Social-Media-frei

Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies


Mock-up eines Smartphones mit dem Podcast ‚Social-Media-frei‘ von Alexandra Polunin – Folge: „Ein kritischer Blick auf Social-Media-Coaches“

Worum geht’s?  

In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.

Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.

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Interview, Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Interview, Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Buch als machbares und zeitlich begrenztes Projekt – Interview mit Melanie Eschle

In diesem Podcastinterview habe ich Melanie Eschle zu Gast. Melanie unterstützt Expert*innen dabei, ihr eigenes Buch zu schreiben. Und im Interview wird sie uns verraten, wie wir das Buch als ein machbares Projekt planen.

In diesem Podcastinterview habe ich Melanie Eschle zu Gast. Melanie unterstützt Expert*innen dabei, ihr eigenes Buch zu schreiben. Und im Interview wird sie uns verraten, wie wir das Buch als ein machbares Projekt planen.

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[Alex]Ja, hallo Melanie. Ich habe mal gelesen, dass rund die Hälfte der Deutschen ein Buch schreiben will, aber nur sehr wenige von ihnen machen das dann auch tatsächlich. Woran liegt das deiner Meinung nach? Also ist es mangelndes Selbstvertrauen, ist es Prokrastination oder etwas anderes?

[Melanie]Ja, die Zahl kenne ich auch und ich finde es total schade, dass das so wenig Leute machen.

Aus meiner Erfahrung, der erste Grund, den ich immer genannt bekomme von Menschen, die ein Buch schreiben müssen oder wollen beziehungsweise, ist, dass sie keine Zeit haben. Der Wunsch ist da, aber die Zeit fehlt. Und dementsprechend wäre das wahrscheinlich dann so das Thema Prokrastination.

Allerdings bin ich da immer ein bisschen skeptisch, denn ich bin überzeugt, dass Prokrastination eigentlich immer nur ein Symptom ist, aber nicht die Ursache. Denn ich gehe ins Verschieben, wenn ich nicht weiß, was ich zu tun habe oder mir unsicher bin oder mir der Fokus fehlt.

Und dementsprechend lasse ich die Ausrede ungerne gelten und gehe dann immer nochmal einen Schritt tiefer rein und sage, dass diese Prokrastination eigentlich ein Ende finden kann, wenn du genau wüsstest, warum du ein Buch schreiben möchtest, was du damit anfangen willst.

Und dann gehen wir von einer ganz anderen Situation aus. Wenn das Ziel klar ist, dann kann man nämlich eigentlich auch die dahinführenden Schritte viel besser planen.

[Alex]Das bedeutet, all diese Prokrastinationstipps können wir uns eigentlich sparen oder Tipps, wie man Prokrastination überwindet. Also das ist einfach dann die falsche Ebene, auf der wir dann ansetzen, richtig?

[Melanie]Ich würde sagen, ja. Also das ist ja ähnlich wie bei der Aussage, ich möchte mehr Sport treiben oder ich möchte meine Ernährung verbessern.

Das ist auch so schwammig, aber wenn man ein konkretes Ziel hat und sich sagt, ich möchte keine Ahnung, mehr Sport treiben, weil mir mein Rücken wehtut und ich gesünder leben will, dann hat man ein ganz anderes Ziel vor Augen. Und deshalb ist diese Konkretisierung eines Ziels beim Buchschreiben für mich auch immer der erste Step, den ich mit meinen Kunden und Kundinnen bespreche, weil ich dahinter komme, warum willst du es?

Buchschreiben als Projekt

[Alex]Du hast schon so ein bisschen die Richtung eingeschlagen. Also dein Ansatz ist ja, dass du das Buchschreiben als ein machbares und zeitlich begrenztes Projekt siehst. Was genau meinst du damit? Kannst du das ein bisschen erläutern?

[Melanie]Ja, mir ist es wichtig, dieses Thema Buch so ein bisschen aus dem Elfenbeinturm zu holen und diese intellektuelle Aura wegzupusten.

Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, das war 2020, da habe ich mein erstes Buch geschrieben und hatte da aufgrund der Umstände nur sechs Wochen Zeit, es abzuliefern. Da hieß es ganz oder gar nicht, es war ein ganz brandaktuelles Thema. Wir waren da im Sommer alle noch so halbwegs im Lockdown und das Buch handelte von digitalen Events und der Verlag ist darauf angesprungen und hat gesagt, spannend, aber damit ihr noch in die Herbstrutsche kommt, brauchen wir es in sechs Wochen.

Und mit dem Druck im Nacken habe ich einfach angefangen, dieses Projekt zu planen mit Anfang, Mitte, Ende, weil das Ende stand ja fest. Und habe mir da kleine Arbeitsaufträge gemacht, die ich Stück für Stück abgearbeitet habe.

Und nach sechs Wochen stand das Buch. Das würde ich jetzt nicht unbedingt meinen Kundinnen empfehlen. Das geht auch schöner, so ein Buch zu schreiben. Aber die Techniken und Vorgehensweisen, die ich mir da zum ersten Mal herangeschafft habe, die waren total nützlich, um es einfach machbar zu machen. Und das möchte ich weitergeben, indem ich den Elefanten sozusagen in kleine Häppchen zerstückele, damit man ihn leichter essen kann sozusagen.

Techniken und Vorgehensweisen beim Buchschreiben

[Alex]Sechs Wochen, das ist schon krass sportlich.

[Melanie]Das war hart. Ich meine, das war jetzt auch kein Kompendium. Es war so ein kleiner Praxisratgeber. Aber schön war es nicht.

Letzten Endes war es aber total sinnvoll, um einfach da mit Scheuklappen durchzugehen und sich diese Häppchen selber zu machen und das wirklich als Projekt zu sehen, zu planen, die einzelnen Meilensteine abzuarbeiten. Und dann hatte ich hier überall zum Beispiel meine Post-its hängen, wie viele Seiten ich pro Tag dann schreiben musste. Und die habe ich dann abgerissen und konnte dann sehen, wie es vorwärts ging.

Und diese Motivation und diese grundlegende Vorgehensweise, die finde ich total nützlich, um es halt einfach machbar zu machen und nicht dieses diffuse, ich sitze an meinem Schreibtisch Monate, Jahre lang, trinke Rotwein, sitze in müffelnden Klamotten und komme trotzdem nicht vorwärts. Und habe keine sozialen Kontakte.

[Alex]Das ist ja so das Bild von den Menschen, die schreiben, so ein bisschen vorherrscht. Dieses Genie, dann ist es so inspiriert und dann schreibt das alles nieder und so.

Und genau, trinkt Rotwein oder schläft bis zwei Uhr nachmittags oder sowas. Aber das ist bei mir auch nicht so, wie ich schreibe. Und deswegen bin ich total gespannt, wie du das Ganze machst.

Und ja, wenn du willst, kannst du das ein bisschen erzählen. Also wenn ich mich quasi entscheide, jetzt ein Buch zu schreiben, sehe ich erst mal diesen Wust an Aufgaben. Du hast gesagt, ich sehe so einen großen Elefanten.

Und die Frage ist jetzt, wie bringe ich da Ordnung rein? Also was sind einzelne Schritte, die ich unternehmen kann, um das Buchschreiben dann in ein realisierbares Projekt zu verwandeln?

[Melanie]Genau. Und ich glaube, was man als allererstes sich bewusst machen darf, ist, dass Buchschreiben ganz viel Vorabplanung ist. Und diese Angst vor dem Schreiben, wenn ich noch nie so einen großen Text produziert habe, die kann man vielleicht ein bisschen reduzieren, wenn man sich bewusst macht, wie viel Planung vorausgeht. Und dass das Schreiben, ich weiß nicht, du kannst das vielleicht auch sagen, wie es bei dir war, aber ich würde sagen, das aktuelle Schreiben sind vielleicht 50 Prozent von so einem Buchprojekt und ein riesengroßer Teil ist Planung und dann kommt nochmal ein großer Teil Überarbeiten dazu.

Also vor diesem Schreiben braucht man gar nicht so große Angst haben, finde ich. Erst recht nicht, wenn man weiß, welche Schritte und welche Entscheidungen vor dem Schreiben getroffen werden sollten.

Und den einen hatten wir ja schon, das Ziel, also warum willst du das Buch überhaupt haben? Da gibt es ja unterschiedliche Ziele.

Viele meiner Kundinnen wollen sich halt als Expertin positionieren oder die eigene Sichtbarkeit erhöhen oder das Buch als langlebiges Marketing-Tool verwenden.

Was ich mir vorstellen könnte, was zum Beispiel auch dein Ziel war, weil das ja deine ganze Theorie, deine ganze Maxime ist, so langlebige Texte zu produzieren, die langfristig weiterverwendet werden können.

Ich hatte aber auch schon eine Kundin, die mit ganz vielen Ideen kam. Das war eine Frau, die mehrfache Behinderungen hatte und ihre Erlebnisse aufschreiben wollte. Und wir dann irgendwann drauf gekommen sind, nein, eigentlich will sie Role Model werden, um dieses Thema weiter in die Sichtbarkeit zu bringen.

Und mit dem Ziel im Herzen schreibt es sich natürlich ganz anders und man geht die Schritte ganz anders.

Und dann geht es natürlich weiter, dann kommen auch so unangenehme Dinge, wo die meisten nicht so große Lust zu haben, wie Zielgruppenanalyse.

[Alex]Gehört ja in jedes Exposé im Grunde rein.

[Melanie]Genau, gehört in jedes Exposé und ich höre dann ganz häufig, ja, das weiß ich, ich habe ja meine Kunden und Kundinnen, kenn ich, das geht schnell.

Und dann geht es am Ende doch gar nicht so schnell, wenn man sich da wirklich mal ernsthaft mit beschäftigt.

Und das sind dann so Schritte, da ist es ganz schön, wenn man jemanden hat, der einen doch dazu bringt, da nochmal ernsthaft drüber nachzudenken.

Und naja, und dann geht es natürlich weiter in die Themenfindung und in die Gliederung, in die Struktur.

Und so arbeite ich mich dann immer vom großen Ziel immer in die kleineren Schritte und sorge dafür, dass jede Entscheidung, die getroffen wurde, wieder den Weg klarer macht für die nächste Entscheidung.

Planung ist alles

[Alex]Du hast schon am Anfang gerade das Thema Länge angesprochen, also dass dieser Planungsprozess auch dauern darf, und du hast gesagt, Schreiben ist so 50 Prozent und ich kann das voll bestätigen. Also ich glaube, bei mir ist das Schreiben sogar noch ein bisschen geringer gewesen.

Also das Buch hat ungefähr ein Jahr gedauert und ich würde sagen, ein Drittel davon war Schreiben, ein Drittel davon war Planung und ein Drittel war Überarbeiten. Und gerade das Planen, das hat einfach so vieles erleichtert dann im Schreibprozess.

Also ich glaube, man ist geneigt, das zu überspringen und zu denken, ach komm, also vor allem, wenn man vielleicht in Richtung Self-Publishing geht, sieht doch keiner, braucht doch keiner, weiß doch keiner so. Aber ich war total erstaunt, wie lange wir an der Gliederung gefeilt haben im Verlag. Und dass man da so krass profitiert davon, einfach weil ich zu keiner Zeit gedacht habe, okay, und was schreibe ich jetzt eigentlich? Ich wusste es und musste einfach nur in meine Gliederung gucken und habe dann einfach geschrieben.

Also ich wollte es nur noch mal unterstreichen, dass dieser Planungsprozess wirklich dauern kann, je nachdem, wie umfangreich das Buch natürlich wird und vielleicht auch je nachdem, ob ich das das erste Mal mache oder vielleicht schon geübter bin.

Aber gerade fürs erste Mal, glaube ich, würde ich da wirklich Wochen, wenn ich gar zwei, drei Monate, wenn ich das nebenbei so mache, einplanen.

Oder wie siehst du das? Welcher Zeitraum schwebt dir da so vor?

[Melanie]Naja, es kommt halt immer darauf an, wie viel Zeit du hast, um die da zu investieren.

Wenn du sagst, okay, ich mache die nächsten drei Monate nichts anderes, dann kann es natürlich schnell gehen. Aber das tut ja niemand von uns. Also wir schreiben die Bücher dann ja alle neben dem normalen Alltagswahnsinn. Und von daher ist das schon sehr realistisch, was du da gesagt hast.

Ich habe ein Programm, das geht über sechs Wochen, was ich mit meinen Kundinnen mache. Und da gehen wir in die Themen rein.

Aber grundsätzlich, wie man überhaupt rangeht an eine Gliederung. Also der Schritt davor ist dann die Zielgruppe. Und wenn du weißt, wer deine Zielgruppe ist, dann kannst du natürlich auch viel leichter in die Gliederung gehen, weil du weißt, okay, für wen schreibe ich konkret? Ich habe eine Persona erstellt. Ich schreibe jetzt für Susanne Schmidt. Und die hat die und die Probleme. Und anhand dessen kannst du dann deine Gliederung viel leichter erstellen.

Wenn du die Gliederung hast, dann gehst du halt nochmal tiefer rein und überlegst dir, was sind da die Inhalte. Dann schreiben wir das auch in die Gliederung schon in Stichworten rein und überprüfen immer wieder, löst das ein Problem? Möchte Susanne das wissen oder sind das nur extra Informationen? Und so verfeinert sich das Ganze immer, dass es natürlich eine möglichst kleinschrittige Anleitung dann am Ende für dich ist, die du dann im besten Fall nur noch runterschreiben kannst.

[Alex]Ich habe vom Verlag damals den Tipp bekommen, den fand ich total hilfreich, und zwar mir so eine Reader's Journey vorzustellen. Also es gibt ja die Customer Journey, die kennen vielleicht die Leute, die Marketing machen. Aber so eine Reader's Journey finde ich auch super hilfreich, also sich vorzustellen, die Leserin oder der Leser legt eben so eine Reise zurück, steht dann einen gewissen Punkt und dann will sie irgendwo hin. Und welche Station braucht sie dann, um da hinzukommen? Und anhand von dieser Frage konnte ich da viel besser die Gliederung erstellen, weil ich wusste, okay, diese Punkte muss ich Schritt für Schritt behandeln. Das war dann so ein logischer, stringenter Aufbau, also aus meiner Sicht. Und dann war quasi meine Aufgabe, das dann mit den Themen zu füllen. Also vielleicht für jemanden, der sich das vorstellen will, so metaphorisch, finde ich, hilft das, sich das jetzt so eine Reise vorzustellen, die die Leserin oder der Leser dann macht.

[Melanie]Passt dann für dein Buch. Aber es gibt ja auch andere Bücher, die nicht so stringent aufgebaut sind, dass du sie von Deckel zu Deckel liest, sondern da kannst du hin und her springen und dir deine Informationen rausholen.

Also ich hatte da zum Beispiel eine Kundin, die hat zum Thema Online-Präsenz ein Buch geschrieben. Und da ging es dann auch um verschiedene Bereiche. Und das musstest du nicht von vorne bis hinten lesen, sondern du konntest hin und her springen, was für dich gerade relevant ist. Und dann musst du aber natürlich in der Gliederung da vielleicht nicht so sehr auf diese Reader-Journey eingehen, sondern in der Gestaltung des Buches eher darauf achten, dass man sich zurechtfindet.

Techniken und Vorgehensweisen beim Schreiben

[Alex]Hast du denn bestimmte ... Tools, Programme, Techniken, wie du in so eine Planung rangehst? Oder kann man das jetzt, blöd gesagt, auch auf Papier machen mit einem Stift?

[Melanie]Du kannst alles mit einem Stift auf Papier machen.

[Alex]Oder hast du so eine bestimmte Struktur, so eine Herangehensweise, wie du das systematisch machst?

[Melanie]Also von den Themen her, die wir halt eben schon am Wickel hatten: Ziel, Zielgruppe, Thema, Gliederung. Und dann mache ich auch sehr gerne noch die Struktur einzelner Kapitel, Weil, wie gesagt, einzelne Häppchen, die man gut abarbeiten kann, ich liebe es, wenn Kapitel gleich aufgebaut sind und meine Kundinnen dann wissen, okay, hier starte ich mit einem Storytelling-Teil, da kommt eine Statistik, da kommt dann mein Tipp und am Ende kommt der Kasten mit den Lifehacks oder whatever. Also da gibt es ja tausend verschiedene Strukturen, die man argumentativ anwenden kann.

Und für jedes Thema gibt es gute Methoden aus der Schreibberatung, die man da anwenden kann, um sich seinem Ziel zu nähern. Ich gucke dann immer, was meine Kundinnen so für Typen sind, ob die da sehr strukturiert rangehen oder ob die auch mal einen kreativeren Ansatz brauchen.

Ein Beispiel: Zielgruppe ist ja bei den meisten nicht so super beliebt, das Thema, sich da nochmal eingehend mit zu beschäftigen. Da kann man eine Persona erstellen mit Deckbriefen.

Was ich aber zum Beispiel auch total gerne mache, ist, dass ich einen Leserbrief aus der Zukunft schreiben lasse. Wenn das Buch zum Beispiel schon rausgekommen ist und du hast einen richtigen Superfan, der dir schreibt und sagt, das Buch war mega, hat mir total geholfen und sich dann rückwärts da reindenkt, wieso ist der so begeistert.

Dann hast du einen kreativen Ansatz, der deinen inneren Zensor sozusagen auch ein bisschen austrickst und kommst so über Umwege an die Informationen, an die du rankommen willst. Weil gerade dieser innere Zensor ist ja häufig ein schlechter Ratgeber beim Buchschreiben. Da kommen ganz oft Zweifel auf und ich versuche dann immer so Techniken zu benutzen, wo man diese Stimme im Kopf ein bisschen umgehen kann, indem man kreativere Übungen dazu macht.

[Alex]Es gibt ja immer so verschiedene Herangehensweisen, wie man mit dieser inneren Stimme umgehen kann. Also das heißt, du versuchst, die ein bisschen auszuschalten oder mit ihr zu sprechen oder die zu überlisten? Oder was ist da deine Herangehensweise?

[Melanie]Ja, ich glaube, so ein bisschen überlisten. Ich glaube, ein bisschen überlisten, weil es geht ja bei mir häufig um Expertinnenbücher, um es fürs Marketing und die Sichtbarkeit zu benutzen. Und alle, die diese Bücher für sich schreiben, die sind Expertinnen. Also das ist ihr Job.

Und da kommen ganz oft dann so Zweifel auf wie, bin ich überhaupt gut genug, ein Buch zu schreiben? Weiß ich genug? Darf ich mir das überhaupt erlauben? Und da versuche ich dann immer reinzugrätschen und dafür zu sorgen, dass diese Stimme nicht so laut ist.

[Alex]Ich finde, gerade, wenn es so allgemeine Phrasen sind, wie: Bin ich gut genug, darf ich das oder darf ich mir die Zeit nehmen, ich schiebe das mittlerweile auch einfach zur Seite, weil ich weiß, das ist mir überhaupt nicht dienlich.

Also wenn die Stimme jetzt sagen würde, hey, Kapitel 9 ist aber irgendwie echt lang im Vergleich zu anderen Kapiteln, dann weiß ich, ah okay, da kann ich mir was Konkretes angucken, nämlich die Länge und kann nochmal gucken, vielleicht kann ich da irgendwas kürzen.

Aber all diese Sachen, die sind ja in der Regel gar nicht hilfreich, wenn mir jemand sagt, darfst du das überhaupt oder bist du überhaupt gut genug? Das ist meistens eine Diskussion, die ich nur verlieren kann mit meiner inneren Stimme.

Und deswegen schiebe ich das mittlerweile auch echt einfach konsequent zur Seite und denke mir so, jetzt nicht. Jetzt nicht, ich frage das gerade gar nicht. Also ich finde, wenn man so überlegt...

Ich finde, Kritik ist an sich ja gut. Ein Buch braucht ja auch kritische Stimmen und braucht ja auch Überarbeitung. Es ist ja auch so ein ganz großer Teil von einem Buch. Aber die Frage ist immer, auf welcher Ebene ist es? Also ist es auf so einer konkreten Ebene oder ist es eben auf so einer allgemeinen Ebene, die uns überhaupt gar nichts gibt?

[Melanie]Was ich auch total gerne mache, ist, wenn tatsächlich der Rohtext geschrieben wird und du dann, keine Ahnung, deine Gliederung hast und da hängen bleibst, weil dir noch Informationen fehlen oder du denkst, na, das ist doch nicht so ganz rund.

Und beim Rohtext geht es mir immer darum, dass Text auf Papier kommt und dass genau da dieser innere Zensor möglichst leise ist. Man kann ihn aber nicht immer ausschalten.

Und deshalb rate ich dann immer dazu, diese innere Stimme einfach mit einzubauen. Auf verschiedene Art und Weise kann man das dann direkt in den Text machen. Entweder du schreibst dir einen Kommentar, wo dann steht, die Passage ist noch doof, aber du schreibst sie trotzdem runter und guckst später dann drauf. Oder du machst dir Sonderzeichen an die Passage, irgendwie Sternchen oder Hashtagzeichen. Dann kannst du es hinterher wieder rausfiltern über die Suchfunktion und dir alle Stellen, an denen du noch gezweifelt hast, nochmal separat angucken.

Aber es bringt dich dann nicht aus dem Schreibfluss. Du bleibst nicht hängen an einem Satz, der irgendwie nicht schön formuliert ist oder der vielleicht noch, keine Ahnung, eine Statistik ist, die rauskopiert wurde und so nicht stehen bleiben kann.

Das wird einfach markiert, das wird wahrgenommen, als ist noch nicht perfekt und dann wird einfach weitergemacht.

Und im nächsten Schritt kann man sich diese ganzen Dinge dann wieder rausfiltern und nochmal separat drauf gucken. Aber man ist im Schreibfluss und man kommt auf jeden Fall weiter.

[Alex]Das finde ich auch. Also das Wichtigste ist einfach, eine erste Fassung zu schreiben. Und das ist so das Ziel. Das Ziel ist nicht, eine perfekte Fassung zu schreiben, sondern eine Fassung zu schreiben.

Und solange ich das nicht mache, gehe ich da auch nicht rein und korrigiere, sondern mache das dann hinterher.

Also finde ich ein ganz, ganz wichtiger Perspektivwechsel auch. Also dass ich das Schreiben und vom Überarbeiten einfach so konsequent trenne. Und wenn ich denke, ich habe da vielleicht Stimmen in mir, die sagen, aber das ist vielleicht doof oder so, wie du sagst, einfach nebendran zu notieren. Das finde ich eigentlich einen super Tipp.

Schreibtypen und ihre Merkmale

Jetzt haben wir schon so angefangen, über Schreiben zu reden. Ich wollte dich noch fragen, ich habe nämlich auf deiner Website gelesen, dass du verschiedene Schreibtypen voneinander unterscheidest.

Und das fand ich total interessant. Also, welche Schreibtypen gibt es denn oder kennst du? Und warum ist es so wichtig, seinen Schreibtyp zu kennen? Also, was für Vorteile hat das?

[Melanie]Also, es gibt das Feld der Schreibforschung tatsächlich. Und auch noch gar nicht so lange. Also das ist in den 60er-, 70er-Jahren, glaube ich, in Amerika aufgekommen als tatsächlich wissenschaftliches Feld und in den 80er Jahren dann erst nach Deutschland rübergekommen. Und mittlerweile gibt es so verschiedene Ansätze zu den skurrilsten Schreibtypen, also vom Redakteur zum Puzzler zum, was gab es da noch, das Eichhörnchen.

Also die verrücktesten Sachen, wie man schreibt, grundsätzlich basieren die aber alle auf zwei Schreibtypen, die ich für mich auch nutze, weil ich sie sehr nachvollziehbar finde.

Das ist zum einen der Strukturschaffer oder der Strukturschaffer. Ich versuche es zu gendern, aber das gelingt mir nicht immer. Und das sind so Personen, die einfach drauf losschreiben, die keinen langen Anlauf brauchen, denen es wichtig ist, ihre Gedanken zu Papier zu bringen und die Vorteile von denen sind, dass sie relativ wenig Angst vor dem Weißen Blatt haben und in kurzer Zeit ziemlich viel Text produzieren können.

[Melanie]Hat allerdings den Nachteil bei so großen Schreibprojekten, dass man vielleicht abschweift, die Zielgruppe nicht mehr im Blick hat, andere Themen noch reinnimmt und so ein bisschen die Struktur vernachlässigt.

Das funktioniert total gut bei kurzen Texten, bei langen wird es irgendwann schwierig. Demgegenüber stehen die Strukturfolger und das sind die Menschen, die sehr ausgiebig und sehr lange nachdenken, bevor sie überhaupt etwas zu Papier bringen.

Die haben eigentlich schon alles im Kopf und durchdekliniert, fangen mit der Gliederung an und schreiben dann sehr sorgfältig, Step by Step, das, was sie vorher geplant und recherchiert haben, runter.

Die haben den Vorteil, dass sie eine super Struktur meistens haben.

Der Nachteil ist, dass bei den Dingen, die im Schreibprozess aufkommen, meistens nicht so richtig gut da einfügen können, weil sie ja festgelegt haben ursprünglich, was der Inhalt sein soll.

Und die haben, wie gesagt, beide ihre Vor- und Nachteile. Das Wichtige bei der Kenntnis des eigenen Schreibtyps ist, dass du deine Stärken kennst und weißt, wie du mit deinen Schwächen umgehen kannst.

[Melanie]Bei großen Schreibprojekten erkennt man Strukturschaffer und Strukturfolger meist sehr schnell, denn die Strukturschaffer, die schreiben die Einleitung und den Schluss immer erst am Ende, weil sie am Anfang gar nicht wissen, was am Ende dabei rauskommt.

Und für die Strukturfolger ist das überhaupt kein Problem, weil sie wissen einfach vorher schon, wo sie hinwollen und die können das von vorne bis hinten runterschreiben.

Aber denen fehlt manchmal die Kreativität. Also die haben Schwierigkeiten, wenn sie während des Schreibens dann doch merken, dass ein Thema noch dazu muss oder abgeändert werden muss. Da sträubt es sich dann in denen und die haben dann Probleme, ihren Plan wieder umzuschmeißen.

[Alex]Gibt es denn so eine Verteilung? Also was ist dann der häufigere Schreibtyp?

[Melanie]Also ich wüsste jetzt keine prozentuale Verteilung. Ich weiß aber, dass man einen angeborenen Schreibtyp hat und dass man sich aber umtrainieren kann. Das heißt, wenn du vielleicht in einem wissenschaftlichen Kontext arbeitest, dass du dir dann selber antrainierst, dass du ein Strukturfolger wirst, weil das von dir erwartet wird, so wissenschaftlich zu arbeiten und du dann aber immer Probleme damit hast. Das ist so wie umtrainierte Linkshänder, so stelle ich mir das ein bisschen vor. Du kannst es, aber es fühlt sich nicht richtig gut an.

