Sind Blogs out?
Wenn wir über das Thema Social-Media-freies Marketing sprechen, ist meist auch das Thema Blog nicht weit. Doch sind Blogs inzwischen nicht völlig oldschool und irgendwie total out? Darum soll es in dieser Podcastfolge gehen.
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Ich möchte dir in dieser Podcastfolge diese Frage nicht unbedingt abschließend beantworten. Denn ganz ehrlich, ich fühle mich nicht unbedingt in der Position, das zu entscheiden.
Aber ich möchte diese Frage ein bisschen aufdröseln und mal gucken, was sich dahinter eigentlich verstecken könnte und letzten Endes die Frage beantworten, ob es sich für Selbstständige und Onlineunternehmer*innen immer noch lohnt mit dem Bloggen oder nicht.
Ja, wenn wir über Trends im Marketing sprechen, dann sind wir natürlich sehr schnell bei Social Media. Und wenn wir uns die letzten Jahre angucken, dann kam im Prinzip fast jedes Jahr eine neue Social-Media-Plattform nach Deutschland:
2008: Facebook
2009: LinkedIn und Twitter
2010: Instagram
2011: Google Plus, Snapchat und Twitch
2012: Pinterest
2015: Vero
2018: TikTok
2020: BeReal und Clubhouse
2021: BlueSky
2023: Threads
Das heißt, wenn jemand seit 2008 selbstständig wäre und offen für Social-Media-Trends wäre und sie gerne mal ausprobiert, dann hätte diese Person in den letzten 16 Jahren, also seit Facebooks Start, definitiv so einiges zu tun.
Denn Social-Media-Trends – sie kommen und gehen und kommen und gehen. Und an manche Plattformen erinnern wir uns vielleicht auch gar nicht mehr, weil sie so schnell wieder in der Bedeutungslosigkeit versuchen sind. Ich sag nur: Clubhouse.
Und andere wurden inzwischen ganz dicht gemacht, wie z.B. Google Plus.
Und natürlich würde es einen etwas seltsamen Eindruck machen, wenn jemand noch MySpace hinterhertrauern würde und ich glaube, dass ein Blog manchmal auch so ein MySpace-Image hat. Also: völlig oldschool irgendwie.
Vielleicht liegt es daran, dass es Blogs ebenfalls schon seit Ewigkeiten gibt, seit den 90er-Jahren, um genau zu sein, und damit sogar noch früher als soziale Medien.
Und natürlich mag es angesichts der rasanten Entwicklungen von Social Media und von KI sich erst einmal ziemlich schräg anhören, Blogs zu nutzen, also eine Strategie die es, wie gesagt, seit ungefähr 30 Jahren schon gibt.
Aber – das ist letzten Endes ein Gefühl und die Faktenlage sieht etwas anders aus. Und die möchte ich mir jetzt mal angucken mit dir.
Gucken wir uns zum Beispiel Clubhouse an. Diese Social-Audio-Plattform wurde zu Beginn der Pandemie so richig gehypet, dass alle, die was auf sich hielten, sich unbedingt irgendwo eine Einladung erbetteln mussten. Ich auch. Denn zu Beginn von Clubhouse kam man nur mit Einladung da rein.
Und das lief auch eine Zeit so, dass es da spannende Gespräche gab und sogar Promis dabei waren wie Elon Musk oder Edward Snowden.
Und das Problem an der Sache war: Dieser Hype ist genauso schnell erloschen, wie er gekommen war. Und bereits 2021 gab es eine Online-Studie von ARD/ZDF, in der zu Clubhouse festgestellt wurde und ich zitiere jetzt:
„Was wie ein substanzieller Hype aussah, führt in der Befragung der ARD/ZDF-Onlinestudie zu dem Ergebnis, dass Clubhouse bisher keine statistisch erfassbaren täglichen Nutzerinnen oder Nutzer finden konnte und bei der Nutzung mindestens einmal in der Woche nur in der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen auf 2 Prozent kommt. In der Gesamtheit ist auch die mindestens wöchentliche Reichweite gleich null.“
Das heißt: 2020 gab es einen richtigen Clubhouse-Hype und 2021 ist es für Deutschland zumindest schwierig, da überhaupt noch jemanden zu erreichen.
Und deshalb kann man, wie ich finde, da durchaus sagen: Clubhouse gehört zu den Plattformen, die eher „out“ sind. Und Clubhouse-Marketing wird vermutlich auch keine nennenswerten Ergebnisse bringen. Denn wenn es niemanden gibt, der zuhört, wenn ich spreche, dann muss ich dann ja auch kein Marketing damit machen.
Ja, und wenn wir uns Blogs unter genau demselben Gesichstpunkt angucken, stellen wir eben fest, dass das Gegenteil der Fall ist.
Google hat weltweit 4,3 Milliarden Nutzer*innen. Das sind täglich 3,5 Milliarden Suchanfragen. Statistiken zeigen, dass Menschen jeden Tag etwa 3 bis 4 Suchanfragen starten. Und Google ist jetzt auch nicht die einzige Suchmaschine, es gibt, wie du vielleicht weißt ja auch noch Bing, Yahoo!, Ecosia usw.
Für einzelne Länder hält sich Google leider bedeckt mit den Zahlen, das heißt: Ich hätte dir hier gerne Zahlen für Deutschland präsentiert, hab aber keine verlässliche Statistik gefunden.
Aber auch die weltweiten Zahlen zeigen ja schon, dass Menschen durchaus immer noch Suchmaschinen wie Google nutzen.
