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Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.


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Was ist eine Workation?

Der Begriff Workation setzt sich aus den beiden Wörtern Work und Vacation zusammen und beschreibt die Verschmelzung von Arbeit und Urlaub. Im Blogartikel erfährst du, wann, wie, wo und mit wem du eine Workation veranstalten kannst und wann es für Selbstständige eine gute Idee sein kann.

Im Mai 2022 war ich das allererste Mal in meiner Selbstständigkeit auf einer Workation.😊

Work… was?

Wenn du den Begriff Workation noch nie vorher gehört hast, ist dieser Blogartikel für dich. Denn in diesem Blogartikel verrate ich dir:

Was ist eine Workation? Eine Definition 

Der Begriff Workation setzt sich aus den beiden Wörtern Work und Vacation zusammen und beschreibt die Verschmelzung von Arbeit und Urlaub.

Der Grundgedanke ist:

Wir treffen uns zum gemeinsamen Arbeiten, aber nicht bloß in einem stickigen Bürogebäude, sondern irgendwo, wo es schön ist und wir es uns gleichzeitig auch gut gehen lassen können.😊

Besonders beliebt sind Workations naturgemäß bei allen, die ortsunabhängig und digital arbeiten. 

Welche Gründe gibt es für eine Workation?

Eine Workation ist aus vielen Gründen eine gute Idee für Online-Unternehmer*innen:

#1 Du triffst Menschen, die du bisher nur online kennst, IRL (= im wahren Leben)

Workations sind eine tolle Möglichkeit, um auch ohne Social Media „social“ zu sein und die Verbindung zu Kolleg*innen oder Kund*innen zu vertiefen. 

#2 Du kommst aus deinem stillen Kämmerlein raus

Geht es dir auch so, dass du meist in deinem stillen Kämmerlein vor dich her arbeitest? Es ist eine schöne Abwechslung, mal rauszukommen und mit anderen Menschen zu coworken.

#3 Du planst gemeinsame Projekte

Du kannst eine Workation für gemeinsame Projekte und Kooperationen nutzen. Ein gemeinsames Event planen oder für einen gemeinsamen Podcast brainstormen geht viel effizienter live und in Farbe. 

#4 Du lässt dich inspirieren

Eine Workation ist ein toller Rahmen für gemeinsamen Austausch und damit motivierende und inspirierende Gespräche unter Gleichgesinnten bis tief in die Nacht. 

Mit wem kannst du eine Workation veranstalten?

Mit Business-Freundinnen, Kolleg*innen, Kund*innen.🙂 

Ich habe meine Workation mit ehemaligen Kundinnen veranstaltet, und es war großartig, sie nach Monaten der Zusammenarbeit auch mal live kennenzulernen!

Wie läuft eine Workation ab?

Auch hier entscheidest du selbst, ob „Work“ oder „(c)ation“ überwiegt.😉 Und ob die Workation drei Tage, drei Wochen oder drei Monate dauert.

Wir haben uns für eine 4-tägige Workation entschieden und vormittags gearbeitet und nachmittags geurlaubt. Der Urlaubsteil war dabei mit Spaziergängen, Wellness, Minigolf und einer Alpaka-Wanderung bunt gemischt. Abends haben wir uns immer zum gemeinsamen Abendessen getroffen und den Tag gemütlich ausklingen lassen. 

Wo kannst du eine Workation veranstalten?

Im Grunde überall. Ob in Deutschland, auf Bali oder in Portugal entscheidest du ganz allein.🙂 

Ein schönes Wellness-Hotel an der Nordsee?
Oder eine gemütliche, große AirBnB-Wohnung an der Ostsee?
Eine Finka auf Malle?

Alles möglich.😊 

Wir haben uns für ein Hotel in der bayrischen Pampa entschieden und die Entscheidung nicht bereut:

  • Dadurch, dass wir uns nicht um Einkaufen und Kochen kümmern mussten, konnten wir uns ganz aufs Arbeiten und Erholen konzentrieren.

  • Dadurch, dass jede ein Einzelzimmer gebucht hatte, war die Workation der perfekte Mix aus „gemeinsam“ und „für sich“.

  • Dadurch, dass das Hotel nicht in einer großen Stadt war, fühlten wir uns nicht gezwungen, viele Dinge zu unternehmen, und haben die Tage für Gespräche und Chillen genutzt.

  • Dadurch, dass sich das Hotel in Deutschland befunden hatte, hielt sich bei den meisten die Anreise in Grenzen.

Letzten Endes habe ich mich nach der Workation richtig erholt gefühlt, obwohl ich gerade vier Tage in einer Gruppe verbracht hatte. (Keine Selbstverständlichkeit für mich.) Deshalb würde ich mich immer wieder für ein Hotel in der Nähe entscheiden. 

Und wo fängst du bei der Organisation an?

Du hast Blut geleckt? Verständlich.😁

Du kannst eine Workation auf eigene Faust organisieren: Am besten trommelst du eine Gruppe von Menschen zusammen, die Interesse an einer Workation hätte, und legst als erstes ein konkretes Datum fest. 

Dann sucht ihr euch ein schönes Hotel aus und erkundigt euch, ob es noch die passende Anzahl an Einzel- oder Doppelzimmern gibt. Anschließend kann jede für sich buchen.

Falls du die Organisation einer Workation abgeben willst, kannst du das natürlich auch tun. Inzwischen gibt es einige Anbieter, die die Arbeit für dich übernehmen.

Viel Spaß!

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Pause machen: 100 Ideen für eine Pausengestaltung, die ohne Smartphone oder Social Media auskommt

In diesem Blogartikel stelle ich dir hundert Ideen für richtig erholsame Pausen vor, die völlig ohne Smartphone oder Social Media auskommen.

Pausen sind wichtig. Das wissen wir alle.

Richtige Pausen sind erholsam, gut für Körper und Geist. Sie lassen uns durchatmen und geben uns (neue) Kraft.

Und dennoch sind viele von uns eher unkreativ, was die Pausengestaltung angeht. Ist die Aufgabe erledigt, erfolgt der automatische Griff zum Smartphone und damit zu Social Media, Nachrichten und Co. 

Wir lassen uns ein paar Minuten berieseln, liken und kommentieren etwas und fühlen uns anschließend fast müder als vorher. Geht es dir ähnlich?

In diesem Blogartikel stelle ich dir hundert Ideen für Pausen vor, die völlig ohne Smartphone oder Social Media auskommen. 

Das Schöne an diesen Pausen ist: Das, was wir üblicherweise prokrastinieren (Bewegung, gesunde Ernährung, unsere Hobbys), können wir hervorragend in den Zwischenzeiten zwischen zwei Arbeitsblöcken erledigen. 

Gleichzeitig fühlen wir uns nach diesen Pausen wirklich erholt und können anschließend motiviert und konzentriert weiterarbeiten.

Plus: Es fühlt sich verdammt gut an, Pausen aktiv zu gestalten und nicht einfach nur passiv etwas zu konsumieren (hallo Selbstwirksamkeit!). 

Darum wird es in dem Artikel im Einzelnen gehen (du kannst zu dem Thema springen, das dich besonders interessiert, oder dir alle Ideen der Reihe nach durchlesen):

Pausentyp #1: Nichts tun

Pausentyp #2: Bewegung und Sport

Pausentyp #3: Frische Luft

Pausentyp #4: Essen und Trinken

Pausentyp #5: Wellness und Selfcare

Pausentyp #6: Haushalt

Pausentyp #7: Tiere

Pausentyp #8: Menschen

Pausentyp #9: Künstlerische Betätigung

Pausentyp #10 Saisonale Ideen

Fragen & Antworten zum Thema „Pause machen“

Pausentyp #1: Nichts tun

Fangen wir doch einfach mal damit an, gar nichts zu tun. Hier sind einige Ideen: 

1. Aus dem Fenster gucken 

In unserer Familie sagen wir liebevoll „rentnern“ dazu (as in „Rentnerst du schon wieder?“ oder „Guck mal, die Alex rentnert schon wieder.“). Dafür stellen wir uns für ein paar Minuten ans Fenster und gucken, welche Hunde gerade vorbeilaufen und an wen der Postbote gerade das Päckchen verteilt. Klingt langweilig? Ist es auch! Dafür erholsam.

2. Aufs Sofa legen und die Augen schließen

Fünf Minuten. Oder vierzig. Du entscheidest.

3. Baum draußen checken 

Kannst du von deinem Fenster aus einen Baum sehen? Prima. Wenn du willst, kannst du ab sofort jeden Tag nachgucken, wie er sich gerade in den Jahreszeiten verändert. Trägt er Blätter? Blüten? Wenn ja, welche Farbe haben sie? Oder siehst du im Frühjahr neue Knospen? Da ist ein ganzes Universum, das darauf wartet, von dir entdeckt zu werden.

4. Kurzer Powernap

Manchmal ist alles, was wir brauchen, ein kleines Döschen.

5. Richtiger Mittagsschlaf

Du brauchst mehr als ein kleines Döschen? Auch gut. 

6. Atmen 

Versuch das nächste Mal Folgendes: Einatmen, während du bis vier zählst. Ausatmen, während du bis vier zählst. Atempause, während du bis vier zählst. 

Und dann wieder von vorn.

7. Vitamin D tanken

Für ein paar Minuten auf eine Bank setzen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen, ist herrlich.

8. Tagträumen 

Nein, nicht grübeln. Tagträumen. Weißt du noch, wie das geht? Hast du als Kind früher immer gemacht.

9. Shavasana

„Shavasana“ bezeichnet die „Totenhaltung“ im Yoga. Du legst dich auf den Boden und schließt für ein paar Minuten die Augen. (Gerne mit einer Decke.) Eine ausgiebige Shavasana aktiviert das parasympathische Nervensystem. Herzfrequenz und Atmung beruhigen sich.

10. Meditieren

Für ein paar Minuten hinsetzen, Augen schließen und den Atem beobachten. That’s it.

Pausentyp #2: Bewegung und Sport

Gar nichts tun ist dir zu langweilig? Wie wäre es dann mit Bewegung oder Sport?

11. Vom Schreibtisch aufstehen

Vom Schreibtisch aufstehen, ein paar Mal durchs Zimmer laufen, sich wieder hinsetzen.

12. Treppen rauf und runter gehen

Du wohnst in einem Haus und hast Treppen? Du kannst sie einfach ein paar Mal rauf und runter laufen.

13. Die Stellung des Kindes („Child’s Pose“) 

Es muss nicht immer gleich ein kompliziertes Yogaprogramm sein. Die „Child’s Pose“ tut’s manchmal auch. Dafür setzt du dich auf deine Fersen, richtest den Oberkörper auf und beugst dich vorsichtig nach vorne. In dieser Position kannst du nun einige Atemzüge bleiben. 

Das ist die perfekte Ausgleichsbewegung für die untere Rückenmuskulatur.

14. Joggen gehen

Joggingschuhe an und dem Mittagstief davonlaufen. 

15. Workout machen

Matte ausrollen, sich ein paar Hanteln schnappen und ran an die Muckis.💪

16. Yoga

Ein paar Sonnengrüße zwischendurch. Oder gleich eine längere Yogaeinheit.

17. Mal abhängen

Hängt bei dir im Arbeitszimmer eine Hängematte? Nein? Bei mir auch nicht. Dafür bei meinem Mann. Und manchmal schleiche ich mich in sein Arbeitszimmer und hänge für ein paar Minuten mal so richtig ab. Aber pssst.🤫

18. Mal durchhängen

Hast du eine Klimmstange? Alternativ kannst du auch mal für ein paar Atemzüge durchhängen.

19. Plank

Für eine Plank brauchst du kein Zubehör, sondern einfach nur dich. Eine Plank pro Tag kräftigt langfristig (fast) die gesamte Körpermuskulatur, vor allem den Rücken.

20. Kopf kreisen lassen

Wie wäre es damit, statt der Gedanken einfach mal den Kopf kreisen zu lassen? Und die Schultern. Ein kleiner Ausgleich zum ständigen Auf-den-Laptop-Starren.

Pausentyp #3: Frische Luft 

21. Fenster auf und Zimmer lüften

Pause ist auch: für einige Minuten Fenster aufmachen und frische Luft reinlassen. (Level up: Jeden einzelnen Raum in der Wohnung lüften. Dann bewegst du dich gleich ein bisschen.)

22. Auf Balkon oder Terrasse gehen

Es ist kalt? Zieh dir deine Jacke an und nimm ein heißes Getränk mit.

23. Einmal um den Block laufen

Manchmal muss „frische Luft schnappen“ gar nicht so kompliziert sein.

24. Spaziergang machen

Schaffst du die empfohlenen zehntausend Schritte pro Tag? 

25. Waldbaden 

Die Japaner nennen es „Shinrin Yoku“. Ein Aufenthalt im Wald reduziert Stress und stoppt kreisende Gedanken. Und die Terpene, also die Aromen des Waldes, stärken das Immunsystem und schützen vor den gängigen Zivilisationskrankheiten. 

26. In den Nieselregen gehen

Ich mag mein Wetter wie meinen Tee: britisch. Nichts hilft besser gegen das Mittagstief als ein leichter Niesel, der ins Gesicht regnet. 

27. Eine Runde Fahrrad fahren

… und sich den Wind um die Nase wehen lassen.

28. Ans Wasser gehen

Du wohnst am Fluss, Meer, See (oder einer überdimensional großen Pfütze)? Ab ans Wasser!

29. Wolken beobachten

Zum Beispiel, indem du dich ins Gras legst oder auf eine Bank setzt und nach oben schaust.

30. Picknick machen

Wie wäre es damit, das Mittagessen nach draußen mitzunehmen und ein Picknick zu machen?

Pausentyp #4: Essen und Trinken

31. Ein Glas Wasser trinken

32. Einen Tee trinken

33. Rohkost schnibbeln und essen

Die empfohlenen 5–10 Portionen Obst und Gemüse werden zum Kinderspiel. 

34. Eine Hand voll Nüsse knabbern

Eine Hand voll Nüsse knabbern und weiter geht’s.

35. Eine Gemüsebrühe fürs Abendessen ansetzen

Du planst, abends eine Suppe zu kochen? Wie wäre es damit, schon jetzt Karotten, Sellerie und Co. zu putzen, zu schnibbeln und die Brühe anzusetzen? Die kann für die nächsten Stunde dann gemütlich vor sich hin blubbern.

36. Kartoffeln schrubben und für den nächsten Tag vorkochen

Meal Prep = weniger Zeit, die du fürs Kochen aufwenden musst 

37. Frühstücken

Schaffst du es, dein Frühstück zu essen, ohne dabei durch den Feed zu scrollen oder Nachrichten zu lesen?

38. Mittagessen 

Dito. 

Plus: Bei einem leichten proteinreichen Mittagessen hat das Mittagstief keine Chance.

39. Salat zubereiten und essen

Und wieder etwas schnibbeln und die Hände nutzen. Es gibt nichts Besseres, um zwischen zwei Arbeitsblöcken auf andere Gedanken zu kommen. 

40. Zur Eisdiele gehen

Natürlich nicht jede Mittagspause, aber vielleicht an einem besonderen Tag, an dem es etwas zu feiern gibt?

Pausentyp #5: Wellness & Selfcare

Du kümmerst dich um alles und jeden und es bleibt nie genug Zeit für dich? Wie wäre es dann, Selfcare als Pausen zu etablieren?

41. Duschen 

Es muss nicht zwingend die morgendliche oder abendliche Dusche sein. Wenn du an einem Tag keine Termine hast – warum sich dann nicht einfach eine Dusche zwischendurch nehmen? Das erfrischt und macht wach.

42. Schaumbad einlassen 

Für besondere Tage darf es vielleicht auch etwas mehr als eine Dusche sein?

43. Kaltes Fußbad

Es sind 36 Grad und es wird noch heißer? Wie wäre es damit, die Beine in den Pool oder in einen Eimer Wasser zu tauchen?

44. Maniküre machen …

45. … oder Pediküre

46. Sich eine Haarkur gönnen …

Wenn du sonst nie Zeit dafür findest, warum nicht einfach in der Mittagspause?

47. … oder eine Gesichtsmaske

Dito.

48. Zur Massage gehen

Du wohnst in einer größeren Stadt und kannst spontan zur Massage gehen? Gönn dir!

49. Eine Gesichtsmassage …

Keine Kohle für eine Massage? Dann Augen schließen und mit kreisenden Bewegungen von Zeige- und Mittelfinger das Gesicht massieren. Enjoy! 

50 … oder eine Nackenmassage 

Verhärtete Stellen im Nacken- und Schulterbereich lösen? Können wir auch selbst. (Einfach in der Suchmaschine deiner Wahl nach „Selbstmassage Nacken“ suchen.)

Pausentyp #6: Haushalt

Seit ich keine sozialen Medien mehr nutze und meine Pausen nicht mehr am Smartphone verbringe, ist die Bude viel sauberer. Denn Hausputz ist Bewegung und damit eine hervorragende Option, um Pausen zu machen, die auch wirklich erholsam sind. 

51. Spülmaschine aus- und wieder einräumen

Dauer: drei Minuten und damit perfekt als kleine Bewegungseinheit, um kurz auf andere Gedanken zu kommen.

52. Die Wohnung durchsaugen

Je nachdem, wie groß deine Wohnung oder dein Haus ist, ist das schon ein kleines Workout.

53. Wäsche anstellen / aufhängen / einräumen 

Bedeutet eine Ladung weniger, die du abends anstellen musst.

54. Betten machen 

Produktivitätsgurus, die wollen, dass du morgens immer als erstes dein Bett machst, müssen jetzt stark sein, aber: Was ist, wenn du dein Bett nicht morgens machst, sondern einfach zwischendurch als kleine Bewegungseinheit?

55. Küchenschublade ausmisten …

56. … oder deinen Kleiderschrank

57. Ein (oder mehrere) Fenster putzen 

Ist nicht nur Bewegung, sondern auch frische Luft. 

58. Einkaufen gehen

Wenn du in einer größeren Stadt wohnst und ein Supermarkt um die Ecke ist, warum dich nicht etwas bewegen und die wichtigsten Einkäufe in deiner Mittagspause erledigen? 

59. Müll rausbringen

Bewegung, frische Luft und leere Mülleimer.

60. Boden wischen

Die perfekte Ausgleichsbewegung zum stundenlangen Sitzen.

Pausentyp #7: Tiere

Du hast Tiere wie zum Beispiel einen Hund in deinem Zuhause? Du Glückspilz, du! Mit Tieren kannst du nämlich die erholsamsten Pausen verbringen. 

61. Mit dem Hund rausgehen (auch wenn er gar nicht zwingend muss)

Hund einpacken und für ein paar Minuten mit ihm spazieren gehen (selbst wenn ihr erst vor Kurzem von eurer Morgenrunde nach Hause gekommen seid), ist hervorragend, um schnell den Kopf durchzulüften.

62. Mit dem Hund kuscheln

Sich für ein paar Minuten an den Hund zu kuscheln, auch. Das beruhigt und vor allem im Winter sind Hunde großartige Wärmekissen. 

63. Mit dem Hund spielen

64. Eine Hundetraining-Einheit einlegen

65. Ihm einen Leckerbissen geben

Meiner liebt Bananen oder Gurken.

66. Fell bürsten

Fellpflege in der Mittagspause? Why not!

67. Tier „adoptieren“

Du hast keine eigenen Tiere? Du kannst dir auch einen Hund von der älteren Nachbarin „ausleihen“ und mit ihm Gassi gehen.

68. Mit Alpakas spazieren gehen

… und du wirst nicht mehr derselbe Mensch sein, wenn du wiederkommst. Vielleicht gibt es in der Nähe deiner Wohnstadt ja eine Alpakafarm, bei der du dich für eine Wanderung anmelden kannst?

69. Vögel beobachten

Kreischende Möwen, quakende Enten oder schnatternde Gänse. Vor allem wenn sie im Frühjahr/Sommer flauschigen Nachwuchs bekommen, finde ich sie spannender als jeden Instagram-Feed.

70. Vogelhäuschen aufhängen

Du hast einen eigenen Garten? Dann kannst du sogar ein Vogelhäuschen aufhängen und die Vögel für ein paar Minuten von deinem Fenster aus beobachten. 

Pausentyp #8 Menschen

Wenn schon „social“ sein, dann mit Menschen aus Fleisch und Blut.

71. Kleinen Plausch einlegen

Du arbeitest in einem Co-Working-Space? Oft machst du schon ganz automatisch Pausen, wenn du aufstehst und mit anderen ein paar Minuten über das Wetter quatschst.

72. Mit einer Freundin etwas essen gehen …

Du arbeitest alleine für dich im Homeoffice? Eine tolle Möglichkeit für eine Pause ist, sich mit einer Freundin, die ebenfalls selbstständig ist, zum Mittagessen zu verabreden.

73. … oder mit einer Kollegin

74. … oder einer (ehemaligen) Kundin

75. Auf ein Date gehen

Selbst wenn es dein Partner oder deine Partnerin ist.😏

76. Sich ins Café setzen

Was trinken und für ein paar Minuten das Treiben um sich herum beobachten oder mit dem oder der Barista quatschen.

77. Sich in den Park setzen

Und wenn es gerade nicht ein Café sein kann, dann vielleicht eine Parkbank? Von hier aus lassen sich wunderbar andere Menschen beobachten (in einer nicht-creepy Art und Weise natürlich 😁).

78. Zeit mit deinem Kind verbringen

Wenn das Kind nicht zur Schule kann, verbringen wir gerne den Mittag zusammen und gehen mit dem Hund raus.

79. Ins Fitnessstudio gehen

Du wohnst in einer größeren Stadt und hast ein Fitnessstudio-Abo? Wie wäre es dann mit einer sportlichen Mittagspause? Mittags ist vermutlich eh weniger los als abends und du kannst in Ruhe mit den Trainern quatschen dir Trainingstipps geben lassen. Oder du verabredest dich gleich mit einem anderen Menschen zum Trainieren.

80. Pflanzen sind deine besten Freunde?

Auch gut. Wie wäre es dann damit, eine Runde durch die Wohnung zu drehe, deine Lieblinge abzustauben und sie zu gießen? Oder mit ihnen zu reden. (I don’t judge.)

Pausentyp #9: Künstlerische Betätigungen

Pausen sind eine wunderbare Gelegenheit, unseren Leidenschaften und Hobbys nachzugehen. 

81. Lieblingssong hören …

Du hast noch Schallplatten, CDs oder Kassetten? Zeit, sie rauszukramen und dir für ein paar Minuten deine liebsten Songs anzuhören.

82. … und dabei durch das Arbeitszimmer zu tanzen

83. Deinen Lieblingssong singen

Du hast Musik nur noch auf dem Handy? Du kannst deinen Lieblingssong auch singen. (Laut und schief ist ebenfalls vollkommen in Ordnung.)

84. Musikinstrument spielen

Du spielst Klavier, Gitarre oder Triangel? Ein Instrument lässt sich hervorragend in der Mittagspause üben. Außerdem schafft aktives Musizieren neue neuronale Verbindungen und steigert die kognitive Leistungen.💪

85. Ein Bild malen …

86. … selbst wenn es ein Ausmalbuch ist

87. Handlettering üben …

88. … oder ein paar Schritte Charleston

89. Ein Makramee flechten

90. Sich an Upcycling versuchen

Pausentyp #10: Saisonale Ideen

91. Geschenke einpacken

Bald ist Weihnachten? Wie wäre es damit, für ein paar Minuten in einem Meer aus Schleifen und Packpapier zu versinken? Dann ist das schon mal erledigt.

92. Adventskalender basteln

Fällt dir auch immer am 30. November ein, dass du einen Adventskalender für deine Kinder basteln wolltest? Erkläre den Adventskalender für ein paar Tage einfach zum Mittagspausenprojekt.

93. Adventskranz aus Eukalyptus binden

Und deine Hände werden für die nächsten Stunden herrlich riechen.

94. Nistkasten für Vögel

Der Herbst schreit quasi danach, einen Nistkasten für Vögel zu bauen. (Oder ihn zu reinigen, wenn du bereits einen hängen hast.)

95. Notizzettel zu Valentinstag

Valentinstag? Perfekt, um heute Mittag in der Wohnung ein paar liebevolle Botschaften auf Notizzetteln an deine bessere Hälfte zu verteilen. Zum Beispiel: „You suck less than most people“

96. Osternest basteln

97. Wohnung weihnachtlich dekorieren …

All I want for Christmas is, dass überall Lichterketten hängen.

98. … oder Baumschmuck basteln

99. Geschenke selbstmachen

Selbstgemacht ist für dich am schönsten? Wie wäre es dann mit einer Mittagspause in Gedanken an deine Liebsten, während du gebrannte Mandeln herstellst oder weihnachtliche Kürbismarmelade einkochst?

100. Plätzchen backen

Hast du schon einmal Plätzchen in deiner Mittagspause gebacken? 

Pause machen ohne Smartphone und Social Media – Welche Gedanken und Fragen beschäftigen dich noch?

Eigentlich habe ich überhaupt keine Zeit für Pausen …

Kenn ich. Und dann erinnere ich mich immer an folgenden Spruch: 

„Gehe jeden Tag eine Stunde in den Wald. Und wenn du mal keine Zeit hast, gehe zwei.“ 

Will heißen: Gerade, wenn es uns am schwersten fällt, Pausen einzulegen, brauchen wir sie am dringendsten.

Manchmal hilft schon ein Perspektivwechsel: Die Frage ist nicht, ob du Pausen einlegst, sondern wie. Wenn du dich wirklich gerade vor Deadlines nicht retten kannst, mach „nur“ eine kurze Pause. Dann aber eine „richtige“. Heißt: Essen in Ruhe ohne Bildschirm essen, statt dein Brot neben dem Laptop zu mampfen. Oder für zehn Minuten nach draußen gehen und einmal um den Block laufen, statt zum dreiundzwanzigsten Mal am Tag Insta zu checken. 

Selbst diese kleine Mini-Päuschen tun schon gut. Sie werden dich nicht in deinem Zeitplan zurückwerfen, sondern eher produktiver machen.

Welche Pausen sind richtig für mich?

Das kommt auf dich und deine Tätigkeit an. Empfehlenswert sind vor allem komplementäre Pausen

Das heißt: Arbeitest du im Sitzen, erholst du dich am besten in der Bewegung, im Stehen oder im Liegen. 

Arbeitest du viel mit dem Kopf? Dann könnten Tätigkeiten mit den Händen wie Kochen oder Malen eine gute Idee sein. 

Wenn du dich in deiner Arbeit viel mit Worten und Sprache beschäftigst, versuche eine Pause einzulegen, die ohne Worte und Sprache auskommt (damit wären Lesen, Schreiben etc. vermutlich keine entspannenden Tätigkeiten). 

Am besten ist, über einen längeren Zeitraum eine Pausenform auszuprobieren und zu gucken, wie es dir dabei geht.

Warum greife ich zwischen zwei Arbeitsblöcken immer zum Smartphone, obwohl ich es eigentlich gar nicht will?

Weil es eine Sache der Neurologie ist. Jedes Mal, wenn wir das Smartphone in die Hand nehmen und eine Nachricht lesen, neue Likes bekommen oder sich der Liveticker der Nachrichtenseite wieder updatet, empfindet es unser Hirn als Belohnung und schüttet Dopamin aus. 

Dopamin macht glücklich, leider aber auch süchtig. Und wir fühlen uns zwar vielleicht angesichts der zehn neuen Kommentare unter unserem Instapost für den Moment „belohnt“, gleichzeitig können soziale Medien auf Dauer unserer mentalen Gesundheit schaden und uns unglücklich machen – ein Teufelskreis.

Das eigene Nutzungsverhalten zu ändern, klappt angesichts dieser neuronalen Vorgänge deshalb nicht über Nacht, sondern braucht Zeit. Achtundzwanzig Tage soll es in etwa dauern, bis sich Gewohnheiten nachhaltig geändert haben. Deshalb gilt: Bei Rückschlägen nicht gleich aufgeben, sondern es am nächsten Tag einfach erneut probieren.

Wie viele Pausen sind sinnvoll und wie lange sollen die Pausen sein?

Da gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Manche schwören auf die Pomodoro-Technik, wo alle 25 Minuten eine 5-minütige Pause eingelegt wird. Nach dem BRAC-Prinzip („Basic Rest Activity Cycle“) machen wir alle 90 Minuten eine kürzere Pause und alle vier Stunden eine längere. 

Sinnvoll ist, selbst auszuprobieren, wie viele Pausen du benötigst und wie lange sie für dich sein sollen.

Übrigens: Selbst wenn wir uns eigentlich gut fühlen und denken, dass wir keine Pause brauchen, sollten wir laut Forscher*innen eine Pause einlegen. Denn oft wird der Körper (oder der Geist) müde, ohne dass wir es merken.

Welche Ideen hast du für kurze Pausen?

Die kürzeste und unkomplizierteste aller Pausen: vom Tisch aufstehen und sich etwas zu trinken holen. Oder: Fenster öffnen und Arbeitsraum lüften. Oder: Augen schließen und bewusst atmen. Du hast noch ein bisschen mehr Zeit? Wie wäre es dann mit einem kurzen Workout oder fünf Minuten in der Sonne?

Welche Ideen hast du für lange Pausen?

Du hast 30 Minuten oder mehr? Dann ab nach draußen! Um den Block, ans Wasser, in den Wald oder aufs Fahrrad. Oder ist dir gerade nach Menschen? Dann verabrede dich doch in deiner Pause mit einer Kollegin oder einem Freund.

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10 Ideen für ein Jahresmotto, das nicht „Wachstum“ ist

Das neue Jahr naht mit großen Schritten und du suchst noch ein Jahresmotto, an dem du dich in den kommenden zwölf Monaten orientieren kannst? Hier kommen zehn Ideen, die nicht „Wachstum“ sind.

Das neue Jahr naht mit großen Schritten und du suchst noch ein Jahresmotto, an dem du dich in den kommenden zwölf Monaten orientieren kannst?

Hier kommen zehn Ideen, die nicht „Wachstum“ sind.

#1 Verbindung

Möchtest du das nächste Jahr unter das Motto Verbindung stellen und Verbindung suchen?

Verbindung zu dir (und deinen Bedürfnissen, Gefühlen, Werten, Wünschen, Träumen). 

Verbindung zu potentiellen Kundinnen und Kunden (und was sie wirklich beschäftigt, was sie brauchen und wollen). 

Verbindung zu Gleichgesinnten, die ähnliche Dinge beschäftigen und die vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie du.

#2 Zeit

Vielleicht sagst du aber auch: „Nächstes Jahr schenke ich Zeit.“ 

Ich schenke mir Zeit, meinen eigenen Weg zu gehen und in meinem eigenen Tempo zu wachsen.

Ich schenke anderen Menschen Zeit, in ihrem Tempo zu mir zu finden. 

Ich schenke meine Zeit, wenn ich Menschen mit meiner ganzen Aufmerksamkeit begegne und präsent bin. 

#3 Mut

Oder soll das nächste Jahr das Jahr des Muts für dich werden?

Mut, etwas zu verpassen. Mut, nicht gemocht zu werden. Mut kommt in so vielen Farben und Formen.

