Smells Like Writing Spirit

Der grungige Schreibpodcast


Mock-up eines Smartphones mit dem Podcast „Smells Like Writing Spirit“ von Alexandra Polunin

Worum geht’s?  

Der Podcast ist ein ungeschönter Einblick in das Leben einer Autorin. Von Absagen über Schreibblockaden bis zu ersten Lesungen, Veröffentlichungen und all den kleinen Dingen dazwischen.

Wenn du selbst schreibst und dir schon immer mal einen ehrlichen, realistischen Einblick ins Schreiben und Veröffentlichen gewünscht hast, dann hör gern mal rein.

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

Quit Playing Games With My Art: Kritik, negatives Feedback und Absagen

In dieser Podcastfolge spreche ich darüber, wie wir als Autor*innen mit Kritik, respektlosen Kommentaren und Absagen umgehen können. Ich teile meine eigenen Erfahrungen aus zehn Jahren Bloggen, fünf veröffentlichten Büchern und zahlreichen Bewerbungen, und erzähle, welche Formen von Kritik wirklich hilfreich sind und welche wir getrost ignorieren dürfen.

In dieser Podcastfolge spreche ich darüber, wie wir als Autor*innen mit Kritik, respektlosen Kommentaren und Absagen umgehen können. Ich teile meine eigenen Erfahrungen aus zehn Jahren Bloggen, fünf veröffentlichten Büchern und zahlreichen Bewerbungen, und erzähle, welche Formen von Kritik wirklich hilfreich sind und welche wir getrost ignorieren dürfen.

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Ganz ehrlich: Ich mach diese Folge nur wegen des Titels. 

Na ja, nicht nur, aber „Quit Playing Games With My Art“ – das ist schon … ja, was soll ich sagen.

Genau, es geht um Kritik heute.

Um negatives Feedback

Um blöde Kommentare

Um fiese Rezensionen.

Um Absagen.

Und was es nicht noch alles gibt, wenn mensch schreibt.

Ich selbst kenne einiges. Ich habe seit fast zehn Jahren einen Blog und Newsletter. Und zwei Bücher im Selfpublishing veröffentlicht und drei im Verlag. Und ja, ich bekomme da nicht immer nur positive Rückmeldung zu dem, was ich mache. 

Und wie ich als Autorin damit umgehe, das möchte ich in dieser Folge erzählen.

Ach ja, du hörst übrigens den Podcast SMELLS LIKE WRITING SPIRIT. Wenn du jetzt was über Immobilien oder Yoga hören wolltest, dann bist du hier nicht richtig. 

Gut, haben wir das geklärt. 

Wann Kritik für Autor*innen wichtig ist

Kritik. Wer mag Kritik? Vermutlich mag niemand Kritik. Aber ich glaube, es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Vor allem als Autor*in.

Zunächst einmal sollten wir festhalten, dass Kritik nicht per se schlecht ist. Wer schreibt, will ja den bestmöglichen Text aus sich herausholen. 

Und da ist es natürlich nötig, das, was man schreibt, auch zu reflektieren und zu überarbeiten. Und da sind kritische Gedanken wichtig. 

Wir müssen das, was wir schreiben, aus einer gewissen Distanz betrachten und uns fragen, ob wir da die richtigen Worte gefunden haben, was fehlt, was zu viel ist, was unklar ist, was vielleicht klischeehaft ist und so weiter.

Und diese kritische Arbeit macht einen Text definitiv besser. 

Insofern plädiere ich jetzt überhaupt nicht dafür, Kritik vollständig zu eliminieren. 

Kritik ist in dieser Hinsicht super wichtig.

Es gibt noch eine zweite Form von Kritik, die ich total wichtig finde. Und zwar ist es das Feedback aus dem Lektorat, Korrektorat oder Fachgutachten

Ich hab bisher ja nur Fachbücher oder ein Sachbuch mit Verlagen gemacht. Aber ich konnte schon immer davon ausgehen, dass wir dasselbe Ziel hatten: nämlich das bestmögliche Buch zu schreiben und dann zu veröffentlichen. 

Und wenn die Person, die das Lektorat macht, feststellt, dass es inhaltliche oder sprachliche Probleme gibt, dann muss sie mich natürlich darauf hinweisen. Und wir werden dann so lange kritisch an dem Text feilen, bis er in Ordnung ist. 

Das gedruckte Buch hat manchmal nicht mehr so viel mit dem allerersten Entwurf zu tun. Und das ist auch gut so. 

Buchschreiben ist eben ein langer Prozess und erfordert viel kritisches Nachdenken.

Ja, das klingt alles plausibel, hoffe ich. Aber als ich angefangen habe, Bücher zu schreiben, hatte ich selbst mit diesen Formen von Kritik so meine Probleme.

Ich hatte diese idealisierte Vorstellung, dass ich in einem vollkommenen Moment der Inspiration wunderschöne Worte zu Papier bringe, die über jeden Zweifel erhaben sind.

Und ich konnte mir damals einfach nicht vorstellen, was es an dem, was ich mache, überhaupt zu kritisieren gäbe. Und bei meinem ersten Verlagsbuch habe ich es dann auf die harte Tour gelernt.

Ich habe mit dem Lektorat zum Beispiel über Wochen nur an der Gliederung gefeilt und immer wieder Rückmeldung erhalten, was ich noch verändern könnte. Und musste mich eben sehr schnell damit arrangieren, dass Bücher und Texte sich entwickeln dürfen und dass der erste Entwurf genau das ist: ein Entwurf, mit dem man als Autor*in arbeiten muss.

Es ist nichts Persönliches und hat nichts damit zu tun, dass man nicht schreiben kann oder so. 

Es geht darum, das Beste aus einer Buchidee herauszuholen. Und das geht durch Arbeit am Text.

Und ich merke auch, jetzt nach drei veröffentlichten Büchern kann ich diese inhaltsbezogene Kritik auch viel besser von mir abgrenzen. 

Also wenn jemand sagt: „Ich würde noch das in die Gliederung packen“ oder „Das würde ich streichen“, dann nehme ich diese Tipps dankend an und schaue, ob sie für mich Sinn machen oder nicht.

Ja, das sind die berechtigten oder sogar erwünschten Formen von Kritik, die Autor*innen auch wirklich weiterbringen.

Amazon-Rezensionen

Aber daneben gibt es ja auch noch weitere Formen von negativem Feedback, die Autor*innen nicht unbedingt weiterbringen, und die wir uns dann vielleicht nicht so sehr zu Herzen nehmen sollten.

Zum Beispiel: Amazon-Rezensionen

Das ist ja sowieso so eine Sache, dass wir in Zeiten leben, in denen alles bewertet werden muss. 

Und wenn wir jetzt 1000 Stunden oder noch mehr dafür aufwenden, ein Buch zu schreiben, das über Monate oder sogar noch länger machen, und dann jemand in einer Rezension schreibt: „Was ein Kack-Buch!“ 

Dann ist das einfach erst mal extrem respektlos und dann glaube ich nicht, dass Autor*innen so viel Erkenntnisgewinn daraus ziehen, wenn sie solche unhöflichen, unwertschätzenden Kommentare sich allzu sehr zu Herzen nehmen. 

Und ähnlich sehe ich das auch mit Kommentaren oder Rezensionen nach dem Motto „Da wird ja gegendert, was ein Kack-Buch!“

Zum einen ist es in der Regel etwas, das Autor*innen nicht nur selbst entscheiden. Sondern der Verlag hat da auch meist eine eindeutige Position und will, dass die verlegten Autor*innen bestimmten sprachlichen Grundsätzen befolgen. Und deshalb ist das Gendern nicht nur eine private Entscheidung der Autorin oder des Autors, sondern hat auch sehr viel mit dem Verlag zu tun.

Und zweitens gibt es anscheinend auch Gruppen in Messengern oder auf Social Media, wo Menschen Bücher, in denen gegendert wird, gezielt posten und dann eben gezielt dazu aufrufen, sie negativ zu rezensieren. 

Das heißt, das ist dann einfach nur ein Kulturkampf, der auf dem Rücken meines Buches geführt wird, und ja: Das hat dann eben nichts mehr mit meinem Buch zu tun. Also es ist ja keine inhaltliche Auseinandersetzung, sondern einfach nur eine pauschale Ablehnung aufgrund von inklusiver Sprache. Und warum sollte ich mich davon fertig machen lassen?

Ich habe im Gegenteil sogar angefangen, da kreativer mit solchen unnützen Kommentaren oder Rezensionen umzugehen. 

Die Rezension, in der das Gendern kritisiert wurde, hatte ich zum Beispiel für ein paar Monate als Gag auf meiner Buchseite. Und da habe ich eben eine positive Rezension zitiert und diese Ein-Sterne-Rezension. Ich fand es irgendwie witzig und wollte ganz offen damit umgehen und auch einfach zeigen, dass mich das auch gar nicht tangiert.

Eine andere Idee, da kreativ mit umzugehen, sind Blackout Poems. Ich weiß nicht, ob du sie kennst. Du nimmst im Grunde den Text wie eine blöde Rezension zum Beispiel und druckst ihn aus und dann schwärzt du alle Wörter bis auf ein paar. Und die Wörter, die du dann nicht schwärzt, ergeben eben ein Gedicht.

Das finde ich auch eine tolle Möglichkeit, um blöde Worte in Kunst zu verwandeln.

Feedback von Familie, Bekannten oder Freund*innen

Aber manchmal bekommen wir negatives Feedback ja nicht von Menschen, die wir nicht kennen, sondern durchaus auch von Menschen, die wir kennen. Und das ist dann vielleicht noch schwieriger, damit umzugehen.

Und was ich in den letzten Jahren auf die harte Tour gelernt habe, ist, sich gut zu überlegen, wem man literarische Texte zeigt. Vor allem, wenn sie gerade erst geschrieben und noch unveröffentlicht sind.

Ich weiß, wenn man einen Text schreibt und sehr überzeugt von diesem Text ist, dann möchte man ihn am liebsten allen zeigen. Aber ich glaube nicht, dass das so sinnvoll ist.

Denn viele von denen, die dann solche Texte lesen, sind ja überhaupt keine Autor*innen und würden Texte dann aus einer Laienperspektive beurteilen. Und da ist die Frage, wem das hilft.

Also wenn ich jetzt beispielsweise eine selbstständige Handwerkerin wäre und ich würde zu jemandem, die überhaupt nichts mit Handwerken am Hut hat, sagen: „Hey, guck mal, was ich gebaut habe, was hältst du davon?“ 

Dann ist doch klar, dass ich da nicht unbedingt ein qualifiziertes Feedback bekomme.

Oder wenn ich Chirurgin bin und eine Wunde vernähe und jemanden, die nicht Chirurgin ist, frage: „Wie habe ich das gemacht? Gib mir mal Feedback!“, bekomme ich natürlich da auch nur eine Laienperspektive, die mir vermutlich nicht so viel bringen wird.

Und ich finde, an diesen Beispielen sieht man so schön, wie absurd es eigentlich ist, wenn Menschen, die eine bestimmte Expertise haben oder zumindest eine Fähigkeit ausbilden wollen, an ihr feilen, sei es jetzt Handwerk oder Chirurgie, Laien nach ihrer Meinung fragen. Es macht überhaupt keinen Sinn.

Und genauso sehe ich es auch beim Schreiben. Es macht für mich überhaupt keinen Sinn, meine Texte jemandem zu zeigen, der oder die nicht selbst schreibt. Oder zumindest nicht selbst gerne liest und sich keine Gedanken um Sprache macht. 

Ich glaube, dass man da sehr viel Frust vermeiden kann, wenn man die Menschen, denen man seine frisch geschriebenen und unveröffentlichten Texte zeigt, sehr bewusst auswählt.

Und wenn man dann die Texte zeigt, dann glaube ich, ist es super wichtig, das auch mit einer konkreten Frage zu verbinden, damit man auch was aus dem Feedback zieht.

Offene Fragen wie „Wie findest du jetzt meinen Text?“ oder „Was hältst du von meinem Text?“ – die sind schon eher schwierig, würde ich sagen. Sie setzen dem Lesenden dann mehr oder weniger die Pistole auf die Brust und machen super viel Druck. 

Und dann bekomme ich als Antwort eben eine Meinungsäußerung wie „Ja, finde ich super.“ Oder „Hm, weiß nicht.“

Aber wenn man konkretere, zielgerichtere Fragen stellt wie „Was fühlst du, wenn du dieses Gedicht hörst?“ oder „Welche Bilder werden bei dir durch diesen Text erzeugt?“, dann bekommt man eben auch ganz konkrete Antworten, mit denen man dann weiterarbeiten kann.

Also wenn beispielsweise jemand antwortet: „Bei mir werden diese und jene Bilder erzeugt“, kann man sich ja fragen: Ist es das, was ich beabsichtigt hatte oder will ich im Text noch irgendwas anpassen? 

Es wäre also gut, sich vorab zu überlegen: Was erwartete ich von diesem Feedback überhaupt? Geht es mir wirklich darum, dass ich an bestimmten Stellen im Text noch unzufrieden bin und da gerne Input hätte, wie ich das verändern könnte. Aber dann kann ich das dann eben ganz konkret erfragen, die Fragen ganz konkret auf diese Textstellen bezogen stellen.

