Social-Media-frei
Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies
Worum geht’s?
In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
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Teilweiser Social-Media-Ausstieg: Interview mit Claire Oberwinter
In dieser Podcastfolge habe ich Claire Oberwinter zu Gast. Nachdem Claire jahrelang als Social-Media-Beraterin gearbeitet hat, hat sie 2018 eine Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und zieht sich seitdem immer mehr aus Social Media zurück. Wie es zu ihrem teilweisen Social-Media-Ausstieg kam und welche Alternativen Claire stattdessen zum Marketing nutzt, erzählt sie im Interview.
In dieser Podcastfolge habe ich Claire Oberwinter zu Gast.
Nachdem Claire jahrelang als Social-Media-Beraterin gearbeitet und Selbstständige bei ihrem Facebook-Marketing unterstützt hat, hat sie 2018 eine Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und zieht sich seitdem immer mehr aus Social Media zurück.
Wie es zu ihrem teilweisen Social-Media-Ausstieg kam und welche Alternativen Claire stattdessen zum Marketing nutzt, erzählt sie uns im Interview.
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[Alex] Ja, hallo Claire, du hast deine Selbstständigkeit als Social-Media-Beraterin begonnen.
Kannst du uns mehr über deine früheren Erfahrungen mit sozialen Medien erzählen und was dich auch anfangs an Social Media so fasziniert hat?
Das Potenzial sozialer Medien
[Claire] Ja, das kann ich natürlich sehr gerne machen.
Also ich bin in meinem Studium, ich habe Kommunikationswissenschaften auf Bachelor erst studiert, bin ich sehr schnell auf dieses Thema Web 2.0 gekommen.
Also da habe ich gemerkt, dass mich das mehr interessiert als diese ganzen klassischen Medien, wo es im Studium oft darum ging, wie Radio, Fernsehen und so weiter.
Und mir war schnell klar, ich will was in Richtung online machen, weil das so meine Welt war.
Und dann bin ich auch sehr schnell auf Social Media gekommen und habe sogar mich für einen Masterstudiengang in Social Media angemeldet, an der englischen Uni und auch abgeschlossen.
Und das war so die Zeit des arabischen Frühlings, also wo wirklich durch Social Media auch Revolutionen möglich waren.
Also wir haben auch im Masterstudium genau über diesen arabischen Frühling gesprochen und welche Rolle Social Media da gespielt hat.
Und das war eine sehr zentrale Rolle von Social Media tatsächlich. Und das war für mich so die Zeit, ich nenne das immer so das gelobte Land, also es war so die Zeit für mehr Demokratie, für mehr Öffnung, mehr Transparenz, nicht mehr so unidirektionale Kommunikation, also nicht mehr, wir werden einfach nur überschwemmt mit Infos von Unternehmen und von den normalen Medien, sondern es geht jetzt auch mal in die andere Richtung.
Wir können direkt in Kontakt mit anderen Institutionen, mit Menschen kommen und das war für mich das Potenzial von Social Media, was mich so unendlich begeistert hat, weil ich dachte, also weil ich so das Gefühl hatte, da wird so viel möglich und ich habe es auch die ersten Jahre so empfunden, dass da eine Öffnung war, dass da viel Positives einfach auch passiert ist.
Und das war so mein Einstieg in Social Media, weswegen ich unter anderem mich auch entschieden habe, Social-Media-Beraterin zu werden, weil ich dieses Potenzial anderen Menschen erklären wollte und ihnen sagen wollte, hier, wenn du Social Media in dein Unternehmen, in deine Kommunikation, in dein Marketing integrierst, das hat ganz viel Potenzial und wenn du es so und so machst, dann sollte es auch gut funktionieren. Und das war so mein Ursprungsgedanke dabei.
Fokus auf Facebook
[Alex] Und du bist dann ja Facebook-Beraterin geworden, richtig? Also zumindest als ich mich selbstständig gemacht habe, ganz, ganz frisch, hatte ich dich sofort als Facebook-Beraterin auf dem Schirm.
Erzähl mal, wie kam dann dieser Fokus auf diese Plattform?
[Claire] Das war, als ich mich halt selbstständig gemacht habe, habe ich erstmal mich allgemein als Social-Media-Beraterin aufgestellt, habe aber sehr schnell gemerkt, dass ich damit nicht sehr weiterkam. Es war so schwammig, es fühlte sich für mich nicht zielgerichtet an.
Und da ich immer schon, seit ich mit Social Media zu tun habe oder damals immer schon mit Facebook am meisten was anfangen konnte und auch die meisten Kenntnisse aus dem Bereich hatte, habe ich einfach gedacht, okay, dann fokussiere ich mich halt jetzt einfach auf Facebook und mache das quasi, also stelle das vorne dran.
Ich habe immer noch auch Fragen zu anderen Kanälen beantwortet, aber das war einfach so mein Fokusthema und habe das dann einfach vorne dran gestellt und das war auch gut, weil dann lief es auch direkt besser. Für mich und auch so generell im Business mit einer klareren Positionierung einfach.
[Alex] Und was hast du dann genau gemacht? Also hast du dann andere Selbstständige beraten?
[Claire] Genau, andere Selbstständige. Ich habe auch Unternehmen teilweise beraten, also so mittelständische Unternehmen. Aber der Fokus, den ich mir gegeben habe selber, war Facebook-Beratung für Solopreneure, also für Einzelunternehmer, Einzelselbstständige.
Zweifel an Social Media
[Alex] Dann kamen aber irgendwann die ersten Zweifel an sozialen Medien bei dir. Und darüber möchte ich natürlich auch mehr wissen. Gab es da einen bestimmten Auslöser oder hat sich das mit der Zeit so entwickelt? Wie war das bei dir?
[Claire] Es war ein bisschen was von beidem. Also ich habe 2017 eine Yogalehrerausbildung angefangen und dreiviertel Jahr später merkte ich, dass sich in mir ganz viel veränderte.
Also ich glaube, jeder, der schon mal eine Coaching- oder Yoga-Ausbildung gemacht hat, der weiß, wovon ich spreche, was das für ein Potenzial hat, im Inneren sehr viel zu verändern. Und das war bei mir auch so. Und das war Anfang 2018.
Und da habe ich einfach gemerkt, dass das Facebook-Thema mir immer weniger Spaß macht. Dass ich immer weniger Lust habe, Menschen darin zu beraten. Weil es waren immer die gleichen Sachen. Es war auch ganz oft irgendwie, dass ich erklären musste, wenn du hier klickst, passiert das. Und wenn du da klickst, nein, kannst du das nicht löschen. Also es war viel so dieses Klein-Klein. Und das nervte mich sehr.
Und ich habe einfach auch gemerkt, im Laufe des Jahres 2018 wurde mir das Yoga immer wichtiger und das auch mehr nach draußen zu bringen.
Und dann habe ich halt so im Jahr 2019 den Shift vollzogen, dass ich gesagt habe, ich mache keine Social Media oder keine Facebook-Beratung mehr, sondern gehe in den Bereich Yoga und Coaching. Und das war schon mal so ein bisschen der erste Bruch, würde ich sagen, mit dem Thema Social Media.
Das war noch nicht, dass ich so einen kritischen Blick drauf hatte. Es war mehr so dieses Persönliche, ich kann mir nicht mehr vorstellen, Menschen da zu beraten, weil mir das keinen Spaß mehr macht. Das war so der Anfang dessen, würde ich sagen. Meine Güte, das sind auch schon sieben Jahre, fällt mir dann auf. Wahnsinn.
[Alex] Ja, aber das ist ja auch irgendwie klar. Also du hast ja auch gesagt, wer so eine Coaching-Ausbildung mal gemacht hat oder eine Yoga-Ausbildung, da passiert was im Inneren.
Und gerade das Thema Yoga, das ist ja auch super viel Achtsamkeit, bei sich sein und gucken, wie es einem geht. Und dann merkt man dann eben, ah, okay, soziale Medien haben eigentlich einen Effekt auf mich, der mir gar nicht gut tut.
Also du hast ja auch auf deinem Blog einen Artikel, wo du ganz viele Gründe gesammelt hast, warum du ausgestiegen bist oder teilweise, wie wir gleich dazu kommen. Kannst du mal so ein bisschen erzählen, was soziale Medien mit dir gemacht haben dann auch?
Negative Effekte des Vergleichens
[Claire] Also das, wo ich mich am meisten daran erinnere oder wo ich auch heute immer noch merke, dass ich da sehr schnell reinrutsche, ist das Vergleichen, was mir einfach nicht gut tut. Dieses, ich sehe, wie unfassbar erfolgreich andere sind und komme mir dann klein und unwichtig vor und mein Business funktioniert nicht und all das.
Also ich würde sagen, das war so mit das Vorrangigste, was ich immer wieder erlebt habe. Also ich habe dann so durch den Feed gescrollt und gedacht, boah, ja, die ist voll sichtbar und die hat es ja irgendwie voll drauf.
Auch bei der läuft es gut und bei dem läuft es gut und ich selber krebs da so rum und so. Also das hat meinen Selbstwert sehr angegriffen, habe ich gemerkt einfach mit der Zeit. Also immer wenn ich rauskam aus Social Media oder selbst wenn ich noch drin war, merkte ich irgendwann, dass meine Stimmung kippte und ich dann dachte, okay, zumachen, weg.
Oder eben wenn ich schon zugemacht habe, dass ich merkte, ich fühle mich irgendwie nicht so besonders gut. Und da wieder rauszukommen, dann erstmal wieder aus diesem alle anderen haben es viel besser und haben es mehr drauf als ich, das hat auch natürlich immer eine Weile gebraucht. Inzwischen bin ich da etwas robuster, aber nicht vor gefeit, immer noch in diese Fallen zu tappen.
[Alex] Hatte sich das dann auch auf dein weiteres Leben ausgewirkt? Also dieses Vergleichen, hast du dann irgendwie auch im privaten oder beruflichen Leben gedacht, hier wirkt Social Media noch irgendwie nach bei mir?
Auswirkung von Social Media auf die Selbstständigkeit
[Claire] Ja und nein. Also ich glaube nicht so mega in der Tiefe, aber so Thema Versagen, Scheitern und so waren die letzten zwei, drei Jahre schon ein großes Thema.
Unter anderem deswegen, weil ich von der vollen Selbstständigkeit nach acht Jahren wieder in eine Anstellung auch gegangen bin teilweise und ich fühlte mich wie die Vollversagerin.
Und ich will jetzt nicht sagen, dass Social Media dafür verantwortlich ist, weil das hatte erstmal nichts mit Social Media zu tun. Ich glaube aber, dass dieses Thema Selbstwert, Versagen, andere sind viel erfolgreicher, dass das mit reingespielt hat in meine Versagensgefühle, die ich hatte zu der Zeit.
Also das kann ich nicht abstreiten, weil es während ich eben noch in dem Prozess war von, ich wechsle wieder auch in der Anstellung oder ich teilweise, ich bin ja immer noch selbstständig, da habe ich schon gemerkt, dass das Social Media durchaus einen Einfluss hatte, wenn ich da mal wieder rumgescrollt habe und gedacht habe, ja toll, und ich muss jetzt in eine Anstellung gehen, während die da voll abgeht oder so.
Also das ist schon ein Einfluss. Ich würde nicht sagen, dass das allein nicht dafür verantwortlich war, aber es war definitiv ein Einflussfaktor.
[Alex] Also ich würde schon auch sagen, als ich da war, habe ich schon noch beobachtet, wie so dieses unternehmerische Mindset auch sehr glorifiziert wurde. Also das war so dieses Nonplusultra und natürlich für alle Menschen in allen Lebensbereichen und Situationen immer die richtige Entscheidung, sich selbstständig zu machen. Das ist ja nicht so.
[Claire] Ja, genau. Und damit wurde ich konfrontiert. Und ich bin auch immer noch der Meinung, also meine Seele schlägt immer noch für die Selbstständigkeit, das sage ich ganz offen.
Aber ich bin gerade total fein damit, angestellt zu sein, weil ich es gerade auch schön finde, dass jeden Monat fest Geld reinkommt, ob ich jetzt krank bin oder nicht.
Und ich war zum Beispiel Ende des letzten Jahres jetzt vier Wochen krank, wäre ich in der Zeit selbstständig gewesen, das wäre eine Vollkatastrophe gewesen. Das sage ich ganz offen.
Und das hat mich schon auch sehr beeinflusst, was auf Social Media geredet wurde. Wie du sagst, dieses Mindset, es ist das Nonplusultra, selbstständig zu sein. Jeder muss das. Und da dachte ich auch irgendwann, warum tue ich mir das eigentlich an, so zu denken? Weil es ist nicht das Nonplusultra, es hat alles seine Vor- und Nachteile. Und Unternehmer sein hat auch Vor- und Nachteile, genauso wie angestellt sein.
Der Facebook-Hack
[Alex] Ja, und dann kam es bei dir richtig dicke, nämlich dein Facebook-Konto wurde gehackt. Kannst du erzählen, wie das war? Also du bist auch nicht die Erste jetzt hier in dem Podcast, der das passiert ist, aber wie war es dann bei dir?
[Claire] Ja, ich bin auf eine Phishing-Mail tatsächlich reingefallen. Ich hätte ja nicht gedacht, dass mir das mal passiert, aber niemand ist davon gehalten. Ja, wirklich.
Die haben halt meine Daten abgegriffen und ich bin, also es war irgendwie abends und ich bin dann ins Bett und am nächsten Morgen war was komisch, also ich kam nicht mehr in Facebook rein.
Und auf Instagram hatte ich ganz viele Likes und ich hatte nichts veröffentlicht und habe dann irgendwie geguckt, für was habe ich denn jetzt so viele Likes bekommen?
Das waren Werbeanzeigen, die über mein Konto geschaltet wurden.
Also ich habe das so ein bisschen rekonstruieren können, was passiert sein muss, ist, dass die Hacker eben meine Daten genommen haben, haben sich bei mir eingeloggt, haben mein Werbekonto gekapert, haben das quasi auf sich, auf ihre E-Mail-Adresse umgeschrieben, dass ich dann nicht mehr drankomme.
Und haben dann über mein Werbekonto auf Instagram Anzeigen geschaltet. Und dann haben die noch irgendwas auf Facebook gemacht, damit der Algorithmus anspringt und mich rausschmeißt.
Und Facebook hat von jetzt auf gleich gesagt, so, du hast gegen unsere Richtlinien verstoßen, du fliegst raus und du kommst auf gar keinen Fall mehr an dein Facebook-Konto dran.
So, und genau, dann stand ich auf einmal da mit irgendwelchen Werbeanzeigen, die liefen, auf meine Kosten. Ich meine, ich habe die dann zurückbuchen lassen. Gott sei Dank war das alles Lastschrift und ich konnte der Bank sagen, bitte blockiert die alle, ich buche das zurück. Also mir sind keine finanziellen Schäden in dem Sinne entstanden.
Aber es war eine krasse Sache. Also ich bin zwei, drei Tage völlig rotiert. Ich konnte dann irgendwie, indem ich mein Instagram-Konto vorübergehend deaktiviert habe, die Anzeigen eben stoppen. Sonst wären die noch tagelang weitergelaufen.
Aber ich fand alleine so dieses von Facebook „Hey, du verstößt gegen unsere Richtlinien, du fliegst raus, keine Chance, Einspruch zu erheben“ – das hat mich so mit am meisten schockiert, weil ich 15 Jahre mein Konto hatte und mir nie etwas zu Schulden hab kommen lassen. Und von jetzt auf gleich wirst du ausgesperrt, ohne angehört zu werden.
Und da habe ich echt gedacht, boah, Leute, ihr habt sie doch nicht mehr alle. Entschuldigung, wenn ich das jetzt so sage. Aber das war wirklich so mein Gedanke. Ich kann noch nicht mal mich, ich will nicht sagen rechtfertigen, ich kann noch nicht mal Stellung beziehen.
Und das hat mich sehr, sehr angefressen, muss ich schon sagen, dass man so hilflos war. Und vor allen Dingen, ich habe dann Mails geschrieben an den Facebook-Support. Dann kam immer nur so eine dämliche Standardantwort zurück. Wir sind nicht zuständig oder sie fühlten sich einfach nicht zuständig. Hier sind ein paar Links, die helfen könnten. Nein, sie haben natürlich nicht geholfen, weil ich alles schon fünfmal durch hatte.
Und ich habe dann letztendlich nur über einen Anwalt mein Konto wiederbekommen. Und das fand ich echt übel. Ich hatte sogar noch kurzzeitig überlegt, will ich den Anwalt jetzt überhaupt bezahlen oder ist das nicht das Signal, jetzt dann das Facebook-Konto sein zu lassen?
Aber es ging nicht, einerseits aus beruflichen Gründen und ich wollte nicht, also in dem Sinne, vielleicht kommen wir da auch noch gleich zu, vielleicht nur ganz kurz. Weil ich mir über die Jahre wirklich ein sehr, sehr gutes Netzwerk auf Facebook aufgebaut hatte und wirklich auch zu einigen Leuten nur darüber Kontakt habe und auch gerne habe.
Also es ist nicht so, dass ich alles schlecht finde bei Facebook, sondern ich habe da wirklich ein sehr wertvolles Netzwerk. Und dann habe ich irgendwann gedacht, für das Netzwerk würde ich jetzt das Geld investieren, um den Anwalt zu bezahlen und mein Konto wieder zu bekommen. Aber ich war kurz davor, es alles komplett sein zu lassen. Also das sage ich schon.
[Alex] Die ganze Zeit und Energie und ja auch das Geld, das man da aufwendet, das ist einfach super, super ärgerlich.
[Claire] Ja, vor allem für etwas, was Facebook eigentlich sowieso machen muss. Es gibt Gerichtsurteile, die sagen, Facebook darf nicht einfach Leute ausschließen. Die müssen zumindest die Leute erstmal anhören und können nicht einfach sagen, du fliegst raus.
Und das ist das, was mich so stört. Das ist dieses Willkürliche und du musst einen Anwalt, nur mit Anwalt haben die reagiert, obwohl ich vorher auf eigene Faust genau das Gleiche gesagt habe.
Und sowas mag ich überhaupt nicht. So diese Willkür und diese, nee, das macht mich wahnsinnig. Da geht mein Ungerechtigkeitssensor ganz stark.
[Alex] Nun hast du dich ja aufgrund all dieser Gründe, die du gerade erwähnt hast, entschieden, Social Media zu verlassen, aber nur teilweise. Was genau meinst du damit? Wie sieht für dich so eine teilweise Social-Media-Nutzung genau aus?
Teilweiser Social-Media-Ausstieg
[Claire] Genau. Also ich habe ja im Rahmen dieses Hacks dann später auch noch mein Instagram-Konto verloren, weil in der Zeit, wo das Konto deaktiviert war, war wieder irgendwas und ich habe angeblich schon wieder gegen irgendwelche Richtlinien verstoßen, was aber nicht der Fall sein konnte, weil mein Konto deaktiviert war.
Dann habe ich noch versucht, Einspruch zu erheben und zwar mehrfach. Da kam nichts mehr. Das Instagram-Konto habe ich jetzt einfach gesagt, komm, weg, ist mir jetzt egal. Und mit teilweise einem Ausstieg ist also gemeint, ich brauche Facebook oder generell Social Media halt schon noch für die Arbeit.
Ich bin teilzeit angestellt als Marketingmanagerin bei einer IT-Firma und Social Media ist da eben Teil und da kann ich nicht einfach sagen, nee, ich bin gar nicht auf Social Media, weil zum Verwalten der Konten brauche ich eigene Konten.
Das ist einfach, das ist ja so aufgebaut und das ist ja auch grundsätzlich richtig, damit man, wenn man als Mitarbeiter irgendwann wieder rausgeht, einfach nicht das komplette Konto zumacht, sondern einfach nur den Mitarbeiter aus dem Konto wieder rausschmeißt.
Also deswegen ist es einfach so eine berufliche Anforderung, die ich habe, mit der ich gerade gut aber umgehen kann, weil ich mit tatsächlich Social Media in meinem Berufsalltag gar nicht so viel zu tun habe. Also das nimmt gar nicht so viel Raum ein. Das ist schon mal ganz gut.
[Alex] Du meinst als Selbstständige dann?
[Claire] Ja, aber auch als Selbstständiger habe ich halt eigentlich mit Social Media gar nichts mehr zu tun.
Weil, wie gesagt, Instagram-Konto ist weg, Facebook-Konto ist weg. Wenn ich mal was promote, dann über mein persönliches Facebook-Profil ist das aber auch selten geworden, weil ich einfach das, meine Promo mache ich inzwischen viel mehr über andere Kanäle, wie zum Beispiel meinen Newsletter oder mein WhatsApp-Status, ganz ehrlich.
Also ich meine, gut, WhatsApp gehört auch zum Meta, kann man jetzt auch kritisch sehen, aber darüber kommt auch schon mal das eine oder andere. Also ich nutze da einfach andere Möglichkeiten. Genau, aber teilweise Ausstieg ist halt einfach, ich brauche es für die Arbeit und ich habe, wie gesagt, einfach mein Facebook-Konto mir zurückerkämpft, weil mir das Netzwerk dort wichtig ist.
Und da merke ich immer noch, wenn ich da mal bin, ich bin in so einer Bubble drin, wo es eigentlich ganz nett ist. Und das ist dann auch ganz gut, wenn es mir mal wieder nicht passt, gehe ich wieder raus und dann ist es auch okay. Also ich nutze es halt nur wesentlich weniger als vorher und wirklich für das Marketing, für mein Marketing im Business, fast gar nicht mehr.
[Alex:] Also du hast kein Instagram-Konto mehr. Du nutzt deine Facebook-Unternehmensseite nicht mehr. Richtig?
[Claire] Weil die ja auch dem Hack zum Opfer gefallen ist. Und die Seite habe ich zum Beispiel nicht wiederbekommen. Und das war mir dann auch irgendwie egal, ganz ehrlich.
[Alex] Aber das Facebook-Profil hast du noch, weil du da einfach mit Menschen zu tun hast, die du magst und wo dir der Austausch auch wichtig ist. Nun könnten Hater ja sagen, das ist aber ein bisschen inkonsequent. Was würdest du ihnen dann antworten?
[Claire] Den würde ich tatsächlich sagen. Du hattest mir die Fragen im Vorhinein ja geschickt und insofern war es ganz gut, weil ich dachte mir, oh Gott, was soll ich jetzt antworten? Aber ich weiß genau, was ich antworte.
Ich finde es schade, wenn es immer um diese 100 Prozent geht.
Wir haben zwischen schwarz und weiß, haben wir Millionen bunte Farben. Warum muss es 100% weiß sein? Warum muss ich 100% gehen?
Ich würde den Leuten sagen, oder sie mal eine Gegenfrage stellen, bist du in allem 100%, wirklich 100% konsequent und perfekt aufgestellt? Und wenn das der Fall ist, können wir uns gerne nochmal über Konsequenzen überunterhalten. Solange das nicht der Fall ist, ziehe ich mir den Schuh gar nicht erst an.
[Alex] Ja, das finde ich eine total tolle Einstellung, weil ich predige das auch immer, dass einfach jeder Mensch so seine individuelle Nutzung finden muss und egal, wie sie aussieht und gerade, wenn man etwas findet, was einem gut tut, das ist ja eine super wertvolle Info, dass man weiß, das tut mir gut, das tut mir nicht gut und eben das dann eliminiert, was einem nicht gut tut, und das behält, was einem gut tut, also genau.
[Claire] Ja, klar.
Alternativen zu Social Media
[Alex] Du hast schon ein bisschen angesprochen, dass es jetzt für dich und dein eigenes Marketing einfach auch andere alternative Marketingstrategien gibt. Also du hast gesagt, für deine Teilanstellung brauchst du dein Facebook-Konto noch, aber für dich als Selbstständige, als Yoga-Lehrerin – richtig? – nutzt du Social Media fast gar nicht mehr zum Marketing.
Du hast schon erwähnt, Newsletter spielt eine Rolle. Oder kannst du vielleicht da mal so ein bisschen näher drauf eingehen, wie sieht jetzt dein alternatives Marketing ohne Social Media aus?
[Claire] Ja, so genau. Also ich kann dir jetzt keine straightforward Antwort geben, weil ich auch in meiner Selbstständigkeit immer mit verschiedenen Projekten arbeite, sage ich jetzt mal.
[Claire] Aber wenn ich jetzt nur daran denke, Yoga-Produkte zu verkaufen, ist es tatsächlich, ist der Newsletter mein Hauptkanal.
Und da kommen auch regelmäßig neue Anmeldungen rein. Klar, es fallen auch wieder welche raus, aber ich sehe ja in meinem Newsletter-Anbietertool immer, also kann ich ja Neuanmeldungen abrufen oder generell einfach meine Liste aufrufen und ich kriege ein bis drei Anmeldungen pro Woche neu rein, ohne dass ich viel mache, weil mein Blog dann wiederum gute Suchergebnisse liefert.
Also ich habe halt über die Jahre einige Blogartikel geschrieben, die gut performen auf Google und darüber kommen die Leute auf meinen Blog und darüber kommen sie dann eben teilweise oder eben doch teilweise in meinen Newsletter und dann, je nachdem, kaufen die auch schon mal von mir. Also das ist halt so meine Hauptstrategie, sage ich jetzt mal.
Ich hatte auch mal einen Podcast, den bediene ich jetzt so nicht mehr. Ich habe inzwischen einen neuen Podcast mit einer Kollegin, der ist aber jetzt noch nicht auf meinem Blog mit drauf.
Genau, aber einfach so durch, also im Prinzip ist es eine Kombination aus Suchmaschine plus Newsletter. Das sind so die Hauptkanäle.
Und ansonsten läuft dadurch, dass ich viel Offline im Yoga-Bereich gerade mache, einfach auch viel über Mund-zu-Mund-Propaganda oder hier lokales Marketing.
Also ich habe letztens einen Workshop gemacht, da habe ich Aushänge hier in Läden gemacht und solche Sachen. Also ganz banal sage ich jetzt mal offline, klassisches Offline-Marketing mit Printprodukten oder so kann auch mal drin sein, je nachdem, was ich gerade anbiete.
[Alex] Das finde ich auch total wichtig, dass man das nicht vergisst, dass wenn man irgendwie ein Thema hat, wo auch Leute eben dann zu dir quasi in dein Studio kommen, kann sich das auch lohnen. Also ich habe auch, erzähle ich, glaube ich, auch immer wieder in diesem Podcast, eine Wildkräuterwanderung mitgemacht, weil ich halt auf dem Spaziergang mit dem Hund irgendwo einen Aushang gesehen habe, dass sie das anbietet hier in der Nähe und ich dachte, ja cool und melde ich mich mal an.
Also ich glaube, das irgendwie von vornherein so als altmodisch oder veraltet oder nicht effektiv zu verteufeln, das ist keine gute Strategie, also je nach Thema, das man selbst macht.
[Claire] Im Gegenteil, also meine besten Erfahrungen habe ich eigentlich mit Menschen, die schon mal bei mir waren und wissen, was sie von bei mir bekommen, die sich dann anmelden für Retreats, Workshops, was auch immer.
Oder eben, wie gesagt, Mund-zu-Mund-Propaganda, dass jemand irgendwie rumfragt hier im Ort, kennst du eine Yoga-Lehrerin oder irgendwie sowas. Oder letztens habe ich hier, wir haben hier so ein Lokalblättchen vom Bürgerverein, da habe ich eine Anzeige geschaltet und habe tatsächlich eine Anfrage bekommen, weil jemand gesagt hat, ich möchte meiner Frau zu Weihnachten jetzt einen Gutschein schenken für eine Einzelstunde mit dir.
Ja, also das kann auch funktionieren. Deswegen gerade wenn man, ich habe so ein bisschen so ein Hybrid-Business, ich mache durchaus einiges online, aber eben auch viel offline. Und dann darf man, gerade wenn man im Offline-Bereich unterwegs ist, auch wirklich hier gucken, was kann ich offline machen. Und das finde ich total wichtig, das auf dem Schirm zu haben.
Kooperationen und Netzwerken
[Alex] Und so ein bisschen im Nebensatz hast du ja auch noch erwähnt, du machst einen Podcast mit einer Kollegin. Also quasi mit realen Menschen auch Kooperation machen und was zu tun haben und Netzwerken. Das kann ja auch eine gute Strategie sein, um die Sichtbarkeit zu haben.
[Claire] Zumal unser Podcast, ich nenne ihn jetzt einfach mal, Ungezähmte Frauen heißt er.
Da geht es darum, im Prinzip als Frau ungezähmt zu sein, also sein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Und da reden wir über ganz viele unterschiedliche Themen, auch über Yoga und Spiritualität und alles Mögliche.
Und da platzieren wir beide auch regelmäßig unsere Angebote oder weisen auf unseren Newsletter hin und sowas alles. Also da bin ich auch schon vielseitig aufgestellt und habe eben andere Angriffspunkte und ich muss nicht unbedingt Social Media haben.
Und zum Beispiel bei dem Podcast, den wir zusammen machen, die Susanne und ich, wir haben uns bewusst von vornherein entschieden, dass wir unseren Podcast nicht auf Social Media bringen.
[Alex] Warum?
Dass wir unsere nette Marketingstrategie ohne Social Media machen wollen. Ja, weil wir beide so ein bisschen Social-Media-müde sind. Sie hat zum Beispiel gerade ihr Facebook-Konto jetzt wirklich deaktiviert aufgrund dieser furchtbaren Ankündigung von Mark Zuckerberg letzte Woche.
[Claire] Und sie hat gesagt, ich habe jetzt wirklich die Schnauze voll, ich gehe. Ich würde das tatsächlich gerne tun, aber ich kann es nicht aus beruflichen Gründen. Also ich bin gerade auch an einem Punkt, wo ich denke, boah, was tue ich mir da eigentlich noch an?
Genau, aber wir hatten vorher beide schon so diese Entwicklung hin zu weg von Social Media. Es stresst uns, es nervt uns, es tut uns nicht gut. Und haben dann beide, weil wir so achtsam miteinander sind und so ein gutes Gespür haben, was tut uns gut, beide gesagt, nee, das ist nicht die Strategie, mit der wir unseren Podcast bekannt machen wollen. Und haben es dann einfach von vornherein gelassen. Und es sorgt auch dafür, dass es stressfreier ist, weil es ist auch einfach weniger Arbeit. Muss man einfach sagen.
[Alex] Ja. Habt ihr euch dann alternative Strategien überlegt?
[Claire] Also im Moment läuft viel über, wir haben jeweils einen Newsletter, dass wir das darüber immer mal promoten. Ich stelle es immer mal in meinen WhatsApp-Status. Also im Moment ist der Podcast noch verhältnismäßig klein, wobei dafür, dass wir, ich sag mal, 10 Folgen veröffentlicht haben, haben wir jetzt, ich glaube, knapp unter 300 Downloads. Das ist schon mal ganz gut. Also ich finde es gar nicht so schlecht. Und ja, wir wollen halt jetzt demnächst auch anfangen mit Interviews und so.
Also im Prinzip ist es oft ein Zwiegespräch zwischen uns. Wir reden viel über unsere eigenen Erfahrungen, aber wir wollen eben bei bestimmten Themen auch Expertinnen mit reinbringen und dann verbreitet sich das ja wiederum auch.
Weil wenn die dann sagen, hey, ich war in dem Podcast, dann kommen ja über deren Netzwerk auch wieder neue Leute auf unseren Podcast. Also das darf jetzt auch langsam und organisch wachsen.
Also wir haben beide nicht, ich habe zwar eine große Vision für diesen Podcast, das schon, aber ich bin da gerade in dem Prozess drin, dass ich sage, ja, aber das darf auch jetzt Schritt für Schritt für Schritt größer werden. Das muss jetzt nicht sofort einschlagen wie eine Bombe und viral gehen. Also das ist völlig in Ordnung, wenn es ein bisschen braucht, bis es bekannter ist.
[Alex] Das klingt sehr entspannend.
[Claire] Ja, also ich habe lange gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen. Auch nicht immer, aber im Großen und Ganzen habe ich mir diese Einstellung in den letzten Jahren doch erarbeitet, dass ich sage, Schritt für Schritt immer weiter und dann wird das irgendwann auch funktionieren oder einfach bekannter werden.
Auswirkungen auf die mentale Gesundheit
[Alex] Okay, du hast gesagt, du hast ja das quasi erarbeitet, diese entspannte Einstellung. Kannst du vielleicht nochmal erzählen, wie sich dieser Social-Media-Ausstieg ausgewirkt hat auf dich, auf deine Selbstständigkeit oder auf deine mentale Gesundheit? Gab es positive oder negative Auswirkungen überhaupt oder hatte das null Konsequenzen?
[Claire] Also, wenn ich jetzt an meinen Umsatz denke, hatte der Ausstieg gar keine Relevanz. Also, ich habe sogar besseren Umsatz gemacht als vorher, also als die Jahre davor. Das hat mehrere Gründe. Also ich will jetzt auch nicht wieder Social Media als den Faktor, aber es hat definitiv sich nicht negativ ausgewirkt auf meinen Umsatz.
Was ich merke oder sagen wir es mal so, ich bin ja durchaus immer noch in Social Media aktiv, nicht mehr ganz so viel wie vorher und eher zielgerichteter und merke immer noch manchmal, dass es mir nicht so gut tut und dann versuche ich auch aufzuhören.
Ja, das ist nicht immer einfach. Wir kennen die Mechanismen. Aber ich bin noch sensibler geworden, was die Nutzung angeht, dass ich noch mehr darauf achte, dass ich mir gewisse Dinge einfach nicht antue, dass ich Leuten konsequent entfolge, wo ich merke, die triggern mich einfach, dass ich Dinge ausblende oder dass ich einfach frühzeitig rausgehe.
Also ich glaube, für meine mentale Gesundheit hat das schon viel gemacht. Vor allen Dingen, wir hatten ja vorhin über das Thema Selbstwert und Vergleichen gesprochen. Das mache ich tatsächlich weniger, weil ich viel, viel mehr bei mir bin und merke, wie viel leichter es mir jetzt fällt, meinen Weg zu gehen. Das ist ja auch Thema unseres Podcasts, den eigenen Weg gehen.
Und ja, durch den Wegfall von Social Media oder nicht mehr so viel Nutzen zumindest, es hat mit Sicherheit auch wieder einen Beitrag geleistet. Ich will jetzt auch wieder nicht sagen, da war Social Media zentral, aber es war definitiv ein Faktor, ein nicht zu leugnender Faktor.
Tipp zum Schluss
[Alex] Letzte Frage. Du hast schon diese Ankündigung von Mark Zuckerberg angesprochen und wenn es jetzt Menschen gibt, die sich das auch überlegen, aus Social Media raus, aus Facebook raus, teilweise oder vollständig, hast du eine Empfehlung für sie? Also irgendwas, was du gelernt hast mit deinen Erfahrungen, was ist besonders wichtig, worauf kommt es an?
[Claire] Also ich würde mich einfach fragen, was ist meine Priorität?
Und meine persönliche Priorität ist meine Gesundheit und da zählt auch die mentale Gesundheit zu. Und wenn ich merke, dass mir etwas nicht gut tut, bin ich sehr gut beraten, damit aufzuhören. Und für mich ist es einfach eine Frage der Prioritäten, was heißt einfach.
Ich weiß, dass das nicht so einfach ist und dass auch so ein Ausstieg ja dann mit vielen Ängsten verbunden ist. Und eben, oh mein Gott, wie soll ich denn mein Marketing gestalten ohne? Ich meine, die Ängste nimmst du ja auch in deinem Buch durchaus ernst und nimmst sie mit auf und zerstreust sie so ein bisschen.
Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, mein Marketing, also auch wenn ich so generell über meine letzten Jahre Social-Media-Nutzung nachdenke in Bezug auf Marketing und mein Business, hat Social Media tatsächlich nie wirklich eine Rolle gespielt.
Also den Umsatz habe ich nie über Social Media gemacht. Ja, es wurde der eine oder andere vielleicht auf mich aufmerksam, das will ich nicht abstreiten. Aber wirkliche Buchungen habe ich darüber nicht erhalten.
Und vielleicht hilft das so ein bisschen und wie gesagt, sich einfach zu fragen, wo liegt meine Priorität? Und wenn ich merke, mir ist es wichtig, dass ich mich wohlfühle, dass es mir gut geht und ich merke, Social Media tut mir nicht gut, ist die Antwort für mich einfach klar.
Also vielleicht so einfach als Impuls oder als Denkanstoß mal über die eigenen Prioritäten und Werte nachzudenken und darauf basierend zu handeln.
[Alex] Ja, ich denke, ein wunderbares Schlusswort. Claire, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst.
[Claire] Ja, danke, dass ich da sein konnte.
Shownotes
Die 5 Phasen des Social-Media-Ausstiegs
In dieser Podcastfolge geht es um die fünf Phasen des Social-Media-Ausstiegs. Ich hab in den letzten Jahren mit vielen Menschen zu tun gehabt, die aus Social Media ausgestiegen sind. Und mir ist aufgefallen, dass sie dabei meist ähnliche Gedanken und Gefühle hatten. Vielleicht helfen dir meine Überlegungen zu verstehen, an welchem Punkt du dich gerade befindest.
In dieser Podcastfolge geht es um die fünf Phasen des Social-Media-Ausstiegs.
Ich hab in den letzten Jahren ja mit vielen Menschen zu tun gehabt, die aus Social Media ausgestiegen sind oder die zumindest überlegt haben, aus Social Media auszusteigen.
Und mir ist aufgefallen, dass sie dabei meist ähnliche Gedanken und Gefühle haben.
Ich will nun damit nicht sagen, dass es eine streng wissenschaftliche Abfolge von Phasen ist, die jeder Mensch genauso und nicht anders durchlaufen muss.
Aber vielleicht helfen dir meine Überlegungen zu verstehen, an welchem Punkt du dich gerade befindest und was als nächstes kommen könnte.
Folge anhören
Transkript lesen
Social-Media-Ausstieg – Phase #1: negative Erfahrung(en)
Ja, starten wir direkt mit der ersten Phase des Social-Media-Ausstiegs. Und das ist meistens eine negative Erfahrung bzw. negative Erfahrungen – im Plural.
Ich hab das jetzt bewusst so allgemein formuliert, weil das bei jedem Menschen natürlich etwas völlig anderes sein kann. Und auch die Dauer dieser negativen Erfahrung oder Erfahrungen ist total individuell.
Ganz viele stellen zum Beispiel fest, dass die Social-Media-Nutzung sich negativ auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Also, dass sie vielleicht sich mehr mit anderen vergleichen, mehr Selbstzweifel haben oder vielleicht sogar schlechter schlafen können oder vor lauter täglichem Onlinesein geradewegs in einen Burnout schliddern.
Andere wiederum sind frustriert, dass soziale Medien gar nicht so viel fürs Marketing bringen, wie immer versprochen wird. Also einerseits stecken sie viele Stunden ins Social-Media-Marketing, sind präsent, sind da, bauen eine Community auf, doch letzten Endes hilft all das nicht dabei, die Unternehmensziele zu erreichen.
Vielleicht werden die Posts und Videos nicht gut ausgespielt oder Menschen interagieren zwar mit den Inhalten, die man postet, aber letzten Endes werden sie nicht zu Kund*innen.
Oder es kommt sogar zu einem Hack oder zu einer Sperrung, obwohl man überhaupt nichts falsch gemacht hat.
Mir ging es ja zum Beispiel damals so, dass mein Werbekonto bei Facebook von einem Tag auf den anderen nicht mehr funktioniert hatte und ich super deprimiert war, weil ich es wochenlang versucht hatte, wieder zum Laufen zu bringen. Aber nun ja.
Der Facebook-Support war überhaupt nicht bereit, mir da zu helfen. Und ich sah das letzten Endes als einen Wink mit dem Zaunpfahl, da nicht mehr Energie als nötig reinzustecken. Und deshalb hörte ich auf, mich zu bemühen.
Ich hab damals übrigens auch einen Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg geschrieben. Den verlinke ich dir noch mal in den Shownotes, wenn dich da noch mehr Details interessieren.
Und ja, ich hab in den letzten Jahren auch so viele Menschen kennengelernt, die es noch schlimmer getroffen hat. Wo ihr FB-Konto gehackt wurde und wo zum Beispiel kinderp*rnographische Inhalte gepostet wurden von den Hackern und das Konto deshalb sofort gesperrt wurde von Facebook und man dann letzten Endes nur mit einem Anwalt wieder ran kam.
Auch da verlinke ich dir ein passendes Interview vom letzten Jahr in den Shownotes.
Und schließlich kann es auch sein, dass du einfach wertemäßig nicht einverstanden bist mit dem, was auf Social Media passiert. Und du einfach regelmäßig dir denkst: WTF?!s Was hat Elon Musk oder Mark Zuckerberg da schon wieder angestellt?
Ja, das sind so vier Beispiele für negative Erfahrungen mit Social Media. Vielleicht findest du dich darin schon wieder. Vielleicht ist es bei dir auch etwas völlig anderes. Falls du mir das erzählen willst, sehr gerne übrigens. Du kannst mir jederzeit schreiben.
Social-Media-Ausstieg – Phase #2: Verdrängung
Ja, und dann kommen wir auch schon zur zweiten Phase des Social-Media-Ausstiegs und das ist meistens Verdrängung.
Also dass wir merken, dass uns soziale Medien nicht gut tun, der Welt nicht gut tun, der Demokratie nicht gut tun, dass wir es aber irgendwie nicht wahrhaben wollen.
Oder dass wir im Alltag den Gedanken daran sanft zur Seite schieben, vielleicht weil uns der Gedanke, aus Social Media auszusteigen, erst einmal überfordert und wir gar nicht wissen, wo wir starten sollen.
Vielleicht versuchen wir auch, gut auf uns einzureden und zu sagen:
„Hey, das ist vielleicht alles halb so wild. Okay, da zweifel ich vielleicht ein bisschen mehr an mir. Aber das liegt vielleicht auch an etwas anderem.“
Und das ist häufig die Phase, wo Menschen versuchen, die Beziehung zu Social Media aufrechtzuerhalten oder gar zu reparieren.
Dann versuchen sie häufig, Social Media achtsam zu nutzen. Legen zum Beispiel einen Digital Detox ein oder entfolgen ganz vielen Accounts, die ihnen nicht gut tun.
Bei mir war das so, dass ich mir angewöhnt hatte, die Social-Media-Apps zum Wochenende hin zu deinstallieren und montags wieder zu installieren.
Und das mag auch eine Weile alles so funktionieren. Doch bald stellt man dann eben fest, dass es das grundsätzliche Problem mit Social Media nicht löst.
Um noch mal bei meinem Beispiel zu bleiben:
Das Social-Media-freie Wochenende war total super. Aber montags fing das ganze Elend ja schon wieder von vorne an und ich hatte wieder fünf Tage vor mir, wo ich Dinge machen musste, die ich nicht wollte.
Social-Media-Ausstieg – Phase #3: Erkenntnis/Entscheidung
Was uns direkt zur dritten Phase bringt, nämlich der Erkenntnis oder der Entscheidung.
Das ist die Phase, wo wir entweder erkennen, dass weniger Social Media oder Social Media anders nutzen, uns nichts bringt.
Oder dass wir einfach diese Erkenntnis in uns haben: Jetzt reicht’s.
Und wir entscheiden uns: Ich will Social Media verlassen. Oder ich muss vielleicht sogar gehen, weil sonst XYZ bei mir oder in meinem Leben passiert.
Bei mir war das:
Ich muss gehen, sonst werde ich krank.
Das kann aber auch sein:
Ich will gehen, weil ich jetzt drei Jahre zwei Stunden täglich an Social Media verschwendet habe und das Fass jetzt einfach voll ist.
Es kann aber auch ein Ereignis von außen sein. Also dass Zuckerberg irgendwas ankündigt und man sich denkt: „So, jetzt ist Schluss. Bis hierhin und nicht weiter, Freundchen! Ich kann das nicht länger mit mir vereinbaren.“
Ja, was auch immer das ist – es ist sehr häufig eine mächtige Erkenntnis oder Entscheidung.
Sie zeigt, was uns wichtig ist, und dass soziale Medien sich im Konflikt mit dem befinden, was uns wichtig ist.
Social-Media-Ausstieg – Phase #4: Loslassen
Und das führt unweigerlich zur vierten Phase: zum Loslassen.
Und wie lange diese vierte Phase dauert, das Loslassen, ist total verschieden. Ich kenne jemanden, die hat innerhalb von einem Tag all ihre Kanäle gelöscht.
Andere oder die meisten brauchen da ein bisschen länger. Ein paar Wochen oder Monate oder Jahre.
Ich selbst hab – ich kann es nicht mehr auf den Tag genau sagen – aber ungefähr so 1,5 bis zwei Jahre gebraucht vom ersten Gedanken „Ich mag nicht mehr“ bis zum endgültigen Löschen von allen Kanälen.
Meine Beobachtung ist, dass ganz viele Menschen, ganz, ganz viele Menschen in dieser Phase sehr lange verharren. Dass sie wissen, dass sie und Social Media einfach kein guter Match sind, aber sie trauen sich einfach nicht, den allerletzten nötigen Schritt zu gehen.
Es ist wie, als wären sie in einer Beziehung gefangen, von der sie einerseits wissen, dass es keine gemeinsame Zukunft gibt, wo sich aber gleichzeitig eine so große Abhängigkeit eingestellt hat, die sich nur sehr schwer auflösen lässt.
Es ist eine herausfordernde, komplizierte, manchmal sogar leicht beängstigende Phase und es ist für die meisten Menschen verdammt schwer, einen Schlussstrich zu ziehen.
Social-Media-Ausstieg – Phase #5: Springen
Letzten Endes aber – und damit sind wir bei der fünften Phase angelangt – muss man springen.
Es ist letzten Endes ein Sprung. Daran führt kein Weg vorbei.
Und deshalb ist es völlig normal, wenn man aufgeregt ist oder leicht schwitzige Hände vielleicht sogar hat, wenn man seine Konten deaktiviert oder löscht.
Manchmal ist es ein kleiner Sprung.
Manchmal ist es eben ein großer Sprung.
Manchmal ist der Sprung völlig ungefährlich.
Manchmal besteht ein größeres Risiko.
Das ist total individuell und wie sicher die Landung ist, auch.
Shownotes
Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg
Facebook-Konto gehackt und dann? Interview mit Judith Peters
Nutze ich Social Media privat?
Dass ich keine sozialen Medien mehr fürs Marketing nutze und auch andere Selbstständige dazu berate, weißt du vermutlich. Zusätzlich werde ich immer wieder gefragt, wie ich es eigentlich privat mit Social Media halte. Und genau das möchte ich dir in dieser Podcastfolge erzählen.
Dass ich keine sozialen Medien mehr fürs Marketing nutze und auch andere Selbstständige dazu berate, weißt du vermutlich.
Zusätzlich werde ich immer wieder gefragt, wie ich es eigentlich privat mit Social Media halte.
Und genau das möchte ich dir in dieser Podcastfolge erzählen.
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Ja, in dieser Podcastfolge wird es also etwas privater. Denn ich möchte dir von meiner privaten Social-Media-Nutzung erzählen.
Erst einmal: Warum ist es überhaupt sinnvoll, zwischen einer beruflichen und einer privaten Social-Media-Nutzung zu unterscheiden?
Nun, das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn man privat in ganz anderen Kreisen unterwegs ist als beruflich.
Zum Beispiel, wenn man weiter weg von zu Hause wohnt und soziale Medien eine Möglichkeit sind, Kontakt zu Freundinnen und Familie zu halten.
Möglicherweise besteht dann der Instagram-Feed aus Fotos von seinen Liebsten, von Menschen, die man total gerne hat und wo man sich einfach dafür interessiert, was gerade bei ihnen so los ist.
Oder andersrum ist es vielleicht praktisch, einmal etwas von sich zu posten und alle anderen bekommen es mit und man muss nicht den Menschen einzeln erzählen: Hey, ich bin gerade wieder in Deutschland. Wollen wir uns mal treffen?
Vielleicht hat man privat auch ein ganz nischiges, nerdiges Hobby und nutzt soziale Medien dafür, mit anderen über das Thema abzunerden. Also vielleicht dreht sich das Privatleben nur darum, keine Ahnung, Sauerteigbrot zu backen, und man ist dann eben in diversen Facebook-Gruppen oder WhatsApp-Gruppen, um sich über die neuesten Tipps und Tricks zu Sauerteig austauschen oder so.
Das sind zwei Beispiele von Fällen, wo soziale Medien einem gut tun könnten, und ich bin mir sicher: Da gibt es bestimmt noch viel, viel mehr Beispiele, dass soziale Medien auch mal so gar nichts mit Marketing, Inszenierung, Stress oder Druck zu tun haben müssen, sondern einem das Leben wirklich schöner machen können.
Und wenn das so ist, kann es eine gute Idee sein zu sagen: Ich unterscheide zwischen einer beruflichen und einer privaten Nutzung sozialer Medien. Also vielleicht bin ich beruflich gar nicht mehr dort, weil mir die ganze Dynamik in meinem Bereich nicht gefällt, aber privat lieb’ ich es einfach für die und die Fälle.
Ich erzähle ja immer und immer wieder, dass es nicht nur zwei Möglichkeiten gibt, Social Media zu nutzen, also: Entweder nutze ich es ganz exzessiv oder lösche alle Kanäle, sondern es gibt natürlich auch Zwischenwege und Zwischenlösungen.
Zum Beispiel kann man sagen, bestimmte Plattformen tun mir nicht gut, die lass ich weg. Andere behalte ich dafür.
Man könnte aber eben auch sagen: Beruflich tun mir soziale Medien nicht gut, da geh ich raus. Aber privat mag ich es dort und bleibe dort.
Nun, das einfach mal grundsätzlich zum Thema.
Und bei mir selbst ist es jetzt aber so, dass es für mich persönlich kaum einen Unterschied gibt zwischen beruflich und privat.
Soziale Medien tun mir in 95 Prozent der Fälle einfach nicht gut.
Das liegt vor allem an dem süchtig machenden Design und an den emotionalen Triggern, von denen man inzwischen ganz genau weiß, dass sie gut funktionieren.
Und Menschen deshalb da gezielt Emotionen wie Wut zum Beispiel triggern.
Das liegt auch an der Vergleichskultur, die auf Social Media einfach super stark ist. Wenn Menschen dort irgendetwas erzählen, dann vergleiche ich mich im Grunde ständig damit und muss höllisch aufpassen, dass ich da nicht in Selbstzweifel abrutsche.
Und deshalb ist es für mich grundsätzlich total egal, ob ich mich da aus beruflichen oder privaten Gründen einlogge: Ich merke diese negativen Effekte auf jeden Fall.
Und deshalb habe ich persönlich gar nicht den Wunsch, privat da etwas ganz anderes zu machen als beruflich.
Aber gehen wir da noch mal Schritt für Schritt durch.
Facebook und ich
Der erste Social-Media-Kanal, den ich privat genutzt habe, war Facebook. Ich hatte da ein paar Jahre ein Konto. Ich glaub, ich hab da mal Hochzeitsbilder gepostet oder so was. Aber im Grunde hab ich einfach nur geguckt, was andere posten. Ich selbst war da nicht sonderlich aktiv. Und hab dann auch irgendwann das Konto gelöscht, weil ich Facebook alles in allem nicht besonders spannend fand und gemerkt habe, dass es mir auch nicht sonderlich gut tut, anderen Menschen beim Leben zuzugucken.
Und als ich mich dann selbstständig gemacht habe, habe ich wieder einen privaten Account gebraucht, um mir eine Facebook-Seite anzulegen. Aber ich hab diesen Account nie privat genutzt, weil, wie gesagt: Ich hatte mich privat schon von Facebook verabschiedet und kein Interesse, das wieder auferstehen zu lassen.
Insofern war das privat überhaupt kein Drama für mich, von Facebook wegzugehen, und ich hatte bis heute noch kein einziges Mal den Wunsch, Facebook privat zu nutzen.
Pinterest und ich
Der zweite Social-Media-Kanal bzw. es ist ein Suchmaschinen-Social-Media-Mix, den ich hatte, war Pinterest. Und das war für mich ja richtig lebensverändernd. Denn ich hab mich quasi auf den ersten Blick in Pinterest verliebt und hab, wie du vielleicht weißt, mich dann auch als Selbstständige auf Pinterest-Marketing spezialisiert. Und das habe ich dann auch tatsächlich privat und beruflich sehr, sehr intensiv genutzt.
Aber mit der Zeit hatte sich Pinterest verändert, vor allem ab 2019, als sie Werbeanzeigen in Deutschland released hatten. Und dann hat mir Pinterest auch privat eigentlich nicht mehr so viel Spaß gemacht, weil der Start Feed voll war mit Werbung und weniger mit den Pins von den Accounts, denen ich gefolgt bin. Und als ich dann 2020 angefangen habe, mich von Social Media zu lösen, hat das nicht nur mein berufliches Pinterest-Konto betroffen, sondern eben auch mein privates Pinterest-Konto.
Also den privaten Pinterest-Account gibt es tatsächlich noch, aber ich habe meine Zugangsdaten nicht mehr, weil das eine alte E-Mail-Adresse von mir war.
Ich hab das Konto 2011 angelegt und das ist einfach eine E-Mail-Adresse, auf die ich nicht mehr zugreifen kann. Das heißt, da komme ich nicht mehr rein und mache mir ehrlich gesagt auch nicht die Mühe, das jetzt irgendwie zu lösen.
Ich hab da auch erst wieder dran gedacht, als ich mir Gedanken für diese Folge gemacht habe.
Es ist also überhaupt nichts, was mich im Alltag in irgendeiner Weise beschäftigt. Ich verspüre nicht mehr den Wunsch, zu Pinterest zu gehen, habe keine App auf meinem Smartphone und deshalb, ja, spielt Pinterest überhaupt keine Rolle mehr in meinem Privatleben.
Witzig übrigens, das zu sagen. Ich hab früher immer gedacht, ich würde mich ohne Pinterest so uninspiriert fühlen. Aber das ist überhaupt nicht der Fall. Ich hab immer noch genügend Idee fürs Kochen und Einrichten und Leben und was weiß ich was.
X (Twitter) und ich
Der dritte Social-Media-Account, den ich privat hatte, war Twitter. Da war ich die meiste Zeit stille Beobachterin, hatte aber auch einmal die Phase, wo ich ein bisschen aktiver war und mich daran versucht habe, lustig zu sein. Aber diese Phase war kurz und ich hab den Account dann auch wieder gelöscht.
Und dann, als ich mich selbstständig gemacht habe, dachte ich wieder, ich bräuchte jetzt dringend einen beruflichen Twitter-Account, und hab mir wieder einen angelegt, aber schnell gemerkt, dass der raue Ton, der schon damals 2016 auf Twitter herrschte, so überhaupt nichts für mich war. Also so gar nichts. Und ich hab dann relativ bald den Account auch wieder gelöscht, weil er mich einfach nur gestresst hat und mir schlechte Laune gemacht hat.
Und spätestens seit Elon Musk da jetzt X daraus gemacht hat, weiß ich: Mich zieht es privat überhaupt nicht da hin. Das ist inzwischen kein tragbarer Ort mehr und deswegen auch hier: keine private Nutzung.
Instagram und ich
Ja, und dann kam meine persönliche Hölle auf Erden: Instagram. Da war ich nie privat unterwegs. Den Account habe ich mir nur angelegt, weil ich mich selbstständig gemacht hatte und dachte, das muss jetzt so sein.
Ich fand es vorher immer merkwürdig, so viel von meinem Leben preiszugeben. Ich bin überhaupt der Typ Mensch, der ständig gerne Fotos von sich macht oder das, was im Alltag passiert, gerne dokumentiert oder in Szene setzt. Ich bin auch kein Mensch, der ständig das Smartphone dabei hat und alles immer fotografiert. Ich esse mein Essen sehr gerne heiß und mir würde es nicht im Traum einfallen, das vorher zu fotografieren. Ja, soweit denke ich gar nicht.
Insofern ja: Privat hat mich Instagram noch nie gereizt. Ich war da einfach nur, weil ich dachte, ich muss.
Und als ich mich dann beruflich von Instagram verabschiedete, hatte ich auch überhaupt kein Interesse daran, privat weiter dort zu sein. Insofern habe ich da kein einziges Mal den Gedanken gehabt, dass ich da einen privaten Account bräuchte.
TikTok und ich
Und als dann 2020 die Pandemie kam, kam TikTok in mein Leben und ich will nicht lügen, es war zu Beginn eine großartige Ablenkung vom Lockdown und von der ganzen Anspannung zu dieser Zeit.
Aber ich hab sehr schnell gemerkt, dass TikTok einfach den krassesten Algorithmus hat und dass ich höllisch aufpassen muss, da nicht süchtig zu werden. Und ich hab es so alibimäßig versucht, TikTok beruflich zu nutzen, aber mehr schlecht als recht.
Und als ich mich dann von Social Media verabschiedet habe, war der TikTok-Account einer der ersten, der dran glauben musste, weil ich auch einfach gemerkt habe: Was da bei mir im Hirn passiert, das kann nicht gut für mich sein.
Und deshalb habe ich bis heute nicht den Wunsch, privat auf TikTok unterwegs zu sein und mir einen privaten Account anzulegen.
Recherche-Accounts auf Instagram und X
Gleichzeitig ist es so, dass ich auf Instagram und auf X aktuell je einen Rechercheaccount habe. Was meine ich damit?
Denn das Ding ist, dass ich inzwischen ja Bücher schreibe – über Social Media. Und das bedeutet manchmal, dass ich mir dort einen bestimmten Post angucken muss, für das Buch. Manchmal muss ich es mir einfach nur durchlesen. Ein anderes Mal brauche ich einen Screenshot.
Und bei TikTok geht das auch ohne Konto, aber auf Instagram und X geht das leider nur mit Konto. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit dort Konten angelegt.
Mit denen mache ich überhaupt nichts. Aber wenn ich für einen Post nachlesen etwas muss fürs Bücherschreiben, kann ich mich zumindest auf dem Desktop kurz einloggen. Und wenn ich den Post gelesen habe, wieder ausloggen. Und das war’s dann auch.
Wichtig ist mir einfach nur: Ich hab das nicht als App. Ich folge niemandem. Ich mach da nichts. Ich guck da nicht rein.
Ist vielleicht ein bisschen so wie mit einer Versicherung. Wir denken nicht die ganze Zeit daran, dass wir eine Haftpflichtversicherung haben. Wir stehen jetzt morgens nicht auf und denken: Oh, ich muss die Haftpflichtversicherung checken.
Aber wenn dann was passiert, ist sie da und ja, so ist es auch mit den Recherchekonten: Spielt im Alltag über keine Rolle mehr für mich, aber wenn ich was nachlesen muss, sind sie da.
YouTube und ich
Was ich aber immer noch habe und weiterhin super gerne im Alltag nutze, ist YouTube, was je nach Definition ja auch als visuelle Suchmaschine verstanden wird. Also es ist nicht so ein klassisches soziales Netzwerk.
Ich weiß, dass alle negativen Dinge, die ich an Social Media sehe, auch für viele Menschen bei YouTube zutreffen. Aber bei mir war das eigentlich noch nie der Fall.
Für mich ist YouTube einfach eine Suchmaschine für Anleitungen.
Ich hab mir zum Beispiel vor fast vier Jahren ein Klavier gekauft. Und ich nehme keinen Klavierunterricht und wenn ich mal den Wunsch habe, ein bestimmtes Stück spielen zu können, gehe ich dann eben zu YouTube und gucke mir dort ein Tutorial an oder kaufe mir dort sogar auch Noten.
Dasselbe mache ich auch bei Sport. Also wenn ich zum Beispiel Rückenschmerzen habe und Übungen für den Rücken suche, gehe ich zu YouTube und mache dort eine Yoga-Sequenz nach.
Und so weiter.
Das heißt, es ist nicht so, dass ich auf meinem Smartphone die YouTube-App hätte. Auf meinem Smartphone gibt es überhaupt keine Social-Media-Apps mehr.
Aber YouTube lässt sich eben total easy im Browser aufrufen und jedes Mal, wenn ich eine konkrete Fragestellung habe, mache ich das und suche dort nach einer Anleitung. Und gehe da wieder raus.
Das ist ein Nutzungsverhalten, das mein Leben total bereichert und mir gut tut und deswegen bin ich absolut fein damit und werde ich, glaube ich, auch in nächster Zeit so handhaben.
Es wäre etwas anderes, wenn ich YouTube als App nutzen würde und dann, keine Ahnung, immer die App öffnen würde und checken würde, was es Neues in meinem Feed gibt. Aber das mache ich wie gesagt nicht. Und deshalb spüre ich die negativen Konsequenzen, die natürlich bei YouTube theoretisch auch möglich wären, überhaupt nicht.
Wir haben YouTube auch auf unserem Fernseher als Fernseh-App quasi und genau das ist es für mich irgendwie auch: Ein Fernsehsender, den ich hin und wieder starte, wenn ich etwas ganz Bestimmtes schauen will.
Ja, das war ein kleiner Überblick darüber, wie ich es privat mit Social Media halte.
Du siehst: Der Wunsch, privat auf Social Media abzuhängen, ist bei mir inzwischen völlig verschwunden. Bis auf YouTube, das für mich eher eine Suchmaschine ist, nutze ich privat keine sozialen Medien mehr.
Ich weiß nicht, ob das jetzt für immer so bleibt.
Aber aktuell vermisse ich gar nichts.
Shownotes
How to Instagram-Sucht besiegen – Interview mit Josianne Hosner von Quittenduft
In dieser Podcast-Folge habe ich Josianne Hosner zu Gast. Josianne ist Zyklusberaterin, Autorin und sie hat vor einigen Jahren Social Media verlassen. Im Interview verrät sie mir, wie es dazu gekommen ist und auf welche Marketingstrategien sie als Selbstständige und Autorin stattdessen setzt.
In dieser Podcast-Folge habe ich Josianne Hosner zu Gast. Josianne ist Zyklusberaterin, Autorin und sie hat vor einigen Jahren Social Media verlassen. Im Interview verrät sie mir, wie es dazu gekommen ist und auf welche Marketingstrategien sie als Selbstständige und Autorin stattdessen setzt.
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Der Einfluss von Social Media
[Alex] Ja, hallo Josianne, du hast in einem Blogartikel auf die Frage, warum du soziale Medien verlässt, geschrieben und ich zitiere jetzt mal:
„Weil ich einen Abdruck im Hirn habe von meinem Handy. Schließe ich am Abend die Augen“, hast du dann weitergeschrieben, „sehe ich das Display immer noch leuchten. Und wenn ich nachts pinkeln gehe, denke ich sofort wieder an mein Handy. Im Halbschlaf formuliere ich Sätze auf Hochdeutsch und sehe Hashtags vor mir, weil ich nicht ohne kann, weil ich abhängig bin.“
Erst einmal finde ich das grandios beschrieben. Also ich glaube, man kann es nicht besser ausdrücken. Und die Frage, die ich beim Lesen dieser Zeilen hatte, war: Wie ist es dann dazu gekommen, dass du einen Abdruck von deinem Handy in deinem Hirn hattest? Was ist da passiert?
[Josianne] Ich denke, das ist so entstanden, dass ich einfach wahnsinnig gerne mit offenen Augen durch die Welt gehe. Ich fotografiere gerne, ich texte gerne und ich liebe mein Business.
Und da hat sich dann einfach durch den ganzen Alltag hindurch, haben sich Bilder und Sätze formuliert in meinem Kopf.
Und das hat sich dann nach einer Weile so entwickelt, dass es direkt so einen Klick gemacht hat von „Das muss auf Instagram“.
Also das war dann nicht mehr losgelöst von, ich habe einfach meine zyklischen Gedanken, ich denke an mein Business, auch wenn ich einen Spaziergang mache, kommen irgendwelche Gedanken zu mir, sondern die waren immer gerade dann nach einer Weile vorgefertigt, in meinem Hirn schon bereit für den nächsten Beitrag, für den nächsten Post. Und das wurde ich nicht mehr los.
[Alex] Wie lange warst du denn auf Social Media? Hast du das von Anfang an genutzt, als du dich selbstständig gemacht hast?
[Josianne] Facebook war ich schon relativ lange. Auch eine riesige Facebook-Gruppe habe ich dort über die Jahre aufgebaut.
Instagram waren es, glaube ich, drei Jahre oder so, drei oder vier Jahre, genau.
Und am Anfang war das nicht so extrem, das ist dann wirklich irgendwie, ich war immer mehr auf diesen Plattformen, habe immer mehr Zeit dort verbracht. Und es hat sich auch so verlagert von, am Anfang lief mein Geschäft mehrheitlich über meine Inbox, über E-Mail und dann so meine Angebote. Und dann hat sich das irgendwie verlagert auf Social Media. Ja, genau.
[Alex] Ich würde gerne noch ein Zitat aus deinem Blogartikel bringen. Die Texte verlinke ich dann natürlich nochmal in den Shownotes. Du schreibst:
„Unser Hirn ist nicht gemacht für so viele Informationen und Inspiration. Es ist zu viel für mich. Ich kann es nicht mehr verarbeiten, nicht mehr aufnehmen und 98% von den Beiträgen, die ich sehe, sind nicht wichtig für mein Leben. Deshalb fühlt es sich an, als hätte ich Schnipsel und Pommes im Kopf.“
Was genau haben denn soziale Medien mit deinem Kopf angerichtet? Kannst du es vielleicht mal beschreiben mit deinen Worten?
Gedanken zur Social-Media-Sucht
[Josianne] Ein riesiges Durcheinander irgendwie, so fühlt sich das an, auch immer noch rückblickend. Also diese Mischung aus so vielen Inputs, so vielen Möglichkeiten, die ich auch sehe, die zu Entscheidungen führen, die ich dann treffen könnte.
Also nur schon: Lese ich etwas zu Ende, mache ich ein Like, kommentiere ich, lese ich Kommentare anderer? Und dann ist einfach wie so, es fühlt sich echt so ein bisschen an, wie so ein Sog aus meinem Hirn entstanden ist von: Ich bin einfach nicht mehr bei mir, ich bin irgendwo bei irgendwelchen Diskussionen oder Anregungen oder Tipps oder was auch immer da geboten wird und ich müsste oder musste so viele Inputs, wie ich gesehen habe, da gehört immer auch gerade eine Entscheidung dazu.
Nur schon die Entscheidung, weiter zu scrollen. Also einfach so, was mache ich damit? Also eigentlich eine komplette Reizüberforderung kombiniert mit einer grossen, grossen Langweile in meinem Hirn.
Also das ist, finde ich, so eine abgefahrene Mischung, auch immer noch, wenn ich zurückdenke. Es ist wie so, es ist so künstlich relevant, was da auf Social Media läuft.
Und ist es wirklich für mich als Person, als Josianne, als Privatperson und auch als Geschäftsperson, ist es wirklich relevant?
Und da hat sich einfach so eine riesige Schere aufgetan von, ich bin ständig und immer drauf, wie ich das auch formuliert habe.
Also ich im Nachhinein oder in dem Moment, wo ich die Entscheidung getroffen habe, da wegzugehen, habe ich es dann zum ersten Mal auch als Sucht definiert.
Diese Mischung aus dieser Sucht und dieser, diesem Gefühl von Distanziertheit hat gar nicht so viel zu tun, doch mit mir. Und das war ein bisschen zu viel für mein Hirn. Das sind zwei Komponenten.
[Alex] Ich finde es immer so spannend, weil so ganz viele Studien zu Social Media, die beschränken sich ja sehr häufig auf junge Menschen.
Und die zeigen dann, dass soziale Medien eben für Junge eine Gefahr für die mentale Gesundheit darstellen können. Aber ich habe es ja auch bei mir gemerkt. Ich meine, ich bin erwachsen, du bist erwachsen und auch auf erwachsene Menschen hat das eben so einen krassen Einfluss.
Als du dann Social Media verlassen hast, du hast gesagt, du hast es das erste Mal als so eine Sucht erkannt. Gab es dann einen bestimmten Anlass oder ist irgendwann so das Fass quasi übergelaufen für dich?
Der Ausstieg aus sozialen Medien
[Josianne] Ja, also ich glaube, es waren schon diese nächtlichen Abdrücke in meinem Kopf. Wirklich so dieses, ich schliesse die Augen am Abend und ich habe einfach immer noch das Handy-Display vor mir.
Und dann ist mir das wirklich mehr und mehr passiert. Und ich konnte wirklich keinen Baum, keine Blume, kein Lichtstrahl im Wald mehr einfach so angucken, ohne den Hashtag dazuzufügen.
Also wirklich eigentlich schrecklich. Ich empfand es als nicht so schrecklich, aber dann kam natürlich meine Zyklusbeobachtung da mit rein.
Ich bin eine Zyklusmentorin und ich bewege mich seit über zehn Jahren ausschliesslich in Kreisen. In Kreisläufen, in Abläufen und habe dann wirklich auch gemerkt, anhand meines eigenen Zyklus, wann liebe ich Social Media, wann bin ich völlig, verknallt in diese Möglichkeiten von der Kommunikation und Mitteilen und wann nervt es mich? Wann triggert es mich? Wann schaffe ich es, diesen Adlerblick einzunehmen und ein bisschen über mein Leben zu kreisen und zu sagen, was mache ich da eigentlich?
Und das war immer so die Woche vor der Menstruation oder auch während der Menstruation. Fand ich die ganze Thematik völlig idiotisch. Und das habe ich dann über mehrere Monate beobachtet. Was macht es mit mir, meinem Zyklus, meinem Zyklus-Ich, mein Verhalten auf Social Media, meine Beziehung dazu?
Und habe dann, ich weiss nicht mehr, wie ich das Buch gefunden habe. Das ist irgendwie zu mir gekommen, ein Buch von Carl Newport. Das heisst Deep Work. Und ich glaube, auf Deutsch ist es ein stilles Arbeiten oder so. Ich habe das Buch gelesen und es war schon nach drei Seiten klar: Okay, soziale Medien sind das Gegenteil von Deep Work.
Und ja, dann einfach auch wieder zurück zu diesem Menstruationszyklus, zu diesen Werten, die ich habe, wie ich Business machen will, und das ist ja dann diese perfide Vermischung, es ist ja dann nicht nur, ich bin ja nicht nur als Businessperson auf den sozialen Medien, sondern auch privat, also diese Vermischung konnte ich irgendwie nicht mehr so handeln.
Ja und dann zusätzlich habe ich noch einen Kurs gemacht bei einer Australierin, Marketing without Social Media, und dann ist es mir echt einfach wie Schuppen von den Augen gefallen.
Dass, ja, sage ich jetzt mal, 95% von meinem Verhalten auf Social Media, wie ich auch meinte, ich mache Business darauf, ist eigentlich nur Bullshit. Hat nicht den Zusammenhang mit meiner Arbeit gehabt.
Ja, also das waren dann so Prozesse, Schritte, irgendwann der Entscheid von: Okay, die Konsequenz heisst, ich gehe weg von Facebook und Instagram.
