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In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
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Warum ist digitale Barrierefreiheit auch für Selbstständige wichtig, Nina Jameson?
In dieser Podcastfolge habe ich Nina Jameson von „Gehirngerecht Digital“ zu Gast. Im Interview sprechen wir darüber, warum digitale Barrierefreiheit auch für Selbstständige wichtig ist, die nicht vom Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das Juni 2025 ja in Kraft tritt, betroffen sind. Und wir reden über typische Barrieren auf Websites und wir sie beseitigen können.
In dieser Podcastfolge habe ich Nina Jameson von „Gehirngerecht Digital“ zu Gast. Ich habe sie bereits in meinem gerade erschienen Buch „Don’t be evil: Wie gutes Marketing gelingt“ zu digitaler Barrierefreiheit interviewt. Und weil ich das für so ein wichtiges Thema halte, habe ich sie auch noch mal in den Podcast eingeladen.
Im Interview sprechen wir darüber, warum digitale Barrierefreiheit auch für Selbstständige wichtig ist, die nicht vom Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das Ende Juni ja in Kraft tritt, betroffen sind. Und wir reden über typische Barrieren auf Websites und wir sie beseitigen können.
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Digitale Barrierefreiheit verstehen
[Alex]Ja, hallo Nina, was genau bedeutet eigentlich digitale Barrierefreiheit? Hast du vielleicht ein griffiges Beispiel, das direkt klar macht, was es eigentlich ist, worum es da geht?
[Nina]Digitale Barrierefreiheit, da kommt es natürlich immer darauf an, wen man fragt. Grundsätzlich, worum geht es überhaupt? Es geht darum, dass jeder Teilhabe am digitalen Leben haben kann.
Prinzipiell ist es so, dass wenn Software entwickelt wird, dass man sich vor allem auf die Bedienbarkeiten konzentriert, die man eben selber hat oder die vor allem im Team vorhanden sind. Und das heißt dann Bedienung mit der Maus oder mit der Tastatur, vielleicht auch per Touch, wenn du Webseiten entwickelst.
Aber jetzt Nutzungsweisen, wie es zum Beispiel eine blinde Person mit der Webseite interagiert oder eine Person, die vielleicht keine Hände hat, die dann Sprachsteuerung verwendet. Sowas wird in der Regel eher weniger berücksichtigt.
Und in der digitalen Barrierefreiheit versuchen wir, alle Nutzungsstrategien unter einen Hut zu bekommen und Webseiten so zu programmieren, dass eben jeder bedienen kann, egal wie er oder sie eben Webseiten bedienen möchte.
[Alex]Und warum sollten sich Solo-Selbstständige auch mit diesem Thema beschäftigen? Warum ist das für sie relevant?
[Nina]Weil es einfach viel damit zu tun hat, qualitativ hochwertige Webseiten zu entwickeln, würde ich sagen.
Jetzt aus einer fachlichen Perspektive betrachtet, ist das tatsächlich eine recht große Wissenslücke, die wir in den Fachbereichen haben. Es ist tatsächlich egal, ob man sich Designentwicklung oder die Redaktion anschaut.
An sich ist, barrierefreie Inhalte zu erstellen, gar nicht so anders als einfach gute Inhalte zu erstellen. Es sind nur viele Dinge, die man halt wirklich nicht macht, wenn man Inhalte barrierefrei erstellt.
Wenn wir uns beispielsweise die Entwicklung rauspicken würden, wenn ich eine Webseite selber programmieren würde, dann würde ich dafür HTML benutzen.
Das ist eine Sprache, mit der ich beschreiben kann, wie meine Webseite denn aufgebaut sein soll. Und indem ich einfach die Sprache richtig verwende und wirklich in der Anwendung korrekt nutze, entstehen dann auf der Seite meines Gegenübers sehr viel weniger Barrieren. Und das sind genau diese Wissenslücken, die oft im Handwerk auftauchen, die am Ende dann dafür sorgen, dass eine Webseite nicht barrierefrei ist.
Und da gibt es dann auch, finde ich, oft eine falsche Wahrnehmung davon, dass Barrierefreiheit gar nicht heißt, viel extra zu machen, sondern wenige Dinge einfach richtig zu tun, die dann beim Gegenüber nicht aufschlagen und als Barriere enden, sozusagen.
Relevanz der digitalen Barrierefreiheit für Solo-Selbstständige
[Alex]Wenn ich auch so mir angucke, wie ich selbst zum Thema Marketing gekommen bin, also man hat ja eigentlich immer nur gelernt, was effektiv ist, was funktioniert, aber selten, wie möglichst viele Menschen Zugang dazu finden.
Also begegnet dir das auch, dass man erstmal auch Menschen dahin bringen muss, sich überhaupt mit diesem Thema zu beschäftigen?
[Nina]Ja, absolut, weil wir in der Praxis einfach sehr wenig Berührungspunkte haben mit Menschen mit Behinderung.
Also wir sind ja wirklich weit davon, eine inklusive Gesellschaft zu sein und deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass wir da in der Umsetzung überhaupt keinen Blick dafür haben, was brauchen andere Menschen denn eigentlich?
Also ich habe zehn Jahre in der Individualentwicklung gearbeitet und habe tatsächlich in dieser ganzen Zeit nie mit jemandem zusammengearbeitet, der eine Behinderung hatte, und dementsprechend habe ich mir natürlich auch nie die Frage gestellt, was braucht eine Person überhaupt, um eine Webseite zu bedienen und gibt es überhaupt andere Möglichkeiten, das zu machen, als ich es tue?
Also schon alleine die Frage, warum sollte man sich das denn stellen? Und ich glaube, das ist so weit weg von vielen Realitäten, dass man davon alleine gar nicht drauf kommt. Deswegen insofern auf jeden Fall, man muss diese Welt aufmachen und einfach mal zeigen, was gibt es denn eigentlich da draußen noch und wie funktioniert das denn überhaupt?
Ist natürlich auch sehr spannend, das einmal zu sehen und zu erfahren, wie unterschiedlich die Strategien sind, Inhalte zu konsumieren.
[Alex]Und abgesehen von diesem Gedanken, dass wir ja alle oder möglichst viele Menschen, hoffe ich, eine inklusive Welt und Gesellschaft anstreben, kommt Ende Juni ja auch ein bestimmtes Gesetz oder tritt in Kraft. Kannst du da mal ein bisschen drüber erzählen?
Ich weiß, du bist keine Rechtsanwältin, aber was sagt das so grob und wer ist davon betroffen überhaupt?
[Nina]Sehr gerne. Genau, das ist das Barrierefreiheitstärkungsgesetz, das Ende Juni in Kraft tritt.
Und es betrifft vor allem die Privatwirtschaft und da den B2C-Bereich, also überall dort, wo an Endkund*innen verkauft wird, müssen in Zukunft Inhalte barrierefrei sein.
Also große Online-Shops sind zum Beispiel davon betroffen, größere Friseurketten, wo man online einen Termin buchen kann, wenn Restaurantketten, die eine Größe erreicht haben, Online-Reservierungstools verwenden, sowas muss dann barrierefrei gemacht werden in Zukunft.
Und Grund dafür ist ganz einfach der, dass die Privatschwirtschaft und tatsächlich jetzt auch in der Vergangenheit der öffentliche Bereich, die fangen nicht von alleine an, Inhalte barrierefrei zu machen. Da hat man die Leute ein bisschen reinzwingen müssen.
Und ich muss auch ganz ehrlich sagen, ich finde es auch ganz gut so, weil Barrierefreiheit ist für mich so das perfekte Beispiel dafür. Ohne das Wirksamwerden des Gesetzgebers hätte sich hier nichts getan. Und dann bemerken auch alleine dadurch, dass jetzt klar wird, okay, das Gesetz kommt, jeder muss in Barrierefreiheit investieren, die Leute würden es nicht machen, wenn sie nicht müssten.
Und durch diesen Zwang machen sich aber auch viele jetzt erstmal in der Welt auf und kommen dann auch in das Thema rein und ändern dann schon auch ihre Einstellung dazu und finden es dann auch wichtig. Also ich kann gut verstehen auch immer, wenn man sagt, Zwang ist vielleicht nicht oft das beste Mittel der Wahl. In diesem Fall ist es aber viel, auch jemanden erstmal wirklich damit konfrontieren und vertraut machen mit dem Thema und viele finden dadurch einen sehr guten Zugang. zu dem Bereich.
[Alex]Und Solo-Selbstständige sind da erstmal außen vor meistens, wenn ich das richtig verstehe.
[Nina]Genau, also es kommt immer drauf an, also letzten Endes muss man sich natürlich dann von dem Anwalt oder von der Anwältin eine Einschätzung geben lassen, wer jetzt unter das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz fällt oder nicht.
Prinzipiell gibt es aber Ausnahmen für Unternehmen. Bezieht sich auf die Regelung für Kleinstunternehmen, also Unternehmen, die weniger als 10 Mitarbeiter und weniger als 2 Millionen Euro Umsatz im Jahr machen, die müssen nicht barrierefrei werden.
Also es hat vor allem den Grund, dass wenn man sich jetzt überlegen würde, wir haben irgendwie einen kleinen Online-Shop, den haben wir letztes Jahr in Auftrag gegeben, wir verdienen damit im Jahr 500 Euro, dann müssen wir keine 20.000 Euro ausgeben, um den Shop neu machen zu lassen. Also der Gesetzgeber will nicht, dass Leute pleite gehen deswegen.
Aber es gibt außerhalb von der Regelung, jetzt hat es keine pauschale Ausnahme, wo man sagen kann, okay, die Leute müssen das nicht machen. Aber das wäre eben etwas, wenn man sagt, okay, man ist recht klein, dann wäre man nicht direkt davon betroffen.
Oder aber auch zum Beispiel, wenn man ein spezielles Feature hat, das so erstmal gar nicht barrierefrei zu machen ist, dann könnte man da auch Ausnahmen für sich in Anspruch nehmen. Zum Beispiel, wenn man sich jetzt da sowas wie Google Maps anschauen würde, so diese Drag-and-Drop-Funktionalität, die Google Maps normalerweise hat, das ist nicht zu bedienen mit jemandem, der halt diese Drag-Funktionalität nicht machen kann. Das wären dann auch Ausnahmen, auf die man sich berufen kann, aber die müssen immer im Einzelfall untersucht werden am Ende.
SEO und Barrierefreiheit
[Alex]Und trotzdem ist es ja für Solo-Selbstständige wichtig oder kann es ja sinnvoll sein, sich mit digitaler Barrierefreiheit zu beschäftigen. Ein Grund ist ja zum Beispiel das Thema SEO. Kannst du da vielleicht den Zusammenhang herstellen, warum das auch für die Auffindbarkeit oder die Rankings gut sein kann?
[Nina]Ja, total. Also eine barrierefreie Webseite ist am Ende eine sehr technisch saubere Webseite. Viele Menschen mit Behinderung verwenden assistive Technologie.
Wenn sie mit Webseiten interagieren. Das kann Software sein, das kann aber auch Hardware sein. Am Ende läuft es aber immer darauf hinaus, dass irgendwer versucht, unsere Webseite oder unsere Posts auf Social Media oder unsere PDF-Dokumente auszulesen.
Und wenn wir sie barrierefrei machen, dann machen wir sie eigentlich technisch besonders gut lesbar. Und eine Suchmaschine ist am Ende nichts anderes als eine Art Technologie, die unseren Content verstehen will. Deswegen sind barrierefreie Webseiten absolute SEO-Rennmaschinen. Da geht es tatsächlich Hand in Hand, würde ich sagen.
[Alex]Und es ist ja nicht nur die Technik, das ist ja auch wahrscheinlich die Sprache. Also wenn ich eine eher einfachere Sprache verwende, ist es ja auch irgendwie für alle gut, wenn ich verstanden werde.
[Nina]Ja, absolut. Das ist ganz spannend, weil da haben wir ja dann auch einen Unterschied zwischen den Anforderungen in der Privatwirtschaft, in dem öffentlichen Bereich.
Der öffentliche Bereich, der muss Inhalte in Leichter Sprache vorhalten. Das ist etwas, für die Privatwirtschaft kommt es nicht. Da ist irgendwo festgehalten, dass Inhalte in Einfacher Sprache dargeboten werden sollen.
Jetzt ist aber sehr schwer zu sagen, was bedeutet Einfache Sprache genau. Das ist sehr schwer messbar, vor allem, wenn man dann sowieso eigentlich in der Experten-Domäne unterwegs ist. Da muss man mal gucken, okay, was kann das jetzt hier genau heißen.
Da haben die Privatwirtschaft und Unternehmen auf jeden Fall weniger zu tun. Und man tut sich am Ende aber immer einen Gefallen damit, wenn man einfacher kommuniziert. Das merken wir auch in unserer Sprache, dass wir mehr Leute erreichen, wenn wir einfach Dinge erklären.
Typische Barrieren auf Webseiten
[Alex]Was sind denn jetzt so deiner Erfahrungen nach typische Barrieren auf Websites von Solo-Selbstständigen? Also ich denke jetzt nicht an so große Unternehmen, sondern, keine Ahnung, an die Grafikdesignerin, die über ihr Angebot informiert und dann vielleicht ein Portfolio hat und ein Kontaktformular und einen Podcast vielleicht. Also was kannst du da sagen? Was ist so typisch?
[Nina]Es ist ganz spannend, weil es sind tatsächlich meistens immer dieselben und da ist ganz egal, ob man sich eine große Webseite anschaut oder eine kleine. Und so die wirklich diese kleinen, einfachen Dinge, die man immer findet, sind, dass Bilder keine Alternativtexte haben.
Also es gibt natürlich viele verschiedene Arten von Bildern. Wenn wir jetzt vorstellen, wir haben eine Webseite und da steht unser Portfolio drauf und wir stellen irgendwelche Arbeiten von uns vor, dann ist es natürlich toll, wenn wir die Bilder so beschreiben, dass die auch von jemandem wahrgenommen werden können, der vielleicht Bilder nicht sieht. Und sowas sind Fehler, die finden wir auch sehr oft auf Webseiten.
Kontrastprobleme. Es gibt Anforderungen, die ganz klar spezifizieren, wie stark soll sich Text von Hintergrund abheben, damit man das gut lesen kann. Sowas ist öfter ein Thema.
Tastaturbedienbarkeit ist oft ein Problem. Das heißt, wenn ich auf eine Webseite gehe, dann möchte ich in der Lage sein, überhaupt nicht die Maus nutzen zu müssen, sondern nur mit meiner Tastatur mich entlang der Webseite zu bewegen.
Dafür verwendet man in der Regel die Tab-Taste. Die Tab-Taste ist die Taste überhalb der dauerhaften Hochstelltaste und damit kann ich quasi von Element zu Element springen. Und eine barrierefreie Webseite würde das im Endeffekt hergeben, dass ich auch immer bestimmen kann, wo befinde ich mich gerade. Sowas funktioniert oft nicht.
Und das Spannende ist aber auch gerade bei Solo-Selbstständigen, die wahrscheinlich dann ihre Webseite eher nicht selber programmieren, sondern dann auf CMS-Systeme zurückgreifen, wie jetzt WordPress oder Joomla oder Typo3 oder vielleicht andere Tools, dass ganz oft die Tools schon so problematisch sind, dass man damit gar keine barrierefreie Webseite bauen kann, weil die Struktur, die ausgespuckt wird von den Tools, einfach nicht sauber ist.
Und damit kann man, wenn es blöd läuft, sich schon generell sehr viel verbauen. Deswegen immer Augen auf bei der Tooling-Wahl. Da kann es dann sehr schwer werden.
CMS und Barrierefreiheit
[Alex]Ja, das wäre tatsächlich auch meine nächste Frage aus rein egoistischen Motiven. Ich bin nämlich bei Squarespace und habe mich jetzt auch vor einiger Zeit informiert, wie die das denn halten mit Barrierefreiheit.
Und die sagen so viel wie: Ja, jeder ist dafür selbst verantwortlich. Also die gewähren da nicht irgendwie Zugang zu irgendwelchen Codes.
Genau, also muss man sich dann im Grunde fragen: Will ich da noch sein, wenn ich digitale Barrierefreiheit umsetzen und angehen will? Muss ich dann unter Umständen tatsächlich das CMS wechseln?
[Nina]Ja, also das kommt immer ein bisschen an. Also prinzipiell, wir verfahren da so. Wenn wir evaluieren wollen, ob ein Tool barrierefreie Ergebnisse erzeugt, das Erste, was ich immer mache, ist, ich gehe auf die Webseite und versuche auf der Webseite eine Aussage dazu zu finden.
Tools oder Unternehmen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben, die schreiben immer auf ihrer Webseite, weil es gerade aktuell ein absoluter USP ist, leider. Aber es ist schon ein Alleinstellungsmerkmal, wenn sich jemand mit dem Thema beschäftigt hat.
Und wenn ich nichts auf der Webseite finde, dann kann ich meistens schon davon ausgehen, dass das Unternehmen noch keine Zeit investiert hat.
Und das ist ein sehr langfristiger Prozess, dann für die auch barrierefrei zu werden. Was ich dann aber als nächstes mache, ist, ich schreibe auf jeden Fall den Support an und frage nach, ob es da schon eine Aussage dazu gibt. Und bis wann man denn damit rechnen kann, dass die Anforderungen umgesetzt werden.
Ganz wichtig, wenn man diese Anfragen macht, ist, dass man immer genau konkretisiert, was man denn wissen möchte. Und da ist dann ganz wichtig, auf die Standards abzuklopfen. In Europa der gängige Standard, der für uns alle maßgeblich ist, ist die EN 301549.
Das ist eine europäische Norm, die gilt für alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union und die hält quasi wirklich fest, was muss meine Webseite erfüllen, damit sie als digital barrierefrei gilt. Das ist auch ein Standard, da sollten wir uns alle dran halten, dann machen wir es uns einfach einfacher untereinander zu wissen, von was wir überhaupt reden und natürlich auch dann am anderen Ende kann die Person mit einer Behinderung dann wissen, kann ich die Webseite nutzen, wenn sie konform ist oder vielleicht eben nicht, weil manche Anforderungen vielleicht gar nicht durch die EN gedeckelt sind, das kann natürlich genauso sein.
Und so schreibe ich dann eben immer die Anbieter an, frage, wie schaut es denn aus, seid ihr konform mit den Anforderungen der EN, kann ich mit eurem Tool eine Webseite bauen oder PDFs erstellen, die konform sind mit den Anforderungen und wenn dann zurückkommt: Was ist das genau? Dann weiß man schon. Dann weiß man schon genau.
Und man sollte sich überlegen, ob man nicht wechseln kann. Das Gute ist, es gibt inzwischen schon einige Anbieter, die haben verstanden, dass man da einfach Zeit investieren muss. Es kommt, man kann sich dagegen wehren, aber am Ende ist es unvermeidbar und es ist auch gut und richtig so. Und man wird jemanden finden, aber klar, der Schmerz beim Wechsel, der ist auf jeden Fall da.
Empfehlungen für barrierefreie Tools
[Alex]Hast du denn andersrum Tipps für zum Beispiel WordPress-Themes oder Page-Builder, die barrierefrei sind oder mit denen es zumindest sehr gut möglich ist, eine barrierefreie Website zu erstellen?
[Nina]Also wir bauen sehr viele Webseiten mit WordPress und wir benutzen Bricks.
Bricks ist ein Theme, aber das ist kommerziell und da muss man Zahlen für.
Ich weiß, dass die Basis von WordPress gut barrierefrei ist. Also wenn man sich da ein Theme raussucht, das gut performt, dann läuft man damit eigentlich ganz gut. Ich meine, Avada soll ganz gut sein, aber das müsste ich nochmal crosschecken. Das weiß ich tatsächlich gerade nicht ad hoc.
Dadurch, dass wir schon recht viel probiert haben und immer wieder beim Bricks-Builder gelandet sind, kann ich auf jeden Fall sagen, dass es nicht so einfach ist.
Elementor geht aktuell nicht barrierefrei. Das ist wahrscheinlich vielen ein Begriff. Divi Builder leider auch nicht. Womit ich gute Erfahrungen gemacht habe, ist die Greyd.Suite. Auch aus einem Unternehmen in der Nähe von München. Die orientieren sich auch an dem Blog-Editor von WordPress. Damit kann man auch sehr gute barrierefreie Webseiten bauen, die in der Umsetzung aber auch sehr leicht und oberflächlich sind. Also auch da braucht man nicht unbedingt ein tiefergehendes technisches Wissen, um zu guten Ergebnissen zu kommen.
Und das finde ich eigentlich auch immer dann ganz gut. Also es ist halt immer die Frage, wo man einsteigen will. Bricks jetzt zum Beispiel ist sehr entwicklernah und da sollte man schon HTML-Kenntnisse haben, um die Seite gut umsetzen zu können. Das ist immer die Frage, wo du einsteigen möchtest.
[Alex]Und was können dann Selbstständige machen, die wirklich sehr geringe Programmier-Skills haben?
[Nina]Da würde ich mir mal Greyd.Suite anschauen.
Die haben auch einige Tutorials auf ihrer Seite, wo man sich mal ganz gut orientieren kann. Ich glaube, generell das Problem ist, dass viele Tools jetzt als sehr lange erfolgreich ein doch recht großes Handwerk sehr einfach dargestellt haben.
Und gerade bei Themen wie Barrierefreiheit, wo es eben extrem wichtig ist, technisch korrekt zu sein, da funktioniert das dann irgendwann nicht mehr.
Und da ist, finde ich, die Frage, dass man sich einfach selber ein bisschen einordnen können muss und sich überlegen muss, möchte ich professionell Webseitenentwicklung anbieten? Dann würde ich sagen, sollte man sich einfach die Themen anschauen und das lernen, weil das kann man, das ist nicht kompliziert, es ist einfach nur viel zu wissen, aber diesen Schritt muss man dann tun.
Oder aber man sagt halt, okay, ich kaufe mir ein Tool ein, das es für mich übernimmt, das wäre zum Beispiel die Greyd.Suite, die, meine ich, ist auch kostenpflichtig. Damit kann man aber auch recht gut einfach Sachen machen, weil einfach das Basis-Set an Komponenten relativ barrierefrei ist, damit kommt man dann gut zurande oder aber man sollte das abgeben oder aber man konzentriert sich halt auf die Bereiche, wo man sagt, so kriegen wir halt Kunden, denen das nicht wichtig ist, ist halt die Frage, wo man da sich selber bewegen will.
Ich glaube aber, wenn man wirklich barrierefreie Inhalte entwickeln möchte, dann führt da kein Weg dran vorbei, sich einfach mit den Anforderungen vertraut zu machen. Wie gesagt, die wirken am Anfang extrem abschreckend, weil es einfach auch so wahnsinnig viel ist. Aber es ist wirklich nicht so kompliziert, wie es am Anfang klingt. Das ist einfach nur super viel.
Medien und Barrierefreiheit
[Alex]Was ist denn jetzt, wenn ich auf der Website zum Beispiel Videos oder Podcast-Folgen einbinde? Was kann ich da beachten? Weil das ist ja auch etwas, was vermutlich unabhängig von meinem CMS funktioniert, worauf ich da achten kann.
[Nina]Ja genau, das ist ein sehr guter Punkt. Und ich habe mir das inzwischen so gemerkt, dass ich mir immer weiß, wenn ich ein Medium hochlade, dann brauche ich immer eine alternative Art, wie man diese Dinge wahrnehmen kann.
Bei einem Podcast zum Beispiel, Podcast ist ja in erster Linie ein Audioformat, das kann man mit einem Transkript versehen als Alternative. Transkript wäre quasi ein Text, der einfach genau festhält, was wird gesprochen. Wenn es mehr als zwei Sprecher*innen in dem Podcast sind, dann ist es auch immer gut, wenn man den Namen davor schreibt, damit einfach nachvollzogen werden kann, wer hat das gesagt. Das wäre eine super Alternative für einen Podcast.
Bei einem Video schaut das ein bisschen anders aus. Bei einem Video, das ist immer ein bisschen komplexer, was man da machen würde, wäre zum einen Untertitel und aber auch eine Audiodeskription, wenn man eine braucht.
Untertitel ist quasi die Verschriftlichung von dem, was wir sprechen. Wenn jetzt im Hintergrund irgendwas Spannendes passiert wäre, über das wir nicht geredet hätten, dann zum Beispiel eine Explosion, dann würde man das auch in einem Untertitel verschriftlichen. Und dann gibt es noch die Audiodeskription. Die Audiodeskription ist dafür da, Dinge zu beschreiben, die nicht besprochen werden, die aber wichtig sind für das Verständnis.
Zum Beispiel, wenn wir jetzt in einem Filmsetting wären und wir unterhalten uns im Vordergrund und im Hintergrund raubt jemand eine Bank aus und das wird aber nicht erwähnt, wäre das eine Information, die müsste man der Person mitgeben, die diese Inhalte nicht sehen kann, damit sie den Film noch verstehen kann. Und da entsteht dann tatsächlich in der Redaktion ein bisschen mehr Aufwand, weil so eine Audioskription, die erstellt sich eben nicht nebenbei.
Technisch gibt es auch mehrere Möglichkeiten, wie man das umsetzen kann. Manche Videoplayer haben die Funktionalität, dass man die Audiodeskription genauso wie den Untertitel als separate Datei hochladen kann und dann kann der Player das eben vorlesen, aber dafür braucht man auch den richtigen Player. Und das ist dann auch wieder nicht so einfach, ein CMS-Tool zu finden, das diese Art von Player anbietet, dass du den eben einbinden kannst, der dann diese Funktionalität einfach abrufen kann. Also das ist tatsächlich auch noch nicht die Norm. Da kann ich aber den AblePlayer empfehlen. Da gibt es auch ein Plugin, das man in WordPress installieren kann und der hat all diese Funktionalitäten drauf.
[Alex]Ich habe auch vor einem Jahr, glaube ich, – oder vielleicht sogar länger – angefangen, Transkripte für meine Podcast-Folgen einzubinden auf der Website und war überrascht, wie viele Menschen das gut fanden, die auch gar nicht digitale Barrierefreiheit gebraucht hätten, aber die gesagt haben, ich lese viel lieber, als dass ich höre.
Und ich musste da so ein bisschen an euren Spruch denken. Ich glaube, ich habe ihn irgendwo auf der Website gelesen. Ich weiß gar nicht, 20 Prozent brauchen digitale Barrierefreiheit oder korrigiere mich in den Prozenten. Dann ein großer Prozentsatz, für die ist es leichter, aber für 100 Prozent ist es quasi sehr nützlich, das umzusetzen.
[Nina]Ja, da bin ich voll bei, das ist dieses 10, 20, 30.
[Alex]Okay.
[Nina]Ich meine, ich glaube, die Zahl, die weiß tatsächlich gar nicht, wie das statistisch abgeleitet wird. Ich glaube, diese 10 Prozent, wo man sagt, die brauchen digitale Barrierefreiheit, das wird so ein bisschen grob abgeleitet aus der Schwerbehindertenquote, die wir in Deutschland haben.
Aber es ist genauso, wie du sagst. Also ich bin jetzt auch nicht auf Untertitel zum Beispiel angewiesen, aber jedes Mal, wenn ich Videos gucke, ich mache mir die Untertitel an, weil dann bin ich laut oder irgendwas passiert und ich weiß, da kann ich den Ton nicht gut mitschneiden. Und mir hilft es extrem dabei, einen Film einfach zu schauen.
Also ich finde es einfach angenehm. Und genauso ist es mit dem Transkript auch, wenn du sagst, du hast irgendwas Wichtiges gehört, es ist wesentlich einfacher, sich das Transkript dann durchzuscannen und zu gucken, welche Stelle war besonders interessant für dich, dann musst du es dir nur noch mal anhören.
Also es ist tatsächlich, wenn man für die Extremfälle gestaltet, dann erreicht man damit eigentlich eine wesentlich größere Bandbreite, als man im ersten Moment meint.
Langfristige Vorteile der Barrierefreiheit
[Alex]Das ist ein toller Gedenke, finde ich, Weil eigentlich denkt man sich, das kostet zu viel Zeit und vielleicht auch Geld und Energie. Aber letzten Endes ist es ja eine ganz wichtige langfristige Investition, dass ich eigentlich mehr Menschen erreiche.
Eigentlich sollte das doch ein gutes Argument für viele Selbstständige sein, das auch zu tun.
[Nina]Ja, ich glaube, jetzt aktuell sieht man wahrscheinlich einfach nur die Mehrkosten zum großen Teil, die halt dadurch entstehen und dass es wahrscheinlich für den einen oder die andere auch sehr schwer ist, das dann beim Kunden anzubringen, dass es eben Sinn macht und das dann wieder zu vergeltlichen, weil am Ende muss ich es ja auch finanziell wieder reinvestieren.
Und ich glaube, da die Geduld zu haben, zu warten und zu sehen, wie gut funktioniert es, viel besser kommt es an, das ist natürlich mit sehr viel Unsicherheit verbunden. Und ich glaube, da tun sich die meisten noch schwer.
Deswegen ist es schön, dass es jetzt eben für den großen Bereich dieses Gesetz gibt, wo man dann auch diese ganzen Studien erheben kann. Also auch gerade zum Beispiel im Bereich Onlineshops, wenn man sagt, wir haben die Chance, eine sehr viel größere Zielgruppe anzusprechen.
Wenn wir jetzt halt bei diesen 10 Prozent bleiben, wo wir sagen, die kommen aktuell nicht auf unsere Inhalte drauf, dann sind es ja 10 Prozent ungenütztes Potenzial, das wir eigentlich haben. Und da wird es spannend, dann die ersten Studien zu sehen, die wirklich belegen, dass ein barrierefreier Onlineshop oder eine barrierefreie Webseite eine sehr viel höhere Conversion Rate hat als jetzt eine nicht barrierefreie Variante. Aber da kenne ich aktuell noch keine Studie leider dazu.
Website-Tests und Barrierefreiheit
[Alex]Und wenn ich jetzt das Thema angehen möchte, wie fange ich denn an? Wie teste ich zum Beispiel meine Website? Ist die barrierefrei – vermutlich nicht, aber wie finde ich heraus, was daran nicht barrierefrei ist?
[Nina]Da gibt es mehrere Wege, würde ich sagen, wie man sich dem Thema nähern kann. Was ich einen guten Einstieg finde, ist das Thema automatisiertes Testing. Man kann seine Webseite automatisiert auf Barrieren prüfen lassen. Automatisierte Tests finden jetzt nicht besonders viel, aber immerhin circa 20 bis 30 Prozent aller Probleme, die in Bezug auf Barrierefreiheit auftreten können.
Das heißt, es ist nicht nichts. Man sollte sich aber da auf jeden Fall nicht drauf ausruhen. Und was dieser Test dir rausgeben würde, ist dann quasi einfach eine Liste von Punkten, wo er sagt, da solltest du nochmal gucken und die kann man ganz gut nehmen, um sich am Ende in das Thema einzuarbeiten.
Letzten Endes führt leider kein Weg dran vorbei, sich mit den Anforderungen der Standards zu beschäftigen und da haben wir auf der einen Seite eben diese europäische Norm, diese EN 301549 und dann haben wir aber auch noch die WCAG, das sind die Web Content Accessibility Guidelines. Das ist der internationale Standard, wenn es um digitale Barrierefreiheit geht. Den gibt es schon sehr, sehr lange und da wird quasi auch festgehalten, was denn eine Webseite leisten können muss oder was Inhalte leisten können müssen, damit man sagen darf, sie sind barrierefrei nach WCAG AA zum Beispiel.
Und als wir angefangen haben, uns mit der digitalen Barrierefreiheit zu beschäftigen, das Thema hat uns total gehooked sofort. Aber wir haben für uns gemerkt, dass es einfach wahnsinnig trocken ist. Es ist halt wirklich so ein technisches Standarddokument.
Und was wir deswegen versucht haben, ist ein bisschen grafischer und ein bisschen mehr mit Spaß an das Thema ranzugehen. Und wir haben auf unserer Webseite die WCAG-Kriterien A und AA runtergebrochen, versucht sie ein bisschen kurz zusammenzupacken, um einfach einen Beschreiben darin, einen Überblick zu geben, was muss ich denn machen?
Und so könnte man sich dann auch einarbeiten in die verschiedenen Anforderungen. Was noch geht, und das ist dann ein sehr ausgedehner Weg, wäre, sich verschiedene Prüfprozesse anzuschauen, wie man anwenden kann. Aber das wird dann auch sehr schnell sehr technisch. Und da ist die Frage, möchte man sich auf diesem Pfad bewegen? Man sagt, man ist soweit interessiert, dass man sich diese Anforderungen anschauen möchte.
[Alex]Okay, der erste Punkt ist dann quasi Wissen einsammeln, sich informieren. Und ich kann da auch eure Website wirklich empfehlen, weil es auch sehr, sehr klar und gut verständlich aufbereitet ist. Ich verlinke die auch gerne nochmal in den Show Notes. Hast du vielleicht für diese automatisierte Testverfahren auch noch einen Tool-Tipp, was ich nutzen könnte?
[Nina]Ja, absolut. Mein Lieblingstool, wenn ich automatisierte Tests laufen lasse, ist Axe DevTools. Das ist ein Plugin. Das kann man installieren in seinem Browser und das taucht dann in der Entwicklerkonsole auf. Wem die Entwicklerkonsole nichts sagt, dafür gibt es auf YouTube-Videos, die zeigen einem, wie man das aufmachen kann, wie man das nutzen kann.
Also wenn man das ein, zwei Mal gesehen hat, dann ist das recht einfach. Für Leute, die es gerne weniger technisch mögen, könnte man zum Beispiel Wave nutzen. Wave ist eine Webseite, die kann man einfach aufrufen, da kann ich gerne den Link teilen im Nachgang, und da kopiert man einfach die URL seiner Webseite rein und dann werden auch so Basiskriterien abgeprüft und damit kann man auch seine Webseite auf Barrierefreiheit dann einfach abchecken und schauen, was der so rausschmeißt.
[Alex]Aber brauche ich am Ende doch immer eine Person, die sich damit auskennt, die meine Website dann irgendwie abschließend prüft, wenn du sagst, diese Tools erkennen vielleicht 20, 30 Prozent?
[Nina]Ja, es gibt einfach viele Themen, die können Stand heute noch nicht automatisiert getestet werden.
Möglicherweise ist es ein paar Jahren anders, aber wir wollen natürlich nicht so lange warten, bis KI dann mal in der Lage ist, gute Webseiten zu bauen. Deswegen führt da kein Weg dran vorbei. Das sind zum Beispiel Themen wie Textalternativen für Bilder.
Also was automatisiert geprüft werden kann, ist, wenn ich ein Bild habe, dann kann ja festgestellt werden, dass es ein Bild ist, weil es im Code speziell markiert wird als Bild. Und dann kann auch geprüft werden, hat dieses Bild eine Alternative?
Was aber nicht automatisiert geprüft werden kann, ist, ist der Text, den ich reingeschrieben habe, ausreichend? Ist das Schmarrn? Sollte da nachgebessert werden? Steht da was drin, was da nicht drinstehen darf? Gibt es vielleicht eine Alternative anbei und das Bild braucht gar keine?
Und diese weiterführenden Denkmechanismen, die gerade Menschen machen müssen, die sind aktuell einfach noch nicht durch die automatisierten Tests abgedeckt. Mein Stand ist tatsächlich, dass kein oder kaum ein Kriterium vollautomatisiert abgetestet werden muss, deswegen muss man eigentlich auch nochmal komplett manuell durch die Prüfkriterien durchgehen.
Wenn wir ein Audit machen auf Barrierefreiheit, dann nutzen wir die Tests meistens ergänzend, um zu gucken, haben wir was vergessen. Dafür eignet sich das. Oder aber auch für erste Einschätzungen. Hat sich eine Person schon mit Barrierefreiheit beschäftigt oder nicht?
Wenn ich unter Druck wäre, meine Sachen barrierefrei zu machen, ich würde mit den automatisierten Tests anfangen, weil das das Schnellste ist, was andere finden werden bei mir. Also wenn es auch zu Klagewellen kommt später, diese Tools werden genutzt werden, um die Webseiten vorzuanalysieren, weil es einfach keine Zeit kostet, das laufen zu lassen. Deswegen ist das ein guter Einstiegspunkt auch in die Thematik.
Kleine Schritte zur Barrierefreiheit
[Alex]Gibt es eigentlich so low-hanging digitale Barrierefreiheits-Fruits? Also Kleinigkeiten, die ich vielleicht heute machen könnte, wo ich sage, so ein Minischrittchen gehe ich dann ein Stückchen in Richtung digitale Barrierefreiheit.
Also wirklich so banale Dinge, die ich vielleicht gar nicht auf dem Schirm habe.
[Nina]Für mich war das die Benamung von Links. Passiert ganz oft, dass, wenn wir, wir schreiben irgendwie ein Textdokument oder Texte für eine Webseite und dann schreiben wir, das Kochrezept für Apfelkuchen findest du hier und wir setzen den Link auf „hier“.
Passiert ganz oft. Das ist problematisch für Leute, die nicht visuell navigieren, weil die bekommen dann von ihrer Technologie eine Liste ausgegeben an Links und die bekommen dann quasi in ihrer Liste „hier mehr lesen“, „mehr dazu“ und die haben den visuellen Kontext nicht, den wir haben, wenn wir sehend auf die Seite gehen.
Deswegen sind sprechende Link-Namen eines der besten Dinge, die man machen kann. Also statt einen schlechten Namen zu nehmen, wie „hier“ oder „mehr lesen“ oder die Teilseite immer auf den Text setzen, der wirklich sagt, um was es geht. Das finde ich, ist eine sehr gute Möglichkeit.
Überschriften zu verwenden und seinen Text gut zu strukturieren. Das sind wirklich so die Basics, wie man sie halt kennt, aber das unterscheidet einen barrierefreien Text oder eine barrierefreie Webseite von einer nicht barrierefreien Webseite.
Das ist wirklich die Dokumentenstruktur und aber auch dann sowas wie Farbkontraste. Das ist etwas, da schaut jemand drauf, der ein bisschen Ahnung hat und dem fällt sofort auf: nicht barrierefrei oder barrierefrei. Und da kann man eigentlich recht schnell ganz viel Gutes erzeugen. Oder aber auch Alttexte. Das ist immer ein Thema.
Fördermöglichkeiten für Selbstständige
[Alex]Du hast ja schon vorhin angesprochen, dass es ja auch eine Budgetfrage ist, gerade für Soloselbstständige, da jetzt vielleicht ganz professionell ranzugehen.
Weißt du eigentlich, ob es Fördermöglichkeiten gibt, also auf Landes- oder Bundesebene für kleine Unternehmen, für Selbstständige, die vielleicht sich weiterbilden wollen oder die Website gestalten lassen wollen? Gibt es sowas?
[Nina]Also ich kenne zwei. Ich weiß, dass Aktion Mensch fördert die Barrierefrei-Werdung von Webseiten von Vereinen. Da kann man so einen Mikrokredit beantragen. Das muss dann von dem Verein oder von der Organisation gestellt werden. Da werden bis zu 5.000 Euro gefördert.
Also wenn man da einen Kunden oder eine Kundin hat, die man damit unterstützen kann, dann ist das eine ganz gute Möglichkeit. Und aber auch für Solo-Selbstständige gibt es die sogenannte Kompass-Förderung.
Mit der kann man sich auch seine Fortbildungen bezuschussen lassen, genau. Und für die haben wir zum Beispiel auch so ein Ausbildungspaket. Da machen wir Schulungen zum Thema Design, Entwicklung, Content, Umsetzung von barrierefreien Webseiten mit WordPress und das Testen.
Also wirklich so ein Komplettpaket, wo man alle Stationen abklappert, die man in Bezug auf Barrierefreiheit braucht. So was könnte man sich durchaus fördern lassen. Wer Interesse hat, der kann sich dann gerne auch mal melden, da haben wir bei uns was vorliegen. Und ansonsten wüsste ich tatsächlich nicht, was es noch so gibt dazu.
Erster Schritt in Richtung digitale Barrierefreiheit
[Alex]Aber da sind ja schon mal zwei Stellen, wo ich anfangen kann.
Gut, was wäre denn abschließend so, vielleicht auch nochmal zusammenfassend, dein Tipp für Selbstständige für den allerersten Schritt in Richtung digitaler Barrierefreiheit? Was können sie, womit fangen die an?
[Nina]Kann ich das zum Blogartikel weiterleiten?
[Alex]Sehr gerne. Aber sag vielleicht kurz das Thema des Blogartikels.
[Nina]Also wo fängt man an? Das finde ich ganz spannend, weil die Frage hören wir öfter und die Leute wollen sie immer nicht hören.
Das Beste, was man machen kann, ist sich anzuschauen, wie benutzen Menschen mit Behinderung Webseiten. Weil sobald man einmal verstanden hat, wie benutzen Menschen das überhaupt, diese ganze Anforderungskataloge machen auf einmal so viel Sinn, weil man versteht, warum man manche Dinge nicht tun soll.
Schaut euch ein Video an, wie eine blinde Person einen Screenreader benutzt. Schaut euch an, wie das funktioniert.
Dann versteht man auch, warum man Links sinnvoll benamen muss oder warum man keine sensorischen Merkmale verwenden soll alleine. Also genau das ist ja wie mit der Linkbezeichnung. Wenn ich sage, ich drücke den gelben Button oben links, dann muss die Person in der Lage sein, gelb zu erkennen und sie muss halt wissen, wo oben links ist. Eine Person, die nicht visuell navigiert, die kann diesen Punkt nicht finden. Und das erklärt sich von alleine, wenn wir einmal verstanden haben, was brauchen denn die Leute.
Deswegen ist tatsächlich die Bewusstseinsschaffung der erste Schritt, den man wirklich braucht, wenn man nachhaltig gute Webseiten oder gute Inhalte machen will, die wirklich barrierefrei lesbar sind.
Und wenn wir das gemacht haben, dann kann man die Anforderungen durchgehen.
Wer es gerne im Comic-Stil mag und lustig mag, den lade ich sehr gerne zu uns auf die Webseite drauf ein. Dann geht es an die WCAG-Kriterien, die kann man sich selber anlernen. Wir haben sehr viel zu Barrierefreiheit auf unserem Blog.
Wir haben natürlich auch Workshops zu den Kursen, also wenn man es lieber gebündelt haben möchte, dann kann man sich da auch schulen lassen. Da sind wir auch nicht der einzige Anbieter. Da gibt es recht viele auf dem Markt, da findet man dann jemanden, den man sich aussuchen kann oder aber man kann natürlich auch auf die Inhalte der W3C gehen. Die schreiben sehr viel, auch im englischsprachigen Bereich zum Thema digitale Barrierefreiheit ist auch eine sehr gute Quelle. Kann man sich also auch alles selber anlernen, aber der Weg in die Fachlichkeit, der muss dann auf jeden Fall nachkommen.
[Alex]Dankeschön. Das war ein sehr aufschlussreiches Gespräch. Und ich hoffe, wir haben einige Menschen für das Thema digitale Barrierefreiheit begeistern können. Vielen Dank, Nina, dass du da warst.
[Nina]Danke dir.
Shownotes
Blogartikel: Mit digitaler Barrierefreiheit anfangen
WAVE Web Accessibility Evaluation
Alles doof außer LinkedIn? Interview mit Positionierungsberater Sascha Theobald
In dieser Podcastfolge habe ich Sascha Theobald zu Gast. Sascha berät andere Selbstständige bei ihrer Positionierung und hat als Berater Social Media den Rücken gekehrt, ist dann aber nach einiger Zeit zu LinkedIn zurück. Warum? Das wird er uns im Interview erzählen.
In dieser Podcastfolge habe ich Sascha Theobald zu Gast. Sascha berät andere Selbstständige bei ihrer Positionierung und hat als Berater Social Media den Rücken gekehrt, ist dann aber nach einiger Zeit zu LinkedIn zurück.
Warum? Das wird er uns im Interview erzählen. Und wir werden natürlich darüber sprechen, wie sein Marketing (fast) ohne Social Media genau aussieht und warum er Positionierung für Selbstständige für so wichtig hält.
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Wie kam es zum Social-Media-Ausstieg?
[Alex] Ja, hallo Sascha, du bist seit fast zwei Jahrzehnten inzwischen selbstständig, habe ich auf deiner Website gelesen, hast du gerade noch im Vorgespräch gesagt, und du hast dich jetzt vor rund zwei Jahren von den meisten deiner Social-Media-Kanäle verabschiedet. Wie kam es dazu?
[Sascha] Das war tatsächlich ein Prozess, der sich länger angebahnt hatte. Das war also keine Übersprungshandlung von einem Tag auf den anderen. Ich war sehr lange in den Social Media aktiv, vor allen Dingen Twitter war mein Lieblingsnetzwerk, habe da auch viel gemacht, habe da auch Kunden drüber gewonnen.
Und irgendwann merkte ich, dass mich eher diese ganzen Inputs, die man da so gegen den Kopf geknallt kriegt, belasten, dass das zunehmend anstrengender wurde.
Wo früher für mich viel auch so persönlicher Austausch, also mit vielen tollen Menschen, die ich da kennengelernt habe, stattfand, war da immer mehr Belangloses. Also es ging ganz viel um Meinung. Jeder hatte irgendwie das Bedürfnis, alles kommentieren zu müssen.
Es gab sehr viel, naja, zunehmend Hass und Hetze. Wo gerade dann auch, also mal davon abgesehen, dass ich mir das nicht den ganzen Tag antun möchte, aber natürlich auch die ethischen Gedanken, das heißt gerade bei heute X und Facebook hat man so ein bisschen den Eindruck gehabt, das läuft völlig unkontrolliert aus dem Ruder. Da finden Dinge statt, die ich überhaupt nicht gut fand und nicht unterstützen möchte.
Aber halt auch einfach die Tatsache, dass Postings immer lauter, immer, ich nenne es immer pseudo-emotionaler wurden. Also das ist ja keine Emotionalität, die echt ist, sondern um was zu provozieren. Und es wurde immer provozierender gepostet, um Interaktionen zu provozieren und damit halt natürlich die Sichtbarkeit zu steigern.
Und ich habe für mich irgendwann überlegt, also da bin ich ein relativ nüchterner Mensch und habe einfach abgewogen: Wo sind die Vorteile? Wie dringend brauche ich das wirklich für mein Business und was kostet es mich?
Viele sagen oder so der Tenor ist, Social Media ist kostenlos. Wir Selbstständige können da kostenlos Werbung machen, können kostenlos mit Millionen von Menschen in Kontakt kommen, aber es ist nicht kostenlos.
Weil wenn wir mal das Geld beiseite lassen, es kostet sehr viel Zeit, sehr viel Energie und für mich war es halt, wo ich früher wirklich regelmäßig Kunden gewonnen hatte, einfach weniger geworden und stand nicht mehr in Relation zu dessen, was es mich an Energie gekostet hat. Und dann habe ich tatsächlich auch an die Konsequenzen überlegt.
Kann ich das als Business, als Kundengewinnungstool tatsächlich verschmerzen, das komplett abzuschalten? Brauche ich das für meinen Job? Sieht das komisch aus, wenn ich als Kommunikationsmensch das jetzt irgendwie abschalte? Muss ich nicht eigentlich wissen, was da stattfindet, um meine Kunden noch ordentlich zu beraten?
