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Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.
Social Media löschen meets Feminismus
„Social Media löschen“ ist ein feministisches Thema, auch wenn für meinen Geschmack darüber noch zu wenig aus feministischer Perspektive gesprochen wird.
Am 25. August 2020 habe ich das letzte Mal etwas auf Instagram gepostet und am 21. September 2021 dann meinen Account gelöscht. TikTok, Facebook, Twitter und Pinterest folgten bald.
Ich ging diesen Schritt, weil ich merkte, dass mir soziale Medien nicht (mehr) gut taten.
Ja, Instagram und Co. haben einen mittlerweile unbestreitbaren negativen Effekt auf unsere Psyche. Doch wenn wir Instagram verlassen, weil wir merken, dass es uns nicht gut tut, dort zu sein – ist das eine Schwäche oder nicht viel mehr ein emanzipatorischer Akt?
Als ich im September 2021 dann endlich auf „Löschen“ klickte, war es für mich genau das: eine Möglichkeit, mich von dem Zwang zur Selbstoptimierung und dem chronischen Neid auf andere zu befreien und meine Selbstbestimmung zurückzugewinnen.
Denn die Sache mit der Selbstbestimmung ist die: Sie hört nicht auf, nur weil wir das „Real Life“ verlassen und die Welt der Likes und Selfies betreten.
Auch was Social Media angeht, haben wir die Wahl:
So wie wir entscheiden dürfen, ob wir Kinder mitten im Studium bekommen oder gar nicht, ob wir Ärztin werden oder eine Promotion abbrechen, ob wir uns als Frauen verstehen oder gar nicht erst im binären Geschlechtssystem verorten, ob wir Männer lieben oder einen queeren Menschen, dürfen wir auch wählen, wie wir mit Social Media verfahren:
Wir dürfen Social Media aktiv oder passiv nutzen und es toll finden. Wir dürfen es aber auch sein lassen und unser Leben völlig ohne Social Media gestalten. Wir haben die Wahl.
Deshalb ist das Thema „Social Media löschen“ ein feministisches Thema, auch wenn darüber noch zu wenig aus feministischer Perspektive geredet wird.
Vielleicht liegt das daran, dass soziale Medien vom Grundprinzip feministisch anmuten: Sie bieten Chancen zu mehr Diversität und Geschlechtergerechtigkeit; und im Gegensatz zur früheren Medienlandschaft gibt es – vermeintlich – keine Gatekeeper mehr, die darüber entscheiden, wer was und in welcher Form veröffentlichen darf.
Jede*r kann mit nur wenigen Klicks einen Account anlegen und die eigene Meinung kundtun; und sicherlich hat auch das dazu geführt, dass feministische Themen in den letzten zwei Jahrzehnten entmystifiziert und einem größeren Publikum zugänglich gemacht wurden.
Doch was ist, wenn wir einen zweiten Blick auf Social Media riskieren und uns die Menschenbilder, Strukturen und Mechanismen dahinter anschauen?
Was ist, wenn wir uns fragen, was soziale Medien mit Menschen anstellen und ob sie menschliche Kommunikation zum Guten verändern?
Was ist, wenn wir uns die Frage erlauben, ob soziale Netzwerke – neben der Tatsache, dass sie zweifelsohne viele Menschen ermächtigen – nicht auch ein Diskriminierungssystem sind, das Frauen abwertet, ausbeutet und Stereotype und veraltete Rollen reproduziert?
Ist es vor dem Hintergrund der Funktionsweise von sozialen Medien wirklich so „krass“, „radikal“ oder „kontraproduktiv“, Social-Media-Kanäle zu löschen, oder nicht eher absolut verständlich und vielleicht sogar … folgerichtig?
55 gute Gründe, Instagram zu löschen
Instagram, wir müssen reden! Zum Beispiel darüber, warum es eine gute Idee sein könnte, dich 2024 zu löschen.😏 Hier kommen gleich 55 gute Gründe.
Instagram, wir müssen reden! Zum Beispiel darüber, warum es eine gute Idee sein könnte, dich 2024 zu löschen.😏
Hier kommen gleich 55 gute Gründe. (Du kannst zu dem Abschnitt springen, der dich besonders interessiert, oder alles von oben nach unten lesen.)
Instagram und Selbstinszenierung
#1 Du kannst morgens wieder schlecht gelaunt sein
Du musst nicht mehr so tun, als hättest du ein „Morgenritual“, sondern kannst einfach aufstehen und morgens schlecht gelaunt sein wie jeder normale Mensch auch.
#2 Du kannst wieder in Ruhe Netflix gucken
Du kannst aufhören, so zu tun, als würdest du jeden Tag Persönlichkeitsentwicklungsbücher lesen und einfach wieder unterhaltsame Romane lesen oder Netflix-Serien schauen.
#3 Du brauchst dich nicht mehr mit deinem „falschen Mindset“ zu beschäftigten
Dein Mindset? Darf einfach nur in Ruhe vor sich „mindsetten“.
#4 Niemand regt sich mehr über dein Essen auf
Stell dir vor, du isst ein Butterbrot und Bianca von Instagram regt sich nicht mehr darüber auf, dass du Gluten zu dir nimmst.
#5 Bye Bye Latte Art
Dein Kaffee darf auch einfach wieder Kaffee sein und muss keinen Design-Award gewinnen.
#6 Du kannst wieder verranzt Sport machen
Du musst nicht mehr so tun, als würdest du jeden Tag gestylt ins „Gym“ gehen, sondern kannst in einer verranzten Jogginghose um den Block laufen.
#7 Du brauchst dich fürs Homeoffice nicht mehr zu stylen
Auch fürs Homeoffice musst du dich nicht mehr in Schale werfen und drei Stunden nach dem perfekten Outfit für dein Reel zu suchen.
#8 Du reduzierst deine unbezahlte ästhetische Arbeit
Für die Instagram-Story schminken aka unbezahlte ästhetische Arbeit leisten? Wird schon bald der Vergangenheit angehören.
#9 All feelings welcome
Du kannst endlich wieder traurig, wütend oder frustriert sein. Ohne Instagram regt sich auch niemand darüber auf, dass du keine „Good Vibes“ versprühst.
#10 Keine nervigen Selfies
Du musst deine beste Freundin oder deinen Partner nicht mehr ständig nach Selfies fragen, sondern kannst einfach nur die Zeit mit ihnen zusammen genießen.
#11 Keine Dokumentationen mehr
Du kannst aufhören, jeden Moment deines Lebens zu dokumentieren, und einfach nur … leben.
#12 Nordsee statt Bali
Du musst dich nicht mehr ständig mit den Urlaubsfotos anderer Leute auseinandersetzen oder neidisch auf Bali-Urlaube sein, sondern deinen Nordsee-Urlaub auch einfach genießen.
#13 Du brauchst nicht mehr Storys von deinen Filmabenden zu posten
… und kannst einfach wieder in Ruhe einen Film von Anfang bis Ende schauen.
#14 Du kannst deine Spaziergänge genießen
Stell dir vor, du machst einen Spaziergang und brauchst keine Fotos mehr vom Magnolienbaum/Sonnenuntergang/Nebel zu schießen.
#15 Du kannst wieder alleine baden
Stell dir vor, du nimmst dir ein Schaumbad und brauchst niemanden daran teilhaben zu lassen. #blessed
#16 Du kannst Instaspots meiden
Vorbei sind die Zeiten, in denen du überfüllte Instaspots aufsuchen musst, um die richtigen Bilder für Insta zu schießen. Wenn du verreist, musst du es niemandem mehr zeigen.
#17 Du kannst Konzerte genießen
Wenn du auf einem Konzert bist, kannst du mitsingen, tanzen und die Zeit genießen, statt Videos für deine Storys zu posten.
Instagram und (mentale) Gesundheit
#18 Du hast weniger Vergleicheritis
Du musst dein Behind-the-Scenes-Ich nicht mehr mit der Bühnenfassung von jemand anderem vergleichen und dich jeden Tag aufs Neue fragen, warum dein Leben nicht so glamourös aussieht wie das eines Influencers.
#19 Du hast weniger Selbstzweifel
Weniger Vergleicheritis heißt meist auch: weniger Selbstzweifel.
#20 Weniger digitaler Stress
Wer nichts posten, liken oder kommentieren muss, hat meist auch weniger digitalen Stress.
#21 Dir werden Follower egal
Warum der Insta-Account deines Nachbarn für seinen Chihuahua mehr Follower hat als dein Account für deinen Labradoodle, wird keine Rolle mehr in deinem Leben spielen.
#22 Dir werden Likes egal
Oder auch, warum die Monstera deiner Cousine dritten Grades mehr Likes bekommt als deine.
#23 Mehr Dankbarkeit
Du musst deinen Umsatz, deinen Urlaub, deine Garderobe, dein Haus, deinen Hund oder deine Kinder nicht mehr mit den Errungenschaften von Fremden auf Instagram vergleichen, sondern wirst dankbarer für das, was du bereits hast.
#24 Mehr Zufriedenheit
Weniger Vergleicheritis heißt nicht selten auch: mehr Zufriedenheit – in sämtlichen Bereichen des Lebens.
#25 Filter adé, scheiden tut nicht weh
Du kannst endlich aufhören, die Welt durch einen Filter zu betrachten. Der schönste Filter heißt immer noch: Realität.
#26 JOMO statt FOMO
Irgendwann freust du dich darüber, Dinge auf Instagram zu verpassen, wetten?!
#27 Du kommst früher ins Bett
Stell dir vor, es ist Schlafenszeit und du musst nicht noch schnell auf Instagram deine Likes checken.
#28 Gute Nacht
Und du wirst auch nicht durch Pushbenachrichtigungen mitten in der Nacht geweckt, sondern kannst einfach … schlafen.
#29 Bye bye unrealistische Schönheitsideale
Hallo völlig normale Falten, Pickel, Augenringe und Co!
#30 Bye bye negatives Selbstbild
Und wer weiß? Vielleicht verwandelt sich ein negatives Selbstbild nach und nach in ein positives?
#31 Bye Bye Instagram Detox
Du kannst aufhören, dich von einem Instagram Detox zum nächsten zu hangeln, denn ohne die tägliche Dosis Instagram-„Gift“ brauchst du dich auch nicht mehr zu „entgiften“.
#32 Du schützt deine mentale Gesundheit
Studien haben gezeigt, dass eine Instagram-Nutzung mit Depressionen und Ängsten korreliert. Das heißt: Instagram und Depressionen/Ängste gehen auffallend oft Hand in Hand. So gesehen schützt du mit einem Instagram-Ausstieg deine mentale Gesundheit.
#33 Du fühlst dich weniger einsam
Hast du gewusst, dass Instagram-Nutzung auch mit einem Gefühl der sozialen Isolation korreliert? Vielleicht fühlst du dich ohne Instagram dann auch weniger einsam.
#34 F*ck Perfektionismus!
Ohne Instagram gibt es auch gleich viel weniger Grund, Perfektion anzustreben.
#35 Weniger Überreizung
Weniger Instagram = weniger Reize.
#36 Deine Bildschirmzeit reduziert sich
Weniger Instagram = weniger Bildschirmzeit.
Instagram und Zeit
#37 Mehr Zeit
Instagram mag unterhaltsam sein, doch was kostet es an Zeit!
Früher habe ich manchmal zwei Stunden auf der Plattform verbracht – täglich. Das sind 14 Stunden in der Woche, 60 Stunden im Monat oder 730 Stunden im Jahr.🫣
Was könnten wir alle mit 730 Stunden mehr im Jahr anstellen? The answer may (not) surprise you: eine Menge!
#38 Mehr Hobbys
Vor lauter Liken und Kommentieren und in Reels tanzen hatte ich völlig vergessen, dass es so etwas wie Hobbys gibt.
Ohne Instagram habe ich endlich:
mir ein Klavier gekauft
angefangen, wieder Sport zu machen
mich für einen Koreanischkurs angemeldet
drei Bücher geschrieben (eins davon im Verlag)
#39 A little less inspiration …
Ohne Instagram kannst du endlich aufhören, nach dem perfekten Zitat für den Sonntagsbrunch mit deinen Schwiegereltern zu suchen.
#40 … and Hashtags
Oder nach dem perfekten Hashtag.
#41 Du kannst aufhören, alles zu fotografieren
Dein Essen, dein Kaffee, die Buddha Bowl … niemand muss mehr wissen, dass du dir gerade was gönnst. Beängstigend? Nein, befreiend!
#42 Du hast mehr Zeit zum Lesen
Du könntest endlich den SUP (= Stapel ungelesener Bücher) abarbeiten, anstatt dir die Shelfies von Fremden im Internet anzugucken.
#43 Du hast mehr Zeit fürs „Real Life“
„Hugging statt Phubbing“ wird dein neues Motto.
#44 Du hast mehr Zeit zum essen
Da du dein Essen nicht mehr fotografieren musst, hast du endlich mehr Zeit zum essen.
#45 Premium-Futter fürs Hirn
Apropos essen: Du könntest deine Gehirnzellen mal wieder mit anderen Dingen füttern als mit Likes und Selfies.
Instagram und Aufmerksamkeit
#46 Weniger Ablenkung
Stell dir vor, du arbeitest und es gibt keine Likes, Kommentare oder DMs, die du checken musst. #halleluja
#47 Keine fragmentierte Aufmerksamkeit mehr
Ohne Instagram wird deine Aufmerksamkeit auch nicht mehr fragmentiert und du kannst dich wieder über einen längeren Zeitraum konzentrieren.
#48 Weniger Kämpfe um deine Aufmerksamkeit
„Schnell sein lohnt sich!“, „Jetzt!“, „Nur noch heute!“ – Wenn du nicht mehr auf Instagram bist, kämpfen gleich viel weniger Menschen um deine Aufmerksamkeit.
#49 Mehr Monotasking
Du schreibst eine wichtige E-Mail, während du parallel mit einer Kollegin chattest und Instagram-Beiträge strategisch kommentierst? Ohne Instagram brauchst du auch nicht mehr so viel „Multitasking“ zu betreiben.
#50 Keine Macht dem Dopamin
Jeder Like ein Dopamin-Ausstoß! Doch wir sind dem Belohnungszentrum nicht hilflos ausgeliefert und können mit einem Instagram-Ausstieg der „Dopamin-Falle“ entkommen.
Instagram und Marketing
#51 Tschüss, Shiny-Object-Syndrom!
Bilder, Videos, Lives, Reels … Wer Instagram verlässt, kann damit aufhören, nach dem neuesten „Shiny Object“ Ausschau zu halten und sich darauf fokussieren, welche Marketingmaßnahme wirklich zu einem passen.
#52 Hallo Stärken!
Statt Instagram-Trends in den Fokus zu nehmen, können wir uns auch endlich darauf fokussieren, was wir richtig gut können.
Quatschen? Dann könnte ein Podcast eine gute Idee sein. Schreiben? Wie wäre es dann mit einem Blog oder Newsletter als Marketingkanäle?
#53 Tiefe Gespräche statt schneller Emojis
Ja, auf Instagram kommen wir schneller mit Menschen in Kontakt, z. B. wenn wir auf Storys mit Emojis antworten. Doch sind das auch wirklich tiefgehende, erfüllende Gespräche?
Ohne Instagram haben wir mehr Zeit, um uns mal wieder „richtig“ mit Menschen zu unterhalten.
#54 Entspanntes Marketing statt Posting-Druck
Statt sich jeden Tag dazu zu zwingen, etwas auf Instagram zu posten, was in 24 Stunden eh keine Menschenseele mehr interessiert, können wir entspannte, nachhaltige Marketingstrategien verfolgen, die uns auch noch nach Wochen, Monaten oder Jahren Resultate bringen.
#55 Wir schmeißen unsere eigene Party
Wenn wir Instagram nutzen, sind wir zu Gast auf einer Party, die nicht uns gehört, sondern Mark Zuckerberg. Wenn uns die Party nicht gefällt, können wir uns zwar beschweren. Doch letzten Endes hat Mark den Partyraum gemietet und die Luftballons aufgepustet – nicht wir.
Wenn wir Instagram verlassen, schmeißen wir unsere eigene Party.
Wir mieten die Räume, die uns gefallen, und spielen Musik, die wir lieben. So macht die Marketing-Party auch gleich viel mehr Spaß.😁
Fazit
Es gibt jede Menge gute Gründe, Instagram zu löschen. In diesem Blogartikel habe ich dir 55 solcher Gründe vorgestellt:
Instagram und Selbstinszenierung
Instagram und (mentale) Gesundheit
Was ist dein persönlicher Grund, dein Instagram-Konto zu löschen? Schreib ihn auf, rahm ihn ein, häng ihn auf! :)
Oder schreib mir und sag hallo!☺️ Ich freue mich, von dir zu hören.
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Instagram Detox: 5 Gründe dafür und 5 dagegen
Ein Instagram Detox ist in aller Munde, doch ist es wirklich eine so gute Idee? Ich glaube: Es kommt darauf an. In diesem Blogartikel habe ich fünf Gründe für und fünf Gründe gegen einen Instagram Detox gesammelt.
Ein Instagram Detox ist in aller Munde, doch ist es wirklich eine so gute Idee? Ich glaube: Es kommt darauf an.
In diesem Blogartikel habe ich fünf Gründe für und fünf Gründe gegen einen Instagram Detox gesammelt.
Doch first things first:
Instagram Detox – was ist das eigentlich?
Ein Instagram Detox ist eine fest definierte Auszeit von Instagram, eine Instagram-Pause.
Dabei steckt im Wort „Detox“ das Wort „toxisch“ = giftig. Bei einem Instagram Detox „entgiften“ wir uns also von Instagram.
Wissenschaftlich lässt sich die Wirkung eines Digital Detox übrigens nicht belegen.
Instagram Detox: 5 Gründe dafür
Es gibt Fälle, da kann ein Instagram Detox tatsächlich eine gute Idee sein. Hier kommen fünf davon:
Du brauchst dringend Abstand von Instagram
Sobald du an Instagram denkst und ein Gefühl von „Ich kann grad einfach nicht mehr“ bekommst, ist es Zeit, die Reißleine zu ziehen.
Gesundheit ist das Allerwichtigste, auch im Businesskontext.
Gerade für Kreative gilt: Erschöpfte können meist nicht schöpferisch tätig sein. Als Selbstständige sind wir unsere wichtigste Ressource, und wenn es uns nicht gut geht, können wir meist auch keine gute Arbeit leisten.
Solltest du also einen Gedanken wie „Es geht nicht mehr“ haben, ist eine kurzfristige Instagram-Auszeit das einzig Richtige. Alles andere ist sekundär.
Du brauchst „richtige“ Erholung
Selbst wenn du dich auf Instagram wie ein Fisch im Wasser fühlst und deine Community abgöttisch liebst, brauchst du möglicherweise von Zeit zu Zeit eine Pause.
Schließlich hängen wir ja auch nicht jede einzelne Sekunde des Tages mit unseren Lieblingsmenschen ab, sondern nehmen uns auch Zeit für uns und andere Menschen und Interessen.
So ist es mit Instagram auch: Eine Pause ist immer eine gute Idee!
Eine Instagram-Auszeit kann eine hervorragende Möglichkeit sein, um eine Balance von online und offline oder „innen“ und „außen“ zu erreichen und langfristig bei Kräften zu bleiben.
Und wenn es dir mit Instagram grundsätzlich gut geht und du dich einfach mal „richtig“ erholen willst oder einen Spontantrip nach Paris planst, bei dem du nicht jedes Pain au Chocolat dokumentieren willst – go for it!
Du brauchst deinen Fokus für ein anderes Projekt
Instagram kann ein richtiger Zeitfresser sein.
Und wenn es ein anderes spannendes berufliches oder privates Projekt gibt, das all deine Zeit, deine Energie und deinen Fokus benötigt, kann es eine gute Idee sein, für ein paar Wochen (oder gar Monate) auf Instagram zu verzichten und ein „Sabbatical“ einzulegen.
Zum Beispiel wenn du ein Buch schreibst, einen Podcast startest, in Babypause gehst oder, oder, oder.
Wenn du sagst „Es gibt gerade Wichtigeres als Instagram, und zwar …“, kann ein Instagram Detox eine gute Sache sein.
Du bist neugierig, wie es dir ohne Instagram geht
Ich hätte von mir nie gedacht, dass ich ein Problem mit Zucker hätte. Doch als ich mir mal für drei Monate vorgenommen hatte, keinen Gramm Zucker zu essen, habe ich erst einmal verstanden, dass Zucker nahezu überall ist!
Ein spannendes Experiment, das mir jede Menge Aha-Erlebnisse beschert hat und einen nachhaltigen Einfluss auf meine Ernährung hatte.
Vielleicht geht es dir auch so oder so ähnlich mit Instagram.
Vielleicht bist du einfach neugierig, wie (d)ein Leben ohne Instagram aussehen könnte. Was fängst du mit der freigewordenen Zeit an? Was passiert mit deinen Kontakten?
Der Ausgang dieses Expertiments? Komplett offen. Und vielleicht liegt darin ja auch der Reiz.
Die Basis für eine gesunde Instagram-Nutzung stimmt
Bis auf den letzten Punkt („Du bist neugierig, wie es dir ohne Instagram geht“) haben die Gründe gemeinsam, dass die Basis für eine gesunde Instagram-Nutzung stimmt.
Wenn Instagram für dich grundsätzlich eine gute Zeit bedeutet, wenn dich die Plattform anderen Menschen näher bringt und du keinerlei oder kaum negative Auswirkungen auf deine (mentale) Gesundheit spürst, ist ein Instagram Detox eine gute Möglichkeit, mal eine Pause von Instagram einzulegen.
Sei es, weil gerade andere Projekte oder Lebensereignisse wichtiger sind oder weil du ein paar Tage oder Wochen zur „richtigen“ Erholung mit möglichst viel Offline und möglichst wenig Online brauchst.
Instagram Detox: 5 Gründe dagegen
Wenn die Basis für eine gesunde Instagram-Nutzung allerdings nicht stimmt, wird ein Instagram Detox meist nicht viel bringen bzw. die Situation ggf. noch verschärfen.
Das könnte zum Beispiel in folgenden Fällen der Fall sein:
Deine (mentale) Gesundheit leidet grundsätzlich unter Instagram
Wenn es kein konkreter Anlass ist, der dir Instagram madig macht, sondern du merkst, dass Instagram grundsätzlich einen negativen Einfluss auf deine (mentale) Gesundheit hat, stellt sich die Frage, was ein Instagram Detox in solch einem Fall überhaupt bringen würde.
Die Funktionsweise von Instagram zielt direkt auf unsere Psyche: Jeder Like, jeder Kommentar, jeder Share sorgt dafür, dass Dopamin ausgeschüttet wird.
Kurzfristig empfinden wir das als Belohnung, doch langfristig als Belastung:
Wir wollen immer mehr Likes, Kommentare, Shares und damit Dopamin. Und sogenannte Attention Engineers designen die App bewusst so, dass sie uns maximal „hooked“ macht. Selbst die kurze Pause, wenn wir unseren Feed neu laden, erfüllt einen Zweck. (Vorfreude steigern!)
Doch es muss nicht immer gleich eine Instagram-Sucht sein:
Für viele Menschen stellt Instagram eine Reizüberflutung dar, die über längere Zeit dafür sorgt, dass sie sich erschöpft und gestresst fühlen. Sie empfinden Instagram oft als zu viel, zu schnell und zu laut.
Auch Depressionen, Ängste und Burnout werden in Studien immer wieder mit Instagram in Verbindung gebracht.
Wenn Instagram diesen Effekt auf deine Gesundheit hat, ändert sich das vermutlich nicht, wenn du ein paar Tage der Plattform fernbleibst.
Ähnlich sieht es für mich aus, wenn dein Selbstwert unter Instagram leidet.
Wenn dich die kuratierten Highlights von Fremden im Internet nicht inspirieren, sondern lähmen, unter Druck setzen und stressen, ist das ein grundsätzliches Problem.
Wenn die Vergleicheritis kickt, sobald du die App öffnest, und du dich als chronisch nicht gut genug fühlst (Imposter Syndrom!), werden ein paar Tage Instagram Detox vermutlich nicht so viel daran ändern.
Ja, die Likes sind ein kleiner, netter Ego-Boost, doch auch sie können langfristig dafür sorgen, dass unser Selbstwert abhängig von diesen äußeren Faktoren wird und dass er einstürzt, sobald sich äußere Bedingungen ändern und die Likes mal ausbleiben.
Auch hier hilft nicht ein Instagram Detox, sondern der Aufbau eines Selbstwertes, der nicht an äußere Faktoren wie Likes geknüpft ist. Und das wiederum gelingt vermutlich besser ohne Instagram.
Du hangelst dich von Instagram Detox zu Instagram Detox
Die Betonung liegt hierbei auf dem Wort „hangeln“. Wenn deine Gesundheit und dein Selbstwert unter Instagram Schaden nehmen und der Leidensdruck hoch ist, stellt sich die Frage, ob es wirklich ein Instagram Detox ist, den du brauchst, oder nicht vielmehr ein Leben völlig ohne Instagram?
Gerade wenn du schon mehrere Instagram-Detox-Versuche hinter dir hast und bereits wenige Tage später merkst, dass die alten ungesunden Gewohnheiten schneller wieder da sind, als du „Instagram Detox“ sagen kannst, wird sich das Problem mit Instagram vermutlich nicht mit einem erneuten Detox lösen lassen, sondern mit einer anderen Strategie wie
Instagram an eine virtuelle Assistenz auslagern oder
dein Instagram-Konto vollständig löschen
Vielleicht brauchst du nicht den 13. Instagram Detox dieses Jahr als vielmehr eine Instagram-Exit-Strategie? (In diesem Fall: Lass uns gerne miteinander sprechen!)
Dir geht es ohne Instagram deutlich besser
Wenn du schon mehrere Instagram-Detox-Versuche hinter dir hast und jedes Mal merkst „Mir geht es ohne Instagram so viel besser!“, stellt sich ebenfalls die Frage, was dir ein Instagram Detox genau bringen soll.
Jeder Instagram Detox neigt sich irgendwann mal dem Ende zu. Und wenn dein Alltag ohne Instagram schöner ist als mit, stellt sich die Frage, warum du dann überhaupt noch zu Instagram zurückgehst.
Warum begibst du dich freiwillig immer wieder an einen Ort, der dir so offensichtlich nicht gut tut?
Genau das stört mich am Konzept „Instagram Detox“, „Social Media Detox“ oder „Digital Detox“:
Schon im Begriff „Detox“ steckt das Wort „Gift“ drin und damit die Erkenntnis, dass wir uns Tag für Tag freiwillig einem „Gift“ aussetzen.
Warum sollten wir das tun?
Instagram ist nicht mit deinen Werten vereinbar
Doch nicht nur die Gesundheit, auch deine Werte können ein Grund dafür sein, warum nicht ein Instagram Detox, sondern ein Instagram-Ausstieg angebracht wäre.
Wenn das Geschäftsmodell hinter Instagram, das Mikrotargeting oder die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Menschen mit deinen Unternehmenswerten in Konflikt stehen, ist das ein grundsätzliches Problem und kein Problem, das sich mit einer Instagram-Pause lösen lässt.
Dann bringt es nichts, sich von Zeit zu Zeit von Instagram zu entgiften, sondern eher, sich zu fragen, wie Marketing aussehen müsste, damit es mit den Unternehmenswerten in Einklang ist.
Instagram-Marketing passt nicht zu deinen Stärken
Und schließlich bringt ein Instagram Detox nichts, wenn Instagram einfach nicht zu deinen Stärken passt.
Wenn du täglich auf Instagram präsent bist und dich stets redlich bemühst, obwohl das, was Instagram da von dir verlangt, überhaupt nicht zu deiner Persönlichkeit, deinen Fähigkeit und Interessen passt, wirst du den Grundkonflikt nicht lösen, indem du für ein paar Tage der Plattform fernbleibst.
Stattdessen steht eine Entscheidung an: Soll sich dein Marketing an deinen Stärken orientieren?
Wenn ja, bringt es vermutlich nichts, sich täglich zu Storys und Reels zu zwingen. Sinnvoller wäre es, Marketingstrategien zu nutzen, die besser zu deinen Stärken passen.
Fazit: Ein Instagram Detox ist nicht immer eine gute Idee
Ein Instagram Detox ist hip, doch er ist nicht immer eine sinnvolle Sache.
Entscheidend ist zu verstehen, ob du nur eine kurzfristige Pause von Instagram benötigst oder ein grundsätzliches Problem mit Instagram besteht.
Fünf Gründe, die für einen Instagram Detox sprechen, sind:
Du brauchst dringend Abstand von Instagram.
Du brauchst richtige Erholung.
Du brauchst deinen Fokus für ein anderes Projekt.
Du bist neugierig, wie es dir ohne Instagram geht.
Die Basis für eine gesunde Instagram-Nutzung stimmt.
Fünf Gründe, die gegen einen Instagram Detox sprechen, sind:
Deine (mentale) Gesundheit leidet grundsätzlich unter Instagram.
Du hangelst dich von Instagram Detox zu Instagram Detox.
Dir geht es ohne Instagram deutlich besser.
Instagram ist nicht mit deinen Werten vereinbar.
Instagram-Marketing passt nicht zu deinen Stärken.
Es liegt nun an dir zu entscheiden, was bei dir und Instagram der Fall ist.
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Instagram löschen – ja oder nein?
Instagram löschen – soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein? Wenn dir diese Frage bekannt vorkommt, weil du sie dir täglich und dreimal an Ostern stellst, welcome to this Blogartikel! Schnapp dir Stift und Papier oder öffne ein digitales Dokument und lass die Entscheidungsfindung – für oder gegen Instagram – beginnen!
Instagram löschen – soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?
Wenn dir diese Frage bekannt vorkommt, weil du sie dir täglich und dreimal an Ostern stellst, welcome to this Blogartikel!
Hier ist nicht der Ort, an dem ich dir sagen werde: Mach es!
Vielmehr möchte ich dir mit meinen ausgewählten Fragen dabei helfen, eine eigene Pro- und Kontra-Liste zu erstellen.
Schnapp dir also Stift und Papier oder öffne ein digitales Dokument und lass die Entscheidungsfindung – für oder gegen Instagram – beginnen!
Instagram löschen: Ja
Was spricht dafür, deinen Instagram-Account zu löschen? Aus meiner Sicht sind es vor allem diese Punkte hier:
#1 Instagram bringt dir keine Ergebnisse
Stell dir vor, du mühst dich Tag für Tag mit Instagram ab, doch es bringt dir keine oder kaum Ergebnisse.
Das war zum Beispiel bei mir der Fall. Ich stellte fest: Ich brauche jeden Tag etwa 1–2 Stunden fürs Instagram-Marketing, doch die Resultate waren eher bescheiden:
Die wenigsten Menschen, die meine Website besuchten, kamen von Instagram (weniger als 5%).
Die wenigsten Menschen, die mit mir zusammenarbeiteten, wurden auf Instagram auf mich aufmerksam. Anfragen, Aufträge und Verkäufe kamen eher durch Newsletter, mein Netzwerk und Empfehlungen zustande.
Nun hätte ich natürlich sagen können (und habe es jahrelang getan): „Dann muss ich mich halt noch mehr zu Instagram-Marketing weiterbilden!“
Doch ich hatte einfach keine Lust auf diese ewige Weiterbildungsspirale, die entsteht, wenn man mit den Veränderungen und Trends einer Social-Media-Plattform mithalten will.
Du auch nicht? Dann mache nun einen dicken, fetten Strich auf der Pro-Seite deiner „Instagram löschen – ja oder nein?“-Pro-und-Kontra-Liste!
#2 Instagram ist ein Hamsterrad für dich
Was uns auch schon zum nächsten Punkt bringt: Du empfindest Instagram als ein Hamsterrad. Es ist anstrengend für dich, es stresst dich und bereitet dir Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte.
Wie lange willst du dich in diesem Instagram-Hamsterrad noch abstrampeln? Und wo soll das Ganze enden?
Wenn du keine Antwort auf diese Frage findest, machst du am besten einen weiteren Strich auf der Pro-Seite.
#3 Instagram ist schlecht für deine (mentale) Gesundheit
Oft genug endet Instagram in einem Burnout, einer Depression oder einer anderen (psychischen) Erkrankung.
Das muss nicht so sein, kann es aber.
Und deshalb ist es zentral, sich zu beobachten und gnadenlos ehrlich zu sich zu sein:
Hat Instagram einen negativen Effekt auf meine (mentale) Gesundheit?
Wenn die Antwort hier „ja“ lautet und bisherige Versuche, Social Media achtsam zu nutzen oder einen Social Media Detox einzulegen, nichts gebracht haben, hilft meist nur, Instagram zu verlassen – für immer.
#4 Instagram hat negative Auswirkungen auf deinen Körper
Marketing hat nicht nur mit Strategien und Zahlen zu tun, sondern auch viel mit unserem Körper.
Denn auch wenn KI-Anwendungen boomen: Letzten Endes müssen immer noch Menschen aus Fleisch Blut Marketing betreiben und verantworten.
Deshalb lohnt es sich, dich mal auf deinen Körper zu fokussieren und dich zu fragen:
Was passiert mit meinem Körper, wenn ich an Instagram (oder eine Instagram-Aufgabe) denke?
Wird er eng, hart, verkrampft? Schlägt das Herz schnell(er)? Knotet sich alles im Bauch zusammen?
Wenn hier die Antwort „ja“ ist, ist die Gefahr groß, dass Instagram Stress für deinen Körper bedeutet. Möchtest du deinen Körper jeden Tag aufs Neue diesem Stress aussetzen?
#5 Instagram macht dich unproduktiv
Es spricht natürlich nichts dagegen, dann und wann seine Zeit mit Instagram zu verdaddeln.
Doch wenn wir uns jeden Tag dabei erwischen, wie wir auf Instagram doomscrollen, statt unsere Aufgaben zu erledigen, sollten wir uns fragen, ob uns Instagram nicht von den wirklich wichtigen Dingen in unserem Leben abhält.
Dabei geht es mir gar nicht darum, Produktivität als Wert hochzuhalten oder zu sagen, dass das Wichtigste im Berufsleben ist, dass wir effektiv und effizient arbeiten.
Auch ich bin großen Fan von Pausen, Auszeiten, unverplanter Arbeitszeit, sich mal treiben zu lassen oder auch mal Zeit mit seichten, südkoreanischen Serien zu verdaddeln.
Doch Instagram ist meist mehr als das: Es ist oft eine ständige Ablenkung, Störung und Prokrastination.
Wer alle zehn Minuten sein Smartphone checkt, weil eine neue Pushbenachrichtigung aufgeploppt ist, verbringt seine Arbeitszeit mehr damit, wieder zu seiner eigentlichen Aufgabe zurückzufinden und Konzentration aufzubauen, als zu arbeiten. Deep Work oder gar ein Flow sind so nicht möglich.
Wie wollen wir so auf Dauer gute Arbeit leisten?
#6 Instagram passt nicht zu deinen Stärken
Stell dir vor, du verbringst jeden Tag zwei Stunden damit, Videos zu drehen, in Reels zu tanzen und Bilder zu bearbeiten. Zwei Stunden am Tag sind 730 Stunden im Jahr, und da es so viel Zeit ist, muss die Frage erlaubt sein:
Gehört das, was Instagram von mir jeden Tag aufs Neue verlangt, eigentlich zu meinen Stärken?
Wenn die Antwort „nein“ lautet, hilft ein Reality-Check:
Du kannst natürlich grundsätzlich auch neue Dinge lernen und neue Fähigkeiten entwickeln. Doch wenn das, was du jeden Tag auf Instagram machst, dir einfach nicht liegt, verbringst du eine Menge Zeit damit, an deinen Schwächen rumzudoktern.
In dieser Zeit könntest du auch die sensationellen Stärken nutzen, die du bereits hast, und richtig, richtig gut in dem werden, was dir liegt!
Wenn du zum Beispiel – so wie ich – merkst, dass Schreiben zu deinen Kernfähigkeiten gehört, und deshalb Schreiben deine Marketingstrategie sein soll, kannst du statt auf Instagram dich lieber auf einen Blog oder Newsletter fokussieren.
Klingt das nicht gleich so viel entspannter (und effektiver!), als sich mit seinen Schwächen zu beschäftigen und mit viel Glück maximal semigut zu werden?
#7 Instagram passt nicht zu deinen Werten
Wenn du Unternehmenswerte definiert hast und über die Entwicklungen der Social-Media-Plattformen im Bilde bist, stellst du möglicherweise fest:
Instagram passt nicht zu meinen Werten.
