Blog

Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.


Schreiben, Selbstständigkeit Alexandra Polunin Schreiben, Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Kund*innen schreibend gewinnen

„Ich würde gerne schreibend Kundinnen gewinnen“ – hast du diesen Gedanken schon einmal gehabt? Zu wissen, wie wir Marketing betreiben wollen (z.B. mit Blog und Newsletter), anstatt sich an Trends, Hypes und Meinungen von Experten und Expertinnen zu orientieren), ist kraftvoll.

Vor einiger Zeit hatte ich zum ersten Mal einen Gedanken.

Es war kein besonders spektakulärer oder tiefsinniger Gedanke. Und ich bin mir fast sicher, dass ich das bereits Jahre vorher so „gefühlt“ und „intuitiv gewusst“ habe.

Aber irgendwann kam der Gedanke endlich in meinem Kopf an:

„Ich möchte gerne schreibend online sichtbar werden und Menschen erreichen.“

Als ich diesen Gedanken zum ersten Mal – in aller Klarheit – so dachte, spürte ich eine große Erleichterung und Entspannung in meinem Körper. So, als würde ich nach langem Luftanhalten endlich frei durchatmen können. 

Zu wissen, wie wir Marketing betreiben wollen (anstatt sich an Trends, Hypes und persönlichen Meinungen von Experten und Expertinnen zu orientieren), ist kraftvoll

Denn damit wissen wir genau, …

  • wie wir den großen Teil unserer Tage verbringen wollen (zum Beispiel schreibend) und wie nicht (zum Beispiel redend, tanzend, Grafiken erstellend, live gehend)

  • welche Tools wir dafür nutzen wollen (zum Beispiel Website, Blog, Newsletter) und welche nicht (zum Beispiel Instagram-Storys, Reels)

  • welche Fähigkeiten wir kontinuierlich verbessern wollen (zum Beispiel Schreiben) und welche nicht (zum Beispiel vor der Kamera sprechen)

  • wofür wir uns den überwiegenden Teil unserer Zeit und Energie reservieren (zum Beispiel Schreiben) und wofür nicht (zum Beispiel Social Media)

  • und dass wir genug gemacht haben, wenn wir einfach „nur“ geschrieben haben

Wir reduzieren FOMO (kein „Alle haben Instagram, nur ich nicht“ mehr), haben Orientierung bei Entscheidungen („Soll ich einen Instagram-Kanal starten oder lieber ein zweites Buch schreiben?“) und geben nicht mehr Unsummen für Kurse und Weiterbildungen aus, die uns in unserem Wunsch, auf eine bestimmte Art und Weise Marketing zu betreiben, nicht weiterbringen.

Möchtest du auch schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen?

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Musst du wirklich ein Team aufbauen?

Ist es wirklich für alle Selbstständigen eine gute Idee, ein Team aufzubauen? In diesem Artikel habe ich das Thema „Teamaufbau“ mal vom Social-Media-Glitzer-Hype befreit und ein bisschen nüchterner betrachtet.

In diesem Artikel möchte ich das Thema Team aufbauen mal vom Social-Media-Glitzer-Hype befreien und ein bisschen nüchterner betrachten. 

Falls du gerade ein Team hast und es liebst, dass Menschen für dich arbeiten – super. Dieser Blogartikel ist überhaupt nicht dazu gedacht, dich in irgendeiner Weise umzustimmen oder zu behaupten, dass Teams völlig unnötig sind. (You do you.)

Vielmehr will ich hier die Position vertreten, dass …

  • nicht jede*r Onlineunternehmer*in notwendigerweise ein Team benötigt und es völlig in Ordnung ist, ja, dass du völlig in Ordnung bist, wenn du nicht der „Typ“ für ein Team bist

  • es eine gute Alternative dazu gibt, sich ein Team aufzubauen

Nun könnte man einwenden: „Hä, ist das nicht alles selbstverständlich? Ist das nicht sowieso schon allen klar?“ Ähm, nein, leider nicht. 

In der Onlinebusiness-Bubble gibt es nämlich ein ungeschriebenes Gesetz, das besagt: 

Wenn du es *dramatische Musik* ernst mit deinem „Business“ meinst, musst du – lieber früher als später – ein Team aufbauen. Sonst hast du überhaupt kein richtiges Business, sondern bloß *dramatische Musik* ein Hobby.😱  

Immer wieder höre ich, dass diese allgemeine Aussage viele Selbstständige und Onlineunternehmer*innen verunsichert, um nicht zu sagen: mächtig unter Druck setzt, weil es … nun mal nicht für alle Menschen das Passende ist. 

Und das Stilisieren eines Teams auf Social Media als Maßstab für „Ich hab’s geschafft“ (nach dem Motto „Mein Launch, mein Umsatz, mein Team“) macht es nicht besser.

Deshalb möchte ich die Notwendigkeit eines Teams in diesem Blogartikel reflektieren und fragen:

Wann ist es überhaupt sinnvoll, sich ein Team aufzubauen? (Und wann nicht?)

Wenn du unbegrenzt wachsen willst

Wenn du weißt, dass du nicht nur Onlineunternehmer*in sein, sondern dir ein „Imperium“ aufbauen willst, dann, ja, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du das nicht alleine können wirst.

Natürlich wird der CEO von Coca Cola oder Adidas nicht abends vor dem Rechner sitzen und Social-Media-Posts einplanen, in denen er von irgendwelchen Rabatt-Aktionen erzählt. Natürlich haben große Unternehmen mehrere tausend Mitarbeitende, die alle ihre spezifischen Aufgabenbereiche haben, damit die Maschinerie „großes Unternehmen“ läuft. 

Doch willst du das überhaupt?

Immer, wenn ich mit selbstständigen Frauen rede, merke ich: Die meisten von ihnen wollen gar nicht unbegrenzt wachsen. Sie wollen kein riesiges Unternehmen. Sie wollen gar nicht Millionen oder Milliarden verwalten und für zig tausende Menschen verantwortlich sein. 

Alles, was sie wollen – und da finde ich mich inzwischen selbst wieder –, ist, mit netten Menschen zusammenzuarbeiten, Freude bei der Arbeit zu spüren und so viel Umsatz zu machen, dass sie ein schönes Leben führen können. 

Und nein, dafür brauchen wir nicht zwingend ein Team.

Wenn dir Verbindlichkeiten nichts ausmachen

Es ist schon witzig: Da werden wir mit dem Versprechen, ein tolles „orts- und zeitunabhängiges Business“ aufzubauen, geködert. Ein Business, das uns selbstbestimmt und flexibel machen soll und frei. 

Und wie sollen wir das Ziel erreichen? Indem wir uns ein Team aufbauen und damit wiederum Verbindlichkeiten schaffen.  

Vielleicht bin es nur ich, aber feste Mitarbeiter*innen, wöchentliche Teammeetings und Projektmanagementtools riechen für mich eindeutig nach viel Verantwortung und Verbindlichkeiten (und nicht so sehr nach Flexibilität und Freiheit).

Falls du diese Verantwortung tragen willst und dir diese Art von Verbindlichkeiten nichts ausmacht, dann wirst du dich mit einem Team sicherlich wohlfühlen. 

Falls nicht – was willst du dann mit einem Team?

„Mein Launch, mein Umsatz, mein Team“ – ein Team scheint für viele Onlineunternehmer*innen dazuzugehören, doch tatsächlich ist es nicht für alle sinnvoll.

Wenn dir eine gewisse Komplexität nichts ausmacht

Falls du alle drei Monate launchst, mehrere Plattformen bedienst und ein straffes Content-Marketing-Programm fährst …

Falls du schon alleine bei dem Gedanken, deinen nächsten Launch in einem Projektmanagementtool in 857 detaillierte To-dos auszudeklinieren, einen Freudentanz aufführst …

Falls dich der Gedanke, auf allen Hochzeiten zu tanzen, und deine Botschaft einfach auf allen Plattformen, die es da draußen gibt, zu teilen, beflügelt …

… dann ja: wirst du sicherlich Unterstützung in Form eines Teams dabei benötigen und es vermutlich lieben, wenn andere Menschen dir Aufgaben abnehmen.

Doch willst du überhaupt ein so komplexes Unternehmen haben, dass du viele Menschen brauchst, damit es „läuft“? 

Oder willst du es lieber unkomplex haben? Denn genau das ist die Alternative zu einem Team: Einfachheit.

Wir haben die Wahl: 

  • Uns ein Konstrukt erschaffen, das nur dann funktioniert, wenn wir ein Team haben, das unermüdlich für uns arbeitet, oder: 

  • die Komplexität reduzieren

Anders gesagt: Wen sein „Business“ gerade überfordert, kann es vereinfachen – dann ist auch kein Team nötig.

Hier sind einige Fragen zur Reflexion:

Wir müssen nämlich nicht alles machen, wenn wir nicht wollen. Wir dürfen uns entscheiden. Wir dürfen ein unkomplexes Marketing und unkomplexe Unternehmensstrukturen haben, wenn wir sie wollen.

Und nein, das ist nicht unbedingt ein „Mindset“-Problem, kein Team haben zu wollen. 

Ich weiß ganz genau, dass ich nicht alles alleine machen muss. (Und falls ich konkret Hilfe brauche, hole ich sie mir auch.) Ich habe schlicht und einfach keine Lust mehr, meine Tage als Personalerin zu verbringen, sondern möchte viel lieber kreativ für mich arbeiten.

Und wenn es dir auch so geht wie mir: Das ist vollkommen okay. Lass dir bloß nicht das Gegenteil einreden!

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Wie bekomme ich Sichtbarkeitsmut, Sonja Mahr?

Im Interview verrät Sonja Mahr, wie Selbstständige sich endlich trauen, sich online zu zeigen, und warum persönliche Texte der Schlüssel zur Traumkundschaft sind. 

Sonja Mahr ist Mentorin für Marketingtexte und Sichtbarkeitsmut. Sie unterstützt Solo-Selbstständige dabei, ohne Marktgeschrei online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen. Im Interview verrät sie mir, wie Selbstständige sich endlich trauen, sich online zu zeigen, und warum persönliche Texte der Schlüssel zur Traumkundschaft sind. 


Liebe Sonja, du bezeichnest dich selbst als Mentorin für „Sichtbarkeitsmut“. (Was für ein schönes Wort!) Was genau verstehst du darunter?

Schön, dass es dir gefällt!😊

Das Wort entstand aufgrund vieler Beobachtungen, die ich im Laufe der Jahre in der Zusammenarbeit mit meinen Kund*innen gemacht habe. Ich habe mit der Zeit festgestellt, dass die meisten zwar vor allem zu mir kommen, weil sie auf der Suche nach Text- und Marketing-Knowhow sind, es aber am Ende gar nicht nur an diesem Knowhow liegt, ob sie online mit ihrem Business sichtbarer werden oder nicht. 

Es kommt eine ganz entscheidende Komponente dazu, die aber häufig in klassischen Marketingansätzen so ein bisschen hinten runterfällt. Und das ist eben der Mut zur Sichtbarkeit. Mut zur Sichtbarkeit bedeutet, sich zu erlauben, gesehen und wahrgenommen zu werden.

Es ist natürlich wichtig, dass z.B. relevante Themen für Blogartikel ausgesucht werden, damit man die richtigen Menschen anzieht. Aber das allein bringt nichts, wenn der Blogartikel dann nie online geht, weil der Mut, den Veröffentlichen-Button wirklich anzuklicken, fehlt. Ich habe das Wort dann schließlich in meine Berufsbezeichnung integriert und bin seitdem nicht mehr nur die Mentorin für Marketingtexte, sondern die für Marketingtexte und Sichtbarkeitsmut. Das an eine der prominentesten und sichtbarsten Stellen, die ich in meiner eigenen Kommunikation habe, zu setzen, soll vor allem ein Signal nach außen sein. Ich möchte damit aussagen, dass es normal ist, wenn der Mut zur Sichtbarkeit fehlt. An dir ist nichts falsch, wenn das so ist und du musst deine Komfortzone auch nicht in Lichtgeschwindigkeit sprengen.

Aber um wirklich gesehen zu werden, braucht es eben diesen Mut und nicht nur das Handwerkszeug für die Texte und das Marketing selbst. Ich möchte damit gleich von Beginn an zeigen, dass sich niemand dafür schämen muss, wenn es an Mut mangelt und nicht an der Zeit oder am Engagement. Das ist normal und es ist möglich, diesen Mut zur Sichtbarkeit zu finden, auch wenn man nicht von Anfang an mit dem Drang, die Bühnen der Welt ganz selbstverständlich zu erstürmen, ausgestattet ist.

Gab es eine Zeit, in der dir dieser Sichtbarkeitsmut selbst gefehlt hat?

Wenn wir den Begriff mal vom reinen Business-Kontext loslösen, gibt es meiner Erfahrung nach immer wieder Momente, in denen wir uns nicht trauen, sichtbar zu sein, nicht trauen, unsere Meinung zu sagen, oder irgendwie in Erscheinung zu treten. Denn Sichtbarkeit bedeutet ja immer auch eine gewisse Angreifbarkeit: Wenn etwas oder jemand sichtbar ist, kann darauf reagiert werden und nicht immer sind die Reaktionen so, wie wir sie uns wünschen.

Ich war zum Beispiel ein sehr angepasstes Kind, das eher so zum Team Harmonie gehört hat, als die Rebellin rauszukehren. Lieber im Hintergrund als aufzufallen. Wenn ich an meinen beruflichen Weg denke, gab es einige Stationen, an denen der Mut zur Sichtbarkeit erst einmal wachsen durfte. Allein der Start in die Selbstständigkeit damals: Ich hatte keine Angst vor der Selbstständigkeit an sich, aber ich habe mich tatsächlich gefragt, wie ich denn, ohne so laut zu trommeln und mich ständig auf irgendwelche Bühnen zu schubsen, regelmäßig Kund*innen gewinnen kann.

Es gab also keinen Kippschalter „Mut an“ oder so, sondern das durfte und musste sich tatsächlich entwickeln. Und das darf es weiterhin. Jedes neue Level, jede neue Herausforderung stellt wieder die Frage, ob wir noch einmal mutig sein wollen. Wollen wir unsere Website online stellen? Wollen wir unser neues Angebot rausbringen? Wollen wir ein Live-Video machen? Sagen wir zu, wenn wir nach einem Interview gefragt werden?

Ganz wichtig ist dabei aus meiner Sicht, den eigenen Weg zu finden und sich selbst die Frage zu beantworten, wo man mutig sein möchte und wo nicht. Nicht jeder muss Speaker*in werden, nicht jeder muss täglich Live-Videos machen, viele können auch über ihre geschriebenen Worte wirken und damit sichtbar werden. 

Was rätst du Selbstständigen, die sich partout nicht trauen, sich online zu zeigen? Die ihre Websitetexte nicht online stellen oder ihre Blogartikel unter Verschluss halten?

Zunächst einmal rate ich ihnen, das anzunehmen. Überhaupt festzustellen, dass es eine Angst, eine Sorge, eine Befürchtung gibt, ist schon ein wichtiger Schritt. Und dann lohnt es sich natürlich, genauer hinzusehen. Man kann sich Fragen stellen wie:

  • Was genau macht mir Angst?

  • Was befürchte ich?

  • Was könnte passieren, wenn ich meine Texte online stelle?

Und dann aber auch weiterzugehen und zu fragen:

  • Was wird an Gutem möglich, wenn ich sichtbar werde?

  • Was kann ich dadurch erreichen? Für mich und andere?

  • Was könnte an Positivem geschehen?

Es ist immer wichtig, beide Seiten anzusehen und sich nicht von einer eindimensionalen Sicht auf die Dinge einschüchtern zu lassen. Viele meiner Kund*innen sagen z.B., dass sie dann viel freier und flexibler arbeiten können, weil sie sich die Aufträge aussuchen können. Dafür lohnt es sich, die Texte eben doch zu veröffentlichen.

Oder dass sie durch mehr Sichtbarkeit auch mehr Menschen erreichen und ihnen weiterhelfen können. Gerade sehr empathischen Menschen, denen es schwerfällt, sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen, kann diese Verschiebung hin zu den anderen und deren Vorteil durch unsere Sichtbarkeit im ersten Schritt helfen.

Wir werden nie nur für uns sichtbar, sondern immer auch für diejenigen, denen wir mit unserer Arbeit weiterhelfen.

Diesem Gedanken auch einen Raum zu erlauben, ist für viele sehr wohltuend und oft das kleine Quäntchen Mut, was ihnen noch fehlte. 

Für dich sind Texte der Schlüssel zur Traumkundschaft. Warum gehört für dich das Texten zur Schlüsselkompetenz von Selbstständigen und sollte nie zu 100% ausgelagert werden?

Unsere Sprache ist einfach die Brücke, die wir zu anderen Menschen, im Business eben zu unseren Kund*innen, bauen. Sie ist ein so kraftvolles Tool!

Gerade online übernehmen unsere Texte eine Art Stellvertreterfunktion. Sie sind stellvertretend für uns da und nehmen die Menschen in Empfang, wenn sie zum ersten Mal mit unserem Business in Kontakt kommen. Es ist nun nicht so, dass nicht auch mal ein Text ausgelagert werden könnte, aber sich das Knowhow einmal selbst anzueignen und selbst in der Lage zu sein, mit den eigenen Worten eine bestimmte Wirkung zu erzielen, halte ich für extrem wertvoll und wichtig.  

Folgende Inhalte profitieren sehr davon, wenn wir sie selbst schreiben:

  • Die eigene Website, allem voran natürlich die Über-mich-Seite der Website, denn hier geht es ganz gezielt darum, eine Verbindung zu dir als Mensch hinter deinem Business aufzubauen. Wer könnte das besser vermitteln als du selbst?

  • Blogartikel: Reine Informationsartikel lassen sich meist gut an Profi-Texter*innen auslagern, aber immer dann, wenn auch deine persönliche Sichtweise auf das Thema durchscheinen soll (und das ist doch in sehr vielen Fällen so), lohnt es sich, diese Texte selbst zu schreiben.

  • E-Mails: Mails, z.B. Newsletter sind noch mal eine Spur persönlicher und näher dran an den Menschen, schließlich dürfen wir ihnen unsere Worte direkt in den Posteingang schicken. Für mich deshalb ebenfalls ein Format, das nur davon profitiert, wenn man selbst die Texte dafür schreibt. 

Sich mit den eigenen Texten zu beschäftigen, macht übrigens auch viel mit uns als Mensch. Sich wirklich Gedanken über den Kern der eigenen Aussage zu machen, selbst aufs Papier (oder ins Textdokument 😉) zu bringen, was wir mit unserer Arbeit zu geben haben – das kann ein sehr spannender, innerer Prozess sein. 

Ganz davon abgesehen ist es auch eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung, die eigenen Texte selbst zu schreiben. Überall sind Texte! Auch wenn alle von Video-Content sprechen, bleibt es ja so, dass auch diese Videos einen Inhalt haben. Jede E-Mail, die wir versenden, braucht Text. Nahezu jede Änderung der Website betrifft auch den Text. Sich jedes Mal an Dritte wenden zu müssen, weil man selbst nicht weiß, welch Worte die richtigen sind, macht doch sehr abhängig und kann durchaus auch teuer werden. Daher empfehle ich jedem und jeder Selbstständigen, insbesondere Solo-Selbstständigen, die sich eher als Personenmarke positionieren, dieses Know-how aufzubauen. Sie werden jeden einzelnen Tag davon profitieren können.

Und was, wenn Selbstständigen das Texten total schwerfällt?

Hier ist es ähnlich wie mit dem fehlenden Mut, nach dem du vorhin gefragt hast. Ich würde mit einem Blick auf die Ursache starten:

  • „Warum fällt mir das Texten so schwer?“

  • „Was genau fällt mir schwer?“

Wer hier nachhakt, wird häufig bestimmten Überzeugungen oder Glaubenssätzen begegnen.

Zum Beispiel der Überzeugung: „Ich kann einfach nicht gut schreiben!“

Und dann lohnt sich weiterzufragen: „Warum glaube ich, dass ich nicht gut schreiben kann?“

Manchmal kommt eine Antwort wie „Weil mir das meine Deutschlehrerin früher immer schon gesagt hat“ oder „Weil ich immer zu viel um den heißen Brei rede und nicht auf den Punkt komme“ oder „Weil meine Texte so steif und trocken klingen.“ 

Je nachdem, was sich zeigt, kann man dann an der Ursache ansetzen.

Auf den Punkt kommen, kann man lernen. (Tipp: In diesem Blogartikel zeige ich einige Möglichkeiten, Texte zu kürzen, um schneller zum Punkt zu kommen.)

Was die Deutschlehrerin früher gesagt hat, ist genau genommen jetzt gar nicht mehr relevant. Es sei denn, sie war nebenbei auch Marketingexpertin und gehört zudem zur eigenen Zielgruppe, die man mit den Texten erreichen möchte. Zu hinterfragen, welche Gedanken präsent sind und von wem diese eigentlich ausgelöst wurden, kann sehr hilfreich sein.

Im Marketing kommt es auch gar nicht so sehr darauf an, ob ein Text nun 1.000 Wörter hat oder 800, sondern vielmehr darauf, wie gut es uns gelingt, über unsere Worte eine Verbindung aufzubauen. Texten ist nur zum Teil Handwerk, zum anderen Teil aber auch viel Empathie für die eigenen Kund*innen und Zulassen, dass sich Texte nach dir anhören dürfen. Wie alles, ist es am Ende auch ein Prozess: Der erste Website-Text wird sehr wahrscheinlich dein schlechtester sein, dein erster Blogartikel auch. Schreiben verbessert sich durchs Schreiben. Daher möchte ich gerne alle ermutigen, es auszuprobieren und da, wo sie stehen, zu starten. 

Ergänzend kann man sich natürlich auch Unterstützung suchen, sei es durch Mentor*innen oder Wegbegleiter*innen. Jemanden, der oder die hilft, die Gedanken zu sortieren, die Zweifel nicht übermächtig werden zu lassen, und konstruktives Feedback gibt, bevor ein Text veröffentlicht wird. Das hilft vielen sehr über die Zeit, bis die eigene Sicherheit und Erfahrung groß genug geworden ist.

Wie können Selbstständige mit guten Texten die für sie richtigen Menschen anziehen?

Ich unterscheide zwei Säulen, die wir brauchen: unsere Website und unser Marketing.

Die Website kann man sich vorstellen wie ein Haus, quasi unser Ladengeschäft online. Da zeigen wir unser Angebot, stellen uns als Person vor und dort wird auch gekauft, gebucht oder angefragt. Die Website alleine ist aber zu Beginn eher wie ein geniales Restaurant in ganz schrecklicher Lage: Vierte Reihe Hinterhof und dann noch hinterm Gebüsch gelegen quasi. Sprich: Kaum jemand findet hin, höchstens mal durch Zufall oder eben über eine Empfehlung. 

Mit unseren Texten können wir zu diesem Haus Wege bauen, die dafür sorgen, dass unsere Traumkund*innen uns online finden. Regelmäßig, statt nur ab und zu. Wie diese Wege aussehen, richtet sich nach den persönlichen Stärken und Vorlieben, denn Marketing kann ganz unterschiedlich genutzt werden.

Wenn jemand seine Texte nutzen möchte, wäre ein eigener Blog eine gute Herangehensweise, die sehr zuverlässig und nachhaltig funktioniert. Wir können z.B. Blogartikel schreiben, die dann über Google gefunden werden. Das ist, um bei unserem Bild zu bleiben, dann so, als würden wir von einem belebten Platz, an dem viele Menschen sind (Google) einen Weg zu unserem noch versteckten Restaurant (Website) bauen.

Nun kommt es aber vor (eher die Regel als die Ausnahme), dass Menschen nicht sofort beim ersten Kontakt kaufen. Sie wollen erst einmal Vertrauen zu uns aufbauen, mehr über unsere Arbeit erfahren, oder haben vielleicht gerade jetzt keinen Bedarf, sondern erst später. Auch auf diese Bedürfnisse können wir mit unseren Texten eingehen:

  • Indem wir z.B. nicht nur informative, sondern auch persönliche Blogartikel schreiben.

  • Oder indem wir eine Möglichkeit anbieten, mit uns in Kontakt zu bleiben, etwa über unseren Newsletter

Das klingt vielleicht erst einmal viel, aber am Ende sind es gar nicht so extrem viele Texte, die wir brauchen, um einen stabilen Weg auszubauen.

An diejenigen, die sich da eine Orientierung verschaffen möchten, eine herzliche Einladung: Ich habe einen kompakten Content-Fahrplan erstellt, der die aus meiner Sicht wichtigsten Texte zeigt, um online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen.

Du gehörst ja – so wie ich auch – zum selbsternannten Anti-Hustle-Club.😁 Wie sorgst du dafür, dass deine Selbstständigkeit und andere Lebensbereiche in Balance bleiben? 

Ich glaube, das Wichtigste ist, regelmäßig zu hinterfragen, was für mich wichtig ist, wo mein Fokus liegt und wo gerade auch nicht. Hustlen entsteht bei mir häufig, wenn ich zu viele Dinge auf einmal will und dann unrealistische To-do-Listen erstelle, die mich morgens schon komplett frustrieren. Ich setze mir deshalb lieber nur wenige Ziele, die wirklich wichtig sind und lasse das Drumherum, das „nice to have“, aber gar nicht so essentiell ist, so gut wie möglich weg. 

Was mir auch hilft, ist nicht zu sehr nach links und rechts zu schauen. Denn links und rechts liegen so extrem viele andere Möglichkeiten, dass ich damit manchmal schneller als mir lieb ist, in Resonanz gehe und fremde Ziele zu meinen eigenen mache. Und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem ich mich frage, zu welchem Ziel ich da gerade unterwegs bin und ob das wirklich mein Ziel ist, oder ich nur denke, es als Ziel haben zu müssen.😉 Die eigene Definition von Erfolg zu finden, ist für mich elementar. 

Ganz pragmatisch, aber in meinem Business ein riesengroßer Gewinn: Ich habe keine Bürozeiten und gehe auch nicht einfach so spontan ans Telefon.😉 Mein erster Kommunikationskanal ist die E-Mail. Das erlaubt mir, flexibel zu sein und auch spontan z.B. zu Schulveranstaltungen zu gehen oder Zeit mit der Familie oder mir selbst zu verbringen.

Du schreibst Gedichte und verkaufst sie als Poesie-Postkarten. Ein Herzensprojekt?

