Social-Media-frei
Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies
Worum geht’s?
In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!
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Teilweiser Social-Media-Ausstieg: Interview mit Claire Oberwinter
In dieser Podcastfolge habe ich Claire Oberwinter zu Gast. Nachdem Claire jahrelang als Social-Media-Beraterin gearbeitet hat, hat sie 2018 eine Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und zieht sich seitdem immer mehr aus Social Media zurück. Wie es zu ihrem teilweisen Social-Media-Ausstieg kam und welche Alternativen Claire stattdessen zum Marketing nutzt, erzählt sie im Interview.
In dieser Podcastfolge habe ich Claire Oberwinter zu Gast.
Nachdem Claire jahrelang als Social-Media-Beraterin gearbeitet und Selbstständige bei ihrem Facebook-Marketing unterstützt hat, hat sie 2018 eine Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und zieht sich seitdem immer mehr aus Social Media zurück.
Wie es zu ihrem teilweisen Social-Media-Ausstieg kam und welche Alternativen Claire stattdessen zum Marketing nutzt, erzählt sie uns im Interview.
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[Alex] Ja, hallo Claire, du hast deine Selbstständigkeit als Social-Media-Beraterin begonnen.
Kannst du uns mehr über deine früheren Erfahrungen mit sozialen Medien erzählen und was dich auch anfangs an Social Media so fasziniert hat?
Das Potenzial sozialer Medien
[Claire] Ja, das kann ich natürlich sehr gerne machen.
Also ich bin in meinem Studium, ich habe Kommunikationswissenschaften auf Bachelor erst studiert, bin ich sehr schnell auf dieses Thema Web 2.0 gekommen.
Also da habe ich gemerkt, dass mich das mehr interessiert als diese ganzen klassischen Medien, wo es im Studium oft darum ging, wie Radio, Fernsehen und so weiter.
Und mir war schnell klar, ich will was in Richtung online machen, weil das so meine Welt war.
Und dann bin ich auch sehr schnell auf Social Media gekommen und habe sogar mich für einen Masterstudiengang in Social Media angemeldet, an der englischen Uni und auch abgeschlossen.
Und das war so die Zeit des arabischen Frühlings, also wo wirklich durch Social Media auch Revolutionen möglich waren.
Also wir haben auch im Masterstudium genau über diesen arabischen Frühling gesprochen und welche Rolle Social Media da gespielt hat.
Und das war eine sehr zentrale Rolle von Social Media tatsächlich. Und das war für mich so die Zeit, ich nenne das immer so das gelobte Land, also es war so die Zeit für mehr Demokratie, für mehr Öffnung, mehr Transparenz, nicht mehr so unidirektionale Kommunikation, also nicht mehr, wir werden einfach nur überschwemmt mit Infos von Unternehmen und von den normalen Medien, sondern es geht jetzt auch mal in die andere Richtung.
Wir können direkt in Kontakt mit anderen Institutionen, mit Menschen kommen und das war für mich das Potenzial von Social Media, was mich so unendlich begeistert hat, weil ich dachte, also weil ich so das Gefühl hatte, da wird so viel möglich und ich habe es auch die ersten Jahre so empfunden, dass da eine Öffnung war, dass da viel Positives einfach auch passiert ist.
Und das war so mein Einstieg in Social Media, weswegen ich unter anderem mich auch entschieden habe, Social-Media-Beraterin zu werden, weil ich dieses Potenzial anderen Menschen erklären wollte und ihnen sagen wollte, hier, wenn du Social Media in dein Unternehmen, in deine Kommunikation, in dein Marketing integrierst, das hat ganz viel Potenzial und wenn du es so und so machst, dann sollte es auch gut funktionieren. Und das war so mein Ursprungsgedanke dabei.
Fokus auf Facebook
[Alex] Und du bist dann ja Facebook-Beraterin geworden, richtig? Also zumindest als ich mich selbstständig gemacht habe, ganz, ganz frisch, hatte ich dich sofort als Facebook-Beraterin auf dem Schirm.
Erzähl mal, wie kam dann dieser Fokus auf diese Plattform?
[Claire] Das war, als ich mich halt selbstständig gemacht habe, habe ich erstmal mich allgemein als Social-Media-Beraterin aufgestellt, habe aber sehr schnell gemerkt, dass ich damit nicht sehr weiterkam. Es war so schwammig, es fühlte sich für mich nicht zielgerichtet an.
Und da ich immer schon, seit ich mit Social Media zu tun habe oder damals immer schon mit Facebook am meisten was anfangen konnte und auch die meisten Kenntnisse aus dem Bereich hatte, habe ich einfach gedacht, okay, dann fokussiere ich mich halt jetzt einfach auf Facebook und mache das quasi, also stelle das vorne dran.
Ich habe immer noch auch Fragen zu anderen Kanälen beantwortet, aber das war einfach so mein Fokusthema und habe das dann einfach vorne dran gestellt und das war auch gut, weil dann lief es auch direkt besser. Für mich und auch so generell im Business mit einer klareren Positionierung einfach.
[Alex] Und was hast du dann genau gemacht? Also hast du dann andere Selbstständige beraten?
[Claire] Genau, andere Selbstständige. Ich habe auch Unternehmen teilweise beraten, also so mittelständische Unternehmen. Aber der Fokus, den ich mir gegeben habe selber, war Facebook-Beratung für Solopreneure, also für Einzelunternehmer, Einzelselbstständige.
Zweifel an Social Media
[Alex] Dann kamen aber irgendwann die ersten Zweifel an sozialen Medien bei dir. Und darüber möchte ich natürlich auch mehr wissen. Gab es da einen bestimmten Auslöser oder hat sich das mit der Zeit so entwickelt? Wie war das bei dir?
[Claire] Es war ein bisschen was von beidem. Also ich habe 2017 eine Yogalehrerausbildung angefangen und dreiviertel Jahr später merkte ich, dass sich in mir ganz viel veränderte.
Also ich glaube, jeder, der schon mal eine Coaching- oder Yoga-Ausbildung gemacht hat, der weiß, wovon ich spreche, was das für ein Potenzial hat, im Inneren sehr viel zu verändern. Und das war bei mir auch so. Und das war Anfang 2018.
Und da habe ich einfach gemerkt, dass das Facebook-Thema mir immer weniger Spaß macht. Dass ich immer weniger Lust habe, Menschen darin zu beraten. Weil es waren immer die gleichen Sachen. Es war auch ganz oft irgendwie, dass ich erklären musste, wenn du hier klickst, passiert das. Und wenn du da klickst, nein, kannst du das nicht löschen. Also es war viel so dieses Klein-Klein. Und das nervte mich sehr.
Und ich habe einfach auch gemerkt, im Laufe des Jahres 2018 wurde mir das Yoga immer wichtiger und das auch mehr nach draußen zu bringen.
Und dann habe ich halt so im Jahr 2019 den Shift vollzogen, dass ich gesagt habe, ich mache keine Social Media oder keine Facebook-Beratung mehr, sondern gehe in den Bereich Yoga und Coaching. Und das war schon mal so ein bisschen der erste Bruch, würde ich sagen, mit dem Thema Social Media.
Das war noch nicht, dass ich so einen kritischen Blick drauf hatte. Es war mehr so dieses Persönliche, ich kann mir nicht mehr vorstellen, Menschen da zu beraten, weil mir das keinen Spaß mehr macht. Das war so der Anfang dessen, würde ich sagen. Meine Güte, das sind auch schon sieben Jahre, fällt mir dann auf. Wahnsinn.
[Alex] Ja, aber das ist ja auch irgendwie klar. Also du hast ja auch gesagt, wer so eine Coaching-Ausbildung mal gemacht hat oder eine Yoga-Ausbildung, da passiert was im Inneren.
Und gerade das Thema Yoga, das ist ja auch super viel Achtsamkeit, bei sich sein und gucken, wie es einem geht. Und dann merkt man dann eben, ah, okay, soziale Medien haben eigentlich einen Effekt auf mich, der mir gar nicht gut tut.
Also du hast ja auch auf deinem Blog einen Artikel, wo du ganz viele Gründe gesammelt hast, warum du ausgestiegen bist oder teilweise, wie wir gleich dazu kommen. Kannst du mal so ein bisschen erzählen, was soziale Medien mit dir gemacht haben dann auch?
Negative Effekte des Vergleichens
[Claire] Also das, wo ich mich am meisten daran erinnere oder wo ich auch heute immer noch merke, dass ich da sehr schnell reinrutsche, ist das Vergleichen, was mir einfach nicht gut tut. Dieses, ich sehe, wie unfassbar erfolgreich andere sind und komme mir dann klein und unwichtig vor und mein Business funktioniert nicht und all das.
Also ich würde sagen, das war so mit das Vorrangigste, was ich immer wieder erlebt habe. Also ich habe dann so durch den Feed gescrollt und gedacht, boah, ja, die ist voll sichtbar und die hat es ja irgendwie voll drauf.
Auch bei der läuft es gut und bei dem läuft es gut und ich selber krebs da so rum und so. Also das hat meinen Selbstwert sehr angegriffen, habe ich gemerkt einfach mit der Zeit. Also immer wenn ich rauskam aus Social Media oder selbst wenn ich noch drin war, merkte ich irgendwann, dass meine Stimmung kippte und ich dann dachte, okay, zumachen, weg.
Oder eben wenn ich schon zugemacht habe, dass ich merkte, ich fühle mich irgendwie nicht so besonders gut. Und da wieder rauszukommen, dann erstmal wieder aus diesem alle anderen haben es viel besser und haben es mehr drauf als ich, das hat auch natürlich immer eine Weile gebraucht. Inzwischen bin ich da etwas robuster, aber nicht vor gefeit, immer noch in diese Fallen zu tappen.
[Alex] Hatte sich das dann auch auf dein weiteres Leben ausgewirkt? Also dieses Vergleichen, hast du dann irgendwie auch im privaten oder beruflichen Leben gedacht, hier wirkt Social Media noch irgendwie nach bei mir?
Auswirkung von Social Media auf die Selbstständigkeit
[Claire] Ja und nein. Also ich glaube nicht so mega in der Tiefe, aber so Thema Versagen, Scheitern und so waren die letzten zwei, drei Jahre schon ein großes Thema.
Unter anderem deswegen, weil ich von der vollen Selbstständigkeit nach acht Jahren wieder in eine Anstellung auch gegangen bin teilweise und ich fühlte mich wie die Vollversagerin.
Und ich will jetzt nicht sagen, dass Social Media dafür verantwortlich ist, weil das hatte erstmal nichts mit Social Media zu tun. Ich glaube aber, dass dieses Thema Selbstwert, Versagen, andere sind viel erfolgreicher, dass das mit reingespielt hat in meine Versagensgefühle, die ich hatte zu der Zeit.
Also das kann ich nicht abstreiten, weil es während ich eben noch in dem Prozess war von, ich wechsle wieder auch in der Anstellung oder ich teilweise, ich bin ja immer noch selbstständig, da habe ich schon gemerkt, dass das Social Media durchaus einen Einfluss hatte, wenn ich da mal wieder rumgescrollt habe und gedacht habe, ja toll, und ich muss jetzt in eine Anstellung gehen, während die da voll abgeht oder so.
Also das ist schon ein Einfluss. Ich würde nicht sagen, dass das allein nicht dafür verantwortlich war, aber es war definitiv ein Einflussfaktor.
[Alex] Also ich würde schon auch sagen, als ich da war, habe ich schon noch beobachtet, wie so dieses unternehmerische Mindset auch sehr glorifiziert wurde. Also das war so dieses Nonplusultra und natürlich für alle Menschen in allen Lebensbereichen und Situationen immer die richtige Entscheidung, sich selbstständig zu machen. Das ist ja nicht so.
[Claire] Ja, genau. Und damit wurde ich konfrontiert. Und ich bin auch immer noch der Meinung, also meine Seele schlägt immer noch für die Selbstständigkeit, das sage ich ganz offen.
Aber ich bin gerade total fein damit, angestellt zu sein, weil ich es gerade auch schön finde, dass jeden Monat fest Geld reinkommt, ob ich jetzt krank bin oder nicht.
Und ich war zum Beispiel Ende des letzten Jahres jetzt vier Wochen krank, wäre ich in der Zeit selbstständig gewesen, das wäre eine Vollkatastrophe gewesen. Das sage ich ganz offen.
Und das hat mich schon auch sehr beeinflusst, was auf Social Media geredet wurde. Wie du sagst, dieses Mindset, es ist das Nonplusultra, selbstständig zu sein. Jeder muss das. Und da dachte ich auch irgendwann, warum tue ich mir das eigentlich an, so zu denken? Weil es ist nicht das Nonplusultra, es hat alles seine Vor- und Nachteile. Und Unternehmer sein hat auch Vor- und Nachteile, genauso wie angestellt sein.
Der Facebook-Hack
[Alex] Ja, und dann kam es bei dir richtig dicke, nämlich dein Facebook-Konto wurde gehackt. Kannst du erzählen, wie das war? Also du bist auch nicht die Erste jetzt hier in dem Podcast, der das passiert ist, aber wie war es dann bei dir?
[Claire] Ja, ich bin auf eine Phishing-Mail tatsächlich reingefallen. Ich hätte ja nicht gedacht, dass mir das mal passiert, aber niemand ist davon gehalten. Ja, wirklich.
Die haben halt meine Daten abgegriffen und ich bin, also es war irgendwie abends und ich bin dann ins Bett und am nächsten Morgen war was komisch, also ich kam nicht mehr in Facebook rein.
Und auf Instagram hatte ich ganz viele Likes und ich hatte nichts veröffentlicht und habe dann irgendwie geguckt, für was habe ich denn jetzt so viele Likes bekommen?
Das waren Werbeanzeigen, die über mein Konto geschaltet wurden.
Also ich habe das so ein bisschen rekonstruieren können, was passiert sein muss, ist, dass die Hacker eben meine Daten genommen haben, haben sich bei mir eingeloggt, haben mein Werbekonto gekapert, haben das quasi auf sich, auf ihre E-Mail-Adresse umgeschrieben, dass ich dann nicht mehr drankomme.
Und haben dann über mein Werbekonto auf Instagram Anzeigen geschaltet. Und dann haben die noch irgendwas auf Facebook gemacht, damit der Algorithmus anspringt und mich rausschmeißt.
Und Facebook hat von jetzt auf gleich gesagt, so, du hast gegen unsere Richtlinien verstoßen, du fliegst raus und du kommst auf gar keinen Fall mehr an dein Facebook-Konto dran.
So, und genau, dann stand ich auf einmal da mit irgendwelchen Werbeanzeigen, die liefen, auf meine Kosten. Ich meine, ich habe die dann zurückbuchen lassen. Gott sei Dank war das alles Lastschrift und ich konnte der Bank sagen, bitte blockiert die alle, ich buche das zurück. Also mir sind keine finanziellen Schäden in dem Sinne entstanden.
Aber es war eine krasse Sache. Also ich bin zwei, drei Tage völlig rotiert. Ich konnte dann irgendwie, indem ich mein Instagram-Konto vorübergehend deaktiviert habe, die Anzeigen eben stoppen. Sonst wären die noch tagelang weitergelaufen.
Aber ich fand alleine so dieses von Facebook „Hey, du verstößt gegen unsere Richtlinien, du fliegst raus, keine Chance, Einspruch zu erheben“ – das hat mich so mit am meisten schockiert, weil ich 15 Jahre mein Konto hatte und mir nie etwas zu Schulden hab kommen lassen. Und von jetzt auf gleich wirst du ausgesperrt, ohne angehört zu werden.
Und da habe ich echt gedacht, boah, Leute, ihr habt sie doch nicht mehr alle. Entschuldigung, wenn ich das jetzt so sage. Aber das war wirklich so mein Gedanke. Ich kann noch nicht mal mich, ich will nicht sagen rechtfertigen, ich kann noch nicht mal Stellung beziehen.
Und das hat mich sehr, sehr angefressen, muss ich schon sagen, dass man so hilflos war. Und vor allen Dingen, ich habe dann Mails geschrieben an den Facebook-Support. Dann kam immer nur so eine dämliche Standardantwort zurück. Wir sind nicht zuständig oder sie fühlten sich einfach nicht zuständig. Hier sind ein paar Links, die helfen könnten. Nein, sie haben natürlich nicht geholfen, weil ich alles schon fünfmal durch hatte.
Und ich habe dann letztendlich nur über einen Anwalt mein Konto wiederbekommen. Und das fand ich echt übel. Ich hatte sogar noch kurzzeitig überlegt, will ich den Anwalt jetzt überhaupt bezahlen oder ist das nicht das Signal, jetzt dann das Facebook-Konto sein zu lassen?
Aber es ging nicht, einerseits aus beruflichen Gründen und ich wollte nicht, also in dem Sinne, vielleicht kommen wir da auch noch gleich zu, vielleicht nur ganz kurz. Weil ich mir über die Jahre wirklich ein sehr, sehr gutes Netzwerk auf Facebook aufgebaut hatte und wirklich auch zu einigen Leuten nur darüber Kontakt habe und auch gerne habe.
Also es ist nicht so, dass ich alles schlecht finde bei Facebook, sondern ich habe da wirklich ein sehr wertvolles Netzwerk. Und dann habe ich irgendwann gedacht, für das Netzwerk würde ich jetzt das Geld investieren, um den Anwalt zu bezahlen und mein Konto wieder zu bekommen. Aber ich war kurz davor, es alles komplett sein zu lassen. Also das sage ich schon.
[Alex] Die ganze Zeit und Energie und ja auch das Geld, das man da aufwendet, das ist einfach super, super ärgerlich.
[Claire] Ja, vor allem für etwas, was Facebook eigentlich sowieso machen muss. Es gibt Gerichtsurteile, die sagen, Facebook darf nicht einfach Leute ausschließen. Die müssen zumindest die Leute erstmal anhören und können nicht einfach sagen, du fliegst raus.
Und das ist das, was mich so stört. Das ist dieses Willkürliche und du musst einen Anwalt, nur mit Anwalt haben die reagiert, obwohl ich vorher auf eigene Faust genau das Gleiche gesagt habe.
Und sowas mag ich überhaupt nicht. So diese Willkür und diese, nee, das macht mich wahnsinnig. Da geht mein Ungerechtigkeitssensor ganz stark.
[Alex] Nun hast du dich ja aufgrund all dieser Gründe, die du gerade erwähnt hast, entschieden, Social Media zu verlassen, aber nur teilweise. Was genau meinst du damit? Wie sieht für dich so eine teilweise Social-Media-Nutzung genau aus?
Teilweiser Social-Media-Ausstieg
[Claire] Genau. Also ich habe ja im Rahmen dieses Hacks dann später auch noch mein Instagram-Konto verloren, weil in der Zeit, wo das Konto deaktiviert war, war wieder irgendwas und ich habe angeblich schon wieder gegen irgendwelche Richtlinien verstoßen, was aber nicht der Fall sein konnte, weil mein Konto deaktiviert war.
Dann habe ich noch versucht, Einspruch zu erheben und zwar mehrfach. Da kam nichts mehr. Das Instagram-Konto habe ich jetzt einfach gesagt, komm, weg, ist mir jetzt egal. Und mit teilweise einem Ausstieg ist also gemeint, ich brauche Facebook oder generell Social Media halt schon noch für die Arbeit.
Ich bin teilzeit angestellt als Marketingmanagerin bei einer IT-Firma und Social Media ist da eben Teil und da kann ich nicht einfach sagen, nee, ich bin gar nicht auf Social Media, weil zum Verwalten der Konten brauche ich eigene Konten.
Das ist einfach, das ist ja so aufgebaut und das ist ja auch grundsätzlich richtig, damit man, wenn man als Mitarbeiter irgendwann wieder rausgeht, einfach nicht das komplette Konto zumacht, sondern einfach nur den Mitarbeiter aus dem Konto wieder rausschmeißt.
Also deswegen ist es einfach so eine berufliche Anforderung, die ich habe, mit der ich gerade gut aber umgehen kann, weil ich mit tatsächlich Social Media in meinem Berufsalltag gar nicht so viel zu tun habe. Also das nimmt gar nicht so viel Raum ein. Das ist schon mal ganz gut.
[Alex] Du meinst als Selbstständige dann?
[Claire] Ja, aber auch als Selbstständiger habe ich halt eigentlich mit Social Media gar nichts mehr zu tun.
Weil, wie gesagt, Instagram-Konto ist weg, Facebook-Konto ist weg. Wenn ich mal was promote, dann über mein persönliches Facebook-Profil ist das aber auch selten geworden, weil ich einfach das, meine Promo mache ich inzwischen viel mehr über andere Kanäle, wie zum Beispiel meinen Newsletter oder mein WhatsApp-Status, ganz ehrlich.
Also ich meine, gut, WhatsApp gehört auch zum Meta, kann man jetzt auch kritisch sehen, aber darüber kommt auch schon mal das eine oder andere. Also ich nutze da einfach andere Möglichkeiten. Genau, aber teilweise Ausstieg ist halt einfach, ich brauche es für die Arbeit und ich habe, wie gesagt, einfach mein Facebook-Konto mir zurückerkämpft, weil mir das Netzwerk dort wichtig ist.
Und da merke ich immer noch, wenn ich da mal bin, ich bin in so einer Bubble drin, wo es eigentlich ganz nett ist. Und das ist dann auch ganz gut, wenn es mir mal wieder nicht passt, gehe ich wieder raus und dann ist es auch okay. Also ich nutze es halt nur wesentlich weniger als vorher und wirklich für das Marketing, für mein Marketing im Business, fast gar nicht mehr.
[Alex:] Also du hast kein Instagram-Konto mehr. Du nutzt deine Facebook-Unternehmensseite nicht mehr. Richtig?
[Claire] Weil die ja auch dem Hack zum Opfer gefallen ist. Und die Seite habe ich zum Beispiel nicht wiederbekommen. Und das war mir dann auch irgendwie egal, ganz ehrlich.
[Alex] Aber das Facebook-Profil hast du noch, weil du da einfach mit Menschen zu tun hast, die du magst und wo dir der Austausch auch wichtig ist. Nun könnten Hater ja sagen, das ist aber ein bisschen inkonsequent. Was würdest du ihnen dann antworten?
[Claire] Den würde ich tatsächlich sagen. Du hattest mir die Fragen im Vorhinein ja geschickt und insofern war es ganz gut, weil ich dachte mir, oh Gott, was soll ich jetzt antworten? Aber ich weiß genau, was ich antworte.
Ich finde es schade, wenn es immer um diese 100 Prozent geht.
Wir haben zwischen schwarz und weiß, haben wir Millionen bunte Farben. Warum muss es 100% weiß sein? Warum muss ich 100% gehen?
Ich würde den Leuten sagen, oder sie mal eine Gegenfrage stellen, bist du in allem 100%, wirklich 100% konsequent und perfekt aufgestellt? Und wenn das der Fall ist, können wir uns gerne nochmal über Konsequenzen überunterhalten. Solange das nicht der Fall ist, ziehe ich mir den Schuh gar nicht erst an.
[Alex] Ja, das finde ich eine total tolle Einstellung, weil ich predige das auch immer, dass einfach jeder Mensch so seine individuelle Nutzung finden muss und egal, wie sie aussieht und gerade, wenn man etwas findet, was einem gut tut, das ist ja eine super wertvolle Info, dass man weiß, das tut mir gut, das tut mir nicht gut und eben das dann eliminiert, was einem nicht gut tut, und das behält, was einem gut tut, also genau.
[Claire] Ja, klar.
Alternativen zu Social Media
[Alex] Du hast schon ein bisschen angesprochen, dass es jetzt für dich und dein eigenes Marketing einfach auch andere alternative Marketingstrategien gibt. Also du hast gesagt, für deine Teilanstellung brauchst du dein Facebook-Konto noch, aber für dich als Selbstständige, als Yoga-Lehrerin – richtig? – nutzt du Social Media fast gar nicht mehr zum Marketing.
Du hast schon erwähnt, Newsletter spielt eine Rolle. Oder kannst du vielleicht da mal so ein bisschen näher drauf eingehen, wie sieht jetzt dein alternatives Marketing ohne Social Media aus?
[Claire] Ja, so genau. Also ich kann dir jetzt keine straightforward Antwort geben, weil ich auch in meiner Selbstständigkeit immer mit verschiedenen Projekten arbeite, sage ich jetzt mal.
[Claire] Aber wenn ich jetzt nur daran denke, Yoga-Produkte zu verkaufen, ist es tatsächlich, ist der Newsletter mein Hauptkanal.
Und da kommen auch regelmäßig neue Anmeldungen rein. Klar, es fallen auch wieder welche raus, aber ich sehe ja in meinem Newsletter-Anbietertool immer, also kann ich ja Neuanmeldungen abrufen oder generell einfach meine Liste aufrufen und ich kriege ein bis drei Anmeldungen pro Woche neu rein, ohne dass ich viel mache, weil mein Blog dann wiederum gute Suchergebnisse liefert.
Also ich habe halt über die Jahre einige Blogartikel geschrieben, die gut performen auf Google und darüber kommen die Leute auf meinen Blog und darüber kommen sie dann eben teilweise oder eben doch teilweise in meinen Newsletter und dann, je nachdem, kaufen die auch schon mal von mir. Also das ist halt so meine Hauptstrategie, sage ich jetzt mal.
Ich hatte auch mal einen Podcast, den bediene ich jetzt so nicht mehr. Ich habe inzwischen einen neuen Podcast mit einer Kollegin, der ist aber jetzt noch nicht auf meinem Blog mit drauf.
Genau, aber einfach so durch, also im Prinzip ist es eine Kombination aus Suchmaschine plus Newsletter. Das sind so die Hauptkanäle.
Und ansonsten läuft dadurch, dass ich viel Offline im Yoga-Bereich gerade mache, einfach auch viel über Mund-zu-Mund-Propaganda oder hier lokales Marketing.
Also ich habe letztens einen Workshop gemacht, da habe ich Aushänge hier in Läden gemacht und solche Sachen. Also ganz banal sage ich jetzt mal offline, klassisches Offline-Marketing mit Printprodukten oder so kann auch mal drin sein, je nachdem, was ich gerade anbiete.
[Alex] Das finde ich auch total wichtig, dass man das nicht vergisst, dass wenn man irgendwie ein Thema hat, wo auch Leute eben dann zu dir quasi in dein Studio kommen, kann sich das auch lohnen. Also ich habe auch, erzähle ich, glaube ich, auch immer wieder in diesem Podcast, eine Wildkräuterwanderung mitgemacht, weil ich halt auf dem Spaziergang mit dem Hund irgendwo einen Aushang gesehen habe, dass sie das anbietet hier in der Nähe und ich dachte, ja cool und melde ich mich mal an.
Also ich glaube, das irgendwie von vornherein so als altmodisch oder veraltet oder nicht effektiv zu verteufeln, das ist keine gute Strategie, also je nach Thema, das man selbst macht.
[Claire] Im Gegenteil, also meine besten Erfahrungen habe ich eigentlich mit Menschen, die schon mal bei mir waren und wissen, was sie von bei mir bekommen, die sich dann anmelden für Retreats, Workshops, was auch immer.
Oder eben, wie gesagt, Mund-zu-Mund-Propaganda, dass jemand irgendwie rumfragt hier im Ort, kennst du eine Yoga-Lehrerin oder irgendwie sowas. Oder letztens habe ich hier, wir haben hier so ein Lokalblättchen vom Bürgerverein, da habe ich eine Anzeige geschaltet und habe tatsächlich eine Anfrage bekommen, weil jemand gesagt hat, ich möchte meiner Frau zu Weihnachten jetzt einen Gutschein schenken für eine Einzelstunde mit dir.
Ja, also das kann auch funktionieren. Deswegen gerade wenn man, ich habe so ein bisschen so ein Hybrid-Business, ich mache durchaus einiges online, aber eben auch viel offline. Und dann darf man, gerade wenn man im Offline-Bereich unterwegs ist, auch wirklich hier gucken, was kann ich offline machen. Und das finde ich total wichtig, das auf dem Schirm zu haben.
Kooperationen und Netzwerken
[Alex] Und so ein bisschen im Nebensatz hast du ja auch noch erwähnt, du machst einen Podcast mit einer Kollegin. Also quasi mit realen Menschen auch Kooperation machen und was zu tun haben und Netzwerken. Das kann ja auch eine gute Strategie sein, um die Sichtbarkeit zu haben.
[Claire] Zumal unser Podcast, ich nenne ihn jetzt einfach mal, Ungezähmte Frauen heißt er.
Da geht es darum, im Prinzip als Frau ungezähmt zu sein, also sein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Und da reden wir über ganz viele unterschiedliche Themen, auch über Yoga und Spiritualität und alles Mögliche.
Und da platzieren wir beide auch regelmäßig unsere Angebote oder weisen auf unseren Newsletter hin und sowas alles. Also da bin ich auch schon vielseitig aufgestellt und habe eben andere Angriffspunkte und ich muss nicht unbedingt Social Media haben.
Und zum Beispiel bei dem Podcast, den wir zusammen machen, die Susanne und ich, wir haben uns bewusst von vornherein entschieden, dass wir unseren Podcast nicht auf Social Media bringen.
[Alex] Warum?
Dass wir unsere nette Marketingstrategie ohne Social Media machen wollen. Ja, weil wir beide so ein bisschen Social-Media-müde sind. Sie hat zum Beispiel gerade ihr Facebook-Konto jetzt wirklich deaktiviert aufgrund dieser furchtbaren Ankündigung von Mark Zuckerberg letzte Woche.
[Claire] Und sie hat gesagt, ich habe jetzt wirklich die Schnauze voll, ich gehe. Ich würde das tatsächlich gerne tun, aber ich kann es nicht aus beruflichen Gründen. Also ich bin gerade auch an einem Punkt, wo ich denke, boah, was tue ich mir da eigentlich noch an?
Genau, aber wir hatten vorher beide schon so diese Entwicklung hin zu weg von Social Media. Es stresst uns, es nervt uns, es tut uns nicht gut. Und haben dann beide, weil wir so achtsam miteinander sind und so ein gutes Gespür haben, was tut uns gut, beide gesagt, nee, das ist nicht die Strategie, mit der wir unseren Podcast bekannt machen wollen. Und haben es dann einfach von vornherein gelassen. Und es sorgt auch dafür, dass es stressfreier ist, weil es ist auch einfach weniger Arbeit. Muss man einfach sagen.
[Alex] Ja. Habt ihr euch dann alternative Strategien überlegt?
[Claire] Also im Moment läuft viel über, wir haben jeweils einen Newsletter, dass wir das darüber immer mal promoten. Ich stelle es immer mal in meinen WhatsApp-Status. Also im Moment ist der Podcast noch verhältnismäßig klein, wobei dafür, dass wir, ich sag mal, 10 Folgen veröffentlicht haben, haben wir jetzt, ich glaube, knapp unter 300 Downloads. Das ist schon mal ganz gut. Also ich finde es gar nicht so schlecht. Und ja, wir wollen halt jetzt demnächst auch anfangen mit Interviews und so.
Also im Prinzip ist es oft ein Zwiegespräch zwischen uns. Wir reden viel über unsere eigenen Erfahrungen, aber wir wollen eben bei bestimmten Themen auch Expertinnen mit reinbringen und dann verbreitet sich das ja wiederum auch.
Weil wenn die dann sagen, hey, ich war in dem Podcast, dann kommen ja über deren Netzwerk auch wieder neue Leute auf unseren Podcast. Also das darf jetzt auch langsam und organisch wachsen.
Also wir haben beide nicht, ich habe zwar eine große Vision für diesen Podcast, das schon, aber ich bin da gerade in dem Prozess drin, dass ich sage, ja, aber das darf auch jetzt Schritt für Schritt für Schritt größer werden. Das muss jetzt nicht sofort einschlagen wie eine Bombe und viral gehen. Also das ist völlig in Ordnung, wenn es ein bisschen braucht, bis es bekannter ist.
[Alex] Das klingt sehr entspannend.
[Claire] Ja, also ich habe lange gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen. Auch nicht immer, aber im Großen und Ganzen habe ich mir diese Einstellung in den letzten Jahren doch erarbeitet, dass ich sage, Schritt für Schritt immer weiter und dann wird das irgendwann auch funktionieren oder einfach bekannter werden.
Auswirkungen auf die mentale Gesundheit
[Alex] Okay, du hast gesagt, du hast ja das quasi erarbeitet, diese entspannte Einstellung. Kannst du vielleicht nochmal erzählen, wie sich dieser Social-Media-Ausstieg ausgewirkt hat auf dich, auf deine Selbstständigkeit oder auf deine mentale Gesundheit? Gab es positive oder negative Auswirkungen überhaupt oder hatte das null Konsequenzen?
[Claire] Also, wenn ich jetzt an meinen Umsatz denke, hatte der Ausstieg gar keine Relevanz. Also, ich habe sogar besseren Umsatz gemacht als vorher, also als die Jahre davor. Das hat mehrere Gründe. Also ich will jetzt auch nicht wieder Social Media als den Faktor, aber es hat definitiv sich nicht negativ ausgewirkt auf meinen Umsatz.
Was ich merke oder sagen wir es mal so, ich bin ja durchaus immer noch in Social Media aktiv, nicht mehr ganz so viel wie vorher und eher zielgerichteter und merke immer noch manchmal, dass es mir nicht so gut tut und dann versuche ich auch aufzuhören.
Ja, das ist nicht immer einfach. Wir kennen die Mechanismen. Aber ich bin noch sensibler geworden, was die Nutzung angeht, dass ich noch mehr darauf achte, dass ich mir gewisse Dinge einfach nicht antue, dass ich Leuten konsequent entfolge, wo ich merke, die triggern mich einfach, dass ich Dinge ausblende oder dass ich einfach frühzeitig rausgehe.
Also ich glaube, für meine mentale Gesundheit hat das schon viel gemacht. Vor allen Dingen, wir hatten ja vorhin über das Thema Selbstwert und Vergleichen gesprochen. Das mache ich tatsächlich weniger, weil ich viel, viel mehr bei mir bin und merke, wie viel leichter es mir jetzt fällt, meinen Weg zu gehen. Das ist ja auch Thema unseres Podcasts, den eigenen Weg gehen.
Und ja, durch den Wegfall von Social Media oder nicht mehr so viel Nutzen zumindest, es hat mit Sicherheit auch wieder einen Beitrag geleistet. Ich will jetzt auch wieder nicht sagen, da war Social Media zentral, aber es war definitiv ein Faktor, ein nicht zu leugnender Faktor.
Tipp zum Schluss
[Alex] Letzte Frage. Du hast schon diese Ankündigung von Mark Zuckerberg angesprochen und wenn es jetzt Menschen gibt, die sich das auch überlegen, aus Social Media raus, aus Facebook raus, teilweise oder vollständig, hast du eine Empfehlung für sie? Also irgendwas, was du gelernt hast mit deinen Erfahrungen, was ist besonders wichtig, worauf kommt es an?
[Claire] Also ich würde mich einfach fragen, was ist meine Priorität?
Und meine persönliche Priorität ist meine Gesundheit und da zählt auch die mentale Gesundheit zu. Und wenn ich merke, dass mir etwas nicht gut tut, bin ich sehr gut beraten, damit aufzuhören. Und für mich ist es einfach eine Frage der Prioritäten, was heißt einfach.
Ich weiß, dass das nicht so einfach ist und dass auch so ein Ausstieg ja dann mit vielen Ängsten verbunden ist. Und eben, oh mein Gott, wie soll ich denn mein Marketing gestalten ohne? Ich meine, die Ängste nimmst du ja auch in deinem Buch durchaus ernst und nimmst sie mit auf und zerstreust sie so ein bisschen.
Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, mein Marketing, also auch wenn ich so generell über meine letzten Jahre Social-Media-Nutzung nachdenke in Bezug auf Marketing und mein Business, hat Social Media tatsächlich nie wirklich eine Rolle gespielt.
Also den Umsatz habe ich nie über Social Media gemacht. Ja, es wurde der eine oder andere vielleicht auf mich aufmerksam, das will ich nicht abstreiten. Aber wirkliche Buchungen habe ich darüber nicht erhalten.
Und vielleicht hilft das so ein bisschen und wie gesagt, sich einfach zu fragen, wo liegt meine Priorität? Und wenn ich merke, mir ist es wichtig, dass ich mich wohlfühle, dass es mir gut geht und ich merke, Social Media tut mir nicht gut, ist die Antwort für mich einfach klar.
Also vielleicht so einfach als Impuls oder als Denkanstoß mal über die eigenen Prioritäten und Werte nachzudenken und darauf basierend zu handeln.
[Alex] Ja, ich denke, ein wunderbares Schlusswort. Claire, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst.
[Claire] Ja, danke, dass ich da sein konnte.
Shownotes
Nutze ich Social Media privat?
Dass ich keine sozialen Medien mehr fürs Marketing nutze und auch andere Selbstständige dazu berate, weißt du vermutlich. Zusätzlich werde ich immer wieder gefragt, wie ich es eigentlich privat mit Social Media halte. Und genau das möchte ich dir in dieser Podcastfolge erzählen.
Dass ich keine sozialen Medien mehr fürs Marketing nutze und auch andere Selbstständige dazu berate, weißt du vermutlich.
Zusätzlich werde ich immer wieder gefragt, wie ich es eigentlich privat mit Social Media halte.
Und genau das möchte ich dir in dieser Podcastfolge erzählen.
Folge anhören
Transkript lesen
Ja, in dieser Podcastfolge wird es also etwas privater. Denn ich möchte dir von meiner privaten Social-Media-Nutzung erzählen.
Erst einmal: Warum ist es überhaupt sinnvoll, zwischen einer beruflichen und einer privaten Social-Media-Nutzung zu unterscheiden?
Nun, das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn man privat in ganz anderen Kreisen unterwegs ist als beruflich.
Zum Beispiel, wenn man weiter weg von zu Hause wohnt und soziale Medien eine Möglichkeit sind, Kontakt zu Freundinnen und Familie zu halten.
Möglicherweise besteht dann der Instagram-Feed aus Fotos von seinen Liebsten, von Menschen, die man total gerne hat und wo man sich einfach dafür interessiert, was gerade bei ihnen so los ist.
Oder andersrum ist es vielleicht praktisch, einmal etwas von sich zu posten und alle anderen bekommen es mit und man muss nicht den Menschen einzeln erzählen: Hey, ich bin gerade wieder in Deutschland. Wollen wir uns mal treffen?
Vielleicht hat man privat auch ein ganz nischiges, nerdiges Hobby und nutzt soziale Medien dafür, mit anderen über das Thema abzunerden. Also vielleicht dreht sich das Privatleben nur darum, keine Ahnung, Sauerteigbrot zu backen, und man ist dann eben in diversen Facebook-Gruppen oder WhatsApp-Gruppen, um sich über die neuesten Tipps und Tricks zu Sauerteig austauschen oder so.
Das sind zwei Beispiele von Fällen, wo soziale Medien einem gut tun könnten, und ich bin mir sicher: Da gibt es bestimmt noch viel, viel mehr Beispiele, dass soziale Medien auch mal so gar nichts mit Marketing, Inszenierung, Stress oder Druck zu tun haben müssen, sondern einem das Leben wirklich schöner machen können.
Und wenn das so ist, kann es eine gute Idee sein zu sagen: Ich unterscheide zwischen einer beruflichen und einer privaten Nutzung sozialer Medien. Also vielleicht bin ich beruflich gar nicht mehr dort, weil mir die ganze Dynamik in meinem Bereich nicht gefällt, aber privat lieb’ ich es einfach für die und die Fälle.
