Marketing für leise Menschen und Sichtbarkeitsmut – Interview mit Sonja Mahr

In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast. 

Sonja berät Selbstständige und Onlineunternehmer*innen dabei, ohne Marktgeschrei online sichtbar zu werden. 

Wir werden heute über Marketing für leise Menschen sprechen, über gute Websites und übers Bloggen. 

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Ist Marketing auch für leise Menschen möglich?

[Alex] Ja, hallo Sonja. Viele Selbstständige wollen ja online sichtbar werden, ganz, ganz dringend, aber sie sind einfach keine Rampensäue, sage ich jetzt mal. Was würdest du diesen Menschen sagen? Ist Marketing auch für leise Menschen möglich? Und wenn ja, wie?

[Sonja] Ja, hallo Alex. Schön, dass wir über dieses Thema sprechen können. Ja, natürlich ist Marketing auch für leisere Menschen möglich.

Das ist nicht exklusiv lauteren Menschen oder lauteren Techniken oder Vorgehensweisen vorbehalten. Es ist auch möglich im Sinne von, ich fühle mich wohl damit, weil viele leisere Menschen sagen, ja, okay, Marketing kann ich wahrscheinlich machen, aber nur mit Augen zu und durch, dann mache ich halt, was man so machen muss.

Also diese Formulierung höre ich total häufig. Und falls jemand zuhört, der sich das denkt, Marketing ist irgendwie „Bauchziehen und keine Lust, aber ich muss ja“. Nein, man kann es auch anders, auf eine angenehmere, auf eine ruhigere Art und Weise machen, auf jeden Fall.

Ich finde immer ganz hilfreich, sich mal vor Augen zu führen, was ist denn Marketing überhaupt oder was bezwecken wir denn mit Marketing? Wer darf in Anführungsstrichen Marketing machen, wenn du ein Angebot hast, das in irgendeiner Art und Weise Menschen weiterhilft, weil es Probleme löst, weil es bei Bedürfnissen weiterhilft, was auch immer, dann darfst du natürlich Marketing für dieses Angebot machen. Du darfst darauf aufmerksam machen.

Es gibt keine Dezibel-Grenze, die man erreichen muss oder irgendwas, um die Legitimation zu haben, Marketing zu machen. Also ja, um ganz kurz zu antworten, ja, natürlich.

Sorry, ich bin schon voll drin.

[Alex] Was ich ja auch ganz wichtig finde, ist irgendwie, und vielleicht ist das schon ein bisschen so angeklungen, ist, dass ja auch irgendwie alles Marketing ist.

Also Marketing ist ja nicht nur dieses laute „Ich stelle mich jetzt irgendwohin auf Instagram und sage, kauf das, kauf das, kauf das“, sondern auch, wenn ich zu einer Freundin sage „Ich biete das und das an“, ist das ja im Grunde auch Marketing, oder? Also immer, wenn ich darüber spreche, was ich mache, mache ich eigentlich Marketing.

[Sonja] Absolut, ja.

Und ich finde, wenn man das so sieht oder sehen kann, nimmt das auch eine ganze Portion Druck raus.

Marketing verbinden wirklich viele Leute mit diesem, ich sag mal, letzten Akt des Verkaufens. Jemand klickt den Buchen-Button, jemand sagt, ja, ich nehme das Angebot an.

Aber Marketing ist, wie du sagst, alles davor auch. Und das ist auch total wichtig, gerade in unserer heutigen Zeit.

Vielleicht merken es unsere Zuhörer*innen ja auch. Die Leute sind kritischer, sie hinterfragen mehr, sie brauchen vielleicht auch länger, bis sie etwas kaufen. Sprich, wir brauchen viele Kontaktpunkte, viele Möglichkeiten, miteinander uns auszutauschen oder dass die Leute etwas von uns sehen, zum Beispiel Blogartikel, Newsletter und so weiter, bis eine Vertrauensbasis entsteht.

Und das ist nicht nur dieses reine, hey, hier bin ich aus der Versenkung aufgetaucht, bitte kaufen, sondern es ist auch, ich erzähle, dass ich ein neues Angebot plane. Ich sage im Bekanntenkreis, wenn jemand sagt, was arbeitest du eigentlich nicht, ja, du, ganz schwer zu erklären, sondern ich habe da eine Antwort parat. All das gehört dazu, ja.

Das CALM-Marketing-Prinzip

[Alex] Du selbst hast dich ja sogar darauf spezialisiert, leise Menschen beim Marketing zu unterstützen. Worauf kommt das da für dich an? Du hast ja sogar ein bestimmtes Prinzip dafür entwickelt, richtig?

[Sonja] Richtig. Ja, genau. Ich habe ein Prinzip entwickelt, das CALM-Marketing-Prinzip.

Also für diejenigen, vielleicht versteht man es nicht so gut, C-A-L-M, Ruhe, nur die Buchstaben haben besser gepasst.

Ich habe das tatsächlich entwickelt, einfach auch als Gegengewicht zu diesem, bam, hier, nutz meine Geheimformel und du bist reich über Nacht und dieses ganze Laute, was so auf uns einprasselt. Und weil ich einfach auch sehe, dass extrem viele leisere Menschen unterrepräsentiert sind mit ihrem Business.

Die machen meistens richtig gute Arbeit, aber werden nicht gesehen, weil sie keinen Marketingweg für sich finden. Und soll ich dir die einzelnen Bausteine mal kurz aufschließen?

[Alex] Ja, voll gerne.

[Sonja] Genau, es ist eigentlich keine Zauberei. Also auch wenn es ein Prinzip ist, es dient eher so der Verdeutlichung, was es braucht, um wirklich Marketing machen zu können, um wirklich so eine stabile Sichtbarkeit aufzubauen.

Also das C steht für Content. Ohne Content ist es gerade online super schwer, sichtbar zu werden. Also wir brauchen irgendeine Art von Content. Leiser Marketing zu betreiben, heißt also nicht, gar nichts zu sagen, sondern einen Content zu finden, der eben zu uns passt.

Das können Blogartikel sein, das können Podcast-Gespräche sein, wie wir das gerade führen, was auch immer. Also irgendeine Art von Inhalt brauchen wir, die stellvertretend für uns online stehen und uns repräsentieren, weil wir ja nicht 24-7 online sind. Wir haben ja auch noch was anderes vor im Leben.

Dazu gehört die Website. Das finde ich eine ganz wichtige Basis an Content und eben einen Marketing-Kanal, zum Beispiel der Blog. Das ist ja was, was wir beide auch nutzen oder eben der Podcast. Das nutzen wir ja auch beide.

Ja, dann das A steht für Authentizität. Super strapaziertes Wort, aber für viele Leute einfach sehr wichtig.

Wenn Leute das Gefühl haben, Selbstständige insbesondere, das Gefühl haben, Marketing ist wie so eine Maske aufsetzen. Da setze ich meine Marketingmaske auf, bin mal kurz nicht ich, sage, was gesagt werden muss und danach kann ich mich entspannen. Das kann man machen, ist aber furchtbar anstrengend. Und Marketing ist ein Spiel auf lange Zeit.

Das ist nicht mit einem Fingerschnips erledigt, sondern das brauchen wir kontinuierlich.

Und vielen Menschen ist wichtig, dass sie eben auch authentisch rüberkommen, dass sie sich wie sie selber fühlen können, dass sie nicht irgendwie fake sein müssen oder eine Superhelden-Story erfinden müssen, wenn sie halt keine haben.

Und deswegen integriere ich das direkt in die Zusammenarbeit mit meinen Kundinnen, dass wir eben auch schauen, ja, was macht dich denn aus? Ja, was sind denn deine Werte zum Beispiel? Was sind denn deine Ansichten auf dein Thema? Weil nur weil wir ein Thema mit anderen Menschen teilen, heißt das ja nicht, dass wir es genauso angehen und bedienen.