Und das hat mich echt physisch und psychisch so in Aufregung versetzt. Also es war nicht lustig, dieser Prozess.
Der war irgendwie anstrengend, sehr anstrengend. Und ich habe wirklich auch gedacht, ich betreibe jetzt da einen geschäftlichen Selbstmord. Ich werde nie mehr Kunden haben. Ich werde nie mehr Frauen in meinen Kursen haben, wenn ich von Social Media weggehe. Und weisst du was? Es ist überhaupt gar nichts passiert von dem.
Im Gegenteil. Ja, genau. Aber es war eine lange Vorbereitungsphase. Ich musste mich mit mir auseinandersetzen, mit meinen Werten, mit meinen Wünschen.
Ich brauche Zeit für solche Entscheidungen, sonst falle ich zu schnell hin und her. Wenn ich jetzt einfach gesagt hätte, nach den ersten drei Seiten des Buches, jetzt gehe ich weg, dann wäre ich vielleicht wieder drauf jetzt. Es hat so ein halbes Jahr in mir gedauert Und dann nochmal drei, vier, fünf Monate Kommunikation auf den sozialen Medien.
Und erst dann wirklich so der Stichtag, den ich auch kommuniziert habe. Das muss ich machen manchmal, damit ich Dinge wirklich... Damit die wirklich passieren. Also ich habe meine Community informiert. Bis Ende Juni, ich glaube, das war 2022, bin ich noch auf den sozialen Medien.
Danach schließe ich all meine Accounts und Gruppen. Ich musste das kommunizieren, auch ein bisschen Abschied nehmen, auch ein bisschen zelebrieren. Ja, dann habe ich das gemacht. Keine Sekunde lang bereut.
Warum ein Social-Media-Ausstieg kreativer macht
[Alex] Das ist total witzig, weil ich gerade so viele Punkte wiedererkannt habe bei mir. Also zunächst einmal Deep Work von Cal Newport war auch so einer der Startschüsse für mich, dass ich gedacht habe: Boah, das geht einfach nicht mehr mit sozialen Medien.
Und bei mir hat es auch ziemlich lange gereift. Ich glaube, noch länger als bei dir. Also es ist aber auch, glaube ich, ganz wichtig, also diesen ersten Gedanken zu haben oder dieses Gefühl, vielleicht ist es auch so ein diffuses Gefühl eher, boah, irgendwie passt das nicht für mich. Ich kann zwar noch nicht so richtig das artikulieren oder genau sagen, woran es liegt, aber irgendwie habe ich so ein Gefühl, es ist nicht mehr stimmig. Und ich glaube, es ist total wichtig, dem nachzugehen. Also vielleicht nicht gleich sofort was zu machen, sondern so ein bisschen schwanger mit diesem Gedanken zu gehen und zu gucken, was steckt da vielleicht dahinter.
[Josianne] Ja, genau. Und auch so, das war für mich eine Zeit lang, so eine Parallelwelt dann. Ich wusste schon, ich gehe. Ich wusste, das bleibt nicht für immer. Und dann zwischendurch immer wieder mal kleinere Panikattacken von, was mache ich dann? Wie handle ich mein Business? Woher kommen meine Kunden? Und habe aber gleichzeitig auch mit diesen Büchern, die ich gelesen habe oder mit diesem Kurs, den ich gemacht habe, gemerkt, es war wie so ein...
Ich litt unter einem Marketingmuskelschwund. Also es war wie so, das Einzige, was mir in den Sinn kam, war auf Instagram zu posten, was ich anbiete, meine Angebote, oder?
Und es war so, hey, die Welt, die hat sich schon lange, also schon viel länger ohne Social Media gedreht. Und es war bis vor ganz kurzem möglich, auch gut zu geschäften, auch gute Umsätze zu machen oder auch sich irgendwelche Selbstständigkeiten, Wünsche zu erfüllen, ohne Social Media. Und das ist vielleicht auch ein bisschen so meine, ich habe es ein bisschen noch eine rebellische Ader, die dann stärker hervorgekommen ist von, also das muss doch möglich sein für mich. Ich bin doch schlau genug, um mein Business nach meinen Regeln aufzustellen und zu gestalten.
[Alex] Ich glaube, diese rebellische Ader, die ist gar nicht schlecht dafür. Und ich finde auch, das macht kreativer.
Also wenn man sich so ein bisschen begrenzt, das kennt vielleicht die eine oder andere auch vom Kochen. Also wenn ich nur noch drei Zutaten habe und denke, oh Gott, ich habe einen leeren Kühlschrank, da habe ich meistens die besten Ideen, was ich damit machen kann, wenn ich mich so begrenzen muss.
Es ist so ähnlich, wie wenn: Ich steige aus Social Media aus und dann kann ich erst mal versuchen, kreativ zu werden. Ja, okay, was mache ich denn dann? Also jetzt kann ich vielleicht nicht auf Instagram sagen, dass es das und das bei mir gibt. Okay, was kann ich stattdessen machen?
Also ich finde, das hat halt nicht nur Nachteile, sondern man kann dadurch auch wirklich kreativer werden in der Art, wie man kommuniziert.
[Josianne] Ja, und mich dünkt es, meine Augen sind wie offener seither wieder, dass ich, wenn ich diese Möglichkeit nicht mehr habe, einfach konstant, täglich, stündlich, minütlich rauszuhauen, was ich will.
Also ich überlege viel besser, wie ich mein Marketing gestalte.
Und das ist jetzt nicht so spektakulär, mein Marketing. Also das sind so guten alten, bewährten Sachen wie mein Newsletter. Das ist so das Hauptmarketing-Tool, das ich verwende.
Gleichzeitig ist es aber auch meine große Leidenschaft, diese Newsletter zu schreiben. Also ich liebe es. Und das ist ja auch so ein Ding. Ich weiss nicht so genau, ich müsste mich wieder anders orientieren oder erfinden, wenn ich jetzt nicht gerne schreiben würde. Aber auch da würde ich Wege finden. Aber Social-Media-Marketing ist zu einfach und ganz, ganz ehrlich zu wenig gewinnbringend.
Auch wenn mein Business absolut nicht nur auf Zahlen und Fakten und Einkommen basiert. Aber es ist einfach so viel Aufwand und so viel von meiner Hirnkapazität und von mir als Person. Und ich bin nicht sicher, ob ich wirklich, wirklich jemals Einkommen generiert habe auf Social Media.
Auch wenn mir nachher all diese Social-Media-Coaches gesagt haben, ja eben, du stärkst die Beziehung, die Bindung, du positionierst dich.
Aber weisst du, wenn mein Hirn dann einfach abstellt bei solchen Aussagen und ich finde, das ist so öde, das kann ich auch auf andere Arten machen. Ja, also es ist auch eine Herausforderung, jetzt zu schauen, wie ich mein Marketing betreibe, was ich mache, wie ich es mache. Aber ja, den Buchtitel von Cal Newport, dieses Deep Work, das ist schon für mich so zu einem festen Wert geworden. Ich will qualitär was Gutes machen und ich will keine Schnipsel mehr raushauen. Könnte ich als Hobby betreiben, aber nicht als Marketingmaßnahme für meine Firma.
Zum Umgang mit Entzugserscheinungen
[Alex] Wir werden gleich nochmal auch darauf zu sprechen kommen, was du jetzt für dein Marketing stattdessen machst. Ich würde jetzt nochmal gerne zu diesem Social-Media-Ausstieg fragen.
Also du hast gesagt, du hast das zum ersten Mal so als Sucht definiert. Hattest du dann auch Entzugserscheinungen? Wie ging es dir denn dann, als du dann wirklich soziale Medien verlassen hast?
Also ich hatte zum Beispiel dieses klassische, ich nehme mein Handy und gucke und will irgendwas öffnen, aber merke, da ist ja gar nichts mehr. Hattest du das auch?
[Josianne] Ja, da bin ich ein bisschen in die Falle getappt. Und da habe ich nachher im Anschluss so viele News konsumiert wie noch nie. Ich musste bei den Händen was machen am Handy. Und genau, das ist so ein bisschen, und da arbeite ich ehrlich gesagt auch noch daran, dass mein News-Konsum sich mehr reduziert oder dass ich wenigstens solche Art News konsumiere, die auch ein bisschen in Richtung Deep Information gehen und nicht diese Fast Food News. Genau.
Ja, aber diese Entzugserscheinungen, die waren real, die sind real.
Veränderungen im Alltag ohne Social Media
Aber die Benefits waren halt schon auch schön. Also diese Entspannung im Hirn, die sich dann irgendwann einstellte, diese Ruhe im Kopf, die tat mir schon gut. Und weißt du, das Krasse ist, ich würde jetzt mal sagen, wenn ich ganz, ganz ehrlich bin, meine Handyzeit hat sich nicht mega fest reduziert.
Und das hat mich am Anfang genervt, das hat mich gestört, Weil das war auch so ein bisschen die große Hoffnung, einfach weniger Zeit am Handy zu verbringen.
Aber dann habe ich das mal ein bisschen auch analysiert, was ich denn mache am Handy. Und ich habe viel mehr Austausch mit meinen Freundinnen und meiner Familie. Also wirklich Zeiten, wo ich auf meinem Social-Media-Time im Austausch war mit fremden Menschen.
Auch wenn man den Instagram-Handle kennt, es waren fremde Menschen, habe ich zum Teil schon vor dem Frühstück schon ausgetauscht mit Leuten, Nachrichten beantwortet, Kommentare beantwortet und das vermisse ich keine Sekunde.
Man kann mir eine E-Mail schreiben und dann gibt es auch eine schöne Antwort. Aber man kann sich diese Satzfetzen in meine Richtung werfen, die zum Teil ziemlich auf eine Thematik oder Problematik hinzeigten, die man nicht mit zwei Sätzen beantworten kann.
Ja, und seither bin ich einfach wirklich viel mehr im Austausch mit den Menschen, die ich im echten Leben auch kenne und gerne mag.
Genau, also von dem her ist immer noch viel Handyzeit natürlich auch die ganze Familienorganisation läuft ja da auch darüber und, ja, aber ich würde sagen, die Ruhe in meinem Hirn ist größtenteils zurückgekehrt.
[Alex] Ich habe damals dasselbe gemerkt, dass ich also angefangen habe, Nachrichten zu lesen wie blöde.
Und damals war ja auch, hat Corona angefangen, dann der Krieg. Also es gab immer irgendwas zu lesen. Und dann habe ich es tatsächlich so gemacht, dass ich meinen E-Reader aufs Handy gepackt habe. Das bedeutet, immer wenn ich das Handy geschnappt habe, habe ich den zumindest in meinem Buch weitergelesen. Und da habe ich mir eingebildet, das war so ein bisschen in Richtung Deep Work oder halt einfach längere Inhalte, qualitativ hochwertigere Inhalte.
Also vielleicht so als Idee für Leute, die das kennen und überlegen: Was kann ich denn stattdessen auf meinem Handy machen, wenn ich das schon so automatisch greife? So ein Buch lesen könnte so ein Zwischenschritt sein, um vielleicht mal davon so wegzukommen.
Weil ich meine Nachrichten so letzten Endes ja auch Dopamin. Ich öffne die App und lese irgendwas Neues und mein Hirn denkt, yay, und schüttet Dopamin aus. Und das kann man so ein bisschen umgehen, indem man sich vielleicht dazu trainiert, was zu lesen und dann so ein bisschen wegkommt davon.
[Josianne] Ja, und krass finde ich schon auch. Also es sind so Langzeitwirkungen. In der wirklich intensivsten Social-Media-Zeit war meine Konzentrationsfähigkeit echt reduziert.
Also da konnte ich einfach nicht mehr als fünf, vielleicht zehn Minuten am Stück wirklich, wirklich eintauchen, ohne nach dem Handy zu greifen. Und das hält sich noch ein bisschen hartnäckig. Es ist wirklich besser geworden.
Also ich kann, ich schreibe jetzt auch in meinem zweiten Buch, ich kann lange Zeit schreiben, aber da ist immer noch dieser Mechanismus drin von, ich stehe auf, ich laufe vom PC weg, ich strecke mich, ich mache mir eine Tasse Tee und ich greife auf meinem Handy.
Und das ist schon, das sage ich, diese perfide Vermischung von, Wie gesagt, die gesamte Familienorganisation, die da auch drauf ist. Ich habe einen fast erwachsenen Sohn, der am anderen Ende der Schweiz wohnt. Es ist wie so eine Mischung von, doch, ich muss schon, ich denke es, ich weiss nicht, ob ich muss, ich meine, ich muss schon kurz nachgucken, was läuft, was los ist. Ob mich jemand gesucht hat. Ja, und das nervt mich immer noch.
Handyabhängigkeit, auch durch viele alltägliche Dinge wie Zug fahren, Ticket lösen. Und dann hast du das Ding einfach in der Hand. Also da bin ich schon noch so ein bisschen allergisch gegen mein Verhalten.
Also es nervt mich, es ärgert mich und ich weiss da nicht so genau, was mach ich damit. Und ich verbringe auch ganz, ganz viel Zeit in der Natur draussen. Wir haben zum Glück, sage ich, und nur schon so eine Aussage ist doch einfach absolut schräg, wir haben zum Glück grosse Teile mit Funklöchern im Wald.
Und ich bin froh darum. Und das zu äussern, das ist irgendwie so komisch. Ich bin froh um Funklöcher, damit ich nicht immer verwenden kann. Ja, finde ich kein schöner Aspekt von unserer Digitalisierung oder von meiner Digitalisierung damit.
Reaktionen auf den Social-Media-Ausstieg
[Alex] Wie hat denn dein privates oder berufliches Umfeld auf deinen Ausstieg reagiert? Konnten Sie es nachvollziehen oder hat es Sie überrascht? Was haben Sie gesagt?
[Josianne] Also in meinem privaten Umfeld gab es wirklich so ein bisschen die Einteilung von Freundinnen und Freunden, die auch selbstständig sind, die einfach total viele Fragen hatten zu diesem, wie machst du denn jetzt Marketing?
Der private Teil, mein Mann, meine Eltern, meine Geschwister, die waren alle so, whatever. Also das war so. Das ist ja keine große Sache. Von dem her, da gab es ein bisschen eine Einteilung.
Im beruflichen Kontext, also was am härtesten für mich war, Ich hatte eine Facebook-Gruppe, eine Zyklus-Gruppe mit fast 3000 Frauen drin. Und diese Gruppe, das war, also ich wage das fast nicht zu sagen, aber das war für viele so etwas wie ein neuer Heimatort.
Und das ist so krass. Also da habe ich Dutzende, wenn nicht Hunderte Nachrichten gekriegt von, hey, mach das nicht, tu uns das nicht an. Das ist der einzige Ort, wo wir so in diesem Safe Space austauschen können. Und das war für mich so die grosse Knacknuss.
Hat dann auch wieder viel mit meinen Werten zu tun. Oder vielleicht auch ein bisschen einem illusorischen Idealbild, das ich von der Welt habe, und gesagt habe, es kann nicht sein, dass meine Facebook-Gruppe dein einziger Safe Space ist.
Dann kümmere dich bitte, bitte, bitte in deinem Freundeskreis oder in einem neuen Freundeskreis oder einem Frauenkreis oder irgendwie um diese Art von Beziehungen. Also da habe ich wie so ein, für mich, das war eine harte Entscheidung, aber so einen Schritt zurück von, ich habe die Energie wahrscheinlich oder den Fokus nicht, um das noch länger zur Verfügung zu stellen. Für mich war das nämlich Zeit und auch Geld, das zu unterhalten. Ja, aber das war schwierig für mich.
[Alex] Hast du denn inzwischen eine Möglichkeit gefunden, deine Community auch weiter aufzubauen oder ist das jetzt ganz weg?
[Josianne] Ja, ich habe sowas zwischendurch gemacht und da haben mich am Anfang ein paar auch ausgelacht deswegen. Und zwar habe ich dann nach meinem Ausstieg analysiert, was ich persönlich vermisse.
Also jetzt abgesehen von Dopamin und Sucht und so, sondern einfach gibt es noch einen schönen Aspekt, den ich vermisse. Und dieser schöne Aspekt war für mich tatsächlich, ich fotografiere unheimlich gerne. Also es ist für mich so ein Leidenschaft/Hobby, auch ab und zu einen Fotokurs gemacht. Und ich bin ziemlich gut darin, meine Zyklusgedanken in kurze Texte zu fassen.
Das habe ich schon mit ganz viel Feedback gemerkt, das stösst auf sehr grosse Resonanz, wenn ich meine Zykluseinblicke in meinen persönlichen Alltag mitteile. Das rührt etwas an in anderen. Oh ja, stimmt, Zyklus und genau, wie ist es gerade bei mir und wie geht es mir gerade und so.
Und dann habe ich für mich eine Zwischenlösung gefunden, wo, wie gesagt, die waren mir am Anfang auch so fast ein bisschen peinlich. Ich weiss noch nicht so genau, warum, aber vielleicht, weil ich eben so konsequent war. Und dann habe ich einen Telegram-Kanal eröffnet, weil mir jemand gesagt hat, dass man da so eine Einstellung machen kann, dass es eben wirklich nur ein Kanal ist, keine Gruppe.
Und ich habe diesen Kanal von der ersten Sekunde an so eingestellt, dass ich darauf Fotos posten kann. Es kann niemand reagieren, es kann niemand kommentieren, man kann nicht mal liken, man kann einfach gar nichts.
Man kann das einfach lesen, man kann mich nicht kontaktieren, gar nichts. Und das war für mich nachher so diese Zwischenwelt von... Ich weiss, dass ich einen Mehrwert bringen kann und ich gleichzeitig noch ein Bedürfnis von mir erfülle.
Mit diesen Fotos, mit diesen schönen, ja zum Teil auch radikal ehrlichen, aber auch poetischen Texten, dass ich das noch schicken kann. Und die Leute lieben es.
Habe aber am Anfang E-Mails erhalten, die mir sagten, hey, das ist voll doof, was du da machst. Ich kann nicht kommentieren. Ich kann nicht sagen, wie schön und berührend ich das fand. Und ich war so, ja, das ist voll okay für mich, dass du das machen kannst. Finde es doch einfach berührend und schön und nützlich.
Ist okay, muss es mir nicht mitteilen.
Genau, also das ist das Ding. Aber ich glaube, es zählt nicht als Community, würde ich jetzt mal sagen.
[Alex] Ja, ich glaube, es gibt so unterschiedliche Meinungen. In meinem Buch zum Beispiel habe ich Telegram auch als möglichen Social-Media-Kanal, aber es ist, glaube ich, immer eine Definitionssache. Aber hast du den immer noch? Also hat sich das bewährt? Hast du den Telegram-Kanal immer noch?
[Josianne] Ja, der wächst. Und der ist easy. Und für mich, also das ist der größte Benefit für mich, für mich gibt es nie einen Grund, auf Telegram zu gehen, ausser ich mache einen neuen Beitrag.
Also ich kann auf Telegram nichts checken, nichts nachschauen, ob jemand reagiert hat.
[Alex:] Ob es neue Likes gibt oder Kommentare gibt …
[Josianne] Es ist eine ganz, ganz ruhige Sache in meinem Kopf.
Und das ist für mich ja auch vor allem wichtig. Ich will Ruhe da oben. Und ich brauche Ruhe, damit ich kreieren kann. Genau. Aber ein [unverständlich] habe ich nicht. Ein Austausch-Gruppen- Dingsgefäß habe ich nicht mehr.
[Alex] Du hast schon gesagt, du hast auch einen Newsletter, den du nutzt. Kannst du uns mal so mitnehmen? Was du als Online-Unternehmerin für Strategien nutzt, wenn du nicht mehr auf Social Media unterwegs bist?
[Josianne] Also wirklich Newsletter. Das ist mein Hauptkanal, mein Haupttool. Und ich habe gar keine andere.
[Alex] Du hast einen Blog aber noch.
[Josianne] Ja, stimmt. Vielleicht weiss ich gar nicht, was ich alles habe. Das stimmt.
Aber der Blog ist so etwas, wo ich nicht so, also da könnte ich noch ein bisschen regelmässiger was machen damit. Da bin ich nicht so konsequent wie mit dem Newsletter.
Wie gesagt, diesen Newsletter zu schreiben, das ist mein Highlight meiner Arbeit, also ich liebe das, Punkt. Da gehen mir die Themen nie aus, da könnte ich für die nächsten 10 Jahre easy Content machen, also das liebe ich einfach.
Ich sage ziemlich oft ja, wenn es um solche Vernetzungen geht, wie jetzt mit dir, mit Podcasts oder bei einem Online-Kongress mitzumachen. Da werde ich auch sehr oft angefragt. Ja, das sind sicher noch Dinge, die ich mache.
Dann merke ich, dass mein Buch, Back to the Roots, das ist ein ziemlich gutes, nachhaltiges Marketing-Instrument auch. Hätte ich nicht gedacht. Also da habe ich das große Glück, dass ich schon jetzt in der vierten Auflage bin, und es läuft immer noch.
Ja, das ist sehr schön. Das hätte ich nicht gedacht. Also dass ein Buch wirklich auch einen maßgeblichen Anteil hat an Marketing für meine Firma. Ja, genau.
[Alex] Das heißt, die Menschen lesen dein Buch und dann kommen sie zu dir auf die Website …
[Josianne] Tragen sich in meine Newsletter ein. Und genau, und buchen dann Angebote, die ich mache. Und meine Angebote, die bestanden bis vor ganz kurzem mehrheitlich aus Onlinekursen, mehrwöchigen Onlinekursen.
Jetzt seit ungefähr zwei Jahren, seit meine kleineren Kinder etwas grösser sind, mache ich auch vermehrt wieder Vorträge. Ich habe viele Anfragen auch so von, es kommt jetzt immer mehr von Teams, Schulungen für Teams, Zykluswissen für Firmen. Das macht auch mega Spass.
Und im Moment habe ich so eine Zwischenphase von, ich schreibe ein zweites Buch. Ich merke, ich kann nicht unbedingt gut dranbleiben und schreiben, während ich nebendran einen Kurs nach dem anderen noch anbiete. Das ist zu wenig Zeit.
Ich arbeite 40 Prozent, mein Mann 60, wir homeschoolen die Kinder. Also ich muss mega, mega bedacht sein, auch mit meiner Zeit, wenn ich die aufteile. Genau.
Und jetzt in diesem Jahr steht der Fokus echt auf dem zweiten Buch. Aber das wird dann nachher wieder kommen mit Onlinekursen und Webinaren. Die passen auch zu meinem Energie-Level. Es gibt Menschen, die sind mit mehr Energie ausgestattet als ich. Und von dem her muss ich da auch immer ein gutes Auge drauf haben, wie viel ich unter meinen Hut bringen kann.
[Alex] Jetzt hast du schon so oft das Thema Zyklus angesprochen. Kannst du vielleicht für die Menschen, die noch gar nicht so richtig wissen, worum es da genau geht, mal ganz kurz sagen, worum es beim zyklischen Leben und Arbeiten vielleicht geht?
[Josianne] Also menstruierende Menschen haben einen Menstruationszyklus. Lebensgrundlage aller Menschen, also alle unsere Mütter, ausschließlich alle, hatten einen Menstruationszyklus, sonst gäbe es uns nicht.
Und, ich finde es einfach ein spannender Fakt im Sinne von, auch wenn morgen niemand mehr diesen Zyklus hätte, es gäbe keine weiteren Menschen. Also schon mal eine ganz schöne Sache, unsere Lebensgrundlage, dieser Zyklus.
Er hat einfach einen schlechten Ruf. Wir sind vor allem bekannt mit den Themen wie Menstruationsschmerzen und PMS. Das sind so ein bisschen die Downsides vom Zyklus.
Und meine Leidenschaft ist es, diesen Zyklus so zu beleuchten, dass wir aus diesen vier Zyklusphasen, die wir monatlich durchleben, die uns durchfließen, dass wir aus jeder Zyklusphase das Beste herauspicken.
Das sind einfach verschiedene Qualitäten, die wir zum Vorschein bringen, je nach Zyklusphase. Soll ich es ganz kurz, ich kann es ganz, ganz kurz umreißen? Wenn du willst.
[Alex] Ja, bitte, bitte.
[Josianne] [unverständlich] innerer Winter und das ist so die Ruhephase, Rückzug. Nachher kommt die Energie wieder zurück nach der Menstruation. Östrogen steigt und das ist so dieses Aufblühen, dieses Fühler ausstrecken und zu gucken, was da draussen los ist. Da folgt nachher der innere Sommer, ist biologisch auch die fruchtbare Zeit, Einsprungzeit und ist die Zeit im Zyklus, wo wir sehr gesellschaftsfähig sind, sehr viel Energie haben, kompatibel sind mit allem, was da abgeht. Danach folgt der innere Herbst. In der Natur fallen da die Blätter. Es ist wieder die Zeit für den Rückzug. Und es ist so die verhasste Zeit im Menstruationszyklus.
Drachentage, ganz viele Frauen sind da, ja, finden sich da nicht toll, verstehen sich nicht, wissen nicht, was los ist, streiten viel, sind aggressiv, weinerlich, traurig, alles ist zu viel.
Und meine Aufgabe oder wie gesagt auch meine Leidenschaft ist es, da ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen, weil jede dieser Phasen hat auch Qualitäten und gerade auch im Arbeitsleben und natürlich auch in der Familie mit den Kindern und so, aber wirklich auch im Arbeitsleben.
Also ich weiss genau ein bisschen, was ich wann mache, wann mir was leicht fällt. Es gibt super Zeitpunkte, um Buchhaltung zu machen. Es gibt super Zeitpunkte, um zu netzwerken. Und dass ich das so ein bisschen im Einklang mit meinem Zyklus gestalte.
Und vor allem ganz wichtig, dass ich auch weiss, wie ich mir schaue, selbst fürsorge, wenn von außen ja einfach auch Termine oder Umstände gegeben sind. Fast noch wichtiger.
Also es ist jetzt nicht nur, ich schiebe alles perfekt an meinem perfekten Zykluszeitpunkt, sondern die Welt dreht sich ja einfach weiter, egal wo ich bin in meinem Zyklus. Und wie gucke ich mir, wie schaue ich mir, damit am Ende des Tages immer noch eine schöne Portion Lebensfreude oder Humor übrig bleibt.
[Alex] Nun sind ja soziale Medien gerade nicht zyklisch. Also eigentlich verlangen die ja jeden Tag dasselbe von uns. Wir sollen präsent sein und uns zeigen. Und wie du schon gesagt hast, es gibt halt Phasen, da will man sich vielleicht gar nicht zeigen, da ist eher Rückzug angesagt. Und wie siehst du dann so den Zusammenhang oder die Herausforderung von Social Media und Menstruationszyklus? Was hast du da beobachtet?
[Josianne] Also für mich ist Social Media wirklich der Inbegriff von diesem besser, dichter, schneller, höher, fordernder, immer präsent sein. Also linearer geht es nicht.
Ich finde persönlich, es tut nicht gut, es tut auch den Männern nicht gut, aber gerade im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus habe ich schon stark bemerkt wie, eben da gibt es Phasen, da fällt es so leicht etwas zu posten, diese Videos zu machen, dieses Herumgetänzeln bei den Reels und es ist noch ein bisschen lustig, ein bisschen amüsant und so. Und dann gibt es aber auch immer wieder Zeiten, wo ja, wo das schwerfällt und wo dann auch, wenn dir etwas schwerfällt, und in diesem Zusammenhang jetzt, wenn es dir schwerfällt, dich zu präsentieren, dich zu zeigen, braucht es auch immer mehr Strom. Und je nachdem, wo ich bin im Zyklus, ist das wie eine andere Geschichte. Und es laugt einfach mehr aus, wenn wir uns für Social Media derart verbiegen, damit es für Social Media stimmt.
Also für mich ist es wirklich so dieser Inbegriff von entweder lieferst du ab, entweder leistest du oder du fliegst raus aus dem System. Du spiegst da raus. Wenn du dich nicht an die Social-Media-Regeln hältst, dann bist du nicht mehr wichtig für Social Media. Dann bist du nicht beachtet oder wirst gestraft oder was auch immer. Und das ist für mich ein No-Go auch mit der Brille von diesen zyklischen Werten. Also ist eine Person, die eine Pause macht, nichts mehr wert? Ist eine Person, die Ruhe braucht, faul? Nein, ist sie nicht. Sie ist nun nicht immer gleich konstant leistungsfähig.
Und das führt zu ganz vielen großen Problemen in unserer Gesellschaft. Die ganzen Zahlen von Erschöpfungsdepressionen und all diesen psychischen Thematiken, die nehmen Jahr für Jahr zu. Und mich dünkt, dass Social Media einen nicht kleinen Anteil daran hat.
[Alex] Das heißt, würdest du sagen, so als Mensch mit Menstruationszyklus ist es fast nicht möglich, Social Media dann so achtsam für sich zu nutzen? Oder meinst du, es gibt eine Möglichkeit, das ein bisschen zyklischer für sich zu nutzen?
[Josianne] Ich denke, man kann da sicher mit sich selber eine Art Deal aushandeln, im Sinne von, hey, ich bin präsent, ich bin live, ich bin connected, ich bin da, wenn es im Einklang ist mit meinen eigenen Bedürfnissen, wenn ich das lustig finde, wenn ich Ideen habe, wenn es sprudelt.
Aber mein Deal wäre in einem solchen Ding, und das habe ich auch so gelebt, als ich noch drauf war, ich verbiege mich nicht, weil mein Kopf denkt, aber heute muss ich dann noch etwas posten. Heute muss ich noch ein Output liefern.
Wenn das nicht aus mir herauskommt, dann lasse ich es bleiben und natürlich, das könnte man auch überbrücken, also man kann ja auf Social Media Dinge vorbereiten, man kann sich zurückziehen, man muss nicht das Gesicht den ganzen Tag in die Kamera halten.
Aber zyklisch gesehen kann man das in dem Sinne nutzen auch von einem inneren Frühling, das haben so viele Frauen da explodieren die Ideen. Also Brainstorming im inneren Frühling oder einfach ganz, ganz viele neue Ideen, alles notieren, alles.
Ja, und da kann man das im inneren Herbst oder im inneren Winter auch verwenden, wenn nichts aus mir herauskommt, weil ich will gar nicht da draussen sein. Ich will im Wald am Feuer sitzen, ob in echt oder als Sinnbild. Da kann man sich schon auch lieb sein, indem man ein bisschen schlau ist und ein bisschen ehrlich ist. Und nicht nur auf diese Gewohnheit oder aus Druck auf dieses Mitmachen reagiert.
[Alex] Also ich finde schon, dieses Wissen um diese Zyklusphasen kann einem enorm helfen, einfach auch liebevoller zu sich zu sein und zu wissen, okay, mir fällt das jetzt schwer, mich zu präsentieren auf Social Media.
Dann begegne ich mir eher mit Verständnis als mit Disziplin und Druck. Ich meine, das kann ja schon ein Riesengewinn sein für so einen Arbeitsalltag.
[Josianne] Und auch das Abgrenzen, weißt du?
Also da gibt es Zyklusphasen, gerade so kurz vor der Menstruation, während der Menstruation, da siehst du Dinge auf Social Media, die dich triggern oder traurig machen.
Und da ist die Haut einfach nicht so dick. Und also das habe ich schon auch gemerkt, wenn da irgendwie lieblose Kommentare oder gar Angriffe ich habe das wenig erlebt, aber du bekommst es ja mit, was bei anderen auch abgeht oder wenn du das einfach mitliest oder so. Ja, dass ich das echt, echt schlecht ertragen habe und nur schon das zu wissen von aha, es ist nicht dass mit mir irgendetwas nicht stimmt und ich bin gerade so dünnhäutig oder nahe am Wasser gebaut oder aggressiv oder was auch immer, sondern okay, wo bin ich denn in meinem Zyklus? Kann es einen Zusammenhang haben und bin ich dafür verantwortlich und ja, ich bin es für diesen Abstand und zu sagen, hey, meine mentale Gesundheit ist, weiss Gott, millionenmal wichtiger als die Gesundheit von Social Media, wie es den Firmen geht, die das anbieten, diese Apps. Me first.
Da hilft mir das Zyklische wahnsinnig fest, einfach auch um ein bisschen diese Beobachtungsposition einzunehmen und zu sagen, okay, bin ich ehrlich mit mir selber, bin ich smart, bin ich schlau, bin ich mir selber nahe und ich bin mir tatsächlich näher, seit ich nicht mehr auf Social Media bin.
[Alex] Ich habe auch für mich das mittlerweile zum Lebensmotto gemacht, muss ich sagen. Also: Was keine Pause kennt, ist nicht von Dauer.
Das ist ja dieses Zitat von Ovid und ich finde, dass es einfach so wahr. Das zeigt sich immer wieder. Wenn meine Marketingstrategie voraussetzt, dass ich jeden Tag über meine Grenzen gehe, dann werde ich es einfach nicht lange durchhalten.
Aber wenn meine Marketingstrategie Pausen mitdenkt und Auszeiten mitdenkt und Rückzug mitdenkt, dann werde ich es vermutlich auch über die nächsten Jahre gut aushalten können.
Und ich glaube, das ist so der Grund, warum Social Media für mich nicht funktioniert hat und dann vielleicht für dich nicht funktioniert hat. Und vielleicht erkennt sich da ja jemand auch wieder und denkt jetzt, okay, ich bin vielleicht nicht ganz so ein Alien, wie ich immer dachte.
[Josianne] Genau, ganz genau.
[Alex] Abschließende Frage, wenn jetzt jemand ebenfalls überlegt, vielleicht Social Media zu verlassen, auch als Selbstständige, auch als Online-Unternehmerin, gibt es so von deinen Erfahrungen einen Tipp, den du mitgeben könntest? Was hättest du denn vorher gewusst vielleicht?
[Josianne] Hm. Mit welchen Menschen, dass ich austauschen kann, um diesen Marketingmuskel wieder ein bisschen mehr zu trainieren.
Also das war für mich echt so eine, auch ein bisschen eine mühsame Suche, sage ich jetzt mal. Also auch eine spannende Suche, aber so, was mache ich denn jetzt? Ich fühlte mich so ein bisschen verloren von, oh, jetzt fällt Social Media weg, jetzt werde ich vergessen.
Und da hätte ich mir gewünscht, wirklich ein bisschen mehr Futter zu haben, auch für meine Selbstständigkeit, wo ich so wie Referenz gehen kann oder nachlesen kann, jetzt in deinem Buch, wenn das schon zwei, drei Jahre vorher erschienen wäre, wäre es eine Bibel gewesen für, okay, was mache ich denn jetzt? Was mache ich denn jetzt? Genau. Also von dem her, wenn jemand so einen Ausstieg andenkt, ja, vielleicht wirklich diese Erfahrung, vielleicht ist es kein Tipp, vielleicht ist es einfach diese Erfahrung von, selbstverständlich kann Business gut weitergeführt werden ohne Social Media.
Und man darf oder soll sich den Austausch suchen, sich informieren, alles drüber lesen und dann seine ganz eigene Form auch finden von Marketing, die auch Freude macht. Wenn es Freude macht, ist es auch nachhaltiger.
[Alex] Ja. Ja, das sind auch schöne Abschlussworte. Josianne, ich danke dir herzlich, dass du heute hier warst und deine Geschichte erzählt hast. Ich fand es total spannend. Und übrigens, die Blogartikel, die ich erwähnt habe, die sind ganz, ganz witzig zu lesen teilweise. Also großer Lesetipp von mir.