Ich erzähle ja immer und immer wieder, dass es nicht nur zwei Möglichkeiten gibt, Social Media zu nutzen, also: Entweder nutze ich es ganz exzessiv oder lösche alle Kanäle, sondern es gibt natürlich auch Zwischenwege und Zwischenlösungen.
Zum Beispiel kann man sagen, bestimmte Plattformen tun mir nicht gut, die lass ich weg. Andere behalte ich dafür.
Man könnte aber eben auch sagen: Beruflich tun mir soziale Medien nicht gut, da geh ich raus. Aber privat mag ich es dort und bleibe dort.
Nun, das einfach mal grundsätzlich zum Thema.
Und bei mir selbst ist es jetzt aber so, dass es für mich persönlich kaum einen Unterschied gibt zwischen beruflich und privat.
Soziale Medien tun mir in 95 Prozent der Fälle einfach nicht gut.
Das liegt vor allem an dem süchtig machenden Design und an den emotionalen Triggern, von denen man inzwischen ganz genau weiß, dass sie gut funktionieren.
Und Menschen deshalb da gezielt Emotionen wie Wut zum Beispiel triggern.
Das liegt auch an der Vergleichskultur, die auf Social Media einfach super stark ist. Wenn Menschen dort irgendetwas erzählen, dann vergleiche ich mich im Grunde ständig damit und muss höllisch aufpassen, dass ich da nicht in Selbstzweifel abrutsche.
Und deshalb ist es für mich grundsätzlich total egal, ob ich mich da aus beruflichen oder privaten Gründen einlogge: Ich merke diese negativen Effekte auf jeden Fall.
Und deshalb habe ich persönlich gar nicht den Wunsch, privat da etwas ganz anderes zu machen als beruflich.
Aber gehen wir da noch mal Schritt für Schritt durch.
Facebook und ich
Der erste Social-Media-Kanal, den ich privat genutzt habe, war Facebook. Ich hatte da ein paar Jahre ein Konto. Ich glaub, ich hab da mal Hochzeitsbilder gepostet oder so was. Aber im Grunde hab ich einfach nur geguckt, was andere posten. Ich selbst war da nicht sonderlich aktiv. Und hab dann auch irgendwann das Konto gelöscht, weil ich Facebook alles in allem nicht besonders spannend fand und gemerkt habe, dass es mir auch nicht sonderlich gut tut, anderen Menschen beim Leben zuzugucken.
Und als ich mich dann selbstständig gemacht habe, habe ich wieder einen privaten Account gebraucht, um mir eine Facebook-Seite anzulegen. Aber ich hab diesen Account nie privat genutzt, weil, wie gesagt: Ich hatte mich privat schon von Facebook verabschiedet und kein Interesse, das wieder auferstehen zu lassen.
Insofern war das privat überhaupt kein Drama für mich, von Facebook wegzugehen, und ich hatte bis heute noch kein einziges Mal den Wunsch, Facebook privat zu nutzen.
Pinterest und ich
Der zweite Social-Media-Kanal bzw. es ist ein Suchmaschinen-Social-Media-Mix, den ich hatte, war Pinterest. Und das war für mich ja richtig lebensverändernd. Denn ich hab mich quasi auf den ersten Blick in Pinterest verliebt und hab, wie du vielleicht weißt, mich dann auch als Selbstständige auf Pinterest-Marketing spezialisiert. Und das habe ich dann auch tatsächlich privat und beruflich sehr, sehr intensiv genutzt.
Aber mit der Zeit hatte sich Pinterest verändert, vor allem ab 2019, als sie Werbeanzeigen in Deutschland released hatten. Und dann hat mir Pinterest auch privat eigentlich nicht mehr so viel Spaß gemacht, weil der Start Feed voll war mit Werbung und weniger mit den Pins von den Accounts, denen ich gefolgt bin. Und als ich dann 2020 angefangen habe, mich von Social Media zu lösen, hat das nicht nur mein berufliches Pinterest-Konto betroffen, sondern eben auch mein privates Pinterest-Konto.
Also den privaten Pinterest-Account gibt es tatsächlich noch, aber ich habe meine Zugangsdaten nicht mehr, weil das eine alte E-Mail-Adresse von mir war.
Ich hab das Konto 2011 angelegt und das ist einfach eine E-Mail-Adresse, auf die ich nicht mehr zugreifen kann. Das heißt, da komme ich nicht mehr rein und mache mir ehrlich gesagt auch nicht die Mühe, das jetzt irgendwie zu lösen.
Ich hab da auch erst wieder dran gedacht, als ich mir Gedanken für diese Folge gemacht habe.
Es ist also überhaupt nichts, was mich im Alltag in irgendeiner Weise beschäftigt. Ich verspüre nicht mehr den Wunsch, zu Pinterest zu gehen, habe keine App auf meinem Smartphone und deshalb, ja, spielt Pinterest überhaupt keine Rolle mehr in meinem Privatleben.
Witzig übrigens, das zu sagen. Ich hab früher immer gedacht, ich würde mich ohne Pinterest so uninspiriert fühlen. Aber das ist überhaupt nicht der Fall. Ich hab immer noch genügend Idee fürs Kochen und Einrichten und Leben und was weiß ich was.
X (Twitter) und ich
Der dritte Social-Media-Account, den ich privat hatte, war Twitter. Da war ich die meiste Zeit stille Beobachterin, hatte aber auch einmal die Phase, wo ich ein bisschen aktiver war und mich daran versucht habe, lustig zu sein. Aber diese Phase war kurz und ich hab den Account dann auch wieder gelöscht.
Und dann, als ich mich selbstständig gemacht habe, dachte ich wieder, ich bräuchte jetzt dringend einen beruflichen Twitter-Account, und hab mir wieder einen angelegt, aber schnell gemerkt, dass der raue Ton, der schon damals 2016 auf Twitter herrschte, so überhaupt nichts für mich war. Also so gar nichts. Und ich hab dann relativ bald den Account auch wieder gelöscht, weil er mich einfach nur gestresst hat und mir schlechte Laune gemacht hat.
Und spätestens seit Elon Musk da jetzt X daraus gemacht hat, weiß ich: Mich zieht es privat überhaupt nicht da hin. Das ist inzwischen kein tragbarer Ort mehr und deswegen auch hier: keine private Nutzung.
Instagram und ich
Ja, und dann kam meine persönliche Hölle auf Erden: Instagram. Da war ich nie privat unterwegs. Den Account habe ich mir nur angelegt, weil ich mich selbstständig gemacht hatte und dachte, das muss jetzt so sein.
Ich fand es vorher immer merkwürdig, so viel von meinem Leben preiszugeben. Ich bin überhaupt der Typ Mensch, der ständig gerne Fotos von sich macht oder das, was im Alltag passiert, gerne dokumentiert oder in Szene setzt. Ich bin auch kein Mensch, der ständig das Smartphone dabei hat und alles immer fotografiert. Ich esse mein Essen sehr gerne heiß und mir würde es nicht im Traum einfallen, das vorher zu fotografieren. Ja, soweit denke ich gar nicht.
Insofern ja: Privat hat mich Instagram noch nie gereizt. Ich war da einfach nur, weil ich dachte, ich muss.
Und als ich mich dann beruflich von Instagram verabschiedete, hatte ich auch überhaupt kein Interesse daran, privat weiter dort zu sein. Insofern habe ich da kein einziges Mal den Gedanken gehabt, dass ich da einen privaten Account bräuchte.
TikTok und ich
Und als dann 2020 die Pandemie kam, kam TikTok in mein Leben und ich will nicht lügen, es war zu Beginn eine großartige Ablenkung vom Lockdown und von der ganzen Anspannung zu dieser Zeit.
Aber ich hab sehr schnell gemerkt, dass TikTok einfach den krassesten Algorithmus hat und dass ich höllisch aufpassen muss, da nicht süchtig zu werden. Und ich hab es so alibimäßig versucht, TikTok beruflich zu nutzen, aber mehr schlecht als recht.
Und als ich mich dann von Social Media verabschiedet habe, war der TikTok-Account einer der ersten, der dran glauben musste, weil ich auch einfach gemerkt habe: Was da bei mir im Hirn passiert, das kann nicht gut für mich sein.
Und deshalb habe ich bis heute nicht den Wunsch, privat auf TikTok unterwegs zu sein und mir einen privaten Account anzulegen.
Recherche-Accounts auf Instagram und X
Gleichzeitig ist es so, dass ich auf Instagram und auf X aktuell je einen Rechercheaccount habe. Was meine ich damit?
Denn das Ding ist, dass ich inzwischen ja Bücher schreibe – über Social Media. Und das bedeutet manchmal, dass ich mir dort einen bestimmten Post angucken muss, für das Buch. Manchmal muss ich es mir einfach nur durchlesen. Ein anderes Mal brauche ich einen Screenshot.
Und bei TikTok geht das auch ohne Konto, aber auf Instagram und X geht das leider nur mit Konto. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit dort Konten angelegt.
Mit denen mache ich überhaupt nichts. Aber wenn ich für einen Post nachlesen etwas muss fürs Bücherschreiben, kann ich mich zumindest auf dem Desktop kurz einloggen. Und wenn ich den Post gelesen habe, wieder ausloggen. Und das war’s dann auch.
Wichtig ist mir einfach nur: Ich hab das nicht als App. Ich folge niemandem. Ich mach da nichts. Ich guck da nicht rein.
Ist vielleicht ein bisschen so wie mit einer Versicherung. Wir denken nicht die ganze Zeit daran, dass wir eine Haftpflichtversicherung haben. Wir stehen jetzt morgens nicht auf und denken: Oh, ich muss die Haftpflichtversicherung checken.
Aber wenn dann was passiert, ist sie da und ja, so ist es auch mit den Recherchekonten: Spielt im Alltag über keine Rolle mehr für mich, aber wenn ich was nachlesen muss, sind sie da.
YouTube und ich
Was ich aber immer noch habe und weiterhin super gerne im Alltag nutze, ist YouTube, was je nach Definition ja auch als visuelle Suchmaschine verstanden wird. Also es ist nicht so ein klassisches soziales Netzwerk.
Ich weiß, dass alle negativen Dinge, die ich an Social Media sehe, auch für viele Menschen bei YouTube zutreffen. Aber bei mir war das eigentlich noch nie der Fall.
Für mich ist YouTube einfach eine Suchmaschine für Anleitungen.
Ich hab mir zum Beispiel vor fast vier Jahren ein Klavier gekauft. Und ich nehme keinen Klavierunterricht und wenn ich mal den Wunsch habe, ein bestimmtes Stück spielen zu können, gehe ich dann eben zu YouTube und gucke mir dort ein Tutorial an oder kaufe mir dort sogar auch Noten.
Dasselbe mache ich auch bei Sport. Also wenn ich zum Beispiel Rückenschmerzen habe und Übungen für den Rücken suche, gehe ich zu YouTube und mache dort eine Yoga-Sequenz nach.
Und so weiter.
Das heißt, es ist nicht so, dass ich auf meinem Smartphone die YouTube-App hätte. Auf meinem Smartphone gibt es überhaupt keine Social-Media-Apps mehr.
Aber YouTube lässt sich eben total easy im Browser aufrufen und jedes Mal, wenn ich eine konkrete Fragestellung habe, mache ich das und suche dort nach einer Anleitung. Und gehe da wieder raus.
Das ist ein Nutzungsverhalten, das mein Leben total bereichert und mir gut tut und deswegen bin ich absolut fein damit und werde ich, glaube ich, auch in nächster Zeit so handhaben.
Es wäre etwas anderes, wenn ich YouTube als App nutzen würde und dann, keine Ahnung, immer die App öffnen würde und checken würde, was es Neues in meinem Feed gibt. Aber das mache ich wie gesagt nicht. Und deshalb spüre ich die negativen Konsequenzen, die natürlich bei YouTube theoretisch auch möglich wären, überhaupt nicht.
Wir haben YouTube auch auf unserem Fernseher als Fernseh-App quasi und genau das ist es für mich irgendwie auch: Ein Fernsehsender, den ich hin und wieder starte, wenn ich etwas ganz Bestimmtes schauen will.
Ja, das war ein kleiner Überblick darüber, wie ich es privat mit Social Media halte.
Du siehst: Der Wunsch, privat auf Social Media abzuhängen, ist bei mir inzwischen völlig verschwunden. Bis auf YouTube, das für mich eher eine Suchmaschine ist, nutze ich privat keine sozialen Medien mehr.
Ich weiß nicht, ob das jetzt für immer so bleibt.
Aber aktuell vermisse ich gar nichts.
Shownotes
How to Instagram-Sucht besiegen – Interview mit Josianne Hosner von Quittenduft
In dieser Podcast-Folge habe ich Josianne Hosner zu Gast. Josianne ist Zyklusberaterin, Autorin und sie hat vor einigen Jahren Social Media verlassen. Im Interview verrät sie mir, wie es dazu gekommen ist und auf welche Marketingstrategien sie als Selbstständige und Autorin stattdessen setzt.
In dieser Podcast-Folge habe ich Josianne Hosner zu Gast. Josianne ist Zyklusberaterin, Autorin und sie hat vor einigen Jahren Social Media verlassen. Im Interview verrät sie mir, wie es dazu gekommen ist und auf welche Marketingstrategien sie als Selbstständige und Autorin stattdessen setzt.
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Der Einfluss von Social Media
[Alex] Ja, hallo Josianne, du hast in einem Blogartikel auf die Frage, warum du soziale Medien verlässt, geschrieben und ich zitiere jetzt mal:
„Weil ich einen Abdruck im Hirn habe von meinem Handy. Schließe ich am Abend die Augen“, hast du dann weitergeschrieben, „sehe ich das Display immer noch leuchten. Und wenn ich nachts pinkeln gehe, denke ich sofort wieder an mein Handy. Im Halbschlaf formuliere ich Sätze auf Hochdeutsch und sehe Hashtags vor mir, weil ich nicht ohne kann, weil ich abhängig bin.“
Erst einmal finde ich das grandios beschrieben. Also ich glaube, man kann es nicht besser ausdrücken. Und die Frage, die ich beim Lesen dieser Zeilen hatte, war: Wie ist es dann dazu gekommen, dass du einen Abdruck von deinem Handy in deinem Hirn hattest? Was ist da passiert?
[Josianne] Ich denke, das ist so entstanden, dass ich einfach wahnsinnig gerne mit offenen Augen durch die Welt gehe. Ich fotografiere gerne, ich texte gerne und ich liebe mein Business.
Und da hat sich dann einfach durch den ganzen Alltag hindurch, haben sich Bilder und Sätze formuliert in meinem Kopf.
Und das hat sich dann nach einer Weile so entwickelt, dass es direkt so einen Klick gemacht hat von „Das muss auf Instagram“.
Also das war dann nicht mehr losgelöst von, ich habe einfach meine zyklischen Gedanken, ich denke an mein Business, auch wenn ich einen Spaziergang mache, kommen irgendwelche Gedanken zu mir, sondern die waren immer gerade dann nach einer Weile vorgefertigt, in meinem Hirn schon bereit für den nächsten Beitrag, für den nächsten Post. Und das wurde ich nicht mehr los.
[Alex] Wie lange warst du denn auf Social Media? Hast du das von Anfang an genutzt, als du dich selbstständig gemacht hast?
[Josianne] Facebook war ich schon relativ lange. Auch eine riesige Facebook-Gruppe habe ich dort über die Jahre aufgebaut.
Instagram waren es, glaube ich, drei Jahre oder so, drei oder vier Jahre, genau.
Und am Anfang war das nicht so extrem, das ist dann wirklich irgendwie, ich war immer mehr auf diesen Plattformen, habe immer mehr Zeit dort verbracht. Und es hat sich auch so verlagert von, am Anfang lief mein Geschäft mehrheitlich über meine Inbox, über E-Mail und dann so meine Angebote. Und dann hat sich das irgendwie verlagert auf Social Media. Ja, genau.
[Alex] Ich würde gerne noch ein Zitat aus deinem Blogartikel bringen. Die Texte verlinke ich dann natürlich nochmal in den Shownotes. Du schreibst:
„Unser Hirn ist nicht gemacht für so viele Informationen und Inspiration. Es ist zu viel für mich. Ich kann es nicht mehr verarbeiten, nicht mehr aufnehmen und 98% von den Beiträgen, die ich sehe, sind nicht wichtig für mein Leben. Deshalb fühlt es sich an, als hätte ich Schnipsel und Pommes im Kopf.“
Was genau haben denn soziale Medien mit deinem Kopf angerichtet? Kannst du es vielleicht mal beschreiben mit deinen Worten?
Gedanken zur Social-Media-Sucht
[Josianne] Ein riesiges Durcheinander irgendwie, so fühlt sich das an, auch immer noch rückblickend. Also diese Mischung aus so vielen Inputs, so vielen Möglichkeiten, die ich auch sehe, die zu Entscheidungen führen, die ich dann treffen könnte.
Also nur schon: Lese ich etwas zu Ende, mache ich ein Like, kommentiere ich, lese ich Kommentare anderer? Und dann ist einfach wie so, es fühlt sich echt so ein bisschen an, wie so ein Sog aus meinem Hirn entstanden ist von: Ich bin einfach nicht mehr bei mir, ich bin irgendwo bei irgendwelchen Diskussionen oder Anregungen oder Tipps oder was auch immer da geboten wird und ich müsste oder musste so viele Inputs, wie ich gesehen habe, da gehört immer auch gerade eine Entscheidung dazu.
Nur schon die Entscheidung, weiter zu scrollen. Also einfach so, was mache ich damit? Also eigentlich eine komplette Reizüberforderung kombiniert mit einer grossen, grossen Langweile in meinem Hirn.
Also das ist, finde ich, so eine abgefahrene Mischung, auch immer noch, wenn ich zurückdenke. Es ist wie so, es ist so künstlich relevant, was da auf Social Media läuft.
Und ist es wirklich für mich als Person, als Josianne, als Privatperson und auch als Geschäftsperson, ist es wirklich relevant?
Und da hat sich einfach so eine riesige Schere aufgetan von, ich bin ständig und immer drauf, wie ich das auch formuliert habe.
Also ich im Nachhinein oder in dem Moment, wo ich die Entscheidung getroffen habe, da wegzugehen, habe ich es dann zum ersten Mal auch als Sucht definiert.
Diese Mischung aus dieser Sucht und dieser, diesem Gefühl von Distanziertheit hat gar nicht so viel zu tun, doch mit mir. Und das war ein bisschen zu viel für mein Hirn. Das sind zwei Komponenten.
[Alex] Ich finde es immer so spannend, weil so ganz viele Studien zu Social Media, die beschränken sich ja sehr häufig auf junge Menschen.
Und die zeigen dann, dass soziale Medien eben für Junge eine Gefahr für die mentale Gesundheit darstellen können. Aber ich habe es ja auch bei mir gemerkt. Ich meine, ich bin erwachsen, du bist erwachsen und auch auf erwachsene Menschen hat das eben so einen krassen Einfluss.
Als du dann Social Media verlassen hast, du hast gesagt, du hast es das erste Mal als so eine Sucht erkannt. Gab es dann einen bestimmten Anlass oder ist irgendwann so das Fass quasi übergelaufen für dich?
Der Ausstieg aus sozialen Medien
[Josianne] Ja, also ich glaube, es waren schon diese nächtlichen Abdrücke in meinem Kopf. Wirklich so dieses, ich schliesse die Augen am Abend und ich habe einfach immer noch das Handy-Display vor mir.
Und dann ist mir das wirklich mehr und mehr passiert. Und ich konnte wirklich keinen Baum, keine Blume, kein Lichtstrahl im Wald mehr einfach so angucken, ohne den Hashtag dazuzufügen.
Also wirklich eigentlich schrecklich. Ich empfand es als nicht so schrecklich, aber dann kam natürlich meine Zyklusbeobachtung da mit rein.
Ich bin eine Zyklusmentorin und ich bewege mich seit über zehn Jahren ausschliesslich in Kreisen. In Kreisläufen, in Abläufen und habe dann wirklich auch gemerkt, anhand meines eigenen Zyklus, wann liebe ich Social Media, wann bin ich völlig, verknallt in diese Möglichkeiten von der Kommunikation und Mitteilen und wann nervt es mich? Wann triggert es mich? Wann schaffe ich es, diesen Adlerblick einzunehmen und ein bisschen über mein Leben zu kreisen und zu sagen, was mache ich da eigentlich?
Und das war immer so die Woche vor der Menstruation oder auch während der Menstruation. Fand ich die ganze Thematik völlig idiotisch. Und das habe ich dann über mehrere Monate beobachtet. Was macht es mit mir, meinem Zyklus, meinem Zyklus-Ich, mein Verhalten auf Social Media, meine Beziehung dazu?
Und habe dann, ich weiss nicht mehr, wie ich das Buch gefunden habe. Das ist irgendwie zu mir gekommen, ein Buch von Carl Newport. Das heisst Deep Work. Und ich glaube, auf Deutsch ist es ein stilles Arbeiten oder so. Ich habe das Buch gelesen und es war schon nach drei Seiten klar: Okay, soziale Medien sind das Gegenteil von Deep Work.
Und ja, dann einfach auch wieder zurück zu diesem Menstruationszyklus, zu diesen Werten, die ich habe, wie ich Business machen will, und das ist ja dann diese perfide Vermischung, es ist ja dann nicht nur, ich bin ja nicht nur als Businessperson auf den sozialen Medien, sondern auch privat, also diese Vermischung konnte ich irgendwie nicht mehr so handeln.
Ja und dann zusätzlich habe ich noch einen Kurs gemacht bei einer Australierin, Marketing without Social Media, und dann ist es mir echt einfach wie Schuppen von den Augen gefallen.
Dass, ja, sage ich jetzt mal, 95% von meinem Verhalten auf Social Media, wie ich auch meinte, ich mache Business darauf, ist eigentlich nur Bullshit. Hat nicht den Zusammenhang mit meiner Arbeit gehabt.
Ja, also das waren dann so Prozesse, Schritte, irgendwann der Entscheid von: Okay, die Konsequenz heisst, ich gehe weg von Facebook und Instagram.
Und das hat mich echt physisch und psychisch so in Aufregung versetzt. Also es war nicht lustig, dieser Prozess.
Der war irgendwie anstrengend, sehr anstrengend. Und ich habe wirklich auch gedacht, ich betreibe jetzt da einen geschäftlichen Selbstmord. Ich werde nie mehr Kunden haben. Ich werde nie mehr Frauen in meinen Kursen haben, wenn ich von Social Media weggehe. Und weisst du was? Es ist überhaupt gar nichts passiert von dem.
Im Gegenteil. Ja, genau. Aber es war eine lange Vorbereitungsphase. Ich musste mich mit mir auseinandersetzen, mit meinen Werten, mit meinen Wünschen.
Ich brauche Zeit für solche Entscheidungen, sonst falle ich zu schnell hin und her. Wenn ich jetzt einfach gesagt hätte, nach den ersten drei Seiten des Buches, jetzt gehe ich weg, dann wäre ich vielleicht wieder drauf jetzt. Es hat so ein halbes Jahr in mir gedauert Und dann nochmal drei, vier, fünf Monate Kommunikation auf den sozialen Medien.
Und erst dann wirklich so der Stichtag, den ich auch kommuniziert habe. Das muss ich machen manchmal, damit ich Dinge wirklich... Damit die wirklich passieren. Also ich habe meine Community informiert. Bis Ende Juni, ich glaube, das war 2022, bin ich noch auf den sozialen Medien.
Danach schließe ich all meine Accounts und Gruppen. Ich musste das kommunizieren, auch ein bisschen Abschied nehmen, auch ein bisschen zelebrieren. Ja, dann habe ich das gemacht. Keine Sekunde lang bereut.
Warum ein Social-Media-Ausstieg kreativer macht
[Alex] Das ist total witzig, weil ich gerade so viele Punkte wiedererkannt habe bei mir. Also zunächst einmal Deep Work von Cal Newport war auch so einer der Startschüsse für mich, dass ich gedacht habe: Boah, das geht einfach nicht mehr mit sozialen Medien.
Und bei mir hat es auch ziemlich lange gereift. Ich glaube, noch länger als bei dir. Also es ist aber auch, glaube ich, ganz wichtig, also diesen ersten Gedanken zu haben oder dieses Gefühl, vielleicht ist es auch so ein diffuses Gefühl eher, boah, irgendwie passt das nicht für mich. Ich kann zwar noch nicht so richtig das artikulieren oder genau sagen, woran es liegt, aber irgendwie habe ich so ein Gefühl, es ist nicht mehr stimmig. Und ich glaube, es ist total wichtig, dem nachzugehen. Also vielleicht nicht gleich sofort was zu machen, sondern so ein bisschen schwanger mit diesem Gedanken zu gehen und zu gucken, was steckt da vielleicht dahinter.
[Josianne] Ja, genau. Und auch so, das war für mich eine Zeit lang, so eine Parallelwelt dann. Ich wusste schon, ich gehe. Ich wusste, das bleibt nicht für immer. Und dann zwischendurch immer wieder mal kleinere Panikattacken von, was mache ich dann? Wie handle ich mein Business? Woher kommen meine Kunden? Und habe aber gleichzeitig auch mit diesen Büchern, die ich gelesen habe oder mit diesem Kurs, den ich gemacht habe, gemerkt, es war wie so ein...
Ich litt unter einem Marketingmuskelschwund. Also es war wie so, das Einzige, was mir in den Sinn kam, war auf Instagram zu posten, was ich anbiete, meine Angebote, oder?
Und es war so, hey, die Welt, die hat sich schon lange, also schon viel länger ohne Social Media gedreht. Und es war bis vor ganz kurzem möglich, auch gut zu geschäften, auch gute Umsätze zu machen oder auch sich irgendwelche Selbstständigkeiten, Wünsche zu erfüllen, ohne Social Media. Und das ist vielleicht auch ein bisschen so meine, ich habe es ein bisschen noch eine rebellische Ader, die dann stärker hervorgekommen ist von, also das muss doch möglich sein für mich. Ich bin doch schlau genug, um mein Business nach meinen Regeln aufzustellen und zu gestalten.
[Alex] Ich glaube, diese rebellische Ader, die ist gar nicht schlecht dafür. Und ich finde auch, das macht kreativer.
Also wenn man sich so ein bisschen begrenzt, das kennt vielleicht die eine oder andere auch vom Kochen. Also wenn ich nur noch drei Zutaten habe und denke, oh Gott, ich habe einen leeren Kühlschrank, da habe ich meistens die besten Ideen, was ich damit machen kann, wenn ich mich so begrenzen muss.
Es ist so ähnlich, wie wenn: Ich steige aus Social Media aus und dann kann ich erst mal versuchen, kreativ zu werden. Ja, okay, was mache ich denn dann? Also jetzt kann ich vielleicht nicht auf Instagram sagen, dass es das und das bei mir gibt. Okay, was kann ich stattdessen machen?
Also ich finde, das hat halt nicht nur Nachteile, sondern man kann dadurch auch wirklich kreativer werden in der Art, wie man kommuniziert.
[Josianne] Ja, und mich dünkt es, meine Augen sind wie offener seither wieder, dass ich, wenn ich diese Möglichkeit nicht mehr habe, einfach konstant, täglich, stündlich, minütlich rauszuhauen, was ich will.
Also ich überlege viel besser, wie ich mein Marketing gestalte.
Und das ist jetzt nicht so spektakulär, mein Marketing. Also das sind so guten alten, bewährten Sachen wie mein Newsletter. Das ist so das Hauptmarketing-Tool, das ich verwende.
Gleichzeitig ist es aber auch meine große Leidenschaft, diese Newsletter zu schreiben. Also ich liebe es. Und das ist ja auch so ein Ding. Ich weiss nicht so genau, ich müsste mich wieder anders orientieren oder erfinden, wenn ich jetzt nicht gerne schreiben würde. Aber auch da würde ich Wege finden. Aber Social-Media-Marketing ist zu einfach und ganz, ganz ehrlich zu wenig gewinnbringend.
Auch wenn mein Business absolut nicht nur auf Zahlen und Fakten und Einkommen basiert. Aber es ist einfach so viel Aufwand und so viel von meiner Hirnkapazität und von mir als Person. Und ich bin nicht sicher, ob ich wirklich, wirklich jemals Einkommen generiert habe auf Social Media.
Auch wenn mir nachher all diese Social-Media-Coaches gesagt haben, ja eben, du stärkst die Beziehung, die Bindung, du positionierst dich.
Aber weisst du, wenn mein Hirn dann einfach abstellt bei solchen Aussagen und ich finde, das ist so öde, das kann ich auch auf andere Arten machen. Ja, also es ist auch eine Herausforderung, jetzt zu schauen, wie ich mein Marketing betreibe, was ich mache, wie ich es mache. Aber ja, den Buchtitel von Cal Newport, dieses Deep Work, das ist schon für mich so zu einem festen Wert geworden. Ich will qualitär was Gutes machen und ich will keine Schnipsel mehr raushauen. Könnte ich als Hobby betreiben, aber nicht als Marketingmaßnahme für meine Firma.
Zum Umgang mit Entzugserscheinungen
[Alex] Wir werden gleich nochmal auch darauf zu sprechen kommen, was du jetzt für dein Marketing stattdessen machst. Ich würde jetzt nochmal gerne zu diesem Social-Media-Ausstieg fragen.
Also du hast gesagt, du hast das zum ersten Mal so als Sucht definiert. Hattest du dann auch Entzugserscheinungen? Wie ging es dir denn dann, als du dann wirklich soziale Medien verlassen hast?
Also ich hatte zum Beispiel dieses klassische, ich nehme mein Handy und gucke und will irgendwas öffnen, aber merke, da ist ja gar nichts mehr. Hattest du das auch?
[Josianne] Ja, da bin ich ein bisschen in die Falle getappt. Und da habe ich nachher im Anschluss so viele News konsumiert wie noch nie. Ich musste bei den Händen was machen am Handy. Und genau, das ist so ein bisschen, und da arbeite ich ehrlich gesagt auch noch daran, dass mein News-Konsum sich mehr reduziert oder dass ich wenigstens solche Art News konsumiere, die auch ein bisschen in Richtung Deep Information gehen und nicht diese Fast Food News. Genau.
Ja, aber diese Entzugserscheinungen, die waren real, die sind real.
Veränderungen im Alltag ohne Social Media
Aber die Benefits waren halt schon auch schön. Also diese Entspannung im Hirn, die sich dann irgendwann einstellte, diese Ruhe im Kopf, die tat mir schon gut. Und weißt du, das Krasse ist, ich würde jetzt mal sagen, wenn ich ganz, ganz ehrlich bin, meine Handyzeit hat sich nicht mega fest reduziert.
Und das hat mich am Anfang genervt, das hat mich gestört, Weil das war auch so ein bisschen die große Hoffnung, einfach weniger Zeit am Handy zu verbringen.
Aber dann habe ich das mal ein bisschen auch analysiert, was ich denn mache am Handy. Und ich habe viel mehr Austausch mit meinen Freundinnen und meiner Familie. Also wirklich Zeiten, wo ich auf meinem Social-Media-Time im Austausch war mit fremden Menschen.
Auch wenn man den Instagram-Handle kennt, es waren fremde Menschen, habe ich zum Teil schon vor dem Frühstück schon ausgetauscht mit Leuten, Nachrichten beantwortet, Kommentare beantwortet und das vermisse ich keine Sekunde.
Man kann mir eine E-Mail schreiben und dann gibt es auch eine schöne Antwort. Aber man kann sich diese Satzfetzen in meine Richtung werfen, die zum Teil ziemlich auf eine Thematik oder Problematik hinzeigten, die man nicht mit zwei Sätzen beantworten kann.
Ja, und seither bin ich einfach wirklich viel mehr im Austausch mit den Menschen, die ich im echten Leben auch kenne und gerne mag.
Genau, also von dem her ist immer noch viel Handyzeit natürlich auch die ganze Familienorganisation läuft ja da auch darüber und, ja, aber ich würde sagen, die Ruhe in meinem Hirn ist größtenteils zurückgekehrt.
[Alex] Ich habe damals dasselbe gemerkt, dass ich also angefangen habe, Nachrichten zu lesen wie blöde.
Und damals war ja auch, hat Corona angefangen, dann der Krieg. Also es gab immer irgendwas zu lesen. Und dann habe ich es tatsächlich so gemacht, dass ich meinen E-Reader aufs Handy gepackt habe. Das bedeutet, immer wenn ich das Handy geschnappt habe, habe ich den zumindest in meinem Buch weitergelesen. Und da habe ich mir eingebildet, das war so ein bisschen in Richtung Deep Work oder halt einfach längere Inhalte, qualitativ hochwertigere Inhalte.
Also vielleicht so als Idee für Leute, die das kennen und überlegen: Was kann ich denn stattdessen auf meinem Handy machen, wenn ich das schon so automatisch greife? So ein Buch lesen könnte so ein Zwischenschritt sein, um vielleicht mal davon so wegzukommen.
Weil ich meine Nachrichten so letzten Endes ja auch Dopamin. Ich öffne die App und lese irgendwas Neues und mein Hirn denkt, yay, und schüttet Dopamin aus. Und das kann man so ein bisschen umgehen, indem man sich vielleicht dazu trainiert, was zu lesen und dann so ein bisschen wegkommt davon.
[Josianne] Ja, und krass finde ich schon auch. Also es sind so Langzeitwirkungen. In der wirklich intensivsten Social-Media-Zeit war meine Konzentrationsfähigkeit echt reduziert.
Also da konnte ich einfach nicht mehr als fünf, vielleicht zehn Minuten am Stück wirklich, wirklich eintauchen, ohne nach dem Handy zu greifen. Und das hält sich noch ein bisschen hartnäckig. Es ist wirklich besser geworden.
Also ich kann, ich schreibe jetzt auch in meinem zweiten Buch, ich kann lange Zeit schreiben, aber da ist immer noch dieser Mechanismus drin von, ich stehe auf, ich laufe vom PC weg, ich strecke mich, ich mache mir eine Tasse Tee und ich greife auf meinem Handy.
Und das ist schon, das sage ich, diese perfide Vermischung von, Wie gesagt, die gesamte Familienorganisation, die da auch drauf ist. Ich habe einen fast erwachsenen Sohn, der am anderen Ende der Schweiz wohnt. Es ist wie so eine Mischung von, doch, ich muss schon, ich denke es, ich weiss nicht, ob ich muss, ich meine, ich muss schon kurz nachgucken, was läuft, was los ist. Ob mich jemand gesucht hat. Ja, und das nervt mich immer noch.
Handyabhängigkeit, auch durch viele alltägliche Dinge wie Zug fahren, Ticket lösen. Und dann hast du das Ding einfach in der Hand. Also da bin ich schon noch so ein bisschen allergisch gegen mein Verhalten.
Also es nervt mich, es ärgert mich und ich weiss da nicht so genau, was mach ich damit. Und ich verbringe auch ganz, ganz viel Zeit in der Natur draussen. Wir haben zum Glück, sage ich, und nur schon so eine Aussage ist doch einfach absolut schräg, wir haben zum Glück grosse Teile mit Funklöchern im Wald.
Und ich bin froh darum. Und das zu äussern, das ist irgendwie so komisch. Ich bin froh um Funklöcher, damit ich nicht immer verwenden kann. Ja, finde ich kein schöner Aspekt von unserer Digitalisierung oder von meiner Digitalisierung damit.
Reaktionen auf den Social-Media-Ausstieg
[Alex] Wie hat denn dein privates oder berufliches Umfeld auf deinen Ausstieg reagiert? Konnten Sie es nachvollziehen oder hat es Sie überrascht? Was haben Sie gesagt?
[Josianne] Also in meinem privaten Umfeld gab es wirklich so ein bisschen die Einteilung von Freundinnen und Freunden, die auch selbstständig sind, die einfach total viele Fragen hatten zu diesem, wie machst du denn jetzt Marketing?
Der private Teil, mein Mann, meine Eltern, meine Geschwister, die waren alle so, whatever. Also das war so. Das ist ja keine große Sache. Von dem her, da gab es ein bisschen eine Einteilung.
Im beruflichen Kontext, also was am härtesten für mich war, Ich hatte eine Facebook-Gruppe, eine Zyklus-Gruppe mit fast 3000 Frauen drin. Und diese Gruppe, das war, also ich wage das fast nicht zu sagen, aber das war für viele so etwas wie ein neuer Heimatort.
Und das ist so krass. Also da habe ich Dutzende, wenn nicht Hunderte Nachrichten gekriegt von, hey, mach das nicht, tu uns das nicht an. Das ist der einzige Ort, wo wir so in diesem Safe Space austauschen können. Und das war für mich so die grosse Knacknuss.
Hat dann auch wieder viel mit meinen Werten zu tun. Oder vielleicht auch ein bisschen einem illusorischen Idealbild, das ich von der Welt habe, und gesagt habe, es kann nicht sein, dass meine Facebook-Gruppe dein einziger Safe Space ist.
Dann kümmere dich bitte, bitte, bitte in deinem Freundeskreis oder in einem neuen Freundeskreis oder einem Frauenkreis oder irgendwie um diese Art von Beziehungen. Also da habe ich wie so ein, für mich, das war eine harte Entscheidung, aber so einen Schritt zurück von, ich habe die Energie wahrscheinlich oder den Fokus nicht, um das noch länger zur Verfügung zu stellen. Für mich war das nämlich Zeit und auch Geld, das zu unterhalten. Ja, aber das war schwierig für mich.
[Alex] Hast du denn inzwischen eine Möglichkeit gefunden, deine Community auch weiter aufzubauen oder ist das jetzt ganz weg?
[Josianne] Ja, ich habe sowas zwischendurch gemacht und da haben mich am Anfang ein paar auch ausgelacht deswegen. Und zwar habe ich dann nach meinem Ausstieg analysiert, was ich persönlich vermisse.
Also jetzt abgesehen von Dopamin und Sucht und so, sondern einfach gibt es noch einen schönen Aspekt, den ich vermisse. Und dieser schöne Aspekt war für mich tatsächlich, ich fotografiere unheimlich gerne. Also es ist für mich so ein Leidenschaft/Hobby, auch ab und zu einen Fotokurs gemacht. Und ich bin ziemlich gut darin, meine Zyklusgedanken in kurze Texte zu fassen.
Das habe ich schon mit ganz viel Feedback gemerkt, das stösst auf sehr grosse Resonanz, wenn ich meine Zykluseinblicke in meinen persönlichen Alltag mitteile. Das rührt etwas an in anderen. Oh ja, stimmt, Zyklus und genau, wie ist es gerade bei mir und wie geht es mir gerade und so.
Und dann habe ich für mich eine Zwischenlösung gefunden, wo, wie gesagt, die waren mir am Anfang auch so fast ein bisschen peinlich. Ich weiss noch nicht so genau, warum, aber vielleicht, weil ich eben so konsequent war. Und dann habe ich einen Telegram-Kanal eröffnet, weil mir jemand gesagt hat, dass man da so eine Einstellung machen kann, dass es eben wirklich nur ein Kanal ist, keine Gruppe.
Und ich habe diesen Kanal von der ersten Sekunde an so eingestellt, dass ich darauf Fotos posten kann. Es kann niemand reagieren, es kann niemand kommentieren, man kann nicht mal liken, man kann einfach gar nichts.
