Wie schreiben Selbstständige authentische Websitetexte, Sonja Mahr?

In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast. Sonja unterstützt Selbstständige dabei, online sichtbar zu werden, und zwar ohne Marktgeschrei und ohne Marketing-Hamsterrad. Im Interview sprechen wir über authentische Websitetexte. Und natürlich werfen wir auch einen Blick auf KI und wie künstliche Intelligenz das Schreiben verändert.

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[Alex] Ja, hallo Sonja. Wir wollen heute ja über authentische Websitetexte sprechen und die erste Frage, die sich mir da stellt, was ist Authentizität überhaupt? Das ist ja schon ein, ich würde sagen, inflationär verwendeter Begriff. Was bedeutet das für dich und was macht einen authentischen Text für dich aus?

[Sonja] Ja, hallo Alex. Erstmal danke für die Einladung. Schön, dass wir über das Thema sprechen können.

Ich finde auch, das ist ein Begriff, der wirklich inzwischen zu einem, im Marketing sagt man ja oft Buzzword, verkommen ist. Also so eine Floskel, man weiß gar nicht so richtig, was verbirgt sich dahinter.

Für mich hat Authentizität gerade in der Website oder auf der Website viel mit Glaubwürdigkeit zu tun. Also einen authentischen Websitetext zeichnet für mich aus, dass da mehr ist als reine Information, mehr ist als die reinen Fakten, sondern auch was, was so ein bisschen nahbar macht, was mich spüren lässt, hey, da ist eine Person, die spricht mit mir über diesen Text, da kann ich in Resonanz gehen – oder auch nicht, das kann ja natürlich auch passieren, aber da passiert was über diese reine Floskelhaftigkeit hinaus.

Denn gerade bei Websites passiert es ganz oft, dass sehr viele Floskeln verwendet werden, nicht immer mit böser Absicht, manchmal ist es auch einfach, weil man nicht genau weiß, was schreibe ich denn auf eine Website, was gehört denn da drauf, schaue ich mal woanders, kopiere ich das so ein bisschen ab und wandle es etwas für mich ab.

Und dann entstehen ganz häufig so floskelhafte Formulierungen. Und authentische Websitetexte gehen für mich darüber hinaus und die sagen, hey, ich habe den Mut dazu, auch etwas von mir zu zeigen. Nicht nur die reine Information zu vermitteln, sondern auch etwas dahinter. Das ist für mich der größte Unterschied und das zeichnet sie auch aus.

Die Bedeutung von Authentizität auf Websites

[Alex] Da denke ich zuallererst, das ist ja bestimmt für viele auch gar nicht so leicht, also etwas von sich selbst zu zeigen, da macht man sich vielleicht ein bisschen verletzlich. Wieso, glaubst du, ist es denn gerade jetzt aber wichtig, authentisch aufzutreten auf Websites?

[Sonja] Ja, also ich gebe dir recht, es ist nicht so leicht. Und gerade wenn wir starten, wir haben unheimlich viele Dinge, die wir vorhaben zum Start in die Selbstständigkeit und sich mal eben so einfach zeigen, es ist auch nicht jedermanns und jederfraus Sache. Trotzdem lohnt es sich.

Und ich finde gerade in unserer heutigen Zeit, weil, schauen wir sie an, sie ist sehr schnelllebig, sie ist voll mit News, leider auch voll mit Fake News und wir sind quasi permanent konfrontiert mit so einer Informationsflut und können ja kaum noch ausfiltern, was wollen wir überhaupt noch wahrnehmen, was lassen wir wirklich ein Stück weit tiefer kommen.

Und gerade da können wir einen enormen Unterschied machen, wenn wir sagen, hey, ich steige nicht ein in dieses Reproduzieren der Informationsmenge, sondern ich steige ein über einen authentischen Ansatz. Ich steige ein über, ich zeige auch was von mir. Natürlich geht es auch um die Expertise. Es ist jetzt kein Tagebuch, was wir schreiben sollen auf unserer Website. Aber ich bediene quasi beide Seiten. Ich setze vielleicht auch so eine Art Ruhepol, einen Anker in dieser super schnelllebigen, vollen, lauten Online-Welt.

Methoden zur Authentizität

[Alex] Hast du denn jetzt so spontan irgendwelche Methoden oder Strategien, wie das gehen könnte? Also wenn ich jetzt zum Beispiel überlege, ja klingt gut, aber wie mache ich das denn jetzt in der Praxis? Also was könnte helfen?

[Sonja] Ja, was ich ganz wichtig finde, ist, sich im ersten Moment mal zu fragen, nicht direkt, was ist mein Thema, was wollen meine Kund*innen? Natürlich, das brauchen wir im Marketing. Es geht um Nutzenvermittlung, dass jemand erkennt, hey, das kann was für mich sein. Sondern, dass wir nochmal einen Schritt zurücktreten und uns fragen:

Ja, wer bin ich denn eigentlich mit diesem Thema? Wie sehe ich mein Thema? Wie gehe ich mein Thema an?

Und auch das hat schon was mit Mut zu tun, weil gerade wenn wir starten, sind wir oftmals noch unsicher und denken, ja, wir schreiben es mal so, wie das alle schreiben.

Aber da hinzuschauen und zu sagen, okay, ich bin jetzt beispielsweise im Marketing unterwegs. Wie sehe ich denn Marketing und für welches Marketing möchte ich auch stehen? Warum möchte ich dafür stehen? Das ist eine ganz wichtige Sache, sich das am Anfang einmal zu fragen. Und das kommt manchmal nicht von selber.