Schreibroutinen entwickeln

[Alex]Man kann ja eigentlich immer gute Gründe finden, nicht zu schreiben. Also: Ich habe andere Dinge zu tun. Oder: Mir ist gerade nicht danach. Aber das Geheimnis ist ja, sich trotzdem täglich oder zumindest regelmäßig hinzusetzen und zu schreiben.

Und wie geht das deiner Erfahrung nach? Also wie finden Autor*innen eine Schreibroutine? Welche Möglichkeiten gibt es da?

[Melanie]Planung. Planung ist mein A und O. Also es konkret machen, wie mit allen Dingen. Wie mit Joggen und mit Sport und mit gesunder Ernährung.

Ich empfehle es tatsächlich als konkreten Termin in den Kalender einzutragen, eine Schreibzeit.

Weil sonst rutscht es häufig weg, wenn es keine Priorität eingeräumt bekommt.

Und das Beste ist, dass du dir regelmäßig, wenn es nicht anders geht, Kurzzeit einplanst als irgendwie große Strecken am Stück.

Also lieber dreimal die Woche eine halbe Stunde als am Freitagmorgen zwei Stunden am Stück. Das halte ich für effektiver.

Und eine zweite Sache ist vielleicht noch, was ich auch merke, was mir sehr hilft, ist, dass ich mich zum Coworking tatsächlich verabrede.

Das fand ich, bevor ich es die ersten Male gemacht habe, als Vorstellung total bescheuert, muss ich sagen. Mich mit jemandem oder mit einer Gruppe zu verabreden per Zoom, eine Kamera anzustellen und dann redet keiner, sondern jeder arbeitet vor sich hin. Da dachte ich, was für ein Blödkram. Aber es sorgt halt für eine totale Verbindlichkeit und ich bin viel produktiver, wenn ich das tue.

Und das kann ich einfach auch empfehlen, sich zu verabreden und drüber zu sprechen. Das ist mein Ziel für heute und es dann durchzuziehen.

Wie ist es bei dir, schreibst du alleine? Du hast auch deine Gruppen, oder?

[Alex]Ja, ja, ich wollte gerade sagen. Also ich habe ja vor nicht allzu langer Zeit immer die Schreibcircles gemacht. Da war die Rückmeldung auch immer, es hilft zu wissen, da ist ein Termin und da kann ich auftauchen oder ich muss auftauchen. Ich habe immerhin Geld bezahlt und so.

Und diejenigen, die da wirklich aufgetaucht sind, die haben dann auch ihre Texte geschrieben. Ich muss sagen, ich bin nicht der Typ. Ich weiß nicht, warum. Wenn ich schreibe, sehe ich total verwahrlost aus und bin so ein [unverständlich] im Pyjama auf dem Sofa, so nach dem Motto. Also mich würde das, glaube ich, eher stören.

Aber ich glaube, da ist es auch einfach wichtig, vielleicht auch mal ein paar Dinge auszutesten und zu überlegen, was hilft mir. Weil es gibt, glaube ich, kein Geheimrezept, Sondern es gibt verschiedene Möglichkeiten und man muss die am Anfang testen, um dann festzustellen, was für einer besten funktioniert.

[Melanie]Total. Und vor allem auch deine Zeit rauszufinden. Kannst du früh gut schreiben, kannst du nachts gut schreiben, wenn alle im Bett sind und Ruhe herrscht.

Bei mir, mein Gehirn schaltet aus ab 18 Uhr. Ich stehe lieber zwei Stunden früher auf und habe dann meine Ruhe. Aber das geht natürlich nicht jedem so.

Und genau, das muss man einfach testen. Ich könnte auch nie im Leben in einen Café schreiben. Also ich habe da auch Kolleginnen, die das lieben, im Trubel zu schreiben. Das ist ein absolutes Nightmare für mich. Ich brauche Ruhe und kein Radio. Aber wie du schon sagst, also da muss man tatsächlich gucken, was für einen gut passt. Und ich plädiere ja auch dafür, sich so schön wie möglich zu machen und so ein bisschen zu ritualisieren.

Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass ich Schreiben einfach so gerne mag und möchte, dass alle anderen es auch gerne mögen und sich einen Tee kochen und ein schönes Notizbuch kaufen. Ich zelebriere das. Also ich mache es einfach so schön wie möglich.

[Alex]Was ich ziemlich spät für mich entdeckt habe, aber jetzt seit einigen Wochen, jetzt für das neue Buch, an dem ich schreibe, habe ich es endlich entdeckt und zwar Noise-Cancelling-Kopfhörer. Ich will nicht mehr ohne schreiben.

Ich finde das so toll, weil bei uns laufen ja ständig Kinder und Hunde rum. Und mit den Noise-Canceling-Kopfhörern, ich mache mir immer so Lo-Fi-Schreibmusik an. Die ganze Zeit. Finde ich ganz toll. Also ich bin da so richtig im Fokus drin. Und jetzt neulich habe ich irgendwie in einer Stunde fünf, sechs Seiten einfach nur damit geschrieben.

Und genau, aber das wechselt auch bei mir. Also ich merke, im Sommer schreibe ich zum Beispiel anders als im Winter.

Im Sommer, ich weiß nicht warum, doch ich weiß warum, weil wir leben im Altbau und haben keine Rollos, wir dürfen außen keine Rollos dran bringen und deswegen kommt bei uns all das Licht sehr früh rein und im Sommer bin ich echt schon um halb sechs einfach super wach, gehe mit dem Hund raus und sitze dann oft schon um halb sieben einfach am Schreibtisch und deswegen schreibe ich im Sommer immer vormittags und kriege bis zwölf eigentlich fast alles gebacken.

Und jetzt im Winter wird es erst um acht richtig hell gefühlt. Also mein Kopf ist da irgendwie noch gar nicht wach. Und ich merke, erst nachmittags komme ich so richtig in Fahrt.

Also auch das kann ja irgendwie eine Rolle spielen. Welche Jahreszeit haben wir gerade? Wie hell ist es draußen? Auch da kann man mal drauf achten, ob das einem weiterhilft, da so ein bisschen zu gucken.

Freewriting und kreative Techniken

[Melanie]Weißt du, was mir gerade noch für ein Gedanke kam? Also ich schreibe gerne und du schreibst auch gerne. Wenn ich jetzt Autorinnen habe, die so ein bisschen Bammel davor haben, einen größeren Text zu schreiben, empfehle ich auch immer, dass man sich tatsächlich mal das Freewriting zu Gemüte führt.

Und ich finde, das ist ein total schönes Tool. Geht im Grunde genommen so, dass du dir eine bestimmte Zeit setzt, zehn oder zwanzig Minuten, Stift in die Hand nimmst und losschreibst. Es gibt da fokussiertes Freewriting zu einem bestimmten Thema, muss aber gar nicht sein, sondern super ist, wenn man einfach losschreibt. Alle Dinge, die einem so einfallen vom Kopf in die Hand.

Die einzige Regel ist, dass man nicht aufhört mit dem Schreiben. Wenn dir nichts einfällt, schreibst du, mir fällt nichts ein, ich male jetzt Kringel und dein Gehirn kann gar nicht anders, um wieder neuen Output zu kreieren. Und das Schöne daran ist, dass es meiner Meinung nach so dieses Besondere vom Schreiben für Nicht-Autoren so ein bisschen runter reduziert, indem man es einfach häufig praktiziert. Ich produziere jetzt Text und das mache ich am besten jeden Tag oder jeden zweiten in einem Freewriting. Und dann ist dieses sich an den Rechner setzen und am eigenen Buch schreiben nicht mehr so eine besondere Situation. Weißt du?

Es wird so ein bisschen normaler, dass man schreibt und trickst auch wieder den Kopf ein bisschen aus, dass da jetzt keiner blockiert, weil jetzt der große Texterguss kommen muss, sondern nee, ich schreibe jetzt halt. Mache ich ja jeden Tag.

[Alex]Ich mache das ganz gern als Aufwärmübung vor dem Schreiben. Das habe ich in den Schreibcircle immer gemacht, dass wir so 10, 15 Minuten einfach erst mal so, ich habe das Braindump genannt, also dass wir so unseren Kopf entleert haben.

Und ich finde ja, man muss immer am Anfang schreiben und das ist meistens immer Müll und dann kommt man erst zu den guten Sachen.

Also hilft es da einfach, mit so einem Braindump zu starten. Und es gibt ja auch diese Morgenseiten, das ist ja auch so was Ähnliches von Julia Cameron. Also dass man das einfach morgens macht, da schwören auch viele drauf.

Also morgens muss ich erst mal mit dem Hund raus, aber vielleicht für diejenigen, die noch gemütlich im Bett sitzen bleiben können oder wollen, wäre das vielleicht auch eine Option.

Schreibblockaden und Lösungen

Wie kommt es dann deiner Erfahrung nach dazu, dass Menschen sagen, sie haben eine Schreibblockade? Also ich persönlich glaube nicht so an Schreibblockaden. Ich wäre da so eher so bei dir, dass du am Anfang gesagt hast, hey, wenn du prokrastinierst, dann fehlt oft Klarheit und Struktur.

Und ich glaube, wenn ich denke, ich kann nicht schreiben, meiner Erfahrung nach fehlt da auch sehr häufig Klarheit und Struktur.

Wie siehst du das? Also woran liegt es? Wie kann ich mit solchen Situationen umgehen?

[Melanie]Ich glaube auch nicht wirklich an Schreibblockaden, weil du kannst nicht schreiben, weil dir irgendetwas fehlt, damit du es kannst.

Und den Knoten zu lösen, das ist ja in der Schreibberatung ganz häufig der Knackpunkt.

Und wenn da jemand zu mir kommt, dann fehlt meistens Klarheit für etwas. Und das Problem ist meist überhaupt gar nicht so großartig, sondern man sieht es einfach nur nicht, weil man so sich reingewurstet hat und vielleicht auch ein bisschen in Panik verfällt, weil eine Deadline naht oder solche Dinge. Aber ich persönlich kenne keine großen Schreibblockaden, muss ich sagen. Und liebe es, die von anderen zu lösen, weil es meist nicht so schwierig ist, wie die Betroffenen dann denken. Es fehlt meist nur der Blick von außen.

[Alex]Was könnte denn so, kannst du vielleicht ein Beispiel geben? Also was könnte ein Grund sein für so eine Schreibblockade?

[Melanie]Zu viele Informationen habe ich häufig schon gehabt. Also ich hatte eine Beratung, da hat eine ehemalige Studentin super viele Interviews gesammelt für ihre Diplomarbeit und wollte das Ganze, weil das wirklich schönes Material war über die Lebensgeschichten von polnischen Gastarbeiterinnen.

Und die war so überfordert mit dieser Menge an Daten und wusste nicht, wie sie das Ganze jetzt in ein Buch verpacken sollte. Und da hat ein Blick von außen halt total geholfen, diese ganzen Lebensgeschichten einfach in eine Zeitleiste zu bringen.

Und mit diesem Blick von außen und mit dieser Idee, einfach einen Zeitstrahl zu erstellen, konnte sie sofort weiterarbeiten und hatte mega Lust, das anzugehen, weil das dieser kleine Schubs war, der sie wieder auf Spur gebracht hat, zum Beispiel.

Wie viel Zeit sollte man für ein Buch einplanen?

[Alex]Ich habe ja vorhin schon gesagt, ich habe so ein Jahr gebraucht für mein Buch. Was sind denn so deine Erfahrungswerte?

Also klar, im Verlag muss man tendenziell eher mehr Zeit einplanen. Self-Publishing habe ich selbst so unter Kontrolle. Wie ist es bei deinen Beratungen gewesen? Wie viel Zeit muss ich für ein Buch einplanen?

[Melanie]Da kann ich dir tatsächlich auch keinen konkreten Richtwert geben. Das kommt immer darauf an, wie viel Zeit du ins Schreiben und in die Planung steckst.

Ich habe einen Teil, der bei mir Projektplanung heißt. Und da rechnen wir runter, wie lange das Projekt, das individuelle Projekt dauert. Das hängt ein bisschen davon ab, wie viele Kapitel man plant, wie viele Seiten geplant sind und wie schnell du schreibst, wie viel Information du noch suchen musst, ob du Interviews führen musst, all diese Dinge.

Und dann ermitteln wir da einen Richtwert und setzen dann entweder, je nachdem, wenn du vom Verlag eine Deadline hast, musst du halt rückwärts rechnen und deine einzelnen Schreibzeiten dementsprechend planen. Oder andersrum, wenn du im Self-Publishing bist und weißt, okay, ich kann in der Woche dreimal zwei Stunden schreiben, ich rechne mal so grob, wie viele Seiten ich pro Session schaffe und dann rechnen wir es halt hoch und planen da Urlaube und anderweitige Zeiten, in denen nicht geschrieben werden kann, mit ein.

Also es ist tatsächlich so ein richtiger Projektplan mit, was sind die Hindernisse, was sind die Verhinderungszeiten, wie viel schaffe ich pro Session.

Das wird natürlich nicht so sklavisch durchgezogen, aber nur um den Autorinnen so einen Richtwert zu geben und eine Perspektive, wo sie darauf hinarbeiten, ist es mir wichtig, am besten an jedes Projekt ein Datum dran zu hängen.

Aber halt individuell wir arbeiten alle, wir schreiben die Bücher nebenbei. also außer wir sind hauptberuflich Ghost Writer, aber ja, ich finde es ist super individuell.

[Alex]Also mein persönlicher Endgegner ist der Mittelteil. Ich weiß nicht warum aber so am Anfang ist man ja total hyped und motiviert und so yay und am Ende ist es so oh geil, ich bin bald fertig, nachdem man halt vielleicht drei, vier Monate wie bescheuert da rumgeschrieben hat. Aber in der Mitte geht irgendwie gar nichts so bei mir. Und hast du da einen Tipp für? Also fehlt mir Motivation oder gibt es dann irgendwas, was ich machen könnte? Wie ist so deine Erfahrung?

[Melanie]Ich versuche immer, schon vor dem Schreiben konkrete Meilensteine festzulegen und die zu feiern und im besten Fall sogar schon festzulegen, wie sie gefeiert werden. Also es muss ja nichts Spektakuläres sein. Also wenn du die ersten zehn Seiten hast, keine Ahnung, gehst du spazieren oder wenn du die ersten 50 Seiten hast, bestellst du dir eine Pizza nach Hause und musst nicht kochen. Whatever, aber ... Einfach, dass man sich vorher schon bewusst Belohnungen einbaut für die Dinge, die man geschafft hat, weil du häufig, wenn du in diesem Schreibprozess drin bist, ja nicht so richtig zurückguckst, immer nur nach vorne guckst, was liegt alles nur vor dir. Und ich möchte einfach, dass man sich beim Schreiben die Zwischensteps gönnt und die Zwischensteps feiert. Und gerade in der Mitte, da könnte man sich schon mal mit was Größerem belohnen, finde ich.

[Alex]Ja, also wenn du Ideen hast, immer her damit.

[Melanie]Massagen, Cocktails, Kinofilme.

[Alex]Ich verstehe. Aber im Grunde sieht mein Alltag auch schon so aus.

[Melanie]Du musst dich schon jeden Tag belohnen.

[Alex]Genau, nee, ich gehe voll gerne ins Kino und gehe gerne zur Thai-Massage. Insofern ist es jetzt nichts Besonderes. Aber ich muss da, glaube ich, mal eine Schippe drauflegen.

[Melanie]Genau, du kannst eine Schippe drauflegen. Das lässt in meinem Privatleben dann tiefer blicken.

Abschließende Tipps fürs Schreiben

[Alex]Okay. Wir haben jetzt, glaube ich, eine Menge, Menge Tipps von dir gehört. Und abschließend würde ich gerne auch wissen, was sind deine drei besten Tipps für Menschen, die ihr allererstes Buch schreiben möchten? Die wissen noch gar nicht, wo starte ich, was ist wichtig, welche drei Dinge sollen sie wissen?

[Melanie]Ich glaube, das Wichtigste, wenn du wirklich ein Buch schreiben möchtest, ist, warte nicht auf irgendwen oder irgendwas.

Warte nicht darauf, dass du mehr Zeit hast, weil wir wissen, das wird nicht passieren.

Warte nicht auf einen Verlag, der dich annimmt, weil heutzutage bist du davon nicht abhängig.

Du kannst, wenn du wirklich ein Buch veröffentlicht willst, es selber machen. Oder warte nicht auf den Kuss der Muse oder irgendeine Eingebung. Der kommt auch sehr selten. Sondern fang es einfach an. Und nimm es in die eigene Hand, weil als selbstständige Unternehmer*innen sind wir es gewohnt, Entscheidungen für uns selber zu treffen. Und das ist beim Buch genau das Gleiche. Da braucht man keine Absolution von irgendwem oder irgendwas, sondern nimm es einfach selber in die Hand. Das ist, glaube ich, mein wichtigster Tipp.

Drei wolltest du haben, ne? Naja, ich bin ja Verfechterin von Buch als Projekt und würde als Tipp geben, plan dein Buch als Projekt. Es ist nicht nicht machbar. Andersrum gesagt, plan dein Buch als Projekt, es ist machbar.

Ja. Und als drittes, versuch es vielleicht nicht im ersten Wurf richtig zu machen, wo wir drüber gesprochen haben.

Es ist wichtig zu wissen, dass Schreiben ein Prozess ist, der aus ganz vielen Schritten besteht und viele denken, sie müssen sich hinsetzen und druckreif schreiben. Das ist es aber nicht. Also schreib es einfach runter. Es kommen noch ganz viele Schritte hintendran. Es muss nicht perfekt sein. Es muss einfach nur auf Papier sein und den Rest kriegt man immer noch hin.

Weil das macht den größten Druck aus, diese Seiten zu füllen. Da haben, glaube ich, die meisten Menschen Angst vor. Und wenn man sich einfach bewusst wird, dass das wirklich nur der erste Wurf ist und man da wahrscheinlich noch zwei- oder dreimal drüber geht und vielleicht auch noch andere Menschen drüber schrubben, dann erleichtert das total und macht es viel leichter, das runterzuschreiben.

[Alex]Ja, vielen Dank für das Gespräch. Das war total hilfreich, hoffe ich, für ganz viele Menschen, die jetzt zuhören.

Genau, wenn noch mehr Leute über dich Bescheid wissen, ich verlinke ja deine Links noch in die Shownotes und ansonsten hoffe ich, sehen wir uns bald mal wieder und bis bald.

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Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin

Marketing für leise Menschen und Sichtbarkeitsmut – Interview mit Sonja Mahr

In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast. Sonja berät Selbstständige und Onlineunternehmer*innen dabei, sichtbar zu werden, ohne zum Marktschreier werden zu müssen. Wir werden heute über Marketing für leise Menschen sprechen, über gute Websites und übers Bloggen.

In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast. 

Sonja berät Selbstständige und Onlineunternehmer*innen dabei, ohne Marktgeschrei online sichtbar zu werden. 

Wir werden heute über Marketing für leise Menschen sprechen, über gute Websites und übers Bloggen. 

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Ist Marketing auch für leise Menschen möglich?

[Alex] Ja, hallo Sonja. Viele Selbstständige wollen ja online sichtbar werden, ganz, ganz dringend, aber sie sind einfach keine Rampensäue, sage ich jetzt mal. Was würdest du diesen Menschen sagen? Ist Marketing auch für leise Menschen möglich? Und wenn ja, wie?

[Sonja] Ja, hallo Alex. Schön, dass wir über dieses Thema sprechen können. Ja, natürlich ist Marketing auch für leisere Menschen möglich.

Das ist nicht exklusiv lauteren Menschen oder lauteren Techniken oder Vorgehensweisen vorbehalten. Es ist auch möglich im Sinne von, ich fühle mich wohl damit, weil viele leisere Menschen sagen, ja, okay, Marketing kann ich wahrscheinlich machen, aber nur mit Augen zu und durch, dann mache ich halt, was man so machen muss.

Also diese Formulierung höre ich total häufig. Und falls jemand zuhört, der sich das denkt, Marketing ist irgendwie „Bauchziehen und keine Lust, aber ich muss ja“. Nein, man kann es auch anders, auf eine angenehmere, auf eine ruhigere Art und Weise machen, auf jeden Fall.

Ich finde immer ganz hilfreich, sich mal vor Augen zu führen, was ist denn Marketing überhaupt oder was bezwecken wir denn mit Marketing? Wer darf in Anführungsstrichen Marketing machen, wenn du ein Angebot hast, das in irgendeiner Art und Weise Menschen weiterhilft, weil es Probleme löst, weil es bei Bedürfnissen weiterhilft, was auch immer, dann darfst du natürlich Marketing für dieses Angebot machen. Du darfst darauf aufmerksam machen.

Es gibt keine Dezibel-Grenze, die man erreichen muss oder irgendwas, um die Legitimation zu haben, Marketing zu machen. Also ja, um ganz kurz zu antworten, ja, natürlich.

Sorry, ich bin schon voll drin.

[Alex] Was ich ja auch ganz wichtig finde, ist irgendwie, und vielleicht ist das schon ein bisschen so angeklungen, ist, dass ja auch irgendwie alles Marketing ist.

Also Marketing ist ja nicht nur dieses laute „Ich stelle mich jetzt irgendwohin auf Instagram und sage, kauf das, kauf das, kauf das“, sondern auch, wenn ich zu einer Freundin sage „Ich biete das und das an“, ist das ja im Grunde auch Marketing, oder? Also immer, wenn ich darüber spreche, was ich mache, mache ich eigentlich Marketing.

[Sonja] Absolut, ja.

Und ich finde, wenn man das so sieht oder sehen kann, nimmt das auch eine ganze Portion Druck raus.

Marketing verbinden wirklich viele Leute mit diesem, ich sag mal, letzten Akt des Verkaufens. Jemand klickt den Buchen-Button, jemand sagt, ja, ich nehme das Angebot an.

Aber Marketing ist, wie du sagst, alles davor auch. Und das ist auch total wichtig, gerade in unserer heutigen Zeit.

Vielleicht merken es unsere Zuhörer*innen ja auch. Die Leute sind kritischer, sie hinterfragen mehr, sie brauchen vielleicht auch länger, bis sie etwas kaufen. Sprich, wir brauchen viele Kontaktpunkte, viele Möglichkeiten, miteinander uns auszutauschen oder dass die Leute etwas von uns sehen, zum Beispiel Blogartikel, Newsletter und so weiter, bis eine Vertrauensbasis entsteht.

Und das ist nicht nur dieses reine, hey, hier bin ich aus der Versenkung aufgetaucht, bitte kaufen, sondern es ist auch, ich erzähle, dass ich ein neues Angebot plane. Ich sage im Bekanntenkreis, wenn jemand sagt, was arbeitest du eigentlich nicht, ja, du, ganz schwer zu erklären, sondern ich habe da eine Antwort parat. All das gehört dazu, ja.

Das CALM-Marketing-Prinzip

[Alex] Du selbst hast dich ja sogar darauf spezialisiert, leise Menschen beim Marketing zu unterstützen. Worauf kommt das da für dich an? Du hast ja sogar ein bestimmtes Prinzip dafür entwickelt, richtig?

[Sonja] Richtig. Ja, genau. Ich habe ein Prinzip entwickelt, das CALM-Marketing-Prinzip.

Also für diejenigen, vielleicht versteht man es nicht so gut, C-A-L-M, Ruhe, nur die Buchstaben haben besser gepasst.

Ich habe das tatsächlich entwickelt, einfach auch als Gegengewicht zu diesem, bam, hier, nutz meine Geheimformel und du bist reich über Nacht und dieses ganze Laute, was so auf uns einprasselt. Und weil ich einfach auch sehe, dass extrem viele leisere Menschen unterrepräsentiert sind mit ihrem Business.

Die machen meistens richtig gute Arbeit, aber werden nicht gesehen, weil sie keinen Marketingweg für sich finden. Und soll ich dir die einzelnen Bausteine mal kurz aufschließen?

[Alex] Ja, voll gerne.

[Sonja] Genau, es ist eigentlich keine Zauberei. Also auch wenn es ein Prinzip ist, es dient eher so der Verdeutlichung, was es braucht, um wirklich Marketing machen zu können, um wirklich so eine stabile Sichtbarkeit aufzubauen.

Also das C steht für Content. Ohne Content ist es gerade online super schwer, sichtbar zu werden. Also wir brauchen irgendeine Art von Content. Leiser Marketing zu betreiben, heißt also nicht, gar nichts zu sagen, sondern einen Content zu finden, der eben zu uns passt.

Das können Blogartikel sein, das können Podcast-Gespräche sein, wie wir das gerade führen, was auch immer. Also irgendeine Art von Inhalt brauchen wir, die stellvertretend für uns online stehen und uns repräsentieren, weil wir ja nicht 24-7 online sind. Wir haben ja auch noch was anderes vor im Leben.

Dazu gehört die Website. Das finde ich eine ganz wichtige Basis an Content und eben einen Marketing-Kanal, zum Beispiel der Blog. Das ist ja was, was wir beide auch nutzen oder eben der Podcast. Das nutzen wir ja auch beide.

Ja, dann das A steht für Authentizität. Super strapaziertes Wort, aber für viele Leute einfach sehr wichtig.

Wenn Leute das Gefühl haben, Selbstständige insbesondere, das Gefühl haben, Marketing ist wie so eine Maske aufsetzen. Da setze ich meine Marketingmaske auf, bin mal kurz nicht ich, sage, was gesagt werden muss und danach kann ich mich entspannen. Das kann man machen, ist aber furchtbar anstrengend. Und Marketing ist ein Spiel auf lange Zeit.

Das ist nicht mit einem Fingerschnips erledigt, sondern das brauchen wir kontinuierlich.

Und vielen Menschen ist wichtig, dass sie eben auch authentisch rüberkommen, dass sie sich wie sie selber fühlen können, dass sie nicht irgendwie fake sein müssen oder eine Superhelden-Story erfinden müssen, wenn sie halt keine haben.

Und deswegen integriere ich das direkt in die Zusammenarbeit mit meinen Kundinnen, dass wir eben auch schauen, ja, was macht dich denn aus? Ja, was sind denn deine Werte zum Beispiel? Was sind denn deine Ansichten auf dein Thema? Weil nur weil wir ein Thema mit anderen Menschen teilen, heißt das ja nicht, dass wir es genauso angehen und bedienen.

Ja, das L, die Langfristigkeit, ist so ein bisschen der Spielverderber vielleicht, weil bei Langfristigkeit ganz viele selbstständig aufstehen und sagen, oh nee, ich habe gehofft, jetzt geht es mal schneller. Aber wie gesagt, Marketing ist ein begleitendes Instrument. Das brauchen wir einfach während unseres Businesses mal intensiver, vielleicht mal weniger intensiv. Aber es ist wie mit so einer Pflanze, die gießt du ja auch, damit sie weiter wachsen kann. Also so ein bisschen Pflege braucht das Marketing.

