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Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.


Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Warum wir dringend über den Gender Care Gap reden müssen

Wir müssen reden! Über den Gender Care Gap in der Selbstständigkeit, weltfremde Tipps von priviligierten Business-Coaches und warum „Dream big“ die meisten selbstständigen Frauen unter Druck setzt, statt sie zu motivieren.

Disclaimer: 

Dieser Blogartikel könnte verstörend wirken, wenn du kein feministisches Gedankengut in dir trägst. 

Wenn du denkst, dass diese „Gleichberechtigungsk*cke nervt“ und wir „das Ganze“ doch schon längst überwunden haben.

Auch wenn du etwas zart besaitet bist und nicht gerne über – nennen wir sie mal – profane menschliche Dinge liest, solltest du lieber nicht weiterlesen.

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Immer noch da? 

Gut. 

Dann gehe ich davon aus, dass du nichts dagegen hast, wenn ich das Kind beim Namen nenne.

Das Ding ist nämlich: Ich muss etwas Wichtiges loswerden.

Etwas, das ich eigentlich schon längst hatte aussprechen wollen (sollen, müssen!), aber mich bisher nicht traute.

Etwas, das mir immer saurer aufstößt, je länger ich in dieser Onlinebusiness-Welt unterwegs bin.

Etwas, das mich wurmt, frustriert, traurig und zunehmend auch wütend hinterlässt.

Etwas, das vor allem dann für dich relevant ist, wenn du selbstständig bist und Kinder hast.

Puh. Einmal tief durchatmen. Bist du bereit?

Dann starte ich am Anfang und erzähle alles der Reihe nach …

Teil 1: Dream big …

Beginnen wir mit dem flauschigen Teil, der von Träumen handelt.

Von großen Träumen.

Denn wenn du selbstständig bist und die letzten Jahre nicht gerade unter einem Stein gewohnt hast, kennst du mit Sicherheit das Credo der meisten Business-Coaches und Inspirationszitate da draußen: 

Dream big. 

Träume groß.
Denke groß.
Setz dir große Ziele.
Shoot for the stars … und wenn es dir nicht gelingt, landest du eben auf dem Mond!

Ich muss zugeben: Ich mag groß denken oft auch. In der Theorie klingt das nämlich alles ganz hervorragend.

Du kannst alles erreichen, was du willst.
Finanzielle Unabhängigkeit.
Freude, Sinn und Erfüllung.
Sechsstelliger oder siebenstelliger Umsatz. (Im Monat!)

Ist das nicht so viel schöner als ein Teilzeitjob im Büro mit blödem Chef und mickriger Rente? Mit Sicherheit!

Damit wäre der Flausch aber auch schon zu Ende und wir kommen zum zweiten (weniger schönen) Teil des Blogartikels: den profanen Dingen. (Ich hatte dich gewarnt!)

Teil 2: … und wer macht die Wäsche?!

Denn die inspirierenden Motivationszitate von Business-Coaches auf Social Media verraten leider nicht, wer die Bude putzt, während du groß träumst.

Wer einkauft, kocht, die Spülmaschine ein- und ausräumt, die Kinderarzttermine wahrnimmt, die Muffins fürs Kuchenbuffet im Kindergarten backt, die Wäsche wäscht, trocknet und einräumt, Staub wedelt, staubsaugt, den Boden wischt, die Fenster putzt, sich nahrhafte Abendessen überlegt und Einkaufszettel schreibt, Kinder bringt und abholt, Bananenbrot für den Sonntagskaffee backt.

Also: Who cares?

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr groß, dass du das bist. 

Dass du groß träumst und dein „Herzensbusiness aufbaust“, während du gleichzeitig auch Hintern abwischst und Wäsche sortierst.

Selbstverwirklichung meets Gender Care Gap

Denn der Gender Care Gap – it’s a thing.

52,4% mehr Care-Arbeit erledigen Frauen gegenüber Männern.
Und wenn du in deinen Dreißigern bist und Kinder hast, sind es ganze 110,6% (!) mehr.

Auch sonntags verbringen Mütter laut DIW vier Stunden mehr mit Care-Arbeit als ihre Partner. Und sogar wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten, erledigen Frauen immer noch 41% mehr Care-Arbeit. 

Wie viel Zeit bleibt da eigentlich noch für Selbstverwirklichung? Jetzt mal in echt und ohne die rosarote Pinterest-Inspirationszitat-Brille? 

Seit mehr als fünf Jahren arbeite ich hauptsächlich mit anderen selbstständigen Frauen (meistens Müttern) zusammen und kann deshalb sagen, dass ein großer Teil dieser Frauen struggelt. Big time.

In der Realität sieht es nämlich so aus, dass selbstständige Mütter oft …

  • diejenigen sind, die spontan umplanen müssen, weil wieder mal Homeschooling auf dem Plan steht

  • wichtige berufliche Termine absagen, um sich um ihre kranken Kinder zu kümmern, weil Väter „sich ja nicht einfach so freinehmen“ können

  • in die Küche umziehen müssen, weil der Mann Homeoffice macht und das Arbeitszimmer nun mal „braucht“

  • am Wochenende arbeiten, weil das oft die einzige Möglichkeit für sie ist, Dinge nachzuholen, die sie unter der Woche nicht geschafft haben 

  • bis spät in die Nacht arbeiten (oder bis ihnen die Augen zufallen), weil sie tagsüber diejenigen sind, die Kinder vom Kindergarten holen und sie bespaßen

  • zusätzlich noch den unsichtbaren Teil der Care-Arbeit leisten, der sich „Mental Load“ nennt (also an Dinge denken, im Blick behalten, planen, organisieren) 

Unbezahlt. Ungesehen. Unwertgeschätzt.

Als wäre das schon nicht schlimm genug, gibt es erschreckend viele Business- und Social-Media-Coaches da draußen, die diese gesellschaftliche Realitäten ignorieren und die „Du kannst alles schaffen, wenn du nur hart genug arbeitest“-Idee bis zum Äußersten treiben. 

Dein Business ist nicht so erfolgreich, wie du gerne hättest?
Dann liegt es mit Sicherheit daran, dass deine Ziele nicht groß genug sind!

Du hast nur wenig Zeit, um dein Business aufzubauen? Dann steh doch einfach noch früher auf (#miraclemorning) oder noch besser: Geh gar nicht erst schlafen! Hast du doch alles selbst in der Hand.

Du bist mit Selbstständigkeit und Kindern hoffnungslos überfordert? Dann verbessere doch dein Zeitmanagement! Trödel halt nicht zu viel. Alles eine Frage der Prioritäten.

Du fühlst dich ausgebrannt und kannst einfach nicht mehr? Komm schon! Wer sein Business liebt, braucht keine Pausen. Und abends erreichst du nun mal die meisten Menschen auf Instagram. #fact

Diese Beispiele habe ich mir nicht etwa ausgedacht (schön wär’s), sondern ist teilweise O-Ton von den Business-Coaches verzweifelter Kund*innen, die ausgebrannt sind und in unseren Gesprächen, bei denen es ja eigentlich um Marketing gehen soll, weinen.

Bin das nur ich oder stinkt da was gewaltig zum Himmel?! 

Nicht die Arbeitsmoral der selbstständigen Mütter ist das Problem, sondern Strukturen und Beziehungen, die Unmögliches von ihnen abverlangen.

Dream big – aber back gleichzeitig auch Bananenbrot für die Kita!

Sei die liebende Mutter, die du bist, und immer zur Stelle, wenn die Kinder krank sind – aber poste jeden Tag auf Insta und mach 10 Storys!

Wie soll das bitte schön gehen, wenn der Tag nunmal 24 Stunden hat und man mit seinem Popo nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann?

(Und ich rede hier noch nicht einmal von alleinerziehenden oder verwitweten Menschen, die jeden Pups alleine stemmen müssen. Das Ausmaß ihrer Belastung kann ich als Frau in einer Partnerschaft sicherlich noch nicht einmal erahnen …)

Es sei denn …

Selbstverwirklichung meets Privilegien

… ja, es sei denn, die Business-Coaches, die Mütter zum Dauerhustle animieren, sind überproportional häufig eins: privilegiert.

Männer zum Beispiel, die selbst keine Kinder oder aber eine Frau haben, die ihnen „den Rücken freihält“, während sie ihren „entrepreneurial success“ feiern. 

Wie GaryV beispielsweise.

Während Gary also überall seine toxische „Hustle Culture“ verbreitet und von den großen Bühnen dieser Welt „Stop making excuses for not working towards your dreams“ ruft, nimmt ihm seine Frau 100% der Care-Arbeit ab.

Schon praktisch.
Oder eben: verdammt privilegiert.

Denn Gary muss sich nicht mit solch weltlichen Dingen wie Kochen, Schulaufgaben und Kloputzen beschäftigen, während du, wenn du eine Frau bist und Kinder hast, es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Tag für Tag tust. 

Nur, dass wir uns nicht falsch verstehen: 

Ich sage nicht, dass du dich als Mutter nicht selbstständig machen solltest. Oder aufhören solltest, GaryV zu lesen.

Ich sage vielmehr:

Wenn du mit erfolgreich sein willst, solltest du sicherstellen, dass auch Thomas mal die Reste von der Kloschüssel kratzt. Schließlich kackt er nicht nur Goldglitter und Feenstaub.

Ja, ich schreib das jetzt einfach mal so direkt.
Fette das auch noch gleich dazu.
Und kursiviere es.

Weil manche Dinge einfach mal in fett und kursiv geschrieben werden müssen. 

Und glaube mir, ich würde das Ganze auch noch mit leuchtenden Pfeilen hinterlegen, wenn ich könnte. 

Doch es gibt noch mehr:

Jede vierte Frau wird – unabhängig von ihrer sozialen Schicht – mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. 

Ich vermute: Das Thema gerechte Aufteilung der Care-Arbeit steht bei diesen Frauen nicht unbedingt weit oben auf der Prioritätenliste, sondern eher … ungeschlagen durch den Tag kommen oder … überleben?!

Oder ist häusliche Gewalt auch bloß eine von diesen Entschuldigungen, Gary? 

Noch einmal: 

Selbstständige Frauen und Mütter brauchen nicht noch mehr Motivationssprüche und Hustle-Tipps von Männern, die die gesamte Care-Arbeit sowieso an ihre Frau abwälzen, sondern Gleichberechtigung. Und gesellschaftliche Strukturen, die Gleichberechtigung forcieren.

Das Mindeste ist aber, dass wir Frauen unsere Ohren auf Durchzug schalten dürfen (müssen!), wenn privilegierte Business-Coaches, die partout gesellschaftliche Realitäten ignorieren, uns irgendwelche weltfremden Tipps an den Kopf werfen.

Selbstverwirklichung meets Ausbeutung

Aber halt, es gibt doch noch einen Ausweg.
Einen total genialen.
Einen, der wirklich funktioniert.

Zumindest sagen es viele erfolgreiche Frauen, wenn man sie fragt, wie sie ihr Business und den Haushalt vereinbaren: eine „Putzfee“!

Klingt doch super: Warum sich mit dem Göttergatten über das dreckige Klo streiten oder Abstriche beim Business machen, wenn du die lästigen Haushaltspflichten auch einfach auslagern kannst?! 

Vereinbarkeit? Check!

So einfach ist es leider nicht.

Vielleicht können privilegierte weiße Frauen ihr individuelles Vereinbarkeitsproblem lösen, indem sie sich mehrmals die Woche Reinigungskraft, Babysitter und Nachhilfe leisten, aber für die meisten Frauen dieser Welt ist es eben keine realistische Lösung. Da können sie noch so oft Geld manifestieren oder positiv denken.

Außerdem hat diese „Lösung“ einen hohen Preis. Denn in den meisten Fällen werden haushaltsnahe Dienstleistungen wie die Reinigung der Wohnung an andere Frauen ausgelagert. Und zwar an ökonomisch schwächere.

Mit intersektionalem Feminismus (also dem Ansatz, der neben Geschlecht auch Faktoren wie sozialen Status, Herkunft, Nationalität, sexuelle Orientierung etc. berücksichtigt) hat die „Putzfee“-Lösung also nichts zu tun. 

Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass man damit ein System unterstützt, das Frauen in die Altersarmut treibt, ist groß. Sehr groß. So genannter Schwarzarbeit und Minijob sei Dank.

Dream big … with a twist!

Also doch nichts mit Selbstständigkeit, großen Zielen und Welt verändern und so? 

Klar kannst du „groß träumen“, wenn du willst. 

Nur können wir uns Gleichberechtigung nicht einfach schönträumen. Oder mit Inspirationszitaten und Aufrufen zum Dauerhustle lösen.

Und vor allem sollten privilegierte Menschen, die kein Vereinbarkeitsproblem haben, nicht zum Maßstab aller Dinge werden. 

Was du stattdessen tun kannst? Ich habe einige „bodenständige“ Vorschläge für dich:

  • Sicherstellen, dass nicht nur du für die „kleinen“, weltlichen Dinge wie die Wäscheberge verantwortlich bist.

  • Gut für dich sorgen. Du hast ein Recht auf Pausen, Feierabende und Wochenenden.

  • Geduld mitbringen. Lass die anderen doch einfach hustlen und schenk dir etwas, was sich kaum jemand mehr in der Online-Welt schenkt: Zeit.

  • Dein Tempo gehen. Nein, du musst nicht innerhalb von einem Jahr ein Millionenbusiness aufbauen, sondern kannst auch einen Schritt nach dem anderen gehen. 

  • Darauf achten, dass du nicht ein System unterstützt, das Frauen in die Altersarmut treibt.

  • Wählerisch bei Mentor*innen sein und sich an Menschen orientieren, die dich nicht zum Dauerhustle überreden wollen, sondern auch deine persönliche, familiäre und finanzielle Situation im Blick haben.

  • Sich fragen, welche Business-Tipps und -Strategien wirklich zu dir passen. Du musst nicht auf Social Media sein, wenn du nicht willst, und kannst dein Marketing auch nachhaltig mit einem Blog und einer überzeugenden Website gestalten, anstatt in Reels zu tanzen.

Und voll allem: Nett zu sich sein.
Ich bin mir sicher, du gibst jeden Tag dein Bestes.

Quellen:

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Selbstständig in Krisenzeiten – Wie mit Krieg und Katastrophen umgehen?

Wie können Selbstständige mit Krisen, Krieg und Katastrophen umgehen? Einige Vorschläge und Gedankenanstöße gibt es in diesem Blogartikel.

Es ist Krieg in Europa und wir sind alle fassungslos angesichts der unvorstellbaren Zerstörung und des unendlichen Leids der Menschen in der Ukraine.

Als Menschen fühlen wir mit den Opfern des Krieges mit. Möglicherweise weinen wir, verzweifeln und verstehen die Welt nicht mehr. 

Als Selbstständige beschäftigen uns zusätzlich noch andere Fragen:

Soll ich mich zu den aktuellen Geschehnissen äußern oder lieber schweigen?
Wie soll ich mich gegenüber meinen Kund*innen verhalten?
Was soll ich auf Social Media sagen?
Darf ich in einer Krise überhaupt „normal“ arbeiten und Geld verdienen?
Muss ich jetzt meinen Launch absagen?
Darf ich auch erstmal völlig von der Bildfläche verschwinden?

Wie gehe ich als Selbstständige also mit Krisen, Krieg und Katastrophen um?

Einige Vorschläge und Gedankenanstöße habe ich dir im Folgenden zusammengetragen:

Inhalt

Den ersten Schock verarbeiten

Menschlich sein

Solidarität zeigen

Business as usual?

Heilen

Extratipp

#1 Den ersten Schock verarbeiten

Die berühmte Sauerstoffmaske im Flugzeug – wir setzen sie uns immer zuerst selbst auf.

Noch bevor wir daran denken, anderen Menschen zu helfen, helfen wir zuerst uns. Das gilt nicht nur für Eltern und Kinder im Flugzeug, sondern auch für uns als Selbstständige.

Noch bevor wir also an Kund*innen, Social-Media-Posts oder anstehende Launches denken, sorgen wir erst einmal für uns und leisten uns erste Hilfe.

✅ Pause einlegen

Wenn du gerade nicht „business as usual“ machen kannst, kannst du dir ein guter Freund sein und auf den Pausenknopf drücken. Minuten, Stunden, Tage, Wochen – alles ist okay, wenn du es für dich einrichten kannst.

Dass du gerade nicht kreativ arbeiten kannst, hat einen Grund:

Laut der Maslow’schen Bedürfnispyramide müssen zuerst elementare Bedürfnisse erfüllt sein, bevor wir uns um „Luxusbedürfnisse“ wie Selbstverwirklichung kümmern können.

Will heißen: Solange Ängste und Sorgen dominieren und das Bedürfnis nach Sicherheit unerfüllt bleibt, ist es schwer für Menschen, kreativ zu arbeiten.

Somit hat es überhaupt keinen Sinn, sich zum Arbeiten zu zwingen. Sinnvoller ist es, eine Pause einzulegen und Selbstfürsorge zu betreiben: Laptop zuklappen, Social-Media-Apps deinstallieren oder Smartphone ganz ausschalten und sich etwas Gutes tun wie z.B. ein Spaziergang oder ein schönes Essen.

Du kannst partout nicht freimachen? 

Vielleicht kannst du dich fragen:

Welche Aufgaben sind wirklich wichtig?
Was muss ich unbedingt heute machen und was kann ich auf später verschieben?
Welche Termine kann ich verlegen?
Was kann ich vielleicht ganz absagen, weil ich den Termin eh nicht wollte?

Und: Welche eine kleine Sache kann ich heute für mich tun, damit es mir ein bisschen besser geht?

✅ Gefühle verarbeiten

Es ist wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, um in Kontakt mit unseren Gefühlen zu kommen, z.B. indem wir …

  • … in unseren Körper hineinspüren und uns fragen: Wie geht der Atem? Wie schlägt das Herz?  

  • … unsere Gefühle benennen und kategorisieren, z.B. „Ich fühle mich wütend / ohnmächtig / traurig / ängstlich / ruhig.“

Es gibt keine „guten“ oder „schlechten“ Gefühle. All feelings are welcome. 

Mir persönlich hilft der Austausch mit anderen.

Zu sagen „Ich bin fassungslos, wenn ich an all die Menschen denke, die jetzt sterben“ und zu hören „Du, mir geht es genauso. Es ist so unfassbar, was gerade passiert“, wird die Weltlage nicht verändern, aber es wird dir zeigen, dass …

  • du nicht alleine mit deinen Gefühlen bist

  • du verstanden und gesehen wirst

  • du auch in schwierigen Zeiten Verbindung zu anderen Menschen herstellen kannst

Weitere Möglichkeiten, dir deiner Gefühle klar zu werden und/oder sie zu verarbeiten:

  • Schreiben 

  • Musik hören

  • Humor (Ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber es heißt nicht umsonst „Comic Relief“.)

❌ Schlechtes Gewissen und Rechtfertigungen

Alle anderen leiden, doch du kommst mit den Geschehnissen gut zurecht? 

Es ist okay.

Genauso wie es in Ordnung ist, unter einer Krisensituation zu leiden, ist es natürlich auch völlig in Ordnung, resilient und stark zu sein. (Du weißt schon: All feelings are welcome.)

Es ist in Ordnung zu sagen: Ich sehe all das furchtbare Leid, das der Krieg hervorbringt, und es furchtbar, aber … ich bin soweit okay.

Es ist okay, okay zu sein.

Niemand braucht ein schlechtes Gewissen deswegen zu haben.

Auch wenn du weitestgehend „normal“ arbeiten und dich konzentrieren kannst, musst du dich niemandem gegenüber rechtfertigen. Wenn dich deine Arbeit ablenkt und dir gut tut, umso besser.

❌ Toxische Positivität

Etwas anderes ist es, eigene Gefühle zu verdrängen oder den Sorgen und Ängsten deiner Mitmenschen „Es wird schon alles gut.“ oder „Wir sehen das jetzt mal positiv.“ entgegenzubringen.

Es spricht auch in Krisenzeiten nichts gegen Optimismus und eine zuversichtliche Lebenseinstellung. 

Aber ein so starker Fokus auf das Positive, dass es zum Negieren, Ignorieren, Verdrängen oder Abstreiten von bestimmten Emotionen kommt und kein authentisches Empfinden mehr möglich ist, hilft niemandem.

Auch dir nicht.

❌ Zwang und Druck 

Ich glaube: Wer sich als Business-Coach nicht dazu motivieren kann, auf den Kanälen Business-Tipps zu geben, kann davon ausgehen, dass es seiner Community ähnlich geht und sie gerade eh keinen Kopf für Businesstipps haben.

Ich würde mich nicht zum Arbeiten zwingen (oder zum Posten, Tippsgeben, Bloggen oder Newsletterschreiben), sondern vielmehr darauf vertrauen, dass ich wieder Freude und Motivation bei meiner Arbeit spüren werde, wenn es mir wieder besser geht. 

#2 Menschlich sein

Als Selbstständige wollen wir in erster Linie als Expertin wahrgenommen werden. 

Doch meiner Erfahrung nach sind Krisenzeiten eher dafür da, menschlich zu sein – auch unseren Kund*innen, Newsletterabonnent*innen oder Followern gegenüber. 

✅ Gefühle teilen

Wer will, kann seine oder ihre Gefühle teilen und erzählen, wie es ihm oder ihr im Moment geht.

Ich habe meine Gefühle angesichts des Kriegs in der Ukraine in meinem Newsletter beschrieben und war überwältigt von den Reaktionen, der Anteilnahme und der Hilfsbereitschaft der Menschen. 

✅ Verbindung suchen

Wenn du nicht weißt, was du angesichts der schrecklichen Ereignisse sagen sollst, kannst du auch „nur“ Verbindung suchen.

Einen Dialog starten.
Menschen fragen, wie es ihnen mit der Situation geht.
Zuhören.