Ein Projekt impliziert ja irgendwie auch, dass ein Ziel dahinter steckt, eine Art geplantes Vorhaben. Mit den Poesiekarten war es eher so, dass sie einfach irgendwann mit ins Business eingeflossen sind. Ich schreibe schon seit meiner Jugend Gedichte, hatte es zwischenzeitlich einige Jahre nicht mehr gemacht und lustigerweise in einem Moment wieder damit begonnen, als ich total frustriert war vom Marketing. Ich war damals als Texterin in einem Marketing-Meeting, in dem es darum ging, wie man noch imposanter, noch auffälliger und noch lauter werben könnte, um die Aufmerksamkeit der Kundschaft zu bekommen. Letztlich folgte der Plan, dass ab sofort alle Teammitglieder nach vorne preschen müssen, alle sollten Videos machen, alle sollten möglichst laut trommeln.

Für mich als sehr introvertierte Person ein Graus, als dass es enthusiastische „Yeah, let’s do this!“-Jubelrufe ausgelöst hätte. Aus dieser Frustration wuchs dann der Gedanke, mehr über Introversion im Business zu schreiben, um einfach aufzuzeigen, dass es unterschiedliche Persönlichkeiten gibt und das ganz wunderbar so ist.   

Ich tat dies erst in Form eines privaten Blogs und für diesen schrieb ich auch immer wieder Gedichte. Da unter meinen Kund*innen aber auch oft leisere, introvertierte Menschen sind, die eben ein Marketing suchen, das ohne Trommeln und Marktgeschrei funktioniert, flossen die Gedichte mehr und mehr auch in diesen Bereich rüber. Ich zog z.B. am Ende meiner Mentorings eine Poesiekarte, wenn meine Kund*innen das gerne wollten, oder band sie in meine Newsletter ein. Dass es sie nun auch als gedruckte Poesiekarten zu kaufen gibt, kam ganz einfach durch Nachfragen der Leute zustande, denen die Karten gefallen haben.

Heute nutzen einige meiner Kund*innen die Poesiekarten entweder für sich selbst, oder sie setzen sie in ihren Coachings, bei Yogastunden usw. als Impuls oder Giveaway für ihre Kund*innen ein. So kommen die Texte inzwischen ganz schön rum, was überhaupt nicht geplant war, aber dann am Ende nun doch eine Art Herzensprojekt geworden ist. Gute Gedanken, die uns durch den (Business-)Tag begleiten, können nie schaden, finde ich.

Vielen Dank für das Interview, Sonja!

Weiterlesen
Schreiben Alexandra Polunin Schreiben Alexandra Polunin

Wie schreibe ich mein erstes Buch, Sinem Straughan?

Kinderbuchautorin Sinem Straughan verrät im Interview ihre besten Tipps, wie angehende Autoren und Autorinnen ihr erstes Buch schreiben.

Sinem Straughan hat etwas geschafft, wovon viele Menschen träumen: ein Buch zu schreiben und bei einem Publikumsverlag zu veröffentlichen

Im Interview verrät sie, wie sie Zeit zum Schreiben findet, warum die meisten Probleme in unserem Denken über den Schreibprozess liegen (und nicht im Schreibprozess selbst) und wie es Autorinnen und Autoren gelingen kann, einen Verlag für ihr Buch zu finden.


Liebe Sinem, du bist nicht nur Autorin, sondern auch selbstständige Copywriterin und du hast einen Sohn, zwei Hunde 🐕 und eine Katze. Wie findest du da überhaupt Zeit zum Schreiben? 

Ich habe jahrelang überhaupt nicht geschrieben – obwohl ich vielleicht die Zeit gehabt hätte. Damals waren es aber eher innere Glaubenssätze, die mich davon abgehalten haben, wie zum Beispiel, dass ich das gar nicht kann oder dass nur andere schreiben dürfen, aber ich nicht. Die Literaturszene erschien mir viel zu weit entfernt – und vor allem für mich als Arbeiterkind mit Migrationshintergrund doppelt so weit weg.

Doch auch als ich nach einer Krise das kreative Schreiben wieder in mein Leben gelassen habe, hatte ich immer wieder große Schwierigkeiten, dran zu bleiben. Dadurch, dass ich tagsüber für Kund*innen texte, fiel es mir doppelt so schwer, mich zum Beispiel abends noch hinzusetzen und an meinem eigenen Buch zu arbeiten. Oft habe ich dann zwischendrin mal geschrieben oder am Wochenende – doch nie habe ich eine richtige „Routine“ gefunden, sondern mich eher mit einem schlechten Gewissen rumgeplagt. Ich wollte doch schreiben – warum nur schaffte ich es nicht, mich jeden Tag zu disziplinieren? Immer wieder verlor ich den Faden, ertappte mich dabei, wochen- oder sogar monatelang nicht geschrieben zu haben.

Schließlich habe ich mich intensiv mit meinem vermeintlichen Zeitmangel beschäftigt und herausgefunden, dass es nicht die Zeit oder Disziplin waren, die mir fehlten, sondern der Mut. Ich stellte fest, dass ich eigentlich große Angst davor hatte und vor allem Angst vor den intensiven Gefühlen, die beim Schreibprozess oft entstehen können.

Seitdem schreibe ich jeden Tag – und kann gar nicht mehr glauben, dass es mir einmal so unmöglich erschien. 

Viele träumen davon, ihr eigenes Buch zu schreiben, stellen aber schnell fest, dass das in der Praxis gar nicht mal so leicht ist. Was, glaubst du, sind die Gründe, dass viele frustriert wieder aufgeben?

Zunächst einmal denke ich, dass wir alle viele, viele Geschichten in uns tragen und diese in verschiedensten Formen Ausdruck finden können. Das muss manchmal gar kein Buch sein, das kann auch ein Blog oder eine andere Form von kreativer Betätigung sein.

Doch manche Menschen spüren recht stark (und das auch schon seit langer Zeit, wenn nicht schon immer), dass sie gerne ihr eigenes Buch schreiben würden. Einen Roman, ein Kinderbuch oder auch Kurzgeschichten.

Am Anfang ist die Motivation oft recht hoch und man sieht sich selbst schon fast mit dem fertigen Produkt in der Hand, bevor man überhaupt erst einen Satz niedergeschrieben hat. Vollkommen normal! Doch nach einer Weile, oft nach einem euphorischen Anfang, erreicht man den, wie es so schön heißt „saggy middle“, wo nichts mehr geht. Wo man sich in eine Sackgasse geschrieben hat und auf einmal gar nicht mehr weiß, wie man nun weitermachen soll.

Dann kann es durchaus passieren, dass man das Geschriebene erst einmal weglegt und vielleicht die ersten Zweifel auftauchen. Kann ich das überhaupt? Oder war das vielleicht nur ein Hirngespinst? Dann ertappt man sich dabei, wie andere Dinge plötzlich wichtiger werden. Zum Beispiel der Alltag mit Job, Kind etc., der überhand nimmt und man eigentlich gerade „keine Zeit“ dafür hat.

Manche wiederum haben eine Riesenangst vor dem weißen Blatt und kommen erst gar nicht an diesen Punkt – sie wissen nicht, wo anfangen und geben dann frustriert wieder auf. Sie alle eint aber eine Tatsache: Unwissenheit über den Schreibprozess und die Angst vor dem Scheitern. Die Angst, etwas Schlechtes zu schreiben, es gar nicht zu können, es nie schaffen zu werden etc.

Nur wenige bleiben dran und kämpfen sich mühsam durch. Und ja, es ist mühsam und oft zum Haareraufen. Es gibt viele Mythen über das Schreiben und eine davon ist, dass es sofort quasi wie gedruckt aus der Feder (bzw. Tastatur) fließen müsste. Und wenn es diesem Idealbild nicht sofort entspricht, dann ist man wahrscheinlich auch gar kein*e Autor*in. 

Welche Erfahrungen hast du mit Schreibprogrammen und -kursen für angehende Autorinnen und Autoren gemacht?

Ich habe einiges im deutschsprachigen Raum ausprobiert und für mich festgestellt, dass sie mich nicht wirklich weitergebracht haben. Im Gegenteil, ich hatte eher das Gefühl, dass man schon sehr früh im kreativen Schaffensprozess zu viel von sich zeigen musste. Dinge, die eigentlich nur für meine Augen gedacht sein sollten.

Ich konnte nie verstehen, warum ich den ersten Entwurf von etwas, das gerade erst in mir reift, schon zum „Kritisieren“ freigeben musste. Manche würden jetzt behaupten, dass man ja immer etwas dazulernen kann. Und jede konstruktive Kritik dankbar angenommen werden sollte. Ja, das ist auch richtig. Aber bitte erst, wenn ich den Text selbst ein paar Mal bearbeitet habe und das Gefühl habe: „Mehr geht nicht. Nun brauche ich ein Paar Augen, das mir vielleicht neue Perspektiven schafft.“

Ich vergleiche das immer gerne mit einem Embryo, der gerade im Mutterbauch heranwächst. Stell dir vor, Außenstehende begutachten ihn schon, bevor er überhaupt fertig ausgewachsen ist, und bemängeln, was ihm denn alles fehlt. Auch dir fällt dann auf, dass vieles noch nicht stimmig ist. Als Mutter sitzt du dann da und fühlst dich schuldig, bevor dein „Buchkind“ überhaupt das Licht der Welt erblickt. Du spürst eigentlich selbst, dass es noch etwas Zeit braucht, bevor die anderen es sehen sollten.

Wie sagte Hemingway so treffend: „The first draft of everything is shit.“

Lasst uns bitte selbst die Erlaubnis geben, ein paar Runden schlecht zu schreiben, denn das ist ganz normal und das muss so sein. Erst danach legen wir frei, was wirklich in dieser Geschichte schlummert. Stell dir vor, du stehst in einem Wald vor einem großen steinernen Haus ohne Fenster, ohne Türen. Es gibt keinen Weg zurück, du willst wissen, was in diesem Haus steckt. Doch anfangs kannst du nur mit den Fingerspitzen über die Ritzen im Stein fahren, in der Hoffnung, irgendwo einen versteckten Hinweis zu finden. Mit der Zeit, nachdem du die Mauern hunderte Male abgetastet hast, entdeckst du Dinge. Das ist das Schreiben für mich. 

Autorin Sinem Straughan (Sasmaz)

Autorin Sinem Straughan

 

Du hast mir mal gesagt, dass die meisten Probleme in unserem Denken über den Schreibprozess liegen und nicht im Schreibprozess selbst. Was genau meinst du damit? 

Schreiben ist meiner Meinung nach zu 80% Kopfsache und 20% Handwerk und Übung.

Ich glaube, viele Autor*innen setzen sich unglaublich unter Druck beim Schreiben und erwarten vom Erstlingswerk und vom ersten Entwurf, dass alles schon sitzen muss. Dass die Dialoge perfekt sind, die Beschreibungen atemberaubend poetisch und der Plot nur so dahin fließt.

Doch die Realität sieht anders aus: Viele Autor*innen schreiben den ersten Entwurf, um sich selbst erst einmal die Geschichte zu erzählen und herauszufinden, worum es darin überhaupt geht. Manche bezeichnen das sogar als „Zero Draft“. Man sollte die Geschichte einmal durcherzählen und wirklich beenden, bevor man das große Ganze sehen kann. Das Buch wird sich vermutlich noch stark ändern und unzählige Male überarbeitet werden – d.h. es ist gar nicht möglich, beim ersten Mal alles perfekt zu machen. (Außer, man heißt vielleicht Steven King.😊) Dieser Erwartungsdruck zwingt einige in die Knie, bevor sie den ersten Entwurf überhaupt fertig schreiben.

Auch ich habe mich lange mit diesen Gedanken herumgequält und bin auch heute nicht davor gefeit. Diejenigen, die den ersten Entwurf tatsächlich beenden, sind vielen, vielen anderen einen Riesenschritt voraus. Sie haben etwas, womit sie arbeiten können. Du brauchst eine gewisse Menge an Text, die du schleifen und revidieren kannst. Du kannst ein weißes Blatt nicht besser machen, einen mittelmäßigen Textentwurf jedoch schon! 

Wann ist der richtige Zeitpunkt, seinen Entwurf jemandem zu zeigen? Oder sich an eine Agentur oder einen Verlag zu wenden?

Ich würde meinen ersten Entwurf mindestens ein, zweimal überarbeiten und erst, wenn ich das Gefühl habe, der Plot und die Charakterentwicklung stimmen und ich kann dem selbst gerade nichts mehr hinzufügen, würde ich damit rausgehen.

Wovon ich unbedingt abraten würde, ist, in der ersten Euphorie einen Entwurf rauszuschicken, der noch nicht vorzeigefähig ist. Wenn du selbst also das Gefühl hast, eigentlich stimmen da ein paar Sachen noch nicht und du bist noch nicht zu 100% zufrieden damit, dann lieber noch einmal rangehen.

Was nämlich einige Autor*innen tun: Sie schicken den ersten Entwurf an Agenten oder Verlage, dann aber E-Mails mit Manuskript-Updates hinterher, weil ihnen noch einfiel, dass da unbedingt was geändert werden müsste. Agenturen und Verlage werden diese Updates nicht berücksichtigen und es wird auch leider überhaupt nicht gerne gesehen. Ich weiß selbst, wie es ist, wenn man ungeduldig wird, weil man schon längere Zeit an dieser Geschichte saß und endlich damit rausgehen möchte. Aber man tut sich selbst und dem Buch keinen großen Gefallen, wenn man es vor seiner Zeit verschickt. 

Viele Schreiberlinge stehen vor der Entscheidung: Verlag oder Selfpublishing? Warum hast du dich für den Verlagsweg entschieden?

Ich habe damals überhaupt nicht in Erwägung gezogen, selbst zu publizieren. Das erschien mir auch viel zu viel Arbeit, denn ich weiß, dass man als Selfpublisher ja alle anfallenden Dinge selbst machen muss. Angefangen beim Druck, beim Sales, den Vertriebskanälen aber auch dem eigenen Marketing wie zum Beispiel Social Media – das wäre mir zu viel.

Und die Zeit würde ich lieber nutzen, um weitere Geschichten zu schreiben. Ich bewundere aber alle, die diesen Weg gehen und damit erfolgreich sind. Es gehört viel Selbstdisziplin und Geschick dazu, das alles zu stemmen – auch finanziell.

Ich finde auch, Selfpublisher stehen traditionellen Verlagen in nichts nach – sie haben sich einfach nur entschieden, ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen und dafür erhalten sie ja dann auch mehr.

Wie hast du den passenden Verlag für dein Buch gefunden? Und welche Tipps würdest du Autor*innen geben? 

Um ganz ehrlich zu sein, habe ich mir alle passenden Verlage im DACH-Raum rausgesucht und ihnen mein Expose und den Text geschickt. Das waren so an die 40. Von ca. 20 kam eine Absage, was mich überhaupt nicht gewundert hat, schließlich habe ich nicht daran geglaubt, dass man beim ersten Mal so viel Glück haben kann. Zwei Jahre vergingen und ich hatte das Buch eigentlich schon vergessen, als ich gerade in der Arbeit saß und meine E-Mails checkte.

Meine jetzige Lektorin schrieb mir darin, dass sie die Geschichte durch Zufall aus einem Stapel eingesandter Manuskripte gefischt hätten. Und kurzum: Sie würde sie gerne realisieren, ob ich Lust hätte, zu telefonieren? Da zog es mir erst mal den Boden unter den Füßen weg, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Aber es erschien mir schon wie ein Zeichen vom Schicksal, denn ich hatte so viel Mut sammeln müssen, um überhaupt zu schreiben und etwas davon zu zeigen. Ich fühlte mich, als hätte mich da draußen im Universum jemand gehört. Das werde ich nie vergessen!

Vielen Dank fürs Interview, Sinem!

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Wie mache ich mein Unternehmen nachhaltiger? – Interview mit Texter Jörn Leonhardt

Als Texter und Marketingberater hilft Jörn Leonhardt nachhaltigen Unternehmen, ihr Angebot klar und authentisch auf den Punkt zu bringen und ihre Ideen für eine bessere Welt bekannt zu machen. Im Interview verrät er, wieso er in seinem eigenen Marketing ohne Social Media auskommt und was wir tun können, um unser eigenes Unternehmen nachhaltiger zu gestalten.

Als Texter und Marketingberater hilft Jörn Leonhardt nachhaltigen Unternehmen, ihr Angebot klar und authentisch auf den Punkt zu bringen, Kund*innen zu gewinnen und ihre Ideen für eine bessere Welt bekannt zu machen.

Im Interview verrät er, wieso er in seinem eigenen Marketing ohne Social Media auskommt und was wir tun können, um unser Unternehmen nachhaltiger zu gestalten.


Jörn, du bist Texter und Marketingberater und kommst in deinem eigenen Marketing komplett ohne Social Media aus. Eine bewusste Entscheidung?

Ich würde gerne sagen: Klar, war alles Absicht und von langer Hand geplant! Tatsächlich hat sich das eher so ergeben. Als ich 2020 in die Selbständigkeit gestartet bin, habe ich mich erstmal auf meine Website konzentriert – um dann festzustellen, dass ich Facebook, Instagram und Co. gar nicht brauche, um genügend Kund*innen zu gewinnen. 

Das kam mir entgegen, weil ich Social Media nicht besonders mag. Das Medium bringt ja eine gewisse Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit mit sich, was mir als introvertiertem Menschen nicht liegt. Außerdem ist es viel Arbeit, jeden Tag aktiv zu sein, zu posten oder Storys teilen zu müssen, damit ich überhaupt wahrgenommen werde. Dafür ist mir meine Zeit aktuell zu wertvoll.

Was rätst du anderen Selbständigen, die mit sozialen Medien hadern?

Da spielen aus meiner Sicht zwei Aspekte eine Rolle: Erstens, welche Marketing-Kanäle liegen mir persönlich? Bin ich zum Beispiel jemand, der gerne und gut spricht, auch vor der Kamera? Dann fühle ich mich vielleicht auf YouTube wohl oder starte einen Podcast. Wenn ich lieber schreibe, kann ein Blog in Kombination mit E-Mail-Marketing eine gute Möglichkeit sein, Menschen zu erreichen. Ich glaube, dass Authentizität im Marketing superwichtig ist und Menschen sofort spüren, wenn meine Kommunikation nicht stimmig ist, wenn ich mich unwohl fühle oder eine Rolle spiele, die nicht zu mir passt. Daher empfehle ich Solo-Unternehmer*innen, nur die Medien zu nutzen, die ihnen Spaß machen – alles andere wird langfristig nicht funktionieren. 

Die zweite wichtige Frage, die ich mir als Freelancer*in stellen muss: Wo finde ich meine Kund*innen? Wenn ich sie über andere Marketing-Kanäle erreiche, kann ich auf Social Media verzichten. Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll, alle Plattformen zu bespielen, auf denen meine Zielgruppe unterwegs ist. Das ist für Selbständige aber kaum zu leisten, daher würde ich mich lieber auf zwei oder drei Kanäle konzentrieren – und die dafür richtig gut machen.

Jörn Leonhardt sitzt am Schreibtisch, auf dem ein Block Papier und ein Glas Wasser steht.

Texter Jörn Leonhardt unterstützt nachhaltige Unternehmen.

Wie schaffst du es, auch ohne Social Media genügend Menschen zu erreichen und neue Kund*innen zu gewinnen?

Die meisten Anfragen kommen über meine Website. Ich habe mich intensiv mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) beschäftigt und meine Angebotsseiten so aufgebaut, dass ich bei relevanten Suchanfragen auf Seite 1 bei Google lande. Meine Kund*innen sind in erster Linie Unternehmen und Kommunikationsagenturen, die Freelance-Texter*innen mit Nachhaltigkeitsexpertise suchen. Viele googeln und werden so auf mich aufmerksam. 

Wo siehst du die Vorteile von SEO?

Wenn Leute Suchmaschinen nutzen, suchen sie in der Regel eine Lösung für ihr Problem. In diesem Moment sind sie also maximal interessiert und offen für ein passendes Angebot – und genau dann tauche ich in den Suchergebnissen auf. Daher ist die Chance, dass sich daraus eine Anfrage ergibt, relativ hoch. Wenn ich zum Beispiel Werbung schalte, ist das anders: Da unterbreche ich die Menschen ja bei dem, was sie gerade tun. Das kann schnell nerven.

Charmant an SEO finde ich, dass es nachhaltig ist: Einmal richtig aufgesetzt, kann mir meine Landingpage über Jahre neue Kund*innen bringen. Natürlich muss ich das Ganze im Auge behalten und ab und zu nachjustieren, aber ich habe nicht den Druck, permanent aktiv zu sein oder monatlich Geld zahlen zu müssen, damit es funktioniert. 

Du hast dich als Marketingberater auf nachhaltige Unternehmen spezialisiert. Wie kam es zu dieser Ausrichtung?

Ich war schon immer naturverbunden und Werte wie Respekt, Toleranz und Gerechtigkeit sind mir wichtig. Mein erster Job nach dem Germanistik-Studium führte mich in die internationale Nachhaltigkeitsbranche – ich habe einige Jahre in der Unternehmenskommunikation einer großen deutschen Entwicklungshilfe-Organisation gearbeitet, was mir sehr gefallen hat. Danach wechselte ich als PR-Manager in einen internationalen Konzern. Das war spannend, aber nach einiger Zeit hat mir der Sinn gefehlt. Ich wollte außerdem ortsunabhängig und zeitlich flexibel arbeiten, also habe ich mich als Texter für Nachhaltigkeit selbständig gemacht.

Heute helfe ich nachhaltigen Unternehmen und Organisationen, ihre Ideen für eine bessere Welt zu verbreiten. Für mich eine sehr erfüllende Tätigkeit, denn ich werbe nicht nur für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen, sondern trage auch dazu bei, dass Nachhaltigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung mehr Raum bekommt. Ich glaube, dass Worte ein mächtiges Werkzeug sein können, um Verantwortung zu fördern und eine nachhaltigere Zukunft zu erschaffen. Wenn ich merke, dass Menschen durch meine Arbeit die Vorteile eines umweltfreundlichen Lebensstils erkennen, ihre Gewohnheiten hinterfragen und in ihrem Alltag Dinge zum Positiven verändern, macht mich das glücklich.

Was tust du als Einzelunternehmer konkret, um dein eigenes Unternehmen nachhaltiger zu gestalten?

Ich lebe den Nachhaltigkeitsgedanken schon ziemlich konsequent und trenne nicht zwischen Beruf und Privatem, auch weil ich im Homeoffice arbeite. Da meine Tätigkeit in erster Linie online am Rechner stattfindet, beziehe ich zu Hause Ökostrom und nutze „grüne“ Office-Tools wie Fairmeeting, die auf nachhaltigen Servern laufen. Was viele nämlich nicht wissen: Das Internet verursacht wahnsinnig viel CO2. Jede Mail, jedes Foto, das wir verschicken, jeder Podcast, jede Netflix-Serie, die wir streamen – all das produziert weltweit so viele Emissionen wie der gesamte globale Flugverkehr. 

Grundsätzlich versuche ich, bewusst zu konsumieren. Ich ernähre mich zum Beispiel vorwiegend pflanzlich, regional, saisonal und bio und trinke fast ausschließlich Leitungswasser, um Transportwege zu reduzieren. Bevor ich etwas fürs Büro kaufe, frage ich mich: Brauche ich das wirklich? Wenn ja, schaue ich, ob ich das auch gebraucht bekomme, bei Smartphones, Laptops oder Fotoequipment gibt es zum Beispiel tolle Second-Hand-Angebote. Andernfalls suche ich nach nachhaltig und fair produzierten, hochwertigen Alternativen, die ich dann so lange wie möglich nutze. Bevor sie auf dem Müll landen, werden sie repariert. 

Natürlich stoße auch ich regelmäßig an Grenzen. Wer lebt, schadet automatisch der Umwelt, den Widerspruch müssen wir aushalten. Aber: Wenn wir alle unser Verhalten ein bisschen hinterfragen und bewusste Konsumentscheidungen treffen, ist schon viel gewonnen.

Gerade Unternehmen und Selbstständigen aus der Nachhaltigkeitsbranche ist ein authentischer Auftritt nach außen wichtig. Wie können wir unser Angebot überzeugend kommunizieren, ohne mit Manipulation oder Psychotricks zu arbeiten? 

Marketing arbeitet ja immer auf irgendeine Art und Weise mit Psychologie, das finde ich auch völlig legitim. Es geht ja darum, die Perspektive der Kund*innen einzunehmen, sie mit ihren Träumen und Problemen zu verstehen und eine Lösung zu entwickeln, die ihnen wirklich hilft. Wir sollten uns da auch nichts vormachen: Beeinflussung entsteht bereits dann, wenn zwei Menschen miteinander kommunizieren, wir treffen unsere Entscheidungen ja nicht im luftleeren Raum. Und wir Unternehmer*innen sind davon abhängig, dass andere bei uns kaufen, also müssen wir Überzeugungsarbeit leisten. 

Schwierig wird es aus meiner Sicht immer dann, wenn ich anderen Menschen Schaden zufüge. Wenn ich zum Beispiel massiv Druck ausübe und sie zu etwas überrede, was sie eigentlich nicht wollen. Oder wenn ich mit Falschinformationen arbeite, Ängste schüre oder Lösungen verkaufe, von denen ich genau weiß, dass sie nicht funktionieren, nur um Geld zu machen. Ich denke da immer an meinen Onkel, der nicht gut Nein sagen konnte und sich von Vertretern an der Haustür die kuriosesten Dinge hat aufschwatzen lassen. So ein Verhalten findet man natürlich genauso in der Online-Welt, diese Strategie wird langfristig aber kaum erfolgreich sein.

Was können wir stattdessen tun?

Authentisch kommunizieren hat für mich viel mit Ehrlichkeit und Respekt zu tun, das ist auch in der Nachhaltigkeitskommunikation wichtig. Da findet aktuell leider noch viel Greenwashing statt, was aber zum Glück immer häufiger aufgedeckt wird, zum Beispiel durch Recherche-Netzwerke wie Flip

Überzeugen kann ich, wenn ich konsequent die Perspektive meiner Kund*innen einnehme und ihnen deutlich mache, dass ich sie und ihre Probleme verstehe und ein ehrliches Interesse daran habe, ihnen zu helfen. Mir gefällt der Storytelling-Ansatz von Donald Miller, der den Kunden radikal in den Mittelpunkt stellt und dabei die Psychologie des Geschichtenerzählens nutzt.

Auf die Kund*innen eingehen, aufmerksam zuhören, respektvoll, klar und transparent kommunizieren – und natürlich halten, was ich verspreche, eine tolle Qualität abliefern: Wenn ich das beherzige, brauche ich weder Druckmittel noch Täuschungsmanöver. 

Eine Möglichkeit, auch ohne Social Media online sichtbar zu werden, ist, Themen bei großen Zeitungen und Onlinemagazinen zu platzieren. Wie schaffe ich es, als Einzelunternehmer*in in die FAZ oder in den SPIEGEL zu kommen? Oder ist das völlig unrealistisch? 