Und Langfristigkeit, ich finde ganz wichtig, dass man sich da bewusst macht, Langfristigkeit ist gar kein Nachteil. Der Nachteil ist meistens, dass wir Wege verfolgen, die für uns furchtbar anstrengend sind. Wenn du beispielsweise eine Taktik hörst im Sinne von, mach jeden Tag ein Live-Video für 100 Tage.

Das bringt enorm viel Sichtbarkeit. Also könnte ich wetten, dass du danach mehr Sichtbarkeit hast als vorher. Aber wie schwer fällt dir das und wie sehr passt es zu dir?

Und schaffst du das wirklich, diese 100 Tage durchzuhalten? Und was kommt eigentlich nach den 100 Tagen? Der große Einbruch oder hältst du deine Sichtbarkeit noch irgendwie aufrecht? Also ich finde wichtig, dass wir uns von Anfang an Gedanken machen, wie kann ein Marketing aussehen, das langfristig für mich funktioniert, das ich durchhalten, aber ohne, dass es sehr unangenehm sein muss, kann, wo ich wirklich sage, okay, regelmäßig einen Blogartikel schreiben, das könnte was für mich sein, das kann ich mir wirklich auch auf Dauer vorstellen.

Und vielleicht, wo wir hier in deinem Podcast sind, noch einen Punkt zu der Langfristigkeit, was auch die Haltbarkeit oder die Sichtbarkeit der Inhalte selbst angeht.

Den meisten ist es wahrscheinlich nicht neu, dass Inhalte unterschiedlich lang sichtbar sind. Also, dass wenn wir zum Beispiel auf Instagram posten, dass nach ein, zwei, drei Tagen schon viel, viel weniger Menschen erreicht als direkt am Anfang.

Bei einem Blogartikel ist es anders. Den sieht am Anfang in der Regel kein Mensch. Es steigt dann aber an und dann wird die Sichtbarkeit auf lange Sicht stabil.

Sich das nochmal bewusst zu machen, was sind langfristig wirksame Wege, die ich nutzen kann, finde ich sehr, sehr wichtig.

Was tun, wenn der Sichtbarkeitsmut fehlt?

Und dann kommen wir zum letzten Punkt, das M. Das ist der Mut und den habe ich bewusst integriert, weil für mich der Mut zur Sichtbarkeit so ein bisschen ein Tabuthema immer noch ist. Also ich sehe das schon immer häufiger inzwischen, aber ganz langsam nur.

Und was ich viel häufiger sehe, ist dieses Go for it, du musst es nur wollen, spreng deine Komfortzone. Wenn du es willst, dann machst du das, dieses Gepushe die ganze Zeit.

Ich finde nicht, dass wir uns die ganze Zeit pushen müssen. Natürlich braucht es Mut. Es braucht Mut, unsere Blogartikel zu veröffentlichen. Es braucht auch Mut zu sagen, okay, ich nehme so eine Einladung an, ich gehe in so einen Podcast und spreche da über mein Thema oder was auch immer. Und es ist normal, dass es Mut braucht.

Ja, das sind so die vier Prinzipien, die eben dann helfen, ein ruhiges, aber zuverlässiges Marketing zu betreiben.

[Alex] Gerade nochmal, was den Mut angeht. Also wenn ich jetzt zum Beispiel an meine Schulzeit denke, da fand ich ja jedes Referat vor 20 Menschen voll gruselig. Und wenn wir jetzt überlegen, dass wir jetzt irgendwie, weiß ich nicht, 1.000, 2.000 Follower irgendwo haben oder eine E-Mail-Liste von 1.000 Leuten oder ein Webinar halten vor 500 Leuten und dass es so selbstverständlich passieren muss, als wäre das gar nichts, das finde ich immer leicht befremdlich, weil wenn wir uns das vorstellen, wie das in der Realität wäre, vor so vielen Menschen zu sprechen, das wäre ganz schön gruselig. Also finde ich das irgendwie total wichtig, dass wir diesen Mut betonen, weil den haben ja nicht alle. Es fällt ja vielen Menschen schwer.

[Sonja] Ja, absolut. Ich finde, das ist ein super Punkt, den du da ergänzt, weil ganz viele so die Ansicht haben, wenn du es nicht siehst, dann ist es nicht da.

Also wenn du nicht den Raum mit tausend Leuten vor dir hast, dann brauchst du ja keine Angst haben. Aber natürlich sind da trotzdem Ohren, die dir zuhören, oder Augen, die dich sehen. Und natürlich darf das auch Mut kosten, sich da hinzustellen und zu sagen, das bin ich mit meinem Thema. Das hat man vielleicht noch nie gemacht. Vielleicht ist man einfach nicht der Typ Bühnenmensch, der das gegeben hat. Ja, völlig legitim.

[Alex] Und war das bei dir auch so, als du dich selbstständig gemacht hast, dass du da diesen Mut, dass der dir vielleicht gefehlt hat, dass du da irgendwie Schwierigkeiten hattest, rauszugehen mit deinem Thema?

[Sonja] Ja, total. Also ich habe mich ja ganz lange versteckt als Umsetzerin für meine Kundinnen. Ich bin ja in die Selbstständigkeit gestartet als freiberufliche Texterin und da war ich auch immer gut damit beschäftigt, halt meinen Kundinnen zu helfen, sichtbarer zu werden und musste dann selber gar nicht so wirklich in die Sichtbarkeit gehen.

Was mir halt geholfen hat, trotzdem Sichtbarkeit aufzubauen, war das Schreiben, also das Bloggen.

Hat dann eh ganz gut gepasst, weil ist ja auch mein Job, und ich habe dann angefangen zu bloggen und darüber eben Sichtbarkeit für mein Thema und auch für mein Business bekommen. Und dann konnte ich mich nach und nach an die anderen Sachen, wobei ich sagen muss, man muss auch nicht alles machen.

Also wenn man nicht Videos drehen will, muss man auch nicht unbedingt. Dann habe ich mich so herangetastet.

Aber ich weiß noch, als ich damals auf Instagram war, meine erste Instagram-Story, das war ja so ein aufgenommenes 10-Sekunden-Snippet. Also auch nicht live oder so. Ich saß da wirklich mit zitternden Knien. Was sage ich denn jetzt in diese Kamera? Und das hat mich sehr viel Mut gekostet.

Und ganz viele Dinge haben mich immer wieder Mut gekostet und kosten das heute auch immer noch. Also von daher, falls jemand denkt, oh, die reden da so selbstbewusst, ja, das tun wir, weil wir den Mut vielleicht aufgebracht haben an irgendeiner Stelle vorher.

[Alex] Ich finde es aber auch so persönlich gar nicht so leicht zu unterscheiden, weil wenn ich irgendwas von Bedeutung machen will, dann muss ich mich ja auch oft trauen. Aber gleichzeitig, wenn ich zu oft außerhalb meiner Komfortzone agiere und nie so eine Entspannung in mein Arbeitsleben reinbringe, dann macht mich das ja auch langfristig krank. Und erschöpft, also wie unterscheidest du das für dich, wo es sich vielleicht lohnt, mutig zu sein und wo du sagst, es passt nicht zu mir als Mensch? Finde ich eine ganz schwere Frage.

[Sonja] Ja, ich glaube, das ist auch eine mehrdimensionale Frage. Also das eine ist dieses, wie oft kann ich Mut aufbringen? Ich sehe das auch so, dass wir jetzt nicht unbedingt unsere Komfortzone dauernd springend verlassen müssen und nur noch außerhalb leben müssen.

Es gibt ja auch gute Dinge daran. Es gibt Entspannung. Wir brauchen Anspannung und Entspannung im Wechsel, weil, wie du sagst, ich glaube auch, dass wir ansonsten krank werden oder uns einfach das Leben sehr, sehr schwer machen.

Also das ist eins, dass ich versuche, darauf zu hören, ja, wie geht es mir denn gerade? Bin ich in einer Phase, wo ich wirklich so outgoing bin oder brauche ich gerade mehr die Arbeit im Rückzug, die Arbeit im Stillen?

Also ganz einfach ausgedrückt im Arbeitsalltag zum Beispiel: Ich habe nicht jeden Tag Calls beispielsweise, auch wenn es jetzt nicht ein direktes Nach-Außen-Gehen ist. Aber als introvertierter Mensch brauche ich Tage, an denen keiner was von mir will. Indem ich einfach hier arbeite und schreibe und meinen Content erstelle. Und dann kann ich auch wieder Calls im einfachsten Sinne, Interviews, Gastauftritte und so weiter haben. Also ich versuche das für mich gut zu verteilen, wobei meine Verteilung natürlich nicht für jeden passen muss. Das muss man, glaube ich, für sich rausfinden, was so wirklich die Balance ist, die man braucht. Und zu deiner Frage, ob es sich lohnt oder nicht.

Ja, oft weiß man es halt auch erst hinterher. Ich glaube, du hast mal den Vergleich gebracht mit dem Samen, den man sät. Also wenn man irgendwo hingeht, das ist wie ein kleiner Samen, den man sät und mal gucken, ob eine Pflanze draus wird oder nicht. Also ich entscheide nicht rein aus, lohnt sich das aus, sagen wir mal, Reichweitensicht, sondern es muss so ein Gesamtpaket sein. Sind es Menschen, mit denen ich mich gerne austauschen möchte? Passt das Business zu meinem Business und zu meiner Haltung? Also ich gehe zum Beispiel nicht gerne dann zu Veranstaltungen, wo ich sage, eigentlich stehe ich gar nicht hinter der Message, dann sage ich das lieber ab. Also ich glaube, das muss beides so dazu gehören.

[Alex] Nun gibt es ja auch Selbstständige und Online-Unternehmer*innen, die fühlen sich nicht nur so unwohl, sondern sie haben sogar richtig Angst, rauszugehen, Angst vor der Sichtbarkeit.

Und bevor wir jetzt gleich auf deinen Sichtbarkeitsmut kommen, was glaubst du denn zunächst, was sind die Gründe für diese Angst?

[Sonja] Also ich glaube, im Einzelfall sind die natürlich sehr unterschiedlich. Kann man jetzt nicht sagen, Angst vor Sichtbarkeit, das ist X.

Aber es gibt schon Ängste, die ich immer wieder mal höre. Also die häufigsten sind, würde ich sagen, die Angst vor Ablehnung. Was, wenn das, was ich da rausgebe an Content, nicht bei jedem gut ankommt? Die Angst davor, nicht gut genug zu sein. Also, dass man irgendwas vergessen haben könnte in seinen Inhalten.

Wir haben vorhin, vielleicht darf ich das hier reinbringen, im Vorgespräch kurz darüber gesprochen, dass ich ganz oft das Gefühl habe nach Interviews, ah Mensch, den einen wichtigen Punkt, den wollte ich noch ergänzen. Und da haben wir über den Mut des Unvollständigen, ich weiß leider nicht mehr den Wortlaut, gesprochen.

Diese Angst ist ganz präsent bei vielen Selbstständigen, dieses, ist das denn gut genug, habe ich an alles gedacht, was, wenn andere Expertinnen das, was ich da mache, sehen und die wüssten es besser. Super präsente Angst.

Die Angst davor, was andere sagen könnten. Ich glaube, die korreliert ganz eng mit dieser Angst vor Ablehnung. Das ist auch sehr präsent. Was sagen denn die Nachbarn, wenn ich da plötzlich bei so einem Online-Kongress bin? Oder wenn ich hier anfange, über mein Thema zu bloggen? Dann lesen die vielleicht noch mit. Und das ist, glaube ich, auch eine sehr präsente Angst.

Lass mich mal nachdenken, was noch oft gesagt wird als Angst.

Ach, eine häufige Angst ist noch die Angst zu nerven. Das ist vielleicht sogar mit der Angst vor Ablehnung die häufigste Angst.

Ich kann ja nicht die ganze Zeit rausgehen mit meinen Inhalten. Das nervt doch total. Ich kann ja nicht ständig über mein Angebot sprechen.

Das ist auch super präsent. Und vielleicht noch einen Satz zu dieser Angst vor Ablehnung. Das ist übrigens auch was, was ich beobachte, warum viele Menschen am Anfang erstmal Social Media bevorzugen in ihrem Marketing, weil dieses Like so ein Gefühl von Bestätigung gibt, so ein Gefühl von, ja, du darfst das, du machst das gut.

Und wenn wir bloggen, gibt es eher seltener Kommentare und wenn wir andere Dinge machen, kommt vielleicht erst mal gar nichts zurück. Und es ist aber eine trügerische Bestätigung, weil letztlich müssen wir uns immer bewusst machen, was haben wir zu sagen, wem wollen wir das sagen. Dass wir mit der ganzen Welt sprechen, ist ja sowieso nie der Fall. Ja, aber da sind wir schon in Richtung, was kann man denn tun.

[Alex] Ja genau, aber lass uns doch drüber sprechen. Also was kann man jetzt gegen diese Angst tun? Und vielleicht noch eine Frage, ich weiß nicht, ob du die beantworten kannst oder willst. Wo siehst du da für dich auch die Grenze zur psychologischen Beratung zum Beispiel? Weil … ich könnte mir vorstellen, klar gibt es so viele Ängste, da kann man vielleicht mit ein paar guten Worten und ein bisschen Übung diese Ängste auch überwinden, aber gibt es nicht vielleicht auch eine Grenze, wo ich sage, da steckt vielleicht auch wirklich was Ernsthaftes dahinter und eigentlich als Marketingcoachin oder Beraterin kann ich da eigentlich gar nicht so richtig ran. Hast du diese Erfahrung schon mal gemacht?

[Sonja] Also die Erfahrung gemacht, nicht direkt würde ich sagen, aber es gibt schon so Themen, wo ich mich in der Verantwortung sehe, darauf hinzuweisen, dass ich natürlich keine Therapeutin bin.

Also das gehört einfach zum verantwortungsvollen Umgang dazu, wenn wir das Wort Angst in den Mund nehmen und irgendwie ein Gegengewicht setzen wollen.

Also da geht es jetzt wirklich nicht um Themen wie, vielleicht ein Beispiel, was mal aufgekommen ist, ich weiß nicht, ob es exakt dieser Fall war, aber so in die Richtung höre ich das immer wieder mal.

Ich habe Angst davor zu schreiben, weil ich früher in meiner Kindheit dann ganz stark gemobbt wurde oder weil ich traumatische Erlebnisse hatte oder ähnliches.

Natürlich kann ich dann nicht sagen, du zünd dir eine Kerze an, dann klappt das Schreiben besser. Das ist ja absolut unverantwortlich und das mache ich dann auch nicht.

Also es geht wirklich darum, Menschen weiterzuhelfen, die sagen, ja, ich kann mir das vorstellen, aber mir fehlt so der letzte Mut, das zu veröffentlichen. Ich weiche immer wieder zurück und die vor allem auch sagen, ich mache es mir so unnötig schwer und verlangsame halt auch meine Effekte, die ich mir durch das Marketing erhoffe, weil ich für jeden Blogartikel sechs Wochen grüble, ob ich den jetzt online stellen kann. Also es geht natürlich nicht um tiefsitzende Traumata oder ähnliches, da sind sie bei Therapeutinnen deutlich besser aufgehoben.

[Alex] Okay, und was können wir jetzt aber mit den Menschen, denen dieses letzte bisschen Mut fehlt, dann machen? Also was für Tipps gibst du ihnen? Wie arbeitest du mit ihnen zusammen?

[Sonja] Ja, also es können ganz unterschiedliche Dinge sein. Ich gebe einfach mal so ein paar Dinge mit, die aus meiner Erfahrung schon geholfen haben.

Also das eine, was ich bei fast jedem wichtig finde und was auch sehr häufig hilft, ist, sich den Wert der eigenen Arbeit bewusst zu machen. Weil diese Gefühle von, ich nerve oder ich kann ja nicht schon wieder über mein Angebot sprechen oder was, wenn ich dafür abgelehnt werde, die kommen manchmal daher, dass wir selbst nicht so richtig überzeugt sind davon, dass wir etwas Gutes anbieten.

Dass wir also sogar am Angebot schon zweifeln, nicht nur an der Kommunikation, dass es dieses Angebot gibt. Also sich einmal bewusst machen, warum ist dieses Angebot, was ich hier habe, wertvoll?

Gibt es vielleicht Menschen, die schon einmal eine gute Erfahrung mit meiner Arbeit gemacht haben? Kann ich mir das ins Bewusstsein rufen, was diesen Menschen weitergeholfen hat? Also dieses, ich habe da etwas Gutes, das drückt dieses Ganze, ich nerve damit schon mal ein ganzes Stück runter, macht es ein ganzes Stück leiser. Das hilft sehr, sehr vielen Menschen, wobei natürlich dann die nächste Hürde kommen kann. Man sagt, mein Angebot ist gar nicht gut genug.

Kann sein, dass es sich dann wieder weiterdreht. Aber wenn man merkt, ich will gar nicht drüber sprechen, schau mal, was ist denn das, was du anbietest? Was ist denn das Gute daran? Was sagen denn andere Leute darüber, dass sie damit endlich sich getraut haben, etwas zu machen, oder dass sie da endlich ein Thema verstanden haben oder was auch immer. Also so ein bisschen aus unserer eigenen Wahrnehmung rausgehen und mal schauen, wo hat das denn schon mal was Gutes bewirkt und könnte es das vielleicht auch nochmal tun?

Also ganz viele Möglichkeiten, was man noch tun kann, je nachdem, wo halt so die Angst sitzt.

Was super simpel klingt, aber tatsächlich für viele sehr erleichternd ist, ist sich bewusst zu machen, dass wir gerade online ja auch jederzeit alles ändern können. Also dieses, oh, ich kann meinen Blogartikel noch nicht online stellen, weil der Anspruch ist ja dann gleich, einen riesengroßen, mega Fachartikel, das Standardwerk online quasi zu erschaffen.

Und was, wenn den anderen Expert*innen sehen und sagen, da hat sie aber Punkt so und so vergessen, der ist doch super wichtig.

Ja, da können wir den einfach erweitern. Wir können jetzt fünf Punkte veröffentlichen zu einer bestimmten Sache und später sind es neun, weil uns noch vier eingefallen sind.

Klingt super simpel, ist aber echt ein Unterschied zu zum Beispiel so einem Buch. Du hast ja gerade ein ganz tolles Buch veröffentlicht.

Ich kann mir vorstellen, dass es da ein bisschen kniffliger ist, zu sagen, jetzt ist wirklich alles drin. Online tun wir uns da doch recht leicht. Den Blog können wir überarbeiten und können da jederzeit noch was ergänzen.

Und was ich ansonsten noch hilfreich finde, ist, sich die Angst im Speziellen mal anzugucken und so einen Perspektivwechsel zu machen.

Also die Angst, abgelehnt zu werden. Das ist häufig eine, die entsteht, weil man eben nicht alle gleichermaßen ansprechen kann. Aber im Marketing haben wir ja auch eine Zielgruppe. Wir haben eine bestimmte Gruppe an Menschen, die wir ansprechen. Und aus der Angst, irgendjemanden abzulehnen oder von dem nicht so gemocht zu werden für dieses Thema, könnten wir auch die Freude machen, die Richtigen zu erreichen.

Wir könnten für uns angucken, ja okay, für den einen ist es nichts, das ist aber bewusst so, damit der andere erkennt, ach, das ist für mich. Und so kann man das mit den meisten dieser Ängste, über die wir gerade gesprochen haben, machen.

[Alex] Superwichtige Punkte. Was ich vielleicht noch ergänzen kann, ist, was mir immer sehr hilft, ist die Frage nach der Verantwortung.

Also was ist meine Verantwortung überhaupt?

Meine Verantwortung ist es, Texte zu schreiben, hinter denen ich stehe, so nach bestem Wissen und Gewissen. Aber meine Verantwortung ist nicht, dass Menschen für sich organisieren, wem sie folgen und von was sie hören und was sie abonnieren und welche Newsletter sie lesen.

Das ist einfach nicht mein Bier. So. Und deswegen lasse ich die Verantwortung bei denen und denke, okay, wenn jemand das nicht braucht, was ich sage, dann ist es ja seine Verantwortung zu sagen, okay, ich melde mich wieder vom Newsletter ab oder ich lese diesen Blog nicht mehr und was auch immer.

Also ich habe tatsächlich auch einige Reaktionen, die sind nicht sehr freundlich, aber trotzdem versuche ich dann immer, diese Verantwortung bei den anderen Menschen zu lassen und zu sagen, das ist einfach nicht mein Zeug, damit muss ich mich nicht beschäftigen.

[Sonja] Super wichtiger Punkt. Ja, danke, dass du es ergänzt.

Ich muss da gleich an eine Rückmeldung denken, die ich mal auf einen Newsletter bekommen habe. Ich gendere ja in meinen Newslettern. Also ich sage dann zum Beispiel Kund*innen oder schreibe das dementsprechend.

Und da hat sich jemand abgemeldet mit einer wirklich ganz erbosten Rückmeldung. Das würde die Sprache komplett verhunzen. Man versteht überhaupt nicht mehr, was ich sagen möchte. Und sie ist nicht bereit, sich vorschreiben zu lassen, wie sie zu sprechen hat.

Das habe ich ja gar nicht getan zum einen und zum anderen trifft das, glaube ich, ganz gut das, was du meinst mit dieser Verantwortung.

Wir geben etwas raus und die Leute entscheiden, ist es generell was für mich oder nicht? Ist es jetzt gerade was für mich oder nicht?

Und was auch helfen kann, ist, die Dinge nicht persönlich zu nehmen. Also es ist schwer, weil wir ja auch als Solo-Selbstständige, wir stehen mit unserem Gesicht, mit unserem Namen für dieses Business. Wir sind jetzt nicht ein kleines Rädchen in einem Riesenunternehmen, sondern wir sind das gewissermaßen ja auch. Aber gewissermaßen auch nicht.

Wir sind auch ein Mensch losgelöst von diesem Business. Und eine Rückmeldung in Form von, ich melde mich ab, die heißt ja nicht, du bist doof, sondern mich interessiert das vielleicht gerade nicht. Ich habe gerade eine andere Priorität. Oh, ich habe so viele Newsletter oder was auch immer.

Das nicht persönlich zu nehmen, wenn man das schafft, das kann das Leben enorm leicht machen.

Weil ich tatsächlich viele Kundinnen erlebe, die sagen, ich traue mich gar nicht, ein Newsletter zu schicken, weil ich schon weiß, dann melden sich wieder so und so viele ab und dann schrumpft meine Liste.

Und ja, aber das ändert ja nichts dran. Wenn jemand nichts von dir lesen möchte, dann hilft es auch nicht, wenn du ihm nichts schreibst, er will ja trotzdem nichts von dir lesen.

Sich darauf zu fokussieren, die Richtigen zu erreichen und das als Service zu sehen, mit denen zu sprechen, die zu erinnern, hey, ich habe hier was im Angebot, ich habe hier was veröffentlicht, was für dich hilfreich sein könnte, das kann sehr weiterhelfen, ja.

Wie kann Marketing für leisere Menschen aussehen?

[Alex] Nun lass uns doch mal ein bisschen konkreter werden, was das Marketing für leisere Menschen angeht.

Für dich, du hast es, glaube ich, schon ein paar Mal erwähnt, spielen Texte eine entscheidende Rolle. Und da sind wir natürlich als erstes bei der Website. Und meine erste Frage dazu ist, es heißt ja immer, dass wir uns in den Website-Texten persönlich und authentisch zeigen sollen. Das ist ja auch das A in deinem Prinzip.

[Sonja] Ja, richtig.

[Alex] Also ich glaube, mir geht es so und ich glaube, vielen anderen leiseren Menschen geht es auch so, dass sie sich zwar persönlich zeigen wollen, aber eben auch gewisse Grenzen wahren wollen und nicht ihr ganzes Privatleben ausplaudern wollen.

Das war auch einer der Gründe, warum ich dann von Instagram zum Beispiel weg bin. Also wie gelingt da dieser Mix, dieser Spagat, also dieser Widerspruch auch irgendwie? Einerseits persönlich zeigen in meinen Texten und andererseits die Grenzen zu wahren.

[Sonja] Ja, ich glaube, das Wesentliche ist, eine Unterscheidung zu treffen zwischen persönlich und privat, weil wir haben keine Pflicht, irgendeinen Seelenstriptease auf unserer Über-Mich-Seite hinzulegen.

Wir müssen nicht unser Privatestes, unser Innerstes nach außen tragen. Das geht ja auch einfach niemandem was an, wenn wir da in einem Business-Kontext unterwegs sind. Das können wir in einem anderen Kontext dann regeln. Wir können trotzdem aber eine Nahbarkeit erzeugen und das ist ja was, was auf der Website, insbesondere auf der Über-Mich-Seite schon auch wichtig ist.

Wenn Menschen starten mit ihrer eigenen Website, dann ist so eine Über-Mich-Seite oftmals sehr professionell in Anführungsstrichen oder das, was man für professionell hält.

Also die ist sehr glatt, die ist sehr formell, die ist sehr rein aufs Thema bezogen, aber in einer Online-Welt, die auch immer voller wird und in der das Angebot auch nicht alleinstehend ist, sondern viele Menschen ein Angebot haben, brauchen wir ja irgendeine Art von Unterscheidbarkeit. Und die geht meistens dann nicht mehr so sehr über das Thema alleine. Ist auch gut, wenn wir nicht alleine ein Thema bedienen, heißt, das Thema wird auch nachgefragt, sondern auch über uns persönlich.

Und ich finde auch, setzt eure Grenzen, wo ihr sie setzen möchtet. Ich habe zum Beispiel eine Grenze, dass man weiß, dass ich Kinder habe, aber sonst weiß man da eigentlich nichts. Es gibt keine Fotos von diesen Kindern.

Ich sage nicht, wer ihre Freundinnen sind oder was die jetzt gerade in der Schule machen oder so. Also, das ist zum Beispiel eine Grenze, die ich gesetzt habe.

Welche Möglichkeiten haben wir trotzdem, Persönlichkeit rüberzubringen? Wir können darüber sprechen, was uns bewegt, was wir an unserem Thema besonders wissens- oder beachtenswert finden.

Wir können eine bestimmte Spezialisierung wählen, auch die zeigt Persönlichkeit. Wenn ich sage, ich möchte Marketing ohne Marktgeschrei, dann sagt das auch etwas über mich als Person aus.

Wir können über unsere Werte sprechen. Ich empfehle zum Beispiel meinen Kundinnen immer mal einen Blogartikel über die eigenen Werte und was die fürs Business bedeuten zu schreiben.

