Social-Media-frei

Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies


Mock-up eines Smartphones mit dem Podcast ‚Social-Media-frei‘ von Alexandra Polunin – Folge: „Ein kritischer Blick auf Social-Media-Coaches“

Worum geht’s?  

In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.

Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.

Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!

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Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Blog ohne Kommentarfunktion? Ja, bitte!

In dieser Podcastfolge möchte ich darüber sprechen, warum ich auf meinem Blog die Möglichkeit, meine Blogartikel zu kommentieren, vollständig deaktiviert habe. Ja, ich weiß, das ist ein super nerdiges, nischiges Thema. Aber ich werde tatsächlich hin und wieder nach den Gründen gefragt. Und falls du auch schon mal überlegt hast, wie sinnvoll Kommentare auf dem Blog eigentlich für dich sind, ist diese Folge für dich.

In dieser Podcastfolge möchte ich darüber sprechen, warum ich auf meinem Blog die Möglichkeit, meine Blogartikel zu kommentieren, vollständig deaktiviert habe.

Ja, ich weiß, das ist ein super nerdiges, nischiges Thema. Aber ich werde tatsächlich hin und wieder nach den Gründen gefragt.

Und falls du auch schon mal überlegt hast, wie sinnvoll Kommentare auf deinem Blog eigentlich für dich sind, ist diese Folge für dich.

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Ja, du hörst es vielleicht, ich bin heute ein bisschen nasal unterwegs, ein bisschen erkältet. Aber ja, mir geht’s ansonsten gut und deshalb kommt die Folge heute dennoch pünktlich, nur eben leicht verschnupft. 

Ich hoffe, du kannst mich trotzdem gut genug verstehen.

Ja, warum kann es eine gute Idee sein, Kommentare auf seinem Blog zu deaktivieren? 

Erst einmal: Falls du selbst Kommentare auf deinem Blog aktiviert hast und es liebst und regelmäßig nette Rückmeldungen unter deinen Blogartikeln bekommst oder nette Gespräche führst, ist es natürlich absolut super so. 

Ich möchte dich auch überhaupt nicht umstimmen oder so. Mir geht es eher darum, dass wir uns mal über die Kommentarfunktion an sich ein paar Gedanken machen und dass da jede und jeder eine individuelle Entscheidung treffen kann. 

Grund #1: Ich finde die Kommentar-Kultur problematisch

Und der erste Grund, warum ich persönlich mich gegen Kommentare auf meinem Blog entschieden habe, ist, dass ich diese ganze Kommentar-Kultur, nenne ich sie mal, sehr kritisch sehe.

Es ist natürlich auf der einen Seite toll, dass wir das Internet haben und Menschen dort ihre Themen und Botschaften teilen können. Und dass es keine klassischen Gatekeeper mehr gibt, die darüber entscheiden, was überhaupt veröffentlicht werden darf und was nicht. 

Ich glaube, dass Aktivismus zum Beispiel extrem davon profitiert hat und Themen wie Klimaschutz, Feminismus, Antirassismus und so weiter, erst dadurch auch überhaupt massentauglicher wurden.

Gleichzeitig hat diese Entwicklung vor allem auf Social Media auch für eine ja sehr merkwürdige Veränderung im Menschen gesorgt. Und zwar denkt der Mensch jetzt, er muss zu absolut allem seine Meinung kundtun und einfach alles kommentieren.

Und das sind aber auch meist nicht nur nette Sachen und Komplimente, sondern auch Kritik und immer öfter auch Beleidigungen, Beschimpfungen, Desinformation und vieles, vieles mehr.

Für mich nimmt es vor allem im Bereich der Nachrichten absurde Züge an, muss ich sagen. Also wenn es zum Beispiel eine neue Nachricht zu einem x-beliebigen Thema gibt oder bestimmte Wissenschaflter*innen sich zu bestimmten Themen äußern und dann Günter, der da überhaupt keine Expertise in diesem Bereich hat, diese Nachricht dann kommentiert und sich tierisch über irgendetwas aufregt. 

Und ich denke mir dann immer: Wem soll das dann weiterhelfen, dass die Günters dieser Welt Fakten oder Forschung bewerten?

Das sorgt eher dafür, dass Menschen Fakten anzweifeln, wütend oder nicht wertschätzend miteinander umgehen, das verhärtet eher die Fronten, als dass es wirklich dabei hilft, dass Menschen Verbindung eingehen.

Und natürlich ist ein Blog jetzt nicht so wichtig wie eine Nachrichtenwebsite, das ist völlig klar, aber auch hier können wir uns da eigentlich dieselbe Frage im Kleinen stellen:

  • Muss alles, was ich schreibe, überhaupt kommentiert werden?

  • Will ich überhaupt zu allem, worüber ich schreibe, verschiedene Meinungen hören?

  • Brauche ich diese Meinungen?

  • Hilft mir das in irgendeiner Weise?

  • Profitiert irgendjemand davon?

  • Oder habe ich einfach nur Kommentare, weil es technisch eben möglich ist und es gerade alle so machen?

Es ist letzten Endes also die Frage nach dem Zweck des Blogs, also: Warum hast du überhaupt einen Blog? Welche Rolle spielt er in deinem Marketing oder soll er in deinem Marketing spielen? Welche Rolle spielt er in der Customer Journey? Wobei soll er dir genau helfen?

Und bei mir ist es jetzt so: 

  • Mein Blog hilft mir dank Suchmaschinenoptimierung dabei, online gefunden zu werden.

  • Menschen können in meinen Blogartikeln mehr über mein Thema erfahren und manchmal auch mehr über mich.

  • Ein Blogartikel kann der Anlass sein, dass Menschen Kontakt mit mir aufnehmen oder einen Onlinekurs kaufen.

  • Ich kann mit meinen Blogartikeln informieren, inspirieren, unterhalten, aber … Communityaufbau oder einen Raum für Diskussionenen, das will ich gar nicht bzw. das muss mein Blog gar nicht leisten.

Und deshalb bringt es mir persönlich jetzt nicht so viel, wenn ich meine Blogartikel zum Kommentieren freigebe. Das bringt mir nichts persönlich, nichts fürs Marketing und deshalb lasse ich es eben sein.

Grund #2: Ich möchte richtige Unterhaltungen führen

Der zweite Grund, die Kommentare auf meinem Blog zu deaktivieren, hängt mit dem ersten Grund zusammen, nämlich: Ich möchte richtige Unterhaltungen führen.

Was meine ich damit? 

Heutzutage ist es einfach nicht mehr so, dass in den Kommentarspalten auf dem Blog oder auch auf Social Media ehrlich gesagt jetzt für meine Begriffe wirklich gute Gespräche geführt werden. 

Das mag in Einzelfällen funktionieren – ich hab ja nicht den Überblick über alle Kommentarspalten dieser Welt. Und ich kenne ein paar Foodblogs, in denen es zumindest von außen so scheint, als würde so eine Kommentarspalte da weiterhelfen.

Aber für die meisten Selbstständigen wird es so sein, dass Kommentare eben nicht dazu führen, dass man jetzt qualitativ hochwertige Gespräche mit potenziellen Kund*innen führt.

Ja, manche Menschen haben eine Frage zum Blogartikel, stellen sie dann im Kommentar, das mag sein. Aber meist  kommen sie dann eben auch nicht wieder zurück und antworten nicht drauf, wenn man eben auf den Kommentar antwortet.

Andere schreiben so typische „Wow, super Artikel, vielen Dank“-Kommentare. Und das ist auch ganz nett, das sind eben auch keine richtigen Gespräche.

Und dann gibt es natürlich auch immer wieder mal Spam-Kommentare. 

Das heißt: Ich hab seit 2016 schon einen Blog und auch damals nur in den seltensten Fällen wirklich echte Gespräche mit Menschen in den Kommentarspalten geführt. 

Natürlich kann es sein und ist es regelmäßig auch so, dass jemand einen Blogartikel von mir liest und eine gute Frage hat oder auch einen validen Kritikpunkt hat oder mir einfach etwas mitteilen will. Und darüber – also über echte Themen, echte Gespräche und echte Anlässe – freue ich mich natürlich immer. 

Und ich habe einfach gemerkt, dass die Kommunikation sich dann auf die E-Mail verlagert. Also wenn jemand einen Blogartikel von mir liest und mir etwas zu sagen hat, schreibt diese Person mir dann einfach meistens eine E-Mail. Und dann können wir uns via E-Mail austauschen. 

Es kann natürlich sein, dass mir Menschen dann nicht schreiben. Das weiß ich jetzt natürlich nicht, wie viele Menschen die fehlende Kommentarfunktion davon abgehalten hat, mit mir in Kontakt zu treten. Aber grundsätzlich ist es so:

Für mich persönlich sind das schönere Gespräche als in den Kommentarspalten und ich hab den Eindruck, dass ich dadurch eben auch viel wertschätzendere Nachrichten erhalte. Es ist eben viel bequemer, mal schnell einen Kommentar unter einem Blogartikel dazulassen und dann mach ich das dann vielleicht auch mal, ohne so viel darüber nachzudenken, ob das jetzt so gehaltvoll war, wertschätzend oder zumindest freundlich. 

Eine E-Mail schreibe ich vermutlich, wenn es mir ein bisschen ernster ist. Und wenn ich ein bisschen mehr darüber nachgedacht habe, was ich da eigentlich tue.

Und apropos E-Mail: Es gibt ja auch Fälle, da brauche ich die Schwarmintelligenz. Da will ich vielleicht viele Meinungen hören. Oder will wissen, wer hier wen kennt. Das mag alles sein, und das hatte ich in der Vergangenheit auch immer wieder mal. Und dafür nutze ich dann einfach den Newsletter. 

Und auch das ist für mich persönlich die bessere Lösung. Wenn ich tatsächlich eine Frage habe, wenn ich tatsächlich Meinungen hören will, schreibe ich einen Newsletter, stelle diese Frage und Menschen antworten dann auf diesen Newsletter. Und Kommentarspalten sind dann eben auch gar nicht nötig. 

Grund #3: Mir ist es die Zeit nicht wert

Und Grund Nummer drei, warum ich keine Kommentare mehr auf dem Blog habe, ist die Zeit. 

Denn Blogkommentare müssen moderiert und beantwortet werden. Es gibt, wie gesagt, Spam-Kommentare. Und da die Hürde, seine Meinung dazulassen, eben so niedrig ist, immer wieder auch nicht so nette Kommentare. Und infolgedessen kann es zu Stress, Druck, Frust, Selbstzweifeln und vielen anderen Gefühlen kommen. 

Das heißt, es kann unter Umständen sein, dass wir einfach nur durch die Kommentarfunktion auf unserem Blog vermehrt Emotionsarbeit leisten müssen. 

Und wie schon bei Social Media auch habe ich mich bei den Kommentaren auf dem Blog gefragt: Ist das überhaupt gut investierte Zeit?

Meine Antwort war: nein. Blogkommentare waren für mich persönlich und aus einer Marketingsicht eher unnötig bis aufwändig und anstrengend. Und ja, auch wenn ich jetzt nicht unbedingt Stunden für die Blogkommentare gebraucht habe, war mir dann tatsächlich irgendwie jede Minute zu schade. 

Und die Frage kannst du dir natürlich auch stellen: 

  • Wie viel Zeit brauchst du für die Moderation und für die Beantwortung der Blogkommentare?

  • Entsteht durch das Thema ein gewisser Mental Load bei dir oder zusätzliche Emotionsarbeit? Habe ich zusätzliche Gefühle, die ich regulieren muss?

  • Und drittens: Ist dir diese Zeit und Energie, die du da investierst, es wert oder nicht? Darauf geht es letzten Endes zurück.

Fazit

So, das waren meine drei Gründe gegen Kommentare auf meinem Blog:

  • Grund 1: Ich finde grundsätzlich nicht, dass alles immer kommentiert werden muss. Meine Texte sollen einfach informieren und inspirieren und da sein. Punkt.

  • Grund 2: Wenn jemand ein wichtiges Anliegen hat, schreibt er mir eine E-Mail. Ich führe bessere Gespräche via E-Mail als in den Kommentarspalten und deshalb ist das auch für mich die bessere Lösung.

  • Und Grund 3: Ich spare mir Zeit. Und auch wenn wir hier nicht von vielen Stunden sprechen, bin ich für jede Minute, die ich mit sinnvollen Aufgaben verbringen kann, dankbar.

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„Muss ich wirklich jede Woche bloggen?“

In dieser Folge möchte ich eine Frage beantworten, die ich vor einiger Zeit per E-Mail habe.  Es geht darum, ob Selbstständige unbedingt wöchentlich bloggen oder Newsletter verschicken sollten oder ob es auch seltener geht.

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In dieser Folge möchte ich eine Frage beantworten, die ich vor einiger Zeit per E-Mail bekommen habe. 

Ich lese sie einmal vor:

„Hallo Alex, es gibt immer wieder Tipps, wie oft man bloggen sollte und wie oft ein Newsletter erscheinen sollte. Da ich für die meisten meiner Artikel nähen, fotografieren und Bilder bearbeiten muss, ist „alle zwei Wochen ein Artikel“ eine realistische Zahl. 

Wenn ich öfter veröffentlichen würde, würde zwangsläufig die Qualität meiner Artikel darunter leiden. 

Gerade beim Thema Newsletter lese ich aber immer wieder, wie wichtig es ist, diesen einmal pro Woche zu schreiben. Ich habe mich dazu bisher nicht committen wollen, weil ich nicht weiß, was ich da rein schreiben könnte, wenn nicht gerade ein neuer Artikel erschienen ist. Ab und zu geht das zwar, aber ja nicht jedes zweite Mal. 

Meine Frage an dich ist jetzt, wie du das an meiner Stelle handhaben würdest. Siehst du ein Problem darin, wenn ein Newsletter nicht jede Woche erscheint, sondern auch mal eine Woche Pause dazwischen ist?“

Ja, das ist eine gute Frage und ich muss grundsätzlich erst einmal sagen: 

Ich habe ein etwas ambivalentes Verhältnis zu solchen Regeln und Empfehlungen.

Auf der einen Seite weiß ich, dass gerade Einsteiger*innen aktiv nach solchen Richtlinien und Empfehlungen suchen. 

Sie wollen am liebsten eine konkrete Zahl haben. Denn eine feste Struktur, ein klarer Rahmen, in dem Marketing betrieben werden kann, ist für viele zu Beginn extrem hilfreich.

Und in diesem Kontext haben solche Richtlinien wie „Jede Woche einen neuen Newsletter“ aus meiner Sicht auch durchaus ihre Berechtigung. 

Und dann ist wöchentliches Bloggen oder wöchentliches Newsletterschreiben oder Podcasten oder was auch immer eine gute Sache, finde ich.

Auf der anderen Seite merke ich aber, dass sich andere Einsteiger*innen von diesen Zahlen enorm stressen lassen.

Sie denken: „Einmal die Woche einen Blogartikel zu veröffentlichen? Das schaffe ich doch nie!“ Oder „Einmal die Woche einen Newsletter schreiben? Das ist völlig unrealistisch!“

Und statt dann halt 1x alle zwei Wochen zu bloggen oder 1x im Monat oder was auch immer, machen sie gar nichts. 

Nicht, weil sie nichts zu sagen hätten, sondern aus Angst, diesen Empfehlungen nicht zu genügen, und weil sie dann denken: „Naja, dann hat das dann ja auch keinen Sinn, das überhaupt erst zu starten.“

Und das tut mir dann immer ganz furchtbar leid und es ist auch überhaupt nicht nötig. 

Und zwar aus folgenden fünf Gründen:

#1 Man sollte Äpfel nicht mit Birnen vergleichen

Was meine ich damit?

Meine Beobachtung ist, dass solche Empfehlungen, Richtlinien, Zahlen wie „einmal die Wochen irgendwas machen“ sehr häufig von Unternehmer*innen kommen, die schon fortgeschrittener sind und ein großes Team um sich haben.

Und dann ist es doch klar:

Wenn ich jemanden habe, der meine Artikel einpflegt und sich mit WordPress rumärgert, Social-Media-Posts erstellt und sogar noch die passenden Newslettertexte textet, ist es natürlich viel leichter, wöchentlich oder sogar noch öfter Inhalte zu erstellen oder Newsletter zu verschicken. 

Als Einzelunternehmer*in

  • ohne Team

  • mit Kind(ern)

  • mit Eltern, die man pflegt, oder

  • einem Brotjob, dem man noch nachgeht, um sich die Selbstständigkeit zu Beginn zu finanzieren

ist das aber um einiges schwieriger. 

(Um nicht zu sagen: Oft nur dann möglich, wenn man so viel arbeitet, dass man gefährlich nahe am Burnout ist.)

Deshalb wäre ich bei solchen Empfehlungen wie „Einmal die Wochen einen Newsletter zu schreiben“ zuerst einmal kritisch und würde mich fragen: 

Wer rät mir das eigentlich? 

Ist diese Person privilegierter als ich? 

Ist diese Person weiter als ich? 

Ist sie routinierter als ich?

Hat sie ein Team? Hat sie Menschen, die sie unterstützen?

Und wenn ich feststelle, dass dem so ist, dann wäre ich ehrlich gesagt, eher vorsichtig damit, diese Richtlinie 1:1 auf mich zu übertragen, wenn das alles nicht auf mich zutrifft.

Es gibt ja diesen Spruch „Vergleiche deinen Anfang nicht mit dem Fortschritt eines anderen.“ 

Und das ist ein sehr weiser Ratschlag, finde ich. Auch was das Bloggen und Newsletterschreiben angeht.

#2 Eine Garantie gibt es nicht

Nur weil du jede Woche einen Newsletter verschickst oder einen Blogartikel veröffentlichst oder eine Podcastfolge oder was auch immer, heißt es nicht, dass du finanziell erfolgreicher dadurch sein wirst.

Meine Beobachtung ist hier, dass Korrelation und Kausalität oft miteinander vermischt werden.

Zum Beispiel:

Je mehr Eis in den Eisdielen verkauft wird, desto mehr Sonnenbrände gibt es. Das heißt aber nicht, dass Sonnenbrände auftreten, weil Eis verkauft wird, sondern weil es draußen HEISS ist und die Sonne scheint.☀️

So ähnlich ist es aus meiner Sicht auch mit der Häufigkeit der Blogartikel oder Newsletter.

Wer denkt „Wenn ich erst einmal einen wöchentlichen Newsletter schreibe, werde ich schnell(er) erfolgreich.“, wird erfahrungsgemäß oft enttäuscht.

Denn nicht die konkrete Zahl ist ausschlaggebend, sondern ob wir es schaffen, mit unseren Marketingtexten Menschen auf ihrer Customer Journey, bei ihrer Kaufentscheidung zu begleiten.

Ob wir es schaffen,

  • uns persönlich zu zeigen

  • Vertrauen aufzubauen und

  • Kaufhürden abzubauen

  • und vieles, vieles mehr

Das kann in einem wöchentlichen Blogartikel oder Newsletter gelingen, muss es aber nicht zwingend.

Was aus meiner Sicht eher stimmt, ist:

Je mehr wir üben, desto routinierter werden wir und desto schneller werden wir feststellen, was (für uns) gut funktioniert und was nicht.

Aus dieser Perspektive ist das wöchentliche Newsletterschreiben oder Bloggen oder Podcasten also durchaus sinnvoll – um zu üben.

Aber es heißt nicht, dass Selbstständige, die „nur“ alle zwei Wochen bloggen oder einen Newsletter schreiben, zum Für-immer-unerfolgreich-Sein verdammt sind.

Es kann einfach ein bisschen länger dauern.

#3 Qualität kommt für mich immer vor Quantität

In der E-Mail, die ich dir zu Beginn vorgelesen habe, konnten wir ja ganz deutlich erkennen, dass es der Person um Qualität der Inhalte ging. 

Dass gerade wenn ein aufwendiger Prozess dahinter steht – also zum Beispiel aus nähen, fotografieren, Bilder bearbeiten usw . –, Contenterstellung nun einmal dauert.

Und was soll daran schlecht sein? Aus meiner Sicht ist gar nichts daran schlecht.

Denn Blogartikeln und Newslettern, die mit viel Wissen und Liebe erstellt wurden, merkt man genau das an: Kompetenz, Kreativität, Herzblut, Erfahrung.

Es heißt jetzt nicht, dass jeder Blogartikel oder jeder Newsletter oder jede Podcastfolge unbedingt ein kleines Meisterwerk sein muss – überhaupt nicht.

Es heißt einfach nur: Warum sollte man sich dazu zwingen, semi-gute Inhalte zu veröffentlichen, nur um bestimmten Zahlen und Ansprüchen von Menschen, die uns sowieso nicht kennen, zu genügen?

Ich persönlich sehe da keinen Sinn drin.

#4 Zeit ist dein bester Freund

Es ist in der Onlinebusiness-Welt ein oft totgeschwiegener Punkt, aber: 

Zeit ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Faktoren (neben der Qualität) für unternehmerischen Erfolg.

Wenn du alle zwei Wochen tolle Texte schreibst oder Podcastfolgen veröffentlichst oder Newslettertexte verschickst und das eben zwei, drei, vier, fünf Jahre lang durchhältst, summiert sich das ganz schön. 

Das ist Kontinuität, die überzeugt und die sich auszahlen wird. 

Und schließlich Grund #5: Marketing ohne Social Media darf Marketing nach deinen Regeln sein

Wenn ich immer sage, dass jeder Mensch doch einfach selbst entscheiden sollte, wie Marketing aussehen soll, gilt das natürlich nicht nur für „Social Media – ja oder nein?“, sondern auch für den Blog und den Newsletter und die Website.

Du bist der Boss.
Du darfst entscheiden.
Du darfst deine eigenen Regeln machen.

Denn du weißt ja schließlich am besten, welche Zahlen, welche Quantität für dich überhaupt realistisch ist.

Bei sich zu bleiben, realistisch einzuschätzen, wie viel man leisten kann, schlägt Ratschläge von Expert*innen.
Immer. Und um Längen.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Falls du grobe Richtlinien, eine Faustregel, Struktur für dein Blog-, Podcast- und Newslettermarketing brauchst, orientiere dich gerne daran und nutze es als Werkzeug und veröffentliche deinen Blogartikel und deinen Newsletter oder deinen Podcast eben wöchentlich oder vielleicht sogar noch öfter, weil du es dir zutraust und falls du die Zeit dafür hast.

Falls dir diese Richtlinie nicht hilft, falls sie dir nicht dienlich ist, falls sie dich stresst, dann ignoriere diese Zahlen.

Du darfst das. Du musst dich nicht von Ratschlägen von Marketingberater*innen kirre machen lassen. Die haben vielleicht sowieso ein Team hinter sich und sie haben Unterstützung bei ihrem Contentmarketing. Sie können einfach ganz andere Häufigkeiten an den Tag legen als jemand, der oder die alleine ist und alleine Marketing macht.

Du kannst guten Gewissens dein Tempo gehen. Egal, wie schnell oder langsam du voran kommst.

Und wenn du es schaffst, einmal in zwei Wochen einen Blogartikel zu veröffentlichen, eine Podcastfolge zu veröffentlichen oder einen Newsletter zu verschicken, dann ist das eine großartige Leistung. Punkt.

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Alles doof außer LinkedIn? Interview mit Positionierungsberater Sascha Theobald

In dieser Podcastfolge habe ich Sascha Theobald zu Gast. Sascha berät andere Selbstständige bei ihrer Positionierung und hat als Berater Social Media den Rücken gekehrt, ist dann aber nach einiger Zeit zu LinkedIn zurück. Warum? Das wird er uns im Interview erzählen.

In dieser Podcastfolge habe ich Sascha Theobald zu Gast. Sascha berät andere Selbstständige bei ihrer Positionierung und hat als Berater Social Media den Rücken gekehrt, ist dann aber nach einiger Zeit zu LinkedIn zurück.

Warum? Das wird er uns im Interview erzählen. Und wir werden natürlich darüber sprechen, wie sein Marketing (fast) ohne Social Media genau aussieht und warum er Positionierung für Selbstständige für so wichtig hält.

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Wie kam es zum Social-Media-Ausstieg?

[Alex] Ja, hallo Sascha, du bist seit fast zwei Jahrzehnten inzwischen selbstständig, habe ich auf deiner Website gelesen, hast du gerade noch im Vorgespräch gesagt, und du hast dich jetzt vor rund zwei Jahren von den meisten deiner Social-Media-Kanäle verabschiedet. Wie kam es dazu?

[Sascha] Das war tatsächlich ein Prozess, der sich länger angebahnt hatte. Das war also keine Übersprungshandlung von einem Tag auf den anderen. Ich war sehr lange in den Social Media aktiv, vor allen Dingen Twitter war mein Lieblingsnetzwerk, habe da auch viel gemacht, habe da auch Kunden drüber gewonnen.

Und irgendwann merkte ich, dass mich eher diese ganzen Inputs, die man da so gegen den Kopf geknallt kriegt, belasten, dass das zunehmend anstrengender wurde.

Wo früher für mich viel auch so persönlicher Austausch, also mit vielen tollen Menschen, die ich da kennengelernt habe, stattfand, war da immer mehr Belangloses. Also es ging ganz viel um Meinung. Jeder hatte irgendwie das Bedürfnis, alles kommentieren zu müssen.

Es gab sehr viel, naja, zunehmend Hass und Hetze. Wo gerade dann auch, also mal davon abgesehen, dass ich mir das nicht den ganzen Tag antun möchte, aber natürlich auch die ethischen Gedanken, das heißt gerade bei heute X und Facebook hat man so ein bisschen den Eindruck gehabt, das läuft völlig unkontrolliert aus dem Ruder. Da finden Dinge statt, die ich überhaupt nicht gut fand und nicht unterstützen möchte.

Aber halt auch einfach die Tatsache, dass Postings immer lauter, immer, ich nenne es immer pseudo-emotionaler wurden. Also das ist ja keine Emotionalität, die echt ist, sondern um was zu provozieren. Und es wurde immer provozierender gepostet, um Interaktionen zu provozieren und damit halt natürlich die Sichtbarkeit zu steigern.

Und ich habe für mich irgendwann überlegt, also da bin ich ein relativ nüchterner Mensch und habe einfach abgewogen: Wo sind die Vorteile? Wie dringend brauche ich das wirklich für mein Business und was kostet es mich?

Viele sagen oder so der Tenor ist, Social Media ist kostenlos. Wir Selbstständige können da kostenlos Werbung machen, können kostenlos mit Millionen von Menschen in Kontakt kommen, aber es ist nicht kostenlos.

Weil wenn wir mal das Geld beiseite lassen, es kostet sehr viel Zeit, sehr viel Energie und für mich war es halt, wo ich früher wirklich regelmäßig Kunden gewonnen hatte, einfach weniger geworden und stand nicht mehr in Relation zu dessen, was es mich an Energie gekostet hat. Und dann habe ich tatsächlich auch an die Konsequenzen überlegt.

Kann ich das als Business, als Kundengewinnungstool tatsächlich verschmerzen, das komplett abzuschalten? Brauche ich das für meinen Job? Sieht das komisch aus, wenn ich als Kommunikationsmensch das jetzt irgendwie abschalte? Muss ich nicht eigentlich wissen, was da stattfindet, um meine Kunden noch ordentlich zu beraten?

Aber mir wurde halt bewusst, ich bin kein Social-Media-Berater, ich bin kein Online-Marketing-Berater, ich bin Positionierungsberater. Ich kenne die Mechanismen der Social Media, ich sehe sie ja weiterhin, aber ich bin an diesem großen Zirkus einfach nicht mehr beteiligt. Und das konnte ich guten Gewissens entscheiden und für mich hat das auch sehr gut funktioniert.

Wie bist du beim Social-Media-Ausstieg vorgegangen?

[Alex] Und wie bist du dann konkret vorgegangen, als du dich entschieden hast, die zu verlassen? Also hattest du zum Beispiel einen letzten Post, wo du dich verabschiedet hast oder wie bist du da vorgegangen?

[Sascha] Also ich habe meinen kompletten Gedankengang in einem Blogbeitrag tatsächlich aufgeschrieben.

Zum einen, um zu zeigen, was so an Gedanken dahinter steckte, aber halt auch um …, mir war wichtig, andere Selbstständige dazu anzuregen, sich diese nüchternen Gedanken auch mal zu machen und nicht blind diesem „Ihr müsst alle auf Social Media sein“ zu folgen.

Habe da auch die Vorteile und Nachteile abgewägt und habe da auch erklärt, wie mein weiterer Weg sein wird. Also zu welchem Datum schalte ich ab, dass ich wirklich alles komplett abschalte.

Ich habe darauf hingewiesen, worauf ich mich dann in meinem Marketing fokussieren werde, wie man mir weiter folgen kann und bin damit dann auch in alle Netzwerke, in denen ich noch aktiv war, reingegangen und habe da Posts abgesetzt, habe angekündigt – ich glaube, das war irgendwie 6. April oder so bin ich weg, konsequent hier. Und habe den Beitrag verlinkt, habe dann noch mehrmals das wiederholt, damit es wirklich möglichst viele mitbekommen.

Und habe immer wieder auch darauf verwiesen, dass es meinen Letter gibt. Also wer tatsächlich …, weil viele haben geschrieben „Ach wie schade, ich habe immer deine Posts gern gelesen oder mich mal mit dir ausgetauscht“. Und um denen halt quasi nicht so völlig vom Schirm zu fallen, habe ich immer wieder hingewiesen, dass es halt meinen Letter gibt.

Und als der Tag dann tatsächlich da war, habe ich so einen letzten Bin-Weg-Gruß quasi gepostet und habe ein paar Stunden später abgeschaltet und habe in die Profile jeweils reingeschrieben, ist nicht mehr aktiv und bitte hier Website und Letter.

Soweit das ging, habe ich die Profile deaktiviert und nicht komplett gelöscht, weil ich nicht wollte, dass jemand dann meinen Account oder meinen Account-Namen kapert und darunter irgendein Schindluder macht, was anderen teilweise passiert ist.

Bei einigen sozialen Netzwerken kann man tatsächlich das so deaktivieren, dass es nicht mehr findbar ist und man unsichtbar ist. Und bei anderen ist es halt so, da ist das Profil noch da, dann kann man das auf privat stellen, dass quasi Leute, die nicht im Netzwerk sind, auch die Posts nicht mehr sehen. Man kann aber in dieser Biografiebeschreibung irgendwie noch einen Hinweis geben und das habe ich halt komplett gemacht.

Wie haben Menschen auf deinen Social-Media-Ausstieg reagiert?

[Alex] Und wie haben dann die Menschen auf deine Abschiedspost reagiert? Was haben die kommentiert?

[Sascha] Also so die engen Kontakte, die Follower, waren also auf der einen Seite traurig tatsächlich und haben gesagt „Wie schade, hier geht wieder noch ein Guter“. Also im Gegensatz zu denen, die so laut und meinungs- und hassmäßig da unterwegs sind.

Aber was tatsächlich sehr, sehr interessant war, ist, dass 99,9 Prozent der Menschen, und da ist es auch tatsächlich egal, ob das Kollegen aus dem Marketing waren oder ob das Menschen in ganz anderen Berufen waren, die haben meine Argumente verstanden, teilten die ganz oft. Also sie sagten auch „Ja, ich finde das auch anstrengend und das mit dem Hass“ oder mit dem ganzen Social Selling ist halt auch sowas, was völlig absurde Wege in der Zwischenzeit genommen hat und die Leute finden es tatsächlich auch blöd.

Sind aber dann tatsächlich nicht wirklich oder noch nicht bereit, diesen Schritt zu gehen, weil die Selbstständigen zum Beispiel sagen „Ja, aber kann ich denn ohne überhaupt noch Kunden gewinnen? Man muss doch heute auf Social Media sein.“

Und der Tenor war tatsächlich, das ist so ein Übel, das ich in Kauf nehmen muss, beziehungsweise eingehen muss, um als Selbstständiger sichtbar zu sein und Kunden gewinnen zu können.

Und dieser Tenor, der da von vielen Coaches und Gurus umhergetrieben wird, was Social Media alles für ein Wunderwerk für Selbstständige und Business an sich ist, ist bei den Menschen so fest im Kopf drin, dass sie halt auch gar nicht für sich selber nüchtern abwägen, ob es sich für sich noch lohnt. Und gar nicht über den Tellerrand drüber gucken, ob es tatsächlich andere Maßnahmen gibt, die für sie passender sind und, also das weiß ich ja aus eigener Erfahrung, einfach mehr Wirkung bringen.

Und das war halt so dieses Unverständnis, nicht Unverständnis, aber so dieses „Schade, dass du weg bist“ und aber dieses Verständnis für die Argumente, es gab tatsächlich ganz, ganz wenige … Ich erinnere mich gerade an eine Kollegin, die tatsächlich darüber einen Blogbeitrag geschrieben hat und wiederum meinen Gedankengang zerpflückt hat in der Art und Weise, dass sie sagte, ob das die richtige Entscheidung ist, ob das der richtige Weg ist. Sie wird das anders sehen und glaubt, dass, was ja auch stimmt, man kann Stellhebel in seinen eigenen Netzwerken selbst beeinflussen. Also das heißt, man kann gucken, wer im eigenen Netzwerk reinkommt, wen man mutet oder blockiert. Und hat sich da sachlich mit auseinandergesetzt und kam für sich und sie war halt auch oder ist beratend unterwegs, als Beratende da auch zu einem anderen Schluss. Aber 99 Prozent war wirklich positiv und verständnisvoll.

[Alex] Und jetzt bei deinen Kund*innen auch. Also wenn ich mir jetzt überlege, du bist jetzt zwei Jahre nicht mehr auf Social Media, richtig? Hast du in der Zwischenzeit mal irgendwie Anfragen gehabt und als dann klar wurde, du bist nicht mehr auf Social Media, war das dann „Nee danke, dann lieber nicht?“ Oder hast du solche Situationen noch nie erlebt?

[Sascha] Überhaupt nicht. Das Ding ist und das Interessante und das hat mich auch bestärkt, die Art von Menschen, die mit mir arbeiten, sind in der Regel auch eher die ruhigeren, eher die tiefgründigeren. Und ich arbeite eigentlich nicht mit Rampensäulen. Das ist nicht, dass ich sage, ich will nicht mit euch arbeiten, aber das sind halt nicht meine Wunschkunden. Und das, glaube ich, merkt man auf meiner Website und in meinen Posts. Und diese Menschen fühlen sich dann auch nicht angesprochen.

Die Menschen, mit denen ich arbeite, und das war auch schon eine ganze Weile vor meinem Ausstieg so, eine Standardfrage ist, oh, muss ich denn Social Media machen? Ich habe da überhaupt keinen Bock drauf. Und ich glaube, ich bin da einer der wenigen, der direkt sagt: Nee, muss nicht. Kann, kann funktionieren. Wir werden auf jeden Fall darüber sprechen, ob irgendwas davon sinnvoll ist. Aber von mir werden sie nicht hören, dass das muss, dass das Pflicht ist, um überhaupt erfolgreich ein Business führen zu können.

Warum bist du nach einer Zeit zu LinkedIn zurück?

[Alex] Nun hast du ja nicht alle Kanäle, oder du hattest zuerst alle Kanäle gelöscht, aber dann bist du zu LinkedIn zurück. Ist LinkedIn für dich anders als die Meta-Kanäle Instagram und Facebook oder was hat es damit auf sich?

[Sascha] Ja, also erst habe ich alle komplett abgestellt und ich habe einfach gemerkt, wenn ich Menschen treffe, also das heißt, wenn ich, ob das jetzt online oder im realen Leben, Kontakte knüpfe, fehlt mir etwas, um tatsächlich unkompliziert Kontakt zu halten.

Also dass ich diese Menschen auf dem Schirm behalte, dass man sich auch mal unkompliziert austauschen kann, dass man merkt, was bei denen Neues ist etc. Und das hat mir gefehlt.

Das habe ich eine Zeit lang beobachtet, ob ich da gut mit klarkomme oder nicht. Und es war tatsächlich so, dass ich dachte, nee, du schaffst es einfach nicht, auf anderem Wege wirklich das unkompliziert zu halten, in Kontakt zu bleiben.

Das ist ja dann auch immer eine Frage der Menge und der Intensität, so seinen engsten Kreis in Kontakt zu bleiben geht. Aber so Menschen, die man jetzt bei einer Online-Konferenz kennengelernt hat oder so, da ist das schon deutlich schwieriger.

Und ich bin dann tatsächlich hingegangen und habe gesagt: Okay, LinkedIn ist das Netzwerk, was für mich am besten passt und was für diese Aufgabe am besten passt. Also wirklich Kontakte pflegen und wo tatsächlich auch diese Menschen, mit denen ich da Kontakte knüpfen möchte, eigentlich auch alle sind. Das trifft ja auf andere Kanäle einfach nicht mehr zu.

Und bin dann testweise wieder reingegangen und habe im Vorfeld mir Dinge überlegt, die ich anders machen möchte.

Also das heißt selektiver damit umgehen, wem ich folge, mein Stream tatsächlich, ich nenne es mal, sauber zu halten und Menschen, die mich nerven, die so ein plattes Social Selling machen, die irgendwie diese Direktnachrichten schicken mit „Hey, lass uns mal Kooperation oder du brauchst doch bestimmt das und das“ … da einfach konsequenter zu sein und die Sache für mich machbarer und nicht so belastend zu machen.

Und das funktioniert an sich gut. Das ist immer noch in so einer Beobachtungsphase, definitiv. Aber ich merke halt auch, dass wenn ich in diesem neuen Modus für mich, ich nenne es mal gesünder, damit umgehe, dass ich zum einen eine gute Wirkung, also das ist jetzt seit dem Wiedereinstieg noch nicht riesig groß geworden oder so, aber schon so mit Kontakten wieder merke, dass sich da was belebt.

Und ich komme gut damit zurecht und kann das gut in meinen Alltag integrieren, weil ich in der Zwischenzeit halt auch nicht mehr jeden Tag dreimal dann irgendwie nachgucke, was ist, sondern das wirklich komprimierter mache und da feste Blöcke für eingeplant habe und das funktioniert für mich sehr gut.

Und LinkedIn ist da einfach auch ein ruhigeres Netzwerk, wo dieses Hass, Hetze, Meinung auch da ist, aber einfach weniger und es ein bisschen ruhiger zugeht und der Business-Fokus für mich ganz wichtig ist.

Da ist wirklich dieses ganze Butterbrot-Posten, ich war heute am Strand, was weiß ich was, Kaffee hier getrunken, was auch immer, ist da weniger. Dafür ist dieses Social Selling da einfach präsenter, aber vieles, was genervt hat, gerade so auf Twitter etc., ist da deutlich weniger.

Wie sieht dein Marketing ohne Social Media aus?

[Alex] Du hast ja jetzt schon am Anfang gesagt, dass du soziale Medien auch gar nicht wirklich gebraucht hast, jetzt bis auf LinkedIn. Was machst du denn stattdessen? Also kannst du das mal entlang der Customer Journey durchspielen? Wie wirst du online gefunden? Wie baust du Vertrauen auf? Wie verkaufst du ohne Social Media?

[Sascha] Ja, also mein Fokus in meinem eigenen Marketing ist tatsächlich meine eigene Website.

Mit … früher hätte ich Blog gesagt, heute sage ich Content Hub. Also ich veröffentliche Beiträge, kümmere mich da um SEO. Also das heißt, für mich ist tatsächlich ein wichtiger Punkt, wie ich gefunden und dann auch gebucht werde, dass die Menschen nach was googeln, mich dann finden und das, was ich da schreibe, für sich ansprechend finden.

Ich versende einen Letter, einen Newsletter, der dann eher natürlich zur Bindung und zur Pflege ist. Ich, was ich auch gestärkt habe, seitdem ich aus den Social Media raus bin, ich gebe Interviews, ich veröffentliche Gastbeiträge, um quasi in Kanäle zu kommen, die meine Wunschkunden konsumieren. Da halt tatsächlich auch einfach mit Themen, die für mich relevant sind und für die Zielgruppe dann in diesem Medium einfach Sinn machen.

Oder wie zum Beispiel in Büchern, wie zum Beispiel in deinem neuen Buch, dann mit einem Interview dabei zu sein und einfach über seine eigene Arbeit, seine eigenen Ansätze zu sprechen.

Und natürlich sind Empfehlungen einfach auch ein wichtiger Punkt, eine ordentliche Arbeit abzuliefern, ordentlich mit den Kunden zu arbeiten und wirklich Gutes zu schaffen, sodass die dann tatsächlich aus eigener Intention, also ich bin keiner, der sagt, bitte empfehle mich weiter und das pusht. Sondern die Menschen, die mit mir gearbeitet haben und sagen, das hat mir geholfen, das hat mir wirklich ermöglicht, dies, das und jenes zu schaffen, dass die darüber erzählen. Das ist natürlich die ehrlichste und direkteste Art und Weise von meiner Arbeit aus einer anderen Perspektive. Also nicht ich erzähle, was ich mache, sondern die Menschen, die mit mir gearbeitet haben, erzählen, wie sie das empfunden haben und was da tatsächlich sich verändert hat, was ja einfach ganz wichtig ist.

Das Vertrauen schaffen ist für mich tatsächlich über meine Inhalte.

Ich habe für mich den Anspruch, mit meinen Inhalten Einblicke zu geben. Ich nenne es immer die virtuelle Bürotür öffnen.

Also ich bin nicht Wikipedia. Ich muss nicht einfach nur Fachbegriffe erklären und irgendwie drei Tipps dazu um die Ohren hauen, sondern ich versuche tatsächlich einen Einblick zu geben, wie ich arbeite, wie ich Themen sehe. Meine Überzeugungen sind ganz wichtig.

Ich möchte nicht den Standard da irgendwie runterspulen, sondern ich möchte auch zeigen, wie jetzt zum Beispiel mit dem Ausstieg aus Social Media, dass ich da eine andere Haltung zu habe, als die meisten anderen in unserem Marketing-Kommunikationsfeld.

Und das ist wichtig für das Vertrauen, weil die Menschen, das bekomme ich immer wieder als Feedback, tatsächlich sagen, das hat mich sehr angesprochen, ich habe mich darin wiedergefunden.

Das heißt, ich gehe sehr konkret auch in die Situation meiner Wunschkunden und gebe denen das Gefühl, dass ich die Situation, das Problem, den Wunsch verstehe und gehe dann den Weg oder den gedanklichen Ansatz durch, den ich da für richtig und wichtig halte. Und das ist tatsächlich für das Vertrauen unbezahlbar.

Also Menschen, die bei mir auf der Website so ein paar Beiträge gelesen haben, die rufen bei mir an und sagen, das hat mich sehr angesprochen. Und wenn die dann irgendwie zehn Minuten mit mir telefoniert haben, sagen die: Sie klingen genauso, wie ich mir Sie mir vorgestellt habe, aufgrund der Texte. Also Sie klingen genauso wie auf Ihrer Website.

Und ich merke, seitdem ich das mache, dass dieses Vertrauen gar kein Problem mehr ist. Also wo früher, ich habe früher als Designer gearbeitet, ganz oft so ein Gespräch mit „Wir brauchen eine Website, wir brauchen dies und das, was kostet das denn?“ anfing. Und seitdem ich tatsächlich veröffentliche, sowohl auf meiner Website als auch auf anderen Plattformen, und die Menschen tatsächlich so ein bisschen in meinen Kopf gucken können und in meine Arbeit, in mein Büro reingucken können, steht das ganz weit hinten.

Die Menschen haben das Gefühl, mich greifen zu können, mich besser zu verstehen, als wenn sie jetzt irgendwie nur einen nüchternen Erklärbeitrag lesen. Und das ist für mich tatsächlich, warum ich da auch sehr viel Zeit investiere, diese Art von Beiträge zu schreiben, die bei mir halt auch oft länger sind und tiefer gehender sind, als das zum Beispiel auf Social Media ist.

Das heißt, wenn auf Social Media eher so die kurzen plakativen Headlines rausgehauen werden, das ist nicht so meins, gehe ich lieber rein und sage, okay, was heißt das denn konkret und was heißt das aus der Perspektive, was hat das für Vor- und für Nachteile und für wen eignet sich das eher und für wen nicht.

Und ich glaube, die Menschen merken dann einfach, wer nur die üblichen Phrasen drescht oder wer tatsächlich konkret wird und wer da auch eine eigene Meinung und Überzeugung hat.

Und der dritte Punkt, den du angesprochen hast, Verkaufen, den kann ich gar nicht so klar benennen, der ist bei mir gar nicht so separat, weil ich kein Angebot habe, also Positionierungsberatung ist jetzt nichts, was man irgendwie, man sieht eine Anzeige, klickt drauf und bucht das.

Sondern bei mir ist es tatsächlich oft diese Reise, dass Menschen irgendwann über mich gestolpert sind, zufällig in Anführungsstrichen, und immer mal wieder von mir lesen und hören. Und dann, wenn der Bedarf da ist, wenn sie merken, oh, jetzt muss ich echt was tun, es läuft nicht mehr so wie früher oder ich merke, ich komme immer wieder ins Trudeln, wenn ich erzählen soll, was ich mache und wofür ich stehe, dann haben die im Hinterkopf, mich auf der Kurzwahl-Taste und dann melden die sich.

Und das ist für mich immer wirklich faszinierend und überraschend, was in so Kennenlerngesprächen für Sätze kommen. So dieses, ach, ich lese sie schon seit zwei Jahren, irgendwie ihren Newsletter. Oder ich habe damals noch den und den Beitrag auf dem und dem Blog gelesen, wo ich schon überlegen muss, was war das denn damals nochmal? Also ich hatte, ich glaube, letztes Jahr war das, eine Anfrage und der Mensch war seit, ich glaube, acht Jahren irgendwie bei mir im Newsletter und ich hatte den gar nicht so auf dem Schirm. Und dann meldet er sich und sagt, ich brauche jetzt Unterstützung.

Und das ist dann so der Punkt, wie ich verkaufe, ich sage mal so über Reputation und so eine mentale Kurzwahltaste nenne ich das.

