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Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.
Das ist ein Zeichen!
Satzzeichen richtig setzen und mit den richtigen Satzzeichen deine Marketingtexte verbessern. Von Punkt bis Apostroph: Diese Mini-Zeichenkunde macht deine Marketingtexte klarer, dynamischer und professioneller. Weniger Drama, mehr Wirkung!
Manchmal, wenn ich mich eigentlich um die Steuererklärung kümmern sollte, denke ich über Satzzeichen nach.
So auch heute.
Fakt ist: Wenn du Marketingtexte für Website, Blog, Newsletter oder Social Media schreibst, nutzt du Satzzeichen.
Doch vermutlich hast du dich bisher kaum mit Punkten, Gedankenstrichen, Ausrufezeichen und Co. beschäftigt. Dabei liegt es nicht nur am Inhalt, ob Menschen deine Texte gerne lesen und teilen.
Sondern auch an deinen Satzzeichen.
(Wirklich!)
Mehr davon: Diese Satzzeichen bringen Klarheit in deinen Text
Die meisten Onlinetexte könnten mehr von den folgenden beiden Satzzeichen vertragen. Denn sie machen Texte übersichtlich und verständlich.
✅ Punkt (.)
König der Klarheit und vielleicht mein allerliebstes Satzzeichen. Denn ein Punkt schafft abgeschlossene Gedanken. Und kurze Sätze lassen sich online leichter lesen als lange Sätze.
Tipp für die Praxis: Kürze deine Sätze, indem du unnötige Kommas in Punkte verwandelst.
✅ Bullet Point (•)
Gerade für Onlinetexte ein echter Alleskönner. Bullet Points strukturieren Informationen, machen Texte übersichtlicher und erleichtern das Scannen von Onlinetexten. Besonders nützlich für Blogartikel, Newsletter und Angebotstexte.
Tipp für die Praxis: Lass die KI deines Vertrauens deine Marketingtexte auf geeignete Stellen für Bullet Points untersuchen.
Mehr davon: Diese Satzzeichen sorgen für Dynamik beim Lesen
Diese beiden Satzzeichen machen Onlinetexte lebendig und ausdrucksstark. Auch hier darf es gerne mehr davon sein.
✅ Fragezeichen (?)
Fragezeichen sind Gesprächsöffner. Sie binden die Menschen, die deine Texte lesen, ein und machen neugierig.
Tipp für die Praxis: Schau dir die Zwischenüberschriften in deinen Websitetexten oder Blogartikeln an. Lässt sich die ein oder andere Zwischenüberschrift als Frage formulieren?
✅ Doppelpunkt (:)
Mag manchmal etwas akademisch wirken, aber ich bin ein Fan. Ein Doppelpunkt leitet Beispiele, Erklärungen und Listen ein. Er verbindet zwei Sätze und bringt mich dazu, weiterlesen zu wollen.
Tipp für die Praxis: Nutze den Doppelpunkt, um etwas anzukündigen und dann direkt zu zeigen – statt es umständlich zu erklären:
Nope: „Ich erkläre dir nun, wie du den Doppelpunkt richtig verwendest. Man kann ihn nutzen, um…“
Yes: „So nutzt du den Doppelpunkt richtig: Er kündigt an, was folgt – klar und prägnant.“
Weniger davon: Satzzeichen, die Texte unnötig dramatisch machen
Die folgenden Satzzeichen sollten wir lieber sparsamer in Onlinetexten einsetzen, denn sie haben für mich immer was von Drama Lama.
❌ Ausrufezeichen (!)
Für mich völlig überbewertet. Wird gerade in Onlinetexten nahezu inflationär verwendet. Vielleicht liegt es daran, dass Menschen online inzwischen in einem Befehlston miteinander kommunizieren.
„Abonniere den Newsletter!“, „Folge mir auf TikTok!“, „Like den Post!“, „Sei dankbar!“, „Lebe!“
Sobald wir uns von dieser Command Culture (Link zum Blogartikel) verabschieden, gibt es aber nur wenige gute Gründe, Ausrufezeichen zu benutzen. Allen voran Ausrufe wie „Hey!“, „Nein!“ oder „Hilfe!“. In allen anderen Fällen reicht ein Punkt vollkommen aus.
Tipp für die Praxis: Verwendest du ein Ausrufezeichen in deinem Text? Wenn du darin nicht gerade um Hilfe schreist, ist es vermutlich unnötig. Einfach durch einen Punkt ersetzen.
Ich habe mich in diesem Text zum Beispiel für zwei Ausrufezeichen entschieden, weil die Stellen für mich einen Ausrufcharakter haben:
im Titel „Das ist ein Zeichen!“
bei „Wirklich!“
Der Rest ist normale Aussage.
❌ Ellipse (…)
Eine Ellipse ist ein starkes Werkzeug, aber wie Chili in der Küche: Eine Prise bringt Würze, zu viel macht das Gericht vermutlich ungenießbar:
„Früher hatte ich nichts … keinen Plan … keinen Erfolg … und dann … änderte sich alles …“
„Ich habe lange überlegt … soll ich es tun … oder nicht …? Aber dann habe ich entschieden … Ihr könnt jetzt mein E-Book kaufen …“
Tipp für die Praxis: Es gibt nur wenige Anwendungsszenarien, in denen die Ellipse wirklich Sinn macht. Zum Beispiel wenn du beim Zitieren etwas weglässt. Für die meisten Marketingtexte sind Ellipsen unnötig und können – pun intended – weggelassen und durch ein anderes Satzzeichen ersetzt werden.
Weniger davon: Satzzeichen, die oft falsch verwendet werden
Auch diese beiden Satzzeichen werden oft verwendet – allerdings falsch.
❌ Anführungszeichen („“)
Anführungszeichen brauchst du nur für:
Wörtliche Zitate („Ich liebe gutes Marketing“, sagte niemand nach diesen Beispielen).
Echte Ironie (wenn du bewusst Humor einbauen willst)
Fachbegriffe, die du erklärst („Conversion Rate“ bezeichnet …)
In allen anderen Fällen können Anführungszeichen zu absurden, unfreiwillig komischen oder einfach nur verwirrenden Botschaften führen.
Manche setzen Anführungszeichen, um etwas hervorzuheben – aber es wirkt, als meinten sie es ironisch oder nicht ernst. Oder sie nutzen Anführungszeichen, um ein Wort zu betonen – aber lassen es eher seltsam oder verdächtig klingen.
Hier drei Worst-Case-Szenarien
„Frische“ Brötchen hier! 👉 Oh, also doch von gestern?
Hier gibt es „echten“ Kundenservice. 👉 Ist er sonst nicht echt?
Wir sind „Experten“ für Webdesign. 👉 Okay, dann doch lieber jemand anders.
Tipp für die Praxis: Eine grundsätzliche Skepsis bei Anführungszeichen ist gut. Für Marketingtexte brauchst du Anführungszeichen meist nur bei Zitaten oder wenn du dich auf einen Begriff beziehst. Ansonsten darfst du sie getrost löschen.
❌ Apostroph (’)
Es gibt genau zwei gute Gründe für einen Apostroph:
ein Buchstabe wird weggelassen (Ich schaff’ das schon)
Genitiv bei einem Namen, der auf „s“ endet (Klaus’ fragile Männlichkeit)
Keine guten Gründe für einen Apostroph sind:
Genitiv bei jedem anderen Namen (Maria’s Auto), vor allem blöd, wenn Restaurants und Cafés so heißen (Lena’s Café)
Plural (die Auto’s)
Tipp für die Praxis: Am besten eine grundsätzliche Skepsis bei Apostrophen antrainieren, besonders bei Genitiv- und Pluralformen.
Okay, jetzt habe ich etwas über Satzzeichen abgenerdet.
Und wenn du diese Worte immer noch liest, ist das vermutlich ein Zeichen, dass deine Texte auch ein bisschen Satzzeichen-Liebe vertragen könnten.😁
Menschliche Marketingsprache
Begriffe wie „Leads“, „Conversions“, „Prospects“, „Follower“ oder „Sales Funnel“ verbergen, dass es um Menschen geht und tragen daher zu einer entmenschlichten Marketingsprache bei. In diesem Blogartikel übersetze ich das übliche Marketingsprech in eine menschliche Marketingsprache.
Dieser Text ist eine kleine Erinnerung daran, dass sich hinter dem Begriff „Lead“ ein Mensch verbirgt.
Auch hinter „Conversions“, „Prospects“, „Followern“ oder „Sales Funnel“: Menschen.
Diese Begriffe haben aus unternehmerischer Sicht schon einen Sinn, denn sie helfen, Marketingprozesse zu strukturieren und zu messen.
Gleichzeitig bergen diese Begriffe aber auch die große Gefahr, andere Menschen auf eine wirtschaftliche Transaktion zu reduzieren und sie nur noch als Zahlen zu betrachten.
Sie bergen die Gefahr der Entmenschlichung.
Deshalb mag ich auch Fragen wie „Wie bekomme ich mehr Leads?“, „Wie kann ich die Conversionrate erhöhen?“ oder „Wie kann ich meinen Sales Funnel optimieren?“ nicht.
Ich erkenne in diesen Fragen nicht mehr, dass es um Menschen geht.
Stattdessen stehen in dieser kühlen, distanzierten, technokratisierten Marketingsprache Abstraktion, Objektifizierung, Effizienz und Daten im Fokus.
Dabei ist es gar nicht so kompliziert, wieder mehr Menschlichkeit ins Marketing zu bringen.
Hier sind ein paar Ideen:
Entmenschlichte Marketingsprache | Menschliche Marketingsprache |
---|---|
Wie bekomme ich mehr Leads? | Wie kann ich mehr Menschen von meinem Thema erzählen? Wie kann ich Menschen begeistern? Wie kann ich Interesse bei Menschen wecken? |
Wie kriege ich mehr Conversions? | Welche Probleme haben Menschen und wie kann ich sie mit meinem Produkt lösen? Was braucht es, damit mein Angebot für Menschen sinnvoll ist? |
Wie kann ich meinen Sales Funnel optimieren? | Wie kann ich klarer kommunizieren, wie ich Menschen helfen kann? |
Ich habe übrigens auch Helga, so nenne ich meinen KI-Bot, gefragt, ob sie mir den typischen Marketingslang mal in menschliche Marketingsprache übersetzen könnte.
Und weißt du was? Ich fand Helga gar nicht mal so schlecht:
Entmenschlichte Marketingsprache | Menschliche Marketingsprache |
---|---|
Unsere Lead-Generierungsstrategie zielt darauf ab, die Conversion-Rate zu maximieren. | Wir möchten Menschen ansprechen, die wirklich an unseren Lösungen interessiert sind, und ihnen zeigen, wie wir ihnen helfen können, ihre Ziele zu erreichen. |
Mit einer Verbesserung der Churn-Rate um 10 % erreichen wir die Ziel-QoQ-Wachstumsrate. | Wir konzentrieren uns darauf, bestehende Kund*innen besser zu verstehen und zu unterstützen, damit sie sich langfristig bei uns wohlfühlen und gerne bei uns bleiben. |
Unsere User-Base hat sich vergrößert, und die Engagement-Raten sind um 5 % gestiegen. | Immer mehr Menschen entdecken den Wert, den unsere Angebote bieten, und wir freuen uns, dass sie aktiv mit uns in Kontakt treten und sich für unsere Inhalte interessieren. |
Egal, ob selbstständig, Einzelunternehmer*in oder Marketingverantwortliche in Unternehmen – wir alle können uns entscheiden:
Wollen wir mit unserer Marketingsprache einen Beitrag zu mehr Menschlichkeit oder zur Entmenschlichung in der Onlinewelt leisten?