#4 Vertrauen

Was, wenn du dir für nächstes Jahr mal ein Training der anderen Art zum Ziel setzt und dir vornimmst, deinen Vertrauensmuskel zu stärken? 

Vertrauen in dich. Vertrauen in deine Fähigkeiten. Vertrauen in andere Menschen. Vertrauen in deine Ideen. Vertrauen, dass du genau dort, wo du gerade bist, richtig bist. 

#5 Frieden

Oder soll das kommende Jahr unter dem Motto Frieden stehen?

Inneren Frieden, äußeren Frieden, Ruhe und Langsamkeit.

#6 Freude

Vielleicht willst du nächstes Jahr der Freude folgen?

Deinen Arbeitstag überwiegend mit Aufgaben verbringen, die dich erfüllen (zum Beispiel Schreiben)? Und weniger von dem, was dich nur Kraft kostet (zum Beispiel Social Media)? 

#7 Ruhe

Soll Ruhe im kommenden Jahr mehr dein neues Motto werden?

Ruhe in deinem Alltag, Ruhe in deinem Marketing und in deiner Selbstständigkeit. 

#8 Freiheit

Was, wenn du das kommende Jahr unter das Motto Freiheit stellst?

Freiheit, dein Marketing so zu betreiben, wie es stimmig für dich ist. Freiheit, „nein“ zu bestimmten Themen, Strategien und Menschen zu sagen. Freiheit, ganz du selbst zu sein.

#9 Fülle

Oder soll Fülle dein neues Jahresmotto werden? 

Weniger Mangel, Konkurrenz- und Entweder-Oder-Denken, dafür mehr Dankbarkeit, Großzügigkeit und Sowohl-als-auch-Denken.

#10 Neuanfang

Oder vielleicht soll das nächste Jahr ein Neuanfang für dich werden?

Willst du neue Gewohnheiten etablieren und neue Wege gehen? Willst du bestimmte Produkte im alten Jahr lassen und etwas Neues anbieten? Willst du neue Themen ansprechen, dich neu positionieren oder komplett neu erfinden?

Ich wünsche dir ein wundervolles neues Jahr.✨

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Musst du wirklich ein Team aufbauen?

Ist es wirklich für alle Selbstständigen eine gute Idee, ein Team aufzubauen? In diesem Artikel habe ich das Thema „Teamaufbau“ mal vom Social-Media-Glitzer-Hype befreit und ein bisschen nüchterner betrachtet.

In diesem Artikel möchte ich das Thema Team aufbauen mal vom Social-Media-Glitzer-Hype befreien und ein bisschen nüchterner betrachten. 

Falls du gerade ein Team hast und es liebst, dass Menschen für dich arbeiten – super. Dieser Blogartikel ist überhaupt nicht dazu gedacht, dich in irgendeiner Weise umzustimmen oder zu behaupten, dass Teams völlig unnötig sind. (You do you.)

Vielmehr will ich hier die Position vertreten, dass …

  • nicht jede*r Onlineunternehmer*in notwendigerweise ein Team benötigt und es völlig in Ordnung ist, ja, dass du völlig in Ordnung bist, wenn du nicht der „Typ“ für ein Team bist

  • es eine gute Alternative dazu gibt, sich ein Team aufzubauen

Nun könnte man einwenden: „Hä, ist das nicht alles selbstverständlich? Ist das nicht sowieso schon allen klar?“ Ähm, nein, leider nicht. 

In der Onlinebusiness-Bubble gibt es nämlich ein ungeschriebenes Gesetz, das besagt: 

Wenn du es *dramatische Musik* ernst mit deinem „Business“ meinst, musst du – lieber früher als später – ein Team aufbauen. Sonst hast du überhaupt kein richtiges Business, sondern bloß *dramatische Musik* ein Hobby.😱  

Immer wieder höre ich, dass diese allgemeine Aussage viele Selbstständige und Onlineunternehmer*innen verunsichert, um nicht zu sagen: mächtig unter Druck setzt, weil es … nun mal nicht für alle Menschen das Passende ist. 

Und das Stilisieren eines Teams auf Social Media als Maßstab für „Ich hab’s geschafft“ (nach dem Motto „Mein Launch, mein Umsatz, mein Team“) macht es nicht besser.

Deshalb möchte ich die Notwendigkeit eines Teams in diesem Blogartikel reflektieren und fragen:

Wann ist es überhaupt sinnvoll, sich ein Team aufzubauen? (Und wann nicht?)

Wenn du unbegrenzt wachsen willst

Wenn du weißt, dass du nicht nur Onlineunternehmer*in sein, sondern dir ein „Imperium“ aufbauen willst, dann, ja, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du das nicht alleine können wirst.

Natürlich wird der CEO von Coca Cola oder Adidas nicht abends vor dem Rechner sitzen und Social-Media-Posts einplanen, in denen er von irgendwelchen Rabatt-Aktionen erzählt. Natürlich haben große Unternehmen mehrere tausend Mitarbeitende, die alle ihre spezifischen Aufgabenbereiche haben, damit die Maschinerie „großes Unternehmen“ läuft. 

Doch willst du das überhaupt?

Immer, wenn ich mit selbstständigen Frauen rede, merke ich: Die meisten von ihnen wollen gar nicht unbegrenzt wachsen. Sie wollen kein riesiges Unternehmen. Sie wollen gar nicht Millionen oder Milliarden verwalten und für zig tausende Menschen verantwortlich sein. 

Alles, was sie wollen – und da finde ich mich inzwischen selbst wieder –, ist, mit netten Menschen zusammenzuarbeiten, Freude bei der Arbeit zu spüren und so viel Umsatz zu machen, dass sie ein schönes Leben führen können. 

Und nein, dafür brauchen wir nicht zwingend ein Team.

Wenn dir Verbindlichkeiten nichts ausmachen

Es ist schon witzig: Da werden wir mit dem Versprechen, ein tolles „orts- und zeitunabhängiges Business“ aufzubauen, geködert. Ein Business, das uns selbstbestimmt und flexibel machen soll und frei. 

Und wie sollen wir das Ziel erreichen? Indem wir uns ein Team aufbauen und damit wiederum Verbindlichkeiten schaffen.  

Vielleicht bin es nur ich, aber feste Mitarbeiter*innen, wöchentliche Teammeetings und Projektmanagementtools riechen für mich eindeutig nach viel Verantwortung und Verbindlichkeiten (und nicht so sehr nach Flexibilität und Freiheit).

Falls du diese Verantwortung tragen willst und dir diese Art von Verbindlichkeiten nichts ausmacht, dann wirst du dich mit einem Team sicherlich wohlfühlen. 

Falls nicht – was willst du dann mit einem Team?

Wenn dir eine gewisse Komplexität nichts ausmacht

Falls du alle drei Monate launchst, mehrere Plattformen bedienst und ein straffes Content-Marketing-Programm fährst …

Falls du schon alleine bei dem Gedanken, deinen nächsten Launch in einem Projektmanagementtool in 857 detaillierte To-dos auszudeklinieren, einen Freudentanz aufführst …

Falls dich der Gedanke, auf allen Hochzeiten zu tanzen, und deine Botschaft einfach auf allen Plattformen, die es da draußen gibt, zu teilen, beflügelt …

… dann ja: wirst du sicherlich Unterstützung in Form eines Teams dabei benötigen und es vermutlich lieben, wenn andere Menschen dir Aufgaben abnehmen.

Doch willst du überhaupt ein so komplexes Unternehmen haben, dass du viele Menschen brauchst, damit es „läuft“? 

Oder willst du es lieber unkomplex haben? Denn genau das ist die Alternative zu einem Team: Einfachheit.

Wir haben die Wahl: 

  • Uns ein Konstrukt erschaffen, das nur dann funktioniert, wenn wir ein Team haben, das unermüdlich für uns arbeitet, oder: 

  • die Komplexität reduzieren

Anders gesagt: Wen sein „Business“ gerade überfordert, kann es vereinfachen – dann ist auch kein Team nötig.

Hier sind einige Fragen zur Reflexion:

Wir müssen nämlich nicht alles machen, wenn wir nicht wollen. Wir dürfen uns entscheiden. Wir dürfen ein unkomplexes Marketing und unkomplexe Unternehmensstrukturen haben, wenn wir sie wollen.

Und nein, das ist nicht unbedingt ein „Mindset“-Problem, kein Team haben zu wollen. 

Ich weiß ganz genau, dass ich nicht alles alleine machen muss. (Und falls ich konkret Hilfe brauche, hole ich sie mir auch.) Ich habe schlicht und einfach keine Lust mehr, meine Tage als Personalerin zu verbringen, sondern möchte viel lieber kreativ für mich arbeiten.

Und wenn es dir auch so geht wie mir: Das ist vollkommen okay. Lass dir bloß nicht das Gegenteil einreden!

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Wie bekomme ich Sichtbarkeitsmut, Sonja Mahr?

Im Interview verrät Sonja Mahr, wie Selbstständige sich endlich trauen, sich online zu zeigen, und warum persönliche Texte der Schlüssel zur Traumkundschaft sind. 

Sonja Mahr ist Mentorin für Marketingtexte und Sichtbarkeitsmut. Sie unterstützt Solo-Selbstständige dabei, ohne Marktgeschrei online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen. Im Interview verrät sie mir, wie Selbstständige sich endlich trauen, sich online zu zeigen, und warum persönliche Texte der Schlüssel zur Traumkundschaft sind. 


Liebe Sonja, du bezeichnest dich selbst als Mentorin für „Sichtbarkeitsmut“. (Was für ein schönes Wort!) Was genau verstehst du darunter?

Schön, dass es dir gefällt!😊

Das Wort entstand aufgrund vieler Beobachtungen, die ich im Laufe der Jahre in der Zusammenarbeit mit meinen Kund*innen gemacht habe. Ich habe mit der Zeit festgestellt, dass die meisten zwar vor allem zu mir kommen, weil sie auf der Suche nach Text- und Marketing-Knowhow sind, es aber am Ende gar nicht nur an diesem Knowhow liegt, ob sie online mit ihrem Business sichtbarer werden oder nicht. 

Es kommt eine ganz entscheidende Komponente dazu, die aber häufig in klassischen Marketingansätzen so ein bisschen hinten runterfällt. Und das ist eben der Mut zur Sichtbarkeit. Mut zur Sichtbarkeit bedeutet, sich zu erlauben, gesehen und wahrgenommen zu werden.

Es ist natürlich wichtig, dass zum Beispiel relevante Themen für Blogartikel ausgesucht werden, damit man die richtigen Menschen anzieht. Aber das allein bringt nichts, wenn der Blogartikel dann nie online geht, weil der Mut, den Veröffentlichen-Button wirklich anzuklicken, fehlt. Ich habe das Wort dann schließlich in meine Berufsbezeichnung integriert und bin seitdem nicht mehr nur die Mentorin für Marketingtexte, sondern die für Marketingtexte und Sichtbarkeitsmut. Das an eine der prominentesten und sichtbarsten Stellen, die ich in meiner eigenen Kommunikation habe, zu setzen, soll vor allem ein Signal nach außen sein. Ich möchte damit aussagen, dass es normal ist, wenn der Mut zur Sichtbarkeit fehlt. An dir ist nichts falsch, wenn das so ist und du musst deine Komfortzone auch nicht in Lichtgeschwindigkeit sprengen.

Aber um wirklich gesehen zu werden, braucht es eben diesen Mut und nicht nur das Handwerkszeug für die Texte und das Marketing selbst. Ich möchte damit gleich von Beginn an zeigen, dass sich niemand dafür schämen muss, wenn es an Mut mangelt und nicht an der Zeit oder am Engagement. Das ist normal und es ist möglich, diesen Mut zur Sichtbarkeit zu finden, auch wenn man nicht von Anfang an mit dem Drang, die Bühnen der Welt ganz selbstverständlich zu erstürmen, ausgestattet ist.

Gab es eine Zeit, in der dir dieser Sichtbarkeitsmut selbst gefehlt hat?

Wenn wir den Begriff mal vom reinen Business-Kontext loslösen, gibt es meiner Erfahrung nach immer wieder Momente, in denen wir uns nicht trauen, sichtbar zu sein, nicht trauen, unsere Meinung zu sagen, oder irgendwie in Erscheinung zu treten. Denn Sichtbarkeit bedeutet ja immer auch eine gewisse Angreifbarkeit: Wenn etwas oder jemand sichtbar ist, kann darauf reagiert werden und nicht immer sind die Reaktionen so, wie wir sie uns wünschen.

Ich war zum Beispiel ein sehr angepasstes Kind, das eher so zum Team Harmonie gehört hat, als die Rebellin rauszukehren. Lieber im Hintergrund als aufzufallen. Wenn ich an meinen beruflichen Weg denke, gab es einige Stationen, an denen der Mut zur Sichtbarkeit erst einmal wachsen durfte. Allein der Start in die Selbstständigkeit damals: Ich hatte keine Angst vor der Selbstständigkeit an sich, aber ich habe mich tatsächlich gefragt, wie ich denn, ohne so laut zu trommeln und mich ständig auf irgendwelche Bühnen zu schubsen, regelmäßig Kund*innen gewinnen kann.

Es gab also keinen Kippschalter „Mut an“ oder so, sondern das durfte und musste sich tatsächlich entwickeln. Und das darf es weiterhin. Jedes neue Level, jede neue Herausforderung stellt wieder die Frage, ob wir noch einmal mutig sein wollen. Wollen wir unsere Website online stellen? Wollen wir unser neues Angebot rausbringen? Wollen wir ein Live-Video machen? Sagen wir zu, wenn wir nach einem Interview gefragt werden?

Ganz wichtig ist dabei aus meiner Sicht, den eigenen Weg zu finden und sich selbst die Frage zu beantworten, wo man mutig sein möchte und wo nicht. Nicht jeder muss Speaker*in werden, nicht jeder muss täglich Live-Videos machen, viele können auch über ihre geschriebenen Worte wirken und damit sichtbar werden. 

Was rätst du Selbstständigen, die sich partout nicht trauen, sich online zu zeigen? Die ihre Websitetexte nicht online stellen oder ihre Blogartikel unter Verschluss halten?

Zunächst einmal rate ich ihnen, das anzunehmen. Überhaupt festzustellen, dass es eine Angst, eine Sorge, eine Befürchtung gibt, ist schon ein wichtiger Schritt. Und dann lohnt es sich natürlich, genauer hinzusehen. Man kann sich Fragen stellen wie:

  • Was genau macht mir Angst?

  • Was befürchte ich?

  • Was könnte passieren, wenn ich meine Texte online stelle?

Und dann aber auch weiterzugehen und zu fragen:

  • Was wird an Gutem möglich, wenn ich sichtbar werde?

  • Was kann ich dadurch erreichen? Für mich und andere?

  • Was könnte an Positivem geschehen?

Es ist immer wichtig, beide Seiten anzusehen und sich nicht von einer eindimensionalen Sicht auf die Dinge einschüchtern zu lassen. Viele meiner Kund*innen sagen zum Beispiel, dass sie dann viel freier und flexibler arbeiten können, weil sie sich die Aufträge aussuchen können. Dafür lohnt es sich, die Texte eben doch zu veröffentlichen.

Oder dass sie durch mehr Sichtbarkeit auch mehr Menschen erreichen und ihnen weiterhelfen können. Gerade sehr empathischen Menschen, denen es schwerfällt, sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen, kann diese Verschiebung hin zu den anderen und deren Vorteil durch unsere Sichtbarkeit im ersten Schritt helfen.

Wir werden nie nur für uns sichtbar, sondern immer auch für diejenigen, denen wir mit unserer Arbeit weiterhelfen.

Diesem Gedanken auch einen Raum zu erlauben, ist für viele sehr wohltuend und oft das kleine Quäntchen Mut, was ihnen noch fehlte. 

Für dich sind Texte der Schlüssel zur Traumkundschaft. Warum gehört für dich das Texten zur Schlüsselkompetenz von Selbstständigen und sollte nie zu 100% ausgelagert werden?

Unsere Sprache ist einfach die Brücke, die wir zu anderen Menschen, im Business eben zu unseren Kund*innen, bauen. Sie ist ein so kraftvolles Tool!

Gerade online übernehmen unsere Texte eine Art Stellvertreterfunktion. Sie sind stellvertretend für uns da und nehmen die Menschen in Empfang, wenn sie zum ersten Mal mit unserem Business in Kontakt kommen. Es ist nun nicht so, dass nicht auch mal ein Text ausgelagert werden könnte, aber sich das Knowhow einmal selbst anzueignen und selbst in der Lage zu sein, mit den eigenen Worten eine bestimmte Wirkung zu erzielen, halte ich für extrem wertvoll und wichtig.  

Folgende Inhalte profitieren sehr davon, wenn wir sie selbst schreiben:

  • Die eigene Website, allem voran natürlich die Über-mich-Seite der Website, denn hier geht es ganz gezielt darum, eine Verbindung zu dir als Mensch hinter deinem Business aufzubauen. Wer könnte das besser vermitteln als du selbst?

  • Blogartikel: Reine Informationsartikel lassen sich meist gut an Profi-Texter*innen auslagern, aber immer dann, wenn auch deine persönliche Sichtweise auf das Thema durchscheinen soll (und das ist doch in sehr vielen Fällen so), lohnt es sich, diese Texte selbst zu schreiben.

  • E-Mails: Mails, zum Beispiel Newsletter, sind noch mal eine Spur persönlicher und näher dran an den Menschen, schließlich dürfen wir ihnen unsere Worte direkt in den Posteingang schicken. Für mich deshalb ebenfalls ein Format, das nur davon profitiert, wenn man selbst die Texte dafür schreibt. 

Sich mit den eigenen Texten zu beschäftigen, macht übrigens auch viel mit uns als Mensch. Sich wirklich Gedanken über den Kern der eigenen Aussage zu machen, selbst aufs Papier (oder ins Textdokument 😉) zu bringen, was wir mit unserer Arbeit zu geben haben – das kann ein sehr spannender, innerer Prozess sein. 

Ganz davon abgesehen ist es auch eine wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung, die eigenen Texte selbst zu schreiben. Überall sind Texte! Auch wenn alle von Video-Content sprechen, bleibt es ja so, dass auch diese Videos einen Inhalt haben. Jede E-Mail, die wir versenden, braucht Text. Nahezu jede Änderung der Website betrifft auch den Text. Sich jedes Mal an Dritte wenden zu müssen, weil man selbst nicht weiß, welch Worte die richtigen sind, macht doch sehr abhängig und kann durchaus auch teuer werden. Daher empfehle ich jedem und jeder Selbstständigen, insbesondere Solo-Selbstständigen, die sich eher als Personenmarke positionieren, dieses Know-how aufzubauen. Sie werden jeden einzelnen Tag davon profitieren können.

Und was, wenn Selbstständigen das Texten total schwerfällt?

Hier ist es ähnlich wie mit dem fehlenden Mut, nach dem du vorhin gefragt hast. Ich würde mit einem Blick auf die Ursache starten:

  • „Warum fällt mir das Texten so schwer?“

  • „Was genau fällt mir schwer?“

Wer hier nachhakt, wird häufig bestimmten Überzeugungen oder Glaubenssätzen begegnen.

Zum Beispiel der Überzeugung: „Ich kann einfach nicht gut schreiben!“

Und dann lohnt sich weiterzufragen: „Warum glaube ich, dass ich nicht gut schreiben kann?“

Manchmal kommt eine Antwort wie „Weil mir das meine Deutschlehrerin früher immer schon gesagt hat“ oder „Weil ich immer zu viel um den heißen Brei rede und nicht auf den Punkt komme“ oder „Weil meine Texte so steif und trocken klingen.“ 

Je nachdem, was sich zeigt, kann man dann an der Ursache ansetzen.

Auf den Punkt kommen, kann man lernen. (Tipp: In diesem Blogartikel zeige ich einige Möglichkeiten, Texte zu kürzen, um schneller zum Punkt zu kommen.)

Was die Deutschlehrerin früher gesagt hat, ist genau genommen jetzt gar nicht mehr relevant. Es sei denn, sie war nebenbei auch Marketingexpertin und gehört zudem zur eigenen Zielgruppe, die man mit den Texten erreichen möchte. Zu hinterfragen, welche Gedanken präsent sind und von wem diese eigentlich ausgelöst wurden, kann sehr hilfreich sein.

Im Marketing kommt es auch gar nicht so sehr darauf an, ob ein Text nun 1.000 Wörter hat oder 800, sondern vielmehr darauf, wie gut es uns gelingt, über unsere Worte eine Verbindung aufzubauen. Texten ist nur zum Teil Handwerk, zum anderen Teil aber auch viel Empathie für die eigenen Kund*innen und Zulassen, dass sich Texte nach dir anhören dürfen. Wie alles, ist es am Ende auch ein Prozess: Der erste Website-Text wird sehr wahrscheinlich dein schlechtester sein, dein erster Blogartikel auch. Schreiben verbessert sich durchs Schreiben. Daher möchte ich gerne alle ermutigen, es auszuprobieren und da, wo sie stehen, zu starten. 

Ergänzend kann man sich natürlich auch Unterstützung suchen, sei es durch Mentor*innen oder Wegbegleiter*innen. Jemanden, der oder die hilft, die Gedanken zu sortieren, die Zweifel nicht übermächtig werden zu lassen, und konstruktives Feedback gibt, bevor ein Text veröffentlicht wird. Das hilft vielen sehr über die Zeit, bis die eigene Sicherheit und Erfahrung groß genug geworden ist.

Wie können Selbstständige mit guten Texten die für sie richtigen Menschen anziehen?

Ich unterscheide zwei Säulen, die wir brauchen: unsere Website und unser Marketing.

Die Website kann man sich vorstellen wie ein Haus, quasi unser Ladengeschäft online. Da zeigen wir unser Angebot, stellen uns als Person vor und dort wird auch gekauft, gebucht oder angefragt. Die Website alleine ist aber zu Beginn eher wie ein geniales Restaurant in ganz schrecklicher Lage: Vierte Reihe Hinterhof und dann noch hinterm Gebüsch gelegen quasi. Sprich: Kaum jemand findet hin, höchstens mal durch Zufall oder eben über eine Empfehlung. 

Mit unseren Texten können wir zu diesem Haus Wege bauen, die dafür sorgen, dass unsere Traumkund*innen uns online finden. Regelmäßig, statt nur ab und zu. Wie diese Wege aussehen, richtet sich nach den persönlichen Stärken und Vorlieben, denn Marketing kann ganz unterschiedlich genutzt werden.

Wenn jemand seine Texte nutzen möchte, wäre ein eigener Blog eine gute Herangehensweise, die sehr zuverlässig und nachhaltig funktioniert. Wir können z.B. Blogartikel schreiben, die dann über Google gefunden werden. Das ist, um bei unserem Bild zu bleiben, dann so, als würden wir von einem belebten Platz, an dem viele Menschen sind (Google) einen Weg zu unserem noch versteckten Restaurant (Website) bauen.

Nun kommt es aber vor (eher die Regel als die Ausnahme), dass Menschen nicht sofort beim ersten Kontakt kaufen. Sie wollen erst einmal Vertrauen zu uns aufbauen, mehr über unsere Arbeit erfahren, oder haben vielleicht gerade jetzt keinen Bedarf, sondern erst später. Auch auf diese Bedürfnisse können wir mit unseren Texten eingehen:

  • Indem wir zum Beispiel nicht nur informative, sondern auch persönliche Blogartikel schreiben.

  • Oder indem wir eine Möglichkeit anbieten, mit uns in Kontakt zu bleiben, etwa über unseren Newsletter

Das klingt vielleicht erst einmal viel, aber am Ende sind es gar nicht so extrem viele Texte, die wir brauchen, um einen stabilen Weg auszubauen.

An diejenigen, die sich da eine Orientierung verschaffen möchten, eine herzliche Einladung: Ich habe einen kompakten Content-Fahrplan erstellt, der die aus meiner Sicht wichtigsten Texte zeigt, um online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen.

Du gehörst ja – so wie ich auch – zum selbsternannten Anti-Hustle-Club.😁 Wie sorgst du dafür, dass deine Selbstständigkeit und andere Lebensbereiche in Balance bleiben? 

Ich glaube, das Wichtigste ist, regelmäßig zu hinterfragen, was für mich wichtig ist, wo mein Fokus liegt und wo gerade auch nicht. Hustlen entsteht bei mir häufig, wenn ich zu viele Dinge auf einmal will und dann unrealistische To-do-Listen erstelle, die mich morgens schon komplett frustrieren. Ich setze mir deshalb lieber nur wenige Ziele, die wirklich wichtig sind und lasse das Drumherum, das „nice to have“, aber gar nicht so essentiell ist, so gut wie möglich weg. 

Was mir auch hilft, ist nicht zu sehr nach links und rechts zu schauen. Denn links und rechts liegen so extrem viele andere Möglichkeiten, dass ich damit manchmal schneller als mir lieb ist, in Resonanz gehe und fremde Ziele zu meinen eigenen mache. Und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem ich mich frage, zu welchem Ziel ich da gerade unterwegs bin und ob das wirklich mein Ziel ist, oder ich nur denke, es als Ziel haben zu müssen.😉 Die eigene Definition von Erfolg zu finden, ist für mich elementar. 

Ganz pragmatisch, aber in meinem Business ein riesengroßer Gewinn: Ich habe keine Bürozeiten und gehe auch nicht einfach so spontan ans Telefon.😉 Mein erster Kommunikationskanal ist die E-Mail. Das erlaubt mir, flexibel zu sein und auch spontan z.B. zu Schulveranstaltungen zu gehen oder Zeit mit der Familie oder mir selbst zu verbringen.

Du schreibst Gedichte und verkaufst sie als Poesie-Postkarten. Ein Herzensprojekt?

Ein Projekt impliziert ja irgendwie auch, dass ein Ziel dahinter steckt, eine Art geplantes Vorhaben. Mit den Poesiekarten war es eher so, dass sie einfach irgendwann mit ins Business eingeflossen sind. Ich schreibe schon seit meiner Jugend Gedichte, hatte es zwischenzeitlich einige Jahre nicht mehr gemacht und lustigerweise in einem Moment wieder damit begonnen, als ich total frustriert war vom Marketing. Ich war damals als Texterin in einem Marketing-Meeting, in dem es darum ging, wie man noch imposanter, noch auffälliger und noch lauter werben könnte, um die Aufmerksamkeit der Kundschaft zu bekommen. Letztlich folgte der Plan, dass ab sofort alle Teammitglieder nach vorne preschen müssen, alle sollten Videos machen, alle sollten möglichst laut trommeln.

Für mich als sehr introvertierte Person ein Graus, als dass es enthusiastische „Yeah, let’s do this!“-Jubelrufe ausgelöst hätte. Aus dieser Frustration wuchs dann der Gedanke, mehr über Introversion im Business zu schreiben, um einfach aufzuzeigen, dass es unterschiedliche Persönlichkeiten gibt und das ganz wunderbar so ist.   

Ich tat dies erst in Form eines privaten Blogs und für diesen schrieb ich auch immer wieder Gedichte. Da unter meinen Kund*innen aber auch oft leisere, introvertierte Menschen sind, die eben ein Marketing suchen, das ohne Trommeln und Marktgeschrei funktioniert, flossen die Gedichte mehr und mehr auch in diesen Bereich rüber. Ich zog zum Beispiel am Ende meiner Mentorings eine Poesiekarte, wenn meine Kund*innen das gerne wollten, oder band sie in meine Newsletter ein. Dass es sie nun auch als gedruckte Poesiekarten zu kaufen gibt, kam ganz einfach durch Nachfragen der Leute zustande, denen die Karten gefallen haben.

Heute nutzen einige meiner Kund*innen die Poesiekarten entweder für sich selbst, oder sie setzen sie in ihren Coachings, bei Yogastunden usw. als Impuls oder Giveaway für ihre Kund*innen ein. So kommen die Texte inzwischen ganz schön rum, was überhaupt nicht geplant war, aber dann am Ende nun doch eine Art Herzensprojekt geworden ist. Gute Gedanken, die uns durch den (Business-)Tag begleiten, können nie schaden, finde ich.

Vielen Dank für das Interview, Sonja!

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Wie mache ich mein Unternehmen nachhaltiger? – Interview mit Texter Jörn Leonhardt

Als Texter und Marketingberater hilft Jörn Leonhardt nachhaltigen Unternehmen, ihr Angebot klar und authentisch auf den Punkt zu bringen und ihre Ideen für eine bessere Welt bekannt zu machen. Im Interview verrät er, wieso er in seinem eigenen Marketing ohne Social Media auskommt und was wir tun können, um unser eigenes Unternehmen nachhaltiger zu gestalten.

Als Texter und Marketingberater hilft Jörn Leonhardt nachhaltigen Unternehmen, ihr Angebot klar und authentisch auf den Punkt zu bringen, Kund*innen zu gewinnen und ihre Ideen für eine bessere Welt bekannt zu machen.

Im Interview verrät er, wieso er in seinem eigenen Marketing ohne Social Media auskommt und was wir tun können, um unser Unternehmen nachhaltiger zu gestalten.


Jörn, du bist Texter und Marketingberater und kommst in deinem eigenen Marketing komplett ohne Social Media aus. Eine bewusste Entscheidung?

Ich würde gerne sagen: Klar, war alles Absicht und von langer Hand geplant! Tatsächlich hat sich das eher so ergeben. Als ich 2020 in die Selbständigkeit gestartet bin, habe ich mich erstmal auf meine Website konzentriert – um dann festzustellen, dass ich Facebook, Instagram und Co. gar nicht brauche, um genügend Kund*innen zu gewinnen. 

Das kam mir entgegen, weil ich Social Media nicht besonders mag. Das Medium bringt ja eine gewisse Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit mit sich, was mir als introvertiertem Menschen nicht liegt. Außerdem ist es viel Arbeit, jeden Tag aktiv zu sein, zu posten oder Storys teilen zu müssen, damit ich überhaupt wahrgenommen werde. Dafür ist mir meine Zeit aktuell zu wertvoll.

Was rätst du anderen Selbständigen, die mit sozialen Medien hadern?

Da spielen aus meiner Sicht zwei Aspekte eine Rolle: Erstens, welche Marketing-Kanäle liegen mir persönlich? Bin ich zum Beispiel jemand, der gerne und gut spricht, auch vor der Kamera? Dann fühle ich mich vielleicht auf YouTube wohl oder starte einen Podcast. Wenn ich lieber schreibe, kann ein Blog in Kombination mit E-Mail-Marketing eine gute Möglichkeit sein, Menschen zu erreichen. Ich glaube, dass Authentizität im Marketing superwichtig ist und Menschen sofort spüren, wenn meine Kommunikation nicht stimmig ist, wenn ich mich unwohl fühle oder eine Rolle spiele, die nicht zu mir passt. Daher empfehle ich Solo-Unternehmer*innen, nur die Medien zu nutzen, die ihnen Spaß machen – alles andere wird langfristig nicht funktionieren. 

Die zweite wichtige Frage, die ich mir als Freelancer*in stellen muss: Wo finde ich meine Kund*innen? Wenn ich sie über andere Marketing-Kanäle erreiche, kann ich auf Social Media verzichten. Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll, alle Plattformen zu bespielen, auf denen meine Zielgruppe unterwegs ist. Das ist für Selbständige aber kaum zu leisten, daher würde ich mich lieber auf zwei oder drei Kanäle konzentrieren – und die dafür richtig gut machen.

