Wer hat Angst vor der Komfortzone? (Social Media!)

In dieser Folge geht es um die Komfortzone. Warum ist sie eigentlich der Todfeind von übermotivierten Motivationscoaches auf Instagram? Ist es wirklich so schlimm, in der Komfortzone zu bleiben? Und: Was passiert eigentlich, wenn wir uns dafür entscheiden, nicht mehr auf Teufel komm raus die Komfortzone zu verlassen? Fragen über Fragen. Zeit für ein paar Antworten.

Folge anhören:

Transkript lesen:

„Das Leben beginnt dort, wo die Komfortzone endet.“

„Erfolg wartet außerhalb deiner Komfortzone.“

„Große Dinge entstehen nie in der Komfortzone.“

„In der Komfortzone herrscht immer Stillstand.“

Wer seine Instagram- oder Pinterest-App öffnet, wird früher oder später (vermutlich früher) auf ein Zitat über die Komfortzone stoßen. Und in den meisten dieser Zitate kommt die Komfortzone dabei alles andere als gut weg.

Meist sind das übermotivierte Motivationscoaches, die behaupten, dass nur diejenigen erfolgreich werden können, die ihre Komfortzone verlassen, und dass alle anderen für immer zur Mittelmäßigkeit und damit zur Erfolglosigkeit verdammt sind.

Tja. Muss die Komfortzone notwendigerweise der Todfeind von uns Selbstständigen sein? Ich glaube nicht.

Und in dieser Podcastfolge möchte ich über die Komfortzone sprechen und mich dafür stark machen, dass wir es uns alle mehr erlauben sollten, Zeit in unserer Komfortzone zu verbringen.

Denn: Da ist es schön.

Privat.

Und auch beruflich im Marketing.

Lass uns zunächst einmal die These angucken, dass das Leben außerhalb der Komfortzone beginnt.

Wenn ich zum Beispiel mal einen Tag keine Termine habe (also keine Beratungsgespräche, keine Interviews, keine Reisen) und den ganzen Tag einfach nur irgendetwas schreiben kann, ist das … herrlich.

Und es ist auch völlig egal, ob es ein Blogartikel ist, den ich schreibe, oder ein Buch oder ein Newsletter.

Es ist total entspannend und gemütlich und es fühlt sich absolut so an, als würde ich … ja, nicht nur leben, sondern ein schönes Leben führen.

Vor allem, wenn es draußen stürmt und schneit und ich weiß: Alle anderen quälen sich jetzt zur Arbeit und du kannst auf dem Sofa im Schlafanzug und schreiben. Ist vielleicht ein bisschen fies, aber … tja.

Dasselbe gilt auch für die Momente, wo ich es mir mit meinen Kindern vor dem Kamin gemütlich mache. Das ist total schön.

Doch wenn das nicht „Leben“ ist, das mir das Inspirationszitat ja verwehrt, was ist es dann?

Müssen wir jetzt alle – so Leben am Limit mäßig – in einen Indoorspielplatz gehen oder uns das Kind an den Rücken schnallen und den Himalaya besteigen, um unsere Elternschaft zu zelebrieren?

Oder müssen wir uns von Fernsehauftritt zu Speakerevent quälen, nur um vermeintlich richtig unsere Selbstständigkeit zu leben? 

Es ist verdammt viel Leben in einer Komfortzone. Auch wenn dieses Leben vielleicht nicht laut und aufdringlich ist. Oder sich nicht in einen hübschen Instapost verpacken lässt. Schließlich posieren wir dann ja nicht vor einem dicken, fetten Auto.

Doch wie ist es jetzt mit dem Erfolg und der Komfortzone?

Ich selbst hab mich jahrelang dazu gezwungen, meine Komfortzone zu verlassen und Dinge zu tun, die Mark Zuckerberg von mir wollte: täglich posten, livegehen, Storys drehen, Reels machen. 

Ich habe mich diszipliniert und motiviert und immer stets bemüht. 

Ich habe mir auch teilweise Angst und Panik schöngeredet und mich dazu beglückwünscht, dass ich Dinge mache, die ich nicht will. Doch außer einem Beinahe-Burnout hat mir das Ganze nicht viel gebracht. 

Es ist ja auch so: Wenn wir uns jedes Mal überwinden müssen, um auf Instagram live zu gehen, und dann so nervös werden, dass wir nur noch vor uns hin stammeln – was für ein Erfolg soll das denn bitte schön werden? 

Es mag sich vielleicht verrückt anhören, aber was ist, wenn wir einfach mal unsere Stärken zu nutzen, anstatt ständig an unseren Schwächen herumzudoktern? 

Das heißt jetzt natürlich nicht, dass wir niemals lernen und wachsen und, ja, auch über uns hinauswachsen dürfen. Doch das kann einfach innerhalb unserer Stärken passieren. Und nicht so, dass wir dafür unsere gesamte Persönlichkeit verleugnen müssen.

Bei mir war es sogar so, dass viel größere Dinge passiert sind, seit ich in meiner schreibenden Komfortzone bleibe. Ich hätte mich also all die Jahre auf Social Media gar nicht so dazu zwingen müssen, meine Komfortzone zu verlassen und zum Beispiel ständig auf Facebook livezugehen.

Dass in der Komfortzone immer Stillstand herrscht, muss also auch nicht notwendigerweise so sein.

Doch selbst wenn „Komfortzone“ auch mal „Stillstand“ bedeuten würde: Was wäre denn so schlimm daran, mal stehen zu bleiben?

Wir können ja nicht jede einzelne Minute unseres Lebens in Bewegung sein. Wir brauchen auch Pausen und Ruhezeiten. 

Und auch wenn übermotivierte Motivationscoaches auf Instagram es vielleicht anders sehen, aber: Wir müssen nicht immer nur wachsen. 

Wir dürfen auch mal einfach nur sein.

Und wenn du das nächste Mal auf Social Media liest oder hörst, dass du die Komfortzone verlassen sollst, scrollst du hoffentlich weiter und lässt die übermotivierten Motivationscoaches reden.

Denn jeder Mensch braucht – privat und beruflich – eine Komfortzone. Und statt sein Leben damit zu verbringen, sich ständig zu Höchstleistungen zu treiben, können wir auch einfach eine Balance anstreben.

Zwischen Herausforderung und Komfortzone. 

Zwischen Anspannung und Entspannung.

Zwischen Luft anhalten und durchatmen.

Shownotes:

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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Soll ich nicht dahin gehen, wo meine Zielgruppe ist – also auf Social Media?

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