Aber mir wurde halt bewusst, ich bin kein Social-Media-Berater, ich bin kein Online-Marketing-Berater, ich bin Positionierungsberater. Ich kenne die Mechanismen der Social Media, ich sehe sie ja weiterhin, aber ich bin an diesem großen Zirkus einfach nicht mehr beteiligt. Und das konnte ich guten Gewissens entscheiden und für mich hat das auch sehr gut funktioniert.
Wie bist du beim Social-Media-Ausstieg vorgegangen?
[Alex] Und wie bist du dann konkret vorgegangen, als du dich entschieden hast, die zu verlassen? Also hattest du zum Beispiel einen letzten Post, wo du dich verabschiedet hast oder wie bist du da vorgegangen?
[Sascha] Also ich habe meinen kompletten Gedankengang in einem Blogbeitrag tatsächlich aufgeschrieben.
Zum einen, um zu zeigen, was so an Gedanken dahinter steckte, aber halt auch um …, mir war wichtig, andere Selbstständige dazu anzuregen, sich diese nüchternen Gedanken auch mal zu machen und nicht blind diesem „Ihr müsst alle auf Social Media sein“ zu folgen.
Habe da auch die Vorteile und Nachteile abgewägt und habe da auch erklärt, wie mein weiterer Weg sein wird. Also zu welchem Datum schalte ich ab, dass ich wirklich alles komplett abschalte.
Ich habe darauf hingewiesen, worauf ich mich dann in meinem Marketing fokussieren werde, wie man mir weiter folgen kann und bin damit dann auch in alle Netzwerke, in denen ich noch aktiv war, reingegangen und habe da Posts abgesetzt, habe angekündigt – ich glaube, das war irgendwie 6. April oder so bin ich weg, konsequent hier. Und habe den Beitrag verlinkt, habe dann noch mehrmals das wiederholt, damit es wirklich möglichst viele mitbekommen.
Und habe immer wieder auch darauf verwiesen, dass es meinen Letter gibt. Also wer tatsächlich …, weil viele haben geschrieben „Ach wie schade, ich habe immer deine Posts gern gelesen oder mich mal mit dir ausgetauscht“. Und um denen halt quasi nicht so völlig vom Schirm zu fallen, habe ich immer wieder hingewiesen, dass es halt meinen Letter gibt.
Und als der Tag dann tatsächlich da war, habe ich so einen letzten Bin-Weg-Gruß quasi gepostet und habe ein paar Stunden später abgeschaltet und habe in die Profile jeweils reingeschrieben, ist nicht mehr aktiv und bitte hier Website und Letter.
Soweit das ging, habe ich die Profile deaktiviert und nicht komplett gelöscht, weil ich nicht wollte, dass jemand dann meinen Account oder meinen Account-Namen kapert und darunter irgendein Schindluder macht, was anderen teilweise passiert ist.
Bei einigen sozialen Netzwerken kann man tatsächlich das so deaktivieren, dass es nicht mehr findbar ist und man unsichtbar ist. Und bei anderen ist es halt so, da ist das Profil noch da, dann kann man das auf privat stellen, dass quasi Leute, die nicht im Netzwerk sind, auch die Posts nicht mehr sehen. Man kann aber in dieser Biografiebeschreibung irgendwie noch einen Hinweis geben und das habe ich halt komplett gemacht.
Wie haben Menschen auf deinen Social-Media-Ausstieg reagiert?
[Alex] Und wie haben dann die Menschen auf deine Abschiedspost reagiert? Was haben die kommentiert?
[Sascha] Also so die engen Kontakte, die Follower, waren also auf der einen Seite traurig tatsächlich und haben gesagt „Wie schade, hier geht wieder noch ein Guter“. Also im Gegensatz zu denen, die so laut und meinungs- und hassmäßig da unterwegs sind.
Aber was tatsächlich sehr, sehr interessant war, ist, dass 99,9 Prozent der Menschen, und da ist es auch tatsächlich egal, ob das Kollegen aus dem Marketing waren oder ob das Menschen in ganz anderen Berufen waren, die haben meine Argumente verstanden, teilten die ganz oft. Also sie sagten auch „Ja, ich finde das auch anstrengend und das mit dem Hass“ oder mit dem ganzen Social Selling ist halt auch sowas, was völlig absurde Wege in der Zwischenzeit genommen hat und die Leute finden es tatsächlich auch blöd.
Sind aber dann tatsächlich nicht wirklich oder noch nicht bereit, diesen Schritt zu gehen, weil die Selbstständigen zum Beispiel sagen „Ja, aber kann ich denn ohne überhaupt noch Kunden gewinnen? Man muss doch heute auf Social Media sein.“
Und der Tenor war tatsächlich, das ist so ein Übel, das ich in Kauf nehmen muss, beziehungsweise eingehen muss, um als Selbstständiger sichtbar zu sein und Kunden gewinnen zu können.
Und dieser Tenor, der da von vielen Coaches und Gurus umhergetrieben wird, was Social Media alles für ein Wunderwerk für Selbstständige und Business an sich ist, ist bei den Menschen so fest im Kopf drin, dass sie halt auch gar nicht für sich selber nüchtern abwägen, ob es sich für sich noch lohnt. Und gar nicht über den Tellerrand drüber gucken, ob es tatsächlich andere Maßnahmen gibt, die für sie passender sind und, also das weiß ich ja aus eigener Erfahrung, einfach mehr Wirkung bringen.
Und das war halt so dieses Unverständnis, nicht Unverständnis, aber so dieses „Schade, dass du weg bist“ und aber dieses Verständnis für die Argumente, es gab tatsächlich ganz, ganz wenige … Ich erinnere mich gerade an eine Kollegin, die tatsächlich darüber einen Blogbeitrag geschrieben hat und wiederum meinen Gedankengang zerpflückt hat in der Art und Weise, dass sie sagte, ob das die richtige Entscheidung ist, ob das der richtige Weg ist. Sie wird das anders sehen und glaubt, dass, was ja auch stimmt, man kann Stellhebel in seinen eigenen Netzwerken selbst beeinflussen. Also das heißt, man kann gucken, wer im eigenen Netzwerk reinkommt, wen man mutet oder blockiert. Und hat sich da sachlich mit auseinandergesetzt und kam für sich und sie war halt auch oder ist beratend unterwegs, als Beratende da auch zu einem anderen Schluss. Aber 99 Prozent war wirklich positiv und verständnisvoll.
[Alex] Und jetzt bei deinen Kund*innen auch. Also wenn ich mir jetzt überlege, du bist jetzt zwei Jahre nicht mehr auf Social Media, richtig? Hast du in der Zwischenzeit mal irgendwie Anfragen gehabt und als dann klar wurde, du bist nicht mehr auf Social Media, war das dann „Nee danke, dann lieber nicht?“ Oder hast du solche Situationen noch nie erlebt?
[Sascha] Überhaupt nicht. Das Ding ist und das Interessante und das hat mich auch bestärkt, die Art von Menschen, die mit mir arbeiten, sind in der Regel auch eher die ruhigeren, eher die tiefgründigeren. Und ich arbeite eigentlich nicht mit Rampensäulen. Das ist nicht, dass ich sage, ich will nicht mit euch arbeiten, aber das sind halt nicht meine Wunschkunden. Und das, glaube ich, merkt man auf meiner Website und in meinen Posts. Und diese Menschen fühlen sich dann auch nicht angesprochen.
Die Menschen, mit denen ich arbeite, und das war auch schon eine ganze Weile vor meinem Ausstieg so, eine Standardfrage ist, oh, muss ich denn Social Media machen? Ich habe da überhaupt keinen Bock drauf. Und ich glaube, ich bin da einer der wenigen, der direkt sagt: Nee, muss nicht. Kann, kann funktionieren. Wir werden auf jeden Fall darüber sprechen, ob irgendwas davon sinnvoll ist. Aber von mir werden sie nicht hören, dass das muss, dass das Pflicht ist, um überhaupt erfolgreich ein Business führen zu können.
Warum bist du nach einer Zeit zu LinkedIn zurück?
[Alex] Nun hast du ja nicht alle Kanäle, oder du hattest zuerst alle Kanäle gelöscht, aber dann bist du zu LinkedIn zurück. Ist LinkedIn für dich anders als die Meta-Kanäle Instagram und Facebook oder was hat es damit auf sich?
[Sascha] Ja, also erst habe ich alle komplett abgestellt und ich habe einfach gemerkt, wenn ich Menschen treffe, also das heißt, wenn ich, ob das jetzt online oder im realen Leben, Kontakte knüpfe, fehlt mir etwas, um tatsächlich unkompliziert Kontakt zu halten.
Also dass ich diese Menschen auf dem Schirm behalte, dass man sich auch mal unkompliziert austauschen kann, dass man merkt, was bei denen Neues ist etc. Und das hat mir gefehlt.
Das habe ich eine Zeit lang beobachtet, ob ich da gut mit klarkomme oder nicht. Und es war tatsächlich so, dass ich dachte, nee, du schaffst es einfach nicht, auf anderem Wege wirklich das unkompliziert zu halten, in Kontakt zu bleiben.
Das ist ja dann auch immer eine Frage der Menge und der Intensität, so seinen engsten Kreis in Kontakt zu bleiben geht. Aber so Menschen, die man jetzt bei einer Online-Konferenz kennengelernt hat oder so, da ist das schon deutlich schwieriger.
Und ich bin dann tatsächlich hingegangen und habe gesagt: Okay, LinkedIn ist das Netzwerk, was für mich am besten passt und was für diese Aufgabe am besten passt. Also wirklich Kontakte pflegen und wo tatsächlich auch diese Menschen, mit denen ich da Kontakte knüpfen möchte, eigentlich auch alle sind. Das trifft ja auf andere Kanäle einfach nicht mehr zu.
Und bin dann testweise wieder reingegangen und habe im Vorfeld mir Dinge überlegt, die ich anders machen möchte.
Also das heißt selektiver damit umgehen, wem ich folge, mein Stream tatsächlich, ich nenne es mal, sauber zu halten und Menschen, die mich nerven, die so ein plattes Social Selling machen, die irgendwie diese Direktnachrichten schicken mit „Hey, lass uns mal Kooperation oder du brauchst doch bestimmt das und das“ … da einfach konsequenter zu sein und die Sache für mich machbarer und nicht so belastend zu machen.
Und das funktioniert an sich gut. Das ist immer noch in so einer Beobachtungsphase, definitiv. Aber ich merke halt auch, dass wenn ich in diesem neuen Modus für mich, ich nenne es mal gesünder, damit umgehe, dass ich zum einen eine gute Wirkung, also das ist jetzt seit dem Wiedereinstieg noch nicht riesig groß geworden oder so, aber schon so mit Kontakten wieder merke, dass sich da was belebt.
Und ich komme gut damit zurecht und kann das gut in meinen Alltag integrieren, weil ich in der Zwischenzeit halt auch nicht mehr jeden Tag dreimal dann irgendwie nachgucke, was ist, sondern das wirklich komprimierter mache und da feste Blöcke für eingeplant habe und das funktioniert für mich sehr gut.
Und LinkedIn ist da einfach auch ein ruhigeres Netzwerk, wo dieses Hass, Hetze, Meinung auch da ist, aber einfach weniger und es ein bisschen ruhiger zugeht und der Business-Fokus für mich ganz wichtig ist.
Da ist wirklich dieses ganze Butterbrot-Posten, ich war heute am Strand, was weiß ich was, Kaffee hier getrunken, was auch immer, ist da weniger. Dafür ist dieses Social Selling da einfach präsenter, aber vieles, was genervt hat, gerade so auf Twitter etc., ist da deutlich weniger.
Wie sieht dein Marketing ohne Social Media aus?
[Alex] Du hast ja jetzt schon am Anfang gesagt, dass du soziale Medien auch gar nicht wirklich gebraucht hast, jetzt bis auf LinkedIn. Was machst du denn stattdessen? Also kannst du das mal entlang der Customer Journey durchspielen? Wie wirst du online gefunden? Wie baust du Vertrauen auf? Wie verkaufst du ohne Social Media?
[Sascha] Ja, also mein Fokus in meinem eigenen Marketing ist tatsächlich meine eigene Website.
Mit … früher hätte ich Blog gesagt, heute sage ich Content Hub. Also ich veröffentliche Beiträge, kümmere mich da um SEO. Also das heißt, für mich ist tatsächlich ein wichtiger Punkt, wie ich gefunden und dann auch gebucht werde, dass die Menschen nach was googeln, mich dann finden und das, was ich da schreibe, für sich ansprechend finden.
Ich versende einen Letter, einen Newsletter, der dann eher natürlich zur Bindung und zur Pflege ist. Ich, was ich auch gestärkt habe, seitdem ich aus den Social Media raus bin, ich gebe Interviews, ich veröffentliche Gastbeiträge, um quasi in Kanäle zu kommen, die meine Wunschkunden konsumieren. Da halt tatsächlich auch einfach mit Themen, die für mich relevant sind und für die Zielgruppe dann in diesem Medium einfach Sinn machen.
Oder wie zum Beispiel in Büchern, wie zum Beispiel in deinem neuen Buch, dann mit einem Interview dabei zu sein und einfach über seine eigene Arbeit, seine eigenen Ansätze zu sprechen.
Und natürlich sind Empfehlungen einfach auch ein wichtiger Punkt, eine ordentliche Arbeit abzuliefern, ordentlich mit den Kunden zu arbeiten und wirklich Gutes zu schaffen, sodass die dann tatsächlich aus eigener Intention, also ich bin keiner, der sagt, bitte empfehle mich weiter und das pusht. Sondern die Menschen, die mit mir gearbeitet haben und sagen, das hat mir geholfen, das hat mir wirklich ermöglicht, dies, das und jenes zu schaffen, dass die darüber erzählen. Das ist natürlich die ehrlichste und direkteste Art und Weise von meiner Arbeit aus einer anderen Perspektive. Also nicht ich erzähle, was ich mache, sondern die Menschen, die mit mir gearbeitet haben, erzählen, wie sie das empfunden haben und was da tatsächlich sich verändert hat, was ja einfach ganz wichtig ist.
Das Vertrauen schaffen ist für mich tatsächlich über meine Inhalte.
Ich habe für mich den Anspruch, mit meinen Inhalten Einblicke zu geben. Ich nenne es immer die virtuelle Bürotür öffnen.
Also ich bin nicht Wikipedia. Ich muss nicht einfach nur Fachbegriffe erklären und irgendwie drei Tipps dazu um die Ohren hauen, sondern ich versuche tatsächlich einen Einblick zu geben, wie ich arbeite, wie ich Themen sehe. Meine Überzeugungen sind ganz wichtig.
Ich möchte nicht den Standard da irgendwie runterspulen, sondern ich möchte auch zeigen, wie jetzt zum Beispiel mit dem Ausstieg aus Social Media, dass ich da eine andere Haltung zu habe, als die meisten anderen in unserem Marketing-Kommunikationsfeld.
Und das ist wichtig für das Vertrauen, weil die Menschen, das bekomme ich immer wieder als Feedback, tatsächlich sagen, das hat mich sehr angesprochen, ich habe mich darin wiedergefunden.
Das heißt, ich gehe sehr konkret auch in die Situation meiner Wunschkunden und gebe denen das Gefühl, dass ich die Situation, das Problem, den Wunsch verstehe und gehe dann den Weg oder den gedanklichen Ansatz durch, den ich da für richtig und wichtig halte. Und das ist tatsächlich für das Vertrauen unbezahlbar.
Also Menschen, die bei mir auf der Website so ein paar Beiträge gelesen haben, die rufen bei mir an und sagen, das hat mich sehr angesprochen. Und wenn die dann irgendwie zehn Minuten mit mir telefoniert haben, sagen die: Sie klingen genauso, wie ich mir Sie mir vorgestellt habe, aufgrund der Texte. Also Sie klingen genauso wie auf Ihrer Website.
Und ich merke, seitdem ich das mache, dass dieses Vertrauen gar kein Problem mehr ist. Also wo früher, ich habe früher als Designer gearbeitet, ganz oft so ein Gespräch mit „Wir brauchen eine Website, wir brauchen dies und das, was kostet das denn?“ anfing. Und seitdem ich tatsächlich veröffentliche, sowohl auf meiner Website als auch auf anderen Plattformen, und die Menschen tatsächlich so ein bisschen in meinen Kopf gucken können und in meine Arbeit, in mein Büro reingucken können, steht das ganz weit hinten.
Die Menschen haben das Gefühl, mich greifen zu können, mich besser zu verstehen, als wenn sie jetzt irgendwie nur einen nüchternen Erklärbeitrag lesen. Und das ist für mich tatsächlich, warum ich da auch sehr viel Zeit investiere, diese Art von Beiträge zu schreiben, die bei mir halt auch oft länger sind und tiefer gehender sind, als das zum Beispiel auf Social Media ist.
Das heißt, wenn auf Social Media eher so die kurzen plakativen Headlines rausgehauen werden, das ist nicht so meins, gehe ich lieber rein und sage, okay, was heißt das denn konkret und was heißt das aus der Perspektive, was hat das für Vor- und für Nachteile und für wen eignet sich das eher und für wen nicht.
Und ich glaube, die Menschen merken dann einfach, wer nur die üblichen Phrasen drescht oder wer tatsächlich konkret wird und wer da auch eine eigene Meinung und Überzeugung hat.
Und der dritte Punkt, den du angesprochen hast, Verkaufen, den kann ich gar nicht so klar benennen, der ist bei mir gar nicht so separat, weil ich kein Angebot habe, also Positionierungsberatung ist jetzt nichts, was man irgendwie, man sieht eine Anzeige, klickt drauf und bucht das.
Sondern bei mir ist es tatsächlich oft diese Reise, dass Menschen irgendwann über mich gestolpert sind, zufällig in Anführungsstrichen, und immer mal wieder von mir lesen und hören. Und dann, wenn der Bedarf da ist, wenn sie merken, oh, jetzt muss ich echt was tun, es läuft nicht mehr so wie früher oder ich merke, ich komme immer wieder ins Trudeln, wenn ich erzählen soll, was ich mache und wofür ich stehe, dann haben die im Hinterkopf, mich auf der Kurzwahl-Taste und dann melden die sich.
Und das ist für mich immer wirklich faszinierend und überraschend, was in so Kennenlerngesprächen für Sätze kommen. So dieses, ach, ich lese sie schon seit zwei Jahren, irgendwie ihren Newsletter. Oder ich habe damals noch den und den Beitrag auf dem und dem Blog gelesen, wo ich schon überlegen muss, was war das denn damals nochmal? Also ich hatte, ich glaube, letztes Jahr war das, eine Anfrage und der Mensch war seit, ich glaube, acht Jahren irgendwie bei mir im Newsletter und ich hatte den gar nicht so auf dem Schirm. Und dann meldet er sich und sagt, ich brauche jetzt Unterstützung.
Und das ist dann so der Punkt, wie ich verkaufe, ich sage mal so über Reputation und so eine mentale Kurzwahltaste nenne ich das.
Also wirklich da klar abgelegt zu sein, wenn der Bedarf da ist, dass die Leute wissen, ah, da war doch der, den fand ich irgendwie gut.
Warum ist eine Positionierung fürs Marketing so wichtig?
[Alex] Egal, ob mit Social Media oder ohne Social Media, du sagst, erfolgreiches Marketing braucht eine klare Positionierung. Du hast schon gesagt, du hilfst Selbstständigen bei der Positionierung. Warum ist das so wichtig für Selbstständige, sich da klar zu positionieren?
[Sascha] Ja, also bei Selbstständigen und ich arbeite ja wirklich nicht hauptsächlich, sondern nur mit Solo-Selbstständigen. Wir wollen ja als Selbstständige unser Ding machen. Wir wollen selbstbestimmt arbeiten. Wir wollen souverän auftreten. Wir wollen was bewirken. Und da ist halt oft das Problem, dass den Menschen Klarheit fehlt.
Das heißt, viele sind zu breit aufgestellt, wollen zu viel potenzielle Kunden, zu viel potenziellen Umsatz mitnehmen, wissen nicht genau, wie sie vermitteln sollen, was sie ausmacht, was sie tatsächlich bewirken, was sie leisten und sind dann sehr beliebig in ihrem Auftritt und gehen in der Masse unter.
Und das ist wirklich ein großes Problem. Und da ist sowohl in den Social Media ist das ein riesiges Problem, aber natürlich genauso bei Google, bei YouTube, wo auch immer man veröffentlicht und findbar werden möchte oder Aufmerksamkeit schaffen möchte, ist es sehr, sehr wichtig, dass man klar aufgestellt wird und einen Fokus gezogen hat, einen roten Faden für sich hat, den Menschen auch tatsächlich gut abspeichern können.
Also das heißt, dieses Merkbarwerden, Greifbarwerden und Merkbarwerden ist tatsächlich existenziell, um ein Business zu schaffen, was selbstbestimmend ist, was nicht dieses, ich mag „selbst und ständig“ als Erklärung für Selbstständigkeit überhaupt nicht. Ich finde, Selbstständige sollten nicht selbst und ständig sein.
Das heißt, viele sind ja in so einem, ich nenne es gerne so Rödeln-Modus, also dieses, die arbeiten viel rund um die Uhr und das ist ja auch das Bild, was man von uns Solo-Selbstständigen hat, die arbeiten rund um die Uhr und verdienen schlecht.
Das ist so diese prekäre Situation, die auch da in der Politik gerne dargestellt wird. Und um daraus halt wirklich was Selbstbestimmtes zu machen und zu gestalten, wie man arbeiten möchte, mit wem man arbeiten möchte für uns Selbstständige, ein ganz wichtiger Punkt, dieser Freiheitsgedanke.
Ich möchte bestimmen, mit wem ich arbeite. Ich möchte ablehnen können und den Freiraum auch finanziell dafür haben, zu sagen, nee, das passt nicht. Such dir lieber den und den Berater. Und tatsächlich, wie ich möchte.
Ich sehe immer wieder Selbstständige sagen, ja, ich mache hier Stundenkontingente. Eigentlich mag ich gar nicht per Zeit abrechnen oder so Zeit zu stoppen und zu protokollieren, aber die Kunden wollen das ja so.
Und Positionierung ist halt tatsächlich ein Weg, sich sein Business so zu gestalten, wie es einem entspricht und halt auch zu gestalten, wie man selbst wahrgenommen wird. Weil tatsächlich, das ist nicht vorgegeben, wie Kunden einen wahrnehmen und was man erfüllen muss, sondern man kann selbst beeinflussen und gestalten, wie Menschen einen wahrnehmen sollen im Optimalfall und wer sich davon angesprochen fühlt und wie dann so eine Zusammenarbeit aussehen kann.
Das heißt, eine Positionierung ist deswegen wichtig, weil sie zum einen Orientierung gibt, Sicherheit.
Das heißt für mich selber, ich weiß, was ich will, wohin ich will, was ich vermitteln will, wen ich erreichen will. Und natürlich auch nach außen, ich werde greifbar. Und die Leute wissen einfach, wenn du klar positioniert bist und dann auch klar rausgehst, wo sie bei dir dran sind.
Und du hebst dich vom Wettbewerb ab, das ist heute einfach unfassbar wichtig und du schaffst Resonanz. Also das ist wirklich auch noch ein Punkt, das merke ich bei mir selber und bei Kunden.
Der Unterschied ist halt, ob du was sendest und die Leute das wahrnehmen und sagen, nett und weiter. Oder ob Menschen von dir lesen und da ist egal, ob das bei LinkedIn ein Post ist, ob das über eine Google-Suche ein Beitrag ist oder in einem Interview.
Wenn die Menschen sagen, also manchmal habe ich schon gehört, dass Menschen sagen so dieses, ich habe gedacht, sie haben den Beitrag nur für mich geschrieben. Das war so treffgenau ich. Ich war verblüfft. Ich hatte sogar mal einen Kunden angerufen, mit dem ich Jahre zuvor gearbeitet hatte. Er sagte: „Hören Sie mal, Theobald, den letzten Newsletter haben Sie doch für mich geschrieben, oder? Das war doch eins zu eins ich. Und sowas ist einfach für Interessenten total wichtig, weil sie dann, diese Resonanz gibt denen auch Sicherheit und die haben das Gefühl, hier bin ich richtig. Und das ist wirklich sehr wertvoll für Vertrauen und für abgespeichert werden. Deswegen, mein Motto ist ja Positionierung stärkt Selbstständige und das schaffen sie halt mit einem klaren Kopf und klaren Botschaften. Das hilft nach innen und nach außen.
[Alex] Woher weiß ich denn, ob ich klar positioniert bin als Selbstständige? Hast du so ein paar Kriterien?
[Sascha] Ja, so ein bisschen habe ich das eben schon angerissen.
Letztendlich, der Hauptpunkt ist: Kann ich klar vermitteln, wofür ich stehe und was ich biete, welches Problem ich löse?
Ganz viele, die zu mir kommen, sagen, naja, ich weiß an sich, was ich mache. Ich bin Karrierecoach oder Trainer für Kommunikation, Führungskommunikation, aber ich kriege das nicht konkreter darüber gebracht. Ich bin halt da einer von vielen.
Und wenn mich jemand fragt, so nach dem Motto, was machen Sie denn, dann komme ich ganz schnell in Strudeln oder ich erzähle Dinge, die die Leute total uninteressant finden, weil es halt überhaupt nicht greifbar ist. Eine Kundin von mir sagte sogar mal konkret, wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme, laufen die weg. Also im übertragenen Sinne, im Sinne von die merkte dann, wenn sie anfängt so ein bisschen zu erzählen, dass die Menschen dann überhaupt kein Interesse hatten und wieder gingen.
Das heißt, man merkt, wenn man angesprochen wird, ob man klar sagen kann, wofür man steht, was man macht, welche Probleme man löst oder man fühlt sich halt selber unsicher und unsouverän.
Genauso ist es dann auch in der Wirkung. Ein sehr untrügerischer Indikator ist, welche Art von Anfragen bekomme ich und wie werde ich empfohlen?
Passt das zu dem, was ich aussende, was ich anziehen möchte oder ist das eher, naja, von allem ein bisschen?
Das heißt, wie hoch ist der Anteil der Anfragen oder Empfehlungen, die zu dem passen, was ich wirklich machen möchte?
Und wie viele, naja, Ausschuss klingt jetzt doof, aber wie viele Anfragen sind dabei, die auch völlig andere in dem Bereich erfüllen könnten?
Und da ist tatsächlich, das weiß ich auch aus eigener Erfahrung über die Jahre, umso klarer man da rausgeht und umso eindeutiger die Botschaften sind, umso treffender sind die Anfragen tatsächlich.
Das heißt, man hat ein Telefonat, ein Kennenlerngespräch mit einem Interessenten oder einer Interessentin und man hat direkt das Gefühl, ja, das passt. Da hat tatsächlich jemand auf der Website sich ein bisschen umgeguckt und hat selber auch das Gefühl gehabt, das könnte passen. Das heißt, ich verbringe dann auch weniger Zeit mit, ich sage mal, unnötigen Kennenlerngesprächen.
Ich schreibe nicht mehr Angebote für Hinz und Kunz, wo es dann eh nicht zu einem Auftrag kommt oder wo Budgeterwartungen völlig auseinandergehen. Das heißt, da ist halt der Indikator auch, schätzen die Menschen, was ich mache und wie ich es mache. Also schätzen die halt auch meine Art und wollen die nicht nur irgendwen haben.
Und das mit der Bezahlung ist tatsächlich dann auch ein häufiger Indikator. Sind die Menschen bereit, das zu zahlen, was meine Arbeit wert ist? Oder habe ich viel Menschen, die einfach vergleichen wollen? Sprich, muss ich über den Preis verkaufen? Muss ich darauf achten, dass ich günstiger bin als der Wettbewerb? Oder habe ich tatsächlich mich so positioniert, dass die Menschen sich angesprochen fühlen, dass sie so eine Resonanz haben, dass sie sagen, ich will mit dem und nicht mit einem anderen arbeiten? Das heißt, wenn Menschen mit Ihnen ein Kennenlerngespräch machen und das Thema Preis ganz hinten kommt.
Und für mich ist es immer ein gutes Zeichen, wenn die Menschen sagen, also bei mir bei Anfragen: „Oh ja, das ist nicht wenig, aber ich will das machen, das ist es mir wert, ich habe das Gefühl, bei Ihnen in den richtigen Händen zu sein und Sie gehen die richtigen Punkte mit mir zusammen an.“
Das sind so die typischen Punkte, über die ich checken kann, ob ich gut positioniert bin, wen das weiter interessiert. Ich habe da auch eine Checkliste bei mir auf der Website, wo man noch diverse Punkte für sich durchchecken kann.
Ja, ich finde da wirklich auch einen guten Hinweis oder einen Tipp, sich, wenn man Kennenlerngespräche hat, wirklich aufzuschreiben und zu protokollieren, was die Menschen anfragen, wie gut das gepasst hat und das auszuwerten, um einen Überblick darüber zu haben, wie da so die Quoten sind.
Und da geht es mir nicht darum, wie viele Abschlüsse mache ich, wie viele Menschen sagen ab, sondern wie viele dieser Menschen passen zu mir und zu dem, wie ich positioniert bin, und wie viele fliegen da einfach dran vorbei, die irgendwie nur jemanden suchen und nicht mit mir arbeiten wollen.
Was sind die Schritte zu einer klaren Positionierung?
[Alex] Und wenn ich jetzt merke, dass ich nicht klar positioniert bin, was wäre so der erste Schritt, den ich gehen könnte?
[Sascha] Also die Arbeit an der Positionierung ist sehr intensiv. Also der erste Schritt wäre für mich tatsächlich, sich bewusst zu machen, was es heißt, sich klar zu positionieren.
Leider ist da draußen oft so dieses Bild: neuer Slogan, neues Logo, neue Website und dann bin ich neu positioniert.
Im Bereich Coaching ist das so, ich habe mich als Coach oder als Berater positioniert. Und wichtig ist erstmal zu verstehen, dass das keine klare Positionierung ist, dass das keine passende Positionierung ist, sondern dass das deutlich tiefer geht, dass das wirklich sehr intensive Gespräche braucht.
Und ich bin halt auch davon überzeugt, dass das nicht quick and dirty zu erarbeiten ist. Es gibt da draußen wirklich sehr viele Angebote, Positionierung in drei Stunden oder mit einem Selbstlernkurs oder über ein Buch. Das ist alles nett gemeint, aber ich bin davon überzeugt, dass man wirklich unter die Oberfläche gucken muss.
Und dazu braucht es jemanden, der als Gesprächspartner unvoreingenommen ist, das heißt, der nicht in dieser Betriebsblindheit ist, nicht seit Jahren in dieser Suppe schwimmt, sondern der von außen drauf guckt und merkt, wo Dinge verborgen sind, die sehr wertvoll sind, wo aber auch Dinge sich eingeschlichen haben, die keinen Sinn mehr machen, die das torpedieren, die das aufweichen. Und dann würde ich tatsächlich hingehen, für mich habe ich da definiert vier Bausteine, die man bearbeiten sollte, in denen man Klarheit schaffen sollte. Der erste Baustein ist Identität.
Das ist auch ein Punkt, der sehr häufig vernachlässigt wird, weil so diese Kundenorientierung immer vorne steht. Und ich bin davon überzeugt, dass sowohl eine klare Positionierung als auch ein selbstbestimmtes Business eine Art von Selbstbewusstsein braucht.
Das heißt, da erstmal wirklich zu gucken, was macht mich aus, welche Erfahrungen bringe ich mit, was für Wissen bringe ich mit, welche Überzeugungen stehen bei mir vorne, was biete ich zum Beispiel an, was andere nicht machen? Oder was schließe ich bei mir aus, weil ich davon überzeugt bin, dass es nicht funktioniert oder dass es nicht zu einem guten Ergebnis führt?
Da sind häufig tatsächlich Dinge verborgen, entweder aus früheren Jobs oder auch aus dem Alltag, die für einen Selbstständigen selber völlig normal sind, völlig unwichtig sind. Und ein Außenstehender sagt, oh, das ist aber total besonders, das machst du, das macht doch sonst keiner.
Und da kommen manchmal Stärken und Besonderheiten zu Tage, die sehr, sehr wichtig sind. Die so eine Arbeit aus einem, ich mache dasselbe wie alle, rausholt und da wirklich was Besonderes und was Individuelles draus macht.
Ich finde da wichtig zu begreifen, dass gerade wenn wir bei Trainern, Beratern, Coaches sind, dass das Was, also das Angebot an sich in der Regel vergleichbar ist.
Wir haben nicht wie Rittersport die quadratische Schokolade, die wir als USP haben, sondern wenn ich einen Steuerberater suche, dann ist die Steuererklärung sachlich erstmal immer gleich.
Wenn ich, weiß ich nicht, einen Social-Media-Berater buche, der mir LinkedIn zeigen soll, dann ist das sachlich erst mal gleich.
Und wenn dieses Was vergleichbar ist, dann kommt es auf das Wie an. Und die Identität zu ergründen und da einzutauchen und für sich selbst zu erkennen, was man selber anders macht, was man besonders macht, ist wirklich das Fundament für alles Weitere.
Im zweiten Schritt würde ich hingehen und Wunschkunden ergründen. Das heißt, nicht nur hinzugehen und diese typische Zielgruppendefinition, Alter, Familienstand, wo wohnt er, wie viel verdient er, das ist nicht dienlich, glaube ich, sondern tatsächlich hinzugehen und sich diese Menschen anzugucken:
Was sind das für Menschen? Welche Probleme haben die? Welche Wünsche haben die? Was ist deren Situation?
Das ist ein anderer Ansatz, auf diese Menschen zu gucken und sie nicht nur als Zahlen und als Gruppe zu sehen, sondern tatsächlich in Gefühle zum Beispiel einzusteigen, Emotionen:
Wie fühlt sich das vor der Zusammenarbeit an, wenn man dieses Problem hat, wenn man in dieser Situation vielleicht schon länger steckt und wirklich Dinge ausprobiert hat und verzweifelt? Wie fühlt sich das an nach der Zusammenarbeit? Was ändert sich für diese Menschen? Also auch wirklich greifbar machen zu können, was verändert sich nicht nur in der Sache, sondern wie verändert sich das Leben dadurch oder andere Aspekte? Welche Auswirkungen hat Produktivität auf Familie? Welche Auswirkungen hat eine klare Buchhaltung damit, dass ich besser schlafen kann, dass ich mich sicherer fühle und souveräner irgendwie auftreten kann zum Beispiel?
Das sind alles Dinge, die man ergründen sollte, um, wir haben eben darüber gesprochen, diese Resonanz tatsächlich zu stärken. Denn nur wenn ich weiß, wen genau ich ansprechen möchte, kann ich auch entsprechende Angebote aufbauen, kann entsprechende Botschaften senden und da wirklich ganz zielgenau vorgehen. Und umgekehrt, wenn ich mir dann Gedanken mache, mit wem möchte ich eigentlich nicht arbeiten, also Anti-Wunsch-Kunden definieren, dann kann ich zum Beispiel meine Texte und Angebote auch so aufstellen, dass diese Menschen sich nicht angesprochen fühlen.
Das heißt, ich muss nicht hinschreiben. „Hey, bitte Rampensau, komm nicht zu mir, das passt nicht.“ Aber indem ich halt zum Beispiel schreibe, dass das tiefgründigere Dinge sind oder dass man auch für Leisere dieses oder jenes schafft, kann man natürlich die einen mehr anziehen und die anderen eher auf Abstand halten.
Der dritte Punkt, den ich empfehle, da durchzugehen, ist Wert.
Viele Selbstständige haben tatsächlich Schwierigkeiten damit, den Wert ihrer Arbeit zu vermitteln. Das heißt, die können erzählen, was sie machen, was ihre Leistung ist, aber das ist vergleichbar. Diese Leistung, ich berate das und das, ich coache das und das, ist absolut vergleichbar.
Wichtig ist tatsächlich diese Kombination aus, was kann ich besonders gut, was mache ich besonders gerne und was brauchen meine Wunschkunden, was wollen die, was ist deren Bedürfnis. Die Schnittmenge zu nehmen und da den Wert herauszuarbeiten. Und das kann tatsächlich für denselben Beruf, für dasselbe sachliche Angebot sehr unterschiedliche Dinge sein. Wenn ich zum Beispiel Rhetoriktrainings mache, kann es darum gehen, Lampenfieber wegzukriegen oder zu reduzieren oder es kann darum gehen, die körperliche Präsenz zu stärken oder, oder, oder.
Das heißt, den Wert, den das für die Wunschkunden hat, zu verdeutlichen, zeigt einfach auch nochmal, in welcher Situation ist das das optimale Angebot, bin ich der optimale Ansprechpartner? Und es zeigt natürlich oder es holt aus dieser Vergleichbarkeit der Leistung und zeigt den Menschen wirklich oder macht es spürbar, was sich verändert und fördert natürlich dann auch, dass man den Wert sieht, was sich natürlich dann auch auf zum Beispiel Honorare auswirkt.
Das heißt, umso besser ich vermitteln kann, welchen Wert meine Arbeit hat für den Menschen, umso besser kann ich meine Honorare vertreten, weil ich halt gar nicht irgendwie groß erklären muss in einem Kennenlerngespräch, sondern weil die Menschen wissen, hey, genau das will ich erreichen und das ist genau das, was ich jetzt brauche und sich da sehr gut aufgehoben fühlen.
An dem vierten Schritt, das ist ein ganz wichtiger Schritt, ist da eine kommunikative Basis zu schaffen. Das heißt, das, was ich in den ersten drei Bausteinen ausgearbeitet habe, tatsächlich klare Botschaften zu entwickeln, die sehr auf den Punkt sind, die reduziert sind. Also möglichst eine Kernbotschaft, die ich nach vorne stellen möchte, diese Überlegung, wenn Menschen sich was zu mir merken, welcher Begriff oder welche Formulierung soll das sein?
Und dann natürlich auch diese strategischen Fragen, welche Themen will ich beackern, in welche Kanäle gehe ich rein, wo erreiche ich meine Wunschkunden am besten und was passt zu mir und meiner Energie? Das heißt, was kann ich überhaupt leisten und wo kann ich Kontinuität aufbauen?
Das ist so der vierte Schritt, der dann quasi die Startrampe für die Umsetzung ist.
Das ist da noch dieses, die Positionierung, die ich erarbeite, ist anders als bei großen Marken und Unternehmen, wo es ja wirklich um Zahlen und um Märkte geht und sowas, sich wirklich sehr bewusst halten, Positionierung für Selbstständige, da geht es nicht nur um Marketing, sondern da geht es um Lebensqualität, da geht es um Selbstbestimmung, also darum, wie ich arbeite, mit wem ich arbeite, ob ich Freiraum habe, mich weiterzuentwickeln und an Dingen zu arbeiten oder ob ich gehetzt durch den Alltag bin und bis in den Abend rein jeden Tag arbeiten muss.
Warum ist Positionierung besonders für introvertierte Menschen wichtig?
[Alex] Ich habe bei dir auf der Website gelesen, dass du eine Positionierung besonders für introvertierte Menschen wichtig hältst. Das finde ich total spannend und deshalb meine letzte Frage an dich. Warum profitieren vor allem introvertierte Menschen von einer klaren Positionierung?
[Sascha] Also introvertiert, ich zähle mich selber dazu.
Diese Marketingwelt da draußen ist ja schon eine recht laute und eine recht wuselige und für Intros kann das sehr herausfordernd sein.
Das heißt, man ist schnell dabei, dass man überfordert ist von all diesen Kanälen, von all diesen Möglichkeiten und natürlich ist es immer eine Hemmschwelle rauszugehen, in dieses Getümmel rauszugehen. Und für Intros sind halt auch nicht die Menschen, die sich irgendwo auf eine Bühne stellen oder in einem Social Network irgendwie rausgehen und sagen, hier bin ich, schaut mich an, wie toll ich bin. Also dieses sich anpreisen müssen, sich verkaufen müssen, ist eine ganz schlimme Formulierung. Das ist natürlich für Intros eine schwierige Sache und Intros torpedieren sich dann häufig, indem sie quasi vor dem Marketing so blockieren, dass sie das nicht wirklich machen oder halt nicht strategisch. Also hier mal ein bisschen und da mal ein bisschen.
Und eine Positionierung ist deswegen so wichtig, um seinen eigenen Weg zu finden, um sein eigenes Ding zu stärken.
Wir haben halt draußen ganz viele Menschen, die einem rund um die Uhr gefühlt entgegenbrüllen, was man tun muss, um erfolgreich selbstständig zu sein. Da ist so dieses, du musst auf Social Media sein, du musst Podcasts machen, du musst Videos machen, ohne geht es nicht. Du musst die und die reißerischen Headlines machen, sonst liest das keiner.
Und Introvertierte, so ist zumindest meine Erfahrung, verbiegen sich häufig, um das zu erfüllen, um ein guter Selbstständiger zu sein, um im Marketing was erreichen zu können, sind dann aber darin nicht gut, weil es ihnen einfach nicht entspricht. Und diese persönliche Komponente, die ich dann häufiger mitkriege, ist:
Die Menschen fühlen sich dann falsch und schlecht, weil sie tun ja oder versuchen das, was gesagt wird, was man tun muss, aber das funktioniert für die nicht.
Und dann ist so dieses, dann bin ich hier falsch, dann ist das nicht meins. Und Positionierung hat halt tatsächlich diesen Weg, diese Selbstsicherheit zu finden, auf seinen eigenen Weg zu hören.
Das heißt, wenn ich sehr klar weiß, wofür ich stehe und was zu mir passt und was vor allen Dingen auch zu meinen Wunschkunden passt, dann kann ich diesen Weg sehr gut gehen und sehr sicher gehen und kann all diese Ratschläge von außen, diese Gurus, diese Erfolgsrezepte, diese geheimen, kann ich tatsächlich zur Seite schieben und kann einfach gute Entscheidungen für mich und mein Business treffen.
Und das Witzige ist, dann wird man halt auch für die passenden Kunden interessanter, weil ja gerade für uns Intros häufig sind unsere Wunschkunden halt auch eher die ruhigeren und nicht die Rampensäue. Das heißt, wenn ich in meiner Art ruhiger und tiefgründiger zum Beispiel schreibe und die schnellen Instagram-Reels nicht mache, weil es zu oberflächlich ist, dafür aber Beiträge schreibe, die tiefer gehen oder Interviews gebe, wo man Einblicke bekommt, dann ist das tatsächlich auch für diese Menschen viel, viel interessanter. Und da ist die Resonanz einfach eine ganz andere.
Deswegen ist es halt auch aus Positionierungsgründen für Social Media, finde ich, eine Entscheidung, will ich da überhaupt stattfinden in diesem oberflächlichen Schnellen? Oder will ich zum Beispiel hingehen und sagen, es gibt sehr erfolgreiche Berater und Coaches, die überhaupt nicht auf Social Media sind, die Bücher veröffentlichen, Vorträge geben, die Interviews geben und unfassbar erfolgreich auf ihre Art und Weise sind und sich konsequent aus diesem Trubel rausnehmen und einfach eine komplett andere Schiene entsprechend ihrer Positionierung ziehen und natürlich dann auch an jedem Kontaktpunkt das konsequent vertreten können, weil sie sich nicht verbiegen.
Das heißt, man verbiegt sich nicht mehr, man bekommt eine andere Einstellung zu dem Prozess. Das heißt, raus aus diesem Ich-muss-mich-verkaufen, Ich-muss-mich-verbiegen, hin zu einer Kommunikation.
Ich spreche darüber, was mich umtreibt, was meine Mission ist, was ich bewirken möchte, gebe Einblicke und Menschen finden das interessant oder nicht. Aber die, die passen, finden es dann in der Regel interessant.
Und das ist ein ganz anderes, in Anführungszeichen, Verkaufen, als das für üblich im Hard Selling und Social Selling propagiert wird. Und gerade für Intros ist das wichtig, um das Frustlevel niedrig zu halten, sich da motiviert zu halten und wirklich auch konsequent in die Umsetzung gehen zu können und auch um ihre Energie fokussieren zu können.
Also da auch wirklich konsequent zu sagen, diese drei Dinge passen zu mir, die kann ich gut umsetzen, die passen zu meinen Wunschkunden und alles andere lasse ich weg. Das gibt ganz viel Energie frei, um die wenigen Dinge, die ich tatsächlich machen will, richtig gut zu machen.
[Alex] Das ist doch ein wunderbares Schlusswort. Sascha, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und über deinen Social-Media-Ausstieg erzählt hast und über Positionierung für Selbstständige natürlich auch. Vielen, vielen Dank.
[Sascha] Danke dir.
Shownotes
Newsletter-Anmeldungen bekommen ohne Social Media – einfach unmöglich?
In dieser Podcastfolge geht es um den Newsletter. Genauer gesagt darum, wie wir Newsletter-Abonnenten völlig ohne Social Media bekommen können. Los geht’s.
In dieser Podcastfolge geht es um den Newsletter.
Genauer gesagt darum, wie wir Newsletter-Abonnent*innen völlig ohne Social Media bekommen können.
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Ich hab vor einigen Wochen eine Umfrage in meinem Newsletter gemacht und gefragt, was die größten Herausforderungen beim Social-Media-freien Marketing sind.
Und ganz, ganz viele haben mir geantwortet:
neue Anmeldungen für meinen Newsletter zu bekommen.
Und deshalb dachte ich, dass ich da unbedingt mal eine Podcastfolge dazu machen muss und mal darüber spreche, wie wir auch ohne soziale Medien neue Menschen für unseren Newsletter gewinnen können.
Doch bevor ich das mache, möchte ich unbedingt ein paar Missverständnisse aus dem Weg räumen.
Ist es einfacher, mit Social Media neue Newsletter-Abonnent*innen zu bekommen?
Denn bei der Frage, wie wir ohne Social Media Newsletter-Abonnent*innen gewinnen können, schwingt so ein bisschen der Gedanke mit, dass das mit Social Media ja viel einfacher geht.
Und da müssen wir unbedingt ein bisschen differenzieren.
Die Vorstellung, dass ich einen Instagram- oder Facebook-Account habe und sowas poste wie „Hey, melde dich zum Newsletter an!“ und dann kommt eine Horde von Menschen auf meine Website und meldet sich zu meinem Newsletter an … diese Vorstellung wird für die meisten Selbstständigen komplett unrealistisch sein.
Das liegt daran, wie soziale Medien funktionieren, und ich erzähl dir da mit Sicherheit auch nichts Neues mehr. Aber lass es mich trotzdem noch einmal in ein paar Sätzen zusammenfassen, weil auch das wieder super relevant für dieses Thema ist.
Das Geschäftsmodell von Facebook, Instagram und so weiter ist, dass sie Daten der Menschen sammeln, die ihre Plattformen nutzen, und dass sie diese Daten dann an Werbetreibende weiterverkaufen.
Deshalb ist ihr Ziel gar nicht, dass Menschen auf andere Websites gehen, sondern dass sie so lange wie nur möglich auf ihren Plattformen bleiben.
Das heißt: Facebook, Instagram und so weiter wollen überhaupt gar nicht, dass du einen Post erstellst, wo du auf deinen Newsletter verweist, und wo Menschen dann auf einen Link klicken sollen und dann eben auf eine andere Website gehen und sich irgendwo anders für irgendwas anmelden.
Denn das würde für die Plattformen ja bedeuten, dass sie weniger Daten sammeln können und dadurch weniger Geld verdienen würden.
