Digital Detox, Social-Media-Auszeit & Co: Was ich alles ausprobiert (und wieder verworfen) habe
In dieser Podcastfolge möchte ich mit dir über die verschiedenen Formen von Digital Detox und Social-Media-Auszeiten sprechen und dir erzählen, was ich in der Vergangenheit mit welchem Erfolg ausprobiert habe.
Spoiler: Letzten Endes haben mir die Pausen und digitalen Entgiftungskuren nicht geholfen und mich zu der Erkenntnis gebracht, dass ich meine Social-Media-Kanäle löschen will.
Folge anhören:
Dazu passt auch folgender Blogartikel:
„Hilfe, ich brauche eine Social-Media-Pause!“
Transkript lesen:
Hast du schon einmal eine Pause von Social Media gemacht?
In der ARD/ZDF-Onlinestudie aus dem Jahr 2022 gaben 41% der Befragten an, bereits mindestens einmal einen Digital Detox gemacht zu haben.
Und in der heutigen Podcastfolge möchte ich mit dir über die verschiedenen Formen von Social-Media-Pausen und -Auszeiten sprechen und dir erzählen, was ich in der Vergangenheit mit welchem Erfolg ausprobiert habe.
Und ich möchte dir auch erzählen, warum all diese Pausen und Auszeiten und Entgiftungen mir nicht wirklich geholfen haben und ich mich letzten Endes dazu entschieden habe, Social Media zu löschen.
Okay, ich würde sagen, wir starten ganz sachte und klären erst einmal die Basics:
Wenn du zu denjenigen gehörst, bei denen das Smartphone minütlich oder sekündlich bimmelt und du dich vor lauter Störungen nicht mehr konzentrieren kannst, ist die erste naheliegende Handlung vermutlich, die Push-Benachrichtigungen zu deaktivieren.
Die Idee dahinter ist: Wenn dich die ständigen Benachrichtigungen über neue Likes, Kommentare oder DMs stören, schalte sie aus und voilà: Du hast endlich Ruhe und Frieden.
Viele Selbstständige schwören darauf, Pushbenachrichtigungen zu deaktivieren. Bei mir hat diese Strategie aber keine Erleichterung gebracht, sondern die Situation tatsächlich noch verschärft.
Denn ich wurde dann zwar nicht mehr bei meiner Arbeit gestört, ja. Aber da ich nun nicht mehr wusste, ob ich einen Like, Kommentar oder eine DM hatte, begann ich etwas, was man nur als „Exzessive Checkeritis“ bezeichnen kann: Ich hatte diesen unbändigen Drang, mein Smartphone zu checken und zwar minütlich.
Irgendwann bestand gefühlt mein halbes Leben aus „Checken“. Nicht nur während der Arbeitszeit, sondern auch abends, am Wochenende und mit der Familie.
Und dass es nicht unbedingt ein Allheilmittel ist, die Pushbenachrichtigungen auszustellen und zu FOMO und Ängsten führen kann, wurde auch mal von einer Studie bestätigt.
Eine zweite Strategie, die ich ausprobiert habe, war, meinen Feed zu gestalten, wie es immer so schön heißt.
Und vielleicht kennst du diese Haltung auch, also dass man sagt:
Na ja, wir haben ja selbst in der Hand, wem wir folgen und welche Beiträge wir sehen. Deshalb müssen wir uns einfach ein bisschen damit beschäftigen und schwupps, haben wir nur Menschen in unserem Feed, die uns inspirieren und motivieren.
Das klingt natürlich sehr vielversprechend und deshalb habe ich viel Zeit damit verbracht, die Accounts, denen ich folgte, auszumisten und einen Social-Media-Frühjahrsputz einzulegen und Menschen zu entfolgen oder wenn ich mich das nicht so ganz traute, sie zu muten oder – ganz blöde Accounts – zu blockieren.
Doch das Problem war:
Solch eine kontinuierliche Pflege eines Social-Media-Accounts braucht Zeit – und das war es mir schlicht und einfach nicht wert. Ich könnte spontan 1000 Dinge aufzählen, die ich lieber machen würde, als mich damit zu beschäftigen, wem ich wo und warum folge oder nicht …
Das Muten, Blockieren usw. ist auch einfach wenig nachhaltig. Meist kommt schon nach wenigen Stunden der nächste aufdringliche Bro-Marketer, der unbedingt blockiert werden will.
Und selbst wenn ich mich nur noch mit Menschen, Marken und Themen umgebe, die ich liebe – an der grundsätzlichen Funktionsweise von Social Media ändert das natürlich nichts.