Also wirklich da klar abgelegt zu sein, wenn der Bedarf da ist, dass die Leute wissen, ah, da war doch der, den fand ich irgendwie gut.

Warum ist eine Positionierung fürs Marketing so wichtig?

[Alex] Egal, ob mit Social Media oder ohne Social Media, du sagst, erfolgreiches Marketing braucht eine klare Positionierung. Du hast schon gesagt, du hilfst Selbstständigen bei der Positionierung. Warum ist das so wichtig für Selbstständige, sich da klar zu positionieren?

[Sascha] Ja, also bei Selbstständigen und ich arbeite ja wirklich nicht hauptsächlich, sondern nur mit Solo-Selbstständigen. Wir wollen ja als Selbstständige unser Ding machen. Wir wollen selbstbestimmt arbeiten. Wir wollen souverän auftreten. Wir wollen was bewirken. Und da ist halt oft das Problem, dass den Menschen Klarheit fehlt.

Das heißt, viele sind zu breit aufgestellt, wollen zu viel potenzielle Kunden, zu viel potenziellen Umsatz mitnehmen, wissen nicht genau, wie sie vermitteln sollen, was sie ausmacht, was sie tatsächlich bewirken, was sie leisten und sind dann sehr beliebig in ihrem Auftritt und gehen in der Masse unter.

Und das ist wirklich ein großes Problem. Und da ist sowohl in den Social Media ist das ein riesiges Problem, aber natürlich genauso bei Google, bei YouTube, wo auch immer man veröffentlicht und findbar werden möchte oder Aufmerksamkeit schaffen möchte, ist es sehr, sehr wichtig, dass man klar aufgestellt wird und einen Fokus gezogen hat, einen roten Faden für sich hat, den Menschen auch tatsächlich gut abspeichern können.

Also das heißt, dieses Merkbarwerden, Greifbarwerden und Merkbarwerden ist tatsächlich existenziell, um ein Business zu schaffen, was selbstbestimmend ist, was nicht dieses, ich mag „selbst und ständig“ als Erklärung für Selbstständigkeit überhaupt nicht. Ich finde, Selbstständige sollten nicht selbst und ständig sein.

Das heißt, viele sind ja in so einem, ich nenne es gerne so Rödeln-Modus, also dieses, die arbeiten viel rund um die Uhr und das ist ja auch das Bild, was man von uns Solo-Selbstständigen hat, die arbeiten rund um die Uhr und verdienen schlecht.

Das ist so diese prekäre Situation, die auch da in der Politik gerne dargestellt wird. Und um daraus halt wirklich was Selbstbestimmtes zu machen und zu gestalten, wie man arbeiten möchte, mit wem man arbeiten möchte für uns Selbstständige, ein ganz wichtiger Punkt, dieser Freiheitsgedanke.

Ich möchte bestimmen, mit wem ich arbeite. Ich möchte ablehnen können und den Freiraum auch finanziell dafür haben, zu sagen, nee, das passt nicht. Such dir lieber den und den Berater. Und tatsächlich, wie ich möchte.

Ich sehe immer wieder Selbstständige sagen, ja, ich mache hier Stundenkontingente. Eigentlich mag ich gar nicht per Zeit abrechnen oder so Zeit zu stoppen und zu protokollieren, aber die Kunden wollen das ja so.

Und Positionierung ist halt tatsächlich ein Weg, sich sein Business so zu gestalten, wie es einem entspricht und halt auch zu gestalten, wie man selbst wahrgenommen wird. Weil tatsächlich, das ist nicht vorgegeben, wie Kunden einen wahrnehmen und was man erfüllen muss, sondern man kann selbst beeinflussen und gestalten, wie Menschen einen wahrnehmen sollen im Optimalfall und wer sich davon angesprochen fühlt und wie dann so eine Zusammenarbeit aussehen kann.

Das heißt, eine Positionierung ist deswegen wichtig, weil sie zum einen Orientierung gibt, Sicherheit.

Das heißt für mich selber, ich weiß, was ich will, wohin ich will, was ich vermitteln will, wen ich erreichen will. Und natürlich auch nach außen, ich werde greifbar. Und die Leute wissen einfach, wenn du klar positioniert bist und dann auch klar rausgehst, wo sie bei dir dran sind.

Und du hebst dich vom Wettbewerb ab, das ist heute einfach unfassbar wichtig und du schaffst Resonanz. Also das ist wirklich auch noch ein Punkt, das merke ich bei mir selber und bei Kunden.

Der Unterschied ist halt, ob du was sendest und die Leute das wahrnehmen und sagen, nett und weiter. Oder ob Menschen von dir lesen und da ist egal, ob das bei LinkedIn ein Post ist, ob das über eine Google-Suche ein Beitrag ist oder in einem Interview.

Wenn die Menschen sagen, also manchmal habe ich schon gehört, dass Menschen sagen so dieses, ich habe gedacht, sie haben den Beitrag nur für mich geschrieben. Das war so treffgenau ich. Ich war verblüfft. Ich hatte sogar mal einen Kunden angerufen, mit dem ich Jahre zuvor gearbeitet hatte. Er sagte: „Hören Sie mal, Theobald, den letzten Newsletter haben Sie doch für mich geschrieben, oder? Das war doch eins zu eins ich. Und sowas ist einfach für Interessenten total wichtig, weil sie dann, diese Resonanz gibt denen auch Sicherheit und die haben das Gefühl, hier bin ich richtig. Und das ist wirklich sehr wertvoll für Vertrauen und für abgespeichert werden. Deswegen, mein Motto ist ja Positionierung stärkt Selbstständige und das schaffen sie halt mit einem klaren Kopf und klaren Botschaften. Das hilft nach innen und nach außen.

[Alex] Woher weiß ich denn, ob ich klar positioniert bin als Selbstständige? Hast du so ein paar Kriterien?

[Sascha] Ja, so ein bisschen habe ich das eben schon angerissen.

Letztendlich, der Hauptpunkt ist: Kann ich klar vermitteln, wofür ich stehe und was ich biete, welches Problem ich löse?

Ganz viele, die zu mir kommen, sagen, naja, ich weiß an sich, was ich mache. Ich bin Karrierecoach oder Trainer für Kommunikation, Führungskommunikation, aber ich kriege das nicht konkreter darüber gebracht. Ich bin halt da einer von vielen.

Und wenn mich jemand fragt, so nach dem Motto, was machen Sie denn, dann komme ich ganz schnell in Strudeln oder ich erzähle Dinge, die die Leute total uninteressant finden, weil es halt überhaupt nicht greifbar ist. Eine Kundin von mir sagte sogar mal konkret, wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme, laufen die weg. Also im übertragenen Sinne, im Sinne von die merkte dann, wenn sie anfängt so ein bisschen zu erzählen, dass die Menschen dann überhaupt kein Interesse hatten und wieder gingen.

Das heißt, man merkt, wenn man angesprochen wird, ob man klar sagen kann, wofür man steht, was man macht, welche Probleme man löst oder man fühlt sich halt selber unsicher und unsouverän.

Genauso ist es dann auch in der Wirkung. Ein sehr untrügerischer Indikator ist, welche Art von Anfragen bekomme ich und wie werde ich empfohlen?

Passt das zu dem, was ich aussende, was ich anziehen möchte oder ist das eher, naja, von allem ein bisschen?

Das heißt, wie hoch ist der Anteil der Anfragen oder Empfehlungen, die zu dem passen, was ich wirklich machen möchte?

Und wie viele, naja, Ausschuss klingt jetzt doof, aber wie viele Anfragen sind dabei, die auch völlig andere in dem Bereich erfüllen könnten?

Und da ist tatsächlich, das weiß ich auch aus eigener Erfahrung über die Jahre, umso klarer man da rausgeht und umso eindeutiger die Botschaften sind, umso treffender sind die Anfragen tatsächlich.

Das heißt, man hat ein Telefonat, ein Kennenlerngespräch mit einem Interessenten oder einer Interessentin und man hat direkt das Gefühl, ja, das passt. Da hat tatsächlich jemand auf der Website sich ein bisschen umgeguckt und hat selber auch das Gefühl gehabt, das könnte passen. Das heißt, ich verbringe dann auch weniger Zeit mit, ich sage mal, unnötigen Kennenlerngesprächen.

Ich schreibe nicht mehr Angebote für Hinz und Kunz, wo es dann eh nicht zu einem Auftrag kommt oder wo Budgeterwartungen völlig auseinandergehen. Das heißt, da ist halt der Indikator auch, schätzen die Menschen, was ich mache und wie ich es mache. Also schätzen die halt auch meine Art und wollen die nicht nur irgendwen haben.

Und das mit der Bezahlung ist tatsächlich dann auch ein häufiger Indikator. Sind die Menschen bereit, das zu zahlen, was meine Arbeit wert ist? Oder habe ich viel Menschen, die einfach vergleichen wollen? Sprich, muss ich über den Preis verkaufen? Muss ich darauf achten, dass ich günstiger bin als der Wettbewerb? Oder habe ich tatsächlich mich so positioniert, dass die Menschen sich angesprochen fühlen, dass sie so eine Resonanz haben, dass sie sagen, ich will mit dem und nicht mit einem anderen arbeiten? Das heißt, wenn Menschen mit Ihnen ein Kennenlerngespräch machen und das Thema Preis ganz hinten kommt.

Und für mich ist es immer ein gutes Zeichen, wenn die Menschen sagen, also bei mir bei Anfragen: „Oh ja, das ist nicht wenig, aber ich will das machen, das ist es mir wert, ich habe das Gefühl, bei Ihnen in den richtigen Händen zu sein und Sie gehen die richtigen Punkte mit mir zusammen an.“

Das sind so die typischen Punkte, über die ich checken kann, ob ich gut positioniert bin, wen das weiter interessiert. Ich habe da auch eine Checkliste bei mir auf der Website, wo man noch diverse Punkte für sich durchchecken kann.

Ja, ich finde da wirklich auch einen guten Hinweis oder einen Tipp, sich, wenn man Kennenlerngespräche hat, wirklich aufzuschreiben und zu protokollieren, was die Menschen anfragen, wie gut das gepasst hat und das auszuwerten, um einen Überblick darüber zu haben, wie da so die Quoten sind.

Und da geht es mir nicht darum, wie viele Abschlüsse mache ich, wie viele Menschen sagen ab, sondern wie viele dieser Menschen passen zu mir und zu dem, wie ich positioniert bin, und wie viele fliegen da einfach dran vorbei, die irgendwie nur jemanden suchen und nicht mit mir arbeiten wollen.

Was sind die Schritte zu einer klaren Positionierung?

[Alex] Und wenn ich jetzt merke, dass ich nicht klar positioniert bin, was wäre so der erste Schritt, den ich gehen könnte?

[Sascha] Also die Arbeit an der Positionierung ist sehr intensiv. Also der erste Schritt wäre für mich tatsächlich, sich bewusst zu machen, was es heißt, sich klar zu positionieren.

Leider ist da draußen oft so dieses Bild: neuer Slogan, neues Logo, neue Website und dann bin ich neu positioniert.

Im Bereich Coaching ist das so, ich habe mich als Coach oder als Berater positioniert. Und wichtig ist erstmal zu verstehen, dass das keine klare Positionierung ist, dass das keine passende Positionierung ist, sondern dass das deutlich tiefer geht, dass das wirklich sehr intensive Gespräche braucht.

Und ich bin halt auch davon überzeugt, dass das nicht quick and dirty zu erarbeiten ist. Es gibt da draußen wirklich sehr viele Angebote, Positionierung in drei Stunden oder mit einem Selbstlernkurs oder über ein Buch. Das ist alles nett gemeint, aber ich bin davon überzeugt, dass man wirklich unter die Oberfläche gucken muss.

Und dazu braucht es jemanden, der als Gesprächspartner unvoreingenommen ist, das heißt, der nicht in dieser Betriebsblindheit ist, nicht seit Jahren in dieser Suppe schwimmt, sondern der von außen drauf guckt und merkt, wo Dinge verborgen sind, die sehr wertvoll sind, wo aber auch Dinge sich eingeschlichen haben, die keinen Sinn mehr machen, die das torpedieren, die das aufweichen. Und dann würde ich tatsächlich hingehen, für mich habe ich da definiert vier Bausteine, die man bearbeiten sollte, in denen man Klarheit schaffen sollte. Der erste Baustein ist Identität.

Das ist auch ein Punkt, der sehr häufig vernachlässigt wird, weil so diese Kundenorientierung immer vorne steht. Und ich bin davon überzeugt, dass sowohl eine klare Positionierung als auch ein selbstbestimmtes Business eine Art von Selbstbewusstsein braucht.

Das heißt, da erstmal wirklich zu gucken, was macht mich aus, welche Erfahrungen bringe ich mit, was für Wissen bringe ich mit, welche Überzeugungen stehen bei mir vorne, was biete ich zum Beispiel an, was andere nicht machen? Oder was schließe ich bei mir aus, weil ich davon überzeugt bin, dass es nicht funktioniert oder dass es nicht zu einem guten Ergebnis führt?

Da sind häufig tatsächlich Dinge verborgen, entweder aus früheren Jobs oder auch aus dem Alltag, die für einen Selbstständigen selber völlig normal sind, völlig unwichtig sind. Und ein Außenstehender sagt, oh, das ist aber total besonders, das machst du, das macht doch sonst keiner.

Und da kommen manchmal Stärken und Besonderheiten zu Tage, die sehr, sehr wichtig sind. Die so eine Arbeit aus einem, ich mache dasselbe wie alle, rausholt und da wirklich was Besonderes und was Individuelles draus macht.

Ich finde da wichtig zu begreifen, dass gerade wenn wir bei Trainern, Beratern, Coaches sind, dass das Was, also das Angebot an sich in der Regel vergleichbar ist.

Wir haben nicht wie Rittersport die quadratische Schokolade, die wir als USP haben, sondern wenn ich einen Steuerberater suche, dann ist die Steuererklärung sachlich erstmal immer gleich.

Wenn ich, weiß ich nicht, einen Social-Media-Berater buche, der mir LinkedIn zeigen soll, dann ist das sachlich erst mal gleich.

Und wenn dieses Was vergleichbar ist, dann kommt es auf das Wie an. Und die Identität zu ergründen und da einzutauchen und für sich selbst zu erkennen, was man selber anders macht, was man besonders macht, ist wirklich das Fundament für alles Weitere.

Im zweiten Schritt würde ich hingehen und Wunschkunden ergründen. Das heißt, nicht nur hinzugehen und diese typische Zielgruppendefinition, Alter, Familienstand, wo wohnt er, wie viel verdient er, das ist nicht dienlich, glaube ich, sondern tatsächlich hinzugehen und sich diese Menschen anzugucken:

Was sind das für Menschen? Welche Probleme haben die? Welche Wünsche haben die? Was ist deren Situation?

Das ist ein anderer Ansatz, auf diese Menschen zu gucken und sie nicht nur als Zahlen und als Gruppe zu sehen, sondern tatsächlich in Gefühle zum Beispiel einzusteigen, Emotionen:

Wie fühlt sich das vor der Zusammenarbeit an, wenn man dieses Problem hat, wenn man in dieser Situation vielleicht schon länger steckt und wirklich Dinge ausprobiert hat und verzweifelt? Wie fühlt sich das an nach der Zusammenarbeit? Was ändert sich für diese Menschen? Also auch wirklich greifbar machen zu können, was verändert sich nicht nur in der Sache, sondern wie verändert sich das Leben dadurch oder andere Aspekte? Welche Auswirkungen hat Produktivität auf Familie? Welche Auswirkungen hat eine klare Buchhaltung damit, dass ich besser schlafen kann, dass ich mich sicherer fühle und souveräner irgendwie auftreten kann zum Beispiel?

Das sind alles Dinge, die man ergründen sollte, um, wir haben eben darüber gesprochen, diese Resonanz tatsächlich zu stärken. Denn nur wenn ich weiß, wen genau ich ansprechen möchte, kann ich auch entsprechende Angebote aufbauen, kann entsprechende Botschaften senden und da wirklich ganz zielgenau vorgehen. Und umgekehrt, wenn ich mir dann Gedanken mache, mit wem möchte ich eigentlich nicht arbeiten, also Anti-Wunsch-Kunden definieren, dann kann ich zum Beispiel meine Texte und Angebote auch so aufstellen, dass diese Menschen sich nicht angesprochen fühlen.

Das heißt, ich muss nicht hinschreiben. „Hey, bitte Rampensau, komm nicht zu mir, das passt nicht.“ Aber indem ich halt zum Beispiel schreibe, dass das tiefgründigere Dinge sind oder dass man auch für Leisere dieses oder jenes schafft, kann man natürlich die einen mehr anziehen und die anderen eher auf Abstand halten.

Der dritte Punkt, den ich empfehle, da durchzugehen, ist Wert.

Viele Selbstständige haben tatsächlich Schwierigkeiten damit, den Wert ihrer Arbeit zu vermitteln. Das heißt, die können erzählen, was sie machen, was ihre Leistung ist, aber das ist vergleichbar. Diese Leistung, ich berate das und das, ich coache das und das, ist absolut vergleichbar.

Wichtig ist tatsächlich diese Kombination aus, was kann ich besonders gut, was mache ich besonders gerne und was brauchen meine Wunschkunden, was wollen die, was ist deren Bedürfnis. Die Schnittmenge zu nehmen und da den Wert herauszuarbeiten. Und das kann tatsächlich für denselben Beruf, für dasselbe sachliche Angebot sehr unterschiedliche Dinge sein. Wenn ich zum Beispiel Rhetoriktrainings mache, kann es darum gehen, Lampenfieber wegzukriegen oder zu reduzieren oder es kann darum gehen, die körperliche Präsenz zu stärken oder, oder, oder.

Das heißt, den Wert, den das für die Wunschkunden hat, zu verdeutlichen, zeigt einfach auch nochmal, in welcher Situation ist das das optimale Angebot, bin ich der optimale Ansprechpartner? Und es zeigt natürlich oder es holt aus dieser Vergleichbarkeit der Leistung und zeigt den Menschen wirklich oder macht es spürbar, was sich verändert und fördert natürlich dann auch, dass man den Wert sieht, was sich natürlich dann auch auf zum Beispiel Honorare auswirkt.

Das heißt, umso besser ich vermitteln kann, welchen Wert meine Arbeit hat für den Menschen, umso besser kann ich meine Honorare vertreten, weil ich halt gar nicht irgendwie groß erklären muss in einem Kennenlerngespräch, sondern weil die Menschen wissen, hey, genau das will ich erreichen und das ist genau das, was ich jetzt brauche und sich da sehr gut aufgehoben fühlen.

An dem vierten Schritt, das ist ein ganz wichtiger Schritt, ist da eine kommunikative Basis zu schaffen. Das heißt, das, was ich in den ersten drei Bausteinen ausgearbeitet habe, tatsächlich klare Botschaften zu entwickeln, die sehr auf den Punkt sind, die reduziert sind. Also möglichst eine Kernbotschaft, die ich nach vorne stellen möchte, diese Überlegung, wenn Menschen sich was zu mir merken, welcher Begriff oder welche Formulierung soll das sein?

Und dann natürlich auch diese strategischen Fragen, welche Themen will ich beackern, in welche Kanäle gehe ich rein, wo erreiche ich meine Wunschkunden am besten und was passt zu mir und meiner Energie? Das heißt, was kann ich überhaupt leisten und wo kann ich Kontinuität aufbauen?

Das ist so der vierte Schritt, der dann quasi die Startrampe für die Umsetzung ist.

Das ist da noch dieses, die Positionierung, die ich erarbeite, ist anders als bei großen Marken und Unternehmen, wo es ja wirklich um Zahlen und um Märkte geht und sowas, sich wirklich sehr bewusst halten, Positionierung für Selbstständige, da geht es nicht nur um Marketing, sondern da geht es um Lebensqualität, da geht es um Selbstbestimmung, also darum, wie ich arbeite, mit wem ich arbeite, ob ich Freiraum habe, mich weiterzuentwickeln und an Dingen zu arbeiten oder ob ich gehetzt durch den Alltag bin und bis in den Abend rein jeden Tag arbeiten muss.

Warum ist Positionierung besonders für introvertierte Menschen wichtig?

[Alex] Ich habe bei dir auf der Website gelesen, dass du eine Positionierung besonders für introvertierte Menschen wichtig hältst. Das finde ich total spannend und deshalb meine letzte Frage an dich. Warum profitieren vor allem introvertierte Menschen von einer klaren Positionierung?

[Sascha] Also introvertiert, ich zähle mich selber dazu.

Diese Marketingwelt da draußen ist ja schon eine recht laute und eine recht wuselige und für Intros kann das sehr herausfordernd sein.

Das heißt, man ist schnell dabei, dass man überfordert ist von all diesen Kanälen, von all diesen Möglichkeiten und natürlich ist es immer eine Hemmschwelle rauszugehen, in dieses Getümmel rauszugehen. Und für Intros sind halt auch nicht die Menschen, die sich irgendwo auf eine Bühne stellen oder in einem Social Network irgendwie rausgehen und sagen, hier bin ich, schaut mich an, wie toll ich bin. Also dieses sich anpreisen müssen, sich verkaufen müssen, ist eine ganz schlimme Formulierung. Das ist natürlich für Intros eine schwierige Sache und Intros torpedieren sich dann häufig, indem sie quasi vor dem Marketing so blockieren, dass sie das nicht wirklich machen oder halt nicht strategisch. Also hier mal ein bisschen und da mal ein bisschen.

Und eine Positionierung ist deswegen so wichtig, um seinen eigenen Weg zu finden, um sein eigenes Ding zu stärken.

Wir haben halt draußen ganz viele Menschen, die einem rund um die Uhr gefühlt entgegenbrüllen, was man tun muss, um erfolgreich selbstständig zu sein. Da ist so dieses, du musst auf Social Media sein, du musst Podcasts machen, du musst Videos machen, ohne geht es nicht. Du musst die und die reißerischen Headlines machen, sonst liest das keiner.

Und Introvertierte, so ist zumindest meine Erfahrung, verbiegen sich häufig, um das zu erfüllen, um ein guter Selbstständiger zu sein, um im Marketing was erreichen zu können, sind dann aber darin nicht gut, weil es ihnen einfach nicht entspricht. Und diese persönliche Komponente, die ich dann häufiger mitkriege, ist:

Die Menschen fühlen sich dann falsch und schlecht, weil sie tun ja oder versuchen das, was gesagt wird, was man tun muss, aber das funktioniert für die nicht.

Und dann ist so dieses, dann bin ich hier falsch, dann ist das nicht meins. Und Positionierung hat halt tatsächlich diesen Weg, diese Selbstsicherheit zu finden, auf seinen eigenen Weg zu hören.

Das heißt, wenn ich sehr klar weiß, wofür ich stehe und was zu mir passt und was vor allen Dingen auch zu meinen Wunschkunden passt, dann kann ich diesen Weg sehr gut gehen und sehr sicher gehen und kann all diese Ratschläge von außen, diese Gurus, diese Erfolgsrezepte, diese geheimen, kann ich tatsächlich zur Seite schieben und kann einfach gute Entscheidungen für mich und mein Business treffen.

Und das Witzige ist, dann wird man halt auch für die passenden Kunden interessanter, weil ja gerade für uns Intros häufig sind unsere Wunschkunden halt auch eher die ruhigeren und nicht die Rampensäue. Das heißt, wenn ich in meiner Art ruhiger und tiefgründiger zum Beispiel schreibe und die schnellen Instagram-Reels nicht mache, weil es zu oberflächlich ist, dafür aber Beiträge schreibe, die tiefer gehen oder Interviews gebe, wo man Einblicke bekommt, dann ist das tatsächlich auch für diese Menschen viel, viel interessanter. Und da ist die Resonanz einfach eine ganz andere.

Deswegen ist es halt auch aus Positionierungsgründen für Social Media, finde ich, eine Entscheidung, will ich da überhaupt stattfinden in diesem oberflächlichen Schnellen? Oder will ich zum Beispiel hingehen und sagen, es gibt sehr erfolgreiche Berater und Coaches, die überhaupt nicht auf Social Media sind, die Bücher veröffentlichen, Vorträge geben, die Interviews geben und unfassbar erfolgreich auf ihre Art und Weise sind und sich konsequent aus diesem Trubel rausnehmen und einfach eine komplett andere Schiene entsprechend ihrer Positionierung ziehen und natürlich dann auch an jedem Kontaktpunkt das konsequent vertreten können, weil sie sich nicht verbiegen.

Das heißt, man verbiegt sich nicht mehr, man bekommt eine andere Einstellung zu dem Prozess. Das heißt, raus aus diesem Ich-muss-mich-verkaufen, Ich-muss-mich-verbiegen, hin zu einer Kommunikation.

Ich spreche darüber, was mich umtreibt, was meine Mission ist, was ich bewirken möchte, gebe Einblicke und Menschen finden das interessant oder nicht. Aber die, die passen, finden es dann in der Regel interessant.

Und das ist ein ganz anderes, in Anführungszeichen, Verkaufen, als das für üblich im Hard Selling und Social Selling propagiert wird. Und gerade für Intros ist das wichtig, um das Frustlevel niedrig zu halten, sich da motiviert zu halten und wirklich auch konsequent in die Umsetzung gehen zu können und auch um ihre Energie fokussieren zu können.

Also da auch wirklich konsequent zu sagen, diese drei Dinge passen zu mir, die kann ich gut umsetzen, die passen zu meinen Wunschkunden und alles andere lasse ich weg. Das gibt ganz viel Energie frei, um die wenigen Dinge, die ich tatsächlich machen will, richtig gut zu machen.

[Alex] Das ist doch ein wunderbares Schlusswort. Sascha, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und über deinen Social-Media-Ausstieg erzählt hast und über Positionierung für Selbstständige natürlich auch. Vielen, vielen Dank.

[Sascha] Danke dir.

Shownotes

Weiterlesen
Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin

Marketing für leise Menschen und Sichtbarkeitsmut – Interview mit Sonja Mahr

In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast. Sonja berät Selbstständige und Onlineunternehmer*innen dabei, sichtbar zu werden, ohne zum Marktschreier werden zu müssen. Wir werden heute über Marketing für leise Menschen sprechen, über gute Websites und übers Bloggen.

In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast. 

Sonja berät Selbstständige und Onlineunternehmer*innen dabei, ohne Marktgeschrei online sichtbar zu werden. 

Wir werden heute über Marketing für leise Menschen sprechen, über gute Websites und übers Bloggen. 

Folge anhören

Transkript lesen

Ist Marketing auch für leise Menschen möglich?

[Alex] Ja, hallo Sonja. Viele Selbstständige wollen ja online sichtbar werden, ganz, ganz dringend, aber sie sind einfach keine Rampensäue, sage ich jetzt mal. Was würdest du diesen Menschen sagen? Ist Marketing auch für leise Menschen möglich? Und wenn ja, wie?

[Sonja] Ja, hallo Alex. Schön, dass wir über dieses Thema sprechen können. Ja, natürlich ist Marketing auch für leisere Menschen möglich.

Das ist nicht exklusiv lauteren Menschen oder lauteren Techniken oder Vorgehensweisen vorbehalten. Es ist auch möglich im Sinne von, ich fühle mich wohl damit, weil viele leisere Menschen sagen, ja, okay, Marketing kann ich wahrscheinlich machen, aber nur mit Augen zu und durch, dann mache ich halt, was man so machen muss.

Also diese Formulierung höre ich total häufig. Und falls jemand zuhört, der sich das denkt, Marketing ist irgendwie „Bauchziehen und keine Lust, aber ich muss ja“. Nein, man kann es auch anders, auf eine angenehmere, auf eine ruhigere Art und Weise machen, auf jeden Fall.

Ich finde immer ganz hilfreich, sich mal vor Augen zu führen, was ist denn Marketing überhaupt oder was bezwecken wir denn mit Marketing? Wer darf in Anführungsstrichen Marketing machen, wenn du ein Angebot hast, das in irgendeiner Art und Weise Menschen weiterhilft, weil es Probleme löst, weil es bei Bedürfnissen weiterhilft, was auch immer, dann darfst du natürlich Marketing für dieses Angebot machen. Du darfst darauf aufmerksam machen.

Es gibt keine Dezibel-Grenze, die man erreichen muss oder irgendwas, um die Legitimation zu haben, Marketing zu machen. Also ja, um ganz kurz zu antworten, ja, natürlich.

Sorry, ich bin schon voll drin.

[Alex] Was ich ja auch ganz wichtig finde, ist irgendwie, und vielleicht ist das schon ein bisschen so angeklungen, ist, dass ja auch irgendwie alles Marketing ist.

Also Marketing ist ja nicht nur dieses laute „Ich stelle mich jetzt irgendwohin auf Instagram und sage, kauf das, kauf das, kauf das“, sondern auch, wenn ich zu einer Freundin sage „Ich biete das und das an“, ist das ja im Grunde auch Marketing, oder? Also immer, wenn ich darüber spreche, was ich mache, mache ich eigentlich Marketing.

[Sonja] Absolut, ja.

Und ich finde, wenn man das so sieht oder sehen kann, nimmt das auch eine ganze Portion Druck raus.

Marketing verbinden wirklich viele Leute mit diesem, ich sag mal, letzten Akt des Verkaufens. Jemand klickt den Buchen-Button, jemand sagt, ja, ich nehme das Angebot an.

Aber Marketing ist, wie du sagst, alles davor auch. Und das ist auch total wichtig, gerade in unserer heutigen Zeit.

Vielleicht merken es unsere Zuhörer*innen ja auch. Die Leute sind kritischer, sie hinterfragen mehr, sie brauchen vielleicht auch länger, bis sie etwas kaufen. Sprich, wir brauchen viele Kontaktpunkte, viele Möglichkeiten, miteinander uns auszutauschen oder dass die Leute etwas von uns sehen, zum Beispiel Blogartikel, Newsletter und so weiter, bis eine Vertrauensbasis entsteht.

Und das ist nicht nur dieses reine, hey, hier bin ich aus der Versenkung aufgetaucht, bitte kaufen, sondern es ist auch, ich erzähle, dass ich ein neues Angebot plane. Ich sage im Bekanntenkreis, wenn jemand sagt, was arbeitest du eigentlich nicht, ja, du, ganz schwer zu erklären, sondern ich habe da eine Antwort parat. All das gehört dazu, ja.

Das CALM-Marketing-Prinzip

[Alex] Du selbst hast dich ja sogar darauf spezialisiert, leise Menschen beim Marketing zu unterstützen. Worauf kommt das da für dich an? Du hast ja sogar ein bestimmtes Prinzip dafür entwickelt, richtig?

[Sonja] Richtig. Ja, genau. Ich habe ein Prinzip entwickelt, das CALM-Marketing-Prinzip.

Also für diejenigen, vielleicht versteht man es nicht so gut, C-A-L-M, Ruhe, nur die Buchstaben haben besser gepasst.

Ich habe das tatsächlich entwickelt, einfach auch als Gegengewicht zu diesem, bam, hier, nutz meine Geheimformel und du bist reich über Nacht und dieses ganze Laute, was so auf uns einprasselt. Und weil ich einfach auch sehe, dass extrem viele leisere Menschen unterrepräsentiert sind mit ihrem Business.

Die machen meistens richtig gute Arbeit, aber werden nicht gesehen, weil sie keinen Marketingweg für sich finden. Und soll ich dir die einzelnen Bausteine mal kurz aufschließen?

[Alex] Ja, voll gerne.

[Sonja] Genau, es ist eigentlich keine Zauberei. Also auch wenn es ein Prinzip ist, es dient eher so der Verdeutlichung, was es braucht, um wirklich Marketing machen zu können, um wirklich so eine stabile Sichtbarkeit aufzubauen.

Also das C steht für Content. Ohne Content ist es gerade online super schwer, sichtbar zu werden. Also wir brauchen irgendeine Art von Content. Leiser Marketing zu betreiben, heißt also nicht, gar nichts zu sagen, sondern einen Content zu finden, der eben zu uns passt.

Das können Blogartikel sein, das können Podcast-Gespräche sein, wie wir das gerade führen, was auch immer. Also irgendeine Art von Inhalt brauchen wir, die stellvertretend für uns online stehen und uns repräsentieren, weil wir ja nicht 24-7 online sind. Wir haben ja auch noch was anderes vor im Leben.

Dazu gehört die Website. Das finde ich eine ganz wichtige Basis an Content und eben einen Marketing-Kanal, zum Beispiel der Blog. Das ist ja was, was wir beide auch nutzen oder eben der Podcast. Das nutzen wir ja auch beide.

Ja, dann das A steht für Authentizität. Super strapaziertes Wort, aber für viele Leute einfach sehr wichtig.

Wenn Leute das Gefühl haben, Selbstständige insbesondere, das Gefühl haben, Marketing ist wie so eine Maske aufsetzen. Da setze ich meine Marketingmaske auf, bin mal kurz nicht ich, sage, was gesagt werden muss und danach kann ich mich entspannen. Das kann man machen, ist aber furchtbar anstrengend. Und Marketing ist ein Spiel auf lange Zeit.

Das ist nicht mit einem Fingerschnips erledigt, sondern das brauchen wir kontinuierlich.

Und vielen Menschen ist wichtig, dass sie eben auch authentisch rüberkommen, dass sie sich wie sie selber fühlen können, dass sie nicht irgendwie fake sein müssen oder eine Superhelden-Story erfinden müssen, wenn sie halt keine haben.

Und deswegen integriere ich das direkt in die Zusammenarbeit mit meinen Kundinnen, dass wir eben auch schauen, ja, was macht dich denn aus? Ja, was sind denn deine Werte zum Beispiel? Was sind denn deine Ansichten auf dein Thema? Weil nur weil wir ein Thema mit anderen Menschen teilen, heißt das ja nicht, dass wir es genauso angehen und bedienen.

Ja, das L, die Langfristigkeit, ist so ein bisschen der Spielverderber vielleicht, weil bei Langfristigkeit ganz viele selbstständig aufstehen und sagen, oh nee, ich habe gehofft, jetzt geht es mal schneller. Aber wie gesagt, Marketing ist ein begleitendes Instrument. Das brauchen wir einfach während unseres Businesses mal intensiver, vielleicht mal weniger intensiv. Aber es ist wie mit so einer Pflanze, die gießt du ja auch, damit sie weiter wachsen kann. Also so ein bisschen Pflege braucht das Marketing.

Und Langfristigkeit, ich finde ganz wichtig, dass man sich da bewusst macht, Langfristigkeit ist gar kein Nachteil. Der Nachteil ist meistens, dass wir Wege verfolgen, die für uns furchtbar anstrengend sind. Wenn du beispielsweise eine Taktik hörst im Sinne von, mach jeden Tag ein Live-Video für 100 Tage.

Das bringt enorm viel Sichtbarkeit. Also könnte ich wetten, dass du danach mehr Sichtbarkeit hast als vorher. Aber wie schwer fällt dir das und wie sehr passt es zu dir?

Und schaffst du das wirklich, diese 100 Tage durchzuhalten? Und was kommt eigentlich nach den 100 Tagen? Der große Einbruch oder hältst du deine Sichtbarkeit noch irgendwie aufrecht? Also ich finde wichtig, dass wir uns von Anfang an Gedanken machen, wie kann ein Marketing aussehen, das langfristig für mich funktioniert, das ich durchhalten, aber ohne, dass es sehr unangenehm sein muss, kann, wo ich wirklich sage, okay, regelmäßig einen Blogartikel schreiben, das könnte was für mich sein, das kann ich mir wirklich auch auf Dauer vorstellen.

Und vielleicht, wo wir hier in deinem Podcast sind, noch einen Punkt zu der Langfristigkeit, was auch die Haltbarkeit oder die Sichtbarkeit der Inhalte selbst angeht.

Den meisten ist es wahrscheinlich nicht neu, dass Inhalte unterschiedlich lang sichtbar sind. Also, dass wenn wir zum Beispiel auf Instagram posten, dass nach ein, zwei, drei Tagen schon viel, viel weniger Menschen erreicht als direkt am Anfang.

Bei einem Blogartikel ist es anders. Den sieht am Anfang in der Regel kein Mensch. Es steigt dann aber an und dann wird die Sichtbarkeit auf lange Sicht stabil.

Sich das nochmal bewusst zu machen, was sind langfristig wirksame Wege, die ich nutzen kann, finde ich sehr, sehr wichtig.

Was tun, wenn der Sichtbarkeitsmut fehlt?

Und dann kommen wir zum letzten Punkt, das M. Das ist der Mut und den habe ich bewusst integriert, weil für mich der Mut zur Sichtbarkeit so ein bisschen ein Tabuthema immer noch ist. Also ich sehe das schon immer häufiger inzwischen, aber ganz langsam nur.

Und was ich viel häufiger sehe, ist dieses Go for it, du musst es nur wollen, spreng deine Komfortzone. Wenn du es willst, dann machst du das, dieses Gepushe die ganze Zeit.

Ich finde nicht, dass wir uns die ganze Zeit pushen müssen. Natürlich braucht es Mut. Es braucht Mut, unsere Blogartikel zu veröffentlichen. Es braucht auch Mut zu sagen, okay, ich nehme so eine Einladung an, ich gehe in so einen Podcast und spreche da über mein Thema oder was auch immer. Und es ist normal, dass es Mut braucht.

Ja, das sind so die vier Prinzipien, die eben dann helfen, ein ruhiges, aber zuverlässiges Marketing zu betreiben.

[Alex] Gerade nochmal, was den Mut angeht. Also wenn ich jetzt zum Beispiel an meine Schulzeit denke, da fand ich ja jedes Referat vor 20 Menschen voll gruselig. Und wenn wir jetzt überlegen, dass wir jetzt irgendwie, weiß ich nicht, 1.000, 2.000 Follower irgendwo haben oder eine E-Mail-Liste von 1.000 Leuten oder ein Webinar halten vor 500 Leuten und dass es so selbstverständlich passieren muss, als wäre das gar nichts, das finde ich immer leicht befremdlich, weil wenn wir uns das vorstellen, wie das in der Realität wäre, vor so vielen Menschen zu sprechen, das wäre ganz schön gruselig. Also finde ich das irgendwie total wichtig, dass wir diesen Mut betonen, weil den haben ja nicht alle. Es fällt ja vielen Menschen schwer.

[Sonja] Ja, absolut. Ich finde, das ist ein super Punkt, den du da ergänzt, weil ganz viele so die Ansicht haben, wenn du es nicht siehst, dann ist es nicht da.

Also wenn du nicht den Raum mit tausend Leuten vor dir hast, dann brauchst du ja keine Angst haben. Aber natürlich sind da trotzdem Ohren, die dir zuhören, oder Augen, die dich sehen. Und natürlich darf das auch Mut kosten, sich da hinzustellen und zu sagen, das bin ich mit meinem Thema. Das hat man vielleicht noch nie gemacht. Vielleicht ist man einfach nicht der Typ Bühnenmensch, der das gegeben hat. Ja, völlig legitim.

[Alex] Und war das bei dir auch so, als du dich selbstständig gemacht hast, dass du da diesen Mut, dass der dir vielleicht gefehlt hat, dass du da irgendwie Schwierigkeiten hattest, rauszugehen mit deinem Thema?

[Sonja] Ja, total. Also ich habe mich ja ganz lange versteckt als Umsetzerin für meine Kundinnen. Ich bin ja in die Selbstständigkeit gestartet als freiberufliche Texterin und da war ich auch immer gut damit beschäftigt, halt meinen Kundinnen zu helfen, sichtbarer zu werden und musste dann selber gar nicht so wirklich in die Sichtbarkeit gehen.

Was mir halt geholfen hat, trotzdem Sichtbarkeit aufzubauen, war das Schreiben, also das Bloggen.

Hat dann eh ganz gut gepasst, weil ist ja auch mein Job, und ich habe dann angefangen zu bloggen und darüber eben Sichtbarkeit für mein Thema und auch für mein Business bekommen. Und dann konnte ich mich nach und nach an die anderen Sachen, wobei ich sagen muss, man muss auch nicht alles machen.

Also wenn man nicht Videos drehen will, muss man auch nicht unbedingt. Dann habe ich mich so herangetastet.

Aber ich weiß noch, als ich damals auf Instagram war, meine erste Instagram-Story, das war ja so ein aufgenommenes 10-Sekunden-Snippet. Also auch nicht live oder so. Ich saß da wirklich mit zitternden Knien. Was sage ich denn jetzt in diese Kamera? Und das hat mich sehr viel Mut gekostet.

Und ganz viele Dinge haben mich immer wieder Mut gekostet und kosten das heute auch immer noch. Also von daher, falls jemand denkt, oh, die reden da so selbstbewusst, ja, das tun wir, weil wir den Mut vielleicht aufgebracht haben an irgendeiner Stelle vorher.

[Alex] Ich finde es aber auch so persönlich gar nicht so leicht zu unterscheiden, weil wenn ich irgendwas von Bedeutung machen will, dann muss ich mich ja auch oft trauen. Aber gleichzeitig, wenn ich zu oft außerhalb meiner Komfortzone agiere und nie so eine Entspannung in mein Arbeitsleben reinbringe, dann macht mich das ja auch langfristig krank. Und erschöpft, also wie unterscheidest du das für dich, wo es sich vielleicht lohnt, mutig zu sein und wo du sagst, es passt nicht zu mir als Mensch? Finde ich eine ganz schwere Frage.

[Sonja] Ja, ich glaube, das ist auch eine mehrdimensionale Frage. Also das eine ist dieses, wie oft kann ich Mut aufbringen? Ich sehe das auch so, dass wir jetzt nicht unbedingt unsere Komfortzone dauernd springend verlassen müssen und nur noch außerhalb leben müssen.

Es gibt ja auch gute Dinge daran. Es gibt Entspannung. Wir brauchen Anspannung und Entspannung im Wechsel, weil, wie du sagst, ich glaube auch, dass wir ansonsten krank werden oder uns einfach das Leben sehr, sehr schwer machen.

Also das ist eins, dass ich versuche, darauf zu hören, ja, wie geht es mir denn gerade? Bin ich in einer Phase, wo ich wirklich so outgoing bin oder brauche ich gerade mehr die Arbeit im Rückzug, die Arbeit im Stillen?

Also ganz einfach ausgedrückt im Arbeitsalltag zum Beispiel: Ich habe nicht jeden Tag Calls beispielsweise, auch wenn es jetzt nicht ein direktes Nach-Außen-Gehen ist. Aber als introvertierter Mensch brauche ich Tage, an denen keiner was von mir will. Indem ich einfach hier arbeite und schreibe und meinen Content erstelle. Und dann kann ich auch wieder Calls im einfachsten Sinne, Interviews, Gastauftritte und so weiter haben. Also ich versuche das für mich gut zu verteilen, wobei meine Verteilung natürlich nicht für jeden passen muss. Das muss man, glaube ich, für sich rausfinden, was so wirklich die Balance ist, die man braucht. Und zu deiner Frage, ob es sich lohnt oder nicht.

Ja, oft weiß man es halt auch erst hinterher. Ich glaube, du hast mal den Vergleich gebracht mit dem Samen, den man sät. Also wenn man irgendwo hingeht, das ist wie ein kleiner Samen, den man sät und mal gucken, ob eine Pflanze draus wird oder nicht. Also ich entscheide nicht rein aus, lohnt sich das aus, sagen wir mal, Reichweitensicht, sondern es muss so ein Gesamtpaket sein. Sind es Menschen, mit denen ich mich gerne austauschen möchte? Passt das Business zu meinem Business und zu meiner Haltung? Also ich gehe zum Beispiel nicht gerne dann zu Veranstaltungen, wo ich sage, eigentlich stehe ich gar nicht hinter der Message, dann sage ich das lieber ab. Also ich glaube, das muss beides so dazu gehören.

[Alex] Nun gibt es ja auch Selbstständige und Online-Unternehmer*innen, die fühlen sich nicht nur so unwohl, sondern sie haben sogar richtig Angst, rauszugehen, Angst vor der Sichtbarkeit.

Und bevor wir jetzt gleich auf deinen Sichtbarkeitsmut kommen, was glaubst du denn zunächst, was sind die Gründe für diese Angst?

[Sonja] Also ich glaube, im Einzelfall sind die natürlich sehr unterschiedlich. Kann man jetzt nicht sagen, Angst vor Sichtbarkeit, das ist X.

Aber es gibt schon Ängste, die ich immer wieder mal höre. Also die häufigsten sind, würde ich sagen, die Angst vor Ablehnung. Was, wenn das, was ich da rausgebe an Content, nicht bei jedem gut ankommt? Die Angst davor, nicht gut genug zu sein. Also, dass man irgendwas vergessen haben könnte in seinen Inhalten.

Wir haben vorhin, vielleicht darf ich das hier reinbringen, im Vorgespräch kurz darüber gesprochen, dass ich ganz oft das Gefühl habe nach Interviews, ah Mensch, den einen wichtigen Punkt, den wollte ich noch ergänzen. Und da haben wir über den Mut des Unvollständigen, ich weiß leider nicht mehr den Wortlaut, gesprochen.

Diese Angst ist ganz präsent bei vielen Selbstständigen, dieses, ist das denn gut genug, habe ich an alles gedacht, was, wenn andere Expertinnen das, was ich da mache, sehen und die wüssten es besser. Super präsente Angst.

Die Angst davor, was andere sagen könnten. Ich glaube, die korreliert ganz eng mit dieser Angst vor Ablehnung. Das ist auch sehr präsent. Was sagen denn die Nachbarn, wenn ich da plötzlich bei so einem Online-Kongress bin? Oder wenn ich hier anfange, über mein Thema zu bloggen? Dann lesen die vielleicht noch mit. Und das ist, glaube ich, auch eine sehr präsente Angst.

Lass mich mal nachdenken, was noch oft gesagt wird als Angst.

Ach, eine häufige Angst ist noch die Angst zu nerven. Das ist vielleicht sogar mit der Angst vor Ablehnung die häufigste Angst.