Und deshalb spielen sie Posts mit Links gar nicht mehr so aus wie zu Beginn, alles, was so vor 2018 war.
Das heißt, die Vorstellung, Menschen auf unsere Website zu leiten und sie zum Anmelden zu unserem Newsletter zu bewegen, indem wir etwas auf Social Media posten, ist für die meisten Selbstständigen fernab jeglicher Realität. So knallhart muss man es sagen.
Es mag für größere Social-Media-Accounts funktionieren in dem Sinn, als dass sie natürlich extrem viele Menschen erreichen und selbst wenn der Post dann prozentual nur wenige Menschen erreichen und nur sehr schlecht von Facebook z.B. ausgespielt wird, macht das in absoluten Zahlen dann trotzdem noch ein Ergebnis, wo man sagt:
Okay, ein paar Leute habe ich erreicht. Ein paar Leute haben sich angemeldet.
Aber wie gesagt, für die durchschnittliche Selbstständige mit den durchschnittlichen Followern werden es einfach viel zu schlechte Ergebnisse sein.
Und deshalb kann man mit Social Media organisch nur in den seltensten Fällen heutzutage neue Newsletter-Abonnent*innen bekommen.
Nun, ist das entscheidende Wort, du ahnst es vielleicht, hier natürlich „organisch“.
„Organisch“ heißt, dass ich kein Geld dafür zahle, dass Facebook oder Instagram mein Zeugs ausspielt. Und das funktioniert, wie gesagt, nicht mehr.
Ich kann natürlich auch Facebook und Instagram dafür bezahlen, dass sie meinen Aufruf für eine Newsletter-Anmeldung ausspielen, und Werbeanzeigen schalten. Ich kann mein Freebie oder ein anderes kostenloses Angebot zum Beispiel bewerben.
Und ja, das funktioniert nach wie vor gut.
Das ist meiner Erfahrung nach und von dem, was ich bei meinen Kundinnen mitbekomme, immer noch die schnellste, kurzfristigste und effektivste Möglichkeit, neue Newsletter-Abonnent*innen zu bekommen.
Ich hab sogar damals, als ich aufgehört habe, auf Instagram und Facebook zu posten, eine Zeit lang weiterhin Ads geschaltet, einfach weil es eben so gut funktioniert hat.
Aber das Ding ist, man macht sich mit dieser Strategie extrem abhängig von Facebook und Instagram.
Und wenn das die einzige Strategie ist, um Newsletter-Anmeldungen zu bekommen und das Werbekonto dann aus irgendeinem Grund auf einmal nicht mehr funktioniert, dann hat man ein Problem.
Und bei mir war es ganz genau so:
Mein Werbekonto hat einfach von einem Tag auf den anderen nicht mehr funktioniert.
Ich hab wochenlang versucht, es selbst wieder zum Laufen zu bringen, ich hab mich an den Facebook-Support gewendet, ich hab einige Facebook-Ads-Expertinnen beauftragt, mal der Sache auf den Grund zu gehen.
Doch niemand konnte mir weiterhelfen. Und der Facebook-Support wollte mir einfach nicht weiterhelfen.
Aber es gibt auch noch eine anderen Punkt, den man bedenken sollte:
Werbung auf Social Media funktioniert nur dann gut, wenn du genau weißt, was du da tust.
Und bis du weißt, was du tust, kann es ein bisschen dauern. Du musst Zielgruppen testen, du musst Grafiken testen, du musst Texte testen.
Das ist nicht so, dass du eine Anzeige schaltest und schwupps, hast du 100 neue Menschen bei dir auf dem Newsletter. Werbeanzeigen zu schalten ist zu Beginn ganz schön viel Arbeit.
Eine Abkürzung kann es sein, jemanden zu beauftragen, der oder die sich damit auskennt. Doch das kostet wiederum Geld, zusätzlich zum Budget, das du für die Ads ausgeben würdest.
Und meine Erfahrung ist, dass sich das maximal Unternehmen und fortgeschrittenere Unternehmer*innen leisten können, aber nicht unbedingt Leute, die gerade erst starten, oder, ich sag mal, so die durchschnittlichen Selbstständigen, die eben durchschnittlich viel verdienen.
Wenn du also denkst, dass du unbedingt Social Media brauchst, um neue Newsletter-Anmeldungen zu bekommen, solltest du dir aus meiner Sicht unbedingt diese Fragen stellen, nämlich:
Wie realistisch ist es überhaupt, dass du Werbeanzeigen auf Social Media schaltest?
Hast du Lust, dich in das Thema einzuarbeiten?
Hast du das Budget, um Lehrgeld zu zahlen?
Hast du das Budget, um jemanden damit zu beauftragen?
Ich glaube, es ist wichtig, da ganz, ganz ehrlich zu sich zu sein, und nicht einfach nur zu denken „Ohne Social Media geht es nicht, ich muss das jetzt machen“, sondern genau zu überlegen, was soziale Medien da im Einzelfall eigentlich konkret bringen.
Drei Tipps, um Newsletter-Abonnent*innen ohne Social Media zu bekommen
So, und nachdem wir das geklärt haben, möchte ich darüber sprechen, wie wir auch ohne Social Media Menschen für unseren Newsletter gewinnen können.
Und mein Ansatz ist:
Wie bei einer guten Geldanlage sollten wir auch beim Thema Newsletter diversifizieren.
Das heißt, wir legen nicht alle Eier in einen Korb, sondern stellen uns breit auf.
Wir wollen also nicht in die Situation kommen, zwar jetzt nicht mehr auf Social Media zu sein, aber uns dann halt von einer anderen Plattform abhängig zu machen.
Das wäre ja genauso doof.
Deshalb gibt es von mir jetzt auch nicht DAS Geheimrezept, um Newsletter-Anmeldungen zu bekommen. Denn ich möchte nicht, dass du alles stehen und liegen lässt, um nur noch EINE EINZIGE Sache zu tun.
Das kann aus meiner Sicht immer zum Problem werden, wenn man immer nur auf EINE EINZIGE Sache setzt.
Und deshalb möchte ich dir stattdessen drei ganz konkrete Tipps geben, wie es funktionieren könnte.
Das erste ist so ein Basis-Tipp, sag ich mal. Wenn du schon fortgeschritten bist, wirst du es bestimmt schon umgesetzt haben.
Aber ich sehe es immer noch häufig bei Einsteigern, deshalb muss ich das jetzt noch mal explizit erwähnen.
Und zwar ist der erste Schritt immer, eine separate Anmeldeseite für den Newsletter zu haben.
Ich sehe immer wieder Websites, wo es zum Beispiel auf der Startseite nur einen Abschnitt gibt, in dem auf den Newsletter verwiesen wird.
Oder dass im Footer so eine Anmeldemaske ist.
Und das ist an sich auch nicht falsch, aber das hat eben den Nachteil, dass ich eine Anmeldemaske nirgendwo sonst verlinken kann.
Ich kann also nicht in einem Blogartikel zum Beispiel schreiben „Hier meldest du dich zum Newsletter an“ und dann die Anmeldeseite verlinken. Sondern das ist mit lediglich einer Anmeldemaske immer so ein bisschen schwieriger mit der Kommunikation.
Und eine Anmeldemaske kann man natürlich auch nicht in der Navigationsleiste zum Beispiel einbinden.
Und aus meiner Sicht sollte aber alles, was wichtig ist, immer in die Navigationsleiste der Website. Denn das ist einfach das, was am schnellsten ins Auge fällt, wenn jemand frisch auf deiner Website ist.
Hinzu kommt natürlich auch, dass ich auf einer Anmeldeseite viel mehr über den Newsletter erzählen kann.
Ich kann schreiben, was Menschen im Newsletter erwartet, wie oft er versendet wird oder auch mit welchem Tool der Newsletter versendet wird.
Und diese Art von Infos helfen Menschen dabei, eine informierte Entscheidung für oder gegen den Newsletter zu treffen.
Und damit erhöht sich aus meiner Sicht eben auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich wirklich auch die richtigen Menschen für den Newsletter anmelden.
Wenn du also ohne Social Media Newsletter-Anmeldungen gewinnen willst, kannst du dich deshalb als erstes fragen:
Hast du eine separate Anmeldeseite für den Newsletter?
Hast du auf der Anmeldeseite alle wichtigen Infos gegeben, die Menschen brauchen, um eine informierte Entscheidung für den Newsletter zu treffen?
Und natürlich auch: Hast du diese Anmeldeseite in der Navigationsleiste und an sämtlichen anderen wichtigen Stellen verlinkt?
Ja, eine Newsletter-Anmeldeseite ist die Basis, aber wir können und sollten natürlich auch ein paar Schritte weitergehen.
Und ich möchte dir jetzt sowohl eine langfristige als auch eine kurzfristige Strategie vorstellen, um Newsletter-Abonnent*innen zu gewinnen.
Und die langfristige Strategie ist für mich Suchmaschinenoptimierung, also SEO.
Denn es ist so:
Wenn Menschen ein bestimmtes Problem haben und nach bestimmten Phrasen googeln, suchen sie nach einer Lösung.
Und diese Lösungen können sowohl kostenfreie Blogartikel oder Podcastfolgen sein als auch kostenpflichtige Produkte und Programme, aber natürlich auch: ein Newsletter.
Das heißt jetzt nicht, dass wir unsere Newsletter-Anmeldeseite mit Keywords optimieren müssen, sondern vielmehr, dass wir Inhalte wie zum Beispiel Blogartikel haben, die für Suchmaschinen optimiert sind, und wo der Newsletter dann der nächste logische Schritt wäre.
Also ganz konkret sucht dann zum Beispiel jemand nach, keine Ahnung, „Tipps fürs Hundetraining“ oder so.
Sie gibt diese Phrase in eine Suchmaschine ein und stößt so auf den Blog einer Hundetrainerin.
Sie liest sich ein paar Blogartikel durch und findet gut, was sie liest.
Und weil sie sich eben so sehr für das Thema interessiert, denkt sie:
„Ah, so ein Newsletter wäre natürlich auch ganz praktisch, dann würde ich automatisch Tipps in meinen Posteingang bekommen.“ Und dann meldet sie sich eben für den Newsletter an.
Dass das so funktioniert, das braucht Zeit. SEO braucht Zeit.
Deshalb habe ich am Anfang ja auch gesagt, dass das eine eher langfristige Strategie ist.
Du kannst dich also aus meiner Sicht fragen:
Wird meine Website in Suchmaschinen gefunden?
Könnte ich einen Blog starten?
Und natürlich: Wenn ich schon einen Blog habe: Könnte ich ein paar Artikel für Suchmaschinen schreiben?
Das alles hilft nicht nur ganz allgemein bei der Onlinesichtbarkeit, sondern natürlich auch dabei, neue Menschen für den Newsletter zu gewinnen.
Wir müssen bei der SEO-Strategie natürlich gucken, wie sich das ganze Thema in der Zukunft entwickeln wird. Du hast vielleicht schon gehört, dass Google da Änderungen plant.
Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer, einzuschätzen, was genau das bedeuten wird für Suchmaschinenoptimierung.
Es wird mit Sicherheit wichtig werden, die besten Texte zu schreiben, die wir zu einem Thema schreiben können. Aber wie das nun genau aussehen wird, steht mehr oder weniger noch in den Sternen.
Aber SEO ist ja auch nur eine Strategie von mehreren. Und wie schon gesagt, ist es sinnvoll, nicht nur auf eine Strategie zu setzen, sondern mehrere Strategien zu nutzen.
Und das bringt mich zu der kurzfristigen Möglichkeit, von der ich dir erzählen wollte.
Und die kurzfristige Möglichkeit, ohne Social Media neue Newsletter-Anmeldungen zu bekommen, sind für mich Gastbeiträge oder Pressearbeit.
Das klingt jetzt nach etwas, was nur für große Unternehmen mit einer eigenen Presseabteilung relevant ist, aber das ist überhaupt nicht der Fall.
Denn auch Selbstständige, selbst wenn sie gerade erst starten, können von Anfang an auf Gastauftritte setzen.
Und darunter verstehe ich Gastartikel in anderen Blogs, Interviews in anderen Blogs, Interviews in Podcasts oder auch einen Vortrag in einem Onlineprogramm.
Gastauftritte haben im Grunde drei große Vorteile.
Vorteil Nummer 1 ist: Sie sind nachhaltig.
Das bedeutet: Wenn du zum Beispiel in einem Podcast interviewt wirst, bleibt das Interview ja erst einmal bestehen.
Da wird ein Monat vergehen und vielleicht ein halbes Jahr und länger und Menschen werden vermutlich immer noch auf deine Website kommen und damit deinen Newsletter entdecken.
Das heißt, du machst dir einmal Mühe mit einem Interview und erntest im Grunde für die nächste Zeit die Früchte. Diese Früchte werden – je nach Größe des Podcasts natürlich – mal kleiner oder größer ausfallen. Aber meine Beobachtung ist:
Selbst der kleinste Podcast bringt einem immer noch regelmäßig Menschen auf die Website und ist damit definitiv eine gute Investition.
Vorteil Nummer 2 an dieser Strategie ist: Gastauftritte sind kostenlos.
Und das ist ein großer Unterschied zu Ads zum Beispiel. Da zahlen wir ja immer eine stolze Summe, damit unsere Themen sichtbar werden.
Gastbeiträge und Interviews kosten aber keinen Cent.
Und Vorteil Nummer 3, ich hab es schon erwähnt:
Gastbeiträge können auch kurzfristig wirken.
Das heißt: An dem Tag, an dem ein Interview mit uns erscheint, können wir auch schon mal eine zweistellige oder dreistellige Zahl an neuen Newsletteranmeldungen bekommen.
Natürlich abhängig davon, wie groß das Medium ist, in dem wir interviewt werden, und ob wir dort wirklich die richtigen Menschen für uns erreichen oder nicht.
Ich bin immer wieder überrascht, wie wenige Selbstständige Gastauftritte überhaupt auf dem Schirm haben. Und wenn sie sie auf dem Schirm haben, wie wenige sich trauen, da auch wirklich aktiv zu werden und Leute selbst anzusprechen und ihr Thema zu pitchen.
Deshalb kannst du dir folgende Fragen stellen:
Wen kenne ich, der oder die einen eigenen Podcast, Blog oder ein Onlineprogramm hat, wo ich über mein Thema reden könnte?
Was liest und hört meine Zielgruppe? Durch welche Onlinemagazine oder Podcasts könnte ich sie erreichen?
Und: Kann ich mir eine Liste von zehn Podcasts, Blogs oder Magazinen erstellen, denen ich mein Thema pitchen könnte?
Auch wenn natürlich nicht jeder, den du fragst, ja sagen wird:
Es lohnt sich auf jeden Fall, da eine Gewohnheit daraus zu machen und ein- oder zweimal im Monat das Recherchieren und Pitchen in den Kalender zu schreiben.
Je öfter du übst und je mehr Kontakte du knüpfst, desto einfacher wird es.
Shownotes
Marketing für leise Menschen und Sichtbarkeitsmut – Interview mit Sonja Mahr
In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast. Sonja berät Selbstständige und Onlineunternehmer*innen dabei, sichtbar zu werden, ohne zum Marktschreier werden zu müssen. Wir werden heute über Marketing für leise Menschen sprechen, über gute Websites und übers Bloggen.
In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast.
Sonja berät Selbstständige und Onlineunternehmer*innen dabei, ohne Marktgeschrei online sichtbar zu werden.
Wir werden heute über Marketing für leise Menschen sprechen, über gute Websites und übers Bloggen.
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Ist Marketing auch für leise Menschen möglich?
[Alex] Ja, hallo Sonja. Viele Selbstständige wollen ja online sichtbar werden, ganz, ganz dringend, aber sie sind einfach keine Rampensäue, sage ich jetzt mal. Was würdest du diesen Menschen sagen? Ist Marketing auch für leise Menschen möglich? Und wenn ja, wie?
[Sonja] Ja, hallo Alex. Schön, dass wir über dieses Thema sprechen können. Ja, natürlich ist Marketing auch für leisere Menschen möglich.
Das ist nicht exklusiv lauteren Menschen oder lauteren Techniken oder Vorgehensweisen vorbehalten. Es ist auch möglich im Sinne von, ich fühle mich wohl damit, weil viele leisere Menschen sagen, ja, okay, Marketing kann ich wahrscheinlich machen, aber nur mit Augen zu und durch, dann mache ich halt, was man so machen muss.
Also diese Formulierung höre ich total häufig. Und falls jemand zuhört, der sich das denkt, Marketing ist irgendwie „Bauchziehen und keine Lust, aber ich muss ja“. Nein, man kann es auch anders, auf eine angenehmere, auf eine ruhigere Art und Weise machen, auf jeden Fall.
Ich finde immer ganz hilfreich, sich mal vor Augen zu führen, was ist denn Marketing überhaupt oder was bezwecken wir denn mit Marketing? Wer darf in Anführungsstrichen Marketing machen, wenn du ein Angebot hast, das in irgendeiner Art und Weise Menschen weiterhilft, weil es Probleme löst, weil es bei Bedürfnissen weiterhilft, was auch immer, dann darfst du natürlich Marketing für dieses Angebot machen. Du darfst darauf aufmerksam machen.
Es gibt keine Dezibel-Grenze, die man erreichen muss oder irgendwas, um die Legitimation zu haben, Marketing zu machen. Also ja, um ganz kurz zu antworten, ja, natürlich.
Sorry, ich bin schon voll drin.
[Alex] Was ich ja auch ganz wichtig finde, ist irgendwie, und vielleicht ist das schon ein bisschen so angeklungen, ist, dass ja auch irgendwie alles Marketing ist.
Also Marketing ist ja nicht nur dieses laute „Ich stelle mich jetzt irgendwohin auf Instagram und sage, kauf das, kauf das, kauf das“, sondern auch, wenn ich zu einer Freundin sage „Ich biete das und das an“, ist das ja im Grunde auch Marketing, oder? Also immer, wenn ich darüber spreche, was ich mache, mache ich eigentlich Marketing.
[Sonja] Absolut, ja.
Und ich finde, wenn man das so sieht oder sehen kann, nimmt das auch eine ganze Portion Druck raus.
Marketing verbinden wirklich viele Leute mit diesem, ich sag mal, letzten Akt des Verkaufens. Jemand klickt den Buchen-Button, jemand sagt, ja, ich nehme das Angebot an.
Aber Marketing ist, wie du sagst, alles davor auch. Und das ist auch total wichtig, gerade in unserer heutigen Zeit.
Vielleicht merken es unsere Zuhörer*innen ja auch. Die Leute sind kritischer, sie hinterfragen mehr, sie brauchen vielleicht auch länger, bis sie etwas kaufen. Sprich, wir brauchen viele Kontaktpunkte, viele Möglichkeiten, miteinander uns auszutauschen oder dass die Leute etwas von uns sehen, zum Beispiel Blogartikel, Newsletter und so weiter, bis eine Vertrauensbasis entsteht.
Und das ist nicht nur dieses reine, hey, hier bin ich aus der Versenkung aufgetaucht, bitte kaufen, sondern es ist auch, ich erzähle, dass ich ein neues Angebot plane. Ich sage im Bekanntenkreis, wenn jemand sagt, was arbeitest du eigentlich nicht, ja, du, ganz schwer zu erklären, sondern ich habe da eine Antwort parat. All das gehört dazu, ja.
Das CALM-Marketing-Prinzip
[Alex] Du selbst hast dich ja sogar darauf spezialisiert, leise Menschen beim Marketing zu unterstützen. Worauf kommt das da für dich an? Du hast ja sogar ein bestimmtes Prinzip dafür entwickelt, richtig?
[Sonja] Richtig. Ja, genau. Ich habe ein Prinzip entwickelt, das CALM-Marketing-Prinzip.
Also für diejenigen, vielleicht versteht man es nicht so gut, C-A-L-M, Ruhe, nur die Buchstaben haben besser gepasst.
Ich habe das tatsächlich entwickelt, einfach auch als Gegengewicht zu diesem, bam, hier, nutz meine Geheimformel und du bist reich über Nacht und dieses ganze Laute, was so auf uns einprasselt. Und weil ich einfach auch sehe, dass extrem viele leisere Menschen unterrepräsentiert sind mit ihrem Business.
Die machen meistens richtig gute Arbeit, aber werden nicht gesehen, weil sie keinen Marketingweg für sich finden. Und soll ich dir die einzelnen Bausteine mal kurz aufschließen?
[Alex] Ja, voll gerne.
[Sonja] Genau, es ist eigentlich keine Zauberei. Also auch wenn es ein Prinzip ist, es dient eher so der Verdeutlichung, was es braucht, um wirklich Marketing machen zu können, um wirklich so eine stabile Sichtbarkeit aufzubauen.
Also das C steht für Content. Ohne Content ist es gerade online super schwer, sichtbar zu werden. Also wir brauchen irgendeine Art von Content. Leiser Marketing zu betreiben, heißt also nicht, gar nichts zu sagen, sondern einen Content zu finden, der eben zu uns passt.
Das können Blogartikel sein, das können Podcast-Gespräche sein, wie wir das gerade führen, was auch immer. Also irgendeine Art von Inhalt brauchen wir, die stellvertretend für uns online stehen und uns repräsentieren, weil wir ja nicht 24-7 online sind. Wir haben ja auch noch was anderes vor im Leben.
Dazu gehört die Website. Das finde ich eine ganz wichtige Basis an Content und eben einen Marketing-Kanal, zum Beispiel der Blog. Das ist ja was, was wir beide auch nutzen oder eben der Podcast. Das nutzen wir ja auch beide.
Ja, dann das A steht für Authentizität. Super strapaziertes Wort, aber für viele Leute einfach sehr wichtig.
Wenn Leute das Gefühl haben, Selbstständige insbesondere, das Gefühl haben, Marketing ist wie so eine Maske aufsetzen. Da setze ich meine Marketingmaske auf, bin mal kurz nicht ich, sage, was gesagt werden muss und danach kann ich mich entspannen. Das kann man machen, ist aber furchtbar anstrengend. Und Marketing ist ein Spiel auf lange Zeit.
Das ist nicht mit einem Fingerschnips erledigt, sondern das brauchen wir kontinuierlich.
Und vielen Menschen ist wichtig, dass sie eben auch authentisch rüberkommen, dass sie sich wie sie selber fühlen können, dass sie nicht irgendwie fake sein müssen oder eine Superhelden-Story erfinden müssen, wenn sie halt keine haben.
Und deswegen integriere ich das direkt in die Zusammenarbeit mit meinen Kundinnen, dass wir eben auch schauen, ja, was macht dich denn aus? Ja, was sind denn deine Werte zum Beispiel? Was sind denn deine Ansichten auf dein Thema? Weil nur weil wir ein Thema mit anderen Menschen teilen, heißt das ja nicht, dass wir es genauso angehen und bedienen.
Ja, das L, die Langfristigkeit, ist so ein bisschen der Spielverderber vielleicht, weil bei Langfristigkeit ganz viele selbstständig aufstehen und sagen, oh nee, ich habe gehofft, jetzt geht es mal schneller. Aber wie gesagt, Marketing ist ein begleitendes Instrument. Das brauchen wir einfach während unseres Businesses mal intensiver, vielleicht mal weniger intensiv. Aber es ist wie mit so einer Pflanze, die gießt du ja auch, damit sie weiter wachsen kann. Also so ein bisschen Pflege braucht das Marketing.
Und Langfristigkeit, ich finde ganz wichtig, dass man sich da bewusst macht, Langfristigkeit ist gar kein Nachteil. Der Nachteil ist meistens, dass wir Wege verfolgen, die für uns furchtbar anstrengend sind. Wenn du beispielsweise eine Taktik hörst im Sinne von, mach jeden Tag ein Live-Video für 100 Tage.
Das bringt enorm viel Sichtbarkeit. Also könnte ich wetten, dass du danach mehr Sichtbarkeit hast als vorher. Aber wie schwer fällt dir das und wie sehr passt es zu dir?
Und schaffst du das wirklich, diese 100 Tage durchzuhalten? Und was kommt eigentlich nach den 100 Tagen? Der große Einbruch oder hältst du deine Sichtbarkeit noch irgendwie aufrecht? Also ich finde wichtig, dass wir uns von Anfang an Gedanken machen, wie kann ein Marketing aussehen, das langfristig für mich funktioniert, das ich durchhalten, aber ohne, dass es sehr unangenehm sein muss, kann, wo ich wirklich sage, okay, regelmäßig einen Blogartikel schreiben, das könnte was für mich sein, das kann ich mir wirklich auch auf Dauer vorstellen.
Und vielleicht, wo wir hier in deinem Podcast sind, noch einen Punkt zu der Langfristigkeit, was auch die Haltbarkeit oder die Sichtbarkeit der Inhalte selbst angeht.
Den meisten ist es wahrscheinlich nicht neu, dass Inhalte unterschiedlich lang sichtbar sind. Also, dass wenn wir zum Beispiel auf Instagram posten, dass nach ein, zwei, drei Tagen schon viel, viel weniger Menschen erreicht als direkt am Anfang.
Bei einem Blogartikel ist es anders. Den sieht am Anfang in der Regel kein Mensch. Es steigt dann aber an und dann wird die Sichtbarkeit auf lange Sicht stabil.
Sich das nochmal bewusst zu machen, was sind langfristig wirksame Wege, die ich nutzen kann, finde ich sehr, sehr wichtig.
Was tun, wenn der Sichtbarkeitsmut fehlt?
Und dann kommen wir zum letzten Punkt, das M. Das ist der Mut und den habe ich bewusst integriert, weil für mich der Mut zur Sichtbarkeit so ein bisschen ein Tabuthema immer noch ist. Also ich sehe das schon immer häufiger inzwischen, aber ganz langsam nur.
Und was ich viel häufiger sehe, ist dieses Go for it, du musst es nur wollen, spreng deine Komfortzone. Wenn du es willst, dann machst du das, dieses Gepushe die ganze Zeit.
Ich finde nicht, dass wir uns die ganze Zeit pushen müssen. Natürlich braucht es Mut. Es braucht Mut, unsere Blogartikel zu veröffentlichen. Es braucht auch Mut zu sagen, okay, ich nehme so eine Einladung an, ich gehe in so einen Podcast und spreche da über mein Thema oder was auch immer. Und es ist normal, dass es Mut braucht.
Ja, das sind so die vier Prinzipien, die eben dann helfen, ein ruhiges, aber zuverlässiges Marketing zu betreiben.
[Alex] Gerade nochmal, was den Mut angeht. Also wenn ich jetzt zum Beispiel an meine Schulzeit denke, da fand ich ja jedes Referat vor 20 Menschen voll gruselig. Und wenn wir jetzt überlegen, dass wir jetzt irgendwie, weiß ich nicht, 1.000, 2.000 Follower irgendwo haben oder eine E-Mail-Liste von 1.000 Leuten oder ein Webinar halten vor 500 Leuten und dass es so selbstverständlich passieren muss, als wäre das gar nichts, das finde ich immer leicht befremdlich, weil wenn wir uns das vorstellen, wie das in der Realität wäre, vor so vielen Menschen zu sprechen, das wäre ganz schön gruselig. Also finde ich das irgendwie total wichtig, dass wir diesen Mut betonen, weil den haben ja nicht alle. Es fällt ja vielen Menschen schwer.
[Sonja] Ja, absolut. Ich finde, das ist ein super Punkt, den du da ergänzt, weil ganz viele so die Ansicht haben, wenn du es nicht siehst, dann ist es nicht da.
Also wenn du nicht den Raum mit tausend Leuten vor dir hast, dann brauchst du ja keine Angst haben. Aber natürlich sind da trotzdem Ohren, die dir zuhören, oder Augen, die dich sehen. Und natürlich darf das auch Mut kosten, sich da hinzustellen und zu sagen, das bin ich mit meinem Thema. Das hat man vielleicht noch nie gemacht. Vielleicht ist man einfach nicht der Typ Bühnenmensch, der das gegeben hat. Ja, völlig legitim.
[Alex] Und war das bei dir auch so, als du dich selbstständig gemacht hast, dass du da diesen Mut, dass der dir vielleicht gefehlt hat, dass du da irgendwie Schwierigkeiten hattest, rauszugehen mit deinem Thema?
[Sonja] Ja, total. Also ich habe mich ja ganz lange versteckt als Umsetzerin für meine Kundinnen. Ich bin ja in die Selbstständigkeit gestartet als freiberufliche Texterin und da war ich auch immer gut damit beschäftigt, halt meinen Kundinnen zu helfen, sichtbarer zu werden und musste dann selber gar nicht so wirklich in die Sichtbarkeit gehen.
Was mir halt geholfen hat, trotzdem Sichtbarkeit aufzubauen, war das Schreiben, also das Bloggen.
Hat dann eh ganz gut gepasst, weil ist ja auch mein Job, und ich habe dann angefangen zu bloggen und darüber eben Sichtbarkeit für mein Thema und auch für mein Business bekommen. Und dann konnte ich mich nach und nach an die anderen Sachen, wobei ich sagen muss, man muss auch nicht alles machen.
Also wenn man nicht Videos drehen will, muss man auch nicht unbedingt. Dann habe ich mich so herangetastet.
Aber ich weiß noch, als ich damals auf Instagram war, meine erste Instagram-Story, das war ja so ein aufgenommenes 10-Sekunden-Snippet. Also auch nicht live oder so. Ich saß da wirklich mit zitternden Knien. Was sage ich denn jetzt in diese Kamera? Und das hat mich sehr viel Mut gekostet.
Und ganz viele Dinge haben mich immer wieder Mut gekostet und kosten das heute auch immer noch. Also von daher, falls jemand denkt, oh, die reden da so selbstbewusst, ja, das tun wir, weil wir den Mut vielleicht aufgebracht haben an irgendeiner Stelle vorher.
[Alex] Ich finde es aber auch so persönlich gar nicht so leicht zu unterscheiden, weil wenn ich irgendwas von Bedeutung machen will, dann muss ich mich ja auch oft trauen. Aber gleichzeitig, wenn ich zu oft außerhalb meiner Komfortzone agiere und nie so eine Entspannung in mein Arbeitsleben reinbringe, dann macht mich das ja auch langfristig krank. Und erschöpft, also wie unterscheidest du das für dich, wo es sich vielleicht lohnt, mutig zu sein und wo du sagst, es passt nicht zu mir als Mensch? Finde ich eine ganz schwere Frage.
[Sonja] Ja, ich glaube, das ist auch eine mehrdimensionale Frage. Also das eine ist dieses, wie oft kann ich Mut aufbringen? Ich sehe das auch so, dass wir jetzt nicht unbedingt unsere Komfortzone dauernd springend verlassen müssen und nur noch außerhalb leben müssen.
Es gibt ja auch gute Dinge daran. Es gibt Entspannung. Wir brauchen Anspannung und Entspannung im Wechsel, weil, wie du sagst, ich glaube auch, dass wir ansonsten krank werden oder uns einfach das Leben sehr, sehr schwer machen.
Also das ist eins, dass ich versuche, darauf zu hören, ja, wie geht es mir denn gerade? Bin ich in einer Phase, wo ich wirklich so outgoing bin oder brauche ich gerade mehr die Arbeit im Rückzug, die Arbeit im Stillen?
Also ganz einfach ausgedrückt im Arbeitsalltag zum Beispiel: Ich habe nicht jeden Tag Calls beispielsweise, auch wenn es jetzt nicht ein direktes Nach-Außen-Gehen ist. Aber als introvertierter Mensch brauche ich Tage, an denen keiner was von mir will. Indem ich einfach hier arbeite und schreibe und meinen Content erstelle. Und dann kann ich auch wieder Calls im einfachsten Sinne, Interviews, Gastauftritte und so weiter haben. Also ich versuche das für mich gut zu verteilen, wobei meine Verteilung natürlich nicht für jeden passen muss. Das muss man, glaube ich, für sich rausfinden, was so wirklich die Balance ist, die man braucht. Und zu deiner Frage, ob es sich lohnt oder nicht.
Ja, oft weiß man es halt auch erst hinterher. Ich glaube, du hast mal den Vergleich gebracht mit dem Samen, den man sät. Also wenn man irgendwo hingeht, das ist wie ein kleiner Samen, den man sät und mal gucken, ob eine Pflanze draus wird oder nicht. Also ich entscheide nicht rein aus, lohnt sich das aus, sagen wir mal, Reichweitensicht, sondern es muss so ein Gesamtpaket sein. Sind es Menschen, mit denen ich mich gerne austauschen möchte? Passt das Business zu meinem Business und zu meiner Haltung? Also ich gehe zum Beispiel nicht gerne dann zu Veranstaltungen, wo ich sage, eigentlich stehe ich gar nicht hinter der Message, dann sage ich das lieber ab. Also ich glaube, das muss beides so dazu gehören.
[Alex] Nun gibt es ja auch Selbstständige und Online-Unternehmer*innen, die fühlen sich nicht nur so unwohl, sondern sie haben sogar richtig Angst, rauszugehen, Angst vor der Sichtbarkeit.
Und bevor wir jetzt gleich auf deinen Sichtbarkeitsmut kommen, was glaubst du denn zunächst, was sind die Gründe für diese Angst?
[Sonja] Also ich glaube, im Einzelfall sind die natürlich sehr unterschiedlich. Kann man jetzt nicht sagen, Angst vor Sichtbarkeit, das ist X.
Aber es gibt schon Ängste, die ich immer wieder mal höre. Also die häufigsten sind, würde ich sagen, die Angst vor Ablehnung. Was, wenn das, was ich da rausgebe an Content, nicht bei jedem gut ankommt? Die Angst davor, nicht gut genug zu sein. Also, dass man irgendwas vergessen haben könnte in seinen Inhalten.
Wir haben vorhin, vielleicht darf ich das hier reinbringen, im Vorgespräch kurz darüber gesprochen, dass ich ganz oft das Gefühl habe nach Interviews, ah Mensch, den einen wichtigen Punkt, den wollte ich noch ergänzen. Und da haben wir über den Mut des Unvollständigen, ich weiß leider nicht mehr den Wortlaut, gesprochen.
Diese Angst ist ganz präsent bei vielen Selbstständigen, dieses, ist das denn gut genug, habe ich an alles gedacht, was, wenn andere Expertinnen das, was ich da mache, sehen und die wüssten es besser. Super präsente Angst.
Die Angst davor, was andere sagen könnten. Ich glaube, die korreliert ganz eng mit dieser Angst vor Ablehnung. Das ist auch sehr präsent. Was sagen denn die Nachbarn, wenn ich da plötzlich bei so einem Online-Kongress bin? Oder wenn ich hier anfange, über mein Thema zu bloggen? Dann lesen die vielleicht noch mit. Und das ist, glaube ich, auch eine sehr präsente Angst.
Lass mich mal nachdenken, was noch oft gesagt wird als Angst.
Ach, eine häufige Angst ist noch die Angst zu nerven. Das ist vielleicht sogar mit der Angst vor Ablehnung die häufigste Angst.
Ich kann ja nicht die ganze Zeit rausgehen mit meinen Inhalten. Das nervt doch total. Ich kann ja nicht ständig über mein Angebot sprechen.
Das ist auch super präsent. Und vielleicht noch einen Satz zu dieser Angst vor Ablehnung. Das ist übrigens auch was, was ich beobachte, warum viele Menschen am Anfang erstmal Social Media bevorzugen in ihrem Marketing, weil dieses Like so ein Gefühl von Bestätigung gibt, so ein Gefühl von, ja, du darfst das, du machst das gut.
Und wenn wir bloggen, gibt es eher seltener Kommentare und wenn wir andere Dinge machen, kommt vielleicht erst mal gar nichts zurück. Und es ist aber eine trügerische Bestätigung, weil letztlich müssen wir uns immer bewusst machen, was haben wir zu sagen, wem wollen wir das sagen. Dass wir mit der ganzen Welt sprechen, ist ja sowieso nie der Fall. Ja, aber da sind wir schon in Richtung, was kann man denn tun.
[Alex] Ja genau, aber lass uns doch drüber sprechen. Also was kann man jetzt gegen diese Angst tun? Und vielleicht noch eine Frage, ich weiß nicht, ob du die beantworten kannst oder willst. Wo siehst du da für dich auch die Grenze zur psychologischen Beratung zum Beispiel? Weil … ich könnte mir vorstellen, klar gibt es so viele Ängste, da kann man vielleicht mit ein paar guten Worten und ein bisschen Übung diese Ängste auch überwinden, aber gibt es nicht vielleicht auch eine Grenze, wo ich sage, da steckt vielleicht auch wirklich was Ernsthaftes dahinter und eigentlich als Marketingcoachin oder Beraterin kann ich da eigentlich gar nicht so richtig ran. Hast du diese Erfahrung schon mal gemacht?
[Sonja] Also die Erfahrung gemacht, nicht direkt würde ich sagen, aber es gibt schon so Themen, wo ich mich in der Verantwortung sehe, darauf hinzuweisen, dass ich natürlich keine Therapeutin bin.
Also das gehört einfach zum verantwortungsvollen Umgang dazu, wenn wir das Wort Angst in den Mund nehmen und irgendwie ein Gegengewicht setzen wollen.
Also da geht es jetzt wirklich nicht um Themen wie, vielleicht ein Beispiel, was mal aufgekommen ist, ich weiß nicht, ob es exakt dieser Fall war, aber so in die Richtung höre ich das immer wieder mal.
Ich habe Angst davor zu schreiben, weil ich früher in meiner Kindheit dann ganz stark gemobbt wurde oder weil ich traumatische Erlebnisse hatte oder ähnliches.
Natürlich kann ich dann nicht sagen, du zünd dir eine Kerze an, dann klappt das Schreiben besser. Das ist ja absolut unverantwortlich und das mache ich dann auch nicht.
Also es geht wirklich darum, Menschen weiterzuhelfen, die sagen, ja, ich kann mir das vorstellen, aber mir fehlt so der letzte Mut, das zu veröffentlichen. Ich weiche immer wieder zurück und die vor allem auch sagen, ich mache es mir so unnötig schwer und verlangsame halt auch meine Effekte, die ich mir durch das Marketing erhoffe, weil ich für jeden Blogartikel sechs Wochen grüble, ob ich den jetzt online stellen kann. Also es geht natürlich nicht um tiefsitzende Traumata oder ähnliches, da sind sie bei Therapeutinnen deutlich besser aufgehoben.
[Alex] Okay, und was können wir jetzt aber mit den Menschen, denen dieses letzte bisschen Mut fehlt, dann machen? Also was für Tipps gibst du ihnen? Wie arbeitest du mit ihnen zusammen?
[Sonja] Ja, also es können ganz unterschiedliche Dinge sein. Ich gebe einfach mal so ein paar Dinge mit, die aus meiner Erfahrung schon geholfen haben.
Also das eine, was ich bei fast jedem wichtig finde und was auch sehr häufig hilft, ist, sich den Wert der eigenen Arbeit bewusst zu machen. Weil diese Gefühle von, ich nerve oder ich kann ja nicht schon wieder über mein Angebot sprechen oder was, wenn ich dafür abgelehnt werde, die kommen manchmal daher, dass wir selbst nicht so richtig überzeugt sind davon, dass wir etwas Gutes anbieten.
Dass wir also sogar am Angebot schon zweifeln, nicht nur an der Kommunikation, dass es dieses Angebot gibt. Also sich einmal bewusst machen, warum ist dieses Angebot, was ich hier habe, wertvoll?
Gibt es vielleicht Menschen, die schon einmal eine gute Erfahrung mit meiner Arbeit gemacht haben? Kann ich mir das ins Bewusstsein rufen, was diesen Menschen weitergeholfen hat? Also dieses, ich habe da etwas Gutes, das drückt dieses Ganze, ich nerve damit schon mal ein ganzes Stück runter, macht es ein ganzes Stück leiser. Das hilft sehr, sehr vielen Menschen, wobei natürlich dann die nächste Hürde kommen kann. Man sagt, mein Angebot ist gar nicht gut genug.
Kann sein, dass es sich dann wieder weiterdreht. Aber wenn man merkt, ich will gar nicht drüber sprechen, schau mal, was ist denn das, was du anbietest? Was ist denn das Gute daran? Was sagen denn andere Leute darüber, dass sie damit endlich sich getraut haben, etwas zu machen, oder dass sie da endlich ein Thema verstanden haben oder was auch immer. Also so ein bisschen aus unserer eigenen Wahrnehmung rausgehen und mal schauen, wo hat das denn schon mal was Gutes bewirkt und könnte es das vielleicht auch nochmal tun?
Also ganz viele Möglichkeiten, was man noch tun kann, je nachdem, wo halt so die Angst sitzt.
Was super simpel klingt, aber tatsächlich für viele sehr erleichternd ist, ist sich bewusst zu machen, dass wir gerade online ja auch jederzeit alles ändern können. Also dieses, oh, ich kann meinen Blogartikel noch nicht online stellen, weil der Anspruch ist ja dann gleich, einen riesengroßen, mega Fachartikel, das Standardwerk online quasi zu erschaffen.
Und was, wenn den anderen Expert*innen sehen und sagen, da hat sie aber Punkt so und so vergessen, der ist doch super wichtig.
Ja, da können wir den einfach erweitern. Wir können jetzt fünf Punkte veröffentlichen zu einer bestimmten Sache und später sind es neun, weil uns noch vier eingefallen sind.
Klingt super simpel, ist aber echt ein Unterschied zu zum Beispiel so einem Buch. Du hast ja gerade ein ganz tolles Buch veröffentlicht.
Ich kann mir vorstellen, dass es da ein bisschen kniffliger ist, zu sagen, jetzt ist wirklich alles drin. Online tun wir uns da doch recht leicht. Den Blog können wir überarbeiten und können da jederzeit noch was ergänzen.
Und was ich ansonsten noch hilfreich finde, ist, sich die Angst im Speziellen mal anzugucken und so einen Perspektivwechsel zu machen.
Also die Angst, abgelehnt zu werden. Das ist häufig eine, die entsteht, weil man eben nicht alle gleichermaßen ansprechen kann. Aber im Marketing haben wir ja auch eine Zielgruppe. Wir haben eine bestimmte Gruppe an Menschen, die wir ansprechen. Und aus der Angst, irgendjemanden abzulehnen oder von dem nicht so gemocht zu werden für dieses Thema, könnten wir auch die Freude machen, die Richtigen zu erreichen.
Wir könnten für uns angucken, ja okay, für den einen ist es nichts, das ist aber bewusst so, damit der andere erkennt, ach, das ist für mich. Und so kann man das mit den meisten dieser Ängste, über die wir gerade gesprochen haben, machen.
[Alex] Superwichtige Punkte. Was ich vielleicht noch ergänzen kann, ist, was mir immer sehr hilft, ist die Frage nach der Verantwortung.
Also was ist meine Verantwortung überhaupt?
Meine Verantwortung ist es, Texte zu schreiben, hinter denen ich stehe, so nach bestem Wissen und Gewissen. Aber meine Verantwortung ist nicht, dass Menschen für sich organisieren, wem sie folgen und von was sie hören und was sie abonnieren und welche Newsletter sie lesen.
Das ist einfach nicht mein Bier. So. Und deswegen lasse ich die Verantwortung bei denen und denke, okay, wenn jemand das nicht braucht, was ich sage, dann ist es ja seine Verantwortung zu sagen, okay, ich melde mich wieder vom Newsletter ab oder ich lese diesen Blog nicht mehr und was auch immer.
Also ich habe tatsächlich auch einige Reaktionen, die sind nicht sehr freundlich, aber trotzdem versuche ich dann immer, diese Verantwortung bei den anderen Menschen zu lassen und zu sagen, das ist einfach nicht mein Zeug, damit muss ich mich nicht beschäftigen.
[Sonja] Super wichtiger Punkt. Ja, danke, dass du es ergänzt.
Ich muss da gleich an eine Rückmeldung denken, die ich mal auf einen Newsletter bekommen habe. Ich gendere ja in meinen Newslettern. Also ich sage dann zum Beispiel Kund*innen oder schreibe das dementsprechend.
Und da hat sich jemand abgemeldet mit einer wirklich ganz erbosten Rückmeldung. Das würde die Sprache komplett verhunzen. Man versteht überhaupt nicht mehr, was ich sagen möchte. Und sie ist nicht bereit, sich vorschreiben zu lassen, wie sie zu sprechen hat.
Das habe ich ja gar nicht getan zum einen und zum anderen trifft das, glaube ich, ganz gut das, was du meinst mit dieser Verantwortung.
Wir geben etwas raus und die Leute entscheiden, ist es generell was für mich oder nicht? Ist es jetzt gerade was für mich oder nicht?
Und was auch helfen kann, ist, die Dinge nicht persönlich zu nehmen. Also es ist schwer, weil wir ja auch als Solo-Selbstständige, wir stehen mit unserem Gesicht, mit unserem Namen für dieses Business. Wir sind jetzt nicht ein kleines Rädchen in einem Riesenunternehmen, sondern wir sind das gewissermaßen ja auch. Aber gewissermaßen auch nicht.
Wir sind auch ein Mensch losgelöst von diesem Business. Und eine Rückmeldung in Form von, ich melde mich ab, die heißt ja nicht, du bist doof, sondern mich interessiert das vielleicht gerade nicht. Ich habe gerade eine andere Priorität. Oh, ich habe so viele Newsletter oder was auch immer.
Das nicht persönlich zu nehmen, wenn man das schafft, das kann das Leben enorm leicht machen.
Weil ich tatsächlich viele Kundinnen erlebe, die sagen, ich traue mich gar nicht, ein Newsletter zu schicken, weil ich schon weiß, dann melden sich wieder so und so viele ab und dann schrumpft meine Liste.
Und ja, aber das ändert ja nichts dran. Wenn jemand nichts von dir lesen möchte, dann hilft es auch nicht, wenn du ihm nichts schreibst, er will ja trotzdem nichts von dir lesen.
Sich darauf zu fokussieren, die Richtigen zu erreichen und das als Service zu sehen, mit denen zu sprechen, die zu erinnern, hey, ich habe hier was im Angebot, ich habe hier was veröffentlicht, was für dich hilfreich sein könnte, das kann sehr weiterhelfen, ja.
Wie kann Marketing für leisere Menschen aussehen?
[Alex] Nun lass uns doch mal ein bisschen konkreter werden, was das Marketing für leisere Menschen angeht.
Für dich, du hast es, glaube ich, schon ein paar Mal erwähnt, spielen Texte eine entscheidende Rolle. Und da sind wir natürlich als erstes bei der Website. Und meine erste Frage dazu ist, es heißt ja immer, dass wir uns in den Website-Texten persönlich und authentisch zeigen sollen. Das ist ja auch das A in deinem Prinzip.
[Sonja] Ja, richtig.
[Alex] Also ich glaube, mir geht es so und ich glaube, vielen anderen leiseren Menschen geht es auch so, dass sie sich zwar persönlich zeigen wollen, aber eben auch gewisse Grenzen wahren wollen und nicht ihr ganzes Privatleben ausplaudern wollen.
Das war auch einer der Gründe, warum ich dann von Instagram zum Beispiel weg bin. Also wie gelingt da dieser Mix, dieser Spagat, also dieser Widerspruch auch irgendwie? Einerseits persönlich zeigen in meinen Texten und andererseits die Grenzen zu wahren.
