Die 5 Phasen des Social-Media-Ausstiegs

In dieser Podcastfolge geht es um die fünf Phasen des Social-Media-Ausstiegs. 

Ich hab in den letzten Jahren ja mit vielen Menschen zu tun gehabt, die aus Social Media ausgestiegen sind oder die zumindest überlegt haben, aus Social Media auszusteigen.

Und mir ist aufgefallen, dass sie dabei meist ähnliche Gedanken und Gefühle haben.

Ich will nun damit nicht sagen, dass es eine streng wissenschaftliche Abfolge von Phasen ist, die jeder Mensch genauso und nicht anders durchlaufen muss. 

Aber vielleicht helfen dir meine Überlegungen zu verstehen, an welchem Punkt du dich gerade befindest und was als nächstes kommen könnte. 

Folge anhören

Transkript lesen

Social-Media-Ausstieg – Phase #1: negative Erfahrung(en)

Ja, starten wir direkt mit der ersten Phase des Social-Media-Ausstiegs. Und das ist meistens eine negative Erfahrung bzw. negative Erfahrungen – im Plural.

Ich hab das jetzt bewusst so allgemein formuliert, weil das bei jedem Menschen natürlich etwas völlig anderes sein kann. Und auch die Dauer dieser negativen Erfahrung oder Erfahrungen ist total individuell.

Ganz viele stellen zum Beispiel fest, dass die Social-Media-Nutzung sich negativ auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Also, dass sie vielleicht sich mehr mit anderen vergleichen, mehr Selbstzweifel haben oder vielleicht sogar schlechter schlafen können oder vor lauter täglichem Onlinesein geradewegs in einen Burnout schliddern.

Andere wiederum sind frustriert, dass soziale Medien gar nicht so viel fürs Marketing bringen, wie immer versprochen wird. Also einerseits stecken sie viele Stunden ins Social-Media-Marketing, sind präsent, sind da, bauen eine Community auf, doch letzten Endes hilft all das nicht dabei, die Unternehmensziele zu erreichen. 

Vielleicht werden die Posts und Videos nicht gut ausgespielt oder Menschen interagieren zwar mit den Inhalten, die man postet, aber letzten Endes werden sie nicht zu Kund*innen.

Oder es kommt sogar zu einem Hack oder zu einer Sperrung, obwohl man überhaupt nichts falsch gemacht hat. 

Mir ging es ja zum Beispiel damals so, dass mein Werbekonto bei Facebook von einem Tag auf den anderen nicht mehr funktioniert hatte und ich super deprimiert war, weil ich es wochenlang versucht hatte, wieder zum Laufen zu bringen. Aber nun ja. 

Der Facebook-Support war überhaupt nicht bereit, mir da zu helfen. Und ich sah das letzten Endes als einen Wink mit dem Zaunpfahl, da nicht mehr Energie als nötig reinzustecken. Und deshalb hörte ich auf, mich zu bemühen.

Ich hab damals übrigens auch einen Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg geschrieben. Den verlinke ich dir noch mal in den Shownotes, wenn dich da noch mehr Details interessieren.

Und ja, ich hab in den letzten Jahren auch so viele Menschen kennengelernt, die es noch schlimmer getroffen hat. Wo ihr FB-Konto gehackt wurde und wo zum Beispiel kinderp*rnographische Inhalte gepostet wurden von den Hackern und das Konto deshalb sofort gesperrt wurde von Facebook und man dann letzten Endes nur mit einem Anwalt wieder ran kam. 

Auch da verlinke ich dir ein passendes Interview vom letzten Jahr in den Shownotes.

Und schließlich kann es auch sein, dass du einfach wertemäßig nicht einverstanden bist mit dem, was auf Social Media passiert. Und du einfach regelmäßig dir denkst: WTF?!s Was hat Elon Musk oder Mark Zuckerberg da schon wieder angestellt? 

Ja, das sind so vier Beispiele für negative Erfahrungen mit Social Media. Vielleicht findest du dich darin schon wieder. Vielleicht ist es bei dir auch etwas völlig anderes. Falls du mir das erzählen willst, sehr gerne übrigens. Du kannst mir jederzeit schreiben. 

Social-Media-Ausstieg – Phase #2: Verdrängung

Ja, und dann kommen wir auch schon zur zweiten Phase des Social-Media-Ausstiegs und das ist meistens Verdrängung.

Also dass wir merken, dass uns soziale Medien nicht gut tun, der Welt nicht gut tun, der Demokratie nicht gut tun, dass wir es aber irgendwie nicht wahrhaben wollen

Oder dass wir im Alltag den Gedanken daran sanft zur Seite schieben, vielleicht weil uns der Gedanke, aus Social Media auszusteigen, erst einmal überfordert und wir gar nicht wissen, wo wir starten sollen.

