Drei Fragen für bessere Marketingtexte

In dieser Podcastfolge habe ich dir drei Fragen mitgebracht, mit denen du deine Marketingtexte überarbeiten kannst.  

Diese Fragen sind an sich total einfach, ja teilweise fast schon banal, aber sie sind ungeheuer mächtig und helfen aus meiner Sicht sehr dabei, Texte spannender zu machen und unterhaltsamer zu machen und eben so, dass wir sie gerne lesen.

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Bevor ich dir gleich diese Fragen im Einzelnen vorstellen werde, ein kurzer Hinweis dazu, wie ich diese Fragen nutze.

Egal, ob du deine Websitetexte schreibst oder Blogartikel oder ein Buch, für die meisten Menschen ist die beste Strategie, das Schreiben vom Überarbeiten zu trennen.

Im Schreibcircle sage ich gerne dazu, dass wir, wenn wir Texte erstellen, im Grunde zwei Brillen haben

  • erstens: eine Schreibbrille

  • und zweitens: eine Korrekturbrille

Und es ist super wichtig, die Brillen einzeln zu tragen und nicht übereinander. Denn das würdest du im wahren Leben ja auch nicht tun. Zwei Brillen übereinander – da würdest du vermutlich nicht so viel damit sehen oder vielleicht sogar deine Augen schädigen langfristig.

Und bei den beiden Brillen zum Schreiben ist es ganz ähnlich. 

Wenn wir die beiden Brillen zusammen aufziehen, endet das Ganze meist im Chaos. 

Das heißt: Wir schreiben an einem Text, korrigieren immer wieder das, was wir schreiben. Manchmal löschen wir sogar mehr, als dass wir etwas Neues hinzufügen. Und letzten Endes schaffen wir es so oft nicht, einen Text wirklich zu Ende zu schreiben, weil wir den Text im Grunde zu Tode korrigieren.

Und deshalb müssen wir auch beim Schreiben darauf achten, die Brillen getrennt anzuziehen.

Zuerst ziehen wir also die Schreibbrille auf.

Das heißt: Unsere erste Aufgabe ist es, erst einmal einen Fließtext von oben nach unten runterzuschreiben, ohne sich großartig an Wörtern, Phrasen, Sätzen oder gar Rechtschreibung oder Kommata aufzuhalten, weil unsere erste Zwischenetappe ein zusammenhängender Text ist.

Und dieser Text muss jetzt überhaupt nicht perfekt sein, er muss noch nicht einmal besonders gut sein, denn genau das werden wir dann im Korrekturdurchgang ja sicherstellen.

Das heißt: Wenn ein zusammenhängender Fließtext erstellt ist, ziehen wir die Schreibbrille wieder ab und ziehen unsere pedantische Korrekturbrille auf. Und dann kümmern wir uns mit einem kritischen Blick um den Inhalt, um den Stil und die Rechtschreibung und Kommasetzung und so weiter. Und wir machen aus unserem vielleicht mittelmäßigen Text einen richtig guten Text.

Und in genau diese Phase fallen nun die drei Fragen rein, die ich dir heute mitgebracht habe. Es geht also nicht darum, dass du deinen Schreibprozess mit diesen drei Fragen unnötig verkomplizierst. 

Sondern es geht vielmehr darum, dass du einen Text, den du bereits geschrieben hast, mit diesen drei Fragen überarbeitest.

Okay. Frage Nummer eins ist: 

„Würde ich das so zu meiner Nachbarin sagen?“

Du kannst dir das auch ganz konkret vorstellen, dass du deine Schuhe anziehst und an das Nachbarhaus oder an die Nachbarwohnung gehst, kurz anklopfst und dann, wenn deine Nachbarin die Tür öffnet, eben sagst: 

„Hey Susanne, ich habe hier eine ultimative Checkliste für mein All-in-one-Framework für konvertierende Websites.“

Und dann ist eben die Frage, ob Susanne versteht, was du eigentlich von ihr willst, oder nicht.