Oder will einfach nur, dass mir jemand sagt: „Ja, ist gut. Kannste veröffentlichen.“ Oder: „Kannste einreichen.“ Und dann wäre für mich die Frage, warum man da überhaupt eine Erlaubnis dazu braucht. 

Absagen

Und dann wären da ja auch noch die Absagen, mit denen Autor*innen umgehen lernen müssen. 

Ich glaub ja inzwischen, Autor*in zu sein, heißt gar nicht, wer am besten schreiben kann.

Autor*in zu sein, heißt, wer am besten mit Absagen umgehen kann.

Denn Autor*innen haben es ständig mit Absagen zu tun.

Wir bewerben uns bei Verlagen und bekommen Absagen.

Wir machen bei Schreibwettbewerben mit und bekommen Absagen.

Wir bewerben uns bei Agenturen und erhalten noch nicht einmal eine Absage, sondern überhaupt keine Antwort, was natürlich als Absage zu verstehen ist.

Ich hab jetzt für diese Folge extra noch einmal gezählt: Ich hab mich seit dem Sommer 26 Mal irgendwo beworben: Sei es bei Ausschreibungen, bei Schreibwettbewerben, Lesebühnen und so weiter.

Und von diesen 26 Bewerbungen habe ich bisher 11 Absagen erhalten, 7 Zusagen und vom Rest habe ich bisher gar nichts gehört. Das muss jetzt noch nichts heißen, manche Sachen laufen auch noch, aber ja, auf jeden Fall sieht man ganz gut, dass man als Autor*in auf jeden Fall mehr Absagen als Zusagen erhält.

Und das ist ganz schön hart.

Wenn man schreibt (oder generell etwas Kreatives macht), steckt da ja immer ein Stück von einem selbst drin. Eine Absage fühlt sich dann an wie ein Urteil über die eigene Person, nicht nur über den Text. 

Aber in Wahrheit bewertet die Jury ja nie dich oder mich. Sie bewertet einen Ausschnitt, in einem bestimmten Moment, vielleicht auch mit eigenen Vorlieben, Themenvorgaben, Platzbegrenzungen und so weiter. Und manchmal ist es auch schlicht Zufall oder sowas Banales wie das falsche Format, in dem man aus Versehen eingereicht hat.

Und trotzdem: Dieses Gefühl von persönlicher Ablehnung darf natürlich auch erst einmal da sein. Es ist sogar ein Zeichen dafür, dass mir und dir das, was wir tun, wirklich wichtig ist. 

Nur darf es uns eben nicht auffressen. 

Viele erfolgreiche Autor*innen erzählen, dass sie jahrelang Absagen gesammelt haben — teilweise Dutzende oder Hunderte — bevor jemand „Ja“ gesagt hat.

Es ist nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall, würde ich sagen.

Und ich glaube, dass ich nach ein paar Monaten schon so langsam davon ausgehe, dass ich eine Absage erhalte, wenn ich mich irgendwo bewerbe.

Das ist jetzt auch gar nicht so traurig, wie es vielleicht klingt. Ich meine damit, dass ich versuche, Absagen eher als was Normales anzunehmen und mich dann eher über eine Zusage freue.

Ich hab auch ein paar wirklich schöne Zusagen bekommen in den letzten Wochen, über die ich in den nächsten Podcastfolgen auf jeden Fall noch berichten werde.

Aber trotzdem zieht so eine Absage natürlich immer auch runter und ich will das einfach nicht mehr.

Ich hab deshalb beschlossen, dass Absagen mein neues Default-Setting werden.

Und sehe meine Aufgabe jetzt darin, mich bei mehr Ausschreibungen zu bewerben, damit einzelne Absagen dann leiser werden und emotional gar nicht mehr so mächtig sind. 

Und dass ich dann irgendwann von der Stastik profitiere, weil Erfolg vielleicht nicht nur mit der Qualität der Texte zu tun hat, sondern auch mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit.

Shownotes

Beispiele für Blackout Poems

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

All About That Book: Indie-Verlage

In dieser Folge geht’s um Indie-Verlage. Ich erzähle, warum ich mich für mein frisch erschienenes Buch „She Works Hard For No Money“ für einen Indie-Verlag entschieden habe, welche Vorteile kleine, unabhängige Verlage bieten und weshalb sie für viele Schreibende der perfekte Publishing-Match sein können.

In dieser Folge von Smells Like Writing Spirit geht’s um Indie-Verlage und warum sie für viele Autor*innen eine spannende Alternative zu Publikumsverlagen und Selfpublishing sein können. Ich erzähle, warum ich mich für mein frisch erschienenes Buch „She Works Hard For No Money“ für einen Indie-Verlag entschieden habe, welche Vorteile kleine, unabhängige Verlage bieten und weshalb sie für viele Schreibende der perfekte Publishing-Match sein können.

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Du hörst „Smells Like Writing Spirit“, den grungigsten Schreibpodcast da draußen.

Und heute geht es um Indie-Verlage.

Für mein neuestes Buch „She Works Hard For No Money“, das Ende Oktober erschienen ist, hab ich mich nämlich für den Indie-Verlag Palomaa Publishing entschieden und es bis heute nicht bereut. Im Gegenteil.

Und was die großen Vorteile von kleinen Verlagen sind, das möchte ich dir heute in dieser Podcast-Folge erzählen.

Wenn du also ein Buch geschrieben hast oder gerade dabei bist und dir überlegst, wie du es am besten veröffentlichen kannst, wirst du heute hoffentlich ein paar hilfreiche Impulse bekommen.

Was sind Indie-Verlage eigentlich?

Ich glaube, wir sollten am Anfang erst einmal die verschiedenen Veröffentlichungsformen voneinander unterscheiden.

Da gibt es zum einen die Publikumsverlage.

Publikumsverlage sind Buchverlage, die Bücher für den Massenmarkt herausbringen, also für ein sehr, sehr breites Publikum.

Und sie veröffentlichen Bücher, die möglichst viele Menschen erreichen sollen, wie Krimis oder Ratgeber.

Publikumsverlage verfügen in der Regel über große Teams für

  • Lektorat

  • Marketing

  • Pressearbeit

  • Vertrieb

  • und so weiter

Und sie haben starke Marketing- und Vertriebswege. Das heißt, die Bücher, die über Publikumsverlage erscheinen, kommen in große Buchhandelsketten, oft auf Bestsellersellerlisten und in die Medien. 

Und Publikumsverlage können finanziell mehr investieren, zum Beispiel in Vorschüsse, in Marketingkampagnen oder in Lesereisen.

Das hört sich alles natürlich super an und deshalb träumen viele Autor*innen davon, in einem Publikumsverlag zu veröffentlichen.

Das Problem ist allerdings, dass es gerade für Einsteiger*innen extrem schwer ist, da rein zu kommen. 

Es gibt da meines Wissens keine konkreten Zahlen, aber man schätzt so, dass auf 1.000 unverlangt eingesandte Manuskripte etwa eine Veröffentlichung kommt. 

Die Chance ist also extrem gering. 

Das heißt, man muss hier in der Regel über eine Agentur gehen. Die haben die nötigen Kontakte zu den Publikumsverlagen.

Und deshalb greifen viele Autor*innen auf Selfpublishing zurück und veröffentlichen ihre Bücher selbst. 

Hier hat man eben die komplette Kontrolle über ihr Buch und kann alles selbst entscheiden, also Titel, Cover, Layout, Preis, Veröffentlichtungsdatum, Marketingstrategie und so weiter. Es gibt kein Lektorat oder Entscheidungen von oben, sag ich mal, die das Buch verändern könnten.

Auch bei deinem Thema bist du dann nicht auf die Auswahlkriterien eines Verlags angewiesen. Du kannst so nischig und experimentell sein, wie du willst. Es gibt da niemanden, der oder die dir reinredet.

Und man kann das Buch im Selfpublishing dann natürlich auch viel, viel schneller veröffentlichen. Es gibt dann eben keine langen Wartezeiten auf Verlagsentscheidungen, was wirklich Monate oder Jahre sein können. 

Und gerade bei E-Books hat man dann auch viel höhere Einnahmen pro Verkauf. Das heißt, auch finanziell kann das für Selfpublishing sprechen.

Aber wenn überlegt, dass man beim Selfpublishing komplett in Vorleistung gehen muss, sieht das vielleicht auch schon ein bisschen anders aus.

Das heißt, alles, was sonst Verlage übernehmen – das Lektorat, das Cover, den Satz –, muss man dann eben selbst machen oder eben selbst tragen. Und es gibt natürlich keine Garantie, dass die Investition sich auch auszahlt. 

Ich kann zumindest sagen, bei meinen zwei Selfpublishingbüchern 2022 und 23 habe ich meine Ausgaben für das alles nicht wieder reinbekommen. 

Und ja die Selfpublishing-Bücher habe ich inzwischen auch offline gestellt. Das heißt, richtig gelohnt, zumindest aus finanzieller Sicht, hat sich das ganze Thema Selfpublishing für mich nicht. 

Und hier kommen dann eben Indie-Verlage ins Spiel, die, wenn man so will, das Beste aus beiden Welten kombinieren.

Indie-Verlag ist die Abkürzung für Independent-Verlag und wie es der Name schon sagt, ist das ein unabhängiger Verlag. 

Unabhängig in dem Sinn, dass sie nicht zu den großen Verlagsgruppen gehören und dann in kleinerem Maßstab publizieren. 

Sie haben damit natürlich meist eine kleinere Reichweite als die großen Publikumsverlage, das ist klar. Aber gleichzeitig kommen sie mit vielen, vielen anderen relativ nicen Vorteilen, die ich dir in dieser Folge vorstellen möchte.

Vorteil #1: Indie-Verlage sind experimentierfreudiger

Und Vorteil Nummer 1 ist, dass Indie-Verlage experimentierfreudiger sind.

Wenn man nicht für die breite Masse produzieren muss, dann kann man Themen abdecken, die nischiger sind, spezieller sind, experimenteller sind.

Das heißt, wenn du ein Buch schreibst in einer bestimmten Nische, kann es sehr gut sein, dass es irgendwo da draußen einen kleinen Verlag gibt, der genau dein Thema abgedeckt, der sich genau darauf spezialisiert hat, was du schreibst.

Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass du einen kleinen Verlag findest, wo es inhaltlich einfach super matcht, ist groß. 

Oder sagen wir mal, zumindest um einiges größer als die Wahrscheinlichkeit, bei einem Publikumsverlag aus einem Stapel unverlangt eingesandter Manuskripte herausgefischt zu werden.

Ganz zu schweigen davon, dass es natürlich auch eine sehr schöne Zusammenarbeit ist, wenn man inhaltlich auf einer Wellenlänge ist.

Und ich hab das jetzt zum Beispiel bei meinem Buch „She Works Hard For No Money“ total gemerkt.

Das ist ja ein feministisches Buch und der Verlag Palomaa Publishing hat sich eben auf genau diese Perspektive spezialisiert.

Da muss man dann in der Zusammenarbeit auch einfach nicht mehr über die Basics reden oder dass etwas vermeintlich zu radikal ist, sondern man kann sich dann einfach ums Buch kümmern. 

Das heißt, das ist auf jeden Fall etwas, was ich für mich gelernt habe: Wenn man eine spezielle Perspektive hat, kann sich ein Indie-Verlag auf jeden Fall lohnen.

Vorteil #2: Indie-Verlage tragen alle Kosten

Und apropos „lohnen“: Lass uns als zweites über Geld sprechen.

Auch wenn ein Indie-Verlag kleiner ist, agiert er natürlich trotzdem wie ein normaler Publikumsverlag und übernimmt das Lektorat, das Cover und so weiter.

Das bedeutet, ich muss bei einem Indie-Verlag eben nicht in Vorkasse gehen, was natürlich ein großer Vorteil gegenüber Selfpublishing ist. 

Das heißt, ich kann mich hier einfach ums Schreiben kümmern und es gibt jemanden, die das ganze Drumherum für mich organisiert, erledigt und finanziell trägt. 

Und damit, ganz, ganz wichtig, haben Indie-Verlage überhaupt nichts mit sogenannten Vanity-Verlagen zu tun, besser bekannt unter dem Namen Druckkostenzuschussverlage.

Ein Druckkostenzuschussverlag ist ein Verlag, der von Autor*innen verlangt, selbst für die Veröffentlichung zu zahlen. 

Das ist einfach super unseriös. Ein echter Verlag wird im Vorfeld nie Geld für eine Leistung fordern, sondern Lektorat, Coverdesign und so weiter natürlich selbst übernehmen.

Falls du also irgendwo mal ein Angebot von einem Verlag erhältst, dann aber für eine Veröffentlichung in Vorleistung gehen sollst, lauf.

Das hat nichts mit Indie-Verlagen zu tun, die einfach thematisch und strukturell unabhängig sind. Sie sind vielleicht kleiner, aber sie tragen alle Kosten selbstverständlich immer noch selbst.

Und da wir gerade über Geld sprechen, ist vielleicht auch wichtig zu wissen:

Natürlich können Indie-Verlage dann oft auch nicht den großen Vorschuss zahlen wie Publikumsverlage zum Beispiel. Allerdings werden einem die Tantiemen dann eben auch viel schneller ausgezahlt.

Das heißt, wenn man einen hohen Vorschuss erhält, klingt das erst einmal toll und das ist es natürlich auch. Aber man hat so lange nichts von den Verkäufen, so lange der Vorschuss durch die Verkäufe nicht eingespielt ist.