Ist super persönlich, muss aber gar nicht privat sein, denn wenn ich zum Beispiel sage, ein wichtiger Wert von mir ist Ehrlichkeit und das bedeutet, dass ich dir sage, Marketing braucht Zeit und eben nicht irgendwas verkaufe und hoffe, ach, du bezahlst das und dann merkst du hinterher, dass es Zeit braucht. Nein, wenn ich Ehrlichkeit als Wert habe, fülle ich das so mit Leben. Und das sagt auch was über mich als Person aus, ohne dass ich erzählt habe, was es heute zum Mittagessen gab oder so.

[Alex] Das ist wirklich ein guter Punkt. Und ich glaube auch, dass gerade diese Werte, dass die sich auch in unseren Handlungen dann auch fortsetzen sollten.

Also so ein Blogartikel ist dann zwar schon gut, aber wir werden ja auch persönlich, indem wir mit Menschen genauso umgehen in unseren Gesprächen zum Beispiel oder wenn wir mit Menschen schreiben.

Also ich glaube, wenn es so stimmig ist, wie wir uns nach außen geben, wenn das, was wir sagen, und das, was wir tun, wenn das im Einklang ist, dann glaube ich, ist es auch super, um sich persönlich und authentisch zu zeigen, wenn es da keinen Widerspruch gibt.

[Sonja] Auf jeden Fall. Ich glaube, das ist sowieso generell wichtig, weil wenn wir irgendein, ich sag mal, aufgesetztes Marketing betreiben, weil wir denken, das müssten wir, irgendwann bricht dieses Kartenhaus ja zusammen, weil es irgendwo an unsere Integrität geht oder an irgendwas und es nicht mehr stimmig wird.

Also von daher ist es ganz klug von Anfang an, ich sag mal, sich auch so zu präsentieren und auch kontinuierlich durchzusetzen.

Es wird aber leichter, wenn man eben einfach so ist, weil es dann ein stimmiges Gesamtbild gibt.

[Alex] Gerade Verkaufen fällt ja auch leiseren Menschen oft schwer, und du hilfst ja auch dabei, ohne Marktgeschrei sichtbar zu werden. Ich glaube, das ist das, was viele auch mit Verkaufen verbinden, also dass wir uns irgendwo hinstellen und sagen, kauf das, kauf das, hier bin ich und so, und so ist es ja für dich nicht. Wie können denn jetzt leisere Menschen über ihre Angebote sprechen, ohne sich Marktgeschrei und sowas zu bedienen? Hast du da einige Tipps?

[Sonja] Ja, sehr gerne. Also zunächst möchte ich kurz ergänzen, dass ich jetzt Marktschreier per se auch nicht schlechtreden möchte. Wenn jemand so voll aus sich heraus einfach so ein Typ ist, der sagt, here I am, look at me und meine Ansichten und so, okay, dann soll er das machen.

Was vielen Menschen dabei schwerfällt, ist dieses, ich dauerbeschalle die ganze Zeit und ich hoffe, dass irgendjemand darauf anspringt und reagiert. Und was helfen kann, ist einfach das Prinzip umzukehren, weg von einem, ich haue so viel an Message raus, bis jemand reagiert, hin zu einem, ich biete etwas Interessantes an, wonach die Leute sowieso suchen.

Also das ist ja das ganze Prinzip von Content-Marketing, wo wir ja unterwegs sind. Wir erschaffen Inhalte, die für Leute interessant und relevant sind, damit sie zu uns finden und nicht damit wir ihnen nachrennen müssen. Das ist das Grundprinzip, was ich empfehle.

Das macht es schon deutlich ruhiger, deutlich entspannter. Aber es braucht natürlich auch eine gewisse Zeit, bis eine Reaktion kommt, weil wir erstmal auf die Leute warten, die danach gerade suchen. Nicht jeder sucht zu jedem Zeitpunkt genau das, was wir haben und so weiter. Also es braucht einen längeren Atem und es braucht auch Inhalte, die an verschiedenen Stationen ansetzen.

Also wenn wir zum Beispiel über die Kundenreise sprechen, die Menschen eben durchlaufen, bis sie bei uns kaufen, dann kann die sehr kurz sein. Im Fall des Marktschreiers, ich laufe da entlang, der brüllt mich an, ich kaufe, Kundenreise abgeschlossen.

Sie kann aber auch ein bisschen länger sein und das ist bei Content-Marketing, das es ruhiger angeht, in der Regel der Fall.

Jemand sucht zum Thema, wie schreibe ich eine Über-mich-Seite, kommt in meinen Blog, liest es, findet es hilfreich, geht wieder weg. Nichts passiert gefühlt, kommt nochmal zurück, weil der Blog hilfreich war oder hat sich in den Newsletter eingetragen und liest dann von mir, ach, da gibt es einen Kurs, mit dem du deine Website-Texte schreiben kannst. Und dann kauft er möglicherweise im zweiten, im dritten, im vierten, im zwanzigsten Schritt.

Diese Schritte werden tatsächlich im Moment auch immer mehr. Wir hatten vorhin ja schon mal darüber gesprochen, dass Menschen kritischer sind und länger Zeit brauchen. Und ich glaube, gewissermaßen liegt da auch ein großer Teil von verbrannter Erde vor im Onlinebusiness, dass einfach online so extrem viel, vielleicht nicht immer qualitativ Hochwertiges, verkauft wurde, dass die Leute einfach doppelt und dreifach hinterfragen, ist das denn jetzt wirklich vertrauenswürdig?

Aber das ist so das Prinzip. Erschaffe Inhalte, die relevant sind für die Menschen, die du erreichen möchtest. Denk an die verschiedenen Stufen der Kundenreise. Das Erste ist, dass sie dich erstmal bemerken müssen, dass sie irgendeine Form von Aufmerksamkeit für ein Thema haben, was du hast.

Es geht meistens dann über solche inhaltlichen Dinge, Fragen, die sich die Leute stellen. Dann gehört dazu, Vertrauen aufzubauen. Da haben wir über Persönlichkeit vorhin gesprochen.

Es gehört dazu, die Kaufbedenken der Menschen abzubauen und im besten Falle ohne, wenn du es willst, dann kaufst du wirklich, sondern auf empathische Art und Weise, indem wir Argumente zum Beispiel haben, inhaltliche Argumente.

Und dann geht es letztlich ums Verkaufen und das ist das, wo wir eigentlich gerade herkamen. Klar, wir dürfen auch direkt über unser Angebot sprechen. Wir dürfen auch direkt sagen, das biete ich gerade an und nicht immer verklausuliert, weil sonst wird es ja auch gar nicht verstanden. Aber wenn wir so einen Prozess aufbauen, dann können wir sehr gut und sehr angenehm verkaufen.

[Alex] Was ist so deine Erfahrung nach eine Plattform oder generell Marketingstrategien, mit denen leisere Menschen zurechtkommen?

Ich meine, klar, alle sind individuell, aber hast du so Erfahrungen, wo du sagen könntest, zum Beispiel ein Blog oder so, das ist das, was vielen liegt, die ein bisschen zurückhaltender sind? Gibt es da noch andere vielleicht?

[Sonja] Ja, ich bin natürlich jetzt nicht unvoreingenommen, weil ich finde Blogs einfach großartig. Und ich mache tatsächlich auch die Erfahrung, dass das vielen Leuten leichter fällt, zumindest dann, wenn Sie die Angst ablegen, dass ihre Texte nicht gut genug sind.

Das ist so eine Hürde, die man haben kann, aber es ist sehr niedrigschwellig. Es fällt leiseren Menschen oft leichter, weil sie da keine Bühnenpräsenz brauchen. Sie müssen nicht im Video erscheinen, sondern sie haben auch Zeit, diese Texte zu schreiben, wie es beispielsweise in einem Blog ist.

Das kann auch Social Media sein, also da kann man ja auch schreiben, wobei man da sagen muss, je nachdem, wie der Trend gerade ist, werden die einen oder anderen Formate ein bisschen besser gepusht und rein mit Text ist es vielleicht manchmal schwierig.

Es kann natürlich auch sprechen sein, wenn man sagt, ich mag nur nicht, wenn mir jemand zusieht, aber zuhören ist okay, dann kann es zum Beispiel auch ein Podcast sein oder bloggen heißt ja nicht nur, dass man für sich bloggt, sondern man kann auch Gastartikel bei anderen Blogs platzieren und so eine Art Kooperation haben.

Du bloggst bei jemand anderem, der eine ähnliche Zielgruppe hat, derjenige bloggt vielleicht mal bei dir oder Podcast-Interviews, da geht es ja genauso. Gibt schon viele verschiedene Möglichkeiten.

Ich glaube, gerade bei leiseren Menschen ist das Wichtige, mich gucken nicht so viele sofort an und ich muss nicht so on point präsent sein, sondern ich kann mich da auch rantasten.

[Alex] Also es geht auch darum, und das ist ja auch das, was ich dann im Buch so, wo ich drauf rumreite, dass wir quasi auch die eigenen Stärken verstehen und wissen, was können wir denn richtig gut, wo fühlen wir uns wohl.

Ich meine, klar ist es so, dass wir auch bei dem, was wir gut können, auch immer lernen können und es ist uns oft nicht leicht fällt, das zu machen, aber langfristig laugt uns das vielleicht nicht so aus.

Und ich habe so die Beobachtung gemacht, dass gerade so leisere Menschen auch gerne eher schreibend so im Hintergrund tätig sind. Also, genau, Blog, Website, Newsletter vielleicht könnten da die richtigen Striche bringen.

[Sonja] Ja, Newsletter. Genau. Ja, vergessen.

[Alex] Du hast ja auch ein Newsletter?

[Sonja] Ich habe auch ein Newsletter. Genau. Ich wollte noch irgendwas ergänzen dazu. Sekunde, vielleicht habe ich es gleich wieder.

Ach ja, man kann diesen Content aber ja auch verbinden. Also wenn du sagst, unsere Stärken bewusst werden, finde ich super wichtig und wenn wir merken, ja, mir fällt es im ersten Moment leichter, darüber zu schreiben, dann kann ich schreiben und kann aus diesem Blogartikel beispielsweise ja auch noch anderen Content machen, wenn ich eben verschiedene Kanäle, Formate bedienen möchte.

Und ich habe es auch manchmal, dass Leute denken, ja, mein Text ist nicht gut genug oder irgendwelche Erwartungshaltungen an einen guten Text, was ich ganz häufig höre, ist zum Beispiel, Bloggen geht ja nicht unter tausend Wörtern.

Geht schon, also es gibt da jetzt keine Blogpolizei, die kommt und sagt, da fehlen jetzt drei Wörter, das können wir nicht online stellen. Aber dass sie sich dann ausbremsen, weil sie an die Struktur eines Artikels so große Bedingungen quasi geknüpft haben und ihnen fällt es leichter zu sprechen, dann können die auch erst mal was aufsprechen. Man kann sich auch einen Blogartikel diktieren und trotzdem als Blog veröffentlichen.

Also ich glaube, man muss so ein bisschen rausfinden, was liegt mir, was senkt die Hürde, dass ich wirklich rausgehe, weil das ist einfach so elementar wichtig, dass etwas online geht von unseren Inhalten, so weit herunter, dass ich mich regelmäßig traue, Und dann finde ich tatsächlich, es ist jetzt kein Riesengeheimnis, aber die Praxis hilft auch enorm.

Also, man wird einfach besser, wenn man öfter schreibt und wenn man das etabliert als Routine. Und der erste Blogartikel ist schwieriger als der zwanzigste.

Marketing muss realistisch sein

[Alex] Und ich finde auch noch, was hilft, ist eine Portion Realismus.

Also klar kann ich …, du hattest dieses Beispiel, 100 Tage lang einmal live gehen oder so. Das ist für mich komplett unrealistisch.

Also ich wüsste wahrscheinlich schon, dass ich nach dem dritten Tag keine Kraft mehr dazu hätte. Insofern einfach zu fragen, was kann ich auch über eine längere Zeit realistisch durchhalten?

Also zum Beispiel ein, zwei Blogartikel im Monat ist für die meisten, würde ich sagen, sehr realistisch.

Ja, also vielleicht gibt es Leute, die sagen, ich kann auch viermal oder fünfmal im Monat bloggen, aber so ein, zwei im Monat, das halte ich persönlich jetzt schon wie lange, ich weiß nicht, acht, neun Jahre durch. Es ist also wirklich ein gutes Tempo und ich glaube, dieser Realismus ist auch voll wichtig.

Ist das ein bisschen unsexy, ja, aber wir müssen Marketing ja uns nicht nur schön in der Theorie denken, sondern ja auch letzten Endes machen.

Und ja, deswegen bin ich großer Fan davon, realistisch auch zu denken.

[Sonja] Absolut, ja. Und vielleicht auch noch so ein bisschen Regelmäßigkeit. Das ist auch sowas, was mit ganz vielen Hürden verbunden ist, bedeutet nicht exakt immer Montagmorgen geht ein Blogartikel online. Du kannst es auch für dich definieren. Du kannst zum Beispiel sagen, ich mache zwei Blogartikel im Monat und der eine kommt mal Montag, der andere kommt Mittwoch oder in dem einen Monat war es dann doch nur einer, im nächsten waren es drei. Aufs gesamte Jahr gesehen war es dann doch wieder das, was ich vorhatte.

Also da nicht ganz so streng mit sich zu sein, aber schon auch ein Fundament zu legen, das man eben auch durchziehen kann.

[Alex] Ja, ich nenne das immer Freiheit in meiner Struktur. Also ich habe eine Struktur, wo ich immer weiß, das und das.

Aber dazwischen bewege ich mich frei. Und wie du sagst, wenn es mal diesen Monat nichts wird, dann mache ich es halt nächsten Monat doppelt oder so. Also genau.

Was ich auch oft beobachte, ist dieser Gedanke, ach, es gibt schon so viele Blogs zu meinem Thema. Lohnt es sich da überhaupt für mich, noch einen anderen Blog zu starten? Wie siehst du das?

[Sonja] Ja, ich glaube, das gehört so zu den Top-Ten-Sätzen. Das gibt doch schon so viel. Und es ist ja tatsächlich so. Also, wenn wir jetzt unseren Themenbereich einfach mal googeln oder das Thema, über das wir schreiben wollen, und da sind da ein paar Millionen Treffer, naja, ermutigend ist es erstmal nicht.

Aber was helfen kann, ist zum einen die Erkenntnis, wenn ein Thema schon bespielt wird, dann ist es auch ein wichtiges Thema.

Also wir brauchen gar nicht so sehr die Einzigartigkeit in unseren Inhalten.

Wir brauchen natürlich Unterscheidbarkeit, aber jetzt auf das reine Thema bezogen, brauchen wir keine Weltsensation, ein nie dagewesenes Thema, weil möglicherweise sucht dann auch gar keiner danach. Das ist das eine. Also ja, natürlich, wenn es schon Inhalte gibt, dann heißt es nur, dass es da auch Interesse, dass es da auch einen Markt gibt. Und das andere, was ich aber tatsächlich wichtig finde, je voller es wird, das ist auch wichtig, aber was ich wichtig finde beim Umsetzen dann.

Je mehr Artikel schon da sind, umso wichtiger wird, dass unsere gut sind.

Also, dass wir auch ihnen etwas reingeben, was für uns wichtig ist. Dass wir ihnen eine persönliche Note geben. Dass wir uns vielleicht nicht nur als Infotankstelle sehen, sondern auch als Mensch, der da eine Meinung dazu hat. Das geht auch bei fachlichen Artikeln.

Aber auf jeden Fall bloggen, wenn es ein Thema gibt, Weil es gibt ja auch nicht nur einen Kunden oder eine Kundin und einen Anbieter, sondern es gibt extrem viele potenzielle Kundinnen in einem Bereich.

Vielleicht haben die noch nicht die richtige Person gefunden, auch wenn es schon Inhalte gibt. Vielleicht wärst du die richtige Person für die. Also von daher bitte nicht aufhalten lassen davon.

[Alex] Bei mir ist es auch so, wenn ich mich für ein Thema interessiere, dann kann ich auch nicht genug von diesem Thema kriegen. Also dann sage ich nicht, oh, ein weiterer Blog über weiß ich nicht was. Nee, das ist jetzt zu viel, sondern denke, oh ja, noch mehr dazu. Also ich freue mich ja, oder bei Büchern ist es ja auch so, wenn ich einen bestimmten Typ von Roman gerne lese, dann denke ich ja nicht bei der neuen Autorin, oh ne, die lese ich jetzt nicht, ich habe schon drei andere. Also dann denke ich, ja, noch mehr, noch mehr, ja. Also ich glaube, wenn man ein Thema mag, dann will man ja mehr dazu lesen und hören.

Und insofern ist das eigentlich ein gutes Zeichen, finde ich.

[Sonja] Ja, total. Das ist ein richtig cooler Aspekt. Den nehme ich mir mit, wenn ich darf.

Wie wird KI das Marketing verändern?

[Alex] Sehr gerne.

[Sonja] Genau, und man weiß ja nicht, wer dann die richtige Person am Ende ist für eine Zusammenarbeit, aber genau, es gibt nicht nur eine Info, sondern man darf auch mehrere annehmen.

[Alex] Du hast jetzt auch schon einen anderen wichtigen Punkt angesprochen, und zwar das Thema Qualität. Und da würde ich jetzt mal nahtlos überleiten zum Thema KI, weil ich denke mal, dass KI so ein bisschen auch Online-Texte und Online-Marketing verändert hat, so in den letzten Monaten und letzten Jahr. Was ist da so deine Beobachtung und was ist da deine Position? Wie empfindest du das Bloggen und was wird für die Zukunft wichtig sein aus deiner Sicht?

[Sonja] Ja, also ich glaube, das verändert sogar ganz schön viel, auch wenn es vielleicht noch nicht bei jedem in der Praxis so angekommen ist.

Ich glaube, es gibt Chancen und es gibt auch Dinge, die wir uns einfach jetzt bewusster machen dürfen. Also eine Chance zum Beispiel ist, dass wenn wir KI nutzen, wir leichter Texte erstellen können, wenn uns das bisher vielleicht schwer gefallen ist.

Also wenn wir uns zum Beispiel schwer damit tun, uns genau in die Zielgruppe einzudenken. Ich meine, direkter Kontakt ist aus meiner Sicht immer noch der beste und der echteste, aber auch da kann zum Beispiel die KI helfen, unsere Recherchen zu vervollständigen, uns vielleicht bei der Struktur zu helfen, das, was ich vorhin ja als Hindernis angesehen habe, was viele Leute ausbremst, ja, wie genau wird denn das und wie lang soll das werden und wo mache ich eine Überschrift? Da kann so ein Tool schon mal helfen und uns so einen Startpunkt geben.

Was, glaube ich, immer wichtiger wird, ist aber auch, durch diese Tools entsteht jetzt extrem viel Content. Also diese Masse an Inhalten, die wird noch unübersichtlicher und umso wichtiger ist es, dass unsere Texte eben trotzdem auf eine Art und Weise herausstechen. Ich glaube, ein wichtiger Punkt gerade beim Thema Bloggen wird sein, dass wir nicht nur Information brauchen, sondern Information plus X. Also Information plus eine persönliche Haltung dazu. Information plus einen Punkt, den wir ganz persönlich ergänzen oder den wir besonders wichtig finden, der nicht überall schon steht und dann so zusammengesetzt wird aus bestehenden Informationen.

Dass wir uns auch als, wenn wir jetzt Solo-Selbstständige sind, auch als Personenmarke, heißt nicht, dass wir alles teilen müssen, aber dass wir so als greifbare Personen präsent werden.

Das ist etwas, was die KI für mich noch vielleicht auch nicht so ersetzen kann, dass wir eben Menschen sind, dass wir die Fähigkeit haben zu empfinden, dass wir die Fähigkeit haben, Empathie zu äußern. Also tatsächlich spürbare Empathie und nicht aus Inhalten zusammengesetzte theoretische Empathie.

Ich glaube, das wird ganz wichtig, dass wir uns wirklich bewusst machen, es geht nicht darum, dass ich den hundertsten Artikel dazu schreibe, welche Bestandteile kann eine Website haben, sondern dass ich da diesen Plus-X-Faktor noch reinbringe.

[Alex] Und Plus-X, also finde ich ganz toll, ist Meinung, Haltung. Es kann aber auch so etwas sein wie ein eigener Schreibstil, finde ich, oder Humor zum Beispiel.

Also KI kann, finde ich, Humor gar nicht. Und also irgendwie vom Schreiben sich auch abheben, von dem, wie alle anderen schreiben.

Das finde ich persönlich auch ganz gut, wenn ich andere Texte lese, wo ich denke, okay, hier höre ich jemanden in seiner oder in ihrer Stimme sprechen. Das mag ich persönlich sehr.

[Sonja] Das stimmt. Das kann tatsächlich ein wichtiger Faktor sein. Ich muss jetzt an eine Kundin denken, die neulich zu mir meinte, als wir uns getroffen haben, ich habe den Newsletter gelesen und es ist, als würdest du vor mir sitzen, weil er eben nach dir klingt.

Und das stärkt natürlich auch diese vertraute Basis. Also ob wir mit KI jemals so best friend mäßig oder irgendwie eine emotionale Bindung haben werden, stelle ich mal in Frage. Aber ja, ich glaube, da liegen ganz große Chancen, dass wir das unserem Content uns auch zu eigen machen und uns auch trauen, ihm unsere Färbung, unsere Nuancen reinzugeben.

[Alex] Ja, Sonja, jetzt haben wir eine Menge besprochen über das Thema Sichtbarkeitsmut und Texte. Und eine letzte Frage:

Bei dir steht in deinem Prinzip das L für Langfristigkeit. Und wie bleiben wir bei langfristigen Strategien am Ball? Was könnte da helfen? Wie können wir nicht gleich nach drei Blogartikeln aufgeben?

[Sonja] Ja, da greife ich doch mal auf die Meinung einer Expertin, die ich sehr schätze, die mit dem Realismus. Realistisch sein. Und ich weiß, es ist manchmal schwierig, also gerade wenn man Laie ist im Thema Marketing, wenn man ein Business hat, das nicht Marketing ist, sondern Marketing halt für sein Business nutzen möchte, dann prasselt extrem viel auf einen ein und auch leider immer noch extrem viele falsche oder sehr hochgegriffene Versprechen.

Und natürlich möchte man die gerne glauben, aber realistisch sein, im Bereich Bloggen zum Beispiel, nicht zu erwarten, dass ein Blogartikel, den ich heute online stelle, mir morgen Sichtbarkeit bringt, ist, glaube ich, das Allerwichtigste. Weil wenn wir von Anfang an wissen, wir lassen uns auf eine längere Reise ein, dann fällt es auch leichter, die Reise bis zum Ende, wo ist das Ende, aber weiter durchzuhalten, als wenn wir denken, ja, das ist ein Zwei-Stunden-Trip und dann bin ich ja quasi fertig.

Was ansonsten helfen kann, ist, sich Routinen zu schaffen, die eben auch zu dir persönlich passen. Das kann bedeuten, dass du dir eine Schreibatmosphäre schaffst, die du angenehm empfindest. Das dem Schreiben so ein bisschen den Schrecken nimmt, dieses, uh, jetzt muss ich was Produktives für meinen Blog oder für meinen Newsletter machen, sondern dass du es irgendwie schaffst, das zu verbinden mit einem, ah, jetzt habe ich mal Gelegenheit, das rauszulassen, was ich zu dem Thema sagen wollte, kann bedeuten, dass du dir einen Raum irgendwie besonders ausstattest, kann aber auch bedeuten, dass du eine Zeit wählst, die für dich hilfreich ist, dass du eine produktive Zeit wählst und nicht abends, wenn du komplett fertig bist vom Tag, das noch irgendwie reinschieben möchtest.

Sowieso das eigene Marketing – ja, zur Priorität ist immer schwierig. Wir haben ja schon so viele Prioritäten – aber auch ernst zu nehmen, sage ich mal. Marketing ist was, was bei vielen Leuten so unter, wenn ich noch Zeit habe, dann mache ich das noch. Und in der Realität bleibt dann ganz selten noch Zeit, weil sich doch wieder 20 Aufgaben reingeschoben haben. Also so wie wir vielleicht einen Call mit einem Kunden in den Terminkalender eintragen, uns auch unsere Marketingzeit in den Kalender eintragen, wenn wir damit gut arbeiten können. Was auch helfen kann, ist, sich Unterstützung suchen.

Also es gibt ja ganz viele Angebote. Du hast ja Schreibbegleitungen, die du anbietest. Ich habe meinen Content-Club, den ich anbiete.

Es gibt ganz viele Möglichkeiten, wo man Menschen finden kann, die vielleicht ein Coworking mit einem arbeiten oder die auch an ihrem Marketing arbeiten.

Wenn man merkt, oh, dieses allein im stillen Kämmerlein vor mich hinwurschteln, das ist nicht so wirklich hilfreich für mich, dann kann auch sowas helfen.

[Alex] Ist wie beim Sport. Manche gehen alleine joggen, andere brauchen eine Laufgruppe.

[Sonja] Genau.

[Alex] Sonja, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns über dein Thema … so schön mitgenommen hast und erzählt hast. Und ja, vielen Dank.

[Sonja] Ich danke dir für die Einladung und wünsche euch allen ganz viel Freude und Erfolg beim Umsetzen eures Marketings.

Shownotes

Sonjas Website

7 häufige Gründe für Angst vor Sichtbarkeit

Die 4 Säulen des CALM-Marketing-Prinzips

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Weiterlesen
Interview, Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Interview, Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Endgegner Über-mich-Seite? Interview mit Margot Maric

In dieser Podcastfolge habe ich die Marketingberaterin und Storytelling-Expertin Margot Maric zu Gast. Ich habe sie in meinem Buch „No Social Media!“ zu Über-mich-Seiten interviewt. Und genau darüber werden auch noch mal in dieser Podcastfolge sprechen, über den Endgegner Über-mich-Seite.

 

In dieser Podcastfolge habe ich die Marketingberaterin und Storytelling-Expertin Margot Maric zu Gast. Ich habe sie in meinem Buch „No Social Media!“ zu Über-mich-Seiten interviewt. Und genau darüber werden auch noch mal in dieser Podcastfolge sprechen, über den Endgegner Über-mich-Seite.

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Warum ist die Über-mich-Seiten die beliebteste Seite einer Website?

[Alex] Ja, hallo Margot. Wenn ich mir die Zahlen angucke auf meiner Website, dann gehört meine Über-mich-Seite zu den beliebtesten Seiten überhaupt auf meiner Website. Damit bin ich doch nicht alleine, oder?

[Margot] Nee, zumindest ist es bei mir genauso. Das stimmt.

[Alex] Das ist schon mal gut.