Ja, das L, die Langfristigkeit, ist so ein bisschen der Spielverderber vielleicht, weil bei Langfristigkeit ganz viele selbstständig aufstehen und sagen, oh nee, ich habe gehofft, jetzt geht es mal schneller. Aber wie gesagt, Marketing ist ein begleitendes Instrument. Das brauchen wir einfach während unseres Businesses mal intensiver, vielleicht mal weniger intensiv. Aber es ist wie mit so einer Pflanze, die gießt du ja auch, damit sie weiter wachsen kann. Also so ein bisschen Pflege braucht das Marketing.

Und Langfristigkeit, ich finde ganz wichtig, dass man sich da bewusst macht, Langfristigkeit ist gar kein Nachteil. Der Nachteil ist meistens, dass wir Wege verfolgen, die für uns furchtbar anstrengend sind. Wenn du beispielsweise eine Taktik hörst im Sinne von, mach jeden Tag ein Live-Video für 100 Tage.

Das bringt enorm viel Sichtbarkeit. Also könnte ich wetten, dass du danach mehr Sichtbarkeit hast als vorher. Aber wie schwer fällt dir das und wie sehr passt es zu dir?

Und schaffst du das wirklich, diese 100 Tage durchzuhalten? Und was kommt eigentlich nach den 100 Tagen? Der große Einbruch oder hältst du deine Sichtbarkeit noch irgendwie aufrecht? Also ich finde wichtig, dass wir uns von Anfang an Gedanken machen, wie kann ein Marketing aussehen, das langfristig für mich funktioniert, das ich durchhalten, aber ohne, dass es sehr unangenehm sein muss, kann, wo ich wirklich sage, okay, regelmäßig einen Blogartikel schreiben, das könnte was für mich sein, das kann ich mir wirklich auch auf Dauer vorstellen.

Und vielleicht, wo wir hier in deinem Podcast sind, noch einen Punkt zu der Langfristigkeit, was auch die Haltbarkeit oder die Sichtbarkeit der Inhalte selbst angeht.

Den meisten ist es wahrscheinlich nicht neu, dass Inhalte unterschiedlich lang sichtbar sind. Also, dass wenn wir zum Beispiel auf Instagram posten, dass nach ein, zwei, drei Tagen schon viel, viel weniger Menschen erreicht als direkt am Anfang.

Bei einem Blogartikel ist es anders. Den sieht am Anfang in der Regel kein Mensch. Es steigt dann aber an und dann wird die Sichtbarkeit auf lange Sicht stabil.

Sich das nochmal bewusst zu machen, was sind langfristig wirksame Wege, die ich nutzen kann, finde ich sehr, sehr wichtig.

Was tun, wenn der Sichtbarkeitsmut fehlt?

Und dann kommen wir zum letzten Punkt, das M. Das ist der Mut und den habe ich bewusst integriert, weil für mich der Mut zur Sichtbarkeit so ein bisschen ein Tabuthema immer noch ist. Also ich sehe das schon immer häufiger inzwischen, aber ganz langsam nur.

Und was ich viel häufiger sehe, ist dieses Go for it, du musst es nur wollen, spreng deine Komfortzone. Wenn du es willst, dann machst du das, dieses Gepushe die ganze Zeit.

Ich finde nicht, dass wir uns die ganze Zeit pushen müssen. Natürlich braucht es Mut. Es braucht Mut, unsere Blogartikel zu veröffentlichen. Es braucht auch Mut zu sagen, okay, ich nehme so eine Einladung an, ich gehe in so einen Podcast und spreche da über mein Thema oder was auch immer. Und es ist normal, dass es Mut braucht.

Ja, das sind so die vier Prinzipien, die eben dann helfen, ein ruhiges, aber zuverlässiges Marketing zu betreiben.

[Alex] Gerade nochmal, was den Mut angeht. Also wenn ich jetzt zum Beispiel an meine Schulzeit denke, da fand ich ja jedes Referat vor 20 Menschen voll gruselig. Und wenn wir jetzt überlegen, dass wir jetzt irgendwie, weiß ich nicht, 1.000, 2.000 Follower irgendwo haben oder eine E-Mail-Liste von 1.000 Leuten oder ein Webinar halten vor 500 Leuten und dass es so selbstverständlich passieren muss, als wäre das gar nichts, das finde ich immer leicht befremdlich, weil wenn wir uns das vorstellen, wie das in der Realität wäre, vor so vielen Menschen zu sprechen, das wäre ganz schön gruselig. Also finde ich das irgendwie total wichtig, dass wir diesen Mut betonen, weil den haben ja nicht alle. Es fällt ja vielen Menschen schwer.

[Sonja] Ja, absolut. Ich finde, das ist ein super Punkt, den du da ergänzt, weil ganz viele so die Ansicht haben, wenn du es nicht siehst, dann ist es nicht da.

Also wenn du nicht den Raum mit tausend Leuten vor dir hast, dann brauchst du ja keine Angst haben. Aber natürlich sind da trotzdem Ohren, die dir zuhören, oder Augen, die dich sehen. Und natürlich darf das auch Mut kosten, sich da hinzustellen und zu sagen, das bin ich mit meinem Thema. Das hat man vielleicht noch nie gemacht. Vielleicht ist man einfach nicht der Typ Bühnenmensch, der das gegeben hat. Ja, völlig legitim.

[Alex] Und war das bei dir auch so, als du dich selbstständig gemacht hast, dass du da diesen Mut, dass der dir vielleicht gefehlt hat, dass du da irgendwie Schwierigkeiten hattest, rauszugehen mit deinem Thema?

[Sonja] Ja, total. Also ich habe mich ja ganz lange versteckt als Umsetzerin für meine Kundinnen. Ich bin ja in die Selbstständigkeit gestartet als freiberufliche Texterin und da war ich auch immer gut damit beschäftigt, halt meinen Kundinnen zu helfen, sichtbarer zu werden und musste dann selber gar nicht so wirklich in die Sichtbarkeit gehen.

Was mir halt geholfen hat, trotzdem Sichtbarkeit aufzubauen, war das Schreiben, also das Bloggen.

Hat dann eh ganz gut gepasst, weil ist ja auch mein Job, und ich habe dann angefangen zu bloggen und darüber eben Sichtbarkeit für mein Thema und auch für mein Business bekommen. Und dann konnte ich mich nach und nach an die anderen Sachen, wobei ich sagen muss, man muss auch nicht alles machen.

Also wenn man nicht Videos drehen will, muss man auch nicht unbedingt. Dann habe ich mich so herangetastet.

Aber ich weiß noch, als ich damals auf Instagram war, meine erste Instagram-Story, das war ja so ein aufgenommenes 10-Sekunden-Snippet. Also auch nicht live oder so. Ich saß da wirklich mit zitternden Knien. Was sage ich denn jetzt in diese Kamera? Und das hat mich sehr viel Mut gekostet.

Und ganz viele Dinge haben mich immer wieder Mut gekostet und kosten das heute auch immer noch. Also von daher, falls jemand denkt, oh, die reden da so selbstbewusst, ja, das tun wir, weil wir den Mut vielleicht aufgebracht haben an irgendeiner Stelle vorher.

[Alex] Ich finde es aber auch so persönlich gar nicht so leicht zu unterscheiden, weil wenn ich irgendwas von Bedeutung machen will, dann muss ich mich ja auch oft trauen. Aber gleichzeitig, wenn ich zu oft außerhalb meiner Komfortzone agiere und nie so eine Entspannung in mein Arbeitsleben reinbringe, dann macht mich das ja auch langfristig krank. Und erschöpft, also wie unterscheidest du das für dich, wo es sich vielleicht lohnt, mutig zu sein und wo du sagst, es passt nicht zu mir als Mensch? Finde ich eine ganz schwere Frage.