Möglicherweise findest du Metas Geschäftsmodell mit den Daten (Daten werden ohne Zustimmung gesammelt und an Werbetreibende weiterverkauft) problematisch. Oder du kannst es nicht mit deinem Gewissen vereinbaren, deine Kundinnen und Kunden auf eine Plattform zu lenken, die vielen Menschen erwiesenermaßen nicht gut tut.
Was auch immer es bei dir ist: Ein Wertekonflikt ist ein legitimer Grund, sich von einer Plattform zu verabschieden und mehr Integrität ins Marketing und Berufsleben zu holen.
Es geht nicht immer um Wachstum und Reichweite – ethische Prinzipien und Übereinstimmung mit deinen Werten sind genauso wichtige Kriterien, um die Eignung einer Plattform fürs eigene Marketing zu beurteilen.
#8 Dein Bauchgefühl
Die Entscheidung für oder gegen Instagram ist keine reine Verstandentscheidung, sondern kann natürlich auch dein Bauchgefühl einschließen.
Vielleicht hast du bei den Punkten bisher mit dem Kopf geschüttelt, dennoch sagt irgendwas in dir drin: Instagram ist keine so gute Idee.
Mein Rat lautet da: Nimm diese Stimme ernst, selbst wenn sie etwas diffus ist oder dir noch die Worte fehlen für das, was mit dir auf Instagram passiert.
Natürlich ist die Aufzählung oben nicht vollständig und es gibt jede Menge weitere Punkte, die ich an dieser Stelle hätte erwähnen können.
No Social Media – und wie dein Marketing trotzdem gelingt
Wenn du noch tiefer in das Thema „Social Media – ja oder nein“ einsteigen willst: In meinem Buch „No Social Media“ findest du noch Futter für deine Pro- und Kontra-Liste.
Instagram löschen: Nein
Jetzt haben wir viele Gründe, die für eine Löschung des Instagram-Accounts sprechen, gesammelt. Was spricht nun dagegen, Instagram zu löschen?
Drehen wir den Spieß doch einfach mal um.
#1 Instagram bringt dir Ergebnisse
Wenn du etwas postest, eine Story oder ein Reel erstellst, kommst du mit Menschen ins Gespräch. Interessierte fragen nach deinen Angeboten oder Kennenlerngesprächen.
Und wenn du deine Kundschaft fragst „Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?“, sagen Menschen immer wieder: „Auf Instagram.“
Ist das bei dir der Fall?
Wenn Instagram für dich und dein Marketing funktioniert – was auch immer dieses Wort für dich persönlich bedeuten mag –, ist das ein valides Argument, Instagram weiterhin zu behalten.
Das gibt einen dicken, fetten Strich auf der „Nein“-Seite der „Instagram löschen – ja oder nein?“-Pro-und-Kontra-Liste.
#2 Instagram macht Spaß
Instagram ein Hamsterrad?
Wenn du gar nicht weißt, was ich damit meinen könnte, weil Instagram für dich überwiegend Spaß, Freude und eine gute Zeit bedeutet, spricht natürlich vieles dafür, Instagram weiterhin zu behalten.
#3 Instagram hat keine Auswirkung auf deine (mentale) Gesundheit
Wenn du merkst, dass Instagram keine oder kaum Auswirkungen auf deine (mentale) Gesundheit hat, ist das ein gutes Zeichen.
Wenn du immun gegenüber der inszenierten Bilder bist und dich die sorgfältig kuratierten Highlights von Bekannten, Freundinnen und Fremden nicht in eine Vergleichsspirale bringen …
Wenn dein Selbstwert von den schlanken, schönen und erfolgreichen Menschen auf Instagram unberührt bleibt …
Wenn dein Schlaf wegen Instagram nicht leidet und du nicht nachts wach liegst, weil du Argumente für eine hitzige Diskussion mit Fremden im Internet sammelst …
… dann ist die Notwendigkeit, dein Instagram-Konto zu löschen, womöglich nicht so stark gegeben wie bei Menschen, die an Instagram leiden oder gar Symptome einer Depression oder eines Burnouts entwickeln.
#4 Instagram hat keine negative Auswirkungen auf deinen Körper
Ähnliches gilt, wenn Instagram keine negativen Auswirkungen auf deinen Körper hat. Wenn du weiterhin entspannt bleibst, selbst wenn du eine Stunde auf Instagram abgehangen hast, wirst du vermutlich kein großes Problem mit Instagram spüren.
Und natürlich musst du in solch einem Fall dein Instagram-Konto auch nicht unbedingt löschen, wenn du nicht willst.
#5 Instagram hat keine Auswirkungen auf deine Produktivität
Kannst du dich trotz Instagram immer noch gut konzentrieren und fokussieren? Halten sich Doomscrollen und Prokrastination in Grenzen? Erledigst du immer noch die Dinge, die erledigt werden müssen?
Dann kann es sein, dass deine Instagram-Nutzung keine Auswirkung auf deine Produktivität hat und dass du Instagram in einem für dich vernünftigen Rahmen nutzt.
Wenn du für dich eine gute Balance aus Instagram und Arbeit gefunden hast und wichtige Aufgaben nicht chronisch auf „später“ verschiebst, muss Instagram auch nicht zwingend gelöscht werden.
#6 Instagram passt zu deinen Stärken
Selfies machen, Grafiken erstellen, Videos drehen, in Reels tanzen – fühlst du dich bei den Anforderungen, die Instagram an die Creator stellt, wie ein Fisch im Wasser? Passt der Fokus aufs Visuelle zu deinen Stärken?
Wunderbar! Dann bist du und Instagram ein guter Match. Und dann spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, Instagram weiterhin in deinem Leben und Marketing zu behalten.
#7 Instagram passt zu deinen Werten
Ähnlich sieht es für mich aus, wenn Instagram nicht mit deinen Werten in Konflikt steht, also wenn du sagst:
„Alles, was mir wichtig ist, kann ich auf / mit Instagram umsetzen. Und Metas Geschäftsmodell mag zwar nicht unproblematisch sein, aber hält mich jetzt nicht nachts wach …“
Wenn du hier kein Konfliktpotenzial siehst, spricht aus meiner Sicht vieles dafür, Instagram weiterhin zu behalten und zu bespielen.
#8 Dein Bauchgefühl
Die besten Argumente nützen nichts, wenn du dein Bauchgefühl ignorierst. Wenn du also – trotz aller Argumente – in deinem Bauch eine Stimme findest, die sagt
„Passt schon.“
„Ist zwar manchmal nervig, aber alles in allem okay.“
„Meist ist es doch ganz lustig hier.“
glaub ihr ruhig.
Ist es sinnvoll, Instagram zu löschen?
Diese Frage kannst aus meiner Sicht nur du beantworten!
Statt dich auf pauschale Ratschläge von Marketingcoaches zu verlassen, empfehle ich dir, dir selbst ein Bild davon zu machen, welche Rolle Instagram privat und beruflich in deinem Leben spielt.
Bringt Instagram Ergebnisse – ja oder nein?
Ist Instagram ein Hamsterrad für dich – ja oder nein?
Hat Instagram negative Auswirkungen auf deine (mentale) Gesundheit – ja oder nein?
Hat Instagram negative Auswirkungen auf deinen Körper – ja oder nein?
Hat Instagram negative Auswirkungen auf deine Produktivität – ja oder nein?
Passt Instagram zu deinen Stärken – ja oder nein?
Passt Instagram zu deinen Werten – ja oder nein?
Was sagt dein Bauchgefühl?
Erstelle mit diesen Fragen deine eigene Pro- und Kontra-Liste und fälle deine persönliche Entscheidung!😊
Auch interessant:
Die besten Instagram-Alternativen 2025
Du hast beschlossen, dich von Instagram zu verabschieden oder sogar dein Instagram-Konto zu löschen? Herzlichen Glückwunsch!
Doch was jetzt? Wie kannst du auch ohne Instagram deine Bilder teilen, Marketing betreiben und neue Menschen erreichen?
Darum soll es in diesem Blogartikel gehen.
Ich stelle dir Alternativen zu Instagram vor – sowohl Social-Media-ähnliche Bildernetzwerke als auch Social-Media-freie Möglichkeiten am Schluss.
Inhalt
Instagram light: Welche Bildernetzwerk-Alternativen gibt es zu Instagram?
Social-Media-frei: Instagram-Alternativen ohne Social Media
Warum braucht es überhaupt Instagram-Alternativen?
Bevor wir uns den vielen verschiedenen Instagram-Alternativen zuwenden, sollten wir noch mal über die drei wichtigsten Gründe sprechen, Instagram zu verlassen und sich Alternativen zu suchen.
#1 Instagram kann einen negativen Effekt auf die mentale Gesundheit haben
Auch wenn sich ein Kausalverhältnis in Studien nicht sauber nachweisen lässt, lässt sich zumindest eine Korrelation zwischen einer (erhöhten) Instagram-Nutzung auf der einen Seite und Depressionen, Angst- und Essstörungen uvm. auf der anderen Seite feststellen.
Auch kann es sein, dass das ständige Vergleichen mit anderen Menschen auf Instagram – der Influencerin mit dem durchtrainierten Körper, dem Kollegen, der mehr Umsatz macht, der Freundin, die immer gut drauf ist und der scheinbar alles mühelos gelingt – mit der Zeit am Selbstwert kratzt und man sich nach der Instagram-Nutzung schlechter fühlt als vorher.
Es heißt also nicht, dass Instagram zwingend depressiv macht. Es heißt lediglich, dass eine Instagram-Nutzung und eine Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit oft Hand in Hand gehen.
Jede*r sollte deshalb für sich prüfen, welchen Effekt Instagram auf die mentale Gesundheit hat.
Und wenn das Ergebnis der Prüfung ist, dass Instagram eine Herausforderung für die mentale Gesundheit darstellt, ist es völlig legitim, Instagram zu verlassen und sich nach Alternativen umzuschauen.
#2 Instagram kann nicht zu den eigenen Werten passen
Instagram gehört zu dem Unternehmen Meta, das unter anderem auch Facebook betreibt. Und das Geschäftsmodell, das sowohl Instagram als auch Facebook zugrunde liegt, ist das Geschäft mit den Daten:
Bei der Nutzung von Instagram (oder Facebook) fallen Daten an. Meta sammelt, analysiert, kategorisiert und speichert diese Daten, um sie dann an Werbetreibende zu verkaufen. Diese nutzen diese Daten wiederum zum sogenannten Mikrotargeting, also um ihrer Zielgruppe passgenaue Werbeanzeigen auszuspielen.
Dieses Geschäftsmodell ist nicht nur ethisch bedenklich, rechtlich nicht mit der DSGVO vereinbar, sondern wurde in letzter Zeit immer häufiger auch zur Wahlbeeinflussung eingesetzt und stellt damit eine Bedrohung für demokratische Werte dar.
Wer sagt „Instagram ist nicht mit meinen Werten vereinbar“, muss das Geschäftsmodell der Meta-Plattformen natürlich nicht zwingend weiterhin unterstützen, sondern kann auch Instagram verlassen und auf Alternativen setzen.
#3 Instagram kann ein Zeitfresser sein
Früher habe ich ein bis zwei Stunden auf Instagram verbracht – täglich. Klingt vielleicht nicht viel, doch in der Woche sind das schon 7 bis 14 Stunden, im Monat 30 bis 60 Stunden und im Jahr 365 bis 730 Stunden.
Und bei diesen hohen Zahlen muss die Frage erlaubt sein: Ist das wirklich gut investierte Zeit?
Ich kann die Frage jetzt natürlich nicht für dich beantworten.
Für mich habe ich aber erkannt, dass die Zeit nicht gut investiert war:
Ich habe Instagram genutzt, um wirklich wichtige Dinge zu prokrastinieren, und auch wenn ich durchaus mit Menschen auf der Plattform in Kontakt gekommen bin, hatte Instagram einen bescheidenen Return on Investment für mich. Die wenigsten Menschen, die meine Website fanden oder mit mir zusammenarbeiteten, kamen tatsächlich von Instagram. Der Aufwand, den Instagram von mir forderte, stand nicht im Verhältnis zum Nutzen, den ich durch Instagram-Marketing bekam.
Ist es bei dir ähnlich? Du könntest jetzt natürlich sagen:
„Dann muss ich mich halt fortbilden und Instagram-Marketing lernen!“
Du könntest aber auch sagen:
„Instagram bringt mir nichts und hält mich von schöneren Dingen im Leben ab. Deshalb such’ ich mir eine Alternative!“
Und das ist absolut legitim, finde ich.
No Social Media! – Mein Buch im Rheinwerk Verlag
Noch mehr gute Gründe, die gegen Instagram und andere Social-Media-Kanäle sprechen, habe ich in meinem Buch „No Social Media!“ gesammelt.
Welche Bildernetzwerk-Alternativen gibt es zu Instagram?
Wenn wir über Instagram-Alternativen reden, denkt man natürlich zuerst an alternative Bildernetzwerke und damit Möglichkeiten, seine Bilder zu teilen. Vor allem, wenn das Visuelle eine große Rolle bei deinem Beruf spielt.
Hier sind einige Alternativen:
Als ehemalige Pinterest-Beraterin ist Pinterest natürlich die erste Alternative, die mir zu Instagram einfällt.
(Quelle)
Pinterest ist ein Mix aus sozialem Netzwerk und einer Suchmaschine, und Nutzer*innen können dort sowohl spannende Ideen zu den verschiedensten Themen finden als auch eigene Inhalte posten, indem sie sogenannte Pins erstellen.
Gerade im Bereich Fotografie, Food, Design, Mode, Reisen (also überall, wo es schöne Bilder gibt) ist Pinterest eine naheliegende Alternative zu Instagram.
tumblr
tumblr ist ein soziales Netzwerk, auf dem Bilder, Zitate, Links, Videos usw. geteilt werden können.
(Quelle)
2019 hatte tumblr fast ein Drittel seiner User verloren, nachdem sexuelle Inhalte verboten wurden.
Inzwischen ist es eher zu einer Nischenplattform geworden, die vor allem junge Menschen nutzen, um sich zum Beispiel über Fandoms auszutauschen.
Für eine private Nutzung könnte die Mikrobloggingplattform ggf. eine Alternative sein, als Marketingkanal taugt tumblr aber nicht.
flickr
flickr ist ein klassisches Bildernetzwerk. Hier können eigene Fotos oder kurze Videos hochgeladen und mit anderen Menschen geteilt werden.
Auch können die auf flickr hochgeladenen Fotos bewertet oder kommentiert werden.
(Quelle)
Seit 2019 ist flickr nicht mehr kostenlos und kostet knapp 50 Dollar im Jahr. Bei der kostenlosen Version können bis zu 1000 Bilder und Videos gespeichert werden.
Weitere Alternativen zu Instagram sind:
der Bildermarktplatz EyeEm (ausgesprochen: „I am“)
die Social-Media-Plattformen Plattformen TikTok, Snapchat, Facebook, LinkedIn oder Reddit
die Unterhaltungsplattform 9GAG
für Kunst oder Fotografie vor allem Behance, Dribble oder DeviantArt
Bildbearbeitungstools wie Snapseed oder VSCO
Open-Source-Alternativen wie Mastodon (vor allem, wenn du eine datenschutzfreundliche Alternative zu Instagram suchst)
Instagram-Alternativen ohne Social Media
Sucht man online nach „Instagram-Alternativen“, fällt auf, dass es meist andere soziale Netzwerke sind, die empfohlen werden.
„Du willst nicht mehr auf Instagram sein? Dann geh doch zu Pinterest!“, heißt es oft.
Das ist sicherlich richtig. Nur weil es mit einer Social-Media-Plattform nicht passt, muss es nicht zwingend bedeuten, dass die anderen Social-Media-Plattformen ebenfalls keine gute Idee sind. Vielleicht fühlt sich jemand, dem Instagram nicht liegt, auf Pinterest wie ein Fisch im Wasser?
Möglich.
Und dennoch möchte ich an dieser Stelle auch über Instagram-Alternativen sprechen, die völlig ohne soziale Medien auskommen.
Gerade Selbstständige und Onlineunternehmer*innen, bei denen das Visuelle keine entscheidende Rolle spielt – ich denke da zum Beispiel an textende, lektorierende, beratende, coachende Menschen –, brauchen ja nicht zwingend ein weiteres Bildernetzwerk, sondern einfach nur eine alternative Möglichkeit, um Menschen online zu erreichen.
Und die gibt es – zuhauf!
Website
Alles beginnt bei mir immer mit der Website. Die Website ist die „Homebase“, der Ort, den wir angeben, wenn uns jemand fragt:
„Und wo kann ich dich online finden?“
Natürlich könnten wir auch antworten: auf Instagram. Nur gehört uns Instagram leider nicht, und so kann es jederzeit passieren, dass unser Account gehackt, gesperrt oder gelöscht wird.
Bei einer Website kann das theoretisch auch passieren, kommt bei Selbstständigen und Einzelunternehmer*innen in der Praxis aber viel seltener vor.
Auch können wir auf unserer Website die Regeln selbst bestimmen: Was wir wann wie und warum posten, wird nicht mehr von Algorithmen vorgegeben, sondern von uns. Die Website ist die Homebase, in die Mark Zuckerberg nicht reinredet.
Blog
Auf der Mikrobloggingplattform Instagram darf eine Bildbeschreibung maximal 2200 Zeichen betragen. Gerade wer hier an seine Grenzen kommt, wird mit einem Blog vermutlich glücklicher.
Hier gibt es keine Zeichenbegrenzung, und Texte können so kurz oder lang sein wie gewünscht. Und natürlich können wir auch auf dem Blog unsere Texte mit Bildern oder Videos ergänzen (müssen es aber nicht).
Suchmaschinenoptimierung (SEO)
Auch online gefunden zu werden klappt ganz ohne Instagram.
Die Kombination aus Website und Blog ist vor allem dann mächtig, wenn wir unsere Website-Inhalte für Suchmaschinen wie Google optimieren.
Selbst mit dem Aufkommen von KI gilt: Solange Menschen googeln, können wir unsere Website-Inhalte so aufbereiten, dass sie als relevante Suchergebnisse ganz weit oben angezeigt werden.
Das ist entspannter als Instagram und nachhaltiger ist es auch:
Denn wenn ein Blogartikel erst einmal rankt, bleibt er meist oben und bringt noch die nächsten Wochen, Monate und manchmal sogar Jahre neue Menschen auf unsere Website.
Newsletter
Wer Marketing ohne Instagram betreibt, kommt meiner Erfahrung nach in den seltensten Fällen ohne Newsletter aus.
Wenn eine Website deine Homebase ist, ist ein Newsletter deine Fanbase – ohne Social Media.
Hier kannst du dich – so wie auf Instagram – regelmäßig melden, Informationen teilen oder persönliche Geschichten erzählen. Du kannst einmal im Monat einen Newsletter schreiben oder zweimal die Woche. Du entscheidest.
Solange du den Anmeldeprozess transparent gestaltest, ist aus meiner Sicht (fast) alles möglich.
Podcast
Und wenn du nicht gerne schreibst? Dann könnte ein Podcast eine gute Alternative zu Instagram sein.
Hier kannst du über dein Thema sprechen und so deine Expertise und Vertrauen aufbauen. Fast genauso wie mit Instagram, nur in Audio. Perfekt, wenn mensch eh nie Bock auf Fotos und Videos hatte.
Fazit: Es gibt eine Menge Instagram-Alternativen!
Es gibt eine Menge Gründe, Instagram zu verlassen und – neben anderen Bildernetzwerken – mindestens genauso viele gute Instagram-Alternativen, die völlig ohne Social Media auskommen, allen voran:
Website
Blog
SEO
Newsletter
Podcast
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Social Media Detox? Bringt nichts!
Wenn soziale Medien einen negativen Einfluss auf unsere (mentale) Gesundheit haben – uns überfordern, überreizen oder stressen –, suchen viele Menschen eine schnelle Lösung und legen einen Social Media Detox ein. In diesem Blogartikel möchte ich mich kritisch mit dem Thema „Social Media Detox“ auseinandersetzen und dir verraten, warum ich persönlich kein großer Fan dieser Methode bin.
Wenn soziale Medien einen negativen Einfluss auf unsere (mentale) Gesundheit haben – uns überfordern, überreizen oder stressen –, suchen viele Menschen eine schnelle Lösung und legen einen Social Media Detox ein.
Einerseits ist das verständlich. Oft ist der Leidensdruck so groß, dass man am liebsten vorgestern schon eine Lösung dafür hätte. Andererseits ist ein Detox meist nicht die Lösung für die Probleme, die Social Media mit sich bringen.
In diesem Blogartikel möchte ich mich kritisch mit dem Thema „Social Media Detox“ auseinandersetzen und dir verraten, warum ich persönlich kein großer Fan dieser Methode bin.
Aber jetzt noch mal Schritt für Schritt und der Reihe nach:
Was ist ein Social Media Detox überhaupt?
Während bei einem Digital Detox Menschen auf sämtliche digitalen Geräte und Anwendungen verzichten, geht es bei einem Social Media Detox darum, für einen bestimmten Zeitraum keine sozialen Medien mehr zu nutzen.
Facebook.
Instagram.
TikTok.
X (ehemals Twitter).
Pinterest.
LinkedIn.
All diese Plattformen (und noch viele mehr) können Gegenstand eines Social Media Detox werden.
Wie funktioniert ein Social Media Detox? Die Methoden
Manche sagen: „Ich nutze eine Woche lang keine sozialen Medien mehr.“ Andere nehmen sich vor, für einen Monat (oder noch länger) auf Social Media zu verzichten. Wiederum andere fokussieren sich auf eine einzige Social-Media-Plattform und legen beispielsweise „nur“ einen Instagram Detox ein.
In dieser Zeit sind die Menschen nicht auf Social Media aktiv: Sie posten nichts und konsumieren nichts. Sie loggen sich nicht mehr in ihre Accounts ein und streichen soziale Medien für diese Zeit völlig aus ihrem Leben.
Oft deinstallieren sie ihre Social-Media-Apps vom Smartphone, um nicht „in Versuchung“ zu kommen, doch noch mal nachzuschauen, was es Neues gibt.
Gerade wer soziale Medien beruflich nutzt, sagt vorab gerne seinen Followern Bescheid, dass für einen bestimmten Zeitraum kein neuer Content kommt und man nicht auf Anfragen und Nachrichten reagieren wird. So kommt man nicht in die Situation, dass Menschen auf eine Antwort oder Reaktion unnötig warten und dann möglicherweise enttäuscht sind.
Inzwischen gibt es auch Social Media Detox Apps, die bei der Entgiftung helfen können, oder sogar kostenpflichtige Social Media Detox Retreats, bei denen man sich mit anderen Menschen zusammenschließt, um sich gemeinsam von sozialen Medien zu „entgiften“.
Welche Social-Media-Detox-Methode geeignet ist, darf jede*r für sich selbst entscheiden. Auch Fragen nach der „richtigen“ Dauer (7 Tage, 14 Tage, 30 Tage oder noch länger) oder dem „richtigen“ Zeitpunkt brauchen individuelle Antworten.
Welche Vorteile hat ein Social Media Detox?
Viele Menschen haben inzwischen einen Social Media Detox gemacht. Und wenn man die zahlreichen Erfahrungsberichte im Netz liest, scheint ein Social Media Detox – auf den ersten Blick – viele Vorteile zu haben:
Menschen berichten, dass der Drang, Instagram zu öffnen, nach ein paar Tagen nachlässt, und sie sich weniger fremdbestimmt fühlen.
Da man nun nicht mehr alle paar Minuten seine Likes und Kommentare checkt, wird die Aufmerksamkeit nicht mehr fragmentiert. Die Folge: Konzentration und Produktivität steigen.
Beziehungen verbessern sich, weil man nun weniger am Smartphone ist und mehr mit Menschen redet, die einem gegenüber sitzen.
Das Vergleichen mit Fremden im Internet wird reduziert. Wir fühlen uns (wieder) wohler mit uns und unserem Körper.
Wie sinnvoll ist ein Social Media Detox wirklich? (Meine Argumente dagegen)
Klingt toll, was gäbe es da an einem Social Media Detox überhaupt auszusetzen? Ich habe die fünf wichtigsten Argumente gegen einen Social Media Detox zusammengetragen:
#1 Das Gewohnheitsargument
Auch ich habe früher, als ich noch auf Social Media war, oft einen Social Media Detox gemacht. Oder sollte ich lieber sagen: Mich von Social Media Detox zu Social Media Detox gehangelt?
Denn genau das ist der erste Nachteil eines Social Media Detox: Der Effekt ist kurzfristig.
Das liegt daran, wie Gewohnheiten funktionieren. Sie haben einen Auslöser (z.B. Ich habe eine Aufgabe beendet.) und ein mit dem Auslöser verbundenes Verhalten (z.B. Ich öffne eine Social-Media-App.). Wenn wir das Verhalten an den Tag legen, wird unser Belohnungszentrum aktiviert und Dopamin ausgeschüttet. Wir fühlen uns gut (Ein Like!) und legen das Verhalten auch das nächste Mal an den Tag.
Bis sich Gewohnheiten ändern, kann es aber bis zu drei Monate dauern. Deshalb wird ein Social Media Detox von 7, 14 oder 30 Tagen meist nichts bringen. Unsere ungesunden Social-Media-Gewohnheiten sind immer noch in uns, wir haben sie nicht grundlegend verändert.
Und wenn wir dann nach 7, 14 oder 30 Tagen zu Social Media zurückgehen, sind die alten Gewohnheiten meist auch wieder da. Wir können uns vielleicht noch ein paar Tage disziplinieren, doch spätestens nach ein paar Wochen geht es uns wieder nicht gut und wir denken schon über den nächsten Social Media Detox nach.
Ein Teufelskreis. Und vor allem: Wie lange soll das so weitergehen?
#2 Das Giftargument
In diesem Zusammenhang stellt sich noch eine weitere Frage:
Wenn soziale Medien so schädlich sind, dass wir sie sogar als „Gift“ bezeichnen – schließlich heißt „Detox“ so viel wie „entgiften –, warum setzen wir uns dann die übrige Zeit überhaupt diesem Gift aus?
Das wäre so, als würden wir an 351 Tagen im Jahr jeden Tag 200g Zucker (oder 2 Flaschen Wein) zu uns nehmen und es aber okay finden, weil wir ja zweimal im Jahr für 7 Tage fasten.
Es stimmt zwar schon, dass die insgesamt 14 Tage Fastenzeit im Jahr dem Körper dann gut tun und positive Effekte haben. Doch relevanter ist, dass wir die meisten Tage im Jahr unseren Körper Giften aussetzen, die ihn schädigen. Da fällt die Fastenzeit dann kaum mehr ins Gewicht.
Auch finde ich es spannend, wie wir Social Media in Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen diskutieren:
Da ist uns allen klar, dass sie negative Auswirkungen auf die Gehirne junger Menschen haben können und wir junge Menschen vor dem oft schädlichen Einfluss sozialer Medien schützen wollen. So weit, so gut. Doch warum schützen wir unsere Kinder, aber uns nicht?
#3 Das Wissenschaftsargument
Und was sagt die Wissenschaft zum Thema „Entgiften“ bzw. Social Media Detox?
Der Begriff „Detox“ kommt ursprünglich aus der Ernährung und bezeichnet eine „Entgiftung“.
Die Annahme: Durch ungesunde Gewohnheiten sammeln sich in unserem Körper schädliche Stoffe (sogenannte „Schlacken“) an, von denen wir uns regelmäßig „reinigen“ müssen.
Tatsächlich ist eine positive Wirkung von Entgiftungskuren wissenschaftlich nicht nachzuweisen, sodass aktuell nicht unbedingt ein „Detox“ als vielmehr eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und Schlaf empfohlen wird.
So ist es mit einem „Social Media Detox“ auch: Klar können wir uns täglich in digitalen Räumen aufhalten, die uns nicht guttun, und uns, wenn es gar nicht mehr geht, „entgiften“. Doch wissenschaftlich belegen lässt sich die Wirksamkeit einer solchen Entgiftungskur nicht.
Eine systematische Evaluation von 21 Studien zu Digital Detox kam 2021 sogar zu dem Ergebnis, dass Digital Detox oft keine Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung von Symptomen bringt. Manche Studien kamen auch zu gemischten Ergebnissen. (Quelle)
Vor allem FOMO (Fear of Missing Out) ist eine häufige „Nebenwirkung“ eines Social Media Detox.
Und: Die Rückfallquote ist bei einem Digital Detox meist hoch. In der bitkom-Studie aus dem Jahr 2022 kam heraus, dass die Hälfte derjenigen, die einen Digital Detox einlegen, bereits nach wenigen Stunden wieder aufgaben. (Quelle)
Leonard Reinecke, Professor für Medienwirkung und Medienpsychologie, sieht die Forschung zum Digital Detox insgesamt eher kritisch. Zum einen, weil die Definition oft unklar ist. („Was ist ein Digital Detox oder Social Media Detox überhaupt? Was beinhaltet er genau und was nicht?“) Und zum anderen, weil sich bei nicht selbst auferlegten Einschränkungen von vornherein ein negatives Gefühl einstellt und sich Studien somit nicht gut durchführen lassen. (Quelle)
#4 Das Verantwortungsargument
Und schließlich das Verantwortungsargument. Die Diskurse rund um einen Social Media Detox kreisen immer um das Individuum und die Frage, wie ein Individuum mit den Herausforderungen sozialer Medien umgehen kann.
Natürlich ist diese Frage nicht unwichtig, doch damit tritt eine viel wichtigere Frage in den Hintergrund, nämlich:
Wer ist überhaupt dafür verantwortlich, dass es Social-Media-Usern gut geht?
Wer über Social Media Detox schreibt oder Digital Detox Retreats anbietet, stellt stillschweigend voraus, dass das Individuum verantwortlich ist. Mit den richtigen Strategien, so die Annahme, können wir gesunde Gewohnheiten bei unserer Social-Media-Nutzung etablieren, z.B. indem wir uns in Achtsamkeit üben oder uns von Zeit zu Zeit entgiften.
Ich teile diese Annahme nicht, denn ich denke, dass die Betreiber sozialer Medien dafür verantwortlich sind, sichere Räume für die Menschen zu schaffen, die ihre Social-Media-Plattform nutzen.
Oder anders gesagt:
👉 Warum dürfen Betreiber ihre Social-Media-Plattformen so gestalten, dass sie Menschen schaden? Und warum werden diese Menschen dann alleine gelassen und sind auf einmal selbst dafür verantwortlich, dass es ihnen gut geht? 👈
Für mich ist das nur schwer nachzuvollziehen.
#5 Das Anlagenargument
Das heißt aber auch: Wir können uns noch so viel um Achtsamkeit bemühen, wir können noch so viel atmen, meditieren oder uns „entgiften“: Der Fakt, dass soziale Medien in ihrer Anlage problematisch sind, bleibt:
Algorithmen spielen emotionalisierende Inhalte bevorzugt aus und werden uns somit immer (!) Inhalte zeigen, von denen sie „denken“, dass sie uns zu einer Reaktion bewegen können.
Durch Mikrotargeting werden wir Werbeanzeigen sehen, die perfekt auf uns zugeschnitten sind und uns somit immer zum unnötigen Konsumieren verleiten.
Soziale Medien setzen immer unbezahlte Arbeit von unserer Seite voraus: unbezahlte Contentarbeit, unbezahlte Emotionsarbeit, unbezahlte ästhetische Arbeit, unbezahlte Arbeit an sich selbst (Selbstoptimierung), unbezahlten Mental Load.
Soziale Medien werden von Attention Engineers so designt, damit sie möglichst viel Dopamin ausschütten und uns dazu verleiten, uns länger dort aufzuhalten, als uns lieb ist.
Wir können natürlich Tag für Tag gegen diese Mechanismen ankämpfen, aber es wird vermutlich nicht allen Menschen gleich gut gelingen. (Mir zum Beispiel ist es nicht gelungen.)
Und was ist eine Alternative zu einem Social Media Detox?
Ein Social Media Detox mag kurzfristig etwas Abhilfe schaffen, doch langfristig werden die Probleme mit Social Media ja nicht gelöst, die problematischen Strukturen bleiben.
Wer merkt, dass soziale Medien nicht gut tun und die Mechanismen (Algorithmen, Mikrotargeting, unbezahlte Arbeit, Dopamin) die mentale Gesundheit belasten, ist aus meiner Sicht besser damit beraten, das Thema gleich langfristig zu lösen. Wie? Das kann für jede*n etwas anderes sein.
Manche lagern ihr Social-Media-Marketing aus und können, wenn sie das Glück haben, eine passende virtuelle Assistenz zu finden, das Thema Social Media zu einem großen Teil aus ihrem Kopf bekommen.
Andere sehen keinen anderen Weg, als sich von Social Media vollständig zu verabschieden und andere Marketingwege zu gehen. Man muss ja auch nicht gleich alle Social-Media-Kanäle löschen, sondern kann vielleicht mit dem starten, der am meisten belastet.
Sich Onlineräume zu suchen, die einem prinzipiell gut tun (oder zumindest: nicht schlecht), ist langfristig die beste Option.
Dann braucht es auch keinen Social Media Detox mehr und man hat mehr Zeit und Energie für die schönen Dinge im Leben.
Instagram-Entzug: 6 Tipps, damit du es schaffst ✌️
Hast du schon mal versucht, deinen Instagram-Account stillzulegen, zu deaktivieren oder gar vollständig zu löschen? So ein Instagram-„Entzug“ hat es ganz schön in sich, und deshalb möchte ich mir in diesem Blogartikel angucken, wie du ihn dieses Mal wirklich meisterst.
Hast du schon mal versucht, deinen Instagram-Account stillzulegen, zu deaktivieren oder gar vollständig zu löschen?
Oder tut dir Instagram nicht gut und du hast dir vorgenommen, einen Social Media Detox einzulegen und ein paar Tage weniger Instagram zu nutzen?
Was auch immer der Grund dafür sein mag, dass du für kurz oder lang auf Instagram verzichten willst – vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass die ersten Tage ohne Instagram eine große Herausforderung sein können.
Die Hand greift wie von selbst nach dem Smartphone und öffnet die Instagram-App …
Du ertappst dich zum zwölften mal am Tag dabei, wie du ein Foto für eine Instagram-Story schießt …
Oder du kannst an nichts anderes denken, als daran, was du gerade auf Instagram verpasst und wie sich Menschen ohne dich amüsieren und worüber sie reden …
So ein Instagram-„Entzug“ hat es ganz schön in sich, und deshalb möchte ich mir in diesem Blogartikel angucken, wie du ihn dieses Mal wirklich meisterst.
Doch halt: Können wir wirklich von Instagram-„Entzug“ sprechen?
Macht Instagram süchtig?
Wer von einem „Entzug“ spricht, meint damit stillschweigend mit, dass Instagram eine Sucht ist. Denn nur wenn wir süchtig nach etwas sind, machen wir einen Entzug durch. Doch ist das bei Instagram wirklich der Fall?
Meine Beobachtung ist, dass das Wort „Sucht“ recht schnell mit Social Media und insbesondere Instagram in Zusammenhang gebracht wird.
Sobald Instagram unseren Alltag bestimmt und wir uns schwer damit tun, unsere Gewohnheiten zu ändern, sagen wir schnell: „Ich bin süchtig nach Instagram!“, „Ich kann mir ein Leben ohne Social Media einfach nicht mehr vorstellen!“ oder „Ich brauche Instagram wie die Luft zum Atmen!“
Wie kommt es dazu?
Die Rolle von Dopamin
Wenn die Instagram-App geöffnet wird und wir neue Likes, Kommentare oder DMs sehen, wird Dopamin ausgeschüttet. Das fühlt sich für uns wie eine Belohnung an und wir wollen mehr davon. Deshalb halten wir uns immer mehr auf Instagram auf. Oder wir posten nur nach das, von dem wir (glauben zu) wissen, dass es uns neue Likes bescheren wird.
Diesen Mechanismus finden wir nicht nur bei Instagram, sondern auch bei anderen Social-Media-Plattformen, bei E-Mails, Netflix, beim Live-Ticker einer Nachrichtenplattform oder Onlineshopping.
Der Psychologe und einer der bekanntesten Behavioristen B.F. Skinner hat das Phänomen bereits in den 30er-Jahren in der später nach ihm benannten Skinner-Box untersucht. Die Skinner-Box war ein Käfig, in dem Skinner Ratten dazu brachte, einen Hebel zu drücken, wenn sie bestimmte Reize sahen oder hörten.
Skinner sprach von einer operanten Konditionierung: Gewünschtes Verhalten wird durch Belohnung verstärkt und – etwas weniger verlässlich – unerwünschtes Verhalten durch Bestrafung unterdrückt.