Die verlinke ich dann natürlich in den Shownotes. Und ja, ich sage vielen, vielen Dank und freue mich. Vielleicht in zwei, drei Jahren kannst du ja mal wieder erzählen, wie es bei dir in der Zwischenzeit so gelaufen ist. Ich würde mich freuen.
[Josianne] Das würde ich sehr gerne machen. Ich danke dir, Alex.
Shownotes
Schnipsel und Pommes im Kopf – deshalb verlasse ich Facebook und Instagram
How to pinkeln ohne Instagram: Mein Fazit aus 6 Monaten ohne Instagram
Unternehmerischer Erfolg ohne Social Media? Interview mit Sascha Boampong
In dieser Folge habe ich Sascha Boampong zu Gast. Sascha hat mehrere Unternehmen gegründet und sich vor einiger Zeit aus Social Media verabschiedet. Warum soziale Medien keine große Rolle an seinem unternehmerischen Erfolg spielten und spielen, wird er uns im Interview verraten.
In dieser Folge habe ich Sascha Boampong zu Gast. Sascha hat mehrere Unternehmen gegründet und sich vor einiger Zeit aus Social Media verabschiedet. Warum soziale Medien keine große Rolle an seinem unternehmerischen Erfolg spielten und spielen, wird er uns im Interview verraten.
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Wie kam es dazu, dass du an so vielen Unternehmen beteiligt bist?
[Alex] Ja, hallo Sascha, ich freue mich sehr, dass du da bist. Du hast unfassbar viele Unternehmen – wahrscheinlich hörst du das oft, wenn du irgendwo interviewt wirst – entweder selbst gegründet oder du bist Teilhaber, wenn ich das richtig interpretiere.
Und ich habe mal auf deiner Website geguckt, das ist ja wirklich bunt gemischt von SEO-Agentur bis zu bindungsorientierter Umgang mit Kindern. Wie kommt es dazu, dass du bei so vielen Unternehmen einsteigst oder da einfach mitmischst? Wie kommt es dazu?
[Sascha] Ja, also erstmal danke für die Einladung, Alex. Und tatsächlich kriege ich die Frage relativ häufig gestellt und es war auch nicht so geplant.
Also ich bin jetzt nicht auf die Welt gekommen und habe gesagt, ich möchte gerne viele Unternehmen gründen. Das ist tatsächlich eher durch Zufall passiert, weil ich ja durch meine Vergangenheit so ein bisschen als derjenige, der das digitale Nomadentum in Deutschland vorangebracht hat, also das ortsunabhängige Arbeiten, gemeinsam mit meinem Kumpel und Geschäftspartner Timo, irgendwann an einem Punkt war, wo wir anderen Selbstständigen geholfen haben oder Leute, die in die Selbstständigkeit starten wollten.
Und dann hatten wir irgendwann so viele Kunden und haben dann gemerkt, oh wow, da sind wirklich tolle Menschen dabei, mit denen man irgendwie weitermachen möchte.
Und wir haben so ein Mentoring-Programm gehabt, dann haben wir überlegt, wie kann man weitermachen und dann war irgendwann der Gedanke, lass uns doch mal mit denjenigen, wo wir das Gefühl haben, das passt ganz gut und die haben das Potenzial, irgendwie Deals machen, dass wir vielleicht einfach eine längerfristige Kooperation machen und dann gründen wir gemeinsam einfach Unternehmen.
Und so habe ich dann irgendwie, ja völlig zufällig, so Minderheitsanteile an Unternehmen bekommen, dadurch, dafür, dass wir weiterhin dann die Beratung machen. Also anstatt Honorarberatung einfach zu sagen, wir machen Beratung gegen Anteile.
Und dann ist innerhalb von wenigen Jahren, ja sind da, ich glaube jetzt inzwischen, also diejenigen, die du gesehen hast, das sind noch nicht mal alle, insgesamt sind es glaube ich neun Beteiligungen.
Entweder tatsächlich echte Firmenbeteiligung, so wirklich als Gesellschafter, oder tatsächlich Umsatzbeteiligung, wenn wir jetzt nicht gemeinsam mit den Geschäftspartner*innen gegründet haben.
[Alex] Und bist du dann auch so richtig drin in den Themen? Also SEO, Erziehung, sind das alles so Dinge, die dich interessieren oder wie kommt es dann immer dazu?
[Sascha] Also thematisch bin ich natürlich nicht überall drin, das funktioniert auch nicht.
Ich sehe mich tatsächlich auch eher in der Funktion, dass ich die unternehmerischen Themen, in den unternehmerischen Themen berate, weil wir haben es halt selber geschafft, ich sag mal mit 200 Euro Startkapital ein recht profitables Unternehmen zu gründen und dann ja auch mehrere große Projekte.
Das heißt, ich betrachte so ein bisschen das unternehmerische Design, Marketing, Vertrieb, das Produkt und Teamaufbau. Und da kann ich, glaube ich, sehr gut unterstützen. Die Menschen, mit denen wir gegründet haben, die sind natürlich weiterhin Profis auf ihrem Gebiet. Und da kann und will ich dir nicht reinreden.
Aber es sind natürlich Dinge, die ich unterstütze, wo ich sage, okay, SEO ist was. Das ist natürlich ein Thema, das ist sowieso irgendwie immer präsent.
Das Thema Erziehung, bindungsorientierte Erziehung, das ist natürlich auch was, das jetzt gerade, vor allem seitdem ich Vater bin, habe ich noch mehr Verständnis dafür. Das heißt, da denke ich, okay, das sind Projekte, die ich halt auch einfach gerne unterstütze, aber halt nicht inhaltlich, was so die Fachexpertise angeht, sondern eher, was das Unternehmerische angeht.
Welche Rolle spielen soziale Medien im Unternehmertum?
[Alex] Was ich ja total spannend finde, und da habe ich dich ja auch schon im Buch interviewt, dass du sagst, dass soziale Medien eigentlich gar keinen so großen Anteil an deinem unternehmerischen Werdegang und Erfolg hatten. Und das würde ich jetzt nochmal genauer gerne hören. Warum ist das so?
[Sascha] Ja, warum ist das so? Also wir haben gestartet oder sind gestartet 2016 mit dem „Digitale Nomaden“-Podcast. Da hatten wir keine Reichweite, uns kannte niemand und da haben wir natürlich überlegt, was können wir machen.
Und wir haben selber gerne Podcast konsumiert und deswegen war das auch unsere Strategie, einen Podcast zu starten. So, jetzt bringt es aber ja nichts, einfach einen Podcast zu starten, den hört ja keiner.
Also was haben wir gemacht? Wir haben dieses Interviewformat gewählt, was heute gang und gäbe ist, aber damals noch sehr besonders war.
Das heißt, wir haben uns die Menschen eingeladen, die selber schon oft Podcaster waren oder auf irgendeine andere Art und Weise eine Reichweite hatten. Du nennst es ja Other People's Audiences, glaube ich. Die OPA-Strategie.
Und genau das haben wir gemacht. Wir haben uns also primär die Reichweite von anderen geborgt, haben die auf eine Bühne gehoben und als Dankeschön haben die das dann geteilt in ihrem Netzwerk.
Und das heißt, dafür war Social Media gar nicht notwendig. Wir haben das dann nebenbei gemacht, irgendwie Facebook und Instagram. Ja, so halbherzig, so richtig gefallen hat es mir eigentlich nie. Und es war auch nicht wirklich elementar für den Aufbau der Reichweite, weil dafür waren wir dann doch primär einfach auf den Podcast fokussiert und das hat sehr, sehr gut funktioniert und funktioniert, glaube ich, heute auch immer noch genauso gut.
[Alex] Das heißt, wie habt ihr das dann gemacht? Ihr habt die Menschen interviewt und habt ihr sie dann gebeten, die Folge zu teilen oder habt ihr das von selbst quasi freiwillig gemacht?
[Sascha] Ja, das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass wir beides gemacht haben.
Das heißt, ich habe zum Beispiel, wenn ich jetzt gefragt hätte, hey Alex, ich lade dich jetzt ein in meinen Podcast, hast du Lust?
Wenn dir die Folge gefallen hat, das Interview, würdest du es denn teilen? Und wenn ja, kannst du mir ja sagen, wo? Also irgendwie keine Verpflichtung musst du nicht tun. Ich sage jetzt nicht, das musst du aber teilen, nur dafür darfst du jetzt hier ins Interview.
Aber was wir halt früh gemerkt haben, ist, dass wir da recht intentionslos rangegangen sind. Also wir hatten niemals die Intention, ah ja, jetzt schnappe ich mir die Reichweite von der Alex und dann teilt sie das bestimmt. Und ich glaube, das spürt das Gegenüber.
Und deswegen haben die Leute das gerne geteilt, weil wir halt einfach gesagt haben, hey, wir laden dich gerne ein, du kannst über deine Themen reden. Und dann haben 90 Prozent das einfach gerne geteilt, weil wir, ich glaube, einfach den Menschen gesehen haben und nicht nur seine Reichweite.
Und das ist, glaube ich, auch heute noch wichtig, da nicht zu taktisch zu denken. Natürlich ist es nett und es freut uns, wenn es geteilt wird, aber ich erwarte das nicht, sondern ich habe die Menschen eingeladen, die ich eh interessant finde oder fand und dachte, die bräuchten auch eine Bühne und die haben das dann sehr, sehr gerne geteilt, einfach vielleicht auch, weil es nicht so pushy war, bitte teil das danach und sag mir Bescheid, wo du es teilst. Das haben wir nicht gemacht.
[Alex] Das finde ich auch schön, dass man auch so locker und entspannt rangehen kann und sich das auch irgendwie natürlich entwickeln darf und man da auch gar nicht so pushen muss, wie du sagst.
Du hast gerade gesagt, du hast oder ihr habt Social Media so halbherzig genutzt. Was meinst du damit? Wart ihr dort, weil ihr dachtet, ihr müsst da jetzt sein?
[Sascha] Ja, genau so. Also wir dachten, man muss da sein. Das war ja so dann die Zeit, wo, keine Ahnung, kamen auch so die ersten Funktionen mit Live und Storys und was weiß ich nicht was.
Und ich habe das dann auch mitgemacht, aber ich habe immer gespürt, das fühlt sich irgendwie nicht richtig an für mich.
Also ich weiß nicht, ich kann nicht mal sagen, warum. Aber es ist ja auch eine künstliche Situation, sich vor dem Mikrofon alleine zu setzen. Also im Gespräch, jetzt im Dialog geht das, finde ich. Aber alleine finde ich es auch immer noch, es ist immer noch eine Herausforderung.
Aber mit einer Kamera im Gesicht alleine, das fand ich noch weirder. Und vor allem in Situationen, wo es gar nicht um das Thema ging, sondern viel auch im Alltag.
Und ich wollte meinen Alltag eigentlich gar nicht begleiten, denn ich habe es nicht verstanden. Warum soll ich denn jetzt zeigen, was ich gerade esse, wo ich gerade bin, wie ich mit meinem Hund spazieren gehe. Das waren für mich so auch intime Momente und private Momente. Da habe ich mich immer gefragt, möchte ich das wirklich? Und es hat sich selten richtig angefühlt. Und deswegen war das halbherzig.
Ich habe gedacht, ja, okay, ich mache es mal, weil die anderen machen das auch. Aber es hat mir nie richtig Freude bereitet und macht es heute auch nicht wirklich.
Und gerade bei diesen Shortform-Formaten, die ja auch so kurzlebig sind, hatte ich das Gefühl, okay, du musst relativ viel machen, weil das ist ja auch nach 24 Stunden wieder verschwunden maximal.
Das heißt, du musst von der Frequenz immer viel geben, weil ansonsten verlierst du da so ein bisschen die Sichtbarkeit und das hat mich dann so gestresst. Ja, und ich habe es aber nie richtig gemacht und es war aber auch nicht wichtig, spannenderweise, weil andere Kanäle viel, viel wichtiger waren, wie zum Beispiel E-Mail.
Die Rolle der Tochter und Social Media
[Alex] Ja, darüber können wir gleich auch nochmal reden. Du wurdest vor einiger Zeit auch Vater, hast du, glaube ich, auch gerade nochmal erwähnt. Hat deine Tochter auch irgendwas an deiner Haltung zu Social Media geändert?
[Sascha] Hat meine Tochter was an der Haltung geändert? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich habe aber natürlich überlegt, okay, in was für eine Welt soll sie eigentlich hineingeboren werden? Und ich habe gesehen, wie Social Media nicht nur social ist, sondern die Welt auch spaltet. Durch Algorithmen, durch große Konzerne, die natürlich andere Interessen vertreten, die Algorithmen, die dafür sorgen, dass wir uns in Mikrobubbles befinden und ja, irgendwie gar nicht mehr gemeinsam einen Diskurs anfangen, sondern maximal noch auf die anderen mit Steinen werfen und das war's.
Da habe ich gesagt, okay, da möchte ich kein Teil von sein. Ob meine Tochter jetzt einen großen Anteil daran hat, weiß ich nicht, aber ich weiß auf jeden Fall, dass ich mir gedacht habe, ich hoffe, dass wenn sie größer ist und Zugang zu diesen Medien haben darf, dass sie dann nicht mehr Social Media so erleben muss, wie wir es jetzt erlebt haben in der letzten Zeit.
Weil ich glaube einfach, dass es eine bessere Form gibt, Social Media wirklich zu nutzen. So wie es vielleicht am Anfang auch mal gedacht war und so wie es am Anfang vielleicht auch war.
So die ersten Jahre, ich weiß nicht, wie es dir da ging, Alex, aber ich fand es, da war es noch so, okay, ich folge meinen Freunden, ich schaue, was die machen und das war es so. Viel mehr ist da nicht passiert. Das war wirklich social, weil dadurch war ich in Kontakt zu Menschen, die ich sonst lange nicht gesehen habe. Es war eigentlich eine tolle Zeit, aber davon ist nicht mehr viel übrig geblieben.
[Alex] Also für mich war der Cut so 2018, als da diese große Facebook-Änderung kam und als emotionalisierende Inhalte dann auf einmal am meisten ausgespielt werden mussten und es dann darum ging, diese emotionalisierenden Inhalte zu erstellen, das war für mich so der Cut, wo sich vieles verändert hat und wie diese sozialen Medien, die wir jetzt so kennen, quasi entstanden sind für mich.
[Sascha] Ja, ja.
Ethische Überlegungen zu Social Media
[Alex] Höre ich das denn richtig raus, dass für dich dann auch ethische Überlegungen bei der Frage Social Media ja, nein spielen? Wenn du sagst, in welcher Welt will ich leben oder will, dass meine Tochter lebt?
[Sascha] Ja, absolut. Also ich würde sogar sagen, dass das der Hauptgrund ist. Also das eine ist ja, dass ich es nicht genieße, eine Kamera an mein Gesicht zu halten und den ganzen Tag Storys zu machen. Das ist mein eigenes Ding.
Aber wenn ich sehe, was gesellschaftlich passiert ist, eigentlich müssten wir ja jetzt viel näher beieinander sein, weil wir die Möglichkeit haben, komplett global vernetzt zu sein. Aber das Gegenteil ist passiert. Wir sind gespalten.
[Sascha] Und das ist für mich tatsächlich eine ethische Frage. Und wenn man überlegt, wir haben da eigentlich einen großen Konzern aktuell oder vielleicht sind es jetzt auch zwei mit TikTok, ich weiß gar nicht, wer dahinter steckt, irgendein chinesischer Konzern, die halt eine Macht haben, die sich viele Staaten wahrscheinlich wünschen und die einfach die Möglichkeit haben, die Gesellschaft zu beeinflussen.
Und das meiner Meinung nach natürlich nicht nur für positive Zwecke nutzen, sondern primär zur Profitgenerierung. Und da sind dann ja alle Mittel recht. Da weiß ich nicht, ob es so gedacht ist, dass wir diesen... Konzernen unsere Daten zur Verfügung stellen und die wissen ja tatsächlich mehr als wir selber oder als unsere Liebsten nachher über uns, wenn man so viele Datenpunkte sammelt, daraus Profile erstellt und dann Algorithmen so programmiert, dass sie uns genau das ausstrahlen, worauf wir reagieren, dann ist das schon, finde ich, eine gefährliche Geschichte.
Und ich wünsche mir eigentlich, dass man mehr darüber spricht. Und das passiert mir eigentlich noch zu wenig. Ich glaube, immer mehr. Und du klärst da ja auch sehr viel auf jetzt. Aber ich habe das Gefühl, dass der Normale, in Anführungszeichen, der sich jetzt nicht auch beruflich mit sozialen Medien beschäftigt, sondern das hauptsächlich privat nutzt, oft gar nicht spürt, dass er oder sie eigentlich das Produkt ist.
[Alex] Ich finde das immer so überraschend, wenn ich mit Menschen spreche, die gar nicht selbstständig sind und die noch nie den Facebook-Manager zum Beispiel kennen und genutzt haben.
Wenn ich denen erstmal erkläre, so die ganzen Targeting-Möglichkeiten, die meisten haben überhaupt keine Vorstellung davon, wie mächtig das eigentlich ist und wie eigentlich alles, was sie ausmacht, getargetet werden kann.
Ich glaube, ganz vielen Menschen fehlt da einfach das Verständnis. Ist schon so, würde ich auch so sehen.
[Sascha] Ja, ich glaube, Meta möchte jetzt auch nicht unbedingt, dass jeder erfährt, was da möglich ist.
Ich meine, das Targeting hat sich natürlich auch ein bisschen verändert. Also ich kenne wirklich auch noch die Zeiten teilweise, wo du nach Haushaltseinkommen und so weiter targeten konntest. Das war ja richtig extrem.
Es hat sich ein bisschen verändert. Glücklicherweise auch dadurch, dass bestimmte Firmen, auch wie Apple zum Beispiel, mit ihren Datenschutzbestimmungen dafür gesorgt haben, dass eben nicht mehr so viele Daten geteilt werden mit diesen Unternehmen.
Das finde ich auch sehr, sehr gut, aber trotzdem ist es immer noch krass, was man da einstellen kann. Und wenn die meisten das wüssten, weiß ich nicht, ob sie noch so sorglos mit solchen Diensten umgehen würden. Also ich glaube eher nicht.
Wie kam es zum Social-Media-Ausstieg?
[Alex] Ja, ich habe es ja schon im Intro gesagt, du hast es ein bisschen angedeutet. Dann bist du mehr oder weniger aus sozialen Medien raus vor einiger Zeit. Wie kam es genau dazu? Gab es einen konkreten Anlass? Hat sich das entwickelt? War das ein Prozess? Nimm uns mal mit.
[Sascha] Gute Frage. Ich glaube, es war tatsächlich ein Prozess. Also ich habe schon länger gespürt, da ist irgendwas. Ich konnte es aber nicht so ganz beschreiben. Das war so ein diffuses Unwohlsein bei der Nutzung von sozialen Medien.
Und obwohl ich mir dessen allen bewusst war, was da so passiert und dass da Algorithmen sind und dass Menschen sich auch teilweise natürlich inszenieren, weil es funktioniert halt einfach nicht, dass du zu 100% authentisch bist, sondern gerade bei Selbstständigen und Unternehmer*innen ist es natürlich auch so, dass sie das als Plattform nutzen und am Ende haben sie irgendeinen Zweck, irgendein Ziel.
Das heißt, sie zeigen auf dieser Vorderbühne natürlich nur eine bestimmte Seite von sich und trotzdem hat das was in mir getriggert. Also ich habe gemerkt zum Beispiel, in Momenten, wo es mir nicht so gut ging und wenn ich dann Social Media genutzt habe und andere erzählen mir, wie wunderbar ihr Leben gerade ist und wie toll und so weiter, dass ich mich nicht besser gefühlt habe.
Und es wurde mir dann immer, es wurde mir irgendwann einfach zu viel und auch zu extrem, weil es wurde auch immer lauter, immer extremer und ich hatte das Gefühl, der Algorithmus hat natürlich dann auch verstanden, worauf ich emotional reagiere und das nicht nur positiv und hat mir dann immer mehr davon ausgespielt und dann fühlte ich mich eigentlich, je mehr ich konsumiert habe, immer schlechter und dann habe ich irgendwann gesagt, das macht für mich keinen Sinn mehr. Und ich will auch nicht Teil dieses Spiels sein, dieser Inszenierung, weil ich kenne sehr, sehr viele Menschen in dieser Online-Bubble und was ich gesehen habe bei Social Media, entsprach einfach nicht dem, was ich wusste, wenn ich mich mit den Menschen persönlich ausgetauscht habe.
Das heißt, da wird gelogen, da wird inszeniert. Und das einfach nur, um am Ende dafür zu sorgen, mehr Sales zu machen, mehr Verkäufe.
Und allgemein hatte ich das Gefühl, dass es nicht mehr darum ging, ehrlich den Menschen verschiedene Seiten von sich zu zeigen, sondern das ist wirklich ein reines Marketing- und Verkaufsinstrument geworden. Und zwar auf eine sehr manipulative Art und Weise, wie ich finde. Und da habe ich dann irgendwann gespürt, das passt für mich nicht mehr. Ich kann nicht mehr Teil des Ganzen sein. Weder als Produzent und noch weniger eigentlich auch als Konsument, weil das mir nicht gut tut.
Also eigentlich tun mir beide Seiten nicht gut. Die Produzenten- und die Konsumenten-Seite haben mir nichts Gutes, nicht mehr gut getan. Da habe ich gesagt, okay, ich muss einen Cut machen.
[Alex] Und wie sah der Cut genau aus? Wie bist du da vorgegangen?
[Sascha] Ich bin sehr radikal, ehrlich gesagt. Das entspricht so ein bisschen meinem Persönlichkeitstyp. Ich kann einfach von einem Tag auf den anderen damit aufhören und so habe ich es dann auch gemacht.
Also ich habe wirklich alle Social-Media-Profile gelöscht. LinkedIn, Facebook, Instagram, obwohl ich gute Reichweiten und so weiter auch teilweise hatte, weil ich ja auch mit der Zeit einfach in dieser kleinen Mikronische des ortsunabhängigen Arbeitens und so recht bekannt war.
Aber ich habe halt einfach gesagt, okay, ich gehe jetzt und tschüss, das war's. Es gab vorher noch eine dreistündige Podcast-Folge, die ich dazu aufgenommen habe. Ich weiß nicht, vielleicht hast du die sogar gehört, mit meinem guten Freund Robin Stolberg.
Da haben wir auch gesprochen über das Ende der Manipulation, so haben wir es, glaube ich, sogar genannt. Und da habe ich schon meine Gedanken geteilt.
Das war kurz bevor ich alle Social-Media-Kanäle gelöscht habe, weil ich da auch das erste Mal so auf deine Inhalte gestoßen bin und auch auf die Inhalte von vielen anderen Content-Creators, die sich so ein bisschen mit dem Thema Marketing kritischer auseinandergesetzt haben.
Und ich gehörte eigentlich auch immer zu denen, die so dieses amerikanische Marketing ganz toll fanden und gedacht haben, ach Mensch, ich kannte ja vorher nichts vom Marketing und habe dann gelernt von denen und war überrascht, wie gut das funktioniert.
Bin aber selten an den Punkt gekommen, mal zu hinterfragen, was macht das mit mir und was macht das auch mit anderen Menschen und was für psychologische Techniken bediene ich mich da eigentlich?
Und da habe ich für mich gesagt, okay, jetzt muss ich aufhören, sowohl mit dem dunklen Marketing als auch mit dem ganzen Social-Media-Kram, weil es gehörte für mich irgendwie dann zusammen und dann habe ich radikal einfach alles gelöscht und habe gesagt, so, es reicht, ich brauche das sowieso nicht mehr.
Ich war da schon aus allen operativen Angelegenheiten aus den Unternehmungen raus und habe es bis heute nicht bereut. Es ist noch nicht ewig lang her, ich weiß nicht genau, ich habe jetzt nicht mal ein Datum oder so im Kopf. Ich gucke gerade hier oben auf das aktuelle Datum, lass es vielleicht jetzt irgendwie neun Monate her sein. Es ist also noch nicht so lang her.
FOMO vs. JOMO
[Alex] Ich habe viele Fragen. Die erste Frage, hast du nie FOMO gehabt?
Ich habe jetzt auch vor kurzem wieder so eine Umfrage gemacht in meinem Newsletter „Was ist so die größte Herausforderung?“ und ganz, ganz viele Menschen schreiben, sie haben so Angst, irgendwas zu verpassen, Möglichkeiten zu verpassen, Kunden zu verpassen, Aufträge zu verpassen, Trends zu verpassen. Hattest du das auch?
[Sascha] Nein.
[Alex] Warum nicht?
[Sascha] Das liegt auch so ein bisschen an meinem Lifestyle. Ich bin kein FOMO-Typ, sondern ich bin JOMO-Typ. Das heißt, ich habe wirklich Joy of missing out.
Auch bevor ich dieses Wort überhaupt kannte, war es schon immer so. Ich bin auch derjenige, der nicht zur Party kommt oder bei bestimmten Veranstaltungen einfach, nein, ich höre mir nicht den Vortrag an, nein, ich komme da nicht.
Ich habe schon immer gerne irgendwann für mich entdeckt, Nein zu sagen und Ja zu mir selbst. Und ich habe keine Angst, was zu verpassen, weil im Leben ist es immer so, egal, was ich mache, ich werde immer irgendetwas anderes verpassen. Das heißt, it's part of the game. Es gibt keine Möglichkeit, alles mitzumachen. Ich will das auch gar nicht, sondern das Wichtigste ist, was fühlt sich für mich gerade richtig an.
Und wenn ich das habe und so mit mir verbunden bin, dann habe ich nicht die Angst, oh, woanders könnte es jetzt gerade besser sein, sondern da, wo ich jetzt gerade bin, ist es am besten, weil ich mich dafür entschieden habe.
Das ist eher eine Geisteshaltung für mich und deswegen habe ich das eben nicht, dass ich sage, oh, ich habe dieses FOMO-Ding, weil selbst wenn ich mich gegen Social Media entscheide, dann entscheide ich mich ja dafür, zum Beispiel woanders einfach mehr Zeit investieren zu können.
Und ich habe inzwischen auch viel, viel tiefere Bindungen zu anderen Menschen wieder, weil ich telefoniere mehr, ich treffe mich mehr mit den Menschen, wir haben tiefere Verbindungen und nicht, ah, ich habe das Gefühl, ich weiß, was du gerade machst, weil ich habe deine letzten 200 Storys gesehen, sondern ich habe nichts von dir gesehen, also nehme ich das Telefon in die Hand und rufe dich an und dann sprechen wir mal eine Stunde, anderthalb und ich frage dich einfach mal, wie geht es dir?
Und auf einmal merkt man auch, ich habe nur mit ganz wenigen Menschen Austausch, aber sehr intensiv. Und 90 Prozent der Menschen, mit denen ich so einen Pseudo-Austausch auf Social Media hatte, zu denen hatte ich eh keine echte Verbindung. Das war so eine, okay, wir sind hier connected, weil wir folgen uns irgendwie. Aber in Wirklichkeit, wenn ich Geburtstag habe oder im Krankenhaus liege, dann bist du wahrscheinlich auch nicht die Person, die hier ist. Das sind dann andere Menschen. Und deswegen, ich brauche nicht Verbindungen zu tausend, also tausend oberflächliche Verbindungen zu Menschen, Sondern ich hätte gerne fünf bis zehn echte Verbindungen zu Menschen, die mir wirklich am Herzen liegen und denen ich am Herzen liege.
Und das ist mir viel wichtiger. Und deswegen habe ich kein FOMO, sondern das hat mein Leben eher bereichert. Und ich verpasse gerne viel Oberflächlichkeit dafür, dass ich viel Tiefe in mein Leben holen konnte.
[Alex] Wie können wir diesen inneren Buddha aktivieren? Für diejenigen, der diese Persönlichkeit nicht haben.
[Sascha] Hatte ich auch nicht immer. Das war nicht schon immer so. Es kam auch erst später. Ich habe es halt einfach übertrieben. Also bei mir ist wahrscheinlich das Problem, ich war wieder sehr extrem und war mit allen connected und überall und ha ha ha und auf allen Bühnen und toll und habe dabei so ein bisschen verlernt, auf meinen Körper zu hören und auf meine Intuition.
So, weil ich einfach überall dabei sein wollte und dachte, das muss so. Und ich habe dann mal eine Veranstaltung moderiert vor 1000 Leuten. An der stand ich acht, neun Stunden auf der Bühne. Das war die „Digitale Nomaden“-Konferenz 2017.
Das war so ein großes Ziel von mir, die zu moderieren. Und dann war ich der Moderator, neun Stunden auf der Bühne. Das war super anstrengend. Und dann habe ich gemerkt, eine Woche danach bin ich eigentlich nur mit meinem Fahrrad durch den Wald gefahren und wollte mit niemandem mehr reden.
Ich bin in so ein tiefes Loch gefallen, weil ich halt vorher mir so viel Dopamin und alles geholt habe. Und dann ging es halt komplett in die andere Richtung.
Und da habe ich das erste Mal hinterfragt, okay, ist das jetzt eigentlich nur so ein Ego-Ding und dass du es ganz toll findest, dass du die Person bist, die da auf der Bühne rumhüpft und auf die alle schauen und dann ist mir klar geworden, ich bin gar nicht so extrovertiert, wie ich dachte.
Also ich dachte immer, ich ziehe ganz viel Energie daraus, mich mit Menschen zu umgeben, aber ich habe gemerkt, nein, es gibt mir überhaupt keine Energie, sondern ich bin eigentlich sehr gerne mit mir.
Ich habe eine Seite, die funktioniert ganz gut, ich kann eine Rampensau sein, aber das entspricht gar nicht meinem Naturell im Sinne von, das mache ich am liebsten den ganzen Tag wie manche Menschen, die sich super gerne connecten und super gerne irgendwie auf Bühnen stehen, sondern ich habe das gelernt, aber das ist nicht natürlich.
Und das war für mich dann so diese Erkenntnis, okay, dann muss ich das im Digitalen eigentlich genauso handhaben. Und dadurch bin ich dann irgendwann so ein JOMO-Typ geworden, weil ich gemerkt habe, ich liebe es einfach ein langweiliges, unaufgeregtes Leben zu führen.
Und ich liebe es auch Dinge zu verpassen, weil ich am meisten Freude habe ich in der Stille oder mit meiner Family oder wenn wir einfach spazieren gehen, aber nicht, wenn Halligalli ist. Und Social Media ist mehr als Halligalli.
Wie hat dein Umfeld auf den Social-Media-Ausstieg reagiert?
[Alex] Wie hat denn dein privates oder berufliches Umfeld dann reagiert, als du zum Beispiel diese Folge gemacht hast? Du hast gesagt, drei Stunden hast du erzählt, dass du dich von sozialen Medien verabschieden möchtest oder wie du die empfindest und als du dann weg bist, was für Reaktionen kamen da?
[Sascha] Da gab es unterschiedliche Reaktionen. Also im Privaten war es gar nicht so ein großes Thema, weil die meisten Menschen, mit denen ich da Kontakt hatte, da haben wir über Social Media gar nichts gemacht. Das war einfach … ist bis heute so. Wir sind so eng verbunden, dass Social Media keine Rolle spielte.
Im beruflichen Kontext war es interessanterweise so, dass die meisten gesagt haben, oh wow, das würde ich auch gerne.
Es hat niemand gesagt, wie kannst du nur, verstehe ich nicht, habe ich noch nie gehört, sondern ganz im Gegenteil, die meisten haben gesagt, ich würde das auch so gerne, aber, naja, und dann kommen die x Gründe, warum sie es eben nicht können.
Und das mag für manche tatsächlich auch der Fall sein. Ich will das nicht mit einem absprechen. Ich will nicht sagen, jeder kann jetzt Social Media löschen und das hat keine Auswirkungen auf ihr Business. Ich habe mein Business halt so designt oder mein Unternehmerleben, dass es nicht abhängig davon ist, dass ich den ganzen Tag den Marketingonkel spielen muss, sondern dass ich anders mein Geld verdiene.
Wäre es jetzt noch abhängig von mir als Personal Brand gewesen und ich hätte super viel Kunden über Social Media gewonnen, dann würde es mir wahrscheinlich auch schwerer fallen. Aber das war nicht der Fall.
Aber ich habe gespürt, dass es anderen auch so geht. Und es ist ja auch kein Geheimnis mehr, spätestens seit The Social Dilemma, was viele dann auch auf Netflix gesehen haben, wissen eigentlich auch viele gerade in diesem Online-Business-Space, was Phase ist.
Und ich glaube, eigentlich wissen sie es noch mehr, weil sie es auch von dieser Produzentenseite nutzen und auch eben doch wissen, was man im Werbeanzeigenmanager alles so eingeben kann. Und kaum einer fühlt sich richtig gut.
Also gerade diejenigen, meine Freunde, die wirklich große Reichweiten haben, haben mich eigentlich am meisten beneidet. Weil die sind gefangen in so einem Hamsterrad aus, okay, ich habe mir das jetzt hier aufgebaut. Und dann hat man so dieses Sunk-Cost-Fallacy, wo man denkt, okay, wenn ich das schon alles aufgebaut habe, dann kann ich jetzt nicht mehr aufhören. Ich kann das jetzt nicht zerstören. Es ist zu groß geworden. Ich kann das nicht mehr anhalten.
Und ja, mit denen habe ich mich sehr intensiv ausgetauscht. und dann haben wir eigentlich viel auch darüber gesprochen, okay, wie sieht es denn bei dir aus? Ist Social Media wirklich so wichtig für dein Business?
Und dann sind wir mal tiefer reingegangen und bei den meisten kam raus, nee, eigentlich ist es das auch nicht. Die meisten gewinnen eben kaum Kunden über Social Media. Sie haben zwar große Reichweiten, aber der Prozess, dass die Leute sich wirklich dafür entscheiden, nachher Kund*innen zu werden, der passiert oft gar nicht über Social Media, sondern über Long-Form-Content-Kanäle, wo es tiefer geht. Und das ist, glaube ich, für viele eine spannende Erkenntnis gewesen.
Deswegen habe ich auch viele inspiriert, unter anderem auch meinen Kumpel Robin, den ich eben gerade schon erwähnt habe. Der hat dann auch aufgehört mit Social Media. Wir haben fast zeitgleich aufgehört. Der hat auch gesagt, es war eine der besten Entscheidungen in seinem Businessleben.
Marketingstrategien ohne Social Media
[Alex] Du hast selbst ja einen Podcast und einen Newsletter und bist jetzt auch seit neuestem auf YouTube unterwegs. Magst du mal so erzählen, was so die Beweggründe sind, diese Plattform oder diese Strategien zu nutzen für dich?
Also gerade YouTube, könnte man vielleicht auch sagen, ist auch ein Social-Media-Kanal oder siehst du das nicht so? Ist das für dich eher eine Suchmaschine?
[Sascha] Ja, also so eine Mischung aus beiden, wobei primär Suchmaschine. Jetzt ist es so, ich konsumiere YouTube auch nicht so, dass ich jetzt immer die neuesten Videos angezeigt bekomme, also dieser Algorithmus der mir irgendwas vorschlägt, das habe ich schon seit Jahren ausgeschaltet.
Das heißt ich habe dafür irgendwelche Plugins oder Einstellungen gewählt, so dass ich das auch nicht sehe, sondern ich selber ganz bewusst Menschen abonniere oder halt in das Suchfeld eingebe, was ich gerade sehen möchte.
Das heißt, in meiner Wahrnehmung ist das keine, ist da kein Algorithmus mehr, der versucht mir irgendwas vorzuschlagen. Ich weiß aber wohl, dass es bei anderen so ist. Aber ich persönlich habe mich dafür entschieden, weil ich gemerkt habe, ich konsumiere fast nur noch Longform-Content.