Wir haben die Wahl.
Selfpublishing oder Verlag? Sieben Fragen, die du dir stellen kannst
Ich habe beides ausprobiert – Selfpublishing und Verlag – und finde beides auf seine eigene Weise gut. Denn sowohl der Selfpublishing- als auch der Verlagsweg hat Vorteile und Nachteile. Falls du gerade selbst überlegst, ein Buch zu schreiben, und vor der Entscheidung – Selfpublishing oder Verlag? – stehst, helfen dir vielleicht die folgenden sieben Fragen weiter.
Es muss in der zweiten oder dritten Klasse gewesen sein, als ich gedacht habe: „Irgendwann werde ich ein Buch schreiben!“
Damals hatte ich frisch deutsch gelernt und verbrachte meine Zeit am liebsten damit, mir Geschichten auszudenken und sie in der mir langsam heimisch werdenden Sprache aufzuschreiben.
Anfang 2022 war es dann soweit: Ich veröffentlichte ein Buch im Selfpublishing bei Amazon. (Und ein paar Monate später noch eins.) Es waren zwar keine Geschichten über Katzen, wie es sich mein neunjähriges Ich damals erträumt hatte, aber aufregend war es trotzdem.
Und schließlich kam 2024 dann mit „No Social Media!“ mein erstes Verlagsbuch raus – doppelt aufregend!
Ich habe also beides ausprobiert – Selfpublishing und Verlag – und finde beides auf seine eigene Weise gut.
Denn sowohl der Selfpublishing- als auch der Verlagsweg hat Vorteile und Nachteile. Es kommt einfach darauf an, wie du tickst und was du mit dem Buch bezweckst.
Falls du gerade selbst überlegst, ein Buch zu schreiben, und vor der Entscheidung – Selfpublishing oder Verlag? – stehst, helfen dir vielleicht die folgenden sieben Fragen weiter.
#1 Möchtest du das Buchschreiben einfach mal ausprobieren?
Es muss nicht immer gleich der nächste Bestseller werden! Manchmal möchte man das Thema Buchschreiben einfach mal für sich ausprobieren.
Ist das Buchschreiben was für mich?
Macht mir der Prozess überhaupt Freude?
Schaffe ich es, ein Buchprojekt durchziehen?
Diese Fragen lassen sich wunderbar auf dem Selfpublishingweg beantworten. Hier gibt es keinen Vertrag, keine Deadlines, kein Risiko.
Wenn du dein Buchprojekt nicht abschließt, ist es kein Drama. Und wenn doch, hast du eben ein Selfpublishing-Buch.😁
Genauso habe ich es bei meinem ersten Buch gemacht, das im Februar 2022 erschienen ist. Ich wollte einfach mal gucken, wie es so ist, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen.
Auch wenn es natürlich grundsätzlich möglich ist, einen Verlagsvertrag aufzulösen, weil man merkt, dass man das Buchprojekt nicht zum Abschluss bringen kann, ist Selfpublishing ein deutlich einfacherer Weg fürs Testen und Einfach-mal-Machen.
#2 Möchtest du sofort mit dem Buch starten oder hast du Zeit?
Grundsätzlich gilt: Selfpublishing geht schneller als der Verlagsweg.
Das fängt schon damit an, dass es unter Umständen ganz schön schwierig werden kann, einen Verlag zu finden.
Ich hatte Glück: Bei mir kam der Verlag direkt auf mich zu. Und auch andere veröffentlichte Autorinnen berichteten mir, dass sie vom Verlag gefunden wurden und nicht selbst auf die Suche gegangen sind.
Wer selbst aktiv werden will, braucht
ein aktuelles, relevantes Thema, das Verlage auch verkaufen können (bei aller Liebe zu Büchern sind Verlage letzten Endes Unternehmen, die wirtschaftlich denken müssen)
ein überzeugendes Exposé
eine aussagekräftige Leseprobe
Und für manche kann es gar eine gute Idee sein, sich eine Agentur zu suchen, die die Kontaktaufnahme zum Verlag übernimmt.
Meist ziehen Monate oder gar Jahre ins Land, bis sich überhaupt etwas ergibt.
Doch man braucht nicht nur Geduld, um einen passenden Verlag zu finden. Auch mit einem Verlagsvertrag in der Tasche muss man oft mehr Zeit für die Buchveröffentlichung einplanen als beim Selfpublishing.
Das liegt daran, dass im Verlag viele Menschen an einem Buch arbeiten und Entscheidungen durch verschiedene Instanzen gehen. Die Geschäftsführung, das Lektorat, das Korrektorat, das Fachgutachten, die Designer*innen, der Satz, der Vertrieb – sie alle haben ihre Aufgaben zu erledigen, müssen miteinander kommunizieren, werden kurzfristig krank oder machen Urlaub. Der Verlagsweg ist daher nichts für Ungeduldige.
Selfpublishing ist deutlich schneller:
Theoretisch kannst du das Buch in wenigen Wochen oder Monaten fertigstellen und veröffentlichen. Und wenn dir ein Buchcover gefällt, musst du es nicht erst mit siebzehn anderen Menschen abklären.
Deshalb ist die Frage „Selfpublishing oder Verlag?“ auch eine Frage nach Zeit und Geduld. Je weniger du davon hast, desto eher ist Selfpublishing der richtige Weg.
#3 Möchtest du alles selber machen oder nur schreiben?
Die Frage „Selfpublishing oder Verlag“ ist auch eine Frage nach Kontrolle – und wie viel du davon brauchst.
Beim Selfpublishing hast du alle Zügel selbst in der Hand, und Titel, Cover, Umfang etc. liegen in deiner Verantwortung. Der Verlag hingegen möchte über diese Dinge bestimmen.
Selfpublishing-Fans sehen das oft als großen Nachteil am Verlag, weil sie sich nicht in diese Entscheidungen reinreden lassen wollen.
Ich persönlich habe das als großen Vorteil empfunden:
Denn wenn ich mich nicht mehr mit Sachen wie dem Titel, dem Cover und Co. beschäftigen muss, kann ich mich auch einfach auf das Wesentliche konzentrieren: das Schreiben. Und das hat mir sehr gefallen.
Ich habe zweimal das Selfpublishing-Spiel durchgespielt und vom Cover bis zum Satz alles selbst organisieren müssen, sodass ich es als ein großes Privileg empfand, es bei meinem Verlagsbuch nun nicht mehr tun zu müssen.
Dass sich andere Menschen um einen griffigen Titel oder ein auffälliges Cover kümmern, war für mich befreiend, nicht einschränkend.
Doch das muss ja nicht für dich gelten. Vielmehr kannst du für dich überlegen:
Willst du nur schreiben? Dann könnte der Verlagsweg, bei dem dir alle Entscheidungen abgenommen werden, der richtige sein.
Interessiert dich auch das ganze Drumherum? Willst du selbst über Titel, Cover und Co. bestimmen? Dann wäre eher Selfpublishing etwas für dich.
#4 Ist es okay, wenn andere Menschen mitreden?
Dass sich im Verlag so viele Menschen mit einem Buch beschäftigen, heißt auch: Viele Menschen lesen und denken mit.
Wo mir als Autorin manchmal die Distanz fehlt, sehen sie Ungereimtheiten, Fehlschlüsse, Zahlendreher, Schusselfehler, fehlende Kommas oder klischeehafte Formulierungen.
Als Autorin mag es nicht immer einfach sein, Feedback und Kritik auszuhalten und professionell damit umzugehen. Doch fürs Buch ist das eindeutig am besten. Denn die Menschen, die mitlesen und mitdenken, haben alle dasselbe Ziel: das bestmögliche Buch zu diesem Thema auf den Markt zu bringen.
Das ist ein großer Vorteil am Verlagsweg, doch ich will ganz ehrlich sein: Bei meinem ersten Buch hätte mich die Menge an Feedback vermutlich noch etwas überfordert.
Deshalb bin ich im Nachhinein sehr froh, zweimal das Thema Buchschreiben für mich „durchgespielt“ zu haben, bevor ich mich auf den Verlagsweg begeben habe.
Und auch für dich könnte die Frage wichtig sein, ob du dir zutraust, dass so viele Menschen an deinem Buch mitarbeiten und vom Aufbau des Buchs bis zur Umsetzung mitreden.
Ja? Dann könnte ein Verlag eine gute Option sein. Erst einmal nicht? Dann wäre Selfpublishing vermutlich die bessere Variante.
#5 Wie ist es mit dem Geld?
Und dass so viele Menschen an der Produktion eines Buchs beteiligt sind, bedeutet natürlich auch, dass all diese Menschen an den Einnahmen aus den Buchverkäufen beteiligt werden. Entsprechend gibt es auch weniger Einnahmen für Autor*innen pro verkauftem Exemplar.
Während es bei Amazon für E-Books, die für 2,69 bis 9,99 Euro verkauft werden, 70% (!) Tantiemen gibt, schwanken die Tantiemen beim Verlag zwischen 5% und 10% vom Nettoerlös. (Quelle)
Sollte dein Buch richtig gut laufen, hättest du mit Selfpublishing also einen finanziellen Vorteil.
Andererseits bist du beim Selfpublishing für alles selbst verantwortlich. Und wenn du dir nicht zutraust, selbst ein Cover zu gestalten, dann musst du jemanden bezahlen, der oder die das für dich macht.
Beim Selfpublishing trägst du daher immer die Kosten für
das Lektorat
das Korrektorat
das Buchcover
den Satz
Da kann – je nach Umfang des Buchs – schnell ein vierstelliger Betrag zusammenkommen. Und wenn sich das Buch nicht gut verkauft, bleibst du auf diesen Kosten unter Umständen sitzen.
Bei einem Verlag hingegen musst du diese Kosten nicht tragen. Der Verlag kommt dafür auf. Und nicht nur das:
Verlage zahlen ihren Autoren und Autorinnen oft sogar noch einen Vorschuss, den sie nicht zurückzahlen müssen, egal, wie sich das Buch verkauft. Wie viel genau und wann – das hängt vom jeweiligen Vertrag ab und ist oft auch Verhandlungssache.
Doch da wir beim Selfpublishing erst dann Geld bekommen, wenn Exemplare verkauft werden, werden wir beim Verlag so gesehen schon fürs Schreiben bezahlt. Und das ist auf jeden Fall motivierend.
Und auch der nächste Punkt sollte in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden: der Vertrieb.
#6 Hast du Bock auf Vertrieb?
Einer der größten Vorteile eines Verlags gegenüber Selfpublishing ist für mich der Vertrieb.
Allein die Vorstellung, dass es Menschen gibt, deren Job es ist, mein Buch auf die Tische und in die Regale von Buchhandlungen zu bringen – und die Buchcover auch unter diesen Gesichtspunkten beurteilen können! –, ist phänomenal. Und das bedeutet auch meist immer: mehr Verkäufe.
Natürlich können Buchläden theoretisch auch Selfpublishing-Bücher verkaufen, doch wir als Autorinnen müssen uns eben meist aktiv darum bemühen.
Ich hab mich bei meinen beiden Selfpublishing-Büchern jedenfalls nicht konsequent darum gekümmert.
Wie ist es bei dir? Hast du Bock auf Vertrieb?