Jörn Leonhardt sitzt am Schreibtisch, auf dem ein Block Papier und ein Glas Wasser steht.

Texter Jörn Leonhardt unterstützt nachhaltige Unternehmen.

Wie schaffst du es, auch ohne Social Media genügend Menschen zu erreichen und neue Kund*innen zu gewinnen?

Die meisten Anfragen kommen über meine Website. Ich habe mich intensiv mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) beschäftigt und meine Angebotsseiten so aufgebaut, dass ich bei relevanten Suchanfragen auf Seite 1 bei Google lande. Meine Kund*innen sind in erster Linie Unternehmen und Kommunikationsagenturen, die Freelance-Texter*innen mit Nachhaltigkeitsexpertise suchen. Viele googeln und werden so auf mich aufmerksam. 

Wo siehst du die Vorteile von SEO?

Wenn Leute Suchmaschinen nutzen, suchen sie in der Regel eine Lösung für ihr Problem. In diesem Moment sind sie also maximal interessiert und offen für ein passendes Angebot – und genau dann tauche ich in den Suchergebnissen auf. Daher ist die Chance, dass sich daraus eine Anfrage ergibt, relativ hoch. Wenn ich zum Beispiel Werbung schalte, ist das anders: Da unterbreche ich die Menschen ja bei dem, was sie gerade tun. Das kann schnell nerven.

Charmant an SEO finde ich, dass es nachhaltig ist: Einmal richtig aufgesetzt, kann mir meine Landingpage über Jahre neue Kund*innen bringen. Natürlich muss ich das Ganze im Auge behalten und ab und zu nachjustieren, aber ich habe nicht den Druck, permanent aktiv zu sein oder monatlich Geld zahlen zu müssen, damit es funktioniert. 

Du hast dich als Marketingberater auf nachhaltige Unternehmen spezialisiert. Wie kam es zu dieser Ausrichtung?

Ich war schon immer naturverbunden und Werte wie Respekt, Toleranz und Gerechtigkeit sind mir wichtig. Mein erster Job nach dem Germanistik-Studium führte mich in die internationale Nachhaltigkeitsbranche – ich habe einige Jahre in der Unternehmenskommunikation einer großen deutschen Entwicklungshilfe-Organisation gearbeitet, was mir sehr gefallen hat. Danach wechselte ich als PR-Manager in einen internationalen Konzern. Das war spannend, aber nach einiger Zeit hat mir der Sinn gefehlt. Ich wollte außerdem ortsunabhängig und zeitlich flexibel arbeiten, also habe ich mich als Texter für Nachhaltigkeit selbständig gemacht.

Heute helfe ich nachhaltigen Unternehmen und Organisationen, ihre Ideen für eine bessere Welt zu verbreiten. Für mich eine sehr erfüllende Tätigkeit, denn ich werbe nicht nur für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen, sondern trage auch dazu bei, dass Nachhaltigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung mehr Raum bekommt. Ich glaube, dass Worte ein mächtiges Werkzeug sein können, um Verantwortung zu fördern und eine nachhaltigere Zukunft zu erschaffen. Wenn ich merke, dass Menschen durch meine Arbeit die Vorteile eines umweltfreundlichen Lebensstils erkennen, ihre Gewohnheiten hinterfragen und in ihrem Alltag Dinge zum Positiven verändern, macht mich das glücklich.

Was tust du als Einzelunternehmer konkret, um dein eigenes Unternehmen nachhaltiger zu gestalten?

Ich lebe den Nachhaltigkeitsgedanken schon ziemlich konsequent und trenne nicht zwischen Beruf und Privatem, auch weil ich im Homeoffice arbeite. Da meine Tätigkeit in erster Linie online am Rechner stattfindet, beziehe ich zu Hause Ökostrom und nutze „grüne“ Office-Tools wie Fairmeeting, die auf nachhaltigen Servern laufen. Was viele nämlich nicht wissen: Das Internet verursacht wahnsinnig viel CO2. Jede Mail, jedes Foto, das wir verschicken, jeder Podcast, jede Netflix-Serie, die wir streamen – all das produziert weltweit so viele Emissionen wie der gesamte globale Flugverkehr. 

Grundsätzlich versuche ich, bewusst zu konsumieren. Ich ernähre mich zum Beispiel vorwiegend pflanzlich, regional, saisonal und bio und trinke fast ausschließlich Leitungswasser, um Transportwege zu reduzieren. Bevor ich etwas fürs Büro kaufe, frage ich mich: Brauche ich das wirklich? Wenn ja, schaue ich, ob ich das auch gebraucht bekomme, bei Smartphones, Laptops oder Fotoequipment gibt es zum Beispiel tolle Second-Hand-Angebote. Andernfalls suche ich nach nachhaltig und fair produzierten, hochwertigen Alternativen, die ich dann so lange wie möglich nutze. Bevor sie auf dem Müll landen, werden sie repariert. 

Natürlich stoße auch ich regelmäßig an Grenzen. Wer lebt, schadet automatisch der Umwelt, den Widerspruch müssen wir aushalten. Aber: Wenn wir alle unser Verhalten ein bisschen hinterfragen und bewusste Konsumentscheidungen treffen, ist schon viel gewonnen.

Gerade Unternehmen und Selbstständigen aus der Nachhaltigkeitsbranche ist ein authentischer Auftritt nach außen wichtig. Wie können wir unser Angebot überzeugend kommunizieren, ohne mit Manipulation oder Psychotricks zu arbeiten? 

Marketing arbeitet ja immer auf irgendeine Art und Weise mit Psychologie, das finde ich auch völlig legitim. Es geht ja darum, die Perspektive der Kund*innen einzunehmen, sie mit ihren Träumen und Problemen zu verstehen und eine Lösung zu entwickeln, die ihnen wirklich hilft. Wir sollten uns da auch nichts vormachen: Beeinflussung entsteht bereits dann, wenn zwei Menschen miteinander kommunizieren, wir treffen unsere Entscheidungen ja nicht im luftleeren Raum. Und wir Unternehmer*innen sind davon abhängig, dass andere bei uns kaufen, also müssen wir Überzeugungsarbeit leisten. 

Schwierig wird es aus meiner Sicht immer dann, wenn ich anderen Menschen Schaden zufüge. Wenn ich zum Beispiel massiv Druck ausübe und sie zu etwas überrede, was sie eigentlich nicht wollen. Oder wenn ich mit Falschinformationen arbeite, Ängste schüre oder Lösungen verkaufe, von denen ich genau weiß, dass sie nicht funktionieren, nur um Geld zu machen. Ich denke da immer an meinen Onkel, der nicht gut Nein sagen konnte und sich von Vertretern an der Haustür die kuriosesten Dinge hat aufschwatzen lassen. So ein Verhalten findet man natürlich genauso in der Online-Welt, diese Strategie wird langfristig aber kaum erfolgreich sein.

Was können wir stattdessen tun?

Authentisch kommunizieren hat für mich viel mit Ehrlichkeit und Respekt zu tun, das ist auch in der Nachhaltigkeitskommunikation wichtig. Da findet aktuell leider noch viel Greenwashing statt, was aber zum Glück immer häufiger aufgedeckt wird, zum Beispiel durch Recherche-Netzwerke wie Flip

Überzeugen kann ich, wenn ich konsequent die Perspektive meiner Kund*innen einnehme und ihnen deutlich mache, dass ich sie und ihre Probleme verstehe und ein ehrliches Interesse daran habe, ihnen zu helfen. Mir gefällt der Storytelling-Ansatz von Donald Miller, der den Kunden radikal in den Mittelpunkt stellt und dabei die Psychologie des Geschichtenerzählens nutzt.

Auf die Kund*innen eingehen, aufmerksam zuhören, respektvoll, klar und transparent kommunizieren – und natürlich halten, was ich verspreche, eine tolle Qualität abliefern: Wenn ich das beherzige, brauche ich weder Druckmittel noch Täuschungsmanöver. 

Eine Möglichkeit, auch ohne Social Media online sichtbar zu werden, ist, Themen bei großen Zeitungen und Onlinemagazinen zu platzieren. Wie schaffe ich es, als Einzelunternehmer*in in die FAZ oder in den SPIEGEL zu kommen? Oder ist das völlig unrealistisch? 

Das ist durchaus möglich, aber man muss verstehen, wie Medien funktionieren. 

Journalist*innen sind immer auf der Suche nach spannenden Geschichten, die wiederum für ihre Leser*innen interessant sind – wenn ich so eine Geschichte liefern kann, renne ich bei den Redaktionen offene Türen ein.

Auch wenn ich nachweislich Expert*in für ein gefragtes Thema bin, habe ich als Einzelunternehmer:in gute Chancen auf ein Interview. 

Eine Pressemitteilung nach dem Gießkannenprinzip an einen großen Medien-Verteiler zu schicken, ist für Selbstständige ohne großen Bekanntheitsgrad aber weniger erfolgversprechend. Meistens bringt es mehr, sich ganz gezielt eine passende Journalistin herauszupicken und sie mit einem individuellen Themenvorschlag direkt zu kontaktieren. Es müssen übrigens nicht immer gleich die großen Medien wie Spiegel, FAZ oder ZEIT sein. Gerade für regionale Unternehmen sind die Lokalzeitungen tolle Möglichkeiten, um im näheren Umkreis bekannter zu werden, auch Fachmagazine bieten sich an.

Vielen Dank für das Interview, Jörn!

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Woher weiß ich, dass ich (nicht) im Einklang mit mir bin?

Wenn wir etwas Neues wagen, ist es auch mal nötig, die eigene Komfortzone zu verlassen. Gleichzeitig sollen wir „bei uns bleiben“ und uns nicht verbiegen. Wie können wir da den Unterschied erkennen?

„Hallo Alex, wenn man etwas Neues wagt, ist es auch mal nötig, die eigene Komfortzone zu verlassen und auszudehnen. Da ist es völlig normal, dass sich etwas anfangs komisch und unbequem anfühlen kann. Es ist nicht so einfach zu erkennen: Fühlt sich das jetzt doof an, weil es wirklich nicht zu mir gehört? Oder fühlt es sich nur doof an, weil es eben neu, fremd und ungewohnt ist und ich über meinen Schatten springen, es trotzdem tun und lernen sollte? Was denkst du, woran man den Unterschied erkennen könnte?“


Ich glaube, deine Frage ist vielschichtig und die Antwort darauf ist es auch.😊 Ich sehe da sieben verschiedene Ebenen:

#1 Eine Werte-Ebene

… und die Frage: Kann ich das, was ich mache, mit meinen Werten vereinbaren?

So fühlt es sich für mich zum Beispiel völlig in Ordnung an, wenn sich die Arbeit an Texten schwer anfühlt oder ich mich bei einem Blogartikel richtig überwinden muss, ihn zu veröffentlichen (wie bei diesem hier). 

Aber wenn das eine Botschaft ist, die mir wichtig ist, weiß ich, dass es – im wahrsten Sinne des Wortes – die Mühe wert ist. 

Wenn ich mich allerdings tagtäglich dazu zwinge, Karussellposts für Insta zu erstellen, und gleichzeitig eigentlich keine Lust darauf habe, ein Unternehmen wie Meta zu unterstützen, sieht es anders aus. 

Da fühlt sich die Aufgabe nicht nur schwer an – alles in mir sträubt sich regelrecht dagegen, sie zu tun.

#2 Eine Stärke-Ebene

… und die Frage: Fokussiere ich mich gerade auf meine Stärken oder bin ich gerade dabei, meine Schwächen zu verbessern?

So ist es für mich zum Beispiel völlig in Ordnung, nicht zu wissen, wie ich einen Roman schreibe. Ich habe es noch nie gemacht und natürlich ist das erste Mal neben der Aufregung auch frustrierend und anstrengend. 

Ich bleibe dran, weil ich weiß, dass mir das Schreiben wichtig ist (siehe Werte) und ich, indem ich durch diese anstrengende Zeit gehe, meine Fähigkeiten und Stärken verbessere. 

Anders sieht es aus, wenn ich mich täglich dazu zwingen würde, Karussellposts für Insta zu erstellen. Ich kann das nicht gut, will das auch gar nicht können, finde das total langweilig und würde lieber mit Voldemort „Schiffe versenken“ spielen, als meine Zeit so zu verbringen. 

Hier sehe ich persönlich keinen Sinn darin, diese Schwäche weiter zu verbessern, um irgendwann, wenn ich Glück habe, lediglich Mittelmaß zu sein.

#3 Eine Energie-Ebene

… und die Frage: Raubt mir diese Aufgabe Energie oder gibt sie mir welche?

Gerade, was das Schreiben angeht, ist es nämlich so: Es ist anstrengend, aber seltsamerweise gibt mir das Schreiben mehr Energie, als es verbraucht. 

Wenn ich an einem Blogartikel oder Kapitel feile und am Ende des Tages etwas geschafft habe, bin ich happy, gut gelaunt und erfüllt.

Es ist also ein bisschen so wie beim Laufen und dem berühmten Runner's High. 

(Ein Writer's High also.😊)

Habe ich zehn Karussellposts für Insta designt, fühle ich mich nicht annähernd so berauscht. Eher gleichgültig bis innerlich leer oder frustriert. („Toll, jetzt habe ich zwei Stunden daran gesessen und der Post hat wieder nur 10 Menschen erreicht.“)

Mache ich jeden Tage fünf Instastorys, gibt mir das ebenfalls – als einem introvertierten Menschen – keine neue Energie, sondern zieht mir welche.

#4 Eine Möglichkeiten-Ebene

… und die Frage: Vergrößert diese Aufgabe meine Möglichkeiten im Leben oder beschneidet sie sie?

Beim Schreiben ist es nämlich so: Ich habe mittelfristig das Ziel, vom Schreiben zu leben. Das bedeutet, wenn ich mir hier die Mühe mache, etwas Neues zu lernen, weiß ich, dass es mich meinem Ziel näher bringt. Dass es mir Möglichkeiten und Chancen schenkt.

Beim Karussellpost-Erstellen ist es so: Ich denke mir die ganze Zeit: „Gott, was ich jetzt alles tun könnte, wenn ich nicht diese dämlichen Karussellposts designen müsste.“ 

Diese Aufgabe schafft also nicht neue Möglichkeiten, sie hält mich eher davon ab, die Dinge zu tun, die ich lieber tun würde.

#5 Eine Glücksebene

… und die Frage: Komme ich bei dieser Aufgabe in den Flow?

Für den Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi ist das Flow-Gefühl ein wahrer Glücksmacher, zeigt es uns doch an, dass eine Aufgabe das optimale Maß an Anstrengung für uns hat. 

So bin ich beim Schreiben regelmäßig im Flow und vergesse alles um mich herum. 

Beim Karussellpost-Erstellen? Noch nie. 

#6 Eine Selbstbestimmungsebene

… und die Frage: Habe ich mich für diese Aufgabe aus freien Stücken entschieden?

Autonomie ist eins der wichtigsten Bedürfnisse von Menschen, und wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich aus freien Stücken für eine Aufgabe entschieden habe, nehme ich gerne auch mal schwierige(re) Phasen in Kauf.

Beim Schreiben ist das zum Beispiel so. Da nehme ich Herausforderungen wahr, aber ich problematisiere sie nicht. Ich weiß, dass sie mich nicht vom Schreiben abhalten, sondern Teil des Schreibens sind. 

Fürs Karussellpost-Erstellen hingegen hatte ich mich – gefühlt – niemals frei dafür entschieden. Ich hatte es gemacht, weil ich Marketingcoaches glaubte und dachte, es unbedingt tun zu müssen. Und diese Aufgabe hat sich auch deswegen schwer angefühlt, weil ich glaubte, keine Wahl zu haben.

#7 Eine Balance-Ebene

… und die Frage: Wechseln sich Anspannung und Entspannung ab?

Und noch etwas habe ich beobachtet: Die Dinge, bei denen ich – komme, was wolle – am Ball bleiben will, sind nie nur anstrengend. Vielmehr herrscht eine – für mich – gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung.

Will heißen:

Vielleicht verlasse ich meine Komfortzone und veröffentliche einen persönlichen Blogartikel, und dann schreibe ich wieder drei Blogartikel, in denen ich mich „ausruhen“ kann und nicht zu viel riskiere.

Vielleicht veranstalte ich mal ein Webinar und bin kurz vorher ein bisschen aufgeregt. Aber dann lass ich es die nächsten Tage eben ruhiger angehen und lade meine Batterien wieder auf.

Beim Social-Media-Marketing hatte ich diese Balance in dieser Form nicht. Es fühlte sich immer anstrengend an und es gab kaum einen Tag, an dem mich Instagram nicht ausgelaugt hatte.

Übrigens:

Ich beobachte in letzter Zeit einen wahren „Leichtigkeits-Hype“: Alles rund ums Business soll immer und zu jeder Zeit „leicht“ sein. 

Das sehe ich nicht so.

Ich habe dieses Wort früher auch gerne verwendet, aber nun wieder damit aufgehört, weil ich feststelle, dass ich Leichtigkeit anders verstehe.

Leichtigkeit heißt für mich nicht, dass ich niemals meine Komfortzone verlasse und alle Aufgaben mir ständig leicht von der Hand gehen.

Leichtigkeit heißt für mich, dass ich – im Großen und Ganzen – im Einklang mit meiner Energie, meinen Stärken und meinen Werten lebe. Dass ich mich aus freien Stücken für eine Aufgabe entschieden habe und eine gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung herrscht. 

Deshalb ist „im Einklang mit mir sein“ und „Komfortzone verlassen“ nicht zwingend ein Widerspruch.

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Welche Metapher nutzt du?

Die Metapher, die du für deine Selbstständigkeit nutzt, ist wichtig. Sie bestimmt deinen Fokus und deine Fragen. Sie bestimmt, ob du Freude in deinem Arbeitsalltag spürst oder dich um Zahlen sorgst.

Hast du dich schon einmal gefragt, was du machen musst, damit dein „Business funktioniert“ und dir zuverlässig neue Kundschaft bringt?

Dann ist dieser Blogartikel für dich.

Doch bevor du dich gleich auf den Tipp oder die Geheimstrategie zur erfolgreichen Akquise freust, ein Disclaimer: Solch ein Blogartikel wird das nicht.

Ich will dir nämlich heute nicht sagen, was funktioniert, sondern vielmehr das Wort als solches betrachten und dich fragen: 

Muss deine Selbstständigkeit überhaupt „funktionieren“?

Wer danach fragt, was „funktioniert“, setzt – still und heimlich – voraus, dass die Selbstständigkeit eine Maschine ist, die zum Laufen gebracht und dann gemessen, getrackt, verbessert und optimiert werden muss. 

Eine Maschine, bei der es vor allem um Effizienz und Effektivität geht, um Abkürzungen, gelingsichere Pläne und die besten Resultate.

Doch was, wenn deine Selbstständigkeit überhaupt keine Maschine ist, sondern vielmehr …

… ein Tanz?

Dann geht es plötzlich nicht mehr ums Funktionieren, Messen und Checklisten, sondern um Fragen wie:

  • Habe ich meinen Rhythmus gefunden?

  • Bin ich noch im Takt?

  • Will ich mit jemandem zusammen tanzen?

  • Will ich die Musik leiser drehen? Oder lauter?

  • Habe ich Lust auf einen langsamen Tanz oder einen schnellen?

  • Was ist mein Lieblingslied?

In dieser Metapher wäre es völlig in Ordnung, langsamer zu machen. Oder das Üben zu genießen. Andere Menschen wären Tanzpartner*innen – und keine „Konkurrenz“. Es wäre legitim, die Freude in den Mittelpunkt zu rücken und einfach mal frei schnauze drauf los zu tanzen. Und falls man stolpert und gar hinfällt, das Krönchen zu richten und wieder weiterzumachen. Denn die Musik ist einfach zu gut, um stillzuhalten! 

Die Selbstständigkeit als Tanz – oder willst du sie vielleicht lieber als eine Reise verstehen? Eine schöne Vorstellung. Dann fragst du dich vielleicht: 

  • Wohin will ich fahren?

  • Was will ich sehen?

  • Will ich mit jemandem zusammen reisen oder alleine?

  • Wo will ich Rast machen?

  • Wie viel Zeit will ich mir für die Reise nehmen?

  • Welche Meilensteine will ich feiern?

In dieser Metapher würden wir viel öfter anhalten und den Ausblick genießen. Wir würden beschwerliche Wege als Teil der Reise akzeptieren und viel öfter denken: „Unfassbar, wie weit ich schon gekommen bin – und den Rest schaff’ ich auch noch.“ Wir würden stolz ins Gipfelbuch eintragen, dass auch wir diese Strecke gemeistert haben. Und dann würden wir einkehren und erst mal die Beine hochlegen und ausgiebig nichts tun. 

Selbstständigkeit als Tanz.
Selbstständigkeit als Reise.

Oder möchtest du deine Selbstständigkeit vielleicht lieber als einen Garten betrachten und dich fragen:

  • Was will ich pflanzen? 

  • Was will ich wässern?

  • Welche Nährstoffe werden gebraucht?

  • Wie werden die Pflanzen groß und stark?

In dieser Metapher geht es um Nachhaltigkeit und um Samen, die wir säen. Es geht um Vertrauen und Zuversicht, denn wir würden immer wieder feststellen, dass der Magnolienbaum selbst nach dem kältesten Winter wieder wunderschöne Blüten trägt. Wir würden wechselnde Phasen und Jahreszeiten annehmen und nicht problematisieren. Und wir würden unsere kostbare Zeit nicht damit verbringen, so oft am Gras zu ziehen, damit es vermeintlich schneller wächst.

Selbstständigkeit als Tanz.
Selbstständigkeit als Reise.
Selbstständigkeit als Garten.

Welche Metapher willst du für deine Selbstständigkeit nutzen? Du hast immer die Wahl.

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Toxische Positivität auf Social Media: Ein kritischer Blick auf die „Good Vibes Only“-Bubble

Warum toxische Positivität auf Social Media ein großes Problem ist und wir als Selbstständige die „Good Vibes only“-Bubble auf Social Media dringend verlassen sollten.

Toxische Positivität – einer der Gründe, warum ich vor gut einem Jahr meinen Instagram-Account gelöscht habe.

Was dieser Begriff genau meint, welche Rolle soziale Medien bei der toxischen Positivität spielen und warum ich es so wichtig für Selbstständige finde, aus der „Good Vibes only“-Bubble auszusteigen, erzähle ich in diesem Artikel.

Inhalt

Was ist toxische Positivität? Eine Definition

Beispiele für toxische Positivität

Warum ist toxische Positivität so problematisch für Selbstständige?

All feelings welcome – Warum wir auch die unangenehmen Gefühle in der Selbstständigkeit brauchen

Was ist toxische Positivität? Eine Definition 

Toxische Positivität meint eine Form von übertriebenem Optimismus und einen so starken Fokus auf das Positive, dass es zum Negieren, Ignorieren oder Verdrängen von bestimmten „unbequemen“ Gefühlen wie Wut, Traurigkeit, Enttäuschung oder Angst kommt.

In jeder Situation wird versucht, „positiv zu denken“. Und wenn andere Menschen traurig oder enttäuscht sind, wird ihnen gerne mal ein „Sieh es doch mal positiv“ oder „Don’t worry, be happy“ entgegengebracht.

Beispiele für toxische Positivität

Soweit die Theorie. Lass uns das Ganze jetzt mal an einigen konkreten Beispielen durchspielen, die den meisten Selbstständigen bekannt vorkommen dürften. 

Toxische Positivität in der Offlinewelt

Zunächst einmal ist toxische Positivität nicht für die Onlinewelt reserviert. Wir finden sie auch im „wirklichen Leben“:

Wenn ein langjähriger Kunde gekündigt hat, wir enttäuscht sind und unsere Freundin sagt: „Kopf hoch! Das wird schon wieder …“

Wenn wir ein Ziel haben, es nicht erreichen, traurig sind und der Partner sagt: „Ist doch nicht so schlimm. Du machst doch trotzdem alles super …“

Wenn uns die Reaktion einer Kundin wütend macht und wir von der Mutter gesagt bekommen: „Du musst das Ganze positiv sehen …“

Alles toxische Positivität

Diese Worte mögen zwar nett gemeint oder sogar als liebevoller Trost gedacht sein, aber in erster Linie negieren oder ignorieren sie die Gefühle, die wir in diesem Augenblick fühlen.

Enttäuschung, Traurigkeit, Wut.

Alles normale Gefühle, die zur normalen Bandbreite der menschlichen Empfindungen gehören und per se nicht schlechter sind als Freude, Neugier oder Glück. 

Nicht nur im Privatleben, sondern auch in der Selbstständigkeit.

Toxische Positivität in sozialen Medien

Social Media hat toxische Positivität also nicht erfunden, treibt das Phänomen aber nochmal ins Extreme. Denn je nach Plattform und Bubble kann es sein, dass wir uns in einer Welt wiederfinden, in der alle ausschließlich immer nur gute Laune haben.

Sie machen einen total romantischen Herbstspaziergang.
Haben die besten und treuesten Kundinnen.
Haben ihre Jahresumsätze verhundertdreißigfacht.
Machen die siebte
Workation in Island dieses Jahr.
Sind dreiundzwanzig Monate im Voraus ausgebucht.
Haben sich fünfzehn neue Kund*innen manifestiert.

Dazwischen gibt es Motivations- und Inspirationszitate am Fließband:

Good vibes only.
Bad vibes don’t go with my outfit.
Radiate positivity.
She just shines.
Things are gonna totally work out.
Don’t forget to smile.

Orangefarbene Schrift „Good Vibes Only“ auf schwarzem Hintergrund

Good Vibes Only – ein häufiges Motto auf Social Media

Warum ist toxische Positivität so problematisch für Selbstständige?

Abgesehen davon, dass natürlich niemandem jeden Tag die Sonne aus dem Popo scheint und manche Dinge auch mal nicht funktionieren werden, sind für mich insbesondere drei Punkte an toxischer Positivität ein Problem: 

#1 Fehler, Probleme, Herausforderungen und damit verbundene Gefühle wie Enttäuschung, Frust und Traurigkeit sind in den sozialen Medien chronisch unterrepräsentiert 

Hier werden Erfolge gefeiert und siebenstellige Jahresumsätze manifestiert, doch nur selten redet jemand über Absagen, Geldnot, Herausforderungen, Fehler oder Misserfolge und damit verbundenen Gefühle. 

Die Unterrepräsentation von diesen Herausforderungen und „unangenehmen“ Gefühlen ist auf der einen Seite natürlich verständlich. Kaum jemand möchte sich vor allen Leuten verletzlich machen, kaum jemand möchte zugeben, dass er oder sie auch mal struggelt. 

Das Bild, das andere Menschen von uns haben sollen, soll ein positives sein. Vor allem, wenn wir als Selbstständige darauf angewiesen sind, dass Menschen uns gut finden und mit uns zusammenarbeiten wollen.

Das erklärt, warum viele Selbstständige nur dann ihre Struggles teilen, wenn sie ein entsprechendes „Learning“ vorweisen können. („Ich hab einen Fehler gemacht und dann – Heureka! – habe ich etwas Entscheidendes gelernt und bin jetzt noch erfolgreicher als jemals zuvor.“)  

Auf der anderen Seite ist diese Unterrepräsentation zutiefst problematisch. Denn dadurch denken viele Selbstständige, dass …

  • alle wissen, wie der Hase läuft, nur sie nicht

  • alle mit Erfolg gesegnet sind, nur sie diejenigen sind, die Geldsorgen und zu wenige Kund*innen haben

  • oder kurz: dass alle anderen „normal“ sind, dass aber mit ihnen etwas nicht stimmt, weil ihre Pläne nicht immer funktionieren und sie auch mal schwierige(re) Zeiten durchleben 

Toxische Positivität isoliert also (= alle anderen sind normal und richtig, ich bin unnormal, falsch und gehöre nicht dazu). Und Isolation kann auf Dauer eine immense Herausforderung für die mentale Gesundheit werden.

#2 Toxische Positivität verändert unser eigenes Verhalten auf Social Media 

Wenn alle immer gut gelaunt sind, dann tun wir halt auch so, als wäre bei uns alles in Butter. 

Denn wir wollen natürlich dazu gehören zum Social-Media-Club.
Bloß nicht negativ auffallen, uns nicht „blamieren“.
Bloß nicht zugeben, dass ein Auftrag überraschend geplatzt ist, eine Kundin plötzlich gekündigt hat, dass wir in der Anfangszeit der Selbstständigkeit keine Kunden finden und deshalb traurig, enttäuscht oder frustriert sind. 

Wir passen uns der heilen Instagram-Welt an und erzählen auch überwiegend von den guten Tagen, unseren kleinen und großen Erfolgen und den erreichten Zielen.

Und ehe wir uns versehen, leisten wir auch unseren Beitrag dazu, dass die Maschinerie „toxische Positivität“ in Gang bleibt. 

Ein teuflischer Kreislauf.

#3 Wir fühlen uns schlecht, weil wir uns schlecht fühlen

Die Unterrepräsentation von Herausforderungen und bestimmten Gefühlen auf Social Media führt nicht nur dazu, dass wir diese Gefühle selbst nicht mehr öffentlich zeigen. Sie führt auch dazu, dass wir denken, dass Herausforderungen in der Selbstständigkeit und die damit verbundenen Gefühle nicht in Ordnung sind. 

Dass Enttäuschung, Frust, Trauer oder Wut nicht in Ordnung sind, weil wir sie online nicht mehr sehen. Vielleicht bei irgendwelchen Trolls und Spammern, aber nicht bei unseren Kolleg*innen oder Kund*innen. 

Schließlich sehen wir ja nur ihre guten Tage und größten Erfolge.

Und wenn uns dann ein Kunde absagt, fühlen wir uns nicht nur schlecht, weil der Kunde abgesagt hat. Wir fühlen uns nun auch schlecht, weil wir uns schlecht fühlen. 

Und wenn wir noch nicht fünf- und sechsstellige Monatsumsätze haben, weil wir uns gerade erst selbstständig gemacht haben, fühlen wir uns nicht nur frustriert, weil zu viel Monat für den Kontostand übrig ist. Wir fühlen uns auch schlecht, weil wir frustriert sind und mal keine „Good vibes“ versprühen. 

„Moment einmal“, denkst du dir jetzt vielleicht, „was spricht denn überhaupt gegen positives Denken oder Optimismus?“ 

Nichts spricht dagegen. 

Zumindest, wenn du unter „positivem Denken“ oder „Optimismus“ eine zuversichtliche und lebensbejahende Grundhaltung verstehst. Die habe ich ja auch. 

Toxische Positivität ist aber mehr als das. 

Es ist ein „Positiv um jeden Preis“.
Es ist das Negieren, Ignorieren, Verdrängen oder Abstreiten von bestimmten Emotionen.
Es ist ein so starker Fokus auf das Positive, dass kein authentisches Empfinden, kein authentischer Ausdruck mehr möglich ist. 

