Musst du wirklich ein Team aufbauen?
In diesem Artikel möchte ich das Thema Team aufbauen mal vom Social-Media-Glitzer-Hype befreien und ein bisschen nüchterner betrachten.
Falls du gerade ein Team hast und es liebst, dass Menschen für dich arbeiten – super. Dieser Blogartikel ist überhaupt nicht dazu gedacht, dich in irgendeiner Weise umzustimmen oder zu behaupten, dass Teams völlig unnötig sind. (You do you.)
Vielmehr will ich hier die Position vertreten, dass …
nicht jede*r Onlineunternehmer*in notwendigerweise ein Team benötigt und es völlig in Ordnung ist, ja, dass du völlig in Ordnung bist, wenn du nicht der „Typ“ für ein Team bist
es eine gute Alternative dazu gibt, sich ein Team aufzubauen
Nun könnte man einwenden: „Hä, ist das nicht alles selbstverständlich? Ist das nicht sowieso schon allen klar?“ Ähm, nein, leider nicht.
In der Onlinebusiness-Bubble gibt es nämlich ein ungeschriebenes Gesetz, das besagt:
Wenn du es *dramatische Musik* ernst mit deinem „Business“ meinst, musst du – lieber früher als später – ein Team aufbauen. Sonst hast du überhaupt kein richtiges Business, sondern bloß *dramatische Musik* ein Hobby.😱
Immer wieder höre ich, dass diese allgemeine Aussage viele Selbstständige und Onlineunternehmer*innen verunsichert, um nicht zu sagen: mächtig unter Druck setzt, weil es … nun mal nicht für alle Menschen das Passende ist.
Und das Stilisieren eines Teams auf Social Media als Maßstab für „Ich hab’s geschafft“ (nach dem Motto „Mein Launch, mein Umsatz, mein Team“) macht es nicht besser.
Deshalb möchte ich die Notwendigkeit eines Teams in diesem Blogartikel reflektieren und fragen:
Wann ist es überhaupt sinnvoll, sich ein Team aufzubauen? (Und wann nicht?)
Wenn du unbegrenzt wachsen willst
Wenn du weißt, dass du nicht nur Onlineunternehmer*in sein, sondern dir ein „Imperium“ aufbauen willst, dann, ja, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du das nicht alleine können wirst.
Natürlich wird der CEO von Coca Cola oder Adidas nicht abends vor dem Rechner sitzen und Social-Media-Posts einplanen, in denen er von irgendwelchen Rabatt-Aktionen erzählt. Natürlich haben große Unternehmen mehrere tausend Mitarbeitende, die alle ihre spezifischen Aufgabenbereiche haben, damit die Maschinerie „großes Unternehmen“ läuft.
Doch willst du das überhaupt?
Immer, wenn ich mit selbstständigen Frauen rede, merke ich: Die meisten von ihnen wollen gar nicht unbegrenzt wachsen. Sie wollen kein riesiges Unternehmen. Sie wollen gar nicht Millionen oder Milliarden verwalten und für zig tausende Menschen verantwortlich sein.
Alles, was sie wollen – und da finde ich mich inzwischen selbst wieder –, ist, mit netten Menschen zusammenzuarbeiten, Freude bei der Arbeit zu spüren und so viel Umsatz zu machen, dass sie ein schönes Leben führen können.
Und nein, dafür brauchen wir nicht zwingend ein Team.
Wenn dir Verbindlichkeiten nichts ausmachen
Es ist schon witzig: Da werden wir mit dem Versprechen, ein tolles „orts- und zeitunabhängiges Business“ aufzubauen, geködert. Ein Business, das uns selbstbestimmt und flexibel machen soll und frei.
Und wie sollen wir das Ziel erreichen? Indem wir uns ein Team aufbauen und damit wiederum Verbindlichkeiten schaffen.
Vielleicht bin es nur ich, aber feste Mitarbeiter*innen, wöchentliche Teammeetings und Projektmanagementtools riechen für mich eindeutig nach viel Verantwortung und Verbindlichkeiten (und nicht so sehr nach Flexibilität und Freiheit).
Falls du diese Verantwortung tragen willst und dir diese Art von Verbindlichkeiten nichts ausmacht, dann wirst du dich mit einem Team sicherlich wohlfühlen.
Falls nicht – was willst du dann mit einem Team?
Wenn dir eine gewisse Komplexität nichts ausmacht
Falls du alle drei Monate launchst, mehrere Plattformen bedienst und ein straffes Content-Marketing-Programm fährst …
Falls du schon alleine bei dem Gedanken, deinen nächsten Launch in einem Projektmanagementtool in 857 detaillierte To-dos auszudeklinieren, einen Freudentanz aufführst …
Falls dich der Gedanke, auf allen Hochzeiten zu tanzen, und deine Botschaft einfach auf allen Plattformen, die es da draußen gibt, zu teilen, beflügelt …
… dann ja: wirst du sicherlich Unterstützung in Form eines Teams dabei benötigen und es vermutlich lieben, wenn andere Menschen dir Aufgaben abnehmen.
Doch willst du überhaupt ein so komplexes Unternehmen haben, dass du viele Menschen brauchst, damit es „läuft“?
Oder willst du es lieber unkomplex haben? Denn genau das ist die Alternative zu einem Team: Einfachheit.
Wir haben die Wahl:
Uns ein Konstrukt erschaffen, das nur dann funktioniert, wenn wir ein Team haben, das unermüdlich für uns arbeitet, oder:
die Komplexität reduzieren
Anders gesagt: Wen sein „Business“ gerade überfordert, kann es vereinfachen – dann ist auch kein Team nötig.
Hier sind einige Fragen zur Reflexion:
Will ich wirklich um jeden Preis wachsen?
Welche Plattformen will ich überhaupt nutzen?
Will ich überhaupt noch auf Social Media sein? Oder lieber Marketing ohne Social Media betreiben?
Will ich überhaupt exorbitant groß launchen? Oder lieber ohne Jeff auskommen?
Will ich mich vielleicht von einem Kanal, der mich nervt, verabschieden?
Will ich Werbeanzeigen schalten und mich mit dem Werbeanzeigenmanger rumplagen? Oder will ich vielleicht überhaupt keine Ads mehr schalten?
Will ich wirklich alles machen? (Oder mich vielleicht nur auf schreibende Marketingstrategien konzentrieren?)
Wir müssen nämlich nicht alles machen, wenn wir nicht wollen. Wir dürfen uns entscheiden. Wir dürfen ein unkomplexes Marketing und unkomplexe Unternehmensstrukturen haben, wenn wir sie wollen.
Und nein, das ist nicht unbedingt ein „Mindset“-Problem, kein Team haben zu wollen.
Ich weiß ganz genau, dass ich nicht alles alleine machen muss. (Und falls ich konkret Hilfe brauche, hole ich sie mir auch.) Ich habe schlicht und einfach keine Lust mehr, meine Tage als Personalerin zu verbringen, sondern möchte viel lieber kreativ für mich arbeiten.
Und wenn es dir auch so geht wie mir: Das ist vollkommen okay. Lass dir bloß nicht das Gegenteil einreden!