Auf Social Media wird der Skinner-Box noch eins draufgesetzt. Denn nun gibt es die sogenannten Attention Engineers – „Aufmerksamkeitsingenieure“, deren alleinige Aufgabe es ist, Social-Media-Apps so zu designen, dass möglichst viel Dopamin ausgeschüttet wird und wir sie infolgedessen möglichst lange nutzen.
In den letzten Jahren hat Dopamin ein schlechtes Image bekommen, und es gibt inzwischen nicht wenige Menschen, die Dopamin „fasten“, indem sie auf möglichst viele Dinge verzichten, die für eine Dopaminausschüttung sorgen.
Tatsächlich ist Dopamin aber nicht per se schlecht, denn Dopamin ist zunächst einmal ein zentraler Botenstoff des Körpers, der für Antrieb, Motivation, Kreativität, Aufmerksamkeit, Erinnerungsvermögen und mentale Gesundheit wichtig ist.
Lernen ohne Dopamin würde zum Beispiel gar nicht so richtig funktionieren. Und auch evolutionär betrachtet, hat Dopamin das Überleben gesichert, denn es wurde vor allem bei (kalorienreicher) Nahrung, sozialer Nähe und – erneut – Lernen ausgeschüttet. Ein Zuwenig Dopamin ist deshalb ähnlich doof wie ein Zuviel.
Das Problem ist also nicht, dass durch Instagram Dopamin ausgeschüttet wird – das Problem ist, dass wir in einer Welt leben, in der von allen Seiten um unsere Aufmerksamkeit gekämpft und sich die operante Konditionierung zu Nutze gemacht wird.
Blöde Gewohnheit oder Instagram-Sucht?
Es ist also erst einmal eine „normale“ Reaktion unseres Körpers auf einen Botenstoff, wenn wir Instagram gut finden und davon „nicht loskommen“.
Problematisch wird es dann, wenn unser Instagram-Verhalten einen großen Leidensdruck in unserem Leben erzeugt und sämtliche Lebensbereiche Instagram untergeordnet werden.
Deshalb müssen wir an dieser Stelle gut unterscheiden:
Eine blöde Instagram-Gewohnheit lässt sich aus eigener Kraft ändern, z.B. mit dem Inhalt aus diesem Blogartikel.
Bei einer „richtigen“ Instagram-Sucht lässt sich das Verhalten nicht (mehr) aus eigener Kraft ändern. Es wird professionelle Unterstützung von ausgebildeten medizinischen Fachpersonal benötigt. Und Bücher oder Blogartikel (so wie dieser hier) sind wirkungslos bis schädlich.
Deshalb solltest du dir unbedingt klarmachen, zu welcher der beiden Gruppen du mit deiner Instagram-Nutzung gehörst. (Das kann ich aus der Ferne natürlich nicht einschätzen. Und einen laienhaften „Instagram-Sucht-Test“ wirst du an dieser Stelle auch nicht finden.)
Wenn du zur zweiten Gruppe gehörst, sprich bitte unbedingt mit deinem Hausarzt und lass dir helfen.
Instagram-Sucht: Studien
Inzwischen gibt es einige Studien, die das Thema Social-Medie-Sucht empirisch untersuchen.
So kam eine Untersuchung von DAK-Gesundheit und Deutschem Zentrum für Suchtfragen zu dem Ergebnis, dass 2,6 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen die Kriterien für eine Abhängigkeit nach der sogenannten „Social Media Disorder Scale“ erfüllen. (Quelle)
Doch tatsächlich ist die Lage nicht so eindeutig. Niklas Ihssen, ein Psychologie-Professor an der Durham University in Großbritannien, betont, dass Studien meist widersprüchliche Ergebnisse aufweisen, und rät dazu, Social-Media-Gewohnheiten nicht vorschnell zu pathologisieren. (Quelle)
Fazit: Instagram kann süchtig machen, muss es aber nicht. Empirisch lässt es sich zumindest nicht immer eindeutig belegen.
Wie kommt man wieder weg von Instagram?
Sucht hin oder her – viele kennen sicherlich das Gefühl, dass Instagram einfach nicht gut tut und die psychische Gesundheit belastet. Und natürlich ist dann der Wunsch, Instagram zu verlassen, verständlich. Doch wie gelingt das?
Hier kommen fünf erprobte Tipps:
#1 Gewohnheiten verstehen
Wenn man weiß, wie Gewohnheiten „funktionieren“, ist das – in der Theorie zumindest – nicht besonders kompliziert:
Auslöser: Jede Gewohnheit beginnt mit einem Auslöser, z.B.: Ich habe eine Aufgabe beendet.
Verhalten: Mit dem Auslöser ist ein bestimmtes Verhalten verknüpft, z.B.: Ich öffne die Instagram-App.
Belohnung: Ich scrolle durch den Feed, bekomme neue Nachrichten und Likes – dadurch wird Dopamin ausgeschüttet.
Wer eine neue Gewohnheit etablieren will, muss den Auslöser mit einem neuen Verhalten verknüpfen, das ebenfalls als Belohnung empfunden wird. Gucken wir uns das im Fall von Instagram an:
Auslöser: Ich habe eine Aufgabe beendet.
Neues Verhalten: Ich lasse das Smartphone links liegen und hol mir stattdessen ein Glas Wasser, das ich langsam trinke, während ich am offenen Fenster stehe und ein paar tiefe Atemzüge mache. Oder: Ich mache fünf Sonnengrüße. Oder: Ich setze mich ans Klavier und übe fünf Minuten ein neues Stück. Oder: Ich schnappe mir den Hund und lauf einmal um den Block.
Belohnung: Da mir das neue Verhalten wirklich guttut (Wasser, frische Luft, Bewegung, Kreativität etc.), empfinde ich das neue Verhalten bald ebenfalls als Belohnung.
Etwas Geduld: Nach ein paar Wochen stellt sich ein neuer Automatismus ein: Ich beende eine Aufgabe und denke gar nicht daran, mir das Smartphone zu nehmen, sondern lege, ohne großartig darüber nachzudenken, das neue Verhalten an den Tag. (Oder sogar: Ich freue mich bereits auf den kurzen Spaziergang so wie ich mich früher darauf gefreut habe, auf Instagram abzuhängen.)
#2 Langfristig denken
Bis alte Gewohnheiten verschwinden und neue etabliert werden, dauert es ein paar Wochen. Wie viel genau – darüber ist sich die Forschung uneins. Von 28 bis 66 Tagen ist alles dabei.
Das heißt: Der Anfang kann hart sein. Und bis es uns wirklich leichtfällt, nicht mehr an Instagram zu denken und die Hände nicht automatisch zum Smartphone greifen, können bis zu drei Monate vergehen.
Deshalb ist es wichtig, den Instagram-Ausstieg langfristig zu denken und nicht schon nach zehn Tagen wieder aufzugeben.
#3 Leerlauf und Pausen aktiv gestalten
Gerade Leerlauf, Zwischenzeiten und drohende Langeweile sind meiner Erfahrung nach kritisch, wenn es um „Rückfälle“ geht. Doch gerade sie lassen sich mit ein bisschen Planung und aktiver Pausengestaltung gut in den Griff kriegen.
Es gibt eine Menge Ideen für Pausen, die völlig ohne Smartphone auskommen.
Statt also den Instagram-Ausstieg einfach auf dich zukommen zu lassen, kannst du bereits im Vorfeld überlegen, wie du Pausen von nun an ohne Instagram verbringen willst. Mit Essen, Trinken, einem Spaziergang, Sport oder mit Musik?
Und vielleicht kannst du dir für die ersten Wochen ohne Instagram sogar ein paar Termine mehr einplanen, sodass du gut beschäftigt bist?
Der erste Schritt ist, die ersten vier bis sechs Wochen zu überstehen. Danach wird es meist einfacher.
#4 Eine starke Motivation finden
Warum willst du Instagram verlassen? Meine Erfahrung ist: Wenn du dir die Gründe bewusst machst, ist es einfacher, am Ball zu bleiben, wenn es mal schwierig wird.
Weil es dir ohne Instagram psychisch besser geht?
Weil du dich wohler in deinem Körper fühlst?
Weil du mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben hast?
Weil deine Beziehungen ohne Instagram schöner sind als mit?
Weil du dich wichtigen beruflichen Projekten widmen kannst?
Notier dir deinen Grund, rahm ihn ein, häng ihn auf. Lass dich jeden Tag daran erinnern.
#5 Gleichgesinnte finden
Natürlich kannst du einen Instagram-Ausstieg auch alleine durchziehen. Habe ich 2020/21 ja auch gemacht. Doch du musst es nicht, wenn du nicht willst.
Es ist ein bisschen so wie mit Sport: Manche Menschen machen das lieber alleine und sind motiviert genug, um sich früh morgens, während alle anderen schlafen, die Joggingschuhe anzuziehen und mit einer Stirnlampe um den Neckar zu laufen.
Andere sind nicht so diszipliniert, sondern brauchen andere Menschen, mit denen sie sich verabreden und austauschen können.
Beides ist natürlich absolut fein.
Wenn du zur zweiten Gruppe gehörst, kann es aber hilfreich sein, sich Menschen zu suchen, die dasselbe vorhaben wie du: Instagram verlassen.
Und schließlich:
#6 Alternativen zu Instagram suchen
Wer sich vor dem Instagram-Ausstieg überlegt, wie auch ohne Instagram Kontakte gehalten oder Marketing betrieben werden kann, ist auf der sicheren Seite.
Und dann ist man nicht plötzlich überrascht, sondern kann sich von Anfang an auf die Alternativen zu Instagram fokussieren. Beim Marketing wären das zum Beispiel:
Kann uns ein Social-Media-Detox helfen?
Statt einer nachhaltigen Veränderung der Gewohnheiten oder einer völligen Instagram-Abstinenz versuchen es viele Menschen zuerst mit einem Social-Media-Detox: Sie verzichten für ein paar Tage (oder länger) auf das „Gift“ Instagram und „entgiften“ sich, indem sie Instagram für eine vordefinierte Zeit nicht nutzen.
Kann das helfen? Aus meiner Sicht nur bedingt, und zwar aus folgendem Grund:
Wer eine schädliche Gewohnheit hat, kann sich gerne ein paar Tage „zusammenreißen“ und die Orte meiden, die diese Gewohnheit begünstigen. Doch sobald man die Orte wieder regulär aufsucht, sind meist auch die schädlichen Gewohnheiten wieder da.
Ein Social-Media-Detox kann damit eine erste sinnvolle Maßnahme sein, wenn Instagram und Co. so sehr überfordern, dass man weder ein noch aus weiß. Doch eine nachhaltige Lösung ist das nicht.
Auch gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass ein Digital Detox wirklich funktioniert. Es gibt Studien, die zeigen, dass der Effekt maximal kurzfristig ist, und Metastudien, die keine Effekte feststellen.
Deshalb gilt: Soll sich nachhaltig etwas mit Instagram ändern, müssen wir an die Gewohnheiten ran! Erst, wenn wir unsere Gewohnheiten nachhaltig verändern, ist der Effekt langfristig spürbar.
In diesem Artikel nehme ich den Social Media Detox noch genauer unter die Lupe.
tl;dr
Auch wenn in Kombination mit Social Media oft etwas vorschnell von „Sucht“ gesprochen wird, ist die erste Zeit ohne Instagram definitiv eine Herausforderung, die sich wie ein „Entzug“ anfühlen kann (aber nicht muss).
Was hilft, ist:
Verstehen, wie Gewohnheiten funktionieren, und einen Auslöser mit einer neuen Gewohnheit verknüpfen
Zeit einplanen: Es dauert ein bis drei Monate, bis neue Gewohnheiten etabliert sind.
Rückfälle vermeiden, indem Pausen und Leerlauf aktiv gestaltet werden
Persönlichen Grund für den Instagram-Ausstieg finden – und sich täglich daran erinnern
Gleichgesinnte finden, denn schwierige Schritte sind manchmal einfacher, wenn man sie mit anderen Menschen geht
Alternativen zu Instagram suchen – und sie mit genau derselben Ernsthaftigkeit betreiben wie Instagram
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Was Emotionsarbeit mit unserer Selbstständigkeit zu tun hat
Was ist Emotionsarbeit, was hat das mit Selbstständigkeit, Social Media und Dienstleistungen zu tun und wie können wir mit den Auswirkungen und Herausforderungen von Emotionsarbeit zurechtkommen?
Hast du schon einmal locker, flockig in die Kamera für eine Instastory gesprochen und so getan, als wärst du bester Laune, obwohl dir gerade eigentlich eher nach Heulen zumute war?
Warst du schon einmal freundlich zu einem Kunden, obwohl du ihn aufgrund seiner problematischen Aussagen am liebsten zum Mond geschossen hättest?
Hast du auch schon mal eine Kollegin angelächelt, obwohl dir gerade gar nicht nach lächeln war?
Wenn du diese oder ähnliche Situationen schon einmal erlebt hast, dann hast du bereits Bekanntschaft mit Emotionsarbeit gemacht.
Was Emotionsarbeit ist, was es mit der Selbstständigkeit und Social Media zu tun hat und warum es so wichtig für Selbstständige ist, sich der geleisteten Emotionsarbeit bewusst zu werden, möchte ich in diesem Blogartikel zeigen.
Was ist Emotionsarbeit?
Emotionsarbeit ist ein Konzept, das in der Soziologie und Psychologie eine immer größere Bedeutung erlangt. Im Kern geht es um die Anstrengungen, die eigenen Gefühle zu kontrollieren, auszudrücken oder zu modifizieren, um sozialen Erwartungen gerecht zu werden.
Emotionsarbeit tritt in verschiedenen Bereichen des Lebens auf: auf der Arbeit, in der Partnerschaft, in der Eltern-Kind-Beziehung oder auf Social Media.
Emotionsarbeit als Selbstständige
Gerade in Dienstleistungs- und Serviceberufen haben Selbstständige häufigen Kontakt zu anderen Menschen. Per E-Mail, in Zoom, auf Social Media oder persönlich. Und natürlich geht diese Arbeit mit verschiedensten emotionalen Zuständen einher:
Manchmal geht es uns gerade nicht gut. (Wir fühlen uns traurig, wütend, gestresst, leer oder irgendwas dazwischen.)
Manchmal geht es unserem Gegenüber nicht gut (Er fühlt sich traurig, wütend, gestresst, leer oder irgendwas dazwischen.).
Doch egal, wie es uns oder unserem Interaktionspartner geht – die meisten Selbstständigen bemühen sich in solchen Situationen, professionell zu bleiben und das heißt: freundlich, empathisch, zurückhaltend.
Und so haben wir selbst in Zeiten größter persönlicher Herausforderungen ein Lächeln für unsere Kund*innen übrig. Oder bleiben ruhig, selbst wenn es – angesichts eines doofen Spruchs – innerlich in uns tobt.
Emotionsarbeit auf Social Media
Auch auf Social Media findet Emotionsarbeit statt.
Jemand findet in einem Kommentar nicht gerade nette Worte für uns – wir schlucken’s runter und versprühen weiterhin „Good Vibes“.
Und auch der Druck, ständig glücklich, erfolgreich und positiv zu erscheinen, führt zu einer verstärkten Emotionsarbeit, denn – surprise, surprise – wir sind nicht jeden Tag glücklich, erfolgreich und positiv.
Es gibt viele weitere Formen emotionaler Arbeit auf Social Media:
Vergleich: Wir vergleichen jeden Aspekt unseres Berufslebens mit anderen und müssen mit Gefühlen wie Unzulänglichkeiten klarkommen.
Inszenierung: Wir stellen uns anders da, als wir wirklich sind. Manchmal ist die Abweichung minimal. Manchmal etwas größer. Was macht das mit unseren Gefühlen?
Bewertungen: Likes oder keine Likes, positive, negative oder gar keine Kommentare. Wir werden auf Social Media ständig bewertet – das ist nicht immer angenehm. Kritik oder Anfeindungen erfordern emotionale Resilienz.
Erwartungen: Was, wie und wie oft wir posten – unsere Follower haben ganz konkrete Erwartungen und lassen es uns öfter auch wissen, wenn wir ihre Erwartungen enttäuscht haben. Wie geht es uns dabei? Reden wir mit jemandem darüber?
Privatsphäre: Selbstständige müssen ständig entscheiden, wie viel von sich selbst sie auf Social Media zeigen wollen. Das erfordert Emotionsarbeit.
Andere Formen der Emotionsarbeit
Auch eine Migrationsgeschichte kann bedeuten, zusätzliche Emotionsarbeit leisten zu müssen. Neben Marketing, Buchhaltung und der Zusammenarbeit mit Menschen geht es bei Selbstständigen mit Migrationsgeschichte oft auch darum, aktuelle Ereignisse wie Krieg und Krisen zu verarbeiten oder mit Traumata umzugehen.
Auch aus feministischer Perspektive ist Emotionsarbeit wichtig. Denn es sind häufig Frauen, die – in der Familie oder im Büro – Streit schlichten, vermitteln oder für Harmonie sorgen.
Die Auswirkungen von Emotionsarbeit
Warum ist es für Selbstständige nun so wichtig, über Emotionsarbeit Bescheid zu wissen?
Zunächst einmal: Weil Emotionsarbeit auch Arbeit ist. Selbst wenn sie nicht bezahlt, nicht wertgeschätzt und oft auch nicht gesehen wird, erfordert Emotionsarbeit unsere Zeit, Energie und manchmal auch Geld.
Das kann dazu führen, dass wir uns müde fühlen, ja regelrecht erschöpft und ausgebrannt. Selbst wenn wir nicht viele Termine haben und eigentlich nur im Homeoffice arbeiten.
Eng mit der Emotionsarbeit verknüpft ist auch das Konzept der emotionalen Dissonanz.
Emotionale Dissonanz tritt auf, wenn es eine Spannung gibt zwischen den tatsächlichen Emotionen und den Emotionen, die gezeigt oder ausgedrückt werden.
Klassisches Beispiel: Aufgrund einer Trennung oder eines Todesfalls ist jemand zutiefst traurig, zwingt sich aber dazu, auf Instagram „Good Vibes“ zu versprühen. Das erzeugt einen inneren Konflikt, der dann noch mehr Emotionsarbeit benötigt.
Manchmal kann der Erwartungsdruck auf Social Media, ständig gut gelaunt zu sein, sich bis ins Toxische steigern, was wiederum zu verstärkter Emotionsarbeit führen kann. Denn die Erwartung, immer glücklich oder positiv zu sein, heißt oft, die tatsächlich erlebten Gefühle zu unterdrücken oder zu verstecken.
Was ist im Hinblick auf Selbstständigkeit und Emotionsarbeit wichtig?
Es geht nicht darum, Emotionsarbeit abzuschaffen. Im Gegenteil: Emotionsarbeit ist notwendig für eine Gesellschaft.
Wem als Selbstständige*r psychische Gesundheit wichtig ist, sollte aber erst einmal ganz grundlegend anerkennen und auf dem Schirm haben, dass es Emotionsarbeit gibt und dass sie geleistet wird. Oft jeden Tag.
Vor allem bei Selbstständigen in Dienstleistungsberufen, auf Social Media, mit Migrationsgeschichte oder bei Selbstständigen mit Kindern ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Emotionsarbeit einen großen Teil der Zeit und Energie beansprucht. (Und Introvertierte können Emotionsarbeit vielleicht sogar noch zusätzlich als anstrengender empfinden.)
Was mir persönlich geholfen hat, war bekanntermaßen, Social Media zu verlassen und in meinem Marketing auf Social-Media-freie Plattformen zu setzen.
Ansonsten ist authentischer Selbstausdruck oft die beste Prävention. Und in einem akuten Fall von Erschöpfung heißt es: gut zu sich sein, ausruhen und Auszeiten einlegen. Auch wenn das bedeutet, nicht so schnell voranzukommen, wie die schnelllebige Welt das von uns will.
Selbstständig mit Migrationsgeschichte: Was unsere Herkunft mit unserer Selbstständigkeit zu tun hat
Knapp jede vierte unternehmerisch tätige Person in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Was bedeutet die Einwanderungsgeschichte für Selbstständige? Wie zeigt sich die Herkunft im Arbeitsalltag?
Als ich nach Deutschland kam, war ich fast acht Jahre alt und kannte genau zwei deutsche Wörter: „Banane“ und „Nudelsuppe“.
„Banane“, weil das für meine Familie das Symbol des Westens war. („Stell dir vor: In Deutschland kann man Bananen im Geschäft kaufen! Bananen!!!“)
„Nudelsuppe“, weil es die bei uns wie bei fast allen Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion jeden Sonntag zum Mittagessen gab. Mit selbstgemachten Bandnudeln, für die meine Oma meist den ganzen Vormittag in der Küche stand.
Ich bin 1983 in Nowosibirsk geboren.
Meine deutschen Vorfahren kamen unter Katharina der Großen nach Russland, lebten dort als Landwirte oder Schreiner, überlebten Umsiedlungen, Deportationen, Arbeitslager. Mal lebten sie in der heutigen Ukraine, mal im eiskalten Sibirien.
1991 zog meine Familie wieder zurück nach Deutschland, 2016 machte ich mich selbstständig.
Die längste Zeit meiner Selbstständigkeit dachte ich, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat. Doch heute denke ich, dass meine Herkunft einen großen Anteil an meinen Irrungen und Wirrungen als Selbstständige hat.
Sozialismus im Kopf
Geschätzt machen sich weniger als 2% der Russischstämmigen selbstständig.
Das ist deutlich weniger als die knapp 10% von allen Erwerbstätigen in Deutschland. Oder von den 7,4% türkischstämmigen Berufstätigen.
Ich finde es nicht überraschend.
Wenn ich an meine Kindheit in der ehemaligen Sowjetunion denke, sehe ich mich immer irgendwo mit meinen Eltern in einer Schlange stehen.
Wir stehen an, weil mein Vater gehört hat, dass es in diesem Geschäft Sahne gibt. Oder weil die Cousine der Nachbarin erfahren hat, dass ein bestimmtes Geschäft Fleisch verkauft.
Wir stehen und warten und drehen Däumchen, um am Ende gesagt zu bekommen, dass wir zu spät sind und alles ausverkauft ist. Oder wir gehen durch die nahezu leeren Regale im Geschäft auf der Suche nach Brot und freuen uns nen Keks, wenn wir noch einen Laib erwischen.
Mein Default-Setting ist der Mangel.
Es ist zu wenig da.
Es reicht nicht für alle.
Es fehlt an allen Ecken und Kanten.
Als ich Ende 2015 meine Zehen in das kalte Selbstständigsein-Wasser tunkte, waren das meine Wahrheiten, die ich erst einmal nicht hinterfragte.
Gedanklich in einem Mangel zu leben, war als Selbstständige anstrengend:
Ich traute mich nicht, über Geld zu sprechen.
Ich nahm jeden noch so schlecht bezahlten Auftrag an und …
jede Kollegin als „Bedrohung“ wahr – schließlich ist ja nicht genug für alle da
Ich verbrachte Jahre, um mir dieser sabotierender Gedanken bewusst zu werden und sie gegen andere – stärkende – zu tauschen.
Bloß nicht auffallen
Aufwachsen im Sozialismus heißt auch: Wir bekommen ein Päckchen aus dem Westen – die mit Gummibärchen, losem Kaffee und Vollmilchnussschokolade aus dem Aldi – und ich soll niemandem davon erzählen.
Niemand soll wissen, dass wir Deutsche sind und Verwandtschaft im Westen haben. Dass wir keine „richtigen“ Russen sind.
Ich nehme heimlich Süßigkeiten mit nach draußen und verteile sie an die Nachbarskinder. Einige Tage später gucken mich einige Kinder komisch an und jemand sagt, dass ich ein „Nazi“ bin.
In Deutschland angekommen, bin ich die „Russin“. Auf der Tafel malt ein Mitschüler Russland auf, „zerbombt“ es mit Papierkugeln und sieht mir dabei herausfordernd in die Augen.
Und so ist es auch mit der Onlinesichtbarkeit, als ich mich fast dreißig Jahre später selbstständig mache: Sie klingt potentiell gefährlich.
Noch immer höre ich irgendwo eine Stimme in mir, die sagt:
Lieber nicht auffallen.
Bloß nichts riskieren.
Niemanden kritisieren.
Noch immer habe ich ein leicht mulmiges Gefühl, wenn ich auf meinem Blog auf den „Veröffentlichen“-Button drücke. Oder bei dem brandneuen Podcast. Ich muss mich bewusst daran erinnern, dass ich hier sicher bin. Dass ich auffallen und meine Meinung sagen darf.
Als ich dann vor Social Media verlasse, eine eher „rebellische“ Haltung zu Marketing einnehme und mir erlaube, auch mal anzuecken, fühlt sich das abwechselnd befreiend und beängstigend an. Eine wilde Mischung.
Der böse Staat
Die Steigerung „Sei vorsichtig, traue niemandem, du weißt nie, wer mithört“ – das hatte ich auch schon als kleines Kind in der Sowjetunion verstanden.
Die Behörden und der Staat sind die Bösen. Wir müssen auf der Hut sein.
Und so löst noch heute jeder Brief vom Finanzamt Herzklopfen aus. Jedes drohende Telefonat, jeder Gang zum Gewerbeamt klingt irgendwie gefährlich. Hat das Imposter-Syndrom vielleicht auch etwas damit zu tun?
Der fremdklingende Nachname
In den ersten Jahren in Deutschland habe ich mich für meinen Nachnamen geschämt.
In der Schulzeit wird es etwas besser, doch ich muss meinen Nachnamen immer wieder buchstabieren, werde gefragt, wie man ihn „richtig ausspricht“. Meist dient mein Nachname als Anlass zur Frage, wo ich herkomme.
Die Kleinstadt in Hessen, in der ich, seit wir in Deutschland sind, lebe, ist damit nicht gemeint. Das stelle ich immer wieder fest. „Nein, wo kommst du ursprünglich her? Wo bist du geboren?”, haken Menschen dann gerne nach.
Wenn ich „Russland“ sage, ernte ich meist ein „Ah“. Über Russland gibt es nichts Gutes zu sagen, deshalb ist das Gespräch an dieser Stelle meist wieder beendet. War auch schon in den 90ern so. „Hätte dem Klang nach auch Italien sein können“, sagen manche noch. Ja, hätte es. Ist es aber nicht.
Meine gesamte Kindheit und Jugend wünsche ich mir einen anderen Nachnamen. Am besten den deutschesten aller deutschen, damit ich endlich nicht mehr auffalle.
Als ich dann einen „Müller“ heirate – ich schwöre, ich hab ihn mir nicht wegen seines Nachnamens ausgesucht –, entscheide ich mich auf dem Weg zum Rathaus spontan für einen Doppelnamen. Irgendwie kann ich es mir plötzlich nicht mehr vorstellen, den Namen, mit dem ich ein Vierteljahrhundert gelebt habe, wieder abzulegen.
Und als ich mich selbstständig mache, entscheide ich mich dafür, das völlig unter meinem Mädchennamen zu tun.
Und dann kam der Krieg
Als dann das Unvorstellbare passiert und wieder Krieg in Europa ist, bin ich wie gelähmt. Für die nächsten Monate ist Ausnahmezustand in meinem Kopf. Ich bin nicht leistungsfähig. Lebe wie unter einem Schleier. Lese zu viele Nachrichten.
Durch meine Familiengeschichte fühle ich mich seltsam betroffen, selbst wenn ich Tausende von Kilometern weit weg bin und gerade keine Verwandtschaft mehr in der Ukraine lebt. (Dafür aber immer noch in Russland.)
Zusätzlich frage ich mich, was das nun für mich als Selbstständige bedeutet:
Wird sich jemand durch meinen russischen Nachnamen abgeschreckt fühlen und nicht mehr mit mir zusammenarbeiten wollen?
Muss ich mich aktiv vom Krieg distanzieren oder ist Menschen, die mich kennen, klar, dass ich kein großer Fan von Größenwahnsinnigen mit imperialen Machtansprüchen bin?
Was ist, wenn ich – so wie meine Vorfahren – den Wohlstand verliere und wieder neu anfangen muss?
Diese Gedanken sage ich niemandem, schreibe sie nicht auf. Zu groß ist die Angst, dass das negative Konsequenzen für mich hätte.
Und auch jetzt denke ich: Ist das wirklich eine so gute Idee, diesen Text zu schreiben und zu veröffentlichen? Was werden andere Menschen sagen? Was werden sie – im stillen Kämmerlein – über mich denken?
Doch gleichzeitig finde ich es wichtig.
Wir sehen Menschen ihre Einwanderungsgeschichte nicht an.
Wir sehen transgenerationale Traumata oder Diskriminierungserfahrungen nicht an.
Aber sie sind da. Unsichtbar.
Und vor allem bedeuten sie für uns nicht selten Emotionsarbeit – zusätzlich zu den Herausforderungen, die eine Selbstständigkeit eh schon so mit sich bringt.
Deshalb kann es gut sein, dass wir dann und wann das Tempo drosseln, wenn andere Vollgas geben. Dass wir mit Verarbeiten und Heilen beschäftigt sind und nicht mit Wachsen. Dass Nachrichten und Kriege uns mehr aus der Bahn werfen als andere Selbstständige.
Es ist okay. Seien wir gut zu uns.
Drei Jahre kein Instagram 🎂
Kein Instagram seit drei Jahren als Selbstständige: Das habe ich über Inspiration, Produktivität, Beziehungen und mentale Gesundheit gelernt.
Am 27. August 2020 – also vor genau drei Jahren – habe ich das letzte Mal etwas auf Instagram gepostet.
Wenn mir heute andere Selbstständige erzählen, dass sie überlegen, „was sie auf Insta posten sollen“ oder „wie ihre Ads besser laufen“, fällt es mir wieder ein. „Stimmt“, denke ich mir dann, „diese Themen haben dich früher auch immer die ganze Zeit beschäftigt.“
Es kommt mir wie eine Ewigkeit, ja, wie ein anderes Leben vor, als ich noch auf Social Media war und mir über Reels, Werbeanzeigen oder Karussellposts Gedanken gemacht habe. Und inzwischen hat sich so viel in meinen Ansichten über das Selbstständigsein geändert, dass ich unbedingt davon erzählen will.
Drei Jahre kein Instagram – das habe ich gelernt
… über Inspiration
Wir denken, dass wir so viel verpassen, wenn wir nicht auf Social Media sind. Dabei brauchen wir so viel weniger Inspiration, als wir glauben.
Ein guter Gedanke, eine gute Idee oder ein gutes Konzept reicht völlig, um uns ins Tun zu bringen.
Wir brauchen nicht die Flut an Tipps, Tricks, Hacks und Zitaten, die wir auf Instagram bekommen. Diese Flut inspiriert uns nicht, sie lähmt uns. Sie sorgt eher dafür, dass wir abstumpfen und zu einem Zombie mutieren, der einfach nur von Post zu Post scrollt, ohne sich ernsthaft auf einen Gedanken einzulassen.
Auch ohne Instagram gibt es genug Quellen für Inspiration: Bücher, Blogartikel, Gespräche, Empfehlungen, Museen, Ausstellungen, Podcasts, Reisen, Musik und … uns selbst.
… über Produktivität
Die Produktivität, die auf Social Media zelebriert wird, ist die toxische Hustle Culture.
Schaut her, wie ich um 5 Uhr morgens aufstehe. Schaut her, wie ich meine Morgenroutine pflege. Schaut her, wie ich an meinem neuen Produkt arbeite. Schaut her, wie entspannt ich meine Mittagspause gestalte. Schaut her … Schaut her … Schaut her …
Dabei gibt es ein großes Missverständnis:
Produktives Arbeiten braucht nicht die Abwesenheit von Pausen. Produktives Arbeiten braucht die Abwesenheit von Störungen.
Wir können nur dann produktiv sein, wenn wir über einen längere Zeit ungestört arbeiten können:
ohne Pushbenachrichtigungen
ohne das ständige Checken, was es Neues auf Social Media gibt
ohne Posten darüber, wie wir gerade arbeiten
Produktivität findet nur selten öffentlich auf Social Media statt, sondern meist hinter verschlossenen Türen. Sobald ich über meine Arbeit auf Social Media erzähle, unterbreche ich meine Arbeit und bin vermutlich nicht mehr produktiv.
… über Beziehungen
Es ist nicht normal, jeden Tag mit so vielen Menschen zu tun zu haben, wie es auf Social Media möglich ist. Unser Hirn ist nicht dafür gemacht, so viele Kontakte zu haben. Wir stoßen an eine kognitive Grenze.
Wenn wir Einblick in das Leben von hunderten oder gar tausenden von Menschen bekommen, ist das oft nicht bereichernd, sondern belastend.
Die Menschen, die wir persönlich – ob offline oder online – kennen, sind genug.
Wir brauchen nicht hunderte oder tausende Accounts, denen wir folgen. Und erst recht brauchen wir nicht zehn- oder hunderttausend Follower zu unserem Lebensglück.
… über mentale Gesundheit
Algorithmen sind nicht empathisch und soziale Medien sind nicht so konstruiert, dass sie unser Wohlbefinden steigern, sondern den Profit der Plattformbetreiber.
Wir können es mit Achtsamkeit versuchen oder mit Digital Detox, aber die Wahrheit ist: Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit gibt es eine separate Berufsgruppe (die sogenannten Attention Engineers), deren alleinige Aufgabe es ist, Erkenntnisse der Psychologie zu nutzen, um Social-Media-Plattformen so zu gestalten, dass sie maximal süchtig machen.
Wie sollte ein Individuum jemals dagegen ankommen? Es liegt nicht an uns, wenn es uns nicht gelingt, gesund zu bleiben, während wir Social Media nutzen.
… über Authentizität
Wie authentisch können wir im Marketing sein, wenn wir das machen, was alle anderen auch tun? Wie können wir „wir selbst“ sein, wenn wir uns zu bestimmten Plattformen zwingen?
Wenn wir Social Media nicht mögen, können wir dennoch posten, Reels drehen und livegehen, doch wie können wir die richtigen Menschen damit anziehen, wenn wir selbst nur eine Rolle spielen?
… über Prioritäten
Wir können Social Media vom Ende aus betrachten und uns fragen:
Wie würde ich am Ende meines Lebens über die sozialen Medien denken?
Würde ich es bereuen, dass ich zu wenige Likes oder Follower hatte? Würde ich denken „Hätte ich doch mehr Selfies gepostet!“ oder „Hätte ich doch öfter Beiträge von Fremden im Internet kommentiert!“ oder „Wäre meine Interaktionsrate auf Insta bloß höher gewesen!“?
Oder würde ich es bereuen, zu wenig Zeit mit dem verbracht zu haben, was mir wirklich wichtig ist? Würde ich es bereuen, dass ich mich über Jahre zu etwas gezwungen habe, was ich gar nicht wollte?
… über Leichtigkeit
Leben und Arbeiten ohne Social Media heißt nicht unbedingt, dass alles „leicht“ ist. Arbeiten ohne Social Media ist immer noch Arbeit. Manchmal sogar sehr viel Arbeit. Und manche Tage fühlen sich auch ohne Social Media schwer und anstrengend an.
Doch das ist nicht weiter tragisch, denn entscheidend ist eine Balance. Eine Balance aus Anspannung und Entspannung, aus Herausforderung und Komfortzone, aus außen und innen, aus mit anderen und für sich.
Nicht Leichtigkeit, sondern diese Balance sorgt dafür, dass wir auch langfristig gesund bleiben und zufrieden in unserer Selbstständigkeit sind. Sich ständig außerhalb der Komfortzone aufzuhalten, ist das Anstrengende – nicht wenn es hin und wieder anstrengende Tage gibt.
… übers Genug-Sein
Über diese Fragen lohnt es sich nachzudenken:
Wann habe ich genug gearbeitet?
Wann habe ich genug Marketing gemacht?
Warum bin ich genug?
Soziale Medien lassen uns glauben, dass das, was wir tun, nie genug ist, dass wir nie genug sind. Doch das stimmt nicht. Wir können unser persönliches „Genug“ definieren. Wir können unser Gefühl fürs Genug-Sein zurückerobern, indem wir Social Media verlassen und vielleicht sogar unsere Social-Media-Kanäle löschen.
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Gesunde Grenzen: Energie für das, was wirklich wichtig ist – Gastartikel von Sabine Praher
Gesunde Grenzen setzen: Sabine Praher erforscht das Thema in ihrem Gastartikel aus einer ganzheitlichen Sicht und zeigt dir, wie du deine Zeit und Energie wertschätzen kannst.