Man kann da Tools, Übungen, wie wir es nennen wollen, nutzen. Ich finde, eine ganz hilfreiche Sache, das nennt sich Programmstudie. Viele kennen wahrscheinlich Journaling. Das ist recht ähnlich, hat einen etwas anderen Aufbau.

Wir können eine Programmstudie ganz einfach machen mit einem Zettel und einem Stift und uns eben, wie wir uns ein paar Minuten Zeit nehmen und mal so eine Sache in die Mitte des Blattes schreiben, wie „Ich habe mein Business-Thema gewählt, weil ….“.

Das schreibt man einfach mal in die Mitte des Blattes und dann fängt man oben rechts am Blatt an, im Uhrzeigersinn, um diese Formulierung drumherum zu schreiben. Ganz wichtig, den Stift möglichst nicht absetzen, natürlich, damit es jetzt keine durchgehende Linie ist, schon, aber nicht überlegen, nicht ins Grübeln kommen, was sollte denn da jetzt stehen, was wäre denn sinnvoll, was wird denn so erwartet oder dieses berühmte, was macht man so in Anführungsstrichen, sondern wirklich das, was aus einem selbst rauskommt.

Einfach mal Timer stellen, drei, vier, fünf Minuten durchgehend, schreiben, solange die Hand das eben auch mitmacht und dann mal schauen, was kam denn da alles. Und da kommen manchmal Sachen, die uns gar nicht so direkt bewusst waren, die uns gar nicht so im ersten Moment eingefallen sind. Da kommt dann vielleicht, ja, ich wähle dieses Thema, weil ich es leid bin, dass das nur auf andere Art und Weise präsentiert wird. Oder weil ich selbst die Erfahrung gemacht habe, wie hilfreich es ist, diesen Aspekt mal gezeigt zu bekommen. Oder weil es mir einfach ein Herzensanliegen ist, dass dieses Thema mehr Sichtbarkeit bekommt, weil es völlig unterrepräsentiert ist oder was auch immer.

Ich will da natürlich nichts vorgeben, aber schaut einfach mal, wenn ihr das macht, was kommt da. Und manchmal kommen da auch doppelte Dinge. Manchmal fällt einem natürlich auch nichts ein. Es ist jetzt normal, dass nicht fünf Minuten die absolut perfekten Antworten kommen. Dann schreibt man einfach auf, keine Ahnung, blöde Übung, warum habe ich mich darauf eingelassen, was soll das überhaupt? Völlig okay, das kann man am Ende ja durchstreichen, wenn es keine Antwort liefert.

Aber es geht um diesen Prozess des Zulassens der tieferen Antworten. Und dann kann man sich seinem Thema erst mal selbst anders annähern und dann kann man es auch, wenn man den notwendigen Mut dafür aufbringt und es lohnt sich sehr, das zu tun, das auch auf die Website packen.

Das macht natürlich am Ende einen Riesenunterschied. Stell dir vor, du kommst auf eine Website und jemand schreibt, ich biete Berufungscoaching an und helfe Menschen dabei, ihren Traumjob zu finden. Oder jemand schreibt, ich biete Berufungscoaching an, helfe Menschen, ihren Traumjob zu finden, weil ich selbst erfahren habe, wie zermürbend es sein kann, jeden Morgen aufzustehen und gar keine Lust auf den Tag zu haben.

Das macht einen Unterschied. Da zeige ich etwas von mir. Ich zeige mich authentisch. Ich zeige diesen Zugang zu meinem Thema authentisch. Und erlaube dadurch eine ganz andere Nahbarkeit. Das ist, finde ich, eine ganz schöne Übung, die man machen kann.

Was natürlich auch geht, ist mal zu schauen, was sagen eigentlich andere Leute. Also wie kommen Menschen auf mich zu? Sagen die im ersten Moment auch, Alex, ich komme total gerne zu dir, weil du so eine absolute Klarheit hast. Ich liebe das, welche Worte du findest. Oder was auch immer, was sagen Leute, warum sie zu dir kommen?

Das kannst du dich fragen, wenn du schon Kund*innen hast in dem Fall. Wenn du ganz neu bist, kannst du doch mal schauen, was sagen denn andere Menschen in deinem näheren Umfeld über dich? Welche Qualitäten sehen sie an dir, die du vielleicht für völlig selbstverständlich hältst? Das passiert nämlich ganz häufig, dass wir sagen, ja, gut zuhören können … ja, das kann ja jeder, ist ja vollkommen selbstverständlich, ist es aber meistens nicht. Und dieser Twist oder dieser Bruch zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung ist manchmal ganz schön gravierend. Da lohnt es sich, auch mal die anderen zu fragen. Also es sind zwei mögliche Herangehensweisen, um so ein bisschen näher heranzukommen an dieses, ja, wie bin ich denn, wenn ich authentisch bin?

[Alex] Gerade die erste Übung kannte ich jetzt zum Beispiel noch gar nicht. Ich habe mir aber gerade gedacht, das kann ja auch andersrum sein. Also zum Beispiel, wenn ich so zurückdenke, als ich als Pinterest-Beraterin gearbeitet habe, habe ich irgendwann mich ein bisschen vom Thema entfernt. Also wenn man merkt, okay, mir fällt vielleicht nichts ein, kann es sein, dass man vielleicht gerade in den fünf Minuten wirklich jetzt unkreativ ist, keine Ahnung.