Ich kann ja nicht die ganze Zeit rausgehen mit meinen Inhalten. Das nervt doch total. Ich kann ja nicht ständig über mein Angebot sprechen.

Das ist auch super präsent. Und vielleicht noch einen Satz zu dieser Angst vor Ablehnung. Das ist übrigens auch was, was ich beobachte, warum viele Menschen am Anfang erstmal Social Media bevorzugen in ihrem Marketing, weil dieses Like so ein Gefühl von Bestätigung gibt, so ein Gefühl von, ja, du darfst das, du machst das gut.

Und wenn wir bloggen, gibt es eher seltener Kommentare und wenn wir andere Dinge machen, kommt vielleicht erst mal gar nichts zurück. Und es ist aber eine trügerische Bestätigung, weil letztlich müssen wir uns immer bewusst machen, was haben wir zu sagen, wem wollen wir das sagen. Dass wir mit der ganzen Welt sprechen, ist ja sowieso nie der Fall. Ja, aber da sind wir schon in Richtung, was kann man denn tun.

[Alex] Ja genau, aber lass uns doch drüber sprechen. Also was kann man jetzt gegen diese Angst tun? Und vielleicht noch eine Frage, ich weiß nicht, ob du die beantworten kannst oder willst. Wo siehst du da für dich auch die Grenze zur psychologischen Beratung zum Beispiel? Weil … ich könnte mir vorstellen, klar gibt es so viele Ängste, da kann man vielleicht mit ein paar guten Worten und ein bisschen Übung diese Ängste auch überwinden, aber gibt es nicht vielleicht auch eine Grenze, wo ich sage, da steckt vielleicht auch wirklich was Ernsthaftes dahinter und eigentlich als Marketingcoachin oder Beraterin kann ich da eigentlich gar nicht so richtig ran. Hast du diese Erfahrung schon mal gemacht?

[Sonja] Also die Erfahrung gemacht, nicht direkt würde ich sagen, aber es gibt schon so Themen, wo ich mich in der Verantwortung sehe, darauf hinzuweisen, dass ich natürlich keine Therapeutin bin.

Also das gehört einfach zum verantwortungsvollen Umgang dazu, wenn wir das Wort Angst in den Mund nehmen und irgendwie ein Gegengewicht setzen wollen.

Also da geht es jetzt wirklich nicht um Themen wie, vielleicht ein Beispiel, was mal aufgekommen ist, ich weiß nicht, ob es exakt dieser Fall war, aber so in die Richtung höre ich das immer wieder mal.

Ich habe Angst davor zu schreiben, weil ich früher in meiner Kindheit dann ganz stark gemobbt wurde oder weil ich traumatische Erlebnisse hatte oder ähnliches.

Natürlich kann ich dann nicht sagen, du zünd dir eine Kerze an, dann klappt das Schreiben besser. Das ist ja absolut unverantwortlich und das mache ich dann auch nicht.

Also es geht wirklich darum, Menschen weiterzuhelfen, die sagen, ja, ich kann mir das vorstellen, aber mir fehlt so der letzte Mut, das zu veröffentlichen. Ich weiche immer wieder zurück und die vor allem auch sagen, ich mache es mir so unnötig schwer und verlangsame halt auch meine Effekte, die ich mir durch das Marketing erhoffe, weil ich für jeden Blogartikel sechs Wochen grüble, ob ich den jetzt online stellen kann. Also es geht natürlich nicht um tiefsitzende Traumata oder ähnliches, da sind sie bei Therapeutinnen deutlich besser aufgehoben.

[Alex] Okay, und was können wir jetzt aber mit den Menschen, denen dieses letzte bisschen Mut fehlt, dann machen? Also was für Tipps gibst du ihnen? Wie arbeitest du mit ihnen zusammen?

[Sonja] Ja, also es können ganz unterschiedliche Dinge sein. Ich gebe einfach mal so ein paar Dinge mit, die aus meiner Erfahrung schon geholfen haben.

Also das eine, was ich bei fast jedem wichtig finde und was auch sehr häufig hilft, ist, sich den Wert der eigenen Arbeit bewusst zu machen. Weil diese Gefühle von, ich nerve oder ich kann ja nicht schon wieder über mein Angebot sprechen oder was, wenn ich dafür abgelehnt werde, die kommen manchmal daher, dass wir selbst nicht so richtig überzeugt sind davon, dass wir etwas Gutes anbieten.

Dass wir also sogar am Angebot schon zweifeln, nicht nur an der Kommunikation, dass es dieses Angebot gibt. Also sich einmal bewusst machen, warum ist dieses Angebot, was ich hier habe, wertvoll?

Gibt es vielleicht Menschen, die schon einmal eine gute Erfahrung mit meiner Arbeit gemacht haben? Kann ich mir das ins Bewusstsein rufen, was diesen Menschen weitergeholfen hat? Also dieses, ich habe da etwas Gutes, das drückt dieses Ganze, ich nerve damit schon mal ein ganzes Stück runter, macht es ein ganzes Stück leiser. Das hilft sehr, sehr vielen Menschen, wobei natürlich dann die nächste Hürde kommen kann. Man sagt, mein Angebot ist gar nicht gut genug.

Kann sein, dass es sich dann wieder weiterdreht. Aber wenn man merkt, ich will gar nicht drüber sprechen, schau mal, was ist denn das, was du anbietest? Was ist denn das Gute daran? Was sagen denn andere Leute darüber, dass sie damit endlich sich getraut haben, etwas zu machen, oder dass sie da endlich ein Thema verstanden haben oder was auch immer. Also so ein bisschen aus unserer eigenen Wahrnehmung rausgehen und mal schauen, wo hat das denn schon mal was Gutes bewirkt und könnte es das vielleicht auch nochmal tun?

Also ganz viele Möglichkeiten, was man noch tun kann, je nachdem, wo halt so die Angst sitzt.

Was super simpel klingt, aber tatsächlich für viele sehr erleichternd ist, ist sich bewusst zu machen, dass wir gerade online ja auch jederzeit alles ändern können. Also dieses, oh, ich kann meinen Blogartikel noch nicht online stellen, weil der Anspruch ist ja dann gleich, einen riesengroßen, mega Fachartikel, das Standardwerk online quasi zu erschaffen.

Und was, wenn den anderen Expert*innen sehen und sagen, da hat sie aber Punkt so und so vergessen, der ist doch super wichtig.

Ja, da können wir den einfach erweitern. Wir können jetzt fünf Punkte veröffentlichen zu einer bestimmten Sache und später sind es neun, weil uns noch vier eingefallen sind.

Klingt super simpel, ist aber echt ein Unterschied zu zum Beispiel so einem Buch. Du hast ja gerade ein ganz tolles Buch veröffentlicht.

Ich kann mir vorstellen, dass es da ein bisschen kniffliger ist, zu sagen, jetzt ist wirklich alles drin. Online tun wir uns da doch recht leicht. Den Blog können wir überarbeiten und können da jederzeit noch was ergänzen.

Und was ich ansonsten noch hilfreich finde, ist, sich die Angst im Speziellen mal anzugucken und so einen Perspektivwechsel zu machen.

Also die Angst, abgelehnt zu werden. Das ist häufig eine, die entsteht, weil man eben nicht alle gleichermaßen ansprechen kann. Aber im Marketing haben wir ja auch eine Zielgruppe. Wir haben eine bestimmte Gruppe an Menschen, die wir ansprechen. Und aus der Angst, irgendjemanden abzulehnen oder von dem nicht so gemocht zu werden für dieses Thema, könnten wir auch die Freude machen, die Richtigen zu erreichen.

Wir könnten für uns angucken, ja okay, für den einen ist es nichts, das ist aber bewusst so, damit der andere erkennt, ach, das ist für mich. Und so kann man das mit den meisten dieser Ängste, über die wir gerade gesprochen haben, machen.

[Alex] Superwichtige Punkte. Was ich vielleicht noch ergänzen kann, ist, was mir immer sehr hilft, ist die Frage nach der Verantwortung.

Also was ist meine Verantwortung überhaupt?

Meine Verantwortung ist es, Texte zu schreiben, hinter denen ich stehe, so nach bestem Wissen und Gewissen. Aber meine Verantwortung ist nicht, dass Menschen für sich organisieren, wem sie folgen und von was sie hören und was sie abonnieren und welche Newsletter sie lesen.

Das ist einfach nicht mein Bier. So. Und deswegen lasse ich die Verantwortung bei denen und denke, okay, wenn jemand das nicht braucht, was ich sage, dann ist es ja seine Verantwortung zu sagen, okay, ich melde mich wieder vom Newsletter ab oder ich lese diesen Blog nicht mehr und was auch immer.

Also ich habe tatsächlich auch einige Reaktionen, die sind nicht sehr freundlich, aber trotzdem versuche ich dann immer, diese Verantwortung bei den anderen Menschen zu lassen und zu sagen, das ist einfach nicht mein Zeug, damit muss ich mich nicht beschäftigen.

[Sonja] Super wichtiger Punkt. Ja, danke, dass du es ergänzt.

Ich muss da gleich an eine Rückmeldung denken, die ich mal auf einen Newsletter bekommen habe. Ich gendere ja in meinen Newslettern. Also ich sage dann zum Beispiel Kund*innen oder schreibe das dementsprechend.

Und da hat sich jemand abgemeldet mit einer wirklich ganz erbosten Rückmeldung. Das würde die Sprache komplett verhunzen. Man versteht überhaupt nicht mehr, was ich sagen möchte. Und sie ist nicht bereit, sich vorschreiben zu lassen, wie sie zu sprechen hat.

Das habe ich ja gar nicht getan zum einen und zum anderen trifft das, glaube ich, ganz gut das, was du meinst mit dieser Verantwortung.

Wir geben etwas raus und die Leute entscheiden, ist es generell was für mich oder nicht? Ist es jetzt gerade was für mich oder nicht?

Und was auch helfen kann, ist, die Dinge nicht persönlich zu nehmen. Also es ist schwer, weil wir ja auch als Solo-Selbstständige, wir stehen mit unserem Gesicht, mit unserem Namen für dieses Business. Wir sind jetzt nicht ein kleines Rädchen in einem Riesenunternehmen, sondern wir sind das gewissermaßen ja auch. Aber gewissermaßen auch nicht.

Wir sind auch ein Mensch losgelöst von diesem Business. Und eine Rückmeldung in Form von, ich melde mich ab, die heißt ja nicht, du bist doof, sondern mich interessiert das vielleicht gerade nicht. Ich habe gerade eine andere Priorität. Oh, ich habe so viele Newsletter oder was auch immer.

Das nicht persönlich zu nehmen, wenn man das schafft, das kann das Leben enorm leicht machen.

Weil ich tatsächlich viele Kundinnen erlebe, die sagen, ich traue mich gar nicht, ein Newsletter zu schicken, weil ich schon weiß, dann melden sich wieder so und so viele ab und dann schrumpft meine Liste.

Und ja, aber das ändert ja nichts dran. Wenn jemand nichts von dir lesen möchte, dann hilft es auch nicht, wenn du ihm nichts schreibst, er will ja trotzdem nichts von dir lesen.

Sich darauf zu fokussieren, die Richtigen zu erreichen und das als Service zu sehen, mit denen zu sprechen, die zu erinnern, hey, ich habe hier was im Angebot, ich habe hier was veröffentlicht, was für dich hilfreich sein könnte, das kann sehr weiterhelfen, ja.

Wie kann Marketing für leisere Menschen aussehen?

[Alex] Nun lass uns doch mal ein bisschen konkreter werden, was das Marketing für leisere Menschen angeht.

Für dich, du hast es, glaube ich, schon ein paar Mal erwähnt, spielen Texte eine entscheidende Rolle. Und da sind wir natürlich als erstes bei der Website. Und meine erste Frage dazu ist, es heißt ja immer, dass wir uns in den Website-Texten persönlich und authentisch zeigen sollen. Das ist ja auch das A in deinem Prinzip.

[Sonja] Ja, richtig.

[Alex] Also ich glaube, mir geht es so und ich glaube, vielen anderen leiseren Menschen geht es auch so, dass sie sich zwar persönlich zeigen wollen, aber eben auch gewisse Grenzen wahren wollen und nicht ihr ganzes Privatleben ausplaudern wollen.

Das war auch einer der Gründe, warum ich dann von Instagram zum Beispiel weg bin. Also wie gelingt da dieser Mix, dieser Spagat, also dieser Widerspruch auch irgendwie? Einerseits persönlich zeigen in meinen Texten und andererseits die Grenzen zu wahren.

[Sonja] Ja, ich glaube, das Wesentliche ist, eine Unterscheidung zu treffen zwischen persönlich und privat, weil wir haben keine Pflicht, irgendeinen Seelenstriptease auf unserer Über-Mich-Seite hinzulegen.

Wir müssen nicht unser Privatestes, unser Innerstes nach außen tragen. Das geht ja auch einfach niemandem was an, wenn wir da in einem Business-Kontext unterwegs sind. Das können wir in einem anderen Kontext dann regeln. Wir können trotzdem aber eine Nahbarkeit erzeugen und das ist ja was, was auf der Website, insbesondere auf der Über-Mich-Seite schon auch wichtig ist.

Wenn Menschen starten mit ihrer eigenen Website, dann ist so eine Über-Mich-Seite oftmals sehr professionell in Anführungsstrichen oder das, was man für professionell hält.

Also die ist sehr glatt, die ist sehr formell, die ist sehr rein aufs Thema bezogen, aber in einer Online-Welt, die auch immer voller wird und in der das Angebot auch nicht alleinstehend ist, sondern viele Menschen ein Angebot haben, brauchen wir ja irgendeine Art von Unterscheidbarkeit. Und die geht meistens dann nicht mehr so sehr über das Thema alleine. Ist auch gut, wenn wir nicht alleine ein Thema bedienen, heißt, das Thema wird auch nachgefragt, sondern auch über uns persönlich.

Und ich finde auch, setzt eure Grenzen, wo ihr sie setzen möchtet. Ich habe zum Beispiel eine Grenze, dass man weiß, dass ich Kinder habe, aber sonst weiß man da eigentlich nichts. Es gibt keine Fotos von diesen Kindern.

Ich sage nicht, wer ihre Freundinnen sind oder was die jetzt gerade in der Schule machen oder so. Also, das ist zum Beispiel eine Grenze, die ich gesetzt habe.

Welche Möglichkeiten haben wir trotzdem, Persönlichkeit rüberzubringen? Wir können darüber sprechen, was uns bewegt, was wir an unserem Thema besonders wissens- oder beachtenswert finden.

Wir können eine bestimmte Spezialisierung wählen, auch die zeigt Persönlichkeit. Wenn ich sage, ich möchte Marketing ohne Marktgeschrei, dann sagt das auch etwas über mich als Person aus.

Wir können über unsere Werte sprechen. Ich empfehle zum Beispiel meinen Kundinnen immer mal einen Blogartikel über die eigenen Werte und was die fürs Business bedeuten zu schreiben.

Ist super persönlich, muss aber gar nicht privat sein, denn wenn ich zum Beispiel sage, ein wichtiger Wert von mir ist Ehrlichkeit und das bedeutet, dass ich dir sage, Marketing braucht Zeit und eben nicht irgendwas verkaufe und hoffe, ach, du bezahlst das und dann merkst du hinterher, dass es Zeit braucht. Nein, wenn ich Ehrlichkeit als Wert habe, fülle ich das so mit Leben. Und das sagt auch was über mich als Person aus, ohne dass ich erzählt habe, was es heute zum Mittagessen gab oder so.

[Alex] Das ist wirklich ein guter Punkt. Und ich glaube auch, dass gerade diese Werte, dass die sich auch in unseren Handlungen dann auch fortsetzen sollten.

Also so ein Blogartikel ist dann zwar schon gut, aber wir werden ja auch persönlich, indem wir mit Menschen genauso umgehen in unseren Gesprächen zum Beispiel oder wenn wir mit Menschen schreiben.

Also ich glaube, wenn es so stimmig ist, wie wir uns nach außen geben, wenn das, was wir sagen, und das, was wir tun, wenn das im Einklang ist, dann glaube ich, ist es auch super, um sich persönlich und authentisch zu zeigen, wenn es da keinen Widerspruch gibt.

[Sonja] Auf jeden Fall. Ich glaube, das ist sowieso generell wichtig, weil wenn wir irgendein, ich sag mal, aufgesetztes Marketing betreiben, weil wir denken, das müssten wir, irgendwann bricht dieses Kartenhaus ja zusammen, weil es irgendwo an unsere Integrität geht oder an irgendwas und es nicht mehr stimmig wird.

Also von daher ist es ganz klug von Anfang an, ich sag mal, sich auch so zu präsentieren und auch kontinuierlich durchzusetzen.

Es wird aber leichter, wenn man eben einfach so ist, weil es dann ein stimmiges Gesamtbild gibt.

[Alex] Gerade Verkaufen fällt ja auch leiseren Menschen oft schwer, und du hilfst ja auch dabei, ohne Marktgeschrei sichtbar zu werden. Ich glaube, das ist das, was viele auch mit Verkaufen verbinden, also dass wir uns irgendwo hinstellen und sagen, kauf das, kauf das, hier bin ich und so, und so ist es ja für dich nicht. Wie können denn jetzt leisere Menschen über ihre Angebote sprechen, ohne sich Marktgeschrei und sowas zu bedienen? Hast du da einige Tipps?

[Sonja] Ja, sehr gerne. Also zunächst möchte ich kurz ergänzen, dass ich jetzt Marktschreier per se auch nicht schlechtreden möchte. Wenn jemand so voll aus sich heraus einfach so ein Typ ist, der sagt, here I am, look at me und meine Ansichten und so, okay, dann soll er das machen.

Was vielen Menschen dabei schwerfällt, ist dieses, ich dauerbeschalle die ganze Zeit und ich hoffe, dass irgendjemand darauf anspringt und reagiert. Und was helfen kann, ist einfach das Prinzip umzukehren, weg von einem, ich haue so viel an Message raus, bis jemand reagiert, hin zu einem, ich biete etwas Interessantes an, wonach die Leute sowieso suchen.

Also das ist ja das ganze Prinzip von Content-Marketing, wo wir ja unterwegs sind. Wir erschaffen Inhalte, die für Leute interessant und relevant sind, damit sie zu uns finden und nicht damit wir ihnen nachrennen müssen. Das ist das Grundprinzip, was ich empfehle.

Das macht es schon deutlich ruhiger, deutlich entspannter. Aber es braucht natürlich auch eine gewisse Zeit, bis eine Reaktion kommt, weil wir erstmal auf die Leute warten, die danach gerade suchen. Nicht jeder sucht zu jedem Zeitpunkt genau das, was wir haben und so weiter. Also es braucht einen längeren Atem und es braucht auch Inhalte, die an verschiedenen Stationen ansetzen.

Also wenn wir zum Beispiel über die Kundenreise sprechen, die Menschen eben durchlaufen, bis sie bei uns kaufen, dann kann die sehr kurz sein. Im Fall des Marktschreiers, ich laufe da entlang, der brüllt mich an, ich kaufe, Kundenreise abgeschlossen.

Sie kann aber auch ein bisschen länger sein und das ist bei Content-Marketing, das es ruhiger angeht, in der Regel der Fall.

Jemand sucht zum Thema, wie schreibe ich eine Über-mich-Seite, kommt in meinen Blog, liest es, findet es hilfreich, geht wieder weg. Nichts passiert gefühlt, kommt nochmal zurück, weil der Blog hilfreich war oder hat sich in den Newsletter eingetragen und liest dann von mir, ach, da gibt es einen Kurs, mit dem du deine Website-Texte schreiben kannst. Und dann kauft er möglicherweise im zweiten, im dritten, im vierten, im zwanzigsten Schritt.

Diese Schritte werden tatsächlich im Moment auch immer mehr. Wir hatten vorhin ja schon mal darüber gesprochen, dass Menschen kritischer sind und länger Zeit brauchen. Und ich glaube, gewissermaßen liegt da auch ein großer Teil von verbrannter Erde vor im Onlinebusiness, dass einfach online so extrem viel, vielleicht nicht immer qualitativ Hochwertiges, verkauft wurde, dass die Leute einfach doppelt und dreifach hinterfragen, ist das denn jetzt wirklich vertrauenswürdig?

Aber das ist so das Prinzip. Erschaffe Inhalte, die relevant sind für die Menschen, die du erreichen möchtest. Denk an die verschiedenen Stufen der Kundenreise. Das Erste ist, dass sie dich erstmal bemerken müssen, dass sie irgendeine Form von Aufmerksamkeit für ein Thema haben, was du hast.

Es geht meistens dann über solche inhaltlichen Dinge, Fragen, die sich die Leute stellen. Dann gehört dazu, Vertrauen aufzubauen. Da haben wir über Persönlichkeit vorhin gesprochen.

Es gehört dazu, die Kaufbedenken der Menschen abzubauen und im besten Falle ohne, wenn du es willst, dann kaufst du wirklich, sondern auf empathische Art und Weise, indem wir Argumente zum Beispiel haben, inhaltliche Argumente.

Und dann geht es letztlich ums Verkaufen und das ist das, wo wir eigentlich gerade herkamen. Klar, wir dürfen auch direkt über unser Angebot sprechen. Wir dürfen auch direkt sagen, das biete ich gerade an und nicht immer verklausuliert, weil sonst wird es ja auch gar nicht verstanden. Aber wenn wir so einen Prozess aufbauen, dann können wir sehr gut und sehr angenehm verkaufen.

[Alex] Was ist so deine Erfahrung nach eine Plattform oder generell Marketingstrategien, mit denen leisere Menschen zurechtkommen?

Ich meine, klar, alle sind individuell, aber hast du so Erfahrungen, wo du sagen könntest, zum Beispiel ein Blog oder so, das ist das, was vielen liegt, die ein bisschen zurückhaltender sind? Gibt es da noch andere vielleicht?

[Sonja] Ja, ich bin natürlich jetzt nicht unvoreingenommen, weil ich finde Blogs einfach großartig. Und ich mache tatsächlich auch die Erfahrung, dass das vielen Leuten leichter fällt, zumindest dann, wenn Sie die Angst ablegen, dass ihre Texte nicht gut genug sind.

Das ist so eine Hürde, die man haben kann, aber es ist sehr niedrigschwellig. Es fällt leiseren Menschen oft leichter, weil sie da keine Bühnenpräsenz brauchen. Sie müssen nicht im Video erscheinen, sondern sie haben auch Zeit, diese Texte zu schreiben, wie es beispielsweise in einem Blog ist.

Das kann auch Social Media sein, also da kann man ja auch schreiben, wobei man da sagen muss, je nachdem, wie der Trend gerade ist, werden die einen oder anderen Formate ein bisschen besser gepusht und rein mit Text ist es vielleicht manchmal schwierig.

Es kann natürlich auch sprechen sein, wenn man sagt, ich mag nur nicht, wenn mir jemand zusieht, aber zuhören ist okay, dann kann es zum Beispiel auch ein Podcast sein oder bloggen heißt ja nicht nur, dass man für sich bloggt, sondern man kann auch Gastartikel bei anderen Blogs platzieren und so eine Art Kooperation haben.

Du bloggst bei jemand anderem, der eine ähnliche Zielgruppe hat, derjenige bloggt vielleicht mal bei dir oder Podcast-Interviews, da geht es ja genauso. Gibt schon viele verschiedene Möglichkeiten.

Ich glaube, gerade bei leiseren Menschen ist das Wichtige, mich gucken nicht so viele sofort an und ich muss nicht so on point präsent sein, sondern ich kann mich da auch rantasten.

[Alex] Also es geht auch darum, und das ist ja auch das, was ich dann im Buch so, wo ich drauf rumreite, dass wir quasi auch die eigenen Stärken verstehen und wissen, was können wir denn richtig gut, wo fühlen wir uns wohl.

Ich meine, klar ist es so, dass wir auch bei dem, was wir gut können, auch immer lernen können und es ist uns oft nicht leicht fällt, das zu machen, aber langfristig laugt uns das vielleicht nicht so aus.

Und ich habe so die Beobachtung gemacht, dass gerade so leisere Menschen auch gerne eher schreibend so im Hintergrund tätig sind. Also, genau, Blog, Website, Newsletter vielleicht könnten da die richtigen Striche bringen.

[Sonja] Ja, Newsletter. Genau. Ja, vergessen.

[Alex] Du hast ja auch ein Newsletter?

[Sonja] Ich habe auch ein Newsletter. Genau. Ich wollte noch irgendwas ergänzen dazu. Sekunde, vielleicht habe ich es gleich wieder.

Ach ja, man kann diesen Content aber ja auch verbinden. Also wenn du sagst, unsere Stärken bewusst werden, finde ich super wichtig und wenn wir merken, ja, mir fällt es im ersten Moment leichter, darüber zu schreiben, dann kann ich schreiben und kann aus diesem Blogartikel beispielsweise ja auch noch anderen Content machen, wenn ich eben verschiedene Kanäle, Formate bedienen möchte.

Und ich habe es auch manchmal, dass Leute denken, ja, mein Text ist nicht gut genug oder irgendwelche Erwartungshaltungen an einen guten Text, was ich ganz häufig höre, ist zum Beispiel, Bloggen geht ja nicht unter tausend Wörtern.

Geht schon, also es gibt da jetzt keine Blogpolizei, die kommt und sagt, da fehlen jetzt drei Wörter, das können wir nicht online stellen. Aber dass sie sich dann ausbremsen, weil sie an die Struktur eines Artikels so große Bedingungen quasi geknüpft haben und ihnen fällt es leichter zu sprechen, dann können die auch erst mal was aufsprechen. Man kann sich auch einen Blogartikel diktieren und trotzdem als Blog veröffentlichen.

Also ich glaube, man muss so ein bisschen rausfinden, was liegt mir, was senkt die Hürde, dass ich wirklich rausgehe, weil das ist einfach so elementar wichtig, dass etwas online geht von unseren Inhalten, so weit herunter, dass ich mich regelmäßig traue, Und dann finde ich tatsächlich, es ist jetzt kein Riesengeheimnis, aber die Praxis hilft auch enorm.

Also, man wird einfach besser, wenn man öfter schreibt und wenn man das etabliert als Routine. Und der erste Blogartikel ist schwieriger als der zwanzigste.

Marketing muss realistisch sein

[Alex] Und ich finde auch noch, was hilft, ist eine Portion Realismus.

Also klar kann ich …, du hattest dieses Beispiel, 100 Tage lang einmal live gehen oder so. Das ist für mich komplett unrealistisch.

Also ich wüsste wahrscheinlich schon, dass ich nach dem dritten Tag keine Kraft mehr dazu hätte. Insofern einfach zu fragen, was kann ich auch über eine längere Zeit realistisch durchhalten?

Also zum Beispiel ein, zwei Blogartikel im Monat ist für die meisten, würde ich sagen, sehr realistisch.

Ja, also vielleicht gibt es Leute, die sagen, ich kann auch viermal oder fünfmal im Monat bloggen, aber so ein, zwei im Monat, das halte ich persönlich jetzt schon wie lange, ich weiß nicht, acht, neun Jahre durch. Es ist also wirklich ein gutes Tempo und ich glaube, dieser Realismus ist auch voll wichtig.

Ist das ein bisschen unsexy, ja, aber wir müssen Marketing ja uns nicht nur schön in der Theorie denken, sondern ja auch letzten Endes machen.

Und ja, deswegen bin ich großer Fan davon, realistisch auch zu denken.

[Sonja] Absolut, ja. Und vielleicht auch noch so ein bisschen Regelmäßigkeit. Das ist auch sowas, was mit ganz vielen Hürden verbunden ist, bedeutet nicht exakt immer Montagmorgen geht ein Blogartikel online. Du kannst es auch für dich definieren. Du kannst zum Beispiel sagen, ich mache zwei Blogartikel im Monat und der eine kommt mal Montag, der andere kommt Mittwoch oder in dem einen Monat war es dann doch nur einer, im nächsten waren es drei. Aufs gesamte Jahr gesehen war es dann doch wieder das, was ich vorhatte.

Also da nicht ganz so streng mit sich zu sein, aber schon auch ein Fundament zu legen, das man eben auch durchziehen kann.

[Alex] Ja, ich nenne das immer Freiheit in meiner Struktur. Also ich habe eine Struktur, wo ich immer weiß, das und das.

Aber dazwischen bewege ich mich frei. Und wie du sagst, wenn es mal diesen Monat nichts wird, dann mache ich es halt nächsten Monat doppelt oder so. Also genau.

Was ich auch oft beobachte, ist dieser Gedanke, ach, es gibt schon so viele Blogs zu meinem Thema. Lohnt es sich da überhaupt für mich, noch einen anderen Blog zu starten? Wie siehst du das?

[Sonja] Ja, ich glaube, das gehört so zu den Top-Ten-Sätzen. Das gibt doch schon so viel. Und es ist ja tatsächlich so. Also, wenn wir jetzt unseren Themenbereich einfach mal googeln oder das Thema, über das wir schreiben wollen, und da sind da ein paar Millionen Treffer, naja, ermutigend ist es erstmal nicht.

Aber was helfen kann, ist zum einen die Erkenntnis, wenn ein Thema schon bespielt wird, dann ist es auch ein wichtiges Thema.

Also wir brauchen gar nicht so sehr die Einzigartigkeit in unseren Inhalten.

Wir brauchen natürlich Unterscheidbarkeit, aber jetzt auf das reine Thema bezogen, brauchen wir keine Weltsensation, ein nie dagewesenes Thema, weil möglicherweise sucht dann auch gar keiner danach. Das ist das eine. Also ja, natürlich, wenn es schon Inhalte gibt, dann heißt es nur, dass es da auch Interesse, dass es da auch einen Markt gibt. Und das andere, was ich aber tatsächlich wichtig finde, je voller es wird, das ist auch wichtig, aber was ich wichtig finde beim Umsetzen dann.

Je mehr Artikel schon da sind, umso wichtiger wird, dass unsere gut sind.

Also, dass wir auch ihnen etwas reingeben, was für uns wichtig ist. Dass wir ihnen eine persönliche Note geben. Dass wir uns vielleicht nicht nur als Infotankstelle sehen, sondern auch als Mensch, der da eine Meinung dazu hat. Das geht auch bei fachlichen Artikeln.

Aber auf jeden Fall bloggen, wenn es ein Thema gibt, Weil es gibt ja auch nicht nur einen Kunden oder eine Kundin und einen Anbieter, sondern es gibt extrem viele potenzielle Kundinnen in einem Bereich.

Vielleicht haben die noch nicht die richtige Person gefunden, auch wenn es schon Inhalte gibt. Vielleicht wärst du die richtige Person für die. Also von daher bitte nicht aufhalten lassen davon.

[Alex] Bei mir ist es auch so, wenn ich mich für ein Thema interessiere, dann kann ich auch nicht genug von diesem Thema kriegen. Also dann sage ich nicht, oh, ein weiterer Blog über weiß ich nicht was. Nee, das ist jetzt zu viel, sondern denke, oh ja, noch mehr dazu. Also ich freue mich ja, oder bei Büchern ist es ja auch so, wenn ich einen bestimmten Typ von Roman gerne lese, dann denke ich ja nicht bei der neuen Autorin, oh ne, die lese ich jetzt nicht, ich habe schon drei andere. Also dann denke ich, ja, noch mehr, noch mehr, ja. Also ich glaube, wenn man ein Thema mag, dann will man ja mehr dazu lesen und hören.

Und insofern ist das eigentlich ein gutes Zeichen, finde ich.

[Sonja] Ja, total. Das ist ein richtig cooler Aspekt. Den nehme ich mir mit, wenn ich darf.

Wie wird KI das Marketing verändern?

[Alex] Sehr gerne.

[Sonja] Genau, und man weiß ja nicht, wer dann die richtige Person am Ende ist für eine Zusammenarbeit, aber genau, es gibt nicht nur eine Info, sondern man darf auch mehrere annehmen.

[Alex] Du hast jetzt auch schon einen anderen wichtigen Punkt angesprochen, und zwar das Thema Qualität. Und da würde ich jetzt mal nahtlos überleiten zum Thema KI, weil ich denke mal, dass KI so ein bisschen auch Online-Texte und Online-Marketing verändert hat, so in den letzten Monaten und letzten Jahr. Was ist da so deine Beobachtung und was ist da deine Position? Wie empfindest du das Bloggen und was wird für die Zukunft wichtig sein aus deiner Sicht?

[Sonja] Ja, also ich glaube, das verändert sogar ganz schön viel, auch wenn es vielleicht noch nicht bei jedem in der Praxis so angekommen ist.

Ich glaube, es gibt Chancen und es gibt auch Dinge, die wir uns einfach jetzt bewusster machen dürfen. Also eine Chance zum Beispiel ist, dass wenn wir KI nutzen, wir leichter Texte erstellen können, wenn uns das bisher vielleicht schwer gefallen ist.

Also wenn wir uns zum Beispiel schwer damit tun, uns genau in die Zielgruppe einzudenken. Ich meine, direkter Kontakt ist aus meiner Sicht immer noch der beste und der echteste, aber auch da kann zum Beispiel die KI helfen, unsere Recherchen zu vervollständigen, uns vielleicht bei der Struktur zu helfen, das, was ich vorhin ja als Hindernis angesehen habe, was viele Leute ausbremst, ja, wie genau wird denn das und wie lang soll das werden und wo mache ich eine Überschrift? Da kann so ein Tool schon mal helfen und uns so einen Startpunkt geben.

Was, glaube ich, immer wichtiger wird, ist aber auch, durch diese Tools entsteht jetzt extrem viel Content. Also diese Masse an Inhalten, die wird noch unübersichtlicher und umso wichtiger ist es, dass unsere Texte eben trotzdem auf eine Art und Weise herausstechen. Ich glaube, ein wichtiger Punkt gerade beim Thema Bloggen wird sein, dass wir nicht nur Information brauchen, sondern Information plus X. Also Information plus eine persönliche Haltung dazu. Information plus einen Punkt, den wir ganz persönlich ergänzen oder den wir besonders wichtig finden, der nicht überall schon steht und dann so zusammengesetzt wird aus bestehenden Informationen.

Dass wir uns auch als, wenn wir jetzt Solo-Selbstständige sind, auch als Personenmarke, heißt nicht, dass wir alles teilen müssen, aber dass wir so als greifbare Personen präsent werden.

Das ist etwas, was die KI für mich noch vielleicht auch nicht so ersetzen kann, dass wir eben Menschen sind, dass wir die Fähigkeit haben zu empfinden, dass wir die Fähigkeit haben, Empathie zu äußern. Also tatsächlich spürbare Empathie und nicht aus Inhalten zusammengesetzte theoretische Empathie.

Ich glaube, das wird ganz wichtig, dass wir uns wirklich bewusst machen, es geht nicht darum, dass ich den hundertsten Artikel dazu schreibe, welche Bestandteile kann eine Website haben, sondern dass ich da diesen Plus-X-Faktor noch reinbringe.

[Alex] Und Plus-X, also finde ich ganz toll, ist Meinung, Haltung. Es kann aber auch so etwas sein wie ein eigener Schreibstil, finde ich, oder Humor zum Beispiel.

Also KI kann, finde ich, Humor gar nicht. Und also irgendwie vom Schreiben sich auch abheben, von dem, wie alle anderen schreiben.

Das finde ich persönlich auch ganz gut, wenn ich andere Texte lese, wo ich denke, okay, hier höre ich jemanden in seiner oder in ihrer Stimme sprechen. Das mag ich persönlich sehr.

[Sonja] Das stimmt. Das kann tatsächlich ein wichtiger Faktor sein. Ich muss jetzt an eine Kundin denken, die neulich zu mir meinte, als wir uns getroffen haben, ich habe den Newsletter gelesen und es ist, als würdest du vor mir sitzen, weil er eben nach dir klingt.

Und das stärkt natürlich auch diese vertraute Basis. Also ob wir mit KI jemals so best friend mäßig oder irgendwie eine emotionale Bindung haben werden, stelle ich mal in Frage. Aber ja, ich glaube, da liegen ganz große Chancen, dass wir das unserem Content uns auch zu eigen machen und uns auch trauen, ihm unsere Färbung, unsere Nuancen reinzugeben.

[Alex] Ja, Sonja, jetzt haben wir eine Menge besprochen über das Thema Sichtbarkeitsmut und Texte. Und eine letzte Frage:

Bei dir steht in deinem Prinzip das L für Langfristigkeit. Und wie bleiben wir bei langfristigen Strategien am Ball? Was könnte da helfen? Wie können wir nicht gleich nach drei Blogartikeln aufgeben?

[Sonja] Ja, da greife ich doch mal auf die Meinung einer Expertin, die ich sehr schätze, die mit dem Realismus. Realistisch sein. Und ich weiß, es ist manchmal schwierig, also gerade wenn man Laie ist im Thema Marketing, wenn man ein Business hat, das nicht Marketing ist, sondern Marketing halt für sein Business nutzen möchte, dann prasselt extrem viel auf einen ein und auch leider immer noch extrem viele falsche oder sehr hochgegriffene Versprechen.

Und natürlich möchte man die gerne glauben, aber realistisch sein, im Bereich Bloggen zum Beispiel, nicht zu erwarten, dass ein Blogartikel, den ich heute online stelle, mir morgen Sichtbarkeit bringt, ist, glaube ich, das Allerwichtigste. Weil wenn wir von Anfang an wissen, wir lassen uns auf eine längere Reise ein, dann fällt es auch leichter, die Reise bis zum Ende, wo ist das Ende, aber weiter durchzuhalten, als wenn wir denken, ja, das ist ein Zwei-Stunden-Trip und dann bin ich ja quasi fertig.

Was ansonsten helfen kann, ist, sich Routinen zu schaffen, die eben auch zu dir persönlich passen. Das kann bedeuten, dass du dir eine Schreibatmosphäre schaffst, die du angenehm empfindest. Das dem Schreiben so ein bisschen den Schrecken nimmt, dieses, uh, jetzt muss ich was Produktives für meinen Blog oder für meinen Newsletter machen, sondern dass du es irgendwie schaffst, das zu verbinden mit einem, ah, jetzt habe ich mal Gelegenheit, das rauszulassen, was ich zu dem Thema sagen wollte, kann bedeuten, dass du dir einen Raum irgendwie besonders ausstattest, kann aber auch bedeuten, dass du eine Zeit wählst, die für dich hilfreich ist, dass du eine produktive Zeit wählst und nicht abends, wenn du komplett fertig bist vom Tag, das noch irgendwie reinschieben möchtest.

Sowieso das eigene Marketing – ja, zur Priorität ist immer schwierig. Wir haben ja schon so viele Prioritäten – aber auch ernst zu nehmen, sage ich mal. Marketing ist was, was bei vielen Leuten so unter, wenn ich noch Zeit habe, dann mache ich das noch. Und in der Realität bleibt dann ganz selten noch Zeit, weil sich doch wieder 20 Aufgaben reingeschoben haben. Also so wie wir vielleicht einen Call mit einem Kunden in den Terminkalender eintragen, uns auch unsere Marketingzeit in den Kalender eintragen, wenn wir damit gut arbeiten können. Was auch helfen kann, ist, sich Unterstützung suchen.

Also es gibt ja ganz viele Angebote. Du hast ja Schreibbegleitungen, die du anbietest. Ich habe meinen Content-Club, den ich anbiete.

Es gibt ganz viele Möglichkeiten, wo man Menschen finden kann, die vielleicht ein Coworking mit einem arbeiten oder die auch an ihrem Marketing arbeiten.

Wenn man merkt, oh, dieses allein im stillen Kämmerlein vor mich hinwurschteln, das ist nicht so wirklich hilfreich für mich, dann kann auch sowas helfen.

[Alex] Ist wie beim Sport. Manche gehen alleine joggen, andere brauchen eine Laufgruppe.

[Sonja] Genau.

[Alex] Sonja, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns über dein Thema … so schön mitgenommen hast und erzählt hast. Und ja, vielen Dank.

[Sonja] Ich danke dir für die Einladung und wünsche euch allen ganz viel Freude und Erfolg beim Umsetzen eures Marketings.

Shownotes

Sonjas Website

7 häufige Gründe für Angst vor Sichtbarkeit

Die 4 Säulen des CALM-Marketing-Prinzips

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Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin

Schlaue Pressearbeit für Selbstständige: Interview mit Marike Frick von Wasjournalistenwollen

In dieser Podcastfolge habe ich Marike Frick zu Gast. Marike ist ausgebildete Journalistin und sie zeigt Selbstständigen und Unternehmer*innen, wie sie ihre Pressearbeit selbst machen können.  Genau zu diesem Thema habe ich sie schon in meinem Buch „No Social Media!“ interviewt. Und jetzt möchte ich mit ihr auch noch mal in meinem Podcast darüber sprechen.

In dieser Podcastfolge habe ich Marike Frick zu Gast. Marike ist ausgebildete Journalistin und sie zeigt Selbstständigen und Unternehmer*innen, wie sie ihre Pressearbeit selbst machen können.

Genau zu diesem Thema habe ich sie schon in meinem Buch „No Social Media!“ interviewt. Und jetzt möchte ich mit ihr auch noch mal in meinem Podcast darüber sprechen.

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Warum es nicht sinnvoll ist, Pressemitteilungen zu verschicken

[Alex] Hallo Marike. Wenn Menschen an Pressearbeit denken, denken viele immer noch an Pressemitteilungen, also dieses klassische Massen-E-Mails an möglichst viele Redaktionen versenden. Warum ist das von gestern?

[Marike] Das ist vielleicht sogar von vorgestern. Also es ist einfach einer Realität geschuldet, in der sich viele Journalisten befinden.

Journalisten bekommen so viele E-Mails jeden Tag. Ich habe mal so eine Umfrage gemacht, da haben die meisten gesagt, es sind so 80 bis 150 E-Mails jeden Tag. Die kann natürlich kein Mensch öffnen, die kann kein Mensch lesen, die kann kein Mensch beantworten.

Deshalb ist so das Üblichste in den Redaktionen, dass Journalisten morgens in ihren Posteingang reingehen und einfach löschen, löschen, löschen, löschen, löschen und nur noch das stehen lassen, wo sie denken, das könnte mich vielleicht interessieren.

Und nun ist es so, dass in den letzten Jahren die Redaktionen eher kleiner geworden sind, also weniger Redakteure müssen mehr Themen bearbeiten. Und dann heißt das natürlich nochmal, dass die E-Mail-Flut zunimmt.

Das heißt nochmal, dass mehr Informationen auf den einzelnen Journalisten oder die einzelnen Redakteurin einströmen. Und wer sich das nicht bewusst macht und weiter Pressemitteilungen verschickt, kann das natürlich gerne tun, aber es wird halt herzlich wenig bringen, weil sie wahrscheinlich nicht gelesen wird.

[Alex] Also das heißt, wenn ich sowas schreibe wie „Pressemitteilung: Wir haben ein neues Produkt“, dann kann ich es auch gleich sein lassen? Dann bringt das gar nichts?

[Marike] Aus meiner Sicht ja. Es sei denn, du bist irgendwie BMW und bringst ein neues Auto raus, dann werden sich natürlich die Autoredakteure trotzdem noch dafür interessieren. Aber die meisten von uns sind das ja nicht. Und da bringt es einfach nichts, so eine klassische Pressemitteilungen zu verschicken, wie sich vielleicht große Unternehmen mit großen Namen versenden.

[Alex] Und was können dann Selbstständige, Einzelunternehmer*innen und Kleinunternehmen vielleicht stattdessen tun? Wie fallen sie auf?

[Marike] Also sie sollten sich überlegen: Wie kann ich dem Journalisten etwas schicken, das den Löschreflex eben nicht auslöst? Also wie kann ich schon in meiner Betreffzeile klar machen, hier wartet was auf dich in dieser E-Mail, das es lohnt, gelesen zu werden. Und in der Regel sind Journalisten immer auf der Suche nach Geschichten von echten Menschen.

Und sie sind auf der Suche nach Experten, die ihnen etwas erklären können, die etwas einordnen können.

Und das sind auch die zwei Richtungen, in die wir unsere Kunden schicken.

Das heißt, wir überlegen immer, bringst du vielleicht eine Gründungsgeschichte mit, die interessant sein könnte? Warum machst du das, was du machst? Hast du einen Auslöser dafür, was du gegründet hast? Oder gibt es irgendwas Ungewöhnliches in deinem Leben, was du erzählen kannst und was irgendwie mit deinem Business-Thema zu tun hat? Oder wir überlegen, hast du Expertenwissen, das du anbieten kannst, idealerweise, weil es gerade super gut passt?

Ich gebe dir mal ein Beispiel, das ich vor kurzem gesehen habe auf Spiegel Online. Das fand ich ganz überraschend und eindrücklich.

Es hat ja so unheimlich lange gedauert, ehe das Bayern-Team, wir sind beim Fußball, ehe Bayern einen neuen Trainer gefunden hat. Niemand wollte den Job machen, alle haben irgendwie abgesagt. Und dann hat sich endlich einer bereit erklärt.

Und dann hat Spiegel Online Karriere-Coaches interviewt zur Frage: Wie trete ich einen Job an, den keiner haben wollte? Wie mache ich das souverän? Und da konnten diese Karriere-Coaches mit ihrem Expertenwissen glänzen.

Es hatte aber so einen Bezug zur Allgemeinheit. Also alle kennen Bayern, alle haben es mitbekommen mit der Trainersuche. Auch diejenigen, die sich vielleicht gar nicht so für Karrierefragen bisher interessiert haben, haben das vielleicht gelesen und haben diese Coaches kennengelernt.

Und das ist so ein bisschen die Magie, wenn man es schafft, zu einem Thema, über das viele Menschen sprechen, etwas anzubieten, nämlich: Ich kenne mich damit aus. Ich weiß, wie das ist, wenn man einen Job antritt, den niemand haben wollte. Dann wird man plötzlich für die Journalisten interessant und die sagen: Oh cool, den interviewe ich jetzt mal. Den hätte ich sonst nie angerufen, aber das finde ich jetzt spannend.