[Sonja] Ja, ich glaube, das ist auch eine mehrdimensionale Frage. Also das eine ist dieses, wie oft kann ich Mut aufbringen? Ich sehe das auch so, dass wir jetzt nicht unbedingt unsere Komfortzone dauernd springend verlassen müssen und nur noch außerhalb leben müssen.

Es gibt ja auch gute Dinge daran. Es gibt Entspannung. Wir brauchen Anspannung und Entspannung im Wechsel, weil, wie du sagst, ich glaube auch, dass wir ansonsten krank werden oder uns einfach das Leben sehr, sehr schwer machen.

Also das ist eins, dass ich versuche, darauf zu hören, ja, wie geht es mir denn gerade? Bin ich in einer Phase, wo ich wirklich so outgoing bin oder brauche ich gerade mehr die Arbeit im Rückzug, die Arbeit im Stillen?

Also ganz einfach ausgedrückt im Arbeitsalltag zum Beispiel: Ich habe nicht jeden Tag Calls beispielsweise, auch wenn es jetzt nicht ein direktes Nach-Außen-Gehen ist. Aber als introvertierter Mensch brauche ich Tage, an denen keiner was von mir will. Indem ich einfach hier arbeite und schreibe und meinen Content erstelle. Und dann kann ich auch wieder Calls im einfachsten Sinne, Interviews, Gastauftritte und so weiter haben. Also ich versuche das für mich gut zu verteilen, wobei meine Verteilung natürlich nicht für jeden passen muss. Das muss man, glaube ich, für sich rausfinden, was so wirklich die Balance ist, die man braucht. Und zu deiner Frage, ob es sich lohnt oder nicht.

Ja, oft weiß man es halt auch erst hinterher. Ich glaube, du hast mal den Vergleich gebracht mit dem Samen, den man sät. Also wenn man irgendwo hingeht, das ist wie ein kleiner Samen, den man sät und mal gucken, ob eine Pflanze draus wird oder nicht. Also ich entscheide nicht rein aus, lohnt sich das aus, sagen wir mal, Reichweitensicht, sondern es muss so ein Gesamtpaket sein. Sind es Menschen, mit denen ich mich gerne austauschen möchte? Passt das Business zu meinem Business und zu meiner Haltung? Also ich gehe zum Beispiel nicht gerne dann zu Veranstaltungen, wo ich sage, eigentlich stehe ich gar nicht hinter der Message, dann sage ich das lieber ab. Also ich glaube, das muss beides so dazu gehören.

[Alex] Nun gibt es ja auch Selbstständige und Online-Unternehmer*innen, die fühlen sich nicht nur so unwohl, sondern sie haben sogar richtig Angst, rauszugehen, Angst vor der Sichtbarkeit.

Und bevor wir jetzt gleich auf deinen Sichtbarkeitsmut kommen, was glaubst du denn zunächst, was sind die Gründe für diese Angst?

[Sonja] Also ich glaube, im Einzelfall sind die natürlich sehr unterschiedlich. Kann man jetzt nicht sagen, Angst vor Sichtbarkeit, das ist X.

Aber es gibt schon Ängste, die ich immer wieder mal höre. Also die häufigsten sind, würde ich sagen, die Angst vor Ablehnung. Was, wenn das, was ich da rausgebe an Content, nicht bei jedem gut ankommt? Die Angst davor, nicht gut genug zu sein. Also, dass man irgendwas vergessen haben könnte in seinen Inhalten.

Wir haben vorhin, vielleicht darf ich das hier reinbringen, im Vorgespräch kurz darüber gesprochen, dass ich ganz oft das Gefühl habe nach Interviews, ah Mensch, den einen wichtigen Punkt, den wollte ich noch ergänzen. Und da haben wir über den Mut des Unvollständigen, ich weiß leider nicht mehr den Wortlaut, gesprochen.

Diese Angst ist ganz präsent bei vielen Selbstständigen, dieses, ist das denn gut genug, habe ich an alles gedacht, was, wenn andere Expertinnen das, was ich da mache, sehen und die wüssten es besser. Super präsente Angst.

Die Angst davor, was andere sagen könnten. Ich glaube, die korreliert ganz eng mit dieser Angst vor Ablehnung. Das ist auch sehr präsent. Was sagen denn die Nachbarn, wenn ich da plötzlich bei so einem Online-Kongress bin? Oder wenn ich hier anfange, über mein Thema zu bloggen? Dann lesen die vielleicht noch mit. Und das ist, glaube ich, auch eine sehr präsente Angst.

Lass mich mal nachdenken, was noch oft gesagt wird als Angst.

Ach, eine häufige Angst ist noch die Angst zu nerven. Das ist vielleicht sogar mit der Angst vor Ablehnung die häufigste Angst.

Ich kann ja nicht die ganze Zeit rausgehen mit meinen Inhalten. Das nervt doch total. Ich kann ja nicht ständig über mein Angebot sprechen.

Das ist auch super präsent. Und vielleicht noch einen Satz zu dieser Angst vor Ablehnung. Das ist übrigens auch was, was ich beobachte, warum viele Menschen am Anfang erstmal Social Media bevorzugen in ihrem Marketing, weil dieses Like so ein Gefühl von Bestätigung gibt, so ein Gefühl von, ja, du darfst das, du machst das gut.

Und wenn wir bloggen, gibt es eher seltener Kommentare und wenn wir andere Dinge machen, kommt vielleicht erst mal gar nichts zurück. Und es ist aber eine trügerische Bestätigung, weil letztlich müssen wir uns immer bewusst machen, was haben wir zu sagen, wem wollen wir das sagen. Dass wir mit der ganzen Welt sprechen, ist ja sowieso nie der Fall. Ja, aber da sind wir schon in Richtung, was kann man denn tun.

[Alex] Ja genau, aber lass uns doch drüber sprechen. Also was kann man jetzt gegen diese Angst tun? Und vielleicht noch eine Frage, ich weiß nicht, ob du die beantworten kannst oder willst. Wo siehst du da für dich auch die Grenze zur psychologischen Beratung zum Beispiel? Weil … ich könnte mir vorstellen, klar gibt es so viele Ängste, da kann man vielleicht mit ein paar guten Worten und ein bisschen Übung diese Ängste auch überwinden, aber gibt es nicht vielleicht auch eine Grenze, wo ich sage, da steckt vielleicht auch wirklich was Ernsthaftes dahinter und eigentlich als Marketingcoachin oder Beraterin kann ich da eigentlich gar nicht so richtig ran. Hast du diese Erfahrung schon mal gemacht?

[Sonja] Also die Erfahrung gemacht, nicht direkt würde ich sagen, aber es gibt schon so Themen, wo ich mich in der Verantwortung sehe, darauf hinzuweisen, dass ich natürlich keine Therapeutin bin.

Also das gehört einfach zum verantwortungsvollen Umgang dazu, wenn wir das Wort Angst in den Mund nehmen und irgendwie ein Gegengewicht setzen wollen.

Also da geht es jetzt wirklich nicht um Themen wie, vielleicht ein Beispiel, was mal aufgekommen ist, ich weiß nicht, ob es exakt dieser Fall war, aber so in die Richtung höre ich das immer wieder mal.

Ich habe Angst davor zu schreiben, weil ich früher in meiner Kindheit dann ganz stark gemobbt wurde oder weil ich traumatische Erlebnisse hatte oder ähnliches.

