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Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.
Schluss mit Meta: Die besten Alternativen für Facebook, Instagram und Threads 2025
Du überlegst, dich von Meta-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Threads zu verabschieden? In diesem Blogartikel nehme ich mehrere Alternativen unter die Lupe (Bluesky, Mastodon, Pixelfeld) und sage dir am Ende, warum ich nach wie vor auf Marketing völlig ohne Social Media setze.
Shit just hit the fan, als Mark Zuckerberg sich am 7. Januar 2025 per Videobotschaft auf seinen beiden Plattformen Instagram und Facebook meldete und folgende Änderungen angekündigte:
Es wird auf den Meta-Plattformen künftig keine Faktenchecks mehr geben.
Die Entscheidung, was wahr und falsch ist, sollen die Nutzer*innen nun selbst tragen.
Gerade bei den Themen Gender und Migration will Meta nicht mehr eingreifen.
Nach dem Vorbild von X (Twitter) sollen die Meta-Plattformen ein Ort für „Meinungsfreiheit“ ohne „Zensur“ werden.
Diese Änderungen sind deshalb so bedeutend, weil aktuell über 3 Milliarden Menschen die Meta-Plattformen nutzen. Und auch wenn die Änderungen zunächst einmal für die USA und noch nicht für Europa gelten, ist die Richtung, in die Instagram und Facebook in nächster Zeit gehen werden, klar:
Meta rückt nach rechts und kuschelt mit Trump.
Es wird noch mehr rassistische, frauenfeindliche und beleidigende Beiträge geben.
Es wird noch schwerer, sich gegen rassistische, frauenfeindliche und beleidigende Beiträge zu wehren.
Das alles ist nicht nur für demokratische Werte, einen faktenbasierten Diskurs und die Sicherheit vieler, vieler Menschen ein Problem, sondern auch für Selbstständige, die Marketing machen wollen.
Warum ist Mark Zuckerbergs Ankündigung für Selbstständige und Unternehmen relevant?
Das haben wir bereits an X (ehemals Twitter) gesehen:
Nachdem Elon Musk Twitter gekauft, das Content-Moderationsteam gefeuert hat und die Verifikation von Accounts durch Bezahlaccounts ersetzt hat, wurde X zum Safe Space für Rassisten.
Unternehmen fanden ihre Werbeanzeigen plötzlich neben rechtsradikalen und antisemitischen Beiträgen, X wurde ein toxischer Ort und Organisationen und Prominente verließen nach und nach die Plattform.
Community-Management wurde für diejenigen, die blieben, zur überwältigenden Herausforderung, da die Plattform zunehmend von Hassrede, Desinformation und rechten Trollen geprägt wurde.
Ich muss nun keine Wahrsagerin sein, um zu prophezeien:
Die Wahrscheinlichkeit, dass das so oder so ähnlich nun auch auf Facebook und Instagram passieren wird, ist sehr, sehr hoch.
Auch wenn du nicht vorhast, deine Instagram- und Facebook-Konten gleich zu löschen, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sich zumindest unabhängig von Meta-Plattformen aufzustellen.
Und genau darum, wird es in diesem Blogartikel gehen.
Welche Social-Media-Alternativen gibt es zu den Meta-Plattformen Facebook und Instagram?
Gehen wir die Alternativen Schritt für Schritt durch.
#1 Bluesky als Alternative zu Facebook, Instagram und Threads?
„Du findest mich ab sofort bei Bluesky“ hast du in den letzten Wochen vielleicht öfter gehört.
Das ist nicht neu.
Die erste große Bewegung Richtung Bluesky gab es bereits im Jahr 2022, nachdem Elon Musk Twitter übernommen und das Content-Moderationsteam gefeuert hat, sodass Desinformation und Hassrede sprunghaft anstiegen.
Nachdem sich Elon Musk dann 2024 in den Wahlkampf in den USA und auch in Deutschland einmischte, stieg die Zahl der Nutzer*innen noch einmal deutlich und lag Mitte Dezember bei 25 Millionen. (Quelle)
Und als dann im Januar 2025 schließlich Mark Zuckerberg verkündete, Faktenchecks abzuschaffen, waren es Ende Januar noch einmal fünf Millionen mehr. (Quelle)
Bluesky hat zwei große Vorteile:
1. Es fügt sich vom Design nahtlos an die bekannten älteren Netzwerk wie Twitter ein und macht die Bedienung intuitiv.
Ein Post darf maximal 256 Zeichen lang sein und es gibt alle Interaktionsmöglichkeiten, die wir auch von anderen sozialen Netzwerken kennen: Liken, Kommentieren, Teilen.
(Quelle)
2. Bluesky ist ein dezentrales Netzwerk und das bedeutet:
Bluesky gehört keinem Unternehmen.
Es basiert auf einem offenen AT-Protokoll, das die Dezentralisierung sicherstellt.
Laut Bluesky gibt es keine „Datensilos“, die Online-Identität gehört den Nutzer*innen selbst.
Nutzer*innen können selbst entscheiden, welchen Algorithmus sie nutzen wollen.
(Quelle)
Der Wechsel zu Bluesky ist für viele Selbstständige und Unternehmen deshalb naheliegend und verlockend. Doch ist das wirklich eine gute Idee?
Ich bin nicht auf Bluesky und kann daher nichts über die Plattform oder den Ton dort sagen, aber ich kann noch einmal daran erinnern:
Im Moment klingt Bluesky vielversprechend, doch wir können nie wissen, was in Zukunft passiert. Wenn uns die junge Social-Media-Geschichte eine Sache gelehrt hat, dann, dass früher oder später jede Plattform von Enshittification betroffen ist.
Enshittification bezeichnet folgenden Prozess:
Zunächst wird ein nützliches Produkt für Menschen entwickelt.
Danach will jemand damit Geld verdienen und diese Plattform nutzt vor allem der Werbekundschaft …
… und schließlich nur noch den Plattformbetreibern.
Aktuell befindet sich Bluesky in Phase 1, und da es als dezentrales Netzwerk konzipiert ist, hoffe ich, dass es noch lange so bleibt. Aber zu 100 Prozent sicher ist das eben nicht.
Alle Plattformen waren zu Beginn ein nützliches Produkt und Menschen haben geglaubt, so wird es immer bleiben. Sie haben all ihre Energie, ihre Zeit und ihr Geld in diese Plattform gesteckt, nur um ein paar Jahre später festzustellen, dass die Plattform – wider Erwarten – nicht mehr tragbar ist.
Doch dann hatte sie der Lock-in-Effekt (Definition) bereits fest im Griff: Alle Menschen, die ihnen privat oder beruflich wichtig waren, nutzten diese Plattform. Ihr beruflicher Erfolg basierte auf dieser Plattform. Und so schien es einfach unmöglich, die Plattform zu verlassen …
Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber natürlich kann das so auch bei Bluesky passieren. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass das so mit einer Plattform passiert, die mehrere Millionen Menschen erreicht. (Schließlich leben wir im Kapitalismus und es gibt immer einen Broligarchen, der denkt, er könne sich ein Stückchen Welt mit seiner Kohle kaufen.)
Bluesky wurde von Jack Dorsey entwickelt, dem Dude, der Twitter damals an Elon Musk verkauft hat. Und auch wenn Dorsey Bluesky inzwischen verlassen hat, wird die Plattform weiterhin von „dominanten Einzelpersonen und deren Entscheidungen“ (Quelle) geprägt.
Dass diese „dominanten Einzelpersonen“ irgendwann sagen „Für zwanzig Milliarden Dollar gehört Bluesky dir, Elon!“? Würde mich nicht wirklich überraschen!
Zudem verriet Jack Dorsey in einem Interview, dass Bluesky die Fehler von Twitter wiederhole (Quelle). Und die intransparente Finanzierung (Quelle) und problematische Investoren (Quelle) könnten über kurz oder lang ebenfalls zum Problem werden.
#2 Mastodon als Alternative zu Facebook, Instagram und Threads?
Als weitere Alternative zu den Meta-Plattformen Facebook, Instagram und Threads wird oft Mastodon diskutiert – vor allem bei denjenigen, die Wert auf Datenschutz, dezentrale Netzwerke und eine chronologische Timeline legen.
(Quelle)
Während Facebook, Instagram und Threads alle zum Meta-Konzern gehören und zentralisiert sind, handelt es sich bei Mastodon um eine dezentral organisierte Plattform, die „nicht zum Verkauf“ steht.
Mastodon basiert auf dem sogenannten Fediverse, in dem viele unabhängige Server miteinander verbunden sind. Die Menschen, die Mastodon nutzen, können sich eine Instanz aussuchen oder selbst eine betreiben.
Auch beim Datenschutz und vielen weiteren Punkten ist Mastodon im Vorteil, zum Beispiel:
Mastodon spielt keine Werbung aus und sammelt deshalb auch keine Daten.
Es gibt keine algorithmische Bevorzugung bestimmter Beiträge
Loggst du dich in deinen Account ein, siehst du die Inhalte der Accounts, denen du folgst – und nicht die Inhalte, von denen Algorithmen denken, dass sie dir gefallen können.
Hast du alle neuen Inhalte der Accounts, denen du folgst, gesehen, ist dein Feed … Trommelwirbel … zu Ende.
Für den Privatgebrauch ist Mastodon deshalb eine super Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen oder zu bleiben. Die Probleme, die algorithmengetriebene soziale Netzwerke haben, allen voran die Gefahr für die mentale Gesundheit und Demokratie, tauchen bei Mastodon so in der Form und Vehemenz nicht auf – einfach, weil es hier niemanden gibt, dessen Geschäftsmodell darauf beruht, dass Menschen möglich emotionalisierende Inhalte teilen.
Fürs Marketing eignet sich Mastodon aus meiner Sicht trotzdem nur bedingt:
Mastodon zeigt Inhalte chronologisch an. Ohne Algorithmen ist es für Content Creators viel schwieriger, viral zu gehen oder zumindest eine große Reichweite zu generieren.
Auch eine große Community ist im Fediverse eher schwierig(er) aufzubauen.
Ohne Werbung können Beiträge nicht beworben werden.
Mastodon ist aktuell noch wenig massentauglich und eher bei nerdigen, technikaffinen Menschen beliebt.
Das mag auch daran liegen, dass die Registrierung komplexer ist als bei Facebook, Instagram oder Threads: Nutzer*innen müssen eine Instanz auswählen oder selbst eine anlegen, was für Neulinge verwirrend sein kann.
Übrigens Seit März 2024 sind über 15 Millionen Menschen im Mastodon-Netzwerk registriert.
#3 Pixelfed als Alternative zu Facebook, Instagram und Threads?
Wem es vor allem um das Posten von Bildern und Videos geht, kann sich Pixelfed anschauen.
Pixelfed erinnert von der Optik stark an Instagram, kommt aber mit den Vorteilen von Mastodon:
Pixelfed ist open source und dezentral.
Es gibt einen chronologischen Feed. Algorithmen bestimmen nicht, was du siehst.
Pixelfed ist werbefrei.
Aktuell nutzen 663 Tausend Menschen Pixelfed (Stand Februar 2025). Die Plattform ist also noch eher klein. Und so wie Mastodon sehe ich es aktuell zum Marketing eher ungeeignet.
Wer hingegen privat Bilder oder Videos mit seinen Lieblingsmenschen teilen will, findet mit Pixelfed eine datenschutzfreundliche Alternative zu Instagram.
Übrigens: Die wachsende Beliebtheit von Pixelfed und die Abwanderung von Nutzer*innen von Instagram scheinen Meta so sehr zu beunruhigen, dass das Unternehmen nun Links zu Pixelfed.org sowie den großen Instanzen pixelfed.social und pixelfed.de als „Spam“ einstuft und von seinen Plattformen entfernt. (Quelle)
Marketing völlig ohne Social Media
Wenn du aktuell damit beschäftigt bist, dir dein neues Zuhause auf Bluesky, im Fediversum (Mastodon), bei Pixelfed oder irgendwo anders einzurichten und Blümchen auf die Fensterbank zu stellen, eine Erinnerung:
Egal, wie schön es dort gerade ist: Du bist dort immer nur zu Gast.
Die Gastgeber können jederzeit die Regeln ändern.
Der Aufbau deines eigenen Marketingzuhauses ist langfristig immer noch die beste Absicherung.
Marketing ohne Social Media mag sich ungewöhnlich (und vielleicht sogar ein bisschen oldschool) anhören, aber es heißt nicht, dass es nicht funktionieren kann.
Ich selbst habe mich bereits 2020 aus Social Media zurückgezogen und bin völlig happy mit den Social-Media-freien Marketingalternativen.
In diesem Blogartikel habe ich darüber hinaus Ausstiegsgeschichten von Selbstständigen gesammelt, denen es ähnlich geht wie mir:
Falls du also auch überlegst, in Zukunft auf Social-Media-freies Marketing zu setzen, sind hier kurz und knapp fünf Alternativen ggf. mit weiterführenden Links zu meinen Selbstlernkursen.
#1 Website
Eine eigene Website ist auch in Zeiten von Social Media absolut essentiell für Selbstständige und Unternehmen.
Besonders eine einladende Startseite, persönliche Über-mich-Seite und überzeugende Verkaufsseite spielen eine wichtige Rolle.
Egal, was auf Social Media gerade abgeht – auf einer eigenen Website bist du immer die Chefin und kannst die Texte, Bilder und Videos veröffentlichen, die du willst. Was Mark Zuckerberg davon hält, ist schnuppe, denn er hat auf deiner Website nichts zu melden.
→ Zum Selbstlernkurs: 100 Days of Über-mich-Seite
#2 Blog + Suchmaschinenoptimierung
Wer eine eigene Website hat, will vermutlich auch online gefunden werden. Deshalb werden viele Selbstständige und Unternehmen früher oder später auch auf Suchmaschinenoptimierung (SEO) setzen.
Mit SEO werden Websiteinhalte für Suchmaschinen wie Google aufbereitet, damit sie möglichst weit oben auftauchen, wenn Menschen nach einem bestimmten Begriff suchen.
In Kombination mit einem Blog geht Suchmaschinenoptimierung besonders gut. Und bevor du fragst: Ja, auch trotz Social Media und KI ist ein Blog nach wie vor eine gute Idee.
→ Zum Selbstlernkurs: 100 Days of SEO
→ Zum Selbstlernkurs: 100 Days of Bloggen
#3 Podcast
Du redest lieber, als dass du schreibst? Dann könnte ein Podcast eine gute Idee sein.
Hier kannst du in Solofolgen über den Thema quatschen oder andere Menschen interviewen und dadurch nebenbei auch dein Netzwerk und deine Reichweite vergrößern.
Stimme ist etwas Persönliches, Nahbares, ja fast schon Intimes und stellt einen direkten Draht zu anderen Menschen her.
Übrigens: 45 Prozent der Menschen in Deutschland hören Podcasts. (Quelle) Die Chance, dass sich auch deine Zielgruppe darunter befindet, ist also groß.
#4 Newsletter
Eine weitere Möglichkeit, auch ohne Social Media Marketing zu betreiben, ist ein Newsletter.
Auch ein Newsletter mag – so wie eine Website oder ein Blog – erst einmal etwas oldschool klingen. Doch ein Newsletter hat auch 2025 immer noch viele Vorteile:
Ein Newsletter gehört dir und nur dir allein. Sollte dir ein Versanddienstleister nicht mehr passen, kannst du deine Abonnent*innen exportieren und umziehen.
Die Klickraten und Conversionraten sind durchweg besser als bei Social Media. (Quelle)
Übrigens:
Immer mehr Selbstständige setzen bei ihrem E-Mail-Marketing auf Substack. Substack ist für viele so attraktiv, weil es sich so leicht aufsetzen lässt und die Netzwerkeffekte helfen, schnell Abonnent*innen zu bekommen.
Allerdings muss man sich bewusst sein, dass viele der Kritikpunkte, die sich gegen Social Media bzw. Plattformbetreiber wie Zuckerberg oder Musk vorbringen lassen, auch auf Substack zutreffen, zum Beispiel:
die Weigerung Content-Moderation zu betreiben und problematische Inhalte zu entfernen (Quelle)
die Monetarisierung von Nazi-Content (Quelle)
Wenn ich also davon spreche, auf E-Mail-Marketing zu setzen, meine ich selbstbetriebene Newsletter.
Falls du überlegst, was du im Newsletter überhaupt schreiben könntest, hilft mein Selbstlernkurs weiter.
→ Zum Selbstlernkurs: 100 Days of Newsletter
#5 Gastauftritte
Ich weiß noch genau, wie ich vor knapp neun Jahren all meinen Mut zusammengenommen und einen Gastbeitrag bei EditionF eingereicht habe.
Ich hatte mich damals gerade erst selbstständig gemacht und dachte nicht, dass der Text angenommen wird, aber es hat geklappt.
Und auch heute rate ich meinen Kundinnen, die auf Social-Media-freies Marketing setzen wollen, immer:
Warte nicht, bis du gefragt wirst – gehe Gastauftritte proaktiv an.
Die Chance ist groß, dass dein Thema für jemanden spannend ist, dich diese Person aber einfach noch nicht auf dem Schirm hat.
Und nein, man muss nicht bereits eine angesehene Expertin sein, um zu fragen. Vielmehr bedingen sich der Expertenstatus und die Interviews gegenseitig.
Wer sich einen Namen für ein Thema gemacht hat, wird öfter in Podcasts eingeladen.
Wer öfter in Podcasts auftaucht, macht sich einen Namen für ein Thema.
Und während du keine Kontrolle darüber hast, wer dich einlädt, kannst du kontrollieren, ob du fragst.
Du kannst:
Blogs, Podcasts, Magazine und Co. recherchieren
Themenvorschläge entwickeln
Deine Themenvorschläge pitchen
Falls du es genauer wissen willst, schau dir meinen Selbstlernkurs 100 Days of Gastartikel an.
Dort lernst du nicht nur, wie du passende Orte für deinen Gastauftritt findest, sondern auch, wie du vorgehst, wenn du gerade erst mit deiner Selbstständigkeit gestartet bist und dich noch niemand kennt.
Und jetzt?
Das war meine persönlich heilige Fünfheiligkeit für ein Marketing ohne Social Media.
Es heißt nun nicht, dass alle Selbstständigen unbedingt diese fünf Elemente brauchen. Aber die meisten, die ohne Social Media unterwegs sind, nutzen sie in der einen oder anderen Form.
Falls du dich noch mehr für mein Social-Media-freies Marketingkonzept interessierst, empfehle ich dir meinen Selbstlernkurs „100 Days of Marketing ohne Social Media“.
→ Zum Selbstlernkurs 100 Days of Marketing ohne Social Media
Vier Jahre ohne Instagram
Im August habe ich einen kleinen, aber feinen Geburtstag gefeiert. Nein, nicht meinen eigenen – mein Instagram-Ausstieg hat sich zum vierten Mal gejährt. Deshalb möchte ich heute kurz innehalten und auf die letzten vier Jahre ohne Instagram zurückblicken. Blickst du mit?
Im August habe ich einen kleinen, aber feinen Geburtstag gefeiert. Nein, nicht meinen eigenen – mein Instagram-Ausstieg hat sich zum vierten Mal gejährt.
Vier Jahre lang spielen Likes, Reels, Selfies, Filter, Storys und Karussellposts nun keine Rolle mehr in meinem Leben. Auch was Mark Zuckerberg will, nicht will, plant oder geändert hat, ist mir schnurzpiepegal. (Es ist herrlich!)
Mein Social-Media-Ausstieg ist nun offiziell ein Kindergartenkind:
Es kann rennen und Laufrad fahren und braucht an den meisten Tagen keinen Mittagsschlaf mehr. Ich muss es nicht mehr so betüddeln wie früher und genieße, wie groß und selbstständig es an den meisten Tagen schon ist. Noch zwei Jahre, dann kommt es offiziell in die Schule und ich werde mich fast gar nicht mehr an die Zeit, als es noch ein Baby war, erinnern können.
Doch heute möchte ich kurz innehalten und auf die letzten vier Jahre ohne Instagram zurückblicken.
Blickst du mit?
Leben mit Instagram = Erschöpfung
Wenn ich daran denke, was Instagram für mein altes Leben bedeutete, fällt mir vor allem ein Wort ein: Erschöpfung.
Was Instagram von mir forderte, passte nicht zu meinen Stärken, Werten und Zielen. Es passte nicht zu meiner Persönlichkeit, Energie und der Art, wie ich Reize verarbeitete. Instagram passte nicht zu meinem Leben.
Und dennoch war ich fast fünf Jahre lang (fast) täglich dort.
Dass ich diese Plattform so lange als Marketingkanal nutzte, obwohl es mir so schwer fiel, hat mich erschöpft.
Jede Zelle meines Körpers, jeder Knochen, jeder Muskel war müde und ausgelaugt – bis eines Tages eine Grenze überschritten war und ich wusste: Wenn du auch nur einen Tag so weiter machst, wirst du ernsthaft krank …
Leben ohne Instagram = Freiheit, Kreativität, Einklang, Frieden
Wenn ich daran denke, was der Instagram-Ausstieg für mein neues Leben bedeutet, fallen mir viele Worte ein.
Meine Arbeitszeit nur mit den Marketingstrategien zu verbringen, die zu mir passen, fühlt sich an wie Freiheit und schafft Raum für Kreativität.
Meine Arbeitszeit mit Aufgaben zu füllen, die ich auch erledigen will, fühlt sich an wie Einklang. Und ein Leben ohne einen sich ständig aktualisierenden Feed und emotionalisierende Inhalte? Wie Frieden im Kopf!
Arbeiten ohne Instagram
Auch genieße ich es, meinen Arbeitsalltag nicht mehr auf Instagram festhalten zu müssen: Dinge einfach zu machen, Gefühle einfach zu fühlen, Gedanken einfach zu haben, ohne dass ich mir überlege, wie ich das Ganze nun in eine 15-sekündige Story verpacke oder in einen 2.200 Zeichen langen Post.
Ich genieße es, meine Mittagspause mit einem Spaziergang zu verbringen und nicht daran denken zu müssen, noch für eine Story ein Selfie vor dem Neckar zu machen oder festzuhalten, wie dreckig der Hund ist, wenn er einen Stock aus der Erde buddelt.
Ich genieße es, mein Leben nicht für Instagram leben zu müssen, sondern für mich.
Marketing ohne Instagram
Für viele ein Ding der Unmöglichkeit, für mich inzwischen unaufgeregter Alltag:
Ich weiß von mir, meinen Kundinnen und Interviewpartner*innen aus dem Podcast, dass die Kombination aus Website, Blog, SEO, Podcast, Gastartikel und Newsletter mindestens genauso gut funktioniert und dass Marketing ohne Social Media nun wirklich keine Schnapsidee mehr ist, sondern eine völlig legitime, in der Praxis erprobte Möglichkeit, selbstständig zu sein.
Ist Instagram die richtige Plattform für dich?
Einen ersten Hinweis können deine Antworten auf die folgenden drei Fragen geben:
Was fühlst du, wenn du an Instagram denkst?
Was fühlst du, wenn du auf Instagram bist?
Was fühlst du, wenn du auf Instagram warst?
Sind das überwiegend angenehme Gefühle oder unangenehme?
Dein Körper lügt nicht.
(Instagram-Coaches, die auf Instagram das Blaue vom Himmel versprechen, manchmal leider schon.)
55 gute Gründe, Instagram zu löschen
Instagram, wir müssen reden! Zum Beispiel darüber, warum es eine gute Idee sein könnte, dich 2024 zu löschen.😏 Hier kommen gleich 55 gute Gründe.
Instagram, wir müssen reden! Zum Beispiel darüber, warum es eine gute Idee sein könnte, dich 2024 zu löschen.😏
Hier kommen gleich 55 gute Gründe. (Du kannst zu dem Abschnitt springen, der dich besonders interessiert, oder alles von oben nach unten lesen.)
Instagram und Selbstinszenierung
#1 Du kannst morgens wieder schlecht gelaunt sein
Du musst nicht mehr so tun, als hättest du ein „Morgenritual“, sondern kannst einfach aufstehen und morgens schlecht gelaunt sein wie jeder normale Mensch auch.
#2 Du kannst wieder in Ruhe Netflix gucken
Du kannst aufhören, so zu tun, als würdest du jeden Tag Persönlichkeitsentwicklungsbücher lesen und einfach wieder unterhaltsame Romane lesen oder Netflix-Serien schauen.
#3 Du brauchst dich nicht mehr mit deinem „falschen Mindset“ zu beschäftigten
Dein Mindset? Darf einfach nur in Ruhe vor sich „mindsetten“.
#4 Niemand regt sich mehr über dein Essen auf
Stell dir vor, du isst ein Butterbrot und Bianca von Instagram regt sich nicht mehr darüber auf, dass du Gluten zu dir nimmst.
#5 Bye Bye Latte Art
Dein Kaffee darf auch einfach wieder Kaffee sein und muss keinen Design-Award gewinnen.
#6 Du kannst wieder verranzt Sport machen
Du musst nicht mehr so tun, als würdest du jeden Tag gestylt ins „Gym“ gehen, sondern kannst in einer verranzten Jogginghose um den Block laufen.
#7 Du brauchst dich fürs Homeoffice nicht mehr zu stylen
Auch fürs Homeoffice musst du dich nicht mehr in Schale werfen und drei Stunden nach dem perfekten Outfit für dein Reel zu suchen.
#8 Du reduzierst deine unbezahlte ästhetische Arbeit
Für die Instagram-Story schminken aka unbezahlte ästhetische Arbeit leisten? Wird schon bald der Vergangenheit angehören.
#9 All feelings welcome
Du kannst endlich wieder traurig, wütend oder frustriert sein. Ohne Instagram regt sich auch niemand darüber auf, dass du keine „Good Vibes“ versprühst.
#10 Keine nervigen Selfies
Du musst deine beste Freundin oder deinen Partner nicht mehr ständig nach Selfies fragen, sondern kannst einfach nur die Zeit mit ihnen zusammen genießen.
#11 Keine Dokumentationen mehr
Du kannst aufhören, jeden Moment deines Lebens zu dokumentieren, und einfach nur … leben.
#12 Nordsee statt Bali
Du musst dich nicht mehr ständig mit den Urlaubsfotos anderer Leute auseinandersetzen oder neidisch auf Bali-Urlaube sein, sondern deinen Nordsee-Urlaub auch einfach genießen.
#13 Du brauchst nicht mehr Storys von deinen Filmabenden zu posten
… und kannst einfach wieder in Ruhe einen Film von Anfang bis Ende schauen.
#14 Du kannst deine Spaziergänge genießen
Stell dir vor, du machst einen Spaziergang und brauchst keine Fotos mehr vom Magnolienbaum/Sonnenuntergang/Nebel zu schießen.
#15 Du kannst wieder alleine baden
Stell dir vor, du nimmst dir ein Schaumbad und brauchst niemanden daran teilhaben zu lassen. #blessed
#16 Du kannst Instaspots meiden
Vorbei sind die Zeiten, in denen du überfüllte Instaspots aufsuchen musst, um die richtigen Bilder für Insta zu schießen. Wenn du verreist, musst du es niemandem mehr zeigen.
#17 Du kannst Konzerte genießen
Wenn du auf einem Konzert bist, kannst du mitsingen, tanzen und die Zeit genießen, statt Videos für deine Storys zu posten.
Instagram und (mentale) Gesundheit
#18 Du hast weniger Vergleicheritis
Du musst dein Behind-the-Scenes-Ich nicht mehr mit der Bühnenfassung von jemand anderem vergleichen und dich jeden Tag aufs Neue fragen, warum dein Leben nicht so glamourös aussieht wie das eines Influencers.
#19 Du hast weniger Selbstzweifel
Weniger Vergleicheritis heißt meist auch: weniger Selbstzweifel.
#20 Weniger digitaler Stress
Wer nichts posten, liken oder kommentieren muss, hat meist auch weniger digitalen Stress.
#21 Dir werden Follower egal
Warum der Insta-Account deines Nachbarn für seinen Chihuahua mehr Follower hat als dein Account für deinen Labradoodle, wird keine Rolle mehr in deinem Leben spielen.
#22 Dir werden Likes egal
Oder auch, warum die Monstera deiner Cousine dritten Grades mehr Likes bekommt als deine.
#23 Mehr Dankbarkeit
Du musst deinen Umsatz, deinen Urlaub, deine Garderobe, dein Haus, deinen Hund oder deine Kinder nicht mehr mit den Errungenschaften von Fremden auf Instagram vergleichen, sondern wirst dankbarer für das, was du bereits hast.
#24 Mehr Zufriedenheit
Weniger Vergleicheritis heißt nicht selten auch: mehr Zufriedenheit – in sämtlichen Bereichen des Lebens.
#25 Filter adé, scheiden tut nicht weh
Du kannst endlich aufhören, die Welt durch einen Filter zu betrachten. Der schönste Filter heißt immer noch: Realität.
#26 JOMO statt FOMO
Irgendwann freust du dich darüber, Dinge auf Instagram zu verpassen, wetten?!
#27 Du kommst früher ins Bett
Stell dir vor, es ist Schlafenszeit und du musst nicht noch schnell auf Instagram deine Likes checken.
#28 Gute Nacht
Und du wirst auch nicht durch Pushbenachrichtigungen mitten in der Nacht geweckt, sondern kannst einfach … schlafen.
#29 Bye bye unrealistische Schönheitsideale
Hallo völlig normale Falten, Pickel, Augenringe und Co!
#30 Bye bye negatives Selbstbild
Und wer weiß? Vielleicht verwandelt sich ein negatives Selbstbild nach und nach in ein positives?
#31 Bye Bye Instagram Detox
Du kannst aufhören, dich von einem Instagram Detox zum nächsten zu hangeln, denn ohne die tägliche Dosis Instagram-„Gift“ brauchst du dich auch nicht mehr zu „entgiften“.
#32 Du schützt deine mentale Gesundheit
Studien haben gezeigt, dass eine Instagram-Nutzung mit Depressionen und Ängsten korreliert. Das heißt: Instagram und Depressionen/Ängste gehen auffallend oft Hand in Hand. So gesehen schützt du mit einem Instagram-Ausstieg deine mentale Gesundheit.
#33 Du fühlst dich weniger einsam
Hast du gewusst, dass Instagram-Nutzung auch mit einem Gefühl der sozialen Isolation korreliert? Vielleicht fühlst du dich ohne Instagram dann auch weniger einsam.
#34 F*ck Perfektionismus!
Ohne Instagram gibt es auch gleich viel weniger Grund, Perfektion anzustreben.
#35 Weniger Überreizung
Weniger Instagram = weniger Reize.
#36 Deine Bildschirmzeit reduziert sich
Weniger Instagram = weniger Bildschirmzeit.
Instagram und Zeit
#37 Mehr Zeit
Instagram mag unterhaltsam sein, doch was kostet es an Zeit!
Früher habe ich manchmal zwei Stunden auf der Plattform verbracht – täglich. Das sind 14 Stunden in der Woche, 60 Stunden im Monat oder 730 Stunden im Jahr.🫣
Was könnten wir alle mit 730 Stunden mehr im Jahr anstellen? The answer may (not) surprise you: eine Menge!
#38 Mehr Hobbys
Vor lauter Liken und Kommentieren und in Reels tanzen hatte ich völlig vergessen, dass es so etwas wie Hobbys gibt.
Ohne Instagram habe ich endlich:
mir ein Klavier gekauft
angefangen, wieder Sport zu machen
mich für einen Koreanischkurs angemeldet
drei Bücher geschrieben (eins davon im Verlag)
#39 A little less inspiration …
Ohne Instagram kannst du endlich aufhören, nach dem perfekten Zitat für den Sonntagsbrunch mit deinen Schwiegereltern zu suchen.
#40 … and Hashtags
Oder nach dem perfekten Hashtag.
#41 Du kannst aufhören, alles zu fotografieren
Dein Essen, dein Kaffee, die Buddha Bowl … niemand muss mehr wissen, dass du dir gerade was gönnst. Beängstigend? Nein, befreiend!
#42 Du hast mehr Zeit zum Lesen
Du könntest endlich den SUP (= Stapel ungelesener Bücher) abarbeiten, anstatt dir die Shelfies von Fremden im Internet anzugucken.
#43 Du hast mehr Zeit fürs „Real Life“
„Hugging statt Phubbing“ wird dein neues Motto.
#44 Du hast mehr Zeit zum essen
Da du dein Essen nicht mehr fotografieren musst, hast du endlich mehr Zeit zum essen.
#45 Premium-Futter fürs Hirn
Apropos essen: Du könntest deine Gehirnzellen mal wieder mit anderen Dingen füttern als mit Likes und Selfies.
Instagram und Aufmerksamkeit
#46 Weniger Ablenkung
Stell dir vor, du arbeitest und es gibt keine Likes, Kommentare oder DMs, die du checken musst. #halleluja
#47 Keine fragmentierte Aufmerksamkeit mehr
Ohne Instagram wird deine Aufmerksamkeit auch nicht mehr fragmentiert und du kannst dich wieder über einen längeren Zeitraum konzentrieren.
#48 Weniger Kämpfe um deine Aufmerksamkeit
„Schnell sein lohnt sich!“, „Jetzt!“, „Nur noch heute!“ – Wenn du nicht mehr auf Instagram bist, kämpfen gleich viel weniger Menschen um deine Aufmerksamkeit.
#49 Mehr Monotasking
Du schreibst eine wichtige E-Mail, während du parallel mit einer Kollegin chattest und Instagram-Beiträge strategisch kommentierst? Ohne Instagram brauchst du auch nicht mehr so viel „Multitasking“ zu betreiben.
#50 Keine Macht dem Dopamin
Jeder Like ein Dopamin-Ausstoß! Doch wir sind dem Belohnungszentrum nicht hilflos ausgeliefert und können mit einem Instagram-Ausstieg der „Dopamin-Falle“ entkommen.
Instagram und Marketing
#51 Tschüss, Shiny-Object-Syndrom!
Bilder, Videos, Lives, Reels … Wer Instagram verlässt, kann damit aufhören, nach dem neuesten „Shiny Object“ Ausschau zu halten und sich darauf fokussieren, welche Marketingmaßnahme wirklich zu einem passen.
#52 Hallo Stärken!
Statt Instagram-Trends in den Fokus zu nehmen, können wir uns auch endlich darauf fokussieren, was wir richtig gut können.
Quatschen? Dann könnte ein Podcast eine gute Idee sein. Schreiben? Wie wäre es dann mit einem Blog oder Newsletter als Marketingkanäle?
#53 Tiefe Gespräche statt schneller Emojis
Ja, auf Instagram kommen wir schneller mit Menschen in Kontakt, z. B. wenn wir auf Storys mit Emojis antworten. Doch sind das auch wirklich tiefgehende, erfüllende Gespräche?
Ohne Instagram haben wir mehr Zeit, um uns mal wieder „richtig“ mit Menschen zu unterhalten.
#54 Entspanntes Marketing statt Posting-Druck
Statt sich jeden Tag dazu zu zwingen, etwas auf Instagram zu posten, was in 24 Stunden eh keine Menschenseele mehr interessiert, können wir entspannte, nachhaltige Marketingstrategien verfolgen, die uns auch noch nach Wochen, Monaten oder Jahren Resultate bringen.
#55 Wir schmeißen unsere eigene Party
Wenn wir Instagram nutzen, sind wir zu Gast auf einer Party, die nicht uns gehört, sondern Mark Zuckerberg. Wenn uns die Party nicht gefällt, können wir uns zwar beschweren. Doch letzten Endes hat Mark den Partyraum gemietet und die Luftballons aufgepustet – nicht wir.
Wenn wir Instagram verlassen, schmeißen wir unsere eigene Party.
Wir mieten die Räume, die uns gefallen, und spielen Musik, die wir lieben. So macht die Marketing-Party auch gleich viel mehr Spaß.😁
Fazit
Es gibt jede Menge gute Gründe, Instagram zu löschen. In diesem Blogartikel habe ich dir 55 solcher Gründe vorgestellt:
Instagram und Selbstinszenierung
Instagram und (mentale) Gesundheit
Was ist dein persönlicher Grund, dein Instagram-Konto zu löschen? Schreib ihn auf, rahm ihn ein, häng ihn auf! :)
Oder schreib mir und sag hallo!☺️ Ich freue mich, von dir zu hören.
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Instagram Detox: 5 Gründe dafür und 5 dagegen
Ein Instagram Detox ist in aller Munde, doch ist es wirklich eine so gute Idee? Ich glaube: Es kommt darauf an. In diesem Blogartikel habe ich fünf Gründe für und fünf Gründe gegen einen Instagram Detox gesammelt.
Ein Instagram Detox ist in aller Munde, doch ist es wirklich eine so gute Idee? Ich glaube: Es kommt darauf an.
In diesem Blogartikel habe ich fünf Gründe für und fünf Gründe gegen einen Instagram Detox gesammelt.
Doch first things first:
Instagram Detox – was ist das eigentlich?
Ein Instagram Detox ist eine fest definierte Auszeit von Instagram, eine Instagram-Pause.
Dabei steckt im Wort „Detox“ das Wort „toxisch“ = giftig. Bei einem Instagram Detox „entgiften“ wir uns also von Instagram.
Wissenschaftlich lässt sich die Wirkung eines Digital Detox übrigens nicht belegen.
Instagram Detox: 5 Gründe dafür
Es gibt Fälle, da kann ein Instagram Detox tatsächlich eine gute Idee sein. Hier kommen fünf davon:
Du brauchst dringend Abstand von Instagram
Sobald du an Instagram denkst und ein Gefühl von „Ich kann grad einfach nicht mehr“ bekommst, ist es Zeit, die Reißleine zu ziehen.
Gesundheit ist das Allerwichtigste, auch im Businesskontext.
Gerade für Kreative gilt: Erschöpfte können meist nicht schöpferisch tätig sein. Als Selbstständige sind wir unsere wichtigste Ressource, und wenn es uns nicht gut geht, können wir meist auch keine gute Arbeit leisten.
Solltest du also einen Gedanken wie „Es geht nicht mehr“ haben, ist eine kurzfristige Instagram-Auszeit das einzig Richtige. Alles andere ist sekundär.
Du brauchst „richtige“ Erholung
Selbst wenn du dich auf Instagram wie ein Fisch im Wasser fühlst und deine Community abgöttisch liebst, brauchst du möglicherweise von Zeit zu Zeit eine Pause.
Schließlich hängen wir ja auch nicht jede einzelne Sekunde des Tages mit unseren Lieblingsmenschen ab, sondern nehmen uns auch Zeit für uns und andere Menschen und Interessen.
So ist es mit Instagram auch: Eine Pause ist immer eine gute Idee!
Eine Instagram-Auszeit kann eine hervorragende Möglichkeit sein, um eine Balance von online und offline oder „innen“ und „außen“ zu erreichen und langfristig bei Kräften zu bleiben.
Und wenn es dir mit Instagram grundsätzlich gut geht und du dich einfach mal „richtig“ erholen willst oder einen Spontantrip nach Paris planst, bei dem du nicht jedes Pain au Chocolat dokumentieren willst – go for it!
Du brauchst deinen Fokus für ein anderes Projekt
Instagram kann ein richtiger Zeitfresser sein.
Und wenn es ein anderes spannendes berufliches oder privates Projekt gibt, das all deine Zeit, deine Energie und deinen Fokus benötigt, kann es eine gute Idee sein, für ein paar Wochen (oder gar Monate) auf Instagram zu verzichten und ein „Sabbatical“ einzulegen.
Zum Beispiel wenn du ein Buch schreibst, einen Podcast startest, in Babypause gehst oder, oder, oder.
Wenn du sagst „Es gibt gerade Wichtigeres als Instagram, und zwar …“, kann ein Instagram Detox eine gute Sache sein.
Du bist neugierig, wie es dir ohne Instagram geht
Ich hätte von mir nie gedacht, dass ich ein Problem mit Zucker hätte. Doch als ich mir mal für drei Monate vorgenommen hatte, keinen Gramm Zucker zu essen, habe ich erst einmal verstanden, dass Zucker nahezu überall ist!
Ein spannendes Experiment, das mir jede Menge Aha-Erlebnisse beschert hat und einen nachhaltigen Einfluss auf meine Ernährung hatte.
Vielleicht geht es dir auch so oder so ähnlich mit Instagram.
Vielleicht bist du einfach neugierig, wie (d)ein Leben ohne Instagram aussehen könnte. Was fängst du mit der freigewordenen Zeit an? Was passiert mit deinen Kontakten?
Der Ausgang dieses Expertiments? Komplett offen. Und vielleicht liegt darin ja auch der Reiz.
Die Basis für eine gesunde Instagram-Nutzung stimmt
Bis auf den letzten Punkt („Du bist neugierig, wie es dir ohne Instagram geht“) haben die Gründe gemeinsam, dass die Basis für eine gesunde Instagram-Nutzung stimmt.