#7 Wie gut kannst du mit Deadlines umgehen?
Und schließlich würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen, wie gut du mit Deadlines umgehen kannst.
Während du beim Selfpublishing gemütlich vor dich hinarbeiten kannst, bekommst du bei einem Verlag vertraglich festgehaltene Deadlines. Mich haben diese Deadlines eher motiviert und angespornt, doch das muss ja nicht für dich gelten:
Wenn dich das Wissen, dass du bis zu einem Zeitpunkt bestimmte Kapitel liefern musst, eher lähmt und stresst, ist der Selfpublishingweg vermutlich erst einmal der einfachere.
Selfpublishing oder Verlag? Es kommt darauf an!
Selfpublishing oder Verlag? Wie so oft gibt es auf diese Frage keine eindeutige Antwort, sondern ein unbefriedigendes „Es kommt darauf an.“
Es kommt darauf an, ob …
du das Thema Buchschreiben einfach mal für dich ausprobieren oder gleich „all in“ gehen willst
das Buch unbedingt in den nächsten Wochen oder Monaten veröffentlicht werden soll oder ob du Zeit und Geduld mitbringst
du nur schreiben willst oder dich auch das ganze Drumherum (Cover, Titel, Satz) interessiert
es okay ist, dass viele andere Menschen bei der Gliederung, dem Inhalt und der Umsetzung mitreden, oder ob dich Feedback und Kritik zu sehr unter Druck setzen würden
die Aussicht auf höhere Tantieme rechtfertigt, die Kosten für Lektorat, Korrektorat, Satz und Design selbst zu tragen, oder ob du lieber nicht in finanzielle Vorleistung gehen willst und gerne einen Vorschuss hättest
du Bock auf den Vertrieb hast oder ganz glücklich wärst, wenn sich andere Menschen darum kümmern würden, dass dein Buch in Buchhandlungen zu finden ist
dich Deadlines motivieren oder stressen
Wie ist es bei dir?
Verlag finden ohne Social Media: Was wichtig ist
Wer keine sozialen Medien nutzt, hat auch keine Chance, jemals an einen Buchvertrag zu kommen? Mit meinem Verlagsbuch „No Social Media!“ habe ich andere Erfahrungen gemacht.😊 Was in meinem Fall wichtig war, um auch ohne eine eigene Social-Media-Präsenz einen Verlag für mich zu gewinnen, habe ich in diesem Blogartikel aufgeschrieben.
Wer keine sozialen Medien nutzt, hat auch keine Chance, jemals an einen Buchvertrag zu kommen?
Mit meinem Verlagsbuch „No Social Media!“ habe ich andere Erfahrungen gemacht.😊
Was in meinem Fall wichtig war, um auch ohne eine eigene Social-Media-Präsenz einen Verlag für mich zu gewinnen, habe ich in diesem Blogartikel aufgeschrieben.
#1 SEO ist wichtig
Wusstest du, dass Lektor*innen gerne googeln?☺️
Mein Buch ist genauso zustande gekommen: Ein Lektor hat das Thema „Marketing ohne Social Media“ als ein spannendes Thema identifiziert, nach der Phrase gegoogelt, meine Website gefunden und mich angeschrieben.
Und auch viele andere Autorinnen, die nicht über Social-Media-freies Marketing geschrieben haben (😉), berichteten mir anschließend, dass es bei ihnen genauso war.
Klar gibt es mit Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Netzwerken wie LinkedIn inzwischen auch andere Möglichkeiten zur Recherche und Kontaktaufnahme. Doch good old Google ist immer noch ganz vorne mit dabei.
Und das bedeutet für dich als angehende Autorin vor allem eins:
Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist wichtig.
Schließlich soll ja deine Website ganz weit oben in den Suchergebnissen erscheinen, wenn eine Lektorin oder ein Lektor nach deinem Thema sucht.
Fragen zum Weiterdenken
Wird deine Website für deine wichtigsten Themen gefunden?
Erscheint sie weit oben?
Wenn nicht: Für welche Themen möchtest du noch besser gefunden werden?
Möchtest du dich im Bereich Suchmaschinenoptimierung (SEO) weiterbilden? (Hier ist eine Möglichkeit.)
#2 Eine überzeugende Website ist wichtig
Nach dem Googeln kommt der Website-Check. Eine Website ist der erste Eindruck, den ein Lektor oder eine Lektorin von dir erhält, nachdem sie nach einem Begriff gegoogelt und auf ein Suchergebnis geklickt haben.
Hier sehen sich dich zum ersten Mal (gute Fotos sind wichtig!), lesen dich (gute Texte sind wichtig!) oder hören dich vielleicht sogar (hier wäre ein Podcast nice!).
Es liegt auf der Hand, dass eine professionelle, persönliche Website bessere Karten hat als eine Website, die lieblos zusammengeschustert wurde.
Wie ist es bei dir?
Fragen zum Weiterdenken
Ist deine Website vorzeigbar?
Überzeugen deine Schlüsselseiten wie die Startseite oder Über-mich-Seite?
Kann man dich sehen, lesen, hören?
Hast du professionelle Fotos von dir auf deiner Website?
Möchtest du deine Websitetexte überarbeiten?
#3 Eine klare Nische ist wichtig
Versetze dich mal in die Position einer Lektorin: Sie hat ein bestimmtes Thema im Kopf, googelt nach einem Begriff und landet auf deiner Website. (Yay!)
Doch statt des konkreten Themas steht bei dir etwas nach dem Motto: „Ich helfe allen Menschen, alles zu tun.“
Wer alles für jeden anbietet, spricht meist niemanden so richtig an und hat es damit schwerer, Menschen von sich zu überzeugen.
Das gilt genauso für Lektor*innen, die Menschen suchen, die über ein bestimmtes Thema schreiben sollen.
Deshalb gilt: Mut zur Nische!
Wie ist es bei dir?
Fragen zum Weiterdenken
Wird auf deiner Website klar, für welches Thema du stehst und welche Probleme du löst?
Erneut: Überzeugen hier vor allem deine Schlüsselseiten wie die Startseite oder Über-mich-Seite?
Was willst du in den nächsten Wochen ändern, umschreiben, neu texten?
#4 Texte sind wichtig
Aus Verlagssicht ist nicht nur das Thema wichtig, sondern auch, ob du überhaupt in der Lage bist zu liefern.
Konkret heißt das:
Du weißt, was du kannst. Doch kann man dir auch objektiv zutrauen, 200, 300, 400 oder noch mehr Seiten unter Druck – schließlich wird es vertraglich formulierte Deadlines geben – zu schreiben?
Für mich ist die Sache ganz klar:
Eine Website mit drei mageren Seiten sendet in diesem Zusammenhang andere Vibes als eine Website mit vielen spannenden Texten.
Natürlich ist das ein stark vereinfachtes Beispiel, aber mein Punkt ist:
Wer gerne ein Buch schreiben will, sollte nicht mit dem Schreiben warten, bis er von einem Verlag gefunden wird, sondern schon vorher zeigen, dass Schreiben zu seinen Stärken und Leidenschaften zählt.
Ein Blog ist eine der einfachsten, günstigsten und effektivsten Möglichkeiten dafür.
Plus: Auch aus Sicht von Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist ein Blog unschlagbar.
Schließlich kommt man bei Webseiten, die man für Suchmaschinen optimiert, irgendwann an eine praktische Grenze. Bei einem Blog gibt es solche praktischen Grenzen nicht. Wir können, wenn wir lustig sind, jeden Tag drei suchmaschinenoptimierte Texte veröffentlichen und für die nächsten Jahre so weitermachen.
Wie ist es bei dir?
Fragen zum Weiterdenken
Sendet deine Website diese „Ich schreibe gut und gerne“-Vibes?
Hast du bereits einen gut gefüllten Blog oder ist da noch Luft nach oben?
Möchtest du dich zum Bloggen weiterbilden? (Hier ist eine Möglichkeit.)
Merkt man deinen Websitetexten und Blogartikeln an, dass Schreiben dein Ding ist? Oder verwendest du überwiegend Floskeln à la „Ich helfe dir dabei, dein Potenzial zu entfalten“ oder denglische Marketing-Bullshit-Phrasen wie „Lass uns die Team-Estimation challengen!“?
#5 Gastauftritte sind wichtig
Gehen wir ein paar Schritte zurück:
Wer googelt, landet vielleicht auf deiner Website, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht landet diese Person auf einer anderen Website, und wie eindrucksvoll wäre es, wenn das ein Interview mit dir wäre?!😎
Das wäre deshalb so eindrucksvoll, weil so der Eindruck entsteht:
„Egal, wo ich zu diesem Thema gucke, Person X ist einfach überall.“
Oder:
„Man kommt bei diesem Thema gar nicht an Person X vorbei.“
Wie ist es bei dir?
Fragen zum Weiterdenken
Vermittelst du diesen „Man kommt nicht an mir vorbei“-Eindruck?
Wirst du regelmäßig in anderen Blogs, Podcasts, Magazinen usw. zu deinem Thema interviewt oder ist da noch Luft nach oben?
Wartest du immer darauf, dass du gefragt wirst, oder bemühst du dich auch selbst regelmäßig um Interviews? (Hier habe ich aufgeschrieben, wie das geht.)
Könntest du dir vorstellen, für die nächsten 7 Tage jeden Tag jeweils 3 Menschen dein Thema zu pitchen? Probier es doch einfach mal aus und guck, was passiert.😏
Verlag finden ohne Social Media: Fazit
Nun wollte ich mit diesem Text natürlich nicht behaupten, dass du nur eine tolle Website brauchst – und schon flattert der Verlagsvertrag wie von selbst zu dir.
Ich wollte dir nur ins Bewusstsein rufen:
Auch unter Verlagsmenschen gibt es viele, die unabhängig von Social Media nach potenziellen Schreiberlingen recherchieren.
Sie googeln, hören Podcasts oder abonnieren Newsletter.
Wer davon träumt, ein Buch zu schreiben, tut deshalb gut daran, seine Onlinepräsenz einmal mit der Verlagsbrille zu betrachten und sich zu fragen:
Tauche ich weit oben bei den Themen auf, über die ich ein Buch schreiben will?
Überzeugt meine Website?
Wird meine Nische deutlich?
Sagt meine Website: „Hier ist jemand, der gut und gerne schreibt?“
Tauche ich auch in anderen Websites, Blogs, Podcasts, Magazinen und Co. auf und spreche ich dort über das Thema, über das ich auch ein Buch schreiben will?
Selbst wenn du die Sache selbst in die Hand nehmen und aktiv auf einen Verlag oder eine Agentur zugehen willst, sind diese Punkte wichtig.
Schließlich ist Glück, wenn Zufall auf Vorbereitung trifft.
So schreibst Du lebendiger: 7 Einladungen zur neuen Freundlichkeit
In ihrem Gastartikel hat Autorin und Schreibmentorin Anke Ernst 7 Einladungen mitgebracht, freundlich(er) mit sich selbst beim Schreiben zu sein. So entsteht eine lebendige Schreibroutine und Schreibblockaden lösen sich auf.
Dies ist ein Gastartikel von Anke Ernst. Anke ist Schreibmentorin, selbst Autorin (unter anderem für Dudenverlag) und zertifizierte Bildungsreferentin. Ihr Motto: Menschen, die die Welt ein bisschen besser machen, sollten gelesen werden. Deshalb unterstützt sie Soloselbständige dabei, Texte über ihre Expertise zu schreiben – mit Herz, handfesten Tipps und Strategien, die sich in ihrem Alltag als Autorin bewähren. Sie bloggt auf In Deinen Worten und schreibt einen wöchentlichen Newsletter.