Toxische Positivität zu kritisieren, heißt also nicht, Pessimistin zu sein oder sich „in Selbstmitleid zu suhlen“. Es heißt einfach nur, für einen authentischen Ausdruck als Mensch einzustehen – mit allen Gefühlen, die dazu gehören.

Es heißt, Probleme, Herausforderungen und Fehler anzunehmen – und nicht totzuschweigen.

Es heißt, es sich erlauben, alle Gefühle auszudrücken und zu fühlen – und sie nicht etwa mit Social Media zu betäuben.

All feelings welcome – Warum wir (auch) die unangenehmen Gefühle in unserer Selbstständigkeit brauchen

Denn wir brauchen alle Gefühle als Selbstständige.

Nicht nur Freude und Glück und Begeisterung. Sondern auch Wut, Enttäuschung, Frust oder Traurigkeit.

Ja, Sie mögen unangenehme Gefühle sein, aber sie sind gleichzeitig auch so unendlich wertvoll. Warum? Darum:

#1 Weil unangenehme Gefühle unerfüllte Bedürfnisse zeigen

Warum ist mir das so wichtig? Was ist mir überhaupt wichtig? Warum habe ich überhaupt so reagiert?

Gefühle sind eine großartige Möglichkeit, mehr über uns und unsere Bedürfnisse zu erfahren.

So ist in der gewaltfreien Kommunikation Wut nichts anderes als ein Warnblinker, der anzeigt, dass irgendein elementares Bedürfnis zu kurz kommt. Ein Hilfeschrei des Körpers quasi.

So wie in einem Auto der Motor kaputt gehen kann, wenn wir wichtige Warnungen ignorieren, können auch wir richtig krank werden, wenn wir bestimmte Gefühle und damit unerfüllte Bedürfnisse (zu lange) verdrängen. 

Oder anders formuliert: Wir brauchen Frust, Ärger, Trauer und Wut, um unseren unerfüllten Bedürfnissen auf die Spur zu kommen und mental und körperlich gesund zu bleiben.

#2 Weil unangenehme Gefühle große Transformation bewirken können

Alle großen beruflichen Veränderungen in den letzten Jahren wurden bei mir durch unangenehme Gefühle in Gang gesetzt. 

Als ich wütend war, dass ein Kunde – und ich tippe diese Zeilen gerade mit dem Mittelfinger – immer wieder die Zeche prellte, wusste ich, dass ich meine Beratungen ab sofort nur noch per Vorkasse anbieten wollte.

Als ich im Sommer 2020 so erschöpft war, dass ich noch nicht mal mehr meine Gedanken hören konnte, wusste ich, dass es Zeit war, mich von Social Media zu verabschieden und meine Social-Media-Kanäle zu löschen

Wut. Frust. Erschöpfung – alles normale Gefühle und eine riesige Chance für tiefgreifende Veränderung und echtes Wachstum.

#3 Weil unangenehme Gefühle tiefe Verbindungen zu Menschen schaffen

Manchmal struggelt eine Teilnehmerin in einem meiner Programme so sehr, dass sie vor allen anderen weint, während sie von ihrer Herausforderung erzählt.

Auch wenn es sich auf den ersten Blick seltsam anhören mag, aber diese Momente gehören zu den wertvollsten Erfahrungen, die ich der Zusammenarbeit mit anderen Menschen erleben darf. Denn wenn Teilnehmerinnen merken, dass sich jemand öffnet – wirklich öffnet und Gefühle zeigt – passiert eine Magie, die sich kaum in Worte fassen lässt. 

Es entsteht eine Verbindung zwischen den Teilnehmerinnen, die nicht möglich wäre, wenn alle so tun würden, als wäre alles in Butter. Diese Verbindung ist unsichtbar und dennoch fast greifbar. Und sie zeigt sich nicht zuletzt in der Empathie und dem Verständnis, das der Teilnehmerin von allen Seiten entgegengebracht wird.

#4 Weil überstandene Krisen Resilienz ausbilden

Das Schöne an Trauer, Frust und Enttäuschungen ist: dass sie uns stärker machen. 

Wenn wir diese Gefühle verarbeiten, indem wir sie nicht verdrängen, ignorieren oder betäuben, sondern …

  • sie annehmen 

  • ihnen Zeit und Raum geben

  • sie fühlen („Was spüre ich wo im Körper?“)

  • sie benennen und kategorisieren („Ich fühle mich traurig, weil …“)

  • neugierig sind und versuchen, sie zu verstehen („Warum fühle ich mich so? Welches unerfüllte Bedürfnis steckt dahinter?“)

… können wir als Selbstständige Resilienz ausbilden.

Und selbst wenn wir niemals zu 100% sagen können, dass schon „alles gut wird“, wissen wir damit doch, dass wir klarkommen – egal, was passiert. 

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„Skalieren funktioniert auch ohne Social Media“ – Interview mit Simone Weissenbach 

Simone Weissenbach verrät im Interview, ob Unternehmer:innen auch ohne Social Media ihr Unternehmen skalieren können. Außerdem gibt sie Tipps, wann der richtige Zeitpunkt zum Skalieren ist.

Dr. Simone Weissenbach unterstützt Expert*innen und Coaches mit Online-Business dabei, ihre Expertise nachhaltig zu skalieren, aber ohne das typische Höher-Schneller-Weiter.

Sie zeigt verschiedene Wege, wie du durch einfache Evergreen-Strategien, die 24/7 für dich arbeiten, mit weniger Aufwand mehr erreichen kannst. Auf deine Art, so dass es zu dir, deinen Kund*innen und deinem Business passt.

Im Interview habe ich Simone gefragt:

  • Welche Rolle spielen soziale Medien beim Skalieren?

  • Gibt es für Online-Unternehmer*innen einen richtigen (oder falschen) Zeitpunkt zum Skalieren?

  • Kann ich auch völlig ohne Social Media skalieren und wenn ja, wie?


Liebe Simone, du unterstützt Einzelunternehmer*innen dabei, ihre Expertise zu skalieren, und zwar nicht nach irgendwelchen „Blaupausen“ oder „Geheimstrategien“, sondern ganz individuell. Welche Rolle spielen dabei soziale Medien für deine Kund*innen?

Die Rolle von Social Media ist bei meinen Kund*innen tatsächlich recht unterschiedlich. Von „Ich nutze es gar nicht“ bis hin zu „Es ist ein Hauptkanal“ ist alles vertreten. 

Für mich bedeutet Skalieren nicht dieses typische „Höher, Schneller, Weiter“ und „hustle, hustle, hustle“, sondern idealerweise mit weniger mehr zu erreichen. Und dafür muss ich natürlich wissen, was für mich als Unternehmer*in funktioniert. Das kann Social Media sein, muss es aber nicht. 

Und wie ist dein eigenes Verhältnis zu Social Media?

Wie heißt es immer so schön? Der Beziehungsstatus ist kompliziert.😊 

Ich arbeite inzwischen neun Jahre online und hab damals ganz klassisch mit Facebook begonnen, später ist Instagram dazugekommen. 

Am Anfang haben mir soziale Medien auch Spaß gemacht. Ich hab das Thema sogar von der wissenschaftlichen Seite beleuchtet und in meiner Dissertation untersucht, inwiefern man Social Media als Lehr- und Lerninstrument einsetzen kann. 

Inzwischen nutze ich Social Media aber fast gar nicht mehr. Soziale Medien stressen, frustrieren und nerven mich und sind ein richtiger Zeitfresser geworden. 

Was ich jetzt mache, könnte man als „Social Media light“ bezeichnen. Das heißt, ich hab die Profile noch, bin aber einem großen Teil der Accounts entfolgt, sodass ich – wenn ich mal reingucke – nur noch das sehe, was ich auch wirklich sehen möchte. Die Apps habe ich von meinem Smartphone gelöscht und schaue höchstens mal über den Desktop rein. Gepostet habe ich seit Monaten nichts mehr, will aber nicht ausschließen, dass ich es irgendwann wieder tue. Werbeanzeigen schalte ich allerdings noch immer.

Zwischenzeitlich hatte ich auch mal eine virtuelle Assistentin, die die Posts und Captions für mich erstellt hatte. Das hatte für mich leider von den Texten her nicht so gut funktioniert.

Spannend, dass du das Outsourcen angesprochen hast. Denn das war damals auch das erste, was ich versucht hatte, als ich keine Lust mehr auf Social Media hatte. Für mich hatte es aber auch nie so richtig funktioniert …

Ja, meine VA hatte es wirklich gut gemacht. Sie hat tolle Captions geschrieben und alles sah super aus, aber es war irgendwie nie ganz ich. Für Personenmarken scheint es irgendwie schwierig zu sein, Social Media outzusourcen.

Außerdem sehe ich es auch so: 

Meine potentiellen Kund*innen haben schon ein laufendes Onlinebusiness und lagern Social Media selbst gerne an VAs aus. Das heißt, ich würde meine VA damit beauftragen, Content für die VAs meiner potentiellen Kund*innen zu erstellen. Also ziemlich schräg irgendwie.🤪

Coachin Simone Weissenbach sitzt auf einem Rattanstuhl vor einer Wand

Simone Weissenbach

Und wie funktioniert das „Social-Media-Marketing light“ dann bei dir in der Praxis? Wie findest du Kund*innen für deine Onlineprogramme?

Ich investiere in meinem Marketing lieber Geld als Zeit. 

So habe ich vor einiger Zeit beschlossen, dass ich nicht mehr launchen will, und hab deshalb alles auf Evergreen umgestellt. Sowohl von den Produkten als auch vom Marketing her. Ich habe mir über Werbeanzeigen einen Funnel aufgebaut und mache darüber auf mich aufmerksam. Ich bewerbe meinen Content oder im nächsten Schritt auch mal ein Freebie oder eine Masterclass. 

Außerdem habe ich von Anfang auf Suchmaschinenoptimierung gesetzt. 

Über Google habe ich dich ja auch gefunden …

Ja, siehst du – funktioniert.😉 Ich habe inzwischen seit fünf Jahren einen Podcast und zu jeder Folge gibt es auch einen Artikel dazu. Klar ist das eine mittel- bis langfristige Strategie, aber für mich klappt das sehr gut. 

Der Podcast selber zählt eher zum Vertrauensaufbau. Fast alle meine Kund*innen haben – zumindest eine Zeit lang – meinen Podcast gehört. Dafür schreibe ich gerade nur selten Newsletter.

Dein Motto ist „Skaliere mit Leichtigkeit“. Wie passen für dich Leichtigkeit und Social Media zusammen?

Für mich persönlich tatsächlich gar nicht mehr. Nachdem es gefühlt immer lauter und voller geworden ist und ich eh ein introvertierter Mensch bin, hatte ich irgendwann das Gefühl, von allen Seiten „angeschrien“ zu werden. Das hat sich für mich nicht mehr nach Leichtigkeit angefühlt.

Wobei ich es wichtig finde, noch einmal über den Begriff der Leichtigkeit zu reden.

Leichtigkeit heißt für mich nämlich nicht, dass nichts zu tun ist, sondern dass ich die Sachen mache, die sich für mich stimmig anfühlen und dadurch leicht werden.

Manchmal wird Leichtigkeit nämlich so dargestellt, dass ich dann gar nichts mehr tue und die Kund*innen fast schon auf eine magische Art anziehe. Das meine ich definitiv nicht mit Leichtigkeit. Ohne „aligned action“, also die Umsetzung für mich stimmiger Dinge, passiert leider nicht viel.

Was mich auch immer nervt, ist, wenn dann manche Strategien als die einzige Lösung und das Nonplusultra dargestellt werden. Das stimmt aus meiner Sicht überhaupt nicht.

Bestes Beispiel ist für mich das Launchen. Im Onlinebereich heißt es immer: Du kannst nur verkaufen, wenn du launchst. Dabei funktioniert es doch in ganz vielen anderen Branchen auch anders.

Welche Formen gibt es überhaupt zum Skalieren und gibt es einen richtigen Zeitpunkt, den du deinen Kund*innen empfiehlst?

Für mich bedeutet Skalieren nicht einfach nur, größere Launches zu machen und mehr Geld zu verdienen.

Wichtig ist erst einmal, dass man sich eine stimmige, stabile Basis aufgebaut hat. Einfach deshalb, damit man nicht anfängt, die falschen Sachen zu skalieren.

Eine der gängigsten Möglichkeiten ist sicherlich, das Angebot zu skalieren. Der Klassiker ist, nicht mehr 1:1 zu arbeiten, sondern Angebote zu entwickeln, in denen man mit mehreren Menschen parallel arbeitet. Aber auch da gibt es ja so viel mehr als nur der Selbstlerner-Onlinekurs, der oft genannt wird. Es gibt zig Varianten, Angebote zu skalieren. Entscheidend ist, dass ich weiß: Was passt zu mir selbst? Was passt zu meinen Kund*innen? Was passt zum Angebot, das ich habe?

Eine weitere Möglichkeit ist, das Marketing zu skalieren, weil ich zum Beispiel größere Launches will oder weil ich auf Evergreen umstelle und nur noch dann launche, wenn ich Bock dazu habe.

Zum Skalieren gehören für mich aber auch Strukturen, Systeme und Tools, die dann viele Aufgaben für mich übernehmen können.

Selbst wenn meine Kund*innen noch relativ am Anfang sind und noch nicht so weit sind zum Skalieren, kann man aus meiner Sicht trotzdem schon einmal gucken: Was machst du momentan? Wie machst du das? Wo könntest du es dir schon einmal einfacher machen?

Kann man deiner Meinung nach auch zu früh skalieren?

Ja, definitiv. Bevor ich skaliere, muss ich unbedingt wissen:

Mit wem will ich arbeiten? Wie arbeite ich mit ihm? Welche Botschaft will ich überhaupt vermitteln? Und an wen? 

Gerade am Anfang passiert es ja noch recht häufig, dass man sich bei manchen Kund*innen denkt: „Okaaaaay. Lieber nicht mehr. Danke.“

Ich sollte also unbedingt schon einmal mit Menschen zu diesem Thema zusammengearbeitet haben, wenn auch nicht zwingend in diesem Format. 

Ein häufiger Fehler wäre es zum Beispiel, als Einsteiger*in zu sagen „Ich entwickle jetzt mal einen Onlinekurs.“. Hier ist aus meiner Sicht die Gefahr groß, dass er nicht verkauft wird. 

Gibt es von deinen Kund*innen welche, die tatsächlich auch völlig ohne Social Media skalieren?

Ja, da gibt es ein paar. Eine Kundin zum Beispiel schreibt gerne Newsletter und baut damit Vertrauen zu den Menschen auf, die schon bei ihr sind. 

Daneben nutzt sie die sogenannte OPA-Strategie („other people’s audiences“) und erreicht über Kooperationen die Zielgruppen von anderen Unternehmer*innen. 

Außerdem setzt sie auf Suchmaschinenoptimierung. Da sie sehr nischig unterwegs ist, taucht sie sofort relativ weit oben in den Suchergebnissen auf, wenn jemand nach ihren Keywords sucht. 

Und schließlich hat sie auch noch einen Podcast, arbeitet viel mit Interviews und erreicht damit wiederum die Zielgruppen von anderen Menschen. 

Skalieren funktioniert also definitiv auch ohne Social Media.

Vielen Dank für das Interview, Simone.

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Resilienz für Unternehmer*innen: Wie Selbstständige Krisen meistern und an ihnen wachsen – Interview mit Bettina Bergmann

Wie du als Selbstständige Krisen meisterst und an ihnen wächst, verrät Bettina Bergmann im Interview.

Bettina Bergmann ist Business-Coachin und hilft engagierten Unternehmerinnen dabei, ihr einzigartiges Naturell zu entdecken und im Vertrauen auf sich und ihre Fähigkeiten erfolgreich zu sein. Im Interview verrät sie, wie Selbstständige und Unternehmer*innen Krisen meistern und Resilienz entwickeln können.


Liebe Bettina, was bedeutet Resilienz genau?

Danke, dass du genau diese Frage am Anfang stellst. Ehrlich gesagt – ich bin immer wieder erstaunt, dass viele Menschen in der Tat nicht wissen, was genau mit Resilienz gemeint ist. Re-silienz hat viel zu tun mit Re-aktion. Eine Interessentin bucht nicht, mein Kurs verkauft sich nicht, eine Freundin bekommt eine Krebsdiagnose – ich kann verzweifeln oder ich kenne einen Weg, der mich aus meinem emotionalen Elend wieder rausholt.

Und genau das ist Resilienz: Das, was Menschen während und nach dem Erleben von Stress mental gesund hält. 

Und was zeichnet einen resilienten Menschen aus? 

Darf ich von mir erzählen? Ich glaube, ich bin das beste Beispiel für einen resilienten Menschen. 2013 ist mein Mann an einem Hirntumor gestorben und ich hatte 3 Monate später einen Herzinfarkt. Damals wusste ich noch nichts von nützlichen Strategien, ich habe wohl einfach intuitiv vieles richtig gemacht. Ich erinnere mich noch genau an den Abend nach der Beerdigung. Es war warm. Ich saß allein auf dem Balkon. Freunde und Familie waren weg. Ruhe. Und jetzt? Meine Antwort an mich selbst: Ich lebe. 

Was heißt „leben“? Pläne machen, nach vorne schauen, das Schöne im Alltag entdecken, optimistisch sein und daran glauben, dass es irgendeinen Weg geben wird, dass es gut wird. Ich habe Freunde, die mich unterstützen.

Später habe ich gelernt, dass ich wie nach Lehrbuch Resilienz gelebt hatte: Ziel- und Lösungsorientierung, Optimismus, Akzeptanz und Bindung. So habe ich es geschafft, meine Lebenskrise zu überwinden. 

Ich vergleiche einen resilienten Menschen gerne mit dem Bambus. Dieser Pflanze können die größten Stürme nichts anhaben. Die Zweige brechen nicht ab. Sie biegen sich – manchmal auch fast bis zum Boden – und richten sich anschließend wieder auf. Bambus ist äußerst flexibel. In den Tropen baut man daraus sogar Gerüste für Hochhäuser, weil sie erdbebensicher sind – besser als Stahl. 

Und genauso anpassungsfähig sind resiliente Menschen. Sie sind nicht immun gegen jede Krise, sie haben auch Angst, sie erleben auch schmerzhafte Erfahrungen. Aber: Sie kennen und nutzen Strategien, um den inneren Kompass wieder auf „positiv“ zu stellen. 

Ganz wichtig: Das gilt nicht nur für große Krisen, sondern auch für den ganz alltäglichen Wahnsinn, den ich meistern muss. 

Coachin Bettina Bergmann steht vor einem Esstisch mit einer Tasse in der Hand

Bettina Bergmann

Woran erkenne ich, wenn mir als Unternehmer*in Resilienz fehlt?

  • Ich bin spät abends parallel zum Film noch am Handy, um bei FB oder Insta ja nichts zu verpassen (kann dir nicht mehr passieren 😊, liebe Alex).

  • Ich fühl mich unter Druck, jede Mail von Kund*innen sofort zu beantworten; ich denke, dass ich 24/7 für sie da sein muss.

  • Ich kriege viel zu wenig geregelt, weil ich mich nicht entscheiden kann.

  • Ich komme mit meinem Produkt nicht zu Potte, weil es noch nicht „perfekt“ genug ist.

  • Ich habe ein mieses Gefühl, weil ich sehe, was die Konkurrenz Tolles macht.

  • Es prasselt so viel auf mich ein und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.

  • Ich habe viel zu wenig Zeit – und das, obwohl ich als Selbstständige doch selbstständig organisieren könnte.

Ich glaube, jede von uns kennt diese Situationen aus dem Business-Alltag. Und vermutlich gibt es da noch einige Situationen mehr. Was ist das verbindende Element all dieser Erfahrungen? 

Es fehlt dir zu vielen Dingen der Mut. Du brauchst Mut, um deine Online-Zeiten zu reduzieren, um Kund*innen klar zu machen, dass du nicht jederzeit verfügbar bist, um dich für das eine oder das andere Marketing-Angebot zu entscheiden oder deinen Tag zu strukturieren (Mut zum Kürzen der To-do-Liste).

Und für diesen Mut brauchst du Selbstvertrauen. Resilienz hat sehr viel mit Selbstvertrauen zu tun. Ich muss meine Stärken gut kennen, damit ich weiß, worauf ich bauen kann. 

Wie können Unternehmer*innen ihre Resilienz fördern und trainieren? Oder ist die Fähigkeit zur Resilienz angeboren?

Zentrale Botschaft zu dieser Frage: Resilienz ist lernbar. Es gibt Menschen, die von Natur aus eher an das Positive glauben oder sich nicht so schnell „unterkriegen“ lassen. Die lernen vielleicht schneller. Aber grundsätzlich ist Resilienz eine Kompetenz, die jede*r erwerben und trainieren kann.

Wichtige Voraussetzung für den Trainingserfolg ist eine gute Selbstwahrnehmung. Für mich ist das der Start ins Training. Ich muss erst genau spüren, beobachten, erkennen, was gerade mit mir los ist, damit ich den nächsten Schritt machen kann. 

Hier kommt die viel zitierte Achtsamkeit ins Spiel. Ich darf hinhören, wie es mir geht. Wo spüre ich Unruhe? Verspannungen? Ungeduld? Zweifel? All das sind Signale, die mich auffordern sollten, etwas zu ändern und dadurch mehr Zufriedenheit in mein Leben zu holen.

Ich selbst bin noch nicht so weit wie du, Alex, dass ich mich von FB und co verabschiedet habe. Deshalb kenne ich es nur zu gut, dass gerade durch zu viel Social Media der Kopf ziemlich rödelt. Gedanken schwirren durcheinander. Die vielen To-dos wollen beachtet werden. 

Quick-Tipp, um aus diesem Gedankenkarussell auszusteigen:

Konzentriere dich ganz auf das, was gerade hier und jetzt ist:

Was machst du gerade? Wie schmeckt der Erdbeerkuchen? Wie fühlt sich der Wind auf der Haut an? Welche Farben siehst du beim Blick aus dem Fenster? 

Nimm mit allen Sinnen wahr, was ist. Diese Konzentration bringt dich sofort raus aus dem Stress-Modus und du kommst runter – physiologisch gesprochen: Puls wird langsamer, Blutdruck sinkt. Man kann es auch Meditation nennen – ganz klein und ganz alltagspraktisch.

Wie können Selbstständige Selbstzweifel in den Griff bekommen und ihr Selbstvertrauen stärken?

Um zu lernen, wie ich Selbstzweifel in den Griff bekomme, ist es gut zu wissen, wieso ich sie überhaupt habe. Wie entstehen Selbstzweifel? Was lässt mich als erwachsene Frau an mir zweifeln – und das, obwohl viele von uns Ausbildungen erfolgreich abgeschlossen haben, Ehen gelebt, Trennungen überstanden, Kinder großgezogen und Jobs gemeistert haben.

Auf unserer persönlichen Lebenslinie stehen viele Erfolge – aber wir sehen sie nicht. Wir lieben es, unsere Schwächen zu betonen und die Fehler in den Mittelpunkt zu stellen. „War ja klar, dass ich das nicht geschafft habe.“ Anstatt: „Ich schau mal, was genau noch nicht funktioniert hat, und mache es beim nächsten Mal besser.“

Wir verallgemeinern gerne: Immer geht was schief. Hat alles keinen Sinn. Das wird nie gut gehen.

Um aus dieser Nummer rauszukommen, ist es klug, das wahrzunehmen, was gelingt, was gut ist, was einfach stimmt. 

Auch hierzu habe ich einen Quick-Tipp:

Starte den Tag gleich morgens mit deinem persönlichen Journal. Schreib auf, auf was du dich freust und wofür du dankbar bist. Wenn du jeden Tag deine Gedanken auf positiv richtest, wirst du deutlich mehr positive Erfahrungen am Tag machen und viel öfter in einer guten Stimmung sein. Wir steuern über unser Gehirn unsere Emotionen. Deshalb ist diese Strategie so wirkungsvoll, wenn du sie regelmäßig anwendest.

Klimakrise, Krieg, Corona … Wie schaffen wir es, nicht an der Weltlage zu verzweifeln, sondern Vertrauen aufrechtzuerhalten? 

Ja, genau. Auch mit diesen Erfahrungen gesund umzugehen, ist Resilienz. Warum leiden wir eigentlich an diesen Ereignissen und an den Nachrichten über diese Ereignisse? Es belastet, sich machtlos zu fühlen. Ich kann zwar zu einer Demo gehen oder spenden, aber letztlich doch nur sehr begrenzt etwas bewirken. 

Deshalb hilft hier, der diffusen Bedrohung etwas entgegenzusetzen, was sehr real im Hier und Jetzt passiert:

  • Dem Gefühl, keine Kontrolle zu haben, kannst du entgegensteuern, indem du etwas tust, was du gut kontrollieren kannst, zum Beispiel etwas kochen, im Garten neue Blumen pflanzen oder eine Yoga-Session einlegen.

  • Mach etwas, wobei du dich konzentrieren musst und Körper und Geist gleichzeitig trainierst. Das lenkt dich ab, zum Beispiel Tanzschritte lernen, klettern oder jonglieren lernen. Dein Gehirn ist dann ausgelastet und hat keine Energie mehr für negative Gedanken.

  • Reduziere die Frequenz der Nachrichten. Einmal am Tag reicht, um auf dem Stand zu bleiben.

  • Eine raffinierte und intensive Strategie ist auch, dass du deine Sinne starken Reizen aussetzt: Ingwer und Chili, kalte Dusche, Lavendelbad. Wenn du mit allen Sinnen aufmerksam bist, ist dein Gehirn beschäftigt und hat keinen Platz mehr fürs Grübeln.

  • Schreib dir alles von der Seele. Aber nicht orthografisch perfekt und stilistisch optimiert, sondern expressiv. Also einfach schreiben, ohne Punkt und Komma. 20 Minuten lang. Das wirkt.

Kleiner Kommentar am Rande: Du darfst gut für dich sorgen, auch wenn woanders Krieg ist – ohne schlechtes Gewissen. Du hast Verantwortung für dich, deine Arbeit, deine Familie. Das bedeutet auch, dass du gesund bleiben musst, um für diese Menschen da zu sein. Das ist kein Egoismus.

Vielen Dank für das Interview, Bettina!

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Ich hab’ Beef mit Jeff! – Warum ich nicht mehr launchen will

Ich habe keine Lust mehr darauf, klassisch zu launchen und Menschen in meine Programme „hineinzufunneln“. Warum ich mich gegen künstliche Verknappung und Co. entschieden habe.

Auf meinem Weg zu einem Social-Media-freien, ethischen Marketing habe ich mein nächstes Dorn im Auge: das Launchen.

Ich mag nämlich nicht mehr Menschen in meine Programme „hineinfunneln“.🙈

Das „klassische“ Launchen, so wie wir es aus dem Onlinemarketing kennen und so wie ich es jahrelang für mich praktiziert habe, ist nämlich alles andere als achtsam und ethisch, wenn wir ehrlich sind.

Sowohl für mich als „Launchende“. 

(Manchmal war ich nach dem Launch so ausgebrannt, dass ich dringend Urlaub gebraucht hätte. Und da war der Kurs, den ich gelauncht habe, noch nicht einmal gestartet …)

Als auch für die Menschen, an die ich meine Programme gelauncht habe.

(Ich schätze mal, niemand möchte gerne Mails à „Das Angebot gibt es nur noch eine Stunde – friss oder stirb“ bekommen.)

Doch wie können wir unsere Onlineprogramme mit Teilnehmer*innen füllen, ohne mit Druck, psychologischen Tricks und dem üblichen Marketing-Blabla zu arbeiten?

Lass uns dafür zunächst einmal das klassische Launchprinzip angucken.

Das klassische Launchen nach Jeff Walker

Launchen, so wie wir es kennen, basiert auf der sogenannten „Product Launch Formula“ von Jeff Walker.

Der gute Jeff hat nämlich herausgefunden, dass man Programme und digitale Produkte viel besser verkauft, wenn es eine künstliche Verknappung gibt.

So wird der Warenkorb an einem Tag – meist durch ein Webinar – geöffnet („Open Cart“) und nach ein paar Tagen wieder geschlossen („Closed Cart“). Und davor und danach kann das Programm nicht mehr gekauft werden.

In der Open-Cart-Phase bedient sich Jeff der üblichen E-Mail-Marketing-Taktiken mit Deadlines, Timern und sogenannten „mentalen Triggern“, also psychologischen Tricks, die Menschen dazu bringen sollen, das Produkt zu kaufen.

Warum ich Beef mit Jeff hab

Zunächst einmal hat Jeff natürlich absolut Recht:

Marketing mit Verknappung und anderen mentalen Triggern „funktioniert“. In dem Sinne, dass ein Programm tatsächlich interessanter ist und ein „Habenwollen“ auslöst, wenn es nur wenige Tage im Jahr zur Verfügung steht. 

Ist bei mir ein bisschen so wie mit Bärlauch. Ich mag ihn nicht besonders. Aber wenn ich ihn im Frühling beim Spaziergang mit dem Hund entdecke, denke ich: „Nimmst ihn halt mal mit, sonst musst du wieder ein Jahr warten … “

Alle großen Online-Unternehmer*innen, die ich kenne, bedienen sich dieser Bärlauch-Taktik. Und das erfolgreich.

Doch darf ich mich psychologischen Tricks bedienen, einfach nur weil … es funktioniert? Darf ich ggf. fragwürdige Marketingtaktiken anwenden, einfach nur weil … es alle machen? Darf Wachstum und finanzieller Erfolg der einzige Wert sein, den ich im Marketing verfolge?

Ich glaube: 

Nein.
Nein.
Und nein.

Und ich schätze mal, du siehst es ähnlich.
Ja, vermutlich sehen das die meisten Selbstständigen ähnlich. 

Niemand will manipuliert werden. (Doch die meisten Selbstständigen manipulieren.)

Und da nehme ich mich selbst nicht raus. In der Vergangenheit habe ich auch Jeffs Buch inhaliert und mit Deadlines und Timern gearbeitet, weil es so schön „funktioniert“ hat. Doch was ist die Alternative?

Vielleicht denkst du jetzt:

„Ist ja schön und gut. Ich bin auch für Ethik und Moral. Aber gleichzeitig will ich von meiner Selbstständigkeit leben können. Was ist also die Alternative?“

Ich weiß es nicht so genau.
(Also noch nicht.)

Aber ich begebe mich auf die Suche.
Ich bin auf dem Weg.
Und ich werde berichten.😊

Was ich ab sofort nicht mehr mache

Einiges habe ich aber schon in den letzten Wochen umgesetzt und geändert.

Keine „charmanten Preise“ mehr

Da wäre zum einen die Sache mit den Preisen.

Bestimmt ist dir nämlich schon aufgefallen, dass Preise sehr häufig auf „7“ oder „9“ enden, oder? Sei es im Discounter oder bei hochpreisigen Coaching-Angeboten …

„Charm Pricing“ nennt sich das und meint die psychologische Preisgestaltung, die suggeriert, dass ein Produkt günstiger ist, als es ist.

Deshalb kosten Onlinekurse auch oft „497“, „997“ oder „1497“ Euro.