Wenn Instagram für dich grundsätzlich eine gute Zeit bedeutet, wenn dich die Plattform anderen Menschen näher bringt und du keinerlei oder kaum negative Auswirkungen auf deine (mentale) Gesundheit spürst, ist ein Instagram Detox eine gute Möglichkeit, mal eine Pause von Instagram einzulegen.
Sei es, weil gerade andere Projekte oder Lebensereignisse wichtiger sind oder weil du ein paar Tage oder Wochen zur „richtigen“ Erholung mit möglichst viel Offline und möglichst wenig Online brauchst.
Instagram Detox: 5 Gründe dagegen
Wenn die Basis für eine gesunde Instagram-Nutzung allerdings nicht stimmt, wird ein Instagram Detox meist nicht viel bringen bzw. die Situation ggf. noch verschärfen.
Das könnte zum Beispiel in folgenden Fällen der Fall sein:
Deine (mentale) Gesundheit leidet grundsätzlich unter Instagram
Wenn es kein konkreter Anlass ist, der dir Instagram madig macht, sondern du merkst, dass Instagram grundsätzlich einen negativen Einfluss auf deine (mentale) Gesundheit hat, stellt sich die Frage, was ein Instagram Detox in solch einem Fall überhaupt bringen würde.
Die Funktionsweise von Instagram zielt direkt auf unsere Psyche: Jeder Like, jeder Kommentar, jeder Share sorgt dafür, dass Dopamin ausgeschüttet wird.
Kurzfristig empfinden wir das als Belohnung, doch langfristig als Belastung:
Wir wollen immer mehr Likes, Kommentare, Shares und damit Dopamin. Und sogenannte Attention Engineers designen die App bewusst so, dass sie uns maximal „hooked“ macht. Selbst die kurze Pause, wenn wir unseren Feed neu laden, erfüllt einen Zweck. (Vorfreude steigern!)
Doch es muss nicht immer gleich eine Instagram-Sucht sein:
Für viele Menschen stellt Instagram eine Reizüberflutung dar, die über längere Zeit dafür sorgt, dass sie sich erschöpft und gestresst fühlen. Sie empfinden Instagram oft als zu viel, zu schnell und zu laut.
Auch Depressionen, Ängste und Burnout werden in Studien immer wieder mit Instagram in Verbindung gebracht.
Wenn Instagram diesen Effekt auf deine Gesundheit hat, ändert sich das vermutlich nicht, wenn du ein paar Tage der Plattform fernbleibst.
Ähnlich sieht es für mich aus, wenn dein Selbstwert unter Instagram leidet.
Wenn dich die kuratierten Highlights von Fremden im Internet nicht inspirieren, sondern lähmen, unter Druck setzen und stressen, ist das ein grundsätzliches Problem.
Wenn die Vergleicheritis kickt, sobald du die App öffnest, und du dich als chronisch nicht gut genug fühlst (Imposter Syndrom!), werden ein paar Tage Instagram Detox vermutlich nicht so viel daran ändern.
Ja, die Likes sind ein kleiner, netter Ego-Boost, doch auch sie können langfristig dafür sorgen, dass unser Selbstwert abhängig von diesen äußeren Faktoren wird und dass er einstürzt, sobald sich äußere Bedingungen ändern und die Likes mal ausbleiben.
Auch hier hilft nicht ein Instagram Detox, sondern der Aufbau eines Selbstwertes, der nicht an äußere Faktoren wie Likes geknüpft ist. Und das wiederum gelingt vermutlich besser ohne Instagram.
Du hangelst dich von Instagram Detox zu Instagram Detox
Die Betonung liegt hierbei auf dem Wort „hangeln“. Wenn deine Gesundheit und dein Selbstwert unter Instagram Schaden nehmen und der Leidensdruck hoch ist, stellt sich die Frage, ob es wirklich ein Instagram Detox ist, den du brauchst, oder nicht vielmehr ein Leben völlig ohne Instagram?
Gerade wenn du schon mehrere Instagram-Detox-Versuche hinter dir hast und bereits wenige Tage später merkst, dass die alten ungesunden Gewohnheiten schneller wieder da sind, als du „Instagram Detox“ sagen kannst, wird sich das Problem mit Instagram vermutlich nicht mit einem erneuten Detox lösen lassen, sondern mit einer anderen Strategie wie
Instagram an eine virtuelle Assistenz auslagern oder
dein Instagram-Konto vollständig löschen
Vielleicht brauchst du nicht den 13. Instagram Detox dieses Jahr als vielmehr eine Instagram-Exit-Strategie? (In diesem Fall: Lass uns gerne miteinander sprechen!)
Dir geht es ohne Instagram deutlich besser
Wenn du schon mehrere Instagram-Detox-Versuche hinter dir hast und jedes Mal merkst „Mir geht es ohne Instagram so viel besser!“, stellt sich ebenfalls die Frage, was dir ein Instagram Detox genau bringen soll.
Jeder Instagram Detox neigt sich irgendwann mal dem Ende zu. Und wenn dein Alltag ohne Instagram schöner ist als mit, stellt sich die Frage, warum du dann überhaupt noch zu Instagram zurückgehst.
Warum begibst du dich freiwillig immer wieder an einen Ort, der dir so offensichtlich nicht gut tut?
Genau das stört mich am Konzept „Instagram Detox“, „Social Media Detox“ oder „Digital Detox“:
Schon im Begriff „Detox“ steckt das Wort „Gift“ drin und damit die Erkenntnis, dass wir uns Tag für Tag freiwillig einem „Gift“ aussetzen.
Warum sollten wir das tun?
Instagram ist nicht mit deinen Werten vereinbar
Doch nicht nur die Gesundheit, auch deine Werte können ein Grund dafür sein, warum nicht ein Instagram Detox, sondern ein Instagram-Ausstieg angebracht wäre.
Wenn das Geschäftsmodell hinter Instagram, das Mikrotargeting oder die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Menschen mit deinen Unternehmenswerten in Konflikt stehen, ist das ein grundsätzliches Problem und kein Problem, das sich mit einer Instagram-Pause lösen lässt.
Dann bringt es nichts, sich von Zeit zu Zeit von Instagram zu entgiften, sondern eher, sich zu fragen, wie Marketing aussehen müsste, damit es mit den Unternehmenswerten in Einklang ist.
Instagram-Marketing passt nicht zu deinen Stärken
Und schließlich bringt ein Instagram Detox nichts, wenn Instagram einfach nicht zu deinen Stärken passt.
Wenn du täglich auf Instagram präsent bist und dich stets redlich bemühst, obwohl das, was Instagram da von dir verlangt, überhaupt nicht zu deiner Persönlichkeit, deinen Fähigkeit und Interessen passt, wirst du den Grundkonflikt nicht lösen, indem du für ein paar Tage der Plattform fernbleibst.
Stattdessen steht eine Entscheidung an: Soll sich dein Marketing an deinen Stärken orientieren?
Wenn ja, bringt es vermutlich nichts, sich täglich zu Storys und Reels zu zwingen. Sinnvoller wäre es, Marketingstrategien zu nutzen, die besser zu deinen Stärken passen.
Fazit: Ein Instagram Detox ist nicht immer eine gute Idee
Ein Instagram Detox ist hip, doch er ist nicht immer eine sinnvolle Sache.
Entscheidend ist zu verstehen, ob du nur eine kurzfristige Pause von Instagram benötigst oder ein grundsätzliches Problem mit Instagram besteht.
Fünf Gründe, die für einen Instagram Detox sprechen, sind:
Du brauchst dringend Abstand von Instagram.
Du brauchst richtige Erholung.
Du brauchst deinen Fokus für ein anderes Projekt.
Du bist neugierig, wie es dir ohne Instagram geht.
Die Basis für eine gesunde Instagram-Nutzung stimmt.
Fünf Gründe, die gegen einen Instagram Detox sprechen, sind:
Deine (mentale) Gesundheit leidet grundsätzlich unter Instagram.
Du hangelst dich von Instagram Detox zu Instagram Detox.
Dir geht es ohne Instagram deutlich besser.
Instagram ist nicht mit deinen Werten vereinbar.
Instagram-Marketing passt nicht zu deinen Stärken.
Es liegt nun an dir zu entscheiden, was bei dir und Instagram der Fall ist.
Weiterlesen
Instagram löschen – ja oder nein? Ich helfe dir, dich zu entscheiden
Instagram löschen: Meine Erfahrung mit einem Instagram-Ausstieg als Selbstständige
Instagram vs. Realität: Wie sieht eine Selbstständigkeit ohne rosaroten Instagram-Filter aus?
Instagram-Konto löschen oder deaktivieren: Link + einfache Anleitung
Instagram löschen – ja oder nein?
Instagram löschen – soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein? Wenn dir diese Frage bekannt vorkommt, weil du sie dir täglich und dreimal an Ostern stellst, welcome to this Blogartikel! Schnapp dir Stift und Papier oder öffne ein digitales Dokument und lass die Entscheidungsfindung – für oder gegen Instagram – beginnen!
Instagram löschen – soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?
Wenn dir diese Frage bekannt vorkommt, weil du sie dir täglich und dreimal an Ostern stellst, welcome to this Blogartikel!
Hier ist nicht der Ort, an dem ich dir sagen werde: Mach es!
Vielmehr möchte ich dir mit meinen ausgewählten Fragen dabei helfen, eine eigene Pro- und Kontra-Liste zu erstellen.
Schnapp dir also Stift und Papier oder öffne ein digitales Dokument und lass die Entscheidungsfindung – für oder gegen Instagram – beginnen!
Instagram löschen: Ja
Was spricht dafür, deinen Instagram-Account zu löschen? Aus meiner Sicht sind es vor allem diese Punkte hier:
#1 Instagram bringt dir keine Ergebnisse
Stell dir vor, du mühst dich Tag für Tag mit Instagram ab, doch es bringt dir keine oder kaum Ergebnisse.
Das war zum Beispiel bei mir der Fall. Ich stellte fest: Ich brauche jeden Tag etwa 1–2 Stunden fürs Instagram-Marketing, doch die Resultate waren eher bescheiden:
Die wenigsten Menschen, die meine Website besuchten, kamen von Instagram (weniger als 5%).
Die wenigsten Menschen, die mit mir zusammenarbeiteten, wurden auf Instagram auf mich aufmerksam. Anfragen, Aufträge und Verkäufe kamen eher durch Newsletter, mein Netzwerk und Empfehlungen zustande.
Nun hätte ich natürlich sagen können (und habe es jahrelang getan): „Dann muss ich mich halt noch mehr zu Instagram-Marketing weiterbilden!“
Doch ich hatte einfach keine Lust auf diese ewige Weiterbildungsspirale, die entsteht, wenn man mit den Veränderungen und Trends einer Social-Media-Plattform mithalten will.
Du auch nicht? Dann mache nun einen dicken, fetten Strich auf der Pro-Seite deiner „Instagram löschen – ja oder nein?“-Pro-und-Kontra-Liste!
#2 Instagram ist ein Hamsterrad für dich
Was uns auch schon zum nächsten Punkt bringt: Du empfindest Instagram als ein Hamsterrad. Es ist anstrengend für dich, es stresst dich und bereitet dir Kopfzerbrechen und schlaflose Nächte.
Wie lange willst du dich in diesem Instagram-Hamsterrad noch abstrampeln? Und wo soll das Ganze enden?
Wenn du keine Antwort auf diese Frage findest, machst du am besten einen weiteren Strich auf der Pro-Seite.
#3 Instagram ist schlecht für deine (mentale) Gesundheit
Oft genug endet Instagram in einem Burnout, einer Depression oder einer anderen (psychischen) Erkrankung.
Das muss nicht so sein, kann es aber.
Und deshalb ist es zentral, sich zu beobachten und gnadenlos ehrlich zu sich zu sein:
Hat Instagram einen negativen Effekt auf meine (mentale) Gesundheit?
Wenn die Antwort hier „ja“ lautet und bisherige Versuche, Social Media achtsam zu nutzen oder einen Social Media Detox einzulegen, nichts gebracht haben, hilft meist nur, Instagram zu verlassen – für immer.
#4 Instagram hat negative Auswirkungen auf deinen Körper
Marketing hat nicht nur mit Strategien und Zahlen zu tun, sondern auch viel mit unserem Körper.
Denn auch wenn KI-Anwendungen boomen: Letzten Endes müssen immer noch Menschen aus Fleisch Blut Marketing betreiben und verantworten.
Deshalb lohnt es sich, dich mal auf deinen Körper zu fokussieren und dich zu fragen:
Was passiert mit meinem Körper, wenn ich an Instagram (oder eine Instagram-Aufgabe) denke?
Wird er eng, hart, verkrampft? Schlägt das Herz schnell(er)? Knotet sich alles im Bauch zusammen?
Wenn hier die Antwort „ja“ ist, ist die Gefahr groß, dass Instagram Stress für deinen Körper bedeutet. Möchtest du deinen Körper jeden Tag aufs Neue diesem Stress aussetzen?
#5 Instagram macht dich unproduktiv
Es spricht natürlich nichts dagegen, dann und wann seine Zeit mit Instagram zu verdaddeln.
Doch wenn wir uns jeden Tag dabei erwischen, wie wir auf Instagram doomscrollen, statt unsere Aufgaben zu erledigen, sollten wir uns fragen, ob uns Instagram nicht von den wirklich wichtigen Dingen in unserem Leben abhält.
Dabei geht es mir gar nicht darum, Produktivität als Wert hochzuhalten oder zu sagen, dass das Wichtigste im Berufsleben ist, dass wir effektiv und effizient arbeiten.
Auch ich bin großen Fan von Pausen, Auszeiten, unverplanter Arbeitszeit, sich mal treiben zu lassen oder auch mal Zeit mit seichten, südkoreanischen Serien zu verdaddeln.
Doch Instagram ist meist mehr als das: Es ist oft eine ständige Ablenkung, Störung und Prokrastination.
Wer alle zehn Minuten sein Smartphone checkt, weil eine neue Pushbenachrichtigung aufgeploppt ist, verbringt seine Arbeitszeit mehr damit, wieder zu seiner eigentlichen Aufgabe zurückzufinden und Konzentration aufzubauen, als zu arbeiten. Deep Work oder gar ein Flow sind so nicht möglich.
Wie wollen wir so auf Dauer gute Arbeit leisten?
#6 Instagram passt nicht zu deinen Stärken
Stell dir vor, du verbringst jeden Tag zwei Stunden damit, Videos zu drehen, in Reels zu tanzen und Bilder zu bearbeiten. Zwei Stunden am Tag sind 730 Stunden im Jahr, und da es so viel Zeit ist, muss die Frage erlaubt sein:
Gehört das, was Instagram von mir jeden Tag aufs Neue verlangt, eigentlich zu meinen Stärken?
Wenn die Antwort „nein“ lautet, hilft ein Reality-Check:
Du kannst natürlich grundsätzlich auch neue Dinge lernen und neue Fähigkeiten entwickeln. Doch wenn das, was du jeden Tag auf Instagram machst, dir einfach nicht liegt, verbringst du eine Menge Zeit damit, an deinen Schwächen rumzudoktern.
In dieser Zeit könntest du auch die sensationellen Stärken nutzen, die du bereits hast, und richtig, richtig gut in dem werden, was dir liegt!
Wenn du zum Beispiel – so wie ich – merkst, dass Schreiben zu deinen Kernfähigkeiten gehört, und deshalb Schreiben deine Marketingstrategie sein soll, kannst du statt auf Instagram dich lieber auf einen Blog oder Newsletter fokussieren.
Klingt das nicht gleich so viel entspannter (und effektiver!), als sich mit seinen Schwächen zu beschäftigen und mit viel Glück maximal semigut zu werden?
#7 Instagram passt nicht zu deinen Werten
Wenn du Unternehmenswerte definiert hast und über die Entwicklungen der Social-Media-Plattformen im Bilde bist, stellst du möglicherweise fest:
Instagram passt nicht zu meinen Werten.
Möglicherweise findest du Metas Geschäftsmodell mit den Daten (Daten werden ohne Zustimmung gesammelt und an Werbetreibende weiterverkauft) problematisch. Oder du kannst es nicht mit deinem Gewissen vereinbaren, deine Kundinnen und Kunden auf eine Plattform zu lenken, die vielen Menschen erwiesenermaßen nicht gut tut.
Was auch immer es bei dir ist: Ein Wertekonflikt ist ein legitimer Grund, sich von einer Plattform zu verabschieden und mehr Integrität ins Marketing und Berufsleben zu holen.
Es geht nicht immer um Wachstum und Reichweite – ethische Prinzipien und Übereinstimmung mit deinen Werten sind genauso wichtige Kriterien, um die Eignung einer Plattform fürs eigene Marketing zu beurteilen.
#8 Dein Bauchgefühl
Die Entscheidung für oder gegen Instagram ist keine reine Verstandentscheidung, sondern kann natürlich auch dein Bauchgefühl einschließen.
Vielleicht hast du bei den Punkten bisher mit dem Kopf geschüttelt, dennoch sagt irgendwas in dir drin: Instagram ist keine so gute Idee.
Mein Rat lautet da: Nimm diese Stimme ernst, selbst wenn sie etwas diffus ist oder dir noch die Worte fehlen für das, was mit dir auf Instagram passiert.
Natürlich ist die Aufzählung oben nicht vollständig und es gibt jede Menge weitere Punkte, die ich an dieser Stelle hätte erwähnen können.
No Social Media – und wie dein Marketing trotzdem gelingt
Wenn du noch tiefer in das Thema „Social Media – ja oder nein“ einsteigen willst: In meinem Buch „No Social Media“ findest du noch Futter für deine Pro- und Kontra-Liste.
Instagram löschen: Nein
Jetzt haben wir viele Gründe, die für eine Löschung des Instagram-Accounts sprechen, gesammelt. Was spricht nun dagegen, Instagram zu löschen?
Drehen wir den Spieß doch einfach mal um.
#1 Instagram bringt dir Ergebnisse
Wenn du etwas postest, eine Story oder ein Reel erstellst, kommst du mit Menschen ins Gespräch. Interessierte fragen nach deinen Angeboten oder Kennenlerngesprächen.
Und wenn du deine Kundschaft fragst „Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?“, sagen Menschen immer wieder: „Auf Instagram.“
Ist das bei dir der Fall?
Wenn Instagram für dich und dein Marketing funktioniert – was auch immer dieses Wort für dich persönlich bedeuten mag –, ist das ein valides Argument, Instagram weiterhin zu behalten.
Das gibt einen dicken, fetten Strich auf der „Nein“-Seite der „Instagram löschen – ja oder nein?“-Pro-und-Kontra-Liste.
#2 Instagram macht Spaß
Instagram ein Hamsterrad?
Wenn du gar nicht weißt, was ich damit meinen könnte, weil Instagram für dich überwiegend Spaß, Freude und eine gute Zeit bedeutet, spricht natürlich vieles dafür, Instagram weiterhin zu behalten.
#3 Instagram hat keine Auswirkung auf deine (mentale) Gesundheit
Wenn du merkst, dass Instagram keine oder kaum Auswirkungen auf deine (mentale) Gesundheit hat, ist das ein gutes Zeichen.
Wenn du immun gegenüber der inszenierten Bilder bist und dich die sorgfältig kuratierten Highlights von Bekannten, Freundinnen und Fremden nicht in eine Vergleichsspirale bringen …
Wenn dein Selbstwert von den schlanken, schönen und erfolgreichen Menschen auf Instagram unberührt bleibt …
Wenn dein Schlaf wegen Instagram nicht leidet und du nicht nachts wach liegst, weil du Argumente für eine hitzige Diskussion mit Fremden im Internet sammelst …
… dann ist die Notwendigkeit, dein Instagram-Konto zu löschen, womöglich nicht so stark gegeben wie bei Menschen, die an Instagram leiden oder gar Symptome einer Depression oder eines Burnouts entwickeln.
#4 Instagram hat keine negative Auswirkungen auf deinen Körper
Ähnliches gilt, wenn Instagram keine negativen Auswirkungen auf deinen Körper hat. Wenn du weiterhin entspannt bleibst, selbst wenn du eine Stunde auf Instagram abgehangen hast, wirst du vermutlich kein großes Problem mit Instagram spüren.
Und natürlich musst du in solch einem Fall dein Instagram-Konto auch nicht unbedingt löschen, wenn du nicht willst.
#5 Instagram hat keine Auswirkungen auf deine Produktivität
Kannst du dich trotz Instagram immer noch gut konzentrieren und fokussieren? Halten sich Doomscrollen und Prokrastination in Grenzen? Erledigst du immer noch die Dinge, die erledigt werden müssen?
Dann kann es sein, dass deine Instagram-Nutzung keine Auswirkung auf deine Produktivität hat und dass du Instagram in einem für dich vernünftigen Rahmen nutzt.
Wenn du für dich eine gute Balance aus Instagram und Arbeit gefunden hast und wichtige Aufgaben nicht chronisch auf „später“ verschiebst, muss Instagram auch nicht zwingend gelöscht werden.
#6 Instagram passt zu deinen Stärken
Selfies machen, Grafiken erstellen, Videos drehen, in Reels tanzen – fühlst du dich bei den Anforderungen, die Instagram an die Creator stellt, wie ein Fisch im Wasser? Passt der Fokus aufs Visuelle zu deinen Stärken?
Wunderbar! Dann bist du und Instagram ein guter Match. Und dann spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, Instagram weiterhin in deinem Leben und Marketing zu behalten.
#7 Instagram passt zu deinen Werten
Ähnlich sieht es für mich aus, wenn Instagram nicht mit deinen Werten in Konflikt steht, also wenn du sagst:
„Alles, was mir wichtig ist, kann ich auf / mit Instagram umsetzen. Und Metas Geschäftsmodell mag zwar nicht unproblematisch sein, aber hält mich jetzt nicht nachts wach …“
Wenn du hier kein Konfliktpotenzial siehst, spricht aus meiner Sicht vieles dafür, Instagram weiterhin zu behalten und zu bespielen.
#8 Dein Bauchgefühl
Die besten Argumente nützen nichts, wenn du dein Bauchgefühl ignorierst. Wenn du also – trotz aller Argumente – in deinem Bauch eine Stimme findest, die sagt
„Passt schon.“
„Ist zwar manchmal nervig, aber alles in allem okay.“
„Meist ist es doch ganz lustig hier.“
glaub ihr ruhig.
Ist es sinnvoll, Instagram zu löschen?
Diese Frage kannst aus meiner Sicht nur du beantworten!
Statt dich auf pauschale Ratschläge von Marketingcoaches zu verlassen, empfehle ich dir, dir selbst ein Bild davon zu machen, welche Rolle Instagram privat und beruflich in deinem Leben spielt.
Bringt Instagram Ergebnisse – ja oder nein?
Ist Instagram ein Hamsterrad für dich – ja oder nein?
Hat Instagram negative Auswirkungen auf deine (mentale) Gesundheit – ja oder nein?
Hat Instagram negative Auswirkungen auf deinen Körper – ja oder nein?
Hat Instagram negative Auswirkungen auf deine Produktivität – ja oder nein?
Passt Instagram zu deinen Stärken – ja oder nein?
Passt Instagram zu deinen Werten – ja oder nein?
Was sagt dein Bauchgefühl?
Erstelle mit diesen Fragen deine eigene Pro- und Kontra-Liste und fälle deine persönliche Entscheidung!😊
Auch interessant:
Die besten Instagram-Alternativen 2025
Du hast beschlossen, dich von Instagram zu verabschieden oder sogar dein Instagram-Konto zu löschen? Herzlichen Glückwunsch!
Doch was jetzt? Wie kannst du auch ohne Instagram deine Bilder teilen, Marketing betreiben und neue Menschen erreichen?
Darum soll es in diesem Blogartikel gehen.
Ich stelle dir Alternativen zu Instagram vor – sowohl Social-Media-ähnliche Bildernetzwerke als auch Social-Media-freie Möglichkeiten am Schluss.
Inhalt
Instagram light: Welche Bildernetzwerk-Alternativen gibt es zu Instagram?
Social-Media-frei: Instagram-Alternativen ohne Social Media
Warum braucht es überhaupt Instagram-Alternativen?
Bevor wir uns den vielen verschiedenen Instagram-Alternativen zuwenden, sollten wir noch mal über die drei wichtigsten Gründe sprechen, Instagram zu verlassen und sich Alternativen zu suchen.
#1 Instagram kann einen negativen Effekt auf die mentale Gesundheit haben
Auch wenn sich ein Kausalverhältnis in Studien nicht sauber nachweisen lässt, lässt sich zumindest eine Korrelation zwischen einer (erhöhten) Instagram-Nutzung auf der einen Seite und Depressionen, Angst- und Essstörungen uvm. auf der anderen Seite feststellen.
Auch kann es sein, dass das ständige Vergleichen mit anderen Menschen auf Instagram – der Influencerin mit dem durchtrainierten Körper, dem Kollegen, der mehr Umsatz macht, der Freundin, die immer gut drauf ist und der scheinbar alles mühelos gelingt – mit der Zeit am Selbstwert kratzt und man sich nach der Instagram-Nutzung schlechter fühlt als vorher.
Es heißt also nicht, dass Instagram zwingend depressiv macht. Es heißt lediglich, dass eine Instagram-Nutzung und eine Beeinträchtigung der mentalen Gesundheit oft Hand in Hand gehen.
Jede*r sollte deshalb für sich prüfen, welchen Effekt Instagram auf die mentale Gesundheit hat.
Und wenn das Ergebnis der Prüfung ist, dass Instagram eine Herausforderung für die mentale Gesundheit darstellt, ist es völlig legitim, Instagram zu verlassen und sich nach Alternativen umzuschauen.
#2 Instagram kann nicht zu den eigenen Werten passen
Instagram gehört zu dem Unternehmen Meta, das unter anderem auch Facebook betreibt. Und das Geschäftsmodell, das sowohl Instagram als auch Facebook zugrunde liegt, ist das Geschäft mit den Daten:
Bei der Nutzung von Instagram (oder Facebook) fallen Daten an. Meta sammelt, analysiert, kategorisiert und speichert diese Daten, um sie dann an Werbetreibende zu verkaufen. Diese nutzen diese Daten wiederum zum sogenannten Mikrotargeting, also um ihrer Zielgruppe passgenaue Werbeanzeigen auszuspielen.
Dieses Geschäftsmodell ist nicht nur ethisch bedenklich, rechtlich nicht mit der DSGVO vereinbar, sondern wurde in letzter Zeit immer häufiger auch zur Wahlbeeinflussung eingesetzt und stellt damit eine Bedrohung für demokratische Werte dar.
Wer sagt „Instagram ist nicht mit meinen Werten vereinbar“, muss das Geschäftsmodell der Meta-Plattformen natürlich nicht zwingend weiterhin unterstützen, sondern kann auch Instagram verlassen und auf Alternativen setzen.
#3 Instagram kann ein Zeitfresser sein
Früher habe ich ein bis zwei Stunden auf Instagram verbracht – täglich. Klingt vielleicht nicht viel, doch in der Woche sind das schon 7 bis 14 Stunden, im Monat 30 bis 60 Stunden und im Jahr 365 bis 730 Stunden.
Und bei diesen hohen Zahlen muss die Frage erlaubt sein: Ist das wirklich gut investierte Zeit?
Ich kann die Frage jetzt natürlich nicht für dich beantworten.
Für mich habe ich aber erkannt, dass die Zeit nicht gut investiert war:
Ich habe Instagram genutzt, um wirklich wichtige Dinge zu prokrastinieren, und auch wenn ich durchaus mit Menschen auf der Plattform in Kontakt gekommen bin, hatte Instagram einen bescheidenen Return on Investment für mich. Die wenigsten Menschen, die meine Website fanden oder mit mir zusammenarbeiteten, kamen tatsächlich von Instagram. Der Aufwand, den Instagram von mir forderte, stand nicht im Verhältnis zum Nutzen, den ich durch Instagram-Marketing bekam.
Ist es bei dir ähnlich? Du könntest jetzt natürlich sagen:
„Dann muss ich mich halt fortbilden und Instagram-Marketing lernen!“
Du könntest aber auch sagen:
„Instagram bringt mir nichts und hält mich von schöneren Dingen im Leben ab. Deshalb such’ ich mir eine Alternative!“
Und das ist absolut legitim, finde ich.
No Social Media! – Mein Buch im Rheinwerk Verlag
Noch mehr gute Gründe, die gegen Instagram und andere Social-Media-Kanäle sprechen, habe ich in meinem Buch „No Social Media!“ gesammelt.
Welche Bildernetzwerk-Alternativen gibt es zu Instagram?
Wenn wir über Instagram-Alternativen reden, denkt man natürlich zuerst an alternative Bildernetzwerke und damit Möglichkeiten, seine Bilder zu teilen. Vor allem, wenn das Visuelle eine große Rolle bei deinem Beruf spielt.
Hier sind einige Alternativen:
Als ehemalige Pinterest-Beraterin ist Pinterest natürlich die erste Alternative, die mir zu Instagram einfällt.
(Quelle)
Pinterest ist ein Mix aus sozialem Netzwerk und einer Suchmaschine, und Nutzer*innen können dort sowohl spannende Ideen zu den verschiedensten Themen finden als auch eigene Inhalte posten, indem sie sogenannte Pins erstellen.
Gerade im Bereich Fotografie, Food, Design, Mode, Reisen (also überall, wo es schöne Bilder gibt) ist Pinterest eine naheliegende Alternative zu Instagram.
tumblr
tumblr ist ein soziales Netzwerk, auf dem Bilder, Zitate, Links, Videos usw. geteilt werden können.
(Quelle)
2019 hatte tumblr fast ein Drittel seiner User verloren, nachdem sexuelle Inhalte verboten wurden.
Inzwischen ist es eher zu einer Nischenplattform geworden, die vor allem junge Menschen nutzen, um sich zum Beispiel über Fandoms auszutauschen.
Für eine private Nutzung könnte die Mikrobloggingplattform ggf. eine Alternative sein, als Marketingkanal taugt tumblr aber nicht.
flickr
flickr ist ein klassisches Bildernetzwerk. Hier können eigene Fotos oder kurze Videos hochgeladen und mit anderen Menschen geteilt werden.
Auch können die auf flickr hochgeladenen Fotos bewertet oder kommentiert werden.
(Quelle)
Seit 2019 ist flickr nicht mehr kostenlos und kostet knapp 50 Dollar im Jahr. Bei der kostenlosen Version können bis zu 1000 Bilder und Videos gespeichert werden.
Weitere Alternativen zu Instagram sind:
der Bildermarktplatz EyeEm (ausgesprochen: „I am“)
die Social-Media-Plattformen Plattformen TikTok, Snapchat, Facebook, LinkedIn oder Reddit
die Unterhaltungsplattform 9GAG
für Kunst oder Fotografie vor allem Behance, Dribble oder DeviantArt
Bildbearbeitungstools wie Snapseed oder VSCO
Open-Source-Alternativen wie Mastodon (vor allem, wenn du eine datenschutzfreundliche Alternative zu Instagram suchst)
Instagram-Alternativen ohne Social Media
Sucht man online nach „Instagram-Alternativen“, fällt auf, dass es meist andere soziale Netzwerke sind, die empfohlen werden.
„Du willst nicht mehr auf Instagram sein? Dann geh doch zu Pinterest!“, heißt es oft.
Das ist sicherlich richtig. Nur weil es mit einer Social-Media-Plattform nicht passt, muss es nicht zwingend bedeuten, dass die anderen Social-Media-Plattformen ebenfalls keine gute Idee sind. Vielleicht fühlt sich jemand, dem Instagram nicht liegt, auf Pinterest wie ein Fisch im Wasser?
Möglich.
Und dennoch möchte ich an dieser Stelle auch über Instagram-Alternativen sprechen, die völlig ohne soziale Medien auskommen.
Gerade Selbstständige und Onlineunternehmer*innen, bei denen das Visuelle keine entscheidende Rolle spielt – ich denke da zum Beispiel an textende, lektorierende, beratende, coachende Menschen –, brauchen ja nicht zwingend ein weiteres Bildernetzwerk, sondern einfach nur eine alternative Möglichkeit, um Menschen online zu erreichen.
Und die gibt es – zuhauf!
Website
Alles beginnt bei mir immer mit der Website. Die Website ist die „Homebase“, der Ort, den wir angeben, wenn uns jemand fragt:
„Und wo kann ich dich online finden?“
Natürlich könnten wir auch antworten: auf Instagram. Nur gehört uns Instagram leider nicht, und so kann es jederzeit passieren, dass unser Account gehackt, gesperrt oder gelöscht wird.
Bei einer Website kann das theoretisch auch passieren, kommt bei Selbstständigen und Einzelunternehmer*innen in der Praxis aber viel seltener vor.
Auch können wir auf unserer Website die Regeln selbst bestimmen: Was wir wann wie und warum posten, wird nicht mehr von Algorithmen vorgegeben, sondern von uns. Die Website ist die Homebase, in die Mark Zuckerberg nicht reinredet.
Blog
Auf der Mikrobloggingplattform Instagram darf eine Bildbeschreibung maximal 2200 Zeichen betragen. Gerade wer hier an seine Grenzen kommt, wird mit einem Blog vermutlich glücklicher.
Hier gibt es keine Zeichenbegrenzung, und Texte können so kurz oder lang sein wie gewünscht. Und natürlich können wir auch auf dem Blog unsere Texte mit Bildern oder Videos ergänzen (müssen es aber nicht).
Suchmaschinenoptimierung (SEO)
Auch online gefunden zu werden klappt ganz ohne Instagram.
Die Kombination aus Website und Blog ist vor allem dann mächtig, wenn wir unsere Website-Inhalte für Suchmaschinen wie Google optimieren.
Selbst mit dem Aufkommen von KI gilt: Solange Menschen googeln, können wir unsere Website-Inhalte so aufbereiten, dass sie als relevante Suchergebnisse ganz weit oben angezeigt werden.
Das ist entspannter als Instagram und nachhaltiger ist es auch:
Denn wenn ein Blogartikel erst einmal rankt, bleibt er meist oben und bringt noch die nächsten Wochen, Monate und manchmal sogar Jahre neue Menschen auf unsere Website.
Newsletter
Wer Marketing ohne Instagram betreibt, kommt meiner Erfahrung nach in den seltensten Fällen ohne Newsletter aus.
Wenn eine Website deine Homebase ist, ist ein Newsletter deine Fanbase – ohne Social Media.
Hier kannst du dich – so wie auf Instagram – regelmäßig melden, Informationen teilen oder persönliche Geschichten erzählen. Du kannst einmal im Monat einen Newsletter schreiben oder zweimal die Woche. Du entscheidest.
Solange du den Anmeldeprozess transparent gestaltest, ist aus meiner Sicht (fast) alles möglich.
Podcast
Und wenn du nicht gerne schreibst? Dann könnte ein Podcast eine gute Alternative zu Instagram sein.
Hier kannst du über dein Thema sprechen und so deine Expertise und Vertrauen aufbauen. Fast genauso wie mit Instagram, nur in Audio. Perfekt, wenn mensch eh nie Bock auf Fotos und Videos hatte.
Fazit: Es gibt eine Menge Instagram-Alternativen!
Es gibt eine Menge Gründe, Instagram zu verlassen und – neben anderen Bildernetzwerken – mindestens genauso viele gute Instagram-Alternativen, die völlig ohne Social Media auskommen, allen voran:
Website
Blog
SEO
Newsletter
Podcast
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Social Media Detox? Bringt nichts!
Wenn soziale Medien einen negativen Einfluss auf unsere (mentale) Gesundheit haben – uns überfordern, überreizen oder stressen –, suchen viele Menschen eine schnelle Lösung und legen einen Social Media Detox ein. In diesem Blogartikel möchte ich mich kritisch mit dem Thema „Social Media Detox“ auseinandersetzen und dir verraten, warum ich persönlich kein großer Fan dieser Methode bin.
Wenn soziale Medien einen negativen Einfluss auf unsere (mentale) Gesundheit haben – uns überfordern, überreizen oder stressen –, suchen viele Menschen eine schnelle Lösung und legen einen Social Media Detox ein.
Einerseits ist das verständlich. Oft ist der Leidensdruck so groß, dass man am liebsten vorgestern schon eine Lösung dafür hätte. Andererseits ist ein Detox meist nicht die Lösung für die Probleme, die Social Media mit sich bringen.
In diesem Blogartikel möchte ich mich kritisch mit dem Thema „Social Media Detox“ auseinandersetzen und dir verraten, warum ich persönlich kein großer Fan dieser Methode bin.
Aber jetzt noch mal Schritt für Schritt und der Reihe nach:
Was ist ein Social Media Detox überhaupt?
Während bei einem Digital Detox Menschen auf sämtliche digitalen Geräte und Anwendungen verzichten, geht es bei einem Social Media Detox darum, für einen bestimmten Zeitraum keine sozialen Medien mehr zu nutzen.
Facebook.
Instagram.
TikTok.
X (ehemals Twitter).
Pinterest.
LinkedIn.
All diese Plattformen (und noch viele mehr) können Gegenstand eines Social Media Detox werden.
Wie funktioniert ein Social Media Detox? Die Methoden
Manche sagen: „Ich nutze eine Woche lang keine sozialen Medien mehr.“ Andere nehmen sich vor, für einen Monat (oder noch länger) auf Social Media zu verzichten. Wiederum andere fokussieren sich auf eine einzige Social-Media-Plattform und legen beispielsweise „nur“ einen Instagram Detox ein.
In dieser Zeit sind die Menschen nicht auf Social Media aktiv: Sie posten nichts und konsumieren nichts. Sie loggen sich nicht mehr in ihre Accounts ein und streichen soziale Medien für diese Zeit völlig aus ihrem Leben.
Oft deinstallieren sie ihre Social-Media-Apps vom Smartphone, um nicht „in Versuchung“ zu kommen, doch noch mal nachzuschauen, was es Neues gibt.
Gerade wer soziale Medien beruflich nutzt, sagt vorab gerne seinen Followern Bescheid, dass für einen bestimmten Zeitraum kein neuer Content kommt und man nicht auf Anfragen und Nachrichten reagieren wird. So kommt man nicht in die Situation, dass Menschen auf eine Antwort oder Reaktion unnötig warten und dann möglicherweise enttäuscht sind.
Inzwischen gibt es auch Social Media Detox Apps, die bei der Entgiftung helfen können, oder sogar kostenpflichtige Social Media Detox Retreats, bei denen man sich mit anderen Menschen zusammenschließt, um sich gemeinsam von sozialen Medien zu „entgiften“.
Welche Social-Media-Detox-Methode geeignet ist, darf jede*r für sich selbst entscheiden. Auch Fragen nach der „richtigen“ Dauer (7 Tage, 14 Tage, 30 Tage oder noch länger) oder dem „richtigen“ Zeitpunkt brauchen individuelle Antworten.
Welche Vorteile hat ein Social Media Detox?
Viele Menschen haben inzwischen einen Social Media Detox gemacht. Und wenn man die zahlreichen Erfahrungsberichte im Netz liest, scheint ein Social Media Detox – auf den ersten Blick – viele Vorteile zu haben:
Menschen berichten, dass der Drang, Instagram zu öffnen, nach ein paar Tagen nachlässt, und sie sich weniger fremdbestimmt fühlen.
Da man nun nicht mehr alle paar Minuten seine Likes und Kommentare checkt, wird die Aufmerksamkeit nicht mehr fragmentiert. Die Folge: Konzentration und Produktivität steigen.
Beziehungen verbessern sich, weil man nun weniger am Smartphone ist und mehr mit Menschen redet, die einem gegenüber sitzen.
Das Vergleichen mit Fremden im Internet wird reduziert. Wir fühlen uns (wieder) wohler mit uns und unserem Körper.
Wie sinnvoll ist ein Social Media Detox wirklich? (Meine Argumente dagegen)
Klingt toll, was gäbe es da an einem Social Media Detox überhaupt auszusetzen? Ich habe die fünf wichtigsten Argumente gegen einen Social Media Detox zusammengetragen:
#1 Das Gewohnheitsargument
Auch ich habe früher, als ich noch auf Social Media war, oft einen Social Media Detox gemacht. Oder sollte ich lieber sagen: Mich von Social Media Detox zu Social Media Detox gehangelt?
Denn genau das ist der erste Nachteil eines Social Media Detox: Der Effekt ist kurzfristig.
Das liegt daran, wie Gewohnheiten funktionieren. Sie haben einen Auslöser (z.B. Ich habe eine Aufgabe beendet.) und ein mit dem Auslöser verbundenes Verhalten (z.B. Ich öffne eine Social-Media-App.). Wenn wir das Verhalten an den Tag legen, wird unser Belohnungszentrum aktiviert und Dopamin ausgeschüttet. Wir fühlen uns gut (Ein Like!) und legen das Verhalten auch das nächste Mal an den Tag.