Denn genau das ist meine Beobachtung für viele Marketingtexte: 

Darin werden oft Begriffe verwendet, die zwar sehr schlau und sehr originell klingen mögen, aber letzten Endes ein typischer Marketingsprech sind, den Normalsterbliche niemals so in ihrem Alltag verwenden würden.

Und diese Begriffe haben die Gefahr, dass niemand so richtig versteht, wovon eigentlich gesprochen wird.

Wir können uns die Situation ja auch anders vorstellen, also dass wir sagen:

„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“

Das ist natürlich immer noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text wird zumindest schon mal besser verstanden, weil hier Marketingbullshit-Wörter eliminiert sind.

Das heißt: Mit diesem Nachbarin-Test können wir als erste Maßnahme nicht-verständliche Texte in verständliche Texte umwandeln. Und das ist die Basis für alles, also, dass Menschen uns verstehen.

Doch natürlich können wir noch einen Schritt weiter gehen und uns eine zweite Frage stellen, nämlich: 

„Kann ich das konkreter sagen?“

Denn auch, wenn Wörter verstanden werden, sind sie manchmal so allgemein, dass sie es uns schwer machen, wirklich einen Bezug zu dem zu bekommen, was wir da gerade lesen oder hören. 

Gucken wir uns noch mal das letzte Beispiel an:

„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“

Da können wir uns jetzt im Prinzip die Substantive hervornehmen und überlegen, ob wir da noch einen Tick konkreter werden können. 

Wir könnten uns zum Beispiel als erstes fragen: Was für eine Website hat Susanne genau? Was verkauft sie überhaupt? Können wir das noch ein bisschen spezifizieren? 

Wir könnten unsere Berufsbezeichnung konkreter fassen, denn Designerin ist natürlich auch ein recht groß gefasster Begriff. 

Und sowas wie „einige Punkte“ ist natürlich auch eine sehr allgemeine Phrase, die im Grunde alles und nichts bedeuten kann. 

Deshalb gehe ich jetzt nochmal über den Text und suche mir diese allgemeinen Wörter und Phrasen raus und mache sie konkreter.

Und dann könnten wir zum Beispiel sagen:

„Hey Susanne, du hast doch einen Onlineshop für deinen Honig, oder? Du weißt doch, dass ich Webdesignerin bin und ich hab jetzt ein Design speziell für Onlineshops entwickelt. Ich hab es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet und alle konnten ihren Umsatz steigern – einfach nur mit einem anderen Onlineshop-Design. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier zehn Punkte aufgeschrieben, auf die du bei der Auswahl deiner Farben, Schriften und Bilder achten könntest.“

Ja, auch dieser Text ist noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text ist verständlich und er ist konkret. Das heißt:

Wenn ich Susanne wäre, wüsste ich ziemlich genau, worum es meiner Nachbarin gerade geht. Ich müsste nicht raten oder spekulieren. Es ist alles drin, was ich wissen muss, um zu entscheiden: Bin ich interessiert oder nicht? Ist es für mich relevant oder nicht?

Doch wir können sogar noch einen Schritt weitergehen und uns eine dritte Frage stellen. Und das ist die Frage: 

„Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?“

Denn vielleicht hast du schon bei den Texten gedacht: 

Ja, ich verstehe sie, aber so wirklich besonders und unterhaltsam sind sie jetzt nicht.

Und Texte, die wir gleich nach dem Hören oder Lesen wieder vergessen, haben meist gemeinsam, dass es dort kaum Ecken oder Kanten oder Anker gibt, an den wir hängen bleiben könnten. Das sind oft so aalglatte Texte, die wenig Reibung erzeugen und wir sie eben genauso schnell wieder vergessen, wie wir sie gelesen haben.