[Alex] Das heißt, wenn ich feststelle, dass jetzt irgendwie so ein aktueller Anlass da ist, dann kann ich mit diesem aktuellen Anlass einfach Journalisten kontaktieren und denen schreiben: Hey, ich kann was dazu sagen! Oder wie läuft das dann ab?

[Marike] Genau, das ist eine Möglichkeit. Also entweder ich habe was zu sagen zu einem aktuellen Anlass oder ich habe was zu sagen zu einem Phänomen, das viele Menschen kennen.

Also sagen wir mal, dein Thema sind Depressionen und es gibt natürlich in Deutschland immer wieder Erhebungen, wie viele Menschen sind von Depressionen betroffen. Kann es sein, dass eine neue Studie rauskommt und in der Studie kommt raus, Depressionen nehmen zu oder Depressionsdiagnosen nehmen zu.

Das ist auch ein guter Aufhänger zu sagen: Hey, lasst uns mal über das Thema Depressionen sprechen. Wie gehe ich eigentlich um mit Menschen, die von Depressionen betroffen sind? Also Wissen zu großen gesellschaftlichen Phänomenen, Wissen zu Dingen, die gerade da draußen passieren. Kann ich das erklären? Kann ich das einordnen? Kann ich da irgendwie Tipps dazu geben? Oder eben, ich habe eine Geschichte zu erzählen. Also vielleicht, ich bin selbst von Depressionen betroffen und kann dazu was sagen.

Das sind so verschiedene Ansätze. Und ja, dann schreibt man einfach einen Journalisten oder eine Redakteurin an und sagt: Hey, ich habe dazu was zu erzählen, zu sagen.

Man sollte natürlich schon ein bisschen anklingen, was man zu sagen hat, damit man nicht auch einfach so einen Zweizeiler schreibt.

Aber im Zweifel eben keine Pressemitteilung und keinen langen Text über die neue Coaching-Methode oder die neue Dienstleistung oder was auch immer, sondern: Was habe ich zu sagen, was können Leser, Zuhörer, Zuschauer von mir lernen?

Journalisten kontaktieren ohne zu nerven

[Alex] Ich kann mir vorstellen, dass trotzdem noch einige da Hemmschwellen haben, Journalisten so zu kontaktieren. Wie kann ich sie denn kontaktieren, ohne sie zu nerven? Gibt es denn so Dinge, die man beachten kann?

[Marike] Ich glaube, nerven wird man nur, wenn man irgendwie alle zwei Tage ein richtig dämliches Thema da hinschickt, das überhaupt nichts mit diesem Journalisten zu tun hat. Wenn sich Journalisten wirklich aufregen würden über E-Mails, die nur so lauwarm interessant für sie sind, dann würden sie sich den ganzen Tag ärgern. Das heißt, die sind nicht so schnell genervt.

Man macht wirklich nichts falsch, wenn man sich alle paar Wochen mal bei denen meldet und sagt: Hey, ich habe wieder was für dich.

Das ist eine Hürde, die viele im Kopf haben. So, ich will ja nicht aufdringlich sein, ich will ja nicht nerven, aber stell dir einfach vor, du bekommst jeden Tag diese 100 E-Mails. Du wirst übermorgen schon gar nicht mehr wissen, dass dir da vorgestern jemand geschrieben hat. Du wirst dich nicht an den Namen erinnern. Deswegen nervt man viel seltener, als man denkt.

Man nervt am ehesten noch, wenn man wirklich thematisch voll am Journalisten vorbeigeht. Weil, also wenn sich jemand mit Reisethemen beschäftigt und ich stelle mein neues Produkt vor, dann wird die Journalistin vielleicht irgendwann sagen „Meine Güte, hat der es immer noch nicht begriffen!“ und dann vielleicht genervt sein.

Also man sollte schon versuchen, den richtigen Journalisten zu erreichen, die Redakteurin zu erreichen, die sich mit dem Thema beschäftigt, sagen wir zum Beispiel Karriere oder psychische Gesundheit, dass man wirklich versucht, denjenigen rauszubekommen in einer Redaktion, der sich mit dem groben Themengebiet tagtäglich beschäftigt.

Denn die Journalisten, die Redaktionen sind so aufgeteilt, also gerade größere Redaktionen wie Spiegel Online zum Beispiel. Da macht der eine Wirtschaftsthemen, der andere macht Karrierethemen, der nächste macht Reisethemen, die nächste macht Nachhaltigkeitsthemen und da ist es wichtig, den richtigen rauszufinden, damit eben nicht sofort gelöscht wird.

Weil, wenn ich mich mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftige und du schickst mir ein Karrierethema, dann drücke ich sofort auf Löschen und leite das auch nicht unbedingt weiter. Dafür habe ich gar nicht die Zeit.

[Alex] Das heißt, Recherche ist eigentlich essentiell. Also daran steht und fällt, dass man dann auch wirklich Interesse wecken kann mit seinem Thema.

[Marike] Ja, das ist ganz eindeutig so. Ich sage immer, die Zeit, die andere für das Schreiben von Pressemitteilungen verwenden, die muss man bei uns in die Recherche stecken. Denn ich kann auch nicht dir eine Adressliste mit 100 Kontakten geben, dürfte ich auch gar nicht, aber wenn ich es machen würde, dann würde dir das wenig bringen, weil du brauchst halt die Journalisten, die zu deinem Thema passen.

Und diese Recherchezeit einmal einzuplanen ist gut, wenn man sie dann einmal hat, wenn man sich einmal seine 20, 30 Kontakte recherchiert hat, dann hat man sie auch und kann sie immer wieder hervorholen und kann die Leute immer wieder kontaktieren.

[Alex] Macht das eigentlich einen Unterschied, was ich genau mache? Also ob ich jetzt Beraterin bin, einen Online-Shop habe oder jetzt in meinem Fall ein Buch geschrieben habe, geht es immer um die Story, um die Geschichte oder gibt es da so einen fundamentalen Unterschied?

[Marike] Wir sind bei allen Kunden immer gut damit gefahren, nach diesen zwei Elementen zu suchen, Geschichten und Expertenwissen. Die einen bringen mehr Geschichten mit, die anderen mehr Expertenwissen.

Wir hatten zum Beispiel eine Teilnehmerin im Kurs, die hat Schmuck selbst hergestellt und die ist dafür in die Natur gegangen, hat Blüten gesammelt und hat aus diesen Blüten dann Schmuckstücke gemacht, individuelle Schmuckstücke. Und dann macht sie das auch immer noch. Und die hat sehr viel über ihre persönliche Geschichte gehen können.

Also die bringt jetzt nicht anderen bei, wie man Schmuck selbst herstellt. Da ist das Expertenwissen so ein bisschen begrenzt, sondern sie ist sehr darüber gegangen, dass sie das als Hobby gemacht hat.

Ich glaube, sie ist so ein Island-Fan und hat dann davon erzählt, wie sie auf Island die Idee dafür hatte, und mittlerweile hat sie ihren Job gekündigt und macht nur noch das. Und das sind unheimlich schöne Bilder, wie sie in der Natur ist, die Blumen sammelt und ihren Schmuck herstellt und das haben wir dann immer noch mit betont, dass das ja schönes Bildmaterial geben könnte und das gefällt vielen Magazinen. Deswegen hat sie es in viele Magazine geschafft.

Und bei anderen fahren wir eher über die Schiene, dass wir das Know-how anbieten, weil die sagen, ich habe jetzt keine spannende Geschichte mitgebracht, aber ich weiß, wie man meinetwegen den neuen Job richtig antritt.

Also es ist wirklich egal, ob Produkt oder Dienstleister oder Coach, es sind immer diese zwei Fragen, die wir stellen: Welche Geschichte bringst du mit und welches Expertenwissen bringst du mit?

Wie finde ich relevante und interessante Geschichten für die Presse?

[Alex] Kann ich denn irgendwie abschätzen, ob die Geschichten, die ich habe oder das Expertenwissen auch wirklich relevant und interessant ist? Gibt es da so Kriterien?

[Marike] Es wird umso interessanter, je mehr Menschen davon betroffen sind. Beispiel Depression betrifft sehr, sehr viele Menschen in Deutschland.

Relevant wird es dadurch, dass gerade darüber gesprochen wird. Siehe Bayern Trainer.

Also wenn diese Kriterien zutreffen, wird es einfach nochmal in der Dringlichkeit interessanter für den Journalisten. Ein Journalist kann das ganze Jahr theoretisch über Depressionen schreiben, aber wenn jetzt gerade eine Schauspielerin gesagt hat, übrigens, ich bin auch von Depressionen betroffen, und das ist eine Neuheit und viele reden darüber, wird es interessanter.

Wenn es den Tag „Aktionstag gegen Depressionen“ gibt, der irgendwie in einem Monat ansteht, wird das Thema interessanter. Also, so ein paar Faktoren können sein, Aktualität, also es passiert gerade was oder ist gerade was passiert, Relevanz, viele Menschen sind davon betroffen, Emotionalität, also es ist irgendwie eine Geschichte, die zu Herzen geht, vielleicht auch Überraschung oder eine ungewöhnliche Geschichte. Also jemand hat etwas sehr Ungewöhnliches geschafft.

Wir hatten einen Teilnehmer, der ist mit einer Titanstange im Rücken den Iron Man gelaufen. Also die Titanstange hat er schon sehr lange im Rücken, aber wir haben es natürlich zusammengestaucht auf: Mann mit Titanstange läuft den Iron Man.

Das war eine Geschichte, damit war er in mehreren Zeitungen, damit war er im Fernsehen und er ist Coach und Personal Trainer und er konnte das dann gut mit seinem Business zusammenbringen und darüber sprechen, wie es ist, wenn man mit über 50 das Gefühl hat, man möchte mehr aus seinem Leben machen und er hat das auch gemacht. Er konnte das immer gut verknüpfen.

Also eine ungewöhnliche Geschichte kann auch so etwas sein, wo der Journalist denkt, okay, jetzt wird das Thema gerade noch interessanter für mich.

Was bringt Pressearbeit?

[Alex] Du hast jetzt schon von deinen Kund*innen gesprochen. Was kann denn so passieren, wenn man es quasi schafft und in der Presse auftaucht? Welche Auswirkungen kann das auf das Business haben?

[Marike] Ja, es hat sehr unterschiedliche Auswirkungen. Also ich habe von der Schmuckherstellerin erzählt, die hatte nach einem Fernsehbeitrag, ich glaube, sie war in der ARD, hatte sie wirklich das Phänomen, dass ihr Online-Shop kurzzeitig stillgelegt war, weil so viele auf ihre Website wollten.

Andere nutzen die Presseerfolge eher dafür, dass sie sagen, ich will unbedingt, dass auf meiner Website steht „Bekannt aus“ und dann sollen da große Namen stehen, weil das für meine Klientel, die ich ansprechen will, wichtig ist und relevant ist und weil ich dann als höherpreisiger Coach weniger Argumente habe von wegen, das ist mir zu teuer. Und die sind gar nicht so darauf aus, dass sie jetzt ihre Webseiten, Traffic auf ihre Website bringen wollen.

Anderen ist genau das wichtig und die arbeiten dann daran, dass sie auf möglichst viele Online-Seiten kommen, die dann auch auf ihre Website verlinken. Also, wir gucken immer genau, was ist eigentlich dein Ziel? Möchtest du mit großen Namen glänzen? Möchtest du Traffic auf deine Seite bekommen? Möchtest du genau deine Zielgruppe erreichen, zum Beispiel, indem du in Fachmagazinen erscheinst, weil du weißt, deine Branche liest diese Fachmagazine?

Das sind alles Dinge, die passieren können. Also, dass sie dann mehr Kundenanfragen haben von genau den richtigen, dass sie weniger Preise diskutieren müssen, dass sie mehr Traffic auf ihrer Seite haben. Aber es ist sehr, sehr unterschiedlich.

Das ist nicht so wie bei Ads, wo du sagst, ich schalte eine Anzeige, schmeiß vorne Summe X rein und hinterher kann ich mit so und so vielen Leads rechnen. Das ist eine klare Zielsetzung. Und Pressearbeit funktioniert oft indirekter.

Also die Menschen machen das auch oft über Jahre hinweg, weil sie einfach über Jahre hinweg diese Präsenz haben wollen in der Presse und immer wieder wahrgenommen werden wollen als Experte für oder Expertin für.

Wir hatten eine Teilnehmerin, die betreibt eine Plattform für nachhaltige Unterkünfte in Deutschland. Und die sagt, Anzeigen haben bei ihr gar nicht funktioniert, Social Media funktioniert bei ihr so lala, aber Pressearbeit funktioniert super und deswegen sorgt sie wirklich seit Jahren dafür, dass sie immer wieder in großen Magazinen erscheint, weil ihr Thema auch sehr hübsch aussieht, sehr schön. Also diese nachhaltigen Unterkünfte, die werden dann auch gezeigt und das ist eine schöne Optik für so Magazine, damit kommt sie gut an. Und das ist so der Motor in ihrem Business.

Wann ist ein guter Zeitpunkt für Pressearbeit?

[Alex] Gibt es eigentlich auch so den Punkt, wo du sagen würdest, da macht man zu früh Pressearbeit? Also braucht man denn irgendetwas? Muss man bereit sein für Pressearbeit? Also lohnt es sich schon für Einsteiger*innen oder meinst du, das kann man eigentlich zu jedem Zeitpunkt machen?

[Marike] Das kommt ein bisschen darauf an. Wir hatten zum Beispiel eine Einsteigerin, die hat das ganz am Anfang gemacht und für die war das auch super gut. Die hat sich damit gleich so einen gewissen Ruf erarbeitet. Die hat aber was mitgebracht. Die war nämlich ausgebildete Psychologin zu einem bestimmten Schwerpunkt und mit dem Schwerpunkt war sie dann auch in der Presse.

Wenn jetzt aber gerade jemand irgendwie ganz neu …, weiß ich nicht, die Coaching-Ausbildung gemacht hat und im vorherigen Leben was ganz anderes, dann ist es schon wieder ein bisschen schwieriger, denjenigen dann wirklich in die Presse zu bringen.

Wir gucken uns die Leute mal ganz genau an und gucken auch, hat das Thema überhaupt Pressepotenzial? Und wir schätzen das dann so ein bisschen, also bei jedem sehr individuell ein.

Bringt derjenige schon Expertise mit aus einem früheren Leben? Oder macht derjenige das schon mehrere Jahre? Oder ist da eine emotionale Geschichte dabei, die auf jeden Fall funktionieren wird.

Wir lehnen auch viele ab, erstmal für unser Programm, bei denen wir wirklich sagen, das ist noch zu früh. Fang erstmal an, dein Angebot wirklich auszuarbeiten. Mach deine Website erstmal fertig. Gewinn erstmal erste Erfahrung, weil sonst wirst du bei Journalisten eher wenig Chancen haben. Also es gibt schon Fälle, wo wir sagen, das ist zu früh.

Die Bedeutung einer professionellen Website für die Pressearbeit

[Alex] Warum spielt denn die Website jetzt zum Beispiel so eine große Rolle bei der Pressearbeit?

[Marike] Weil die Journalisten … das Erste, was sie machen werden, ist, sie googeln dich.

Also wenn sie dein Thema vage interessant finden, dann werden sie dich zuerst googeln, sie werden auf deine Website gehen und wenn du dann so ein, so einen semiprofessionellen Eindruck machst, dann sagt die Journalistin vielleicht eher, okay, sieht nicht so ganz seriös aus. Oder: Da gibt es andere, die wirken kompetenter.

Deswegen gehen wir auch als allererstes an die Website ran mit unseren Kunden. Wir gucken uns als allererstes die Website an, damit die wirklich einen guten Eindruck macht. Und was wir auch immer wichtig finden:

Hat derjenige einen Schwerpunkt und kommt der schon auf der Seite rüber?

Weil es gibt so viele Coaches da draußen. Und wenn auf deiner Website nur steht „Komm in deine Kraft und verbessere dein Potenzial“, dann bist du halt so wie alle anderen Coaches auch.

Wenn da aber steht „Ich helfe Frauen in Männerbranchen, wahrgenommen zu werden, in ihrer Kraft wahrgenommen zu werden“, dann hast du einen Schwerpunkt, dann hast du ein Thema und damit wirst du für Journalisten interessanter.

[Alex] Wenn wir jetzt die zwei Schlüsselseiten einer Website nehmen, also zum Beispiel die Startseite, die Über-mich-Seite, worauf kommt es da an deiner Meinung nach, so aus der Pressearbeit-Sicht?

[Marike] Also ich würde immer auf die Startseite gehen als Journalistin.

Und als nächstes würde ich wahrscheinlich, wenn da eine Presseseite ist, auf die Presseseite gehen und sonst auf die Über-mich-Seite gehen, weil ich wissen möchte, wer ist der Mensch, den ich da interviewen würde.

Also letztendlich sprechen wir da ja einfach nur Menschen an, wenn wir einen Redakteur oder eine Redakteurin kontaktieren. Die funktionieren ja genau wie andere Menschen auch.

Die entscheiden auch manchmal nach, ist mir derjenige eigentlich sympathisch? Oder wirkt es wie jemand, der drei Sätze gerade aussagen kann?

Wenn ich für einen Radiosender arbeite oder für einen Fernsehsender arbeite, würde ich außerdem suchen, ob es Videos von der Person gibt. Dessen sollte man sich auch bewusst sein, dass sie dann halt auch in Google gucken, YouTube, was auch immer, hat derjenige Videos, wenn das ein Medium ist, wo das wichtig ist.

Wichtigkeit einer Presseseite für Selbstständige

[Alex] Du hast jetzt die Presseseite angesprochen. Ist es auch schon wirklich so für Selbstständige wichtig, so eine Presseseite anzulegen, selbst wenn man noch nie in der Presse war?

[Marike] Es fällt für mich in die Kategorie very nice to have.

Also wenn man Pressearbeit ernst nehmen möchte, würde ich das auf jeden Fall empfehlen, weil man dann auf der Presseseite auch schon zeigen kann, worüber könnte man denn sprechen.

Das Zweite ist, dass es für Kunden natürlich auch, bei Kunden auch was machen kann, wenn sie sehen, aha, da ist jemand, der hat eine Presseseite und der war auch schon mehrfach in den Medien, das macht nochmal was her.

Aber es ist jetzt nicht so, dass ich sagen würde, würde, du brauchst unbedingt eine Presseseite. Vorher musst du gar nicht anfangen mit Pressearbeit, weil im Zweifelsfall ist deine Startseite gut, ist deine Über-Mich-Seite gut und dann ist das für den Journalisten auch okay.

Konkrete Formulierungen für mehr Relevanz

[Alex] Du hast schon die Formulierung angesprochen, irgendwie, „Ich helfe dir dabei, in deine Kraft zu kommen oder dein Potenzial zu entfalten“. Warum ist das denn so ein Problem? Also was stimmt nicht mit diesen Formulierungen? Weil ich glaube, die nutzen ja schon sehr viele Menschen auf ihrer Website.

[Marike] Es ist einfach wahnsinnig unkonkret. Was heißt denn „Komm in deine Kraft?“ Für wen ist das hier was? Also sind das jetzt Frauen in Männerbranchen zum Beispiel? Oder sind das Mütter in der Elternzeit? Oder was auch immer. Wen sprichst du denn an? Für wen bist du denn Experte oder Expertin?

Wenn ich das nicht weiß, werde ich dich auch nicht anrufen. Es ist wahnsinnig groß und unkonkret. Und es steht auf tausenden andere Seiten auch. Warum sollte ich jetzt gerade dich anrufen als Journalistin? Warum sollte ich dich befragen? Was macht dich besonders? Wenn man solche Formulierungen benutzt, kommt das halt überhaupt nicht rüber.

[Alex] Kann ich das dann irgendwie üben, über solche Formulierungen dann drüber hinaus zu gehen?

[Marike] Du kannst dir überlegen, wem hilfst du denn mit welchem Ergebnis? An wen richtest du dich? Und wie drückt sich das aus, in seine Kraft zu kommen? Wie drückt sich das aus, sein Potenzial zu entfalten? Also, weiß ich nicht, kannst du versuchen, konkrete Beschreibungen zu finden, die diese Menschen wirklich sagen würden?

Denn niemand liegt nachts um elf wach und sagt: „Ich wünschte, ich würde in meine Kraft kommen.“

Die sagen: Ich bin jeden Morgen müde, wenn ich aufstehe. Ich schleppe mich durch den Tag. Und obwohl ich früh schlafen gehe, bin ich trotzdem nicht ausgeruht. Ich bin einfach nur noch wie so ein Roboter, der durch den Alltag geht.

Also sowas sagen die Menschen ja. Ich schleppe mich durch den Tag und so weiter.

Solche Formulierungen machen nicht nur mit Journalisten viel mehr, sondern auch mit potenziellen Kunden viel mehr. Und deswegen ist es immer, wenn wir uns an die Website machen mit unseren Kunden, dann sagen wir zwar, wir machen das jetzt für die Presse, aber es hat halt auch immer den Effekt, dass potenzielle Kunden sich viel mehr angesprochen fühlen.

Also was kannst du tun, um das zu üben? Versuch dich in den Kopf eines Menschen hineinzuversetzen, der dein Kunde werden könnte und überleg dir, was denkt der abends beim Einschlafen?

Mensch, ich wünschte …, würde ich doch nur mal … Und dann sind das die Vokabeln, die dann in dem Moment hervortreten. Das sind die Vokabeln, die du auch für deine Website nutzen kannst.

[Alex] Das heißt, aus Journalistensicht muss man gar nicht so total professionell klingen, sondern kann auch alltagssprachliche Begriffe verwenden oder sollte sogar.

[Marike] Ja, weil immer wenn wir denken, es muss ja professionell klingen, dann kommen wir in so eine Sprache, die unheimlich gehoben ist und unheimlich verkopft ist.

Und wir müssen uns auch nochmal klar machen, in welchen Situationen Journalisten sind. Die haben einen wahnsinnig vollen Alltag. Ich habe vorhin gesagt, die Redaktionen werden kleiner. Das heißt, die müssen immer mehr Dinge bewältigen. Die Kommunikationskanäle für Journalisten nehmen total zu. Früher haben die einfach nur Pressemitteilung reinbekommen und noch den Ticker, den News-Ticker.

Mittlerweile ist es ja Telefon, dann Chat mit irgendwie Leuten, die im Homeoffice sitzen in der Redaktion. Die kriegen E-Mails, die kriegen Nachrichten über Social Media, die werden zugeballert.

Wie viel Aufmerksamkeit hat so ein Mensch? Was für eine Aufmerksamkeitsspanne hat so ein Mensch? Die ist sehr, sehr kurz.

Und wenn du mir dann mit Fachbegriffen kommst und mit verkopfter Sprache, dann brauche ich da echt lange, um das zu verstehen. Und es rauscht auch an mir vorbei. „Komm in deine Kraft“ rauscht an mir total vorbei. Deswegen hilft es, Alltagssprache zu benutzen, weil die immer viel schneller im Gehirn ankommt. Bei gestressten Journalisten genauso wie bei gestressten potenziellen Kunden.

Alternative Wege in die Presse zu kommen

[Alex] Eine letzte Frage. Gibt es denn Orte, die wir vielleicht nicht auf dem Schirm haben, dass wir dort in die Presse kommen können? Also du hast zum Beispiel schon so Fach- und Branchenverzeichnisse angesprochen, weil wenn man an Pressearbeit denkt, würde man vielleicht nur an, weiß ich nicht, Zeitung, Fernsehen denken. Was gibt es da noch?

[Marike] Wir haben mittlerweile das viel, viel größer gefasst.

Also wir fragen ja immer, was ist dein Ziel? Und manchmal sind Fachmagazine ein richtig gutes Ziel. Und bei anderen sagen wir, vielleicht willst du auch mal Podcasts in den Blick nehmen oder vielleicht möchtest du mal größere Blogs in den Blick nehmen.

Also es gibt zum Beispiel einen Blog, der ist sehr, sehr groß. Der heißt Stadt, Land, Mama. Der erreicht wirklich sehr, sehr viele Menschen, vor allem Frauen. Und da haben schon viele unserer Teilnehmer einen Gastbeitrag geschrieben und haben damit eine gute Reichweite aufbauen können.

Das darf man nicht vergessen. Es gibt ja nicht nur irgendwie Spiegel, Stern und Zeit, sondern es gibt ja viele, viele Webseiten, Online-Medien. Die Frauenzeitschriften haben zum großen Teil eigene Online-Redaktionen und die können manchmal sogar noch besser funktionieren, weil so ein Artikel, der auf, sage ich jetzt mal, Brigitte.de erschienen ist, natürlich dauerhaft online ist, während, wenn er in der Brigitte im Magazin erscheint, nur 14 Tage am Kiosk liegt.

Das kann also durchaus attraktiv sein, sich wirklich auf die Online-Medien zu stürzen. Und wie gesagt, wir nehmen auch Podcasts und große Blogs in den Blick, weil das ja genauso relevant sein kann.

[Alex] Ja, Marike, vielen, vielen Dank, dass du heute zu Gast warst und über schlaue Pressearbeit gesprochen hast. Vielen Dank.

[Marike] Danke für die Einladung.

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Buch „Don’t be evil“

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Interview, Social-Media-Kritik Alexandra Polunin Interview, Social-Media-Kritik Alexandra Polunin

Facebook-Konto gehackt und dann? Interview mit Judith Peters

In dieser Podcastfolge habe ich Judith Peters zu Gast. Judiths Facebook-Konto wurde vor einiger Zeit gehackt und das hatte viele ernste Folgen für Judiths Marketing und Unternehmen.  Welche genau? Die ganze aufregende Geschichte wird uns Judith heute erzählen. Und wir werden am Ende auch noch über den Blog als Marketingkanal sprechen, denn der ist Judiths große Liebe.

In dieser Podcastfolge habe ich Judith Peters zu Gast. Judiths Facebook-Konto wurde vor einiger Zeit gehackt und das hatte viele ernste Folgen für Judiths Marketing und Unternehmen.

Vielleicht kennst du Judiths Geschichte bereits aus meinem Buch „No Social Media!“. Da habe ich nämlich auch schon drüber gesprochen.

Wenn nicht, dann wird Judith uns die ganze aufregende Geschichte auch noch mal hier in ihren eigene Worten erzählen.

Und wir werden am Ende auch noch über den Blog als Marketingkanal sprechen, denn der ist Judiths große Liebe.

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Hackerangriff aufs Facebook-Konto

[Alex] Ja, hallo Judith. Es ist schon ein bisschen her, also nicht mehr ganz so frisch, aber du wurdest vor einiger Zeit von Facebook gesperrt. Hast du was verbrochen oder was ist da passiert?

[Judith] Also ich weiß immer noch nicht genau, wie das passieren konnte, aber am 13. November 2022, also mittlerweile über eineinhalb Jahre her.

[Alex] Und du kennst auch noch das Datum.

[Judith] Ja, ganz schlimm. Ich kenne das Datum. In- und auswendig. Wurde ich plötzlich gesperrt und ich war erst mal so ratlos. Warum denn? Weil mir wurde ja nichts gesagt, warum ich gesperrt war. Ich stand einfach nur da. Ja, auf Lebenszeit gesperrt. Kannst nichts mehr machen. Und ich dann so, hä?

Und dann kam noch irgendwie so, dass auch noch meine Teammitglieder dann gesperrt wurden. Also irgendwie so alle, so bam, bam, bam, bam, bam. Und ich dann nur so: Hä, was ist denn hier passiert?

Also es hat dann ein paar Tage gedauert, bis wir das volle Ausmaß erkannt haben, was da wirklich passiert ist.

Und passiert ist da, dass Hacker mein Konto übernommen haben – also ich hatte damals schon Zwei-Faktor-Authentifizierung und ich hatte ein starkes Passwort. Wir wissen also nicht, wie das passieren konnte – und die Hacker haben in meinem Namen, auf meinem normalen Profil und in der Facebook-Gruppe von meinem Blog-Kurs sehr anstößige Inhalte gepostet, die durch diesen KI-Filter und durch die User bei Facebook, die das dann melden, sofort zu einer lebenslangen Sperre führt.

Und das haben die gemacht, damit die mein Werbekonto ausnehmen konnten. Das ist passiert.

[Alex] Krass, also du hattest eine Zwei-Faktor- Authentifizierung drin und die haben es trotzdem hacken können und jetzt eineinhalb Jahre später, du meintest ja, du kennst noch das Datum, weißt du trotzdem noch nicht, wie das passieren konnte? Also wie sie...

[Judith] Also wir haben so ein paar Verdachtsmomente, zum Beispiel könnte es sein, dass es durch eine Session-IP-Hijacking-irgendwas, ich weiß es nicht genau, dass das irgendwie der Fall war, weil wenn man dann irgendwo sich an einem Flughafen ins WLAN einloggt, kann es dann vielleicht irgendwie passieren.

Oder in der Zeit damals wurden dann auch Facebook-Mitarbeiter entlassen, weil sie Kundendaten verkauft haben sollen, weil sie so, ja, wie soll ich sagen, also so unglücklich darüber waren, dass Facebook sie entlassen wollte und dann haben sie sich quasi aus Rache der Daten bedient und sie dann halt im Darknet oder sonst irgendwo verkauft.

Also wir wissen es nicht. Wurden unsere Daten verkauft, unsere Zugangsdaten oder wurde ich abgefangen? Keine Ahnung.

[Alex] Und was haben dann die Leute, die gehackt haben, dann mit deinem Konto angestellt? Was haben die dann genau gemacht? Also du hast gesagt, die haben Zugriff auf dein Werbekonto gekriegt?

[Judith] Ja, sie wollten mein Werbekonto ausnehmen und haben versucht, mein Limit auf 60.000 Euro hochzusetzen.

[Alex] Okay.

[Judith] Das ist absurd. Sie konnten zweimal 750 Euro für ihre komischen, also für so eine Bewerbung von so einem Online-Shop, konnten sie dann tatsächlich einsetzen.

Das Geld haben wir dann aber auch sofort von der Bank zurückbekommen. Also in der Hinsicht ist uns kein Schaden entstanden.

Ich habe dann erst vor kurzem herausgefunden, was sie da eigentlich beworben haben. Es waren irgendwelche Stifte und Marker und irgendwas zum Zeichnen, also irgendwas völlig Banales, Bescheuertes.

Dafür hacken die Leute irgendwelche Konten und verursachen einen Schaden, der zigmal höher ist, als diese Werbeausgaben, die sie versucht haben, von mir da so rauszupressen aus meinem Werbekonto. Es ist wirklich unfassbar.

Also ich habe auch schon Freunde, die wurden gehackt und dann wurden mir in ihrem Namen irgendwelche Dessous-Webseiten beworben oder irgendwas. Bei mir waren es Stifte.

[Alex] Okay. Und dann hast du gesagt, dass die Sperrung nicht nur dich betroffen hat, sondern auch noch weitere Menschen, die irgendwie mit dir zu tun hatten. Also in deiner Facebook-Gruppe war das, oder?

[Judith] Ja, das ist nämlich so, das wussten wir auch nicht. Wenn in einer Facebook-Gruppe etwas Anstößiges gepostet wird, wird nicht nur derjenige, der das gepostet hat, gesperrt, sondern auch alle Admins dieser Gruppe. Das wussten wir nicht.

Und ich hatte natürlich alle meine Teammitglieder als Admin in dieser Gruppe, weil die natürlich auch posten sollten und weil sie diese Gruppen verwalten mussten. Und dann waren insgesamt zehn Leute gesperrt. Es ist echt der Hammer.

Und dann eben auch so gesperrt, dass man dann, egal, was man macht, immer gegen eine Wand läuft. Also da kommen immer solche automatisch generierten Textblöcke als Antwort zurück: „Ja, wir haben das eingehend geprüft.“

Ja klar, nach einer Minute kommt eine eingehende Prüfung von Facebook und sagt dir: Nö, du bist trotzdem auf Lebenszeit gesperrt, weil wir sind der Meinung, dass du nicht unseren Gemeinschaftsrichtlinien entsprichst und bla bla bla. Es ist echt zum verrückt werden.

Kampf um die Kontowiederherstellung

[Alex] Und kannst du das nochmal so rekonstruieren, was du versucht hast, um wieder an dein Konto zu kommen? Was war erfolgreich, was war nicht so erfolgreich, was hast du dann gemacht?

[Judith] Also ich glaube, ich habe das meiste schon verdrängt, weil es so furchtbar war. Ich meine, die Leute denken sich dann, ja, ist doch nur eine Facebook-Sperre. Aber eine Facebook-Sperre mit so einer Anschuldigung von Facebook, dass du hier strafrechtlich relevante pornografische Inhalte gepostet haben solltest, also das ist schon echt, das macht was mit einem. Also das war unglaublich bedrückend.

Und natürlich haben wir erst mal versucht, unsere Kontakte bei Facebook irgendwie zu kontaktieren. Wir hatten einen Ansprechpartner bei Facebook, der dann aber sofort untergetaucht ist. Der hat uns geghostet, als es dann dieses Problem gab. Weitere Ansprechpartner haben wir nicht zu fassen bekommen.

Dann haben wir versucht, über unsere Facebook-Werbeexpertin, also die unsere Ads schaltet, dann durch ihre Kontakte irgendwas zu erreichen, hat auch zu absolut rein gar nichts geführt. Und das Einzige, was dann wirklich geholfen hat, war eine einstweilige Verfügung durch einen Anwalt. Alles andere kann man sich echt sparen. Das ist echt krass.

[Alex] Das heißt, man kann dann in der Situation nicht erwarten, dass Facebook einem da so ein bisschen hilft.

[Judith] Absolut gar nicht. Das Absurde ist ja, ich habe ja immer gedacht, naja, ich meine, wir haben doch einen Ansprechpartner und wir haben ja so übers Jahr gesehen immer wieder so Launches, wo wir dann auch Geld investieren.

Facebook sollte doch ein Interesse daran haben, dass wir da aktiv tätig sein können. Aber Pustekuchen, das ist so krass, wie dich Facebook im Regen stehen lässt und es ist denen auch vollkommen egal, ob du mitten im Launch bist, so wie wir damals, und ob wir eigentlich ein Werbebudget hatten von mehreren tausend Euro, was wir dort hätten investieren wollen, aber nee, das interessiert die absolut rein gar nicht.

[Alex] Und wenn jetzt jemand zuhört, die vielleicht auch davon betroffen ist, kannst du irgendwie so einen Tipp geben, so im Nachhinein hättest du vielleicht irgendwas machen können oder früher etwas machen können, was sich als effektiver herausgestellt hat oder ist da irgendwie alles verloren?

[Judith] Also, letztendlich hatten wir Zwei-Faktor-Authentifizierung, aber es war übers Handy und die ist angeblich nicht so sicher.

Sicherer ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung mit so einem USB-Schlüssel, mit so einem USB-Stecker, den man wirklich reinsteckt und dann den Finger draufhalten muss. Das haben wir uns dann geholt und seitdem ist wirklich Ruhe.

Also wir wurden ja versucht oder innerhalb von fünf Wochen wurde dreimal versucht, unser Konto zu hacken. Eineinhalb Mal davon war erfolgreich. Also einmal dieser große Hack, dann nochmal später ein kleiner Hack und im dritten, da hatten wir dann die Hardware-Schlüssel, da konnten sie nichts mehr ausrichten.

Also, jeder, der irgendwie beruflich Facebook nutzt oder auch Instagram, sollte sich einen Hardware-Schlüssel holen für die Zwei-Faktor-Authentifizierung.

Aber an sowas denkt man halt nicht. Man denkt, ja, man hat doch eine 2FA und wie soll denn das umgangen werden? Aber ich kenne viele, bei denen die normale Zwei-Faktor-Authentifizierung am Handy komplett wirkungslos war.

[Alex] Auch andere Online-Unternehmerinnen?

[Judith] Ja.

[Alex] Okay. Kann es sein, dass dann Leute irgendwie gezielt jetzt auch so auf Kleinunternehmen gehen? Ich weiß nicht.

[Judith] Ich glaube nicht. Ich glaube, die machen das einfach, das ist, ich vermute, es ist automatisiert und das ist denen auch vollkommen egal, ob das ein großer Name ist, ein kleiner Name, ob da überhaupt ein Werbekonto dahinter hängt. Das sehen sie ja erst, wenn sie sich eingehackt haben.

Also ich glaube, die machen einfach so Masse, Masse, Masse und gucken dann, wo sie reinkommen und wie viel sie dann da rauspressen können. Und alles andere ist denen, glaube ich, vollkommen egal.

[Alex] Ich weiß, eine Sperrung kommt jetzt nie zur richtigen Zeit wie, keine Ahnung, eine Erkältung oder so, aber was hat denn damals für dich das genau bedeutet für dein Marketing? Ihr wart im Launch oder was hatte das für Auswirkungen?

[Judith] Der größte Launch des Jahres für uns, das ist immer im Dezember und das war eben dann Mitte November, wo wir dann diese Werbeanzeigen wirklich dann schon getestet haben. Dann wollten wir sie hochskalieren und dann genau an dem Tag, wo wir sie hochskalieren wollten, kam diese Sperre und wir dachten dann so, oh ja, super und was jetzt?

Weil, wie gesagt, die größte Kampagne des Jahres und wenn das dann eine Bauchlandung ist, dann ist das finanziell für uns wirklich ein Drama.

Also das ist dann wirklich schwierig, weil wir haben ja auch ein Team und wir haben ja eine Familie mit drei Kindern und das ist ja unser Business, das ist ja das, wovon wir leben.

Und dann hatten wir aber das große Glück, dass dann viele in meinem Umfeld unseren Launch, also unsere Kampagne, unsere Blog-Challenge geteilt haben und das hat dann viel, sehr viel aufgefangen und das war dann wirklich großartig.

Aber natürlich ist dann da trotzdem dieses Problem, dass wir dann kein Werbekonto hatten und wir wussten auch nicht, wann das wieder kommt.

Und wir konnten insgesamt ein halbes Jahr dann nicht richtig launchen, weil wir ein halbes Jahr gebraucht haben, bis mein Werbekonto wieder hergestellt war.

Also hergestellt auch nur so in Anführungszeichen, weil alle früheren Kampagnen, alles war weg. Also das, worauf man sich immer bezieht, mit dem man so Lookalike Audiences kreiert oder alles, das war komplett weg. Und ich habe so eine Art frisches Konto bekommen, kommen, mit dem ich dann aber auch gar nicht mehr so viel anfangen konnte, weil alle Daten weg waren.

Marketing ohne Facebook

[Alex] Das heißt, welche Rolle spielt jetzt Facebook und Werbeanzeigen bei dir jetzt im Marketing? Nutzt du das wieder oder hast du jetzt inzwischen andere Alternativen gefunden?

[Judith] Ja, man wird natürlich dann schon kreativ, wenn diese Möglichkeit wegbricht, also gezwungenermaßen. Aber es ist jetzt auch so, dass wir nicht mehr mein Werbekonto nutzen, also das, das an meinem Namen hängt, sondern wir nutzen jetzt andere Konten, also zum Beispiel von der Facebook-Expertin oder irgendwie so, dass, wenn ich gehackt werde, sowas nicht wieder passieren kann.

Und dann haben wir uns natürlich auch überlegt, okay, was machen wir jetzt? Und dann kamen dann immer so schlaue Leute daher, die gemeint haben, wenn du auf Facebook gesperrt bist, dann geh doch auf Instagram. Die also überhaupt nicht checken, dass das zusammengehört. Also völlig Banane.

Oder dann auch so schlaue Leute wie... Wenn Facebook nicht geht, dann macht doch Werbeanzeigen auf YouTube. Also auch in der völligen Ignoranz, dass das eine ganz andere Plattform ist, wo man nicht einfach Bilder posten kann, sondern Videos machen muss und das ganz anders funktioniert.

Also da kamen viele Leute mit vielen schlauen Ratschlägen und wir haben dann einfach eben dann geschaut, okay, wie können wir das nutzen, was wir schon haben, wie können wir mehr über die E-Mail-Liste machen, wie können wir mehr organisch machen, wie können wir mehr den Blog nutzen.

Also wirklich den Blog, den ich ja dann schon seit 18 Jahren hatte, um noch mehr Leute für unsere E-Mail-Liste zu gewinnen und dann da eben das Wachstum zu kompensieren.

Aber ich muss ganz ehrlich gestehen, also egal, was wir gemacht haben, wir konnten dieses Wachstum, was wir sonst mit Werbeanzeigen haben, nicht wirklich kompensieren.

Also es ist schon krass, wie gut dann doch diese Plattformen funktionieren und wie sehr das dann so ein Einschnitt ins Marketing bedeutet, wenn diese Plattformen wegfallen wegen einer ungerechtfertigten Sperre.

[Alex] Das ist tatsächlich auch meine Erfahrung. Also personalisierte Werbung ist einfach so mächtig, da kommt nichts ran im Grunde. Also es gibt Alternativen, aber so kurzfristig ist, glaube ich, personalisierte Werbung wirklich am effektivsten.

Und du hast gesagt, ihr habt so ein bisschen auch euer Netzwerk genutzt. Also dann haben andere Leute das geteilt, eure Blog-Challenge zum Beispiel. Ist das so etwas, was du in den letzten Monaten auch so wertgeschätzt hast, so ein Netzwerk oder spielt das jetzt nicht mehr so wieder die Rolle, wenn du jetzt Facebook wieder hast?

[Judith] Also ich bin ja schon gut in diesem Netzwerk-Thema drin, aber ich möchte die Leute nicht immer darum bitten, dass sie meine Challenge teilen sollen, weil das war für mich damals aus der Not geboren.

Aber ich fühle mich dann immer so ein bisschen so, ja, teile meine Challenge. Du kriegst zwar nichts dafür, aber tue es doch einfach mal. Also das ist so ein bisschen so, oh. Also da müssen wir uns vielleicht andere Strategien oder Möglichkeiten überlegen, wie es sich auch für die anderen lohnt, das zu teilen, auch wenn jetzt nicht mein Unternehmen irgendwie in so einer schwierigen Situation ist. Also das ist natürlich etwas, was wir uns überlegen können.

Und ja, ich habe dann ja auch, also wir haben ja da noch Pinterest versucht. Das hat bei uns auch nicht funktioniert. Wir haben es sogar mit einer Agentur versucht, die da richtig gut sein soll, und sind dann bei 20 Euro Lead-Kosten gelandet pro Person.

Das war echt alles sehr, sehr verrückt. Und es ist halt einfach krass, wie abhängig man dann wirklich von Facebook ist, wenn man da Werbeanzeigen schaltet, weil es einfach so eine gut funktionierende Plattform ist. Und egal, was wir versucht haben, nichts funktioniert annähernd so gut wie Facebook. Es ist echt schlimm.

Veränderungen in der Social-Media-Nutzung

[Alex] Hat denn der Vorfall irgendwas an deiner Haltung zu sozialen Medien geändert?

[Judith] Ja, also. Ich hatte schon immer so eine gewisse Hassliebe zu Social Media, weil ich schon auch sehr früh erkannt habe, dass wir da eigentlich unsere Zeit verschwenden.

Also es ist ein ständiges Rumgescrolle. Man scrollt da durch das Handy und dann sind plötzlich 30 Minuten vorbei. Man weiß gar nicht, was habe ich denn jetzt gemacht?

Weil man merkt dann irgendwie so, man wollte nur mal gucken, was kommentiert wurde im Kurs und dann ist da aber eine Benachrichtigung und dann schaut man ein Reel und wenn man ein Reel schaut, schaut man 100 und dann ist irgendwie der halbe Tag weg. Das ist echt schlimm.

Und das war schon mal so ein Ding, wo ich dann immer sofort gemerkt habe, ah, das ist irgendwie, das ist nicht gut, es tut mir auch nicht gut.

Aber ich habe halt immer gesagt, naja, aber Social Media ist meine kreative Spielwiese, es macht so Spaß, es ist ja auch in Ordnung, wenn es dann Spaß macht. Bis es dann keinen Spaß mehr gemacht hat, weil ich gesperrt wurde und zehn meiner Teammitglieder und wir da nicht rauskamen aus diesem Kafka-esken Wahnsinn.

Und seitdem habe ich so eine Haltung entwickelt, dass ich sage, ich nutze Social Media eigentlich nur noch als öffentlichen Newsletter für mein Business und melde dich hier an und lade jetzt das Freebie herunter. Also immer mit so einem Call to Action. Tu das, mach das. Es hat also komplett seine Leichtigkeit verloren oder dieses Unbeschwerte.

Und alles, was ich jetzt mache, muss jetzt irgendwie auf mein Business einzahlen, damit sich das lohnt für mich, dort meine Zeit zu investieren.

[Alex] Okay. Also das heißt, du bist dann nicht mehr so zum Spaß da, zum Rumdaddeln oder zum Zeitvertreiben, gar nicht mehr?

[Judith] Nein, nein. Also dieser Zug ist abgefahren bei Facebook und Instagram. Und ja, also ich kann jetzt auch nicht behaupten, dass es jetzt irgendwie besonders schlimm wäre, weil diese Leichtigkeit und diesen Spaß habe ich nach wie vor im Digitalen und es ist immer noch auf meinem Blog.

Also mein Blog, das Feature oder das Format, was mich nie enttäuscht hat. Das ist so meine große digitale Liebe, die eben immer funktioniert, die immer für mich da ist, wo ich nicht gesperrt werden kann und wenn dann doch mal was passieren sollte, habe ich immer meine Backups.

Also das ist einfach ein ganz anderes digitales Leben. Ich kann es gar nicht ausdrücken. Es ist anders als in Social Media, wo ich komplett ausgeliefert bin. Und bei meinem Blog habe ich die komplette Hoheit über alles. Und da kann mir das einfach nicht passieren.

[Alex] Du hast schon gesagt, du bloggst seit 18 Jahren. Mein Gott, das ist in der Online-Welt echt mal eine Ansage. Wie hat denn das Ganze angefangen mit dem Blog? Wie ist diese Blog-Liebe entstanden?

