooperationen mit FLINTA 

Gemeinsame Produkte, Programme, Events oder Onlinekurse mit anderen FLINTA organisieren

✅ FLINTA als Speaker*innen und Expert*innen einladen 

Bei Events darauf achten, dass Frauen und andere FLINTA-Personen gleichberechtigt vertreten sind.

Auch hier wieder Intersektionalität mitdenken: nicht nur Frauen, sondern Frauen of Color, Frauen mit Behinderung, Frauen mit Migrationsgeschichte und so weiter. 

✅ Feministische Kunst stärken

Werke von feministischen Autor*innen, Künstler*innen und Musiker*innen kaufen und sie so unterstützen

#8 Inklusive Sprache 

Frauen und andere FLINTA-Personen sichtbar zu machen, schließt für mich auch die Sprache mit ein.

Statt in der Unternehmenskommunikation das generische Maskulinum zu verwenden und damit nur Männer abzubilden, können es sich Selbstständige und Unternehmer*innen angewöhnen, eine inklusive und geschlechtergerechte Sprache zu nutzen.

In den letzten Jahren wurden unterschiedliche Strategien dazu eingeführt und diskutiert. Doch die perfekte Methode gibt es bisher noch nicht. Alle Ideen kommen sowohl mit Vor- als auch mit Nachteilen.

Wie du in diesem Text sicherlich schon gesehen hast, nutze ich selbst den Asterisk (das Sternchen), weil ich das momentan für die beste Methode halte, die uns zur Verfügung steht.

Die Vorteile:

  • Das Sternchen inkludiert alle Geschlechter.

  • Laut dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) ist das Sternchen das geeignetste Genderzeichen aus Sicht der Barrierefreiheit. 

  • In der gesprochenen Sprache wird der Stern durch einen Glottisschlag ausgedrückt, eine kurze Pause wie bei „Spiegel – Pause – ei“.

Die Nachteile: 

  • Das Sternchen könnte eine Herausforderung für Menschen mit Lernschwierigkeiten sein oder für Menschen, die gerade Deutsch lernen.

  • Wird nicht von allen Screenreadern gleich gut vorgelesen.

  • Das Sternchen verleitet oft dazu, die männliche Pluralform nicht korrekt zu bilden (Ärzt*innen).

Auch wenn es die perfekte Gendertechnik noch nicht gibt, scheint mir das Wichtige zu sein, dass wir uns auf den Weg machen und als Gesellschaft überlegen, wie wir so viele Menschen wie nur möglich in Sprache abbilden und aufhören, Frauen und andere FLINTA-Personen nur mitzumeinen.

#9 Digitale Barrierefreiheit unterstützen 

Dass Feminismus intersektional sein sollte, habe ich jetzt schon oft erwähnt. Im Marketing bedeutet das auch, digitale Barrierefreiheit zu unterstützen. 

Digitale Barrierefreiheit bedeutet, Onlineinhalte auch für Menschen mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten aufzubereiten und verschiedene Altersgruppen, sozioökonomische Hintergründe oder Migrationsgeschichte zu berücksichtigen.

Zentrale Maßnahmen zur digitalen Barrierefreiheit sind unter anderem:

✅ Farbkontraste 

Hast du schon einmal versucht, einen weißen Text auf hellgelbem Hintergrund zu lesen? Lass mich raten: War eher schwierig. 

Ohne Farbkontraste können Texte schwer oder sogar gar nicht lesbar sein. Und auch Links oder Buttons sind schwer zu erkennen.

Von ausreichend hohen Farbkontrasten profitieren alle Menschen: 

Nicht nur können Menschen mit einer Sehbehinderung die Website nutzen. Die Inhalte sind für alle Menschen besser sichtbar und auch bei schlechten Lichtverhältnissen oder auf kleinen Bildschirmen lesbar.

Das richtige Verhältnis von Schriftfarbe und Hintergrund sollte mindestens 4,5:1 (Level AA) beziehungsweise 7:1 (Level AAA) sein. 

Wie sieht es auf deiner Website mit den Kontrasten aus? Du kannst hier die Farbcodes eingeben und die Kontraste überprüfen:

contrast-grid.eightshapes.com/

Oder hier:

barrierefreies.design/werkzeuge/kontrastverhaeltnis-von-farben-pruefen

✅ Alt-Text für Bilder 

Der Alternativtext (Alt-Text) beschreibt den Inhalt eines Bildes für Menschen, die es nicht sehen können und einen Screenreader verwenden. 

Ein Alt-Text sollte informativ, aber nicht überladen sein und nur bei wichtigen (aber nicht dekorativen) Bildern verwendet werden. Unnötige Begriffe von Bild von oder Foto von brauchst du nicht.

  • Schlechter Alt-Text: ein Hund (zu allgemein)

  • Guter Alt-Text: Ein hochkonzentrierter Mops im Anzug sitzt vor einem Laptop

Übrigens: Auch Suchmaschinen wie Google finden Alt-Texte gut. Wer grundsätzlich Alt-Texte nutzt, stärkt damit auch ihr SEO.

✅ Klare Überschriften-Struktur

Eine gut strukturierte Überschriftenhierarchie (h1 – h2 – h3) bei Onlinetexten ist für digitale Barrierefreiheit ebenfalls wichtig. 

Menschen mit einer Sehbehinderung nutzen Screenreader, die durch korrekt gesetzte Überschriften navigieren. Ohne sinnvolle Hierarchie wird der Text schwer verständlich. 

Das bedeutet, dass Überschriften nach ihrer logischen Funktion gesetzt werden müssen – und nicht etwa aus Designgründen. 

Schreibst du einen Onlinetext, sollte dem Titel des Textes h1 zugewiesen werden, der nächsten Überschrift h2, dann h3 und so weiter. 

Die Struktur eines Textes könnte zum Beispiel so aussehen:

<h1> Dinge, die Hunde vermutlich über uns denken

<h2> Der seltsame Tagesablauf meiner Menschlinge

<h3> Warum verlassen sie jeden Tag das Haus und kommen erschöpft zurück?

<h3> Sie schlafen in einem riesigen Körbchen, aber ich darf nicht rein?!

<h3> Ihr Ritual, sich mit Wasser und Schaum einzureiben, ist verstörend

<h2> Komische Regeln, die kein Hund versteht

<h3> Warum darf ich nicht auf den Tisch, wenn das Essen doch da ist?

<h3> Sie werfen einen Stock und erwarten, dass ich ihn zurückbringe

<h3> Sie reden mit mir, aber wenn ich antworte, sagen sie "Ruhig!"

<h3> Warum flippen sie aus, wenn ich Gäste freudig anspringe?

… und so weiter.

Weiterer Vorteil: Eine klare Überschriftenstruktur ist auch für die Lesbarkeit eines Onlinetextes und Suchmaschinenoptimierung (SEO) super.

✅ Videos und Audio barrierefrei machen

Wer auf der Website Videos oder Audios nutzt, sollte auch diese barrierefrei gestalten. Denn nicht alle Menschen können Videos oder Audios auf die gleiche Weise konsumieren.

Zentrale Maßnahmen sind:

  • Untertitel bei Videos

  • Transkripte bei Podcastfolgen

  • Audiodeskriptionen

  • barrierefreie Player 

✅ PascalCase für Hashtags nutzen

Für barrierefreie Hashtags wird PascalCase empfohlen, weil Screenreader die Wörter dann besser erkennen und korrekt vorlesen können.

PascalCase bedeutet, dass jedes Wort bei einem Hashtag großgeschrieben wird, zum Beispiel:

  • #PowergenItalia

  • #TherapistFinder

  • #WhoRepresents

  • #ExpertsExchange

  • #SpeedOfArt

Wie mensch bei diesen Beispielen unschwer erkennen kann, ist PascalCase nicht nur für Barrierefreiheit wichtig, sondern grundsätzlich für bessere Verständlichkeit sinnvoll. 

Wenn alle Anfangsbuchstaben großgeschrieben werden, gibt es auch keine peinlichen Missverständnisse mehr:

  • #powergenitalia („Powergen Italia“ oder „Powergenitalia“?)

  • #therapistfinder („Therapist Finder“ oder „The Rapist Finder“?)

  • #whorepresents („Who Represents“ oder „Whore Presents“?)

  • #expertsexchange („Experts Exchange“ oder „Expert Sex Change“?)

  • #speedofart („Speed Of Art“ oder „Speedo Fart“?)

Barrierefreiheit klingt zu kompliziert? Das kann ich gut verstehen. Auch ich habe das Thema viel zu lange prokrastiniert und mir vorgenommen, das jetzt einfach Schritt für Schritt anzugehen.

Eine Website, die helfen könnte, ist Gehirngerecht Digital:

gehirngerecht.digital/ 

#10 Feministische Selbstfürsorge 

Das Leben im Patriarchat kann anstrengend sein. Feminismus bedeutet für mich deshalb nicht nur, sich für die Rechte anderer Frauen einzusetzen, sondern auch, sich regelmäßig Zeit für die eigene Selbstfürsorge zu nehmen.

Mit Selbstfürsorge meine ich übrigens nicht Selfcare. Mir geht es nicht darum, dass sich Frauen nun teure Pflegeprodukte kaufen oder sich ein Schaumbad einlassen müssen (auch wenn das für manche sehr schön sein kann). 

Es geht nicht darum, die milliardenschwere Wellness- oder Schönheitsindustrie noch mehr zu unterstützen und noch mehr zu konsumieren. Es geht darum, im Kampf gegen das Patriarchat bei Kräften zu bleiben.

In einer Gesellschaft, die Frauen ausbeutet und überfordert, ist Selbstfürsorge ein politischer Akt

„Für mich selbst zu sorgen ist kein Luxus, sondern Selbsterhaltung – und das ist ein Akt des politischen Widerstands.“

- Audre Lorde

Dieser politische Akt sieht für jede Frau anders aus. Frauen of Color, queere Frauen, Frauen mit Migrationsgeschichte oder Behinderung müssen mit unterschiedlichen Belastungen fertig werden und haben oft unterschiedliche Strategien, um sich zu stärken. 

Selbstfürsorge kann deshalb viele verschiedene Formen annehmen:

✅ Eigene Bedürfnisse wichtig nehmen 

  • Essen

  • Schlaf

  • Ruhe

  • Bewegung

  • Kreativität

  • und so weiter

✅ Eigene Grenzen akzeptieren 

  • aus der Hustle Culture aussteigen

  • weniger arbeiten

  • Pausen machen

  • nicht ständig produktiv sein

  • sich selbst nicht ausbeuten

  • faire Arbeitszeiten

✅ Sich von Erwartungen an Frauen lösen 

  • sich selbst Priorität einräumen

  • Nein sagen lernen (im Job, in Beziehungen, in der Familie, zu sozialen Verpflichtungen)

  • sich nicht mehr für andere aufopfern

✅ Community-Care statt Selfcare 

  • Selbstfürsorge über das Individuum hinaus denken und Netzwerke bilden

  • sich mit anderen Frauen austauschen

  • Freundinnen und andere Frauen aktiv unterstützen (zuhören, helfen, sich vernetzen), 

✅ Unterstützung holen 

  • Therapie als Akt der Selbstermächtigung nutzen, um alte Muster zu durchbrechen

Selbstfürsorge ist nicht egoistisch – sie ist notwendig, um langfristig für gesellschaftliche Veränderungen zu kämpfen. 

Fazit

Es gibt eine Menge Möglichkeiten für Selbstständige und Unternehmer*innen feministisch(er) zu sein.

Zehn Ideen habe ich in diesem Blogartikel vorgestellt:

#1 Bildung, Weiterbildung und Sensibilisierung

#2 Faire Preise und Löhne

#3 Keine unbezahlte Arbeit erwarten – oder selbst leisten

#4 Strukturelle Veränderungen unterstützen

#5 Marketingbotschaften reflektieren

#6 Bildmaterial reflektieren

#7 Frauen gezielt Sichtbarkeit schenken

#8 Inklusive Sprache

#9 Digitale Barrierefreiheit unterstützen

#10 Feministische Selbstfürsorge

Falls dir die Ideen gefallen, freue ich mich, wenn du den Text mit anderen Menschen teilst. 

Hier ist noch einmal der Link zu diesem Text:

alexandrapolunin.com/blog/feministischer-selbststaendig-sein

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Schluss mit Meta: Die besten Alternativen für Facebook, Instagram und Threads 2025

Du überlegst, dich von Meta-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Threads zu verabschieden? In diesem Blogartikel nehme ich mehrere Alternativen unter die Lupe (Bluesky, Mastodon, Pixelfeld) und sage dir am Ende, warum ich nach wie vor auf Marketing völlig ohne Social Media setze.

Shit just hit the fan, als Mark Zuckerberg sich am 7. Januar 2025 per Videobotschaft auf seinen beiden Plattformen Instagram und Facebook meldete und folgende Änderungen angekündigte:

  • Es wird auf den Meta-Plattformen künftig keine Faktenchecks mehr geben.

  • Die Entscheidung, was wahr und falsch ist, sollen die Nutzer*innen nun selbst tragen.

  • Gerade bei den Themen Gender und Migration will Meta nicht mehr eingreifen.

  • Nach dem Vorbild von X (Twitter) sollen die Meta-Plattformen ein Ort für „Meinungsfreiheit“ ohne „Zensur“ werden.

Diese Änderungen sind deshalb so bedeutend, weil aktuell über 3 Milliarden Menschen die Meta-Plattformen nutzen. Und auch wenn die Änderungen zunächst einmal für die USA und noch nicht für Europa gelten, ist die Richtung, in die Instagram und Facebook in nächster Zeit gehen werden, klar: 

  • Meta rückt nach rechts und kuschelt mit Trump.

  • Es wird noch mehr rassistische, frauenfeindliche und beleidigende Beiträge geben.

  • Es wird noch schwerer, sich gegen rassistische, frauenfeindliche und beleidigende Beiträge zu wehren. 

Das alles ist nicht nur für demokratische Werte, einen faktenbasierten Diskurs und die Sicherheit vieler, vieler Menschen ein Problem, sondern auch für Selbstständige, die Marketing machen wollen.

Warum ist Mark Zuckerbergs Ankündigung für Selbstständige und Unternehmen relevant?

Das haben wir bereits an X (ehemals Twitter) gesehen:

Nachdem Elon Musk Twitter gekauft, das Content-Moderationsteam gefeuert hat und die Verifikation von Accounts durch Bezahlaccounts ersetzt hat, wurde X zum Safe Space für Rassisten

Unternehmen fanden ihre Werbeanzeigen plötzlich neben rechtsradikalen und antisemitischen Beiträgen, X wurde ein toxischer Ort und Organisationen und Prominente verließen nach und nach die Plattform. 

Community-Management wurde für diejenigen, die blieben, zur überwältigenden Herausforderung, da die Plattform zunehmend von Hassrede, Desinformation und rechten Trollen geprägt wurde.

Ich muss nun keine Wahrsagerin sein, um zu prophezeien: 

Die Wahrscheinlichkeit, dass das so oder so ähnlich nun auch auf Facebook und Instagram passieren wird, ist sehr, sehr hoch. 

Auch wenn du nicht vorhast, deine Instagram- und Facebook-Konten gleich zu löschen, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sich zumindest unabhängig von Meta-Plattformen aufzustellen.

Und genau darum, wird es in diesem Blogartikel gehen.

Welche Social-Media-Alternativen gibt es zu den Meta-Plattformen Facebook und Instagram? 

Gehen wir die Alternativen Schritt für Schritt durch.

#1 Bluesky als Alternative zu Facebook, Instagram und Threads?

„Du findest mich ab sofort bei Bluesky“ hast du in den letzten Wochen vielleicht öfter gehört.

Das ist nicht neu. 

Die erste große Bewegung Richtung Bluesky gab es bereits im Jahr 2022, nachdem Elon Musk Twitter übernommen und das Content-Moderationsteam gefeuert hat, sodass Desinformation und Hassrede sprunghaft anstiegen.

Nachdem sich Elon Musk dann 2024 in den Wahlkampf in den USA und auch in Deutschland einmischte, stieg die Zahl der Nutzer*innen noch einmal deutlich und lag Mitte Dezember bei 25 Millionen. (Quelle)

Und als dann im Januar 2025 schließlich Mark Zuckerberg verkündete, Faktenchecks abzuschaffen, waren es Ende Januar noch einmal fünf Millionen mehr. (Quelle)

Bluesky hat zwei große Vorteile:

1. Es fügt sich vom Design nahtlos an die bekannten älteren Netzwerk wie Twitter ein und macht die Bedienung intuitiv.

Ein Post darf maximal 256 Zeichen lang sein und es gibt alle Interaktionsmöglichkeiten, die wir auch von anderen sozialen Netzwerken kennen: Liken, Kommentieren, Teilen.