Natürlich kann ich dann nicht sagen, du zünd dir eine Kerze an, dann klappt das Schreiben besser. Das ist ja absolut unverantwortlich und das mache ich dann auch nicht.

Also es geht wirklich darum, Menschen weiterzuhelfen, die sagen, ja, ich kann mir das vorstellen, aber mir fehlt so der letzte Mut, das zu veröffentlichen. Ich weiche immer wieder zurück und die vor allem auch sagen, ich mache es mir so unnötig schwer und verlangsame halt auch meine Effekte, die ich mir durch das Marketing erhoffe, weil ich für jeden Blogartikel sechs Wochen grüble, ob ich den jetzt online stellen kann. Also es geht natürlich nicht um tiefsitzende Traumata oder ähnliches, da sind sie bei Therapeutinnen deutlich besser aufgehoben.

[Alex] Okay, und was können wir jetzt aber mit den Menschen, denen dieses letzte bisschen Mut fehlt, dann machen? Also was für Tipps gibst du ihnen? Wie arbeitest du mit ihnen zusammen?

[Sonja] Ja, also es können ganz unterschiedliche Dinge sein. Ich gebe einfach mal so ein paar Dinge mit, die aus meiner Erfahrung schon geholfen haben.

Also das eine, was ich bei fast jedem wichtig finde und was auch sehr häufig hilft, ist, sich den Wert der eigenen Arbeit bewusst zu machen. Weil diese Gefühle von, ich nerve oder ich kann ja nicht schon wieder über mein Angebot sprechen oder was, wenn ich dafür abgelehnt werde, die kommen manchmal daher, dass wir selbst nicht so richtig überzeugt sind davon, dass wir etwas Gutes anbieten.

Dass wir also sogar am Angebot schon zweifeln, nicht nur an der Kommunikation, dass es dieses Angebot gibt. Also sich einmal bewusst machen, warum ist dieses Angebot, was ich hier habe, wertvoll?

Gibt es vielleicht Menschen, die schon einmal eine gute Erfahrung mit meiner Arbeit gemacht haben? Kann ich mir das ins Bewusstsein rufen, was diesen Menschen weitergeholfen hat? Also dieses, ich habe da etwas Gutes, das drückt dieses Ganze, ich nerve damit schon mal ein ganzes Stück runter, macht es ein ganzes Stück leiser. Das hilft sehr, sehr vielen Menschen, wobei natürlich dann die nächste Hürde kommen kann. Man sagt, mein Angebot ist gar nicht gut genug.

Kann sein, dass es sich dann wieder weiterdreht. Aber wenn man merkt, ich will gar nicht drüber sprechen, schau mal, was ist denn das, was du anbietest? Was ist denn das Gute daran? Was sagen denn andere Leute darüber, dass sie damit endlich sich getraut haben, etwas zu machen, oder dass sie da endlich ein Thema verstanden haben oder was auch immer. Also so ein bisschen aus unserer eigenen Wahrnehmung rausgehen und mal schauen, wo hat das denn schon mal was Gutes bewirkt und könnte es das vielleicht auch nochmal tun?

Also ganz viele Möglichkeiten, was man noch tun kann, je nachdem, wo halt so die Angst sitzt.

Was super simpel klingt, aber tatsächlich für viele sehr erleichternd ist, ist sich bewusst zu machen, dass wir gerade online ja auch jederzeit alles ändern können. Also dieses, oh, ich kann meinen Blogartikel noch nicht online stellen, weil der Anspruch ist ja dann gleich, einen riesengroßen, mega Fachartikel, das Standardwerk online quasi zu erschaffen.

Und was, wenn den anderen Expert*innen sehen und sagen, da hat sie aber Punkt so und so vergessen, der ist doch super wichtig.

Ja, da können wir den einfach erweitern. Wir können jetzt fünf Punkte veröffentlichen zu einer bestimmten Sache und später sind es neun, weil uns noch vier eingefallen sind.

Klingt super simpel, ist aber echt ein Unterschied zu zum Beispiel so einem Buch. Du hast ja gerade ein ganz tolles Buch veröffentlicht.

Ich kann mir vorstellen, dass es da ein bisschen kniffliger ist, zu sagen, jetzt ist wirklich alles drin. Online tun wir uns da doch recht leicht. Den Blog können wir überarbeiten und können da jederzeit noch was ergänzen.

Und was ich ansonsten noch hilfreich finde, ist, sich die Angst im Speziellen mal anzugucken und so einen Perspektivwechsel zu machen.

Also die Angst, abgelehnt zu werden. Das ist häufig eine, die entsteht, weil man eben nicht alle gleichermaßen ansprechen kann. Aber im Marketing haben wir ja auch eine Zielgruppe. Wir haben eine bestimmte Gruppe an Menschen, die wir ansprechen. Und aus der Angst, irgendjemanden abzulehnen oder von dem nicht so gemocht zu werden für dieses Thema, könnten wir auch die Freude machen, die Richtigen zu erreichen.

Wir könnten für uns angucken, ja okay, für den einen ist es nichts, das ist aber bewusst so, damit der andere erkennt, ach, das ist für mich. Und so kann man das mit den meisten dieser Ängste, über die wir gerade gesprochen haben, machen.

[Alex] Superwichtige Punkte. Was ich vielleicht noch ergänzen kann, ist, was mir immer sehr hilft, ist die Frage nach der Verantwortung.

Also was ist meine Verantwortung überhaupt?

Meine Verantwortung ist es, Texte zu schreiben, hinter denen ich stehe, so nach bestem Wissen und Gewissen. Aber meine Verantwortung ist nicht, dass Menschen für sich organisieren, wem sie folgen und von was sie hören und was sie abonnieren und welche Newsletter sie lesen.

Das ist einfach nicht mein Bier. So. Und deswegen lasse ich die Verantwortung bei denen und denke, okay, wenn jemand das nicht braucht, was ich sage, dann ist es ja seine Verantwortung zu sagen, okay, ich melde mich wieder vom Newsletter ab oder ich lese diesen Blog nicht mehr und was auch immer.

Also ich habe tatsächlich auch einige Reaktionen, die sind nicht sehr freundlich, aber trotzdem versuche ich dann immer, diese Verantwortung bei den anderen Menschen zu lassen und zu sagen, das ist einfach nicht mein Zeug, damit muss ich mich nicht beschäftigen.

[Sonja] Super wichtiger Punkt. Ja, danke, dass du es ergänzt.

Ich muss da gleich an eine Rückmeldung denken, die ich mal auf einen Newsletter bekommen habe. Ich gendere ja in meinen Newslettern. Also ich sage dann zum Beispiel Kund*innen oder schreibe das dementsprechend.

Und da hat sich jemand abgemeldet mit einer wirklich ganz erbosten Rückmeldung. Das würde die Sprache komplett verhunzen. Man versteht überhaupt nicht mehr, was ich sagen möchte. Und sie ist nicht bereit, sich vorschreiben zu lassen, wie sie zu sprechen hat.

Das habe ich ja gar nicht getan zum einen und zum anderen trifft das, glaube ich, ganz gut das, was du meinst mit dieser Verantwortung.

Wir geben etwas raus und die Leute entscheiden, ist es generell was für mich oder nicht? Ist es jetzt gerade was für mich oder nicht?

Und was auch helfen kann, ist, die Dinge nicht persönlich zu nehmen. Also es ist schwer, weil wir ja auch als Solo-Selbstständige, wir stehen mit unserem Gesicht, mit unserem Namen für dieses Business. Wir sind jetzt nicht ein kleines Rädchen in einem Riesenunternehmen, sondern wir sind das gewissermaßen ja auch. Aber gewissermaßen auch nicht.