Bis sich Gewohnheiten ändern, kann es aber bis zu drei Monate dauern. Deshalb wird ein Social Media Detox von 7, 14 oder 30 Tagen meist nichts bringen. Unsere ungesunden Social-Media-Gewohnheiten sind immer noch in uns, wir haben sie nicht grundlegend verändert.
Und wenn wir dann nach 7, 14 oder 30 Tagen zu Social Media zurückgehen, sind die alten Gewohnheiten meist auch wieder da. Wir können uns vielleicht noch ein paar Tage disziplinieren, doch spätestens nach ein paar Wochen geht es uns wieder nicht gut und wir denken schon über den nächsten Social Media Detox nach.
Ein Teufelskreis. Und vor allem: Wie lange soll das so weitergehen?
#2 Das Giftargument
In diesem Zusammenhang stellt sich noch eine weitere Frage:
Wenn soziale Medien so schädlich sind, dass wir sie sogar als „Gift“ bezeichnen – schließlich heißt „Detox“ so viel wie „entgiften –, warum setzen wir uns dann die übrige Zeit überhaupt diesem Gift aus?
Das wäre so, als würden wir an 351 Tagen im Jahr jeden Tag 200g Zucker (oder 2 Flaschen Wein) zu uns nehmen und es aber okay finden, weil wir ja zweimal im Jahr für 7 Tage fasten.
Es stimmt zwar schon, dass die insgesamt 14 Tage Fastenzeit im Jahr dem Körper dann gut tun und positive Effekte haben. Doch relevanter ist, dass wir die meisten Tage im Jahr unseren Körper Giften aussetzen, die ihn schädigen. Da fällt die Fastenzeit dann kaum mehr ins Gewicht.
Auch finde ich es spannend, wie wir Social Media in Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen diskutieren:
Da ist uns allen klar, dass sie negative Auswirkungen auf die Gehirne junger Menschen haben können und wir junge Menschen vor dem oft schädlichen Einfluss sozialer Medien schützen wollen. So weit, so gut. Doch warum schützen wir unsere Kinder, aber uns nicht?
#3 Das Wissenschaftsargument
Und was sagt die Wissenschaft zum Thema „Entgiften“ bzw. Social Media Detox?
Der Begriff „Detox“ kommt ursprünglich aus der Ernährung und bezeichnet eine „Entgiftung“.
Die Annahme: Durch ungesunde Gewohnheiten sammeln sich in unserem Körper schädliche Stoffe (sogenannte „Schlacken“) an, von denen wir uns regelmäßig „reinigen“ müssen.
Tatsächlich ist eine positive Wirkung von Entgiftungskuren wissenschaftlich nicht nachzuweisen, sodass aktuell nicht unbedingt ein „Detox“ als vielmehr eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und Schlaf empfohlen wird.
So ist es mit einem „Social Media Detox“ auch: Klar können wir uns täglich in digitalen Räumen aufhalten, die uns nicht guttun, und uns, wenn es gar nicht mehr geht, „entgiften“. Doch wissenschaftlich belegen lässt sich die Wirksamkeit einer solchen Entgiftungskur nicht.
Eine systematische Evaluation von 21 Studien zu Digital Detox kam 2021 sogar zu dem Ergebnis, dass Digital Detox oft keine Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung von Symptomen bringt. Manche Studien kamen auch zu gemischten Ergebnissen. (Quelle)
Vor allem FOMO (Fear of Missing Out) ist eine häufige „Nebenwirkung“ eines Social Media Detox.
Und: Die Rückfallquote ist bei einem Digital Detox meist hoch. In der bitkom-Studie aus dem Jahr 2022 kam heraus, dass die Hälfte derjenigen, die einen Digital Detox einlegen, bereits nach wenigen Stunden wieder aufgaben. (Quelle)
Leonard Reinecke, Professor für Medienwirkung und Medienpsychologie, sieht die Forschung zum Digital Detox insgesamt eher kritisch. Zum einen, weil die Definition oft unklar ist. („Was ist ein Digital Detox oder Social Media Detox überhaupt? Was beinhaltet er genau und was nicht?“) Und zum anderen, weil sich bei nicht selbst auferlegten Einschränkungen von vornherein ein negatives Gefühl einstellt und sich Studien somit nicht gut durchführen lassen. (Quelle)
#4 Das Verantwortungsargument
Und schließlich das Verantwortungsargument. Die Diskurse rund um einen Social Media Detox kreisen immer um das Individuum und die Frage, wie ein Individuum mit den Herausforderungen sozialer Medien umgehen kann.
Natürlich ist diese Frage nicht unwichtig, doch damit tritt eine viel wichtigere Frage in den Hintergrund, nämlich:
Wer ist überhaupt dafür verantwortlich, dass es Social-Media-Usern gut geht?
Wer über Social Media Detox schreibt oder Digital Detox Retreats anbietet, stellt stillschweigend voraus, dass das Individuum verantwortlich ist. Mit den richtigen Strategien, so die Annahme, können wir gesunde Gewohnheiten bei unserer Social-Media-Nutzung etablieren, z.B. indem wir uns in Achtsamkeit üben oder uns von Zeit zu Zeit entgiften.
Ich teile diese Annahme nicht, denn ich denke, dass die Betreiber sozialer Medien dafür verantwortlich sind, sichere Räume für die Menschen zu schaffen, die ihre Social-Media-Plattform nutzen.
Oder anders gesagt:
👉 Warum dürfen Betreiber ihre Social-Media-Plattformen so gestalten, dass sie Menschen schaden? Und warum werden diese Menschen dann alleine gelassen und sind auf einmal selbst dafür verantwortlich, dass es ihnen gut geht? 👈
Für mich ist das nur schwer nachzuvollziehen.
#5 Das Anlagenargument
Das heißt aber auch: Wir können uns noch so viel um Achtsamkeit bemühen, wir können noch so viel atmen, meditieren oder uns „entgiften“: Der Fakt, dass soziale Medien in ihrer Anlage problematisch sind, bleibt:
Algorithmen spielen emotionalisierende Inhalte bevorzugt aus und werden uns somit immer (!) Inhalte zeigen, von denen sie „denken“, dass sie uns zu einer Reaktion bewegen können.
Durch Mikrotargeting werden wir Werbeanzeigen sehen, die perfekt auf uns zugeschnitten sind und uns somit immer zum unnötigen Konsumieren verleiten.
Soziale Medien setzen immer unbezahlte Arbeit von unserer Seite voraus: unbezahlte Contentarbeit, unbezahlte Emotionsarbeit, unbezahlte ästhetische Arbeit, unbezahlte Arbeit an sich selbst (Selbstoptimierung), unbezahlten Mental Load.
Soziale Medien werden von Attention Engineers so designt, damit sie möglichst viel Dopamin ausschütten und uns dazu verleiten, uns länger dort aufzuhalten, als uns lieb ist.
Wir können natürlich Tag für Tag gegen diese Mechanismen ankämpfen, aber es wird vermutlich nicht allen Menschen gleich gut gelingen. (Mir zum Beispiel ist es nicht gelungen.)
Und was ist eine Alternative zu einem Social Media Detox?
Ein Social Media Detox mag kurzfristig etwas Abhilfe schaffen, doch langfristig werden die Probleme mit Social Media ja nicht gelöst, die problematischen Strukturen bleiben.
Wer merkt, dass soziale Medien nicht gut tun und die Mechanismen (Algorithmen, Mikrotargeting, unbezahlte Arbeit, Dopamin) die mentale Gesundheit belasten, ist aus meiner Sicht besser damit beraten, das Thema gleich langfristig zu lösen. Wie? Das kann für jede*n etwas anderes sein.
Manche lagern ihr Social-Media-Marketing aus und können, wenn sie das Glück haben, eine passende virtuelle Assistenz zu finden, das Thema Social Media zu einem großen Teil aus ihrem Kopf bekommen.
Andere sehen keinen anderen Weg, als sich von Social Media vollständig zu verabschieden und andere Marketingwege zu gehen. Man muss ja auch nicht gleich alle Social-Media-Kanäle löschen, sondern kann vielleicht mit dem starten, der am meisten belastet.
Sich Onlineräume zu suchen, die einem prinzipiell gut tun (oder zumindest: nicht schlecht), ist langfristig die beste Option.
Dann braucht es auch keinen Social Media Detox mehr und man hat mehr Zeit und Energie für die schönen Dinge im Leben.
Instagram-Entzug: 6 Tipps, damit du es schaffst ✌️
Hast du schon mal versucht, deinen Instagram-Account stillzulegen, zu deaktivieren oder gar vollständig zu löschen? So ein Instagram-„Entzug“ hat es ganz schön in sich, und deshalb möchte ich mir in diesem Blogartikel angucken, wie du ihn dieses Mal wirklich meisterst.
Hast du schon mal versucht, deinen Instagram-Account stillzulegen, zu deaktivieren oder gar vollständig zu löschen?
Oder tut dir Instagram nicht gut und du hast dir vorgenommen, einen Social Media Detox einzulegen und ein paar Tage weniger Instagram zu nutzen?
Was auch immer der Grund dafür sein mag, dass du für kurz oder lang auf Instagram verzichten willst – vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass die ersten Tage ohne Instagram eine große Herausforderung sein können.
Die Hand greift wie von selbst nach dem Smartphone und öffnet die Instagram-App …
Du ertappst dich zum zwölften mal am Tag dabei, wie du ein Foto für eine Instagram-Story schießt …
Oder du kannst an nichts anderes denken, als daran, was du gerade auf Instagram verpasst und wie sich Menschen ohne dich amüsieren und worüber sie reden …
So ein Instagram-„Entzug“ hat es ganz schön in sich, und deshalb möchte ich mir in diesem Blogartikel angucken, wie du ihn dieses Mal wirklich meisterst.
Doch halt: Können wir wirklich von Instagram-„Entzug“ sprechen?
Macht Instagram süchtig?
Wer von einem „Entzug“ spricht, meint damit stillschweigend mit, dass Instagram eine Sucht ist. Denn nur wenn wir süchtig nach etwas sind, machen wir einen Entzug durch. Doch ist das bei Instagram wirklich der Fall?
Meine Beobachtung ist, dass das Wort „Sucht“ recht schnell mit Social Media und insbesondere Instagram in Zusammenhang gebracht wird.
Sobald Instagram unseren Alltag bestimmt und wir uns schwer damit tun, unsere Gewohnheiten zu ändern, sagen wir schnell: „Ich bin süchtig nach Instagram!“, „Ich kann mir ein Leben ohne Social Media einfach nicht mehr vorstellen!“ oder „Ich brauche Instagram wie die Luft zum Atmen!“
Wie kommt es dazu?
Die Rolle von Dopamin
Wenn die Instagram-App geöffnet wird und wir neue Likes, Kommentare oder DMs sehen, wird Dopamin ausgeschüttet. Das fühlt sich für uns wie eine Belohnung an und wir wollen mehr davon. Deshalb halten wir uns immer mehr auf Instagram auf. Oder wir posten nur nach das, von dem wir (glauben zu) wissen, dass es uns neue Likes bescheren wird.
Diesen Mechanismus finden wir nicht nur bei Instagram, sondern auch bei anderen Social-Media-Plattformen, bei E-Mails, Netflix, beim Live-Ticker einer Nachrichtenplattform oder Onlineshopping.
Der Psychologe und einer der bekanntesten Behavioristen B.F. Skinner hat das Phänomen bereits in den 30er-Jahren in der später nach ihm benannten Skinner-Box untersucht. Die Skinner-Box war ein Käfig, in dem Skinner Ratten dazu brachte, einen Hebel zu drücken, wenn sie bestimmte Reize sahen oder hörten.
Skinner sprach von einer operanten Konditionierung: Gewünschtes Verhalten wird durch Belohnung verstärkt und – etwas weniger verlässlich – unerwünschtes Verhalten durch Bestrafung unterdrückt.
Auf Social Media wird der Skinner-Box noch eins draufgesetzt. Denn nun gibt es die sogenannten Attention Engineers – „Aufmerksamkeitsingenieure“, deren alleinige Aufgabe es ist, Social-Media-Apps so zu designen, dass möglichst viel Dopamin ausgeschüttet wird und wir sie infolgedessen möglichst lange nutzen.
In den letzten Jahren hat Dopamin ein schlechtes Image bekommen, und es gibt inzwischen nicht wenige Menschen, die Dopamin „fasten“, indem sie auf möglichst viele Dinge verzichten, die für eine Dopaminausschüttung sorgen.
Tatsächlich ist Dopamin aber nicht per se schlecht, denn Dopamin ist zunächst einmal ein zentraler Botenstoff des Körpers, der für Antrieb, Motivation, Kreativität, Aufmerksamkeit, Erinnerungsvermögen und mentale Gesundheit wichtig ist.
Lernen ohne Dopamin würde zum Beispiel gar nicht so richtig funktionieren. Und auch evolutionär betrachtet, hat Dopamin das Überleben gesichert, denn es wurde vor allem bei (kalorienreicher) Nahrung, sozialer Nähe und – erneut – Lernen ausgeschüttet. Ein Zuwenig Dopamin ist deshalb ähnlich doof wie ein Zuviel.
Das Problem ist also nicht, dass durch Instagram Dopamin ausgeschüttet wird – das Problem ist, dass wir in einer Welt leben, in der von allen Seiten um unsere Aufmerksamkeit gekämpft und sich die operante Konditionierung zu Nutze gemacht wird.
Blöde Gewohnheit oder Instagram-Sucht?
Es ist also erst einmal eine „normale“ Reaktion unseres Körpers auf einen Botenstoff, wenn wir Instagram gut finden und davon „nicht loskommen“.
Problematisch wird es dann, wenn unser Instagram-Verhalten einen großen Leidensdruck in unserem Leben erzeugt und sämtliche Lebensbereiche Instagram untergeordnet werden.
Deshalb müssen wir an dieser Stelle gut unterscheiden:
Eine blöde Instagram-Gewohnheit lässt sich aus eigener Kraft ändern, z.B. mit dem Inhalt aus diesem Blogartikel.
Bei einer „richtigen“ Instagram-Sucht lässt sich das Verhalten nicht (mehr) aus eigener Kraft ändern. Es wird professionelle Unterstützung von ausgebildeten medizinischen Fachpersonal benötigt. Und Bücher oder Blogartikel (so wie dieser hier) sind wirkungslos bis schädlich.
Deshalb solltest du dir unbedingt klarmachen, zu welcher der beiden Gruppen du mit deiner Instagram-Nutzung gehörst. (Das kann ich aus der Ferne natürlich nicht einschätzen. Und einen laienhaften „Instagram-Sucht-Test“ wirst du an dieser Stelle auch nicht finden.)
Wenn du zur zweiten Gruppe gehörst, sprich bitte unbedingt mit deinem Hausarzt und lass dir helfen.
Instagram-Sucht: Studien
Inzwischen gibt es einige Studien, die das Thema Social-Medie-Sucht empirisch untersuchen.
So kam eine Untersuchung von DAK-Gesundheit und Deutschem Zentrum für Suchtfragen zu dem Ergebnis, dass 2,6 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen die Kriterien für eine Abhängigkeit nach der sogenannten „Social Media Disorder Scale“ erfüllen. (Quelle)
Doch tatsächlich ist die Lage nicht so eindeutig. Niklas Ihssen, ein Psychologie-Professor an der Durham University in Großbritannien, betont, dass Studien meist widersprüchliche Ergebnisse aufweisen, und rät dazu, Social-Media-Gewohnheiten nicht vorschnell zu pathologisieren. (Quelle)
Fazit: Instagram kann süchtig machen, muss es aber nicht. Empirisch lässt es sich zumindest nicht immer eindeutig belegen.
Wie kommt man wieder weg von Instagram?
Sucht hin oder her – viele kennen sicherlich das Gefühl, dass Instagram einfach nicht gut tut und die psychische Gesundheit belastet. Und natürlich ist dann der Wunsch, Instagram zu verlassen, verständlich. Doch wie gelingt das?
Hier kommen fünf erprobte Tipps:
#1 Gewohnheiten verstehen
Wenn man weiß, wie Gewohnheiten „funktionieren“, ist das – in der Theorie zumindest – nicht besonders kompliziert:
Auslöser: Jede Gewohnheit beginnt mit einem Auslöser, z.B.: Ich habe eine Aufgabe beendet.
Verhalten: Mit dem Auslöser ist ein bestimmtes Verhalten verknüpft, z.B.: Ich öffne die Instagram-App.
Belohnung: Ich scrolle durch den Feed, bekomme neue Nachrichten und Likes – dadurch wird Dopamin ausgeschüttet.
Wer eine neue Gewohnheit etablieren will, muss den Auslöser mit einem neuen Verhalten verknüpfen, das ebenfalls als Belohnung empfunden wird. Gucken wir uns das im Fall von Instagram an:
Auslöser: Ich habe eine Aufgabe beendet.
Neues Verhalten: Ich lasse das Smartphone links liegen und hol mir stattdessen ein Glas Wasser, das ich langsam trinke, während ich am offenen Fenster stehe und ein paar tiefe Atemzüge mache. Oder: Ich mache fünf Sonnengrüße. Oder: Ich setze mich ans Klavier und übe fünf Minuten ein neues Stück. Oder: Ich schnappe mir den Hund und lauf einmal um den Block.
Belohnung: Da mir das neue Verhalten wirklich guttut (Wasser, frische Luft, Bewegung, Kreativität etc.), empfinde ich das neue Verhalten bald ebenfalls als Belohnung.
Etwas Geduld: Nach ein paar Wochen stellt sich ein neuer Automatismus ein: Ich beende eine Aufgabe und denke gar nicht daran, mir das Smartphone zu nehmen, sondern lege, ohne großartig darüber nachzudenken, das neue Verhalten an den Tag. (Oder sogar: Ich freue mich bereits auf den kurzen Spaziergang so wie ich mich früher darauf gefreut habe, auf Instagram abzuhängen.)
#2 Langfristig denken
Bis alte Gewohnheiten verschwinden und neue etabliert werden, dauert es ein paar Wochen. Wie viel genau – darüber ist sich die Forschung uneins. Von 28 bis 66 Tagen ist alles dabei.
Das heißt: Der Anfang kann hart sein. Und bis es uns wirklich leichtfällt, nicht mehr an Instagram zu denken und die Hände nicht automatisch zum Smartphone greifen, können bis zu drei Monate vergehen.
Deshalb ist es wichtig, den Instagram-Ausstieg langfristig zu denken und nicht schon nach zehn Tagen wieder aufzugeben.
#3 Leerlauf und Pausen aktiv gestalten
Gerade Leerlauf, Zwischenzeiten und drohende Langeweile sind meiner Erfahrung nach kritisch, wenn es um „Rückfälle“ geht. Doch gerade sie lassen sich mit ein bisschen Planung und aktiver Pausengestaltung gut in den Griff kriegen.
Es gibt eine Menge Ideen für Pausen, die völlig ohne Smartphone auskommen.
Statt also den Instagram-Ausstieg einfach auf dich zukommen zu lassen, kannst du bereits im Vorfeld überlegen, wie du Pausen von nun an ohne Instagram verbringen willst. Mit Essen, Trinken, einem Spaziergang, Sport oder mit Musik?
Und vielleicht kannst du dir für die ersten Wochen ohne Instagram sogar ein paar Termine mehr einplanen, sodass du gut beschäftigt bist?
Der erste Schritt ist, die ersten vier bis sechs Wochen zu überstehen. Danach wird es meist einfacher.
#4 Eine starke Motivation finden
Warum willst du Instagram verlassen? Meine Erfahrung ist: Wenn du dir die Gründe bewusst machst, ist es einfacher, am Ball zu bleiben, wenn es mal schwierig wird.
Weil es dir ohne Instagram psychisch besser geht?
Weil du dich wohler in deinem Körper fühlst?
Weil du mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben hast?
Weil deine Beziehungen ohne Instagram schöner sind als mit?
Weil du dich wichtigen beruflichen Projekten widmen kannst?
Notier dir deinen Grund, rahm ihn ein, häng ihn auf. Lass dich jeden Tag daran erinnern.
#5 Gleichgesinnte finden
Natürlich kannst du einen Instagram-Ausstieg auch alleine durchziehen. Habe ich 2020/21 ja auch gemacht. Doch du musst es nicht, wenn du nicht willst.
Es ist ein bisschen so wie mit Sport: Manche Menschen machen das lieber alleine und sind motiviert genug, um sich früh morgens, während alle anderen schlafen, die Joggingschuhe anzuziehen und mit einer Stirnlampe um den Neckar zu laufen.
Andere sind nicht so diszipliniert, sondern brauchen andere Menschen, mit denen sie sich verabreden und austauschen können.
Beides ist natürlich absolut fein.
Wenn du zur zweiten Gruppe gehörst, kann es aber hilfreich sein, sich Menschen zu suchen, die dasselbe vorhaben wie du: Instagram verlassen.
Und schließlich:
#6 Alternativen zu Instagram suchen
Wer sich vor dem Instagram-Ausstieg überlegt, wie auch ohne Instagram Kontakte gehalten oder Marketing betrieben werden kann, ist auf der sicheren Seite.
Und dann ist man nicht plötzlich überrascht, sondern kann sich von Anfang an auf die Alternativen zu Instagram fokussieren. Beim Marketing wären das zum Beispiel:
Kann uns ein Social-Media-Detox helfen?
Statt einer nachhaltigen Veränderung der Gewohnheiten oder einer völligen Instagram-Abstinenz versuchen es viele Menschen zuerst mit einem Social-Media-Detox: Sie verzichten für ein paar Tage (oder länger) auf das „Gift“ Instagram und „entgiften“ sich, indem sie Instagram für eine vordefinierte Zeit nicht nutzen.
Kann das helfen? Aus meiner Sicht nur bedingt, und zwar aus folgendem Grund:
Wer eine schädliche Gewohnheit hat, kann sich gerne ein paar Tage „zusammenreißen“ und die Orte meiden, die diese Gewohnheit begünstigen. Doch sobald man die Orte wieder regulär aufsucht, sind meist auch die schädlichen Gewohnheiten wieder da.
Ein Social-Media-Detox kann damit eine erste sinnvolle Maßnahme sein, wenn Instagram und Co. so sehr überfordern, dass man weder ein noch aus weiß. Doch eine nachhaltige Lösung ist das nicht.
Auch gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass ein Digital Detox wirklich funktioniert. Es gibt Studien, die zeigen, dass der Effekt maximal kurzfristig ist, und Metastudien, die keine Effekte feststellen.
Deshalb gilt: Soll sich nachhaltig etwas mit Instagram ändern, müssen wir an die Gewohnheiten ran! Erst, wenn wir unsere Gewohnheiten nachhaltig verändern, ist der Effekt langfristig spürbar.
In diesem Artikel nehme ich den Social Media Detox noch genauer unter die Lupe.
tl;dr
Auch wenn in Kombination mit Social Media oft etwas vorschnell von „Sucht“ gesprochen wird, ist die erste Zeit ohne Instagram definitiv eine Herausforderung, die sich wie ein „Entzug“ anfühlen kann (aber nicht muss).
Was hilft, ist:
Verstehen, wie Gewohnheiten funktionieren, und einen Auslöser mit einer neuen Gewohnheit verknüpfen
Zeit einplanen: Es dauert ein bis drei Monate, bis neue Gewohnheiten etabliert sind.
Rückfälle vermeiden, indem Pausen und Leerlauf aktiv gestaltet werden
Persönlichen Grund für den Instagram-Ausstieg finden – und sich täglich daran erinnern
Gleichgesinnte finden, denn schwierige Schritte sind manchmal einfacher, wenn man sie mit anderen Menschen geht
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In diesem Blogartikel berichte ich, wie mein eigener Instagram-Ausstieg abgelaufen ist: Wie ich den Instagram-Abschied gestaltet habe. Wie der Instagram-Entzug für mich war. (Ich verrate dir, wie es mir jeweils nach einer Woche, einem Monat und einem Jahr ging.) Was ich mit meinem Instagram-Konto gemacht habe. Wie es jetzt für mich ist, ohne Instagram zu leben und zu arbeiten.
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Eigentlich hatte ich 2020 gar nicht direkt vor, mein Instagram-Konto zu löschen. Ich habe hin und wieder mit dem Gedanken gespielt, ja. Doch dieser Gedanke hatte für mich immer was von „Ich wandere nach Guernsey aus und züchte Alpakas“ – eine grandiose Spinnerei, mehr nicht.
Damals kannte ich niemanden – NIEMANDEN! –, der oder die keine soziale Medien fürs Marketing nutzte. Und dass es tatsächlich auch ohne ginge – das kam mir damals gar nicht in den Sinn.
Ich war einfach nur müde von der Plattform – vom Posten, Liken, Tanzen, Livegehen, Kommentieren – und ich wollte ein Päuschen einlegen, um wieder Kraft zu tanken.
Doch aus einer Woche Instagram-Pause wurden schnell zwei, dann drei. Und dann war auch schon ein Monat rum. Und irgendwann kam der Punkt, an dem ich merkte: Das Leben und Arbeiten ohne Instagram ist viel zu schön, um wieder zurückzugehen.
Deshalb gab es bei meinem Instagram-Ausstieg auch nie einen offiziellen Abschiedspost von mir. Oder eine Strategie, die Menschen auf Instagram auf andere Kanäle von mir aufmerksam zu machen. So still und heimlich, wie ich mir damals einen Account angelegt hatte, ging ich auch wieder.
Rückblickend hätte dem Ganzen vielleicht ein bisschen mehr Planung gut getan. Doch andererseits: Wenn es gar nicht mehr geht, ist das Wichtigste, wieder Kraft zu tanken. Alles andere ist sekundär.
Der Instagram-Entzug: It’s f*cking real!
Auch wenn ich Instagram vor allem aus gesundheitlichen Gründen verließ, merkte ich, dass mein Hirn zunächst gar nicht damit einverstanden war …
Die erste Woche ohne Instagram
Viele Menschen, die soziale Medien verlassen, klagen über FOMO („Fear Of Missing Out“). Mich persönlich plagte die Angst, etwas zu verpassen, wenn ich nicht mehr auf Instagram bin, nicht.
Die erste Woche ohne Instagram war trotzdem hart. Zu der großen Erschöpfung, die ich damals spürte, gesellte sich der Drang, ständig nach meinem Smartphone zu greifen und Instagram zu öffnen.
Doch jedes Mal, wenn ich das Smartphone in die Hände nahm und den Bildschirm entsperrte, merkte ich: Da ist nichts. Mein Hirn war maximal irritiert und suchte sich sofort andere Beschäftigungen: Nachrichten checken zum Beispiel. Oder Onlineshopping-Apps.
Irgendwo musste doch die nächste Dopamin-Quelle sein!
Gleichzeitig fühlte ich mich erschöpft. Ich schlief so viel, wie schon lange nicht mehr. Mir kam es vor, als hätte ich die letzten Jahre mit Social Media meine Müdigkeit verdrängt: Ich hatte „Pausen“ mit Social Media gemacht, mich mit Social Media „entspannt“, die Zeit mit Social Media vertrödelt. Doch richtig erholsam war das Ganze nie und über die Jahre sammelte sich eine Menge Müdigkeit an. Dazu kamen die vielen Inhalte, Informationen und Reize – Instagram war einfach von allem zu viel!
Jetzt, wo ich mich – das erste Mal seit Jahren – endlich wieder „richtig“ erholen durfte, schlief ich und schlief und schlief …
Der erste Monat ohne Instagram
Irgendwann ließ der Drang, ständig Instagram zu öffnen, nach, doch ich hatte mir eine neue Gewohnheit gesucht: E-Mails und die Weltlage checken.🙄
Auch hier gab es:
einen Live-Ticker, der sich ständig aktualisiert
Dopamin, wenn tatsächlich eine neue Mail eintrudelt
usw.
Ich merkte: Instagram nicht mehr zu nutzen, heißt nicht automatisch, dass „alles gut ist“. Ich muss mein gesamtes Smartphone-Verhalten in den Blick nehmen.
Ich begann, meine Smartphone-Gewohnheiten zu hinterfragen – nicht, um sie zu „optimieren“, sondern weil sie mir so, wie sie waren, gesundheitlich nicht gut taten.
Ich schuf Smartphone-freie Zeiten und Räume. Nachdem ich mehrere Jahre permanently online permanently connected war, zog ich den Stecker und übte mich darin, immer öfter im Hier und Jetzt zu sein statt im World Wide Web.
Ich gestaltete meine Pausen aktiv, verbrachte sie nicht mehr am Smartphone, sondern an der frischen Luft, mit Essen oder mit Löcher in die Luft starren.
Eine App aus Gewohnheit öffnen? Oder das Smartphone entsperren, weil ich gerade nichts zu tun habe? Wird immer seltener …
Das erste Jahr ohne Instagram
Nach ein paar Wochen kippte ein Schalter im Kopf und ich hörte auf, über Instagram nachzudenken.
Ich ging spazieren, ins Restaurant, ich traf mich mit Menschen und arbeitete, ohne mich ständig zu fragen, ob ich davon eine Story posten soll. Den Gedanken „Das könntest du auf Insta posten“ gab es in meinem Kopf einfach nicht mehr. Wenn meine Kund*innen in einer Beratung mal über Instagram sprachen, dachte ich immer: „Stimmt, Instagram gibt es ja auch noch!“
Instagram aus meinem Kopf zu verbannen, war eine große Erleichterung und gab mir – so pathetisch das klingen mag – ein Stück Freiheit zurück.
Jetzt, wo ich nicht mehr alle paar Minuten mein Smartphone checkte, schrieb ich – eine Menge. Ins Tagebuch oder an einem Sonntag mal dutzende Gedichte. Schreiben half mir, den Social-Media-Abschied zu verarbeiten und zu reflektieren, was in den letzten Jahren auf Social Media eigentlich mit mir passiert war.
Mir wird klar: Ich war in einer Filterblase. Ich war wie „gebrainwasht“. Jahrelang.
Meine Ansichten, meine Gewohnheiten, meine Sprache – alles kommt mir auf einmal seltsam und bescheuert vor. Habe ich wirklich Countdowntimer genutzt, um Menschen Druck zu machen, etwas bei mir zu kaufen?😱 Veranstalte ich echt immer „Bootcamps“ und „Challenges“, um Menschen „aufs nächste Level“ zu bringen.🤣 Arbeite ich echt immer an meinem „Mindset“?🤪
Wie haben es die „echten“ Menschen um mich herum die letzten Jahre nur mit mir ausgehalten?
Langsam, ganz langsam höre ich, was ich eigentlich denke, fühle, brauche und will. Nicht die Menschen, Expertinnen und Gurus da draußen auf Instagram, sondern ich. Die Jahre auf Social Media wurde das immer von Content überlagert.
Ich komme endlich wieder in Kontakt zu mir, meinen Bedürfnissen, Ideen und Werten.
Mir wird egal(er), was Menschen über mich denken oder wie „man“ es „richtig“ macht. Da ich nicht mehr sehe, was ich – angeblich – machen muss, um erfolgreich zu sein, und es die für Instagram so typischen „Machst du diese X Fehler mit Y?“-Inhalte nicht mehr in mein Hirn schaffen, bin ich seltsam zufrieden mit mir. Das Imposter-Syndrom, das mich jahrelang immer auf Instagram plagte, verschwindet zwar nicht völlig, aber wird deutlich besser.
Ich denke nicht mehr jeden Tag, dass ich nicht schön, erfolgreich, reich, kreativ und schlank genug bin, und werde dankbarer für das, was ich schon habe und wer ich bin. Weniger Vergleiche = mehr Dankbarkeit ist eine Gleichung, die für mich definitiv aufgeht.
Mein Interesse für Persönlichkeitsentwicklung und Selbstverwirklichung schwindet. Ich will nichts mehr entwickeln, nichts verwirklichen, nicht wachsen – ich will einfach nur sein.
Dafür entdecke ich den Feminismus wieder und damit kritischere Gedanken, Marketingethik und Kapitalismuskritik. Und ich fange an, nicht nur wahrzunehmen, dass soziale Medien mir persönlich nicht guttun, sondern wie problematisch das Geschäftsmodell mit den Daten grundsätzlich ist. Was das für die Gesellschaft und Demokratie bedeutet.
All das schaffte es damals nicht in meine Instagramblase. Dort gab es nur sechststellige Launches und Mindset-Shifts und aufzulösende Glaubenssätze, doch nur wenig Kritik an der glitzernden Marketingwelt.
Jetzt gibt es die kritischeren Themen wieder in meinem Leben: Was eine Bereicherung!
Was ich mit meinem Instagram-Konto gemacht habe
Was ist nun konkret mit dem Instagram-Konto passiert?
Instagram-Konto stillgelegt
Zunächst einmal habe ich das Instagram-Konto nur stillgelegt: Ich habe im Sommer 2020 aufgehört zu posten, entfolgte allen Accounts und deinstallierte die App vom Smartphone.
Ich konnte es mir damals nicht vorstellen, als Selbstständige Instagram von heute auf morgen zu löschen. (Auch wenn ich inzwischen ein paar Menschen kennengelernt habe, die kurzen Prozess mit ihrem Instagram-Konto gemacht haben.) Und die Stilllegung des Accounts war mein allererster Schritt. Er fühlte sich zwar immer noch beängstigend an, aber dennoch war er so klein und nicht endgültig, dass ich mich traute, ihn zu gehen.
Der Nachteil an diesem Schritt war: Auch wenn ich nicht mehr auf Instagram aktiv war, hatte ich immer noch ein Instagram-Konto. Und Menschen schrieben mich immer noch via Instagram an und ich fühlte mich verpflichtet, darauf zu reagieren.
Deshalb kam ich doch alle paar Tage wieder mit der Plattform in Kontakt. Da ich niemandem mehr folgte, sah ich zwar keine Beiträge mehr, doch die Plattform nahm immer noch Headspace bei mir ein. (Auch wenn es im Vergleich zu früher natürlich nur noch ein Bruchteil war.)
Instagram-Konto deaktiviert
Rund ein Jahr ließ ich das Instagram-Konto links liegen, beobachtete genau, wie sich meine Sichtbarkeit und mein Umsatz entwickelten, sodass ich irgendwann wusste: Ich brauche Instagram nicht, um selbstständig zu sein.
Und das gab mir den Mut, den nächsten Schritt zu gehen und den Account zu deaktivieren.
Bei einer Deaktivierung ist der Account zwar nicht mehr auf Instagram auffindbar, doch er ist noch vorhanden: Die Fotos, die Follower, die Posts, die Likes … alles noch da.
Sollte ich es mir also doch anders überlegen, bräuchte ich mich nur noch einmal in mein Instagram-Konto einzuloggen und er wäre sofort wieder online. Das gab mir Sicherheit.
Instagram-Konto gelöscht
Es dauerte danach nur noch wenige Wochen, bis mir klar wurde: Jetzt kann ich es auch ganz beenden! Und so beantragte ich – rund ein Jahr und paar Wochen nach der Stilllegung meines Instagram-Accounts – die endgültige Löschung.
Ich sage „beantragte“, weil sich das Instagram-Konto nicht sofort löschen lässt, sondern man immer noch 30 Tage Zeit erhält, seine Meinung zu ändern.
Am 21. Oktober 2021 war es dann endlich soweit: Mein Instagram-Konto gab es nicht mehr.
Wie es ist, ohne Instagram zu leben und zu arbeiten
Und wie ist es nun, ohne Instagram zu leben und zu arbeiten? Da gäbe es so viel zu erzählen, ich könnte damit ein ganzes Buch füllen! Das Wichtigste:
Zeit
All die Sachen, für die ich nie Zeit hatte (oder immer dachte, keine Zeit zu haben), sind seit dem Instagram-Ausstieg auf einmal realistisch.
Früher war ich immer 1–2 Stunden täglich auf Instagram unterwegs. Das summiert sich – vor allem, wenn wir das aufs Jahr oder drei Jahre hochrechnen.
Und so konnte ich seit meinem Instagram-Ausstieg auf einmal Dinge machen, die ich früher immer auf später verschob:
ein Buch schreiben (Und dann noch eins. Und noch ein weiteres beim Verlag.)
Klavier lernen
wieder mehr Sport machen
Koreanisch lernen
Auf einmal hatte ich wieder etwas, von dem ich dachte, dass Erwachsene (mit Kindern) es einfach nicht mehr haben: Hobbys.
Platz im Kopf
Diese Fragen gibt es in meinem Leben nun nicht mehr:
Was soll ich nur posten?
Kann ich das so posten?
Wie viele Likes hat der Post bekommen?
Hat jemand kommentiert?
Soll ich diesen Post kommentieren?
Damit hatte ich deutlich mehr Platz im Hirn und mehr Kapazitäten für Dinge, die mich wirklich interessieren (siehe oben).
Frieden im Kopf
Mit dem Platz ist auch der Frieden in meinem Kopf eingekehrt. Ohne die für Instagram so typische toxische Positivität, Hustle Culture und Vergleicheritis geht es mir deutlich besser.
Da ich mein Behind-the-Scenes-Ich nicht mehr jeden Tag mit der auf Hochglanz polierten Version von einem Fremden im Internet vergleichen muss, fing ich sogar an, mein Behind-the-Scenes-Ich zu mögen. Jeden Tag ein bisschen mehr.
Spaß bei der Arbeit
Stockfotos aussuchen, Karussellposts erstellen, Hashtags recherchieren, Beiträge liken und kommentieren … Social-Media-Marketing ist für mich eine zu einem großen Teil eher langweilige, anspruchslose Tätigkeit gewesen, die mich nie – auf die gute Art – forderte.
Seit ich mich nach meinem Instagram-Ausstieg auf Marketingstrategien wie Blog, Newsletter und Podcast fokussiere, habe ich auch viel mehr Spaß bei der Arbeit.
Es heißt nicht, dass alle Tage leicht sind und es nie Herausforderungen oder Lernkurven gibt. Es heißt vielmehr, dass es eine maximale Schnittmenge zwischen meinen Stärken, Werten und Interessen gibt, die es so in der Form bei Instagram nicht gab.
Die Wiederentdeckung der Langeweile
Seit meinem Instagram-Ausstieg ist mir immer öfter mal langweilig. Und dann sitze ich auf dem Sofa und überlege, was ich als nächstes mit meiner Zeit anstellen will. Oder ich warte an der Bushaltestelle ganz oldschool, indem ich einatme, ausatme und Löcher in die Luft starre.
Klingt negativ?
Tatsächlich ist es schön, mal wieder Langeweile zu spüren und nichts zu machen, außer zu atmen. Es erdet, beruhigt und macht kreativ, wie inzwischen in Studien untersucht wurde.
Auch die Stille und die Ruhe habe ich für mich wiederentdeckt.
„Social“ sein
Doch es ist natürlich nicht nur so, dass ein Instagram-Ausstieg nur mit Vorteilen daherkommt, sondern dass es auch einige Nachteile gibt.
Privat habe ich eh selten mit Menschen über Social Media kommuniziert, beruflich allerdings schon.
Und so hat sich Kontakte halten ohne Instagram als deutlich herausfordernder herausgestellt als mit. Es ergibt sich nicht so schön nebenbei, indem man auf eine Story mit einem Emoji antwortet. Wir müssen das Kontaktehalten nun selbst aktiv gestalten und:
Initiative ergreifen
Menschen anschreiben
virtuelle oder persönliche Treffen vorschlagen
Auch heute fällt es mir nicht unbedingt leicht und ich muss mich gezielt daran erinnern, „social“ zu sein und Menschen anzuschreiben.
Doch möglich ist Netzwerken ohne Social Media auf jeden Fall. Das Soziale haben Social Media nicht für sich gepachtet bzw. inwiefern sie überhaupt noch „sozial“ sind, sei mal dahingestellt.
Seit ich kein Instagram mehr nutze, treffe ich meine Kundinnen und Kolleginnen viel öfter live und in Farbe. Mal zum Mittagessen oder gleich für mehrere Tage in einem Hotel.
Natürlich kann ich das nicht jeden Monat so machen. Doch weniger ist für mich inzwischen mehr.
Und gehe ich wieder zu Instagram zurück?
Natürlich weiß ich nicht, was die Zukunft bringt. Doch aktuell sehe ich für mich keine Notwendigkeit, Instagram zu nutzen. Weder privat noch beruflich als Marketingkanal.
Seit ich Instagram verlassen habe, habe ich:
mehr Zeit für spannende berufliche Projekte oder private Hobbys
ein besseres Selbstwertgefühl
mehr Platz im Kopf für Dinge, die mir wirklich wichtig sind
mehr Freude im Arbeitsalltag
mehr Stille, Ruhe und Langeweile
berufliche Kontakte, die tiefer gehen, weil sie über die Antwort-Emojis auf Social Media hinausgehen
Warum sollte ich da jemals zu Instagram zurückgehen?