Das ist durchaus möglich, aber man muss verstehen, wie Medien funktionieren. 

Journalist*innen sind immer auf der Suche nach spannenden Geschichten, die wiederum für ihre Leser*innen interessant sind – wenn ich so eine Geschichte liefern kann, renne ich bei den Redaktionen offene Türen ein.

Auch wenn ich nachweislich Expert*in für ein gefragtes Thema bin, habe ich als Einzelunternehmer:in gute Chancen auf ein Interview. 

Eine Pressemitteilung nach dem Gießkannenprinzip an einen großen Medien-Verteiler zu schicken, ist für Selbstständige ohne großen Bekanntheitsgrad aber weniger erfolgversprechend. Meistens bringt es mehr, sich ganz gezielt eine passende Journalistin herauszupicken und sie mit einem individuellen Themenvorschlag direkt zu kontaktieren. Es müssen übrigens nicht immer gleich die großen Medien wie Spiegel, FAZ oder ZEIT sein. Gerade für regionale Unternehmen sind die Lokalzeitungen tolle Möglichkeiten, um im näheren Umkreis bekannter zu werden, auch Fachmagazine bieten sich an.

Vielen Dank für das Interview, Jörn!

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Woher weiß ich, dass ich (nicht) im Einklang mit mir bin?

Wenn wir etwas Neues wagen, ist es auch mal nötig, die eigene Komfortzone zu verlassen. Gleichzeitig sollen wir „bei uns bleiben“ und uns nicht verbiegen. Wie können wir da den Unterschied erkennen?

„Hallo Alex, wenn man etwas Neues wagt, ist es auch mal nötig, die eigene Komfortzone zu verlassen und auszudehnen. Da ist es völlig normal, dass sich etwas anfangs komisch und unbequem anfühlen kann. Es ist nicht so einfach zu erkennen: Fühlt sich das jetzt doof an, weil es wirklich nicht zu mir gehört? Oder fühlt es sich nur doof an, weil es eben neu, fremd und ungewohnt ist und ich über meinen Schatten springen, es trotzdem tun und lernen sollte? Was denkst du, woran man den Unterschied erkennen könnte?“


Ich glaube, deine Frage ist vielschichtig und die Antwort darauf ist es auch.😊 Ich sehe da sieben verschiedene Ebenen:

#1 Eine Werte-Ebene

… und die Frage: Kann ich das, was ich mache, mit meinen Werten vereinbaren?

So fühlt es sich für mich zum Beispiel völlig in Ordnung an, wenn sich die Arbeit an Texten schwer anfühlt oder ich mich bei einem Blogartikel richtig überwinden muss, ihn zu veröffentlichen (wie bei diesem hier). 

Aber wenn das eine Botschaft ist, die mir wichtig ist, weiß ich, dass es – im wahrsten Sinne des Wortes – die Mühe wert ist. 

Wenn ich mich allerdings tagtäglich dazu zwinge, Karussellposts für Insta zu erstellen, und gleichzeitig eigentlich keine Lust darauf habe, ein Unternehmen wie Meta zu unterstützen, sieht es anders aus. 

Da fühlt sich die Aufgabe nicht nur schwer an – alles in mir sträubt sich regelrecht dagegen, sie zu tun.

#2 Eine Stärke-Ebene

… und die Frage: Fokussiere ich mich gerade auf meine Stärken oder bin ich gerade dabei, meine Schwächen zu verbessern?

So ist es für mich zum Beispiel völlig in Ordnung, nicht zu wissen, wie ich einen Roman schreibe. Ich habe es noch nie gemacht und natürlich ist das erste Mal neben der Aufregung auch frustrierend und anstrengend. 

Ich bleibe dran, weil ich weiß, dass mir das Schreiben wichtig ist (siehe Werte) und ich, indem ich durch diese anstrengende Zeit gehe, meine Fähigkeiten und Stärken verbessere. 

Anders sieht es aus, wenn ich mich täglich dazu zwingen würde, Karussellposts für Insta zu erstellen. Ich kann das nicht gut, will das auch gar nicht können, finde das total langweilig und würde lieber mit Voldemort „Schiffe versenken“ spielen, als meine Zeit so zu verbringen. 

Hier sehe ich persönlich keinen Sinn darin, diese Schwäche weiter zu verbessern, um irgendwann, wenn ich Glück habe, lediglich Mittelmaß zu sein.

#3 Eine Energie-Ebene

… und die Frage: Raubt mir diese Aufgabe Energie oder gibt sie mir welche?

Gerade, was das Schreiben angeht, ist es nämlich so: Es ist anstrengend, aber seltsamerweise gibt mir das Schreiben mehr Energie, als es verbraucht. 

Wenn ich an einem Blogartikel oder Kapitel feile und am Ende des Tages etwas geschafft habe, bin ich happy, gut gelaunt und erfüllt.

Es ist also ein bisschen so wie beim Laufen und dem berühmten Runner's High. 

(Ein Writer's High also.😊)

Habe ich zehn Karussellposts für Insta designt, fühle ich mich nicht annähernd so berauscht. Eher gleichgültig bis innerlich leer oder frustriert. („Toll, jetzt habe ich zwei Stunden daran gesessen und der Post hat wieder nur 10 Menschen erreicht.“)

Mache ich jeden Tage fünf Instastorys, gibt mir das ebenfalls – als einem introvertierten Menschen – keine neue Energie, sondern zieht mir welche.

#4 Eine Möglichkeiten-Ebene

… und die Frage: Vergrößert diese Aufgabe meine Möglichkeiten im Leben oder beschneidet sie sie?

Beim Schreiben ist es nämlich so: Ich habe mittelfristig das Ziel, vom Schreiben zu leben. Das bedeutet, wenn ich mir hier die Mühe mache, etwas Neues zu lernen, weiß ich, dass es mich meinem Ziel näher bringt. Dass es mir Möglichkeiten und Chancen schenkt.

Beim Karussellpost-Erstellen ist es so: Ich denke mir die ganze Zeit: „Gott, was ich jetzt alles tun könnte, wenn ich nicht diese dämlichen Karussellposts designen müsste.“ 

Diese Aufgabe schafft also nicht neue Möglichkeiten, sie hält mich eher davon ab, die Dinge zu tun, die ich lieber tun würde.

#5 Eine Glücksebene

… und die Frage: Komme ich bei dieser Aufgabe in den Flow?

Für den Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi ist das Flow-Gefühl ein wahrer Glücksmacher, zeigt es uns doch an, dass eine Aufgabe das optimale Maß an Anstrengung für uns hat. 

So bin ich beim Schreiben regelmäßig im Flow und vergesse alles um mich herum. 

Beim Karussellpost-Erstellen? Noch nie. 

#6 Eine Selbstbestimmungsebene

… und die Frage: Habe ich mich für diese Aufgabe aus freien Stücken entschieden?

Autonomie ist eins der wichtigsten Bedürfnisse von Menschen, und wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich aus freien Stücken für eine Aufgabe entschieden habe, nehme ich gerne auch mal schwierige(re) Phasen in Kauf.

Beim Schreiben ist das zum Beispiel so. Da nehme ich Herausforderungen wahr, aber ich problematisiere sie nicht. Ich weiß, dass sie mich nicht vom Schreiben abhalten, sondern Teil des Schreibens sind. 

Fürs Karussellpost-Erstellen hingegen hatte ich mich – gefühlt – niemals frei dafür entschieden. Ich hatte es gemacht, weil ich Marketingcoaches glaubte und dachte, es unbedingt tun zu müssen. Und diese Aufgabe hat sich auch deswegen schwer angefühlt, weil ich glaubte, keine Wahl zu haben.

#7 Eine Balance-Ebene

… und die Frage: Wechseln sich Anspannung und Entspannung ab?

Und noch etwas habe ich beobachtet: Die Dinge, bei denen ich – komme, was wolle – am Ball bleiben will, sind nie nur anstrengend. Vielmehr herrscht eine – für mich – gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung.

Will heißen:

Vielleicht verlasse ich meine Komfortzone und veröffentliche einen persönlichen Blogartikel, und dann schreibe ich wieder drei Blogartikel, in denen ich mich „ausruhen“ kann und nicht zu viel riskiere.

Vielleicht veranstalte ich mal ein Webinar und bin kurz vorher ein bisschen aufgeregt. Aber dann lass ich es die nächsten Tage eben ruhiger angehen und lade meine Batterien wieder auf.

Beim Social-Media-Marketing hatte ich diese Balance in dieser Form nicht. Es fühlte sich immer anstrengend an und es gab kaum einen Tag, an dem mich Instagram nicht ausgelaugt hatte.

Übrigens:

Ich beobachte in letzter Zeit einen wahren „Leichtigkeits-Hype“: Alles rund ums Business soll immer und zu jeder Zeit „leicht“ sein. 

Das sehe ich nicht so.

Ich habe dieses Wort früher auch gerne verwendet, aber nun wieder damit aufgehört, weil ich feststelle, dass ich Leichtigkeit anders verstehe.

Leichtigkeit heißt für mich nicht, dass ich niemals meine Komfortzone verlasse und alle Aufgaben mir ständig leicht von der Hand gehen.

Leichtigkeit heißt für mich, dass ich – im Großen und Ganzen – im Einklang mit meiner Energie, meinen Stärken und meinen Werten lebe. Dass ich mich aus freien Stücken für eine Aufgabe entschieden habe und eine gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung herrscht. 

Deshalb ist „im Einklang mit mir sein“ und „Komfortzone verlassen“ nicht zwingend ein Widerspruch.

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Welche Metapher nutzt du?

Die Metapher, die du für deine Selbstständigkeit nutzt, ist wichtig. Sie bestimmt deinen Fokus und deine Fragen. Sie bestimmt, ob du Freude in deinem Arbeitsalltag spürst oder dich um Zahlen sorgst.

Hast du dich schon einmal gefragt, was du machen musst, damit dein „Business funktioniert“ und dir zuverlässig neue Kundschaft bringt?

Dann ist dieser Blogartikel für dich.

Doch bevor du dich gleich auf den Tipp oder die Geheimstrategie zur erfolgreichen Akquise freust, ein Disclaimer: Solch ein Blogartikel wird das nicht.

Ich will dir nämlich heute nicht sagen, was funktioniert, sondern vielmehr das Wort als solches betrachten und dich fragen: 

Muss deine Selbstständigkeit überhaupt „funktionieren“?

Wer danach fragt, was „funktioniert“, setzt – still und heimlich – voraus, dass die Selbstständigkeit eine Maschine ist, die zum Laufen gebracht und dann gemessen, getrackt, verbessert und optimiert werden muss. 

Eine Maschine, bei der es vor allem um Effizienz und Effektivität geht, um Abkürzungen, gelingsichere Pläne und die besten Resultate.

Doch was, wenn deine Selbstständigkeit überhaupt keine Maschine ist, sondern vielmehr …

… ein Tanz?

Dann geht es plötzlich nicht mehr ums Funktionieren, Messen und Checklisten, sondern um Fragen wie:

  • Habe ich meinen Rhythmus gefunden?

  • Bin ich noch im Takt?

  • Will ich mit jemandem zusammen tanzen?

  • Will ich die Musik leiser drehen? Oder lauter?

  • Habe ich Lust auf einen langsamen Tanz oder einen schnellen?

  • Was ist mein Lieblingslied?

In dieser Metapher wäre es völlig in Ordnung, langsamer zu machen. Oder das Üben zu genießen. Andere Menschen wären Tanzpartner*innen – und keine „Konkurrenz“. Es wäre legitim, die Freude in den Mittelpunkt zu rücken und einfach mal frei schnauze drauf los zu tanzen. Und falls man stolpert und gar hinfällt, das Krönchen zu richten und wieder weiterzumachen. Denn die Musik ist einfach zu gut, um stillzuhalten! 

Die Selbstständigkeit als Tanz – oder willst du sie vielleicht lieber als eine Reise verstehen? Eine schöne Vorstellung. Dann fragst du dich vielleicht: 

  • Wohin will ich fahren?

  • Was will ich sehen?

  • Will ich mit jemandem zusammen reisen oder alleine?

  • Wo will ich Rast machen?

  • Wie viel Zeit will ich mir für die Reise nehmen?

  • Welche Meilensteine will ich feiern?

In dieser Metapher würden wir viel öfter anhalten und den Ausblick genießen. Wir würden beschwerliche Wege als Teil der Reise akzeptieren und viel öfter denken: „Unfassbar, wie weit ich schon gekommen bin – und den Rest schaff’ ich auch noch.“ Wir würden stolz ins Gipfelbuch eintragen, dass auch wir diese Strecke gemeistert haben. Und dann würden wir einkehren und erst mal die Beine hochlegen und ausgiebig nichts tun. 

Selbstständigkeit als Tanz.
Selbstständigkeit als Reise.

Oder möchtest du deine Selbstständigkeit vielleicht lieber als einen Garten betrachten und dich fragen:

  • Was will ich pflanzen? 

  • Was will ich wässern?

  • Welche Nährstoffe werden gebraucht?

  • Wie werden die Pflanzen groß und stark?

In dieser Metapher geht es um Nachhaltigkeit und um Samen, die wir säen. Es geht um Vertrauen und Zuversicht, denn wir würden immer wieder feststellen, dass der Magnolienbaum selbst nach dem kältesten Winter wieder wunderschöne Blüten trägt. Wir würden wechselnde Phasen und Jahreszeiten annehmen und nicht problematisieren. Und wir würden unsere kostbare Zeit nicht damit verbringen, so oft am Gras zu ziehen, damit es vermeintlich schneller wächst.

Selbstständigkeit als Tanz.
Selbstständigkeit als Reise.
Selbstständigkeit als Garten.

Welche Metapher willst du für deine Selbstständigkeit nutzen? Du hast immer die Wahl.

Weiterlesen
Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

100 Gründe, Social Media zu löschen

Du bist selbstständig und überlegst, deine Social-Media-Kanäle zu löschen? Ich sage: Go for it! Ob Instagram, Facebook, Twitter oder TikTok – es gibt 100 gute Gründe dafür, deinem Social-Media-Account bye bye zu sagen.

Du bist selbstständig und überlegst, deine Social-Media-Kanäle zu löschen? Ich sage: Go for it!

Ob Instagram, Facebook, Twitter oder TikTok – es gibt 100 gute Gründe dafür, deinem Social-Media-Account bye bye zu sagen.

#1 Du hast mehr Zeit am Tag

Wie viele Stunden verbringst du noch mal täglich auf Social Media? Der weltweite Durchschnitt liegt bei 147 Minuten am Tag. Das sind 1.029 Minuten in der Woche, 4.410 Minuten im Monat, 53.655 Minuten im Jahr. Klingt viel? Ist es auch. Viel wichtiger ist aber: Welche großartigen Dinge könntest du mit so viel Zeit mehr im Jahr tun?

#2 Du kannst wieder ins Café gehen, ohne Fotos von deinem Kaffee machen zu müssen

#3 Du bekommst keine nervigen DMs mehr von Typen, die dir die Welt erklären wollen

Warum sind bloß die meisten von ihnen zarte dreiundzwanzig Jahre alt und heißen Tobi?

#4 Du hast endlich mehr Zeit für deinen Blog

Ohne Social Media hast du endlich genug Zeit, um Texte für deinen Blog zu schreiben und damit endlich nachhaltiges Onlinemarketing zu betreiben. (Anstatt Content zu erstellen, der nach wenigen Stunden eh niemanden mehr interessiert.)

#5 … oder deinen Newsletter

#6 … oder Podcast

#7 … oder dein eigenes Buch

#8 Du kannst endlich mit Mark Zuckerberg Schluss machen 

Stell dir vor, du wachst auf und es ist dir piepegal, was Mark von dir will. Was du wann wo wie auf Facebook tun sollst – spielt alles keine Rolle mehr. Das kann doch nur ein schöner Tag werden.😁

#9 Du lernst wieder zu warten

Ohne Social Media hast du weniger Grund, auf dein Smartphone zu schauen. Das nächste Mal an der Bushaltestelle oder in der Arztpraxis kannst du daher einfach mal … warten. Voll retro, ich weiß. Aber eine überraschend entspannende Tätigkeit. 

#10 Du kommst abends früher ins Bett

„Ups, wo ist denn nur die Zeit hin …?“ Ohne Social Media bleibst du nicht mehr im Feed hängen und kommst endlich wieder rechtzeitig ins Bett. 

#11 Du verwandelst FOMO in JOMO

Du hast keine Angst mehr, etwas auf Social Media zu verpassen – du freust dich sogar darüber!

#12 Du kannst aufhören, dich mit Fremden im Internet zu vergleichen

Tschüss Social Media, heißt vielleicht auch: Tschüss Vergleicheritis! Lass die Menschen Fotos von ihren Luxusurlauben und sauberen, weißen Wohnungen posten und leb einfach dein Leben. 

#13 Es wird dir egal(er), was Menschen über dich denken

#14 Deine Zeit bleibt ganz

Denn sie wird nicht mehr durch Pushbenachrichtigungen zerstückelt. 

#15 Du kannst mehr Bücher lesen

Du weißt schon: Das ist das rechteckige Ding, das schon seit Monaten auf deinem Nachttisch liegt und Staub fängt.🤓

#16 Du brauchst dich nicht mehr zum Posten zu zwingen

Nie wieder Themen aus den Fingern saugen, nur um was zum Posten zu haben. 

#17 Du wirst (wieder) kreativ

Kennst du das: Vor lauter Tipps, Tricks, Hacks, Ideen und inspirierenden Zitaten auf Social Media fühlst du dich richtig … gelähmt und prokrastinierst deine eigenen kreativen Projekte? Kein Wunder – Soziale Medien inspirieren oft nicht, wie wir das glauben, sondern überfordern und überreizen.

#18 Deine Aufmerksamkeitsspanne steigt wieder 

#19 Du bekommst deutlich weniger E-Mails

Ja natürlich könnten wir in der Theorie die E-Mail-Benachrichtigungen ausstellen. Doch in der Praxis bekommen wir dennoch ständig Mails, was wir auf Facebook verpasst haben, weil wir siebzehn Minuten nicht mehr online waren.

#20 Du kannst essen, solange das Essen noch warm ist  

Ach, wie schön ist es doch, keine Essensbilder posten zu müssen.😋

#21 Du wirst weniger toxische Positivität in deinem Leben haben

Endlich mal wieder gepflegt schlechte Laune haben ohne diese Angst im Nacken, dass du nicht genug „Good Vibes“ für deine Social-Media-Follower versprühst.

#22 Du kannst heilen 

Gefühle verarbeiten, anstatt sie mit Social Media zu betäuben, ist das neue Schwarz.

#23 Du brauchst dich nicht mehr mit Fremden im Internet zu streiten

Weniger schlaflose Nächte, mehr Zeit, Energie und Nerven für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.

Strichzeichnung von einer Frau, die auf ein Smartphone starrt

#24 Du konsumierst weniger 

Weniger Ads auf Social Media = weniger Impulskäufe 

#25 Du kannst deinen Feierabend genießen

Kein „Ich poste das nur mal schnell auf Instagram“ oder „Ich muss nur mal schnell nach den Kommentaren“ mehr, sondern Beine hochlegen und ausruhen.

#26 … und dein Wochenende

#27 … und deinen Urlaub

#28 Du kannst eine längere Zeit offline sein

… und niemand fragt, ob mit dir auch wirklich alles in Ordnung ist. 

#29 Du erkennst, wer dir wirklich wichtig ist

Klar wirst du den Kontakt zu einigen Menschen verlieren, wenn du keine sozialen Medien mehr nutzt. Aber die wirklich wichtigen Menschen werden bleiben. Und falls du nicht weißt, wer das ist, wirst du es herausfinden.

#30 Du wirst weniger bewertet

Was, dir ist Nachhaltigkeit wichtig und du isst zum Frühstück mal eine Avocado?😱 Ohne Social Media regt sich auch niemand mehr darüber auf.

#31 Du kannst aufhören, FOMO als Marketingstrategie zu nutzen

Kein „Aktiviere unbedingt die Benachrichtungen, um keine Updates von mir zu verpassen“ oder „Sei unbedingt im Live dabei, sonst geht die Welt, wie wir sie kennen, unter“ mehr.

#32 Du musst dich nicht mehr extra für eine Story schminken

Kein ausgeklügeltes Beautyprogramm mehr, nur um sagen zu können „Ich wollte mich nur mal schnell bei euch melden“.

#33 Du kannst der Hustle Culture bye bye sagen

Warum ist es auf Social Media nur so selbstverständlich, ständig online und busy zu sein?

#34 Du brauchst nie wieder einen Gedanken an Follower verschwenden

Ach, wie schön ist doch das Leben, wenn es egal ist, wer wem folgt oder warum jemand mehr Follower hat als ich.

#35 Du sparst Strom

Wer wird sein Handy ohne Social Media weniger aufladen müssen? Du!

#36 Du produzierst weniger CO2

Jedes Mal, wenn du deine Social-Media-Accounts aufrufst, verbrauchst du Energie – und diese Energie stammt in der Hauptsache immer noch aus fossilen Brennstoffen. Faustregel: Eine Minute Instagram = 1g CO2.  

#37 Du musst dich weniger mit Fake News rumplagen

Nein, Tante Gisela, wenn du dein Haar föhnst, tötest du keine Viren!

#38 Dir ist endlich egal, was der Algorithmus von dir will

Algo… was noch mal?

#39 Du musst dich nie wieder über Spam-Accounts und Bots ärgern

#40 Du kannst endlich wieder monatasken

Kochen, ohne Insta zu checken. Mit Menschen reden, ohne Kommentare zu beantworten. Auf Bus waren, ohne davon eine Story zu machen.

#41 Du brauchst nicht mehr ständig Selfies zu machen

Bye bye, Selfiestick. Konnte dich eh nie leiden. 

#42 Du kannst mal wieder nichts tun

Du weißt schon: einatmen und ausatmen.
Nicht: Einatmen, Likes checken, ausatmen. 

Sondern einfach nur atmen.

#43 Du kannst Menschen angucken, wenn du mit ihnen redest 

… und nicht dein Smartphone, weil du dringend Kommentare beantworten musst. 

#44 Du kannst endlich Klavier lernen

Oder ein anderes Instrument, von dem du geträumt hast, seit du ein kleines Kind warst. Wenn nicht jetzt, wo du auf einmal zwei Stunden mehr Zeit am Tag hast, wann dann? 

#45 Du kannst dich besser konzentrieren

Jetzt, wo du nicht mehr alle zwei Minuten nachgucken musst, wie viele Menschen schon deinen Post kommentiert haben, kannst du auf einmal Folgendes tun: konzentriert arbeiten. 

#46 Du kommst leichter in den Flow

Da fällt es doch gleich leichter, in dieses Flow-Gefühl zu kommen, das Flow-„Entdecker“ Mihaly Csikszentmihalyi als einen echten Glücklichmacher beschreibt. 

#47 Du wirst präsent(er)

Jetzt, wo du nicht gleich ein Foto für Insta schießen musst, kannst du auch einfach nur den Moment genießen.

#48 Du kannst eine Siesta halten

Falls du partout nicht weißt, was du mit den zwei Stunden mehr am Tag anstellen sollst, ein Vorschlag: Wieder mal eine Siesta halten. Ist in der Social-Media-Hustle-Culture ja eher unüblich, sich auszuruhen, aber zum Glück ist uns das ja jetzt total egal.  

#49 Du musst nie wieder eine Instastory davon machen, wie du eine Pause machst

#50 Du brauchst nie wieder bei bescheuerten Insta-Challenges mitzumachen #hallelujah 

#51 Du lernst, wieder alleine zu sein 

Hier ist eine Challenge: Wie viele Minuten nur mit dir selbst hältst du aus? Und kannst du die Zeit Tag für Tag steigern?

#52 Du wirst dir nie wieder Gedanken um einen einheitlichen Feed machen

Einheitlicher Feed? Da bleibst du kühl. Kein Gefühl.

#53 Nie wieder grübeln, welches geile Zitat du als nächstes postest

Sei immer du selbst. Außer du bist Montag. Dann sei Freitag.

#54 Du kannst aufhören, nach unrealistischen Schönheitsidealen zu streben

Denn solange du mit deinem Body an einem Beach bist, hast du schon den perfekten Beach Body. 

#55 Du brauchst dir nie wieder dreißig Minuten an dem perfekten Kommentar feilen

Nie wieder: „Puh, was soll ich denn jetzt hier kommentieren? Kann man das so sagen? Nee, doch nicht … Ach, komm, ich lass das jetzt so … nee doch nicht. Wuaaa.“

#56 Du musst nie wieder Karussellposts erstellen

#57 … oder Reels

#58 … oder Live-Videos

#59 Du kannst dich endlich mal wieder langweilen

Seit wann ist Langeweile eigentlich so aus der Mode gekommen? Und kann mal bitte jemand eine Ode an die Langeweile schreiben?

#60 Du kannst dir endlich genug sein

Jetzt, wo du keine unrealistischen Ansprüche mehr an dich erfüllen musst, kannst du dir auch einfach mal genug sein.

#61 Du wirst weniger süchtig

Social Media ist wie der Einarmige Bandit in Vegas – designt, um uns süchtig zu machen. 

#62 Du fühlst dich weniger fremdgesteuert

Jetzt, wo dir niemand mehr sagt, wann du wie zu sein und tun hast, kannst du auch einfach  mal du tun, was du willst.

#63 Du wirst produktiver

Call me Mrs. Getting sh*t done!

#64 Du musst deinen Alltag nicht mehr inszenieren

… sondern kannst einfach in Ruhe vor dich alltagen. 

#65 Du kannst deinen Lieblingsmenschen öfter berühren als dein Smartphone

#66 Du kannst deinen Lieblingsmenschen öfter ansehen als dein Smartphone 

Pinkfarbene Sprechblase vor schwarzem Hintergrund und darin ein gelber Schriftzug mit „hello“

#67 Du hast wieder Raum für Zwischentöne

Ohne das Schwarz und Weiß auf Social Media kannst du wieder all die Grautöne für dich entdecken.

#68 Du wirst weniger neidisch

Einfache Rechnung: Je weniger du dich mit Menschen auf Social Media vergleichst, desto weniger Neid. 

#69 Du brauchst dein Smartphone nicht mehr aufs Klo mitzunehmen 

#blessed

#70 In deinem Leben gibt es kein Like4Like mehr

#71 … oder Follow4Follow

#72 Du brauchst dir nie wieder Gedanken über Hashtags zu machen

Was machst du bloß mit all dem frei werdenden Headspace?

#73 Du wirst ein besseres Verhältnis zu deinem Körper bekommen

Bye bye Fitnessgurus mit euren toxischen Schönheitsidealen, die Normalsterbliche sowieso niemals erreichen können.