Wir denken „Cool, noch dreistellig“ und kaufen, ohne mit der Wimper zu zucken, das Produkt, das eigentlich bereits vierstellig kostet.

Auch ich habe mich jahrelang dieser Strategie bedient.

Gar nicht mal, weil ich dachte: „Jetzt will ich Menschen zum Kauf meines Produktes manipulieren. MuahahaHAHAHA.“ 

Sondern weil es alle so machten.

Ich weiß, dass „Weil es alle machen“ ein doofer Grund ist. Und genau deshalb habe ich mich, bei den Dingen, die ich anbiete (wie meinen Onlinekursen zum Beispiel), gefragt, ob ich mich noch länger dieser psychologischen Preisgestaltung bedienen will.

Und: nein.
Will ich nicht.

Deshalb enden meine Preise jetzt – wie mein Stundensatz ja auch – regulär auf einer „0“.

Kein Aufpreis mehr für Ratenzahlungen

Eine zweite Sache, die ich bei der Preisgestaltung für meine Produkte geändert habe, betrifft die Ratenzahlung.

Klassischerweise sollen im Launch Einmalzahlungen belohnt und Ratenzahlung bestraft werden. Deshalb sind Ratenzahlungen bei den meisten Onlineprogrammen auch teurer.

Dafür gibt es an sich eine vernünftige Erklärung: 

Ratenzahlungen bedeuten für den oder die Anbieter*in einen buchhalterischen Mehraufwand und natürlich ist da immer auch ein gewisses Risiko, dass die letzten Raten nicht bezahlt werden.

Das ist alles richtig. Doch inzwischen empfinde ich einen Aufpreis für Ratenzahlungen einfach nicht mehr als sozial

Gerade Einsteiger*innen können sich vier- oder fünfstellige Produkte – selbst wenn sie nach bestem Wissen und Gewissen kalkuliert wurden und ihren Preis absolut wert sind – oft noch nicht leisten. 

Sie sind auf Ratenzahlungen angewiesen, und wie doof ist es eigentlich, diese Situation als Unternehmerin auszunutzen und Einsteiger*innen mit höheren Preisen zu „bestrafen“? (Um nicht zu sagen: zu diskriminieren.)

Dabei ist es für Unternehmer*innen mit mehr finanziellen Ressourcen doch ein Leichtes, solidarisch mit denjenigen zu sein, die weniger finanzielle Ressourcen zur Verfügung haben, und soziale Preismodelle anzubieten?!

Umso mehr, wenn genau diese Unternehmer*innen regelmäßig größere Summen an Hilfsorganisationen spenden und sich auf Social Media als wahnsinnig „sozial“ geben.

Ratenzahlungen biete ich deshalb ab sofort ohne Aufpreis an.

Keine Timer und künstliche Deadlines mehr

Wenn es kein klassisches „Open Cart“ und „Closed Cart“ gibt, brauche ich auch keine Timer und künstlichen Deadlines mehr.

(Juhu!🥳 Hab sie sowieso immer gehasst!)

„Nur noch zwei Stunden sind die Türen zu meinem Programm geöffnet. Buche jetzt noch schnell.“

Solche Mails möchte ich in Zukunft nicht mehr verschicken.

Kein Zeitdruck mehr für mich

Und schließlich ist das Ganze auch noch für mich viel entspannter.😊 

Auf andere Menschen Druck auszuüben, selbst wenn es „nur“ per E-Mail ist, hat natürlich auch auf mich selbst Druck ausgeübt. 

Kein Wunder, dass ich mich nach Launches so oft ausgelaugt und erschöpft fühlte.

Mehrere Wochen vor einem gemeinsamen Start die Türen zu einem Programm zu öffnen, fühlt sich herrlich entspannt an. Ich muss nicht – pünktlich zu einem Webinar – fit sein, sondern mehrere Wochen Zeit, um auf dem Blog oder Newsletter über mein Programm zu reden.😊

Stattdessen will ich nun Folgendes tun

Fiese Gedanke verbannen und stärkende Gedanken denken

Zunächst einmal starte ich – wie immer – im Innern. Da ist nämlich dieser hartnäckige Glaubenssatz in mir, dass ich nicht erfolgreich sein kann, wenn ich ethisch handle.🙈

Verrückt, oder?

Ich vermute: Das ist Gedankengut aus Sowjetzeiten, wo jede*r, der oder die erfolgreich sein wollte, krumme Dinger drehen und jemanden bestechen musste. (Ich wünschte, das wäre ein Witz.)

Weg damit.

„Ich kann ein ethischer Mensch sein und genügend Umsatz machen, um ein schönes Leben zu führen.“

Viel besser.

Diesen Satz schreibe ich mir nun jeden Tag zehnmal irgendwohin, bis auch die letzte Zelle in meinem Körper verstanden hat, dass es so ist.😜

Wartelisten

Solange ich nicht genau weiß, wann ich das nächste Mal ein Programm anbieten kann und will, biete ich Menschen die Möglichkeiten an, sich in Wartelisten einzutragen.

Das möchte ich auch in Zukunft so handhaben.

Wartelisten finde ich für beide Seiten herrlich entspannt und unkompliziert.  

Menschen, die grundsätzlich Interesse an einem Programm haben, tragen sich in eine Warteliste ein, selbst wenn ich die Details noch nicht festgelegt habe.

Sobald Zeitraum, Leistungsumfang und Preis feststehen, schreibe ich ihnen eine Mail und sag ihnen Bescheid.

Natürliche Verknappung(en) kommunizieren

Es gibt für mich einen großen Unterschied zwischen künstlicher und natürlicher Verknappung.

Natürliche Verknappung hat einen guten, nachvollziehbaren Grund wie

  • eine begrenzte Zahl der Teilnehmer*innen, um alle bestmöglich unterstützen zu können

  • begrenzt freie Slots für Mentorings, weil der Tag nun mal 24 Stunden hat und ich nicht mehr als X Mentoringkund*innen parallel haben kann, ohne mich zu verzetteln

  • Anmeldemöglichkeit endet an Tag X, weil wir am Tag darauf gemeinsam starten

Diese natürlichen Verknappungen, empfinde ich nicht als Manipulation und werde sie auch weiterhin kommunizieren.

Schließlich ist es auch absolut in Ordnung, wenn Hotels oder Restaurants auf ihrer Website erzählen, dass sie nur eine begrenzte Anzahl an Zimmern oder Plätzen zur Verfügung haben.

Oder hast du schon einmal gedacht:

„Boah, nur 40 Hotelzimmer?! Wie können sie es wagen, so viel Druck auf mich auszuüben?!“ 

Kapazitäten transparent zu kommunizieren oder die Zahl der Teilnehmer*innen zu begrenzen (um sie optimal unterstützen zu können), finde ich immer noch absolut legitim. Für Hotels und Restaurants. Und natürlich auch für Berater*innen und Coaches.

Working out loud

Ich liebe das Konzept von „Working out loud“. 

„Working out loud“ heißt vereinfacht, dass ich nicht einfach nur im stillen Kämmerlein vor mich hin arbeite, sondern dass ich Menschen an meiner Arbeit teilhaben lasse und Wissen teile.

Das kann ein Behind-the-Scenes-Blogartikel so wie dieser hier sein. Oder auch ein persönlicher Newsletter.

Statt mich unnahbar zu geben und Entwicklungen oder Erkenntnisse zu verheimlichen, erzähle ich offen die Hintergrundgeschichten zu meinen Angeboten, rede über meine Werte, Denkprozesse und (innere oder äußere) Veränderungen.

Das ist für mich nicht Manipulation.

Das ist Sichtbarkeit.
Das ist Teilen von Wissen.
Das ist „Working out loud“.

Online-Events

Online-Events wie Webinare, Workshops oder Kongresse sind aus meiner Sicht nicht per se „manipulativ“.

Sie können – wie im klassischen Launchen – natürlich als Strategie genutzt werden, um die Open-Cart-Phase einzuleiten und Menschen in den „Funnel“ zu bekommen.

Sie können aber auch einfach nur eine Möglichkeit sein, um sichtbar zu machen, was wir wissen und wie wir Menschen mit unseren Angeboten helfen können.

Und Letzteres finde ich immer noch absolut in Ordnung.

Eine Online-Veranstaltung nach dem Muster 

„Hier ist das was ich weiß, tue und kann. Und hier ist eine Möglichkeit, mit mir zusammenzuarbeiten.“

ist nämlich etwas völlig anderes als 

„Hier ist das, was ich weiß, tue und kann. Und du hast nun fünf Tage Zeit zu entscheiden, ob du mit mir zusammenarbeiten willst. (Ansonsten erst nächstes Jahr wieder! #SorryNotSorry) Und wenn du dich in den nächsten 15 Minuten entscheidest, bekommst du Boni im Wert von drölfzig tausend Euro.“

Das Erste ist Sichtbarkeit. Das Zweite ist Druck. (Und psychologische Trickserei.)

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Wie veranstalte ich ein Online-Live-Event ohne Facebook?

Ich habe ein Online-Live-Event ohne Facebook oder andere Social-Media-Kanäle veranstaltet und teile mit dir meine Erfahrungen. Außerdem verrate ich dir, welche Social-Media-freien Alternativen ich zu Facebook-Gruppen und -Lives genutzt habe.

Ende Mai habe ich mit einigen Kolleginnen ein Live-Event veranstaltet.

Das Besondere: Wir haben das Live-Event völlig ohne Social Media durchgeführt.😊

Auch für mich war das eine absolute Premiere, denn früher habe ich Online-Events meist mithilfe von Facebook bzw. Facebook-Gruppen abgehalten und organisiert.

Interessiert dich, wie ein Online-Live-Event völlig ohne Social Media durchgeführt werden könnte?

Vielleicht planst ja auch du eine Workshop-Reihe, eine Challenge, einen Online-Kongress oder Ähnliches und möchtest nun wissen, welche Social-Media-freien Möglichkeiten es so gibt.

In diesem Blogartikel erzähle ich dir, wie wir  

  • den Support der Teilnehmer*innen

  • Live-Veranstaltungen

  • sowie die Bereitstellung der Aufzeichnungen

organisiert haben.

Außerdem ziehe ich ein Fazit und verrate dir, wie die Teilnehmer*innen (aus meiner Sicht) mit den Social-Media-freien Plattformen zurechtgekommen sind.

Inhalt

Support der Teilnehme*rinnen ohne Social Media

Livegehen ohne Social Media

Aufzeichnungen teilen ohne Social Media

Online-Live-Event ohne Facebook veranstalten – Mein Fazit

Slack: Support der Teilnehmer*innen ohne Social Media

In der Vergangenheit habe ich die Teilnehmer*innen aus meinen Online-Live-Veranstaltungen in FB-Gruppen betreut. 

War ja auch ganz schön praktisch: 

  • Fast alle haben Facebook. 

  • Facebookgruppen sind kostenlos.

  • Fast alle wissen, wie FB-Gruppen funktionieren. 

  • Somit ist es für die meisten Teilnehmer*innen ein Leichtes, Fragen zu stellen und sich mit anderen zu vernetzen.

In unserem Online-Event haben wir nun Slack als Social-Media-freie Alternative zur FB-Gruppe genutzt. 

Slack ist eigentlich ein Tool zur digitalen Zusammenarbeit in Teams. 

Und nachdem ich Slack schon für den Support meiner Kundinnen kennen- und lieben gelernt habe, lag es für mich nahe, es nun auch im Online-Festival zu testen.😊 

Vorteile von Slack

  • Slack ist – so wie FB-Gruppen – für die Teilnehmer*innen kostenlos

  • Durch die Organisation durch sogenannte Channels ist Slack – im Gegensatz zu FB-Gruppen – übersichtlich und strukturiert. 

  • Wir haben für jedes Thema einen Channel erstellt und die Fragen und Antworten dadurch übersichtlich organisiert.🤓

  • Slack ist – aus meiner Sicht – recht intuitiv in der Bedienung.

Mein Fazit zu Slack

Wie viel Prozent von den Angemeldeten haben Slack genutzt? Wenige. Etwa 15% von den Menschen, die sich zum Live-Event angemeldet haben. 

Woran das lag, weiß ich nicht genau. Ich vermute, die Hürde, sich auf einer unbekannten Plattform anzumelden, ist höher, als eine bekannte Plattform wie Facebook zu nutzen und einfach in eine Facebook-Gruppe einzutreten.

Die Teilnehmer*innen, die Slack genutzt hatten, schienen aber im Großen und Ganzen gut mit dem Tool zurechtzukommen.

Viele haben sich ein „richtiges“ Profil mit Bild und Bio angelegt und sich auch rege am Austausch beteiligt.

Mails mit Beschwerden über Slack oder technische Probleme mit Slack: 0

Würde ich wieder Slack zum Support der Teilnehmer*innen nutzen?

Unbedingt! 

Aus meiner Sicht sind Supporttools nämlich eine Sache der Gewohnheit. Als ich meine Kundinnen das erste Mal in Slack begleitete, war das für mich auch noch total ungewohnt. Doch das hat sich relativ schnell gelegt und nun fühlt es sich für mich total natürlich an, Slack zum Austausch zu nutzen.😊

Zoom: Livegehen ohne Social Media 

Beim letzten Online-Event sind wir direkt in der FB-Gruppe livegegangen. Auch hier musste also eine Social-Media-freie Alternative zu Facebook-Lives her.

Doch hier brauchten wir nicht lange zu suchen und entschieden uns schnell für die Webinarversion von Zoom.😊

Damit können je nach Paket bis zu 500, 1000 oder noch mehr Menschen bei den Live-Sessions zusehen. Für die Teilnehmer*innen ist das – so wie in FB-Gruppen – völlig kostenlos.

Mein Fazit zu Zoom

Habe ich FB-Gruppen vermisst, um livezugehen? Überhaupt nicht.

Nach 2,5 Jahren Corona haben sich Menschen an Zoom gewöhnt und es gab niemanden, der mit dem Tool überfordert war oder im falschen Zoom-Raum landete.

Weiterer Vorteil an Zoom für Live-Videos: 

  • Weniger Fluktuation. Die Menschen sind weniger abgelenkt als in FB-Gruppen. Wenn jemand in unserem Zoom-Raum da war, war er da. Zwar gehen zum Ende hin immer ein paar Menschen raus, aber kein Vergleich zum ständigen Kommen und Gehen auf Facebook.

  • Unkompliziert. Während für Facebook-Lives immer Drittanbieter-Tools notwendig waren, um zu zweit, dritt etc. livezugehen (u.a. Zoom), kann in einem Zoom-Webinar ganz unkompliziert jemand als Diskussionsteilnehmer*in dazugeholt werden.

Würde ich wieder Zoom für die Live-Veranstaltungen nutzen?

Unbedingt.😊

Elopage: Aufzeichnungen teilen ohne Social Media

Update: Elopage heißt jetzt Ablefy.

Beim letzten Live-Event haben wir aufgezeichnete Videos noch in die FB-Gruppe geladen.

Jetzt haben wir für die vorab aufgezeichneten Videos oder für die Aufzeichnungen der Live-Workshops Elopage genutzt.

Elopage ist eigentlich eine Plattform für Onlinekurse und Mitgliedschaften. Allerdings ist es dort auch möglich, kostenlose Produkte anzulegen. Und genau das haben wir gemacht, um alle Videos übersichtlich an einem Ort zu bündeln.🤓

Plus: Die Veröffentlichung von vorab aufgezeichneten Videos und Interviews konnten wir auf die Minute terminieren. (Was zum Beispiel nicht gehen würde, wenn wir die Aufzeichnungen auf einer Website hochgeladen hätten.)

Mein Fazit zu Elopage

Genau 51% der Menschen, die sich zum Online-Event angemeldet haben, haben sich bisher das kostenlose Elopage-Produkt und damit den Zugang zu den vorab aufgezeichneten Videos bzw. Aufzeichnungen geholt.

Einige von ihnen hatten Schwierigkeiten, auf die Aufzeichnungen zuzugreifen:

  • Manche haben das Produkt nicht in ihrem Elopagekonto gefunden. 

  • Andere haben bei den Videos Fehlermeldungen gehabt.

Technischer Support ist also notwendig, wenn man sich für Elopage entscheidet.  

So in der Art kenne ich das von FB-Gruppen nicht.

Würde ich wieder Elopage für die Aufzeichnungen nutzen?

Ich denke schon.

Es ist zwar – aufgrund von einigen technischen Problemen – kein so großes, enthusiastisches Ja, wie bei den beiden anderen Tools. Aber im Großen und Ganzen schienen die meisten Teilnehmer*innen mit Elopage zurechtzukommen. 

Für nächstes Mal habe ich mir mitgenommen, 

  • ein Video, das beispielsweise um 10 Uhr veröffentlicht werden soll, bereits für 9:50 Uhr zu terminieren. Es gab manchmal eine kleine Verzögerung, bis alle zuverlässig auf das Video zugreifen konnten.

  • für diejenigen, die noch nicht so fit in Elopage sind, eine kleine Anleitung mitzuschicken.

Online-Live-Event ohne Facebook veranstalten – Mein Fazit

Ein Online-Live-Event völlig ohne Social Media zu organisieren ist mit Tools wie Elopage, Slack und Zoom gar nicht mal so schwer. 

Allerdings habe ich gemerkt, dass noch nicht alle Menschen so weit sind.😅

Für dieses Live-Event haben sich deutlich weniger Menschen angemeldet als sonst (allerdings habe ich auch keine Werbeanzeigen mehr geschaltet). Und auch Slack wurde als Austauschkanal nicht so gerne genutzt wie früher die FB-Gruppen.

Doch das wird mich nicht davon abhalten, auch das nächste Online-Live-Event Social-Media-frei zu gestalten.

Im Gegenteil.😏

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

FOMO (Fear Of Missing Out): Symptome, Gründe, Tipps

Was ist FOMO aka Fear Of Missing Out genau? Was hat FOMO mit Social Media zu tun, wie zeigt sie sich im Alltag und vor allem: Was können wir tun, um FOMO zu reduzieren oder vielleicht sogar in JOMO (Joy Of Missing Out) zu verwandeln?

Eine Kollegin ist bei einem Netzwerk-Event und postet ein Selfie mit anderen Kolleginnen …

Eine zweite erzählt in ihren Storys, dass sie jetzt auf dieser angesagten neuen Plattform ist und schon 10k Follower hat…

Eine dritte lacht auf Facebook in die Kamera, während sie ins Flugzeug nach Bali steigt …

Eine vierte hat ein zweites Unternehmen gegründet, das schon nach acht Wochen durch die Decke geht …

Eine fünfte verkündet stolz, dass sie dieses Jahr eine Million Euro Umsatz gemacht hat …

Und du? 

Du liegst gerade in Embryonalstellung auf der Couch, scrollst apathisch durch deinen Feed (während im Hintergrund die fünfundzwanzigste Wiederholung von Friends läuft) und fragst dich, ob du der langweiligste Loser bist, den die Menschheit je gesehen hat. 

Ein typischer Fall von FOMO.

Inhalt

Was bedeutet FOMO eigentlich?

Welche Rolle spielen Smartphones, das Internet und Social Media?

Die typischen FOMO-Symptome

Gründe für FOMO

12 Tipps, um FOMO loszuwerden

Häufige Fragen

Fazit

Doch halt … Was bedeutet FOMO eigentlich? 

Ein weißer Hintergrund mit vier Buchstaben, die das Wort „FOMO“ bilden, und ein Ausrufezeichen

FOMO = Fear Of Missing Out

FOMO ist ein Akronym, das sich aus den Anfangsbuchstaben von „Fear Of Missing Out“ zusammensetzt und auf deutsch „Angst, etwas zu verpassen“ bedeutet. 

Dieses „etwas“ kann dabei theoretisch alles sein: 

  • eine soziale Interaktion

  • eine Begegnung

  • eine Erfahrung

  • ein Ereignis

  • ein Erlebnis oder auch 

  • eine Möglichkeit, neue Kund*innen zu gewinnen

So äußert sich das Phänomen FOMO in der Angst, nicht mehr auf dem Laufenden zu sein, abgehängt zu werden und außen vor zu bleiben. 

Egal, ob in der Schule, im Studium, im Job, in der Selbstständigkeit, in der Freizeit oder in allen Formen von zwischenmenschlichen Beziehungen: unter Freundinnen, Kollegen oder Familie.

FOMO: Welche Rolle spielen Smartphones, das Internet und Social Media?

Während die Angst, etwas zu verpassen, mit Sicherheit so alt ist, wie die Menschheit selbst („Oi, da hinten wird ein Mammut zerlegt, schnell hin, bevor der Säbelzahntiger kommt!“), ist der eigentliche Begriff FOMO noch relativ jung. 

Patric James McGinnis verwendete ihn das erste Mal im Jahre 2004 in seinem Artikel für das Magazin der Harvard Business School. Darin beschrieb er als erster ein Gefühl, das ein typisches Syndrom für unseren digitalisierten Alltag werden sollte.

FOMO und Social Media

Kein Wunder eigentlich, dass im selben Jahrzehnt nicht nur das erste iPhone erschien (2007), sondern auch Facebook (2004) und Instagram (2010) gegründet wurden. 

Denn Social Media ist für FOMO vor allem eins: Öl im Feuer.

Auf einmal können wir durch Statusupdates, Bilder oder Videos zu jeder Tages- und Nachtzeit Einblick in das Leben der anderen bekommen. 

Egal, wo sie wohnen.
Und egal, wer sie sind. (Ob Cousine dritten Grades oder Beyoncé.)

Wir können uns mit unseren liebsten Freundinnen freuen.
Checken, was unsere jugendlichen Kinder so treiben.
Wir können unsere Ex-Partner „stalken“.
Nachgucken, ob unser Schwarm aus der Grundschule schon eine Glatze hat.
Oder ob die Erzfeindin aus der 7. Klasse mittlerweile vielleicht schon geschieden ist.
Sehen, wie es unserer Großtante in Kanada geht.
Und wie erfolgreich (oder nicht erfolgreich) unsere Kolleginnen sind.

FOMO und Nachrichtenkonsum

Auch die Nachrichtenseiten mit ihren sich minütlich aktualisierten Inhalten wecken den Wunsch, ständig up to date zu bleiben.

Statt einmal am Tag die Tageszeitung zu lesen oder abends die Nachrichten im Fernsehen zu gucken, checken wir nun mehrmals täglich (stündlich, minütlich), was es Neues in der Welt gibt. 

Gleich morgens im Bett (oder allerspätestens auf dem Klo) nehmen wir das Smartphone zur Hand und hüpfen von einem Newsfeed zum nächsten:

Live-Blog zur Corona-Pandemie.
Live-Blog zur Bundestagswahl.
Live-Blog zum Ukraine-Krieg.

Bloß keine Meldung verpassen. Könnte ja etwas Wichtiges sein.

FOMO und E-Mails

Und wer kennt diesen Drang nicht, alle paar Minuten seinen Posteingang zu checken? 

Schließlich könnte ja die Anfrage, die Zusage oder das Angebot drin sein!

Die typischen FOMO-Symptome

Doch die Möglichkeit, jederzeit an Neuigkeiten zu kommen und mit allen jederzeit online in Verbindung bleiben zu können, kommt mit einem hohen Preis. 

Die Liste in lang:

FOMO und POPC 

Eng verknüpft mit FOMO ist das Phänomen POPC, was „permanently online, permanently connected“ bedeutet. 

Die Angst, etwas zu verpassen, führt zu einer Dauerpräsenz in den sozialen Netzwerken.

Und so wird Instagram nicht nur geöffnet, wenn man alleine ist und sich langweilt, sondern auch, wenn man mit anderen Menschen beisammensitzt, mit Freunden etwas unternimmt, während des Essens oder sogar während der Autofahrt. 

Das Smartphone wird das erste sein, was man morgens nach dem Aufwachen berührt, und das letzte, bevor man abends einschläft. 

Und mittlerweile hat die Angst, ohne Smartphone zu sein, sogar einen eigenen Namen bekommen: Nomophobie

FOMO und FOBO

In einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten wird es immer schwerer, sich für eine Option zu entscheiden – und dabei zu bleiben. 

Denn egal, wie toll dein Job, Hobby, Urlaub, ja dein Leben klingen mag – auf Instagram findest du mit Sicherheit jemanden, dessen Leben noch ein bisschen eindrucksvoller und spannender ist. 

FOBO bedeutet „Fear Of Better Options“ und beschreibt die Angst vor besseren Möglichkeiten, also die Angst, dass sich hinter dem nächsten Klick mit Sicherheit eine noch bessere Alternative versteckt. 

Ob ich schon einmal mehrere Stunden durch Pinterest gescrollt und nach einem Rezept für ein nahrhaftes Abendessen gesucht habe, um dann anschließend frustriert (und aus Zeitnot) einfach nur Pizza zu bestellen?! 

I have.

Chronischer Stress

FOMO, FOBO, POPC – die Abkürzungen mögen zwar lustig klingen, aber die Folgen sind es nicht: 

Die ständige Angst, etwas zu verpassen, der Druck, ständig online sein zu müssen, die ewige Jagd nach der noch besseren Alternative – all das erzeugt chronischen Stress

Dieser kann sich in einer inneren Unruhe äußern, falls man mal nicht am Smartphone ist, und auch zu Schlafstörungen oder psychosomatischen Beschwerden wie Schweißausbrüchen führen. 

Wir verlernen, präsent zu sein, und einen Moment wirklich zu genießen.

Stattdessen suchen wir jede Minute unseres Alltags darauf ab, ob sich daraus ein Post oder zumindest eine nette Story machen lässt. 

Pic or it didn’t happen! 

Die Konzentrationsfähigkeit und Produktivität nehmen ab

Irgendwann können wir uns nicht mehr so gut konzentrieren. 

Zwischen dem Checken der Nachrichten-Live-Blogs, des Insta-Feeds, der Mails, der WhatsApps, der Likes, Follower und Kommentare schieben wir unsere „eigentlichen“ Aufgaben dazwischen, kommen aber zu nichts.

Denn unser Gehirn ist zu sehr damit beschäftigt, zwischen unzähligen Aufgaben zu switchen, und bekommt gar nicht erst die Chance, tiefer in eine Aufgabe einzutauchen und in den Flow zu kommen.

Wie unkonzentriert und unproduktiv ich durch FOMO und Social Media wurde, habe ich hier aufgeschrieben.

Überreizung, Erschöpfung und Schlafstörungen

Als introvertierter und hochsensibler Mensch habe ich es am eigenen Leib erfahren: Die vielen Videos und Posts, die kurzen Storys, die ständigen Pushbenachrichtigungen – es waren einfach zu viele Reize.

Schon fünf Minuten durch den Feed scrollen bedeutete für mich eine so große Menge an Informationen, dass ich sie gar nicht richtig verarbeiten konnte.

Ich fühlte mich ausgelaugt und erschöpft.
Jeden Tag.

Doch es gibt noch einen weiteren Grund für Erschöpfung durch FOMO:

Viele Jugendliche lassen sich nachts von ihrem Smartphone wecken und sind infolgedessen tagsüber übermüdet. Einer Studie zufolge stehen rund 20% aller Jugendlichen nachts auf, um Nachrichten oder Social Media zu checken.

Vergleicheritis

Kuratierte Highlights von Fremden im Internet führen dazu, dass wir uns ständig mit anderen vergleichen.

  • Wie wir unsere Freizeit verbringen …

  • Wie viel Umsatz wir machen … 

  • Unsere Reiseziele …

  • Unsere Wohnung …

… nichts ist im Vergleich zu den auf Hochglanz polierten Social-Media-Fassungen mehr gut genug.

Gefühl der sozialen Isolation

Daraus kann sich eine gefährliche Spirale entwickeln: Man fühlt sich einsam, nutzt die sozialen Netzwerke, um Verbindung mit anderen Menschen zu spüren – und fühlt sich letzten Endes (da alle anderen vermeintlich erfolgreicher sind und das spannendere Leben führen) isolierter als zuvor.

Angststörungen und Depressionen 

Inwiefern soziale Medien Angststörungen und Depressionen begünstigen oder verstärken, ist inzwischen Gegenstand vieler Studien.

Manche sagen: nein

Andere sagen: ja. (Vor allem bei jungen Mädchen.)

Mehr Unfälle im Straßenverkehr

FOMO ist aber nicht nur eine Gefahr für die mentale Gesundheit, sondern auch für die körperliche. 

Einer Studie zufolge führt FOMO – völlig unabhängig von Alter und Geschlecht – zu einem risikoreichen Verhalten und damit zu potentiell mehr Unfällen im Straßenverkehr. Denn immer mehr Menschen nutzen ihr Smartphone nicht nur im Sitzen, sondern auch während sie auf der Straße laufen.

Gründe für FOMO

Woran liegt es, dass manche Menschen mehr unter FOMO leiden als andere?

Unerfüllte Bedürfnisse nach Autonomie und Verbindung

US-amerikanische und englische Forscher*innen haben in ihren Studien zu FOMO herausgefunden, dass es unter anderem mit unerfüllten Bedürfnissen nach Autonomie und Verbindung beginnt:

Wer sich einsam fühlt und mit seiner Lebenssituation unzufrieden ist, spürt häufiger FOMO und nutzt daraufhin vermehrt Social Media, um Verbindung zu anderen Menschen herzustellen. 

Doch soziale Medien lösen FOMO nicht, sondern verstärken FOMO oft, was wiederum zu noch mehr Social-Media-Nutzung führt.

Eine doofe Spirale, aus der es gar nicht so leicht ist, wieder rauszukommen.

Geringes Selbstwertgefühl

Für mich ist FOMO immer auch mit dem Selbstwertgefühl verbunden. Denn letzten Endes steckt hinter FOMO immer die Annahme, dass 

  • dort, wo ich jetzt bin,

  • das, was ich jetzt weiß, 

  • das, was ich jetzt kann, und

  • das, was ich jetzt habe,

nicht genug ist.

Toxische Hustle Culture

Für Selbstständige spielt die Hustle Culture oft noch eine wichtige Rolle. 

Der Lifestyle, in dem Karriere und Selbstverwirklichung wichtiger sind als Gesundheit, Familie und Hobbys, wird so verinnerlicht, dass es zur Normalität wird, permanent zu arbeiten.

GaryV zum Beispiel zelebriert diesen Lifestyle in den meisten seiner Videos, wenn er sich als der Hustle-Papst darstellt, der täglich 15 Stunden arbeitet, nie Feierabend macht, sich am Wochenende nicht ausruht und niemals in den Urlaub fährt. 

„Kein Wunder, dass du nicht erfolgreich bist“, ist seine Message dann. „Schließlich nimmst du dir am Samstag frei, anstatt Content für deine Follower zu erstellen.“  

#redflag

Selbstoptimierungs- und Produktivitätshype

Eng damit verknüpft sind der Selbstoptimierungs- und Produktivitätshype: Jede Minute des Tages gilt es inzwischen, produktiv zu nutzen.

Ausschlafen war gestern. Heute hat jeder einen „Miracle Morning“ und steht um 5 Uhr nachts auf, um Yoga zu machen.