Deshalb habe ich irgendwann noch einen draufgesetzt und bin allen Accounts auf Instagram entfolgt. Einfach mal, um zu gucken, was mit mir und anderen Menschen dadurch passiert.
Ja, ob das eine empfehlenswerte Strategie ist?
Sagen wir mal so – es gab gemischte Reaktionen:
Die einen empfanden dieses Experiment als sehr „unsozial“, meinten, dass solch ein „einseitiges“ Folgen nicht Sinn und Zweck von Social Media ist, und entfolgten mir augenblicklich auch.
Die anderen feierten das Experiment, meinten, dass sie heimlich auch davon träumen, sich das aber nicht trauen würden, und nahmen es – so zumindest mein Eindruck – nicht persönlich.
Für mich hatte das Experiment damals eine Menge über mich und mein Verhältnis zu Instagram offenbart:
Zum Einen: Es ist erschreckend, wie automatisch ich zum Smartphone greife und Instagram öffne, wenn ich warte oder eigentlich Pause machen will.
Es ist überraschend, wie schnell sich dieser Automatismus auch wieder legt, wenn man irgendwann versteht: Da gibt es nichts zu sehen.
Es ist herrlich, welch Ruhe im Kopf einkehrt, wenn man nicht den halben Tag damit verbringt, Content zu konsumieren.
Und es ist spannend, nach Jahren mal wieder die eigene Stimme zu hören, weil sie mal nicht durch Meinungen von Expert*innen überlagert wird.
Und als ich nach rund einer Woche zu Business as usual zurückkehrte und anfing, meinen Lieblingsaccounts wieder zu folgen, wusste ich, dass das ein Fehler war.
Nicht, weil ich die Menschen nicht mochte. (Viele von ihnen mochte ich sogar sehr.) Nicht, weil mich die Themen nicht interessierten, sondern weil der Content-Overload und die grundsätzliche Funktionsweise von Social Media das eigentliche Problem waren.
Ich hab schon in der letzten Podcastfolge erzählt, dass achtsames Social-Media-Marketing für mich nicht funktioniert hat, aber es ist natürlich immer noch eine Option, die vielleicht für dich spannend ist.
Es geht beim achtsamen Social-Media-Marketing darum, gesunde Gewohnheiten im Umgang mit sozialen Medien zu etablieren, sodass wir langfristig eben gesund bleiben und soziale Medien uns nicht auslaugen.
Und eine gute Möglichkeit ist hier zum Beispiel das Ritual, zum Wochenende hin die Social-Media-Apps zu deinstallieren.
Also am Freitagnachmittag Insta und Co. vom Smartphone schmeißen und Montagmorgen wieder installieren.
Und dazwischen hat man eben ein herrlich entspanntes Wochenende, in dem man nicht versucht ist, irgendwas zu checken oder eine Story zu posten, obwohl wir gerade ja eigentlich gar nicht arbeiten wollen.
Natürlich können wir die Apps auch zu allen anderen Anlässen deinstallieren:
wenn wir mal eine Woche konzentriert an einem Projekt arbeiten wollen
im Urlaub
an Weihnachten
usw.
Den Aufwand dahinter fand ich übrigens auch gar nicht schlimm. Nur habe ich mich irgendwann bei dem Gedanken ertappt „Oh schade, schon wieder Montag“ und deshalb musste ich mir irgendwann eingestehen, dass es mir eben nicht reicht, die Apps für zwei Tage zu deinstallieren, sondern dass ich grundsätzlich keine Lust mehr darauf habe.
Eine gute Kombi mit dem App-Deinstallieren ist übrigens, Social Media ausschließlich über den Desktop zu nutzen.
Das funktioniert z.B für Facebook oder Instagram ganz gut, solange man nicht ständig Storys posten oder live gehen will.
Auf Facebook kann man sich problemlos im Browser einloggen.
Und auch Instagram-Content kann man inzwischen vom Creator Studio aus posten, wenn der Instagram-Account mit Facebook verknüpft ist.
Und Liken, Kommentieren und Nachrichten schreiben kann man über den Desktop natürlich auch.
Doch auch hier war mir das mit der Zeit einfach zu wenig. Ich war dann zwar weniger abends und am Wochenende auf Social Media, doch auch über den Desktop bin ich regelmäßig auf Facebook oder Instagram hängengeblieben.
Ich habe also immer noch eine Auswirkung auf meinen Fokus und meine Produktivität gespürt. Und deshalb mir auch hier letzten Endes eingestanden, dass mir das nicht reicht.
Viele Online-Unternehmer*innen gehen noch einen Schritt weiter und sourcen ihr Social-Media-Marketing komplett an eine virtuelle Assistenz aus. Der Gedanke ist, dass man so weniger mit Social Media zu tun hat, ohne seine Accounts gleich löschen zu müssen.