#74 Du wirst Bodyshaming und Cybermobbing reduzieren

Apropos Schönheitsideale: Ein Leben ohne Social Media ist ein Leben mit weniger Bodyshaming und Cybermobbing.

#75 Es werden weniger Daten von dir gesammelt

Keine sozialen Medien = weniger sensible Daten von dir, die im Netz kursieren  

#76 Nie wieder „Ich wollte mich nur mal schnell bei euch melden“

#77 … oder „Ich muss nur mal eben schnell was checken“

#78 Du brauchst für ein Selfie nicht mehr dein Leben riskieren 

Selfies sind nämlich tödlicher als Hai-Angriffe. 

#79 Du brauchst nie wieder was zu liken 

Frau steht an einer weißen Wand. Über ihrem Kopf ist ein Herz (Like) aufgemalt, sodass es aussieht, als würde es aus ihrem Kopf zeigen.

Likes im Kopf – Wer Social-Media-Kanäle löscht, hat Platz für schönere Dinge.

#80 Und musst auch nicht mehr permanent kameratauglich sein.

Hallo Yogapants, tschüss Make-up.

#81 Du brauchst dein Leben nicht mehr ständig abzuwerten 

… nur um das Leben von Fremden auf Social Media aufzuwerten.

#82 Du wirst weniger Cringe-Momente in deinem Leben haben

Influencer-Fremdscham – it’s a thing!

#83 Du brauchst dir nie wieder das Sushi von Lina anzugucken

Lina, ich will dein Sushi gar nicht sehen. 

#84 Du kannst einen Cocktail trinken gehen, ohne eine Story für Instagram machen zu müssen

Darauf ein Virgin Caipi!

#85 Dein Selbstwertgefühl steigt

Weniger Vergleicheritis und unrealistische Erwartungen und Ansprüche? Deinem Selbstwertgefühl gefällt das.

#86 Du bist netter zu deinem Gehirn

Ultraschnelle Interaktion in einer reizüberfluteten Social-Media-Welt? Deinem Gehirn könnte das unter Umständen gar nicht gefallen.

#87 Du setzt dich keinem zusätzlichen Risiko für Depressionen aus

Ob es einen Zusammenhang zwischen sozialen Medien und Depressionen gibt und wie dieser genau aussieht, ist Gegenstand der Forschung. Erste vorsichtige Erkenntnis: Zu viel kann depressiv machen.

#88 Du kannst sein

… anstatt einen Social-Media-Schein aufrechtzuerhalten. 

#89 Du siehst wieder mehr Gesichter ohne Filter statt mit

Der schönste Filter heißt immer noch Realität.

#90 Du darfst endlich wieder du sein

Jetzt, wo es niemanden mehr gibt, mit dem du jeden Aspekt deines Lebens vergleichst und den Kürzeren ziehst, kannst du einfach nur du sein. (Wer bist du, wenn du nicht auf Social Media bist?)

#91 Du kannst Menschen treffen … und dich mit ihnen unterhalten

Jetzt, wo es keine Likes und Kommentare zu checken oder Storys zu posten gibt, kann das Handy auch einfach in der Tasche bleiben.

#92 Du sagst nein zum Smombie-ismus

Fear the walking dead … Endlich gehörst du nicht mehr zu den Menschen, die vor lauter FOMO am Bildschirm kleben. 

#93 Du kannst länger am Stück durcharbeiten

Ohne die typischen Social-Media-Ablenkungen kannst du dich endlich länger als 8 Sekunden auf eine Aufgabe konzentrieren und … wer weiß … sie vielleicht sogar abschließen. 

#94 Du kannst endlich aufhören, Social-Media-Pausen einzulegen

Hab ich für dich versucht, funktioniert nur bedingt.  

#95 Du kannst ohne Handy spazieren gehen

Mach einfach Erinnerungen mit deinen Augen.

#96 Du hörst wieder deine eigenen Gedanken

Wenn du den Social-Media-Lärm leiser drehst, kannst du dich endlich wieder selbst denken hören.  

#97 Du lebst im Einklang mit deinen Werten

Wenn Social Media und deine Werte nicht zusammenpassen, bist ja vielleicht gar nicht du das Problem, sondern Social Media?

#98 Du musst nie wieder Ads schalten

Bye bye Werbeanzeigenmanager. Es war überhaupt nicht schön mit dir.

#99 Du kannst auf Marketingstrategien setzen, die dir Freude machen

Jetzt, wo du nicht mehr das machen musst, was der Algorithmus von dir will, kannst du dich fragen, was du eigentlich willst, und Marketing völlig ohne Social Media betreiben.

#100 Du bist zu 100% selbstbestimmt

Anstatt einfach nur zu machen, was andere sagen, gehst du deinen eigenen Weg und triffst deine eigenen Entscheidungen. Wie großartig und mutig bist du denn, bitte?!

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Toxische Positivität auf Social Media: Ein kritischer Blick auf die „Good Vibes Only“-Bubble

Warum toxische Positivität auf Social Media ein großes Problem ist und wir als Selbstständige die „Good Vibes only“-Bubble auf Social Media dringend verlassen sollten.

Toxische Positivität – einer der Gründe, warum ich vor gut einem Jahr meinen Instagram-Account gelöscht habe.

Was dieser Begriff genau meint, welche Rolle soziale Medien bei der toxischen Positivität spielen und warum ich es so wichtig für Selbstständige finde, aus der „Good Vibes only“-Bubble auszusteigen, erzähle ich in diesem Artikel.

Inhalt

Was ist toxische Positivität? Eine Definition

Beispiele für toxische Positivität

Warum ist toxische Positivität so problematisch für Selbstständige?

All feelings welcome – Warum wir auch die unangenehmen Gefühle in der Selbstständigkeit brauchen

Was ist toxische Positivität? Eine Definition 

Toxische Positivität meint eine Form von übertriebenem Optimismus und einen so starken Fokus auf das Positive, dass es zum Negieren, Ignorieren oder Verdrängen von bestimmten „unbequemen“ Gefühlen wie Wut, Traurigkeit, Enttäuschung oder Angst kommt.

In jeder Situation wird versucht, „positiv zu denken“. Und wenn andere Menschen traurig oder enttäuscht sind, wird ihnen gerne mal ein „Sieh es doch mal positiv“ oder „Don’t worry, be happy“ entgegengebracht.

Beispiele für toxische Positivität

Soweit die Theorie. Lass uns das Ganze jetzt mal an einigen konkreten Beispielen durchspielen, die den meisten Selbstständigen bekannt vorkommen dürften. 

Toxische Positivität in der Offlinewelt

Zunächst einmal ist toxische Positivität nicht für die Onlinewelt reserviert. Wir finden sie auch im „wirklichen Leben“:

Wenn ein langjähriger Kunde gekündigt hat, wir enttäuscht sind und unsere Freundin sagt: „Kopf hoch! Das wird schon wieder …“

Wenn wir ein Ziel haben, es nicht erreichen, traurig sind und der Partner sagt: „Ist doch nicht so schlimm. Du machst doch trotzdem alles super …“

Wenn uns die Reaktion einer Kundin wütend macht und wir von der Mutter gesagt bekommen: „Du musst das Ganze positiv sehen …“

Alles toxische Positivität

Diese Worte mögen zwar nett gemeint oder sogar als liebevoller Trost gedacht sein, aber in erster Linie negieren oder ignorieren sie die Gefühle, die wir in diesem Augenblick fühlen.

Enttäuschung, Traurigkeit, Wut.

Alles normale Gefühle, die zur normalen Bandbreite der menschlichen Empfindungen gehören und per se nicht schlechter sind als Freude, Neugier oder Glück. 

Nicht nur im Privatleben, sondern auch in der Selbstständigkeit.

Toxische Positivität in sozialen Medien

Social Media hat toxische Positivität also nicht erfunden, treibt das Phänomen aber nochmal ins Extreme. Denn je nach Plattform und Bubble kann es sein, dass wir uns in einer Welt wiederfinden, in der alle ausschließlich immer nur gute Laune haben.

Sie machen einen total romantischen Herbstspaziergang.
Haben die besten und treuesten Kundinnen.
Haben ihre Jahresumsätze verhundertdreißigfacht.
Machen die siebte
Workation in Island dieses Jahr.
Sind dreiundzwanzig Monate im Voraus ausgebucht.
Haben sich fünfzehn neue Kunden manifestiert.

Dazwischen gibt es Motivations- und Inspirationszitate am Fließband:

Good vibes only.
Bad vibes don’t go with my outfit.
Radiate positivity.
She just shines.
Things are gonna totally work out.
Don’t forget to smile.

Orangefarbene Schrift „Good Vibes Only“ auf schwarzem Hintergrund

Good Vibes Only – ein häufiges Motto auf Social Media

Warum ist toxische Positivität so problematisch für Selbstständige?

Abgesehen davon, dass natürlich niemandem jeden Tag die Sonne aus dem Popo scheint und manche Dinge auch mal nicht funktionieren werden, sind für mich insbesondere drei Punkte an toxischer Positivität ein Problem: 

#1 Fehler, Probleme, Herausforderungen und damit verbundene Gefühle wie Enttäuschung, Frust und Traurigkeit sind in den sozialen Medien chronisch unterrepräsentiert 

Hier werden Erfolge gefeiert und siebenstellige Jahresumsätze manifestiert, doch nur selten redet jemand über Absagen, Geldnot, Herausforderungen, Fehler oder Misserfolge und damit verbundenen Gefühle. 

Die Unterrepräsentation von diesen Herausforderungen und „unangenehmen“ Gefühlen ist auf der einen Seite natürlich verständlich. Kaum jemand möchte sich vor allen Leuten verletzlich machen, kaum jemand möchte zugeben, dass er oder sie auch mal struggelt. 

Das Bild, das andere Menschen von uns haben sollen, soll ein positives sein. Vor allem, wenn wir als Selbstständige darauf angewiesen sind, dass Menschen uns gut finden und mit uns zusammenarbeiten wollen.

Das erklärt, warum viele Selbstständige nur dann ihre Struggles teilen, wenn sie ein entsprechendes „Learning“ vorweisen können. („Ich hab einen Fehler gemacht und dann – Heureka! – habe ich etwas Entscheidendes gelernt und bin jetzt noch erfolgreicher als jemals zuvor.“)  

Auf der anderen Seite ist diese Unterrepräsentation zutiefst problematisch. Denn dadurch denken viele Selbstständige, dass …

  • alle wissen, wie der Hase läuft, nur sie nicht

  • alle mit Erfolg gesegnet sind, nur sie diejenigen sind, die Geldsorgen und zu wenige Kund*innen haben

  • oder kurz: dass alle anderen „normal“ sind, dass aber mit ihnen etwas nicht stimmt, weil ihre Pläne nicht immer funktionieren und sie auch mal schwierige(re) Zeiten durchleben 

Toxische Positivität isoliert also (= alle anderen sind normal und richtig, ich bin unnormal, falsch und gehöre nicht dazu). Und Isolation kann auf Dauer eine immense Herausforderung für die mentale Gesundheit werden.

#2 Toxische Positivität verändert unser eigenes Verhalten auf Social Media 

Wenn alle immer gut gelaunt sind, dann tun wir halt auch so, als wäre bei uns alles in Butter. 

Denn wir wollen natürlich dazu gehören zum Social-Media-Club.
Bloß nicht negativ auffallen, uns nicht „blamieren“.
Bloß nicht zugeben, dass ein Auftrag überraschend geplatzt ist, eine Kundin plötzlich gekündigt hat, dass wir in der Anfangszeit der Selbstständigkeit keine Kunden finden und deshalb traurig, enttäuscht oder frustriert sind. 

Wir passen uns der heilen Instagram-Welt an und erzählen auch überwiegend von den guten Tagen, unseren kleinen und großen Erfolgen und den erreichten Zielen.

Und ehe wir uns versehen, leisten wir auch unseren Beitrag dazu, dass die Maschinerie „toxische Positivität“ in Gang bleibt. 

Ein teuflischer Kreislauf.

#3 Wir fühlen uns schlecht, weil wir uns schlecht fühlen

Die Unterrepräsentation von Herausforderungen und bestimmten Gefühlen auf Social Media führt nicht nur dazu, dass wir diese Gefühle selbst nicht mehr öffentlich zeigen – sie führt auch dazu, dass wir denken, dass Herausforderungen in der Selbstständigkeit und die damit verbundenen Gefühle nicht in Ordnung sind. 

Dass Enttäuschung, Frust, Trauer oder Wut nicht in Ordnung sind, weil wir sie online nicht mehr sehen. Vielleicht bei irgendwelchen Trolls und Spammern, aber nicht bei unseren Kolleg*innen oder Kund*innen. 

Schließlich sehen wir ja nur ihre guten Tage und größten Erfolge.

Und wenn uns dann ein Kunde absagt, fühlen wir uns nicht nur schlecht, weil der Kunde abgesagt hat. Wir fühlen uns nun auch schlecht, weil wir uns schlecht fühlen. 

Und wenn wir noch nicht fünf- und sechsstellige Monatsumsätze haben, weil wir uns gerade erst selbstständig gemacht haben, fühlen wir uns nicht nur frustriert, weil zu viel Monat für den Kontostand übrig ist. Wir fühlen uns auch schlecht, weil wir frustriert sind und mal keine „Good vibes“ versprühen. 

„Moment einmal“, denkst du dir jetzt vielleicht, „was spricht denn überhaupt gegen positives Denken oder Optimismus?“ 

Nichts spricht dagegen. 

Zumindest, wenn du unter „positivem Denken“ oder „Optimismus“ eine zuversichtliche und lebensbejahende Grundhaltung verstehst. Die habe ich ja auch. 

Toxische Positivität ist aber mehr als das. 

Es ist ein „Positiv um jeden Preis“.
Es ist das Negieren, Ignorieren, Verdrängen oder Abstreiten von bestimmten Emotionen.
Es ist ein so starker Fokus auf das Positive, dass kein authentisches Empfinden, kein authentischer Ausdruck mehr möglich ist. 

Toxische Positivität zu kritisieren, heißt also nicht, Pessimistin zu sein oder sich „in Selbstmitleid zu suhlen“. Es heißt einfach nur, für einen authentischen Ausdruck als Mensch einzustehen – mit allen Gefühlen, die dazu gehören.

Es heißt, Probleme, Herausforderungen und Fehler anzunehmen – und nicht totzuschweigen.

Es heißt, es sich erlauben, alle Gefühle auszudrücken und zu fühlen – und sie nicht etwa mit Social Media zu betäuben.

All feelings welcome – Warum wir (auch) die unangenehmen Gefühle in unserer Selbstständigkeit brauchen

Denn wir brauchen alle Gefühle als Selbstständige.

Nicht nur Freude und Glück und Begeisterung. Sondern auch Wut, Enttäuschung, Frust oder Traurigkeit.

Ja, Sie mögen unangenehme Gefühle sein, aber sie sind gleichzeitig auch so unendlich wertvoll. Warum? Darum:

#1 Weil unangenehme Gefühle unerfüllte Bedürfnisse zeigen

Warum ist mir das so wichtig? Was ist mir überhaupt wichtig? Warum habe ich überhaupt so reagiert?

Gefühle sind eine großartige Möglichkeit, mehr über uns und unsere Bedürfnisse zu erfahren.

So ist in der gewaltfreien Kommunikation Wut nichts anderes als ein Warnblinker, der anzeigt, dass irgendein elementares Bedürfnis zu kurz kommt. Ein Hilfeschrei des Körpers quasi.

So wie in einem Auto der Motor kaputt gehen kann, wenn wir wichtige Warnungen ignorieren, können auch wir richtig krank werden, wenn wir bestimmte Gefühle und damit unerfüllte Bedürfnisse (zu lange) verdrängen. 

Oder anders formuliert: Wir brauchen Frust, Ärger, Trauer und Wut, um unseren unerfüllten Bedürfnissen auf die Spur zu kommen und mental und körperlich gesund zu bleiben.

#2 Weil unangenehme Gefühle große Transformation bewirken können

Alle großen beruflichen Veränderungen in den letzten Jahren wurden bei mir durch unangenehme Gefühle in Gang gesetzt. 

Als ich wütend war, dass ein Kunde – und ich tippe diese Zeilen gerade mit dem Mittelfinger – immer wieder die Zeche prellte, wusste ich, dass ich meine Beratungen ab sofort nur noch per Vorkasse anbieten wollte.

Als ich im Sommer 2020 so erschöpft war, dass ich noch nicht mal mehr meine Gedanken hören konnte, wusste ich, dass es Zeit war, mich von Social Media zu verabschieden und meine Social-Media-Kanäle zu löschen

Wut. Frust. Erschöpfung – alles normale Gefühle und eine riesige Chance für tiefgreifende Veränderung und echtes Wachstum.

#3 Weil unangenehme Gefühle tiefe Verbindungen zu Menschen schaffen

Manchmal struggelt eine Teilnehmerin in einem meiner Programme so sehr, dass sie vor allen anderen weint, während sie von ihrer Herausforderung erzählt.

Auch wenn es sich auf den ersten Blick seltsam anhören mag, aber diese Momente gehören zu den wertvollsten Erfahrungen, die ich der Zusammenarbeit mit anderen Menschen erleben darf. Denn wenn Teilnehmerinnen merken, dass sich jemand öffnet – wirklich öffnet und Gefühle zeigt – passiert eine Magie, die sich kaum in Worte fassen lässt. 

Es entsteht eine Verbindung zwischen den Teilnehmerinnen, die nicht möglich wäre, wenn alle so tun würden, als wäre alles in Butter. Diese Verbindung ist unsichtbar und dennoch fast greifbar. Und sie zeigt sich nicht zuletzt in der Empathie und dem Verständnis, das der Teilnehmerin von allen Seiten entgegengebracht wird.

#4 Weil überstandene Krisen Resilienz ausbilden

Das Schöne an Trauer, Frust und Enttäuschungen ist: dass sie uns stärker machen. 

Wenn wir diese Gefühle verarbeiten, indem wir sie nicht verdrängen, ignorieren oder betäuben, sondern …

  • sie annehmen 

  • ihnen Zeit und Raum geben

  • sie fühlen („Was spüre ich wo im Körper?“)

  • sie benennen und kategorisieren („Ich fühle mich traurig, weil …“)

  • neugierig sind und versuchen, sie zu verstehen („Warum fühle ich mich so? Welches unerfüllte Bedürfnis steckt dahinter?“)

… können wir als Selbstständige Resilienz ausbilden.

Und selbst wenn wir niemals zu 100% sagen können, dass schon „alles gut wird“, wissen wir damit doch, dass wir klarkommen – egal, was passiert. 

Weiterlesen
Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Warum FOMO als Marketingstrategie ein Problem ist

Nutzt du bewusst oder unbewusst FOMO als Strategie in deinem Marketing? Warum das ein Problem ist, erfährst du in diesem Blogartikel. 

Neulich wollte ich einen Newsletter schreiben und von all den neuen Texten erzählen, die ich in letzter Zeit auf meinem Blog veröffentlicht hatte.

Den Betreff musste ich nicht lange überlegen.

„Hast du das verpasst?“ schoss mir sofort als Betreffzeile in den Kopf.

An sich war die Betreffzeile gut gemeint: Im Frühjahr/Sommer sind bei mir so viele Blogartikel onlinegegangen, dass es mir gar nicht möglich war, von jedem einzelnen im Newsletter zu erzählen.

Gut möglich also, dass die meisten Newsletterabonnent*innen gar nicht mitbekommen haben, was in dieser Zeit auf dem Blog passierte.

Doch bei näherem Überlegen wäre diese Betreffzeile höchst problematisch gewesen:

Denn hier hätte ich um ein Haar mit etwas gespielt, was den meisten Menschen bekannt vorkommen dürfte: FOMO.

Beinahe hätte ich die Angst, etwas zu verpassen, ausgenutzt, um möglichst viele Menschen dazu zu bringen, meinen Newsletter zu lesen.

Was ist an FOMO im Marketing so schlimm?

Wenn ich nach „FOMO im Marketing“ in Google suche, sind die Suchergebnisse nicht etwa kritische Auseinandersetzungen oder ethische Überlegungen, sondern Anleitungen, wie Selbstständige das „mächtige Marketinginstrument“ und „eine der größten psychologischen Strategien des Social-Media-Zeitalters“ FOMO „richtig“ einsetzen können.

Oder warum „FOMO ein Marketingkonzept bereichert“ und „Verkäufe boostet“.

Die gemeinsame Botschaft der Artikel lautet: Wer versteht, wie Menschen ticken, verkauft mehr.

Ja, das ist sicherlich richtig. Wer die Psychologie des Menschen versteht und dieses Wissen fürs Marketing nutzt, hat einen großen Vorteil gegenüber Nichtwissenden und kann mehr verkaufen.

Richtig ist aber auch:

Wer versteht, wie Menschen ticken, und dieses Wissen ohne Reflexion, Verantwortung und ohne jegliche Rückkopplung an andere Werte zur Profitsteigerung nutzt, handelt sehr wahrscheinlich unethisch.

Da hilft übrigens der Zusatz in manchen Artikeln, dass „FOMO erzeugen nicht manipulieren heißt“, auch nicht wirklich.

Denn selbst wenn ein Produkt toll ist und man echten Mehrwert damit bietet, heißt es nicht, dass dadurch automatisch psychologische Tricksereien legitimiert sind.

Ich bin also sehr dafür, folgende Strategien (die in den besagten Artikeln als Tipps formuliert werden, um mehr zu verkaufen) als Red Flags zu betrachten, die alle Selbstständigen für sich reflektieren und kritisch beleuchten sollten.

Vier schwarze Buchstaben auf weißem Hintergrund bilden das Wort FOMO.

FOMO im Marketing – eine Sache der Ethik

Marketingstrategien, die wir überdenken sollten

Mit Zeitdruck arbeiten

Der Klassiker für FOMO schlechthin ist, mit Zeitdruck zu arbeiten.

Schnell.
Nur noch heute.
Anmeldung schließt in einer Stunde.
Bonus gilt noch für die nächsten 30 Minuten.

„Aktiviere Push-Benachrichtigungen, um nichts mehr zu verpassen“

Auf Social Media wird FOMO häufig gezielt genutzt, um die Follower zu einer Handlung zu bringen.

Künstliche Verknappung

Klassisches Beispiel: Open und Closed Cart in Launches. Hier kann ein Programm nur wenige Tage im Jahr gebucht werden, selbst wenn man schon Monate vorher weiß, wann das Programm startet.

Das Wort „exklusiv“

Spielt mit dem Wunsch der Zugehörigkeit und der Angst, nicht dazuzugehören bzw. etwas zu verpassen, wenn man nicht dazugehört.

Social-Proof-Tools

Kritisch sehe ich auch die Benachrichtigungen „Anna L. hat das Produkt vor drei Stunden gekauft“, die viele Unternehmer*innen auf ihren Verkaufsseiten nutzen.

Nicht nur, dass ich – je nach Produkt – absolut keine Lust darauf hätte, dass mein Name, selbst wenn es nur der Vorname ist, dort erscheint und ich es datenschutzmäßig für äußerst problematisch halte, wird hier ganz klar mit der Angst gespielt, nicht dazuzugehören, wenn man das Produkt nicht kauft.

Nicht umsonst heißt einer der gängigsten Anbieter für diese Social-Proof-Benachrichtigungen „FOMO“. #justsaying

Nur Live-Videos anbieten

An sich ist nichts gegen Live-Veranstaltungen zu sagen. Sie sind sicherlich eine tolle Möglichkeit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und mit Interessent*innen zu kommunizieren.

Allerdings können Live-Videos (sei es in Social Media oder als Webinar) auch FOMO erzeugen, weil sie natürlich nur einmal zu einer bestimmten Zeit stattfinden.

Einfacher Ausweg: Aufzeichnung des Live-Videos anbieten und Abstand von Botschaften wie „Das darfst du nicht verpassen“ nehmen.

„Du kannst nicht dabei sein? Macht nichts. Es wird einen Aufzeichnung geben.“

Und schon ist die übermäßige Angst, etwas zu verpassen, kleiner geworden.

Zeitlich begrenzte Rabatte

Flashsales.
Webinarrabatte.
Frühbucherpreise.
30% nur noch heute.

Angeblich zeitlich begrenzt verfügbare Angebote

Du abonnierst einen Newsletter oder kaufst ein Produkt und auf der Dankeseite bekommst du ein unwiderstehliches Angebot, das nur noch die nächsten 15 Minuten so unverschämt günstig ist. Kennste?

Natürlich ist das Produkt nicht wirklich nur die nächsten 15 Minuten so günstig. Die Botschaft wird allen angezeigt, egal, ob sie heute, morgen oder in drei Monaten auf der Seite landen.

Falls du jetzt an einigen Stellen denkst: „Aber ein paar Sachen davon hast du doch auch mal gemacht, Alex!“

Ja, durchaus.

Da nehme ich mich selber gar nicht raus. Denn auch ich bin durch eine „konventionelle“ Marketingschule gegangen und habe dementsprechend noch viele Überbleibsel in mir, die mir nach und nach überhaupt bewusst werden und die ich dann reflektiere, ändere oder ganz eliminiere.

Aber für mich ist das so wie mit dem Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch:

Wir brauchen nicht wenige Menschen, die es perfekt machen, sondern ganz, ganz viele, die es unperfekt machen.

Und vor allem brauchen wir Menschen, die es jeden Tag aufs Neue versuchen und bereit sind, ihre Handlungen kontinuierlich zu reflektieren.

Wenn du dich also heute nach diesem Text entschließt, auch nur eine einzige Strategie zu überdenken, zu ändern oder ganz sein zu lassen, dann: Großartig!

PS: Ich hätte die Zitate im Text natürlich mit Quellen belegen müssen, aber in einem Anflug von zivilem Ungehorsam entschied ich mich, diesen Seiten nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu geben, als sie es vermutlich eh schon haben.

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

„Skalieren funktioniert auch ohne Social Media“ – Interview mit Simone Weissenbach 

Simone Weissenbach verrät im Interview, ob Unternehmer:innen auch ohne Social Media ihr Unternehmen skalieren können. Außerdem gibt sie Tipps, wann der richtige Zeitpunkt zum Skalieren ist.

Dr. Simone Weissenbach unterstützt Expert*innen und Coaches mit Online-Business dabei, ihre Expertise nachhaltig zu skalieren, aber ohne das typische Höher-Schneller-Weiter.

Sie zeigt verschiedene Wege, wie du durch einfache Evergreen-Strategien, die 24/7 für dich arbeiten, mit weniger Aufwand mehr erreichen kannst. Auf deine Art, so dass es zu dir, deinen Kund*innen und deinem Business passt.

Im Interview habe ich Simone gefragt:

  • Welche Rolle spielen soziale Medien beim Skalieren?

  • Gibt es für Online-Unternehmer*innen einen richtigen (oder falschen) Zeitpunkt zum Skalieren?

