Social Media: Die moderne Sunk Cost Fallacy
Kennst du das?
Du schaust einen furchtbaren Film zu Ende, nur weil du schon die Hälfte gesehen hast.
Oder du trägst diese unbequemen (aber teuren!) Schuhe weiter, obwohl sie für dich unangenehm sind.
Vielleicht liest du auch in einem Buch weiter, das dich langweilt, nur weil du bereits 100 Seiten gelesen hast.
Oder du isst im Restaurant deine Portion auf, obwohl du längst satt bist – schließlich hast du dafür bezahlt.
In der Betriebswirtschaftslehre gibt es dafür einen Begriff: die Sunk Cost Fallacy.
Das ist ein Denkfehler, bei dem wir an etwas festhalten, weil wir bereits Zeit, Geld oder Energie investiert haben – selbst wenn es vielleicht besser wäre, einen anderen Weg einzuschlagen.
Sunk Cost Fallacy und Social Media
Viele Selbstständige fallen genau in diese Denkfalle, wenn es um Social Media geht. Der Gedanke geht in etwa so:
„Ich habe schon so viel Zeit in Instagram & Co. gesteckt – jetzt kann ich unmöglich damit aufhören!“
Die Aussicht, Social Media zu verlassen, fühlt sich weniger wie Befreiung an, sondern eher wie ein Verlust, den es unbedingt zu vermeiden gilt.
Doch selbst mit kapitalistischer Brille betrachtet ist das irrational:
Wenn soziale Medien täglich deine Zeit, Energie und Geld verschlingen, ohne dir nennenswerte Ergebnisse zu liefern – solltest du dann nicht schnellstmöglich aufhören, diese kostbaren Ressourcen zu verschwenden?
Die harte Wahrheit über Social Media
Soziale Medien vermitteln uns das Gefühl, nur noch einen Post von einem viralen Hit oder einer neuen Kundin entfernt zu sein.
Doch das ist einfach nicht wahr.
Es mag Selbstständige und Unternehmer*innen geben, die auf, mit oder durch Social Media überdurchschnittlich erfolgreich sind.
Doch für die meisten werden sich die großen Social-Media-Versprechen nicht erfüllen:
Nur 4% aller Influencer*innen können vollständig von ihrem Instagram-Account leben. (Quelle)
Über 75% der Influencer*innen in Deutschland sind Nano- oder Micro-Influencer:innen, deren Verdienst gerade so ausreicht, um ihre Social-Media-Tätigkeit zu finanzieren. (Quelle)
Belastbare Zahlen, die zeigen, für wie viele Selbstständige sich Social-Media-Marketing tatsächlich lohnt, existieren meines Wissen überhaupt nicht.
Eine ehrliche Bestandsaufnahme könnte helfen
Wenn du am liebsten noch heute aus Social Media aussteigen würdest, aber zögerst, weil du schon so viel investiert hast, wäre es hilfreich zu bedenken:
Deine bereits investierten Ressourcen (die „versunkenen Kosten“) sind weg und sollten keine Rolle bei deiner Entscheidung über die Zukunft spielen.
Stattdessen solltest du nur betrachten, was ab jetzt das Beste für dich ist:
Social-Media-Marketing – oder Marketing ohne Social Media?
8 Fragen zum Weiterdenken
Vielleicht sind diese Fragen für deine Überlegungen hilfreich:
Wie viel Zeit verbringst du wöchentlich mit Social Media-Marketing und was könntest du in dieser Zeit stattdessen tun?
Welche konkreten, messbaren Ergebnisse haben dir soziale Medien in den letzten sechs Monaten gebracht?
Würdest du heute wieder mit Social Media anfangen, wenn du noch nicht dort wärst?
Welche alternativen Marketingkanäle hast du bisher vernachlässigt, die möglicherweise besser zu dir und deinen Stärken passen könnten?
Wie würde dein Arbeitsalltag aussehen, wenn du Social Media komplett aus deiner Marketingstrategie streichen würdest?
Was ist dein größtes Argument FÜR Social Media – abgesehen von den bereits investierten Ressourcen oder der Hoffnung auf Reichweite?
Welche deiner Kund*innen hast du tatsächlich über Social Media gewonnen und wie zufrieden bist du mit diesen Kundenbeziehungen?
Fühlst du dich nach dem Posten und Interagieren auf Social Media energiegeladen oder erschöpft?
Möglichkeiten abseits von Social Media
Vielleicht ist es an der Zeit, die Sunk Cost Fallacy hinter dir zu lassen und ein Marketing zu finden, das wirklich zu dir passt?