[Judith] Ich habe ja damals gedacht, alle um mich herum bloggen schon. Das war eine sehr, also ich war in so einer Blase und da habe ich gedacht, ich möchte jetzt auch bloggen und das ist so cool und das war so eine neue optimistische Zeit, wo dieses Internet gerade so das Leben durchdrungen hat.

Das war Mitte der Nuller Jahre und da habe ich einfach gesagt, okay, das möchte ich jetzt auch und dann hat mir ein Freund geholfen, den Blog aufzusetzen und dann habe ich einfach losgelegt und das war ein Lifestyle-Blog damals.

Ich habe einfach über alles Mögliche gebloggt. So ein bisschen, wie man heute vielleicht so Instagram bedient, wenn man nicht so einen starken Business-Fokus hat. Man postet einfach alles Mögliche. Und so habe ich dann auch angefangen. Und dann habe ich mich, also ich habe 2005 angefangen zu bloggen.

Und dann habe ich mich 2009 selbstständig gemacht. Und das war dann zwar immer noch ein Lifestyle-Blog, aber ich habe sofort gemerkt, ich kann das nutzen für mein Business.

Und das war dann für mich das beste Sprungbrett, um dann eben in meiner Selbstständigkeit gut gefunden zu werden. Und so hat sich das zu einem Business-Blog entwickelt. Und heute ist es dann eben so eine Mischung aus einem persönlichen Unternehmens-Blog. Also so würde ich das heute nennen. Es hat sich immer so gewandelt.

Und heute ist dann so der Punkt, wo ich sage, jetzt fühle ich mich richtig wohl mit der Art, wie ich blogge. Ich möchte keinen Lifestyle-Blog haben, aber ich möchte, dass es für mein Business sinnvoll ist und mir Kunden bringt, aber dass es mir immer noch Spaß macht. Und daran hat sich das zum Glück entwickelt.

[Alex] Und deshalb hast du so einen Mix an Themen. Also ich finde, du hast ja nicht nur diese typischen Business-Themen, sondern machst auch, keine Ahnung, so Rückblicke im Monat. Und ich glaube, 12 von 12 nennt sich das. Erzähl mal, was machst du da so alles auf dem Blog?

[Judith] Genau. Also ich finde ja nichts langweiliger, als wenn ein Texter nur über das Texten bloggt oder ein Fotograf nur über das Fotografieren. Das finde ich echt ultra langweilig.

Und das ist dann für mich auch kein Grund, jemanden zu buchen, sondern für mich ist ein Grund, jemanden zu buchen, dass ich diese Persönlichkeit rauslesen kann. So passt diese Person zu mir. Und das kann ich besonders gut durch persönliche Blogartikel so herausspüren.

Und ich finde es immer schade, wenn Leute nur so Expertenartikel bloggen. Das finde ich echt so, das kann doch jeder. Ja, und deswegen ist eben auch die Empfehlung, die ich gebe, so dieses, ja, blogge verschiedene Themenformate, schreibe auch persönliche Themen, warum du tust, was du tust oder eben diese Rückblicke und alles, weil ich glaube, dass das wirklich das ist, was die Leute auf dem Blog hält.

Also sie finden dich wegen irgendeinem Experten-Thema, aber so wie ich mich auch bei dir festlesen kann, stundenlang über alles Mögliche bis zu deinem Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg, also wirklich, ich glaube, ich habe jeden Blogartikel von dir gelesen, weil das einfach so eine coole Mischung ist und ich finde, das macht einfach einen guten Blog aus, dieses Persönliche mit dazu.

[Alex] Hast du so ein Lieblingsformat bei dir oder einen Lieblingstext von dir? Was schreibst du gerne?

[Judith] Ich liebe meine Jahresrückblicke. Das sind so die Blogartikel, die ich auch nach Jahren gerne lese, weil dann ist es einfach so schön, diese Fotos zu sehen und dieses, ah, das hätte ich schon fast vergessen. Also ich glaube, das sind wirklich meine Lieblingsblogartikel.

[Alex] Und es ist ja auch ganz schön so zum Reflektieren für sich. Also nicht nur für die anderen zum Lesen, sondern auch für sich selbst, was ist passiert und wie bin ich gewachsen, was hat sich verändert. Also ich kann mir vorstellen, dass es schön ist, so über die Jahre dann auch zu sehen.

[Judith] Ja, das ist einfach toll. Ich sage immer, wir bauen damit so ein Erfolgsarchiv auf von uns selbst, weil ich neige ja immer dazu, so das Imposter-Syndrom spielt da mit rein, dass ich immer sage, ja, das war doch gar nicht so toll, was ich gemacht habe.

Oder ich habe diesen Monat gar nichts erreicht oder gar nichts Tolles erlebt.

Aber wenn man anfängt, das mal wirklich aufzuschreiben, dann merkt man erst, was da alles war. Und das ist einfach super. Und meine Haltung ist ja auch, also mein Claim lautet, blog like nobody's reading, dass ich auch sage, blogge doch erstmal für dich selber. Was macht dir Spaß? Welches Thema findest du gut?

Und dann erst zu überlegen, wie kann ich jetzt mehr Besucher auf meine Website kriegen? Welches Thema ist jetzt wirklich suchmaschinenrelevant? Dass wir das eher so nach hinten schieben, diese technischen und SEO-Themen.

[Alex] Das finde ich auch absolut. Und ich liebe auch dein Motto. Ich finde es total geil. Ich wünschte, ich hätte das erfunden. Nee, weil ich glaube, dass man einfach sehr früh so verzweckt schreibt. Also ein Text soll XY erreichen und dass man da gar nicht so die Freude und den Spaß am Schreiben aufbauen kann.

Und ich glaube, genau das war ja bei dir dann der Fall, weil du noch gar nicht so für dein Marketing gebloggt hast, sondern nur so for fun quasi. Und hast dann quasi erst so diese Freude aufgebaut zum Schreiben. Ich glaube, das ist eine ganz tolle Empfehlung für Menschen, die gerne einen Blog starten wollen.

[Judith] Dadurch dass es ein Lifestyle-Blog war, dadurch, dass es so ein Spaßprojekt war, war das halt die beste Voraussetzung dafür, dass mein Blog überhaupt erst richtig loslegen konnte.

Weil viele starten dann so, ja, ich glaube, ich muss so ein Business-Thema bedienen. Also gucke ich jetzt mal, welche Keywords oder welche Themen sind da relevant. Und meistens schaffen diese Blogs keine vier Blogartikel, bevor sie sterben.

Und das finde ich halt wahnsinnig schade.

[Alex] Ja, das stimmt. Also langfristig denken ist, finde ich, auch immer ein sehr guter Tipp. Also was kann ich durchhalten? Auch nicht nur eine Woche oder einen Monat, sondern vielleicht ein Jahr oder zehn Jahre.

Sind Blogs out?

Und ich glaube, das Tempo und diese Formate sind dann die richtigen und nicht irgendwie andere Tipps. Warum sind denn Blogs für dich nicht out? Also wir haben ja jetzt Social Media, wir haben jetzt KI und trotzdem setzt du noch auf einen Blog. Warum?

[Judith] Ja, Blogs sind sozusagen das elementare Grundrauschen des Internets. Denn immer, egal, was wir googeln, wir landen mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit auf einem Blogartikel. Und das checken halt viele Leute nicht. Die sagen dann, ja, Blogs sind out, keiner liest mehr Blogs. Und sie behaupten selber, sie lesen keine Blogs. Aber wenn sie was googeln und dann eine Anleitung finden, dann lesen sie einen Blogartikel.

Deswegen ist für mich einfach …, Bloggen ist so die Grundlage von allem, von jeder Sichtbarkeit, die wirklich nachhaltig ist.

Bei Social Media, also ich rede mir ja den Mund fusselig, Die Leute saugen sich irgendwas aus den Fingern, um dann irgendwas bei Instagram zu posten und sind dann ganz stolz auf sich.

Ja, ich habe ein Reel gepostet oder ja, ich habe ein Posting gemacht. Kriegen dann irgendwie so 13 Likes, keine Kommentare und nach zwei Tagen interessiert das niemanden mehr.

Aber wenn du bloggst, wird das auch in zehn Jahren noch gefunden. Und das ist einfach, das ist eine ganz andere Herangehensweise an Content.

Und deswegen ist für mich Blogging nie out. Solange die Menschen in Suchmaschinen suchen oder solange sie im Internet nach Informationen suchen, ist ein Blog meiner Meinung nach eine der allerbesten Möglichkeiten, um gefunden zu werden. Und natürlich ist Social Media dann vielleicht auch gut als Ergänzung, aber ich würde mich nie allein auf Social Media verlassen.

[Alex] Du bist ja schon so lange dabei. Würdest du sagen, dass sich in den letzten Jahren jetzt irgendwas verändert hat? Also wenn jetzt jemand noch frisch 2024 mit dem Bloggen starten würde, was müsste dieser jemand beachten? Irgendwas anderes als vorher oder ist noch alles gleich?

[Judith] Ja, das ist ja das Großartige am Bloggen, dass da diese Hype-Zyklen nicht so funktionieren wie auf Social Media. Auf Social Media heißt es ja, ja, jetzt machst du Videos, das funktioniert gut. Dann heißt es ja, mach Lives, nee, mach Reels, nee, mach Karussell-Postings.

Und beim Bloggen ist einfach so, schreib einfach verdammt gute Texte, und das funktioniert heute genauso wie vor 20 Jahren. Es hat sich nicht so wahnsinnig viel verändert.

Also natürlich kamen dann noch weitere technische Neuerungen dazu, aber das Herzstück vom Bloggen ist ja, einen Text zu schreiben. Und wenn dein Text gut ist, dann wird er gefunden.

Also ich muss dann gar nicht noch irgendwie groß was machen und das finde ich halt so großartig am Bloggen, dass diese Hürde eigentlich relativ niedrig liegt, dass man da schnell gefunden wird, dass man da so sein Content-Imperium aufbaut.

Also das ist für mich das einzig Wahre.

[Alex] Und wenn er nicht gefunden wird, dann wird er vielleicht geteilt.

Also du hast ja schon diesen Brief an Mark Zuckerberg angesprochen. Ich habe an diesem Tag mehr Traffic von Social Media bekommen, als zu der Zeit, als ich noch meine Konten hatte, einfach weil der auf Social Media geteilt wurde, was ich ziemlich witzig fand.

Das bedeutet, sogar wenn man quasi nicht für Suchmaschinen schreibt, schreibt man ja auch oft einfach noch für Menschen.

Und wenn Menschen einen Artikel gerne lesen, dann teilen sie ihn und eins von beidem kann eigentlich immer so der Fall sein.

Erfolgsfaktoren für einen guten Blog

Du hast ja inzwischen super viele Menschen beim Bloggen unterstützt. Du hast ja die Content Society, richtig?

[Judith] Genau.

[Alex] Genau und viele Blogs gesehen und so mit deiner Erfahrung von 18 krassen Jahren, worauf kommt es denn deiner Erfahrung nach an, wenn so ein Blog auch erfolgreich sein soll?

Also in dem Sinne, dass Menschen die Texte gerne lesen und dass man auch ein bisschen länger durchhält als nur drei Wochen.

[Judith] Also ich glaube, einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist es, regelmäßig zu bloggen.

Und mit regelmäßig meine ich gerade am Anfang einmal die Woche.

Und durch diese Übung, indem man jede Woche schreibt, wird man besser. Und so lernt man dann auch immer mehr rund um das Bloggen. Deswegen halte ich gar nichts davon, dass man erst mal so einen SEO-Kurs oder so einen hypertechnischen Blog-Kurs belegt, um zu wissen, wie es geht, weil diese Blogs sterben meistens.

Und natürlich ist es auch wichtig, dass man über ein Thema bloggt, bei dem man Spaß hat und dass man das nicht nur so als Content-Projekt sieht, um jetzt Kunden zu angeln, sondern wirklich so als, ich möchte mich der Welt mitteilen mit einem Thema, das mir wichtig ist, und diese intrinsische Motivation hilft uns dabei durchzuhalten.

Und alles andere, dieses ganze SEO-Know-how, dieses ganze Newsletter, wie ich meine Blogartikel teile auf Social Media, das kommt dann, indem man regelmäßig bloggt.

Deswegen ist das für mich der erste Dominostein, der sein muss, dieses Commitment, ich blogge regelmäßig, das bedeutet einmal die Woche. Zumindest am Anfang. Später kann man seltener bloggen, aber gerade am Anfang sollte man regelmäßig bloggen.

[Alex] Aber gerade das fällt ja super vielen Menschen schwer, oder, diese Regelmäßigkeit.

[Judith] Ja, und woran liegt das? Daran, dass sie denken, mein Blogartikel muss mindestens 2000 Wörter haben. Er muss das perfekte Keyword, das perfekte Beitragsbild haben. Und das versuche ich den Leuten erstmal so aus dem Kopf zu pusten.

So diese Glaubenssätze, weil weder das Beitragsbild entscheidet darüber, ob dein Blogartikel gelesen wird, noch irgendwelcher technische Schnickschnack. Es ist ja im Grunde die Headline und dein Thema. Und das muss einfach gut sein.

Und wenn du mit deiner Freundin über ein Thema reden kannst, dann kannst du das Ganze auch runterschreiben. Darum geht es doch eigentlich, so zu schreiben erst mal, wie du das einer Freundin oder jemandem erzählen würdest und das dann mit der Welt zu teilen.

Aber viele haben dann Angst, ja was denken die Nachbarn oder was sagen meine Freunde, wenn ich jetzt blogge oder bla bla bla.

Also diverse Glaubenssätze spielen da mit rein und verhindern dann dieses regelmäßige Bloggen. Und dann brauchen die Leute 20 Stunden für einen Blogartikel. Ja, dann könnte ich auch nicht so viel bloggen, wenn ich so lange an einem Blogartikel sitzen würde. Aber ich sitze vielleicht zwei bis drei Stunden an einem Blogartikel und nicht länger.

[Alex] Und was wären denn so, vielleicht jetzt so die letzte Frage, was wären denn so positive Glaubenssätze rund ums Bloggen? Also wenn du sagst, was würden die Nachbarn denken, das lähmt dann und frustriert einen sehr, aber was können wir denn stattdessen denken über das Schreiben und Bloggen?

[Judith] Ja, wenn ich das veröffentliche, werde ich garantiert zehnmal darauf angesprochen, ob beim Bäcker oder im Studio. Das ist wirklich unglaublich. Oder sowas wie, wenn ich das veröffentliche, werde ich mindestens tausend Menschen dabei helfen, ihr Problem zu lösen. Weil ein Blogartikel über die lange Lebenszeit, die er hat, und das sind ja Jahre. Er wird dann oft gegoogelt, oft gefunden.

Und etwas, das wir heute schreiben, kann in fünf Jahren das Leben eines Menschen verändern. Und das zu wissen, dieses, ey, ich teile mich der Welt mit, aber das könnte theoretisch jeder auf der Welt lesen oder zumindest jeder, der Deutsch kann, das finde ich so toll, dieses, hey, ich bin nicht limitiert auf mein Dorf, sondern ich kann darüber hinaus wirksam sein, das finde ich einfach großartig.

[Alex] Ja, das ist doch ein sehr, sehr schönes Schlusswort. Judith, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns deine Facebook-Geschichte erzählt hast, zum x-ten Mal bestimmt, und uns auch so viele tolle Dinge über den Blog erzählt hast. Vielen Dank.

[Judith] Sehr gerne.

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Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin

Instagram verlassen trotz 18k Follower: Interview mit Melina Royer von „Still und Stark“

In dieser Podcastfolge habe ich Melina Royer zu Gast. Ich habe Melina für mein Buch „No Social Media!“ zum Thema „Netzwerken für Introvertierte“ interviewt. Und darüber werden wir auch in dieser Podcastfolge noch einmal sprechen. Und Melina erzählt uns in dieser Folge auch, warum sie sich trotz 18k Follower von Instagram und auch von LinkedIn verabschiedet hat.

In dieser Podcastfolge habe ich Melina Royer zu Gast. Du kennst Melina vielleicht schon durch ihren Blog Vanilla Mind, den sie seit mehreren Jahren für insbesondere schüchterne und introvertierte Menschen betreibt. Melina hat auch den Podcast „Still und Stark“ und arbeitet als systematische Coachin.

Für mein Buch „No Social Media!“ habe ich Melina zum Thema „Netzwerken für Introvertierte“ interviewt. Und darüber werden wir auch in dieser Podcastfolge noch einmal sprechen. Und Melina erzählt uns in dieser Folge auch, warum sie sich trotz 18k Followern von Instagram und auch von LinkedIn verabschiedet hat.

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Warum Erfolg nicht laut sein muss

[Alex] Ja, hallo Melina. Dein Motto ist „Erfolg muss nicht laut sein“. Was bedeutet diese Aussage für dich genau?

[Melina] Also ich hatte ganz häufig das Gefühl und dieses Gefühl habe nicht nur ich, das merke ich jetzt auch mittlerweile immer bei meinen Coachees, dass es oft so ist, man hat das Gefühl, gerade als eher ruhiger, sensibler Mensch, die ganze Welt scheint irgendwie einen Plan für einen zu haben. Also:

„Du musst mehr aus dir rauskommen.“, „Wenn du so weitermachst, dann wirst du nichts aus dir machen.“

Also, man hat immer das Gefühl, dieser Druck von außen ist da, ich muss eigentlich jemand anders sein und alle wissen ganz genau, wie es geht.

Und zum Beispiel, Stichwort Netzwerken: „Das geht so und so und das musst du so und so machen und dann musst du auf dieses Event gehen und bei Meetings musst du das und das sagen und so und so auftreten, damit das erfolgreich ist.“

Und man hat wirklich dieses Gefühl, jeder hat einen Plan für einen, aber man selber weiß gar nicht so richtig: Wer bin ich überhaupt, was brauche ich, was ist eigentlich im Einklang mit meiner Persönlichkeit?

Und deswegen habe ich mir wirklich dieses Motto auf die Fahne geschrieben, Erfolg muss eben nicht laut sein. Also jeder kann mit der Persönlichkeit, die er hat, erfolgreich sein, wenn man sich selber gut kennt und weiß, wie kann ich mit den Karten, die mir ausgeteilt wurden, gut arbeiten? Also wie kann ich die richtig einsetzen und meine Stärken hier ausspielen?

[Alex] Das ist erstmal super befreiend, finde ich, weil, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe erst neulich mich mit jemandem darüber unterhalten, dass ich das Gefühl habe, also eigentlich schon immer, dass ich so, wie ich bin, nicht richtig bin. Und ich könnte mir vorstellen, dass es halt auch viele Introvertierte auch so haben, wenn sie in so einer extrovertierten Welt leben, dieses Gefühl, nicht richtig zu sein, so wie man ist.

Und dann dein Ansatz ist quasi zu sagen: So, wie du bist, bist du richtig und so, wie du bist, auch als leise Person, kannst du Erfolg mit dem haben, was du machst.

Das finde ich erst mal eine sehr schöne Botschaft. Und was bedeutet denn jetzt Erfolg zum Beispiel für dich persönlich?

Weil, wenn ich das richtig verstehe bei dir, gehörst du ja auch eher zu den introvertierteren Personen.

[Melina] Genau. Also für mich ist ganz, ganz wichtig, wenn ich meine persönliche Definition von Erfolg jetzt nehme, im Einklang mit meinen Werten, mit meinen Bedürfnissen, mit meiner Persönlichkeit leben und arbeiten zu können. Und das zeigt mir auch meine Erfahrung immer wieder. Ich kann ja wirklich meine beste Leistung nur abrufen, wenn ich auf mich selber achte. Also wenn ich gut mit mir selber umgehe.

Natürlich kann ich mich auch zum Erfolg prügeln. Das ist ja leider möglich. Kann man auch immer wieder sehen an Beispielen, wenn man sich Interviews von bestimmten Menschen anhört oder so.

Also natürlich kann man mit Druck sehr, sehr viel erreichen, aber irgendwann kommt halt der Crash oder du bist todunglücklich mit dir selber und du merkst halt, dass du unzufrieden mit deinem Leben bist. Auf dem Papier stimmt alles, aber irgendwie fühlst du dich innerlich leer.

Und seit ich einfach für mich darauf achte, dass ich mich frage: Auf welches Ziel zahlt das hier ein? Passt das zu mir? Fühlt sich das stimmig an? Kann ich das wirklich so machen? Oder wie kann das für mich funktionieren?

Und seitdem ich das mache, merke ich einfach, wie gut es ist und wie ich auch aufblühe oder wie ich dann auch wirklich das zeigen kann, was mich auszeichnet und was ich an Potenzial überhaupt habe.

Weil ich habe nämlich eigentlich früher auch immer eher so mit diesem Leistungsmotor gearbeitet. Also ich bin sehr, sehr stark anfällig für Perfektionismus und Leistungsdruck. Das ist so mein persönlicher Default, meine Baseline aus den unterschiedlichsten Gründen.

Und ich habe einfach wirklich nach Wegen in den letzten Jahren immer wieder gesucht, aus diesem Muster auszubrechen, zu sagen:

„Okay, was tut mir denn eigentlich wirklich gut und wie kann man Leistung zeigen, aber nicht, weil man muss, sondern weil man will und weil es zu einem passt und weil es das Richtige ist?“

Und das ist meine persönliche Definition von Erfolg, wirklich auf mich zu achten und zu gucken, was tut meinem Körper überhaupt gut, mich nicht selber auszubeuten.

[Alex] Ich wollte auch gerade fragen, aber du hast es schon ein bisschen so vorweggenommen. Also es war nicht immer so, dass du diese Definition von Erfolg für dich hattest, sondern das hat sich erst mit der Zeit entwickelt. Wie kam es dazu?

[Melina] Also ich glaube, das ging los mit der Selbstständigkeit. Also ich bin aus einem Angestelltenverhältnis regelrecht ausgebrochen, kann man sagen, weil der Status quo war damals 2014, dass ich in der Grafik gearbeitet habe.

Als Kommunikationsdesignerin ist auch ein Beruf, der mir unfassbar gelegen hat. Habe ich geliebt meine Tätigkeit. Das Problem war allerdings, dass mir die Kolleginnen und Kollegen nacheinander weggebrochen sind. Also die eine Person hat einen Burnout erlitten, die nächste Person ist in Rente gegangen und ich habe keine neuen Kollegen dazu bekommen. Ich musste den Laden quasi da irgendwie, ja, was heißt alleine stemmen, ganz so war es nicht.

Aber mein Vorgesetzter zum Beispiel kam irgendwann nur noch zwei Tage die Woche, weil der sich auf seinen Ruhestand schon vorbereitet hat. Und so war ich da einfach irgendwann quasi wirklich fast alleine die meiste Zeit der Woche und habe das aber alles abgefedert.

Ich habe ja schon den Leistungsdruck und den starken Antrieb angesprochen. Ich habe auch ein unglaubliches Verantwortungsbewusstsein und gedacht, ich reiße mich jetzt zusammen und mache das alles weiter, statt jemandem zu sagen:

„Leute, das geht nicht, ihr müsst Leute einstellen! Ich kann das nicht stemmen.“

Und ich habe einfach immer weitergemacht. Und es ist ja völlig klar, dass das irgendwann zum Crash führt und dass ich todunglücklich war. Ich hatte schon morgens beim Aufstehen Magenkrämpfe und ich hatte Kopfschmerzen und eine Menge körperliche Symptome, die irgendwann dazu geführt haben, dass ich gesagt habe, ich mag so nicht mehr arbeiten, ich muss hier weg.

Und ich bin dann aber tatsächlich nicht in ein neues Angestelltenverhältnis gegangen, sondern ich habe mich selbstständig gemacht, weil mein Mann sowieso selbstständig war und unsere Fähigkeiten sind recht ähnlich gelagert, wir haben große Schnittmengen und dann haben wir gesagt, okay, dann mache ich bei ihm mit, dann probiere ich das mal aus.

Komplette Freiheit. Und diese komplette Freiheit hat mir natürlich auch sehr schnell gezeigt, wo bei mir die Schwachstellen liegen. Also mit kompletter Freiheit irgendwie auf einmal umgehen zu können, das erfordert einen hohen Grad an Selbstführung. Also welche Routinen lege ich mir zu? Das ist, diese Selbstorganisation ist ein Riesenthema, aber auch, wie gehe ich überhaupt auf Leute zu, weil die Kunden kommen ja jetzt nicht von alleine angerannt.

Also gerade als eher zurückhaltender Mensch, der vorher aus so der Grafik kommt, wo alle, also die Aufträge sind zu mir gekommen, also ich musste mich ja nie um irgendwas kümmern, alle sind zu mir gekommen, kannst du dies machen, kannst du das machen, jetzt bin ich in der Position, wo ich auf alle anderen zugehen muss und schauen muss, schau mal, das kann ich dir anbieten, das kann ich für dich ändern, diese Transformation kann ich dir anbieten, das sind meine Fähigkeiten. Das ist schon hart gewesen für mich am Anfang und deswegen musste ich wirklich in vielen kleinen Schritten rausfinden:

Wie kann ich eigentlich gut arbeiten? Was zeichnet mich aus? Welche Strukturen brauche ich, die wirklich auch zu meiner Persönlichkeit passen, die mir gut tun, die mich nicht zurück in so ein Hamsterrad versetzen wie das, was ich vorher hatte, wo ich mich dann selbst ausbeute? Weil das kannst du auch in der Selbstständigkeit.

Selbstständigkeit mag zwar immer so toll klingen nach Freiheit, aber auch da kannst du dich hervorragend selber ausbeuten.

[Alex] Ich wollte gerade sagen, gerade wenn wir auf Social Media gucken, Da wird es ja richtig glorifiziert, wenn Leute quasi ständig busy sind und ständig Dinge zu tun haben. Also da ist die Selbstständigkeit auch nicht unbedingt so der Ausweg aus dem Hamsterrad, sondern man kommt einfach in ein neues Hamsterrad rein. Also da muss man glaube ich auch aufpassen.

[Melina] Genau, weil die Altlasten hast du ja trotzdem bei dir. Diese Routinen und Muster, die du gewohnt bist und die ja häufig auch mit den eigenen inneren Mustern zusammenspielen, wenn du eh so einen starken Leistungsdruck hast in dir, dann nimmst du das natürlich auch in jeder anderen Tätigkeit mit.

Wie es ist, mit seinem Partner zusammenzuarbeiten?

[Alex] Du hast gerade schon erwähnt, du arbeitest mit deinem Mann zusammen, mit Timon. Und ihr seid beide systemische Coaches, ihr schreibt Bücher zusammen, ihr habt einen gemeinsamen Podcast. Wie ist das, mit deinem Mann zusammenzuarbeiten? Ich kann mir vorstellen, da gibt es sowohl schöne Aspekte als auch Herausforderungen.

[Melina] Auf jeden Fall. Also ich will auch nicht behaupten, dass es am Anfang sehr leicht war. Schwupp, Job gekündigt, Selbstständigkeit. Ach Mensch, ist das alles ein Traum. Also wir haben auf jeden Fall gemerkt, wir sind beide sehr freiheitsliebend, brauchen viel eigene kreative Räume, um nachdenken zu können.

Und das ist natürlich erstmal, wenn du dann wirklich zusammenarbeitest, nicht so einfach, dass jeder genügend Freiraum eben noch bekommt. Du arbeitest in den gleichen Projekten, wir machen ja auch zusammen einen Podcast, den „Still und Stark“-Podcast für introvertierte Fach- und Führungskräfte.

Das heißt, wir haben einfach wirklich sehr, sehr viele Dinge, die wir zusammen machen. Und dort genügend Räume zu schaffen, dass man sagt, ich kann mich jetzt hier zurückziehen, ich habe hier meinen Space, ich muss mich jetzt gerade nicht mit dir absprechen in bestimmten Dingen, sondern kann einfach nur mal frei hier Räume schaffen, das ist wirklich schwierig, weil man sich auch einfach mal auf den Nerv gehen kann.

Ich glaube, das ist auch so mit, was die meisten Leute befürchten, wenn man mit seinem Partner zusammenarbeitet. Ich höre das immer, wenn ich das erzähle „Ich arbeite mit meinem Mann“: „Das könnte ich gar nicht. Also ich bin eigentlich ganz froh, wenn ich tagsüber woanders arbeite und den nur abends treffe.“ Also das hört man häufiger. Aber ich muss sagen, es hat uns auch total zusammengebracht.

Also zusammen arbeiten zu können, ist toll, weil die Arbeit bestimmt einfach so einen großen Teil unserer Leben, einfach auch zeitlich. Das nimmt so viel Zeit vom Alltag ein und das miteinander teilen zu können, ist halt sehr, sehr schön und das hat unsere Beziehung auch nochmal gefestigt, weil unsere Absprachen natürlich viel, viel besser geworden sind. Unsere Kommunikation musste viel besser werden, viel wertschätzender.

Man musste sich oft zurücknehmen, wirklich jetzt nicht irgendwie so: „Mann, das geht gar nicht und das ist voll gegen meine Arbeitsweise, so kannst du das nicht machen!“

Sondern wirklich lernen, diese innere Distanz teilweise auch mal zu einem Problem einzunehmen und zu sagen:

„Okay, aber wie können wir denn jetzt hier lösungsorientiert rangehen?“ Also das ist wirklich …, die Kommunikationsskills sind auf jeden Fall durch die Decke geschossen, würde ich sagen.

[Alex] Habt ihr denn so irgendwie Rituale oder so Dinge, von denen du sagen würdest, die helfen euch immer, das so durchzuziehen?

[Melina] Ja, tatsächlich ja. Wir haben ein tolles Ritual, das nennt sich Daily Stand-Up. Einige, die hier mithören, die vielleicht ein bisschen Ahnung vom Programmieren und vom agilen Arbeiten haben, die werden das vielleicht kennen.

Das ist eine Methode aus dem Scrum, wo du ein Daily machst. Das geht maximal so 15 Minuten und du sitzt einfach wirklich nur am Tisch und sagst: Das habe ich gestern gemacht, das werde ich heute machen. Zählst einfach nur einmal auf: Das sind meine Resultate von gestern. Jetzt spreche ich darüber, was ich mir für heute vorgenommen habe. Und dann bist du raus. Dann geht auch jeder wieder seiner Wege.

Aber es ist eben einfach sichergestellt, dass beide wissen, was der nächste Punkt ist. Gerade wenn man zum Beispiel an einem Projekt arbeitet, dann arbeiten wir auch in Sprints und dann ist eben einfach durch dieses Daily Stand-Up sichergestellt, dass jeder weiß, was in diesem Sprint oder in diesem Projekt jetzt gerade anliegt und was wichtig ist. Und dann kannst du auch darauf vertrauen, dass die Person das natürlich dann auch einfach macht.

Also musst halt keine Kontrolle irgendwie ausüben: „Und hast du daran gedacht“ und so weiter. Du hast dich morgens kurz abgesprochen und dann läuft das wie auf Schienen.

Warum hast du deinen Instagram-Account mit 18k Followern verlassen?

[Alex] Du hast vor einigen Monaten deinen Instagram-Account verlassen und ich finde das sehr bemerkenswert, weil damals, als ich mich selbstständig gemacht habe, 2016, war dein Account tatsächlich einer der ersten, denen ich gefolgt bin auf Instagram.

Und ich fand immer, dass du da wie so ein Fisch im Wasser wirktest zumindest. Natürlich als Kommunikationsdesignerin hast du ein Händchen fürs Visuelle und Instagram ist da sehr dankbar. Und trotzdem hast du auch, wenn ich das richtig so verstehe, auch in letzter Zeit mit den Plattformen gehadert und bist da jetzt weg. Und da würde ich jetzt gerne weiter drüber sprechen, weil es ist natürlich sehr spannend für den Podcast. Also zunächst einmal, wie kam es dazu? Was ist so in letzter Zeit passiert, dass du zu dieser Erkenntnis gekommen bist, du willst weg von Instagram?

[Melina] Also, das war keine Entscheidung, wo ich irgendwie einfach so einen Schalter umgelegt habe und dann bin ich morgens aufgestanden und habe gedacht: „Ja, das ist jetzt die richtige Entscheidung, so mache ich das jetzt.“

Ich habe mich sehr, sehr lange mit dieser Entscheidung herumgetragen, Social Media zu verlassen. Also Instagram war ja auch gar nicht das Einzige. Zum Beispiel LinkedIn, da war ich sogar noch am überlegen, ob ich das weiter ausbaue. Und das habe ich jetzt auch quasi fallen gelassen, mehr oder weniger. Und das war eine Sache, die einfach wirklich über bestimmt drei, vier Jahre so in mir gegärt hat oder gegoren hat.

Ja, und einfach, weil ich gemerkt habe: Ich verändere mich. Also die Plattform natürlich auch, klar. Es kommen immer mehr Funktionen dazu und es wird immer wichtiger aufzufallen. Du bist ja nur ein kleiner Fisch in einem riesigen Becken. Aber ich habe mich eben auch selber verändert.

Ich habe mir einfach sehr, sehr viel häufiger in den letzten Jahren die Frage gestellt:

„Auf welches Ziel zahlt diese Aktivität ein?“

Und die große Frage ist halt: Wovon lebt mein Business? Was ist das Herzstück meiner Tätigkeit? Und zahlt eben Social Media darauf ein, auf mein Ziel?

Und was mich unglaublich überrascht, ist, die meisten, die sich diese Frage stellen, die beantworten die relativ diffus. Also die antworten, warum mache ich Social Media, auf welches Ziel zahlt das ein?

Da hörst du dann: Ja, ich will wachsen. Ja, Wachstum, was heißt denn das? Also in welchem Bereich? Oder sie antworten: Ja, ich will möglichst viele Menschen erreichen. Ja, welche Menschen denn eigentlich genau? Sind die hier überhaupt? Sind die überhaupt hier auf Instagram? Wer sind die? Was zeichnet die aus?

Also dieses Social-Media-Ding wird häufig sehr, sehr diffus beantwortet und überhaupt nicht spezifisch auf mich und mein Business bezogen.

Und ich muss auch sagen, ich habe mir diese Fragen halt sehr lange nicht mehr gestellt. Ich bin halt wirklich ein alter Hase auf der Plattform gewesen. Ich war ja irgendwie 2012 schon mit dabei, habe ich meinen privaten Account damals erstellt und den habe ich irgendwann umgewandelt in einen geschäftlichen.

Und deswegen habe ich auch lange Zeit gar nicht in Frage gestellt, dass es richtig ist, da zu sein, weil ich war ja einfach immer dabei und die Zahlen waren ja auch eigentlich immer okay.

Also ich hatte zu Spitzenzeiten, glaube ich, so an die 18k Follower*innen. Und so einen Account gibst du ja auch nicht mir, nichts dir, nichts einfach auf.

Aber ich habe mir einfach wirklich sehr ehrlich die Frage stellen müssen: Guck mal, wo willst du denn damit irgendwann hin?

Weil wenn ich mir meine Zahlen angeguckt habe – ich habe über Instagram keine Geschäfte gemacht, ich habe da nicht verkauft, ich habe dort keine Kunden gewonnen.

Ich habe irgendwann mir tatsächlich einfach eingestehen müssen, die Menschen dort sind viel mehr an meinem Privatleben interessiert als an dem, was ich anzubieten habe. Und das ist okay. Für manche mag diese Erkenntnis in Ordnung sein. Für mich war diese Erkenntnis nicht okay, weil ich nicht mein ganzes Privatleben teilen möchte.

Also so bin ich einfach nicht. Ich möchte diese Offenherzigkeit nicht. Ein Teil sollte immer privat bleiben für mich. Ich rede gerne offen über meine Themen. Ich gebe auch gerne Dinge von mir preis, aber ich möchte nicht dort sein, um Menschen mit meinem Privatleben zu unterhalten.

Also das habe ich ja auch einfach gemerkt. Also welche Bilder waren am meisten geklickt oder kommentiert? Ja, wenn ich zum Beispiel ein Foto gepostet habe zum Hochzeitstag von Timon und mir.

Ja, klar, das ist schön, das kann ich auch verstehen, ist nicht bösartig gemeint, aber das ist nicht der Grund, warum ich da bin. Ich bin da, weil ich etwas zu sagen habe.

Ich bin als Coach hier. Ich möchte introvertierten Menschen helfen, an ihre Stärken zu glauben, ihre Stärken zu entdecken und selbstsicher aufzutreten. Und das erreiche ich ja nicht, indem ich private Fotos von meinem Mann und mir teile oder Urlaubsbildchen.

Ich war einfach irgendwann, ich wollte mich da einfach irgendwann nicht mehr darstellen. Es gab eine Zeit, da hat mir das gut gefallen und da war es auch eine Hilfe. Also ich will nichts Negatives sagen.

Also es ist wirklich so, dass mir auch Instagram schrittweit geholfen hat, beim Netzwerken zu gucken: Wer alles ist denn überhaupt da draußen? Wer tickt ähnlich wie ich? Da kann das sehr nützlich sein. Aber ich bin eben aus der Nummer rausgewachsen.

Und dann stehst du natürlich vor der Frage: Okay, du kannst das ja auch auslagern. Wenn dir das zu viel Arbeit ist, du kannst das ja auch abgeben, kannst es ja jemand anders machen lassen. Social Media Management ist ja eine Option.

Ich habe die Frage für mich aber einfach mit Nein beantwortet, weil ich ja gesehen habe: Hey, dieser Account zahlt sowieso nicht auf meine beruflichen Ziele ein, weil die privaten Sachen interessieren die Leute hier mehr als meine beruflichen.

Und ich mache hier keine Geschäfte in dem Sinne, dass ich hier Kurse launche oder promote oder so. Von daher muss ich jetzt auch niemanden bezahlen, um das weiterzumachen. Muss ich ja nicht noch mehr Geld auf eine Sache werfen, die gar nicht den Effekt hat.

Ja, und deswegen habe ich die Entscheidung dann im letzten Oktober getroffen. Also ein langer Prozess.

[Alex] Ja, vielen Dank, dass du da so detailliert uns daran teilhaben lässt. Ich finde es ganz spannend, weil ich das tatsächlich auch so erstmal wiedererkenne bei mir, dass mir Social Media nie beruflich das gebracht hat, was mir eigentlich wichtig war, um was es mir geht.

Und ich glaube auch, ganz viele Menschen, die zu mir kommen, denen geht es ähnlich. Nur die trauen sich halt nicht, diesen Schritt zu machen und zu sagen: Ja gut, dann gehe ich halt. Also das ist, glaube ich, dann nochmal schwierig. Und wie hast du denn da diesen Mut gehabt oder hat das überhaupt Mut gebraucht? Also wie war das dann, als du wirklich dann letzten Endes, ich weiß nicht, hast du die Konten gelöscht, deaktiviert? Was ist jetzt mit den Konten passiert?

[Melina] Also mein Instagram-Account besteht nach wie vor und dem kannst du auch nach wie vor folgen. Ich bin einfach nur inaktiv. Also ich habe die App nicht mehr auf meinem Handy.

Ich habe einfach die App vom Handy gekickt, sodass ich selber nicht mehr darauf zugreifen kann. Wenn ich wollte, könnte ich es, glaube ich, noch über meinen Desktop-Rechner machen. Ich verbringe aber dort einfach keine Zeit mehr, gar nicht.

Und wie gesagt, man kann mich dort noch finden. Ich wollte den Namen nicht aufgeben, dass man einfach noch „Vanilla Mind“ finden kann und „Still und Stark“.

Aber es steht, glaube ich, auch sogar in der Bio drin, dass man den Kontakt lieber über die Website suchen sollte, weil ich dort nicht poste. Ich glaube, ich habe es bis auf drei Erklärungspostings, was ich eigentlich mache, wer ich bin, was ich mache, habe ich, glaube ich, auch alles andere archiviert.

Dass wirklich nur noch im Fokus steht: Okay, das ist die Message, mit der ich hier bin, und so kann man mich dann noch finden.

[Alex] Und hast du das damals im Oktober so als besonders mutig empfunden für dich oder war das so ein Tag für jede andere?

[Melina] Nee, ich habe mich schon ziemlich mutig gefühlt an dem Tag. Nee, weil ich auch, ich hatte es, glaube ich, schon angedeutet, ich hatte ja nicht gerade einen kleinen Account, also gut, natürlich gibt es immer riesigere Accounts, aber so einfach von der Sache her, wenn du es geschafft hast, dir eine Followerschaft von 18.000 Leuten aufzubauen, dann wirfst du es nicht einfach weg, weil da steckt ja viel Arbeit drin.

Und das ist eben auch immer das, wobei ich am meisten gezögert habe, weil ich habe ja unfassbar viel investiert über die Jahre.

Ich hatte wirklich einen Social-Media-Plan. Ich wusste zu jeder Zeit, wann ich poste. Ich hatte auch Tools, die das dann automatisiert für mich posten können, dass ich das nicht manuell anschieben muss und so. Also ich habe das ja nicht einfach so just for fun gemacht und ach, naja, mache ich heute mal, mache ich heute nicht. Da steckte schon eine Strategie hinter.

Und weil ich eben um diese ganzen Arbeitsstunden wusste, die ich da schon investiert habe, das ganze Herzblut und das ganze Invest, wollte ich das natürlich auch nicht einfach, ja, so einfach mir nichts, dir nichts wegwerfen.

Zumal auch Timon immer gesagt hat: Nee, wirf das doch nicht einfach weg und guck doch nochmal und so. Aber ich habe einfach gemerkt, es bringt nichts. Also ich bin da wirklich einfach rausgewachsen.

Wobei man auch dazu sagen muss, ich würde auch niemandem empfehlen, diese Entscheidung einfach so übers Knie zu brechen, weil du musst dich ja fragen, was trägt denn mein Business? Also wenn ich wirklich nur diesen Social-Media-Kanal habe und dann sage ich: „Nee, will ich ab heute nicht mehr.“ Ja, wie erreiche ich denn dann noch Leute? Also ich muss ja die Leute auf irgendeine Möglichkeit oder auf eine Art und Weise erreichen können, die Menschen, für die ich gerne etwas tun möchte.

Und wenn Instagram jetzt mein einziger Kanal war, über den ich kommuniziert habe, ja, ich muss ja eine Alternative haben mindestens.

So, aber das war ja nie mein Problem. Ich habe einen Newsletter, einen sehr schönen Newsletter, den die Leute wirklich lieben und den nenne ich auch Mut-Letter und nicht Newsletter. Viel besser.

Und ich habe natürlich auch einen Podcast, den ich mit Timon mache und einen Blog. Also ich bin über SEO gut zu finden. Ich ranke für gute Keywords, Podcast, Newsletter.

Also das sind ja mindestens drei Sachen, die sehr tragfähig sind. Und dementsprechend habe ich dann auch gesagt: Okay, also worauf wartest du jetzt eigentlich noch? Also deine stärksten Kanäle waren nie Instagram oder LinkedIn. Deine stärksten Kanäle waren immer der Newsletter, der Blog, der Podcast.

Und auch wenn die über die Jahre ein bisschen geschrumpft sind, weil die nicht so viel Fokus von mir bekommen haben, übrigens auch ein sehr, sehr guter Punkt, den wir gleich auch noch ansprechen können, Fokus, weil du tanzt ja auch so vielen Hochzeiten.

Hast du Instagram, hast du LinkedIn, hast du Newsletter, hast du einen Blog, hast du einen Podcast. Das sind ja alleine fünf Sachen, die ich da bedient habe. Und das ist ja auch einfach die Frage, wenn du deinen Fokus irgendwie durch fünf teilen musst:

Funktioniert dann überhaupt noch irgendwas davon richtig gut?

Und ich habe es ja schon gesagt, der Newsletter ist ein bisschen geschrumpft, der Blog hat weniger Abrufzahlen gehabt, der Podcast ist nicht gewachsen. Ja, ist ja auch irgendwie nicht verwunderlich, wenn man seinen Fokus auf so viele Plattformen verteilen muss. Und das ist wesentlich besser geworden, seitdem ich auf Social Media verzichte.

[Alex] Ja, spannend. Da reden wir definitiv auch nochmal gleich drüber. Aber vorher vielleicht noch eine Frage. Wie haben denn diese ganzen Menschen, du hast gesagt, 18.000 Leute sind dir auf Instagram gefolgt. Wie haben sie denn darauf reagiert?

[Melina] Gar nicht.

[Alex] Gar nicht?

[Melina] Ich bin weg und fertig.

[Alex] Du hast also keinen Abschiedspost gehabt, so nach dem Motto „Ich gehe!“?

[Melina] Nein, das habe ich nicht gemacht.

[Alex] Krass, okay.

[Melina] Ich bin einfach weggeblieben und fertig. Ich habe gedacht, also ich hatte, glaube ich, in der Vergangenheit öfter mal so Postings gemacht, wo schon so durchklang, dass ich mich nicht mehr so ganz wohl fühle mit der Plattform. Ich habe aber nie konkrete Schritte eingeleitet. Ich habe eigentlich sogar eher die Erfahrung gemacht, wenn ich mal eine Pause angekündigt hatte, eine Urlaubspause oder einfach so eine Social-Media-Break – das wird ja öfter mal gemacht, machen auch andere Leute – dann sind sofort die Zahlen ins Bodenlose gegangen.

Also direkt kündigst du an, ich mache jetzt eine Instagram-Pause, zack, 1000 Leute weniger. So gefühlt. Nein, gar nicht so viele, aber ich glaube, so 300, 400 waren es dann schon.

Und ich habe gedacht, gut, dann machst du es diesmal einfach nicht. Du verschwindest einfach sang- und klanglos.

Und weißt du was, das interessiert sowieso niemanden, das fällt gar keinem auf und das ist auch so.

Also du bist ja wirklich auf so einer Riesenplattform wie Instagram, du wirst ja nicht mal vermisst, bist ja sowieso nur eine Person von ganz, ganz vielen.

Du musst dich ja sonst wie verbiegen und anstellen, um irgendwie relevant für diesen Algorithmus zu sein.