Und wenn sie Suchmaschinen wie Google nutzen, haben sie ein bestimmtes Problem oder eine bestimmte Frage und dann suchen sie eine Lösung oder eine bestimmte Antwort. Und dann klicken sie auf die Suchergebnisse, meist auf die, die auf den ersten Suchergebnisseiten sind und vielleicht sogar auf die Top 3, also auf die drei ersten Suchergebnisse.
Und solange das so ist, ist ein Blog auch nicht wirklich out.
Denn Blogartikel sind dann die Antworten oder die Lösungen für die Probleme oder Fragen der Suchenden.
Ich gib dir mal ein Beispiel von mir.
Viele, die zu mir kommen, googeln sowas wie „selbstständig ohne social media“, „marketing ohne social media“ oder „onlinebusiness ohne social media“.
Das heißt: Sie sind sehr häufig von sozialen Medien genervt und haben die Frage, ob sie auch ohne Social Media selbstständig sein könnten. Und in meinen Blogartikeln oder Podcastfolgen, zu denen es auf meiner Website immer auch eine Verschriftlichung gibt, finden sie dann eben die Antwort darauf, nämlich:
Ja, das geht.
Und von diesem Ausgangspunkt geht es dann weiter für sie – zum Beispiel zum Newsletter. Oder sie schreiben mir direkt eine Nachricht und fragen nach einer Beratung usw.
Das heißt, die Frage ist jetzt nicht unbedingt, ob Blogs jetzt gefühlt in oder out sind. Die Frage ist, ob Menschen immer noch Suchmaschinen wie Google nutzen oder nicht.
Und wie ich dir schon mit der Google-Statistik vorhin gezeigt habe, können wir immer noch festhalten, dass Milliarden Menschen weltweit und vermutlich Millionen Menschen in Deutschland – wie gesagt, konkrete Zahlen für Deutschland gibt es meines Wissens leider nicht – immer noch Suchmaschinen nutzen.
Wir müssen natürlich das Thema KI berücksichtigen und gucken, ob sich das Suchverhalten der Menschen ändern wird.
Es kann sein, dass wir in ein paar Jahren vielleicht ein ganz anderes Google haben werden und dass es dann eher darum gehen wird, mit seinen Texten Antworten zu geben, mit denen KI was anfangen kann. Aber das alles können wir noch nicht wirklich voraussagen. Was da passiert und wie schnell es vor allem auch passiert.
Da können wir – Stand heute – mehr spekulieren als wirklich zuverlässige Aussagen zu treffen.
Das Wichtigste ist für mich:
Solange Menschen googeln oder andere Suchmaschinen nutzen, solange ist ein Blog auch eine relevante Marketingstrategie, selbst wenn Blogs – verglichen mit TikTok und Instagram – oldschool erscheinen mögen. Oder sogar vielleicht out erscheinen mögen.
Manche beobachten sogar, dass, seit es mehr von diesem KI-generierten Content gibt, es Menschen wieder verstärkt zu Blogs und damit persönlichen Texten zieht.
Einfach weil sie immer weniger Lust auf diesen austauschbaren Content haben, sondern gerne wieder was von Menschen lesen wollen und über Themen, die mal was anderes sind als die klassischen „Drei Tipps für irgendwas“, die sich im Reel vortanzen lassen.
Auch ich hab die Erfahrung gemacht, dass Menschen immer noch sehr gerne lange Texte lesen. Zu meinen beliebtesten Blogartikeln gehören vor allem kritische Texte, also, wo ich komplexe Sachverhalte unter die Lupe nehme und wirklich in die Tiefe gehe. Diese Texte werden nicht nur am häufigsten gelesen, sondern dafür bekomme ich auch die meisten E-Mails.
Social-Media-Plattformen sind in ihrer Anlage natürlich eher unterkomplex, d.h. wir haben nicht soooo viel Platz, unsere Gedanken unterzukriegen. Wir müssen oft stark vereinfachen, damit es zu bestimmten Formaten passt.
Und gerade, wer komplexe Themen behandelt, ist da mit einem Blog einfach auch oft viel besser aufgestellt.
Zum Beispiel wenn du Coach bist und, sagen wir mal, die großen Fragen des Lebens behandelst, dann kann es sein, dass die Formate auf Instagram es dir nicht unbedingt ermöglichen, komplexe Themen angemessen zu besprechen oder auch mal verschiedene Seiten gegenüber zu stellen, mehrere Perspektiven zu beleuchten.
Ein Blog wiederum hat keinerlei Zeichenbegrenzungen und du kannst im Prinzip ja auch genauso Bilder und Videos und andere Medien nutzen wie auf Social Media auch und kannst damit dein Thema genau so komplex teilen, wie du das braucht.
Das heißt:
Wenn du überlegst, ob es sich für dich lohnt, Zeit, Geld und Energie in einen Blog zu stecken, ist es nicht so entscheidend, ob Blogs gefühlt in oder out sind, sondern ob Menschen nach deinen Themen suchen und das kannst du in einem der vielen SEO-Tools ganz einfach nachgucken.
Und zweitens ist entscheidend, ob du soziale Medien nicht manchmal als zu einengend empfindest, um deine Themen zu teilen, und dir nicht insgeheim eine Plattform wünschst ohne Formatvorgaben, ohne Zeichenbegrenzung, sondern einfach nur mit der Möglichkeit für dich, ganz, ganz tief in dein Thema einzutauchen und es mit Menschen, die sich wirklich dafür interessieren, zu teilen.