[Margot] Aber wenn wir nochmal überlegen, wie wir auf Webseiten unterwegs sind, wundert mich das auch gar nicht, dass es bei dir und bei mir so ist.

[Alex] Ja, nämlich, wie sind wir unterwegs?

[Margot] Also ich würde sagen, wir suchen erstmal nach einem Thema und nach der Lösung für ein Problem, die wir haben wollen. Wenn wir vielleicht ganz viele finden, wollen wir so ein Gefühl dafür bekommen, wer steckt denn eigentlich dahinter? Wie tickt die Person? Kann sie uns vielleicht helfen?

[Alex] Ja, warum haben denn Menschen so ein Faible für Über-mich-Seiten? Was macht so ihren Reiz für dich aus? Warum lesen wir die so gerne?

[Margot] Ja, also das ist das, was ich gerade schon gesagt habe, glaube ich, dass wir gerade in der Online-Welt, die sehr manchmal hochpoliert, ein bisschen gefaket oder auch sehr anonym wirken kann, nach Beweisen oder kleinen Hinweisen suchen, die uns helfen würde, Vertrauen aufzubauen.

Und zum anderen vielleicht auch, weil, glaube ich, auch im Zeitalter der Digitalisierung und des KI und so weiter vielleicht die Sehnsucht nach Menschlichkeit auch immer größer wird und wir das schon schön finden, wenn wir zum Beispiel wissen: Andere strugglen auch, bei denen läuft es auch mal nicht glatt oder die hatten vielleicht auch mal ein ähnliches Problem, das wir selbst auch haben, das die gelöst haben, dass wir wirklich die Sehnsucht haben, uns mit Menschen zu verbinden und dafür ist die Über-Mich-Seite sehr gut geeignet.

[Alex] Wobei, wenn ich so überlege, als ich mich selbstständig gemacht habe, da war es 2015, 2016, da habe ich auch schon Über-Mich-Seiten gerne gelesen, also auch schon vor KI. Vielleicht ist es ja auch so ein, weiß ich nicht, zutiefst menschliches Bedürfnis, da zu gucken, wer ist da, ist da eine Verbindung möglich? Also vielleicht ist das so ein, ja, vielleicht zeichnet uns das als Menschen aus, dass wir uns dafür so interessieren, glaubst du nicht?

[Margot] Absolut. Doch, das glaube ich auch. Ich mache ja auch Storytelling und da finde ich, gerade wenn wir auf der Über-mich-Seite auch mit einer Geschichte daherkommen, das wird mir auch sehr oft zurückgespiegelt, dass das Menschen einfach verbindet. Da hast du recht.

[Alex] Ja, da werden wir gleich nochmal darauf zu sprechen kommen. Vorneweg vielleicht, welchen Zweck erfüllt so eine Über-Mich-Seite überhaupt? Also warum ist sie so wichtig aus einer Marketing-Perspektive, aus einer strategischen Perspektive?

[Margot] Die ist tatsächlich, finde ich, oft der erste Schritt, wenn wir in eine Kundenreise in die Beziehungsphase reingehen. Also wenn jemand nach einem Thema sucht, wird er vermutlich nicht auf unserer Über-mich-Seite landen, sondern meistens auf der Startseite und manchmal vielleicht auch auf der Angebotsseite.

Dann aber, wenn er denkt, also hört sich schon ganz gut an, aber ich will irgendwie ein Gefühl haben, also nicht nur die Fakten, aha, so könnte die Zusammenarbeit aussehen oder so könnte das Produkt aussehen, Gruppenprogramm, Onlinekurs, was auch immer das ist. Und ja, und dann ist das oft der erste Schritt, finde ich, in die Beziehungsphase, dass die Leute danach suchen, zu erfahren, welche Haltung hat die Person, welche Geschichte hat die Person und auch, hat sie wirklich auch die Kompetenz und die Expertise, mir zu helfen bei dem, was ich gerade suche.

Warum fällt es vielen Selbstständigen so schwer, ihre Über-mich-Seite zu schreiben?

[Alex] Und das ist auch eigentlich ganz cool, weil ich muss ja gar nicht so, also aus Leserinnen-Sicht, ich muss ja dann gar nicht Kontakt aufnehmen, sondern es ist quasi alles schon da und ich kann das alles lesen und ich als Website-Betreiberin kann mir quasi vorher überlegen, was könnten denn das für Themen sein, die Menschen interessieren.

Meine Beobachtung ist, wie du schon gesagt hast, dass eben super viele Menschen gerne Über-mich-Seiten lesen, es ihnen aber sehr, sehr schwer fällt, eine eigene über mich Seite zu schreiben. Und damit wären wir so beim Thema dieser Podcast-Episode, weil es geht ja um den Endgegner Über-mich-Seite.

Also ich kenne das auch von meinen Kundinnen, dass sie mir sagen, ja, jetzt habe ich schon das und das und das und das geschrieben, aber die Über-mich-Seite, die ist noch da, die heben sie so bis zum Schluss auf, da schlawenzeln sie so drumherum. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass es so vielen Menschen so schwerfällt, eine eigene Über-mich-Seite zu texten?

[Margot] Also in meinen Mentorings zu Website-Texten greife ich da als erstes an, bei der Über-mich-Seite. Also die schreibe ich tatsächlich mit meinen Kundinnen als allererstes, weil ich oft auch das Gefühl habe, ich will jetzt gar nicht sagen, das Schwierigste machen wir am Anfang, aber das ist schon so oft die Basis- und die Fundamentarbeit.

Warum das so schwer ist, ist, glaube ich, weil all unsere inneren Geschichten dann wach werden. Also prinzipiell geht es ja darum, auf der Über-mich-Seite die Persönlichkeit zu zeigen und auch die Expertise zu zeigen. Und ich finde, in beiden Bereichen gibt es oft, ich will jetzt gar nicht sagen Blockaden, aber Widerstände. Zum Thema Expertise ist es oft sowas wie: Kann ich denn so dick auftragen oder kann ich denn schreiben, ich kann das und das wirklich machen, weil eben wir uns so zeigen, wie wir sind und das jetzt fernab der Angebote oder irgendwelche anderen Geschichten, wo wir dann einfach drüber sprechen, ich bin gut und ich glaube, ich kann dir helfen.

Da kann auch so ein Imposter-Syndrom auch wach werden in einem.

Und bei den persönlichen Geschichten ist das oft auch so ein Grad der Verletzlichkeit, mit der ich wirklich nach außen gehen möchte und der ist bei allen Menschen auch verschieden und ja, da ist das oft einfach ein Weg, in sich hineinzuspüren, was ist das, wo sind meine Grenzen, was möchte ich teilen, was möchte ich nicht teilen, was ist mir zu viel, was mache ich gerne und das kann sich auch verändern.

[Alex] Kennst du das auch von dir, als du deine eigene Über-mich-Seite geschrieben hast?

[Margot] Ja, das kenne ich total. Und spannend finde ich auch den Weg meiner Über-mich-Seite. Denn ganz klar, vor vier Jahren, als ich mich selbstständig gemacht habe, ja, da würde ich lügen, wenn ich sagen würde, ich war da mega selbstbewusst und habe total selbstsicher erzählt, dass ich allen helfen kann.

Weil ganz klar, da konnte ich nicht sagen, ich begleite meine Kundinnen bei …, weil ich habe es nicht gemacht, ich habe ja gerade erst gestartet und da hatte ich auf jeden Fall Themen und zum Thema Persönliches zeigen habe ich zwar, ich habe zwar eine ehrliche Story geteilt, die auch bis heute auf meiner Website ist, Aber ich habe die Hintergründe, die auch sehr viel persönlicher waren, wo ich mich verletzlicher gezeigt hätte, die habe ich damals nicht teilen können. Da war ich noch gar nicht soweit.

Und die habe ich tatsächlich letztes Jahr komplett überarbeitet und zeige mich da viel, viel ehrlicher und erzähle da zum Beispiel von meinem Burnout, wo ich vor vier Jahren gar nicht in der Lage war, darüber zu sprechen und schon mal gar nicht auf einer Website zu veröffentlichen.

[Alex] Das finde ich auch nochmal voll den wichtigen Hinweis, also dass sich eine Über-mich-Seite auch so entwickeln darf, weil zum Beispiel meine Über-mich-Seite, die ist ja jetzt fast acht Jahre alt oder so, also seit ich selbstständig bin und ich weiß nicht, wie oft ich sie schon überarbeitet habe, 57 Mal vielleicht, keine Ahnung.

Also wenn man das erste Mal was veröffentlicht, dann ist es vielleicht halt einfach mal ein veröffentlichter Text und man kann ja dann weiter daran arbeiten, richtig? Also das ist ja nicht fertig in dem Sinne, sondern ich kann ja alle paar Monate, alle paar Wochen drauf zurückkommen und gucken, passt es noch, ist es stimmig oder kann ich das vielleicht hier anders machen? Siehst du das dann auch so?

[Margot] Absolut. Und ich finde, das nimmt auch nochmal die Angst, die Seite oder insgesamt die Texte so perfekt zu schreiben. Jetzt sind sie online und genau das, das ist unsere Website, unsere Über-mich-Seite. Wir können da, wenn wir Lust haben, jeden Tag dran. Auch selbst, wenn wir mal einen Mutausbruch haben und etwas veröffentlichen und denken uns zwei Tage später, oh Gott, was mache ich, wenn die Nachbarin das liest, dann kann ich es immer noch runternehmen. Also da passiert nicht so viel.

Wie können wir achtsam mit Widerständen und Blockaden umgehen?

[Alex] Okay, also wenn wir uns bewusst machen, wir müssen keine perfekten Texte schreiben, sie dürfen auch wachsen mit uns. Was können wir denn noch tun, um achtsam mit diesen Blockaden umzugehen?

[Margot] Also wenn sich für eine Person das Veröffentlichen auf der Über-mich-Seite zum Beispiel sehr offiziell anhört und es ihr auch wirklich nicht hilft, wenn ich sage, morgen könntest du es auch verändern, weil die denken, oh Gott, aber das ist jetzt online, das können jetzt alle lesen, könnte sie zum Beispiel auch in kleinen Schritten und in anderen Set-ups versuchen, wie sich das anfühlt, etwas zu teilen.

Also das habe ich auch gemacht und nicht nur in Bezug auf die Inhalte der Über-mich-Seite, sondern mit allem. Also meine Pitches waren am Anfang, also was ich mache, wenn ich gefragt wurde, was ich mache, das habe ich so gefühlt jede dritte Woche verändert und habe dann manchmal mir gedacht, oh Gott, na irgendwie, das bin ich gar nicht oder wie könnte ich das anders formulieren, weil das, ja, das zeichnet keiner auf, das sieht keiner, das kann man nicht screenshotten, das hat man vielleicht auf einem Netzwerktreffen gesagt oder bei einer Kundin gesagt und kann auch oft danach auch erst reinfühlen, ist das so, wie ich rüberkommen möchte? Sind das die Worte, die ich wählen möchte? Und das kann man auch auf der Über-mich-Seite machen, auch zum Beispiel mit den Geschichten, die man erzählt. Das wäre zum Beispiel eine Sache, die mir jetzt gerade einfällt, die helfen würde, sich stufenweise dem anzunähern, dass wir dann so sichtbar werden, wie wir uns auch wirklich damit wohlfühlen.

[Alex] Also du meinst, wenn ich jetzt eine Idee habe für eine Geschichte für die Über-mich-Seite, dass ich die vielleicht erst mal, keine Ahnung, einer potenziellen Kundin erzähle oder in einem anderen Rahmen teile und quasi schon so ein bisschen die Fühler ausstrecke. Was passiert denn, wenn ich diese Geschichte teile? Wie reagieren Menschen darauf? Meinst du das so?

[Margot] Ja, absolut. Also das kann ich auch sagen, das habe ich mit den Burnout-Hintergründen meiner Geschichte auch gemacht, dass die nicht auf meiner Website war, aber dass ich dann, wenn ich irgendwo in einem Workshop war, also das fiel mir irgendwie viel, viel leichter und das war vielleicht in einem kleineren Rahmen, dass ich das geteilt habe und dann einfach gesehen habe, wie geht es mir damit und habe auch gesehen, ach krass, jetzt kann ich viel besser dazu stehen als damals zum Beispiel vor vier Jahren. Und ich habe mich dem so ein bisschen angenähert und letztes Jahr dachte ich mir, das kann ich locker so hinschreiben. Und das ist ein Grad der Verletzlichkeit, mit dem kann ich sehr gut leben. Also das fühlt sich authentisch und auch gut an.

Was muss unbedingt in eine Über-mich-Seite rein?

[Alex] Cool, also wir können in die Geschichten quasi auch reinwachsen, wenn wir uns noch nicht trauen, sie gleich zu teilen. Das ist ein sehr guter Tipp. Wenn wir uns jetzt das Schreiben der Über-mich-Seite angucken, was muss da unbedingt rein, inhaltlich?

[Margot] Also prinzipiell von den Inhalten würde ich eben sagen, die Expertise, also dass die Person, die die liest, möglichst das Vertrauen in unsere Expertise, in unsere Professionalität bekommt.

Und auf der anderen Seite auch die Persönlichkeit, dass die Leserinnen und Leser das Gefühl bekommen, mit wem habe ich es da überhaupt zu tun. Also das von den groben Bereichen.

Ich natürlich als Storytelling-Mentorin finde sehr, sehr gerne oder auch unbedingt eine Geschichte, weil wir uns einfach Geschichten besser merken können, weil wir da auch nochmal das Gefühl vielleicht verstärken können, was wir zu der Person haben.

Und was ich tatsächlich auch sehr, sehr wichtig finde und oft auch sehe, dass das manchmal vergessen wird, weil die Über-mich-Seite „Über mich“ heißt, neigen manche dazu, wirklich von Anfang bis Ende zu schreiben, ich bin die und die, ich habe das und das gemacht, das und das ist mir passiert.

Und was ich da wirklich super wichtig finde, dass wir nochmal den Bezug zum Leser und zu der Leserin herstellen und immer überlegen, bei allem, was wir teilen, ist es relevant? Ist es relevant für denjenigen, der meine Seite besucht und der diesen Text gerade liest?

[Alex] Und gibt es etwas, von dem du sagen würdest, das sollte auf keinen Fall auf eine Über-mich-Seite?

[Margot] Ja, da gibt es Empfehlungen, die ich immer wieder gerne teile, in Bezug tatsächlich auf Achtsamkeit vielen Gruppen gegenüber.

Also zum einen würde ich sagen, wir sollten nicht Sachen teilen, darüber haben wir gerade schon gesprochen, die wir eigentlich nicht teilen wollen. Also wir sollten nie etwas teilen, nur weil wir von jeder Seite hören, wir sollten authentisch sein, wir sollten Geschichten teilen. Sondern wir sollten da schon achtsam mit uns auch umgehen und schon für uns abklären und hineinspüren, kann ich dazu stehen? Und ich muss nicht zu allem stehen.

Was ich oft auch schon gesehen habe, oder oft ist vielleicht übertrieben, was ich manchmal schon gesehen habe auch, dass Geschichten geteilt wurden, wo der „Bösewicht“ der Geschichte so ein bisschen durch den Dreck gezogen wurde. Das bleibt eigentlich auch jedem überlassen, wie detailreich natürlich er eine Geschichte auf einer Über-mich-Seite teilt.

Ich vertrete aber die Meinung oder ermutige meistens dazu, dass wir den Bösewicht ruhig da rauslassen können. So klassischerweise ist das der ehemalige Chef und manchmal auch die Eltern.

Und ich finde, wir brauchen für eine gute Geschichte nicht den Bösewicht. Und ich finde, wir könnten da vielleicht so ein bisschen leichtsinnig über Grenzen anderer latschen. Und ich finde, das brauchen wir nicht für einen guten Über-mich-Seiten-Text.

Und dann eben auch, wie gesagt, Irrelevantes. Manche denken, ach, das ist „Über mich“, dann packe ich jetzt mal den Lebenslauf dazu. Da würde ich auch sagen, also wo ich mein Abi gemacht habe, ist jetzt vielleicht jetzt momentan nicht für die Leute, die auf meine Website kommen, super relevant. Und da würde ich immer mich fragen, ist das jetzt relevant für die anderen?

[Alex] Viele fragen sich ja auch, wie lang so eine Über-mich-Seite werden soll. Was gibst du da immer für Empfehlungen? Weil ich nenne immer keine konkrete Wortzahl, weil das geht gar nicht in meine Augen, oder?

[Margot] Nee, finde ich auch nicht. Ich glaube, meine Über-mich-Seite ist auch so lang, aber da hat sich bisher noch keiner drüber beschwert. Und ich finde, ja, ich nenne auch keine Wortzahl.

Wie schreibe ich authentisch auf meiner Über-mich-Seite?

[Alex] Idealerweise soll so eine Über-Mich-Seite ja auch zeigen, was wir können, aber eben auch, wer wir sind und wie wir ticken. Und wie gelingt jetzt dieser Mix? Also aus einerseits Professionalität, du hast schon gesagt, wir sollten die Expertise zeigen auf einer Über-Mich-Seite, aber eben auch unsere Persönlichkeit. Also, dass wir nicht nur ein weiterer Coach sind, sondern dass uns ja auch was Bestimmtes auszeichnet. Und ich könnte mir vorstellen, dass es ganz vielen Leuten auch sehr schwerfällt, weil es geht da ja auch zum Beispiel um die Sprache. Also, wie rede ich so, dass es nicht so geschwollen klingt und dass ich nicht so viel Fachsprache verwende und Schachtelsätze und so weiter. Was sind da so deine Tipps?

[Margot] Den allgemeingültigen Tipp, den man überall hört, schreibe, wie du sprichst, den finde ich nach wie vor gut. Das ist natürlich nochmal eine Frage, mit wem, aber so wie ich mit meinem Kunden spreche, so darf ruhig meine Website auch sein, finde ich.

Und ich empfehle eigentlich auch immer, die Sachen so runterzuschreiben, wie die einem kommen und dann vielleicht nochmal kritisch nochmal durchzugehen und sich zu fragen, würde ich das zum Beispiel in einem Gespräch, in einem Coaching oder wo drin auch immer einem Kunden gegenüber genauso ausdrücken, würde ich das so machen?

[Alex] Ich glaube, das finde ich auch voll wichtig. Also dass man schreibt und sich nicht von irgendwelchen Mindfucks abhalten lässt zu schreiben. Aber dass man dann eben auch noch mal in die Distanz geht, den Text liegen lässt und sich auch noch mal fragt: Okay, würde ich dass denn wirklich so sagen? Würde ich das denn wirklich so schreiben? Also ich glaube, mit dieser Korrekturrunde und vielleicht noch einer zweiten oder dritten Korrekturrunde kann man auch ganz viel rausholen auf so einem Über-mich-Seiten-Text.

Wie können wir uns denn persönlich zeigen auf einer Über-mich-Seite? Was wären da so typische Möglichkeiten in deinen Augen?

[Margot] Also ein guter Einstieg überhaupt in dieses, was kann ich Persönliches von mir teilen? Also wenn jemand wirklich da eine Blockade hat und vielleicht auch nochmal mit dieser inneren Geschichte kommt, das gehört nicht ins Business und was soll ich denn da schreiben, das interessiert doch niemand oder ja, das ist hier irgendwie irrelevant. Und da empfehle ich auch gerne die Arbeit mit den Werten, weil das oft so ein seichter Einstieg ist, meiner Meinung nach.

Dass irgendwie, wenn man vielleicht nochmal schaut, was sind meine wichtigsten Werte? Da gibt es online auch schöne Tests, die man da machen kann, wo man intuitiv entscheidet, was mir wirklich wichtig ist in meinem Leben. Und da nochmal schaut, wie zeigt sich das vielleicht in meinem Leben oder wie zeigt sich das in meinem Business, warum unterscheide ich mich da von den anderen, ist das oft eine kleine Hürde nochmal in diese authentische und persönliche Sichtbarkeit.

Ansonsten, finde ich, ist natürlich die Geschichte, wenn wir die gut schreiben und auch die schön mit ein paar Details versehen, auch etwas, was einfach einzigartig ist, weil die Geschichte, die gibt es definitiv nicht noch ein anderes Mal ganz genau so, wie sie uns passiert ist oder wie wir sie erlebt haben.

Und was natürlich auch schön ist, sind diese Fun Facts oder Guilty Pleasures, also einfach auch so eine Auflistung.

Also ich finde, bevor einer mit nichts von diesen Sachen rausgehen möchte, ist das etwas, was meistens sehr unverfänglich ist. Dass ich sage, ich weiß nicht, dass ich nur Zartbitter-Schokolade esse oder eigentlich lieber im Garten abhänge als im Café oder was auch immer. Das sind tatsächlich auch Sachen, wo man sagen würde, so ein Shishi gehört das wirklich da drauf. Aber mich sprechen öfter Leute auf die Sachen an, also diese ganzen kleinen Random Facts, die ich da aufgelistet habe.

[Alex] Wobei ich finde, dass man auch manche Sachen so schon sehr häufig hört bei diesen Random Facts. Also ich bin da auch schuldig, weil ich bin natürlich dann auch gerne am Meer und sowas, also diese klassischen Dinge, die man so verrät. Also ja, ich glaube, da will ich auch nochmal bei mir ran, dass ich da nicht allzu klischeehafte Dinge auspacke auf dieser Seite.

[Margot] Manchmal, wenn ich mit Kunden zusammenarbeite und die mir so eine Liste von 20 Sachen machen, dann, ich lese gerne, fliegt da raus. Also ich versuche da schon ein paar so Sachen stehen zu lassen, die ein bisschen außergewöhnlicher sind. Ja.

Wie finde ich eine gute Geschichte für meine Über-mich-Seite?

[Alex] Du hast jetzt schon ganz, ganz oft den Punkt Geschichte oder Story angesprochen und darüber würde ich jetzt gerne ein bisschen mehr reden.

Wie finde ich so eine Geschichte? Also was macht eine gute Geschichte aus? Und wenn ich jetzt denke, bei meinem Leben passiert doch gar nichts, da ist keine spannende Geschichte, was mache ich da?

[Margot] Also gerade die Geschichte für die Über-mich-Seite finde ich so in der Findungsphase relativ einfach, weil dafür können wir uns eine einzige Frage stellen und dort können mehrere Antworten natürlich aufploppen. Und die Frage ist, wann hast du zum ersten Mal darüber nachgedacht, dass du das machst, was du gerade jetzt machst oder dass du dich selbstständig machst?

Und das muss jetzt nicht ein Moment sein, der alles verändert hat. Da dürfen quasi mehrere Momente sein und aus denen dürfen wir uns einen herauspicken und den näher beschreiben. Ich sage ja immer gerne mit so einer Lupe drangehen und vielleicht ein paar Details dazu aufschreiben, dass man sich einfach vorstellt, von dieser Situation könnte man ein Foto machen.

Dann ist es meistens eine gute Geschichte. Und das muss wirklich gar nicht lang sein. Das kann ein kleiner Absatz sein. aber etwas, wo andere sich das einfach vorstellen können, wo sie einfach mitfühlen können und denken, ach krass, ja, ich sehe dich da. Ich sehe dich da, wie du das gemacht hast und dir das wie Schuppen vor Augen gefallen ist und du dann zum ersten Mal dachtest, hm, was wäre denn, wenn ich das und das mache?

Oder in einer Situation, wo du sagst, und in diesem Moment habe ich entschieden, ich werde das und das machen. Also das ist eigentlich die Entstehungsgeschichte, die Brandgeschichte, die auf die Über-mich-Seite gehört.

[Alex] Und welche Geschichte teilst du?

[Margot] Ja, da ich jetzt quasi auch die Burnout-Hintergründe geteilt habe, ist die auch ein bisschen länger geworden. An sich ist das die Geschichte, ich habe ja zwölf Jahre im Konzern gearbeitet, darüber spreche ich auch auf meiner Über-mich-Seite, weil das natürlich auch was mit meiner Expertise im Marketing zu tun hat.

Es geht in der Geschichte aber eben darum, dass ich mich in den zwölf Jahren extrem verstellt habe und oft mit meinem Hosenanzug quasi wie in eine Rolle geschlüpft bin, die nicht so wirklich viel damit zu tun hatte, wie ich eigentlich war.

Und zwar waren das eben Geschichten, wo ich dachte, in so einem Konzern muss ich taff sein, nicht wirklich viel darüber erzählen, dass ich Mutter bin, sondern immer beweisen, dass ich sehr ehrgeizig bin, dass ich das ernst meine, dass ich super selbstbewusst bin, keine Zweifel habe, keine Unsicherheiten habe. Und dann eben mit der Geburt von meinem ersten Sohn ganz schön unter die Räder geraten bin, auch gesundheitlich, weil ich diese Fassade eben nicht mehr aufrechterhalten konnte.

Und dann schreibe ich eben auch, was wahr war, dass ich um sechs Uhr auf der Autobahn immer saß, um die Staus zu umgehen, danach mit dem Mittagessen auf dem Beifahrersitz zurückgeheizt bin, um den Kleinen wieder rechtzeitig abzuholen. Also ich habe mich da einfach total zerrissen zwischen diesen beiden Welten und bin dann eben auch krank geworden und war ein paar Monate auch nicht auf der Arbeit. Und dann war ich schwanger mit meinem zweiten Sohn und habe mich so langsam einfach gefragt, was wäre, wenn ich da nicht zurückkehre.

Allerdings war ich da in einer kompletten Leere und hatte absolut keine Ahnung, was ich sonst noch machen könnte. Ich habe auch schon befürchtet, dass, wenn ich einfach nur den Konzern wechsle, dass ich dann das Gleiche quasi in einer anderen Farbe bekomme.

Und ja, die Hauptgeschichte, meine Hauptstory ist eben die, dass ich noch in dieser Leere und in dieser Ahnungslosigkeit, was könnte es überhaupt sein, hier durch meinen Kiez gelaufen bin mit dem Kleinen. Wie das so ist, wenn man Mama ist von einem kleinen Baby und das Baby will im Bett nicht schlafen, dann rennt man durch die Gegend mit dem Kinderwagen.

Und hatte irgendwie bis eine Selbstständigkeit, Karriere gar nicht im Kopf, sondern war einfach so, ich bin in Turnschuhen, Jeans, ungeschminkt, mit Baby im Kinderwagen und habe dann Selbstständige getroffen, zum Beispiel in einem Coworking-Space, wo ich früher immer war, wo ich einfach nur Kaffee trinken wollte oder bei meinem Nachbar oder im Nachbarshaus wurde mal ein Teeladen aufgemacht und ich kam dann eben ins Gespräch mit Selbstständigen, und die fragten mich, ob ich den Marketing unterstützen will.