Manchmal ist es genug, da zu sein und Kommunikationsräume zu eröffnen – selbst wenn du „im wahren Leben“ Webdesigner*in oder Fotograf*in bist.

❌ Dampf ablassen

Emotionen, die du selbst noch nicht klar gekriegt hast, würde ich persönlich nicht mit deiner Community teilen.

Bereits kategorisierte Gefühle zeigen („Ich bin zutiefst geschockt/traurig/wütend.“) – ja.

Deine Community nutzen, um Dampf abzulassen („Dieses verf*ckte A*schloch soll in der Hölle schmoren!!!“) – nein.

Worte, die du im Newsletter geschrieben oder auf Social Media geteilt hast, kannst du nicht so schnell wieder zurücknehmen. 

#3 Solidarität zeigen

Nach dem ersten Schock und der Lethargie merken wir, dass wir dringend etwas tun müssen, weil wir sonst verrückt werden, wenn wir noch mehr von diesen schrecklichen Bildern sehen.

Nicht nur als Menschen, auch in unserer Funktion als Unternehmer*in können wir uns mit den betroffenen Menschen solidarisieren, unsere Anteilnahme zum Ausdruck bringen und Menschen helfen. 

✅ Kleine Gesten

Es muss nicht immer gleich der große Wurf sein. 

Ich habe, noch bevor ich in der Lage war, auch nur irgendetwas zu tun, ein gelbes und ein blaues Herzchen in meinen Footer eingebunden.

In einem der wenigen Newsletter, die ich noch abonniert habe, wurde eine Playlist mit heilsamen Songs geteilt.

Kleine Geste.
Große Wirkung (für mich persönlich).

Denke immer daran, dass eine (aus deiner Sicht) winzige Kleinigkeit einem anderen Menschen in schwierigen Zeiten eine große Hilfe sein kann.

Also:

Welche kleine Sache kannst du tun, um jemandem in dieser Zeit zu helfen?

✅ Geld spenden

In Krisenzeit wird vor allem Geld gebraucht. Und auch als Unternehmer*in kannst du natürlich einen Beitrag leisten und spenden.

✅ Größere Aktionen

Falls du bereits über ein größeres Netzwerk verfügst, kannst du auch deine Kolleg*innen zusammentrommeln und eine Spendenaktion organisieren.

Ich habe Anfang 2021 zum Beispiel ein „Online Festival“ zum Thema Pinterest veranstaltet. 

Wir haben eine Woche lang kostenlos unsere Expertise zur Verfügung gestellt und Spenden für die Coronakünstlerhilfe gesammelt.

Und auch jetzt nutzen viele Influencer*innen ihre Reichweite und stellen größere Aktionen auf die Beine.

✅ Reichweite Betroffenen zur Verfügung stellen

Eine tolle Idee von Biathlet Erik Lesser: 

Er stellt seinen Instagram-Account, auf dem er allein 30k russische Follower hat, ukrainischen Sportlern zur Verfügung, damit sie über den Krieg informieren.

❌ Blinder Aktionismus

Der Wunsch zu helfen, ist nur allzu verständlich. 

Doch lass dich nicht von blindem Aktionismus anstecken, der weder dir noch den von der Krise betroffenen Menschen weiterhilft.

  • Wenn du spendest, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Spende bei einer vertrauensvollen Organisation ankommt. Beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen gibt es eine tagesaktuelle Liste von Hilsorganisationen sowie grundsätzliche Tipps fürs Spenden in Katastrophen- und Krisenfällen.

  • Wenn du spendest, sollte die Spende zielgerichtet sein. Sachspenden sind zwar nett gemeint, aber für die meisten Organisation sind Geldspenden um einiges sinnvoller.

  • Wenn du deiner Community helfen willst, kannst du überlegen, ob du das wirklich willst oder nur aus „Gruppendruck“ machst.

    Nur weil viele deiner Kolleginnen in Krisenzeiten für ihre Community da sein wollen und spontan Workshops und Hilfsangebote auf die Beine stellen, heißt es nicht, dass es dein Weg sein muss.

❌ Über andere Hilfsangebote urteilen

Ich bin mir sicher: Wir alle tun gerade das, was in unserer Macht steht.

Politisches Engagement.
Persönliche Gespräche.
Liebe Nachrichten.
Ehrenamtliche Unterstützung.

Alles ist wichtig und richtig. 

Es gibt hier kein Besser oder Schlechter.
Kein Richtig oder Falsch.

Wir brauchen jedes blau-gelbe Herzchen, jede Demo, jedes Gespräch, jeden Anruf, jeden Blogartikel, jede Meditation, jede Spende, jede Aktion, jede Vermittlung, jeder Übersetzung, jedes Lächeln, jede Mail, jedes „Heute lasse ich mein Auto stehen und fahre mit dem Fahrrad – Puck Futin!!!!“ und jeden Musiker, der sich jetzt vor die russische Botschaft stellt und für den Frieden spielt.

Gerade die Fülle und die verschiedenen Arten der Hilfen ist das Wunderbare.

#4 Business as usual?

Und wie geht es nun ganz konkret mit deiner Selbstständigkeit weiter? 

✅ Kommunikation nach außen anpassen

In den meisten Fällen wird es das Beste sein, die Kommunikation nach außen anzupassen.

So wie große Fernsehsender auf die veränderte Weltlage reagieren und Sondersendungen bringen, kannst auch du als Selbstständige dein „Programm“ ändern und über die Krise sprechen.

Keine Angst übrigens, dass deine Expertise dadurch Schaden nimmt. Menschen brauchen in Krisenzeiten vor allem eins: andere Menschen. 

Ob du deine für die Veröffentlichung geplanten Blogartikel und Social-Media-Posts auf Eis legst, musst du selbst entscheiden.

You do you.

❌ Falsche Informationen teilen

Mit Reichweite kommt Verantwortung. 

Je mehr Reichweite wir haben, desto penibler sollten wir darauf achten, welche Informationen wir auf unseren Kanälen weiterverbreiten.

Vor allem Social Media lädt quasi dazu ein, vorschnell etwas zu teilen, das uns emotional berührt – nicht selten bewusst gestreute Falschinformationen.

Wie du Fakten auf ihre Echtheit überprüfst, erfährst du unter anderem hier.

✅ Geld verdienen während einer Katastrophe

Wenn du deine Arbeit plötzlich als banal empfindest … keine Panik. Egal, wie sehr du deinen Job liebst – das meiste auf dieser Welt wird klein und unbedeutend im Angesicht von Krieg, Leid und Pandemien. 

Ich würde zu diesem Zeitpunkt deshalb keine voreiligen Entscheidungen („Ich schmeiss alles hin, denn mein gesamtes Business ist total sinnlos.“) treffen, sondern die Reflexion und Transformation auf später verschieben, wenn ich mich an die neue Situation adaptiert habe. (Gleich mehr dazu.) 

Du darfst natürlich auch in Krisenzeiten Geld verdienen.

Denn es gibt einen großen Unterschied zwischen Geld verdienen während einer Katastrophe und Geld verdienen mit einer Katastrophe.

  • die Bäckerin, die weiterhin Brötchen backt 

  • die Busfahrerin, der weiterhin Menschen von A nach B bringt

  • der selbstständige Yogalehrer, der weiterhin Kurse anbietet 

  • die Marketingberaterin, die weiterhin andere Selbstständige berät 

Sie alle haben gemeinsam, dass sie weiterhin ihrem Beruf nachgehen und Geld verdienen.

Daran ist erst einmal nichts Verwerfliches. 

Denn egal, ob du nun angestellt, verbeamtet oder selbstständig bist – selbstverständlich brauchst du auch während einer Pandemie oder eines Krieges in Europa Geld zum Leben.

Doch im Gegensatz zu Angestellten bekommst du als Selbstständige kein festes Gehalt auf dein Konto, sondern musst selbst dafür sorgen, dass neue Aufträge reinkommen. 

Und das kann in Krisenzeiten, wenn es dir selbst nicht gut geht, eine große Herausforderung und hohe Belastung sein. 

Es kann sich merkwürdig anfühlen, Workshops zu halten und Logos zu designen, während es anderen Menschen so schlecht geht.

Verständlich.
Aber du darfst es.

Wirklich.

✅ Auf veränderten Bedarf reagieren

Es ist aus meiner Sicht auch nicht verwerflich, auf einen veränderten Bedarf zu reagieren.

Wenn du Meditationstrainerin bist und nun einen Beitrag leisten kannst, damit Menschen ihre Ängste und Sorgen verarbeiten und in diesen schweren Zeiten etwas Ruhe und Frieden finden, dann brauchen wir dich. 

❌ Geld verdienen mit einer Katastrophe 

Anders sieht es aus, wenn du Geld mit der Katastrophe zu verdienen planst.

So wie zu Beginn der Corona-Pandemie „clevere“ Unternehmer die damals beim medizinischen Personal so dringend benötigten FFP2-Masken aufkauften, um sie um ein Vielfaches weiterzuverkaufen.

So wie Politiker Maskendeals abschlossen.

Oder wenn jemand vulnerable Gruppen und von der Krise betroffene Menschen ausnutzt, um sich zu bereichern.

Ein ganz klares: Nope.

Mögen diese Menschen im Dunkeln auf einen spitzen Legostein treten.

#5 Heilen

Kommen wir zum letzten Punkt. Der Heilung.

Denn auch wenn wir es uns zu Beginn einer Krise nicht vorstellen können, aber wir Menschen haben die verrückte Eigenart, dass wir uns irgendwie an die äußeren Umstände anpassen

An Wirtschaftskrisen.
An Pandemien.
An Krieg.

Meist gehen wir gestärkt aus einer Krise hervor und bauen Resilienz auf – auch als Selbstständige.

✅  Zeit zum Trauern

Zunächst einmal brauchen wir aber Zeit zum Trauern.

Selbst wenn wir niemanden im Krieg verloren haben, haben wir etwas anderes verloren: eine bestimmte Art von Zukunft.

Eine Zukunft in Gesundheit.
Eine Zukunft in Frieden.
Eine Zukunft in Sicherheit.

Wir brauchen Zeit, die Zukunft zu betrauern, die wir nicht mehr haben werden, weil jetzt Krieg herrscht.

Diese Tage und Wochen der Trauer fühlen sich schwer an, keine Frage. Aber sie sind so unfassbar wichtig, um weiterzumachen.

✅  Reflexion

Wenn sich die Welt verändert, verändern wir uns auch.
Als Menschen, aber auch als Selbstständige.

Um gestärkt aus einer Krise hervorzugehen, kannst du innehalten und nachspüren, was die Geschehnisse mit dir und deinem Unternehmen gemacht haben. 

Frage dich:

  • Was ist es, das ich jetzt verstanden habe?

  • Was hat sich als wirklich wichtig herausgestellt?

  • Was habe ich über mich und andere Menschen gelernt?

  • Welche Privilegien haben sich in der Krise offenbart?

  • Haben sich meine Werte verändert?

  • Haben sich meine Ziele verändert?

Alle Antworten, die du auf deine Fragen findest, sind in Ordnung.

✅  Transformation

Wenn etwas gehen muss, können wir daran festhalten oder es gehen lassen.

Deine Nische.
Deine Produkte.
Deine Website.
Deine Wunschkund*innen.

Wir können alles loslassen, was durch die Erfahrungen aus der Krise nicht mehr passt – und Platz für Neues machen.

💡 Tipp zum Schluss: Notgroschen tut gut

Ich kann die Bedeutung eines Notgroschens für Selbstständige nicht genug betonen. 

Selbst wenn in Europa Krieg herrscht – Rücklagen in Höhe von 3–6 Monatsgehältern schaffen zumindest Frieden im Hirn.

Mir persönlich tut es gut, zu arbeiten und mich ein Stück weit abzulenken. 

Doch das Wissen, dass ich mir keinen Druck machen muss und einen Plan auch mal verschieben kann, hilft, nicht in Panik zu verfallen und geduldig mit mir zu sein.

Es ist in der Onlinewelt vielleicht ein ungewöhnlicher Rat, aber: 

Spar dir das Geld für den drölfzigsten Onlinekurs (ich bin mir sicher, dass du eh schon genug weißt) und leg das Geld lieber beiseite, damit du im Fall der Fälle Rücklagen hast.

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Mein Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg oder: Warum ich Facebook gelöscht habe, obwohl ich selbstständig bin

Ich habe mein Facebook-Konto gelöscht und Mark Zuckerberg einen (nicht so netten) Brief geschrieben, in dem ich mit ihm Schluss gemacht habe. Denn toxische Beziehungen soll man ja beenden.

Hallo Mark,

du kennst mich nicht und wirst vermutlich auch niemals wissen, wer ich bin. Aber das macht nichts. Ich wollte dir trotzdem gerne einen Brief schreiben und dir sagen: 

Ich mach Schluss mit dir.

So richtig. Und mit allem drum und dran. 

Vermutlich hast du es noch gar nicht gemerkt, aber ab sofort gehen wir getrennte Wege. 

Ab sofort habe ich nicht nur kein WhatsApp und kein Instagram mehr, sondern bin jetzt auch völlig Facebook-frei.

Ohne Facebook-Werbekonto, Facebook-Seite, Facebook-Gruppen oder Facebook-Messenger. Ja, ich hab noch nicht einmal mehr ein Facebook-Profil!

Wenn du mich in Facebook suchst, ist da nichts mehr. Nada. Niente.

Bestimmt findest du es völlig albern und unprofessionell, als Selbstständige Facebook zu löschen, oder?

Aber lass mich dir versichern, Mark: 

Ich habe es mir gut überlegt. Denn solch eine folgenschwere Entscheidung trifft man ja schließlich nicht einfach so beim Sonntagskaffee mit den Schwiegereltern.

Glaube mir, unsere Trennung war eine Entwicklung, die Jahre gedauert hat. Jahre!

Du und ich – wir haben uns langsam entliebt. Jeden Tag ein bisschen mehr. Und nun sind da unüberbrückbare Differenzen, die sich nicht mehr kitten lassen.

Aber ich erzähle lieber mal alles der Reihe nach …

Warum ich mich entschieden habe, meine Facebook-Unternehmensseite zu löschen

Ganz ehrlich, Mark: Seit du Anfang 2018 angekündigt hast, die Reichweite von Unternehmensseiten zu begrenzen, hast du mir eh nicht mehr großartig dabei geholfen, Kund*innen zu gewinnen.

Wenn ich an all die Zeit, das Geld und die Energie denke, die ich in FB-Posts, FB-Lives und Contentpläne gesteckt habe, um dennoch nur zwei Menschen zu erreichen, da möchte ich weinen, Mark. Hemmungslos weinen. 

Anfang 2020 war ich dann so von dir gefrustet, dass ich aufgehört habe, meine Unternehmensseite zu Marketingzwecken zu nutzen. 

Danach habe ich sie nicht mehr aktiv bespielt, aber nicht gelöscht. Denn ich habe sie noch gebraucht, um Werbeanzeigen auf Facebook zu schalten. 

Wie du es mir immer eingetrichtert hast, Mark. 

Warum ich mich letzten Endes doch entschieden habe, meine Facebook-Seite zu löschen?

Weil ich gemerkt habe, dass ich als Selbstständige keine Facebook-Unternehmensseite brauche, um neue Kund*innen zu finden.

Das erste Jahr ohne dich und dein organisches Facebook-Marketing war auf jeden Fall umsatztechnisch das beste in meiner Selbstständigkeit. 

Wie kann das sein, Mark? Irgendwie werde ich ja den Verdacht nicht los, dass du mich und alle anderen Selbstständigen da ein bisschen in die Irre geführt hast. Aber nun gut.

Vermutlich sind es ja eh nur Peanuts für dich und du würdest mir sagen, dass mit der richtigen Facebook-Strategie da noch viel mehr ginge. Apropos: Stimmt eigentlich das Gerücht, dass du dir alle Häuser in deiner Nachbarschaft gekauft hast, um mehr Privatsphäre zu haben? 

Aber ich drifte ja ab …

Was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass mich die stillgelegte, aber noch öffentliche Unternehmensseite immer noch Zeit, Energie und Headspace kostete:

  • Ich bekam regelmäßig Nachrichten, auf die ich natürlich reagieren musste.

  • Ich wurde hin und wieder von anderen Facebook-Accounts getaggt, was ich nicht ignorieren wollte.

Auch hier wirst du vermutlich nur müde lächeln, weil dir das Interagieren mit Fremden im Internet bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Aber weißt du was, Mark? 

Ich habe nicht nur diesen Vollzeitjob, sondern auch noch ein Leben. Kinder, Familie, einen Hund. 

Und im Gegensatz zu dir muss ich auch noch solch profane Dinge machen wie Einkaufen, Kochen oder die Kacke vom Hund aufheben. Hast du jemals versucht, Familie mit einem Vollzeitjob und Haushaltspflichten zu vereinbaren, Mark? Vermutlich nicht. 

Lass mich deshalb ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern: Bei uns Normalsterblichen ist jede Stunde des Tages wertvoll.

Da kann ich nicht ständig Storys machen und in Reels zu trendy Musik tanzen, nur damit du gute Laune hast und weiter an deinem Metaversum basteln kannst. 

Das jagt mir übrigens eine scheiß Angst ein, Mark, dein Metaversum.

Ich traue es mich ja fast gar nicht zu schreiben, aber: Hast du in Harvard nicht gelernt, was Dystopien sind? Es sind Gesellschaftsordnungen, die wir als Menschheit vermeiden sollten. VERMEIDEN!!!

Meme mit Phoebe und Joey aus Friends: Phoebe sagt ‚Metaverse is fiction‘, Joey versteht es falsch und antwortet ‚It’s a manual!!!

Das Metaversum ist keine Anleitung, Mark!

Aber ich drifte schon wieder ab.

Über dich gibt es eben so viel zu sagen, Mark.
So viel … nicht so Gutes.

Jedenfalls brauche ich deine Unternehmensseite nicht mehr.

Und da eine veraltete, lieblose Facebook-Seite unprofessioneller wirkt als gar keine, hab ich sie soeben gelöscht.

Einfach so.

Warum ich keine Facebook-Werbeanzeigen mehr schalte

Ich hab dir ja schon erzählt, dass ich seit 2020 kein organisches Facebook-Marketing mehr mache, aber immer noch Werbeanzeigen auf Facebook geschaltet habe.

So wie du es wolltest, Mark.

Seit 2018 hast du es vermehrt darauf angelegt, dass ich für deine Hilfe zahle. Deinem Unternehmen noch mehr Geld gebe und dich noch reicher mache, als du eh schon bist. 

Dieser Move war irgendwie … scheiße. Aber ich hab es immer brav gemacht, Mark. Jahrelang.

Auch wenn du irgendwann immer mehr Geld von mir wolltest, muss ich zugeben, dass Facebook-Ads bei mir immer noch einen guten ROI hatten.

Siehst du, wie ich hier perfekten Marketing-Slang spreche?

Das bedeutet, dass das Geld, das ich in deine Werbeanzeigen investierte, immer in Form von Newsletter- und Webinaranmeldungen und somit Kund*innen für meine Online-Programme zurückbekommen habe. 

Ich hab auf dich gehört, nach deinen Regeln gespielt und wurde belohnt! Aber nur für kurz …

Pardon my French, Mark, aber irgendwann fühlte ich mich von dir verarscht.

Denn nach dem iOS-Update Anfang 2021 konnte ich von heute auf morgen keine Werbeanzeigen mehr schalten. 

Ja, die technischen Updates hatte ich korrekt durchgeführt.
Ja, die Anzeigengruppen waren wie immer angelegt.
Ja, die Anzeigen wurden sogar von dir genehmigt.
Ja, die Kampagne stand auf „aktiv“, doch in der Praxis wurde kein Cent verbraucht – du hast die Anzeige einfach nicht ausgespielt.

Mir war, als hättest du mich geghostet, Mark!

Weißt du eigentlich, dass ich von deinen Werbeanzeigen abhängig war?

Dass ich daraufhin mehrere Wochen versucht habe zu verstehen, woran es liegt?
Dass ich unzählige Dinge verändert, getestet und Stunden, wenn nicht insgesamt Tage, meines Lebens geopfert habe?
Dass ich nicht wie geplant launchen konnte und einen finanziellen Ausfall hatte, der mein gesamtes Jahr durcheinander gebracht hat?
Dass ich Menschen, die sich mit FB-Ads auskennen, auch noch bezahlt habe, damit sie mir helfen?
Und obwohl sie mir versichert haben, dass alles korrekt ist – technisch, optisch, inhaltlich – dass du meine Werbeanzeige einfach nicht ausgespielt hast.

Aber weißt du, was die Krönung war, Mark?

Dass dein „Concierge“ mir nach nur einer Mail schrieb, dass er kein Marketing-Experte sei und das Support-Ticket nun schließe.

Nicer Name für den Support, Mark, das muss ich dir schon lassen, aber mich hat das völlig sprachlos hinterlassen. Sprachlos!

Geht man so mit Menschen um, die dir jedes Jahr mehrere Tausende Euro geben, dass ihre Beiträge gesehen werden?! 

All die grauen Haare, die ich nur wegen dir und dem Werbeanzeigenmanager bekommen hatte, habe ich mir alle einzeln herausgerissen!

Das hat sehr weh getan, Mark.

Jedenfalls sah ich das Werbeanzeigenkonto, das nicht mehr funktionieren wollte, irgendwann als Zeichen. Als ein Wink mit dem Zaunpfahl. Oder dem Zaun.

Und der Zaun sagte: Aaaaaalex, lass los den Scheiß! Hör auf mit den Ads und verlass den Mark.

Und weißt du was? Ich habe auf den Zaun gehört.

Mit dieser Entscheidung fühlte ich mich augenblicklich wie befreit. Das Gefühl, mich nie mehr mit deinem doofen Werbeanzeigenmanager beschäftigen zu müssen – es ist neben Pizza essen eins der besten Gefühle, die man sich vorstellen kann.