Dies ist ein Gastartikel von Sabine Praher. Sabine begleitet Frauen auf einfühlsame Weise zu mehr Selbstbewusssein, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Hier findest du ihre Website. Auf ihrem Blog und in ihrem Inspirations-Letter teilt sie alles rund um Körperbewusstsein, Energiemanagement und Haltung – innen und außen – für Frauen.
Es mag vielleicht paradox klingen, aber im Grunde ist es so: Bei gesunden Grenzen geht es eigentlich um Verbindung.
Lass es mich dir erklären.
Jeder von uns kennt vielleicht eine dieser Situationen:
Du genießt dein Wochenende und eine Kund*in oder Klient*in schreibt dir eine Nachricht und braucht nur kurz und dringend deine Hilfe.
Du sitzt bei deiner Arbeit, dein Handy immer neben dir (natürlich nicht im Flugmodus), weil du erreichbar sein „musst“.
Du hast es dir mit einem Buch auf der Couch bequem gemacht, möchtest 20 Minuten lesen und plötzlich läutet das Telefon und gleichzeitig braucht dein Kind dringend Hilfe bei der Hausübung.
Du machst gerade mit deiner Familie einen Ausflug, ihr kommt am Ziel an und du holst dein Handy raus. Das Panorama ist wunderschön und du „musst“ davon noch kurz eine Story auf Insta posten.
In all diesen Situationen bist du nirgendwo wirklich präsent, weil immer so vieles gleichzeitig „passiert“ und „wichtig“ ist.
Das Thema „Gesunde Grenzen“ hat auch ganz viel mit der Wertschätzung unserer Zeit und Energie und der Zeit unserer Mitmenschen zu tun.
Ich möchte diese und weitere Situationen aus einer ganzheitlichen Sicht auf das Thema „Gesunde Grenzen“ mit dir erforschen und dich zu neuen Perspektiven inspirieren.
Außerdem möchte ich dich ermutigen, genau hinzuspüren und deine Grenzen vielleicht neu zu definieren oder klarer zu kommunizieren.
Beim Thema Grenzen geht es für mich eigentlich um Verbindung. Das mag vielleicht paradox klingen – ist aber ganz logisch.
Lass mich dir anhand ein paar kurzer Beispiele veranschaulichen, was ich meine:
Es geht um die Verbindung zu deinem Körper, darum deine Grenzen zu kennen und diese gegebenenfalls auch erweitern zu können.
Es geht um die Verbindung zu deinen Werten und Visionen. Wenn du deine Werte kennst und mit ihnen verbunden bist, erkennst du, wenn diese durch dich selbst oder andere verletzt werden.
Es geht um die Verbindung zu deiner Energie – wozu kannst du noch JA sagen – wofür reicht deine Energie – und wofür nicht (mehr).
Es geht um die Verbindung zu den Menschen, die dir am Herzen liegen und denen du am Herzen liegst.
Es geht auch um die gesunde Verbindung zu deinen Kund*innen, Klient*innen, Kolleg*innen und Freund*innnen.
Deine Grenzen bestimmst immer du.
Sie sind ein Ausdruck deiner Fürsorge dir selbst gegenüber.
Das heißt, dass auch du etwas ändern kannst, wenn du mit der Situation nicht zufrieden bist.
Wenn du deine Verbindung zu dir gut spürst, dann braucht es keine Mauern, die aufgezogen werden, sondern „einfach“ eine klare Kommunikation deiner Grenzen.
Wenn du diese Verbindung in den Vordergrund stellst, dann brauchst du auch niemanden fern- oder abzuhalten.
Um wirklich gut spüren zu können, wo eine Verbindung noch gut und gesund ist und wo es eine Grenze braucht, ist es in erster Linie wichtig, dass du eine gute Verbindung zu dir hast. Im Detail heißt das:
Zu deinem Körper (Was spürst du?)
Zu deinen Gedanken (Was denkst du?)
Zu deinen Gefühlen (Was fühlst du?)
Zu deiner Energie (Wo ist deine Energie? Wem oder was schenkst du deine Energie?)
Ich möchte auf diese 4 Bereiche – besser: Ebenen deines Körpers – noch näher eingehen, damit du ein tieferes Verständnis dafür bekommst:
Körperliche Grenzen
Hier geht es um deinen physischen Körper. Es geht darum, wie nahe dir ein Mensch tatsächlich physisch kommen darf.
Es geht auch um deine Kraft und um deine Flexibilität. Es geht um Bewegung und Sport, um Ruhe und Entspannung.
Ich habe hier ein paar Fragen für dich, die dich dazu inspirieren sollen, dir selbst über deine körperlichen Grenzen bewusster zu werden:
Wie nahe möchtest du Menschen tatsächlich physisch an dich heranlassen?
Kannst du spüren, wo deine körperlichen Grenzen beim Sport oder beim Yoga sind?
Spürst du, dass du bewusst und gezielt auch mal deine Grenzen auf physischer Ebene liebevoll erweitern kannst?
Schenkst du deinem Körper Ruhe und Entspannung, wenn er sie benötigt, oder wirst du dann noch aktiver, schnappst dir einen Kaffee, um wieder fitter zu werden und übergehst so deine physische Grenze?
Schenkst du deinem Körper ausreichend Bewegung oder sitzt du viel zu viele Stunden vom Laptop?
Nimm dir gerne Stift und Papier und beantworte diese Fragen für dich schriftlich.
Mentale Grenzen
Mentale Grenzen sind zum Beispiel diese, wenn wir denken, dass etwas nur genauso funktionieren kann, wie wir uns das gerade vorstellen.
Diese Grenzen setzen wir uns selbst.
Dadurch trennen wir uns von all den anderen Möglichkeiten, die es noch gäbe.
Wenn du allerdings gut verbunden bist mit deinen Werten, mit deiner Vision, mit deiner Vorstellung vom Leben, dann kannst du auch gut andere Lösungen und Möglichkeiten neben deiner zulassen.
Du öffnest dich auch wieder dafür, andere Möglichkeiten überhaupt zu sehen.
Eine weit gesündere Herangehensweise wäre es daher, dieses „Entweder-oder“ durch ein „Sowohl-als-auch“ zu ersetzen:
Wir dürfen alternative Heilmethoden nutzen UND zum Arzt gehen, wenn wir eine Verletzung haben oder wirklich einen ärztlichen Rat benötigen.
Wir dürfen vollkommen überzeugt von unserer Businessidee, unserer Nische, unserer Lösung für unsere Kund*innen sein UND wir dürfen anerkennen, dass es auch noch tausend andere Wege für sie geben kann, um ans Ziel zu kommen.
Wir dürfen es lieben, auf der Bühne zu stehen, UND wir dürfen es lieben, uns ganz allein zurückzuziehen und mit einem Buch einzukuscheln.
Wir dürfen unser Marketing ganz ohne Social Media betreiben UND wir dürfen aber genauso Social Media in dem Umfang nutzen, in dem es für UNS stimmt.
Wir dürfen „ultimative, einzigartige, gamechanging Lösungen“ von Businesscoaches hinterfragen UND unsere ganz eigene Strategie entwickeln.
Wir dürfen alles sein und uns alles erlauben. (Selbstverständlich immer nur so weit, wie wir uns und anderen Menschen nicht schaden.)
Laut und leise.
Wild und zart.
Verletzlich und stark.
Meine Fragen hier an dich:
Wo steckst du dich in eine Schublade, aus der du dich befreien möchtest?
Wo erlaubst du dir nicht, das zu leben, was du dir wirklich wünschst?
Wie möchtest du dein Business wirklich führen?
Wie möchtest du dein Leben wirklich gestalten?
Wem oder was möchtest du deine wertvolle Zeit und Energie tatsächlich schenken?
Nimm dir gerne wieder Zeit, um diese Fragen für dich in Ruhe zu beantworten.
Emotionale Grenzen
Eine emotionale Grenze ist einerseits deine Kapazität, Gefühle zu halten (oder „auszuhalten“).
Wie viel Traurigkeit, wie viel Wut, wie viel Freude, wie viel Glücklichsein hältst du aus?
Wir können mit Hilfe unseres Körpers, diese Grenzen auch erweitern. Die Gefühle sind immer da. Emotionen sind die Gefühle plus die unwillkürliche körperliche Reaktion dazu.
Indem du innehältst und körperlich spürst, WAS ein Gefühl körperlich mit dir macht, kannst du langsam deine Kapazität erweitern, auch mehr von diesem Gefühl zu halten.
Hier ein paar Fragen zu deinen emotionalen Grenzen:
Kannst du deine eigene Wut spüren?
Erlaubst du dir deine eigene Wut, oder schluckst du sie runter?
Wie glücklich erlaubst du dir zu sein?
Erlaubst du dir dein Glück, deine Zufriedenheit, deine Freude, mit der Welt zu teilen?
Zeigst du es, wenn du traurig bist oder versuchst du darüber hinwegzulächeln?
Nimm dir gerne wieder Zeit, diese Fragen schriftlich zu beantworten.
Energetische Grenzen
Die chinesische Medizin spricht von Meridianen. Die Yogis nennen sie Nadis. Und beim Nuad-Thai (Thai-Massage) nennt man sie die Sen-Linien. Alle 3 meinen im Grunde Ähnliches. Sie sprechen von Energiebahnen in unserem Körper, die in unserer westlichen Medizin (noch) keinen Raum finden.
Diese Energiebahnen sind, genauso wie unser physischer Körper, unser mentaler Körper und unser emotionaler Körper, Teil des großen Ganzen. Eine Blockade in diesen Energiebahnen ist gleichbedeutend mit einer Blockade unserer Lebensenergie.
Wenn wir immer wieder unsere Grenzen überschreiten, indem wir zum Beispiel immer mehr von uns fordern und uns immer weiter pushen, dann entstehen auch in diesem Energiesystem Blockaden.
Diese können sich dann im physischen Körper zu Verspannungen und Schmerzen manifestieren.
Ganz besonders möchte ich in diesem Zusammenhang unsere Mitte erwähnen – also den Bereich unseres Bauchs.
Stell dir deine Energie vor wie Fäden eines Spinnennetzes, die von dir weggehen zu all diesen Dingen, die dich beschäftigen. Emotional, mental, physisch, energetisch.
Das sind Menschen, für die du sorgst, das sind Kund*innen, und alle anderen Themen rund um dein Marketing und dein gesamtes Business, das sind deine Sorgen und die Gedanken, über deine Vergangenheit und deine Zukunft.
Es geht darum, diese Fäden bewusst zu dir zurückzuholen. Diese Fäden stehen für deine Energie. Und je mehr du sie verstreust und offene Enden oder Aufgaben mit dir herumschleppst, desto weniger Energie steht dir in deinem Körper JETZT zur Verfügung.
Und hier schließt sich der Kreis. Wenn du gut mit dir in Verbindung bist, dann weißt du, wann deine Energie nicht mehr reicht, dass es Zeit wird, Stopp zu sagen und etwas zu verändern.
Ich arbeite mit Bewegung, Berührung und Pflanzenessenzen am Körper. Über unseren Körper können wir alle Ebenen beeinflussen und klären, um uns wieder besser zu spüren. Und dann in weiterer Folge auch besser zu erkennen, wo unsere Grenzen sind.
Wenn du hier tiefer einsteigen möchtest, findest du in den beiden Artikeln zum Thema Energieräuber und Loslassen lernen hilfreiche Tools, um dir deine Energie zurückzuholen.
Wie kannst du die eigenen Grenzen erkennen und kommunizieren?
Wenn du für alle da bist, kannst du bald für niemanden mehr da sein.
Durch die Verbindung zu deinem Körper und das differenziertere Wahrnehmen deiner Körperebenen (physisch, mental, emotional, energetisch) kannst du bewusster erkennen, was du im Moment brauchst.
Und das ist der erste Schritt beim Thema Grenzen.
Was spürst du in deinem Körper?
Was brauchst du im Moment?
Welcher deiner Werte wurde verletzt?
Wo solltest du jetzt in Verbindung zu gehen (zu anderen und auch zu dir selbst)?
Wo braucht es gerade eine klare Grenze?
All diese Ebenen sind miteinander verbunden und sie beeinflussen sich gegenseitig.
Hier ist ein Beispiel auf all den vier Körperebenen mit Lösungsansätzen für dich, um es noch klarer zu machen:
Nehmen wir an, du bist erschöpft.
Wenn du physisch erschöpft bist, dann brauchst du vermutlich einfach Schlaf und Erholung. Es kann sein, dass du dich beim Sport sehr überanstrengt hast, mehrere Nächte in Folge nicht gut geschlafen hast oder gerade noch dabei bist, dich von einer Krankheit zu erholen.
Wenn du mental erschöpft bist, der Kopf brummt und ganz voll ist, dann braucht dein Kopf eine Pause. Diese kannst du ihm geben, indem du zu einem deiner Lieblingssongs tanzt, eine kurze aktivierende Bewegungseinheit in deinen Tag einbaust oder eine Runde spazieren gehst.
Wenn du emotional erschöpft bist, dann brauchst du vielleicht jemanden, mit dem du deine Sorgen teilen kannst, jemanden, der dir eine Umarmung schenkt. Wenn du aber ganz akut niemanden hast, der dir eine Umarmung schenkt, dann schenke dir selbst eine. Nutze ätherische Öle, die Trost spenden und dich stärken und bewege dich.
E-motionen sind „Energy in Motion“ (Energie in Bewegung). Die Gefühle fließen durch deinen physischen Körper. Gefühle wollen gefühlt werden, dann können sie durch dich durchfließen. Wenn du sie nicht fühlen willst, nicht spüren willst oder runterschluckst, dann können sie sich in deinem Energiekörper festsetzen und sich so auch wieder auf der physischen Ebenen manifestieren, das heißt, in Form von Verspannungen oder Ähnlichem in deinem Körper auftauchen.
Es geht gar nicht darum, ganz genau benennen zu können, was du fühlst (Gefühle), sondern vielmehr darum, dass du dich spürst und es dann auch benennst. Den Boden unter deinen Füßen, die Verspannung in den Schultern, dein verspannter Kiefer, deine weichen Knie, dein schmerzender Nacken, deine Füße, deine Hände – sind sie warm, kalt?
All das hilft der Energie (E-motion), frei durch deinen Körper zu fließen und auch wieder gehen zu können.
Wenn du energetisch erschöpft bist, dann zeigt sich das, wie die physische Erschöpfung, obwohl du genug geschlafen hast, dich körperlich nicht zu stark verausgabt hast und dich gerade auch nicht von einer Krankheit erholst. Es liegt daran, wie oben beschrieben, dass du deine Energie zu stark verteilt hast und es notwendig ist, deine Energie zu dir zurückzuholen.
Das heißt konkret: Dinge abzuschließen, Dinge loszulassen, die du nicht mehr abschließen wirst, Entscheidungen zu treffen, deine eigenen Regeln aufzustellen, JA zu sagen, NEIN zu sagen.
Warum gesunde Grenzen deine Beziehungen stärken
Wenn du so gut mit dir verbunden bist, dass du genau spürst, was du brauchst, dann ist es für dich leichter, dies zu kommunizieren.
Es schenkt deinem Gegenüber Sicherheit.
Diese Sicherheit ist nichts Greifbares.
Sie ist für dein Gegenüber spürbar.
Und es ist auch für die Menschen in deinem Leben eine Einladung, es dir gleich zu tun und auch deren eigene Grenzen zu kommunizieren.
Eine Einladung für alle Menschen, wieder mehr auf den eigenen Körper zu hören und auszusteigen, aus dem Rund-um-die-Uhr-das-ganze-Jahr-über-funktionieren-Modus.
Nehmen wir an, du hast vereinbart, dich mit einer Freundin zu treffen, bist aber unglaublich erschöpft, weil die letzten Tage so anstrengend waren (vielleicht waren die Kinder krank und du musstest nebenbei dein Business am Laufen halten).
Wenn du hier ganz ehrlich kommunizierst, wie es dir geht, dass du einfach zu müde bist, um dich noch zu treffen, macht dich das verletzlich und angreifbar.
Besonders, wenn es um Menschen geht, die von dir gewohnt sind, dass du immer zuverlässig bist und nie etwas absagst.
Aber diese Entscheidung gegen dieses eine Treffen ist eine Entscheidung für deine Energie und auch dafür, dass du bei dem Kontakt mit Menschen ganz DA sein willst – voll präsent sein.
Es ist eine Entscheidung für dich und ein Zeichen für die gesunde Qualität deiner Beziehungen.
Gesunde Grenzen in deiner Selbstständigkeit: Klarheit & Kraft von innen
Termine zu den Wunschzeiten der Kundin – auch am Wochenende wenn nötig.
Nur schnell Hilfe am Wochenende.
Kostenloses Coaching per E-Mail, Messenger, WhatsApp.
Erreichbarkeit für telefonische Anfragen immer – auch am Wochenende.
Wir wollen helfen. Wir können auch helfen. Aber eigentlich hatten wir mit uns selbst etwas anderes vereinbart.
All das kann zu Beginn vielleicht noch gut funktionieren, aber irgendwann wirst du feststellen, dass es dir nicht gut tut und dass du dir wünschst, gesunde Grenzen zu ziehen.
Setz dich hin und nimm dir Zeit dafür, zu definieren, was deine Regeln im Business sind.
Wie willst du es haben?
Wann bist du erreichbar?
Auf welchem Weg sollen Anfragen zu dir kommen?
Auf welchem Weg sollen/dürfen deine Kund*innen dich kontaktieren?
Willst du per Messenger erreichbar sein und Auskunft geben – wenn ja, für wen und wann?
Kommunizierst du all das, wie du es willst, klar auf deiner Website?
Und genau hier komme ich wieder zu dem Punkt mit deiner Verbindung: Um all diese Fragen für dich beantworten zu können, ist es wichtig, dass du gut mit dir in Verbindung bist und spürst, was du brauchst, was du willst und was nicht.
Verbindung zu dir stärken: Wie geht das?
Starte gleich hier und jetzt.
Leg eine Hand auf dein Herz, eine Hand auf deinen Bauch.
Nimm wahr, wie dein Atem in den Bauch ein- und wieder ausströmt.
Durch das Lenken deiner Aufmerksamkeit auf deinen Körper – auch durch die Berührung – kommst du ganz im JETZT und in deinem Körper an.
Dann stell dir diese Fragen und lass die Antworten in dir auftauchen:
Was spürst du? (Körper)
Was fühlst du? (Gefühle)
Welche Gedanken tauchen auf?
Ich wünsche dir viel Freude beim Erforschen und Entdecken der tiefen Verbindung zu dir.
Dieser kleine Mini-Check-in sollte wie das tägliche Zähneputzen sein. Er sollte für dich so sehr zur Gewohnheit werden, dass du gar nicht mehr extra daran denken musst.
Diese tiefe Verbindung ermöglicht es dir, gesunde Grenzen zu setzen und auch in der Verbindung zu anderen Menschen, ganz bei dir und ganz du zu sein.
Inspirationszitathölle 😈 – „Inspirierende“ Zitate, die problematische Botschaften verbreiten
Wie viel Bullshit steckt eigentlich in den beliebtesten und berühmtesten „motivierenden“ und „inspirierenden“ Zitaten und Sprüchen auf Social Media? Eine Menge! Die meisten Inspirationszitate machen uns nicht etwa inspirierter, motivierter und produktiver, sondern nerven und setzen uns gewaltig unter Druck. Ein Erklärungsversuch.
Wie viel Bullshit steckt eigentlich in den beliebtesten und berühmtesten inspirierenden Zitaten und Sprüchen auf Social Media?
The answer may (not) surprise you: Eine Menge!
Die meisten Inspirationszitate machen uns nicht etwa inspirierter, motivierter und produktiver, sondern nerven und setzen uns gewaltig unter Druck.
Doch warum spüren wir eigentlich immer so ein Grummeln im Bauch, wenn „Bro Marketer“ Tobi, 23, auf Insta postet, dass wir stärker sein sollen als unsere Ausreden?
Warum zuckt es immer so komisch in unserem Auge, wenn Girlboss Sophia uns befiehlt, groß zu träumen?
Und warum kommt uns der Kaffee gleich wieder aus der Nase, wenn wir morgens im Halbschlaf was von „Positive mind, positive vibes, positive life“ lesen?
Ein Erklärungsversuch.
Inspirierende Zitate und Sprüche ermutigen uns, groß zu träumen, doch sie ignorieren gesellschaftliche und politische Realitäten.
Zunächst einmal, weil es niemand von uns mag, wenn unsere Lebensrealitäten, Erfahrungen und Grenzen bagatellisiert, ignoriert oder negiert werden.
Sicherlich kennst du diese Sprüche auch:
„Your only limit is your mind.“ (Unbekannt)
„Jeder ist seines Glückes Schmied.“ (Sprichwort)
„Du kannst alles schaffen, wenn du nur genug daran glaubst.“ (Unbekannt.)
„Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.“ (Walt Disney)
„Wenn du es dir vorstellen kannst, kannst du es auch tun.“ (Walt Disney)
„Believe you can and you're halfway there.“ (Theodore Roosevelt)
„Hindernisse können mich nicht aufhalten; Entschlossenheit bringt jedes Hindernis zu Fall.“ (Leonardo da Vinci)
„Wenn du etwas ganz fest willst, dann wird das Universum darauf hinwirken, dass du es erreichen kannst.“ (Paulo Coelho)
„There is nothing impossible to they who will try.“ (Alexander der Große)
„All you need is the plan, the road map, and the courage to press on to your destination.“ (Earl Nightingale)
„If my mind can conceive it, if my heart can believe it, then I can achieve it.“ (Muhammad Ali)
„All dreams are within reach. All you have to do is keep moving towards them.“ (Viola Davis)
„Be stronger than you excuses.“ (Unbekannt)
„To hell with circumstances; I create opportunities.” (Bruce Lee)
„The only place where your dreams become impossible is in your own thinking.“ (Robert H. Shuller)
Du liest diese Sprüche und denkst dir einfach nur: Nein.
Alles zu schaffen, wenn man nur stark genug daran glaubt – das war, ist und wird für die meisten Menschen dieser Erde einfach niemals Realität.
Eine Frau kann ja zum Beispiel gerne davon träumen, einen Managerposten zu ergattern. Doch statistisch hatte sie die längste Zeit schlechtere Chancen als jemand, der einfach nur Thomas oder Michael hieß. Das kann man sich gar nicht ausdenken. Und da können wir uns dann noch so oft vorsagen, dass wir nur fest genug daran glauben müssen. Gegen den Thomas-Kreislauf kommen wir als Frauen nur schwer an.
Ebenso wird es schwerer sein, sich selbst zu verwirklichen, wenn man es mit rassistischen oder ableistischen Strukturen aufnehmen muss. Oder mit Homophobie, Gewalt oder mit Xenophobie.
Diskriminierungserfahrungen kosten unfassbar viel Kraft, die dann wiederum für Selbstverwirklichung fehlt.
Man stelle sich nur vor, wie Frauen im Iran „Your only limit is your mind“ lesen. Da möchte man sich für alle Menschen, die so etwas unreflektiert posten, kollektiventschuldigen.
Deshalb: Nein, wir tragen nicht zu 100% die Verantwortung für unseren Erfolg und Misserfolg. Unsere Herkunft, Umstände und das politische System, in das wir hineingeboren werden, spielen sehr wohl eine Rolle. Da können wir noch so oft an unserem „falschen Mindset“ arbeiten.
Ja, wir können uns mit unseren eigenen Gedanken motivieren oder limitieren, keine Frage. Doch natürlich immer im Rahmen unserer individuellen, sozialen, gesellschaftlichen und politischen Möglichkeiten.
Und dass Menschen das 2023 immer noch nicht verstehen, geht uns allen inzwischen gewaltig auf den Keks.
Inspirierende Zitate und Sprüche unterliegen der spätkapitalistischen Wachstumslogik und machen uns alle müde und erschöpft.
Mindestens genauso schlimm sind die Hustle-Zitate, denn der „Hustle“ – das ist in diesen Zitaten eine Lebenseinstellung, ja, fast schon eine Religion.
Jede Sekunde des Tages muss bestmöglich genutzt werden. Schlafen ist was für Luschen. Wenn wir schlafen, können wir schließlich nicht arbeiten; und wenn wir nicht arbeiten, können wir kein Geld verdienen; und wenn wir kein Geld verdienen, können wir es ja auch gleich sein lassen mit dem Kapitalismus.
Der Job wird über alles gestellt und genießt in allen Situationen oberste Priorität. Schließlich gibt es ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder du arbeitest zwanzig Stunden am Tag oder du bleibst erfolglos. Dazwischen gibt es nun einmal nichts. #fact
Du weißt sicherlich, was ich meine:
„I’ve got a dream that’s worth more than my sleep.“ (Unbekannt)
„I’d rather hustle 24/7 than slave 9 to 5.“ (Unbekannt)
„Go hard or go home.“ (Unbekannt)
„Eat. Sleep. Hustle. Repeat.“ (Unbekannt)
„Without hustle, talent will only carry you so far.“ (GaryV)
„Good things happen to those who hustle.“ (Anais Nin)
„Stop whining, start hustling.“ (GaryV)
„Wähle einen Job, den du liebst, und du musst keinen Tag mehr im Leben arbeiten.“ (Unbekannt)
„Be the best version of yourself.“ (Unbekannt)
„Es ist nicht von Bedeutung, wie langsam du gehst, solange du nicht stehenbleibst.“ (Konfuzius)
„Hustle until you no longer need to introduce yourself.“ (Unbekannt)
„Stay positive, work hard, make it happen.“ (Unbekannt)
„If you live for the weekends and vacations, your shit is broken.“ (GaryV)
„Your 9-5 may make you a living, but your 5-9 makes you alive!“ (Nick Loper)
“My entire life can be summed up in four word: I hustled. I conquered.“ (Unbekannt)
„Invest in your dreams. Grind now. Shine later.“ (Unbekannt)
„Hustle beats talent when talent doesn’t hustle.“ (Ross Simmonds)
„Greatness only comes before hustle in the dictionary.“ (Ross Simmonds)
„Entrepreneurship is living a few years of your life like most people won’t. So that you can spend the rest of your life like most people can’t.“ (Unbekannt)
„Hustle isn’t just working on the things you like. It means doing the things you don’t enjoy so you can do the things you love.“ (Unbekannt)
„Don’t stay in bed unless you can make money in bed.“ (George Burns)
„Things may come to those who wait, but only the things left by those who hustle.“ (Abraham Lincoln)
„Success is never owned, it’s rented. And the rent is due every day.“ (Unbekannt)
„Today I will do what others won’t, so tomorrow I can accomplish what others can’t.“ (Jerry Rice)
Man muss keine Wahrsagerin sein, um zu prognostizieren, dass das eine ganz, ganz gefährliche Einstellung ist und Menschen, die 24/7/365 durcharbeiten, ihre Gesundheit ernsthaft aufs Spiel setzen und andere Lebensbereiche (Freunde, Familie, Kinder, Haushalt, Hobbys) sträflich vernachlässigen.
(Wobei … so als Mann hat man ja meist weniger Probleme in Punkte Vereinbarkeit. Das ist dann schon praktisch.)
Selbst wenn wir das, was wir tun, lieben, brauchen wir Pausen.
Und auch wenn die Menschen, mit denen wir arbeiten, mehr an Freundschaften erinnern als an Kundschaft, haben wir ein Recht auf Feierabend und Wochenende.
Oder um es mit Ovid zu sagen: „Was keine Pause kennt, ist nicht von Dauer.“
Deshalb nervt es auch so sehr, dass die Bros und Girlbosses auf Insta so tun, als wären Menschen Waren, deren Wert sich einzig daran bemisst, wie produktiv sie sind.
Inspirierende Zitate und Sprüche werten Alltägliches und Normalität ab.
Ein weiterer Grund, warum uns einige Inspirationszitate oft den letzten Nerv rauben, ist, dass sie Alltägliches, Gewöhnliches, Normalität und Durchschnittlichkeit abwerten und problematisieren.
Es reicht nicht, dass du einfach nur selbstständig bist, nein, du musst EIN IMPERIUM aufbauen und SIEBENSTELLIGE MONATSUMSÄTZE machen.
Wir müssen besessen von Erfolg sein, sonst werden wir alle noch *dramatische Pause* DURCHSCHNITTLICH.
Ja, durchschnittlich sein – das ist die größte Angst, die der durchschnittliche Entrepreneur mit dem durchschnittlich schicken Auto hat.
Er ist nie zufrieden, und alle, die zufrieden sind und „for mediocrity settlen“, sind grundsätzlich verdächtig und Menschen zweiter Klasse.
Diese ungewöhnlichen Menschen sagen dann gewöhnlicherweise solche Sachen wie:
„I’m not here to be average. I’m here to be awesome.“ (Unbekannt)
„Dream big“ (Unbekannt)
„Think big, dream big, believe big and the results will be big.“ (Unbekannt)
„Das Leben beginnt dort, wo deine Komfortzone endet.“ (Unbekannt)
„Escape the ordinary.“ (Unbekannt)
„How dare you settle for less when the world has made it so easy for you to be remarkable?“ (Seth Godin)
„There is never a bad time to start a business – unless you want to start a mediocre one.“ (GaryV)
„You are unique. Don’t be a follower, be a leader.“ (Unbekannt)
„Don’t get comfortable with mediocrity.“ (Unbekannt)
„Being realistic is the most common path to mediocrity.“ (Will Smith)
„Never ever settle for mediocrity.“ (Unbekannt)
„Never let ‚good enough‘ be ‚good enough‘.“ (Unbekannt)
„A life of mediocrity is a waste of life.“ (Unbekannt)
„Be motivated by the fear of becoming average.“ (Unbekannt und seriously – WTF?😂)
„Dare to dream big“ (Unbekannt)
„Dream big, sparkle more, shine bright“ (Unbekannt)
„In a world full of average be outstanding.“ (Unbekannt)
„I did not wake up today to be average.“ (Unbekannt)
„Average will not be my legacy.“ (Unbekannt)
„‚Normal‘ is not in my dictionary.“ (Unbekannt)
Warum setzen sich Menschen bloß so sehr unter Druck?
Klar ist jede*r von uns besonders – in dem Sinne, dass es vermutlich niemanden auf der Welt gibt, der oder die dieselbe Kombination von Stärken, Schwächen, Erfahrungen, Ansichten, Meinungen, Werten und Lieblingssongs hat wie wir.
Doch der Alltag ist eben auch … Alltag. Ist die Komfortzone nicht auch etwas Schönes? Und sind wir nicht alle in den meisten Dingen völlig normal, mittelmäßig und manchmal auch etwas langweilig?
Das lässt sich übrigens auch wissenschaftlich belegen.
Das ist die sogenannte Gaußsche Normalverteilung.
Diese Glockenkurve ist einer der wichtigsten Typen von Wahrscheinlichkeitsverteilung und wird nicht nur in Naturwissenschaften, sondern auch in Wirtschafts- oder Geisteswissenschaften verwendet.
Vereinfacht ausgedrückt sagt die Glockenkurve:
Wenn wir untersuchen, wie ein bestimmtes Merkmal unter allen Menschen verteilt ist (Körpergröße, Intelligenz, Talent, you name it), werden sich die meisten Menschen bei den meisten Dingen irgendwo in der Mitte wiederfinden. Und es wird nur wenige Ausreißer nach links oder rechts geben.
Lernst du Gitarre, ist die Wahrscheinlichkeit also groß, dass du nicht der nächste Django Reinhardt, aber eben auch kein totaler Loser sein wirst, sondern gerade mal so gut spielst, dass Menschen nicht panisch das Wohnzimmer verlassen, wenn du die ersten Takte von „Wonderwall“ anschlägst.
Lernst du kochen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du es niemals mit Jamie Oliver aufnehmen wirst, aber deine Familienmitglieder zum Glück auch nicht vergiftest, sondern im Großen und Ganzen essbare Lasagnen produzierst.
Machst du dich selbstständig, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du kein „siebenstelliges Business“ haben wirst, aber eben auch nicht nur zwei Follower auf Instagram (deine Mama und beste Freundin), sondern einfach einigermaßen zurechtkommst. Mit besseren und schlechteren Zeiten.
Usw.
Das wahrscheinlichste Szenario ist also, dass wir in dem meisten, was wir tun, Mittelmaß sein werden. Langweiliges, gewöhnliches, durchschnittliches, normales Mittelmaß. Auch in unserer Selbstständigkeit und in unserem Marketing.
Ich persönlich finde das gar nicht so erschreckend, wie sich das auf den ersten Blick vielleicht anhören mag, sondern eher eine beruhigende Nachricht. Denn sie befreit uns endlich von diesem unsäglichen Druck, „groß zu träumen“ oder „außergewöhnlich“ sein zu müssen.
Auch das Normale und Gewöhnliche hat einen Wert. Oder haben wir schon wieder vergessen, wie wir uns damals in dem ersten Lockdown nach „einem Stück Normalität“ sehnten?
Vielleicht könnten wir dann ja auch bitte aufhören, so zu tun, als wären wir jemand, der wir nicht sind, und einfach unser Ding machen? Danke!
Zitate, die wollen, dass wir unsere Persönlichkeit verändern, nerven – und halten vermutlich unzählige Menschen davon ab, Arbeit zu erledigen, die okay, in Ordnung und einfach nur gut genug ist.
Inspirierende Zitate und Sprüche verbreiten toxische Positivität und stellen eine Gefahr für unsere mentale Gesundheit dar.
Wir müssen positiv bleiben, reden, sein – egal, was ist. Manche bezeichnen das schon als das „Diktat des positiven Denkens“ oder toxische Positivität.
Wenn ein Plan nicht gelingt und wir uns ärgern – macht nichts, solange wir immer schön weiterlächeln.
Und huch, da war ja ein negativer Gedanke – schnell in einen positiven verwandeln.
Meckern, schimpfen und Co. ist nicht – schließlich müssen wir immer und überall Good Vibes Only versprühen.
Hängen dir diese Sprüche inzwischen auch so zum Halse raus wie mir?
„Good vibes only.“ (Unbekannt)
„For every minute you are angry you lose 60 seconds of happiness.“ (Ralph Waldo Emerson)
„Say no to negative thoughts.“ (Unbekannt)
„Be happy. It drives people crazy.“ (Unbekannt)
„Positive mind, positive vibes, positive life.“ (Unbekannt)
„Once you replace negative thoughts with positive ones, you’ll start having positive results.“ (Willie Nelson)
„All things are positive if you believe.“ (Unbekannt)
„Being positive is a sign of intelligence.“ (Maxime Lagacé)
„Don‘t forget to smile.“
„Don’t worry, be happy.“
Diejenigen, deren Probleme sich in Luft auflösten, nachdem sie solch ein Zitat lasen, heben bitte die Hand!
Vermutlich werden wir uns nach diesen Zitaten noch nicht einmal besser fühlen, denn die Diskrepanz zwischen den Worten einerseits und den erlebten Gefühlen andererseits ist einfach zu groß.
Wir sagen „Don’t worry, be happy“ und verschlimmbessern unsere Situation, denn Gefühle wollen nicht verdrängt und negiert werden, sondern gefühlt, akzeptiert und verarbeitet.
Wir können nicht immer nur „nein zu ‚negativen‘ Gefühlen“ sagen, denn die gehören zu einer menschlichen Existenz nun einmal dazu und meist haben sie auch eine wichtige Funktion. Angst, Wut, Trauer sind schließlich nicht ohne Grund da.
Sie sind da, weil sie uns zeigen wollen:
„Achtung, Achtung. Alarm, Alarm. Hier ist gerade etwas nicht in Ordnung. Action required. Action required.“
Sollten wir nicht dann nicht lieber diese Notrufe ernst nehmen, statt sie zu ignorieren? Wir lösen Probleme doch nicht, indem wir sie durch einen Insta-Filter jagen. Wir verändern auch nichts an sozialen Missständen und Ungerechtigkeit, wenn wir wütenden Menschen ein „Fokussiere sich mal auf das Positive“ entgegensetzen.
Aber vielleicht ist das ja auch so gewünscht? Die Positive Psychologie ist schließlich verdammt systemkompatibel.
Denn wenn ich daran glaube, dass ich und nur ich alleine für mein Glück verantwortlich bin, indem ich bei Wut, Frust oder Erschöpfung einfach positiv denke, kommt mir ja gar nicht in den Sinn, etwas an den aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen oder sozialen Missständen zu ändern.
All things are positive when you believe.
Wie praktisch.
Pause machen: 100 Ideen für eine Pausengestaltung, die ohne Smartphone oder Social Media auskommt
In diesem Blogartikel stelle ich dir hundert Ideen für richtig erholsame Pausen vor, die völlig ohne Smartphone oder Social Media auskommen.
Pausen sind wichtig. Das wissen wir alle.