Also wenn ich Podcasts höre, dann müssen die gefühlt schon 90 Minuten sein oder drei Stunden ist auch kein Problem. Und dasselbe bei YouTube. Und ich lese auch gerne, deswegen habe ich auch all deine Blogartikel zum Beispiel durchgelesen, weil ich gemerkt habe:
Seit ich mich von Social Media verabschiedet habe, habe ich auch wieder die Aufmerksamkeitsspanne, die Ruhe und die Möglichkeit, so ein Content zu genießen. Und ich ziehe da viel mehr draus und deswegen habe ich gesagt, okay, wenn ich Menschen anziehen möchte, die ähnlich ticken wie ich, dann nutze ich einfach die Kanäle, die ich selber gerne konsumiere.
Und ich liebe Podcasting und ich mag auch YouTube und ich schreibe auch gerne und genau, da versuche ich mich so ein bisschen, das ist ja alles so mein Hobbyprojekt, weil ich muss jetzt kein Geld damit verdienen, auch wenn ich das tue und ich teilweise Produkte habe, aber es ist nicht so, dass dieses Content-Marketing jetzt dem dient, dass ich die Leute irgendwie in den Funnel packe und denen was verkaufen muss und so weiter, sondern ich merke, das ist für mich inzwischen mehr Kunstform und ich entdecke mich da gerade wieder neu, ich tappe auch immer wieder in diese Falle, dass ich dann doch denke, ah, Marketing, was könnte ich da machen und dann kommt immer wieder diese Stimme in mir und die sagt, nein Sascha, du musst jetzt hier nicht wieder versuchen, irgendeinen Funnel zu bauen und dies zu machen, sondern ich will eigentlich echte, authentische Verbindung zu Menschen, weil so haben wir angefangen, 2016.
Wir haben von Anfang an mit unserem Podcast damals …, wir haben kostenlose Meetups veranstaltet, wir haben Reisen, Events, Seminare veranstaltet, wo es immer darum ging, dass wir in einem echten, authentischen Austausch auf Augenhöhe den Leuten begegnen und nicht, ich bin hier der, keine Ahnung, der Mensch, der die Weisheit mit Löffeln gefressen hat und du hörst mir jetzt zu als meine Hörerin oder mein Hörer, sondern lass uns doch mal austauschen, lass uns in den Austausch gehen.
Und ich habe das Gefühl, dass ich das mit diesen Kanälen sehr gut kann. Und das spüre ich auch jetzt wieder. Ich habe eine sehr kleine Reichweite, aber ich habe noch nie so viel Feedback auf meinen Content bekommen wie jetzt. Also ich habe früher wahrscheinlich das, keine Ahnung, hundertfache, wenn nicht sogar noch mehr an Reichweite. Es waren wirklich gigantische Reichweiten. Millionen Podcast-Downloads.
Heute hören ein paar hundert Leute meine Podcasts. Aber der Austausch ist noch viel intensiver geworden. Und da habe ich gemerkt, okay, es kommt nicht auf diese Eitelkeitsmetriken an, ganz im Gegenteil, es kommt darauf an, welche Kanäle passen zu mir, wie kann ich da echte tiefe Beziehungen aufbauen und ich habe auch ein echtes Interesse und glücklicherweise durch die geringe Reichweite auch die Möglichkeit, so stark in den Austausch zu gehen, weil wenn ich 10.000 Mails beantworten müsste, wäre es ein bisschen schwierig, aber ich sage mal so 10 bis 20 die Woche, mit denen kann ich ganz anders umgehen und kann mit diesen Menschen halt auch einfach in einen Dialog gehen und dafür bin ich sehr dankbar. Deswegen liebe ich das Leben als Mikro-Mikro-Mikro-Influencer.
[Alex] Was würdest du denn sagen, wie gelingt dir das denn, dass die Menschen dir zurückschreiben? Also das ist tatsächlich auch eine Frage, die ich häufig gestellt bekomme, dass Menschen sagen, gerade wenn ich Newsletter schreibe, gerade für meinen Podcast, bekomme ich eigentlich kaum Rückmeldung. Das ist bei Social Media anders. Da mache ich eine Story und Leute antworten schneller drauf. Warum klappt das bei dir dann besser?
[Sascha] Also warum es bei mir besser klappt, kann ich natürlich nicht sagen. Ich kann nur sagen, warum mir viele Leute schreiben, ist, weil ich einfach, glaube ich, oder weil Menschen vielleicht spüren, dass das, was ich mache, nicht inszeniert ist, sondern das ist tatsächlich für mich so ein bisschen Form, vielleicht auch so eine Form von Therapie und ich in meinen Newslettern auch manchmal einfach über die Dinge schreibe, die jetzt nicht sexy sind, die nicht in einen Verkauf münden. Ich glaube, das spüren Menschen sowieso.
Die Intention ist nicht, ah ja und komm in mein Programm, ah ja und kaufe das. Das ist alles fair enough. Muss man auch machen, wenn man davon lebt. Aber bei mir ist das eben nicht der Fall.
Plus, ich mache mich dann halt auch nackt und ich habe zum Beispiel in einem der letzten Newsletter geschrieben über eine Krankenhausbehandlung, die ich gerade hatte und über die Angst, die ich dort hatte. Und damit konnten sich sehr viele Menschen dann auch identifizieren. Und das mache ich jetzt aber nicht, weil ich denke, oh, was wäre jetzt eine coole Story, damit mir möglichst viele Leute antworten? Wie kann ich auf die Tränenbrüse drücken? Sondern es war für mich in dem Moment einfach so, dass ich dachte, ich glaube, es würde anderen Menschen helfen, wenn ich zeige, hey, ich habe da auch, ich habe Ängste und auch bei mir läuft nicht alles rund und auch gesundheitlich gibt es durchaus Herausforderungen.
Das war jetzt ein Beispiel oder mein letzter Newsletter, da habe ich einfach gesagt, ich merke, ich habe mich so ein bisschen entfernt von meiner eigentlichen Mission, mich mit Menschen zu verbinden und bin wieder in so oberflächlichen Content gerutscht, das tut mir auch total leid, ich würde mich gerne wieder mehr mit euch verbinden, deswegen überlege ich jetzt so Dinge zu tun, wie zum Beispiel eine Business-Wanderung, das heißt, wir gehen zusammen wandern, wir nehmen nicht unsere Handys mit, wir tauschen uns einfach aus und erleben gemeinsam in der Natur schöne Momente, so wäre das überhaupt interessant für euch, schreibt mir gerne mal zurück.
Und ich habe unfassbar viele Zuschriften und Antworten bekommen. Einfach so, wow, super, weil es eben genau das Gegenteil ist von dem, was da draußen passiert. Das ist nicht, wir machen Halligalli, das große Event und sieben Tage dies und keine Ahnung, große Pitchshow auf der Bühne, sondern lass uns doch mal wieder das machen, wonach wir uns alle sehnen und das ist eigentlich in kleinen Gruppen auf Augenhöhe austauschen, gemeinschaftlich Dinge erleben und auch fernab von unserer Technologie mal, ja, einfach wieder Mensch sein.
Ich glaube, das ist das, Mensch sein. Und deswegen funktioniert es vielleicht bei mir auch, weil ich immer mehr selber versuche, wieder Mensch zu sein, weil ich war sehr gerne auf dieser Technologie-Seite unterwegs, bin ja auch ITler von Hause aus. Und jetzt wieder in die andere Richtung zu gehen, ich glaube, das gefällt vielen Menschen und deswegen schreiben sie auch gerne zurück, weil sie das kaum noch irgendwo kriegen.
Weil durch KI und was weiß ich nicht was, alle möglichen Content Creators es auch lieben, jetzt Content zu automatisieren, zu digitalisieren, irgendwelche Avatare von sich zu produzieren. Und dadurch baut man so eine Wand auf zwischen sich und den Menschen. Und in meinem Mission ist es eigentlich eher, diese Wand wieder wegzunehmen und zu sagen, pass mal auf, lass uns doch mal wieder einfach, lass uns einfach wieder in den Austausch gehen und aufhören, jetzt einfach nur Content-Müll in die Welt zu spülen und unsere Produkte zu verkaufen.
[Alex] Glaubst du, dass sich so deine Herangehensweise auch auf andere übertragen lässt? Also wenn jetzt jemand, wie du sagst, zum Beispiel sein Zeugs verkaufen muss eben im Newsletter und auf seine Angebote hinweisen muss, weil er eben davon lebt. Also inwiefern ist so dein leaner Ansatz, Marketing-Ansatz übertragbar auf andere? Was denkst du?
[Sascha] Ich glaube, der ist absolut übertragbar, denn ich verkaufe ja trotzdem. Das heißt also zum Beispiel, ich habe jetzt einen Kurs, den sieht man glaube ich auch auf meiner Website, da geht es um meine Einkommensquellen. Weil viele mich immer fragen, ja, was hast du denn für Einkommensquellen jetzt neben den Unternehmensbeteiligungen? Und das wurde ich so häufig gefragt, dass ich gesagt habe, ich mache da mal einen Kurs draus. Und den habe ich sehr gut verkauft.
Also für meine kleine Reichweite war ich sehr erstaunt, dass ein großer Prozentsatz meiner E-Mail-Liste diesen Kurs erworben hat. Aber einfach, weil ich die Menschen auch mitgenommen habe auf diese Reise und es nicht nur darum ging, diesen Kurs zu verkaufen, sondern ich sage, okay... Das, was ich hier mache, das begleite ich irgendwie. Und ja, ich habe jetzt auch ein Produkt und das kannst du gerne kaufen, aber ich nutze eben nicht diese bewusst manipulativen Marketing-Taktiken und Techniken und ich weise auch darauf hin, dass ich das nicht tue.
Und das hat, glaube ich, auch vielen, ja, viele haben gesagt, oh, das finde ich gut, dass ich jetzt nicht sage, alles dreht sich jetzt nur noch darum, dass ich die Leute funneln will und sie als Sales, Leads, Conversions bezeichne, sondern sie als Menschen sehe und sie mitgenommen habe in diesem Prozess.
Ich habe gesagt, hey, ihr könnt den auch vorher schon kaufen, den Kurs, dann mache ich einen extra Q&A-Call mit euch, der ist kostenlos, da können wir gemeinsam mal alle Fragen beantworten, dann kann ich den Kurs sogar noch besser machen.
Also ich glaube, es ist dieses, wenn man den Menschen einfach zeigt, hey, hey, du bist mir wichtig als Person. Es geht mir nicht nur darum, schnell einen Euro zu machen, sondern ich verdiene gerne Geld und das ist total legitim und ich bin nun mal Produktersteller oder Dienstleister oder was auch immer, dann ist das überhaupt kein Problem.
Aber du stehst im Mittelpunkt, so. Also die Menschen stehen immer im Mittelpunkt, weil am Ende zahlen die ja auch mein Gehalt und die kaufen meine Produkte. Das heißt, mir muss auch viel daran liegen und nicht, es geht mir darum, ich möchte möglichst viele Produkte kreieren, die hoffentlich irgendeiner kauft. Nein, sondern ich möchte mit vielen Menschen, ich möchte vielen Menschen Mehrwert liefern.
Und dann kriege ich natürlich auch im Gegenzug dafür Geld. Ich glaube, das passiert dann auch als Transaktion. Aber die Transaktion sollte nicht im Vordergrund stehen, sondern für mich steht die Transformation im Vordergrund. Und die entsteht dadurch, dass ich mich dafür interessiere. Wer bist du? Wie kann ich dir helfen? Und auch wenn du nichts bei mir kaufen solltest, dann bist du hier herzlich willkommen. Du bist hier herzlich willkommen. Und das ist, glaube ich, ganz, ganz wichtig. Weil ansonsten ist es so dieses, okay, ich mag dich, solange du hier irgendwo in meinem Shop irgendwelche Dienstleistungen und Produkte kaufst. Aber ansonsten kannst du eigentlich wieder gehen und das möchte ich auf keinen Fall ausstrahlen, weil das entspricht nicht meinem Weltbild.
Unternehmertum vs. Selbstständigkeit
[Alex] Du betonst auch ganz oft, dass du unterscheidest zwischen Unternehmertum und Selbstständigkeit. Du siehst dich ja mehr als Unternehmer. Du hast verschiedene Unternehmen gegründet oder bist eben Teilhaber.
Spielt es für dich eine Rolle, ob man jetzt Unternehmer ist oder selbstständig ist, also vielleicht eine Dienstleistung anbietet, für Leute irgendwas macht, wie textet oder designt, was jetzt soziale Medien angeht?
Also können Selbstständige auch auf soziale Medien verzichten aus deiner Sicht oder wie empfindest du das?
[Sascha] Also genau, ich unterscheide tatsächlich, ich unterscheide sogar noch mal zwischen Unternehmer/Unternehmerin, selbstständig mit Team und selbstständig.
Ja, das ist ja auch so ein bisschen, worum es in meinem vorherigen Projekt ging, weil ich es halt super spannend finde, auch an den Punkt zu kommen, das war jetzt ja meine persönliche Reise, dass ich meine, also dass ich quasi nicht mehr Zeit gegen Geld tauschen muss, das ist jetzt so, ich weiß, klingt sehr abgedroschen, aber ich habe halt Zeit und Einkommen voneinander entkoppelt, weil mir das super wichtig war.
Als meine Tochter zur Welt kam, habe ich gedacht, okay, oder bevor sie zur Welt kam, ich möchte gerne für sie da sein und ich möchte jetzt nicht der typische Selbstständige sein, der sagt, naja, Papi muss jetzt die ganze Zeit arbeiten, ich kann nicht für dich da sein. Weil ich habe gemerkt, das passt für mich irgendwie nicht.
Und deswegen war es für mich immer spannend, wie kann ich mich ein bisschen rausziehen aus all den Dingen und wie kann ich etwas aufbauen, was ohne mich funktioniert, damit ich am Ende doch wieder selbstständig sein kann. Das bin ich heute ja auch, aber ich muss es nicht. Ob ich jetzt selbstständig bin oder nicht, mein Geld kommt durch recht passive Einnahmequellen rein, in Anführungszeichen.
Und um deine Frage zu beantworten, macht das einen Unterschied? Nein, ich glaube tatsächlich macht das keinen Unterschied, weil egal ob selbstständig, ob Freelancer, Unternehmer, selbstständig mit Team, was auch immer, wir haben die Möglichkeit, unsere Marketingkanäle so zu wählen, wie sie zu uns, unseren Werten und ja, wie sie zu uns passen.
Und da spielt Social Media keine große Rolle, also es spielt eine große Rolle, weil man denkt, alle nutzen es, aber sind wir ganz ehrlich, bis vor ein paar Jahren gab es keine sozialen Medien. Das heißt, Marketing hat schon immer anders funktioniert und es wird auch heute noch funktionieren.
Social Media ist ja nur eine Plattform, um Marketing zu betreiben. Und es gibt tausende andere Plattformen. Und gerade, wenn man so ein bisschen out of the box denkt und Social Media nicht mehr nutzt, gibt es da wundervolle Dinge. Und ich glaube nicht, dass man da unterscheiden muss, sondern ich glaube, für jeden ist es möglich, ohne Social Media trotzdem sehr, sehr gute und schöne Marketingkanäle zu nutzen. Also, ja, ich unterscheide da nicht. Kann jeder, glaube ich. Ich glaube, es ist nicht notwendig.
[Alex] Das fand ich jetzt gerade eine superschöne Zusammenfassung und deshalb nochmal vielleicht die allerletzte Frage. Wenn jetzt jemand zuhört, der oder die überlegt, soziale Medien vielleicht nicht mehr zu nutzen, was würdest du dieser Person raten? Wo kann sie beginnen mit ihren Überlegungen?
[Sascha] Gute Frage. Wo kann sie beginnen? Also zuallererst, ich glaube, die Intention sollte klar sein, warum möchte ich Social Media nicht mehr nutzen? Also sich klar werden, warum möchte ich damit überhaupt aufhören?
Weil auch das, man muss uns jetzt ja nicht einfach Glauben schenken und das ist vielleicht auch nicht der heilige Gral für jeden, sondern man muss erstmal überlegen, okay, was fühlt sich da für mich nicht gut an? Warum fühlt sich das nicht gut an?
Weil sonst tappe ich im schlimmsten Fall wieder in die nächste Falle und nutze dann einen anderen Marketingkanal, der für mich auch nicht passt.
Und deswegen, glaube ich, ist es wichtig zu wissen, warum möchte ich aufhören.
Dann natürlich zu überlegen, okay, wie könnte eine Alternativreise meiner Kunden aussehen? Also wenn sie nicht über Social Media auf mich aufmerksam werden, wie werden sie dann auf mich aufmerksam? Welche Kanäle mag ich denn? Oder wie werde ich auf Produkte, Dienstleistungen oder vielleicht auch auf Personenmarken aufmerksam außerhalb von sozialen Medien?
Um mal überhaupt wieder eine Idee zu haben, wie funktioniert das eigentlich? Ja, was gibt es denn da eigentlich noch? Also sich klar zu werden, welche alternative Customer Journey gibt es dann?
Und dann vielleicht für diejenigen, die auch ein bisschen mehr Sicherheitsbedürfnis haben, zu überlegen, kann ich das erstmal parallel vielleicht aufbauen? Ein zweites Standbein, also ein zweites Marketing parallel zu erschließen, um nicht gleich sofort einen radikalen Cut zu machen, aber das ist abhängig vom Persönlichkeitstyp.
Für mich fühlt es sich immer gut an, einen radikalen Cut zu machen, aber wenn man jetzt, ich sag mal, vielleicht auch nicht die finanzielle Reichweite gerade hat, um die nächsten Monate einfach mal zu sagen, ich könnte es auch akzeptieren, dass vielleicht zwei, drei Monate oder länger nichts reinkommt, dann sollte man sich Gedanken machen darüber, wie kann ich das langsam runterfahren und einen anderen Kanal parallel hochfahren und dann würde ich da reingehen.
Aber das wären so jetzt vielleicht erstmal meine Schritte. Also Intention, dann zu überlegen, okay, wie machen es andere? Kann ich da was modellieren? Wie ist meine eigene Customer Journey, wenn ich irgendwo Kunde, Kundin werde? Und dann, genau, ganz langsam vielleicht den Übergang zu machen. Das wären jetzt so meine drei Schritte, die ich mir mal aus dem Ärmel geschüttelt habe.
[Alex] Ja, vielen, vielen Dank, Sascha, auch für das Interview und für deine Erfahrung, dass du die mit uns geteilt hast. Danke, dass du da warst.
[Sascha] Ich danke dir.
Shownotes
Saschas Podcast (Link zu Spotify)
Alles doof außer LinkedIn? Interview mit Positionierungsberater Sascha Theobald
In dieser Podcastfolge habe ich Sascha Theobald zu Gast. Sascha berät andere Selbstständige bei ihrer Positionierung und hat als Berater Social Media den Rücken gekehrt, ist dann aber nach einiger Zeit zu LinkedIn zurück. Warum? Das wird er uns im Interview erzählen.
In dieser Podcastfolge habe ich Sascha Theobald zu Gast. Sascha berät andere Selbstständige bei ihrer Positionierung und hat als Berater Social Media den Rücken gekehrt, ist dann aber nach einiger Zeit zu LinkedIn zurück.
Warum? Das wird er uns im Interview erzählen. Und wir werden natürlich darüber sprechen, wie sein Marketing (fast) ohne Social Media genau aussieht und warum er Positionierung für Selbstständige für so wichtig hält.
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Wie kam es zum Social-Media-Ausstieg?
[Alex] Ja, hallo Sascha, du bist seit fast zwei Jahrzehnten inzwischen selbstständig, habe ich auf deiner Website gelesen, hast du gerade noch im Vorgespräch gesagt, und du hast dich jetzt vor rund zwei Jahren von den meisten deiner Social-Media-Kanäle verabschiedet. Wie kam es dazu?
[Sascha] Das war tatsächlich ein Prozess, der sich länger angebahnt hatte. Das war also keine Übersprungshandlung von einem Tag auf den anderen. Ich war sehr lange in den Social Media aktiv, vor allen Dingen Twitter war mein Lieblingsnetzwerk, habe da auch viel gemacht, habe da auch Kunden drüber gewonnen.
Und irgendwann merkte ich, dass mich eher diese ganzen Inputs, die man da so gegen den Kopf geknallt kriegt, belasten, dass das zunehmend anstrengender wurde.
Wo früher für mich viel auch so persönlicher Austausch, also mit vielen tollen Menschen, die ich da kennengelernt habe, stattfand, war da immer mehr Belangloses. Also es ging ganz viel um Meinung. Jeder hatte irgendwie das Bedürfnis, alles kommentieren zu müssen.
Es gab sehr viel, naja, zunehmend Hass und Hetze. Wo gerade dann auch, also mal davon abgesehen, dass ich mir das nicht den ganzen Tag antun möchte, aber natürlich auch die ethischen Gedanken, das heißt gerade bei heute X und Facebook hat man so ein bisschen den Eindruck gehabt, das läuft völlig unkontrolliert aus dem Ruder. Da finden Dinge statt, die ich überhaupt nicht gut fand und nicht unterstützen möchte.
Aber halt auch einfach die Tatsache, dass Postings immer lauter, immer, ich nenne es immer pseudo-emotionaler wurden. Also das ist ja keine Emotionalität, die echt ist, sondern um was zu provozieren. Und es wurde immer provozierender gepostet, um Interaktionen zu provozieren und damit halt natürlich die Sichtbarkeit zu steigern.
Und ich habe für mich irgendwann überlegt, also da bin ich ein relativ nüchterner Mensch und habe einfach abgewogen: Wo sind die Vorteile? Wie dringend brauche ich das wirklich für mein Business und was kostet es mich?
Viele sagen oder so der Tenor ist, Social Media ist kostenlos. Wir Selbstständige können da kostenlos Werbung machen, können kostenlos mit Millionen von Menschen in Kontakt kommen, aber es ist nicht kostenlos.
Weil wenn wir mal das Geld beiseite lassen, es kostet sehr viel Zeit, sehr viel Energie und für mich war es halt, wo ich früher wirklich regelmäßig Kunden gewonnen hatte, einfach weniger geworden und stand nicht mehr in Relation zu dessen, was es mich an Energie gekostet hat. Und dann habe ich tatsächlich auch an die Konsequenzen überlegt.
Kann ich das als Business, als Kundengewinnungstool tatsächlich verschmerzen, das komplett abzuschalten? Brauche ich das für meinen Job? Sieht das komisch aus, wenn ich als Kommunikationsmensch das jetzt irgendwie abschalte? Muss ich nicht eigentlich wissen, was da stattfindet, um meine Kunden noch ordentlich zu beraten?
Aber mir wurde halt bewusst, ich bin kein Social-Media-Berater, ich bin kein Online-Marketing-Berater, ich bin Positionierungsberater. Ich kenne die Mechanismen der Social Media, ich sehe sie ja weiterhin, aber ich bin an diesem großen Zirkus einfach nicht mehr beteiligt. Und das konnte ich guten Gewissens entscheiden und für mich hat das auch sehr gut funktioniert.
Wie bist du beim Social-Media-Ausstieg vorgegangen?
[Alex] Und wie bist du dann konkret vorgegangen, als du dich entschieden hast, die zu verlassen? Also hattest du zum Beispiel einen letzten Post, wo du dich verabschiedet hast oder wie bist du da vorgegangen?
[Sascha] Also ich habe meinen kompletten Gedankengang in einem Blogbeitrag tatsächlich aufgeschrieben.
Zum einen, um zu zeigen, was so an Gedanken dahinter steckte, aber halt auch um …, mir war wichtig, andere Selbstständige dazu anzuregen, sich diese nüchternen Gedanken auch mal zu machen und nicht blind diesem „Ihr müsst alle auf Social Media sein“ zu folgen.
Habe da auch die Vorteile und Nachteile abgewägt und habe da auch erklärt, wie mein weiterer Weg sein wird. Also zu welchem Datum schalte ich ab, dass ich wirklich alles komplett abschalte.
Ich habe darauf hingewiesen, worauf ich mich dann in meinem Marketing fokussieren werde, wie man mir weiter folgen kann und bin damit dann auch in alle Netzwerke, in denen ich noch aktiv war, reingegangen und habe da Posts abgesetzt, habe angekündigt – ich glaube, das war irgendwie 6. April oder so bin ich weg, konsequent hier. Und habe den Beitrag verlinkt, habe dann noch mehrmals das wiederholt, damit es wirklich möglichst viele mitbekommen.
Und habe immer wieder auch darauf verwiesen, dass es meinen Letter gibt. Also wer tatsächlich …, weil viele haben geschrieben „Ach wie schade, ich habe immer deine Posts gern gelesen oder mich mal mit dir ausgetauscht“. Und um denen halt quasi nicht so völlig vom Schirm zu fallen, habe ich immer wieder hingewiesen, dass es halt meinen Letter gibt.
Und als der Tag dann tatsächlich da war, habe ich so einen letzten Bin-Weg-Gruß quasi gepostet und habe ein paar Stunden später abgeschaltet und habe in die Profile jeweils reingeschrieben, ist nicht mehr aktiv und bitte hier Website und Letter.
Soweit das ging, habe ich die Profile deaktiviert und nicht komplett gelöscht, weil ich nicht wollte, dass jemand dann meinen Account oder meinen Account-Namen kapert und darunter irgendein Schindluder macht, was anderen teilweise passiert ist.
Bei einigen sozialen Netzwerken kann man tatsächlich das so deaktivieren, dass es nicht mehr findbar ist und man unsichtbar ist. Und bei anderen ist es halt so, da ist das Profil noch da, dann kann man das auf privat stellen, dass quasi Leute, die nicht im Netzwerk sind, auch die Posts nicht mehr sehen. Man kann aber in dieser Biografiebeschreibung irgendwie noch einen Hinweis geben und das habe ich halt komplett gemacht.
Wie haben Menschen auf deinen Social-Media-Ausstieg reagiert?
[Alex] Und wie haben dann die Menschen auf deine Abschiedspost reagiert? Was haben die kommentiert?
[Sascha] Also so die engen Kontakte, die Follower, waren also auf der einen Seite traurig tatsächlich und haben gesagt „Wie schade, hier geht wieder noch ein Guter“. Also im Gegensatz zu denen, die so laut und meinungs- und hassmäßig da unterwegs sind.
Aber was tatsächlich sehr, sehr interessant war, ist, dass 99,9 Prozent der Menschen, und da ist es auch tatsächlich egal, ob das Kollegen aus dem Marketing waren oder ob das Menschen in ganz anderen Berufen waren, die haben meine Argumente verstanden, teilten die ganz oft. Also sie sagten auch „Ja, ich finde das auch anstrengend und das mit dem Hass“ oder mit dem ganzen Social Selling ist halt auch sowas, was völlig absurde Wege in der Zwischenzeit genommen hat und die Leute finden es tatsächlich auch blöd.
Sind aber dann tatsächlich nicht wirklich oder noch nicht bereit, diesen Schritt zu gehen, weil die Selbstständigen zum Beispiel sagen „Ja, aber kann ich denn ohne überhaupt noch Kunden gewinnen? Man muss doch heute auf Social Media sein.“
Und der Tenor war tatsächlich, das ist so ein Übel, das ich in Kauf nehmen muss, beziehungsweise eingehen muss, um als Selbstständiger sichtbar zu sein und Kunden gewinnen zu können.
Und dieser Tenor, der da von vielen Coaches und Gurus umhergetrieben wird, was Social Media alles für ein Wunderwerk für Selbstständige und Business an sich ist, ist bei den Menschen so fest im Kopf drin, dass sie halt auch gar nicht für sich selber nüchtern abwägen, ob es sich für sich noch lohnt. Und gar nicht über den Tellerrand drüber gucken, ob es tatsächlich andere Maßnahmen gibt, die für sie passender sind und, also das weiß ich ja aus eigener Erfahrung, einfach mehr Wirkung bringen.
Und das war halt so dieses Unverständnis, nicht Unverständnis, aber so dieses „Schade, dass du weg bist“ und aber dieses Verständnis für die Argumente, es gab tatsächlich ganz, ganz wenige … Ich erinnere mich gerade an eine Kollegin, die tatsächlich darüber einen Blogbeitrag geschrieben hat und wiederum meinen Gedankengang zerpflückt hat in der Art und Weise, dass sie sagte, ob das die richtige Entscheidung ist, ob das der richtige Weg ist. Sie wird das anders sehen und glaubt, dass, was ja auch stimmt, man kann Stellhebel in seinen eigenen Netzwerken selbst beeinflussen. Also das heißt, man kann gucken, wer im eigenen Netzwerk reinkommt, wen man mutet oder blockiert. Und hat sich da sachlich mit auseinandergesetzt und kam für sich und sie war halt auch oder ist beratend unterwegs, als Beratende da auch zu einem anderen Schluss. Aber 99 Prozent war wirklich positiv und verständnisvoll.
[Alex] Und jetzt bei deinen Kund*innen auch. Also wenn ich mir jetzt überlege, du bist jetzt zwei Jahre nicht mehr auf Social Media, richtig? Hast du in der Zwischenzeit mal irgendwie Anfragen gehabt und als dann klar wurde, du bist nicht mehr auf Social Media, war das dann „Nee danke, dann lieber nicht?“ Oder hast du solche Situationen noch nie erlebt?
[Sascha] Überhaupt nicht. Das Ding ist und das Interessante und das hat mich auch bestärkt, die Art von Menschen, die mit mir arbeiten, sind in der Regel auch eher die ruhigeren, eher die tiefgründigeren. Und ich arbeite eigentlich nicht mit Rampensäulen. Das ist nicht, dass ich sage, ich will nicht mit euch arbeiten, aber das sind halt nicht meine Wunschkunden. Und das, glaube ich, merkt man auf meiner Website und in meinen Posts. Und diese Menschen fühlen sich dann auch nicht angesprochen.
Die Menschen, mit denen ich arbeite, und das war auch schon eine ganze Weile vor meinem Ausstieg so, eine Standardfrage ist, oh, muss ich denn Social Media machen? Ich habe da überhaupt keinen Bock drauf. Und ich glaube, ich bin da einer der wenigen, der direkt sagt: Nee, muss nicht. Kann, kann funktionieren. Wir werden auf jeden Fall darüber sprechen, ob irgendwas davon sinnvoll ist. Aber von mir werden sie nicht hören, dass das muss, dass das Pflicht ist, um überhaupt erfolgreich ein Business führen zu können.
Warum bist du nach einer Zeit zu LinkedIn zurück?
[Alex] Nun hast du ja nicht alle Kanäle, oder du hattest zuerst alle Kanäle gelöscht, aber dann bist du zu LinkedIn zurück. Ist LinkedIn für dich anders als die Meta-Kanäle Instagram und Facebook oder was hat es damit auf sich?
[Sascha] Ja, also erst habe ich alle komplett abgestellt und ich habe einfach gemerkt, wenn ich Menschen treffe, also das heißt, wenn ich, ob das jetzt online oder im realen Leben, Kontakte knüpfe, fehlt mir etwas, um tatsächlich unkompliziert Kontakt zu halten.
Also dass ich diese Menschen auf dem Schirm behalte, dass man sich auch mal unkompliziert austauschen kann, dass man merkt, was bei denen Neues ist etc. Und das hat mir gefehlt.
Das habe ich eine Zeit lang beobachtet, ob ich da gut mit klarkomme oder nicht. Und es war tatsächlich so, dass ich dachte, nee, du schaffst es einfach nicht, auf anderem Wege wirklich das unkompliziert zu halten, in Kontakt zu bleiben.
Das ist ja dann auch immer eine Frage der Menge und der Intensität, so seinen engsten Kreis in Kontakt zu bleiben geht. Aber so Menschen, die man jetzt bei einer Online-Konferenz kennengelernt hat oder so, da ist das schon deutlich schwieriger.
Und ich bin dann tatsächlich hingegangen und habe gesagt: Okay, LinkedIn ist das Netzwerk, was für mich am besten passt und was für diese Aufgabe am besten passt. Also wirklich Kontakte pflegen und wo tatsächlich auch diese Menschen, mit denen ich da Kontakte knüpfen möchte, eigentlich auch alle sind. Das trifft ja auf andere Kanäle einfach nicht mehr zu.
Und bin dann testweise wieder reingegangen und habe im Vorfeld mir Dinge überlegt, die ich anders machen möchte.
Also das heißt selektiver damit umgehen, wem ich folge, mein Stream tatsächlich, ich nenne es mal, sauber zu halten und Menschen, die mich nerven, die so ein plattes Social Selling machen, die irgendwie diese Direktnachrichten schicken mit „Hey, lass uns mal Kooperation oder du brauchst doch bestimmt das und das“ … da einfach konsequenter zu sein und die Sache für mich machbarer und nicht so belastend zu machen.
Und das funktioniert an sich gut. Das ist immer noch in so einer Beobachtungsphase, definitiv. Aber ich merke halt auch, dass wenn ich in diesem neuen Modus für mich, ich nenne es mal gesünder, damit umgehe, dass ich zum einen eine gute Wirkung, also das ist jetzt seit dem Wiedereinstieg noch nicht riesig groß geworden oder so, aber schon so mit Kontakten wieder merke, dass sich da was belebt.
Und ich komme gut damit zurecht und kann das gut in meinen Alltag integrieren, weil ich in der Zwischenzeit halt auch nicht mehr jeden Tag dreimal dann irgendwie nachgucke, was ist, sondern das wirklich komprimierter mache und da feste Blöcke für eingeplant habe und das funktioniert für mich sehr gut.
Und LinkedIn ist da einfach auch ein ruhigeres Netzwerk, wo dieses Hass, Hetze, Meinung auch da ist, aber einfach weniger und es ein bisschen ruhiger zugeht und der Business-Fokus für mich ganz wichtig ist.
Da ist wirklich dieses ganze Butterbrot-Posten, ich war heute am Strand, was weiß ich was, Kaffee hier getrunken, was auch immer, ist da weniger. Dafür ist dieses Social Selling da einfach präsenter, aber vieles, was genervt hat, gerade so auf Twitter etc., ist da deutlich weniger.
Wie sieht dein Marketing ohne Social Media aus?
[Alex] Du hast ja jetzt schon am Anfang gesagt, dass du soziale Medien auch gar nicht wirklich gebraucht hast, jetzt bis auf LinkedIn. Was machst du denn stattdessen? Also kannst du das mal entlang der Customer Journey durchspielen? Wie wirst du online gefunden? Wie baust du Vertrauen auf? Wie verkaufst du ohne Social Media?
[Sascha] Ja, also mein Fokus in meinem eigenen Marketing ist tatsächlich meine eigene Website.
Mit … früher hätte ich Blog gesagt, heute sage ich Content Hub. Also ich veröffentliche Beiträge, kümmere mich da um SEO. Also das heißt, für mich ist tatsächlich ein wichtiger Punkt, wie ich gefunden und dann auch gebucht werde, dass die Menschen nach was googeln, mich dann finden und das, was ich da schreibe, für sich ansprechend finden.
Ich versende einen Letter, einen Newsletter, der dann eher natürlich zur Bindung und zur Pflege ist. Ich, was ich auch gestärkt habe, seitdem ich aus den Social Media raus bin, ich gebe Interviews, ich veröffentliche Gastbeiträge, um quasi in Kanäle zu kommen, die meine Wunschkunden konsumieren. Da halt tatsächlich auch einfach mit Themen, die für mich relevant sind und für die Zielgruppe dann in diesem Medium einfach Sinn machen.