Aber es kann ja auch vielleicht tiefergehend offenbaren, dass man sich vielleicht auch vom Thema entfernt hat und vielleicht das auch wechseln könnte oder sollte oder was auch immer. Also es kann ja auch so eine tiefere Reflexion dann bei sich anstoßen. Siehst du das auch so?

[Sonja]Absolut, ja. Also das kannst du letztlich mit jedem Thema machen. Ich habe diese Übung damals kennengelernt von der Angelika Gulda, die ist Diplom-Psychologin. Und letztlich kannst du das mit jedem Thema machen, wo du einfach mal ein bisschen an deine Antworten näher rankommen möchtest. Also zum Beispiel auch, was du sagst, warum habe ich mich von meinem Thema entfernt? Was mag ich nicht mehr an meinem Thema? Oder was möchte ich stattdessen machen? Einfach diesen Ausgangspunkt in die Mitte schreiben und dann mal schauen, was eben kommt.

Floskeln in Website-Texten

[Alex] Du hast vorhin auch schon über Floskeln gesprochen und das finde ich auch total spannend, weil ich auch an mir immer wieder merke, dass wenn mir gerade nichts einfällt oder wenn ich Druck und Stress habe, einen Text möglichst schnell zu schreiben oder was auch immer, ich irgendwie immer automatisch auf Floskeln zurückgreife, so intuitiv. Und gibt es denn für dich so Floskeln, sei es jetzt Wörter oder Phrasen, wo du denkst, die hast du schon so oft gelesen, du willst sie nicht mehr lesen, du willst sie nicht mehr hören, die sollten wir vielleicht verlernen bei Websitetexten?

[Sonja] Also ich glaube, da können wir noch ein bisschen differenzieren, weil die Floskeln ja auch was Hilfreiches haben. Du sagst gerade, wenn ich nicht weiter weiß, dann greife ich auf sie zurück. Und da ist ja auch überhaupt nichts Verwerfliches dran.

Im Gegenteil lebt Marketing ja auch von der Wiederholung. Also dass wir bestimmte Dinge wiederholen, dass wir eine Kernaussage haben, die immer wieder neu ins Spiel bringen, damit Leute sich eben uns mit diesem Thema merken können, das ist erst mal gut. Aber Floskeln haben ja oftmals auch etwas Inhaltsleeres. Also dann steht da zwar ein Text, aber der sagt nicht so viel aus.

Und wenn wir merken, ich habe das gelesen, aber ich weiß überhaupt nicht, worum es geht oder ich höre jemandem zu, aber was hat derjenige eigentlich gesagt? Das ist schon so ein bisschen Floskel-Alarm, da können wir dann ein bisschen genauer hinschauen.

Was ich häufig auf Websites sehe, ja also ganz klassisch sind diese Formulierungen wie „Höchste Qualität ist unser Anspruch“ oder Ähnliches. Das ist meistens total gut gemeint. Also niemand will ja schlechte Qualität liefern, vermute ich jetzt einfach mal bewusst, sondern höchste Qualität. Aber was bedeutet denn höchste Qualität? Was heißt es denn in deinem Bereich? Und wir können das vermeiden, indem wir einen Schritt weitergehen und uns fragen, okay, Qualität bedeutet in meinem Segment was genau?

Wenn ich ein Produkt herstelle, ist es vielleicht besonders langlebig. Wenn ich ein Coaching mache, geht es vielleicht besonders tief oder ist es ganzheitlich und nimmt nicht nur einen Aspekt in Betracht, sondern sieht das ganze Themenfeld. Was genau bedeutet Qualität in unserem jeweiligen Fall?

Und was ich auch ganz häufig sehe, das ist jetzt nicht so direkt eine Floskel, aber das sehe ich ganz häufig, ist mangelnde Konkretheit. Also, dass auf Websites so ein bisschen rumgeschwommen wird in den Formulierungen. Oftmals, weil man so ein bisschen Angst hat, Leute abzuschrecken.

Also, ein klassisches Beispiel sind Coaches. Die können oftmals vielen Menschen weiterhelfen. Da ist es nicht so entscheidend zu sagen, ja, ich helfe nur Männern im Alter von 50 bis 60 oder nur alleinerziehenden Vätern oder nur berufstätigen Frauen oder was auch immer, sondern denen ist es meistens eher egal, weil das Thema hat immer ein Thema hinter dem Thema und so weiter.

Und deswegen tun die sich schwer, konkret zu werden und bleiben auf den Websites so ganz vage. Ja, egal welches Thema du hast, ich begleite dich auf dem Weg. Das ist so eine typische Formulierung, die ich ganz häufig sehe. Und die sorgt aber leider oftmals dafür, dass sich dann niemand so richtig angesprochen fühlt, dass dann alle sagen, okay, egal was mich beschäftigt, Steuererklärung, Rasenmähen und meine Berufung finden, ich bin hier richtig, das kann ich nicht so richtig glauben.

Also da so ein bisschen den Mut zur Konkretheit haben und Konkretheit finden wir immer, indem wir nochmal einen Schritt weiter fragen. Was meine ich damit? Was kann es zum Beispiel sein? Ich muss auch nicht alle Beispiele auflisten, sondern darf mich für ein, zwei oder drei wichtige entscheiden. Das ist was, was ich ganz, ganz wichtig finde für Websites. Ja, ich glaube, das ist so das Wesentliche, was ich häufig sehe.