Post auf Bluesky. Die Caption: „this is how it feels to reach 30 MILLION users!!!“ Das Bild: Delfine springen aus dem Wasser. Im Himmel ist ein Regenbogen
 

2. Bluesky ist ein dezentrales Netzwerk und das bedeutet:

  • Bluesky gehört keinem Unternehmen.

  • Es basiert auf einem offenen AT-Protokoll, das die Dezentralisierung sicherstellt.

  • Laut Bluesky gibt es keine „Datensilos“, die Online-Identität gehört den Nutzer*innen selbst.

  • Nutzer*innen können selbst entscheiden, welchen Algorithmus sie nutzen wollen.

(Quelle)

Der Wechsel zu Bluesky ist für viele Selbstständige und Unternehmen deshalb naheliegend und verlockend. Doch ist das wirklich eine gute Idee? 

Ich bin nicht auf Bluesky und kann daher nichts über die Plattform oder den Ton dort sagen, aber ich kann noch einmal daran erinnern:

Im Moment klingt Bluesky vielversprechend, doch wir können nie wissen, was in Zukunft passiert. Wenn uns die junge Social-Media-Geschichte eine Sache gelehrt hat, dann, dass früher oder später jede Plattform von Enshittification betroffen ist.

Enshittification bezeichnet folgenden Prozess: 

  • Zunächst wird ein nützliches Produkt für Menschen entwickelt.

  • Danach will jemand damit Geld verdienen und diese Plattform nutzt vor allem der Werbekundschaft …

  • … und schließlich nur noch den Plattformbetreibern.

Aktuell befindet sich Bluesky in Phase 1, und da es als dezentrales Netzwerk konzipiert ist, hoffe ich, dass es noch lange so bleibt. Aber zu 100 Prozent sicher ist das eben nicht. 

Alle Plattformen waren zu Beginn ein nützliches Produkt und Menschen haben geglaubt, so wird es immer bleiben. Sie haben all ihre Energie, ihre Zeit und ihr Geld in diese Plattform gesteckt, nur um ein paar Jahre später festzustellen, dass die Plattform – wider Erwarten – nicht mehr tragbar ist. 

Doch dann hatte sie der Lock-in-Effekt (Definition) bereits fest im Griff: Alle Menschen, die ihnen privat oder beruflich wichtig waren, nutzten diese Plattform. Ihr beruflicher Erfolg basierte auf dieser Plattform. Und so schien es einfach unmöglich, die Plattform zu verlassen …

Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber natürlich kann das so auch bei Bluesky passieren. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass das so mit einer Plattform passiert, die mehrere Millionen Menschen erreicht. (Schließlich leben wir im Kapitalismus und es gibt immer einen Broligarchen, der denkt, er könne sich ein Stückchen Welt mit seiner Kohle kaufen.)

Bluesky wurde von Jack Dorsey entwickelt, dem Dude, der Twitter damals an Elon Musk verkauft hat. Und auch wenn Dorsey Bluesky inzwischen verlassen hat, wird die Plattform weiterhin von „dominanten Einzelpersonen und deren Entscheidungen“ (Quelle) geprägt.

Dass diese „dominanten Einzelpersonen“ irgendwann sagen „Für zwanzig Milliarden Dollar gehört Bluesky dir, Elon!“? Würde mich nicht wirklich überraschen!

Zudem verriet Jack Dorsey in einem Interview, dass Bluesky die Fehler von Twitter wiederhole (Quelle). Und die intransparente Finanzierung (Quelle) und problematische Investoren (Quelle) könnten über kurz oder lang ebenfalls zum Problem werden. 

#2 Mastodon als Alternative zu Facebook, Instagram und Threads?

Als weitere Alternative zu den Meta-Plattformen Facebook, Instagram und Threads wird oft Mastodon diskutiert – vor allem bei denjenigen, die Wert auf Datenschutz, dezentrale Netzwerke und eine chronologische Timeline legen.

Startseite vom sozialen Netzwerk Mastodon

Während Facebook, Instagram und Threads alle zum Meta-Konzern gehören und zentralisiert sind, handelt es sich bei Mastodon um eine dezentral organisierte Plattform, die „nicht zum Verkauf“ steht.

Mastodon basiert auf dem sogenannten Fediverse, in dem viele unabhängige Server miteinander verbunden sind. Die Menschen, die Mastodon nutzen, können sich eine Instanz aussuchen oder selbst eine betreiben.

Auch beim Datenschutz und vielen weiteren Punkten ist Mastodon im Vorteil, zum Beispiel:

  • Mastodon spielt keine Werbung aus und sammelt deshalb auch keine Daten.

  • Es gibt keine algorithmische Bevorzugung bestimmter Beiträge 

  • Loggst du dich in deinen Account ein, siehst du die Inhalte der Accounts, denen du folgst – und nicht die Inhalte, von denen Algorithmen denken, dass sie dir gefallen können.

  • Hast du alle neuen Inhalte der Accounts, denen du folgst, gesehen, ist dein Feed … Trommelwirbel … zu Ende. 

Für den Privatgebrauch ist Mastodon deshalb eine super Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen oder zu bleiben. Die Probleme, die algorithmengetriebene soziale Netzwerke haben, allen voran die Gefahr für die mentale Gesundheit und Demokratie, tauchen bei Mastodon so in der Form und Vehemenz nicht auf – einfach, weil es hier niemanden gibt, dessen Geschäftsmodell darauf beruht, dass Menschen möglich emotionalisierende Inhalte teilen.

Fürs Marketing eignet sich Mastodon aus meiner Sicht trotzdem nur bedingt:

  • Mastodon zeigt Inhalte chronologisch an. Ohne Algorithmen ist es für Content Creators viel schwieriger, viral zu gehen oder zumindest eine große Reichweite zu generieren. 

  • Auch eine große Community ist im Fediverse eher schwierig(er) aufzubauen.

  • Ohne Werbung können Beiträge nicht beworben werden.

  • Mastodon ist aktuell noch wenig massentauglich und eher bei nerdigen, technikaffinen Menschen beliebt.

  • Das mag auch daran liegen, dass die Registrierung komplexer ist als bei Facebook, Instagram oder Threads: Nutzer*innen müssen eine Instanz auswählen oder selbst eine anlegen, was für Neulinge verwirrend sein kann.

Übrigens Seit März 2024 sind über 15 Millionen Menschen im Mastodon-Netzwerk registriert.

#3 Pixelfed als Alternative zu Facebook, Instagram und Threads?

Wem es vor allem um das Posten von Bildern und Videos geht, kann sich Pixelfed anschauen. 

Pixelfed erinnert von der Optik stark an Instagram, kommt aber mit den Vorteilen von Mastodon:

  • Pixelfed ist open source und dezentral.

  • Es gibt einen chronologischen Feed. Algorithmen bestimmen nicht, was du siehst.

  • Pixelfed ist werbefrei.

Aktuell nutzen 663 Tausend Menschen Pixelfed (Stand Februar 2025). Die Plattform ist also noch eher klein. Und so wie Mastodon sehe ich es aktuell zum Marketing eher ungeeignet. 

Wer hingegen privat Bilder oder Videos mit seinen Lieblingsmenschen teilen will, findet mit Pixelfed eine datenschutzfreundliche Alternative zu Instagram.

Übrigens: Die wachsende Beliebtheit von Pixelfed und die Abwanderung von Nutzer*innen von Instagram scheinen Meta so sehr zu beunruhigen, dass das Unternehmen nun Links zu Pixelfed.org sowie den großen Instanzen pixelfed.social und pixelfed.de als „Spam“ einstuft und von seinen Plattformen entfernt. (Quelle)

Weitere mögliche Alternativen zum Bilder- und Videonetzwerk Instagram habe ich dir übrigens hier aufgeschrieben.

Marketing völlig ohne Social Media

Wenn du aktuell damit beschäftigt bist, dir dein neues Zuhause auf Bluesky, im Fediversum (Mastodon), bei Pixelfed oder irgendwo anders einzurichten und Blümchen auf die Fensterbank zu stellen, eine Erinnerung:

  • Egal, wie schön es dort gerade ist: Du bist dort immer nur zu Gast.

  • Die Gastgeber können jederzeit die Regeln ändern.

  • Der Aufbau deines eigenen Marketingzuhauses ist langfristig immer noch die beste Absicherung. 

Marketing ohne Social Media mag sich ungewöhnlich (und vielleicht sogar ein bisschen oldschool) anhören, aber es heißt nicht, dass es nicht funktionieren kann.

Ich selbst habe mich bereits 2020 aus Social Media zurückgezogen und bin völlig happy mit den Social-Media-freien Marketingalternativen.

In diesem Blogartikel habe ich darüber hinaus Ausstiegsgeschichten von Selbstständigen gesammelt, denen es ähnlich geht wie mir: 

Menschen ohne Social Media

Falls du also auch überlegst, in Zukunft auf Social-Media-freies Marketing zu setzen, sind hier kurz und knapp fünf Alternativen ggf. mit weiterführenden Links zu meinen Selbstlernkursen.

#1 Website

Eine eigene Website ist auch in Zeiten von Social Media absolut essentiell für Selbstständige und Unternehmen. 

Besonders eine einladende Startseite, persönliche Über-mich-Seite und überzeugende Verkaufsseite spielen eine wichtige Rolle.

Egal, was auf Social Media gerade abgeht – auf einer eigenen Website bist du immer die Chefin und kannst die Texte, Bilder und Videos veröffentlichen, die du willst. Was Mark Zuckerberg davon hält, ist schnuppe, denn er hat auf deiner Website nichts zu melden.

→ Zum Selbstlernkurs: 100 Days of Über-mich-Seite

#2 Blog + Suchmaschinenoptimierung

Wer eine eigene Website hat, will vermutlich auch online gefunden werden. Deshalb werden viele Selbstständige und Unternehmen früher oder später auch auf Suchmaschinenoptimierung (SEO) setzen.

Mit SEO werden Websiteinhalte für Suchmaschinen wie Google aufbereitet, damit sie möglichst weit oben auftauchen, wenn Menschen nach einem bestimmten Begriff suchen.

In Kombination mit einem Blog geht Suchmaschinenoptimierung besonders gut. Und bevor du fragst: Ja, auch trotz Social Media und KI ist ein Blog nach wie vor eine gute Idee.

→ Zum Selbstlernkurs: 100 Days of SEO

→ Zum Selbstlernkurs: 100 Days of Bloggen

#3 Podcast

Du redest lieber, als dass du schreibst? Dann könnte ein Podcast eine gute Idee sein. 

Hier kannst du in Solofolgen über den Thema quatschen oder andere Menschen interviewen und dadurch nebenbei auch dein Netzwerk und deine Reichweite vergrößern.

Stimme ist etwas Persönliches, Nahbares, ja fast schon Intimes und stellt einen direkten Draht zu anderen Menschen her.

Übrigens: 45 Prozent der Menschen in Deutschland hören Podcasts. (Quelle) Die Chance, dass sich auch deine Zielgruppe darunter befindet, ist also groß.

#4 Newsletter

Eine weitere Möglichkeit, auch ohne Social Media Marketing zu betreiben, ist ein Newsletter.

Auch ein Newsletter mag – so wie eine Website oder ein Blog – erst einmal etwas oldschool klingen. Doch ein Newsletter hat auch 2025 immer noch viele Vorteile:

  • Ein Newsletter gehört dir und nur dir allein. Sollte dir ein Versanddienstleister nicht mehr passen, kannst du deine Abonnent*innen exportieren und umziehen.

  • Die Klickraten und Conversionraten sind durchweg besser als bei Social Media. (Quelle)

Übrigens:

Immer mehr Selbstständige setzen bei ihrem E-Mail-Marketing auf Substack. Substack ist für viele so attraktiv, weil es sich so leicht aufsetzen lässt und die Netzwerkeffekte helfen, schnell Abonnent*innen zu bekommen.

Allerdings muss man sich bewusst sein, dass viele der Kritikpunkte, die sich gegen Social Media bzw. Plattformbetreiber wie Zuckerberg oder Musk vorbringen lassen, auch auf Substack zutreffen, zum Beispiel:

  • die Weigerung Content-Moderation zu betreiben und problematische Inhalte zu entfernen (Quelle)

  • die Monetarisierung von Nazi-Content (Quelle)

Wenn ich also davon spreche, auf E-Mail-Marketing zu setzen, meine ich selbstbetriebene Newsletter.

Falls du überlegst, was du im Newsletter überhaupt schreiben könntest, hilft mein Selbstlernkurs weiter.

→ Zum Selbstlernkurs: 100 Days of Newsletter

#5 Gastauftritte

Ich weiß noch genau, wie ich vor knapp neun Jahren all meinen Mut zusammengenommen und einen Gastbeitrag bei EditionF eingereicht habe. 

Ich hatte mich damals gerade erst selbstständig gemacht und dachte nicht, dass der Text angenommen wird, aber es hat geklappt. 

Und auch heute rate ich meinen Kundinnen, die auf Social-Media-freies Marketing setzen wollen, immer: 

Warte nicht, bis du gefragt wirst – gehe Gastauftritte proaktiv an.

Die Chance ist groß, dass dein Thema für jemanden spannend ist, dich diese Person aber einfach noch nicht auf dem Schirm hat.

Und nein, man muss nicht bereits eine angesehene Expertin sein, um zu fragen. Vielmehr bedingen sich der Expertenstatus und die Interviews gegenseitig.

  • Wer sich einen Namen für ein Thema gemacht hat, wird öfter in Podcasts eingeladen.

  • Wer öfter in Podcasts auftaucht, macht sich einen Namen für ein Thema.

Und während du keine Kontrolle darüber hast, wer dich einlädt, kannst du kontrollieren, ob du fragst.

Du kannst:

  • Blogs, Podcasts, Magazine und Co. recherchieren

  • Themenvorschläge entwickeln

  • Deine Themenvorschläge pitchen

Falls du es genauer wissen willst, schau dir meinen Selbstlernkurs 100 Days of Gastartikel an.

Dort lernst du nicht nur, wie du passende Orte für deinen Gastauftritt findest, sondern auch, wie du vorgehst, wenn du gerade erst mit deiner Selbstständigkeit gestartet bist und dich noch niemand kennt.

Und jetzt?

Das war meine persönlich heilige Fünfheiligkeit für ein Marketing ohne Social Media. 

Es heißt nun nicht, dass alle Selbstständigen unbedingt diese fünf Elemente brauchen. Aber die meisten, die ohne Social Media unterwegs sind, nutzen sie in der einen oder anderen Form.

Falls du dich noch mehr für mein Social-Media-freies Marketingkonzept interessierst, empfehle ich dir meinen Selbstlernkurs „100 Days of Marketing ohne Social Media“.

→ Zum Selbstlernkurs 100 Days of Marketing ohne Social Media

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Warum ich Onlinekurse für 100 Euro verkaufe

Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass ich auf meiner Website Onlinekurse für 100 Euro (zzgl. MwSt.) verkaufe. Das ist kein Zufall. Was hinter der Bepreisung der Onlinekurse steckt, erzähle ich in diesem Blogartikel.

Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass ich auf meiner Website Onlinekurse für 100 Euro (zzgl. MwSt.) anbiete.

Das ist kein Zufall.

Als ich mich selbstständig gemacht habe, wollte ich – so wie viele andere auch – skalieren, skalieren, skalieren. 

Ich dachte, ich muss hochpreisige Onlineprogramme launchen und sie mit vielen Teilnehmerinnen füllen und dann werde ich reich und glücklich (lol).

Solange ich auf Social Media war, zweifelte ich nicht an meinem Vorhaben. Denn die Menschen in meiner Bubble machten es alle ähnlich. 

Erst als ich Social Media verließ, merkte ich, dass ich so meine Schwierigkeiten mit diesem Lebens- und Geschäftsmodell hatte:

  • Das klassische Launchen großer Onlineprogramme beinhaltet künstliche Verknappung, Druck und emotionale Trigger und mir wurde klar, dass ich das nicht länger unterstützen wollte.

  • Als Feministin empfinde ich es als einen Widerspruch, hochpreisige Produkte anzubieten, die sich kaum eine Frau leisten kann. Ich möchte, dass sich so viele Menschen wie nur möglich neues Wissen aneignen können, wenn sie es wollen. 

  • Ich bin nicht der Typ für ein großes Team. Ich sehe mich als kreative Selbstständige und nicht als Personalerin.