Noch mehr Texte zum Thema „Instagram löschen“
Drei Jahre kein Instagram 🎂
Kein Instagram seit drei Jahren als Selbstständige: Das habe ich über Inspiration, Produktivität, Beziehungen und mentale Gesundheit gelernt.
Am 27. August 2020 – also vor genau drei Jahren – habe ich das letzte Mal etwas auf Instagram gepostet.
Wenn mir heute andere Selbstständige erzählen, dass sie überlegen, „was sie auf Insta posten sollen“ oder „wie ihre Ads besser laufen“, fällt es mir wieder ein. „Stimmt“, denke ich mir dann, „diese Themen haben dich früher auch immer die ganze Zeit beschäftigt.“
Es kommt mir wie eine Ewigkeit, ja, wie ein anderes Leben vor, als ich noch auf Social Media war und mir über Reels, Werbeanzeigen oder Karussellposts Gedanken gemacht habe. Und inzwischen hat sich so viel in meinen Ansichten über das Selbstständigsein geändert, dass ich unbedingt davon erzählen will.
Drei Jahre kein Instagram – das habe ich gelernt
… über Inspiration
Wir denken, dass wir so viel verpassen, wenn wir nicht auf Social Media sind. Dabei brauchen wir so viel weniger Inspiration, als wir glauben.
Ein guter Gedanke, eine gute Idee oder ein gutes Konzept reicht völlig, um uns ins Tun zu bringen.
Wir brauchen nicht die Flut an Tipps, Tricks, Hacks und Zitaten, die wir auf Instagram bekommen. Diese Flut inspiriert uns nicht, sie lähmt uns. Sie sorgt eher dafür, dass wir abstumpfen und zu einem Zombie mutieren, der einfach nur von Post zu Post scrollt, ohne sich ernsthaft auf einen Gedanken einzulassen.
Auch ohne Instagram gibt es genug Quellen für Inspiration: Bücher, Blogartikel, Gespräche, Empfehlungen, Museen, Ausstellungen, Podcasts, Reisen, Musik und … uns selbst.
… über Produktivität
Die Produktivität, die auf Social Media zelebriert wird, ist die toxische Hustle Culture.
Schaut her, wie ich um 5 Uhr morgens aufstehe. Schaut her, wie ich meine Morgenroutine pflege. Schaut her, wie ich an meinem neuen Produkt arbeite. Schaut her, wie entspannt ich meine Mittagspause gestalte. Schaut her … Schaut her … Schaut her …
Dabei gibt es ein großes Missverständnis:
Produktives Arbeiten braucht nicht die Abwesenheit von Pausen. Produktives Arbeiten braucht die Abwesenheit von Störungen.
Wir können nur dann produktiv sein, wenn wir über einen längere Zeit ungestört arbeiten können:
ohne Pushbenachrichtigungen
ohne das ständige Checken, was es Neues auf Social Media gibt
ohne Posten darüber, wie wir gerade arbeiten
Produktivität findet nur selten öffentlich auf Social Media statt, sondern meist hinter verschlossenen Türen. Sobald ich über meine Arbeit auf Social Media erzähle, unterbreche ich meine Arbeit und bin vermutlich nicht mehr produktiv.
… über Beziehungen
Es ist nicht normal, jeden Tag mit so vielen Menschen zu tun zu haben, wie es auf Social Media möglich ist. Unser Hirn ist nicht dafür gemacht, so viele Kontakte zu haben. Wir stoßen an eine kognitive Grenze.
Wenn wir Einblick in das Leben von hunderten oder gar tausenden von Menschen bekommen, ist das oft nicht bereichernd, sondern belastend.
Die Menschen, die wir persönlich – ob offline oder online – kennen, sind genug.
Wir brauchen nicht hunderte oder tausende Accounts, denen wir folgen. Und erst recht brauchen wir nicht zehn- oder hunderttausend Follower zu unserem Lebensglück.
… über mentale Gesundheit
Algorithmen sind nicht empathisch und soziale Medien sind nicht so konstruiert, dass sie unser Wohlbefinden steigern, sondern den Profit der Plattformbetreiber.
Wir können es mit Achtsamkeit versuchen oder mit Digital Detox, aber die Wahrheit ist: Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit gibt es eine separate Berufsgruppe (die sogenannten Attention Engineers), deren alleinige Aufgabe es ist, Erkenntnisse der Psychologie zu nutzen, um Social-Media-Plattformen so zu gestalten, dass sie maximal süchtig machen.
Wie sollte ein Individuum jemals dagegen ankommen? Es liegt nicht an uns, wenn es uns nicht gelingt, gesund zu bleiben, während wir Social Media nutzen.
… über Authentizität
Wie authentisch können wir im Marketing sein, wenn wir das machen, was alle anderen auch tun? Wie können wir „wir selbst“ sein, wenn wir uns zu bestimmten Plattformen zwingen?
Wenn wir Social Media nicht mögen, können wir dennoch posten, Reels drehen und livegehen, doch wie können wir die richtigen Menschen damit anziehen, wenn wir selbst nur eine Rolle spielen?
… über Prioritäten
Wir können Social Media vom Ende aus betrachten und uns fragen:
Wie würde ich am Ende meines Lebens über die sozialen Medien denken?
Würde ich es bereuen, dass ich zu wenige Likes oder Follower hatte? Würde ich denken „Hätte ich doch mehr Selfies gepostet!“ oder „Hätte ich doch öfter Beiträge von Fremden im Internet kommentiert!“ oder „Wäre meine Interaktionsrate auf Insta bloß höher gewesen!“?
Oder würde ich es bereuen, zu wenig Zeit mit dem verbracht zu haben, was mir wirklich wichtig ist? Würde ich es bereuen, dass ich mich über Jahre zu etwas gezwungen habe, was ich gar nicht wollte?
… über Leichtigkeit
Leben und Arbeiten ohne Social Media heißt nicht unbedingt, dass alles „leicht“ ist. Arbeiten ohne Social Media ist immer noch Arbeit. Manchmal sogar sehr viel Arbeit. Und manche Tage fühlen sich auch ohne Social Media schwer und anstrengend an.
Doch das ist nicht weiter tragisch, denn entscheidend ist eine Balance. Eine Balance aus Anspannung und Entspannung, aus Herausforderung und Komfortzone, aus außen und innen, aus mit anderen und für sich.
Nicht Leichtigkeit, sondern diese Balance sorgt dafür, dass wir auch langfristig gesund bleiben und zufrieden in unserer Selbstständigkeit sind. Sich ständig außerhalb der Komfortzone aufzuhalten, ist das Anstrengende – nicht wenn es hin und wieder anstrengende Tage gibt.
… übers Genug-Sein
Über diese Fragen lohnt es sich nachzudenken:
Wann habe ich genug gearbeitet?
Wann habe ich genug Marketing gemacht?
Warum bin ich genug?
Soziale Medien lassen uns glauben, dass das, was wir tun, nie genug ist, dass wir nie genug sind. Doch das stimmt nicht. Wir können unser persönliches „Genug“ definieren. Wir können unser Gefühl fürs Genug-Sein zurückerobern, indem wir Social Media verlassen und vielleicht sogar unsere Social-Media-Kanäle löschen.
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10 Argumente gegen personalisierte Werbung auf Social Media
Kritische Perspektive auf personalisierte Werbeanzeigen in sozialen Medien: Im Blogartikel nenne ich zehn wichtige Argumente, die gegen die Nutzung von Social-Media-Ads sprechen.
Seit ungefähr 2,5 Jahren nutze ich keine Werbeanzeigen mehr in meinem Marketing.
Angefangen hat das Ganze eher unfreiwillig: Nachdem ich jahrelang auf Facebook und Instagram Werbung geschaltet hatte, wurden meine Ads von einem Tag auf den anderen nicht mehr ausgespielt.
Einfach so.
Ich hatte die Werbeanzeigen genauso erstellt, wie ich sie seit vier Jahren immer erstellte. Und ich nutzte genau die Kampagnenziele, die ich immer nutzte. Der Werbeanzeigenmanager zeigte an, dass alles korrekt war – doch die Anzeigen gingen nicht raus und es wurde kein Geld verbraucht.
Auch zwei Marketingberater*innen, die sich auf FB-Ads spezialisiert hatten und die ich in meiner Verzweiflung buchte und drüber gucken ließ, konnten nicht herausfinden, woran es lag. „Alles sieht korrekt aus“, so das einhellige Urteil. „Eigentlich müsste es funktionieren …“
Tat es aber nicht. Auch der Facebook-Support konnte mir nicht weiterhelfen. Oder besser gesagt: Wollte es nicht. Nach zwei Mal hin und her mailen bekam ich die leicht gereizte Antwort, dass ich doch bitte davon Abstand nehmen sollte, sie weiterhin zu kontaktieren.
Da stand ich nun kurz vor einem Launch, bei dem ich felsenfest mit Werbeanzeigen gerechnet hatte. Und der Facebook-Werbeanzeigenmanager zeigte mir den Stinkefinger.
Zuerst war ich entsetzt. Schließlich waren Werbeanzeigen ein essentieller Bestandteil in meinem Marketing. Doch schon bald nahmen meine Bemühungen, mein Werbeanzeigenkonto wieder zum Laufen zu bringen, eine andere Richtung – die entgegengesetzte.
Und heute, 2,5 Jahre später, schalte ich freiwillig und ganz bewusst keine Werbeanzeigen mehr in meinem Marketing.
Warum, erzähle ich dir in diesem Blogartikel.
Argumente für personalisierte Werbung auf Social Media
Doch lass uns zunächst einmal über die Argumente für Werbeanzeigen sprechen. Vermutlich sind sie dir auch wohlbekannt. Denn in der Marketingwelt ist diese Ansicht dominant:
Wir können mit Werbeanzeigen gezielt eine bestimmte Gruppe von Menschen ansprechen. Frauen zwischen 30 und 40 aus München, die gerne golfen? Kein Problem mit dem mächtigen Werbeanzeigenmanager!
Wir können bestimmte Posts, die organisch zu wenige Menschen aus unserer Community erreichen, gezielt pushen und einer größeren Gruppe von Menschen ausspielen.
Wir können unsere Freebies, Webinare & Co bewerben und so erfolgreich unsere E-Mail-Liste aufbauen oder launchen.
Reichweite aufbauen, Sichtbarkeit erhöhen und Skalieren gehen mit Werbeanzeigen viel schneller als ohne.
Wir können mit sogenannten Retargeting-Kampagnen die Menschen kontaktieren, die sich ein Produkt von uns angeguckt oder in den Warenkorb gelegt haben. Damit können wir Verkäufe ankurbeln und Umsätze steigern.
An sich will ich diesen Argumenten auch gar nicht widersprechen. Doch was viel seltener thematisiert wird, sind die vielen Argumente, die gegen Werbeanzeigen, insbesondere personalisierte Werbung, sprechen.
Hier kommen zehn davon.
Argumente gegen personalisierte Werbung auf Social Media
#1 Das Abhängigkeits-Argument
Aus meiner Geschichte, die ich zu Beginn des Textes geteilt habe, wird deutlich: Wenn wir unser gesamtes Marketing auf Werbeanzeigen aufbauen, machen wir uns verdammt abhängig.
Solange alles reibungslos funktioniert, finden wir Abhängigkeit meist gar nicht schlimm. Doch sobald etwas nicht so läuft, wie es soll, merken wir, dass Abhängigkeit zum Problem werden kann.
Es gibt eine Menge Dinge, die passieren können, obwohl wir uns überhaupt nichts zu Schulden kommen lassen und keine Communityrichtlinien verletzen.
Meine Geschichte, dass ich von einem Tag auf den anderen einfach keine Anzeigen mehr schalten konnte, ist vergleichsweise harmlos.
Es gibt Onlineunternehmer*innen, deren Konten werden trotz gutem Passwort und Zweifaktor-Authentifizierung gehackt und gesperrt. Mit gravierenden Folgen für alle Beteiligten.
Und manchmal passiert das sogar im großen Stil, zum Beispiel wenn Facebook-Mitarbeitende gegen Bezahlung externen Unternehmen Zugriff auf Tools zur Kontowiederherstellung geben.
Wenn darüber hinaus der Facebook-Support die Nutzer*innen mit ihren gehackten, gesperrten oder nicht funktionierenden Konten alleine lässt, ist das keine gute Kombination.
Abhängigkeit von einer Social-Media-Plattform klingt total normal? Ist es nicht. Mit anderen Marketingstrategien ist es nämlich so:
Falls mich mein Newsletter-Tool irgendwann nervt, kann ich meine E-Mail-Kontakte exportieren und zu einem anderen Anbieter wechseln. Falls ich irgendwann Squarespace nicht mehr gut finden sollte, kann ich wieder zu WordPress wechseln. Falls ich Probleme mit meinem Podcast-Hoster hätte, würde ich einfach einen anderen nehmen.
Doch bei Werbeanzeigen?
Falls Meta und Co. irgendetwas an der Funktionsweise ändern oder unser Konto nicht mehr funktioniert, können wir nicht einfach unsere sieben Sachen packen und zu einer Konkurrenzplattform wechseln. Solange wir Werbeanzeigen schalten wollen, sind wir an diese Plattformen gebunden.
#2 Das Privatsphäre-Argument
Die Werbung, die wir auf Social Media schalten können, ist nicht einfach nur Werbung. Sie ist personalisierte Werbung.
Im Gegensatz zu Massenwerbung bekommen Menschen bei personalisierter Werbung die Themen angezeigt, für die sie sich interessieren. Passgenau. Individuell. Zielgerichtet.
Was für alle Beteiligten praktisch klingt, ist bei näherem Hinsehen problematisch. Denn wie genau funktioniert personalisierte Werbung auf Social Media überhaupt?
Zunächst einmal, indem ein Unternehmen wie Meta Daten zu einem Wirtschaftsgut erklärt.
Alles, was wir auf Facebook oder Instagram tun, wird deshalb registriert, gemessen und gespeichert. Ebenso das, was wir außerhalb von Facebook und Instagram online tun.
Websites, die den Meta-Pixel eingebunden haben, geben alle Informationen an Meta weiter: was wir im Netz lesen, wie lange wir uns Videos angucken, was wir in den Warenkorb gelegt haben (aber nicht kaufen) uvm. Diese Informationen über uns werden an Werbetreibende verkauft. Damit möglichst viele dieser Daten erhoben und verkauft werden können, ist Metas oberstes Ziel, dass Menschen so lange wie möglich auf der Plattform bleiben. Algorithmen, die emotionalisierende Inhalte pushen, helfen dabei. ⬅️ Das ist Metas Geschäftsmodell in a nutshell.
Die Harvard-Professorin und Autorin Shoshana Zuboff spricht in ihrem gleichnamigen Buch von einem „Überwachungskapitalismus“. Konzerne wie Meta (aber auch Google oder Microsoft) sammeln, analysieren und speichern eine große Menge an Daten über Menschen und ermöglichen damit, das Verhalten der Menschen zu beeinflussen (um nicht zu sagen: zu manipulieren).
Für Zuboff stellt das Geschäftsmodell mit den Daten demokratische Normen in Frage, was sich in der Vergangenheit vielfach bestätigt hat:
Mikrotargeting mag also nach einer tollen Chance für Selbstständige und Unternehmen klingen, ja. Doch es stellt eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie dar, die so langsam nicht mehr wegdiskutiert werden kann.
Besonders ärgerlich ist es, wenn der Einsatz des Meta-Pixels „aus Versehen“ oder unreflektiert passiert, wie jüngst bei der Polizei in Großbritannien. Sie hatte den Pixel auf einer Seite verwendet, auf der Menschen häusliche oder sexualisierte Gewalt melden konnten. Die Folge: Durch den Pixel gab die Polizei diese sensiblen Informationen an Meta weiter, sodass Meta jetzt genau weiß, wer potentiell von häuslicher / sexualisierter Gewalt betroffen ist.
Wer nun sagt, dass er doch gar nichts zu verbergen habe, sei daran erinnert, dass Privatsphäre ein Grundrecht ist, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der Europäischen Menschenrechtskonvention und der Europäischen Charta der Grundrechte verankert ist.
Es geht nicht darum, ob wir etwas zu verbergen haben, sondern darum, dass es Grundrechte zu schützen gilt. Schließlich setzen wir ja auch nicht gleich die Meinungsfreiheit außer Kraft, nur weil wir mal nichts zu sagen haben.(1)
#3 Das Rechtsargument
Das Problem ist aber nicht nur, dass Unternehmen wie Meta all diese Daten erheben, analysieren, verarbeiten, speichern und verkaufen. Das Problem ist auch, dass sie es meist ohne das explizite Einverständnis der Menschen tun.
Denn auch wenn die meisten Selbstständigen, Onlineunternehmer*innen und Unternehmen auf personalisierte Werbung setzen, heißt es nicht, dass sie es rechtskonform tun.
Die Rechtslage (2) sieht zur Zeit so aus, dass Websitenbetreiber*innen dafür verantwortlich sind, den Meta-Pixel datenschutzkonform einzubinden. Ein Hinweis zum Meta-Pixel in den Datenschutzhinweisen reicht dazu nicht aus.
Datenschutzkonform ist die Nutzung des Meta-Pixels meinem Verständnis (2) dann, wenn
Menschen aktiv in die Nutzung ihrer Daten für Werbezwecke einwilligen (Opt-in)
Menschen der Nutzung ihrer Daten für Werbezwecke widersprechen können (Opt-out)
der Meta-Pixel erst dann lädt und Daten erhebt, nachdem das Einverständnis erteilt wurde
Gerade der letzte Punkt ist technisch wohl nicht immer so leicht umzusetzen und verlangt – je nach CMS und Cookie-Banner – Coding-Kenntnisse.
#4 Das Ethik-Argument
Doch selbst wenn der Einsatz des Meta-Pixels rechtskonform ist und sich Selbstständige und Unternehmen offiziell nichts „zu Schulden“ kommen lassen – die wenigsten Menschen blicken wohl wirklich durch, was passiert, wenn sie beim Cookie-Banner auf „Annehmen“ klicken.
Hinzu kommt noch, dass es inzwischen eine ganze Marketingdisziplin gibt, die sich damit befasst, möglichst viele Menschen dazu zu bringen, möglichst viele ihrer persönlichen Daten preiszugeben, damit möglichst zielgerichtete Werbeanzeigen geschaltet werden können
Consent Optimization nennt sich das, und es geht im Großen und Ganzen darum, durch ein spezielles Wording oder Design Menschen dazu zu „motivieren“, Cookies zu akzeptieren.
Diese Consent-Optimierung öffnet Tür und Tor für sogenannte „Dark Patterns“ – Strategie-, Design- oder Sprachmuster, die Menschen zu einem bestimmten Verhalten verleiten und ethisch fragwürdig sind.
Auch die Social-Media-Plattformen selbst bedienen sich natürlich solcher Dark Patterns, um Menschen dazu zu bringen, der Nutzung ihrer Daten zuzustimmen. Zum Beispiel, indem der Annehmen-Button in einer auffälligeren Farbe gestaltet wird als der Ablehn-Button.
#5 Das Zukunftsargument
Auch ob personalisierte Werbung in der aktuellen Form so zukunftsfähig ist, darf bezweifelt werden.
Surprise, surprise: Selbstständige und Unternehmen (und Politiker*innen) finden es vielleicht gut, personalisierte Werbung zu schalten. Doch die meisten Menschen finden es eben nicht gerade toll, getrackt zu werden.
Und Unternehmen wie Apple tragen dem Rechnung, indem sie seit iOS 14.5 es ermöglichen, Tracking für bestimmte Apps – und dazu gehören auch Facebook und Instagram – abzulehnen.
Natürlich macht das Apple nicht (nur) aus Menschenliebe oder aus Spaß an der Freude – auch wenn es die Apple-Bosse sicherlich freut, dass das ihren Konkurrenten Meta rund 10 Milliarden Dollar im Jahr kostet –, sondern aus wirtschaftlichem Interesse.
Doch das grundsätzliche Problem bleibt: Metas Geschäftsmodell setzt voraus, dass sich Menschen freiwillig und ohne zu mucken tracken lassen. Und ob das für jetzt bis in alle Zeit so gelten wird?
Gleichzeitig gibt es in letzter Zeit auch aus der Politik entsprechende Zeichen:
In Norwegen wurde jüngst personalisierte Werbung für drei Monate verboten.
Und auch im Europaparlament gibt es Bestrebungen, personalisierte Werbung zu verbieten.
Mit anderen Worten: Dass die Politik ewig dabei zusehen wird, wie Meta und Co. Daten im großen Stil und ohne das explizite Einverständnis der Menschen sammeln und die Konsequenzen stillschweigend in Kauf nehmen, darf bezweifelt werden.
#6 Das „Mehr ist nicht immer besser“-Argument
Menschen, die für den Einsatz von Werbeanzeigen mit dem Argument „Wir können mit Werbeanzeigen schneller wachsen und skalieren als ohne Werbeanzeigen.“ plädieren, scheinen stillschweigend davon auszugehen, dass „mehr“ immer „besser“ ist.
Doch das ist aus meiner Sicht nicht zwingend der Fall. Ich selbst habe zum Beispiel folgende Erfahrungen gemacht:
Menschen, die mich durch Ads fanden, waren anders als die Menschen, die wegen eines Interviews, einer Empfehlung oder eines Blogartikels auf mich aufmerksam wurden. Seit ich keine Werbeanzeigen mehr schalte, habe ich es auch deutlich seltener mit ausfallenden, unfreundlichen und unangenehmen Menschen zu tun.
Werbeanzeigen führten bei mir zu einer höheren Abmelderate beim Newsletter, weil sie vermutlich auch viele Freebiejäger erreichten, die sich einfach nur das Freebie schnappen wollten, aber gar kein Interesse daran hatten, den Newsletter zu abonnieren. Seit ich keine Werbeanzeigen mehr nutze (und auch keine Freebies mehr habe), ist die Abmelderate deutlich gesunken, während die Öffnungs- und Klickrate gestiegen sind.
Stellen wir doch einfach mal zwei Situationen gegenüber.
Lara scrollt durch ihren Instagram-Feed und sieht eine Werbeanzeige für ein kostenloses Downloadprodukt. Innerhalb von wenigen Sekunden beschließt sie, sich das Downloadprodukt zu holen, indem sie ihre E-Mail-Adresse rausrückt. Lara weiß noch gar nicht so viel über die Person, deren Newsletter sie abonniert hat. Und sie hat sich auch streng genommen gar nicht zum Newsletter anmelden wollen – sie wollte nur das PDF.
Ein anderes Szenario:
Ben ist Fan eines bestimmten Podcasts. In der letzten Folge wurde eine Person zu einem spannenden Thema interviewt. Nach fast einer Stunde Interview hat Ben eine Menge über den Werdegang, das Thema und die Ansichten dieser Person erfahren. Und als er dann zu ihr auf die Website geht, steuert er gezielt die Newsletteranmeldung an. Er weiß ganz genau, dass er auch in Zukunft mehr von dieser Person hören will.
Nun ist damit natürlich nicht gesagt, dass sich Lara sofort vom Newsletter abmelden und Ben bis in alle Ewigkeiten im Newsletter bleiben wird – auch Bens melden sich vom Newsletter ab, wenn sich ihre Interessen oder persönlichen Umstände ändern. Doch die Voraussetzungen bei Lara und Ben sind einfach völlig unterschiedliche.
Mehr ist nicht immer besser. Die richtigen Menschen sind besser.
Und was sind die richtigen Menschen? Aus meiner Sicht sind das Menschen, die genügend Zeit hatten, um eine informierte Entscheidung für oder gegen einen Newsletter, ein Webinar oder ein Produkt zu treffen. Und das ist bei Werbeanzeigen, wo wir Entscheidungen innerhalb von wenigen Sekunden treffen, nur selten der Fall.
#7 Das „Wir können nicht mehr unbegrenzt wachsen“-Argument
„Klingt ja schön und gut“, kriege ich manchmal von erfahrenen Onlineunternehmer*innen gesagt, „aber ohne Werbeanzeigen ginge mir das viel zu langsam.“
Da gebe ich ihnen Recht: Ohne Werbeanzeigen geht Wachstum viel langsamer.
Doch könnte das nicht auch … eine gute Sache sein?
Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr und mehr verstehen, dass wir nicht mehr so wirtschaften können wie bisher. Wir merken, dass unbegrenztes Wachstum unsere Welt zerstört und unsere Gesundheit. Wir sehen, dass Unternehmen, die ohne Kopplung an Werte wachsen, das meist auf Kosten von Sicherheit, Privatsphäre und Moral tun.
Wollen wir da wirklich mitmachen? Muss es denn wirklich immer um maximalen Gewinn gehen?
Oder wollen wir unser Wachstum verantwortungsbewusst gestalten? Zum Beispiel, indem wir klare rote Linien ziehen und auf Dark Patterns oder personalisierte Werbung verzichten?
#8 „Es geht gar nicht schneller“-Argument
Doch es gibt noch ein zweites Argument gegen die „Mit Werbeanzeigen geht Wachstum viel schneller“-These: Sie trifft nur auf diejenigen zu, die sich mit Werbeanzeigen auskennen.
Mir war das zu Beginn meiner Selbstständigkeit auch nicht so klar. Ich dachte, ich setze eine Werbekampagne auf und – schwupps – bringt sie mir zuverlässig neue Menschen in meinen Newsletter.
So einfach ist es dann nicht. Wer als Neuling das erste Mal in einen Werbeanzeigenmanager reinguckt, ist erst einmal komplett überfordert. Er benötigt Tage, wenn nicht gar Wochen, um sich einzuarbeiten und alle wichtigen Funktionen zu verstehen. Denn das Ding ist komplex.
Dann dauert es weitere Wochen, bis der Pixel genügend Daten liefert und sogenannte Custom Audiences so aufgebaut sind, dass man sie sinnvoll nutzen kann.
Die ersten Werbekampagnen funktionieren meist eher so semigut, sodass viele Tests notwendig sind, bis man die Kombination aus Zielgruppe, Anzeige und Text hat, die gute Ergebnisse bringt.
Werbeanzeigen sind nicht notwendigerweise eine Abkürzung – sie sind ein großes, neues, komplexes Feld, das man verstehen und durchdringen muss, bevor man wirklich sagen kann, dass es gut läuft.
Ads sind damit eine viel längerfristige Strategie, als viele Selbstständige glauben. Gefühlt kommen auf jeden Onlineunternehmer, der behauptet, dass er mit Ads so tolle Ergebnisse einfährt, einhundert, die daran verzweifeln.
#9 Das „Die Menschen sind genervt“-Argument
Auf die Frage, warum Meta nicht einfach aufhört, personalisierte Werbung zu zeigen, antwortet das Unternehmen 2020:
„The answer is that we believe that personalized advertising provides the best experience for people and the best value for businesses – particularly small businesses, which make up the vast majority of Facebook’s nine million active advertisers across our services.“ (Quelle)
Unternehmen wie Meta tun gerne so, als wäre personalisierte Werbung für alle Beteiligten eine „tolle Erfahrung“, doch was ist die Aussage wert angesichts der Tatsache, dass personalisierte Werbung nun mal den Kern eines Unternehmens wie Meta trifft?
Wer personalisierte Werbung kritisiert, kritisiert damit auch Metas Geschäftsmodell. Natürlich würde sich Meta niemals die Geschäftsgrundlage entziehen, indem das Unternehmen sagt, dass die Kritik an personalisierter Werbung berechtigt ist.
Und so toll scheint die Erfahrung für die Menschen, die die Werbeanzeigen letzten Endes sehen, dann doch nicht zu sein. Einige Zahlen:
Nur 11% der befragten Menschen wollen laut einer Studie von YouGov überhaupt personalisierte Anzeigen sehen. 57% wollen überhaupt keine personalisierte Anzeigen sehen. 26% keine politischen personalisierten Anzeigen. (Quelle)
Laut einer Studie von European netID Foundation ist die Hälfte der befragten Deutschen von der ungefragten Datenweitergabe genervt. (Quelle)
75% der Deutschen empfinden laut einer Studie von Ogury personalisierte Werbung auf Mobilgeräten als nervig. (Quelle)
Die Genervtheit der Menschen ist verständlich. Wer will denn zum Beispiel als 60-Jähriger Werbung für Inkontinenzeinlagen sehen, nur weil er … eben ein bestimmtes Alter erreicht hat? Oder Werbung für High Heels, nur weil jemand … eben eine Frau ist?
Außerdem stellt sich bei vielen Menschen auch das „Big Brother is watching you“-Gefühl ein. Da haben sie sich nur in einem Onlineshop ein paar Schreibtischstühle angeguckt und kaum machen sie Instagram auf, werden ihnen genau dieselben Produkte angezeigt. Die wenigsten verstehen wohl genau, wie das technisch funktioniert. Und selbst, wer über die Existenz des Pixels Bescheid weiß – das Gefühl, beobachtet zu werden, bleibt. (Und ist alles andere als angenehm.)
Meta is watching you. Egal, was wir im Netz machen, Mark Zuckerberg schaut zu.
#10 Das Investitionsargument
Sind Werbeanzeigen also wirklich eine so gute Investition? Bei der Antwort würde ich nicht lediglich den finanziellen Aspekt berücksichtigen, sondern auch den Faktor Zeit, Energie, Headspace oder Nerven.
Personalisierte Werbung bindet Ressourcen auf allen Ebenen, und sogar wenn FB-Ads ganz okaye Ergebnisse bringen, kann es sein, dass sie uns den letzten Nerv rauben und uns das Leben insgesamt schwerer machen.
Will ich mich mit dem Thema beschäftigen? Will ich mich da weiterbilden? Will ich ständig Dinge testen und optimieren? Will ich täglich meine Kampagne checken? Oder will ich jemanden beauftragen, die Werbekampagnen für mich zu managen? Wie viel Zeit kostet mich das Thema Werbeanzeigen? Und wie viel Energie? Wie viel Geld? Was könnte ich stattdessen tun? Ist es den ganzen Aufwand wert? Wie würde mein Leben ohne Werbeanzeigen aussehen?
All das sind legitime Fragen, die bei der Entscheidung für oder gegen Werbeanzeigen eine Rolle spielen können.
Was ist denn die Alternative zu personalisierter Werbung?
Eine Alternative für unbegrenztes Wachstum habe ich nicht. Aber ich habe eine Alternative für verantwortungsbewusstes Wachstum: kontextualisierte Werbung.
Kontextualisierte Werbung bedeutet, dass Werbung passend zu bestimmten Kontexten erscheint.
Personalisierte Werbung mag mehr Aufmerksamkeit erhalten. Doch kontextualisierte Werbung hat eine höhere Akzeptanz. Außerdem ist kontextualisierte Werbung ein wachsender Markt, der von 106 Milliarden Dollar 2017 auf über 400 Milliarden 2025 wachsen soll. (Quelle)
Wer zum Beispiel in einem Podcast interviewt wird und am Ende des Podcasts auf die Website, den Newsletter oder Onlinekurse verweist, macht auch „Werbung“ für sein Zeugs. Doch:
Dafür müssen keine Daten von Menschen gesammelt werden. Jeder Mensch, der den Podcast hört, hört genau dieselbe Botschaft.
Nachdem sich jemand ein 30- oder 60-minütiges Interview zu einem bestimmten Thema angehört hat, kommt ein Hinweis zu einer Website oder einem Produkt nicht überraschend, sondern ergibt sich aus dem Kontext.
Fazit: Es gibt viele Argumente, die gegen Social-Media-Ads sprechen
Personalisierte Werbung ist für die meisten Selbstständigen und Unternehmen nicht mehr aus dem Marketing wegzudenken. Doch neben den zweifelsohne vorhandenen Pro-Argumenten für personalisierte Ads, gibt es auch viele Argumente dagegen:
#1 Abhängigkeit: Wir machen uns abhängig. Vor allem, wenn unser gesamtes Marketing auf Ads beruht.
#2 Privatsphäre: Für personalisierte Werbung muss das Onlineverhalten von Menschen im großen Stil getrackt werden. Das ist in den meisten Fällen ein Angriff auf die Privatsphäre der Menschen.
#3 Datenschutzrecht: Websitebetreiber*innen sind für die rechtskonforme Einbindung des Meta-Pixels verantwortlich, doch das ist technisch nicht immer so leicht umzusetzen (vor allem, dass der Pixel erst nach dem Einverständnis lädt).
#4 Ethik: Statt Menschen über die Nutzung ihrer Daten aufzuklären, geht es im Marketing immer mehr um „Consent Optimization“, also darum, durch Tricks im Wording und Design möglichst viele Menschen dazu zu bringen, auf „Cookies annehmen“ zu klicken.
#5 Zukunftsfähigkeit: Wie zukunftsfähig Metas Geschäftsmodell mit personalisierter Werbung ist, ist die Frage. Apple bietet inzwischen die Möglichkeit, Tracking abzulehnen, und auch die Politik macht Druck.
#6 Mehr ist nicht immer besser: Wer Menschen ausreichend Zeit gibt, sich für einen Newsletter, ein Webinar oder ein Produkt zu entscheiden, erhöht die Chance, die richtigen Menschen zu erreichen und letzten Endes Abmeldungen zu reduzieren.
#7 Wachstum: Es sollte nicht um maximalen Gewinn gehen, sondern um verantwortungsbewusstes Wachstum. Selbstständige und Unternehmen brauchen Werte, an denen sie sich orientieren.
#8 Langfristigkeit: Dass personalisierte Werbung gute Ergebnisse bringt, setzt voraus, dass man genau weiß, was man tut. Dazu ist entweder ausgebildetes Fachpersonal nötig oder viel Zeit und Übung.
#9 Genervt: Menschen sind von personalisierter Werbung und der Weitergabe ihrer Daten immer mehr genervt.
#10 Investition: Ob Werbeanzeigen eine gute Investition sind, ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch von Zeit, Energie, Hirnschmalz und Nerven.
(1) Beispiel von Edward Snowden
(2) Ich bin natürlich keine Anwältin und dieser Text stellt keine Rechtsberatung dar. Ich gebe nur die Rechtslage nach bestem Wissen und Gewissen weiter.
Was wirst du bauen?
Stell dir vor, du kaufst ein Lego-Set mit dem Namen „Selbstständigkeit“. Du öffnest die große, bunte Packung und entdeckst unzählige Steine in den verschiedensten Größen, Farben und Formen. Was wirst du bauen?
Stell dir vor, du kaufst ein Lego-Set mit dem Namen „Selbstständigkeit“.
Du öffnest die große, bunte Packung und entdeckst unzählige Steine in den verschiedensten Größen, Farben und Formen.
Der eine dunkelblaue Lego-Stein heißt Facebook.
Der lilafarbene Stein Instagram.
Der grüne Stein Blog, der gelbe Stein Podcast und der weiße SEO.
Und die große, graue Platte, auf der du alle anderen Steine draufsetzen kannst, nennt sich Website.
Was wirst du bauen?
Wirst du sofort nach der Bauanleitung suchen und jeden einzelnen Schritt akribisch befolgen?
Wirst du den langen gelben Vierer auf den langen roten Vierer setzen und nicht umgekehrt?
Wirst du etwas bauen, was alle anderen Menschen auch bauen, die sich an der gleichen Anleitung orientieren? (Um dich dann nachher zu beschweren, dass dein Bauwerk nicht genügend heraussticht?)
Oder wirst du die Steine nach deiner eigenen Vorstellung zusammensetzen?
Die Steine, mit denen du nichts anfangen kannst, einfach weglassen?
Nur die Steine nutzen, bei denen es dir in den Fingern kribbelt?
Wirst du dich von deinen Ideen und Vorstellungen leiten lassen und etwas Einzigartiges bauen? Etwas, das es so noch nicht gibt?
Alle Steine aus dem Lego-Bausatz „Selbstständigkeit“ liegen vor dir:
Website, SEO, Blog, Podcast, Facebook, Instagram, TikTok, Webinare, Newsletter, persönliche Kontakte, Weiterempfehlungen, Affiliate-Marketing, Werbeanzeigen.
Schau sie dir genau an und entscheide selbst, was du daraus baust und welche Steine du nimmst.
Ein kritischer Blick auf das Female Empowerment auf Social Media
Wie feministisch sind die üblichen „Female Empowerment“-Posts auf Social Media? The answer may (not) surprise you: Bedingt. In diesem Blogartikel geht es um die widersprüchlichen und problematischen Botschaften der Girlbosse auf Instagram und Co.
In knapp einem Monat ist internationaler Weltfrauentag.
Und wie immer wird – neben wichtigen Anliegen, Aktionen, Impulsen und Statistiken – eine Menge gefährlicher Blödsinn im Namen des „Female Empowerment“ verbreitet.
Oft (und insbesondere) von Coaches.
Für mich gehört das zu den Hauptwidersprüchen der hippen Girlboss-Female-Empowerment-Selbstverwirklichungsbubble:
Wir tun so, als wäre uns die Stärkung von Frauen eine Herzensangelegenheit – doch unsere Handlungen sprechen eine andere Sprache.
Hier eine lange Liste von Begriffen, Bildern, Botschaften und Handlungen, die dem Anliegen der Female-Empowerment-Bewegung schaden – und abschließend ein paar Ideen, wie wir es besser machen können.
#1 Die Sprache im Female Empowerment
Alles fängt mit der Sprache an.
Powerfrau
Karrierefrau
Fempreneur
Bosslady
Ladyboss
Working Mum
Mumpreneur
Mompreneur
SHEO
Diese Begriffe mögen nett oder sogar als ein Kompliment gemeint sein, doch sie zeigen ganz deutlich:
Wenn Frauen oder Mütter arbeiten oder sich selbstständig machen, ist das immer noch eine Abweichung von der Norm und sollte extra betont werden. Als wären wir immer noch ganz verwundert darüber, wenn Frauen Karriere machen oder Mütter arbeiten.
In der Linguistik nennt man das eine konversationelle Implikatur: Wir sagen zwar nicht explizit, dass es „nicht normal“ ist, dass Frauen arbeiten oder Karriere machen, aber wir meinen das stillschweigend mit.
Das liegt an den sogenannten Konversationsmaximen, die der Sprachphilosoph H. P. Grice 1967 „entdeckt“ hat. Im Fall von „Powerfrau“ oder „Karrierefrau“ gilt die Maxime der Relevanz. Wäre es nicht relevant, die „Power“ oder „Karriere“ extra zu betonen, würden wir es gar nicht erst so formulieren.
Wie im Grice’schen Beispiel vom Kapitän und dem Maat.
Der Kapitän schreibt ins Logbuch: Heute, 11. November, der Maat ist betrunken. Der Maat liest den Eintrag, wird wütend und schreibt seinerseits: Heute, 12. November, der Kapitän ist nicht betrunken.
Die Implikatur ist klar: Normalerweise ist der Kapitän betrunken, doch heute – es geschehen noch Zeichen und Wunder – mal nicht!
Die Maxime der Relevanz greift auch, wenn wir sagen:
Heute war das Essen in der Mensa mal lecker.
Oder:
Heute hat Michael mal selbst das Klo geputzt.
Wir implizieren mit diesen Sätzen, dass der Normalfall ein ganz anderer ist. Deshalb sind auch solche Begriffe wie „Frauenfußball“ bescheuert. Und deshalb tut sich die Female-Empowerment-Bewegung keinen Gefallen damit, von „Powerfrauen“, „Karrierefrauen“ und Co. zu sprechen.
Wie absurd diese Wörter eigentlich sind, merken wir spätestens, wenn wir das männliche Pendant bilden:
Powermann
Karrieremann
Manpreneur
Bosssir
Sirboss
Working Dad
Dadpreneur
HEO
Diese Begriffe gibt es nicht, weil es für Männer „normal“ ist, „Power“ zu haben oder Karriere zu machen. Und weil die Frage, ob ein Mann Kinder hat, in einer Gesellschaft, in der Mütter immer noch einen Großteil der Care-Arbeit übernehmen, zu vernachlässigen ist.
Deshalb ist es auch so witzig, wenn der Satire-Account „Man who has it all“ twittert:
Working husband? How do you keep your energy levels up? Jack, age 28 „I keep an almond in my coat pocket“. Inspirational.
Mindestens genauso problematisch ist die Verniedlichung von Frauen mit Begriffen wie
Girlboss
Bossbabe
Girlpreneur
Girlpower
„Girlboss“ geht auf „Nasty Gal“-CEO Sophia Amoruso zurück, die den Begriff mit ihrem gleichnamigen Buch 2014 in die Welt gebracht hat.
Doch was sagen Begriffe wie „Girlpower“ und Co. überhaupt aus?