Und wie bekomme ich nun ohne FB-Ads neue Newsletteranmeldungen?

Ach, Mark! Du glaubst gar nicht, wie gern ich dir an dieser Stelle sagen würde, dass ich ohne deine FB-Ads genauso schnell neue Newsletter-Anmeldungen bekomme wie mit, aber nein, das wäre gelogen.

Nein, ohne FB-Ads geht das Wachstum der E-Mail-Liste langsamer. Aber weißt du was? 

Dann ist es halt so. Ich habe da meinen inneren Buddha gefunden und Frieden mit ihm geschlossen.

Ich weiß, du wirst es nicht verstehen. Wachstum ist für dich … einfach alles.

Du verheimlichst manchmal sogar wichtige Studien, nur damit du unbegrenzt wachsen und die Menschen erobern kannst, die du bisher nicht erobern durftest: kleine Kinder.

Jedenfalls habe ich mir etwas geschworen, Mark:

Ich will dich bei deinem Wachstum nicht mehr unterstützen.

Und was mein Wachstum angeht: Das mach ich jetzt lieber in meinem eigenen Tempo. Du wirst es vielleicht lächerlich langsam finden. Aber ich mag es so.

Weißt du, dass ich letztes Jahr angefangen habe, Klavier zu lernen? Wollte ich schon seit vielen Jahren machen, und seit ich mich nicht mehr mit deinem Werbeanzeigenmanager rumplagen muss, hab ich auch endlich die Zeit dafür.

Warum ich ohne Facebook-Gruppen auskommen will

Ich muss zugeben: Das fällt mir bei unserer Trennung am schwersten.

Seit fast fünf Jahren nutze ich deine FB-Gruppen nämlich zum Support für meine Kurse. Und das war immer verdammt praktisch, Mark.

Alle haben Facebook.
Alle nutzen es täglich.
Alle wissen, wie’s geht, und müssen nicht erst noch ein neues Tool lernen.

Hach, das war immer herrlich unkompliziert.

Dennoch habe ich mich dazu entschieden, bei meinen Online-Programmen in Zukunft auf Facebook-Gruppen zum Support zu verzichten. Denn deine Facebook-Gruppen sind vor allem eins: Zeitfresser.

Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich „nur mal schnell“ gucken wollte, was es Neues in der Support-Gruppe gibt, aber augenblicklich in diesen Sog aus aufploppenden Live-Videos, DMs und neuen Benachrichtigung kam. Und ruckzuck waren dreißig wertvolle Minuten wieder um. 

Aber ich vermute, das ist kein Zufall, Mark. Je länger wir auf deiner Plattform sind, desto mehr Werbeanzeigen kannst du verkaufen. Zeit ist bei dir ja Geld.

Sei ehrlich, Mark: Kann es sein, dass du die Posts in meinem Start Feed extremer machst, je seltener ich Facebook nutze? 

Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass du es bewusst darauf angelegt hast, mich zu einer Reaktion zu bewegen. Obwohl du genau wusstest, welche Meinungen mich aufregen, hast du sie mir gezeigt. Gott, ich hab in den letzten zwei Jahren so viele Accounts blockieren müssen, weil du mir immer wieder irgendwelche Schwurbler in die Timeline spültest!

Dieses Spiel ist so anstrengend, Mark. Und ich kann da nur verlieren. Das musste ich mir irgendwann eingestehen.

Deshalb habe ich entschieden, die Teilnehmerinnen meiner Online-Programme fernab von Facebook zu betreuen. Mit einem Dienst, den du zum Glück nicht aufgekauft hast. Also noch.

Wie lange das so bleibt, werden wir sehen. Aber deine Facebook-Gruppen kannst du auf jeden Fall behalten. 

Time to say goodbye

Du siehst, Mark, ich brauche dich beruflich nicht mehr.
Und privat – da tust du mir schon lange nicht mehr gut.

Ich trenne mich von dir, um meine mentale Gesundheit zu schützen.

Denn Facebook ist für mich in den letzten Jahren zu einem Ort des Hasses geworden. 

Wie du Beleidigungen, Hetze, Diskriminierung und falsche Informationen duldest und mit Reichweite belohnst – das ist für mich nur sehr schwer zu ertragen. Das will ich nicht länger mehr mit ansehen. 

Solange du Geld mit Menschenhandel verdienst und Studien verheimlichst, die darauf hindeuten, dass du jungen Menschen schadest, haben wir uns nichts mehr zu sagen.

Und weißt du was?

Menschen, mit denen ich zu tun haben will, sehe oder lese ich eh auf anderen Wegen: im realen Leben, in virtuellen Kaffee-Dates, in anderen Messenger-Diensten (die dir nicht gehören) oder per Mail. 

Du und ich – wir sind jedenfalls am Ende, Mark.

Deswegen habe ich heute endlich mein Facebook-Konto gelöscht.
Und ich bin kein bisschen traurig.

Mach’s gut, Mark. Ich mag nicht mehr.

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Social Media: Nachteile, Risiken, Gefahren

Über die Vorteile und Chancen von Social Media und Social-Media-Marketing reden viele. Doch wie ist es mit den Nachteilen, Risiken oder gar Gefahren? Darum soll es in diesem Blogartikel gehen.

Zu Beginn meiner Selbstständigkeit sah ich Social Media vor allem als Chance:

  • Mich lockten die kurzfristigen, schnellen Erfolge. Während ich bei meinem Blog Wochen auf neue Leser*innen warten musste, ließen die ersten Reaktionen auf meine Posts (Bots sei Dank!) nicht lange auf sich warten. Likes, Kommentare und Follower – auf Social Media eine Sache von Minuten oder gar Sekunden.

  • Mich faszinierte die Nähe zu potentiellen Kund*innen und die Möglichkeit, unkompliziert in Kontakt mit meiner Zielgruppe zu kommen. Einfach eine Story machen und eine Frage stellen und Boom: Ich bin um eine wichtige Erkenntnis reicher! 

  • Auch mit ehemaligen Kund*innen blieb ich natürlich via Social Media in Kontakt. Top-of-Mind-Bewusstsein? Mit Social Media die leichteste Übung!

Heute, Jahre später, weiß ich, dass die Chancen von Social Media nur eine Seite der Medaille sind und dass soziale Medien mit einer Menge Nachteilen, Risiken oder gar Gefahren verbunden sind.

Diese Nachteile, Risiken und Gefahren waren für mich so gravierend, dass ich vor einiger Zeit beschlossen habe, keine sozialen Medien mehr für mein Marketing zu nutzen.

Und in diesem Blogartikel möchte ich dich in meine Gedankengänge mitnehmen und die wichtigsten Punkte erläutern.

Aber sei gewarnt: Das wird eine laaaaange Liste.

Inhalt

1. Wir werden abhängig von Algorithmen

2. Die Social-Media-Community gehört uns nicht

3. Soziale Medien haben einen niedrigen ROI

4. Soziale Medien machen unproduktiv

5. Soziale Medien halten uns von den wirklich wichtigen Aufgaben ab

6. Soziale Medien kosten wertvolle Lebenszeit

7. Soziale Medien sind ein Kreativitätshemmer

8. Soziale Medien machen uns zu braven Regelbefolgern

9. Soziale Medien verhindern, dass wir in den Flow kommen

10. Social-Media-Marketing ist nicht nachhaltig

Fazit

#1 Wir werden abhängig von Algorithmen

Beginnen wir mit einer Tatsache, die manche Selbstständige so lange ignorieren, bis es zu spät: 

Social-Media-Plattformen gehören uns nicht.

Wir sind nur Gast und müssen nach den Regeln des Gastgebers spielen, egal, wie willkürlich und sinnlos diese Regeln sein mögen.

Das eindringlichste Beispiel sind für mich Algorithmen.

Denn ob Facebook, Instagram oder TikTok – inzwischen gibt es keine Social-Media-Plattform mehr, die Inhalte chronologisch ausspielt. Entscheidend ist vielmehr eins: Relevanz für die Nutzer*innen.

Was das konkret bedeutet? Ist eine Wissenschaft für sich.

Eine Frau blickt verwirrt, um sie herum schweben mathematische Formeln. Das Bild steht symbolisch für die Überforderung durch die komplexen, schwer durchschaubaren Algorithmen sozialer Medien.

Ich, wie ich früher immer versucht habe, Algorithmen auf Instagram zu entschlüsseln.

 

Zudem ändert sich die Funktionsweise von Algorithmen permanent. 

Anfang 2018 verkündete Facebook zum Beispiel, dass die Reichweite von FB-Seiten zugunsten privater Profile begrenzt wird. Damit war die Reichweite von FB-Seiten quasi über Nacht eingebrochen. Wer als Unternehmen auf seine Facebook-Seite setzte, um Menschen auf die Website zu bringen, musste seine Facebook-Strategie von heute auf morgen grundlegend ändern, um mithalten zu können.

Andere Beispiele für gravierende Änderungen finden wir auch in neuester Zeit: Die Foto-Sharing-App Instagram will plötzlich keine Foto-Sharing-App mehr sein, sondern setzt auf Videos. Pinterest führt ein natives Pin-Format ein und spielt statische Pins, die mit Webseiten verknüpft werden können, nicht mehr so zuverlässig aus wie früher und damit heißt es: zuverlässiger Pinterest-Traffic adé.

In den letzten Jahren habe ich verschiedene Strategien bei Selbstständigen und Einzelunternehmer*innen beobachtet, mit den Anforderungen von Algorithmen umzugehen. Die einen versuchen, den Algorithmus mit Bots, „Like Times“ oder „Engagement Pods“ zu überlisten. Die anderen verfallen in eine chronische Beschwerderitis, suchen sich das nächste „Shiny object“, zahlen für Reichweite, indem sie Ads schalten, oder resignieren.

Mann mit Tasse vor Laptop, gezwungenes Lächeln. Text: ‚Wenn der Insta-Post, für den ich zwei Stunden gebraucht habe, fünf Menschen erreicht.‘

Wenn der Insta-Post, für den ich zwei Stunden gebraucht habe, fünf Menschen erreicht.

 

Die meisten Selbstständigen nehmen den Algorithmus allerdings als gegeben hin und denken gar nicht weiter darüber nach, dass sie nun einen großen Teil ihrer Arbeitszeit damit verbringen müssen, immer up to date zu bleiben, sich kontinuierlich zur Plattform weiterzubilden, ihre Social-Media-Strategie dauernd anzupassen, niemals zur Ruhe zu kommen.

Ich war die längste Zeit meiner Selbstständigkeit in solch einem ermüdenden Social-Media-Hamsterrad gefangen. Und nachdem soziale Medien nun seit über einem Jahr keine Rolle mehr für mein Marketing spielen, kann ich dir sagen: Ich will nie wieder Hamster sein!

Was du tun kannst

Mein Vorschlag, um sich unabhängig von Algorithmen zu machen? Aussteigen aus dem Social-Media-Hamsterrad und eine maximal selbstbestimmte und entspannte Selbstständigkeit aufbauen!

Ich persönlich schwöre ja auf die Kombination von Blog und Newsletter. Doch es gibt natürlich noch jede Menge anderer Ideen für ein Marketing, das völlig ohne Social Media auskommt

#2 Die Community gehört uns nicht

Da verbringen wir Selbstständige Monate oder gar Jahre damit, brav zu interagieren, Kommentare und private Nachrichten zu beantworten, eine Community aufzubauen und dann das: 

Die Community, die wir so mühsam auf unseren Social-Media-Kanälen aufgebaut haben, gehört uns gar nicht.

Du kannst deine Instagram-Follower nicht exportieren und einfach zu TikTok mitnehmen, wenn dich Insta nervt. Du bist für den Rest deiner Tage an diese Plattform und ihre Regeln gebunden. Und wenn du mal keine Lust mehr auf einen bestimmten Kanal haben solltest, verlierst du auch deine Community.

Selbst, wenn dir der Algorithmus also wohlgesinnt ist, selbst wenn du meeeega erfolgreich mit einem Social-Media-Kanal bist:

Die Community gehört dir nicht und es kann jederzeit passieren, dass

  • dein Account geflaggt, gesperrt oder gehackt wird

  • die Plattform das Zeitliche segnet – auf dem digitalen Friedhof liegen bereits MySpace, StudiVZ, Google Plus, Vine oder Vero

  • eine Plattform aufgrund technischer Störungen für einen Tag oder länger komplett ausfällt (ziemlich blöd, wenn du gerade im Launch bist …)

Damit ist auch deine mühsam aufgebaute Community weg.

Was du tun kannst

Gefährlich ist die Abhängigkeit vor allem dann, wenn du als Selbstständige keine eigene Website hast und dich ausschließlich auf EINEN Social-Media-Kanal verlässt. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder Kund*innen, deren Pinterest- oder Instagram-Konto von heute auf morgen gesperrt wurden. Grundlos. 

Und auch mein FB-Werbekonto konnte im Frühjahr 2021 auf einmal keine Werbeanzeigen mehr schalten. Und weder der Kontakt zu Facebook noch Beratungen durch unabhängige FB-Ads-Expert*innen konnten das Problem lösen.

Hier möchte ich nochmal den Vorteil eines Newsletters gegenüber Social-Media betonen: 

Wenn mich mein Newsletter-Anbieter nervt, kann ich jederzeit meine Sachen packen, die Newsletter-Abonnent*innen exportieren und zum nächsten Anbieter wechseln. (Was ich in der Vergangenheit auch schon zweimal gemacht habe.) 

Mit einer Social-Media-Community geht das nicht.

#3 Soziale Medien haben einen niedrigen ROI

Was bringt dir Social Media wirklich?

Damit meine ich nicht etwa Impressions, Likes und Follower und andere Vanity Metrics – die sind maximal für Influencer*innen spannend. Sondern Zahlen, die für uns Einzelunternehmer*innen wirklich eine Rolle spielen: Website-Besucher*innen, Newsletteranmeldungen und Kund*innen.

Wenn die These, dass wir als Selbstständige unbedingt Social Media brauchen, stimmen würde – müssten wir es dann nicht an den wirklich wichtigen Zahlen sehen? 

Lass uns das mal Schritt für Schritt durchgehen

Traffic

Ein Blick in mein Analyse-Tool hat mir Anfang 2021 verraten, dass Instagram und Facebook in den letzten 12 Monaten zusammen gerade mal zwei Prozent meines Gesamttraffics ausmachten.

Kombiniert mit der Tatsache, dass ich rund 1–2 Stunden täglich (!) für Instagram verwendete, war das ein mehr als bescheidenes Ergebnis.

(Zum Vergleich: SEO sorgt bei mir aktuell für rund 40% des Traffics. Und meist brauche ich je nach Thema 10–20 Minuten pro Blogartikel dafür.)

Newsletter-Anmeldungen

Auch Newsletteranmeldungen bekam ich organisch schon lange nicht mehr durch Social Media. 

Solange das Businessmodell von Facebook und Co. nämlich darin besteht, ihr Geld mit Werbeanzeigen zu verdienen, ist es auch ihr oberstes Ziel, Nutzer*innen auf Plattformen zu halten, um ihnen möglichst viele Ads zu zeigen.

Deshalb setzen Plattformen auch auf Formate, die gar nicht erst anklickbar sind (Reels, Idea Pins), oder spielen Beiträge mit Links gar nicht mehr aus (einfache Posts auf Facebook, statische Pins auf Pinterest).

Ein Social-Media-Post mit einem Hinweis aufs Freebie hat deshalb kaum eine Chance, durch die Decke zu gehen. Es sei denn natürlich, wir zahlen dafür und schalten Werbeanzeigen.

Kund*innen

Und wie ist es mit Social Media und Kund*innen? Von allen Kennzahlen ist das aus meiner Sicht die Zahl, die am schwierigsten zu messen ist. Denn natürlich ist denkbar, dass mir jemand auf Instagram folgt, all meine Posts liest und erst dadurch überhaupt motiviert ist, auf einen Link im Newsletter zu klicken und eins meiner Programme zu kaufen. 

Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als ohne Social Media zu launchen und zu gucken, was passiert. 

Das Ergebnis:

Seit meinem Social-Media-Ausstieg habe ich viermal gelauncht, und auch mit kaum oder komplett ohne Social-Media-Marketing habe ich jedes Mal meine Ziele erreicht oder sogar deutlich übertroffen. Deshalb weiß ich, dass Social Media bei mir keine wesentliche Rolle bei der Akquise von neuen Kund*innen spielt.

Übrigens: Wirklich überraschend ist die Erkenntnis, dass Social Media ineffektiv ist, nicht.

Denn auf Social Media erwischen wir unsere potentiellen Kund*innen in ihren unkonzentriertesten Momenten – nämlich dann, wenn sie gerade Pause von ihrer „eigentlichen“ Arbeit machen, zwischen zwei Terminen, auf dem Klo, früh morgens, spät abends, wenn sie müde oder gelangweilt und einfach nur wahllos durch den Feed scrollen und jede Sekunde einen anderen Post sehen. (Oder wir erreichen sogar nur die virtuellen Assistentinnen, an die unsere Wunschkund*innen Social-Media-Marketing ausgelagert haben.)

Unterm Strich gilt für mich (und vielleicht auch für dich) also: 

Social-Media-Marketing hat einen niedrigen ROI (Return on Investment) und sorgt nicht (nennenswert) für Website-Besucher*innen, Newsletter-Anmeldungen oder Kund*innen.

Was du tun kannst

Bevor du nun in einem Anflug von Aktionismus all deine Social-Media-Profile löschst oder Social-Media-Expert*innen blind vertraust und meinen Ansatz pauschal für Blödsinn erklärst, empfehle ich dir, dir einfach selbst ein Bild von deiner individuellen Situation zu machen:

  • Überlege, welche Zahlen dir persönlich wichtig sind. (Websitebesucher*innen? Newsletteranmeldungen? Neue Kundschaft?)

  • Gucke in dein Website-Analysetool (wie Google Analytics) und überprüfe, welche Rolle deine Social-Media-Kanäle beim Erreichen deiner Ziele spielen.

  • Mach dir darüber hinaus auch klar, wie viel Zeit für die jeweiligen Social-Media-Kanäle täglich draufgeht und wie hoch der Return on Investment ist.

  • Frage Kund*innen, wie sie auf dich aufmerksam geworden sind.

Solltest du feststellen, dass du mit Social Media ständig neue Newsletteranmeldungen oder Kund*innen bekommst – good for you!

Solltest du allerdings merken, dass du zwar täglich 2–3 Stunden auf Insta abhängst, es dir aber absolut nichts bringt – kannst du überlegen, ob du die Zeit nicht sinnvoller nutzt 👉 zum Beispiel für einen eigenen Blog. Oder für einen Newsletter.

#4 Soziale Medien machen unproduktiv

Sorry für die vielleicht indiskrete Frage, aber: Hast du schon einmal bekifft gearbeitet?

Forscher der Uni London haben nämlich bereits vor 16 Jahren herausgefunden, dass ständige Unterbrechungen schädlicher für die Produktivität sind als Kiffen.

Untersucht wurden damals im Jahr 2005 zwar noch E-Mails. Inzwischen dürfte das aber natürlich auch für Social-Media-Pushbenachrichtigungen genauso gelten:

Wer seinen Posteingang geöffnet (oder analog die Pushbenachrichtigungen angeschaltet) lässt und permanent durch eingehende Mails (oder Benachrichtigungen) gestört wird, verliert rund zehn IQ-Punkte. (Zum Vergleich: Das Rauchen von Haschisch kostet „nur“ vier IQ-Punkte, eine schlaflose Nacht ebenfalls zehn IQ-Punkte.)

Diese Studie soll natürlich kein Freifahrtschein fürs Kiffen sein als vielmehr deutlich machen, dass „nur mal schnell“ die eingehenden Likes, Kommentare, DMs, Followerstand etc. zu checken keine trivialen Tätigkeiten sind, sondern der Aufmerksamkeit und Konzentration massiv schaden

Es geht aber nicht nur um die zehn Sekunden, die ich brauche, um zu sehen, warum mein Smartphone eigentlich bimmelt – mein Gehirn braucht auch Zeit, um Aufgabe A abzuschließen und sich auf Aufgabe B einzustellen. 8 Minuten, um genau zu sein. 

Das heißt dann aber auch:

Wer alle zehn Minuten sein Smartphone checkt, versucht die gesamte Arbeitszeit, das ursprüngliche Konzentrationslevel wieder zu erreichen, und kriegt nichts „Richtiges“ gebacken.

Übrigens: „Transition“ nennt Autor Brandon Burchard die Zeit zwischen zwei Aufgaben. Und er plädiert dafür, dass wir diese Phase nutzen, um eine kurze Pause einzulegen und eine Intention für die nächste Aufgabe zu setzen, um auch bei der nächsten Aufgabe fokussiert und kreativ arbeiten zu können. (Und eben nicht die Zeit mit Social Media zu verplempern.)

Pushbenachrichtigungen sind doof. Also weg damit? So einfach ist es leider nicht.

Denn wie eine Studie zeigt (und wie ich am eigenen Leib erfahren habe), führt das Abstellen der Pushbenachrichtigungen nicht automatisch zu erhöhter Produktivität, sondern erhöht im Gegenteil FOMO und sogar Ängste

Bei mir hat das Abstellen der Pushbenachrichtigungen dafür gesorgt, dass ich mein Smartphone öfter gecheckt habe als sonst und deshalb auch nicht wirklich produktiver war.

Egal, wie man es also dreht und wendet: 

Soziale Medien machen unaufmerksam, unfokussiert und unproduktiv. Entweder durch die permanenten Störungen oder durch FOMO + ausgeprägte Checkeritis.

Was du tun kannst

Ich habe jahrelang versucht, meine Social-Media-Nutzung zu reduzieren und habe, wie gesagt, eine Menge Strategien getestet. Lass dich gerne in diesem Artikel inspirieren, wisse aber:

Geholfen hat mir letzten Endes aber nur, mein Instagram-Profil und Facebook-Profil zu löschen.