[Alex] Und vielleicht noch ergänzend dazu, ich finde es auch immer gut, wenn ich irgendein Bild im Kopf habe. Also wenn ich irgendwas lese und bei mir geht das Kopfkino an, also ich kann mir die Dinge vorstellen, dann kann ich auch ganz anders an den Text andocken.

Also wenn ich solche allgemeinen Floskeln höre, dann passiert bei mir im Hirn irgendwie nichts gefühlt. Also es geht hier rein, da raus. Und wenn ich aber irgendwas sehe in meinem Kopf, wenn das Kopfkino angeht, dann will ich einfach weiterlesen. Und ich glaube, dass es nicht nur was Literarisches ist, sondern kann natürlich auch auf Websitetexten passieren.

[Sonja] Ja, absolut. Also dieses Bildhafte, einfach mal schauen, welchen Vergleich kann ich vielleicht anstellen? Gibt es eine Metapher, die ich nutzen kann? Kann ich das so ein bisschen von dem, typische Formulierung ist ja auch dieses, die nächsten Schritte gehen. Welche Schritte? Was sind denn das für Schritte? Wohin führen die mich denn?

Oder dieses „Geh für dich los“, das ist auch inzwischen schon sehr inflationär, ist meistens auch eher liebevoll gemeint, vermute ich, aber ja, wohin soll ich denn gehen und in Bezug auf was?

Also da so ein bisschen sich Bildern zu bedienen, ist ein super Tipp. Danke für deine Ergänzung. Das einfach greifbarer und spürbarer machen, das hilft schon sehr.

Und ich finde, es ist vielleicht auch ein guter Hinweis, mal Websites zu checken im Hinblick auf, vertraue ich demjenigen. Manchmal gibt es so Formulierungen, die inhaltsleer sind, aber ganz viel Druck machen. Also die so eine aggressive oder manchmal auch subtile Herangehensweise haben, Druck aufzubauen.

Es ist dann sowas wie, „Wenn du es dir wert bist, dann frag noch heute an“ oder „Gehörst du zu den Siegertypen, dann gehst du das Thema jetzt an“. Also da fühle ich mich schon schlecht, wenn ich es lese, obwohl ich gar nicht so richtig weiß, was ich falsch mache im Leben und werde dann quasi so ein bisschen weiter geschubst, obwohl es eigentlich nichts aussagt.

Also das ist vielleicht nochmal ein Hinweis an der Stelle, wenn ihr sowas lest, hinterfragt mal, was genau wird mir denn da jetzt eigentlich vermittelt und was genau läuft denn überhaupt schief oder wird mir gerade nur Druck gemacht?

Polarisierung in Texten

[Alex] Ich finde, das ist so ein richtiger Mindfuck. Also „Wenn du es dir wert bist, dann kaufst du das“. Boah. Aber gut, gehen wir mal ein bisschen in die Richtung. Also es ist jetzt vielleicht nicht ganz die Richtung, aber dürfen authentische Websitetexte eigentlich polarisieren oder ist das für dich ein Widerspruch?

[Sonja] Ja, es kommt jetzt darauf an, wie verstehen wir „polarisieren“?

Also wenn wir jetzt polarisieren verstehen als anecken oder unterschiedliche Reaktionen auslösen, dann finde ich das durchaus sinnvoll.

Polarisieren hat manchmal ein bisschen die Konnotation von negativ beeinflussen oder Druck machen, wie wir es gerade besprochen hatten. Das muss ja nicht sein. Also im Prinzip ist es ja im Marketing gewollt, dass bestimmte Leute sich angesprochen fühlen von dem, was wir sagen. Und manche Leute sagen, ist jetzt hier überhaupt nicht mein Fall. Also das möchten wir erreichen. Und wenn wir so ein bisschen schwammig bleiben, erreichen wir das nicht. Aber wir erreichen auch niemanden so wirklich in der Tiefe.

Polarisieren im Sinne von das eine schlecht machen, um das andere besser zu machen, das finde ich problematisch. Also wenn wir sagen „Mein Ansatz ist das und der ist der einzig wahre, weil der andere, das kannst du ja vergessen, Das ist ja ganz schlimm. Das macht ja dein Business kaputt, dein Leben kaputt. Das ist fahrlässig“. Also diese negative Werbung für andere und sich selbst dadurch erhöhen, das finde ich kein sehr gutes Polarisieren.

Aber Polarisieren im Sinne von Haltung zeigen, eine Meinung zeigen, einen Standpunkt beziehen innerhalb eines Themenfelds und dadurch auch das Risiko einzugehen, dem einen gefällt es, dem anderen nicht, das ist durchaus sinnvoll. Ja, warum nicht?

[Alex] Hast du da selbst auch Erfahrungen jetzt bei dir oder bei deinen Kund*innen, die Texte mit Haltung veröffentlichen? Was passiert dann?

[Sonja] Ja, was passiert dann? Oftmals sind die Befürchtungen ganz groß. Die Welt geht unter und niemand wird mehr mit uns sprechen.

Ich klopf auf Holz, ich habe noch keinen großen Shitstorm erlebt. Ich schreibe immer mal Blogartikel in die Richtung, also solche Meinungsartikel. Ich habe zum Beispiel schon einen geschrieben, warum ich toxische Positivität im Marketing genauso gefährlich finde, wie dieses typische Bro-Marketing mit „Nur Sieger kommen weiter und buche jetzt, am besten gestern schon“. Also dieses eher Druckmachende. Auf der anderen Seite ist dieses „Ach, du musst es nur wollen und dann kommt es in dein Leben“, bringt uns genauso wenig weiter aus meiner Sicht.