Richtige Pausen sind erholsam, gut für Körper und Geist. Sie lassen uns durchatmen und geben uns (neue) Kraft.
Und dennoch sind viele von uns eher unkreativ, was die Pausengestaltung angeht. Ist die Aufgabe erledigt, erfolgt der automatische Griff zum Smartphone und damit zu Social Media, Nachrichten und Co.
Wir lassen uns ein paar Minuten berieseln, liken und kommentieren etwas und fühlen uns anschließend fast müder als vorher. Geht es dir ähnlich?
In diesem Blogartikel stelle ich dir hundert Ideen für Pausen vor, die völlig ohne Smartphone oder Social Media auskommen.
Das Schöne an diesen Pausen ist: Das, was wir üblicherweise prokrastinieren (Bewegung, gesunde Ernährung, unsere Hobbys), können wir hervorragend in den Zwischenzeiten zwischen zwei Arbeitsblöcken erledigen.
Gleichzeitig fühlen wir uns nach diesen Pausen wirklich erholt und können anschließend motiviert und konzentriert weiterarbeiten.
Plus: Es fühlt sich verdammt gut an, Pausen aktiv zu gestalten und nicht einfach nur passiv etwas zu konsumieren (hallo Selbstwirksamkeit!).
Darum wird es in dem Artikel im Einzelnen gehen (du kannst zu dem Thema springen, das dich besonders interessiert, oder dir alle Ideen der Reihe nach durchlesen):
Pausentyp #2: Bewegung und Sport
Pausentyp #4: Essen und Trinken
Pausentyp #5: Wellness und Selfcare
Pausentyp #1: Nichts tun
Fangen wir doch einfach mal damit an, gar nichts zu tun. Hier sind einige Ideen:
1. Aus dem Fenster gucken
In unserer Familie sagen wir liebevoll „rentnern“ dazu (as in „Rentnerst du schon wieder?“ oder „Guck mal, die Alex rentnert schon wieder.“). Dafür stellen wir uns für ein paar Minuten ans Fenster und gucken, welche Hunde gerade vorbeilaufen und an wen der Postbote gerade das Päckchen verteilt. Klingt langweilig? Ist es auch! Dafür erholsam.
2. Aufs Sofa legen und die Augen schließen
Fünf Minuten. Oder vierzig. Du entscheidest.
3. Baum draußen checken
Kannst du von deinem Fenster aus einen Baum sehen? Prima. Wenn du willst, kannst du ab sofort jeden Tag nachgucken, wie er sich gerade in den Jahreszeiten verändert. Trägt er Blätter? Blüten? Wenn ja, welche Farbe haben sie? Oder siehst du im Frühjahr neue Knospen? Da ist ein ganzes Universum, das darauf wartet, von dir entdeckt zu werden.
4. Kurzer Powernap
Manchmal ist alles, was wir brauchen, ein kleines Döschen.
5. Richtiger Mittagsschlaf
Du brauchst mehr als ein kleines Döschen? Auch gut.
6. Atmen
Versuch das nächste Mal Folgendes: Einatmen, während du bis vier zählst. Ausatmen, während du bis vier zählst. Atempause, während du bis vier zählst.
Und dann wieder von vorn.
7. Vitamin D tanken
Für ein paar Minuten auf eine Bank setzen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, ist herrlich.
8. Tagträumen
Nein, nicht grübeln. Tagträumen. Weißt du noch, wie das geht? Hast du als Kind früher immer gemacht.
9. Shavasana
„Shavasana“ bezeichnet die „Totenhaltung“ im Yoga. Du legst dich auf den Boden und schließt für ein paar Minuten die Augen. (Gerne mit einer Decke.) Eine ausgiebige Shavasana aktiviert das parasympathische Nervensystem. Herzfrequenz und Atmung beruhigen sich.
10. Meditieren
Für ein paar Minuten hinsetzen, Augen schließen und den Atem beobachten. That’s it.
Pausentyp #2: Bewegung und Sport
Gar nichts tun ist dir zu langweilig? Wie wäre es dann mit Bewegung oder Sport?
11. Vom Schreibtisch aufstehen
Vom Schreibtisch aufstehen, ein paar Mal durchs Zimmer laufen, sich wieder hinsetzen.
12. Treppen rauf und runter gehen
Du wohnst in einem Haus und hast Treppen? Du kannst sie einfach ein paar Mal rauf und runter laufen.
13. Die Stellung des Kindes („Child’s Pose“)
Es muss nicht immer gleich ein kompliziertes Yogaprogramm sein. Die „Child’s Pose“ tut’s manchmal auch. Dafür setzt du dich auf deine Fersen, richtest den Oberkörper auf und beugst dich vorsichtig nach vorne. In dieser Position kannst du nun einige Atemzüge bleiben.
Das ist die perfekte Ausgleichsbewegung für die untere Rückenmuskulatur.
14. Joggen gehen
Joggingschuhe an und dem Mittagstief davonlaufen.
15. Workout machen
Matte ausrollen, sich ein paar Hanteln schnappen und ran an die Muckis.💪
16. Yoga
Ein paar Sonnengrüße zwischendurch. Oder gleich eine längere Yogaeinheit.
17. Mal abhängen
Hängt bei dir im Arbeitszimmer eine Hängematte? Nein? Bei mir auch nicht. Dafür bei meinem Mann. Und manchmal schleiche ich mich in sein Arbeitszimmer und hänge für ein paar Minuten mal so richtig ab. Aber pssst.🤫
18. Mal durchhängen
Hast du eine Klimmstange? Alternativ kannst du auch mal für ein paar Atemzüge durchhängen.
19. Plank
Für eine Plank brauchst du kein Zubehör, sondern einfach nur dich. Eine Plank pro Tag kräftigt langfristig (fast) die gesamte Körpermuskulatur, vor allem den Rücken.
20. Kopf kreisen lassen
Wie wäre es damit, statt der Gedanken einfach mal den Kopf kreisen zu lassen? Und die Schultern. Ein kleiner Ausgleich zum ständigen Auf-den-Laptop-Starren.
Pausentyp #3: Frische Luft
21. Fenster auf und Zimmer lüften
Pause ist auch: für einige Minuten Fenster aufmachen und frische Luft reinlassen. (Level up: Jeden einzelnen Raum in der Wohnung lüften. Dann bewegst du dich gleich ein bisschen.)
22. Auf Balkon oder Terrasse gehen
Es ist kalt? Zieh dir deine Jacke an und nimm ein heißes Getränk mit.
23. Einmal um den Block laufen
Manchmal muss „frische Luft schnappen“ gar nicht so kompliziert sein.
24. Spaziergang machen
Schaffst du die empfohlenen zehntausend Schritte pro Tag?
25. Waldbaden
Die Japaner nennen es „Shinrin Yoku“. Ein Aufenthalt im Wald reduziert Stress und stoppt kreisende Gedanken. Und die Terpene, also die Aromen des Waldes, stärken das Immunsystem und schützen vor den gängigen Zivilisationskrankheiten.
26. In den Nieselregen gehen
Ich mag mein Wetter wie meinen Tee: britisch. Nichts hilft besser gegen das Mittagstief als ein leichter Niesel, der ins Gesicht regnet.
27. Eine Runde Fahrrad fahren
… und sich den Wind um die Nase wehen lassen.
28. Ans Wasser gehen
Du wohnst am Fluss, Meer, See (oder einer überdimensional großen Pfütze)? Ab ans Wasser!
29. Wolken beobachten
Zum Beispiel, indem du dich ins Gras legst oder auf eine Bank setzt und nach oben schaust.
30. Picknick machen
Wie wäre es damit, das Mittagessen nach draußen mitzunehmen und ein Picknick zu machen?
Pausentyp #4: Essen und Trinken
31. Ein Glas Wasser trinken
32. Einen Tee trinken
33. Rohkost schnibbeln und essen
Die empfohlenen 5–10 Portionen Obst und Gemüse werden zum Kinderspiel.
34. Eine Hand voll Nüsse knabbern
Eine Hand voll Nüsse knabbern und weiter geht’s.
35. Eine Gemüsebrühe fürs Abendessen ansetzen
Du planst, abends eine Suppe zu kochen? Wie wäre es damit, schon jetzt Karotten, Sellerie und Co. zu putzen, zu schnibbeln und die Brühe anzusetzen? Die kann für die nächsten Stunde dann gemütlich vor sich hin blubbern.
36. Kartoffeln schrubben und für den nächsten Tag vorkochen
Meal Prep = weniger Zeit, die du fürs Kochen aufwenden musst
37. Frühstücken
Schaffst du es, dein Frühstück zu essen, ohne dabei durch den Feed zu scrollen oder Nachrichten zu lesen?
38. Mittagessen
Dito.
Plus: Bei einem leichten proteinreichen Mittagessen hat das Mittagstief keine Chance.
39. Salat zubereiten und essen
Und wieder etwas schnibbeln und die Hände nutzen. Es gibt nichts Besseres, um zwischen zwei Arbeitsblöcken auf andere Gedanken zu kommen.
40. Zur Eisdiele gehen
Natürlich nicht jede Mittagspause, aber vielleicht an einem besonderen Tag, an dem es etwas zu feiern gibt?
Pausentyp #5: Wellness & Selfcare
Du kümmerst dich um alles und jeden und es bleibt nie genug Zeit für dich? Wie wäre es dann, Selfcare als Pausen zu etablieren?
41. Duschen
Es muss nicht zwingend die morgendliche oder abendliche Dusche sein. Wenn du an einem Tag keine Termine hast – warum sich dann nicht einfach eine Dusche zwischendurch nehmen? Das erfrischt und macht wach.
42. Schaumbad einlassen
Für besondere Tage darf es vielleicht auch etwas mehr als eine Dusche sein?
43. Kaltes Fußbad
Es sind 36 Grad und es wird noch heißer? Wie wäre es damit, die Beine in den Pool oder in einen Eimer Wasser zu tauchen?
44. Maniküre machen …
45. … oder Pediküre
46. Sich eine Haarkur gönnen …
Wenn du sonst nie Zeit dafür findest, warum nicht einfach in der Mittagspause?
47. … oder eine Gesichtsmaske
Dito.
48. Zur Massage gehen
Du wohnst in einer größeren Stadt und kannst spontan zur Massage gehen? Gönn dir!
49. Eine Gesichtsmassage …
Keine Kohle für eine Massage? Dann Augen schließen und mit kreisenden Bewegungen von Zeige- und Mittelfinger das Gesicht massieren. Enjoy!
50 … oder eine Nackenmassage
Verhärtete Stellen im Nacken- und Schulterbereich lösen? Können wir auch selbst. (Einfach in der Suchmaschine deiner Wahl nach „Selbstmassage Nacken“ suchen.)
Pausentyp #6: Haushalt
Seit ich keine sozialen Medien mehr nutze und meine Pausen nicht mehr am Smartphone verbringe, ist die Bude viel sauberer. Denn Hausputz ist Bewegung und damit eine hervorragende Option, um Pausen zu machen, die auch wirklich erholsam sind.
51. Spülmaschine aus- und wieder einräumen
Dauer: drei Minuten und damit perfekt als kleine Bewegungseinheit, um kurz auf andere Gedanken zu kommen.
52. Die Wohnung durchsaugen
Je nachdem, wie groß deine Wohnung oder dein Haus ist, ist das schon ein kleines Workout.
53. Wäsche anstellen / aufhängen / einräumen
Bedeutet eine Ladung weniger, die du abends anstellen musst.
54. Betten machen
Produktivitätsgurus, die wollen, dass du morgens immer als erstes dein Bett machst, müssen jetzt stark sein, aber: Was ist, wenn du dein Bett nicht morgens machst, sondern einfach zwischendurch als kleine Bewegungseinheit?
55. Küchenschublade ausmisten …
56. … oder deinen Kleiderschrank
57. Ein (oder mehrere) Fenster putzen
Ist nicht nur Bewegung, sondern auch frische Luft.
58. Einkaufen gehen
Wenn du in einer größeren Stadt wohnst und ein Supermarkt um die Ecke ist, warum dich nicht etwas bewegen und die wichtigsten Einkäufe in deiner Mittagspause erledigen?
59. Müll rausbringen
Bewegung, frische Luft und leere Mülleimer.
60. Boden wischen
Die perfekte Ausgleichsbewegung zum stundenlangen Sitzen.
Pausentyp #7: Tiere
Du hast Tiere, wie z.B. einen Hund in deinem Zuhause? Du Glückspilz, du! Mit Tieren kannst du nämlich die erholsamsten Pausen verbringen.
61. Mit dem Hund rausgehen (auch wenn er gar nicht zwingend muss)
Hund einpacken und für ein paar Minuten mit ihm spazieren gehen (selbst wenn ihr erst vor Kurzem von eurer Morgenrunde nach Hause gekommen seid), ist hervorragend, um schnell den Kopf durchzulüften.
62. Mit dem Hund kuscheln
Sich für ein paar Minuten an den Hund zu kuscheln, auch. Das beruhigt und vor allem im Winter sind Hunde großartige Wärmekissen.
63. Mit dem Hund spielen
64. Eine Hundetraining-Einheit einlegen
65. Ihm einen Leckerbissen geben
Meiner liebt Bananen oder Gurken.
66. Fell bürsten
Fellpflege in der Mittagspause? Why not!
67. Tier „adoptieren“
Du hast keine eigenen Tiere? Du kannst dir auch einen Hund von der älteren Nachbarin „ausleihen“ und mit ihm Gassi gehen.
68. Mit Alpakas spazieren gehen
… und du wirst nicht mehr derselbe Mensch sein, wenn du wiederkommst. Vielleicht gibt es in der Nähe deiner Wohnstadt ja eine Alpakafarm, bei der du dich für eine Wanderung anmelden kannst?
69. Vögel beobachten
Kreischende Möwen, quakende Enten oder schnatternde Gänse. Vor allem wenn sie im Frühjahr/Sommer flauschigen Nachwuchs bekommen, finde ich sie spannender als jeden Instagram-Feed.
70. Vogelhäuschen aufhängen
Du hast einen eigenen Garten? Dann kannst du sogar ein Vogelhäuschen aufhängen und die Vögel für ein paar Minuten von deinem Fenster aus beobachten.
Pausentyp #8 Menschen
Wenn schon „social“ sein, dann mit Menschen aus Fleisch und Blut.
71. Kleinen Plausch einlegen
Du arbeitest in einem Co-Working-Space? Oft machst du schon ganz automatisch Pausen, wenn du aufstehst und mit anderen ein paar Minuten über das Wetter quatschst.
72. Mit einer Freundin etwas essen gehen …
Du arbeitest alleine für dich im Homeoffice? Eine tolle Möglichkeit für eine Pause ist, sich mit einer Freundin, die ebenfalls selbstständig ist, zum Mittagessen zu verabreden.
73. … oder mit einer Kollegin
74. … oder einer (ehemaligen) Kundin
75. Auf ein Date gehen
Selbst wenn es dein Partner oder deine Partnerin ist.😏
76. Sich ins Café setzen
Was trinken und für ein paar Minuten das Treiben um sich herum beobachten oder mit dem oder der Barista quatschen.
77. Sich in den Park setzen
Und wenn es gerade nicht ein Café sein kann, dann vielleicht eine Parkbank? Von hier aus lassen sich wunderbar andere Menschen beobachten (in einer nicht-creepy Art und Weise natürlich 😁).
78. Zeit mit deinem Kind verbringen
Wenn das Kind nicht zur Schule kann, verbringen wir gerne den Mittag zusammen und gehen mit dem Hund raus.
79. Ins Fitnessstudio gehen
Du wohnst in einer größeren Stadt und hast ein Fitnessstudio-Abo? Wie wäre es dann mit einer sportlichen Mittagspause? Mittags ist vermutlich eh weniger los als abends und du kannst in Ruhe mit den Trainern quatschen dir Trainingstipps geben lassen. Oder du verabredest dich gleich mit einem anderen Menschen zum Trainieren.
80. Pflanzen sind deine besten Freunde?
Auch gut. Wie wäre es dann damit, eine Runde durch die Wohnung zu drehe, deine Lieblinge abzustauben und sie zu gießen? Oder mit ihnen zu reden. (I don’t judge.)
Pausentyp #9: Künstlerische Betätigungen
Pausen sind eine wunderbare Gelegenheit, unseren Leidenschaften und Hobbys nachzugehen.
81. Lieblingssong hören …
Du hast noch Schallplatten, CDs oder Kassetten? Zeit, sie rauszukramen und dir für ein paar Minuten deine liebsten Songs anzuhören.
82. … und dabei durch das Arbeitszimmer zu tanzen
83. Deinen Lieblingssong singen
Du hast Musik nur noch auf dem Handy? Du kannst deinen Lieblingssong auch singen. (Laut und schief ist ebenfalls vollkommen in Ordnung.)
84. Musikinstrument spielen
Du spielst Klavier, Gitarre oder Triangel? Ein Instrument lässt sich hervorragend in der Mittagspause üben. Außerdem schafft aktives Musizieren neue neuronale Verbindungen und steigert die kognitive Leistungen.💪
85. Ein Bild malen …
86. … selbst wenn es ein Ausmalbuch ist
87. Handlettering üben …
88. … oder ein paar Schritte Charleston
89. Ein Makramee flechten
90. Sich an Upcycling versuchen
Pausentyp #10: Saisonale Ideen
91. Geschenke einpacken
Bald ist Weihnachten? Wie wäre es damit, für ein paar Minuten in einem Meer aus Schleifen und Packpapier zu versinken? Dann ist das schon mal erledigt.
92. Adventskalender basteln
Fällt dir auch immer am 30. November ein, dass du einen Adventskalender für deine Kinder basteln wolltest? Erkläre den Adventskalender für ein paar Tage einfach zum Mittagspausenprojekt.
93. Adventskranz aus Eukalyptus binden
Und deine Hände werden für die nächsten Stunden herrlich riechen.
94. Nistkasten für Vögel
Der Herbst schreit quasi danach, einen Nistkasten für Vögel zu bauen. (Oder ihn zu reinigen, wenn du bereits einen hängen hast.)
95. Notizzettel zu Valentinstag
Valentinstag? Perfekt, um heute Mittag in der Wohnung ein paar liebevolle Botschaften auf Notizzetteln an deine bessere Hälfte zu verteilen. Zum Beispiel: „You suck less than most people“
96. Osternest basteln
97. Wohnung weihnachtlich dekorieren …
All I want for Christmas is, dass überall Lichterketten hängen.
98. … oder Baumschmuck basteln
99. Geschenke selbstmachen
Selbstgemacht ist für dich am schönsten? Wie wäre es dann mit einer Mittagspause in Gedanken an deine Liebsten, während du gebrannte Mandeln herstellst oder weihnachtliche Kürbismarmelade einkochst?
100. Plätzchen backen
Hast du schon einmal Plätzchen in deiner Mittagspause gebacken?
Pause machen ohne Smartphone und Social Media – Welche Gedanken und Fragen beschäftigen dich noch?
Eigentlich habe ich überhaupt keine Zeit für Pausen …
Kenn ich. Und dann erinnere ich mich immer an folgenden Spruch:
„Gehe jeden Tag eine Stunde in den Wald. Und wenn du mal keine Zeit hast, gehe zwei.“
Will heißen: Gerade, wenn es uns am schwersten fällt, Pausen einzulegen, brauchen wir sie am dringendsten.
Manchmal hilft schon ein Perspektivwechsel: Die Frage ist nicht, ob du Pausen einlegst, sondern wie. Wenn du dich wirklich gerade vor Deadlines nicht retten kannst, mach „nur“ eine kurze Pause. Dann aber eine „richtige“. Heißt: Essen in Ruhe ohne Bildschirm essen, statt dein Brot neben dem Laptop zu mampfen. Oder für zehn Minuten nach draußen gehen und einmal um den Block laufen, statt zum dreiundzwanzigsten Mal am Tag Insta zu checken.
Selbst diese kleine Mini-Päuschen tun schon gut. Sie werden dich nicht in deinem Zeitplan zurückwerfen, sondern eher produktiver machen.
Welche Pausen sind richtig für mich?
Das kommt auf dich und deine Tätigkeit an. Empfehlenswert sind vor allem komplementäre Pausen.
Das heißt: Arbeitest du im Sitzen, erholst du dich am besten in der Bewegung, im Stehen oder im Liegen.
Arbeitest du viel mit dem Kopf? Dann könnten Tätigkeiten mit den Händen wie Kochen oder Malen eine gute Idee sein.
Wenn du dich in deiner Arbeit viel mit Worten und Sprache beschäftigst, versuche eine Pause einzulegen, die ohne Worte und Sprache auskommt (damit wären Lesen, Schreiben etc. vermutlich keine entspannenden Tätigkeiten).
Am besten ist, über einen längeren Zeitraum eine Pausenform auszuprobieren und zu gucken, wie es dir dabei geht.
Warum greife ich zwischen zwei Arbeitsblöcken immer zum Smartphone, obwohl ich es eigentlich gar nicht will?
Weil es eine Sache der Neurologie ist. Jedes Mal, wenn wir das Smartphone in die Hand nehmen und eine Nachricht lesen, neue Likes bekommen oder sich der Liveticker der Nachrichtenseite wieder updatet, empfindet es unser Hirn als Belohnung und schüttet Dopamin aus.
Dopamin macht glücklich, leider aber auch süchtig. Und wir fühlen uns zwar vielleicht angesichts der zehn neuen Kommentare unter unserem Instapost für den Moment „belohnt“, gleichzeitig können soziale Medien auf Dauer unserer mentalen Gesundheit schaden und uns unglücklich machen – ein Teufelskreis.
Das eigene Nutzungsverhalten zu ändern, klappt angesichts dieser neuronalen Vorgänge deshalb nicht über Nacht, sondern braucht Zeit. Achtundzwanzig Tage soll es in etwa dauern, bis sich Gewohnheiten nachhaltig geändert haben. Deshalb gilt: Bei Rückschlägen nicht gleich aufgeben, sondern es am nächsten Tag einfach erneut probieren.
Wie viele Pausen sind sinnvoll und wie lange sollen die Pausen sein?
Da gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Manche schwören auf die Pomodoro-Technik, wo alle 25 Minuten eine 5-minütige Pause eingelegt wird. Nach dem BRAC-Prinzip („Basic Rest Activity Cycle“) machen wir alle 90 Minuten eine kürzere Pause und alle vier Stunden eine längere.
Sinnvoll ist, selbst auszuprobieren, wie viele Pausen du benötigst und wie lange sie für dich sein sollen.
Übrigens: Selbst wenn wir uns eigentlich gut fühlen und denken, dass wir keine Pause brauchen, sollten wir laut Forscher*innen eine Pause einlegen. Denn oft wird der Körper (oder der Geist) müde, ohne dass wir es merken.
Welche Ideen hast du für kurze Pausen?
Die kürzeste und unkomplizierteste aller Pausen: vom Tisch aufstehen und sich etwas zu trinken holen. Oder: Fenster öffnen und Arbeitsraum lüften. Oder: Augen schließen und bewusst atmen. Du hast noch ein bisschen mehr Zeit? Wie wäre es dann mit einem kurzen Workout oder fünf Minuten in der Sonne?
Welche Ideen hast du für lange Pausen?
Du hast 30 Minuten oder mehr? Dann ab nach draußen! Um den Block, ans Wasser, in den Wald oder aufs Fahrrad. Oder ist dir gerade nach Menschen? Dann verabrede dich doch in deiner Pause mit einer Kollegin oder einem Freund.
100 Gründe, Social Media zu löschen
Du bist selbstständig und überlegst, deine Social-Media-Kanäle zu löschen? Ich sage: Go for it! Ob Instagram, Facebook, Twitter oder TikTok – es gibt 100 gute Gründe dafür, deinem Social-Media-Account bye bye zu sagen.
Du bist selbstständig und überlegst, deine Social-Media-Kanäle zu löschen? Ich sage: Go for it!
Ob Instagram, Facebook, Twitter oder TikTok – es gibt 100 gute Gründe dafür, deinem Social-Media-Account bye bye zu sagen.
#1 Du hast mehr Zeit am Tag
Wie viele Stunden verbringst du noch mal täglich auf Social Media? Der weltweite Durchschnitt liegt bei 147 Minuten am Tag. Das sind 1.029 Minuten in der Woche, 4.410 Minuten im Monat, 53.655 Minuten im Jahr. Klingt viel? Ist es auch. Viel wichtiger ist aber: Welche großartigen Dinge könntest du mit so viel Zeit mehr im Jahr tun?
#2 Du kannst wieder ins Café gehen, ohne Fotos von deinem Kaffee machen zu müssen
#3 Du bekommst keine nervigen DMs mehr von Typen, die dir die Welt erklären wollen
Warum sind bloß die meisten von ihnen zarte dreiundzwanzig Jahre alt und heißen Tobi?
#4 Du hast endlich mehr Zeit für deinen Blog
Ohne Social Media hast du endlich genug Zeit, um Texte für deinen Blog zu schreiben und damit endlich nachhaltiges Onlinemarketing zu betreiben. (Anstatt Content zu erstellen, der nach wenigen Stunden eh niemanden mehr interessiert.)
#5 … oder deinen Newsletter
#6 … oder Podcast
#7 … oder dein eigenes Buch
#8 Du kannst endlich mit Mark Zuckerberg Schluss machen
Stell dir vor, du wachst auf und es ist dir piepegal, was Mark von dir will. Was du wann wo wie auf Facebook tun sollst – spielt alles keine Rolle mehr. Das kann doch nur ein schöner Tag werden.😁
#9 Du lernst wieder zu warten
Ohne Social Media hast du weniger Grund, auf dein Smartphone zu schauen. Das nächste Mal an der Bushaltestelle oder in der Arztpraxis kannst du daher einfach mal … warten. Voll retro, ich weiß. Aber eine überraschend entspannende Tätigkeit.
#10 Du kommst abends früher ins Bett
„Ups, wo ist denn nur die Zeit hin …?“ Ohne Social Media bleibst du nicht mehr im Feed hängen und kommst endlich wieder rechtzeitig ins Bett.
#11 Du verwandelst FOMO in JOMO
Du hast keine Angst mehr, etwas auf Social Media zu verpassen – du freust dich sogar darüber!
#12 Du kannst aufhören, dich mit Fremden im Internet zu vergleichen
Tschüss Social Media, heißt vielleicht auch: Tschüss Vergleicheritis! Lass die Menschen Fotos von ihren Luxusurlauben und sauberen, weißen Wohnungen posten und leb einfach dein Leben.
#13 Es wird dir egal(er), was Menschen über dich denken
#14 Deine Zeit bleibt ganz
Denn sie wird nicht mehr durch Pushbenachrichtigungen zerstückelt.
#15 Du kannst mehr Bücher lesen
Du weißt schon: Das ist das rechteckige Ding, das schon seit Monaten auf deinem Nachttisch liegt und Staub fängt.🤓
#16 Du brauchst dich nicht mehr zum Posten zu zwingen
Nie wieder Themen aus den Fingern saugen, nur um was zum Posten zu haben.
#17 Du wirst (wieder) kreativ
Kennst du das: Vor lauter Tipps, Tricks, Hacks, Ideen und inspirierenden Zitaten auf Social Media fühlst du dich richtig … gelähmt und prokrastinierst deine eigenen kreativen Projekte? Kein Wunder – Soziale Medien inspirieren oft nicht, wie wir das glauben, sondern überfordern und überreizen.
#18 Deine Aufmerksamkeitsspanne steigt wieder
#19 Du bekommst deutlich weniger E-Mails
Ja natürlich könnten wir in der Theorie die E-Mail-Benachrichtigungen ausstellen. Doch in der Praxis bekommen wir dennoch ständig Mails, was wir auf Facebook verpasst haben, weil wir siebzehn Minuten nicht mehr online waren.
#20 Du kannst essen, solange das Essen noch warm ist
Ach, wie schön ist es doch, keine Essensbilder posten zu müssen.😋
#21 Du wirst weniger toxische Positivität in deinem Leben haben
Endlich mal wieder gepflegt schlechte Laune haben ohne diese Angst im Nacken, dass du nicht genug „Good Vibes“ für deine Social-Media-Follower versprühst.
#22 Du kannst heilen
Gefühle verarbeiten, anstatt sie mit Social Media zu betäuben, ist das neue Schwarz.
#23 Du brauchst dich nicht mehr mit Fremden im Internet zu streiten
Weniger schlaflose Nächte, mehr Zeit, Energie und Nerven für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.
#24 Du konsumierst weniger
Weniger Ads auf Social Media = weniger Impulskäufe
#25 Du kannst deinen Feierabend genießen
Kein „Ich poste das nur mal schnell auf Instagram“ oder „Ich muss nur mal schnell nach den Kommentaren“ mehr, sondern Beine hochlegen und ausruhen.
#26 … und dein Wochenende
#27 … und deinen Urlaub
#28 Du kannst eine längere Zeit offline sein
… und niemand fragt, ob mit dir auch wirklich alles in Ordnung ist.
#29 Du erkennst, wer dir wirklich wichtig ist
Klar wirst du den Kontakt zu einigen Menschen verlieren, wenn du keine sozialen Medien mehr nutzt. Aber die wirklich wichtigen Menschen werden bleiben. Und falls du nicht weißt, wer das ist, wirst du es herausfinden.
#30 Du wirst weniger bewertet
Was, dir ist Nachhaltigkeit wichtig und du isst zum Frühstück mal eine Avocado?😱 Ohne Social Media regt sich auch niemand mehr darüber auf.
#31 Du kannst aufhören, FOMO als Marketingstrategie zu nutzen
Kein „Aktiviere unbedingt die Benachrichtungen, um keine Updates von mir zu verpassen“ oder „Sei unbedingt im Live dabei, sonst geht die Welt, wie wir sie kennen, unter“ mehr.
#32 Du musst dich nicht mehr extra für eine Story schminken
Kein ausgeklügeltes Beautyprogramm mehr, nur um sagen zu können „Ich wollte mich nur mal schnell bei euch melden“.
#33 Du kannst der Hustle Culture bye bye sagen
Warum ist es auf Social Media nur so selbstverständlich, ständig online und busy zu sein?
#34 Du brauchst nie wieder einen Gedanken an Follower verschwenden
Ach, wie schön ist doch das Leben, wenn es egal ist, wer wem folgt oder warum jemand mehr Follower hat als ich.
#35 Du sparst Strom
Wer wird sein Handy ohne Social Media weniger aufladen müssen? Du!
#36 Du produzierst weniger CO2
Jedes Mal, wenn du deine Social-Media-Accounts aufrufst, verbrauchst du Energie – und diese Energie stammt in der Hauptsache immer noch aus fossilen Brennstoffen. Faustregel: Eine Minute Instagram = 1g CO2.
#37 Du musst dich weniger mit Fake News rumplagen
Nein, Tante Gisela, wenn du dein Haar föhnst, tötest du keine Viren!
#38 Dir ist endlich egal, was der Algorithmus von dir will
Algo… was noch mal?
#39 Du musst dich nie wieder über Spam-Accounts und Bots ärgern
#40 Du kannst endlich wieder monatasken
Kochen, ohne Insta zu checken. Mit Menschen reden, ohne Kommentare zu beantworten. Auf Bus waren, ohne davon eine Story zu machen.
#41 Du brauchst nicht mehr ständig Selfies zu machen
Bye bye, Selfiestick. Konnte dich eh nie leiden.
#42 Du kannst mal wieder nichts tun
Du weißt schon: einatmen und ausatmen.
Nicht: Einatmen, Likes checken, ausatmen.
Sondern einfach nur atmen.
#43 Du kannst Menschen angucken, wenn du mit ihnen redest
… und nicht dein Smartphone, weil du dringend Kommentare beantworten musst.
#44 Du kannst endlich Klavier lernen
Oder ein anderes Instrument, von dem du geträumt hast, seit du ein kleines Kind warst. Wenn nicht jetzt, wo du auf einmal zwei Stunden mehr Zeit am Tag hast, wann dann?
#45 Du kannst dich besser konzentrieren
Jetzt, wo du nicht mehr alle zwei Minuten nachgucken musst, wie viele Menschen schon deinen Post kommentiert haben, kannst du auf einmal Folgendes tun: konzentriert arbeiten.
#46 Du kommst leichter in den Flow
Da fällt es doch gleich leichter, in dieses Flow-Gefühl zu kommen, das Flow-„Entdecker“ Mihaly Csikszentmihalyi als einen echten Glücklichmacher beschreibt.
#47 Du wirst präsent(er)
Jetzt, wo du nicht gleich ein Foto für Insta schießen musst, kannst du auch einfach nur den Moment genießen.
#48 Du kannst eine Siesta halten
Falls du partout nicht weißt, was du mit den zwei Stunden mehr am Tag anstellen sollst, ein Vorschlag: Wieder mal eine Siesta halten. Ist in der Social-Media-Hustle-Culture ja eher unüblich, sich auszuruhen, aber zum Glück ist uns das ja jetzt total egal.
#49 Du musst nie wieder eine Instastory davon machen, wie du eine Pause machst
#50 Du brauchst nie wieder bei bescheuerten Insta-Challenges mitzumachen #hallelujah
#51 Du lernst, wieder alleine zu sein
Hier ist eine Challenge: Wie viele Minuten nur mit dir selbst hältst du aus? Und kannst du die Zeit Tag für Tag steigern?
#52 Du wirst dir nie wieder Gedanken um einen einheitlichen Feed machen
Einheitlicher Feed? Da bleibst du kühl. Kein Gefühl.
#53 Nie wieder grübeln, welches geile Zitat du als nächstes postest
Sei immer du selbst. Außer du bist Montag. Dann sei Freitag.
#54 Du kannst aufhören, nach unrealistischen Schönheitsidealen zu streben
Denn solange du mit deinem Body an einem Beach bist, hast du schon den perfekten Beach Body.
#55 Du brauchst dir nie wieder dreißig Minuten an dem perfekten Kommentar feilen
Nie wieder: „Puh, was soll ich denn jetzt hier kommentieren? Kann man das so sagen? Nee, doch nicht … Ach, komm, ich lass das jetzt so … nee doch nicht. Wuaaa.“
#56 Du musst nie wieder Karussellposts erstellen
#57 … oder Reels
#58 … oder Live-Videos
#59 Du kannst dich endlich mal wieder langweilen
Seit wann ist Langeweile eigentlich so aus der Mode gekommen? Und kann mal bitte jemand eine Ode an die Langeweile schreiben?
#60 Du kannst dir endlich genug sein
Jetzt, wo du keine unrealistischen Ansprüche mehr an dich erfüllen musst, kannst du dir auch einfach mal genug sein.
#61 Du wirst weniger süchtig
Social Media ist wie der Einarmige Bandit in Vegas – designt, um uns süchtig zu machen.
#62 Du fühlst dich weniger fremdgesteuert
Jetzt, wo dir niemand mehr sagt, wann du wie zu sein und tun hast, kannst du auch einfach mal du tun, was du willst.
#63 Du wirst produktiver
Call me Mrs. Getting sh*t done!
#64 Du musst deinen Alltag nicht mehr inszenieren
… sondern kannst einfach in Ruhe vor dich alltagen.
#65 Du kannst deinen Lieblingsmenschen öfter berühren als dein Smartphone
#66 Du kannst deinen Lieblingsmenschen öfter ansehen als dein Smartphone
#67 Du hast wieder Raum für Zwischentöne
Ohne das Schwarz und Weiß auf Social Media kannst du wieder all die Grautöne für dich entdecken.
#68 Du wirst weniger neidisch
Einfache Rechnung: Je weniger du dich mit Menschen auf Social Media vergleichst, desto weniger Neid.
#69 Du brauchst dein Smartphone nicht mehr aufs Klo mitzunehmen
#blessed
#70 In deinem Leben gibt es kein Like4Like mehr
#71 … oder Follow4Follow
#72 Du brauchst dir nie wieder Gedanken über Hashtags zu machen
Was machst du bloß mit all dem frei werdenden Headspace?
#73 Du wirst ein besseres Verhältnis zu deinem Körper bekommen
Bye bye Fitnessgurus mit euren toxischen Schönheitsidealen, die Normalsterbliche sowieso niemals erreichen können.
#74 Du wirst Bodyshaming und Cybermobbing reduzieren
Apropos Schönheitsideale: Ein Leben ohne Social Media ist ein Leben mit weniger Bodyshaming und Cybermobbing.
#75 Es werden weniger Daten von dir gesammelt
Keine sozialen Medien = weniger sensible Daten von dir, die im Netz kursieren
#76 Nie wieder „Ich wollte mich nur mal schnell bei euch melden“
#77 … oder „Ich muss nur mal eben schnell was checken“
#78 Du brauchst für ein Selfie nicht mehr dein Leben riskieren
Selfies sind nämlich tödlicher als Hai-Angriffe.