[Sonja] Ja, ich glaube, das Wesentliche ist, eine Unterscheidung zu treffen zwischen persönlich und privat, weil wir haben keine Pflicht, irgendeinen Seelenstriptease auf unserer Über-Mich-Seite hinzulegen.
Wir müssen nicht unser Privatestes, unser Innerstes nach außen tragen. Das geht ja auch einfach niemandem was an, wenn wir da in einem Business-Kontext unterwegs sind. Das können wir in einem anderen Kontext dann regeln. Wir können trotzdem aber eine Nahbarkeit erzeugen und das ist ja was, was auf der Website, insbesondere auf der Über-Mich-Seite schon auch wichtig ist.
Wenn Menschen starten mit ihrer eigenen Website, dann ist so eine Über-Mich-Seite oftmals sehr professionell in Anführungsstrichen oder das, was man für professionell hält.
Also die ist sehr glatt, die ist sehr formell, die ist sehr rein aufs Thema bezogen, aber in einer Online-Welt, die auch immer voller wird und in der das Angebot auch nicht alleinstehend ist, sondern viele Menschen ein Angebot haben, brauchen wir ja irgendeine Art von Unterscheidbarkeit. Und die geht meistens dann nicht mehr so sehr über das Thema alleine. Ist auch gut, wenn wir nicht alleine ein Thema bedienen, heißt, das Thema wird auch nachgefragt, sondern auch über uns persönlich.
Und ich finde auch, setzt eure Grenzen, wo ihr sie setzen möchtet. Ich habe zum Beispiel eine Grenze, dass man weiß, dass ich Kinder habe, aber sonst weiß man da eigentlich nichts. Es gibt keine Fotos von diesen Kindern.
Ich sage nicht, wer ihre Freundinnen sind oder was die jetzt gerade in der Schule machen oder so. Also, das ist zum Beispiel eine Grenze, die ich gesetzt habe.
Welche Möglichkeiten haben wir trotzdem, Persönlichkeit rüberzubringen? Wir können darüber sprechen, was uns bewegt, was wir an unserem Thema besonders wissens- oder beachtenswert finden.
Wir können eine bestimmte Spezialisierung wählen, auch die zeigt Persönlichkeit. Wenn ich sage, ich möchte Marketing ohne Marktgeschrei, dann sagt das auch etwas über mich als Person aus.
Wir können über unsere Werte sprechen. Ich empfehle zum Beispiel meinen Kundinnen immer mal einen Blogartikel über die eigenen Werte und was die fürs Business bedeuten zu schreiben.
Ist super persönlich, muss aber gar nicht privat sein, denn wenn ich zum Beispiel sage, ein wichtiger Wert von mir ist Ehrlichkeit und das bedeutet, dass ich dir sage, Marketing braucht Zeit und eben nicht irgendwas verkaufe und hoffe, ach, du bezahlst das und dann merkst du hinterher, dass es Zeit braucht. Nein, wenn ich Ehrlichkeit als Wert habe, fülle ich das so mit Leben. Und das sagt auch was über mich als Person aus, ohne dass ich erzählt habe, was es heute zum Mittagessen gab oder so.
[Alex] Das ist wirklich ein guter Punkt. Und ich glaube auch, dass gerade diese Werte, dass die sich auch in unseren Handlungen dann auch fortsetzen sollten.
Also so ein Blogartikel ist dann zwar schon gut, aber wir werden ja auch persönlich, indem wir mit Menschen genauso umgehen in unseren Gesprächen zum Beispiel oder wenn wir mit Menschen schreiben.
Also ich glaube, wenn es so stimmig ist, wie wir uns nach außen geben, wenn das, was wir sagen, und das, was wir tun, wenn das im Einklang ist, dann glaube ich, ist es auch super, um sich persönlich und authentisch zu zeigen, wenn es da keinen Widerspruch gibt.
[Sonja] Auf jeden Fall. Ich glaube, das ist sowieso generell wichtig, weil wenn wir irgendein, ich sag mal, aufgesetztes Marketing betreiben, weil wir denken, das müssten wir, irgendwann bricht dieses Kartenhaus ja zusammen, weil es irgendwo an unsere Integrität geht oder an irgendwas und es nicht mehr stimmig wird.
Also von daher ist es ganz klug von Anfang an, ich sag mal, sich auch so zu präsentieren und auch kontinuierlich durchzusetzen.
Es wird aber leichter, wenn man eben einfach so ist, weil es dann ein stimmiges Gesamtbild gibt.
[Alex] Gerade Verkaufen fällt ja auch leiseren Menschen oft schwer, und du hilfst ja auch dabei, ohne Marktgeschrei sichtbar zu werden. Ich glaube, das ist das, was viele auch mit Verkaufen verbinden, also dass wir uns irgendwo hinstellen und sagen, kauf das, kauf das, hier bin ich und so, und so ist es ja für dich nicht. Wie können denn jetzt leisere Menschen über ihre Angebote sprechen, ohne sich Marktgeschrei und sowas zu bedienen? Hast du da einige Tipps?
[Sonja] Ja, sehr gerne. Also zunächst möchte ich kurz ergänzen, dass ich jetzt Marktschreier per se auch nicht schlechtreden möchte. Wenn jemand so voll aus sich heraus einfach so ein Typ ist, der sagt, here I am, look at me und meine Ansichten und so, okay, dann soll er das machen.
Was vielen Menschen dabei schwerfällt, ist dieses, ich dauerbeschalle die ganze Zeit und ich hoffe, dass irgendjemand darauf anspringt und reagiert. Und was helfen kann, ist einfach das Prinzip umzukehren, weg von einem, ich haue so viel an Message raus, bis jemand reagiert, hin zu einem, ich biete etwas Interessantes an, wonach die Leute sowieso suchen.
Also das ist ja das ganze Prinzip von Content-Marketing, wo wir ja unterwegs sind. Wir erschaffen Inhalte, die für Leute interessant und relevant sind, damit sie zu uns finden und nicht damit wir ihnen nachrennen müssen. Das ist das Grundprinzip, was ich empfehle.
Das macht es schon deutlich ruhiger, deutlich entspannter. Aber es braucht natürlich auch eine gewisse Zeit, bis eine Reaktion kommt, weil wir erstmal auf die Leute warten, die danach gerade suchen. Nicht jeder sucht zu jedem Zeitpunkt genau das, was wir haben und so weiter. Also es braucht einen längeren Atem und es braucht auch Inhalte, die an verschiedenen Stationen ansetzen.
Also wenn wir zum Beispiel über die Kundenreise sprechen, die Menschen eben durchlaufen, bis sie bei uns kaufen, dann kann die sehr kurz sein. Im Fall des Marktschreiers, ich laufe da entlang, der brüllt mich an, ich kaufe, Kundenreise abgeschlossen.
Sie kann aber auch ein bisschen länger sein und das ist bei Content-Marketing, das es ruhiger angeht, in der Regel der Fall.
Jemand sucht zum Thema, wie schreibe ich eine Über-mich-Seite, kommt in meinen Blog, liest es, findet es hilfreich, geht wieder weg. Nichts passiert gefühlt, kommt nochmal zurück, weil der Blog hilfreich war oder hat sich in den Newsletter eingetragen und liest dann von mir, ach, da gibt es einen Kurs, mit dem du deine Website-Texte schreiben kannst. Und dann kauft er möglicherweise im zweiten, im dritten, im vierten, im zwanzigsten Schritt.
Diese Schritte werden tatsächlich im Moment auch immer mehr. Wir hatten vorhin ja schon mal darüber gesprochen, dass Menschen kritischer sind und länger Zeit brauchen. Und ich glaube, gewissermaßen liegt da auch ein großer Teil von verbrannter Erde vor im Onlinebusiness, dass einfach online so extrem viel, vielleicht nicht immer qualitativ Hochwertiges, verkauft wurde, dass die Leute einfach doppelt und dreifach hinterfragen, ist das denn jetzt wirklich vertrauenswürdig?
Aber das ist so das Prinzip. Erschaffe Inhalte, die relevant sind für die Menschen, die du erreichen möchtest. Denk an die verschiedenen Stufen der Kundenreise. Das Erste ist, dass sie dich erstmal bemerken müssen, dass sie irgendeine Form von Aufmerksamkeit für ein Thema haben, was du hast.
Es geht meistens dann über solche inhaltlichen Dinge, Fragen, die sich die Leute stellen. Dann gehört dazu, Vertrauen aufzubauen. Da haben wir über Persönlichkeit vorhin gesprochen.
Es gehört dazu, die Kaufbedenken der Menschen abzubauen und im besten Falle ohne, wenn du es willst, dann kaufst du wirklich, sondern auf empathische Art und Weise, indem wir Argumente zum Beispiel haben, inhaltliche Argumente.
Und dann geht es letztlich ums Verkaufen und das ist das, wo wir eigentlich gerade herkamen. Klar, wir dürfen auch direkt über unser Angebot sprechen. Wir dürfen auch direkt sagen, das biete ich gerade an und nicht immer verklausuliert, weil sonst wird es ja auch gar nicht verstanden. Aber wenn wir so einen Prozess aufbauen, dann können wir sehr gut und sehr angenehm verkaufen.
[Alex] Was ist so deine Erfahrung nach eine Plattform oder generell Marketingstrategien, mit denen leisere Menschen zurechtkommen?
Ich meine, klar, alle sind individuell, aber hast du so Erfahrungen, wo du sagen könntest, zum Beispiel ein Blog oder so, das ist das, was vielen liegt, die ein bisschen zurückhaltender sind? Gibt es da noch andere vielleicht?
[Sonja] Ja, ich bin natürlich jetzt nicht unvoreingenommen, weil ich finde Blogs einfach großartig. Und ich mache tatsächlich auch die Erfahrung, dass das vielen Leuten leichter fällt, zumindest dann, wenn Sie die Angst ablegen, dass ihre Texte nicht gut genug sind.
Das ist so eine Hürde, die man haben kann, aber es ist sehr niedrigschwellig. Es fällt leiseren Menschen oft leichter, weil sie da keine Bühnenpräsenz brauchen. Sie müssen nicht im Video erscheinen, sondern sie haben auch Zeit, diese Texte zu schreiben, wie es beispielsweise in einem Blog ist.
Das kann auch Social Media sein, also da kann man ja auch schreiben, wobei man da sagen muss, je nachdem, wie der Trend gerade ist, werden die einen oder anderen Formate ein bisschen besser gepusht und rein mit Text ist es vielleicht manchmal schwierig.
Es kann natürlich auch sprechen sein, wenn man sagt, ich mag nur nicht, wenn mir jemand zusieht, aber zuhören ist okay, dann kann es zum Beispiel auch ein Podcast sein oder bloggen heißt ja nicht nur, dass man für sich bloggt, sondern man kann auch Gastartikel bei anderen Blogs platzieren und so eine Art Kooperation haben.
Du bloggst bei jemand anderem, der eine ähnliche Zielgruppe hat, derjenige bloggt vielleicht mal bei dir oder Podcast-Interviews, da geht es ja genauso. Gibt schon viele verschiedene Möglichkeiten.
Ich glaube, gerade bei leiseren Menschen ist das Wichtige, mich gucken nicht so viele sofort an und ich muss nicht so on point präsent sein, sondern ich kann mich da auch rantasten.
[Alex] Also es geht auch darum, und das ist ja auch das, was ich dann im Buch so, wo ich drauf rumreite, dass wir quasi auch die eigenen Stärken verstehen und wissen, was können wir denn richtig gut, wo fühlen wir uns wohl.
Ich meine, klar ist es so, dass wir auch bei dem, was wir gut können, auch immer lernen können und es ist uns oft nicht leicht fällt, das zu machen, aber langfristig laugt uns das vielleicht nicht so aus.
Und ich habe so die Beobachtung gemacht, dass gerade so leisere Menschen auch gerne eher schreibend so im Hintergrund tätig sind. Also, genau, Blog, Website, Newsletter vielleicht könnten da die richtigen Striche bringen.
[Sonja] Ja, Newsletter. Genau. Ja, vergessen.
[Alex] Du hast ja auch ein Newsletter?
[Sonja] Ich habe auch ein Newsletter. Genau. Ich wollte noch irgendwas ergänzen dazu. Sekunde, vielleicht habe ich es gleich wieder.
Ach ja, man kann diesen Content aber ja auch verbinden. Also wenn du sagst, unsere Stärken bewusst werden, finde ich super wichtig und wenn wir merken, ja, mir fällt es im ersten Moment leichter, darüber zu schreiben, dann kann ich schreiben und kann aus diesem Blogartikel beispielsweise ja auch noch anderen Content machen, wenn ich eben verschiedene Kanäle, Formate bedienen möchte.
Und ich habe es auch manchmal, dass Leute denken, ja, mein Text ist nicht gut genug oder irgendwelche Erwartungshaltungen an einen guten Text, was ich ganz häufig höre, ist zum Beispiel, Bloggen geht ja nicht unter tausend Wörtern.
Geht schon, also es gibt da jetzt keine Blogpolizei, die kommt und sagt, da fehlen jetzt drei Wörter, das können wir nicht online stellen. Aber dass sie sich dann ausbremsen, weil sie an die Struktur eines Artikels so große Bedingungen quasi geknüpft haben und ihnen fällt es leichter zu sprechen, dann können die auch erst mal was aufsprechen. Man kann sich auch einen Blogartikel diktieren und trotzdem als Blog veröffentlichen.
Also ich glaube, man muss so ein bisschen rausfinden, was liegt mir, was senkt die Hürde, dass ich wirklich rausgehe, weil das ist einfach so elementar wichtig, dass etwas online geht von unseren Inhalten, so weit herunter, dass ich mich regelmäßig traue, Und dann finde ich tatsächlich, es ist jetzt kein Riesengeheimnis, aber die Praxis hilft auch enorm.
Also, man wird einfach besser, wenn man öfter schreibt und wenn man das etabliert als Routine. Und der erste Blogartikel ist schwieriger als der zwanzigste.
Marketing muss realistisch sein
[Alex] Und ich finde auch noch, was hilft, ist eine Portion Realismus.
Also klar kann ich …, du hattest dieses Beispiel, 100 Tage lang einmal live gehen oder so. Das ist für mich komplett unrealistisch.
Also ich wüsste wahrscheinlich schon, dass ich nach dem dritten Tag keine Kraft mehr dazu hätte. Insofern einfach zu fragen, was kann ich auch über eine längere Zeit realistisch durchhalten?
Also zum Beispiel ein, zwei Blogartikel im Monat ist für die meisten, würde ich sagen, sehr realistisch.
Ja, also vielleicht gibt es Leute, die sagen, ich kann auch viermal oder fünfmal im Monat bloggen, aber so ein, zwei im Monat, das halte ich persönlich jetzt schon wie lange, ich weiß nicht, acht, neun Jahre durch. Es ist also wirklich ein gutes Tempo und ich glaube, dieser Realismus ist auch voll wichtig.
Ist das ein bisschen unsexy, ja, aber wir müssen Marketing ja uns nicht nur schön in der Theorie denken, sondern ja auch letzten Endes machen.
Und ja, deswegen bin ich großer Fan davon, realistisch auch zu denken.
[Sonja] Absolut, ja. Und vielleicht auch noch so ein bisschen Regelmäßigkeit. Das ist auch sowas, was mit ganz vielen Hürden verbunden ist, bedeutet nicht exakt immer Montagmorgen geht ein Blogartikel online. Du kannst es auch für dich definieren. Du kannst zum Beispiel sagen, ich mache zwei Blogartikel im Monat und der eine kommt mal Montag, der andere kommt Mittwoch oder in dem einen Monat war es dann doch nur einer, im nächsten waren es drei. Aufs gesamte Jahr gesehen war es dann doch wieder das, was ich vorhatte.
Also da nicht ganz so streng mit sich zu sein, aber schon auch ein Fundament zu legen, das man eben auch durchziehen kann.
[Alex] Ja, ich nenne das immer Freiheit in meiner Struktur. Also ich habe eine Struktur, wo ich immer weiß, das und das.
Aber dazwischen bewege ich mich frei. Und wie du sagst, wenn es mal diesen Monat nichts wird, dann mache ich es halt nächsten Monat doppelt oder so. Also genau.
Was ich auch oft beobachte, ist dieser Gedanke, ach, es gibt schon so viele Blogs zu meinem Thema. Lohnt es sich da überhaupt für mich, noch einen anderen Blog zu starten? Wie siehst du das?
[Sonja] Ja, ich glaube, das gehört so zu den Top-Ten-Sätzen. Das gibt doch schon so viel. Und es ist ja tatsächlich so. Also, wenn wir jetzt unseren Themenbereich einfach mal googeln oder das Thema, über das wir schreiben wollen, und da sind da ein paar Millionen Treffer, naja, ermutigend ist es erstmal nicht.
Aber was helfen kann, ist zum einen die Erkenntnis, wenn ein Thema schon bespielt wird, dann ist es auch ein wichtiges Thema.
Also wir brauchen gar nicht so sehr die Einzigartigkeit in unseren Inhalten.
Wir brauchen natürlich Unterscheidbarkeit, aber jetzt auf das reine Thema bezogen, brauchen wir keine Weltsensation, ein nie dagewesenes Thema, weil möglicherweise sucht dann auch gar keiner danach. Das ist das eine. Also ja, natürlich, wenn es schon Inhalte gibt, dann heißt es nur, dass es da auch Interesse, dass es da auch einen Markt gibt. Und das andere, was ich aber tatsächlich wichtig finde, je voller es wird, das ist auch wichtig, aber was ich wichtig finde beim Umsetzen dann.
Je mehr Artikel schon da sind, umso wichtiger wird, dass unsere gut sind.
Also, dass wir auch ihnen etwas reingeben, was für uns wichtig ist. Dass wir ihnen eine persönliche Note geben. Dass wir uns vielleicht nicht nur als Infotankstelle sehen, sondern auch als Mensch, der da eine Meinung dazu hat. Das geht auch bei fachlichen Artikeln.
Aber auf jeden Fall bloggen, wenn es ein Thema gibt, Weil es gibt ja auch nicht nur einen Kunden oder eine Kundin und einen Anbieter, sondern es gibt extrem viele potenzielle Kundinnen in einem Bereich.
Vielleicht haben die noch nicht die richtige Person gefunden, auch wenn es schon Inhalte gibt. Vielleicht wärst du die richtige Person für die. Also von daher bitte nicht aufhalten lassen davon.
[Alex] Bei mir ist es auch so, wenn ich mich für ein Thema interessiere, dann kann ich auch nicht genug von diesem Thema kriegen. Also dann sage ich nicht, oh, ein weiterer Blog über weiß ich nicht was. Nee, das ist jetzt zu viel, sondern denke, oh ja, noch mehr dazu. Also ich freue mich ja, oder bei Büchern ist es ja auch so, wenn ich einen bestimmten Typ von Roman gerne lese, dann denke ich ja nicht bei der neuen Autorin, oh ne, die lese ich jetzt nicht, ich habe schon drei andere. Also dann denke ich, ja, noch mehr, noch mehr, ja. Also ich glaube, wenn man ein Thema mag, dann will man ja mehr dazu lesen und hören.
Und insofern ist das eigentlich ein gutes Zeichen, finde ich.
[Sonja] Ja, total. Das ist ein richtig cooler Aspekt. Den nehme ich mir mit, wenn ich darf.
Wie wird KI das Marketing verändern?
[Alex] Sehr gerne.
[Sonja] Genau, und man weiß ja nicht, wer dann die richtige Person am Ende ist für eine Zusammenarbeit, aber genau, es gibt nicht nur eine Info, sondern man darf auch mehrere annehmen.
[Alex] Du hast jetzt auch schon einen anderen wichtigen Punkt angesprochen, und zwar das Thema Qualität. Und da würde ich jetzt mal nahtlos überleiten zum Thema KI, weil ich denke mal, dass KI so ein bisschen auch Online-Texte und Online-Marketing verändert hat, so in den letzten Monaten und letzten Jahr. Was ist da so deine Beobachtung und was ist da deine Position? Wie empfindest du das Bloggen und was wird für die Zukunft wichtig sein aus deiner Sicht?
[Sonja] Ja, also ich glaube, das verändert sogar ganz schön viel, auch wenn es vielleicht noch nicht bei jedem in der Praxis so angekommen ist.
Ich glaube, es gibt Chancen und es gibt auch Dinge, die wir uns einfach jetzt bewusster machen dürfen. Also eine Chance zum Beispiel ist, dass wenn wir KI nutzen, wir leichter Texte erstellen können, wenn uns das bisher vielleicht schwer gefallen ist.
Also wenn wir uns zum Beispiel schwer damit tun, uns genau in die Zielgruppe einzudenken. Ich meine, direkter Kontakt ist aus meiner Sicht immer noch der beste und der echteste, aber auch da kann zum Beispiel die KI helfen, unsere Recherchen zu vervollständigen, uns vielleicht bei der Struktur zu helfen, das, was ich vorhin ja als Hindernis angesehen habe, was viele Leute ausbremst, ja, wie genau wird denn das und wie lang soll das werden und wo mache ich eine Überschrift? Da kann so ein Tool schon mal helfen und uns so einen Startpunkt geben.
Was, glaube ich, immer wichtiger wird, ist aber auch, durch diese Tools entsteht jetzt extrem viel Content. Also diese Masse an Inhalten, die wird noch unübersichtlicher und umso wichtiger ist es, dass unsere Texte eben trotzdem auf eine Art und Weise herausstechen. Ich glaube, ein wichtiger Punkt gerade beim Thema Bloggen wird sein, dass wir nicht nur Information brauchen, sondern Information plus X. Also Information plus eine persönliche Haltung dazu. Information plus einen Punkt, den wir ganz persönlich ergänzen oder den wir besonders wichtig finden, der nicht überall schon steht und dann so zusammengesetzt wird aus bestehenden Informationen.
Dass wir uns auch als, wenn wir jetzt Solo-Selbstständige sind, auch als Personenmarke, heißt nicht, dass wir alles teilen müssen, aber dass wir so als greifbare Personen präsent werden.
Das ist etwas, was die KI für mich noch vielleicht auch nicht so ersetzen kann, dass wir eben Menschen sind, dass wir die Fähigkeit haben zu empfinden, dass wir die Fähigkeit haben, Empathie zu äußern. Also tatsächlich spürbare Empathie und nicht aus Inhalten zusammengesetzte theoretische Empathie.
Ich glaube, das wird ganz wichtig, dass wir uns wirklich bewusst machen, es geht nicht darum, dass ich den hundertsten Artikel dazu schreibe, welche Bestandteile kann eine Website haben, sondern dass ich da diesen Plus-X-Faktor noch reinbringe.
[Alex] Und Plus-X, also finde ich ganz toll, ist Meinung, Haltung. Es kann aber auch so etwas sein wie ein eigener Schreibstil, finde ich, oder Humor zum Beispiel.
Also KI kann, finde ich, Humor gar nicht. Und also irgendwie vom Schreiben sich auch abheben, von dem, wie alle anderen schreiben.
Das finde ich persönlich auch ganz gut, wenn ich andere Texte lese, wo ich denke, okay, hier höre ich jemanden in seiner oder in ihrer Stimme sprechen. Das mag ich persönlich sehr.
[Sonja] Das stimmt. Das kann tatsächlich ein wichtiger Faktor sein. Ich muss jetzt an eine Kundin denken, die neulich zu mir meinte, als wir uns getroffen haben, ich habe den Newsletter gelesen und es ist, als würdest du vor mir sitzen, weil er eben nach dir klingt.
Und das stärkt natürlich auch diese vertraute Basis. Also ob wir mit KI jemals so best friend mäßig oder irgendwie eine emotionale Bindung haben werden, stelle ich mal in Frage. Aber ja, ich glaube, da liegen ganz große Chancen, dass wir das unserem Content uns auch zu eigen machen und uns auch trauen, ihm unsere Färbung, unsere Nuancen reinzugeben.
[Alex] Ja, Sonja, jetzt haben wir eine Menge besprochen über das Thema Sichtbarkeitsmut und Texte. Und eine letzte Frage:
Bei dir steht in deinem Prinzip das L für Langfristigkeit. Und wie bleiben wir bei langfristigen Strategien am Ball? Was könnte da helfen? Wie können wir nicht gleich nach drei Blogartikeln aufgeben?
[Sonja] Ja, da greife ich doch mal auf die Meinung einer Expertin, die ich sehr schätze, die mit dem Realismus. Realistisch sein. Und ich weiß, es ist manchmal schwierig, also gerade wenn man Laie ist im Thema Marketing, wenn man ein Business hat, das nicht Marketing ist, sondern Marketing halt für sein Business nutzen möchte, dann prasselt extrem viel auf einen ein und auch leider immer noch extrem viele falsche oder sehr hochgegriffene Versprechen.
Und natürlich möchte man die gerne glauben, aber realistisch sein, im Bereich Bloggen zum Beispiel, nicht zu erwarten, dass ein Blogartikel, den ich heute online stelle, mir morgen Sichtbarkeit bringt, ist, glaube ich, das Allerwichtigste. Weil wenn wir von Anfang an wissen, wir lassen uns auf eine längere Reise ein, dann fällt es auch leichter, die Reise bis zum Ende, wo ist das Ende, aber weiter durchzuhalten, als wenn wir denken, ja, das ist ein Zwei-Stunden-Trip und dann bin ich ja quasi fertig.
Was ansonsten helfen kann, ist, sich Routinen zu schaffen, die eben auch zu dir persönlich passen. Das kann bedeuten, dass du dir eine Schreibatmosphäre schaffst, die du angenehm empfindest. Das dem Schreiben so ein bisschen den Schrecken nimmt, dieses, uh, jetzt muss ich was Produktives für meinen Blog oder für meinen Newsletter machen, sondern dass du es irgendwie schaffst, das zu verbinden mit einem, ah, jetzt habe ich mal Gelegenheit, das rauszulassen, was ich zu dem Thema sagen wollte, kann bedeuten, dass du dir einen Raum irgendwie besonders ausstattest, kann aber auch bedeuten, dass du eine Zeit wählst, die für dich hilfreich ist, dass du eine produktive Zeit wählst und nicht abends, wenn du komplett fertig bist vom Tag, das noch irgendwie reinschieben möchtest.
Sowieso das eigene Marketing – ja, zur Priorität ist immer schwierig. Wir haben ja schon so viele Prioritäten – aber auch ernst zu nehmen, sage ich mal. Marketing ist was, was bei vielen Leuten so unter, wenn ich noch Zeit habe, dann mache ich das noch. Und in der Realität bleibt dann ganz selten noch Zeit, weil sich doch wieder 20 Aufgaben reingeschoben haben. Also so wie wir vielleicht einen Call mit einem Kunden in den Terminkalender eintragen, uns auch unsere Marketingzeit in den Kalender eintragen, wenn wir damit gut arbeiten können. Was auch helfen kann, ist, sich Unterstützung suchen.
Also es gibt ja ganz viele Angebote. Du hast ja Schreibbegleitungen, die du anbietest. Ich habe meinen Content-Club, den ich anbiete.
Es gibt ganz viele Möglichkeiten, wo man Menschen finden kann, die vielleicht ein Coworking mit einem arbeiten oder die auch an ihrem Marketing arbeiten.
Wenn man merkt, oh, dieses allein im stillen Kämmerlein vor mich hinwurschteln, das ist nicht so wirklich hilfreich für mich, dann kann auch sowas helfen.
[Alex] Ist wie beim Sport. Manche gehen alleine joggen, andere brauchen eine Laufgruppe.
[Sonja] Genau.
[Alex] Sonja, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns über dein Thema … so schön mitgenommen hast und erzählt hast. Und ja, vielen Dank.
[Sonja] Ich danke dir für die Einladung und wünsche euch allen ganz viel Freude und Erfolg beim Umsetzen eures Marketings.
Shownotes
7 häufige Gründe für Angst vor Sichtbarkeit
Endgegner Über-mich-Seite? Interview mit Margot Maric
In dieser Podcastfolge habe ich die Marketingberaterin und Storytelling-Expertin Margot Maric zu Gast. Ich habe sie in meinem Buch „No Social Media!“ zu Über-mich-Seiten interviewt. Und genau darüber werden auch noch mal in dieser Podcastfolge sprechen, über den Endgegner Über-mich-Seite.
In dieser Podcastfolge habe ich die Marketingberaterin und Storytelling-Expertin Margot Maric zu Gast. Ich habe sie in meinem Buch „No Social Media!“ zu Über-mich-Seiten interviewt. Und genau darüber werden auch noch mal in dieser Podcastfolge sprechen, über den Endgegner Über-mich-Seite.
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Warum ist die Über-mich-Seiten die beliebteste Seite einer Website?
[Alex] Ja, hallo Margot. Wenn ich mir die Zahlen angucke auf meiner Website, dann gehört meine Über-mich-Seite zu den beliebtesten Seiten überhaupt auf meiner Website. Damit bin ich doch nicht alleine, oder?
[Margot] Nee, zumindest ist es bei mir genauso. Das stimmt.
[Alex] Das ist schon mal gut.
[Margot] Aber wenn wir nochmal überlegen, wie wir auf Webseiten unterwegs sind, wundert mich das auch gar nicht, dass es bei dir und bei mir so ist.
[Alex] Ja, nämlich, wie sind wir unterwegs?
[Margot] Also ich würde sagen, wir suchen erstmal nach einem Thema und nach der Lösung für ein Problem, die wir haben wollen. Wenn wir vielleicht ganz viele finden, wollen wir so ein Gefühl dafür bekommen, wer steckt denn eigentlich dahinter? Wie tickt die Person? Kann sie uns vielleicht helfen?
[Alex] Ja, warum haben denn Menschen so ein Faible für Über-mich-Seiten? Was macht so ihren Reiz für dich aus? Warum lesen wir die so gerne?
[Margot] Ja, also das ist das, was ich gerade schon gesagt habe, glaube ich, dass wir gerade in der Online-Welt, die sehr manchmal hochpoliert, ein bisschen gefaket oder auch sehr anonym wirken kann, nach Beweisen oder kleinen Hinweisen suchen, die uns helfen würde, Vertrauen aufzubauen.
Und zum anderen vielleicht auch, weil, glaube ich, auch im Zeitalter der Digitalisierung und des KI und so weiter vielleicht die Sehnsucht nach Menschlichkeit auch immer größer wird und wir das schon schön finden, wenn wir zum Beispiel wissen: Andere strugglen auch, bei denen läuft es auch mal nicht glatt oder die hatten vielleicht auch mal ein ähnliches Problem, das wir selbst auch haben, das die gelöst haben, dass wir wirklich die Sehnsucht haben, uns mit Menschen zu verbinden und dafür ist die Über-Mich-Seite sehr gut geeignet.
[Alex] Wobei, wenn ich so überlege, als ich mich selbstständig gemacht habe, da war es 2015, 2016, da habe ich auch schon Über-Mich-Seiten gerne gelesen, also auch schon vor KI. Vielleicht ist es ja auch so ein, weiß ich nicht, zutiefst menschliches Bedürfnis, da zu gucken, wer ist da, ist da eine Verbindung möglich? Also vielleicht ist das so ein, ja, vielleicht zeichnet uns das als Menschen aus, dass wir uns dafür so interessieren, glaubst du nicht?
[Margot] Absolut. Doch, das glaube ich auch. Ich mache ja auch Storytelling und da finde ich, gerade wenn wir auf der Über-mich-Seite auch mit einer Geschichte daherkommen, das wird mir auch sehr oft zurückgespiegelt, dass das Menschen einfach verbindet. Da hast du recht.
[Alex] Ja, da werden wir gleich nochmal darauf zu sprechen kommen. Vorneweg vielleicht, welchen Zweck erfüllt so eine Über-Mich-Seite überhaupt? Also warum ist sie so wichtig aus einer Marketing-Perspektive, aus einer strategischen Perspektive?
[Margot] Die ist tatsächlich, finde ich, oft der erste Schritt, wenn wir in eine Kundenreise in die Beziehungsphase reingehen. Also wenn jemand nach einem Thema sucht, wird er vermutlich nicht auf unserer Über-mich-Seite landen, sondern meistens auf der Startseite und manchmal vielleicht auch auf der Angebotsseite.
Dann aber, wenn er denkt, also hört sich schon ganz gut an, aber ich will irgendwie ein Gefühl haben, also nicht nur die Fakten, aha, so könnte die Zusammenarbeit aussehen oder so könnte das Produkt aussehen, Gruppenprogramm, Onlinekurs, was auch immer das ist. Und ja, und dann ist das oft der erste Schritt, finde ich, in die Beziehungsphase, dass die Leute danach suchen, zu erfahren, welche Haltung hat die Person, welche Geschichte hat die Person und auch, hat sie wirklich auch die Kompetenz und die Expertise, mir zu helfen bei dem, was ich gerade suche.
Warum fällt es vielen Selbstständigen so schwer, ihre Über-mich-Seite zu schreiben?
[Alex] Und das ist auch eigentlich ganz cool, weil ich muss ja gar nicht so, also aus Leserinnen-Sicht, ich muss ja dann gar nicht Kontakt aufnehmen, sondern es ist quasi alles schon da und ich kann das alles lesen und ich als Website-Betreiberin kann mir quasi vorher überlegen, was könnten denn das für Themen sein, die Menschen interessieren.
Meine Beobachtung ist, wie du schon gesagt hast, dass eben super viele Menschen gerne Über-mich-Seiten lesen, es ihnen aber sehr, sehr schwer fällt, eine eigene über mich Seite zu schreiben. Und damit wären wir so beim Thema dieser Podcast-Episode, weil es geht ja um den Endgegner Über-mich-Seite.
Also ich kenne das auch von meinen Kundinnen, dass sie mir sagen, ja, jetzt habe ich schon das und das und das und das geschrieben, aber die Über-mich-Seite, die ist noch da, die heben sie so bis zum Schluss auf, da schlawenzeln sie so drumherum. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass es so vielen Menschen so schwerfällt, eine eigene Über-mich-Seite zu texten?
[Margot] Also in meinen Mentorings zu Website-Texten greife ich da als erstes an, bei der Über-mich-Seite. Also die schreibe ich tatsächlich mit meinen Kundinnen als allererstes, weil ich oft auch das Gefühl habe, ich will jetzt gar nicht sagen, das Schwierigste machen wir am Anfang, aber das ist schon so oft die Basis- und die Fundamentarbeit.
Warum das so schwer ist, ist, glaube ich, weil all unsere inneren Geschichten dann wach werden. Also prinzipiell geht es ja darum, auf der Über-mich-Seite die Persönlichkeit zu zeigen und auch die Expertise zu zeigen. Und ich finde, in beiden Bereichen gibt es oft, ich will jetzt gar nicht sagen Blockaden, aber Widerstände. Zum Thema Expertise ist es oft sowas wie: Kann ich denn so dick auftragen oder kann ich denn schreiben, ich kann das und das wirklich machen, weil eben wir uns so zeigen, wie wir sind und das jetzt fernab der Angebote oder irgendwelche anderen Geschichten, wo wir dann einfach drüber sprechen, ich bin gut und ich glaube, ich kann dir helfen.
Da kann auch so ein Imposter-Syndrom auch wach werden in einem.
Und bei den persönlichen Geschichten ist das oft auch so ein Grad der Verletzlichkeit, mit der ich wirklich nach außen gehen möchte und der ist bei allen Menschen auch verschieden und ja, da ist das oft einfach ein Weg, in sich hineinzuspüren, was ist das, wo sind meine Grenzen, was möchte ich teilen, was möchte ich nicht teilen, was ist mir zu viel, was mache ich gerne und das kann sich auch verändern.
[Alex] Kennst du das auch von dir, als du deine eigene Über-mich-Seite geschrieben hast?
[Margot] Ja, das kenne ich total. Und spannend finde ich auch den Weg meiner Über-mich-Seite. Denn ganz klar, vor vier Jahren, als ich mich selbstständig gemacht habe, ja, da würde ich lügen, wenn ich sagen würde, ich war da mega selbstbewusst und habe total selbstsicher erzählt, dass ich allen helfen kann.
Weil ganz klar, da konnte ich nicht sagen, ich begleite meine Kundinnen bei …, weil ich habe es nicht gemacht, ich habe ja gerade erst gestartet und da hatte ich auf jeden Fall Themen und zum Thema Persönliches zeigen habe ich zwar, ich habe zwar eine ehrliche Story geteilt, die auch bis heute auf meiner Website ist, Aber ich habe die Hintergründe, die auch sehr viel persönlicher waren, wo ich mich verletzlicher gezeigt hätte, die habe ich damals nicht teilen können. Da war ich noch gar nicht soweit.
Und die habe ich tatsächlich letztes Jahr komplett überarbeitet und zeige mich da viel, viel ehrlicher und erzähle da zum Beispiel von meinem Burnout, wo ich vor vier Jahren gar nicht in der Lage war, darüber zu sprechen und schon mal gar nicht auf einer Website zu veröffentlichen.
[Alex] Das finde ich auch nochmal voll den wichtigen Hinweis, also dass sich eine Über-mich-Seite auch so entwickeln darf, weil zum Beispiel meine Über-mich-Seite, die ist ja jetzt fast acht Jahre alt oder so, also seit ich selbstständig bin und ich weiß nicht, wie oft ich sie schon überarbeitet habe, 57 Mal vielleicht, keine Ahnung.
Also wenn man das erste Mal was veröffentlicht, dann ist es vielleicht halt einfach mal ein veröffentlichter Text und man kann ja dann weiter daran arbeiten, richtig? Also das ist ja nicht fertig in dem Sinne, sondern ich kann ja alle paar Monate, alle paar Wochen drauf zurückkommen und gucken, passt es noch, ist es stimmig oder kann ich das vielleicht hier anders machen? Siehst du das dann auch so?
[Margot] Absolut. Und ich finde, das nimmt auch nochmal die Angst, die Seite oder insgesamt die Texte so perfekt zu schreiben. Jetzt sind sie online und genau das, das ist unsere Website, unsere Über-mich-Seite. Wir können da, wenn wir Lust haben, jeden Tag dran. Auch selbst, wenn wir mal einen Mutausbruch haben und etwas veröffentlichen und denken uns zwei Tage später, oh Gott, was mache ich, wenn die Nachbarin das liest, dann kann ich es immer noch runternehmen. Also da passiert nicht so viel.
Wie können wir achtsam mit Widerständen und Blockaden umgehen?
[Alex] Okay, also wenn wir uns bewusst machen, wir müssen keine perfekten Texte schreiben, sie dürfen auch wachsen mit uns. Was können wir denn noch tun, um achtsam mit diesen Blockaden umzugehen?
[Margot] Also wenn sich für eine Person das Veröffentlichen auf der Über-mich-Seite zum Beispiel sehr offiziell anhört und es ihr auch wirklich nicht hilft, wenn ich sage, morgen könntest du es auch verändern, weil die denken, oh Gott, aber das ist jetzt online, das können jetzt alle lesen, könnte sie zum Beispiel auch in kleinen Schritten und in anderen Set-ups versuchen, wie sich das anfühlt, etwas zu teilen.
Also das habe ich auch gemacht und nicht nur in Bezug auf die Inhalte der Über-mich-Seite, sondern mit allem. Also meine Pitches waren am Anfang, also was ich mache, wenn ich gefragt wurde, was ich mache, das habe ich so gefühlt jede dritte Woche verändert und habe dann manchmal mir gedacht, oh Gott, na irgendwie, das bin ich gar nicht oder wie könnte ich das anders formulieren, weil das, ja, das zeichnet keiner auf, das sieht keiner, das kann man nicht screenshotten, das hat man vielleicht auf einem Netzwerktreffen gesagt oder bei einer Kundin gesagt und kann auch oft danach auch erst reinfühlen, ist das so, wie ich rüberkommen möchte? Sind das die Worte, die ich wählen möchte? Und das kann man auch auf der Über-mich-Seite machen, auch zum Beispiel mit den Geschichten, die man erzählt. Das wäre zum Beispiel eine Sache, die mir jetzt gerade einfällt, die helfen würde, sich stufenweise dem anzunähern, dass wir dann so sichtbar werden, wie wir uns auch wirklich damit wohlfühlen.
[Alex] Also du meinst, wenn ich jetzt eine Idee habe für eine Geschichte für die Über-mich-Seite, dass ich die vielleicht erst mal, keine Ahnung, einer potenziellen Kundin erzähle oder in einem anderen Rahmen teile und quasi schon so ein bisschen die Fühler ausstrecke. Was passiert denn, wenn ich diese Geschichte teile? Wie reagieren Menschen darauf? Meinst du das so?
[Margot] Ja, absolut. Also das kann ich auch sagen, das habe ich mit den Burnout-Hintergründen meiner Geschichte auch gemacht, dass die nicht auf meiner Website war, aber dass ich dann, wenn ich irgendwo in einem Workshop war, also das fiel mir irgendwie viel, viel leichter und das war vielleicht in einem kleineren Rahmen, dass ich das geteilt habe und dann einfach gesehen habe, wie geht es mir damit und habe auch gesehen, ach krass, jetzt kann ich viel besser dazu stehen als damals zum Beispiel vor vier Jahren. Und ich habe mich dem so ein bisschen angenähert und letztes Jahr dachte ich mir, das kann ich locker so hinschreiben. Und das ist ein Grad der Verletzlichkeit, mit dem kann ich sehr gut leben. Also das fühlt sich authentisch und auch gut an.
Was muss unbedingt in eine Über-mich-Seite rein?
[Alex] Cool, also wir können in die Geschichten quasi auch reinwachsen, wenn wir uns noch nicht trauen, sie gleich zu teilen. Das ist ein sehr guter Tipp. Wenn wir uns jetzt das Schreiben der Über-mich-Seite angucken, was muss da unbedingt rein, inhaltlich?
[Margot] Also prinzipiell von den Inhalten würde ich eben sagen, die Expertise, also dass die Person, die die liest, möglichst das Vertrauen in unsere Expertise, in unsere Professionalität bekommt.
Und auf der anderen Seite auch die Persönlichkeit, dass die Leserinnen und Leser das Gefühl bekommen, mit wem habe ich es da überhaupt zu tun. Also das von den groben Bereichen.
Ich natürlich als Storytelling-Mentorin finde sehr, sehr gerne oder auch unbedingt eine Geschichte, weil wir uns einfach Geschichten besser merken können, weil wir da auch nochmal das Gefühl vielleicht verstärken können, was wir zu der Person haben.
Und was ich tatsächlich auch sehr, sehr wichtig finde und oft auch sehe, dass das manchmal vergessen wird, weil die Über-mich-Seite „Über mich“ heißt, neigen manche dazu, wirklich von Anfang bis Ende zu schreiben, ich bin die und die, ich habe das und das gemacht, das und das ist mir passiert.
Und was ich da wirklich super wichtig finde, dass wir nochmal den Bezug zum Leser und zu der Leserin herstellen und immer überlegen, bei allem, was wir teilen, ist es relevant? Ist es relevant für denjenigen, der meine Seite besucht und der diesen Text gerade liest?
[Alex] Und gibt es etwas, von dem du sagen würdest, das sollte auf keinen Fall auf eine Über-mich-Seite?
[Margot] Ja, da gibt es Empfehlungen, die ich immer wieder gerne teile, in Bezug tatsächlich auf Achtsamkeit vielen Gruppen gegenüber.
Also zum einen würde ich sagen, wir sollten nicht Sachen teilen, darüber haben wir gerade schon gesprochen, die wir eigentlich nicht teilen wollen. Also wir sollten nie etwas teilen, nur weil wir von jeder Seite hören, wir sollten authentisch sein, wir sollten Geschichten teilen. Sondern wir sollten da schon achtsam mit uns auch umgehen und schon für uns abklären und hineinspüren, kann ich dazu stehen? Und ich muss nicht zu allem stehen.
Was ich oft auch schon gesehen habe, oder oft ist vielleicht übertrieben, was ich manchmal schon gesehen habe auch, dass Geschichten geteilt wurden, wo der „Bösewicht“ der Geschichte so ein bisschen durch den Dreck gezogen wurde. Das bleibt eigentlich auch jedem überlassen, wie detailreich natürlich er eine Geschichte auf einer Über-mich-Seite teilt.
Ich vertrete aber die Meinung oder ermutige meistens dazu, dass wir den Bösewicht ruhig da rauslassen können. So klassischerweise ist das der ehemalige Chef und manchmal auch die Eltern.
Und ich finde, wir brauchen für eine gute Geschichte nicht den Bösewicht. Und ich finde, wir könnten da vielleicht so ein bisschen leichtsinnig über Grenzen anderer latschen. Und ich finde, das brauchen wir nicht für einen guten Über-mich-Seiten-Text.
Und dann eben auch, wie gesagt, Irrelevantes. Manche denken, ach, das ist „Über mich“, dann packe ich jetzt mal den Lebenslauf dazu. Da würde ich auch sagen, also wo ich mein Abi gemacht habe, ist jetzt vielleicht jetzt momentan nicht für die Leute, die auf meine Website kommen, super relevant. Und da würde ich immer mich fragen, ist das jetzt relevant für die anderen?
[Alex] Viele fragen sich ja auch, wie lang so eine Über-mich-Seite werden soll. Was gibst du da immer für Empfehlungen? Weil ich nenne immer keine konkrete Wortzahl, weil das geht gar nicht in meine Augen, oder?
[Margot] Nee, finde ich auch nicht. Ich glaube, meine Über-mich-Seite ist auch so lang, aber da hat sich bisher noch keiner drüber beschwert. Und ich finde, ja, ich nenne auch keine Wortzahl.
Wie schreibe ich authentisch auf meiner Über-mich-Seite?
[Alex] Idealerweise soll so eine Über-Mich-Seite ja auch zeigen, was wir können, aber eben auch, wer wir sind und wie wir ticken. Und wie gelingt jetzt dieser Mix? Also aus einerseits Professionalität, du hast schon gesagt, wir sollten die Expertise zeigen auf einer Über-Mich-Seite, aber eben auch unsere Persönlichkeit. Also, dass wir nicht nur ein weiterer Coach sind, sondern dass uns ja auch was Bestimmtes auszeichnet. Und ich könnte mir vorstellen, dass es ganz vielen Leuten auch sehr schwerfällt, weil es geht da ja auch zum Beispiel um die Sprache. Also, wie rede ich so, dass es nicht so geschwollen klingt und dass ich nicht so viel Fachsprache verwende und Schachtelsätze und so weiter. Was sind da so deine Tipps?
[Margot] Den allgemeingültigen Tipp, den man überall hört, schreibe, wie du sprichst, den finde ich nach wie vor gut. Das ist natürlich nochmal eine Frage, mit wem, aber so wie ich mit meinem Kunden spreche, so darf ruhig meine Website auch sein, finde ich.
Und ich empfehle eigentlich auch immer, die Sachen so runterzuschreiben, wie die einem kommen und dann vielleicht nochmal kritisch nochmal durchzugehen und sich zu fragen, würde ich das zum Beispiel in einem Gespräch, in einem Coaching oder wo drin auch immer einem Kunden gegenüber genauso ausdrücken, würde ich das so machen?
[Alex] Ich glaube, das finde ich auch voll wichtig. Also dass man schreibt und sich nicht von irgendwelchen Mindfucks abhalten lässt zu schreiben. Aber dass man dann eben auch noch mal in die Distanz geht, den Text liegen lässt und sich auch noch mal fragt: Okay, würde ich dass denn wirklich so sagen? Würde ich das denn wirklich so schreiben? Also ich glaube, mit dieser Korrekturrunde und vielleicht noch einer zweiten oder dritten Korrekturrunde kann man auch ganz viel rausholen auf so einem Über-mich-Seiten-Text.