Vielleicht versuchen wir auch, gut auf uns einzureden und zu sagen: 

„Hey, das ist vielleicht alles halb so wild. Okay, da zweifel ich vielleicht ein bisschen mehr an mir. Aber das liegt vielleicht auch an etwas anderem.“

Und das ist häufig die Phase, wo Menschen versuchen, die Beziehung zu Social Media aufrechtzuerhalten oder gar zu reparieren. 

Dann versuchen sie häufig, Social Media achtsam zu nutzen. Legen zum Beispiel einen Digital Detox ein oder entfolgen ganz vielen Accounts, die ihnen nicht gut tun. 

Bei mir war das so, dass ich mir angewöhnt hatte, die Social-Media-Apps zum Wochenende hin zu deinstallieren und montags wieder zu installieren. 

Und das mag auch eine Weile alles so funktionieren. Doch bald stellt man dann eben fest, dass es das grundsätzliche Problem mit Social Media nicht löst.

Um noch mal bei meinem Beispiel zu bleiben: 

Das Social-Media-freie Wochenende war total super. Aber montags fing das ganze Elend ja schon wieder von vorne an und ich hatte wieder fünf Tage vor mir, wo ich Dinge machen musste, die ich nicht wollte.

Social-Media-Ausstieg – Phase #3: Erkenntnis/Entscheidung

Was uns direkt zur dritten Phase bringt, nämlich der Erkenntnis oder der Entscheidung.

Das ist die Phase, wo wir entweder erkennen, dass weniger Social Media oder Social Media anders nutzen, uns nichts bringt.

Oder dass wir einfach diese Erkenntnis in uns haben: Jetzt reicht’s.

Und wir entscheiden uns: Ich will Social Media verlassen. Oder ich muss vielleicht sogar gehen, weil sonst XYZ bei mir oder in meinem Leben passiert.

Bei mir war das:

Ich muss gehen, sonst werde ich krank.

Das kann aber auch sein:

Ich will gehen, weil ich jetzt drei Jahre zwei Stunden täglich an Social Media verschwendet habe und das Fass jetzt einfach voll ist.

Es kann aber auch ein Ereignis von außen sein. Also dass Zuckerberg irgendwas ankündigt und man sich denkt: „So, jetzt ist Schluss. Bis hierhin und nicht weiter, Freundchen! Ich kann das nicht länger mit mir vereinbaren.“

Ja, was auch immer das ist – es ist sehr häufig eine mächtige Erkenntnis oder Entscheidung.

Sie zeigt, was uns wichtig ist, und dass soziale Medien sich im Konflikt mit dem befinden, was uns wichtig ist. 

Social-Media-Ausstieg – Phase #4: Loslassen

Und das führt unweigerlich zur vierten Phase: zum Loslassen.

Und wie lange diese vierte Phase dauert, das Loslassen, ist total verschieden. Ich kenne jemanden, die hat innerhalb von einem Tag all ihre Kanäle gelöscht.

Andere oder die meisten brauchen da ein bisschen länger. Ein paar Wochen oder Monate oder Jahre.

Ich selbst hab – ich kann es nicht mehr auf den Tag genau sagen – aber ungefähr so 1,5 bis zwei Jahre gebraucht vom ersten Gedanken „Ich mag nicht mehr“ bis zum endgültigen Löschen von allen Kanälen.

Meine Beobachtung ist, dass ganz viele Menschen, ganz, ganz viele Menschen in dieser Phase sehr lange verharren. Dass sie wissen, dass sie und Social Media einfach kein guter Match sind, aber sie trauen sich einfach nicht, den allerletzten nötigen Schritt zu gehen.

Es ist wie, als wären sie in einer Beziehung gefangen, von der sie einerseits wissen, dass es keine gemeinsame Zukunft gibt, wo sich aber gleichzeitig eine so große Abhängigkeit eingestellt hat, die sich nur sehr schwer auflösen lässt.

Es ist eine herausfordernde, komplizierte, manchmal sogar leicht beängstigende Phase und es ist für die meisten Menschen verdammt schwer, einen Schlussstrich zu ziehen.

Social-Media-Ausstieg – Phase #5: Springen

Letzten Endes aber – und damit sind wir bei der fünften Phase angelangt – muss man springen.

Es ist letzten Endes ein Sprung. Daran führt kein Weg vorbei.

Und deshalb ist es völlig normal, wenn man aufgeregt ist oder leicht schwitzige Hände vielleicht sogar hat, wenn man seine Konten deaktiviert oder löscht.

Manchmal ist es ein kleiner Sprung.

Manchmal ist es eben ein großer Sprung.

Manchmal ist der Sprung völlig ungefährlich.

Manchmal besteht ein größeres Risiko.

Das ist total individuell und wie sicher die Landung ist, auch.

Shownotes

Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg

Facebook-Konto gehackt und dann? Interview mit Judith Peters

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Zurück
Zurück

Teilweiser Social-Media-Ausstieg: Interview mit Claire Oberwinter

Weiter
Weiter

Social Media, zyklusbasiertes Arbeiten und die innere Taylor Swift – Interview mit Zyklusberaterin Mandy Jochmann