#5 Soziale Medien halten uns von den wirklich wichtigen Aufgaben ab

Weißt du, was für mich immer gruseliger war als jeder Horrorfilm? Wenn der Redaktionsplan sagte, ich müsste mal wieder was auf Instagram posten, ich aber keine Ahnung hatte, was.

Vielleicht weißt du, was ich meine meine:

Shit, ich sollte mal wieder was auf Insta posten …
Ich habe aber nuuuull Ideen!
Hmmm, erstmal einmal was essen …
Vielleicht schreib ich über … Nee, doch nicht.
Kann ich das so posten oder hört sich das doof an?!
DAS HÖRT SICH DOOF AN!!!111!
Ich könnte mal wieder … meine Sockenschubladen ausmisten / einen dreistöckige Kürbistorte mit veganem Frischkäsefrosting backen / den Backofen reinigen.

Und was machte ich? Ich fotografierte meinen Schreibtisch und wünschte meinen Followern einen guten Start in ihren Arbeitstag. 

„Prokrastiposting“ nennt das Carina Herrmann von „Um 180 Grad“ sehr treffend.

Denn ganz ehrlich: Diese Art von Social-Media-Marketing ist Prokrastination, weil es uns von den wirklich wichtigen Dingen ablenkt und dafür sorgt, dass wir uns ums Verkaufen drücken.

Oder hast du schon einmal gedacht: 

Boah, so einen guten Morgen hat mir noch niemand gewünscht. Ich muss sie jetzt einfach für eine Beratung buchen.

Nein, die meisten Social-Media-Posts sind inzwischen zum Grundrauschen geworden, das wir gar nicht mehr richtig wahrnehmen. 

Und unser Arbeitstag? Dümpelt vor sich hin. 

Wir halten uns mit belanglosen Social-Media-Aufgaben busy und kriegen am Ende des Tages nichts wirklich Wichtiges gebacken.

Aber dafür wissen zumindest alle auf Insta, wie aufgeräumt unser Schreibtisch ist.😉

Die Frage aller Fragen:

Bringt mich diese Aufgabe meinem Ziel (z.B. Kund*innen zu gewinnen), wirklich weiter oder prokrastiniere ich gerade das Verkaufen, weil ich es mich noch nicht traue und es insgeheim gut finde, mich drum drücken zu können?

#6 Soziale Medien kosten wertvolle Lebenszeit

Laut Statista verbrachten im Januar 2021 Menschen in Deutschland fast 1,5 Stunden täglich mit Social Media

Durchschnittlich, wohlgemerkt.

Gerade für Selbstständige, die Social Media ja nicht nur privat, sondern auch beruflich nutzen, dürfte die Nutzungsdauer um einiges höher liegen.

Ich war seit Beginn meiner Selbstständigkeit um einen bewussten Umgang mit Social Media bemüht. Und dennoch sagte mir Instagram immer wieder, dass ich die App rund 1–2 Stunden am Tag nutzte. Dazu kamen noch Facebook, TikTok und Pinterest … Die Dunkelziffer war also hoch.

Mein typischer Arbeitstag begann jahrelang mit Social Media. Ich öffnete wahllos eine App und ließ mich erst einmal berieseln, während ich meinen Kaffee schlürfte.

Bei TikTok war meine „For You“-Page wie die Pralinenschachtel bei Forrest Gump: Ich wusste nie, was ich bekam.

Hunde, die zu Aerobic-Videos aus den 80ern tanzen.
Katzen, die ihren Besitzern das Gesicht zerkratzen.
Ein Mann, der als Voldemort verkleidet in den Supermarkt geht und fragt, ob ein bestimmtes Produkt vegan ist.
 

Ich lachte ein bisschen, schenkte mir Kaffee nach, wechselte zu Instagram und schwupps war die erste Stunde des Arbeitstages auch schon rum. Richtig geschafft hatte ich aber noch nichts.

Auf, auf, motivierte ich mich. Jetzt textest du aber endlich die Verkaufsseite, die du eigentlich schon vor Eeeewigkeiten fertigstellen wolltest.

Also schrieb ich ein bisschen. 

Und mit „schrieb“ meine ich, dass ich zehn Wörter aneinander reihte, dazwischen Insta checkte, neun Wörter wieder löschte, dann ein paar Minuten auf ein (fast) weißes Blatt starte, zur Sicherheit noch einmal Insta checkte, bevor mich das Planungstool auf meinem Smartphone daran erinnerte, dass es auch schon wieder Zeit war, einen neuen Instapost zu veröffentlichen.

Also unterbrach ich meine Arbeit, um „nur mal schnell“ was zu posten – und blieb natürlich hängen.

Ich scrollte wahllos durch den Feed, der einfach kein Ende nahm. 

Ein neuer Tipp, um schneller Videos zu erstellen.
Ein einfaches Rezept mit Kürbis.
Eine Kollegin im Urlaub am Strand.
Ui, ein Like …

Und schwupps war auch die nächste Stunde rum.

Kürzen wir das Thema ab: 

Wer – so wie ich früher – zwei Stunden täglich auf Social Media abhängt, verbringt insgesamt 728 Stunden im Jahr in den sozialen Netzwerken. Das sind umgerechnet 30 Tage. Oder vier Wochen im Jahr … nur für Social Media!😱

Was du tun kannst

Gerade wenn du dich chronisch über zu „wenig Zeit“ beschwerst und aufregende berufliche Projekte (wie ein Buch schreiben oder einen Onlinekurs erstellen) immer wieder auf später verschiebst, lohnt es sich genau zu gucken, wie viel Zeit du eigentlich mit Social Media vertrödelst. 

Du musst deine Profile nicht gleich löschen, sondern kannst zum Beispiel auch ein Social-Media-Sabbatical einlegen und „Getting shit done“ für eine Zeit zu deinem Motto machen. 

Manchen Menschen hilft das Motto Create, Connect, Consume

Also: Produziere zuerst etwas, verbinde dich dann mit Menschen, bevor du dich vom Feed berieseln lässt. Doch das setzt natürlich Willensstärke oder zumindest gesunde Gewohnheiten voraus.

#7 Soziale Medien sind Kreativitätshemmer

Mein größter Wunsch ist es, ein Buch zu schreiben.

Das weiß Facebook natürlich. Also zeigt es mir Werbeanzeigen von Menschen, die mir erklären wollen, wie ich ein Buch zu schreiben habe. Welche Fehler ich unbedingt vermeiden muss. Warum mein Buch niemals Erfolg haben wird.

Das Übliche also.

Ich soll diesen Blogartikel lesen.
Und mir jenes Video angucken.
Und mich zum folgenden Webinar anmelden.

Mein größter Wunsch ist es immer noch, ein Buch zu schreiben. Aber jetzt bin ich demotiviert. 

Laut der Frau im Video (die ich noch nie in meinem Leben vorher gesehen habe und die mir noch nicht einmal besonders sympathisch ist) gehe ich es nämlich völlig falsch an.

Der Titel, den ich mir für mein Buch ausgesucht habe, ist nicht gut genug.
Das Cover nicht professionell genug.
Der Klappentext nicht pointiert genug.

Und vermutlich hat sie sogar Recht. Schließlich schreibe ich zum ersten Mal ein Buch.

Doch: Diese Informationen hätte ich mir in einigen Wochen auch selbst zusammengesucht, nämlich dann, wenn ich sie gebraucht hätte. Dann, wenn ich gedacht hätte: „Klappentext – wie schreib ich den denn jetzt am besten?“ Oder: „Cover – mach ich es selbst oder soll da nicht lieber gleich ein Profi ran?“

Jetzt bin ich aber in einem Stadium, in dem ich unsicher bin. Und wankelmütig. 

Ein leichtes Spiel für Kritik und Menschen, die es besser wissen.

In dem Stadium, in dem ich mich befinde, hätte ich Empathie gebraucht. Cheerleader. Jemanden, die sagt: Hey, ich glaub an dich! Oder: Auch wenn du jetzt noch nicht weißt, wie du das Cover des Buches gestaltest – mach weiter! Du kümmerst dich darum, wenn es soweit ist.

Doch das weiß der Algorithmus natürlich nicht. 

Beziehungsweise: Der Algorithmus ist nicht empathisch. Ihm ist es völlig egal, was ich brauche und wie ich mich fühle.

Es stört ihn nicht, dass die Inhalte, die ich gezeigt bekomme, mich demotivieren. Dass ich den restlichen Tag lustlos am Schreibtisch sitzen und kein Wort mehr zu Papier bekommen werde. Dass ich denken werde: Es wird doch eh nichts mit dem Buch. Du kannst es auch gleich lassen.

Ich finde:

Algorithmen sind Kreativitätshemmer und Träumezerstörer.

Sie wurden erschaffen, um die Verweildauer von Nutzer*innen auf dem sozialen Netzwerk zu maximieren, und nicht, um uns bei unseren Zielen zu unterstützen und zu motivieren.

Einige Fragen zur Reflexion

Inspirieren dich die Menschen, denen du folgst, oder fühlst du dich demotiviert und nicht gut genug, wenn du durch deinen Feed scrollst? Gerade wenn du ein Projekt hast, das dir wirklich am Herzen liegt und das du unbedingt umsetzen willst, ist es wichtig, sich mit Menschen zu umgegeben, die dir Mut machen und dich anfeuern. Hier findest du einige konkrete Ideen, falls dir die sozialen Medien gerade nicht gut tun.  

Mir haben diese Strategien allerdings nicht geholfen. Jahrelang hemmten soziale Medien meine Kreativität und nahmen mir jeglichen Spaß, Dinge einfach mal auszuprobieren – egal, wie sehr ich mich bemühte, meinen Social-Media-Konsum zu reduzieren.

Für mich ist es deshalb alles andere als ein Zufall, dass ich mein Vorhaben, ein Buch zu schreiben, erst dann abschließen konnte, nachdem ich mich nicht mehr täglich auf Social Media rumtrieb. 

Und welche kreative Projekte verschiebst du auf „später“, weil dich der Social-Media-Content, den du konsumierst, chronisch entmutigt?

#8 Soziale Medien machen uns zu braven Regelbefolgern

Apropos entmutigt:

Je mehr ich auf Social Media präsent war, desto weniger war ich bereit, etwas auszuprobieren.

Testen, experimentieren, vom Expert*innenrat abweichen – für die wenigsten Selbstständigen gehört das zum Alltag.

Kein Wunder, schließlich gibt es auf Social Media ja genügend Menschen, die sagen, wie es „richtig“ geht.

Wie meine Selbstständigkeit auszusehen hat.
Welche Kanäle ich unbedingt brauche.
Wie ich Kund*innen finde.
Wie ich launche. (Oder DASS ich überhaupt launchen muss.)

Für den Beginn einer Selbstständigkeit mögen Anleitungen, Tipps, Hacks, Ideen und Blueprints hilfreich sein, doch sie kommen mit der Gefahr, dass wir die Blueprints von einigen wenigen als Gesetz und unumstößliche Wahrheit begreifen. 

Dass wir Tipps blind vertrauen, obwohl sie nicht zu uns und unseren Werten passen.
Dass wir blind Anleitungen befolgen, obwohl wir es uns anders vorgestellt haben.
Dass wir auf Nummer sicher gehen, um ja nichts zu riskieren. 

Doch hier ist das Ding: 

Unternehmerisch denken bedeutet, rauszustechen, aufzufallen, Dinge anders zu machen, auch mal ein (kalkuliertes) Risiko eingehen. 

Es bedeutet, auch mal Fehler zu machen und in Kauf zu nehmen, dass ein Plan auch mal nicht funktioniert.

Es bedeutet, Menschen einen guten Grund zu geben, gerade mit dir zusammenzuarbeiten und nicht mit all den anderen Millionen anderen Menschen, die alle dieselben Regeln befolgen und alle dasselbe denken, posten, kommentieren und tun.

Soziale Medien hatten mir aber jegliche Experimentierfreude geraubt.

Es hat mich zu diesem Karussell-Post produzierenden Zombie gemacht, weil alle meinten, dass Saves die neuen Likes sind.

(Und hätte ich mein Instagram-Konto nicht gelöscht, wäre ich jetzt wohl zum Reels produzierenden, tanzenden Zombie geworden, weil inzwischen Videos der heilige Gral sind.)

Erst als ich einige Wochen nicht mehr auf Instagram war und ich keine Ahnung hatte, was Expert*innen aktuell rieten, begann ich, in mich hineinzuhören und festzustellen,

wer ich war,
was ich wollte,
was ich nicht wollte,
was mir Spaß machte,
was ich blöd fand und
auf welche spontanen Aktionen ich Lust hatte.
 

All das nahm ich nicht mehr wahr, als ich Social Media nutzte.

Mein Vorschlag

Embrace die Rebellin in dir! Mache etwas anders als alle anderen. Brich eine Regel, die du doof findest. Beuge dich nicht dem Druck, etwas unbedingt machen zu müssen, wenn du keine Lust dazu hast. Geh auch mal ein (kalkuliertes) Risiko ein und probier etwas aus.

#9 Soziale Medien verhindern, dass wir in den Flow kommen

Je länger ich Social Media nutzte, desto seltener hatte ich dieses Flow-Erlebnis. Dieses Gefühl, völlig in einer Aufgabe aufzugehen, in ihr zu verschmelzen. Raum und Zeit zu vergessen. 

Wer ständig unterbrochen wird oder den permanenten Drang verspürt, Follower, Likes oder Kommentare zu checken, ist nie wirklich mit ganzem Herz, Verstand und Fokus dabei, sondern unruhig, unkonzentriert und immer „auf dem Sprung“. 

Zudem waren die täglichen Pflichten des Social-Media-Marketings (Posten, Liken, Kommentieren) manchmal so banal und anspruchslos, dass es schier unmöglich war, mich dafür zu motivieren.

Dabei ist „im Flow sein“ auch für Selbstständige wichtig, und zwar aus mehreren Gründen:

  • Regelmäßiges Flow-Erleben ist ein guter Hinweis darauf, dass uns unsere Arbeit weder über- noch unterfordert, sondern genau das richtige Maß an Herausforderung mit sich bringt und zu unseren Fähigkeiten passt.

  • Regelmäßiges Flow-Erleben sorgt dafür, dass wir unsere Arbeit als erfüllend und sinnvoll empfinden. Für Mihály Csikszentmihalyi, den „Erfinder“ des Flows, ist Flow sogar „das Geheimnis des Glücks“.

  • Regelmäßiges Flow-Erleben sorgt dafür, dass wir konzentriert an einer Sache arbeiten und herausragende Ergebnisse erzielen (👉 Buchtipp: „Deep Work“ von Cal Newport).

Ein Arbeitsleben so völlig ohne Flow könnte deshalb ein Signal für Überforderung, Unterforderung oder für Stress sein. Es könnte bedeuten, dass uns unsere Arbeit – wenn wir ganz ehrlich zu uns sind – nicht (mehr) erfüllt, dass wir keine herausragenden Leistungen erzielen und … dringend etwas ändern sollten.

Einige Fragen zur Reflexion

Erfüllen dich die Social-Media-Aufgaben, die du tagein, tagaus erledigst? Wann hast du das letzte Mal die Zeit um dich herum vergessen? Das Posten, Liken, Interagieren, Reels drehen, Storys machen … macht dich das eigentlich glücklich? Oder könntest du dir vorstellen, deine Zeit mit spannenderen Tätigkeiten zu verbringen? Etwas, was zu deinen Stärken zählt und dir wirklich Freude macht. Etwas, wozu du intrinsisch motiviert bist?

#10 Soziale Medien sind nicht nachhaltig

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir ist Nachhaltigkeit in meinem Marketing wichtig.

In dem Sinne, dass ich meine wertvolle Zeit nicht mit Aufgaben verbringen möchte, von denen ich weiß, dass ich sie im Grunde umsonst mache. Und die typischen Social-Media-Aufgaben? Sind unnachhaltig as hell:

  • etwas zu posten, was nach 24 Stunden eh niemanden mehr interessiert

  • nach deinen wichtigsten Hashtags suchen und gezielt die Beiträge liken

  • in FB-Gruppen auf Gesuche antworten und sich auf offene Stellen bewerben

  • die Posts von anderen kommentieren, um potentielle Kund*innen auf dich aufmerksam machen

  • you name it

Gerade das Kommentieren mutiert gerne mal zu einer Wissenschaft, die uns den halben Arbeitstag gefangen hält:

„Ah, hier kann ich was kommentieren.“
„Hm, was schreib ich da bloß?“
„Kann ich das wirklich so sagen?“
„Ich mach's jetzt einfach.“
„Ach, shit, ich lösch den Kommentar lieber wieder.“
„HELP!“

Abgesehen davon, dass ich mir schönere Möglichkeiten vorstellen könnte, wie ich meine Zeit verbringe – das Grundproblem ist, dass wir diese Aufgaben jeden Tag aufs Neue erledigen müssen. 

Während ein Blogartikel, den du für Suchmaschinen optimierst, dir im Idealfall die nächsten Monate oder gar Jahre neue Besucher*innen auf deiner Website bringt, ist ein Post, den du heute mit einem wertvollen Kommentar versehen hast, morgen schon wieder Schnee von gestern. Außerdem gibt es 2–3 weitere Ausschreibungen in einer FB-Gruppe, auf die du dich unbedingt bewerben musst, und 20 weitere Posts, die unbedingt mit einem wertvollen Kommentar versehen werden wollen. 

Und übermorgen? Geht das Spiel wieder von vorne los.

Einladung an dich

Ich schlage vor, eine gnadenlos ehrliche Bestandsaufnahme zu machen: Wie nachhaltig ist dein Social-Media-Marketing wirklich? Wie viele Aufgaben machst du jeden Tag aufs Neue, ohne dass sie zu nennenswerten Ergebnissen führen? Was zahlt sich auch auf lange Sicht für dich aus – und was nicht?

Fazit: Es gibt viele Nachteile, Risiken, Gefahren von Social Media

Du siehst: Soziale Medien haben nicht nur Vorteile und Chancen, sondern kommen auch mit Risiken, Nachteilen und Gefahren. Zehn (von unendlich vielen) habe ich in diesem Blogartikel genannt: 

1. Wir werden abhängig von Algorithmen

2. Die Social-Media-Community gehört uns nicht

3. Soziale Medien haben einen niedrigen ROI

4. Soziale Medien machen unproduktiv

5. Soziale Medien halten uns von den wirklich wichtigen Aufgaben ab

6. Soziale Medien kosten wertvolle Lebenszeit

7. Soziale Medien sind ein Kreativitätshemmer

8. Soziale Medien machen uns zu braven Regelbefolgern

9. Soziale Medien verhindern, dass wir in den Flow kommen

10. Social-Media-Marketing ist nicht nachhaltig

Trotz aller Risiken, Nachteilen und Gefahren halten die meisten Selbstständigen und Einzelunternehmer*innen an Social Media fest. Sie denken: „Selbstständig ohne Social Media? Das funktioniert doch eh nicht!“ 

Und du?

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Wie du kostenlose Keywords für Google findest – Gastartikel von Nadja Luge

Wie du deine ersten Keywords kostenlos für Suchmaschinenoptimierung (SEO) findest, erfährst du in diesem Gastartikel von Nadja Luge.

Dies ist ein Gastartikel von Nadja Luge. Nadja ist Expertin für SEO und Pinterest. Sie zeigt dir, wie du mit deiner Website, SEO und Pinterest nachhaltig sichtbar wirst und neue Kund*innen gewinnst.


Suchmaschinen bringen nachhaltig und langfristig Traffic auf meine Websites und natürlich auch auf die meiner Kund*innen.

Doch wie geht das?

Damit du mit deinen Inhalten gefunden wirst, musst du Google helfen. Konkret: Dir muss es gelingen, eine Verbindung zwischen der Suchanfrage und deinen Antworten herzustellen. Und dafür brauchst du Keywords!

Wie du effizient deine ersten, kostenlosen Keywords passend zu deinem Thema findest, verrate ich dir in diesem Artikel.

Aber eines vorweg: Es ist kein Tool, welches dir wie von Zauberhand die für dich passenden Keywords ausspuckt .

Inhalt

Was sind Keywords und warum sind sie so wichtig?

So startest du mit deiner Keywordrecherche für Google

Warum eine detaillierte Nachrecherche direkt bei Google wichtig ist – und wie sie geht

Fazit

Was sind Keywords und warum sind sie so wichtig?

Keywords sind die Suchbegriffe, die Menschen in eine Suchmaschine wie Google (oder auch Ecosia) eingeben. Wenn du in die Google-Suchmaske beispielsweise „erste Keywords finden“ eingibst, dann ist genau dies deine Keyword-Phrase

Deine Keywords entscheiden darüber, für welche Begriffe und Themen deine Website gefunden wird.

Das Großartige daran ist, dass du dies selbst steuern kannst. Du bist den Suchmaschinen also nicht hilflos ausgeliefert, sondern hast es selbst in der Hand, für welche Themen du gefunden wirst. 

Mal ganz vereinfacht beschrieben funktioniert der Google-Mechanismus so:

Wenn du eine Suchanfrage in die Google-Maske eingibst, durchsucht die Suchmaschine alle bereits indexierten Websites. Dazu gehören auch Blogartikel.

Die Seite, die die hilfreichsten Inhalte für diese eine Suchanfrage liefert, rankt in der Ergebnisliste ganz oben. Du siehst also, dass es total wichtig ist, die für dich passenden Keywords und Themen zu finden und zu nutzen.

Zumindest wenn du das Ziel hast, mit deinen Inhalten und Angeboten über Suchmaschinen gefunden zu werden.