  • Kann ich auch völlig ohne Social Media skalieren und wenn ja, wie?


Liebe Simone, du unterstützt Einzelunternehmer*innen dabei, ihre Expertise zu skalieren, und zwar nicht nach irgendwelchen „Blaupausen“ oder „Geheimstrategien“, sondern ganz individuell. Welche Rolle spielen dabei soziale Medien für deine Kund*innen?

Die Rolle von Social Media ist bei meinen Kund*innen tatsächlich recht unterschiedlich. Von „Ich nutze es gar nicht“ bis hin zu „Es ist ein Hauptkanal“ ist alles vertreten. 

Für mich bedeutet Skalieren nicht dieses typische „Höher, Schneller, Weiter“ und „hustle, hustle, hustle“, sondern idealerweise mit weniger mehr zu erreichen. Und dafür muss ich natürlich wissen, was für mich als Unternehmer*in funktioniert. Das kann Social Media sein, muss es aber nicht. 

Und wie ist dein eigenes Verhältnis zu Social Media?

Wie heißt es immer so schön? Der Beziehungsstatus ist kompliziert.😊 

Ich arbeite inzwischen neun Jahre online und hab damals ganz klassisch mit Facebook begonnen, später ist Instagram dazugekommen. 

Am Anfang haben mir soziale Medien auch Spaß gemacht. Ich hab das Thema sogar von der wissenschaftlichen Seite beleuchtet und in meiner Dissertation untersucht, inwiefern man Social Media als Lehr- und Lerninstrument einsetzen kann. 

Inzwischen nutze ich Social Media aber fast gar nicht mehr. Soziale Medien stressen, frustrieren und nerven mich und sind ein richtiger Zeitfresser geworden. 

Was ich jetzt mache, könnte man als „Social Media light“ bezeichnen. D.h. ich hab die Profile noch, bin aber einem großen Teil der Accounts entfolgt, sodass ich – wenn ich mal reingucke – nur noch das sehe, was ich auch wirklich sehen möchte. Die Apps habe ich von meinem Smartphone gelöscht und schaue höchstens mal über den Desktop rein. Gepostet habe ich seit Monaten nichts mehr, will aber nicht ausschließen, dass ich es irgendwann wieder tue. Werbeanzeigen schalte ich allerdings noch immer.

Zwischenzeitlich hatte ich auch mal eine virtuelle Assistentin, die die Posts und Captions für mich erstellt hatte. Das hatte für mich leider von den Texten her nicht so gut funktioniert.

Spannend, dass du das Outsourcen angesprochen hast. Denn das war damals auch das erste, was ich versucht hatte, als ich keine Lust mehr auf Social Media hatte. Für mich hatte es aber auch nie so richtig funktioniert …

Ja, meine VA hatte es wirklich gut gemacht. Sie hat tolle Captions geschrieben und alles sah super aus, aber es war irgendwie nie ganz ich. Für Personenmarken scheint es irgendwie schwierig zu sein, Social Media outzusourcen.

Außerdem sehe ich es auch so: 

Meine potentiellen Kund*innen haben schon ein laufendes Onlinebusiness und lagern Social Media selbst gerne an VAs aus. Das heißt, ich würde meine VA damit beauftragen, Content für die VAs meiner potentiellen Kund*innen zu erstellen. Also ziemlich schräg irgendwie.🤪

Coachin Simone Weissenbach sitzt auf einem Rattanstuhl vor einer Wand

Simone Weissenbach

Und wie funktioniert das „Social-Media-Marketing light“ dann bei dir in der Praxis? Wie findest du Kund*innen für deine Onlineprogramme?

Ich investiere in meinem Marketing lieber Geld als Zeit. 

So habe ich vor einiger Zeit beschlossen, dass ich nicht mehr launchen will, und hab deshalb alles auf Evergreen umgestellt. Sowohl von den Produkten als auch vom Marketing her. Ich habe mir über Werbeanzeigen einen Funnel aufgebaut und mache darüber auf mich aufmerksam. Ich bewerbe meinen Content oder im nächsten Schritt auch mal ein Freebie oder eine Masterclass. 

Außerdem habe ich von Anfang auf Suchmaschinenoptimierung gesetzt. 

Über Google habe ich dich ja auch gefunden …

Ja, siehst du – funktioniert.😉 Ich habe inzwischen seit fünf Jahren einen Podcast und zu jeder Folge gibt es auch einen Artikel dazu. Klar ist das eine mittel- bis langfristige Strategie, aber für mich klappt das sehr gut. 

Der Podcast selber zählt eher zum Vertrauensaufbau. Fast alle meine Kund*innen haben – zumindest eine Zeit lang – meinen Podcast gehört. Dafür schreibe ich gerade nur selten Newsletter.

Dein Motto ist „Skaliere mit Leichtigkeit“. Wie passen für dich Leichtigkeit und Social Media zusammen?

Für mich persönlich tatsächlich gar nicht mehr. Nachdem es gefühlt immer lauter und voller geworden ist und ich eh ein introvertierter Mensch bin, hatte ich irgendwann das Gefühl, von allen Seiten „angeschrien“ zu werden. Das hat sich für mich nicht mehr nach Leichtigkeit angefühlt.

Wobei ich es wichtig finde, noch einmal über den Begriff der Leichtigkeit zu reden.

Leichtigkeit heißt für mich nämlich nicht, dass nichts zu tun ist, sondern dass ich die Sachen mache, die sich für mich stimmig anfühlen und dadurch leicht werden.

Manchmal wird Leichtigkeit nämlich so dargestellt, dass ich dann gar nichts mehr tue und die Kund*innen fast schon auf eine magische Art anziehe. Das meine ich definitiv nicht mit Leichtigkeit. Ohne „aligned action“, also die Umsetzung für mich stimmiger Dinge, passiert leider nicht viel ...

Was mich auch immer nervt, ist, wenn dann manche Strategien als die einzige Lösung und das Nonplusultra dargestellt werden. Das stimmt aus meiner Sicht überhaupt nicht.

Bestes Beispiel ist für mich das Launchen. Im Onlinebereich heißt es immer: Du kannst nur verkaufen, wenn du launchst. Dabei funktioniert es doch in ganz vielen anderen Branchen auch anders.

Welche Formen gibt es überhaupt zum Skalieren und gibt es einen richtigen Zeitpunkt, den du deinen Kund*innen empfiehlst?

Für mich bedeutet Skalieren nicht einfach nur, größere Launches zu machen und mehr Geld zu verdienen.

Wichtig ist erst einmal, dass man sich eine stimmige, stabile Basis aufgebaut hat. Einfach deshalb, damit man nicht anfängt, die falschen Sachen zu skalieren.

Eine der gängigsten Möglichkeiten ist sicherlich, das Angebot zu skalieren. Der Klassiker ist, nicht mehr 1:1 zu arbeiten, sondern Angebote zu entwickeln, in denen man mit mehreren Menschen parallel arbeitet. Aber auch da gibt es ja so viel mehr als nur der Selbstlerner-Onlinekurs, der oft genannt wird. Es gibt zig Varianten, Angebote zu skalieren. Entscheidend ist, dass ich weiß: Was passt zu mir selbst? Was passt zu meinen Kund*innen? Was passt zum Angebot, das ich habe?

Eine weitere Möglichkeit ist, das Marketing zu skalieren, weil ich zum Beispiel größere Launches will oder weil ich auf Evergreen umstelle und nur noch dann launche, wenn ich Bock dazu habe.

Zum Skalieren gehören für mich aber auch Strukturen, Systeme und Tools, die dann viele Aufgaben für mich übernehmen können.

Selbst wenn meine Kund*innen noch relativ am Anfang sind und noch nicht so weit sind zum Skalieren, kann man aus meiner Sicht trotzdem schon einmal gucken: Was machst du momentan? Wie machst du das? Wo könntest du es dir schon einmal einfacher machen?

Kann man deiner Meinung nach auch zu früh skalieren?

Ja, definitiv. Bevor ich skaliere, muss ich unbedingt wissen:

Mit wem will ich arbeiten? Wie arbeite ich mit ihm? Welche Botschaft will ich überhaupt vermitteln? Und an wen? 

Gerade am Anfang passiert es ja noch recht häufig, dass man sich bei manchen Kund*innen denkt: „Okaaaaay. Lieber nicht mehr. Danke.“

Ich sollte also unbedingt schon einmal mit Menschen zu diesem Thema zusammengearbeitet haben, wenn auch nicht zwingend in diesem Format. 

Ein häufiger Fehler wäre es zum Beispiel, als Einsteiger*in zu sagen „Ich entwickle jetzt mal einen Onlinekurs.“. Hier ist aus meiner Sicht die Gefahr groß, dass er nicht verkauft wird. 

Gibt es von deinen Kund*innen welche, die tatsächlich auch völlig ohne Social Media skalieren?

Ja, da gibt es ein paar. Eine Kundin zum Beispiel schreibt gerne Newsletter und baut damit Vertrauen zu den Menschen auf, die schon bei ihr sind. 

Daneben nutzt sie die sogenannte OPA-Strategie („other people’s audiences“) und erreicht über Kooperationen die Zielgruppen von anderen Unternehmer*innen. 

Außerdem setzt sie auf Suchmaschinenoptimierung. Da sie sehr nischig unterwegs ist, taucht sie sofort relativ weit oben in den Suchergebnissen auf, wenn jemand nach ihren Keywords sucht. 

Und schließlich hat sie auch noch einen Podcast, arbeitet viel mit Interviews und erreicht damit wiederum die Zielgruppen von anderen Menschen. 

Skalieren funktioniert also definitiv auch ohne Social Media.

Vielen Dank für das Interview, Simone.

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Resilienz für Unternehmer*innen: Wie Selbstständige Krisen meistern und an ihnen wachsen – Interview mit Bettina Bergmann

Wie du als Selbstständige Krisen meisterst und an ihnen wächst, verrät Bettina Bergmann im Interview.

Bettina Bergmann ist Business-Coachin und hilft engagierten Unternehmerinnen dabei, ihr einzigartiges Naturell zu entdecken und im Vertrauen auf sich und ihre Fähigkeiten erfolgreich zu sein. Im Interview verrät sie, wie Selbstständige und Unternehmer*innen Krisen meistern und Resilienz entwickeln können.


Liebe Bettina, was bedeutet Resilienz genau?

Danke, dass du genau diese Frage am Anfang stellst. Ehrlich gesagt – ich bin immer wieder erstaunt, dass viele Menschen in der Tat nicht wissen, was genau mit Resilienz gemeint ist. Re-silienz hat viel zu tun mit Re-aktion. Eine Interessentin bucht nicht, mein Kurs verkauft sich nicht, eine Freundin bekommt eine Krebsdiagnose – ich kann verzweifeln oder ich kenne einen Weg, der mich aus meinem emotionalen Elend wieder rausholt.

Und genau das ist Resilienz: Das, was Menschen während und nach dem Erleben von Stress mental gesund hält. 

Und was zeichnet einen resilienten Menschen aus? 

Darf ich von mir erzählen? Ich glaube, ich bin das beste Beispiel für einen resilienten Menschen. 2013 ist mein Mann an einem Hirntumor gestorben und ich hatte 3 Monate später einen Herzinfarkt. Damals wusste ich noch nichts von nützlichen Strategien, ich habe wohl einfach intuitiv vieles richtig gemacht. Ich erinnere mich noch genau an den Abend nach der Beerdigung. Es war warm. Ich saß allein auf dem Balkon. Freunde und Familie waren weg. Ruhe. Und jetzt? Meine Antwort an mich selbst: Ich lebe. 

Was heißt „leben“? Pläne machen, nach vorne schauen, das Schöne im Alltag entdecken, optimistisch sein und daran glauben, dass es irgendeinen Weg geben wird, dass es gut wird. Ich habe Freunde, die mich unterstützen.

Später habe ich gelernt, dass ich wie nach Lehrbuch Resilienz gelebt hatte: Ziel- und Lösungsorientierung, Optimismus, Akzeptanz und Bindung. So habe ich es geschafft, meine Lebenskrise zu überwinden. 

Ich vergleiche einen resilienten Menschen gerne mit dem Bambus. Dieser Pflanze können die größten Stürme nichts anhaben. Die Zweige brechen nicht ab. Sie biegen sich – manchmal auch fast bis zum Boden – und richten sich anschließend wieder auf. Bambus ist äußerst flexibel. In den Tropen baut man daraus sogar Gerüste für Hochhäuser, weil sie erdbebensicher sind – besser als Stahl. 

Und genauso anpassungsfähig sind resiliente Menschen. Sie sind nicht immun gegen jede Krise, sie haben auch Angst, sie erleben auch schmerzhafte Erfahrungen. Aber: Sie kennen und nutzen Strategien, um den inneren Kompass wieder auf „positiv“ zu stellen. 

Ganz wichtig: Das gilt nicht nur für große Krisen, sondern auch für den ganz alltäglichen Wahnsinn, den ich meistern muss. 

Coachin Bettina Bergmann steht vor einem Esstisch mit einer Tasse in der Hand

Bettina Bergmann

Woran erkenne ich, wenn mir als Unternehmer*in Resilienz fehlt?

  • Ich bin spät abends parallel zum Film noch am Handy, um bei FB oder Insta ja nichts zu verpassen (kann dir nicht mehr passieren 😊, liebe Alex).

  • Ich fühl mich unter Druck, jede Mail von Kund*innen sofort zu beantworten; ich denke, dass ich 24/7 für sie da sein muss.

  • Ich kriege viel zu wenig geregelt, weil ich mich nicht entscheiden kann.

  • Ich komme mit meinem Produkt nicht zu Potte, weil es noch nicht „perfekt“ genug ist.

  • Ich habe ein mieses Gefühl, weil ich sehe, was die Konkurrenz Tolles macht.

  • Es prasselt so viel auf mich ein und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.

  • Ich habe viel zu wenig Zeit – und das, obwohl ich als Selbstständige doch selbstständig organisieren könnte.

Ich glaube, jede von uns kennt diese Situationen aus dem Business-Alltag. Und vermutlich gibt es da noch einige Situationen mehr. Was ist das verbindende Element all dieser Erfahrungen? 

Es fehlt dir zu vielen Dingen der Mut. Du brauchst Mut, um deine Online-Zeiten zu reduzieren, um Kund*innen klar zu machen, dass du nicht jederzeit verfügbar bist, um dich für das eine oder das andere Marketing-Angebot zu entscheiden oder deinen Tag zu strukturieren (Mut zum Kürzen der To-do-Liste).

Und für diesen Mut brauchst du Selbstvertrauen. Resilienz hat sehr viel mit Selbstvertrauen zu tun. Ich muss meine Stärken gut kennen, damit ich weiß, worauf ich bauen kann. 

Wie können Unternehmer*innen ihre Resilienz fördern und trainieren? Oder ist die Fähigkeit zur Resilienz angeboren?

Zentrale Botschaft zu dieser Frage: Resilienz ist lernbar. Es gibt Menschen, die von Natur aus eher an das Positive glauben oder sich nicht so schnell „unterkriegen“ lassen. Die lernen vielleicht schneller. Aber grundsätzlich ist Resilienz eine Kompetenz, die jede*r erwerben und trainieren kann.

Wichtige Voraussetzung für den Trainingserfolg ist eine gute Selbstwahrnehmung. Für mich ist das der Start ins Training. Ich muss erst genau spüren, beobachten, erkennen, was gerade mit mir los ist, damit ich den nächsten Schritt machen kann. 

Hier kommt die viel zitierte Achtsamkeit ins Spiel. Ich darf hinhören, wie es mir geht. Wo spüre ich Unruhe? Verspannungen? Ungeduld? Zweifel? All das sind Signale, die mich auffordern sollten, etwas zu ändern und dadurch mehr Zufriedenheit in mein Leben zu holen.

Ich selbst bin noch nicht so weit wie du, Alex, dass ich mich von FB und co verabschiedet habe. Deshalb kenne ich es nur zu gut, dass gerade durch zu viel Social Media der Kopf ziemlich rödelt. Gedanken schwirren durcheinander. Die vielen To-dos wollen beachtet werden. 

Quick-Tipp, um aus diesem Gedankenkarussell auszusteigen:

Konzentriere dich ganz auf das, was gerade hier und jetzt ist:

Was machst du gerade? Wie schmeckt der Erdbeerkuchen? Wie fühlt sich der Wind auf der Haut an? Welche Farben siehst du beim Blick aus dem Fenster? 

Nimm mit allen Sinnen wahr, was ist. Diese Konzentration bringt dich sofort raus aus dem Stress-Modus und du kommst runter – physiologisch gesprochen: Puls wird langsamer, Blutdruck sinkt. Man kann es auch Meditation nennen – ganz klein und ganz alltagspraktisch.

Wie können Selbstständige Selbstzweifel in den Griff bekommen und ihr Selbstvertrauen stärken?

Um zu lernen, wie ich Selbstzweifel in den Griff bekomme, ist es gut zu wissen, wieso ich sie überhaupt habe. Wie entstehen Selbstzweifel? Was lässt mich als erwachsene Frau an mir zweifeln – und das, obwohl viele von uns Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen haben, Ehen gelebt, Trennungen überstanden, Kinder großgezogen und Jobs gemeistert haben.

Auf unserer persönlichen Lebenslinie stehen viele Erfolge – aber wir sehen sie nicht. Wir lieben es, unsere Schwächen zu betonen und die Fehler in den Mittelpunkt zu stellen. „War ja klar, dass ich das nicht geschafft habe.“ Anstatt: „Ich schau mal, was genau noch nicht funktioniert hat, und mache es beim nächsten Mal besser.“

Wir verallgemeinern gerne: Immer geht was schief. Hat alles keinen Sinn. Das wird nie gut gehen.

Um aus dieser Nummer rauszukommen, ist es klug, das wahrzunehmen, was gelingt, was gut ist, was einfach stimmt. 

Auch hierzu habe ich einen Quick-Tipp:

Starte den Tag gleich morgens mit deinem persönlichen Journal. Schreib auf, auf was du dich freust und wofür du dankbar bist. Wenn du jeden Tag deine Gedanken auf positiv richtest, wirst du deutlich mehr positive Erfahrungen am Tag machen und viel öfter in einer guten Stimmung sein. Wir steuern über unser Gehirn unsere Emotionen. Deshalb ist diese Strategie so wirkungsvoll, wenn du sie regelmäßig anwendest.

Klimakrise, Krieg, Corona … Wie schaffen wir es, nicht an der Weltlage zu verzweifeln, sondern Vertrauen aufrechtzuerhalten? 

Ja, genau. Auch mit diesen Erfahrungen gesund umzugehen, ist Resilienz. Warum leiden wir eigentlich an diesen Ereignissen und an den Nachrichten über diese Ereignisse? Es belastet, sich machtlos zu fühlen. Ich kann zwar zu einer Demo gehen oder spenden, aber letztlich doch nur sehr begrenzt etwas bewirken. 

Deshalb hilft hier, der diffusen Bedrohung etwas entgegenzusetzen, was sehr real im Hier und Jetzt passiert:

  • Dem Gefühl, keine Kontrolle zu haben, kannst du entgegensteuern, indem du etwas tust, was du gut kontrollieren kannst, z. B. etwas kochen, im Garten neue Blumen pflanzen oder eine Yoga-Session einlegen.

  • Mach etwas, wobei du dich konzentrieren musst und Körper und Geist gleichzeitig trainierst. Das lenkt dich ab, z. B. Tanzschritte lernen, klettern oder jonglieren lernen. Dein Gehirn ist dann ausgelastet und hat keine Energie mehr für negative Gedanken.

  • Reduziere die Frequenz der Nachrichten. Einmal am Tag reicht, um auf dem Stand zu bleiben.

  • Eine raffinierte und intensive Strategie ist auch, dass du deine Sinne starken Reizen aussetzt: Ingwer und Chili, kalte Dusche, Lavendelbad. Wenn du mit allen Sinnen aufmerksam bist, ist dein Gehirn beschäftigt und hat keinen Platz mehr fürs Grübeln.

  • Schreib dir alles von der Seele. Aber nicht orthografisch perfekt und stilistisch optimiert, sondern expressiv. Also einfach schreiben, ohne Punkt und Komma. 20 Minuten lang. Das wirkt.

Kleiner Kommentar am Rande: Du darfst gut für dich sorgen, auch wenn woanders Krieg ist – ohne schlechtes Gewissen. Du hast Verantwortung für dich, deine Arbeit, deine Familie. Das bedeutet auch, dass du gesund bleiben musst, um für diese Menschen da zu sein. Das ist kein Egoismus.

Vielen Dank für das Interview, Bettina!

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Ich hab’ Beef mit Jeff! – Warum ich nicht mehr launchen will

Ich habe keine Lust mehr darauf, klassisch zu launchen und Menschen in meine Programme „hineinzufunneln“. Warum ich mich gegen künstliche Verknappung und Co. entschieden habe.

Auf meinem Weg zu einem Social-Media-freien, ethischen Marketing habe ich mein nächstes Dorn im Auge: das Launchen.

Ich mag nämlich nicht mehr Menschen in meine Programme „hineinfunneln“.🙈

Das „klassische“ Launchen, so wie wir es aus dem Onlinemarketing kennen und so wie ich es jahrelang für mich praktiziert habe, ist nämlich alles andere als achtsam und ethisch, wenn wir ehrlich sind.

Sowohl für mich als „Launchende“. 

(Manchmal war ich nach dem Launch so ausgebrannt, dass ich dringend Urlaub gebraucht hätte. Und da war der Kurs, den ich gelauncht habe, noch nicht einmal gestartet …)

Als auch für die Menschen, an die ich meine Programme gelauncht habe.

(Ich schätze mal, niemand möchte gerne Mails à „Das Angebot gibt es nur noch eine Stunde – friss oder stirb“ bekommen.)

Doch wie können wir unsere Onlineprogramme mit Teilnehmer*innen füllen, ohne mit Druck, psychologischen Tricks und dem üblichen Marketing-Blabla zu arbeiten?

Lass uns dafür zunächst einmal das klassische Launchprinzip angucken.

Das klassische Launchen nach Jeff Walker

Launchen, so wie wir es kennen, basiert auf der sogenannten „Product Launch Formula“ von Jeff Walker.

Der gute Jeff hat nämlich herausgefunden, dass man Programme und digitale Produkte viel besser verkauft, wenn es eine künstliche Verknappung gibt.

So wird der Warenkorb an einem Tag – meist durch ein Webinar – geöffnet („Open Cart“) und nach ein paar Tagen wieder geschlossen („Closed Cart“). Und davor und danach kann das Programm nicht mehr gekauft werden.

In der Open-Cart-Phase bedient sich Jeff der üblichen E-Mail-Marketing-Taktiken mit Deadlines, Timern und sogenannten „mentalen Triggern“, also psychologischen Tricks, die Menschen dazu bringen sollen, das Produkt zu kaufen.

Warum ich Beef mit Jeff hab

Zunächst einmal hat Jeff natürlich absolut Recht:

Marketing mit Verknappung und anderen mentalen Triggern „funktioniert“. In dem Sinne, dass ein Programm tatsächlich interessanter ist und ein „Habenwollen“ auslöst, wenn es nur wenige Tage im Jahr zur Verfügung steht. 

Ist bei mir ein bisschen so wie mit Bärlauch. Ich mag ihn nicht besonders. Aber wenn ich ihn im Frühling beim Spaziergang mit dem Hund entdecke, denke ich: „Nimmst ihn halt mal mit, sonst musst du wieder ein Jahr warten … “

Alle großen Online-Unternehmer*innen, die ich kenne, bedienen sich dieser Bärlauch-Taktik. Und das erfolgreich.

Doch darf ich mich psychologischen Tricks bedienen, einfach nur weil … es funktioniert? Darf ich ggf. fragwürdige Marketingtaktiken anwenden, einfach nur weil … es alle machen? Darf Wachstum und finanzieller Erfolg der einzige Wert sein, den ich im Marketing verfolge?

Ich glaube: 

Nein.
Nein.
Und nein.

Und ich schätze mal, du siehst es ähnlich.
Ja, vermutlich sehen das die meisten Selbstständigen ähnlich. 

Niemand will manipuliert werden. (Doch die meisten Selbstständigen manipulieren.)

Und da nehme ich mich selbst nicht raus. In der Vergangenheit habe ich auch Jeffs Buch inhaliert und mit Deadlines und Timern gearbeitet, weil es so schön „funktioniert“ hat. Doch was ist die Alternative?

Vielleicht denkst du jetzt:

„Ist ja schön und gut. Ich bin auch für Ethik und Moral. Aber gleichzeitig will ich von meiner Selbstständigkeit leben können. Was ist also die Alternative?“

Ich weiß es nicht so genau.
(Also noch nicht.)

Aber ich begebe mich auf die Suche.
Ich bin auf dem Weg.
Und ich werde berichten.😊

Was ich ab sofort nicht mehr mache

Einiges habe ich aber schon in den letzten Wochen umgesetzt und geändert.

Keine „charmanten Preise“ mehr

Da wäre zum einen die Sache mit den Preisen.

Bestimmt ist dir nämlich schon aufgefallen, dass Preise sehr häufig auf „7“ oder „9“ enden, oder? Sei es im Discounter oder bei hochpreisigen Coaching-Angeboten …

„Charm Pricing“ nennt sich das und meint die psychologische Preisgestaltung, die suggeriert, dass ein Produkt günstiger ist, als es ist.

Deshalb kosten Onlinekurse auch oft „497“, „997“ oder „1497“ Euro.

Wir denken „Cool, noch dreistellig“ und kaufen, ohne mit der Wimper zu zucken, das Produkt, das eigentlich bereits vierstellig kostet.

Auch ich habe mich jahrelang dieser Strategie bedient.

Gar nicht mal, weil ich dachte: „Jetzt will ich Menschen zum Kauf meines Produktes manipulieren. MuahahaHAHAHA.“ 

Sondern weil es alle so machten.

Ich weiß, dass „Weil es alle machen“ ein doofer Grund ist. Und genau deshalb habe ich mich, bei den Dingen, die ich anbiete (wie den Schreibcircle zum Beispiel oder meine Onlinekurse), gefragt, ob ich mich noch länger dieser psychologischen Preisgestaltung bedienen will.

Und: nein.
Will ich nicht.

Deshalb enden meine Preise jetzt – wie mein Stundensatz ja auch – regulär auf einer „0“.

Kein Aufpreis mehr für Ratenzahlungen

Eine zweite Sache, die ich bei der Preisgestaltung für meine Produkte geändert habe, betrifft die Ratenzahlung.

Klassischerweise sollen im Launch Einmalzahlungen belohnt und Ratenzahlung bestraft werden. Deshalb sind Ratenzahlungen bei den meisten Onlineprogrammen auch teurer.