Und ich habe viele Kund*innen, die eher intuitiv unterwegs sind, die überhaupt nicht dieses Bro-Marketing wollen, denen ich aber trotzdem klar machen möchte, ja nur vom Wollen alleine ist die Website halt auch nicht geschrieben oder ist die Sichtbarkeit nicht aufgebaut.

Aber die Reaktionen waren bisher eigentlich immer positiv. Kann sein, dass man Kritik vielleicht auch nicht so direkt äußert, außer vielleicht auf Social Media. Da ist sie ja irgendwie schneller da als irgendwas anderes, habe ich das Gefühl.

Aber die Reaktionen sind meistens eher positiv, dass man sich bestärkt, wie dass man sagt, endlich sagt es mal jemand. Ich habe ganz häufig dieses, weil ich ja mit diesem Marketing-ohne-Marktgeschrei-Ansatz unterwegs bin, ganz häufig diese Reaktion des Aufatmens, dass andere sagen, oh ehrlich, das tut mir total gut, dass du als Marketing-Expertin das mal so sagst, dass das möglich ist und dass ich das darf und dass ich eben nicht XYZ machen muss, wo ich mich gar nicht mehr im Spiegel anschauen kann. Also die Reaktionen sind eigentlich eher positiv. Und von meinen Kund*innen höre ich das auch, dass oftmals über solche Artikel, die eine Haltung zeigen, die vielleicht auch polarisieren, Buchungen zustande kommen oder eben auch Zuspruch, je nachdem.

Also ich finde das durchaus positiv. Ich würde jetzt auch nicht jeden Artikel nur polarisierend schreiben, um das Polarisierens willen. Aber den Mut zu haben, auch mal eine Haltung einzunehmen, zu sagen, okay, ich sehe, das ist irgendwie anders, der Mainstream, aber ich sehe das vielleicht ganz anders, das auch mal zu kommunizieren, ja, kann ich nur zu ermutigen.

Politische Haltung in Websitetexten

[Alex] Nun kann man ja auch Haltung ein bisschen weiterdenken. Also es gibt ja inzwischen auch viele Selbstständige, die wollen sich auch äußern zu irgendwelchen politischen Dingen, die passieren, weil: Es passieren halt so viele Dinge.

Und ja, die Frage ist, ist das sinnvoll? Wie siehst du das?

[Sonja] Ja, finde ich ein super spannendes Thema. Ich finde, unsere Website-Texte müssen insofern politisch sein, dass sie nicht bewusst rassistisch, jemanden ausgrenzend etc. formuliert sind.

Also ich finde schon, dass es unsere Aufgabe ist, darauf zu schauen, grenze ich mit den Worten, die ich wähle oder wie ich meine Website aufbaue, jemanden aus, bewusst oder unbewusst? Das passiert ja auch oftmals, obwohl wir das nicht wollen. Und es geht nicht so sehr darum zu sagen, oh, ich darf ja gar nichts mehr sagen, sondern wo kann ich vielleicht ein Stück beitragen? Das hat für mich auch mit Respekt anderen Menschen gegenüber zu tun. Also, dass wir zum Beispiel keine Formulierungen nutzen, von denen wir wissen, die verletzen andere Menschen. Oder dass wir, es gibt bei Websites auch diese kleinen, wollte ich mir schon ewig mal drauf machen, gut, dass wir drüber sprechen gerade, so ein kleines Label, LGBTQ-freundlich oder Ähnliches, einfach um zu zeigen, hey, hier ist eine Offenheit, hier ist ein Safe Space für Personen, die sich eben dazu zählen.

Dass wir niemanden bewusst ausgrenzen. Das hat auch mit Nutzerfreundlichkeit zum Beispiel zu tun. Dass wir schauen, ist unsere Website denn nutzbar? Wenn ich Podcast-Interviews habe, gibt es vielleicht auch eine schriftliche Fassung dieser Interviews, weil nicht jeder das Interview anhören kann.

Natürlich können wir nicht alles richtig machen, aber politisch insofern, dass wir zu einem guten Miteinander beitragen, das finde ich schon wichtig. Und dass wir schauen, hey, ich möchte niemanden bewusst ausgrenzen und ich schaue auch, dass ich Formulierungen entsprechend wähle.

Ich habe auch auf meinen Angebotsseiten ganz häufig solche Formulierungen. Es gibt doch gerade bei so längeren Sales Pages oftmals diese Sparte, passt zu dir, passt nicht zu dir. Das habe ich gerade bei meinen Kursen oder bei meinen Programmen. Und da habe ich bei „passt nicht zu dir“ ganz häufig den Satz stehen, wenn du eine rechte Gesinnung in dir trägst oder mit rechten Parteien sympathisierst. Möchte das dann einfach nicht unterstützen mit meiner Arbeit und möchte es zumindest kommunizieren, dass das klar ist, hey, dagegen positioniere ich mich jetzt.