So startest du mit deiner Keywordrecherche für Google 

Bevor du Inhalte für deine Website, deinen Blog oder auch Podcast erstellst, solltest du überlegen, nach welchen Schlüsselbegriffen deine Wunschkund*innen überhaupt suchen. Das sind die Begriffe, die sehr wahrscheinlich auch für die Google-Suche sinnvoll sind. 

Denn du willst ja nicht irgendjemanden erreichen, sondern genau die Menschen, die zu dir und deinen Angeboten passen. 

Um herauszufinden, welche Themen überhaupt gesucht werden, gibt es zwei effiziente Wege:

#1 Brainstormen

Total wichtig ist, dass du bevor du an irgendwelche Keyword-Tools denkst, deinen gesunden Menschenverstand nutzt und brainstormst.

Mithilfe des Brainstormings sammelst du (gerne gemeinsam mit anderen) alle möglichen Ideen zu deinem Thema. Damit du nicht komplett an deinen Angeboten und Leistungen vorbeidenkst, stelle dir dabei bestimmte Fragen wie:

  • Was brauchen meine Wunschkund*innen bzw. Leser*innen am dringendsten?

  • Welche Probleme und Herausforderungen bzw. Wünsche und Ziele haben sie? Und wie kann ich ihnen dabei helfen? 

  • Welche Fragen stellen dir deine Kund*innen bzw. Leser*innen häufig?

  • Gibt es saisonale Themen oder bestimmte Trends, nach denen deine Wunschkund*innen suchen könnten?

Damit du Begriffe findest, die deine Wunschkund*innen auch wirklich verwenden, versuche, deine Themen aus der Sicht einer fachfremden Person zu betrachten.

Dazu habe ich ein konkretes Beispiel für dich:

Du bietest beispielsweise Projektmanagement für Selbstständige an. Das ist zumindest dein Expert*innenbegriff.

Doch sucht jemand, der keine Ahnung hat, wie er ein neues, herausforderndes Projekt angehen möchte, nach dem Begriff „Projektmanagement“? Oder gar nach bestimmten Methoden? Ein Anfänger vermutlich nicht!

Ich würde eher nach Dingen suchen, wie „Projekt erfolgreich starten“, „Projekt realisieren“, „Neue Idee umsetzen“, „Projekt sinnvoll strukturieren“ oder Ähnliches.

Bei dir können dies ganz andere Begriffe sein. Du merkst sicherlich schon, dass die Suchbegriffe sehr individuell sind. Doch die Fachbegriffe nutzen die wenigsten Menschen. Zumindest diejenigen nicht, die noch themenfremd sind, erste Inspirationen suchen und ganz am Anfang ihrer Recherche stehen. 

#2 Kund*innen befragen

Um herauszufinden, welche Begriffe denn deine Wunschkund*innen oft nutzen, ist es eine gute Idee, sie einfach zu fragen.

Denn so musst du dir nicht weiter den Kopf zerbrechen, was sie denn suchen könnten.😉

Das erleichtert dir das Brainstormen und das Finden von relevanten Keywords enorm.

All die Begriffe, die du nun gefunden hast, notierst du dir am besten in einer Liste.

Ich mache dies in diesem Stadium gerne erstmal auf Papier oder in einer Mindmap. Gerne kannst du die Begriffe auch in Excel- oder Google-Sheets runterschreiben.

Wenn du die Keywords bereits jetzt in einem Programm auflistest, hast du eine tolle Basis für eine tiefere Keywordrecherche. Denn für Google brauchst du zu einem späteren Zeitpunkt auf jeden Fall eine gründliche Analyse der Keywords

Warum eine detaillierte Nachrecherche direkt bei Google wichtig ist – und wie sie geht

Du hast nun ganz viele mögliche Keywords. Nun musst du noch prüfen, ob nach diesen Begriffen auf Google überhaupt gesucht wird. Denn so findest du heraus, was deine Wunschkund*innen auf der Plattform überhaupt eingeben.

Dafür solltest du nun eine Excel-Liste oder Google-Tabelle nutzen (da du einfacher filtern kannst). 

Am einfachsten ist es, wenn du deine gefundenen Suchbegriffe erstmal direkt bei Google eingibst. Denn genau das tun ja auch deine potenziellen Kund*innen.

Folgende Möglichkeiten hast du dabei:

#1 Google Autocomplete in Suchleiste

Hier gibst du einen Begriff in Googles Suchleiste ein und siehst dir die automatischen Ergänzungen und Vorschläge im Dropdown an.

Google Autocomplete-Screenshot zur Suchanfrage „weniger Stress“ – automatische Vorschläge rund um Stressbewältigung und Stress reduzieren.

Wenn du eine Keywordphrase in die Suchleiste eintippst, schlägt Google weitere Keyword-Kombinationen vor.

2) Google Suggest in der Ergebnisleiste:

Nicht nur im Dropdown bei der Suchleiste macht dir Google sehr gute Vorschläge. Auch nachdem du den Suchbutton gedrückt hast, schlägt dir Google weitere, relevante Suchbegriffe vor.

Es gibt auch unzählige Tools, wie den Keyword Shitter, Answer the public usw., die dir eine wahre Fülle an Keyword-Vorschlägen liefern.

Mich überfordern die vielen, vielen Vorschläge inzwischen manchmal.

Und ganz ehrlich: Viel hilft beim Thema Keywords leider nicht viel. Denn entscheidend ist, dass du die für dich und dein Thema richtigen Keywords findest.

Nichtsdestotrotz:

Gerade bei Google ist es total wichtig – bevor du mit dem Erstellen deiner Inhalte beginnst – dass du dir das Suchvolumen und die Konkurrenz für die gefundenen Keywords ganz genau anschaust.

In diesem Stadium kommst du meiner Meinung nach um ein kostenpflichtiges Tool nicht herum. Doch dazu mehr in meinem Artikel SEO-Keywords finden.

Erste Keywords für dein Thema finden - Fazit 

Mit dem Finden deiner für dich passenden Start-Keywords hast du den ersten Schritt getan, um online nachhaltig und langfristig gefunden zu werden.

Denn du weißt nun, welche Themen deine Wunschkund*innen wirklich interessieren. Und das ist eine geniale Basis für die Erstellung von Website-Texten und Blogartikeln, die deine Wunschkund*innen auch erreichen. 

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Berufliche Neuorientierung als Selbstständige: Was ich im Prozess gelernt habe 💡

Wie gelingt berufliche Neuorientierung als Selbstständige? In diesem Blogartikel teile ich mit dir, was ich im Prozess der beruflichen Neuausrichtung gelernt habe. Von „Ausmisten, was keine Freude mehr macht“ bis zu „Unsicherheit“.

Hast du es schon entdeckt? 

In den letzten Tagen merkt man endlich auch meiner Website an, dass sich meine Ausrichtung von „Pinterest“ zu „Selbstständig ohne Social Media“ verändert hat.

Die Pinterest-Anleitung musste dem Minikurs „Social-Media-frei“ weichen. (Update: Inzwischen heißt der Kurs 100 Days of Marketing ohne Social Media.)

Auf meiner Angebotsseite findest du jetzt brandneue Möglichkeiten, mit mir zusammenzuarbeiten.

Und auf meiner Über-mich-Seite erfährst du jetzt, warum ich mich nach Jahren als Pinterest-Beraterin nun auf das Thema „Selbstständig ohne Social Media“ spezialisiert habe.  

Die Neuorientierung kam aber nicht nur mit einem neuen Auftritt nach außen, sondern natürlich auch mit vielen spannenden Prozessen im Inneren.

Und von den neun wichtigsten Lektionen, die ich bei meiner beruflichen Neuorientierung gelernt habe, will ich dir in diesem Blogartikel erzählen.😊

Inhalt

1. Alles ist im Wandel

2. Embrace the Unsicherheit

3. Marie Kondo ist eine weise Frau

4. Prokrastination ist eine Einladung zur Reflexion

5. Schnell testen ist sinnvoller als lange grübeln

6. Wenn ich loslasse, habe ich beide Hände frei

7. Eine Domain auf den eigenen Namen ist Gold wert

8. Eine Personal Brand ist flexibel

9. Stärken sind wichtiger als Hypes

#1 Alles ist im Wandel – und das ist auch gut so!

Das einzige, was seit Beginn meiner Selbstständigkeit im Jahre 2016 konstant ist? Der Wandel!

Es mag Menschen geben, die einmal ihre Leidenschaft finden und dann für immer glücklich und zufrieden sind. Für mich und meine Selbstständigkeit gilt das nicht.

Meine Interessen verändern sich.
Meine Ziele verändern sich.
Mit wem ich zusammenarbeiten will, verändert sich.

Deshalb verändern sich meine Angebote, Produkte und Online-Programme eben auch.

Alles fließt und ist im Wandel. Und weißt du was? Ich habe für mich beschlossen, dass das absolut okay so ist.

Einladung an dich

Wie ist dein Verhältnis zur Veränderung? Hältst du an alten Ideen, Mustern, Produkten fest, auch wenn du ihnen bereits entwachsen bist? Oder bist du offen für Neues?

#2 Embrace the Unsicherheit!

Klar könnte ich auf Sicherheit spielen und den Pinterest-Kurs, den ich bereits neun Mal gelauncht habe, ein zehntes Mal launchen. 

Aber wenn Sicherheit bedeutet, dass mein Arbeitsalltag mir keine Freude mehr macht, dann will ich sie nicht. 

Und so folge ich lieber der Freude, suche aktiv die Veränderung und verfolge neue Ideen, anstatt mich an Themen und Produkte zu klammern, die mich nicht mehr erfüllen. 

Denn ich weiß: Wenn nichts sicher ist, ist alles möglich.

#3 Marie Kondo ist eine weise Frau

Apropos Freude: „Folge der Freude“ ist mein liebstes Motto und „Macht mir das Freude?“ eine der wichtigsten Fragen für Unternehmer*innen.

So wie ich keine Lust (mehr) habe, mich mit Dingen zu umgeben, die mir keine Freude machen, so will ich mich auch nicht (mehr) tagein, tagaus zu Aufgaben zwingen, die mich nicht erfüllen. Die mir die Laune vermiesen und den Alltag erschweren. 

Deshalb gestaltete ich die berufliche Neuorientierung Marie-Kondo-Style: Nur noch die Freude sprühenden Elemente habe ich behalten. Und mich beim Rest bedankt und mich verabschiedet.

Einladung an dich 

Gibst du dir die Erlaubnis, als Unternehmer*in der Freude zu folgen? Oder zwingst du dich im Alltag noch viel zu oft zu Aufgaben, die dich nicht erfüllen?

#4 Prokrastination ist eine Einladung zur Reflexion

Wer prokrastiniert, braucht nicht zwingend Produktivitätstipps und besseres Zeitmanagement. Denn Prokrastination hat in den meisten Fällen einen guten Grund. 

Und als ich im Frühjahr 2021 merkte, dass ich mich immer weniger für meine Pinterest-Aufgaben motivieren konnte, wusste ich, dass ich zwei Möglichkeiten hatte.

Ich konnte pushen und mich die nächsten Monate oder gar Jahre zu Aufgaben zwingen, die ich nur halbherzig erledigen würde. Oder ich konnte neugierig sein und mich fragen:

  • Warum fallen mir diese Aufgaben gerade schwer?

  • Erfüllt mich meine Arbeit noch?

  • Bin ich überhaupt noch im Einklang mit meinen Werten?

  • Haben sich meine Ziele geändert?

Ich entschied mich für die Reflexion, ging ein paar Wochen in mich und merkte, dass ich den Pinterest-Weg zu Ende gegangen bin und mich neue, noch unbetretene Pfade viel mehr reizten.

Einladung an dich 

Hast du auch Aufgaben, die du immer wieder auf später verschiebst? Du kannst jederzeit in dich hineinspüren, was dahinterstecken könnte. 

#5 Schnell testen ist sinnvoller als lange grübeln

Als ich im Frühjahr 2021 das erste Mal einen Blogartikel zu dem Thema „Erfolgreich selbstständig ohne Social Media“ veröffentlichte, ahnte ich nicht, dass ich damit eine kleine Lawine lostreten würde.

Nicht nur, dass ich noch nie so viele Nachrichten zu einem Blogartikel bekommen hatte – ich merkte auch, dass auch mich das Thema einfach nicht mehr losließ.

Je mehr ich mich mit einer Social-Media-freien Selbstständigkeit beschäftigte, desto mehr schwand mein Interesse für mein ursprüngliches Thema Pinterest.

Aber ich wusste auch, dass es nicht ausreichte, theoretisch über eine Neuausrichtung zu philosophieren, ich musste auch praktische Erkenntnisse sammeln.

Also verzichtete ich darauf, die nächsten Monate das Hin und Her abzuwägen oder lange Pro- und Contra-Listen zu führen, sondern entschied mich, meine Idee schnell und unkompliziert zu testen.

Ich erstellte nicht gleich einen neuen umfangreichen Businessplan.
Ich überlegte mir nicht eine neue Zielgruppe.
Ich änderte auch nichts an meiner Website oder erstellte schon mal einen umfangreichen neuen Onlinekurs.

Das hätte alles viiiieeel zu lange gedauert.

Stattdessen veranstaltete ich mit einer Kollegin, die ebenfalls keine sozialen Medien mehr für ihr Marketing nutzte, ein gemeinsames Webinar, um in den direkten Austausch mit den Menschen zu gehen.

Nach dem Webinar und den zahlreichen Reaktionen, Kommentaren und E-Mails wusste ich:

  • Dieses Thema macht mir selbst Freude. 

  • Ich habe eine Menge dazu zu sagen.

  • Dieses Thema finden auch andere Menschen spannend. (Juhu!)

  • Ein kostenpflichtiges Produkt zu diesem Thema wäre eine gute Idee. (Es gab einige „Beschwerden“, warum wir denn nach dem Webinar kein Online-Programm angeboten hätten.)  

Einladung an dich

Du hast eine neue Produktidee, willst einen neuen Schwerpunkt oder dich völlig neu beruflich orientieren? Überlege, was der einfachste, schnellste Schritt ist, um deine Idee unkompliziert zu testen, statt für die nächsten Wochen und Monate zu grübeln, ob du es wirklich wagen solltest.

#6 Wenn ich loslasse, habe ich beide Hände frei

Eine berufliche Neuorientierung ist eine Übung im Loslassen: Themen. Inhalte. Angebote. Produkte. Kurse. Kund*innen.

Was nicht mehr passt, darf gehen. 

Also: Klammergriff lösen – einen Finger nach dem anderen – und loslassen, was nicht mehr passt.

Und danach habe ich beide Hände frei für die neuen aufregenden Dinge.

Wie neue Onlinekurse zu Social-Media-freiem Marketing.
Ein Buch und noch tausend andere Pläne, von denen ich es kaum erwarten kann, sie nach und nach, umzusetzen.

Ständiger Begleiter beim Klammergriff lösen und Loslassen ist übrigens eins: Vertrauen. 

Einladung an dich

Was kannst du loslassen, damit du wieder Zeit und Raum für neue, aufregende Ideen hast? Mach deine Hände frei und stärke deinen Vertrauensmuskel.

#7 Eine Domain auf den eigenen Namen ist Gold wert

Nie war ich glücklicher darüber, dass meine Website einfach nur auf meinen Namen Alexandra Polunin läuft, als bei der Neuorientierung. 

Nicht auszudenken, wenn meine Website eine fancy Bezeichnung hätte, die eng an ein bestimmtes Thema (Pinterest) oder die Art der Unterstützung (virtuelle Assistenz, Beratung, Onlinekurse) geknüpft wäre.

Ob ich dann die Neuausrichtung so schnell angegangen wäre? Oder hätte mich das Wissen, dass ich meine gesamte Website neu machen müsste, mich davon abgehalten? Mich zögern lassen?

Mit einem Klarnamen als Domain ist es aber so: 

Egal, was ich in Zukunft machen werde – ob Lamas im Hochlandgebirge züchten, Seife herstellen oder Bücher schreiben – der Wandel ist schon mitgedacht und mir stehen alle Möglichkeiten offen. 

Einladung an dich

Stehst du gerade zu Beginn deiner Selbstständigkeit und überlegst, welche Domain du dir sicherst? Halte es einfach und nimm einfach deinen Klarnamen. Dein Future-Me wird es dir danken.

#8 Eine Personal Brand ist flexibel

Bei einer Personenmarke steht nicht mein Unternehmen oder meine Produkte im Vordergrund, sondern ich als Mensch. Das hat Vor- und Nachteile. Doch bei der Neuorientierung empfand ich die Personal Brand als maximal flexibel: 

Denn auch wenn sich meine Produkte und Angebote änderten – meine Werte, meine Stärken, meine (Schreib-)Stimme und mein Netzwerk blieben erhalten.

Eine berufliche Neuorientierung mag herausfordernd sein, doch als Personal Brand ist sie keine Raketenwissenschaft. 

Einladung an dich

Trau dich, dich von Anfang an als Mensch hinter deinem Business zu zeigen. Mit deinen individuellen Ansichten, Werten und deiner Stimme. Was könntest du heute konkret tun, um ein bisschen persönlicher zu werden?

#9 Stärken sind wichtiger als Hypes

Mein Blog ist seit Jahren einer meiner treuesten Mitarbeiter und hat schon einige Neu- und Umorientierungen begleitet:

Als ich 2016 noch wild vor mich her getextet und lektoriert habe und nicht wirklich wusste, worauf ich mich in meiner Selbstständigkeit spezialisieren wollte.

Als ich dann 2017 den Fokus auf Pinterest legte und nur noch Pinterest-Produkte und -Dienstleistungen verkaufte.

Und als ich schließlich 2021 dann meine Begeisterung zu einem Social-Media-freien Marketing entdeckte.

Egal, welche Themen kamen und gingen – mein Blog ist geblieben, weil er perfekt zu meiner Stärke, dem Schreiben, passt.

Auch als Blogs als „old school“ bezeichnet wurden.
Auch als Microblogging-Plattformen wie Instagram an Fahrt aufnahmen und Blogs scheinbar überflüssig machten

Notiz an mich (und dich, wenn du magst)

Social-Media-Trends und -Hypes kommen und gehen. Meine Stärken bleiben. Also: Einfach mal dazu stehen, was ich gut kann. Und Hypes Hypes sein lassen.

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

„Hilfe, ich brauche eine Social-Media-Pause!“😱

Du brauchst eine Pause von sozialen Medien? In diesem Blogartikel stelle ich dir 21 Möglichkeiten für Social-Media-Pausen vor, wenn dich die sozialen Medien mal wieder überfordern. Von App deinstallieren über Digital Detox bis hin zu „Zeiten ohne Social Media definieren“ sind viele Ideen dabei.

Bevor ich am 21. September 2021 meinen Instagram-Account unwiderruflich löschte, probierte ich eine Meeenge aus, um mit den Anforderungen und Auswirkungen von Social Media umzugehen.

Davon möchte ich dir in diesem Blogartikel erzählen.

Wenn auch du

  • genug von Social Media hast

  • deinen Social-Media-Konsum deutlich reduzieren willst

  • dringend eine Pause von Social Media brauchst (nur in welcher Form?)

  • oder Social Media endgültig bye bye sagen willst 

kommen hier 21 Ideen.

Inhalt

1. Pushbenachrichtigungen deaktivieren

2. Smartphone lautlos stellen

3. Problematischen Accounts entfolgen

4. Accounts muten

5. Accounts blockieren

6. Allen Accounts entfolgen

7. Account stilllegen

8. App(s) deinstallieren

9. Social Media nur noch über den Desktop nutzen

10. Handyfreie Zeiten definieren

11. Handyfreie Räume definieren

12. Social-Media-Marketing outsourcen

13. Social-Media-freies Wochenende

14. Social-Media-freier Urlaub

15. Social-Media-Detox

16. Social-Media-Sabbatical

17. Ein Berufshandy

18. Nur noch Ads schalten

19. Social Media als Messenger nutzen

20. Social-Media-Konto deaktivieren

21. Social-Media-Konto löschen

Fazit

FAQ

#1 Push-Benachrichtigungen deaktivieren

Beginnen wir mit den Basics: Wenn du zu denjenigen gehörst, bei denen das Smartphone minütlich oder sekündlich bimmelt und du dich vor lauter Störungen nicht mehr konzentrieren kannst, ist die erste naheliegende Handlung, die Push-Benachrichtigungen zu deaktivieren.

Die Idee dahinter: Wenn dich die ständigen Benachrichtigungen über neue Likes, Kommentare oder DMs stören, schalte sie aus und voilà: Du hast Ruhe und Frieden.

Viele Selbstständige schwören darauf. Bei mir hat das Deaktivieren von Push-Benachrichtigungen leider keine Erleichterung verschafft, sondern die Situation noch verschärft

Zwar wurde ich nicht mehr bei meiner Arbeit gestört, ja. Aber da ich nun nicht mehr wusste, ob ich einen neuen Like, Kommentar oder eine neue DM hatte, begann ich etwas, was man nur als „Exzessive Checkeritis“ bezeichnen kann: Ich checkte mein Smartphone. Stündlich, minütlich, sekündlich … und dann checkte ich es erneut. 

Irgendwann bestand gefühlt mein halbes Leben aus „Checken“. Nicht nur während der Arbeitszeit, sondern auch abends, am Wochenende und mit der Familie. 

Keine schöne Art und Weise, sein Leben zu verbringen. 

Dass das Auststellen der Pushbenachrichtigungen kein Allheilmittel ist und zu FOMO und Ängsten führen kann, legt übrigens auch eine Studie nahe.

#2 Smartphone lautlos stellen

Eine Alternative, aber irgendwie auch dasselbe in grün, ist, das Smartphone lautlos zu stellen oder es ganz auszuschalten, während du arbeitest.

Somit wirst du weder von Social-Media-Benachrichtigungen unterbrochen noch von einkommenden E-Mails, Anrufen oder verzweifelten Nachrichten der Bauch-Beine-Po-WhatsApp-Gruppe.