Dafür gibt es an sich eine vernünftige Erklärung: 

Ratenzahlungen bedeuten für den oder die Anbieter*in einen buchhalterischen Mehraufwand und natürlich ist da immer auch ein gewisses Risiko, dass die letzten Raten nicht bezahlt werden.

Das ist alles richtig. Doch inzwischen empfinde ich einen Aufpreis für Ratenzahlungen einfach nicht mehr als sozial

Gerade Einsteiger*innen können sich vier- oder fünfstellige Produkte – selbst wenn sie nach bestem Wissen und Gewissen kalkuliert wurden und ihren Preis absolut wert sind – oft noch nicht leisten. 

Sie sind auf Ratenzahlungen angewiesen, und wie doof ist es eigentlich, diese Situation als Unternehmerin auszunutzen und Einsteiger*innen mit höheren Preisen zu „bestrafen“? (Um nicht zu sagen: zu diskriminieren.)

Dabei ist es für Unternehmer*innen mit mehr finanziellen Ressourcen doch ein Leichtes, solidarisch mit denjenigen zu sein, die weniger finanzielle Ressourcen zur Verfügung haben, und soziale Preismodelle anzubieten?!

Umso mehr, wenn genau diese Unternehmer*innen regelmäßig größere Summen an Hilfsorganisationen spenden und sich auf Social Media als wahnsinnig „sozial“ geben.

Ratenzahlungen biete ich deshalb ab sofort ohne Aufpreis an.

Keine Timer und künstliche Deadlines mehr

Wenn es kein klassisches „Open Cart“ und „Closed Cart“ gibt, brauche ich auch keine Timer und künstlichen Deadlines mehr.

(Juhu!🥳 Hab sie sowieso immer gehasst!)

„Nur noch zwei Stunden sind die Türen zu meinem Programm geöffnet. Buche jetzt noch schnell.“

Solche Mails möchte ich in Zukunft nicht mehr verschicken.

Kein Zeitdruck mehr für mich

Und schließlich ist das Ganze auch noch für mich viel entspannter.😊 

Auf andere Menschen Druck auszuüben, selbst wenn es „nur“ per E-Mail ist, hat natürlich auch auf mich selbst Druck ausgeübt. 

Kein Wunder, dass ich mich nach Launches so oft ausgelaugt und erschöpft fühlte.

Mehrere Wochen vor einem gemeinsamen Start die Türen zu einem Programm wie dem Schreibcircle zu öffnen, fühlt sich herrlich entspannt an. Ich muss nicht – pünktlich zu einem Webinar – fit sein, sondern mehrere Wochen Zeit, um auf dem Blog oder Newsletter über mein Programm zu reden.😊

Stattdessen will ich nun Folgendes tun

Fiese Gedanke verbannen und stärkende Gedanken denken

Zunächst einmal starte ich – wie immer – im Innern. Da ist nämlich dieser hartnäckige Glaubenssatz in mir, dass ich nicht erfolgreich sein kann, wenn ich ethisch handle.🙈

Verrückt, oder?

Ich vermute: Das ist Gedankengut aus Sowjetzeiten, wo jede*r, der oder die erfolgreich sein wollte, krumme Dinger drehen und jemanden bestechen musste. (Ich wünschte, das wäre ein Witz.)

Weg damit.

„Ich kann ein ethischer Mensch sein und genügend Umsatz machen, um ein schönes Leben zu führen.“

Viel besser.

Diesen Satz schreibe ich mir nun jeden Tag zehnmal irgendwohin, bis auch die letzte Zelle in meinem Körper verstanden hat, dass es so ist.😜

Wartelisten

Solange ich nicht genau weiß, wann ich das nächste Mal ein Programm anbieten kann und will, biete ich Menschen die Möglichkeiten an, sich in Wartelisten einzutragen.

Das möchte ich auch in Zukunft so handhaben.

Wartelisten finde ich für beide Seiten herrlich entspannt und unkompliziert.  

Menschen, die grundsätzlich Interesse an einem Programm haben, tragen sich in eine Warteliste ein, selbst wenn ich die Details noch nicht festgelegt habe.

Sobald Zeitraum, Leistungsumfang und Preis feststehen, schreibe ich ihnen eine Mail und sag ihnen Bescheid.

Natürliche Verknappung(en) kommunizieren

Es gibt für mich einen großen Unterschied zwischen künstlicher und natürlicher Verknappung.

Natürliche Verknappung hat einen guten, nachvollziehbaren Grund wie

  • eine begrenzte Zahl der Teilnehmer*innen, um alle bestmöglich unterstützen zu können

  • begrenzt freie Slots für Mentorings, weil der Tag nun mal 24 Stunden hat und ich nicht mehr als X Mentoringkund*innen parallel haben kann, ohne mich zu verzetteln

  • Anmeldemöglichkeit endet an Tag X, weil wir am Tag darauf gemeinsam starten

Diese natürlichen Verknappungen, empfinde ich nicht als Manipulation und werde sie auch weiterhin kommunizieren.

Schließlich ist es auch absolut in Ordnung, wenn ein Hotel oder ein Restaurant auf der Website erzählt, dass sie nur eine begrenzte Anzahl an Zimmern oder Plätzen zur Verfügung hat.

Oder hast du schon einmal gedacht:

„Boah, nur 40 Hotelzimmer?! Wie können sie es wagen, so viel Druck auf mich auszuüben?!“ 

Kapazitäten transparent zu kommunizieren oder die Zahl der Teilnehmer*innen zu begrenzen (um sie optimal unterstützen zu können), finde ich immer noch absolut legitim. Für Hotels und Restaurants. Und natürlich auch für Berater*innen und Coaches.

Working out loud

Ich liebe das Konzept von „Working out loud“. 

„Working out loud“ heißt vereinfacht, dass ich nicht einfach nur im stillen Kämmerlein vor mich hin arbeite, sondern dass ich Menschen an meiner Arbeit teilhaben lasse und Wissen teile.

Das kann ein Behind-the-Scenes-Blogartikel so wie dieser hier sein. Oder auch ein persönlicher Newsletter.

Statt mich unnahbar zu geben und Entwicklungen oder Erkenntnisse zu verheimlichen, erzähle ich offen die Hintergrundgeschichten zu meinen Angeboten, rede über meine Werte, Denkprozesse und (innere oder äußere) Veränderungen.

Das ist für mich nicht Manipulation.

Das ist Sichtbarkeit.
Das ist Teilen von Wissen.
Das ist „Working out loud“.

Online-Events

Online-Events wie Webinare, Workshops oder Kongresse sind aus meiner Sicht nicht per se „manipulativ“.

Sie können – wie im klassischen Launchen – natürlich als Strategie genutzt werden, um die Open-Cart-Phase einzuleiten und Menschen in den „Funnel“ zu bekommen.

Sie können aber auch einfach nur eine Möglichkeit sein, um sichtbar zu machen, was wir wissen und wie wir Menschen mit unseren Angeboten helfen können.

Und Letzteres finde ich immer noch absolut in Ordnung.

Eine Online-Veranstaltung nach dem Muster 

„Hier ist das was ich weiß, tue und kann. Und hier ist eine Möglichkeiten, mit mir zusammenzuarbeiten.“

ist nämlich etwas völlig anderes als 

„Hier ist das, was ich weiß, tue und kann. Und du hast nun fünf Tage Zeit zu entscheiden, ob du mit mir zusammenarbeiten willst. (Ansonsten erst nächstes Jahr wieder! #sorrynotsorry) Und wenn du dich in den nächsten 15 Minuten entscheidest, bekommst du Boni im Wert von drölfzig tausend Euro.“

Das Erste ist Sichtbarkeit. Das Zweite ist Druck. (Und psychologische Trickserei.)

Weiterlesen
Schreiben Alexandra Polunin Schreiben Alexandra Polunin

Warum ich keinen Redaktionsplan für meinen Blog nutze

Warum ich keinen Redaktionsplan für meinen Blog (mehr) nutze und wie ich meine Blogartikel auch ohne Redaktionsplan schreibe und veröffentliche, verrate ich dir in diesem Blogartikel.

Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz unter Marketingberater*innen zu sein: 

Wer einen Blog hat, braucht einen Redaktionsplan!

Ich sehe es nicht so.😊

  • Warum Redaktionspläne manchmal mehr schaden als nützen

  • Warum ich mich von Redaktionsplänen verabschiedet habe 

  • Wie ich meine Blogartikel auch ohne Redaktionsplan schreibe und veröffentliche

verrate ich dir in diesem Blogartikel.

Inhalt

Das Problem mit Redaktionsplänen

Warum ich mich von Redaktionsplänen verabschiedet habe

Wie ich Blogartikel ohne Redaktionspläne schreibe

Und das funktioniert?

Fazit

Das Problem mit Redaktionsplänen 

Redaktionspläne können eine Form von Prokrastination sein

Was habe ich früher Zeit mit Redaktionsplänen verschwendet! 

Das hat schon damit begonnen, dass ich Ewigkeiten nach dem perfekten Redaktionsplan-Tool gesucht habe. 

Sollte ich meine Redaktionspläne mit Trello erstellen? Excel? Asana? Mit einem ausgedruckten Blogplaner? Oder sollte ich mir doch lieber eine eigene Vorlage für meinen Redaktionsplan basteln?

Hatte ich mich für das passende Tool entschieden (Trello!), verbrachte ich anschließend Tage damit, den Redaktionsplan mit spannenden Themen zu füllen. 

Dann dachte ich über diesen Plan nach.
Und dann schob ich einzelne Themen in den Zeitslots hin und her.
Dann löschte ich Themen. (Und füge sie wieder hinzu.)
Dann markierte ich Themen mit Farben.
Und dann änderte ich die Farben wieder.

Ich feilte und feilte an meinem Redaktionsplan, ohne auch nur einen einzigen Artikel zu veröffentlichen.

Deshalb sind für mich Redaktionspläne ein typischer Fall von „Prokrastiplanning“. 

Ich halte mich mit einer Aufgabe busy, um ja nicht das zu machen, worauf es wirklich ankommt: Schreiben.

Redaktionspläne sind schnell veraltet

Nachdem der Redaktionsplan stand, musste ich das Ganze „nur noch“ umsetzen. So weit, so gut. 

Das Problem: 

Redaktionspläne haben in dem Moment, in dem sie fertig waren, nicht mehr zu mir gepasst.  

Manchmal haben sich meine Ziele verändert.
Ein anderes Mal meine Themen.
Dann kam ein Virus.
Oder Krieg.
Dann bekomme ich mal wieder einen akuten Anfall von Meerweh und muss für ein paar Tage an die Nordseeküste.

Ja, manchmal hat schon eine kleine, banale Erkältung des Kindes dazu geführt, dass der ach so tolle Redaktionsplan gar nicht mehr passte.

Redaktionspläne können unachtsam sein

Deshalb hat mein Redaktionsplan mich ständig dazu gebracht, unachtsam mit mir zu sein.

Anstatt mir einzugestehen, dass der Redaktionsplan zeitlich oder thematisch nicht mehr stimmig ist, war meine oberste Priorität, den Redaktionsplan einzuhalten.

Ich dachte: 

„Du musst halt disziplinierter sein.“
„Jede*r arbeitet doch mit Redaktionsplänen. Was ist denn schon dabei?“
„Jetzt hab dich nicht so. Schreib doch einfach diesen Text!“

Das Problem:

Texte, die aus Zwang und Disziplin geschrieben werden, hören sich leider genau so an: gezwungen.

Die Texte, zu denen ich mich dank Redaktionsplan „motiviert“ habe, waren okay (und okaye Blogartikel sind natürlich an sich auch völlig in Ordnung!). Aber sie waren nicht überragend. 

Es waren nicht die Blogartikel, die mehrfach geteilt und besprochen wurden. Nicht die Blogartikel, bei denen vierzig Menschen an einem Tag per Mail danke sagen.

Redaktionspläne können die Freude am Schreiben nehmen

Letzten Endes hat mein Redaktionsplan dazu geführt, dass mir die Freude am Schreiben abhandengekommen ist. 

Ich wusste zwar, worüber ich laut Plan schreiben sollte, aber ich hatte immer seltener Lust dazu.

Ich war immer öfter unmotiviert als voller Tatendrang.

Und nicht selten konnte ich mich einfach nicht auf das Thema konzentrieren und driftete gedanklich ab.

Warum ich mich von Redaktionsplänen verabschiedet habe

Nachdem ich Social Media Lebewohl gesagt habe und mich in Richtung Social-Media-freies, Marketing bewegt habe, habe ich zum ersten mal auch die Sinnhaftigkeit von Redaktionsplänen infrage gestellt.

Was bringen Redaktionspläne überhaupt, wenn sie mir mehr schaden als nützen? Wenn sie meine Kreativität hemmen und mich unter Druck setzen?

Ich beschloss, eine Zeit lang auf Redaktionspläne zu verzichten, und zu gucken, was passiert.

Erkenntnis: Ich bin ohne Redaktionsplan kreativer und produktiver als mit. Ich persönlich brauche nicht zwingend Redaktionspläne, um meine Blog mit Blogartikeln zu füllen.

Wie ich meine Blogartikel ohne Redaktionsplan schreibe

Ich nutze produktbezogene Pläne   

Es ist nicht so, dass ich empfehle, völlig ohne Plan und System ans zu Bloggen gehen – nein, überhaupt nicht.

Mein System sieht inzwischen nur völlig anders aus.

Statt sich an willkürlichen Aktionstagen („Tag des Kaffees“) oder willkürlichen Zahlen (2x im Monat einen Blogartikel) zu orientieren und sich zeitlich Druck zu machen, stelle ich in meinem Plan 

  • das Produkt (oder meine Dienstleistung) 

  • die Customer Journey

  • sowie die Kaufhürden

in den Fokus.

Das hilft mir und meinen Kundinnen, relevante Blogartikelthemen festzulegen und gleichzeitig zeitlich flexibel zu bleiben.

Ich lasse Ideen ruhen

Habe ich neue Ideen für Blogartikel gebrainstormt, setze ich sie manchmal sofort um. Manchmal aber lasse ich sie auch erst einmal ruhen. 

Alles ist okay.

Gerade die aufregenden, wichtigen Ideen brauchen manchmal Zeit.
Sie müssen wachsen und sich nach und nach zu etwas Großem formen.

Dieser Blogartikel und dieser Blogartikel haben zum Beispiel Monate gereift, bevor sie das Licht der Welt erblickt haben. 

Hätte ich sie in ein starres Redaktionsplankorsett gepresst, hätte ich ein fixes Veröffentlichtungsdatum wie den Frauentag gehabt und gedacht „Jetzt muss er aber raus“, hätte ich vermutlich halbgare Texte veröffentlicht.

Ich stelle Prozesse vor Zahlen

Statt die Jagd nach willkürlichen Zielen und Zahlen fokussiere ich mich auf Prozesse.

Ich nehme mir nicht mehr vor, x Blogartikel pro Monat zu veröffentlichen, sondern x Stunden am Tag zu schreiben. (Du kannst dir natürlich auch vornehmen, x Stunden in der Woche zu schreiben, wenn Schreiben nicht so eine große Rolle bei dir spielt wie bei mir.)

Ich koche mir einen Tee, mache mir schöne Musik zum Schreiben an und genieße mein schönes Schreibritual.

Ich orientiere mich an meinem Menstruationszyklus

Klingt verrückt, ist aber ziemlich genial: 

Ich habe für mich herausgefunden, dass meine Schreibfähigkeiten an meinen Zyklus gekoppelt sind.

In der ersten Zyklushälfte bin ich eine richtige Ideenmaschine und kann am besten Ideen brainstormen und kurze, knackige Texte schreiben. (Würde ich mir in dieser Phase vornehmen, einen informativen, ausführlichen Text zu schreiben oder SEO zu betreiben, würde ich vermutlich an Langeweile sterben.)

In der zweiten Zyklushälfte bin ich eher unkreativ und kann Dinge am besten abarbeiten

In dieser Phase bediene ich mich gerne an meiner Ideensammlung und kann auch lange, informative Texte schreiben

Die innere Kritikerin, die pünktlich zu PMS erwacht, ist happy, wenn sie Keywords recherchieren und Texte für Suchmaschinen optimieren darf. Deshalb heißt PMS für mich immer: It’s SEO-time!😁

Und das funktioniert?

Für mich? Ja!😊

Das Jahr ist gerade mal 22 Wochen alt und ich habe bereits 22 Blogartikel veröffentlicht. Also durchschnittlich jede Woche einen.

Als ich noch mit Redaktionsplänen gearbeitet habe, waren es in den Jahren 

  • 2021: 24 Blogartikel 

  • 2020: 14 Blogartikel

  • 2019: 16 Blogartikel

  • 2018: 9 Blogartikel

  • 2017: 10 Blogartikel

(Ja, ich habe extra gezählt!😜)

Seit ich mich nicht mehr mit Redaktionsplänen quäle, habe ich nicht nur mehr Zeit, sondern veröffentliche auch mehr.

Fazit: Redaktionspläne sind kein Muss

Wenn dir Redaktionspläne Struktur geben und gut tun – prima. Arbeite gerne auch weiterhin mit Redaktionsplänen in deinem Marketing.

Falls dich Redaktionspläne aber schon immer mehr gestresst als dir geholfen haben, könnte es eine Idee sein, mal eine Zeitlang auf Redaktionspläne zu verzichten. (Ja, das darfst du!)

Arbeite mit produktbezogenen Plänen und Schreibroutinen, lass dir ansonsten zeitlich und thematisch die Flexibilität, die du brauchst, um kreativ und in deinem Tempo arbeiten zu können.

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Wie veranstalte ich ein Online-Live-Event ohne Facebook?

Ich habe ein Online-Live-Event ohne Facebook oder andere Social-Media-Kanäle veranstaltet und teile mit dir meine Erfahrungen. Außerdem verrate ich dir, welche Social-Media-freien Alternativen ich zu Facebook-Gruppen und -Lives genutzt habe.

Ende Mai habe ich mit einigen Kolleginnen ein Live-Event veranstaltet.

Das Besondere: Wir haben das Live-Event völlig ohne Social Media durchgeführt.😊

Auch für mich war das eine absolute Premiere, denn früher habe ich Online-Events meist mithilfe von Facebook bzw. Facebook-Gruppen abgehalten und organisiert.

Interessiert dich, wie ein Online-Live-Event völlig ohne Social Media durchgeführt werden könnte?

Vielleicht planst ja auch du eine Workshop-Reihe, eine Challenge, einen Online-Kongress oder Ähnliches und möchtest nun wissen, welche Social-Media-freien Möglichkeiten es so gibt.

In diesem Blogartikel erzähle ich dir, wie wir  

  • den Support der Teilnehmer*innen

  • Live-Veranstaltungen

  • sowie die Bereitstellung der Aufzeichnungen

organisiert haben.

Außerdem ziehe ich ein Fazit und verrate dir, wie die Teilnehmer*innen (aus meiner Sicht) mit den Social-Media-freien Plattformen zurechtgekommen sind.

Inhalt

Support der Teilnehme*rinnen ohne Social Media

Livegehen ohne Social Media

Aufzeichnungen teilen ohne Social Media

Online-Live-Event ohne Facebook veranstalten – Mein Fazit

Slack: Support der Teilnehmer*innen ohne Social Media

In der Vergangenheit habe ich die Teilnehmer*innen aus meinen Online-Live-Veranstaltungen in FB-Gruppen betreut. 

War ja auch ganz schön praktisch: 

  • Fast alle haben Facebook. 

  • Facebookgruppen sind kostenlos.

  • Fast alle wissen, wie FB-Gruppen funktionieren. 

  • Somit ist es für die meisten Teilnehmer*innen ein Leichtes, Fragen zu stellen und sich mit anderen zu vernetzen.

In unserem Online-Event haben wir nun Slack als Social-Media-freie Alternative zur FB-Gruppe genutzt. 

Slack ist eigentlich ein Tool zur digitalen Zusammenarbeit in Teams. 

Und nachdem ich Slack schon für den Support meiner Kundinnen kennen- und lieben gelernt habe, lag es für mich nahe, es nun auch im Online-Festival zu testen.😊 

Vorteile von Slack

  • Slack ist – so wie FB-Gruppen – für die Teilnehmer*innen kostenlos

  • Durch die Organisation durch sogenannte Channels ist Slack – im Gegensatz zu FB-Gruppen – übersichtlich und strukturiert. 

  • Wir haben für jedes Thema einen Channel erstellt und die Fragen und Antworten dadurch übersichtlich organisiert.🤓

  • Slack ist – aus meiner Sicht – recht intuitiv in der Bedienung.

Mein Fazit zu Slack

Wie viel Prozent von den Angemeldeten haben Slack genutzt? Wenige. Etwa 15% von den Menschen, die sich zum Live-Event angemeldet haben. 

Woran das lag, weiß ich nicht genau. Ich vermute, die Hürde, sich auf einer unbekannten Plattform anzumelden, ist höher, als eine bekannte Plattform wie Facebook zu nutzen und einfach in eine Facebook-Gruppe einzutreten.

Die Teilnehmer*innen, die Slack genutzt hatten, schienen aber im Großen und Ganzen gut mit dem Tool zurechtzukommen.

Viele haben sich ein „richtiges“ Profil mit Bild und Bio angelegt und sich auch rege am Austausch beteiligt.

Mails mit Beschwerden über Slack oder technische Probleme mit Slack: 0

Würde ich wieder Slack zum Support der Teilnehmer*innen nutzen?

Unbedingt! 

Aus meiner Sicht sind Supporttools nämlich eine Sache der Gewohnheit. Als ich meine Kundinnen das erste Mal in Slack begleitete, war das für mich auch noch total ungewohnt. Doch das hat sich relativ schnell gelegt und nun fühlt es sich für mich total natürlich an, Slack zum Austausch zu nutzen.😊

Zoom: Livegehen ohne Social Media 

Beim letzten Online-Event sind wir direkt in der FB-Gruppe livegegangen. Auch hier musste also eine Social-Media-freie Alternative zu Facebook-Lives her.

Doch hier brauchten wir nicht lange zu suchen und entschieden uns schnell für die Webinarversion von Zoom.😊

Damit können je nach Paket bis zu 500, 1000 oder noch mehr Menschen bei den Live-Sessions zusehen. Für die Teilnehmer*innen ist das – so wie in FB-Gruppen – völlig kostenlos.

Mein Fazit zu Zoom

Habe ich FB-Gruppen vermisst, um livezugehen? Überhaupt nicht.

Nach 2,5 Jahren Corona haben sich Menschen an Zoom gewöhnt und es gab niemanden, der mit dem Tool überfordert war oder im falschen Zoom-Raum landete.

Weiterer Vorteil an Zoom für Live-Videos: 

  • Weniger Fluktuation. Die Menschen sind weniger abgelenkt als in FB-Gruppen. Wenn jemand in unserem Zoom-Raum da war, war er da. Zwar gehen zum Ende hin immer ein paar Menschen raus, aber kein Vergleich zum ständigen Kommen und Gehen auf Facebook.

  • Unkompliziert. Während für Facebook-Lives immer Drittanbieter-Tools notwendig waren, um zu zweit, dritt etc. livezugehen (u.a. Zoom), kann in einem Zoom-Webinar ganz unkompliziert jemand als Diskussionsteilnehmer*in dazugeholt werden.

Würde ich wieder Zoom für die Live-Veranstaltungen nutzen?

Unbedingt.😊

Ablefy (ehemals Elopage): Aufzeichnungen teilen ohne Social Media

Beim letzten Live-Event haben wir aufgezeichnete Videos noch in die FB-Gruppe geladen.

Jetzt haben wir für die vorab aufgezeichneten Videos oder für die Aufzeichnungen der Live-Workshops Elopage genutzt.

Elopage ist eigentlich eine Plattform für Onlinekurse und Mitgliedschaften. Allerdings ist es dort auch möglich, kostenlose Produkte anzulegen. Und genau das haben wir gemacht, um alle Videos übersichtlich an einem Ort zu bündeln.🤓

Plus: Die Veröffentlichung von vorab aufgezeichneten Videos und Interviews konnten wir auf die Minute terminieren. (Was zum Beispiel nicht gehen würde, wenn wir die Aufzeichnungen auf einer Website hochgeladen hätten.)

Mein Fazit zu Elopage

Genau 51% der Menschen, die sich zum Online-Event angemeldet haben, haben sich bisher das kostenlose Elopage-Produkt und damit den Zugang zu den vorab aufgezeichneten Videos bzw. Aufzeichnungen geholt.

Einige von ihnen hatten Schwierigkeiten, auf die Aufzeichnungen zuzugreifen:

  • Manche haben das Produkt nicht in ihrem Elopagekonto gefunden. 

  • Andere haben bei den Videos Fehlermeldungen gehabt.

Technischer Support ist also notwendig, wenn man sich für Elopage entscheidet.  

So in der Art kenne ich das von FB-Gruppen nicht.

Würde ich wieder Elopage für die Aufzeichnungen nutzen?

Ich denke schon.

Es ist zwar – aufgrund von einigen technischen Problemen – kein so großes, enthusiastisches Ja, wie bei den beiden anderen Tools. Aber im Großen und Ganzen schienen die meisten Teilnehmer*innen mit Elopage zurechtzukommen. 

Für nächstes Mal habe ich mir mitgenommen, 

  • ein Video, das beispielsweise um 10 Uhr veröffentlicht werden soll, bereits für 9:50 Uhr zu terminieren. Es gab manchmal eine kleine Verzögerung, bis alle zuverlässig auf das Video zugreifen konnten.

  • für diejenigen, die noch nicht so fit in Elopage sind, eine kleine Anleitung mitzuschicken.

Online-Live-Event ohne Facebook veranstalten – Mein Fazit

Ein Online-Live-Event völlig ohne Social Media zu organisieren ist mit Tools wie Elopage, Slack und Zoom gar nicht mal so schwer. 

Allerdings habe ich gemerkt, dass noch nicht alle Menschen so weit sind.😅

Für dieses Live-Event haben sich deutlich weniger Menschen angemeldet als sonst (allerdings habe ich auch keine Werbeanzeigen mehr geschaltet). Und auch Slack wurde als Austauschkanal nicht so gerne genutzt wie früher die FB-Gruppen.

Doch das wird mich nicht davon abhalten, auch das nächste Online-Live-Event Social-Media-frei zu gestalten.

Im Gegenteil.😏

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

FOMO (Fear Of Missing Out): Symptome, Gründe, Tipps

Was ist FOMO aka Fear Of Missing Out genau? Was hat FOMO mit Social Media zu tun, wie zeigt sie sich im Alltag und vor allem: Was können wir tun, um FOMO zu reduzieren oder vielleicht sogar in JOMO (Joy Of Missing Out) zu verwandeln?