Zähne zusammenbeißen, dreimal knirschen, durchziehen. Klar, auch so entstehen Texte. Meist sind das die, bei denen Du alle Checkboxen korrekter Texte abhaken kannst. Es sind selten die, die Deine Leser*innen berühren.
Zwischen den Zeilen lesen wir, wie die Autor*innen ihre Schreibroutine gestalten. Wie die Substanz des Textes entstanden ist – die, die auch die beste Lektorin nicht hinzuzaubern kann.
Das ist eine gute Nachricht.
Die Substanz entsteht im Zwiegespräch zwischen Dir und Deinem Text. Ist das Zwiegespräch freundlich, trauen sich auch die lebendigen Gedanken und Worte raus. Du weißt schon, die, die Dich ausmachen.
Bereit für die neue Freundlichkeit? Heute lade ich Dich sieben Mal dazu ein.
1. Einladung: Dich beim Schreiben selber mitnehmen
Zu oft schreiben wir, weil’s eben zum Business gehört. Mehr Blogartikel, größere Reichweite, bitte noch zehn Herzchen bis heute Abend.
Aber wozu bist Du eigentlich angetreten?
Ach ja, richtig. Du willst Dich mitteilen und andere unterstützen. Und zwar nicht irgendwen, sondern die Menschen, die für Dich zählen.
Du erinnerst Dich an Deine ursprüngliche Motivation, indem Du Deinen Leser*innen schon vor dem Schreiben die Hand reichst.
Die Antworten auf diese Fragen helfen Dir dabei:
Wo holst Du Deine Leser*innen ab, wohin bringst Du sie?
Was sollen Deine Leser*innen durch die Lektüre lernen, verstehen, anders machen?
Übrigens, vergessen wir oft: Unser Körper gehört auch zu uns. Wie sonst würden die Worte ins Dokument finden? Dafür braucht er Pausen: spazieren, tanzen, Schultern rollen. Tief ein- und ausatmen hat sich auch bewährt.
2. Einladung: Dich vom Leben inspirieren lassen
„Gute Texte entstehen, indem wir uns täglich zum Schreiben zwingen.“
Können wir bitte gegen diesen Glaubenssatz rebellieren?
Schöner ist‘s doch, die eigene Lebenszeit wertzuschätzen.
Das meine ich in doppelter Hinsicht.
1. Das Schreiben darf Dir Freude machen. Du darfst offen sein, spielen, kreativ verknüpfen. Du darfst Dich von Schreiborten inspirieren lassen. Ob alleine im Café, virtuell Seite an Seite mit anderen, unterm Tisch mit Cookies in Reichweite – Deine Schreibroutine darf sich gut anfühlen.
2. Wenn Du lebst, machst Du Erfahrungen. Manche kannst Du nicht beeinflussen. Aber Du kannst sie Dir alle zu eigen machen und in Deine Worte fassen. So entstehen Bedeutung, Kunst und gute Texte.
Autorin und Schreibmentorin Anke Ernst
3. Einladung: Deinen Text-Ideen ein bis fünf Chancen geben
So viele Ideen modern in virtuellen Schubladen. Oft liegt es daran, dass die Schreibenden sich in ihren Worten verheddert haben, sie Gedankenknoten nicht lösen konnten oder ihr Mut nur fürs erste Drittel gereicht hat.
Deine Idee wird klarer, wenn Du Deinen Text vor dem Schreiben skizzierst.
Es geht nicht darum, den perfekten (einschüchternden) Masterplan zu schmieden. Es reicht, ein paar Zwischenüberschriften zu setzen, in Stichpunkten. Hauptsache, sie flüstern Dir zu: „Ich bin hier, um dich zu unterstützen und zu verhindern, dass Du Dich verirrst. Es ist auch völlig OK, wenn ich mich verändere.“
Und wenn Du mit Deinen Stichpunkten nirgendwo hingelangst? Möglich, dass Dein Unterbewusstsein für Dich auf die Suche geht und Dir bald die Lösung eingibt.
4. Einladung: Deinem Wissen als Expert*in vertrauen
Recherchierst Du so lange, dass Deine eigenen Gedanken zu kurz kommen?
Umfassende Recherche führt nicht zwangsläufig zum besseren Text. Wenn wir uns reinsteigern, kann uns die Recherche sogar blockieren.
Leichter wird‘s, wenn Du erstmal aufschreibst, was Du weißt.
Wieso ich das behaupten kann? Ohne Wissen hättest Du Deinen Text nicht skizzieren können (siehe Einladung 3).
Die folgende Übung zeigt Dir, was ich meine. Sagen wir, wir sollen einen Text zu einem unbekannten Thema skizzieren, zum Beispiel „bioluminiszente Lebewesen“.
Puh.
Mir fiele sowas ein wie:
Eigenschaften
Lebensraum
Leuchtkraft (Latinum sei Dank)
Spannend ist der Aufbau nicht, von Storytelling bin ich weit entfernt. Hier würde eine ausführliche Recherche definitiv helfen.
(Wichtig ist trotzdem: Wir müssen keine Anthologien verfassen. Das wäre auch unfreundlich unseren Leser*innen gegenüber, denn zu viele Quellen und Unterpunkte verwirren.)
Bei vertrauten Themen aber können wir so vorgehen:
Wir wählen einen Aspekt unseres Themas aus. (Auch das können wir nur mit Vorwissen.)
Nach dem Schreiben recherchieren wir gezielt.
Das Vorgehen ist nicht nur leichter, sondern macht auch mehr Freude. Denn wir erleben, wie sich unser Wissen in Text verwandelt.
Ich habe übrigens schon oft erlebt, bei Kund*innen und mir selbst, dass wir positiv überrascht wurden. Was wir nicht alles wissen – aber vergessen hatten, dass wir es wissen!
5. Einladung: Weise wählen, wer Deinen Text beeinflusst
Du kannst Deinen Text alleine schreiben oder Du gehst in den Austausch. Ist beides legitim.
Wenn Du Dich austauschen möchtest, sind gesunde Grenzen … nun ja … gesund.
Hier lohnt es sich, wachsam zu sein:
1. Bei Menschen, die Dir Text-Feedback geben.
Statt Herrn Miesepeter von nebenan eignet sich eher jemand, die oder der selbst schreibt und deren Ansichten Du schätzt. Konstruktives Feedback erkennst Du daran, dass Du danach konkrete Aspekte Deines Textes verbessern kannst und Dich nicht weinend auf dem Klo verkriechen willst.
Mit konkreten Fragen machst Du es Dir und Feedback-Gebenden leichter. „Wie findest Du den Text?“ ist viel zu allgemein. Es birgt so viele Möglichkeiten für ungesundes Feedback wie Menschen Macken haben. Geeigneter sind Fragen wie: Sind meine Argumente schlüssig, die Übergänge flüssig, mein Schreibstil interessant?
2. Bei Künstlicher Intelligenz.
KI kann Dir helfen, Deine Leser*innen besser zu verstehen, Ideen zu wälzen, einen roten Faden zu stricken, Rechtschreibfehler zu korrigieren. Ihr Einsatz wird immer mehr Teil des Schreibprozesses werden – und das dürfen wir nutzen.
KI stößt an ihre Grenzen, sobald es um die Persönlichkeit geht. Nur Du kannst Deine Erfahrungen, Worte und Metaphern in Deine Texte einfließen lassen! So werden Deine Texte einzigartig. Das ist nicht nur wichtig, damit sie gelesen werden. Sondern auch, damit Du Dir die Freude am Schreiben erhältst.
3. Bei Dir selbst. Ha, erwischt! Sprichst Du freundlich mir Dir selbst? So grundsätzlich und speziell beim Schreiben? Auch Dein innerer Dialog trägt dazu bei, ob Du das Schreiben genießen kannst.
Und damit wäre ich bei der nächsten Einladung:
6. Einladung: Das Schreiben genießen
„Morgen blocke ich mir den ganzen Tag, um endlich meinen Text zu schreiben.“
Hast Du Dir das auch schonmal vorgenommen? Lass mich raten – es hat nicht geklappt. Oder Du musstest erstmal eine Schreibblockade lösen.
Du kannst Dich in einem Hotelzimmer einschließen, um ein Buch zu schreiben. Du kannst einen Tag lang ausschließlich an einem Text sitzen. Aber das führt dazu, dass Du einmal schreibst und selten wieder.
Motiviert bleibst Du, indem Du in kurzen Zeitblöcken schreibst (ja, auch zehn Minuten können reichen).
Ich kann Dir gar nicht sagen, wie viele Vorteile das hat. Hier meine Top zwei:
Es ist alltagstauglich und lässt sich lange durchhalten, ohne Dich zu überfordern.
Das PR-Ich, wie ich die innere Kritikerin nenne, hat weniger Chancen, dazwischen zu pfuschen. Dein Allrounder-Argument: „Das muss jetzt nicht perfekt sein. Denn morgen schreibe ich wieder.“
7. Einladung: Deinen Gut-genug-Text feiern
Was ist ein perfekter Text? ← Konnte mir bisher niemand überzeugend sagen.
Trotzdem trauen sich so viele Menschen nicht, ihre Texte zu veröffentlichen. Weil sie nicht perfekt sind.
Fragen wir mal umgekehrt: Wann hast Du je gedacht, dass es Texten anderer Autor*innen an Perfektion fehlt? Eben.
Überarbeitungsschleifen können endlos sein, und sie machen Texte nicht immer besser.
Du machst es Dir leichter, wenn Du „fertig“ definierst.
Nach einer halben Stunde? Nach zwei Überarbeitungen? Zum Abendessen? Und genau das gibt’s jetzt bei uns.
Ich hoffe, Du nimmst ein, zwei oder gleich sieben Einladungen zur neuen Freundlichkeit an.
Command Culture im Marketing
Ob auf Websites, in Blogartikeln oder auf Social Media – die meisten Marketingtexte sind voller Imperative, Aufforderungen und Befehle. Ich finde, es ist an der Zeit, die Command Culture im Marketing wieder zu verlernen.
Ob auf Websites, in Blogartikeln oder auf Social Media – viele Marketingtexte sind voller Imperative, Aufforderungen und Befehle.
Nutze Instagram fürs Marketing!
Manifestier dir eine Million!
Launch einen Onlinekurs!
Werde erfolgreich!
Schreib ein Buch!
Melde dich an!
Sei du selbst!
Denk positiv!
Schreib mir!
Klick hier!
Kauf das!
Tu dies!
Teile!
Like!
Als ich Anfang 2016 in die Welt des Onlinemarketings eintauchte, habe ich es genauso gelernt:
Sprich Menschen direkt an.
Verwende mehr „du“ und weniger „ich“.
Sag ihnen den nächsten Schritt.
Sag Menschen, was sie zu tun haben.
Verwende einen Call to Action.
Doch sieben Jahre später möchte ich nicht mehr so Marketing betreiben, denn diese „Command Culture“ führt dazu, dass wir online nur noch in einem Befehlston miteinander kommunizieren. So, wie wir außerhalb von Social Media und Co. niemals mit anderen Menschen sprechen würden.
Selbst Handlungen, die sich – wenn wir ehrlich sind – nicht wirklich befehlen lassen (glücklich sein, positiv denken), werden uns von allen Seiten in einem Imperativ entgegen geschrien.