Und bei einem Indie-Verlag, der dann unter Umständen vielleicht überhaupt keinen Vorschuss zahlt, kriegt man die Tantiemen dann eben gleich ab dem ersten Verkauf. 

Vorteil # 3: Die persönliche Betreuung

Wenn ein Verlag mehrere hundert Bücher im Jahr veröffentlicht, dann kann es leicht passieren, dass man mit seinem Buch einfach nur eine weitere Nummer ist.

Es gibt dann eben einige Bücher, die prominent platziert und beworben werden und andere, die eher im Hintergrund laufen. 

Und gerade als Erstautor*in kann es deshalb passieren, dass die Qualität der Betreuung eher semigut ist. Dass einfach all die Ressourcen in prominente Titel gesteckt werden.

Und das ist aus meiner Sicht ein Riesenvorteil bei Indie-Verlagen, die ja nur wenige Bücher im Jahr veröffentlichen und deshalb oft eine ganz andere Beziehung zu ihren Autor*innen eingehen können. 

Ich kann zum Beispiel gar nicht zählen, wie viele Zoom-Calls ich mit meiner Verlegerin inzwischen hatte. Einfach zum Check-in, dass alle wissen, was gerade so abgeht. 

Und es war immer Zeit und Raum für meine Anliegen und Wünsche, zum Beispiel, was das Cover anging oder das Paper Goodie.

Und ich glaube, gerade wenn man sagt, ich will als frische Autorin nicht nur ein Buch veröffentlichen, sondern so viel wie möglich lernen, kann ein Indie-Verlag eine sehr, sehr gute Wahl sein. Da gibt es auf jeden Fall mehr Möglichkeiten zum Austausch.

Vorteil #4: Pressearbeit

Und Vorteil Nummer 4 ist auch nicht zu verachten. Und das ist die Pressearbeit.

Da sehe ich vor allem einen großen Vorteil gegenüber dem Selfpublishing. Denn wenn ich alleine für die Vermarktung eines Buchs zuständig bin, dann kann ich das nur mit meinen Kontakten machen.

Doch eine Verlegerin hat da natürlich sehr viel mehr Ideen und Möglichkeiten. Ich kann eigentlich gar nicht mehr zählen, wie viele Erwähnungen in Newslettern zum Beispiel ich so bekommen habe. Oder mir Interviews vermittelt wurden, teilweise in Medien mit viel Reichweite.

In der Emotion Working Women zum Beispiel. Das hätte ich sehr wahrscheinlich selbst so nicht hinbekommen, einfach weil mir da die Kontakte gefehlt haben. 

Und wenn in einem Indie-Verlag dann ein Buch erscheint, dann gibt es da eben parallel kein anderes Buch. Das heißt, man steht erst einmal im Fokus und das ist natürlich sehr, sehr schön.

Ich glaube, das hat auch viel damit zu tun, dass in einem Indie-Verlag Menschen arbeiten, die überzeugt von diesem speziellen Thema sind, das sie verlegen. Und vielleicht sind sie dadurch auch entsprechend extra motiviert und involviert. 

Genau, das waren die wichtigsten Vorteile von einem Indie-Verlag gegenüber Publikumsverlagen oder Selfpublishing. Zumindest aus meiner Sicht als Autorin.

Das war ein knackig-kurze Folge, die dir Indie-Verlage hoffentlich etwas näher gebracht hat.

Abschließend würde ich auch noch gerne betonen, dass Indie-Verlage nicht nur gute Arbeit leisten, sondern eben auch gesellschaftlich wichtige Arbeit.

Zum Beispiel, weil sie Themen abdecken, die große Verlage sich niemals trauen würden abzudecken. Oder weil sie auch offener gegenüber Einsteiger*innen sind und sie mehr oder weniger an die Hand nehmen und an das ganze Thema Schreiben und Veröffentlichen heranführen.

Und vielleicht magst du ja auch als Autor*in oder Leser*in Indie-Verlagen und ihren Büchern mal eine Chance geben. 

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

Rolling In The Feed: Autorin ohne Social Media

In dieser Folge von Smells Like Writing Spirit spreche ich über das Schreiben ohne Social Media – warum ich ausgestiegen bin und wie Autor*innen trotzdem sichtbar werden. Ich teile meine Erfahrungen: Wie findet man einen Verlag ohne Insta & Co.? Wie funktioniert Buchmarketing jenseits der Plattformen? Und wie gelingt Netzwerken ohne Social Media?

In dieser Folge von Smells Like Writing Spirit spreche ich über das Schreiben ohne Social Media – warum ich ausgestiegen bin und wie Autor*innen trotzdem sichtbar werden. Ich teile meine Erfahrungen: Wie findet man einen Verlag ohne Insta & Co.? Wie funktioniert Buchmarketing jenseits der Plattformen? Und wie gelingt Netzwerken ohne Social Media?

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Du hörst den Podcast Smells Like Writing Spirit und heute geht es um Social Media bzw. die Abwesenheit von Social Media.

Denn wenn du Autorin bist oder davon träumst, ein Buch zu schreiben, denkst du vielleicht, dass du unbedingt Social Media dazu brauchst.

Das denke ich nicht.

Und deshalb möchte ich heute über meine Erfahrungen sprechen und Fragen beantworten wie:

  • Findet man ohne Social Media überhaupt einen Verlag?

  • Wie macht man Marketing für ein Buch, wenn man kein Social Media nutzt?

  • Wie netzwerkt man als Autorin ohne Social Media?

  • Und: Was hat so eine Autor*innen-Existenz ohne Social Media für Vorteile, aber auch für Nachteile?

Ja, du siehst, wir haben eine Menge heute vor. Deshalb lass uns direkt starten.

Und zu Beginn ist es vielleicht ganz gut, mal das Problem mit Social Media zu umreißen, das da wäre, dass Social Media auf vielen Ebenen … scheiße ist.

Ich sag das mal so direkt, ist ja mein Podcast.

Es ist natürlich meine persönliche Meinung, aber vielleicht hast du ja recht ähnliche Erfahrungen gemacht, dass Social Media gerade für dich als Schreibende mit vielen spezifischen Tücken kommt.

Es ist eine unfassbar lange Liste von Not-so-Fun-Facts.

Das Problem mit Social Media für Schreibende

Da ist erstens der permanente Vergleich mit anderen Autor*innen, die angeblich alle produktiver und erfolgreicher sind und das kann zu Neid, Selbstzweifeln, zum Imposter-Syndrom und vielem mehr führen.

Da ist zweitens der Druck, jeden Schritt des Schreibprozesses teilbar zu machen, und damit natürlich auch die Gefahr, dass Perfektion irgendwann Kreativität ersetzt.

Da ist drittens die Sache mit dem Dopamin, dass ständige kurze Belohnungen in Form von Likes und Kommentaren die Frustrationstoleranz senken können. Und das wird dann spätestens bei längeren Schreibprojekten zu einem richtigen Problem.

Da ist viertens der mögliche Verlust der inneren Stimme, weil man ständig Trends und Schreibtipps konsumiert und der eigene Stil da möglicherweise verlorengeht.

Da ist fünftens die zerstörte Konzentrationsfähigkeit, was bei mir 100 % der Fall war. Irgendwann konnte ich noch nicht einmal mehr fünf Minuten am Stück einen Text schreiben, ohne dieses Gefühl zu bekommen, dass ich unbedingt irgendwas auf Insta checken müsste.

Da ist sechstens der Zeitverlust und siebtens die Prokrastination im Namen der „Recherche“ (in Anführungsstrichen) oder des „Marketings“. Man redet sich ein, man tut jetzt was fürs Marketing, für die Reichweite, indem man andere Posts liket. Aber letzten Endes bringt das alles überhaupt nichts oder ist einfach nur Ablenkung von den wirklich wichtigen Dingen.

Da ist achtens die zerstückelte Aufmerksamkeit durch die ständigen Benachrichtigungen, die Schreibphasen unterbrechen und verhindern, dass wir überhaupt in die Tiefe gehen können.

Da kann neuntens ein schiefes Maß für Erfolg entstehen, dass man Erfolg gar nicht mehr an der Schreibqualität misst, sondern an der Anzahl der Likes oder Follower.

Da ist zehntens die reale Gefahr des Burnouts durch Dauerpräsenz auf Social Media und es bleibt kein Raum mehr für Rückzug und Regeneration, beides Dinge, die für alle Menschen wichtig sind, aber eben auch gerade für Schreibende.

Und last but not least machen sich Schreibende so abhängig von problematischen Plattformen, die mächtigen, meist rechtskonservativen Tech-Milliardären gehören, die ausschließlich nach Profit streben und sich nicht so viel um Gesundheit der Nutzer*innen und die Demokratie zu sorgen scheinen.

Ja, das war ein sehr kurzer, aber intensiver Abriss der Gründe, warum ich es irgendwann auf Social Media nicht mehr ausgehalten habe und beschlossen habe, auszusteigen.

Vielleicht fallen dir noch viele weitere Gründe ein. Ich bin mir sicher, da gibt es eine Menge. 

Und die Frage ist dann ja: Und dann?

Also: Okay, Social Media ist vielleicht blöd und wir gehen jetzt weg von Social Media. Aber was bedeutet das für uns als Schreibende?

Finden Autor*innen auch ohne Social Media einen Verlag?

Und der erste wichtige Punkt ist die Frage nach dem Verlag: Also kann man völlig Social-Media-frei tatsächlich einen Verlag finden?

Ich höre immer wieder da so ein Vorurteil, dass jemand, der oder die keine sozialen Medien nutzt, auch keinerlei Chance hat, jemals an einen Buchvertrag zu kommen.

Und ich hab da tatsächlich andere Erfahrungen gemacht.

Mein erstes Verlagsbuch „No Social Media“ ist zustande gekommen, weil ein Lektor das Thema „Marketing ohne Social Media“ als ein spannendes Thema identifiziert hat, nach der Phrase gegoogelt hat und meine Website gefunden hat und mich angeschrieben hat.

Und tatsächlich berichten auch viele andere Autor*innen, die über andere Themen geschrieben haben, also jetzt nichts unbedingt mit Social-Media-freiem Marketing zu tun hatten, dass es bei ihnen genauso war. Also dass sie vom Verlag angeschrieben wurden, nachdem Lektor*innen nach einem Thema gegoogelt haben und sie gefunden haben.

Ich mein, klar gibt es mit Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Business-Netzwerken wie LinkedIn inzwischen auch viele andere Möglichkeiten zu recherchieren oder mit jemandem Kontakt aufzunehmen. Doch Google scheint immer noch eine weit verbreitete Option zu sein.

Marketing ohne Social Media? Eine eigene Website ist Pflicht

Und das bedeutet für Schreibende, vor allem wenn es um Sachbücher geht, dass sie vor allem eine Website brauchen, die idealerweise für Suchmaschinen optimiert ist. Denn sie soll ja ganz oben auftauchen, wenn jemand nach einem bestimmten Thema sucht.

Das heißt, wenn du als Autorin oder Autor keinen Bock auf Social Media hast, kannst du stattdessen auf eine Website setzen und darauf achten, dass deine Website für deine wichtigsten Themen gefunden wird und möglichst weit oben in den Suchergebnissen erscheint.

Und natürlich meine ich jetzt nicht irgendeine Website, sondern eine Website, die möglichst überzeugt, also auf dem neuesten Stand der Technik ist, gute Fotos hat, gute Texte. 

Natürlich wird hier eine professionelle, persönliche Website einfach bessere Karten haben als eine Website, die lieblos zusammengeschustert wurde oder die besagten 90er-Vibes versprüht..

Und vielleicht noch ein Wort zu den Texten.

Aus Verlagssicht ist natürlich nicht nur wichtig, welches Thema du abdeckst, sondern auch, ob du überhaupt in der Lage bist zu liefern.

Das heißt: Ein Lektor oder eine Lektorin muss dir auch objektiv zutrauen, 200, 300, 400 oder noch mehr Seiten unter Druck zu schreiben. Schließlich wird es beim Verlag vertraglich formulierte Deadlines geben.

Mein Punkt ist also:

Wer gerne ein Buch schreiben will, muss mit dem Schreiben nicht warten, bis er oder sie von einem Verlag gefunden wird, sondern kann natürlich auch schon vorher – zum Beispiel auf der Website – zeigen, dass Schreiben zu den Stärken gehört

Das heißt, die Website sollte idealerweise diese „Ich kann schreiben“-Vibes senden. Das ist, glaube ich, schon sehr, sehr viel wert.

Gastauftritte sind wichtig

Aber es gibt neben der eigenen Website noch eine weitere Strategie, die wichtig ist. Und das sind Gastauftritte.

Denn wenn jemand dich googelt, muss er oder sie ja nicht zwingend auf deiner Website landen. Vielleicht landet der Googler oder die Googlerin ja auch auf einer Website, wo du zu einem bestimmten Thema interviewt wurdest. 

Sodass dann eben der Eindruck entsteht, dass man an dir einfach nicht vorbeikommt, wenn man nach einem bestimmten Thema sucht.

Das heißt, wenn du gerne schreibst, wenn du gerne ein Buch veröffentlichen willst, erscheinst du idealerweise auch in anderen Podcasts, Magazinen, Blogs, anderen Veranstaltungen und so weiter. 