Vielleicht: „Keine Angst, ich werde mit meiner ‚Power‘ das Patriarchat schon nicht zum Einsturz bringen. Schließlich bin ich ja nur ein kleines Mädchen.“
Oder: „Ich bin nur ein ‚Girl‘ und will ein bisschen ‚Boss‘ spielen.“
Inzwischen hat es sich zum Glück auch ein Stück weit „ausgegirlbosst“. Während Anfang 2017 der Begriff „Girlboss“ im Urban Dictionary noch so erklärt wurde:
A woman in control, taking charge of her own circumstances in work & life. Someone who knows her worth and won't accept anything less. […] She is empowering and inspiring to those around her. She kicks ass!
Heißt es bereits 2021 und 2022:
A person who co-opts popular feminist “girl power” rhetoric as a way to virtue signal to other neoliberals and shield themselves from criticism.
Oder:
Someone who is lauded by themselves or others as a feminist icon, despite not typifing feminism in many ways or sometimes being unpleasant and unethical in a way that is antithetical to feminism.
Von „empowering“ (2017) zu „gegensätzlich zum Feminismus“ (2022) in nur fünf Jahren – wie konnte das passieren?
#2 Die Ästhetik im Female Empowerment
Bevor wir diese Frage beantworten, müssen wir zuvor über die Botschaften sowie über die Bilder und Ästhetik sprechen, die manchmal im Namen der Girlboss-Mumpreneurs-Female-Empowerment-Bewegung verbreitet wird.
Geben wir den Begriff „Girlboss“ in Fotodatenbanken wie Canva ein, sehen wir zu 95% einen ganz bestimmten Typ Frau.
Weiß.
Jung.
Schlank.
Gestylt.
Reine Haut.
Volles Haar.
Stilvoll gekleidet.
Ein typisches „Girlboss“ laut Canva: jung, schlank, schön.
Eine heile, glorifizierte, pastellige Welt aus Apple-Gerät, duftenden Blumensträußen, Kaffeebechern und Terminplanern (denn ein Girlboss ist busy!).
Ein typischer „Workplace“ eines „Girlboss“: Laptop, Blumen, Pastell.
Wen sehen wir auf prototypischen Girlboss-Bildern nicht oder vergleichsweise selten? Richtig: Women of Colour, Muslimas, Transfrauen, Frauen jenseits der 50 oder Vielfalt von Frauenkörpern.
Was findet auf den prototypischen Girlboss-Bildern üblicherweise nicht statt? Richtig: der meist unglamouröse Alltag von Frauen, die sich selbstständig machen und dabei mit diversen Gender Gaps zurechtkommen müssen.
#3 Botschaften im Female Empowerment
Die typischen Bilder der Selbstverwirklichungsbubble stehen für einen weißen, wohlhabenden „Feminismus“ und haben mit der Realität der meisten Frauen nur wenig zu tun.
Nicht selten legen sie einen so starken Fokus auf „Good Vibes Only“, sodass ihre „positiven“ Botschaften ins Toxische gehen und Herausforderungen, Probleme, Rückschläge grundsätzlich ignorieren.
Vor allem aber passen diese Bilder zu der Kernbotschaft, die im Namen des Female Empowerment verbreitet wird:
Du kannst super erfolgreich werden, wenn du nur hart genug (an dir) arbeitest und dabei stets positiv bleibst.
Sheryl Sandberg hat diese neoliberale Message im Namen der Frauenbewegung 2013 in die Welt gesetzt.
In ihrem Buch – mittlerweile ein Bestseller und Klassiker – „Lean in. Frauen und der Wille zum Erfolg“ schreibt Sandberg sinngemäß:
„Wenn Frauen hart arbeiten und mutig sind, können sie alles erreichen, was sie sich vornehmen.“
Hört sich erst einmal gut an, ist bei näherem Hinsehen aber nur ein unreflektierter Worthaufen, der stark nach Privilegien riecht.
Sheryl Sandberg, die bis Herbst 2022 COO von Facebook war, hat ein geschätztes Vermögen von 1,5 Milliarden Dollar. Nicht Millionen, MILLIARDEN. Und vermutlich lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage:
Einer weißen, reichen Frau kommen solche Sätze leichter über die Lippen als beispielsweise Alleinerziehenden, deren Zeit, Kraft und finanzielle Ressourcen nun einmal beschränkt sind. Oder Schwarzen Frauen, die täglich Diskriminierungserfahrungen machen.
Für die meisten Frauen dieser Erde gibt es in patriarchalen Strukturen Grenzen. Selbst wer als Frau weiß und glücklich verheiratet ist – sobald Kinder ins Spiel kommen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir nach durchgemachten Nächten und dank Gender Care Gap erst einmal nicht sooo leistungsfähig sind.
Überhaupt gehen Female Empowerment und die Hustle Culture, für die vor allem Millenials anfällig zu sein scheinen, erstaunlich oft Hand in Hand.
Häufig das Credo der Selbstverwirklichungsbubble: hustle and grind.
Ein echtes „Girlboss“ meint es ernst und gibt jeden Tag alles.
Trinkt erst Kaffee und rettet dann die Welt.
Macht ständig Selfies von sich bei der Arbeit oder eine Instastory davon, wie sie eine Pause macht.
Die Spitze der Selbstverwirklichungsbubble-Hustle-Bubble ist der 5am Club – ein Konzept, das auf das gleichnamige Buch von Robin Sharma zurückgeht.
Sharmas These:
Frühmorgens, wenn alle schlafen, können wir ungestört unseren Zielen nachgehen. Wir können Sport machen, meditieren, lesen. Morgens um 5 Uhr sind die wertvollsten Stunden. (Dich ruft garantiert niemand an. Selbst der WhatsApp-Gruppenchat des Fußballvereins des Kindes bleibt stumm.) Das Wissen, dass du schon etwas für dich getan hast, wird dich den ganzen Tag beflügeln und dich unglaublich produktiv machen.
Einschlägige Beispiele sind schnell gefunden: Tim Cook steht laut Business Insider um 3:45 Uhr auf. Ehemalige First Lady Michelle Obama um 4:30 Uhr. Tim Armstrong um 5 Uhr. Sergio Marchionne um 3:30 Uhr.
Die Botschaft ist klar: Erfolgreiche Menschen sind Frühaufsteher!
Und so zwingen sich „frischgebackene“ Girlbosses Tag für Tag um 5 Uhr aus den Federn, weil erfolgreiche Menschen nun mal nicht snoozen.
Dass wir in der Leistungsgesellschaft weniger schlafen sollen, um noch mehr zu leisten und noch produktiver zu sein, ist zunächst einmal wenig überraschend: Schlaf ist aus kapitalistischer Sicht völlig wertlos. Denn wer schläft, leistet nichts und kann noch nicht einmal etwas konsumieren.
Die Forschungslage ist allerdings gar nicht so eindeutig, wie die 5am-Befürworter*innen tun.
Es gibt Studien, die belegen, dass Morgenmenschen gesünder sind und länger leben. Es gibt aber auch genauso Studien, die zeigen, dass es nichts bringt, sich zum Frühaufstehen zu zwingen, wenn mensch einen anderen zirkadianen Rhythmus hat. Oder dass es keinen Zusammenhang zwischen der Aufstehzeit und dem sozioökonomischen Status gibt.
Kurz: Wer von sich aus früh wach ist, darf gerne um 5 Uhr aufstehen und meditieren. Wer sich schwer damit tut, wird vermutlich nicht produktiver und leistungsfähiger, sondern durch den Schlafmangel auf Dauer krank werden.
Wem ist mit diesem hustlenden, früh aufstehenden Female Empowerment also geholfen? Na, vor allem Männern.
Denn wenn die Antwort der Female-Empowerment-Bewegung auf die diskriminierenden gesellschaftlichen Strukturen lautet, dass Frauen einfach noch härter arbeiten und noch früher aufstehen müssen, wird sich in absehbarer Zeit nichts an diesen Strukturen ändern.
Und wer Frauen zu 100% die Verantwortung für ihren Erfolg oder Misserfolg überträgt oder alles als eine Frage des „richtigen Mindsets“ darstellt, erzeugt unrealistische Ideale, die Frauen in eine Selbstoptimierungsspirale bringen, sie unter Druck setzen und an sich zweifeln lassen.
Das könnte zum Beispiel so aussehen:
#1 Frau möchte mich selbstständig machen.
#2 Frau entdeckt auf Instagram einschlägige Accounts, die ihr sagen: Für dich ist alles möglich, wenn du hart genug arbeitest!
#3 Frau fühlt sich bestätigt, freut sich und beginnt, hart zu arbeiten und sich den Wecker auf 4:30 Uhr zu stellen.
#4 Nach ein paar Tagen/Wochen/Monaten/Jahren merkt sie: Hmmm, irgendwie ist es nicht so glamourös, wie es bei den „Bossbabes“ immer aussieht. Ich arbeite nicht in einem Büro mit Blick auf eine Skyline, sondern auf der Couch zwischen Wäschebergen und Krümeln der Tiefkühlpizza, die ich mir abends um 23 Uhr noch schnell gegönnt habe. Ich bin durch das frühe Aufstehen erschöpft und hab trotz täglichem Meditieren Streit mit meinem Mann, weil ich nicht als einzige den Haushalt schmeißen will. Und zahlende Kund*innen finde ich nach einem Jahr auch nicht!
#5 Frau scrollt noch einmal durch sämtliche Accounts, denen sie auf Insta folgt, und stellt immer wieder fest: Alle anderen schaffen es doch auch. Es muss an mir liegen. Bei allen anderen sieht es leicht aus. Bei mir ist es schwer. Ich bin das Problem. Mit mir stimmt was nicht.
Das ist der große, traurige Widerspruch des Female Empowerment
Frauen sollen empowered werden, doch durch die einseitigen Botschaften, die auf Social Media wie am Fließband produziert und geteilt werden, bekommen sie immer wieder vermittelt, dass sie nicht gut genug sind.
Zum Beispiel, weil sie nach einer Nacht, in der ihre Kinder gekotzt haben und sie zweimal das Bett komplett neu beziehen mussten, es nicht schaffen, um 5 Uhr aufzustehen, Affirmationen aufzusagen und Tony Robbins zu lesen.
Thanks for nothing, Female Empowerment!
#4 Handlungen im Female Empowerment
Doch am beunruhigendsten ist für mich das sogenannte Pinkwashing.
So wie „Greenwashing“ Methoden meint, sich in der Öffentlichkeit ein klimafreundliches Image aufzubauen, während die Handlungen des Unternehmens in der Realität alles andere als umweltfreundlich sind, meint „Pinkwashing“ ein feministisches Image von Unternehmen oder Unternehmer*innen, während die Handlungen eine ganz andere Sprache sprechen.
Sollten Frauen, die sich Female Empowerment auf die Fahnen schreiben, nicht gerade solidarisch mit anderen Frauen sein?
Möchte mensch meinen. Doch die Praxis sieht alles andere als solidarisch aus.
Das Vereinbarkeitsproblem – der Gender Care Gap – zum Beispiel wird nicht etwa dadurch gelöst, Männer und Väter stärker in die Pflicht zu nehmen und für eine gerechtere Aufteilung der Care-Arbeit einzustehen, sondern durch „Nannys“ und „Putzfeen“.
Als ich 2018 das allererste Mal ein größeres Onlineprogramm buchte, war das einer der ersten Tipps, den ich von etablierten Business-Coaches bekam.
Nicht nur, dass sie für sich selbst entschieden, andere Frauen nicht angemeldet oder in Minijobs als Reinigungskraft zu beschäftigen und sie damit in die Altersarmut zu treiben – sie empfahlen ihren Kund*innen, dasselbe zu tun.
Schließlich können wir Frauen ja nicht gleichzeitig ein Imperium aufbauen und das Klo putzen. Oder?
Seit 2018 sind fünf Jahre vergangen, doch geändert hat sich wenig:
Noch immer geben manche Frauen im Namen des Female Empowerment anderen Frauen den Ratschlag, weniger privilegierte Frauen auszubeuten, um erfolgreich zu sein und ihr individuelles Vereinbarkeitsproblem zu lösen.
Es sei ein altes, veraltetes Modell, schreibt Teresa Bücker pointiert, in dem „Macht bedeutet, die ‚Drecksarbeit‘ an Menschen abzutreten, die nur Zugang zu diesen Arten der Arbeit haben. Und privilegierte Frauen machen in diesem Modell mit. Sie stärken es, statt einzufordern, die Arbeitswelt neu zu organisieren.“ (Quelle)
Das Outsourcen der Care-Arbeit, für die frau nun keine Zeit mehr hat, weil sie sich selbst verwirklichen will, steht also im krassesten Widerspruch zu der Botschaft des Female Empowerment: Frauen zu „ermächtigen“, sie handlungsfähig zu machen, Chancengleichheit zu schaffen und die Einkommensschere zu schließen.
Ähnlich sieht es aus, wenn erfolgreiche Onlineunternehmerinnen Freelancerinnen beschäftigen.
Immer wieder sind es gerade die Unternehmerinnen, die sich medienwirksam „Female Empowerment“ auf die Fahnen und Instaposts schreiben, die ihre eigenen Mitarbeiterinnen aus irgendeinem Grund ausklammern, jeden berechneten Euro in Frage stellen, um jedes Angebot grundsätzlich feilschen und Stundensatzerhöhungen pauschal ablehnen, Wochen ins Land ziehen lassen, bevor sie Rechnungen begleichen.
Außen Girlpower, innen Scrooge.
Wenige Jahre nach „Lean in“ müssen wir also feststellen: Es reicht eben nicht, einzelne Frauen an der Spitze zu sehen, solange frauenfeindliche Strukturen in der Gesellschaft und in Unternehmen existieren. Denn natürlich sind auch erfolgreiche Frauen nicht davor gefeit, Mitarbeitende auszubeuten und toxische Unternehmensstrukturen fortzuführen.
So wie Girlboss Sophia Amoruso, die schwangere Mitarbeiterinnen feuerte und mit Nasty Gal letzten Endes Insolvenz anmeldete.
Oder Audrey Gelman, die mit „Wing“ einen sicheren Coworking-Space für Frauen und nicht-binäre Menschen gründen wollte, der sich dann aber als rassistisch und diskriminierend entpuppte.
Oder Elizabeth Holmes, die in ihrem Unternehmen Theranos eine Kultur der Angst und Geheimhaltung schuf, einige Zeit als erste Selfmade-Milliardärin galt und inzwischen wegen Anlagebetrugs zu elf Jahren Haft verurteilt wurde.
Die Bilanz der (selbsterklärten) Girlbosses ist also ernüchternd. Doch die Spitze der systematischen Ausbeutung von Frauen im Namen von Girlpower sind sogenannte MLMs.
MLM ist die Abkürzung für Multi-Level-Marketing, was auch als „Network-Marketing“ oder „Direktvertrieb“ bezeichnet wird. Die vielleicht bekanntesten Beispiele für MLMs in Deutschland sind Tupperware, Vorwerk (Thermomix), Mary Kay oder die DVAG.
Der Grundgedanke ist, dass Produkte direkt von zufriedenen Kund*innen empfohlen und verkauft werden.
Ganz praktisch sieht das dann so aus:
Deine Nachbarin ruft dich an und lädt dich zu einer Tupperparty ein …
Die Mitschülerin, von der du schon neunzehn Jahre nichts gehört hast, findet dich plötzlich auf Facebook und fragt dich, ob du schon von diesem Nahrungsergänzungsmittel gehört hast, mit dem sie ihren bettlägerigen Cousin dritten Grades wieder zum Laufen gebracht hat …
Eine völlig Unbekannte schreibt dir auf Instagram, dass sie genauso jemanden wie dich sucht und es viele Möglichkeiten für solche Macher-Menschen wie dich gibt, sich selbst zu verwirklichen …
Ein Kumpel faselt auf einmal etwas von Strukturvertrieb und Lebensversicherungen und davon, dass es ganz einfach ist, fünfstellig im Monat zu verdienen …
Die Versprechen der MLM-Bubble sind in der Tat gigantisch.
Wir können völlig flexibel Geld verdienen.
Ganz bequem von zu Hause aus.
Selbst wenn wir siebzehn Kinder und drei Goldfische haben.
Es sind überhaupt keine Vorkenntnisse nötig.
Dafür winken quasi grenzenloses, passives Einkommen, ja finanzielle Freiheit gar – solange der richtige Einsatz gebracht wird.
Dabei ist inzwischen klar, dass der Hauptumsatz bei MLMs nicht durch den Verkauf der Produkte generiert wird, sondern durch das Anwerben von neuen Mitgliedern, die wiederum Produkte verkaufen.
Solche Praktiken sind sowohl in der Europäischen Richtlinie zu unlauteren Geschäftspraktiken (Richtlinie 2005/29/EG) als auch im deutschen Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG §16 Abs. 2) nicht erlaubt.
Deshalb wird in MLMs einfach nicht transparent gesagt, dass die Rekrutierung von neuen Mitgliedern im Fokus steht. Fertig ist der durch und durch undurchsichtige „Werde dein eigener Girlboss“-Kuchen.
Denn ja: Natürlich werden durch die Betonung auf Flexibilität und Vereinbarkeit vor allem Frauen angesprochen.
Doch wie Dr. Claudia Groß vom Institute for Management Research der Radboud University Nijmegen zeigt, werden die Selbstverwirklichungs- und Umsatzversprechen nicht eingelöst. Durch die teils illegalen Praktiken, den Missbrauch sozialer Beziehungen und die sektenähnliche Zustände profitieren nur wenige an der Spitze.
Ein Mensch aus 40.000 wird mit MLMs reich.
Ein Mensch aus 2.000 kann mit MLMs ein Nettoeinkommen von 2.500–4.000 erwirtschaften.
Die durchschnittlichen Einkünfte, so Dr. Claudia Groß, liegen bei MLMs aber weit unter dem Mindestlohn. (Quelle)
Daran ändert auch nichts, dass eine Reihe von Celebritys sich positiv über MLMs äußern, als Speaker auf MLMs-Events auftreten oder gleich ganz einsteigen. Tony Robbins, GaryV, Chuck Norris, Jürgen Klopp. Die Liste ist lang.
MLMs sind für nahezu alle Menschen, die mitmachen, ein Verlustgeschäft und ganz sicher nicht die Möglichkeit für Frauen, sich selbst zu verwirklichen und finanziell frei zu werden.
Und weil es so unfassbar traurig ist, dass vor allem Frauen so bewusst und systematisch – oft im Namen des Female Empowerment – getäuscht werden, etwas Comic Relief.
#5 Kapitalismus in pink
Die Female-Empowerment-Bewegung auf Social Media ist also auffällig systemkompatibel. Schließlich müssen sich weder Männer noch Strukturen ändern, sondern wieder einmal wir Frauen.
Wir sind es, die mehr leisten müssen.
Wir sind es, die früher aufstehen müssen.
Wir sind es, die nicht gut genug sind.
Diese Botschaften sind praktisch fürs Marketing. Denn wer Frauen als Mangelwesen darstellt, kann ein Produkt anbieten, das diesen Mangel vermeintlich behebt.
Es ist ein perfides Businessmodell: Frauen einreden, dass sie nicht gut genug sind, und ihnen danach ein hochpreisiges vier-, fünf- oder sechsstelliges Produkt anbieten, damit sie sich endlich wertvoll fühlen.
Nicht selten werden Frauen dabei zusätzlich unter Druck gesetzt, indem ihnen ein „falsches Mindset“ attestiert wird, sollten sie diese Beträge nicht zahlen wollen oder können.
Das heißt jetzt nicht, dass Selbstständige, die mit anderen Frauen zusammenarbeiten, niemals verkaufen dürfen. Oder dass ihre Produkte nicht das kosten dürfen, was sie wert sind.
Es ist aber ein großer Unterschied, ob ich einen bestehenden Bedarf bediene und bestehende Probleme lösen will oder ob ich die Frau als defizitäres Wesen inszeniere und es als ihre einzige Möglichkeit darstelle, ein teures Programm zu kaufen.
Manchmal werden noch nicht einmal Ratenzahlungen angeboten (und wenn doch, grundsätzlich immer mit einem saftigen Aufpreis im Vergleich zur Einmalzahlung) und Frauen werden direkt oder indirekt ermuntert, einen Kredit aufzunehmen und Schulden zu machen.
Die dunkle Seite des Female Empowerment treibt Frauen also mit ihren Gaslighting-Praktiken nicht nur in den finanziellen Ruin, sondern erfüllt auch eine Gatekeeping-Funktion, indem sie Selbstverwirklichung nur für Frauen mit entsprechenden finanziellen Ressourcen – oder diejenigen, die bereit sind, sich dafür zu verschulden – zugänglich macht.
„Gaslight, Gatekeep, Girlboss“.
Das ist nicht Female Empowerment sondern ein weißer „Upper Class“-Feminismus, von dem nur die Frauen profitieren, die eh schon privilegiert sind.
Die Tassen, Taschen, Shirts, Hoodies, Notizbücher, Stifte, Mousepads, Handyhüllen, Sticker, Poster, Schlüsselanhänger und Jutebeutel, auf denen „Girlboss“ oder „Girlpower“ gedruckt wird, wirken dagegen fast schon harmlos …
… sind es aber natürlich auch nicht. Hier wird nicht nur Zugehörigkeit durch Konsum erkauft. Die Shirts, auf den „Girlpower“ steht, werden nicht selten von Frauen in Südostasien unter prekären Bedingungen genäht.
Back to the roots
Natürlich ist das Anliegen, Frauen zu stärken und ihnen zu Chancen- und Einkommensgleichheit zu verhelfen, ein wichtiges.
Nur müssen wir Female Empowerment nicht individuell denken, sondern strukturell.
Wir müssen nicht das Vereinbarkeitsproblem von einigen wenigen glücklichen (weißen) Frauen lösen, sondern idealerweise von allen oder zumindest von möglichst vielen.
Wir können mit dem Frauenbild starten, dass Frauen bereits genug sind, so, wie sie sind, und dass sie sich nicht optimieren müssen, um erfolgreich zu werden. Klar dürfen Frauen lernen, wachsen und sich verändern – doch aus intrinsischer Motivation, weil sie ein Thema interessiert und sie es wollen.
Wir können ihr Vertrauen in ihre Fähigkeiten stärken, statt ihnen das Gefühl zu geben, dass ihnen etwas fehlt.
Wir können den Selbstwert von Frauen von Leistung und Erfolg entkoppeln und ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie auch dann wertvoll sind, selbst wenn ein Plan nicht gelingt, selbst wenn sie nichts leisten.
Wir können anfangen, komplexere, realistischere Botschaften auf unseren Kanälen zu verbreiten. Botschaften, die deutlich machen: Der Weg zu einer erfolgreichen Selbstständigkeit ist nicht immer gerade, einfach und pastellig. Wir können Wege aufzeigen, wie es vielleicht etwas leichter geht.
Wir können für Diversität einstehen und Frauen jeglicher Herkunft, Religion ansprechen und beschäftigen. Wir können darauf achten, dass die Bilder, die wir nutzen, die Vielfalt von Frauenkörpern abbilden, und nicht nur die Norm.
Wir können unsere Botschaften einem Intersektionalitätscheck unterziehen und uns fragen, ob wir hier aus einer privilegierten Position sprechen oder die tatsächlichen Lebensrealitäten, die oft Begrenzungen enthalten, mitdenken.
Wir können bei uns ansetzen und unsere eigenen Mitarbeiterinnen fördern, wertschätzen, respektieren, stärken und angemessen bezahlen.
Und zwar nicht nur am Frauentag, sondern 365 Tage im Jahr.
Inspirationszitathölle 😈 – „Inspirierende“ Zitate, die problematische Botschaften verbreiten
Wie viel Bullshit steckt eigentlich in den beliebtesten und berühmtesten „motivierenden“ und „inspirierenden“ Zitaten und Sprüchen auf Social Media? Eine Menge! Die meisten Inspirationszitate machen uns nicht etwa inspirierter, motivierter und produktiver, sondern nerven und setzen uns gewaltig unter Druck. Ein Erklärungsversuch.
Wie viel Bullshit steckt eigentlich in den beliebtesten und berühmtesten inspirierenden Zitaten und Sprüchen auf Social Media?
The answer may (not) surprise you: Eine Menge!
Die meisten Inspirationszitate machen uns nicht etwa inspirierter, motivierter und produktiver, sondern nerven und setzen uns gewaltig unter Druck.
Doch warum spüren wir eigentlich immer so ein Grummeln im Bauch, wenn „Bro Marketer“ Tobi, 23, auf Insta postet, dass wir stärker sein sollen als unsere Ausreden?
Warum zuckt es immer so komisch in unserem Auge, wenn Girlboss Sophia uns befiehlt, groß zu träumen?
Und warum kommt uns der Kaffee gleich wieder aus der Nase, wenn wir morgens im Halbschlaf was von „Positive mind, positive vibes, positive life“ lesen?
Ein Erklärungsversuch.
Inspirierende Zitate und Sprüche ermutigen uns, groß zu träumen, doch sie ignorieren gesellschaftliche und politische Realitäten.
Zunächst einmal, weil es niemand von uns mag, wenn unsere Lebensrealitäten, Erfahrungen und Grenzen bagatellisiert, ignoriert oder negiert werden.
Sicherlich kennst du diese Sprüche auch:
„Your only limit is your mind.“ (Unbekannt)
„Jeder ist seines Glückes Schmied.“ (Sprichwort)
„Du kannst alles schaffen, wenn du nur genug daran glaubst.“ (Unbekannt.)
„Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.“ (Walt Disney)
„Wenn du es dir vorstellen kannst, kannst du es auch tun.“ (Walt Disney)
„Believe you can and you're halfway there.“ (Theodore Roosevelt)
„Hindernisse können mich nicht aufhalten; Entschlossenheit bringt jedes Hindernis zu Fall.“ (Leonardo da Vinci)
„Wenn du etwas ganz fest willst, dann wird das Universum darauf hinwirken, dass du es erreichen kannst.“ (Paulo Coelho)
„There is nothing impossible to they who will try.“ (Alexander der Große)
„All you need is the plan, the road map, and the courage to press on to your destination.“ (Earl Nightingale)
„If my mind can conceive it, if my heart can believe it, then I can achieve it.“ (Muhammad Ali)
„All dreams are within reach. All you have to do is keep moving towards them.“ (Viola Davis)
„Be stronger than you excuses.“ (Unbekannt)
„To hell with circumstances; I create opportunities.” (Bruce Lee)
„The only place where your dreams become impossible is in your own thinking.“ (Robert H. Shuller)
Du liest diese Sprüche und denkst dir einfach nur: Nein.
Alles zu schaffen, wenn man nur stark genug daran glaubt – das war, ist und wird für die meisten Menschen dieser Erde einfach niemals Realität.
Eine Frau kann ja zum Beispiel gerne davon träumen, einen Managerposten zu ergattern. Doch statistisch hatte sie die längste Zeit schlechtere Chancen als jemand, der einfach nur Thomas oder Michael hieß. Das kann man sich gar nicht ausdenken. Und da können wir uns dann noch so oft vorsagen, dass wir nur fest genug daran glauben müssen. Gegen den Thomas-Kreislauf kommen wir als Frauen nur schwer an.
Ebenso wird es schwerer sein, sich selbst zu verwirklichen, wenn man es mit rassistischen oder ableistischen Strukturen aufnehmen muss. Oder mit Homophobie, Gewalt oder mit Xenophobie.
Diskriminierungserfahrungen kosten unfassbar viel Kraft, die dann wiederum für Selbstverwirklichung fehlt.
Man stelle sich nur vor, wie Frauen im Iran „Your only limit is your mind“ lesen. Da möchte man sich für alle Menschen, die so etwas unreflektiert posten, kollektiventschuldigen.
Deshalb: Nein, wir tragen nicht zu 100% die Verantwortung für unseren Erfolg und Misserfolg. Unsere Herkunft, Umstände und das politische System, in das wir hineingeboren werden, spielen sehr wohl eine Rolle. Da können wir noch so oft an unserem „falschen Mindset“ arbeiten.
Ja, wir können uns mit unseren eigenen Gedanken motivieren oder limitieren, keine Frage. Doch natürlich immer im Rahmen unserer individuellen, sozialen, gesellschaftlichen und politischen Möglichkeiten.
Und dass Menschen das 2023 immer noch nicht verstehen, geht uns allen inzwischen gewaltig auf den Keks.
Inspirierende Zitate und Sprüche unterliegen der spätkapitalistischen Wachstumslogik und machen uns alle müde und erschöpft.
Mindestens genauso schlimm sind die Hustle-Zitate, denn der „Hustle“ – das ist in diesen Zitaten eine Lebenseinstellung, ja, fast schon eine Religion.
Jede Sekunde des Tages muss bestmöglich genutzt werden. Schlafen ist was für Luschen. Wenn wir schlafen, können wir schließlich nicht arbeiten; und wenn wir nicht arbeiten, können wir kein Geld verdienen; und wenn wir kein Geld verdienen, können wir es ja auch gleich sein lassen mit dem Kapitalismus.
Der Job wird über alles gestellt und genießt in allen Situationen oberste Priorität. Schließlich gibt es ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder du arbeitest zwanzig Stunden am Tag oder du bleibst erfolglos. Dazwischen gibt es nun einmal nichts. #fact
Du weißt sicherlich, was ich meine:
„I’ve got a dream that’s worth more than my sleep.“ (Unbekannt)
„I’d rather hustle 24/7 than slave 9 to 5.“ (Unbekannt)
„Go hard or go home.“ (Unbekannt)
„Eat. Sleep. Hustle. Repeat.“ (Unbekannt)
„Without hustle, talent will only carry you so far.“ (GaryV)
„Good things happen to those who hustle.“ (Anais Nin)
„Stop whining, start hustling.“ (GaryV)
„Wähle einen Job, den du liebst, und du musst keinen Tag mehr im Leben arbeiten.“ (Unbekannt)
„Be the best version of yourself.“ (Unbekannt)
„Es ist nicht von Bedeutung, wie langsam du gehst, solange du nicht stehenbleibst.“ (Konfuzius)
„Hustle until you no longer need to introduce yourself.“ (Unbekannt)
„Stay positive, work hard, make it happen.“ (Unbekannt)
„If you live for the weekends and vacations, your shit is broken.“ (GaryV)
„Your 9-5 may make you a living, but your 5-9 makes you alive!“ (Nick Loper)
“My entire life can be summed up in four word: I hustled. I conquered.“ (Unbekannt)
„Invest in your dreams. Grind now. Shine later.“ (Unbekannt)
„Hustle beats talent when talent doesn’t hustle.“ (Ross Simmonds)
„Greatness only comes before hustle in the dictionary.“ (Ross Simmonds)
„Entrepreneurship is living a few years of your life like most people won’t. So that you can spend the rest of your life like most people can’t.“ (Unbekannt)
„Hustle isn’t just working on the things you like. It means doing the things you don’t enjoy so you can do the things you love.“ (Unbekannt)
„Don’t stay in bed unless you can make money in bed.“ (George Burns)
„Things may come to those who wait, but only the things left by those who hustle.“ (Abraham Lincoln)
„Success is never owned, it’s rented. And the rent is due every day.“ (Unbekannt)
„Today I will do what others won’t, so tomorrow I can accomplish what others can’t.“ (Jerry Rice)
Man muss keine Wahrsagerin sein, um zu prognostizieren, dass das eine ganz, ganz gefährliche Einstellung ist und Menschen, die 24/7/365 durcharbeiten, ihre Gesundheit ernsthaft aufs Spiel setzen und andere Lebensbereiche (Freunde, Familie, Kinder, Haushalt, Hobbys) sträflich vernachlässigen.
(Wobei … so als Mann hat man ja meist weniger Probleme in Punkte Vereinbarkeit. Das ist dann schon praktisch.)
Selbst wenn wir das, was wir tun, lieben, brauchen wir Pausen.
Und auch wenn die Menschen, mit denen wir arbeiten, mehr an Freundschaften erinnern als an Kundschaft, haben wir ein Recht auf Feierabend und Wochenende.
Oder um es mit Ovid zu sagen: „Was keine Pause kennt, ist nicht von Dauer.“
Deshalb nervt es auch so sehr, dass die Bros und Girlbosses auf Insta so tun, als wären Menschen Waren, deren Wert sich einzig daran bemisst, wie produktiv sie sind.
Inspirierende Zitate und Sprüche werten Alltägliches und Normalität ab.
Ein weiterer Grund, warum uns einige Inspirationszitate oft den letzten Nerv rauben, ist, dass sie Alltägliches, Gewöhnliches, Normalität und Durchschnittlichkeit abwerten und problematisieren.
Es reicht nicht, dass du einfach nur selbstständig bist, nein, du musst EIN IMPERIUM aufbauen und SIEBENSTELLIGE MONATSUMSÄTZE machen.
Wir müssen besessen von Erfolg sein, sonst werden wir alle noch *dramatische Pause* DURCHSCHNITTLICH.
Ja, durchschnittlich sein – das ist die größte Angst, die der durchschnittliche Entrepreneur mit dem durchschnittlich schicken Auto hat.
Er ist nie zufrieden, und alle, die zufrieden sind und „for mediocrity settlen“, sind grundsätzlich verdächtig und Menschen zweiter Klasse.
Diese ungewöhnlichen Menschen sagen dann gewöhnlicherweise solche Sachen wie:
„I’m not here to be average. I’m here to be awesome.“ (Unbekannt)
„Dream big“ (Unbekannt)
„Think big, dream big, believe big and the results will be big.“ (Unbekannt)
„Das Leben beginnt dort, wo deine Komfortzone endet.“ (Unbekannt)
„Escape the ordinary.“ (Unbekannt)
„How dare you settle for less when the world has made it so easy for you to be remarkable?“ (Seth Godin)
„There is never a bad time to start a business – unless you want to start a mediocre one.“ (GaryV)
„You are unique. Don’t be a follower, be a leader.“ (Unbekannt)
„Don’t get comfortable with mediocrity.“ (Unbekannt)
„Being realistic is the most common path to mediocrity.“ (Will Smith)
„Never ever settle for mediocrity.“ (Unbekannt)
„Never let ‚good enough‘ be ‚good enough‘.“ (Unbekannt)
„A life of mediocrity is a waste of life.“ (Unbekannt)
„Be motivated by the fear of becoming average.“ (Unbekannt und seriously – WTF?😂)
„Dare to dream big“ (Unbekannt)
„Dream big, sparkle more, shine bright“ (Unbekannt)
„In a world full of average be outstanding.“ (Unbekannt)
„I did not wake up today to be average.“ (Unbekannt)
„Average will not be my legacy.“ (Unbekannt)
„‚Normal‘ is not in my dictionary.“ (Unbekannt)
Warum setzen sich Menschen bloß so sehr unter Druck?
Klar ist jede*r von uns besonders – in dem Sinne, dass es vermutlich niemanden auf der Welt gibt, der oder die dieselbe Kombination von Stärken, Schwächen, Erfahrungen, Ansichten, Meinungen, Werten und Lieblingssongs hat wie wir.
Doch der Alltag ist eben auch … Alltag. Ist die Komfortzone nicht auch etwas Schönes? Und sind wir nicht alle in den meisten Dingen völlig normal, mittelmäßig und manchmal auch etwas langweilig?
Das lässt sich übrigens auch wissenschaftlich belegen.
Das ist die sogenannte Gaußsche Normalverteilung.
Diese Glockenkurve ist einer der wichtigsten Typen von Wahrscheinlichkeitsverteilung und wird nicht nur in Naturwissenschaften, sondern auch in Wirtschafts- oder Geisteswissenschaften verwendet.
Vereinfacht ausgedrückt sagt die Glockenkurve:
Wenn wir untersuchen, wie ein bestimmtes Merkmal unter allen Menschen verteilt ist (Körpergröße, Intelligenz, Talent, you name it), werden sich die meisten Menschen bei den meisten Dingen irgendwo in der Mitte wiederfinden. Und es wird nur wenige Ausreißer nach links oder rechts geben.
Lernst du Gitarre, ist die Wahrscheinlichkeit also groß, dass du nicht der nächste Django Reinhardt, aber eben auch kein totaler Loser sein wirst, sondern gerade mal so gut spielst, dass Menschen nicht panisch das Wohnzimmer verlassen, wenn du die ersten Takte von „Wonderwall“ anschlägst.
Lernst du kochen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du es niemals mit Jamie Oliver aufnehmen wirst, aber deine Familienmitglieder zum Glück auch nicht vergiftest, sondern im Großen und Ganzen essbare Lasagnen produzierst.
Machst du dich selbstständig, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du kein „siebenstelliges Business“ haben wirst, aber eben auch nicht nur zwei Follower auf Instagram (deine Mama und beste Freundin), sondern einfach einigermaßen zurechtkommst. Mit besseren und schlechteren Zeiten.
Usw.
Das wahrscheinlichste Szenario ist also, dass wir in dem meisten, was wir tun, Mittelmaß sein werden. Langweiliges, gewöhnliches, durchschnittliches, normales Mittelmaß. Auch in unserer Selbstständigkeit und in unserem Marketing.
Ich persönlich finde das gar nicht so erschreckend, wie sich das auf den ersten Blick vielleicht anhören mag, sondern eher eine beruhigende Nachricht. Denn sie befreit uns endlich von diesem unsäglichen Druck, „groß zu träumen“ oder „außergewöhnlich“ sein zu müssen.
Auch das Normale und Gewöhnliche hat einen Wert. Oder haben wir schon wieder vergessen, wie wir uns damals in dem ersten Lockdown nach „einem Stück Normalität“ sehnten?
Vielleicht könnten wir dann ja auch bitte aufhören, so zu tun, als wären wir jemand, der wir nicht sind, und einfach unser Ding machen? Danke!
Zitate, die wollen, dass wir unsere Persönlichkeit verändern, nerven – und halten vermutlich unzählige Menschen davon ab, Arbeit zu erledigen, die okay, in Ordnung und einfach nur gut genug ist.
Inspirierende Zitate und Sprüche verbreiten toxische Positivität und stellen eine Gefahr für unsere mentale Gesundheit dar.
Wir müssen positiv bleiben, reden, sein – egal, was ist. Manche bezeichnen das schon als das „Diktat des positiven Denkens“ oder toxische Positivität.
Wenn ein Plan nicht gelingt und wir uns ärgern – macht nichts, solange wir immer schön weiterlächeln.
Und huch, da war ja ein negativer Gedanke – schnell in einen positiven verwandeln.
Meckern, schimpfen und Co. ist nicht – schließlich müssen wir immer und überall Good Vibes Only versprühen.
Hängen dir diese Sprüche inzwischen auch so zum Halse raus wie mir?
„Good vibes only.“ (Unbekannt)
„For every minute you are angry you lose 60 seconds of happiness.“ (Ralph Waldo Emerson)
„Say no to negative thoughts.“ (Unbekannt)
„Be happy. It drives people crazy.“ (Unbekannt)
„Positive mind, positive vibes, positive life.“ (Unbekannt)
„Once you replace negative thoughts with positive ones, you’ll start having positive results.“ (Willie Nelson)
„All things are positive if you believe.“ (Unbekannt)
„Being positive is a sign of intelligence.“ (Maxime Lagacé)
„Don‘t forget to smile.“
„Don’t worry, be happy.“
Diejenigen, deren Probleme sich in Luft auflösten, nachdem sie solch ein Zitat lasen, heben bitte die Hand!
Vermutlich werden wir uns nach diesen Zitaten noch nicht einmal besser fühlen, denn die Diskrepanz zwischen den Worten einerseits und den erlebten Gefühlen andererseits ist einfach zu groß.
Wir sagen „Don’t worry, be happy“ und verschlimmbessern unsere Situation, denn Gefühle wollen nicht verdrängt und negiert werden, sondern gefühlt, akzeptiert und verarbeitet.
Wir können nicht immer nur „nein zu ‚negativen‘ Gefühlen“ sagen, denn die gehören zu einer menschlichen Existenz nun einmal dazu und meist haben sie auch eine wichtige Funktion. Angst, Wut, Trauer sind schließlich nicht ohne Grund da.
Sie sind da, weil sie uns zeigen wollen:
„Achtung, Achtung. Alarm, Alarm. Hier ist gerade etwas nicht in Ordnung. Action required. Action required.“
Sollten wir nicht dann nicht lieber diese Notrufe ernst nehmen, statt sie zu ignorieren? Wir lösen Probleme doch nicht, indem wir sie durch einen Insta-Filter jagen. Wir verändern auch nichts an sozialen Missständen und Ungerechtigkeit, wenn wir wütenden Menschen ein „Fokussiere sich mal auf das Positive“ entgegensetzen.
Aber vielleicht ist das ja auch so gewünscht? Die Positive Psychologie ist schließlich verdammt systemkompatibel.