Wir sind auch ein Mensch losgelöst von diesem Business. Und eine Rückmeldung in Form von, ich melde mich ab, die heißt ja nicht, du bist doof, sondern mich interessiert das vielleicht gerade nicht. Ich habe gerade eine andere Priorität. Oh, ich habe so viele Newsletter oder was auch immer.

Das nicht persönlich zu nehmen, wenn man das schafft, das kann das Leben enorm leicht machen.

Weil ich tatsächlich viele Kundinnen erlebe, die sagen, ich traue mich gar nicht, ein Newsletter zu schicken, weil ich schon weiß, dann melden sich wieder so und so viele ab und dann schrumpft meine Liste.

Und ja, aber das ändert ja nichts dran. Wenn jemand nichts von dir lesen möchte, dann hilft es auch nicht, wenn du ihm nichts schreibst, er will ja trotzdem nichts von dir lesen.

Sich darauf zu fokussieren, die Richtigen zu erreichen und das als Service zu sehen, mit denen zu sprechen, die zu erinnern, hey, ich habe hier was im Angebot, ich habe hier was veröffentlicht, was für dich hilfreich sein könnte, das kann sehr weiterhelfen, ja.

Wie kann Marketing für leisere Menschen aussehen?

[Alex] Nun lass uns doch mal ein bisschen konkreter werden, was das Marketing für leisere Menschen angeht.

Für dich, du hast es, glaube ich, schon ein paar Mal erwähnt, spielen Texte eine entscheidende Rolle. Und da sind wir natürlich als erstes bei der Website. Und meine erste Frage dazu ist, es heißt ja immer, dass wir uns in den Website-Texten persönlich und authentisch zeigen sollen. Das ist ja auch das A in deinem Prinzip.

[Sonja] Ja, richtig.

[Alex] Also ich glaube, mir geht es so und ich glaube, vielen anderen leiseren Menschen geht es auch so, dass sie sich zwar persönlich zeigen wollen, aber eben auch gewisse Grenzen wahren wollen und nicht ihr ganzes Privatleben ausplaudern wollen.

Das war auch einer der Gründe, warum ich dann von Instagram zum Beispiel weg bin. Also wie gelingt da dieser Mix, dieser Spagat, also dieser Widerspruch auch irgendwie? Einerseits persönlich zeigen in meinen Texten und andererseits die Grenzen zu wahren.

[Sonja] Ja, ich glaube, das Wesentliche ist, eine Unterscheidung zu treffen zwischen persönlich und privat, weil wir haben keine Pflicht, irgendeinen Seelenstriptease auf unserer Über-Mich-Seite hinzulegen.

Wir müssen nicht unser Privatestes, unser Innerstes nach außen tragen. Das geht ja auch einfach niemandem was an, wenn wir da in einem Business-Kontext unterwegs sind. Das können wir in einem anderen Kontext dann regeln. Wir können trotzdem aber eine Nahbarkeit erzeugen und das ist ja was, was auf der Website, insbesondere auf der Über-Mich-Seite schon auch wichtig ist.

Wenn Menschen starten mit ihrer eigenen Website, dann ist so eine Über-Mich-Seite oftmals sehr professionell in Anführungsstrichen oder das, was man für professionell hält.

Also die ist sehr glatt, die ist sehr formell, die ist sehr rein aufs Thema bezogen, aber in einer Online-Welt, die auch immer voller wird und in der das Angebot auch nicht alleinstehend ist, sondern viele Menschen ein Angebot haben, brauchen wir ja irgendeine Art von Unterscheidbarkeit. Und die geht meistens dann nicht mehr so sehr über das Thema alleine. Ist auch gut, wenn wir nicht alleine ein Thema bedienen, heißt, das Thema wird auch nachgefragt, sondern auch über uns persönlich.

Und ich finde auch, setzt eure Grenzen, wo ihr sie setzen möchtet. Ich habe zum Beispiel eine Grenze, dass man weiß, dass ich Kinder habe, aber sonst weiß man da eigentlich nichts. Es gibt keine Fotos von diesen Kindern.

Ich sage nicht, wer ihre Freundinnen sind oder was die jetzt gerade in der Schule machen oder so. Also, das ist zum Beispiel eine Grenze, die ich gesetzt habe.

Welche Möglichkeiten haben wir trotzdem, Persönlichkeit rüberzubringen? Wir können darüber sprechen, was uns bewegt, was wir an unserem Thema besonders wissens- oder beachtenswert finden.

Wir können eine bestimmte Spezialisierung wählen, auch die zeigt Persönlichkeit. Wenn ich sage, ich möchte Marketing ohne Marktgeschrei, dann sagt das auch etwas über mich als Person aus.

Wir können über unsere Werte sprechen. Ich empfehle zum Beispiel meinen Kundinnen immer mal einen Blogartikel über die eigenen Werte und was die fürs Business bedeuten zu schreiben.

Ist super persönlich, muss aber gar nicht privat sein, denn wenn ich zum Beispiel sage, ein wichtiger Wert von mir ist Ehrlichkeit und das bedeutet, dass ich dir sage, Marketing braucht Zeit und eben nicht irgendwas verkaufe und hoffe, ach, du bezahlst das und dann merkst du hinterher, dass es Zeit braucht. Nein, wenn ich Ehrlichkeit als Wert habe, fülle ich das so mit Leben. Und das sagt auch was über mich als Person aus, ohne dass ich erzählt habe, was es heute zum Mittagessen gab oder so.

[Alex] Das ist wirklich ein guter Punkt. Und ich glaube auch, dass gerade diese Werte, dass die sich auch in unseren Handlungen dann auch fortsetzen sollten.

Also so ein Blogartikel ist dann zwar schon gut, aber wir werden ja auch persönlich, indem wir mit Menschen genauso umgehen in unseren Gesprächen zum Beispiel oder wenn wir mit Menschen schreiben.

Also ich glaube, wenn es so stimmig ist, wie wir uns nach außen geben, wenn das, was wir sagen, und das, was wir tun, wenn das im Einklang ist, dann glaube ich, ist es auch super, um sich persönlich und authentisch zu zeigen, wenn es da keinen Widerspruch gibt.

[Sonja] Auf jeden Fall. Ich glaube, das ist sowieso generell wichtig, weil wenn wir irgendein, ich sag mal, aufgesetztes Marketing betreiben, weil wir denken, das müssten wir, irgendwann bricht dieses Kartenhaus ja zusammen, weil es irgendwo an unsere Integrität geht oder an irgendwas und es nicht mehr stimmig wird.

Also von daher ist es ganz klug von Anfang an, ich sag mal, sich auch so zu präsentieren und auch kontinuierlich durchzusetzen.

Es wird aber leichter, wenn man eben einfach so ist, weil es dann ein stimmiges Gesamtbild gibt.

[Alex] Gerade Verkaufen fällt ja auch leiseren Menschen oft schwer, und du hilfst ja auch dabei, ohne Marktgeschrei sichtbar zu werden. Ich glaube, das ist das, was viele auch mit Verkaufen verbinden, also dass wir uns irgendwo hinstellen und sagen, kauf das, kauf das, hier bin ich und so, und so ist es ja für dich nicht. Wie können denn jetzt leisere Menschen über ihre Angebote sprechen, ohne sich Marktgeschrei und sowas zu bedienen? Hast du da einige Tipps?

[Sonja] Ja, sehr gerne. Also zunächst möchte ich kurz ergänzen, dass ich jetzt Marktschreier per se auch nicht schlechtreden möchte. Wenn jemand so voll aus sich heraus einfach so ein Typ ist, der sagt, here I am, look at me und meine Ansichten und so, okay, dann soll er das machen.