Ich nehme mir für die nächste Zeit jedenfalls vor, diesen Command-Stil bewusst wieder zu verlernen (denn er ist nach sieben Jahren leider auch mir in Fleisch und Blut übergegangen).
Ich will wieder öfter „ich“ sagen oder „wir“.
Ich will wieder mehr im Indikativ schreiben.
Ich will in meinen Texten Möglichkeiten aufzeigen, statt zu „befehlen“.
Ich will Texte schreiben, die Strategien, Plattformen und Handlungen als Optionen darstellen – und nicht als einzig möglichen Weg.
Machst du mit?
Ich würde mich freuen, wenn wir die Marketingwelt zu einem menschlicheren Ort machen.
Wie wir eine Schreibroutine (für Blog & Newsletter) etablieren
In diesem Blogartikel möchte ich zeigen, wie wir unsere eigene Schreibroutine finden und das Schreiben von Blogartikeln, Websitetexten oder Newslettern zum selbstverständlichen Teil unseres Arbeitsalltags machen.
Wenn wir mit Website, Blog und Newsletter online sichtbar werden und neue Kund*innen gewinnen wollen, brauchen wir keine weiteren „Tricks“, Geheimformeln oder Schablonen – wir brauchen vor allem eine Schreibroutine.
Ja, „Routine“ klingt erst einmal furchtbar langweilig, unspektakulär und alles andere als sechsy.
Doch Routinen zeigen vor allem langfristig Wirkung:
Erfolg kommt für die meisten Menschen nicht über Nacht, sondern ist eine Summe von kleinen Gewohnheiten, die sie über einen längeren Zeitraum regelmäßig (meist täglich) umsetzen.
Niemand würde bei Sportler*innen, Musiker*innen oder Autor*innen denken, dass sie dadurch erfolgreich werden können, wenn sie einmal im Monat üben, trainieren oder an ihrem Buch schreiben.
Doch in unserem Onlineunternehmen haben wir oft genau diesen Gedankengang. Wir veröffentlichen eine Handvoll Blogartikel oder verschicken zehn Newsletter und fragen uns dann:
Warum hören sie sich so gestelzt an?
Warum fällt es mir so schwer, sie zu schreiben?
Warum schreibt niemand zurück?
Warum habe ich so wenige Ideen?
Warum sitze ich so oft vor dem weißen Blatt und weiß nicht, was ich schreiben soll?
Warum stelle ich so selten meine Blogartikel fertig?
In vielen Fällen ist die Antwort:
Weil wir keine Schreibroutine haben, uns die tägliche Übung fehlt und wir uns damit der Möglichkeit berauben, unsere Schreibfähigkeiten zu verbessern.
Trifft das auch auf dich zu?
In diesem Blogartikel möchte ich zeigen, wie wir unsere eigene Schreibroutine finden und das Schreiben von Blogartikeln, Websitetexten oder Newslettern zum selbstverständlichen Teil unseres Arbeitsalltags machen.
Am besten gehen wir dabei in zehn Schritten vor.
Schritt #1: Beste Zeit zum Schreiben finden
Wenn wir eine eigene Schreibroutine entwickeln wollen, sollten wir erst einmal wissen, wann wir gut schreiben können.
Morgens, wenn alle schlafen?
Vormittags, wenn alle aus dem Haus sind?
Nachmittags, nachdem wir Sport gemacht haben?
Abends, wenn wir alle Aufgaben des Tages erledigt haben?
Menschen und ihre Lebenssituationen sind verschieden. Und deshalb wird für die meisten nichts anderes übrig bleiben, als über einen gewissen Zeitraum verschiedene Zeitfenster zu testen.
Zum Beispiel so:
In der ersten Woche schreiben wir, sobald wir uns an den Schreibtisch setzen, in der zweiten Woche schreiben wir vormittags, in der dritten Woche nachmittags und schließlich schreiben wir in der vierten Woche abends.
Wir beobachten uns selbst, indem wir uns in jedem Zeitfenster fragen:
Kann ich mich jetzt gut konzentrieren?
Habe ich genug Ruhe zum Schreiben oder kommt mir das Leben in die Quere? (Termine, Kinder, Kochen)
Fällt mir das Schreiben vergleichsweise leicht oder schwer?
Bin ich in einem Zeitraum besonders produktiv?
Führt diese Uhrzeit dazu, dass ich das Schreiben immer wieder ausfallen lasse, weil (vermeintlich) Wichtigeres zu tun ist?
etc.
Nach vier Wochen sollten wir einen guten Eindruck davon bekommen, wie unser Biorhythmus aussieht und zu welchen Uhrzeiten wir besonders gut schreiben können.
Wer hat Angst vor dem weißen Blatt? Mit einer Schreibroutine lassen sich Schreibblockaden vorbeugen.
Schritt #2: Zeit im Kalender blocken
In meinen Schreibcircles (Update: Programm biete ich aktuell nicht mehr an) nenne ich die Zeit zum Schreiben ein „Schreibdate“.
Den Begriff habe ich nicht zufällig gewählt, sondern nutze hier ganz bewusst die Macht des Framings.
Anstatt das Schreiben von Websitetexten, Blogartikeln oder Newslettern als etwas Lästiges darzustellen, etwas, das wir tun müssen, konzeptionalisieren wir mit einem „Schreibdate“ das Schreiben als etwas, das wir tun wollen, als etwas, auf das wir uns freuen, als etwas Schönes, vielleicht sogar Aufregendes.
Und natürlich bringt ein „Date“ eine gewisse Verbindlichkeit, denn es steht als Termin in unserem Kalender. Alleine das kann schon einen großen Unterschied machen.
Katrin O’Malley, eine Teilnehmerin aus dem Schreibcircle, schrieb mir zum Beispiel nach dem Programm:
Es fehlte mir bis jetzt immer an Kontinuität. Es gab Wochen, da habe ich sehr viel geschrieben und dann wieder gar nicht. Allein durch die letzten Treffen habe ich gelernt, was es für einen Unterschied macht, sich diese Zeit zu blocken. Und ich habe es sogar geschafft, dies an anderen Tagen anzuwenden. Wirklich den Termin im Terminkalender einzutragen, macht einen großen Unterschied für mich.
Deshalb ist ein wichtiger Schritt zur Schreibroutine der Eintrag der Schreibzeiten in den Kalender, z.B. so
„Dienstag 8–10 Uhr: Schreibdate 💕“
Dabei kann dein Schreibdate zwei Stunden dauern, muss es aber natürlich nicht. Es kann auch eine halbe Stunde lang sein oder zwanzig Minuten. Es kann jeden Dienstag sein, jeden Werktag oder zweimal in der Woche.
Du entscheidest.
Wichtig ist jedoch, dass wir langfristig denken und uns fragen:
Was kann ich realistischerweise über einen längeren Zeitraum einhalten?
Wer noch nie eine Schreibroutine hatte, startet am besten klein. Jeden Tag fünfzehn Minuten schreiben ist ein guter Anfang und lässt sich kontinuierlich steigern.
Schritt #3: Bei Bedarf Gleichgesinnte suchen
Manchmal reicht es nicht aus, sich die Schreibzeiten in den Kalender einzutragen – wir tun uns trotzdem schwer damit, uns an den Schreibtisch zu setzen und finden immer wieder einen Grund, warum wir gerade jetzt unsere Sockenschublade ausmisten oder eine zwölfstöckige vegane Kürbistorte backen müssen.
In diesen Fällen kann es helfen, sich Menschen zu suchen, die ebenfalls schreiben.
Das kennen wir ja auch vom Sport:
Wir können uns selbst dazu motivieren, regelmäßig joggen zu gehen. Doch für viele Menschen ist es einfacher, wenn sie einer Laufgruppe beitreten oder sich mit der besten Freundin zum Joggen verabreden.
Sich einer Gruppe von Schreiberlingen anzuschließen, ist deshalb eine gute Idee für Menschen, die noch eine Spur mehr Verbindlichkeit benötigen und der Austausch mit Gleichgesinnten zusätzlich motiviert.
Schritt #4: Da sein
Die erste Regel im Schreibclub lautet: Wir sind einfach da.
Es ist egal, was wir in unserem Schreibdate schreiben.
Es ist egal, wie viel wir in unserem Schreibdate schreiben.
Es ist egal, wie gut unsere Texte werden.
Es spielt keine Rolle, was andere Menschen von unseren Texten später halten werden oder ob wir „das jetzt so sagen dürfen“.
Alles, was zählt, ist, dass wir da sind. (Egal, ob wir gerade Lust aufs Schreiben haben oder nicht.)
So wie wir niemals ein aufregendes Date einfach so platzen lassen würden, tauchen wir auch bei unseren Schreibdates einfach auf.
Mehr müssen wir uns erst einmal nicht vornehmen.
Das nimmt nicht nur Druck raus, sondern spart auch die immer wiederkehrenden destruktiven Selbstgespräche wie „Wann soll ich nur Zeit für meinen Blog finden?“ oder „Upsi, warum bin ich denn heute schon wieder nicht zum Schreiben gekommen?“
Schritt #5: Schreibort festlegen
Doch wo ist eigentlich „da“?
„Da“ ist genau dort, wo wir am besten schreiben können, und im Idealfall immer derselbe Ort, den wir fortan mit Schreiben in Verbindung bringen.
Auch hier können wir im Vorfeld experimentieren und
am Schreibtisch
am Esstisch
auf dem Sofa
im Café
im Zug
in der Bücherei
auf der Parkbank
im Lieblingssessel
oder in der (leeren) Badewanne
schreiben. Whatever works.
Schreiben auf dem Sofa? Whatever works!
Schritt #6: Gute Schreibbedingungen schaffen
Bevor wir uns an den Schreibtisch setzen und unser Schreibwerkzeug in die Hand nehmen, schaffen wir gute Ausgangsbedingungen für konzentriertes, ungestörtes Schreiben:
Wir stellen die Türklingel aus, damit nicht gerade der Postbote klingelt, wenn wir im Flow sind.
Wir schalten das Smartphone stumm und stecken es ggf. in eine Schublade oder drehen es zumindest mit dem Display nach unten.
Wir schließen alle Anwendungen, die uns ablenken könnten (Social Media, E-Mails, Slack etc.).
Wir fragen unsere Mitmenschen/Kinder, ob es etwas gibt, was wir noch für sie tun können (Essen richten, Fragen beantworten, irgendwas von einem hohen Regal runterholen), bevor wir gleich für X Minuten oder Stunden ungestört schreiben. (Oder wir hängen ein „Bitte nicht stören“-Schild an die Tür.)
Wir stellen die Raumtemperatur so ein, dass wir uns wohlfühlen, und holen uns ggf. zusätzlich eine Decke oder einen Pullover, falls es uns zu kalt werden könnte.
Wir holen uns ein Glas Wasser und/oder eine Tasse Tee, sodass wir etwas zu trinken parat haben, sollten wir durstig werden.
Wir trennen ggf. das WLAN, falls wir immer dazu neigen, während unserer Schreibzeiten in Google Maps nachzugucken, wo unser Haus steht.
Schritt #7: Schreibanker setzen
Wir sind bei unserem Schreibdate aufgetaucht und haben die besten Schreibbedingungen geschaffen? Das alleine ist meist schon die halbe Miete. Noch einfacher machen wir uns das Schreiben, wenn wir uns zusätzlich einen Anker setzen.