Ob ich jetzt Petitionen auf meine Website packe, ob ich Parteimitglied sein muss und das kommuniziere, ich finde nicht, dass wir das müssen. Wenn es jetzt einen persönlichen Bezug hat, um nochmal diesen Bogen zur authentischen Website zu schlagen, gibt es aber viele gute Möglichkeiten. Also wenn jetzt jemand beispielsweise Berufungscoach geworden ist, weil er früher Mobbing am Arbeitsplatz erlebt hat und einfach super unglücklich war in seinem Job Und sich jetzt stark macht für dieses Thema, einen Teil des Umsatzes spendet oder was auch immer, eine Aktion unterstützt und das dann kommuniziert, dann, finde ich, passt das wieder sehr gut und ist natürlich auch politisch. Also kommt immer so ein bisschen drauf an.

Was ich schwierig finde, ist dieses komplette Losgelöstsein von allem. Klar, auf der Website alles schreiben ist wieder so eine Sache, wo passt auch was hin. Aber ich finde insgesamt in der Kommunikation darf auch eine Haltung, eine demokratische Grundhaltung spürbar sein. Und ich finde es ganz schwierig, dieses, ja nee, das ist hier Business, da spreche ich nicht darüber. Weiß ich nicht. Ich glaube, das können wir uns vielleicht auch nicht mehr erlauben heute.

KI und authentische Texte

[Alex] Ja, ich glaube, wir haben eine ähnliche Auffassung vom Thema politisch schreiben. Also ich glaube nicht, dass man da neutral sein kann, in Anführungsstrichen, dass man gar nichts macht. Ich glaube, das ist falsch verstandene, Neutralität. Also sich einfach für demokratische Werte und Vielfalt einsetzen, das ist schon, glaube ich, auch wichtig als Selbstständige. Jetzt machen wir mal einen harten Cut.

Vielleicht gar nicht so hart, weil es ist vielleicht auch eine politische Frage. Aber das Thema KI, das ist, glaube ich, auch super wichtig, wenn wir über authentische Websitetexte sprechen, weil natürlich KI gerade auch die Art, wie Texte geschrieben werden, stark verändert. Und wie siehst du das? Also wie beobachtest du das? Was bedeutet das alles für dich?

[Sonja] Ja, also KI, Riesenthema und ich sehe es, sagen wir mal, ich habe zwei Ansichten dazu.

Ich finde, KI macht Texte zugänglicher. Das ist ein riesengroßer Vorteil. Ich kenne ganz viele Menschen, die sagen, ich traue mich nicht, meine Websitetexte zu schreiben, weil ich kann ja nicht schreiben.

Und bevor die dann nichts online bringen, ist es doch mega toll, dass es die Möglichkeiten gibt, KI zu nutzen. Ich gebe meine Prompt da rein, es kommt ein Text raus und ich habe schon mal was. Zumindest habe ich einen Anfang.

Natürlich, wenn wir über Authentizität sprechen, darf nicht unerwähnt bleiben, dass ich dann halt etwas habe, aber noch nichts, was mich so wirklich widerspiegelt. Klar, es gibt auch Möglichkeiten, die KI zu trainieren und immer besser auf meine Schreibstimme quasi auszurichten.

Aber ich finde schon, dass wir da immer noch uns selber mit reingeben dürfen. Aber erst mal finde ich es ein hilfreiches Tool, was vielen Leuten Texten, Marketing an sich auch zugänglicher macht. Das finde ich sehr von Vorteil.

Was ich nicht so gut finde, ist, dass viele Menschen jetzt denken, ja, sie müssen alles an die KI abgeben. Jeden Tag gibt es ein neues Tool. Überall sagt jemand, ja, schreibst du denn noch selber, das musst du doch an die KI abgeben. Müssen wir nicht. Also wir dürfen auch unsere Texte bei uns behalten.

Schreiben ist ja nicht nur so ein rein nutzenorientierter Prozess, so Häkchen dran, da ist mein Text, sondern das kann ja auch ein erfüllender Vorgang sein. Das kann ja auch mich näher zu meinem Thema bringen.

Ich habe so viele Menschen, die sagen, hey, ich habe mich jetzt mal getraut und meinen Blogartikel geschrieben und ich weiß jetzt viel besser, wofür ich stehe, als ich das vorher wusste.

Das passiert nicht, indem die KI das für uns schreibt. Und ich finde, da muss jeder so ein bisschen seine persönliche Herangehensweise, seine Balance auch finden. Ich finde es super, dass wir die Möglichkeit haben. Wir müssen aber nicht alles an die KI auslagern, nur weil es effizienter ist. Und natürlich ist auch KI wieder so ein riesengroßes ethisches Thema. Nochmal ein Fass, was wir aufmachen können. Was unterstützen wir denn, indem wir die KI nutzen? Sollte man zumindest mal im Hinterkopf haben.

Ja, das ist so meine etwas ambivalente Meinung dazu.

Ich sehe aber auch einfach jetzt gerade, um diesen Anfangspunkt zu finden im Marketing, dass es vielen Menschen hilft. Also ich nutze ChatGPT zum Beispiel auch, um Content-Ideen, ich habe ja einen, fangen wir nochmal an dazu, ich habe ja ein Programm, in dem es Content-Ideen regelmäßig von mir gibt und die Leute wollen die dann für sich umsetzen. Und vielen Leuten hilft es, dass da eben auch so eine kleine Chat-GPT-Prompt drinsteht, also so eine kleine Anweisung für dieses Programm, um ihren eigenen Anfangspunkt im Thema zu finden und allein diesen Schritt zu machen.