Einfach so spazieren gehen und die Sonne genießen? Undenkbar! Lieber währenddessen einen Podcast hören, um sich gezielt weiterzubilden. 🤓

Das gleiche gilt fürs Kochen, Putzen und Wäsche waschen. Bitte immer mit Knopf im Ohr mit der neuesten Episode deines liebsten Podcasts zur Persönlichkeitsentwicklung. 

(Sonst entwickelt sich deine Persönlichkeit noch zurück, wenn du das Klo putzt, während du Rage against the Machine hörst.)

Lesen? Ja, aber bitte nur Sachbücher, die dich beruflich weiterbringen. Am besten jeden Tag 20 Seiten, bevor du deinen Bulletproof-Kaffee trinkst. 

Produktiv ist das neue Normal.

Kapitalismus

Stell dir vor, wenn alle Menschen sich nachmittags glücklich und zufrieden in die Sonne legen und ihren Feierabend mit ihrer Familie verbringen würden, anstatt ihre Zeit auf Social Media zu vertrödeln. – Wer würde dann auf all die Werbeanzeigen klicken und Dinge kaufen, die niemand wirklich braucht?

Deshalb ist es im Kapitalismus durchaus erwünscht, dass du ständig Angst hast, etwas zu verpassen. So kannst du dich noch mehr auf Social Media rumtreiben und noch mehr konsumieren. 

Aufmerksamkeitsökonomie Social Media

Natürlich gab es Werbung und damit den Kampf um deine Aufmerksamkeit auch schon vor Social Media.

Doch noch nie ließ es sich so exakt messen, welche Themen, Headlines, Content-Formate und Co. funktionieren. 

In Zeiten von Clickbaiting, Fake News und Katzenvideos scheint alles legitim zu sein, um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Hauptsache, die Engagement-Rate stimmt!

Man könnte es auch so formulieren:

Es gibt Menschen, deren Job ist es, deine Aufmerksamkeit zu gewinnen und es dir möglichst schwer zu machen, offline zu gehen.

Kein Wunder, dass es nahezu unmöglich scheint, FOMO wieder loszuwerden.

Tipps, um FOMO loszuwerden oder zu vermeiden

Schwarzer Schriftzug auf einer weißen Wand: Nobody really cares if you don't go the the party

„Nobody really cares if you don’t go to the party“

Hustle Culture durchbrechen

Es wäre viel gewonnen, wenn Selbstständige es schaffen würden, die Hustle Culture, der sie überall auf Social Media ausgesetzt sind, zu durchbrechen.

Wenn sie ihre Selbstständigkeit als nur einen von mehreren wichtigen Bereichen des Lebens begreifen und ihn nicht Tag für Tag aufs Neue gegenüber Gesundheit, Familie, Freunden und ihren Hobbys priorisieren würden.

Das lässt sich natürlich nicht von heute auf morgen verändern. Aber du kannst schon heute damit beginnen und …

  • Kund*innen gegenüber Grenzen setzen und dein Smartphone einfach mal ausstellen, wenn du Feierabend hast

  • dir auch wirklich einen Feierabend nehmen, wenn wir schon dabei sind

  • deine Gesundheit ernst zu nehmen und für ausreichend Bewegung sorgen

  • dein Smartphone aus dem Schlafzimmer verbannen 

Beim Selbstwertgefühl ansetzen

Sich klarmachen, dass du gut genug bist.

Dass das, was du weißt,
das, was du kannst, und
das, was du tust,

jederzeit zu 100% gut genug ist.

Du kannst das nutzen, was du bereits hast (Wissen, Erfahrungen, Intuition) und musst dir nicht erst noch drölfzig YouTube-Videos ansehen oder Onlinekurse kaufen.

Verhalten reflektieren

Du kannst dein Verhalten reflektieren und dich fragen:

  • Warum habe ich jetzt das Smartphone in die Hand genommen?

  • Was brauche ich gerade eigentlich? 

  • Kann mir das Smartphone geben, was ich brauche?

  • Welches Bedürfnis versuche ich mit dem Social-Media-Konsum zu erfüllen? 

  • Bringt mich dieses Scrollen irgendwie weiter?

  • Welche Gewohnheit steckt hinter dem Griff zum Smartphone? (Kann ich einen Auslöser identifizieren?)

Journaling kann eine gute Möglichkeit, um den Reflexionsprozess zu begleiten.

Akzeptieren, dass jeder Mensch einzigartig ist

Es ist verrückt: Eigentlich hasse ich als introvertierter Mensch Großveranstaltungen mit jeder Faser meines Körpers. Doch wenn ich sehe, wie Kolleg*innen sich auf genau diesen Veranstaltungen rumtreiben und ihre Selfies schießen, werde ich ein bisschen neidisch … 🙈

Warum eigentlich?

Jeder Mensch hat unterschiedliche Persönlichkeiten, Werte, Interessen und Ziele. 

Und nur weil manche Menschen es toll finden, alle Zelte abzubrechen, um in einem kleinen Van durch die Welt zu reisen, heißt es nicht, dass es auch zwingend ein passender Lebensentwurf für mich sein muss. 

Hier ist ein Satz, der mir immer geholfen hat, wenn die Vergleicheritis auf Social Media überhand genommen hat: 

Es ist okay, ein ruhiges Leben zu führen und zufrieden zu sein.

(Selbst wenn andere Menschen ein wildes führen.)

Präsenz trainieren

Es kann hilfreich sein, sich dafür zu entscheiden, in bestimmten Situationen kein Smartphone mehr zu nutzen und Smartphone-freie Zonen oder Smartphone-freie Zeiten zu etablieren. 

Hier sind drei Ideen:

  • Ganz bewusst ohne Smartphone essen

  • Ohne Smartphone (und Podcast!) spazierengehen

  • Schlafzimmer zur Smartphone-freien Zone erklären

Wie kannst du lernen, den Moment zu genießen? Denn wenn du zufrieden in deinem Strandkorb an der Nordsee sitzt (oder auf deinem Liegestuhl im Garten), ist es auch egal, dass Influencer*innen gerade auf Bali in der Hängematte schaukeln.

Natürlich kannst du auch digitale Achtsamkeit in deine Social-Media-Praxis integrieren und beispielsweise

  • Accounts, die dir nicht gut tun und FOMO auslösen, ganz gezielt entfolgen

  • Social-Media-Apps am Wochenende deinstallieren 

  • oder gleich einen längeren Social-Media-Detox oder gleich einen Digital Detox einlegen

21 Ideen für Social-Media-Pausen habe ich hier aufgeschrieben.

Hinter die Kulissen blicken

Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass du immer nur die Bühnenfassung in den sozialen Medien siehst. 

Die Highlights.
Das Endprodukt.
Die Crème de la Crème.

Du siehst die retuschierten, auf Hochglanz polierten Momentaufnahmen, die in den meisten Fällen nicht der (vollständigen) Realität entsprechen. Und wenn du dein Behind-the-Scenes-Ich mit der Bühnenfassung eines Menschen auf Social Media vergleichst, kannst du nur verlieren. 

Wenn FOMO oder Vergleicheritis aufploppen, kannst du dir deshalb sagen:

  • Das ist nicht das ganze Bild.

  • Das ist verkürzt dargestellt.

  • Das ist nur ein Teil der Wahrheit.

Alleinsein lernen

Du kannst dich darin üben, Zeit alleine zu verbringen. Gerne erst fünf Minuten, wenn dich ein längerer Zeitraum noch überfordert.

Du kannst die Gedanken und Gefühle, die hochkommen, beobachten und dich auf deinen Atem konzentrieren.

Vielleicht genießt du es schon bald, etwas alleine und nur für dich zu tun? Einen Spaziergang zum Beispiel. Oder das Aufschreiben von Gedanken, Lesen, ein Musikinstrument spielen und so weiter. 

FOMO in JOMO (= Joy Of Missing Out) oder LOMO (= Love Of Missing Out) verwandeln

Was liebe ich es inzwischen, Dinge auf Social Media zu verpassen.😁

Die Bots.
Den Hass.
Die Schwurbler.
Die realitätsfremden Ratschläge von priviligierten Coaches, die keine Ahnung haben, was es heißt, als Mutter selbstständig zu sein und mit Kind, Job und Haushalt zu jonglieren.

Alles hat zwei Seiten. 

Wenn du dir klarmachst, was du gewinnst, wenn du etwas auf Social Media verpasst, ist es viel leichter.

Unproduktivität lernen

Du kannst den Produktivitäts- und Selbstoptimierungshype auch einfach ignorieren und so etwas Verrücktes tun wie 

  • Ausschlafen

  • dir spontan freinehmen und den ganzen Arbeitstag damit verbringen, dir die zweite Staffel von Bridgerton reinzuziehen

  • einen seichten Roman lesen, bei dem du schon auf der ersten Seite weißt, wie die Geschichte ausgeht

  • Ohne Podcast kochen (😱) und mit deinen Mitmenschen reden

Du musst nicht jede Minute des Lebens etwas leisten, ständig online sein. Du darfst auch einfach nur sein

Social-Media-Kanäle löschen

Ich selbst habe einen radikalen Schritt gemacht, um FOMO loszuwerden, und meine Social-Media-Profile gelöscht.  

Es war faszinierend zu beobachten, dass ich in den ersten Tagen immer noch automatisch nach dem Smartphone gegriffen habe, um Insta zu checken, sich das aber nach wenigen Wochen bereits vollständig gelegt hat.

Inzwischen spüre ich 0,0% FOMO, wenn ich an Social Media denke, und zu 100% JOMO.😊

Und wenn ich wissen will, wie es bestimmten Menschen geht, dann schreibe ich ihnen einfach eine Nachricht, treffe mich mit ihnen auf einen virtuellen Kaffee in Zoom oder sehe sie gleich live und in Farbe.

E-Mails vom Smartphone deinstallieren

Falls du zu den Menschen gehörst, die ständig E-Mails checken, probiere es mal aus, die E-Mail-Apps von deinem Smartphone zu deinstallieren.

Plus: E-Mails am Smartphone sind richtige Zeitfresser. Meist lesen wir die Mails nur und antworten später, wenn wir wieder am Rechner sitzen. Ich habe für mich schon vor Jahren beschlossen, dass ich keine E-Mails auf meinem Smartphone brauche. Und es ist herrlich.

Rituale etablieren

Hier sind drei Ideen:

Solche Rituale sind der beste Garant für digitale Balance. 

Fragen zu FOMO (Fear of missing out)

Was bedeutet die Abkürzung FOMO?

Die Abkürzung FOMO („Fear of missing out“) steht für die Angst, etwas zu verpassen.

Was ist das Gegenteil von FOMO?

Das Gegenteil von FOMO ist JOMO, was „Joy of missing out“ bedeutet und mit „Freude, etwas zu verpassen“ übersetzt werden kann. Denn etwas zu verpassen, muss grundsätzlich nichts Schlechtes sein.

Was bedeuten die Abkürzung LOMO, FOBO und MOMO?

Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine neue Abkürzung daher.😊

Neben FOMO und JOMO gibt es auch die Abkürzungen LOMO, FOBO UND MOMO.

LOMO ist quasi die Steigerung von JOMO und bedeutet „Love of missing out“ („Die Liebe, etwas zu verpassen“).

FOBO steht für „Fear of better options“ und beschreibt die Angst, die viele Menschen haben, dass an der Ecke eine noch bessere Option wartet. Entscheidungsschwierigkeiten also.

Du weißt, dass deine Freunde sich ohne dich treffen, aber bisher wurden noch keine Fotos auf Instagram mit Cocktails gepostet? Ein typischer Fall von MOMO („Mystery Of Missing Out“).

Was bedeutet Nomophobie?

Nomophobie bezeichnet die Angst, ohne Handy zu sein.

Wie zeigt sich FOMO im Marketing?

FOMO wird von Selbstständigen und Unternehmen gerne und oft im Marketing verwendet, um Menschen zum Kaufen zu bringen. Meine Gedanken dazu habe ich im Blogartikel „Warum FOMO als Marketingstrategie ein Problem ist“ aufgeschrieben.

Ist FOMO eine Krankheit?

Eine Krankheit im Sinne des ICD ist FOMO (noch) nicht. Aber eins steht auf jeden Fall fest: FOMO kann sich auf jeden Fall zu einer ernsten Belastung entwickeln. Glücklicherweise lässt sich FOMO mit Gewohnheiten auf ein Minimum reduzieren.

Was kann man gegen FOMO tun?

Wer FOMO wieder loswerden will, hat mehrere Möglichkeiten. Eine Herangehensweise ist, die Hustle Culture, nach der Selbstständige immer busy sein zu haben, zu durchbrechen und auch mal unproduktiv zu sein. Gerade präsent zu sein, spielt eine große Rolle, wenn es darum geht, FOMO loszuwerden. Denn wer präsent ist – wirklich da im Moment –, der muss nicht zwingend nach dem Smartphone greifen und gucken, was gerade so auf Instagram passiert.

Apropos: Wenn es die sozialen Netzwerke sind, die FOMO auslösen, sollte man überlegen, den Konsum auf ein Minimum zu reduzieren oder einige Kanäle ganz zu löschen. Das Wichtigste ist aber sicherlich die Reflexion des eigenen Verhaltens.

Wie entsteht FOMO?

US-amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass vor allem unerfüllte Bedürfnisse nach Autonomie und Verbindung die Entstehung von FOMO begünstigen. Daneben ist es auch ein geringes Selbstwertgefühl, das uns glauben lässt, dass das, was wir sind, wissen und können, nicht genug ist. 

Und schließlich sorgen auch die toxische Hustle Culture sowie der Selbstoptimierungshype dafür, dass wir glauben, immer produktiv und online sein zu müssen.

Wer ist von FOMO betroffen?

In der öffentlichen Diskussion wird FOMO als ein Phänomen dargestellt, das vor allem Jugendliche und junge Erwachsene betrifft. Allerdings kann FOMO natürlich jeden Menschen treffen – unabhängig von Alter oder Geschlecht. Die Nutzung eines Smartphones, von Social Media und Messengerdiensten scheint FOMO zu begünstigen.

Warum habe ich immer Angst, etwas zu verpassen?

Es gibt viele verschiedene Gründe für FOMO. Am besten ist, sein Verhalten kritisch zu reflektieren und die Trigger zu identifizieren.

Warum ist FOMO so weit verbreitet?

FOMO ist so weit verbreitet, weil es durch Smartphone, Internet, Social Media und Messengerdienste wie WhatsApp begünstigt wird.

Gibt es Studien zu FOMO?

Ja. FOMO wird in der Psychologie bereits eingehend untersucht.

Diese Studie zum Beispiel legt nahe, dass Pushbenachrichtigungen komplett abzustellen, FOMO verstärken kann.

Diese Studie zeigt, dass FOMO zu einem riskanteren Verhalten im Straßenverkehr führen kann.

Diese Studie zeigt unter anderem, dass soziale Medien mit FOMO verknüpft sind.

In dieser Studie wird untersucht, welche Rolle FOMO und Vergleicheritis bei Depressionen spielen.

Dem Zusammenhang von FOMO und mentaler Gesundheit wird auch in dieser Studie nachgegangen.

Fazit: FOMO aka Fear Of Missing Out – it‘s a thing! 

Mit den Möglichkeiten des Smartphones, Internets und der sozialen Medien haben immer mehr Menschen Angst, etwas zu verpassen, wenn sie offline gehen.

Dauerpräsenz in den sozialen Netzwerken, Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und produktiv zu arbeiten, chronischer Stress und soziale Isolation sind häufige FOMO-Symptome.

Doch es ist möglich, FOMO loszuwerden und eine gesunde Phone-Life-Balance zu etablieren: mit Reflexion, gesunden Gewohnheiten und Präsenz.

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Warum wir dringend über den Gender Care Gap reden müssen

Wir müssen reden! Über den Gender Care Gap in der Selbstständigkeit, weltfremde Tipps von priviligierten Business-Coaches und warum „Dream big“ die meisten selbstständigen Frauen unter Druck setzt, statt sie zu motivieren.

Disclaimer: 

Dieser Blogartikel könnte verstörend wirken, wenn du kein feministisches Gedankengut in dir trägst. 

Wenn du denkst, dass diese „Gleichberechtigungsk*cke nervt“ und wir „das Ganze“ doch schon längst überwunden haben.

Auch wenn du etwas zart besaitet bist und nicht gerne über – nennen wir sie mal – profane menschliche Dinge liest, solltest du lieber nicht weiterlesen.

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Immer noch da? 

Gut. 

Dann gehe ich davon aus, dass du nichts dagegen hast, wenn ich das Kind beim Namen nenne.

Das Ding ist nämlich: Ich muss etwas Wichtiges loswerden.

Etwas, das ich eigentlich schon längst hatte aussprechen wollen (sollen, müssen!), aber mich bisher nicht traute.

Etwas, das mir immer saurer aufstößt, je länger ich in dieser Onlinebusiness-Welt unterwegs bin.

Etwas, das mich wurmt, frustriert, traurig und zunehmend auch wütend hinterlässt.

Etwas, das vor allem dann für dich relevant ist, wenn du selbstständig bist und Kinder hast.

Puh. Einmal tief durchatmen. Bist du bereit?

Dann starte ich am Anfang und erzähle alles der Reihe nach …

Teil 1: Dream big …

Beginnen wir mit dem flauschigen Teil, der von Träumen handelt.

Von großen Träumen.

Denn wenn du selbstständig bist und die letzten Jahre nicht gerade unter einem Stein gewohnt hast, kennst du mit Sicherheit das Credo der meisten Business-Coaches und Inspirationszitate da draußen: 

Dream big. 

Träume groß.
Denke groß.
Setz dir große Ziele.
Shoot for the stars … und wenn es dir nicht gelingt, landest du eben auf dem Mond!

Ich muss zugeben: Ich mag groß denken oft auch. In der Theorie klingt das nämlich alles ganz hervorragend.

Du kannst alles erreichen, was du willst.
Finanzielle Unabhängigkeit.
Freude, Sinn und Erfüllung.
Sechsstelliger oder siebenstelliger Umsatz. (Im Monat!)

Ist das nicht so viel schöner als ein Teilzeitjob im Büro mit blödem Chef und mickriger Rente? Mit Sicherheit!

Damit wäre der Flausch aber auch schon zu Ende und wir kommen zum zweiten (weniger schönen) Teil des Blogartikels: den profanen Dingen. (Ich hatte dich gewarnt!)

Teil 2: … und wer macht die Wäsche?!

Denn die inspirierenden Motivationszitate von Business-Coaches auf Social Media verraten leider nicht, wer die Bude putzt, während du groß träumst.

Wer einkauft, kocht, die Spülmaschine ein- und ausräumt, die Kinderarzttermine wahrnimmt, die Muffins fürs Kuchenbuffet im Kindergarten backt, die Wäsche wäscht, trocknet und einräumt, Staub wedelt, staubsaugt, den Boden wischt, die Fenster putzt, sich nahrhafte Abendessen überlegt und Einkaufszettel schreibt, Kinder bringt und abholt, Bananenbrot für den Sonntagskaffee backt.

Also: Who cares?

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr groß, dass du das bist. 

Dass du groß träumst und dein „Herzensbusiness aufbaust“, während du gleichzeitig auch Hintern abwischst und Wäsche sortierst.

Selbstverwirklichung meets Gender Care Gap

Denn der Gender Care Gap – it’s a thing.

52,4% mehr Care-Arbeit erledigen Frauen gegenüber Männern.
Und wenn du in deinen Dreißigern bist und Kinder hast, sind es ganze 110,6% (!) mehr.

Auch sonntags verbringen Mütter laut DIW vier Stunden mehr mit Care-Arbeit als ihre Partner. Und sogar wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten, erledigen Frauen immer noch 41% mehr Care-Arbeit. 

Wie viel Zeit bleibt da eigentlich noch für Selbstverwirklichung? Jetzt mal in echt und ohne die rosarote Pinterest-Inspirationszitat-Brille? 

Seit mehr als fünf Jahren arbeite ich hauptsächlich mit anderen selbstständigen Frauen (meistens Müttern) zusammen und kann deshalb sagen, dass ein großer Teil dieser Frauen struggelt. Big time.

In der Realität sieht es nämlich so aus, dass selbstständige Mütter oft …

  • diejenigen sind, die spontan umplanen müssen, weil wieder mal Homeschooling auf dem Plan steht

  • wichtige berufliche Termine absagen, um sich um ihre kranken Kinder zu kümmern, weil Väter „sich ja nicht einfach so freinehmen“ können

  • in die Küche umziehen müssen, weil der Mann Homeoffice macht und das Arbeitszimmer nun mal „braucht“

  • am Wochenende arbeiten, weil das oft die einzige Möglichkeit für sie ist, Dinge nachzuholen, die sie unter der Woche nicht geschafft haben 

  • bis spät in die Nacht arbeiten (oder bis ihnen die Augen zufallen), weil sie tagsüber diejenigen sind, die Kinder vom Kindergarten holen und sie bespaßen

  • zusätzlich noch den unsichtbaren Teil der Care-Arbeit leisten, der sich „Mental Load“ nennt (also an Dinge denken, im Blick behalten, planen, organisieren) 

Unbezahlt. Ungesehen. Unwertgeschätzt.

Als wäre das schon nicht schlimm genug, gibt es erschreckend viele Business- und Social-Media-Coaches da draußen, die diese gesellschaftliche Realitäten ignorieren und die „Du kannst alles schaffen, wenn du nur hart genug arbeitest“-Idee bis zum Äußersten treiben. 

Dein Business ist nicht so erfolgreich, wie du gerne hättest?
Dann liegt es mit Sicherheit daran, dass deine Ziele nicht groß genug sind!

Du hast nur wenig Zeit, um dein Business aufzubauen? Dann steh doch einfach noch früher auf (#MiracleMorning) oder noch besser: Geh gar nicht erst schlafen! Hast du doch alles selbst in der Hand.

Du bist mit Selbstständigkeit und Kindern hoffnungslos überfordert? Dann verbessere doch dein Zeitmanagement! Trödel halt nicht zu viel. Alles eine Frage der Prioritäten.

Du fühlst dich ausgebrannt und kannst einfach nicht mehr? Komm schon! Wer sein Business liebt, braucht keine Pausen. Und abends erreichst du nun mal die meisten Menschen auf Instagram. #fact

Diese Beispiele habe ich mir nicht etwa ausgedacht (schön wär’s), sondern ist teilweise O-Ton von den Business-Coaches verzweifelter Kund*innen, die ausgebrannt sind und in unseren Gesprächen, bei denen es ja eigentlich um Marketing gehen soll, weinen.

Bin das nur ich oder stinkt da was gewaltig zum Himmel?! 

Nicht die Arbeitsmoral der selbstständigen Mütter ist das Problem, sondern Strukturen und Beziehungen, die Unmögliches von ihnen abverlangen.

Dream big – aber back gleichzeitig auch Bananenbrot für die Kita!

Sei die liebende Mutter, die du bist, und immer zur Stelle, wenn die Kinder krank sind – aber poste jeden Tag auf Insta und mach 10 Storys!

Wie soll das bitte schön gehen, wenn der Tag nunmal 24 Stunden hat und man mit seinem Popo nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann?

(Und ich rede hier noch nicht einmal von alleinerziehenden oder verwitweten Menschen, die jeden Pups alleine stemmen müssen. Das Ausmaß ihrer Belastung kann ich als Frau in einer Partnerschaft sicherlich noch nicht einmal erahnen …)

Es sei denn …

Selbstverwirklichung meets Privilegien

… ja, es sei denn, die Business-Coaches, die Mütter zum Dauerhustle animieren, sind überproportional häufig eins: privilegiert.

Männer zum Beispiel, die selbst keine Kinder oder aber eine Frau haben, die ihnen „den Rücken freihält“, während sie ihren „entrepreneurial success“ feiern. 

Wie GaryV beispielsweise.

Während Gary also überall seine toxische „Hustle Culture“ verbreitet und von den großen Bühnen dieser Welt „Stop making excuses for not working towards your dreams“ ruft, nimmt ihm seine Frau 100% der Care-Arbeit ab.

Schon praktisch.
Oder eben: verdammt privilegiert.

Denn Gary muss sich nicht mit solch weltlichen Dingen wie Kochen, Schulaufgaben und Kloputzen beschäftigen, während du, wenn du eine Frau bist und Kinder hast, es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Tag für Tag tust. 

Nur, dass wir uns nicht falsch verstehen: 

Ich sage nicht, dass du dich als Mutter nicht selbstständig machen solltest. Oder aufhören solltest, GaryV zu lesen.

Ich sage vielmehr:

Wenn du mit erfolgreich sein willst, solltest du sicherstellen, dass auch Thomas mal die Reste von der Kloschüssel kratzt. Schließlich kackt er nicht nur Goldglitter und Feenstaub.

Ja, ich schreib das jetzt einfach mal so direkt.
Fette das auch noch gleich dazu.
Und kursiviere es.

Weil manche Dinge einfach mal in fett und kursiv geschrieben werden müssen. 

Und glaube mir, ich würde das Ganze auch noch mit leuchtenden Pfeilen hinterlegen, wenn ich könnte. 

Doch es gibt noch mehr:

Jede vierte Frau wird – unabhängig von ihrer sozialen Schicht – mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. 

Ich vermute: Das Thema gerechte Aufteilung der Care-Arbeit steht bei diesen Frauen nicht unbedingt weit oben auf der Prioritätenliste, sondern eher … ungeschlagen durch den Tag kommen oder … überleben?!

Oder ist häusliche Gewalt auch bloß eine von diesen Entschuldigungen, Gary? 

Noch einmal: 

Selbstständige Frauen und Mütter brauchen nicht noch mehr Motivationssprüche und Hustle-Tipps von Männern, die die gesamte Care-Arbeit sowieso an ihre Frau abwälzen, sondern Gleichberechtigung. Und gesellschaftliche Strukturen, die Gleichberechtigung forcieren.

Das Mindeste ist aber, dass wir Frauen unsere Ohren auf Durchzug schalten dürfen (müssen!), wenn privilegierte Business-Coaches, die partout gesellschaftliche Realitäten ignorieren, uns irgendwelche weltfremden Tipps an den Kopf werfen.

Selbstverwirklichung meets Ausbeutung

Aber halt, es gibt doch noch einen Ausweg.
Einen total genialen.
Einen, der wirklich funktioniert.

Zumindest sagen es viele erfolgreiche Frauen, wenn man sie fragt, wie sie ihr Business und den Haushalt vereinbaren: eine „Putzfee“!

Klingt doch super: Warum sich mit dem Göttergatten über das dreckige Klo streiten oder Abstriche beim Business machen, wenn du die lästigen Haushaltspflichten auch einfach auslagern kannst?! 

Vereinbarkeit? Check!

So einfach ist es leider nicht.

Vielleicht können privilegierte weiße Frauen ihr individuelles Vereinbarkeitsproblem lösen, indem sie sich mehrmals die Woche Reinigungskraft, Babysitter und Nachhilfe leisten, aber für die meisten Frauen dieser Welt ist es eben keine realistische Lösung. Da können sie noch so oft Geld manifestieren oder positiv denken.

Außerdem hat diese „Lösung“ einen hohen Preis. Denn in den meisten Fällen werden haushaltsnahe Dienstleistungen wie die Reinigung der Wohnung an andere Frauen ausgelagert. Und zwar an ökonomisch schwächere.

Mit intersektionalem Feminismus (also dem Ansatz, der neben Geschlecht auch Faktoren wie sozialen Status, Herkunft, Nationalität, sexuelle Orientierung etc. berücksichtigt) hat die „Putzfee“-Lösung also nichts zu tun. 

Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass man damit ein System unterstützt, das Frauen in die Altersarmut treibt, ist groß. Sehr groß. So genannter Schwarzarbeit und Minijob sei Dank.

Dream big … with a twist!

Also doch nichts mit Selbstständigkeit, großen Zielen und Welt verändern und so? 

Klar kannst du „groß träumen“, wenn du willst. 

Nur können wir uns Gleichberechtigung nicht einfach schönträumen. Oder mit Inspirationszitaten und Aufrufen zum Dauerhustle lösen.

Und vor allem sollten privilegierte Menschen, die kein Vereinbarkeitsproblem haben, nicht zum Maßstab aller Dinge werden. 

Was du stattdessen tun kannst? Ich habe einige „bodenständige“ Vorschläge für dich:

  • Sicherstellen, dass nicht nur du für die „kleinen“, weltlichen Dinge wie die Wäscheberge verantwortlich bist.

  • Gut für dich sorgen. Du hast ein Recht auf Pausen, Feierabende und Wochenenden.

  • Geduld mitbringen. Lass die anderen doch einfach hustlen und schenk dir etwas, was sich kaum jemand mehr in der Online-Welt schenkt: Zeit.

  • Dein Tempo gehen. Nein, du musst nicht innerhalb von einem Jahr ein Millionenbusiness aufbauen, sondern kannst auch einen Schritt nach dem anderen gehen. 

  • Darauf achten, dass du nicht ein System unterstützt, das Frauen in die Altersarmut treibt.

  • Wählerisch bei Mentor*innen sein und sich an Menschen orientieren, die dich nicht zum Dauerhustle überreden wollen, sondern auch deine persönliche, familiäre und finanzielle Situation im Blick haben.

  • Sich fragen, welche Business-Tipps und -Strategien wirklich zu dir passen. Du musst nicht auf Social Media sein, wenn du nicht willst, und kannst dein Marketing auch nachhaltig mit einem Blog und einer überzeugenden Website gestalten, anstatt in Reels zu tanzen.

Und voll allem: Nett zu sich sein.
Ich bin mir sicher, du gibst jeden Tag dein Bestes.

Quellen:

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Selbstständig in Krisenzeiten – Wie mit Krieg und Katastrophen umgehen?

Wie können Selbstständige mit Krisen, Krieg und Katastrophen umgehen? Einige Vorschläge und Gedankenanstöße gibt es in diesem Blogartikel.

Es ist Krieg in Europa und wir sind alle fassungslos angesichts der unvorstellbaren Zerstörung und des unendlichen Leids der Menschen in der Ukraine.

Als Menschen fühlen wir mit den Opfern des Krieges mit. Möglicherweise weinen wir, verzweifeln und verstehen die Welt nicht mehr. 

Als Selbstständige beschäftigen uns zusätzlich noch andere Fragen:

Soll ich mich zu den aktuellen Geschehnissen äußern oder lieber schweigen?
Wie soll ich mich gegenüber meinen Kund*innen verhalten?
Was soll ich auf Social Media sagen?
Darf ich in einer Krise überhaupt „normal“ arbeiten und Geld verdienen?
Muss ich jetzt meinen Launch absagen?
Darf ich auch erstmal völlig von der Bildfläche verschwinden?

Wie gehe ich als Selbstständige also mit Krisen, Krieg und Katastrophen um?

Einige Vorschläge und Gedankenanstöße habe ich dir im Folgenden zusammengetragen:

Inhalt

Den ersten Schock verarbeiten

Menschlich sein

Solidarität zeigen

Business as usual?

Heilen

Extratipp

#1 Den ersten Schock verarbeiten

Die berühmte Sauerstoffmaske im Flugzeug – wir setzen sie uns immer zuerst selbst auf.

Noch bevor wir daran denken, anderen Menschen zu helfen, helfen wir zuerst uns. Das gilt nicht nur für Eltern und Kinder im Flugzeug, sondern auch für uns als Selbstständige.