#79 Du brauchst nie wieder was zu liken
Likes im Kopf – Wer Social-Media-Kanäle löscht, hat Platz für schönere Dinge.
#80 Und musst auch nicht mehr permanent kameratauglich sein.
Hallo Yogapants, tschüss Make-up.
#81 Du brauchst dein Leben nicht mehr ständig abzuwerten
… nur um das Leben von Fremden auf Social Media aufzuwerten.
#82 Du wirst weniger Cringe-Momente in deinem Leben haben
Influencer-Fremdscham – it’s a thing!
#83 Du brauchst dir nie wieder das Sushi von Lina anzugucken
Lina, ich will dein Sushi gar nicht sehen.
#84 Du kannst einen Cocktail trinken gehen, ohne eine Story für Instagram machen zu müssen
Darauf ein Virgin Caipi!
#85 Dein Selbstwertgefühl steigt
Weniger Vergleicheritis und unrealistische Erwartungen und Ansprüche? Deinem Selbstwertgefühl gefällt das.
#86 Du bist netter zu deinem Gehirn
Ultraschnelle Interaktion in einer reizüberfluteten Social-Media-Welt? Deinem Gehirn könnte das unter Umständen gar nicht gefallen.
#87 Du setzt dich keinem zusätzlichen Risiko für Depressionen aus
Ob es einen Zusammenhang zwischen sozialen Medien und Depressionen gibt und wie dieser genau aussieht, ist Gegenstand der Forschung. Erste vorsichtige Erkenntnis: Zu viel kann depressiv machen.
#88 Du kannst sein
… anstatt einen Social-Media-Schein aufrechtzuerhalten.
#89 Du siehst wieder mehr Gesichter ohne Filter statt mit
Der schönste Filter heißt immer noch Realität.
#90 Du darfst endlich wieder du sein
Jetzt, wo es niemanden mehr gibt, mit dem du jeden Aspekt deines Lebens vergleichst und den Kürzeren ziehst, kannst du einfach nur du sein. (Wer bist du, wenn du nicht auf Social Media bist?)
#91 Du kannst Menschen treffen … und dich mit ihnen unterhalten
Jetzt, wo es keine Likes und Kommentare zu checken oder Storys zu posten gibt, kann das Handy auch einfach in der Tasche bleiben.
#92 Du sagst nein zum Smombie-ismus
Fear the walking dead … Endlich gehörst du nicht mehr zu den Menschen, die vor lauter FOMO am Bildschirm kleben.
#93 Du kannst länger am Stück durcharbeiten
Ohne die typischen Social-Media-Ablenkungen kannst du dich endlich länger als 8 Sekunden auf eine Aufgabe konzentrieren und … wer weiß … sie vielleicht sogar abschließen.
#94 Du kannst endlich aufhören, Social-Media-Pausen einzulegen
Hab ich für dich versucht, funktioniert nur bedingt.
#95 Du kannst ohne Handy spazieren gehen
Mach einfach Erinnerungen mit deinen Augen.
#96 Du hörst wieder deine eigenen Gedanken
Wenn du den Social-Media-Lärm leiser drehst, kannst du dich endlich wieder selbst denken hören.
#97 Du lebst im Einklang mit deinen Werten
Wenn Social Media und deine Werte nicht zusammenpassen, bist ja vielleicht gar nicht du das Problem, sondern Social Media?
#98 Du musst nie wieder Ads schalten
Bye bye Werbeanzeigenmanager. Es war überhaupt nicht schön mit dir.
#99 Du kannst auf Marketingstrategien setzen, die dir Freude machen
Jetzt, wo du nicht mehr das machen musst, was der Algorithmus von dir will, kannst du dich fragen, was du eigentlich willst, und Marketing völlig ohne Social Media betreiben.
#100 Du bist zu 100% selbstbestimmt
Anstatt einfach nur zu machen, was andere sagen, gehst du deinen eigenen Weg und triffst deine eigenen Entscheidungen. Wie großartig und mutig bist du denn, bitte?!
Toxische Positivität auf Social Media: Ein kritischer Blick auf die „Good Vibes Only“-Bubble
Warum toxische Positivität auf Social Media ein großes Problem ist und wir als Selbstständige die „Good Vibes only“-Bubble auf Social Media dringend verlassen sollten.
Toxische Positivität – einer der Gründe, warum ich vor gut einem Jahr meinen Instagram-Account gelöscht habe.
Was dieser Begriff genau meint, welche Rolle soziale Medien bei der toxischen Positivität spielen und warum ich es so wichtig für Selbstständige finde, aus der „Good Vibes only“-Bubble auszusteigen, erzähle ich in diesem Artikel.
Inhalt
Was ist toxische Positivität? Eine Definition
Beispiele für toxische Positivität
Warum ist toxische Positivität so problematisch für Selbstständige?
All feelings welcome – Warum wir auch die unangenehmen Gefühle in der Selbstständigkeit brauchen
Was ist toxische Positivität? Eine Definition
Toxische Positivität meint eine Form von übertriebenem Optimismus und einen so starken Fokus auf das Positive, dass es zum Negieren, Ignorieren oder Verdrängen von bestimmten „unbequemen“ Gefühlen wie Wut, Traurigkeit, Enttäuschung oder Angst kommt.
In jeder Situation wird versucht, „positiv zu denken“. Und wenn andere Menschen traurig oder enttäuscht sind, wird ihnen gerne mal ein „Sieh es doch mal positiv“ oder „Don’t worry, be happy“ entgegengebracht.
Beispiele für toxische Positivität
Soweit die Theorie. Lass uns das Ganze jetzt mal an einigen konkreten Beispielen durchspielen, die den meisten Selbstständigen bekannt vorkommen dürften.
Toxische Positivität in der Offlinewelt
Zunächst einmal ist toxische Positivität nicht für die Onlinewelt reserviert. Wir finden sie auch im „wirklichen Leben“:
Wenn ein langjähriger Kunde gekündigt hat, wir enttäuscht sind und unsere Freundin sagt: „Kopf hoch! Das wird schon wieder …“
Wenn wir ein Ziel haben, es nicht erreichen, traurig sind und der Partner sagt: „Ist doch nicht so schlimm. Du machst doch trotzdem alles super …“
Wenn uns die Reaktion einer Kundin wütend macht und wir von der Mutter gesagt bekommen: „Du musst das Ganze positiv sehen …“
Alles toxische Positivität.
Diese Worte mögen zwar nett gemeint oder sogar als liebevoller Trost gedacht sein, aber in erster Linie negieren oder ignorieren sie die Gefühle, die wir in diesem Augenblick fühlen.
Enttäuschung, Traurigkeit, Wut.
Alles normale Gefühle, die zur normalen Bandbreite der menschlichen Empfindungen gehören und per se nicht schlechter sind als Freude, Neugier oder Glück.
Nicht nur im Privatleben, sondern auch in der Selbstständigkeit.
Toxische Positivität in sozialen Medien
Social Media hat toxische Positivität also nicht erfunden, treibt das Phänomen aber nochmal ins Extreme. Denn je nach Plattform und Bubble kann es sein, dass wir uns in einer Welt wiederfinden, in der alle ausschließlich immer nur gute Laune haben.
Sie machen einen total romantischen Herbstspaziergang.
Haben die besten und treuesten Kundinnen.
Haben ihre Jahresumsätze verhundertdreißigfacht.
Machen die siebte Workation in Island dieses Jahr.
Sind dreiundzwanzig Monate im Voraus ausgebucht.
Haben sich fünfzehn neue Kunden manifestiert.
Dazwischen gibt es Motivations- und Inspirationszitate am Fließband:
Good vibes only.
Bad vibes don’t go with my outfit.
Radiate positivity.
She just shines.
Things are gonna totally work out.
Don’t forget to smile.
Good Vibes Only – ein häufiges Motto auf Social Media
Warum ist toxische Positivität so problematisch für Selbstständige?
Abgesehen davon, dass natürlich niemandem jeden Tag die Sonne aus dem Popo scheint und manche Dinge auch mal nicht funktionieren werden, sind für mich insbesondere drei Punkte an toxischer Positivität ein Problem:
#1 Fehler, Probleme, Herausforderungen und damit verbundene Gefühle wie Enttäuschung, Frust und Traurigkeit sind in den sozialen Medien chronisch unterrepräsentiert
Hier werden Erfolge gefeiert und siebenstellige Jahresumsätze manifestiert, doch nur selten redet jemand über Absagen, Geldnot, Herausforderungen, Fehler oder Misserfolge und damit verbundenen Gefühle.
Die Unterrepräsentation von diesen Herausforderungen und „unangenehmen“ Gefühlen ist auf der einen Seite natürlich verständlich. Kaum jemand möchte sich vor allen Leuten verletzlich machen, kaum jemand möchte zugeben, dass er oder sie auch mal struggelt.
Das Bild, das andere Menschen von uns haben sollen, soll ein positives sein. Vor allem, wenn wir als Selbstständige darauf angewiesen sind, dass Menschen uns gut finden und mit uns zusammenarbeiten wollen.
Das erklärt, warum viele Selbstständige nur dann ihre Struggles teilen, wenn sie ein entsprechendes „Learning“ vorweisen können. („Ich hab einen Fehler gemacht und dann – Heureka! – habe ich etwas Entscheidendes gelernt und bin jetzt noch erfolgreicher als jemals zuvor.“)
Auf der anderen Seite ist diese Unterrepräsentation zutiefst problematisch. Denn dadurch denken viele Selbstständige, dass …
alle wissen, wie der Hase läuft, nur sie nicht
alle mit Erfolg gesegnet sind, nur sie diejenigen sind, die Geldsorgen und zu wenige Kund*innen haben
oder kurz: dass alle anderen „normal“ sind, dass aber mit ihnen etwas nicht stimmt, weil ihre Pläne nicht immer funktionieren und sie auch mal schwierige(re) Zeiten durchleben
Toxische Positivität isoliert also (= alle anderen sind normal und richtig, ich bin unnormal, falsch und gehöre nicht dazu). Und Isolation kann auf Dauer eine immense Herausforderung für die mentale Gesundheit werden.
#2 Toxische Positivität verändert unser eigenes Verhalten auf Social Media
Wenn alle immer gut gelaunt sind, dann tun wir halt auch so, als wäre bei uns alles in Butter.
Denn wir wollen natürlich dazu gehören zum Social-Media-Club.
Bloß nicht negativ auffallen, uns nicht „blamieren“.
Bloß nicht zugeben, dass ein Auftrag überraschend geplatzt ist, eine Kundin plötzlich gekündigt hat, dass wir in der Anfangszeit der Selbstständigkeit keine Kunden finden und deshalb traurig, enttäuscht oder frustriert sind.
Wir passen uns der heilen Instagram-Welt an und erzählen auch überwiegend von den guten Tagen, unseren kleinen und großen Erfolgen und den erreichten Zielen.
Und ehe wir uns versehen, leisten wir auch unseren Beitrag dazu, dass die Maschinerie „toxische Positivität“ in Gang bleibt.
Ein teuflischer Kreislauf.
#3 Wir fühlen uns schlecht, weil wir uns schlecht fühlen
Die Unterrepräsentation von Herausforderungen und bestimmten Gefühlen auf Social Media führt nicht nur dazu, dass wir diese Gefühle selbst nicht mehr öffentlich zeigen – sie führt auch dazu, dass wir denken, dass Herausforderungen in der Selbstständigkeit und die damit verbundenen Gefühle nicht in Ordnung sind.
Dass Enttäuschung, Frust, Trauer oder Wut nicht in Ordnung sind, weil wir sie online nicht mehr sehen. Vielleicht bei irgendwelchen Trolls und Spammern, aber nicht bei unseren Kolleg*innen oder Kund*innen.
Schließlich sehen wir ja nur ihre guten Tage und größten Erfolge.
Und wenn uns dann ein Kunde absagt, fühlen wir uns nicht nur schlecht, weil der Kunde abgesagt hat. Wir fühlen uns nun auch schlecht, weil wir uns schlecht fühlen.
Und wenn wir noch nicht fünf- und sechsstellige Monatsumsätze haben, weil wir uns gerade erst selbstständig gemacht haben, fühlen wir uns nicht nur frustriert, weil zu viel Monat für den Kontostand übrig ist. Wir fühlen uns auch schlecht, weil wir frustriert sind und mal keine „Good vibes“ versprühen.
„Moment einmal“, denkst du dir jetzt vielleicht, „was spricht denn überhaupt gegen positives Denken oder Optimismus?“
Nichts spricht dagegen.
Zumindest, wenn du unter „positivem Denken“ oder „Optimismus“ eine zuversichtliche und lebensbejahende Grundhaltung verstehst. Die habe ich ja auch.
Toxische Positivität ist aber mehr als das.
Es ist ein „Positiv um jeden Preis“.
Es ist das Negieren, Ignorieren, Verdrängen oder Abstreiten von bestimmten Emotionen.
Es ist ein so starker Fokus auf das Positive, dass kein authentisches Empfinden, kein authentischer Ausdruck mehr möglich ist.
Toxische Positivität zu kritisieren, heißt also nicht, Pessimistin zu sein oder sich „in Selbstmitleid zu suhlen“. Es heißt einfach nur, für einen authentischen Ausdruck als Mensch einzustehen – mit allen Gefühlen, die dazu gehören.
Es heißt, Probleme, Herausforderungen und Fehler anzunehmen – und nicht totzuschweigen.
Es heißt, es sich erlauben, alle Gefühle auszudrücken und zu fühlen – und sie nicht etwa mit Social Media zu betäuben.
All feelings welcome – Warum wir (auch) die unangenehmen Gefühle in unserer Selbstständigkeit brauchen
Denn wir brauchen alle Gefühle als Selbstständige.
Nicht nur Freude und Glück und Begeisterung. Sondern auch Wut, Enttäuschung, Frust oder Traurigkeit.
Ja, Sie mögen unangenehme Gefühle sein, aber sie sind gleichzeitig auch so unendlich wertvoll. Warum? Darum:
#1 Weil unangenehme Gefühle unerfüllte Bedürfnisse zeigen
Warum ist mir das so wichtig? Was ist mir überhaupt wichtig? Warum habe ich überhaupt so reagiert?
Gefühle sind eine großartige Möglichkeit, mehr über uns und unsere Bedürfnisse zu erfahren.
So ist in der gewaltfreien Kommunikation Wut nichts anderes als ein Warnblinker, der anzeigt, dass irgendein elementares Bedürfnis zu kurz kommt. Ein Hilfeschrei des Körpers quasi.
So wie in einem Auto der Motor kaputt gehen kann, wenn wir wichtige Warnungen ignorieren, können auch wir richtig krank werden, wenn wir bestimmte Gefühle und damit unerfüllte Bedürfnisse (zu lange) verdrängen.
Oder anders formuliert: Wir brauchen Frust, Ärger, Trauer und Wut, um unseren unerfüllten Bedürfnissen auf die Spur zu kommen und mental und körperlich gesund zu bleiben.
#2 Weil unangenehme Gefühle große Transformation bewirken können
Alle großen beruflichen Veränderungen in den letzten Jahren wurden bei mir durch unangenehme Gefühle in Gang gesetzt.
Als ich wütend war, dass ein Kunde – und ich tippe diese Zeilen gerade mit dem Mittelfinger – immer wieder die Zeche prellte, wusste ich, dass ich meine Beratungen ab sofort nur noch per Vorkasse anbieten wollte.
Als ich im Sommer 2020 so erschöpft war, dass ich noch nicht mal mehr meine Gedanken hören konnte, wusste ich, dass es Zeit war, mich von Social Media zu verabschieden und meine Social-Media-Kanäle zu löschen.
Wut. Frust. Erschöpfung – alles normale Gefühle und eine riesige Chance für tiefgreifende Veränderung und echtes Wachstum.
#3 Weil unangenehme Gefühle tiefe Verbindungen zu Menschen schaffen
Manchmal struggelt eine Teilnehmerin in einem meiner Programme so sehr, dass sie vor allen anderen weint, während sie von ihrer Herausforderung erzählt.
Auch wenn es sich auf den ersten Blick seltsam anhören mag, aber diese Momente gehören zu den wertvollsten Erfahrungen, die ich der Zusammenarbeit mit anderen Menschen erleben darf. Denn wenn Teilnehmerinnen merken, dass sich jemand öffnet – wirklich öffnet und Gefühle zeigt – passiert eine Magie, die sich kaum in Worte fassen lässt.
Es entsteht eine Verbindung zwischen den Teilnehmerinnen, die nicht möglich wäre, wenn alle so tun würden, als wäre alles in Butter. Diese Verbindung ist unsichtbar und dennoch fast greifbar. Und sie zeigt sich nicht zuletzt in der Empathie und dem Verständnis, das der Teilnehmerin von allen Seiten entgegengebracht wird.
#4 Weil überstandene Krisen Resilienz ausbilden
Das Schöne an Trauer, Frust und Enttäuschungen ist: dass sie uns stärker machen.
Wenn wir diese Gefühle verarbeiten, indem wir sie nicht verdrängen, ignorieren oder betäuben, sondern …
sie annehmen
ihnen Zeit und Raum geben
sie fühlen („Was spüre ich wo im Körper?“)
sie benennen und kategorisieren („Ich fühle mich traurig, weil …“)
neugierig sind und versuchen, sie zu verstehen („Warum fühle ich mich so? Welches unerfüllte Bedürfnis steckt dahinter?“)
… können wir als Selbstständige Resilienz ausbilden.
Und selbst wenn wir niemals zu 100% sagen können, dass schon „alles gut wird“, wissen wir damit doch, dass wir klarkommen – egal, was passiert.
Resilienz für Unternehmer*innen: Wie Selbstständige Krisen meistern und an ihnen wachsen – Interview mit Bettina Bergmann
Wie du als Selbstständige Krisen meisterst und an ihnen wächst, verrät Bettina Bergmann im Interview.
Bettina Bergmann ist Business-Coachin und hilft engagierten Unternehmerinnen dabei, ihr einzigartiges Naturell zu entdecken und im Vertrauen auf sich und ihre Fähigkeiten erfolgreich zu sein. Im Interview verrät sie, wie Selbstständige und Unternehmer*innen Krisen meistern und Resilienz entwickeln können.
Liebe Bettina, was bedeutet Resilienz genau?
Danke, dass du genau diese Frage am Anfang stellst. Ehrlich gesagt – ich bin immer wieder erstaunt, dass viele Menschen in der Tat nicht wissen, was genau mit Resilienz gemeint ist. Re-silienz hat viel zu tun mit Re-aktion. Eine Interessentin bucht nicht, mein Kurs verkauft sich nicht, eine Freundin bekommt eine Krebsdiagnose – ich kann verzweifeln oder ich kenne einen Weg, der mich aus meinem emotionalen Elend wieder rausholt.
Und genau das ist Resilienz: Das, was Menschen während und nach dem Erleben von Stress mental gesund hält.
Und was zeichnet einen resilienten Menschen aus?
Darf ich von mir erzählen? Ich glaube, ich bin das beste Beispiel für einen resilienten Menschen. 2013 ist mein Mann an einem Hirntumor gestorben und ich hatte 3 Monate später einen Herzinfarkt. Damals wusste ich noch nichts von nützlichen Strategien, ich habe wohl einfach intuitiv vieles richtig gemacht. Ich erinnere mich noch genau an den Abend nach der Beerdigung. Es war warm. Ich saß allein auf dem Balkon. Freunde und Familie waren weg. Ruhe. Und jetzt? Meine Antwort an mich selbst: Ich lebe.
Was heißt „leben“? Pläne machen, nach vorne schauen, das Schöne im Alltag entdecken, optimistisch sein und daran glauben, dass es irgendeinen Weg geben wird, dass es gut wird. Ich habe Freunde, die mich unterstützen.
Später habe ich gelernt, dass ich wie nach Lehrbuch Resilienz gelebt hatte: Ziel- und Lösungsorientierung, Optimismus, Akzeptanz und Bindung. So habe ich es geschafft, meine Lebenskrise zu überwinden.
Ich vergleiche einen resilienten Menschen gerne mit dem Bambus. Dieser Pflanze können die größten Stürme nichts anhaben. Die Zweige brechen nicht ab. Sie biegen sich – manchmal auch fast bis zum Boden – und richten sich anschließend wieder auf. Bambus ist äußerst flexibel. In den Tropen baut man daraus sogar Gerüste für Hochhäuser, weil sie erdbebensicher sind – besser als Stahl.
Und genauso anpassungsfähig sind resiliente Menschen. Sie sind nicht immun gegen jede Krise, sie haben auch Angst, sie erleben auch schmerzhafte Erfahrungen. Aber: Sie kennen und nutzen Strategien, um den inneren Kompass wieder auf „positiv“ zu stellen.
Ganz wichtig: Das gilt nicht nur für große Krisen, sondern auch für den ganz alltäglichen Wahnsinn, den ich meistern muss.
Bettina Bergmann
Woran erkenne ich, wenn mir als Unternehmer*in Resilienz fehlt?
Ich bin spät abends parallel zum Film noch am Handy, um bei FB oder Insta ja nichts zu verpassen (kann dir nicht mehr passieren 😊, liebe Alex).
Ich fühl mich unter Druck, jede Mail von Kund*innen sofort zu beantworten; ich denke, dass ich 24/7 für sie da sein muss.
Ich kriege viel zu wenig geregelt, weil ich mich nicht entscheiden kann.
Ich komme mit meinem Produkt nicht zu Potte, weil es noch nicht „perfekt“ genug ist.
Ich habe ein mieses Gefühl, weil ich sehe, was die Konkurrenz Tolles macht.
Es prasselt so viel auf mich ein und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
Ich habe viel zu wenig Zeit – und das, obwohl ich als Selbstständige doch selbstständig organisieren könnte.
Ich glaube, jede von uns kennt diese Situationen aus dem Business-Alltag. Und vermutlich gibt es da noch einige Situationen mehr. Was ist das verbindende Element all dieser Erfahrungen?
Es fehlt dir zu vielen Dingen der Mut. Du brauchst Mut, um deine Online-Zeiten zu reduzieren, um Kund*innen klar zu machen, dass du nicht jederzeit verfügbar bist, um dich für das eine oder das andere Marketing-Angebot zu entscheiden oder deinen Tag zu strukturieren (Mut zum Kürzen der To-do-Liste).
Und für diesen Mut brauchst du Selbstvertrauen. Resilienz hat sehr viel mit Selbstvertrauen zu tun. Ich muss meine Stärken gut kennen, damit ich weiß, worauf ich bauen kann.
Wie können Unternehmer*innen ihre Resilienz fördern und trainieren? Oder ist die Fähigkeit zur Resilienz angeboren?
Zentrale Botschaft zu dieser Frage: Resilienz ist lernbar. Es gibt Menschen, die von Natur aus eher an das Positive glauben oder sich nicht so schnell „unterkriegen“ lassen. Die lernen vielleicht schneller. Aber grundsätzlich ist Resilienz eine Kompetenz, die jede*r erwerben und trainieren kann.
Wichtige Voraussetzung für den Trainingserfolg ist eine gute Selbstwahrnehmung. Für mich ist das der Start ins Training. Ich muss erst genau spüren, beobachten, erkennen, was gerade mit mir los ist, damit ich den nächsten Schritt machen kann.
Hier kommt die viel zitierte Achtsamkeit ins Spiel. Ich darf hinhören, wie es mir geht. Wo spüre ich Unruhe? Verspannungen? Ungeduld? Zweifel? All das sind Signale, die mich auffordern sollten, etwas zu ändern und dadurch mehr Zufriedenheit in mein Leben zu holen.
Ich selbst bin noch nicht so weit wie du, Alex, dass ich mich von FB und co verabschiedet habe. Deshalb kenne ich es nur zu gut, dass gerade durch zu viel Social Media der Kopf ziemlich rödelt. Gedanken schwirren durcheinander. Die vielen To-dos wollen beachtet werden.
Quick-Tipp, um aus diesem Gedankenkarussell auszusteigen:
Konzentriere dich ganz auf das, was gerade hier und jetzt ist:
Was machst du gerade? Wie schmeckt der Erdbeerkuchen? Wie fühlt sich der Wind auf der Haut an? Welche Farben siehst du beim Blick aus dem Fenster?
Nimm mit allen Sinnen wahr, was ist. Diese Konzentration bringt dich sofort raus aus dem Stress-Modus und du kommst runter – physiologisch gesprochen: Puls wird langsamer, Blutdruck sinkt. Man kann es auch Meditation nennen – ganz klein und ganz alltagspraktisch.
Wie können Selbstständige Selbstzweifel in den Griff bekommen und ihr Selbstvertrauen stärken?
Um zu lernen, wie ich Selbstzweifel in den Griff bekomme, ist es gut zu wissen, wieso ich sie überhaupt habe. Wie entstehen Selbstzweifel? Was lässt mich als erwachsene Frau an mir zweifeln – und das, obwohl viele von uns Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen haben, Ehen gelebt, Trennungen überstanden, Kinder großgezogen und Jobs gemeistert haben.
Auf unserer persönlichen Lebenslinie stehen viele Erfolge – aber wir sehen sie nicht. Wir lieben es, unsere Schwächen zu betonen und die Fehler in den Mittelpunkt zu stellen. „War ja klar, dass ich das nicht geschafft habe.“ Anstatt: „Ich schau mal, was genau noch nicht funktioniert hat, und mache es beim nächsten Mal besser.“
Wir verallgemeinern gerne: Immer geht was schief. Hat alles keinen Sinn. Das wird nie gut gehen.
Um aus dieser Nummer rauszukommen, ist es klug, das wahrzunehmen, was gelingt, was gut ist, was einfach stimmt.
Auch hierzu habe ich einen Quick-Tipp:
Starte den Tag gleich morgens mit deinem persönlichen Journal. Schreib auf, auf was du dich freust und wofür du dankbar bist. Wenn du jeden Tag deine Gedanken auf positiv richtest, wirst du deutlich mehr positive Erfahrungen am Tag machen und viel öfter in einer guten Stimmung sein. Wir steuern über unser Gehirn unsere Emotionen. Deshalb ist diese Strategie so wirkungsvoll, wenn du sie regelmäßig anwendest.
Klimakrise, Krieg, Corona … Wie schaffen wir es, nicht an der Weltlage zu verzweifeln, sondern Vertrauen aufrechtzuerhalten?
Ja, genau. Auch mit diesen Erfahrungen gesund umzugehen, ist Resilienz. Warum leiden wir eigentlich an diesen Ereignissen und an den Nachrichten über diese Ereignisse? Es belastet, sich machtlos zu fühlen. Ich kann zwar zu einer Demo gehen oder spenden, aber letztlich doch nur sehr begrenzt etwas bewirken.
Deshalb hilft hier, der diffusen Bedrohung etwas entgegenzusetzen, was sehr real im Hier und Jetzt passiert:
Dem Gefühl, keine Kontrolle zu haben, kannst du entgegensteuern, indem du etwas tust, was du gut kontrollieren kannst, z. B. etwas kochen, im Garten neue Blumen pflanzen oder eine Yoga-Session einlegen.
Mach etwas, wobei du dich konzentrieren musst und Körper und Geist gleichzeitig trainierst. Das lenkt dich ab, z. B. Tanzschritte lernen, klettern oder jonglieren lernen. Dein Gehirn ist dann ausgelastet und hat keine Energie mehr für negative Gedanken.
Reduziere die Frequenz der Nachrichten. Einmal am Tag reicht, um auf dem Stand zu bleiben.
Eine raffinierte und intensive Strategie ist auch, dass du deine Sinne starken Reizen aussetzt: Ingwer und Chili, kalte Dusche, Lavendelbad. Wenn du mit allen Sinnen aufmerksam bist, ist dein Gehirn beschäftigt und hat keinen Platz mehr fürs Grübeln.
Schreib dir alles von der Seele. Aber nicht orthografisch perfekt und stilistisch optimiert, sondern expressiv. Also einfach schreiben, ohne Punkt und Komma. 20 Minuten lang. Das wirkt.
Kleiner Kommentar am Rande: Du darfst gut für dich sorgen, auch wenn woanders Krieg ist – ohne schlechtes Gewissen. Du hast Verantwortung für dich, deine Arbeit, deine Familie. Das bedeutet auch, dass du gesund bleiben musst, um für diese Menschen da zu sein. Das ist kein Egoismus.
Vielen Dank für das Interview, Bettina!
Selbstständig in Krisenzeiten – Wie mit Krieg und Katastrophen umgehen?
Wie können Selbstständige mit Krisen, Krieg und Katastrophen umgehen? Einige Vorschläge und Gedankenanstöße gibt es in diesem Blogartikel.
Es ist Krieg in Europa und wir sind alle fassungslos angesichts der unvorstellbaren Zerstörung und des unendlichen Leids der Menschen in der Ukraine.
Als Menschen fühlen wir mit den Opfern des Krieges mit. Möglicherweise weinen wir, verzweifeln und verstehen die Welt nicht mehr.
Als Selbstständige beschäftigen uns zusätzlich noch andere Fragen:
Soll ich mich zu den aktuellen Geschehnissen äußern oder lieber schweigen?
Wie soll ich mich gegenüber meinen Kund*innen verhalten?
Was soll ich auf Social Media sagen?
Darf ich in einer Krise überhaupt „normal“ arbeiten und Geld verdienen?
Muss ich jetzt meinen Launch absagen?
Darf ich auch erstmal völlig von der Bildfläche verschwinden?
Wie gehe ich als Selbstständige also mit Krisen, Krieg und Katastrophen um?
Einige Vorschläge und Gedankenanstöße habe ich dir im Folgenden zusammengetragen:
Inhalt
#1 Den ersten Schock verarbeiten
Die berühmte Sauerstoffmaske im Flugzeug – wir setzen sie uns immer zuerst selbst auf.
Noch bevor wir daran denken, anderen Menschen zu helfen, helfen wir zuerst uns. Das gilt nicht nur für Eltern und Kinder im Flugzeug, sondern auch für uns als Selbstständige.
Noch bevor wir also an Kund*innen, Social-Media-Posts oder anstehende Launches denken, sorgen wir erst einmal für uns und leisten uns erste Hilfe.
✅ Pause einlegen
Wenn du gerade nicht „business as usual“ machen kannst, kannst du dir ein guter Freund sein und auf den Pausenknopf drücken. Minuten, Stunden, Tage, Wochen – alles ist okay, wenn du es für dich einrichten kannst.
Dass du gerade nicht kreativ arbeiten kannst, hat einen Grund:
Laut der Maslow’schen Bedürfnispyramide müssen zuerst elementare Bedürfnisse erfüllt sein, bevor wir uns um „Luxusbedürfnisse“ wie Selbstverwirklichung kümmern können.
Will heißen: Solange Ängste und Sorgen dominieren und das Bedürfnis nach Sicherheit unerfüllt bleibt, ist es schwer für Menschen, kreativ zu arbeiten.
Somit hat es überhaupt keinen Sinn, sich zum Arbeiten zu zwingen. Sinnvoller ist es, eine Pause einzulegen und Selbstfürsorge zu betreiben: Laptop zuklappen, Social-Media-Apps deinstallieren oder Smartphone ganz ausschalten und sich etwas Gutes tun wie z.B. ein Spaziergang oder ein schönes Essen.
Du kannst partout nicht freimachen?
Vielleicht kannst du dich fragen:
Welche Aufgaben sind wirklich wichtig?
Was muss ich unbedingt heute machen und was kann ich auf später verschieben?
Welche Termine kann ich verlegen?
Was kann ich vielleicht ganz absagen, weil ich den Termin eh nicht wollte?
Und: Welche eine kleine Sache kann ich heute für mich tun, damit es mir ein bisschen besser geht?
✅ Gefühle verarbeiten
Es ist wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, um in Kontakt mit unseren Gefühlen zu kommen, z.B. indem wir …
… in unseren Körper hineinspüren und uns fragen: Wie geht der Atem? Wie schlägt das Herz?
… unsere Gefühle benennen und kategorisieren, z.B. „Ich fühle mich wütend / ohnmächtig / traurig / ängstlich / ruhig.“
Es gibt keine „guten“ oder „schlechten“ Gefühle. All feelings are welcome.
Mir persönlich hilft der Austausch mit anderen.
Zu sagen „Ich bin fassungslos, wenn ich an all die Menschen denke, die jetzt sterben“ und zu hören „Du, mir geht es genauso. Es ist so unfassbar, was gerade passiert“, wird die Weltlage nicht verändern, aber es wird dir zeigen, dass …
du nicht alleine mit deinen Gefühlen bist
du verstanden und gesehen wirst
du auch in schwierigen Zeiten Verbindung zu anderen Menschen herstellen kannst
Weitere Möglichkeiten, dir deiner Gefühle klar zu werden und/oder sie zu verarbeiten:
Schreiben
Musik hören
Humor (Ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber es heißt nicht umsonst „Comic Relief“.)
❌ Schlechtes Gewissen und Rechtfertigungen
Alle anderen leiden, doch du kommst mit den Geschehnissen gut zurecht?
Es ist okay.
Genauso wie es in Ordnung ist, unter einer Krisensituation zu leiden, ist es natürlich auch völlig in Ordnung, resilient und stark zu sein. (Du weißt schon: All feelings are welcome.)
Es ist in Ordnung zu sagen: Ich sehe all das furchtbare Leid, das der Krieg hervorbringt, und es furchtbar, aber … ich bin soweit okay.
Es ist okay, okay zu sein.
Niemand braucht ein schlechtes Gewissen deswegen zu haben.
Auch wenn du weitestgehend „normal“ arbeiten und dich konzentrieren kannst, musst du dich niemandem gegenüber rechtfertigen. Wenn dich deine Arbeit ablenkt und dir gut tut, umso besser.
❌ Toxische Positivität
Etwas anderes ist es, eigene Gefühle zu verdrängen oder den Sorgen und Ängsten deiner Mitmenschen „Es wird schon alles gut.“ oder „Wir sehen das jetzt mal positiv.“ entgegenzubringen.
Es spricht auch in Krisenzeiten nichts gegen Optimismus und eine zuversichtliche Lebenseinstellung.
Aber ein so starker Fokus auf das Positive, dass es zum Negieren, Ignorieren, Verdrängen oder Abstreiten von bestimmten Emotionen kommt und kein authentisches Empfinden mehr möglich ist, hilft niemandem.
Auch dir nicht.
❌ Zwang und Druck
Ich glaube: Wer sich als Business-Coach nicht dazu motivieren kann, auf den Kanälen Business-Tipps zu geben, kann davon ausgehen, dass es seiner Community ähnlich geht und sie gerade eh keinen Kopf für Businesstipps haben.
Ich würde mich nicht zum Arbeiten zwingen (oder zum Posten, Tippsgeben, Bloggen oder Newsletterschreiben), sondern vielmehr darauf vertrauen, dass ich wieder Freude und Motivation bei meiner Arbeit spüren werde, wenn es mir wieder besser geht.
#2 Menschlich sein
Als Selbstständige wollen wir in erster Linie als Expertin wahrgenommen werden.
Doch meiner Erfahrung nach sind Krisenzeiten eher dafür da, menschlich zu sein – auch unseren Kund*innen, Newsletterabonnent*innen oder Followern gegenüber.
✅ Gefühle teilen
Wer will, kann seine oder ihre Gefühle teilen und erzählen, wie es ihm oder ihr im Moment geht.
Ich habe meine Gefühle angesichts des Kriegs in der Ukraine in meinem Newsletter beschrieben und war überwältigt von den Reaktionen, der Anteilnahme und der Hilfsbereitschaft der Menschen.
✅ Verbindung suchen
Wenn du nicht weißt, was du angesichts der schrecklichen Ereignisse sagen sollst, kannst du auch „nur“ Verbindung suchen.
Einen Dialog starten.
Menschen fragen, wie es ihnen mit der Situation geht.
Zuhören.
Manchmal ist es genug, da zu sein und Kommunikationsräume zu eröffnen – selbst wenn du „im wahren Leben“ Webdesigner*in oder Fotograf*in bist.
❌ Dampf ablassen
Emotionen, die du selbst noch nicht klar gekriegt hast, würde ich persönlich nicht mit deiner Community teilen.
Bereits kategorisierte Gefühle zeigen („Ich bin zutiefst geschockt/traurig/wütend.“) – ja.
Deine Community nutzen, um Dampf abzulassen („Dieses verf*ckte A*schloch soll in der Hölle schmoren!!!“) – nein.
Worte, die du im Newsletter geschrieben oder auf Social Media geteilt hast, kannst du nicht so schnell wieder zurücknehmen.