Eine Kollegin ist bei einem Netzwerk-Event und postet ein Selfie mit anderen Kolleginnen …

Eine zweite erzählt in ihren Storys, dass sie jetzt auf dieser angesagten neuen Plattform ist und schon 10k Follower hat…

Eine dritte lacht auf Facebook in die Kamera, während sie ins Flugzeug nach Bali steigt …

Eine vierte hat ein zweites Unternehmen gegründet, das schon nach acht Wochen durch die Decke geht …

Eine fünfte verkündet stolz, dass sie dieses Jahr eine Million Euro Umsatz gemacht hat …

Und du? 

Du liegst gerade in Embryonalstellung auf der Couch, scrollst apathisch durch deinen Feed (während im Hintergrund die fünfundzwanzigste Wiederholung von Friends läuft) und fragst dich, ob du der langweiligste Loser bist, den die Menschheit je gesehen hat. 

Ein typischer Fall von FOMO.

Inhalt

Was bedeutet FOMO eigentlich?

Welche Rolle spielen Smartphones, das Internet und Social Media?

Die typischen FOMO-Symptome

Gründe für FOMO

12 Tipps, um FOMO loszuwerden

Häufige Fragen

Fazit

Doch halt … Was bedeutet FOMO eigentlich? 

Ein weißer Hintergrund mit vier Buchstaben, die das Wort „FOMO“ bilden, und ein Ausrufezeichen

FOMO = Fear Of Missing Out

FOMO ist ein Akronym, das sich aus den Anfangsbuchstaben von „Fear Of Missing Out“ zusammensetzt und auf deutsch „Angst, etwas zu verpassen“ bedeutet. 

Dieses „etwas“ kann dabei theoretisch alles sein: 

  • eine soziale Interaktion

  • eine Begegnung

  • eine Erfahrung

  • ein Ereignis

  • ein Erlebnis oder auch 

  • eine Möglichkeit, neue Kund*innen zu gewinnen

So äußert sich das Phänomen FOMO in der Angst, nicht mehr auf dem Laufenden zu sein, abgehängt zu werden und außen vor zu bleiben. 

Egal, ob in der Schule, im Studium, im Job, in der Selbstständigkeit, in der Freizeit oder in allen Formen von zwischenmenschlichen Beziehungen: unter Freundinnen, Kollegen oder Familie.

FOMO: Welche Rolle spielen Smartphones, das Internet und Social Media?

Während die Angst, etwas zu verpassen, mit Sicherheit so alt ist, wie die Menschheit selbst („Oi, da hinten wird ein Mammut zerlegt, schnell hin, bevor der Säbelzahntiger kommt!“), ist der eigentliche Begriff FOMO noch relativ jung. 

Patric James McGinnis verwendete ihn das erste Mal im Jahre 2004 in seinem Artikel für das Magazin der Harvard Business School. Darin beschrieb er als erster ein Gefühl, das ein typisches Syndrom für unseren digitalisierten Alltag werden sollte.

FOMO und Social Media

Kein Wunder eigentlich, dass im selben Jahrzehnt nicht nur das erste iPhone erschien (2007), sondern auch Facebook (2004) und Instagram (2010) gegründet wurden. 

Denn Social Media ist für FOMO vor allem eins: Öl im Feuer.

Auf einmal können wir durch Statusupdates, Bilder oder Videos zu jeder Tages- und Nachtzeit Einblick in das Leben der anderen bekommen. 

Egal, wo sie wohnen.
Und egal, wer sie sind. (Ob Cousine dritten Grades oder Beyoncé.)

Wir können uns mit unseren liebsten Freundinnen freuen.
Checken, was unsere jugendlichen Kinder so treiben.
Wir können unsere Ex-Partner „stalken“.
Nachgucken, ob unser Schwarm aus der Grundschule schon eine Glatze hat.
Oder ob die Erzfeindin aus der 7. Klasse mittlerweile vielleicht schon geschieden ist.
Sehen, wie es unserer Großtante in Kanada geht.
Und wie erfolgreich (oder nicht erfolgreich) unsere Kolleginnen sind.

FOMO und Nachrichtenkonsum

Auch die Nachrichtenseiten mit ihren sich minütlich aktualisierten Inhalten wecken den Wunsch, ständig up to date zu bleiben.

Statt einmal am Tag die Tageszeitung zu lesen oder abends die Nachrichten im Fernsehen zu gucken, checken wir nun mehrmals täglich (stündlich, minütlich), was es Neues in der Welt gibt. 

Gleich morgens im Bett (oder allerspätestens auf dem Klo) nehmen wir das Smartphone zur Hand und hüpfen von einem Newsfeed zum nächsten:

Live-Blog zur Corona-Pandemie.
Live-Blog zur Bundestagswahl.
Live-Blog zum Ukraine-Krieg.

Bloß keine Meldung verpassen. Könnte ja etwas Wichtiges sein.

FOMO und E-Mails

Und wer kennt diesen Drang nicht, alle paar Minuten seinen Posteingang zu checken? 

Schließlich könnte ja die Anfrage, die Zusage oder das Angebot drin sein!

Die typischen FOMO-Symptome

Doch die Möglichkeit, jederzeit an Neuigkeiten zu kommen und mit allen jederzeit online in Verbindung bleiben zu können, kommt mit einem hohen Preis. 

Die Liste in lang:

FOMO und POPC 

Eng verknüpft mit FOMO ist das Phänomen POPC, was „permanently online, permanently connected“ bedeutet. 

Die Angst, etwas zu verpassen, führt zu einer Dauerpräsenz in den sozialen Netzwerken.

Und so wird Instagram nicht nur geöffnet, wenn man alleine ist und sich langweilt, sondern auch, wenn man mit anderen Menschen beisammensitzt, mit Freunden etwas unternimmt, während des Essens oder sogar während der Autofahrt. 

Das Smartphone wird das erste sein, was man morgens nach dem Aufwachen berührt, und das letzte, bevor man abends einschläft. 

Und mittlerweile hat die Angst, ohne Smartphone zu sein, sogar einen eigenen Namen bekommen: Nomophobie

FOMO und FOBO

In einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten wird es immer schwerer, sich für eine Option zu entscheiden – und dabei zu bleiben. 

Denn egal, wie toll dein Job, Hobby, Urlaub, ja dein Leben klingen mag – auf Instagram findest du mit Sicherheit jemanden, dessen Leben noch ein bisschen eindrucksvoller und spannender ist. 

FOBO bedeutet „Fear Of Better Options“ und beschreibt die Angst vor besseren Möglichkeiten, also die Angst, dass sich hinter dem nächsten Klick mit Sicherheit eine noch bessere Alternative versteckt. 

Ob ich schon einmal mehrere Stunden durch Pinterest gescrollt und nach einem Rezept für ein nahrhaftes Abendessen gesucht habe, um dann anschließend frustriert (und aus Zeitnot) einfach nur Pizza zu bestellen?! 

I have.

Chronischer Stress

FOMO, FOBO, POPC – die Abkürzungen mögen zwar lustig klingen, aber die Folgen sind es nicht: 

Die ständige Angst, etwas zu verpassen, der Druck, ständig online sein zu müssen, die ewige Jagd nach der noch besseren Alternative – all das erzeugt chronischen Stress

Dieser kann sich in einer inneren Unruhe äußern, falls man mal nicht am Smartphone ist, und auch zu Schlafstörungen oder psychosomatischen Beschwerden wie Schweißausbrüchen führen. 

Wir verlernen, präsent zu sein, und einen Moment wirklich zu genießen.

Stattdessen suchen wir jede Minute unseres Alltags darauf ab, ob sich daraus ein Post oder zumindest eine nette Story machen lässt. 

Pic or it didn’t happen! 

Die Konzentrationsfähigkeit und Produktivität nehmen ab

Irgendwann können wir uns nicht mehr so gut konzentrieren. 

Zwischen dem Checken der Nachrichten-Live-Blogs, des Insta-Feeds, der Mails, der WhatsApps, der Likes, Follower und Kommentare schieben wir unsere „eigentlichen“ Aufgaben dazwischen, kommen aber zu nichts.

Denn unser Gehirn ist zu sehr damit beschäftigt, zwischen unzähligen Aufgaben zu switchen, und bekommt gar nicht erst die Chance, tiefer in eine Aufgabe einzutauchen und in den Flow zu kommen.

Wie unkonzentriert und unproduktiv ich durch FOMO und Social Media wurde, habe ich hier aufgeschrieben.

Überreizung, Erschöpfung und Schlafstörungen

Als introvertierter und hochsensibler Mensch habe ich es am eigenen Leib erfahren: Die vielen Videos und Posts, die kurzen Storys, die ständigen Pushbenachrichtigungen – es waren einfach zu viele Reize.

Schon fünf Minuten durch den Feed scrollen bedeutete für mich eine so große Menge an Informationen, dass ich sie gar nicht richtig verarbeiten konnte.

Ich fühlte mich ausgelaugt und erschöpft.
Jeden Tag.

Doch es gibt noch einen weiteren Grund für Erschöpfung durch FOMO:

Viele Jugendliche lassen sich nachts von ihrem Smartphone wecken und sind infolgedessen tagsüber übermüdet. Einer Studie zufolge stehen rund 20% aller Jugendlichen nachts auf, um Nachrichten oder Social Media zu checken.

Vergleicheritis

Kuratierte Highlights von Fremden im Internet führen dazu, dass wir uns ständig mit anderen vergleichen.

  • Wie wir unsere Freizeit verbringen …

  • Wie viel Umsatz wir machen … 

  • Unsere Reiseziele …

  • Unsere Wohnung …

… nichts ist im Vergleich zu den auf Hochglanz polierten Social-Media-Fassungen mehr gut genug.

Gefühl der sozialen Isolation

Daraus kann sich eine gefährliche Spirale entwickeln: Man fühlt sich einsam, nutzt die sozialen Netzwerke, um Verbindung mit anderen Menschen zu spüren – und fühlt sich letzten Endes (da alle anderen vermeintlich erfolgreicher sind und das spannendere Leben führen) isolierter als zuvor.

Angststörungen und Depressionen 

Inwiefern soziale Medien Angststörungen und Depressionen begünstigen oder verstärken, ist inzwischen Gegenstand vieler Studien.

Manche sagen: nein

Andere sagen: ja. (Vor allem bei jungen Mädchen.)

Mehr Unfälle im Straßenverkehr

FOMO ist aber nicht nur eine Gefahr für die mentale Gesundheit, sondern auch für die körperliche. 

Einer Studie zufolge führt FOMO – völlig unabhängig von Alter und Geschlecht – zu einem risikoreichen Verhalten und damit zu potentiell mehr Unfällen im Straßenverkehr. Denn immer mehr Menschen nutzen ihr Smartphone nicht nur im Sitzen, sondern auch während sie auf der Straße laufen.

Gründe für FOMO

Woran liegt es, dass manche Menschen mehr unter FOMO leiden als andere?

Unerfüllte Bedürfnisse nach Autonomie und Verbindung

US-amerikanische und englische Forscher haben in ihren Studien zu FOMO herausgefunden, dass es unter anderem mit unerfüllten Bedürfnissen nach Autonomie und Verbindung beginnt:

Wer sich einsam fühlt und mit seiner Lebenssituation unzufrieden ist, spürt häufiger FOMO und nutzt daraufhin vermehrt Social Media, um Verbindung zu anderen Menschen herzustellen. 

Doch soziale Medien lösen FOMO nicht, sondern verstärken FOMO oft, was wiederum zu noch mehr Social-Media-Nutzung führt.

Eine doofe Spirale, aus der es gar nicht so leicht ist, wieder rauszukommen.

Geringes Selbstwertgefühl

Für mich ist FOMO immer auch mit dem Selbstwertgefühl verbunden. Denn letzten Endes steckt hinter FOMO immer die Annahme, dass 

  • dort, wo ich jetzt bin,

  • das, was ich jetzt weiß, 

  • das, was ich jetzt kann, und

  • das, was ich jetzt habe,

nicht genug ist.

Toxische Hustle Culture

Für Selbstständige spielt die Hustle Culture oft noch eine wichtige Rolle. 

Der Lifestyle, in dem Karriere und Selbstverwirklichung wichtiger sind als Gesundheit, Familie und Hobbys, wird so verinnerlicht, dass es zur Normalität wird, permanent zu arbeiten.

GaryV zum Beispiel zelebriert diesen Lifestyle in den meisten seiner Videos, wenn er sich als der Hustle-Papst darstellt, der täglich 15 Stunden arbeitet, nie Feierabend macht, sich am Wochenende nicht ausruht und niemals in den Urlaub fährt. 

„Kein Wunder, dass du nicht erfolgreich bist“, ist seine Message dann. „Schließlich nimmst du dir am Samstag frei, anstatt Content für deine Follower zu erstellen.“  

#redflag

Selbstoptimierungs- und Produktivitätshype

Eng damit verknüpft sind der Selbstoptimierungs- und Produktivitätshype: Jede Minute des Tages gilt es inzwischen, produktiv zu nutzen.

Ausschlafen war gestern. Heute hat jeder einen „Miracle Morning“ und steht um 5 Uhr nachts auf, um Yoga zu machen.

Einfach so spazieren gehen und die Sonne genießen? Undenkbar! Lieber währenddessen einen Podcast hören, um sich gezielt weiterzubilden. 🤓

Das gleiche gilt fürs Kochen, Putzen und Wäsche waschen. Bitte immer mit Knopf im Ohr mit der neuesten Episode deines liebsten Podcasts zur Persönlichkeitsentwicklung. 

(Sonst entwickelt sich deine Persönlichkeit noch zurück, wenn du das Klo putzt, während du Rage against the Machine hörst.)

Lesen? Ja, aber bitte nur Sachbücher, die dich beruflich weiterbringen. Am besten jeden Tag 20 Seiten, bevor du deinen Bulletproof-Kaffee trinkst. 

Produktiv ist das neue Normal.

Kapitalismus

Stell dir vor, wenn alle Menschen sich nachmittags glücklich und zufrieden in die Sonne legen und ihren Feierabend mit ihrer Familie verbringen würden, anstatt ihre Zeit auf Social Media zu vertrödeln. – Wer würde dann auf all die Werbeanzeigen klicken und Dinge kaufen, die niemand wirklich braucht?

Deshalb ist es im Kapitalismus durchaus erwünscht, dass du ständig Angst hast, etwas zu verpassen. So kannst du dich noch mehr auf Social Media rumtreiben und noch mehr konsumieren. 

Aufmerksamkeitsökonomie Social Media

Natürlich gab es Werbung und damit den Kampf um deine Aufmerksamkeit auch schon vor Social Media.

Doch noch nie ließ es sich so exakt messen, welche Themen, Headlines, Content-Formate und Co. funktionieren. 

In Zeiten von Clickbaiting, Fake News und Katzenvideos scheint alles legitim zu sein, um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Hauptsache, die Engagement-Rate stimmt!

Man könnte es auch so formulieren:

Es gibt Menschen, deren Job ist es, deine Aufmerksamkeit zu gewinnen und es dir möglichst schwer zu machen, offline zu gehen.

Kein Wunder, dass es nahezu unmöglich scheint, FOMO wieder loszuwerden.

Tipps, um FOMO loszuwerden oder zu vermeiden

Schwarzer Schriftzug auf einer weißen Wand: Nobody really cares if you don't go the the party

„Nobody really cares if you don’t go to the party“

Hustle Culture durchbrechen

Es wäre viel gewonnen, wenn Selbstständige es schaffen würden, die Hustle Culture, der sie überall auf Social Media ausgesetzt sind, zu durchbrechen.

Wenn sie ihre Selbstständigkeit als nur einen von mehreren wichtigen Bereichen des Lebens begreifen und ihn nicht Tag für Tag aufs Neue gegenüber Gesundheit, Familie, Freunden und ihren Hobbys priorisieren würden.

Das lässt sich natürlich nicht von heute auf morgen verändern. Aber du kannst schon heute damit beginnen und …

  • Kund*innen gegenüber Grenzen setzen und dein Smartphone einfach mal ausstellen, wenn du Feierabend hast

  • dir auch wirklich einen Feierabend nehmen, wenn wir schon dabei sind

  • deine Gesundheit ernst zu nehmen und für ausreichend Bewegung sorgen

  • dein Smartphone aus dem Schlafzimmer verbannen 

Beim Selbstwertgefühl ansetzen

Sich klarmachen, dass du gut genug bist.

Dass das, was du weißt,
das, was du kannst, und
das, was du tust,

jederzeit zu 100% gut genug ist.

Du kannst das nutzen, was du bereits hast (Wissen, Erfahrungen, Intuition) und musst dir nicht erst noch drölfzig YouTube-Videos ansehen oder Onlinekurse kaufen.

Verhalten reflektieren

Du kannst dein Verhalten reflektieren und dich fragen:

  • Warum habe ich jetzt das Smartphone in die Hand genommen?

  • Was brauche ich gerade eigentlich? 

  • Kann mir das Smartphone geben, was ich brauche?

  • Welches Bedürfnis versuche ich mit dem Social-Media-Konsum zu erfüllen? 

  • Bringt mich dieses Scrollen irgendwie weiter?

  • Welche Gewohnheit steckt hinter dem Griff zum Smartphone? (Kann ich einen Auslöser identifizieren?)

Journaling kann eine gute Möglichkeit, um den Reflexionsprozess zu begleiten.

Akzeptieren, dass jeder Mensch einzigartig ist

Es ist verrückt: Eigentlich hasse ich als introvertierter Mensch Großveranstaltungen mit jeder Faser meines Körpers. Doch wenn ich sehe, wie Kolleg*innen sich auf genau diesen Veranstaltungen rumtreiben und ihre Selfies schießen, werde ich ein bisschen neidisch … 🙈

Warum eigentlich?

Jeder Mensch hat unterschiedliche Persönlichkeiten, Werte, Interessen und Ziele. 

Und nur weil manche Menschen es toll finden, alle Zelte abzubrechen, um in einem kleinen Van durch die Welt zu reisen, heißt es nicht, dass es auch zwingend ein passender Lebensentwurf für mich sein muss. 

Hier ist ein Satz, der mir immer geholfen hat, wenn die Vergleicheritis auf Social Media überhand genommen hat: 

Es ist okay, ein ruhiges Leben zu führen und zufrieden zu sein.

(Selbst wenn andere Menschen ein wildes führen.)

Präsenz trainieren

Es kann hilfreich sein, sich dafür zu entscheiden, in bestimmten Situationen kein Smartphone mehr zu nutzen und Smartphone-freie Zonen oder Smartphone-freie Zeiten zu etablieren. 

Hier sind drei Ideen:

  • Ganz bewusst ohne Smartphone essen

  • Ohne Smartphone (und Podcast!) spazierengehen

  • Schlafzimmer zur Smartphone-freien Zone erklären

Wie kannst du lernen, den Moment zu genießen? Denn wenn du zufrieden in deinem Strandkorb an der Nordsee sitzt (oder auf deinem Liegestuhl im Garten), ist es auch egal, dass Influencer gerade auf Bali in der Hängematte schaukeln.

Natürlich kannst du auch digitale Achtsamkeit in deine Social-Media-Praxis integrieren und beispielsweise

  • Accounts, die dir nicht gut tun und FOMO auslösen, ganz gezielt entfolgen

  • Social-Media-Apps am Wochenende deinstallieren 

  • oder gleich einen längeren Social-Media-Detox oder gleich einen Digital Detox einlegen

21 Ideen für Social-Media-Pausen habe ich hier aufgeschrieben.

Hinter die Kulissen blicken

Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass du immer nur die Bühnenfassung in den sozialen Medien siehst. 

Die Highlights.
Das Endprodukt.
Die Crème de la Crème.

Du siehst die retuschierten, auf Hochglanz polierten Momentaufnahmen, die in den meisten Fällen nicht der (vollständigen) Realität entsprechen. Und wenn du dein Behind-the-Scenes-Ich mit der Bühnenfassung eines Menschen auf Social Media vergleichst, kannst du nur verlieren. 

Wenn FOMO oder Vergleicheritis aufploppen, kannst du dir deshalb sagen:

  • Das ist nicht das ganze Bild.

  • Das ist verkürzt dargestellt.

  • Das ist nur ein Teil der Wahrheit.

Alleinsein lernen

Du kannst dich darin üben, Zeit alleine zu verbringen. Gerne erst fünf Minuten, wenn dich ein längerer Zeitraum noch überfordert.

Du kannst die Gedanken und Gefühle, die hochkommen, beobachten und dich auf deinen Atem konzentrieren.

Vielleicht genießt du es schon bald, etwas alleine und nur für dich zu tun? Einen Spaziergang zum Beispiel. Oder das Aufschreiben von Gedanken, Lesen, ein Musikinstrument spielen usw. 

FOMO in JOMO (= Joy Of Missing Out) oder LOMO (= Love Of Missing Out) verwandeln

Was liebe ich es inzwischen, Dinge auf Social Media zu verpassen.😁

Die Bots.
Den Hass.
Die Schwurbler.
Die realitätsfremden Ratschläge von priviligierten Coaches, die keine Ahnung haben, was es heißt, als Mutter selbstständig zu sein und mit Kind, Job und Haushalt zu jonglieren.

Alles hat zwei Seiten. 

Wenn du dir klarmachst, was du gewinnst, wenn du etwas auf Social Media verpasst, ist es viel leichter.

Unproduktivität lernen

Du kannst den Produktivitäts- und Selbstoptimierungshype auch einfach ignorieren und so etwas Verrücktes tun wie 

  • Ausschlafen

  • dir spontan freinehmen und den ganzen Arbeitstag damit verbringen, dir die zweite Staffel von Bridgerton reinzuziehen

  • einen seichten Roman lesen, bei dem du schon auf der ersten Seite weißt, wie die Geschichte ausgeht

  • Ohne Podcast kochen (😱) und mit deinen Mitmenschen reden

Du musst nicht jede Minute des Lebens etwas leisten, ständig online sein. Du darfst auch einfach nur sein

Social-Media-Kanäle löschen

Ich selbst habe einen radikalen Schritt gemacht, um FOMO loszuwerden, und meine Social-Media-Profile gelöscht, wie ich hier und dort aufgeschrieben habe. 

Es war faszinierend zu beobachten, dass ich in den ersten Tagen immer noch automatisch nach dem Smartphone gegriffen habe, um Insta zu checken, sich das aber nach wenigen Wochen bereits vollständig gelegt hat.

Inzwischen spüre ich 0,0% FOMO, wenn ich an Social Media denke, und zu 100% JOMO.😊

Und wenn ich wissen will, wie es bestimmten Menschen geht, dann schreibe ich ihnen einfach eine Nachricht, treffe mich mit ihnen auf einen virtuellen Kaffee in Zoom oder sehe sie gleich live und in Farbe.

E-Mails vom Smartphone deinstallieren

Falls du zu den Menschen gehörst, die ständig E-Mails checken, probiere es mal aus, die E-Mail-Apps von deinem Smartphone zu deinstallieren.

Plus: E-Mails am Smartphone sind richtige Zeitfresser. Meist lesen wir die Mails nur und antworten später, wenn wir wieder am Rechner sitzen. Ich habe für mich schon vor Jahren beschlossen, dass ich keine E-Mails auf meinem Smartphone brauche. Und es ist herrlich.

Rituale etablieren

Hier sind drei Ideen:

Solche Rituale sind der beste Garant für digitale Balance. 

Fragen zu FOMO (Fear of missing out)

Was bedeutet die Abkürzung FOMO?

Die Abkürzung FOMO („Fear of missing out“) steht für die Angst, etwas zu verpassen.

Was ist das Gegenteil von FOMO?

Das Gegenteil von FOMO ist JOMO, was „Joy of missing out“ bedeutet und mit „Freude, etwas zu verpassen“ übersetzt werden kann. Denn etwas zu verpassen, muss grundsätzlich nichts Schlechtes sein.

Was bedeuten die Abkürzung LOMO, FOBO und MOMO?

Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine neue Abkürzung daher.😊

Neben FOMO und JOMO gibt es auch die Abkürzungen LOMO, FOBO UND MOMO.

LOMO ist quasi die Steigerung von JOMO und bedeutet „Love of missing out“ („Die Liebe, etwas zu verpassen“).

FOBO steht für „Fear of better options“ und beschreibt die Angst, die viele Menschen haben, dass an der Ecke eine noch bessere Option wartet. Entscheidungsschwierigkeiten also.

Du weißt, dass deine Freunde sich ohne dich treffen, aber bisher wurden noch keine Fotos auf Instagram mit Cocktails gepostet? Ein typischer Fall von MOMO („Mystery Of Missing Out“).

Was bedeutet Nomophobie?

Nomophobie bezeichnet die Angst, ohne Handy zu sein.

Wie zeigt sich FOMO im Marketing?

FOMO wird von Selbstständigen und Unternehmen gerne und oft im Marketing verwendet, um Menschen zum Kaufen zu bringen. Warum das ein Problem ist, habe ich in diesem Blogartikel aufgeschrieben.

Ist FOMO eine Krankheit?

Eine Krankheit im Sinne des ICD ist FOMO (noch) nicht. Aber eins steht auf jeden Fall fest: FOMO kann sich auf jeden Fall zu einer ernsten Belastung entwickeln. Glücklicherweise lässt sich FOMO mit Gewohnheiten auf ein Minimum reduzieren.

Was kann man gegen FOMO tun?

Wer FOMO wieder loswerden will, hat mehrere Möglichkeiten. Eine Herangehensweise ist, die Hustle Culture, nach der Selbstständige immer busy sein zu haben, zu durchbrechen und auch mal unproduktiv zu sein. Gerade präsent zu sein, spielt eine große Rolle, wenn es darum geht, FOMO loszuwerden. Denn wer präsent ist – wirklich da im Moment –, der muss nicht zwingend nach dem Smartphone greifen und gucken, was gerade so auf Instagram passiert.

Apropos: Wenn es die sozialen Netzwerke sind, die FOMO auslösen, sollte man überlegen, den Konsum auf ein Minimum zu reduzieren oder einige Kanäle ganz zu löschen. Das Wichtigste ist aber sicherlich die Reflexion des eigenen Verhaltens.

Wie entsteht FOMO?

US-amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass vor allem unerfüllte Bedürfnisse nach Autonomie und Verbindung die Entstehung von FOMO begünstigen. Daneben ist es auch ein geringes Selbstwertgefühl, das uns glauben lässt, dass das, was wir sind, wissen und können, nicht genug ist. 

Und schließlich sorgen auch die toxische Hustle Culture sowie der Selbstoptimierungshype dafür, dass wir glauben, immer produktiv und online sein zu müssen.

Wer ist von FOMO betroffen?