Denn wenn ich daran glaube, dass ich und nur ich alleine für mein Glück verantwortlich bin, indem ich bei Wut, Frust oder Erschöpfung einfach positiv denke, kommt mir ja gar nicht in den Sinn, etwas an den aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen oder sozialen Missständen zu ändern.
All things are positive when you believe.
Wie praktisch.
100 Gründe, Social Media zu löschen
Du bist selbstständig und überlegst, deine Social-Media-Kanäle zu löschen? Ich sage: Go for it! Ob Instagram, Facebook, Twitter oder TikTok – es gibt 100 gute Gründe dafür, deinem Social-Media-Account bye bye zu sagen.
Du bist selbstständig und überlegst, deine Social-Media-Kanäle zu löschen? Ich sage: Go for it!
Ob Instagram, Facebook, Twitter oder TikTok – es gibt 100 gute Gründe dafür, deinem Social-Media-Account bye bye zu sagen.
#1 Du hast mehr Zeit am Tag
Wie viele Stunden verbringst du noch mal täglich auf Social Media? Der weltweite Durchschnitt liegt bei 147 Minuten am Tag. Das sind 1.029 Minuten in der Woche, 4.410 Minuten im Monat, 53.655 Minuten im Jahr. Klingt viel? Ist es auch. Viel wichtiger ist aber: Welche großartigen Dinge könntest du mit so viel Zeit mehr im Jahr tun?
#2 Du kannst wieder ins Café gehen, ohne Fotos von deinem Kaffee machen zu müssen
#3 Du bekommst keine nervigen DMs mehr von Typen, die dir die Welt erklären wollen
Warum sind bloß die meisten von ihnen zarte dreiundzwanzig Jahre alt und heißen Tobi?
#4 Du hast endlich mehr Zeit für deinen Blog
Ohne Social Media hast du endlich genug Zeit, um Texte für deinen Blog zu schreiben und damit endlich nachhaltiges Onlinemarketing zu betreiben. (Anstatt Content zu erstellen, der nach wenigen Stunden eh niemanden mehr interessiert.)
#5 … oder deinen Newsletter
#6 … oder Podcast
#7 … oder dein eigenes Buch
#8 Du kannst endlich mit Mark Zuckerberg Schluss machen
Stell dir vor, du wachst auf und es ist dir piepegal, was Mark von dir will. Was du wann wo wie auf Facebook tun sollst – spielt alles keine Rolle mehr. Das kann doch nur ein schöner Tag werden.😁
#9 Du lernst wieder zu warten
Ohne Social Media hast du weniger Grund, auf dein Smartphone zu schauen. Das nächste Mal an der Bushaltestelle oder in der Arztpraxis kannst du daher einfach mal … warten. Voll retro, ich weiß. Aber eine überraschend entspannende Tätigkeit.
#10 Du kommst abends früher ins Bett
„Ups, wo ist denn nur die Zeit hin …?“ Ohne Social Media bleibst du nicht mehr im Feed hängen und kommst endlich wieder rechtzeitig ins Bett.
#11 Du verwandelst FOMO in JOMO
Du hast keine Angst mehr, etwas auf Social Media zu verpassen – du freust dich sogar darüber!
#12 Du kannst aufhören, dich mit Fremden im Internet zu vergleichen
Tschüss Social Media, heißt vielleicht auch: Tschüss Vergleicheritis! Lass die Menschen Fotos von ihren Luxusurlauben und sauberen, weißen Wohnungen posten und leb einfach dein Leben.
#13 Es wird dir egal(er), was Menschen über dich denken
#14 Deine Zeit bleibt ganz
Denn sie wird nicht mehr durch Pushbenachrichtigungen zerstückelt.
#15 Du kannst mehr Bücher lesen
Du weißt schon: Das ist das rechteckige Ding, das schon seit Monaten auf deinem Nachttisch liegt und Staub fängt.🤓
#16 Du brauchst dich nicht mehr zum Posten zu zwingen
Nie wieder Themen aus den Fingern saugen, nur um was zum Posten zu haben.
#17 Du wirst (wieder) kreativ
Kennst du das: Vor lauter Tipps, Tricks, Hacks, Ideen und inspirierenden Zitaten auf Social Media fühlst du dich richtig … gelähmt und prokrastinierst deine eigenen kreativen Projekte? Kein Wunder – Soziale Medien inspirieren oft nicht, wie wir das glauben, sondern überfordern und überreizen.
#18 Deine Aufmerksamkeitsspanne steigt wieder
#19 Du bekommst deutlich weniger E-Mails
Ja natürlich könnten wir in der Theorie die E-Mail-Benachrichtigungen ausstellen. Doch in der Praxis bekommen wir dennoch ständig Mails, was wir auf Facebook verpasst haben, weil wir siebzehn Minuten nicht mehr online waren.
#20 Du kannst essen, solange das Essen noch warm ist
Ach, wie schön ist es doch, keine Essensbilder posten zu müssen.😋
#21 Du wirst weniger toxische Positivität in deinem Leben haben
Endlich mal wieder gepflegt schlechte Laune haben ohne diese Angst im Nacken, dass du nicht genug „Good Vibes“ für deine Social-Media-Follower versprühst.
#22 Du kannst heilen
Gefühle verarbeiten, anstatt sie mit Social Media zu betäuben, ist das neue Schwarz.
#23 Du brauchst dich nicht mehr mit Fremden im Internet zu streiten
Weniger schlaflose Nächte, mehr Zeit, Energie und Nerven für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.
#24 Du konsumierst weniger
Weniger Ads auf Social Media = weniger Impulskäufe
#25 Du kannst deinen Feierabend genießen
Kein „Ich poste das nur mal schnell auf Instagram“ oder „Ich muss nur mal schnell nach den Kommentaren“ mehr, sondern Beine hochlegen und ausruhen.
#26 … und dein Wochenende
#27 … und deinen Urlaub
#28 Du kannst eine längere Zeit offline sein
… und niemand fragt, ob mit dir auch wirklich alles in Ordnung ist.
#29 Du erkennst, wer dir wirklich wichtig ist
Klar wirst du den Kontakt zu einigen Menschen verlieren, wenn du keine sozialen Medien mehr nutzt. Aber die wirklich wichtigen Menschen werden bleiben. Und falls du nicht weißt, wer das ist, wirst du es herausfinden.
#30 Du wirst weniger bewertet
Was, dir ist Nachhaltigkeit wichtig und du isst zum Frühstück mal eine Avocado?😱 Ohne Social Media regt sich auch niemand mehr darüber auf.
#31 Du kannst aufhören, FOMO als Marketingstrategie zu nutzen
Kein „Aktiviere unbedingt die Benachrichtungen, um keine Updates von mir zu verpassen“ oder „Sei unbedingt im Live dabei, sonst geht die Welt, wie wir sie kennen, unter“ mehr.
#32 Du musst dich nicht mehr extra für eine Story schminken
Kein ausgeklügeltes Beautyprogramm mehr, nur um sagen zu können „Ich wollte mich nur mal schnell bei euch melden“.
#33 Du kannst der Hustle Culture bye bye sagen
Warum ist es auf Social Media nur so selbstverständlich, ständig online und busy zu sein?
#34 Du brauchst nie wieder einen Gedanken an Follower verschwenden
Ach, wie schön ist doch das Leben, wenn es egal ist, wer wem folgt oder warum jemand mehr Follower hat als ich.
#35 Du sparst Strom
Wer wird sein Handy ohne Social Media weniger aufladen müssen? Du!
#36 Du produzierst weniger CO2
Jedes Mal, wenn du deine Social-Media-Accounts aufrufst, verbrauchst du Energie – und diese Energie stammt in der Hauptsache immer noch aus fossilen Brennstoffen. Faustregel: Eine Minute Instagram = 1g CO2.
#37 Du musst dich weniger mit Fake News rumplagen
Nein, Tante Gisela, wenn du dein Haar föhnst, tötest du keine Viren!
#38 Dir ist endlich egal, was der Algorithmus von dir will
Algo… was noch mal?
#39 Du musst dich nie wieder über Spam-Accounts und Bots ärgern
#40 Du kannst endlich wieder monatasken
Kochen, ohne Insta zu checken. Mit Menschen reden, ohne Kommentare zu beantworten. Auf Bus waren, ohne davon eine Story zu machen.
#41 Du brauchst nicht mehr ständig Selfies zu machen
Bye bye, Selfiestick. Konnte dich eh nie leiden.
#42 Du kannst mal wieder nichts tun
Du weißt schon: einatmen und ausatmen.
Nicht: Einatmen, Likes checken, ausatmen.
Sondern einfach nur atmen.
#43 Du kannst Menschen angucken, wenn du mit ihnen redest
… und nicht dein Smartphone, weil du dringend Kommentare beantworten musst.
#44 Du kannst endlich Klavier lernen
Oder ein anderes Instrument, von dem du geträumt hast, seit du ein kleines Kind warst. Wenn nicht jetzt, wo du auf einmal zwei Stunden mehr Zeit am Tag hast, wann dann?
#45 Du kannst dich besser konzentrieren
Jetzt, wo du nicht mehr alle zwei Minuten nachgucken musst, wie viele Menschen schon deinen Post kommentiert haben, kannst du auf einmal Folgendes tun: konzentriert arbeiten.
#46 Du kommst leichter in den Flow
Da fällt es doch gleich leichter, in dieses Flow-Gefühl zu kommen, das Flow-„Entdecker“ Mihaly Csikszentmihalyi als einen echten Glücklichmacher beschreibt.
#47 Du wirst präsent(er)
Jetzt, wo du nicht gleich ein Foto für Insta schießen musst, kannst du auch einfach nur den Moment genießen.
#48 Du kannst eine Siesta halten
Falls du partout nicht weißt, was du mit den zwei Stunden mehr am Tag anstellen sollst, ein Vorschlag: Wieder mal eine Siesta halten. Ist in der Social-Media-Hustle-Culture ja eher unüblich, sich auszuruhen, aber zum Glück ist uns das ja jetzt total egal.
#49 Du musst nie wieder eine Instastory davon machen, wie du eine Pause machst
#50 Du brauchst nie wieder bei bescheuerten Insta-Challenges mitzumachen #hallelujah
#51 Du lernst, wieder alleine zu sein
Hier ist eine Challenge: Wie viele Minuten nur mit dir selbst hältst du aus? Und kannst du die Zeit Tag für Tag steigern?
#52 Du wirst dir nie wieder Gedanken um einen einheitlichen Feed machen
Einheitlicher Feed? Da bleibst du kühl. Kein Gefühl.
#53 Nie wieder grübeln, welches geile Zitat du als nächstes postest
Sei immer du selbst. Außer du bist Montag. Dann sei Freitag.
#54 Du kannst aufhören, nach unrealistischen Schönheitsidealen zu streben
Denn solange du mit deinem Body an einem Beach bist, hast du schon den perfekten Beach Body.
#55 Du brauchst dir nie wieder dreißig Minuten an dem perfekten Kommentar feilen
Nie wieder: „Puh, was soll ich denn jetzt hier kommentieren? Kann man das so sagen? Nee, doch nicht … Ach, komm, ich lass das jetzt so … nee doch nicht. Wuaaa.“
#56 Du musst nie wieder Karussellposts erstellen
#57 … oder Reels
#58 … oder Live-Videos
#59 Du kannst dich endlich mal wieder langweilen
Seit wann ist Langeweile eigentlich so aus der Mode gekommen? Und kann mal bitte jemand eine Ode an die Langeweile schreiben?
#60 Du kannst dir endlich genug sein
Jetzt, wo du keine unrealistischen Ansprüche mehr an dich erfüllen musst, kannst du dir auch einfach mal genug sein.
#61 Du wirst weniger süchtig
Social Media ist wie der Einarmige Bandit in Vegas – designt, um uns süchtig zu machen.
#62 Du fühlst dich weniger fremdgesteuert
Jetzt, wo dir niemand mehr sagt, wann du wie zu sein und tun hast, kannst du auch einfach mal du tun, was du willst.
#63 Du wirst produktiver
Call me Mrs. Getting sh*t done!
#64 Du musst deinen Alltag nicht mehr inszenieren
… sondern kannst einfach in Ruhe vor dich alltagen.
#65 Du kannst deinen Lieblingsmenschen öfter berühren als dein Smartphone
#66 Du kannst deinen Lieblingsmenschen öfter ansehen als dein Smartphone
#67 Du hast wieder Raum für Zwischentöne
Ohne das Schwarz und Weiß auf Social Media kannst du wieder all die Grautöne für dich entdecken.
#68 Du wirst weniger neidisch
Einfache Rechnung: Je weniger du dich mit Menschen auf Social Media vergleichst, desto weniger Neid.
#69 Du brauchst dein Smartphone nicht mehr aufs Klo mitzunehmen
#blessed
#70 In deinem Leben gibt es kein Like4Like mehr
#71 … oder Follow4Follow
#72 Du brauchst dir nie wieder Gedanken über Hashtags zu machen
Was machst du bloß mit all dem frei werdenden Headspace?
#73 Du wirst ein besseres Verhältnis zu deinem Körper bekommen
Bye bye Fitnessgurus mit euren toxischen Schönheitsidealen, die Normalsterbliche sowieso niemals erreichen können.
#74 Du wirst Bodyshaming und Cybermobbing reduzieren
Apropos Schönheitsideale: Ein Leben ohne Social Media ist ein Leben mit weniger Bodyshaming und Cybermobbing.
#75 Es werden weniger Daten von dir gesammelt
Keine sozialen Medien = weniger sensible Daten von dir, die im Netz kursieren
#76 Nie wieder „Ich wollte mich nur mal schnell bei euch melden“
#77 … oder „Ich muss nur mal eben schnell was checken“
#78 Du brauchst für ein Selfie nicht mehr dein Leben riskieren
Selfies sind nämlich tödlicher als Hai-Angriffe.
#79 Du brauchst nie wieder was zu liken
Likes im Kopf – Wer Social-Media-Kanäle löscht, hat Platz für schönere Dinge.
#80 Und musst auch nicht mehr permanent kameratauglich sein.
Hallo Yogapants, tschüss Make-up.
#81 Du brauchst dein Leben nicht mehr ständig abzuwerten
… nur um das Leben von Fremden auf Social Media aufzuwerten.
#82 Du wirst weniger Cringe-Momente in deinem Leben haben
Influencer-Fremdscham – it’s a thing!
#83 Du brauchst dir nie wieder das Sushi von Lina anzugucken
Lina, ich will dein Sushi gar nicht sehen.
#84 Du kannst einen Cocktail trinken gehen, ohne eine Story für Instagram machen zu müssen
Darauf ein Virgin Caipi!
#85 Dein Selbstwertgefühl steigt
Weniger Vergleicheritis und unrealistische Erwartungen und Ansprüche? Deinem Selbstwertgefühl gefällt das.
#86 Du bist netter zu deinem Gehirn
Ultraschnelle Interaktion in einer reizüberfluteten Social-Media-Welt? Deinem Gehirn könnte das unter Umständen gar nicht gefallen.
#87 Du setzt dich keinem zusätzlichen Risiko für Depressionen aus
Ob es einen Zusammenhang zwischen sozialen Medien und Depressionen gibt und wie dieser genau aussieht, ist Gegenstand der Forschung. Erste vorsichtige Erkenntnis: Zu viel kann depressiv machen.
#88 Du kannst sein
… anstatt einen Social-Media-Schein aufrechtzuerhalten.
#89 Du siehst wieder mehr Gesichter ohne Filter statt mit
Der schönste Filter heißt immer noch Realität.
#90 Du darfst endlich wieder du sein
Jetzt, wo es niemanden mehr gibt, mit dem du jeden Aspekt deines Lebens vergleichst und den Kürzeren ziehst, kannst du einfach nur du sein. (Wer bist du, wenn du nicht auf Social Media bist?)
#91 Du kannst Menschen treffen … und dich mit ihnen unterhalten
Jetzt, wo es keine Likes und Kommentare zu checken oder Storys zu posten gibt, kann das Handy auch einfach in der Tasche bleiben.
#92 Du sagst nein zum Smombie-ismus
Fear the walking dead … Endlich gehörst du nicht mehr zu den Menschen, die vor lauter FOMO am Bildschirm kleben.
#93 Du kannst länger am Stück durcharbeiten
Ohne die typischen Social-Media-Ablenkungen kannst du dich endlich länger als 8 Sekunden auf eine Aufgabe konzentrieren und … wer weiß … sie vielleicht sogar abschließen.
#94 Du kannst endlich aufhören, Social-Media-Pausen einzulegen
Hab ich für dich versucht, funktioniert nur bedingt.
#95 Du kannst ohne Handy spazieren gehen
Mach einfach Erinnerungen mit deinen Augen.
#96 Du hörst wieder deine eigenen Gedanken
Wenn du den Social-Media-Lärm leiser drehst, kannst du dich endlich wieder selbst denken hören.
#97 Du lebst im Einklang mit deinen Werten
Wenn Social Media und deine Werte nicht zusammenpassen, bist ja vielleicht gar nicht du das Problem, sondern Social Media?
#98 Du musst nie wieder Ads schalten
Bye bye Werbeanzeigenmanager. Es war überhaupt nicht schön mit dir.
#99 Du kannst auf Marketingstrategien setzen, die dir Freude machen
Jetzt, wo du nicht mehr das machen musst, was der Algorithmus von dir will, kannst du dich fragen, was du eigentlich willst, und Marketing völlig ohne Social Media betreiben.
#100 Du bist zu 100% selbstbestimmt
Anstatt einfach nur zu machen, was andere sagen, gehst du deinen eigenen Weg und triffst deine eigenen Entscheidungen. Wie großartig und mutig bist du denn, bitte?!
Mein Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg oder: Warum ich Facebook gelöscht habe, obwohl ich selbstständig bin
Ich habe mein Facebook-Konto gelöscht und Mark Zuckerberg einen (nicht so netten) Brief geschrieben, in dem ich mit ihm Schluss gemacht habe. Denn toxische Beziehungen soll man ja beenden.
Hallo Mark,
du kennst mich nicht und wirst vermutlich auch niemals wissen, wer ich bin. Aber das macht nichts. Ich wollte dir trotzdem gerne einen Brief schreiben und dir sagen:
Ich mach Schluss mit dir.
So richtig. Und mit allem drum und dran.
Vermutlich hast du es noch gar nicht gemerkt, aber ab sofort gehen wir getrennte Wege.
Ab sofort habe ich nicht nur kein WhatsApp und kein Instagram mehr, sondern bin jetzt auch völlig Facebook-frei.
Ohne Facebook-Werbekonto, Facebook-Seite, Facebook-Gruppen oder Facebook-Messenger. Ja, ich hab noch nicht einmal mehr ein Facebook-Profil!
Wenn du mich in Facebook suchst, ist da nichts mehr. Nada. Niente.
Bestimmt findest du es völlig albern und unprofessionell, als Selbstständige Facebook zu löschen, oder?
Aber lass mich dir versichern, Mark:
Ich habe es mir gut überlegt. Denn solch eine folgenschwere Entscheidung trifft man ja schließlich nicht einfach so beim Sonntagskaffee mit den Schwiegereltern.
Glaube mir, unsere Trennung war eine Entwicklung, die Jahre gedauert hat. Jahre!
Du und ich – wir haben uns langsam entliebt. Jeden Tag ein bisschen mehr. Und nun sind da unüberbrückbare Differenzen, die sich nicht mehr kitten lassen.
Aber ich erzähle lieber mal alles der Reihe nach …
Warum ich mich entschieden habe, meine Facebook-Unternehmensseite zu löschen
Ganz ehrlich, Mark: Seit du Anfang 2018 angekündigt hast, die Reichweite von Unternehmensseiten zu begrenzen, hast du mir eh nicht mehr großartig dabei geholfen, Kund*innen zu gewinnen.
Wenn ich an all die Zeit, das Geld und die Energie denke, die ich in FB-Posts, FB-Lives und Contentpläne gesteckt habe, um dennoch nur zwei Menschen zu erreichen, da möchte ich weinen, Mark. Hemmungslos weinen.
Anfang 2020 war ich dann so von dir gefrustet, dass ich aufgehört habe, meine Unternehmensseite zu Marketingzwecken zu nutzen.
Danach habe ich sie nicht mehr aktiv bespielt, aber nicht gelöscht. Denn ich habe sie noch gebraucht, um Werbeanzeigen auf Facebook zu schalten.
Wie du es mir immer eingetrichtert hast, Mark.
Warum ich mich letzten Endes doch entschieden habe, meine Facebook-Seite zu löschen?
Weil ich gemerkt habe, dass ich als Selbstständige keine Facebook-Unternehmensseite brauche, um neue Kund*innen zu finden.
Das erste Jahr ohne dich und dein organisches Facebook-Marketing war auf jeden Fall umsatztechnisch das beste in meiner Selbstständigkeit.
Wie kann das sein, Mark? Irgendwie werde ich ja den Verdacht nicht los, dass du mich und alle anderen Selbstständigen da ein bisschen in die Irre geführt hast. Aber nun gut.
Vermutlich sind es ja eh nur Peanuts für dich und du würdest mir sagen, dass mit der richtigen Facebook-Strategie da noch viel mehr ginge. Apropos: Stimmt eigentlich das Gerücht, dass du dir alle Häuser in deiner Nachbarschaft gekauft hast, um mehr Privatsphäre zu haben?
Aber ich drifte ja ab …
Was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass mich die stillgelegte, aber noch öffentliche Unternehmensseite immer noch Zeit, Energie und Headspace kostete:
Ich bekam regelmäßig Nachrichten, auf die ich natürlich reagieren musste.
Ich wurde hin und wieder von anderen Facebook-Accounts getaggt, was ich nicht ignorieren wollte.
Auch hier wirst du vermutlich nur müde lächeln, weil dir das Interagieren mit Fremden im Internet bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Aber weißt du was, Mark?
Ich habe nicht nur diesen Vollzeitjob, sondern auch noch ein Leben. Kinder, Familie, einen Hund.
Und im Gegensatz zu dir muss ich auch noch solch profane Dinge machen wie Einkaufen, Kochen oder die Kacke vom Hund aufheben. Hast du jemals versucht, Familie mit einem Vollzeitjob und Haushaltspflichten zu vereinbaren, Mark? Vermutlich nicht.
Lass mich deshalb ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern: Bei uns Normalsterblichen ist jede Stunde des Tages wertvoll.
Da kann ich nicht ständig Storys machen und in Reels zu trendy Musik tanzen, nur damit du gute Laune hast und weiter an deinem Metaversum basteln kannst.
Das jagt mir übrigens eine scheiß Angst ein, Mark, dein Metaversum.
Ich traue es mich ja fast gar nicht zu schreiben, aber: Hast du in Harvard nicht gelernt, was Dystopien sind? Es sind Gesellschaftsordnungen, die wir als Menschheit vermeiden sollten. VERMEIDEN!!!
Das Metaversum ist keine Anleitung, Mark!
Aber ich drifte schon wieder ab.
Über dich gibt es eben so viel zu sagen, Mark.
So viel … nicht so Gutes.
Jedenfalls brauche ich deine Unternehmensseite nicht mehr.
Und da eine veraltete, lieblose Facebook-Seite unprofessioneller wirkt als gar keine, hab ich sie soeben gelöscht.
Einfach so.
Warum ich keine Facebook-Werbeanzeigen mehr schalte
Ich hab dir ja schon erzählt, dass ich seit 2020 kein organisches Facebook-Marketing mehr mache, aber immer noch Werbeanzeigen auf Facebook geschaltet habe.
So wie du es wolltest, Mark.
Seit 2018 hast du es vermehrt darauf angelegt, dass ich für deine Hilfe zahle. Deinem Unternehmen noch mehr Geld gebe und dich noch reicher mache, als du eh schon bist.
Dieser Move war irgendwie … scheiße. Aber ich hab es immer brav gemacht, Mark. Jahrelang.
Auch wenn du irgendwann immer mehr Geld von mir wolltest, muss ich zugeben, dass Facebook-Ads bei mir immer noch einen guten ROI hatten.
Siehst du, wie ich hier perfekten Marketing-Slang spreche?
Das bedeutet, dass das Geld, das ich in deine Werbeanzeigen investierte, immer in Form von Newsletter- und Webinaranmeldungen und somit Kund*innen für meine Online-Programme zurückbekommen habe.
Ich hab auf dich gehört, nach deinen Regeln gespielt und wurde belohnt! Aber nur für kurz …
Pardon my French, Mark, aber irgendwann fühlte ich mich von dir verarscht.
Denn nach dem iOS-Update Anfang 2021 konnte ich von heute auf morgen keine Werbeanzeigen mehr schalten.
Ja, die technischen Updates hatte ich korrekt durchgeführt.
Ja, die Anzeigengruppen waren wie immer angelegt.
Ja, die Anzeigen wurden sogar von dir genehmigt.
Ja, die Kampagne stand auf „aktiv“, doch in der Praxis wurde kein Cent verbraucht – du hast die Anzeige einfach nicht ausgespielt.
Mir war, als hättest du mich geghostet, Mark!
Weißt du eigentlich, dass ich von deinen Werbeanzeigen abhängig war?
Dass ich daraufhin mehrere Wochen versucht habe zu verstehen, woran es liegt?
Dass ich unzählige Dinge verändert, getestet und Stunden, wenn nicht insgesamt Tage, meines Lebens geopfert habe?
Dass ich nicht wie geplant launchen konnte und einen finanziellen Ausfall hatte, der mein gesamtes Jahr durcheinander gebracht hat?
Dass ich Menschen, die sich mit FB-Ads auskennen, auch noch bezahlt habe, damit sie mir helfen?
Und obwohl sie mir versichert haben, dass alles korrekt ist – technisch, optisch, inhaltlich – dass du meine Werbeanzeige einfach nicht ausgespielt hast.
Aber weißt du, was die Krönung war, Mark?
Dass dein „Concierge“ mir nach nur einer Mail schrieb, dass er kein Marketing-Experte sei und das Support-Ticket nun schließe.
Nicer Name für den Support, Mark, das muss ich dir schon lassen, aber mich hat das völlig sprachlos hinterlassen. Sprachlos!
Geht man so mit Menschen um, die dir jedes Jahr mehrere Tausende Euro geben, dass ihre Beiträge gesehen werden?!
All die grauen Haare, die ich nur wegen dir und dem Werbeanzeigenmanager bekommen hatte, habe ich mir alle einzeln herausgerissen!
Das hat sehr weh getan, Mark.
Jedenfalls sah ich das Werbeanzeigenkonto, das nicht mehr funktionieren wollte, irgendwann als Zeichen. Als ein Wink mit dem Zaunpfahl. Oder dem Zaun.
Und der Zaun sagte: Aaaaaalex, lass los den Scheiß! Hör auf mit den Ads und verlass den Mark.
Und weißt du was? Ich habe auf den Zaun gehört.
Mit dieser Entscheidung fühlte ich mich augenblicklich wie befreit. Das Gefühl, mich nie mehr mit deinem doofen Werbeanzeigenmanager beschäftigen zu müssen – es ist neben Pizza essen eins der besten Gefühle, die man sich vorstellen kann.
Und wie bekomme ich nun ohne FB-Ads neue Newsletteranmeldungen?
Ach, Mark! Du glaubst gar nicht, wie gern ich dir an dieser Stelle sagen würde, dass ich ohne deine FB-Ads genauso schnell neue Newsletter-Anmeldungen bekomme wie mit, aber nein, das wäre gelogen.
Nein, ohne FB-Ads geht das Wachstum der E-Mail-Liste langsamer. Aber weißt du was?
Dann ist es halt so. Ich habe da meinen inneren Buddha gefunden und Frieden mit ihm geschlossen.
Ich weiß, du wirst es nicht verstehen. Wachstum ist für dich … einfach alles.
Du verheimlichst manchmal sogar wichtige Studien, nur damit du unbegrenzt wachsen und die Menschen erobern kannst, die du bisher nicht erobern durftest: kleine Kinder.
Jedenfalls habe ich mir etwas geschworen, Mark:
Ich will dich bei deinem Wachstum nicht mehr unterstützen.
Und was mein Wachstum angeht: Das mach ich jetzt lieber in meinem eigenen Tempo. Du wirst es vielleicht lächerlich langsam finden. Aber ich mag es so.
Weißt du, dass ich letztes Jahr angefangen habe, Klavier zu lernen? Wollte ich schon seit vielen Jahren machen, und seit ich mich nicht mehr mit deinem Werbeanzeigenmanager rumplagen muss, hab ich auch endlich die Zeit dafür.
Warum ich ohne Facebook-Gruppen auskommen will
Ich muss zugeben: Das fällt mir bei unserer Trennung am schwersten.
Seit fast fünf Jahren nutze ich deine FB-Gruppen nämlich zum Support für meine Kurse. Und das war immer verdammt praktisch, Mark.
Alle haben Facebook.
Alle nutzen es täglich.
Alle wissen, wie’s geht, und müssen nicht erst noch ein neues Tool lernen.
Hach, das war immer herrlich unkompliziert.
Dennoch habe ich mich dazu entschieden, bei meinen Online-Programmen in Zukunft auf Facebook-Gruppen zum Support zu verzichten. Denn deine Facebook-Gruppen sind vor allem eins: Zeitfresser.
Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich „nur mal schnell“ gucken wollte, was es Neues in der Support-Gruppe gibt, aber augenblicklich in diesen Sog aus aufploppenden Live-Videos, DMs und neuen Benachrichtigung kam. Und ruckzuck waren dreißig wertvolle Minuten wieder um.
Aber ich vermute, das ist kein Zufall, Mark. Je länger wir auf deiner Plattform sind, desto mehr Werbeanzeigen kannst du verkaufen. Zeit ist bei dir ja Geld.
Sei ehrlich, Mark: Kann es sein, dass du die Posts in meinem Start Feed extremer machst, je seltener ich Facebook nutze?
Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass du es bewusst darauf angelegt hast, mich zu einer Reaktion zu bewegen. Obwohl du genau wusstest, welche Meinungen mich aufregen, hast du sie mir gezeigt. Gott, ich hab in den letzten zwei Jahren so viele Accounts blockieren müssen, weil du mir immer wieder irgendwelche Schwurbler in die Timeline spültest!
Dieses Spiel ist so anstrengend, Mark. Und ich kann da nur verlieren. Das musste ich mir irgendwann eingestehen.
Deshalb habe ich entschieden, die Teilnehmerinnen meiner Online-Programme fernab von Facebook zu betreuen. Mit einem Dienst, den du zum Glück nicht aufgekauft hast. Also noch.
Wie lange das so bleibt, werden wir sehen. Aber deine Facebook-Gruppen kannst du auf jeden Fall behalten.
Time to say goodbye
Du siehst, Mark, ich brauche dich beruflich nicht mehr.
Und privat – da tust du mir schon lange nicht mehr gut.
Ich trenne mich von dir, um meine mentale Gesundheit zu schützen.
Denn Facebook ist für mich in den letzten Jahren zu einem Ort des Hasses geworden.
Wie du Beleidigungen, Hetze, Diskriminierung und falsche Informationen duldest und mit Reichweite belohnst – das ist für mich nur sehr schwer zu ertragen. Das will ich nicht länger mehr mit ansehen.
Solange du Geld mit Menschenhandel verdienst und Studien verheimlichst, die darauf hindeuten, dass du jungen Menschen schadest, haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Und weißt du was?
Menschen, mit denen ich zu tun haben will, sehe oder lese ich eh auf anderen Wegen: im realen Leben, in virtuellen Kaffee-Dates, in anderen Messenger-Diensten (die dir nicht gehören) oder per Mail.
Du und ich – wir sind jedenfalls am Ende, Mark.
Deswegen habe ich heute endlich mein Facebook-Konto gelöscht.
Und ich bin kein bisschen traurig.
Mach’s gut, Mark. Ich mag nicht mehr.
Social Media: Nachteile, Risiken, Gefahren
Über die Vorteile und Chancen von Social Media und Social-Media-Marketing reden viele. Doch wie ist es mit den Nachteilen, Risiken oder gar Gefahren? Darum soll es in diesem Blogartikel gehen.
Zu Beginn meiner Selbstständigkeit sah ich Social Media vor allem als Chance:
Mich lockten die kurzfristigen, schnellen Erfolge. Während ich bei meinem Blog Wochen auf neue Leser*innen warten musste, ließen die ersten Reaktionen auf meine Posts (Bots sei Dank!) nicht lange auf sich warten. Likes, Kommentare und Follower – auf Social Media eine Sache von Minuten oder gar Sekunden.
Mich faszinierte die Nähe zu potentiellen Kund*innen und die Möglichkeit, unkompliziert in Kontakt mit meiner Zielgruppe zu kommen. Einfach eine Story machen und eine Frage stellen und Boom: Ich bin um eine wichtige Erkenntnis reicher!
Auch mit ehemaligen Kund*innen blieb ich natürlich via Social Media in Kontakt. Top-of-Mind-Bewusstsein? Mit Social Media die leichteste Übung!
Heute, Jahre später, weiß ich, dass die Chancen von Social Media nur eine Seite der Medaille sind und dass soziale Medien mit einer Menge Nachteilen, Risiken oder gar Gefahren verbunden sind.
Diese Nachteile, Risiken und Gefahren waren für mich so gravierend, dass ich vor einiger Zeit beschlossen habe, keine sozialen Medien mehr für mein Marketing zu nutzen.
Und in diesem Blogartikel möchte ich dich in meine Gedankengänge mitnehmen und die wichtigsten Punkte erläutern.
Aber sei gewarnt: Das wird eine laaaaange Liste.
Inhalt
1. Wir werden abhängig von Algorithmen
2. Die Social-Media-Community gehört uns nicht
3. Soziale Medien haben einen niedrigen ROI
4. Soziale Medien machen unproduktiv
5. Soziale Medien halten uns von den wirklich wichtigen Aufgaben ab
6. Soziale Medien kosten wertvolle Lebenszeit
7. Soziale Medien sind ein Kreativitätshemmer
8. Soziale Medien machen uns zu braven Regelbefolgern
9. Soziale Medien verhindern, dass wir in den Flow kommen
#1 Wir werden abhängig von Algorithmen
Beginnen wir mit einer Tatsache, die manche Selbstständige so lange ignorieren, bis es zu spät:
Social-Media-Plattformen gehören uns nicht.
Wir sind nur Gast und müssen nach den Regeln des Gastgebers spielen, egal, wie willkürlich und sinnlos diese Regeln sein mögen.
Das eindringlichste Beispiel sind für mich Algorithmen.
Denn ob Facebook, Instagram oder TikTok – inzwischen gibt es keine Social-Media-Plattform mehr, die Inhalte chronologisch ausspielt. Entscheidend ist vielmehr eins: Relevanz für die Nutzer*innen.
Was das konkret bedeutet? Ist eine Wissenschaft für sich.
Ich, wie ich früher immer versucht habe, Algorithmen auf Instagram zu entschlüsseln.
Zudem ändert sich die Funktionsweise von Algorithmen permanent.
Anfang 2018 verkündete Facebook zum Beispiel, dass die Reichweite von FB-Seiten zugunsten privater Profile begrenzt wird. Damit war die Reichweite von FB-Seiten quasi über Nacht eingebrochen. Wer als Unternehmen auf seine Facebook-Seite setzte, um Menschen auf die Website zu bringen, musste seine Facebook-Strategie von heute auf morgen grundlegend ändern, um mithalten zu können.
Andere Beispiele für gravierende Änderungen finden wir auch in neuester Zeit: Die Foto-Sharing-App Instagram will plötzlich keine Foto-Sharing-App mehr sein, sondern setzt auf Videos. Pinterest führt ein natives Pin-Format ein und spielt statische Pins, die mit Webseiten verknüpft werden können, nicht mehr so zuverlässig aus wie früher und damit heißt es: zuverlässiger Pinterest-Traffic adé.
In den letzten Jahren habe ich verschiedene Strategien bei Selbstständigen und Einzelunternehmer*innen beobachtet, mit den Anforderungen von Algorithmen umzugehen. Die einen versuchen, den Algorithmus mit Bots, „Like Times“ oder „Engagement Pods“ zu überlisten. Die anderen verfallen in eine chronische Beschwerderitis, suchen sich das nächste „Shiny object“, zahlen für Reichweite, indem sie Ads schalten, oder resignieren.
Wenn der Insta-Post, für den ich zwei Stunden gebraucht habe, fünf Menschen erreicht.
Die meisten Selbstständigen nehmen den Algorithmus allerdings als gegeben hin und denken gar nicht weiter darüber nach, dass sie nun einen großen Teil ihrer Arbeitszeit damit verbringen müssen, immer up to date zu bleiben, sich kontinuierlich zur Plattform weiterzubilden, ihre Social-Media-Strategie dauernd anzupassen, niemals zur Ruhe zu kommen.
Ich war die längste Zeit meiner Selbstständigkeit in solch einem ermüdenden Social-Media-Hamsterrad gefangen. Und nachdem soziale Medien nun seit über einem Jahr keine Rolle mehr für mein Marketing spielen, kann ich dir sagen: Ich will nie wieder Hamster sein!
Was du tun kannst
Mein Vorschlag, um sich unabhängig von Algorithmen zu machen? Aussteigen aus dem Social-Media-Hamsterrad und eine maximal selbstbestimmte und entspannte Selbstständigkeit aufbauen!
Ich persönlich schwöre ja auf die Kombination von Blog und Newsletter. Doch es gibt natürlich noch jede Menge anderer Ideen für ein Marketing, das völlig ohne Social Media auskommt.
#2 Die Community gehört uns nicht
Da verbringen wir Selbstständige Monate oder gar Jahre damit, brav zu interagieren, Kommentare und private Nachrichten zu beantworten, eine Community aufzubauen und dann das:
Die Community, die wir so mühsam auf unseren Social-Media-Kanälen aufgebaut haben, gehört uns gar nicht.
Du kannst deine Instagram-Follower nicht exportieren und einfach zu TikTok mitnehmen, wenn dich Insta nervt. Du bist für den Rest deiner Tage an diese Plattform und ihre Regeln gebunden. Und wenn du mal keine Lust mehr auf einen bestimmten Kanal haben solltest, verlierst du auch deine Community.
Selbst, wenn dir der Algorithmus also wohlgesinnt ist, selbst wenn du meeeega erfolgreich mit einem Social-Media-Kanal bist:
Die Community gehört dir nicht und es kann jederzeit passieren, dass
dein Account geflaggt, gesperrt oder gehackt wird
die Plattform das Zeitliche segnet – auf dem digitalen Friedhof liegen bereits MySpace, StudiVZ, Google Plus, Vine oder Vero
eine Plattform aufgrund technischer Störungen für einen Tag oder länger komplett ausfällt (ziemlich blöd, wenn du gerade im Launch bist …)
Damit ist auch deine mühsam aufgebaute Community weg.
Was du tun kannst
Gefährlich ist die Abhängigkeit vor allem dann, wenn du als Selbstständige keine eigene Website hast und dich ausschließlich auf EINEN Social-Media-Kanal verlässt. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder Kund*innen, deren Pinterest- oder Instagram-Konto von heute auf morgen gesperrt wurden. Grundlos.
Und auch mein FB-Werbekonto konnte im Frühjahr 2021 auf einmal keine Werbeanzeigen mehr schalten. Und weder der Kontakt zu Facebook noch Beratungen durch unabhängige FB-Ads-Expert*innen konnten das Problem lösen.
Hier möchte ich nochmal den Vorteil eines Newsletters gegenüber Social-Media betonen:
Wenn mich mein Newsletter-Anbieter nervt, kann ich jederzeit meine Sachen packen, die Newsletter-Abonnent*innen exportieren und zum nächsten Anbieter wechseln. (Was ich in der Vergangenheit auch schon zweimal gemacht habe.)
Mit einer Social-Media-Community geht das nicht.
#3 Soziale Medien haben einen niedrigen ROI
Was bringt dir Social Media wirklich?
Damit meine ich nicht etwa Impressions, Likes und Follower und andere Vanity Metrics – die sind maximal für Influencer*innen spannend. Sondern Zahlen, die für uns Einzelunternehmer*innen wirklich eine Rolle spielen: Website-Besucher*innen, Newsletteranmeldungen und Kund*innen.
Wenn die These, dass wir als Selbstständige unbedingt Social Media brauchen, stimmen würde – müssten wir es dann nicht an den wirklich wichtigen Zahlen sehen?
Lass uns das mal Schritt für Schritt durchgehen
Traffic
Ein Blick in mein Analyse-Tool hat mir Anfang 2021 verraten, dass Instagram und Facebook in den letzten 12 Monaten zusammen gerade mal zwei Prozent meines Gesamttraffics ausmachten.
Kombiniert mit der Tatsache, dass ich rund 1–2 Stunden täglich (!) für Instagram verwendete, war das ein mehr als bescheidenes Ergebnis.