#3 Solidarität zeigen
Nach dem ersten Schock und der Lethargie merken wir, dass wir dringend etwas tun müssen, weil wir sonst verrückt werden, wenn wir noch mehr von diesen schrecklichen Bildern sehen.
Nicht nur als Menschen, auch in unserer Funktion als Unternehmer*in können wir uns mit den betroffenen Menschen solidarisieren, unsere Anteilnahme zum Ausdruck bringen und Menschen helfen.
✅ Kleine Gesten
Es muss nicht immer gleich der große Wurf sein.
Ich habe, noch bevor ich in der Lage war, auch nur irgendetwas zu tun, ein gelbes und ein blaues Herzchen in meinen Footer eingebunden.
In einem der wenigen Newsletter, die ich noch abonniert habe, wurde eine Playlist mit heilsamen Songs geteilt.
Kleine Geste.
Große Wirkung (für mich persönlich).
Denke immer daran, dass eine (aus deiner Sicht) winzige Kleinigkeit einem anderen Menschen in schwierigen Zeiten eine große Hilfe sein kann.
Also:
Welche kleine Sache kannst du tun, um jemandem in dieser Zeit zu helfen?
✅ Geld spenden
In Krisenzeit wird vor allem Geld gebraucht. Und auch als Unternehmer*in kannst du natürlich einen Beitrag leisten und spenden.
✅ Größere Aktionen
Falls du bereits über ein größeres Netzwerk verfügst, kannst du auch deine Kolleg*innen zusammentrommeln und eine Spendenaktion organisieren.
Ich habe Anfang 2021 zum Beispiel ein „Online Festival“ zum Thema Pinterest veranstaltet.
Wir haben eine Woche lang kostenlos unsere Expertise zur Verfügung gestellt und Spenden für die Coronakünstlerhilfe gesammelt.
Und auch jetzt nutzen viele Influencer*innen ihre Reichweite und stellen größere Aktionen auf die Beine.
✅ Reichweite Betroffenen zur Verfügung stellen
Eine tolle Idee von Biathlet Erik Lesser:
Er stellt seinen Instagram-Account, auf dem er allein 30k russische Follower hat, ukrainischen Sportlern zur Verfügung, damit sie über den Krieg informieren.
❌ Blinder Aktionismus
Der Wunsch zu helfen, ist nur allzu verständlich.
Doch lass dich nicht von blindem Aktionismus anstecken, der weder dir noch den von der Krise betroffenen Menschen weiterhilft.
Wenn du spendest, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Spende bei einer vertrauensvollen Organisation ankommt. Beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen gibt es eine tagesaktuelle Liste von Hilsorganisationen sowie grundsätzliche Tipps fürs Spenden in Katastrophen- und Krisenfällen.
Wenn du spendest, sollte die Spende zielgerichtet sein. Sachspenden sind zwar nett gemeint, aber für die meisten Organisation sind Geldspenden um einiges sinnvoller.
Wenn du deiner Community helfen willst, kannst du überlegen, ob du das wirklich willst oder nur aus „Gruppendruck“ machst.
Nur weil viele deiner Kolleginnen in Krisenzeiten für ihre Community da sein wollen und spontan Workshops und Hilfsangebote auf die Beine stellen, heißt es nicht, dass es dein Weg sein muss.
❌ Über andere Hilfsangebote urteilen
Ich bin mir sicher: Wir alle tun gerade das, was in unserer Macht steht.
Politisches Engagement.
Persönliche Gespräche.
Liebe Nachrichten.
Ehrenamtliche Unterstützung.
Alles ist wichtig und richtig.
Es gibt hier kein Besser oder Schlechter.
Kein Richtig oder Falsch.
Wir brauchen jedes blau-gelbe Herzchen, jede Demo, jedes Gespräch, jeden Anruf, jeden Blogartikel, jede Meditation, jede Spende, jede Aktion, jede Vermittlung, jeder Übersetzung, jedes Lächeln, jede Mail, jedes „Heute lasse ich mein Auto stehen und fahre mit dem Fahrrad – Puck Futin!!!!“ und jeden Musiker, der sich jetzt vor die russische Botschaft stellt und für den Frieden spielt.
Gerade die Fülle und die verschiedenen Arten der Hilfen ist das Wunderbare.
#4 Business as usual?
Und wie geht es nun ganz konkret mit deiner Selbstständigkeit weiter?
✅ Kommunikation nach außen anpassen
In den meisten Fällen wird es das Beste sein, die Kommunikation nach außen anzupassen.
So wie große Fernsehsender auf die veränderte Weltlage reagieren und Sondersendungen bringen, kannst auch du als Selbstständige dein „Programm“ ändern und über die Krise sprechen.
Keine Angst übrigens, dass deine Expertise dadurch Schaden nimmt. Menschen brauchen in Krisenzeiten vor allem eins: andere Menschen.
Ob du deine für die Veröffentlichung geplanten Blogartikel und Social-Media-Posts auf Eis legst, musst du selbst entscheiden.
You do you.
❌ Falsche Informationen teilen
Mit Reichweite kommt Verantwortung.
Je mehr Reichweite wir haben, desto penibler sollten wir darauf achten, welche Informationen wir auf unseren Kanälen weiterverbreiten.
Vor allem Social Media lädt quasi dazu ein, vorschnell etwas zu teilen, das uns emotional berührt – nicht selten bewusst gestreute Falschinformationen.
Wie du Fakten auf ihre Echtheit überprüfst, erfährst du unter anderem hier.
✅ Geld verdienen während einer Katastrophe
Wenn du deine Arbeit plötzlich als banal empfindest … keine Panik. Egal, wie sehr du deinen Job liebst – das meiste auf dieser Welt wird klein und unbedeutend im Angesicht von Krieg, Leid und Pandemien.
Ich würde zu diesem Zeitpunkt deshalb keine voreiligen Entscheidungen („Ich schmeiss alles hin, denn mein gesamtes Business ist total sinnlos.“) treffen, sondern die Reflexion und Transformation auf später verschieben, wenn ich mich an die neue Situation adaptiert habe. (Gleich mehr dazu.)
Du darfst natürlich auch in Krisenzeiten Geld verdienen.
Denn es gibt einen großen Unterschied zwischen Geld verdienen während einer Katastrophe und Geld verdienen mit einer Katastrophe.
die Bäckerin, die weiterhin Brötchen backt
die Busfahrerin, der weiterhin Menschen von A nach B bringt
der selbstständige Yogalehrer, der weiterhin Kurse anbietet
die Marketingberaterin, die weiterhin andere Selbstständige berät
Sie alle haben gemeinsam, dass sie weiterhin ihrem Beruf nachgehen und Geld verdienen.
Daran ist erst einmal nichts Verwerfliches.
Denn egal, ob du nun angestellt, verbeamtet oder selbstständig bist – selbstverständlich brauchst du auch während einer Pandemie oder eines Krieges in Europa Geld zum Leben.
Doch im Gegensatz zu Angestellten bekommst du als Selbstständige kein festes Gehalt auf dein Konto, sondern musst selbst dafür sorgen, dass neue Aufträge reinkommen.
Und das kann in Krisenzeiten, wenn es dir selbst nicht gut geht, eine große Herausforderung und hohe Belastung sein.
Es kann sich merkwürdig anfühlen, Workshops zu halten und Logos zu designen, während es anderen Menschen so schlecht geht.
Verständlich.
Aber du darfst es.
Wirklich.
✅ Auf veränderten Bedarf reagieren
Es ist aus meiner Sicht auch nicht verwerflich, auf einen veränderten Bedarf zu reagieren.
Wenn du Meditationstrainerin bist und nun einen Beitrag leisten kannst, damit Menschen ihre Ängste und Sorgen verarbeiten und in diesen schweren Zeiten etwas Ruhe und Frieden finden, dann brauchen wir dich.
❌ Geld verdienen mit einer Katastrophe
Anders sieht es aus, wenn du Geld mit der Katastrophe zu verdienen planst.
So wie zu Beginn der Corona-Pandemie „clevere“ Unternehmer die damals beim medizinischen Personal so dringend benötigten FFP2-Masken aufkauften, um sie um ein Vielfaches weiterzuverkaufen.
So wie Politiker Maskendeals abschlossen.
Oder wenn jemand vulnerable Gruppen und von der Krise betroffene Menschen ausnutzt, um sich zu bereichern.
Ein ganz klares: Nope.
Mögen diese Menschen im Dunkeln auf einen spitzen Legostein treten.
#5 Heilen
Kommen wir zum letzten Punkt. Der Heilung.
Denn auch wenn wir es uns zu Beginn einer Krise nicht vorstellen können, aber wir Menschen haben die verrückte Eigenart, dass wir uns irgendwie an die äußeren Umstände anpassen.
An Wirtschaftskrisen.
An Pandemien.
An Krieg.
Meist gehen wir gestärkt aus einer Krise hervor und bauen Resilienz auf – auch als Selbstständige.
✅ Zeit zum Trauern
Zunächst einmal brauchen wir aber Zeit zum Trauern.
Selbst wenn wir niemanden im Krieg verloren haben, haben wir etwas anderes verloren: eine bestimmte Art von Zukunft.
Eine Zukunft in Gesundheit.
Eine Zukunft in Frieden.
Eine Zukunft in Sicherheit.
Wir brauchen Zeit, die Zukunft zu betrauern, die wir nicht mehr haben werden, weil jetzt Krieg herrscht.
Diese Tage und Wochen der Trauer fühlen sich schwer an, keine Frage. Aber sie sind so unfassbar wichtig, um weiterzumachen.
✅ Reflexion
Wenn sich die Welt verändert, verändern wir uns auch.
Als Menschen, aber auch als Selbstständige.
Um gestärkt aus einer Krise hervorzugehen, kannst du innehalten und nachspüren, was die Geschehnisse mit dir und deinem Unternehmen gemacht haben.
Frage dich:
Was ist es, das ich jetzt verstanden habe?
Was hat sich als wirklich wichtig herausgestellt?
Was habe ich über mich und andere Menschen gelernt?
Welche Privilegien haben sich in der Krise offenbart?
Haben sich meine Werte verändert?
Haben sich meine Ziele verändert?
Alle Antworten, die du auf deine Fragen findest, sind in Ordnung.
✅ Transformation
Wenn etwas gehen muss, können wir daran festhalten oder es gehen lassen.
Deine Nische.
Deine Produkte.
Deine Website.
Deine Wunschkund*innen.
Wir können alles loslassen, was durch die Erfahrungen aus der Krise nicht mehr passt – und Platz für Neues machen.
💡 Tipp zum Schluss: Notgroschen tut gut
Ich kann die Bedeutung eines Notgroschens für Selbstständige nicht genug betonen.
Selbst wenn in Europa Krieg herrscht – Rücklagen in Höhe von 3–6 Monatsgehältern schaffen zumindest Frieden im Hirn.
Mir persönlich tut es gut, zu arbeiten und mich ein Stück weit abzulenken.
Doch das Wissen, dass ich mir keinen Druck machen muss und einen Plan auch mal verschieben kann, hilft, nicht in Panik zu verfallen und geduldig mit mir zu sein.
Es ist in der Onlinewelt vielleicht ein ungewöhnlicher Rat, aber:
Spar dir das Geld für den drölfzigsten Onlinekurs (ich bin mir sicher, dass du eh schon genug weißt) und leg das Geld lieber beiseite, damit du im Fall der Fälle Rücklagen hast.
Mein Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg oder: Warum ich Facebook gelöscht habe, obwohl ich selbstständig bin
Ich habe mein Facebook-Konto gelöscht und Mark Zuckerberg einen (nicht so netten) Brief geschrieben, in dem ich mit ihm Schluss gemacht habe. Denn toxische Beziehungen soll man ja beenden.
Hallo Mark,
du kennst mich nicht und wirst vermutlich auch niemals wissen, wer ich bin. Aber das macht nichts. Ich wollte dir trotzdem gerne einen Brief schreiben und dir sagen:
Ich mach Schluss mit dir.
So richtig. Und mit allem drum und dran.
Vermutlich hast du es noch gar nicht gemerkt, aber ab sofort gehen wir getrennte Wege.
Ab sofort habe ich nicht nur kein WhatsApp und kein Instagram mehr, sondern bin jetzt auch völlig Facebook-frei.
Ohne Facebook-Werbekonto, Facebook-Seite, Facebook-Gruppen oder Facebook-Messenger. Ja, ich hab noch nicht einmal mehr ein Facebook-Profil!
Wenn du mich in Facebook suchst, ist da nichts mehr. Nada. Niente.
Bestimmt findest du es völlig albern und unprofessionell, als Selbstständige Facebook zu löschen, oder?
Aber lass mich dir versichern, Mark:
Ich habe es mir gut überlegt. Denn solch eine folgenschwere Entscheidung trifft man ja schließlich nicht einfach so beim Sonntagskaffee mit den Schwiegereltern.
Glaube mir, unsere Trennung war eine Entwicklung, die Jahre gedauert hat. Jahre!
Du und ich – wir haben uns langsam entliebt. Jeden Tag ein bisschen mehr. Und nun sind da unüberbrückbare Differenzen, die sich nicht mehr kitten lassen.
Aber ich erzähle lieber mal alles der Reihe nach …
Warum ich mich entschieden habe, meine Facebook-Unternehmensseite zu löschen
Ganz ehrlich, Mark: Seit du Anfang 2018 angekündigt hast, die Reichweite von Unternehmensseiten zu begrenzen, hast du mir eh nicht mehr großartig dabei geholfen, Kund*innen zu gewinnen.
Wenn ich an all die Zeit, das Geld und die Energie denke, die ich in FB-Posts, FB-Lives und Contentpläne gesteckt habe, um dennoch nur zwei Menschen zu erreichen, da möchte ich weinen, Mark. Hemmungslos weinen.
Anfang 2020 war ich dann so von dir gefrustet, dass ich aufgehört habe, meine Unternehmensseite zu Marketingzwecken zu nutzen.
Danach habe ich sie nicht mehr aktiv bespielt, aber nicht gelöscht. Denn ich habe sie noch gebraucht, um Werbeanzeigen auf Facebook zu schalten.
Wie du es mir immer eingetrichtert hast, Mark.
Warum ich mich letzten Endes doch entschieden habe, meine Facebook-Seite zu löschen?
Weil ich gemerkt habe, dass ich als Selbstständige keine Facebook-Unternehmensseite brauche, um neue Kund*innen zu finden.
Das erste Jahr ohne dich und dein organisches Facebook-Marketing war auf jeden Fall umsatztechnisch das beste in meiner Selbstständigkeit.
Wie kann das sein, Mark? Irgendwie werde ich ja den Verdacht nicht los, dass du mich und alle anderen Selbstständigen da ein bisschen in die Irre geführt hast. Aber nun gut.
Vermutlich sind es ja eh nur Peanuts für dich und du würdest mir sagen, dass mit der richtigen Facebook-Strategie da noch viel mehr ginge. Apropos: Stimmt eigentlich das Gerücht, dass du dir alle Häuser in deiner Nachbarschaft gekauft hast, um mehr Privatsphäre zu haben?
Aber ich drifte ja ab …
Was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass mich die stillgelegte, aber noch öffentliche Unternehmensseite immer noch Zeit, Energie und Headspace kostete:
Ich bekam regelmäßig Nachrichten, auf die ich natürlich reagieren musste.
Ich wurde hin und wieder von anderen Facebook-Accounts getaggt, was ich nicht ignorieren wollte.
Auch hier wirst du vermutlich nur müde lächeln, weil dir das Interagieren mit Fremden im Internet bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Aber weißt du was, Mark?
Ich habe nicht nur diesen Vollzeitjob, sondern auch noch ein Leben. Kinder, Familie, einen Hund.
Und im Gegensatz zu dir muss ich auch noch solch profane Dinge machen wie Einkaufen, Kochen oder die Kacke vom Hund aufheben. Hast du jemals versucht, Familie mit einem Vollzeitjob und Haushaltspflichten zu vereinbaren, Mark? Vermutlich nicht.
Lass mich deshalb ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern: Bei uns Normalsterblichen ist jede Stunde des Tages wertvoll.
Da kann ich nicht ständig Storys machen und in Reels zu trendy Musik tanzen, nur damit du gute Laune hast und weiter an deinem Metaversum basteln kannst.
Das jagt mir übrigens eine scheiß Angst ein, Mark, dein Metaversum.
Ich traue es mich ja fast gar nicht zu schreiben, aber: Hast du in Harvard nicht gelernt, was Dystopien sind? Es sind Gesellschaftsordnungen, die wir als Menschheit vermeiden sollten. VERMEIDEN!!!
Das Metaversum ist keine Anleitung, Mark!
Aber ich drifte schon wieder ab.
Über dich gibt es eben so viel zu sagen, Mark.
So viel … nicht so Gutes.
Jedenfalls brauche ich deine Unternehmensseite nicht mehr.
Und da eine veraltete, lieblose Facebook-Seite unprofessioneller wirkt als gar keine, hab ich sie soeben gelöscht.
Einfach so.
Warum ich keine Facebook-Werbeanzeigen mehr schalte
Ich hab dir ja schon erzählt, dass ich seit 2020 kein organisches Facebook-Marketing mehr mache, aber immer noch Werbeanzeigen auf Facebook geschaltet habe.
So wie du es wolltest, Mark.
Seit 2018 hast du es vermehrt darauf angelegt, dass ich für deine Hilfe zahle. Deinem Unternehmen noch mehr Geld gebe und dich noch reicher mache, als du eh schon bist.
Dieser Move war irgendwie … scheiße. Aber ich hab es immer brav gemacht, Mark. Jahrelang.
Auch wenn du irgendwann immer mehr Geld von mir wolltest, muss ich zugeben, dass Facebook-Ads bei mir immer noch einen guten ROI hatten.
Siehst du, wie ich hier perfekten Marketing-Slang spreche?
Das bedeutet, dass das Geld, das ich in deine Werbeanzeigen investierte, immer in Form von Newsletter- und Webinaranmeldungen und somit Kund*innen für meine Online-Programme zurückbekommen habe.
Ich hab auf dich gehört, nach deinen Regeln gespielt und wurde belohnt! Aber nur für kurz …
Pardon my French, Mark, aber irgendwann fühlte ich mich von dir verarscht.
Denn nach dem iOS-Update Anfang 2021 konnte ich von heute auf morgen keine Werbeanzeigen mehr schalten.
Ja, die technischen Updates hatte ich korrekt durchgeführt.
Ja, die Anzeigengruppen waren wie immer angelegt.
Ja, die Anzeigen wurden sogar von dir genehmigt.
Ja, die Kampagne stand auf „aktiv“, doch in der Praxis wurde kein Cent verbraucht – du hast die Anzeige einfach nicht ausgespielt.
Mir war, als hättest du mich geghostet, Mark!
Weißt du eigentlich, dass ich von deinen Werbeanzeigen abhängig war?
Dass ich daraufhin mehrere Wochen versucht habe zu verstehen, woran es liegt?
Dass ich unzählige Dinge verändert, getestet und Stunden, wenn nicht insgesamt Tage, meines Lebens geopfert habe?
Dass ich nicht wie geplant launchen konnte und einen finanziellen Ausfall hatte, der mein gesamtes Jahr durcheinander gebracht hat?
Dass ich Menschen, die sich mit FB-Ads auskennen, auch noch bezahlt habe, damit sie mir helfen?
Und obwohl sie mir versichert haben, dass alles korrekt ist – technisch, optisch, inhaltlich – dass du meine Werbeanzeige einfach nicht ausgespielt hast.
Aber weißt du, was die Krönung war, Mark?
Dass dein „Concierge“ mir nach nur einer Mail schrieb, dass er kein Marketing-Experte sei und das Support-Ticket nun schließe.
Nicer Name für den Support, Mark, das muss ich dir schon lassen, aber mich hat das völlig sprachlos hinterlassen. Sprachlos!
Geht man so mit Menschen um, die dir jedes Jahr mehrere Tausende Euro geben, dass ihre Beiträge gesehen werden?!
All die grauen Haare, die ich nur wegen dir und dem Werbeanzeigenmanager bekommen hatte, habe ich mir alle einzeln herausgerissen!
Das hat sehr weh getan, Mark.
Jedenfalls sah ich das Werbeanzeigenkonto, das nicht mehr funktionieren wollte, irgendwann als Zeichen. Als ein Wink mit dem Zaunpfahl. Oder dem Zaun.
Und der Zaun sagte: Aaaaaalex, lass los den Scheiß! Hör auf mit den Ads und verlass den Mark.
Und weißt du was? Ich habe auf den Zaun gehört.
Mit dieser Entscheidung fühlte ich mich augenblicklich wie befreit. Das Gefühl, mich nie mehr mit deinem doofen Werbeanzeigenmanager beschäftigen zu müssen – es ist neben Pizza essen eins der besten Gefühle, die man sich vorstellen kann.
Und wie bekomme ich nun ohne FB-Ads neue Newsletteranmeldungen?
Ach, Mark! Du glaubst gar nicht, wie gern ich dir an dieser Stelle sagen würde, dass ich ohne deine FB-Ads genauso schnell neue Newsletter-Anmeldungen bekomme wie mit, aber nein, das wäre gelogen.
Nein, ohne FB-Ads geht das Wachstum der E-Mail-Liste langsamer. Aber weißt du was?
Dann ist es halt so. Ich habe da meinen inneren Buddha gefunden und Frieden mit ihm geschlossen.
Ich weiß, du wirst es nicht verstehen. Wachstum ist für dich … einfach alles.
Du verheimlichst manchmal sogar wichtige Studien, nur damit du unbegrenzt wachsen und die Menschen erobern kannst, die du bisher nicht erobern durftest: kleine Kinder.
Jedenfalls habe ich mir etwas geschworen, Mark:
Ich will dich bei deinem Wachstum nicht mehr unterstützen.
Und was mein Wachstum angeht: Das mach ich jetzt lieber in meinem eigenen Tempo. Du wirst es vielleicht lächerlich langsam finden. Aber ich mag es so.
Weißt du, dass ich letztes Jahr angefangen habe, Klavier zu lernen? Wollte ich schon seit vielen Jahren machen, und seit ich mich nicht mehr mit deinem Werbeanzeigenmanager rumplagen muss, hab ich auch endlich die Zeit dafür.
Warum ich ohne Facebook-Gruppen auskommen will
Ich muss zugeben: Das fällt mir bei unserer Trennung am schwersten.
Seit fast fünf Jahren nutze ich deine FB-Gruppen nämlich zum Support für meine Kurse. Und das war immer verdammt praktisch, Mark.
Alle haben Facebook.
Alle nutzen es täglich.
Alle wissen, wie’s geht, und müssen nicht erst noch ein neues Tool lernen.
Hach, das war immer herrlich unkompliziert.
Dennoch habe ich mich dazu entschieden, bei meinen Online-Programmen in Zukunft auf Facebook-Gruppen zum Support zu verzichten. Denn deine Facebook-Gruppen sind vor allem eins: Zeitfresser.
Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich „nur mal schnell“ gucken wollte, was es Neues in der Support-Gruppe gibt, aber augenblicklich in diesen Sog aus aufploppenden Live-Videos, DMs und neuen Benachrichtigung kam. Und ruckzuck waren dreißig wertvolle Minuten wieder um.
Aber ich vermute, das ist kein Zufall, Mark. Je länger wir auf deiner Plattform sind, desto mehr Werbeanzeigen kannst du verkaufen. Zeit ist bei dir ja Geld.
Sei ehrlich, Mark: Kann es sein, dass du die Posts in meinem Start Feed extremer machst, je seltener ich Facebook nutze?
Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass du es bewusst darauf angelegt hast, mich zu einer Reaktion zu bewegen. Obwohl du genau wusstest, welche Meinungen mich aufregen, hast du sie mir gezeigt. Gott, ich hab in den letzten zwei Jahren so viele Accounts blockieren müssen, weil du mir immer wieder irgendwelche Schwurbler in die Timeline spültest!
Dieses Spiel ist so anstrengend, Mark. Und ich kann da nur verlieren. Das musste ich mir irgendwann eingestehen.
Deshalb habe ich entschieden, die Teilnehmerinnen meiner Online-Programme fernab von Facebook zu betreuen. Mit einem Dienst, den du zum Glück nicht aufgekauft hast. Also noch.
Wie lange das so bleibt, werden wir sehen. Aber deine Facebook-Gruppen kannst du auf jeden Fall behalten.
Time to say goodbye
Du siehst, Mark, ich brauche dich beruflich nicht mehr.
Und privat – da tust du mir schon lange nicht mehr gut.
Ich trenne mich von dir, um meine mentale Gesundheit zu schützen.
Denn Facebook ist für mich in den letzten Jahren zu einem Ort des Hasses geworden.
Wie du Beleidigungen, Hetze, Diskriminierung und falsche Informationen duldest und mit Reichweite belohnst – das ist für mich nur sehr schwer zu ertragen. Das will ich nicht länger mehr mit ansehen.
Solange du Geld mit Menschenhandel verdienst und Studien verheimlichst, die darauf hindeuten, dass du jungen Menschen schadest, haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Und weißt du was?
Menschen, mit denen ich zu tun haben will, sehe oder lese ich eh auf anderen Wegen: im realen Leben, in virtuellen Kaffee-Dates, in anderen Messenger-Diensten (die dir nicht gehören) oder per Mail.
Du und ich – wir sind jedenfalls am Ende, Mark.
Deswegen habe ich heute endlich mein Facebook-Konto gelöscht.
Und ich bin kein bisschen traurig.
Mach’s gut, Mark. Ich mag nicht mehr.
„Hilfe, ich brauche eine Social-Media-Pause!“😱
Du brauchst eine Pause von sozialen Medien? In diesem Blogartikel stelle ich dir 21 Möglichkeiten für Social-Media-Pausen vor, wenn dich die sozialen Medien mal wieder überfordern. Von App deinstallieren über Digital Detox bis hin zu „Zeiten ohne Social Media definieren“ sind viele Ideen dabei.
Bevor ich am 21. September 2021 meinen Instagram-Account unwiderruflich löschte, probierte ich eine Meeenge aus, um mit den Anforderungen und Auswirkungen von Social Media umzugehen.
Davon möchte ich dir in diesem Blogartikel erzählen.
Wenn auch du
genug von Social Media hast
deinen Social-Media-Konsum deutlich reduzieren willst
dringend eine Pause von Social Media brauchst (nur in welcher Form?)
oder Social Media endgültig bye bye sagen willst
kommen hier 21 Ideen.
Inhalt
1. Pushbenachrichtigungen deaktivieren
3. Problematischen Accounts entfolgen
9. Social Media nur noch über den Desktop nutzen
10. Handyfreie Zeiten definieren
11. Handyfreie Räume definieren
12. Social-Media-Marketing outsourcen
13. Social-Media-freies Wochenende
14. Social-Media-freier Urlaub
17. Ein Berufshandy
19. Social Media als Messenger nutzen
20. Social-Media-Konto deaktivieren
#1 Push-Benachrichtigungen deaktivieren
Beginnen wir mit den Basics: Wenn du zu denjenigen gehörst, bei denen das Smartphone minütlich oder sekündlich bimmelt und du dich vor lauter Störungen nicht mehr konzentrieren kannst, ist die erste naheliegende Handlung, die Push-Benachrichtigungen zu deaktivieren.
Die Idee dahinter: Wenn dich die ständigen Benachrichtigungen über neue Likes, Kommentare oder DMs stören, schalte sie aus und voilà: Du hast Ruhe und Frieden.
Viele Selbstständige schwören darauf. Bei mir hat das Deaktivieren von Push-Benachrichtigungen leider keine Erleichterung verschafft, sondern die Situation noch verschärft.
Zwar wurde ich nicht mehr bei meiner Arbeit gestört, ja. Aber da ich nun nicht mehr wusste, ob ich einen neuen Like, Kommentar oder eine neue DM hatte, begann ich etwas, was man nur als „Exzessive Checkeritis“ bezeichnen kann: Ich checkte mein Smartphone. Stündlich, minütlich, sekündlich … und dann checkte ich es erneut.
Irgendwann bestand gefühlt mein halbes Leben aus „Checken“. Nicht nur während der Arbeitszeit, sondern auch abends, am Wochenende und mit der Familie.
Keine schöne Art und Weise, sein Leben zu verbringen.
Dass das Auststellen der Pushbenachrichtigungen kein Allheilmittel ist und zu FOMO und Ängsten führen kann, legt übrigens auch eine Studie nahe.
#2 Smartphone lautlos stellen
Eine Alternative, aber irgendwie auch dasselbe in grün, ist, das Smartphone lautlos zu stellen oder es ganz auszuschalten, während du arbeitest.
Somit wirst du weder von Social-Media-Benachrichtigungen unterbrochen noch von einkommenden E-Mails, Anrufen oder verzweifelten Nachrichten der Bauch-Beine-Po-WhatsApp-Gruppe.
Auch diese Lösung war für mich in der Praxis unbrauchbar. Wer – so wie ich – Kinder in Kindergarten oder Schule hat, muss für Notfälle permanent erreichbar sein und kann sich den Luxus, das Smartphone auszuschalten, leider nicht erlauben.
#3 Problematischen Social-Media-Accounts entfolgen
Wenn dich nur bestimmte Accounts nerven, triggern oder mit der Welt hadern lassen, kannst du die Sache auch selbst in die Hand nehmen und nur noch den Menschen oder Marken folgen, die dein Leben bereichern.
Viele Selbstständige schwören darauf, „sich ihren Feed zu gestalten“. Und vielleicht hast du auch mal Lust, einen „Social-Media-Frühjahrsputz“ zu machen und mal so richtig auszumisten.
Bei mir hat diese Strategie allerdings nicht funktioniert, und zwar aus folgenden Gründen:
Solch eine kontinuierliche Pflege des Accounts braucht Zeit – und das war es mir schlicht und einfach nicht wert. Ich konnte spontan 1327 Dinge aufzählen, die ich lieber machen würde, als mich damit zu beschäftigen, wem ich wo und warum folge oder nicht.
Selbst wenn ich mich nur noch mit Menschen, Marken und Themen umgebe, die ich liebe – an der grundsätzlichen Funktionsweise von Social Media und dem Einfluss auf meine mentale Gesundheit änderte es nichts.
#4 Social-Media-Accounts muten
Wenn du jetzt denkst: „Accounts entfolgen hört sich ja theoretisch gut an, aber ich traue mich nicht, den Menschen zu entfolgen, die ich persönlich kenne.“
I feel you!
Mir ging es ebenfalls häufig so, dass es gerade die Menschen waren, die ich persönlich kannte, deren „Social-Media-Ich“ ich manchmal nicht ertragen konnte.
Zum Glück bieten die meisten Social-Media-Kanäle auch dafür eine Lösung.
Auf Instagram zum Beispiel kannst du Accounts muten („stummschalten“) – vorübergehend oder dauerhaft.
Auf Facebook kannst du deine Freunde 30 Tage „auf Snooze schalten“ oder sogar „nicht mehr folgen“. Damit bleibt ihr offiziell Freunde, aber du siehst die Beiträge dieser Person nicht mehr.
Doch auch hier gilt: Die Pflege und das ständige Nachjustieren der Accounts, denen man folgt, kostet Zeit, Konzentration und Energie. Wenn man sich erst einmal bewusst macht, wie viele Accounts, denen man folgt, einem eigentlich nicht gut tun, ist man gut beschäftigt.
Und ob das Sinn der Sache ist?
#5 Social-Media-Accounts blockieren
Für alle 23-jährigen Tobis, die einem die (Business-)Welt erklären wollen (sorry übrigens, wenn du Tobi heißt – ich mein es nicht so), Trolls, Bots oder andere Menschen, die einen in irgendeiner Weise belästigen, beleidigen oder doofe Nachrichten oder Bilder schicken, wurde die Blockierfunktion erfunden. (Hallelujah!)
Hast du einen Social-Media-Account blockiert, sieht er deine Posts nicht mehr, kann dir nicht mehr folgen, schreiben oder über die Suchfunktion finden.
Da ist also erst einmal Ruhe im Karton. Theoretisch.
Denn meist kommt nach wenigen Stunden leider schon der nächste Tobi um die Ecke, der dringend blockiert werden will. Eine never ending Story und für mich deshalb keine wirklich nachhaltige Lösung, um mit dem Social-Media-Wahnsinn umzugehen.
#6 Allen Social-Media-Accounts entfolgen (Ja, allen!)
Bevor ich im August 2020 meinen Instagram-Account stilllegte, wagte ich ein kleines Experiment: Ich entfolgte allen Accounts, um zu gucken, wen ich überhaupt vermissen würde.
Ob das eine empfehlenswerte Strategie ist?
Sagen wir mal so – es gab gemischte Reaktionen:
Die einen empfanden dieses Experiment als sehr „unsozial“, meinten, dass solch „einseitiges“ Folgen nicht Sinn und Zweck von Social Media sei, und entfolgten mir augenblicklich. (Einer empfahl mir, einen Psychologen aufzusuchen.)
Die anderen feierten das Experiment, meinten, dass sie heimlich auch davon träumen, sich das aber nicht trauen, und nahmen es – so zumindest mein Eindruck – nicht persönlich.
Für mich hat das Experiment eine Menge über mich und mein Verhältnis zu Instagram offenbart:
Es ist erschreckend, wie automatisch ich zum Smartphone greife und Instagram öffne, wenn ich warte oder eigentlich Pause machen will.
Es ist überraschend, wie schnell sich dieser Automatismus wieder legt, wenn ich merke: Da gibt es nichts zu sehen.
Es ist beruhigend, dass ich Instagram nicht vermisse, wenn ich es nicht nutze. So gar nicht.
Es ist herrlich, welche Ruhe im Kopf einkehrt, wenn ich nicht den halben Tag damit verbringe, Content zu konsumieren.
Es ist spannend, nach Jahren mal wieder die eigene Stimme zu hören, weil sie mal nicht durch Meinungen von Expert*innen überlagert wird. (Kann ich allen Selbstständigen nur empfehlen!)
Als ich nach rund einer Woche zu business as usual zurückkehrte und anfing, meinen Lieblingsaccounts wieder zu folgen, wusste ich, dass das ein Fehler war.
Nicht weil ich die Menschen nicht mochte. (Viele mochte ich sogar sehr.) Nicht weil mich ihre Themen nicht interessierten. Es war der „Content-Overload“ und die grundsätzliche Funktionsweise von Social Media, die für mich das Problem waren.
Also hörte ich im Sommer 2020 einfach auf zu posten …
#7 Social-Media-Accounts stilllegen
Die Stilllegung eines Accounts ist eine unverbindliche Möglichkeit zu testen, wie dein Leben und Business ohne Social Media so läuft.
Du kannst es bei deinen Followern ankündigen („Ich nehme mir auf unbestimmte Zeit eine Pause von diesem Kanal. Sich für meinen Newsletter anzumelden, ist jetzt sicherlich nicht die schlechteste Idee.“) oder auch nicht.
Vielleicht merkst du, dass dir deine Kanäle, Menschen und Instastorys mit Heliumstimme furchtbar fehlen. Dann gehst du halt wieder zurück und knüpfst dort an, wo du aufgehört hast.
„Moment, Moment“, denkst du dir jetzt vielleicht, „ich will meine Social-Media-Accounts nicht gleich stilllegen. Ich will nur öfter Social-Media-Pausen einlegen!“
I got you!
Im Folgenden stelle ich einige Möglichkeiten vor, wie du deine Social-Media-Aktivitäten erst einmal reduzierst oder begrenzt, wenn dir danach ist.
#8 Social-Media-App(s) deinstallieren
Folgende Routine hat sich bei mir irgendwann eingebürgert:
Freitagnachmittag werden die Social-Media-Apps deinstalliert. Montagmorgen wieder installiert.
Und dazwischen? Ein herrlich entspanntes Wochenende, in dem ich nicht versucht bin, auf Instagram „nur mal schnell“ nach dem Rechten zu sehen oder eine Story zu posten, obwohl ich eigentlich gerade Zeit mit der Familie verbringe.
Du kannst die App natürlich auch zu allen anderen Anlässen deinstallieren:
Wenn du mal eine Woche konzentriert an einem Projekt arbeiten willst
Im Urlaub
An Weihnachten
Den Aufwand dahinter fand ich übrigens gar nicht schlimm. Nur habe ich mich irgendwann bei dem Gedanken „Oh schade, schon wieder Montag“ ertappt und musste mir eingestehen: Die Apps zu deinstallieren wird mir auf Dauer zu wenig sein.
#9 Social Media nur noch über den Desktop nutzen
Und wenn du schon dabei bist und die Social-Media-Apps deinstalliert hast – vielleicht gefällt dir auch die Möglichkeit, Social Media ausschließlich über den Desktop zu nutzen?