  • Ich bin auch nicht der Typ für aufwändig produzierte Videos und locker, flockig vor der Kamera sprechen. Dafür kann ich komplexe Themen auf einfache Schritte und Gedanken herunterbrechen und Menschen von A nach B führen.

  • Als introvertierter Mensch möchte ich meinen Arbeitsalltag überwiegend schreibend verbringen – und nicht mit großen Gruppencalls und Launchvorbereitung.

  • Die meisten Marketingversprechen halte ich für übertrieben. Erfolgreiches Marketing ist höchst individuell, besteht aus mehreren Komponenten und braucht vor allem eins: Zeit.

Während diese Gedanken und Erkenntnisse in mir reiften, verstand ich, dass ich ein neues Geschäftsmodell für mich brauchte. Eins, das zu meinen Stärken, Werten und dem gewünschten Arbeitsalltag passte. 

Und im Dezember 2022 kam mir plötzlich die Idee für die 100-Days-Kurse, die du auch zwei Jahre später noch auf meiner Website findest:

  • Onlinekurse, die jederzeit verfügbar sind und nicht gelauncht werden müssen

  • Onlinekurse, die für möglichst viele Menschen erschwinglich sind, weil sie nur aus Text bestehen und ich sie ohne großen Aufwand produzieren konnte

  • Onlinekurse, die auf 100 Tage ausgelegt sind und auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt sind

  • Onlinekurse, die wie Bausteine alleine oder zusammen gekauft werden können – je nachdem, was gebaut werden soll

Zu Beginn eines jeden Jahres frage ich mich, welche Produkte und Angebote im alten Jahr bleiben dürfen und welche ich ins neue Jahr mitnehmen will. Und die Onlinekurse zum Social-Media-freiem Marketing halte ich 2025 für aktueller denn je.

Weil die Richtung, in die sich die Meta-Plattformen entwickeln, besorgniserregend ist und alle Selbstständigen und Unternehmen gut daran tun, sich jetzt unabhängig von Social Media aufzustellen.

Weil die Nutzungszeit von Social Media zum ersten Mal seit der Erfassung gesunken ist und es demnach immer mehr Menschen weg von sozialen Medien zieht.

Weil Leben und Arbeiten ohne Social Media nicht nur möglich ist, sondern eine richtig, richtig gute Idee, die verschiedene Wettbewerbsvorteile bietet.

Deshalb werde ich auch 2025 die Kurse der 100-Days-Reihe weiterhin für 100 Euro (zzgl. MwSt.) anbieten und den Preis nicht erhöhen. 

Hier findest du noch mal alle Selbstlernkurse zu Social-Media-freiem Marketing im Überblick:

100 Days of Bloggen

100 Days of Gastartikel

100 Days of Marketing ohne Social Media

100 Days of Newsletter

100 Days of Schreibflow

100 Days of SEO

100 Days of Über-mich-Seite

Was machst du in den nächsten 100 Tagen?

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Social-Media-Kritik Alexandra Polunin Social-Media-Kritik Alexandra Polunin

Die Affordanz sozialer Medien

In der Raumsoziologie gibt es den Begriff der Affordanz. Affordanz heißt, dass jeder Gegenstand einen bestimmten Aufforderungscharakter hat, wie er genutzt werden soll. Was ist die Affordanz von Social Media?

In der Raumsoziologie gibt es den Begriff der Affordanz

Affordanz heißt, dass jeder Gegenstand einen bestimmten Aufforderungscharakter hat, wie er genutzt werden soll. 

Ein Hammer fordert uns zum Beispiel zum Nagel-in-die-Wand-Schlagen auf, jedoch nicht zum In-der-Suppe-Rühren. 

Ein Eis fordert uns zum Abschlecken auf, ein Messer jedoch nicht und so weiter. 

Was ist die Affordanz sozialer Medien? Auf den ersten Blick vielleicht Folgendes:

  • Interaktion und Kommunikation: Soziale Medien machen es leicht, mit anderen Menschen zu kommunizieren und zu interagieren – sei es durch Likes, Kommentare oder DMs. 

  • Selbstdarstellung und Identitätsgestaltung: Soziale Medien machen es leicht, sich durch Posts, Fotos, Videos und Profile selbst zu präsentieren und die eigene Identität auszudrücken.

  • Kontakte knüpfen: Soziale Medien machen es leicht, neue soziale Kontakte zu knüpfen, bestehende zu pflegen oder Netzwerke zu erweitern, sei es durch „Freundschaften“, „Follower“ oder Gruppen.

  • Verbreitung von Informationen: Soziale Medien machen es leicht, Inhalte zu teilen und – zumindest in der Theorie – eine unvorstellbar hohe Zahl an Menschen innerhalb kürzester Zeit zu erreichen.

Gleichzeitig glaube ich auch, dass Entmenschlichung die Affordanz sozialer Medien ist. Denn so sozial, wie sie dem Namen nach tun, sind Facebook, Instagram und Co. gar nicht. 

Sie belohnen die Inhalte mit Reichweite, die Emotionen triggern:

  • Clickbait und heiße Luft

  • Polarisierende politische Aussagen 

  • Desinformation und Verschwörungstheorien

  • Falsche oder irreführende Gesundheitsinformationen

  • Rage Bait

  • Inszenierte und emotional aufgeladene Geschichten

  • und vieles mehr

Soziale Medien legen es darauf an, dass wir starke Reaktionen zeigen und gar nicht anders können, als mit den Inhalten zu interagieren.

Denn wenn Menschen sich aufregen, bleiben sie länger auf der Plattform. Und wenn sie länger auf der Plattform bleiben, hinterlassen sie mehr Daten. Und wenn sie mehr Daten hinterlassen, verdienen die Social-Media-Plattformen mehr Geld.

Natürlich zwingen uns soziale Medien nicht dazu, gemein oder gar unsozial zu sein, aber sie machen uns dieses Verhalten leicht, sie legen es uns nahe, andere Menschen, ihre Aussagen oder ihr Verhalten durch Likes oder Kommentare zu bewerten. 

Genauso wie die Architektur in München es obdachlosen Menschen schwer macht, sich auf Sitzbänke zu legen (Quelle), machen es uns die sozialen Medien schwer, Menschen in ihrem Menschsein zu sehen

Es ist fast so, als würden wir beim Öffnen der Social-Media-App unser Menschsein an der Garderobe abgeben und uns ein neues Kostüm aussuchen. User, Followerin, Content Creator, Influencerin – wie wollen wir uns heute verkleiden? Was wollen wir heute sein? 

Wir schlüpfen in die neue Kleidung – nicht selten ist sie uns zu schmal oder zu weit geschnitten, zwickt oder hinterlässt rote Flecken auf unserer Haut – und: Action! Die Vorstellung startet und alle wissen genau, was sie zu tun haben.

Klar könnten sich obdachlose Menschen auch auf Sitzbänke mit Armlehnen quetschen und so ausruhen, und klar könnten Menschen auf Social Media versuchen, Menschen wie Menschen zu behandeln. Doch es ist meist nicht so leicht, sich gegen die Affordanz von Gegenständen, einer Software oder einer Plattform zu wehren. 

Denn wir Menschen mögen es einfach und bequem. Und wenn ein Gegenstand, eine Software oder eine Plattform ein bestimmtes Verhalten nahelegt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir genau dieses Verhalten zeigen.

Geht es dir auch so?

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Unlearn Dark Patterns

Dark Patterns („Dunkle Muster“) werden auch „Deceptive Design“ oder „Unethical Design“ genannt. Sie sind bewusst eingesetzte Sprach- oder Designelemente, die darauf abzielen, Menschen in die Irre zu führen und sie zu einer Handlung zu manipulieren. In diesem Blogartikel stelle ich dir fünf häufige Dark Patterns vor: Roach Motel, Nagging, Confirmshaming, künstliche Verknappung und Misdirection.

Dies ist die Geschichte einer Kündigung. Dies ist auch die Geschichte von Manipulation. Und von Respekt und Entscheidungsfreiheit

Du siehst: Das wird eine längere Geschichte. 

Wenn du gerade nur mal kurz in diesen Text reingelunzt hast und gerade wenig Zeit hast, komm vielleicht ein anderes Mal wieder. Der Inhalt ist nämlich wichtig.

Doch eins nach dem anderen …

Vor einiger Zeit wollte ich ein Onlinetool kündigen. Welches Tool das genau war oder gar welche Marke, spielt für unsere Geschichte keine Rolle. Auch ist nicht wichtig, warum ich mich erst für das Tool und nach ein paar Monaten wieder gegen das Tool entschieden habe.

Entscheidend ist, dass ich das Tool kündigen wollte.

Ich erinnere mich noch an die einfache Anmeldung damals. Sie war nur mit einer E-Mail-Adresse möglich. Selbst ein Passwort habe ich nicht gebraucht, da bei einem Login ein Einmalpasswort per E-Mail verschickt wird.

Als ich die Gratisversion getestet und für gut befunden hatte, konnte ich ein Upgrade unkompliziert mit dem Hinterlegen der Kreditkarte auslösen.

Doch die Kündigung? Sie war weder einfach noch unkompliziert und hier startet nun unsere Geschichte.

Der Startpunkt ist: ein gutes Versteck.

Denn genau das war der Link für die Kündigung: So gut versteckt, dass ich einige Minuten suchen musste, bis ich ihn fand.

Ich klickte auf den Link. 

Doch statt meinen Wunsch zu respektieren und die Kündigung durchzuführen, entschied sich das Unternehmen dafür, mich mit einer Frage zu verunsichern: 

„Sind Sie sicher, dass Sie kündigen möchten?“

Nach der Kündigung öffnet sich ein Fenster mit der Frage „Sind Sie sicher, dass Sie kündigen möchten?“
 

In einer roten Signalfarbe zählte mir das Unternehmen all die Dinge auf, die ich mit einer Kündigung verlieren würde. 

Die Buttons verstärkten diese Botschaft, indem sie die Kündigung negativ besetzen („Kündigen und Vorteile verlieren“) und nur die Alternative, nicht zu kündigen, mit einer Farbe unterlegten.

Ich klickte auf „Kündigen und Vorteile verlieren“ und erwartete, dass die Kündigung nun vollzogen werden würde. Doch statt meinen Wunsch zu respektieren, entschied sich das Unternehmen dafür, mich erst einmal nach Feedback zu fragen:

„Was sind Ihre Hauptgründe für die Kündigung des Pakets?“

Mitteilung nach einer Kündigung: Was sind Ihre Hauptgründe für die Kündigung Ihres Pakets?
 

Am Ende der Umfrage wurde ich durch das Wording und Design der Buttons („Mein aktuelles Paket behalten“ vs. „Mit Kündigung fortfahren“) wieder dazu motiviert, nicht zu kündigen.

Ich klickte auf „Mit Kündigung fortfahren“ und schon wieder entschied sich das Unternehmen dafür, meinen Wunsch nach einer Kündigung nicht zu respektieren. 

Stattdessen bekam ich ein „zeitlich begrenztes Sonderangebot“

Mitteilung nach der Kündigung eines Onlinedienstes: Hier ist ein Sonderangebot für dich!
 

Während ich bei den letzten Meldung noch gesiezt wurde („Schade, dass Sie uns verlassen!“), ging das Unternehmen plötzlich zum persönlichen „Du“ über und stellte so Nähe zu mir her („Hier ist ein Sonderangebot für dich!“).

Durch die Formulierungen und das Design der Buttons („Fortfahren und Angebot annehmen“ vs. „Nein, danke“) wurde mir erneut nahegelegt, nicht zu kündigen.

Man könnte meinen: So langsam sollte das Unternehmen doch verstanden haben, dass ich kündigen wollte!

Aber nein: Als ich auf „Nein, danke“ klickte, wurde mir erneut in einer Signalfarbe aufgelistet, was ich alles verlieren würde, wenn ich doch jetzt den Dienst kündige. 

Mitteilung nach der Kündigung eines Onlinedienstes: „In Ihrem Paket sind immer noch 12 Tage verfügbar. Sind Sie sicher, dass Sie kündigen möchten?“
 

Erneut wurde mir durch den Button „Ihre Vorteile behalten“ nahegelegt, nicht zu kündigen, obwohl ich nun deutlich meinen Wunsch zu kündigen bekräftigt hatte – mehrmals.

Erst als ich weiter nach unten scrollte, konnte ich die Kündigung endlich abschließen.

Und dann die Überraschung: 

Ich habe den Dienst nicht vollständig gekündigt, sondern wurde nur auf die gratis Version zurückgestuft. Auch habe ich die Vorteile des Paketes nicht sofort verloren – sie bleiben mir bis zum Rest des Zeitraums, für den ich bezahlt hatte, selbstverständlich erhalten.

Ich weiß nicht, wie es dir angesichts Geschichten wie diesen geht, aber ich dachte mir im Verlauf – mehr als einmal – „WTF!“. 

Nun möchte ich mich hier nicht weiter mit meiner Gefühlslage beschäftigen, sondern die Strategien, die dieses Unternehmen bei meiner Kündigung genutzt hat, in den Fokus nehmen.

Diese Strategien haben nämlich einen Namen: Dark Patterns.

Was sind Dark Patterns?

Dark Patterns („Dunkle Muster“) werden auch „Deceptive Design“ oder „Unethical Design“ genannt und beschreiben Sprach- oder Design-Praktiken, die Menschen zu Handlungen verleiten, die sie sonst möglicherweise nicht durchführen würden.

Dark Patterns sind nicht auf bestimmte Branchen beschränkt und können in Apps, Onlineshops, in Shopping-, Reise- oder Buchungsportalen, auf Websites, Social Media und allen anderen digitalen Oberflächen vorkommen.

Sie sind oft darauf ausgelegt, das Verhalten von Menschen subtil zu beeinflussen, indem sie ihnen wichtige Informationen vorenthalten oder sie in die Irre führen

Dark Patterns sind keine Bugs oder Programmierfehler, sondern bewusst eingesetzte Sprach- oder Designelemente, die darauf abzielen, Menschen zu täuschen. Die meisten dieser Muster mögen auf den ersten Blick harmlos oder unscheinbar erscheinen, aber bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass sie die Entscheidungsfreiheit von Menschen einschränken.

Selbst wenn du noch nie vom Begriff „Dark Patterns“ gehört hast, bin ich mir sicher, dass du bereits Bekanntschaft mit ihnen gemacht hast. Es handelt sich nämlich nicht nur um ein paar „schmierige Verkaufstricks“ einiger weniger „böser“ Unternehmen, sondern um ein Massenphänomen der digitalen Welt, das – von der Texterin über den Coach bis zum Großkonzern – viele Selbstständige und Unternehmen an den Tag legen und das Forschende erst jetzt beginnen zu untersuchen. 

Eine Initiative ist das Dark Pattern Detection Projekts (Dapde), ein Zusammenschluss aus Informatik und Rechtswissenschaft. Hier wird die Steuerung von Verbraucher*innen in digitalen Umgebungen untersucht und die manipulierenden Techniken benannt und kategorisiert.

Gehen wir – mit Hilfe des Dapde – die manipulierenden Techniken, die mir in meinem Beispiel begegnet sind, noch einmal zusammen durch.

Roach Motel

Bei der Kakerlaken-Falle ist der Weg hinein einfach und verlockend, der Weg nach draußen aber schwer, ja geradezu unmöglich. Genau so war es in meinem Beispiel ja auch: 

Die Anmeldung war easy, die Kündigung kompliziert. In anderen Fällen geht die Kündigung nur telefonisch oder gar nicht. („Der Mitgliederbereich ist neu und eine Löschung des Accounts ist technisch noch nicht möglich.“) Alles schon erlebt.

Nagging

Dass das Unternehmen meinen Kündigungswunsch nicht respektiert und es immer wieder darauf angelegt hat, dass ich meine Meinung ändere, bezeichnet das Dapde als Nagging.

Beim Nagging („nörgeln“, „nerven“) geht es darum, wiederholt – teilweise aggressiv – zur Zustimmung zu einer Handlung aufzufordern. Nagging setzt darauf, dass Menschen irgendwann so genervt von der Anfrage sind, dass sie auf „Zustimmen“ klicken oder ihre Meinung ändern.

Confirmshaming

Beim Confirmshaming geht es darum, Schuldgefühle auszulösen, wenn ein Angebot nicht in Anspruch genommen wird. Beliebt ist Confirmshaming besonders in Zusammenhang mit Buttons

In meinem Beispiel war das das negativ besetzte „Kündigen und Vorteile verlieren“. Selbst wenn ich genau weiß, dass ich kündigen möchte, fühle ich mich für einen Augenblick nicht gut, wenn ich das lese und darauf klicke. Wer will schon Vorteile verlieren? Genau: niemand.