Also musst ja ständig was Neues aus dem Hut zaubern, um irgendwie noch in den Feeds der Leute zu landen. Und was dann einfach realistisch wirklich passiert ist, wenn du nicht mehr postest, landest du eben einfach nicht mehr im Feed.

Und das ist, dafür musst du dich nicht erklären oder irgendwas, das passiert einfach.

[Alex] Spannend, spannend. Also ich hätte nicht gedacht, dass es auch so für größere Accounts gilt, aber ja.

[Melina] Gerade für die.

Was hast sich mit dem Social-Media-Ausstieg verändert?

[Alex] Du hast in einer Podcast-Folge von dir, du hast ja schon angesprochen, du hast einen Podcast, über deinen Instagram-Ausstieg gesprochen und ich habe mir die Folge angehört und da hast du gesagt, dass das die beste Entscheidung seit Langem war.

Kannst du uns da mal mitnehmen, was genau hat sich denn jetzt so zum Positiven verändert mit dem Instagram-Ausstieg oder LinkedIn-Ausstieg auch?

[Melina] Also ich bin deutlich mehr bei mir und das meine ich nicht auf so eine egoistische Art, sondern einfach mehr bei mir in Balance. Also ich bin mehr im Moment, ich bin präsenter, weil ich weiß, ich habe jetzt diese Hektik nicht mehr. Ich muss jetzt unbedingt noch was posten, ich habe noch gar nicht den Plan fertig, ich muss dieses, ich muss jenes.

Also ich habe einfach einen klareren Fokus auf die Dinge, die wichtig sind und die anstehen, weil es einfach nicht mehr diese hektische Getriebenheit ist, an x Brennpunkten irgendwie gleichzeitig sein zu müssen.

Alleine auch diese Erreichbarkeit, guck mal, über Instagram hast du ja die DMs, musst ja ständig in die DMs reingucken, damit du eben auch für die Leute da sein kannst. Es ist ja ganz wichtig, eine persönliche Verbindung zu Menschen zu haben. Die hast du ja nicht, wenn du nicht auf Kommentare, auf DMs antwortest.

Und das ist ja nicht mein einziger Kanal, wo ich DMs beantworte. Das muss ich ja dann auch noch für meine E-Mails machen. Leute, die sich über den Podcast melden, oder Leute, die auf dem Blog kommentieren. Gut, Blog kommentieren ist ein bisschen eingeschlafen. Das war früher sehr viel mehr. Das ist heute gar nicht mehr so üblich, dass Leute das machen.

Aber trotzdem ist es ja wirklich, wie kümmerst du dich gut um die Menschen? Wie kümmerst du dich gut um die Leute, die dir Fragen stellen? Und da habe ich einfach jetzt viel mehr Zeit, Energie und ja, viel mehr Zeit und Energie für.

[Alex] Und Fokus hast du gerade schon angesprochen.

[Melina] Genau, ich kann viel besser auf die Menschen eingehen. Ich glaube, das spüren die auch.

Menschen merken ja, ob du einfach nur irgendwie einsilbig antwortest und ob du eigentlich gerade gestresst bist und gar keine Energie hast oder ob du dir Zeit für sie nimmst.

Und als systemischer Coach bin ich ja in einer Branche, wo vertrauensvolle Beziehungen des A und O sind. Also die Person muss ja wirklich, wenn sie mit mir arbeiten möchte, das Gefühl haben: Melina ist da, die versteht mich, die nimmt mich wahr, ich bin sichtbar für die.

Und das kann ich ja nicht, wenn ich total getrieben bin und an x Orten gleichzeitig präsent sein muss.

[Alex] Hast du auch Veränderungen festgestellt an deiner Konzentration? Du hast schon Fokus angesprochen, also hat sich da was verändert?

[Melina] Auf jeden Fall. Also alleine der Zeiteinsatz der Social Media für mich war, der ist ja weggebrochen. Und dann hast du ja Räume für andere Aufgaben, die du vielleicht vorher vernachlässigt hast. So war das auf jeden Fall in meinem Fall, ich würde sagen, es waren schon mehrere Stunden pro Woche, vielleicht sogar täglich, die Social Media beansprucht hat.

Das eine ist ja Postplanung, was willst du schreiben? Und dann ist es ja gleichzeitig auch ein visuelles Medium. Also das, was mich eigentlich am Anfang an Instagram sehr fasziniert hat, dass es eben auch ein visuelles Medium ist. Das entspricht ja sehr meinem Fähigkeiten-Set, eben auch visuell zu arbeiten, weil ich ja meine Design-Skills damit einbringen konnte, aus meiner ersten Karriere quasi.

Gerade das hat mir irgendwann auch das Genick gebrochen. Wie viel Zeit kannst du einsetzen, um solche Grafiken zu gestalten für Instagram, diese Postings zu gestalten, Reels zu drehen? Du kannst dich natürlich total kreativ ausleben und gleichzeitig bricht es dir das Genick, weil du deine anderen Aufgaben gar nicht mehr machst. Weißt du, du kannst Stunden in ein einziges Reel stecken, das dann vielleicht von ein paar tausend Leuten gesehen wird, aber nach 24 Stunden keinen mehr interessiert.

Gab es Nachteile an deinem Social-Media-Ausstieg?

[Alex] Hast du auch Nachteile festgestellt an deinem Instagram-Ausstieg?

[Melina] Einen, ja, tatsächlich. Was mir jetzt gerade auffällt, ist: Ich vermisse so ein bisschen diese Umfragefunktion. Über Newsletter kann man ja schlecht Umfragen machen. Also kannst du zwar, aber du brauchst dann noch ein zweites externes Tool, um das dann irgendwie zu realisieren.

Ich fand die Möglichkeit, über Social Media super schnell einfach in den Storys eine Umfrage posten zu können, einfach um so ein Stimmungsbild zu bekommen, fand ich super toll. Das ist etwas, was ich definitiv vermisse, aber ich denke, da werden sich auch noch andere Möglichkeiten auftun, das in Zukunft zu integrieren.

Genau. Ja, durch Social Media hast du einfach diese Standleitung quasi zu den Leuten. Also es ist immer irgendwer aktiv. Du kannst immer irgendwen erreichen und fragen, was die Leute gerade wirklich denken.

Aber genau, das ist auch schon das Einzige tatsächlich.

[Alex] Ja, aber ich finde auch gerade Nachteile, das muss ja auch nicht gleich bedeuten, dass das eine blöde Idee war, weil Nachteile lassen sich entweder kompensieren oder sie sind gar nicht relevant.

Also vielleicht gibt es auch Menschen, die nutzen gar nicht die Umfragen oder die gehen gar nicht live. Ja, dann brauchen die halt auch nicht Social Media unbedingt. Und gerade bei Umfragen, wie du sagst, ist es ein bisschen komplizierter dann mit einem zweiten Tool, aber die Möglichkeit gibt es ja immer noch.

[Melina] Ja, ich finde das total gut, dass du die Frage nach den Nachteilen stellst, weil das ist ja, ich stand ja selber vor dieser inneren Zerrissenheit, soll ich das machen oder nicht?

Und das eine ist natürlich, was dein Bauchgefühl dir sagt, aber du musst ja auch ganz konkret die Nachteile benennen können, weil erst dann schaffst du es ja vielleicht auch eine Alternativlösung zu schaffen.

Das ist genau, wie du sagst, so ein Nachteil muss ja trotzdem nicht dazu führen, dass du dann vielleicht dort bleibst, aber du wirst ja zumindest in den Zustand versetzt, dass du eine Lösung finden musst, wie du mit diesem Nachteil umgehen willst. Ist dieser Nachteil für dich zu verkraften? Gibt es eine andere Lösung oder eben nicht? Das ist sehr, sehr wichtig. Gab es für dich Nachteile?

[Alex] Total. Also ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es nur Vorteile hatte, das zu verlassen. Ich habe auch dieses Unmittelbare eigentlich vermisst. Also ich habe zwar nicht sehr gerne Storys gemacht, aber ich habe sehr gerne auf andere reagiert und mit anderen quasi mich dann ausgetauscht.

Und gerade dieses „Mal schnell irgendwas schicken“ hat natürlich auch Kommunikationsräume eröffnet, die dann fehlen, wenn man das nicht macht. Das heißt, ich muss mich jetzt mal aktiv drum bemühen, auf andere Menschen zuzugehen. Und das ist so als introvertierte Person halt auch nicht immer leicht.

Und das ist definitiv eine Herausforderung.

[Melina] Das stimmt. Das ist mir auch aufgefallen. Genau, hatte ich auch am Anfang gesagt, dass es für mich auch früher ein Sprungbrett war, wirklich Leute kennenzulernen. Wobei ich auch jetzt, wo ich weg bin, gemerkt habe, es hat aber auch meine bestehende Beziehungen intensiviert.

Weil es gab Beziehungen, wie zum Beispiel unser Kontakt.

[Alex] Ja.

[Melina] Wir haben es über Instagram hinaus geschafft, den Kontakt zu halten. Und du hast am Ende viele Kontakte, wo du merkst: Okay, ist Instagram weg, sind auch die Leute weg. Also man hat es nie geschafft, die Hürde Instagram zu überwinden und zu sagen, okay, jetzt lernen wir uns mal wirklich kennen. Aber bei einige Leuten ist das passiert.

Und bei den Leuten, wo wir gesagt haben, okay, wir verstehen uns gut, wir können uns gut austauschen, da sind eben die Beziehungen auch sogar einfach noch tiefer geworden. Oder wo man merkt: Okay, diese Menschen sind immer noch da. Instagram mag weg sein, aber das besteht weiter.

Also konnte ich einfach auch gut daran erkennen, welche Beziehungen sind wirklich tragfähig und wer bleibt eben auch im Leben bestehen und wer nicht. Das fand ich eigentlich eine sehr schöne Erkenntnis.

Ich kann, also gerade nochmal, um über introvertierte Energie zu sprechen, ich habe ja auch nur so viel Energie für eine bestimmte Anzahl von Menschen in meinem Bekanntenkreis, um die ich mich kümmern kann. Ich kann ja nicht irgendwie versuchen, mit 50 Leuten täglich in Kontakt zu bleiben und für die auch wirklich präsent zu sein. Das ist eine große Energiefrage.

[Alex] Und es muss ja auch nicht heißen, dass mehr Kontakte immer besser ist.

Also es kann auch einfach ausreichen, eine Handvoll Leute zu kennen, aber halt richtig zu kennen, und mit denen dann auch beruflich Dinge zu realisieren.

Also ich glaube, da kann sich auch jede selbst fragen: Wie viele Kontakte brauche ich eigentlich, um beruflich das machen zu können, was ich mache, oder auch vorwärts zu kommen?

Es gibt ja diese Dunbar-Zahl, die ist auch nicht unumstritten, aber ich finde es trotzdem ganz spannend, dass quasi auch die Kapazität im Hirn halt einfach endlich ist für die Kontakte, die man zu Menschen hat. Also, ja, kann ja jeder für sich mal überlegen.

Tipp für Menschen, die überlegen, Social Media zu verlassen

Was würdest du denn jetzt so Menschen raten, so mit deiner eigenen Erfahrung, die mit Instagram oder anderen Social-Media-Plattformen hadern und überlegen, soll ich weggehen, soll ich nicht? Also, was wäre so dein Tipp für sie? Worüber können sie nachdenken? Was sollten sie berücksichtigen?

[Melina] Also die wichtigste Frage, die man reflektieren sollte, ist wirklich:

Auf welches Ziel zahlt diese Tätigkeit ein? Auf welches große Ziel zahlt diese Tätigkeit ein?

Das habe ich für mich sehr durchleuchten müssen, wie gesagt, man neigt dazu, so eine oberflächliche Antwort zu geben oder das gar nicht erst in Frage zu stellen, weil: Alle sind ja da, alle machen Social Media.

Social Media wird ja wirklich auch nach wie vor als dieser heilige Gral vermarktet. Du musst da einfach sein und für viele ist das vielleicht die Wahrheit. Zum Beispiel lokale Unternehmen sehe ich immer wieder, das funktioniert super gut, Online-Shops auch. Aber es ist eben trotzdem, du musst für dich selber evaluieren, auf welches Ziel zahlt es ein und passt es eben auch zu mir. Ich habe irgendwann gemerkt, na gut, es passt nicht mehr zusammen. Also diese Selbstkenntnis auch zu fördern, zu sagen: Was passt zu mir? Was möchte ich von mir preisgeben? Was nicht? Und was ist ein gutes Medium dafür?

Und natürlich muss man sich auch fragen, wenn ich jetzt Social Media verlassen möchte, wie möchte ich dann die Menschen erreichen? Aber die Fokusfrage ist wirklich, auf welches Ziel zahlt das ein? Und wenn ich mir dann eingestehen muss, ja, ich bin hier eigentlich nur, weil alle hier sind, das ist halt kein tragfähiger Grund, ne?

[Alex] Ja, und das kann man ja auch eigentlich relativ simpel klären. Also man könnte einfach damit anfangen, seine Kunden und Kundinnen zu fragen, also:

Wie bist du auf mich aufmerksam geworden? Wie hast du mich gefunden?

Und ich habe zum Beispiel auch automatisierte Abfragen nach einer Newsletter-Anmeldung, also: Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?

Und so kriege ich dann halt so ein Stimmungsbild. Woher kommen die Menschen eigentlich? Ist es dann eher SEO? Ist es dann eher, dass ich irgendwo anders auftauche? Was ist es denn genau?

Und ich glaube, das kann man so für sich relativ leicht auch umsetzen und einfach mal sich so ein Stimmungsbild machen, wie das im konkreten Fall dann aussieht.

Welche Alternativen für Social Media nutzt du für dein Marketing?

Du hast jetzt auch schon über die Alternativen gesprochen und vielleicht können wir da auch nochmal kurz drauf eingehen. Du hast schon genannt, du hast einen Podcast, du hast einen Newsletter, du hast einen Blog. Suchmaschinenoptimierung spielt eine Rolle.

Kannst du vielleicht mal ganz kurz so das große Bild skizzieren? Also wie kommen die Menschen zu dir? Wie baust du dann Vertrauen auf? Und was sind so deine Verkaufskanäle? Also was funktioniert da bei dir?

[Melina] Die meisten Menschen, die kommen tatsächlich über Google. Also die suchen konkret nach einem Problem. Viele geben zum Beispiel Schüchternheit an als Keyword, aus sich rauskommen, als introvertierter Mensch aus sich rauskommen oder Schüchternheit überwinden. Das sind so die Stichworte, wo Menschen auf unsere Arbeit aufmerksam werden.

Die landen in der Regel auf einem Blogpost zum Thema Schüchternheit. Da erzähle ich zum Beispiel auch meine persönliche Geschichte. Ich bin ein total schüchterner Mensch ursprünglich, der sich das wirklich alles hart erarbeitet hat, irgendwie aus der eigenen Schale zu kommen.

Und wobei ich damit immer, das möchte ich differenzieren, damit möchte ich nie sagen, du musst dich verändern oder so. Aber Schüchternheit ist ja entkoppelt von der reinen Persönlichkeit.

Also Schüchternheit ist ja eine Angst, die vielleicht on top kommt, die man sich antrainiert hat. Man sagt, ich habe Erfahrungen gemacht, wo mich Menschen abgelehnt haben und ich bin einfach ängstlich, weil ich bestimmte Prägungen habe oder so erzogen wurde oder mir viele Gedanken mache, was andere von mir denken könnten. Das ist aber tatsächlich eher antrainiert.

Also es ist nicht unbedingt, wo du sagen musst, also ich muss für immer so bleiben, Ängstlichkeit ist ein Teil von mir. So habe ich das nie betrachtet, sondern für mich ist es wirklich:

Okay, also ich bin schüchtern, aber ich finde eben auch Wege, mit meiner Art und Weise freier zu werden und eben auch ein Stück weit die Hemmungen loszuwerden. Das ist mir sehr gut gelungen in den letzten Jahren.

Deswegen muss man auch wirklich sagen, also schüchtern sein und introvertiert sein sind zwei Paar Schuhe.

Schüchternheit ist diese soziale Angst, die manche Menschen haben. Unsicherheiten, die sind bis zu einem gewissen Grad auch vollkommen normal. Und Introversion ist aber dieses Temperament, wo du sagst, also wie beziehe ich Energie?

Beziehe ich Energie, indem ich ins Außen gehe, mit Menschen interagiere? Das ist diese extravertierte Energie. Oder bin ich eher ein Mensch, der Energie bezieht, wenn er sich mit seiner Innenwelt befassen kann, mit Gedanken und der inneren Welt? Das ist dann eher introvertiert.

Es ist aber auch ein Spektrum. Wir alle bewegen uns irgendwo dazwischen. Es gibt auch viele Menschen, die beide Anteile relativ stark ausgeprägt haben und sich da immer irgendwo in der Mitte bewegen, situativ. Genau.

Und da ist einfach sehr wichtig zu schauen, wo stehe ich gerade? Ist es eine Schüchternheit, die ich vielleicht ein bisschen abbauen möchte, damit ich es auch schaffe, mehr ich selber zu sein? Blockiert mich das darin, ich zu sein, mit anderen in Kontakt zu treten? Und das sind tatsächlich so diese Punkte, wo die Menschen zuerst auf uns aufmerksam werden.

Und dann, wir bearbeiten unsere Website gerade, es kann ein bisschen besser noch werden, dass wir sie dann abholen und sagen, Mensch, du, trag dich in den Mutletter ein. Wir geben hierzu regelmäßig Tipps. Und wir haben auch den „Still und Stark“-Podcast, wir behandeln diese Themen wirklich, wie du als ruhiger Mensch, wie du als sensibler Mensch in dieser lauten Arbeitswelt bestehen kannst, sichtbar bist und eben mit deinen eigenen Stärken arbeiten kannst und das sind dann einfach die Kanäle, über die wir Vertrauen aufbauen können.

Also die Leute hören uns in der Regel, die hören dann, wenn die den Podcast finden, alle Folgen erstmal durch und sagen, oh toll, also wir mögen die Dynamik so zwischen euch und es ist so schön, dass jemand auch offen darüber erzählt, dass er selber ein Problem mit Schüchternheit hatte und so. Also das ist wirklich sehr, sehr hilfreich zu hören:

Ich bin nicht das einzige schüchterne Wesen des Planeten.

Es ist gerade für Menschen, die so eine Unsicherheit haben im sozialen Bereich, ist das oft so, die denken, die wären die Einzigen, weil man darüber natürlich nicht spricht. Man fühlt sich so eingesperrt und traut sich nicht darüber zu reden, dass man sich manchmal ganz schön unsicher fühlt und nicht weiß, was soll man jetzt sagen. Es traut sich halt keiner zuzugeben.

Und dann sitzen wir da halt im Podcast und packen aus und sagen:

Also ja, geht mir dauernd so, keine Ahnung.

Und das ist dann für die Leute immer sehr befreiend und normalisierend so. Und über den Weg kommen die dann irgendwann auch und sagen, hey, also ich vertraue euch da wirklich, ich möchte jetzt einen Stärken-Coaching machen oder ich möchte hier das Me Manual kaufen, sozusagen. Das ist das Jobhandbuch für sich selber, wo man wirklich rausfinden kann mit Coaching-Fragen, wie ticke ich eigentlich, was sind meine Werte, wie arbeite ich überhaupt im Einklang mit meinen persönlichen Werten, was ist meine Motivationsstruktur, was brauche ich überhaupt? Wie kann ich das auch im Team kommunizieren?

Das ist, was wir dann mit den Leuten machen.

[Alex] Eine Social-Media-freie Strategie, die wir jetzt noch gar nicht angesprochen haben, aber zu der du ja auch berätst oder einen Kurs, glaube ich, sogar hast, ist das Thema Netzwerken.

[Melina] Genau, ja.

[Alex] Und ich habe dich darüber auch im Buch noch Social Media interviewt und würde hier gerne auch nochmal ganz kurz zumindest drauf zurückkommen, weil ich glaube, dass es immer noch sehr, sehr unterschätzt wird, dass Beziehungen, Kontakte, einfach ein starkes Netzwerk eigentlich viel wichtiger sind als Social Media, also für die meisten.

Ich will es natürlich jetzt nicht so pauschal sagen, aber sehr häufig, glaube ich, ist das schon der Fall. Aber trotzdem hat ja Netzwerken so einen schlechten Ruf und viele sagen: Netzwerken? Lieber nicht! Komm wir da weg mit Netzwerkevents!

Aber ja, wie kommt es, dass Netzwerken so einen schlechten Ruf hat?

[Melina] Also das Wort ist einfach auch furchtbar. Müssen wir gleich an der Stelle mal sagen. Netzwerken ist halt einfach ein schreckliches Wort.

Weil durch dieses Wort halt einfach nicht transportiert wird, dass es hier um eine Verbindung zwischen Menschen geht.

Also das Wort Netzwerken klingt halt rein transaktional und so wird es eben auch leider häufig in der Praxis gelebt.

Also ich glaube, wir kennen das alle, wenn wir auf irgendeinem Event waren, dass da eine Person mit ihren Visitenkarten durch die Gegend läuft oder das Erste, was du halt hörst, ist nicht, hey, wie war dein Tag bisher, sondern: Was machst du?

Und dann erklärst du, was du machst. Und das muss natürlich auch sehr geschliffen klingen und der Jobtitel muss möglichst abgefahren klingen und der Elevator-Pitch muss sitzen. Und dann wirst du direkt abgecheckt. In den ersten 30 Sekunden des Gesprächs wirst du abgecheckt nach, na, wie viel Wert hast du für mich? Kannst du mir in Zukunft noch nützlich sein? Und das ist halt einfach schrecklich. Und ich glaube, so einer Person sind wir alle schon mal begegnet.

Und gerade für Menschen, die eben ein bisschen sensibler sind und eben auch sagen: Nee, also ich möchte mich aber nicht so in den Vordergrund stellen. Und ich bin ja, natürlich bin ich hier und ich möchte natürlich auch Bekanntschaften schließen und langfristig möchte ich natürlich, dass mein Geschäft wächst oder ich bin hier im Auftrag meines Unternehmens zum Beispiel. Und mein Unternehmen möchte natürlich, dass ich hier langfristig Abschlüsse mache. Trotzdem ist ja der Kern immer, es geht hier um Menschen.

Und wie entstehen Beziehungen? Beziehungen entstehen durch Vertrauen. Und wie schaffe ich Vertrauen? Also nicht, indem ich irgendwie auf die Leute zurenne und sage, kauf mein Produkt.

Sondern, indem ich sage, das ist auch wirklich mein Lieblingsmotto:

Sei jemand, der anderen das Gefühl gibt, jemand zu sein.

Also behandle Menschen wertschätzend, stell denen Fragen, hab echtes Interesse an ihnen, dann stellst du Vertrauen her.

Und dann hast du auch eine tragfähige Beziehung. Aber eben nicht, indem ich vorgehe wie so eine Maschine, wo ich Menschen als Sachen betrachte, die mir nützlich sein sollten. Das ist halt, es geht nur nach hinten los.

[Alex] Und was können dann jetzt Selbstständige, also vor allem wenn sie introvertiert, schüchtern sind, konkret machen, um sich so ein Netzwerk aufzubauen?

[Melina] Das ist natürlich jetzt wirklich die Frage, weil nur weil ich introvertiert bin, heißt das nicht, dass die gleiche Sache zu mir passt.

Wir sind beide introvertiert, aber das heißt trotzdem nicht, dass wir die gleiche Art haben, auf Menschen zuzugehen.

Und auch hier kann Social Media beispielsweise ein Tool sein.

Also für mich war Social Media damals an diesem Punkt, wo es mir schwer fiel, auf andere zuzugehen, ein Tool. Weil ich ausprobieren konnte, wie es ist, andere ganz formlos anzuschreiben.

Für mich spielt zum Beispiel Form oft eine Rolle. Wenn ich irgendwie im 1:1 bin, habe ich das Gefühl, welche Etikette gilt jetzt hier? Also wie muss ich jetzt auftreten, dass ich nicht irgendwelche sozialen Regeln breche vielleicht?

Und da habe ich für mich zum Beispiel festgestellt, das Schriftliche liegt mir besser.

Also ich kann besser Kontakte knüpfen, wenn ich im Erstkontakt erstmal einfach eine E-Mail an jemanden schreibe und sage, guck mal, ich habe das und das von dir gelesen. Das hat mich total weitergebracht. Damit hast du mir geholfen, Problem XY zu lösen. Dafür wollte ich dir danken.

Und so kann sich was entspinnen langfristig. Aber das ist eben eine große Frage, welche Form liegt einem? Ist man eher so ein 1:1-Typ im persönlichen Gespräch?

Mittlerweile würde ich zum Beispiel das persönliche Gespräch bevorzugen, früher war es das schriftliche. Aber da muss man wirklich gucken, wo stehe ich gerade, was passt jetzt gerade zu mir, wo fühle ich mich frei und wo fühle ich mich natürlich?

Und in dem Moment, wo ich weiß, wo ich mich natürlich fühle, komme ich ja dann auch wirklich so rüber, wie ich bin. Also in dem Moment, wo ich so viele Gedanken in meinem Kopf habe, wie trete ich jetzt auf, welche Regeln könnte ich hier gerade brechen und was denken die anderen jetzt von mir, verkrampfe ich mich ja. Und das wollen wir ja vermeiden.

[Alex] Hast du abschließend noch einen Tipp für Menschen, die sich das einfach nicht trauen, also die so eine große Hürde haben? Was könnte das einfacher machen?

[Melina] Ganz, ganz, ganz klein denken. Was ist der allerkleinste Schritt, den ich heute noch machen kann?

Also welcher Schritt ist so klein, dass ich gar nicht darüber nachzudenken brauche, ob ich das kann oder eben nicht. Also wirklich, ich gebe dir mal ein Beispiel, nur damit du weißt, wie schüchtern ich früher wirklich war.

Ich habe mich früher, vor ein bisschen mehr als zehn Jahren, nicht getraut, Menschen auf der Straße zu begrüßen. So. Das heißt, was ich gemacht habe, ist, ich habe einfach erst mal angefangen, auf meiner Morgenrunde Blickkontakt aufzunehmen.

So. Blickkontakt, also es klingt absurd, aber das ist, Blickkontakt aufzunehmen ist ja ganz häufig so ein Startpunkt, wo du selber vielleicht gar nicht so viel machen musst, weil die Person dann schon dir ja auch in die Augen schaut und dann vielleicht selber Hallo sagt oder auf dich zukommt.

Also das ist ja ganz oft der Punkt, gerade auch auf so Networking-Events, wenn du da auch irgendwie Blickkontakt zu jemandem aufbaust und freundlich lächelst, dann ist das auch schon ein Türöffner. Also wirklich ganz, ganz, ganz klein denken.

Kann ich anfangen, meine Nachbarn regelmäßig zu grüßen? Kostet mich das sehr viel Überwindung? Vielleicht ist das etwas, was ein bisschen Überwindung kostet, aber machbar ist. Da anfangen und sich von da an weiterhangeln.

Also das ist jetzt wirklich für Leute, die sagen, okay, ich habe da wirklich ganz, ganz große Hürden, aber das soll einfach verdeutlichen, du kommst in kleinen Schritten auf jeden Fall weiter.

[Alex] Das ist doch ein schönes Schlusswort.

Melina, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns über deinen Instagram-Ausstieg erzählt hast und über das Thema Netzwerken.

Vielen Dank.

Shownotes

Melinas Website

Melinas Podcast „Still und Stark“

Me Manual

Kurs „Intuitiv Netzwerken“

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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Onlinekurse

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Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin

SEO und Squarespace-Websites: Interview mit Victoria Weber

Wenn wir über Social-Media-freies Marketing reden, ist natürlich das Thema SEO nicht weit. Und genau darüber möchte ich in dieser Podcastfolge mit Squarespace-Expertin Victoria Weber sprechen. Ganz konkret wird es darum gehen, wie Suchmaschinenoptimierung mit Squarespace-Websites funktioniert. 

Wenn wir über Social-Media-freies Marketing reden, ist natürlich das Thema SEO nicht weit. Und genau darüber werde ich heute mit Squarespace-Expertin Victoria Weber sprechen. Ganz konkret wird es darum gehen, wie Suchmaschinenoptimierung mit Squarespace-Websites funktioniert. 

Folge anhören:

Transkript lesen

Wie rankst du für dein Thema „Squarespace“ so weit oben?

[Alex] Ja, hallo Victoria. Mein Eindruck ist, egal was ich zu Squarespace google, deine Website ist meist auf der ersten Seite und ziemlich weit oben in den Suchergebnissen. Und neulich habe ich gedacht, so: Ha, Victoria ist gar nicht so weit oben. Und dann war das deine Agenturseite. Also eins von den beiden ist es. Und jetzt so die erste Frage, wie machst du das? Hast du ein Geheimrezept oder was ist da los bei dir?

[Victoria] Ja, das ist eine gute Frage. Also das Gute ist schon mal: Ziel erreicht. Ich hatte tatsächlich genau das vor, dass ich halt so einen Nischenbereich sozusagen abdecken wollte von sämtlichen Perspektiven. Und deswegen hat mein Blog zu diesem Thema inzwischen, ich glaube, bald 300 Artikel oder so, wo aber noch nicht die 400 Ideen drin sind, die ich noch auf der Liste habe. Also, da kommen, glaube ich, noch mehr.

Aber zurück zu deiner Frage. Also, es ist so, dass ich relativ früh, als ich angefangen habe, mich mit diesem Webdesign-Thema zu beschäftigen, auch als ich gewusst habe, okay, ich spezialisiere mich auf das Tool Squarespace, was viele ja immer nicht kennen. Das ist eine Alternative zu WordPress. Das heißt, nicht selbst gehostet, sondern dass man das halt so schön bei einem Anbieter hat. Und früher hat man das Baukastensystem genannt. Heute würde ich es eher so einen Editor nennen, sozusagen. Und dann habe ich einfach gesagt: Okay, ich habe so viel zu dem Thema zu sagen. Ich schreibe zu allem, was ich denke, was ich weiß und so weiter, Blogposts.

Und am Anfang war das noch so relativ unstrukturiert und strategielos. Und dann habe ich aber irgendwann angefangen, mich mit diesem SEO-Thema zu beschäftigen. SEO – Suchmaschinenoptimierung, also: Wie komme ich bei Google nach oben? Wie liefere ich Texte, die die Leute auch gerne lesen wollen? Und dann hatte ich wirklich so zum Ziel, egal was man sucht, ich möchte da erscheinen. Und es hat ein bisschen gedauert, aber jetzt bin ich relativ gut aufgestellt.

Wie lange dauert es, bis man mit SEO Erfolge sieht?

[Alex] Wie lange hat es denn gedauert? Und du sagst, es hat ein bisschen gedauert?

[Victoria] Also es ist so, wenn man mit einer ganz neuen Website anfängt und eine neue Domain hat und so weiter, dann ist es ja bei Google ganz oft so, dass man erstmal so ein bisschen, ich nenne das „Street Credibility“ aufbauen muss.

Das heißt, man muss im Prinzip erstmal beweisen: Okay, kann man was? Und da geht es darum, natürlich auch externe Links zu sammeln und so weiter. Und ganz, ganz am Anfang hat einfach alles, was ich gemacht habe, ich glaube so, ich habe mir damals vorgenommen, nach sechs Monaten den ersten Kunden quasi in Anführungszeichen passiv über den Blog zu akquirieren. Es hat, glaube ich, acht oder so gedauert. Ich habe das dann großzügig so runtergerundet und gesagt: Ja, ja, das hat geklappt.

Aber es war nicht so von heute auf morgen.

Und das ist, glaube ich, zum Beispiel ein Unterschied zu so schnellen Medien wie jetzt beispielsweise Instagram, wo man theoretisch schon schneller auch gefunden werden kann, weil man ja zumindest schon mal da ist. Man kann überall kommentieren und keine Ahnung.

Und mir war aber gleich von Anfang an bewusst, ich bin in meiner damaligen Lage auch mit so kleinen Kindern und so wusste ich: Boah, ich kann jetzt nicht schön in irgendwelche Kameras die ganze Zeit Storys machen oder so. Ganz oft habe ich dann einfach so verranzt, mitten in der Nacht Artikel geschrieben. Und das hat ganz gut dazu gepasst.

Und ich hatte halt von Anfang an wirklich auch diesen Gedanken, dass ich langfristig da, erscheinen möchte. Und deswegen bin ich am Ende auch bei Suchmaschinenoptimierung, also quasi Bloggen gelandet, weil ich einfach wusste, dass es am Anfang einen Sack Arbeit ist und dann aber das Ergebnis hält sich einfach über Jahre statt Tage. Und das fand ich sehr angenehm.

Sind Squarespace und SEO eine gute Kombi?

[Alex] Du hast es schon angesprochen, du bist ja quasi auf Squarespace spezialisiert. Das heißt, SEO und Squarespace sind eine gute Kombi? Weil man hört ja manchmal so ein bisschen das Gegenteil, aber das ist nicht der Fall?

[Victoria] Ja, also das ist so immer eine Sache. Es ist natürlich so, dass man, also wenn man jetzt gerade so eine WordPress-Website hat, was vielleicht auch viele haben, die hier zuhören, da kann man einfach, dadurch, dass es ein selbst gehostetes System ist, kann man halt in 100% aller Bereiche eingreifen.

Aber das machen die meisten Leute eh nicht, weil die meisten Leute halt keine Programmierer sind. Und bei Squarespace oder auch anderen nicht selbst gehosteten Tools ist es natürlich so, dass die Anbieter auch Teile sozusagen ein bisschen blockieren, also man kommt nicht in jeden Bereich, in jeden Code-Bereich der Website rein.

Und das heißt, in der Theorie, wenn man wirklich 100% in alles eingreifen will, dann ist das nicht möglich, aber für, ich sag mal, 80-90% aller Leute, die ich kenne, reicht das komplett und die meisten sind sowieso schlecht damit beraten, sich jetzt in irgendwelchen hoch quasi konkurrierenden Nischen zu schlagen sozusagen.

Das heißt, wenn ich jetzt ein SEO-Berater bin, der unter SEO-Beratern noch die letzten 3,2 Milliprozent oder sowas rausholen muss, dann würde ich sagen: Okay, müsste man jetzt vielleicht so ein Tool nehmen.

Aber alle Leute, mit denen ich zu tun habe, für die reicht das vollkommen.

Und also bei mir ist da auch kein Abbruch in Sicht sozusagen.

Und ich habe es auch gerade, können wir vielleicht später noch drüber reden, jetzt haben wir auch gerade so eine neue Website im Gange und das funktioniert eins zu eins genauso wie vor vier Jahren.

Also es ist nicht so, dass es eine alte Technik oder eine alte Taktik oder sowas ist.

[Alex] Ja genau, das wollte ich auch nochmal sagen, weil: Du hast ja nicht nur diese eine Website, du hast ja auch noch ein Schmuck-Design-Business und eine Agentur und jetzt einen neuen Podcast oder das ist nicht mal allzu neu, aber auch relativ frisch. Das heißt, und natürlich auch viele Kundinnen von deiner Agentur. Das heißt, du hast viele Daten, auf die du zurückgreifen kannst und sagen kannst, Squarespace und SEO ist kein Widerspruch.

[Victoria] Genau. Also da sind immer alle ein bisschen geschockt. Ich habe auch sehr, sehr viele Domains. Also ich glaube, andere Leute kaufen sich irgendwie, keine Ahnung, Parfüm oder Handtaschen. Ich kaufe Domains.

Das ist meine Guilty Pleasure. Und genau, ich habe einen Podcast, der heißt Creator Way. Da geht es darum, also Creator im Sinne nicht von Influencern, sondern einfach Leute, die sich mit so Content-Businesses quasi was aufbauen.

Das sind alle möglichen von LinkedIn-Menschen bis zu dir. Du warst da auch schon zu Gast. Und da habe ich von Anfang an überlegt: So, hm, wie machen wir das? Und ich habe beschlossen, dem Ding eine komplett eigene Website zu geben.

Das ist halt jetzt ein eigener Blog, ein eigenes Content-Format sozusagen und einen eigenen Newsletter.

Und das heißt, da haben wir zum Beispiel, das ist ganz interessant, da habe ich vor ein paar Wochen noch einen Vortrag drüber gehalten, da haben wir mal einfach analysiert, was da so passiert.

Und da war es zum Beispiel so, da haben wir das erste, mindestens das erste halbe Jahr ungefähr, einfach nur pro Woche zweimal die Shownotes des Podcasts draufgesetzt und sonst eigentlich nicht viel gemacht.

Und dann sieht man halt auch einfach, da passiert nicht viel.

Und dann, sobald wir eben angefangen haben zu sagen: Okay, jetzt ist es ein SEO-Projekt, jetzt machen wir da mal Sachen drauf, die auch für Google relevant sind, obwohl wir ja vorher zweimal pro Woche Content theoretisch draufgesetzt haben, hat es halt nichts gebracht. Und dann, als wir gesagt haben, so jetzt kommt da was Ordentliches drauf, in Anführungszeichen, was auch für SEO optimiert ist, jetzt geht das Ding eben hoch.

Und gerade letzte Woche haben wir jetzt so die ersten Tage, wo, ich weiß gar nicht, ob es von 60 Klicks pro Tag ist, ist es dann auf 130.

Ich hoffe jetzt, dass ich nichts falsch erzähle, müsste ich gleich nochmal nachgucken.

Aber, also jetzt merkt man halt so die Ergebnisse.

Aber das ist eigentlich so relativ einheitlich bei allen Projekten, wo ich bis jetzt drin war. Wenn man eine neue Domain hat, wenn man sich dann dran setzt, dass es ein halbes Jahr schon dauert, bis man merkt: jetzt passiert richtig was.

Und ein halbes Jahr, glaube ich, ist für viele Leute halt schon unangenehm lange.

Es dauert, bis SEO Ergebnisse bringt – Was können wir in der Zwischenzeit machen?

[Alex] Ja, es ist ja dann auch immer die Frage, was macht man in der Zwischenzeit? Wie war das denn bei dir, als du dann angefangen hast? Du wusstest, du willst jetzt eher auf dieses Langfristige. Also du hast ja mal das Beispiel gebracht: Nudeln versus Avocado.

[Victoria] Du hast die gemerkt?

[Alex] Ich habe sie gemerkt, weil ich das so witzig fand. Und was machst du dann, wenn du halt die ganze Zeit Nudeln hast?

[Victoria] Also ganz am Anfang in meinem Webdesign-Bereich habe ich tatsächlich auch Leute kalt angeschrieben. Aber ich habe das nicht so gemacht, wie das alle kennen, so in den DMs, so: Hey, hast du noch Kapazitäten frei?

Sondern ich habe halt in meinen Augen seriös und ansprechend und halt personalisiert die Leute gefragt, so: Hey, hier das und das. Und habe so tatsächlich die ersten Kunden bekommen.

Weil man kann ja nicht ein halbes Jahr lang von Luft und Liebe dann, also ich musste ja irgendwie die ersten Aufträge bekommen.

Und dann habe ich eben geguckt, im Webdesign-Bereich, wer könnte eine Website gebrauchen, habe denen so ein personalisiertes Ding geschickt, aber auch nicht irgendwie den gleichen Text an 20.000 Leute, sondern ich habe es halt so gemacht.

Und da habe ich relativ schnell auch dann die erste bekommen.

Ich glaube, das war, boah, ich weiß gar nicht, in welchem Jahr.

Aber das hat geklappt. Und irgendwann hat sich das dann eben so langsam abgelöst.

Also das heißt, ich habe dann immer, ich würde wahrscheinlich heutzutage noch, wenn ich irgendjemanden coolen sehe und denke so, hey, cool, würde ich tatsächlich, auch wenn wir eigentlich ausgebucht sind, den weiterhin wahrscheinlich schreiben. Ich finde das auch nicht negativ. Ich finde es eigentlich nur negativ, wenn man das quasi auf so eine Spam-artige Art macht, da kriege ich auch selber sehr viel.

[Alex] Das finde ich auch witzig, weil so habe ich tatsächlich auch meine zweite virtuelle Assistentin bekommen. Die hat sich dann quasi initiativ bei mir beworben mit so einer ganz witzigen Mail. Und ich fand das überhaupt nicht spammy. Ich fand das voll witzig. Ich habe mich voll amüsiert und mich voll gefreut. Und dann haben wir voll lang zusammengearbeitet auch. Ich glaube, das unterschätzt man. Also, dass man einfach auch gar nicht so dieses klassische Social-Media-Marketing braucht oder was auch immer, sondern halt einfach Kontakte zu Menschen sind immer noch super wichtig, egal, was wir machen.

[Victoria] Ja, und man tut sich also, ich kriege dadurch, du hast ja eben erwähnt, ich habe jetzt einige Projekte am Laufen, wir kriegen pro Tag so viel Zeug angespült, auch E-Mails, das ist der Wahnsinn. Und wie krass man sich schon hervortut, wenn man einfach eine ordentliche Anrede schreibt für einen personalisierten, also im Prinzip der Standard einer E-Mail.

Eine personalisierte Anrede, ein ordentlicher Rechtschreibfehler-freier Text, wie selten das allein schon ist.

Also tatsächlich bei dem Volumen, was trotzdem reinkommt, da kann man sich schon echt hervorheben, wenn man einfach eine nette E-Mail schreibt.

Und die Leute, die ordentlich schreiben und eine ordentliche Anfrage schicken, die kriegen auch immer eine Antwort. Also zumindest bei mir ist das so.

[Alex] Ich habe auch manchmal so Mails, da merkt man, dass halt so gecopyt und pastet wurde. Also dass die Formatierung dann ganz anders ist in den verschiedenen Teilen. Und dann denke ich schon, Mann, Mann, Mann. Also genau, deswegen wie du sagst, einfach nur minimale Mühe sich geben und dann reicht es auch oft, dass man dann einfach eine Antwort bekommt.

[Victoria] Ja, ganz kurz dazu noch, das habe ich nämlich gerade auch gehabt, weil wir haben natürlich auch jetzt inzwischen so ein bisschen Standardantworten, die wir machen und ich habe aber jetzt auch die Auflage gegeben, auch meinen quasi Kollegen, dass die immer, wenn die mit Copy-Paste-Sachen arbeiten, dass sie es erst in ein externes Dokument kopieren und dann das einfügen, damit die Formatierung halt gleich bleibt, weil es spricht ja nichts gegen Copy-Paste, wenn man das nur so ein bisschen anpasst. Also, aber da muss man halt so ein bisschen. Aber das ist ein Nebenthema.

Hat Squarespace Vorteile gegenüber WordPress, was SEO angeht?

[Alex] Genau. Aber wir waren ja beim Thema SEO und Squarespace und vielleicht mal andersrum gefragt. Also Squarespace ist jetzt nicht schädlich für SEO, aber es ist vielleicht auch gut? Also gibt es auch Vorteile gegenüber WordPress?

[Victoria] Also ich bin so der große Squarespace-Anhänger sozusagen, weil ich einfach festgestellt habe, dass der Unterschied ganz oft einfach auch darin besteht, dass man da Bock drauf hat.

Das heißt, es bringt mir nicht so viel, wenn ich theoretisch alles könnte, aber es so kompliziert ist, dass ich es nicht mache.

Das heißt, selbst wenn man jetzt argumentiert, Squarespace ist vielleicht nur 95 Prozent so hyperoptimiert wie andere Tools und auch ein paar Millisekunden besser, wenn aber das Tool so einfach aufgebaut ist, dass ich mich dafür selber reinbewege und das auch regelmäßig mache ... Dann macht es das für mich um ein zehnfaches wett, weil ich glaube, dass die allermeisten Leute gerade im SEO-Bereich eigentlich gar nicht das Problem haben, diese Hyperoptimierung, wo man im sehr fortgeschrittenen Bereich ist, sondern überhaupt erstmal: Ich veröffentliche Content, ich gucke mir die Sachen an und so weiter und ich glaube, dass da Squarespace eine Riesenhürde rausgenommen hat, auch was das gesamte Website, also auch so Unterseiten und so weiter angeht.

Ich bin der Meinung, wenn man halt eine Website hat oder auch so ein Online-Unternehmer ist, dann muss man halt eine Idee haben und zack, innerhalb von zwei Sekunden theoretisch sich hinsetzen können, die Seite aufmachen und sagen: Ich mache jetzt eine neue Landingpage. Ich mache ein neues Produkt und so weiter.

Und ich kenne halt sehr, sehr viele Leute, und das soll jetzt auch nichts gegen WordPress sein, wer damit gut klarkommt, alles easy, aber wer nicht damit klarkommt, ich habe sehr oft gesehen, dass Leute einfach Sachen verschoben haben und gesagt haben: Boah Mist, ich will eigentlich, aber wenn ich das mache, dann zerschießt sich bei mir alles oder ich muss erstjemanden fragen, der mir dann das und das programmiert.

Und diese Langsamkeit kann man meiner Meinung nach in so einem Business überhaupt nicht gebrauchen und das ist eigentlich so der einzige Vorteil, den man gegenüber großen Unternehmen oder auch größeren Unternehmen hat, die sind halt langsam und normalerweise sind wir halt sehr schnell und sehr wendiger als so kleiner Player.

Und wenn man sich diesen Vorteil halt nimmt, dachte ich immer ein bisschen so: Oh.

Und das war halt für mich persönlich so dieser Aufhänger, wo ich, ich glaube 2017 habe ich das erste Mal so ein Squarespace-Ding gebaut und ich war einfach nur so baff, weil ich dachte so: Kann das so einfach gewesen sein?

Weil davor hatte ich auch immer mit anderen Tools, es war alles kompliziert, hat lange gedauert, viele Updates, das Typische. Und dann ging es halt zum ersten Mal super einfach und ich war dann fast so ein bisschen misstrauisch, so: Wo ist der Haken?

Und ich habe für mich bis jetzt keinen SEO-Haken gesehen. Ich weiß aber, wenn man in den letzten Prozenti-Optimierungsstückchen ist, dass man dann wahrscheinlich auf jeden Fall, wenn man perfekt das ausprogrammiert und so weiter, natürlich noch ein bisschen schneller rausholen kann.