Oder wie zum Beispiel in Büchern, wie zum Beispiel in deinem neuen Buch, dann mit einem Interview dabei zu sein und einfach über seine eigene Arbeit, seine eigenen Ansätze zu sprechen.
Und natürlich sind Empfehlungen einfach auch ein wichtiger Punkt, eine ordentliche Arbeit abzuliefern, ordentlich mit den Kunden zu arbeiten und wirklich Gutes zu schaffen, sodass die dann tatsächlich aus eigener Intention, also ich bin keiner, der sagt, bitte empfehle mich weiter und das pusht. Sondern die Menschen, die mit mir gearbeitet haben und sagen, das hat mir geholfen, das hat mir wirklich ermöglicht, dies, das und jenes zu schaffen, dass die darüber erzählen. Das ist natürlich die ehrlichste und direkteste Art und Weise von meiner Arbeit aus einer anderen Perspektive. Also nicht ich erzähle, was ich mache, sondern die Menschen, die mit mir gearbeitet haben, erzählen, wie sie das empfunden haben und was da tatsächlich sich verändert hat, was ja einfach ganz wichtig ist.
Das Vertrauen schaffen ist für mich tatsächlich über meine Inhalte.
Ich habe für mich den Anspruch, mit meinen Inhalten Einblicke zu geben. Ich nenne es immer die virtuelle Bürotür öffnen.
Also ich bin nicht Wikipedia. Ich muss nicht einfach nur Fachbegriffe erklären und irgendwie drei Tipps dazu um die Ohren hauen, sondern ich versuche tatsächlich einen Einblick zu geben, wie ich arbeite, wie ich Themen sehe. Meine Überzeugungen sind ganz wichtig.
Ich möchte nicht den Standard da irgendwie runterspulen, sondern ich möchte auch zeigen, wie jetzt zum Beispiel mit dem Ausstieg aus Social Media, dass ich da eine andere Haltung zu habe, als die meisten anderen in unserem Marketing-Kommunikationsfeld.
Und das ist wichtig für das Vertrauen, weil die Menschen, das bekomme ich immer wieder als Feedback, tatsächlich sagen, das hat mich sehr angesprochen, ich habe mich darin wiedergefunden.
Das heißt, ich gehe sehr konkret auch in die Situation meiner Wunschkunden und gebe denen das Gefühl, dass ich die Situation, das Problem, den Wunsch verstehe und gehe dann den Weg oder den gedanklichen Ansatz durch, den ich da für richtig und wichtig halte. Und das ist tatsächlich für das Vertrauen unbezahlbar.
Also Menschen, die bei mir auf der Website so ein paar Beiträge gelesen haben, die rufen bei mir an und sagen, das hat mich sehr angesprochen. Und wenn die dann irgendwie zehn Minuten mit mir telefoniert haben, sagen die: Sie klingen genauso, wie ich mir Sie mir vorgestellt habe, aufgrund der Texte. Also Sie klingen genauso wie auf Ihrer Website.
Und ich merke, seitdem ich das mache, dass dieses Vertrauen gar kein Problem mehr ist. Also wo früher, ich habe früher als Designer gearbeitet, ganz oft so ein Gespräch mit „Wir brauchen eine Website, wir brauchen dies und das, was kostet das denn?“ anfing. Und seitdem ich tatsächlich veröffentliche, sowohl auf meiner Website als auch auf anderen Plattformen, und die Menschen tatsächlich so ein bisschen in meinen Kopf gucken können und in meine Arbeit, in mein Büro reingucken können, steht das ganz weit hinten.
Die Menschen haben das Gefühl, mich greifen zu können, mich besser zu verstehen, als wenn sie jetzt irgendwie nur einen nüchternen Erklärbeitrag lesen. Und das ist für mich tatsächlich, warum ich da auch sehr viel Zeit investiere, diese Art von Beiträge zu schreiben, die bei mir halt auch oft länger sind und tiefer gehender sind, als das zum Beispiel auf Social Media ist.
Das heißt, wenn auf Social Media eher so die kurzen plakativen Headlines rausgehauen werden, das ist nicht so meins, gehe ich lieber rein und sage, okay, was heißt das denn konkret und was heißt das aus der Perspektive, was hat das für Vor- und für Nachteile und für wen eignet sich das eher und für wen nicht.
Und ich glaube, die Menschen merken dann einfach, wer nur die üblichen Phrasen drescht oder wer tatsächlich konkret wird und wer da auch eine eigene Meinung und Überzeugung hat.
Und der dritte Punkt, den du angesprochen hast, Verkaufen, den kann ich gar nicht so klar benennen, der ist bei mir gar nicht so separat, weil ich kein Angebot habe, also Positionierungsberatung ist jetzt nichts, was man irgendwie, man sieht eine Anzeige, klickt drauf und bucht das.
Sondern bei mir ist es tatsächlich oft diese Reise, dass Menschen irgendwann über mich gestolpert sind, zufällig in Anführungsstrichen, und immer mal wieder von mir lesen und hören. Und dann, wenn der Bedarf da ist, wenn sie merken, oh, jetzt muss ich echt was tun, es läuft nicht mehr so wie früher oder ich merke, ich komme immer wieder ins Trudeln, wenn ich erzählen soll, was ich mache und wofür ich stehe, dann haben die im Hinterkopf, mich auf der Kurzwahl-Taste und dann melden die sich.
Und das ist für mich immer wirklich faszinierend und überraschend, was in so Kennenlerngesprächen für Sätze kommen. So dieses, ach, ich lese sie schon seit zwei Jahren, irgendwie ihren Newsletter. Oder ich habe damals noch den und den Beitrag auf dem und dem Blog gelesen, wo ich schon überlegen muss, was war das denn damals nochmal? Also ich hatte, ich glaube, letztes Jahr war das, eine Anfrage und der Mensch war seit, ich glaube, acht Jahren irgendwie bei mir im Newsletter und ich hatte den gar nicht so auf dem Schirm. Und dann meldet er sich und sagt, ich brauche jetzt Unterstützung.
Und das ist dann so der Punkt, wie ich verkaufe, ich sage mal so über Reputation und so eine mentale Kurzwahltaste nenne ich das.
Also wirklich da klar abgelegt zu sein, wenn der Bedarf da ist, dass die Leute wissen, ah, da war doch der, den fand ich irgendwie gut.
Warum ist eine Positionierung fürs Marketing so wichtig?
[Alex] Egal, ob mit Social Media oder ohne Social Media, du sagst, erfolgreiches Marketing braucht eine klare Positionierung. Du hast schon gesagt, du hilfst Selbstständigen bei der Positionierung. Warum ist das so wichtig für Selbstständige, sich da klar zu positionieren?
[Sascha] Ja, also bei Selbstständigen und ich arbeite ja wirklich nicht hauptsächlich, sondern nur mit Solo-Selbstständigen. Wir wollen ja als Selbstständige unser Ding machen. Wir wollen selbstbestimmt arbeiten. Wir wollen souverän auftreten. Wir wollen was bewirken. Und da ist halt oft das Problem, dass den Menschen Klarheit fehlt.
Das heißt, viele sind zu breit aufgestellt, wollen zu viel potenzielle Kunden, zu viel potenziellen Umsatz mitnehmen, wissen nicht genau, wie sie vermitteln sollen, was sie ausmacht, was sie tatsächlich bewirken, was sie leisten und sind dann sehr beliebig in ihrem Auftritt und gehen in der Masse unter.
Und das ist wirklich ein großes Problem. Und da ist sowohl in den Social Media ist das ein riesiges Problem, aber natürlich genauso bei Google, bei YouTube, wo auch immer man veröffentlicht und findbar werden möchte oder Aufmerksamkeit schaffen möchte, ist es sehr, sehr wichtig, dass man klar aufgestellt wird und einen Fokus gezogen hat, einen roten Faden für sich hat, den Menschen auch tatsächlich gut abspeichern können.
Also das heißt, dieses Merkbarwerden, Greifbarwerden und Merkbarwerden ist tatsächlich existenziell, um ein Business zu schaffen, was selbstbestimmend ist, was nicht dieses, ich mag „selbst und ständig“ als Erklärung für Selbstständigkeit überhaupt nicht. Ich finde, Selbstständige sollten nicht selbst und ständig sein.
Das heißt, viele sind ja in so einem, ich nenne es gerne so Rödeln-Modus, also dieses, die arbeiten viel rund um die Uhr und das ist ja auch das Bild, was man von uns Solo-Selbstständigen hat, die arbeiten rund um die Uhr und verdienen schlecht.
Das ist so diese prekäre Situation, die auch da in der Politik gerne dargestellt wird. Und um daraus halt wirklich was Selbstbestimmtes zu machen und zu gestalten, wie man arbeiten möchte, mit wem man arbeiten möchte für uns Selbstständige, ein ganz wichtiger Punkt, dieser Freiheitsgedanke.
Ich möchte bestimmen, mit wem ich arbeite. Ich möchte ablehnen können und den Freiraum auch finanziell dafür haben, zu sagen, nee, das passt nicht. Such dir lieber den und den Berater. Und tatsächlich, wie ich möchte.
Ich sehe immer wieder Selbstständige sagen, ja, ich mache hier Stundenkontingente. Eigentlich mag ich gar nicht per Zeit abrechnen oder so Zeit zu stoppen und zu protokollieren, aber die Kunden wollen das ja so.
Und Positionierung ist halt tatsächlich ein Weg, sich sein Business so zu gestalten, wie es einem entspricht und halt auch zu gestalten, wie man selbst wahrgenommen wird. Weil tatsächlich, das ist nicht vorgegeben, wie Kunden einen wahrnehmen und was man erfüllen muss, sondern man kann selbst beeinflussen und gestalten, wie Menschen einen wahrnehmen sollen im Optimalfall und wer sich davon angesprochen fühlt und wie dann so eine Zusammenarbeit aussehen kann.
Das heißt, eine Positionierung ist deswegen wichtig, weil sie zum einen Orientierung gibt, Sicherheit.
Das heißt für mich selber, ich weiß, was ich will, wohin ich will, was ich vermitteln will, wen ich erreichen will. Und natürlich auch nach außen, ich werde greifbar. Und die Leute wissen einfach, wenn du klar positioniert bist und dann auch klar rausgehst, wo sie bei dir dran sind.
Und du hebst dich vom Wettbewerb ab, das ist heute einfach unfassbar wichtig und du schaffst Resonanz. Also das ist wirklich auch noch ein Punkt, das merke ich bei mir selber und bei Kunden.
Der Unterschied ist halt, ob du was sendest und die Leute das wahrnehmen und sagen, nett und weiter. Oder ob Menschen von dir lesen und da ist egal, ob das bei LinkedIn ein Post ist, ob das über eine Google-Suche ein Beitrag ist oder in einem Interview.
Wenn die Menschen sagen, also manchmal habe ich schon gehört, dass Menschen sagen so dieses, ich habe gedacht, sie haben den Beitrag nur für mich geschrieben. Das war so treffgenau ich. Ich war verblüfft. Ich hatte sogar mal einen Kunden angerufen, mit dem ich Jahre zuvor gearbeitet hatte. Er sagte: „Hören Sie mal, Theobald, den letzten Newsletter haben Sie doch für mich geschrieben, oder? Das war doch eins zu eins ich. Und sowas ist einfach für Interessenten total wichtig, weil sie dann, diese Resonanz gibt denen auch Sicherheit und die haben das Gefühl, hier bin ich richtig. Und das ist wirklich sehr wertvoll für Vertrauen und für abgespeichert werden. Deswegen, mein Motto ist ja Positionierung stärkt Selbstständige und das schaffen sie halt mit einem klaren Kopf und klaren Botschaften. Das hilft nach innen und nach außen.
[Alex] Woher weiß ich denn, ob ich klar positioniert bin als Selbstständige? Hast du so ein paar Kriterien?
[Sascha] Ja, so ein bisschen habe ich das eben schon angerissen.
Letztendlich, der Hauptpunkt ist: Kann ich klar vermitteln, wofür ich stehe und was ich biete, welches Problem ich löse?
Ganz viele, die zu mir kommen, sagen, naja, ich weiß an sich, was ich mache. Ich bin Karrierecoach oder Trainer für Kommunikation, Führungskommunikation, aber ich kriege das nicht konkreter darüber gebracht. Ich bin halt da einer von vielen.
Und wenn mich jemand fragt, so nach dem Motto, was machen Sie denn, dann komme ich ganz schnell in Strudeln oder ich erzähle Dinge, die die Leute total uninteressant finden, weil es halt überhaupt nicht greifbar ist. Eine Kundin von mir sagte sogar mal konkret, wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme, laufen die weg. Also im übertragenen Sinne, im Sinne von die merkte dann, wenn sie anfängt so ein bisschen zu erzählen, dass die Menschen dann überhaupt kein Interesse hatten und wieder gingen.
Das heißt, man merkt, wenn man angesprochen wird, ob man klar sagen kann, wofür man steht, was man macht, welche Probleme man löst oder man fühlt sich halt selber unsicher und unsouverän.
Genauso ist es dann auch in der Wirkung. Ein sehr untrügerischer Indikator ist, welche Art von Anfragen bekomme ich und wie werde ich empfohlen?
Passt das zu dem, was ich aussende, was ich anziehen möchte oder ist das eher, naja, von allem ein bisschen?
Das heißt, wie hoch ist der Anteil der Anfragen oder Empfehlungen, die zu dem passen, was ich wirklich machen möchte?
Und wie viele, naja, Ausschuss klingt jetzt doof, aber wie viele Anfragen sind dabei, die auch völlig andere in dem Bereich erfüllen könnten?
Und da ist tatsächlich, das weiß ich auch aus eigener Erfahrung über die Jahre, umso klarer man da rausgeht und umso eindeutiger die Botschaften sind, umso treffender sind die Anfragen tatsächlich.
Das heißt, man hat ein Telefonat, ein Kennenlerngespräch mit einem Interessenten oder einer Interessentin und man hat direkt das Gefühl, ja, das passt. Da hat tatsächlich jemand auf der Website sich ein bisschen umgeguckt und hat selber auch das Gefühl gehabt, das könnte passen. Das heißt, ich verbringe dann auch weniger Zeit mit, ich sage mal, unnötigen Kennenlerngesprächen.
Ich schreibe nicht mehr Angebote für Hinz und Kunz, wo es dann eh nicht zu einem Auftrag kommt oder wo Budgeterwartungen völlig auseinandergehen. Das heißt, da ist halt der Indikator auch, schätzen die Menschen, was ich mache und wie ich es mache. Also schätzen die halt auch meine Art und wollen die nicht nur irgendwen haben.
Und das mit der Bezahlung ist tatsächlich dann auch ein häufiger Indikator. Sind die Menschen bereit, das zu zahlen, was meine Arbeit wert ist? Oder habe ich viel Menschen, die einfach vergleichen wollen? Sprich, muss ich über den Preis verkaufen? Muss ich darauf achten, dass ich günstiger bin als der Wettbewerb? Oder habe ich tatsächlich mich so positioniert, dass die Menschen sich angesprochen fühlen, dass sie so eine Resonanz haben, dass sie sagen, ich will mit dem und nicht mit einem anderen arbeiten? Das heißt, wenn Menschen mit Ihnen ein Kennenlerngespräch machen und das Thema Preis ganz hinten kommt.
Und für mich ist es immer ein gutes Zeichen, wenn die Menschen sagen, also bei mir bei Anfragen: „Oh ja, das ist nicht wenig, aber ich will das machen, das ist es mir wert, ich habe das Gefühl, bei Ihnen in den richtigen Händen zu sein und Sie gehen die richtigen Punkte mit mir zusammen an.“
Das sind so die typischen Punkte, über die ich checken kann, ob ich gut positioniert bin, wen das weiter interessiert. Ich habe da auch eine Checkliste bei mir auf der Website, wo man noch diverse Punkte für sich durchchecken kann.
Ja, ich finde da wirklich auch einen guten Hinweis oder einen Tipp, sich, wenn man Kennenlerngespräche hat, wirklich aufzuschreiben und zu protokollieren, was die Menschen anfragen, wie gut das gepasst hat und das auszuwerten, um einen Überblick darüber zu haben, wie da so die Quoten sind.
Und da geht es mir nicht darum, wie viele Abschlüsse mache ich, wie viele Menschen sagen ab, sondern wie viele dieser Menschen passen zu mir und zu dem, wie ich positioniert bin, und wie viele fliegen da einfach dran vorbei, die irgendwie nur jemanden suchen und nicht mit mir arbeiten wollen.
Was sind die Schritte zu einer klaren Positionierung?
[Alex] Und wenn ich jetzt merke, dass ich nicht klar positioniert bin, was wäre so der erste Schritt, den ich gehen könnte?
[Sascha] Also die Arbeit an der Positionierung ist sehr intensiv. Also der erste Schritt wäre für mich tatsächlich, sich bewusst zu machen, was es heißt, sich klar zu positionieren.
Leider ist da draußen oft so dieses Bild: neuer Slogan, neues Logo, neue Website und dann bin ich neu positioniert.
Im Bereich Coaching ist das so, ich habe mich als Coach oder als Berater positioniert. Und wichtig ist erstmal zu verstehen, dass das keine klare Positionierung ist, dass das keine passende Positionierung ist, sondern dass das deutlich tiefer geht, dass das wirklich sehr intensive Gespräche braucht.
Und ich bin halt auch davon überzeugt, dass das nicht quick and dirty zu erarbeiten ist. Es gibt da draußen wirklich sehr viele Angebote, Positionierung in drei Stunden oder mit einem Selbstlernkurs oder über ein Buch. Das ist alles nett gemeint, aber ich bin davon überzeugt, dass man wirklich unter die Oberfläche gucken muss.
Und dazu braucht es jemanden, der als Gesprächspartner unvoreingenommen ist, das heißt, der nicht in dieser Betriebsblindheit ist, nicht seit Jahren in dieser Suppe schwimmt, sondern der von außen drauf guckt und merkt, wo Dinge verborgen sind, die sehr wertvoll sind, wo aber auch Dinge sich eingeschlichen haben, die keinen Sinn mehr machen, die das torpedieren, die das aufweichen. Und dann würde ich tatsächlich hingehen, für mich habe ich da definiert vier Bausteine, die man bearbeiten sollte, in denen man Klarheit schaffen sollte. Der erste Baustein ist Identität.
Das ist auch ein Punkt, der sehr häufig vernachlässigt wird, weil so diese Kundenorientierung immer vorne steht. Und ich bin davon überzeugt, dass sowohl eine klare Positionierung als auch ein selbstbestimmtes Business eine Art von Selbstbewusstsein braucht.
Das heißt, da erstmal wirklich zu gucken, was macht mich aus, welche Erfahrungen bringe ich mit, was für Wissen bringe ich mit, welche Überzeugungen stehen bei mir vorne, was biete ich zum Beispiel an, was andere nicht machen? Oder was schließe ich bei mir aus, weil ich davon überzeugt bin, dass es nicht funktioniert oder dass es nicht zu einem guten Ergebnis führt?
Da sind häufig tatsächlich Dinge verborgen, entweder aus früheren Jobs oder auch aus dem Alltag, die für einen Selbstständigen selber völlig normal sind, völlig unwichtig sind. Und ein Außenstehender sagt, oh, das ist aber total besonders, das machst du, das macht doch sonst keiner.
Und da kommen manchmal Stärken und Besonderheiten zu Tage, die sehr, sehr wichtig sind. Die so eine Arbeit aus einem, ich mache dasselbe wie alle, rausholt und da wirklich was Besonderes und was Individuelles draus macht.
Ich finde da wichtig zu begreifen, dass gerade wenn wir bei Trainern, Beratern, Coaches sind, dass das Was, also das Angebot an sich in der Regel vergleichbar ist.
Wir haben nicht wie Rittersport die quadratische Schokolade, die wir als USP haben, sondern wenn ich einen Steuerberater suche, dann ist die Steuererklärung sachlich erstmal immer gleich.
Wenn ich, weiß ich nicht, einen Social-Media-Berater buche, der mir LinkedIn zeigen soll, dann ist das sachlich erst mal gleich.
Und wenn dieses Was vergleichbar ist, dann kommt es auf das Wie an. Und die Identität zu ergründen und da einzutauchen und für sich selbst zu erkennen, was man selber anders macht, was man besonders macht, ist wirklich das Fundament für alles Weitere.
Im zweiten Schritt würde ich hingehen und Wunschkunden ergründen. Das heißt, nicht nur hinzugehen und diese typische Zielgruppendefinition, Alter, Familienstand, wo wohnt er, wie viel verdient er, das ist nicht dienlich, glaube ich, sondern tatsächlich hinzugehen und sich diese Menschen anzugucken:
Was sind das für Menschen? Welche Probleme haben die? Welche Wünsche haben die? Was ist deren Situation?
Das ist ein anderer Ansatz, auf diese Menschen zu gucken und sie nicht nur als Zahlen und als Gruppe zu sehen, sondern tatsächlich in Gefühle zum Beispiel einzusteigen, Emotionen:
Wie fühlt sich das vor der Zusammenarbeit an, wenn man dieses Problem hat, wenn man in dieser Situation vielleicht schon länger steckt und wirklich Dinge ausprobiert hat und verzweifelt? Wie fühlt sich das an nach der Zusammenarbeit? Was ändert sich für diese Menschen? Also auch wirklich greifbar machen zu können, was verändert sich nicht nur in der Sache, sondern wie verändert sich das Leben dadurch oder andere Aspekte? Welche Auswirkungen hat Produktivität auf Familie? Welche Auswirkungen hat eine klare Buchhaltung damit, dass ich besser schlafen kann, dass ich mich sicherer fühle und souveräner irgendwie auftreten kann zum Beispiel?
Das sind alles Dinge, die man ergründen sollte, um, wir haben eben darüber gesprochen, diese Resonanz tatsächlich zu stärken. Denn nur wenn ich weiß, wen genau ich ansprechen möchte, kann ich auch entsprechende Angebote aufbauen, kann entsprechende Botschaften senden und da wirklich ganz zielgenau vorgehen. Und umgekehrt, wenn ich mir dann Gedanken mache, mit wem möchte ich eigentlich nicht arbeiten, also Anti-Wunsch-Kunden definieren, dann kann ich zum Beispiel meine Texte und Angebote auch so aufstellen, dass diese Menschen sich nicht angesprochen fühlen.
Das heißt, ich muss nicht hinschreiben. „Hey, bitte Rampensau, komm nicht zu mir, das passt nicht.“ Aber indem ich halt zum Beispiel schreibe, dass das tiefgründigere Dinge sind oder dass man auch für Leisere dieses oder jenes schafft, kann man natürlich die einen mehr anziehen und die anderen eher auf Abstand halten.
Der dritte Punkt, den ich empfehle, da durchzugehen, ist Wert.
Viele Selbstständige haben tatsächlich Schwierigkeiten damit, den Wert ihrer Arbeit zu vermitteln. Das heißt, die können erzählen, was sie machen, was ihre Leistung ist, aber das ist vergleichbar. Diese Leistung, ich berate das und das, ich coache das und das, ist absolut vergleichbar.
Wichtig ist tatsächlich diese Kombination aus, was kann ich besonders gut, was mache ich besonders gerne und was brauchen meine Wunschkunden, was wollen die, was ist deren Bedürfnis. Die Schnittmenge zu nehmen und da den Wert herauszuarbeiten. Und das kann tatsächlich für denselben Beruf, für dasselbe sachliche Angebot sehr unterschiedliche Dinge sein. Wenn ich zum Beispiel Rhetoriktrainings mache, kann es darum gehen, Lampenfieber wegzukriegen oder zu reduzieren oder es kann darum gehen, die körperliche Präsenz zu stärken oder, oder, oder.
Das heißt, den Wert, den das für die Wunschkunden hat, zu verdeutlichen, zeigt einfach auch nochmal, in welcher Situation ist das das optimale Angebot, bin ich der optimale Ansprechpartner? Und es zeigt natürlich oder es holt aus dieser Vergleichbarkeit der Leistung und zeigt den Menschen wirklich oder macht es spürbar, was sich verändert und fördert natürlich dann auch, dass man den Wert sieht, was sich natürlich dann auch auf zum Beispiel Honorare auswirkt.
Das heißt, umso besser ich vermitteln kann, welchen Wert meine Arbeit hat für den Menschen, umso besser kann ich meine Honorare vertreten, weil ich halt gar nicht irgendwie groß erklären muss in einem Kennenlerngespräch, sondern weil die Menschen wissen, hey, genau das will ich erreichen und das ist genau das, was ich jetzt brauche und sich da sehr gut aufgehoben fühlen.
An dem vierten Schritt, das ist ein ganz wichtiger Schritt, ist da eine kommunikative Basis zu schaffen. Das heißt, das, was ich in den ersten drei Bausteinen ausgearbeitet habe, tatsächlich klare Botschaften zu entwickeln, die sehr auf den Punkt sind, die reduziert sind. Also möglichst eine Kernbotschaft, die ich nach vorne stellen möchte, diese Überlegung, wenn Menschen sich was zu mir merken, welcher Begriff oder welche Formulierung soll das sein?
Und dann natürlich auch diese strategischen Fragen, welche Themen will ich beackern, in welche Kanäle gehe ich rein, wo erreiche ich meine Wunschkunden am besten und was passt zu mir und meiner Energie? Das heißt, was kann ich überhaupt leisten und wo kann ich Kontinuität aufbauen?
Das ist so der vierte Schritt, der dann quasi die Startrampe für die Umsetzung ist.
Das ist da noch dieses, die Positionierung, die ich erarbeite, ist anders als bei großen Marken und Unternehmen, wo es ja wirklich um Zahlen und um Märkte geht und sowas, sich wirklich sehr bewusst halten, Positionierung für Selbstständige, da geht es nicht nur um Marketing, sondern da geht es um Lebensqualität, da geht es um Selbstbestimmung, also darum, wie ich arbeite, mit wem ich arbeite, ob ich Freiraum habe, mich weiterzuentwickeln und an Dingen zu arbeiten oder ob ich gehetzt durch den Alltag bin und bis in den Abend rein jeden Tag arbeiten muss.
Warum ist Positionierung besonders für introvertierte Menschen wichtig?
[Alex] Ich habe bei dir auf der Website gelesen, dass du eine Positionierung besonders für introvertierte Menschen wichtig hältst. Das finde ich total spannend und deshalb meine letzte Frage an dich. Warum profitieren vor allem introvertierte Menschen von einer klaren Positionierung?
[Sascha] Also introvertiert, ich zähle mich selber dazu.
Diese Marketingwelt da draußen ist ja schon eine recht laute und eine recht wuselige und für Intros kann das sehr herausfordernd sein.
Das heißt, man ist schnell dabei, dass man überfordert ist von all diesen Kanälen, von all diesen Möglichkeiten und natürlich ist es immer eine Hemmschwelle rauszugehen, in dieses Getümmel rauszugehen. Und für Intros sind halt auch nicht die Menschen, die sich irgendwo auf eine Bühne stellen oder in einem Social Network irgendwie rausgehen und sagen, hier bin ich, schaut mich an, wie toll ich bin. Also dieses sich anpreisen müssen, sich verkaufen müssen, ist eine ganz schlimme Formulierung. Das ist natürlich für Intros eine schwierige Sache und Intros torpedieren sich dann häufig, indem sie quasi vor dem Marketing so blockieren, dass sie das nicht wirklich machen oder halt nicht strategisch. Also hier mal ein bisschen und da mal ein bisschen.
Und eine Positionierung ist deswegen so wichtig, um seinen eigenen Weg zu finden, um sein eigenes Ding zu stärken.
Wir haben halt draußen ganz viele Menschen, die einem rund um die Uhr gefühlt entgegenbrüllen, was man tun muss, um erfolgreich selbstständig zu sein. Da ist so dieses, du musst auf Social Media sein, du musst Podcasts machen, du musst Videos machen, ohne geht es nicht. Du musst die und die reißerischen Headlines machen, sonst liest das keiner.
Und Introvertierte, so ist zumindest meine Erfahrung, verbiegen sich häufig, um das zu erfüllen, um ein guter Selbstständiger zu sein, um im Marketing was erreichen zu können, sind dann aber darin nicht gut, weil es ihnen einfach nicht entspricht. Und diese persönliche Komponente, die ich dann häufiger mitkriege, ist:
Die Menschen fühlen sich dann falsch und schlecht, weil sie tun ja oder versuchen das, was gesagt wird, was man tun muss, aber das funktioniert für die nicht.
Und dann ist so dieses, dann bin ich hier falsch, dann ist das nicht meins. Und Positionierung hat halt tatsächlich diesen Weg, diese Selbstsicherheit zu finden, auf seinen eigenen Weg zu hören.
Das heißt, wenn ich sehr klar weiß, wofür ich stehe und was zu mir passt und was vor allen Dingen auch zu meinen Wunschkunden passt, dann kann ich diesen Weg sehr gut gehen und sehr sicher gehen und kann all diese Ratschläge von außen, diese Gurus, diese Erfolgsrezepte, diese geheimen, kann ich tatsächlich zur Seite schieben und kann einfach gute Entscheidungen für mich und mein Business treffen.
Und das Witzige ist, dann wird man halt auch für die passenden Kunden interessanter, weil ja gerade für uns Intros häufig sind unsere Wunschkunden halt auch eher die ruhigeren und nicht die Rampensäue. Das heißt, wenn ich in meiner Art ruhiger und tiefgründiger zum Beispiel schreibe und die schnellen Instagram-Reels nicht mache, weil es zu oberflächlich ist, dafür aber Beiträge schreibe, die tiefer gehen oder Interviews gebe, wo man Einblicke bekommt, dann ist das tatsächlich auch für diese Menschen viel, viel interessanter. Und da ist die Resonanz einfach eine ganz andere.
Deswegen ist es halt auch aus Positionierungsgründen für Social Media, finde ich, eine Entscheidung, will ich da überhaupt stattfinden in diesem oberflächlichen Schnellen? Oder will ich zum Beispiel hingehen und sagen, es gibt sehr erfolgreiche Berater und Coaches, die überhaupt nicht auf Social Media sind, die Bücher veröffentlichen, Vorträge geben, die Interviews geben und unfassbar erfolgreich auf ihre Art und Weise sind und sich konsequent aus diesem Trubel rausnehmen und einfach eine komplett andere Schiene entsprechend ihrer Positionierung ziehen und natürlich dann auch an jedem Kontaktpunkt das konsequent vertreten können, weil sie sich nicht verbiegen.
Das heißt, man verbiegt sich nicht mehr, man bekommt eine andere Einstellung zu dem Prozess. Das heißt, raus aus diesem Ich-muss-mich-verkaufen, Ich-muss-mich-verbiegen, hin zu einer Kommunikation.
Ich spreche darüber, was mich umtreibt, was meine Mission ist, was ich bewirken möchte, gebe Einblicke und Menschen finden das interessant oder nicht. Aber die, die passen, finden es dann in der Regel interessant.
Und das ist ein ganz anderes, in Anführungszeichen, Verkaufen, als das für üblich im Hard Selling und Social Selling propagiert wird. Und gerade für Intros ist das wichtig, um das Frustlevel niedrig zu halten, sich da motiviert zu halten und wirklich auch konsequent in die Umsetzung gehen zu können und auch um ihre Energie fokussieren zu können.
Also da auch wirklich konsequent zu sagen, diese drei Dinge passen zu mir, die kann ich gut umsetzen, die passen zu meinen Wunschkunden und alles andere lasse ich weg. Das gibt ganz viel Energie frei, um die wenigen Dinge, die ich tatsächlich machen will, richtig gut zu machen.
[Alex] Das ist doch ein wunderbares Schlusswort. Sascha, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und über deinen Social-Media-Ausstieg erzählt hast und über Positionierung für Selbstständige natürlich auch. Vielen, vielen Dank.
[Sascha] Danke dir.
Shownotes
10 Fragen an jemanden, die all ihre Social-Media-Kanäle gelöscht hat (ja, an mich 😁)
Ich habe vor fast vier Jahren mit Instagram meinen ersten Social-Media-Kanal verlassen und nach und nach alle meine Kanäle gelöscht. Und dazu habe ich natürlich in den letzten Jahren viele Fragen bekommen. Und in dieser Podcastfolge beantworte ich zehn davon.
Ich habe vor fast vier Jahren mit Instagram meinen ersten Social-Media-Kanal verlassen und nach und nach alle meine Kanäle gelöscht. Und dazu habe ich natürlich in den letzten Jahren viele Fragen bekommen.
Und in dieser Podcastfolge beantworte ich zehn davon.
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Ja, ich will in dieser Folge zehn Fragen beantworten, die ich zu meinem Social-Media-Ausstieg bekommen habe in der letzten Zeit.
#1 Vermisst du was ohne Social Media?
Nun, mir ist durchaus bewusst, dass ein Social-Media-Ausstieg mit Nachteilen kommt.
Und in meinem Buch „No Social Media!“ gehe ich auch ganz detailliert auf die Nachteile ein, die mit einem Social-Media-Ausstieg verbunden sind.
Allerdings wiegen für mich persönlich diese Nachteile nicht so schwer.
Ich sag jetzt nicht, dass es zwingend bei allen so sein muss. Es ist bei mir aber so.
Das mag damit zu tun haben, dass ich introvertiert bin und mir nichts aus vielen Followern und vielen Likes mache.
Woran ich früher echt Spaß hatte, waren diese Meme-Accounts mit lustigen Memes. Über die konnte ich mich früher stundenlang kaputt lachen.
Aber abgesehen davon vermisse ich tatsächlich nichts, seit ich nicht mehr auf Social Media bin.
In meiner Arbeit rede und schreibe ich natürlich immer noch über soziale Medien, aber in meinem Privatleben denke ich, ehrlich gesagt, gar nicht mehr so viel über Social Media nach, sondern lese viel, mache Sport, mache Musik, guck mir Filme und Serien an, lerne eine neue Sprache. Und dann ist der Tag auch schon vorbei.
Und ich wüsste jetzt auch gar nicht, wo da soziale Medien auch noch reinpassen sollten, wenn ich ehrlich bin.
Das waren früher bei mir ja zwei Stunden jeden Tag und die habe ich irgendwie auch gar nicht mehr. Bzw. ich würde sie auch gar nicht hergeben wollen.
Deshalb: Nein, ich vermisse tatsächlich nichts.
Wobei ich vielleicht noch dazu sagen sollte, dass ich da eine Ausnahme bei YouTube mache, weil das für mich eher eine Video-Suchmaschine ist.
Ich weiß, es ist immer so die Frage: Ist YouTube Social Media oder eine Suchmaschine. Ich bin eher Team Suchmaschine. Und ich nutze nach wie vor YouTube privat für Klavier-Tutorials zum Beispiel, für Yoga-Übungen oder Rezepte.
Auf mich hatte YouTube noch nie negative Auswirkungen so wie Instagram zum Beispiel. Deshalb ja, sehe ich da auch keine Notwendigkeit, etwas zu verändern.
#2 Kriegst du überhaupt noch mit, was in der Welt passiert?
Ja, das tue ich auf jeden Fall.
Ich hab mich ja nicht vom Internet und von Menschen verabschiedet, sondern nur von sozialen Medien.
Ich lebe ja auch nicht ohne Internetanschluss irgendwo auf einer einsamen Insel ohne Menschen, sondern ich hab natürlich auch weiterhin online und offline mit anderen Menschen zu tun.
Und deshalb weiß ich natürlich auch ohne Social Media, was um mich herum passiert, aber das Informieren erfolgt jetzt viel, viel aktiver und zielgerichteter, würde ich sagen – und nicht weil ich einen Post in meinem Feed angezeigt bekomme, so zufällig.