Und du musst dafür auch nicht warten, bis du gefragt wirst, sondern kannst selbstverständlich selbst aktiv werden und auf andere Menschen zugehen und ein passendes Thema pitchen.

Ja, das war ein kurzer Abriss darüber, wie ich beim ersten Buch einen Verlag gefunden habe bzw. wie der Verlag auf mich aufmerksam geworden ist. 

Es war ein Fachbuch bei einem Fachbuchverlag. Aber diese Punkte sind definitiv auch für Sachbücher wichtig, also immer wenn es darum geht, dass du was von einem bestimmten Thema verstehst.

Meinen zweiten Verlagsvertrag habe ich bekommen, weil ich die bestehenden Kontakte, die ich beim ersten Buch aufgebaut habe, dann genutzt habe.

Das heißt, ich hab jetzt nicht gewartet, bis ich gefragt oder gefunden wurde. Sondern ich hab ein Konzept und eine Gliederung erstellt für ein neues Buchprojekt, damals zum ethischen Marketing, und hab es dem Verlag, der mich ja schon kannte, gepitcht und dann haben sie eben JA gesagt.

Auch hier: Kontakte – super wichtig für Schreibende.

Kontakte lassen sich natürlich auch über Social Media knüpfen, keine Frage. Aber du siehst, es geht prinzipiell auch ohne. Also ich hab mich gefragt: Wen kenne ich schon? Wen könnte ich fragen? Und dann war eigentlich klar, dass ich mich an den Lektor vom ersten Fachbuch wende.

Ja, und meinen dritten Verlagsvertrag habe ich ebenfalls ohne Social Media gefunden. Das war für das Sachbuch „She Works Hard For No Money“, das Ende Oktober bei Palomaa Publishing erschienen ist.

Auch hier bin ich selbst aktiv geworden und hab eben einen Indie-Verlag angeschrieben.

Ich glaube, Indie-Verlage werden von Schreibenden grundsätzlich unterschätzt. Also viele wollen gleich zu einem großen Publikumsverlag oder machen dann eben Selfpublishing, aber gerade beim Publikumsverlagen kommt man inzwischen eigentlich nur noch mit einer Agentur rein. 

Aber Indie-Verlage sind oft so nischig und spitz aufgestellt, dass man keine schlechten Chancen hat, wenn man ein Buchprojekt anbietet, das wirklich 100 Prozent zu der Ausrichtung passt.

Ich werde da bestimmt auch noch mal eine separate Folge dazu machen. 

Also: Verlagsvertrag bekommen ohne Social Media? Bisher hat das bei mir geklappt, muss ich sagen. Durch eine von Social Media unabhängige Onlinepräsenz durch Website, Blog, Podcast. 

Dann durch bestehende Kontakte, die ich genutzt habe. 

Und dann durch die Entscheidung für einen Indie-Verlag.

Wie funktioniert Buchmarketing ohne Social Media?

Was uns auch schon zum nächsten Thema bringt, ein paar Dinge hab ich ja auch schon verraten, nämlich: Wie funktioniert eigentlich Buchmarketing völlig ohne Social Media?

Und ich glaube, dass da so eine seltsame Vorstellung von Marketing dominiert. Also dass ich die ganze Zeit überhaupt nichts mache für meine Onlinesichtbarkeit und wenn dann ein Buch erscheint, dann mache ich Marketing und dann – schwupps – muss ich das unbedingt auf Social Media tun, weil man ja sonst niemanden erreicht.

Ich glaube, dass alle Selbstständigen, aber eben auch Schreibende es sich mit dieser Haltung sehr, sehr schwer machen, weil: 

Marketing startet nicht erst, wenn dein Produkt oder Buch erscheint, sondern schon heute.

Also idealerweise hast du von Anfang an dafür gesorgt, dass du online präsent bist und dass du Menschen erreichen kannst und dass du ein Netzwerk hast, das du aktivieren kannst – alles eben abseits von Social Media. 

Und wenn dann das Buch erscheint, aktivierst du das, was du schon hast.

Bei mir ist es jetzt so: 

Ich selbst bin schon einige Jahre selbstständig. Das heißt, ich hab eine Website, ich hab einen Blog, einen Podcast oder zwei Podcasts inzwischen sogar, einen Newsletter und ich wurde schon interviewt, hab also Kontakte geknüpft.

Und wenn du das alles noch nicht hast, dann würde ich dir empfehlen, eben diese Basis zu legen.

Also dass du als allererstes eine Website erstellst, deine Homebase sozusagen. Diese Website gehört dir und nur dir allein und du kannst darauf machen, was du willst. Natürlich immer im Rahmen von Gesetzen, ist ja klar.

Aber niemand redet dir da jetzt rein, dass du unbedingt Videos drehen musst oder live gehen musst. Du entscheidest selbst, was du wann und wie oft auf deiner Website veröffentlichst.

Wenn die wichtigsten Seiten stehen, kannst du überlegen, ob du auf deiner Website einen Blog erstellst, wo du deine Gedanken teilst. Der Blog kann suchmaschinenoptimiert sein oder nicht. Er kann auch einfach dazu dienen, dass die Menschen, die den Artikel lesen, dich besser kennenlernen.

Du kannst einen Podcast starten, übers Schreiben zum Beispiel oder über das Thema, worüber du schreibst.

Du kannst dich in andere Podcasts einladen, wenn du keinen eigenen Podcast haben willst. Du kannst gezielt Redaktionen von Blogs, Magazinen, Newslettern und so weiter anschreiben und dein Thema pitchen. 

Du kannst dich mit anderen Autor*innen vernetzen, indem du beispielsweise auf Lesungen gehst und dir eine lokale Schreibgruppe suchst.

Und so weiter. 

Das alles ist Marketingarbeit, die Schreibende machen können, noch bevor sie überhaupt wissen, dass ein konkretes Buch erscheint.

Und wenn das Buch dann rauskommt, dann haben sie eben eine solide Basis, die sie nutzen können. 

Sie haben eine Website und einen Blog, wo sie ihr Buch ankündigen können.

Sie haben einen Podcast, wo sie über ihr Buch sprechen können.

Sie haben einen Newsletter, wo sie Menschen Bescheid geben können.

Sie haben Kontakte, die sie aktivieren können.

Und sie haben sich idealerweise auch eine Reputation aufgebaut, sodass die Medien, die man dann vielleicht rund um den Veröffentlichungstermin gezielt wegen Interviews oder Kooperationen anschreibt, sie ernst nehmen und dann auch zu sich einladen.

Buchmarketing ohne Social Media ist also immer noch Marketing. Es ist immer noch Arbeit. Man braucht immer noch Zeit dafür und Energie.

Der Unterschied ist, dass man halt in Social-Media-freie, nachhaltige Strategien investiert, wo der eigene Einflussbereich recht groß ist im Vergleich zu Social Media zumindest.

Der Mona-Lisa-Effekt

Und dann muss ich an dieser Stelle, glaube ich, auch noch mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufräumen. 

Denn keine eigenen Social-Media-Accounts zu haben, heißt ja nicht automatisch, dass niemand über dich auf Social Media spricht.

Der Marketingpapst … nenn ich ihn mal … Seth Godin nennt das den Mona-Lisa-Effekt. Er sagt: Die Mona Lisa hat eine große Social-Media-Präsenz, aber sie twittert nicht. Sie ist erfolgreich auf Social Media, weil sie eine Ikone ist, aber sie ist nicht eine Ikone, weil sie erfolgreich auf Social Media ist.

Das heißt: 

Wenn du etwas hast, was spannend ist, was ein Mehrwert ist, dann werden Menschen darüber sprechen und sich darüber austauschen, wie sie es halt immer tun. Und ja das wird vermutlich auch auf Social Media passieren.

Aber wenn du nichts hast, worüber es sich zu reden lohnt, dann bringt dir eine Social-Media-Präsenz erst mal auch nichts.

Und gerade bei meinem dritten Buch „She Works Hard For No Money“ habe ich jetzt schon öfter von Leuten gehört, dass das Buch auf Instagram erwähnt wurde, obwohl ich da ja überhaupt nicht mehr bin.

Das heißt, wenn Menschen über ein Buch reden wollen, dann werden sie es tun, egal, ob du ein Instagram-Konto hast oder nicht. 

Netzwerken ohne Social Media

Das bringt mich auch gleich nahtlos zum dritten Thema dieser Folge: Nämlich dem Netzwerken oder Kontakteknüpfen. 

Ich hab ja jetzt schon ein paar Mal erwähnt, dass ich das super wertvoll finde.

Und ich glaube, auch hier liegt so ein Missverständnis vor, dass Social Media da besonders „social“ wäre. 

Ich glaube ehrlich gesagt, dass das schon längst nicht mehr der Fall ist.

Also es mag sein, dass Social-Media-Plattformen ursprünglich mit diesem Zweck im Hinterkopf entwickelt wurden.

Aber dieser ursprüngliche Gedanke, Menschen miteinander zu verbinden, Austausch zu ermöglichen, Gemeinschaft zu fördern und so weiter, dieser Gedanke ist längst einer anderen Logik gewichen:

der Aufmerksamkeitsökonomie

Es geht meist nicht mehr so sehr darum, echte Beziehungen zu pflegen, sondern Sichtbarkeit zu generieren. Und Plattformen fördern keine Tiefe, kein Vertrauen, keine echte Neugier aufeinander, sondern Interaktion, die sich messen lässt: mit Likes, Kommentaren, Shares und so weiter.

Es geht nicht so sehr um Begegnung. Es geht um Performance.

Natürlich kann man auf Social Media immer noch Menschen treffen und Kontakte knüpfen und natürlich entstehen daraus immer wieder auch Freundschaften oder Kooperationen. Das will ich alles gar nicht bestreiten. Aber ich glaube, das passiert trotz der Social-Media-Plattformen, nicht wegen ihnen.

Denn so, wie Social-Media-Plattformen designed sind gerade, zielen sie nicht auf Verbindung zu anderen Menschen, sondern auf Bindung ans System Social Media.

Sie wollen, dass wir so lange wie nur möglich uns dort aufhalten, und das verändert vielleicht auch unser Verständnis von Netzwerken selbst:

Wir lernen, Beziehungen funktional zu denken.

Also nicht:

„Mit wem kann ich mich ehrlich austauschen?“ 

„Wer interessiert mich?“

„Was interessiert mich?“

Sondern eher:

„Wer hat Reichweite? Wer teilt meinen Post?“ 

Das ist kein persönlicher Fehler, würde ich sagen, sondern das Ergebnis einer Struktur, die alles, einfach alles – auch menschliche Kontakte – in Profit übersetzt.

Vielleicht müssen wir uns deshalb wieder ernsthaft fragen, wie ein echtes Netzwerk eigentlich aussieht, wenn man die Plattformen einmal beiseite lässt.

Also: Was bleibt übrig und wie können wir als Schreibende wieder Räume für uns schaffen? 

Räume, die echten Austausch ermöglichen.

Und für mich geht das ehrlich gesagt nur über persönliche Kontakte. Auch und vor allem offline.

Das heißt, ich selbst versuche, so oft wie möglich auf Lesebühnen zu lesen, auch lokal Anschluss zu Schreibgruppen zu finden, zu Lesungen von anderen Autor*innen zu gehen, mit den Autor*innen, die ich schon kenne, dann in Kontakt zu bleiben, zum Beispiel via Messenger.

Das ist natürlich alles nicht so unmittelbar und kurzfristig wie auf Social Media. Das ist mir klar. 

Aber ich glaube, dass es auch tatsächlich gut ist, da so einen entschleunigten, persönlichen Ansatz zu haben. Das tut mir jedenfalls total gut und vielleicht ja auch dir?

Die Vor- und Nachteile von Social Media für Autor*innen

Ja, wir sind so langsam am Ende angelangt. Und vielleicht stelle ich zum Abschluss einfach mal die Vor- und Nachteile gegenüber. 

Also, was sind drei Vorteile, Autorin ohne Social Media zu sein, und was drei Nachteile?

Vorteil Nummer eins ist für mich ganz klar die Konzentration und Aufmerksamkeit, die bei mir definitiv höher ist, seit ich aus Social Media raus bin. Es gibt weniger Ablenkung, weniger Pushbenachrichtungen, weniger Druck, irgendwas zu checken.

Damit geht auch Vorteil Nummer zwei einher, dass ich als Schreibende viel mehr bei mir bin. Ich hab viel weniger von diesen ungesunden Vergleichen. Also ich glaub nicht, dass man das Vergleichen völlig abstellen kann als Autorin. Und wenn ich jetzt auf einer Lesung einen Text lese – natürlich vergleiche ich mich da, ob ich will oder nicht, mit all den anderen, die lesen. Aber es ist eben nicht dieser toxische Vergleich, wo man die Bühnenversion eines fremden Menschen mit seinem Behind-the-Scenes-Ich vergleicht und eigentlich nur verlieren kann.

Und Vorteil Nummer drei ist die digitale Souveränität. Ich baue auf Kanälen auf, die mir gehören – meine Website, mein Newsletter, mein Podcast. Wenn ich dort etwas veröffentliche, gehört das mir. Niemand kann mir die Reichweite nehmen oder den Algorithmus ändern. Und all diese Strategien sind auch nachhaltig und langfristig effektiv. Denn eine Podcastfolge hören sich Menschen auch noch einem Jahr an, aber ein Instagram-Beitrag versinkt eben sehr schnell in den Tiefen dieser Plattform.