Man kann das einfach lesen, man kann mich nicht kontaktieren, gar nichts. Und das war für mich nachher so diese Zwischenwelt von... Ich weiss, dass ich einen Mehrwert bringen kann und ich gleichzeitig noch ein Bedürfnis von mir erfülle.
Mit diesen Fotos, mit diesen schönen, ja zum Teil auch radikal ehrlichen, aber auch poetischen Texten, dass ich das noch schicken kann. Und die Leute lieben es.
Habe aber am Anfang E-Mails erhalten, die mir sagten, hey, das ist voll doof, was du da machst. Ich kann nicht kommentieren. Ich kann nicht sagen, wie schön und berührend ich das fand. Und ich war so, ja, das ist voll okay für mich, dass du das machen kannst. Finde es doch einfach berührend und schön und nützlich.
Ist okay, muss es mir nicht mitteilen.
Genau, also das ist das Ding. Aber ich glaube, es zählt nicht als Community, würde ich jetzt mal sagen.
[Alex] Ja, ich glaube, es gibt so unterschiedliche Meinungen. In meinem Buch zum Beispiel habe ich Telegram auch als möglichen Social-Media-Kanal, aber es ist, glaube ich, immer eine Definitionssache. Aber hast du den immer noch? Also hat sich das bewährt? Hast du den Telegram-Kanal immer noch?
[Josianne] Ja, der wächst. Und der ist easy. Und für mich, also das ist der größte Benefit für mich, für mich gibt es nie einen Grund, auf Telegram zu gehen, ausser ich mache einen neuen Beitrag.
Also ich kann auf Telegram nichts checken, nichts nachschauen, ob jemand reagiert hat.
[Alex:] Ob es neue Likes gibt oder Kommentare gibt …
[Josianne] Es ist eine ganz, ganz ruhige Sache in meinem Kopf.
Und das ist für mich ja auch vor allem wichtig. Ich will Ruhe da oben. Und ich brauche Ruhe, damit ich kreieren kann. Genau. Aber ein [unverständlich] habe ich nicht. Ein Austausch-Gruppen- Dingsgefäß habe ich nicht mehr.
[Alex] Du hast schon gesagt, du hast auch einen Newsletter, den du nutzt. Kannst du uns mal so mitnehmen? Was du als Online-Unternehmerin für Strategien nutzt, wenn du nicht mehr auf Social Media unterwegs bist?
[Josianne] Also wirklich Newsletter. Das ist mein Hauptkanal, mein Haupttool. Und ich habe gar keine andere.
[Alex] Du hast einen Blog aber noch.
[Josianne] Ja, stimmt. Vielleicht weiss ich gar nicht, was ich alles habe. Das stimmt.
Aber der Blog ist so etwas, wo ich nicht so, also da könnte ich noch ein bisschen regelmässiger was machen damit. Da bin ich nicht so konsequent wie mit dem Newsletter.
Wie gesagt, diesen Newsletter zu schreiben, das ist mein Highlight meiner Arbeit, also ich liebe das, Punkt. Da gehen mir die Themen nie aus, da könnte ich für die nächsten 10 Jahre easy Content machen, also das liebe ich einfach.
Ich sage ziemlich oft ja, wenn es um solche Vernetzungen geht, wie jetzt mit dir, mit Podcasts oder bei einem Online-Kongress mitzumachen. Da werde ich auch sehr oft angefragt. Ja, das sind sicher noch Dinge, die ich mache.
Dann merke ich, dass mein Buch, Back to the Roots, das ist ein ziemlich gutes, nachhaltiges Marketing-Instrument auch. Hätte ich nicht gedacht. Also da habe ich das große Glück, dass ich schon jetzt in der vierten Auflage bin, und es läuft immer noch.
Ja, das ist sehr schön. Das hätte ich nicht gedacht. Also dass ein Buch wirklich auch einen maßgeblichen Anteil hat an Marketing für meine Firma. Ja, genau.
[Alex] Das heißt, die Menschen lesen dein Buch und dann kommen sie zu dir auf die Website …
[Josianne] Tragen sich in meine Newsletter ein. Und genau, und buchen dann Angebote, die ich mache. Und meine Angebote, die bestanden bis vor ganz kurzem mehrheitlich aus Onlinekursen, mehrwöchigen Onlinekursen.
Jetzt seit ungefähr zwei Jahren, seit meine kleineren Kinder etwas grösser sind, mache ich auch vermehrt wieder Vorträge. Ich habe viele Anfragen auch so von, es kommt jetzt immer mehr von Teams, Schulungen für Teams, Zykluswissen für Firmen. Das macht auch mega Spass.
Und im Moment habe ich so eine Zwischenphase von, ich schreibe ein zweites Buch. Ich merke, ich kann nicht unbedingt gut dranbleiben und schreiben, während ich nebendran einen Kurs nach dem anderen noch anbiete. Das ist zu wenig Zeit.
Ich arbeite 40 Prozent, mein Mann 60, wir homeschoolen die Kinder. Also ich muss mega, mega bedacht sein, auch mit meiner Zeit, wenn ich die aufteile. Genau.
Und jetzt in diesem Jahr steht der Fokus echt auf dem zweiten Buch. Aber das wird dann nachher wieder kommen mit Onlinekursen und Webinaren. Die passen auch zu meinem Energie-Level. Es gibt Menschen, die sind mit mehr Energie ausgestattet als ich. Und von dem her muss ich da auch immer ein gutes Auge drauf haben, wie viel ich unter meinen Hut bringen kann.
[Alex] Jetzt hast du schon so oft das Thema Zyklus angesprochen. Kannst du vielleicht für die Menschen, die noch gar nicht so richtig wissen, worum es da genau geht, mal ganz kurz sagen, worum es beim zyklischen Leben und Arbeiten vielleicht geht?
[Josianne] Also menstruierende Menschen haben einen Menstruationszyklus. Lebensgrundlage aller Menschen, also alle unsere Mütter, ausschließlich alle, hatten einen Menstruationszyklus, sonst gäbe es uns nicht.
Und, ich finde es einfach ein spannender Fakt im Sinne von, auch wenn morgen niemand mehr diesen Zyklus hätte, es gäbe keine weiteren Menschen. Also schon mal eine ganz schöne Sache, unsere Lebensgrundlage, dieser Zyklus.
Er hat einfach einen schlechten Ruf. Wir sind vor allem bekannt mit den Themen wie Menstruationsschmerzen und PMS. Das sind so ein bisschen die Downsides vom Zyklus.
Und meine Leidenschaft ist es, diesen Zyklus so zu beleuchten, dass wir aus diesen vier Zyklusphasen, die wir monatlich durchleben, die uns durchfließen, dass wir aus jeder Zyklusphase das Beste herauspicken.
Das sind einfach verschiedene Qualitäten, die wir zum Vorschein bringen, je nach Zyklusphase. Soll ich es ganz kurz, ich kann es ganz, ganz kurz umreißen? Wenn du willst.
[Alex] Ja, bitte, bitte.
[Josianne] [unverständlich] innerer Winter und das ist so die Ruhephase, Rückzug. Nachher kommt die Energie wieder zurück nach der Menstruation. Östrogen steigt und das ist so dieses Aufblühen, dieses Fühler ausstrecken und zu gucken, was da draussen los ist. Da folgt nachher der innere Sommer, ist biologisch auch die fruchtbare Zeit, Einsprungzeit und ist die Zeit im Zyklus, wo wir sehr gesellschaftsfähig sind, sehr viel Energie haben, kompatibel sind mit allem, was da abgeht. Danach folgt der innere Herbst. In der Natur fallen da die Blätter. Es ist wieder die Zeit für den Rückzug. Und es ist so die verhasste Zeit im Menstruationszyklus.
Drachentage, ganz viele Frauen sind da, ja, finden sich da nicht toll, verstehen sich nicht, wissen nicht, was los ist, streiten viel, sind aggressiv, weinerlich, traurig, alles ist zu viel.
Und meine Aufgabe oder wie gesagt auch meine Leidenschaft ist es, da ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen, weil jede dieser Phasen hat auch Qualitäten und gerade auch im Arbeitsleben und natürlich auch in der Familie mit den Kindern und so, aber wirklich auch im Arbeitsleben.
Also ich weiss genau ein bisschen, was ich wann mache, wann mir was leicht fällt. Es gibt super Zeitpunkte, um Buchhaltung zu machen. Es gibt super Zeitpunkte, um zu netzwerken. Und dass ich das so ein bisschen im Einklang mit meinem Zyklus gestalte.
Und vor allem ganz wichtig, dass ich auch weiss, wie ich mir schaue, selbst fürsorge, wenn von außen ja einfach auch Termine oder Umstände gegeben sind. Fast noch wichtiger.
Also es ist jetzt nicht nur, ich schiebe alles perfekt an meinem perfekten Zykluszeitpunkt, sondern die Welt dreht sich ja einfach weiter, egal wo ich bin in meinem Zyklus. Und wie gucke ich mir, wie schaue ich mir, damit am Ende des Tages immer noch eine schöne Portion Lebensfreude oder Humor übrig bleibt.
[Alex] Nun sind ja soziale Medien gerade nicht zyklisch. Also eigentlich verlangen die ja jeden Tag dasselbe von uns. Wir sollen präsent sein und uns zeigen. Und wie du schon gesagt hast, es gibt halt Phasen, da will man sich vielleicht gar nicht zeigen, da ist eher Rückzug angesagt. Und wie siehst du dann so den Zusammenhang oder die Herausforderung von Social Media und Menstruationszyklus? Was hast du da beobachtet?
[Josianne] Also für mich ist Social Media wirklich der Inbegriff von diesem besser, dichter, schneller, höher, fordernder, immer präsent sein. Also linearer geht es nicht.
Ich finde persönlich, es tut nicht gut, es tut auch den Männern nicht gut, aber gerade im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus habe ich schon stark bemerkt wie, eben da gibt es Phasen, da fällt es so leicht etwas zu posten, diese Videos zu machen, dieses Herumgetänzeln bei den Reels und es ist noch ein bisschen lustig, ein bisschen amüsant und so. Und dann gibt es aber auch immer wieder Zeiten, wo ja, wo das schwerfällt und wo dann auch, wenn dir etwas schwerfällt, und in diesem Zusammenhang jetzt, wenn es dir schwerfällt, dich zu präsentieren, dich zu zeigen, braucht es auch immer mehr Strom. Und je nachdem, wo ich bin im Zyklus, ist das wie eine andere Geschichte. Und es laugt einfach mehr aus, wenn wir uns für Social Media derart verbiegen, damit es für Social Media stimmt.
Also für mich ist es wirklich so dieser Inbegriff von entweder lieferst du ab, entweder leistest du oder du fliegst raus aus dem System. Du spiegst da raus. Wenn du dich nicht an die Social-Media-Regeln hältst, dann bist du nicht mehr wichtig für Social Media. Dann bist du nicht beachtet oder wirst gestraft oder was auch immer. Und das ist für mich ein No-Go auch mit der Brille von diesen zyklischen Werten. Also ist eine Person, die eine Pause macht, nichts mehr wert? Ist eine Person, die Ruhe braucht, faul? Nein, ist sie nicht. Sie ist nun nicht immer gleich konstant leistungsfähig.
Und das führt zu ganz vielen großen Problemen in unserer Gesellschaft. Die ganzen Zahlen von Erschöpfungsdepressionen und all diesen psychischen Thematiken, die nehmen Jahr für Jahr zu. Und mich dünkt, dass Social Media einen nicht kleinen Anteil daran hat.
[Alex] Das heißt, würdest du sagen, so als Mensch mit Menstruationszyklus ist es fast nicht möglich, Social Media dann so achtsam für sich zu nutzen? Oder meinst du, es gibt eine Möglichkeit, das ein bisschen zyklischer für sich zu nutzen?
[Josianne] Ich denke, man kann da sicher mit sich selber eine Art Deal aushandeln, im Sinne von, hey, ich bin präsent, ich bin live, ich bin connected, ich bin da, wenn es im Einklang ist mit meinen eigenen Bedürfnissen, wenn ich das lustig finde, wenn ich Ideen habe, wenn es sprudelt.
Aber mein Deal wäre in einem solchen Ding, und das habe ich auch so gelebt, als ich noch drauf war, ich verbiege mich nicht, weil mein Kopf denkt, aber heute muss ich dann noch etwas posten. Heute muss ich noch ein Output liefern.
Wenn das nicht aus mir herauskommt, dann lasse ich es bleiben und natürlich, das könnte man auch überbrücken, also man kann ja auf Social Media Dinge vorbereiten, man kann sich zurückziehen, man muss nicht das Gesicht den ganzen Tag in die Kamera halten.
Aber zyklisch gesehen kann man das in dem Sinne nutzen auch von einem inneren Frühling, das haben so viele Frauen da explodieren die Ideen. Also Brainstorming im inneren Frühling oder einfach ganz, ganz viele neue Ideen, alles notieren, alles.
Ja, und da kann man das im inneren Herbst oder im inneren Winter auch verwenden, wenn nichts aus mir herauskommt, weil ich will gar nicht da draussen sein. Ich will im Wald am Feuer sitzen, ob in echt oder als Sinnbild. Da kann man sich schon auch lieb sein, indem man ein bisschen schlau ist und ein bisschen ehrlich ist. Und nicht nur auf diese Gewohnheit oder aus Druck auf dieses Mitmachen reagiert.
[Alex] Also ich finde schon, dieses Wissen um diese Zyklusphasen kann einem enorm helfen, einfach auch liebevoller zu sich zu sein und zu wissen, okay, mir fällt das jetzt schwer, mich zu präsentieren auf Social Media.
Dann begegne ich mir eher mit Verständnis als mit Disziplin und Druck. Ich meine, das kann ja schon ein Riesengewinn sein für so einen Arbeitsalltag.
[Josianne] Und auch das Abgrenzen, weißt du?
Also da gibt es Zyklusphasen, gerade so kurz vor der Menstruation, während der Menstruation, da siehst du Dinge auf Social Media, die dich triggern oder traurig machen.
Und da ist die Haut einfach nicht so dick. Und also das habe ich schon auch gemerkt, wenn da irgendwie lieblose Kommentare oder gar Angriffe ich habe das wenig erlebt, aber du bekommst es ja mit, was bei anderen auch abgeht oder wenn du das einfach mitliest oder so. Ja, dass ich das echt, echt schlecht ertragen habe und nur schon das zu wissen von aha, es ist nicht dass mit mir irgendetwas nicht stimmt und ich bin gerade so dünnhäutig oder nahe am Wasser gebaut oder aggressiv oder was auch immer, sondern okay, wo bin ich denn in meinem Zyklus? Kann es einen Zusammenhang haben und bin ich dafür verantwortlich und ja, ich bin es für diesen Abstand und zu sagen, hey, meine mentale Gesundheit ist, weiss Gott, millionenmal wichtiger als die Gesundheit von Social Media, wie es den Firmen geht, die das anbieten, diese Apps. Me first.
Da hilft mir das Zyklische wahnsinnig fest, einfach auch um ein bisschen diese Beobachtungsposition einzunehmen und zu sagen, okay, bin ich ehrlich mit mir selber, bin ich smart, bin ich schlau, bin ich mir selber nahe und ich bin mir tatsächlich näher, seit ich nicht mehr auf Social Media bin.
[Alex] Ich habe auch für mich das mittlerweile zum Lebensmotto gemacht, muss ich sagen. Also: Was keine Pause kennt, ist nicht von Dauer.
Das ist ja dieses Zitat von Ovid und ich finde, dass es einfach so wahr. Das zeigt sich immer wieder. Wenn meine Marketingstrategie voraussetzt, dass ich jeden Tag über meine Grenzen gehe, dann werde ich es einfach nicht lange durchhalten.
Aber wenn meine Marketingstrategie Pausen mitdenkt und Auszeiten mitdenkt und Rückzug mitdenkt, dann werde ich es vermutlich auch über die nächsten Jahre gut aushalten können.
Und ich glaube, das ist so der Grund, warum Social Media für mich nicht funktioniert hat und dann vielleicht für dich nicht funktioniert hat. Und vielleicht erkennt sich da ja jemand auch wieder und denkt jetzt, okay, ich bin vielleicht nicht ganz so ein Alien, wie ich immer dachte.
[Josianne] Genau, ganz genau.
[Alex] Abschließende Frage, wenn jetzt jemand ebenfalls überlegt, vielleicht Social Media zu verlassen, auch als Selbstständige, auch als Online-Unternehmerin, gibt es so von deinen Erfahrungen einen Tipp, den du mitgeben könntest? Was hättest du denn vorher gewusst vielleicht?
[Josianne] Hm. Mit welchen Menschen, dass ich austauschen kann, um diesen Marketingmuskel wieder ein bisschen mehr zu trainieren.
Also das war für mich echt so eine, auch ein bisschen eine mühsame Suche, sage ich jetzt mal. Also auch eine spannende Suche, aber so, was mache ich denn jetzt? Ich fühlte mich so ein bisschen verloren von, oh, jetzt fällt Social Media weg, jetzt werde ich vergessen.
Und da hätte ich mir gewünscht, wirklich ein bisschen mehr Futter zu haben, auch für meine Selbstständigkeit, wo ich so wie Referenz gehen kann oder nachlesen kann, jetzt in deinem Buch, wenn das schon zwei, drei Jahre vorher erschienen wäre, wäre es eine Bibel gewesen für, okay, was mache ich denn jetzt? Was mache ich denn jetzt? Genau. Also von dem her, wenn jemand so einen Ausstieg andenkt, ja, vielleicht wirklich diese Erfahrung, vielleicht ist es kein Tipp, vielleicht ist es einfach diese Erfahrung von, selbstverständlich kann Business gut weitergeführt werden ohne Social Media.
Und man darf oder soll sich den Austausch suchen, sich informieren, alles drüber lesen und dann seine ganz eigene Form auch finden von Marketing, die auch Freude macht. Wenn es Freude macht, ist es auch nachhaltiger.
[Alex] Ja. Ja, das sind auch schöne Abschlussworte. Josianne, ich danke dir herzlich, dass du heute hier warst und deine Geschichte erzählt hast. Ich fand es total spannend. Und übrigens, die Blogartikel, die ich erwähnt habe, die sind ganz, ganz witzig zu lesen teilweise. Also großer Lesetipp von mir.
Die verlinke ich dann natürlich in den Shownotes. Und ja, ich sage vielen, vielen Dank und freue mich. Vielleicht in zwei, drei Jahren kannst du ja mal wieder erzählen, wie es bei dir in der Zwischenzeit so gelaufen ist. Ich würde mich freuen.
[Josianne] Das würde ich sehr gerne machen. Ich danke dir, Alex.
Shownotes
Schnipsel und Pommes im Kopf – deshalb verlasse ich Facebook und Instagram
How to pinkeln ohne Instagram: Mein Fazit aus 6 Monaten ohne Instagram
Marketing für leise Menschen und Sichtbarkeitsmut – Interview mit Sonja Mahr
In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast. Sonja berät Selbstständige und Onlineunternehmer*innen dabei, sichtbar zu werden, ohne zum Marktschreier werden zu müssen. Wir werden heute über Marketing für leise Menschen sprechen, über gute Websites und übers Bloggen.
In dieser Podcastfolge habe ich Sonja Mahr zu Gast.
Sonja berät Selbstständige und Onlineunternehmer*innen dabei, ohne Marktgeschrei online sichtbar zu werden.
Wir werden heute über Marketing für leise Menschen sprechen, über gute Websites und übers Bloggen.
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Ist Marketing auch für leise Menschen möglich?
[Alex] Ja, hallo Sonja. Viele Selbstständige wollen ja online sichtbar werden, ganz, ganz dringend, aber sie sind einfach keine Rampensäue, sage ich jetzt mal. Was würdest du diesen Menschen sagen? Ist Marketing auch für leise Menschen möglich? Und wenn ja, wie?
[Sonja] Ja, hallo Alex. Schön, dass wir über dieses Thema sprechen können. Ja, natürlich ist Marketing auch für leisere Menschen möglich.
Das ist nicht exklusiv lauteren Menschen oder lauteren Techniken oder Vorgehensweisen vorbehalten. Es ist auch möglich im Sinne von, ich fühle mich wohl damit, weil viele leisere Menschen sagen, ja, okay, Marketing kann ich wahrscheinlich machen, aber nur mit Augen zu und durch, dann mache ich halt, was man so machen muss.
Also diese Formulierung höre ich total häufig. Und falls jemand zuhört, der sich das denkt, Marketing ist irgendwie „Bauchziehen und keine Lust, aber ich muss ja“. Nein, man kann es auch anders, auf eine angenehmere, auf eine ruhigere Art und Weise machen, auf jeden Fall.
Ich finde immer ganz hilfreich, sich mal vor Augen zu führen, was ist denn Marketing überhaupt oder was bezwecken wir denn mit Marketing? Wer darf in Anführungsstrichen Marketing machen, wenn du ein Angebot hast, das in irgendeiner Art und Weise Menschen weiterhilft, weil es Probleme löst, weil es bei Bedürfnissen weiterhilft, was auch immer, dann darfst du natürlich Marketing für dieses Angebot machen. Du darfst darauf aufmerksam machen.
Es gibt keine Dezibel-Grenze, die man erreichen muss oder irgendwas, um die Legitimation zu haben, Marketing zu machen. Also ja, um ganz kurz zu antworten, ja, natürlich.
Sorry, ich bin schon voll drin.
[Alex] Was ich ja auch ganz wichtig finde, ist irgendwie, und vielleicht ist das schon ein bisschen so angeklungen, ist, dass ja auch irgendwie alles Marketing ist.
Also Marketing ist ja nicht nur dieses laute „Ich stelle mich jetzt irgendwohin auf Instagram und sage, kauf das, kauf das, kauf das“, sondern auch, wenn ich zu einer Freundin sage „Ich biete das und das an“, ist das ja im Grunde auch Marketing, oder? Also immer, wenn ich darüber spreche, was ich mache, mache ich eigentlich Marketing.
[Sonja] Absolut, ja.
Und ich finde, wenn man das so sieht oder sehen kann, nimmt das auch eine ganze Portion Druck raus.
Marketing verbinden wirklich viele Leute mit diesem, ich sag mal, letzten Akt des Verkaufens. Jemand klickt den Buchen-Button, jemand sagt, ja, ich nehme das Angebot an.
Aber Marketing ist, wie du sagst, alles davor auch. Und das ist auch total wichtig, gerade in unserer heutigen Zeit.
Vielleicht merken es unsere Zuhörer*innen ja auch. Die Leute sind kritischer, sie hinterfragen mehr, sie brauchen vielleicht auch länger, bis sie etwas kaufen. Sprich, wir brauchen viele Kontaktpunkte, viele Möglichkeiten, miteinander uns auszutauschen oder dass die Leute etwas von uns sehen, zum Beispiel Blogartikel, Newsletter und so weiter, bis eine Vertrauensbasis entsteht.
Und das ist nicht nur dieses reine, hey, hier bin ich aus der Versenkung aufgetaucht, bitte kaufen, sondern es ist auch, ich erzähle, dass ich ein neues Angebot plane. Ich sage im Bekanntenkreis, wenn jemand sagt, was arbeitest du eigentlich nicht, ja, du, ganz schwer zu erklären, sondern ich habe da eine Antwort parat. All das gehört dazu, ja.
Das CALM-Marketing-Prinzip
[Alex] Du selbst hast dich ja sogar darauf spezialisiert, leise Menschen beim Marketing zu unterstützen. Worauf kommt das da für dich an? Du hast ja sogar ein bestimmtes Prinzip dafür entwickelt, richtig?
[Sonja] Richtig. Ja, genau. Ich habe ein Prinzip entwickelt, das CALM-Marketing-Prinzip.
Also für diejenigen, vielleicht versteht man es nicht so gut, C-A-L-M, Ruhe, nur die Buchstaben haben besser gepasst.
Ich habe das tatsächlich entwickelt, einfach auch als Gegengewicht zu diesem, bam, hier, nutz meine Geheimformel und du bist reich über Nacht und dieses ganze Laute, was so auf uns einprasselt. Und weil ich einfach auch sehe, dass extrem viele leisere Menschen unterrepräsentiert sind mit ihrem Business.
Die machen meistens richtig gute Arbeit, aber werden nicht gesehen, weil sie keinen Marketingweg für sich finden. Und soll ich dir die einzelnen Bausteine mal kurz aufschließen?
[Alex] Ja, voll gerne.
[Sonja] Genau, es ist eigentlich keine Zauberei. Also auch wenn es ein Prinzip ist, es dient eher so der Verdeutlichung, was es braucht, um wirklich Marketing machen zu können, um wirklich so eine stabile Sichtbarkeit aufzubauen.
Also das C steht für Content. Ohne Content ist es gerade online super schwer, sichtbar zu werden. Also wir brauchen irgendeine Art von Content. Leiser Marketing zu betreiben, heißt also nicht, gar nichts zu sagen, sondern einen Content zu finden, der eben zu uns passt.
Das können Blogartikel sein, das können Podcast-Gespräche sein, wie wir das gerade führen, was auch immer. Also irgendeine Art von Inhalt brauchen wir, die stellvertretend für uns online stehen und uns repräsentieren, weil wir ja nicht 24-7 online sind. Wir haben ja auch noch was anderes vor im Leben.
Dazu gehört die Website. Das finde ich eine ganz wichtige Basis an Content und eben einen Marketing-Kanal, zum Beispiel der Blog. Das ist ja was, was wir beide auch nutzen oder eben der Podcast. Das nutzen wir ja auch beide.
Ja, dann das A steht für Authentizität. Super strapaziertes Wort, aber für viele Leute einfach sehr wichtig.
Wenn Leute das Gefühl haben, Selbstständige insbesondere, das Gefühl haben, Marketing ist wie so eine Maske aufsetzen. Da setze ich meine Marketingmaske auf, bin mal kurz nicht ich, sage, was gesagt werden muss und danach kann ich mich entspannen. Das kann man machen, ist aber furchtbar anstrengend. Und Marketing ist ein Spiel auf lange Zeit.
Das ist nicht mit einem Fingerschnips erledigt, sondern das brauchen wir kontinuierlich.
Und vielen Menschen ist wichtig, dass sie eben auch authentisch rüberkommen, dass sie sich wie sie selber fühlen können, dass sie nicht irgendwie fake sein müssen oder eine Superhelden-Story erfinden müssen, wenn sie halt keine haben.
Und deswegen integriere ich das direkt in die Zusammenarbeit mit meinen Kundinnen, dass wir eben auch schauen, ja, was macht dich denn aus? Ja, was sind denn deine Werte zum Beispiel? Was sind denn deine Ansichten auf dein Thema? Weil nur weil wir ein Thema mit anderen Menschen teilen, heißt das ja nicht, dass wir es genauso angehen und bedienen.
Ja, das L, die Langfristigkeit, ist so ein bisschen der Spielverderber vielleicht, weil bei Langfristigkeit ganz viele selbstständig aufstehen und sagen, oh nee, ich habe gehofft, jetzt geht es mal schneller. Aber wie gesagt, Marketing ist ein begleitendes Instrument. Das brauchen wir einfach während unseres Businesses mal intensiver, vielleicht mal weniger intensiv. Aber es ist wie mit so einer Pflanze, die gießt du ja auch, damit sie weiter wachsen kann. Also so ein bisschen Pflege braucht das Marketing.
Und Langfristigkeit, ich finde ganz wichtig, dass man sich da bewusst macht, Langfristigkeit ist gar kein Nachteil. Der Nachteil ist meistens, dass wir Wege verfolgen, die für uns furchtbar anstrengend sind. Wenn du beispielsweise eine Taktik hörst im Sinne von, mach jeden Tag ein Live-Video für 100 Tage.
Das bringt enorm viel Sichtbarkeit. Also könnte ich wetten, dass du danach mehr Sichtbarkeit hast als vorher. Aber wie schwer fällt dir das und wie sehr passt es zu dir?
Und schaffst du das wirklich, diese 100 Tage durchzuhalten? Und was kommt eigentlich nach den 100 Tagen? Der große Einbruch oder hältst du deine Sichtbarkeit noch irgendwie aufrecht? Also ich finde wichtig, dass wir uns von Anfang an Gedanken machen, wie kann ein Marketing aussehen, das langfristig für mich funktioniert, das ich durchhalten, aber ohne, dass es sehr unangenehm sein muss, kann, wo ich wirklich sage, okay, regelmäßig einen Blogartikel schreiben, das könnte was für mich sein, das kann ich mir wirklich auch auf Dauer vorstellen.
Und vielleicht, wo wir hier in deinem Podcast sind, noch einen Punkt zu der Langfristigkeit, was auch die Haltbarkeit oder die Sichtbarkeit der Inhalte selbst angeht.
Den meisten ist es wahrscheinlich nicht neu, dass Inhalte unterschiedlich lang sichtbar sind. Also, dass wenn wir zum Beispiel auf Instagram posten, dass nach ein, zwei, drei Tagen schon viel, viel weniger Menschen erreicht als direkt am Anfang.
Bei einem Blogartikel ist es anders. Den sieht am Anfang in der Regel kein Mensch. Es steigt dann aber an und dann wird die Sichtbarkeit auf lange Sicht stabil.
Sich das nochmal bewusst zu machen, was sind langfristig wirksame Wege, die ich nutzen kann, finde ich sehr, sehr wichtig.
Was tun, wenn der Sichtbarkeitsmut fehlt?
Und dann kommen wir zum letzten Punkt, das M. Das ist der Mut und den habe ich bewusst integriert, weil für mich der Mut zur Sichtbarkeit so ein bisschen ein Tabuthema immer noch ist. Also ich sehe das schon immer häufiger inzwischen, aber ganz langsam nur.
Und was ich viel häufiger sehe, ist dieses Go for it, du musst es nur wollen, spreng deine Komfortzone. Wenn du es willst, dann machst du das, dieses Gepushe die ganze Zeit.
Ich finde nicht, dass wir uns die ganze Zeit pushen müssen. Natürlich braucht es Mut. Es braucht Mut, unsere Blogartikel zu veröffentlichen. Es braucht auch Mut zu sagen, okay, ich nehme so eine Einladung an, ich gehe in so einen Podcast und spreche da über mein Thema oder was auch immer. Und es ist normal, dass es Mut braucht.
Ja, das sind so die vier Prinzipien, die eben dann helfen, ein ruhiges, aber zuverlässiges Marketing zu betreiben.
[Alex] Gerade nochmal, was den Mut angeht. Also wenn ich jetzt zum Beispiel an meine Schulzeit denke, da fand ich ja jedes Referat vor 20 Menschen voll gruselig. Und wenn wir jetzt überlegen, dass wir jetzt irgendwie, weiß ich nicht, 1.000, 2.000 Follower irgendwo haben oder eine E-Mail-Liste von 1.000 Leuten oder ein Webinar halten vor 500 Leuten und dass es so selbstverständlich passieren muss, als wäre das gar nichts, das finde ich immer leicht befremdlich, weil wenn wir uns das vorstellen, wie das in der Realität wäre, vor so vielen Menschen zu sprechen, das wäre ganz schön gruselig. Also finde ich das irgendwie total wichtig, dass wir diesen Mut betonen, weil den haben ja nicht alle. Es fällt ja vielen Menschen schwer.
[Sonja] Ja, absolut. Ich finde, das ist ein super Punkt, den du da ergänzt, weil ganz viele so die Ansicht haben, wenn du es nicht siehst, dann ist es nicht da.
Also wenn du nicht den Raum mit tausend Leuten vor dir hast, dann brauchst du ja keine Angst haben. Aber natürlich sind da trotzdem Ohren, die dir zuhören, oder Augen, die dich sehen. Und natürlich darf das auch Mut kosten, sich da hinzustellen und zu sagen, das bin ich mit meinem Thema. Das hat man vielleicht noch nie gemacht. Vielleicht ist man einfach nicht der Typ Bühnenmensch, der das gegeben hat. Ja, völlig legitim.
[Alex] Und war das bei dir auch so, als du dich selbstständig gemacht hast, dass du da diesen Mut, dass der dir vielleicht gefehlt hat, dass du da irgendwie Schwierigkeiten hattest, rauszugehen mit deinem Thema?
[Sonja] Ja, total. Also ich habe mich ja ganz lange versteckt als Umsetzerin für meine Kundinnen. Ich bin ja in die Selbstständigkeit gestartet als freiberufliche Texterin und da war ich auch immer gut damit beschäftigt, halt meinen Kundinnen zu helfen, sichtbarer zu werden und musste dann selber gar nicht so wirklich in die Sichtbarkeit gehen.
Was mir halt geholfen hat, trotzdem Sichtbarkeit aufzubauen, war das Schreiben, also das Bloggen.
Hat dann eh ganz gut gepasst, weil ist ja auch mein Job, und ich habe dann angefangen zu bloggen und darüber eben Sichtbarkeit für mein Thema und auch für mein Business bekommen. Und dann konnte ich mich nach und nach an die anderen Sachen, wobei ich sagen muss, man muss auch nicht alles machen.
Also wenn man nicht Videos drehen will, muss man auch nicht unbedingt. Dann habe ich mich so herangetastet.
Aber ich weiß noch, als ich damals auf Instagram war, meine erste Instagram-Story, das war ja so ein aufgenommenes 10-Sekunden-Snippet. Also auch nicht live oder so. Ich saß da wirklich mit zitternden Knien. Was sage ich denn jetzt in diese Kamera? Und das hat mich sehr viel Mut gekostet.
Und ganz viele Dinge haben mich immer wieder Mut gekostet und kosten das heute auch immer noch. Also von daher, falls jemand denkt, oh, die reden da so selbstbewusst, ja, das tun wir, weil wir den Mut vielleicht aufgebracht haben an irgendeiner Stelle vorher.
[Alex] Ich finde es aber auch so persönlich gar nicht so leicht zu unterscheiden, weil wenn ich irgendwas von Bedeutung machen will, dann muss ich mich ja auch oft trauen. Aber gleichzeitig, wenn ich zu oft außerhalb meiner Komfortzone agiere und nie so eine Entspannung in mein Arbeitsleben reinbringe, dann macht mich das ja auch langfristig krank. Und erschöpft, also wie unterscheidest du das für dich, wo es sich vielleicht lohnt, mutig zu sein und wo du sagst, es passt nicht zu mir als Mensch? Finde ich eine ganz schwere Frage.
[Sonja] Ja, ich glaube, das ist auch eine mehrdimensionale Frage. Also das eine ist dieses, wie oft kann ich Mut aufbringen? Ich sehe das auch so, dass wir jetzt nicht unbedingt unsere Komfortzone dauernd springend verlassen müssen und nur noch außerhalb leben müssen.
Es gibt ja auch gute Dinge daran. Es gibt Entspannung. Wir brauchen Anspannung und Entspannung im Wechsel, weil, wie du sagst, ich glaube auch, dass wir ansonsten krank werden oder uns einfach das Leben sehr, sehr schwer machen.
Also das ist eins, dass ich versuche, darauf zu hören, ja, wie geht es mir denn gerade? Bin ich in einer Phase, wo ich wirklich so outgoing bin oder brauche ich gerade mehr die Arbeit im Rückzug, die Arbeit im Stillen?
Also ganz einfach ausgedrückt im Arbeitsalltag zum Beispiel: Ich habe nicht jeden Tag Calls beispielsweise, auch wenn es jetzt nicht ein direktes Nach-Außen-Gehen ist. Aber als introvertierter Mensch brauche ich Tage, an denen keiner was von mir will. Indem ich einfach hier arbeite und schreibe und meinen Content erstelle. Und dann kann ich auch wieder Calls im einfachsten Sinne, Interviews, Gastauftritte und so weiter haben. Also ich versuche das für mich gut zu verteilen, wobei meine Verteilung natürlich nicht für jeden passen muss. Das muss man, glaube ich, für sich rausfinden, was so wirklich die Balance ist, die man braucht. Und zu deiner Frage, ob es sich lohnt oder nicht.
Ja, oft weiß man es halt auch erst hinterher. Ich glaube, du hast mal den Vergleich gebracht mit dem Samen, den man sät. Also wenn man irgendwo hingeht, das ist wie ein kleiner Samen, den man sät und mal gucken, ob eine Pflanze draus wird oder nicht. Also ich entscheide nicht rein aus, lohnt sich das aus, sagen wir mal, Reichweitensicht, sondern es muss so ein Gesamtpaket sein. Sind es Menschen, mit denen ich mich gerne austauschen möchte? Passt das Business zu meinem Business und zu meiner Haltung? Also ich gehe zum Beispiel nicht gerne dann zu Veranstaltungen, wo ich sage, eigentlich stehe ich gar nicht hinter der Message, dann sage ich das lieber ab. Also ich glaube, das muss beides so dazu gehören.
[Alex] Nun gibt es ja auch Selbstständige und Online-Unternehmer*innen, die fühlen sich nicht nur so unwohl, sondern sie haben sogar richtig Angst, rauszugehen, Angst vor der Sichtbarkeit.
Und bevor wir jetzt gleich auf deinen Sichtbarkeitsmut kommen, was glaubst du denn zunächst, was sind die Gründe für diese Angst?
[Sonja] Also ich glaube, im Einzelfall sind die natürlich sehr unterschiedlich. Kann man jetzt nicht sagen, Angst vor Sichtbarkeit, das ist X.
Aber es gibt schon Ängste, die ich immer wieder mal höre. Also die häufigsten sind, würde ich sagen, die Angst vor Ablehnung. Was, wenn das, was ich da rausgebe an Content, nicht bei jedem gut ankommt? Die Angst davor, nicht gut genug zu sein. Also, dass man irgendwas vergessen haben könnte in seinen Inhalten.
Wir haben vorhin, vielleicht darf ich das hier reinbringen, im Vorgespräch kurz darüber gesprochen, dass ich ganz oft das Gefühl habe nach Interviews, ah Mensch, den einen wichtigen Punkt, den wollte ich noch ergänzen. Und da haben wir über den Mut des Unvollständigen, ich weiß leider nicht mehr den Wortlaut, gesprochen.
Diese Angst ist ganz präsent bei vielen Selbstständigen, dieses, ist das denn gut genug, habe ich an alles gedacht, was, wenn andere Expertinnen das, was ich da mache, sehen und die wüssten es besser. Super präsente Angst.
Die Angst davor, was andere sagen könnten. Ich glaube, die korreliert ganz eng mit dieser Angst vor Ablehnung. Das ist auch sehr präsent. Was sagen denn die Nachbarn, wenn ich da plötzlich bei so einem Online-Kongress bin? Oder wenn ich hier anfange, über mein Thema zu bloggen? Dann lesen die vielleicht noch mit. Und das ist, glaube ich, auch eine sehr präsente Angst.
Lass mich mal nachdenken, was noch oft gesagt wird als Angst.
Ach, eine häufige Angst ist noch die Angst zu nerven. Das ist vielleicht sogar mit der Angst vor Ablehnung die häufigste Angst.
Ich kann ja nicht die ganze Zeit rausgehen mit meinen Inhalten. Das nervt doch total. Ich kann ja nicht ständig über mein Angebot sprechen.
Das ist auch super präsent. Und vielleicht noch einen Satz zu dieser Angst vor Ablehnung. Das ist übrigens auch was, was ich beobachte, warum viele Menschen am Anfang erstmal Social Media bevorzugen in ihrem Marketing, weil dieses Like so ein Gefühl von Bestätigung gibt, so ein Gefühl von, ja, du darfst das, du machst das gut.