Was vielen Menschen dabei schwerfällt, ist dieses, ich dauerbeschalle die ganze Zeit und ich hoffe, dass irgendjemand darauf anspringt und reagiert. Und was helfen kann, ist einfach das Prinzip umzukehren, weg von einem, ich haue so viel an Message raus, bis jemand reagiert, hin zu einem, ich biete etwas Interessantes an, wonach die Leute sowieso suchen.

Also das ist ja das ganze Prinzip von Content-Marketing, wo wir ja unterwegs sind. Wir erschaffen Inhalte, die für Leute interessant und relevant sind, damit sie zu uns finden und nicht damit wir ihnen nachrennen müssen. Das ist das Grundprinzip, was ich empfehle.

Das macht es schon deutlich ruhiger, deutlich entspannter. Aber es braucht natürlich auch eine gewisse Zeit, bis eine Reaktion kommt, weil wir erstmal auf die Leute warten, die danach gerade suchen. Nicht jeder sucht zu jedem Zeitpunkt genau das, was wir haben und so weiter. Also es braucht einen längeren Atem und es braucht auch Inhalte, die an verschiedenen Stationen ansetzen.

Also wenn wir zum Beispiel über die Kundenreise sprechen, die Menschen eben durchlaufen, bis sie bei uns kaufen, dann kann die sehr kurz sein. Im Fall des Marktschreiers, ich laufe da entlang, der brüllt mich an, ich kaufe, Kundenreise abgeschlossen.

Sie kann aber auch ein bisschen länger sein und das ist bei Content-Marketing, das es ruhiger angeht, in der Regel der Fall.

Jemand sucht zum Thema, wie schreibe ich eine Über-mich-Seite, kommt in meinen Blog, liest es, findet es hilfreich, geht wieder weg. Nichts passiert gefühlt, kommt nochmal zurück, weil der Blog hilfreich war oder hat sich in den Newsletter eingetragen und liest dann von mir, ach, da gibt es einen Kurs, mit dem du deine Website-Texte schreiben kannst. Und dann kauft er möglicherweise im zweiten, im dritten, im vierten, im zwanzigsten Schritt.

Diese Schritte werden tatsächlich im Moment auch immer mehr. Wir hatten vorhin ja schon mal darüber gesprochen, dass Menschen kritischer sind und länger Zeit brauchen. Und ich glaube, gewissermaßen liegt da auch ein großer Teil von verbrannter Erde vor im Onlinebusiness, dass einfach online so extrem viel, vielleicht nicht immer qualitativ Hochwertiges, verkauft wurde, dass die Leute einfach doppelt und dreifach hinterfragen, ist das denn jetzt wirklich vertrauenswürdig?

Aber das ist so das Prinzip. Erschaffe Inhalte, die relevant sind für die Menschen, die du erreichen möchtest. Denk an die verschiedenen Stufen der Kundenreise. Das Erste ist, dass sie dich erstmal bemerken müssen, dass sie irgendeine Form von Aufmerksamkeit für ein Thema haben, was du hast.

Es geht meistens dann über solche inhaltlichen Dinge, Fragen, die sich die Leute stellen. Dann gehört dazu, Vertrauen aufzubauen. Da haben wir über Persönlichkeit vorhin gesprochen.

Es gehört dazu, die Kaufbedenken der Menschen abzubauen und im besten Falle ohne, wenn du es willst, dann kaufst du wirklich, sondern auf empathische Art und Weise, indem wir Argumente zum Beispiel haben, inhaltliche Argumente.

Und dann geht es letztlich ums Verkaufen und das ist das, wo wir eigentlich gerade herkamen. Klar, wir dürfen auch direkt über unser Angebot sprechen. Wir dürfen auch direkt sagen, das biete ich gerade an und nicht immer verklausuliert, weil sonst wird es ja auch gar nicht verstanden. Aber wenn wir so einen Prozess aufbauen, dann können wir sehr gut und sehr angenehm verkaufen.

[Alex] Was ist so deine Erfahrung nach eine Plattform oder generell Marketingstrategien, mit denen leisere Menschen zurechtkommen?

Ich meine, klar, alle sind individuell, aber hast du so Erfahrungen, wo du sagen könntest, zum Beispiel ein Blog oder so, das ist das, was vielen liegt, die ein bisschen zurückhaltender sind? Gibt es da noch andere vielleicht?

[Sonja] Ja, ich bin natürlich jetzt nicht unvoreingenommen, weil ich finde Blogs einfach großartig. Und ich mache tatsächlich auch die Erfahrung, dass das vielen Leuten leichter fällt, zumindest dann, wenn Sie die Angst ablegen, dass ihre Texte nicht gut genug sind.

Das ist so eine Hürde, die man haben kann, aber es ist sehr niedrigschwellig. Es fällt leiseren Menschen oft leichter, weil sie da keine Bühnenpräsenz brauchen. Sie müssen nicht im Video erscheinen, sondern sie haben auch Zeit, diese Texte zu schreiben, wie es beispielsweise in einem Blog ist.

Das kann auch Social Media sein, also da kann man ja auch schreiben, wobei man da sagen muss, je nachdem, wie der Trend gerade ist, werden die einen oder anderen Formate ein bisschen besser gepusht und rein mit Text ist es vielleicht manchmal schwierig.

Es kann natürlich auch sprechen sein, wenn man sagt, ich mag nur nicht, wenn mir jemand zusieht, aber zuhören ist okay, dann kann es zum Beispiel auch ein Podcast sein oder bloggen heißt ja nicht nur, dass man für sich bloggt, sondern man kann auch Gastartikel bei anderen Blogs platzieren und so eine Art Kooperation haben.

Du bloggst bei jemand anderem, der eine ähnliche Zielgruppe hat, derjenige bloggt vielleicht mal bei dir oder Podcast-Interviews, da geht es ja genauso. Gibt schon viele verschiedene Möglichkeiten.

Ich glaube, gerade bei leiseren Menschen ist das Wichtige, mich gucken nicht so viele sofort an und ich muss nicht so on point präsent sein, sondern ich kann mich da auch rantasten.

[Alex] Also es geht auch darum, und das ist ja auch das, was ich dann im Buch so, wo ich drauf rumreite, dass wir quasi auch die eigenen Stärken verstehen und wissen, was können wir denn richtig gut, wo fühlen wir uns wohl.

Ich meine, klar ist es so, dass wir auch bei dem, was wir gut können, auch immer lernen können und es ist uns oft nicht leicht fällt, das zu machen, aber langfristig laugt uns das vielleicht nicht so aus.

Und ich habe so die Beobachtung gemacht, dass gerade so leisere Menschen auch gerne eher schreibend so im Hintergrund tätig sind. Also, genau, Blog, Website, Newsletter vielleicht könnten da die richtigen Striche bringen.

[Sonja] Ja, Newsletter. Genau. Ja, vergessen.

[Alex] Du hast ja auch ein Newsletter?

[Sonja] Ich habe auch ein Newsletter. Genau. Ich wollte noch irgendwas ergänzen dazu. Sekunde, vielleicht habe ich es gleich wieder.

Ach ja, man kann diesen Content aber ja auch verbinden. Also wenn du sagst, unsere Stärken bewusst werden, finde ich super wichtig und wenn wir merken, ja, mir fällt es im ersten Moment leichter, darüber zu schreiben, dann kann ich schreiben und kann aus diesem Blogartikel beispielsweise ja auch noch anderen Content machen, wenn ich eben verschiedene Kanäle, Formate bedienen möchte.

Und ich habe es auch manchmal, dass Leute denken, ja, mein Text ist nicht gut genug oder irgendwelche Erwartungshaltungen an einen guten Text, was ich ganz häufig höre, ist zum Beispiel, Bloggen geht ja nicht unter tausend Wörtern.