Es gibt ein paar Nachrichtenseiten, Zeitungen und (Online-)Magazine, die ich regelmäßig lese, und so bleibe ich auf dem Laufenden.
Deshalb: Ja, ich kriege definitiv immer noch mit, was in der Welt so geschieht.
Ich würde sogar sagen, ich bin noch etwas politischer und interessierter geworden, was gerade so passiert in der Welt.
Soziale Medien zu verlassen, hatte also definitiv nicht den Effekt, dass ich zu einem egoistischen Menschen wurde, dem alles andere egal ist.
Also hoffe ich natürlich. Aber ja.
#3 Bist du manchmal einsam ohne Social Media?
Ich persönlich: nein.
Wobei ich sagen muss, das hängt mit Sicherheit auch mit der Persönlichkeit zusammen.
Wie gesagt: Ich bin einfach total introvertiert, ich hab nicht das Bedürfnis, unzählige Kontakte zu pflegen. Ich muss nicht ständig mit Menschen chatten und connected sein.
Ich habe lieber weniger persönliche Kontakte, die dafür tiefer gehen. Also Gespräche oder Treffen oder auch längere E-Mails im beruflichen Kontext jetzt.
Und ich bin auch sehr gerne für mich, muss ich sagen, und mit meinen Gedanken und hab gerne auch mal ein Tag Ruhe ohne andere Menschen. Oder zwei Tage.
Und deshalb fühle ich mich jetzt nicht einsamer dadurch, dass ich Social Media verlassen habe.
Ich kann mir aber vorstellen, dass es für Menschen, die extrovertiert sind, da vielleicht anders sein könnte.
Also wenn jemand seine ganze Energie aus Kontakten zu anderen Menschen zieht, wird vielleicht / vermutlich etwas fehlen, wenn soziale Medien wegfallen.
Das weiß ich nicht.
Bei mir war es, wie gesagt, nicht der Fall.
#4 Wie reagieren andere Menschen, wenn du ihnen erzählst, dass du keine sozialen Medien nutzt?
Also im Privaten ist mein Social-Media-Ausstieg tatsächlich nie ein großes Drama gewesen.
Ich mein, klar, reden wir mal darüber, und ich kriege auch manchmal Fragen dazu, aber es ist kein alles dominierendes Thema.
Niemand stört sich daran oder findet mich doof deswegen. Wir haben einfach meist andere Dinge, mit denen wir beschäftigt sind und über die wir sprechen. Deshalb ist das überhaupt keine große Veränderung im Privatleben gewesen.
Im beruflichen Kontext interessiert es andere Selbstständige schon, wie das so ist mit dem Marketing und der Akquise und so weiter.
Vielen Selbstständigen, mit denen ich rede, geht es mit sozialen Medien ähnlich, wie es mir damals ging, bevor ich meine Kanäle gelöscht habe.
Deshalb können sie meinen Entschluss meistens auch gut verstehen, auch wenn sich die meisten nicht trauen, also diesen Schritt dann selbst zu gehen.
Richtig negatives Feedback habe ich aber tatsächlich noch nie bekommen. Ich kann jetzt natürlich nicht sagen, ob es daran liegt, dass andere Menschen keine negativen Gedanken dazu haben oder ob sie es mir einfach nicht direkt ins Gesicht sagen. Keine Ahnung.
Aber letzten Endes glaube ich auch: Jeder Mensch ist mit seinem eigenen Kram beschäftigt.
Und ob eine gewisse andere Person jetzt auf Instagram ist oder nicht, das wird für die meisten Menschen gar keine so große Rolle in ihrem Leben spielen. Und erst recht werden sie sich da nicht einmischen oder sich negativ dazu äußern. Warum sollten sie?
Also ich glaube:
Die Welt dreht sich eben nicht um uns und unsere Entscheidungen. Es klingt jetzt vielleicht ein bisschen hart, aber: Es ist für andere Menschen meist egal, ob wir unseren Kaffee auf Instagram posten.
Ihre Gedanken drehen sich da nicht ständig drum. Und deshalb haben wir da eben auch absolute Freiheit in meinen Augen, uns da selbst individuell zu entscheiden.
#5 Verbietest du deinen Kindern, soziale Medien zu nutzen?
Also ich verbiete grundsätzlich niemandem etwas.
Und erst recht nicht meinen Kindern.
Und es wäre für mich auch absolut okay, wenn sie die Dinge anders sehen würden als ich.
Ich will jetzt natürlich keine Debatte über Erziehung führen, aber: Meine Kinder dürfen jederzeit ihre Interessen verfolgen und auch soziale Medien nutzen, wenn sie denn wollen würden.
Aber sie wollen eben nicht. Ich weiß auch nicht so genau, woran das liegt.
Sie gucken sich ab und an mal YouTube-Videos an so wie ich auch, aber das sind dann auch eher Tutorials, wie man ein bestimmtes Stück auf Klavier spielt oder so.
Das mag in Zukunft vielleicht anders werden, wer weiß. Aber im Moment ist es überhaupt kein Thema. Also sie sind jetzt 12 und 16 und sie haben immer noch kein Interesse an Instagram und Co.
In unserer Familie spielen diese Plattformen einfach keine große Rolle. Ich nutze sie nicht, mein Mann nutzt sie nicht, wir schießen keine Selfies von unserer Familie, die wir ständig irgendwo posten, und deshalb haben vielleicht auch meine Kinder da völlig andere Interessen entwickelt. Keine Ahnung.
#6 Bist du nicht neugierig, was deine Kolleginnen auf Instagram machen?
Ja klar, bin ich manchmal neugierig.😊
Ich glaube, es ist auch nur menschlich, neugierig zu sein und sich für andere Menschen und das, was sie machen, zu interessieren.
Ich versuche diese Neugierde dann aber gut einzuordnen. Ich frage mich dann:
Ist die Quelle dieser Neugierde ein Wunsch nach Verbindung? Dann schreibe ich diese Person eben an und frage, ob sie Zeit hat, sich mal wieder auszutauschen. Oder irgendwas anderes.
Ist die Quelle für diese Neugierde aber Selbstzweifel und dieser, ja, fast schon selbstdestruktive Wunsch nach Bestätigung, dass ich nicht gut genug bin?
Dann weiß ich, dass mir soziale Medien da sowieso nicht gut tun würde, und dann lenke ich meinen Fokus auf andere Themen, so ganz bewusst und ganz gezielt.
#7 Fühlst du dich glücklicher ohne Social Media?
„Glück“ ist natürlich ein sehr großes Wort. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass die Gleichung „Social-Media-frei = Glück“ in jedem Fall immer stimmt.
Aber es ist schön, Vergleicheritis, FOMO und so weiter bis zum Minimum reduziert zu haben.
Also natürlich zweifel auch ich nach wie vor an manchen Tagen an dem, was ich tue. Aber es ist deutlich weniger geworden.
Und dass ich weniger Zeit für Dinge aufwenden muss, die ich nicht mag (so wie Selfies machen, Reels drehen oder Grafiken erstellen), und dass ich dafür mehr Zeit für die Dinge habe, die ich mag (also Schreiben, Lesen, Musik usw.), das trägt natürlich auch enorm dazu bei, dass ich mich zufriedener fühle.
Deswegen: Ja, ich würde sagen, meine Zufriedenheit ist auf jeden Fall gestiegen und meiner mentalen Gesundheit hat es sehr gut getan, vor allem Instagram zu verlassen.
Und das ist dann alles in allem schon ein Glücksfaktor, muss ich sagen.
#8 Ist dir nicht manchmal langweilig ohne Social Media?
Zunächst einmal ist Langeweile kein so furchtbar schlimmes Konzept für mich.
Ich finde es gut, auch mal Phasen ohne Reize von außen zu haben und sich vielleicht mal für ein paar Minuten zu fragen:
Und was mache ich jetzt? Was stell ich mit der Zeit an?
Es macht mir keine große Angst, diesen Raum, ja diesen Leerlauf zu haben und mal zu spüren und mich zu fragen, wie ich denn diesen Leerlauf füllen will, anstatt mir automatisch das Smartphone zu schnappen und Insta zu öffnen.
Doch es ist jetzt nicht so, dass ich überhaupt keine Unterhaltung mehr habe in meinem Leben, nur weil ich nicht mehr auf Social Media bin.
Es ist natürlich sehr individuell, aber ich fühle mich auch ohne Social Media sehr gut unterhalten, durch andere Menschen, durch Lesen, Schreiben, Musik, Filme und Serien.
Also es ist jetzt nicht so, dass ich abends sitze und denke:
Was fange ich jetzt mit meinem Abend ohne Instagram an? Ich bin verloren.
Ich habe nach wie vor mehr Bücher auf meiner Leseliste, als ich jemals lesen könnte. Und nach wie vor mehr Serien bei Netflix auf der Watchlist, als ich jemals gucken könnte.
Insofern: Alles gut.
#9 Kriegst du überhaupt noch neue Ideen und Inspiration ohne Social Media?
Ja, dieser Aspekt, muss ich sagen, hat mich mit am meisten überrascht. Ich habe früher immer gedacht, dass ich unbedingt Instagram und Co. brauche, um Inspiration zu bekommen.
Aber bei mir war es so:
All die Tipps, Tricks, Hacks, Videos, Motivationszitate und Inspirationszitate und Erfolgsgeschichten auf Social Media, sie haben mich rückblickend betrachtet mehr gelähmt als wirklich inspiriert.
Ich habe für mich herausgefunden, dass ich viel weniger Inspiration brauche, als ich immer dachte.
Ein guter Gedanke – und ich bin für die nächsten Tage oder Wochen beschäftigt.
Und diese guten Gedanken gibt es eigentlich überall: in Gesprächen mit anderen Menschen, in Büchern, in Filmen, auf Reisen … Hunde können inspirieren, Kinder können inspirieren, Natur kann inspirieren. Wir können in eine Ausstellung gehen. Oder auf ein Konzert.
Wir brauchen nicht zwingend soziale Medien für neue Ideen und Kreativität.
#10 Gehst du irgendwann zu Social Media zurück?
Also im Moment kann ich es mir nur sehr, sehr schwer vorstellen, wieder zurückzugehen. Aber wer weiß, was in einigen Jahren ist. Ich kann jetzt natürlich nichts zu 100% ausschließen.
Wenn sich zum Beispiel soziale Medien in ihrer Funktionsweise und ihren Strukturen fundamental ändern würden, würde ich ihnen vielleicht nochmal eine Chance geben. Doch dafür müssten es wirklich große Veränderungen sein.
Und danach sieht es zur Zeit überhaupt nicht aus.
Ich finde, die Enshittification von Social Media schreitet mit großen Schritten voran und ja, wenn ich mir angucke, wohin sich soziale Medien gerade entwickeln, fühle ich mich in meiner Entscheidung eher bestätigt, muss ich sagen, und habe so gar nicht das Bedürfnis, zu Insta und Co. zurückzugehen.
Shownotes
„Und dann habe ich Instagram vom Smartphone gelöscht“ – Interview mit SEO-Expertin Maike Burk von Satzgestalt
In dieser Podcastfolge habe ich SEO-Expertin Maike Burk zu Gast. Und Maike wird uns nicht nur SEO-Tipps geben, sondern auch ihre persönliche Geschichte erzählen, warum sie sich als Onlineunternehmerin von Instagram verabschiedet hat.
In dieser Podcastfolge habe ich SEO-Expertin Maike Burk zu Gast. Und Maike wird uns nicht nur SEO-Tipps geben, sondern auch ihre persönliche Geschichte erzählen, warum sie sich als Onlineunternehmerin von Instagram verabschiedet hat.
Folge hören:
Transkript lesen:
Als Online-Unternehmerin von Instagram verabschiedet
[Alex] Hallo Maike, ich habe es ja schon in der Einleitung gesagt. Du hast dich als Online-Unternehmerin, ja als SEO-Expertin vor ein paar Monaten von Instagram verabschiedet. Und vielleicht magst du ja mal als erstes erzählen, wie es genau dazu gekommen ist. Denn du hast ja, wie ich gesehen habe, mehrere tausend Follower auf Instagram. Das heißt, man sagt ja nicht einfach mal über Nacht „Tschüss, Instagram“. Also genau: Was hat dich dazu gebracht, mal ein Päuschen einzulegen oder vielleicht sogar ganz wegzugehen? Erzähl mal!
[Maike] Ja, das ist wirklich eine Frage, die viele Ebenen hat. Oder eine Antwort, die viele Ebenen hat. Und es ist wirklich so, dass man das nicht mal eben über Nacht entscheidet. Es war tatsächlich auch ein ganz schöner Prozess bei mir.
Ich glaube, wenn ich es kurz beantworten würde, würde ich sagen, es ist einfach der Faktor Zeit. Also ich habe meine Arbeitszeit reduziert, ich arbeite aktuell vier Tage die Woche, das heißt, ich habe den Freitag jetzt frei und dann habe ich halt gemerkt, naja, wenn ich aber denselben Workload habe und den aber einfach nur auf vier Tage verteile, dann komme ich irgendwie ganz schön in Stress.
Und dann ist es auch passiert, dass ich irgendwie am Sonntagabend doch noch gearbeitet habe, damit ich montags nicht so belastet in die Woche gehe. Und dann habe ich gemerkt okay, ich muss Aufgaben streichen.
Und da ich selber im Bereich Suchmaschinenoptimierung unterwegs bin, habe ich gedacht, ja, vielleicht kann ich einfach auch noch mal ein bisschen mehr Zeit darein investieren. Und ich habe eine Zeit lang so eine Schreibstunde gehabt, wo ich jeden Morgen erstmal eine Stunde Blogartikel geschrieben habe. Und das ist dann so im Alltag wieder irgendwie weniger geworden, seltener geworden. Dann war es eher die Ausnahme. Und ja, diese Zeit nutze ich jetzt eben mehr für meine Blogartikel oder wenn ich Launch-E-Mails schreibe oder so was, dann für solche Dinge, also auch flexibel.
Aber ja, also der zeitliche Aspekt war ein ganz großer Punkt und ich bin immer so ein bisschen getriggert und gestresst, wenn ich viele Nachrichten bekomme. Also ich habe sowieso keine Pushnachrichten. Auf meinem – Handy sage ich immer noch – Smartphone und bei Insta habe ich die Plattform oft aufgerufen, damit ich Nachrichten checken kann oder gucken kann: Braucht jetzt irgendwer was von mir? Also ich bin immer so in der dienenden Haltung. Und das ist was, was mich über den Tag einfach sehr belastet.
Und da gehört das E-Mail-Postfach auch ein bisschen dazu. Aber da habe ich schon ein bisschen reduziert, weil ich eine Assistentin habe, die sich meine E-Mails anschaut und mir nur das weiterleitet, was dann wirklich nötig ist, und meine E-Mail-Adresse, die halt nicht jeder hat.
Also all diese Faktoren, also dieses Zeitthema und dieses ständige erreichbar sein. Und ich habe einfach versucht, so ein bisschen mehr Ruhe in meinen Alltag, in mein Leben rein zu bekommen. Habe sehr, sehr viele Dinge auch im Außen reduziert. Ich habe meine Wohnung ordentlich ausgemistet, ich habe meinen Konsum reduziert. Ich habe auch meinen digitalen Konsum privat schon sehr reduziert, also sehr wenig Zeit irgendwie, mit Serien oder Fernsehen habe ich sowieso seit 2010 keinen mehr. Aber ja, auch so YouTube-Videos in der Freizeit anschauen und solche Sachen, das habe ich alles extrem reduziert und es gibt gar kein Verbot oder sowas. Aber ich merke, dass mir diese Offline-Zeit einfach sehr, sehr gut tut.
[Alex] War das denn schon immer so, dass dieses Digitale so einen Effekt auf dich hat oder gab es da ein Ereignis, wie sich das jetzt verändert hat? Oder hat sich das so reingeschlichen?
[Maike] Ich weiß nicht, ob das so viel mit dem Digitalen zu tun hat. Ich glaube, es ist auch ein bisschen das Thema, für andere da zu sein und immer erreichbar zu sein und anderen zu helfen, wenn sie was von mir brauchen. Ich kann da schwer Nein sagen. Es ist schon sehr, sehr viel besser geworden. Und das Digitale hat das vielleicht dann einfach noch mal ein bisschen verstärkt.
Ja, und es gab schon auch noch ein Ereignis 2022, wo ich einfach so ein einschneidendes Lebensereignis hatte, wo ich mich dann auch noch mal gefragt habe, so wie will ich meine Lebenszeit verbringen? Aber es ist auch ohne dieses Ereignis immer eine Frage gewesen, die ich mir gestellt habe, weil wenn ich mir die nicht gestellt hätte, hätte ich mich auch nicht selbstständig gemacht.
Also ich bin immer so ein bisschen in der Vogelperspektive, was mein Leben angeht und kann bis heute mit Mitte 30 / Ende 30 sagen, dass ich nichts bereue in meinem Leben. Also ich habe immer die richtigen Entscheidungen getroffen, weil ich aber auch immer die Vogelperspektive eingenommen habe. Und ich möchte nicht am Ende von meinem Leben denken „Oh, ich hätte vielleicht mal weniger Zeit an meinem Handy oder an meinem Laptop verbringen sollen und mehr in die Berge gehen.“ Nee, dann gehe ich halt jetzt in die Berge. Ich bin jetzt gesund, Ich bin jetzt fit und ich habe keine großen Verpflichtungen, also mache ich das doch jetzt.
Wie ist der Instagram-Abschied konkret abgelaufen?
[Alex] Und wie bist du dann konkret vorgegangen? Also hast du die App gelöscht? Das Konto? Was ist da passiert?
[Maike] Also so ganz loslassen konnte ich nicht. Also das war tatsächlich auch wieder so eine Wanderung, auf der ich war im Spätsommer, im September, letztes Jahr. Und dann hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin von einer Freundin, die gesagt hat, ja, sie hat das alles gelöscht und so, aber halt privat.
Und dann habe ich mich noch so verteidigt, na ja, also so eher so für mich irgendwie gerechtfertigt. Naja, aber ich mache das ja fürs Business und ja ganz anders und so und danach habe ich dann also so ein paar Tage später habe ich dann Insta quasi als App von meinem Smartphone gelöscht. Den Kanal habe ich noch nicht gelöscht und dachte „Ach, ich mache jetzt mal eine Woche ein Experiment“ und habe mir dann so einen Termin gesetzt für die nächste Woche, dass ich da eine Entscheidung treffe. Und diese Entscheidung habe ich halt nie getroffen.
[Alex] Wann war das denn?
[Maike] Im September letztes Jahr.
[Alex] Also schon ein paar Monate her.
[Maike] Ja, schon ein bisschen her. Und es ist ja so: Wenn man keine aktive Entscheidung trifft, trifft man halt eine passive Entscheidung. Und ich bin da noch so ein paar Mal über den Laptop drauf gegangen und habe halt geguckt, ob irgendeine wichtige Nachricht drin ist.
Ich habe aber auch so einen Autoresponder drin, dass man mich halt per E-Mail erreichen kann, wenn was Wichtiges ist. Und ja, insofern habe ich die Entscheidung so ein Stück weit vertagt und mache mir manchmal noch Gedanken darüber, wie ich das vielleicht anders machen könnte, damit ich nicht morgens, wenn ich aufstehe, gleich das Gefühl habe, ich muss jetzt eine Story machen, damit ich irgendwie gleich drin bin.
Also das ist was, was für mich jetzt, glaube ich, mittlerweile nicht mehr funktionieren würde. Vielleicht könnte ich Postings vorbereiten und das auslagern. Das wäre noch so eine Option.
Wie haben andere Menschen auf den Instagram-Abschied reagiert?
[Alex] Okay, da können wir vielleicht gleich mal gleich mal darauf zu sprechen kommen, vielleicht davor noch mal: Wie haben denn deine Kund*innen oder generell so die Menschen auf Insta reagiert? Haben sie dir irgendwie Nachrichten geschrieben?
[Maike] Ich weiß es halt gar nicht so genau. Also eine Nachricht habe ich noch gelesen, als ich dann noch mal reingegangen bin von einer Kundin von mir, mit der ich auch ab und zu Kontakt hatte über Insta. Und die hat dann halt gefragt, ob alles in Ordnung bei mir ist, weil ich habe mich ja auch nicht verabschiedet. Es war ja eher so dieses Experiment und zack, ciao, weg war ich. Und ansonsten habe ich jetzt nicht so viel von den Reaktionen mitbekommen. Ich glaube auch, manchmal dauert das eine Weile, bis die Leute überhaupt merken, dass man nichts mehr postet, oder?
[Alex] Ja, das habe ich jetzt schon öfter gehört. Also dass ein, zwei Wochen auch niemand irgendwie merkt und alle ja mit ihrem eigenen Kram beschäftigt sind und das vielleicht auch gar nicht so auffällt. Aber wovor ja doch einige Angst haben, ist, dass es negative Reaktionen gibt. Und die hattest du aber nicht bekommen?
[Maike] Habe ich nicht bekommen und vor denen hatte ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht so Angst. Also, weil: Das ist meine Entscheidung und da stehe ich so in meiner Mitte, so Entscheidungen treffe ich für mich.
Was hat sich durch den Instagram-Abschied verändert?
[Alex] Und was hat sich denn jetzt genau verändert? Also, du hast gesagt, im September bist du von Instagram weg, jetzt haben wir Ende Februar, das sind ja schon einige Monate. Also was ist so beruflich und privat jetzt bei dir anders oder ist alles gleich?
[Maike] Also ich habe auf jeden Fall weniger Bildschirmzeit an meinem Smartphone. Ich kriege da immer so einmal die Woche oder so diesen Bericht und das ist jetzt schon human, würde ich sagen. Also es ist manchmal so eine Stunde oder eineinhalb, aber ich mache dann auch oft eine Stunde Yoga am Handy, also dann ist es vielleicht noch eine halbe Stunde. Das finde ich irgendwie sehr, sehr schön. Das motiviert mich auch, dran zu bleiben.
Und so im Marketing-Alltag hat sich halt verändert, dass ich diese Schreibstunde wieder eingeführt habe und eigentlich jetzt auch die ganze Zeit durchgezogen habe. Also wenn, wenn nicht, dann gab es wirklich einen super guten Grund wie eine Launchvorbereitung oder so, aber dann schreibe ich ja auch, dann schreibe ich halt nicht Blogartikel. Genau, und ich sehe schon, also ich habe auch einen Podcast und da bin ich auch jetzt mehr am Ball. Da kommt eigentlich jede Woche eine Podcastfolge raus. Also da muss ich schon irgendwie krank sein oder in einem Projekt involviert ist, dass mal keine Folge kommt. Und da sieht man halt, dass die Kurve gut nach oben geht. Und beim Blog ist es halt auch so, dass ich einfach mir mehr Zeit nehme für meine Suchmaschinenoptimierung, was halt in meinem Themenbereich … also es gibt halt hunderte von Agenturen, die alle auch SEO-Profis sind und die einfach Content-Teams im Hintergrund haben. Also da habe ich schon sehr viel Wettbewerb und trotzdem sehe ich das in in meinen Rankings, dass sich das verbessert hat.
[Alex] Du hast ja am Anfang gesagt, dass ein Grund, warum du dann eine Instagram-Pause eingelegt hast, war die Zeit, also dass du einfach super viel auf Abruf oder dich so gefühlt hast, als würdest du auf Abruf stehen. Und was hat sich denn da verändert? Also wie sieht es denn jetzt zeitmäßig bei dir aus? Hast du das Gefühl, da ist mehr Ruhe eingekehrt in deinen Arbeitsalltag?
[Maike] Total viel mehr Ruhe also. Am Anfang war das total ungewohnt. Also ich habe schon so ein bisschen nach rechts und links geschaut. Will jetzt niemand was von mir? Oder ich habe dann öfter in mein E-Mail-Postfach auch geschaut. Ich glaube, da hat mein Gehirn das einfach noch ein bisschen kompensiert und ich habe mich fast so ein bisschen einsam gefühlt oder so sehr entkoppelt auch.
Und dann dachte ich: Naja, okay, cool, dann kann ich ja jetzt konzentriert arbeiten.“ Und ja, ich bin schon, ich bin schon dann noch mal eine Stufe produktiver geworden. Ich kann mich einfach so zwei, drei Stunden super fokussiert an was dransetzen. Ich bin auch mehr so, ich ziehe Aufgaben quasi jetzt auch eher vor, die vielleicht vorher eher mal eine Hürde waren oder eine Hürde sind. Die erledige ich jetzt zuerst. Und ich bin schon sehr, sehr viel besser vorbereitet auf so für Deadlines. Also ich bin sehr gut in der Zeit und habe nicht die Marathontage aktuell. Also ich komm schon ganz gut irgendwie um fünf oder sechs raus und geh nach Hause und habe noch einen schönen freien Abend und das vier Tage die Woche. Also es ist ja schon sehr schön entspannt gerade.
Wie wirst du ohne Instagram gefunden?
[Alex] Ja, du hast schon ein bisschen angedeutet, wie dein Marketing jetzt aussieht ohne Instagram. Vielleicht können wir das mal so strategisch angehen. Also wenn wir jetzt mal an an das Thema Onlinesichtbarkeit rangehen. Also wie wirst du von anderen Menschen jetzt gefunden, wenn du jetzt nicht auf Instagram unterwegs bist? Ich würde mal stark vermuten durch SEO? Vielleicht kannst du da mal ein paar Worte zu deiner Strategie sagen.
[Maike] Also bei SEO ist es halt so, dass ich mich eher auf Themen fokussiere, die jetzt nicht so stark umkämpft sind. Also wenn ich jetzt optimieren würde auf den Begriff „SEO“ oder „Suchmaschinenoptimierung“ – ist halt einfach ein super hart umkämpfter Markt. Und im Gegensatz zu einem Social-Media-Kanal ist es halt so, dass es bei Google nur begrenzt Plätze auf Seite eins gibt und danach fallen die Klicks einfach sehr stark ab. Deswegen gehe ich eher auf nicht so stark umkämpfte Themen und habe da vielleicht dann nicht die Riesenreichweite, aber dafür so ein paar Rankings. Darüber kommen Leute. Es kommen also auch Kommentare auf meinem Blog.
Sehr, sehr viele Leute kommen aber über den Podcast. Also ich glaube, das ist so meine Hauptmarketingquelle,
[Alex] Ja, klar. Ich meine Spotify und Apple Podcasts sind ja im Grunde auch Suchmaschinen, wenn man so will. Menschen geben ja ein, wonach, was sie interessiert und stoßen dann auf den Podcast, der ja auch praktischerweise den Titel SEO im Namen hat. „SEO-Freunde“, genau.
[Maike] Ja, und dann habe ich noch einen Newsletter. Aber dafür müssen Leute mich ja schon gefunden haben.
[Alex] Genau, da sind wir quasi schon bei der nächsten Stufe. Also sie finden dich durch SEO, durch deinen Podcast vor allem. Und dann kommen sie auf deinen Newsletter.
[Maike] Genau. Ja, das ist das Ziel.
[Alex] Das ist das Ziel. Das heißt, das ist so der Weg, auf den alles auf deiner Webseite dann ausgerichtet ist?
[Maike] Ja, ich habe noch so ein bisschen eine verstaubte Website. Wir sind gerade im Relaunch. Also wahrscheinlich werden wir dieses Jahr eine neue Website veröffentlichen und dann wird das noch mal stärker fokussiert, dass Leute sich im Newsletter eintragen.
Jetzt habe ich gerade so eine Startseite, die eher so ein Schaufenster ist, wo man dann mal hier klicken kann, mal da klicken kann. Und da werde ich auf jeden Fall stärker den Newsletter fokussieren in Zukunft, ja.
[Alex] Und was machst du dann im Newsletter?
[Maike] Ich schreibe jede Woche montags einen Newsletter und manchmal kündige ich darin meine Podcastfolgen an, oder ich erzähle so Geschichten aus meinem Alltag und leite irgendwas davon ab, was man für SEO anwenden kann. Manchmal auch ein paar SEO-Neuerungen oder -Tipps. Ja, recht, recht gemischt und intuitiv eigentlich.
Lohnt es sich – angesichts von KI – noch, mit SEO zu starten?
[Alex] Ja, ich würde natürlich super gerne, weil du ja SEO-Expertin bist, noch ein paar Fragen loswerden zum Thema SEO und vielleicht mal auch mit dem Elefanten im Raum anfangen, nämlich mit KI. Also lohnt es sich überhaupt noch, mit SEO zu starten? Was würdest du sagen?
[Maike] Also ich sehe ein bisschen den Unterschied zwischen KI-generiertem Content und Suchmaschinen, wenn es jetzt um Themen geht, die viel Tiefgang haben. Also mit KI kann man sich also, wenn es jetzt um die Frage geht, man sucht eine Antwort auf eine Frage, nicht ich lasse mir jetzt Texte generieren, sondern als User.
Genau dann ist es so, dass man mit KI grundsätzlich eher so einfache Fragen beantwortet bekommt. Und wenn es jetzt um komplexere Antworten geht, also zum Beispiel „Wie baue ich einen Funnel auf –ein Tiny-Offer-Funnel?“ Dann werden wir eher Suchmaschinen dafür nutzen und persönliche Erfahrungen lesen wollen von Menschen, die das schon gemacht haben und aufgesetzt haben.
Wenn ich aber jetzt irgendwie ein paar Fakten haben möchte oder wissen möchte „Wie groß ist der Erdumfang?“ oder sowas, dann wird sich wahrscheinlich da eher der KI-generierte Content durchsetzen, auch in den Suchmaschinen selber. Also Google arbeitet ja an einer eigenen KI-Integration an Google SGE. Ob das ausgerollt wird und wann, weiß man jetzt nicht so genau, aber die haben das vorgestellt und da wird es eben so sein, dass auf jeden Fall so einfacher zu beantwortende Fragen über KI generiert werden. Das ist aber ein Stück weit jetzt auch schon so. Es gibt ja jetzt auch schon diese Schnellantworten bei Google, wo man dann gar nicht mehr auf die Seiten klicken muss.
Das heißt, ich würde halt empfehlen, dass man so tiefergreifende Antworten auf der eigenen Website anbietet zu komplexeren Fragen von der Zielgruppe. Das wird so ein bisschen die Zukunft sein.
[Alex] Tiefer gehende Antworten, auch so persönliche Geschichten, persönliche Erfahrungen mit irgendwelchen Dingen. Meinst du denn auch, dass sich das, was Menschen lesen wollen, verändern wird? Also wenn ich mir jetzt überlege, dass zum Beispiel alle oder viele neue Texte entstehen, mit KI geschrieben, dass dann so die „Retro-Texte“ so ein bisschen mehr auch herausstechen wieder?
[Maike] Ich glaube schon, ja. Also ich glaube, je mehr Wettbewerb es gibt, und durch KI entstehen ja einfach auch noch mal mehr und mehr Texte, desto wichtiger ist es, mit persönlichen, menschlichen Texten hervorzustechen. Weil: Wir bleiben ja nicht im Gedächtnis, wenn wir irgendwie nur so ein paar Fakten aufzählen oder wenn die Texte immer gleich klingen. Aber wenn wir unsere persönliche Note reinbringen, dann schaffen wir ja eine Verbindung zu den Menschen, die unsere Inhalte lesen. Und dann bleiben wir auch eher … also so Anekdoten oder sowas oder persönliche Erfahrungen, die bleiben eher im Gedächtnis als ja KI-generierter Content.
Aber ich kenne jetzt auch keinen Experten oder keine Expertin, der oder die sagt, dass man Blogartikel oder sowas zum Beispiel einfach komplett mit KI-Tools generieren lassen sollte. Also jeder empfiehlt da ja auch noch mal einen menschlichen Schliff zu geben.
[Alex] Es gibt ja einige Aufgaben, die kann man ja schon ganz gut von KI dann übernehmen lassen, wie zum Beispiel Metabeschreibungen erstellen lassen. Wie ist da deine Erfahrung? Taugen die was?
[Maike] Bei Metabeschreibungen habe ich jetzt noch nicht so den Dreh raus und ich habe mich da auch ein bisschen umgehört und jetzt noch niemanden gefunden, der mir da wirklich weiterhelfen konnte.
Aber was ich super finde, ist so zum Beispiel zum Aufbau von Blogartikeln. Entweder wenn einem gar nichts einfällt, das komplett von vorne generieren zu lassen oder auch zu sagen: Hey, ich habe schon eine Idee für einen Aufbau – welche Aspekte würdest du noch mit dazu nehmen? Das sind dann schon ganz gute Ideen dabei oder so für FAQs oder dass man halt mal sagt: „Okay, hier ist ein Schema, so und so werden Überschriften erstellt. Und ich habe jetzt das Thema. Kannst du mir mal nach diesem Schema ein paar Überschriften generieren lassen?“ Also so Teilaspekte, also einzelne Bausteine von SEO, in dem Fall jetzt von Blogartikeln, kann man sich super gut mit KI unterstützen lassen. Aber ich würde jetzt niemals sagen: Schreib mir mal von A bis Z einen Blogartikel zu dem Thema.
[Alex] Okay, das ist ja schon mal eine gute Nachricht. Also wir können auch 2024 noch mit SEO starten. Gibt es dann trotzdem irgendetwas, was wir jetzt in diesem Jahr vielleicht ein bisschen stärker beachten sollten als vielleicht noch vor drei, vier Jahren?
[Maike] Also das Wichtigste bei SEO ist eine Mischung aus Empathie, Menschenverstand und dann so ein bisschen Strategie. Und da sehe ich im Moment jetzt noch nicht so die große Veränderung durch KI. Wir müssen dann halt mal schauen, wie das ist, wenn Google SGE ausgerollt wird. Da, also die Teilaspekte, die wir gerade schon besprochen haben, werden da wichtig sein.
Bei Empathie ist es halt so, man muss die Zielgruppe verstehen, egal ob man KI nutzt oder ob man selber Texte schreibt.
Bei der Strategie ist es halt so, ich kann jetzt irgendwie einen super guten Text schreiben, aber wenn ich Google nicht sage, das hier ist eine Hauptüberschrift, das ist eine Zwischenüberschrift, dann wird Google das nicht verstehen. Oder wenn ich bei Bildern nicht sage, was man darauf sieht, dann wird Google auch Schwierigkeiten haben, das zu verstehen. Das meine ich halt mit so ein bisschen Strategie noch mit reinbringen. Da haben sich, glaube ich, die Basics jetzt nicht so sehr verändert.
Was sind die ersten Schritte, wenn man mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) starten möchte?
[Alex] Und was würdest du denn jemandem empfehlen, der oder die jetzt mit SEO starten will? Was wären denn so die ersten Schritte? Du hast schon gesagt, du guckst bei dir selbst, dass du Keywords findest, die vielleicht nicht so hart umkämpft sind. Also wäre dann so ein möglicher erster Schritt da, ein bisschen Zeit zu investieren in die Keywordrecherche?
[Maike] Auf jeden Fall eine Keywordrecherche machen, ja. Also ich würde mit einer Keywordrecherche anfangen. Einerseits für jetzt einzelne Seiten, die ich erstelle, also für Blogartikel zum Beispiel. Aber auch wenn ich in die Planung gehe von meiner Website, dann würde ich mit einer Keywordrecherche starten und mir überlegen und anschauen, welche Keywords kann ich auf welcher Unterseite zuordnen.