Aber natürlich, wie es im Leben immer so ist, gibt es nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile, Autorin ohne Social Media zu sein.

Nachteil Nummer 1: Man muss definitiv Geduld im Marketing haben. Wobei das ja auch nicht korrekt ist, dass es mit Social Media unbedingt so viel schneller geht. Es mag Fälle geben, wo man sich relativ schnell Sichtbarkeit mit Social Media aufbauen kann. Aber inzwischen ist es organisch einfach viel schwerer geworden als noch vor einigen Jahren. Und man muss auch bei Social Media Zeit mitbringen. Aber gut. Genau, also Marketing ohne Social Media ist auf Langfristigkeit ausgerichtet und man braucht schon eine Basis, von der man dann in einem konkreten Buchlaunch und so weiter zehren kann. Sonst funktioniert das nicht so gut.

Nachteil Nummer 2: Das habe ich jetzt noch gar nicht so detailliert erwähnt, aber es gibt einige Lesebühnen oder Literaturzeitschriften, die haben ausschließlich eine Instagram-Präsenz, was dann natürlich doof ist, wenn man da was einreichen will oder sich irgendwo bewerben will, aber kein Konto hat.

Man kann das so lösen, indem man sich lediglich einen Recherche-Account auf Social-Media-Plattformen anlegt, den man quasi nur auf dem Desktop nutzt, um sich kurz eine Ausschreibung durchzulesen. 

Es gibt aber auch inzwischen ein ganz cooles Tool, das nennt sich Imginn (oder Iminn), ich weiß nicht genau, wie man das ausspricht. Geschrieben wird das Imginn. Ich verlinke das Tool auch noch mal in den Shownotes. 

Und hier kann man sich tatsächlich Instagram-Profile anschauen, die Posts anschauen, ohne ein eigenes Konto zu haben und ohne Mark Zuckerberg Daten zu hinterlassen. Finde ich auf jeden Fall sehr nice. Und mit dem Tool kann man sich dann eben dann doch die Ausschreibungen durchlesen, auch wenn man kein eigenes Instagram-Konto mehr hat. 

Das heißt, dieser Nachteil ist da, kann aber auf jeden Fall mit einem Workaround fast vollständig kompensiert werden.

Und schließlich Nachteil Nummer 3: Man kann ohne Social Media nicht mehr so unmittelbar und leicht Kontakte knüpfen. Das ist auf jeden Fall so. Das heißt, da braucht man auf jeden Fall alternative Strategien, zum Beispiel Schreibgruppen, die man sich sucht. 

Und ich weiß nicht genau, ob das jetzt so ein großer Nachteil ist, aber man bekommt dadurch dann definitiv weniger unmittelbares Feedback auf die eigenen Gedanken. 

Falls du das als Schreibende unbedingt brauchst, wird dir vielleicht was fehlen ohne Social Media, ich weiß nicht. Ansonsten ist es vielleicht auch ganz schön, sich erst einmal zurückziehen zu können und sich auch erst einmal was zu durchdenken, bevor man es mit anderen Menschen dann teilt. 

Du siehst also:

Ein Social-Media-Ausstieg als Autorin hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Aber es ist definitiv möglich, Autorin zu sein und nicht Social Media zu nutzen. 

Shownotes

No Social Media

Don’t be evil

She works hard for no money

Imginn

Der Mona-Lisa-Effekt

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

She Works Hard For No Money: Mein neues Buch ist da!

Heute gibt es einen Grund zu feiern, denn heute ist mein neues Sachbuch erschienen mit dem Titel „She Works Hard For No Money – eine feministische Kritik sozialer Medien“. Ich will dir in dieser Podcastfolge mehr über das Buch erzählen und aus der Einleitung vorlesen.

Du hörst Smells Like Writing Spirit, den grungigen Schreibpodcast, und heute gibt es einen Grund zu feiern, denn heute ist mein neues Sachbuch erschienen mit dem Titel:

She Works Hard For No Money – eine feministische Kritik sozialer Medien

Und ja, schon wieder musste ein Songtitel daran glauben.

Ich will dir in dieser Podcastfolge mehr über das Buch erzählen und aus der Einleitung vorlesen. Das heißt, du bekommst jetzt gleich eine Privatlesung – nur für dich allein.

Doch was ist das jetzt eigentlich für ein Buch? Ich sollte da vielleicht noch ein bisschen mehr Kontext geben.

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She Works Hard For No Money ist, wie der Untertitel es ja schon verrät, eine feministische Kritik sozialer Medien.

Warum feministisch?

Weil es im Buch nicht darum geht, wie wir die Plattformen „gesünder“ nutzen können oder wie wir unseren Social-Media-Konsum reduzieren können. 

Sondern darum, was Social Media eigentlich ist: ein männergemachter, profitorientierter Raum, der auf der unbezahlten Arbeit seiner Nutzer*innen basiert.

Und da auch schon abseits von Social Media Frauen diejenigen sind, die den Großteil unbezahlter Arbeit leisten (Stichwort: Gender Care Gap), ist das Thema aus meiner Sicht besonders für Frauen so wichtig. 

Ich ziehe im Buch eine Parallele zur klassischen Care-Arbeit

So wie unbezahlte Fürsorgearbeit – also die Kinderbetreuung, emotionale Unterstützung oder Organisation im Alltag – das Fundament dafür ist, dass das kapitalistische System funktioniert, so ist es auch auf Social Media:

Unser Content, unsere Aufmerksamkeit, unsere Kreativität, unsere Emotionen, unsere Daten – all das sind Ressourcen, die wir kostenlos zur Verfügung stellen. Und genau daraus entsteht der Profit der Tech-Milliardäre, denen die großen Plattformen gehören.

Wir unterschätzen, wie viel Arbeit in unserem digitalen Alltag steckt: uns für eine Story zurechtmachen, das Zuhause schön herrichten, auf Kommentare reagieren, Content planen oder uns selbst immer wieder vergleichen und optimieren. 

Das alles sehe ich als unbezahlte, oft unsichtbare Arbeit, die uns Zeit und Energie kostet.

Ich glaube, es ist wichtig, diese Strukturen zu erkennen. Denn Erschöpfung durch Social Media ist kein individuelles Versagen. 

Es ist kein Zeichen von mangelnder Disziplin oder fehlendem Digital Detox. Es ist eine logische Folge von Plattformen, die darauf ausgelegt sind, uns emotional zu binden und aus unserer Aktivität Profit zu schlagen.

Und mein Ziel mit „She Works Hard For No Money“ ist es, diesen Mechanismus sichtbar zu machen und eine feministische Perspektive auf Social Media zu eröffnen.

Und wie das Ganze nun genau klingt, das hörst du jetzt. Denn ich lese dir einfach mal ein paar Seiten aus der Einleitung vor …


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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

Bring Me To Write: Zeit zum Schreiben finden

In dieser Folge von Smells Like Writing Spirit geht’s um die Frage, die viele Schreibende umtreibt: Wie finde ich überhaupt Zeit zum Schreiben? Spoiler: Vielleicht ist Zeit gar nicht das eigentliche Problem. Ich spreche darüber, warum „Zeit finden“ oft nicht funktioniert – und was stattdessen hilft, um wirklich ins Schreiben zu kommen.

In dieser Folge von Smells Like Writing Spirit geht’s um die Frage, die viele Schreibende umtreibt:

Wie finde ich überhaupt Zeit zum Schreiben?

Spoiler: Vielleicht ist Zeit gar nicht das eigentliche Problem. Ich spreche darüber, warum „Zeit finden“ oft nicht funktioniert – und was stattdessen hilft, um wirklich ins Schreiben zu kommen.

Folge anhören

Transkript lesen

Du hörst den Podcast „Smells Like Writing Spirit“

Das ist ein grungiger Schreibpodcast und damit ein ungeschönter Blick aufs Schreiben und Veröffentlichen. 

Und heute geht es um ein Thema, das sich eine Newsletterabonnentin gewünscht hat. 

Ich hab neulich in meinem Newsletter nach Themenvorschlägen für meinen Podcast gefragt und da wollte eine Leserin wissen: 

Wie schaffe ich es überhaupt zu schreiben – also vom zeitlichen Aspekt her?

Ich glaube, das ist eine Frage, die viele Menschen, die davon träumen, ein Buch zu schreiben, beschäftigt. Und deshalb wird es heute genau darum gehen:

Wie finde ich Zeit zum Schreiben?

Geht es wirklich um fehlende Zeit?

Und ganz interessant finde ich übrigens, dass die Leserin, die mir diese Frage gestellt hatte, schon in ihrer Mail vermutete, dass es unter Umständen gar nicht an der fehlenden Zeit liegt, dass sie nicht schreibt, sondern unter Umständen an etwas anderem.

Und genau das ist schon ein guter Ansatz, glaube ich. Denn ich kenn das total gut:

Einerseits ist da dieser Traum, endlich ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen.

Andererseits gibt es diesen Anspruch, unbedingt Zeit zum Schreiben finden zu müssen.

Und ich kann für mich sagen, dass dieser Anspruch, diese Erwartungshaltung mich noch nie ins Schreiben gebracht hat.

Warum der Gedanke „Ich muss Zeit finden“ nicht funktioniert

Denn wenn ich versuche, Zeit zum Schreiben zu finden, dann ist es etwas, was ich immer wieder aufs Neue machen muss.

Das heißt: Heute versuche ich, Zeit zum Schreiben zu finden.

Morgen versuche ich, Zeit zum Schreiben zu finden.

Und die nächsten Tage und Wochen und Monate auch.

Und das immer wieder zu versuchen, ist furchtbar anstrengend. Und das, was anstrengend ist, halte ich nicht lange durch. 

Das ist bei mir jedenfalls beim Schreiben auch so. Oder beim Sport oder bei gesunder Ernährung. Also alle diese großen, wichtigen Ziele sind meiner Erfahrung nach super schwer zu erreichen, wenn ich mich immer wieder neu darum bemühen muss.

Natürlich konkurriert das Schreiben dann mit ganz vielen anderen Dingen, die ich ja auch noch zu tun habe. Also mit meinem Job, mit dem ich eigentlich Geld verdiene. Mit der Zeit, die ich mit Menschen verbringen will. Oder mit Sport, Lesen, Haushalt, was auch immer.

Ich kann also immer wieder sagen: 

Oh, gerade passt es nicht mit dem Schreiben.

Oder: Ich habe gerade keine Zeit fürs Schreiben.

Oder: Es gibt gerade Wichtigeres als Schreiben.

Und so weiter. 

Das heißt, ich finde die Frage „Wie finde ich Zeit zum Schreiben?“ tatsächlich nicht so wahnsinnig hilfreich, muss ich sagen.

Und deshalb würde ich die Frage umformulieren zu:

Was bringt mich ins Schreiben?

Und da gibt es tatsächlich zwei Dinge, die mich persönlich total ins Schreiben bringen, und über die ich dir heute ein bisschen was erzählen will. In der Hoffnung, dass es bei dir ähnlich gut funktionieren könnte.

Commitment: Warum Verbindlichkeit Schreiben leichter macht

Das erste, was mich immer ins Schreiben bringt, ist Commitment, also irgendeine Form von Verpflichtung.

Das kommt total darauf an, finde ich, was genau du schreibst. Also ob du einen Roman schreiben willst oder ein Sachbuch. Ob du das im Verlag machen willst oder im Selfpublishing.

Aber es gibt grundsätzlich natürlich total verschiedene Formen von Commitment.

Beispiel #1: Verlagsvertrag für Fach- und Sachbücher

Das erste, was mir persönlich total hilft, ist ein Verlagsvertrag

Denn wenn ich vertraglich dazu verpflichtet bin, bis zu einem bestimmten Datum ein Manuskript einzureichen, dann sage ich persönlich nicht mehr, dass es Wichtigeres gibt als Schreiben. 

Sondern dann setze ich mich halt auch echt hin und schreibe das Ding. 

Dann gibt es keine Diskussionen mehr mit mir – nach dem Motto: „Ach, ich hab gerade nicht so viel Lust oder Zeit. Oder mir ist gerade nicht so danach.“

Dann wird das Schreiben zu einer wichtigen Priorität.

Und diese Strategie funktioniert vor allem bei Fach- oder Sachbüchern total gut. 

Denn im Gegensatz zum Roman, den man im Normalfall ja schon fertig geschrieben haben muss, bevor man sich an eine Agentur oder an einen Verlag wendet, reicht es bei Fach- oder Sachbüchern aus, eine detaillierte Gliederung zu haben und ein, zwei Probekapitel.

Denn der Verlag will in der Regel beim Inhalt des Fach- oder Sachbuchs mitreden. Und deshalb hätte es überhaupt keinen Sinn, schon ein fertiges Buch zu haben. Da wäre die Wahrscheinlich sehr groß, dass man es dann eben noch massiv umschreiben müsste.

Insofern habe ich es bei Fach- und Sachbüchern jetzt dreimal so gemacht und würde es auch in Zukunft immer wieder tun, dass ich nur so viel wie nötig vorab schreibe und mir dann relativ schnell eine verbindliche Zusage von einem Verlag hole, damit ich mich eben committen kann.