Wenn du sowieso nicht der Typ Mensch bist, der dauernd Storys postet und live geht, könnte es eine Idee sein, die Social-Media-Aktivitäten auf die Arbeitszeit und den Desktop zu beschränken.
Die Facebook-App hatte ich mir eh schon immer sporadisch fürs Live-Gehen installiert (und dann anschließend sofort wieder deinstalliert).
Selbst Instagram-Content kannst du inzwischen im Creator Studio posten, wenn du deinen Instagram-Account mit Facebook verknüpft hast. (Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung direkt von Facebook.)
Und Liken, Kommentieren und Nachrichten schreiben kannst du über den Desktop natürlich auch.
#10 Smartphone-freie Zeiten definieren
Falls Instagram und Smartphone bei dir so zusammengehören wie Marco und Polo, könntest du überlegen, stattdessen handyfreie Zeiten zu definieren. Zum Beispiel:
Von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens schalte ich mein Handy aus und lege es in eine Schublade.
Die erste Stunde des Tages ist immer handyfrei.
Wenn ich meinen Kindern vorlese, ist das Handy in einem anderen Raum.
Es ist nicht immer leicht, diese Prinzipien durchzusetzen. Denn die Gewohnheit, das Smartphone rauszuholen und Social Media zu checken, ist manchmal übermächtig. Aber Versuch macht bekanntlich kluch.
(Und wenn du dir dafür erst einmal einen Wecker fürs Schlafzimmer kaufen musst, mach es – dein Schlaf wird es dir danken!)
#11 Smartphone-freie Räume definieren
Eine Alternative zu handyfreien Zeiten sind handyfreie Räume oder Zonen: Schlafzimmer, Esstisch, Klo. Es gibt Orte, da kommen wir meist wunderbar ohne Handy aus.
Wirklich.😁
#12 Social-Media-Marketing outsourcen
Ich hab es zweimal versucht und bin zweimal kläglich gescheitert:
Social Media outsourcen war für mich als Einzelunternehmerin theoretisch eine gute Möglichkeit, weniger mit Social Media zu tun haben, ohne meine Accounts gleich zu löschen. Aber in der Praxis fand ich es – trotz einem Überangebot an virtuellen Assistentinnen – gar nicht so leicht.
Herausforderung #1
Jemanden finden, die sich wirklich mit meinem Thema auskennt und mein Zeugs sinnvoll für Social Media aufbereiten kann. Das mag für einige Themen gut funktionieren. Für mein eher nerdig-nischiges Pinterest-Thema war es damals schwer. Und dabei bin ich wirklich keine kontrollsüchtige Tante, die grundsätzlich nichts aus der Hand geben kann.
Herausforderung #2
Wer interagiert mit den Reaktionen auf meine Posts? Selbst der besten virtuellen Assistentin der Welt hätte ich es nicht zugetraut, meine Art zu reden, schreiben und unpassende GIFs zu verschicken, zu kopieren. Da hätte ich also wieder ran gemusst.
Ich konnte also beide Herausforderungen nicht für mich lösen und hab daher die Idee, Instagram auszulagern, ad acta gelegt. Doch vielleicht hast du mehr Glück und gibst du dieser Strategie mal eine Chance?
#13 Social-Media-freies Wochenende
Auch wenn du Social Media beruflich brauchst (oder denkst, es unbedingt zu brauchen 😉), das Wochenende grundsätzlich frei von Social Media zu halten kann eine gute Strategie sein, um eine Balance zwischen online und offline zu finden, z.B.:
Unter der Woche nutzt du Social Media.
Am Wochenende machst du Pause.
Ob du das mit purer Willenskraft löst, die App vorsichtshalber deinstallierst (mein Favorit) oder das Handy ausschaltest, bleibt dabei natürlich dir überlassen.
#14 Social-Media-freier Urlaub
Zu den gefährlichsten und blödsinnigsten Ratschlägen von Content- und Social-Media-Expert*innen gehören für mich Aussagen wie „Wer sein Business liebt, braucht keine Pause“ oder „Poste ab und zu mal ein Lebensszeichen aus deinem Urlaub, sonst vergessen dich deine Follower noch“.
So. Ein. Bullshit.
Auch wenn du deine Kundschaft sogar mehr liebst als deine*n Partner*in – du hast jederzeit das Recht, kürzere oder längere Social-Media-Pausen einzulegen. Wenn du die sechs Wochen Sommerferien deiner Kinder dazu nutzen willst, ebenfalls mal ein paar Wochen nichts auf Social Media zu tun – so be it. Die richtigen Follower, Leser*innen und Kund*innen bleiben dir treu.
Und du wirst umso entspannter, kraftvoller und motivierter zurückkommen und alle mit deiner Energie umhauen.🧡
#15 Social-Media-Detox
Detox bedeutet „Entgiften“ und soll den Körper reinigen. Schon längst ist dieser Begriff nicht mehr nur für Ernährung reserviert, sondern auch für Social Media.
Die Idee dahinter:
Innerhalb eines bestimmten Zeitraums (einer Woche zum Beispiel) verzichten wir auf Social Media (Social-Media-Detox) oder grundsätzlich auf alles Digitale wie E-Mails, Nachrichten oder Netflix (Digital Detox). Danach haben wir uns „entgiftet“ und fühlen uns wieder frisch und erholt, sodass wir wieder mehr Kraft für den Social-Media-Wahnsinn haben.
Ich persönlich bin nicht so gut auf einen „Detox“ zu sprechen:
Der Effekt ist meiner Erfahrung nach maximal kurzfristig. Sobald ich mich wieder in Social Media einloggte, waren auch die alten, ungesunden Gewohnheiten wieder da. (Vielleicht sogar inklusive „Jo-Jo-Effekt“!)
Wer sich ständig „entgiften“ muss und von Social-Media-Detox zu Social-Media-Detox hangelt, sollte sich überlegen, warum sie*er die restliche Zeit sich einem „Gift“ aussetzt, was ihr*ihm so offensichtlich schadet. (Eine Tatsache, die ich viel zu lange nicht wahrhaben wollte.)
Ein Detox kann also eine sinnvolle erste Notfall-Maßnahme sein, wenn Social Media akut überfordert – idealerweise aber auch der Ausgangspunkt für eine grundlegende Änderung der Social-Media-Gewohnheiten.
#16 Social-Media-Sabbatical
Manche geben sich nicht nur mit einem Social-Media-freien Wochenende oder Urlaub zufrieden, sondern planen, gleich mehrere Monate oder ein Jahr auf Social Media zu verzichten. Analog zu einer beruflichen Auszeit könnte man eine längere Social-Media-Pause als ein Sabbatical bezeichnen.
Mir begegnet diese Strategie manchmal bei Autor*innen, die sich in dieser Zeit zum Beispiel bewusst aufs Schreiben fokussieren möchten.
Du kannst es – wie bei einer kürzeren Pause – deinen Followern ankündigen oder es sein lassen und mal gucken, wer dich so vermisst.
#17 Ein Berufshandy
Seit der Erfindung des Smartphones ist es schwieriger geworden, zwischen Arbeit und Freizeit zu unterscheiden. Vor allem, wenn es um Social Media geht.
Ist es noch Arbeit, wenn ich einer Kollegin, die ich mag, eine DM schreibe? Oder ist das schon Freizeit?
Ist es Freizeit, wenn ich mir einige Storys von Accounts, die ich mag, angucke? Oder ist es Arbeit, weil die Accounts potenzielle Kund*innen sind?
Ich habe für mich irgendwann beschlossen, Social Media grundsätzlich als Arbeit zu betrachten – und es auch so zu behandeln. Also habe ich mir im September 2020 ein altes Nokia-Handy als Notfallhandy zugelegt.
Die Idee dahinter: Ich behandle mein Smartphone als ein Berufshandy. Wenn ich Pausen von der Online-Welt brauche, schalte ich mein Smartphone mit dem Zugang zu Social Media und Internet aus. Die wichtigsten Menschen bekommen die Nummer von meinem Nokia-Handy, mit dem ich außer telefonieren und SMS schreiben eh nichts machen kann.
Klang in der Theorie ganz gut. Hat in der Praxis aber nicht funktioniert. Denn so ein olles Nokia-Handy ist ganz schön umständlich und ungewohnt, wenn man ein iPhone gewöhnt ist (#firstworldproblems). Und irgendwie war es nie aufgeladen, wenn ich es gebraucht habe.
Doch vielleicht hast du ja irgendwo ein schickes Vorgängermodell liegen, das du als Berufs- oder Notfallhandy verwenden kannst?
#18 Nur noch Ads schalten
Falls dich organisches Social-Media-Marketing anstrengt, du aber kein grundsätzliches Problem mit Social Media hast, kannst du phasenweise auch einfach Werbeanzeigen schalten.
Somit entfällt der Druck, täglich posten und interagieren zu müssen, aber du bist immer noch einigermaßen präsent bei deinen Followern und kannst neue Menschen erreichen.
(Update: Ich selbst nutze keine Social-Media-Ads mehr 👉 aus diesen Gründen.)
#19 Social Media als Messenger nutzen
Als ich im Sommer 2020 meine Social-Media-Accounts stilllegte und nichts mehr postete, schrieben mich immer noch Menschen über meine Social-Media-Kanäle an.
Sie stellten mir Fragen zu Pinterest oder zu meinen Angeboten oder wollten nur mal Hallo sagen. Für eine Zeit war das auch völlig okay so für mich:
Da ich sowieso niemandem folgte, war mein Feed leer, wenn ich mich in Instagram einloggte.
Da ich die App schon lange von meinem Handy deinstalliert hatte, öffnete ich Instagram ausschließlich während meiner Arbeitszeit am Desktop.
Allerdings merkte ich irgendwann: Obwohl ich gedanklich mit Instagram „durch“ war, nahm die Plattform immer noch Platz in meinem Kopf ein. („Du musst heute noch bei Insta gucken, ob du neue Nachrichten bekommen hast.“)
Daher entschied ich mich im August 2021, mein Instagram-Konto vorläufig zu deaktivieren und damit auch die Messenger-Funktion auf Instagram nicht mehr zu nutzen.
#20 Social-Media-Konto deaktivieren
Bevor du ein Social-Media-Konto unwiderruflich löschst (ich weiß, welch großer, schwieriger Schritt das sein kann!), kannst du dein Konto auch erst einmal „nur“ deaktivieren.
Damit ist dein Konto nicht mehr sichtbar, aber alle deine Fotos, Likes, Nachrichten und Kommentare bleiben dir erhalten.
Solltest du es dir anders überlegen, loggst du dich einfach wieder in dein Konto ein und voilà: Dein Konto wird wiederhergestellt.
#21 Social-Media-Konto löschen
Wir sind am Ende angelangt. Denn wenn all die Social-Media-Pausen, die Social-Media-freien Wochenende, Urlaube, Zeiten und Räume nichts bringen, stehst du vielleicht vor der Frage, ob du deine Social-Media-Kanäle nicht ganz löschst.
Für mich haben letzten Endes unter anderem folgende Faktoren den Ausschlag gegeben:
meine mentale Gesundheit: Ich wusste, dass ich als introvertierter, hochsensibler Mensch mir mit Social Media massiv schade und langfristig krank werde …
meine Freude: Diese ist mir mit Social Media völlig abhanden gekommen, denn es ist ätzend, sich tagaus, tagein mit Aufgaben busy zu halten, die einen nicht erfüllen.
meine anderen Strategien: Mit meinem Blog, Newsletter und Netzwerk hatte ich genügend andere Möglichkeiten, online gefunden zu werden, Reichweite zu generieren und zu verkaufen. Ein Blick in Google Analytics hat mir gezeigt, wie wenige Menschen durch Insta oder Facebook eigentlich zu mir auf die Website finden.
die Rebellin in mir: Ohne ein bisschen Mut ging es nicht. Denn wenn dir 99% aller Menschen eintrichtern, dass du unbedingt Social Media brauchst, wenn du selbstständig bist, ist es gar nicht so leicht zu sagen: „Scheiß drauf! Ich mach es trotzdem und finde schon meinen Weg.“
Deshalb ist mein Instagram-Konto seit dem 21. September offiziell gelöscht.
Hast du entschieden, dein Instagram-Konto erst einmal zu deaktivieren oder endgültig zu löschen? Hier habe ich dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt.
Fazit: Es gibt eine Menge Möglichkeiten für eine Pause von Social Media
In diesem Blogartikel habe ich dir 21 Ideen bei akuter oder grundsätzlicher Social-Media-Überforderung vorgestellt:
Push-Benachrichtigungen deaktivieren
Smartphone lautlos stellen
Problematischen Accounts entfolgen
Accounts muten
Accounts blockieren
Allen Accounts entfolgen
Account stilllegen
App(s) deinstallieren
Social Media nur noch über den Desktop nutzen
Handyfreie Zeiten definieren
Handyfreie Räume definieren
Social Media outsourcen
Social-Media-freies Wochenende
Social-Media-freier Urlaub
Social-Media-Detox
Social-Media-Sabbatical
Ein Berufshandy
Nur noch Ads schalten
Social Media als Messenger nutzen
Social-Media-Konto deaktivieren
Social-Media-Konto löschen
Ich hoffe, es war etwas für dich dabei.
Die häufigsten Fragen zum Thema „Pause von Social Media“
Wie lange sollte man eine Social-Media-Pause einlegen?
Ob ein Tag, ein Wochenende, ein Monat oder für immer – das bestimmst natürlich ganz alleine du!
Aus Erfahrung kann ich dir sagen: Die ersten Tage (wenn nicht gar Wochen) ohne Social Media sind schwierig. Und man verbringt noch viel Zeit damit, automatisch zum Handy zu greifen und nach den Apps zu suchen. Wenn dann aber auch das Hirn verstanden hat, dass da nichts mehr auf dem Handy ist, das sich zum Öffnen lohnt, wird es leichter und erholsam.
Ist ein Leben ohne Social Media überhaupt möglich?
Ein Leben ohne Social Media ist definitiv möglich und ich würde sagen: auch sehr erstrebenswert.😊
Wenn du selbstständig bist, ist die Wahrscheinlichkeit zum Beispiel sehr groß, dass du eine Menge Zeit mit nicht nachhaltigen Social-Media-Aufgaben verplemperst und die wirklich wichtigen Aufgaben möglicherweise prokrastinierst.
Und was die private Nutzung angeht: Wie viele „echte“ Menschen kennst du auf Social Media wirklich? Und wie viele davon magst du überhaupt? Mit unseren Lieblingsmenschen halten wir ja sowieso oft auf anderen Wegen Kontakt, sodass wir, wenn wir ehrlich sind, oft gar nicht auf Social Media angewiesen sind.
Ist man ohne Social Media glücklicher?
Welchen Einfluss Social Media auf deine mentale Gesundheit hat, weißt natürlich du am besten. Ich persönlich bin ohne Social Media definitiv zufriedener, ausgeglichener, ruhiger, konzentrierter, produktiver, fokussierter und deshalb, ja: definitiv glücklicher.
Was passiert, wenn man auf Social Media verzichtet?
Die ersten Tage sind hart. Möglicherweise kommt es bei der Social-Media-Pause sogar zu Entzugserscheinungen oder Ersatzhandlungen wie Online-Shopping (schüttet auch Dopamin aus) oder erhöhtem Nachrichtenkonsum (ist auch ein niemals endender Feed). Auf jeden Fall brauchst du also einige Zeit, um sich an deinen Alltag ohne Social Media zu gewöhnen und nicht mehr alle paar Minuten nach deinem Handy zu greifen.
Danach passiert aber die Magie: Ohne Social Media hast du zum Beispiel statistisch 84 Minuten täglich mehr Zeit und kannst spannende berufliche Projekte, die du bisher immer auf später verschoben hast, endlich realisieren, ein neues Musikinstrument lernen oder auch einfach nur einen ausgedehnten Mittagsschlaf halten. (I don’t judge.) Auch zwischenmenschliche Beziehungen sind schöner, wenn man nicht ständig durch „Plings“ und „Plongs“ unterbrochen wird und sich öfter in die Augen guckt als aufs Smartphone.😉
Wie lange nutzen Menschen Social Media durchschnittlich am Tag?
Laut Statista verbringen Menschen in Deutschland durchschnittlich 84 Minuten mit Social Media. (Wobei die Dunkelziffer da sicherlich höher ist, wenn du mich fragst. Vor allem, wenn du als Selbstständige*r Social Media auch noch beruflich nutzt.)
Spitzenreiter sind die Philippinen mit unfassbaren 255 Minuten täglich.
Hier findest du die aktuelle Nutzungsdauer von Social Media weltweit im Jahr 2023.
Wie viel Social Media am Tag ist gesund?
Da gibt es inzwischen eine Menge Studien dazu. Klar ist: Wer weniger Social Media nutzt, hat statistisch auch weniger mit Depressionen, Einsamkeit und Ängsten zu kämpfen.
Diese Studie legt zum Beispiel nahe, dass die Reduzierung von Social Media auf 30 Minuten täglich, bereits positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat.
Aktuell sorgen übrigens die Facebook Files für Aufsehen. Frances Haugen hat öffentlich gemacht, dass Facebook genau weiß, dass Instagram insbesondere jungen Mädchen und Frauen schadet, aber nichts dagegen unternimmt.
Keine sozialen Medien mehr: Mein Plädoyer für eine entspannte Selbstständigkeit ohne Insta & Co.
Keine Social Media nutzen als Selbstständige? Kein Problem! Doch dafür müssen wir über Bord werfen, was wir über Social Media und die Selbstständigkeit denken, und uns erlauben, auf unsere Stärken zu vertrauen.
Hier ist eine Liste von Dingen, die ich nicht glaube:
Dass ich Social Media nutzen muss, wenn ich selbstständig bin.
Dass ich ohne Social Media keine Kund*innen finde.
Dass ich mich nicht so anstellen und halt zusammenreißen muss, wenn mir Instagram und Co. keinen Spaß machen.
Dass ich jeden Tag online sein muss, damit ich erfolgreich bin.
Dass ich etwas verpasse, wenn ich nicht auf Instagram bin.
Dass etwas mit mir nicht stimmt, wenn mir Social-Media-Marketing keinen Spaß macht.
Dass mehr immer besser ist.
Dass ich keine Pausen brauche, wenn ich „mein Business liebe“.
Dass ich allen Social-Media-Trends folgen muss, wenn ich selbstständig bin.
Dass ich im Zweifel immer auf Ratschläge von Expert*innen hören muss, statt meinem Bauchgefühl zu vertrauen.
Ich erkläre diese Glaubenssätze hiermit für ausgedient. Für beendet. Sie haben keine Funktion mehr.
Sie machen uns müde, unglücklich und krank.
Sie helfen uns nicht dabei, unsere Selbstständigkeit nach unseren Vorstellungen zu gestalten, im Gegenteil: Sie halten uns davon ab, unser wahres Potenzial zu entfalten.
Stattdessen schlage ich folgende Glaubenssätze vor:
Dass soziale Medien nur eine Option für Selbstständige sind und keine Pflicht.
Dass soziale Medien nur eine von unzähligen Möglichkeiten sind, Kund*innen zu finden.
Dass ich in meiner Selbstständigkeit der Freude folgen darf.
Dass Offline-Zeiten für alle Menschen, also auch für Selbstständige, wichtig sind.
Dass ich nichts Wichtiges verpasse, wenn ich eine Plattform nicht nutze, die mir keine Freude bereitet.
Dass mit mir alles in Ordnung ist, wenn ich Social Media doof finde und sie für meine Selbstständigkeit nicht nutzen möchte.
Dass Qualität wichtiger ist als Quantität.
Dass Pausen mich nicht von wichtigen Aufgaben abhalten, sondern dass sie die wichtigste Aufgabe sind.
Dass ich Social-Media-Trends ausprobieren kann, wenn sie sich spannend anhören, mich meine Selbstständigkeit dazu aber nicht verpflichtet.
Dass ich meinen Stärken, meinen Fähigkeiten und meinem Bauchgefühl vertrauen und im Zweifel auf Ratschläge von Expert*innen pfeifen darf.
Kurz:
Dass ich mir endlich die Erlaubnis geben darf, meine Selbstständigkeit nach meinen eigenen Regeln zu gestalten.
Das muss sich dafür verändern:
Von „fremdgesteuert“ zu „selbstbestimmt“
Es wird Zeit, dass wir wieder die Entscheidungsfreiheit und Verantwortung für unser privates und berufliches Leben übernehmen und sagen:
„Dieser Social-Media-Kanal passt nicht zu mir und meinem Leben.“
Haben wir uns denn nicht selbstständig gemacht, um selbstbestimmt zu arbeiten? Um keinen blöden Chef zu haben, der uns andauernd sagt, was wir zu tun haben? Um unser Leben nach unseren Vorstellungen zu gestalten?
Stattdessen haben wir uns ein neues Hamsterrad geschaffen – das Social-Media-Hamsterrad – bei dem unseren Arbeitsalltag danach ausrichten, was Algorithmen von uns wollen.
Was wir posten. Wie oft. Wann. In welchem Format.
Doch was ist das überhaupt für eine seltsame Vorstellung, dass wir unser Leben nach den Anforderungen von Algorithmen ausrichten und nicht umgekehrt?
Dass wir um acht Uhr abends alles stehen und liegen lassen, weil das laut Analytics nun mal die beste Zeit zum Posten ist?
Dass wir unseren Feierabend unterbrechen (oder uns überhaupt keinen Feierabend gönnen), weil wir wollen, dass unser Post die beste Aussicht auf Erfolg hat?
Dass wir zu unseren Kindern, Partnern oder Freundinnen sagen Warte mal kurz, ich muss das mal schnell bei Instagram posten, statt den Tag gemütlich mit ihnen ausklingen zu lassen?
Viel zu lange schon haben wir nach den Regeln von Social-Media-Plattformen gespielt. Haben sie brav befolgt, auch wenn sie uns genervt oder gar unglücklich gemacht haben. Haben uns öfter nach Algorithmen gerichtet als nach unseren Bedürfnissen.
Wie wäre es deshalb, wenn wir die Frage Wann muss ich was posten, um möglichst viele Menschen zu erreichen? ersatzlos streichen und uns stattdessen lieber fragen:
Passt der Social-Media-Kanal eigentlich zu mir?
Passt er zu meiner Persönlichkeit?
Passt er zu meinen Stärken?
Passt er zu meiner familiären Situation?
Passt er zu meinen Werten?
Passt er zu meinem Leben?
Es ist kein Drama und erst recht keine Schande, sich einzugestehen, dass ein bestimmter Social-Media-Kanal (oder Social Media im Allgemeinen) keinen Platz in einem Leben hat.
Von „Blind Expert*innen-Ratschlägen folgen“ zu „Sich an den eigenen Stärken orientieren“
Es wird Zeit, dass wir uns selbst wieder mehr vertrauen als Menschen, die wir nur aus dem Internet kennen.
Was ist das überhaupt für ein Gedanke, dass jemand, der mich noch nie getroffen hat, besser einschätzen kann, was ich brauche und was ich machen sollte, als ich?
Dass die Frage nach meinem Stärken, Interessen und Wünschen nicht so wichtig ist wie die Frage, was eine Plattform von mir erwartet?
Dass ich mich jeden Tag aufs Neue mit einer verstörenden Selbstverständlichkeit zu Aufgaben zwinge, die mir nicht nur keine Freude machen, sondern langfristig auch krank?
Dabei kann Marketing doch auch ganz einfach sein:
Wenn du schreiben willst, dann schreibe – Blogartikel, Newsletter, Bücher.
Wenn du fotografieren willst, dann fotografiere. (Und poste Bilder, wenn dir danach ist.)
Wenn du gerne mit Menschen redest, dann interviewe sie. (Und starte einen Podcast, wenn du magst.)
Wenn du es liebst, Videos zu erstellen, dann erstelle Videos. (Und starte einen YouTube-Kanal, wenn du Bock darauf hast.)
Mach die Dinge, weil du sie liebst und gut kannst – und nicht, weil dir jemand auf Instagram eingeredet hat, dass du sie unbedingt machen musst, um erfolgreich zu sein.
Statt „Welche Plattform muss ich wie nutzen, um viele Menschen zu erreichen?“ schlage ich dir deshalb folgende Fragen vor:
Worin bin ich richtig gut?
Was macht mir Spaß?
Womit könnte ich den ganzen Tag verbringen?
Was ist mir wichtig?
Welche Werte vertrete ich?
Wie soll mein Tag aussehen?
Will ich dieses System wirklich unterstützen?
Verbinde dich zuallererst mit deinen Stärken und Wünschen und suche dir danach die passende Marketingplattform aus. Nicht umgekehrt.
Von „FOMO“ zu „JOMO“
Es wird Zeit, dass wir endlich Gefallen daran finden, Dinge auf Social Media zu verpassen.
Noch viel zu viele Selbstständige haben FOMO („Fear of Missing out“) und denken, dass ihnen etwas Wichtiges entgeht, wenn sie ihre Social-Media-Kanäle löschen.
Dass sie wichtige Informationen verpassen. Von Kolleg*innen vergessen werden. Keine Kundschaft mehr finden.
(Spoiler-Alert: All diese Dinge kannst du auch ganz entspannt ohne Social Media erreichen. Doch dazu an anderer Stelle mehr.)
Hier empfehle ich dir von Herzen JOMO („Joy of Missing Out“) oder zu deutsch: die heilende Kraft von „Scheiß drauf“.
Lass mich dir das mal anhand von Elternabenden illustrieren:
Dreißig gestresste Erwachsene, die einen zu langen Arbeitstag hinter sich, aber keine Zeit mehr für ein vernünftiges Abendessen hatten, sich nicht an den letzten freien Abend erinnern können und nun zusammengepfercht auf zu kleinen Stühlen oder (wenn sie Glück haben) auf dem Boden um eine bronzefarbene Klangschale versammelt sitzen und sich über solch unbrisanten Themen wie Erziehung oder das richtige Essen für Kinder unterhalten – what could possibly go wrong? Seit ich es mir erlaubt habe, Elternabende auf ein Minimum zu reduzieren, ist mein Leben um einiges leichter, entspannter und glücklicher geworden.
Denn erstens: Es fühlt sich einfach grandios an, einen seichten Schnulzroman zu lesen und zu wissen, dass überambitionierte Eltern gerade „Apocalypse Now“ nachspielen.
Und zweitens: Alles, was auf dem Elternabend besprochen wird, flattert sowieso als Protokoll direkt in meinen Posteingang. Und die Kirsche auf der Sahnehaube: Die aufgestauten und abgeladenen Emotionen, unhaltbare Anschuldigungen und unreflektierte Seitenhiebe auf Veganer, die aus irgendeinem unerklärlichen Grund auch auf Elternabenden ihren Platz finden, werden zuverlässig rausgefiltert.
Das nenne ich mal Joy of Missing out!
So ähnlich kann es auch mit Social Media der Fall sein, wenn du es dir erlaubst.
Denn wenn du dir einmal bewusst machst, was du da eigentlich verpasst, wird es auf einmal sehr verlockend, Social Media bye bye zu sagen:
Trolls, Bots und Spammer
DMs von 23-jährigen Tobis, die dir die Welt erklären
Fake News und Hatespeech
Dieser Druck, ständig posten zu müssen
Dieser Druck, in Storys nicht allzu verwahrlost auszusehen
Immer diese Frage beim Frühstück: Soll ich das jetzt posten?
Diese Vergleicheritis
Redaktionspläne (<-- hate them!)
Social-Media-Trends (Sie kommen und gehen. Und kommen und gehen. Ist irgendwie immer wieder dasselbe.)
Nach einem Jahr ohne Social Media ist bei mir 0,0% FOMO und 100% JOMO da, wenn ich an Social Media denke. Und glaube mir: Dieses herrliche Gefühl kannst du auch haben.
Von „Abkürzungen“ zu „eigenen Weg gehen“
Es wird Zeit, dass wir uns davon verabschieden, dass wir immer eine Abkürzung brauchen, um erfolgreich zu sein.
Dass es irgendwo da draußen einen Quick Fix gibt. Ein Geheimrezept. Eine Erfolgsgarantie. Die Autobahn zum Glück.
Soziale Medien kommen mit dem Versprechen, dass alles möglich ist – und dass es schnell gehen kann.
Reichweite.
Follower
Kunden.
Geld.
Erfolg.
Wir müssen „nur“ posten.
„Nur“ täglich aktiv sein.
„Nur“ liken, teilen, kommentieren – und die Welt gehört uns.
Wir könnten jederzeit viral gehen, und die „Erfolgreich über Nacht“-Geschichten einiger weniger hören sich so verlockend an, dass wir völlig vergessen, dass wir auch einfach unseren eigenen Weg gehen könnten. Den mit Umwegen und unbetretenen Pfaden, die erst noch erkundet werden müssen.
Dieser Weg mag länger, manchmal anstrengender sein. Aber was, wenn das der schönere Weg ist? Der nachhaltigere? Der entspanntere? Weil dieser Weg zu uns gehört.
Daran glaube ich ganz fest:
Schnelligkeit und Abkürzungen sind überbewertet.
Ich darf mich für die längere Business-Reise entscheiden und jeden Schritt zelebrieren.
Ich darf so viele Pausen einlegen, wie ich will, und die Aussicht genießen.
Ich darf auch mal umkehren, wenn ich merke, dass ich mich verlaufen habe.
Mein eigener Weg ist der nachhaltigere, weil das der Weg ist, bei dem ich am besten in Kontakt mit mir und meinen Werten bleibe.
Ich darf auch unbetretene Pfade gehen – sie führen oft zu traumhaft schönen Zielen.
Ich muss nicht immer wachsen und darf auch mal nur sein. (Da. Müde. Traurig.)
Vom „ergebnisorientierter“ zur „prozess- und werteorientierter“ Selbstständigkeit
Es wird Zeit, dass wir endlich aufhören, willkürlichen, bedeutungslosen Metriken nachzujagen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
Hier sind fünf Dinge, die ich höchstwahrscheinlich nicht auf meinem Sterbebett sagen werde:
Hätte ich doch mehr Follower gehabt – dann wäre alles anders gekommen.
Hätte ich meine Interaktionsrate doch um 1,6 Prozent gesteigert – dann hätte ich mich richtig glücklich gefühlt.
Hätte ich doch nicht zweimal, sondern fünfmal pro Woche gepostet – das hätte mein Leben richtig bereichert.
Hätte ich doch konsequenter auf jeden Kommentar unter meinen Posts geantwortet – davon hätte ich später noch meinen Enkeln erzählen können.
Hätte ich doch schneller auf DMs reagiert – dann hätten das meine Kinder jetzt auf meinen Grabstein schreiben können.
Falls der etwas plakative, makabre Exkurs noch nicht drastisch genug war, hier nochmal in aller Deutlichkeit:
Social-Media-Metriken machen nicht glücklich.
Sie verleihen unserem Leben keinen Sinn.
Sie machen uns nicht zu zufriedeneren Menschen.
Es ist eine typische Lose-lose-Situation: Erreichst du dein Ziel nicht, fühlst du dich mies. (Warum schaffe ich es nicht, mehr Follower auf Instagram zu gewinnen?) Erreichst du dein Ziel, muss augenblicklich ein neues, größeres Ziel her (noch mehr Follower).
Und so verbringen wir Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr damit, immer höheren Zielen nachzujagen. Uns Sorgen zu machen, ob wir sie tatsächlich erreichen. Uns nie damit zufrieden zu geben, was wir bereits haben. Doch wie lange soll das so weitergehen?
Wann haben wir endlich genug Follower, Likes und Kommentare? Wann dürfen wir auch mal ruhen, präsent sein, genießen?
Dabei kannst du dich als Selbstständige auch an anderen Maßstäben orientieren als an Metriken. An Prozessen zum Beispiel. Und an Werten.
Statt Wie kann ich diesen Monat 1000 neue Follower gewinnen? kannst du dir auch folgende Fragen stellen:
Wie möchte ich meinen Arbeitstag verbringen? (Hauptsächlich mit Aufgaben, die mich erfüllen? Oder mit Aufgaben, zu denen ich mich jeden Tag aufs Neue zwingen muss?)
Welche Gefühle möchte ich fühlen? (Spaß und Freude oder Stress und Lustlosigkeit?)
Warum will ich etwas tun? (Weil ich intrinsisch motiviert bin oder weil ich glaube, es tun zu müssen?)
Bin ich mit mir im Reinen, wenn ich das so mache? (Passt das zu meinen Werten oder verdränge ich hier, was mir wichtig ist?)
Von „vielen Kontakten“ zu „bedeutungsvollen Kontakten“
Es wird Zeit, dass wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir Social Media brauchen, um „social“ zu sein.
Social Media ist wie die überlaufene Hochzeitsfeier deiner Cousine dritten Grades. Mehrere hundert Menschen sind eingeladen, doch die meisten davon hast du noch nie in deinem Leben gesehen. Einige Gäste nerven gewaltig. Hier und da zwingst du dich zu höflichem Smalltalk über die schöne Braut. Aber den meisten Spaß hast du mit Onkel Udo an der Bar, wo ihr zwei Stunden damit verbringt, nerdige Theorien über den Terminator auszutauschen.
Hier ist eine Liste von Dingen, auf die ich keine Lust mehr habe:
Smalltalk
oberflächliche Kommentare
Liken (<-- hate it)
um Aufmerksamkeit kämpfen
Herzchen verschicken nach einer Story
„OMG“, „Wie cool ist das denn?!“ oder andere Bemerkungen, die verraten, dass ich gerade absolut keine Lust habe, mir einen sinnvollen Kommentar zu überlegen
Diese Art und Weise, mit Menschen umzugehen, ist seltsam und führt in 99,9% der Fälle nicht zu bedeutungsvollen Beziehungen. Oder hast du schon irgendwann einmal gedacht:
„Sie hat immer zuverlässig meine Posts geliket – deshalb wurden wir beste Freundinnen.“
Hier ist eine Liste von Dingen, die wir als Selbstständige stattdessen machen können:
spontane (virtuelle) Kaffee-Dates mit Kolleg*innen
regelmäßigen, fachlichen Austausch
Offline-Treffen von Lieblingskund*innen
Kooperationen mit Lieblingskolleg*innen
Telefonieren (wenn du es magst)
Fragen wie „Wie geht es dir gerade wirklich? Was beschäftigt dich zur Zeit?“
begeisterte E-Mails an jemanden, dessen Blog oder Podcast du liebst
Diese Kontakte und Gespräche sind es, die unser Leben schöner machen und uns in der Selbstständigkeit vorwärts bringen. Nicht das fünfundzwanzigste Herzchen für Fremde im Internet.
Von „niemals frei“ zu „richtigen Pausen“
Es wird Zeit, dass wir es uns wieder erlauben, „richtige“ Pausen zu machen, anstatt „Fake-Pausen“ mit Social Media.
Hier ist eine Liste von Dingen, die Arbeit sind (auch wenn es sich manchmal gar nicht so anfühlt):
„nur mal schnell“ was posten
„nur mal schnell“ eine Story machen
„nur mal schnell“ die Likes checken
„nur mal schnell“ auf die Kommentare eingehen
„nur mal schnell“ die DMs beantworten
„nur mal schnell“ in die FB-Gruppe gucken
Wenn man die vielen kleinen „Nur mal Schnell“s addiert, ist die Summe ein Leben, das langfristig auslaugt.
Denn wir erledigen diese Aufgaben meist dann, wenn wir uns eigentlich ausruhen und neue Kraft schöpfen sollten: zwischen zwei Terminen, auf dem Klo, abends oder gar nachts, am Wochenende, im Urlaub.
Wir „belohnen“ uns mit Social Media, prokrastinieren mit Social Media, „schalten ab“ mit Social Media, „entspannen“ mit Social Media – und merken nicht, wie wir eigentlich noch mehr arbeiten und niemals wirklich frei haben.
Hier ist eine Liste von Dingen, die wir Selbstständigen stattdessen machen können, um kleine Pausen von unserer Arbeit einzulegen.
Fenster auf, Luft rein, atmen
Spaziergang an der frischen Luft
Yoga (auch wenn es mal nur Shavasana ist)
Musik hören, eine Runde tanzen
Ukulele spielen und dazu singen (auch wenn es schief ist)
Frisches Gemüse schnibbeln und – ohne Smartphone in der Hand – knabbern
ein Mittagsdöschen
den Bauch vom Hund kraulen
Tee trinken und in die Luft gucken
…
(Hier sind noch mehr Ideen für Pausen ohne Social Media und Smartphone.)
Egal, ob du Social Media „nur“ reduzieren oder völlig Lebewohl sagen willst – du verdienst „richtige“ Pausen.
Und zwar jeden einzelnen Tag.

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