Und wenn wir bloggen, gibt es eher seltener Kommentare und wenn wir andere Dinge machen, kommt vielleicht erst mal gar nichts zurück. Und es ist aber eine trügerische Bestätigung, weil letztlich müssen wir uns immer bewusst machen, was haben wir zu sagen, wem wollen wir das sagen. Dass wir mit der ganzen Welt sprechen, ist ja sowieso nie der Fall. Ja, aber da sind wir schon in Richtung, was kann man denn tun.
[Alex] Ja genau, aber lass uns doch drüber sprechen. Also was kann man jetzt gegen diese Angst tun? Und vielleicht noch eine Frage, ich weiß nicht, ob du die beantworten kannst oder willst. Wo siehst du da für dich auch die Grenze zur psychologischen Beratung zum Beispiel? Weil … ich könnte mir vorstellen, klar gibt es so viele Ängste, da kann man vielleicht mit ein paar guten Worten und ein bisschen Übung diese Ängste auch überwinden, aber gibt es nicht vielleicht auch eine Grenze, wo ich sage, da steckt vielleicht auch wirklich was Ernsthaftes dahinter und eigentlich als Marketingcoachin oder Beraterin kann ich da eigentlich gar nicht so richtig ran. Hast du diese Erfahrung schon mal gemacht?
[Sonja] Also die Erfahrung gemacht, nicht direkt würde ich sagen, aber es gibt schon so Themen, wo ich mich in der Verantwortung sehe, darauf hinzuweisen, dass ich natürlich keine Therapeutin bin.
Also das gehört einfach zum verantwortungsvollen Umgang dazu, wenn wir das Wort Angst in den Mund nehmen und irgendwie ein Gegengewicht setzen wollen.
Also da geht es jetzt wirklich nicht um Themen wie, vielleicht ein Beispiel, was mal aufgekommen ist, ich weiß nicht, ob es exakt dieser Fall war, aber so in die Richtung höre ich das immer wieder mal.
Ich habe Angst davor zu schreiben, weil ich früher in meiner Kindheit dann ganz stark gemobbt wurde oder weil ich traumatische Erlebnisse hatte oder ähnliches.
Natürlich kann ich dann nicht sagen, du zünd dir eine Kerze an, dann klappt das Schreiben besser. Das ist ja absolut unverantwortlich und das mache ich dann auch nicht.
Also es geht wirklich darum, Menschen weiterzuhelfen, die sagen, ja, ich kann mir das vorstellen, aber mir fehlt so der letzte Mut, das zu veröffentlichen. Ich weiche immer wieder zurück und die vor allem auch sagen, ich mache es mir so unnötig schwer und verlangsame halt auch meine Effekte, die ich mir durch das Marketing erhoffe, weil ich für jeden Blogartikel sechs Wochen grüble, ob ich den jetzt online stellen kann. Also es geht natürlich nicht um tiefsitzende Traumata oder ähnliches, da sind sie bei Therapeutinnen deutlich besser aufgehoben.
[Alex] Okay, und was können wir jetzt aber mit den Menschen, denen dieses letzte bisschen Mut fehlt, dann machen? Also was für Tipps gibst du ihnen? Wie arbeitest du mit ihnen zusammen?
[Sonja] Ja, also es können ganz unterschiedliche Dinge sein. Ich gebe einfach mal so ein paar Dinge mit, die aus meiner Erfahrung schon geholfen haben.
Also das eine, was ich bei fast jedem wichtig finde und was auch sehr häufig hilft, ist, sich den Wert der eigenen Arbeit bewusst zu machen. Weil diese Gefühle von, ich nerve oder ich kann ja nicht schon wieder über mein Angebot sprechen oder was, wenn ich dafür abgelehnt werde, die kommen manchmal daher, dass wir selbst nicht so richtig überzeugt sind davon, dass wir etwas Gutes anbieten.
Dass wir also sogar am Angebot schon zweifeln, nicht nur an der Kommunikation, dass es dieses Angebot gibt. Also sich einmal bewusst machen, warum ist dieses Angebot, was ich hier habe, wertvoll?
Gibt es vielleicht Menschen, die schon einmal eine gute Erfahrung mit meiner Arbeit gemacht haben? Kann ich mir das ins Bewusstsein rufen, was diesen Menschen weitergeholfen hat? Also dieses, ich habe da etwas Gutes, das drückt dieses Ganze, ich nerve damit schon mal ein ganzes Stück runter, macht es ein ganzes Stück leiser. Das hilft sehr, sehr vielen Menschen, wobei natürlich dann die nächste Hürde kommen kann. Man sagt, mein Angebot ist gar nicht gut genug.
Kann sein, dass es sich dann wieder weiterdreht. Aber wenn man merkt, ich will gar nicht drüber sprechen, schau mal, was ist denn das, was du anbietest? Was ist denn das Gute daran? Was sagen denn andere Leute darüber, dass sie damit endlich sich getraut haben, etwas zu machen, oder dass sie da endlich ein Thema verstanden haben oder was auch immer. Also so ein bisschen aus unserer eigenen Wahrnehmung rausgehen und mal schauen, wo hat das denn schon mal was Gutes bewirkt und könnte es das vielleicht auch nochmal tun?
Also ganz viele Möglichkeiten, was man noch tun kann, je nachdem, wo halt so die Angst sitzt.
Was super simpel klingt, aber tatsächlich für viele sehr erleichternd ist, ist sich bewusst zu machen, dass wir gerade online ja auch jederzeit alles ändern können. Also dieses, oh, ich kann meinen Blogartikel noch nicht online stellen, weil der Anspruch ist ja dann gleich, einen riesengroßen, mega Fachartikel, das Standardwerk online quasi zu erschaffen.
Und was, wenn den anderen Expert*innen sehen und sagen, da hat sie aber Punkt so und so vergessen, der ist doch super wichtig.
Ja, da können wir den einfach erweitern. Wir können jetzt fünf Punkte veröffentlichen zu einer bestimmten Sache und später sind es neun, weil uns noch vier eingefallen sind.
Klingt super simpel, ist aber echt ein Unterschied zu zum Beispiel so einem Buch. Du hast ja gerade ein ganz tolles Buch veröffentlicht.
Ich kann mir vorstellen, dass es da ein bisschen kniffliger ist, zu sagen, jetzt ist wirklich alles drin. Online tun wir uns da doch recht leicht. Den Blog können wir überarbeiten und können da jederzeit noch was ergänzen.
Und was ich ansonsten noch hilfreich finde, ist, sich die Angst im Speziellen mal anzugucken und so einen Perspektivwechsel zu machen.
Also die Angst, abgelehnt zu werden. Das ist häufig eine, die entsteht, weil man eben nicht alle gleichermaßen ansprechen kann. Aber im Marketing haben wir ja auch eine Zielgruppe. Wir haben eine bestimmte Gruppe an Menschen, die wir ansprechen. Und aus der Angst, irgendjemanden abzulehnen oder von dem nicht so gemocht zu werden für dieses Thema, könnten wir auch die Freude machen, die Richtigen zu erreichen.
Wir könnten für uns angucken, ja okay, für den einen ist es nichts, das ist aber bewusst so, damit der andere erkennt, ach, das ist für mich. Und so kann man das mit den meisten dieser Ängste, über die wir gerade gesprochen haben, machen.
[Alex] Superwichtige Punkte. Was ich vielleicht noch ergänzen kann, ist, was mir immer sehr hilft, ist die Frage nach der Verantwortung.
Also was ist meine Verantwortung überhaupt?
Meine Verantwortung ist es, Texte zu schreiben, hinter denen ich stehe, so nach bestem Wissen und Gewissen. Aber meine Verantwortung ist nicht, dass Menschen für sich organisieren, wem sie folgen und von was sie hören und was sie abonnieren und welche Newsletter sie lesen.
Das ist einfach nicht mein Bier. So. Und deswegen lasse ich die Verantwortung bei denen und denke, okay, wenn jemand das nicht braucht, was ich sage, dann ist es ja seine Verantwortung zu sagen, okay, ich melde mich wieder vom Newsletter ab oder ich lese diesen Blog nicht mehr und was auch immer.
Also ich habe tatsächlich auch einige Reaktionen, die sind nicht sehr freundlich, aber trotzdem versuche ich dann immer, diese Verantwortung bei den anderen Menschen zu lassen und zu sagen, das ist einfach nicht mein Zeug, damit muss ich mich nicht beschäftigen.
[Sonja] Super wichtiger Punkt. Ja, danke, dass du es ergänzt.
Ich muss da gleich an eine Rückmeldung denken, die ich mal auf einen Newsletter bekommen habe. Ich gendere ja in meinen Newslettern. Also ich sage dann zum Beispiel Kund*innen oder schreibe das dementsprechend.
Und da hat sich jemand abgemeldet mit einer wirklich ganz erbosten Rückmeldung. Das würde die Sprache komplett verhunzen. Man versteht überhaupt nicht mehr, was ich sagen möchte. Und sie ist nicht bereit, sich vorschreiben zu lassen, wie sie zu sprechen hat.
Das habe ich ja gar nicht getan zum einen und zum anderen trifft das, glaube ich, ganz gut das, was du meinst mit dieser Verantwortung.
Wir geben etwas raus und die Leute entscheiden, ist es generell was für mich oder nicht? Ist es jetzt gerade was für mich oder nicht?
Und was auch helfen kann, ist, die Dinge nicht persönlich zu nehmen. Also es ist schwer, weil wir ja auch als Solo-Selbstständige, wir stehen mit unserem Gesicht, mit unserem Namen für dieses Business. Wir sind jetzt nicht ein kleines Rädchen in einem Riesenunternehmen, sondern wir sind das gewissermaßen ja auch. Aber gewissermaßen auch nicht.
Wir sind auch ein Mensch losgelöst von diesem Business. Und eine Rückmeldung in Form von, ich melde mich ab, die heißt ja nicht, du bist doof, sondern mich interessiert das vielleicht gerade nicht. Ich habe gerade eine andere Priorität. Oh, ich habe so viele Newsletter oder was auch immer.
Das nicht persönlich zu nehmen, wenn man das schafft, das kann das Leben enorm leicht machen.
Weil ich tatsächlich viele Kundinnen erlebe, die sagen, ich traue mich gar nicht, ein Newsletter zu schicken, weil ich schon weiß, dann melden sich wieder so und so viele ab und dann schrumpft meine Liste.
Und ja, aber das ändert ja nichts dran. Wenn jemand nichts von dir lesen möchte, dann hilft es auch nicht, wenn du ihm nichts schreibst, er will ja trotzdem nichts von dir lesen.
Sich darauf zu fokussieren, die Richtigen zu erreichen und das als Service zu sehen, mit denen zu sprechen, die zu erinnern, hey, ich habe hier was im Angebot, ich habe hier was veröffentlicht, was für dich hilfreich sein könnte, das kann sehr weiterhelfen, ja.
Wie kann Marketing für leisere Menschen aussehen?
[Alex] Nun lass uns doch mal ein bisschen konkreter werden, was das Marketing für leisere Menschen angeht.
Für dich, du hast es, glaube ich, schon ein paar Mal erwähnt, spielen Texte eine entscheidende Rolle. Und da sind wir natürlich als erstes bei der Website. Und meine erste Frage dazu ist, es heißt ja immer, dass wir uns in den Website-Texten persönlich und authentisch zeigen sollen. Das ist ja auch das A in deinem Prinzip.
[Sonja] Ja, richtig.
[Alex] Also ich glaube, mir geht es so und ich glaube, vielen anderen leiseren Menschen geht es auch so, dass sie sich zwar persönlich zeigen wollen, aber eben auch gewisse Grenzen wahren wollen und nicht ihr ganzes Privatleben ausplaudern wollen.
Das war auch einer der Gründe, warum ich dann von Instagram zum Beispiel weg bin. Also wie gelingt da dieser Mix, dieser Spagat, also dieser Widerspruch auch irgendwie? Einerseits persönlich zeigen in meinen Texten und andererseits die Grenzen zu wahren.
[Sonja] Ja, ich glaube, das Wesentliche ist, eine Unterscheidung zu treffen zwischen persönlich und privat, weil wir haben keine Pflicht, irgendeinen Seelenstriptease auf unserer Über-Mich-Seite hinzulegen.
Wir müssen nicht unser Privatestes, unser Innerstes nach außen tragen. Das geht ja auch einfach niemandem was an, wenn wir da in einem Business-Kontext unterwegs sind. Das können wir in einem anderen Kontext dann regeln. Wir können trotzdem aber eine Nahbarkeit erzeugen und das ist ja was, was auf der Website, insbesondere auf der Über-Mich-Seite schon auch wichtig ist.
Wenn Menschen starten mit ihrer eigenen Website, dann ist so eine Über-Mich-Seite oftmals sehr professionell in Anführungsstrichen oder das, was man für professionell hält.
Also die ist sehr glatt, die ist sehr formell, die ist sehr rein aufs Thema bezogen, aber in einer Online-Welt, die auch immer voller wird und in der das Angebot auch nicht alleinstehend ist, sondern viele Menschen ein Angebot haben, brauchen wir ja irgendeine Art von Unterscheidbarkeit. Und die geht meistens dann nicht mehr so sehr über das Thema alleine. Ist auch gut, wenn wir nicht alleine ein Thema bedienen, heißt, das Thema wird auch nachgefragt, sondern auch über uns persönlich.
Und ich finde auch, setzt eure Grenzen, wo ihr sie setzen möchtet. Ich habe zum Beispiel eine Grenze, dass man weiß, dass ich Kinder habe, aber sonst weiß man da eigentlich nichts. Es gibt keine Fotos von diesen Kindern.
Ich sage nicht, wer ihre Freundinnen sind oder was die jetzt gerade in der Schule machen oder so. Also, das ist zum Beispiel eine Grenze, die ich gesetzt habe.
Welche Möglichkeiten haben wir trotzdem, Persönlichkeit rüberzubringen? Wir können darüber sprechen, was uns bewegt, was wir an unserem Thema besonders wissens- oder beachtenswert finden.
Wir können eine bestimmte Spezialisierung wählen, auch die zeigt Persönlichkeit. Wenn ich sage, ich möchte Marketing ohne Marktgeschrei, dann sagt das auch etwas über mich als Person aus.
Wir können über unsere Werte sprechen. Ich empfehle zum Beispiel meinen Kundinnen immer mal einen Blogartikel über die eigenen Werte und was die fürs Business bedeuten zu schreiben.
Ist super persönlich, muss aber gar nicht privat sein, denn wenn ich zum Beispiel sage, ein wichtiger Wert von mir ist Ehrlichkeit und das bedeutet, dass ich dir sage, Marketing braucht Zeit und eben nicht irgendwas verkaufe und hoffe, ach, du bezahlst das und dann merkst du hinterher, dass es Zeit braucht. Nein, wenn ich Ehrlichkeit als Wert habe, fülle ich das so mit Leben. Und das sagt auch was über mich als Person aus, ohne dass ich erzählt habe, was es heute zum Mittagessen gab oder so.
[Alex] Das ist wirklich ein guter Punkt. Und ich glaube auch, dass gerade diese Werte, dass die sich auch in unseren Handlungen dann auch fortsetzen sollten.
Also so ein Blogartikel ist dann zwar schon gut, aber wir werden ja auch persönlich, indem wir mit Menschen genauso umgehen in unseren Gesprächen zum Beispiel oder wenn wir mit Menschen schreiben.
Also ich glaube, wenn es so stimmig ist, wie wir uns nach außen geben, wenn das, was wir sagen, und das, was wir tun, wenn das im Einklang ist, dann glaube ich, ist es auch super, um sich persönlich und authentisch zu zeigen, wenn es da keinen Widerspruch gibt.
[Sonja] Auf jeden Fall. Ich glaube, das ist sowieso generell wichtig, weil wenn wir irgendein, ich sag mal, aufgesetztes Marketing betreiben, weil wir denken, das müssten wir, irgendwann bricht dieses Kartenhaus ja zusammen, weil es irgendwo an unsere Integrität geht oder an irgendwas und es nicht mehr stimmig wird.
Also von daher ist es ganz klug von Anfang an, ich sag mal, sich auch so zu präsentieren und auch kontinuierlich durchzusetzen.
Es wird aber leichter, wenn man eben einfach so ist, weil es dann ein stimmiges Gesamtbild gibt.
[Alex] Gerade Verkaufen fällt ja auch leiseren Menschen oft schwer, und du hilfst ja auch dabei, ohne Marktgeschrei sichtbar zu werden. Ich glaube, das ist das, was viele auch mit Verkaufen verbinden, also dass wir uns irgendwo hinstellen und sagen, kauf das, kauf das, hier bin ich und so, und so ist es ja für dich nicht. Wie können denn jetzt leisere Menschen über ihre Angebote sprechen, ohne sich Marktgeschrei und sowas zu bedienen? Hast du da einige Tipps?
[Sonja] Ja, sehr gerne. Also zunächst möchte ich kurz ergänzen, dass ich jetzt Marktschreier per se auch nicht schlechtreden möchte. Wenn jemand so voll aus sich heraus einfach so ein Typ ist, der sagt, here I am, look at me und meine Ansichten und so, okay, dann soll er das machen.
Was vielen Menschen dabei schwerfällt, ist dieses, ich dauerbeschalle die ganze Zeit und ich hoffe, dass irgendjemand darauf anspringt und reagiert. Und was helfen kann, ist einfach das Prinzip umzukehren, weg von einem, ich haue so viel an Message raus, bis jemand reagiert, hin zu einem, ich biete etwas Interessantes an, wonach die Leute sowieso suchen.
Also das ist ja das ganze Prinzip von Content-Marketing, wo wir ja unterwegs sind. Wir erschaffen Inhalte, die für Leute interessant und relevant sind, damit sie zu uns finden und nicht damit wir ihnen nachrennen müssen. Das ist das Grundprinzip, was ich empfehle.
Das macht es schon deutlich ruhiger, deutlich entspannter. Aber es braucht natürlich auch eine gewisse Zeit, bis eine Reaktion kommt, weil wir erstmal auf die Leute warten, die danach gerade suchen. Nicht jeder sucht zu jedem Zeitpunkt genau das, was wir haben und so weiter. Also es braucht einen längeren Atem und es braucht auch Inhalte, die an verschiedenen Stationen ansetzen.
Also wenn wir zum Beispiel über die Kundenreise sprechen, die Menschen eben durchlaufen, bis sie bei uns kaufen, dann kann die sehr kurz sein. Im Fall des Marktschreiers, ich laufe da entlang, der brüllt mich an, ich kaufe, Kundenreise abgeschlossen.
Sie kann aber auch ein bisschen länger sein und das ist bei Content-Marketing, das es ruhiger angeht, in der Regel der Fall.
Jemand sucht zum Thema, wie schreibe ich eine Über-mich-Seite, kommt in meinen Blog, liest es, findet es hilfreich, geht wieder weg. Nichts passiert gefühlt, kommt nochmal zurück, weil der Blog hilfreich war oder hat sich in den Newsletter eingetragen und liest dann von mir, ach, da gibt es einen Kurs, mit dem du deine Website-Texte schreiben kannst. Und dann kauft er möglicherweise im zweiten, im dritten, im vierten, im zwanzigsten Schritt.
Diese Schritte werden tatsächlich im Moment auch immer mehr. Wir hatten vorhin ja schon mal darüber gesprochen, dass Menschen kritischer sind und länger Zeit brauchen. Und ich glaube, gewissermaßen liegt da auch ein großer Teil von verbrannter Erde vor im Onlinebusiness, dass einfach online so extrem viel, vielleicht nicht immer qualitativ Hochwertiges, verkauft wurde, dass die Leute einfach doppelt und dreifach hinterfragen, ist das denn jetzt wirklich vertrauenswürdig?
Aber das ist so das Prinzip. Erschaffe Inhalte, die relevant sind für die Menschen, die du erreichen möchtest. Denk an die verschiedenen Stufen der Kundenreise. Das Erste ist, dass sie dich erstmal bemerken müssen, dass sie irgendeine Form von Aufmerksamkeit für ein Thema haben, was du hast.
Es geht meistens dann über solche inhaltlichen Dinge, Fragen, die sich die Leute stellen. Dann gehört dazu, Vertrauen aufzubauen. Da haben wir über Persönlichkeit vorhin gesprochen.
Es gehört dazu, die Kaufbedenken der Menschen abzubauen und im besten Falle ohne, wenn du es willst, dann kaufst du wirklich, sondern auf empathische Art und Weise, indem wir Argumente zum Beispiel haben, inhaltliche Argumente.
Und dann geht es letztlich ums Verkaufen und das ist das, wo wir eigentlich gerade herkamen. Klar, wir dürfen auch direkt über unser Angebot sprechen. Wir dürfen auch direkt sagen, das biete ich gerade an und nicht immer verklausuliert, weil sonst wird es ja auch gar nicht verstanden. Aber wenn wir so einen Prozess aufbauen, dann können wir sehr gut und sehr angenehm verkaufen.
[Alex] Was ist so deine Erfahrung nach eine Plattform oder generell Marketingstrategien, mit denen leisere Menschen zurechtkommen?
Ich meine, klar, alle sind individuell, aber hast du so Erfahrungen, wo du sagen könntest, zum Beispiel ein Blog oder so, das ist das, was vielen liegt, die ein bisschen zurückhaltender sind? Gibt es da noch andere vielleicht?
[Sonja] Ja, ich bin natürlich jetzt nicht unvoreingenommen, weil ich finde Blogs einfach großartig. Und ich mache tatsächlich auch die Erfahrung, dass das vielen Leuten leichter fällt, zumindest dann, wenn Sie die Angst ablegen, dass ihre Texte nicht gut genug sind.
Das ist so eine Hürde, die man haben kann, aber es ist sehr niedrigschwellig. Es fällt leiseren Menschen oft leichter, weil sie da keine Bühnenpräsenz brauchen. Sie müssen nicht im Video erscheinen, sondern sie haben auch Zeit, diese Texte zu schreiben, wie es beispielsweise in einem Blog ist.
Das kann auch Social Media sein, also da kann man ja auch schreiben, wobei man da sagen muss, je nachdem, wie der Trend gerade ist, werden die einen oder anderen Formate ein bisschen besser gepusht und rein mit Text ist es vielleicht manchmal schwierig.
Es kann natürlich auch sprechen sein, wenn man sagt, ich mag nur nicht, wenn mir jemand zusieht, aber zuhören ist okay, dann kann es zum Beispiel auch ein Podcast sein oder bloggen heißt ja nicht nur, dass man für sich bloggt, sondern man kann auch Gastartikel bei anderen Blogs platzieren und so eine Art Kooperation haben.
Du bloggst bei jemand anderem, der eine ähnliche Zielgruppe hat, derjenige bloggt vielleicht mal bei dir oder Podcast-Interviews, da geht es ja genauso. Gibt schon viele verschiedene Möglichkeiten.
Ich glaube, gerade bei leiseren Menschen ist das Wichtige, mich gucken nicht so viele sofort an und ich muss nicht so on point präsent sein, sondern ich kann mich da auch rantasten.
[Alex] Also es geht auch darum, und das ist ja auch das, was ich dann im Buch so, wo ich drauf rumreite, dass wir quasi auch die eigenen Stärken verstehen und wissen, was können wir denn richtig gut, wo fühlen wir uns wohl.
Ich meine, klar ist es so, dass wir auch bei dem, was wir gut können, auch immer lernen können und es ist uns oft nicht leicht fällt, das zu machen, aber langfristig laugt uns das vielleicht nicht so aus.
Und ich habe so die Beobachtung gemacht, dass gerade so leisere Menschen auch gerne eher schreibend so im Hintergrund tätig sind. Also, genau, Blog, Website, Newsletter vielleicht könnten da die richtigen Striche bringen.
[Sonja] Ja, Newsletter. Genau. Ja, vergessen.
[Alex] Du hast ja auch ein Newsletter?
[Sonja] Ich habe auch ein Newsletter. Genau. Ich wollte noch irgendwas ergänzen dazu. Sekunde, vielleicht habe ich es gleich wieder.
Ach ja, man kann diesen Content aber ja auch verbinden. Also wenn du sagst, unsere Stärken bewusst werden, finde ich super wichtig und wenn wir merken, ja, mir fällt es im ersten Moment leichter, darüber zu schreiben, dann kann ich schreiben und kann aus diesem Blogartikel beispielsweise ja auch noch anderen Content machen, wenn ich eben verschiedene Kanäle, Formate bedienen möchte.
Und ich habe es auch manchmal, dass Leute denken, ja, mein Text ist nicht gut genug oder irgendwelche Erwartungshaltungen an einen guten Text, was ich ganz häufig höre, ist zum Beispiel, Bloggen geht ja nicht unter tausend Wörtern.
Geht schon, also es gibt da jetzt keine Blogpolizei, die kommt und sagt, da fehlen jetzt drei Wörter, das können wir nicht online stellen. Aber dass sie sich dann ausbremsen, weil sie an die Struktur eines Artikels so große Bedingungen quasi geknüpft haben und ihnen fällt es leichter zu sprechen, dann können die auch erst mal was aufsprechen. Man kann sich auch einen Blogartikel diktieren und trotzdem als Blog veröffentlichen.
Also ich glaube, man muss so ein bisschen rausfinden, was liegt mir, was senkt die Hürde, dass ich wirklich rausgehe, weil das ist einfach so elementar wichtig, dass etwas online geht von unseren Inhalten, so weit herunter, dass ich mich regelmäßig traue, Und dann finde ich tatsächlich, es ist jetzt kein Riesengeheimnis, aber die Praxis hilft auch enorm.
Also, man wird einfach besser, wenn man öfter schreibt und wenn man das etabliert als Routine. Und der erste Blogartikel ist schwieriger als der zwanzigste.
Marketing muss realistisch sein
[Alex] Und ich finde auch noch, was hilft, ist eine Portion Realismus.
Also klar kann ich …, du hattest dieses Beispiel, 100 Tage lang einmal live gehen oder so. Das ist für mich komplett unrealistisch.
Also ich wüsste wahrscheinlich schon, dass ich nach dem dritten Tag keine Kraft mehr dazu hätte. Insofern einfach zu fragen, was kann ich auch über eine längere Zeit realistisch durchhalten?
Also zum Beispiel ein, zwei Blogartikel im Monat ist für die meisten, würde ich sagen, sehr realistisch.
Ja, also vielleicht gibt es Leute, die sagen, ich kann auch viermal oder fünfmal im Monat bloggen, aber so ein, zwei im Monat, das halte ich persönlich jetzt schon wie lange, ich weiß nicht, acht, neun Jahre durch. Es ist also wirklich ein gutes Tempo und ich glaube, dieser Realismus ist auch voll wichtig.
Ist das ein bisschen unsexy, ja, aber wir müssen Marketing ja uns nicht nur schön in der Theorie denken, sondern ja auch letzten Endes machen.
Und ja, deswegen bin ich großer Fan davon, realistisch auch zu denken.
[Sonja] Absolut, ja. Und vielleicht auch noch so ein bisschen Regelmäßigkeit. Das ist auch sowas, was mit ganz vielen Hürden verbunden ist, bedeutet nicht exakt immer Montagmorgen geht ein Blogartikel online. Du kannst es auch für dich definieren. Du kannst zum Beispiel sagen, ich mache zwei Blogartikel im Monat und der eine kommt mal Montag, der andere kommt Mittwoch oder in dem einen Monat war es dann doch nur einer, im nächsten waren es drei. Aufs gesamte Jahr gesehen war es dann doch wieder das, was ich vorhatte.
Also da nicht ganz so streng mit sich zu sein, aber schon auch ein Fundament zu legen, das man eben auch durchziehen kann.
[Alex] Ja, ich nenne das immer Freiheit in meiner Struktur. Also ich habe eine Struktur, wo ich immer weiß, das und das.
Aber dazwischen bewege ich mich frei. Und wie du sagst, wenn es mal diesen Monat nichts wird, dann mache ich es halt nächsten Monat doppelt oder so. Also genau.
Was ich auch oft beobachte, ist dieser Gedanke, ach, es gibt schon so viele Blogs zu meinem Thema. Lohnt es sich da überhaupt für mich, noch einen anderen Blog zu starten? Wie siehst du das?
[Sonja] Ja, ich glaube, das gehört so zu den Top-Ten-Sätzen. Das gibt doch schon so viel. Und es ist ja tatsächlich so. Also, wenn wir jetzt unseren Themenbereich einfach mal googeln oder das Thema, über das wir schreiben wollen, und da sind da ein paar Millionen Treffer, naja, ermutigend ist es erstmal nicht.
Aber was helfen kann, ist zum einen die Erkenntnis, wenn ein Thema schon bespielt wird, dann ist es auch ein wichtiges Thema.
Also wir brauchen gar nicht so sehr die Einzigartigkeit in unseren Inhalten.
Wir brauchen natürlich Unterscheidbarkeit, aber jetzt auf das reine Thema bezogen, brauchen wir keine Weltsensation, ein nie dagewesenes Thema, weil möglicherweise sucht dann auch gar keiner danach. Das ist das eine. Also ja, natürlich, wenn es schon Inhalte gibt, dann heißt es nur, dass es da auch Interesse, dass es da auch einen Markt gibt. Und das andere, was ich aber tatsächlich wichtig finde, je voller es wird, das ist auch wichtig, aber was ich wichtig finde beim Umsetzen dann.
Je mehr Artikel schon da sind, umso wichtiger wird, dass unsere gut sind.
Also, dass wir auch ihnen etwas reingeben, was für uns wichtig ist. Dass wir ihnen eine persönliche Note geben. Dass wir uns vielleicht nicht nur als Infotankstelle sehen, sondern auch als Mensch, der da eine Meinung dazu hat. Das geht auch bei fachlichen Artikeln.
Aber auf jeden Fall bloggen, wenn es ein Thema gibt, Weil es gibt ja auch nicht nur einen Kunden oder eine Kundin und einen Anbieter, sondern es gibt extrem viele potenzielle Kundinnen in einem Bereich.
Vielleicht haben die noch nicht die richtige Person gefunden, auch wenn es schon Inhalte gibt. Vielleicht wärst du die richtige Person für die. Also von daher bitte nicht aufhalten lassen davon.
[Alex] Bei mir ist es auch so, wenn ich mich für ein Thema interessiere, dann kann ich auch nicht genug von diesem Thema kriegen. Also dann sage ich nicht, oh, ein weiterer Blog über weiß ich nicht was. Nee, das ist jetzt zu viel, sondern denke, oh ja, noch mehr dazu. Also ich freue mich ja, oder bei Büchern ist es ja auch so, wenn ich einen bestimmten Typ von Roman gerne lese, dann denke ich ja nicht bei der neuen Autorin, oh ne, die lese ich jetzt nicht, ich habe schon drei andere. Also dann denke ich, ja, noch mehr, noch mehr, ja. Also ich glaube, wenn man ein Thema mag, dann will man ja mehr dazu lesen und hören.
Und insofern ist das eigentlich ein gutes Zeichen, finde ich.
[Sonja] Ja, total. Das ist ein richtig cooler Aspekt. Den nehme ich mir mit, wenn ich darf.
Wie wird KI das Marketing verändern?
[Alex] Sehr gerne.
[Sonja] Genau, und man weiß ja nicht, wer dann die richtige Person am Ende ist für eine Zusammenarbeit, aber genau, es gibt nicht nur eine Info, sondern man darf auch mehrere annehmen.
[Alex] Du hast jetzt auch schon einen anderen wichtigen Punkt angesprochen, und zwar das Thema Qualität. Und da würde ich jetzt mal nahtlos überleiten zum Thema KI, weil ich denke mal, dass KI so ein bisschen auch Online-Texte und Online-Marketing verändert hat, so in den letzten Monaten und letzten Jahr. Was ist da so deine Beobachtung und was ist da deine Position? Wie empfindest du das Bloggen und was wird für die Zukunft wichtig sein aus deiner Sicht?
[Sonja] Ja, also ich glaube, das verändert sogar ganz schön viel, auch wenn es vielleicht noch nicht bei jedem in der Praxis so angekommen ist.
Ich glaube, es gibt Chancen und es gibt auch Dinge, die wir uns einfach jetzt bewusster machen dürfen. Also eine Chance zum Beispiel ist, dass wenn wir KI nutzen, wir leichter Texte erstellen können, wenn uns das bisher vielleicht schwer gefallen ist.
Also wenn wir uns zum Beispiel schwer damit tun, uns genau in die Zielgruppe einzudenken. Ich meine, direkter Kontakt ist aus meiner Sicht immer noch der beste und der echteste, aber auch da kann zum Beispiel die KI helfen, unsere Recherchen zu vervollständigen, uns vielleicht bei der Struktur zu helfen, das, was ich vorhin ja als Hindernis angesehen habe, was viele Leute ausbremst, ja, wie genau wird denn das und wie lang soll das werden und wo mache ich eine Überschrift? Da kann so ein Tool schon mal helfen und uns so einen Startpunkt geben.
Was, glaube ich, immer wichtiger wird, ist aber auch, durch diese Tools entsteht jetzt extrem viel Content. Also diese Masse an Inhalten, die wird noch unübersichtlicher und umso wichtiger ist es, dass unsere Texte eben trotzdem auf eine Art und Weise herausstechen. Ich glaube, ein wichtiger Punkt gerade beim Thema Bloggen wird sein, dass wir nicht nur Information brauchen, sondern Information plus X. Also Information plus eine persönliche Haltung dazu. Information plus einen Punkt, den wir ganz persönlich ergänzen oder den wir besonders wichtig finden, der nicht überall schon steht und dann so zusammengesetzt wird aus bestehenden Informationen.
Dass wir uns auch als, wenn wir jetzt Solo-Selbstständige sind, auch als Personenmarke, heißt nicht, dass wir alles teilen müssen, aber dass wir so als greifbare Personen präsent werden.
Das ist etwas, was die KI für mich noch vielleicht auch nicht so ersetzen kann, dass wir eben Menschen sind, dass wir die Fähigkeit haben zu empfinden, dass wir die Fähigkeit haben, Empathie zu äußern. Also tatsächlich spürbare Empathie und nicht aus Inhalten zusammengesetzte theoretische Empathie.
Ich glaube, das wird ganz wichtig, dass wir uns wirklich bewusst machen, es geht nicht darum, dass ich den hundertsten Artikel dazu schreibe, welche Bestandteile kann eine Website haben, sondern dass ich da diesen Plus-X-Faktor noch reinbringe.
[Alex] Und Plus-X, also finde ich ganz toll, ist Meinung, Haltung. Es kann aber auch so etwas sein wie ein eigener Schreibstil, finde ich, oder Humor zum Beispiel.
Also KI kann, finde ich, Humor gar nicht. Und also irgendwie vom Schreiben sich auch abheben, von dem, wie alle anderen schreiben.
Das finde ich persönlich auch ganz gut, wenn ich andere Texte lese, wo ich denke, okay, hier höre ich jemanden in seiner oder in ihrer Stimme sprechen. Das mag ich persönlich sehr.
[Sonja] Das stimmt. Das kann tatsächlich ein wichtiger Faktor sein. Ich muss jetzt an eine Kundin denken, die neulich zu mir meinte, als wir uns getroffen haben, ich habe den Newsletter gelesen und es ist, als würdest du vor mir sitzen, weil er eben nach dir klingt.
Und das stärkt natürlich auch diese vertraute Basis. Also ob wir mit KI jemals so best friend mäßig oder irgendwie eine emotionale Bindung haben werden, stelle ich mal in Frage. Aber ja, ich glaube, da liegen ganz große Chancen, dass wir das unserem Content uns auch zu eigen machen und uns auch trauen, ihm unsere Färbung, unsere Nuancen reinzugeben.
[Alex] Ja, Sonja, jetzt haben wir eine Menge besprochen über das Thema Sichtbarkeitsmut und Texte. Und eine letzte Frage:
Bei dir steht in deinem Prinzip das L für Langfristigkeit. Und wie bleiben wir bei langfristigen Strategien am Ball? Was könnte da helfen? Wie können wir nicht gleich nach drei Blogartikeln aufgeben?
[Sonja] Ja, da greife ich doch mal auf die Meinung einer Expertin, die ich sehr schätze, die mit dem Realismus. Realistisch sein. Und ich weiß, es ist manchmal schwierig, also gerade wenn man Laie ist im Thema Marketing, wenn man ein Business hat, das nicht Marketing ist, sondern Marketing halt für sein Business nutzen möchte, dann prasselt extrem viel auf einen ein und auch leider immer noch extrem viele falsche oder sehr hochgegriffene Versprechen.
Und natürlich möchte man die gerne glauben, aber realistisch sein, im Bereich Bloggen zum Beispiel, nicht zu erwarten, dass ein Blogartikel, den ich heute online stelle, mir morgen Sichtbarkeit bringt, ist, glaube ich, das Allerwichtigste. Weil wenn wir von Anfang an wissen, wir lassen uns auf eine längere Reise ein, dann fällt es auch leichter, die Reise bis zum Ende, wo ist das Ende, aber weiter durchzuhalten, als wenn wir denken, ja, das ist ein Zwei-Stunden-Trip und dann bin ich ja quasi fertig.
Was ansonsten helfen kann, ist, sich Routinen zu schaffen, die eben auch zu dir persönlich passen. Das kann bedeuten, dass du dir eine Schreibatmosphäre schaffst, die du angenehm empfindest. Das dem Schreiben so ein bisschen den Schrecken nimmt, dieses, uh, jetzt muss ich was Produktives für meinen Blog oder für meinen Newsletter machen, sondern dass du es irgendwie schaffst, das zu verbinden mit einem, ah, jetzt habe ich mal Gelegenheit, das rauszulassen, was ich zu dem Thema sagen wollte, kann bedeuten, dass du dir einen Raum irgendwie besonders ausstattest, kann aber auch bedeuten, dass du eine Zeit wählst, die für dich hilfreich ist, dass du eine produktive Zeit wählst und nicht abends, wenn du komplett fertig bist vom Tag, das noch irgendwie reinschieben möchtest.
Sowieso das eigene Marketing – ja, zur Priorität ist immer schwierig. Wir haben ja schon so viele Prioritäten – aber auch ernst zu nehmen, sage ich mal. Marketing ist was, was bei vielen Leuten so unter, wenn ich noch Zeit habe, dann mache ich das noch. Und in der Realität bleibt dann ganz selten noch Zeit, weil sich doch wieder 20 Aufgaben reingeschoben haben. Also so wie wir vielleicht einen Call mit einem Kunden in den Terminkalender eintragen, uns auch unsere Marketingzeit in den Kalender eintragen, wenn wir damit gut arbeiten können. Was auch helfen kann, ist, sich Unterstützung suchen.
Also es gibt ja ganz viele Angebote. Du hast ja Schreibbegleitungen, die du anbietest. Ich habe meinen Content-Club, den ich anbiete.
Es gibt ganz viele Möglichkeiten, wo man Menschen finden kann, die vielleicht ein Coworking mit einem arbeiten oder die auch an ihrem Marketing arbeiten.
Wenn man merkt, oh, dieses allein im stillen Kämmerlein vor mich hinwurschteln, das ist nicht so wirklich hilfreich für mich, dann kann auch sowas helfen.
[Alex] Ist wie beim Sport. Manche gehen alleine joggen, andere brauchen eine Laufgruppe.
[Sonja] Genau.
[Alex] Sonja, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns über dein Thema … so schön mitgenommen hast und erzählt hast. Und ja, vielen Dank.