Aber ansonsten würde ich sagen, dass ich persönlich da bis jetzt überhaupt gar keine Einbußen oder irgendwas hatte.

Im Gegenteil, ich habe sogar Seiten, die die ranken vor, keine Ahnung, chip.de und bild.de und was weiß ich, weil Google netterweise auch immer mehr in Richtung Content geht.

Also die letzten Millisekunden habe ich im Gefühl, ist gerade bei so Anfragen, wo die Leute wirklich was tiefgehend wissen wollen und auch ein bisschen Meinung wollen, gar nicht mehr so krass.

Wie kommst du auf Ideen für SEO-Artikel?

[Alex] Mhm. Ich höre auch oft von SEO-Beraterinnen, und das ist auch meine Erfahrung, die These, dass es bei SEO eigentlich auch viel weniger um das Technische geht, als vielmehr darum, die Suchintention zu verstehen.

Also, wenn ich verstehe „Das wollen die Leute lesen, wenn sie das und das suchen“, habe ich eigentlich schon die halbe Miete.

Und deswegen, glaube ich, kann man immer diese technischen Sachen auch eher so am Anfang so ein bisschen nach hinten schieben und einfach gucken, dass man die Keywords und die Suchintention richtig kriegt. Und, genau. Genau. Aber da können wir ja schon vielleicht in die SEO-Strategie gehen. Also ein bisschen allgemeiner über SEO reden, jetzt ein bisschen like von Squarespace.

Du hast das schon am Anfang angesprochen, dass du 300 Texte veröffentlicht hast und irgendwie 400 Ideen hast oder sowas. Und tatsächlich, ich habe mir vor dem Interview überlegt: Wen kenne ich, der oder die so viele Texte bei sich veröffentlicht?

Und da fällt mir kaum jemand ein, also Online-Unternehmer*in. Und deswegen: Also wie kommst du auf diese ganzen Ideen, wenn du sagst, du hast noch 400 in petto? Also wie machst du das?

[Victoria] Okay, also ich muss noch dazu sagen, das muss ja auch der Transparenz halber gesagt werden, im letzten Jahr oder in den letzten anderthalb Jahren habe ich nicht mehr alle Artikel selbergeschrieben.

Aber ich glaube, so mindestens bis 200 oder ungefähr so, glaube ich, habe ich die immer noch alle selber geschrieben.

Das heißt, heutzutage ist es so, ich habe ab diesem Jahr zum Beispiel angefangen, auch YouTube-Videos zu machen.

Und weil ich es nicht schaffe, alles selber dann zu texten, Es ist auch oft so, dass aus den YouTube-Videos dann zum Beispiel wieder Texte gemacht werden oder so.

Nichtsdestotrotz, wenn ich die Zeit hätte, würde ich weiterhin so viel raushauen, weil die Ideen, da habe ich tatsächlich irgendwie keine Grenze.

Also ich habe, das ist auch oft so, ich habe einen SEO-Kurs, da buchen mich manchmal Leute, weil sie einfach nur 30 Ideen wollen oder so.

Also das ist gar kein Problem. Und am Anfang ging es aber vor allem bei mir darum, dass ich geguckt habe, okay, was sind denn so Fragen, die vor allem auch Kunden mich gefragt haben in diesem quasi Nischenbereich.

Und ich habe dann zum Beispiel ein paar der allerersten Artikel habe ich einfach so gemacht, dass ich überlegt habe: Okay, wenn ich den Leuten die Antwort per E-Mail schreibe, kann ich die nicht einfach noch verlängern, mit Bildern ausstatten, also mit Screenshots, und das als Blogartikel machen.

Das heißt, wer jetzt zum Beispiel sitzt und zuhört und sagt, boah, ich habe irgendwie so keine Ideen, der erste Fundgrubenbereich ist eigentlich immer erst so: Was fragen einen Kunden? Was fragen einen Leute im Erstgespräch? Was sind so typische Bedenken der Leute und sowas?

Und das muss eigentlich noch nicht mal erstmal so super SEO-optimiert sein, aber dass man einfach schon mal so reinkommt und sagt, okay, ich veröffentliche jetzt nicht nur noch für mein E-Mail-Ding, sondern auch für die Welt sozusagen.

Und das habe ich zum Beispiel relativ früh auch gemacht. Ich hatte mal mal einen Monat, wo ich jeden Tag einen Blogpost geschrieben habe. Das war so eine Challenge.

Und da habe ich nicht lange Artikel geschafft. Und da habe ich halt zum Beispiel einfach solche Kurzdinger gemacht, wo ich gesagt habe, okay, ich nehme mir jetzt einfach mal die 30 Fragen vor, die ich am meisten bekomme.

Und dann gibt es eine ausführliche oder mittelausführliche Antwort darauf.

Wie finde ich die richtigen Keywords für SEO?

Und das war so der erste Punkt. Und der zweite ist, dass ich glaube, dass ganz viele Leute, gerade so im Expertenbereich, sehr viel anfangen, mit Keywords zu hantieren, die sehr weit hinten liegen.

Also dort, wo die Leute schon sehr viel Info haben müssen. In meinem Fall wäre das zum Beispiel Squarespace-Webdesign.

Da muss man schon wissen, dass man Squarespace will. Da muss man schon wissen, dass man jemanden möchte, der das für einen erledigt.

Das heißt, da sind schon fünf quasi Stufen abgedeckt, bis man zu diesem Keyword kommt.

Aber gerade, wenn man ein bisschen weiter zurückgeht und auf so Symptomartikel geht, also ich nenne das so Symptomartikel, dann kommt man oft viel weiter.

Das heißt, wenn jetzt zum Beispiel, also bei mir landen ganz oft in den Kursen so Leute, die machen so irgendwelche speziellen, zum Beispiel ein spezielles Coaching für XYZ, was so einen ganz besonderen Namen hat.

Und dann sagen sie: Ja, ich möchte für dieses Suchwort gefunden werden.

Und dann sage ich: Ja, aber dieses Suchwort sucht halt keiner.

Und dann geht man zum Beispiel nochmal drei Schritte zurück und guckt: Okay, was sind denn so Symptome, die das Problem beschreiben?

Also wenn wir jetzt zum Beispiel, jetzt brauche ich mal kurz ein plakatives Beispiel, Schlafberatung oder sowas, da könnte man jetzt argumentieren, okay, „Schlafcoach“ würde vielleicht schon jemand suchen, aber da würde man dann zum Beispiel zurückgehen und sagen, wonach suchen die Leute?

Ich kann abends nicht einschlafen oder mitten in der Nacht aufwachen, Albträume, solche Geschichten.

Das heißt, man würde dann einfach nochmal drei Schritte zurückgehen und ich glaube, das ist eine Sache, wenn man da erstmal anfängt, dann ist in meiner Welt da kein Deckel für.

[Alex] Dann tanzt man quasi vor sich hin, weil du sagst, drei Schritte zurückgehen.

Genau, ich finde auch gerade, weil du jetzt Coaches erwähnt hast, kann ich auch nur bestätigen, dass die Menschen, die zu mir kommen und Coaches sind, sich extrem schwer damit tun, tatsächlich Keywords zu finden, weil sie, glaube ich, auch so, ich sag mal so, die großen Fragen des Lebens abhandeln, ja, und dann halt sehr schnell auch so bei großen allgemeinen Plätzen sind, sowas wie, keine Ahnung, Prokrastination oder Perfektion, aber das Problem ist ja auch, wer sucht denn schon danach? Also vielleicht, aber da gibt es ja auch viel Konkurrenz dann zu so großen allgemeinen Themen.

Das heißt, wie schaffe ich das denn als Coach, so ein bisschen konkreter zu werden? Wie gehe ich diese Schritte dann genau zurück?

[Victoria] Also was ich ganz oft mache, und das ist für diejenigen eigentlich, glaube ich, relevant, die schon mal mit so einem Keyword-Tool gearbeitet haben, ist, dass man also durchaus auch beiso großen Sachen erstmal anfängt, dass man so einfach eingibt und schaut: Okay, dieses Keyword.

Und dann sehen die allermeisten Leute, das ist Sachen für Fortgeschrittene, also große Ein-Wort- oder Zwei-Wort-Keywords mit viel Volumen, die sind meistens sehr heiß umkämpft. Das heißt, da ist meistens wenig zu holen als Einsteiger oder Anfänger.

Aber meistens ist es so, dass viele Keyword-Tools einem dann auch so Unterfragen ausspucken, wo man dann zum Beispiel sagt, okay, Perfektionismus, da gibt es dann zum Beispiel irgendwelche die kleinen Neben-Subthemen, die für dich selber jetzt vielleicht nicht so super spannend sind, aber die doch einen Teil des Themas abdecken.

Und das ist auch eine Sache, die ich auch immer den Leuten quasi sage, dass man erst diese kleinen, wenig umkämpften Subthemen abgrast, weil die großen Themen, die sind viel schwieriger.

Also direktes Beispiel, bei mir war es auch so, ich wollte natürlich gerne für das Wort Squarespace ranken. Ist mir auch gelungen – nach ungefähr drei Jahren bin ich jetzt relativ, ziemlich weit oben. Aber das hat drei Jahre gedauert.

Aber wofür habe ich zuerst gerankt? Keine Ahnung, Cookie-Banner bei Squarespace oder Schriften bei Squarespace oder keine Ahnung, einfach so ganz kleine Unterthemen, die super spezifisch sind und wo die Leute dachten: Ah ja, krass, dass da überhaupt jemand drüber geschrieben hat.

Und das alles hat dafür gesorgt, dass Google nach und nach verstanden hat: Ah ja, okay, die reden den ganzen Tag über Squarespace, dann sollten wir vielleicht langsam mal deren Haupt-Squarespace-Artikel auch hochschieben, weil die scheint ja davon Ahnung zu haben.

Und deswegen darf man auch, glaube ich, nicht so daran verzweifeln, dass man so die ganz großen Fragen oder die ganz kleinen Enddinger, sondern in der Mitte ist meiner Meinung nach der ganz, ganz große Raum.

Und ich mache oft so Keyword-Sessions mit Leuten und dann bin ich immer wieder total amazed, wenn ich sehe, da ist alles grün. Also in meinem Bereich ist leider oft oft viel sehr, sehr rot.

Aber es gibt wirklich im deutschsprachigen Raum in dieser Mitte sehr, sehr, sehr viel Platz, immer noch heutzutage.

Wie komme ich von Keywords zum SEO-Text?

[Alex] Kannst du uns dann mal so mitnehmen in den Vorgang? Du hast jetzt eine Idee für einen Artikel, du hast vielleicht ein Keyword und was passiert dann? Was sind dann so deine Schritte oder was empfiehlst du dann deinen Kund*innen?

[Victoria] Also ich gucke immer erst quasi so gesunder Menschenverstand, was würde ich jetzt selber dazu denken und was würde ich dazu sagen wollen, also quasi meine Perspektive.

Und dann empfehle ich immer zu gucken, wenn man jetzt diesen Suchbegriff eingibt, entweder in einem Tool oder direkt bei Google, zu schauen, was sind denn so die Top-10-Ergebnisse, weil Google liefert einem normalerweise auf dem Silbertablett, was gewünscht wird.

Und du hast eben diese Suchintention angesprochen. Wenn ich jetzt zum Beispiel einen Nike-Schuh google, dann will ich den wahrscheinlich kaufen oder will eine Übersicht von günstigen Nike-Schuhen oder sowas haben. Das heißt, das ist so eine Suche, wo ganz klar ein Kauf dahinter ist.

Was das Problem ist bei zumindest meinen Kunden, ist, dass die immer direkten Kauf vermuten und direkt immer ihre Verkaufsseiten sozusagen promoten wollen.

Das aber gerade in diesem Bereich, wo es um Inhalt geht, auch so Wissen und so weiter, ist in ganz, ganz vielen Fällen einfach Informationen gewünscht, dass man zum Beispiel sagt, man liefert Informationen und das findet man aber relativ einfach raus, indem man einfach die Keywords bei Google eingibt und dann guckt: Was sind die Top-10-Ergebnisse? Sind das Listen? Sind das Anleitungen? Sind das vielleicht sogar YouTube-Videos? Sind das Verkaufsseiten, wo Online-Shops ihre Sachen präsentieren? Sind das Wikipedia-Artikel? Und dann bekommt man einen relativ guten Eindruck, was denn eigentlich der Mensch will, der das sucht.

Das heißt, wenn zum Beispiel jetzt bei diesem Schuhbeispiel: Es bringt jetzt nichts, wenn ich einen Fachartikel über Schuhe schreibe, wenn jemand, der Schuhe sucht, eigentlich nur die Dinger kaufen will.

Das heißt, das ist im Prinzip was, was auch viele blöd finden und auch manchmal nicht wahrhaben wollen. Dass man halt, wenn man für quasi, also wenn man SEO-optimierte Sachen schreibt, dann schreibt man nicht nur noch das, was einem ungefähr quasi in den Kram passt, sondern man guckt halt wirklich, was wollen die Leute und wie nennen die das auch.

Und das kann auch oft bedeuten, dass man dann Sachen angreifen muss, die halt ein bisschen schwieriger sind.

Also in meinem Bereich ist es zum Beispiel so, dass viele Leute heutzutage noch „Homepage“ sagen, aber in Wirklichkeit ist die Homepage nur die Startseite und das heißt eigentlich „Website“, aber nicht mit EI, sondern mit I und dann weiter und so weiter.

[Alex] Danke, danke, danke. Da habe ich sogar einen Artikel darüber, über dieses Thema.

[Victoria] Ja, genau. Und das sind einfach so Sachen, da muss man halt einfach auch mal gucken, auf welches Sprachniveau möchte ich mich quasi begeben und wie möchte ich die Sachen ansprechen.

Und zu deinem Ding eben zurück mit diesen auch gerade Coaches, die sich schwer tun. Ganz viele haben so große Probleme, aus deren Fachjargon rauszukommen.

[Alex] Ja.

Und das ist im Prinzip immer die Frage, mit welchen Leuten, was sind meine Kunden? Und wenn wir jetzt zum Beispiel über SEO reden, gehen wir jetzt davon aus, dass deine Hörer das wissen.

Aber ich habe so viele Leute in der wahren Welt, wenn ich SEO sage, dann gucken die mich an und sagen. Was? SEO? Was? Und ich so, oh, nochmal drei Schritte zurück.

Das heißt, wenn ich zum Beispiel jetzt jemanden überzeugen wollen würde, SEO zu starten, der jetzt nicht in diesem Online-Thema so bewandert ist, dann müsste ich erstmal sagen: Guckmal hier bei Google, da gibt es so Ergebnisse. Wie kommt man in diesen Ergebnissen hoch? Und da rede ich nicht von Ranken und von Suchintentionen und Zeugs, sondern da fange ich halt auf einer ganz anderen Sprachebene an.

Und ganz oft sind die Leute, die so „expertig“ sind, viel zu sehr in diesen Fachausdrücken und auch Fachlösungen und so weiter und vergessen total, dass deren Kunden eigentlich gar keine Ahnung haben.

Das Einzige, was jemand weiß, der zum Beispiel zu so einem Schlafcoach geht und sich noch nicht damit beschäftigt hat, ist: Ja Mist, ich wache jede Nacht auf oder ich liege nachts wach und meine Gedanken kreisen oder was auch immer.

Und die sagen ja nicht, oh, ich habe eine Reduktion meiner Schlafvolatilität und mein RM-Movement ist nicht.

Also so sind viele von den Texten, die ich dann sehe in diesem Fachjargon und die Leute, die wollen eigentlich nur wissen so, ey, ich will schlafen. Alter, wie kriege ich das hin?

Tool-Tipps für SEO

[Alex] Ja, das ist auf jeden Fall ein wichtiges Thema.

Also Sprache anpassen an den Sprachgebrauch der Menschen, die man erreichen will.

Hast du denn noch so ein, zwei Tool-Tipps, weil du meintest, Du guckst jetzt irgendwie in einem SEO-Tool und da ist es rot oder grün oder was auch immer. Also was nutzt du da für Tools?

[Victoria] Also früher habe ich ganz viel Ubersuggest benutzt. Das ist so ein Tool von Neil Patel, heißt der. Das hatte früher richtig viel auch gratis zugänglich. Inzwischen wird das immer mehr runtergeschraubt. Und für mein bezahltes Tool bin ich inzwischen bei Keyword Finder von Mangools.

Und das finde ich ist eigentlich so sehr cool, weil es eine nette Oberfläche hat.

Und auch unter diesen ganzen Tools, da gibt es unendlich teure, finde ich noch relativ erschwinglich. ist, deswegen ist das so mein Favorit aktuell.

Ich finde aber, dass Ubersuggest trotzdem noch ein bisschen besser ist für so relativ nahe Synonyme, also wenn man in einem Bereich ganz viel Verschiedenes abdecken will, finde ich Ubersuggest besser.

Keyword Finder ist eher so besser für den groben Überblick, würde ich sagen. Aber das ist so mein Go-to-Tool.

[Alex] Nutzt du KI bisher?

[Victoria] Also ja, am Anfang haben wir da mega viel mit experimentiert. Wie gesagt, ich sage jetzt wir, weil ich inzwischen wirklich nicht mehr alles nur noch allein mache, aber gerade für so Übersichten oder auch alternativen Titeln oder „Schreibe mir nocheinen besseren SEO-Titel von drei“ oder sowas, finde ich es ganz gut.

Ich habe aber festgestellt, dass der einzige Weg ist, die Artikel besser zu machen als die anderen oder auch relevanter zu machen, am Ende der persönliche Touch. Das heißt, es ist eigentlich ein Hilfstool, aber kein Schreibtool für mich slash uns.

Es kann auch sein, dass da jetzt Leute zuhören, die sagen: Ah, du hast noch nicht den richtigen Prompt.

Und ich habe tatsächlich jetzt ein Tool gefunden, was ich ganz spannend finde, wo ich aber noch nicht sicher bin, ob ich das empfehlen kann.

Deswegen nenne ich jetzt mal nicht den Titel, weil ich da gerade ganz viel teste, wo ich auch damit experimentiere, dass ich einfach Sachen rein diktiere.

Weil ich finde, diese Tools, wo selber Text erzeugt wird, wie zum Beispiel Chat-GPT, wenn man dem sagt, hey, mach mal einen Blogartikel oder so, finde ich, ist schwierig, aber ich finde, Sachen, wo man wirklich auch reinredet, wenn ich zum Beispiel sage, so hier und dann ist das und dann ist das. Und das macht mir aus meinem eigenen quasi Sprachrhythmus einen Blogartikel. Das finde ich wiederum spannend. Da gucke ich gerade ziemlich viel rein.

Sind Blogs out?

[Alex] Wenn wir über SEO-Texte reden, reden wir ja auch über suchmaschinenoptimierte Blogartikel. Nun haftet ja irgendwie dem Blog so ein Retro-Image an. So nach dem Motto, keine Ahnung, alle sind jetzt auf TikTok oder auf Instagram und jetzt kommen wir daher mit unserem Blog und und SEO.

Und bei dir habe ich jetzt an mehreren Stellen gehört oder gelesen, dass Blogs jetzt für dich wieder ein bisschen mehr trendy sind. Was meinst du dann damit?

[Victoria] Ja, das ist tatsächlich eine Sache, die ich auf Social Media beobachtet habe.

Also ganz konkret, ich weiß nicht, du bist wahrscheinlich nicht bei Threads, ich auch nicht super aktiv, aber ich habe mich mal angemeldet zum Gucken.

Und da gab es so voll die Neujahrswelle, dass da also überall, und ich bin natürlich in meiner eigenen Bubble und so, aber überall also: Ja, und dann mache ich jetzt meinen Blog neu und ja, ich schreibe jetzt wieder Artikel und so weiter.

Also wirklich an ganz, ganz vielen Fronten, auch bei LinkedIn und an diversen Sachen.

Und dann habe ich auch wirklich festgestellt, dass auch bei uns jetzt wieder vermehrt Anfragen kommen.

Also ich habe jetzt gerade zum Beispiel so einen SEO-Kurs-Launch und so weiter gehabt, wo auch wieder im Vergleich zuletzt mehr wieder deutlich größeres Interesse da war.

Und ich habe einfach das Gefühl, dass diese Social-Media-Müdigkeit, die du ja auch in diversen Formaten bezeichnest, dass da einfach auch dieser Wunsch nach so ein bisschen mehr solides Fundament wieder da ist.

Auch je mehr jetzt immer kommt, dann ist wieder TikTok, dann jetzt Threads, dann ist hier wieder was Neues und so weiter. Und es sagen zwar immer alle, dass SEO mittelfristig stirbt und da wird ja auch jetzt gerade sehr viel passieren mit diesen AI-Ergebnissen, was auch Google selber liefern wird und so weiter.

Aber das, was zumindest bei mir und bei uns immer noch am besten läuft, ist Fachinfo, aber mit viel Meinung und mit viel persönlichem Winkel.

Das ist meiner Meinung nach was, was einfach lange Text auch braucht. Da kann mir keiner was erzählen, dass er da was anderes hat.

Die einzige Ausnahme, die ich sehen würde, ist YouTube.

Also ich glaube, YouTube ist ein ernsthafter, in Anführungszeichen, Konkurrent gegen die Textergebnisse. Aber YouTube ist ja im Prinzip auch eine Suchmaschine.

Das heißt, es ist im Prinzip kein Social-Media-Kanal so für sich und deswegen mache ich persönlich jetzt dieses Jahr verstärkt auch die Mischung, weil ich weiß, dass viele Leute einfach eher so der Guck- und Hörtyp sind.

Ich persönlich bin absolut der Lesetyp.

Also jedes YouTube-Video müsste meiner Meinung nach in einen Text gegossen werden, damit ich das noch besser verdauen kann, weil ich einfach so visuell textmäßig bin.

Aber ich glaube, da ist wirklich gerade auch so ein bisschen was im Wandel, dass viele Leute merken, so, ah ja, okay, da gibt es Menschen, die ranken, also die erscheinen für Ergebnisse und ich hampel hier die ganze Zeit rum und übermorgen muss ich schon wieder rumhampeln.

Also das ist, glaube ich, so ein bisschen, und ich habe es besonders zum Jahresanfang, also jetzt hier Januar 2024, mega gemerkt.

[Alex] Was ich auch noch beobachte ist, also vor allem im Coaching-Bereich, dass auch wieder so das Bedürfnis da ist nach ein bisschen mehr Komplexität.

Also, weil Social Media oft auch irgendwie die Formate vorgibt, die dann Zeichenbegrenzungen haben, bestimmte Formate eben bevorzugt ausgespielt werden, sodass sich, glaube ich, da auch viele so ein bisschen begrenzt fühlen in dem, was sie zeigen können.

Also, keine Ahnung, so typisches Beispiel: Trauma, breche ich jetzt mal auf drei Slides runter oder auf irgendeine Fünf-Finger-Challenge. Ja, hast du ein Trauma? Nimm meinen Finger runter, wenn du das und das hast.

Also, da ist halt ein Blog natürlich auch einfach so ein Medium, wo man ein bisschen mehr Komplexität zulassen kann und Dinge auch von verschiedenen Seiten beleuchten kann.

[Victoria] Ja, also ich sehe auch mega viele Vorteile drin, auch vor allem mit dem Thema. Es ist ja auch nicht exklusiv. Das heißt, man kann ja auch sagen, da hatte ich zum Beispiel in meinem Podcast gerade so ein Interview zum Thema Micro-Content.

Man kann halt super aus langen Sachen auch kurze machen, wenn man das zusätzlich möchte, aber umgekehrt ist es halt ein bisschen anstrengender sozusagen.

Das heißt, wenn man erst mal so den fundierten, tiefen Content hat, dadurch dann so Snacks zu machen, ist meiner Meinung nach relativ einfach.

Oder ich habe jetzt auch zum Beispiel ganz viele Blogartikel noch mal in YouTube-Videos ein bisschen abgespeckt, gegossen sozusagen. Finde ich viel, viel einfacher. Hatte ich vor kurzem auch eine Diskussion mit Jonas Ahle. Der ist zum Beispiel auch jemand, der erst einen Blog gemacht hat. Jetzt macht er für YouTube und hat auch einen Podcast. Der ist im Webflow-Bereich unterwegs.

Der meinte auch, er würde heutzutage immer noch jedem empfehlen, erst mal zu schreiben, weil man auch da seine Gedanken ordnet, weil man weiß, man kann auch auch mal so ein bisschen in die Tiefe sein Zeug sortieren.

Und ich bleibe dabei, dass es heute immer noch mega ist.

Wie bleibt man beim Bloggen und SEO am Ball?

[Alex] Cool. Jetzt vielleicht abschließend noch eine Frage. Wie bist du denn überhaupt beim Bloggen und beim SEO so am Ball geblieben? Weil es ist einfach so eine mega langfristige Geschichte. Wie hast du zwischendurch nicht aufgegeben? Was hat dich motiviert?

[Victoria] Das ist eine sehr gute Frage. Und das ist lustigerweise auch immer der Abschluss von meinen Vorträgen, wenn ich darüber rede, dass eigentlich das große Problem nicht die Technik ist, nicht der Content, nicht die Keywords, sondern die Motivation.

Weil die meisten Leute ja heutzutage so dieses Instant Gratification gewohnt sind und dazu trainiert zum Beispiel Social Media ganz krass mit diesen Ping und hier ein rotes Ding und so weiter.

Und ich persönlich habe einfach mir so kleine Mini-Erlebnis-Feier-Gelegenheiten eingebaut.

Also ganz konkret habe ich zum Beispiel am Anfang meinen SEO-Erfolg sozusagen daran gemessen, natürlich sieht man so, wie die Grafiken so hochgehen, aber für mich war eigentlich so das direkte Ziel, meine E-Mail-Liste zu vergrößern.

Und mein E-Mail-Anbieter damals, ich weiß gar nicht, ob ich da noch bei Mailchimp war oder so, hat auf jeden Fall nicht erlaubt, dass da irgendwelche Notifications kommen, und dann habe ich mir mit so einer Integration mit Zapier, habe ich mir so eine Konfetti-E-Mail gebastelt, die mir jedes Mal Konfetti in den Posteingang geschickt hat, wenn ich einen neuen E-Mail-Abonnenten hatte und das war halt am Anfang so, keine Ahnung, so alle zwei Wochen mal eine Person. Ich so: Yay!

Und am Ende habe ich diesen Ticker ausgeschaltet, weil es halt mehrere pro Tag waren und ich dachte so: Jetzt ist aber zu viel.

Und das heißt, ich habe als, das ist ein Beispiel, ich habe einfach immer so Sachen eingebaut, wo ich gesagt habe, ich muss mir kurzfristige Belohnungen schaffen, um einfach mich bei Laune zu halten.

Und das empfehle ich im Prinzip auch allen, die sowas machen, dass man, wenn man jetzt vielleicht nicht so der langfristige Typ ist und gerne was sehen will, dass man einfach irgendwieso Meilensteine für sich einbaut oder auch zum Beispiel Google hat inzwischen, das war wahrscheinlich damals schon so kleine Feier-E-Mails, wo die sagen so: Hey, du hast jetzt zum ersten Mal 30 Klicks in 30 Tagen erreicht oder so. Das schickt Google schon von selber.

Aber sowas von der Art her kann man sich auch wirklich selber bauen.

Und ich würde auch nicht nur nach Ergebnis gehen, sondern auch nach Input.

Also wenn man zum Beispiel sagt, man setzt sich irgendeine Belohnung fest, wenn man fünf Blogartikel geschrieben hat oder irgendwie sowas.

Und was vielen hilft, das ist bei mir persönlich, wo ich nicht so der Typ dazu bin, aber was ganz vielen hilft, sind auch so Gruppengeschichten.

Und da bietest du ja, glaube ich, auch einiges an mit diesen Schreibzirkeln und Sachen.

Also dass man sich wirklich andere Leute sucht, die dann sagen, so: Hey, hier, Montag um acht, wir sind jetzt alle, wir treffen uns und wir schauen uns die Artikel an.

Ich glaube, dieser Gruppenzwang hilft halt ganz vielen Leuten total.

[Alex] Ja, wie beim Sport. Die einen brauchen es, die anderen nicht.

[Victoria] Genau, genau. Und das ist eine mega Typ-Sache. Bei mir ist es zum Beispiel so, ich gehe am liebsten ganz alleine joggen, es sollen mich quasi keine ansprechen. Und andere, die sagen, hey, ich gehe in eine Jogging-Gruppe oder irgendwie sowas.

Und das ist, glaube ich, auch bei diesem Thema so. Und wenn man sich da sowas sucht wie, ich weiß gar nicht, machst du das auch zum Thema Blog-Artikel und so?

[Alex] Ja, klar.

[Victoria] Also hier der direkte Hinweis, einfach mal bei Alex erzählen.

[Alex] Nicht abgesprochen, aber ja.

[Victoria ] Nicht abgesprochen, aber meldet euch an.

[Alex] Genau. Ja, Victoria, dann vielen, vielen Dank, dass du heute da warst und so unverschämt Werbung für meinen Schreibcircle gemacht hast. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag und bis bald.

[Victoria] Danke, ciao.

Shownotes:

Victorias Website

Victorias Podcast „Creator Way“

Victorias Blogartikel: Blog vs. Social Media ist wie Nudeln vs. Avocado

Ubersuggest

KWFinder von Mangools

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Sind Blogs out?

Wenn wir über das Thema Social-Media-freies Marketing sprechen, ist meist auch das Thema Blog nicht weit. Doch sind Blogs inzwischen nicht völlig oldschool und irgendwie total out? Darum soll es in dieser Podcastfolge gehen.

Wenn wir über das Thema Social-Media-freies Marketing sprechen, ist meist auch das Thema Blog nicht weit. Doch sind Blogs inzwischen nicht völlig oldschool und irgendwie total out? Darum soll es in dieser Podcastfolge gehen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Ich möchte dir in dieser Podcastfolge diese Frage nicht unbedingt abschließend beantworten. Denn ganz ehrlich, ich fühle mich nicht unbedingt in der Position, das zu entscheiden. 

Aber ich möchte diese Frage ein bisschen aufdröseln und mal gucken, was sich dahinter eigentlich verstecken könnte und letzten Endes die Frage beantworten, ob es sich für Selbstständige und Onlineunternehmer*innen immer noch lohnt mit dem Bloggen oder nicht.

Ja, wenn wir über Trends im Marketing sprechen, dann sind wir natürlich sehr schnell bei Social Media. Und wenn wir uns die letzten Jahre angucken, dann kam im Prinzip fast jedes Jahr eine neue Social-Media-Plattform nach Deutschland:

  • 2008: Facebook

  • 2009: LinkedIn und Twitter

  • 2010: Instagram

  • 2011: Google Plus, Snapchat und Twitch

  • 2012: Pinterest

  • 2015: Vero

  • 2018: TikTok

  • 2020: BeReal und Clubhouse

  • 2021: BlueSky

  • 2023: Threads

Das heißt, wenn jemand seit 2008 selbstständig wäre und offen für Social-Media-Trends wäre und sie gerne mal ausprobiert, dann hätte diese Person in den letzten 16 Jahren, also seit Facebooks Start, definitiv so einiges zu tun.

Denn Social-Media-Trends – sie kommen und gehen und kommen und gehen. Und an manche Plattformen erinnern wir uns vielleicht auch gar nicht mehr, weil sie so schnell wieder in der Bedeutungslosigkeit versuchen sind. Ich sag nur: Clubhouse. 

Und andere wurden inzwischen ganz dicht gemacht, wie z.B. Google Plus.

Und natürlich würde es einen etwas seltsamen Eindruck machen, wenn jemand noch MySpace hinterhertrauern würde und ich glaube, dass ein Blog manchmal auch so ein MySpace-Image hat. Also: völlig oldschool irgendwie. 

Vielleicht liegt es daran, dass es Blogs ebenfalls schon seit Ewigkeiten gibt, seit den 90er-Jahren, um genau zu sein, und damit sogar noch früher als soziale Medien.

Und natürlich mag es angesichts der rasanten Entwicklungen von Social Media und von KI sich erst einmal ziemlich schräg anhören, Blogs zu nutzen, also eine Strategie die es, wie gesagt, seit ungefähr 30 Jahren schon gibt. 

Aber – das ist letzten Endes ein Gefühl und die Faktenlage sieht etwas anders aus. Und die möchte ich mir jetzt mal angucken mit dir.

Gucken wir uns zum Beispiel Clubhouse an. Diese Social-Audio-Plattform wurde zu Beginn der Pandemie so richig gehypet, dass alle, die was auf sich hielten, sich unbedingt irgendwo eine Einladung erbetteln mussten. Ich auch. Denn zu Beginn von Clubhouse kam man nur mit Einladung da rein. 

Und das lief auch eine Zeit so, dass es da spannende Gespräche gab und sogar Promis dabei waren wie Elon Musk oder Edward Snowden. 

Und das Problem an der Sache war: Dieser Hype ist genauso schnell erloschen, wie er gekommen war. Und bereits 2021 gab es eine Online-Studie von ARD/ZDF, in der zu Clubhouse festgestellt wurde und ich zitiere jetzt:

„Was wie ein substanzieller Hype aussah, führt in der Befragung der ARD/ZDF-Onlinestudie zu dem Ergebnis, dass Clubhouse bisher keine statistisch erfassbaren täglichen Nutzerinnen oder Nutzer finden konnte und bei der Nutzung mindestens einmal in der Woche nur in der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen auf 2 Prozent kommt. In der Gesamtheit ist auch die mindestens wöchentliche Reichweite gleich null.“

Das heißt: 2020 gab es einen richtigen Clubhouse-Hype und 2021 ist es für Deutschland zumindest schwierig, da überhaupt noch jemanden zu erreichen.

Und deshalb kann man, wie ich finde, da durchaus sagen: Clubhouse gehört zu den Plattformen, die eher „out“ sind. Und Clubhouse-Marketing wird vermutlich auch keine nennenswerten Ergebnisse bringen. Denn wenn es niemanden gibt, der zuhört, wenn ich spreche, dann muss ich dann ja auch kein Marketing damit machen.

Ja, und wenn wir uns Blogs unter genau demselben Gesichstpunkt angucken, stellen wir eben fest, dass das Gegenteil der Fall ist.

Google hat weltweit 4,3 Milliarden Nutzer*innen. Das sind täglich 3,5 Milliarden Suchanfragen. Statistiken zeigen, dass Menschen jeden Tag etwa 3 bis 4 Suchanfragen starten. Und Google ist jetzt auch nicht die einzige Suchmaschine, es gibt, wie du vielleicht weißt ja auch noch Bing, Yahoo!, Ecosia usw. 

Für einzelne Länder hält sich Google leider bedeckt mit den Zahlen, das heißt: Ich hätte dir hier gerne Zahlen für Deutschland präsentiert, hab aber keine verlässliche Statistik gefunden. 

Aber auch die weltweiten Zahlen zeigen ja schon, dass Menschen durchaus immer noch Suchmaschinen wie Google nutzen.

Und wenn sie Suchmaschinen wie Google nutzen, haben sie ein bestimmtes Problem oder eine bestimmte Frage und dann suchen sie eine Lösung oder eine bestimmte Antwort. Und dann klicken sie auf die Suchergebnisse, meist auf die, die auf den ersten Suchergebnisseiten sind und vielleicht sogar auf die Top 3, also auf die drei ersten Suchergebnisse.

Und solange das so ist, ist ein Blog auch nicht wirklich out. 

Denn Blogartikel sind dann die Antworten oder die Lösungen für die Probleme oder Fragen der Suchenden.

Ich gib dir mal ein Beispiel von mir. 

Viele, die zu mir kommen, googeln sowas wie „selbstständig ohne social media“, „marketing ohne social media“ oder „onlinebusiness ohne social media“. 

Das heißt: Sie sind sehr häufig von sozialen Medien genervt und haben die Frage, ob sie auch ohne Social Media selbstständig sein könnten. Und in meinen Blogartikeln oder Podcastfolgen, zu denen es auf meiner Website immer auch eine Verschriftlichung gibt, finden sie dann eben die Antwort darauf, nämlich: 

Ja, das geht.

Und von diesem Ausgangspunkt geht es dann weiter für sie – zum Beispiel zum Newsletter. Oder sie schreiben mir direkt eine Nachricht und fragen nach einer Beratung usw.

Das heißt, die Frage ist jetzt nicht unbedingt, ob Blogs jetzt gefühlt in oder out sind. Die Frage ist, ob Menschen immer noch Suchmaschinen wie Google nutzen oder nicht. 

Und wie ich dir schon mit der Google-Statistik vorhin gezeigt habe, können wir immer noch festhalten, dass Milliarden Menschen weltweit und vermutlich Millionen Menschen in Deutschland – wie gesagt, konkrete Zahlen für Deutschland gibt es meines Wissens leider nicht – immer noch Suchmaschinen nutzen. 

Wir müssen natürlich das Thema KI berücksichtigen und gucken, ob sich das Suchverhalten der Menschen ändern wird. 

Es kann sein, dass wir in ein paar Jahren vielleicht ein ganz anderes Google haben werden und dass es dann eher darum gehen wird, mit seinen Texten Antworten zu geben, mit denen KI was anfangen kann. Aber das alles können wir noch nicht wirklich voraussagen. Was da passiert und wie schnell es vor allem auch passiert. 

Da können wir – Stand heute – mehr spekulieren als wirklich zuverlässige Aussagen zu treffen.

Das Wichtigste ist für mich: 

Solange Menschen googeln oder andere Suchmaschinen nutzen, solange ist ein Blog auch eine relevante Marketingstrategie, selbst wenn Blogs – verglichen mit TikTok und Instagram – oldschool erscheinen mögen. Oder sogar vielleicht out erscheinen mögen.

Manche beobachten sogar, dass, seit es mehr von diesem KI-generierten Content gibt, es Menschen wieder verstärkt zu Blogs und damit persönlichen Texten zieht. 

Einfach weil sie immer weniger Lust auf diesen austauschbaren Content haben, sondern gerne wieder was von Menschen lesen wollen und über Themen, die mal was anderes sind als die klassischen „Drei Tipps für irgendwas“, die sich im Reel vortanzen lassen.

Auch ich hab die Erfahrung gemacht, dass Menschen immer noch sehr gerne lange Texte lesen. Zu meinen beliebtesten Blogartikeln gehören vor allem kritische Texte, also, wo ich komplexe Sachverhalte unter die Lupe nehme und wirklich in die Tiefe gehe. Diese Texte werden nicht nur am häufigsten gelesen, sondern dafür bekomme ich auch die meisten E-Mails. 

Social-Media-Plattformen sind in ihrer Anlage natürlich eher unterkomplex, d.h. wir haben nicht soooo viel Platz, unsere Gedanken unterzukriegen. Wir müssen oft stark vereinfachen, damit es zu bestimmten Formaten passt.

Und gerade, wer komplexe Themen behandelt, ist da mit einem Blog einfach auch oft viel besser aufgestellt. 

Zum Beispiel wenn du Coach bist und, sagen wir mal, die großen Fragen des Lebens behandelst, dann kann es sein, dass die Formate auf Instagram es dir nicht unbedingt ermöglichen, komplexe Themen angemessen zu besprechen oder auch mal verschiedene Seiten gegenüber zu stellen, mehrere Perspektiven zu beleuchten. 

Ein Blog wiederum hat keinerlei Zeichenbegrenzungen und du kannst im Prinzip ja auch genauso Bilder und Videos und andere Medien nutzen wie auf Social Media auch und kannst damit dein Thema genau so komplex teilen, wie du das braucht.

Das heißt: 

Wenn du überlegst, ob es sich für dich lohnt, Zeit, Geld und Energie in einen Blog zu stecken, ist es nicht so entscheidend, ob Blogs gefühlt in oder out sind, sondern ob Menschen nach deinen Themen suchen und das kannst du in einem der vielen SEO-Tools ganz einfach nachgucken. 

Und zweitens ist entscheidend, ob du soziale Medien nicht manchmal als zu einengend empfindest, um deine Themen zu teilen, und dir nicht insgeheim eine Plattform wünschst ohne Formatvorgaben, ohne Zeichenbegrenzung, sondern einfach nur mit der Möglichkeit für dich, ganz, ganz tief in dein Thema einzutauchen und es mit Menschen, die sich wirklich dafür interessieren, zu teilen.

Shownotes:

ARD/ZDF-Onlinestudie zu Clubhouse

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Weiterlesen
Schreiben Alexandra Polunin Schreiben Alexandra Polunin

Du denkst, du kannst nicht schreiben?

Du denkst, du kannst nicht schreiben? Lass mich dir in dieser Podcastfolge das Gegenteil beweisen und mit ein paar Mythen über Schreibprozesse und veröffentlichte Texte aufräumen. Auch bei akuten Selbstzweifeln sehr zu empfehlen.🤘

Du kannst schreiben! 

Und ich meine das jetzt nicht in dieser „Du bist so toll und kannst alles erreichen, was du dir vornimmst“- oder „Es ist alles nur Mindset, glaub an dich!“-Art und Weise, sondern auf eine etwas andere Art und Weise.  

Und was genau ich damit meine, darum soll es in dieser Podcastfolge gehen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Ja, wenn du selbstständig bist, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du eine Menge schreiben musst, vor allem wenn du auf Marketing ohne Social Media setzt. Deine Websitetexte zum Beispiel oder Blogartikel oder Newsletter oder vielleicht sogar ein Buch. 

Was du alles schreiben kannst, das wird nicht Thema dieser Podcastfolge sein. Dazu gibt es schon eine Folge mit dem Titel „Schreiben als Marketingstrategie“. Die verlinke ich dir zur Sicherheit noch einmal in den Shownotes.

In dieser Folge geht es mir eher um einen Gedanken, der bei sehr vielen Selbstständigen und Onlineunternehmer*innen entsteht, wenn sie etwas schreiben und das ist der Gedanke:

„Ich kann nicht schreiben.“

Das ist kein angenehmer Gedanke. Er setzt sich gerne mal fest. Er demotiviert und es ist manchmal gar nicht so leicht, diesen Gedanken umzuformulieren, geschweige denn, ihn wieder loszuwerden. 

Und ja, letzten Endes hält dieser Gedanke viele Menschen davon ab, entweder in ihrem Marketing auf schreibende Strategien zu setzen und Social Media zu verlassen oder sich vielleicht sogar den Traum vom eigenen Buch zu erfüllen.

Wenn wir uns angucken, was hinter dem Gedanken „Ich kann nicht schreiben“ steckt, stellen wir fest, dass es verschiedene Auslöser gibt. 

Und die würde ich jetzt gerne mal unter die Lupe nehmen. Auslöser Nummer 1:

„Das Schreiben fällt mir schwer.“

Wir haben ja alle diese Idealvorstellung vom Schreiben, dass, keine Ahnung, uns die Muse küsst und wir dann total inspiriert sind und in einem noch nie da gewesenen Flow und Tempo den perfektesten Text aller Zeiten produzieren, ohne einmal darüber nachzudenken oder an sich zweifeln.

Und vielleicht kommst du an diese Idealvorstellung nicht heran und vielleicht ist es bei dir sogar das Gegenteil. Vielleicht sitzt du oft vor einem weißen Blatt, du zweifelst oft an dir, du löschst manchmal die Sachen, die schreibst, du hast wenige Ideen.

Und ja: Deshalb liegt für dich vielleicht der Schluss nahe, dass du einfach nicht schreiben kannst. Denn es flutscht bei dir einfach nicht, wie man es halt so kennt, sondern ist mühsam.

Und die Wahrheit ist, dass, ob dir das Schreiben leicht fällt oder schwer, dass das nichts, aber auch so gar nichts darüber aussagt, wie gut dein Text letzten Endes wird – und ob du schreiben kannst.

Ich würde vielleicht vermuten, dass dein Schreibprozess einfach noch nicht so entwickelt ist, wie er sein könnte, um wirklich produktiv zu schreiben. Und da gibt es einige Dinge, die man tun kann.

Doch nur weil dein Schreibprozess noch nicht so ganz passt, heißt es nicht, dass deine Texte nicht gut sind.

Vielleicht weißt du, dass ich in den letzten Monaten ein vierhundertseitiges Buch geschrieben habe, das bald im Juni erscheinen wird, im Rheinwerk Verlag. Und da war es natürlich auch so, dass mir das Schreiben nicht jeden Tag gleich leicht fiel. Also ich hatte natürlich mal gute Tage und mal okay Tage und manchmal hatte ich ganz furchtbare Tage, wo ich mir jedes Wort aus der Nase ziehen musste. 

Aber das Interessante ist, dass ich im Nachhinein, wenn ich das Manuskript noch einmal lese, gar nicht mehr genau sagen kann, welche Passagen mir leicht fielen zu schreiben und welche schwer. Das kann man oft gar nicht mehr voneinander unterscheiden.

Und deshalb lautet meine erste Erinnerung an dich, wenn du an deinen Schreibfähigkeiten zweifelst: 

Dein Schreibprozess und der fertige Text sind zwei völlig verschiedene Dinge.

Ein Flow muss nicht automatisch bedeuten, dass ein guter Text entsteht. Oder andersrum: Selbst wenn dir das Schreiben schwer fällt, kann es sein, dass ein total toller Text daraus entsteht. Alles ist möglich.

Gehen wir weiter zu einem zweiten Auslöser, der eng damit verknüpft ist, und das ist der Gedanke:

„Schreiben ist so anstrengend.“

Also nicht nur so, dass es nicht fließt und wir nicht in den Flow kommen, sondern dass du dir gefühlt jedes Wort aus der Nase ziehen musst. Und dass du dich nach dem Schreiben fühlst, als wärst du einen Marathon gelaufen, oder sogar, dass es für dich auch emotional anstrengend ist, über bestimmte Themen zu schreiben.

Und auch da kann ich dir versichern: 

Nur weil etwas anstrengend ist, heißt es nicht, dass du es nicht kannst.