Wie können wir uns denn persönlich zeigen auf einer Über-mich-Seite? Was wären da so typische Möglichkeiten in deinen Augen?
[Margot] Also ein guter Einstieg überhaupt in dieses, was kann ich Persönliches von mir teilen? Also wenn jemand wirklich da eine Blockade hat und vielleicht auch nochmal mit dieser inneren Geschichte kommt, das gehört nicht ins Business und was soll ich denn da schreiben, das interessiert doch niemand oder ja, das ist hier irgendwie irrelevant. Und da empfehle ich auch gerne die Arbeit mit den Werten, weil das oft so ein seichter Einstieg ist, meiner Meinung nach.
Dass irgendwie, wenn man vielleicht nochmal schaut, was sind meine wichtigsten Werte? Da gibt es online auch schöne Tests, die man da machen kann, wo man intuitiv entscheidet, was mir wirklich wichtig ist in meinem Leben. Und da nochmal schaut, wie zeigt sich das vielleicht in meinem Leben oder wie zeigt sich das in meinem Business, warum unterscheide ich mich da von den anderen, ist das oft eine kleine Hürde nochmal in diese authentische und persönliche Sichtbarkeit.
Ansonsten, finde ich, ist natürlich die Geschichte, wenn wir die gut schreiben und auch die schön mit ein paar Details versehen, auch etwas, was einfach einzigartig ist, weil die Geschichte, die gibt es definitiv nicht noch ein anderes Mal ganz genau so, wie sie uns passiert ist oder wie wir sie erlebt haben.
Und was natürlich auch schön ist, sind diese Fun Facts oder Guilty Pleasures, also einfach auch so eine Auflistung.
Also ich finde, bevor einer mit nichts von diesen Sachen rausgehen möchte, ist das etwas, was meistens sehr unverfänglich ist. Dass ich sage, ich weiß nicht, dass ich nur Zartbitter-Schokolade esse oder eigentlich lieber im Garten abhänge als im Café oder was auch immer. Das sind tatsächlich auch Sachen, wo man sagen würde, so ein Shishi gehört das wirklich da drauf. Aber mich sprechen öfter Leute auf die Sachen an, also diese ganzen kleinen Random Facts, die ich da aufgelistet habe.
[Alex] Wobei ich finde, dass man auch manche Sachen so schon sehr häufig hört bei diesen Random Facts. Also ich bin da auch schuldig, weil ich bin natürlich dann auch gerne am Meer und sowas, also diese klassischen Dinge, die man so verrät. Also ja, ich glaube, da will ich auch nochmal bei mir ran, dass ich da nicht allzu klischeehafte Dinge auspacke auf dieser Seite.
[Margot] Manchmal, wenn ich mit Kunden zusammenarbeite und die mir so eine Liste von 20 Sachen machen, dann, ich lese gerne, fliegt da raus. Also ich versuche da schon ein paar so Sachen stehen zu lassen, die ein bisschen außergewöhnlicher sind. Ja.
Wie finde ich eine gute Geschichte für meine Über-mich-Seite?
[Alex] Du hast jetzt schon ganz, ganz oft den Punkt Geschichte oder Story angesprochen und darüber würde ich jetzt gerne ein bisschen mehr reden.
Wie finde ich so eine Geschichte? Also was macht eine gute Geschichte aus? Und wenn ich jetzt denke, bei meinem Leben passiert doch gar nichts, da ist keine spannende Geschichte, was mache ich da?
[Margot] Also gerade die Geschichte für die Über-mich-Seite finde ich so in der Findungsphase relativ einfach, weil dafür können wir uns eine einzige Frage stellen und dort können mehrere Antworten natürlich aufploppen. Und die Frage ist, wann hast du zum ersten Mal darüber nachgedacht, dass du das machst, was du gerade jetzt machst oder dass du dich selbstständig machst?
Und das muss jetzt nicht ein Moment sein, der alles verändert hat. Da dürfen quasi mehrere Momente sein und aus denen dürfen wir uns einen herauspicken und den näher beschreiben. Ich sage ja immer gerne mit so einer Lupe drangehen und vielleicht ein paar Details dazu aufschreiben, dass man sich einfach vorstellt, von dieser Situation könnte man ein Foto machen.
Dann ist es meistens eine gute Geschichte. Und das muss wirklich gar nicht lang sein. Das kann ein kleiner Absatz sein. aber etwas, wo andere sich das einfach vorstellen können, wo sie einfach mitfühlen können und denken, ach krass, ja, ich sehe dich da. Ich sehe dich da, wie du das gemacht hast und dir das wie Schuppen vor Augen gefallen ist und du dann zum ersten Mal dachtest, hm, was wäre denn, wenn ich das und das mache?
Oder in einer Situation, wo du sagst, und in diesem Moment habe ich entschieden, ich werde das und das machen. Also das ist eigentlich die Entstehungsgeschichte, die Brandgeschichte, die auf die Über-mich-Seite gehört.
[Alex] Und welche Geschichte teilst du?
[Margot] Ja, da ich jetzt quasi auch die Burnout-Hintergründe geteilt habe, ist die auch ein bisschen länger geworden. An sich ist das die Geschichte, ich habe ja zwölf Jahre im Konzern gearbeitet, darüber spreche ich auch auf meiner Über-mich-Seite, weil das natürlich auch was mit meiner Expertise im Marketing zu tun hat.
Es geht in der Geschichte aber eben darum, dass ich mich in den zwölf Jahren extrem verstellt habe und oft mit meinem Hosenanzug quasi wie in eine Rolle geschlüpft bin, die nicht so wirklich viel damit zu tun hatte, wie ich eigentlich war.
Und zwar waren das eben Geschichten, wo ich dachte, in so einem Konzern muss ich taff sein, nicht wirklich viel darüber erzählen, dass ich Mutter bin, sondern immer beweisen, dass ich sehr ehrgeizig bin, dass ich das ernst meine, dass ich super selbstbewusst bin, keine Zweifel habe, keine Unsicherheiten habe. Und dann eben mit der Geburt von meinem ersten Sohn ganz schön unter die Räder geraten bin, auch gesundheitlich, weil ich diese Fassade eben nicht mehr aufrechterhalten konnte.
Und dann schreibe ich eben auch, was wahr war, dass ich um sechs Uhr auf der Autobahn immer saß, um die Staus zu umgehen, danach mit dem Mittagessen auf dem Beifahrersitz zurückgeheizt bin, um den Kleinen wieder rechtzeitig abzuholen. Also ich habe mich da einfach total zerrissen zwischen diesen beiden Welten und bin dann eben auch krank geworden und war ein paar Monate auch nicht auf der Arbeit. Und dann war ich schwanger mit meinem zweiten Sohn und habe mich so langsam einfach gefragt, was wäre, wenn ich da nicht zurückkehre.
Allerdings war ich da in einer kompletten Leere und hatte absolut keine Ahnung, was ich sonst noch machen könnte. Ich habe auch schon befürchtet, dass, wenn ich einfach nur den Konzern wechsle, dass ich dann das Gleiche quasi in einer anderen Farbe bekomme.
Und ja, die Hauptgeschichte, meine Hauptstory ist eben die, dass ich noch in dieser Leere und in dieser Ahnungslosigkeit, was könnte es überhaupt sein, hier durch meinen Kiez gelaufen bin mit dem Kleinen. Wie das so ist, wenn man Mama ist von einem kleinen Baby und das Baby will im Bett nicht schlafen, dann rennt man durch die Gegend mit dem Kinderwagen.
Und hatte irgendwie bis eine Selbstständigkeit, Karriere gar nicht im Kopf, sondern war einfach so, ich bin in Turnschuhen, Jeans, ungeschminkt, mit Baby im Kinderwagen und habe dann Selbstständige getroffen, zum Beispiel in einem Coworking-Space, wo ich früher immer war, wo ich einfach nur Kaffee trinken wollte oder bei meinem Nachbar oder im Nachbarshaus wurde mal ein Teeladen aufgemacht und ich kam dann eben ins Gespräch mit Selbstständigen, und die fragten mich, ob ich den Marketing unterstützen will.
Und ich konnte das, also für mich war das komplett neu, diese Vorstellung, dass die ganz offensichtlich sehen, dass ich Mutter von einem Baby bin, also was im Konzern immer eher ein Manko war als ein Plus, dass sie mich so sehen ohne meinen Hosenanzug, quasi ohne mein Kostüm der Professionalität und trotzdem das Vertrauen haben, ich könnte irgendwas im Marketing machen, was die in ihrer Selbstständigkeit unterstützen würde.
Und das ist, ja, da habe ich mir echt gedacht, was wäre, wenn es ausreichen würde, dass ich so bin wie ich, mich nicht mehr verstecke, nicht mehr komische Kostüme anziehe, nicht mehr so tue, als wären meine Kinder nicht da, sondern ja, ganz so bin, wie ich bin. Und so ist die Idee geboren. Und genau das, auch in meinem Fall, waren es mehrere Momente, die dazu geführt haben. Aber das ist das, was ich teile, weil das so sehr sinnbildlich dafür ist, wie ich überhaupt dazu kam, mich selbstständig zu machen.
[Alex] Und wie reagieren Menschen auf diese Geschichte?
[Margot] Ja, da gibt es tatsächlich sehr viel Resonanz. Ich spreche auch auf meiner Über-mich-Seite darüber, dass ich hochsensibel bin und introvertiert. Das sind auch oft Eigenschaften, wo viele sich wiederfinden, die auch zu mir kommen und sagen, ich bin auch hochsensibel. Also sie wissen, auch mit dem Burnout ist das auch so, dass einige entweder ganz sanft an einem Burnout vorbeigeschlittert sind oder selbst einen hatten und deswegen resoniert das sehr mit denen. Also da sind sehr oft Verknüpfungspunkte und bei mir zeigt sich das natürlich auch in der Art und Weise, wie ich mein Marketing betreibe und wie ich auch andere dabei begleite, weil ich das mega auf dem Schirm habe.
Ich habe durch diese Erfahrung, ja, ist es einfach so, dass ich sehr darauf aufpassen muss und auch möchte, im Gleichgewicht zu bleiben. Und sie wissen, die werden von mir nicht hören, was, du bist erst um fünf Uhr aufgestanden, wieso stehst du nicht früher auf? Nur wenn du es richtig willst, wird das irgendwie klappen, sondern ich bin eine, die sagt, hey, du bist müde, wie wäre es denn, wenn du eine Woche Pause machst? Und das ist vielleicht nicht so wichtig, übernimm das einfach mal von einem anderen Text, da ist jetzt kein Platz hier für Perfektion. Also das ist schon etwas, was für sie sehr, sehr relevant ist, weil ich sie einfach verstehe, weil sie wissen, dass ich sie verstehe, weil ich das erlebt habe.
Wann ist es Zeit, die Über-mich-Seite mal wieder zu überarbeiten
[Alex] Ich musste auch gerade an Brené Brown denken, die gesagt hat, dass wir eigentlich bei anderen Menschen immer die Verletzlichkeit suchen und uns von denen auch so anziehen. Aber wir selbst trauen uns eben nicht, uns verletzlich zu zeigen, was dann ja auch wieder auf der Über-mich-Seite sich zeigt, weil man sehr häufig eben so Schwierigkeiten hat, seine Geschichte zu teilen.
Ja, jetzt vielleicht noch die allerletzte Frage. Wann weiß ich denn, dass mal wieder Zeit ist, meine Über-mich-Seite zu überarbeiten? Gibt es so Hinweise darauf?
[Margot] Ja, ich glaube, die liest man wahrscheinlich selber gar nicht so wahnsinnig oft, aber wenn man schon mal wieder auf dieser Seite ist und sich denkt, oh Gott, das bin eigentlich gar nicht mehr ich, wenn man so ein bisschen rausgewachsen ist.
Ich hatte zum Beispiel am Anfang auf der ersten Über-mich-Seite auch so einen Spruch: Wenn ich das kann, dann kannst du es auch.
Habe ich wahrscheinlich irgendwo gesehen, fand ich damals sehr ermutigend. Das würde ich jetzt aber nicht mehr sagen, weil ich zum Beispiel auch gelernt habe, dass jeder irgendwie einen anderen Alltag hat, andere Privilegien hat, aber auch manchmal andere Präferenzen.
Da wusste ich auch, dass ich das damals geschrieben habe, ist es irgendwie okay, aber das passt gar nicht mehr zu dem, was ich vertrete und zu meiner Haltung, was wir machen können, aber auch was wir nicht machen können.
Oder eben, wie wir auch besprochen haben, wenn der Mut manchmal größer geworden ist und wir uns trauen, unsere Haltung für etwas, aber vielleicht auch gegen etwas viel stärker draußen zu vertreten, dann ist das so ein Zeitpunkt, wo wir uns vielleicht sagen können, jetzt dürfen die Texte das auch zeigen, was sich in meinem Inneren auch verändert hat, was sich da gewandelt hat.
[Alex] Ja, Margot, vielen, vielen Dank, dass du heute da warst und über die Über-mich-Seite gesprochen hast. Ich hoffe, dass der Endgegner-Über-mich-Seite so ein bisschen kleiner geworden ist mit deinen Tipps. Vielen, vielen Dank.
[Margot] Ich danke dir, liebe Alex.
Shownotes
„Die Website ist erst der 4. Schritt“ – Interview mit Bettina Bergmann
In dieser Podcastfolge habe ich Bettina Bergmann zu Gast. Bettina unterstützt Coaches dabei, ihre Stärken zu entdecken und Marketing zu betreiben, das zu ihnen passt. Und in dieser Folge sprechen wir über Websites und was Selbstständige brauchen, um eine Website zu erstellen, die die richtigen Menschen erreicht.
In dieser Podcastfolge habe ich Bettina Bergmann zu Gast. Bettina unterstützt Coaches dabei, ihre Stärken zu entdecken und Marketing zu betreiben, das zu ihnen passt.
Und in dieser Folge sprechen wir über Websites und was Selbstständige brauchen, um eine richtig gute Website zu erstellen, die die richtigen Menschen erreicht.
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Erstellen Selbstständige zu früh Websites?
[Alex] Hallo Bettina. Wir wollen heute zusammen über Websites reden und über die Arbeit, die vor der Erstellung der eigenen Website kommt. Denn du sagst, die Website ist erst Schritt Nummer vier.
Und bevor wir jetzt auf die Schritte eins bis drei im Einzelnen eingehen, vielleicht erst mal die Frage, würdest du also sagen, dass viele Selbstständige und Unternehmer*innen zu früh ihre Websites erstellen?
[Bettina] Ja, das ist meine Erfahrung. Und ich glaube, das hat damit zu tun, dass einfach die Motivation riesengroß ist, einzusteigen und anzufangen.
Und ich erlebe das ja besonders mit Coaches, weil ich mit denen am meisten zusammenarbeite. Und da ist das oft ganz so, die machen, Coaches machen eine Weiterbildung, die ist auch sehr umfangreich, da ist man anderthalb Jahre beschäftigt und dann kommt so die Idee, was mache ich jetzt mit all dem, was ich gelernt habe?
Und bei der Frage nach Marketing ist sofort der erste Gedanke, ich brauche eine Website.
Und dieser Gedanke ist ja auch richtig und natürlich braucht man eine Website, aber man kann nur eine gute Website schreiben, wenn eben vorher schon bestimmte Dinge geklärt sind.
Und das Problem, warum das zu früh ist, liegt meiner Auffassung nach auch an der Perspektive. Wenn ich aus einem Thema heraus, also bei Coaches ist es ja oft dann wirklich die Weiterbildung, wenn ich aus einem Thema heraus mich selbstständig mache, dann bin ich ja ganz auf mich selber fokussiert und habe das Gefühl, ich will das, was ich jetzt gerade alles gelernt habe, erfahren habe, wie auch immer, nach draußen bringen. Und da braucht es den Perspektivwechsel.
Den Perspektivwechsel hin auf die Klientin oder auf die Kundin, die ja dann die Website liest. Wenn ich selber so ambitioniert bin, begeistert bin von dem, was ich dann als Coach beispielsweise rausbringen möchte, dann denke ich viel zu viel an mich.
Und deswegen findet man auch öfter Webseiten, wo dann lang und breit steht, was ist mein Coaching-Verständnis und wer bin ich als Coach und ich bin systemisch orientiert und dann habe ich noch eine hypnotherapeutische Zusatzausbildung.
Das ist alles total spannend und auch wichtig, aber nicht als Hauptaussage auf einer Website, wo ja Menschen hinkommen, die irgendwie ein Problem haben und das gelöst haben wollen.
Und deswegen ist für mich so das Schlagwort am Anfang eigentlich: von der Coaching-Kompetenz zur Website-Kompetenz.
Also wirklich von dem, was ich eigentlich habe oder wenn du jetzt sprichst, auch von anderen Selbstständigen, anderen Unternehmer*innen, also letztlich von dem eigenen Thema und der eigenen Begeisterung fürs eigene Thema, den Perspektivwechsel erstmal machen auf das:
Was wollen eigentlich die Menschen, die ich gerne reinholen möchte auf meine Website?
Und deswegen ist das zu früh, weil die Probleme und die Themen und die Wünsche derjenigen, die dann mal klicken sollen, nicht genug im Blick sind.
Die wichtige Basis: Wer bin ich?
[Alex] Das heißt, wir müssen so den Schwenk machen von uns und unserem Thema zu dem, was die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten wollen, eigentlich interessiert und was ihre Probleme sind.
Und lass uns doch mal dann gleich über den allerersten Schritt sprechen. Also du sagst, Website kommt erst viel später. Was kommt denn zuerst? Also was ist so die wichtige Basis, damit ich überhaupt eine Website texten kann?
[Bettina] Also wenn wir als Einzelunternehmerinnen unterwegs sind, als Solopreneure, als Coaches sind ja auch letztlich oft Einzelunternehmerinnen, dann ist einfach die Person, und wenn ich eine Dienstleistung anbiete vor allen Dingen auch, dann steht einfach ganz klar die Person im Vordergrund.
Und das ist auch etwas, was oft nicht genug, finde ich, berücksichtigt wird. Dieses: Wer bin ich eigentlich in meinem Business?
Und das, finde ich, ist die ganz, ganz zentrale Frage.
Ich habe jetzt irgendwann für mich entwickelt, ich musste mich ja auch mit der Frage beschäftigen, wer bin ich eigentlich in meinem Business und was biete ich an? Und ich habe für mich so den Begriff gefunden, ich bin Persönlichkeitsschürferin.
Weil, ich finde, es gehört so an den Anfang zu schürfen nach dem Gold der Persönlichkeit, nach den Stärken, die man hat, nach all dem, was einen ausmacht, um daraus dann wirklich auch das Besondere zu entwickeln, womit man sich dann am Markt unter den 100.000 anderen, die da noch so rumlaufen, dann auch wirklich unterscheidet.
Also einmal, wer bin ich? Das ist sozusagen die allererste Frage, weil daraus das Fundament wird. Und dann natürlich die zweite Frage, mit wem möchte ich denn am liebsten arbeiten?
[Alex] Kann ich vielleicht mal kurz dazwischenfragen zu dieser ersten Frage, weil mich interessiert, finde ich das denn wirklich über Nachdenken heraus, wer ich bin? Also muss ich nicht auch ein bisschen in Kontakt schon mit Menschen kommen und schon ein bisschen nach draußen gehen, um für mich klarzubekommen, wer ich bin und was ich anbieten will?
[Bettina] Ich glaube, die Frage, wer ich bin, die kann ich auch erst mal mit der Innenschau wirklich beantworten.
Weil viele Menschen, mit denen ich so Kontakt habe und mit denen ich zusammenarbeite, die machen ja diesen Schritt in die Selbstständigkeit nicht gleich nach dem Abi oder nach dem Schulabschluss, sondern das ist für viele ja oft ein zweiter Berufsweg oder vielleicht eine noch spätere Umentscheidung für einen neuen Berufsweg.
Und wenn Menschen schon ein paar Lebensjahrzehnte hinter sich haben, dann habe ich ganz viel Erfahrung gemacht. Und ich habe aus meinen Lebenserfahrungen Erkenntnisse gewonnen.
Und ich rege dann auch immer gern dazu an, dass man sagt, so guck mal auf die Geschichten in deinem Leben, wo du besonders traurig warst, wo du besonders enttäuscht warst oder wo du besonders fröhlich warst. Was ist da passiert? Was war da? Was hat dich beeindruckt? Damit man daraus dann auch ableiten kann, was ist sozusagen auch dann vielleicht der goldene Faden durch dein Leben? Wo passieren Dinge immer mal wieder oder vielleicht sogar auf ähnliche Art und Weise? Und so rauszufinden, wie ticke ich eigentlich, was macht mich eigentlich aus? Und aus dem dann die Verbindung herzustellen, auch wiederum zu den Zielkunden. Das ist natürlich dann auch ein ganz entscheidender Schritt.
[Alex] Und der zweite Schritt ist, mit wem möchte ich zusammenarbeiten?
[Bettina] Ja, also der zweite Gedanke im Grunde auch noch von dem gesamten ersten Schritt, wenn wir den ersten Schritt mal so auch bündeln als Positionierungsarbeit, dann ist es: Wer bin ich, mit wem möchte ich arbeiten und zu welchem Thema?
Also diese drei Faktoren, die fasse ich da gerne zusammen und auch bei der Frage, mit wem möchte ich arbeiten, da erlebe ich auch oft, wenn es jetzt um Coaches geht und um Dienstleistungen, die ich anbiete, dass Menschen dann sagen, ach, ich kann doch mit allen und ich bin Generalist. Und ich will mich da eigentlich gar nicht einschränken.
Das ist meiner Ansicht nach auch nicht ganz klug, weil ich, das habe ich auch bei mir erfahren, wir sind nicht im Umgang mit allen Menschen gleich gut. Es gibt Menschen, da schwingt es sofort und da gehen wir in Höchstform über. Und das rauszufinden, genauso wie ich für mich selber rausfinden darf, wo sind denn meine emotionalen Besonderheiten und wie bin ich eigentlich gestrickt, so ist das auch günstig, das fürs Gegenüber zu überlegen, denn dann performst du wirklich optimal und dann kannst du auch beste Leistung bringen und kriegst später auch mal einfach gute Testimonials, einfach weil du gut warst.
Vom Branding zum individuellen Angebot
[Alex] Okay, Positionierung. Check. Was kommt danach?
[Bettina] Danach kommt, dass das, was man da rausgefunden hat, zu gießen in eine individuelle, originelle Sichtbarkeit, also sprich Branding.
Ich bin nicht im Bereich Grafik zu Hause, deswegen ist das nicht so mein Thema, jetzt zu sagen, welche Schriftart und welche Layouts und welche Farben passen günstig. Da gibt es auch Profis dafür.
Wenn ich darüber nachdenke, dann ist es mehr auch so diese Gesamthaltung, die ich nach außen zeige, die sich letztlich auch im Branding, also in der Marke zeigt.
Welche Werte vertrete ich? Du bist ja zum Beispiel auch im Moment damit unterwegs, zu sagen, ich kann meine Selbstständigkeit hier wuppen ohne Social Media. Das ist mein Thema. Und so etwas zu finden, welche Haltung habe ich bezogen auf mein Thema und damit dann rauszugehen und das dann natürlich auch noch in ein passendes Layout zu bringen.
Aber letztlich auch dieses, was so zwischen den Zeilen ist, spürbar zu machen. Wofür stehe ich? Also da so als Marke dann zu erscheinen, dass man auch weiß, bin ich ein eher analytisch strukturierter Mensch und biete damit meine Sachen an oder bin ich der temperamentvolle Draufgänger?
Also das rauszukristallisieren, was ist das Besondere in der Wirkung letztlich auch, im Sein und dann in der Wirkung.
[Alex] Ich kann mir vorstellen, dass das auch gar nicht so einfach ist. Wie mache ich das? Also wie bestimme ich das, was mir wichtig ist, meine Werte, wie ich nach außen auftreten will? Wie schaffe ich das gerade am Anfang?
[Bettina] Durch sehr viel Analyse, was bisher schon auch mal erfolgreich war. Ich komme ja aus irgendwelchen anderen Jobs oft, zu gucken: Was habe ich da eigentlich immer gut hingekriegt, wofür habe ich gute Rückmeldungen gekriegt?
Ich finde es auch ganz wichtig, einfach oder auch die Umgebung nochmal darauf hin zu befragen, wie erlebt ihr mich eigentlich? Was bin ich so für jemand? Wie komme ich bei euch an?
Also und das auch in der privaten Umgebung vielleicht auch mal zu tun, aber auch in der Business-Umgebung, wenn man Menschen ein bisschen besser kennt, da einfach mal zu fragen, was fällt euch auf? Wie bin ich? Also die Rückmeldung einzuholen und dadurch so eine Analysegrundlage zu kriegen, für das, wie man schon immer mal war und was immer schon mal gut gelungen ist.
Lebendiges Schreiben: Tipps und Tricks
[Alex] Jetzt wo du das so sagst, ich glaube, ich habe zum Beispiel vorher auch voll irgendwie verdrängt, dass ich gerne schreiben möchte und war halt dann über Jahre auf Social Media präsent.
Und hätte ich mich da mal gefragt, sag mal, was kannst du denn eigentlich und was ist dir wichtig, dann hätte ich das vielleicht auch irgendwie mir sparen können.
Deswegen: Ich finde, das hört sich absolut sinnvoll an.
[Bettina] Es kostet manchmal ein bisschen Mut, dann vielleicht auch solche Entscheidungen zu treffen. Denn so wie du gerade das beschrieben hast, es wird einem ja auch suggeriert, dass man bestimmte Dinge so tun muss, wenn man mit der Selbstständigkeit startet.
Und da sich dann bewusst anders zu positionieren, das kostet auch Mut.
Und den Mut, den kriege ich aber auch dadurch, dass ich mir selber immer wieder auch ein Stück weit klar mache, was ich gut kann, was meine Stärken sind und dass ich damit auch nur überzeugen kann.
Ich bin fest davon überzeugt, ich kann nur dann richtig gut performen, wenn ich da bei dem ansetze, was meine Stärken sind und wo ich wirklich dann zu Hause bin, wo ich mich wohlfühle und auch was mir Freude macht.
Das richtige Angebot erstellen
[Alex] Und was kommt nach dem Branding? Also Positionierung haben wir, Branding, was ist dann der nächste Schritt?
[Bettina] Das Dritte ist das Angebot. Dann etwas zu stricken aus diesen Überlegungen, wer bin ich, wer ist meine Zielgruppe, was ist mein Thema, das sozusagen zu bündeln in ein gutes Angebot.
Und wenn ich da nochmal wieder bei den Coaches zum Beispiel ansetze:
Ein Coaching ist kein Angebot.
Und viele Coaches zum Beispiel, die starten damit, dass sie auch auf der Webseite ganz schnell mal stehen haben, haben Einzelstunde 90 Euro oder irgend so was.
Oder du kommst jetzt und hast ein Problem mit deinem inneren Kind und deinen Glaubenssätzen und sonst was und Einzelstunde 90 Euro.
Da sage ich ganz schnell und ganz oft, das funktioniert so überhaupt nicht. Erstens weiß das auch jeder Coach, es braucht einen Prozess, wenn man überhaupt größere Themen angeht. Und, oder ich fange nochmal andersrum an. Es gibt eigentlich zwei Argumente, warum das kein gutes Angebot ist.
Ein bisschen Selbstschutz und Marketingthema, nämlich dann muss ich ja nach jeder Coachingstunde gegebenenfalls Neuakquise machen und das ist auf Dauer sehr anstrengend, wenn ich mir nur die Einzelstunden von Menschen zusammensuche.
Und das Zweite, das finde ich jetzt speziell für Coaches auch besonders relevant, ich übernehme ja Verantwortung für einen Prozess und bis Veränderung passiert, das dauert.
Unser Gehirn braucht mindestens mal drei Monate, bis irgendwelche neuen Bahnen gelegt sind. Da gibt es inzwischen auch wunderbare neurologische Untersuchungen dazu.
Und vor dem Hintergrund habe ich auch bei meinen normalen Coaching-Angeboten früher immer gesagt, ich biete ein Drei-Monats-Paket an.
Dann kann ich begleiten, dann kann ich zwischendurch Feedback einholen, dann können Dinge ausprobiert und wieder gemeinsam reflektiert werden. Und für Coaches, die jetzt starten und auch überlegen, so wie kriege ich eigentlich meine Miete finanziert, ist natürlich auch da die Antwort oder das Argument, es ist einfach dann leichter, weil man nicht so oft sich um neue Klienten kümmern muss.
Also das hat, finde ich, zwei Facetten, die dafür sprechen, ein Angebot so zu organisieren, dass es eben längerfristige Zusammenarbeit ermöglicht. Und was für mich auch noch dazu gehört, ist, dass dann in dieses Angebot auch ein bisschen was fließt von dem, was mich als Persönlichkeit ausmacht und was bei mir das Besondere ist.
Also biete ich zum Beispiel einen besonderen Service an oder habe ich eine ganz spezielle Methode, mit der ich an einem Thema arbeite. Also auch das kann dann das Angebot so rahmen, dass ich dann auch ich mit mir, meiner Dienstleistung und meinem Angebot mich dann eben deutlich unterscheide von den anderen Mitbewerbern und auf die Weise dann eben auch irgendwann sichtbar und gebucht werde.
[Alex] Ich habe mir gerade auch gedacht, so dieses Vorgehen, dass ich quasi meine Positionierung klarkriege, dann mein Branding, mein Angebot, das führt ja auch zu so einer Klarheit.
Und das ist dann sicherlich auch viel, viel einfacher, mit so einer Klarheit auch Website-Texte später zu schreiben, als wenn ich diese Klarheit noch gar nicht habe und, ja, einfach mal so drauf losschreibe oder mir einfach irgendwie WordPress hole und dann denke, jetzt muss ich irgendwie loslegen. Also das scheint mir ein Weg zu sein, der für ganz viel Klarheit sorgt. Und ich habe einen Blogartikel von dir gelesen. Eine gute Website ist wie ein gutes Coaching. Was meinst du damit?
[Alex] Ich habe den Hintergedanken gehabt, dass beim Coaching oder das Coaching ja dann erfolgreich ist, wenn ich als Coach gut kommuniziere.
Also, wenn ich schon damit anfange, für eine gute Atmosphäre zu sorgen, angenommen, ich arbeite jetzt in Präsenz, ich habe einen schönen Raum, ich habe den nett gestaltet, ich habe vielleicht sogar einen Tee gekocht, ich habe mit einem Duft für eine angenehme Situation gesorgt und so weiter und so fort.
Und das ist im Grunde etwas, was ich auf einer Webseite auch machen darf, indem ich sie so gestalte, dass der Besucher oder die Besucherin der Website dann sofort denkt: Oh, hier fühle ich mich jetzt richtig gut aufgehoben.
Also beispielsweise, indem der erste Aufmacher schon so ist, dass da ein sehr sympathisches Bild von der Coachin oder dem Coach erscheint, zusätzlich mit einem Text, der mich auch sofort anspricht, der mich abholt, wo ich auch sofort erkennen kann, hier bin ich vielleicht auch richtig mit meinem Thema und mit meiner Frage.
Dann ist das dieses freundliche Begrüßen wie sonst der freundliche Handschlag an der Tür und „Kommen Sie mal rein“ und „Bitte setzen Sie sich hin und fühlen sich wohl“.
Und gleichzeitig meine ich auch mit diesem „Gute Website ist wie gutes Coaching“, das meine ich bezogen auf Kommunikation.
Ich lese oft Website-Texte, die sind sehr ich-bezogen. Also ich habe jetzt die Weiterbildung gemacht und ich habe 20 Jahre Führungserfahrung und deswegen kenne ich mich gut aus mit Problemen bei Führungskräften und ich richte mich jetzt auch an Führungskräfte und ich bin, weiß ich nicht, ich habe die und die Weiterbildungen gemacht und ansonsten vielleicht noch ein paar Fun Facts.
Da ist ganz viel Ich und im Coaching würden wir ja auch nicht als Coaches die ganze Zeit von uns hier erzählen, dann hätten wir keinen Klienten. Deswegen auch mein Gedanke, mach das auf der Website mal genauso. Sprich die Leute an. Tu so, als würden sie dir erzählen und reagiere darauf, indem du so quasi aktiv zuhörst. Oder ja, stell kluge Fragen.
Sei auch vielleicht ein bisschen empathisch, indem du auf konkrete Lebenssituationen eingehst, die du antizipierst oder Berufssituationen.
Und die werden dann sehr konkret oder die sollten auch sehr konkret sein, damit sich jemand sofort da auch dann wiederfindet. Und eben auch nicht so, es wacht keiner nachts auf und sagt, ich muss mal meine Blockaden lösen, sondern das müssten dann richtig Alltags-, Berufs-, Lebensbeispiele sein, wo man sofort sagt, jo, das Problem kenne ich, das habe ich auch.
Und ja, und letztlich bis hin zur Körpersprache, die man ja sieht, wenn man im Coaching direkt miteinander arbeitet, man ist nach vorne geneigt, man hat Augenkontakt, man ist miteinander in gutem Kontakt, kann ich auf einer Website auch machen, indem ich letztlich auch da dafür sorge, dass Text und Bild gut zusammenpassen, dass die Farbwelt so ist, dass sie mich anspricht.
Also all das, was gutes Coaching ausmacht, kann ich im Grunde übertragen auf Konstruktion von Website. Mit dem Ziel, dass ich vertrauenswürdig wirke und dass die Menschen, die zu mir kommen, eben zu mir auch Vertrauen bekommen.
[Alex] Das ist ja auch deshalb, glaube ich, so eine gute Idee, weil ich dann ja auch einfach inhaltlich stimmig auftrete, also sowohl in meinen Coachings als auch nach außen, dass ich für die Menschen, wenn ich dann zusammenarbeite, auch einfach so ein einheitliches Rundumerlebnis quasi schaffe.
Weil wenn ich dann auf meiner Website zum Beispiel ganz andere Dinge mache als im Gespräch, dann wirkt das, glaube ich, auch widersprüchlich vielleicht sogar.
[Bettina] Ja, und genau dafür ist ja auch das dann wichtig, was ich vorhin angesprochen habe, dass ich bei mir anfange und überlege, wer bin ich denn und was will ich von mir zeigen? Dann wirkt das so.
Mir hat neulich eine Kundin gesagt, das fand ich total interessant, so bei einem Kennenlerngespräch, ich habe dann so gefragt, gibt es denn noch irgendwelche Fragen und möchtest du noch irgendwas wissen? Und dann sagte die, ach nö, das stand ja schon alles so auf deiner Website und das habe ich auch alles gut verstanden und du wirkst jetzt genauso wie auf deiner Website. Und da dachte ich, oh, das ist ein tolles Feedback.
Wenn ich da wahrnehmen konnte, das passt offenbar zusammen, was ich über mich schreibe und wie die mich dann im Gespräch erleben. Und sowas versuche ich dann auch weiterzugeben. Das, finde ich, ist das Zentrale, dass da keine Brüche sind.
[Alex] Eine Herausforderung ist häufig, dass wir ja verständlicherweise natürlich den Wunsch haben, professionell aufzutreten mit unserer Website, dann halt aber Website-Texte schreiben, die auch entsprechend kompliziert klingen, also Schachtelsätze, viel Fachsprache und so weiter. Wie können wir uns deiner Erfahrung nach diese Fachsprache abtrainieren als Coaches und ein bisschen alltagssprachlicher schreiben? Hast du da ein paar Tipps?
[Bettina] Ja, ich würde mit einem ganz pragmatischen Tipp starten und zwar, bevor ich ans Schreiben gehe, hat mir das oft geholfen, dass ich Dinge gesprochen habe.
Also ich gehe häufiger auch jetzt noch mit meinem Handy durch die Gegend und erzähle das, was ich schreiben möchte, weil ich im Erzählen einen anderen Stil habe.
Und wenn ich diesen Stil ein bisschen übernehme fürs Schreiben, dann bin ich schon gleich um mindestens 50 Prozent lebendiger, als wenn ich das Ganze sozusagen schon, wenn ich nur mit dem Schreiben starte.
Denn Menschen auch, die es nicht gewöhnt sind, so adressatenorientiert und lebendig zu schreiben, die haben häufig auch das Gefühl einfach, sie müssten jetzt, wie du eben sagst, einfach so, um professionell zu sein, müssen sie kluge Sätze schreiben und die sind dann auch noch lang, aber sowas will ja kein Mensch lesen.
Und ich habe selber mal irgendwann Germanistik studiert, aber davon kann ich fast nichts brauchen für das, was jetzt für Websitetexte relevant ist.
Also einmal dieses eher schreiben, wie man spricht, und das auch ein bisschen üben dadurch, dass man einfach das gesprochene Wort mal aufnimmt. Und wenn du auch nach weiteren Tipps fragst, ganz konkret mehr kurze Sätze schreiben.
Kurze und lange auch eher mischen. Auf jeden Fall darauf achten, dass Sätze nicht zu lange Nebensätze haben und zu verschachtelt sind. Das liest sich auch nicht günstig im Internet, einfach weil wir auch gewohnt sind, wir lesen ja auch oft quer und wir überspringen, wir scannen Texte.
Und da braucht es auch so Eyecatcher zwischendurch, wo bleibe ich hängen, also auch viel mehr Zwischenüberschriften zum Beispiel formulieren, damit auch die Schnellleser eine Orientierung haben und wissen, wo sie wieder andocken können.
Was könnte ich sonst noch sagen? Also überhaupt lebendiges Schreiben, in dem man zum Beispiel auch versucht, sehr konkret zu sein, auch mal sinnliche Eindrücke einzubauen. Was sehe ich? Was höre ich? Was nehme ich wahr?
Also viel weniger abstrakt, auch mehr Verben als Nomen zu verwenden, weil das einfach lebendiger ist. Diese ganzen Wörter auf -heit und -keit und -ung sind auch nicht besonders tauglich und gut lesbar.
Und dann finde ich noch so als Grundsatz-Tipp wichtig, dass man versucht, seinen eigenen Stil zu finden.
Wenn du anfängst zu schreiben, dann geht es ja manchen vielleicht, vielleicht ist es dir auch mal irgendwann so gegangen, dass du dir Vorbilder suchst. Ich habe auch am Anfang mir mal da durchaus Vorlagen auch georganisiert, wie schreibe ich gute E-Mails, bis ich gemerkt habe, dann habe ich das auch am Anfang so gemacht, wie mir da empfohlen wurde und jetzt mit Abstand gucke ich da nochmal drauf und denke, so würde ich heute nie wieder schreiben, weil es nicht meins ist.
Also ich finde es auch noch ganz wichtig, ein bisschen rauszufinden, was passt denn da zu mir und was ist mein Stil, denn auch das gehört dann irgendwann zur Marke, dass ich so schreibe, wie es zu mir passt.
Über-mich-Seiten: Geschichten erzählen
[Alex] Das finde ich voll den wichtigen Tipp und ich glaube, dass man das auch nur schafft, indem man eben super, super viel übt, also viel, viel schreibt, sich nochmal durchliest mit ein bisschen Distanz, was habe ich da geschrieben, und vielleicht geht es dann einem so, wie es dir ging, dass man merkt, oh, das ist nicht so sehr, klingt nicht so sehr nach mir. Also üben, schreiben, nochmal durchlesen. Ich glaube, das ist so das Beste, was wir machen können.
Vielleicht können wir nochmal ein paar Worte sagen zur Über-mich-Seite. Weil so meine Erfahrung ist, also ich habe jetzt nicht nur Coaches bei mir unter Kundinnen, aber eigentlich tun sich fast alle mit Über-mich-Seiten schwer.
Sie schieben sie immer bis zum Schluss auf und dann ist es meistens so ein Kampf. Hast du so ein paar Tipps, wie es leichter gehen könnte mit der Über-mich-Seite?
[Bettina] Ich würde, bevor ich anfange zu schreiben, bei der Über-mich-Seite auch nochmal darüber nachdenken, das habe ich vorhin schon mal in einem anderen Zusammenhang gesagt, aber hier wird es nochmal relevant:
Was sind die entscheidenden Geschichten und Situationen in meinem Leben?
Ich habe zum Beispiel immer, ich habe dann beim Nachdenken bei meiner Über-mich-Seite gemerkt, dass ich immer wieder mal auch gegen Stimmen von außen gehandelt habe in meinem Leben. Als ich Studierende war, da wollte ich unbedingt nach Südamerika und da kam von außen, oh, das ist viel zu gefährlich, willst du das wirklich machen und da wirst du ausgeraubt, da kriegst du Durchfall und, und, und. Ich habe es gemacht.
Und wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte ich die tollsten Erlebnisse nicht erfahren und die ich jetzt noch nach Jahrzehnten einfach ganz lebendig im Kopf habe. Oder so andere Stimmen von außen. Ich habe mich mal beworben auf eine Beförderungsstelle und dann kam jemand, oh, das traust du dir wirklich zu? Willst du das echt machen?
Und ich habe es getan. Ich habe es dann erfolgreich gemacht. Und dann daran habe ich so gemerkt, okay, offenbar ist das ein Element von mir und meinem Leben, was sich so durchzieht, dass ich Stimmen von außen kriege, die mir vielleicht irgendwas nicht zutrauen, wo ich aber dann sage oder nochmal reflektiere, möchtest du es trotzdem? Ja, und dann habe ich es gemacht.
Und dieses ist zum Beispiel dann so ein roter Faden durch mein Leben und so etwas zum Beispiel kann man dann auf eine Über-mich-Seite einbauen und du kannst dann eben auch überlegen, was hat das zum Beispiel dann mit deiner Zielgruppe zu tun.
Also, bleiben wir mal bei dem Thema und du bist als Coach selbstständig für jemanden oder willst dich selbstständig machen und dich kümmern um Menschen, die einfach auch so eine Unterstützung brauchen, Mut, Entscheidungen zu treffen und Ähnliches, dann kannst du zeigen:
Ich habe das so und so gemacht, ich habe das so und so gemeistert, ich bin da vielleicht schon einen Schritt weiter als du. Wenn das jetzt dein Thema ist, dann bist du offenbar bei mir ganz gut aufgehoben.
Also Über-mich-Seiten schreiben oder auch wenn man jetzt an andere Berufsbereiche denkt, ist aber der Grundgedanke, glaube ich, ein ähnlicher, nämlich zu überlegen: Was ist so mein besonderes Erleben gewesen in verschiedenen Situationen? Was habe ich für Erkenntnisse gewonnen? Und was haben die jetzt vielleicht zu tun mit meiner Arbeit und auch mit meinen zukünftigen Kunden?
Die Rolle von SEO im Marketing
[Alex] Vielleicht können wir abschließend auch nochmal über die Rolle der Website in deinem Marketing sprechen.
Du hast mir im Vorgespräch zum Beispiel verraten, dass Suchmaschinenoptimierung, also SEO, eine wichtige Rolle in deinem eigenen Marketing spielt und dass du, weil du eben für immer mehr Begriffe weit oben in den Suchergebnissen auftauchst, auch deine Werbeanzeigen auf Social Media reduzieren konntest. Erzähl doch mal, was dir SEO genau für Resultate bringt.
[Bettina] Das macht mir inzwischen richtig Spaß, Blogartikel zu schreiben, die ich mit Keywords optimiere und damit eben sozusagen bei Google öfter gefunden werde.
Das Resultat ist, ich fange mal ganz hinten an, ich bin jetzt inzwischen mit mehreren für mich relevanten Keywords, also bei mir ist das als Coach selbstständig machen, Coaching-Business aufbauen, Positionierung-Coaching, ranke ich bei Google zum Teil unter den ersten zehn, mit einigen auf Platz fünf.
Ich habe auch einzelne Artikel, da bin ich auf Platz 1 sogar und das bringt mir den Vorteil, dass ich dann Menschen, dass Menschen, die genau diese Begriffe suchen, bei mir landen.
Ich habe meinen Blog auf meiner Website und so sind die dann, sie lesen dann meinen Blog und dann verbinde ich das ja damit, dass ich da auch auf meinen Fünf-Tage-Kurs hinweise, den man kostenlos bekommen kann, oder auf meinen Newsletter hinweise und dann kann man sich da eintragen.
Und so bekomme ich dann eben die E-Mail-Adressen und dann anschließend, wenn jemand in meiner E-Mail-Liste ist, kriegt er wöchentlich einen Newsletter mit allen möglichen Infos und Tipps für den Start in die Selbstständigkeit als Coachin, wofür ich ja stehe.
Das heißt, SEO bringt mir Menschen auf meine Website und das letztlich dann ohne Kosten, nämlich ohne, ich habe vorher nur Zeit investiert, aber sie kommen ohne Kosten von Werbeanzeigen.
Und ich habe das eine Zeit lang anders gemacht. Ich war eine Weile auch bei Instagram und habe es auch versucht. Ich bin auch bei Facebook immer noch, aber nicht aktiv und habe dann mit Meta-Ads das probiert.
Ich habe dann natürlich auch Leute gekriegt in meine Liste. Ich habe aber nicht, da sind dann aber auch Menschen bei, die nicht gezielt nur das suchen, was ich letztlich anbiete.
Und ich finde, es ist auch immer eine Frage von Zahlen. Nicht für jedes Business braucht man horrende große Zahlen. Manchmal reicht es schon, wenn sich ein, zwei, drei melden und von denen bucht dann einer.
Also es ist, finde ich, eben nicht eine Frage von Menge, nur wenn man seinen eigenen Erfolg definiert. Und ich kann ganz klar sagen, also SEO, optimiertes Arbeiten, hat mir den Erfolg gebracht, dass Leute über Google mich finden und bei mir auf der E-Mail-Liste landen und dann auch irgendwann buchen.
Und das macht echt Spaß, wenn man so sieht, auch wie da so im Laufe der Jahre die Sichtbarkeit steigt. Ich habe bei, vor einem Jahr hatte ich eine Sichtbarkeit von, oder sagen wir mal eine Klickrate bei Google von um die 300 pro Seite, jetzt bin ich bei knapp 1000 pro Monat. Und das eben durch die Artikel, die ich regelmäßig optimiere.
[Alex] Es gibt ja auch einen großen Unterschied, finde ich, ob ich quasi auf Social Media unterwegs bin und da kommt eine Anzeige und stört mich quasi in dem, was ich gerade mache, oder ob ich aktiv nach einem Begriff suche und ja quasi bereit bin, die Lösung zu sehen und dann auf einen Blogartikel stoße.
Also ich glaube, was du gerade gesagt hast, manchmal reichen dann irgendwie ein, zwei, drei Leute, aber dadurch, dass es halt einfach relevantere Menschen sind, bringt es dann auch häufig viel mehr als die Masse auf Social Media.
[Bettina] Ja, das denke ich auch. Ich hatte neulich gerade ein Erlebnis, da hat sich jemand auf meine Liste eingetragen und nach zwei Wochen um ein Gespräch gebeten. Und daraus ist eine Kundin geworden. Wo ich auch denke, wow, das ist irgendwie irre. Andere, die habe ich drei Jahre auf meiner Liste, die haben die antworten nur ab und zu mal, was ja auch schön ist, sie freuen sich an meinen Newslettern.