[Sonja] Ich danke dir für die Einladung und wünsche euch allen ganz viel Freude und Erfolg beim Umsetzen eures Marketings.
Shownotes
7 häufige Gründe für Angst vor Sichtbarkeit
10 Fragen an jemanden, die all ihre Social-Media-Kanäle gelöscht hat (ja, an mich 😁)
Ich habe vor fast vier Jahren mit Instagram meinen ersten Social-Media-Kanal verlassen und nach und nach alle meine Kanäle gelöscht. Und dazu habe ich natürlich in den letzten Jahren viele Fragen bekommen. Und in dieser Podcastfolge beantworte ich zehn davon.
Ich habe vor fast vier Jahren mit Instagram meinen ersten Social-Media-Kanal verlassen und nach und nach alle meine Kanäle gelöscht. Und dazu habe ich natürlich in den letzten Jahren viele Fragen bekommen.
Und in dieser Podcastfolge beantworte ich zehn davon.
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Ja, ich will in dieser Folge zehn Fragen beantworten, die ich zu meinem Social-Media-Ausstieg bekommen habe in der letzten Zeit.
#1 Vermisst du was ohne Social Media?
Nun, mir ist durchaus bewusst, dass ein Social-Media-Ausstieg mit Nachteilen kommt.
Und in meinem Buch „No Social Media!“ gehe ich auch ganz detailliert auf die Nachteile ein, die mit einem Social-Media-Ausstieg verbunden sind.
Allerdings wiegen für mich persönlich diese Nachteile nicht so schwer.
Ich sag jetzt nicht, dass es zwingend bei allen so sein muss. Es ist bei mir aber so.
Das mag damit zu tun haben, dass ich introvertiert bin und mir nichts aus vielen Followern und vielen Likes mache.
Woran ich früher echt Spaß hatte, waren diese Meme-Accounts mit lustigen Memes. Über die konnte ich mich früher stundenlang kaputt lachen.
Aber abgesehen davon vermisse ich tatsächlich nichts, seit ich nicht mehr auf Social Media bin.
In meiner Arbeit rede und schreibe ich natürlich immer noch über soziale Medien, aber in meinem Privatleben denke ich, ehrlich gesagt, gar nicht mehr so viel über Social Media nach, sondern lese viel, mache Sport, mache Musik, guck mir Filme und Serien an, lerne eine neue Sprache. Und dann ist der Tag auch schon vorbei.
Und ich wüsste jetzt auch gar nicht, wo da soziale Medien auch noch reinpassen sollten, wenn ich ehrlich bin.
Das waren früher bei mir ja zwei Stunden jeden Tag und die habe ich irgendwie auch gar nicht mehr. Bzw. ich würde sie auch gar nicht hergeben wollen.
Deshalb: Nein, ich vermisse tatsächlich nichts.
Wobei ich vielleicht noch dazu sagen sollte, dass ich da eine Ausnahme bei YouTube mache, weil das für mich eher eine Video-Suchmaschine ist.
Ich weiß, es ist immer so die Frage: Ist YouTube Social Media oder eine Suchmaschine. Ich bin eher Team Suchmaschine. Und ich nutze nach wie vor YouTube privat für Klavier-Tutorials zum Beispiel, für Yoga-Übungen oder Rezepte.
Auf mich hatte YouTube noch nie negative Auswirkungen so wie Instagram zum Beispiel. Deshalb ja, sehe ich da auch keine Notwendigkeit, etwas zu verändern.
#2 Kriegst du überhaupt noch mit, was in der Welt passiert?
Ja, das tue ich auf jeden Fall.
Ich hab mich ja nicht vom Internet und von Menschen verabschiedet, sondern nur von sozialen Medien.
Ich lebe ja auch nicht ohne Internetanschluss irgendwo auf einer einsamen Insel ohne Menschen, sondern ich hab natürlich auch weiterhin online und offline mit anderen Menschen zu tun.
Und deshalb weiß ich natürlich auch ohne Social Media, was um mich herum passiert, aber das Informieren erfolgt jetzt viel, viel aktiver und zielgerichteter, würde ich sagen – und nicht weil ich einen Post in meinem Feed angezeigt bekomme, so zufällig.
Es gibt ein paar Nachrichtenseiten, Zeitungen und (Online-)Magazine, die ich regelmäßig lese, und so bleibe ich auf dem Laufenden.
Deshalb: Ja, ich kriege definitiv immer noch mit, was in der Welt so geschieht.
Ich würde sogar sagen, ich bin noch etwas politischer und interessierter geworden, was gerade so passiert in der Welt.
Soziale Medien zu verlassen, hatte also definitiv nicht den Effekt, dass ich zu einem egoistischen Menschen wurde, dem alles andere egal ist.
Also hoffe ich natürlich. Aber ja.
#3 Bist du manchmal einsam ohne Social Media?
Ich persönlich: nein.
Wobei ich sagen muss, das hängt mit Sicherheit auch mit der Persönlichkeit zusammen.
Wie gesagt: Ich bin einfach total introvertiert, ich hab nicht das Bedürfnis, unzählige Kontakte zu pflegen. Ich muss nicht ständig mit Menschen chatten und connected sein.
Ich habe lieber weniger persönliche Kontakte, die dafür tiefer gehen. Also Gespräche oder Treffen oder auch längere E-Mails im beruflichen Kontext jetzt.
Und ich bin auch sehr gerne für mich, muss ich sagen, und mit meinen Gedanken und hab gerne auch mal ein Tag Ruhe ohne andere Menschen. Oder zwei Tage.
Und deshalb fühle ich mich jetzt nicht einsamer dadurch, dass ich Social Media verlassen habe.
Ich kann mir aber vorstellen, dass es für Menschen, die extrovertiert sind, da vielleicht anders sein könnte.
Also wenn jemand seine ganze Energie aus Kontakten zu anderen Menschen zieht, wird vielleicht / vermutlich etwas fehlen, wenn soziale Medien wegfallen.
Das weiß ich nicht.
Bei mir war es, wie gesagt, nicht der Fall.
#4 Wie reagieren andere Menschen, wenn du ihnen erzählst, dass du keine sozialen Medien nutzt?
Also im Privaten ist mein Social-Media-Ausstieg tatsächlich nie ein großes Drama gewesen.
Ich mein, klar, reden wir mal darüber, und ich kriege auch manchmal Fragen dazu, aber es ist kein alles dominierendes Thema.
Niemand stört sich daran oder findet mich doof deswegen. Wir haben einfach meist andere Dinge, mit denen wir beschäftigt sind und über die wir sprechen. Deshalb ist das überhaupt keine große Veränderung im Privatleben gewesen.
Im beruflichen Kontext interessiert es andere Selbstständige schon, wie das so ist mit dem Marketing und der Akquise und so weiter.
Vielen Selbstständigen, mit denen ich rede, geht es mit sozialen Medien ähnlich, wie es mir damals ging, bevor ich meine Kanäle gelöscht habe.
Deshalb können sie meinen Entschluss meistens auch gut verstehen, auch wenn sich die meisten nicht trauen, also diesen Schritt dann selbst zu gehen.
Richtig negatives Feedback habe ich aber tatsächlich noch nie bekommen. Ich kann jetzt natürlich nicht sagen, ob es daran liegt, dass andere Menschen keine negativen Gedanken dazu haben oder ob sie es mir einfach nicht direkt ins Gesicht sagen. Keine Ahnung.
Aber letzten Endes glaube ich auch: Jeder Mensch ist mit seinem eigenen Kram beschäftigt.
Und ob eine gewisse andere Person jetzt auf Instagram ist oder nicht, das wird für die meisten Menschen gar keine so große Rolle in ihrem Leben spielen. Und erst recht werden sie sich da nicht einmischen oder sich negativ dazu äußern. Warum sollten sie?
Also ich glaube:
Die Welt dreht sich eben nicht um uns und unsere Entscheidungen. Es klingt jetzt vielleicht ein bisschen hart, aber: Es ist für andere Menschen meist egal, ob wir unseren Kaffee auf Instagram posten.
Ihre Gedanken drehen sich da nicht ständig drum. Und deshalb haben wir da eben auch absolute Freiheit in meinen Augen, uns da selbst individuell zu entscheiden.
#5 Verbietest du deinen Kindern, soziale Medien zu nutzen?
Also ich verbiete grundsätzlich niemandem etwas.
Und erst recht nicht meinen Kindern.
Und es wäre für mich auch absolut okay, wenn sie die Dinge anders sehen würden als ich.
Ich will jetzt natürlich keine Debatte über Erziehung führen, aber: Meine Kinder dürfen jederzeit ihre Interessen verfolgen und auch soziale Medien nutzen, wenn sie denn wollen würden.
Aber sie wollen eben nicht. Ich weiß auch nicht so genau, woran das liegt.
Sie gucken sich ab und an mal YouTube-Videos an so wie ich auch, aber das sind dann auch eher Tutorials, wie man ein bestimmtes Stück auf Klavier spielt oder so.
Das mag in Zukunft vielleicht anders werden, wer weiß. Aber im Moment ist es überhaupt kein Thema. Also sie sind jetzt 12 und 16 und sie haben immer noch kein Interesse an Instagram und Co.
In unserer Familie spielen diese Plattformen einfach keine große Rolle. Ich nutze sie nicht, mein Mann nutzt sie nicht, wir schießen keine Selfies von unserer Familie, die wir ständig irgendwo posten, und deshalb haben vielleicht auch meine Kinder da völlig andere Interessen entwickelt. Keine Ahnung.
#6 Bist du nicht neugierig, was deine Kolleginnen auf Instagram machen?
Ja klar, bin ich manchmal neugierig.😊
Ich glaube, es ist auch nur menschlich, neugierig zu sein und sich für andere Menschen und das, was sie machen, zu interessieren.
Ich versuche diese Neugierde dann aber gut einzuordnen. Ich frage mich dann:
Ist die Quelle dieser Neugierde ein Wunsch nach Verbindung? Dann schreibe ich diese Person eben an und frage, ob sie Zeit hat, sich mal wieder auszutauschen. Oder irgendwas anderes.
Ist die Quelle für diese Neugierde aber Selbstzweifel und dieser, ja, fast schon selbstdestruktive Wunsch nach Bestätigung, dass ich nicht gut genug bin?
Dann weiß ich, dass mir soziale Medien da sowieso nicht gut tun würde, und dann lenke ich meinen Fokus auf andere Themen, so ganz bewusst und ganz gezielt.
#7 Fühlst du dich glücklicher ohne Social Media?
„Glück“ ist natürlich ein sehr großes Wort. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass die Gleichung „Social-Media-frei = Glück“ in jedem Fall immer stimmt.
Aber es ist schön, Vergleicheritis, FOMO und so weiter bis zum Minimum reduziert zu haben.
Also natürlich zweifel auch ich nach wie vor an manchen Tagen an dem, was ich tue. Aber es ist deutlich weniger geworden.
Und dass ich weniger Zeit für Dinge aufwenden muss, die ich nicht mag (so wie Selfies machen, Reels drehen oder Grafiken erstellen), und dass ich dafür mehr Zeit für die Dinge habe, die ich mag (also Schreiben, Lesen, Musik usw.), das trägt natürlich auch enorm dazu bei, dass ich mich zufriedener fühle.
Deswegen: Ja, ich würde sagen, meine Zufriedenheit ist auf jeden Fall gestiegen und meiner mentalen Gesundheit hat es sehr gut getan, vor allem Instagram zu verlassen.
Und das ist dann alles in allem schon ein Glücksfaktor, muss ich sagen.
#8 Ist dir nicht manchmal langweilig ohne Social Media?
Zunächst einmal ist Langeweile kein so furchtbar schlimmes Konzept für mich.
Ich finde es gut, auch mal Phasen ohne Reize von außen zu haben und sich vielleicht mal für ein paar Minuten zu fragen:
Und was mache ich jetzt? Was stell ich mit der Zeit an?
Es macht mir keine große Angst, diesen Raum, ja diesen Leerlauf zu haben und mal zu spüren und mich zu fragen, wie ich denn diesen Leerlauf füllen will, anstatt mir automatisch das Smartphone zu schnappen und Insta zu öffnen.
Doch es ist jetzt nicht so, dass ich überhaupt keine Unterhaltung mehr habe in meinem Leben, nur weil ich nicht mehr auf Social Media bin.
Es ist natürlich sehr individuell, aber ich fühle mich auch ohne Social Media sehr gut unterhalten, durch andere Menschen, durch Lesen, Schreiben, Musik, Filme und Serien.
Also es ist jetzt nicht so, dass ich abends sitze und denke:
Was fange ich jetzt mit meinem Abend ohne Instagram an? Ich bin verloren.
Ich habe nach wie vor mehr Bücher auf meiner Leseliste, als ich jemals lesen könnte. Und nach wie vor mehr Serien bei Netflix auf der Watchlist, als ich jemals gucken könnte.
Insofern: Alles gut.
#9 Kriegst du überhaupt noch neue Ideen und Inspiration ohne Social Media?
Ja, dieser Aspekt, muss ich sagen, hat mich mit am meisten überrascht. Ich habe früher immer gedacht, dass ich unbedingt Instagram und Co. brauche, um Inspiration zu bekommen.
Aber bei mir war es so:
All die Tipps, Tricks, Hacks, Videos, Motivationszitate und Inspirationszitate und Erfolgsgeschichten auf Social Media, sie haben mich rückblickend betrachtet mehr gelähmt als wirklich inspiriert.
Ich habe für mich herausgefunden, dass ich viel weniger Inspiration brauche, als ich immer dachte.
Ein guter Gedanke – und ich bin für die nächsten Tage oder Wochen beschäftigt.
Und diese guten Gedanken gibt es eigentlich überall: in Gesprächen mit anderen Menschen, in Büchern, in Filmen, auf Reisen … Hunde können inspirieren, Kinder können inspirieren, Natur kann inspirieren. Wir können in eine Ausstellung gehen. Oder auf ein Konzert.
Wir brauchen nicht zwingend soziale Medien für neue Ideen und Kreativität.
#10 Gehst du irgendwann zu Social Media zurück?
Also im Moment kann ich es mir nur sehr, sehr schwer vorstellen, wieder zurückzugehen. Aber wer weiß, was in einigen Jahren ist. Ich kann jetzt natürlich nichts zu 100% ausschließen.
Wenn sich zum Beispiel soziale Medien in ihrer Funktionsweise und ihren Strukturen fundamental ändern würden, würde ich ihnen vielleicht nochmal eine Chance geben. Doch dafür müssten es wirklich große Veränderungen sein.
Und danach sieht es zur Zeit überhaupt nicht aus.
Ich finde, die Enshittification von Social Media schreitet mit großen Schritten voran und ja, wenn ich mir angucke, wohin sich soziale Medien gerade entwickeln, fühle ich mich in meiner Entscheidung eher bestätigt, muss ich sagen, und habe so gar nicht das Bedürfnis, zu Insta und Co. zurückzugehen.
Shownotes
Instagram verlassen trotz 18k Follower: Interview mit Melina Royer von „Still und Stark“
In dieser Podcastfolge habe ich Melina Royer zu Gast. Ich habe Melina für mein Buch „No Social Media!“ zum Thema „Netzwerken für Introvertierte“ interviewt. Und darüber werden wir auch in dieser Podcastfolge noch einmal sprechen. Und Melina erzählt uns in dieser Folge auch, warum sie sich trotz 18k Follower von Instagram und auch von LinkedIn verabschiedet hat.
In dieser Podcastfolge habe ich Melina Royer zu Gast. Du kennst Melina vielleicht schon durch ihren Blog Vanilla Mind, den sie seit mehreren Jahren für insbesondere schüchterne und introvertierte Menschen betreibt. Melina hat auch den Podcast „Still und Stark“ und arbeitet als systematische Coachin.
Für mein Buch „No Social Media!“ habe ich Melina zum Thema „Netzwerken für Introvertierte“ interviewt. Und darüber werden wir auch in dieser Podcastfolge noch einmal sprechen. Und Melina erzählt uns in dieser Folge auch, warum sie sich trotz 18k Followern von Instagram und auch von LinkedIn verabschiedet hat.
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Warum Erfolg nicht laut sein muss
[Alex] Ja, hallo Melina. Dein Motto ist „Erfolg muss nicht laut sein“. Was bedeutet diese Aussage für dich genau?
[Melina] Also ich hatte ganz häufig das Gefühl und dieses Gefühl habe nicht nur ich, das merke ich jetzt auch mittlerweile immer bei meinen Coachees, dass es oft so ist, man hat das Gefühl, gerade als eher ruhiger, sensibler Mensch, die ganze Welt scheint irgendwie einen Plan für einen zu haben. Also:
„Du musst mehr aus dir rauskommen.“, „Wenn du so weitermachst, dann wirst du nichts aus dir machen.“
Also, man hat immer das Gefühl, dieser Druck von außen ist da, ich muss eigentlich jemand anders sein und alle wissen ganz genau, wie es geht.
Und zum Beispiel, Stichwort Netzwerken: „Das geht so und so und das musst du so und so machen und dann musst du auf dieses Event gehen und bei Meetings musst du das und das sagen und so und so auftreten, damit das erfolgreich ist.“
Und man hat wirklich dieses Gefühl, jeder hat einen Plan für einen, aber man selber weiß gar nicht so richtig: Wer bin ich überhaupt, was brauche ich, was ist eigentlich im Einklang mit meiner Persönlichkeit?
Und deswegen habe ich mir wirklich dieses Motto auf die Fahne geschrieben, Erfolg muss eben nicht laut sein. Also jeder kann mit der Persönlichkeit, die er hat, erfolgreich sein, wenn man sich selber gut kennt und weiß, wie kann ich mit den Karten, die mir ausgeteilt wurden, gut arbeiten? Also wie kann ich die richtig einsetzen und meine Stärken hier ausspielen?
[Alex] Das ist erstmal super befreiend, finde ich, weil, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe erst neulich mich mit jemandem darüber unterhalten, dass ich das Gefühl habe, also eigentlich schon immer, dass ich so, wie ich bin, nicht richtig bin. Und ich könnte mir vorstellen, dass es halt auch viele Introvertierte auch so haben, wenn sie in so einer extrovertierten Welt leben, dieses Gefühl, nicht richtig zu sein, so wie man ist.
Und dann dein Ansatz ist quasi zu sagen: So, wie du bist, bist du richtig und so, wie du bist, auch als leise Person, kannst du Erfolg mit dem haben, was du machst.
Das finde ich erst mal eine sehr schöne Botschaft. Und was bedeutet denn jetzt Erfolg zum Beispiel für dich persönlich?
Weil, wenn ich das richtig verstehe bei dir, gehörst du ja auch eher zu den introvertierteren Personen.
[Melina] Genau. Also für mich ist ganz, ganz wichtig, wenn ich meine persönliche Definition von Erfolg jetzt nehme, im Einklang mit meinen Werten, mit meinen Bedürfnissen, mit meiner Persönlichkeit leben und arbeiten zu können. Und das zeigt mir auch meine Erfahrung immer wieder. Ich kann ja wirklich meine beste Leistung nur abrufen, wenn ich auf mich selber achte. Also wenn ich gut mit mir selber umgehe.
Natürlich kann ich mich auch zum Erfolg prügeln. Das ist ja leider möglich. Kann man auch immer wieder sehen an Beispielen, wenn man sich Interviews von bestimmten Menschen anhört oder so.
Also natürlich kann man mit Druck sehr, sehr viel erreichen, aber irgendwann kommt halt der Crash oder du bist todunglücklich mit dir selber und du merkst halt, dass du unzufrieden mit deinem Leben bist. Auf dem Papier stimmt alles, aber irgendwie fühlst du dich innerlich leer.
Und seit ich einfach für mich darauf achte, dass ich mich frage: Auf welches Ziel zahlt das hier ein? Passt das zu mir? Fühlt sich das stimmig an? Kann ich das wirklich so machen? Oder wie kann das für mich funktionieren?
Und seitdem ich das mache, merke ich einfach, wie gut es ist und wie ich auch aufblühe oder wie ich dann auch wirklich das zeigen kann, was mich auszeichnet und was ich an Potenzial überhaupt habe.
Weil ich habe nämlich eigentlich früher auch immer eher so mit diesem Leistungsmotor gearbeitet. Also ich bin sehr, sehr stark anfällig für Perfektionismus und Leistungsdruck. Das ist so mein persönlicher Default, meine Baseline aus den unterschiedlichsten Gründen.
Und ich habe einfach wirklich nach Wegen in den letzten Jahren immer wieder gesucht, aus diesem Muster auszubrechen, zu sagen:
„Okay, was tut mir denn eigentlich wirklich gut und wie kann man Leistung zeigen, aber nicht, weil man muss, sondern weil man will und weil es zu einem passt und weil es das Richtige ist?“
Und das ist meine persönliche Definition von Erfolg, wirklich auf mich zu achten und zu gucken, was tut meinem Körper überhaupt gut, mich nicht selber auszubeuten.
[Alex] Ich wollte auch gerade fragen, aber du hast es schon ein bisschen so vorweggenommen. Also es war nicht immer so, dass du diese Definition von Erfolg für dich hattest, sondern das hat sich erst mit der Zeit entwickelt. Wie kam es dazu?
[Melina] Also ich glaube, das ging los mit der Selbstständigkeit. Also ich bin aus einem Angestelltenverhältnis regelrecht ausgebrochen, kann man sagen, weil der Status quo war damals 2014, dass ich in der Grafik gearbeitet habe.
Als Kommunikationsdesignerin ist auch ein Beruf, der mir unfassbar gelegen hat. Habe ich geliebt meine Tätigkeit. Das Problem war allerdings, dass mir die Kolleginnen und Kollegen nacheinander weggebrochen sind. Also die eine Person hat einen Burnout erlitten, die nächste Person ist in Rente gegangen und ich habe keine neuen Kollegen dazu bekommen. Ich musste den Laden quasi da irgendwie, ja, was heißt alleine stemmen, ganz so war es nicht.
Aber mein Vorgesetzter zum Beispiel kam irgendwann nur noch zwei Tage die Woche, weil der sich auf seinen Ruhestand schon vorbereitet hat. Und so war ich da einfach irgendwann quasi wirklich fast alleine die meiste Zeit der Woche und habe das aber alles abgefedert.
Ich habe ja schon den Leistungsdruck und den starken Antrieb angesprochen. Ich habe auch ein unglaubliches Verantwortungsbewusstsein und gedacht, ich reiße mich jetzt zusammen und mache das alles weiter, statt jemandem zu sagen:
„Leute, das geht nicht, ihr müsst Leute einstellen! Ich kann das nicht stemmen.“
Und ich habe einfach immer weitergemacht. Und es ist ja völlig klar, dass das irgendwann zum Crash führt und dass ich todunglücklich war. Ich hatte schon morgens beim Aufstehen Magenkrämpfe und ich hatte Kopfschmerzen und eine Menge körperliche Symptome, die irgendwann dazu geführt haben, dass ich gesagt habe, ich mag so nicht mehr arbeiten, ich muss hier weg.
Und ich bin dann aber tatsächlich nicht in ein neues Angestelltenverhältnis gegangen, sondern ich habe mich selbstständig gemacht, weil mein Mann sowieso selbstständig war und unsere Fähigkeiten sind recht ähnlich gelagert, wir haben große Schnittmengen und dann haben wir gesagt, okay, dann mache ich bei ihm mit, dann probiere ich das mal aus.
Komplette Freiheit. Und diese komplette Freiheit hat mir natürlich auch sehr schnell gezeigt, wo bei mir die Schwachstellen liegen. Also mit kompletter Freiheit irgendwie auf einmal umgehen zu können, das erfordert einen hohen Grad an Selbstführung. Also welche Routinen lege ich mir zu? Das ist, diese Selbstorganisation ist ein Riesenthema, aber auch, wie gehe ich überhaupt auf Leute zu, weil die Kunden kommen ja jetzt nicht von alleine angerannt.
Also gerade als eher zurückhaltender Mensch, der vorher aus so der Grafik kommt, wo alle, also die Aufträge sind zu mir gekommen, also ich musste mich ja nie um irgendwas kümmern, alle sind zu mir gekommen, kannst du dies machen, kannst du das machen, jetzt bin ich in der Position, wo ich auf alle anderen zugehen muss und schauen muss, schau mal, das kann ich dir anbieten, das kann ich für dich ändern, diese Transformation kann ich dir anbieten, das sind meine Fähigkeiten. Das ist schon hart gewesen für mich am Anfang und deswegen musste ich wirklich in vielen kleinen Schritten rausfinden:
Wie kann ich eigentlich gut arbeiten? Was zeichnet mich aus? Welche Strukturen brauche ich, die wirklich auch zu meiner Persönlichkeit passen, die mir gut tun, die mich nicht zurück in so ein Hamsterrad versetzen wie das, was ich vorher hatte, wo ich mich dann selbst ausbeute? Weil das kannst du auch in der Selbstständigkeit.
Selbstständigkeit mag zwar immer so toll klingen nach Freiheit, aber auch da kannst du dich hervorragend selber ausbeuten.
[Alex] Ich wollte gerade sagen, gerade wenn wir auf Social Media gucken, Da wird es ja richtig glorifiziert, wenn Leute quasi ständig busy sind und ständig Dinge zu tun haben. Also da ist die Selbstständigkeit auch nicht unbedingt so der Ausweg aus dem Hamsterrad, sondern man kommt einfach in ein neues Hamsterrad rein. Also da muss man glaube ich auch aufpassen.
[Melina] Genau, weil die Altlasten hast du ja trotzdem bei dir. Diese Routinen und Muster, die du gewohnt bist und die ja häufig auch mit den eigenen inneren Mustern zusammenspielen, wenn du eh so einen starken Leistungsdruck hast in dir, dann nimmst du das natürlich auch in jeder anderen Tätigkeit mit.
Wie es ist, mit seinem Partner zusammenzuarbeiten?
[Alex] Du hast gerade schon erwähnt, du arbeitest mit deinem Mann zusammen, mit Timon. Und ihr seid beide systemische Coaches, ihr schreibt Bücher zusammen, ihr habt einen gemeinsamen Podcast. Wie ist das, mit deinem Mann zusammenzuarbeiten? Ich kann mir vorstellen, da gibt es sowohl schöne Aspekte als auch Herausforderungen.
[Melina] Auf jeden Fall. Also ich will auch nicht behaupten, dass es am Anfang sehr leicht war. Schwupp, Job gekündigt, Selbstständigkeit. Ach Mensch, ist das alles ein Traum. Also wir haben auf jeden Fall gemerkt, wir sind beide sehr freiheitsliebend, brauchen viel eigene kreative Räume, um nachdenken zu können.
Und das ist natürlich erstmal, wenn du dann wirklich zusammenarbeitest, nicht so einfach, dass jeder genügend Freiraum eben noch bekommt. Du arbeitest in den gleichen Projekten, wir machen ja auch zusammen einen Podcast, den „Still und Stark“-Podcast für introvertierte Fach- und Führungskräfte.
Das heißt, wir haben einfach wirklich sehr, sehr viele Dinge, die wir zusammen machen. Und dort genügend Räume zu schaffen, dass man sagt, ich kann mich jetzt hier zurückziehen, ich habe hier meinen Space, ich muss mich jetzt gerade nicht mit dir absprechen in bestimmten Dingen, sondern kann einfach nur mal frei hier Räume schaffen, das ist wirklich schwierig, weil man sich auch einfach mal auf den Nerv gehen kann.
Ich glaube, das ist auch so mit, was die meisten Leute befürchten, wenn man mit seinem Partner zusammenarbeitet. Ich höre das immer, wenn ich das erzähle „Ich arbeite mit meinem Mann“: „Das könnte ich gar nicht. Also ich bin eigentlich ganz froh, wenn ich tagsüber woanders arbeite und den nur abends treffe.“ Also das hört man häufiger. Aber ich muss sagen, es hat uns auch total zusammengebracht.
Also zusammen arbeiten zu können, ist toll, weil die Arbeit bestimmt einfach so einen großen Teil unserer Leben, einfach auch zeitlich. Das nimmt so viel Zeit vom Alltag ein und das miteinander teilen zu können, ist halt sehr, sehr schön und das hat unsere Beziehung auch nochmal gefestigt, weil unsere Absprachen natürlich viel, viel besser geworden sind. Unsere Kommunikation musste viel besser werden, viel wertschätzender.
Man musste sich oft zurücknehmen, wirklich jetzt nicht irgendwie so: „Mann, das geht gar nicht und das ist voll gegen meine Arbeitsweise, so kannst du das nicht machen!“
Sondern wirklich lernen, diese innere Distanz teilweise auch mal zu einem Problem einzunehmen und zu sagen:
„Okay, aber wie können wir denn jetzt hier lösungsorientiert rangehen?“ Also das ist wirklich …, die Kommunikationsskills sind auf jeden Fall durch die Decke geschossen, würde ich sagen.
[Alex] Habt ihr denn so irgendwie Rituale oder so Dinge, von denen du sagen würdest, die helfen euch immer, das so durchzuziehen?
[Melina] Ja, tatsächlich ja. Wir haben ein tolles Ritual, das nennt sich Daily Stand-Up. Einige, die hier mithören, die vielleicht ein bisschen Ahnung vom Programmieren und vom agilen Arbeiten haben, die werden das vielleicht kennen.
Das ist eine Methode aus dem Scrum, wo du ein Daily machst. Das geht maximal so 15 Minuten und du sitzt einfach wirklich nur am Tisch und sagst: Das habe ich gestern gemacht, das werde ich heute machen. Zählst einfach nur einmal auf: Das sind meine Resultate von gestern. Jetzt spreche ich darüber, was ich mir für heute vorgenommen habe. Und dann bist du raus. Dann geht auch jeder wieder seiner Wege.
Aber es ist eben einfach sichergestellt, dass beide wissen, was der nächste Punkt ist. Gerade wenn man zum Beispiel an einem Projekt arbeitet, dann arbeiten wir auch in Sprints und dann ist eben einfach durch dieses Daily Stand-Up sichergestellt, dass jeder weiß, was in diesem Sprint oder in diesem Projekt jetzt gerade anliegt und was wichtig ist. Und dann kannst du auch darauf vertrauen, dass die Person das natürlich dann auch einfach macht.
Also musst halt keine Kontrolle irgendwie ausüben: „Und hast du daran gedacht“ und so weiter. Du hast dich morgens kurz abgesprochen und dann läuft das wie auf Schienen.
Warum hast du deinen Instagram-Account mit 18k Followern verlassen?
[Alex] Du hast vor einigen Monaten deinen Instagram-Account verlassen und ich finde das sehr bemerkenswert, weil damals, als ich mich selbstständig gemacht habe, 2016, war dein Account tatsächlich einer der ersten, denen ich gefolgt bin auf Instagram.
Und ich fand immer, dass du da wie so ein Fisch im Wasser wirktest zumindest. Natürlich als Kommunikationsdesignerin hast du ein Händchen fürs Visuelle und Instagram ist da sehr dankbar. Und trotzdem hast du auch, wenn ich das richtig so verstehe, auch in letzter Zeit mit den Plattformen gehadert und bist da jetzt weg. Und da würde ich jetzt gerne weiter drüber sprechen, weil es ist natürlich sehr spannend für den Podcast. Also zunächst einmal, wie kam es dazu? Was ist so in letzter Zeit passiert, dass du zu dieser Erkenntnis gekommen bist, du willst weg von Instagram?
[Melina] Also, das war keine Entscheidung, wo ich irgendwie einfach so einen Schalter umgelegt habe und dann bin ich morgens aufgestanden und habe gedacht: „Ja, das ist jetzt die richtige Entscheidung, so mache ich das jetzt.“
Ich habe mich sehr, sehr lange mit dieser Entscheidung herumgetragen, Social Media zu verlassen. Also Instagram war ja auch gar nicht das Einzige. Zum Beispiel LinkedIn, da war ich sogar noch am überlegen, ob ich das weiter ausbaue. Und das habe ich jetzt auch quasi fallen gelassen, mehr oder weniger. Und das war eine Sache, die einfach wirklich über bestimmt drei, vier Jahre so in mir gegärt hat oder gegoren hat.
Ja, und einfach, weil ich gemerkt habe: Ich verändere mich. Also die Plattform natürlich auch, klar. Es kommen immer mehr Funktionen dazu und es wird immer wichtiger aufzufallen. Du bist ja nur ein kleiner Fisch in einem riesigen Becken. Aber ich habe mich eben auch selber verändert.
Ich habe mir einfach sehr, sehr viel häufiger in den letzten Jahren die Frage gestellt:
„Auf welches Ziel zahlt diese Aktivität ein?“
Und die große Frage ist halt: Wovon lebt mein Business? Was ist das Herzstück meiner Tätigkeit? Und zahlt eben Social Media darauf ein, auf mein Ziel?
Und was mich unglaublich überrascht, ist, die meisten, die sich diese Frage stellen, die beantworten die relativ diffus. Also die antworten, warum mache ich Social Media, auf welches Ziel zahlt das ein?
Da hörst du dann: Ja, ich will wachsen. Ja, Wachstum, was heißt denn das? Also in welchem Bereich? Oder sie antworten: Ja, ich will möglichst viele Menschen erreichen. Ja, welche Menschen denn eigentlich genau? Sind die hier überhaupt? Sind die überhaupt hier auf Instagram? Wer sind die? Was zeichnet die aus?
Also dieses Social-Media-Ding wird häufig sehr, sehr diffus beantwortet und überhaupt nicht spezifisch auf mich und mein Business bezogen.
Und ich muss auch sagen, ich habe mir diese Fragen halt sehr lange nicht mehr gestellt. Ich bin halt wirklich ein alter Hase auf der Plattform gewesen. Ich war ja irgendwie 2012 schon mit dabei, habe ich meinen privaten Account damals erstellt und den habe ich irgendwann umgewandelt in einen geschäftlichen.
Und deswegen habe ich auch lange Zeit gar nicht in Frage gestellt, dass es richtig ist, da zu sein, weil ich war ja einfach immer dabei und die Zahlen waren ja auch eigentlich immer okay.
Also ich hatte zu Spitzenzeiten, glaube ich, so an die 18k Follower*innen. Und so einen Account gibst du ja auch nicht mir, nichts dir, nichts einfach auf.
Aber ich habe mir einfach wirklich sehr ehrlich die Frage stellen müssen: Guck mal, wo willst du denn damit irgendwann hin?
Weil wenn ich mir meine Zahlen angeguckt habe – ich habe über Instagram keine Geschäfte gemacht, ich habe da nicht verkauft, ich habe dort keine Kunden gewonnen.
Ich habe irgendwann mir tatsächlich einfach eingestehen müssen, die Menschen dort sind viel mehr an meinem Privatleben interessiert als an dem, was ich anzubieten habe. Und das ist okay. Für manche mag diese Erkenntnis in Ordnung sein. Für mich war diese Erkenntnis nicht okay, weil ich nicht mein ganzes Privatleben teilen möchte.
Also so bin ich einfach nicht. Ich möchte diese Offenherzigkeit nicht. Ein Teil sollte immer privat bleiben für mich. Ich rede gerne offen über meine Themen. Ich gebe auch gerne Dinge von mir preis, aber ich möchte nicht dort sein, um Menschen mit meinem Privatleben zu unterhalten.
Also das habe ich ja auch einfach gemerkt. Also welche Bilder waren am meisten geklickt oder kommentiert? Ja, wenn ich zum Beispiel ein Foto gepostet habe zum Hochzeitstag von Timon und mir.
Ja, klar, das ist schön, das kann ich auch verstehen, ist nicht bösartig gemeint, aber das ist nicht der Grund, warum ich da bin. Ich bin da, weil ich etwas zu sagen habe.
Ich bin als Coach hier. Ich möchte introvertierten Menschen helfen, an ihre Stärken zu glauben, ihre Stärken zu entdecken und selbstsicher aufzutreten. Und das erreiche ich ja nicht, indem ich private Fotos von meinem Mann und mir teile oder Urlaubsbildchen.
Ich war einfach irgendwann, ich wollte mich da einfach irgendwann nicht mehr darstellen. Es gab eine Zeit, da hat mir das gut gefallen und da war es auch eine Hilfe. Also ich will nichts Negatives sagen.
Also es ist wirklich so, dass mir auch Instagram schrittweit geholfen hat, beim Netzwerken zu gucken: Wer alles ist denn überhaupt da draußen? Wer tickt ähnlich wie ich? Da kann das sehr nützlich sein. Aber ich bin eben aus der Nummer rausgewachsen.
Und dann stehst du natürlich vor der Frage: Okay, du kannst das ja auch auslagern. Wenn dir das zu viel Arbeit ist, du kannst das ja auch abgeben, kannst es ja jemand anders machen lassen. Social Media Management ist ja eine Option.
Ich habe die Frage für mich aber einfach mit Nein beantwortet, weil ich ja gesehen habe: Hey, dieser Account zahlt sowieso nicht auf meine beruflichen Ziele ein, weil die privaten Sachen interessieren die Leute hier mehr als meine beruflichen.
Und ich mache hier keine Geschäfte in dem Sinne, dass ich hier Kurse launche oder promote oder so. Von daher muss ich jetzt auch niemanden bezahlen, um das weiterzumachen. Muss ich ja nicht noch mehr Geld auf eine Sache werfen, die gar nicht den Effekt hat.
Ja, und deswegen habe ich die Entscheidung dann im letzten Oktober getroffen. Also ein langer Prozess.
[Alex] Ja, vielen Dank, dass du da so detailliert uns daran teilhaben lässt. Ich finde es ganz spannend, weil ich das tatsächlich auch so erstmal wiedererkenne bei mir, dass mir Social Media nie beruflich das gebracht hat, was mir eigentlich wichtig war, um was es mir geht.
Und ich glaube auch, ganz viele Menschen, die zu mir kommen, denen geht es ähnlich. Nur die trauen sich halt nicht, diesen Schritt zu machen und zu sagen: Ja gut, dann gehe ich halt. Also das ist, glaube ich, dann nochmal schwierig. Und wie hast du denn da diesen Mut gehabt oder hat das überhaupt Mut gebraucht? Also wie war das dann, als du wirklich dann letzten Endes, ich weiß nicht, hast du die Konten gelöscht, deaktiviert? Was ist jetzt mit den Konten passiert?
[Melina] Also mein Instagram-Account besteht nach wie vor und dem kannst du auch nach wie vor folgen. Ich bin einfach nur inaktiv. Also ich habe die App nicht mehr auf meinem Handy.
Ich habe einfach die App vom Handy gekickt, sodass ich selber nicht mehr darauf zugreifen kann. Wenn ich wollte, könnte ich es, glaube ich, noch über meinen Desktop-Rechner machen. Ich verbringe aber dort einfach keine Zeit mehr, gar nicht.
Und wie gesagt, man kann mich dort noch finden. Ich wollte den Namen nicht aufgeben, dass man einfach noch „Vanilla Mind“ finden kann und „Still und Stark“.
Aber es steht, glaube ich, auch sogar in der Bio drin, dass man den Kontakt lieber über die Website suchen sollte, weil ich dort nicht poste. Ich glaube, ich habe es bis auf drei Erklärungspostings, was ich eigentlich mache, wer ich bin, was ich mache, habe ich, glaube ich, auch alles andere archiviert.
Dass wirklich nur noch im Fokus steht: Okay, das ist die Message, mit der ich hier bin, und so kann man mich dann noch finden.
[Alex] Und hast du das damals im Oktober so als besonders mutig empfunden für dich oder war das so ein Tag für jede andere?