Und ich konnte das, also für mich war das komplett neu, diese Vorstellung, dass die ganz offensichtlich sehen, dass ich Mutter von einem Baby bin, also was im Konzern immer eher ein Manko war als ein Plus, dass sie mich so sehen ohne meinen Hosenanzug, quasi ohne mein Kostüm der Professionalität und trotzdem das Vertrauen haben, ich könnte irgendwas im Marketing machen, was die in ihrer Selbstständigkeit unterstützen würde.

Und das ist, ja, da habe ich mir echt gedacht, was wäre, wenn es ausreichen würde, dass ich so bin wie ich, mich nicht mehr verstecke, nicht mehr komische Kostüme anziehe, nicht mehr so tue, als wären meine Kinder nicht da, sondern ja, ganz so bin, wie ich bin. Und so ist die Idee geboren. Und genau das, auch in meinem Fall, waren es mehrere Momente, die dazu geführt haben. Aber das ist das, was ich teile, weil das so sehr sinnbildlich dafür ist, wie ich überhaupt dazu kam, mich selbstständig zu machen.

[Alex] Und wie reagieren Menschen auf diese Geschichte?

[Margot] Ja, da gibt es tatsächlich sehr viel Resonanz. Ich spreche auch auf meiner Über-mich-Seite darüber, dass ich hochsensibel bin und introvertiert. Das sind auch oft Eigenschaften, wo viele sich wiederfinden, die auch zu mir kommen und sagen, ich bin auch hochsensibel. Also sie wissen, auch mit dem Burnout ist das auch so, dass einige entweder ganz sanft an einem Burnout vorbeigeschlittert sind oder selbst einen hatten und deswegen resoniert das sehr mit denen. Also da sind sehr oft Verknüpfungspunkte und bei mir zeigt sich das natürlich auch in der Art und Weise, wie ich mein Marketing betreibe und wie ich auch andere dabei begleite, weil ich das mega auf dem Schirm habe.

Ich habe durch diese Erfahrung, ja, ist es einfach so, dass ich sehr darauf aufpassen muss und auch möchte, im Gleichgewicht zu bleiben. Und sie wissen, die werden von mir nicht hören, was, du bist erst um fünf Uhr aufgestanden, wieso stehst du nicht früher auf? Nur wenn du es richtig willst, wird das irgendwie klappen, sondern ich bin eine, die sagt, hey, du bist müde, wie wäre es denn, wenn du eine Woche Pause machst? Und das ist vielleicht nicht so wichtig, übernimm das einfach mal von einem anderen Text, da ist jetzt kein Platz hier für Perfektion. Also das ist schon etwas, was für sie sehr, sehr relevant ist, weil ich sie einfach verstehe, weil sie wissen, dass ich sie verstehe, weil ich das erlebt habe.

Wann ist es Zeit, die Über-mich-Seite mal wieder zu überarbeiten

[Alex] Ich musste auch gerade an Brené Brown denken, die gesagt hat, dass wir eigentlich bei anderen Menschen immer die Verletzlichkeit suchen und uns von denen auch so anziehen. Aber wir selbst trauen uns eben nicht, uns verletzlich zu zeigen, was dann ja auch wieder auf der Über-mich-Seite sich zeigt, weil man sehr häufig eben so Schwierigkeiten hat, seine Geschichte zu teilen.

Ja, jetzt vielleicht noch die allerletzte Frage. Wann weiß ich denn, dass mal wieder Zeit ist, meine Über-mich-Seite zu überarbeiten? Gibt es so Hinweise darauf?

[Margot] Ja, ich glaube, die liest man wahrscheinlich selber gar nicht so wahnsinnig oft, aber wenn man schon mal wieder auf dieser Seite ist und sich denkt, oh Gott, das bin eigentlich gar nicht mehr ich, wenn man so ein bisschen rausgewachsen ist.

Ich hatte zum Beispiel am Anfang auf der ersten Über-mich-Seite auch so einen Spruch: Wenn ich das kann, dann kannst du es auch.

Habe ich wahrscheinlich irgendwo gesehen, fand ich damals sehr ermutigend. Das würde ich jetzt aber nicht mehr sagen, weil ich zum Beispiel auch gelernt habe, dass jeder irgendwie einen anderen Alltag hat, andere Privilegien hat, aber auch manchmal andere Präferenzen.

Da wusste ich auch, dass ich das damals geschrieben habe, ist es irgendwie okay, aber das passt gar nicht mehr zu dem, was ich vertrete und zu meiner Haltung, was wir machen können, aber auch was wir nicht machen können.

Oder eben, wie wir auch besprochen haben, wenn der Mut manchmal größer geworden ist und wir uns trauen, unsere Haltung für etwas, aber vielleicht auch gegen etwas viel stärker draußen zu vertreten, dann ist das so ein Zeitpunkt, wo wir uns vielleicht sagen können, jetzt dürfen die Texte das auch zeigen, was sich in meinem Inneren auch verändert hat, was sich da gewandelt hat.

[Alex] Ja, Margot, vielen, vielen Dank, dass du heute da warst und über die Über-mich-Seite gesprochen hast. Ich hoffe, dass der Endgegner-Über-mich-Seite so ein bisschen kleiner geworden ist mit deinen Tipps. Vielen, vielen Dank.

[Margot] Ich danke dir, liebe Alex.

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Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin

Sachbuch schreiben als Selbstständige*r – Interview mit Anja Niekerken

In dieser Podcastfolge habe ich Anja Niekerken zu Gast. Anja berät ihre Kund*innen nicht nur zu Content-Marketing, sondern hat auch schon selbst mehrere Bücher geschrieben, sowohl im Selfpublishing als auch im Verlag. Und wir werden heute zusammen darüber sprechen, wie Selbstständige und Einzelunternehmer*innen ein Sachbuch schreiben.

In dieser Podcastfolge habe ich Anja Niekerken zu Gast. Anja berät ihre Kund*innen nicht nur zu Content-Marketing, sondern hat auch schon selbst mehrere Bücher geschrieben, sowohl im Selfpublishing als auch im Verlag.

Und wir werden heute zusammen darüber sprechen, wie Selbstständige und Einzelunternehmer*innen ein Sachbuch schreiben.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Welche Vorteile hat ein eigenes Buch?

[Alex] Ja, hallo Anja, du bist Autorin, hast schon mehrere Bücher geschrieben und veröffentlicht, und deshalb meine allererste Frage: Warum ist es aus deiner Sicht überhaupt so eine gute Idee für Einzelunternehmer*innen, für Selbstständige, ein Sachbuch zu schreiben? Welche Gründe gibt es dafür?

[Anja] Ja, also der Hauptgrund ist relativ schnell und einfach beschrieben. Denn gerade in Deutschland ist es schon noch so, dass Autorität von Autor oder Autorin kommt.

Also in dem Moment, wo du ein Buch geschrieben hast, glauben dir auf einmal alle, dass du weißt, wovon du sprichst. Es ist total egal, ob das Buch schlecht ist oder sonst irgendwas. Es gibt ein Buch, wenn es dann noch aus dem Verlag ist und du sagst: So, ach so, ja Mensch, XY ist mein Thema und über XY habe ich ein Buch geschrieben im, keine Ahnung, Droemer-Knaur-Verlag zum Beispiel. Dann ist die Wahrscheinlichkeit um einiges höher oder steigt exorbitant, dass du gebucht wirst. So einfach ist das.

[Alex] Das klingt auf jeden Fall gut. In Zeiten, wo natürlich alle irgendwie überlegen, wie sie verkaufen können, wie sie über ihre Angebote reden können. Das bedeutet, mit einem Buch kann ich meine Expertise festigen, kann ich meine Expertise nach außen quasi untermauern, richtig?

[Anja] Genau. Also letztendlich ist es so: Wenn du das Buch dann draußen hast, zum Beispiel, ich gebe dir einfach mal ein Beispiel, das ist immer einfacher am Beispiel, das zu machen.

Ich habe ursprünglich mal als Trainerin für Führungskräfte angefangen. Und als Trainerin für Führungskräfte, die meisten, die das machen, werden es wissen, du machst dann auch relativ viel Kaltakquise. Dann machst du vorher einen Termin und musst dich dann erst mal vorstellen und erzählen. Und wenn du in dem Moment, wo du dann sagst, wenn du telefonierst, „Ich schicke Ihnen mal eben mein Buch zu“, dreht sich das Gespräch um 180 Grad. „Ach, Sie haben ein Buch geschrieben. Ach, das ist ja interessant.“

Oder wenn du einfach das Buch hinschickst und danach telefonierst und sagst: „Haben Sie mein Buch bekommen?“ – „Ja, ja, habe ich.“ – „So wollen wir da mal kurz drüber sprechen? Wie fanden Sie das Buch? Und ach, übrigens, wir könnten auch ein Training machen. Wie sieht es denn mit Ihren Trainings aus?“ Ist eine ganz andere Nummer, als wenn du anrufst und sagst so: „Ja, ich würde ja gerne ein Training bei Ihnen machen.“ Und dann sagen die: „Warum? Was können Sie denn besser?“ Diese Frage bekommst du mit einem Buch nicht mehr.

Kann ein eigenes Buch ein Marketingtool sein?

[Alex] Und hast du auch Erfahrung damit, ob sich so ein Buch auch als Marketingtool nutzen lässt?

[Anja] Ja, total. Also genau so letztendlich funktioniert es dann auch mit der Presse.

Was wir ja alle wollen in irgendeiner Form, wenn wir eine Expertise haben, zum Beispiel Hundetrainerin. Also wenn ich jetzt sage: Okay, ich bin Hundetrainerin, ich möchte natürlich in die bekannten Zeitschriften rein. Klar. Die Frage ist aber, warum sollten die Zeitungen über dich berichten? Es gibt keinen Grund, weil es gibt tausend Hundetrainer*innen, die gibt es wie Sand am Meer. Aber wenn du gerade ein Buch rausgebracht hast, dann kannst du sagen: Mensch, ich habe hier gerade ein Buch rausgebracht über die Erziehung in den ersten drei Wochen, die sträflich unterschätzt wird zum Beispiel. Und dann hast du einen Aufhänger. Dann kannst du das der Presse schicken und sagen, wollen wir mal miteinander sprechen? Das ist gerade mein Thema. Das Buch ist auch gerade draußen.

Und dann bekommst du Einladung. Und das potenziert sich dann natürlich auch wieder. Also ich bin zum Beispiel, ich bin relativ viel in der Presse und nur durch meine Bücher.

[Alex] Wie viele Bücher hast du denn jetzt schon geschrieben?

[Anja] Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Ich glaube, es sind 15 oder 16, aber ich weiß es nicht genau, weil jetzt mein neues Buch auch demnächst an den Start geht. Von daher: Ich kann es nicht genau sagen.

Im Verlag das kann ich genau sagen, weil das sind nicht so viele, das waren nur vier bisher, also vier Verlagsbücher, aber dann der Rest im Selfpublishing, das ist schon …, ich weiß es nicht mehr.

[Alex] Und das neue Buch, worum geht es da?

[Anja] Ums Content-Marketing. Also es geht um Marketing und wie du Content-Marketing aufbaust, also mit deinem eigenen Content Marketing machst. Und natürlich geht es auch darum, dass ein Buch auch ein Content-Marketing-Instrument ist.

Wie finde ich die richtige Idee für ein eigenes Buch?

[Alex] Jetzt, wo du so viele Bücher schon geschrieben hast, wie kommst du denn überhaupt auf die ganzen Ideen? Also vielleicht hören ja Menschen zu, die sagen: Ja, klingt prinzipiell gut, kann ich mir vorstellen, ich schreibe ja gerne, aber worüber?

[Anja] Naja, also ich sage mal, bei mir, meine Expertise ist ja Sachbuchschreiben. Also ich kann dir jetzt nicht erzählen, wie du einen Roman schreibst, das weiß ich nicht, habe ich selber noch nie gemacht. In der Theorie wüsste ich es, aber ich habe es noch nie gemacht und deswegen erzähle ich solche Sachen grundsätzlich erstmal nicht, sondern nur das, was ich tatsächlich auch kann.

Und beim Sachbuch, naja, du hast ja eine Expertise. So deine Expertise ist Social-Media-freies Marketing. Schreib darüber ein Buch! Wie macht man Social-Media-freies Marketing in der heutigen Zeit? Das ist doch das Buchthema. Würde ich sofort ein Buch zu schreiben oder würde ich dir sofort empfehlen, da ein Buch zu zu schreiben.

Und bei mir ist es halt, ja, Content-Marketing ist mein Schwerpunktthema. Es wurde einfach Zeit, dass ich ein Content-Marketing-Buch schreibe. Deswegen habe ich das jetzt einmal gemacht. So die Grundlagen des Content-Marketing, so wie ich es verstehe.

Ich könnte aber auch übers Bloggen schreiben. Ich kann übers Sachbuchschreiben schreiben. Das habe ich auch gemacht. Ich habe ein Buch, das heißt „Von der Idee zum Sachbuch“, weil mich immer die Leute gefragt haben, wie schreibt man denn so ein Sachbuch?

Und dann kann ich dazu sagen: Ja, dann kauf das Buch, dazu gibt es sogar auch noch ein Workbook und wenn du das beides zusammen machst, dann kommst du auf jeden Fall schon mal einen Schritt weiter.

Und Ideen finden ist, wenn du, wie gesagt, eine Expertin bist, Experte, dann ist das überhaupt kein Thema. Weil du weißt, worüber du die ganze Zeit sprichst.

Was ein bisschen schwierig ist, also so die Idee dann nachher so zu verdichten und das dann auch in eine Struktur zu packen, das ist dann nochmal ein anderer Schritt.

Aber die ersten Ideen, da gehe ich von aus, dass alle deine Hörerinnen und Hörer schon auch wüssten, worüber sie schreiben könnten.

[Alex] Ja, und wie komme ich dann aber in diesen Auswahlprozess? Also woher weiß ich dann, welche der vielen Ideen, die ich vielleicht habe, gut ist? Also was eignet sich für ein Buch?

[Anja] Ja, das ist wirklich eine sehr gute Frage, weil daran scheitern dann eben die meisten, weil sie zu viele Sachen in ein Buch packen wollen.

Ich nehme jetzt mal mein Beispiel, also Content-Marketing, das ist ja ein Riesenthema. Ich kann ja die ganzen Marketing-Theorien nehmen. Ich kann also so alles, was Content-Marketing ist, beschreiben oder, oder, oder.

Das habe ich aber nicht gemacht. Ich habe mich auf das fokussiert, was ich hauptsächlich mache und mit welcher Content-Marketing-Strategie meine Zielgruppe ohne großen finanziellen Aufwand da reinkommt. Und zwar sind das Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen. Das heißt, du hast kein Budget oder nur ein sehr kleines Budget und wie kannst du dich über Content-Marketing bekannter machen?

Das grenzt natürlich die Themen ein, weil das heißt, große Anzeigenkampagnen oder solche Sachen fallen weg und, und, und.

Das heißt, ich habe mich auf das fokussiert, was meine Zielgruppe auch sofort umsetzen kann. Sprich, beim Sachbuch gehst du von den Problemen deiner Zielgruppe aus und dann schränkst du deine Ideen schon ganz anders ein.

Weil, wenn wir uns mal überlegen, wie gehen wir in so eine Buchhandlung oder wie gucken wir bei Amazon, warum tun wir das, warum suchen wir ein bestimmtes Sachbuch? Weil wir ein Problem haben. Und das heißt, ich habe eine Frage im Kopf. Wie kann ich als Solo-Selbstständige*r einfaches Content-Marketing machen, was mir richtig viel bringt? So, das ist die Frage im Kopf.

Und das Buch muss genau diese eine Frage beantworten. Und an dieser Frage hangelst du dich lang. Und deswegen ist Zielgruppenanalyse beim Sachbuchschreiben das A und O.

Zielgruppe fürs Buch finden

[Alex] Ich wollte es gerade sagen. Also ich glaube, dass es eine Aufgabe ist, die viele ein bisschen vernachlässigen, nach hinten schieben und denken: Naja, das findet schon Leser oder das interessiert im Grunde auch viele oder alle sogar. Keine Ahnung.

[Anja] Ja, „Das interessiert alle“ ist der größte Fehler. Ganz, ganz, ganz schlimm. In dem Moment, wo jemand bei mir im Kurs oder im Coaching sagt: Das interessiert alle oder wenn ich sage, wer ist denn die Zielgruppe? „Ja, das können alle lesen.“ Sage ich sofort: Nein, nein, das machen wir mal nicht so. Und das Schlimme ist ja, dass die Leute dann auch immer denken, also weil es ist ja die Kernzielgruppe oder die Fokuszielgruppe und dann denken die Leute immer, alle anderen lesen es nicht oder dürfen es nicht lesen oder wollen es nicht lesen. Das stimmt aber nicht.

Man muss sich das so vorstellen, wie wenn man einen Stein ins Wasser schmeißt. Und du schmeißt letztendlich genau auf deine Fokuszielgruppe. Und dann zieht das ja diese konzentrischen Kreise. Und die anderen erwischst du auch alle. Aber je weniger Fokus du hast, dann gibt es auch keine konzentrischen Kreise. Das schließt sich gegenseitig aus. Wenn du für alle schreibst, schreibst du für niemanden und dann will es keiner wissen.

[Alex] Und wie kann ich da so ein bisschen recherchieren oder auch so auf Suche gehen, was meine Zielgruppe interessiert, was genau ihre Probleme sind, wenn ich das noch nicht weiß?

[Anja] Ja, also gut, okay, wenn ich das noch nicht weiß, das ist meistens auch das Thema, wenn man auch gerade mit Marketing anfängt. Und dann weiß man auch nicht, was soll ich für Content machen oder, oder, oder.

Ein guter Tipp ist, das ist nun mal auf Social Media oder auf YouTube mal zu gucken, gibt es zu dem, was ich machen will, Filme auf YouTube zum Beispiel? Gibt es Tutorials, irgendwas? Und dann einmal in die Kommentare gucken, was wird dazu gefragt. Was fragen die Leute dazu?

Oder auf Social Media, auf Instagram zum Beispiel. Bei der Konkurrenz gucken, was fragen die Kund*innen der Konkurrenz? Was schreiben die unter die Posts? So finden sie den Post toll und sich dann diese Themen einmal rausschreiben und wenn Fragen kommen, die Fragen auch wortwörtlich aufschreiben. Das sind die Probleme in deiner Zielgruppe.

[Alex] Es gibt ja auch, weil du Social Media gesagt hast, es gibt ja auch noch so Tools, die auf Google-Fragen zurückgreifen. Also „Answer the Public“ zum Beispiel. Es gibt noch ein anderes, das mir gerade nicht einfällt. Also da kann man, wenn man keine Social-Media-Kanäle hat, da auch gucken.

Gibt es Schreibblockaden wirklich?

Du hast, ich habe ein bisschen in deinem Blog gestöbert, und du hast in einem Blogartikel die These aufgestellt, die ich tatsächlich nicht so häufig sehe, die ich aber total teile, nämlich, dass es deiner Ansicht nach keine Schreibblockaden gibt. Warum? Oder meinst du das irgendwie anders?

[Anja] Nee, das meine ich nicht anders. Die gibt es tatsächlich nicht. Also zumindest nicht in der Form, wie man sich das immer vorstellt. Das ist ein Hollywood-Phänomen. So ist es dieser Autor oder diese Autorin, die irgendwie verzweifelt das Buch abgeben muss und denen nichts einfällt und, und, und. Der Witz ist, das hat kein erfolgreicher Autor, keine erfolgreiche Autorin. Mein Podcast war ja ursprünglich mal der Erfolgreich-Schreiben-Podcast und ich habe ganz viele Autorinnen und Autoren interviewt und diese Frage auch immer gestellt. So, was machst du bei Schreibblockaden? Von Sebastian Fitzek über Nicole Staudinger. Also ich habe wirklich ganz viele große Autor*innen auch interviewt und die haben alle gesagt: Habe ich nicht.

Also die haben alle keine Schreibblockaden. Klar fällt es dir mal ein bisschen schwerer oder so, mal ist eine Szene sperriger oder da gehst du dann drüber. Und das ist bei mir auch so. Mal fällt mir ein Kapitel schwerer, mal fällt mir ein Kapitel leichter. Aber diese Schreibblockade an sich hast du nicht, weil wenn du ein Buch schreibst, dann bereitest du das ja vor. Also man stellt sich so einen Buchschreibprozess, wenn man das noch nie gemacht hat, stellt man sich so vor, man fängt bei Satz 1 an und schreibt dann einfach das Buch runter und dann ist das Buch fertig. Aber so ist das nicht. Ein Buch und selbst ein Roman ist eine Bastelarbeit im Sinne von: Man muss sich erst die ganzen Bausteine zusammensuchen und dann macht man einen Entwurf wie so ein Architekt, der das Haus erstmal vorzeichnet, und dann baut man es nach.

Und wenn du deinen Entwurf praktisch hast beziehungsweise deine Struktur, wenn du weißt, für wen du schreibst, wenn du weißt, welche Fragen du beantwortest, das schreibst du dir ja alles vor.

Und wenn du das dann hast, dann schreibst du nur noch an dieser Struktur entlang und dann ist das Buch fertig. Die Vorarbeit ist viel, viel, ich würde nicht unbedingt sagen aufwendiger, aber viel, viel wichtiger.

Also das Schreiben dauert dann einfach lange, aber diesen wichtigen Part, den du zu Anfang machst, wenn du den gut gemacht hast, ist überhaupt kein Problem.

[Alex] Das war mir übrigens genauso. Ich habe jetzt auch mein erstes Verlagsbuch geschrieben und ich habe ein bisschen gestaunt, wie lange wir an der Gliederung zusammen rumgemacht haben. Also Wochen, Wochen, ja. Ich war richtig erstaunt, weil ich das nicht gedacht hatte.

Aber der Vorteil war tatsächlich: Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl: Ich weiß nicht, worüber ich schreiben soll. Weil alles im Vorhinein so ausdeklariert war. Das, dann danach das, danach das und so weiter. Also ich kann es wirklich nur jedem ans Herz legen. Eine sehr ausführliche Gliederung sogar, wenn man nur das für sich macht und vielleicht das gar nicht beim Verlag einreichen will, weil man im Selfpublishing was macht. Also es ist auf jeden Fall eine gute Sache.

[Anja] Ja, auf jeden Fall. Also ich würde da gerne einmal noch einhaken, weil auch wenn du im Selfpublishing das machst, schreibe vorher das Exposé, weil im Exposé musst du genau das machen, musst die Gliederung machen, musst wissen, für wen ist das, welche Fragen beantwortet das. Du gliederst dann auch vorher schon, wann will ich welche Studie mit einbauen und, und, und. Und wenn du das gemacht hast, dann ist das Schreiben ein Witz danach.

Rituale fürs Schreiben

[Alex] Ja. Wie sieht denn dein eigenes Schreiben aus? Also zum Beispiel: Wo schreibst du, wann schreibst du, wie schreibst du, hast du da Routinen, Rituale, Gewohnheiten?

[Anja] Ja, also bei mir ist es wirklich so: Ich schreibe morgens, ich mache morgens die Augen auf und dann fängt mein Buch schon an. So in dem Moment, ich habe die Augen noch nicht ganz auf und dann rattert mein Kopf schon los und macht so klack, klack, klack, klack.

Dann kommen die ersten Sätze und dann muss ich zusehen, dass ich sofort auf meine Couch …, also ich schreibe hier vom Sofa aus, ich habe meinen Laptop auf dem Schoß. Und dann gehe ich sofort praktisch auf die Couch, Laptop auf dem Schoß, komme mir noch einen Kaffee und fange dann an zu schreiben. Dann schreibe ich ein, zwei Stunden und dann bin ich fertig für den Tag. Also, genau so mache ich es.

Und ein Buch vorher zu gliedern, das ist ein bisschen andere Arbeit. Das ist ja eher so eine strategische Arbeit, eine theoretische Arbeit. Ich arbeite zum Beispiel auch mit Post-its, sodass ich Post-its immer umsortiere und teilweise das im ganzen Raum liegen habe, weil ich ganz gerne Sachen auch ablaufe. Das hilft mir zum Beispiel immer. Und wenn ich die Struktur mache, mache ich halt so mal so, mal so, zu jeder möglichen Tageszeit arbeite ich da dran. Aber schreiben, wenn es dann an Schreiben geht: morgens.

Jeden Morgen setze ich mich eine Stunde hin, manchmal zwei und schreibe dann meine Seiten runter. Und so bin ich dann auch relativ schnell fertig. Also reine Schreibzeit für so ein Buch, jetzt das letzte, habe ich in vier Wochen geschrieben. Also das geht dann relativ schnell.

Selbstzweifel beim Schreiben

[Alex] Und Selbstzweifel kennst du gar nicht beim Schreiben? Also dass du denkst: Oh Gott.

[Anja] Nee, die kenne ich erst danach, witzigerweise. Also bei mir kommt es immer erst danach. Also beim Schreiben finde ich mich immer toll. Also ich halte mich für die tollste Schreiberin der Welt während des Schreibens.

Und ich habe auch so eine Einstellung: Ist mir egal, ich lasse das jetzt so. Das ist nicht immer gut, und deswegen habe ich das im Nachhinein. Wenn ich dann die Sachen sehe, dann gucke ich da drauf und denke so. „Warum haben denn die Lektoren nichts gesagt? Sag mal, spinnt ihr? Das kann man doch nicht so schreiben.“

Und also ich muss mich immer dazu zwingen, danach dann auch nochmal zu überarbeiten und Bücher auch besser zu machen. Das ist nicht so meine Welt. Und dadurch habe ich das dann, wenn ein Buch mal so ein, zwei Jahre liegt und ich dann wieder reingucke, dann denke ich so: „Oh Gott, ist das unangenehm. Das war ich nicht. Das habe ich nicht geschrieben.“

[Alex] Das kenne ich auch total. Hast du auch längere Bücher geschrieben? Also länger als vier Wochen? Oder ist das immer so die Zeit, die du brauchst?

[Anja] Nö, ich habe auch, also ich glaube maximal habe ich mal zwölf Wochen, glaube ich, geschrieben. Also reine Schreibzeit.

Das ist natürlich mit den Verlagsbüchern ist das immer ein bisschen was anderes. So wenn du ein Verlagsbuch schreibst, das ist jetzt … die letzten zwei habe ich einfach abgegeben und dann war es das auch. Also das war relativ einfach.

Aber mein erstes Verlagsbuch, da habe ich auch wirklich am meisten gelernt. Also wenn du gerade dein erstes geschrieben hast, danach wird es einfacher auch mit Verlagen. Man weiß einfach dann, wie es geht und was sie haben wollen oder auch wie man das macht.

Und Verlagsbücher dauern einfach länger, weil man bekommt es dann aus dem Lektorat zurück. Da muss man da nochmal wieder drüber und da muss man dies nochmal einarbeiten und das nochmal einarbeiten. Das ist einfach ein anderer Arbeitsrhythmus, als jetzt selber im Selfpublishing das zu machen.