Und auch ich habe es zweimal versucht, mein Instagram-Marketing outzusourcen. Doch fand, dass es in der Praxis gar nicht mal so leicht war.
Denn erstens:
Es ist herausfordernd, jemanden zu finden, der oder die sich wirklich – und ich meine: wirklich wirklich – gut mit dem eigenen Thema auskennt. Natürlich können sich VAs grundsätzlich in Themen einarbeiten, ganz klar. Nur ich fand, dass es für mein nerdig-nisches Pinterest-Thema damals eben nicht sooo super funktionierte. Und ich bin wirklich keine kontrollsüchtige Tante, die grundsätzlich nichts aus der Hand geben kann. Es mag für einige Themen ganz gut funktionieren, doch für manche Themen ist es nicht so leicht. Das höre ich immer wieder auch von anderen Onlineunternehmer*innen.
Und das zweite Problem beim Outsourcen ist das Interagieren.
Selbst der besten virtuellen Assistenz der Welt hätte ich es persönlich nicht zugetraut, meine Art zu reden, zu schreiben und unpassende GIFs zu verschicken, zu lernen oder gar zu kopieren.
Das heißt: Sobald es dann ums Interagieren ging, hätte ich sowieso wieder rangemusst. Und deshalb hätte ich mich weiterhin mit Social Media beschäftigen müssen.
Ich hätte das Thema auch mit Outsourcen also nicht annähernd so aus meinem Kopf kriegen können, wie ich mir das wünschte.
Ja und deshalb war Outsourcen letzten Endes auch nicht die Lösung für mein Problem mit Social Media und ich musste einen radikaleren Weg gehen.
Doch bevor ich das tat, probierte ich es ganz lange mit einem Social-Media-Detox.
Detox bedeutet ja, wie du sicherlich weißt, „Entgiften“ und soll den Körper reinigen. Der Begriff ist schon lange nicht mehr nur für Ernährung reserviert, sondern auch für Social Media.
Die Idee dahinter ist:
Innerhalb eines bestimmten Zeitraums (einer Woche zum Beispiel oder eines Monats) verzichten wir bewusst auf Social Media. Und danach haben wir uns „entgiftet“ und fühlen uns wieder frisch und erholt, sodass wir wieder mehr Kraft für den Social-Media-Wahnsinn haben.
Hört sich vielleicht vielversprechend an, bei mir hat aber auch das nicht wirklich funktioniert.
Zum einen ist der positive Effekt maximal kurzfristig. Und sobald ich mich wieder in Social Media einlogge, sind die alten, ungesunden Gewohnheiten auch sofort wieder da. Das dauert in der Regel keine zwei, drei Tage.
Und zum anderen habe ich mich irgendwann gefragt:
Wenn ich mich ständig „entgiften“ muss, sollte ich da nicht lieber überlegen, warum ich mich die ganze Zeit über einem „Gift“ aussetze, das mir ja so offensichtlich schadet?
Deshalb denke ich inzwischen, dass ein Detox vielleicht eine sinnvolle erste Notfall-Maßnahme sein kann, wenn soziale Medien akut überfordern. Doch idealerweise sollte ein Detox der Ausgangspunkt für eine grundlegende Änderung der Social-Media-Gewohnheiten werden. Denn sonst hangelt man sich, so wie ich früher, einfach nur noch von Detox zu Detox, ohne dass sich wirklich etwas nachhaltig verändert.
Ja, wir sind am Ende dieser Podcastfolge angelangt. Und das Ende war für mich persönlich: anzuerkennen, dass alle Formen und Möglichkeiten, meinen Social-Media-Konsum zu regulieren, langfristig mein Problem mit Social Media nicht lösen werden.
Letzten Endes haben für mich drei Punkte den Ausschlag gegeben, meine Kanäle zu löschen:
Meine mentale Gesundheit: Ich wusste, dass ich als introvertierter Mensch mir mit Social Media eher schade, als dass ich mir was Gutes tue. Und dass ich so langfristig krank werde.
Ein weiterer Punkt war meine Freude: Sie ist mir mit Social Media völlig abhandengekommen, denn ich empfand es als total ätzend, mich tagaus, tagein mit Aufgaben busy zu halten, die mich so überhaupt gar nicht erfüllten.
Und schließlich: meine anderen Strategien: Mit meinem Blog, Newsletter und Netzwerk hatte ich genügend andere Möglichkeiten, online gefunden zu werden und Kund*innen zu gewinnen.
Und deshalb sind meine Social-Media-Kanäle nun seit ein paar Jahren gelöscht.