Künstliche Verknappung 

Bei der künstlichen Verknappung wird suggeriert, dass ein Produkt, ein Angebot oder eine Dienstleistung nur begrenzt verfügbar ist.

Manchmal wird die verfügbare Anzahl in einer auffälligen Farbe und mit dem Zusatz „nur noch“ eingeblendet. Manchmal ist es – wie in meinem Fall – ein „zeitlich begrenztes Angebot“. (Ich lehne mich vermutlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte: Hätte ich einen Monat später gekündigt, wäre mir genau dasselbe „zeitlich begrenzte Angebot“ präsentiert worden.)

Künstliche Verknappung setzt Menschen unter Druck und löst FOMO aus. Gerade bei digitalen Produkten, die – wie bei dem Abo in meinem Beispiel – theoretisch unbegrenzt verfügbar sind, wird künstliche Verknappung gezielt eingesetzt, um die Anmelderate oder den Umsatz zu erhöhen. 

Countdowntimer

In meinem Beispiel war das nicht der Fall, aber oft genug wird mit einem Countdowntimer zusätzlich Druck erzeugt. Das kennst du sicherlich auch:

„Die Türen zum Programm schließen in 2 Tagen, 23 Stunden, 14 Minuten und 37 Sekunden. Melde dich schnell an!“

Misdirection

Das Misdirection-Dark-Pattern lenkt durch ein auffälliges Design vom Inhalt ab. Auch hier ist mein Beispiel der Klassiker schlechthin: 

Der gewünschte Button („Mein aktuelles Paket behalten“) wird in einer auffälligeren Farbe gestaltet als der unerwünschte Button („Mit Kündigung fortfahren“).

Diese Strategie ist auch bei Cookie-Leisten beliebt: Der Annehmen-Button ist auffällig, der Ablehnen-Button unscheinbar oder gar versteckt.

Warum du über Dark Patterns Bescheid wissen solltest

Wer sich in digitalen Umgebungen aufhält, sollte um die Existenz dieser Muster wissen. Ich habe dir nur einen Bruchteil der Dark Patterns genannt – auf der Website des Dapde findest du viele, viele mehr.

Zum einen kannst du so erkennen lernen, wann du selbst online manipuliert wirst. Du kannst dieses Wissen auch deinen Kindern weitergeben. Denn ich bin mir sicher, du möchtest nicht nur selbst nicht manipuliert werden, sondern auch nicht, dass deine Kinder auf manipulierende Designs in der Onlinewelt reinfallen.

Zum anderen kannst du dich, wenn du selbst in einer Marketingabteilung arbeitest oder selbstständig bist, deine eigenen Marketingstrategien überdenken.

Gerade künstliche Verknappung, Confirmshaming oder Misdirection werden heutzutage ganz selbstverständlich auf der Website oder auf Social Media verwendet, von Marketingberater*innen empfohlen und alles in allem nicht weiter reflektiert. (Und ich bekomme jedes Mal, wenn ich mich gegen künstliche Verknappung äußere, spöttische bis beleidigende Mails, dass ich keine Ahnung von Marketing hätte.) 

Doch das Ding ist: Niemand zwingt uns dazu, Dark Patterns zu nutzen, wenn wir Marketing machen. 

Vielleicht bist du weiter oben im Text über die Formulierung „das Unternehmen hat sich entschieden“ gestolpert, aber darauf geht für mich letzten Endes alles zurück: auf eine Entscheidung.

Es gibt einen Menschen, der sagt „So machen wir es“, und dann wird es eben so gemacht. 

Genauso kann es aber auch einen Menschen geben, der sagt „So machen wir es nicht“, und dann wird es eben anders gemacht.

Es ist unsere Entscheidung. 

Unlearn Dark Patterns

Gerade wenn Dark Patterns bereits ins Marketingfleisch und -blut übergegangen sind, wird es nicht unbedingt einfach sein, sie zu verlernen, aber es lohnt sich, die Schritte zu gehen:

✅ Sich über Dark Patterns Informieren, zum Beispiel auf der Seite des Dapde

✅ Eigene Marketingstrategien und -ziele reflektieren: Was passt eigentlich zu meinen Werten und zu ethischen Prinzipien, für die ich stehe?

✅ Sich ein ehrliches Bild verschaffen: Was kann in meinem Marketing bleiben? Was soll weg?

✅ Umsetzen, lernen, wieder informieren, da capo

Hier sind noch mal die hier besprochenen Dark Patterns im Überblick:

Dark Patterns Tabelle
Dark Pattern Beschreibung
Roach Motel Anmeldung ist einfach, Kündigung schwer
Nagging Wiederholte Aufforderung, einer Handlung zuzustimmen
Confirmshaming Schuldgefühle werden ausgelöst, wenn Angebot nicht angenommen wird
Künstliche Verknappung Vermeintlich begrenzte Verfügbarkeit, Countdowntimer
Misdirection Ein auffälliges Design lenkt vom Inhalt ab
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Marketing, Selbstständigkeit Alexandra Polunin Marketing, Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Wo sind die Menschen ohne Social Media?

Hier sammle ich Texte oder Podcastfolgen von Menschen, die ohne Social Media leben und/oder arbeiten. Sie erzählen von ihrem Social-Media-Ausstieg oder einer alternativen Social-Media-Nutzung.

Als ich mich 2020 von Social Media verabschiedete, kam ich mir wie ein Alien vor.

Überall sah, las und hörte ich, dass wir unbedingt Social Media brauchen, wenn wir selbstständig sind. Und auch wenn mir Kundinnen und Kolleginnen immer wieder mal erzählten, dass auch sie mit Social Media struggelten, kannte ich kaum jemanden, die es tatsächlich wagte und Insta und Co. verließ.

Dabei wünschte ich mir nichts mehr als Gleichgesinnte.

Ich wünschte mir, von Menschen zu lesen oder zu hören, die Social Media verließen. 

Mich interessierten ihre Motivation, ihre Erfahrungen, ihre Erkenntnisse.

Damals war ich mit meinem Thema allein auf weiter Flur. Doch heute bin ich es eindeutig nicht: 

Nicht nur berate ich selbst Selbstständige dabei, Social Media zu verlassen. Ich stolpere auch immer öfter über Onlinetexte, die von Social-Media-Struggles und Social-Media-Ausstiegen handeln.

Und ich lese, dass Menschen sich immer öfter trauen, soziale Medien so für sich zu nutzen, wie es ihnen gut tut. 

Deshalb hatte ich die Idee, diese Blogartikel und Podcastfolgen zu sammeln und auf meinem Blog zu veröffentlichen. 

Ich möchte Menschen ermutigen, den Social-Media-Ausstieg zu wagen, und Antworten auf Fragen geben wie:

  • Wo sind die Selbstständigen ohne Social Media?

  • Gibt es noch mehr Menschen, die so ticken wie ich?

  • Wie ergeht es ihnen mit einem Social-Media-Ausstieg? 

Ich hoffe, dass wir so viele Menschen zusammentrommeln und zeigen können: 

Soziale Medien sind kein Muss, sondern nur eine von vielen Optionen.

Menschen und Unternehmen ohne Social Media

Hier sammle ich Texte oder Podcastfolgen von Menschen, die ohne Social Media leben und/oder arbeiten. Sie erzählen von ihrem Social-Media-Ausstieg oder einer alternativen Social-Media-Nutzung.

Positionierungsberater ohne Social Media

Sascha Theobald ist Positionierungsberater und hat sich aus Social Media (bis auf LinkedIn) verabschiedet.

Achtsamkeitscoachin und Autorin ohne Social Media

Rini Pegka ist Achtsamkeitscoachin und Autorin und hat Social Media den Rücken gekehrt, um mehr Ruhe und Balance in einer lauten Welt zu finden.

Rhetoriktrainerin ohne Social Media

Rhetorik- und Kommunikationstrainerin Beatrix Schwarzbach hat nach und nach allen Social-Media-Kanälen Lebewohl gesagt.

Fotografin ohne Social Media

Fotografin Michaela Krenn hat nach einer Social-Media-Pause beschlossen, sich von Instagram privat und beruflich zu verabschieden.

Kosmetikunternehmen ohne Social Media

Das internationale Kosmetikunternehmen Lush will mit seinen Produkten das Wohlbefinden von Menschen steigern und sieht es daher als einen Widerspruch, sie zu Plattformen zu schicken, die ihr Wohlbefinden beeinträchtigen. Deshalb hat sich Lush von den Meta-Plattformen Facebook und Instagram sowie TikTok und Snapchat verabschiedet.

Coachin und Yogalehrerin ohne Social Media

Coachin und Yoga-Lehrerin Claire Oberwinter war früher Social-Media-Beraterin und hatte soziale Medien geliebt. Nach einem Hackerangriff hat sie sich nun von ihrer Facebook-Seite und ihrem Instagram-Konto verabschiedet, aber ihr privates Facebook-Profil und ihren LinkedIn-Account behalten.

Künstlerin ohne Instagram

Mareike Heil verbrachte 2–3 Stunden täglich auf Instagram, als sie sich fragte: Was könnte ich in dieser Zeit stattdessen tun?

Franziska Schwarzkopf gibt Aquarell-Malkurse und wollte nie auf Social Media sein. Ist sie jetzt auch nicht:

Business-Coachin ohne Social Media

Business-Coachin Bettina Bergmann hat sich Ende 2023 von Instagram verabschiedet.

Business-Mentorin Linda Kunze hat sich im Oktober 2022 gefragt, was sie eigentlich von Social Media zurückbekommt, und sich als Antwort nach und nach ihre Kanäle gelöscht.

Tanztherapeutin ohne Social Media

Tanztherapeutin Astrid Pinter nutzt seit mehreren Jahren keine sozialen Medien zum Marketing mehr.

Podcastberaterin ohne Social Media

Podcastberaterin und Gründerin der Agentur Podcastwonder Anika Bors hat sich aus verschiedenen Gründen aus Social Media zurückgezogen. Nachdem sie aufgehört hat, Instagram als Marketingkanal zu nutzen, hat sie nun auch ihr LinkedIn-Profil und ihren privaten Instagram-Account gelöscht.

Virtuelle Assistenz ohne Facebook und Instagram

Claudia Gabel hat ihre Selbstständigkeit mit Instagram und Facebook begonnen, aber festgestellt, dass die Plattformen ihr nichts bringen. Nun sind ihre Business-Accounts gelöscht.

Zyklusberaterin und Autorin ohne Social Media

Zyklusberaterin und Autorin Josianne Hosner von Quittenduft hatte, wie sie selbst sagt, irgendwann ein Abdruck vom Hirn im Handy. Deshalb hat sie im Frühjahr 2022 beschlossen, Instagram und Facebook zu verlassen. Als Selbstständige und als Privatperson.

Atemtherapeutin ohne Facebook

Für Atemtherapeutin Susanne Wagner war Facebook sowieso immer nur eine „Alibiübung“. Deshalb hat sie ihre Business-Seite nun gelöscht. Instagram folgte wenig später.

Grafikdesignerin ohne Social Media

Michelle Bucher von Buchfink Design nutzt trotz ihres visuellen Themas keine sozialen Medien.

Unternehmer ohne Social Media

Sascha Boampong hat mehrere Unternehmen und sagt: Soziale Medien haben keinen Anteil an meinem unternehmerischen Erfolg.

Spirituelle Coachin ohne Social Media

Coachin Sandra Probian fühlte sich wie die Leibeigene von Instagram und sagte Insta und Co. vor drei Jahren für immer tschüss.

Tierheilpraktikerin ohne Social Media

Tierheilpraktikerin Claudia Selic-Köhler war irgendwann von Facebook und Instagram so gestresst, dass sie ihre Kanäle löschte.

Du bist auch ohne Social Media selbstständig?

Falls ich deinen Text oder deine Podcastfolge in die Sammlung aufnehmen soll – gerne. Schreib mir eine Nachricht.

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Marketing, Schreiben Alexandra Polunin Marketing, Schreiben Alexandra Polunin

Menschliche Marketingsprache

Begriffe wie „Leads“, „Conversions“, „Prospects“, „Follower“ oder „Sales Funnel“ verbergen, dass es um Menschen geht und tragen daher zu einer entmenschlichten Marketingsprache bei. In diesem Blogartikel übersetze ich das übliche Marketingsprech in eine menschliche Marketingsprache.

Dieser Text ist eine kleine Erinnerung daran, dass sich hinter dem Begriff „Lead“ ein Mensch verbirgt. 

Auch hinter „Conversions“, „Prospects“, „Followern“ oder „Sales Funnel“: Menschen.

Diese Begriffe haben aus unternehmerischer Sicht schon einen Sinn, denn sie helfen, Marketingprozesse zu strukturieren und zu messen. 

Gleichzeitig bergen diese Begriffe aber auch die große Gefahr, andere Menschen auf eine wirtschaftliche Transaktion zu reduzieren und sie nur noch als Zahlen zu betrachten.

Sie bergen die Gefahr der Entmenschlichung.

Deshalb mag ich auch Fragen wie „Wie bekomme ich mehr Leads?“, „Wie kann ich die Conversionrate erhöhen?“ oder „Wie kann ich meinen Sales Funnel optimieren?“ nicht. 

Ich erkenne in diesen Fragen nicht mehr, dass es um Menschen geht. 

Stattdessen stehen in dieser kühlen, distanzierten, technokratisierten Marketingsprache Abstraktion, Objektifizierung, Effizienz und Daten im Fokus. 

Dabei ist es gar nicht so kompliziert, wieder mehr Menschlichkeit ins Marketing zu bringen. 

Hier sind ein paar Ideen:

Marketingsprache Vergleich
Entmenschlichte Marketingsprache Menschliche Marketingsprache
Wie bekomme ich mehr Leads? Wie kann ich mehr Menschen von meinem Thema erzählen? Wie kann ich Menschen begeistern? Wie kann ich Interesse bei Menschen wecken?
Wie kriege ich mehr Conversions? Welche Probleme haben Menschen und wie kann ich sie mit meinem Produkt lösen? Was braucht es, damit mein Angebot für Menschen sinnvoll ist?
Wie kann ich meinen Sales Funnel optimieren? Wie kann ich klarer kommunizieren, wie ich Menschen helfen kann?

Ich habe übrigens auch Helga, so nenne ich meinen KI-Bot, gefragt, ob sie mir den typischen Marketingslang mal in menschliche Marketingsprache übersetzen könnte. 

Und weißt du was? Ich fand Helga gar nicht mal so schlecht:

Marketingsprache Tabelle 2
Entmenschlichte Marketingsprache Menschliche Marketingsprache
Unsere Lead-Generierungsstrategie zielt darauf ab, die Conversion-Rate zu maximieren. Wir möchten Menschen ansprechen, die wirklich an unseren Lösungen interessiert sind, und ihnen zeigen, wie wir ihnen helfen können, ihre Ziele zu erreichen.
Mit einer Verbesserung der Churn-Rate um 10 % erreichen wir die Ziel-QoQ-Wachstumsrate. Wir konzentrieren uns darauf, bestehende Kund*innen besser zu verstehen und zu unterstützen, damit sie sich langfristig bei uns wohlfühlen und gerne bei uns bleiben.
Unsere User-Base hat sich vergrößert, und die Engagement-Raten sind um 5 % gestiegen. Immer mehr Menschen entdecken den Wert, den unsere Angebote bieten, und wir freuen uns, dass sie aktiv mit uns in Kontakt treten und sich für unsere Inhalte interessieren.

Egal, ob selbstständig, Einzelunternehmer*in oder Marketingverantwortliche in Unternehmen – wir alle können uns entscheiden:

Wollen wir mit unserer Marketingsprache einen Beitrag zu mehr Menschlichkeit oder zur Entmenschlichung in der Onlinewelt leisten?

Wir haben die Wahl.

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Vier Jahre ohne Instagram

Im August habe ich einen kleinen, aber feinen Geburtstag gefeiert. Nein, nicht meinen eigenen – mein Instagram-Ausstieg hat sich zum vierten Mal gejährt. Deshalb möchte ich heute kurz innehalten und auf die letzten vier Jahre ohne Instagram zurückblicken. Blickst du mit?

Im August habe ich einen kleinen, aber feinen Geburtstag gefeiert. Nein, nicht meinen eigenen – mein Instagram-Ausstieg hat sich zum vierten Mal gejährt.

Vier Jahre lang spielen Likes, Reels, Selfies, Filter, Storys und Karussellposts nun keine Rolle mehr in meinem Leben. Auch was Mark Zuckerberg will, nicht will, plant oder geändert hat, ist mir schnurzpiepegal. (Es ist herrlich!)