Auch diese Lösung war für mich in der Praxis unbrauchbar. Wer – so wie ich – Kinder in Kindergarten oder Schule hat, muss für Notfälle permanent erreichbar sein und kann sich den Luxus, das Smartphone auszuschalten, leider nicht erlauben. 

#3 Problematischen Social-Media-Accounts entfolgen

Wenn dich nur bestimmte Accounts nerven, triggern oder mit der Welt hadern lassen, kannst du die Sache auch selbst in die Hand nehmen und nur noch den Menschen oder Marken folgen, die dein Leben bereichern.

Viele Selbstständige schwören darauf, „sich ihren Feed zu gestalten“. Und vielleicht hast du auch mal Lust, einen „Social-Media-Frühjahrsputz“ zu machen und mal so richtig auszumisten.

Bei mir hat diese Strategie allerdings nicht funktioniert, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Solch eine kontinuierliche Pflege des Accounts braucht Zeit – und das war es mir schlicht und einfach nicht wert. Ich konnte spontan 1327 Dinge aufzählen, die ich lieber machen würde, als mich damit zu beschäftigen, wem ich wo und warum folge oder nicht.

  • Selbst wenn ich mich nur noch mit Menschen, Marken und Themen umgebe, die ich liebe – an der grundsätzlichen Funktionsweise von Social Media und dem Einfluss auf meine mentale Gesundheit änderte es nichts. 

#4 Social-Media-Accounts muten

Wenn du jetzt denkst: „Accounts entfolgen hört sich ja theoretisch gut an, aber ich traue mich nicht, den Menschen zu entfolgen, die ich persönlich kenne.“

I feel you! 

Mir ging es ebenfalls häufig so, dass es gerade die Menschen waren, die ich persönlich kannte, deren „Social-Media-Ich“ ich manchmal nicht ertragen konnte. 

Zum Glück bieten die meisten Social-Media-Kanäle auch dafür eine Lösung.

Auf Instagram zum Beispiel kannst du Accounts muten („stummschalten“) – vorübergehend oder dauerhaft.

Auf Facebook kannst du deine Freunde 30 Tage „auf Snooze schalten“ oder sogar „nicht mehr folgen“. Damit bleibt ihr offiziell Freunde, aber du siehst die Beiträge dieser Person nicht mehr.

Doch auch hier gilt: Die Pflege und das ständige Nachjustieren der Accounts, denen man folgt, kostet Zeit, Konzentration und Energie. Wenn man sich erst einmal bewusst macht, wie viele Accounts, denen man folgt, einem eigentlich nicht gut tun, ist man gut beschäftigt.

Und ob das Sinn der Sache ist?

#5 Social-Media-Accounts blockieren

Für alle 23-jährigen Tobis, die einem die (Business-)Welt erklären wollen (sorry übrigens, wenn du Tobi heißt – ich mein es nicht so), Trolls, Bots oder andere Menschen, die einen in irgendeiner Weise belästigen, beleidigen oder doofe Nachrichten oder Bilder schicken, wurde die Blockierfunktion erfunden. (Hallelujah!)

Hast du einen Social-Media-Account blockiert, sieht er deine Posts nicht mehr, kann dir nicht mehr folgen, schreiben oder über die Suchfunktion finden. 

Da ist also erst einmal Ruhe im Karton. Theoretisch.

Denn meist kommt nach wenigen Stunden leider schon der nächste Tobi um die Ecke, der dringend blockiert werden will. Eine never ending Story und für mich deshalb keine wirklich nachhaltige Lösung, um mit dem Social-Media-Wahnsinn umzugehen.

#6 Allen Social-Media-Accounts entfolgen (Ja, allen!)

Bevor ich im August 2020 meinen Instagram-Account stilllegte, wagte ich ein kleines Experiment: Ich entfolgte allen Accounts, um zu gucken, wen ich überhaupt vermissen würde.

Ob das eine empfehlenswerte Strategie ist? 

Sagen wir mal so – es gab gemischte Reaktionen:

  • Die einen empfanden dieses Experiment als sehr „unsozial“, meinten, dass solch „einseitiges“ Folgen nicht Sinn und Zweck von Social Media sei, und entfolgten mir augenblicklich. (Einer empfahl mir, einen Psychologen aufzusuchen.)

  • Die anderen feierten das Experiment, meinten, dass sie heimlich auch davon träumen, sich das aber nicht trauen, und nahmen es – so zumindest mein Eindruck – nicht persönlich. 

Für mich hat das Experiment eine Menge über mich und mein Verhältnis zu Instagram offenbart:

  • Es ist erschreckend, wie automatisch ich zum Smartphone greife und Instagram öffne, wenn ich warte oder eigentlich Pause machen will.

  • Es ist überraschend, wie schnell sich dieser Automatismus wieder legt, wenn ich merke: Da gibt es nichts zu sehen.

  • Es ist beruhigend, dass ich Instagram nicht vermisse, wenn ich es nicht nutze. So gar nicht.

  • Es ist herrlich, welche Ruhe im Kopf einkehrt, wenn ich nicht den halben Tag damit verbringe, Content zu konsumieren.  

  • Es ist spannend, nach Jahren mal wieder die eigene Stimme zu hören, weil sie mal nicht durch Meinungen von Expert*innen überlagert wird. (Kann ich allen Selbstständigen nur empfehlen!)

Als ich nach rund einer Woche zu business as usual zurückkehrte und anfing, meinen Lieblingsaccounts wieder zu folgen, wusste ich, dass das ein Fehler war. 

Nicht weil ich die Menschen nicht mochte. (Viele mochte ich sogar sehr.) Nicht weil mich ihre Themen nicht interessierten. Es war der „Content-Overload“ und die grundsätzliche Funktionsweise von Social Media, die für mich das Problem waren.

Also hörte ich im Sommer 2020 einfach auf zu posten … 

#7 Social-Media-Accounts stilllegen

Die Stilllegung eines Accounts ist eine unverbindliche Möglichkeit zu testen, wie dein Leben und Business ohne Social Media so läuft. 

Du kannst es bei deinen Followern ankündigen („Ich nehme mir auf unbestimmte Zeit eine Pause von diesem Kanal. Sich für meinen Newsletter anzumelden, ist jetzt sicherlich nicht die schlechteste Idee.“) oder auch nicht. 

Vielleicht merkst du, dass dir deine Kanäle, Menschen und Instastorys mit Heliumstimme furchtbar fehlen. Dann gehst du halt wieder zurück und knüpfst dort an, wo du aufgehört hast.

„Moment, Moment“, denkst du dir jetzt vielleicht, „ich will meine Social-Media-Accounts nicht gleich stilllegen. Ich will nur öfter Social-Media-Pausen einlegen!“

I got you!

Im Folgenden stelle ich einige Möglichkeiten vor, wie du deine Social-Media-Aktivitäten erst einmal reduzierst oder begrenzt, wenn dir danach ist.

#8 Social-Media-App(s) deinstallieren

Folgende Routine hat sich bei mir irgendwann eingebürgert:

Freitagnachmittag werden die Social-Media-Apps deinstalliert. Montagmorgen wieder installiert.

Und dazwischen? Ein herrlich entspanntes Wochenende, in dem ich nicht versucht bin, auf Instagram „nur mal schnell“ nach dem Rechten zu sehen oder eine Story zu posten, obwohl ich eigentlich gerade Zeit mit der Familie verbringe.

Du kannst die App natürlich auch zu allen anderen Anlässen deinstallieren:

  • Wenn du mal eine Woche konzentriert an einem Projekt arbeiten willst

  • Im Urlaub

  • An Weihnachten 

Den Aufwand dahinter fand ich übrigens gar nicht schlimm. Nur habe ich mich irgendwann bei dem Gedanken „Oh schade, schon wieder Montag“ ertappt und musste mir eingestehen: Die Apps zu deinstallieren wird mir auf Dauer zu wenig sein.

#9 Social Media nur noch über den Desktop nutzen

Und wenn du schon dabei bist und die Social-Media-Apps deinstalliert hast – vielleicht gefällt dir auch die Möglichkeit, Social Media ausschließlich über den Desktop zu nutzen?

Wenn du sowieso nicht der Typ Mensch bist, der dauernd Storys postet und live geht, könnte es eine Idee sein, die Social-Media-Aktivitäten auf die Arbeitszeit und den Desktop zu beschränken.

Die Facebook-App hatte ich mir eh schon immer sporadisch fürs Live-Gehen installiert (und dann anschließend sofort wieder deinstalliert).

Selbst Instagram-Content kannst du inzwischen im Creator Studio posten, wenn du deinen Instagram-Account mit Facebook verknüpft hast. (Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung direkt von Facebook.

Und Liken, Kommentieren und Nachrichten schreiben kannst du über den Desktop natürlich auch.

#10 Smartphone-freie Zeiten definieren

Falls Instagram und Smartphone bei dir so zusammengehören wie Marco und Polo, könntest du überlegen, stattdessen handyfreie Zeiten zu definieren. Zum Beispiel:

  • Von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens schalte ich mein Handy aus und lege es in eine Schublade.

  • Die erste Stunde des Tages ist immer handyfrei.

  • Wenn ich meinen Kindern vorlese, ist das Handy in einem anderen Raum.

Es ist nicht immer leicht, diese Prinzipien durchzusetzen. Denn die Gewohnheit, das Smartphone rauszuholen und Social Media zu checken, ist manchmal übermächtig. Aber Versuch macht bekanntlich kluch.

(Und wenn du dir dafür erst einmal einen Wecker fürs Schlafzimmer kaufen musst, mach es – dein Schlaf wird es dir danken!)

#11 Smartphone-freie Räume definieren

Eine Alternative zu handyfreien Zeiten sind handyfreie Räume oder Zonen: Schlafzimmer, Esstisch, Klo. Es gibt Orte, da kommen wir meist wunderbar ohne Handy aus.

Wirklich.😁

#12 Social-Media-Marketing outsourcen

Ich hab es zweimal versucht und bin zweimal kläglich gescheitert:

Social Media outsourcen war für mich als Einzelunternehmerin theoretisch eine gute Möglichkeit, weniger mit Social Media zu tun haben, ohne meine Accounts gleich zu löschen. Aber in der Praxis fand ich es – trotz einem Überangebot an virtuellen Assistentinnen – gar nicht so leicht.

Herausforderung #1

Jemanden finden, die sich wirklich mit meinem Thema auskennt und mein Zeugs sinnvoll für Social Media aufbereiten kann. Das mag für einige Themen gut funktionieren. Für mein eher nerdig-nischiges Pinterest-Thema war es damals schwer. Und dabei bin ich wirklich keine kontrollsüchtige Tante, die grundsätzlich nichts aus der Hand geben kann.

Herausforderung #2

Wer interagiert mit den Reaktionen auf meine Posts? Selbst der besten virtuellen Assistentin der Welt hätte ich es nicht zugetraut, meine Art zu reden, schreiben und unpassende GIFs zu verschicken, zu kopieren. Da hätte ich also wieder ran gemusst.  

Ich konnte also beide Herausforderungen nicht für mich lösen und hab daher die Idee, Instagram auszulagern, ad acta gelegt. Doch vielleicht hast du mehr Glück und gibst du dieser Strategie mal eine Chance? 

#13 Social-Media-freies Wochenende

Auch wenn du Social Media beruflich brauchst (oder denkst, es unbedingt zu brauchen 😉), das Wochenende grundsätzlich frei von Social Media zu halten kann eine gute Strategie sein, um eine Balance zwischen online und offline zu finden, z.B.:

Unter der Woche nutzt du Social Media.
Am Wochenende machst du Pause.

Ob du das mit purer Willenskraft löst, die App vorsichtshalber deinstallierst (mein Favorit) oder das Handy ausschaltest, bleibt dabei natürlich dir überlassen.

#14 Social-Media-freier Urlaub

Zu den gefährlichsten und blödsinnigsten Ratschlägen von Content- und Social-Media-Expert*innen gehören für mich Aussagen wie „Wer sein Business liebt, braucht keine Pause“ oder „Poste ab und zu mal ein Lebensszeichen aus deinem Urlaub, sonst vergessen dich deine Follower noch“.

So. Ein. Bullshit.

Auch wenn du deine Kundschaft sogar mehr liebst als deine*n Partner*in – du hast jederzeit das Recht, kürzere oder längere Social-Media-Pausen einzulegen. Wenn du die sechs Wochen Sommerferien deiner Kinder dazu nutzen willst, ebenfalls mal ein paar Wochen nichts auf Social Media zu tun – so be it. Die richtigen Follower, Leser*innen und Kund*innen bleiben dir treu. 

Und du wirst umso entspannter, kraftvoller und motivierter zurückkommen und alle mit deiner Energie umhauen.🧡

#15 Social-Media-Detox

Detox bedeutet „Entgiften“ und soll den Körper reinigen. Schon längst ist dieser Begriff nicht mehr nur für Ernährung reserviert, sondern auch für Social Media. 

Die Idee dahinter:

Innerhalb eines bestimmten Zeitraums (einer Woche zum Beispiel) verzichten wir auf Social Media (Social-Media-Detox) oder grundsätzlich auf alles Digitale wie E-Mails, Nachrichten oder Netflix (Digital Detox). Danach haben wir uns „entgiftet“ und fühlen uns wieder frisch und erholt, sodass wir wieder mehr Kraft für den Social-Media-Wahnsinn haben.

Ich persönlich bin nicht so gut auf einen „Detox“ zu sprechen:  

  • Der Effekt ist meiner Erfahrung nach maximal kurzfristig. Sobald ich mich wieder in Social Media einloggte, waren auch die alten, ungesunden Gewohnheiten wieder da. (Vielleicht sogar inklusive „Jo-Jo-Effekt“!)

  • Wer sich ständig „entgiften“ muss und von Social-Media-Detox zu Social-Media-Detox hangelt, sollte sich überlegen, warum sie*er die restliche Zeit sich einem „Gift“ aussetzt, was ihr*ihm so offensichtlich schadet. (Eine Tatsache, die ich viel zu lange nicht wahrhaben wollte.)

Ein Detox kann also eine sinnvolle erste Notfall-Maßnahme sein, wenn Social Media akut überfordert – idealerweise aber auch der Ausgangspunkt für eine grundlegende Änderung der Social-Media-Gewohnheiten.

#16 Social-Media-Sabbatical

Manche geben sich nicht nur mit einem Social-Media-freien Wochenende oder Urlaub zufrieden, sondern planen, gleich mehrere Monate oder ein Jahr auf Social Media zu verzichten. Analog zu einer beruflichen Auszeit könnte man eine längere Social-Media-Pause als ein Sabbatical bezeichnen. 

Mir begegnet diese Strategie manchmal bei Autor*innen, die sich in dieser Zeit zum Beispiel bewusst aufs Schreiben fokussieren möchten.

Du kannst es – wie bei einer kürzeren Pause – deinen Followern ankündigen oder es sein lassen und mal gucken, wer dich so vermisst.

#17 Ein Berufshandy

Seit der Erfindung des Smartphones ist es schwieriger geworden, zwischen Arbeit und Freizeit zu unterscheiden. Vor allem, wenn es um Social Media geht.

Ist es noch Arbeit, wenn ich einer Kollegin, die ich mag, eine DM schreibe? Oder ist das schon Freizeit?

Ist es Freizeit, wenn ich mir einige Storys von Accounts, die ich mag, angucke? Oder ist es Arbeit, weil die Accounts potenzielle Kund*innen sind?

Ich habe für mich irgendwann beschlossen, Social Media grundsätzlich als Arbeit zu betrachten – und es auch so zu behandeln. Also habe ich mir im September 2020 ein altes Nokia-Handy als Notfallhandy zugelegt.

Die Idee dahinter: Ich behandle mein Smartphone als ein Berufshandy. Wenn ich Pausen von der Online-Welt brauche, schalte ich mein Smartphone mit dem Zugang zu Social Media und Internet aus. Die wichtigsten Menschen bekommen die Nummer von meinem Nokia-Handy, mit dem ich außer telefonieren und SMS schreiben eh nichts machen kann.

Klang in der Theorie ganz gut. Hat in der Praxis aber nicht funktioniert. Denn so ein olles Nokia-Handy ist ganz schön umständlich und ungewohnt, wenn man ein iPhone gewöhnt ist (#firstworldproblems). Und irgendwie war es nie aufgeladen, wenn ich es gebraucht habe.

Doch vielleicht hast du ja irgendwo ein schickes Vorgängermodell liegen, das du als Berufs- oder Notfallhandy verwenden kannst? 

#18 Nur noch Ads schalten

Falls dich organisches Social-Media-Marketing anstrengt, du aber kein grundsätzliches Problem mit Social Media hast, kannst du phasenweise auch einfach Werbeanzeigen schalten. 

Somit entfällt der Druck, täglich posten und interagieren zu müssen, aber du bist immer noch einigermaßen präsent bei deinen Followern und kannst neue Menschen erreichen. 

(Update: Ich selbst nutze keine Social-Media-Ads mehr 👉 aus diesen Gründen.)

#19 Social Media als Messenger nutzen

Als ich im Sommer 2020 meine Social-Media-Accounts stilllegte und nichts mehr postete, schrieben mich immer noch Menschen über meine Social-Media-Kanäle an.

Sie stellten mir Fragen zu Pinterest oder zu meinen Angeboten oder wollten nur mal Hallo sagen. Für eine Zeit war das auch völlig okay so für mich:

  • Da ich sowieso niemandem folgte, war mein Feed leer, wenn ich mich in Instagram einloggte.

  • Da ich die App schon lange von meinem Handy deinstalliert hatte, öffnete ich Instagram ausschließlich während meiner Arbeitszeit am Desktop.

Allerdings merkte ich irgendwann: Obwohl ich gedanklich mit Instagram „durch“ war, nahm die Plattform immer noch Platz in meinem Kopf ein. („Du musst heute noch bei Insta gucken, ob du neue Nachrichten bekommen hast.“) 

Daher entschied ich mich im August 2021, mein Instagram-Konto vorläufig zu deaktivieren und damit auch die Messenger-Funktion auf Instagram nicht mehr zu nutzen. 

#20 Social-Media-Konto deaktivieren

Bevor du ein Social-Media-Konto unwiderruflich löschst (ich weiß, welch großer, schwieriger Schritt das sein kann!), kannst du dein Konto auch erst einmal „nur“ deaktivieren

Damit ist dein Konto nicht mehr sichtbar, aber alle deine Fotos, Likes, Nachrichten und Kommentare bleiben dir erhalten. 

Solltest du es dir anders überlegen, loggst du dich einfach wieder in dein Konto ein und voilà: Dein Konto wird wiederhergestellt. 

#21 Social-Media-Konto löschen

Wir sind am Ende angelangt. Denn wenn all die Social-Media-Pausen, die Social-Media-freien Wochenende, Urlaube, Zeiten und Räume nichts bringen, stehst du vielleicht vor der Frage, ob du deine Social-Media-Kanäle nicht ganz löschst.

Für mich haben letzten Endes unter anderem folgende Faktoren den Ausschlag gegeben:

  • meine mentale Gesundheit: Ich wusste, dass ich als introvertierter, hochsensibler Mensch mir mit Social Media massiv schade und langfristig krank werde …

  • meine Freude: Diese ist mir mit Social Media völlig abhanden gekommen, denn es ist ätzend, sich tagaus, tagein mit Aufgaben busy zu halten, die einen nicht erfüllen.

  • meine anderen Strategien: Mit meinem Blog, Newsletter und Netzwerk hatte ich genügend andere Möglichkeiten, online gefunden zu werden, Reichweite zu generieren und zu verkaufen. Ein Blick in Google Analytics hat mir gezeigt, wie wenige Menschen durch Insta oder Facebook eigentlich zu mir auf die Website finden.

  • die Rebellin in mir: Ohne ein bisschen Mut ging es nicht. Denn wenn dir 99% aller Menschen eintrichtern, dass du unbedingt Social Media brauchst, wenn du selbstständig bist, ist es gar nicht so leicht zu sagen: „Scheiß drauf! Ich mach es trotzdem und finde schon meinen Weg.“

Deshalb ist mein Instagram-Konto seit dem 21. September offiziell gelöscht. 

Hast du entschieden, dein Instagram-Konto erst einmal zu deaktivieren oder endgültig zu löschen? Hier habe ich dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt.

Fazit: Es gibt eine Menge Möglichkeiten für eine Pause von Social Media 

In diesem Blogartikel habe ich dir 21 Ideen bei akuter oder grundsätzlicher Social-Media-Überforderung vorgestellt:

  1. Push-Benachrichtigungen deaktivieren

  2. Smartphone lautlos stellen

  3. Problematischen Accounts entfolgen

  4. Accounts muten

  5. Accounts blockieren

  6. Allen Accounts entfolgen

  7. Account stilllegen

  8. App(s) deinstallieren

  9. Social Media nur noch über den Desktop nutzen

  10. Handyfreie Zeiten definieren

  11. Handyfreie Räume definieren

  12. Social Media outsourcen

  13. Social-Media-freies Wochenende

  14. Social-Media-freier Urlaub

  15. Social-Media-Detox

  16. Social-Media-Sabbatical 

  17. Ein Berufshandy

  18. Nur noch Ads schalten

  19. Social Media als Messenger nutzen

  20. Social-Media-Konto deaktivieren

  21. Social-Media-Konto löschen

Ich hoffe, es war etwas für dich dabei.

Die häufigsten Fragen zum Thema „Pause von Social Media“

Wie lange sollte man eine Social-Media-Pause einlegen?

Ob ein Tag, ein Wochenende, ein Monat oder für immer – das bestimmst natürlich ganz alleine du!

Aus Erfahrung kann ich dir sagen: Die ersten Tage (wenn nicht gar Wochen) ohne Social Media sind schwierig. Und man verbringt noch viel Zeit damit, automatisch zum Handy zu greifen und nach den Apps zu suchen. Wenn dann aber auch das Hirn verstanden hat, dass da nichts mehr auf dem Handy ist, das sich zum Öffnen lohnt, wird es leichter und erholsam.