Wenn ich sehe, dadurch werden viele Leute sichtbarer, dann ist es aus meiner Sicht ein Gewinn. Ich würde mich nur nicht zur Sklavin der KI machen, weil überall geschrieben wird, ja ohne KI bist du gar nichts mehr.

[Alex] Kann für dich so ein KI-generierter Text dann überhaupt authentisch sein oder ist das ein Widerspruch?

Also kann er schon. Ich glaube schon, dass er das kann, wenn wir jetzt nicht sagen, ich nehme den erst besten allgemeinen generischen Text, der da so rauskommt. Also wir können ja KI auch nur nutzen, um Ideen zu generieren.

Also um zu sagen, hey, ich will da etwas schreiben, ich finde nicht so richtig eine Struktur, die hilfreich sein könnte, und ich schreibe den Text dann trotzdem selber. Dann ist es mein Text, aber er hat mir so beim Anfangspunkt geholfen.

Ich kann natürlich Texte auch nehmen und schauen, würde ich das so unterschreiben? Also nicht einfach den Text nehmen, weil ChatGPT sagt, das ist ein guter Sales-Page-Text, hau den mal auf deine Website, sondern stimme ich dem denn zu? Sehe ich das genauso, wird da vielleicht ein wichtiger Punkt vergessen? Weil diese Erfahrungswerte, die wir haben, die KI, GPT und Co., können das ja nicht wirklich ersetzen, sondern das ist ja unsere eigene Erfahrung.

Unser Erleben mit unseren Kund*innen, das können wir dann zugeben. Unsere eigenen Dinge, die wir wichtig finden in unserem Thema. Also ich finde schon, er kann authentisch sein, aber nicht, wenn wir ihn rein Copy-Paste übernehmen, sondern wir dürfen da noch so ein bisschen was dazu geben.

[Alex] Also dass wir mit dem Text arbeiten im Grunde. Du nutzt aber KI-Tools zum Schreiben?

[Sonja] Ja, nicht so wirklich viele. Zum Schreiben, ich schreibe total gerne selbst. Also ich mag das Schreiben, das was ich vorher noch gesagt habe. Ich finde, Schreiben ist auch so ein hilfreicher, wertvoller Prozess für uns selber. Ich möchte das gar nicht unbedingt der KI abgeben. Aber ich nutze, ja, der Klassiker ist wahrscheinlich ChatGPT so ein bisschen als Ideen-Sparings-Partner manchmal, um nochmal einen Aspekt vielleicht zu ergänzen, den ich im ersten Moment nicht auf dem Schirm hatte.

Ich finde, es ist auch hilfreich, manchmal um zu strukturieren. Ich nutze für Podcast-Episoden zum Beispiel HappyScribe, also um die Transkripte schneller zu bekommen. Das geht einfach deutlich schneller, als wenn ich das komplett alles selber abtippen würde, was wir da besprechen. Gehe aber auch nochmal drüber, weil da ist auch nicht alles so astrein, was rauskommt.

Aber das ist schon hilfreich. Ja, ich glaube, das war es im Großen und Ganzen schon. Ich habe mal hier und da ein Bild genutzt. Ich finde die immer noch nicht so richtig doll. Also zumindest die, die ich so mit KI produziert habe, also irgendwie sprechen die mich noch nicht so an. Aber zum Schreiben selber nutze ich KI sehr begrenzt. Also vielleicht mal, um was zu kürzen. Manchmal ist man ja so tief drin in seiner eigenen Idee.

Und für meine Kundin kann ich das super gut zu sagen, hey, kürzen, voll easy, das macht man so und so, schau doch mal. Aber für mich selber natürlich nicht so. Ja, aber das ist es im Großen und Ganzen. Also ich bin da sicher nicht der super intensive Nutzer.

[Alex] Aber ich musste nur daran denken, du bist ja auch Germanistin. Und ich weiß noch, in meinem Germanistikstudium habe ich mal einen Text lesen müssen von Kleist, wie sich die Gedanken verfertigen quasi beim Schreiben.

Und das ist etwas, was ich die ganze Zeit auch so in meinem Kopf habe, wenn es um KI geht. Also klar können wir KI-Tools nutzen und dann fertige Texte auf unsere Website stellen, aber wie du schon gesagt hast, wenn ich einen Blogartikel schreibe, habe ich danach vielleicht ein bisschen mehr vom Thema verstanden.

Also dass Schreiben quasi nicht nur bedeutet, ich habe dann ein fertiges Endprodukt, sondern ich komme vielleicht auch irgendwie persönlich weiter, ich erfahre was Neues, ich kriege vielleicht eine neue Perspektive, ich lerne dazu.

Das sind ja auch, wenn wir uns als Expertin irgendwo positionieren wollen, ja auch super wichtige Dinge. Und das geht einfach über den fertigen Text hinaus. Und insofern kann ich das nur unterstreichen, also dass man wirklich sehr gezielt, finde ich, mit KI-Tools arbeiten sollte und nicht jetzt alles der KI überträgt. Ich glaube nicht, dass das von Vorteil ist für Selbstständige.

[Sonja] Ja, glaube ich auch. Und ich finde auch dieses Schreiben, vielleicht können wir eine kleine Einladung aussprechen, mal den Druck vom Schreiben zu nehmen. Weil ja, Schreiben, Texte schreiben im Marketingkontext ist es schon eine produktive Aufgabe, aber das ist auch eine ganz tolle Möglichkeit der Weiterentwicklung, der Persönlichkeitsentwicklung.