Geht schon, also es gibt da jetzt keine Blogpolizei, die kommt und sagt, da fehlen jetzt drei Wörter, das können wir nicht online stellen. Aber dass sie sich dann ausbremsen, weil sie an die Struktur eines Artikels so große Bedingungen quasi geknüpft haben und ihnen fällt es leichter zu sprechen, dann können die auch erst mal was aufsprechen. Man kann sich auch einen Blogartikel diktieren und trotzdem als Blog veröffentlichen.

Also ich glaube, man muss so ein bisschen rausfinden, was liegt mir, was senkt die Hürde, dass ich wirklich rausgehe, weil das ist einfach so elementar wichtig, dass etwas online geht von unseren Inhalten, so weit herunter, dass ich mich regelmäßig traue, Und dann finde ich tatsächlich, es ist jetzt kein Riesengeheimnis, aber die Praxis hilft auch enorm.

Also, man wird einfach besser, wenn man öfter schreibt und wenn man das etabliert als Routine. Und der erste Blogartikel ist schwieriger als der zwanzigste.

Marketing muss realistisch sein

[Alex] Und ich finde auch noch, was hilft, ist eine Portion Realismus.

Also klar kann ich …, du hattest dieses Beispiel, 100 Tage lang einmal live gehen oder so. Das ist für mich komplett unrealistisch.

Also ich wüsste wahrscheinlich schon, dass ich nach dem dritten Tag keine Kraft mehr dazu hätte. Insofern einfach zu fragen, was kann ich auch über eine längere Zeit realistisch durchhalten?

Also zum Beispiel ein, zwei Blogartikel im Monat ist für die meisten, würde ich sagen, sehr realistisch.

Ja, also vielleicht gibt es Leute, die sagen, ich kann auch viermal oder fünfmal im Monat bloggen, aber so ein, zwei im Monat, das halte ich persönlich jetzt schon wie lange, ich weiß nicht, acht, neun Jahre durch. Es ist also wirklich ein gutes Tempo und ich glaube, dieser Realismus ist auch voll wichtig.

Ist das ein bisschen unsexy, ja, aber wir müssen Marketing ja uns nicht nur schön in der Theorie denken, sondern ja auch letzten Endes machen.

Und ja, deswegen bin ich großer Fan davon, realistisch auch zu denken.

[Sonja] Absolut, ja. Und vielleicht auch noch so ein bisschen Regelmäßigkeit. Das ist auch sowas, was mit ganz vielen Hürden verbunden ist, bedeutet nicht exakt immer Montagmorgen geht ein Blogartikel online. Du kannst es auch für dich definieren. Du kannst zum Beispiel sagen, ich mache zwei Blogartikel im Monat und der eine kommt mal Montag, der andere kommt Mittwoch oder in dem einen Monat war es dann doch nur einer, im nächsten waren es drei. Aufs gesamte Jahr gesehen war es dann doch wieder das, was ich vorhatte.

Also da nicht ganz so streng mit sich zu sein, aber schon auch ein Fundament zu legen, das man eben auch durchziehen kann.

[Alex] Ja, ich nenne das immer Freiheit in meiner Struktur. Also ich habe eine Struktur, wo ich immer weiß, das und das.

Aber dazwischen bewege ich mich frei. Und wie du sagst, wenn es mal diesen Monat nichts wird, dann mache ich es halt nächsten Monat doppelt oder so. Also genau.

Was ich auch oft beobachte, ist dieser Gedanke, ach, es gibt schon so viele Blogs zu meinem Thema. Lohnt es sich da überhaupt für mich, noch einen anderen Blog zu starten? Wie siehst du das?

[Sonja] Ja, ich glaube, das gehört so zu den Top-Ten-Sätzen. Das gibt doch schon so viel. Und es ist ja tatsächlich so. Also, wenn wir jetzt unseren Themenbereich einfach mal googeln oder das Thema, über das wir schreiben wollen, und da sind da ein paar Millionen Treffer, naja, ermutigend ist es erstmal nicht.

Aber was helfen kann, ist zum einen die Erkenntnis, wenn ein Thema schon bespielt wird, dann ist es auch ein wichtiges Thema.

Also wir brauchen gar nicht so sehr die Einzigartigkeit in unseren Inhalten.

Wir brauchen natürlich Unterscheidbarkeit, aber jetzt auf das reine Thema bezogen, brauchen wir keine Weltsensation, ein nie dagewesenes Thema, weil möglicherweise sucht dann auch gar keiner danach. Das ist das eine. Also ja, natürlich, wenn es schon Inhalte gibt, dann heißt es nur, dass es da auch Interesse, dass es da auch einen Markt gibt. Und das andere, was ich aber tatsächlich wichtig finde, je voller es wird, das ist auch wichtig, aber was ich wichtig finde beim Umsetzen dann.

Je mehr Artikel schon da sind, umso wichtiger wird, dass unsere gut sind.

Also, dass wir auch ihnen etwas reingeben, was für uns wichtig ist. Dass wir ihnen eine persönliche Note geben. Dass wir uns vielleicht nicht nur als Infotankstelle sehen, sondern auch als Mensch, der da eine Meinung dazu hat. Das geht auch bei fachlichen Artikeln.

Aber auf jeden Fall bloggen, wenn es ein Thema gibt, Weil es gibt ja auch nicht nur einen Kunden oder eine Kundin und einen Anbieter, sondern es gibt extrem viele potenzielle Kundinnen in einem Bereich.

Vielleicht haben die noch nicht die richtige Person gefunden, auch wenn es schon Inhalte gibt. Vielleicht wärst du die richtige Person für die. Also von daher bitte nicht aufhalten lassen davon.

[Alex] Bei mir ist es auch so, wenn ich mich für ein Thema interessiere, dann kann ich auch nicht genug von diesem Thema kriegen. Also dann sage ich nicht, oh, ein weiterer Blog über weiß ich nicht was. Nee, das ist jetzt zu viel, sondern denke, oh ja, noch mehr dazu. Also ich freue mich ja, oder bei Büchern ist es ja auch so, wenn ich einen bestimmten Typ von Roman gerne lese, dann denke ich ja nicht bei der neuen Autorin, oh ne, die lese ich jetzt nicht, ich habe schon drei andere. Also dann denke ich, ja, noch mehr, noch mehr, ja. Also ich glaube, wenn man ein Thema mag, dann will man ja mehr dazu lesen und hören.

Und insofern ist das eigentlich ein gutes Zeichen, finde ich.

[Sonja] Ja, total. Das ist ein richtig cooler Aspekt. Den nehme ich mir mit, wenn ich darf.

Wie wird KI das Marketing verändern?

[Alex] Sehr gerne.

[Sonja] Genau, und man weiß ja nicht, wer dann die richtige Person am Ende ist für eine Zusammenarbeit, aber genau, es gibt nicht nur eine Info, sondern man darf auch mehrere annehmen.

[Alex] Du hast jetzt auch schon einen anderen wichtigen Punkt angesprochen, und zwar das Thema Qualität. Und da würde ich jetzt mal nahtlos überleiten zum Thema KI, weil ich denke mal, dass KI so ein bisschen auch Online-Texte und Online-Marketing verändert hat, so in den letzten Monaten und letzten Jahr. Was ist da so deine Beobachtung und was ist da deine Position? Wie empfindest du das Bloggen und was wird für die Zukunft wichtig sein aus deiner Sicht?

[Sonja] Ja, also ich glaube, das verändert sogar ganz schön viel, auch wenn es vielleicht noch nicht bei jedem in der Praxis so angekommen ist.

Ich glaube, es gibt Chancen und es gibt auch Dinge, die wir uns einfach jetzt bewusster machen dürfen. Also eine Chance zum Beispiel ist, dass wenn wir KI nutzen, wir leichter Texte erstellen können, wenn uns das bisher vielleicht schwer gefallen ist.