Dann, also das ist auch einfach ein wichtiger Punkt für einen selber, das rauszufinden, was funktioniert für mich, was mache ich gerne und was funktioniert letztlich. Und das braucht natürlich auch einfach ein bisschen Zeit und ein bisschen Ausprobieren.
Geduld und Ausdauer bei SEO
[Alex] Du hast jetzt schon gerade erzählt, dass es jetzt bei dir ungefähr ein Jahr gedauert hat, wenn ich das richtig verstehe, dass es so von 300 Klicks auf 1000 Klicks angewachsen ist pro Monat.
Jetzt ist es halt so, dass SEO nun mal dauert. Also es geht nicht über Nacht. Und was hast du denn jetzt zum Beispiel in der Zwischenzeit gemacht? Also wenn man mit SEO startet, dann braucht man einfach Geduld. Was rätst du da deinen Kundinnen oder wie ist das bei dir gewesen?
[Bettina] Also die Geduld braucht man auf jeden Fall. Zielt deine Frage jetzt darauf ab, wie finanziere ich mir dann überhaupt den Einstieg in die Selbstständigkeit?
[Alex] Oder was sind so alternative Marketingstrategien? Also was mache ich quasi, um das zu überbrücken, bis SEO fruchtet? Also hast du dann vielleicht doch Social Media genutzt oder hast du über Kontakte Kundinnen gewonnen? Wie war das bei dir?
[Bettina] Ja, also ich speziell habe mich ja vor fünf Jahren nebenberuflich selbstständig gemacht und hatte dadurch erstmal sozusagen zwei Standbeine, was mich persönlich sehr entlastet hat. Und ich erlebe das auch bei vielen, die starten, dass die erstmal noch ein Teil in ihrem Hauptjob bleiben und dann wirklich erstmal Stunden reduzieren und sich die Zeit nehmen für den Aufbau. Das halte ich auch für eine kluge Strategie.
Ansonsten gibt es ja immer auch noch die alternativen und auch tradierten Möglichkeiten, bei irgendwelchen Messen aufzutreten, versuchen, einen Vortrag irgendwo zu halten, in einem ganz kleineren Rahmen, wenn man regional zum Beispiel auch was anbietet.
Da habe ich ja vielfältige Möglichkeiten, mich auch bekannt zu machen oder schlicht mal, wenn es wirklich regional ist, auch mit der regionalen Zeitungen Kontakt aufzunehmen. Also Marketing-Strategien auch jenseits von online, finde ich, dürfen wir nicht vergessen, weil das letztlich ja auch genauso funktionale Dinge sind. Und je nachdem, was ich für eine Zielgruppe habe, kann das auch erstmal genauso funktionieren.
Und Social Media hast du noch angesprochen. Ich bin zum Beispiel aktiv bei LinkedIn. Das war der Kanal, den ich von Anfang an auch regelmäßig bespielt habe. Und da zum Beispiel ist es ja auch leicht möglich, sein Netzwerk auszuweiten und auch direkten Kontakt aufzunehmen. Das war für mich eine Alternative am Anfang.
Umgang mit abstrakten Themen in SEO
[Alex] Gerade bei Coaches beobachte ich, dass sie ja häufig so abstrakte Themen und Fragestellungen abdecken. Also du zum Beispiel früher Resilienz oder Perfektionismus ablegen oder, oder. Und wenn wir das jetzt so aus SEO-Sicht betrachten und das wäre so jetzt meine letzte Frage, wie können Coaches mit so abstrakten Themen und vielleicht auch umkämpften SEO-Keywords SEO betreiben? Wie funktioniert das?
[Bettina] In dem Zusammenhang ist es hilfreich, nach Begriffs- oder Formulierungsvarianten zu suchen.
Es gibt ja Tools, wo man recherchieren kann, welche Keywords wie oft gesucht werden und wie umkämpft diese Begriffe sind. Und wenn ich da zum Beispiel rein Perfektionismus reingebe oder nur das Wort Resilienz, dann kriege ich da Tausende von Suchvolumen, gleichzeitig aber auch einen hohen Wert von Schwierigkeit, diesen Begriff, bei diesem Begriff überhaupt zu ranken irgendwann mal.
Und da empfiehlt es sich, und so habe ich das auch gemacht, einfach zu gucken, was sind denn so verwandte Formulierungen, die in eine ähnliche Richtung gehen, wo ich dann aber leichter die Möglichkeit habe zu ranken, also nicht nur ein Wort, sondern Perfektionismus ablegen oder mit Stress gut umgehen oder Stressfaktoren oder Resilienz aufbauen, innere Stärke entwickeln.
Also, dass man so Wortkombinationen hat. Und wenn man damit so ein bisschen ausprobiert in den Tools, wo man das checken kann, dann kommt man auch auf Begriffe, die thematisch ganz nah an dem sind, was man eigentlich sagen will, die aber trotzdem noch gut zu ranken sind und wo man dann noch Chancen hat, hochzukommen.
[Alex] Also Recherche ist entscheidend.
[Bettina] Ja.
[Alex] Bettina, ich danke dir vielmals, dass du heute hier warst und über dein Thema gesprochen hast.
[Bettina] Sehr gerne.
Shownotes
Schlaue Pressearbeit für Selbstständige: Interview mit Marike Frick von Wasjournalistenwollen
In dieser Podcastfolge habe ich Marike Frick zu Gast. Marike ist ausgebildete Journalistin und sie zeigt Selbstständigen und Unternehmer*innen, wie sie ihre Pressearbeit selbst machen können. Genau zu diesem Thema habe ich sie schon in meinem Buch „No Social Media!“ interviewt. Und jetzt möchte ich mit ihr auch noch mal in meinem Podcast darüber sprechen.
In dieser Podcastfolge habe ich Marike Frick zu Gast. Marike ist ausgebildete Journalistin und sie zeigt Selbstständigen und Unternehmer*innen, wie sie ihre Pressearbeit selbst machen können.
Genau zu diesem Thema habe ich sie schon in meinem Buch „No Social Media!“ interviewt. Und jetzt möchte ich mit ihr auch noch mal in meinem Podcast darüber sprechen.
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Warum es nicht sinnvoll ist, Pressemitteilungen zu verschicken
[Alex] Hallo Marike. Wenn Menschen an Pressearbeit denken, denken viele immer noch an Pressemitteilungen, also dieses klassische Massen-E-Mails an möglichst viele Redaktionen versenden. Warum ist das von gestern?
[Marike] Das ist vielleicht sogar von vorgestern. Also es ist einfach einer Realität geschuldet, in der sich viele Journalisten befinden.
Journalisten bekommen so viele E-Mails jeden Tag. Ich habe mal so eine Umfrage gemacht, da haben die meisten gesagt, es sind so 80 bis 150 E-Mails jeden Tag. Die kann natürlich kein Mensch öffnen, die kann kein Mensch lesen, die kann kein Mensch beantworten.
Deshalb ist so das Üblichste in den Redaktionen, dass Journalisten morgens in ihren Posteingang reingehen und einfach löschen, löschen, löschen, löschen, löschen und nur noch das stehen lassen, wo sie denken, das könnte mich vielleicht interessieren.
Und nun ist es so, dass in den letzten Jahren die Redaktionen eher kleiner geworden sind, also weniger Redakteure müssen mehr Themen bearbeiten. Und dann heißt das natürlich nochmal, dass die E-Mail-Flut zunimmt.
Das heißt nochmal, dass mehr Informationen auf den einzelnen Journalisten oder die einzelnen Redakteurin einströmen. Und wer sich das nicht bewusst macht und weiter Pressemitteilungen verschickt, kann das natürlich gerne tun, aber es wird halt herzlich wenig bringen, weil sie wahrscheinlich nicht gelesen wird.
[Alex] Also das heißt, wenn ich sowas schreibe wie „Pressemitteilung: Wir haben ein neues Produkt“, dann kann ich es auch gleich sein lassen? Dann bringt das gar nichts?
[Marike] Aus meiner Sicht ja. Es sei denn, du bist irgendwie BMW und bringst ein neues Auto raus, dann werden sich natürlich die Autoredakteure trotzdem noch dafür interessieren. Aber die meisten von uns sind das ja nicht. Und da bringt es einfach nichts, so eine klassische Pressemitteilungen zu verschicken, wie sich vielleicht große Unternehmen mit großen Namen versenden.
[Alex] Und was können dann Selbstständige, Einzelunternehmer*innen und Kleinunternehmen vielleicht stattdessen tun? Wie fallen sie auf?
[Marike] Also sie sollten sich überlegen: Wie kann ich dem Journalisten etwas schicken, das den Löschreflex eben nicht auslöst? Also wie kann ich schon in meiner Betreffzeile klar machen, hier wartet was auf dich in dieser E-Mail, das es lohnt, gelesen zu werden. Und in der Regel sind Journalisten immer auf der Suche nach Geschichten von echten Menschen.
Und sie sind auf der Suche nach Experten, die ihnen etwas erklären können, die etwas einordnen können.
Und das sind auch die zwei Richtungen, in die wir unsere Kunden schicken.
Das heißt, wir überlegen immer, bringst du vielleicht eine Gründungsgeschichte mit, die interessant sein könnte? Warum machst du das, was du machst? Hast du einen Auslöser dafür, was du gegründet hast? Oder gibt es irgendwas Ungewöhnliches in deinem Leben, was du erzählen kannst und was irgendwie mit deinem Business-Thema zu tun hat? Oder wir überlegen, hast du Expertenwissen, das du anbieten kannst, idealerweise, weil es gerade super gut passt?
Ich gebe dir mal ein Beispiel, das ich vor kurzem gesehen habe auf Spiegel Online. Das fand ich ganz überraschend und eindrücklich.
Es hat ja so unheimlich lange gedauert, ehe das Bayern-Team, wir sind beim Fußball, ehe Bayern einen neuen Trainer gefunden hat. Niemand wollte den Job machen, alle haben irgendwie abgesagt. Und dann hat sich endlich einer bereit erklärt.
Und dann hat Spiegel Online Karriere-Coaches interviewt zur Frage: Wie trete ich einen Job an, den keiner haben wollte? Wie mache ich das souverän? Und da konnten diese Karriere-Coaches mit ihrem Expertenwissen glänzen.
Es hatte aber so einen Bezug zur Allgemeinheit. Also alle kennen Bayern, alle haben es mitbekommen mit der Trainersuche. Auch diejenigen, die sich vielleicht gar nicht so für Karrierefragen bisher interessiert haben, haben das vielleicht gelesen und haben diese Coaches kennengelernt.
Und das ist so ein bisschen die Magie, wenn man es schafft, zu einem Thema, über das viele Menschen sprechen, etwas anzubieten, nämlich: Ich kenne mich damit aus. Ich weiß, wie das ist, wenn man einen Job antritt, den niemand haben wollte. Dann wird man plötzlich für die Journalisten interessant und die sagen: Oh cool, den interviewe ich jetzt mal. Den hätte ich sonst nie angerufen, aber das finde ich jetzt spannend.
[Alex] Das heißt, wenn ich feststelle, dass jetzt irgendwie so ein aktueller Anlass da ist, dann kann ich mit diesem aktuellen Anlass einfach Journalisten kontaktieren und denen schreiben: Hey, ich kann was dazu sagen! Oder wie läuft das dann ab?
[Marike] Genau, das ist eine Möglichkeit. Also entweder ich habe was zu sagen zu einem aktuellen Anlass oder ich habe was zu sagen zu einem Phänomen, das viele Menschen kennen.
Also sagen wir mal, dein Thema sind Depressionen und es gibt natürlich in Deutschland immer wieder Erhebungen, wie viele Menschen sind von Depressionen betroffen. Kann es sein, dass eine neue Studie rauskommt und in der Studie kommt raus, Depressionen nehmen zu oder Depressionsdiagnosen nehmen zu.
Das ist auch ein guter Aufhänger zu sagen: Hey, lasst uns mal über das Thema Depressionen sprechen. Wie gehe ich eigentlich um mit Menschen, die von Depressionen betroffen sind? Also Wissen zu großen gesellschaftlichen Phänomenen, Wissen zu Dingen, die gerade da draußen passieren. Kann ich das erklären? Kann ich das einordnen? Kann ich da irgendwie Tipps dazu geben? Oder eben, ich habe eine Geschichte zu erzählen. Also vielleicht, ich bin selbst von Depressionen betroffen und kann dazu was sagen.
Das sind so verschiedene Ansätze. Und ja, dann schreibt man einfach einen Journalisten oder eine Redakteurin an und sagt: Hey, ich habe dazu was zu erzählen, zu sagen.
Man sollte natürlich schon ein bisschen anklingen, was man zu sagen hat, damit man nicht auch einfach so einen Zweizeiler schreibt.
Aber im Zweifel eben keine Pressemitteilung und keinen langen Text über die neue Coaching-Methode oder die neue Dienstleistung oder was auch immer, sondern: Was habe ich zu sagen, was können Leser, Zuhörer, Zuschauer von mir lernen?
Journalisten kontaktieren ohne zu nerven
[Alex] Ich kann mir vorstellen, dass trotzdem noch einige da Hemmschwellen haben, Journalisten so zu kontaktieren. Wie kann ich sie denn kontaktieren, ohne sie zu nerven? Gibt es denn so Dinge, die man beachten kann?
[Marike] Ich glaube, nerven wird man nur, wenn man irgendwie alle zwei Tage ein richtig dämliches Thema da hinschickt, das überhaupt nichts mit diesem Journalisten zu tun hat. Wenn sich Journalisten wirklich aufregen würden über E-Mails, die nur so lauwarm interessant für sie sind, dann würden sie sich den ganzen Tag ärgern. Das heißt, die sind nicht so schnell genervt.
Man macht wirklich nichts falsch, wenn man sich alle paar Wochen mal bei denen meldet und sagt: Hey, ich habe wieder was für dich.
Das ist eine Hürde, die viele im Kopf haben. So, ich will ja nicht aufdringlich sein, ich will ja nicht nerven, aber stell dir einfach vor, du bekommst jeden Tag diese 100 E-Mails. Du wirst übermorgen schon gar nicht mehr wissen, dass dir da vorgestern jemand geschrieben hat. Du wirst dich nicht an den Namen erinnern. Deswegen nervt man viel seltener, als man denkt.
Man nervt am ehesten noch, wenn man wirklich thematisch voll am Journalisten vorbeigeht. Weil, also wenn sich jemand mit Reisethemen beschäftigt und ich stelle mein neues Produkt vor, dann wird die Journalistin vielleicht irgendwann sagen „Meine Güte, hat der es immer noch nicht begriffen!“ und dann vielleicht genervt sein.
Also man sollte schon versuchen, den richtigen Journalisten zu erreichen, die Redakteurin zu erreichen, die sich mit dem Thema beschäftigt, sagen wir zum Beispiel Karriere oder psychische Gesundheit, dass man wirklich versucht, denjenigen rauszubekommen in einer Redaktion, der sich mit dem groben Themengebiet tagtäglich beschäftigt.
Denn die Journalisten, die Redaktionen sind so aufgeteilt, also gerade größere Redaktionen wie Spiegel Online zum Beispiel. Da macht der eine Wirtschaftsthemen, der andere macht Karrierethemen, der nächste macht Reisethemen, die nächste macht Nachhaltigkeitsthemen und da ist es wichtig, den richtigen rauszufinden, damit eben nicht sofort gelöscht wird.
Weil, wenn ich mich mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftige und du schickst mir ein Karrierethema, dann drücke ich sofort auf Löschen und leite das auch nicht unbedingt weiter. Dafür habe ich gar nicht die Zeit.
[Alex] Das heißt, Recherche ist eigentlich essentiell. Also daran steht und fällt, dass man dann auch wirklich Interesse wecken kann mit seinem Thema.
[Marike] Ja, das ist ganz eindeutig so. Ich sage immer, die Zeit, die andere für das Schreiben von Pressemitteilungen verwenden, die muss man bei uns in die Recherche stecken. Denn ich kann auch nicht dir eine Adressliste mit 100 Kontakten geben, dürfte ich auch gar nicht, aber wenn ich es machen würde, dann würde dir das wenig bringen, weil du brauchst halt die Journalisten, die zu deinem Thema passen.
Und diese Recherchezeit einmal einzuplanen ist gut, wenn man sie dann einmal hat, wenn man sich einmal seine 20, 30 Kontakte recherchiert hat, dann hat man sie auch und kann sie immer wieder hervorholen und kann die Leute immer wieder kontaktieren.
[Alex] Macht das eigentlich einen Unterschied, was ich genau mache? Also ob ich jetzt Beraterin bin, einen Online-Shop habe oder jetzt in meinem Fall ein Buch geschrieben habe, geht es immer um die Story, um die Geschichte oder gibt es da so einen fundamentalen Unterschied?
[Marike] Wir sind bei allen Kunden immer gut damit gefahren, nach diesen zwei Elementen zu suchen, Geschichten und Expertenwissen. Die einen bringen mehr Geschichten mit, die anderen mehr Expertenwissen.
Wir hatten zum Beispiel eine Teilnehmerin im Kurs, die hat Schmuck selbst hergestellt und die ist dafür in die Natur gegangen, hat Blüten gesammelt und hat aus diesen Blüten dann Schmuckstücke gemacht, individuelle Schmuckstücke. Und dann macht sie das auch immer noch. Und die hat sehr viel über ihre persönliche Geschichte gehen können.
Also die bringt jetzt nicht anderen bei, wie man Schmuck selbst herstellt. Da ist das Expertenwissen so ein bisschen begrenzt, sondern sie ist sehr darüber gegangen, dass sie das als Hobby gemacht hat.
Ich glaube, sie ist so ein Island-Fan und hat dann davon erzählt, wie sie auf Island die Idee dafür hatte, und mittlerweile hat sie ihren Job gekündigt und macht nur noch das. Und das sind unheimlich schöne Bilder, wie sie in der Natur ist, die Blumen sammelt und ihren Schmuck herstellt und das haben wir dann immer noch mit betont, dass das ja schönes Bildmaterial geben könnte und das gefällt vielen Magazinen. Deswegen hat sie es in viele Magazine geschafft.
Und bei anderen fahren wir eher über die Schiene, dass wir das Know-how anbieten, weil die sagen, ich habe jetzt keine spannende Geschichte mitgebracht, aber ich weiß, wie man meinetwegen den neuen Job richtig antritt.
Also es ist wirklich egal, ob Produkt oder Dienstleister oder Coach, es sind immer diese zwei Fragen, die wir stellen: Welche Geschichte bringst du mit und welches Expertenwissen bringst du mit?
Wie finde ich relevante und interessante Geschichten für die Presse?
[Alex] Kann ich denn irgendwie abschätzen, ob die Geschichten, die ich habe oder das Expertenwissen auch wirklich relevant und interessant ist? Gibt es da so Kriterien?
[Marike] Es wird umso interessanter, je mehr Menschen davon betroffen sind. Beispiel Depression betrifft sehr, sehr viele Menschen in Deutschland.
Relevant wird es dadurch, dass gerade darüber gesprochen wird. Siehe Bayern Trainer.
Also wenn diese Kriterien zutreffen, wird es einfach nochmal in der Dringlichkeit interessanter für den Journalisten. Ein Journalist kann das ganze Jahr theoretisch über Depressionen schreiben, aber wenn jetzt gerade eine Schauspielerin gesagt hat, übrigens, ich bin auch von Depressionen betroffen, und das ist eine Neuheit und viele reden darüber, wird es interessanter.
Wenn es den Tag „Aktionstag gegen Depressionen“ gibt, der irgendwie in einem Monat ansteht, wird das Thema interessanter. Also, so ein paar Faktoren können sein, Aktualität, also es passiert gerade was oder ist gerade was passiert, Relevanz, viele Menschen sind davon betroffen, Emotionalität, also es ist irgendwie eine Geschichte, die zu Herzen geht, vielleicht auch Überraschung oder eine ungewöhnliche Geschichte. Also jemand hat etwas sehr Ungewöhnliches geschafft.
Wir hatten einen Teilnehmer, der ist mit einer Titanstange im Rücken den Iron Man gelaufen. Also die Titanstange hat er schon sehr lange im Rücken, aber wir haben es natürlich zusammengestaucht auf: Mann mit Titanstange läuft den Iron Man.
Das war eine Geschichte, damit war er in mehreren Zeitungen, damit war er im Fernsehen und er ist Coach und Personal Trainer und er konnte das dann gut mit seinem Business zusammenbringen und darüber sprechen, wie es ist, wenn man mit über 50 das Gefühl hat, man möchte mehr aus seinem Leben machen und er hat das auch gemacht. Er konnte das immer gut verknüpfen.
Also eine ungewöhnliche Geschichte kann auch so etwas sein, wo der Journalist denkt, okay, jetzt wird das Thema gerade noch interessanter für mich.
Was bringt Pressearbeit?
[Alex] Du hast jetzt schon von deinen Kund*innen gesprochen. Was kann denn so passieren, wenn man es quasi schafft und in der Presse auftaucht? Welche Auswirkungen kann das auf das Business haben?
[Marike] Ja, es hat sehr unterschiedliche Auswirkungen. Also ich habe von der Schmuckherstellerin erzählt, die hatte nach einem Fernsehbeitrag, ich glaube, sie war in der ARD, hatte sie wirklich das Phänomen, dass ihr Online-Shop kurzzeitig stillgelegt war, weil so viele auf ihre Website wollten.
Andere nutzen die Presseerfolge eher dafür, dass sie sagen, ich will unbedingt, dass auf meiner Website steht „Bekannt aus“ und dann sollen da große Namen stehen, weil das für meine Klientel, die ich ansprechen will, wichtig ist und relevant ist und weil ich dann als höherpreisiger Coach weniger Argumente habe von wegen, das ist mir zu teuer. Und die sind gar nicht so darauf aus, dass sie jetzt ihre Webseiten, Traffic auf ihre Website bringen wollen.
Anderen ist genau das wichtig und die arbeiten dann daran, dass sie auf möglichst viele Online-Seiten kommen, die dann auch auf ihre Website verlinken. Also, wir gucken immer genau, was ist eigentlich dein Ziel? Möchtest du mit großen Namen glänzen? Möchtest du Traffic auf deine Seite bekommen? Möchtest du genau deine Zielgruppe erreichen, zum Beispiel, indem du in Fachmagazinen erscheinst, weil du weißt, deine Branche liest diese Fachmagazine?
Das sind alles Dinge, die passieren können. Also, dass sie dann mehr Kundenanfragen haben von genau den richtigen, dass sie weniger Preise diskutieren müssen, dass sie mehr Traffic auf ihrer Seite haben. Aber es ist sehr, sehr unterschiedlich.
Das ist nicht so wie bei Ads, wo du sagst, ich schalte eine Anzeige, schmeiß vorne Summe X rein und hinterher kann ich mit so und so vielen Leads rechnen. Das ist eine klare Zielsetzung. Und Pressearbeit funktioniert oft indirekter.
Also die Menschen machen das auch oft über Jahre hinweg, weil sie einfach über Jahre hinweg diese Präsenz haben wollen in der Presse und immer wieder wahrgenommen werden wollen als Experte für oder Expertin für.
Wir hatten eine Teilnehmerin, die betreibt eine Plattform für nachhaltige Unterkünfte in Deutschland. Und die sagt, Anzeigen haben bei ihr gar nicht funktioniert, Social Media funktioniert bei ihr so lala, aber Pressearbeit funktioniert super und deswegen sorgt sie wirklich seit Jahren dafür, dass sie immer wieder in großen Magazinen erscheint, weil ihr Thema auch sehr hübsch aussieht, sehr schön. Also diese nachhaltigen Unterkünfte, die werden dann auch gezeigt und das ist eine schöne Optik für so Magazine, damit kommt sie gut an. Und das ist so der Motor in ihrem Business.
Wann ist ein guter Zeitpunkt für Pressearbeit?
[Alex] Gibt es eigentlich auch so den Punkt, wo du sagen würdest, da macht man zu früh Pressearbeit? Also braucht man denn irgendetwas? Muss man bereit sein für Pressearbeit? Also lohnt es sich schon für Einsteiger*innen oder meinst du, das kann man eigentlich zu jedem Zeitpunkt machen?
[Marike] Das kommt ein bisschen darauf an. Wir hatten zum Beispiel eine Einsteigerin, die hat das ganz am Anfang gemacht und für die war das auch super gut. Die hat sich damit gleich so einen gewissen Ruf erarbeitet. Die hat aber was mitgebracht. Die war nämlich ausgebildete Psychologin zu einem bestimmten Schwerpunkt und mit dem Schwerpunkt war sie dann auch in der Presse.
Wenn jetzt aber gerade jemand irgendwie ganz neu …, weiß ich nicht, die Coaching-Ausbildung gemacht hat und im vorherigen Leben was ganz anderes, dann ist es schon wieder ein bisschen schwieriger, denjenigen dann wirklich in die Presse zu bringen.
Wir gucken uns die Leute mal ganz genau an und gucken auch, hat das Thema überhaupt Pressepotenzial? Und wir schätzen das dann so ein bisschen, also bei jedem sehr individuell ein.
Bringt derjenige schon Expertise mit aus einem früheren Leben? Oder macht derjenige das schon mehrere Jahre? Oder ist da eine emotionale Geschichte dabei, die auf jeden Fall funktionieren wird.
Wir lehnen auch viele ab, erstmal für unser Programm, bei denen wir wirklich sagen, das ist noch zu früh. Fang erstmal an, dein Angebot wirklich auszuarbeiten. Mach deine Website erstmal fertig. Gewinn erstmal erste Erfahrung, weil sonst wirst du bei Journalisten eher wenig Chancen haben. Also es gibt schon Fälle, wo wir sagen, das ist zu früh.
Die Bedeutung einer professionellen Website für die Pressearbeit
[Alex] Warum spielt denn die Website jetzt zum Beispiel so eine große Rolle bei der Pressearbeit?
[Marike] Weil die Journalisten … das Erste, was sie machen werden, ist, sie googeln dich.
Also wenn sie dein Thema vage interessant finden, dann werden sie dich zuerst googeln, sie werden auf deine Website gehen und wenn du dann so ein, so einen semiprofessionellen Eindruck machst, dann sagt die Journalistin vielleicht eher, okay, sieht nicht so ganz seriös aus. Oder: Da gibt es andere, die wirken kompetenter.
Deswegen gehen wir auch als allererstes an die Website ran mit unseren Kunden. Wir gucken uns als allererstes die Website an, damit die wirklich einen guten Eindruck macht. Und was wir auch immer wichtig finden:
Hat derjenige einen Schwerpunkt und kommt der schon auf der Seite rüber?
Weil es gibt so viele Coaches da draußen. Und wenn auf deiner Website nur steht „Komm in deine Kraft und verbessere dein Potenzial“, dann bist du halt so wie alle anderen Coaches auch.
Wenn da aber steht „Ich helfe Frauen in Männerbranchen, wahrgenommen zu werden, in ihrer Kraft wahrgenommen zu werden“, dann hast du einen Schwerpunkt, dann hast du ein Thema und damit wirst du für Journalisten interessanter.
[Alex] Wenn wir jetzt die zwei Schlüsselseiten einer Website nehmen, also zum Beispiel die Startseite, die Über-mich-Seite, worauf kommt es da an deiner Meinung nach, so aus der Pressearbeit-Sicht?
[Marike] Also ich würde immer auf die Startseite gehen als Journalistin.
Und als nächstes würde ich wahrscheinlich, wenn da eine Presseseite ist, auf die Presseseite gehen und sonst auf die Über-mich-Seite gehen, weil ich wissen möchte, wer ist der Mensch, den ich da interviewen würde.
Also letztendlich sprechen wir da ja einfach nur Menschen an, wenn wir einen Redakteur oder eine Redakteurin kontaktieren. Die funktionieren ja genau wie andere Menschen auch.
Die entscheiden auch manchmal nach, ist mir derjenige eigentlich sympathisch? Oder wirkt es wie jemand, der drei Sätze gerade aussagen kann?
Wenn ich für einen Radiosender arbeite oder für einen Fernsehsender arbeite, würde ich außerdem suchen, ob es Videos von der Person gibt. Dessen sollte man sich auch bewusst sein, dass sie dann halt auch in Google gucken, YouTube, was auch immer, hat derjenige Videos, wenn das ein Medium ist, wo das wichtig ist.
Wichtigkeit einer Presseseite für Selbstständige
[Alex] Du hast jetzt die Presseseite angesprochen. Ist es auch schon wirklich so für Selbstständige wichtig, so eine Presseseite anzulegen, selbst wenn man noch nie in der Presse war?
[Marike] Es fällt für mich in die Kategorie very nice to have.
Also wenn man Pressearbeit ernst nehmen möchte, würde ich das auf jeden Fall empfehlen, weil man dann auf der Presseseite auch schon zeigen kann, worüber könnte man denn sprechen.
Das Zweite ist, dass es für Kunden natürlich auch, bei Kunden auch was machen kann, wenn sie sehen, aha, da ist jemand, der hat eine Presseseite und der war auch schon mehrfach in den Medien, das macht nochmal was her.
Aber es ist jetzt nicht so, dass ich sagen würde, würde, du brauchst unbedingt eine Presseseite. Vorher musst du gar nicht anfangen mit Pressearbeit, weil im Zweifelsfall ist deine Startseite gut, ist deine Über-Mich-Seite gut und dann ist das für den Journalisten auch okay.
Konkrete Formulierungen für mehr Relevanz
[Alex] Du hast schon die Formulierung angesprochen, irgendwie, „Ich helfe dir dabei, in deine Kraft zu kommen oder dein Potenzial zu entfalten“. Warum ist das denn so ein Problem? Also was stimmt nicht mit diesen Formulierungen? Weil ich glaube, die nutzen ja schon sehr viele Menschen auf ihrer Website.
[Marike] Es ist einfach wahnsinnig unkonkret. Was heißt denn „Komm in deine Kraft?“ Für wen ist das hier was? Also sind das jetzt Frauen in Männerbranchen zum Beispiel? Oder sind das Mütter in der Elternzeit? Oder was auch immer. Wen sprichst du denn an? Für wen bist du denn Experte oder Expertin?
Wenn ich das nicht weiß, werde ich dich auch nicht anrufen. Es ist wahnsinnig groß und unkonkret. Und es steht auf tausenden andere Seiten auch. Warum sollte ich jetzt gerade dich anrufen als Journalistin? Warum sollte ich dich befragen? Was macht dich besonders? Wenn man solche Formulierungen benutzt, kommt das halt überhaupt nicht rüber.
[Alex] Kann ich das dann irgendwie üben, über solche Formulierungen dann drüber hinaus zu gehen?
[Marike] Du kannst dir überlegen, wem hilfst du denn mit welchem Ergebnis? An wen richtest du dich? Und wie drückt sich das aus, in seine Kraft zu kommen? Wie drückt sich das aus, sein Potenzial zu entfalten? Also, weiß ich nicht, kannst du versuchen, konkrete Beschreibungen zu finden, die diese Menschen wirklich sagen würden?
Denn niemand liegt nachts um elf wach und sagt: „Ich wünschte, ich würde in meine Kraft kommen.“
Die sagen: Ich bin jeden Morgen müde, wenn ich aufstehe. Ich schleppe mich durch den Tag. Und obwohl ich früh schlafen gehe, bin ich trotzdem nicht ausgeruht. Ich bin einfach nur noch wie so ein Roboter, der durch den Alltag geht.
Also sowas sagen die Menschen ja. Ich schleppe mich durch den Tag und so weiter.
Solche Formulierungen machen nicht nur mit Journalisten viel mehr, sondern auch mit potenziellen Kunden viel mehr. Und deswegen ist es immer, wenn wir uns an die Website machen mit unseren Kunden, dann sagen wir zwar, wir machen das jetzt für die Presse, aber es hat halt auch immer den Effekt, dass potenzielle Kunden sich viel mehr angesprochen fühlen.
Also was kannst du tun, um das zu üben? Versuch dich in den Kopf eines Menschen hineinzuversetzen, der dein Kunde werden könnte und überleg dir, was denkt der abends beim Einschlafen?
Mensch, ich wünschte …, würde ich doch nur mal … Und dann sind das die Vokabeln, die dann in dem Moment hervortreten. Das sind die Vokabeln, die du auch für deine Website nutzen kannst.
[Alex] Das heißt, aus Journalistensicht muss man gar nicht so total professionell klingen, sondern kann auch alltagssprachliche Begriffe verwenden oder sollte sogar.
[Marike] Ja, weil immer wenn wir denken, es muss ja professionell klingen, dann kommen wir in so eine Sprache, die unheimlich gehoben ist und unheimlich verkopft ist.
Und wir müssen uns auch nochmal klar machen, in welchen Situationen Journalisten sind. Die haben einen wahnsinnig vollen Alltag. Ich habe vorhin gesagt, die Redaktionen werden kleiner. Das heißt, die müssen immer mehr Dinge bewältigen. Die Kommunikationskanäle für Journalisten nehmen total zu. Früher haben die einfach nur Pressemitteilung reinbekommen und noch den Ticker, den News-Ticker.
Mittlerweile ist es ja Telefon, dann Chat mit irgendwie Leuten, die im Homeoffice sitzen in der Redaktion. Die kriegen E-Mails, die kriegen Nachrichten über Social Media, die werden zugeballert.
Wie viel Aufmerksamkeit hat so ein Mensch? Was für eine Aufmerksamkeitsspanne hat so ein Mensch? Die ist sehr, sehr kurz.
Und wenn du mir dann mit Fachbegriffen kommst und mit verkopfter Sprache, dann brauche ich da echt lange, um das zu verstehen. Und es rauscht auch an mir vorbei. „Komm in deine Kraft“ rauscht an mir total vorbei. Deswegen hilft es, Alltagssprache zu benutzen, weil die immer viel schneller im Gehirn ankommt. Bei gestressten Journalisten genauso wie bei gestressten potenziellen Kunden.
Alternative Wege in die Presse zu kommen
[Alex] Eine letzte Frage. Gibt es denn Orte, die wir vielleicht nicht auf dem Schirm haben, dass wir dort in die Presse kommen können? Also du hast zum Beispiel schon so Fach- und Branchenverzeichnisse angesprochen, weil wenn man an Pressearbeit denkt, würde man vielleicht nur an, weiß ich nicht, Zeitung, Fernsehen denken. Was gibt es da noch?
[Marike] Wir haben mittlerweile das viel, viel größer gefasst.
Also wir fragen ja immer, was ist dein Ziel? Und manchmal sind Fachmagazine ein richtig gutes Ziel. Und bei anderen sagen wir, vielleicht willst du auch mal Podcasts in den Blick nehmen oder vielleicht möchtest du mal größere Blogs in den Blick nehmen.
Also es gibt zum Beispiel einen Blog, der ist sehr, sehr groß. Der heißt Stadt, Land, Mama. Der erreicht wirklich sehr, sehr viele Menschen, vor allem Frauen. Und da haben schon viele unserer Teilnehmer einen Gastbeitrag geschrieben und haben damit eine gute Reichweite aufbauen können.
Das darf man nicht vergessen. Es gibt ja nicht nur irgendwie Spiegel, Stern und Zeit, sondern es gibt ja viele, viele Webseiten, Online-Medien. Die Frauenzeitschriften haben zum großen Teil eigene Online-Redaktionen und die können manchmal sogar noch besser funktionieren, weil so ein Artikel, der auf, sage ich jetzt mal, Brigitte.de erschienen ist, natürlich dauerhaft online ist, während, wenn er in der Brigitte im Magazin erscheint, nur 14 Tage am Kiosk liegt.
Das kann also durchaus attraktiv sein, sich wirklich auf die Online-Medien zu stürzen. Und wie gesagt, wir nehmen auch Podcasts und große Blogs in den Blick, weil das ja genauso relevant sein kann.
[Alex] Ja, Marike, vielen, vielen Dank, dass du heute zu Gast warst und über schlaue Pressearbeit gesprochen hast. Vielen Dank.
[Marike] Danke für die Einladung.
Shownotes
Webdesign-Tipps von meiner Lieblingswebdesignerin: Interview mit Madlen Klemm
In dieser Podcastfolge habe ich Madlen Klemm zu Gast. Madlen ist Webdesignerin und auf Squarespace spezialisiert. Und wir werden heute darüber sprechen, wie Websites in schön gehen.
In dieser Podcastfolge habe ich Madlen Klemm zu Gast. Madlen ist Webdesignerin und auf Squarespace spezialisiert. Und wir werden heute darüber sprechen, wie Websites in schön gehen.
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Rebellenherzen und Introvertiertheit
[Alex] Ja, hallo Madlen. Auf deiner Website steht dick und fett, dass du Websites für Rebellenherzen gestaltest. Hast du denn selbst ein kleines Rebellenherz?
[Madlen] Oh ja, sehr sogar. Und das ist auch tatsächlich der Grund, warum ich mich ausschließlich sehr, sehr gerne an Rebellenherzen richte, weil ich das einfach unglaublich liebe, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die Dinge machen wollen, die Dinge anders machen wollen und überhaupt einfach so ein bisschen abweichen von der Norm, sage ich mal, im positiven Sinne.
Und genau, ich liebe das sehr. Und ja, vielleicht habe ich auch ein kleines Rebellenherz so in mir drin. Ich muss sagen, ich bin eigentlich eher introvertiert und das schlägt halt so in der Brust ganz tief drin. Und ich habe halt so meine Träume und Visionen und die werde ich auch irgendwann mal angehen. Ja.
[Alex] Aber das muss sich auch nicht ausschließen, finde ich, so introvertiert sein und eine kleine Rebellin sein. Also ich kann das voll nachempfinden und mich hat das ja auch total gecatcht. Wir haben ja auch Anfang des Jahres zusammengearbeitet für meine Website.
Was sind denn das denn so für Leute, die zu dir kommen? Also nur mal so ein paar Beispiele, aus welchen Nischen kommen dann die Menschen zu dir?
Vielfältige Kundennischen
[Madlen] Also es ist total unterschiedlich. Also ich kriege ganz, ganz oft Anfragen von Copywritern tatsächlich. Also die kommen sehr, sehr gerne irgendwie zu mir. Aber tatsächlich arbeite ich am meisten für Berater aus allen möglichen Branchen.
Ich habe ganz, ganz viele Pädagogen in letzter Zeit gehabt. Also das letzte Jahr waren fast nur Pädagogen, die selber ausbilden oder da irgendwie unterwegs sind.
Ansonsten auch so spirituelle Coaches habe ich auch einige, Yoga-Lehrer. Also so ist eigentlich relativ breit gestreut. Aber es sind vor allem halt Online-Unternehmer.
Die Bedeutung schöner Websites
[Alex] Ja, heute wollen wir ja über das Thema schöne Websites reden oder Websites in schön. Denn ich glaube, dass jede oder jeder, der selbstständig ist, das so kennt, dass eine Website ja wie so ein eigenes Zuhause ist. Zumindest empfinde ich das so, so ein digitales Zuhause.
Und wie das ja auch in der normalen Wohnung oder im Haus ist: Man will es ja auch irgendwie schön haben und heimelig und so, dass man sich wohlfühlt.
Und es kann aber auch sein, und zumindest ist es bei mir so, dass sich viele beschweren, dass sie so aus der Website herausgewachsen sind, dass sie sich damit nicht mehr wohlfühlen.
Woran kann das so deiner Erfahrung nach liegen, wenn man sich mit seiner Website nicht wohlfühlt?
[Madlen] Ja, es ist wahrscheinlich wirklich wie mit der Wohnung, dieses Bild. Also irgendwann, man ist ja, man fängt halt an mit einer Website und hat wahrscheinlich begrenzte Mittel, baut sich halt irgendwas zusammen. Hauptsache, es funktioniert erstmal. Man hat halt erstmal ein Aushängeschild, aber irgendwann, wenn man sich weiterentwickelt, dann hat man ja auch viel mehr Eindrücke wahrscheinlich von anderen Webseiten, von anderen Online-Unternehmen und ja, hat dann vielleicht einfach mehr den Drang, sich wirklich professioneller aufzustellen und sich wahrscheinlich auch einfach mehr selbst zu zeigen.
Also wer man ist und wen man tatsächlich ansprechen will, das kommt ja erst mit der Zeit, dass man so diese Erfahrung sammelt, dass man genau das auf einer Website auch zeigen kann. Wie in der eigenen Wohnung. Man richtet sich halt so nach und nach ein, hängt richtig schöne Bilder auf, kauft sich ein besseres Sofa als vorher.
Ja, und wenn man sich das dann auch leisten kann irgendwann, dann kommt wahrscheinlich der Wunsch, dass man sich da einfach ein bisschen professioneller aufstellen möchte.
[Alex] Du hast es schon gesagt, am Anfang hat man vielleicht begrenztes Budget, gerade wenn man so einsteigt in die Selbstständigkeit und viele machen das dann so selbst. Ich habe auch damals vier, fünf Monate an so einer ganz furchtbaren Website gebastelt. Was sind denn so häufige Fehler beim Designen einer Website, wenn man das selbst macht?
[Madlen] Also ganz oft sehe ich, dass Leute so ganz viel Text in ganz wenig Raum reinquetschen. Also viele versuchen dann immer, ganz, ganz viel zu erzählen und kommen halt inhaltlich nicht so richtig auf den Punkt. Und es ist halt einfach viel Masse an Text.
Und man muss halt ein bisschen bedenken, dass wir im Internet eine ganz andere Lesegewohnheit haben als zum Beispiel in Magazinen oder Büchern. Da lesen wir von oben bis unten einfach alles ganz entspannt durch. Im Internet haben wir alle keine Zeit und keine Lust, uns lange damit zu beschäftigen. Und wir scannen Webseiten im Prinzip nur noch. Wir lesen die Überschriften, dann vielleicht noch den ersten Absatz. Aber wenn das irgendwie langweilig ist oder überfordernd ist fürs Auge, dann haben wir keine Lust, uns damit zu beschäftigen.
[Alex] Das war auch witzig, weil als wir zusammengearbeitet haben, hast du ja auch bei mir so drauf geachtet, dass wir immer so Päckchen machen für den Text. Das fand ich immer sehr hilfreich, jetzt auch für die Zukunft, wenn ich meine eigenen Seiten dann gestalte. Und jetzt abgesehen vom Text, wenn du jetzt mal so an die Optik denkst, ans Design denkst, ans Visuelle denkst, was kann man da auch zu Beginn oft falsch machen?
[Madlen] Dass man vielleicht auch einfach keine richtigen Bilder verwendet. Oft sehe ich, ich hatte das auch ganz am Anfang auf meiner Website, da hatte ich nur so ein Bild aus dem Urlaub mit Bergen und Meer im Hintergrund. Das sieht ganz lustig aus und nett und sympathisch, aber es ist dann halt im Business-Kontext vielleicht nicht ganz so professionell. Das sehe ich tatsächlich auch immer noch, immer wieder. Ich habe auch Kunden, die kommen mit Urlaubsfotos dann erstmal an oder mit Porträtfotografen-Bildern. Das passt halt einfach nicht.
Oder dass man einfach unpassende Schriften verwendet, viel zu klein, viel zu groß, viel zu verschnörkelt. Also ich mag so Schreibschriften voll gerne, aber es gibt so Schriften, die kann man einfach nicht gut lesen. Die kann man verwenden, sollte man dann aber nicht für Überschriften nehmen, die jetzt wichtig sind. Die kann man als Akzent-Schrift benutzen oder als Deko-Element, aber die sollten halt echt nicht für die wichtigen Teile benutzt werden.
Was noch ein häufiger Fehler ist, ist grundsätzlich einfach zu wenig Raum den Inhalten zu geben. Das ist so ein bisschen, wie wenn ich in einen Laden komme und im Primark zum Beispiel ist alles vollgebamselt mit Zeug und Gedöns. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Man fängt einfach irgendwo an zu gucken.
Und auf einer Website ist es halt ähnlich, wenn alles so voll geknallt ist. Man ist völlig überfordert. Ich weiß nicht, vielleicht zu Seiten wie Booking.com oder so. Die sind halt extra so gemacht, dass die so vollgeknallt sind, aber bei einer Business-Website sollte das schon eher sein, als wenn du in einen, keine Ahnung, in so einen teuren Taschenladen kommst.
Du kommst da rein, siehst die Tasche da auf dem Thron oder auf diesem Podest oder so, dann hast du halt Zeit, rumzugehen, dir das genau anzugucken. Und ja, so sollte es halt mit der Website sein.
[Alex] Ja, das ist auch witzig, weil das schafft vielleicht auch so ein luxuriöses Gefühl, wenn ich halt einfach so die wichtigsten Dinge so wie auf so einem Podest quasi stelle und so hervorhebe und wie in diesen Geschäften, wo es einfach absurd viel Platz für ganz wenige Dinge gibt. Aber das ist, glaube ich, ein ganz gutes Bild, an dem man sich orientieren kann. Okay, also das sollte man nach Möglichkeit am Anfang nicht machen.
Vielleicht können wir ja jetzt drüber reden, was wir stattdessen machen können, also wie wir beim Designprozess vorgehen können. Und die allererste Frage wäre überhaupt: Wo startet man? Also „Website“ ist so ein großes Projekt. Ich glaube, dass da vielen einfach der Kopf raucht. Also du hast schon Bilder angesprochen, Schriften angesprochen, ja, Texte angesprochen, so, so viel. Aber was wäre so ein guter Ausgangspunkt für eine Website?
[Madlen] Also am besten fragt man sich auch erst mal selber, wen man ansprechen will und wie man sich selber auch zeigen möchte. Also es fängt viel bei einem selber an.
Das ist natürlich eine Herausforderung und viele drücken sich auch so ein bisschen davor. Ich kann das auch total verstehen, aber es ist schon wichtig, dass man einmal guckt: Wen will ich ansprechen und wie ticken die denn eigentlich diese Leute? Also, was sind deren Sehgewohnheiten, welchen Influencern folgen die? Und daran kann man sich erstmal so ein bisschen orientieren.
Also ein gutes Beispiel ist vielleicht, wenn ich jetzt spiritueller Coach bin, dann gucke ich erstmal: Wer sind denn die großen Influencer? Das sind natürlich so Laura Seiler und keine Ahnung, da gibt es bestimmt noch mehr. Und wie sieht das dann alles bei ihr aus? Und dann orientiere ich mich erstmal so ein bisschen da dran.
Das heißt jetzt nicht, dass man das einfach kopieren sollte, wie das da alles bei ihr auf der Website oder im Branding oder so aussieht, sondern man guckt einfach: Wie ist denn so die Stimmung in ihrem Marketing? Sind das eher knallige Farben? Sind das eher warme Farben? Und dann kann man sich da erstmal ein Moodboard zusammenstellen. Erstmal gucken, okay, was gefällt mir denn eigentlich und wo ist die Schnittstelle zwischen der Zielgruppe, Laura Seiler und mir?
Und das fügt man alles so ein bisschen zusammen und entwickelt daraus im besten Fall so eine eigene Linie. Pinterest hilft dabei auch ganz, ganz gut. Das nutze ich immer total gerne, weil man da auch mal so ein bisschen aus dieser eigenen, aus dieser eigenen Gedankenwelt rauskommt. Man ist immer so ein bisschen fremdgesteuert auch. Fremdgesteuert klingt total oberdramatisch, aber dass man...
[Alex] Man kriegt einfach ja viel Inspiration dort. Die schlagen ja auch einem einfach verwandte Pins und sowas vor. Also das stimmt schon. Es gibt ja diese Serendipität. Also man findet etwas, wonach man nicht gesucht hat. Ich glaube, dafür ist Pinterest ja total bekannt.