Und gerade bei Fachverlagen oder bei kleineren Indie-Verlagen ist es so, dass man sie auch wirklich direkt anschreiben kann, ohne Agentur dazwischen. Das würde man bei Publikumsverlagen so nicht machen.

Aber wenn es um dein allererstes Buch geht, ist es aus meiner Sicht sowieso total super, mit einem kleineren Verlag zu starten, weil die Betreuung da einfach ganz anders ist als bei einem großen Verlag, wo man mit seinem Debüt ja in der Regel nur eine kleine Nummer wäre.

Beispiel #2: Schreibwettbewerbe für Romanautor*innen

Genau, ein Verlagsvertrag ist meine liebste Möglichkeit, Commitment ins Schreiben reinzubringen. Doch was, wenn du überhaupt kein Fach- oder Sachbuch schreibst, sondern einen Roman?

Das mache ich nämlich zur Zeit auch, dass ich an meinem ersten Roman. 

Also ich habe auch schon vorher Romane angefangen, aber jetzt, ist zumindest mein Eindruck, mache ich es das erste Mal ernsthafter. 

Und da ich, wie gesagt, den Roman ja erst fertig schreiben muss, bevor ich das Manuskript an eine Agentur schicken kann, muss ich da eine andere Form von Commitment reinbringen. Und hier kommen für mich Schreibwettbewerbe ins Spiel.

Ich werde bestimmt noch mal eine ausführliche Folge zu Schreibwettbewerben machen. Aber so viel schon mal vorneweg: 

Es gibt in Deutschland oder generell im deutschsprachigen Raum eine Menge Vereine, Institutionen, Verlage und andere Organisationen, die Wettbewerbe ausschreiben und Preise oder Stipendien vergeben.

Meist gibt es dann ein bestimmtes Thema und Formatvorgaben und – ganz wichtig – eine bestimmte Deadline, bis zu der man den Text dann einreichen muss.

Und ja, es gibt Preise zu gewinnen: Veröffentlichungen zum Beispiel, Lesungen oder Geldpreise.

Und das wäre natürlich toll, wenn ich sowas mal gewinnen würde. Aber mein vorrangiges Ziel, warum ich da immer wieder mitmache, ist, dass es mich eben ins Schreiben bringt.

Anstatt also jetzt ein Jahr lang oder mehr in meinem stillen Kämmerlein zu sitzen und einen Roman zu schreiben, schreibe ich kurze Texte für Wettbewerbe, die ich dann vielleicht nicht so eins zu eins für den Roman nutzen kann, aber dann doch im weitesten Sinne schon. 

Das heißt, ich hab mir eine umfangreiche Liste erstellt, bei welchen Ausschreibungen ich mitmachen will, und versuche das Thema des Wettbewerbs immer so zu interpretieren, dass es zu meinem Roman passt.

Ich mache das jetzt schon ein paar Monate so und hab bereits eine Reihe von Reden, Kurzgeschichten, Lyrik und andere kurze Texte, die ich dann für den Roman nutzen kann. 

Aber es ist ein Grundgerüst. Es ist ein Anfang und vor allem habe ich den Eindruck, dass der Roman langsam, aber stetig Gestalt annimmt. 

Und ich bin mir sehr sicher, dass es ohne die Schreibwettbewerbe nicht so schnell vorangehen würde.

Da kann ich dir übrigens auch eine Seite empfehlen, wo du eine Übersicht über aktuelle Ausschreibungen und Wettbewerbe findest. Sie heißt Literaturport.de und ich verlinke sie dir gerne nochmal in den Shownotes.

Ja, das sind meine zwei liebsten Möglichkeiten für Commitment im Schreiben: bei Sachbüchern ein früher Verlagsvertrag und bei Romanen Schreibwettbewerbe.

Beispiel #3: Schreibgruppen

Es gibt aber noch zwei weitere, etwas einfachere Möglichkeiten, Commitment ins Schreiben zu bringen.

Eine Schreibgruppe zum Beispiel.

Es gibt lokale Schreibgruppen oder online Schreibgruppen.

Es gibt ja Menschen, denen fällt es zum Beispiel leichter, Sport zu machen, wenn sie in einem Verein sind oder sich einer Laufgruppe anschließen oder so. 

Und natürlich geht das beim Schreiben auch. 

Also wenn du denkst, dass es dir helfen würde, einen festen Termin für eine Schreibgruppe zu haben und damit die Verpflichtung, bis zu diesem Termin, einen Text zu schreiben, kann das eine gute Idee sein, sich so einer Schreibgruppe anzuschließen.

Beispiel #4: Offizielle Ankündigung

Und was ebenfalls Commitment ins Schreiben bringt, ist eine offizielle Ankündigung.

Also angenommen, du bist selbstständig und möchtest ein Expertenbuch im Selfpublishing veröffentlichen, kann es schon reichen, ein Veröffentlichungsdatum festzulegen, es nach außen zu kommunizieren – und dann gibt es eben kein Zurück mehr.

Ich mach das eigentlich bei allem, was ich so mache als Selbstständige. Also auch mit diesem Podcast zum Beispiel habe ich einen Trailer aufgenommen und in meinem Newsletter gesagt: „So, ein neuer Podcast kommt!“

Und dann musste ich mich eben hinsetzen und die Folgen auch aufnehmen und konnte nicht mehr sagen: Ja, mache ich irgendwann, aber habe ich keine Zeit dafür. 

Wenn etwas nach außen kommuniziert wird, so ist meine Erfahrung, finde ich auf magische Art und Weise dann auch plötzlich die Zeit. Sehr faszinierend.

Fazit zum Thema Commitment

Ja, du siehst: 

Alles, was dir dabei hilft, dir eine Deadline in den Kalender einzutragen, bringt dich sehr wahrscheinlich auch ins Schreiben. 

Ob das ein Verlagsvertrag ist, ein Schreibwettbewerb, eine Schreibgruppe, eine Ankündigung oder etwas ganz anderes oder alles auf einmal, musst du natürlich selbst entscheiden. 

Es hängt davon ab, was du genau schreibst und was du selbst für ein Schreibtyp bist.

Schreibroutinen: Schreiben wie Zähneputzen

Aber ich hab dir ja am Anfang gesagt, dass mir zwei Strategien dabei helfen, ins Schreiben zu kommen. 

Commitment ist das eine. Das haben wir jetzt ausführlich besprochen. Das andere ist: Schreibroutinen.

Ich weiß, schon das Wort „Routine“ klingt super langweilig.

Aber Routinen haben den großen Vorteil, dass du dich nicht jeden Tag aufs Neue fragen musst, wie du bloß Zeit zum Schreiben findest.

Dir geht das Schreiben dann so in Fleisch und Blut über, dass du gar nicht mehr darüber nachdenken musst.

Ein bisschen so wie beim Zähne putzen. Also das ist immer mein großes Ziel, dass Schreiben für mich etwas so Selbstverständliches ist wie Zähneputzen.

Denn ich denke ja morgens und abends auch nicht darüber nach, ob ich jetzt Zeit zum Zähneputzen habe. Oder ob ich gerade Lust auf Zähneputzen habe. Ich mache es einfach. Jeden Tag, morgens und abends greife ich zur Zahnbürste und erledige, was zu erledigen ist. 

Und diesen wunderbaren Zustand können wir auch beim Schreiben erreichen.

Tipp #1: Herausfinden, wann du am besten schreiben kannst

Ich glaube, zunächst einmal ist es total wichtig, herauszufinden, wann wir gut schreiben können.

Ob das morgens ist, bevor alle aufstehen.

Oder wenn man zum Beispiel selbstständig ist und von Zuhause aus arbeitet, vormittags, wenn alle anderen aus dem Haus sind.

Oder mittags als Pause von irgendeiner anderen Aufgabe.

Oder nachmittags nach der Arbeit.

Oder vielleicht abends, wenn alle Aufgaben des Tages erledigt sind und wir den Kopf frei haben.

Es ist total individuell und hängt vermutlich sehr stark davon ab, was du schreibst und was du sonst für ein Leben führst und welche anderen Verpflichtungen du hast. 

Ich glaube, man wird aber nicht drumherum kommen, das am Anfang einfach mal für sich auszuprobieren und verschiedene Zeitfenster zu testen.

Also vielleicht eine Woche lang immer morgens zu schreiben, dann immer abends und so weiter.

Und dann können wir uns selbst beobachten und schauen:

  • ob wir uns gerade gut konzentrieren können

  • ob wir genug Ruhe zum Schreiben habe

  • ob wir gut vorankommen

  • und so weiter

Nach ein paar Wochen sollten wir dann einen guten Eindruck davon haben, wann wir besonders gut schreiben können.

Bei mir ist so: Wenn ich mein Commitment habe, also einen Verlagsvertrag zum Beispiel, dann ist das Schreiben immer die erste Aufgabe meines Arbeitstages. Das heißt, ich erledige das Wichtigste zuerst und dann erst kommt alles andere.

Wenn ich aber eher in einem kreativen Brainstorming-Modus drin bin, sag ich mal, kann ich das besser nachmittags oder abends tun, wenn ich weiß: 

Okay, alles andere ist erledigt und jetzt darf ich ein, zwei Stündchen kreativ sein und weiter brainstormen.

Und ich merke auch, dass Jahreszeiten einen Einfluss darauf haben, wann ich wie gut schreiben kann. 

Also im Sommer, wenn es morgens früher hell wird, kann ich voll gut morgens oder vormittags schreiben. 

Aber im Winter, wenn es morgens noch so lange dunkel bleibt, klappt es nicht so gut.

Das heißt, es kann sein, dass es verschiedene Zeitfenster gibt, die unter verschiedenen Bedingungen wie Jahreszeiten verschieden gut funktionieren.

Das macht aber gar nichts. 

Eine Schreibroutine muss überhaupt nicht starr sein, sondern darf sich selbstverständlich flexibel an Jahreszeiten, Menstruationszyklen, was auch immer anpassen.

Tipp #2: Schreibzeit im Kalender eintragen

Und gerade am Anfang habe ich die Zeit zum Schreiben auch in meinen Kalender eingetragen.

Einfach, damit da was drin steht. Und selbst wenn es nur 30 Minuten Schreibzeit sind. Das ist natürlich immer noch besser als gar nichts.

Hauptsache ist, man kann es langfristig durchhalten.

Das heißt, mir bringt es gar nichts, wenn ich mir was Großes vornehme wie „die Hälfte meines Arbeitstages zu schreiben“. Und das dann nach drei Tagen nicht mehr durchhalte, weil es komplett unrealistisch ist. 

Da ist es doch viel besser, sich ein Zeitfenster auszusuchen, das auch alltagstauglich ist. Und wenn es jetzt erst einmal „nur“ zweimal die Woche ist, dann ist es halt so.

Selbst wenn jemand mit 15 Minuten täglich startet, lässt sich die Zeit ja immer noch steigern, wenn man da erst einmal eine Gewohnheit daraus gemacht hat.

Tipp #3: Einen Deal mit sich machen

Dann mache ich mit mir einen Deal: Nämlich dass ich einfach zu der vereinbarten Zeit da bin.

Dass es egal ist, was ich nun genau in dieser Zeit schreibe.

Dass es egal ist, wie viel ich in dieser Zeit schreibe.

Oder wie gut der Text wird.

Dass das Allerallerwichtigste ist, dass ich da bin und schreibe. Egal, ob ich gerade meine, dafür Zeit und Lust zu haben oder nicht.

Tipp #4: Gute Schreibbedingungen schaffen

Und wenn wir dann am Schreibtisch sitzen oder auf dem Sofa oder im Café oder wo auch immer wir schreiben, hilft es total, sich gute Schreibbedigungen zu schaffen

Denn im Idealfall kommen wir gut ins Schreiben rein und wollen über eine längere Zeit konzentriert arbeiten.

Und ich finde, wir können unsere Schreibzeit da genauso schützen wie einen wichtigen Gesprächstermin zum Beispiel.

Das heißt: 

  • Türklingel ausstellen

  • Smartphone lautlos schalten und es vielleicht sogar in eine Schublade stecken

  • Posteingang schließen oder andere potenzielle Ablenkungen wie Slack oder so 

  • Ich frag auch ganz gerne meine Kinder, wenn sie denn gerade daheim sind, ob ich ihnen noch etwas Gutes tun kann, ob sie irgendwas von mir brauchen. Und wenn nein, dann bitte ich sie, mich die nächsten Minuten oder Stunden oder was auch immer ungestört schreiben zu lassen.

  • Aber auch an sich völlig banale Dinge wie die richtige Raumtemperatur, eine Decke oder ein Glas Wasser oder ein Tee helfen total dabei, dass ich nicht immer aufstehen muss, um mir was zu holen.

Ich glaube, das ist schon einmal die halbe Miete, also dass wir uns eine Schreibzeit einrichten, dass wir auftauchen, egal, ob wir gerade Lust dazu haben oder nicht, und dass wir uns gute Schreibbedingungen schaffen.

Ich hab auch noch gute Erfahrungen mit zwei kleinen Helferlein gemacht, die mich zusätzlich noch in Schreibstimmung versetzen.

Tipp #5: Schreibanker setzen

Das Eine ist ein Schreibanker, also etwas, was wir mit dem Schreiben in Verbindung bringen.

Bei mir ist es ganz klar: Musik.