Mein Social-Media-Ausstieg ist nun offiziell ein Kindergartenkind: 

Es kann rennen und Laufrad fahren und braucht an den meisten Tagen keinen Mittagsschlaf mehr. Ich muss es nicht mehr so betüddeln wie früher und genieße, wie groß und selbstständig es an den meisten Tagen schon ist. Noch zwei Jahre, dann kommt es offiziell in die Schule und ich werde mich fast gar nicht mehr an die Zeit, als es noch ein Baby war, erinnern können. 

Doch heute möchte ich kurz innehalten und auf die letzten vier Jahre ohne Instagram zurückblicken.

Blickst du mit?

Leben mit Instagram = Erschöpfung

Wenn ich daran denke, was Instagram für mein altes Leben bedeutete, fällt mir vor allem ein Wort ein: Erschöpfung.

Was Instagram von mir forderte, passte nicht zu meinen Stärken, Werten und Zielen. Es passte nicht zu meiner Persönlichkeit, Energie und der Art, wie ich Reize verarbeitete. Instagram passte nicht zu meinem Leben. 

Und dennoch war ich fast fünf Jahre lang (fast) täglich dort.

Dass ich diese Plattform so lange als Marketingkanal nutzte, obwohl es mir so schwer fiel, hat mich erschöpft. 

Jede Zelle meines Körpers, jeder Knochen, jeder Muskel war müde und ausgelaugt – bis eines Tages eine Grenze überschritten war und ich wusste: Wenn du auch nur einen Tag so weiter machst, wirst du ernsthaft krank …

Leben ohne Instagram = Freiheit, Kreativität, Einklang, Frieden

Wenn ich daran denke, was der Instagram-Ausstieg für mein neues Leben bedeutet, fallen mir viele Worte ein. 

Meine Arbeitszeit nur mit den Marketingstrategien zu verbringen, die zu mir passen, fühlt sich an wie Freiheit und schafft Raum für Kreativität.

Meine Arbeitszeit mit Aufgaben zu füllen, die ich auch erledigen will, fühlt sich an wie Einklang. Und ein Leben ohne einen sich ständig aktualisierenden Feed und emotionalisierende Inhalte? Wie Frieden im Kopf! 

Arbeiten ohne Instagram

Auch genieße ich es, meinen Arbeitsalltag nicht mehr auf Instagram festhalten zu müssen: Dinge einfach zu machen, Gefühle einfach zu fühlen, Gedanken einfach zu haben, ohne dass ich mir überlege, wie ich das Ganze nun in eine 15-sekündige Story verpacke oder in einen 2.200 Zeichen langen Post. 

Ich genieße es, meine Mittagspause mit einem Spaziergang zu verbringen und nicht daran denken zu müssen, noch für eine Story ein Selfie vor dem Neckar zu machen oder festzuhalten, wie dreckig der Hund ist, wenn er einen Stock aus der Erde buddelt.

Ich genieße es, mein Leben nicht für Instagram leben zu müssen, sondern für mich.

Marketing ohne Instagram

Für viele ein Ding der Unmöglichkeit, für mich inzwischen unaufgeregter Alltag: 

Ich weiß von mir, meinen Kundinnen und Interviewpartner*innen aus dem Podcast, dass die Kombination aus Website, Blog, SEO, Podcast, Gastartikel und Newsletter mindestens genauso gut funktioniert und dass Marketing ohne Social Media nun wirklich keine Schnapsidee mehr ist, sondern eine völlig legitime, in der Praxis erprobte Möglichkeit, selbstständig zu sein.

Ist Instagram die richtige Plattform für dich?

Einen ersten Hinweis können deine Antworten auf die folgenden drei Fragen geben:

  • Was fühlst du, wenn du an Instagram denkst?

  • Was fühlst du, wenn du auf Instagram bist?

  • Was fühlst du, wenn du auf Instagram warst?

Sind das überwiegend angenehme Gefühle oder unangenehme? 

Dein Körper lügt nicht.

(Instagram-Coaches, die auf Instagram das Blaue vom Himmel versprechen, manchmal leider schon.)

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Freebies im Ethik-Check: Wie problematisch sind kostenlose Inhalte?

Freebies, gratis Downloads und andere kostenlose Inhalte wie Checklisten, Webinare, Vorlagen und Co. sind aus dem Onlinemarketing nicht mehr wegzudenken. Ich gucke sie mir in diesem Blogartikel aus ethischer Perspektive einmal genauer an.

Viele Selbstständige und Unternehmen setzen in ihrem Marketing auf kostenlose Inhalte

Sie tun das in Form von Social-Media-Posts, Blogartikeln, Podcastepisoden oder Newslettern. Doch auch sogenannte Freebies oder Null-Euro-Angebote wie kostenlose Downloads, Checklisten, Anleitungen, Challenges, Workshops oder Webinare sind beliebt.

„Kostenlos“ heißt in diesem Zusammenhang: 

Im Gegensatz zu kostenpflichtigen Angeboten müssen Menschen nicht mit Geld zahlen, wenn sie diese Inhalte sehen, lesen oder hören wollen. 

Wann kostenlose Inhalte sinnvoll sind

An sich ist das eine gute Idee:

Wir können Menschen erst einmal eine Kostprobe unseres Könnens geben, bevor wir über eine Zusammenarbeit sprechen.

So können sie sich selbst ein Bild von uns machen und feststellen, ob ihnen unsere Herangehensweise gefällt und wir grundsätzlich auf einer Wellenlänge sind. 

Wann kostenlose Inhalte problematisch sind

Problematischer wird es allerdings, wenn kostenlose Angebote – wie so oft in Marketingberatung empfohlen – als „Köder“ fungieren und nur die Funktion haben, noch mehr Menschen in den Sales Funnel zu locken, um sie zu einer bestimmten Handlung zu bringen. 

Du kennst das vielleicht:

  • Freebies wie kostenlose Downloads, Checklisten, Anleitungen oder Vorlagen sollen Menschen erst einmal „in die E-Mail-Liste bringen“. 

  • Die Menschen in der E-Mail-Liste werden mit kostenlosen, aber strategisch ausgewählten Inhalten wie Blogartikeln, Podcastfolgen oder Newslettern „aufgewärmt“, damit sie bereit zum Kaufen sind.

  • Menschen werden aufgefordert, sich für ein kostenloses Webinar anzumelden, in dem aber nicht nur kostenlose Inhalte vermittelt werden, sondern auch das passende kostenpflichtige Produkt gepitcht wird. 

  • Nach dem Webinar soll eine sorgfältig orchestrierte E-Mail-Serie – natürlich ebenfalls kostenlos und darauf ausgerichtet, sämtliche mentale Trigger (wie Verknappung) zu aktivieren – Menschen zum Kaufen bringen.

Es gibt bei diesem Einsatz kostenloser Inhalte also eine große Diskrepanz zwischen dem, was wir sehen, und dem, was im Verborgenen bleibt:

Webinar-Tabelle
Was wir sehen Was wir nicht sehen
„Melde dich zu meinem kostenlosen Webinar an und lerne XY!“ „Nach der Anmeldung zum Webinar kommst du in meinen Funnel, wirst automatisch Teil des Newsletters und erhältst zwölf Mails in drei Tagen, in denen ich dir ausschließlich über mein neues Programm erzähle und dich davon überzeugen will, es zu kaufen, selbst wenn du es dir gerade nicht leisten kannst.“

Wenn sich Freebies nicht richtig anfühlen

Diese übliche Marketingpraxis ist nicht nur eine Frage von Ethik – diese Informationsasymmetrie hinterlässt bei vielen Menschen oft auch ein komisches Gefühl: bei den Menschen, die die „Köder“ schlucken, ebenso wie bei denjenigen, die die „Köder“ auswerfen.

Ich glaube ja, dass Marketingverantwortliche dieses komische Gefühl endlich ernst nehmen sollten.

Selbst wenn es noch „diffus“ ist, selbst wenn wir nicht genau den Finger darauf legen können, was daran nicht stimmt, selbst wenn es ungeheuer effektiv ist, selbst wenn es alle anderen genauso machen, selbst wenn die meisten Marketingcoaches sagen, dass es so sein muss und es einzig und allein an unserem „Mindset“ liegt, dass wir ein komisches Gefühl dabei haben.

Wie ich schon in meinem Buch über Social Media geschrieben habe, bin ich ein großer Fan davon, diffuse komische Gefühle ernst zu nehmen. Denn oft steckt dahinter ein Wertekonflikt oder eine Verletzung der Integrität.

Kostenlose Inhalte als Kostprobe vs. kostenlose Inhalte als Köder

Falls du also ein bisschen genauer auf deine kostenlosen Inhalte draufschauen möchtest, habe ich dir eine Übersicht zur Orientierung entwickelt:

Kostprobe vs. Köder
Kostenlose Inhalte als Kostprobe Kostenlose Inhalte als Köder
Kostenlose Inhalte sind nicht an andere Bedingungen wie die Newsletteranmeldung geknüpft, sondern ein Geschenk ohne Bedingungen. Kostenlose Inhalte sind an andere Bedingungen geknüpft: Wer sich zum Webinar oder für eine Warteliste anmeldet, wird automatisch zum Newsletter hinzugefügt, ohne dass eine Alternative besteht.
Kostenlose Inhalte schaffen für beide Seiten einen Vorteil. Kostenlose Inhalte sind nur für eine Seite von Vorteil.
Alle relevanten Informationen werden ehrlich und transparent geteilt. Kopplung wird durch Formulierungen beschönigt, zum Beispiel: „Du erhältst ein Geschenk für deine Anmeldung!“ oder „Kostenlos – zahle nur mit deiner E-Mail-Adresse!“
Kostenlose Inhalte lassen Menschen die Entscheidung: Programme sind lediglich Angebote zur Zusammenarbeit. Kostenlose Inhalte drängen Menschen zur Entscheidung: Durch künstliche Verknappung, Boni und Co. sollen Menschen dazu gebracht werden, jetzt gleich zu kaufen.

Sind kostenlose Inhalte als Kostprobe gedacht, fühlt es sich für beide Seiten gut an: wertschätzend, respektvoll, als ein Geschenk, als eine Einladung und ein Türen öffnendes Kommunikationsangebot. 

Kostproben schaffen eine Win-win-Situation: Diejenigen, die sie erstellen, können Aufmerksamkeit für sich, ihr Thema oder ihr Produkt erzeugen. Diejenigen, die sie bekommen, können unverbindlich etwas Neues lernen / werden unterhalten / ein Problem lösen / etc.

Kostproben können den letzten Ausschlag zur Zusammenarbeit geben, aber sie setzen Menschen niemals die Pistole auf Brust und sagen: „Kaufe jetzt sofort, sonst …“

Sie sind ein Angebot, ein Wann immer du bereit bist.

Auch dieser Text ist natürlich eine Kostprobe meiner Herangehensweise. Falls du daraus etwas für dich mitnehmen konntest, freue ich mich sehr und wünsche dir gutes Gelingen dabei. 

Falls du darüber hinaus Lust hast, dass ich dich bei deinem Marketing, das ohne „Köder“ auskommt, unterstütze, freue ich mich natürlich auch. Schreib mir, wie.

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Additive Bias – Wie sich die kognitive Verzerrung im Marketing zeigt

Die Additive Bias ist eine kognitive Verzerrung, eine menschliche Denkfalle: Wir denken, dass wir eine Situation mit Ergänzungen oder Hinzufügungen verbessern und kommen oft gar nicht auf die Idee, dass Weglassen, Einsparen und Co. die besseren Alternativen wären. Wie sich die Additive Bias im Marketing zeigt und was wir dagegen tun können, zeige ich in diesem Artikel.

Neulich habe ich von einer spannenden Studie in der Nature gelesen:

Mehr als tausend Versuchspersonen aus den USA, Japan und Deutschland wurden mit verschiedenen Aufgaben konfrontiert und es zeigte sich, dass die meisten Menschen dazu neigten, Probleme dadurch zu lösen, dass sie etwas hinzufügten, statt etwas wegzunehmen

Ich fühlte mich seltsam ertappt. Doch da bin ich vermutlich nicht die einzige.

Es sei, so die Forschenden, eine grundsätzliche menschliche Denkfalle, eine kognitive Verzerrung

Wir denken, dass wir eine Situation mit Ergänzungen oder Hinzufügungen verbessern und kommen oft gar nicht auf die Idee, dass Weglassen, Einsparen und Co. die besseren Alternativen wären.

Additive Bias im Alltag

Diese Additive Bias zeigt sich im Alltag überall:

  • Zu viel Zeugs bekämpfen wir lieber mit neuen Schränken und neuen Ordnungsboxen als mit radikalem Ausmisten.

  • Wir wollen gesünder leben und kaufen uns dafür lieber teure Nahrungsergänzungsmittel mit 70 Inhaltsstoffen, statt einfach Alkohol, Fleisch oder Zucker wegzulassen. (Und damit gleichzeitig auch noch viel Geld zu sparen.)

  • Bei Stress suchen wir uns lieber neue Techniken (Mediation! Achtsamkeit! Yoga!), um unser Leid zu lindern, statt uns einfach mal weniger auf die To-do-Liste zu schreiben und dadurch vielleicht die Ursache für Stress zu beseitigen.

Doch warum ist das so? 

Forschende vermuten, dass unser Gehirn die Weglasserei nicht so gerne mag. Wer versucht, nicht an einen rosa Elefanten zu denken, weiß sofort, was sie meinen.

Auch im Marketing neigen wir dazu, nach neuen Tricks, Trends und Hypes Ausschau zu halten, obwohl in so vielen Fällen systematisches Weglassen die bessere Idee wäre. 

Additive Bias in der Marketingpraxis – und wie wir sie überwinden 

  • Nicht noch weitere Aspekte und Absätze machen deine Marketingtexte meist besser, sondern Editieren, Löschen, Streichen

  • Wen Marketing überfordert, kann eine Plattform, die einem wie Dementoren jegliches Glück aus dem Körper zieht (hallo Instagram!), weglassen – statt noch mehr Tricks, Hacks und Tipps auszuprobieren, um die Plattform zum Laufen zu bringen.

  • Nicht nur unsere Schränke, sondern auch unsere olle Marketingstrategiekiste sollte von Zeit zu Zeit ausgemistet werden. Oft stellt sich eine größere Zufriedenheit ein, wenn wir uns von Marketingstrategien verabschieden (tschüss, Werbeanzeigen!), als wenn wir neue hinzunehmen und uns wieder in ein neues Thema einarbeiten müssen und Platz im Kopf belegen.

  • Statt neue Marketingstrategien zu lernen, können wir uns zum Ziel setzen, problematische Marketingstrategien bewusst zu verlernen – auf Nimmerwiedersehen, künstliche Verknappung, FOMO und Co.!

  • Wir müssen nicht zwingend nach noch mehr Umsatz als Onlineunternehmer*innen streben, sondern können stattdessen unseren Fokus darauf richten, welche Tools, Plattformen, Strategien und Aktionen wir uns sparen können. 

Fängst du erst einmal an, deinen Blick für die Dinge zu schärfen, die du in deiner Selbstständigkeit weglassen kannst, kannst du quasi nicht mehr damit aufhören. 

Also:

Was darf es für dich ab sofort nicht mehr sein? 

Worauf willst du in Zukunft verzichten? 

Was willst du ausmisten, löschen, verlernen, entfernen, aussortieren, streichen, dir sparen? 

Welche Herausforderung, welches Problem willst du lösen, indem du etwas weglässt – Social Media, Launchen, Skalieren, Werbeanzeigen, Reels drehen, Webinare halten, ein Team haben?

Tob dich aus!

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Warum ich kein Team habe und nichts daran ändern möchte

Team aufbauen oder kein Team aufbauen – das ist hier die Frage. Ich bin eindeutig Team #keinteam. Warum ich als Selbstständige kein Team habe und auch nichts daran ändern möchte, erzähle ich in diesem Blogartikel.