(Zum Vergleich: SEO sorgt bei mir aktuell für rund 40% des Traffics. Und meist brauche ich je nach Thema 10–20 Minuten pro Blogartikel dafür.)
Newsletter-Anmeldungen
Auch Newsletteranmeldungen bekam ich organisch schon lange nicht mehr durch Social Media.
Solange das Businessmodell von Facebook und Co. nämlich darin besteht, ihr Geld mit Werbeanzeigen zu verdienen, ist es auch ihr oberstes Ziel, Nutzer*innen auf Plattformen zu halten, um ihnen möglichst viele Ads zu zeigen.
Deshalb setzen Plattformen auch auf Formate, die gar nicht erst anklickbar sind (Reels, Idea Pins), oder spielen Beiträge mit Links gar nicht mehr aus (einfache Posts auf Facebook, statische Pins auf Pinterest).
Ein Social-Media-Post mit einem Hinweis aufs Freebie hat deshalb kaum eine Chance, durch die Decke zu gehen. Es sei denn natürlich, wir zahlen dafür und schalten Werbeanzeigen.
Kund*innen
Und wie ist es mit Social Media und Kund*innen? Von allen Kennzahlen ist das aus meiner Sicht die Zahl, die am schwierigsten zu messen ist. Denn natürlich ist denkbar, dass mir jemand auf Instagram folgt, all meine Posts liest und erst dadurch überhaupt motiviert ist, auf einen Link im Newsletter zu klicken und eins meiner Programme zu kaufen.
Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als ohne Social Media zu launchen und zu gucken, was passiert.
Das Ergebnis:
Seit meinem Social-Media-Ausstieg habe ich viermal gelauncht, und auch mit kaum oder komplett ohne Social-Media-Marketing habe ich jedes Mal meine Ziele erreicht oder sogar deutlich übertroffen. Deshalb weiß ich, dass Social Media bei mir keine wesentliche Rolle bei der Akquise von neuen Kund*innen spielt.
Übrigens: Wirklich überraschend ist die Erkenntnis, dass Social Media ineffektiv ist, nicht.
Denn auf Social Media erwischen wir unsere potentiellen Kund*innen in ihren unkonzentriertesten Momenten – nämlich dann, wenn sie gerade Pause von ihrer „eigentlichen“ Arbeit machen, zwischen zwei Terminen, auf dem Klo, früh morgens, spät abends, wenn sie müde oder gelangweilt und einfach nur wahllos durch den Feed scrollen und jede Sekunde einen anderen Post sehen. (Oder wir erreichen sogar nur die virtuellen Assistentinnen, an die unsere Wunschkund*innen Social-Media-Marketing ausgelagert haben.)
Unterm Strich gilt für mich (und vielleicht auch für dich) also:
Social-Media-Marketing hat einen niedrigen ROI (Return on Investment) und sorgt nicht (nennenswert) für Website-Besucher*innen, Newsletter-Anmeldungen oder Kund*innen.
Was du tun kannst
Bevor du nun in einem Anflug von Aktionismus all deine Social-Media-Profile löschst oder Social-Media-Expert*innen blind vertraust und meinen Ansatz pauschal für Blödsinn erklärst, empfehle ich dir, dir einfach selbst ein Bild von deiner individuellen Situation zu machen:
Überlege, welche Zahlen dir persönlich wichtig sind. (Websitebesucher*innen? Newsletteranmeldungen? Neue Kundschaft?)
Gucke in dein Website-Analysetool (wie Google Analytics) und überprüfe, welche Rolle deine Social-Media-Kanäle beim Erreichen deiner Ziele spielen.
Mach dir darüber hinaus auch klar, wie viel Zeit für die jeweiligen Social-Media-Kanäle täglich draufgeht und wie hoch der Return on Investment ist.
Frage Kund*innen, wie sie auf dich aufmerksam geworden sind.
Solltest du feststellen, dass du mit Social Media ständig neue Newsletteranmeldungen oder Kund*innen bekommst – good for you!
Solltest du allerdings merken, dass du zwar täglich 2–3 Stunden auf Insta abhängst, es dir aber absolut nichts bringt – kannst du überlegen, ob du die Zeit nicht sinnvoller nutzt 👉 zum Beispiel für einen eigenen Blog. Oder für einen Newsletter.
#4 Soziale Medien machen unproduktiv
Sorry für die vielleicht indiskrete Frage, aber: Hast du schon einmal bekifft gearbeitet?
Forscher der Uni London haben nämlich bereits vor 16 Jahren herausgefunden, dass ständige Unterbrechungen schädlicher für die Produktivität sind als Kiffen.
Untersucht wurden damals im Jahr 2005 zwar noch E-Mails. Inzwischen dürfte das aber natürlich auch für Social-Media-Pushbenachrichtigungen genauso gelten:
Wer seinen Posteingang geöffnet (oder analog die Pushbenachrichtigungen angeschaltet) lässt und permanent durch eingehende Mails (oder Benachrichtigungen) gestört wird, verliert rund zehn IQ-Punkte. (Zum Vergleich: Das Rauchen von Haschisch kostet „nur“ vier IQ-Punkte, eine schlaflose Nacht ebenfalls zehn IQ-Punkte.)
Diese Studie soll natürlich kein Freifahrtschein fürs Kiffen sein als vielmehr deutlich machen, dass „nur mal schnell“ die eingehenden Likes, Kommentare, DMs, Followerstand etc. zu checken keine trivialen Tätigkeiten sind, sondern der Aufmerksamkeit und Konzentration massiv schaden.
Es geht aber nicht nur um die zehn Sekunden, die ich brauche, um zu sehen, warum mein Smartphone eigentlich bimmelt – mein Gehirn braucht auch Zeit, um Aufgabe A abzuschließen und sich auf Aufgabe B einzustellen. 8 Minuten, um genau zu sein.
Das heißt dann aber auch:
Wer alle zehn Minuten sein Smartphone checkt, versucht die gesamte Arbeitszeit, das ursprüngliche Konzentrationslevel wieder zu erreichen, und kriegt nichts „Richtiges“ gebacken.
Übrigens: „Transition“ nennt Autor Brandon Burchard die Zeit zwischen zwei Aufgaben. Und er plädiert dafür, dass wir diese Phase nutzen, um eine kurze Pause einzulegen und eine Intention für die nächste Aufgabe zu setzen, um auch bei der nächsten Aufgabe fokussiert und kreativ arbeiten zu können. (Und eben nicht die Zeit mit Social Media zu verplempern.)
Pushbenachrichtigungen sind doof. Also weg damit? So einfach ist es leider nicht.
Denn wie eine Studie zeigt (und wie ich am eigenen Leib erfahren habe), führt das Abstellen der Pushbenachrichtigungen nicht automatisch zu erhöhter Produktivität, sondern erhöht im Gegenteil FOMO und sogar Ängste.
Bei mir hat das Abstellen der Pushbenachrichtigungen dafür gesorgt, dass ich mein Smartphone öfter gecheckt habe als sonst und deshalb auch nicht wirklich produktiver war.
Egal, wie man es also dreht und wendet:
Soziale Medien machen unaufmerksam, unfokussiert und unproduktiv. Entweder durch die permanenten Störungen oder durch FOMO + ausgeprägte Checkeritis.
Was du tun kannst
Ich habe jahrelang versucht, meine Social-Media-Nutzung zu reduzieren und habe, wie gesagt, eine Menge Strategien getestet. Lass dich gerne in diesem Artikel inspirieren, wisse aber:
Geholfen hat mir letzten Endes aber nur, mein Instagram-Profil und Facebook-Profil zu löschen.
#5 Soziale Medien halten uns von den wirklich wichtigen Aufgaben ab
Weißt du, was für mich immer gruseliger war als jeder Horrorfilm? Wenn der Redaktionsplan sagte, ich müsste mal wieder was auf Instagram posten, ich aber keine Ahnung hatte, was.
Vielleicht weißt du, was ich meine meine:
Shit, ich sollte mal wieder was auf Insta posten …
Ich habe aber nuuuull Ideen!
Hmmm, erstmal einmal was essen …
Vielleicht schreib ich über … Nee, doch nicht.
Kann ich das so posten oder hört sich das doof an?!
DAS HÖRT SICH DOOF AN!!!111!
Ich könnte mal wieder … meine Sockenschubladen ausmisten / einen dreistöckige Kürbistorte mit veganem Frischkäsefrosting backen / den Backofen reinigen.
Und was machte ich? Ich fotografierte meinen Schreibtisch und wünschte meinen Followern einen guten Start in ihren Arbeitstag.
„Prokrastiposting“ nennt das Carina Herrmann von „Um 180 Grad“ sehr treffend.
Denn ganz ehrlich: Diese Art von Social-Media-Marketing ist Prokrastination, weil es uns von den wirklich wichtigen Dingen ablenkt und dafür sorgt, dass wir uns ums Verkaufen drücken.
Oder hast du schon einmal gedacht:
Boah, so einen guten Morgen hat mir noch niemand gewünscht. Ich muss sie jetzt einfach für eine Beratung buchen.
Nein, die meisten Social-Media-Posts sind inzwischen zum Grundrauschen geworden, das wir gar nicht mehr richtig wahrnehmen.
Und unser Arbeitstag? Dümpelt vor sich hin.
Wir halten uns mit belanglosen Social-Media-Aufgaben busy und kriegen am Ende des Tages nichts wirklich Wichtiges gebacken.
Aber dafür wissen zumindest alle auf Insta, wie aufgeräumt unser Schreibtisch ist.😉
Die Frage aller Fragen:
Bringt mich diese Aufgabe meinem Ziel (z.B. Kund*innen zu gewinnen), wirklich weiter oder prokrastiniere ich gerade das Verkaufen, weil ich es mich noch nicht traue und es insgeheim gut finde, mich drum drücken zu können?
#6 Soziale Medien kosten wertvolle Lebenszeit
Laut Statista verbrachten im Januar 2021 Menschen in Deutschland fast 1,5 Stunden täglich mit Social Media.
Durchschnittlich, wohlgemerkt.
Gerade für Selbstständige, die Social Media ja nicht nur privat, sondern auch beruflich nutzen, dürfte die Nutzungsdauer um einiges höher liegen.
Ich war seit Beginn meiner Selbstständigkeit um einen bewussten Umgang mit Social Media bemüht. Und dennoch sagte mir Instagram immer wieder, dass ich die App rund 1–2 Stunden am Tag nutzte. Dazu kamen noch Facebook, TikTok und Pinterest … Die Dunkelziffer war also hoch.
Mein typischer Arbeitstag begann jahrelang mit Social Media. Ich öffnete wahllos eine App und ließ mich erst einmal berieseln, während ich meinen Kaffee schlürfte.
Bei TikTok war meine „For You“-Page wie die Pralinenschachtel bei Forrest Gump: Ich wusste nie, was ich bekam.
Hunde, die zu Aerobic-Videos aus den 80ern tanzen.
Katzen, die ihren Besitzern das Gesicht zerkratzen.
Ein Mann, der als Voldemort verkleidet in den Supermarkt geht und fragt, ob ein bestimmtes Produkt vegan ist.
Ich lachte ein bisschen, schenkte mir Kaffee nach, wechselte zu Instagram und schwupps war die erste Stunde des Arbeitstages auch schon rum. Richtig geschafft hatte ich aber noch nichts.
Auf, auf, motivierte ich mich. Jetzt textest du aber endlich die Verkaufsseite, die du eigentlich schon vor Eeeewigkeiten fertigstellen wolltest.
Also schrieb ich ein bisschen.
Und mit „schrieb“ meine ich, dass ich zehn Wörter aneinander reihte, dazwischen Insta checkte, neun Wörter wieder löschte, dann ein paar Minuten auf ein (fast) weißes Blatt starte, zur Sicherheit noch einmal Insta checkte, bevor mich das Planungstool auf meinem Smartphone daran erinnerte, dass es auch schon wieder Zeit war, einen neuen Instapost zu veröffentlichen.
Also unterbrach ich meine Arbeit, um „nur mal schnell“ was zu posten – und blieb natürlich hängen.
Ich scrollte wahllos durch den Feed, der einfach kein Ende nahm.
Ein neuer Tipp, um schneller Videos zu erstellen.
Ein einfaches Rezept mit Kürbis.
Eine Kollegin im Urlaub am Strand.
Ui, ein Like …
Und schwupps war auch die nächste Stunde rum.
Kürzen wir das Thema ab:
Wer – so wie ich früher – zwei Stunden täglich auf Social Media abhängt, verbringt insgesamt 728 Stunden im Jahr in den sozialen Netzwerken. Das sind umgerechnet 30 Tage. Oder vier Wochen im Jahr … nur für Social Media!😱
Was du tun kannst
Gerade wenn du dich chronisch über zu „wenig Zeit“ beschwerst und aufregende berufliche Projekte (wie ein Buch schreiben oder einen Onlinekurs erstellen) immer wieder auf später verschiebst, lohnt es sich genau zu gucken, wie viel Zeit du eigentlich mit Social Media vertrödelst.
Du musst deine Profile nicht gleich löschen, sondern kannst zum Beispiel auch ein Social-Media-Sabbatical einlegen und „Getting shit done“ für eine Zeit zu deinem Motto machen.
Manchen Menschen hilft das Motto Create, Connect, Consume.
Also: Produziere zuerst etwas, verbinde dich dann mit Menschen, bevor du dich vom Feed berieseln lässt. Doch das setzt natürlich Willensstärke oder zumindest gesunde Gewohnheiten voraus.
#7 Soziale Medien sind Kreativitätshemmer
Mein größter Wunsch ist es, ein Buch zu schreiben.
Das weiß Facebook natürlich. Also zeigt es mir Werbeanzeigen von Menschen, die mir erklären wollen, wie ich ein Buch zu schreiben habe. Welche Fehler ich unbedingt vermeiden muss. Warum mein Buch niemals Erfolg haben wird.
Das Übliche also.
Ich soll diesen Blogartikel lesen.
Und mir jenes Video angucken.
Und mich zum folgenden Webinar anmelden.
Mein größter Wunsch ist es immer noch, ein Buch zu schreiben. Aber jetzt bin ich demotiviert.
Laut der Frau im Video (die ich noch nie in meinem Leben vorher gesehen habe und die mir noch nicht einmal besonders sympathisch ist) gehe ich es nämlich völlig falsch an.
Der Titel, den ich mir für mein Buch ausgesucht habe, ist nicht gut genug.
Das Cover nicht professionell genug.
Der Klappentext nicht pointiert genug.
Und vermutlich hat sie sogar Recht. Schließlich schreibe ich zum ersten Mal ein Buch.
Doch: Diese Informationen hätte ich mir in einigen Wochen auch selbst zusammengesucht, nämlich dann, wenn ich sie gebraucht hätte. Dann, wenn ich gedacht hätte: „Klappentext – wie schreib ich den denn jetzt am besten?“ Oder: „Cover – mach ich es selbst oder soll da nicht lieber gleich ein Profi ran?“
Jetzt bin ich aber in einem Stadium, in dem ich unsicher bin. Und wankelmütig.
Ein leichtes Spiel für Kritik und Menschen, die es besser wissen.
In dem Stadium, in dem ich mich befinde, hätte ich Empathie gebraucht. Cheerleader. Jemanden, die sagt: Hey, ich glaub an dich! Oder: Auch wenn du jetzt noch nicht weißt, wie du das Cover des Buches gestaltest – mach weiter! Du kümmerst dich darum, wenn es soweit ist.
Doch das weiß der Algorithmus natürlich nicht.
Beziehungsweise: Der Algorithmus ist nicht empathisch. Ihm ist es völlig egal, was ich brauche und wie ich mich fühle.
Es stört ihn nicht, dass die Inhalte, die ich gezeigt bekomme, mich demotivieren. Dass ich den restlichen Tag lustlos am Schreibtisch sitzen und kein Wort mehr zu Papier bekommen werde. Dass ich denken werde: Es wird doch eh nichts mit dem Buch. Du kannst es auch gleich lassen.
Ich finde:
Algorithmen sind Kreativitätshemmer und Träumezerstörer.
Sie wurden erschaffen, um die Verweildauer von Nutzer*innen auf dem sozialen Netzwerk zu maximieren, und nicht, um uns bei unseren Zielen zu unterstützen und zu motivieren.
Einige Fragen zur Reflexion
Inspirieren dich die Menschen, denen du folgst, oder fühlst du dich demotiviert und nicht gut genug, wenn du durch deinen Feed scrollst? Gerade wenn du ein Projekt hast, das dir wirklich am Herzen liegt und das du unbedingt umsetzen willst, ist es wichtig, sich mit Menschen zu umgegeben, die dir Mut machen und dich anfeuern. Hier findest du einige konkrete Ideen, falls dir die sozialen Medien gerade nicht gut tun.
Mir haben diese Strategien allerdings nicht geholfen. Jahrelang hemmten soziale Medien meine Kreativität und nahmen mir jeglichen Spaß, Dinge einfach mal auszuprobieren – egal, wie sehr ich mich bemühte, meinen Social-Media-Konsum zu reduzieren.
Für mich ist es deshalb alles andere als ein Zufall, dass ich mein Vorhaben, ein Buch zu schreiben, erst dann abschließen konnte, nachdem ich mich nicht mehr täglich auf Social Media rumtrieb.
Und welche kreative Projekte verschiebst du auf „später“, weil dich der Social-Media-Content, den du konsumierst, chronisch entmutigt?
#8 Soziale Medien machen uns zu braven Regelbefolgern
Apropos entmutigt:
Je mehr ich auf Social Media präsent war, desto weniger war ich bereit, etwas auszuprobieren.
Testen, experimentieren, vom Expert*innenrat abweichen – für die wenigsten Selbstständigen gehört das zum Alltag.
Kein Wunder, schließlich gibt es auf Social Media ja genügend Menschen, die sagen, wie es „richtig“ geht.
Wie meine Selbstständigkeit auszusehen hat.
Welche Kanäle ich unbedingt brauche.
Wie ich Kund*innen finde.
Wie ich launche. (Oder DASS ich überhaupt launchen muss.)
Für den Beginn einer Selbstständigkeit mögen Anleitungen, Tipps, Hacks, Ideen und Blueprints hilfreich sein, doch sie kommen mit der Gefahr, dass wir die Blueprints von einigen wenigen als Gesetz und unumstößliche Wahrheit begreifen.
Dass wir Tipps blind vertrauen, obwohl sie nicht zu uns und unseren Werten passen.
Dass wir blind Anleitungen befolgen, obwohl wir es uns anders vorgestellt haben.
Dass wir auf Nummer sicher gehen, um ja nichts zu riskieren.
Doch hier ist das Ding:
Unternehmerisch denken bedeutet, rauszustechen, aufzufallen, Dinge anders zu machen, auch mal ein (kalkuliertes) Risiko eingehen.
Es bedeutet, auch mal Fehler zu machen und in Kauf zu nehmen, dass ein Plan auch mal nicht funktioniert.
Es bedeutet, Menschen einen guten Grund zu geben, gerade mit dir zusammenzuarbeiten und nicht mit all den anderen Millionen anderen Menschen, die alle dieselben Regeln befolgen und alle dasselbe denken, posten, kommentieren und tun.
Soziale Medien hatten mir aber jegliche Experimentierfreude geraubt.
Es hat mich zu diesem Karussell-Post produzierenden Zombie gemacht, weil alle meinten, dass Saves die neuen Likes sind.
(Und hätte ich mein Instagram-Konto nicht gelöscht, wäre ich jetzt wohl zum Reels produzierenden, tanzenden Zombie geworden, weil inzwischen Videos der heilige Gral sind.)
Erst als ich einige Wochen nicht mehr auf Instagram war und ich keine Ahnung hatte, was Expert*innen aktuell rieten, begann ich, in mich hineinzuhören und festzustellen,
wer ich war,
was ich wollte,
was ich nicht wollte,
was mir Spaß machte,
was ich blöd fand und
auf welche spontanen Aktionen ich Lust hatte.
All das nahm ich nicht mehr wahr, als ich Social Media nutzte.
Mein Vorschlag
Embrace die Rebellin in dir! Mache etwas anders als alle anderen. Brich eine Regel, die du doof findest. Beuge dich nicht dem Druck, etwas unbedingt machen zu müssen, wenn du keine Lust dazu hast. Geh auch mal ein (kalkuliertes) Risiko ein und probier etwas aus.
#9 Soziale Medien verhindern, dass wir in den Flow kommen
Je länger ich Social Media nutzte, desto seltener hatte ich dieses Flow-Erlebnis. Dieses Gefühl, völlig in einer Aufgabe aufzugehen, in ihr zu verschmelzen. Raum und Zeit zu vergessen.
Wer ständig unterbrochen wird oder den permanenten Drang verspürt, Follower, Likes oder Kommentare zu checken, ist nie wirklich mit ganzem Herz, Verstand und Fokus dabei, sondern unruhig, unkonzentriert und immer „auf dem Sprung“.
Zudem waren die täglichen Pflichten des Social-Media-Marketings (Posten, Liken, Kommentieren) manchmal so banal und anspruchslos, dass es schier unmöglich war, mich dafür zu motivieren.
Dabei ist „im Flow sein“ auch für Selbstständige wichtig, und zwar aus mehreren Gründen:
Regelmäßiges Flow-Erleben ist ein guter Hinweis darauf, dass uns unsere Arbeit weder über- noch unterfordert, sondern genau das richtige Maß an Herausforderung mit sich bringt und zu unseren Fähigkeiten passt.
Regelmäßiges Flow-Erleben sorgt dafür, dass wir unsere Arbeit als erfüllend und sinnvoll empfinden. Für Mihály Csikszentmihalyi, den „Erfinder“ des Flows, ist Flow sogar „das Geheimnis des Glücks“.
Regelmäßiges Flow-Erleben sorgt dafür, dass wir konzentriert an einer Sache arbeiten und herausragende Ergebnisse erzielen (👉 Buchtipp: „Deep Work“ von Cal Newport).
Ein Arbeitsleben so völlig ohne Flow könnte deshalb ein Signal für Überforderung, Unterforderung oder für Stress sein. Es könnte bedeuten, dass uns unsere Arbeit – wenn wir ganz ehrlich zu uns sind – nicht (mehr) erfüllt, dass wir keine herausragenden Leistungen erzielen und … dringend etwas ändern sollten.
Einige Fragen zur Reflexion
Erfüllen dich die Social-Media-Aufgaben, die du tagein, tagaus erledigst? Wann hast du das letzte Mal die Zeit um dich herum vergessen? Das Posten, Liken, Interagieren, Reels drehen, Storys machen … macht dich das eigentlich glücklich? Oder könntest du dir vorstellen, deine Zeit mit spannenderen Tätigkeiten zu verbringen? Etwas, was zu deinen Stärken zählt und dir wirklich Freude macht. Etwas, wozu du intrinsisch motiviert bist?
#10 Soziale Medien sind nicht nachhaltig
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir ist Nachhaltigkeit in meinem Marketing wichtig.
In dem Sinne, dass ich meine wertvolle Zeit nicht mit Aufgaben verbringen möchte, von denen ich weiß, dass ich sie im Grunde umsonst mache. Und die typischen Social-Media-Aufgaben? Sind unnachhaltig as hell:
etwas zu posten, was nach 24 Stunden eh niemanden mehr interessiert
nach deinen wichtigsten Hashtags suchen und gezielt die Beiträge liken
in FB-Gruppen auf Gesuche antworten und sich auf offene Stellen bewerben
die Posts von anderen kommentieren, um potentielle Kund*innen auf dich aufmerksam machen
you name it
Gerade das Kommentieren mutiert gerne mal zu einer Wissenschaft, die uns den halben Arbeitstag gefangen hält:
„Ah, hier kann ich was kommentieren.“
„Hm, was schreib ich da bloß?“
„Kann ich das wirklich so sagen?“
„Ich mach's jetzt einfach.“
„Ach, shit, ich lösch den Kommentar lieber wieder.“
„HELP!“
Abgesehen davon, dass ich mir schönere Möglichkeiten vorstellen könnte, wie ich meine Zeit verbringe – das Grundproblem ist, dass wir diese Aufgaben jeden Tag aufs Neue erledigen müssen.
Während ein Blogartikel, den du für Suchmaschinen optimierst, dir im Idealfall die nächsten Monate oder gar Jahre neue Besucher*innen auf deiner Website bringt, ist ein Post, den du heute mit einem wertvollen Kommentar versehen hast, morgen schon wieder Schnee von gestern. Außerdem gibt es 2–3 weitere Ausschreibungen in einer FB-Gruppe, auf die du dich unbedingt bewerben musst, und 20 weitere Posts, die unbedingt mit einem wertvollen Kommentar versehen werden wollen.
Und übermorgen? Geht das Spiel wieder von vorne los.
Einladung an dich
Ich schlage vor, eine gnadenlos ehrliche Bestandsaufnahme zu machen: Wie nachhaltig ist dein Social-Media-Marketing wirklich? Wie viele Aufgaben machst du jeden Tag aufs Neue, ohne dass sie zu nennenswerten Ergebnissen führen? Was zahlt sich auch auf lange Sicht für dich aus – und was nicht?
Fazit: Es gibt viele Nachteile, Risiken, Gefahren von Social Media
Du siehst: Soziale Medien haben nicht nur Vorteile und Chancen, sondern kommen auch mit Risiken, Nachteilen und Gefahren. Zehn (von unendlich vielen) habe ich in diesem Blogartikel genannt:
1. Wir werden abhängig von Algorithmen
2. Die Social-Media-Community gehört uns nicht
3. Soziale Medien haben einen niedrigen ROI
4. Soziale Medien machen unproduktiv
5. Soziale Medien halten uns von den wirklich wichtigen Aufgaben ab
6. Soziale Medien kosten wertvolle Lebenszeit
7. Soziale Medien sind ein Kreativitätshemmer
8. Soziale Medien machen uns zu braven Regelbefolgern
9. Soziale Medien verhindern, dass wir in den Flow kommen
10. Social-Media-Marketing ist nicht nachhaltig
Trotz aller Risiken, Nachteilen und Gefahren halten die meisten Selbstständigen und Einzelunternehmer*innen an Social Media fest. Sie denken: „Selbstständig ohne Social Media? Das funktioniert doch eh nicht!“
Und du?
„Hilfe, ich brauche eine Social-Media-Pause!“😱
Du brauchst eine Pause von sozialen Medien? In diesem Blogartikel stelle ich dir 21 Möglichkeiten für Social-Media-Pausen vor, wenn dich die sozialen Medien mal wieder überfordern. Von App deinstallieren über Digital Detox bis hin zu „Zeiten ohne Social Media definieren“ sind viele Ideen dabei.
Bevor ich am 21. September 2021 meinen Instagram-Account unwiderruflich löschte, probierte ich eine Meeenge aus, um mit den Anforderungen und Auswirkungen von Social Media umzugehen.
Davon möchte ich dir in diesem Blogartikel erzählen.
Wenn auch du
genug von Social Media hast
deinen Social-Media-Konsum deutlich reduzieren willst
dringend eine Pause von Social Media brauchst (nur in welcher Form?)
oder Social Media endgültig bye bye sagen willst
kommen hier 21 Ideen.
Inhalt
1. Pushbenachrichtigungen deaktivieren
3. Problematischen Accounts entfolgen
9. Social Media nur noch über den Desktop nutzen
10. Handyfreie Zeiten definieren
11. Handyfreie Räume definieren
12. Social-Media-Marketing outsourcen
13. Social-Media-freies Wochenende
14. Social-Media-freier Urlaub
17. Ein Berufshandy
19. Social Media als Messenger nutzen
20. Social-Media-Konto deaktivieren
#1 Push-Benachrichtigungen deaktivieren
Beginnen wir mit den Basics: Wenn du zu denjenigen gehörst, bei denen das Smartphone minütlich oder sekündlich bimmelt und du dich vor lauter Störungen nicht mehr konzentrieren kannst, ist die erste naheliegende Handlung, die Push-Benachrichtigungen zu deaktivieren.
Die Idee dahinter: Wenn dich die ständigen Benachrichtigungen über neue Likes, Kommentare oder DMs stören, schalte sie aus und voilà: Du hast Ruhe und Frieden.
Viele Selbstständige schwören darauf. Bei mir hat das Deaktivieren von Push-Benachrichtigungen leider keine Erleichterung verschafft, sondern die Situation noch verschärft.
Zwar wurde ich nicht mehr bei meiner Arbeit gestört, ja. Aber da ich nun nicht mehr wusste, ob ich einen neuen Like, Kommentar oder eine neue DM hatte, begann ich etwas, was man nur als „Exzessive Checkeritis“ bezeichnen kann: Ich checkte mein Smartphone. Stündlich, minütlich, sekündlich … und dann checkte ich es erneut.
Irgendwann bestand gefühlt mein halbes Leben aus „Checken“. Nicht nur während der Arbeitszeit, sondern auch abends, am Wochenende und mit der Familie.
Keine schöne Art und Weise, sein Leben zu verbringen.
Dass das Auststellen der Pushbenachrichtigungen kein Allheilmittel ist und zu FOMO und Ängsten führen kann, legt übrigens auch eine Studie nahe.
#2 Smartphone lautlos stellen
Eine Alternative, aber irgendwie auch dasselbe in grün, ist, das Smartphone lautlos zu stellen oder es ganz auszuschalten, während du arbeitest.
Somit wirst du weder von Social-Media-Benachrichtigungen unterbrochen noch von einkommenden E-Mails, Anrufen oder verzweifelten Nachrichten der Bauch-Beine-Po-WhatsApp-Gruppe.
Auch diese Lösung war für mich in der Praxis unbrauchbar. Wer – so wie ich – Kinder in Kindergarten oder Schule hat, muss für Notfälle permanent erreichbar sein und kann sich den Luxus, das Smartphone auszuschalten, leider nicht erlauben.
#3 Problematischen Social-Media-Accounts entfolgen
Wenn dich nur bestimmte Accounts nerven, triggern oder mit der Welt hadern lassen, kannst du die Sache auch selbst in die Hand nehmen und nur noch den Menschen oder Marken folgen, die dein Leben bereichern.
Viele Selbstständige schwören darauf, „sich ihren Feed zu gestalten“. Und vielleicht hast du auch mal Lust, einen „Social-Media-Frühjahrsputz“ zu machen und mal so richtig auszumisten.
Bei mir hat diese Strategie allerdings nicht funktioniert, und zwar aus folgenden Gründen:
Solch eine kontinuierliche Pflege des Accounts braucht Zeit – und das war es mir schlicht und einfach nicht wert. Ich konnte spontan 1327 Dinge aufzählen, die ich lieber machen würde, als mich damit zu beschäftigen, wem ich wo und warum folge oder nicht.
Selbst wenn ich mich nur noch mit Menschen, Marken und Themen umgebe, die ich liebe – an der grundsätzlichen Funktionsweise von Social Media und dem Einfluss auf meine mentale Gesundheit änderte es nichts.
#4 Social-Media-Accounts muten
Wenn du jetzt denkst: „Accounts entfolgen hört sich ja theoretisch gut an, aber ich traue mich nicht, den Menschen zu entfolgen, die ich persönlich kenne.“
I feel you!
Mir ging es ebenfalls häufig so, dass es gerade die Menschen waren, die ich persönlich kannte, deren „Social-Media-Ich“ ich manchmal nicht ertragen konnte.
Zum Glück bieten die meisten Social-Media-Kanäle auch dafür eine Lösung.
Auf Instagram zum Beispiel kannst du Accounts muten („stummschalten“) – vorübergehend oder dauerhaft.
Auf Facebook kannst du deine Freunde 30 Tage „auf Snooze schalten“ oder sogar „nicht mehr folgen“. Damit bleibt ihr offiziell Freunde, aber du siehst die Beiträge dieser Person nicht mehr.
Doch auch hier gilt: Die Pflege und das ständige Nachjustieren der Accounts, denen man folgt, kostet Zeit, Konzentration und Energie. Wenn man sich erst einmal bewusst macht, wie viele Accounts, denen man folgt, einem eigentlich nicht gut tun, ist man gut beschäftigt.
Und ob das Sinn der Sache ist?
#5 Social-Media-Accounts blockieren
Für alle 23-jährigen Tobis, die einem die (Business-)Welt erklären wollen (sorry übrigens, wenn du Tobi heißt – ich mein es nicht so), Trolls, Bots oder andere Menschen, die einen in irgendeiner Weise belästigen, beleidigen oder doofe Nachrichten oder Bilder schicken, wurde die Blockierfunktion erfunden. (Hallelujah!)
Hast du einen Social-Media-Account blockiert, sieht er deine Posts nicht mehr, kann dir nicht mehr folgen, schreiben oder über die Suchfunktion finden.
Da ist also erst einmal Ruhe im Karton. Theoretisch.
Denn meist kommt nach wenigen Stunden leider schon der nächste Tobi um die Ecke, der dringend blockiert werden will. Eine never ending Story und für mich deshalb keine wirklich nachhaltige Lösung, um mit dem Social-Media-Wahnsinn umzugehen.
#6 Allen Social-Media-Accounts entfolgen (Ja, allen!)
Bevor ich im August 2020 meinen Instagram-Account stilllegte, wagte ich ein kleines Experiment: Ich entfolgte allen Accounts, um zu gucken, wen ich überhaupt vermissen würde.
Ob das eine empfehlenswerte Strategie ist?
Sagen wir mal so – es gab gemischte Reaktionen:
Die einen empfanden dieses Experiment als sehr „unsozial“, meinten, dass solch „einseitiges“ Folgen nicht Sinn und Zweck von Social Media sei, und entfolgten mir augenblicklich. (Einer empfahl mir, einen Psychologen aufzusuchen.)
Die anderen feierten das Experiment, meinten, dass sie heimlich auch davon träumen, sich das aber nicht trauen, und nahmen es – so zumindest mein Eindruck – nicht persönlich.
Für mich hat das Experiment eine Menge über mich und mein Verhältnis zu Instagram offenbart:
Es ist erschreckend, wie automatisch ich zum Smartphone greife und Instagram öffne, wenn ich warte oder eigentlich Pause machen will.
Es ist überraschend, wie schnell sich dieser Automatismus wieder legt, wenn ich merke: Da gibt es nichts zu sehen.
Es ist beruhigend, dass ich Instagram nicht vermisse, wenn ich es nicht nutze. So gar nicht.
Es ist herrlich, welche Ruhe im Kopf einkehrt, wenn ich nicht den halben Tag damit verbringe, Content zu konsumieren.
Es ist spannend, nach Jahren mal wieder die eigene Stimme zu hören, weil sie mal nicht durch Meinungen von Expert*innen überlagert wird. (Kann ich allen Selbstständigen nur empfehlen!)
Als ich nach rund einer Woche zu business as usual zurückkehrte und anfing, meinen Lieblingsaccounts wieder zu folgen, wusste ich, dass das ein Fehler war.
Nicht weil ich die Menschen nicht mochte. (Viele mochte ich sogar sehr.) Nicht weil mich ihre Themen nicht interessierten. Es war der „Content-Overload“ und die grundsätzliche Funktionsweise von Social Media, die für mich das Problem waren.
Also hörte ich im Sommer 2020 einfach auf zu posten …
#7 Social-Media-Accounts stilllegen
Die Stilllegung eines Accounts ist eine unverbindliche Möglichkeit zu testen, wie dein Leben und Business ohne Social Media so läuft.
Du kannst es bei deinen Followern ankündigen („Ich nehme mir auf unbestimmte Zeit eine Pause von diesem Kanal. Sich für meinen Newsletter anzumelden, ist jetzt sicherlich nicht die schlechteste Idee.“) oder auch nicht.
Vielleicht merkst du, dass dir deine Kanäle, Menschen und Instastorys mit Heliumstimme furchtbar fehlen. Dann gehst du halt wieder zurück und knüpfst dort an, wo du aufgehört hast.
„Moment, Moment“, denkst du dir jetzt vielleicht, „ich will meine Social-Media-Accounts nicht gleich stilllegen. Ich will nur öfter Social-Media-Pausen einlegen!“
I got you!
Im Folgenden stelle ich einige Möglichkeiten vor, wie du deine Social-Media-Aktivitäten erst einmal reduzierst oder begrenzt, wenn dir danach ist.
#8 Social-Media-App(s) deinstallieren
Folgende Routine hat sich bei mir irgendwann eingebürgert:
Freitagnachmittag werden die Social-Media-Apps deinstalliert. Montagmorgen wieder installiert.
Und dazwischen? Ein herrlich entspanntes Wochenende, in dem ich nicht versucht bin, auf Instagram „nur mal schnell“ nach dem Rechten zu sehen oder eine Story zu posten, obwohl ich eigentlich gerade Zeit mit der Familie verbringe.
Du kannst die App natürlich auch zu allen anderen Anlässen deinstallieren:
Wenn du mal eine Woche konzentriert an einem Projekt arbeiten willst
Im Urlaub
An Weihnachten
Den Aufwand dahinter fand ich übrigens gar nicht schlimm. Nur habe ich mich irgendwann bei dem Gedanken „Oh schade, schon wieder Montag“ ertappt und musste mir eingestehen: Die Apps zu deinstallieren wird mir auf Dauer zu wenig sein.
#9 Social Media nur noch über den Desktop nutzen
Und wenn du schon dabei bist und die Social-Media-Apps deinstalliert hast – vielleicht gefällt dir auch die Möglichkeit, Social Media ausschließlich über den Desktop zu nutzen?
Wenn du sowieso nicht der Typ Mensch bist, der dauernd Storys postet und live geht, könnte es eine Idee sein, die Social-Media-Aktivitäten auf die Arbeitszeit und den Desktop zu beschränken.
Die Facebook-App hatte ich mir eh schon immer sporadisch fürs Live-Gehen installiert (und dann anschließend sofort wieder deinstalliert).
Selbst Instagram-Content kannst du inzwischen im Creator Studio posten, wenn du deinen Instagram-Account mit Facebook verknüpft hast. (Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung direkt von Facebook.)
Und Liken, Kommentieren und Nachrichten schreiben kannst du über den Desktop natürlich auch.
#10 Smartphone-freie Zeiten definieren
Falls Instagram und Smartphone bei dir so zusammengehören wie Marco und Polo, könntest du überlegen, stattdessen handyfreie Zeiten zu definieren. Zum Beispiel:
Von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens schalte ich mein Handy aus und lege es in eine Schublade.
Die erste Stunde des Tages ist immer handyfrei.
Wenn ich meinen Kindern vorlese, ist das Handy in einem anderen Raum.
Es ist nicht immer leicht, diese Prinzipien durchzusetzen. Denn die Gewohnheit, das Smartphone rauszuholen und Social Media zu checken, ist manchmal übermächtig. Aber Versuch macht bekanntlich kluch.
(Und wenn du dir dafür erst einmal einen Wecker fürs Schlafzimmer kaufen musst, mach es – dein Schlaf wird es dir danken!)
#11 Smartphone-freie Räume definieren
Eine Alternative zu handyfreien Zeiten sind handyfreie Räume oder Zonen: Schlafzimmer, Esstisch, Klo. Es gibt Orte, da kommen wir meist wunderbar ohne Handy aus.
Wirklich.😁
#12 Social-Media-Marketing outsourcen
Ich hab es zweimal versucht und bin zweimal kläglich gescheitert:
Social Media outsourcen war für mich als Einzelunternehmerin theoretisch eine gute Möglichkeit, weniger mit Social Media zu tun haben, ohne meine Accounts gleich zu löschen. Aber in der Praxis fand ich es – trotz einem Überangebot an virtuellen Assistentinnen – gar nicht so leicht.
Herausforderung #1
Jemanden finden, die sich wirklich mit meinem Thema auskennt und mein Zeugs sinnvoll für Social Media aufbereiten kann. Das mag für einige Themen gut funktionieren. Für mein eher nerdig-nischiges Pinterest-Thema war es damals schwer. Und dabei bin ich wirklich keine kontrollsüchtige Tante, die grundsätzlich nichts aus der Hand geben kann.
Herausforderung #2
Wer interagiert mit den Reaktionen auf meine Posts? Selbst der besten virtuellen Assistentin der Welt hätte ich es nicht zugetraut, meine Art zu reden, schreiben und unpassende GIFs zu verschicken, zu kopieren. Da hätte ich also wieder ran gemusst.
Ich konnte also beide Herausforderungen nicht für mich lösen und hab daher die Idee, Instagram auszulagern, ad acta gelegt. Doch vielleicht hast du mehr Glück und gibst du dieser Strategie mal eine Chance?
#13 Social-Media-freies Wochenende
Auch wenn du Social Media beruflich brauchst (oder denkst, es unbedingt zu brauchen 😉), das Wochenende grundsätzlich frei von Social Media zu halten kann eine gute Strategie sein, um eine Balance zwischen online und offline zu finden, z.B.:
Unter der Woche nutzt du Social Media.