Nehmen wir zum Beispiel mal den Sport. Es kann ziemlich anstrengend sein, Sport zu machen und beispielsweise 10km oder noch mehr zu laufen. Du kommst ins Schwitzen, du kommst aus der Puste, deine Muskeln werden beansprucht.

Doch das heißt ja nicht, dass du nicht laufen kannst, denn genau dasselbe passiert ja bei Profisportler*innen auch, wenn sie trainieren. Vielleicht nicht unbedingt bei 10km, dann vielleicht bei einer größeren Distanz. Aber es ist auch bei Profi-Sportler*innen so, dass ihr Training sie anstrengt.

Nun würde man ja niemals auf die Idee kommen zu sagen:

„Also wenn Laufen für dich anstrengend ist (oder Sport für dich anstrengend ist), dann kannst du halt nicht laufen (oder Sport machen).“ 

Sondern es ist irgendwie allen klar, dass Anstrengung zum Training dazu gehört, sonst wäre es ja kein Training, sondern ein Spaziergang oder eine Netflix-Session auf der Couch.

Und so ist es auch beim Schreiben.

Wenn wir Schreiben, trainieren wir. Und das kann mal ein lockeres Trainieren sein und mal ein Training sein, das total an die Substanz geht. Und es kann auch mal etwas mittendrin sein. Und alles gehört zum Schreiben dazu. Alles ist Teil des Schreibens. Und deshalb ist auch Anstrengung Teil des Schreibens.

Ich würde auch immer auch gucken, was nach der Anstrengung passiert. Denn auch hier gibt es ja witzige Parallelen zwischen dem Laufen und dem Schreiben, nämlich das sogenannte Runner’s High oder eben der Writer’s High, also ein Hochgefühl, das sich einstellt, nachdem man etwas Anstrengendes gemeistert hat. Das gibt es auch beim Schreiben.

Und wenn es dir so geht, dass du nach einem vielleicht anstrengenden Schreiben das Endprodukt in deinen Händen hältst und denkst „Ja, ist doch ganz gut geworden“, dann weißt du, dass sich deine Anstrengung gelohnt hat.

Kommen wir zu Gedanken Nummer 3 und das ist:

„Alle anderen schreiben bessere Texte als ich.“

Also vielleicht hast du eine Lieblingsautorin oder einen Lieblingsblogger oder eine Person, die wahnsinnig tolle Newsletter schreibt.

Und dann guckst du dir das an, was du schreibst, und denkst dir: 

„Gott, ich wünschte, ich könnte so schreiben wie Person X. Meine Texte hören sich einfach furchtbar an. Ich kann nicht schreiben.“

Und hier kann ich dich nur daran erinnern, dass alle Menschen, die schreiben, ihre eigenen persönlichen Herausforderungen haben. Alle. Auch ich und alle anderen, die schreiben.

Angenommen, jemand hat einen Bestseller geschrieben. Dann hat es diese Person vermutlich in ihren Augen nicht gleich „geschafft“, sondern diese Person macht sich vielleicht Gedanken um das zweite Buch und ob das zweite Buch mit dem ersten mithalten kann. Oder ob man vielleicht ein „One Hit Wonder“ bleibt, usw.

Angenommen, jemand schreibt tolle Blogartikel aus deiner Sicht. Du weißt aber nie, wie viel Arbeit und Mühe hinter so einem Text überhaupt stehen. Ob die Person, die den Text geschrieben hat, das im Flow geschrieben hat oder ob sie nicht auch viel mit Selbstzweifeln zu kämpfen hatte. Ob sie den Text vielleicht dutzende Male überarbeiten musste, bis sie sich wohl damit fühlte, ob sie den Text vielleicht ein halbes Jahr liegengelassen hat, wie es bei mir zum Beispiel sehr häufig der Fall ist. Also Texte, die wirklich etwas Persönliches von mir teilen, die bleiben meistens Monate in meinem Entwürfe-Ordner, weil ich mich erst trauen muss, sie zu veröffentlichen.

Wir wissen überhaupt nichts über andere Schreiberlinge und ich hab ja schon gesagt, dass es überhaupt nicht sinnvoll, vom Text auf den Schreibprozess zu schließen, und dass es deshalb durchaus sein kann, dass dein Lieblingstext – dein Lieblingsbuch, dein Lieblingsblogartikel, deine Lieblingspodcastfolge, was auch immer – einen total intensiven, anstrengenden Entstehungsprozess hinter sich hat und der Mensch, der diesen Text, der diesen Text geschrieben hat, hat damit zu kämpfen hatte.

Wir wissen nicht, wie viel Zeit und Energie und Geld hinter einem Text steckt. Wie lange und wie intensiv daran gefeilt wurde. Und das würde ich immer im Hinterkopf behalten, wenn du dich zu sehr in der Bewunderung für einen Text verlierst.

Kommen wir zu Punkt Nummer 4 und das ist:

„Mein Text ist zu kurz.“

Alternativen sind auch: 

„Mein Text ist zu lang.“

„Mein Text ist zu kühl.“

„Mein Text ist zu emotional.“

Vielleicht kennst du diese „zu“-Gedanken auch, also dass die Art, wie du schreibst, nicht in Ordnung ist.

Und wenn du vielleicht schon mal in einem meiner Schreibcircles dabei warst, weißt du, dass ich gerne daran erinnere, dass alle Texte willkommen sind.

Kurze Texte sind willkommen.

Lange Texte sind willkommen.

Kühle Texte sind willkommen.

Emotionale Texte sind willkommen.

Es gibt immer Menschen, die lieber kurze als lange Texte lesen oder umgekehrt.

Oder Menschen, die lieber kühle Texte als emotionale Texte lesen oder umgekehrt.

Und deshalb ist es erst einmal völlig egal, wie du schreibst. Und es gibt keine Norm, die es zu erfüllen gilt.

Das stimmt natürlich nicht so ganz, wenn du beispielsweise soziale Medien nutzt und klar ist, auf Instagram kann eine Caption maximal 2200 Zeichen lang sein, dann hast du natürlich eine gewisse Begrenzung.

Aber wenn ich an Websitetexte, Blogartikel, Podcastfolgen, Newsletter und so weiter denke, dann ist im Prinzip alles erlaubt und es gibt immer Menschen, die lieber das eine oder das andere mögen.

Und deshalb kann man eben auch nicht sagen, das eine ist besser als das andere.

Nehmen wir zum Beispiel mal meinen Podcast.

Ich hab am Anfang viele Rückmeldungen bekommen, die gesagt haben: „Cool, dass deine Folgen so kurz sind. Ich finde kurze Folgen auch besser als lange.“

Ich hab aber auch Rückmeldungen bekommen, die gesagt haben: „Also ich höre lieber längere Folgen. Deine Folgen sind ja gleich vorbei, wenn man sie anmacht.“

Und statt jetzt zu versuchen, es allen Menschen und Geschmäckern rechtzumachen, kann ich auch einfach sagen: 

Mein Stil sind eben eher kürzere Folgen. Und es gibt Menschen, die das mögen, und andere, die das nicht mögen. Und alles ist okay.

Und genauso können wir es auch mit dem Schreiben sehen.

Vielleicht sind die Texte, die du schreibst, kurz.

Vielleicht sind sie auch lang.

Vielleicht sind sie auch durchschnittlich.

Doch nichts davon bedeutet, dass du nicht schreiben kannst, sondern es heißt einfach nur, dass du einen besonderen Stil hast, ein Alleinstellungsmerkmal, das deine Texte besonders macht. 

It’s not a bug, it’s a feature! 

Kommen wir zu dem Gedanken 5 und das ist:

„Der Blogartikel / der Newsletter / das Buch / was auch immer von einer anderen Person ist so gut – das, was ich schreibe, ist im Vergleich dazu so schlecht. → Ich kann nicht schreiben.“

Das ist vermutlich eine der wichtigsten Erinnerungen, die du heute hören wirst. Und das ist: 

„The first draft of everything is shit.“

Das sagte schon Hemingway bekanntermaßen und das bedeutet, dass du niemals fertige, veröffentlichte Texte mit deinem unfertigen Entwurf vergleichen solltest. Niemals!

Ich kann dir ja mal erzählen, wie das bei meinem Verlagsbuch so ist. 

Ich habe es selbst mehrere Male überarbeitet, das Manuskript, also wirklich so oft, dass ich es kaum mehr zählen kann, wie oft. Und nach dem Schreiben guckt dann ja auch noch ein Lektor drüber, beim allerersten Kapitel sogar zwei Lektoren, weil es eben so wichtig ist. 

Dann kommt das Manuskript in ein Fachgutachten, wo sich jemand den Inhalt nochmal genauer vornimmt, dann kommt das Manuskript in die Sprachkorrektur, um sicherzustellen, dass da auch wirklich jedes Komma auf dem richtigen Platz steht. 

Und das Buch, das dann letzten Endes im Regal in der Buchhandlung stehen wird – im Juni –, hat nur noch sehr, sehr wenig mit meinem allerersten Entwurf zu tun, den damals zum Glück nur ich gesehen habe, denn da ist seitdem eine Menge, eine Menge Arbeit reingeflossen. Von sehr vielen Menschen.

Und wenn du jetzt anfangen würdest, deinen allerersten Entwurf für ein Kapitel zum Beispiel mit einem fertigen Buch im Geschäft zu vergleichen, wäre das so, als würdest du eine Raupe mit einem Schmetterling vergleichen. Der Schmetterling hat einfach schon ein paar Prozesse hinter sich. Und deshalb sieht er eben so aus, wie er aussieht, und nicht anders.

Und statt deine Entwürfe mit fertigen Blogartikeln, Newslettern oder Büchern zu vergleichen, kannst du die Zeit auch einfach nutzen, um weiterzuschreiben.

Denn genau das unterscheidet die Menschen, die viel veröffentlichen, von Menschen, die nichts oder wenig veröffentlichen: 

Sie schreiben.

Es ist also nicht so, dass sie besser schreiben als du. Nein, sie schreiben einfach nur.

Und schließlich Gedanke Nummer 6:

„Mein Text ist nicht perfekt. Also kann ich nicht schreiben.“

Ich glaube, nur wenige Mythen halten sich so hartnäckig, als dass es eine gewisse Perfektion gäbe, die Texte erreichen könnten.

Was soll ein perfekter Text sein? Ich habe keine Ahnung. 

Wichtig sind mir vor allem zwei Dinge:

1. Ich glaube, dass Menschen inzwischen den gebügelten, aalglatten, austauschbaren Content satthaben und sich gerade nach dem Unperfekten und Realen sehnen. Deshalb ist es überhaupt kein Problem, wenn du dich vielleicht nicht so ausdrückst, wie es deine Deutschlehrerin von dir wollte. Oder es nicht schaffst, einen Text so zu schreiben, wie du es dir zurechtgelegt hast. Das Wichtigste ist, dass du ihn einfach schreibst.

2. Jeder Text lässt sich überarbeiten.

Ein schlechter Text kann okay werden, ein okayer Text mittelmäßig, ein mittelmäßiger Text gut, ein guter Text sehr gut und ein sehr guter Text phänomenal.

Dass dein Text noch nicht gut ist oder sehr gut oder phänomenal, heißt deshalb nicht, dass du nicht schreiben kannst, es heißt einfach nur, dass dein Text Überarbeitung braucht. Wie jeder andere Text übrigens auch. Nicht mehr und nicht weniger.

So, ein kleines Fazit am Ende: 

Wenn du Buchstaben zu Wörtern, Wörter zu Phrasen, Phrasen zu Sätzen und Sätze zu Texten aneinanderreihen kannst, kannst du schreiben.

Es ist völlig egal, ob dir das Schreiben leicht fällt oder schwer, ob dein Text kurz wird oder lang, welche Texte andere Menschen im Vergleich zu dir schreiben und wie gut diese Texte sind oder ob dein Text auf Anhieb gelingt oder noch viel Überarbeitung benötigt. Das hat alles überhaupt nichts mit deinen Schreibfähigkeiten zu tun.

Du kannst schreiben! Lass dir deshalb bitte nichts anderes einreden.

Shownotes:

Schreiben als Marketingstrategie

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

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Schreiben Alexandra Polunin Schreiben Alexandra Polunin

Drei Fragen für bessere Marketingtexte

In dieser Podcastfolge habe ich dir drei Fragen mitgebracht, mit denen du deine Marketingtexte – egal, ob Websitetexte, Blogartikel oder Newsletter – überarbeiten kannst. Diese Fragen sind an sich total einfach, ja teilweise fast schon banal, aber sie sind ungeheuer mächtig und sie helfen uns dabei, unsere Marketingtexte ✔️ verständlicher ✔️ konkreter und ✔️ unterhaltsamer zu machen.

In dieser Podcastfolge habe ich dir drei Fragen mitgebracht, mit denen du deine Marketingtexte überarbeiten kannst.  

Diese Fragen sind an sich total einfach, ja teilweise fast schon banal, aber sie sind ungeheuer mächtig und helfen aus meiner Sicht sehr dabei, Texte spannender zu machen und unterhaltsamer zu machen und eben so, dass wir sie gerne lesen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Bevor ich dir gleich diese Fragen im Einzelnen vorstellen werde, ein kurzer Hinweis dazu, wie ich diese Fragen nutze.

Egal, ob du deine Websitetexte schreibst oder Blogartikel oder ein Buch, für die meisten Menschen ist die beste Strategie, das Schreiben vom Überarbeiten zu trennen.

Im Schreibcircle sage ich gerne dazu, dass wir, wenn wir Texte erstellen, im Grunde zwei Brillen haben

  • erstens: eine Schreibbrille

  • und zweitens: eine Korrekturbrille

Und es ist super wichtig, die Brillen einzeln zu tragen und nicht übereinander. Denn das würdest du im wahren Leben ja auch nicht tun. Zwei Brillen übereinander – da würdest du vermutlich nicht so viel damit sehen oder vielleicht sogar deine Augen schädigen langfristig.

Und bei den beiden Brillen zum Schreiben ist es ganz ähnlich. 

Wenn wir die beiden Brillen zusammen aufziehen, endet das Ganze meist im Chaos. 

Das heißt: Wir schreiben an einem Text, korrigieren immer wieder das, was wir schreiben. Manchmal löschen wir sogar mehr, als dass wir etwas Neues hinzufügen. Und letzten Endes schaffen wir es so oft nicht, einen Text wirklich zu Ende zu schreiben, weil wir den Text im Grunde zu Tode korrigieren.

Und deshalb müssen wir auch beim Schreiben darauf achten, die Brillen getrennt anzuziehen.

Zuerst ziehen wir also die Schreibbrille auf.

Das heißt: Unsere erste Aufgabe ist es, erst einmal einen Fließtext von oben nach unten runterzuschreiben, ohne sich großartig an Wörtern, Phrasen, Sätzen oder gar Rechtschreibung oder Kommata aufzuhalten, weil unsere erste Zwischenetappe ein zusammenhängender Text ist.

Und dieser Text muss jetzt überhaupt nicht perfekt sein, er muss noch nicht einmal besonders gut sein, denn genau das werden wir dann im Korrekturdurchgang ja sicherstellen.

Das heißt: Wenn ein zusammenhängender Fließtext erstellt ist, ziehen wir die Schreibbrille wieder ab und ziehen unsere pedantische Korrekturbrille auf. Und dann kümmern wir uns mit einem kritischen Blick um den Inhalt, um den Stil und die Rechtschreibung und Kommasetzung und so weiter. Und wir machen aus unserem vielleicht mittelmäßigen Text einen richtig guten Text.

Und in genau diese Phase fallen nun die drei Fragen rein, die ich dir heute mitgebracht habe. Es geht also nicht darum, dass du deinen Schreibprozess mit diesen drei Fragen unnötig verkomplizierst. 

Sondern es geht vielmehr darum, dass du einen Text, den du bereits geschrieben hast, mit diesen drei Fragen überarbeitest.

Okay. Frage Nummer eins ist: 

„Würde ich das so zu meiner Nachbarin sagen?“

Du kannst dir das auch ganz konkret vorstellen, dass du deine Schuhe anziehst und an das Nachbarhaus oder an die Nachbarwohnung gehst, kurz anklopfst und dann, wenn deine Nachbarin die Tür öffnet, eben sagst: 

„Hey Susanne, ich habe hier eine ultimative Checkliste für mein All-in-one-Framework für konvertierende Websites.“

Und dann ist eben die Frage, ob Susanne versteht, was du eigentlich von ihr willst, oder nicht.

Denn genau das ist meine Beobachtung für viele Marketingtexte: 

Darin werden oft Begriffe verwendet, die zwar sehr schlau und sehr originell klingen mögen, aber letzten Endes ein typischer Marketingsprech sind, den Normalsterbliche niemals so in ihrem Alltag verwenden würden.

Und diese Begriffe haben die Gefahr, dass niemand so richtig versteht, wovon eigentlich gesprochen wird.

Wir können uns die Situation ja auch anders vorstellen, also dass wir sagen:

„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“

Das ist natürlich immer noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text wird zumindest schon mal besser verstanden, weil hier Marketingbullshit-Wörter eliminiert sind.

Das heißt: Mit diesem Nachbarin-Test können wir als erste Maßnahme nicht-verständliche Texte in verständliche Texte umwandeln. Und das ist die Basis für alles, also, dass Menschen uns verstehen.

Doch natürlich können wir noch einen Schritt weiter gehen und uns eine zweite Frage stellen, nämlich: 

„Kann ich das konkreter sagen?“

Denn auch, wenn Wörter verstanden werden, sind sie manchmal so allgemein, dass sie es uns schwer machen, wirklich einen Bezug zu dem zu bekommen, was wir da gerade lesen oder hören. 

Gucken wir uns noch mal das letzte Beispiel an:

„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“

Da können wir uns jetzt im Prinzip die Substantive hervornehmen und überlegen, ob wir da noch einen Tick konkreter werden können. 

Wir könnten uns zum Beispiel als erstes fragen: Was für eine Website hat Susanne genau? Was verkauft sie überhaupt? Können wir das noch ein bisschen spezifizieren? 

Wir könnten unsere Berufsbezeichnung konkreter fassen, denn Designerin ist natürlich auch ein recht groß gefasster Begriff. 

Und sowas wie „einige Punkte“ ist natürlich auch eine sehr allgemeine Phrase, die im Grunde alles und nichts bedeuten kann. 

Deshalb gehe ich jetzt nochmal über den Text und suche mir diese allgemeinen Wörter und Phrasen raus und mache sie konkreter.

Und dann könnten wir zum Beispiel sagen:

„Hey Susanne, du hast doch einen Onlineshop für deinen Honig, oder? Du weißt doch, dass ich Webdesignerin bin und ich hab jetzt ein Design speziell für Onlineshops entwickelt. Ich hab es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet und alle konnten ihren Umsatz steigern – einfach nur mit einem anderen Onlineshop-Design. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier zehn Punkte aufgeschrieben, auf die du bei der Auswahl deiner Farben, Schriften und Bilder achten könntest.“

Ja, auch dieser Text ist noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text ist verständlich und er ist konkret. Das heißt:

Wenn ich Susanne wäre, wüsste ich ziemlich genau, worum es meiner Nachbarin gerade geht. Ich müsste nicht raten oder spekulieren. Es ist alles drin, was ich wissen muss, um zu entscheiden: Bin ich interessiert oder nicht? Ist es für mich relevant oder nicht?

Doch wir können sogar noch einen Schritt weitergehen und uns eine dritte Frage stellen. Und das ist die Frage: 

„Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?“

Denn vielleicht hast du schon bei den Texten gedacht: 

Ja, ich verstehe sie, aber so wirklich besonders und unterhaltsam sind sie jetzt nicht.

Und Texte, die wir gleich nach dem Hören oder Lesen wieder vergessen, haben meist gemeinsam, dass es dort kaum Ecken oder Kanten oder Anker gibt, an den wir hängen bleiben könnten. Das sind oft so aalglatte Texte, die wenig Reibung erzeugen und wir sie eben genauso schnell wieder vergessen, wie wir sie gelesen haben.

Und es gibt viele Möglichkeiten, diese Ecken und Kanten zu erzeugen. Und eine relativ einfache Möglichkeit sind für mich: Bilder

Ich meine damit nicht, dass wir jetzt nur in Metaphern reden sollten oder vielleicht sogar in ausgelutschten Metaphern reden sollten – bitte nicht! Die Frage ist vielmehr:

Was passiert in meinem Kopf, wenn ich einen Text lese?

Und wenn die Antwort ist „Nicht so viel“, führt es, wie gesagt, sehr häufig dazu, dass dieser Text vermutlich keine weitere Relevanz für mich haben wird, einfach weil es nicht so viel gibt, woran ich mich erinnern kann.

Wenn die Antwort aber ist, dass eine Reihe von Bildern in meinem Kopf entsteht, während ich den Text lese, dann wird es spannend. 

Denn dann fange ich an, Emotionen zu entwickeln, vielleicht sogar zu lachen oder zu weinen oder ich verknüpfe eine eigene Geschichte oder eine persönliche Erinnerung mit dem Text. Und dann werde ich mir eben auch viel wahrscheinlicher das behalten, was ich da lese.

Und natürlich gibt es raffiniertere Bilder und ziemlich banale Bilder, aber letzten Endes ist es eine Übungssache und wir müssen ja irgendwo starten. 

Wir könnten uns in unserem Beispiel also einfach mal überlegen, ob wir ein, zwei kleinere Bilder erzeugen könnten. Also nichts Großes. Aber so, dass es eben ein Angebot für Menschen gibt, die den Text lesen, dass in ihrem Kopf etwas passiert.

Wir könnten zum Beispiel aus „Honig“ einen „Wildblütenhonig“ machen, wenn es denn einer ist, wir dürfen uns natürlich nichts ausdenken. 

Aber schon beim Wort „Wildblüten“ habe ich ein Bild von einer sommerlichen Wiese im Kopf, wo die Bienen rumsummen und ja, das hätte ich nur bei „Honig“ so nicht gehabt. Das heißt: Schon ein Zusatz wie „Wildblüte“ regt die Vorstellungskraft deutlich mehr an als nur „Honig“.

Und dass das Design in den letzten Monaten getestet wurde, kann man auch mit einem Bild anreichern – natürlich auch hier, nur wenn es stimmt – und zum Beispiel sagen: 

„Ich habe es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet – der Pizzalieferdienst kennt mich jetzt persönlich mit Vornamen – und alle konnten ihren Umsatz deutlich steigern.“ usw.

Das heißt: Wenn die stressige Testphase des neuen Designs von sehr vielen Pizzalieferungen geprägt war, ist auch das etwas, was man durchaus so mitnehmen kann in einen Text, weil wir uns dann gleich vorstellen, wie ein Pizzabote vor der Haustür steht mit einer riesigen Käsepizza nur für uns alleine. 

Und das macht das Lesen einfach abwechslungsreicher, unerwarteter und erhöht so die Chance, dass Menschen unseren Text tatsächlich auch zu Ende lesen.

Ja, das waren meine drei Fragen, die wir uns beim Überarbeiten unserer Texte stellen können, um unsere Texte verständlicher, konkreter und unterhaltsamer zu machen. Also

  • Würde ich das so auch zu meiner Nachbarin sagen?

  • Kann ich das noch konkreter sagen?

  • Und: Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?

Ich hoffe, dass dir die Fragen beim Überarbeiten deiner Marketingtexte helfen. 

Und falls du noch mehr Schreibtipps für deine Marketingtexte brauchst, ein kleiner Hinweis: Mein Schreibcircle für Selbstständige startet Mitte April und du kannst dich jetzt anmelden.

Auf meiner Website findest du alle wichtigen Informationen dazu und falls du weitere Fragen zum Schreibcircle hast, kannst du mir auch sehr gerne eine Nachricht schreiben.

Ich wünsche dir noch einen wundervollen Tag und freue mich, wenn du auch nächstes Mal wieder dabei bist.

Shownotes:

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Weiterlesen
Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Schreiben als Marketingstrategie

Nachdem ich Social Media verlassen hatte, hatte ich plötzlich einen Gedanken: dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. An sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke, aber er setzte super viel in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als

Man könnte ja meinen, dass ich total „anti“ bin, weil ich mich immer so kritisch gegenüber sozialen Medien äußere.

Tatsächlich ist das aber gar nicht der Fall, wie du dir hoffentlich schon gedacht hast. Denn mein Herz schlägt einfach nur fürs Schreiben, dem es nicht darum geht, Algorithmen zu gefallen.

Und ich glaube, dass das auch schon so war, als ich mit Social Media begonnen hatte, aber ich habe es mir einfach nur nie eingestanden. 

Und irgendwann, als ich dann raus war aus den sozialen Medien, hatte ich plötzlich einen Gedanken. Und zwar, dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. Und dass ich andere Selbstständige dabei unterstützen will, dasselbe zu tun.

Ja, an sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke – „schreibend online sichtbar werden“ – aber er setzte super viel bei mir in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als Marketingstrategie reden und wie es ist, Kund*innen schreibend zu gewinnen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Schreiben als Marketingstrategie klingt wie ein ziemlich banaler Gedanke, aber ich hab ihn als unfassbar mächtig empfunden. 

Zunächst einmal war das ein Gedanke, der mir quasi augenblicklich Entspannung und Erleichterung in meinem Körper gebracht hat. Denn Marketing kann so komplex sein. Wir können ja theoretisch auf so vielen verschiedenen Plattformen unterwegs sein, dass man das tatsächlich auch körperlich spüren kann, wenn man erkennt, was man davon eigentlich will und was nicht. 

Das gibt ganz viel körperlich spürbare Klarheit.

Klarheit bedeutet, dass ich zum Beispiel Marketingstrategien ausschließen kann, die eben nichts oder nur wenig mit Schreiben zu tun haben.

Das war bei mir ganz klar Social Media. Natürlich schreiben wir dort auch, also zum Beispiel Captions. Aber letzten Endes stand bei mir eigentlich immer die Erstellung von Grafiken und Videos im Vordergrund. Oder das Interagieren und Liken und Hashtags recherchieren. Das Schreiben hatte tatsächlich einen so geringen Anteil beim Social-Media-Marketing, dass ich nie den Eindruck hatte, dass ich jetzt sonderlich viel schrieb, sondern ich hab eigentlich immer irgendwelche Grafiken erstellt oder Storys gemacht. Also so gefühlt.

Das hat mich vermutlich immer auch am meisten an Social Media gestresst. Dieses Videodrehen und vor der Kamera stehen und sich inszenieren. Ja, und wer sich entschließt, schreibend online sichtbar zu werden, braucht sich dann eben auch nicht mehr so viel mit Ringlichtern zu beschäftigen oder mit Videoschnittprogrammen. Ein großer Vorteil, wie ich finde.

Klarheit haben wir dann auch, wie wir unseren Arbeitstag verbringen, wenn wir Marketing machen: mit Schreiben.

Da geht es dann nicht mehr darum, viele verschiedene Aufgaben in einen Tag zu packen, also Videos für Insta drehen, auf Facebook live gehen, Blogartikel veröffentlichen, Kommentare auf TikTok beantworten usw, sondern es geht einfach nur darum zu schreiben. 

Das mag langweilig klingen, tatsächlich aber wird Marketing so viel einfacher und die To-do-Liste um einiges kürzer. Und das ist dann einfach eine spürbare Erleichterung im Arbeitsalltag.

Vor allem natürlich, wenn Schreiben zu deinen Stärken gehört und du dich dann quasi permanent in deiner Geniezone befindest. Dann kannst du nämlich über die Zeit deine Fähigkeiten weiterentwickeln, üben und immer besser werden.

Bei Social Media war das so, dass Videos erstellen und die ganze Inszenierung drumherum nicht zu meinen Stärken gehörten und ich im Grunde mehrere Jahre damit verbrachte, an meinen Schwächen rumzudoktern.

Und da ist es ja meistens so: Wenn man Schwächen verbessert, wird man maximal okay, ja. Es spricht natürlich überhaupt nichts dagegen, nur okay irgendwo zu sein. 

Doch warum sollten wir uns die ganze Zeit auf unsere Schwächen fokussieren und an ihnen arbeiten, um okay zu werden, wenn wir stattdessen auch gleich unsere Stärken stärken könnten und irgendwann vielleicht sogar sensationell werden in dem, was wir tun?

Ja, du siehst: Schreiben als Marketingstrategie hat eine Menge Vorteile und jetzt können wir natürlich auch nochmal darüber reden, wie das dann konkret aussehen kann.

Bei mir beginnt im Grunde alles immer mit der Website. Und sie bietet so viele Möglichkeiten zu schreiben, dass es einem fast schon schwindelig wird.

Da ist allen voran die Startseite, die im Grunde das Schaufenster deiner Website ist. Und wo du schreibend zeigen kannst, was es alles bei dir gibt. Und auf der Über-mich-Seite kannst du über dich und deinen Werdegang erzählen, so detailliert und persönlich, wie du das möchtest. 

Ich selbst liebe meine Website und helfe anderen Selbstständigen auch wahnsinnig gerne dabei, ihre eigenen Websitetexte zu schreiben. Ich glaube nämlich, dass es nichts Besseres für Selbstständige gibt, als ihre Websitetexte tatsächlich auch selbst zu schreiben und so eben all die Reflexion und Klarheit mitzunehmen, die sich aus dem Schreiben ergibt.

Und genau deshalb empfehle ich auch immer, KI oder das Outsourcen von Texten auf das absolut nötige Minimum zu begrenzen und sich lieber darin zu üben, persönlich zu schreiben und so über die Zeit eine individuelle und, wenn es gut läuft, unverwechselbare Schreibstimme zu entwickeln.

Ja, gehen wir weiter zum Blog. Denn wenn es darum geht, schreibend online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen, darf der Blog natürlich nicht fehlen.

Denn auch hier gibt es wahnsinnig viele Möglichkeiten zu schreiben. Wir können in unserem Blog Tipps geben oder aus dem Nähkästchen plaudern oder unsere Projekte zeigen oder einfach wichtige Texte zu unserem Thema schreiben, die dann geteilt werden können.

Und natürlich können wir auch suchmaschinenoptimierte Texte schreiben, die das Ziel haben, möglichst weit oben in den Suchergebnissen z.B. bei Google zu erscheinen.

Ich finde es immer schade, wenn persönliche Texte und suchmaschinenoptimierte Texte manchmal gegeneinander ausgespielt werden, wenn man über Blogs spricht. 

Denn ich finde, dass alle Formen von Blogartikeln sich wunderbar ergänzen und alle ihre Berechtigung haben.

Wir können heute einen suchmaschinenoptimierten Artikel schreiben und nächste Woche einen persönlichen, wo wir auf Suchmaschinenoptimierung pfeifen, und übernächste Woche können wir dann ein Kundenprojekt vorstellen. Wir können kurze Texte schreiben und lange Texte schreiben und alles dazwischen schreiben. Und wir können auch mal nur ein Zitat schreiben als Blogartikel. Denn: Warum auch nicht?

Ich glaube, gerade so eine Vielseitigkeit ist die Stärke eines Blogs und deshalb ist ein Blog eine so tolle Möglichkeit für mich, schreibend Marketing zu betreiben. Und ja: Wenn du noch keinen hast, dann ist es auf jeden Fall eine gute Idee, damit zu starten. Übrigens auch 2024 und auch wenn es KI und Social Media gibt.

Neben einer Website und einem Blog ist ein Newsletter die nächste Möglichkeit, schreibend Marketing zu betreiben.

Ein Newsletter ist im Grunde deine Fanbase ohne Social Media. Und im Gegensatz zu Social Media gehören die Kontakte auch wirklich dir. Die sind nicht verloren, wenn du mal beschließen solltest, dass du den Newsletter-Dienstleister wechselst, wie es ja bei sozialen Medien der Fall ist.

Wenn du mal keine Lust auf TikTok haben solltest, kannst du deine Follower nicht einfach exportieren und zu Instagram mitnehmen. Sie sind dann unweigerlich verloren. 

Und das ist beim Newsletter eben nicht der Fall. 

Außerdem erreichen Newsletter viel mehr Menschen als Social-Media-Posts. Es gibt da jedes Jahr so viele Statistiken, die zeigen, dass es immer schwerer wird, dass Menschen unsere Social-Media-Posts einfach mal zu Gesicht bekommen, geschweige denn, dass sie mit unseren Inhalten interagieren. Und beim Newsletter können wir immer noch davon ausgehen, dass 25, 30, 40 manchmal auch 50 Prozent der Menschen, die den Newsletter bekommen, ihn tatsächlich auch öffnen.

Ich liebe meinen Newsletter sehr und den meisten meiner Kundinnen geht es da ähnlich. Es ist entspannend, das Tempo selbst zu bestimmen und immer dann einen Newsletter zu schreiben, wenn man Bock drauf hat – und eben nicht, wenn man denkt: Die Algorithmen wollen, dass ich mal wieder was poste.

Und es ist schön, eine Rückmeldung auf Newsletter, die man geschrieben hat, zu bekommen. Denn die sind meist viel länger und tiefer und ausführlicher als auf Social Media. 

Deshalb: Wer Marketing schreibend betreiben will, ist mit einem Newsletter auf jeden Fall gut beraten. 

Eine weitere Möglichkeit, schreibend online sichtbar zu werden, ist ein Buch zu schreiben. Und das ist für all diejenigen eine gute Idee, die schon etwas fortgeschrittener sind und schon viele Inhalte haben, auf die sie zurückgreifen könnten. Und ja, vielleicht auch schon eine gute Positionierung und einen Namen, der schon mit einem bestimmten Thema verknüpft ist.

Ein Buch schreiben ist, je nachdem wie lange es werden soll, ein Projekt für mehrere Monate, wenn nicht gar noch länger. Und deshalb ist es vermutlich die komplexeste und anstrengendste Strategie, schreibend online sichtbar zu werden. Aber es ist mit Sicherheit eines der tollsten Gefühle, sein eigenes Buch in der Hand zu halten.

Ein bisschen off-topic, aber ich muss dann immer an den Film „Zurück in die Zukunft“ denken, wo der Vater aus der veränderten Zukunft dann sein geschriebenes Buch auspackt und sagt: „Wie ich immer gesagt habe. Wenn man sich nur ordentlich bemüht, kann man alles auf die Beine stellen.“

Und genau das ist es nämlich: extrem viel Arbeit und Mühe. Und ein Buch zu schreiben ist nicht so glamourös, wie es oft dargestellt wird. So nach dem Motto: Ich bin total inspiriert und im Flow und schreibe alles aligned mit Leichtigkeit und keine Ahnung.

Es ist einfach Arbeit. 

Arbeit, die Freude macht und bei der man viel lernt und bei der man über sich hinauswächst. Aber es ist definitiv Arbeit.

Ich selbst hab mittlerweile drei Bücher geschrieben. Zwei im Selfpublishing und eins im Verlag. Und gerade das letzte war auf 400 Seiten angesetzt. Und deshalb, ja, hat das Thema meinen Alltag definitiv über mehrere Monate bestimmt. Aber ich wollte es eben auch genauso haben.

Und vielleicht fragst du dich jetzt: 

Und wie passt dann der Podcast in das ganze Thema schreibend online sichtbar werden rein?

Nun, auf den ersten Blick vermutlich nicht so viel. Es ist aber so:

Podcasting hat viel mehr mit Schreiben zu tun, als man denkt.

Es gibt sicherlich Menschen, die notieren sich nur ein paar Stichworte und sabbeln dann drauf los. 

Ich bin nicht so ein Mensch. Bei mir beginnt die Planung für eine Podcastfolge immer auf dem Papier. Und bevor ich auch nur ein Wort einspreche, mache ich mir viele Notizen. Ich erstelle mir ein ausführliches Skript. Und ja, deshalb schreibe ich beim Podcast definitiv mehr, als dass ich die Folge dann einspreche. Und deshalb gehört auch der Podcast bei mir tatsächlich zu den schreibenden Marketingstrategien.

Und das Beste, finde ich, ist, dass dieses Skript zu erstellen, auch sehr lehrreich dafür ist, so zu schreiben, wie man spricht. Und ich hab definitiv gemerkt, dass sich auch meine Websitetexte, Blogartikel und Newsletter stark verändert habe, seit ich diesen Podcast hier gestartet habe.

Insofern ja: Podcasting ist eine schreibende Strategie durch und durch.

Und ich hoffe, dass du in dieser Podcastfolge einen kleinen Einblick bekommen hast, was es bedeutet, Schreiben als Marketingstrategie anzuwenden. Du siehst, wir haben einige Möglichkeiten. Einsteiger*innen können sich auf die Website verlassen und auf den Blog und einen Podcast starten oder einen Newsletter starten. Fortgeschrittene können es mit einem Buch versuchen. Und egal, wofür du dich entscheidest, ich wünsche dir ganz viel Freude damit.

Shownotes:

Website

Buch „No Social Media“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Weiterlesen
Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Mythos: Social-Media-Marketing bringt schnell Ergebnisse

Dass ein Blog, Podcast, Newsletter oder SEO zu den langfristigen Marketingstrategien gehören, ist den meisten Selbstständigen bekannt. Social Media locken im Gegenzug mit Kurzfristigkeit und schnellen Erfolgen. Was ist da dran? (Spoiler: In den meisten Fällen nicht viel.)

Dass ein Blog, Podcast, Newsletter oder SEO zu den langfristigen Marketingstrategien gehören, ist den meisten Selbstständigen bekannt. Social Media locken im Gegenzug mit Kurzfristigkeit und schnellen Erfolgen. Was ist da dran? (Spoiler: In den meisten Fällen nicht viel.)

Folge anhören:

Transkript lesen:

Blog, SEO, Podcast, Newsletter sind allesamt langfristige Strategien. Geht es mit Social Media schneller? In dieser Folge habe ich wieder eine Frage mitgebracht, die ich per E-Mail bekommen habe.

Oder vielmehr ist das keine wirkliche Frage, sondern eine Sorge, die jemand mit mir zum Social-Media-freien Ansatz geteilt hat. 

Ich lese mal vor:

„Hallo Alex, toller Ansatz, den du da hast. Ich habe aber noch etwas die Sorge, dass ich lange warten muss, bis ich Ergebnisse sehe bei langfristigen Strategien. Der Vorteil bei Social Media ist halt, dass ich schnell Menschen in meine E-Liste bekomme ...“

Ja, ein wichtiges Thema, über das ich unbedingt in dieser Folge reden wollte, denn … ich höre das tatsächlich öfter, dass Selbstständige sagen, dass Social-Media-Marketing uns kurzfristig Ergebnisse bringt und wir dann beispielsweise schneller Anmeldungen für unseren Newsletter bekommen. 

Aber gehen wir der Reihe nach vor:

Dass ein Blog, SEO, Newsletter oder auch ein Podcast zu den langfristigen Strategien gehören, stimmt natürlich absolut.

Auch wenn es manchmal Selbstständige gibt, deren Podcasts oder Blogs einschlagen wie eine Bombe, sollten die allermeisten definitiv mit Monaten rechnen, bis sie tatsächlich brauchbare Resultate sehen.

Bestes Beispiel: SEO.

Wer heute einen Blogartikel schreibt und ihn für ein Keyword optimiert, kann nicht davon ausgehen, dass er gleich in drei Tagen auf der allerersten Seite rankt, wenn jemand in Google nach diesem Begriff sucht. Das dauert in der Regel Wochen, wenn nicht Monate oder Jahre. 

Vor allem, wenn man gerade erst startet.

Eine Kundin hatte mir erst neulich erzählt, dass es bei ihr neun Monate gedauert hat, bis sie mit SEO so viele Menschen auf die Website bekommen hat, dass sie sagen konnte, dass es ihr wirklich was bringt.

Neun Monate klingen jetzt natürlich nicht sooo attraktiv für Selbstständige und Unternehmen. Wer möchte schon so lange warten, bis er endlich online sichtbar wird?!

Deshalb zieht es dann viele erst einmal zum Start zu Social Media, denn: 

Ein Account ist natürlich schnell angelegt.

Ein erster Post ist in wenigen Minuten veröffentlicht. 

Und die ersten Kommentare und Likes trudeln innerhalb von Sekunden ein.

Natürlich liegt es dann nahe zu sagen, dass Social Media eine „kurzfristige“ Strategie ist und uns „schnell“ Erfolge bringen kann.

Aber in den allermeisten Fällen ist das tatsächlich ein Trugschluss.

Zum einen ist es ja so, dass Follower, Likes und Kommentare uns erst einmal keine Kund*innen bringen

Sie können zwar ein Zeichen dafür sein, dass Menschen unsere Inhalte gut finden und unser Thema gut ankommt, aber wir können von Likes alleine nun mal keine Miete oder kein Essen zahlen

Und wenn wir jetzt mal weitergehen zu, sagen wir mal, Websitebesucher*innen oder Newsletteranmeldungen, ist es für die meisten Selbstständigen und Unternehmen so, dass … das alles organisch und innerhalb kürzester Zeit zu bekommen, für die allermeisten komplett unrealistisch ist.

Das liegt daran, dass das von Social-Media-Plattformen ja gar nicht gewünscht ist. 

Ihr Geschäftsmodell besteht ja daraus, dass sie Daten sammeln und diese Daten an Werbetreibende verkaufen. 

Und deshalb haben Instagram, Facebook und Co. gar nicht das Ziel, dass Menschen die Social-Media-Plattformen wieder verlassen, um beispielsweise sich irgendwo anders für einen Newsletter anzumelden. 

Im Gegenteil: Ihr großes Ziel ist, dass Menschen möglichst lange auf den Plattformen bleiben, damit sie möglichst viele Daten sammeln und möglichst viele Werbeanzeigen ausspielen können. 

Deshalb belohnen Algorithmen auch diejenigen Beiträge mit Reichweite, die viel Engagement erzeugen (und damit eben die Verweildauer erhöhen) und gerade nicht die Beiträge, die Klicks auf deine Website zum Ziel haben. 

(Denn diese verringern ja gerade die Verweildauer eines jeden Nutzers und führen dazu, dass die Plattformen weniger Daten sammeln und weniger Werbeanzeigen ausspielen können.)

Und deshalb ist es in den letzten Jahren schwierig, ja nahezu unmöglich geworden, organisch wirklich nennenswert Traffic mit Social Media zu generieren. 

Ganz zu schweigen davon, Newsletteranmeldungen zu bekommen.

Vor allem für diejenigen, die gerade erst starten.

Wenn du also frisch gegründet hast und sagst „Challenge accepted“, wartet eine Meeeenge Arbeit auf dich. 

Denn die Anforderungen der Algorithmen sind 

  • ständige Präsenz auf den sozialen Netzwerken

  • ewige Weiterbildung und 

  • Offenheit für Trends und neueste Entwicklungen

Mit „schnell“ und „kurzfristig“ hat organisches Social-Media-Marketing also nichts zu tun.

Gerade, wenn du startest, brauchst du Monate oder sogar Jahre, um eine Plattform zu verstehen und eine Community aufzubauen. Und, wie gesagt, von den schnellen Likes und Kommentaren alleine, die du vielleicht ja tatsächlich bekommst, kannst du deine Miete noch nicht bezahlen.

Ein – zumindest auf den ersten Blick – schnellerer Weg, mit Social Media die E-Mail-Liste aufzubauen, sind sicherlich Werbeanzeigen auf Social Media.

Und ja: Natürlich kannst du, wenn du das entsprechende Geld investieren willst, dir das organische Posten und Interagieren sparen und gleich dein Freebie bewerben.

Doch auch hier gibt es ein großes Problem: Wenn du noch nie vorher eine Werbekampagne geschaltet hast, musst du es erst lernen. Und diese Lernphase wird von den meisten Einsteiger*innen chronisch unterschätzt.

Ich mein: Klar kannst du schnell dein Werbeanzeigenkonto anlegen und deine erste Werbekampagne aufsetzen – doch das heißt nicht automatisch, dass deine Werbekampagne auch wirklich erfolgreich sein wird und dir Newsletteranmeldungen bringen wird.

In den allermeisten Fällen brauchst du Tage, um dich überhaupt im Werbeanzeigenmanager zurechtzufinden

Du brauchst, ich würde sagen, weitere Wochen, um gute Custom Audiences und Lookalike Audiences aufzubauen. 

Du brauchst mehrere Testläufe, bis du überhaupt weißt, welche Grafiken oder Videos am besten funktionieren. 

Und auch ein „Funnel“, falls du einen aufbauen möchtest, steht nicht mit einem Fingerschnipsen, sondern muss über Wochen oder gar Monate optimiert werden.

Das heißt: Die Strategie, deine E-Mail-Liste mit Werbeanzeigen aufzubauen, mag funktionieren. 

Doch mit „schnell“ und „kurzfristig“ hat das in den allermeisten Fällen nichts zu tun. 

Die einzige Alternative, wo ich sagen würde: Ja, so kannst du wirklich relativ schnell mit Social Media deine E-Mail-Liste aufbauen, ist, wenn du die Werbeanzeigen gleich von einem Profi oder einer Agentur machen lässt. 

Doch das kostet – zusätzlich zum Werbebudget noch mindestens eine vierstellige Summe pro Monat – und wird gerade für blutige Einsteiger*innen eher unrealistisch sein.

Tja. Und nun?!

Im Grunde ist der Ansatz von der Grundidee schon richtig: 

Ein sinnvoller Mix aus kurz- und langfristigen Strategien ist das Beste, was alle Neulinge aus meiner Sicht anstreben können.

Nur: Kurzfristige Strategien wären für mich sicher nicht Facebook, Instagram und Co., sondern eher so etwas wie

  • alte Kund*innen kontaktieren

  • sein Netzwerk mobilisieren

  • Freunde, Bekannte, Familie fragen

Nimm dir also eine Stunde Zeit, liste all deine Kontakte auf und schreib ihnen noch heute eine Mail, dass du dich selbstständig gemacht hast und bereit für neue Projekte bist.

Oder von mir aus, dass du jetzt einen Newsletter gestartet hast und dass sie sich anmelden können.

DAS geht wirklich schnell. 

Und ist aus meiner Sicht viel schneller als mit Social Media.

Shownotes:

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

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Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.