Noch bevor wir also an Kund*innen, Social-Media-Posts oder anstehende Launches denken, sorgen wir erst einmal für uns und leisten uns erste Hilfe.

✅ Pause einlegen

Wenn du gerade nicht „business as usual“ machen kannst, kannst du dir ein guter Freund sein und auf den Pausenknopf drücken. Minuten, Stunden, Tage, Wochen – alles ist okay, wenn du es für dich einrichten kannst.

Dass du gerade nicht kreativ arbeiten kannst, hat einen Grund:

Laut der Maslow’schen Bedürfnispyramide müssen zuerst elementare Bedürfnisse erfüllt sein, bevor wir uns um „Luxusbedürfnisse“ wie Selbstverwirklichung kümmern können.

Will heißen: Solange Ängste und Sorgen dominieren und das Bedürfnis nach Sicherheit unerfüllt bleibt, ist es schwer für Menschen, kreativ zu arbeiten.

Somit hat es überhaupt keinen Sinn, sich zum Arbeiten zu zwingen. Sinnvoller ist es, eine Pause einzulegen und Selbstfürsorge zu betreiben: Laptop zuklappen, Social-Media-Apps deinstallieren oder Smartphone ganz ausschalten und sich etwas Gutes tun wie zum Beispiel ein Spaziergang oder ein schönes Essen.

Du kannst partout nicht freimachen? 

Vielleicht kannst du dich fragen:

Welche Aufgaben sind wirklich wichtig?
Was muss ich unbedingt heute machen und was kann ich auf später verschieben?
Welche Termine kann ich verlegen?
Was kann ich vielleicht ganz absagen, weil ich den Termin eh nicht wollte?

Und: Welche eine kleine Sache kann ich heute für mich tun, damit es mir ein bisschen besser geht?

✅ Gefühle verarbeiten

Es ist wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, um in Kontakt mit unseren Gefühlen zu kommen, zum Beispiel indem wir …

  • … in unseren Körper hineinspüren und uns fragen: Wie geht der Atem? Wie schlägt das Herz?  

  • … unsere Gefühle benennen und kategorisieren, zum Beispiel „Ich fühle mich wütend / ohnmächtig / traurig / ängstlich / ruhig.“

Es gibt keine „guten“ oder „schlechten“ Gefühle. All feelings are welcome. 

Mir persönlich hilft der Austausch mit anderen.

Zu sagen „Ich bin fassungslos, wenn ich an all die Menschen denke, die jetzt sterben“ und zu hören „Du, mir geht es genauso. Es ist so unfassbar, was gerade passiert“, wird die Weltlage nicht verändern, aber es wird dir zeigen, dass …

  • du nicht alleine mit deinen Gefühlen bist

  • du verstanden und gesehen wirst

  • du auch in schwierigen Zeiten Verbindung zu anderen Menschen herstellen kannst

Weitere Möglichkeiten, dir deiner Gefühle klar zu werden und/oder sie zu verarbeiten:

  • Schreiben 

  • Musik hören

  • Humor (Ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber es heißt nicht umsonst „Comic Relief“.)

❌ Schlechtes Gewissen und Rechtfertigungen

Alle anderen leiden, doch du kommst mit den Geschehnissen gut zurecht? 

Es ist okay.

Genauso wie es in Ordnung ist, unter einer Krisensituation zu leiden, ist es natürlich auch völlig in Ordnung, resilient und stark zu sein. (Du weißt schon: All feelings are welcome.)

Es ist in Ordnung zu sagen: Ich sehe all das furchtbare Leid, das der Krieg hervorbringt, und es furchtbar, aber … ich bin soweit okay.

Es ist okay, okay zu sein.

Niemand braucht ein schlechtes Gewissen deswegen zu haben.

Auch wenn du weitestgehend „normal“ arbeiten und dich konzentrieren kannst, musst du dich niemandem gegenüber rechtfertigen. Wenn dich deine Arbeit ablenkt und dir gut tut, umso besser.

❌ Toxische Positivität

Etwas anderes ist es, eigene Gefühle zu verdrängen oder den Sorgen und Ängsten deiner Mitmenschen „Es wird schon alles gut.“ oder „Wir sehen das jetzt mal positiv.“ entgegenzubringen.

Es spricht auch in Krisenzeiten nichts gegen Optimismus und eine zuversichtliche Lebenseinstellung. 

Aber ein so starker Fokus auf das Positive, dass es zum Negieren, Ignorieren, Verdrängen oder Abstreiten von bestimmten Emotionen kommt und kein authentisches Empfinden mehr möglich ist, hilft niemandem.

Auch dir nicht.

❌ Zwang und Druck 

Ich glaube: Wer sich als Business-Coach nicht dazu motivieren kann, auf den Kanälen Business-Tipps zu geben, kann davon ausgehen, dass es seiner Community ähnlich geht und sie gerade eh keinen Kopf für Businesstipps haben.

Ich würde mich nicht zum Arbeiten zwingen (oder zum Posten, Tippsgeben, Bloggen oder Newsletterschreiben), sondern vielmehr darauf vertrauen, dass ich wieder Freude und Motivation bei meiner Arbeit spüren werde, wenn es mir wieder besser geht. 

#2 Menschlich sein

Als Selbstständige wollen wir in erster Linie als Expertin wahrgenommen werden. 

Doch meiner Erfahrung nach sind Krisenzeiten eher dafür da, menschlich zu sein – auch unseren Kund*innen, Newsletterabonnent*innen oder Followern gegenüber. 

✅ Gefühle teilen

Wer will, kann seine oder ihre Gefühle teilen und erzählen, wie es ihm oder ihr im Moment geht.

Ich habe meine Gefühle angesichts des Kriegs in der Ukraine in meinem Newsletter beschrieben und war überwältigt von den Reaktionen, der Anteilnahme und der Hilfsbereitschaft der Menschen. 

✅ Verbindung suchen

Wenn du nicht weißt, was du angesichts der schrecklichen Ereignisse sagen sollst, kannst du auch „nur“ Verbindung suchen.

Einen Dialog starten.
Menschen fragen, wie es ihnen mit der Situation geht.
Zuhören.

Manchmal ist es genug, da zu sein und Kommunikationsräume zu eröffnen – selbst wenn du „im wahren Leben“ Webdesigner*in oder Fotograf*in bist.

❌ Dampf ablassen

Emotionen, die du selbst noch nicht klar gekriegt hast, würde ich persönlich nicht mit deiner Community teilen.

Bereits kategorisierte Gefühle zeigen („Ich bin zutiefst geschockt/traurig/wütend.“) – ja.

Deine Community nutzen, um Dampf abzulassen („Dieses verf*ckte A*schloch soll in der Hölle schmoren!!!“) – nein.

Worte, die du im Newsletter geschrieben oder auf Social Media geteilt hast, kannst du nicht so schnell wieder zurücknehmen. 

#3 Solidarität zeigen

Nach dem ersten Schock und der Lethargie merken wir, dass wir dringend etwas tun müssen, weil wir sonst verrückt werden, wenn wir noch mehr von diesen schrecklichen Bildern sehen.

Nicht nur als Menschen, auch in unserer Funktion als Unternehmer*in können wir uns mit den betroffenen Menschen solidarisieren, unsere Anteilnahme zum Ausdruck bringen und Menschen helfen. 

✅ Kleine Gesten

Es muss nicht immer gleich der große Wurf sein. 

Ich habe, noch bevor ich in der Lage war, auch nur irgendetwas zu tun, ein gelbes und ein blaues Herzchen in meinen Footer eingebunden.

In einem der wenigen Newsletter, die ich noch abonniert habe, wurde eine Playlist mit heilsamen Songs geteilt.

Kleine Geste.
Große Wirkung (für mich persönlich).

Denke immer daran, dass eine (aus deiner Sicht) winzige Kleinigkeit einem anderen Menschen in schwierigen Zeiten eine große Hilfe sein kann.

Also:

Welche kleine Sache kannst du tun, um jemandem in dieser Zeit zu helfen?

✅ Geld spenden

In Krisenzeit wird vor allem Geld gebraucht. Und auch als Unternehmer*in kannst du natürlich einen Beitrag leisten und spenden.

✅ Größere Aktionen

Falls du bereits über ein größeres Netzwerk verfügst, kannst du auch deine Kolleg*innen zusammentrommeln und eine Spendenaktion organisieren.

Ich habe Anfang 2021 zum Beispiel ein „Online Festival“ zum Thema Pinterest veranstaltet. 

Wir haben eine Woche lang kostenlos unsere Expertise zur Verfügung gestellt und Spenden für die Coronakünstlerhilfe gesammelt.

Und auch jetzt nutzen viele Influencer*innen ihre Reichweite und stellen größere Aktionen auf die Beine.

✅ Reichweite Betroffenen zur Verfügung stellen

Eine tolle Idee von Biathlet Erik Lesser: 

Er stellt seinen Instagram-Account, auf dem er allein 30k russische Follower hat, ukrainischen Sportlern zur Verfügung, damit sie über den Krieg informieren.

❌ Blinder Aktionismus

Der Wunsch zu helfen, ist nur allzu verständlich. 

Doch lass dich nicht von blindem Aktionismus anstecken, der weder dir noch den von der Krise betroffenen Menschen weiterhilft.

  • Wenn du spendest, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Spende bei einer vertrauensvollen Organisation ankommt. Beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen gibt es eine tagesaktuelle Liste von Hilsorganisationen sowie grundsätzliche Tipps fürs Spenden in Katastrophen- und Krisenfällen.

  • Wenn du spendest, sollte die Spende zielgerichtet sein. Sachspenden sind zwar nett gemeint, aber für die meisten Organisation sind Geldspenden um einiges sinnvoller.

  • Wenn du deiner Community helfen willst, kannst du überlegen, ob du das wirklich willst oder nur aus „Gruppendruck“ machst.

    Nur weil viele deiner Kolleginnen in Krisenzeiten für ihre Community da sein wollen und spontan Workshops und Hilfsangebote auf die Beine stellen, heißt es nicht, dass es dein Weg sein muss.

❌ Über andere Hilfsangebote urteilen

Ich bin mir sicher: Wir alle tun gerade das, was in unserer Macht steht.

Politisches Engagement.
Persönliche Gespräche.
Liebe Nachrichten.
Ehrenamtliche Unterstützung.

Alles ist wichtig und richtig. 

Es gibt hier kein Besser oder Schlechter.
Kein Richtig oder Falsch.

Wir brauchen jedes blau-gelbe Herzchen, jede Demo, jedes Gespräch, jeden Anruf, jeden Blogartikel, jede Meditation, jede Spende, jede Aktion, jede Vermittlung, jeder Übersetzung, jedes Lächeln, jede Mail, jedes „Heute lasse ich mein Auto stehen und fahre mit dem Fahrrad – Puck Futin!!!!“ und jeden Musiker, der sich jetzt vor die russische Botschaft stellt und für den Frieden spielt.

Gerade die Fülle und die verschiedenen Arten der Hilfen ist das Wunderbare.

#4 Business as usual?

Und wie geht es nun ganz konkret mit deiner Selbstständigkeit weiter? 

✅ Kommunikation nach außen anpassen

In den meisten Fällen wird es das Beste sein, die Kommunikation nach außen anzupassen.

So wie große Fernsehsender auf die veränderte Weltlage reagieren und Sondersendungen bringen, kannst auch du als Selbstständige dein „Programm“ ändern und über die Krise sprechen.

Keine Angst übrigens, dass deine Expertise dadurch Schaden nimmt. Menschen brauchen in Krisenzeiten vor allem eins: andere Menschen. 

Ob du deine für die Veröffentlichung geplanten Blogartikel und Social-Media-Posts auf Eis legst, musst du selbst entscheiden.

You do you.

❌ Falsche Informationen teilen

Mit Reichweite kommt Verantwortung. 

Je mehr Reichweite wir haben, desto penibler sollten wir darauf achten, welche Informationen wir auf unseren Kanälen weiterverbreiten.

Vor allem Social Media lädt quasi dazu ein, vorschnell etwas zu teilen, das uns emotional berührt – nicht selten bewusst gestreute Falschinformationen.

Wie du Fakten auf ihre Echtheit überprüfst, erfährst du unter anderem hier.

✅ Geld verdienen während einer Katastrophe

Wenn du deine Arbeit plötzlich als banal empfindest … keine Panik. Egal, wie sehr du deinen Job liebst – das meiste auf dieser Welt wird klein und unbedeutend im Angesicht von Krieg, Leid und Pandemien. 

Ich würde zu diesem Zeitpunkt deshalb keine voreiligen Entscheidungen („Ich schmeiss alles hin, denn mein gesamtes Business ist total sinnlos.“) treffen, sondern die Reflexion und Transformation auf später verschieben, wenn ich mich an die neue Situation adaptiert habe. (Gleich mehr dazu.) 

Du darfst natürlich auch in Krisenzeiten Geld verdienen.

Denn es gibt einen großen Unterschied zwischen Geld verdienen während einer Katastrophe und Geld verdienen mit einer Katastrophe.

  • die Bäckerin, die weiterhin Brötchen backt 

  • die Busfahrerin, der weiterhin Menschen von A nach B bringt

  • der selbstständige Yogalehrer, der weiterhin Kurse anbietet 

  • die Marketingberaterin, die weiterhin andere Selbstständige berät 

Sie alle haben gemeinsam, dass sie weiterhin ihrem Beruf nachgehen und Geld verdienen.

Daran ist erst einmal nichts Verwerfliches. 

Denn egal, ob du nun angestellt, verbeamtet oder selbstständig bist – selbstverständlich brauchst du auch während einer Pandemie oder eines Krieges in Europa Geld zum Leben.

Doch im Gegensatz zu Angestellten bekommst du als Selbstständige kein festes Gehalt auf dein Konto, sondern musst selbst dafür sorgen, dass neue Aufträge reinkommen. 

Und das kann in Krisenzeiten, wenn es dir selbst nicht gut geht, eine große Herausforderung und hohe Belastung sein. 

Es kann sich merkwürdig anfühlen, Workshops zu halten und Logos zu designen, während es anderen Menschen so schlecht geht.

Verständlich.
Aber du darfst es.

Wirklich.

✅ Auf veränderten Bedarf reagieren

Es ist aus meiner Sicht auch nicht verwerflich, auf einen veränderten Bedarf zu reagieren.

Wenn du Meditationstrainerin bist und nun einen Beitrag leisten kannst, damit Menschen ihre Ängste und Sorgen verarbeiten und in diesen schweren Zeiten etwas Ruhe und Frieden finden, dann brauchen wir dich. 

❌ Geld verdienen mit einer Katastrophe 

Anders sieht es aus, wenn du Geld mit der Katastrophe zu verdienen planst.

So wie zu Beginn der Corona-Pandemie „clevere“ Unternehmer die damals beim medizinischen Personal so dringend benötigten FFP2-Masken aufkauften, um sie um ein Vielfaches weiterzuverkaufen.

So wie Politiker Maskendeals abschlossen.

Oder wenn jemand vulnerable Gruppen und von der Krise betroffene Menschen ausnutzt, um sich zu bereichern.

Ein ganz klares: Nope.

Mögen diese Menschen im Dunkeln auf einen spitzen Legostein treten.

#5 Heilen

Kommen wir zum letzten Punkt. Der Heilung.

Denn auch wenn wir es uns zu Beginn einer Krise nicht vorstellen können, aber wir Menschen haben die verrückte Eigenart, dass wir uns irgendwie an die äußeren Umstände anpassen

An Wirtschaftskrisen.
An Pandemien.
An Krieg.

Meist gehen wir gestärkt aus einer Krise hervor und bauen Resilienz auf – auch als Selbstständige.

✅  Zeit zum Trauern

Zunächst einmal brauchen wir aber Zeit zum Trauern.

Selbst wenn wir niemanden im Krieg verloren haben, haben wir etwas anderes verloren: eine bestimmte Art von Zukunft.

Eine Zukunft in Gesundheit.
Eine Zukunft in Frieden.
Eine Zukunft in Sicherheit.

Wir brauchen Zeit, die Zukunft zu betrauern, die wir nicht mehr haben werden, weil jetzt Krieg herrscht.

Diese Tage und Wochen der Trauer fühlen sich schwer an, keine Frage. Aber sie sind so unfassbar wichtig, um weiterzumachen.

✅  Reflexion

Wenn sich die Welt verändert, verändern wir uns auch.
Als Menschen, aber auch als Selbstständige.

Um gestärkt aus einer Krise hervorzugehen, kannst du innehalten und nachspüren, was die Geschehnisse mit dir und deinem Unternehmen gemacht haben. 

Frage dich:

  • Was ist es, das ich jetzt verstanden habe?

  • Was hat sich als wirklich wichtig herausgestellt?

  • Was habe ich über mich und andere Menschen gelernt?

  • Welche Privilegien haben sich in der Krise offenbart?

  • Haben sich meine Werte verändert?

  • Haben sich meine Ziele verändert?

Alle Antworten, die du auf deine Fragen findest, sind in Ordnung.

✅  Transformation

Wenn etwas gehen muss, können wir daran festhalten oder es gehen lassen.

Deine Nische.
Deine Produkte.
Deine Website.
Deine Wunschkund*innen.

Wir können alles loslassen, was durch die Erfahrungen aus der Krise nicht mehr passt – und Platz für Neues machen.

💡 Tipp zum Schluss: Notgroschen tut gut

Ich kann die Bedeutung eines Notgroschens für Selbstständige nicht genug betonen. 

Selbst wenn in Europa Krieg herrscht – Rücklagen in Höhe von 3–6 Monatsgehältern schaffen zumindest Frieden im Hirn.

Mir persönlich tut es gut, zu arbeiten und mich ein Stück weit abzulenken. 

Doch das Wissen, dass ich mir keinen Druck machen muss und einen Plan auch mal verschieben kann, hilft, nicht in Panik zu verfallen und geduldig mit mir zu sein.

Es ist in der Onlinewelt vielleicht ein ungewöhnlicher Rat, aber: 

Spar dir das Geld für den drölfzigsten Onlinekurs (ich bin mir sicher, dass du eh schon genug weißt) und leg das Geld lieber beiseite, damit du im Fall der Fälle Rücklagen hast.

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Berufliche Neuorientierung als Selbstständige: Was ich im Prozess gelernt habe 💡

Wie gelingt berufliche Neuorientierung als Selbstständige? In diesem Blogartikel teile ich mit dir, was ich im Prozess der beruflichen Neuausrichtung gelernt habe. Von „Ausmisten, was keine Freude mehr macht“ bis zu „Unsicherheit“.

Hast du es schon entdeckt? 

In den letzten Tagen merkt man endlich auch meiner Website an, dass sich meine Ausrichtung von „Pinterest“ zu „Selbstständig ohne Social Media“ verändert hat.

Die Pinterest-Anleitung musste dem Minikurs „Social-Media-frei“ weichen. (Update: Inzwischen heißt der Kurs 100 Days of Marketing ohne Social Media.)

Auf meiner Angebotsseite findest du jetzt brandneue Möglichkeiten, mit mir zusammenzuarbeiten.

Und auf meiner Über-mich-Seite erfährst du jetzt, warum ich mich nach Jahren als Pinterest-Beraterin nun auf das Thema „Selbstständig ohne Social Media“ spezialisiert habe.  

Die Neuorientierung kam aber nicht nur mit einem neuen Auftritt nach außen, sondern natürlich auch mit vielen spannenden Prozessen im Inneren.

Und von den neun wichtigsten Lektionen, die ich bei meiner beruflichen Neuorientierung gelernt habe, will ich dir in diesem Blogartikel erzählen.😊

Inhalt

1. Alles ist im Wandel

2. Embrace the Unsicherheit

3. Marie Kondo ist eine weise Frau

4. Prokrastination ist eine Einladung zur Reflexion

5. Schnell testen ist sinnvoller als lange grübeln

6. Wenn ich loslasse, habe ich beide Hände frei

7. Eine Domain auf den eigenen Namen ist Gold wert

8. Eine Personal Brand ist flexibel

9. Stärken sind wichtiger als Hypes

#1 Alles ist im Wandel – und das ist auch gut so!

Das einzige, was seit Beginn meiner Selbstständigkeit im Jahre 2016 konstant ist? Der Wandel!

Es mag Menschen geben, die einmal ihre Leidenschaft finden und dann für immer glücklich und zufrieden sind. Für mich und meine Selbstständigkeit gilt das nicht.

Meine Interessen verändern sich.
Meine Ziele verändern sich.
Mit wem ich zusammenarbeiten will, verändert sich.

Deshalb verändern sich meine Angebote, Produkte und Online-Programme eben auch.

Alles fließt und ist im Wandel. Und weißt du was? Ich habe für mich beschlossen, dass das absolut okay so ist.

Einladung an dich

Wie ist dein Verhältnis zur Veränderung? Hältst du an alten Ideen, Mustern, Produkten fest, auch wenn du ihnen bereits entwachsen bist? Oder bist du offen für Neues?

#2 Embrace the Unsicherheit!

Klar könnte ich auf Sicherheit spielen und den Pinterest-Kurs, den ich bereits neun Mal gelauncht habe, ein zehntes Mal launchen. 

Aber wenn Sicherheit bedeutet, dass mein Arbeitsalltag mir keine Freude mehr macht, dann will ich sie nicht. 

Und so folge ich lieber der Freude, suche aktiv die Veränderung und verfolge neue Ideen, anstatt mich an Themen und Produkte zu klammern, die mich nicht mehr erfüllen. 

Denn ich weiß: Wenn nichts sicher ist, ist alles möglich.

#3 Marie Kondo ist eine weise Frau

Apropos Freude: „Folge der Freude“ ist mein liebstes Motto und „Macht mir das Freude?“ eine der wichtigsten Fragen für Unternehmer*innen.

So wie ich keine Lust (mehr) habe, mich mit Dingen zu umgeben, die mir keine Freude machen, so will ich mich auch nicht (mehr) tagein, tagaus zu Aufgaben zwingen, die mich nicht erfüllen. Die mir die Laune vermiesen und den Alltag erschweren. 

Deshalb gestaltete ich die berufliche Neuorientierung Marie-Kondo-Style: Nur noch die Freude sprühenden Elemente habe ich behalten. Und mich beim Rest bedankt und mich verabschiedet.

Einladung an dich 

Gibst du dir die Erlaubnis, als Unternehmer*in der Freude zu folgen? Oder zwingst du dich im Alltag noch viel zu oft zu Aufgaben, die dich nicht erfüllen?

#4 Prokrastination ist eine Einladung zur Reflexion

Wer prokrastiniert, braucht nicht zwingend Produktivitätstipps und besseres Zeitmanagement. Denn Prokrastination hat in den meisten Fällen einen guten Grund. 

Und als ich im Frühjahr 2021 merkte, dass ich mich immer weniger für meine Pinterest-Aufgaben motivieren konnte, wusste ich, dass ich zwei Möglichkeiten hatte.

Ich konnte pushen und mich die nächsten Monate oder gar Jahre zu Aufgaben zwingen, die ich nur halbherzig erledigen würde. Oder ich konnte neugierig sein und mich fragen:

  • Warum fallen mir diese Aufgaben gerade schwer?

  • Erfüllt mich meine Arbeit noch?

  • Bin ich überhaupt noch im Einklang mit meinen Werten?

  • Haben sich meine Ziele geändert?

Ich entschied mich für die Reflexion, ging ein paar Wochen in mich und merkte, dass ich den Pinterest-Weg zu Ende gegangen bin und mich neue, noch unbetretene Pfade viel mehr reizten.

Einladung an dich 

Hast du auch Aufgaben, die du immer wieder auf später verschiebst? Du kannst jederzeit in dich hineinspüren, was dahinterstecken könnte. 

#5 Schnell testen ist sinnvoller als lange grübeln

Als ich im Frühjahr 2021 das erste Mal einen Blogartikel zu dem Thema „Erfolgreich selbstständig ohne Social Media“ veröffentlichte, ahnte ich nicht, dass ich damit eine kleine Lawine lostreten würde.

Nicht nur, dass ich noch nie so viele Nachrichten zu einem Blogartikel bekommen hatte – ich merkte auch, dass auch mich das Thema einfach nicht mehr losließ.

Je mehr ich mich mit einer Social-Media-freien Selbstständigkeit beschäftigte, desto mehr schwand mein Interesse für mein ursprüngliches Thema Pinterest.

Aber ich wusste auch, dass es nicht ausreichte, theoretisch über eine Neuausrichtung zu philosophieren, ich musste auch praktische Erkenntnisse sammeln.

Also verzichtete ich darauf, die nächsten Monate das Hin und Her abzuwägen oder lange Pro- und Contra-Listen zu führen, sondern entschied mich, meine Idee schnell und unkompliziert zu testen.

Ich erstellte nicht gleich einen neuen umfangreichen Businessplan.
Ich überlegte mir nicht eine neue Zielgruppe.
Ich änderte auch nichts an meiner Website oder erstellte schon mal einen umfangreichen neuen Onlinekurs.

Das hätte alles viiiieeel zu lange gedauert.

Stattdessen veranstaltete ich mit einer Kollegin, die ebenfalls keine sozialen Medien mehr für ihr Marketing nutzte, ein gemeinsames Webinar, um in den direkten Austausch mit den Menschen zu gehen.

Nach dem Webinar und den zahlreichen Reaktionen, Kommentaren und E-Mails wusste ich:

  • Dieses Thema macht mir selbst Freude. 

  • Ich habe eine Menge dazu zu sagen.

  • Dieses Thema finden auch andere Menschen spannend. (Juhu!)

  • Ein kostenpflichtiges Produkt zu diesem Thema wäre eine gute Idee. (Es gab einige „Beschwerden“, warum wir denn nach dem Webinar kein Online-Programm angeboten hätten.)  

Einladung an dich

Du hast eine neue Produktidee, willst einen neuen Schwerpunkt oder dich völlig neu beruflich orientieren? Überlege, was der einfachste, schnellste Schritt ist, um deine Idee unkompliziert zu testen, statt für die nächsten Wochen und Monate zu grübeln, ob du es wirklich wagen solltest.

#6 Wenn ich loslasse, habe ich beide Hände frei

Eine berufliche Neuorientierung ist eine Übung im Loslassen: Themen. Inhalte. Angebote. Produkte. Kurse. Kund*innen.

Was nicht mehr passt, darf gehen. 

Also: Klammergriff lösen – einen Finger nach dem anderen – und loslassen, was nicht mehr passt.

Und danach habe ich beide Hände frei für die neuen aufregenden Dinge.

Wie neue Onlinekurse zu Social-Media-freiem Marketing.
Ein Buch und noch tausend andere Pläne, von denen ich es kaum erwarten kann, sie nach und nach, umzusetzen.

Ständiger Begleiter beim Klammergriff lösen und Loslassen ist übrigens eins: Vertrauen. 

Einladung an dich

Was kannst du loslassen, damit du wieder Zeit und Raum für neue, aufregende Ideen hast? Mach deine Hände frei und stärke deinen Vertrauensmuskel.

#7 Eine Domain auf den eigenen Namen ist Gold wert

Nie war ich glücklicher darüber, dass meine Website einfach nur auf meinen Namen Alexandra Polunin läuft, als bei der Neuorientierung. 

Nicht auszudenken, wenn meine Website eine fancy Bezeichnung hätte, die eng an ein bestimmtes Thema (Pinterest) oder die Art der Unterstützung (virtuelle Assistenz, Beratung, Onlinekurse) geknüpft wäre.

Ob ich dann die Neuausrichtung so schnell angegangen wäre? Oder hätte mich das Wissen, dass ich meine gesamte Website neu machen müsste, mich davon abgehalten? Mich zögern lassen?

Mit einem Klarnamen als Domain ist es aber so: 

Egal, was ich in Zukunft machen werde – ob Lamas im Hochlandgebirge züchten, Seife herstellen oder Bücher schreiben – der Wandel ist schon mitgedacht und mir stehen alle Möglichkeiten offen. 

Einladung an dich

Stehst du gerade zu Beginn deiner Selbstständigkeit und überlegst, welche Domain du dir sicherst? Halte es einfach und nimm einfach deinen Klarnamen. Dein Future-Me wird es dir danken.

#8 Eine Personal Brand ist flexibel

Bei einer Personenmarke steht nicht mein Unternehmen oder meine Produkte im Vordergrund, sondern ich als Mensch. Das hat Vor- und Nachteile. Doch bei der Neuorientierung empfand ich die Personal Brand als maximal flexibel: 

Denn auch wenn sich meine Produkte und Angebote änderten – meine Werte, meine Stärken, meine (Schreib-)Stimme und mein Netzwerk blieben erhalten.

Eine berufliche Neuorientierung mag herausfordernd sein, doch als Personal Brand ist sie keine Raketenwissenschaft. 

Einladung an dich

Trau dich, dich von Anfang an als Mensch hinter deinem Business zu zeigen. Mit deinen individuellen Ansichten, Werten und deiner Stimme. Was könntest du heute konkret tun, um ein bisschen persönlicher zu werden?

#9 Stärken sind wichtiger als Hypes

Mein Blog ist seit Jahren einer meiner treuesten Mitarbeiter und hat schon einige Neu- und Umorientierungen begleitet:

Als ich 2016 noch wild vor mich her getextet und lektoriert habe und nicht wirklich wusste, worauf ich mich in meiner Selbstständigkeit spezialisieren wollte.

Als ich dann 2017 den Fokus auf Pinterest legte und nur noch Pinterest-Produkte und -Dienstleistungen verkaufte.

Und als ich schließlich 2021 dann meine Begeisterung zu einem Social-Media-freien Marketing entdeckte.

Egal, welche Themen kamen und gingen – mein Blog ist geblieben, weil er perfekt zu meiner Stärke, dem Schreiben, passt.

Auch als Blogs als „old school“ bezeichnet wurden.
Auch als Microblogging-Plattformen wie Instagram an Fahrt aufnahmen und Blogs scheinbar überflüssig machten

Notiz an mich (und dich, wenn du magst)

Social-Media-Trends und -Hypes kommen und gehen. Meine Stärken bleiben. Also: Einfach mal dazu stehen, was ich gut kann. Und Hypes Hypes sein lassen.

Weiterlesen
Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Keine sozialen Medien mehr: Mein Plädoyer für eine entspannte Selbstständigkeit ohne Insta & Co.

Keine Social Media nutzen als Selbstständige? Kein Problem! Doch dafür müssen wir über Bord werfen, was wir über Social Media und die Selbstständigkeit denken, und uns erlauben, auf unsere Stärken zu vertrauen.

Hier ist eine Liste von Dingen, die ich nicht glaube:

  1. Dass ich Social Media nutzen muss, wenn ich selbstständig bin.

  2. Dass ich ohne Social Media keine Kund*innen finde.

  3. Dass ich mich nicht so anstellen und halt zusammenreißen muss, wenn mir Instagram und Co. keinen Spaß machen. 

  4. Dass ich jeden Tag online sein muss, damit ich erfolgreich bin.

  5. Dass ich etwas verpasse, wenn ich nicht auf Instagram bin. 

  6. Dass etwas mit mir nicht stimmt, wenn mir Social-Media-Marketing keinen Spaß macht.

  7. Dass mehr immer besser ist.

  8. Dass ich keine Pausen brauche, wenn ich „mein Business liebe“.

  9. Dass ich allen Social-Media-Trends folgen muss, wenn ich selbstständig bin.

  10. Dass ich im Zweifel immer auf Ratschläge von Expert*innen hören muss, statt meinem Bauchgefühl zu vertrauen.

Ich erkläre diese Glaubenssätze hiermit für ausgedient. Für beendet. Sie haben keine Funktion mehr. 