Es war einmal eine Frau, die vor fast neun Jahren beschloss, sich selbstständig zu machen. Schon bald hörte sie auf Facebook und auf Instagram, dass sie unbedingt ein Team bräuchte, um als erfolgreiche Onlineunternehmerin zu glänzen. So machte sie sich schnell daran, ein Team aufzubauen. Mit Mühe und Hingabe stellte sie kluge Köpfe zusammen, die ihr dabei helfen sollten, ihre Onlineprogramme einer großen Zahl von Menschen anbieten zu können. Doch je länger sie mit ihrem Team arbeitete, desto mehr merkte sie, dass irgendwas nicht stimmte. Statt der versprochenen Freude und Leichtigkeit spürte sie überwiegend Druck, Stress und Überforderung. Das fühlte sich nicht wie Erfüllung und Erfolg an, sondern wie ein Hamsterrad, das sie sich selbst geschaffen hat. Und schließlich traf die Frau eine wichtige Entscheidung …

Du hast es vermutlich schon geahnt: 

Die Frau in diesem Märchen bin ich. Und warum ich mich im Verlauf meiner Selbstständigkeit bewusst gegen ein Team entschied und wie das zu meinem persönlichen Happy End führte – davon will ich dir in diesem Blogartikel erzählen.

Es geht aber nicht nur um Teamaufbau, sondern auch um Geschäftsmodelle, Skalieren, Launchen und um das Allerallerallerwichtigste von allem und den Grund, warum ich mich (und vielleicht auch du) überhaupt selbstständig gemacht habe: Glück, Zufriedenheit und Frieden im Kopf.

Sascha Theobald hat mich zu diesem Blogartikel eingeladen. Und da wir in den letzten Wochen schon mehrmals so schön gemeinsame Sache gemacht haben (hier und bald auch hier), war ich natürlich gerne dabei, um meinen Weg von „Ich brauch’ unbedingt ein Team!“ zu „Ich bin happy ohne!“ zu schildern.

Das Gesamtpaket „Launchen, Outsourcen, Skalieren“ ist verlockend

Gehen wir noch einmal zu dem Anfang des Märchens zurück. 

Wer sich selbstständig macht und auf Instagram, Facebook und Co. die Businessblase betritt, lernt früher oder später, dass man unbedingt ein Team braucht, wenn man erfolgreich selbstständig sein will.

Nein, viel mehr noch: 

Man lernt, dass man sich gar nicht als „selbstständig“ bezeichnen, sondern als „Onlineunternehmerin“ sehen sollte, die an ihrem Business arbeitet (nicht in) und niemals, niemals (niemals!) Zeit gegen Geld tauscht.

Es ist ein schillerndes Gesamtpaket, das aus großen Launches, Outsourcen und Skalieren besteht und viele Menschen braucht, die es zusammenhalten. Nennen wir dieses System kurz: LOS! (So haben wir einen kompakten Namen für ein komplexes Gebilde und ich kann meine Schwäche für Akronyme ausleben.)

Und um das schillernde Lebensgefühl zu unterstreichen, sehen wir in den Social-Media-Posts Onlineunternehmerinnen, die es dank LOS! „geschafft“ haben. 

Sie feiern erfolgreiche Launches mit Champagner, lassen ihr Team Montag bis Freitag in die Schweiz zu einem Teammeeting einfliegen oder berichten von ihren sechs-, sieben- oder achtstelligen Jahresumsätzen, die es ihnen ermöglicht haben, eine Stiftung zu gründen.

Ich war sehr anfällig für diese Botschaften, denn sie sprachen genau das an, wonach ich mich zu Beginn meiner Selbstständigkeit sehnte: stabile Finanzen, Sichtbarkeit, Flexibilität und Erfolg.

LOS! zog mich magisch in seinen Bann. Ich war die Motte, die nur das Licht sah, aber nicht ahnte, was unweigerlich folgen sollte, wenn ich meinem Ziel zu nah kam …

Hinter der Social-Media-Fassade: Was „ein Team haben“ in der Realität bedeutet

Meine Erfahrungen mit einem Team starteten positiv.

2018 begann ich, die ersten Aufgaben an eine virtuelle Assistentin auszulagern. Zu Beginn waren es Dinge, die ich selbst nicht wusste, nicht gut konnte oder mit denen ich mich einfach nicht beschäftigen wollte. 

Das war eine große Hilfe und fühlte sich großartig an, weil ich so schneller voran kam, statt viele Stunden oder Tage für etwas zu nutzen, was jemand, die Ahnung hatte, in wenigen Minuten erledigen konnte.

2019 ging ich einen Schritt weiter und ließ die virtuelle Assistentin auch Aufgaben erledigen, die ich selbst eigentlich ganz gerne machte, aber von denen ich in meiner Hybris dachte: 

„Eine richtige Onlineunternehmerin beschäftigt sich nicht damit.“

Dann kam eine weitere virtuelle Assistentin für weitere Aufgaben dazu. Dann beauftragte ich zwei Kolleginnen, mich bei einem großen Onlineprogramm, das ich launchte, zu unterstützen. Und schließlich kam irgendwann eine weitere virtuelle Assistenz hinzu, deren alleinige Aufgabe es war, sich um meine Mails und die Antworten auf meine Newsletter zu kümmern.

Nach außen hatte ich ein Team, das mir bei meinem florierenden Onlinebusiness half. Nach innen hatte ich ganz schön damit zu knabbern:

Problem #1: Zeit

Je größer das Team wurde, desto mehr Zeit verbrachte ich damit, mit meinen Teammitgliedern zu kommunizieren, Aufgaben zu delegieren, ihnen Feedback zu geben oder sie zu motivieren, und immer weniger Zeit mit meinem eigentlichen Job. 

Irgendwann nutzte ich öfter Projektmanagementtools und Slack als den damaligen Schwerpunkt meiner Beraterinnentätigkeit (Pinterest). 

Problem #2: Geld 

Wer viele Menschen beschäftigt, muss sie auch bezahlen. Und das heißt, dass man jeden Monat einen bestimmten Betrag aufbringen muss – egal, was passiert. Das ist – je nach Teamgröße – jeden Monat ein großer Batzen Kohle.

Problem #3: Energie

Wenn Launches klappen MÜSSEN, Strategien aufgehen MÜSSEN, Marketing funktionieren MUSS, ist das eine Menge Zwang. Und das hat mich nicht nur unter Druck gesetzt, sondern auch wie ein Dementor jegliche Kraft aus meinem Körper gezogen. Ich fühlte mich gestresst und hibbelig und unter Strom und war so gar nicht mit mir im Einklang.

Problem #4: Persönlichkeit

Das hatte natürlich viel mit meiner Persönlichkeit zu tun. Ich bin introvertiert und ziehe meine Energie aus Zeiten, in denen ich für mich bin. Mit einem Team hatte ich aber täglich mit anderen Menschen zu tun. Das mag für extrovertierte Menschen okay sein – mich hat das ausgelaugt und dafür gesorgt, dass ich mich niemals vollständig erholen konnte. 

Problem #5: Unethisches Marketing

Programme, die mit möglichst vielen Teilnehmenden gefüllt werden MÜSSEN, sorgten dafür, dass ich Marketingstrategien nutzte, die mir Bauchschmerzen bereiteten. Ich sag nur: künstliche Verknappung („Schnell, die Türen schließen gleich!“), FOMO („Verpass’ nicht das Webinar, in dem ich …“) und Co. Das fühlte sich ätzend an und zog mir Energie, sodass sich #3 noch verstärkte.

Problem #6 Hamsterrad

Letzten Endes entpuppte sich LOS! für mich als ein klassisches Hamsterrad. Ich drehte mich immerzu im Kreis. Nach dem großen Launch war vor dem großen Launch. Und wenn ich mich fragte, wie lange ich noch so weiter machen wollte, hätte ich am liebsten geheult.

Dieses Gefühl „Ein Team ist einfach nicht das Richtige für mich…“ 

Ich hatte lange Zeit das Gefühl, dass LOS! irgendwie nicht das Richtige für mich war. 

Doch solange ich mich auf Social Media aufhielt und täglich gesagt bekam, dass das die einzige legitime Art und Weise war, eine Onlineunternehmerin zu sein, traute ich mich gar nicht, meine Selbstständigkeit auch nur anders zu denken.

Erst als ich Social Media verließ und mich – endlich! – damit beschäftige, was ich eigentlich von meiner Selbstständigkeit wollte, dämmerte mir, dass ein Team nicht dazu gehörte.

Ich verstand, dass LOS! absolut nicht das richtige Geschäftsmodell für mich war, weil es mich dazu zwang, Werbeanzeigen zu schalten, zu launchen und meist manipulatives Marketing zu praktizieren – schließlich müssten die Onlineprogramme ja irgendwie voll werden.

Mir wurde klar, dass LOS! mit einer großen Komplexität und einem hohen Organisationsaufwand kam, die ich, wenn ich ehrlich war, nicht in meinem Leben haben wollte. 

Ich erkannte endlich auch die Widersprüchlichkeit, die hinter LOS! steckt:

  • Auf Social Media wird LOS! als Garant für ein finanziell freies, flexibles Leben dargestellt.

  • In Wirklichkeit macht LOS! nicht frei und flexibel, sondern abhängig, weil wir auf einmal jeden Monat ein Team finanzieren müssen.

LOS! ist somit nicht der Ausweg aus dem Hamsterrad. LOS! ist das Hamsterrad.

Und als ich alles, was ich nicht wollte, aus meinem Berufsleben eliminierte, wusste ich endlich, was ich stattdessen wollte:

Schreiben. 

Soloselbstständigkeit – it’s not a bug, it’s a feature! 

Seit ich Social Media verlassen und mich von LOS! verabschiedet habe, bestehen meine Tage in der Hauptsache aus Schreiben und damit genau so, wie ich sie haben will.

Ich habe Anfang 2022 ein Buch im Selfpublishing veröffentlicht.

Und noch eins Ende 2022.

2024 ist mit „No Social Media!“ mein erstes Verlagsbuch erschienen. 

Mein eigenes Marketing besteht aus meinem Blog, meinem Podcast (der immer schreibend beginnt) und meinem Newsletter.

Und auch meine Marketingberatung dreht sich zu einem großen Teil ums Schreiben.

Damit sind wir am Ende des Blogartikels angelangt und der Erkenntnis, dass die Soloselbstständigkeit (für mich) kein bug, sondern ein feature ist.

Die Soloselbstständigkeit ist (für mich) kein Einstieg (mehr), um ein Unternehmen mit freien Mitarbeiterinnen oder Angestellten aufzubauen. Sie ist eine bewusste Entscheidung für ein bestimmtes Lebensgefühl und für Unabhängigkeit, Flexibilität, Zeit für kurzfristige Projekte und Raum für Spontaneität.

Ich sehe mich nicht als Einzelkämpferin, sondern als Einzelkreative. Ich bin nicht selbst und ständig, sondern ständig ich selbst

Ich befinde mich den überwiegenden Teil meines Arbeitstages in meiner Zone of Genius, die aus Schreiben oder Schreibberatung besteht, und muss mich nicht mehr mit Recruiting, Teammeetings, Teamdynamik oder Teambuilding beschäftigen.

Genau so will ich's haben.

Geht’s dir damit ähnlich? Glaub mir: Es ist fein.

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

Social Media löschen meets Feminismus

„Social Media löschen“ ist ein feministisches Thema, auch wenn für meinen Geschmack darüber noch zu wenig aus feministischer Perspektive gesprochen wird. 

Am 25. August 2020 habe ich das letzte Mal etwas auf Instagram gepostet und am 21. September 2021 dann meinen Account gelöscht. TikTok, Facebook, Twitter und Pinterest folgten bald. 

Ich ging diesen Schritt, weil ich merkte, dass mir soziale Medien nicht (mehr) gut taten.

Ja, Instagram und Co. haben einen mittlerweile unbestreitbaren negativen Effekt auf unsere Psyche. Doch wenn wir Instagram verlassen, weil wir merken, dass es uns nicht gut tut, dort zu sein – ist das eine Schwäche oder nicht viel mehr ein emanzipatorischer Akt?

Als ich im September 2021 dann endlich auf „Löschen“ klickte, war es für mich genau das: eine Möglichkeit, mich von dem Zwang zur Selbstoptimierung und dem chronischen Neid auf andere zu befreien und meine Selbstbestimmung zurückzugewinnen

Denn die Sache mit der Selbstbestimmung ist die: Sie hört nicht auf, nur weil wir das „Real Life“ verlassen und die Welt der Likes und Selfies betreten.

Auch was Social Media angeht, haben wir die Wahl: 

So wie wir entscheiden dürfen, ob wir Kinder mitten im Studium bekommen oder gar nicht, ob wir Ärztin werden oder eine Promotion abbrechen, ob wir uns als Frauen verstehen oder gar nicht erst im binären Geschlechtssystem verorten, ob wir Männer lieben oder einen queeren Menschen, dürfen wir auch wählen, wie wir mit Social Media verfahren: 

Wir dürfen Social Media aktiv oder passiv nutzen und es toll finden. Wir dürfen es aber auch sein lassen und unser Leben völlig ohne Social Media gestalten. Wir haben die Wahl.

Deshalb ist das Thema „Social Media löschen“ ein feministisches Thema, auch wenn darüber noch zu wenig aus feministischer Perspektive geredet wird. 

Vielleicht liegt das daran, dass soziale Medien vom Grundprinzip feministisch anmuten: Sie bieten Chancen zu mehr Diversität und Geschlechtergerechtigkeit; und im Gegensatz zur früheren Medienlandschaft gibt es – vermeintlich – keine Gatekeeper mehr, die darüber entscheiden, wer was und in welcher Form veröffentlichen darf. 

Jede*r kann mit nur wenigen Klicks einen Account anlegen und die eigene Meinung kundtun; und sicherlich hat auch das dazu geführt, dass feministische Themen in den letzten zwei Jahrzehnten entmystifiziert und einem größeren Publikum zugänglich gemacht wurden. 

Doch was ist, wenn wir einen zweiten Blick auf Social Media riskieren und uns die Menschenbilder, Strukturen und Mechanismen dahinter anschauen? 

Was ist, wenn wir uns fragen, was soziale Medien mit Menschen anstellen und ob sie menschliche Kommunikation zum Guten verändern? 

Was ist, wenn wir uns die Frage erlauben, ob soziale Netzwerke – neben der Tatsache, dass sie zweifelsohne viele Menschen ermächtigen – nicht auch ein Diskriminierungssystem sind, das Frauen abwertet, ausbeutet und Stereotype und veraltete Rollen reproduziert?

Ist es vor dem Hintergrund der Funktionsweise von sozialen Medien wirklich so „krass“, „radikal“ oder „kontraproduktiv“, Social-Media-Kanäle zu löschen, oder nicht eher absolut verständlich und vielleicht sogar … folgerichtig? 

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Schreiben Alexandra Polunin Schreiben Alexandra Polunin

Selfpublishing oder Verlag? Sieben Fragen, die du dir stellen kannst

Ich habe beides ausprobiert – Selfpublishing und Verlag – und finde beides auf seine eigene Weise gut. Denn sowohl der Selfpublishing- als auch der Verlagsweg hat Vorteile und Nachteile. Falls du gerade selbst überlegst, ein Buch zu schreiben, und vor der Entscheidung – Selfpublishing oder Verlag? – stehst, helfen dir vielleicht die folgenden sieben Fragen weiter.

Es muss in der zweiten oder dritten Klasse gewesen sein, als ich gedacht habe: „Irgendwann werde ich ein Buch schreiben!“

Damals hatte ich frisch deutsch gelernt und verbrachte meine Zeit am liebsten damit, mir Geschichten auszudenken und sie in der mir langsam heimisch werdenden Sprache aufzuschreiben.

Anfang 2022 war es dann soweit: Ich veröffentlichte ein Buch im Selfpublishing bei Amazon. (Und ein paar Monate später noch eins.) Es waren zwar keine Geschichten über Katzen, wie es sich mein neunjähriges Ich damals erträumt hatte, aber aufregend war es trotzdem.

Und schließlich kam 2024 dann mit „No Social Media!“ mein erstes Verlagsbuch raus – doppelt aufregend!

Ich habe also beides ausprobiert – Selfpublishing und Verlag – und finde beides auf seine eigene Weise gut.

Denn sowohl der Selfpublishing- als auch der Verlagsweg hat Vorteile und Nachteile. Es kommt einfach darauf an, wie du tickst und was du mit dem Buch bezweckst. 

Falls du gerade selbst überlegst, ein Buch zu schreiben, und vor der Entscheidung – Selfpublishing oder Verlag? – stehst, helfen dir vielleicht die folgenden sieben Fragen weiter.

#1 Möchtest du das Buchschreiben einfach mal ausprobieren?

Es muss nicht immer gleich der nächste Bestseller werden! Manchmal möchte man das Thema Buchschreiben einfach mal für sich ausprobieren.

Ist das Buchschreiben was für mich?
Macht mir der Prozess überhaupt Freude?
Schaffe ich es, ein Buchprojekt durchziehen?

Diese Fragen lassen sich wunderbar auf dem Selfpublishingweg beantworten. Hier gibt es keinen Vertrag, keine Deadlines, kein Risiko. 