Ein Anker ist etwas, was wir mit dem Schreiben in Verbindung bringen, sobald wir es sehen, hören oder fühlen, und was uns direkt in Schreibstimmung versetzt.
Wie Musik zum Beispiel.
Eine Playlist, die wir ausschließlich zum Schreiben hören (und nicht etwa zum Sonntagsbrunch oder Joggen), kann uns direkt von „0“ auf „Schreiben“ bringen.
Wenn du willst, kannst du meine Schreibplaylists mitnutzen.
Ein anderer möglicher Anker könnte ein Schreibcape sein.
Ein Schreibcape ist wie ein Superheldincape – nur zum Schreiben.
Jedes Mal, wenn ich es mir umlege (es macht leise *wusch*), beschwöre ich die heilige Brontë, Rowling und Austen in mir. Ich spüre, wie die Schreibkräfte in mir erwachen, ja, wie die Schreibmacht stark mit mir ist. Ich bin eins mit meinen Gedanken und lasse meine Finger sanft über die Tastatur gleiten. Zeile für Zeile, Seite für Seite entstehen mühelos, während draußen, unter dem lieblichen Frühlingsgesang der Vögel, ein Einhorn vorbei galoppiert …
Ob ich übertreibe? Na, vielleicht ein klitzekleines bisschen.😉
Fakt ist: Es hilft enorm, sich selbst das Zeichen „Jetzt ist Schreibzeit“ zu geben. Selbst wenn es – wie bei einem Schreibcape – ein bisschen bizarr ist oder auf andere Menschen bescheuert wirken mag.
Schritt #8: Warmschreiben
So wie Sportler*innen sich locker warmlaufen oder Musiker*innen Tonleitern rauf und runter spielen, sollten auch wir uns aufwärmen, bevor wir uns einen konkreten Blogartikeln oder Newslettertext vornehmen.
Das muss nicht lang sein. Fünf Minuten Warmschreiben sind völlig ausreichend. Wichtig ist lediglich, dass wir Hirn und Schreibmuskeln lockern und uns so aufs Schreiben einstimmen.
Wie das Aufwärmen konkret aussehen könnte, kommt sehr auf unsere Vorlieben an.
Viele Teilnehmerinnen meiner Schreibcircles mögen den Braindump. Fünf Minuten schreiben wir einfach drauflos und leeren unseren Kopf. Und wenn wir nicht wissen, was wir schreiben sollen, schreiben wir einfach „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll sdölkfuwer blablabla …“
Andere mögen wiederum das Aufschreiben eines stärkenden Gedankens. Fünf Minuten lang schreiben wir immer und immer wieder denselben Satz auf – die Botschaft, die uns beim Schreiben friedlich werden lässt.
„Alle Texte sind willkommen“ ist zum Beispiel eine schöne Botschaft. Oder auch: „Die richtigen Worte finden zu mir.“
Wiederum anderen hilft die „Wissen, fühlen, tun“-Übung. Wir fragen uns für fünf Minuten:
„Was sollen die Menschen, die unseren Text lesen, fühlen? Was sollen sie danach wissen? Was sollen sie tun?“
Gerade wenn wir Marketingtexte schreiben, können wir mit diesen drei Fragen Verbindung zu den Menschen herstellen, die wir erreichen wollen. Wir können uns in die Menschen einfühlen und uns so optimal auf das anschließende Schreiben vorbereiten.
Schritt #9: Schreibintention setzen
Gleich können wir anfangen zu schreiben. Doch zunächst sammeln wir uns kurz und setzen uns eine Schreibintention, z.B.
„Ich schreibe jetzt einen Newsletter, in dem ich über X und Y erzähle.“
Jetzt wissen wir genau, welches Dokument wir öffnen und in welche Richtung unsere Gedanken fließen dürfen.
Schritt #10: Losschreiben
Und schließlich schreiben wir los.
Dabei gilt: Je öfter wir unsere Schreibroutine umsetzen, desto leichter wird uns das Schreiben mit der Zeit fallen.
Deshalb ist es so wichtig, dass die Schreibroutine zur Gewohnheit wird und wir uns – so wie beim Zähne putzen – gar nicht mehr fragen, ob wir heute wirklich Lust und Zeit dafür haben, sondern es einfach tun.
Sollte das Schreiben allerdings mal an einem Tag überhaupt nicht klappen, klappt vielleicht etwas, was im weitesten Sinne etwas mit dem Schreiben zu tun hat?
Zum Beispiel:
Ideen brainstormen
Konzepte entwickeln
Texte Korrektur lesen oder auf der Website einpflegen
Lesen
Das Wichtigste ist, dass wir zu unserem (täglichen) Schreibdate auftauchen, gute Schreibbedingungen schaffen und uns warmschreiben.
Der Rest kommt von selbst.
Musik zum Schreiben – Ich teile meine Schreibplaylists mit dir
Ich liebe es, mit Musik zu schreiben; und da es vielen anderen Menschen auch so geht, habe ich für meine Schreibcircles einen eigenen Spotify-Account angelegt. Wenn du willst, kannst auch du meine Playlists zum Schreiben nutzen.
Was ist dein allerliebster Soundtrack zum Schreiben?
Absolute Stille?
Leise Straßengeräusche, die du durch das offene Fenster hörst?
Oder das Klappern von Geschirr und Stimmengewirr im Café?
Ich selbst liebe es, mit Musik zu schreiben; und da es vielen anderen Menschen auch so geht, habe ich für meine Schreibcircles einen eigenen Spotify-Account (Link zu Spotify) angelegt.
Wenn du willst, kannst auch du meine Playlists zum Schreiben nutzen – selbst wenn du nicht offiziell für den Schreibcircle angemeldet bist.😊
Hier sind einige meiner Schreibplaylists auf Spotify:
Schreiben mit Klaviermusik
Für alle, die gerne mit Instrumentalmusik schreiben und vor allem auf Klavier stehen. Ein bunter Mix aus Liszt, Yann Tiersen und Beatles-Covern.
Schreiben mit Streichermusik
Instrumentalmusik mit Geige, Cello & Co. Ein wilder Mix aus Bach, Apocalyptica und Rolling Stones-Covern.
Schreibplaylist „Very british“
Für alle Anglophilen gibt es Instrumentalmusik aus britischem Film und TV. Von Harry Potter über Downton Abbey bis zu Jane Austen-Verfilmungen.
Lieblingssongs zum Schreiben
Meine allerliebsten Songs zum Schreiben. Meist ruhig und verträumt. Manchmal dynamisch. Von The Weeknd über Lana Del Rey bis Billie Eilish.
Schreiben mit Regengeräuschen
Wenn Musik beim Schreiben zu sehr ablenkt, können wir auch mit Naturgeräuschen schreiben. Mit Regen zum Beispiel. Einfach vorstellen, dass es ein regnerischer Tag ist und dass Schreiben angesichts der Wetterlage das Beste ist, was wir gerade tun können.☺️
Schreiben mit „epischer“ Film- oder Gamingmusik
Wer an etwas Wichtigem schreibt, kann es mit epischer Film- oder Gaming-Musik versuchen. Das bringt einen so schön in diese „Das wird was Großes“-Stimmung. Diese Playlist ist ein zwanzigstündiger Mix aus Game of Thrones-Soundtrack, Avengers-Musik und Star Wars-Sounds. You’re welcome!
Schreiben mit Herbstvibes 🍂
Verträumte, leicht melancholische Instrumentalstücke, die perfekt zu den fallenden Blättern draußen passen.
Weitere schöne Playlists zum Schreiben findest du hier (Link zu Spotify)
Was das Schreiben mit Musik bringt?
Für mich: Fokus und Konzentration.
Sobald ich meine Schreibmusik anmache, weiß mein Hirn „Es geht los!“ und polt jede meiner Zellen aufs Schreiben. Inzwischen ist es für mich viel leichter, mit Musik in Schreibstimmung zu kommen und kreativ zu sein als ohne.
Und auch wenn das gar nicht mein Ziel ist, habe ich den Eindruck, dass meine Produktivität dadurch gesteigert wird, ich weniger Schreibblockaden habe und Texte noch öfter zu Ende schreibe.
Dabei ist es völlig egal, ob es Blogartikel, Newsletter, Websitetexte oder Onlinekurse sind – das Schreiben geht mit Musik (fast) immer leichter von der Hand.
Schreiben mit Musik: Einfach mal ausprobieren!
Wenn du willst, teste verschiedene Musikrichtungen, Stimmungen und Genres.
Schreib dich durch die bunte Palette an Naturgeräuschen (Regen, Meer, Walgesänge) oder Alltagsgeräuschen wie Zug, Kaminfeuer und Co.
Alles, was beim Schreiben hilft, ist erlaubt.
Kund*innen schreibend gewinnen
„Ich würde gerne schreibend Kundinnen gewinnen“ – hast du diesen Gedanken schon einmal gehabt? Zu wissen, wie wir Marketing betreiben wollen (z.B. mit Blog und Newsletter), anstatt sich an Trends, Hypes und Meinungen von Experten und Expertinnen zu orientieren), ist kraftvoll.
Vor einiger Zeit hatte ich zum ersten Mal einen Gedanken.
Es war kein besonders spektakulärer oder tiefsinniger Gedanke. Und ich bin mir fast sicher, dass ich das bereits Jahre vorher so „gefühlt“ und „intuitiv gewusst“ habe.
Aber irgendwann kam der Gedanke endlich in meinem Kopf an:
„Ich möchte gerne schreibend online sichtbar werden und Menschen erreichen.“
Als ich diesen Gedanken zum ersten Mal – in aller Klarheit – so dachte, spürte ich eine große Erleichterung und Entspannung in meinem Körper. So, als würde ich nach langem Luftanhalten endlich frei durchatmen können.
Zu wissen, wie wir Marketing betreiben wollen (anstatt sich an Trends, Hypes und persönlichen Meinungen von Experten und Expertinnen zu orientieren), ist kraftvoll.
Denn damit wissen wir genau, …
wie wir den großen Teil unserer Tage verbringen wollen (zum Beispiel schreibend) und wie nicht (zum Beispiel redend, tanzend, Grafiken erstellend, live gehend)
welche Tools wir dafür nutzen wollen (zum Beispiel Website, Blog, Newsletter) und welche nicht (zum Beispiel Instagram-Storys, Reels)
welche Fähigkeiten wir kontinuierlich verbessern wollen (zum Beispiel Schreiben) und welche nicht (zum Beispiel vor der Kamera sprechen)
wofür wir uns den überwiegenden Teil unserer Zeit und Energie reservieren (zum Beispiel Schreiben) und wofür nicht (zum Beispiel Social Media)
und dass wir genug gemacht haben, wenn wir einfach „nur“ geschrieben haben
Wir reduzieren FOMO (kein „Alle haben Instagram, nur ich nicht“ mehr), haben Orientierung bei Entscheidungen („Soll ich einen Instagram-Kanal starten oder lieber ein zweites Buch schreiben?“) und geben nicht mehr Unsummen für Kurse und Weiterbildungen aus, die uns in unserem Wunsch, auf eine bestimmte Art und Weise Marketing zu betreiben, nicht weiterbringen.
Möchtest du auch schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen?
Wie schreibe ich mein erstes Buch, Sinem Straughan?
Kinderbuchautorin Sinem Straughan verrät im Interview ihre besten Tipps, wie angehende Autoren und Autorinnen ihr erstes Buch schreiben.