Ist ein Leben ohne Social Media überhaupt möglich?

Ein Leben ohne Social Media ist definitiv möglich und ich würde sagen: auch sehr erstrebenswert.😊

Wenn du selbstständig bist, ist die Wahrscheinlichkeit zum Beispiel sehr groß, dass du eine Menge Zeit mit nicht nachhaltigen Social-Media-Aufgaben verplemperst und die wirklich wichtigen Aufgaben möglicherweise prokrastinierst.

Und was die private Nutzung angeht: Wie viele „echte“ Menschen kennst du auf Social Media wirklich? Und wie viele davon magst du überhaupt? Mit unseren Lieblingsmenschen halten wir ja sowieso oft auf anderen Wegen Kontakt, sodass wir, wenn wir ehrlich sind, oft gar nicht auf Social Media angewiesen sind.

Ist man ohne Social Media glücklicher?

Welchen Einfluss Social Media auf deine mentale Gesundheit hat, weißt natürlich du am besten. Ich persönlich bin ohne Social Media definitiv zufriedener, ausgeglichener, ruhiger, konzentrierter, produktiver, fokussierter und deshalb, ja: definitiv glücklicher. 

Was passiert, wenn man auf Social Media verzichtet?

Die ersten Tage sind hart. Möglicherweise kommt es bei der Social-Media-Pause sogar zu Entzugserscheinungen oder Ersatzhandlungen wie Online-Shopping (schüttet auch Dopamin aus) oder erhöhtem Nachrichtenkonsum (ist auch ein niemals endender Feed). Auf jeden Fall brauchst du also einige Zeit, um sich an deinen Alltag ohne Social Media zu gewöhnen und nicht mehr alle paar Minuten nach deinem Handy zu greifen. 

Danach passiert aber die Magie: Ohne Social Media hast du zum Beispiel statistisch 84 Minuten täglich mehr Zeit und kannst spannende berufliche Projekte, die du bisher immer auf später verschoben hast, endlich realisieren, ein neues Musikinstrument lernen oder auch einfach nur einen ausgedehnten Mittagsschlaf halten. (I don’t judge.) Auch zwischenmenschliche Beziehungen sind schöner, wenn man nicht ständig durch „Plings“ und „Plongs“ unterbrochen wird und sich öfter in die Augen guckt als aufs Smartphone.😉

Wie lange nutzen Menschen Social Media durchschnittlich am Tag?

Laut Statista verbringen Menschen in Deutschland durchschnittlich 84 Minuten mit Social Media. (Wobei die Dunkelziffer da sicherlich höher ist, wenn du mich fragst. Vor allem, wenn du als Selbstständige*r Social Media auch noch beruflich nutzt.)

Spitzenreiter sind die Philippinen mit unfassbaren 255 Minuten täglich.

Hier findest du die aktuelle Nutzungsdauer von Social Media weltweit im Jahr 2023.

Wie viel Social Media am Tag ist gesund?

Da gibt es inzwischen eine Menge Studien dazu. Klar ist: Wer weniger Social Media nutzt, hat statistisch auch weniger mit Depressionen, Einsamkeit und Ängsten zu kämpfen.

Diese Studie legt zum Beispiel nahe, dass die Reduzierung von Social Media auf 30 Minuten täglich, bereits positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat. 

Aktuell sorgen übrigens die Facebook Files für Aufsehen. Frances Haugen hat öffentlich gemacht, dass Facebook genau weiß, dass Instagram insbesondere jungen Mädchen und Frauen schadet, aber nichts dagegen unternimmt.

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Marketing Alexandra Polunin Marketing Alexandra Polunin

Instagram-Konto löschen oder deaktivieren: Link + einfache Anleitung

Wenn du keine Lust mehr auf Instagram hast (I feel you!), kannst du dein Instagram-Konto löschen oder deaktivieren – ja, auch wenn du selbstständig bist. Im Blogartikel zeige ich Schritt für Schritt, wie das funktioniert.

Am 21. September 2021 war es endlich soweit:

Nachdem ich mein Instagram-Konto im August 2020 stillgelegt und genau ein Jahr später deaktiviert habe, habe ich am 21. September 2021 mein Instagram-Konto gelöscht.

Für immer.😱

Als Marketing-Tante hatte ich vermutet, dass es für mich ein Leichtes wäre, so ein Social-Media-Konto zu löschen – also technisch gesehen. Aber nein: Instagram versteckt die Funktion regelrecht. (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!)

Deshalb kommt hier eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung, falls auch du deinen Instagram-Account vorübergehend oder unwiderruflich löschen möchtest.

Inhalt

Instagram-App deinstallieren

Instagram-Konto deaktivieren

Instagram-Konto löschen

Fazit

Ein abschließender Tipp

Instagram-App deinstallieren

Falls du mal eine längere Social-Media-Pause einlegen, dir ein freies Wochenende ohne Arbeit gönnen oder deinen Instagram-Konsum für ein paar Tage begrenzen willst, kannst du die Instagram-App auf deinem Smartphone einfach mal deinstallieren

Dein Instagram-Konto bleibt davon völlig unberührt: 

  • Dein Konto ist für andere Instagram-Nutzer*innen immer noch ganz normal auffindbar.

  • Deine Posts, Kommentare, DMs und Co. bleiben erhalten.

  • Du hast auf dem Desktop immer noch Zugriff auf dein Instagram-Konto.

Du kannst die Instagram-App jederzeit neu auf deinem Smartphone installieren und dich einloggen. Allerdings musst du den Zugriff auf deine Kamera und Mikro neu gestatten, wenn du Storys machst oder live gehst. Mehr nicht.

Für mich war das lange Zeit die Möglichkeit, meinen Instagram-Konsum zu begrenzen.

Instagram-Konto deaktivieren

Wenn du nicht nur deinen Instagram-Konsum begrenzen willst, sondern dein Instagram-Konto gar nicht mehr auf Instagram auffindbar sein soll, kannst du dein Instagram-Konto auch deaktivieren.

Das passiert, wenn du dein Instagram-Konto deaktivierst:

  • Dein Konto ist unsichtbar. D.h. wenn jemand nach dir auf Instagram sucht, findet er oder sie dein Konto nicht mehr.

  • Dein Profil, deine Bilder, DMs, Kommentare und Likes werden nicht gelöscht, sondern nur verborgen. Sie bleiben dir also erhalten.

  • Die Deaktivierung wird aufgehoben, sobald du dich das nächste Mal wieder in dein Instagram-Konto einloggst. (Meines Wissens gibt es da keine andere zeitliche Begrenzung.)

So deaktivierst du dein Instagram-Konto:

  • Über die App ist es zur Zeit nicht möglich, dein Instagram-Konto zu deaktivieren. Gehe also zur Website instagram.com und logge dich mit deinen Zugangsdaten in dein Konto ein.

  • Rufe dein Profil auf und klicke auf „Profil bearbeiten“. 

  • Scrolle nach unten und klicke unten rechts auf „Mein Konto vorläufig deaktivieren“. 

  • Wähle einen Grund aus, warum du dein Instagram-Konto deaktivieren möchtest und gib dein Passwort erneut ein.

  • Klicke auf den Button „Mein Konto vorläufig deaktivieren“. Du wirst nun ausgeloggt.

Dein Instagram-Konto bleibt deaktiviert, bis du dich das nächste Mal wieder einloggst. 

Instagram-Konto löschen

Falls du dir sicher bist, dass du deinen Instagram-Account nicht mehr brauchst, kannst du ihn unwiderruflich löschen. Doch diese Funktion findest du nicht in der App, sondern musst du über einen separaten Link machen.

Instagram-Profil löschen: Link

Hier ist der Link, um dein Instagram-Konto zu löschen.

Das passiert, wenn du dein Instagram-Konto löschst:

  • Dein Instagram-Konto ist für andere Nutzer*innen nicht mehr auffindbar.

  • Dein Profil, deine Fotos, Videos, Kommentare, „Gefällt mir“-Angaben und deine Follower sind für immer weg.

  • Sobald du dein Konto löschst, hast du einen Monat Zeit, um es dir anders zu überlegen und dein Konto erneut wiederherzustellen.

  • Nach einem Monat kannst du dein Instagram-Konto nicht mehr reaktivieren, sondern musst – solltest du zurück zu Instagram wollen – ein ganz neues Konto anlegen und nochmal von Null beginnen. (Dabei kannst du deinen alten Benutzernamen gerne noch einmal nutzen, wenn er mittlerweile nicht von einer anderen Person verwendet wurde.)

So löschst du dein Instagram-Konto für immer: 

  • Überlege dir im ersten Schritt, ob du die Fotos und Videos, die du über die Jahre auf Instagram hochgeladen hast, brauchst. Wenn dein Konto gelöscht ist, sind die Daten weg. Sichere im Zweifel also deine Instagram-Daten (in der App Einstellungen >> Sicherheit >> Daten herunterladen). Du erhältst anschließend eine E-Mail mit dem Link zu deinen Daten.

  • Du kannst dein Instagram-Konto nicht über die App löschen, sondern musst dazu auf die „Konto löschen“-Seite gehen. Hier ist noch einmal der Link: klick.

  • Wenn du aktuell noch nicht in deinem Instagram-Konto angemeldet bist, wirst du als erstes aufgefordert, dich einzuloggen.

  • Wähle einen Grund aus, warum du deinen Instagram-Account löschen möchtest und gib dein Passwort noch einmal an.

  • Klicke auf löschen.

Geschafft!🎉

Jetzt bekommst du eine Bestätigungsmail von Instagram, dass du die Löschung deines Kontos beantragt hast. Nun hast du genau einen Monat Zeit, es dir anders zu überlegen.

Solltest du dein Konto wiederherstellen wollen, klickst du dazu auf den Button „Konto behalten“ in der Bestätigungsmail.

Screenshot der Instagram-Mitteilung zur Kontolöschung – Instagram bedauert, dass eine Nutzerin ihr Konto löschen möchte.

Instagrams letzter verzweifelter Versuch, dass ich mein Konto nicht lösche.

Fazit – So kannst du dein Instagram-Konto löschen oder deaktivieren

👉 Wenn du mal eine kürzere oder längere Instapause brauchst oder deinen Instagram-Konsum begrenzen willst, deinstallierst du am besten einfach mal die Instagram-App für ein paar Tage. (Hier sind noch weitere Ideen für eine Social-Media-Pause.)

👉 Wenn du überlegst, dich von Instagram zu verabschieden, aber noch einige Zweifel hegst, kannst du dein Instagram-Konto vorübergehend deaktivieren. Dann kannst du jederzeit zurückkommen, falls du dich umentscheidest.

👉 Wenn du dir sicher bist, dass du Instagram verlassen willst, kannst du dein Konto unwiderruflich löschen. Dann hast du einen Monat Zeit, es dir anders zu überlegen. Danach gibt es aber kein Zurück mehr.

Und noch ein abschließender Tipp

Nachdem wir jetzt die technische Seite geklärt haben, vielleicht auch nochmal ein paar Worte zur psychologischen: 

Die Löschung eines mehr oder weniger erfolgreichen Instagram-Kontos ist für viele Selbstständige keine so leichte Sache. Bei mir sind vom ersten Gedanken „Ich mag nicht mehr auf Instagram sein“ bis zur unwiderruflichen Löschung fast 1,5 Jahre vergangen.

Deshalb: Gehe deinen eigenen Weg in deinem eigenen Tempo. Und lass dir von niemandem einreden, wie es angeblich zu sein hat.

Du weißt am besten, was sich gut für dich anfühlt.

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Keine sozialen Medien mehr: Mein Plädoyer für eine entspannte Selbstständigkeit ohne Insta & Co.

Keine Social Media nutzen als Selbstständige? Kein Problem! Doch dafür müssen wir über Bord werfen, was wir über Social Media und die Selbstständigkeit denken, und uns erlauben, auf unsere Stärken zu vertrauen.

Hier ist eine Liste von Dingen, die ich nicht glaube:

  1. Dass ich Social Media nutzen muss, wenn ich selbstständig bin.

  2. Dass ich ohne Social Media keine Kund*innen finde.

  3. Dass ich mich nicht so anstellen und halt zusammenreißen muss, wenn mir Instagram und Co. keinen Spaß machen. 

  4. Dass ich jeden Tag online sein muss, damit ich erfolgreich bin.

  5. Dass ich etwas verpasse, wenn ich nicht auf Instagram bin. 

  6. Dass etwas mit mir nicht stimmt, wenn mir Social-Media-Marketing keinen Spaß macht.

  7. Dass mehr immer besser ist.

  8. Dass ich keine Pausen brauche, wenn ich „mein Business liebe“.

  9. Dass ich allen Social-Media-Trends folgen muss, wenn ich selbstständig bin.

  10. Dass ich im Zweifel immer auf Ratschläge von Expert*innen hören muss, statt meinem Bauchgefühl zu vertrauen.

Ich erkläre diese Glaubenssätze hiermit für ausgedient. Für beendet. Sie haben keine Funktion mehr. 

Sie machen uns müde, unglücklich und krank. 

Sie helfen uns nicht dabei, unsere Selbstständigkeit nach unseren Vorstellungen zu gestalten, im Gegenteil: Sie halten uns davon ab, unser wahres Potenzial zu entfalten.

Stattdessen schlage ich folgende Glaubenssätze vor:

  1. Dass soziale Medien nur eine Option für Selbstständige sind und keine Pflicht.

  2. Dass soziale Medien nur eine von unzähligen Möglichkeiten sind, Kund*innen zu finden.

  3. Dass ich in meiner Selbstständigkeit der Freude folgen darf. 

  4. Dass Offline-Zeiten für alle Menschen, also auch für Selbstständige, wichtig sind.

  5. Dass ich nichts Wichtiges verpasse, wenn ich eine Plattform nicht nutze, die mir keine Freude bereitet.

  6. Dass mit mir alles in Ordnung ist, wenn ich Social Media doof finde und sie für meine Selbstständigkeit nicht nutzen möchte.

  7. Dass Qualität wichtiger ist als Quantität.

  8. Dass Pausen mich nicht von wichtigen Aufgaben abhalten, sondern dass sie die wichtigste Aufgabe sind.

  9. Dass ich Social-Media-Trends ausprobieren kann, wenn sie sich spannend anhören, mich meine Selbstständigkeit dazu aber nicht verpflichtet.

  10. Dass ich meinen Stärken, meinen Fähigkeiten und meinem Bauchgefühl vertrauen und im Zweifel auf Ratschläge von Expert*innen pfeifen darf.

Kurz: 

Dass ich mir endlich die Erlaubnis geben darf, meine Selbstständigkeit nach meinen eigenen Regeln zu gestalten. 

Das muss sich dafür verändern:

Von „fremdgesteuert“ zu „selbstbestimmt“

Es wird Zeit, dass wir wieder die Entscheidungsfreiheit und Verantwortung für unser privates und berufliches Leben übernehmen und sagen:

„Dieser Social-Media-Kanal passt nicht zu mir und meinem Leben.“ 

Haben wir uns denn nicht selbstständig gemacht, um selbstbestimmt zu arbeiten? Um keinen blöden Chef zu haben, der uns andauernd sagt, was wir zu tun haben? Um unser Leben nach unseren Vorstellungen zu gestalten? 

Stattdessen haben wir uns ein neues Hamsterrad geschaffen – das Social-Media-Hamsterrad – bei dem unseren Arbeitsalltag danach ausrichten, was Algorithmen von uns wollen.

Was wir posten. Wie oft. Wann. In welchem Format.

Doch was ist das überhaupt für eine seltsame Vorstellung, dass wir unser Leben nach den Anforderungen von Algorithmen ausrichten und nicht umgekehrt? 

Dass wir um acht Uhr abends alles stehen und liegen lassen, weil das laut Analytics nun mal die beste Zeit zum Posten ist?

Dass wir unseren Feierabend unterbrechen (oder uns überhaupt keinen Feierabend gönnen), weil wir wollen, dass unser Post die beste Aussicht auf Erfolg hat?

Dass wir zu unseren Kindern, Partnern oder Freundinnen sagen Warte mal kurz, ich muss das mal schnell bei Instagram posten, statt den Tag gemütlich mit ihnen ausklingen zu lassen?

Viel zu lange schon haben wir nach den Regeln von Social-Media-Plattformen gespielt. Haben sie brav befolgt, auch wenn sie uns genervt oder gar unglücklich gemacht haben. Haben uns öfter nach Algorithmen gerichtet als nach unseren Bedürfnissen.

Wie wäre es deshalb, wenn wir die Frage Wann muss ich was posten, um möglichst viele Menschen zu erreichen? ersatzlos streichen und uns stattdessen lieber fragen:

  • Passt der Social-Media-Kanal eigentlich zu mir?

  • Passt er zu meiner Persönlichkeit?

  • Passt er zu meinen Stärken?

  • Passt er zu meiner familiären Situation?

  • Passt er zu meinen Werten?

  • Passt er zu meinem Leben?

Es ist kein Drama und erst recht keine Schande, sich einzugestehen, dass ein bestimmter Social-Media-Kanal (oder Social Media im Allgemeinen) keinen Platz in einem Leben hat. 

Von „Blind Expert*innen-Ratschlägen folgen“ zu „Sich an den eigenen Stärken orientieren“

Es wird Zeit, dass wir uns selbst wieder mehr vertrauen als Menschen, die wir nur aus dem Internet kennen.

Was ist das überhaupt für ein Gedanke, dass jemand, der mich noch nie getroffen hat, besser einschätzen kann, was ich brauche und was ich machen sollte, als ich?

Dass die Frage nach meinem Stärken, Interessen und Wünschen nicht so wichtig ist wie die Frage, was eine Plattform von mir erwartet? 

Dass ich mich jeden Tag aufs Neue mit einer verstörenden Selbstverständlichkeit zu Aufgaben zwinge, die mir nicht nur keine Freude machen, sondern langfristig auch krank?

Dabei kann Marketing doch auch ganz einfach sein:

Wenn du schreiben willst, dann schreibe – Blogartikel, Newsletter, Bücher.

Wenn du fotografieren willst, dann fotografiere. (Und poste Bilder, wenn dir danach ist.)

Wenn du gerne mit Menschen redest, dann interviewe sie. (Und starte einen Podcast, wenn du magst.)

Wenn du es liebst, Videos zu erstellen, dann erstelle Videos. (Und starte einen YouTube-Kanal, wenn du Bock darauf hast.)

Mach die Dinge, weil du sie liebst und gut kannst – und nicht, weil dir jemand auf Instagram eingeredet hat, dass du sie unbedingt machen musst, um erfolgreich zu sein.

Statt „Welche Plattform muss ich wie nutzen, um viele Menschen zu erreichen?“ schlage ich dir deshalb folgende Fragen vor: 

  • Worin bin ich richtig gut?

  • Was macht mir Spaß?

  • Womit könnte ich den ganzen Tag verbringen?

  • Was ist mir wichtig?

  • Welche Werte vertrete ich?

  • Wie soll mein Tag aussehen?

  • Will ich dieses System wirklich unterstützen? 

Verbinde dich zuallererst mit deinen Stärken und Wünschen und suche dir danach die passende Marketingplattform aus. Nicht umgekehrt.

Von „FOMO“ zu „JOMO“

Es wird Zeit, dass wir endlich Gefallen daran finden, Dinge auf Social Media zu verpassen.

Noch viel zu viele Selbstständige haben FOMO („Fear of Missing out“) und denken, dass ihnen etwas Wichtiges entgeht, wenn sie ihre Social-Media-Kanäle löschen.

Dass sie wichtige Informationen verpassen. Von Kolleg*innen vergessen werden. Keine Kundschaft mehr finden.

(Spoiler-Alert: All diese Dinge kannst du auch ganz entspannt ohne Social Media erreichen. Doch dazu an anderer Stelle mehr.)

Hier empfehle ich dir von Herzen JOMO („Joy of Missing Out“) oder zu deutsch: die heilende Kraft von „Scheiß drauf“.

Lass mich dir das mal anhand von Elternabenden illustrieren:

Dreißig gestresste Erwachsene, die einen zu langen Arbeitstag hinter sich, aber keine Zeit mehr für ein vernünftiges Abendessen hatten, sich nicht an den letzten freien Abend erinnern können und nun zusammengepfercht auf zu kleinen Stühlen oder (wenn sie Glück haben) auf dem Boden um eine bronzefarbene Klangschale versammelt sitzen und sich über solch unbrisanten Themen wie Erziehung oder das richtige Essen für Kinder unterhalten – what could possibly go wrong? Seit ich es mir erlaubt habe, Elternabende auf ein Minimum zu reduzieren, ist mein Leben um einiges leichter, entspannter und glücklicher geworden.

Denn erstens: Es fühlt sich einfach grandios an, einen seichten Schnulzroman zu lesen und zu wissen, dass überambitionierte Eltern gerade „Apocalypse Now“ nachspielen.

Und zweitens: Alles, was auf dem Elternabend besprochen wird, flattert sowieso als Protokoll direkt in meinen Posteingang. Und die Kirsche auf der Sahnehaube: Die aufgestauten und abgeladenen Emotionen, unhaltbare Anschuldigungen und unreflektierte Seitenhiebe auf Veganer, die aus irgendeinem unerklärlichen Grund auch auf Elternabenden ihren Platz finden, werden zuverlässig rausgefiltert. 

Das nenne ich mal Joy of Missing out!

So ähnlich kann es auch mit Social Media der Fall sein, wenn du es dir erlaubst.

Denn wenn du dir einmal bewusst machst, was du da eigentlich verpasst, wird es auf einmal sehr verlockend, Social Media bye bye zu sagen:

  • Trolls, Bots und Spammer

  • DMs von 23-jährigen Tobis, die dir die Welt erklären

  • Fake News und Hatespeech

  • Dieser Druck, ständig posten zu müssen

  • Dieser Druck, in Storys nicht allzu verwahrlost auszusehen

  • Immer diese Frage beim Frühstück: Soll ich das jetzt posten?