Wenn du dein Buchprojekt nicht abschließt, ist es kein Drama. Und wenn doch, hast du eben ein Selfpublishing-Buch.😁

Genauso habe ich es bei meinem ersten Buch gemacht, das im Februar 2022 erschienen ist. Ich wollte einfach mal gucken, wie es so ist, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. 

Auch wenn es natürlich grundsätzlich möglich ist, einen Verlagsvertrag aufzulösen, weil man merkt, dass man das Buchprojekt nicht zum Abschluss bringen kann, ist Selfpublishing ein deutlich einfacherer Weg fürs Testen und Einfach-mal-Machen.

#2 Möchtest du sofort mit dem Buch starten oder hast du Zeit?

Grundsätzlich gilt: Selfpublishing geht schneller als der Verlagsweg.

Das fängt schon damit an, dass es unter Umständen ganz schön schwierig werden kann, einen Verlag zu finden. 

Ich hatte Glück: Bei mir kam der Verlag direkt auf mich zu. Und auch andere veröffentlichte Autorinnen berichteten mir, dass sie vom Verlag gefunden wurden und nicht selbst auf die Suche gegangen sind.

Wer selbst aktiv werden will, braucht 

  • ein aktuelles, relevantes Thema, das Verlage auch verkaufen können (bei aller Liebe zu Büchern sind Verlage letzten Endes Unternehmen, die wirtschaftlich denken müssen)

  • ein überzeugendes Exposé

  • eine aussagekräftige Leseprobe

Und für manche kann es gar eine gute Idee sein, sich eine Agentur zu suchen, die die Kontaktaufnahme zum Verlag übernimmt.

Meist ziehen Monate oder gar Jahre ins Land, bis sich überhaupt etwas ergibt. 

Doch man braucht nicht nur Geduld, um einen passenden Verlag zu finden. Auch mit einem Verlagsvertrag in der Tasche muss man oft mehr Zeit für die Buchveröffentlichung einplanen als beim Selfpublishing. 

Das liegt daran, dass im Verlag viele Menschen an einem Buch arbeiten und Entscheidungen durch verschiedene Instanzen gehen. Die Geschäftsführung, das Lektorat, das Korrektorat, das Fachgutachten, die Designer*innen, der Satz, der Vertrieb – sie alle haben ihre Aufgaben zu erledigen, müssen miteinander kommunizieren, werden kurzfristig krank oder machen Urlaub. Der Verlagsweg ist daher nichts für Ungeduldige.

Selfpublishing ist deutlich schneller

Theoretisch kannst du das Buch in wenigen Wochen oder Monaten fertigstellen und veröffentlichen. Und wenn dir ein Buchcover gefällt, musst du es nicht erst mit siebzehn anderen Menschen abklären. 

Deshalb ist die Frage „Selfpublishing oder Verlag?“ auch eine Frage nach Zeit und Geduld. Je weniger du davon hast, desto eher ist Selfpublishing der richtige Weg.

#3 Möchtest du alles selber machen oder nur schreiben?

Die Frage „Selfpublishing oder Verlag“ ist auch eine Frage nach Kontrolle – und wie viel du davon brauchst.

Beim Selfpublishing hast du alle Zügel selbst in der Hand, und Titel, Cover, Umfang etc. liegen in deiner Verantwortung. Der Verlag hingegen möchte über diese Dinge bestimmen. 

Selfpublishing-Fans sehen das oft als großen Nachteil am Verlag, weil sie sich nicht in diese Entscheidungen reinreden lassen wollen.

Ich persönlich habe das als großen Vorteil empfunden:

Denn wenn ich mich nicht mehr mit Sachen wie dem Titel, dem Cover und Co. beschäftigen muss, kann ich mich auch einfach auf das Wesentliche konzentrieren: das Schreiben. Und das hat mir sehr gefallen.

Ich habe zweimal das Selfpublishing-Spiel durchgespielt und vom Cover bis zum Satz alles selbst organisieren müssen, sodass ich es als ein großes Privileg empfand, es bei meinem Verlagsbuch nun nicht mehr tun zu müssen.

Dass sich andere Menschen um einen griffigen Titel oder ein auffälliges Cover kümmern, war für mich befreiend, nicht einschränkend. 

Doch das muss ja nicht für dich gelten. Vielmehr kannst du für dich überlegen:

Willst du nur schreiben? Dann könnte der Verlagsweg, bei dem dir alle Entscheidungen abgenommen werden, der richtige sein.

Interessiert dich auch das ganze Drumherum? Willst du selbst über Titel, Cover und Co. bestimmen? Dann wäre eher Selfpublishing etwas für dich.

#4 Ist es okay, wenn andere Menschen mitreden?

Dass sich im Verlag so viele Menschen mit einem Buch beschäftigen, heißt auch: Viele Menschen lesen und denken mit. 

Wo mir als Autorin manchmal die Distanz fehlt, sehen sie Ungereimtheiten, Fehlschlüsse, Zahlendreher, Schusselfehler, fehlende Kommas oder klischeehafte Formulierungen.

Als Autorin mag es nicht immer einfach sein, Feedback und Kritik auszuhalten und professionell damit umzugehen. Doch fürs Buch ist das eindeutig am besten. Denn die Menschen, die mitlesen und mitdenken, haben alle dasselbe Ziel: das bestmögliche Buch zu diesem Thema auf den Markt zu bringen.

Das ist ein großer Vorteil am Verlagsweg, doch ich will ganz ehrlich sein: Bei meinem ersten Buch hätte mich die Menge an Feedback vermutlich noch etwas überfordert. 

Deshalb bin ich im Nachhinein sehr froh, zweimal das Thema Buchschreiben für mich „durchgespielt“ zu haben, bevor ich mich auf den Verlagsweg begeben habe.

Und auch für dich könnte die Frage wichtig sein, ob du dir zutraust, dass so viele Menschen an deinem Buch mitarbeiten und vom Aufbau des Buchs bis zur Umsetzung mitreden.

Ja? Dann könnte ein Verlag eine gute Option sein. Erst einmal nicht? Dann wäre Selfpublishing vermutlich die bessere Variante.

#5 Wie ist es mit dem Geld?

Und dass so viele Menschen an der Produktion eines Buchs beteiligt sind, bedeutet natürlich auch, dass all diese Menschen an den Einnahmen aus den Buchverkäufen beteiligt werden. Entsprechend gibt es auch weniger Einnahmen für Autor*innen pro verkauftem Exemplar.

Während es bei Amazon für E-Books, die für 2,69 bis 9,99 Euro verkauft werden, 70% (!) Tantiemen gibt, schwanken die Tantiemen beim Verlag zwischen 5% und 10% vom Nettoerlös. (Quelle

Sollte dein Buch richtig gut laufen, hättest du mit Selfpublishing also einen finanziellen Vorteil

Andererseits bist du beim Selfpublishing für alles selbst verantwortlich. Und wenn du dir nicht zutraust, selbst ein Cover zu gestalten, dann musst du jemanden bezahlen, der oder die das für dich macht.

Beim Selfpublishing trägst du daher immer die Kosten für 

  • das Lektorat

  • das Korrektorat

  • das Buchcover

  • den Satz

Da kann – je nach Umfang des Buchs – schnell ein vierstelliger Betrag zusammenkommen. Und wenn sich das Buch nicht gut verkauft, bleibst du auf diesen Kosten unter Umständen sitzen. 

Bei einem Verlag hingegen musst du diese Kosten nicht tragen. Der Verlag kommt dafür auf. Und nicht nur das:

Verlage zahlen ihren Autoren und Autorinnen oft sogar noch einen Vorschuss, den sie nicht zurückzahlen müssen, egal, wie sich das Buch verkauft. Wie viel genau und wann – das hängt vom jeweiligen Vertrag ab und ist oft auch Verhandlungssache.

Doch da wir beim Selfpublishing erst dann Geld bekommen, wenn Exemplare verkauft werden, werden wir beim Verlag so gesehen schon fürs Schreiben bezahlt. Und das ist auf jeden Fall motivierend.

Und auch der nächste Punkt sollte in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden: der Vertrieb.

#6 Hast du Bock auf Vertrieb?

Einer der größten Vorteile eines Verlags gegenüber Selfpublishing ist für mich der Vertrieb.

Allein die Vorstellung, dass es Menschen gibt, deren Job es ist, mein Buch auf die Tische und in die Regale von Buchhandlungen zu bringen – und die Buchcover auch unter diesen Gesichtspunkten beurteilen können! –, ist phänomenal. Und das bedeutet auch meist immer: mehr Verkäufe.

Natürlich können Buchläden theoretisch auch Selfpublishing-Bücher verkaufen, doch wir als Autorinnen müssen uns eben meist aktiv darum bemühen. 

Ich hab mich bei meinen beiden Selfpublishing-Büchern jedenfalls nicht konsequent darum gekümmert. 

Wie ist es bei dir? Hast du Bock auf Vertrieb?

#7 Wie gut kannst du mit Deadlines umgehen?

Und schließlich würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen, wie gut du mit Deadlines umgehen kannst. 

Während du beim Selfpublishing gemütlich vor dich hinarbeiten kannst, bekommst du bei einem Verlag vertraglich festgehaltene Deadlines. Mich haben diese Deadlines eher motiviert und angespornt, doch das muss ja nicht für dich gelten:

Wenn dich das Wissen, dass du bis zu einem Zeitpunkt bestimmte Kapitel liefern musst, eher lähmt und stresst, ist der Selfpublishingweg vermutlich erst einmal der einfachere.

Selfpublishing oder Verlag? Es kommt darauf an! 

Selfpublishing oder Verlag? Wie so oft gibt es auf diese Frage keine eindeutige Antwort, sondern ein unbefriedigendes „Es kommt darauf an.“

Es kommt darauf an, ob …

  • du das Thema Buchschreiben einfach mal für dich ausprobieren oder gleich „all in“ gehen willst

  • das Buch unbedingt in den nächsten Wochen oder Monaten veröffentlicht werden soll oder ob du Zeit und Geduld mitbringst

  • du nur schreiben willst oder dich auch das ganze Drumherum (Cover, Titel, Satz) interessiert

  • es okay ist, dass viele andere Menschen bei der Gliederung, dem Inhalt und der Umsetzung mitreden, oder ob dich Feedback und Kritik zu sehr unter Druck setzen würden

  • die Aussicht auf höhere Tantieme rechtfertigt, die Kosten für Lektorat, Korrektorat, Satz und Design selbst zu tragen, oder ob du lieber nicht in finanzielle Vorleistung gehen willst und gerne einen Vorschuss hättest

  • du Bock auf den Vertrieb hast oder ganz glücklich wärst, wenn sich andere Menschen darum kümmern würden, dass dein Buch in Buchhandlungen zu finden ist 

  • dich Deadlines motivieren oder stressen

Wie ist es bei dir?

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Schreiben Alexandra Polunin Schreiben Alexandra Polunin

Verlag finden ohne Social Media: Was wichtig ist

Wer keine sozialen Medien nutzt, hat auch keine Chance, jemals an einen Buchvertrag zu kommen? Mit meinem Verlagsbuch „No Social Media!“ habe ich andere Erfahrungen gemacht.😊 Was in meinem Fall wichtig war, um auch ohne eine eigene Social-Media-Präsenz einen Verlag für mich zu gewinnen, habe ich in diesem Blogartikel aufgeschrieben.

Wer keine sozialen Medien nutzt, hat auch keine Chance, jemals an einen Buchvertrag zu kommen?

Mit meinem Verlagsbuch „No Social Media!“ habe ich andere Erfahrungen gemacht.😊

Was in meinem Fall wichtig war, um auch ohne eine eigene Social-Media-Präsenz einen Verlag für mich zu gewinnen, habe ich in diesem Blogartikel aufgeschrieben.

#1 SEO ist wichtig

Wusstest du, dass Lektor*innen gerne googeln?☺️

Mein Buch ist genauso zustande gekommen: Ein Lektor hat das Thema „Marketing ohne Social Media“ als ein spannendes Thema identifiziert, nach der Phrase gegoogelt, meine Website gefunden und mich angeschrieben.

Und auch viele andere Autorinnen, die nicht über Social-Media-freies Marketing geschrieben haben (😉), berichteten mir anschließend, dass es bei ihnen genauso war. 

Klar gibt es mit Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Netzwerken wie LinkedIn inzwischen auch andere Möglichkeiten zur Recherche und Kontaktaufnahme. Doch good old Google ist immer noch ganz vorne mit dabei. 

Und das bedeutet für dich als angehende Autorin vor allem eins:

Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist wichtig.

Schließlich soll ja deine Website ganz weit oben in den Suchergebnissen erscheinen, wenn eine Lektorin oder ein Lektor nach deinem Thema sucht. 

Fragen zum Weiterdenken

  • Wird deine Website für deine wichtigsten Themen gefunden?

  • Erscheint sie weit oben?

  • Wenn nicht: Für welche Themen möchtest du noch besser gefunden werden?

  • Möchtest du dich im Bereich Suchmaschinenoptimierung (SEO) weiterbilden? (Hier ist eine Möglichkeit.)

#2 Eine überzeugende Website ist wichtig

Nach dem Googeln kommt der Website-Check. Eine Website ist der erste Eindruck, den ein Lektor oder eine Lektorin von dir erhält, nachdem sie nach einem Begriff gegoogelt und auf ein Suchergebnis geklickt haben.

Hier sehen sich dich zum ersten Mal (gute Fotos sind wichtig!), lesen dich (gute Texte sind wichtig!) oder hören dich vielleicht sogar (hier wäre ein Podcast nice!). 

Es liegt auf der Hand, dass eine professionelle, persönliche Website bessere Karten hat als eine Website, die lieblos zusammengeschustert wurde.

Wie ist es bei dir?

Fragen zum Weiterdenken

  • Ist deine Website vorzeigbar?

  • Überzeugen deine Schlüsselseiten wie die Startseite oder Über-mich-Seite?

  • Kann man dich sehen, lesen, hören?

  • Hast du professionelle Fotos von dir auf deiner Website?

  • Möchtest du deine Websitetexte überarbeiten?

#3 Eine klare Nische ist wichtig

Versetze dich mal in die Position einer Lektorin: Sie hat ein bestimmtes Thema im Kopf, googelt nach einem Begriff und landet auf deiner Website. (Yay!)

Doch statt des konkreten Themas steht bei dir etwas nach dem Motto: „Ich helfe allen Menschen, alles zu tun.“

Wer alles für jeden anbietet, spricht meist niemanden so richtig an und hat es damit schwerer, Menschen von sich zu überzeugen.

Das gilt genauso für Lektor*innen, die Menschen suchen, die über ein bestimmtes Thema schreiben sollen.

Deshalb gilt: Mut zur Nische!

Wie ist es bei dir?

Fragen zum Weiterdenken

  • Wird auf deiner Website klar, für welches Thema du stehst und welche Probleme du löst?

  • Erneut: Überzeugen hier vor allem deine Schlüsselseiten wie die Startseite oder Über-mich-Seite?

  • Was willst du in den nächsten Wochen ändern, umschreiben, neu texten?

#4 Texte sind wichtig

Aus Verlagssicht ist nicht nur das Thema wichtig, sondern auch, ob du überhaupt in der Lage bist zu liefern.

Konkret heißt das:

Du weißt, was du kannst. Doch kann man dir auch objektiv zutrauen, 200, 300, 400 oder noch mehr Seiten unter Druck – schließlich wird es vertraglich formulierte Deadlines geben – zu schreiben?

Für mich ist die Sache ganz klar:

Eine Website mit drei mageren Seiten sendet in diesem Zusammenhang andere Vibes als eine Website mit vielen spannenden Texten.

Natürlich ist das ein stark vereinfachtes Beispiel, aber mein Punkt ist:

Wer gerne ein Buch schreiben will, sollte nicht mit dem Schreiben warten, bis er von einem Verlag gefunden wird, sondern schon vorher zeigen, dass Schreiben zu seinen Stärken und Leidenschaften zählt.

Ein Blog ist eine der einfachsten, günstigsten und effektivsten Möglichkeiten dafür.

Plus: Auch aus Sicht von Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist ein Blog unschlagbar. 

Schließlich kommt man bei Webseiten, die man für Suchmaschinen optimiert, irgendwann an eine praktische Grenze. Bei einem Blog gibt es solche praktischen Grenzen nicht. Wir können, wenn wir lustig sind, jeden Tag drei suchmaschinenoptimierte Texte veröffentlichen und für die nächsten Jahre so weitermachen.  

Wie ist es bei dir?