[Melina] Nee, ich habe mich schon ziemlich mutig gefühlt an dem Tag. Nee, weil ich auch, ich hatte es, glaube ich, schon angedeutet, ich hatte ja nicht gerade einen kleinen Account, also gut, natürlich gibt es immer riesigere Accounts, aber so einfach von der Sache her, wenn du es geschafft hast, dir eine Followerschaft von 18.000 Leuten aufzubauen, dann wirfst du es nicht einfach weg, weil da steckt ja viel Arbeit drin.
Und das ist eben auch immer das, wobei ich am meisten gezögert habe, weil ich habe ja unfassbar viel investiert über die Jahre.
Ich hatte wirklich einen Social-Media-Plan. Ich wusste zu jeder Zeit, wann ich poste. Ich hatte auch Tools, die das dann automatisiert für mich posten können, dass ich das nicht manuell anschieben muss und so. Also ich habe das ja nicht einfach so just for fun gemacht und ach, naja, mache ich heute mal, mache ich heute nicht. Da steckte schon eine Strategie hinter.
Und weil ich eben um diese ganzen Arbeitsstunden wusste, die ich da schon investiert habe, das ganze Herzblut und das ganze Invest, wollte ich das natürlich auch nicht einfach, ja, so einfach mir nichts, dir nichts wegwerfen.
Zumal auch Timon immer gesagt hat: Nee, wirf das doch nicht einfach weg und guck doch nochmal und so. Aber ich habe einfach gemerkt, es bringt nichts. Also ich bin da wirklich einfach rausgewachsen.
Wobei man auch dazu sagen muss, ich würde auch niemandem empfehlen, diese Entscheidung einfach so übers Knie zu brechen, weil du musst dich ja fragen, was trägt denn mein Business? Also wenn ich wirklich nur diesen Social-Media-Kanal habe und dann sage ich: „Nee, will ich ab heute nicht mehr.“ Ja, wie erreiche ich denn dann noch Leute? Also ich muss ja die Leute auf irgendeine Möglichkeit oder auf eine Art und Weise erreichen können, die Menschen, für die ich gerne etwas tun möchte.
Und wenn Instagram jetzt mein einziger Kanal war, über den ich kommuniziert habe, ja, ich muss ja eine Alternative haben mindestens.
So, aber das war ja nie mein Problem. Ich habe einen Newsletter, einen sehr schönen Newsletter, den die Leute wirklich lieben und den nenne ich auch Mut-Letter und nicht Newsletter. Viel besser.
Und ich habe natürlich auch einen Podcast, den ich mit Timon mache und einen Blog. Also ich bin über SEO gut zu finden. Ich ranke für gute Keywords, Podcast, Newsletter.
Also das sind ja mindestens drei Sachen, die sehr tragfähig sind. Und dementsprechend habe ich dann auch gesagt: Okay, also worauf wartest du jetzt eigentlich noch? Also deine stärksten Kanäle waren nie Instagram oder LinkedIn. Deine stärksten Kanäle waren immer der Newsletter, der Blog, der Podcast.
Und auch wenn die über die Jahre ein bisschen geschrumpft sind, weil die nicht so viel Fokus von mir bekommen haben, übrigens auch ein sehr, sehr guter Punkt, den wir gleich auch noch ansprechen können, Fokus, weil du tanzt ja auch so vielen Hochzeiten.
Hast du Instagram, hast du LinkedIn, hast du Newsletter, hast du einen Blog, hast du einen Podcast. Das sind ja alleine fünf Sachen, die ich da bedient habe. Und das ist ja auch einfach die Frage, wenn du deinen Fokus irgendwie durch fünf teilen musst:
Funktioniert dann überhaupt noch irgendwas davon richtig gut?
Und ich habe es ja schon gesagt, der Newsletter ist ein bisschen geschrumpft, der Blog hat weniger Abrufzahlen gehabt, der Podcast ist nicht gewachsen. Ja, ist ja auch irgendwie nicht verwunderlich, wenn man seinen Fokus auf so viele Plattformen verteilen muss. Und das ist wesentlich besser geworden, seitdem ich auf Social Media verzichte.
[Alex] Ja, spannend. Da reden wir definitiv auch nochmal gleich drüber. Aber vorher vielleicht noch eine Frage. Wie haben denn diese ganzen Menschen, du hast gesagt, 18.000 Leute sind dir auf Instagram gefolgt. Wie haben sie denn darauf reagiert?
[Melina] Gar nicht.
[Alex] Gar nicht?
[Melina] Ich bin weg und fertig.
[Alex] Du hast also keinen Abschiedspost gehabt, so nach dem Motto „Ich gehe!“?
[Melina] Nein, das habe ich nicht gemacht.
[Alex] Krass, okay.
[Melina] Ich bin einfach weggeblieben und fertig. Ich habe gedacht, also ich hatte, glaube ich, in der Vergangenheit öfter mal so Postings gemacht, wo schon so durchklang, dass ich mich nicht mehr so ganz wohl fühle mit der Plattform. Ich habe aber nie konkrete Schritte eingeleitet. Ich habe eigentlich sogar eher die Erfahrung gemacht, wenn ich mal eine Pause angekündigt hatte, eine Urlaubspause oder einfach so eine Social-Media-Break – das wird ja öfter mal gemacht, machen auch andere Leute – dann sind sofort die Zahlen ins Bodenlose gegangen.
Also direkt kündigst du an, ich mache jetzt eine Instagram-Pause, zack, 1000 Leute weniger. So gefühlt. Nein, gar nicht so viele, aber ich glaube, so 300, 400 waren es dann schon.
Und ich habe gedacht, gut, dann machst du es diesmal einfach nicht. Du verschwindest einfach sang- und klanglos.
Und weißt du was, das interessiert sowieso niemanden, das fällt gar keinem auf und das ist auch so.
Also du bist ja wirklich auf so einer Riesenplattform wie Instagram, du wirst ja nicht mal vermisst, bist ja sowieso nur eine Person von ganz, ganz vielen.
Du musst dich ja sonst wie verbiegen und anstellen, um irgendwie relevant für diesen Algorithmus zu sein.
Also musst ja ständig was Neues aus dem Hut zaubern, um irgendwie noch in den Feeds der Leute zu landen. Und was dann einfach realistisch wirklich passiert ist, wenn du nicht mehr postest, landest du eben einfach nicht mehr im Feed.
Und das ist, dafür musst du dich nicht erklären oder irgendwas, das passiert einfach.
[Alex] Spannend, spannend. Also ich hätte nicht gedacht, dass es auch so für größere Accounts gilt, aber ja.
[Melina] Gerade für die.
Was hast sich mit dem Social-Media-Ausstieg verändert?
[Alex] Du hast in einer Podcast-Folge von dir, du hast ja schon angesprochen, du hast einen Podcast, über deinen Instagram-Ausstieg gesprochen und ich habe mir die Folge angehört und da hast du gesagt, dass das die beste Entscheidung seit Langem war.
Kannst du uns da mal mitnehmen, was genau hat sich denn jetzt so zum Positiven verändert mit dem Instagram-Ausstieg oder LinkedIn-Ausstieg auch?
[Melina] Also ich bin deutlich mehr bei mir und das meine ich nicht auf so eine egoistische Art, sondern einfach mehr bei mir in Balance. Also ich bin mehr im Moment, ich bin präsenter, weil ich weiß, ich habe jetzt diese Hektik nicht mehr. Ich muss jetzt unbedingt noch was posten, ich habe noch gar nicht den Plan fertig, ich muss dieses, ich muss jenes.
Also ich habe einfach einen klareren Fokus auf die Dinge, die wichtig sind und die anstehen, weil es einfach nicht mehr diese hektische Getriebenheit ist, an x Brennpunkten irgendwie gleichzeitig sein zu müssen.
Alleine auch diese Erreichbarkeit, guck mal, über Instagram hast du ja die DMs, musst ja ständig in die DMs reingucken, damit du eben auch für die Leute da sein kannst. Es ist ja ganz wichtig, eine persönliche Verbindung zu Menschen zu haben. Die hast du ja nicht, wenn du nicht auf Kommentare, auf DMs antwortest.
Und das ist ja nicht mein einziger Kanal, wo ich DMs beantworte. Das muss ich ja dann auch noch für meine E-Mails machen. Leute, die sich über den Podcast melden, oder Leute, die auf dem Blog kommentieren. Gut, Blog kommentieren ist ein bisschen eingeschlafen. Das war früher sehr viel mehr. Das ist heute gar nicht mehr so üblich, dass Leute das machen.
Aber trotzdem ist es ja wirklich, wie kümmerst du dich gut um die Menschen? Wie kümmerst du dich gut um die Leute, die dir Fragen stellen? Und da habe ich einfach jetzt viel mehr Zeit, Energie und ja, viel mehr Zeit und Energie für.
[Alex] Und Fokus hast du gerade schon angesprochen.
[Melina] Genau, ich kann viel besser auf die Menschen eingehen. Ich glaube, das spüren die auch.
Menschen merken ja, ob du einfach nur irgendwie einsilbig antwortest und ob du eigentlich gerade gestresst bist und gar keine Energie hast oder ob du dir Zeit für sie nimmst.
Und als systemischer Coach bin ich ja in einer Branche, wo vertrauensvolle Beziehungen des A und O sind. Also die Person muss ja wirklich, wenn sie mit mir arbeiten möchte, das Gefühl haben: Melina ist da, die versteht mich, die nimmt mich wahr, ich bin sichtbar für die.
Und das kann ich ja nicht, wenn ich total getrieben bin und an x Orten gleichzeitig präsent sein muss.
[Alex] Hast du auch Veränderungen festgestellt an deiner Konzentration? Du hast schon Fokus angesprochen, also hat sich da was verändert?
[Melina] Auf jeden Fall. Also alleine der Zeiteinsatz der Social Media für mich war, der ist ja weggebrochen. Und dann hast du ja Räume für andere Aufgaben, die du vielleicht vorher vernachlässigt hast. So war das auf jeden Fall in meinem Fall, ich würde sagen, es waren schon mehrere Stunden pro Woche, vielleicht sogar täglich, die Social Media beansprucht hat.
Das eine ist ja Postplanung, was willst du schreiben? Und dann ist es ja gleichzeitig auch ein visuelles Medium. Also das, was mich eigentlich am Anfang an Instagram sehr fasziniert hat, dass es eben auch ein visuelles Medium ist. Das entspricht ja sehr meinem Fähigkeiten-Set, eben auch visuell zu arbeiten, weil ich ja meine Design-Skills damit einbringen konnte, aus meiner ersten Karriere quasi.
Gerade das hat mir irgendwann auch das Genick gebrochen. Wie viel Zeit kannst du einsetzen, um solche Grafiken zu gestalten für Instagram, diese Postings zu gestalten, Reels zu drehen? Du kannst dich natürlich total kreativ ausleben und gleichzeitig bricht es dir das Genick, weil du deine anderen Aufgaben gar nicht mehr machst. Weißt du, du kannst Stunden in ein einziges Reel stecken, das dann vielleicht von ein paar tausend Leuten gesehen wird, aber nach 24 Stunden keinen mehr interessiert.
Gab es Nachteile an deinem Social-Media-Ausstieg?
[Alex] Hast du auch Nachteile festgestellt an deinem Instagram-Ausstieg?
[Melina] Einen, ja, tatsächlich. Was mir jetzt gerade auffällt, ist: Ich vermisse so ein bisschen diese Umfragefunktion. Über Newsletter kann man ja schlecht Umfragen machen. Also kannst du zwar, aber du brauchst dann noch ein zweites externes Tool, um das dann irgendwie zu realisieren.
Ich fand die Möglichkeit, über Social Media super schnell einfach in den Storys eine Umfrage posten zu können, einfach um so ein Stimmungsbild zu bekommen, fand ich super toll. Das ist etwas, was ich definitiv vermisse, aber ich denke, da werden sich auch noch andere Möglichkeiten auftun, das in Zukunft zu integrieren.
Genau. Ja, durch Social Media hast du einfach diese Standleitung quasi zu den Leuten. Also es ist immer irgendwer aktiv. Du kannst immer irgendwen erreichen und fragen, was die Leute gerade wirklich denken.
Aber genau, das ist auch schon das Einzige tatsächlich.
[Alex] Ja, aber ich finde auch gerade Nachteile, das muss ja auch nicht gleich bedeuten, dass das eine blöde Idee war, weil Nachteile lassen sich entweder kompensieren oder sie sind gar nicht relevant.
Also vielleicht gibt es auch Menschen, die nutzen gar nicht die Umfragen oder die gehen gar nicht live. Ja, dann brauchen die halt auch nicht Social Media unbedingt. Und gerade bei Umfragen, wie du sagst, ist es ein bisschen komplizierter dann mit einem zweiten Tool, aber die Möglichkeit gibt es ja immer noch.
[Melina] Ja, ich finde das total gut, dass du die Frage nach den Nachteilen stellst, weil das ist ja, ich stand ja selber vor dieser inneren Zerrissenheit, soll ich das machen oder nicht?
Und das eine ist natürlich, was dein Bauchgefühl dir sagt, aber du musst ja auch ganz konkret die Nachteile benennen können, weil erst dann schaffst du es ja vielleicht auch eine Alternativlösung zu schaffen.
Das ist genau, wie du sagst, so ein Nachteil muss ja trotzdem nicht dazu führen, dass du dann vielleicht dort bleibst, aber du wirst ja zumindest in den Zustand versetzt, dass du eine Lösung finden musst, wie du mit diesem Nachteil umgehen willst. Ist dieser Nachteil für dich zu verkraften? Gibt es eine andere Lösung oder eben nicht? Das ist sehr, sehr wichtig. Gab es für dich Nachteile?
[Alex] Total. Also ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es nur Vorteile hatte, das zu verlassen. Ich habe auch dieses Unmittelbare eigentlich vermisst. Also ich habe zwar nicht sehr gerne Storys gemacht, aber ich habe sehr gerne auf andere reagiert und mit anderen quasi mich dann ausgetauscht.
Und gerade dieses „Mal schnell irgendwas schicken“ hat natürlich auch Kommunikationsräume eröffnet, die dann fehlen, wenn man das nicht macht. Das heißt, ich muss mich jetzt mal aktiv drum bemühen, auf andere Menschen zuzugehen. Und das ist so als introvertierte Person halt auch nicht immer leicht.
Und das ist definitiv eine Herausforderung.
[Melina] Das stimmt. Das ist mir auch aufgefallen. Genau, hatte ich auch am Anfang gesagt, dass es für mich auch früher ein Sprungbrett war, wirklich Leute kennenzulernen. Wobei ich auch jetzt, wo ich weg bin, gemerkt habe, es hat aber auch meine bestehende Beziehungen intensiviert.
Weil es gab Beziehungen, wie zum Beispiel unser Kontakt.
[Alex] Ja.
[Melina] Wir haben es über Instagram hinaus geschafft, den Kontakt zu halten. Und du hast am Ende viele Kontakte, wo du merkst: Okay, ist Instagram weg, sind auch die Leute weg. Also man hat es nie geschafft, die Hürde Instagram zu überwinden und zu sagen, okay, jetzt lernen wir uns mal wirklich kennen. Aber bei einige Leuten ist das passiert.
Und bei den Leuten, wo wir gesagt haben, okay, wir verstehen uns gut, wir können uns gut austauschen, da sind eben die Beziehungen auch sogar einfach noch tiefer geworden. Oder wo man merkt: Okay, diese Menschen sind immer noch da. Instagram mag weg sein, aber das besteht weiter.
Also konnte ich einfach auch gut daran erkennen, welche Beziehungen sind wirklich tragfähig und wer bleibt eben auch im Leben bestehen und wer nicht. Das fand ich eigentlich eine sehr schöne Erkenntnis.
Ich kann, also gerade nochmal, um über introvertierte Energie zu sprechen, ich habe ja auch nur so viel Energie für eine bestimmte Anzahl von Menschen in meinem Bekanntenkreis, um die ich mich kümmern kann. Ich kann ja nicht irgendwie versuchen, mit 50 Leuten täglich in Kontakt zu bleiben und für die auch wirklich präsent zu sein. Das ist eine große Energiefrage.
[Alex] Und es muss ja auch nicht heißen, dass mehr Kontakte immer besser ist.
Also es kann auch einfach ausreichen, eine Handvoll Leute zu kennen, aber halt richtig zu kennen, und mit denen dann auch beruflich Dinge zu realisieren.
Also ich glaube, da kann sich auch jede selbst fragen: Wie viele Kontakte brauche ich eigentlich, um beruflich das machen zu können, was ich mache, oder auch vorwärts zu kommen?
Es gibt ja diese Dunbar-Zahl, die ist auch nicht unumstritten, aber ich finde es trotzdem ganz spannend, dass quasi auch die Kapazität im Hirn halt einfach endlich ist für die Kontakte, die man zu Menschen hat. Also, ja, kann ja jeder für sich mal überlegen.
Tipp für Menschen, die überlegen, Social Media zu verlassen
Was würdest du denn jetzt so Menschen raten, so mit deiner eigenen Erfahrung, die mit Instagram oder anderen Social-Media-Plattformen hadern und überlegen, soll ich weggehen, soll ich nicht? Also, was wäre so dein Tipp für sie? Worüber können sie nachdenken? Was sollten sie berücksichtigen?
[Melina] Also die wichtigste Frage, die man reflektieren sollte, ist wirklich:
Auf welches Ziel zahlt diese Tätigkeit ein? Auf welches große Ziel zahlt diese Tätigkeit ein?
Das habe ich für mich sehr durchleuchten müssen, wie gesagt, man neigt dazu, so eine oberflächliche Antwort zu geben oder das gar nicht erst in Frage zu stellen, weil: Alle sind ja da, alle machen Social Media.
Social Media wird ja wirklich auch nach wie vor als dieser heilige Gral vermarktet. Du musst da einfach sein und für viele ist das vielleicht die Wahrheit. Zum Beispiel lokale Unternehmen sehe ich immer wieder, das funktioniert super gut, Online-Shops auch. Aber es ist eben trotzdem, du musst für dich selber evaluieren, auf welches Ziel zahlt es ein und passt es eben auch zu mir. Ich habe irgendwann gemerkt, na gut, es passt nicht mehr zusammen. Also diese Selbstkenntnis auch zu fördern, zu sagen: Was passt zu mir? Was möchte ich von mir preisgeben? Was nicht? Und was ist ein gutes Medium dafür?
Und natürlich muss man sich auch fragen, wenn ich jetzt Social Media verlassen möchte, wie möchte ich dann die Menschen erreichen? Aber die Fokusfrage ist wirklich, auf welches Ziel zahlt das ein? Und wenn ich mir dann eingestehen muss, ja, ich bin hier eigentlich nur, weil alle hier sind, das ist halt kein tragfähiger Grund, ne?
[Alex] Ja, und das kann man ja auch eigentlich relativ simpel klären. Also man könnte einfach damit anfangen, seine Kunden und Kundinnen zu fragen, also:
Wie bist du auf mich aufmerksam geworden? Wie hast du mich gefunden?
Und ich habe zum Beispiel auch automatisierte Abfragen nach einer Newsletter-Anmeldung, also: Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?
Und so kriege ich dann halt so ein Stimmungsbild. Woher kommen die Menschen eigentlich? Ist es dann eher SEO? Ist es dann eher, dass ich irgendwo anders auftauche? Was ist es denn genau?
Und ich glaube, das kann man so für sich relativ leicht auch umsetzen und einfach mal sich so ein Stimmungsbild machen, wie das im konkreten Fall dann aussieht.
Welche Alternativen für Social Media nutzt du für dein Marketing?
Du hast jetzt auch schon über die Alternativen gesprochen und vielleicht können wir da auch nochmal kurz drauf eingehen. Du hast schon genannt, du hast einen Podcast, du hast einen Newsletter, du hast einen Blog. Suchmaschinenoptimierung spielt eine Rolle.
Kannst du vielleicht mal ganz kurz so das große Bild skizzieren? Also wie kommen die Menschen zu dir? Wie baust du dann Vertrauen auf? Und was sind so deine Verkaufskanäle? Also was funktioniert da bei dir?
[Melina] Die meisten Menschen, die kommen tatsächlich über Google. Also die suchen konkret nach einem Problem. Viele geben zum Beispiel Schüchternheit an als Keyword, aus sich rauskommen, als introvertierter Mensch aus sich rauskommen oder Schüchternheit überwinden. Das sind so die Stichworte, wo Menschen auf unsere Arbeit aufmerksam werden.
Die landen in der Regel auf einem Blogpost zum Thema Schüchternheit. Da erzähle ich zum Beispiel auch meine persönliche Geschichte. Ich bin ein total schüchterner Mensch ursprünglich, der sich das wirklich alles hart erarbeitet hat, irgendwie aus der eigenen Schale zu kommen.
Und wobei ich damit immer, das möchte ich differenzieren, damit möchte ich nie sagen, du musst dich verändern oder so. Aber Schüchternheit ist ja entkoppelt von der reinen Persönlichkeit.
Also Schüchternheit ist ja eine Angst, die vielleicht on top kommt, die man sich antrainiert hat. Man sagt, ich habe Erfahrungen gemacht, wo mich Menschen abgelehnt haben und ich bin einfach ängstlich, weil ich bestimmte Prägungen habe oder so erzogen wurde oder mir viele Gedanken mache, was andere von mir denken könnten. Das ist aber tatsächlich eher antrainiert.
Also es ist nicht unbedingt, wo du sagen musst, also ich muss für immer so bleiben, Ängstlichkeit ist ein Teil von mir. So habe ich das nie betrachtet, sondern für mich ist es wirklich:
Okay, also ich bin schüchtern, aber ich finde eben auch Wege, mit meiner Art und Weise freier zu werden und eben auch ein Stück weit die Hemmungen loszuwerden. Das ist mir sehr gut gelungen in den letzten Jahren.
Deswegen muss man auch wirklich sagen, also schüchtern sein und introvertiert sein sind zwei Paar Schuhe.
Schüchternheit ist diese soziale Angst, die manche Menschen haben. Unsicherheiten, die sind bis zu einem gewissen Grad auch vollkommen normal. Und Introversion ist aber dieses Temperament, wo du sagst, also wie beziehe ich Energie?
Beziehe ich Energie, indem ich ins Außen gehe, mit Menschen interagiere? Das ist diese extravertierte Energie. Oder bin ich eher ein Mensch, der Energie bezieht, wenn er sich mit seiner Innenwelt befassen kann, mit Gedanken und der inneren Welt? Das ist dann eher introvertiert.
Es ist aber auch ein Spektrum. Wir alle bewegen uns irgendwo dazwischen. Es gibt auch viele Menschen, die beide Anteile relativ stark ausgeprägt haben und sich da immer irgendwo in der Mitte bewegen, situativ. Genau.
Und da ist einfach sehr wichtig zu schauen, wo stehe ich gerade? Ist es eine Schüchternheit, die ich vielleicht ein bisschen abbauen möchte, damit ich es auch schaffe, mehr ich selber zu sein? Blockiert mich das darin, ich zu sein, mit anderen in Kontakt zu treten? Und das sind tatsächlich so diese Punkte, wo die Menschen zuerst auf uns aufmerksam werden.
Und dann, wir bearbeiten unsere Website gerade, es kann ein bisschen besser noch werden, dass wir sie dann abholen und sagen, Mensch, du, trag dich in den Mutletter ein. Wir geben hierzu regelmäßig Tipps. Und wir haben auch den „Still und Stark“-Podcast, wir behandeln diese Themen wirklich, wie du als ruhiger Mensch, wie du als sensibler Mensch in dieser lauten Arbeitswelt bestehen kannst, sichtbar bist und eben mit deinen eigenen Stärken arbeiten kannst und das sind dann einfach die Kanäle, über die wir Vertrauen aufbauen können.
Also die Leute hören uns in der Regel, die hören dann, wenn die den Podcast finden, alle Folgen erstmal durch und sagen, oh toll, also wir mögen die Dynamik so zwischen euch und es ist so schön, dass jemand auch offen darüber erzählt, dass er selber ein Problem mit Schüchternheit hatte und so. Also das ist wirklich sehr, sehr hilfreich zu hören:
Ich bin nicht das einzige schüchterne Wesen des Planeten.
Es ist gerade für Menschen, die so eine Unsicherheit haben im sozialen Bereich, ist das oft so, die denken, die wären die Einzigen, weil man darüber natürlich nicht spricht. Man fühlt sich so eingesperrt und traut sich nicht darüber zu reden, dass man sich manchmal ganz schön unsicher fühlt und nicht weiß, was soll man jetzt sagen. Es traut sich halt keiner zuzugeben.
Und dann sitzen wir da halt im Podcast und packen aus und sagen:
Also ja, geht mir dauernd so, keine Ahnung.
Und das ist dann für die Leute immer sehr befreiend und normalisierend so. Und über den Weg kommen die dann irgendwann auch und sagen, hey, also ich vertraue euch da wirklich, ich möchte jetzt einen Stärken-Coaching machen oder ich möchte hier das Me Manual kaufen, sozusagen. Das ist das Jobhandbuch für sich selber, wo man wirklich rausfinden kann mit Coaching-Fragen, wie ticke ich eigentlich, was sind meine Werte, wie arbeite ich überhaupt im Einklang mit meinen persönlichen Werten, was ist meine Motivationsstruktur, was brauche ich überhaupt? Wie kann ich das auch im Team kommunizieren?
Das ist, was wir dann mit den Leuten machen.
[Alex] Eine Social-Media-freie Strategie, die wir jetzt noch gar nicht angesprochen haben, aber zu der du ja auch berätst oder einen Kurs, glaube ich, sogar hast, ist das Thema Netzwerken.
[Melina] Genau, ja.
[Alex] Und ich habe dich darüber auch im Buch noch Social Media interviewt und würde hier gerne auch nochmal ganz kurz zumindest drauf zurückkommen, weil ich glaube, dass es immer noch sehr, sehr unterschätzt wird, dass Beziehungen, Kontakte, einfach ein starkes Netzwerk eigentlich viel wichtiger sind als Social Media, also für die meisten.
Ich will es natürlich jetzt nicht so pauschal sagen, aber sehr häufig, glaube ich, ist das schon der Fall. Aber trotzdem hat ja Netzwerken so einen schlechten Ruf und viele sagen: Netzwerken? Lieber nicht! Komm wir da weg mit Netzwerkevents!
Aber ja, wie kommt es, dass Netzwerken so einen schlechten Ruf hat?
[Melina] Also das Wort ist einfach auch furchtbar. Müssen wir gleich an der Stelle mal sagen. Netzwerken ist halt einfach ein schreckliches Wort.
Weil durch dieses Wort halt einfach nicht transportiert wird, dass es hier um eine Verbindung zwischen Menschen geht.
Also das Wort Netzwerken klingt halt rein transaktional und so wird es eben auch leider häufig in der Praxis gelebt.
Also ich glaube, wir kennen das alle, wenn wir auf irgendeinem Event waren, dass da eine Person mit ihren Visitenkarten durch die Gegend läuft oder das Erste, was du halt hörst, ist nicht, hey, wie war dein Tag bisher, sondern: Was machst du?
Und dann erklärst du, was du machst. Und das muss natürlich auch sehr geschliffen klingen und der Jobtitel muss möglichst abgefahren klingen und der Elevator-Pitch muss sitzen. Und dann wirst du direkt abgecheckt. In den ersten 30 Sekunden des Gesprächs wirst du abgecheckt nach, na, wie viel Wert hast du für mich? Kannst du mir in Zukunft noch nützlich sein? Und das ist halt einfach schrecklich. Und ich glaube, so einer Person sind wir alle schon mal begegnet.
Und gerade für Menschen, die eben ein bisschen sensibler sind und eben auch sagen: Nee, also ich möchte mich aber nicht so in den Vordergrund stellen. Und ich bin ja, natürlich bin ich hier und ich möchte natürlich auch Bekanntschaften schließen und langfristig möchte ich natürlich, dass mein Geschäft wächst oder ich bin hier im Auftrag meines Unternehmens zum Beispiel. Und mein Unternehmen möchte natürlich, dass ich hier langfristig Abschlüsse mache. Trotzdem ist ja der Kern immer, es geht hier um Menschen.
Und wie entstehen Beziehungen? Beziehungen entstehen durch Vertrauen. Und wie schaffe ich Vertrauen? Also nicht, indem ich irgendwie auf die Leute zurenne und sage, kauf mein Produkt.
Sondern, indem ich sage, das ist auch wirklich mein Lieblingsmotto:
Sei jemand, der anderen das Gefühl gibt, jemand zu sein.
Also behandle Menschen wertschätzend, stell denen Fragen, hab echtes Interesse an ihnen, dann stellst du Vertrauen her.
Und dann hast du auch eine tragfähige Beziehung. Aber eben nicht, indem ich vorgehe wie so eine Maschine, wo ich Menschen als Sachen betrachte, die mir nützlich sein sollten. Das ist halt, es geht nur nach hinten los.
[Alex] Und was können dann jetzt Selbstständige, also vor allem wenn sie introvertiert, schüchtern sind, konkret machen, um sich so ein Netzwerk aufzubauen?
[Melina] Das ist natürlich jetzt wirklich die Frage, weil nur weil ich introvertiert bin, heißt das nicht, dass die gleiche Sache zu mir passt.
Wir sind beide introvertiert, aber das heißt trotzdem nicht, dass wir die gleiche Art haben, auf Menschen zuzugehen.
Und auch hier kann Social Media beispielsweise ein Tool sein.
Also für mich war Social Media damals an diesem Punkt, wo es mir schwer fiel, auf andere zuzugehen, ein Tool. Weil ich ausprobieren konnte, wie es ist, andere ganz formlos anzuschreiben.
Für mich spielt zum Beispiel Form oft eine Rolle. Wenn ich irgendwie im 1:1 bin, habe ich das Gefühl, welche Etikette gilt jetzt hier? Also wie muss ich jetzt auftreten, dass ich nicht irgendwelche sozialen Regeln breche vielleicht?
Und da habe ich für mich zum Beispiel festgestellt, das Schriftliche liegt mir besser.
Also ich kann besser Kontakte knüpfen, wenn ich im Erstkontakt erstmal einfach eine E-Mail an jemanden schreibe und sage, guck mal, ich habe das und das von dir gelesen. Das hat mich total weitergebracht. Damit hast du mir geholfen, Problem XY zu lösen. Dafür wollte ich dir danken.
Und so kann sich was entspinnen langfristig. Aber das ist eben eine große Frage, welche Form liegt einem? Ist man eher so ein 1:1-Typ im persönlichen Gespräch?
Mittlerweile würde ich zum Beispiel das persönliche Gespräch bevorzugen, früher war es das schriftliche. Aber da muss man wirklich gucken, wo stehe ich gerade, was passt jetzt gerade zu mir, wo fühle ich mich frei und wo fühle ich mich natürlich?
Und in dem Moment, wo ich weiß, wo ich mich natürlich fühle, komme ich ja dann auch wirklich so rüber, wie ich bin. Also in dem Moment, wo ich so viele Gedanken in meinem Kopf habe, wie trete ich jetzt auf, welche Regeln könnte ich hier gerade brechen und was denken die anderen jetzt von mir, verkrampfe ich mich ja. Und das wollen wir ja vermeiden.
[Alex] Hast du abschließend noch einen Tipp für Menschen, die sich das einfach nicht trauen, also die so eine große Hürde haben? Was könnte das einfacher machen?
[Melina] Ganz, ganz, ganz klein denken. Was ist der allerkleinste Schritt, den ich heute noch machen kann?
Also welcher Schritt ist so klein, dass ich gar nicht darüber nachzudenken brauche, ob ich das kann oder eben nicht. Also wirklich, ich gebe dir mal ein Beispiel, nur damit du weißt, wie schüchtern ich früher wirklich war.
Ich habe mich früher, vor ein bisschen mehr als zehn Jahren, nicht getraut, Menschen auf der Straße zu begrüßen. So. Das heißt, was ich gemacht habe, ist, ich habe einfach erst mal angefangen, auf meiner Morgenrunde Blickkontakt aufzunehmen.
So. Blickkontakt, also es klingt absurd, aber das ist, Blickkontakt aufzunehmen ist ja ganz häufig so ein Startpunkt, wo du selber vielleicht gar nicht so viel machen musst, weil die Person dann schon dir ja auch in die Augen schaut und dann vielleicht selber Hallo sagt oder auf dich zukommt.
Also das ist ja ganz oft der Punkt, gerade auch auf so Networking-Events, wenn du da auch irgendwie Blickkontakt zu jemandem aufbaust und freundlich lächelst, dann ist das auch schon ein Türöffner. Also wirklich ganz, ganz, ganz klein denken.
Kann ich anfangen, meine Nachbarn regelmäßig zu grüßen? Kostet mich das sehr viel Überwindung? Vielleicht ist das etwas, was ein bisschen Überwindung kostet, aber machbar ist. Da anfangen und sich von da an weiterhangeln.
Also das ist jetzt wirklich für Leute, die sagen, okay, ich habe da wirklich ganz, ganz große Hürden, aber das soll einfach verdeutlichen, du kommst in kleinen Schritten auf jeden Fall weiter.
[Alex] Das ist doch ein schönes Schlusswort.
Melina, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns über deinen Instagram-Ausstieg erzählt hast und über das Thema Netzwerken.
Vielen Dank.
Shownotes
Instagram-Ausstieg als Beraterin – Interview mit Anika Bors von Podcastwonder
In dieser Podcastfolge habe ich Anika Bors zu Gast. Anika ist Gründerin der Podcastagentur „Podcastwonder“. Und ich werde mit ihr heute natürlich über den Podcast als Social-Media-freie Marketingstrategie sprechen, aber auch über ihren eigenen Instagram-Ausstieg und was das mit ihr und ihrem Unternehmen gemacht hat.
In dieser Podcastfolge habe ich Anika Bors zu Gast. Ich habe Anika für mein Buch „No Social Media“ interviewt und wollte sie gerne auch noch mal hier im Podcast zu Wort kommen lassen.
Anika ist Gründerin der Podcastagentur „Podcastwonder“. Und ich werde mit ihr heute natürlich über den Podcast als Social-Media-freie Marketingstrategie sprechen, aber auch über ihren eigenen Instagram-Ausstieg und was das mit ihr und ihrem Unternehmen gemacht hat.
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Transkript lesen
Instagram-Ausstieg und Marketingpause
[Alex] Ja, Annika, schön, dass du da bist. Lass uns gleich mal in das Thema Instagram einsteigen, beziehungsweise aussteigen, denn genau das hast du ja gemacht, richtig? Du hast dich als Podcastberaterin, als Podcaststrategin von deinem Instagram-Kanal verabschiedet. Wie kam es dazu?
[Anika] Oh ja, also da, wie kam es dazu? Da waren mehrere Gründe oder mehrere Ereignisse, die quasi zusammenkamen. Also ich habe das jetzt nicht bewusst entschieden, dass ich jetzt gesagt habe, so jetzt mache ich mal mit Instagram eine Pause. Das war irgendwie, keine Ahnung, so ein Mix aus Überforderung, zu viel gearbeitet, zu reizüberflutet, würde ich sagen, den Arbeitsplatz gewechselt von Coworking-Space zu Zuhause-Arbeiten, Homeworking.
Und dann hatte ich auch, zu dem Zeitpunkt hatte ich ein Instagram-Coaching auch gemacht bei jemandem, was mich auch so ein bisschen dazu, ja, so in die Situation gebracht hat. Und dann, das kam alles so ein bisschen zusammen, da waren noch private Sachen, die da noch mit reingespielt haben und dann war mir einfach irgendwie alles zu viel und Instagram war so das allererste, wo ich gesagt habe oder wo ich gefühlt habe: „Okay, was ist da jetzt gerade los, ich kann das jetzt gerade nicht weitermachen, das stresst mich alles noch mehr.“
Und habe dann irgendwann so kurzerhand entschieden: „Okay, ich mache jetzt mal wirklich einen Stop von jeglichem Marketingkanal.“
Das ist jetzt schon anderthalb Jahre her und ich glaube, so diese komplette Marketingpause war so zwei Monate roundabout.
Und das Witzige an der ganzen Geschichte, also was heißt witzige, ich habe halt wirklich in dieser Zeit gemerkt, wo ich mal so Pause gemacht habe, nichts gemacht habe, dass trotzdem mein Business weiter funktioniert hat.
Es kamen trotzdem Kunden, genauso wie vorher, und ich habe immer gedacht, ich müsste jetzt total viel Marketing machen, total viel Instagram vor allen Dingen auch machen, mich ständig zeigen und als ich mich nicht mehr gezeigt habe, hat sich nichts geändert.
Und meiner Seele tat es viel besser, also tat es richtig gut. Ich habe irgendwie den Frieden in mir gefunden. Das war irgendwie ganz interessant.
[Alex] Wir werden gleich nochmal über dein Marketing sprechen, weil das hat vermutlich auch einen Grund, warum es ja dann trotzdem funktioniert hat. Da werden wir gleich nochmal drüber sprechen. Aber zunächst einmal, du hast gesagt: „zu viel“. Also das ist, glaube ich, so ein Gefühl, das ich voll gut kenne von früher. Und ich glaube auch, das viele andere kennen, die eben so einen großen Mix machen an Marketing-Strategien. Kannst du da vielleicht so ein bisschen noch den Finger drauflegen? Also was genau war denn zu viel an Instagram oder generell am Marketing für dich?
[Anika] Also an Instagram zu dem damaligen Zeitpunkt, da hatte ich eine VA. Also die hatte ich, glaube ich, zwei Jahre. Die hat mich unterstützt. Und ich habe eigentlich immer gedacht, das nimmt mir Arbeit ab.
Aber letzten Endes hat es mir nicht Arbeit abgenommen, weil ich musste ja trotzdem den Input geben. Und das hat mich gestresst. Also das war so ein Ding, weil ich da irgendwie ständig Entscheidungen treffen musste, was sollen wir jetzt machen, was nicht. Und das war mir einfach alles zu unflexibel, sagen wir es mal so.
Und dann natürlich die Storys, die haben mich auch wahnsinnig genervt. Also sich ständig irgendwie zu zeigen, das Gesicht in die Kamera zu packen und irgendwas zu erzählen. Ich habe mich total beobachtet gefühlt die ganze Zeit von anderen Instagram-Experten. Mir sind sehr viele Instagram-Experten gefolgt. Ich habe ständig irgendwelche ungefragten Ratschläge bekommen.
Das war auch so ein Ding, was mich so, wow, so ein bisschen, was mir zu viel war, wo ich dann irgendwann auch keinen Bock mehr hatte. Und dann war es für mich so, Instagram hatte ich immer so das Gefühl, dass es so wie auf einem Schulhof zugeht. Ich weiß nicht, ob das so richtig ist, aber so kam mir das vor, dass jeder über jeden und jeder Experte wurde so in den Kakao gezogen, ständig wird irgendwas verkauft. Also das war so eine, so aus heutiger Sicht betrachtet, so eine richtige Reizüberflutung. Wenn ich das heute so sehe … Ja.
[Alex] Du hast auch einen eigenen Podcast, da können wir auch noch drüber reden, und du hast eine Podcast-Episode gemacht über deinen Instagram-Ausstieg. Da bin ich auch darauf aufmerksam geworden, dass du das nicht mehr machst. Und da hast du sowas gesagt wie: „Jeder Tag auf Instagram war wie ein kleines Netzwerk-Event für mich.“ Das klingt furchtbar anstrengend.