Ich habe inzwischen viele verschiedene Playlists, die ich ausschließlich zum Schreiben höre

Und jedes Mal, wenn diese Musik beginnt, weiß ich: Es ist Schreibzeit. 

Und das hilft mir wirklich sehr.

Du kannst, wenn du willst, meine Playlists auch mitnutzen. 

Ich verlinke dir den Spotify-Account einfach mal in den Shownotes und dann kannst du gucken, ob da eine Schreibplaylist für dich dabei ist. 

Genau. Musik ist ein großartiger Schreibanker. Vielleicht hast du ja andere Präferenzen wie: 

  • dir eine Kerze mit einem bestimmten Duft anzuzünden

  • ein spezieller Tee, den du nur zum Schreiben trinkst

  • oder eine bestimmte Decke oder ein bestimmter Pulli, den du nur zum Schreiben trägst

  • und so weiter. 

Ich bin mir sehr sicher, dir fällt da was ein, was dich ans Schreiben erinnern darf. Und wenn nicht, fragst du mal die KI deines Vertrauens nach Ideen.

Tipp #6: Warmschreiben

Und letzter Punkt, den ich persönlich nicht mehr mache, aber von meinen Schreibcircles, die ich früher immer veranstaltet habe, weiß ich, dass es sehr vielen Menschen hilft, ins Schreiben zu kommen. 

Das ist das Warmschreiben.

Der Grundgedanke ist wie beim Sport, also dass wir nicht unbedingt gleich in die Vollen gehen, sondern dass wir erst einmal die Muskulatur lockern.

Und das funktioniert nicht nur beim Sport gut, sondern eben auch beim Schreiben.

Also bevor wir uns an den Text setzen, den wir schreiben wollen, können wir fünf Minuten dafür reservieren, unsere Schreibmuskeln zu lockern sozusagen. 

Und ich empfehle da auch echt, das mit Stift und Papier zu machen. Ganz oldschool. Digital hat das Ganze nicht denselben Effekt, finde ich.

Eine einfache Möglichkeit für das Warmschreiben ist der sogenannte Braindump. Also, dass wir einfach fünf Minuten drauflos schreiben und unseren Kopf leeren. 

Wir müssen das, was wir da schreiben, natürlich niemandem zeigen. Und wir können den Zettel, den wir da vollgekritzelt haben, auch gleich wegschmeißen. Wir müssen uns das natürlich auch nicht mehr durchlesen. Sondern es geht wirklich einfach nur darum, dass wir ins Schreiben kommen. 

So. Das war es soweit mit der Schreibroutine. Je öfter wir das Ganze umsetzen, desto leichter wird uns das Schreiben mit der Zeit fallen.

Was, wenn das Schreiben partout nicht klappt?

Sollte das Schreiben mal an einem Tag aus irgendeinem Grund überhaupt nicht klappen, klappt vielleicht etwas, was im weitesten Sinne etwas mit Schreiben zu tun hat.

Zum Beispiel: 

  • Brainstormen

  • Korrekturlesen

  • Recherchieren

  • und so weiter

Das Wichtigste ist, dass wir zu unserer Schreibzeit auftauchen, gute Schreibbedigungen schaffen und uns aufs Schreiben einstimmen.

Kleines Fazit zum Schluss

Statt jeden Tag aufs Neue zu überlegen, wie man denn Zeit zum Schreiben findet, finde ich es viel sinnvoller, eine andere Perspektive einzunehmen und sich eher zu fragen, was mich ins Schreiben bringt.

Und ich finde es eben besonders hilfreich, sich ein Commitment zu schaffen, also eine Verbindlichkeit, eine Verpflichtung. 

Das kann ein Verlagsvertrag sein, ein Schreibwettbewerb, eine Schreibgruppe oder eine offizielle Ankündigung. Hauptsache, es steht irgendwas im Kalender und erhöht die Notwendigkeit zu schreiben.

Und das Zweite ist, eine Schreibroutine zu entwickeln, also ein bestimmtes Zeitfenster, ein bestimmter Schreibort, ein bestimmer Schreibanker und so weiter, die allesamt dabei helfen, Schreiben zu einer Gewohnheit zu machen wie Zähneputzen.

Sodass du gar nicht mehr darüber nachdenkst, ob du jetzt schreiben sollst oder nicht, sondern einfach erledigst, was zu erledigen ist.

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

The First Read Is The Deepest: Lesebühnen

Ich habe meine allererste Lesung gehabt – auf einer Lesebühne! In dieser Podcastfolge erzähle ich dir

  • was Lesebühnen genau sind

  • wie ich an diese Lesung gekommen bin

  • wie die Lesung abgelaufen ist

  • und vieles mehr

Ich habe meine allererste Lesung gehabt – auf einer Lesebühne! In dieser Podcastfolge erzähle ich dir

  • was Lesebühnen genau sind

  • wie ich an diese Lesung gekommen bin

  • wie die Lesung abgelaufen ist

  • und vieles mehr

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Das ist SMELLS LIKE WRITING SPIRIT, dein grungiger Schreibpodcast.

Und ich hab mal Grunge gegoogelt und im KI-Snippet ganz oben in der Suchergebnisseite stand, dass Grunge sich durch introspektive, oft düstere und sozialkritische Texte und Gefühle wie Wut oder Desillusionierung auszeichnet.

So eine Folge wird das heute aber nicht. Denn heute geht es um ein schönes Thema, nämlich meine allererste Lesung als Autorin.

Super aufregend. Also für mich zumindest.

Und ich erzähle dir heute:

  • wie ich überhaupt an diese Lesung gekommen bin

  • wie das Ganze dann abgelaufen ist

  • wie es sich für mich angefühlt hat, dort zu lesen

  • was alles schief gegangen ist

  • und was mein Fazit ist, ob ich das nochmal machen und anderen angehenden Autor*innen weiterempfehlen würde oder nicht

Ja. Lesungen. Schönes Thema und ich glaube, ich sollte zu Beginn mal ein paar grundsätzliche Worte über Lesungen sagen.

Denn es gibt nämlich verschiedene Formen von Lesungen. 

Die berühmteste ist sicherlich: 

Du hast ein Buch geschrieben und dann gehst du auf Lesereise und liest in verschiedenen Städten. Das wird dann meistens über den Verlag oder eine Agentur organisiert. 

Manchmal übernimmt auch jemand mehr oder weniger Berühmtes die Moderation, sodass man nicht alleine auf der Bühne sitzt und liest. 

Und diese Form der Lesung geschieht bei eher bekannteren Autor*innen. 

Doch es gibt noch eine zweite Form von Lesungen, die eher oder auch für Einsteiger*innen gedacht sind. Und das sind: Lesebühnen.

Und das läuft so ab, dass es einen Organisator oder eine Organisatorin gibt oder auch eine Gruppe von Menschen gibt, die alle paar Monate solch eine Lesebühne in einer Location veranstalten. 

Es gibt dann in der Regel einen Open Call, das heißt: eine Ausschreibung, wo gesagt wird: 

Hey, bald gibt es wieder einen Leseabend und ihr könnt eure Texte jetzt einreichen.

Und dann reichen – je nach Reichweite der Veranstalter*innen – meistens eine zwei- oder dreistellige Zahl von Menschen ihre Texte ein.

Meist gibt es bestimmte Formalia, die man beachten muss, zum Beispiel, dass das Lesen eine bestimmte Vorlesezeit nicht überschreitet – meistens so zehn Minuten – oder auch ein bestimmtes Thema und so weiter.

Und dann kann eben jede und jeder einen Text schreiben und einreichen und dann eventuell auf der Bühne vorlesen.

Das ist natürlich vor allem für diejenigen spannend, die selbst noch kein Buch veröffentlicht haben und wo kein Verlag dahinter steht und irgendwas organisiert. 

Bis vor Kurzem habe ich die ganze Zeit gedacht: 

Ich schreib jetzt erst einmal ein paar Jahre in meinem stillen Kämmerlein meinen Roman und verkriech mich und hab nie Kontakt zu anderen.

Aber das ist eben totaler Blödsinn. Man kann eigentlich von Anfang an kleinere Texte vortragen, über Texte reden und Kontakt zu anderen Autor*innen aufbauen.

Ja, und genau das habe ich eben gemacht. 

Ich habe im Juni nach Schreibwettbewerben recherchiert und diese Lesebühnen ehrlich gesagt selbst noch gar nicht so auf dem Schirm gehabt. Und mich dann sehr gefreut, als ich festgestellt hab, dass eigentlich immer irgendwo Leute gesucht werden, die ihre Texte lesen.

Und ich dachte mir: Versuch’s einfach mal.

Und ich hatte einen Text, den ich mal geschrieben hatte, von dem ich nicht wusste, was ich genau damit machen soll. Und ich hatte so das Gefühl, dass er sich ganz gut zum Vorlesen eignen würde, weil ich da in mehreren Sprachen schreibe beziehungsweise dann eben vortragen würde. Auf Koreanisch und Norwegisch und Russisch und Ukrainisch. 

Und ich hatte so den Verdacht, dass es für die Veranstalter*innen mal spannend sein könnte, das zu hören.

Ich hab dann ein paar Tage diesen Text überarbeitet, feingeschliffen und dann über ein Formular auf der Website eingereicht.

Und ein paar Tage später hatte ich dann tatsächlich auch eine Mail in meinem Posteingang, dass mein Text ausgewählt wurde und ich ihn auf der Zerlesebühne in Münster vorlesen durfte.

Und mein erster Gedanke war: Fuck. Was hast du da gemacht? Du kannst dich doch nicht vor Menschen hinsetzen und diesen Text lesen! Der auch recht persönlich ist, muss ich sagen.

Ich hab die Mail abends gelesen und konnte dann erst einmal die Nacht nicht schlafen. Ich hab total wild geträumt. Es lief immer so ab, dass ich irgendwas im Traum gemacht hab und mir dann plötzlich einfiel: Du fährst nach Münster! Und dann bin ich immer aufgewacht, dann wieder eingeschlafen und das Ganze fing wieder von vorne an. 

Aber ja, am nächsten Morgen wusste ich dann: Du machst das. Und ich hab mir dann gleich Hotel und Zug organisiert.

Und vielleicht wichtig zu wissen: 

Da sich diese Lesebühnen ja an Einsteiger*innen richten, gibt es in der Regel kein Honorar für die Lesung und auch die Reisekosten werden nicht erstattet. Auch hier sind natürlich etablierte Autor*innen im Vorteil. Denen wird das ja oft schon bezahlt, wenn auch nicht immer so gut.

Aber es ist einfach gut zu wissen, dass man sich da jetzt nicht am Arsch der Welt bewirbt. Man sollte schon gut hinkommen und irgendwo unterkommen. Am Abend haben mir dann einige Autor*innen erzählt, dass sie entweder bei Freunden übernachten oder einfach in der Nähe wohnen.

Ja, ich glaube, das sollte man einfach grundsätzlich auf dem Schirm haben, wenn man sich irgendwo bewirbt.

Was man auch auf dem Schirm haben sollte, ist, dass man sich auch ein bisschen auf die Lesung vorbereiten kann.

Denn einen Text zu schreiben, ist eben etwas völlig anderes, als den Text dann auch laut vorzutragen.

Das heißt, ich hab den Text ein paar Tage vorher dann auch laut für mich gelesen und geschaut, dass ich das flüssig hinkriege.

Und natürlich muss der Text auch ausgedruckt werden. Da habe ich festgestellt, dass es viel leichter zu lesen ist, wenn ich den Text richtig groß formatiere und viele Absätze reinmache. Dann verrutsche ich beim Lesen nicht so leicht.

Und im Nachhinein bin ich auch echt froh, dass ich mich da gut darauf vorbereitet habe. Das hat mir bei der Aufregung schon auch ein Gefühl der Sicherheit gegeben, muss ich sagen.

Ja, und der Abend an sich war total spannend.

Wir haben uns so eine Stunde vor Beginn getroffen und da habe ich die Veranstalter*innen kennengelernt und auch die Autor*innen. Und wir kamen ins Gespräch.

Total funny. Ich hab es mir ja etwas schwerer gemacht, weil ich im Grunde einen fünfsprachigen Text eingereicht habe. Und ich hatte total Respekt davor, Koreanisch laut vorzulesen. Also ich hab angefangen, vor einiger Zeit Koreanisch zu lernen, aber bin da überhaupt nicht weit oder so. Und mein Partner meinte so: Ach komm, wie hoch ist die Chance, dass jemand gut Koreanisch kann. 

Und ohne Scheiß, der erste Autor, mit dem ich mich unterhalte, war ein Jahr in Südkorea. Und ich dachte mir nur so: What are the odds?

Aber das nur am Rande. Man sollte sich also gut überlegen, welchen Text man auch sicher vortragen kann. Das hilft ungemein, wenn da nicht allzu viele Fragezeichen und Stolpersteine sind.

Es gab sieben Autor*innen an dem Abend und wenn ich mich richtig erinnere, gab es drei, für die das die allererste Lesung war inklusive mir. Und vier, die schon länger dabei waren.

Und es war nicht nur meine allererste Lesung. Ich war auch als allererste dran. Und ich fand’s aber eher gut, weil: 

Wenn man gelesen hat, ist man natürlich viel entspannter und kann sich dann auch besser auf die anderen Texte konzentrieren. Insofern war ich total fein damit.