Fragen zum Weiterdenken

  • Sendet deine Website diese „Ich schreibe gut und gerne“-Vibes? 

  • Hast du bereits einen gut gefüllten Blog oder ist da noch Luft nach oben?

  • Möchtest du dich zum Bloggen weiterbilden? (Hier ist eine Möglichkeit.)

  • Merkt man deinen Websitetexten und Blogartikeln an, dass Schreiben dein Ding ist? Oder verwendest du überwiegend Floskeln à la „Ich helfe dir dabei, dein Potenzial zu entfalten“ oder denglische Marketing-Bullshit-Phrasen wie „Lass uns die Team-Estimation challengen!“?

#5 Gastauftritte sind wichtig

Gehen wir ein paar Schritte zurück:

Wer googelt, landet vielleicht auf deiner Website, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht landet diese Person auf einer anderen Website, und wie eindrucksvoll wäre es, wenn das ein Interview mit dir wäre?!😎

Das wäre deshalb so eindrucksvoll, weil so der Eindruck entsteht:

„Egal, wo ich zu diesem Thema gucke, Person X ist einfach überall.“

Oder:

„Man kommt bei diesem Thema gar nicht an Person X vorbei.“

Wie ist es bei dir? 

Fragen zum Weiterdenken

  • Vermittelst du diesen „Man kommt nicht an mir vorbei“-Eindruck?

  • Wirst du regelmäßig in anderen Blogs, Podcasts, Magazinen usw. zu deinem Thema interviewt oder ist da noch Luft nach oben?

  • Wartest du immer darauf, dass du gefragt wirst, oder bemühst du dich auch selbst regelmäßig um Interviews? (Hier habe ich aufgeschrieben, wie das geht.)

  • Könntest du dir vorstellen, für die nächsten 7 Tage jeden Tag jeweils 3 Menschen dein Thema zu pitchen? Probier es doch einfach mal aus und guck, was passiert.😏

Verlag finden ohne Social Media: Fazit

Nun wollte ich mit diesem Text natürlich nicht behaupten, dass du nur eine tolle Website brauchst – und schon flattert der Verlagsvertrag wie von selbst zu dir. 

Ich wollte dir nur ins Bewusstsein rufen: 

Auch unter Verlagsmenschen gibt es viele, die unabhängig von Social Media nach potenziellen Schreiberlingen recherchieren.

Sie googeln, hören Podcasts oder abonnieren Newsletter.

Wer davon träumt, ein Buch zu schreiben, tut deshalb gut daran, seine Onlinepräsenz einmal mit der Verlagsbrille zu betrachten und sich zu fragen:

  • Tauche ich weit oben bei den Themen auf, über die ich ein Buch schreiben will?

  • Überzeugt meine Website?

  • Wird meine Nische deutlich?

  • Sagt meine Website: „Hier ist jemand, der gut und gerne schreibt?“

  • Tauche ich auch in anderen Websites, Blogs, Podcasts, Magazinen und Co. auf und spreche ich dort über das Thema, über das ich auch ein Buch schreiben will?

Selbst wenn du die Sache selbst in die Hand nehmen und aktiv auf einen Verlag oder eine Agentur zugehen willst, sind diese Punkte wichtig.

Schließlich ist Glück, wenn Zufall auf Vorbereitung trifft.

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

55 gute Gründe, Instagram zu löschen

Instagram, wir müssen reden! Zum Beispiel darüber, warum es eine gute Idee sein könnte, dich 2024 zu löschen.😏 Hier kommen gleich 55 gute Gründe.

Instagram, wir müssen reden! Zum Beispiel darüber, warum es eine gute Idee sein könnte, dich 2024 zu löschen.😏

Hier kommen gleich 55 gute Gründe. (Du kannst zu dem Abschnitt springen, der dich besonders interessiert, oder alles von oben nach unten lesen.)

Instagram und Selbstinszenierung

#1 Du kannst morgens wieder schlecht gelaunt sein

Du musst nicht mehr so tun, als hättest du ein „Morgenritual“, sondern kannst einfach aufstehen und morgens schlecht gelaunt sein wie jeder normale Mensch auch.

#2 Du kannst wieder in Ruhe Netflix gucken

Du kannst aufhören, so zu tun, als würdest du jeden Tag Persönlichkeitsentwicklungsbücher lesen und einfach wieder unterhaltsame Romane lesen oder Netflix-Serien schauen. 

#3 Du brauchst dich nicht mehr mit deinem „falschen Mindset“ zu beschäftigten

Dein Mindset? Darf einfach nur in Ruhe vor sich „mindsetten“.

#4 Niemand regt sich mehr über dein Essen auf

Stell dir vor, du isst ein Butterbrot und Bianca von Instagram regt sich nicht mehr darüber auf, dass du Gluten zu dir nimmst. 

#5 Bye Bye Latte Art 

Dein Kaffee darf auch einfach wieder Kaffee sein und muss keinen Design-Award gewinnen.

#6 Du kannst wieder verranzt Sport machen

Du musst nicht mehr so tun, als würdest du jeden Tag gestylt ins „Gym“ gehen, sondern kannst in einer verranzten Jogginghose um den Block laufen.

#7 Du brauchst dich fürs Homeoffice nicht mehr zu stylen

Auch fürs Homeoffice musst du dich nicht mehr in Schale werfen und drei Stunden nach dem perfekten Outfit für dein Reel zu suchen.

#8 Du reduzierst deine unbezahlte ästhetische Arbeit

Für die Instagram-Story schminken aka unbezahlte ästhetische Arbeit leisten? Wird schon bald der Vergangenheit angehören.

#9 All feelings welcome

Du kannst endlich wieder traurig, wütend oder frustriert sein. Ohne Instagram regt sich auch niemand darüber auf, dass du keine „Good Vibes“ versprühst.

#10 Keine nervigen Selfies

Du musst deine beste Freundin oder deinen Partner nicht mehr ständig nach Selfies fragen, sondern kannst einfach nur die Zeit mit ihnen zusammen genießen.

#11 Keine Dokumentationen mehr

Du kannst aufhören, jeden Moment deines Lebens zu dokumentieren, und einfach nur … leben.

#12 Nordsee statt Bali 

Du musst dich nicht mehr ständig mit den Urlaubsfotos anderer Leute auseinandersetzen oder neidisch auf Bali-Urlaube sein, sondern deinen Nordsee-Urlaub auch einfach genießen.

#13 Du brauchst nicht mehr Storys von deinen Filmabenden zu posten 

… und kannst einfach wieder in Ruhe einen Film von Anfang bis Ende schauen.

#14 Du kannst deine Spaziergänge genießen

Stell dir vor, du machst einen Spaziergang und brauchst keine Fotos mehr vom Magnolienbaum/Sonnenuntergang/Nebel zu schießen. 

#15 Du kannst wieder alleine baden 

Stell dir vor, du nimmst dir ein Schaumbad und brauchst niemanden daran teilhaben zu lassen. #blessed

#16 Du kannst Instaspots meiden

Vorbei sind die Zeiten, in denen du überfüllte Instaspots aufsuchen musst, um die richtigen Bilder für Insta zu schießen. Wenn du verreist, musst du es niemandem mehr zeigen.

#17 Du kannst Konzerte genießen

Wenn du auf einem Konzert bist, kannst du mitsingen, tanzen und die Zeit genießen, statt Videos für deine Storys zu posten.

Instagram und (mentale) Gesundheit

#18 Du hast weniger Vergleicheritis

Du musst dein Behind-the-Scenes-Ich nicht mehr mit der Bühnenfassung von jemand anderem vergleichen und dich jeden Tag aufs Neue fragen, warum dein Leben nicht so glamourös aussieht wie das eines Influencers.

#19 Du hast weniger Selbstzweifel

Weniger Vergleicheritis heißt meist auch: weniger Selbstzweifel.

#20 Weniger digitaler Stress

Wer nichts posten, liken oder kommentieren muss, hat meist auch weniger digitalen Stress.

#21 Dir werden Follower egal

Warum der Insta-Account deines Nachbarn für seinen Chihuahua mehr Follower hat als dein Account für deinen Labradoodle, wird keine Rolle mehr in deinem Leben spielen. 

#22 Dir werden Likes egal

Oder auch, warum die Monstera deiner Cousine dritten Grades mehr Likes bekommt als deine.

#23 Mehr Dankbarkeit

Du musst deinen Umsatz, deinen Urlaub, deine Garderobe, dein Haus, deinen Hund oder deine Kinder nicht mehr mit den Errungenschaften von Fremden auf Instagram vergleichen, sondern wirst dankbarer für das, was du bereits hast.

#24 Mehr Zufriedenheit

Weniger Vergleicheritis heißt nicht selten auch: mehr Zufriedenheit – in sämtlichen Bereichen des Lebens. 

#25 Filter adé, scheiden tut nicht weh

Du kannst endlich aufhören, die Welt durch einen Filter zu betrachten. Der schönste Filter heißt immer noch: Realität.

#26 JOMO statt FOMO

Irgendwann freust du dich darüber, Dinge auf Instagram zu verpassen, wetten?!

#27 Du kommst früher ins Bett

Stell dir vor, es ist Schlafenszeit und du musst nicht noch schnell auf Instagram deine Likes checken.

#28 Gute Nacht

Und du wirst auch nicht durch Pushbenachrichtigungen mitten in der Nacht geweckt, sondern kannst einfach … schlafen.

#29 Bye bye unrealistische Schönheitsideale

Hallo völlig normale Falten, Pickel, Augenringe und Co! 

#30 Bye bye negatives Selbstbild

Und wer weiß? Vielleicht verwandelt sich ein negatives Selbstbild nach und nach in ein positives?

#31 Bye Bye Instagram Detox

Du kannst aufhören, dich von einem Instagram Detox zum nächsten zu hangeln, denn ohne die tägliche Dosis Instagram-„Gift“ brauchst du dich auch nicht mehr zu „entgiften“.

#32 Du schützt deine mentale Gesundheit

Studien haben gezeigt, dass eine Instagram-Nutzung mit Depressionen und Ängsten korreliert. Das heißt: Instagram und Depressionen/Ängste gehen auffallend oft Hand in Hand. So gesehen schützt du mit einem Instagram-Ausstieg deine mentale Gesundheit.

#33 Du fühlst dich weniger einsam

Hast du gewusst, dass Instagram-Nutzung auch mit einem Gefühl der sozialen Isolation korreliert? Vielleicht fühlst du dich ohne Instagram dann auch weniger einsam.

#34 F*ck Perfektionismus!

Ohne Instagram gibt es auch gleich viel weniger Grund, Perfektion anzustreben.

#35 Weniger Überreizung

Weniger Instagram = weniger Reize. 

#36 Deine Bildschirmzeit reduziert sich

Weniger Instagram = weniger Bildschirmzeit. 

Instagram und Zeit

#37 Mehr Zeit

Instagram mag unterhaltsam sein, doch was kostet es an Zeit!

Früher habe ich manchmal zwei Stunden auf der Plattform verbracht – täglich. Das sind 14 Stunden in der Woche, 60 Stunden im Monat oder 730 Stunden im Jahr.🫣 

Was könnten wir alle mit 730 Stunden mehr im Jahr anstellen? The answer may (not) surprise you: eine Menge!

#38 Mehr Hobbys

Vor lauter Liken und Kommentieren und in Reels tanzen hatte ich völlig vergessen, dass es so etwas wie Hobbys gibt. 

Ohne Instagram habe ich endlich: 

  • mir ein Klavier gekauft 

  • angefangen, wieder Sport zu machen

  • mich für einen Koreanischkurs angemeldet

  • drei Bücher geschrieben (eins davon im Verlag)

#39 A little less inspiration …

Ohne Instagram kannst du endlich aufhören, nach dem perfekten Zitat für den Sonntagsbrunch mit deinen Schwiegereltern zu suchen. 

#40 … and Hashtags

Oder nach dem perfekten Hashtag.

#41 Du kannst aufhören, alles zu fotografieren

Dein Essen, dein Kaffee, die Buddha Bowl … niemand muss mehr wissen, dass du dir gerade was gönnst. Beängstigend? Nein, befreiend!

#42 Du hast mehr Zeit zum Lesen

Du könntest endlich den SUP (= Stapel ungelesener Bücher) abarbeiten, anstatt dir die Shelfies von Fremden im Internet anzugucken.

#43 Du hast mehr Zeit fürs „Real Life“

„Hugging statt Phubbing“ wird dein neues Motto. 

#44 Du hast mehr Zeit zum essen

Da du dein Essen nicht mehr fotografieren musst, hast du endlich mehr Zeit zum essen. 

#45 Premium-Futter fürs Hirn

Apropos essen: Du könntest deine Gehirnzellen mal wieder mit anderen Dingen füttern als mit Likes und Selfies.

Instagram und Aufmerksamkeit

#46 Weniger Ablenkung

Stell dir vor, du arbeitest und es gibt keine Likes, Kommentare oder DMs, die du checken musst. #halleluja

#47 Keine fragmentierte Aufmerksamkeit mehr

Ohne Instagram wird deine Aufmerksamkeit auch nicht mehr fragmentiert und du kannst dich wieder über einen längeren Zeitraum konzentrieren.

#48 Weniger Kämpfe um deine Aufmerksamkeit

„Schnell sein lohnt sich!“, „Jetzt!“, „Nur noch heute!“ – Wenn du nicht mehr auf Instagram bist, kämpfen gleich viel weniger Menschen um deine Aufmerksamkeit. 

#49 Mehr Monotasking

Du schreibst eine wichtige E-Mail, während du parallel mit einer Kollegin chattest und Instagram-Beiträge strategisch kommentierst? Ohne Instagram brauchst du auch nicht mehr so viel „Multitasking“ zu betreiben. 

#50 Keine Macht dem Dopamin

Jeder Like ein Dopamin-Ausstoß! Doch wir sind dem Belohnungszentrum nicht hilflos ausgeliefert und können mit einem Instagram-Ausstieg der „Dopamin-Falle“ entkommen.

Instagram und Marketing

#51 Tschüss, Shiny-Object-Syndrom!

Bilder, Videos, Lives, Reels … Wer Instagram verlässt, kann damit aufhören, nach dem neuesten „Shiny Object“ Ausschau zu halten und sich darauf fokussieren, welche Marketingmaßnahme wirklich zu einem passen.

#52 Hallo Stärken!

Statt Instagram-Trends in den Fokus zu nehmen, können wir uns auch endlich darauf fokussieren, was wir richtig gut können.

Quatschen? Dann könnte ein Podcast eine gute Idee sein. Schreiben? Wie wäre es dann mit einem Blog oder Newsletter als Marketingkanäle?

#53 Tiefe Gespräche statt schneller Emojis

Ja, auf Instagram kommen wir schneller mit Menschen in Kontakt, z. B. wenn wir auf Storys mit Emojis antworten. Doch sind das auch wirklich tiefgehende, erfüllende Gespräche?

Ohne Instagram haben wir mehr Zeit, um uns mal wieder „richtig“ mit Menschen zu unterhalten.

#54 Entspanntes Marketing statt Posting-Druck

Statt sich jeden Tag dazu zu zwingen, etwas auf Instagram zu posten, was in 24 Stunden eh keine Menschenseele mehr interessiert, können wir entspannte, nachhaltige Marketingstrategien verfolgen, die uns auch noch nach Wochen, Monaten oder Jahren Resultate bringen. 

#55 Wir schmeißen unsere eigene Party

Wenn wir Instagram nutzen, sind wir zu Gast auf einer Party, die nicht uns gehört, sondern Mark Zuckerberg. Wenn uns die Party nicht gefällt, können wir uns zwar beschweren. Doch letzten Endes hat Mark den Partyraum gemietet und die Luftballons aufgepustet – nicht wir.

Wenn wir Instagram verlassen, schmeißen wir unsere eigene Party.

Wir mieten die Räume, die uns gefallen, und spielen Musik, die wir lieben. So macht die Marketing-Party auch gleich viel mehr Spaß.😁

Fazit

Es gibt jede Menge gute Gründe, Instagram zu löschen. In diesem Blogartikel habe ich dir 55 solcher Gründe vorgestellt:

Instagram und Selbstinszenierung

Instagram und (mentale) Gesundheit

Instagram und Zeit

Instagram und Aufmerksamkeit

Instagram und Marketing

Was ist dein persönlicher Grund, dein Instagram-Konto zu löschen? Schreib ihn auf, rahm ihn ein, häng ihn auf! :)

Oder schreib mir und sag hallo!☺️ Ich freue mich, von dir zu hören.

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Wenn dir ein wichtiges Thema im Blog fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freue ich mich auf deine Nachricht.