Und es klingt vielleicht jetzt ein bisschen zu groß, aber das, was du eben sagst, die Gedanken verfestigen sich beim Schreiben. Ich komme auf ganz andere Ideen, auf ganz andere Gefühle auch zu meinem Thema, wenn ich selber darüber schreibe.

Und vielleicht, wenn ihr euch schwer tut beim Schreiben, einfach mal diesen Druck wegnehmen. Hier muss jetzt in einer Stunde diese Angebotsseite entstehen, sondern ich lasse einfach mal mich und das Schreiben frei. Ich schaue einfach mal, wohin mich das führt und meistens sind da trotzdem ganz gute Dinge dabei, die wir dann auch nutzen können, aber es muss auch nicht immer etwas nützen, um etwas zu bringen.

Mut zur eigenen Stimme

[Alex] Gibt es für dich typische Schwächen in KI-generierten Texten? Etwas, was dir so auffällt, wo du denkst, ja, das ist doch ganz klar KI.

[Sonja] Ja, also ich finde, wenn man die Texte öfter mal beobachtet, diese sehr allgemeinen Einführungen in Texte.

[Alex] „In einer Welt …“

[Sonja] „In einer Welt, die XYZ ist …“. Oder: „Thema 1 ist nicht so. Thema 1 ist nicht so. Es ist …“ und dann das ist typisch KI.

Also das klingt im ersten Moment vielleicht mega innovativ. Und ich denke so, wow, richtig flüssig. Aber wenn du es dann zehnmal gelesen hast, ist es halt doch auch nicht mehr so mega spannend.

Also dieses sehr softe, sehr vage, nicht Fisch, nicht Fleisch, hinführend zum Thema, das ist für mich typisch KI. Und das ist auf Websitetexten …, ich glaube, das wird auch immer schwieriger, darüber die Aufmerksamkeit noch zu halten.

Bin nich so der Fan von dieser Goldfisch-These mit, oh, wir Menschen, wir müssen ja quasi in einem Wimpernschlag alles tun, um die Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber es ist natürlich schon so, dass wenn ein Text lange vor sich hin plätschert, es wahrscheinlicher ist, dass Leute auch sagen, ah nee, lese ich mir jetzt nicht weiter durch.

Also da so ein bisschen den Mut zur Konkretheit zu haben, da können wir uns auch von KI-Texten unterscheiden, weil die fangen meistens sehr soft aufbauend an und gehen dann erst in die Inhalte über. Ich finde, das ist so das Plakativste, was mir einfällt bei KI-Texten.

[Alex] Also mich regen ja diese Gedankenstriche auf. Ich kann das nicht mehr sehen. Ich kann das nicht mehr sehen. Leute, verwendet Komma, verwendet Punkte, aber hört auf mit diesem Gedankenstrich. Oh mein Gott. Aber gut, anderes Thema. Ja, Sonja, letzte Frage. Was würdest du dir wünschen, dass mehr Selbstständige sich trauen, wenn es um ihre Website-Kommunikation geht?

[Sonja] Ja, in erster Linie die Website online zu stellen, das klingt jetzt total selbstverständlich, aber das ist es eben nicht. Ich sehe so häufig, dass Websites Monate, manchmal auch jahrelang in der digitalen Schublade liegen, eben weil da so viel müsste, könnte, sollte, würde dranhängt.

Ich sollte so schreiben, ich müsste das noch so machen, ich weiß nicht genau, ist mein Thema gut genug, bin ich überhaupt gut genug. Also so unheimlich viel hängt da dran und dann kommt die nicht online. Das wäre mein allererster Wunsch, auch mit dem Bewusstsein, wir können Online-Texte wieder ändern. Das ist der ganz, ganz große Vorteil, den wir haben im Vergleich zu einem gedruckten Buch, da geht es nicht ganz so schnell. Wir können sagen, ich stelle die Website jetzt online und morgen ändere ich das nochmal ab, weil mir im Prozess etwas klarer geworden ist.

Und dann würde ich mir noch wünschen, dass sich mehr Menschen trauen, ihre eigene Meinung mit reinzubringen.

Also ich arbeite ja ganz viel mit Selbstständigen, die sich eher so zu den zurückhaltenden Selbstständigen zählen, die sagen, bin ich so der Bühnenmensch und so. Und die haben ganz oft auch das Thema, ja, wen interessiert schon, was ich zu sagen habe. Und die suchen dann oftmals nach diesen Orientierungspunkten draußen, wie macht man es denn, wie soll es denn sein. Dabei finden wir die Antwort eigentlich, indem wir uns selber mal fragen „Wie sehe ich denn mein Thema? Wie bin ich das?“, worüber wir ja vorhin schon gesprochen hatten.

Ja, das würde ich mir wünschen, dass sich mehr Selbstständige trauen, auch ihre Position zu beziehen, denn die ist in jedem Fall richtig, wenn sie deine ist. Wer sagt denn, dass die falsch ist oder nicht so sein darf, wenn es deine ist, dann darfst du die natürlich auch so äußern. Mal rausgenommen, du verletzt andere und so weiter. Das ist ja eh klar, hoffe ich.

[Alex]Ja, vielen, vielen Dank, Sonja. Vielen Dank, dass du zum zweiten Mal nun schon hier warst, und hoffe ich, dass wir uns bald mal wiedersehen in dem Podcast. Mach's gut.

[Sonja] Danke, tschüss.

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