Und es gibt viele Möglichkeiten, diese Ecken und Kanten zu erzeugen. Und eine relativ einfache Möglichkeit sind für mich: Bilder

Ich meine damit nicht, dass wir jetzt nur in Metaphern reden sollten oder vielleicht sogar in ausgelutschten Metaphern reden sollten – bitte nicht! Die Frage ist vielmehr:

Was passiert in meinem Kopf, wenn ich einen Text lese?

Und wenn die Antwort ist „Nicht so viel“, führt es, wie gesagt, sehr häufig dazu, dass dieser Text vermutlich keine weitere Relevanz für mich haben wird, einfach weil es nicht so viel gibt, woran ich mich erinnern kann.

Wenn die Antwort aber ist, dass eine Reihe von Bildern in meinem Kopf entsteht, während ich den Text lese, dann wird es spannend. 

Denn dann fange ich an, Emotionen zu entwickeln, vielleicht sogar zu lachen oder zu weinen oder ich verknüpfe eine eigene Geschichte oder eine persönliche Erinnerung mit dem Text. Und dann werde ich mir eben auch viel wahrscheinlicher das behalten, was ich da lese.

Und natürlich gibt es raffiniertere Bilder und ziemlich banale Bilder, aber letzten Endes ist es eine Übungssache und wir müssen ja irgendwo starten. 

Wir könnten uns in unserem Beispiel also einfach mal überlegen, ob wir ein, zwei kleinere Bilder erzeugen könnten. Also nichts Großes. Aber so, dass es eben ein Angebot für Menschen gibt, die den Text lesen, dass in ihrem Kopf etwas passiert.

Wir könnten zum Beispiel aus „Honig“ einen „Wildblütenhonig“ machen, wenn es denn einer ist, wir dürfen uns natürlich nichts ausdenken. 

Aber schon beim Wort „Wildblüten“ habe ich ein Bild von einer sommerlichen Wiese im Kopf, wo die Bienen rumsummen und ja, das hätte ich nur bei „Honig“ so nicht gehabt. Das heißt: Schon ein Zusatz wie „Wildblüte“ regt die Vorstellungskraft deutlich mehr an als nur „Honig“.

Und dass das Design in den letzten Monaten getestet wurde, kann man auch mit einem Bild anreichern – natürlich auch hier, nur wenn es stimmt – und zum Beispiel sagen: 

„Ich habe es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet – der Pizzalieferdienst kennt mich jetzt persönlich mit Vornamen – und alle konnten ihren Umsatz deutlich steigern.“ usw.

Das heißt: Wenn die stressige Testphase des neuen Designs von sehr vielen Pizzalieferungen geprägt war, ist auch das etwas, was man durchaus so mitnehmen kann in einen Text, weil wir uns dann gleich vorstellen, wie ein Pizzabote vor der Haustür steht mit einer riesigen Käsepizza nur für uns alleine. 

Und das macht das Lesen einfach abwechslungsreicher, unerwarteter und erhöht so die Chance, dass Menschen unseren Text tatsächlich auch zu Ende lesen.

Ja, das waren meine drei Fragen, die wir uns beim Überarbeiten unserer Texte stellen können, um unsere Texte verständlicher, konkreter und unterhaltsamer zu machen. Also

  • Würde ich das so auch zu meiner Nachbarin sagen?

  • Kann ich das noch konkreter sagen?

  • Und: Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?

Ich hoffe, dass dir die Fragen beim Überarbeiten deiner Marketingtexte helfen. 

Und falls du noch mehr Schreibtipps für deine Marketingtexte brauchst, ein kleiner Hinweis: Mein Schreibcircle für Selbstständige startet Mitte April und du kannst dich jetzt anmelden.

Auf meiner Website findest du alle wichtigen Informationen dazu und falls du weitere Fragen zum Schreibcircle hast, kannst du mir auch sehr gerne eine Nachricht schreiben.

Ich wünsche dir noch einen wundervollen Tag und freue mich, wenn du auch nächstes Mal wieder dabei bist.

Shownotes:

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Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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