[Madlen] Man kriegt einfach nochmal ganz andere Eindrücke, ganz andere Richtungen vorgeschlagen und das hilft total einfach, nochmal einen neuen, kreativen Blick zu bekommen kommen auf Ideen. Genau, wenn man so ein Moodboard gestaltet hat, das macht auch sehr viel Spaß nebenbei.
[Alex] Das stimmt, das kann ich bestätigen.
[Madlen] Genau, und dann findet man vielleicht auch schon die ersten Schriften und die ersten Ideen und Inspirationen. Und genau, damit würde ich erst mal starten, bevor ich jetzt erst mal wild drauflos wurstel. Denn dieses Wilde, also das machen ja viele, mache ich auch bei Themen, die ich jetzt noch nicht so gut kenne, auch manchmal. Und dann merkt man aber während des Machens, irgendwie ist jetzt alles wieder blöd und ich muss wieder von vorne anfangen.
Und da lohnt sich die Arbeit vorher schon doch einmal zu machen. Und sich da immer ein bisschen überlegt: Wo soll es denn hingehen?
[Alex] Ich war auch voll überrascht, als wir dann meine Website gemacht haben, wie viel Zeit und wie viele Fragen du eigentlich für diese erste Phase mir so geschickt hast. Also man kann sich da schon reinknien, wenn man will. Wer bist du? Was bietest du an? Was magst du? Was gefällt dir? Was gefällt dir nicht? Was machst du, weiß ich nicht, im Urlaub oder keine Ahnung? Also super viele Fragen.
Aber als ich das dann gemacht habe, dachte ich so: Hm, hätte ich jetzt nicht gedacht, aber das bringt einen tatsächlich weiter, um einfach besser zu verstehen, was einem gefällt. Und du hast ja jetzt schon zum Beispiel die Farben angesprochen. Mich hast du ja zum Beispiel gefragt: Was ist deine Lieblingsfarbe oder welche Farbe magst du? Also ist das so ein guter Anfang, dass man sagt, welche Farben gefallen einem selbst? Weil ich habe irgendwie früher immer gedacht, es muss irgendwie so stimmig sein und stilvoll sein und habe es dann gar nicht so mich getraut, wirklich an meine Lieblingsfarben ranzugehen.
[Madlen] Ja, stimmt, guter Punkt. Also natürlich die Lieblingsfarben. So als Selbstständige sind ja auch alle so ein bisschen Personal Brands und da können wir natürlich auch unser Branding danach ausrichten, wie wir sind und was uns gefällt.
Und das ist tatsächlich einer der einfachsten Wege, erstmal zu gucken, was finde ich selber gut und manche wissen das trotzdem nicht, dann kann man einfach mal in den Kleiderschrank gucken, was für Klamotten trägt man denn gerne, also welche Farben oder welche Strukturen haben die oder, was auch mega cool ist, einfach mal zu gucken, was hat man so für Deko im Zimmer. Das ist oft, hat man ein Farbschema, was man bevorzugt, was man vielleicht gar nicht so bewusst kauft. Also es ist ein guter Weg erstmal zu schauen, was man selber mag.
[Alex] Und dann kann man dann ja zu der Farbe passend andere Farben sich überlegen. Es gibt ja bestimmt mittlerweile auch Generatoren und sowas und Tools, mit denen man das machen kann. Oder halt die Webdesignerin kann das dann auch machen.
[Madlen] Ja, genau. Da gibt es inzwischen ein paar ganz coole Webseiten. Da kann man sich Farbpaletten zusammenstellen. Du kannst dann da deine eigenen Farben reinsetzen. Genau. Und da gibt es dann passende Farbwerte dazu.
[Alex] Hast du auch noch einen Tipp, wie man passende Schriften findet?
[Madlen] Nee, tatsächlich nicht. Also das ist dann tatsächlich ein bisschen schwieriger, die Schriften zu finden, denn es gibt eine unfassbare Auswahl an Schriften, aber man kann sich das ein bisschen an dem Schriftbild orientieren.
Also du bist zum Beispiel eine Autorin und da lag es irgendwie nahe, Schriften zu nehmen, die man so mit Autoren oder mit Schreiben zumindest identifiziert. Wir haben für deine Website so eine eine Schreibmaschinen-Schrift gewählt und eine Handschrift als Akzent und genau, so kann man das dann halt irgendwie spiegeln, was man hat. Wenn man jetzt jemand ist, der sehr minimalistisch ist, vielleicht Minimalismus-Coach, der nimmt dann einfach eine Schrift, die schnörkellos und clean und ordentlich ist.
Ja, also so gehe ich da vor. Ich habe jetzt tatsächlich, fällt es mir ein bisschen schwer, da einen Tipp für selber machen zu geben. Aber ich würde es halt einfach so machen, wie man halt selber ist. Ich bin halt ordentlich und aufgeräumt. Ich suche eine Schrift, die ist ordentlich und aufgeräumt. Wenn ich kreativ und wild bin, dann gucke nach einer Schrift, die kreativ und wild ist.
[Alex] Wie viele Schriften nutzt du immer für eine Website? Mehr als eine, oder?
[Madlen] Ja, also eine Schrift nehmen ist absolut legitim. Damit macht man es sich sehr einfach. Also was gut ist, dann hat man nicht die Problematik, eine passende Schrift zu finden. Aber ich selber nutze immer so zwei bis drei.
Eine Schrift für die Überschrift, die ist dann meistens ein bisschen auffälliger. Eine sehr fette Schrift oder eine sehr extrovertierte Schrift einfach, die so ein bisschen ins Auge fällt.
Für den Fließtext nehme ich immer gerne eine gut lesbare Schrift. Da gibt es so ein paar, die nehme ich nicht, greife meistens auf die gleichen Schriften zurück, weil die einfach funktionieren und beim Fließtext geht es einfach nur darum, dass der gut zu lesen ist.
Und dann nehme ich immer noch eine dritte Schrift als Akzent. Das sind dann meistens so Handschriften oder irgendwie so Schreibschriften. Schnörkeliges Gedönse. Das ist so ein bisschen mein Stil.
[Alex] Das hat ja auch damals bei uns fast am längsten gedauert, bis wir uns auf die Schriften geeinigt haben, weil das einfach so krass komplex ist. Es muss alles zusammenpassen, gut lesbar sein und so weiter.
Wie lange dauert denn deiner Erfahrung nach so der ganze Designprozess, also Webdesignprozess von „Ich erstelle mir ein Moodboard“ bis zu „Ich habe jetzt hier meine Website fertig online gestellt“? Ich meine, klar, du bietest es an, dass man das in wenigen Tagen quasi macht, aber wenn man das jetzt so selber macht, mit welcher Zeit sollte man rechnen?
[Madlen] Also es kommt immer so ein bisschen darauf an, wie... Wie viel man bereit ist, da rein zu investieren. Also viele Leute lassen sich da einfach sehr viel Zeit, weil das anstrengende Themen sind und da legt man das halt wieder beiseite.
Aber wenn man jetzt wirklich durchzieht, dann kann man das in einem Monat schaffen. Also vier bis sechs Wochen, wenn man da wirklich durchzieht. Aber es ist sehr, sehr krass schon. Also wenn man da jetzt nicht viel Zeit hat und das nur nebenbei macht, dann kann das schon so zwei, drei Monate dauern. Oder bei manchen dauert das auch ein Jahr. Also es kommt auf einen selber an.
[Alex] Ja, vielleicht, weil man halt eben dann auch so in die Tiefe gehen kann, wenn man will, bei so ganz vielen Themen.
Nun ist eine schöne Website natürlich irgendwie schön, aber noch besser ist vielleicht, dass sie auch zu uns passt und so unsere Persönlichkeit auch widerspiegelt.
Und du hast zum Beispiel gerade gesagt, jetzt, weil es bei mir ums Schreiben geht, haben wir dann irgendwie so Schriften verwendet, die an Schreibmaschinen zum Beispiel sich orientieren und so weiter. Und die Frage wäre jetzt, was kann man denn grundsätzlich dafür tun, dass wir unsere Persönlichkeit in unsere Website bringen?
Also wir können dann ja sowohl mal über das Visuelle reden, als auch über die Texte. Das heißt, welche Möglichkeiten haben wir denn, was Bilder oder was Videos zum Beispiel angeht auf unserer Website? Wie können wir da Persönlichkeit reinbringen?
[Madlen] Also in Videos kann man Persönlichkeit reinbringen, indem man einfach so ist, wie man ist, und nicht versucht, professionell zu klingen. Also ist meine Meinung jetzt. Ich kann verstehen, wenn Leute den Wunsch haben, sehr professionell rüberzukommen. Je nach Business ist es ja auch wichtig, dass man seriös wirkt. Und ich finde aber, wenn man einfach so spricht und so ist, wie man ist, und auch seine Marotten einfach akzeptiert, dann ist das sehr, sehr cool und wirkt total nahbar und zieht dann halt auch die Leute an, die man haben will, die einfach ähnlich sind, die das irgendwie sympathisch finden. Auf Bildern, denke ich, ist es wichtig, dass man da, vielleicht einen guten Brandfotografen einfach hat, der die eigene Persönlichkeit irgendwie so ein bisschen rauskitzelt.
Da bin ich jetzt nicht der Super-Experte, also meine Fotos muss ich auch mal neu machen, die sind auch nicht mehr ganz so aktuell, da habe ich auch noch eine ganz komische Frisur und sehe total schüchtern aus, was auch irgendwie zu mir passt. Also diese Schüchternheit, die macht mich auch ein bisschen aus, aber irgendwie habe ich das Gefühl, das passt jetzt nicht mehr so ganz.
[Alex] Ja, hast dich auch weiterentwickelt?
[Madlen] Ja, am Anfang war ich mega schüchtern.
[Alex] Und was die Texte angeht? Wie können wir da Persönlichkeit reinbringen? Ist das ähnlich wie bei den Videos auch?
[Madlen] Ja, schon. Ich versuche das auch in meinen Texten auf dem Blog, dass ich halt einfach so freischnauze schreibe. Ich liebe das selber bei anderen, wenn die so in Bildern sprechen, wenn man so bildhafte Vergleiche hat.
Schriftlich gelingt mir das ganz gut. Wenn ich so erzähle, fällt mir das manchmal schwer, weil mir da nichts so richtig einfällt in dem Moment, aber genau und sowas finde ich gut oder, wenn man auch eine Meinung hat und die auch vertritt, also wenn man jetzt sagt, keine Ahnung, WordPress finde ich blöd oder so, dann kann man das durchaus machen, also aber halt alles so in Maßen, es darf natürlich nicht unverschämt werden oder so, sondern alles dass man diplomatisch sich ausdrückt bei solchen Sachen und dass man vielleicht auch mal was Persönliches Preis gibt, also jetzt nicht super Privates, aber, keine Ahnung, so kleine Details aus dem Alltag vielleicht mal zeigt oder so oder drüber schreibt oder das halt irgendwie mit dem Text unterbringen kann.
In meinem Newsletter schreibe ich zum Beispiel oft auch über meinen Sohn oder finde halt so bildhafte Vergleiche, was gerade wieder im Alltag los war und wie ich das mit dem Business hinkriege und sowas halt. Das ist für viele interessant und es zeigt halt sehr viel Persönlichkeit, denke ich.
[Alex] Ich habe, glaube ich, bei dir in einem Blogartikel gelesen, dass es einen Unterschied macht, ob man Aristoteles oder Marilyn Manson zitiert.
[Madlen] Ja, das stimmt. Zitate ist ein Riesending für viele. Viele verwenden unglaublich gerne Zitate auf ihrer Website. Und ja, genau, die Wahl der Quelle quasi, die macht auch schon einen großen Unterschied.
[Alex] Aber das ist, jetzt wo ich das gerade so sage, ich sehe voll selten, dass Leute halt, weiß ich nicht, Musiker zitieren oder irgendwelche Komiker oder keine Ahnung. Meistens werden ja wirklich so große Businessleute zitiert oder Philosophen oder was auch immer. Deswegen wäre es vielleicht mal eine coole Idee, so Menschen zu zitieren, die man nicht so auf dem Schirm hat, auf einer Businessseite.
[Madlen] Stimmt.
[Alex] Fange ich vielleicht auch damit an.
[Madlen] Ja, mach mal. Also gerade Musiker, ich finde, also Songtexte, es gibt so krasse Songtexte, da wird in einer Zeile so viel gesagt, da wird in einer Zeile die ganze Geschichte erzählt. Ja, stimmt, das fehlt eigentlich in dieser ganzen Welt.
[Alex] Gell? Die wollen immer so smart tun und immer große Männer zitieren, aber vielleicht kann man auch einfach Musiker zitieren, ja.
[Madlen] Ja, voll.
[Alex] Viele trauen sich ja auch gar nicht, so persönlich zu werden, weil die denken, ich muss halt vor allem professionell werden und so, oder wirken in den Texten. Was rätst du da deinen Kundinnen? Also bringen Sie so von Hause aus quasi immer persönliche Texte mit oder gibt es da auch Leute, die sich das nicht so trauen?
Persönlichkeit in Texten
[Madlen] Das ist echt unterschiedlich. Also meine Kundinnen sind so teils, teils. Also ich hatte ja in letzter Zeit viele Pädagogen und die haben tatsächlich sehr, sehr oft sehr persönliche Texte mitgebracht.
Das fand ich total gut und ich mache das dann bei meinen Kunden immer so, ich sortiere das dann immer so ein bisschen für die Website. Deine Frage war jetzt aber eine ganz andere, was ich mache, wenn meine Kunden zum Beispiel jetzt keine persönlichen Texte mitbringen. Ja, ich zwinge jetzt keinen dazu.
Ich sage denen halt einfach ganz oft: Schreib erst mal, schreib einfach mal so von der Leber weg und dann kann man das ja erst mal irgendwo auf der Website einsetzen. Und man kann, also auf einer Webseite ist es ja nicht in Stein gemeißelt, man kann das immer wieder ändern und das versucht so ein bisschen den Druck rauszunehmen. Also es ist ja, eine Website ist kein Buch oder so, was jetzt gedruckt ist, und einfach mal machen, einfach mal raufschreiben und dann gucken, wie es sich anfühlt, und ja, wenn es blöd ist, dann macht man es halt wieder runter.
Ich glaube, das ist auch einfach so ein Prozess. Meine erste Website als Selbstständige, die sah auch ganz anders aus als jetzt und die war auch sehr professionell und sehr wenig Persönlichkeit und das kommt halt einfach mit der Zeit. Ich hatte halt extrem Drang einfach, anders zu sein auch irgendwie und andere Menschen anzuziehen. Ich wollte halt nicht mehr den Handwerker von nebenan als Kunden, sondern halt wirklich die Leute, die eine Vision haben und die mutig sind und ja.
Squarespace vs. WordPress
[Alex] Du hast das schon angesprochen. Ich weiß nicht, ob du dich darunter selbst verstanden hast, dass du WordPress nicht magst oder dass jemand WordPress nicht mag. Du bist ja Squarespace-Webdesignerin, richtig? Du hast aber früher mit WordPress gearbeitet. Wo würdest du denn sagen, so ganz sachlich, liegen denn so die größten Unterschiede zwischen den beiden Systemen?
[Madlen] Ja, also WordPress ist einfach viel, viel technischer, techniklastiger. Man muss sich da viel mehr mit Plugins und Hosting und Domain und ganz viel Firlefanz auseinandersetzen.
Und als ich mit WordPress noch gearbeitet habe, hatte ich halt oft technische Probleme, die mich einfach genervt haben.
Ich hatte halt oft das Problem, dass Schriften nicht mehr geladen haben oder dass irgendein Plugin wieder nicht mehr DSGVO-konform war. Man musste eine Alternative suchen. Dann funktionierte die mit den anderen Plugins nicht und das hat mich wirklich in den Wahnsinn getrieben. Das war jetzt alles nicht sehr sachlich, ich weiß.
Aber genau das ist der größte Unterschied zu Squarespace, denn da hat man das alles nicht. Also da fällt dieser Technik-Kram halt einfach weg. Darum kümmert sich Squarespace einfach und ja. Man kann sich auf die Inhalte der Website konzentrieren, wie sie aussieht und ja, auf die ganze Marketing-Strategie und muss nicht immer Probleme lösen, technischer Natur.
[Alex] Ich kann das auch nur bestätigen. Ich habe, als ich WordPress noch genutzt habe und jeden Monat musste man dann ja so ein Update von irgendwas machen, mir hat es fast jedes Mal die Website zerschossen. Also die war dann immer für ein paar Stunden weiß, bis ich dann panisch Hilfe irgendwo gesucht habe und das musste dann jemand anderes machen und deswegen, es ist schon was anderes mit Squarespace.
Ist das denn jetzt auch der Grund gewesen, warum du dich jetzt auf Squarespace spezialisiert hast oder gab es einen anderen Grund?
[Madlen] Nee, das ist genau der Grund. Also ich habe damit auch lange gewartet, weil es gab letztes Jahr so ein ganz großes Update bei Squarespace und davor fand ich Squarespace jetzt auch nicht so gut. Da war das so ein bisschen sperrig, auch von der Bedienung, aber seit es dieses Update gibt, da war für mich klar, ich wechsle jetzt komplett. Ich mache nie wieder WordPress.
[Alex] Ist es dieses Fluid-Design-Ding?
[Madlen] Ja, genau, diese Fluid-Engine. Ja, damit lassen sich Seiten super easy gestalten. Ja, das ist so schön.
[Alex] Aber der Transparenz halber muss man ja auch sagen, Squarespace hat einige Nachteile auch. Also es hat nicht nur Vorteile. Was wären das zum Beispiel Nachteile?
[Madlen] Also die für mich größten Nachteile sind der Serverstandort in den USA.
Das ist natürlich für viele auch ein Nachteil, der die dann abhält, Squarespace zu nutzen. Aber die ganzen Nachteile, die das so mit sich bringt, die kann man, also einige davon kann man umgehen. Zum Beispiel würde ich jetzt die Domain nicht mit Squarespace selber verwenden, denn dann liegen viele Daten wirklich auf US-Servern, weil die Domain immer verknüpft ist mit dem Mail-Server. Und da, wo die Domain liegt, da liegen dann halt auch quasi deine Mails.
Und deswegen mache ich das bei meinen Kunden immer so, dass ich die Domain bei einem deutschen Provider anlege, was weiß ich, 1&1 oder so und dann hat man die ganzen Mails auch auf dem deutschen Server und, ja, so diesen ganzen Tracking-Kram, den kann man auch ausschalten auf den Squarespace-Seiten. Also da ist man dann auch vor geschützt.
[Alex] Und dann sind die ja anonymisiert, die ganzen Daten, IP-Adressen. Genau. Wenn jetzt jemand zuhört, der oder die vielleicht sich jetzt auch selbst gerade entscheiden muss, WordPress oder Squarespace, welche Punkte sollte man da berücksichtigen bei der Entscheidung?
[Madlen] Also WordPress braucht ein bisschen mehr Einarbeitungszeit. Man muss ein bisschen technikaffin sein und auch Lust haben, da richtig reinzuwursteln. Das ist bei Squarespace natürlich auch so, wenn das ein neues Programm ist, geht das jetzt auch nicht so easy peasy. Man muss sich da auch ein bisschen reinknien, um das zu verstehen. Aber es ist halt viel, viel einfacher als WordPress.
Ja, also ich glaube, das ist der größte Unterschied, dass man bei WordPress einfach mehr Zeit braucht, um das alles zu verstehen und auch mehr Nerven.
[Alex] Und vielleicht auch bei den monatlichen Updates und so weiter, da ja auch die Zeit braucht. Ja, genau.
[Madlen] Und ein Unterschied ist natürlich auch, Squarespace ist so ein Abo-Modell. Das ist so ein Software-as-a-Service-Ding.
Also man bezahlt halt einen gewissen Betrag im Monat. Dafür braucht man sich aber nicht kümmern. Und bei WordPress ist man, wenn man das selber hostet, hat man keine Kosten. Das ist halt theoretisch umsonst, außer die Domain und der Provider und alles.
Websites, die verkaufen
[Alex] Jetzt haben wir ja über hübsche Websites geredet und über Websites mit Persönlichkeit und auch das System dahinter und abschließend würde ich vielleicht nochmal gerne über Websites reden, die verkaufen. Denn letzten Endes sind wir ja alle selbstständig und wollen unsere Angebote an die Leute bringen.
Deshalb: Wie kann uns deine Website grundsätzlich helfen beim Verkaufen? Was ist da wichtig?
[Madlen] Ja, erstmal ist wichtig, dass sie so gestaltet ist, dass sie dir selber gefällt und deiner Zielgruppe, also dass da eine gute Schnittmenge ist und, dann ist sie natürlich auch gut, wenn die strategisch aufgebaut ist, dass die Leute quasi eine gute Kundenreise haben, dass sie raufkommen, dich erstmal kennenlernen und dass du dann so nach und nach deine Angebote vorstellst.
Und genau, dann ist sie natürlich auch so ein bisschen der Schnittpunkt zwischen dem Moment, wo die Leute dich das erste Mal sehen, also oft googeln ja Leute entweder, landen auf einem Blogbeitrag oder sie kennen dich durch Social Media, kommen dann auf deine Website und genau, du hast dann da deine Angebote auf der Website und im besten Fall bleiben die Leute dann irgendwie in deiner Welt, indem sie dein Newsletter abonnieren.
Und genau, so geht das dann einfach weiter. Du hast dann halt die Möglichkeit, die Leute quasi erstmal in deiner Welt zu behalten und eine Kundenreise zu kreieren.
Dann hilft eine Webseite natürlich auch in deinem Automationsflow. Also wenn du viele Kunden irgendwann hast, dann brauchst du irgendwann ein paar Automationen, die dir einfach Arbeit abnehmen, wie zum Beispiel so ein Buchungskalender oder so. Die kann man da super integrieren. Man spart unheimlich viel Zeit, wenn man so ein Ding hat, denn ich weiß nicht, vielleicht kennst du das auch, aber am Anfang hatte ich sowas nicht und musste mit allen Kunden immer fünfmal hin und her schreiben, bis ich dann irgendwie mal einen Termin gefunden habe mit denen. Und genau, mit so einem Buchungskalender kann man das umgehen.
Design für Verkaufsseiten
[Alex] Und wenn wir jetzt so die Verkaufsseite angucken, also wo wir dann wirklich auf der Seite über das Angebot sprechen, was kann man denn mit dem Design tun, damit man Menschen mehr so an die Hand nimmt?
[Madlen] Mit dem Design? Ja, also da würde ich sagen, würde ich diesen Bogen wieder zu den Päckchen schlagen, den wir ganz am Anfang immer hatten. Es ist halt voll wichtig, dass man so gewisse Inhalte in kleine Pakete packt.
So eine Verkaufsseite ist ja auch nach einem bestimmten Schema aufgebaut. Man erklärt halt erstmal den Leuten, was haben sie denn für ein Problem. Und dann führt man die so nach und nach und nach immer weiter zu dem Angebot hin. Also, dass man jeden Bereich quasi in ein Päckchen packt. Ja, genau. Also das ist halt nicht alles, wie eine lange Textwurst ist, weil da hat man halt, wie gesagt, das Problem, das kann keiner konsumieren. Man braucht halt wirklich diese einzelnen Bereiche, um zu verstehen, aha, hier geht es um mein Problem. Hier geht es darum, wie Alex mir helfen kann. Ah, wo kann ich denn jetzt buchen und so weiter. Also dass das halt alles visuell so aufbereitet ist, dass man, auch wenn man das nur überfliegt, die Website, dass man das sofort versteht, was da jetzt passiert, was hier im Inhalt ist und was ich ja machen kann vor allem.
[Alex] Ja, Madlen, vielen Dank, dass du heute hier warst.
Shownotes
„Und dann habe ich Instagram vom Smartphone gelöscht“ – Interview mit SEO-Expertin Maike Burk von Satzgestalt
In dieser Podcastfolge habe ich SEO-Expertin Maike Burk zu Gast. Und Maike wird uns nicht nur SEO-Tipps geben, sondern auch ihre persönliche Geschichte erzählen, warum sie sich als Onlineunternehmerin von Instagram verabschiedet hat.
In dieser Podcastfolge habe ich SEO-Expertin Maike Burk zu Gast. Und Maike wird uns nicht nur SEO-Tipps geben, sondern auch ihre persönliche Geschichte erzählen, warum sie sich als Onlineunternehmerin von Instagram verabschiedet hat.
Folge hören:
Transkript lesen:
Als Online-Unternehmerin von Instagram verabschiedet
[Alex] Hallo Maike, ich habe es ja schon in der Einleitung gesagt. Du hast dich als Online-Unternehmerin, ja als SEO-Expertin vor ein paar Monaten von Instagram verabschiedet. Und vielleicht magst du ja mal als erstes erzählen, wie es genau dazu gekommen ist. Denn du hast ja, wie ich gesehen habe, mehrere tausend Follower auf Instagram. Das heißt, man sagt ja nicht einfach mal über Nacht „Tschüss, Instagram“. Also genau: Was hat dich dazu gebracht, mal ein Päuschen einzulegen oder vielleicht sogar ganz wegzugehen? Erzähl mal!
[Maike] Ja, das ist wirklich eine Frage, die viele Ebenen hat. Oder eine Antwort, die viele Ebenen hat. Und es ist wirklich so, dass man das nicht mal eben über Nacht entscheidet. Es war tatsächlich auch ein ganz schöner Prozess bei mir.
Ich glaube, wenn ich es kurz beantworten würde, würde ich sagen, es ist einfach der Faktor Zeit. Also ich habe meine Arbeitszeit reduziert, ich arbeite aktuell vier Tage die Woche, das heißt, ich habe den Freitag jetzt frei und dann habe ich halt gemerkt, naja, wenn ich aber denselben Workload habe und den aber einfach nur auf vier Tage verteile, dann komme ich irgendwie ganz schön in Stress.
Und dann ist es auch passiert, dass ich irgendwie am Sonntagabend doch noch gearbeitet habe, damit ich montags nicht so belastet in die Woche gehe. Und dann habe ich gemerkt okay, ich muss Aufgaben streichen.
Und da ich selber im Bereich Suchmaschinenoptimierung unterwegs bin, habe ich gedacht, ja, vielleicht kann ich einfach auch noch mal ein bisschen mehr Zeit darein investieren. Und ich habe eine Zeit lang so eine Schreibstunde gehabt, wo ich jeden Morgen erstmal eine Stunde Blogartikel geschrieben habe. Und das ist dann so im Alltag wieder irgendwie weniger geworden, seltener geworden. Dann war es eher die Ausnahme. Und ja, diese Zeit nutze ich jetzt eben mehr für meine Blogartikel oder wenn ich Launch-E-Mails schreibe oder so was, dann für solche Dinge, also auch flexibel.
Aber ja, also der zeitliche Aspekt war ein ganz großer Punkt und ich bin immer so ein bisschen getriggert und gestresst, wenn ich viele Nachrichten bekomme. Also ich habe sowieso keine Pushnachrichten. Auf meinem – Handy sage ich immer noch – Smartphone und bei Insta habe ich die Plattform oft aufgerufen, damit ich Nachrichten checken kann oder gucken kann: Braucht jetzt irgendwer was von mir? Also ich bin immer so in der dienenden Haltung. Und das ist was, was mich über den Tag einfach sehr belastet.
Und da gehört das E-Mail-Postfach auch ein bisschen dazu. Aber da habe ich schon ein bisschen reduziert, weil ich eine Assistentin habe, die sich meine E-Mails anschaut und mir nur das weiterleitet, was dann wirklich nötig ist, und meine E-Mail-Adresse, die halt nicht jeder hat.
Also all diese Faktoren, also dieses Zeitthema und dieses ständige erreichbar sein. Und ich habe einfach versucht, so ein bisschen mehr Ruhe in meinen Alltag, in mein Leben rein zu bekommen. Habe sehr, sehr viele Dinge auch im Außen reduziert. Ich habe meine Wohnung ordentlich ausgemistet, ich habe meinen Konsum reduziert. Ich habe auch meinen digitalen Konsum privat schon sehr reduziert, also sehr wenig Zeit irgendwie, mit Serien oder Fernsehen habe ich sowieso seit 2010 keinen mehr. Aber ja, auch so YouTube-Videos in der Freizeit anschauen und solche Sachen, das habe ich alles extrem reduziert und es gibt gar kein Verbot oder sowas. Aber ich merke, dass mir diese Offline-Zeit einfach sehr, sehr gut tut.
[Alex] War das denn schon immer so, dass dieses Digitale so einen Effekt auf dich hat oder gab es da ein Ereignis, wie sich das jetzt verändert hat? Oder hat sich das so reingeschlichen?
[Maike] Ich weiß nicht, ob das so viel mit dem Digitalen zu tun hat. Ich glaube, es ist auch ein bisschen das Thema, für andere da zu sein und immer erreichbar zu sein und anderen zu helfen, wenn sie was von mir brauchen. Ich kann da schwer Nein sagen. Es ist schon sehr, sehr viel besser geworden. Und das Digitale hat das vielleicht dann einfach noch mal ein bisschen verstärkt.
Ja, und es gab schon auch noch ein Ereignis 2022, wo ich einfach so ein einschneidendes Lebensereignis hatte, wo ich mich dann auch noch mal gefragt habe, so wie will ich meine Lebenszeit verbringen? Aber es ist auch ohne dieses Ereignis immer eine Frage gewesen, die ich mir gestellt habe, weil wenn ich mir die nicht gestellt hätte, hätte ich mich auch nicht selbstständig gemacht.
Also ich bin immer so ein bisschen in der Vogelperspektive, was mein Leben angeht und kann bis heute mit Mitte 30 / Ende 30 sagen, dass ich nichts bereue in meinem Leben. Also ich habe immer die richtigen Entscheidungen getroffen, weil ich aber auch immer die Vogelperspektive eingenommen habe. Und ich möchte nicht am Ende von meinem Leben denken „Oh, ich hätte vielleicht mal weniger Zeit an meinem Handy oder an meinem Laptop verbringen sollen und mehr in die Berge gehen.“ Nee, dann gehe ich halt jetzt in die Berge. Ich bin jetzt gesund, Ich bin jetzt fit und ich habe keine großen Verpflichtungen, also mache ich das doch jetzt.
Wie ist der Instagram-Abschied konkret abgelaufen?
[Alex] Und wie bist du dann konkret vorgegangen? Also hast du die App gelöscht? Das Konto? Was ist da passiert?
[Maike] Also so ganz loslassen konnte ich nicht. Also das war tatsächlich auch wieder so eine Wanderung, auf der ich war im Spätsommer, im September, letztes Jahr. Und dann hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin von einer Freundin, die gesagt hat, ja, sie hat das alles gelöscht und so, aber halt privat.
Und dann habe ich mich noch so verteidigt, na ja, also so eher so für mich irgendwie gerechtfertigt. Naja, aber ich mache das ja fürs Business und ja ganz anders und so und danach habe ich dann also so ein paar Tage später habe ich dann Insta quasi als App von meinem Smartphone gelöscht. Den Kanal habe ich noch nicht gelöscht und dachte „Ach, ich mache jetzt mal eine Woche ein Experiment“ und habe mir dann so einen Termin gesetzt für die nächste Woche, dass ich da eine Entscheidung treffe. Und diese Entscheidung habe ich halt nie getroffen.
[Alex] Wann war das denn?
[Maike] Im September letztes Jahr.
[Alex] Also schon ein paar Monate her.
[Maike] Ja, schon ein bisschen her. Und es ist ja so: Wenn man keine aktive Entscheidung trifft, trifft man halt eine passive Entscheidung. Und ich bin da noch so ein paar Mal über den Laptop drauf gegangen und habe halt geguckt, ob irgendeine wichtige Nachricht drin ist.
Ich habe aber auch so einen Autoresponder drin, dass man mich halt per E-Mail erreichen kann, wenn was Wichtiges ist. Und ja, insofern habe ich die Entscheidung so ein Stück weit vertagt und mache mir manchmal noch Gedanken darüber, wie ich das vielleicht anders machen könnte, damit ich nicht morgens, wenn ich aufstehe, gleich das Gefühl habe, ich muss jetzt eine Story machen, damit ich irgendwie gleich drin bin.
Also das ist was, was für mich jetzt, glaube ich, mittlerweile nicht mehr funktionieren würde. Vielleicht könnte ich Postings vorbereiten und das auslagern. Das wäre noch so eine Option.
Wie haben andere Menschen auf den Instagram-Abschied reagiert?
[Alex] Okay, da können wir vielleicht gleich mal gleich mal darauf zu sprechen kommen, vielleicht davor noch mal: Wie haben denn deine Kund*innen oder generell so die Menschen auf Insta reagiert? Haben sie dir irgendwie Nachrichten geschrieben?
[Maike] Ich weiß es halt gar nicht so genau. Also eine Nachricht habe ich noch gelesen, als ich dann noch mal reingegangen bin von einer Kundin von mir, mit der ich auch ab und zu Kontakt hatte über Insta. Und die hat dann halt gefragt, ob alles in Ordnung bei mir ist, weil ich habe mich ja auch nicht verabschiedet. Es war ja eher so dieses Experiment und zack, ciao, weg war ich. Und ansonsten habe ich jetzt nicht so viel von den Reaktionen mitbekommen. Ich glaube auch, manchmal dauert das eine Weile, bis die Leute überhaupt merken, dass man nichts mehr postet, oder?
[Alex] Ja, das habe ich jetzt schon öfter gehört. Also dass ein, zwei Wochen auch niemand irgendwie merkt und alle ja mit ihrem eigenen Kram beschäftigt sind und das vielleicht auch gar nicht so auffällt. Aber wovor ja doch einige Angst haben, ist, dass es negative Reaktionen gibt. Und die hattest du aber nicht bekommen?
[Maike] Habe ich nicht bekommen und vor denen hatte ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht so Angst. Also, weil: Das ist meine Entscheidung und da stehe ich so in meiner Mitte, so Entscheidungen treffe ich für mich.
Was hat sich durch den Instagram-Abschied verändert?
[Alex] Und was hat sich denn jetzt genau verändert? Also, du hast gesagt, im September bist du von Instagram weg, jetzt haben wir Ende Februar, das sind ja schon einige Monate. Also was ist so beruflich und privat jetzt bei dir anders oder ist alles gleich?
[Maike] Also ich habe auf jeden Fall weniger Bildschirmzeit an meinem Smartphone. Ich kriege da immer so einmal die Woche oder so diesen Bericht und das ist jetzt schon human, würde ich sagen. Also es ist manchmal so eine Stunde oder eineinhalb, aber ich mache dann auch oft eine Stunde Yoga am Handy, also dann ist es vielleicht noch eine halbe Stunde. Das finde ich irgendwie sehr, sehr schön. Das motiviert mich auch, dran zu bleiben.
Und so im Marketing-Alltag hat sich halt verändert, dass ich diese Schreibstunde wieder eingeführt habe und eigentlich jetzt auch die ganze Zeit durchgezogen habe. Also wenn, wenn nicht, dann gab es wirklich einen super guten Grund wie eine Launchvorbereitung oder so, aber dann schreibe ich ja auch, dann schreibe ich halt nicht Blogartikel. Genau, und ich sehe schon, also ich habe auch einen Podcast und da bin ich auch jetzt mehr am Ball. Da kommt eigentlich jede Woche eine Podcastfolge raus. Also da muss ich schon irgendwie krank sein oder in einem Projekt involviert ist, dass mal keine Folge kommt. Und da sieht man halt, dass die Kurve gut nach oben geht. Und beim Blog ist es halt auch so, dass ich einfach mir mehr Zeit nehme für meine Suchmaschinenoptimierung, was halt in meinem Themenbereich … also es gibt halt hunderte von Agenturen, die alle auch SEO-Profis sind und die einfach Content-Teams im Hintergrund haben. Also da habe ich schon sehr viel Wettbewerb und trotzdem sehe ich das in in meinen Rankings, dass sich das verbessert hat.
[Alex] Du hast ja am Anfang gesagt, dass ein Grund, warum du dann eine Instagram-Pause eingelegt hast, war die Zeit, also dass du einfach super viel auf Abruf oder dich so gefühlt hast, als würdest du auf Abruf stehen. Und was hat sich denn da verändert? Also wie sieht es denn jetzt zeitmäßig bei dir aus? Hast du das Gefühl, da ist mehr Ruhe eingekehrt in deinen Arbeitsalltag?
[Maike] Total viel mehr Ruhe also. Am Anfang war das total ungewohnt. Also ich habe schon so ein bisschen nach rechts und links geschaut. Will jetzt niemand was von mir? Oder ich habe dann öfter in mein E-Mail-Postfach auch geschaut. Ich glaube, da hat mein Gehirn das einfach noch ein bisschen kompensiert und ich habe mich fast so ein bisschen einsam gefühlt oder so sehr entkoppelt auch.
Und dann dachte ich: Naja, okay, cool, dann kann ich ja jetzt konzentriert arbeiten.“ Und ja, ich bin schon, ich bin schon dann noch mal eine Stufe produktiver geworden. Ich kann mich einfach so zwei, drei Stunden super fokussiert an was dransetzen. Ich bin auch mehr so, ich ziehe Aufgaben quasi jetzt auch eher vor, die vielleicht vorher eher mal eine Hürde waren oder eine Hürde sind. Die erledige ich jetzt zuerst. Und ich bin schon sehr, sehr viel besser vorbereitet auf so für Deadlines. Also ich bin sehr gut in der Zeit und habe nicht die Marathontage aktuell. Also ich komm schon ganz gut irgendwie um fünf oder sechs raus und geh nach Hause und habe noch einen schönen freien Abend und das vier Tage die Woche. Also es ist ja schon sehr schön entspannt gerade.
Wie wirst du ohne Instagram gefunden?
[Alex] Ja, du hast schon ein bisschen angedeutet, wie dein Marketing jetzt aussieht ohne Instagram. Vielleicht können wir das mal so strategisch angehen. Also wenn wir jetzt mal an an das Thema Onlinesichtbarkeit rangehen. Also wie wirst du von anderen Menschen jetzt gefunden, wenn du jetzt nicht auf Instagram unterwegs bist? Ich würde mal stark vermuten durch SEO? Vielleicht kannst du da mal ein paar Worte zu deiner Strategie sagen.
[Maike] Also bei SEO ist es halt so, dass ich mich eher auf Themen fokussiere, die jetzt nicht so stark umkämpft sind. Also wenn ich jetzt optimieren würde auf den Begriff „SEO“ oder „Suchmaschinenoptimierung“ – ist halt einfach ein super hart umkämpfter Markt. Und im Gegensatz zu einem Social-Media-Kanal ist es halt so, dass es bei Google nur begrenzt Plätze auf Seite eins gibt und danach fallen die Klicks einfach sehr stark ab. Deswegen gehe ich eher auf nicht so stark umkämpfte Themen und habe da vielleicht dann nicht die Riesenreichweite, aber dafür so ein paar Rankings. Darüber kommen Leute. Es kommen also auch Kommentare auf meinem Blog.
Sehr, sehr viele Leute kommen aber über den Podcast. Also ich glaube, das ist so meine Hauptmarketingquelle,
[Alex] Ja, klar. Ich meine Spotify und Apple Podcasts sind ja im Grunde auch Suchmaschinen, wenn man so will. Menschen geben ja ein, wonach, was sie interessiert und stoßen dann auf den Podcast, der ja auch praktischerweise den Titel SEO im Namen hat. „SEO-Freunde“, genau.
[Maike] Ja, und dann habe ich noch einen Newsletter. Aber dafür müssen Leute mich ja schon gefunden haben.
[Alex] Genau, da sind wir quasi schon bei der nächsten Stufe. Also sie finden dich durch SEO, durch deinen Podcast vor allem. Und dann kommen sie auf deinen Newsletter.
[Maike] Genau. Ja, das ist das Ziel.
[Alex] Das ist das Ziel. Das heißt, das ist so der Weg, auf den alles auf deiner Webseite dann ausgerichtet ist?
[Maike] Ja, ich habe noch so ein bisschen eine verstaubte Website. Wir sind gerade im Relaunch. Also wahrscheinlich werden wir dieses Jahr eine neue Website veröffentlichen und dann wird das noch mal stärker fokussiert, dass Leute sich im Newsletter eintragen.
Jetzt habe ich gerade so eine Startseite, die eher so ein Schaufenster ist, wo man dann mal hier klicken kann, mal da klicken kann. Und da werde ich auf jeden Fall stärker den Newsletter fokussieren in Zukunft, ja.
[Alex] Und was machst du dann im Newsletter?
[Maike] Ich schreibe jede Woche montags einen Newsletter und manchmal kündige ich darin meine Podcastfolgen an, oder ich erzähle so Geschichten aus meinem Alltag und leite irgendwas davon ab, was man für SEO anwenden kann. Manchmal auch ein paar SEO-Neuerungen oder -Tipps. Ja, recht, recht gemischt und intuitiv eigentlich.
Lohnt es sich – angesichts von KI – noch, mit SEO zu starten?
[Alex] Ja, ich würde natürlich super gerne, weil du ja SEO-Expertin bist, noch ein paar Fragen loswerden zum Thema SEO und vielleicht mal auch mit dem Elefanten im Raum anfangen, nämlich mit KI. Also lohnt es sich überhaupt noch, mit SEO zu starten? Was würdest du sagen?
[Maike] Also ich sehe ein bisschen den Unterschied zwischen KI-generiertem Content und Suchmaschinen, wenn es jetzt um Themen geht, die viel Tiefgang haben. Also mit KI kann man sich also, wenn es jetzt um die Frage geht, man sucht eine Antwort auf eine Frage, nicht ich lasse mir jetzt Texte generieren, sondern als User.
Genau dann ist es so, dass man mit KI grundsätzlich eher so einfache Fragen beantwortet bekommt. Und wenn es jetzt um komplexere Antworten geht, also zum Beispiel „Wie baue ich einen Funnel auf –ein Tiny-Offer-Funnel?“ Dann werden wir eher Suchmaschinen dafür nutzen und persönliche Erfahrungen lesen wollen von Menschen, die das schon gemacht haben und aufgesetzt haben.
Wenn ich aber jetzt irgendwie ein paar Fakten haben möchte oder wissen möchte „Wie groß ist der Erdumfang?“ oder sowas, dann wird sich wahrscheinlich da eher der KI-generierte Content durchsetzen, auch in den Suchmaschinen selber. Also Google arbeitet ja an einer eigenen KI-Integration an Google SGE. Ob das ausgerollt wird und wann, weiß man jetzt nicht so genau, aber die haben das vorgestellt und da wird es eben so sein, dass auf jeden Fall so einfacher zu beantwortende Fragen über KI generiert werden. Das ist aber ein Stück weit jetzt auch schon so. Es gibt ja jetzt auch schon diese Schnellantworten bei Google, wo man dann gar nicht mehr auf die Seiten klicken muss.
Das heißt, ich würde halt empfehlen, dass man so tiefergreifende Antworten auf der eigenen Website anbietet zu komplexeren Fragen von der Zielgruppe. Das wird so ein bisschen die Zukunft sein.
[Alex] Tiefer gehende Antworten, auch so persönliche Geschichten, persönliche Erfahrungen mit irgendwelchen Dingen. Meinst du denn auch, dass sich das, was Menschen lesen wollen, verändern wird? Also wenn ich mir jetzt überlege, dass zum Beispiel alle oder viele neue Texte entstehen, mit KI geschrieben, dass dann so die „Retro-Texte“ so ein bisschen mehr auch herausstechen wieder?
[Maike] Ich glaube schon, ja. Also ich glaube, je mehr Wettbewerb es gibt, und durch KI entstehen ja einfach auch noch mal mehr und mehr Texte, desto wichtiger ist es, mit persönlichen, menschlichen Texten hervorzustechen. Weil: Wir bleiben ja nicht im Gedächtnis, wenn wir irgendwie nur so ein paar Fakten aufzählen oder wenn die Texte immer gleich klingen. Aber wenn wir unsere persönliche Note reinbringen, dann schaffen wir ja eine Verbindung zu den Menschen, die unsere Inhalte lesen. Und dann bleiben wir auch eher … also so Anekdoten oder sowas oder persönliche Erfahrungen, die bleiben eher im Gedächtnis als ja KI-generierter Content.
Aber ich kenne jetzt auch keinen Experten oder keine Expertin, der oder die sagt, dass man Blogartikel oder sowas zum Beispiel einfach komplett mit KI-Tools generieren lassen sollte. Also jeder empfiehlt da ja auch noch mal einen menschlichen Schliff zu geben.
[Alex] Es gibt ja einige Aufgaben, die kann man ja schon ganz gut von KI dann übernehmen lassen, wie zum Beispiel Metabeschreibungen erstellen lassen. Wie ist da deine Erfahrung? Taugen die was?
[Maike] Bei Metabeschreibungen habe ich jetzt noch nicht so den Dreh raus und ich habe mich da auch ein bisschen umgehört und jetzt noch niemanden gefunden, der mir da wirklich weiterhelfen konnte.
Aber was ich super finde, ist so zum Beispiel zum Aufbau von Blogartikeln. Entweder wenn einem gar nichts einfällt, das komplett von vorne generieren zu lassen oder auch zu sagen: Hey, ich habe schon eine Idee für einen Aufbau – welche Aspekte würdest du noch mit dazu nehmen? Das sind dann schon ganz gute Ideen dabei oder so für FAQs oder dass man halt mal sagt: „Okay, hier ist ein Schema, so und so werden Überschriften erstellt. Und ich habe jetzt das Thema. Kannst du mir mal nach diesem Schema ein paar Überschriften generieren lassen?“ Also so Teilaspekte, also einzelne Bausteine von SEO, in dem Fall jetzt von Blogartikeln, kann man sich super gut mit KI unterstützen lassen. Aber ich würde jetzt niemals sagen: Schreib mir mal von A bis Z einen Blogartikel zu dem Thema.
[Alex] Okay, das ist ja schon mal eine gute Nachricht. Also wir können auch 2024 noch mit SEO starten. Gibt es dann trotzdem irgendetwas, was wir jetzt in diesem Jahr vielleicht ein bisschen stärker beachten sollten als vielleicht noch vor drei, vier Jahren?
[Maike] Also das Wichtigste bei SEO ist eine Mischung aus Empathie, Menschenverstand und dann so ein bisschen Strategie. Und da sehe ich im Moment jetzt noch nicht so die große Veränderung durch KI. Wir müssen dann halt mal schauen, wie das ist, wenn Google SGE ausgerollt wird. Da, also die Teilaspekte, die wir gerade schon besprochen haben, werden da wichtig sein.
Bei Empathie ist es halt so, man muss die Zielgruppe verstehen, egal ob man KI nutzt oder ob man selber Texte schreibt.
Bei der Strategie ist es halt so, ich kann jetzt irgendwie einen super guten Text schreiben, aber wenn ich Google nicht sage, das hier ist eine Hauptüberschrift, das ist eine Zwischenüberschrift, dann wird Google das nicht verstehen. Oder wenn ich bei Bildern nicht sage, was man darauf sieht, dann wird Google auch Schwierigkeiten haben, das zu verstehen. Das meine ich halt mit so ein bisschen Strategie noch mit reinbringen. Da haben sich, glaube ich, die Basics jetzt nicht so sehr verändert.