Also wenn wir uns zum Beispiel schwer damit tun, uns genau in die Zielgruppe einzudenken. Ich meine, direkter Kontakt ist aus meiner Sicht immer noch der beste und der echteste, aber auch da kann zum Beispiel die KI helfen, unsere Recherchen zu vervollständigen, uns vielleicht bei der Struktur zu helfen, das, was ich vorhin ja als Hindernis angesehen habe, was viele Leute ausbremst, ja, wie genau wird denn das und wie lang soll das werden und wo mache ich eine Überschrift? Da kann so ein Tool schon mal helfen und uns so einen Startpunkt geben.

Was, glaube ich, immer wichtiger wird, ist aber auch, durch diese Tools entsteht jetzt extrem viel Content. Also diese Masse an Inhalten, die wird noch unübersichtlicher und umso wichtiger ist es, dass unsere Texte eben trotzdem auf eine Art und Weise herausstechen. Ich glaube, ein wichtiger Punkt gerade beim Thema Bloggen wird sein, dass wir nicht nur Information brauchen, sondern Information plus X. Also Information plus eine persönliche Haltung dazu. Information plus einen Punkt, den wir ganz persönlich ergänzen oder den wir besonders wichtig finden, der nicht überall schon steht und dann so zusammengesetzt wird aus bestehenden Informationen.

Dass wir uns auch als, wenn wir jetzt Solo-Selbstständige sind, auch als Personenmarke, heißt nicht, dass wir alles teilen müssen, aber dass wir so als greifbare Personen präsent werden.

Das ist etwas, was die KI für mich noch vielleicht auch nicht so ersetzen kann, dass wir eben Menschen sind, dass wir die Fähigkeit haben zu empfinden, dass wir die Fähigkeit haben, Empathie zu äußern. Also tatsächlich spürbare Empathie und nicht aus Inhalten zusammengesetzte theoretische Empathie.

Ich glaube, das wird ganz wichtig, dass wir uns wirklich bewusst machen, es geht nicht darum, dass ich den hundertsten Artikel dazu schreibe, welche Bestandteile kann eine Website haben, sondern dass ich da diesen Plus-X-Faktor noch reinbringe.

[Alex] Und Plus-X, also finde ich ganz toll, ist Meinung, Haltung. Es kann aber auch so etwas sein wie ein eigener Schreibstil, finde ich, oder Humor zum Beispiel.

Also KI kann, finde ich, Humor gar nicht. Und also irgendwie vom Schreiben sich auch abheben, von dem, wie alle anderen schreiben.

Das finde ich persönlich auch ganz gut, wenn ich andere Texte lese, wo ich denke, okay, hier höre ich jemanden in seiner oder in ihrer Stimme sprechen. Das mag ich persönlich sehr.

[Sonja] Das stimmt. Das kann tatsächlich ein wichtiger Faktor sein. Ich muss jetzt an eine Kundin denken, die neulich zu mir meinte, als wir uns getroffen haben, ich habe den Newsletter gelesen und es ist, als würdest du vor mir sitzen, weil er eben nach dir klingt.

Und das stärkt natürlich auch diese vertraute Basis. Also ob wir mit KI jemals so best friend mäßig oder irgendwie eine emotionale Bindung haben werden, stelle ich mal in Frage. Aber ja, ich glaube, da liegen ganz große Chancen, dass wir das unserem Content uns auch zu eigen machen und uns auch trauen, ihm unsere Färbung, unsere Nuancen reinzugeben.

[Alex] Ja, Sonja, jetzt haben wir eine Menge besprochen über das Thema Sichtbarkeitsmut und Texte. Und eine letzte Frage:

Bei dir steht in deinem Prinzip das L für Langfristigkeit. Und wie bleiben wir bei langfristigen Strategien am Ball? Was könnte da helfen? Wie können wir nicht gleich nach drei Blogartikeln aufgeben?

[Sonja] Ja, da greife ich doch mal auf die Meinung einer Expertin, die ich sehr schätze, die mit dem Realismus. Realistisch sein. Und ich weiß, es ist manchmal schwierig, also gerade wenn man Laie ist im Thema Marketing, wenn man ein Business hat, das nicht Marketing ist, sondern Marketing halt für sein Business nutzen möchte, dann prasselt extrem viel auf einen ein und auch leider immer noch extrem viele falsche oder sehr hochgegriffene Versprechen.

Und natürlich möchte man die gerne glauben, aber realistisch sein, im Bereich Bloggen zum Beispiel, nicht zu erwarten, dass ein Blogartikel, den ich heute online stelle, mir morgen Sichtbarkeit bringt, ist, glaube ich, das Allerwichtigste. Weil wenn wir von Anfang an wissen, wir lassen uns auf eine längere Reise ein, dann fällt es auch leichter, die Reise bis zum Ende, wo ist das Ende, aber weiter durchzuhalten, als wenn wir denken, ja, das ist ein Zwei-Stunden-Trip und dann bin ich ja quasi fertig.

Was ansonsten helfen kann, ist, sich Routinen zu schaffen, die eben auch zu dir persönlich passen. Das kann bedeuten, dass du dir eine Schreibatmosphäre schaffst, die du angenehm empfindest. Das dem Schreiben so ein bisschen den Schrecken nimmt, dieses, uh, jetzt muss ich was Produktives für meinen Blog oder für meinen Newsletter machen, sondern dass du es irgendwie schaffst, das zu verbinden mit einem, ah, jetzt habe ich mal Gelegenheit, das rauszulassen, was ich zu dem Thema sagen wollte, kann bedeuten, dass du dir einen Raum irgendwie besonders ausstattest, kann aber auch bedeuten, dass du eine Zeit wählst, die für dich hilfreich ist, dass du eine produktive Zeit wählst und nicht abends, wenn du komplett fertig bist vom Tag, das noch irgendwie reinschieben möchtest.

Sowieso das eigene Marketing – ja, zur Priorität ist immer schwierig. Wir haben ja schon so viele Prioritäten – aber auch ernst zu nehmen, sage ich mal. Marketing ist was, was bei vielen Leuten so unter, wenn ich noch Zeit habe, dann mache ich das noch. Und in der Realität bleibt dann ganz selten noch Zeit, weil sich doch wieder 20 Aufgaben reingeschoben haben. Also so wie wir vielleicht einen Call mit einem Kunden in den Terminkalender eintragen, uns auch unsere Marketingzeit in den Kalender eintragen, wenn wir damit gut arbeiten können. Was auch helfen kann, ist, sich Unterstützung suchen.

Also es gibt ja ganz viele Angebote. Du hast ja Schreibbegleitungen, die du anbietest. Ich habe meinen Content-Club, den ich anbiete.

Es gibt ganz viele Möglichkeiten, wo man Menschen finden kann, die vielleicht ein Coworking mit einem arbeiten oder die auch an ihrem Marketing arbeiten.

Wenn man merkt, oh, dieses allein im stillen Kämmerlein vor mich hinwurschteln, das ist nicht so wirklich hilfreich für mich, dann kann auch sowas helfen.

[Alex] Ist wie beim Sport. Manche gehen alleine joggen, andere brauchen eine Laufgruppe.

[Sonja] Genau.

[Alex] Sonja, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns über dein Thema … so schön mitgenommen hast und erzählt hast. Und ja, vielen Dank.

[Sonja] Ich danke dir für die Einladung und wünsche euch allen ganz viel Freude und Erfolg beim Umsetzen eures Marketings.

Shownotes

Sonjas Website

7 häufige Gründe für Angst vor Sichtbarkeit

Die 4 Säulen des CALM-Marketing-Prinzips

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Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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