Am Wochenende machst du Pause.
Ob du das mit purer Willenskraft löst, die App vorsichtshalber deinstallierst (mein Favorit) oder das Handy ausschaltest, bleibt dabei natürlich dir überlassen.
#14 Social-Media-freier Urlaub
Zu den gefährlichsten und blödsinnigsten Ratschlägen von Content- und Social-Media-Expert*innen gehören für mich Aussagen wie „Wer sein Business liebt, braucht keine Pause“ oder „Poste ab und zu mal ein Lebensszeichen aus deinem Urlaub, sonst vergessen dich deine Follower noch“.
So. Ein. Bullshit.
Auch wenn du deine Kundschaft sogar mehr liebst als deine*n Partner*in – du hast jederzeit das Recht, kürzere oder längere Social-Media-Pausen einzulegen. Wenn du die sechs Wochen Sommerferien deiner Kinder dazu nutzen willst, ebenfalls mal ein paar Wochen nichts auf Social Media zu tun – so be it. Die richtigen Follower, Leser*innen und Kund*innen bleiben dir treu.
Und du wirst umso entspannter, kraftvoller und motivierter zurückkommen und alle mit deiner Energie umhauen.🧡
#15 Social-Media-Detox
Detox bedeutet „Entgiften“ und soll den Körper reinigen. Schon längst ist dieser Begriff nicht mehr nur für Ernährung reserviert, sondern auch für Social Media.
Die Idee dahinter:
Innerhalb eines bestimmten Zeitraums (einer Woche zum Beispiel) verzichten wir auf Social Media (Social-Media-Detox) oder grundsätzlich auf alles Digitale wie E-Mails, Nachrichten oder Netflix (Digital Detox). Danach haben wir uns „entgiftet“ und fühlen uns wieder frisch und erholt, sodass wir wieder mehr Kraft für den Social-Media-Wahnsinn haben.
Ich persönlich bin nicht so gut auf einen „Detox“ zu sprechen:
Der Effekt ist meiner Erfahrung nach maximal kurzfristig. Sobald ich mich wieder in Social Media einloggte, waren auch die alten, ungesunden Gewohnheiten wieder da. (Vielleicht sogar inklusive „Jo-Jo-Effekt“!)
Wer sich ständig „entgiften“ muss und von Social-Media-Detox zu Social-Media-Detox hangelt, sollte sich überlegen, warum sie*er die restliche Zeit sich einem „Gift“ aussetzt, was ihr*ihm so offensichtlich schadet. (Eine Tatsache, die ich viel zu lange nicht wahrhaben wollte.)
Ein Detox kann also eine sinnvolle erste Notfall-Maßnahme sein, wenn Social Media akut überfordert – idealerweise aber auch der Ausgangspunkt für eine grundlegende Änderung der Social-Media-Gewohnheiten.
#16 Social-Media-Sabbatical
Manche geben sich nicht nur mit einem Social-Media-freien Wochenende oder Urlaub zufrieden, sondern planen, gleich mehrere Monate oder ein Jahr auf Social Media zu verzichten. Analog zu einer beruflichen Auszeit könnte man eine längere Social-Media-Pause als ein Sabbatical bezeichnen.
Mir begegnet diese Strategie manchmal bei Autor*innen, die sich in dieser Zeit zum Beispiel bewusst aufs Schreiben fokussieren möchten.
Du kannst es – wie bei einer kürzeren Pause – deinen Followern ankündigen oder es sein lassen und mal gucken, wer dich so vermisst.
#17 Ein Berufshandy
Seit der Erfindung des Smartphones ist es schwieriger geworden, zwischen Arbeit und Freizeit zu unterscheiden. Vor allem, wenn es um Social Media geht.
Ist es noch Arbeit, wenn ich einer Kollegin, die ich mag, eine DM schreibe? Oder ist das schon Freizeit?
Ist es Freizeit, wenn ich mir einige Storys von Accounts, die ich mag, angucke? Oder ist es Arbeit, weil die Accounts potenzielle Kund*innen sind?
Ich habe für mich irgendwann beschlossen, Social Media grundsätzlich als Arbeit zu betrachten – und es auch so zu behandeln. Also habe ich mir im September 2020 ein altes Nokia-Handy als Notfallhandy zugelegt.
Die Idee dahinter: Ich behandle mein Smartphone als ein Berufshandy. Wenn ich Pausen von der Online-Welt brauche, schalte ich mein Smartphone mit dem Zugang zu Social Media und Internet aus. Die wichtigsten Menschen bekommen die Nummer von meinem Nokia-Handy, mit dem ich außer telefonieren und SMS schreiben eh nichts machen kann.
Klang in der Theorie ganz gut. Hat in der Praxis aber nicht funktioniert. Denn so ein olles Nokia-Handy ist ganz schön umständlich und ungewohnt, wenn man ein iPhone gewöhnt ist (#firstworldproblems). Und irgendwie war es nie aufgeladen, wenn ich es gebraucht habe.
Doch vielleicht hast du ja irgendwo ein schickes Vorgängermodell liegen, das du als Berufs- oder Notfallhandy verwenden kannst?
#18 Nur noch Ads schalten
Falls dich organisches Social-Media-Marketing anstrengt, du aber kein grundsätzliches Problem mit Social Media hast, kannst du phasenweise auch einfach Werbeanzeigen schalten.
Somit entfällt der Druck, täglich posten und interagieren zu müssen, aber du bist immer noch einigermaßen präsent bei deinen Followern und kannst neue Menschen erreichen.
(Update: Ich selbst nutze keine Social-Media-Ads mehr 👉 aus diesen Gründen.)
#19 Social Media als Messenger nutzen
Als ich im Sommer 2020 meine Social-Media-Accounts stilllegte und nichts mehr postete, schrieben mich immer noch Menschen über meine Social-Media-Kanäle an.
Sie stellten mir Fragen zu Pinterest oder zu meinen Angeboten oder wollten nur mal Hallo sagen. Für eine Zeit war das auch völlig okay so für mich:
Da ich sowieso niemandem folgte, war mein Feed leer, wenn ich mich in Instagram einloggte.
Da ich die App schon lange von meinem Handy deinstalliert hatte, öffnete ich Instagram ausschließlich während meiner Arbeitszeit am Desktop.
Allerdings merkte ich irgendwann: Obwohl ich gedanklich mit Instagram „durch“ war, nahm die Plattform immer noch Platz in meinem Kopf ein. („Du musst heute noch bei Insta gucken, ob du neue Nachrichten bekommen hast.“)
Daher entschied ich mich im August 2021, mein Instagram-Konto vorläufig zu deaktivieren und damit auch die Messenger-Funktion auf Instagram nicht mehr zu nutzen.
#20 Social-Media-Konto deaktivieren
Bevor du ein Social-Media-Konto unwiderruflich löschst (ich weiß, welch großer, schwieriger Schritt das sein kann!), kannst du dein Konto auch erst einmal „nur“ deaktivieren.
Damit ist dein Konto nicht mehr sichtbar, aber alle deine Fotos, Likes, Nachrichten und Kommentare bleiben dir erhalten.
Solltest du es dir anders überlegen, loggst du dich einfach wieder in dein Konto ein und voilà: Dein Konto wird wiederhergestellt.
#21 Social-Media-Konto löschen
Wir sind am Ende angelangt. Denn wenn all die Social-Media-Pausen, die Social-Media-freien Wochenende, Urlaube, Zeiten und Räume nichts bringen, stehst du vielleicht vor der Frage, ob du deine Social-Media-Kanäle nicht ganz löschst.
Für mich haben letzten Endes unter anderem folgende Faktoren den Ausschlag gegeben:
meine mentale Gesundheit: Ich wusste, dass ich als introvertierter, hochsensibler Mensch mir mit Social Media massiv schade und langfristig krank werde …
meine Freude: Diese ist mir mit Social Media völlig abhanden gekommen, denn es ist ätzend, sich tagaus, tagein mit Aufgaben busy zu halten, die einen nicht erfüllen.
meine anderen Strategien: Mit meinem Blog, Newsletter und Netzwerk hatte ich genügend andere Möglichkeiten, online gefunden zu werden, Reichweite zu generieren und zu verkaufen. Ein Blick in Google Analytics hat mir gezeigt, wie wenige Menschen durch Insta oder Facebook eigentlich zu mir auf die Website finden.
die Rebellin in mir: Ohne ein bisschen Mut ging es nicht. Denn wenn dir 99% aller Menschen eintrichtern, dass du unbedingt Social Media brauchst, wenn du selbstständig bist, ist es gar nicht so leicht zu sagen: „Scheiß drauf! Ich mach es trotzdem und finde schon meinen Weg.“
Deshalb ist mein Instagram-Konto seit dem 21. September offiziell gelöscht.
Hast du entschieden, dein Instagram-Konto erst einmal zu deaktivieren oder endgültig zu löschen? Hier habe ich dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt.
Fazit: Es gibt eine Menge Möglichkeiten für eine Pause von Social Media
In diesem Blogartikel habe ich dir 21 Ideen bei akuter oder grundsätzlicher Social-Media-Überforderung vorgestellt:
Push-Benachrichtigungen deaktivieren
Smartphone lautlos stellen
Problematischen Accounts entfolgen
Accounts muten
Accounts blockieren
Allen Accounts entfolgen
Account stilllegen
App(s) deinstallieren
Social Media nur noch über den Desktop nutzen
Handyfreie Zeiten definieren
Handyfreie Räume definieren
Social Media outsourcen
Social-Media-freies Wochenende
Social-Media-freier Urlaub
Social-Media-Detox
Social-Media-Sabbatical
Ein Berufshandy
Nur noch Ads schalten
Social Media als Messenger nutzen
Social-Media-Konto deaktivieren
Social-Media-Konto löschen
Ich hoffe, es war etwas für dich dabei.
Die häufigsten Fragen zum Thema „Pause von Social Media“
Wie lange sollte man eine Social-Media-Pause einlegen?
Ob ein Tag, ein Wochenende, ein Monat oder für immer – das bestimmst natürlich ganz alleine du!
Aus Erfahrung kann ich dir sagen: Die ersten Tage (wenn nicht gar Wochen) ohne Social Media sind schwierig. Und man verbringt noch viel Zeit damit, automatisch zum Handy zu greifen und nach den Apps zu suchen. Wenn dann aber auch das Hirn verstanden hat, dass da nichts mehr auf dem Handy ist, das sich zum Öffnen lohnt, wird es leichter und erholsam.
Ist ein Leben ohne Social Media überhaupt möglich?
Ein Leben ohne Social Media ist definitiv möglich und ich würde sagen: auch sehr erstrebenswert.😊
Wenn du selbstständig bist, ist die Wahrscheinlichkeit zum Beispiel sehr groß, dass du eine Menge Zeit mit nicht nachhaltigen Social-Media-Aufgaben verplemperst und die wirklich wichtigen Aufgaben möglicherweise prokrastinierst.
Und was die private Nutzung angeht: Wie viele „echte“ Menschen kennst du auf Social Media wirklich? Und wie viele davon magst du überhaupt? Mit unseren Lieblingsmenschen halten wir ja sowieso oft auf anderen Wegen Kontakt, sodass wir, wenn wir ehrlich sind, oft gar nicht auf Social Media angewiesen sind.
Ist man ohne Social Media glücklicher?
Welchen Einfluss Social Media auf deine mentale Gesundheit hat, weißt natürlich du am besten. Ich persönlich bin ohne Social Media definitiv zufriedener, ausgeglichener, ruhiger, konzentrierter, produktiver, fokussierter und deshalb, ja: definitiv glücklicher.
Was passiert, wenn man auf Social Media verzichtet?
Die ersten Tage sind hart. Möglicherweise kommt es bei der Social-Media-Pause sogar zu Entzugserscheinungen oder Ersatzhandlungen wie Online-Shopping (schüttet auch Dopamin aus) oder erhöhtem Nachrichtenkonsum (ist auch ein niemals endender Feed). Auf jeden Fall brauchst du also einige Zeit, um sich an deinen Alltag ohne Social Media zu gewöhnen und nicht mehr alle paar Minuten nach deinem Handy zu greifen.
Danach passiert aber die Magie: Ohne Social Media hast du zum Beispiel statistisch 84 Minuten täglich mehr Zeit und kannst spannende berufliche Projekte, die du bisher immer auf später verschoben hast, endlich realisieren, ein neues Musikinstrument lernen oder auch einfach nur einen ausgedehnten Mittagsschlaf halten. (I don’t judge.) Auch zwischenmenschliche Beziehungen sind schöner, wenn man nicht ständig durch „Plings“ und „Plongs“ unterbrochen wird und sich öfter in die Augen guckt als aufs Smartphone.😉
Wie lange nutzen Menschen Social Media durchschnittlich am Tag?
Laut Statista verbringen Menschen in Deutschland durchschnittlich 84 Minuten mit Social Media. (Wobei die Dunkelziffer da sicherlich höher ist, wenn du mich fragst. Vor allem, wenn du als Selbstständige*r Social Media auch noch beruflich nutzt.)
Spitzenreiter sind die Philippinen mit unfassbaren 255 Minuten täglich.
Hier findest du die aktuelle Nutzungsdauer von Social Media weltweit im Jahr 2023.
Wie viel Social Media am Tag ist gesund?
Da gibt es inzwischen eine Menge Studien dazu. Klar ist: Wer weniger Social Media nutzt, hat statistisch auch weniger mit Depressionen, Einsamkeit und Ängsten zu kämpfen.
Diese Studie legt zum Beispiel nahe, dass die Reduzierung von Social Media auf 30 Minuten täglich, bereits positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat.
Aktuell sorgen übrigens die Facebook Files für Aufsehen. Frances Haugen hat öffentlich gemacht, dass Facebook genau weiß, dass Instagram insbesondere jungen Mädchen und Frauen schadet, aber nichts dagegen unternimmt.
Instagram-Konto löschen oder deaktivieren: Link + einfache Anleitung
Wenn du keine Lust mehr auf Instagram hast (I feel you!), kannst du dein Instagram-Konto löschen oder deaktivieren – ja, auch wenn du selbstständig bist. Im Blogartikel zeige ich Schritt für Schritt, wie das funktioniert.
Am 21. September 2021 war es endlich soweit:
Nachdem ich mein Instagram-Konto im August 2020 stillgelegt und genau ein Jahr später deaktiviert habe, habe ich am 21. September 2021 mein Instagram-Konto gelöscht.
Für immer.😱
Als Marketing-Tante hatte ich vermutet, dass es für mich ein Leichtes wäre, so ein Social-Media-Konto zu löschen – also technisch gesehen. Aber nein: Instagram versteckt die Funktion regelrecht. (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!)
Deshalb kommt hier eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung, falls auch du deinen Instagram-Account vorübergehend oder unwiderruflich löschen möchtest.
Inhalt
Instagram-App deinstallieren
Falls du mal eine längere Social-Media-Pause einlegen, dir ein freies Wochenende ohne Arbeit gönnen oder deinen Instagram-Konsum für ein paar Tage begrenzen willst, kannst du die Instagram-App auf deinem Smartphone einfach mal deinstallieren.
Dein Instagram-Konto bleibt davon völlig unberührt:
Dein Konto ist für andere Instagram-Nutzer*innen immer noch ganz normal auffindbar.
Deine Posts, Kommentare, DMs und Co. bleiben erhalten.
Du hast auf dem Desktop immer noch Zugriff auf dein Instagram-Konto.
Du kannst die Instagram-App jederzeit neu auf deinem Smartphone installieren und dich einloggen. Allerdings musst du den Zugriff auf deine Kamera und Mikro neu gestatten, wenn du Storys machst oder live gehst. Mehr nicht.
Für mich war das lange Zeit die Möglichkeit, meinen Instagram-Konsum zu begrenzen.
Instagram-Konto deaktivieren
Wenn du nicht nur deinen Instagram-Konsum begrenzen willst, sondern dein Instagram-Konto gar nicht mehr auf Instagram auffindbar sein soll, kannst du dein Instagram-Konto auch deaktivieren.
Das passiert, wenn du dein Instagram-Konto deaktivierst:
Dein Konto ist unsichtbar. D.h. wenn jemand nach dir auf Instagram sucht, findet er oder sie dein Konto nicht mehr.
Dein Profil, deine Bilder, DMs, Kommentare und Likes werden nicht gelöscht, sondern nur verborgen. Sie bleiben dir also erhalten.
Die Deaktivierung wird aufgehoben, sobald du dich das nächste Mal wieder in dein Instagram-Konto einloggst. (Meines Wissens gibt es da keine andere zeitliche Begrenzung.)
So deaktivierst du dein Instagram-Konto:
Über die App ist es zur Zeit nicht möglich, dein Instagram-Konto zu deaktivieren. Gehe also zur Website instagram.com und logge dich mit deinen Zugangsdaten in dein Konto ein.
Rufe dein Profil auf und klicke auf „Profil bearbeiten“.
Scrolle nach unten und klicke unten rechts auf „Mein Konto vorläufig deaktivieren“.
Wähle einen Grund aus, warum du dein Instagram-Konto deaktivieren möchtest und gib dein Passwort erneut ein.
Klicke auf den Button „Mein Konto vorläufig deaktivieren“. Du wirst nun ausgeloggt.
Dein Instagram-Konto bleibt deaktiviert, bis du dich das nächste Mal wieder einloggst.
Instagram-Konto löschen
Falls du dir sicher bist, dass du deinen Instagram-Account nicht mehr brauchst, kannst du ihn unwiderruflich löschen. Doch diese Funktion findest du nicht in der App, sondern musst du über einen separaten Link machen.
Instagram-Profil löschen: Link
Hier ist der Link, um dein Instagram-Konto zu löschen.
Das passiert, wenn du dein Instagram-Konto löschst:
Dein Instagram-Konto ist für andere Nutzer*innen nicht mehr auffindbar.
Dein Profil, deine Fotos, Videos, Kommentare, „Gefällt mir“-Angaben und deine Follower sind für immer weg.
Sobald du dein Konto löschst, hast du einen Monat Zeit, um es dir anders zu überlegen und dein Konto erneut wiederherzustellen.
Nach einem Monat kannst du dein Instagram-Konto nicht mehr reaktivieren, sondern musst – solltest du zurück zu Instagram wollen – ein ganz neues Konto anlegen und nochmal von Null beginnen. (Dabei kannst du deinen alten Benutzernamen gerne noch einmal nutzen, wenn er mittlerweile nicht von einer anderen Person verwendet wurde.)
So löschst du dein Instagram-Konto für immer:
Überlege dir im ersten Schritt, ob du die Fotos und Videos, die du über die Jahre auf Instagram hochgeladen hast, brauchst. Wenn dein Konto gelöscht ist, sind die Daten weg. Sichere im Zweifel also deine Instagram-Daten (in der App Einstellungen >> Sicherheit >> Daten herunterladen). Du erhältst anschließend eine E-Mail mit dem Link zu deinen Daten.
Du kannst dein Instagram-Konto nicht über die App löschen, sondern musst dazu auf die „Konto löschen“-Seite gehen. Hier ist noch einmal der Link: klick.
Wenn du aktuell noch nicht in deinem Instagram-Konto angemeldet bist, wirst du als erstes aufgefordert, dich einzuloggen.
Wähle einen Grund aus, warum du deinen Instagram-Account löschen möchtest und gib dein Passwort noch einmal an.
Klicke auf löschen.
Geschafft!🎉
Jetzt bekommst du eine Bestätigungsmail von Instagram, dass du die Löschung deines Kontos beantragt hast. Nun hast du genau einen Monat Zeit, es dir anders zu überlegen.
Solltest du dein Konto wiederherstellen wollen, klickst du dazu auf den Button „Konto behalten“ in der Bestätigungsmail.
Instagrams letzter verzweifelter Versuch, dass ich mein Konto nicht lösche.
Fazit – So kannst du dein Instagram-Konto löschen oder deaktivieren
👉 Wenn du mal eine kürzere oder längere Instapause brauchst oder deinen Instagram-Konsum begrenzen willst, deinstallierst du am besten einfach mal die Instagram-App für ein paar Tage. (Hier sind noch weitere Ideen für eine Social-Media-Pause.)
👉 Wenn du überlegst, dich von Instagram zu verabschieden, aber noch einige Zweifel hegst, kannst du dein Instagram-Konto vorübergehend deaktivieren. Dann kannst du jederzeit zurückkommen, falls du dich umentscheidest.
👉 Wenn du dir sicher bist, dass du Instagram verlassen willst, kannst du dein Konto unwiderruflich löschen. Dann hast du einen Monat Zeit, es dir anders zu überlegen. Danach gibt es aber kein Zurück mehr.
Und noch ein abschließender Tipp
Nachdem wir jetzt die technische Seite geklärt haben, vielleicht auch nochmal ein paar Worte zur psychologischen:
Die Löschung eines mehr oder weniger erfolgreichen Instagram-Kontos ist für viele Selbstständige keine so leichte Sache. Bei mir sind vom ersten Gedanken „Ich mag nicht mehr auf Instagram sein“ bis zur unwiderruflichen Löschung fast 1,5 Jahre vergangen.
Deshalb: Gehe deinen eigenen Weg in deinem eigenen Tempo. Und lass dir von niemandem einreden, wie es angeblich zu sein hat.
Du weißt am besten, was sich gut für dich anfühlt.
Weiter geht’s:
Keine sozialen Medien mehr: Mein Plädoyer für eine entspannte Selbstständigkeit ohne Insta & Co.
Keine Social Media nutzen als Selbstständige? Kein Problem! Doch dafür müssen wir über Bord werfen, was wir über Social Media und die Selbstständigkeit denken, und uns erlauben, auf unsere Stärken zu vertrauen.
Hier ist eine Liste von Dingen, die ich nicht glaube:
Dass ich Social Media nutzen muss, wenn ich selbstständig bin.
Dass ich ohne Social Media keine Kund*innen finde.
Dass ich mich nicht so anstellen und halt zusammenreißen muss, wenn mir Instagram und Co. keinen Spaß machen.
Dass ich jeden Tag online sein muss, damit ich erfolgreich bin.
Dass ich etwas verpasse, wenn ich nicht auf Instagram bin.
Dass etwas mit mir nicht stimmt, wenn mir Social-Media-Marketing keinen Spaß macht.
Dass mehr immer besser ist.
Dass ich keine Pausen brauche, wenn ich „mein Business liebe“.
Dass ich allen Social-Media-Trends folgen muss, wenn ich selbstständig bin.
Dass ich im Zweifel immer auf Ratschläge von Expert*innen hören muss, statt meinem Bauchgefühl zu vertrauen.
Ich erkläre diese Glaubenssätze hiermit für ausgedient. Für beendet. Sie haben keine Funktion mehr.
Sie machen uns müde, unglücklich und krank.
Sie helfen uns nicht dabei, unsere Selbstständigkeit nach unseren Vorstellungen zu gestalten, im Gegenteil: Sie halten uns davon ab, unser wahres Potenzial zu entfalten.
Stattdessen schlage ich folgende Glaubenssätze vor:
Dass soziale Medien nur eine Option für Selbstständige sind und keine Pflicht.
Dass soziale Medien nur eine von unzähligen Möglichkeiten sind, Kund*innen zu finden.
Dass ich in meiner Selbstständigkeit der Freude folgen darf.
Dass Offline-Zeiten für alle Menschen, also auch für Selbstständige, wichtig sind.
Dass ich nichts Wichtiges verpasse, wenn ich eine Plattform nicht nutze, die mir keine Freude bereitet.
Dass mit mir alles in Ordnung ist, wenn ich Social Media doof finde und sie für meine Selbstständigkeit nicht nutzen möchte.
Dass Qualität wichtiger ist als Quantität.
Dass Pausen mich nicht von wichtigen Aufgaben abhalten, sondern dass sie die wichtigste Aufgabe sind.
Dass ich Social-Media-Trends ausprobieren kann, wenn sie sich spannend anhören, mich meine Selbstständigkeit dazu aber nicht verpflichtet.
Dass ich meinen Stärken, meinen Fähigkeiten und meinem Bauchgefühl vertrauen und im Zweifel auf Ratschläge von Expert*innen pfeifen darf.
Kurz:
Dass ich mir endlich die Erlaubnis geben darf, meine Selbstständigkeit nach meinen eigenen Regeln zu gestalten.
Das muss sich dafür verändern:
Von „fremdgesteuert“ zu „selbstbestimmt“
Es wird Zeit, dass wir wieder die Entscheidungsfreiheit und Verantwortung für unser privates und berufliches Leben übernehmen und sagen:
„Dieser Social-Media-Kanal passt nicht zu mir und meinem Leben.“
Haben wir uns denn nicht selbstständig gemacht, um selbstbestimmt zu arbeiten? Um keinen blöden Chef zu haben, der uns andauernd sagt, was wir zu tun haben? Um unser Leben nach unseren Vorstellungen zu gestalten?
Stattdessen haben wir uns ein neues Hamsterrad geschaffen – das Social-Media-Hamsterrad – bei dem unseren Arbeitsalltag danach ausrichten, was Algorithmen von uns wollen.
Was wir posten. Wie oft. Wann. In welchem Format.
Doch was ist das überhaupt für eine seltsame Vorstellung, dass wir unser Leben nach den Anforderungen von Algorithmen ausrichten und nicht umgekehrt?
Dass wir um acht Uhr abends alles stehen und liegen lassen, weil das laut Analytics nun mal die beste Zeit zum Posten ist?
Dass wir unseren Feierabend unterbrechen (oder uns überhaupt keinen Feierabend gönnen), weil wir wollen, dass unser Post die beste Aussicht auf Erfolg hat?
Dass wir zu unseren Kindern, Partnern oder Freundinnen sagen Warte mal kurz, ich muss das mal schnell bei Instagram posten, statt den Tag gemütlich mit ihnen ausklingen zu lassen?
Viel zu lange schon haben wir nach den Regeln von Social-Media-Plattformen gespielt. Haben sie brav befolgt, auch wenn sie uns genervt oder gar unglücklich gemacht haben. Haben uns öfter nach Algorithmen gerichtet als nach unseren Bedürfnissen.
Wie wäre es deshalb, wenn wir die Frage Wann muss ich was posten, um möglichst viele Menschen zu erreichen? ersatzlos streichen und uns stattdessen lieber fragen:
Passt der Social-Media-Kanal eigentlich zu mir?
Passt er zu meiner Persönlichkeit?
Passt er zu meinen Stärken?
Passt er zu meiner familiären Situation?
Passt er zu meinen Werten?
Passt er zu meinem Leben?
Es ist kein Drama und erst recht keine Schande, sich einzugestehen, dass ein bestimmter Social-Media-Kanal (oder Social Media im Allgemeinen) keinen Platz in einem Leben hat.
Von „Blind Expert*innen-Ratschlägen folgen“ zu „Sich an den eigenen Stärken orientieren“
Es wird Zeit, dass wir uns selbst wieder mehr vertrauen als Menschen, die wir nur aus dem Internet kennen.
Was ist das überhaupt für ein Gedanke, dass jemand, der mich noch nie getroffen hat, besser einschätzen kann, was ich brauche und was ich machen sollte, als ich?
Dass die Frage nach meinem Stärken, Interessen und Wünschen nicht so wichtig ist wie die Frage, was eine Plattform von mir erwartet?
Dass ich mich jeden Tag aufs Neue mit einer verstörenden Selbstverständlichkeit zu Aufgaben zwinge, die mir nicht nur keine Freude machen, sondern langfristig auch krank?
Dabei kann Marketing doch auch ganz einfach sein:
Wenn du schreiben willst, dann schreibe – Blogartikel, Newsletter, Bücher.
Wenn du fotografieren willst, dann fotografiere. (Und poste Bilder, wenn dir danach ist.)
Wenn du gerne mit Menschen redest, dann interviewe sie. (Und starte einen Podcast, wenn du magst.)
Wenn du es liebst, Videos zu erstellen, dann erstelle Videos. (Und starte einen YouTube-Kanal, wenn du Bock darauf hast.)
Mach die Dinge, weil du sie liebst und gut kannst – und nicht, weil dir jemand auf Instagram eingeredet hat, dass du sie unbedingt machen musst, um erfolgreich zu sein.
Statt „Welche Plattform muss ich wie nutzen, um viele Menschen zu erreichen?“ schlage ich dir deshalb folgende Fragen vor:
Worin bin ich richtig gut?
Was macht mir Spaß?
Womit könnte ich den ganzen Tag verbringen?
Was ist mir wichtig?
Welche Werte vertrete ich?
Wie soll mein Tag aussehen?
Will ich dieses System wirklich unterstützen?
Verbinde dich zuallererst mit deinen Stärken und Wünschen und suche dir danach die passende Marketingplattform aus. Nicht umgekehrt.
Von „FOMO“ zu „JOMO“
Es wird Zeit, dass wir endlich Gefallen daran finden, Dinge auf Social Media zu verpassen.
Noch viel zu viele Selbstständige haben FOMO („Fear of Missing out“) und denken, dass ihnen etwas Wichtiges entgeht, wenn sie ihre Social-Media-Kanäle löschen.
Dass sie wichtige Informationen verpassen. Von Kolleg*innen vergessen werden. Keine Kundschaft mehr finden.
(Spoiler-Alert: All diese Dinge kannst du auch ganz entspannt ohne Social Media erreichen. Doch dazu an anderer Stelle mehr.)
Hier empfehle ich dir von Herzen JOMO („Joy of Missing Out“) oder zu deutsch: die heilende Kraft von „Scheiß drauf“.
Lass mich dir das mal anhand von Elternabenden illustrieren:
Dreißig gestresste Erwachsene, die einen zu langen Arbeitstag hinter sich, aber keine Zeit mehr für ein vernünftiges Abendessen hatten, sich nicht an den letzten freien Abend erinnern können und nun zusammengepfercht auf zu kleinen Stühlen oder (wenn sie Glück haben) auf dem Boden um eine bronzefarbene Klangschale versammelt sitzen und sich über solch unbrisanten Themen wie Erziehung oder das richtige Essen für Kinder unterhalten – what could possibly go wrong? Seit ich es mir erlaubt habe, Elternabende auf ein Minimum zu reduzieren, ist mein Leben um einiges leichter, entspannter und glücklicher geworden.
Denn erstens: Es fühlt sich einfach grandios an, einen seichten Schnulzroman zu lesen und zu wissen, dass überambitionierte Eltern gerade „Apocalypse Now“ nachspielen.
Und zweitens: Alles, was auf dem Elternabend besprochen wird, flattert sowieso als Protokoll direkt in meinen Posteingang. Und die Kirsche auf der Sahnehaube: Die aufgestauten und abgeladenen Emotionen, unhaltbare Anschuldigungen und unreflektierte Seitenhiebe auf Veganer, die aus irgendeinem unerklärlichen Grund auch auf Elternabenden ihren Platz finden, werden zuverlässig rausgefiltert.
Das nenne ich mal Joy of Missing out!
So ähnlich kann es auch mit Social Media der Fall sein, wenn du es dir erlaubst.
Denn wenn du dir einmal bewusst machst, was du da eigentlich verpasst, wird es auf einmal sehr verlockend, Social Media bye bye zu sagen:
Trolls, Bots und Spammer
DMs von 23-jährigen Tobis, die dir die Welt erklären
Fake News und Hatespeech
Dieser Druck, ständig posten zu müssen
Dieser Druck, in Storys nicht allzu verwahrlost auszusehen
Immer diese Frage beim Frühstück: Soll ich das jetzt posten?
Diese Vergleicheritis
Redaktionspläne (<-- hate them!)
Social-Media-Trends (Sie kommen und gehen. Und kommen und gehen. Ist irgendwie immer wieder dasselbe.)
Nach einem Jahr ohne Social Media ist bei mir 0,0% FOMO und 100% JOMO da, wenn ich an Social Media denke. Und glaube mir: Dieses herrliche Gefühl kannst du auch haben.
Von „Abkürzungen“ zu „eigenen Weg gehen“
Es wird Zeit, dass wir uns davon verabschieden, dass wir immer eine Abkürzung brauchen, um erfolgreich zu sein.
Dass es irgendwo da draußen einen Quick Fix gibt. Ein Geheimrezept. Eine Erfolgsgarantie. Die Autobahn zum Glück.
Soziale Medien kommen mit dem Versprechen, dass alles möglich ist – und dass es schnell gehen kann.
Reichweite.
Follower
Kunden.
Geld.
Erfolg.
Wir müssen „nur“ posten.
„Nur“ täglich aktiv sein.
„Nur“ liken, teilen, kommentieren – und die Welt gehört uns.
Wir könnten jederzeit viral gehen, und die „Erfolgreich über Nacht“-Geschichten einiger weniger hören sich so verlockend an, dass wir völlig vergessen, dass wir auch einfach unseren eigenen Weg gehen könnten. Den mit Umwegen und unbetretenen Pfaden, die erst noch erkundet werden müssen.
Dieser Weg mag länger, manchmal anstrengender sein. Aber was, wenn das der schönere Weg ist? Der nachhaltigere? Der entspanntere? Weil dieser Weg zu uns gehört.
Daran glaube ich ganz fest:
Schnelligkeit und Abkürzungen sind überbewertet.
Ich darf mich für die längere Business-Reise entscheiden und jeden Schritt zelebrieren.
Ich darf so viele Pausen einlegen, wie ich will, und die Aussicht genießen.
Ich darf auch mal umkehren, wenn ich merke, dass ich mich verlaufen habe.
Mein eigener Weg ist der nachhaltigere, weil das der Weg ist, bei dem ich am besten in Kontakt mit mir und meinen Werten bleibe.
Ich darf auch unbetretene Pfade gehen – sie führen oft zu traumhaft schönen Zielen.
Ich muss nicht immer wachsen und darf auch mal nur sein. (Da. Müde. Traurig.)
Vom „ergebnisorientierter“ zur „prozess- und werteorientierter“ Selbstständigkeit
Es wird Zeit, dass wir endlich aufhören, willkürlichen, bedeutungslosen Metriken nachzujagen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
Hier sind fünf Dinge, die ich höchstwahrscheinlich nicht auf meinem Sterbebett sagen werde:
Hätte ich doch mehr Follower gehabt – dann wäre alles anders gekommen.
Hätte ich meine Interaktionsrate doch um 1,6 Prozent gesteigert – dann hätte ich mich richtig glücklich gefühlt.
Hätte ich doch nicht zweimal, sondern fünfmal pro Woche gepostet – das hätte mein Leben richtig bereichert.
Hätte ich doch konsequenter auf jeden Kommentar unter meinen Posts geantwortet – davon hätte ich später noch meinen Enkeln erzählen können.
Hätte ich doch schneller auf DMs reagiert – dann hätten das meine Kinder jetzt auf meinen Grabstein schreiben können.
Falls der etwas plakative, makabre Exkurs noch nicht drastisch genug war, hier nochmal in aller Deutlichkeit:
Social-Media-Metriken machen nicht glücklich.
Sie verleihen unserem Leben keinen Sinn.
Sie machen uns nicht zu zufriedeneren Menschen.
Es ist eine typische Lose-lose-Situation: Erreichst du dein Ziel nicht, fühlst du dich mies. (Warum schaffe ich es nicht, mehr Follower auf Instagram zu gewinnen?) Erreichst du dein Ziel, muss augenblicklich ein neues, größeres Ziel her (noch mehr Follower).
Und so verbringen wir Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr damit, immer höheren Zielen nachzujagen. Uns Sorgen zu machen, ob wir sie tatsächlich erreichen. Uns nie damit zufrieden zu geben, was wir bereits haben. Doch wie lange soll das so weitergehen?
Wann haben wir endlich genug Follower, Likes und Kommentare? Wann dürfen wir auch mal ruhen, präsent sein, genießen?
Dabei kannst du dich als Selbstständige auch an anderen Maßstäben orientieren als an Metriken. An Prozessen zum Beispiel. Und an Werten.
Statt Wie kann ich diesen Monat 1000 neue Follower gewinnen? kannst du dir auch folgende Fragen stellen:
Wie möchte ich meinen Arbeitstag verbringen? (Hauptsächlich mit Aufgaben, die mich erfüllen? Oder mit Aufgaben, zu denen ich mich jeden Tag aufs Neue zwingen muss?)
Welche Gefühle möchte ich fühlen? (Spaß und Freude oder Stress und Lustlosigkeit?)
Warum will ich etwas tun? (Weil ich intrinsisch motiviert bin oder weil ich glaube, es tun zu müssen?)
Bin ich mit mir im Reinen, wenn ich das so mache? (Passt das zu meinen Werten oder verdränge ich hier, was mir wichtig ist?)
Von „vielen Kontakten“ zu „bedeutungsvollen Kontakten“
Es wird Zeit, dass wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir Social Media brauchen, um „social“ zu sein.
Social Media ist wie die überlaufene Hochzeitsfeier deiner Cousine dritten Grades. Mehrere hundert Menschen sind eingeladen, doch die meisten davon hast du noch nie in deinem Leben gesehen. Einige Gäste nerven gewaltig. Hier und da zwingst du dich zu höflichem Smalltalk über die schöne Braut. Aber den meisten Spaß hast du mit Onkel Udo an der Bar, wo ihr zwei Stunden damit verbringt, nerdige Theorien über den Terminator auszutauschen.
Hier ist eine Liste von Dingen, auf die ich keine Lust mehr habe:
Smalltalk
oberflächliche Kommentare
Liken (<-- hate it)
um Aufmerksamkeit kämpfen
Herzchen verschicken nach einer Story
„OMG“, „Wie cool ist das denn?!“ oder andere Bemerkungen, die verraten, dass ich gerade absolut keine Lust habe, mir einen sinnvollen Kommentar zu überlegen
Diese Art und Weise, mit Menschen umzugehen, ist seltsam und führt in 99,9% der Fälle nicht zu bedeutungsvollen Beziehungen. Oder hast du schon irgendwann einmal gedacht:
„Sie hat immer zuverlässig meine Posts geliket – deshalb wurden wir beste Freundinnen.“
Hier ist eine Liste von Dingen, die wir als Selbstständige stattdessen machen können:
spontane (virtuelle) Kaffee-Dates mit Kolleg*innen
regelmäßigen, fachlichen Austausch
Offline-Treffen von Lieblingskund*innen
Kooperationen mit Lieblingskolleg*innen
Telefonieren (wenn du es magst)
Fragen wie „Wie geht es dir gerade wirklich? Was beschäftigt dich zur Zeit?“
begeisterte E-Mails an jemanden, dessen Blog oder Podcast du liebst
Diese Kontakte und Gespräche sind es, die unser Leben schöner machen und uns in der Selbstständigkeit vorwärts bringen. Nicht das fünfundzwanzigste Herzchen für Fremde im Internet.
Von „niemals frei“ zu „richtigen Pausen“
Es wird Zeit, dass wir es uns wieder erlauben, „richtige“ Pausen zu machen, anstatt „Fake-Pausen“ mit Social Media.
Hier ist eine Liste von Dingen, die Arbeit sind (auch wenn es sich manchmal gar nicht so anfühlt):
„nur mal schnell“ was posten
„nur mal schnell“ eine Story machen
„nur mal schnell“ die Likes checken
„nur mal schnell“ auf die Kommentare eingehen
„nur mal schnell“ die DMs beantworten
„nur mal schnell“ in die FB-Gruppe gucken
Wenn man die vielen kleinen „Nur mal Schnell“s addiert, ist die Summe ein Leben, das langfristig auslaugt.
Denn wir erledigen diese Aufgaben meist dann, wenn wir uns eigentlich ausruhen und neue Kraft schöpfen sollten: zwischen zwei Terminen, auf dem Klo, abends oder gar nachts, am Wochenende, im Urlaub.
Wir „belohnen“ uns mit Social Media, prokrastinieren mit Social Media, „schalten ab“ mit Social Media, „entspannen“ mit Social Media – und merken nicht, wie wir eigentlich noch mehr arbeiten und niemals wirklich frei haben.
Hier ist eine Liste von Dingen, die wir Selbstständigen stattdessen machen können, um kleine Pausen von unserer Arbeit einzulegen.
Fenster auf, Luft rein, atmen
Spaziergang an der frischen Luft
Yoga (auch wenn es mal nur Shavasana ist)
Musik hören, eine Runde tanzen
Ukulele spielen und dazu singen (auch wenn es schief ist)
Frisches Gemüse schnibbeln und – ohne Smartphone in der Hand – knabbern
ein Mittagsdöschen
den Bauch vom Hund kraulen
Tee trinken und in die Luft gucken
…
(Hier sind noch mehr Ideen für Pausen ohne Social Media und Smartphone.)
Egal, ob du Social Media „nur“ reduzieren oder völlig Lebewohl sagen willst – du verdienst „richtige“ Pausen.
Und zwar jeden einzelnen Tag.

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