Sinem Straughan hat etwas geschafft, wovon viele Menschen träumen: ein Buch zu schreiben und bei einem Publikumsverlag zu veröffentlichen.
Im Interview verrät sie, wie sie Zeit zum Schreiben findet, warum die meisten Probleme in unserem Denken über den Schreibprozess liegen (und nicht im Schreibprozess selbst) und wie es Autorinnen und Autoren gelingen kann, einen Verlag für ihr Buch zu finden.
Liebe Sinem, du bist nicht nur Autorin, sondern auch selbstständige Copywriterin und du hast einen Sohn, zwei Hunde 🐕 und eine Katze. Wie findest du da überhaupt Zeit zum Schreiben?
Ich habe jahrelang überhaupt nicht geschrieben – obwohl ich vielleicht die Zeit gehabt hätte. Damals waren es aber eher innere Glaubenssätze, die mich davon abgehalten haben, wie zum Beispiel, dass ich das gar nicht kann oder dass nur andere schreiben dürfen, aber ich nicht. Die Literaturszene erschien mir viel zu weit entfernt – und vor allem für mich als Arbeiterkind mit Migrationshintergrund doppelt so weit weg.
Doch auch als ich nach einer Krise das kreative Schreiben wieder in mein Leben gelassen habe, hatte ich immer wieder große Schwierigkeiten, dran zu bleiben. Dadurch, dass ich tagsüber für Kund*innen texte, fiel es mir doppelt so schwer, mich zum Beispiel abends noch hinzusetzen und an meinem eigenen Buch zu arbeiten. Oft habe ich dann zwischendrin mal geschrieben oder am Wochenende – doch nie habe ich eine richtige „Routine“ gefunden, sondern mich eher mit einem schlechten Gewissen rumgeplagt. Ich wollte doch schreiben – warum nur schaffte ich es nicht, mich jeden Tag zu disziplinieren? Immer wieder verlor ich den Faden, ertappte mich dabei, wochen- oder sogar monatelang nicht geschrieben zu haben.
Schließlich habe ich mich intensiv mit meinem vermeintlichen Zeitmangel beschäftigt und herausgefunden, dass es nicht die Zeit oder Disziplin waren, die mir fehlten, sondern der Mut. Ich stellte fest, dass ich eigentlich große Angst davor hatte und vor allem Angst vor den intensiven Gefühlen, die beim Schreibprozess oft entstehen können.
Seitdem schreibe ich jeden Tag – und kann gar nicht mehr glauben, dass es mir einmal so unmöglich erschien.
Viele träumen davon, ihr eigenes Buch zu schreiben, stellen aber schnell fest, dass das in der Praxis gar nicht mal so leicht ist. Was, glaubst du, sind die Gründe, dass viele frustriert wieder aufgeben?
Zunächst einmal denke ich, dass wir alle viele, viele Geschichten in uns tragen und diese in verschiedensten Formen Ausdruck finden können. Das muss manchmal gar kein Buch sein, das kann auch ein Blog oder eine andere Form von kreativer Betätigung sein.
Doch manche Menschen spüren recht stark (und das auch schon seit langer Zeit, wenn nicht schon immer), dass sie gerne ihr eigenes Buch schreiben würden. Einen Roman, ein Kinderbuch oder auch Kurzgeschichten.
Am Anfang ist die Motivation oft recht hoch und man sieht sich selbst schon fast mit dem fertigen Produkt in der Hand, bevor man überhaupt erst einen Satz niedergeschrieben hat. Vollkommen normal! Doch nach einer Weile, oft nach einem euphorischen Anfang, erreicht man den, wie es so schön heißt „saggy middle“, wo nichts mehr geht. Wo man sich in eine Sackgasse geschrieben hat und auf einmal gar nicht mehr weiß, wie man nun weitermachen soll.
Dann kann es durchaus passieren, dass man das Geschriebene erst einmal weglegt und vielleicht die ersten Zweifel auftauchen. Kann ich das überhaupt? Oder war das vielleicht nur ein Hirngespinst? Dann ertappt man sich dabei, wie andere Dinge plötzlich wichtiger werden. Zum Beispiel der Alltag mit Job, Kind etc., der überhand nimmt und man eigentlich gerade „keine Zeit“ dafür hat.
Manche wiederum haben eine Riesenangst vor dem weißen Blatt und kommen erst gar nicht an diesen Punkt – sie wissen nicht, wo anfangen und geben dann frustriert wieder auf. Sie alle eint aber eine Tatsache: Unwissenheit über den Schreibprozess und die Angst vor dem Scheitern. Die Angst, etwas Schlechtes zu schreiben, es gar nicht zu können, es nie schaffen zu werden etc.
Nur wenige bleiben dran und kämpfen sich mühsam durch. Und ja, es ist mühsam und oft zum Haareraufen. Es gibt viele Mythen über das Schreiben und eine davon ist, dass es sofort quasi wie gedruckt aus der Feder (bzw. Tastatur) fließen müsste. Und wenn es diesem Idealbild nicht sofort entspricht, dann ist man wahrscheinlich auch gar kein*e Autor*in.
Welche Erfahrungen hast du mit Schreibprogrammen und -kursen für angehende Autorinnen und Autoren gemacht?
Ich habe einiges im deutschsprachigen Raum ausprobiert und für mich festgestellt, dass sie mich nicht wirklich weitergebracht haben. Im Gegenteil, ich hatte eher das Gefühl, dass man schon sehr früh im kreativen Schaffensprozess zu viel von sich zeigen musste. Dinge, die eigentlich nur für meine Augen gedacht sein sollten.
Ich konnte nie verstehen, warum ich den ersten Entwurf von etwas, das gerade erst in mir reift, schon zum „Kritisieren“ freigeben musste. Manche würden jetzt behaupten, dass man ja immer etwas dazulernen kann. Und jede konstruktive Kritik dankbar angenommen werden sollte. Ja, das ist auch richtig. Aber bitte erst, wenn ich den Text selbst ein paar Mal bearbeitet habe und das Gefühl habe: „Mehr geht nicht. Nun brauche ich ein Paar Augen, das mir vielleicht neue Perspektiven schafft.“
Ich vergleiche das immer gerne mit einem Embryo, der gerade im Mutterbauch heranwächst. Stell dir vor, Außenstehende begutachten ihn schon, bevor er überhaupt fertig ausgewachsen ist, und bemängeln, was ihm denn alles fehlt. Auch dir fällt dann auf, dass vieles noch nicht stimmig ist. Als Mutter sitzt du dann da und fühlst dich schuldig, bevor dein „Buchkind“ überhaupt das Licht der Welt erblickt. Du spürst eigentlich selbst, dass es noch etwas Zeit braucht, bevor die anderen es sehen sollten.
Wie sagte Hemingway so treffend: „The first draft of everything is shit.“
Lasst uns bitte selbst die Erlaubnis geben, ein paar Runden schlecht zu schreiben, denn das ist ganz normal und das muss so sein. Erst danach legen wir frei, was wirklich in dieser Geschichte schlummert. Stell dir vor, du stehst in einem Wald vor einem großen steinernen Haus ohne Fenster, ohne Türen. Es gibt keinen Weg zurück, du willst wissen, was in diesem Haus steckt. Doch anfangs kannst du nur mit den Fingerspitzen über die Ritzen im Stein fahren, in der Hoffnung, irgendwo einen versteckten Hinweis zu finden. Mit der Zeit, nachdem du die Mauern hunderte Male abgetastet hast, entdeckst du Dinge. Das ist das Schreiben für mich.
Autorin Sinem Straughan
Du hast mir mal gesagt, dass die meisten Probleme in unserem Denken über den Schreibprozess liegen und nicht im Schreibprozess selbst. Was genau meinst du damit?
Schreiben ist meiner Meinung nach zu 80% Kopfsache und 20% Handwerk und Übung.
Ich glaube, viele Autor*innen setzen sich unglaublich unter Druck beim Schreiben und erwarten vom Erstlingswerk und vom ersten Entwurf, dass alles schon sitzen muss. Dass die Dialoge perfekt sind, die Beschreibungen atemberaubend poetisch und der Plot nur so dahin fließt.
Doch die Realität sieht anders aus: Viele Autor*innen schreiben den ersten Entwurf, um sich selbst erst einmal die Geschichte zu erzählen und herauszufinden, worum es darin überhaupt geht. Manche bezeichnen das sogar als „Zero Draft“. Man sollte die Geschichte einmal durcherzählen und wirklich beenden, bevor man das große Ganze sehen kann. Das Buch wird sich vermutlich noch stark ändern und unzählige Male überarbeitet werden – d.h. es ist gar nicht möglich, beim ersten Mal alles perfekt zu machen. (Außer, man heißt vielleicht Steven King.😊) Dieser Erwartungsdruck zwingt einige in die Knie, bevor sie den ersten Entwurf überhaupt fertig schreiben.
Auch ich habe mich lange mit diesen Gedanken herumgequält und bin auch heute nicht davor gefeit. Diejenigen, die den ersten Entwurf tatsächlich beenden, sind vielen, vielen anderen einen Riesenschritt voraus. Sie haben etwas, womit sie arbeiten können. Du brauchst eine gewisse Menge an Text, die du schleifen und revidieren kannst. Du kannst ein weißes Blatt nicht besser machen, einen mittelmäßigen Textentwurf jedoch schon!
Wann ist der richtige Zeitpunkt, seinen Entwurf jemandem zu zeigen? Oder sich an eine Agentur oder einen Verlag zu wenden?
Ich würde meinen ersten Entwurf mindestens ein, zweimal überarbeiten und erst, wenn ich das Gefühl habe, der Plot und die Charakterentwicklung stimmen und ich kann dem selbst gerade nichts mehr hinzufügen, würde ich damit rausgehen.
Wovon ich unbedingt abraten würde, ist, in der ersten Euphorie einen Entwurf rauszuschicken, der noch nicht vorzeigefähig ist. Wenn du selbst also das Gefühl hast, eigentlich stimmen da ein paar Sachen noch nicht und du bist noch nicht zu 100% zufrieden damit, dann lieber noch einmal rangehen.
Was nämlich einige Autor*innen tun: Sie schicken den ersten Entwurf an Agenten oder Verlage, dann aber E-Mails mit Manuskript-Updates hinterher, weil ihnen noch einfiel, dass da unbedingt was geändert werden müsste. Agenturen und Verlage werden diese Updates nicht berücksichtigen und es wird auch leider überhaupt nicht gerne gesehen. Ich weiß selbst, wie es ist, wenn man ungeduldig wird, weil man schon längere Zeit an dieser Geschichte saß und endlich damit rausgehen möchte. Aber man tut sich selbst und dem Buch keinen großen Gefallen, wenn man es vor seiner Zeit verschickt.
Viele Schreiberlinge stehen vor der Entscheidung: Verlag oder Selfpublishing? Warum hast du dich für den Verlagsweg entschieden?
Ich habe damals überhaupt nicht in Erwägung gezogen, selbst zu publizieren. Das erschien mir auch viel zu viel Arbeit, denn ich weiß, dass man als Selfpublisher ja alle anfallenden Dinge selbst machen muss. Angefangen beim Druck, beim Sales, den Vertriebskanälen aber auch dem eigenen Marketing wie zum Beispiel Social Media – das wäre mir zu viel.
Und die Zeit würde ich lieber nutzen, um weitere Geschichten zu schreiben. Ich bewundere aber alle, die diesen Weg gehen und damit erfolgreich sind. Es gehört viel Selbstdisziplin und Geschick dazu, das alles zu stemmen – auch finanziell.