Was sind die ersten Schritte, wenn man mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) starten möchte?
[Alex] Und was würdest du denn jemandem empfehlen, der oder die jetzt mit SEO starten will? Was wären denn so die ersten Schritte? Du hast schon gesagt, du guckst bei dir selbst, dass du Keywords findest, die vielleicht nicht so hart umkämpft sind. Also wäre dann so ein möglicher erster Schritt da, ein bisschen Zeit zu investieren in die Keywordrecherche?
[Maike] Auf jeden Fall eine Keywordrecherche machen, ja. Also ich würde mit einer Keywordrecherche anfangen. Einerseits für jetzt einzelne Seiten, die ich erstelle, also für Blogartikel zum Beispiel. Aber auch wenn ich in die Planung gehe von meiner Website, dann würde ich mit einer Keywordrecherche starten und mir überlegen und anschauen, welche Keywords kann ich auf welcher Unterseite zuordnen.
Also zum Beispiel möchte ich lokal gefunden werden als Texterin in jetzt in meinem Fall zum Beispiel München? Dann könnte ich die Startseite beispielsweise darauf optimieren. Wenn ich jetzt erklären möchte „Was ist ein SEO-Text?“, dann würde ich einen Blogartikel dazu schreiben. Und so kann man halt eine Gliederung, einen Seitenaufbau erstellen mithilfe von einer Keywordrecherche. Wenn man die Seiten schon hat, kann man das auch noch im Nachgang machen. Aber der große Trafficbringer ist der Blog. Also außer man hat jetzt einen Onlineshop oder physische Produkte.
Aber so Coaches, Berater, Dienstleister, für die ist einfach der Blog die Haupttrafficquelle, weil die Menschen suchen nach Lösungen im Internet und für Lösungen wollen sie nicht gleich ein Angebot angezeigt bekommen, sondern sie lesen sich dann Blogartikel durch. Sie wollen erstmal einen Rat haben und da das sind so 60 bis 80 % von den Suchanfragen bei Google gehen halt in diese, in diesen Infobereich und das ist ein Blog, einfach immer noch ein guter Startpunkt, um gefunden zu werden.
Und die anderen Seiten kann man dann. Man hat dann eine Angebotsseite für die Menschen, die dann schon über Google gekommen sind. Die finden dann den Inhalt gut und interessant und schauen sich dann vielleicht mal die About-Seite an: „Ist die Person sympathisch? Was hatte denn sie im Angebot? Vielleicht trage ich mich mal zum Newsletter ein …“ Das sind dann so die nächsten Schritte.
So ein bisschen wie beim Dating. Erstmal kennenlernen und dann: Okay, ich gebe dir meine E-Mail-Adresse. Und dann: Okay, ich schaue mir mal dein Angebot an.
[Alex] Wir können dann ja mal texten.
[Maike] Genau.
[Alex] Ich finde es auch total wichtig, was du sagst, weil: Es gibt ja auch voll viele Menschen, die wohnen vielleicht in einer großen Stadt, du hast München angesprochen, und wenn ich als Fotografin in München bin, bin ich mit Sicherheit nicht die einzige. Und dann reicht es halt oft nicht aus, dann die ganzen Seiten auf solche stärker umkämpften Keywords zu optimieren, sondern dann kommt eben so ein Blog ins Spiel oder vielleicht auch ein Podcast, wo ich dann die Podcastfolgen eben als Transkript bei mir auf der Website habe. Das sind ja alles tolle Möglichkeiten, da trotzdem noch gefunden zu werden, auch wenn man eigentlich so einen hart umkämpften Begriff vielleicht abdeckt. Siehst du das ähnlich, dass es auch vor diesem Hintergrund wichtig ist?
[Maike] Auf jeden Fall, ja. Wobei bei diesen lokalen Optimierungen, also wenn man an einem Standort gefunden werden will, das wird irgendwie sehr, sehr selten tatsächlich umgesetzt. Also da ist die Konkurrenz oft nicht so stark.
Ich habe jetzt auch gerade eine Kundin, die hat man also in der Gastronomie, hat einen Laden in München und hat eine Website erstellt und noch gar nicht irgendwie an SEO gedacht und rankt schon ziemlich gut damit. Und jetzt stellen wir sicher, dass das so bleibt und dass sie dann noch mal mit einem anderen Begriff so im Cateringbereich auch noch gefunden wird.
Und ja, das sehe ich immer wieder in der Praxis, das ist eigentlich der Punkt, den ich machen wollte, dass die lokale Suchmaschinenoptimierung eher so nebenher oder zufällig mitläuft. Und wenn man da sich dran setzt und ein bisschen was optimiert, dann hat man schon einen ordentlichen Vorsprung, weil viele das gar nicht umsetzen.
[Alex] Ja, gerade so lokal legen sich ja die Leute gerne mal eher so eine Facebookseite an. Also ich sehe das ganz häufig bei Restaurants, die haben dann meistens immer eine Facebookseite und überhaupt keine Website. Und das heißt, ich kann mich dann gar nicht so auf der Website informieren, was die für ein Angebot haben, was die für eine Speisekarte haben. Bei Facebook bin ich dann halt raus. Und das ist natürlich bei einer Website anders, weil: auf die kann dann jeder zugreifen.
[Maike] Genau, ja, da braucht man nicht extra einen Account für.
[Alex] Ja, genau. Nun ist da noch eine letzte Frage, vielleicht zu SEO. Bis die ganzen Maßnahmen greifen, dauert es ja immer so ein bisschen. Ja, also wenn ich jetzt heute mit einem Blog starte und ich fange von Anfang an irgendwie an mit Suchmaschinenoptimierung, wird es halt nicht über Nacht mir dann Leute auf die Website bringen. Das dauert ein paar Wochen, Monate, manchmal sogar noch ein bisschen länger. Und was empfiehlst du dann deinen Kund*innen in der Zwischenzeit zu tun? Also sind wir dann doch wieder zurück bei Social Media? Oder Was können die denn stattdessen machen?
[Maike] Also es kommt total auf den Markt an, wie schnell und wie gut man rankt, hat, ist einfach super nah dran am: Wie stark besetzt sind die Keywords, für die ich optimiere, schon?
Also es gibt auch Fälle, wo man super schnell Rankings erzielen kann. Sehe ich immer wieder, aber man sollte einfach nicht damit rechnen. Man sollte eher damit rechnen, dass es eine Zeit dauern kann, so dass man einfach mit der richtigen Haltung an das Thema ran geht. Das ist wichtig. Genau. Und es stimmt. Bei mir war es eben auch so, als ich mich selbstständig gemacht habe, da war ich halt dann auf Insta, weil ich da relativ schnell Leute erreichen konnte. Jetzt bin ich halt SEO-Expertin, keine ganzheitliche Marketingexpertin. Ich kann da nur so von meinen Erfahrungen berichten. Das heißt: Also klar. Kann sein, dass man dann erstmal mit LinkedIn oder mit Facebook oder mit Insta oder mit Werbeanzeigen … Man kann natürlich auch Google-Ads starten, aber dafür muss man auch erstmal eine Website bauen. Das sollte man auch schon ein bisschen Zielgruppenverständnis haben, sonst verbrennt man halt auch das Geld, was man da in die Werbeanzeigen investiert. Von daher bin ich jetzt nicht so die Marketingexpertin für die super schnellen Lösungen.
Was machst du nun mit deinem Instagram-Kanal?
[Alex] Du deckst die langfristigen Lösungen ab. Auch das ist wunderbar. Jetzt vielleicht noch die allerletzte Frage: Was machst du denn jetzt mit Instagram? Also ist da schon eine finale Entscheidung gefällt oder was sind deine Gedanken? Was könnten die Optionen sein? Wie ist es?
[Maike] Also manchmal fehlt mir so ein bisschen das Visuelle in meinem Marketing, dass ich mal was zeigen kann, dass ich mal so einen Prozess zeigen kann, wenn ich ein neues Produkt entwickle. Aber es gibt zu viele Abers, als dass ich jetzt irgendwie spontan entscheiden würde: Ich gehe wieder zurück. Also ich kann das nicht leichtfertig machen. Wenn, dann muss ich mir das ganz genau überlegen und an dem Punkt bin ich gerade nicht. Also, da habe ich keine Antwort im Moment drauf.
[Alex] Okay, dann genieße auf jeden Fall noch deine Pause, Maike. Und danke, dass du da warst.
[Maike] Danke dir auch.
Shownotes
Drei Fragen für bessere Marketingtexte
In dieser Podcastfolge habe ich dir drei Fragen mitgebracht, mit denen du deine Marketingtexte – egal, ob Websitetexte, Blogartikel oder Newsletter – überarbeiten kannst. Diese Fragen sind an sich total einfach, ja teilweise fast schon banal, aber sie sind ungeheuer mächtig und sie helfen uns dabei, unsere Marketingtexte ✔️ verständlicher ✔️ konkreter und ✔️ unterhaltsamer zu machen.
In dieser Podcastfolge habe ich dir drei Fragen mitgebracht, mit denen du deine Marketingtexte überarbeiten kannst.
Diese Fragen sind an sich total einfach, ja teilweise fast schon banal, aber sie sind ungeheuer mächtig und helfen aus meiner Sicht sehr dabei, Texte spannender zu machen und unterhaltsamer zu machen und eben so, dass wir sie gerne lesen.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Bevor ich dir gleich diese Fragen im Einzelnen vorstellen werde, ein kurzer Hinweis dazu, wie ich diese Fragen nutze.
Egal, ob du deine Websitetexte schreibst oder Blogartikel oder ein Buch, für die meisten Menschen ist die beste Strategie, das Schreiben vom Überarbeiten zu trennen.
Im Schreibcircle sage ich gerne dazu, dass wir, wenn wir Texte erstellen, im Grunde zwei Brillen haben
erstens: eine Schreibbrille
und zweitens: eine Korrekturbrille
Und es ist super wichtig, die Brillen einzeln zu tragen und nicht übereinander. Denn das würdest du im wahren Leben ja auch nicht tun. Zwei Brillen übereinander – da würdest du vermutlich nicht so viel damit sehen oder vielleicht sogar deine Augen schädigen langfristig.
Und bei den beiden Brillen zum Schreiben ist es ganz ähnlich.
Wenn wir die beiden Brillen zusammen aufziehen, endet das Ganze meist im Chaos.
Das heißt: Wir schreiben an einem Text, korrigieren immer wieder das, was wir schreiben. Manchmal löschen wir sogar mehr, als dass wir etwas Neues hinzufügen. Und letzten Endes schaffen wir es so oft nicht, einen Text wirklich zu Ende zu schreiben, weil wir den Text im Grunde zu Tode korrigieren.
Und deshalb müssen wir auch beim Schreiben darauf achten, die Brillen getrennt anzuziehen.
Zuerst ziehen wir also die Schreibbrille auf.
Das heißt: Unsere erste Aufgabe ist es, erst einmal einen Fließtext von oben nach unten runterzuschreiben, ohne sich großartig an Wörtern, Phrasen, Sätzen oder gar Rechtschreibung oder Kommata aufzuhalten, weil unsere erste Zwischenetappe ein zusammenhängender Text ist.
Und dieser Text muss jetzt überhaupt nicht perfekt sein, er muss noch nicht einmal besonders gut sein, denn genau das werden wir dann im Korrekturdurchgang ja sicherstellen.
Das heißt: Wenn ein zusammenhängender Fließtext erstellt ist, ziehen wir die Schreibbrille wieder ab und ziehen unsere pedantische Korrekturbrille auf. Und dann kümmern wir uns mit einem kritischen Blick um den Inhalt, um den Stil und die Rechtschreibung und Kommasetzung und so weiter. Und wir machen aus unserem vielleicht mittelmäßigen Text einen richtig guten Text.
Und in genau diese Phase fallen nun die drei Fragen rein, die ich dir heute mitgebracht habe. Es geht also nicht darum, dass du deinen Schreibprozess mit diesen drei Fragen unnötig verkomplizierst.
Sondern es geht vielmehr darum, dass du einen Text, den du bereits geschrieben hast, mit diesen drei Fragen überarbeitest.
Okay. Frage Nummer eins ist:
„Würde ich das so zu meiner Nachbarin sagen?“
Du kannst dir das auch ganz konkret vorstellen, dass du deine Schuhe anziehst und an das Nachbarhaus oder an die Nachbarwohnung gehst, kurz anklopfst und dann, wenn deine Nachbarin die Tür öffnet, eben sagst:
„Hey Susanne, ich habe hier eine ultimative Checkliste für mein All-in-one-Framework für konvertierende Websites.“
Und dann ist eben die Frage, ob Susanne versteht, was du eigentlich von ihr willst, oder nicht.
Denn genau das ist meine Beobachtung für viele Marketingtexte:
Darin werden oft Begriffe verwendet, die zwar sehr schlau und sehr originell klingen mögen, aber letzten Endes ein typischer Marketingsprech sind, den Normalsterbliche niemals so in ihrem Alltag verwenden würden.
Und diese Begriffe haben die Gefahr, dass niemand so richtig versteht, wovon eigentlich gesprochen wird.
Wir können uns die Situation ja auch anders vorstellen, also dass wir sagen:
„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“
Das ist natürlich immer noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text wird zumindest schon mal besser verstanden, weil hier Marketingbullshit-Wörter eliminiert sind.
Das heißt: Mit diesem Nachbarin-Test können wir als erste Maßnahme nicht-verständliche Texte in verständliche Texte umwandeln. Und das ist die Basis für alles, also, dass Menschen uns verstehen.
Doch natürlich können wir noch einen Schritt weiter gehen und uns eine zweite Frage stellen, nämlich:
„Kann ich das konkreter sagen?“
Denn auch, wenn Wörter verstanden werden, sind sie manchmal so allgemein, dass sie es uns schwer machen, wirklich einen Bezug zu dem zu bekommen, was wir da gerade lesen oder hören.
Gucken wir uns noch mal das letzte Beispiel an:
„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“
Da können wir uns jetzt im Prinzip die Substantive hervornehmen und überlegen, ob wir da noch einen Tick konkreter werden können.
Wir könnten uns zum Beispiel als erstes fragen: Was für eine Website hat Susanne genau? Was verkauft sie überhaupt? Können wir das noch ein bisschen spezifizieren?
Wir könnten unsere Berufsbezeichnung konkreter fassen, denn Designerin ist natürlich auch ein recht groß gefasster Begriff.
Und sowas wie „einige Punkte“ ist natürlich auch eine sehr allgemeine Phrase, die im Grunde alles und nichts bedeuten kann.
Deshalb gehe ich jetzt nochmal über den Text und suche mir diese allgemeinen Wörter und Phrasen raus und mache sie konkreter.
Und dann könnten wir zum Beispiel sagen:
„Hey Susanne, du hast doch einen Onlineshop für deinen Honig, oder? Du weißt doch, dass ich Webdesignerin bin und ich hab jetzt ein Design speziell für Onlineshops entwickelt. Ich hab es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet und alle konnten ihren Umsatz steigern – einfach nur mit einem anderen Onlineshop-Design. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier zehn Punkte aufgeschrieben, auf die du bei der Auswahl deiner Farben, Schriften und Bilder achten könntest.“
Ja, auch dieser Text ist noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text ist verständlich und er ist konkret. Das heißt:
Wenn ich Susanne wäre, wüsste ich ziemlich genau, worum es meiner Nachbarin gerade geht. Ich müsste nicht raten oder spekulieren. Es ist alles drin, was ich wissen muss, um zu entscheiden: Bin ich interessiert oder nicht? Ist es für mich relevant oder nicht?
Doch wir können sogar noch einen Schritt weitergehen und uns eine dritte Frage stellen. Und das ist die Frage:
„Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?“
Denn vielleicht hast du schon bei den Texten gedacht:
Ja, ich verstehe sie, aber so wirklich besonders und unterhaltsam sind sie jetzt nicht.
Und Texte, die wir gleich nach dem Hören oder Lesen wieder vergessen, haben meist gemeinsam, dass es dort kaum Ecken oder Kanten oder Anker gibt, an den wir hängen bleiben könnten. Das sind oft so aalglatte Texte, die wenig Reibung erzeugen und wir sie eben genauso schnell wieder vergessen, wie wir sie gelesen haben.
Und es gibt viele Möglichkeiten, diese Ecken und Kanten zu erzeugen. Und eine relativ einfache Möglichkeit sind für mich: Bilder.
Ich meine damit nicht, dass wir jetzt nur in Metaphern reden sollten oder vielleicht sogar in ausgelutschten Metaphern reden sollten – bitte nicht! Die Frage ist vielmehr:
Was passiert in meinem Kopf, wenn ich einen Text lese?
Und wenn die Antwort ist „Nicht so viel“, führt es, wie gesagt, sehr häufig dazu, dass dieser Text vermutlich keine weitere Relevanz für mich haben wird, einfach weil es nicht so viel gibt, woran ich mich erinnern kann.
Wenn die Antwort aber ist, dass eine Reihe von Bildern in meinem Kopf entsteht, während ich den Text lese, dann wird es spannend.
Denn dann fange ich an, Emotionen zu entwickeln, vielleicht sogar zu lachen oder zu weinen oder ich verknüpfe eine eigene Geschichte oder eine persönliche Erinnerung mit dem Text. Und dann werde ich mir eben auch viel wahrscheinlicher das behalten, was ich da lese.
Und natürlich gibt es raffiniertere Bilder und ziemlich banale Bilder, aber letzten Endes ist es eine Übungssache und wir müssen ja irgendwo starten.
Wir könnten uns in unserem Beispiel also einfach mal überlegen, ob wir ein, zwei kleinere Bilder erzeugen könnten. Also nichts Großes. Aber so, dass es eben ein Angebot für Menschen gibt, die den Text lesen, dass in ihrem Kopf etwas passiert.
Wir könnten zum Beispiel aus „Honig“ einen „Wildblütenhonig“ machen, wenn es denn einer ist, wir dürfen uns natürlich nichts ausdenken.
Aber schon beim Wort „Wildblüten“ habe ich ein Bild von einer sommerlichen Wiese im Kopf, wo die Bienen rumsummen und ja, das hätte ich nur bei „Honig“ so nicht gehabt. Das heißt: Schon ein Zusatz wie „Wildblüte“ regt die Vorstellungskraft deutlich mehr an als nur „Honig“.
Und dass das Design in den letzten Monaten getestet wurde, kann man auch mit einem Bild anreichern – natürlich auch hier, nur wenn es stimmt – und zum Beispiel sagen:
„Ich habe es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet – der Pizzalieferdienst kennt mich jetzt persönlich mit Vornamen – und alle konnten ihren Umsatz deutlich steigern.“ usw.
Das heißt: Wenn die stressige Testphase des neuen Designs von sehr vielen Pizzalieferungen geprägt war, ist auch das etwas, was man durchaus so mitnehmen kann in einen Text, weil wir uns dann gleich vorstellen, wie ein Pizzabote vor der Haustür steht mit einer riesigen Käsepizza nur für uns alleine.
Und das macht das Lesen einfach abwechslungsreicher, unerwarteter und erhöht so die Chance, dass Menschen unseren Text tatsächlich auch zu Ende lesen.
Ja, das waren meine drei Fragen, die wir uns beim Überarbeiten unserer Texte stellen können, um unsere Texte verständlicher, konkreter und unterhaltsamer zu machen. Also
Würde ich das so auch zu meiner Nachbarin sagen?
Kann ich das noch konkreter sagen?
Und: Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?
Ich hoffe, dass dir die Fragen beim Überarbeiten deiner Marketingtexte helfen.
Und falls du noch mehr Schreibtipps für deine Marketingtexte brauchst, ein kleiner Hinweis: Mein Schreibcircle für Selbstständige startet Mitte April und du kannst dich jetzt anmelden.
Auf meiner Website findest du alle wichtigen Informationen dazu und falls du weitere Fragen zum Schreibcircle hast, kannst du mir auch sehr gerne eine Nachricht schreiben.
Ich wünsche dir noch einen wundervollen Tag und freue mich, wenn du auch nächstes Mal wieder dabei bist.
Shownotes:
Schreiben als Marketingstrategie
Nachdem ich Social Media verlassen hatte, hatte ich plötzlich einen Gedanken: dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. An sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke, aber er setzte super viel in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als
Man könnte ja meinen, dass ich total „anti“ bin, weil ich mich immer so kritisch gegenüber sozialen Medien äußere.
Tatsächlich ist das aber gar nicht der Fall, wie du dir hoffentlich schon gedacht hast. Denn mein Herz schlägt einfach nur fürs Schreiben, dem es nicht darum geht, Algorithmen zu gefallen.
Und ich glaube, dass das auch schon so war, als ich mit Social Media begonnen hatte, aber ich habe es mir einfach nur nie eingestanden.
Und irgendwann, als ich dann raus war aus den sozialen Medien, hatte ich plötzlich einen Gedanken. Und zwar, dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. Und dass ich andere Selbstständige dabei unterstützen will, dasselbe zu tun.
Ja, an sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke – „schreibend online sichtbar werden“ – aber er setzte super viel bei mir in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als Marketingstrategie reden und wie es ist, Kund*innen schreibend zu gewinnen.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Schreiben als Marketingstrategie klingt wie ein ziemlich banaler Gedanke, aber ich hab ihn als unfassbar mächtig empfunden.
Zunächst einmal war das ein Gedanke, der mir quasi augenblicklich Entspannung und Erleichterung in meinem Körper gebracht hat. Denn Marketing kann so komplex sein. Wir können ja theoretisch auf so vielen verschiedenen Plattformen unterwegs sein, dass man das tatsächlich auch körperlich spüren kann, wenn man erkennt, was man davon eigentlich will und was nicht.
Das gibt ganz viel körperlich spürbare Klarheit.
Klarheit bedeutet, dass ich zum Beispiel Marketingstrategien ausschließen kann, die eben nichts oder nur wenig mit Schreiben zu tun haben.
Das war bei mir ganz klar Social Media. Natürlich schreiben wir dort auch, also zum Beispiel Captions. Aber letzten Endes stand bei mir eigentlich immer die Erstellung von Grafiken und Videos im Vordergrund. Oder das Interagieren und Liken und Hashtags recherchieren. Das Schreiben hatte tatsächlich einen so geringen Anteil beim Social-Media-Marketing, dass ich nie den Eindruck hatte, dass ich jetzt sonderlich viel schrieb, sondern ich hab eigentlich immer irgendwelche Grafiken erstellt oder Storys gemacht. Also so gefühlt.
Das hat mich vermutlich immer auch am meisten an Social Media gestresst. Dieses Videodrehen und vor der Kamera stehen und sich inszenieren. Ja, und wer sich entschließt, schreibend online sichtbar zu werden, braucht sich dann eben auch nicht mehr so viel mit Ringlichtern zu beschäftigen oder mit Videoschnittprogrammen. Ein großer Vorteil, wie ich finde.
Klarheit haben wir dann auch, wie wir unseren Arbeitstag verbringen, wenn wir Marketing machen: mit Schreiben.
Da geht es dann nicht mehr darum, viele verschiedene Aufgaben in einen Tag zu packen, also Videos für Insta drehen, auf Facebook live gehen, Blogartikel veröffentlichen, Kommentare auf TikTok beantworten usw, sondern es geht einfach nur darum zu schreiben.
Das mag langweilig klingen, tatsächlich aber wird Marketing so viel einfacher und die To-do-Liste um einiges kürzer. Und das ist dann einfach eine spürbare Erleichterung im Arbeitsalltag.
Vor allem natürlich, wenn Schreiben zu deinen Stärken gehört und du dich dann quasi permanent in deiner Geniezone befindest. Dann kannst du nämlich über die Zeit deine Fähigkeiten weiterentwickeln, üben und immer besser werden.
Bei Social Media war das so, dass Videos erstellen und die ganze Inszenierung drumherum nicht zu meinen Stärken gehörten und ich im Grunde mehrere Jahre damit verbrachte, an meinen Schwächen rumzudoktern.
Und da ist es ja meistens so: Wenn man Schwächen verbessert, wird man maximal okay, ja. Es spricht natürlich überhaupt nichts dagegen, nur okay irgendwo zu sein.
Doch warum sollten wir uns die ganze Zeit auf unsere Schwächen fokussieren und an ihnen arbeiten, um okay zu werden, wenn wir stattdessen auch gleich unsere Stärken stärken könnten und irgendwann vielleicht sogar sensationell werden in dem, was wir tun?
Ja, du siehst: Schreiben als Marketingstrategie hat eine Menge Vorteile und jetzt können wir natürlich auch nochmal darüber reden, wie das dann konkret aussehen kann.
Bei mir beginnt im Grunde alles immer mit der Website. Und sie bietet so viele Möglichkeiten zu schreiben, dass es einem fast schon schwindelig wird.
Da ist allen voran die Startseite, die im Grunde das Schaufenster deiner Website ist. Und wo du schreibend zeigen kannst, was es alles bei dir gibt. Und auf der Über-mich-Seite kannst du über dich und deinen Werdegang erzählen, so detailliert und persönlich, wie du das möchtest.
Ich selbst liebe meine Website und helfe anderen Selbstständigen auch wahnsinnig gerne dabei, ihre eigenen Websitetexte zu schreiben. Ich glaube nämlich, dass es nichts Besseres für Selbstständige gibt, als ihre Websitetexte tatsächlich auch selbst zu schreiben und so eben all die Reflexion und Klarheit mitzunehmen, die sich aus dem Schreiben ergibt.
Und genau deshalb empfehle ich auch immer, KI oder das Outsourcen von Texten auf das absolut nötige Minimum zu begrenzen und sich lieber darin zu üben, persönlich zu schreiben und so über die Zeit eine individuelle und, wenn es gut läuft, unverwechselbare Schreibstimme zu entwickeln.
Ja, gehen wir weiter zum Blog. Denn wenn es darum geht, schreibend online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen, darf der Blog natürlich nicht fehlen.
Denn auch hier gibt es wahnsinnig viele Möglichkeiten zu schreiben. Wir können in unserem Blog Tipps geben oder aus dem Nähkästchen plaudern oder unsere Projekte zeigen oder einfach wichtige Texte zu unserem Thema schreiben, die dann geteilt werden können.
Und natürlich können wir auch suchmaschinenoptimierte Texte schreiben, die das Ziel haben, möglichst weit oben in den Suchergebnissen z.B. bei Google zu erscheinen.
Ich finde es immer schade, wenn persönliche Texte und suchmaschinenoptimierte Texte manchmal gegeneinander ausgespielt werden, wenn man über Blogs spricht.
Denn ich finde, dass alle Formen von Blogartikeln sich wunderbar ergänzen und alle ihre Berechtigung haben.
Wir können heute einen suchmaschinenoptimierten Artikel schreiben und nächste Woche einen persönlichen, wo wir auf Suchmaschinenoptimierung pfeifen, und übernächste Woche können wir dann ein Kundenprojekt vorstellen. Wir können kurze Texte schreiben und lange Texte schreiben und alles dazwischen schreiben. Und wir können auch mal nur ein Zitat schreiben als Blogartikel. Denn: Warum auch nicht?
Ich glaube, gerade so eine Vielseitigkeit ist die Stärke eines Blogs und deshalb ist ein Blog eine so tolle Möglichkeit für mich, schreibend Marketing zu betreiben. Und ja: Wenn du noch keinen hast, dann ist es auf jeden Fall eine gute Idee, damit zu starten. Übrigens auch 2024 und auch wenn es KI und Social Media gibt.
Neben einer Website und einem Blog ist ein Newsletter die nächste Möglichkeit, schreibend Marketing zu betreiben.
Ein Newsletter ist im Grunde deine Fanbase ohne Social Media. Und im Gegensatz zu Social Media gehören die Kontakte auch wirklich dir. Die sind nicht verloren, wenn du mal beschließen solltest, dass du den Newsletter-Dienstleister wechselst, wie es ja bei sozialen Medien der Fall ist.
Wenn du mal keine Lust auf TikTok haben solltest, kannst du deine Follower nicht einfach exportieren und zu Instagram mitnehmen. Sie sind dann unweigerlich verloren.
Und das ist beim Newsletter eben nicht der Fall.
Außerdem erreichen Newsletter viel mehr Menschen als Social-Media-Posts. Es gibt da jedes Jahr so viele Statistiken, die zeigen, dass es immer schwerer wird, dass Menschen unsere Social-Media-Posts einfach mal zu Gesicht bekommen, geschweige denn, dass sie mit unseren Inhalten interagieren. Und beim Newsletter können wir immer noch davon ausgehen, dass 25, 30, 40 manchmal auch 50 Prozent der Menschen, die den Newsletter bekommen, ihn tatsächlich auch öffnen.
Ich liebe meinen Newsletter sehr und den meisten meiner Kundinnen geht es da ähnlich. Es ist entspannend, das Tempo selbst zu bestimmen und immer dann einen Newsletter zu schreiben, wenn man Bock drauf hat – und eben nicht, wenn man denkt: Die Algorithmen wollen, dass ich mal wieder was poste.
Und es ist schön, eine Rückmeldung auf Newsletter, die man geschrieben hat, zu bekommen. Denn die sind meist viel länger und tiefer und ausführlicher als auf Social Media.
Deshalb: Wer Marketing schreibend betreiben will, ist mit einem Newsletter auf jeden Fall gut beraten.
Eine weitere Möglichkeit, schreibend online sichtbar zu werden, ist ein Buch zu schreiben. Und das ist für all diejenigen eine gute Idee, die schon etwas fortgeschrittener sind und schon viele Inhalte haben, auf die sie zurückgreifen könnten. Und ja, vielleicht auch schon eine gute Positionierung und einen Namen, der schon mit einem bestimmten Thema verknüpft ist.
Ein Buch schreiben ist, je nachdem wie lange es werden soll, ein Projekt für mehrere Monate, wenn nicht gar noch länger. Und deshalb ist es vermutlich die komplexeste und anstrengendste Strategie, schreibend online sichtbar zu werden. Aber es ist mit Sicherheit eines der tollsten Gefühle, sein eigenes Buch in der Hand zu halten.
Ein bisschen off-topic, aber ich muss dann immer an den Film „Zurück in die Zukunft“ denken, wo der Vater aus der veränderten Zukunft dann sein geschriebenes Buch auspackt und sagt: „Wie ich immer gesagt habe. Wenn man sich nur ordentlich bemüht, kann man alles auf die Beine stellen.“
Und genau das ist es nämlich: extrem viel Arbeit und Mühe. Und ein Buch zu schreiben ist nicht so glamourös, wie es oft dargestellt wird. So nach dem Motto: Ich bin total inspiriert und im Flow und schreibe alles aligned mit Leichtigkeit und keine Ahnung.
Es ist einfach Arbeit.
Arbeit, die Freude macht und bei der man viel lernt und bei der man über sich hinauswächst. Aber es ist definitiv Arbeit.
Ich selbst hab mittlerweile drei Bücher geschrieben. Zwei im Selfpublishing und eins im Verlag. Und gerade das letzte war auf 400 Seiten angesetzt. Und deshalb, ja, hat das Thema meinen Alltag definitiv über mehrere Monate bestimmt. Aber ich wollte es eben auch genauso haben.
Und vielleicht fragst du dich jetzt:
Und wie passt dann der Podcast in das ganze Thema schreibend online sichtbar werden rein?
Nun, auf den ersten Blick vermutlich nicht so viel. Es ist aber so:
Podcasting hat viel mehr mit Schreiben zu tun, als man denkt.
Es gibt sicherlich Menschen, die notieren sich nur ein paar Stichworte und sabbeln dann drauf los.
Ich bin nicht so ein Mensch. Bei mir beginnt die Planung für eine Podcastfolge immer auf dem Papier. Und bevor ich auch nur ein Wort einspreche, mache ich mir viele Notizen. Ich erstelle mir ein ausführliches Skript. Und ja, deshalb schreibe ich beim Podcast definitiv mehr, als dass ich die Folge dann einspreche. Und deshalb gehört auch der Podcast bei mir tatsächlich zu den schreibenden Marketingstrategien.
Und das Beste, finde ich, ist, dass dieses Skript zu erstellen, auch sehr lehrreich dafür ist, so zu schreiben, wie man spricht. Und ich hab definitiv gemerkt, dass sich auch meine Websitetexte, Blogartikel und Newsletter stark verändert habe, seit ich diesen Podcast hier gestartet habe.
Insofern ja: Podcasting ist eine schreibende Strategie durch und durch.
Und ich hoffe, dass du in dieser Podcastfolge einen kleinen Einblick bekommen hast, was es bedeutet, Schreiben als Marketingstrategie anzuwenden. Du siehst, wir haben einige Möglichkeiten. Einsteiger*innen können sich auf die Website verlassen und auf den Blog und einen Podcast starten oder einen Newsletter starten. Fortgeschrittene können es mit einem Buch versuchen. Und egal, wofür du dich entscheidest, ich wünsche dir ganz viel Freude damit.
Shownotes:
Website-Liebe: Drei Vorteile einer Website (Es ist nicht das, was du denkst!)
Eine Website ist nicht einfach nur eine Website. Neben offensichtlichen Vorteilen (digitales Zuhause, SEO & Co.) gibt es viele weitere gute Gründe für eine Website, die du bisher vielleicht gar nicht so auf dem Schirm hattest. Und genau darum geht es in dieser Podcastfolge.
Heute ist Valentinstag und wenn es etwas gibt, was ich abgöttisch liebe in meinem Social-Media-freien Marketing, ist das: meine Website.
Und ich hab sie mal wieder frisch überarbeitet und auch vom Design neu machen lassen und mein Sohn meinte nur:
„Schon wieder? Hast du sie nicht erst vor Kurzem neu gemacht?“
Und das Ding ist: Eine Website ist nicht einfach nur eine Website. Sie hat so viele weitere Vorteile für unsere Selbstständigkeit und das Marketing, die dir bisher vielleicht gar nicht so bewusst waren.
Und genau darum soll es heute hier gehen.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Bevor ich über die Vorteile einer Website spreche, die du vielleicht noch nicht auf dem Schirm hattest, möchte ich noch einmal vermutlich bereits bekannte Vorteile einer Website nennen.
Denn es gibt tatsächlich eine Menge Selbstständige da draußen, oft lokale Unternehmen wie Restaurants, die eine Social-Media-Präsenz haben, aber keine eigene Website.
Und wenn auch du dazu gehörst und grundsätzlich nicht einsiehst, den Aufwand für eine eigene Website zu betreiben, wo du doch ganz einfach, schnell und kostenlos dir einen Instagram-Account anlegen kannst, noch einmal folgende Erinnerungen:
Eine Website ist dein digitales Zuhause. Es ist der Ort, den du angibst, wenn dich Menschen fragen:
„Wo kann ich dich online finden? Wo kann ich mehr darüber erfahren, was du machst?“
Und grundsätzlich gilt das auch für Social-Media-Kanäle. Auch ein Instagram-Account kann natürlich als ein digitales Zuhause verstanden werden. Der Unterschied ist nur, dass uns dieses digitale Zuhause nicht gehört.
Wir sind dort nur zu Gast. Und es kann deshalb jederzeit passieren, dass ein Social-Media-Account gesperrt, gehackt, geflaggt oder was auch immer wird.
Und als ich noch als Pinterest-Beraterin tätig war, habe ich bei meinen Kundinnen immer wieder gesehen, dass es ziemlich schnell gehen kann. Und meistens, ohne dass man überhaupt irgendetwas falsch gemacht hat.
In einem Fall hat es Wochen gedauert, bis ein Instagram-Account, der gesperrt wurde, wieder entsperrt wurde. Und der Meta-Support ist da leider nicht so wahnsinnig hilfreich, wenn die User ein Problem haben.
Insofern ja: Es ist vielleicht ein digitales Zuhause, aber es gehört uns nicht. Eine Website hingegen gehört uns. Wir können Texte schreiben und Bilder oder Videos veröffentlichen, wie wir lustig sind. Es gibt niemanden, der uns sagt:
„Du musst jetzt aber Reels machen!“
Wir bestimmen zu 100%, wie unsere Website-Inhalte aussehen.
Darüber hinaus kann auch jeder Mensch eine Website erreichen. In jedem Browser und mit jeder Suchmaschine.
Für ein Social-Media-Zuhause gilt das nicht, denn nicht jeder Mensch hat ein Facebook-Konto oder Instagram oder was auch immer man für eine Plattform nutzt.
Wenn ich also nach einem Restaurant in irgendeiner Stadt suche und ich nur eine Facebook-Seite finde, bin ich leider raus und werde nicht in dieses Restaurant gehen, weil ich eben gerne vorab die Speisekarte ansehen möchte und einfach gucken will, wie es im Restaurant so aussieht.
Und schließlich kann eine Website in Kombination mit Suchmaschinenoptimierung dabei helfen, online gefunden zu werden. Und das ist wirklich eine der nachhaltigsten, wenn nicht gar die nachhaltigste Social-Media-freie Marketingstrategie. EVER.
Denn meist ist es so: Wenn man für ein Keyword rankt, bleibt man erst einmal oben. Das heißt: Man macht sich einmal die Arbeit, einen suchmaschinenoptimierten Text zu schreiben und die nächsten Monate oder gar Jahre kommen Menschen durch diesen Text auf unsere Website.
Ja, das sind die üblichen Verdächtigen, würde ich sagen, wenn es um gute Gründe für eine Website geht.
Aber ich hab dir ja noch Gründe versprochen, über die wir noch nicht so häufig sprechen. Was schade ist. Denn das sind aus meiner Sicht mindestens genauso wichtige Gründe, eine eigene Website zu haben.
Der erste Vorteil mag ziemlich banal klingen, aber tatsächlich finde ich es unfassbar spannend.
Und zwar schreiben wir anders, wenn wir uns nicht an Algorithmen oder an Likes orientieren.
Denn auf Social Media ist es ja so, dass man etwas postet und meistens sofort ein Feedback dazu bekommt in Form von Likes oder eben ausbleibenden Likes. Und meist kommentiert auch jemand sofort, wenn man etwas man postet.
Und viele Selbstständige berichten, dass sie dadurch eben auch das oder so schreiben, von dem sie denken, dass sie dadurch mehr Likes bekommen.
Und bei Websites ist das alles ja gar nicht so vorgesehen. Das heißt: Wir veröffentlichen eine Seite und meistens passiert erst einmal nicht so viel. Das klingt jetzt vielleicht erstmal frustrierend, aber tatsächlich gibt es uns die Freiheit, so zu schreiben und das zu schreiben, was oder wie wir eigentlich wollen. Und nicht so, wie Algorithmen es von uns wollen.
Und das ist unfassbar wertvoll für Selbstständige, weil wir so mit der Zeit zu unserer Stimme, zu unserer Schreibstimme und unserer Botschaft finden und nicht einfach nur irgendwas schreiben, weil wir hoffen, dadurch zu Likes zu bekommen.
Ich hab das an mir total krass gemerkt. Früher, als ich noch auf Instagram war, war das so, dass ich mir dachte:
„Okay, du hast die letzten Tage nichts gepostet, was kannst du mal machen?“
Und dann habe ich mir angeguckt, was in letzter Zeit gut ankam. Und ja, dann habe ich mich gezwungen, mir einen Post aus den Fingern zu saugen, weil ja nunmal Zeit für einen neuen Post war. Und es ging gar nicht mehr so sehr darum, ob ich gerade etwas Gehaltvolles zu sagen hatte, sondern ich wollte einfach die Algorithmen nicht verärgern quasi und aktiv bleiben.
Und als ich dann meine Social-Media-Kanäle löschte, merkte ich zum ersten Mal, wie anders es im Hirn ist, wenn da einfach nicht der Gedanke an Algorithmen oder Likes da ist. Das ist ein ganz anderes Schreiben und ich glaube, dass ich so viel mehr zu mir selbst gefunden habe einfach dadurch, dass ich ohne Likes oder Algorithmen im Hinterkopf schreibe.
Doch es muss noch nicht einmal der böse Algorithmus sein. Alleine das Wissen, dass etwas auf Social Media „funktioniert“ und etwas anderes nicht, kann dazu führen, dass wir unsere Worte verändern, abschwächen, weichzeichnen.
Dass wir Ecken, Kanten, Reibungen glattbügeln und eher den Algorithmus bedienen, als zu zeigen, worum es uns eigentlich geht. Denn:
Warum etwas posten, wenn es niemanden interessiert? Warum etwas ansprechen, was sowieso keine Likes bekommen wird?
Zudem leiden viele Menschen auf Social Media regelrecht unter einer Shitstorm-Angst. So beschreibt die Autorin Kathrin Weßling zum Beispiel in einem Artikel, wie sie Angst hat, dass das Internet herausfindet, dass sie drei Mehrweg-Coffee-to-go-Becher besitzt (obwohl ihr Umweltschutz wichtig ist) oder wie sie den Hashtag #vegan aus ihrer Bio entfernt hat, weil sie hin und wieder auch mal „nur“ vegetarisch isst.
Ja, nicht immer leicht also mit dem Schreiben für soziale Medien.
Ein zweiter Vorteil einer Website, den du vielleicht noch nicht auf dem Schirm hattest, ist, dass das Schreiben von Websitetexten zu extrem viel Klarheit führt.
Wir können das vielleicht sogar von der anderen Seite angehen, nämlich wenn es uns schwer fällt, Websitetexte zu schreiben.
Viele sagen „Schreibblockaden“ dazu, aber meine Beobachtung ist, dass wenn Selbstständige mir sagen, dass sie einfach nicht ihre Über-mich-Seite texten können oder eine Verkaufsseite oder was auch immer, dann liegt es meistens daran, dass ihnen Klarheit fehlt.
Und es ist ja völlig logisch eigentlich: Wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll, fällt mir das Schreiben von Websitetexten eben auch schwerer, als wenn ich genau weiß, worum es geht.
Das heißt: Websitetexte schreiben ist eine tolle Möglichkeit, Klarheit zu bekommen.
Also auf der Über-mich-Seite zum Beispiel, wer ich bin und was von meinem Werdegang wichtig ist und was die Kernbotschaft ist von dem, was ich mache, und wen ich eigentlich erreichen will.
Wenn ich eine überzeugende Über-mich-Seite schreiben will, brauche ich Antworten auf all diese Fragen.
Und diese Antworten helfen mir dann nicht nur dabei, die Über-mich-Seite zu schreiben, sondern natürlich auch in ganz anderen Kontexten, z.B.
wenn man in Podcast-Interviews gefragt wird, wer man ist und was man anbietet
oder wenn man in einem Gespräch mit einer Interessentin ist und kurz und knackig erzählen möchte, wie man ihr helfen kann
oder wenn man auf einem Netzwerkevent ist und sich kurz vorstellen soll
All das wird leichter, wenn ich im Vorfeld mir genügend Zeit mit meiner Über-mich-Seite gelassen habe und richtig tief in diese Fragen reingegangen bin.
Der dritte große Vorteil einer Website ist, dass die Website ein wichtiger Indikator ist, wann es Zeit für Veränderung ist.
Und vielleicht weißt du, was ich damit meine, wenn ich sage: Ich gucke auf meine Website und fühle, dass es irgendwie nicht passt.
Und dann lese ich mir einzelne Abschnitte durch und halte mich an irgendwelchen Worten oder Phrasen auf und denke: Ah, so kann ich das nicht sagen.
Und dann merke ich: Es ist mal wieder Zeit, meine Texte zu überarbeiten. Und da schließen wir im Prinzip den Kreis zum Anfang, als ich erzählt habe, dass ich mal wieder meine Website überarbeitet habe.
Denn: Wir verändern uns ständig. Gerade jetzt, wo sich die Welt so rasend schnell verändert, vielleicht sogar noch mehr als sonst. Und wir müssen uns ja irgendwie verorten in der neuen Welt.
Und deshalb ist es auch völlig klar, dass wir irgendwann denken, dass irgendwelche Websitetexte nicht mehr so ganz passen.
Das ist ein gutes Zeichen. Und das heißt, dass wir wieder in uns gehen dürfen und gucken:
Was darf bleiben?
Was darf gehen?
Was will ich ändern?
Was ist mir jetzt wichtig?
Wer bin ich?
Erneut: Es mag so aussehen, als wäre es nur eine Startseite oder nur eine neue Über-mich-Seite. Aber tatsächlich sind das Fragen, die auch das Selbstverständnis betreffen, die Positionierung betreffen und die Kommunikation nach außen und ja Marketing im Allgemeinen.
Ich hab zum Beispiel jetzt beim Überarbeiten versucht, noch mehr von diesem Marketingsprech zu eliminieren, den ich ja ursprünglich gelernt habe. Wenn du mal bei mir auf dem Blog warst, hast du vielleicht einen Artikel über die Command Culture im Marketing entdeckt. Ich werde da auf jeden Fall auch noch eine separate Podcast-Folge dazu machen.
Es geht im Grunde darum, dass Marketingsprache heutzutage überwiegend aus Imperativen besteht. Also:
Melde dich jetzt an!
Sei dabei!
Denk positiv!
Und ja, ich hab auch lange Zeit so gesprochen und geschrieben und dann eben letztes Jahr für mich erkannt, dass ich so nicht mehr länger sprechen und schreiben will. Und es war mir ein großes Bedürfnis, meine Websitetexte und Blogartikel dahingehend zu überarbeiten. Und mir geht es jetzt wirklich so viel besser damit zu wissen, dass ich so nicht mehr auf meiner Website spreche. (Es sei denn natürlich, mir ist was durch die Lappen gegangen, was ich jetzt nicht hoffe.)
Ja, du siehst: Eine Website ist nicht einfach nur eine Website. Abgesehen von den offensichtlichen Vorteilen gegenüber Social Media ist es so, dass
#1 Das Schreiben ohne Likes und Algorithmen im Hinterkopf ist anders als, wenn wir ständig etwas schreiben, von dem wir hoffen, dass es gleich möglichst viele Menschen liken werden. Wir bleiben mehr bei uns und dem Thema, das wir eigentlich teilen wollen. Und das führt über die Zeit dazu, dass wir eine Schreibstimme ausbilden, die vielleicht sogar unverwechselbar wird.
#2 Werden wir durch das Schreiben von Websitetexten im Grunde gezwungen, Klarheit über uns und unser Angebot zu gewinnen. Das mag nicht immer angenehm sein. Doch das ist eben nicht nur für die konkreten Websitetexte wichtig, sondern später auch für Interviews, für Verkaufsgespräche, für Netzwerkveranstaltungen und vieles vieles mehr. Und schließlich:
#3 Websitetexte sind ein guter Indikator dafür, dass sich etwas verändern darf. Und Websitetexte begleiten einen auch häufig bei Veränderungsprozessen. Es geht meist Hand in Hand, dass wir sagen: Ich fühle diese Über-mich-Seite irgendwie nicht mehr und dass wir uns vielleicht ein bisschen spitzer positionieren oder anders positionieren wollen. Oder vielleicht irgendwelche Angebote aus unserem Portfolio rausnehmen und andere dazunehmen.
Ja, und deshalb schreibe ich auch immer wieder an meinen Websitetexten und finde das auch gar nicht schlimm, sondern extrem wertvoll. Das ist nicht dieses gezwungene Gefühl wie auf Social Media, sondern ich schau mir alle paar Monate einfach genauer an, was da so auf meiner Website steht und reflektiere … ob das noch ich bin. Oder ob ich inzwischen aus den Texten rausgewachsen bin und neue brauche.
Shownotes:

Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.