Sie machen uns müde, unglücklich und krank. 

Sie helfen uns nicht dabei, unsere Selbstständigkeit nach unseren Vorstellungen zu gestalten, im Gegenteil: Sie halten uns davon ab, unser wahres Potenzial zu entfalten.

Stattdessen schlage ich folgende Glaubenssätze vor:

  1. Dass soziale Medien nur eine Option für Selbstständige sind und keine Pflicht.

  2. Dass soziale Medien nur eine von unzähligen Möglichkeiten sind, Kund*innen zu finden.

  3. Dass ich in meiner Selbstständigkeit der Freude folgen darf. 

  4. Dass Offline-Zeiten für alle Menschen, also auch für Selbstständige, wichtig sind.

  5. Dass ich nichts Wichtiges verpasse, wenn ich eine Plattform nicht nutze, die mir keine Freude bereitet.

  6. Dass mit mir alles in Ordnung ist, wenn ich Social Media doof finde und sie für meine Selbstständigkeit nicht nutzen möchte.

  7. Dass Qualität wichtiger ist als Quantität.

  8. Dass Pausen mich nicht von wichtigen Aufgaben abhalten, sondern dass sie die wichtigste Aufgabe sind.

  9. Dass ich Social-Media-Trends ausprobieren kann, wenn sie sich spannend anhören, mich meine Selbstständigkeit dazu aber nicht verpflichtet.

  10. Dass ich meinen Stärken, meinen Fähigkeiten und meinem Bauchgefühl vertrauen und im Zweifel auf Ratschläge von Expert*innen pfeifen darf.

Kurz: 

Dass ich mir endlich die Erlaubnis geben darf, meine Selbstständigkeit nach meinen eigenen Regeln zu gestalten. 

Das muss sich dafür verändern:

Von „fremdgesteuert“ zu „selbstbestimmt“

Es wird Zeit, dass wir wieder die Entscheidungsfreiheit und Verantwortung für unser privates und berufliches Leben übernehmen und sagen:

„Dieser Social-Media-Kanal passt nicht zu mir und meinem Leben.“ 

Haben wir uns denn nicht selbstständig gemacht, um selbstbestimmt zu arbeiten? Um keinen blöden Chef zu haben, der uns andauernd sagt, was wir zu tun haben? Um unser Leben nach unseren Vorstellungen zu gestalten? 

Stattdessen haben wir uns ein neues Hamsterrad geschaffen – das Social-Media-Hamsterrad – bei dem unseren Arbeitsalltag danach ausrichten, was Algorithmen von uns wollen.

Was wir posten. Wie oft. Wann. In welchem Format.

Doch was ist das überhaupt für eine seltsame Vorstellung, dass wir unser Leben nach den Anforderungen von Algorithmen ausrichten und nicht umgekehrt? 

Dass wir um acht Uhr abends alles stehen und liegen lassen, weil das laut Analytics nun mal die beste Zeit zum Posten ist?

Dass wir unseren Feierabend unterbrechen (oder uns überhaupt keinen Feierabend gönnen), weil wir wollen, dass unser Post die beste Aussicht auf Erfolg hat?

Dass wir zu unseren Kindern, Partnern oder Freundinnen sagen „Warte mal kurz, ich muss das mal schnell bei Instagram posten“, statt den Tag gemütlich mit ihnen ausklingen zu lassen?

Viel zu lange schon haben wir nach den Regeln von Social-Media-Plattformen gespielt. Haben sie brav befolgt, auch wenn sie uns genervt oder gar unglücklich gemacht haben. Haben uns öfter nach Algorithmen gerichtet als nach unseren Bedürfnissen.

Wie wäre es deshalb, wenn wir die Frage „Wann muss ich was posten, um möglichst viele Menschen zu erreichen?“ ersatzlos streichen und uns stattdessen lieber fragen:

  • Passt der Social-Media-Kanal eigentlich zu mir?

  • Passt er zu meiner Persönlichkeit?

  • Passt er zu meinen Stärken?

  • Passt er zu meiner familiären Situation?

  • Passt er zu meinen Werten?

  • Passt er zu meinem Leben?

Es ist kein Drama und erst recht keine Schande, sich einzugestehen, dass ein bestimmter Social-Media-Kanal (oder Social Media im Allgemeinen) keinen Platz in einem Leben hat. 

Von „Blind Expert*innen-Ratschlägen folgen“ zu „Sich an den eigenen Stärken orientieren“

Es wird Zeit, dass wir uns selbst wieder mehr vertrauen als Menschen, die wir nur aus dem Internet kennen.

Was ist das überhaupt für ein Gedanke, dass jemand, der mich noch nie getroffen hat, besser einschätzen kann, was ich brauche und was ich machen sollte, als ich?

Dass die Frage nach meinen Stärken, Interessen und Wünschen nicht so wichtig ist wie die Frage, was eine Plattform von mir erwartet? 

Dass ich mich jeden Tag aufs Neue mit einer verstörenden Selbstverständlichkeit zu Aufgaben zwinge, die mir nicht nur keine Freude machen, sondern langfristig auch krank?

Dabei kann Marketing doch auch ganz einfach sein:

Wenn du schreiben willst, dann schreibe – Blogartikel, Newsletter, Bücher.

Wenn du fotografieren willst, dann fotografiere. (Und poste Bilder, wenn dir danach ist.)

Wenn du gerne mit Menschen redest, dann interviewe sie. (Und starte einen Podcast, wenn du magst.)

Wenn du es liebst, Videos zu erstellen, dann erstelle Videos. (Und starte einen YouTube-Kanal, wenn du Bock darauf hast.)

Mach die Dinge, weil du sie liebst und gut kannst – und nicht, weil dir jemand auf Instagram eingeredet hat, dass du sie unbedingt machen musst, um erfolgreich zu sein.

Statt „Welche Plattform muss ich wie nutzen, um viele Menschen zu erreichen?“ schlage ich dir deshalb folgende Fragen vor: 

  • Worin bin ich richtig gut?

  • Was macht mir Spaß?

  • Womit könnte ich den ganzen Tag verbringen?

  • Was ist mir wichtig?

  • Welche Werte vertrete ich?

  • Wie soll mein Tag aussehen?

  • Will ich dieses System wirklich unterstützen? 

Verbinde dich zuallererst mit deinen Stärken und Wünschen und suche dir danach die passende Marketingplattform aus. Nicht umgekehrt.

Von „FOMO“ zu „JOMO“

Es wird Zeit, dass wir endlich Gefallen daran finden, Dinge auf Social Media zu verpassen.

Noch viel zu viele Selbstständige haben FOMO („Fear of Missing out“) und denken, dass ihnen etwas Wichtiges entgeht, wenn sie ihre Social-Media-Kanäle löschen.

Dass sie wichtige Informationen verpassen. Von Kolleg*innen vergessen werden. Keine Kundschaft mehr finden.

(Spoiler-Alert: All diese Dinge kannst du auch ganz entspannt ohne Social Media erreichen. Doch dazu an anderer Stelle mehr.)

Hier empfehle ich dir von Herzen JOMO („Joy of Missing Out“) oder zu deutsch: die heilende Kraft von „Scheiß drauf“.

Lass mich dir das mal anhand von Elternabenden illustrieren:

Dreißig gestresste Erwachsene, die einen zu langen Arbeitstag hinter sich, aber keine Zeit mehr für ein vernünftiges Abendessen hatten, sich nicht an den letzten freien Abend erinnern können und nun zusammengepfercht auf zu kleinen Stühlen oder (wenn sie Glück haben) auf dem Boden um eine bronzefarbene Klangschale versammelt sitzen und sich über solch unbrisanten Themen wie Erziehung oder das richtige Essen für Kinder unterhalten – what could possibly go wrong? Seit ich es mir erlaubt habe, Elternabende auf ein Minimum zu reduzieren, ist mein Leben um einiges leichter, entspannter und glücklicher geworden.

Denn erstens: Es fühlt sich einfach grandios an, einen seichten Schnulzroman zu lesen und zu wissen, dass überambitionierte Eltern gerade „Apocalypse Now“ nachspielen.

Und zweitens: Alles, was auf dem Elternabend besprochen wird, flattert sowieso als Protokoll direkt in meinen Posteingang. Und die Kirsche auf der Sahnehaube: Die aufgestauten und abgeladenen Emotionen, unhaltbare Anschuldigungen und unreflektierte Seitenhiebe auf Veganer, die aus irgendeinem unerklärlichen Grund auch auf Elternabenden ihren Platz finden, werden zuverlässig rausgefiltert. 

Das nenne ich mal Joy of Missing out!

So ähnlich kann es auch mit Social Media der Fall sein, wenn du es dir erlaubst.

Denn wenn du dir einmal bewusst machst, was du da eigentlich verpasst, wird es auf einmal sehr verlockend, Social Media bye bye zu sagen:

  • Trolls, Bots und Spammer

  • DMs von 23-jährigen Tobis, die dir die Welt erklären

  • Fake News und Hatespeech

  • Dieser Druck, ständig posten zu müssen

  • Dieser Druck, in Storys nicht allzu verwahrlost auszusehen

  • Immer diese Frage beim Frühstück: Soll ich das jetzt posten?

  • Diese Vergleicheritis

  • Redaktionspläne (<-- hate them!)

  • Social-Media-Trends (Sie kommen und gehen. Und kommen und gehen. Ist irgendwie immer wieder dasselbe.)

Nach einem Jahr ohne Social Media ist bei mir 0,0% FOMO und 100% JOMO da, wenn ich an Social Media denke. Und glaube mir: Dieses herrliche Gefühl kannst du auch haben! 

Von „Abkürzungen“ zu „eigenen Weg gehen“

Es wird Zeit, dass wir uns davon verabschieden, dass wir immer eine Abkürzung brauchen, um erfolgreich zu sein. 

Dass es irgendwo da draußen einen Quick Fix gibt. Ein Geheimrezept. Eine Erfolgsgarantie. Die Autobahn zum Glück.

Soziale Medien kommen mit dem Versprechen, dass alles möglich ist – und dass es schnell gehen kann. 

Reichweite.
Follower*innen.
Kund*innen.
Geld.
Erfolg.

Wir müssen „nur“ posten.
„Nur“ täglich aktiv sein.
„Nur“ liken, teilen, kommentieren – und die Welt gehört uns.

Wir könnten jederzeit viral gehen, und die „Erfolgreich über Nacht“-Geschichten einiger weniger hören sich so verlockend an, dass wir völlig vergessen, dass wir auch einfach unseren eigenen Weg gehen könnten. Den mit Umwegen und unbetretenen Pfaden, die erst noch erkundet werden müssen.

Dieser Weg mag länger, manchmal anstrengender sein. Aber was, wenn das der schönere Weg ist? Der nachhaltigere? Der entspanntere? Weil dieser Weg zu uns gehört.

Daran glaube ich ganz fest:

  1. Schnelligkeit und Abkürzungen sind überbewertet. 

  2. Ich darf mich für die längere Business-Reise entscheiden und jeden Schritt zelebrieren.

  3. Ich darf so viele Pausen einlegen, wie ich will, und die Aussicht genießen.

  4. Ich darf auch mal umkehren, wenn ich merke, dass ich mich verlaufen habe. 

  5. Mein eigener Weg ist der nachhaltigere, weil das der Weg ist, bei dem ich am besten in Kontakt mit mir und meinen Werten bleibe.

  6. Ich darf auch unbetretene Pfade gehen – sie führen oft zu traumhaft schönen Zielen.

  7. Ich muss nicht immer wachsen und darf auch mal nur sein. (Da. Müde. Traurig.)

Vom „ergebnisorientierter“ zur „prozess- und werteorientierter“ Selbstständigkeit

Es wird Zeit, dass wir endlich aufhören, willkürlichen, bedeutungslosen Metriken nachzujagen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.

Hier sind fünf Dinge, die ich höchstwahrscheinlich nicht auf meinem Sterbebett sagen werde:

  1. Hätte ich doch mehr Follower*innen gehabt – dann wäre alles anders gekommen.

  2. Hätte ich meine Interaktionsrate doch um 1,6 Prozent gesteigert – dann hätte ich mich richtig glücklich gefühlt.

  3. Hätte ich doch nicht zweimal, sondern fünfmal pro Woche gepostet – das hätte mein Leben richtig bereichert.

  4. Hätte ich doch konsequenter auf jeden Kommentar unter meinen Posts geantwortet – davon hätte ich später noch meinen Enkeln erzählen können.

  5. Hätte ich doch schneller auf DMs reagiert – dann hätten das meine Kinder jetzt auf meinen Grabstein schreiben können. 

Falls der etwas plakative, makabre Exkurs noch nicht drastisch genug war, hier nochmal in aller Deutlichkeit:

Social-Media-Metriken machen nicht glücklich.
Sie verleihen unserem Leben keinen Sinn.
Sie machen uns nicht zu zufriedeneren Menschen.

Es ist eine typische Lose-lose-Situation: Erreichst du dein Ziel nicht, fühlst du dich mies. (Warum schaffe ich es nicht, mehr Follower*innen auf Instagram zu gewinnen?) Erreichst du dein Ziel, muss augenblicklich ein neues, größeres Ziel her (noch mehr Follower).

Und so verbringen wir Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr damit, immer höheren Zielen nachzujagen. Uns Sorgen zu machen, ob wir sie tatsächlich erreichen. Uns nie damit zufrieden zu geben, was wir bereits haben. Doch wie lange soll das so weitergehen?

Wann haben wir endlich genug Follower*innen, Likes und Kommentare? Wann dürfen wir auch mal ruhen, präsent sein, genießen?

Dabei kannst du dich als Selbstständige auch an anderen Maßstäben orientieren als an Metriken. An Prozessen zum Beispiel. Und an Werten.

Statt Wie kann ich diesen Monat 1000 neue Follower*innen gewinnen? kannst du dir auch folgende Fragen stellen:

  • Wie möchte ich meinen Arbeitstag verbringen? (Hauptsächlich mit Aufgaben, die mich erfüllen? Oder mit Aufgaben, zu denen ich mich jeden Tag aufs Neue zwingen muss?)

  • Welche Gefühle möchte ich fühlen? (Spaß und Freude oder Stress und Lustlosigkeit?)

  • Warum will ich etwas tun? (Weil ich intrinsisch motiviert bin oder weil ich glaube, es tun zu müssen?)

  • Bin ich mit mir im Reinen, wenn ich das so mache? (Passt das zu meinen Werten oder verdränge ich hier, was mir wichtig ist?)

Von „vielen Kontakten“ zu „bedeutungsvollen Kontakten“

Es wird Zeit, dass wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir Social Media brauchen, um „social“ zu sein.

Social Media ist wie die überlaufene Hochzeitsfeier deiner Cousine dritten Grades. Mehrere hundert Menschen sind eingeladen, doch die meisten davon hast du noch nie in deinem Leben gesehen. Einige Gäste nerven gewaltig. Hier und da zwingst du dich zu höflichem Smalltalk über die schöne Braut. Aber den meisten Spaß hast du mit Onkel Udo an der Bar, wo ihr zwei Stunden damit verbringt, nerdige Theorien über den Terminator auszutauschen.

Hier ist eine Liste von Dingen, auf die ich keine Lust mehr habe:

  • Smalltalk 

  • oberflächliche Kommentare 

  • Liken (<-- hate it)

  • um Aufmerksamkeit kämpfen 

  • Herzchen verschicken nach einer Story

  • „OMG“, „Wie cool ist das denn?!“ oder andere Bemerkungen, die verraten, dass ich gerade absolut keine Lust habe, mir einen sinnvollen Kommentar zu überlegen

Diese Art und Weise, mit Menschen umzugehen, ist seltsam und führt in 99,9% der Fälle nicht zu bedeutungsvollen Beziehungen. Oder hast du schon irgendwann einmal gedacht:

„Sie hat immer zuverlässig meine Posts geliket – deshalb wurden wir beste Freundinnen.“

Hier ist eine Liste von Dingen, die wir als Selbstständige stattdessen machen können:

  • spontane (virtuelle) Kaffee-Dates mit Kolleg*innen 

  • regelmäßigen, fachlichen Austausch 

  • Offline-Treffen von Lieblingskund*innen

  • Kooperationen mit Lieblingskolleg*innen

  • Telefonieren (wenn du es magst)

  • Fragen wie „Wie geht es dir gerade wirklich? Was beschäftigt dich zur Zeit?“ 

  • begeisterte E-Mails an jemanden, dessen Blog oder Podcast du liebst  

Diese Kontakte und Gespräche sind es, die unser Leben schöner machen und uns in der Selbstständigkeit vorwärts bringen. Nicht das fünfundzwanzigste Herzchen für Fremde im Internet.

Von „niemals frei“ zu „richtigen Pausen“

Es wird Zeit, dass wir es uns wieder erlauben, „richtige“ Pausen zu machen, anstatt „Fake-Pausen“ mit Social Media.   

Hier ist eine Liste von Dingen, die Arbeit sind (auch wenn es sich manchmal gar nicht so anfühlt):

  • „nur mal schnell“ was posten

  • „nur mal schnell“ eine Story machen

  • „nur mal schnell“ die Likes checken

  • „nur mal schnell“ auf die Kommentare eingehen

  • „nur mal schnell“ die DMs beantworten

  • „nur mal schnell“ in die FB-Gruppe gucken

Wenn man die vielen kleinen „Nur mal Schnell“s addiert, ist die Summe ein Leben, das langfristig auslaugt.

Denn wir erledigen diese Aufgaben meist dann, wenn wir uns eigentlich ausruhen und neue Kraft schöpfen sollten: zwischen zwei Terminen, auf dem Klo, abends oder gar nachts, am Wochenende, im Urlaub. 

Wir „belohnen“ uns mit Social Media, prokrastinieren mit Social Media, „schalten ab“ mit Social Media, „entspannen“ mit Social Media – und merken nicht, wie wir eigentlich noch mehr arbeiten und niemals wirklich frei haben.

Hier ist eine Liste von Dingen, die wir Selbstständigen stattdessen machen können, um kleine Pausen von unserer Arbeit einzulegen.

  • Fenster auf, Luft rein, atmen

  • Spaziergang an der frischen Luft 

  • Yoga (auch wenn es mal nur Shavasana ist)

  • Musik hören, eine Runde tanzen

  • Ukulele spielen und dazu singen (auch wenn es schief ist)

  • Frisches Gemüse schnibbeln und – ohne Smartphone in der Hand – knabbern

  • ein Mittagsdöschen 

  • den Bauch vom Hund kraulen

  • Tee trinken und in die Luft gucken

(Hier sind noch mehr Ideen für Pausen ohne Social Media und Smartphone.)

Egal, ob du Social Media „nur“ reduzieren oder völlig Lebewohl sagen willst – du verdienst „richtige“ Pausen. 

Und zwar jeden einzelnen Tag. 

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Erfolgreich selbstständig ohne Social Media – geht das?

Ist es möglich, auch ohne Social Media erfolgreich selbstständig zu sein? Wie funktioniert Marketing ohne Social Media überhaupt? Wie finde ich neue Kundinnen und Kunden? In diesem Blogartikel erzähle ich, warum ich mich von Social Media verabschiedet habe und wie mein Marketing ohne Instagram und Co. aussieht.

Update: Dieser Blogartikel ist am 1. März 2021 erschienen – ein halbes Jahr nachdem ich meinen Instagram-Kanal auf Eis gelegt hatte. Das war der Startschuss für Social-Media-freies Marketing, doch 100% Social-Media-frei war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. 

Inzwischen hat sich mein Marketing noch einmal geändert. Ich habe Instagram und Facebook gelöscht und mich von Social-Media-Ads verabschiedet. Im Herbst 2022 habe ich mein Pinterest-Konto deaktiviert und mich damit vom allerletzten Social-Media-Kanal getrennt.


Vor genau einem halben Jahr, am 27. August 2020, habe ich das letzte Mal etwas auf Instagram gepostet.

(Eine schiere Ewigkeit angesichts der Empfehlungen, täglich auf Instagram präsent zu sein, um Kund*innen zu gewinnen.)

Dass dies mein letzter Post sein würde, war so nicht geplant, hatte sich aber abgezeichnet. Denn soziale Medien machten mich seit Längerem nur noch eins: müde.

Aus einer Woche Instagram-Pause wurden zwei. Dann war plötzlich ein Monat rum. Und dann stand ich auch schon vor der Frage: 

Kann ich theoretisch auch ganz ohne Social Media erfolgreich selbstständig sein? Oder geht meine Selbstständigkeit dann den Bach runter?

Ich beschloss, es auszuprobieren. Und in diesem Blogartikel berichte ich dir von meinen Erfahrungen.

Ich habe das Jahr 2020 und die letzten sechs Monate ohne Social Media Revue passieren lassen und verrate dir, …

Warum ich mich 2020 aus Social Media zurückgezogen habe

360 bis 720 Stunden im Jahr – so viel Zeit hab ich irgendwann auf Instagram verbracht.

Klingt nach ner Menge Holz, dabei ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es bei dir ähnlich aussieht.

Bereits 2018 soll die durchschnittliche Nutzungsdauer von Instagram bei 53 Minuten täglich gelegen haben. (Das wären 26, 5 Stunden im Monat oder rund 322 Stunden im Jahr.)

Und wer Instagram nicht nur privat, sondern wie ich auch als Marketingkanal nutzt, kommt häufig deutlich drüber. Bei mir waren es irgendwann 1–2 Stunden täglich. Oder eben unfassbare 360–720 Stunden im Jahr.

Puh.

Ist Social-Media-Marketing wirklich gut investierte Zeit?

Das Problem sah ich aber nicht nur in der langen täglichen Nutzungsdauer, sondern in der Frage, ob diese Zeit tatsächlich gut investiert ist. 

Nicht zuletzt weil ich seit dem Lockdown im März immer wieder Kinder zu Hause habe, die von zu Hause lernen müssen, und meine Zeit damit noch knapper und wertvoller geworden ist. 

Und das tägliche Posten (vor allem abends, wenn ich eigentlich Feierabend habe), Interagieren, Liken, Kommentieren, Livegehen, Storysmachen … Brachte es mir tatsächlich so viel Onlinesichtbarkeit und neue Kund*innen? Oder war der ganze Aufwand es am Ende vielleicht gar nicht wert …?

Doch Zeit und Effektivität waren nicht die einzigen Gründe für mich, Social Media grundsätzlich in Frage zu stellen. Vielmehr merkte ich seit Längerem: 

Ich mochte nicht, was Instagram mit mir machte

Ich verglich mich mehr mit anderen. Instagram macht das einem auch extrem leicht. Eine schöne Wohnung hier, ein durchtrainierter Körper da. Lachende Menschen, perfekt ausgeleuchtete Selfies, aufregende Fernreisen. 

Ich wurde immer unzufriedener. Ich verglich meine schlechtesten Tage mit den Highlights von Fremden im Internet. Mein „Behind the Scenes“-Ich mit dem sorgsam geplanten Bühnenauftritt von Menschen, die ich oft nicht mal persönlich kannte. Meine Lockdown-Rohfassung mit ihrem Endprodukt. 

Ich war von mir entfremdet. Wer war ich? Was wollte ich? Was war mir wichtig? Wie sollte meine Selbstständigkeit aussehen? Vor lauter Tipps, Hacks und Strategien konnte ich es manchmal nicht mehr sagen.

Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Sobald ich einen Text schreiben musste, der die Länge einer durchschnittlichen E-Mail überstieg, kam ich an meine Grenzen. Meine Gedanken drifteten ab, die Finger machten sich selbstständig und öffneten Facebook, Instagram oder das E-Mail-Programm.

Ich war wie ferngesteuert. Da will ich einfach nur schnell das Wetter nachgucken – stattdessen nehme ich das Smartphone, öffne automatisch Instagram, scrolle durch den Feed, lege mein Handy wieder zur Seite, ohne nach dem Wetter geguckt zu haben. 

Was passierte da eigentlich mit mir? 

Warum mache ich nicht einfach weniger Social Media?

Mein erster Gedanke war: „Du musst deinen Instagram-Konsum dringend reduzieren!“

Hörte sich vernünftig an, war aber in der Praxis schwierig

Denn wenn sich Gewohnheiten über einen längeren Zeitraum verfestigen, ist es schwer zu sagen: „Dann mach am Wochenende halt mal weniger!“

Ich deinstallierte alle Apps von meinem Handy, ich mistete die Accounts, denen ich folgte, radikal aus, entfolgte sogar allen Profilen – und dennoch fand ich mich irgendwie wieder durch den Feed scrollend. 

Ein bisschen Social Media funktionierte für mich offensichtlich nicht.

Ganz oder gar nicht musste es ein.
Ich entschied mich für „gar nicht“. 

Mein TikTok-Profil löschte ich. 

Mein Insta-Profi schickte ich in eine inoffizielle Insta-Pause und entfolgte allen Accounts, um nicht in Versuchung zu kommen. 

Und Facebook? Diesen Account ließ ich bereits seit Jahren links liegen … 

Keine sozialen Medien – was ist denn schon dabei?

Als Selbstständige keine sozialen Medien zu nutzen ist im besten Fall … ungewöhnlich. 

Heißt es nicht immer, dass Selbstständige am besten täglich auf Social Media präsent sein sollten? Dass sie auf ihren Kanälen eine Community aufbauen müssen? Dass sie nur mit Social Media erfolgreich selbstständig sein können.

Keine sozialen Medien zu nutzen würde bedeuten, gefühlt 99% aller Ratschläge zum Onlinemarketing zu ignorieren.

Und dafür musste ich erst einmal Mut sammeln.

Ist ohne Social Media alles den Bach runtergegangen?  

Nach einem halben Jahr als Selbstständige ohne Social Media erst einmal die wichtigste Nachricht: Ja, ich lebe noch. 

Und ich muss mich auch nicht hauptsächlich von Nudeln mit Tomatensoße ernähren wie zu Beginn der Selbstständigkeit. Im Gegenteil: Meine Selbstständigkeit läuft besser denn je.

Wie sich die Websitebesuche entwickelt haben

Gucken wir uns zunächst einmal den Traffic an. Dieser ist seit meinem Instagram-Rückzug im August 2020 nicht gefallen. Die Zugriffe auf meine Website waren durch meinen Launch im November und das Pinterest-Online-Festival im Januar sogar höher als zuvor. 

Von Februar 2020 bis Februar 2021 haben sich die Traffic-Quellen folgendermaßen verteilt:

  • 38,9% der Websitebesuchenden kamen von Google

  • 31,1% der Websitebesuchenden kamen direkt (z.B. aus Newsletter)

  • 21,4% der Websitebesuchenden waren Social-Traffic* 

  • 8,48 der Websitebesuchenden waren Referral-Traffic (z.B. aus Gastartikeln und anderen Verlinkungen) 

  • Sonstiges

*Dröseln wir den Social-Traffic noch mehr auf:

  • 92,9% Pinterest

  • 4,84% Facebook 

  • 4,61% Instagram

Meine Erkenntnis

Auch ohne organisches Instagram- und Facebook-Marketing bekomme ich genug Traffic – Google und Pinterest sei Dank! 

Vor allem, wenn man den Aufwand für die Plattformen vergleicht – 30–60 Stunden monatlich für Instagram und 5–6 Stunden monatlich für Pinterest (komplett ausgelagert) – wird klar, dass Instagram und Facebook guten Gewissens als Traffic-Quellen vernachlässigt werden können.

Wie sich die Newsletter-Anmeldungen entwickelt haben

Die Zahl der Newsletter-Anmeldungen wächst bei mir immer dann, wenn ich launche und Werbeanzeigen schalte. Das war vor August 2020 schon so und ist jetzt nicht anders.

Der hohe Anstieg von April zu Juni 2020 lag nicht etwa daran, dass ich häufig auf Instagram gepostet hätte, sondern an den besonders günstigen Ad-Preisen kurz nach dem 1. Lockdown, die ich ausgenutzt hatte.

Wie sich mein Umsatz entwickelt hat

Traffic und Newsletter-Anmeldungen sind schön und gut, aber entscheidend ist natürlich, was hinten rauskommt.

Sprich: Würde ich auch ohne Social-Media-Marketing genügend Kund*innen bekommen und Umsatz machen?

Kund*innen gewinnen ohne Social Media scheint ein großes No-Go in der Online-Welt zu sein und war für mich dementsprechend ein spannendes Experiment. Und exakt ein halbes Jahr später kann ich sagen: 

Ja, auch ohne Social-Media-Marketing mache ich immer noch genügend Umsatz!

  • Ich habe 2020 das erste Mal einen sechsstelligen Jahresumsatz erzielt. 

  • Seit meinem Social-Media-Rückzug habe ich dreimal gelauncht (September 2020, November 2020, Februar 2021) und jedesmal meine Umsatzziele erreicht. 

  • Meine Mastermind war im Februar 2021 nach nur drei Tagen ausverkauft (und ich musste sogar Interessentinnen absagen, weil alle Plätze schon weg waren).

Mein größter Gewinn: Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge

Keine sozialen Medien zu nutzen, heißt für mich nicht, Hoffnungsmarketing zu betreiben und nur darauf zu warten, dass mich schon jemand finden wird.

Es heißt für mich, sich auf die Dinge zu fokussieren, die tatsächlich für neue Menschen auf der Website, Newsletteranmeldungen und neue Kundschaft sorgen.

Und auf die Strategien, die zu meinen Stärken zählen und mir Freude bereiten.

Deshalb sind meine Blogartikel jetzt noch ein bisschen länger.
Die Newsletter verschicke ich noch ein bisschen regelmäßiger.
Die Website ist frisch entrümpelt und schick gemacht. 

Kehre ich jemals wieder zu Instagram und Co. zurück?

Sag niemals nie. 

Vielleicht wenn ich nach dem Lockdown wieder ein bisschen mehr Zeit habe? Oder eine effektive Strategie habe, um mit der Vergleicheritis umzugehen? Oder den dringenden Wunsch, eine Instastory mit einer Heliumstimme zu drehen?

Doch aktuell finde ich es noch zu entspannt ohne. 

Der Fokus auf Website, Blog + Pinterest + Newsletter funktioniert für mich und bringt mir auch ohne Social Media genug Kund*innen.

Fazit: Erfolgreich selbstständig ohne Social Media? Das geht!  

Der Blogartikel ist kein Plädoyer gegen Instagram oder Facebook, sondern vielmehr für den Mut, auch mal eine individuelle Entscheidung zu treffen, die sich gegen allgemeine Empfehlungen richtet.

Du musst gar nichts, nur weil du selbstständig bist. Es ist dein Unternehmen und du bist die Chefin!

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Themenwünsche?

Wenn dir ein wichtiges Thema im Blog fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freue ich mich auf deine Nachricht.

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