  • Diese Vergleicheritis

  • Redaktionspläne (<-- hate them!)

  • Social-Media-Trends (Sie kommen und gehen. Und kommen und gehen. Ist irgendwie immer wieder dasselbe.)

Nach einem Jahr ohne Social Media ist bei mir 0,0% FOMO und 100% JOMO da, wenn ich an Social Media denke. Und glaube mir: Dieses herrliche Gefühl kannst du auch haben. 

Von „Abkürzungen“ zu „eigenen Weg gehen“

Es wird Zeit, dass wir uns davon verabschieden, dass wir immer eine Abkürzung brauchen, um erfolgreich zu sein. 

Dass es irgendwo da draußen einen Quick Fix gibt. Ein Geheimrezept. Eine Erfolgsgarantie. Die Autobahn zum Glück.

Soziale Medien kommen mit dem Versprechen, dass alles möglich ist – und dass es schnell gehen kann. 

Reichweite.
Follower
Kunden.
Geld.
Erfolg.

Wir müssen „nur“ posten.
„Nur“ täglich aktiv sein.
„Nur“ liken, teilen, kommentieren – und die Welt gehört uns.

Wir könnten jederzeit viral gehen, und die „Erfolgreich über Nacht“-Geschichten einiger weniger hören sich so verlockend an, dass wir völlig vergessen, dass wir auch einfach unseren eigenen Weg gehen könnten. Den mit Umwegen und unbetretenen Pfaden, die erst noch erkundet werden müssen.

Dieser Weg mag länger, manchmal anstrengender sein. Aber was, wenn das der schönere Weg ist? Der nachhaltigere? Der entspanntere? Weil dieser Weg zu uns gehört.

Daran glaube ich ganz fest:

  1. Schnelligkeit und Abkürzungen sind überbewertet. 

  2. Ich darf mich für die längere Business-Reise entscheiden und jeden Schritt zelebrieren.

  3. Ich darf so viele Pausen einlegen, wie ich will, und die Aussicht genießen.

  4. Ich darf auch mal umkehren, wenn ich merke, dass ich mich verlaufen habe. 

  5. Mein eigener Weg ist der nachhaltigere, weil das der Weg ist, bei dem ich am besten in Kontakt mit mir und meinen Werten bleibe.

  6. Ich darf auch unbetretene Pfade gehen – sie führen oft zu traumhaft schönen Zielen.

  7. Ich muss nicht immer wachsen und darf auch mal nur sein. (Da. Müde. Traurig.)

Vom „ergebnisorientierter“ zur „prozess- und werteorientierter“ Selbstständigkeit

Es wird Zeit, dass wir endlich aufhören, willkürlichen, bedeutungslosen Metriken nachzujagen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.

Hier sind fünf Dinge, die ich höchstwahrscheinlich nicht auf meinem Sterbebett sagen werde:

  1. Hätte ich doch mehr Follower gehabt – dann wäre alles anders gekommen.

  2. Hätte ich meine Interaktionsrate doch um 1,6 Prozent gesteigert – dann hätte ich mich richtig glücklich gefühlt.

  3. Hätte ich doch nicht zweimal, sondern fünfmal pro Woche gepostet – das hätte mein Leben richtig bereichert.

  4. Hätte ich doch konsequenter auf jeden Kommentar unter meinen Posts geantwortet – davon hätte ich später noch meinen Enkeln erzählen können.

  5. Hätte ich doch schneller auf DMs reagiert – dann hätten das meine Kinder jetzt auf meinen Grabstein schreiben können. 

Falls der etwas plakative, makabre Exkurs noch nicht drastisch genug war, hier nochmal in aller Deutlichkeit:

Social-Media-Metriken machen nicht glücklich.
Sie verleihen unserem Leben keinen Sinn.
Sie machen uns nicht zu zufriedeneren Menschen.

Es ist eine typische Lose-lose-Situation: Erreichst du dein Ziel nicht, fühlst du dich mies. (Warum schaffe ich es nicht, mehr Follower auf Instagram zu gewinnen?) Erreichst du dein Ziel, muss augenblicklich ein neues, größeres Ziel her (noch mehr Follower).

Und so verbringen wir Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr damit, immer höheren Zielen nachzujagen. Uns Sorgen zu machen, ob wir sie tatsächlich erreichen. Uns nie damit zufrieden zu geben, was wir bereits haben. Doch wie lange soll das so weitergehen?

Wann haben wir endlich genug Follower, Likes und Kommentare? Wann dürfen wir auch mal ruhen, präsent sein, genießen?

Dabei kannst du dich als Selbstständige auch an anderen Maßstäben orientieren als an Metriken. An Prozessen zum Beispiel. Und an Werten.

Statt Wie kann ich diesen Monat 1000 neue Follower gewinnen? kannst du dir auch folgende Fragen stellen:

  • Wie möchte ich meinen Arbeitstag verbringen? (Hauptsächlich mit Aufgaben, die mich erfüllen? Oder mit Aufgaben, zu denen ich mich jeden Tag aufs Neue zwingen muss?)

  • Welche Gefühle möchte ich fühlen? (Spaß und Freude oder Stress und Lustlosigkeit?)

  • Warum will ich etwas tun? (Weil ich intrinsisch motiviert bin oder weil ich glaube, es tun zu müssen?)

  • Bin ich mit mir im Reinen, wenn ich das so mache? (Passt das zu meinen Werten oder verdränge ich hier, was mir wichtig ist?)

Von „vielen Kontakten“ zu „bedeutungsvollen Kontakten“

Es wird Zeit, dass wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir Social Media brauchen, um „social“ zu sein.

Social Media ist wie die überlaufene Hochzeitsfeier deiner Cousine dritten Grades. Mehrere hundert Menschen sind eingeladen, doch die meisten davon hast du noch nie in deinem Leben gesehen. Einige Gäste nerven gewaltig. Hier und da zwingst du dich zu höflichem Smalltalk über die schöne Braut. Aber den meisten Spaß hast du mit Onkel Udo an der Bar, wo ihr zwei Stunden damit verbringt, nerdige Theorien über den Terminator auszutauschen.

Hier ist eine Liste von Dingen, auf die ich keine Lust mehr habe:

  • Smalltalk 

  • oberflächliche Kommentare 

  • Liken (<-- hate it)

  • um Aufmerksamkeit kämpfen 

  • Herzchen verschicken nach einer Story

  • „OMG“, „Wie cool ist das denn?!“ oder andere Bemerkungen, die verraten, dass ich gerade absolut keine Lust habe, mir einen sinnvollen Kommentar zu überlegen

Diese Art und Weise, mit Menschen umzugehen, ist seltsam und führt in 99,9% der Fälle nicht zu bedeutungsvollen Beziehungen. Oder hast du schon irgendwann einmal gedacht:

„Sie hat immer zuverlässig meine Posts geliket – deshalb wurden wir beste Freundinnen.“

Hier ist eine Liste von Dingen, die wir als Selbstständige stattdessen machen können:

  • spontane (virtuelle) Kaffee-Dates mit Kolleg*innen 

  • regelmäßigen, fachlichen Austausch 

  • Offline-Treffen von Lieblingskund*innen

  • Kooperationen mit Lieblingskolleg*innen

  • Telefonieren (wenn du es magst)

  • Fragen wie „Wie geht es dir gerade wirklich? Was beschäftigt dich zur Zeit?“ 

  • begeisterte E-Mails an jemanden, dessen Blog oder Podcast du liebst  

Diese Kontakte und Gespräche sind es, die unser Leben schöner machen und uns in der Selbstständigkeit vorwärts bringen. Nicht das fünfundzwanzigste Herzchen für Fremde im Internet.

Von „niemals frei“ zu „richtigen Pausen“

Es wird Zeit, dass wir es uns wieder erlauben, „richtige“ Pausen zu machen, anstatt „Fake-Pausen“ mit Social Media.   

Hier ist eine Liste von Dingen, die Arbeit sind (auch wenn es sich manchmal gar nicht so anfühlt):

  • „nur mal schnell“ was posten

  • „nur mal schnell“ eine Story machen

  • „nur mal schnell“ die Likes checken

  • „nur mal schnell“ auf die Kommentare eingehen

  • „nur mal schnell“ die DMs beantworten

  • „nur mal schnell“ in die FB-Gruppe gucken

Wenn man die vielen kleinen „Nur mal Schnell“s addiert, ist die Summe ein Leben, das langfristig auslaugt.

Denn wir erledigen diese Aufgaben meist dann, wenn wir uns eigentlich ausruhen und neue Kraft schöpfen sollten: zwischen zwei Terminen, auf dem Klo, abends oder gar nachts, am Wochenende, im Urlaub. 

Wir „belohnen“ uns mit Social Media, prokrastinieren mit Social Media, „schalten ab“ mit Social Media, „entspannen“ mit Social Media – und merken nicht, wie wir eigentlich noch mehr arbeiten und niemals wirklich frei haben.

Hier ist eine Liste von Dingen, die wir Selbstständigen stattdessen machen können, um kleine Pausen von unserer Arbeit einzulegen.

  • Fenster auf, Luft rein, atmen

  • Spaziergang an der frischen Luft 

  • Yoga (auch wenn es mal nur Shavasana ist)

  • Musik hören, eine Runde tanzen

  • Ukulele spielen und dazu singen (auch wenn es schief ist)

  • Frisches Gemüse schnibbeln und – ohne Smartphone in der Hand – knabbern

  • ein Mittagsdöschen 

  • den Bauch vom Hund kraulen

  • Tee trinken und in die Luft gucken

(Hier sind noch mehr Ideen für Pausen ohne Social Media und Smartphone.)

Egal, ob du Social Media „nur“ reduzieren oder völlig Lebewohl sagen willst – du verdienst „richtige“ Pausen. 

Und zwar jeden einzelnen Tag. 

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Erfolgreich selbstständig ohne Social Media – geht das?

Ist es möglich, auch ohne Social Media erfolgreich selbstständig zu sein? Wie funktioniert Marketing ohne Social Media überhaupt? Wie finde ich neue Kundinnen und Kunden? In diesem Blogartikel erzähle ich, warum ich mich von Social Media verabschiedet habe und wie mein Marketing ohne Instagram und Co. aussieht.

Update: Dieser Blogartikel ist am 1. März 2021 erschienen – ein halbes Jahr nachdem ich meinen Instagram-Kanal auf Eis gelegt hatte. Das war der Startschuss für Social-Media-freies Marketing, doch 100% Social-Media-frei war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 

Inzwischen hat sich mein Marketing noch einmal geändert. Ich habe Instagram und Facebook gelöscht und mich von Social-Media-Ads verabschiedet. Im Herbst 2022 habe ich mein Pinterest-Konto deaktiviert und mich damit vom allerletzten Social-Media-Kanal getrennt.


Vor genau einem halben Jahr, am 27. August 2020, habe ich das letzte Mal etwas auf Instagram gepostet.

(Eine schiere Ewigkeit angesichts der Empfehlungen, täglich auf Instagram präsent zu sein, um Kund*innen zu gewinnen.)

Dass dies mein letzter Post sein würde, war so nicht geplant, hatte sich aber abgezeichnet. Denn soziale Medien machten mich seit Längerem nur noch eins: müde.

Aus einer Woche Instagram-Pause wurden zwei. Dann war plötzlich ein Monat rum. Und dann stand ich auch schon vor der Frage: 

Kann ich theoretisch auch ganz ohne Social Media erfolgreich selbstständig sein? Oder geht meine Selbstständigkeit dann den Bach runter?

Ich beschloss, es auszuprobieren. Und in diesem Blogartikel berichte ich dir von meinen Erfahrungen.

Ich habe das Jahr 2020 und die letzten sechs Monate ohne Social Media Revue passieren lassen und verrate dir, …

Warum ich mich 2020 aus Social Media zurückgezogen habe

360 bis 720 Stunden im Jahr – so viel Zeit hab ich irgendwann auf Instagram verbracht.

Klingt nach ner Menge Holz, dabei ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es bei dir ähnlich aussieht.

Bereits 2018 soll die durchschnittliche Nutzungsdauer von Instagram bei 53 Minuten täglich gelegen haben. (Das wären 26, 5 Stunden im Monat oder rund 322 Stunden im Jahr.)

Und wer Instagram nicht nur privat, sondern wie ich auch als Marketingkanal nutzt, kommt häufig deutlich drüber. Bei mir waren es irgendwann 1–2 Stunden täglich. Oder eben unfassbare 360–720 Stunden im Jahr.

Puh.

Ist Social-Media-Marketing wirklich gut investierte Zeit?

Das Problem sah ich aber nicht nur in der langen täglichen Nutzungsdauer, sondern in der Frage, ob diese Zeit tatsächlich gut investiert ist. 

Nicht zuletzt weil ich seit dem Lockdown im März immer wieder Kinder zu Hause habe, die von zu Hause lernen müssen, und meine Zeit damit noch knapper und wertvoller geworden ist. 

Und das tägliche Posten (vor allem abends, wenn ich eigentlich Feierabend habe), Interagieren, Liken, Kommentieren, Livegehen, Storysmachen … Brachte es mir tatsächlich so viel Onlinesichtbarkeit und neue Kund*innen? Oder war der ganze Aufwand es am Ende vielleicht gar nicht wert …?

Doch Zeit und Effektivität waren nicht die einzigen Gründe für mich, Social Media grundsätzlich in Frage zu stellen. Vielmehr merkte ich seit Längerem: 

Ich mochte nicht, was Instagram mit mir machte

Ich verglich mich mehr mit anderen. Instagram macht das einem auch extrem leicht. Eine schöne Wohnung hier, ein durchtrainierter Körper da. Lachende Menschen, perfekt ausgeleuchtete Selfies, aufregende Fernreisen. 

Ich wurde immer unzufriedener. Ich verglich meine schlechtesten Tage mit den Highlights von Fremden im Internet. Mein „Behind the Scenes“-Ich mit dem sorgsam geplanten Bühnenauftritt von Menschen, die ich oft nicht mal persönlich kannte. Meine Lockdown-Rohfassung mit ihrem Endprodukt. 

Ich war von mir entfremdet. Wer war ich? Was wollte ich? Was war mir wichtig? Wie sollte meine Selbstständigkeit aussehen? Vor lauter Tipps, Hacks und Strategien konnte ich es manchmal nicht mehr sagen.

Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Sobald ich einen Text schreiben musste, der die Länge einer durchschnittlichen E-Mail überstieg, kam ich an meine Grenzen. Meine Gedanken drifteten ab, die Finger machten sich selbstständig und öffneten Facebook, Instagram oder das E-Mail-Programm.

Ich war wie ferngesteuert. Da will ich einfach nur schnell das Wetter nachgucken – stattdessen nehme ich das Smartphone, öffne automatisch Instagram, scrolle durch den Feed, lege mein Handy wieder zur Seite, ohne nach dem Wetter geguckt zu haben. 

Was passierte da eigentlich mit mir? 

Warum mache ich nicht einfach weniger Social Media?

Mein erster Gedanke war: „Du musst deinen Instagram-Konsum dringend reduzieren!“

Hörte sich vernünftig an, war aber in der Praxis schwierig

Denn wenn sich Gewohnheiten über einen längeren Zeitraum verfestigen, ist es schwer zu sagen: „Dann mach am Wochenende halt mal weniger!“

Ich deinstallierte alle Apps von meinem Handy, ich mistete die Accounts, denen ich folgte, radikal aus, entfolgte sogar allen Profilen – und dennoch fand ich mich irgendwie wieder durch den Feed scrollend. 

Ein bisschen Social Media funktionierte für mich offensichtlich nicht.

Ganz oder gar nicht musste es ein.
Ich entschied mich für „gar nicht“. 

Mein TikTok-Profil löschte ich. 

Mein Insta-Profi schickte ich in eine inoffizielle Insta-Pause und entfolgte allen Accounts, um nicht in Versuchung zu kommen. 

Und Facebook? Diesen Account ließ ich bereits seit Jahren links liegen … 

Keine sozialen Medien – was ist denn schon dabei?

Als Selbstständige keine sozialen Medien zu nutzen ist im besten Fall … ungewöhnlich. 

Heißt es nicht immer, dass Selbstständige am besten täglich auf Social Media präsent sein sollten? Dass sie auf ihren Kanälen eine Community aufbauen müssen? Dass sie nur mit Social Media erfolgreich selbstständig sein können.

Keine sozialen Medien zu nutzen würde bedeuten, gefühlt 99% aller Ratschläge zum Onlinemarketing zu ignorieren.

Und dafür musste ich erst einmal Mut sammeln.

Ist ohne Social Media alles den Bach runtergegangen?  

Nach einem halben Jahr als Selbstständige ohne Social Media erst einmal die wichtigste Nachricht: Ja, ich lebe noch. 

Und ich muss mich auch nicht hauptsächlich von Nudeln mit Tomatensoße ernähren wie zu Beginn der Selbstständigkeit. Im Gegenteil: Meine Selbstständigkeit läuft besser denn je.

Wie sich die Websitebesuche entwickelt haben

Gucken wir uns zunächst einmal den Traffic an. Dieser ist seit meinem Instagram-Rückzug im August 2020 nicht gefallen. Die Zugriffe auf meine Website waren durch meinen Launch im November und das Pinterest-Online-Festival im Januar sogar höher als zuvor. 

Von Februar 2020 bis Februar 2021 haben sich die Traffic-Quellen folgendermaßen verteilt:

  • 38,9% der Websitebesuchenden kamen von Google

  • 31,1% der Websitebesuchenden kamen direkt (z.B. aus Newsletter)

  • 21,4% der Websitebesuchenden waren Social-Traffic* 

  • 8,48 der Websitebesuchenden waren Referral-Traffic (z.B. aus Gastartikeln und anderen Verlinkungen) 

  • Sonstiges

*Dröseln wir den Social-Traffic noch mehr auf:

  • 92,9% Pinterest

  • 4,84% Facebook 

  • 4,61% Instagram

Meine Erkenntnis

Auch ohne organisches Instagram- und Facebook-Marketing bekomme ich genug Traffic – Google und Pinterest sei Dank! 

Vor allem, wenn man den Aufwand für die Plattformen vergleicht – 30–60 Stunden monatlich für Instagram und 5–6 Stunden monatlich für Pinterest (komplett ausgelagert) – wird klar, dass Instagram und Facebook guten Gewissens als Traffic-Quellen vernachlässigt werden können.

Wie sich die Newsletter-Anmeldungen entwickelt haben

Die Zahl der Newsletter-Anmeldungen wächst bei mir immer dann, wenn ich launche und Werbeanzeigen schalte. Das war vor August 2020 schon so und ist jetzt nicht anders.

Der hohe Anstieg von April zu Juni 2020 lag nicht etwa daran, dass ich häufig auf Instagram gepostet hätte, sondern an den besonders günstigen Ad-Preisen kurz nach dem 1. Lockdown, die ich ausgenutzt hatte.

Wie sich mein Umsatz entwickelt hat

Traffic und Newsletter-Anmeldungen sind schön und gut, aber entscheidend ist natürlich, was hinten rauskommt.

Sprich: Würde ich auch ohne Social-Media-Marketing genügend Kund*innen bekommen und Umsatz machen?

Kund*innen gewinnen ohne Social Media scheint ein großes No-Go in der Online-Welt zu sein und war für mich dementsprechend ein spannendes Experiment. Und exakt ein halbes Jahr später kann ich sagen: 

Ja, auch ohne Social-Media-Marketing mache ich immer noch genügend Umsatz!

  • Ich habe 2020 das erste Mal einen sechsstelligen Jahresumsatz erzielt. 

  • Seit meinem Social-Media-Rückzug habe ich dreimal gelauncht (September 2020, November 2020, Februar 2021) und jedesmal meine Umsatzziele erreicht. 

  • Meine Mastermind war im Februar 2021 nach nur drei Tagen ausverkauft (und ich musste sogar Interessentinnen absagen, weil alle Plätze schon weg waren).

Mein größter Gewinn: Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge

Keine sozialen Medien zu nutzen, heißt für mich nicht, Hoffnungsmarketing zu betreiben und nur darauf zu warten, dass mich schon jemand finden wird.

Es heißt für mich, sich auf die Dinge zu fokussieren, die tatsächlich für neue Menschen auf der Website, Newsletteranmeldungen und neue Kundschaft sorgen.

Und auf die Strategien, die zu meinen Stärken zählen und mir Freude bereiten.

Deshalb sind meine Blogartikel jetzt noch ein bisschen länger.
Die Newsletter verschicke ich noch ein bisschen regelmäßiger.
Die Website ist frisch entrümpelt und schick gemacht. 

Kehre ich jemals wieder zu Instagram und Co. zurück?

Sag niemals nie. 

Vielleicht wenn ich nach dem Lockdown wieder ein bisschen mehr Zeit habe? Oder eine effektive Strategie habe, um mit der Vergleicheritis umzugehen? Oder den dringenden Wunsch, eine Instastory mit einer Heliumstimme zu drehen?

Doch aktuell finde ich es noch zu entspannt ohne. 

Der Fokus auf Website, Blog + Pinterest + Newsletter funktioniert für mich und bringt mir auch ohne Social Media genug Kund*innen.

Fazit: Erfolgreich selbstständig ohne Social Media? Das geht!  

Der Blogartikel ist kein Plädoyer gegen Instagram oder Facebook, sondern vielmehr für den Mut, auch mal eine individuelle Entscheidung zu treffen, die sich gegen allgemeine Empfehlungen richtet.

Du musst gar nichts, nur weil du selbstständig bist. Es ist dein Unternehmen und du bist die Chefin!

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Themenwünsche?

Wenn dir ein wichtiges Thema im Blog fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freue ich mich auf deine Nachricht.