[Anika] Ja, und zumal ich als Person bin eigentlich sehr introvertiert. Ich mag das nicht, ständig auf Events zu sein. Ich mag das, meine Ruhe zu haben. Also das wusste ich damals jetzt noch nicht so. Das habe ich jetzt auch in der Zeit so ein bisschen realisiert für mich. Und auf Instagram hatte ich immer das Gefühl, es ist ständig wie Konferenztag oder wie ständig connected man sich, ständig muss man irgendwie präsent sein, ständig kriegt man Nachrichten oder Kommentare oder irgendwas. Das war echt nicht so schön, also heute so betrachtet.
Veränderungen nach dem Instagram-Ausstieg
[Alex] Und wenn du jetzt so vergleichst, dein Arbeitsalltag mit Instagram, dein Arbeitsalltag ohne Instagram, was hat sich denn da konkret verändert? Wie war das denn früher, wie ist das jetzt?
[Anika] Jetzt ist es mega entspannt alles. Jetzt habe ich nicht mehr irgendwie einen, ich würde mal sagen, so einen externen Stress, obwohl ich mir den ja damals auch selber gemacht habe, so. Das muss man auch dazu sagen.
Aber jetzt habe ich das nicht, also jetzt mache ich wirklich jetzt so, klar, für Podcasts, wenn ich das plane oder Newsletter schreibe oder Blogartikel oder so, das ist halt einfach, da habe ich nicht ständig ein Handy in der Hand und muss irgendwie connecten mit anderen. Das kann ich halt in meinem stillen Kämmerlein machen, so wann ich mich dafür gut fühle, wann ich das für mich einplane. Das ist halt einfach super entspannt. Und ich bin für mich so, also das hört sich komisch an, aber ich bin halt einfach hier so in meinen vier Wänden. Ich kann das alleine machen. Das ist halt anders. Und ich habe nicht das Gefühl, dass mir da ständig jemand zuguckt.
[Alex] Und das Gefühl hattest du damals auf Instagram, dass da immer Augen über dich wachen …
[Anika] Ja, das ist irgendwie total strange.
[Alex] Fehlt dir irgendwas ohne Instagram, überlegst du vielleicht sogar insgeheim zurückzugehen oder sagst du …
[Anika] Also fürs Business nicht. Ich muss dazu sagen, ich habe einen privaten Instagram-Account, den habe ich noch und da mache ich aber selber jetzt gar nichts.
Also, wenn ich dann mal irgendwas poste, dann hat das überhaupt nichts mit Business zu tun. Dann ist es halt wirklich irgendwie privat. Und ich folge da halt auch hauptsächlich nur Privatmenschen. Und da ist halt nicht so die Reizüberflutung für mich da, weil ich da viel gemutet habe auch. Sagen wir es mal so, was mich jetzt irgendwie stressen könnte. Aber fürs Business, nee. Definitiv nicht. Also, da gehe ich definitiv nicht zurück.
[Alex] Ich finde das spannend, dass es für dich so einen Unterschied macht, ob du da privat unterwegs bist oder beruflich unterwegs bist. Wie kommt es, dass es da so einen großen Unterschied gibt?
[Anika] Ich finde halt privat, also ich folge, wie gesagt, ich folge halt nur Privatmenschen. Das ist halt, denn ich lebe halt nicht in Deutschland, ich lebe ja im Ausland. Und von daher mag ich das auch ganz gerne mal mit anderen Menschen so connected zu sein, die halt auch woanders leben. So mit meiner Familie, mit meinen Freunden könnte man das auch über WhatsApp machen.
Aber ich finde das halt, da ist es halt, da muss ich halt nicht ständig eine Nachricht schreiben. Da klicke ich mal kurz deren Story an und bin informiert, so in Anführungszeichen. Und dafür ist es halt, das ist was anderes als jetzt so ein Business-Content, wenn mir jetzt ständig irgendwer was verkaufen will.
[Alex] Und setzt dich das dann auch nicht so sehr unter Druck, wenn du einfach mit Menschen, die du magst sowieso, dann connected bist?
[Anika] Ja, das ist anders. Das ist total anders.
[Alex] Ich fand, als ich deine Podcast-Folge gehört habe, auch spannend, dass du gesagt hast: „Ich habe mich gefragt, warum ich eigentlich meinen Instagram-Kanal gestartet habe. Ich habe darauf keine Antwort gefunden.“ Meine Erfahrung ist, damit bist du echt nicht allein. Wie kommt das? Wie kannst du dir das erklären?
[Anika] Ich glaube, damals war das so ein Punkt, ich glaube, da war ich drei Jahre, hatte ich mein Business und ich hatte nie großes Marketing gemacht zu dem Zeitpunkt. Also ich hatte gerade auch mit dem Blog, so ein bisschen mit dem Bloggen gestartet und davor lief halt alles, es lief halt eigentlich alles total gut über Weiterempfehlungen. Ich habe immer Kunden gehabt, also ohne, dass ich jetzt Marketing machen musste. Das war halt einfach geil damals. Und irgendwann kam ich halt so in diesen Genuss, okay, krass, jetzt müsste ich ja von außen, so, man kommt ja irgendwann so an diesen Punkt mit seinem Business, wo man sich denkt, so jetzt müsste ich skalieren, jetzt muss ich das machen oder das machen oder das machen, jetzt muss ich wachsen und dann war halt so, ja, machst du halt Instagram, machen ja voll viele, es ist gerade voll so im Trend.
Ich wusste aber, ich will es nicht alleine machen, ich habe mir von dem Zeitpunkt an auch eine VA geholt oder beziehungsweise also mit einer zusammengearbeitet. Und ja, das war so, ich hatte jetzt aber nie wirklich so richtig Freude daran, was mir wichtig ist in der Arbeit. Und ich habe es halt aus Businessgründen gemacht.
Und das ist halt, was ich ja theoretisch eigentlich, auch Menschen, die einen Podcast starten wollen, immer rate, guck halt wirklich, ob es dir Spaß macht, ob du da Bock drauf hast. Und ich selber habe es halt nicht gemacht. Ja.
[Alex] Ja, man ist dann, glaube ich, auch sehr schnell in so einer Filterblase, also dass man Accounts folgt, die sagen, du brauchst Instagram, und dann interagiert man vielleicht oder guckt sich die Beiträge halt mehr an oder likt sie und dann kriegt man noch mehr von diesen Beiträgen angezeigt und so hat man nur noch Menschen um sich herum, die sagen, man braucht unbedingt Social Media und andere Informationen schaffen das gar nicht in den Feed. Also ich glaube, da kann man schon so ein bisschen gucken, vielleicht sich den Feed zu gestalten, wenn es irgendwie funktioniert, oder eben sich zumindest bewusst zu machen, dass man in einer Blase sein könnte, wo es nur noch eine bestimmte Meinung dann gibt. Hast du das auch so an dir beobachtet mit diesen Blasen, dass du dann in einer drin warst?
[Anika] Ja, total. Also auch thematisch gesehen. Ich habe immer so das Gefühl gehabt, so jeder kennt sich, wir sind so in einer Bubble drin und dann hatte ich so irgendwann mal das Gefühl, so okay, dann sieht man irgendwie neue Experten, denkt man sich so, hä, wer ist das? Wer ist das? Und dann habe ich mal so für mich auch realisiert, okay, das gibt ja sauviele Bubbles da draußen. Das ist halt voll krass, wo man halt so drin ist. Das ist total interessant. Also, ja.
Selbstständig ohne Instagram: Marketingstrategien
[Alex] Nun lass uns doch darüber reden, wie Marketing bei dir jetzt konkret ohne Instagram genau aussieht. Du hast schon gesagt, du hast eine völlige Marketingpause gemacht und hast nicht so viel gemerkt, was ja erstmal sehr spannend ist.
Wie hat sich denn, als du zum Beispiel von Instagram weg bist, wie hat sich denn jetzt deine Reichweite oder die Anzahl der Anfragen oder auch von mir aus Kund*innen bei dir verändert? Oder ist alles gleich geblieben? Was ist passiert?
[Anika] Es ist gleich geblieben. Ja, also es ist auch das Spannende, über Instagram kamen tatsächlich über die Zeit immer gar nicht, also kamen gar nicht so viele.
Also die meisten Menschen, die kamen halt immer über Weiterempfehlungen bei mir, über Google ganz viel und über den Podcast. Und dann halt auch Newsletter irgendwann. Das sind so meine hauptsächlichen Kanäle. Und das ist gleich geblieben, das mache ich auch gleich.
Und ja, ich denke mir, warum nicht etwas nutzen, was gut funktioniert, wo ich Spaß dran habe, wo ich einfach die Inhalte so kreieren kann, wann es mir passt. Und die sind ja auch immer auffindbar. Das ist ja nicht so wie bei Instagram oder bei anderen Social-Media-Kanälen, dass das irgendwann verschwindet oder so. Ich finde, das ist der große Vorteil.
[Alex] Ja, definitiv. Kannst du uns mal durch die einzelnen Schritte der Customer Journey mitnehmen bei dir? Also wie werden Leute dann auf dich aufmerksam? Wie baust du Vertrauen auf? Was sind so deine Verkaufsstrategien? Vielleicht können wir da ja die Plattform so ein bisschen zuordnen für die einzelnen Phasen, damit man das so besser versteht.
[Anika] Gerne. Also gefunden werde ich hauptsächlich über Google. Über Blogartikel.
[Alex] Also SEO.
[Anika] SEO, genau. Da habe ich irgendwann mal mit angefangen. Also als ich damit angefangen habe, hatte ich keinen Plan von SEO, aber hat anscheinend funktioniert. Und dann habe ich bei der Maike von Satzgestalt, mit der habe ich dann zusammengearbeitet und da hatten wir halt ein Coaching zusammen und das hat natürlich auch nochmal wahnsinnig reingespielt in die Karten und das funktioniert auch heute noch gut. Also das ist so wirklich das, worüber Menschen aufmerksam werden auf mich, also hauptsächlich.
[Alex] Ich übrigens auch. Ich habe damals, als ich angefangen habe, so zu überlegen, Podcast, ja oder nein, habe ich gegoogelt. Und dann warst du halt weit oben. Egal, was ich zum Thema Podcast gegoogelt habe, du warst immer irgendwie oben. Und dann bin ich so auf deine Website und auf deinen Podcast aufmerksam geworden. Also es funktioniert. SEO funktioniert.
[Anika] Geil. Ja, und dann hören die halt meinen Podcast danach. Also das ist so der Case, würde ich mal sagen. Und dann noch den Newsletter abonnieren. Und dann, das ist halt so, ich würde mal sagen, die Journey überhaupt. Also das ist so ein Dreamteam, was so gut funktioniert bei mir. Das ist jetzt schon seit zwei, drei Jahren. Ja.
[Alex] Auffällig an deinen Strategien ist ja auch, sie sind alle langfristig. Also SEO, Podcast, Newsletter. Du hast ja jetzt auch einen YouTube-Kanal, richtig? Was im Grunde ja auch eine Suchmaschine ist. Also ich glaube, einige sehen das als Social-Media-Kanal, aber es ist eher eine Videosuchmaschine. Also ist das Absicht, ist Langfristigkeit etwas, was dir wichtig ist in deinem Marketing?
[Anika] Ja, total. Das ist mir nicht nur Marketing wichtig, das ist mir auch im Leben wichtig. Also, ich bin halt kein Mensch oder keine Person, die etwas kurzfristig macht. Ich bin wirklich so auf, ja, ich gucke mir das wirklich Dinge langfristig an und das sehe ich auch in meinem Business.
Ich meine schon allein, wie lange mache ich, ich bin seit 2016 jetzt mit dem, was ich mache, dabei. Und ich mache das konsequent. Mache ich das so, wie ich das mache seit, also ich meine, klar gibt es halt so kleine Veränderungen, aber ich kenne halt Kollegen von mir, die halt schon auch öfters mal wechseln, die Berufsbezeichnung. Also ist völlig in Ordnung, aber ich finde das halt für mich viel, viel besser. Das gibt mir halt einfach so auch Stabilität.
Und ich finde, dass langfristig zahlt sich das halt einfach gerade, was das Marketing anbelangt, zahlt sich das halt doppelt und dreifach aus. Also ich muss halt, ich bin halt auch von der Person her ein bisschen gechillter, ein bisschen, ich brauche mehr Ruhe, mehr Auszeiten. Und da spielt es mir natürlich super in die Karten, wenn ich dann Kanäle habe, die auch ohne mich funktionieren, wo ich nicht ständig irgendwie meine Arbeit reinstecken muss. So, und das ist halt, das finde ich halt ziemlich cool an so langfristigen Kanälen.
[Alex] Du hast vorhin gesagt, am Anfang wurdest du extrem viel weiterempfohlen. Wie kam es denn dazu? Also ich glaube, Weiterempfehlungen sind ja, also viele finden Marketing mit Weiterempfehlungen so ein bisschen, naja, so oldschool und so, man kann sich nicht drauf verlassen. Es stimmt natürlich, man kann sich nicht drauf verlassen. Aber wenn Leute einen weiterempfehlen, ist das natürlich grandios. Die beste Werbung ja eigentlich. Aber wie hast du das denn geschafft am Anfang, dass du da so oft weiterempfohlen wurdest?
[Anika] Das frage ich mich auch. Das ist eine gute Frage. Also ich glaube, zur damaligen Zeit, wo ich damit gestartet habe, 2016, war Podcasting in Deutschland ja noch in den Babyschuhen.
Da war ja noch gar nichts so richtig gefühlt. Und von daher gab es auch nicht viele Dienstleister. Also ich war mit einer der Ersten, die in dem Bereich unterwegs war.
Und das denke ich, und ich war halt damals auch in einer Community, beziehungsweise bin immer noch in der Community. Und da hat sich das dann auch so weiterentwickelt, dass ich dann dadurch, einer hat mich, also die haben mich dann gebucht. Und dann hat sich das halt Mouth-to-Mouth halt irgendwie so, wurde ich dann halt weiter empfohlen und das ist halt total spannend, finde ich.
Also, ich kriege heute noch total viele Weiterempfehlungen von Menschen, die mich irgendwie mal, wo wir mal Kontakt hatten.
Ich hatte auch mal eine Phase, wo ich sehr viele Beratungsgespräche hatte und, so während, ich glaube, während der Pandemie war das, da waren super viele Beratungsgespräche und es hat nicht immer zu einer Zusammenarbeit geführt, aber die Kontakte empfehlen mich auch heute noch weiter, also, obwohl ich auch dazu sagen muss, dass Weiterempfehlungen nicht immer das Nonplusultra sind.
Es ist cool, wenn man weiter empfohlen wird für seine Zusammenarbeit, aber es sind nicht immer die passenden Menschen dabei, die halt zu mir passen als Person und das ist natürlich auch immer das, was man immer so ein bisschen, ja, finde ich, als Nachteil auch betrachtet oder sehen darf. Ja.
[Alex] Ja, gut, aber das gilt vermutlich auch für andere Strategien. Also wenn jemand was googelt, wird das ja auch nicht immer der passende Mensch sein.
Du hast eine Community angesprochen, die dich dann weiterempfohlen hat. Was war das für eine Community?
[Anika] Der Citizen Circle, falls du den kennst.
[Alex] Nee, habe ich noch nie gehört. Und genau, da habt ihr euch, habt ihr euch so, trefft ihr euch da oder welche Rolle spielt so diese Community?
[Anika] Also das ist halt eine Community für ortsunabhängiges Arbeiten. Also da sind halt viele Unternehmer*innen drin, die halt ein Online-Business haben oder irgendwelche anderen, ja, Business-Modelle, die man halt ortsunabhängig halt machen kann. Also auch Freelancer, also alles, was man so sich vorstellen kann.
Aber was das Schöne an dieser Community ist, was ich immer als einen wahnsinnigen großen Vorteil sehe, dass halt sehr viele introvertierte Menschen da drin sind, also nicht so diese Bühnenmenschen, also die sehr laut sind. Und das finde ich halt immer sehr angenehm und da ist es mir auch, weil ich eigentlich nicht so der Community-Mensch bin, ist es mir dann natürlich auch ein bisschen leichter gefallen, mich da einzugrooven, mich da einzufinden und habe da auch lange auch den Podcast auch mit betreut und habe auch Moderation teilweise auch übernommen für den Podcast. Und ja, so hat sich das dann halt alles entwickelt.
Warum ein Podcast eine gute Marketingstrategie ist
[Alex] Das finde ich auch total schön, dass du das nochmal so gesagt hast, Weil man vergisst, glaube ich, dass Beziehungen immer noch so das A und O sind in der Selbstständigkeit. Also diese Oberflächlichkeit, die es auf sozialen Medien gibt, führt vielleicht dazu, dass man Follower hat, viele Follower hat, aber so tiefere Kontakte entstehen einfach, wenn wir mit Menschen auch mehr zu tun haben und persönlichen Kontakt mit Menschen haben. Und deswegen finde ich das nochmal ein schönes Beispiel.
Ja, nun will ich dich natürlich nicht gehen lassen, ohne deine Podcast-Expertise anzuzapfen, wenn ich darf, denn du bist ja Podcast-Strategin, Podcast-Beraterin und ja, ich habe es schon erzählt, ich habe im Grunde ja, als ich gedacht habe, jetzt starte ich einen Podcast oder überlege, ob ich das mache, dich gefunden und genau, also deinen Podcast gefunden und habe mir sämtliche Podcast-Episoden von dir angehört.
Und ich glaube, hatte ich es nicht ich selbst unglaublich spannend gefunden, mich in das Thema einzunerden, hätte ich dich da definitiv für engagiert, denn es ist total hilfreich, was du machst und deswegen … Ja, ich weiß nicht, ob es meinen Podcast so schnell in der Form gegeben hätte, hätte ich deinen Podcast früher nicht entdeckt. Nur so viel dazu.
Aber vielleicht kannst du mal zu Beginn erzählen, warum ist denn ein Podcast eine so gute Social-Media-freie Marketing-Strategie in deinen Augen? Du hast ja selbst einen Podcast, betreust viele Podcasts und genau, warum ist das so eine gute Idee?
[Alex] Also ich finde, ein Podcast bietet halt super wenig Ablenkung. So erst mal, wenn ich mir einen Podcast anhöre, wenn ich mich dafür entscheide, dann ploppen da nicht fünf andere Podcaster auf und sagen, hey, hier, hör auch meinen Podcast. Was ja bei Social Media so ein Ding ist, finde ich. Oder auch bei YouTube kann man das auch so sehen.
Oder auch, nee, bei Google jetzt nicht. Aber ja, ich überlege gerade. Ja, aber das ist halt so ein großer Vorteil, sehe ich, weil wir uns wirklich ablenkungsfrei etwas anhören können. Das ist erst mal voll schön.
Und dann finde ich, die Stimme ist einfach so ein schönes, intimes, persönliches Instrument. Das hört sich immer so komisch an, aber mit der Stimme kann ich halt total gute Verbindung aufbauen zu dem Hörer, zu der Hörerin. Und unsere Stimme ist so individuell wie ein Fingerabdruck zum Beispiel. Ja, das ist natürlich erst mal total toll, dass ich mich da auch so zeigen kann.
Und die Stimme transportiert auch total viel. Also ich kann darüber auch viel wahrnehmen, ob ich die Person ja sympathisch finde oder nicht und kann mich halt wirklich nur erstmal auf die Stimme konzentrieren oder fokussieren, wenn ich das jetzt höre, den Podcast und nicht irgendwie auf alles andere, was wir ja noch mitbringen als Mensch.
Und von daher, das finde ich auch einen großen Vorteil, weil es halt einfach Nähe und Verbindung schafft, so ein Podcast und von der Stimme her und ich kann, ich weiß immer, Authentizität ist immer so ein Buzzword, aber ich weiß leider nicht, wie ich es anders ausdrücken kann, aber ich finde, wir können uns halt einfach auch anders zeigen mit der Stimme in einem Podcast, als ich jetzt beispielsweise mich vor einer Kamera vielleicht zeige oder auf, ja, Instagram beispielsweise zeigen würde. Das ist schon anders.
Also man groovt sich natürlich am Anfang ja erstmal ein und wenn man den Podcast einspricht, vor so einem Mikrofon sitzt, aber dann... Wenn man das erstmal so für sich so geschafft hat, ist es halt auch voll schön, so finde ich, man hat, ja, man hat halt einfach auch so eine schöne Aufnahmeatmosphäre, so.
Podcast in der Customer Journey
[Alex] Und welche Funktion würdest du sagen, erfüllt so ein Podcast in der Customer Journey?
[Anika] Verbindung aufbauen, ja, Vertrauen schaffen, das ist so, das ist auf jeden Fall ein Punkt, weil so Menschen, die zu mir kommen, zum Beispiel, die sagen, ich habe mir jetzt total viele Podcast-Folgen von dir angehört, so, nachdem ich dich auf Google gefunden habe.
Und das ist für mich dann halt so ein Zeichen, okay, Vertrauen schaffen.
Ich kann halt gucken, ob diese verkörperte Expertise, die kann ich halt über die Stimme und über das Wissen oder was, wie auch immer ich den Podcast gestalte, kann ich da halt einfach auch sehr gut rüberbringen und transportieren. Ja.
[Alex] Was ich auch so schön finde, ist, dass man sich ja aktiv entscheidet, eine Folge zu hören. Das ist ja nicht wie auf Instagram, dass ich einfach einen Feed habe und ich scroll und scroll und sehe da Beiträge, sondern jemand muss sich gezielt dafür entscheiden, auf Play zu drücken und zwar dann jede Woche quasi aufs Neue bei einer neuen Folge oder alle zwei Wochen oder wie auch immer. Also ich glaube, dieses bewusste Entscheiden ist auch nochmal total wertvoll, oder? Wenn man so überlegt, auch später für den Verkauf.
[Anika] Total. Ja, also wenn ich mich halt dafür entscheide und deswegen ist so, wenn ich jetzt Podcaster bin, das darf ich halt auch immer im Kopf haben, dass sich Menschen ja dafür bewusst entscheiden, meine Episoden zu hören. Und deswegen darf ich da auch gerne gucken, wie ich die Zeit von denen natürlich auch nutze.
[Alex] Gibt es denn deiner Erfahrung nach Nischen oder Bereiche, Themen, wo du sagst, da lohnt es sich definitiv, einen Podcast zu starten? Oder lohnt es sich immer, einen Podcast zu starten? Oder für manche Nischen besonders?
[Anika] Und also es lohnt sich schon besonders, einen Podcast zu starten, finde ich. Also ich kenne jetzt kein Thema, für was es sich jetzt nicht eignen würde. Ich glaube an jedes Thema.
Und so im Business-Bereich oder ich beobachte halt sehr, dass es so im Coaching-Bereich ist. Das ist schon so ein Must-Have, habe ich so das Gefühl, so einen Podcast zu haben. Aber generell thematisch gesehen, wenn ich mir das immer mal angucke, ich habe das Gefühl, es ist … gefühlt gibt es halt für jeden Bereich oder für jedes Thema schon einen Podcast, was natürlich jetzt nicht abschrecken soll.
[Alex] Ich wollte gerade sagen, lohnt es sich da noch?
[Anika] Es lohnt sich. Es lohnt sich definitiv noch, weil wir bringen ja alle unsere eigenen Erfahrungen ja auch rein, wenn wir jetzt einen Podcast starten. Und es ist immer total interessant.
Ich habe, ich muss mal eine Story dazu erzählen, weil das ist vielleicht auch nochmal so ein Augenöffner dazu. Ich arbeite jetzt ganz neu mit einer Kundin zusammen und wir haben letztes Mal geguckt, was es für andere Podcasts in ihrer Nische gibt, und sie war total überfordert, weil es schon so viele gibt und wollte schon fast aufgeben und dann meinte sie zu mir, ja, Anika, du hast voll Glück, weil du hast ja keine Mitbewerber. Von dir gibt es ja keine, also du hast niemanden da draußen und ich so, hä? Also das stimmt nicht. Also es gibt auch andere, aber sie hat die anderen einfach nicht wahrgenommen, die hat die anderen nicht gesehen und ich finde, das ist mal ein schönes, ja, das ist ein schöner Pluspunkt. Oder vielleicht gibt es da draußen auch Hörer, die das Thema jetzt von einem anderen noch nicht wahrgenommen haben. Vielleicht ist man die Person, die das natürlich dann nach vorne bringt.
[Alex] Also bei mir ist es auch so, wenn ich mich für ein Thema interessiere, dann kann ich ja gar nicht genug dazu lesen oder hören. Also es ist dann ja nicht so, dass ich sage, aber ich höre jetzt nur zwei Podcasts zu Thema X, sondern da freue ich mich ja über jeden neuen Podcast, den ich entdecke oder über jedes neues Buch, das ich zu einem Thema entdecke. Also ich glaube, gerade wenn es Leute gibt, die dasselbe machen, muss es ja überhaupt nichts Schlechtes sein.
[Anika] Nee, absolut. Und jeder hat ja eine andere Sichtweise auf die Themen. Also es ist natürlich auch schön, dann auch immer unterschiedliche Sichtweisen zu sehen, anstatt immer nur eine Perspektive.
[Alex] Und wie mache ich das jetzt konkret? Also wenn ich jetzt die Idee habe oder den Plan habe, ich will einen Podcast starten, wie komme ich dann zum fertigen Podcast? Welche wichtigen Schritte muss ich da gehen?
[Anika] Also wichtig ist natürlich das Thema, die Idee, das an sich sollte schon mal da sein. Das ist ein ganz wichtiger erster Schritt. Und das Warum dahinter, also warum ich den Podcast überhaupt starten will, habe ich darauf Bock.
Also weil ich erlebe es halt auch oft, dass Menschen den Podcast halt nur starten, weil man es halt gerade so macht. Also wie beim Thema Instagram. Und das ist natürlich die falsche Herangehensweise, meiner Meinung nach, weil das zeigt sich dann irgendwann. Irgendwann verliert man die Lust am Podcasten, weil man halt einfach nicht so den Bock drauf hat. Das ist auf jeden Fall ganz wichtig.
Und ja, dann würde ich mir mal, ich würde mich mal hinsetzen, wirklich auch mal brainstormen, was für Themen, über was könnte ich denn jetzt wirklich sprechen? Weil das ist auch oft so eine Hürde im Kopf, was ist, wenn mir die Themen ausgehen? Aber wenn ich dann da mal so eine Liste habe, über was ich alles sprechen kann, dann ist man da auch schon viel schlauer und motivierter, da ranzugehen an das Podcast-Thema.
Und ja, Mikrofon, Technik, das ist jetzt auch nicht so das Ding. Das ist auch für viele so eine kleine Würde im Kopf.
Ja, aber da kann ich auf jeden Fall die Angst nehmen. Das ist auf jeden Fall sehr, es ist leicht, es ist einfach. Es gibt Einkaufslisten dafür. Also es ist jetzt kein Hexenwerk. Es ist alles total leicht. Also jeder kann das machen. Jeder kann mit der Technik einen Podcast starten.
[Alex] Auch auf deinem Blog gibt es ganz, ganz viele Tipps dazu übrigens. Weiß ich aus eigener Erfahrung.
[Anika] Ja, ich würde vielleicht auch dann mal eine Testaufnahme auch machen. Das wäre auch nochmal gut, bevor man jetzt einen Podcast startet. Das nimmt auch so ein bisschen den Druck, wenn man schon mal ans Mikrofon gesprochen hat. Und ich weiß, dass viele da draußen ja eh Sprachnachrichten gerne auch verschicken mal ab und zu. Eigentlich ist man da ja schon so ein bisschen drin in diesem ganzen Thema. Aber vor so einem riesen Mikrofon zu sitzen, das ist immer noch eine andere Geschichte nachher.
[Alex] Und wenn dann soweit alles steht und quasi so der Podcast-Launch ansteht, wie wird das deiner Erfahrung nach ein erfolgreicher Podcast-Launch? Du hast es schon angesprochen, dass man vielleicht nicht nach ein paar Folgen dann die Lust verliert. Also wie macht man das so, dass man immer mehr Menschen erreicht mit der Zeit?
[Anika] Also ich würde eh ein paar Folgen schon mal vorplanen und aufnehmen und auch für den Launch-Termin quasi auch schon veröffentlichen, also so zwischen drei bis fünf Episoden. Das würde ich schon machen, damit da einfach schon ein bisschen Futter da ist, dass die Hörer*innen nachher sich auch schon mal so ein bisschen eingrooven können. Also das würde ich auf jeden Fall schon mal machen für so einen Launch.
Und dann auch schon für ein paar Termine auch ein bisschen vorplanen, dass man da auch schon gut in der Zeit ist und nicht so den Stress hat nachher, weil das ist natürlich ganz wichtig.
Dann würde ich auf jeden Fall auch nicht einfach den Podcast jetzt launchen und sagen, ich lege mir jetzt ein Datum fest und mache das jetzt da. Ich würde vielleicht schon mal vorher irgendwie, wenn ich zum Beispiel ein Newsletter habe, schon mal informieren, sagen, ich plane das jetzt. Also da gibt es ja diverse Wege, wie wir das machen können, wenn da Menschen da draußen jetzt noch Social Media nutzen und darauf Bock haben, das kann man natürlich auch alles nutzen im Prozess, also ist auch alles easy, also das geht durchaus.
Was ich noch machen würde, ist einen Podcast-Trailer zum Beispiel auch zu veröffentlichen, vielleicht schon mal eine Woche vorher, vor dem Launch, dass das schon mal alles eingerichtet ist und dass wir da auch schon mal entspannt an die ganze Sache rangehen können. Das hilft auch nochmal. Ja.
[Alex] Ich kann das auch nur bestätigen. Also ich habe damals auch gleich kommuniziert und das hatte für mich dann gleich so eine Verbindlichkeit und ich wusste, okay, du kannst nicht wieder weg, wenn dann schon Leute schreiben, oh ja, cool. Also das Ankündigen und so ein bisschen verbindlich machen, hilft es dann auch durchzuziehen.
[Anika] Ja, total. Selber hat man dann halt so dieses Datum im Kopf und es gibt ja auch Menschen, die sich darauf dann freuen, die sich darauf vorbereiten.
Podcast-Wachstum ohne Social Media
[Alex] Nun hören ja vermutlich Menschen zu, die sich gerade für Social Media-freie Marketingstrategien interessieren. Wie ist das jetzt beim Podcast? Also wie bekommen wir auch ohne Social Media Hörer*innen für unseren Podcast? Wie ist da deine Erfahrung? Was funktioniert da?
[Anika] Also, was richtig gut funktioniert, ist Podcast-Interviews. Das ist auf jeden Fall ein Punkt, der funktioniert, weil das ist halt die gleiche Plattform. Also, da muss ich jetzt nicht irgendwie um woanders hin wechseln und kann schon gleich mit meiner Stimme und meiner Präsenz auch überzeugen.
Also, sprich, ich könnte mir jemanden in meinen Podcast einladen. Das könnte eine Launch-Strategie sein, auch für den Anfang auch schon, weil die Person teilt es vielleicht auch nochmal irgendwie mit ihrem Netzwerk oder wie auch immer.
Und was auch nochmal schön ist, wenn ich vielleicht für den Launch, wenn ich es irgendwie schaffe, das jetzt nicht muss, aber auch in anderen Podcasts vielleicht auch zu Gast zu sein.
Vielleicht habe ich ja Business-Kontakte, die vielleicht auch Bock haben, mich einzuladen. Also das ist auch immer noch eine schöne Möglichkeit, finde ich, weil das ist meiner Erfahrung nach, bringt das auf jeden Fall sehr viel für einen Podcast.
Und was ich auch machen würde, ist natürlich die Newsletter nutzen. Ganz klar.
[Alex] Wenn man einen hat, ja.
[Anika] Wenn man einen hat, genau. Aber man kann es auch gleichzeitig mit aufbauen, mit dem Podcast-Start. Das ist natürlich auch nochmal cool.
Podcast-Länge und Veröffentlichungsfrequenz
[Alex] Gibt es eigentlich deiner Erfahrung nach so Empfehlungen für eine Länge oder eine Frequenz, die gut ist? Also, wenn jetzt Leute sich fragen, wie kurz oder lang müssen die Folgen sein und wie oft muss ich die veröffentlichen? Was würdest du den Menschen raten?
[Anika] Also erstmal würde ich immer gucken: Wie viel Zeit habe ich eigentlich in meinem Business? Würde mich das zum Beispiel überfordern, jede Woche zu veröffentlichen? Das ist so ein ganz wichtiger Punkt, weil der Podcast ist ja nicht unser Business und ich weiß, dass es Menschen da draußen gibt, die stecken am Anfang sehr viel Zeit in so einem Podcast und auch in eine regelmäßige Veröffentlichung. Von daher würde ich da einfach mal das erstmal kurz abchecken.
Und dann ist es halt auch nochmal wichtig, was meine potenziellen Hörer*innen, was haben die dann auch für Zeit, den Podcast sich anzuhören. Also, wenn ich zum Beispiel Mamas habe, die haben jetzt vielleicht nicht Zeit, sich immer anderthalbstündige Podcasts anzuhören.
So, vielleicht doch, kann man aber vorher auch vielleicht schon mal abfragen, wenn man zum Beispiel ein Newsletter hat, kann man ja auch schon mal eine Umfrage machen, das ist jetzt auch, das kommt auch immer gut an und mal gucken, wie ist denn so die Tendenz so, und ansonsten wenn man jetzt noch kein Newsletter hat oder jetzt irgendwie noch nicht so richtig weiß, bietet sich halt immer an, wenn ich zum Beispiel Solo-Episoden habe, wo ich alleine spreche, das immer so maximal so 20 Minuten. Das ist so das, wie sich das so ein bisschen eingependelt hat, würde ich mal sagen. Und da ist auch die Aufmerksamkeit so erfahrungsgemäß auch groß von Podcast-Hörern, also bis zu dieser Zeit, also alles, was da drüber ist, ist immer so ein bisschen, naja, ist mal schnell weg vielleicht.
Und Interviews dürfen gern auch ein bisschen länger gehen. Also das kann auch 40 Minuten, 60 Minuten sein, je nachdem, was es jetzt für ein Thema ist. Aber wenn sich jetzt zwei Menschen unterhalten, sind Podcast-Hörer*innen irgendwie so ein bisschen eher gewillt zuzuhören.
[Alex] Aber es gibt ja auch andere Extreme. Also zum Beispiel mein Sohn hört diesen ZEIT-Podcast so gerne … „Alles gesagt“. Da sind ja teilweise neunstündige Interviews und er findet das ganz toll. Er hört sich auch manche mehrmals an. Also ich glaube, auch für andere Versionen gibt es da auch bestimmt Leute, die das halt mögen.
[Anika] Total, ja.
Am Ball bleiben: Commitment für den Podcast
[Alex] Wir haben ja schon gesagt, ein Podcast ist eher so eine langfristige Marketingstrategie und deshalb meine allerletzte Frage an dich: Wie können wir es uns denn leichter machen, am Ball zu bleiben und nicht gleich aufzuhören?
[Anika] Vorplanen. Commitment schaffen. Also ich würde für mich selber mal überlegen, was bedeutet Commitment für mich? Also wie kann ich eine Verbindlichkeit für mich schaffen, dass ich den Podcast aufnehme?
Ich zum Beispiel, ich mache das so, wenn ich Einzelepisoden aufnehme mittlerweile, ich habe mir hier, also hier auf Bali gibt es halt so Podcast-Studios und ich habe mir da einen Raum gemietet, dass ich wirklich dann auch dieses Commitment habe, dafür Geld ausgebe und dann quasi gleich mehrere Episoden aufnehme. Das hilft mir wahnsinnig.
Also es kann vielleicht für jemand anderen was anderes sein.
Und was mir auch hilft, schon mal so Themen, wenn eine Idee kommt, in meinen Plan zu schreiben, einfach mal brainstormen, alles einfach aufschreiben, dass man da immer genug Themen, genug Futter hat für Podcast-Episoden. Also das hilft wahnsinnig doll, am Ball zu bleiben, und auch für Interviews da auch schon mal die Person anzuschreiben.
Es dauert halt auch immer Zeit, anschreiben, Termine finden. Das geht nicht alles von heute auf morgen so super schnell und da ist halt Vorplanen, das ist einfach so ein Safety-Ding, was hilft.
[Alex] Ja, Annika, ich danke dir herzlich, dass du heute hier warst und uns über den Podcast als social mediafreie Marketingstrategie und deinen Instagram-Ausstieg erzählt hast.
Vielen Dank.
Shownotes
Mein Buch „No Social Media“ ist da! 🎉 Darum geht’s
Heute ist mein Buch „No Social Media und wie dein Marketing trotzdem gelingt“ offiziell draußen und kann nun in jedem Buchladen und in jedem Onlineshop bestellt werden. Und in dieser Podcast-Episode verrate ich dir, was dich im Buch genau erwartet.
Ich weiß nicht, ob du es mitgekriegt hast, aber heute ist mein Buch „No Social Media und wie dein Marketing trotzdem gelingt“ offiziell draußen und kann nun in jedem Buchladen und in jedem Onlineshop bestellt werden.
Und in dieser Podcast-Episode verrate ich dir, was dich im Buch genau erwartet.
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Wie viel Arbeit in einem Buch steckt
Ja, ich finde es immer noch total surreal, das zu sagen, aber:
Mein Buch ist da!
Und es ist deshalb so surreal, weil da jetzt ungefähr ein Jahr Arbeit drin steckt.
Ich habe es zwar nicht exakt getimet, nicht exakt gemessen, aber ich vermute mal, insgesamt so tausend Stunden, so round about, die ich für das Buch gebraucht habe.
Das war ja nicht nur das Schreiben an sich, sondern auch die Gliederung erstellen, was mehrere Wochen gedauert hat, und das Überarbeiten, das sich ebenfalls über Monate gezogen hat.
Und dass das jetzt alles tatsächlich geschafft ist und ich das fertige Ergebnis in der Hand halten kann, ist verrückt.
Worum es im Buch „No Social Media“ genau geht
Und ja, ich wollte dir heute gerne erzählen, worum es in dem Buch genau geht. Denn vielleicht überlegst du gerade, dir selbst ein Exemplar zu holen, was mich natürlich riesig freuen würde.
Und ich würde dir jetzt einfach mal erzählen, was dich in dem Buch erwartet.
Zunächst einmal:
Das Buch heißt ja „No Social Media“, aber es geht tatsächlich nicht ausschließlich um Social-Media-freies Marketing. Ich fange im Buch einen Schritt vorher an.
Und da habe ich mich tatsächlich auch von den Menschen inspirieren lassen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe. Die mir schreiben und mir erzählen, was ihre Herausforderungen mit sozialen Medien sind.
Und die erste Herausforderung ist tatsächlich, sich für oder gegen Social Media zu entscheiden.
Das ist nämlich alles andere als leicht, um nicht zu sagen: Es kann ziemlich kompliziert sein und es kann auch eine längere Zeit in Anspruch nehmen.
Auch bei mir hat diese Entscheidung, meine Social-Media-Kanäle endgültig zu löschen, mehrere Jahre gedauert.
Und deshalb wollte ich im Buch nicht einfach mit den Social-Media-freien Alternativen starten, sondern auch dieser Entscheidung, die ja höchst individuell sein kann, den entsprechenden Raum geben.