Weil dann schreibe ich das Buch runter, dann gebe ich es ins Lektorat, dann kommen die Sachen wieder, dann korrigiere ich das, spreche da vielleicht mit der Lektorin auch nochmal drüber und dann geht das raus. Das ist eine viel schnellere, viel einfachere Arbeit, weil im Verlag halt auch noch so viele Leute mitsprechen. Das dauert, also so ein Verlagsbuch vom ersten Entwurf, bis es dann wirklich rausgekommen ist, dauert ein Jahr in der Regel.

Wie bleibe ich beim Buchschreiben am Ball?

[Alex] Ja, das ist für mich auch so. Hast du denn einen Tipp für Leute, denen es irgendwie schwerfällt, da am Ball zu bleiben? Also wenn wir da so über Monate oder vielleicht sogar ein Jahr reden, wie kann man sich motivieren?

[Anja] Also erst mal, wenn es im Verlag halt ist, du hast einen Vertrag, den musst du erfüllen. Also da steckt ja auch ein Stück Zwang. Ja, ist ja so. Und du bekommst ja auch Termine. Also du bekommst da ja einen Termindruck. Da, denke ich, sich selber zu motivieren, ist dann nicht so das Problem. Weil, wie gesagt, so andere Leute von dir abhängig sind und, und, und. Das muss man sich erst mal trauen, das nicht zu machen. Also da muss man schon, finde ich, sehr stumpf sein, Termine nicht zu halten und zu reißen.

Oder dann muss die Angst sehr groß sein. Das kann natürlich auch sein. Wenn du Angst hast, dann hast du kein Motivationsproblem, sondern dann musst du erst mal an deine Angst ran. Ich glaube, das ist ein anderes Thema.

Motivationsprobleme, denke ich oder erfahrungsgemäß haben das auch meine Leute, die mit mir zum Beispiel zusammen ein Buch schreiben, haben das in der Regel eher im Selfpublishing. Weil dann beschubst du dich ja nur selbst, sag ich mal. So und es dann nicht machen und liegen lassen und nicht weitermachen – das ist häufig ein Problem.

Und das ist ein Thema: Will ich das wirklich? Will ich wirklich so ein Buch mal in der Hand halten? Ja oder nein? Und das muss ich mich täglich fragen und mir dann gegebenenfalls diese Frage auch mal in den Kalender einstellen. Jeden Tag. Will ich das mit dem Buch? Will ich das wirklich? Und dann wäre es jetzt Zeit, da wieder ranzugehen. Es ist eine reine Disziplin. Genauso wie ein Marathon laufen. Will ich den Marathon laufen, ja oder nein? Wenn ja, geh trainieren.

[Alex] Es ist ja auch eigentlich ziemlich unglamourös, das Schreiben. Also ich setze mich einfach hin und schreibe und keine Ahnung, man denkt ja manchmal, wenn man so Serien oder Filme guckt, dass das Schreiben ja, also ich werde von der Muse geküsst und dann hämmere ich da in die Tasten und keine Ahnung. Und so ist es nicht.

Und ich glaube, viele sind dann erst mal … sie wollen ein Buch haben, aber sie wollen es nicht schreiben. Weißt du, was ich meine? Dieser Prozess ist dann nicht so interessant, nicht so spannend, wie sie sich das irgendwie vorgestellt haben. Ich habe zumindest einige Kundinnen, die haben ganz, ganz lange diesen Wunsch, ein Buch zu schreiben, aber wenn es dann so ums Schreiben geht, dann ist da irgendwie wie so eine Blockade. Also dann schreiben sie nicht und denken sich: Aber ich muss doch jetzt eher das machen. Also die haben dann immer wieder Gründe, nicht zu schreiben. Das finde ich dann ziemlich spannend, dass es dann im Alltag nicht so klappt.

[Anja] Naja, also es ist wirklich, also ist die Frage, will ich das wirklich? Und alles, was ich wirklich will, ist leider immer mit Arbeit verbunden. Und ich fand das Stichwort ganz gut, was du gesagt hast: Die Leute hätten gerne ein Buch und würden das dann gerne in die Kamera halten und sagen oder so hochhalten und sagen: Hier, guck mal, ich bin Autorin oder ich bin Autor.

Und das verstehe ich. Genauso wie beim Marketing wollen wir auch alle jeden Tag 100 Anfragen bekommen und 10.000 Euro pro Tag verdienen. Das ist ja gar keine Frage. Wenn irgendjemand sagt, nee, will ich gar nicht, dann halte ich das für gelogen. Natürlich wollen wir das und mit ganz wenig Arbeit. Am liebsten irgendwie, keine Ahnung, mit einem Buch und dann rennen mir die Leute die Bude ein. Auch das ist nicht so.

Und auch da muss ich dann dranbleiben, das Buch nach vorne bringen und auch im ganz normalen Marketing. Ich muss halt meine Blogartikel schreiben, ich muss meinen Podcast machen und jeden Tag immer wieder ran. Ich laufe auch nicht einfach so einen Marathon. Oder auch ein Instrument spielen. Alle Leute wollen gerne tollen Instrument spielen. Ich auch. Ich würde so super gerne gut Gitarre spielen. Ja, schade. Kommt nicht von alleine. Muss man was für tun, so ein Scheiß. Und dann muss ich mich entscheiden. Das ist eine Entscheidung.

[Alex] Die man jeden Tag dann treffen muss.

[Anja] Ja, auf jeden Fall. Und irgendwann, witzigerweise nicht mehr, guck mal, ich habe mein erstes Buch mit … 2017 … 2018 ist mein erstes Verlagsbuch rausgekommen. Da war ich 48. Ich habe mein erstes Verlagsbuch mit 47 geschrieben. Also ich habe auch eine Weile gebraucht, bis ich es tatsächlich hingekriegt habe, diesen Buchschreibeprozess auch wirklich zu machen.

Und jetzt bin ich drin. Und seitdem schreibe ich, also ich habe mein erstes Buch geschrieben 2016 oder 2017. Das war das dann im Selfpublishing. Und seitdem, wie gesagt, da war ich 46, 47. Und seitdem habe ich diese ganzen Bücher geschrieben. Wenn du erst mal drin bist und Marathonläufer behaupten, das ist genauso, wenn du im Marathon-Training erst mal drin bist, dann ist überhaupt kein Thema.

Selfpublishing vs. Verlag

[Alex] Jetzt haben wir das schon jetzt mehrmals erwähnt und du hast es jetzt auch nochmal gesagt, dass du beides machst. Also sowohl Selfpublishing als auch Verlag. Und meine Beobachtung ist, dass das manchmal auch so ein bisschen gegeneinander ausgespielt wird. Aber warum machst du beides? Also was sind da so die Hintergedanken?

[Anja] Ja, nee, das stimmt so nicht. Oder wie meinst du, gegeneinander ausgespielt, dass die einen sagen, das eine ist besser und das andere ist besser?

[Alex] Genau.

[Anja] Beides hat absolute Berechtigung. Beim Verlag hast du den Vorteil, dass du eben erstmal keine Kosten hast, weil das Lektorat wird übernommen und, und, und. Und wenn du im größeren Verlag schreibst, also wie zum Beispiel im Droemer-Knaur-Verlag, wenn du das sogar schaffst, bekommst du sogar einen Vorschuss. Das heißt, du bekommst das sogar bezahlt, deine Schreibzeit. Das ist das Erste. Das ist der eine große Vorteil für dich, für deine Arbeit.

Der nächste große Vorteil ist, dass dieser Verlag die Reputation bringt. Gerade als Experte, Expertin, wenn ein großer Verlag auf dich gesetzt hat, dann ist das Reputation, die kannst du dir nicht kaufen. So viele Testimonials kannst du dir im Marketing nicht besorgen, wie ein Buch im großen Verlag hat.

Also ich habe zum Beispiel meine beiden Führungsbücher bei Springer Gabler geschrieben und wenn du zu Leuten sagst, ich mache Führungskräftetrainings und ich habe zwei Bücher im Springer Gabler Verlag veröffentlicht, dann ist das ein Selbstgänger.

Ja, es ist schwieriger zu sagen, ja, ich habe zwei Führungsbücher veröffentlicht im Selfpublishing. Das ist schon ein bisschen schwieriger, weil Selfpublishing keinen so guten Ruf hat, weil man natürlich, also weil jeder, jede da veröffentlichen kann und da auch viel Dreck einfach veröffentlicht wird.

Auch jetzt gerade mit Chat-GPT, diese ganzen Chat-GPT-Bücher, das ist ja die Pest, das ist ja unglaublich.

Und das merken natürlich die Leute und das fällt auf das Selfpublishing zurück.

Aber Selfpublishing hat natürlich auch wahnsinnige Vorteile, weil es richtig schnell ist. Und weil du in deinem eigenen Rhythmus veröffentlichen kannst, weil ein Verlag nicht mit reinredet, weil machen wir uns nichts vor, Verlage sagen dir auch schon ganz klar: Nee, das hätten wir ganz gerne nicht in dem Buch drin und wenn das dein Herzstück ist in dem Buch, hast du ein Problem. Du musst es trotzdem schreiben, weil du hast einen Vertrag und, und, und.

Und das alles hast du im Selfpublishing nicht. Aber du musst im Selfpublishing natürlich genauso professionell vorgehen wie bei einem Verlagsbuch. Das heißt, du musst ein Lektorat haben, du musst ein Korrektorat haben, du musst dein Cover-Design professionell machen lassen, den Satz professionell machen lassen, weil die Bücher müssen genauso professionell daherkommen wie ein Verlagsbuch. Und dann ist das wieder eine gute Sache.

Und es hat eben den Vorteil, und du verdienst natürlich sofort direkt am ersten Buch und natürlich auch viel mehr. Also an so einem Verlagsbuch hast du einen Centbetrag pro verkauften Buch. Und beim Selfpublishing sind das dann natürlich je nach Preis, also so zwischen 5 und 10 Euro. Aber du musst eben auch dann alles selber machen. Auch das ganze Marketing. Musst du aber beim Verlagsbuch in der Regel auch ganz oft.

Wie findet man einen passenden Verlag fürs Buch?

[Alex] Das heißt, das allererste Buch, das du geschrieben hast, das war im Selfpublishing, richtig? Und danach im Verlag. Wie hast du denn den Verlag gefunden? Hat er dich gefunden oder hast du da ein Exposé hingeschickt?

[Anja] Ne, also der erste Verlag, da habe ich Exposés geschrieben. Und zwar habe ich, ich weiß es gar nicht, 50, 60 Exposés geschrieben und an Verlage rausgehauen ohne Ende. Ich wusste auch nicht, dass man mit einem Agenten schreiben kann oder so, das wusste ich alles nicht.

Aber ich wusste, wie man Exposés schreibt, da hatte ich mich schlau gemacht. Und dann habe ich halt massenhaft Exposés geschrieben und die dann an Verlage, die für das Buch in Frage kämen, geschickt. Und ein Verlag hat gesagt, ja, machen wir.

[Alex] Cool. Also Initiative ergreifen lohnt sich?

[Anja] Auf jeden Fall. Also, was man nicht machen sollte, da rate ich auch allen von ab und mir ist es damals auch geraten worden und für diesen Tipp bin ich heute immer noch dankbar, das ist: das Buch fertig schreiben und ein fertiges Manuskript an Verlage schicken.

Das wird nicht gelesen. Und zwar muss man sich das so vorstellen: Im Verlag kommen jeden Tag körbeweise Exposés und Manuskripte an. Je größer der Verlag, umso mehr ist es.

Maximal, so bei Droemer-Knaur zum Beispiel, sitzen da fünf Student*innen und sortieren aus. Und die sortieren aus, die lesen die nicht. Die sortieren nach visuellen Kriterien.

So: Erfüllt das Exposé unsere Kriterien, ja oder nein? Und bei „ja“ geht es auf den einen Stapel und bei „nein“ in den Papierkorb. Und bei einem Manuskript heißt es sofort „Nein, weg“.

[Alex] Also erstmal die formalen Anforderungen erfüllen, da auch ganz kritisch sein, dass man die erfüllt?

[Anja] Genau, weil danach, also nach dieser ersten Stufe, dann geht es zu den Leuten, die das entscheiden oder betreuen würden.

Und die gucken da auch nur flüchtig drüber. Also es ist wie eine Bewerbung letztendlich. So, und die gucken da flüchtig drüber und dann gucken sie näher rein. Und danach müssen sie mit diesem Exposé, es muss so gut sein, weil danach müssen sie mit dem Exposé zu den Entscheider*innen. Und das ist in der Regel einmal Leitung, Sachbuch und der Vertrieb. Weil der Vertrieb muss sagen: Ja, es verkauft sich. Also ganz oft, dass die Leitung, Sachbuch sagt: Oh ja, toll, tolles Thema, machen wir. Und der Vertrieb sagt: Nö, können wir nicht verkaufen. Und dann wird es nicht gemacht.

[Alex] Wie schreibe ich denn ein gutes Exposé? Hast du zwei, drei Tipps?

[Anja] Ja, also so ein Exposé, also das ist zum Beispiel, also in meinen Schreibkursen ist das der Hauptteil, wie man so ein Exposé schreibt.

Also grundsätzlich erstmal ein Exposé zu schreiben, das ist der erste Tipp: Mach ein Exposé und schreibe das Buch auch vorher nicht.

Sondern in ein Exposé gehört die Gliederung und ein Beispielkapitel, und schreibe auch vorher nicht mehr, weil die Verlage eben mitsprechen und es ist viel einfacher, eine Gliederung oder ein Beispielkapitel zu ändern als ein ganzes Buch, wenn ein ganzes Buch angenommen wird.

Aber schreib auch, während die Exposés unterwegs sind, nicht schon los. Mach das nicht, sondern warte, bis die Antworten kommen und dann schreibst du erst los. Also das ist der erste Tipp.

Und dann für ein gutes Exposé ist wirklich wichtig, dass du dich in die Lage versetzt der Leute, die das lesen. Was haben die für ein Thema? Was brauchen die, um zu entscheiden? Die brauchen nicht deine tolle Buchidee. Das brauchen die gar nicht, um zu entscheiden. Was die brauchen ist ...

Kann sich das verkaufen? Ist das ein Thema, was sich verkauft im Buchhandel?

Also wenn dein Buch irgendwo bei Thalia steht, kann dieses Buch, kann dieses Thema gegen alle anderen, die da stehen, anstinken? Hat das eine Chance?

Das ist eine Frage, die sich da gestellt wird. Und die nächste Frage, die sich gestellt wird, ist gar nicht so sehr, wie toll du schreiben kannst oder so. Sondern die nächste Frage ist, kann er oder sie das auch leisten? Also liefern die dann auch, wenn wir den Vertrag machen?

Weil so dann ein halbes Jahr hat der Katalog Vorlauf, dass der Buchhandel das bestellen kann und, und, und. Und das sind die ganzen Fragen, die sich im Verlag gestellt werden.

Wie toll dein Buchthema ist und wie toll deine Idee ist und wie verliebt du in diese Idee bist, interessiert da niemanden.

Also das ist hart, aber das ist so. Und wenn du dir das ein bisschen klar machst: „Ach so, ich muss denen erzählen, warum oder wie die mein Buch am besten an den Mann, an die Frau bringen können“, dann bist du schon ganz weit vorne.

[Alex] Wie gehst du denn vor, wenn du jetzt beides machst, sowohl Selfpublishing als auch Verlag, dass du dich entscheidest in einem konkreten Fall, was dann besser ist? Also bietest du erstmal was dem Verlag an und wenn er es nicht will, sagst du, mach ich es im Selfpublishing?

[Anja] Nee, nee, nee. Also, ja, also, weil ich mache es nicht so, aber ich empfehle das durchaus meinen Kursteilnehmenden, empfehle ich das, also sozusagen:

„Versuch es erstmal im Verlag und wenn die es nicht nehmen, ey, du kannst immer noch Selfpublishing machen, das ist ja überhaupt kein Thema.“

Ich mache es nicht so, was aber jetzt nun auch schon daran liegt, dass ich ja schon auch Buchverträge habe beziehungsweise auch weiß, also welche Ideen …, ich klopfe die halt vorher ab, ich telefoniere dann mit den Leuten entsprechend. Und dann weiß ich, ah, okay, das kann ich im Verlag machen, ja oder nein.

Grundsätzlich mache ich die populärwissenschaftlichen Themen, die eine breitere Zielgruppe haben, also so Persönlichkeitsentwicklung, also unter dem Dach Persönlichkeitsentwicklung, besseres Leben, besser führen, das sind so die drei Punkte, unter diesen Rubriken schreibe ich im Verlag.

Weil Verlage dann auch sagen: Ja klar, das können wir machen. Ich könnte auch meine Marketing- oder Schreibbücher, könnte ich auch im Verlag machen, mache ich aber nicht. So das, was ich selber unterrichte, was ich selber weitergebe, wo die Bücher wirklich reine Content-Marketing-Instrumente sind, das mache ich im Selfpublishing. Und ich habe aber den Vorteil, dass ich ja Verlagsautorin bin. Ich habe ja diese Verlagsreputation schon. Wenn ich sie nicht hätte, würde ich das wahrscheinlich auch erstmal versuchen, im Verlag zu machen.

[Alex] Egal, wofür ich mich jetzt entscheide, ob jetzt für Verlag oder Selfpublishing, ich möchte natürlich, dass meine Bücher gelesen werden und ich denke mal, Menschen, die zuhören, geht es da ähnlich.

Hast du da ein paar Tipps vielleicht, weil wir jetzt in einem Social-Media-freien Podcast sind, wie das auch ohne Social Media gehen könnte? Also wie mache ich mein Buch bekannt? Wie kriege ich Leserinnen und Leser für mein Buch?

[Anja] Also Presse ist natürlich ein großes Thema. In dem Moment, wo ich weiß: Okay, ich schreibe mein Buch. Also wichtig ist, dass du deinen Buch-Launch ordentlich machst. Das heißt, nicht zur Presse gehst im Sinne von „Oh, mein Buch ist draußen“ und eine allgemeine Presseerklärung schreibst, bringt gar nichts. Kannst du vergessen, landet in der Rundablage.

Was du machen musst, ist Pressekontakte knüpfen, möglichst schon vorher. Das heißt, erst mal deine Recherche machen, bei der Presse gucken, online, auch gern, also muss nicht Print sein, also auch online funktioniert sehr gut.

Und dann guckst du, wer schreibt über das Thema. Welche Zeitung oder welche Medien sind das? Und dann recherchierst du, welche Personen dahinter stecken, weil in der Regel ist es ja so, dass Journalist*innen ja auch mitgenannt werden.

So, und dann guckst du dir die Sachen an und dann schreibst du die entsprechend an, so nach dem Motto, so ey, ich habe den und den Artikel von dir gelesen, ganz wichtig, so immer erst wertschätzen, was ist. „Ich habe den und den Artikel von dir gelesen und hat mir wahnsinnig gut gefallen, besonders der und der Teil. Ich arbeite gerade an einem Buch über das und das Thema. Ich habe den Eindruck, das könnte interessant für dich sein. Hast du Lust, dann und dann was mit mir zusammen zu machen? Das Buch kommt dann und dann raus. Oder wollen wir mal in Kontakt bleiben?“ Und so die Leute zu kontaktieren.

Und ich sage mal, auch das ist wieder eine Fleißarbeit. Da musst du schon 20, 30, 40 Journalist*innen anschreiben. Aber wenn drei davon hängenbleiben und wenn du es gut machst, ist das so, dann hast du einen Artikel in der, weiß ich nicht, in Brigitte Online oder Zeit Online, wenn es gut, wenn es hochkommt oder irgendjemand anders berichtet über dich.

Und das kannst du wieder als Reputation für die nächste Stufe nehmen. Also wenn du die dann hast, dann gehst du wieder zurück an die, die Nein gesagt haben.

Achso, hier übrigens, hier ist der neue Artikel von, so, was hältst du davon? Und so funktioniert das.

[Alex] Ja, also die OPA-Strategie – other people's audience – ist immer gut.

[Anja] Ja, immer. Oder in Podcasts gehen. Es gibt so viele Buch-Podcasts oder aber auch Podcasts von anderen Expert*innen, wo dein Thema passen könnte. Und wenn du gerade ein Buch dazu geschrieben hast, dann haben die auch wieder einen Aufhänger, mit dir darüber zu sprechen.

Wichtig ist immer zu überlegen, in welche Medien könnte ich reingehen und was bringt es denen, über mein Buch und mich zu sprechen? Also welchen Mehrwert bietet das für die? Das ist immer die Grundfrage.

Lässt sich der Erfolg eines Buchs vorhersagen?

[Alex] Kannst du mit deiner Erfahrung sagen, das ist jetzt vielleicht so als abschließende Frage, was Bücher, die erfolgreich werden, gemeinsam haben? Oder ist es für dich auch immer so eine Überraschung, wenn ein Buch gut ankommt oder nicht gut ankommt?

[Anja] Ja, es ist für mich immer noch eine Überraschung. Und was mich wundert, ist zum Beispiel „Das Kind in dir muss Heimat finden“. Dass das seit Jahren auf Platz 1 der Sachbuchcharts ist, verstehe ich nicht. Also es ist ein gutes Buch, ist ja gar keine Frage. Und dass es auf Platz 1 gelandet ist, war klar. Weil das Kind in dir muss Heimat finden, Zeitgeist 100% getroffen. Also das Thema ist voll in den Zeitgeist gegangen.

Aber dass es so lange sich so gut hält, keine Ahnung warum, weiß ich nicht. Und kann dir auch niemand, also wird dir niemand im Verlag erzählen können, warum das so ist. Das heißt, weil, also das Buch ist gut und es ist gut geschrieben. Also mein Ding ist es jetzt nicht so, aber es ist ein gutes, gut geschriebenes Buch von einer Psychologin, die auch weiß, wovon sie spricht.

Die Stephanie Stahl ist jetzt nicht irgendwie einfach eine Populärwissenschaftlerin, sondern eben auch eine Psychologin.

Also es heißt, Proof of Concept ist da. Also da stimmt schon mal alles, kannst du überall einen Haken dran machen. Davon gibt es aber tausend andere Bücher auch. Und warum jetzt gerade das? Ne, man weiß es nicht. Also man weiß es wirklich nicht. Also es sind so ein paar Sachen.

Glück ist, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft oder Erfolg ist, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.

Und da kommen natürlich auch viele Sachen zusammen. Zum Beispiel, wenn dann im ersten Schritt der Buchhandel da gut drauf springt, also so der Abverkauf oder die Bestellung im Buchhandel gut laufen, dann geht der Verlag hin und erhöht dann die Auflage. So ist die normale Vorgehensweise.

Und dann muss die Marketingabteilung draufgehen und das Marketing nachziehen. So, das ist der nächste Schritt. Und manchmal machen die Marketingabteilungen das oder der Verlag entscheidet sich dazu und manchmal machen sie es nicht, weil andere Sachen dann Priorität haben und dann hat man die Manpower nicht oder, oder, oder und da wird alles zusammengespielt haben bei der Stefanie und ja und wie gesagt und dann hat sich das, also war das dann so wie so eine Lawine. Da ist so ein Stein ins Rollen gekommen und diese Lawine hält bis heute an, aber warum das so ist, weil da wird auch nicht viel Werbung mehr für gemacht für das Buch. Sondern das ist jetzt so ein sich selbst speisende Energie.

Und bei anderen ist es halt so, ich habe mit Sebastian Fitzek ja drüber gesprochen, ich glaube, „Der Augensammler“ war sein erstes Buch. Das ist jetzt eben kein Sachbuch, sondern ein Thriller.

Und ich glaube, die Startauflage waren 2000 Stück damals. Und dann hat Sebastian noch seine E-Mail-Adresse hinten reingemacht, weil er dachte, naja, bei 2000 verkauften Büchern, lass mal 200 Leute schreiben, das kriege ich hin, das kann ich beantworten.

So, und dann ist dieses Buch eingeschlagen. Also es ist nicht so super beworben worden, aber das Buch hat angefangen, sich zu verkaufen. Der Verlag ist draufgesprungen, hat immer mehr Marketing dafür gemacht. Und dann hatte er, glaube ich, im ersten Jahr, weiß ich nicht, wie viele tausend Bücher und wie viele Neuauflagen dann bekommen. Und das hat sein E-Mail-Programm gesprengt und, und, und. Aber er hat damit auch nicht gerechnet. Und es sah am Anfang auch nicht so aus, weil, wie gesagt, 2000 Stück Startauflage.

Und man weiß es dann am Ende nicht, warum es so ist. Also was du brauchst, ist auf jeden Fall eine solide, gute Basis. Mit einem Chat-GPT-Buch, mal so eben, wird das nix. Also das steht definitiv fest, aber wenn die Grundlage stimmt, dann kann das gut funktionieren. Aber man muss sich auch klar machen, bei 90 Prozent der Bücher stimmt die Grundlage. Also ein Stück Glück ist immer dabei.

[Alex] Ja, das ist auch irgendwie spannend und auch irgendwie schön und macht das Thema Buchschreiben ja auch zu etwas so witzigem, erfüllendem und aufregendem, dass man das auch nie so wirklich vorhersagen kann.

Ja, Anja, ich danke dir vielmals, dass du heute hier warst und uns so viel über das Schreiben und über Bücher erzählt hast. Vielen Dank.

[Anja] Vielen Dank, dass ich da sein durfte.

Shownotes

Anjas Workbook: Sachbuch und Sachbuch-Ideen-Test 

Anjas Podcast: Von unbekannt zu ausgebucht

Wie man ein gutes Sachbuch-Expose schreibt

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Weiterlesen
Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Schreiben als Marketingstrategie

Nachdem ich Social Media verlassen hatte, hatte ich plötzlich einen Gedanken: dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. An sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke, aber er setzte super viel in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als

Man könnte ja meinen, dass ich total „anti“ bin, weil ich mich immer so kritisch gegenüber sozialen Medien äußere.

Tatsächlich ist das aber gar nicht der Fall, wie du dir hoffentlich schon gedacht hast. Denn mein Herz schlägt einfach nur fürs Schreiben, dem es nicht darum geht, Algorithmen zu gefallen.

Und ich glaube, dass das auch schon so war, als ich mit Social Media begonnen hatte, aber ich habe es mir einfach nur nie eingestanden. 

Und irgendwann, als ich dann raus war aus den sozialen Medien, hatte ich plötzlich einen Gedanken. Und zwar, dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. Und dass ich andere Selbstständige dabei unterstützen will, dasselbe zu tun.