Also zum Beispiel möchte ich lokal gefunden werden als Texterin in jetzt in meinem Fall zum Beispiel München? Dann könnte ich die Startseite beispielsweise darauf optimieren. Wenn ich jetzt erklären möchte „Was ist ein SEO-Text?“, dann würde ich einen Blogartikel dazu schreiben. Und so kann man halt eine Gliederung, einen Seitenaufbau erstellen mithilfe von einer Keywordrecherche. Wenn man die Seiten schon hat, kann man das auch noch im Nachgang machen. Aber der große Trafficbringer ist der Blog. Also außer man hat jetzt einen Onlineshop oder physische Produkte.
Aber so Coaches, Berater, Dienstleister, für die ist einfach der Blog die Haupttrafficquelle, weil die Menschen suchen nach Lösungen im Internet und für Lösungen wollen sie nicht gleich ein Angebot angezeigt bekommen, sondern sie lesen sich dann Blogartikel durch. Sie wollen erstmal einen Rat haben und da das sind so 60 bis 80 % von den Suchanfragen bei Google gehen halt in diese, in diesen Infobereich und das ist ein Blog, einfach immer noch ein guter Startpunkt, um gefunden zu werden.
Und die anderen Seiten kann man dann. Man hat dann eine Angebotsseite für die Menschen, die dann schon über Google gekommen sind. Die finden dann den Inhalt gut und interessant und schauen sich dann vielleicht mal die About-Seite an: „Ist die Person sympathisch? Was hatte denn sie im Angebot? Vielleicht trage ich mich mal zum Newsletter ein …“ Das sind dann so die nächsten Schritte.
So ein bisschen wie beim Dating. Erstmal kennenlernen und dann: Okay, ich gebe dir meine E-Mail-Adresse. Und dann: Okay, ich schaue mir mal dein Angebot an.
[Alex] Wir können dann ja mal texten.
[Maike] Genau.
[Alex] Ich finde es auch total wichtig, was du sagst, weil: Es gibt ja auch voll viele Menschen, die wohnen vielleicht in einer großen Stadt, du hast München angesprochen, und wenn ich als Fotografin in München bin, bin ich mit Sicherheit nicht die einzige. Und dann reicht es halt oft nicht aus, dann die ganzen Seiten auf solche stärker umkämpften Keywords zu optimieren, sondern dann kommt eben so ein Blog ins Spiel oder vielleicht auch ein Podcast, wo ich dann die Podcastfolgen eben als Transkript bei mir auf der Website habe. Das sind ja alles tolle Möglichkeiten, da trotzdem noch gefunden zu werden, auch wenn man eigentlich so einen hart umkämpften Begriff vielleicht abdeckt. Siehst du das ähnlich, dass es auch vor diesem Hintergrund wichtig ist?
[Maike] Auf jeden Fall, ja. Wobei bei diesen lokalen Optimierungen, also wenn man an einem Standort gefunden werden will, das wird irgendwie sehr, sehr selten tatsächlich umgesetzt. Also da ist die Konkurrenz oft nicht so stark.
Ich habe jetzt auch gerade eine Kundin, die hat man also in der Gastronomie, hat einen Laden in München und hat eine Website erstellt und noch gar nicht irgendwie an SEO gedacht und rankt schon ziemlich gut damit. Und jetzt stellen wir sicher, dass das so bleibt und dass sie dann noch mal mit einem anderen Begriff so im Cateringbereich auch noch gefunden wird.
Und ja, das sehe ich immer wieder in der Praxis, das ist eigentlich der Punkt, den ich machen wollte, dass die lokale Suchmaschinenoptimierung eher so nebenher oder zufällig mitläuft. Und wenn man da sich dran setzt und ein bisschen was optimiert, dann hat man schon einen ordentlichen Vorsprung, weil viele das gar nicht umsetzen.
[Alex] Ja, gerade so lokal legen sich ja die Leute gerne mal eher so eine Facebookseite an. Also ich sehe das ganz häufig bei Restaurants, die haben dann meistens immer eine Facebookseite und überhaupt keine Website. Und das heißt, ich kann mich dann gar nicht so auf der Website informieren, was die für ein Angebot haben, was die für eine Speisekarte haben. Bei Facebook bin ich dann halt raus. Und das ist natürlich bei einer Website anders, weil: auf die kann dann jeder zugreifen.
[Maike] Genau, ja, da braucht man nicht extra einen Account für.
[Alex] Ja, genau. Nun ist da noch eine letzte Frage, vielleicht zu SEO. Bis die ganzen Maßnahmen greifen, dauert es ja immer so ein bisschen. Ja, also wenn ich jetzt heute mit einem Blog starte und ich fange von Anfang an irgendwie an mit Suchmaschinenoptimierung, wird es halt nicht über Nacht mir dann Leute auf die Website bringen. Das dauert ein paar Wochen, Monate, manchmal sogar noch ein bisschen länger. Und was empfiehlst du dann deinen Kund*innen in der Zwischenzeit zu tun? Also sind wir dann doch wieder zurück bei Social Media? Oder Was können die denn stattdessen machen?
[Maike] Also es kommt total auf den Markt an, wie schnell und wie gut man rankt, hat, ist einfach super nah dran am: Wie stark besetzt sind die Keywords, für die ich optimiere, schon?
Also es gibt auch Fälle, wo man super schnell Rankings erzielen kann. Sehe ich immer wieder, aber man sollte einfach nicht damit rechnen. Man sollte eher damit rechnen, dass es eine Zeit dauern kann, so dass man einfach mit der richtigen Haltung an das Thema ran geht. Das ist wichtig. Genau. Und es stimmt. Bei mir war es eben auch so, als ich mich selbstständig gemacht habe, da war ich halt dann auf Insta, weil ich da relativ schnell Leute erreichen konnte. Jetzt bin ich halt SEO-Expertin, keine ganzheitliche Marketingexpertin. Ich kann da nur so von meinen Erfahrungen berichten. Das heißt: Also klar. Kann sein, dass man dann erstmal mit LinkedIn oder mit Facebook oder mit Insta oder mit Werbeanzeigen … Man kann natürlich auch Google-Ads starten, aber dafür muss man auch erstmal eine Website bauen. Das sollte man auch schon ein bisschen Zielgruppenverständnis haben, sonst verbrennt man halt auch das Geld, was man da in die Werbeanzeigen investiert. Von daher bin ich jetzt nicht so die Marketingexpertin für die super schnellen Lösungen.
Was machst du nun mit deinem Instagram-Kanal?
[Alex] Du deckst die langfristigen Lösungen ab. Auch das ist wunderbar. Jetzt vielleicht noch die allerletzte Frage: Was machst du denn jetzt mit Instagram? Also ist da schon eine finale Entscheidung gefällt oder was sind deine Gedanken? Was könnten die Optionen sein? Wie ist es?
[Maike] Also manchmal fehlt mir so ein bisschen das Visuelle in meinem Marketing, dass ich mal was zeigen kann, dass ich mal so einen Prozess zeigen kann, wenn ich ein neues Produkt entwickle. Aber es gibt zu viele Abers, als dass ich jetzt irgendwie spontan entscheiden würde: Ich gehe wieder zurück. Also ich kann das nicht leichtfertig machen. Wenn, dann muss ich mir das ganz genau überlegen und an dem Punkt bin ich gerade nicht. Also, da habe ich keine Antwort im Moment drauf.
[Alex] Okay, dann genieße auf jeden Fall noch deine Pause, Maike. Und danke, dass du da warst.
[Maike] Danke dir auch.
Shownotes
Social-Media-Ausstieg als Vorsatz fürs neue Jahr? So klappt's!
Hast du dir für 2024 vorgenommen, Social Media zu verlassen und deine Kanäle zu löschen? In dieser Podcastfolge geht es darum, was du tun kannst, damit dieser Vorsatz auch gelingt.
Hast du dir für 2024 vorgenommen, Social Media zu verlassen und deine Kanäle zu löschen? In dieser Podcastfolge geht es darum, was du tun kannst, damit dieser Vorsatz auch gelingt.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Was hast du dir für 2024 vorgenommen? Wenn das zufällig „Social Media verlassen“ ist, dann ist diese Podcastfolge für dich.
Denn ich möchte heute darüber sprechen, wie du gute Bedingungen dafür schaffst, dass dein Vorhaben auch tatsächlich gelingt.
Punkt Nr. 1: Der richtige Zeitpunkt
Und den gibt es für mich eindeutig … nicht. Ja, also weil jetzt Neujahr ist und viele Menschen mit Vorsätzen arbeiten, heißt es nicht, dass es für dich ein guter Zeitpunkt sein muss.
Und ich finde es wichtig, sich da nicht zu einem Zeitplan zu zwingen, sondern genau zu gucken, dass es der richtige Zeitpunkt für einen selbst ist.
Und das kann der Jahreswechsel sein, wenn du diese Aufbruchstimmung und „neues Jahr, neues Glück“-Gefühl brauchst.
Es kann aber auch genauso gut der März sein oder der August oder Februar. Das ist wirklich total nebensächlich.
Viel wichtiger als den richtigen Zeitpunkt finde ich persönlich den richtigen Grund, von Social Media wegzugehen.
Nicht in dem Sinne, dass ich dir jetzt sagen will, was ein richtiger und was ein falscher Grund sein könnte, Social Media zu verlassen.
Sondern vielmehr, dass uns ein guter persönlicher Grund oder eine starke persönliche Geschichte enorm dabei helfen kann, einen Social-Media-Ausstieg auch wirklich durchzuziehen.
Es kann zum Beispiel sein, dass du sagst: Mir geht es gesundheitlich ohne Social Media deutlich besser und immer wenn ich Social Media nutze, geht es mir schlechter. Und das kann eine starke Motivation sein, auch bei Selbstzweifeln am Ball zu bleiben.
Ja, also: Was ist dein persönlicher Grund, warum du nicht mehr auf Social Media sein willst? Je mehr Punkte du da findest oder je mächtiger die einzelnen Gründe für dich sind, desto besser werden sie dir vermutlich dabei helfen, den Social-Media-Ausstieg auch wirklich durchzuziehen.
Neben einem oder mehreren guten Gründen für einen Ausstieg helfen auch Alternativen zu Social Media.
Denn keine sozialen Medien fürs Marketing zu nutzen, heißt ja nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen und Däumchen drehen und einfach nur darauf hoffen, dass die richtigen Menschen schon zu uns finden.
Marketing ohne Social Media ist immer noch Marketing. Das heißt, wir brauchen alternative Strategien, wie wir online sichtbar werden können und mit Menschen kommunizieren können und über unsere Angebote sprechen usw.
Und wenn du das bisher nicht hast und dein Marketing nur auf sozialen Medien basiert, ist es natürlich um einiges schwerer, da zu sagen: Ich vertraue darauf, dass es irgendwie ohne Social Media geht.
Andersrum ist es leichter, wenn man bereits eine Website hat und vielleicht auch schon einen Blog oder Podcast oder Newsletter oder über ein starkes Netzwerk verfügt.
Ja, deshalb ist es viel leichter, den Plan, Social Media zu verlassen, umzusetzen, wenn man weiß: Da gibt es andere Strategien, die für mich funktionieren. Und selbst wenn ich kein Insta mehr habe, weiß ich, dass mich Menschen online finden.
Hier, glaube ich, ist ein guter Zeitpunkt, um mal einen kleinen Exkurs zu machen. Und zwar sind Menschen total verschieden und so ist es auch total verschieden, ob eher die Intuition und das Bauchgefühl Menschen leiten oder die Vernunft und Fakten und gute Argumente.
Und falls du zu den Menschen gehörst, die gute Argumente für ihre Entscheidung brauchen, kannst du sie natürlich im Vorfeld sammeln.
Was ich zum Beispiel gemacht habe, ist, dass ich mir in einem Analysetool angeguckt habe, wie viele Menschen tatsächlich von sozialen Medien auf meine Website kommen. Und da habe ich festgestellt, dass es je nach Monat nur ein, zwei Prozent sind. Und dass die meisten Menschen durch völlig andere Quellen auf meine Website kommen.
Und auch als ich Menschen gefragt habe, wie sie auf mich und meine Programme aufmerksam geworden sind, war das zwar schon ab und an mal Instagram, aber im Vergleich zu anderen Orten, war Instagram einfach weit abgeschlagen.
Wenn jemand 1:1 mit mir zusammenarbeiten wollte, war das meistens wegen einer Empfehlung und meine Gruppenprogramme wurden meist durch den Newsletter gebucht.
Und so hatte ich neben diesem starken Wunsch und ja Bauchgefühl, dass ich nicht mehr auf Social Media sein will, auch noch gute Argumente für mich, weil ich wusste: Social Media spielt zwar eine Rolle in meinem Marketing, aber im Vergleich zu anderen Strategien eine eher untergeordnete Rolle.
Das heißt: Du kannst es, wenn du willst, auch machen, dass du mal entweder in dein Website-Analysetool guckst, woher die Menschen eigentlich kommen, oder dass du deine Kund*innen mal fragst, wie sie eigentlich auf dich und dein Angebot aufmerksam geworden sind. Und dann weißt du einfach Bescheid.
Ich mach das übrigens inzwischen automatisiert, dass ich nach einer Buchung oder einer Newsletteranmeldung auf der Bestätigungsseite auf eine kleine Umfrage verweise und darin eben nachfrage, warum das Produkt gebucht wurde und wie sie auf das Produkt aufmerksam geworden sind.
Okay, wir haben über den guten Grund für den Ausstieg gesprochen, über Alternativen, von denen wir wissen, dass sie funktionieren, über rationale Gründe wie konkrete Zahlen zum Beispiel – das alles kann schon dabei helfen, dass der Vorsatz, aus Social Media auszusteigen, auch in die Tat umgesetzt werden kann.
Es gibt aber noch weitere Dinge, die das Ganze erleichtern können.
Zum einen kann es extrem helfen, sich Menschen zu suchen, die genau denselben Vorsatz haben und ähnliche Schritte gehen.
Ich hatte das damals nicht. Ich kannte zwar viele Kolleginnen und Kundinnen, die unglücklich mit sozialen Medien waren, aber ich kannte niemanden, der oder die tatsächlich diesen Schritt mit mir gehen wollte.
Und ich habe mir damals schon gewünscht, mich mit jemandem darüber austauschen zu können und über die Erfahrungen zu sprechen und wie man eben mit den Herausforderungen umgeht, die es ja auch durchaus gibt natürlich.
Also es ist ja nicht so, dass man jetzt seine Kanäle löscht und dann ist alles nur noch Regenbogen und Zuckerwatte, sondern natürlich gibt es dann eben andere Dinge, die einen beschäftigen. Völlig klar.
Und da hilft es auf jeden Fall, sich mit Menschen zu umgeben, die Ähnliches planen wie du. Ich hatte damals eine Frau aus den USA, deren Newsletter ich abonniert hatte, und selbst diese kurzen Texte hatten mich schon extrem darin bestärkt, meinen Weg weiterzugehen.
Das heißt: Halte die Augen offen, frag Kolleginnen, Kundinnen etc. wie sie zu dem Thema stehen. Vielleicht findest du ja jemanden, der oder die dasselbe vorhat.
Es ist ein bisschen wie mit Sport. Wir können es alleine machen. Aber vielen hilft es, sich mit jemandem zu verabreden und es dann auch tatsächlich durchzuziehen, weil man sich ja nun mal verabredet hat und da jemand auf uns wartet.
Und abschließend möchte ich noch sagen: Sei nicht so streng zu dir.
Egal, was dein Tempo jetzt sein mag, und egal, ob du vielleicht für eine Zeit auch Zwischenlösungen hast oder Kompromisse, wo du denkst „Okay, das ist noch nicht ganz das, was ich will, aber eben das, was zur Zeit für mich möglich ist“, ist das vollkommen okay.
Vielleicht löschst du erst einmal „nur“ einen Kanal und behältst den Rest erst mal. Und vielleicht ist auch das schon eine Lösung, die gut für dich ist. Es ist, um es nochmal zu sagen, vollkommen okay.
Bei mir hat es vom allerersten Gedanken, dass ich nicht mehr auf Social Media sein will, bis zum Löschen des allerletzten Kanals mehrere Jahre gedauert und ja, so ist es halt manchmal.
Deshalb lass dich da nicht stressen und geh einfach dein Tempo. Und wenn das nicht bereits jetzt im Januar klappt, dann vielleicht im März oder August oder nächsten Februar.
Alles ist in Ordnung.
Shownotes:
Social Media löschen meets Privilegien
In dieser Podcastfolge spreche ich darüber, was ein Social-Media-Ausstieg mit Privilegien zu tun hat und warum Marketingmenschen grundsätzlich mehr über ihre eigenen Privilegien reden sollten.
In dieser Podcastfolge spreche ich darüber, was ein Social-Media-Ausstieg mit Privilegien zu tun hat und warum Marketingmenschen grundsätzlich mehr über ihre eigenen Privilegien reden sollten.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Heute möchte ich über Privilegien sprechen. Denn gerade in der Onlinemarketing-Bubble finden wir ja immer wieder dieses Narrativ:
„Ich hab das und das geschafft, und du kannst es auch.“
Und das ist natürlich völliger Quark, denn nur weil eine Person irgendetwas schafft, heißt es noch lange nicht, dass es auch andere Personen schaffen.
Denn jeder Mensch ist anders und kommt mit einem ganz unterschiedlichen Set an Fähigkeiten, Ressourcen und Erfahrungen daher.
Und deshalb können wir nicht davon ausgehen, dass alle Menschen auf der Welt oder von mir aus hier in Deutschland über dieselben Möglichkeiten verfügen wie wir.
Ich würde mir sehr wünschen, dass Marketingmenschen viel häufiger offenlegen würden, welche Privilegien sie haben, sodass Menschen besser einschätzen können, ob ihre Ratschläge überhaupt für sie realistisch sind oder nicht.
Und genau das will ich heute tun.
Ich starte aber erst einmal mit einem Beispiel.
Du kennst vielleicht GaryV, den, ja, Marketing- oder Motivationspapst oder wie auch immer man ihn nennen will.
Und wenn GaryV seine Bücher schreibt oder auf irgendwelchen Bühnen spricht, dann klingt das immer ungefähr so:
Du musst hustlen.
Und jeden Tag alles geben.
Und wenn du am Wochenende nicht arbeitest, dann musst du dich nicht wundern, dass du nicht erfolgreich bist.
Und: No excuses.
Hustle and Grind.
Usw.
Ich muss zugeben, dass ich früher, zu Beginn meiner Selbstständigkeit, selbst GaryV gelesen und seine Botschaften aufgesogen habe wie ein Schwamm, und gleichzeitig hab ich mich bei seinen Reden dann immer furchtbar schlecht gefühlt, denn damals war mein jüngster Sohn vier Jahre alt.
Und ja, auch wenn er kein kleines Baby mehr war, wollte ich dennoch nicht unbedingt am Wochenende arbeiten. Aber laut Gary V. ist das aber eine Ausrede. Tja.
Nun hat GaryV selbst zwei Kinder und da stellt sich natürlich die Frage: Hat er sie vernachlässigt, während er jedes Wochenende durchgearbeitet hat und sich niemals Urlaub genommen hat oder haben sie sich selbst groß gezogen oder was ist da genau passiert?
Und ich will es jetzt nicht besonders spannend machen und vielleicht ahnst du es auch schon, aber in einem Blogartikel hat GaryV mal erzählt, dass all sein Erfolg nicht möglich wäre, wenn seine Frau Lizzie ihm nicht den Rücken freigehalten hätte.
Tja. Da gibt also ein sehr privilegierter Mann anderen Menschen – und darunter eben auch Menschen, die Kinder haben – immer wieder diese Tipps zum Dauerhustle und betitelt alles als Ausrede, während seine Frau seinen Kindern Schulbrote schmiert und mit ihnen zum Zahnarzt geht oder was auch immer da gerade so anfällt.
Natürlich ist es in so einem Fall viel leichter, ein Business aufzubauen und Marketing zu machen, als wenn man eben doch selbst für Kinder verantwortlich wäre. Oder wenn man beispielsweise alleinerziehend wäre oder verwitwet.
Das ist also ein riesengroßes Privileg für Gary, dass er all seine Zeit und Energie in sein Business stecken kann.
Und anstatt das so anzuerkennen und vielleicht auch in seinen Marketinginhalten zu reflektieren, tut GaryV genau das Gegenteil.
Er tut so, als könnte jeder Mensch das leisten, was er leistet.
Und wenn jemand seine Frau in den Kommentaren erwähnt, löscht sein Social-Media-Team anscheinend diese Kommentare.
Und das ist aus meiner Sicht kein großes Vorbild.
Ja, aber Privilegien haben natürlich nicht nur diejenigen, die sich nicht mit Care-Arbeit befassen müssen, es gibt viele weitere Faktoren für Privilegien.
Die Herkunft zum Beispiel kann ein Privileg sein, die Hautfarbe oder die Religion. Es kann sein, dass wir dabei niemals auf Probleme stoßen werden in der Gesellschaft, weil wir zufälligerweise der Mehrheit angehören, es kann aber sein, dass wir aufgrund unserer Herkunft, Hautfarbe oder Religion Diskriminierungserfahrungen machen.
Es kann sein, dass wir aufgrund einer Krankheit oder Behinderung mehr Pausen brauchen oder schlicht mehr Zeit. Oder weil wir Angehörige pflegen oder für unsere Kinder da sind.
Und deshalb können und sollten wir Marketingberater*innen eben nicht davon ausgehen, dass alle Menschen, die wir erreichen, über dieselben Voraussetzungen und Möglichkeiten verfügen.
Und das bringt uns jetzt zu der Frage, was ein Social-Media-Ausstieg mit Privilegien zu tun hat. Und natürlich auch von welcher Position aus ich eigentlich meine Ratschläge gebe.
Und das will ich hiermit ganz offen sagen, damit du besser für dich einschätzen kannst, ob meine Ratschläge auch für dich realistisch sind oder nicht.
Zunächst einmal: Ich bin eine Frau und verheiratet mit einem Mann. Das heißt, ich habe das Glück, dass ich mir nicht sonderlich viele Gedanken über mein Geschlecht und meine Identität machen muss. Das passt im Großen und Ganzen zu den gesellschaftlichen Vorstellungen und erspart mir deshalb natürlich eine Menge Zeit, Energie und Hirnschmalz, die Menschen, die eben nicht zu der Heteronormativität in der Gesellschaft passen, aber aufwenden müssen.
Und natürlich ist es für mich als verheiratete Frau so: Sollte etwas sein, dann ist es für mich nicht existenbedrohend. Es ist natürlich ein beruhigendes Gefühl, zu wissen, dass da ein Sicherheitsnetz da ist, wenn man so will. Selbst wenn ich das gar nicht in Anspruch nehme, ist das ein großes Privileg.
Und vielleicht ist es vor diesem Grund auch leichter für mich, mutig zu sein und z.B. meine Social-Media-Kanäle zu löschen, als für jemanden, der oder die dieses Privileg nicht hat.
Ich habe zwei Kinder, was für mich Care-Arbeit bedeutet, aber ich teile mir die Care-Arbeit mit meinem Partner und die Kinder sind auch schon größer, um nicht zu sagen, jugendlich, sodass sie von mir gar nicht mehr so viel Aufmerksamkeit und Betüddelung erwarten. Trotzdem ist es mir immer noch wichtig, Familienzeit zu haben und deshalb eindeutig nicht zu hustlen.
Ich habe einen Migrationshintergrund, würde aber sagen, dass ich hier nicht weiter damit „auffalle“, außer vielleicht mit meinem Nachnamen. Es ist nicht so, dass meine Herkunft mir täglich irgendwelche Benachteiligungen beschert. Aber zusätzliche Emotionsarbeit auf jeden Fall, denn gerade der Krieg in der Ukraine hat eine Menge getriggert und wieder hervorgebracht bei mir.
Ich bin nicht neurotypisch, das heißt, ich finde verschiedene Elemente von Neurodiversität bei mir, und, ja, muss dadurch schon auf mich achten, dass ich genügend Ausgleich zu Reizen bekomme. Und das ist sicherlich einer der Gründe, warum es so eine gute Idee für mich war, Social Media zu verlassen.
Ja, das sind die Privilegien, die ich mitbringe oder eben nicht mitbringe. Es ist, wie du siehst, eine bunte Mischung. Es gibt sicherlich Aspekte, wo ich sagen würde, da habe ich eine zusätzliche Belastung, z.B. durch meine Herkunft oder die Neurodivergenz. Aber im Großen und Ganzen bin ich, verglichen mit anderen Frauen auf der Welt, eine weiße, heterosexuelle Frau, mit einem Partner, der sich selbst als Feminist bezeichnet, und damit eben extrem privilegiert.
Und was bedeutet das jetzt in der Praxis?
Gucken wir uns zum Beispiel mal die Hautfarbe an:
Als weiße Frau habe ich im Alltag nicht mit Rassismus zu kämpfen und in den USA ist es so zum Beispiel so, dass gerade Schwarze Frauen soziale Medien nutzen, um sich zu vernetzen und sich über strukturelle Diskriminierung auszutauschen. Verständlicherweise natürlich.
Laut einer Studie nutzen Frauen öfter soziale Medien als Männer und Schwarze Frauen öfter als weiße Frauen.
Das heißt, es kann jetzt also sein, dass für mich als weiße Frau die Notwendigkeit, soziale Medien zu nutzen, einfach viel geringer ist, als für eine Schwarze Frau.
Da gibt es meines Wissens noch sehr wenig Forschung dazu. Und ja, solange gilt, sich dessen bewusst zu sein, dass es anderen Menschen da anders gehen könnte.
Und natürlich spielt mein Wohnort Deutschland und mein Einkommen eine wichtige Rolle dabei, auf Social Media verzichten zu können. Denn wenn wir uns andere Länder angucken, erweist sich das alles andere als selbstverständlich.
Die Philippinen zum Beispiel, da nutzen 96% der Menschen Facebook, weil es kostenlos ist und in der Regel auf Smartphones vorinstalliert ist. Courtesy of Mark Zuckerberg natürlich.
Und Facebook zu verlassen in einem Land, in dem Facebook so eng mit dem Internet als solchem verknüpft ist, ist natürlich etwas völlig anderes, als das in einem Land zu tun, in dem die Menschen dich zu der Entscheidung beglückwünschen und es feiern, wenn du Facebook verlässt.
Deshalb: Ja, Social Media zu verlassen ist eindeutig ein Privileg. Ein großes Privileg sogar, das viele Menschen auf der Welt aus den verschiedensten Gründen nicht haben gerade.
Dessen bin ich mir bewusst, wenn ich über das Thema SOCIAL MEDIA FREI spreche.
Und gleichzeitig möchte ich dich dazu einladen, zu gucken, was in deinem Rahmen möglich ist, wenn Social Media wirklich ein Problem für dich darstellt. Ich vermute: Vor allem für neurodivergente Personen kann ein Social-Media-Ausstieg enorm zum Wohlbefinden beitragen.
Vielleicht kannst du wegen deiner speziellen Situation nicht alle Kanäle auf einmal löschen, sondern erst einmal nur den einen, der dich am meisten nervt.
Oder vielleicht geht es bei dir langsamer als bei den Menschen, die privilegierter sind.
Doch egal, wie es bei dir aussieht, ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du da deinen eigenen Weg findest.
Shownotes:
Von „Social-Media-Junkie“ zu „Social-Media-frei“
In der allerersten Podcastfolge starten wir offiziell (aber dennoch gemütlich) und klären erst einmal alle Basics: Wer spricht hier eigentlich? Und warum? Und natürlich: Was ist das überhaupt für ein Podcast und was erwartet dich in nächster Zeit in SOCIAL MEDIA FREI? Ich erzähle dir meine persönliche Geschichte vom Social-Media-Junkie zu meinem Social-Media-freien Business.
In der allerersten Podcastfolge starten wir offiziell (aber dennoch gemütlich) und klären erst einmal alle Basics:
Wer spricht hier eigentlich? Und warum?
Und natürlich: Was ist das überhaupt für ein Podcast und was erwartet dich in nächster Zeit in SOCIAL MEDIA FREI?
Ich erzähle dir meine persönliche Geschichte vom Social-Media-Junkie zu meinem Social-Media-freien Business.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Ja, allererste Folge. Was machen wir?
Nun, ich dachte, dass wir ganz höchst offiziell, aber dennoch gemütlich starten, und erst einmal alle Basics klären.
Also:
Wer spricht hier eigentlich?
Und warum?
Und natürlich: Was ist das überhaupt für ein Podcast und was erwartet dich in den nächsten Wochen, Monaten und – ich hoffe doch mal stark – Jahren in diesem Podcast?
Ich bin leicht nervös, um ehrlich zu sein. Mein Medium der Wahl ist eigentlich das Schreiben und nun hab ich mir also vorgenommen, mehr zu quatschen.
Bin gespannt, wie das klappt.
Und bis wir es wissen, kann ich in der Zwischenzeit dir ja mal ein paar Worte über mich, mein Thema und diesen Podcast hier erzählen.
Damit du für dich einschätzen kannst, ob du und ich so unzertrennlich werden wie Timon und Pumba. Oder vielleicht doch eher so wie Mufasa und Scar oder so. (Hoffentlich nicht.)
Also, ich hab diese Pilotfolge „Von Social-Media-Junkie zu Social-Media-frei“ genannt.
Nicht, weil ich so sehr auf Clickbaiting stehe, sondern weil es tatsächlich die letzten sieben Jahre meiner Selbstständigkeit perfekt beschreibt.
Ich hab Ende 2015 die ersten vorsichtigen Schritte in die Selbstständigkeit gemacht und mich dann 2017 hauptberuflich als Beraterin für Pintererst-Marketing selbstständig gemacht.
Und in dieser Zeit schienen die sozialen Medien ein Geschenk des Himmels für mich zu sein.
Ich hab mir total motiviert überall Social-Media-Profile angelegt, wo es nur ging:
Auf Pinterest ja sowieso als Pinterest-Beraterin, zusätzlich auch noch auf Twitter und auf Facebook, später auf Instagram und mal kurz Snapchat, ganz später noch auf TikTok und Clubhouse.
Und ich hab dann auch versucht, die Vorgaben, mit denen soziale Netzwerke ja immer auch kommen, zu erfüllen.
Auf Pinterest habe ich rund 20 Mal am Tag gepinnt und auf Twitter fünf Tweets täglich abgesetzt, auf Instagram fast täglich gepostet und Storys gemacht und ich bin auf Facebook livegegangen.
Es gibt einen Ausdruck dafür, der es ganz gut beschreibt: permanently online, permanently connected.
Und gleichzeitig hab ich gar nicht gemerkt, wie die sozialen Netzwerke sich Schritt für Schritt in meinem Leben ausbreiteten und fast jeden Bereich kaperten.
Ich hab früher auch viel für mein Studium oder Promotion gearbeitet, aber ich hatte noch nie in meinem Leben die Situation, dass die Grenzen zwischen meiner Arbeit und meinem Privatleben so verschwammen wie mit Social Media.
Egal, was ich tat, ich nahm meine Follower in einer Instastory „hinter die Kulissen“ mit. Ich wünschte ihnen einen guten Morgen und zeigte, wie ich arbeitete, was ich tat, was ich aß und was ich trank. Fast jeden Tag. Mehrere Jahre lang.
Meine Instagram-App sagte mir, dass ich durchschnittlich 1–2 Stunden auf Instagram war jeden Tag. Dazu kamen am Anfang noch Twitter, Facebook, TikTok, Clubhouse. Und natürlich Pinterest. Die Dunkelziffer war also sehr, sehr hoch.
Wenn ich also „Junkie“ sage, dann ist es nicht übertrieben. Es gibt sicherlich Leute, die nutzen Social Media noch stärker, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass irgendwann mein halbes Leben aus Social Media bestand.
Und 2020 kam dann ein Punkt, wo ich merkte, dass es so nicht mehr weiterging. Dass ich richtig krank werden würde, wenn ich so weitermachte.
Und ich hörte im August 2020 einfach auf, auf Instagram, was damals mein Hauptkanal war, zu posten.
Das war überhaupt nicht so geplant zu der Zeit, also: Ich hatte mir keinen Plan zurechtgelegt. Ich hatte noch nicht einmal einen Abschiedspost oder so verfasst.
Ich hab einfach nichts mehr gepostet und fast ein halbes Jahr lang hab auch gar nicht darüber gesprochen, dass ich auch gar nicht mehr den Wunsch hatte, jemals wieder zurückzukommen.
Und dann habe ich im März 2021, also etwas mehr als ein halbes Jahr danach, einen Blogartikel veröffentlicht und einen Newsletter geschrieben, in dem ich erzählt habe:
Hey, ich bin seit einem halben Jahr nicht mehr auf Insta. Und ich lebe noch. Und mir geht es gut. Sehr gut sogar. Und: Ich muss mich auch nicht von Tütensuppe ernähren, weil mich tatsächlich auch ohne Instagram Menschen finden und mit mir zusammenarbeiten wollen.
Ich hab diese Mail damals völlig ohne Hintergedanken geschrieben (und damals war ja immer noch als Pinterest-Beraterin tätig). Und was dann an Reaktionen kam, war echt total überraschend.
Also: Ich dachte irgendwie immer, ALLE fänden Social Media toll und könnten sich da richtig austoben, nur ICH wäre weird und würde Social Media doof finden.
Aber es stellte sich heraus, dass es ganz, ganz, ganz vielen Menschen genauso ging. Nur redeten sie da nicht drüber.
Und so merkte ich zum ersten Mal: Da ist ja ein großer Bedarf da. Und es gibt eigentlich kaum jemanden, der darüber was macht und Unterstützung anbietet.
Und so entschied ich mich dann im Sommer 21, es zu tun: die Pinterest-Beratung an den Nagel zu hängen und andere Selbstständige dabei zu unterstützen, aus den sozialen Medien auszusteigen und, ja, ihren ganz individuellen Marketingweg zu gehen. Und inzwischen habe ich auch alle meine anderen Kanäle gelöscht und bin Social-Media-frei.
Wenn du jetzt schon an diesem Punkt ganz viele Fragen hast wie:
Und wie werde ich dann ohne Social Media gefunden?
Wie bekomme ich Kund*innen?
Wie schaffe ich es, aus den sozialen Medien auszusteigen?
Ist es nicht beruflicher Selbstmord, nicht mehr auf Social Media zu sein?
dann kann ich dir schon einmal verraten, dass es in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren um genau solche Fragen gehen wird in diesem Podcast.
Und natürlich existiert das Thema Social Media auch nicht im luftleeren Raum, sondern streift viele andere wichtige Bereiche wie ethisches Marketing, mentale Gesundheit, Datenschutz. Und deshalb wird es in dem Podcast durchaus auch um diese benachbarten Themen gehen.
Es ist auch völlig egal, ob du Einsteigerin bist oder schon erfahren. Ob du selbstständig bis oder im Unternehmen arbeitest, ob du Freiberuflerin bist oder Coach, Designerin oder Texter, virtuelle Assistenz oder mit Onlinebusiness oder mit was auch immer.
Wenn du schon jemals den Wunsch hattest, Social Media den Rücken zu kehren oder soziale Medien zumindest auf eine ANDERE Art und Weise zu nutzen, könnte ich mir vorstellen, dass wir eher Timon und Pumba werden und nicht so sehr Mufasa und Scar.
Eine Sache noch: Ich möchte die Folgen in diesem Podcast kurz und knackig halten, einfach weil ich selbst auch auf kurz und knackig stehe.
Das heißt, du wirst für die meisten Episoden nicht länger als zehn, fünfzehn Minuten einplanen müssen.
Mein Ziel ist es nicht, furchtbar ins Detail zu gehen, sondern ein, zwei Impulse pro Folge mit dir zu teilen und dir Mut zu machen.
Für dein eigenes Social-Media-freies Business.
Shownotes:

Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.