Aber kurz bevor es losgehen sollte, kam der Veranstalter zu uns und meinte, dass er die Lesung gerne aufzeichnen möchte und wir uns doch bitte so ein Influencer-Mikro an das Shirt hängen sollen. 

Und ich hab dieses Ding gesehen und ich wusste, das wird mein Ende. Und genauso war es dann auch.

Also ich wurde vorgestellt und betrat die Bühne, wollte mir dieses Mikro dranmachen und – bin einfach kläglich gescheitert. Ich hab es paar Mal versucht, aber irgendwie hab ich es einfach nicht hingekriegt und musste dann die Organisatorin um Hilfe bitten. Auf der Bühne.

Und ja. Man überlegt sich ja immer, was so schief gehen kann auf einer Lesung. Keine Ahnung, man verhaspelt sich. Oder die Stimme bricht weg oder man muss husten. Und ich hab für alles Vorkehrungen getroffen. Aber dass ich dieses verfickte Mikro nicht aufkriege – das hatte ich so echt auf dem Schirm.

Ja, aber das Schöne war: Ich dachte mir so: Cool, jetzt war es einmal peinlich. Es geht eigentlich nicht mehr peinlicher. Also kann es ja jetzt nur noch besser werden. 

Und merkwüdigerweise war ich dann auch gar nicht mehr so nervös und hab die Lesung – ich glaube, es waren so acht Minuten oder so – recht okayisch über die Bühne gebracht. 

Also es war eben das allererste Mal für mich. Insofern war das absolut okay. Und ich war zufrieden.

Aber ich hatte mich in einem Punkt geirrt. Ich dachte, es geht nicht mehr peinlicher. Aber es stellte sich heraus, es ging noch peinlicher. Denn als ich mir dieses Influencer-Mirko wieder abmachen wollte, fiel mir ein Bestandteil des Mikros in den BH. 

Genau, das heißt, ich musste auf der Bühne dieses Teil aus meinem BH rausfischen, weil das Mikro ja an die nächste Autorin weitergegeben werden musste.

Ja, das will ich dann auch bitte nie wieder so haben. Aber das Lesen an sich, das war schon schön, muss ich sagen

Da war ich auch total happy. Ich hätte es sehr blöd gefunden, wenn ich festgestellt hätte, dass das überhaupt nichts für mich ist. Und es hätte wirklich so sein können, weil ich schon eher introvertiert bin und nicht gerade gerne auf der Bühne stehe. 

Aber das war nicht so: Beim Lesen hab ich mich total wohlgefühlt. Das Publikum war auch sehr freundlich. Und ich hab echt gedacht: Ich könnte auch noch einen zweiten Text lesen. Also wenn es nicht noch so ein Mikro gäbe.

Und nach der Lesung durfte ich dann in der Autor*innen-Ecke chillen und den anderen Texten lauschen und auch das war super, super schön. 

Es gab drei Texte, die mich total umgehauen haben. Die Autor*innen haben teilweise richtig performt.

Und mir fiel in diesem Zusammenhang auch auf, dass ich mich einfach auf die Bühne gesetzt habe und angefangen habe, den Text zu lesen, die anderen Autor*innen aber erst einmal ein paar Worte vorab gesagt haben, bevor sie gelesen haben. Also zum Text.

Ja, es sagt halt auch einem niemand, wie man es macht beziehungsweise man muss einfach für sich selbst herausfinden, womit man sich auf der Bühne wohlfühlt. Und deshalb war das dann eben auch eine so gute Erfahrung.

Und diese drei Texte, die ich so gut fand, die haben für einen Moment auch echt mein Imposter-Syndrom aktiviert. Ich dachte mir nur so: Gott, sind die gut. Und mein Text stinkt im Vergleich total ab. 

Und ja, das war der nicht so schöne Part. Aber ich hab mir einfach immer wieder gesagt: Das war deine erste Lesung. Das war deine erste Lesung. Und letzten Endes war das dann auch okay.

Und nach der Veranstaltung saßen wir dann noch alle draußen und haben uns unterhalten. Und auch das war natürlich spannend zu sehen, dass es noch mehr Menschen gibt mit ähnlichen Gedanken und Themen und Herausforderungen. 

Und ich bin dann kurz vor Mitternacht ganz beseelt ins Hotel zurückgelaufen. Vielleicht auch geflogen.

Mein Fazit jedenfalls: 

Die erste Lesung auf einer Lesebühne war definitiv aufregend, hat sich für mich aber total gelohnt. Und ich würde es immer wieder machen. 

Ich hab wichtige Erfahrungen gesammelt. Ich hab andere Autor*innen kennengelernt. Ich hab Tipps bekommen. Unter anderem, dass ich es mal mit Lyrik versuchen soll. Sehr spannend. Hab ich dann auch gleich gemacht und mich damit bei zwei weiteren Lesebühnen beworben und zwei Zusagen erhalten.

Ich hab einen Kontakt zu einer lokalen Schreibgruppe bekommen. Und es gab auch eine schöne Kooperation mit dem Onlinemagazin Pigeon Publishing, sodass ich den Text nicht nur lesen durfte. 

Er wurde inzwischen dort auch veröffentlicht.

Falls du den Text nachlesen willst: Den Link zu Pigeon Publishing findest du in den Shownotes.

Und ich verlinke dir dort auch die Seite Lesereihen.org, wo du eine Übersicht über Lesereihen und Lesebühnen im deutschsprachigen Raum findest. 

Und wer weiß: 

Vielleicht hast du ja jetzt auch Lust bekommen, einen deiner Texte auf einer Lesebühne vorzutragen.

Ich kann es jedenfalls nur empfehlen.

Shownotes

Meine Website

Mein vorgetragener Text – bei Pigeon Publishing veröffentlicht

Lesereihen.org

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

Here Comes The Fun: Über diesen Podcast

In der ersten Folge von SMELLS LIKE WRITING SPIRIT stelle ich mich – Alexandra Polunin – und meinen Schreibpodcast vor. Du erfährst über meinen Hintergrund als Kommunikationsberaterin und Autorin sowie über meine Pläne für den Podcast.

In der ersten Folge von SMELLS LIKE WRITING SPIRIT stelle ich mich – Alexandra Polunin – und meinen Schreibpodcast vor. Du erfährst über meinen Hintergrund als Kommunikationsberaterin und Autorin sowie über meine Pläne für den Podcast.

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Du hörst den Podcast SMELLS LIKE WRITING SPIRIT. 

Und vielleicht hast du dich ja gefragt, ob der Name des Podcasts irgendwas mit dem Nirvana-Song zu tun hat. Kurze Antwort: 

Ja. Definitiv.

Ich dachte mir sogar, ich treib das Ganze mal ein bisschen auf die Spitze und benenne nicht nur den Podcast nach einem Song, sondern auch jede einzelne Folge.

Ich weiß, ein bisschen zu bemüht. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber ja.

Deshalb heißt die allererste Folge natürlich: Here Comes The Fun. 

Du kannst ja mal den alten Beatles-Song rauskramen. Wir haben den noch irgendwo auf Platte auf dem blauen Album. Ganz oldschool. Vielleicht hast du den Song ja noch auf Kassette. Wer weiß.

Ja, und während du den Song suchst, kann ich dir ja mal ein bisschen was über mich erzählen und über den Podcast erzählen und was dich hier erwartet in den nächsten Wochen, Monaten, Jahren, Jahrtausenden. Also mindestens. 

Zunächst einmal ein paar Worte zu mir:

Mein Name ist Alex oder ganz offiziell: Alexandra Polunin. Da ich immer gefragt werde, wie man den Nachnamen ausspricht. Betonung auf dem U. Also Po-LU-nin.

Ich bin Kommunikationsberaterin und da eher alternativ unterwegs, würde ich sagen. 

Also ich hab es nicht so mit Insta & TikTok und so weiter., sondern meine Schwerpunkte sind Marketing ohne Social Media und ethisches Marketing. 

Das heißt, wenn du selbstständig sein solltest und schon immer mit dem klassischen Marketing gestruggelt hast, dann komm gerne zu mir. Mark Zuckerberg ist nicht eingeladen. Versprochen.

Und ja, als Kommunikationsberaterin habe ich inzwischen drei Verlagsbücher geschrieben.

2024: „No Social Media“ im Rheinwerk Verlag.

2025: „Don’t be evil“, ebenfalls im Rheinwerk Verlag

Und Ende Oktober 2025 erscheint „She Works Hard For No Money – eine feministische Kritik sozialer Medien“ bei Palomaa Publishing.

Ich merk grad: Ich hab voll den Faible dafür, Songtitel abzuwandeln. Aber gut.

Auf jeden Fall habe ich nach diesen Fachbüchern beziehungsweise Sachbüchern damit begonnen, auch literarisch zu schreiben. 

Kurzgeschichten zum Beispiel und auch an einem Roman. Ich hab angefangen, bei Schreibwettbewerben und Ausschreibungen mitzumachen.

Und ich dachte mir, es wäre doch ziemlich nice, wenn ich das Ganze mit einem Podcast begleiten würde. 

Zum einen aus rein egoistischen Motiven, weil ich gerade selbst am allerliebsten übers Schreiben und über Bücher nachdenke und rede.

Und zum anderen natürlich, weil vielleicht auch du davon träumst, mal ein Buch zu schreiben oder vielleicht hast du sogar schon mal damit angefangen und steckst irgendwo fest.

Und vielleicht wünschst du dir da eine ehrliche Perspektive aufs Schreiben und Veröffentlichen. Also fernab vom inszenierten Insta-Glitzer.

Ich glaube, Schreiben ist in erster Linie ein Handwerk. Und es ist Übung. Und es ist an den meisten Tagen ziemlich unspektakulär. 

Trotzdem kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als zu schreiben. Und übers Schreiben zu reden, ist auch ganz nett.

Deshalb gibt es jetzt eben diesen Schreibpodcast.

Und ganz wichtig. Das soll hier nicht so ein Podcast werden, wo ich dir Motivationscoaching-mäßig erzähle, wie du in vier Wochen einen Bestseller schreibst. Das weiß ich nämlich auch nicht.

Ich will viel lieber einen unaufgeregten, bodenständigen, realistischen Blick auf Schreibthemen geben. 

Also tatsächlich so wie im Grunge. Der Name SMELLS LIKE WRITING SPIRIT kommt ja nicht von ungefähr. 

Vielleicht hast du früher mal das MTV-Unplugged-Konzert von Nirvana gesehen. 

Da sitzt Kurt Cobain in Strickjacke und ungekämmten Haar hinter seiner Gitarre. Er trifft nicht immer alle Töne perfekt. Aber das Publikum feiert’s trotzdem. Und es ist – völlig zurecht – einer der legendärsten Auftritte einer Band gewesen. 

Genau. Also wird das jetzt auch ein grungiger Schreibpodcast. Ich hoffe, dass du genau das auch suchst.

Also niemanden, die dir falsche Versprechungen macht oder dir immer wieder erzählt, wie glamourös das alles ist. Sondern dass wir einfach mal ehrlich übers Schreiben, Veröffentlichen und alles drumherum reden. Auch wenn es mal schiefe Töne gibt.

Ich hab mir auch schon ein paar Themen für die nächsten Wochen überlegt. Zum Beispiel möchte ich dir über meine allererste Lesung vor Publikum erzählen, aber auch über Themen sprechen wie Absagen, Schreibroutinen und Schreibwettbewerbe und und und.

Ich bin mir sehr sicher, es wird mehr als genug Gesprächsstoff geben.

Ich werde mit kurzen Solofolgen starten, kann mir aber auch sehr gut vorstellen, schon bald Interviewpartner*innen in den Podcast einzuladen und auch mit anderen Menschen übers Schreiben und über ihre Erfahrungen mit Schreiben zu sprechen. 

Der Podcast wird sich also entwickeln und verändern und ich hoffe, du begleitest mich auf dieser spannenden Reise.

Bis zum nächsten Mal! 

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

Smells Like Writing Spirit: Trailer

Das ist „Smells Like Writing Spirit“ – der grungige Schreibpodcast. Hier gibt es einen ungeschönten Einblick in das Leben einer Autorin. Von Absagen über Schreibblockaden bis zu ersten Lesungen, Veröffentlichungen und all den kleinen Dingen dazwischen.

Das ist „Smells Like Writing Spirit“ – der grungige Schreibpodcast. Hier gibt es einen ungeschönten Einblick in das Leben einer Autorin. Von Absagen über Schreibblockaden bis zu ersten Lesungen, Veröffentlichungen und all den kleinen Dingen dazwischen.

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Hey, ich bin Alex und das ist Smells Like Writing Spirit, der grungige Schreibpodcast.

Ich bin Autorin von Fach- und Sachbüchern und mache gerade meine ersten Schritte im literarischen Schreiben.

Im Podcast spreche ich über alles, was mir auf diesem Weg begegnet: Absagen, Schreibblockaden, aber auch erste Lesungen, erste Veröffentlichungen und vieles, vieles mehr.

Wenn du selbst schreibst und dir schon immer mal einen ehrlichen Einblick in das Leben einer angehenden Autorin gewünscht hast, dann hör gern mal rein.

Du kannst den Podcast ab sofort auf Spotify, Apple Podcasts oder der Podcast-App deines Vertrauens abonnieren.

Also spitz schon mal deine Stifte, drehe die Boxen auf und bis bald!

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Themenwünsche?

Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.

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