Ich finde auch, Selfpublisher stehen traditionellen Verlagen in nichts nach – sie haben sich einfach nur entschieden, ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen und dafür erhalten sie ja dann auch mehr.
Wie hast du den passenden Verlag für dein Buch gefunden? Und welche Tipps würdest du Autor*innen geben?
Um ganz ehrlich zu sein, habe ich mir alle passenden Verlage im DACH-Raum rausgesucht und ihnen mein Expose und den Text geschickt. Das waren so an die 40. Von ca. 20 kam eine Absage, was mich überhaupt nicht gewundert hat, schließlich habe ich nicht daran geglaubt, dass man beim ersten Mal so viel Glück haben kann. Zwei Jahre vergingen und ich hatte das Buch eigentlich schon vergessen, als ich gerade in der Arbeit saß und meine E-Mails checkte.
Meine jetzige Lektorin schrieb mir darin, dass sie die Geschichte durch Zufall aus einem Stapel eingesandter Manuskripte gefischt hätten. Und kurzum: Sie würde sie gerne realisieren, ob ich Lust hätte, zu telefonieren? Da zog es mir erst mal den Boden unter den Füßen weg, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Aber es erschien mir schon wie ein Zeichen vom Schicksal, denn ich hatte so viel Mut sammeln müssen, um überhaupt zu schreiben und etwas davon zu zeigen. Ich fühlte mich, als hätte mich da draußen im Universum jemand gehört. Das werde ich nie vergessen!
Vielen Dank fürs Interview, Sinem!
Warum ich keinen Redaktionsplan für meinen Blog nutze
Warum ich keinen Redaktionsplan für meinen Blog (mehr) nutze und wie ich meine Blogartikel auch ohne Redaktionsplan schreibe und veröffentliche, verrate ich dir in diesem Blogartikel.
Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz unter Marketingberater*innen zu sein:
Wer einen Blog hat, braucht einen Redaktionsplan!
Ich sehe es nicht so.😊
Warum Redaktionspläne manchmal mehr schaden als nützen
Warum ich mich von Redaktionsplänen verabschiedet habe
Wie ich meine Blogartikel auch ohne Redaktionsplan schreibe und veröffentliche
verrate ich dir in diesem Blogartikel.
Inhalt
Das Problem mit Redaktionsplänen
Warum ich mich von Redaktionsplänen verabschiedet habe
Das Problem mit Redaktionsplänen
Redaktionspläne können eine Form von Prokrastination sein
Was habe ich früher Zeit mit Redaktionsplänen verschwendet!
Das hat schon damit begonnen, dass ich Ewigkeiten nach dem perfekten Redaktionsplan-Tool gesucht habe.
Sollte ich meine Redaktionspläne mit Trello erstellen? Excel? Asana? Mit einem ausgedruckten Blogplaner? Oder sollte ich mir doch lieber eine eigene Vorlage für meinen Redaktionsplan basteln?
Hatte ich mich für das passende Tool entschieden (Trello!), verbrachte ich anschließend Tage damit, den Redaktionsplan mit spannenden Themen zu füllen.
Dann dachte ich über diesen Plan nach.
Und dann schob ich einzelne Themen in den Zeitslots hin und her.
Dann löschte ich Themen. (Und füge sie wieder hinzu.)
Dann markierte ich Themen mit Farben.
Und dann änderte ich die Farben wieder.
Ich feilte und feilte an meinem Redaktionsplan, ohne auch nur einen einzigen Artikel zu veröffentlichen.
Deshalb sind für mich Redaktionspläne ein typischer Fall von „Prokrastiplanning“.
Ich halte mich mit einer Aufgabe busy, um ja nicht das zu machen, worauf es wirklich ankommt: Schreiben.
Redaktionspläne sind schnell veraltet
Nachdem der Redaktionsplan stand, musste ich das Ganze „nur noch“ umsetzen. So weit, so gut.
Das Problem:
Redaktionspläne haben in dem Moment, in dem sie fertig waren, nicht mehr zu mir gepasst.
Manchmal haben sich meine Ziele verändert.
Ein anderes Mal meine Themen.
Dann kam ein Virus.
Oder Krieg.
Dann bekomme ich mal wieder einen akuten Anfall von Meerweh und muss für ein paar Tage an die Nordseeküste.
Ja, manchmal hat schon eine kleine, banale Erkältung des Kindes dazu geführt, dass der ach so tolle Redaktionsplan gar nicht mehr passte.
Redaktionspläne können unachtsam sein
Deshalb hat mein Redaktionsplan mich ständig dazu gebracht, unachtsam mit mir zu sein.
Anstatt mir einzugestehen, dass der Redaktionsplan zeitlich oder thematisch nicht mehr stimmig ist, war meine oberste Priorität, den Redaktionsplan einzuhalten.
Ich dachte:
„Du musst halt disziplinierter sein.“
„Jede*r arbeitet doch mit Redaktionsplänen. Was ist denn schon dabei?“
„Jetzt hab dich nicht so. Schreib doch einfach diesen Text!“
Das Problem:
Texte, die aus Zwang und Disziplin geschrieben werden, hören sich leider genau so an: gezwungen.
Die Texte, zu denen ich mich dank Redaktionsplan „motiviert“ habe, waren okay (und okaye Blogartikel sind natürlich an sich auch völlig in Ordnung!). Aber sie waren nicht überragend.
Es waren nicht die Blogartikel, die mehrfach geteilt und besprochen wurden. Nicht die Blogartikel, bei denen vierzig Menschen an einem Tag per Mail danke sagen.
Redaktionspläne können die Freude am Schreiben nehmen
Letzten Endes hat mein Redaktionsplan dazu geführt, dass mir die Freude am Schreiben abhandengekommen ist.
Ich wusste zwar, worüber ich laut Plan schreiben sollte, aber ich hatte immer seltener Lust dazu.
Ich war immer öfter unmotiviert als voller Tatendrang.
Und nicht selten konnte ich mich einfach nicht auf das Thema konzentrieren und driftete gedanklich ab.
Warum ich mich von Redaktionsplänen verabschiedet habe
Nachdem ich Social Media Lebewohl gesagt habe und mich in Richtung Social-Media-freies, Marketing bewegt habe, habe ich zum ersten mal auch die Sinnhaftigkeit von Redaktionsplänen infrage gestellt.
Was bringen Redaktionspläne überhaupt, wenn sie mir mehr schaden als nützen? Wenn sie meine Kreativität hemmen und mich unter Druck setzen?
Ich beschloss, eine Zeit lang auf Redaktionspläne zu verzichten, und zu gucken, was passiert.
Erkenntnis: Ich bin ohne Redaktionsplan kreativer und produktiver als mit. Ich persönlich brauche nicht zwingend Redaktionspläne, um meine Blog mit Blogartikeln zu füllen.
Wie ich meine Blogartikel ohne Redaktionsplan schreibe
Ich nutze produktbezogene Pläne
Es ist nicht so, dass ich empfehle, völlig ohne Plan und System ans zu Bloggen gehen – nein, überhaupt nicht.
Mein System sieht inzwischen nur völlig anders aus.
Statt sich an willkürlichen Aktionstagen („Tag des Kaffees“) oder willkürlichen Zahlen (2x im Monat einen Blogartikel) zu orientieren und sich zeitlich Druck zu machen, stelle ich in meinem Plan
das Produkt (oder meine Dienstleistung)
die Customer Journey
sowie die Kaufhürden
in den Fokus.
Das hilft mir und meinen Kundinnen, relevante Blogartikelthemen festzulegen und gleichzeitig zeitlich flexibel zu bleiben.
Ich lasse Ideen ruhen
Habe ich neue Ideen für Blogartikel gebrainstormt, setze ich sie manchmal sofort um. Manchmal aber lasse ich sie auch erst einmal ruhen.
Alles ist okay.
Gerade die aufregenden, wichtigen Ideen brauchen manchmal Zeit.
Sie müssen wachsen und sich nach und nach zu etwas Großem formen.
Dieser Blogartikel und dieser Blogartikel haben zum Beispiel Monate gereift, bevor sie das Licht der Welt erblickt haben.
Hätte ich sie in ein starres Redaktionsplankorsett gepresst, hätte ich ein fixes Veröffentlichtungsdatum wie den Frauentag gehabt und gedacht „Jetzt muss er aber raus“, hätte ich vermutlich halbgare Texte veröffentlicht.
Ich stelle Prozesse vor Zahlen
Statt die Jagd nach willkürlichen Zielen und Zahlen fokussiere ich mich auf Prozesse.
Ich nehme mir nicht mehr vor, x Blogartikel pro Monat zu veröffentlichen, sondern x Stunden am Tag zu schreiben. (Du kannst dir natürlich auch vornehmen, x Stunden in der Woche zu schreiben, wenn Schreiben nicht so eine große Rolle bei dir spielt wie bei mir.)
Ich koche mir einen Tee, mache mir schöne Musik zum Schreiben an und genieße mein schönes Schreibritual.
Ich orientiere mich an meinem Menstruationszyklus
Klingt verrückt, ist aber ziemlich genial:
Ich habe für mich herausgefunden, dass meine Schreibfähigkeiten an meinen Zyklus gekoppelt sind.
In der ersten Zyklushälfte bin ich eine richtige Ideenmaschine und kann am besten Ideen brainstormen und kurze, knackige Texte schreiben. (Würde ich mir in dieser Phase vornehmen, einen informativen, ausführlichen Text zu schreiben oder SEO zu betreiben, würde ich vermutlich an Langeweile sterben.)
In der zweiten Zyklushälfte bin ich eher unkreativ und kann Dinge am besten abarbeiten.
In dieser Phase bediene ich mich gerne an meiner Ideensammlung und kann auch lange, informative Texte schreiben.
Die innere Kritikerin, die pünktlich zu PMS erwacht, ist happy, wenn sie Keywords recherchieren und Texte für Suchmaschinen optimieren darf. Deshalb heißt PMS für mich immer: It’s SEO-time!😁
Und das funktioniert?
Für mich? Ja!😊
Das Jahr ist gerade mal 22 Wochen alt und ich habe bereits 22 Blogartikel veröffentlicht. Also durchschnittlich jede Woche einen.
Als ich noch mit Redaktionsplänen gearbeitet habe, waren es in den Jahren
2021: 24 Blogartikel
2020: 14 Blogartikel
2019: 16 Blogartikel
2018: 9 Blogartikel
2017: 10 Blogartikel
(Ja, ich habe extra gezählt!😜)
Seit ich mich nicht mehr mit Redaktionsplänen quäle, habe ich nicht nur mehr Zeit, sondern veröffentliche auch mehr.
Fazit: Redaktionspläne sind kein Muss
Wenn dir Redaktionspläne Struktur geben und gut tun – prima. Arbeite gerne auch weiterhin mit Redaktionsplänen in deinem Marketing.
Falls dich Redaktionspläne aber schon immer mehr gestresst als dir geholfen haben, könnte es eine Idee sein, mal eine Zeitlang auf Redaktionspläne zu verzichten. (Ja, das darfst du!)
Arbeite mit produktbezogenen Plänen und Schreibroutinen, lass dir ansonsten zeitlich und thematisch die Flexibilität, die du brauchst, um kreativ und in deinem Tempo arbeiten zu können.

Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Blog fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freue ich mich auf deine Nachricht.