Ja, an sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke – „schreibend online sichtbar werden“ – aber er setzte super viel bei mir in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als Marketingstrategie reden und wie es ist, Kund*innen schreibend zu gewinnen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Schreiben als Marketingstrategie klingt wie ein ziemlich banaler Gedanke, aber ich hab ihn als unfassbar mächtig empfunden. 

Zunächst einmal war das ein Gedanke, der mir quasi augenblicklich Entspannung und Erleichterung in meinem Körper gebracht hat. Denn Marketing kann so komplex sein. Wir können ja theoretisch auf so vielen verschiedenen Plattformen unterwegs sein, dass man das tatsächlich auch körperlich spüren kann, wenn man erkennt, was man davon eigentlich will und was nicht. 

Das gibt ganz viel körperlich spürbare Klarheit.

Klarheit bedeutet, dass ich zum Beispiel Marketingstrategien ausschließen kann, die eben nichts oder nur wenig mit Schreiben zu tun haben.

Das war bei mir ganz klar Social Media. Natürlich schreiben wir dort auch, also zum Beispiel Captions. Aber letzten Endes stand bei mir eigentlich immer die Erstellung von Grafiken und Videos im Vordergrund. Oder das Interagieren und Liken und Hashtags recherchieren. Das Schreiben hatte tatsächlich einen so geringen Anteil beim Social-Media-Marketing, dass ich nie den Eindruck hatte, dass ich jetzt sonderlich viel schrieb, sondern ich hab eigentlich immer irgendwelche Grafiken erstellt oder Storys gemacht. Also so gefühlt.

Das hat mich vermutlich immer auch am meisten an Social Media gestresst. Dieses Videodrehen und vor der Kamera stehen und sich inszenieren. Ja, und wer sich entschließt, schreibend online sichtbar zu werden, braucht sich dann eben auch nicht mehr so viel mit Ringlichtern zu beschäftigen oder mit Videoschnittprogrammen. Ein großer Vorteil, wie ich finde.

Klarheit haben wir dann auch, wie wir unseren Arbeitstag verbringen, wenn wir Marketing machen: mit Schreiben.

Da geht es dann nicht mehr darum, viele verschiedene Aufgaben in einen Tag zu packen, also Videos für Insta drehen, auf Facebook live gehen, Blogartikel veröffentlichen, Kommentare auf TikTok beantworten usw, sondern es geht einfach nur darum zu schreiben. 

Das mag langweilig klingen, tatsächlich aber wird Marketing so viel einfacher und die To-do-Liste um einiges kürzer. Und das ist dann einfach eine spürbare Erleichterung im Arbeitsalltag.

Vor allem natürlich, wenn Schreiben zu deinen Stärken gehört und du dich dann quasi permanent in deiner Geniezone befindest. Dann kannst du nämlich über die Zeit deine Fähigkeiten weiterentwickeln, üben und immer besser werden.

Bei Social Media war das so, dass Videos erstellen und die ganze Inszenierung drumherum nicht zu meinen Stärken gehörten und ich im Grunde mehrere Jahre damit verbrachte, an meinen Schwächen rumzudoktern.

Und da ist es ja meistens so: Wenn man Schwächen verbessert, wird man maximal okay, ja. Es spricht natürlich überhaupt nichts dagegen, nur okay irgendwo zu sein. 

Doch warum sollten wir uns die ganze Zeit auf unsere Schwächen fokussieren und an ihnen arbeiten, um okay zu werden, wenn wir stattdessen auch gleich unsere Stärken stärken könnten und irgendwann vielleicht sogar sensationell werden in dem, was wir tun?

Ja, du siehst: Schreiben als Marketingstrategie hat eine Menge Vorteile und jetzt können wir natürlich auch nochmal darüber reden, wie das dann konkret aussehen kann.

Bei mir beginnt im Grunde alles immer mit der Website. Und sie bietet so viele Möglichkeiten zu schreiben, dass es einem fast schon schwindelig wird.

Da ist allen voran die Startseite, die im Grunde das Schaufenster deiner Website ist. Und wo du schreibend zeigen kannst, was es alles bei dir gibt. Und auf der Über-mich-Seite kannst du über dich und deinen Werdegang erzählen, so detailliert und persönlich, wie du das möchtest. 

Ich selbst liebe meine Website und helfe anderen Selbstständigen auch wahnsinnig gerne dabei, ihre eigenen Websitetexte zu schreiben. Ich glaube nämlich, dass es nichts Besseres für Selbstständige gibt, als ihre Websitetexte tatsächlich auch selbst zu schreiben und so eben all die Reflexion und Klarheit mitzunehmen, die sich aus dem Schreiben ergibt.

Und genau deshalb empfehle ich auch immer, KI oder das Outsourcen von Texten auf das absolut nötige Minimum zu begrenzen und sich lieber darin zu üben, persönlich zu schreiben und so über die Zeit eine individuelle und, wenn es gut läuft, unverwechselbare Schreibstimme zu entwickeln.

Ja, gehen wir weiter zum Blog. Denn wenn es darum geht, schreibend online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen, darf der Blog natürlich nicht fehlen.

Denn auch hier gibt es wahnsinnig viele Möglichkeiten zu schreiben. Wir können in unserem Blog Tipps geben oder aus dem Nähkästchen plaudern oder unsere Projekte zeigen oder einfach wichtige Texte zu unserem Thema schreiben, die dann geteilt werden können.

Und natürlich können wir auch suchmaschinenoptimierte Texte schreiben, die das Ziel haben, möglichst weit oben in den Suchergebnissen z.B. bei Google zu erscheinen.

Ich finde es immer schade, wenn persönliche Texte und suchmaschinenoptimierte Texte manchmal gegeneinander ausgespielt werden, wenn man über Blogs spricht. 

Denn ich finde, dass alle Formen von Blogartikeln sich wunderbar ergänzen und alle ihre Berechtigung haben.

Wir können heute einen suchmaschinenoptimierten Artikel schreiben und nächste Woche einen persönlichen, wo wir auf Suchmaschinenoptimierung pfeifen, und übernächste Woche können wir dann ein Kundenprojekt vorstellen. Wir können kurze Texte schreiben und lange Texte schreiben und alles dazwischen schreiben. Und wir können auch mal nur ein Zitat schreiben als Blogartikel. Denn: Warum auch nicht?

Ich glaube, gerade so eine Vielseitigkeit ist die Stärke eines Blogs und deshalb ist ein Blog eine so tolle Möglichkeit für mich, schreibend Marketing zu betreiben. Und ja: Wenn du noch keinen hast, dann ist es auf jeden Fall eine gute Idee, damit zu starten. Übrigens auch 2024 und auch wenn es KI und Social Media gibt.

Neben einer Website und einem Blog ist ein Newsletter die nächste Möglichkeit, schreibend Marketing zu betreiben.

Ein Newsletter ist im Grunde deine Fanbase ohne Social Media. Und im Gegensatz zu Social Media gehören die Kontakte auch wirklich dir. Die sind nicht verloren, wenn du mal beschließen solltest, dass du den Newsletter-Dienstleister wechselst, wie es ja bei sozialen Medien der Fall ist.

Wenn du mal keine Lust auf TikTok haben solltest, kannst du deine Follower nicht einfach exportieren und zu Instagram mitnehmen. Sie sind dann unweigerlich verloren. 

Und das ist beim Newsletter eben nicht der Fall. 

Außerdem erreichen Newsletter viel mehr Menschen als Social-Media-Posts. Es gibt da jedes Jahr so viele Statistiken, die zeigen, dass es immer schwerer wird, dass Menschen unsere Social-Media-Posts einfach mal zu Gesicht bekommen, geschweige denn, dass sie mit unseren Inhalten interagieren. Und beim Newsletter können wir immer noch davon ausgehen, dass 25, 30, 40 manchmal auch 50 Prozent der Menschen, die den Newsletter bekommen, ihn tatsächlich auch öffnen.

Ich liebe meinen Newsletter sehr und den meisten meiner Kundinnen geht es da ähnlich. Es ist entspannend, das Tempo selbst zu bestimmen und immer dann einen Newsletter zu schreiben, wenn man Bock drauf hat – und eben nicht, wenn man denkt: Die Algorithmen wollen, dass ich mal wieder was poste.

Und es ist schön, eine Rückmeldung auf Newsletter, die man geschrieben hat, zu bekommen. Denn die sind meist viel länger und tiefer und ausführlicher als auf Social Media. 

Deshalb: Wer Marketing schreibend betreiben will, ist mit einem Newsletter auf jeden Fall gut beraten. 

Eine weitere Möglichkeit, schreibend online sichtbar zu werden, ist ein Buch zu schreiben. Und das ist für all diejenigen eine gute Idee, die schon etwas fortgeschrittener sind und schon viele Inhalte haben, auf die sie zurückgreifen könnten. Und ja, vielleicht auch schon eine gute Positionierung und einen Namen, der schon mit einem bestimmten Thema verknüpft ist.

Ein Buch schreiben ist, je nachdem wie lange es werden soll, ein Projekt für mehrere Monate, wenn nicht gar noch länger. Und deshalb ist es vermutlich die komplexeste und anstrengendste Strategie, schreibend online sichtbar zu werden. Aber es ist mit Sicherheit eines der tollsten Gefühle, sein eigenes Buch in der Hand zu halten.

Ein bisschen off-topic, aber ich muss dann immer an den Film „Zurück in die Zukunft“ denken, wo der Vater aus der veränderten Zukunft dann sein geschriebenes Buch auspackt und sagt: „Wie ich immer gesagt habe. Wenn man sich nur ordentlich bemüht, kann man alles auf die Beine stellen.“

Und genau das ist es nämlich: extrem viel Arbeit und Mühe. Und ein Buch zu schreiben ist nicht so glamourös, wie es oft dargestellt wird. So nach dem Motto: Ich bin total inspiriert und im Flow und schreibe alles aligned mit Leichtigkeit und keine Ahnung.

Es ist einfach Arbeit. 

Arbeit, die Freude macht und bei der man viel lernt und bei der man über sich hinauswächst. Aber es ist definitiv Arbeit.

Ich selbst hab mittlerweile drei Bücher geschrieben. Zwei im Selfpublishing und eins im Verlag. Und gerade das letzte war auf 400 Seiten angesetzt. Und deshalb, ja, hat das Thema meinen Alltag definitiv über mehrere Monate bestimmt. Aber ich wollte es eben auch genauso haben.

Und vielleicht fragst du dich jetzt: 

Und wie passt dann der Podcast in das ganze Thema schreibend online sichtbar werden rein?

Nun, auf den ersten Blick vermutlich nicht so viel. Es ist aber so:

Podcasting hat viel mehr mit Schreiben zu tun, als man denkt.

Es gibt sicherlich Menschen, die notieren sich nur ein paar Stichworte und sabbeln dann drauf los. 

Ich bin nicht so ein Mensch. Bei mir beginnt die Planung für eine Podcastfolge immer auf dem Papier. Und bevor ich auch nur ein Wort einspreche, mache ich mir viele Notizen. Ich erstelle mir ein ausführliches Skript. Und ja, deshalb schreibe ich beim Podcast definitiv mehr, als dass ich die Folge dann einspreche. Und deshalb gehört auch der Podcast bei mir tatsächlich zu den schreibenden Marketingstrategien.

Und das Beste, finde ich, ist, dass dieses Skript zu erstellen, auch sehr lehrreich dafür ist, so zu schreiben, wie man spricht. Und ich hab definitiv gemerkt, dass sich auch meine Websitetexte, Blogartikel und Newsletter stark verändert habe, seit ich diesen Podcast hier gestartet habe.

Insofern ja: Podcasting ist eine schreibende Strategie durch und durch.

Und ich hoffe, dass du in dieser Podcastfolge einen kleinen Einblick bekommen hast, was es bedeutet, Schreiben als Marketingstrategie anzuwenden. Du siehst, wir haben einige Möglichkeiten. Einsteiger*innen können sich auf die Website verlassen und auf den Blog und einen Podcast starten oder einen Newsletter starten. Fortgeschrittene können es mit einem Buch versuchen. Und egal, wofür du dich entscheidest, ich wünsche dir ganz viel Freude damit.

Shownotes:

Website

Buch „No Social Media“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Weiterlesen
Persönliches, Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Persönliches, Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Website-Liebe: Drei Vorteile einer Website (Es ist nicht das, was du denkst!)

Eine Website ist nicht einfach nur eine Website. Neben offensichtlichen Vorteilen (digitales Zuhause, SEO & Co.) gibt es viele weitere gute Gründe für eine Website, die du bisher vielleicht gar nicht so auf dem Schirm hattest. Und genau darum geht es in dieser Podcastfolge.

Heute ist Valentinstag und wenn es etwas gibt, was ich abgöttisch liebe in meinem Social-Media-freien Marketing, ist das: meine Website.

Und ich hab sie mal wieder frisch überarbeitet und auch vom Design neu machen lassen und mein Sohn meinte nur: 

„Schon wieder? Hast du sie nicht erst vor Kurzem neu gemacht?“

Und das Ding ist: Eine Website ist nicht einfach nur eine Website. Sie hat so viele weitere Vorteile für unsere Selbstständigkeit und das Marketing, die dir bisher vielleicht gar nicht so bewusst waren.

Und genau darum soll es heute hier gehen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Bevor ich über die Vorteile einer Website spreche, die du vielleicht noch nicht auf dem Schirm hattest, möchte ich noch einmal vermutlich bereits bekannte Vorteile einer Website nennen.

Denn es gibt tatsächlich eine Menge Selbstständige da draußen, oft lokale Unternehmen wie Restaurants, die eine Social-Media-Präsenz haben, aber keine eigene Website. 

Und wenn auch du dazu gehörst und grundsätzlich nicht einsiehst, den Aufwand für eine eigene Website zu betreiben, wo du doch ganz einfach, schnell und kostenlos dir einen Instagram-Account anlegen kannst, noch einmal folgende Erinnerungen:

Eine Website ist dein digitales Zuhause. Es ist der Ort, den du angibst, wenn dich Menschen fragen: 

„Wo kann ich dich online finden? Wo kann ich mehr darüber erfahren, was du machst?“

Und grundsätzlich gilt das auch für Social-Media-Kanäle. Auch ein Instagram-Account kann natürlich als ein digitales Zuhause verstanden werden. Der Unterschied ist nur, dass uns dieses digitale Zuhause nicht gehört.

Wir sind dort nur zu Gast. Und es kann deshalb jederzeit passieren, dass ein Social-Media-Account gesperrt, gehackt, geflaggt oder was auch immer wird. 

Und als ich noch als Pinterest-Beraterin tätig war, habe ich bei meinen Kundinnen immer wieder gesehen, dass es ziemlich schnell gehen kann. Und meistens, ohne dass man überhaupt irgendetwas falsch gemacht hat. 

In einem Fall hat es Wochen gedauert, bis ein Instagram-Account, der gesperrt wurde, wieder entsperrt wurde. Und der Meta-Support ist da leider nicht so wahnsinnig hilfreich, wenn die User ein Problem haben. 

Insofern ja: Es ist vielleicht ein digitales Zuhause, aber es gehört uns nicht. Eine Website hingegen gehört uns. Wir können Texte schreiben und Bilder oder Videos veröffentlichen, wie wir lustig sind. Es gibt niemanden, der uns sagt: 

„Du musst jetzt aber Reels machen!“

Wir bestimmen zu 100%, wie unsere Website-Inhalte aussehen.

Darüber hinaus kann auch jeder Mensch eine Website erreichen. In jedem Browser und mit jeder Suchmaschine.

Für ein Social-Media-Zuhause gilt das nicht, denn nicht jeder Mensch hat ein Facebook-Konto oder Instagram oder was auch immer man für eine Plattform nutzt. 

Wenn ich also nach einem Restaurant in irgendeiner Stadt suche und ich nur eine Facebook-Seite finde, bin ich leider raus und werde nicht in dieses Restaurant gehen, weil ich eben gerne vorab die Speisekarte ansehen möchte und einfach gucken will, wie es im Restaurant so aussieht.

Und schließlich kann eine Website in Kombination mit Suchmaschinenoptimierung dabei helfen, online gefunden zu werden. Und das ist wirklich eine der nachhaltigsten, wenn nicht gar die nachhaltigste Social-Media-freie Marketingstrategie. EVER. 

Denn meist ist es so: Wenn man für ein Keyword rankt, bleibt man erst einmal oben. Das heißt: Man macht sich einmal die Arbeit, einen suchmaschinenoptimierten Text zu schreiben und die nächsten Monate oder gar Jahre kommen Menschen durch diesen Text auf unsere Website.

Ja, das sind die üblichen Verdächtigen, würde ich sagen, wenn es um gute Gründe für eine Website geht. 

Aber ich hab dir ja noch Gründe versprochen, über die wir noch nicht so häufig sprechen. Was schade ist. Denn das sind aus meiner Sicht mindestens genauso wichtige Gründe, eine eigene Website zu haben.

Der erste Vorteil mag ziemlich banal klingen, aber tatsächlich finde ich es unfassbar spannend.

Und zwar schreiben wir anders, wenn wir uns nicht an Algorithmen oder an Likes orientieren

Denn auf Social Media ist es ja so, dass man etwas postet und meistens sofort ein Feedback dazu bekommt in Form von Likes oder eben ausbleibenden Likes. Und meist kommentiert auch jemand sofort, wenn man etwas man postet. 

Und viele Selbstständige berichten, dass sie dadurch eben auch das oder so schreiben, von dem sie denken, dass sie dadurch mehr Likes bekommen.

Und bei Websites ist das alles ja gar nicht so vorgesehen. Das heißt: Wir veröffentlichen eine Seite und meistens passiert erst einmal nicht so viel. Das klingt jetzt vielleicht erstmal frustrierend, aber tatsächlich gibt es uns die Freiheit, so zu schreiben und das zu schreiben, was oder wie wir eigentlich wollen. Und nicht so, wie Algorithmen es von uns wollen.

Und das ist unfassbar wertvoll für Selbstständige, weil wir so mit der Zeit zu unserer Stimme, zu unserer Schreibstimme und unserer Botschaft finden und nicht einfach nur irgendwas schreiben, weil wir hoffen, dadurch zu Likes zu bekommen.

Ich hab das an mir total krass gemerkt. Früher, als ich noch auf Instagram war, war das so, dass ich mir dachte: 

„Okay, du hast die letzten Tage nichts gepostet, was kannst du mal machen?“

Und dann habe ich mir angeguckt, was in letzter Zeit gut ankam. Und ja, dann habe ich mich gezwungen, mir einen Post aus den Fingern zu saugen, weil ja nunmal Zeit für einen neuen Post war. Und es ging gar nicht mehr so sehr darum, ob ich gerade etwas Gehaltvolles zu sagen hatte, sondern ich wollte einfach die Algorithmen nicht verärgern quasi und aktiv bleiben.

Und als ich dann meine Social-Media-Kanäle löschte, merkte ich zum ersten Mal, wie anders es im Hirn ist, wenn da einfach nicht der Gedanke an Algorithmen oder Likes da ist. Das ist ein ganz anderes Schreiben und ich glaube, dass ich so viel mehr zu mir selbst gefunden habe einfach dadurch, dass ich ohne Likes oder Algorithmen im Hinterkopf schreibe.

Doch es muss noch nicht einmal der böse Algorithmus sein. Alleine das Wissen, dass etwas auf Social Media „funktioniert“ und etwas anderes nicht, kann dazu führen, dass wir unsere Worte verändern, abschwächen, weichzeichnen. 

Dass wir Ecken, Kanten, Reibungen glattbügeln und eher den Algorithmus bedienen, als zu zeigen, worum es uns eigentlich geht. Denn:

Warum etwas posten, wenn es niemanden interessiert? Warum etwas ansprechen, was sowieso keine Likes bekommen wird? 

Zudem leiden viele Menschen auf Social Media regelrecht unter einer Shitstorm-Angst. So beschreibt die Autorin Kathrin Weßling zum Beispiel in einem Artikel, wie sie Angst hat, dass das Internet herausfindet, dass sie drei Mehrweg-Coffee-to-go-Becher besitzt (obwohl ihr Umweltschutz wichtig ist) oder wie sie den Hashtag #vegan aus ihrer Bio entfernt hat, weil sie hin und wieder auch mal „nur“ vegetarisch isst.

Ja, nicht immer leicht also mit dem Schreiben für soziale Medien.

Ein zweiter Vorteil einer Website, den du vielleicht noch nicht auf dem Schirm hattest, ist, dass das Schreiben von Websitetexten zu extrem viel Klarheit führt.

Wir können das vielleicht sogar von der anderen Seite angehen, nämlich wenn es uns schwer fällt, Websitetexte zu schreiben.

Viele sagen „Schreibblockaden“ dazu, aber meine Beobachtung ist, dass wenn Selbstständige mir sagen, dass sie einfach nicht ihre Über-mich-Seite texten können oder eine Verkaufsseite oder was auch immer, dann liegt es meistens daran, dass ihnen Klarheit fehlt.

Und es ist ja völlig logisch eigentlich: Wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll, fällt mir das Schreiben von Websitetexten eben auch schwerer, als wenn ich genau weiß, worum es geht.

Das heißt: Websitetexte schreiben ist eine tolle Möglichkeit, Klarheit zu bekommen. 

Also auf der Über-mich-Seite zum Beispiel, wer ich bin und was von meinem Werdegang wichtig ist und was die Kernbotschaft ist von dem, was ich mache, und wen ich eigentlich erreichen will. 

Wenn ich eine überzeugende Über-mich-Seite schreiben will, brauche ich Antworten auf all diese Fragen. 

Und diese Antworten helfen mir dann nicht nur dabei, die Über-mich-Seite zu schreiben, sondern natürlich auch in ganz anderen Kontexten, z.B. 

  • wenn man in Podcast-Interviews gefragt wird, wer man ist und was man anbietet

  • oder wenn man in einem Gespräch mit einer Interessentin ist und kurz und knackig erzählen möchte, wie man ihr helfen kann

  • oder wenn man auf einem Netzwerkevent ist und sich kurz vorstellen soll

All das wird leichter, wenn ich im Vorfeld mir genügend Zeit mit meiner Über-mich-Seite gelassen habe und richtig tief in diese Fragen reingegangen bin.

Der dritte große Vorteil einer Website ist, dass die Website ein wichtiger Indikator ist, wann es Zeit für Veränderung ist.

Und vielleicht weißt du, was ich damit meine, wenn ich sage: Ich gucke auf meine Website und fühle, dass es irgendwie nicht passt. 

Und dann lese ich mir einzelne Abschnitte durch und halte mich an irgendwelchen Worten oder Phrasen auf und denke: Ah, so kann ich das nicht sagen.

Und dann merke ich: Es ist mal wieder Zeit, meine Texte zu überarbeiten. Und da schließen wir im Prinzip den Kreis zum Anfang, als ich erzählt habe, dass ich mal wieder meine Website überarbeitet habe. 

Denn: Wir verändern uns ständig. Gerade jetzt, wo sich die Welt so rasend schnell verändert, vielleicht sogar noch mehr als sonst. Und wir müssen uns ja irgendwie verorten in der neuen Welt.

Und deshalb ist es auch völlig klar, dass wir irgendwann denken, dass irgendwelche Websitetexte nicht mehr so ganz passen.

Das ist ein gutes Zeichen. Und das heißt, dass wir wieder in uns gehen dürfen und gucken:

  • Was darf bleiben?

  • Was darf gehen?

  • Was will ich ändern? 

  • Was ist mir jetzt wichtig?

  • Wer bin ich?

Erneut: Es mag so aussehen, als wäre es nur eine Startseite oder nur eine neue Über-mich-Seite. Aber tatsächlich sind das Fragen, die auch das Selbstverständnis betreffen, die Positionierung betreffen und die Kommunikation nach außen und ja Marketing im Allgemeinen.

Ich hab zum Beispiel jetzt beim Überarbeiten versucht, noch mehr von diesem Marketingsprech zu eliminieren, den ich ja ursprünglich gelernt habe. Wenn du mal bei mir auf dem Blog warst, hast du vielleicht einen Artikel über die Command Culture im Marketing entdeckt. Ich werde da auf jeden Fall auch noch eine separate Podcast-Folge dazu machen.

Es geht im Grunde darum, dass Marketingsprache heutzutage überwiegend aus Imperativen besteht. Also: 

Melde dich jetzt an! 

Sei dabei! 

Denk positiv! 

Und ja, ich hab auch lange Zeit so gesprochen und geschrieben und dann eben letztes Jahr für mich erkannt, dass ich so nicht mehr länger sprechen und schreiben will. Und es war mir ein großes Bedürfnis, meine Websitetexte und Blogartikel dahingehend zu überarbeiten. Und mir geht es jetzt wirklich so viel besser damit zu wissen, dass ich so nicht mehr auf meiner Website spreche. (Es sei denn natürlich, mir ist was durch die Lappen gegangen, was ich jetzt nicht hoffe.)

Ja, du siehst: Eine Website ist nicht einfach nur eine Website. Abgesehen von den offensichtlichen Vorteilen gegenüber Social Media ist es so, dass 

#1 Das Schreiben ohne Likes und Algorithmen im Hinterkopf ist anders als, wenn wir ständig etwas schreiben, von dem wir hoffen, dass es gleich möglichst viele Menschen liken werden. Wir bleiben mehr bei uns und dem Thema, das wir eigentlich teilen wollen. Und das führt über die Zeit dazu, dass wir eine Schreibstimme ausbilden, die vielleicht sogar unverwechselbar wird.

#2 Werden wir durch das Schreiben von Websitetexten im Grunde gezwungen, Klarheit über uns und unser Angebot zu gewinnen. Das mag nicht immer angenehm sein. Doch das ist eben nicht nur für die konkreten Websitetexte wichtig, sondern später auch für Interviews, für Verkaufsgespräche, für Netzwerkveranstaltungen und vieles vieles mehr. Und schließlich:

#3 Websitetexte sind ein guter Indikator dafür, dass sich etwas verändern darf. Und Websitetexte begleiten einen auch häufig bei Veränderungsprozessen. Es geht meist Hand in Hand, dass wir sagen: Ich fühle diese Über-mich-Seite irgendwie nicht mehr und dass wir uns vielleicht ein bisschen spitzer positionieren oder anders positionieren wollen. Oder vielleicht irgendwelche Angebote aus unserem Portfolio rausnehmen und andere dazunehmen.

Ja, und deshalb schreibe ich auch immer wieder an meinen Websitetexten und finde das auch gar nicht schlimm, sondern extrem wertvoll. Das ist nicht dieses gezwungene Gefühl wie auf Social Media, sondern ich schau mir alle paar Monate einfach genauer an, was da so auf meiner Website steht und reflektiere … ob das noch ich bin. Oder ob ich inzwischen aus den Texten rausgewachsen bin und neue brauche.

Shownotes:

Angst vor dem Shitstorm

Command Culture im Marketing

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Weiterlesen

Themenwünsche?

Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.