In der öffentlichen Diskussion wird FOMO als ein Phänomen dargestellt, das vor allem Jugendliche und junge Erwachsene betrifft. Allerdings kann FOMO natürlich jeden Menschen treffen – unabhängig von Alter oder Geschlecht. Die Nutzung eines Smartphones, von Social Media und Messengerdiensten scheint FOMO zu begünstigen.

Warum habe ich immer Angst, etwas zu verpassen?

Es gibt viele verschiedene Gründe für FOMO. Am besten ist, sein Verhalten kritisch zu reflektieren und die Trigger zu identifizieren.

Warum ist FOMO so weit verbreitet?

FOMO ist so weit verbreitet, weil es durch Smartphone, Internet, Social Media und Messengerdienste wie WhatsApp begünstigt wird.

Gibt es Studien zu FOMO?

Ja. FOMO wird in der Psychologie bereits eingehend untersucht.

Diese Studie zum Beispiel legt nahe, dass Pushbenachrichtigungen komplett abzustellen, FOMO verstärken kann.

Diese Studie zeigt, dass FOMO zu einem riskanteren Verhalten im Straßenverkehr führen kann.

Diese Studie zeigt u.a., dass soziale Medien mit FOMO verknüpft sind.

In dieser Studie wird festgestellt, dass FOMO mit körperlichen Symptomen wie Stress, Müdigkeit und Schlafmangel einhergeht.

In dieser Studie wird untersucht, welche Rolle FOMO und Vergleicheritis bei Depressionen spielen.

Dem Zusammenhang von FOMO und mentaler Gesundheit wird auch in dieser Studie nachgegangen.

Fazit: FOMO aka Fear Of Missing Out – it‘s a thing! 

Mit den Möglichkeiten des Smartphones, Internets und der sozialen Medien haben immer mehr Menschen Angst, etwas zu verpassen, wenn sie offline gehen.

Dauerpräsenz in den sozialen Netzwerken, Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und produktiv zu arbeiten, chronischer Stress und soziale Isolation sind häufige FOMO-Symptome.

Doch es ist möglich, FOMO loszuwerden und eine gesunde Phone-Life-Balance zu etablieren: mit Reflexion, gesunden Gewohnheiten und Präsenz.

Weiterlesen
Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Website in Suchmaschinen eintragen – So geht’s

Ich zeige dir, wie du deine Website ganz easy für die Suchmaschinen Google, Bing, Yahoo!, DuckDuckGo und Ecosia anmeldest oder einträgst.

Ich google.
Du googelst.
Er googelt.
Und sie googelt auch.

Die Suchmaschine „Google“ hat sich in unseren Sprachgebrauch für „im Internet suchen“ eingeschlichen.

Dabei gibt es noch mehr Suchmaschinen als nur Google.

Doch wie schaffst du es, dass deine Website-Inhalte samt Blogartikel in den verschiedenen Suchmaschinen angezeigt werden?

Nichts einfacher als das!

In diesem Blogartikel zeige ich dir, wie du – mit nur wenigen Klicks und völlig kostenlos – deine Website für die verschiedenen Suchmaschinen anmeldest.

Inhalt

Warum Website überhaupt in Suchmaschinen eintragen?

Website in Google eintragen

Website in Bing eintragen

Website in Yahoo! eintragen

Website in DuckDuckGo eintragen

Website in Ecosia eintragen

Fazit

Quelle

Warum ist es sinnvoll, die Website bei Suchmaschinen einzutragen?

Um auf Nummer sicher zu gehen.

Suchmaschinen crawlen deine Website automatisch

Das heißt: Wenn du deine Website noch nie bei einer Suchmaschine angemeldet hast und es in Zukunft auch nicht machen wirst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Suchmaschinen deine Website dennoch auf dem Schirm haben.

Allerdings kommt es immer wieder vor, dass einzelne URLs nicht gecrawlt werden.

Mir passiert es regelmäßig, dass ich mich wundere, warum ein bestimmter Artikel nicht für ein Keyword rankt. Und wenn ich in der Google Search Console nachgucke, stelle ich fest, dass Google diese URL noch gar nicht indexiert hatte.🙄

Blöd, wenn es eine Seite oder ein Blogartikel ist, die unbedingt ranken soll!

In diesem Fall beantrage ich manuell eine Indexierung und schwupps wird die Seite auch wirklich gefunden.😊

#1  Website bei Google anmelden

Screenshot von der Suchmaschine Google

Die Suchmaschine Google

Mit über 90% Marktanteil ist Google die beliebteste Suchmaschine in Deutschland.*

Kein Wunder.

Kaum eine andere Suchmaschine liefert so präzise Suchergebnisse.

Doch das hat natürlich seinen Preis: Googles Suchergebnisse sind stark personalisiert und hängen vom Standort und der individuellen Suchhistorie ab.

Google crawlt deine Website automatisch, deshalb musst du in der Theorie nichts weiter tun, um deine Website bei Google anzumelden.

In der Praxis hat es sich aber bewährt, die Website mit der Google Search Console zu verbinden.

In der Google Search Console kannst unter anderem du

  • nachgucken, ob alle deine Seiten tatsächlich indexiert sind und

  • ggf. eine neue Indexierung beantragen

Hier bekommst du noch mehr Infos zur Google Search Console.

#2 Website bei Bing eintragen

Screenshot der Suchmaschine Bing

Die Suchmaschine Bing

5,24% durchsuchten das Web im April 2022 mit Bing.*

Damit ist Bing die zweitgrößte Suchmaschine nach Google.

Um deine Website für Bing anzumelden, nutzt du die sogenannten Bing Webmaster Tools.

Hier erstellst du dir kostenlos ein Konto und übermittelst deine URLs direkt an Bing. Wenn du dich bereits bei der Google Search Console angemeldet hast, kannst du Bing auch direkt darauf zugreifen lassen. 

#3 Website bei Yahoo! anmelden

Screenshot der Suchmaschine Yahoo

Die Suchmaschine Yahoo!

Etwa 0,7% der Deutschen haben im April 2022 Yahoo! als Suchmaschine genutzt.*

Nicht gerade viel.

Yahoo! greift auf die Technik und die Suchergebnisse von Bing zu. Deshalb musst du deine Website nicht extra für Yahoo! eintragen. 

Wenn du deine Website über die Webmaster Tools für Bing anmeldest, meldest du sie auch automatisch für Yahoo! an.

#4 Website bei DuckDuckGo anmelden

Screenshot der Suchmaschine DuckDuckGo

Die Suchmaschine DuckDuckGo

DuckDuckGo ist als Suchmaschine bekannt, in der die Privatsphäre der Suchenden gewahrt wird.

DuckDuckGo trackt keine Daten, nutzt keine Cookies und speichert keine IP-Adressen.

1,12% Marktanteil hatte DuckDuckGo im April 2022.*

Wenn du deine Website für DuckDuckGo anmelden willst, musst du nichts weiter tun. Der DuckDuckBot crawlt deine Website automatisch. 

Zusätzlich greift DuckDuckGo auch noch auf die Quellen von Bing zu. 

(Und nicht Google.) 

#5 Website bei Ecosia anmelden

Screenshot von der Suchmaschine Ecosia

Die Suchmaschine Ecosia

Ecosia ist die „Suchmaschine, die Bäume pflanzt“, denn seine Gewinne investiert das Unternehmen in Aufforstungsprojekte. 

Durchschnittlich 45 Suchanfragen werden benötigt, um einen Baum zu pflanzen, und inzwischen nutzen 1,1% der Deutschen die Suchmaschine Ecosia.*

Du musst deine Website nicht extra für Ecosia anmelden, denn Ecosia greift – wie DuckDuckGo – auf Bings Website-Crawler zurück.

Fazit: Website in Google und Bing anmelden

Es lohnt sich, die Website neben Google auch für Bing anzumelden. Denn auf die Bing-Webcrawler greifen andere Suchmaschinen wie Yahoo!, DuckDuckGo oder Ecosia zurück.

Rechnet man die Marktanteile der Suchmaschinen, die von Bing abhängen, zusammen, sind wir im April 2022 bei knapp über 8%.

*Quelle:

Marktanteile von Suchmaschinen in Deutschland

👉 Ist ein schönes Tool, um sich die Marktanteile der beliebtesten Suchmaschinen in Deutschland nach Jahren geordnet anzugucken.

Weiterlesen
Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Heißt es Website oder Webseite? (Oder doch etwa Homepage?!)🤔

Website, Webseite, Webpage oder Homepage? Wo ist der Unterschied? Oder meinen diese Begriffe alle dasselbe? Ich erkläre dir, was die Begriffe jeweils bedeuten.

Website, Webseite oder Homepage – wo ist der Unterschied? Oder meinen diese Begriffe alle dasselbe?

In diesem Blogartikel erkläre ich dir, was 

genau bedeuten. (Und was du das nächste Mal deiner Webdesignerin sagen musst, wenn du Hilfe brauchst.😉)

Was ist eine Website?

Eine Website ist laut Duden die „Gesamtheit der hinter einer Adresse stehenden Seiten im World Wide Web“

Sprich: Wenn du die Adresse https://www.alexandrapolunin.com/ in die Browserzeile eingibst und auf Enter drückst, …

… landest du auf meiner Website.

Die Website besteht aus vielen einzelnen Seiten (der Startseite, der Über-mich-Seite, meiner Newsletter-Anmeldeseite, dem Impressum uvm.).

Und zu sagen, dass du „eine neue Website“ brauchst, bedeutet, dass du ein komplett neues Gebilde mit allen diesen Unterseiten benötigst.

Was ist eine Webseite?

Eine Webseite ist eine einzelne Seite auf deiner Website

In diesem Sinne ist deine Startseite eine Webseite.
Oder deine Über-mich-Seite.
Oder dein Impressum.

Eine Website besteht in der Regel aus dutzenden Webseiten.

Und zu sagen, dass du dringend „deine Webseite überarbeiten“ musst, bedeutet, dass du mit einer bestimmten Seite deiner Website unzufrieden bist, aber nicht verrätst, mit welcher. (Sehr mysteriös …😉)

Was ist eine Webpage?

Viele denken, dass „Webseite“ einfach die deutsche Übersetzung von „Website“ ist, doch das stimmt nicht.

„Webseite“ ist die deutsche Übersetzung von „Webpage – einer einzelnen Seite auf deiner Website.

Zu sagen, dass du „eine neue Webpage“ brauchst, heißt nicht nur, dass du dich gerne mysteriös gibst, sondern auch, dass du auf Denglisch stehst.😉

Vermutlich sagst du auch gerne sowas wie: 

„Lass uns die Team Estimation challengen und uns auf den narrativen Approach committen.“

(Zitat hier gefunden)

Was ist eine Homepage?

Eine Homepage ist die Startseite deiner Website

Zu sagen, dass du „unbedingt eine neue Homepage“ brauchst, heißt, dass du eine neue Startseite brauchst.😊 

Nicht mehr und nicht weniger.

(Und jetzt sollte das noch jemand den Menschen vom 1&1-Homepage-Baukasten mitteilen …🙈)

Heißt es Website oder Webseite? Ein Fazit

Fassen wir die Bedeutung der einzelnen Begriffe noch einmal zusammen:

  • Website = Alle deine Seiten, die zu einer bestimmten Web-Adresse (wie alexandrapolunin.com) gehören

  • Webseite = Eine einzelne Seite auf deiner Website (zum Beispiel deine Startseite, deine Über-mich-Seite oder das Impressum)

  • Webpage = der englische Begriff für „Webseite“

  • Homepage = deine Startseite 

Weiterlesen
Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Integrität im Marketing – Welche Strategien ich nicht mehr verwenden werde

In diesem Blogartikel geht es um Integrität. Integrität bedeutet, dass Werte und Handlungen im Einklang sind. Ich habe mich gefragt: Welche Marketingstrategien passen wirklich zu meinen Werten? Und was bedeutet Integrität im Unternehmen genau?

Vor einiger Zeit habe ich mir eine Frage gestellt:

„Wie würde mein Marketing aussehen, wenn Integrität mein wichtigster Wert wäre – und nicht Wachstum?“

Falls dir noch nicht klar ist, was Integrität genau bedeutet, dann lass es mich kurz erklären:

Integrität heißt, dass das, was uns wichtig ist, und das, was wir tun, im Einklang miteinander sind.

Werte und Handlungen …
Überzeugungen und Taten …
Innen und außen … 

… kongruent.

Nun hätte ich mich schon immer als einen integren Menschen bezeichnet. Doch mein Marketing …? 

Als ich mir diese Frage stellte, merkte ich, dass ich in meinem Marketing weiter von Integrität war, als ich immer glaubte.

Nein, ich zog meine Kund*innen natürlich nicht übers Ohr. Und ich war natürlich auch immer freundlich und hilfsbereit ihnen gegenüber.

Aber ich merkte, dass vieles von dem, was ich in meinem Marketing machte, nicht zu meinen Werten passte, wenn ich 100% ehrlich zu mir war.

Jahrelang implementierte ich verschiedenste Strategien, weil ich irgendwo da draußen hörte: 

„Wenn du erfolgreich selbstständig sein willst, brauchst du Social Media.“
„Wenn du viele Kundinnen haben willst, musst du Werbeanzeigen schalten.“
„Wenn du viele Newsletteranmeldungen haben willst, brauchst du ein Freebie.“

Social Media. Werbeanzeigen. Freebies. – Jahrelang hinterfragte ich diese Strategien nicht, weil sie … nun ja … im Großen und Ganzen zu „funktionieren“ schienen und ich natürlich erfolgreich und wohlhabend sein wollte.

Doch passten sie wirklich zu meinen Werten und Überzeugungen? Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin: nein. Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, will ich nicht …

  • Menschen mit Werbeanzeigen zu einer Handlung bewegen, die sie ohne diese Werbeanzeige vermutlich nicht gemacht hätten

  • einem Konzern wie Meta noch mehr Daten zukommen lassen, damit sie noch mehr Kohle verdienten, mehr Hass und Leid in der Welt säten und Mark Zuckerberg sich noch mehr Häuser in seiner Nachbarschaft kaufen konnte, um Privatsphäre zu haben

  • Menschen nicht „tracken“ und dokumentieren, was sie auf meiner Website machten

  • Menschen dazu bringen, meinen Newsletter zu abonnieren, indem ich ein strategisch kluges Freebie auswählte

  • Bei der Jagd nach Aufmerksamkeit mitmachen und Menschen beim Lesen meiner Website-Inhalte mit einem klug getimten Pop-up unterbrechen.

Deshalb habe ich Anfang des Jahres nicht nur mit Facebook mein letztes Social-Media-Konto gelöscht – in den letzten Wochen habe ich im Hintergrund auch einiges an meinem Marketing und meiner Website geändert.😏

  • FB-Pixel und Pinterest-Tag sind nun von der Website verschwunden. Nicht nur werde ich keine Werbeanzeigen mehr schalten – auch du wirst von nun an nicht mehr von Meta und Pinterest getrackt, wenn du auf meiner Website bist.

  • Pop-ups habe ich bye bye gesagt. Abgesehen vom Cookie-Banner, zu dem ich verpflichtet bin, musst du nichts mehr weg- oder anklicken, wenn du auf meiner Website bist, sondern kannst dich zu 100% darauf konzentrieren, meine Texte zu lesen.

  • Meinen E-Mail-Kurs (= mein Freebie / Null-Euro-Produkt / was auch immer die rechtlich richtige Bezeichnung gerade dafür ist) gibt es nicht mehr. Ab sofort können sich Menschen, die wirklich meinen Newsletter erhalten wollen, einfach zu meinem Newsletter anmelden, ohne geködert zu werden.

Werde ich weniger Newsletteranmeldungen haben?
Werde ich weniger Kund*innen haben?
Werde ich weniger Umsatz machen? 

Ich weiß es nicht.
Vielleicht.

Aber ich fühle mich seltsamerweise so gut und im Einklang mit mir wie schon lange nicht mehr.

Weiterlesen
Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

„Fast alle, die mich kennen, haben mich über meinen Blog gefunden“ – Interview mit Victoria Weber

Victoria Weber ist Webdesignerin und Squarespace-Expertin. Dabei hat Social Media nie eine große Rolle in ihrem Onlinemarketing und bei der Kundenakquise gespielt. 

Victoria Weber ist Webdesignerin und hat sich inzwischen als Squarespace-Expertin einen Namen gemacht. Dabei haben soziale Medien nie eine große Rolle in ihrem Onlinemarketing gespielt. Wie Victoria auch ohne Dauergeposte ihre Dienstleistungen verkauft und Online-Programme launcht, hat sie mir im Interview verraten.


Liebe Victoria, wir haben eine Sache gemeinsam: Wir beide sind selbstständig, aber haben keine große Lust auf Social Media.

Ja.😊 Beziehungsweise hatte es mich anfangs eigentlich schon in den Fingern gejuckt, Instagram als wichtigen Kanal in mein Marketing aufzunehmen … Aber ich musste mir realistisch überlegen: „Habe ich wirklich Zeit für so was?“ Und meine Antwort war am Anfang: Nein. 

Ich wollte meine begrenzte Zeit von Anfang an für etwas nutzen, was nicht einfach so verpufft, sondern mir langfristig etwas bringt. Deswegen habe ich gesagt: Nee, erstmal keine sozialen Medien für dieses Business – die wichtigen Dinge zuerst. Und das war für mich: Bei Google oben auftauchen und meine E-Mail-Liste aufbauen.

Aber vielleicht sollte ich mal von vorne anfangen und erzählen, was ich überhaupt mache. Ich bin Victoria Weber, Spezialistin für Squarespace und Online-Branding.

Squarespace-Expertin Victoria Weber arbeitet lächelnd an einem Laptop an einem hellen Schreibtisch mit Notizbuch und Getränk.

Squarespace-Expertin Victoria Weber

Squarespace ist das Website-Tool, mit dem ja auch meine Website hier läuft …

Ja, genau.😊 Wer davon noch nie gehört hat: Squarespace ist ein ziemlich gutes Website-Tool für alle, die keine Lust auf Code, Sicherungen und unnötig komplizierte Technik haben.

Eigentlich fällt Squarespace in die Kategorie „Baukasten-System“, aber meiner Meinung nach sind sie dem schon sehr lange entwachsen. Man kann auch als Technik-Laie super damit arbeiten – und die Websites sehen mega aus. Deswegen habe ich mich auch komplett darauf spezialisiert.

Ich habe eine Agentur für Webdesign, verkaufe Templates (im Prinzip „schlüsselfertige“ Websites) und habe Kurse für alle, die Squarespace oder SEO für Squarespace lernen wollen. Dieses Jahr starte ich auch ein Gruppenprogramm für Webdesigner*innen.

Das alles bis jetzt, ohne groß bei Social Media zu posten. 

Viele Selbstständige haben große Angst, dass sie keine Kund*innen mehr bekommen, wenn sie nicht auf Social Media posten. Welche Erfahrungen hast du mit Social Media im Verlauf deiner Selbstständigkeit gemacht?

Ich habe bereits 2016 mein erstes Unternehmen Mermaid Stories, ein Uhren- und Schmucklabel, gegründet. Damals war Social Media natürlich noch etwas anderes, aber dort hatte ich schon gesehen, wie viel Zeit es fressen kann, verschiedene Kanäle zu bespielen. Nicht umsonst haben größere Unternehmen dafür viele Leute in Vollzeit beschäftigt. 

Als ich mir später die Strategie für mein Webdesign-Business überlegt habe, wusste ich: „Nie im Leben werde ich genug Zeit dafür haben, die ganze Zeit in Instagram-Storys aufzutauchen.“ Stichwort: Kleine Kinder und so.

Ich wollte etwas finden, das auch dann ein guter Marketingkanal ist, auch wenn ich mal für eine Weile nichts machen kann - weil ich zum Beispiel auf Kundenprojekte fokussiert bin. „Eine Weile nichts machen“ findet aber zum Beispiel Instagram gaaar nicht gut. Meine Antwort war dann eben: „It’s not a match!“

Deswegen habe ich mich auf meinen Blog und SEO fokussiert – auch wenn das am Anfang wirklich laaangsam ging. 

Ich finde: Wenn du Angst hast, dass dein Business „ohne Social Media nicht funktioniert“, dann würde ich erst recht ganz schnell etwas tun! Ich bin ein Fan von Unabhängigkeit von Unternehmen, die ständig ihre Algorithmen ändern. Oder wo auch mal ein Konto einfach geschlossen wird. Zum Beispiel komme ich selbst seit Monaten nicht in meinen Facebook-Ads-Account.

Bei mir ist es so: Wenn mein Instagram-Account dicht gemacht wird, habe ich meine Website. Sollte meine Website aus irgendeinem Grund verschwinden, habe ich meine E-Mail-Liste. Die wiederum kann ich überall importieren und meine Kontakte erreichen. 

Wenn ich mich nur auf Instagram-Follower verlassen würde, könnte man mich einfach von meiner gesamten Community „abtrennen“. Halte ich für sehr problematisch! 

Wie baust du dann Vertrauen zu Interessent*innen auf, ohne dein Gesicht ständig auf Social Media zu zeigen?

Seit ich angefangen habe, habe ich fast jede Woche mindestens zwei Artikel veröffentlicht, alles rund um das Thema Squarespace, Website-Tipps und Online-Branding. Inzwischen ist das ein großes Archiv geworden - und die Leute googlen nach ihren Fragen und werden fündig. Zu eigentlich allen Themen habe ich schon mal irgendwas geschrieben. Oder schreibe gerade dran.😉

Die Leser*innen lernen mich dann nach und nach in meinem Newsletter kennen – und die meisten, die mich finden, lesen direkt Dutzende von Artikeln am Stück. Die Leute merken dann, dass ich Ahnung von dem habe, worüber ich schreibe. Und meine E-Mail-Kurse, wie zum Beispiel meine 10-Tage-Squarespace-Challenge, sind auch ziemlich populär, weil sie sehr tief in das Thema einsteigen. Einige Leute bauen ihre kompletten Websites nur damit auf und schreiben mir dann: „Cool, danke, jetzt habe ich eben auf ‚Veröffentlichen‘ gedrückt.“

Und wie verkaufst du deine Dienstleistungen und Kurse?

Ich weise in meinen E-Mails regelmäßig darauf hin, wenn es wieder etwas Neues gibt. Alle meine besten Texte, Angebote und Inputs gehen an meine E-Mail-Liste raus. Das heißt, die Leute wissen, dass sie Vorteile haben, wenn sie da drauf stehen. Ich habe auch eine Warteliste für die 1:1-Webdesign-Projekte, die zuerst benachrichtigt werden.

Grundsätzlich bin ich ein riesiger Fan von E-Mail-Marketing! Ich schicke wirklich super konsistent neue Sachen per Mail raus und bekomme regelmäßig nette Antworten.  

Fast alle, die mich kennen, haben mich über meinen Blog gefunden - oder über Facebook-Anzeigen, die ich dann später noch mit dazu genommen habe. Aber dann landen sie eben in meiner E-Mail-Liste – und darüber geht ein großer Teil der Anfragen.

Nachdem irgendwann meine Dienstleistungen gut gebucht waren, habe ich mein Website-System in meinen ersten Onlinekurs „Website mit Plan“ gepackt und in einem Pre-Launch verkauft – damals an eine noch recht kleine E-Mail-Liste. Das war auch das allererste Webinar, das ich jemals gehalten habe. 

Dabei habe ich dann gemerkt: Ich liebe Live-Video! Und dazu gibt es ganz viele Plattformen, das brauche ich nicht über Social Media machen. Ich veranstalte das über ClickMeeting oder Zoom, wo die Leute auch nicht verführt sind, „wegzuscrollen“. Es ist leichter, ohne die Konkurrenz von Katzenvideos seine Inhalte zu präsentieren. 

Squarespace-Expertin Victoria Weber arbeitet an einem Laptop an einem hellen Schreibtisch mit graublauen Notizbuch und rosafarbenem Getränk.

Victoria Weber sagt: Es ist leichter, seine Inhalte ohne die Konkurrenz von Cat Content zu präsentieren.

Das heißt: Launchen ohne oder mit nur wenig Social Media funktioniert?

Ehrlich gesagt habe ich noch nie „mit“ Social Media gelauncht. Deswegen weiß ich gar nicht, ob Launchen MIT Social Media funktioniert.😁

Nein, Spaß beiseite, ich habe immer fürs gute Gewissen ein, zwei Instagram-Posts gemacht oder auch mal eine Story (damit man auf Instagram sieht, dass es mich noch gibt), aber es war bis jetzt nie ernsthafter Teil meiner Strategie. Ich habe vor, das zu probieren, aber bisher lief das ohne sehr gut.

Die kurze Antwort ist also: Ja, funktioniert. Zumindest für mich.

Was würdest du Selbstständigen raten, auf welche Strategien sie sich in ihrem Marketing fokussieren sollten?

Ich finde Social Media nicht per se schlecht. Überhaupt nicht. Jetzt, wo ich die Ressourcen und ein kleines Team habe, überlegen wir, auch bald mal ins Game einzusteigen. Aber eben nur, weil die solide Basis steht und der Blogmotor wirklich gut läuft. Sonst würde ich das für mich persönlich nicht mal in Erwägung ziehen.

Alle denken, soziale Medien sind super einfach für Einsteiger*innen – aber ich persönlich finde, es ist ein recht schwieriges Medium als „Fundament“, also zum Starten. Es kommt am Ende darauf an, was einem am wichtigsten ist. Und wie viel Zeit man täglich hat.

Dazu habe ich vor Kurzem ein langes Statement geschrieben – mit einem Vergleich: Nudeln vs. Avocados. Willst du lieber „langsam und langweilig“ einen Vorratsschrank aufbauen, von dem du auch in ein, zwei Jahren noch zehren kannst – oder jeden Tag raus müssen, um frische Avocados zu holen, die nach ein bis zwei Tagen kaputt gehen? 

So sehe ich den Unterschied zwischen langfristigen Strategien wie SEO (Nudeln) und eher vergänglichen Sachen wie Instagram (Avocados). Ich weiß, der Vergleich ist nicht perfekt, aber er funktioniert trotzdem ganz gut. Ich würde immer auch Nudeln in jede Strategie mit einbauen, selbst wenn das Unternehmen auf Avocado-Basis Erfolg hat.

Mir selbst habe ich gesagt: Ich will mein Business auf etwas aufbauen, das nicht jeden Tag „bespielt“ werden muss. Langsam und stetig. Das zahlt sich hinterher aus, wie ich sehe.

Wenn ich mich mal mehr bei Social Media aktivieren werde, dann auch, weil ich mich social vernetzen möchte. Und vor allem: Weil ich es nicht muss. Dann finde ich, kann man das Ganze auch viel entspannter angehen und muss sich nicht über Algorithmen ärgern.

Vielen Dank für das Interview, Victoria!

Weiterlesen

Themenwünsche?

Wenn dir ein wichtiges Thema im Blog fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freue ich mich auf deine Nachricht.