Deshalb starte ich das Buch damit, über die Vorteile sozialer Medien zu sprechen. Das mag man vielleicht nicht denken angesichts des Titels. Aber die Vorteile von sozialen Medien sind ja da.
Also ich gehöre jetzt nicht zu Menschen, die sagen: Soziale Medien sind des Teufels und wir sollten sie alle nicht mehr nutzen.
Ich weiß, dass es ganz viele Menschen gibt, die tolle Dinge und wichtige Arbeit auf Social Media machen. Und ich weiß auch, dass es auch Selbstständige und Unternehmen gibt, die dort eine treue Community aufgebaut haben und viele Vorteile im Social-Media-Marketing sehen.
Und deshalb war es mir ein Anliegen, da ganz transparent zu sein und die Vorteile, die soziale Medien definitiv mit sich bringen, auch ganz transparent aufzuzählen.
Doch:
Auf Social Media ist eben nicht nur alles eitel Sonnenschein, soziale Medien haben eben auch ihre Schattenseiten. Und auch die werde ich dann in dem Buch in dem nächsten Kapitel natürlich detailliert darstellen.
Angefangen bei Inhalten, die eben sehr schnell nicht ausgespielt werden auf Social Media, und grundsätzlich sinkender Reichweite. Über die Gefährdung der mentalen Gesundheit. Bis hin zu gesellschaftspolitischen Auswirkungen, die auch für uns als Selbstständige und Unternehmen relevant sind aus meiner Sicht.
Und wenn die Vorteile und die Nachteile von Social Media auf dem Tisch liegen, so ganz offen und transparent, dann geht es im nächsten Schritt darum, eine Entscheidung zu treffen.
Und diese Entscheidung kann nur individuell sein, denn die Entscheidung für oder gegen Social Media hat etwas mit uns selbst zu tun. Mit unseren Stärken, mit unseren Werten, mit unseren Fähigkeiten und unserer ganz individuellen Lebenssituation.
Und so wie ich pauschale Aussagen wie „Du brauchst Instagram, wenn du selbstständig bist“ blöd finde, genauso wenig sage ich im Buch: „Du musst jetzt unbedingt Instagram löschen.“ Und das werde ich im Buch eben auch nicht tun.
Vielmehr helfe ich dir dabei, deine eigene persönliche individuelle Entscheidung zu treffen, was Social Media angeht. Und zwar informiert und faktenbasiert.
Und es ist übrigens auch absolut okay, wenn du dich in diesem Zusammenhang entscheidest, deine Social-Media-Konten erst einmal zu behalten oder auch alle Konten zu löschen bis auf ein Konto. Oder auch so, wie ich es gemacht habe, dich völlig von sozialen Medien zu verabschieden. Alles ist okay.
Und selbst wenn du dich entscheidest, alle Konten erst einmal zu behalten, bleibt das Buch für dich weiterhin relevant, weil es für alle Selbstständigen und Unternehmen sinnvoll ist, sich unabhängig von sozialen Medien aufzustellen, einfach weil es immer gut ist, Kanäle zu haben, die nur uns selbst gehören und die wir kontrollieren können. Und wo wir nicht von Algorithmen, die sich ständig verändern, abhängig sind.
Und deshalb wird es dann im weiteren Verlauf des Buch um ein Marketing ohne oder unabhängig von Social Media gehen, und wir werden uns das Ganze zunächst strategisch angucken und überlegen:
Wie baue ich ein Social-Media-freies Marketing überhaupt strategisch auf?
Das werde ich anhand von der Customer Journey erklären und dir dann im umfangreichsten Kapitel jede Menge Social-Media-freie Alternativen vorstellen. Das heißt, da ist der Titel „No Social Media“ dann absolut treffend.
Ich hoffe, dass da für alle was dabei ist. Natürlich ist es immer so, dass nicht jede Alternative zu jedem einzelnen und zu jeder einzelnen passen wird. Das ist ja auch gar nicht realistisch. Aber meine Hoffnung ist eben, dass du da einen guten Überblick bekommst, was du für Marketingmöglichkeiten hast, wenn du nicht auf soziale Medien setzt.
Und am Ende des Buchs schließen wir noch mal den Kreis zum Anfang, wo ich ja über die Vorteile und die Nachteile von Social Media gesprochen habe. Am Ende des Buches werde ich über die Vorteile und die Nachteile von Social-Media-freiem Marketing sprechen. Denn ja, die gibt es absolut. Ich glaube, dass jede Form von Marketing mit spezifischen Vorteilen und Nachteilen kommt. Also es gibt nicht, DAS Marketing, das super ist, sondern jede Form von Marketing hat ihre Herausforderungen und hat ihre Vorteile.
Das heißt, ich werde mir zunächst angucken: Welche Nachteile entstehen, wenn ich Social Media verlasse? Was davon sind nur Mythen? Was kann tatsächlich passieren? Und auch: Wie können wir die Nachteile, die entstehen kompensieren? Geht das?
Anschließend gucke ich mir an, ob Social-Media-freies Marketing nicht auch ein Vorteil sein kann für Selbstständige und Unternehmen. Spoiler: Ja, auf jeden Fall!
Und schließlich gucke ich mir den Social-Media-Ausstieg an sich detailliert an.
Was mache ich ganz konkret, wenn ich entscheide, ich will Social Media verlassen? Lasse ich den Account da? Lösche ich ihn? Schreibe ich einen letzten Post? Das alles kläre ich in diesem Kapitel.
Außerdem stelle ich auch mehrere Möglichkeiten vor, wenn Social Media löschen sich noch ein bisschen zu heftig für dich anhört.
Denn es gibt ja nicht nur diese beiden Enden auf einer Skala, sondern eben auch jede Menge Zwischenschritte und individuelle Lösungen und ja. Die werde ich auf jeden Fall auch besprechen, damit für alle, die das Buch lesen, eine individuelle Lösung für sich finden.
Interviews mit Experten und Expertinnen
In dem Buch gibt es aber nicht nur meine eigenen Gedanken, ich habe auch verschiedene Onlineunternehmer*innen und Unternehmen zu ihrem Social-Media-freien oder Social-Media-armen Marketing interviewt. Und auch weitere Expertinnen und Experten zu bestimmten Themen wie Videos oder KI, sodass auch die Themen abgedeckt sind, wo ich selbst nicht ganz so die Expertise habe.
Und dann sollten die knapp 400 Seiten auch schon rum sein.
Ja, das ist das Buch „No Social Media und wie dein Marketing trotzdem gelingt“.
Du kannst es, wie gesagt, ab sofort in jeder Buchhandlung deines Vertrauens kaufen oder bestellen. Oder natürlich auch direkt beim Rheinwerk Verlag oder bei Amazon und allen anderen Onlineshops. Viel Freude damit.
Shownotes
„Und dann habe ich Instagram vom Smartphone gelöscht“ – Interview mit SEO-Expertin Maike Burk von Satzgestalt
In dieser Podcastfolge habe ich SEO-Expertin Maike Burk zu Gast. Und Maike wird uns nicht nur SEO-Tipps geben, sondern auch ihre persönliche Geschichte erzählen, warum sie sich als Onlineunternehmerin von Instagram verabschiedet hat.
In dieser Podcastfolge habe ich SEO-Expertin Maike Burk zu Gast. Und Maike wird uns nicht nur SEO-Tipps geben, sondern auch ihre persönliche Geschichte erzählen, warum sie sich als Onlineunternehmerin von Instagram verabschiedet hat.
Folge hören:
Transkript lesen:
Als Online-Unternehmerin von Instagram verabschiedet
[Alex] Hallo Maike, ich habe es ja schon in der Einleitung gesagt. Du hast dich als Online-Unternehmerin, ja als SEO-Expertin vor ein paar Monaten von Instagram verabschiedet. Und vielleicht magst du ja mal als erstes erzählen, wie es genau dazu gekommen ist. Denn du hast ja, wie ich gesehen habe, mehrere tausend Follower auf Instagram. Das heißt, man sagt ja nicht einfach mal über Nacht „Tschüss, Instagram“. Also genau: Was hat dich dazu gebracht, mal ein Päuschen einzulegen oder vielleicht sogar ganz wegzugehen? Erzähl mal!
[Maike] Ja, das ist wirklich eine Frage, die viele Ebenen hat. Oder eine Antwort, die viele Ebenen hat. Und es ist wirklich so, dass man das nicht mal eben über Nacht entscheidet. Es war tatsächlich auch ein ganz schöner Prozess bei mir.
Ich glaube, wenn ich es kurz beantworten würde, würde ich sagen, es ist einfach der Faktor Zeit. Also ich habe meine Arbeitszeit reduziert, ich arbeite aktuell vier Tage die Woche, das heißt, ich habe den Freitag jetzt frei und dann habe ich halt gemerkt, naja, wenn ich aber denselben Workload habe und den aber einfach nur auf vier Tage verteile, dann komme ich irgendwie ganz schön in Stress.
Und dann ist es auch passiert, dass ich irgendwie am Sonntagabend doch noch gearbeitet habe, damit ich montags nicht so belastet in die Woche gehe. Und dann habe ich gemerkt okay, ich muss Aufgaben streichen.
Und da ich selber im Bereich Suchmaschinenoptimierung unterwegs bin, habe ich gedacht, ja, vielleicht kann ich einfach auch noch mal ein bisschen mehr Zeit darein investieren. Und ich habe eine Zeit lang so eine Schreibstunde gehabt, wo ich jeden Morgen erstmal eine Stunde Blogartikel geschrieben habe. Und das ist dann so im Alltag wieder irgendwie weniger geworden, seltener geworden. Dann war es eher die Ausnahme. Und ja, diese Zeit nutze ich jetzt eben mehr für meine Blogartikel oder wenn ich Launch-E-Mails schreibe oder so was, dann für solche Dinge, also auch flexibel.
Aber ja, also der zeitliche Aspekt war ein ganz großer Punkt und ich bin immer so ein bisschen getriggert und gestresst, wenn ich viele Nachrichten bekomme. Also ich habe sowieso keine Pushnachrichten. Auf meinem – Handy sage ich immer noch – Smartphone und bei Insta habe ich die Plattform oft aufgerufen, damit ich Nachrichten checken kann oder gucken kann: Braucht jetzt irgendwer was von mir? Also ich bin immer so in der dienenden Haltung. Und das ist was, was mich über den Tag einfach sehr belastet.
Und da gehört das E-Mail-Postfach auch ein bisschen dazu. Aber da habe ich schon ein bisschen reduziert, weil ich eine Assistentin habe, die sich meine E-Mails anschaut und mir nur das weiterleitet, was dann wirklich nötig ist, und meine E-Mail-Adresse, die halt nicht jeder hat.
Also all diese Faktoren, also dieses Zeitthema und dieses ständige erreichbar sein. Und ich habe einfach versucht, so ein bisschen mehr Ruhe in meinen Alltag, in mein Leben rein zu bekommen. Habe sehr, sehr viele Dinge auch im Außen reduziert. Ich habe meine Wohnung ordentlich ausgemistet, ich habe meinen Konsum reduziert. Ich habe auch meinen digitalen Konsum privat schon sehr reduziert, also sehr wenig Zeit irgendwie, mit Serien oder Fernsehen habe ich sowieso seit 2010 keinen mehr. Aber ja, auch so YouTube-Videos in der Freizeit anschauen und solche Sachen, das habe ich alles extrem reduziert und es gibt gar kein Verbot oder sowas. Aber ich merke, dass mir diese Offline-Zeit einfach sehr, sehr gut tut.
[Alex] War das denn schon immer so, dass dieses Digitale so einen Effekt auf dich hat oder gab es da ein Ereignis, wie sich das jetzt verändert hat? Oder hat sich das so reingeschlichen?
[Maike] Ich weiß nicht, ob das so viel mit dem Digitalen zu tun hat. Ich glaube, es ist auch ein bisschen das Thema, für andere da zu sein und immer erreichbar zu sein und anderen zu helfen, wenn sie was von mir brauchen. Ich kann da schwer Nein sagen. Es ist schon sehr, sehr viel besser geworden. Und das Digitale hat das vielleicht dann einfach noch mal ein bisschen verstärkt.
Ja, und es gab schon auch noch ein Ereignis 2022, wo ich einfach so ein einschneidendes Lebensereignis hatte, wo ich mich dann auch noch mal gefragt habe, so wie will ich meine Lebenszeit verbringen? Aber es ist auch ohne dieses Ereignis immer eine Frage gewesen, die ich mir gestellt habe, weil wenn ich mir die nicht gestellt hätte, hätte ich mich auch nicht selbstständig gemacht.
Also ich bin immer so ein bisschen in der Vogelperspektive, was mein Leben angeht und kann bis heute mit Mitte 30 / Ende 30 sagen, dass ich nichts bereue in meinem Leben. Also ich habe immer die richtigen Entscheidungen getroffen, weil ich aber auch immer die Vogelperspektive eingenommen habe. Und ich möchte nicht am Ende von meinem Leben denken „Oh, ich hätte vielleicht mal weniger Zeit an meinem Handy oder an meinem Laptop verbringen sollen und mehr in die Berge gehen.“ Nee, dann gehe ich halt jetzt in die Berge. Ich bin jetzt gesund, Ich bin jetzt fit und ich habe keine großen Verpflichtungen, also mache ich das doch jetzt.
Wie ist der Instagram-Abschied konkret abgelaufen?
[Alex] Und wie bist du dann konkret vorgegangen? Also hast du die App gelöscht? Das Konto? Was ist da passiert?
[Maike] Also so ganz loslassen konnte ich nicht. Also das war tatsächlich auch wieder so eine Wanderung, auf der ich war im Spätsommer, im September, letztes Jahr. Und dann hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin von einer Freundin, die gesagt hat, ja, sie hat das alles gelöscht und so, aber halt privat.
Und dann habe ich mich noch so verteidigt, na ja, also so eher so für mich irgendwie gerechtfertigt. Naja, aber ich mache das ja fürs Business und ja ganz anders und so und danach habe ich dann also so ein paar Tage später habe ich dann Insta quasi als App von meinem Smartphone gelöscht. Den Kanal habe ich noch nicht gelöscht und dachte „Ach, ich mache jetzt mal eine Woche ein Experiment“ und habe mir dann so einen Termin gesetzt für die nächste Woche, dass ich da eine Entscheidung treffe. Und diese Entscheidung habe ich halt nie getroffen.
[Alex] Wann war das denn?
[Maike] Im September letztes Jahr.
[Alex] Also schon ein paar Monate her.
[Maike] Ja, schon ein bisschen her. Und es ist ja so: Wenn man keine aktive Entscheidung trifft, trifft man halt eine passive Entscheidung. Und ich bin da noch so ein paar Mal über den Laptop drauf gegangen und habe halt geguckt, ob irgendeine wichtige Nachricht drin ist.
Ich habe aber auch so einen Autoresponder drin, dass man mich halt per E-Mail erreichen kann, wenn was Wichtiges ist. Und ja, insofern habe ich die Entscheidung so ein Stück weit vertagt und mache mir manchmal noch Gedanken darüber, wie ich das vielleicht anders machen könnte, damit ich nicht morgens, wenn ich aufstehe, gleich das Gefühl habe, ich muss jetzt eine Story machen, damit ich irgendwie gleich drin bin.
Also das ist was, was für mich jetzt, glaube ich, mittlerweile nicht mehr funktionieren würde. Vielleicht könnte ich Postings vorbereiten und das auslagern. Das wäre noch so eine Option.
Wie haben andere Menschen auf den Instagram-Abschied reagiert?
[Alex] Okay, da können wir vielleicht gleich mal gleich mal darauf zu sprechen kommen, vielleicht davor noch mal: Wie haben denn deine Kund*innen oder generell so die Menschen auf Insta reagiert? Haben sie dir irgendwie Nachrichten geschrieben?
[Maike] Ich weiß es halt gar nicht so genau. Also eine Nachricht habe ich noch gelesen, als ich dann noch mal reingegangen bin von einer Kundin von mir, mit der ich auch ab und zu Kontakt hatte über Insta. Und die hat dann halt gefragt, ob alles in Ordnung bei mir ist, weil ich habe mich ja auch nicht verabschiedet. Es war ja eher so dieses Experiment und zack, ciao, weg war ich. Und ansonsten habe ich jetzt nicht so viel von den Reaktionen mitbekommen. Ich glaube auch, manchmal dauert das eine Weile, bis die Leute überhaupt merken, dass man nichts mehr postet, oder?
[Alex] Ja, das habe ich jetzt schon öfter gehört. Also dass ein, zwei Wochen auch niemand irgendwie merkt und alle ja mit ihrem eigenen Kram beschäftigt sind und das vielleicht auch gar nicht so auffällt. Aber wovor ja doch einige Angst haben, ist, dass es negative Reaktionen gibt. Und die hattest du aber nicht bekommen?
[Maike] Habe ich nicht bekommen und vor denen hatte ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht so Angst. Also, weil: Das ist meine Entscheidung und da stehe ich so in meiner Mitte, so Entscheidungen treffe ich für mich.
Was hat sich durch den Instagram-Abschied verändert?
[Alex] Und was hat sich denn jetzt genau verändert? Also, du hast gesagt, im September bist du von Instagram weg, jetzt haben wir Ende Februar, das sind ja schon einige Monate. Also was ist so beruflich und privat jetzt bei dir anders oder ist alles gleich?
[Maike] Also ich habe auf jeden Fall weniger Bildschirmzeit an meinem Smartphone. Ich kriege da immer so einmal die Woche oder so diesen Bericht und das ist jetzt schon human, würde ich sagen. Also es ist manchmal so eine Stunde oder eineinhalb, aber ich mache dann auch oft eine Stunde Yoga am Handy, also dann ist es vielleicht noch eine halbe Stunde. Das finde ich irgendwie sehr, sehr schön. Das motiviert mich auch, dran zu bleiben.
Und so im Marketing-Alltag hat sich halt verändert, dass ich diese Schreibstunde wieder eingeführt habe und eigentlich jetzt auch die ganze Zeit durchgezogen habe. Also wenn, wenn nicht, dann gab es wirklich einen super guten Grund wie eine Launchvorbereitung oder so, aber dann schreibe ich ja auch, dann schreibe ich halt nicht Blogartikel. Genau, und ich sehe schon, also ich habe auch einen Podcast und da bin ich auch jetzt mehr am Ball. Da kommt eigentlich jede Woche eine Podcastfolge raus. Also da muss ich schon irgendwie krank sein oder in einem Projekt involviert ist, dass mal keine Folge kommt. Und da sieht man halt, dass die Kurve gut nach oben geht. Und beim Blog ist es halt auch so, dass ich einfach mir mehr Zeit nehme für meine Suchmaschinenoptimierung, was halt in meinem Themenbereich … also es gibt halt hunderte von Agenturen, die alle auch SEO-Profis sind und die einfach Content-Teams im Hintergrund haben. Also da habe ich schon sehr viel Wettbewerb und trotzdem sehe ich das in in meinen Rankings, dass sich das verbessert hat.
[Alex] Du hast ja am Anfang gesagt, dass ein Grund, warum du dann eine Instagram-Pause eingelegt hast, war die Zeit, also dass du einfach super viel auf Abruf oder dich so gefühlt hast, als würdest du auf Abruf stehen. Und was hat sich denn da verändert? Also wie sieht es denn jetzt zeitmäßig bei dir aus? Hast du das Gefühl, da ist mehr Ruhe eingekehrt in deinen Arbeitsalltag?
[Maike] Total viel mehr Ruhe also. Am Anfang war das total ungewohnt. Also ich habe schon so ein bisschen nach rechts und links geschaut. Will jetzt niemand was von mir? Oder ich habe dann öfter in mein E-Mail-Postfach auch geschaut. Ich glaube, da hat mein Gehirn das einfach noch ein bisschen kompensiert und ich habe mich fast so ein bisschen einsam gefühlt oder so sehr entkoppelt auch.
Und dann dachte ich: Naja, okay, cool, dann kann ich ja jetzt konzentriert arbeiten.“ Und ja, ich bin schon, ich bin schon dann noch mal eine Stufe produktiver geworden. Ich kann mich einfach so zwei, drei Stunden super fokussiert an was dransetzen. Ich bin auch mehr so, ich ziehe Aufgaben quasi jetzt auch eher vor, die vielleicht vorher eher mal eine Hürde waren oder eine Hürde sind. Die erledige ich jetzt zuerst. Und ich bin schon sehr, sehr viel besser vorbereitet auf so für Deadlines. Also ich bin sehr gut in der Zeit und habe nicht die Marathontage aktuell. Also ich komm schon ganz gut irgendwie um fünf oder sechs raus und geh nach Hause und habe noch einen schönen freien Abend und das vier Tage die Woche. Also es ist ja schon sehr schön entspannt gerade.
Wie wirst du ohne Instagram gefunden?
[Alex] Ja, du hast schon ein bisschen angedeutet, wie dein Marketing jetzt aussieht ohne Instagram. Vielleicht können wir das mal so strategisch angehen. Also wenn wir jetzt mal an an das Thema Onlinesichtbarkeit rangehen. Also wie wirst du von anderen Menschen jetzt gefunden, wenn du jetzt nicht auf Instagram unterwegs bist? Ich würde mal stark vermuten durch SEO? Vielleicht kannst du da mal ein paar Worte zu deiner Strategie sagen.
[Maike] Also bei SEO ist es halt so, dass ich mich eher auf Themen fokussiere, die jetzt nicht so stark umkämpft sind. Also wenn ich jetzt optimieren würde auf den Begriff „SEO“ oder „Suchmaschinenoptimierung“ – ist halt einfach ein super hart umkämpfter Markt. Und im Gegensatz zu einem Social-Media-Kanal ist es halt so, dass es bei Google nur begrenzt Plätze auf Seite eins gibt und danach fallen die Klicks einfach sehr stark ab. Deswegen gehe ich eher auf nicht so stark umkämpfte Themen und habe da vielleicht dann nicht die Riesenreichweite, aber dafür so ein paar Rankings. Darüber kommen Leute. Es kommen also auch Kommentare auf meinem Blog.
Sehr, sehr viele Leute kommen aber über den Podcast. Also ich glaube, das ist so meine Hauptmarketingquelle,
[Alex] Ja, klar. Ich meine Spotify und Apple Podcasts sind ja im Grunde auch Suchmaschinen, wenn man so will. Menschen geben ja ein, wonach, was sie interessiert und stoßen dann auf den Podcast, der ja auch praktischerweise den Titel SEO im Namen hat. „SEO-Freunde“, genau.
[Maike] Ja, und dann habe ich noch einen Newsletter. Aber dafür müssen Leute mich ja schon gefunden haben.
[Alex] Genau, da sind wir quasi schon bei der nächsten Stufe. Also sie finden dich durch SEO, durch deinen Podcast vor allem. Und dann kommen sie auf deinen Newsletter.
[Maike] Genau. Ja, das ist das Ziel.
[Alex] Das ist das Ziel. Das heißt, das ist so der Weg, auf den alles auf deiner Webseite dann ausgerichtet ist?
[Maike] Ja, ich habe noch so ein bisschen eine verstaubte Website. Wir sind gerade im Relaunch. Also wahrscheinlich werden wir dieses Jahr eine neue Website veröffentlichen und dann wird das noch mal stärker fokussiert, dass Leute sich im Newsletter eintragen.
Jetzt habe ich gerade so eine Startseite, die eher so ein Schaufenster ist, wo man dann mal hier klicken kann, mal da klicken kann. Und da werde ich auf jeden Fall stärker den Newsletter fokussieren in Zukunft, ja.
[Alex] Und was machst du dann im Newsletter?
[Maike] Ich schreibe jede Woche montags einen Newsletter und manchmal kündige ich darin meine Podcastfolgen an, oder ich erzähle so Geschichten aus meinem Alltag und leite irgendwas davon ab, was man für SEO anwenden kann. Manchmal auch ein paar SEO-Neuerungen oder -Tipps. Ja, recht, recht gemischt und intuitiv eigentlich.
Lohnt es sich – angesichts von KI – noch, mit SEO zu starten?
[Alex] Ja, ich würde natürlich super gerne, weil du ja SEO-Expertin bist, noch ein paar Fragen loswerden zum Thema SEO und vielleicht mal auch mit dem Elefanten im Raum anfangen, nämlich mit KI. Also lohnt es sich überhaupt noch, mit SEO zu starten? Was würdest du sagen?
[Maike] Also ich sehe ein bisschen den Unterschied zwischen KI-generiertem Content und Suchmaschinen, wenn es jetzt um Themen geht, die viel Tiefgang haben. Also mit KI kann man sich also, wenn es jetzt um die Frage geht, man sucht eine Antwort auf eine Frage, nicht ich lasse mir jetzt Texte generieren, sondern als User.
Genau dann ist es so, dass man mit KI grundsätzlich eher so einfache Fragen beantwortet bekommt. Und wenn es jetzt um komplexere Antworten geht, also zum Beispiel „Wie baue ich einen Funnel auf –ein Tiny-Offer-Funnel?“ Dann werden wir eher Suchmaschinen dafür nutzen und persönliche Erfahrungen lesen wollen von Menschen, die das schon gemacht haben und aufgesetzt haben.
Wenn ich aber jetzt irgendwie ein paar Fakten haben möchte oder wissen möchte „Wie groß ist der Erdumfang?“ oder sowas, dann wird sich wahrscheinlich da eher der KI-generierte Content durchsetzen, auch in den Suchmaschinen selber. Also Google arbeitet ja an einer eigenen KI-Integration an Google SGE. Ob das ausgerollt wird und wann, weiß man jetzt nicht so genau, aber die haben das vorgestellt und da wird es eben so sein, dass auf jeden Fall so einfacher zu beantwortende Fragen über KI generiert werden. Das ist aber ein Stück weit jetzt auch schon so. Es gibt ja jetzt auch schon diese Schnellantworten bei Google, wo man dann gar nicht mehr auf die Seiten klicken muss.
Das heißt, ich würde halt empfehlen, dass man so tiefergreifende Antworten auf der eigenen Website anbietet zu komplexeren Fragen von der Zielgruppe. Das wird so ein bisschen die Zukunft sein.
[Alex] Tiefer gehende Antworten, auch so persönliche Geschichten, persönliche Erfahrungen mit irgendwelchen Dingen. Meinst du denn auch, dass sich das, was Menschen lesen wollen, verändern wird? Also wenn ich mir jetzt überlege, dass zum Beispiel alle oder viele neue Texte entstehen, mit KI geschrieben, dass dann so die „Retro-Texte“ so ein bisschen mehr auch herausstechen wieder?
[Maike] Ich glaube schon, ja. Also ich glaube, je mehr Wettbewerb es gibt, und durch KI entstehen ja einfach auch noch mal mehr und mehr Texte, desto wichtiger ist es, mit persönlichen, menschlichen Texten hervorzustechen. Weil: Wir bleiben ja nicht im Gedächtnis, wenn wir irgendwie nur so ein paar Fakten aufzählen oder wenn die Texte immer gleich klingen. Aber wenn wir unsere persönliche Note reinbringen, dann schaffen wir ja eine Verbindung zu den Menschen, die unsere Inhalte lesen. Und dann bleiben wir auch eher … also so Anekdoten oder sowas oder persönliche Erfahrungen, die bleiben eher im Gedächtnis als ja KI-generierter Content.
Aber ich kenne jetzt auch keinen Experten oder keine Expertin, der oder die sagt, dass man Blogartikel oder sowas zum Beispiel einfach komplett mit KI-Tools generieren lassen sollte. Also jeder empfiehlt da ja auch noch mal einen menschlichen Schliff zu geben.
[Alex] Es gibt ja einige Aufgaben, die kann man ja schon ganz gut von KI dann übernehmen lassen, wie zum Beispiel Metabeschreibungen erstellen lassen. Wie ist da deine Erfahrung? Taugen die was?
[Maike] Bei Metabeschreibungen habe ich jetzt noch nicht so den Dreh raus und ich habe mich da auch ein bisschen umgehört und jetzt noch niemanden gefunden, der mir da wirklich weiterhelfen konnte.
Aber was ich super finde, ist so zum Beispiel zum Aufbau von Blogartikeln. Entweder wenn einem gar nichts einfällt, das komplett von vorne generieren zu lassen oder auch zu sagen: Hey, ich habe schon eine Idee für einen Aufbau – welche Aspekte würdest du noch mit dazu nehmen? Das sind dann schon ganz gute Ideen dabei oder so für FAQs oder dass man halt mal sagt: „Okay, hier ist ein Schema, so und so werden Überschriften erstellt. Und ich habe jetzt das Thema. Kannst du mir mal nach diesem Schema ein paar Überschriften generieren lassen?“ Also so Teilaspekte, also einzelne Bausteine von SEO, in dem Fall jetzt von Blogartikeln, kann man sich super gut mit KI unterstützen lassen. Aber ich würde jetzt niemals sagen: Schreib mir mal von A bis Z einen Blogartikel zu dem Thema.
[Alex] Okay, das ist ja schon mal eine gute Nachricht. Also wir können auch 2024 noch mit SEO starten. Gibt es dann trotzdem irgendetwas, was wir jetzt in diesem Jahr vielleicht ein bisschen stärker beachten sollten als vielleicht noch vor drei, vier Jahren?
[Maike] Also das Wichtigste bei SEO ist eine Mischung aus Empathie, Menschenverstand und dann so ein bisschen Strategie. Und da sehe ich im Moment jetzt noch nicht so die große Veränderung durch KI. Wir müssen dann halt mal schauen, wie das ist, wenn Google SGE ausgerollt wird. Da, also die Teilaspekte, die wir gerade schon besprochen haben, werden da wichtig sein.
Bei Empathie ist es halt so, man muss die Zielgruppe verstehen, egal ob man KI nutzt oder ob man selber Texte schreibt.
Bei der Strategie ist es halt so, ich kann jetzt irgendwie einen super guten Text schreiben, aber wenn ich Google nicht sage, das hier ist eine Hauptüberschrift, das ist eine Zwischenüberschrift, dann wird Google das nicht verstehen. Oder wenn ich bei Bildern nicht sage, was man darauf sieht, dann wird Google auch Schwierigkeiten haben, das zu verstehen. Das meine ich halt mit so ein bisschen Strategie noch mit reinbringen. Da haben sich, glaube ich, die Basics jetzt nicht so sehr verändert.
Was sind die ersten Schritte, wenn man mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) starten möchte?
[Alex] Und was würdest du denn jemandem empfehlen, der oder die jetzt mit SEO starten will? Was wären denn so die ersten Schritte? Du hast schon gesagt, du guckst bei dir selbst, dass du Keywords findest, die vielleicht nicht so hart umkämpft sind. Also wäre dann so ein möglicher erster Schritt da, ein bisschen Zeit zu investieren in die Keywordrecherche?
[Maike] Auf jeden Fall eine Keywordrecherche machen, ja. Also ich würde mit einer Keywordrecherche anfangen. Einerseits für jetzt einzelne Seiten, die ich erstelle, also für Blogartikel zum Beispiel. Aber auch wenn ich in die Planung gehe von meiner Website, dann würde ich mit einer Keywordrecherche starten und mir überlegen und anschauen, welche Keywords kann ich auf welcher Unterseite zuordnen.
Also zum Beispiel möchte ich lokal gefunden werden als Texterin in jetzt in meinem Fall zum Beispiel München? Dann könnte ich die Startseite beispielsweise darauf optimieren. Wenn ich jetzt erklären möchte „Was ist ein SEO-Text?“, dann würde ich einen Blogartikel dazu schreiben. Und so kann man halt eine Gliederung, einen Seitenaufbau erstellen mithilfe von einer Keywordrecherche. Wenn man die Seiten schon hat, kann man das auch noch im Nachgang machen. Aber der große Trafficbringer ist der Blog. Also außer man hat jetzt einen Onlineshop oder physische Produkte.
Aber so Coaches, Berater, Dienstleister, für die ist einfach der Blog die Haupttrafficquelle, weil die Menschen suchen nach Lösungen im Internet und für Lösungen wollen sie nicht gleich ein Angebot angezeigt bekommen, sondern sie lesen sich dann Blogartikel durch. Sie wollen erstmal einen Rat haben und da das sind so 60 bis 80 % von den Suchanfragen bei Google gehen halt in diese, in diesen Infobereich und das ist ein Blog, einfach immer noch ein guter Startpunkt, um gefunden zu werden.
Und die anderen Seiten kann man dann. Man hat dann eine Angebotsseite für die Menschen, die dann schon über Google gekommen sind. Die finden dann den Inhalt gut und interessant und schauen sich dann vielleicht mal die About-Seite an: „Ist die Person sympathisch? Was hatte denn sie im Angebot? Vielleicht trage ich mich mal zum Newsletter ein …“ Das sind dann so die nächsten Schritte.
So ein bisschen wie beim Dating. Erstmal kennenlernen und dann: Okay, ich gebe dir meine E-Mail-Adresse. Und dann: Okay, ich schaue mir mal dein Angebot an.
[Alex] Wir können dann ja mal texten.
[Maike] Genau.
[Alex] Ich finde es auch total wichtig, was du sagst, weil: Es gibt ja auch voll viele Menschen, die wohnen vielleicht in einer großen Stadt, du hast München angesprochen, und wenn ich als Fotografin in München bin, bin ich mit Sicherheit nicht die einzige. Und dann reicht es halt oft nicht aus, dann die ganzen Seiten auf solche stärker umkämpften Keywords zu optimieren, sondern dann kommt eben so ein Blog ins Spiel oder vielleicht auch ein Podcast, wo ich dann die Podcastfolgen eben als Transkript bei mir auf der Website habe. Das sind ja alles tolle Möglichkeiten, da trotzdem noch gefunden zu werden, auch wenn man eigentlich so einen hart umkämpften Begriff vielleicht abdeckt. Siehst du das ähnlich, dass es auch vor diesem Hintergrund wichtig ist?
[Maike] Auf jeden Fall, ja. Wobei bei diesen lokalen Optimierungen, also wenn man an einem Standort gefunden werden will, das wird irgendwie sehr, sehr selten tatsächlich umgesetzt. Also da ist die Konkurrenz oft nicht so stark.
Ich habe jetzt auch gerade eine Kundin, die hat man also in der Gastronomie, hat einen Laden in München und hat eine Website erstellt und noch gar nicht irgendwie an SEO gedacht und rankt schon ziemlich gut damit. Und jetzt stellen wir sicher, dass das so bleibt und dass sie dann noch mal mit einem anderen Begriff so im Cateringbereich auch noch gefunden wird.
Und ja, das sehe ich immer wieder in der Praxis, das ist eigentlich der Punkt, den ich machen wollte, dass die lokale Suchmaschinenoptimierung eher so nebenher oder zufällig mitläuft. Und wenn man da sich dran setzt und ein bisschen was optimiert, dann hat man schon einen ordentlichen Vorsprung, weil viele das gar nicht umsetzen.
[Alex] Ja, gerade so lokal legen sich ja die Leute gerne mal eher so eine Facebookseite an. Also ich sehe das ganz häufig bei Restaurants, die haben dann meistens immer eine Facebookseite und überhaupt keine Website. Und das heißt, ich kann mich dann gar nicht so auf der Website informieren, was die für ein Angebot haben, was die für eine Speisekarte haben. Bei Facebook bin ich dann halt raus. Und das ist natürlich bei einer Website anders, weil: auf die kann dann jeder zugreifen.
[Maike] Genau, ja, da braucht man nicht extra einen Account für.
[Alex] Ja, genau. Nun ist da noch eine letzte Frage, vielleicht zu SEO. Bis die ganzen Maßnahmen greifen, dauert es ja immer so ein bisschen. Ja, also wenn ich jetzt heute mit einem Blog starte und ich fange von Anfang an irgendwie an mit Suchmaschinenoptimierung, wird es halt nicht über Nacht mir dann Leute auf die Website bringen. Das dauert ein paar Wochen, Monate, manchmal sogar noch ein bisschen länger. Und was empfiehlst du dann deinen Kund*innen in der Zwischenzeit zu tun? Also sind wir dann doch wieder zurück bei Social Media? Oder Was können die denn stattdessen machen?
[Maike] Also es kommt total auf den Markt an, wie schnell und wie gut man rankt, hat, ist einfach super nah dran am: Wie stark besetzt sind die Keywords, für die ich optimiere, schon?
Also es gibt auch Fälle, wo man super schnell Rankings erzielen kann. Sehe ich immer wieder, aber man sollte einfach nicht damit rechnen. Man sollte eher damit rechnen, dass es eine Zeit dauern kann, so dass man einfach mit der richtigen Haltung an das Thema ran geht. Das ist wichtig. Genau. Und es stimmt. Bei mir war es eben auch so, als ich mich selbstständig gemacht habe, da war ich halt dann auf Insta, weil ich da relativ schnell Leute erreichen konnte. Jetzt bin ich halt SEO-Expertin, keine ganzheitliche Marketingexpertin. Ich kann da nur so von meinen Erfahrungen berichten. Das heißt: Also klar. Kann sein, dass man dann erstmal mit LinkedIn oder mit Facebook oder mit Insta oder mit Werbeanzeigen … Man kann natürlich auch Google-Ads starten, aber dafür muss man auch erstmal eine Website bauen. Das sollte man auch schon ein bisschen Zielgruppenverständnis haben, sonst verbrennt man halt auch das Geld, was man da in die Werbeanzeigen investiert. Von daher bin ich jetzt nicht so die Marketingexpertin für die super schnellen Lösungen.
Was machst du nun mit deinem Instagram-Kanal?
[Alex] Du deckst die langfristigen Lösungen ab. Auch das ist wunderbar. Jetzt vielleicht noch die allerletzte Frage: Was machst du denn jetzt mit Instagram? Also ist da schon eine finale Entscheidung gefällt oder was sind deine Gedanken? Was könnten die Optionen sein? Wie ist es?
[Maike] Also manchmal fehlt mir so ein bisschen das Visuelle in meinem Marketing, dass ich mal was zeigen kann, dass ich mal so einen Prozess zeigen kann, wenn ich ein neues Produkt entwickle. Aber es gibt zu viele Abers, als dass ich jetzt irgendwie spontan entscheiden würde: Ich gehe wieder zurück. Also ich kann das nicht leichtfertig machen. Wenn, dann muss ich mir das ganz genau überlegen und an dem Punkt bin ich gerade nicht. Also, da habe ich keine Antwort im Moment drauf.
[Alex] Okay, dann genieße auf jeden Fall noch deine Pause, Maike. Und danke, dass du da warst.
[Maike] Danke dir auch.
Shownotes
Instagram ist weird
Früher dachte ich immer, ich bin weird, weil ich nichts mit Instagram anfangen konnte. Heute denke ich: Instagram ist weird. Und genau darum geht es in dieser Podcastfolge. Über die vielen Kleinigkeiten, die „normal“ sind, seit es Instagram gibt, aber ziemlich weird sind, wenn wir genauer darüber nachdenken …
Früher dachte ich immer, ich bin weird, weil ich nichts mit Instagram anfangen konnte. Heute denke ich: Instagram ist weird.
Und genau darum geht es in dieser Podcastfolge. Über die vielen Kleinigkeiten, die „normal“ sind, seit es Instagram gibt, aber ziemlich weird sind, wenn wir genauer darüber nachdenken …
Folge anhören:
Transkript lesen:
Als ich in der neunten Klasse war, war da dieser Junge. Es hieß, er sei in mich verliebt, doch er hat mir seine Gefühle nie gestanden oder so. Stattdessen schlich er sich während Musicalproben in die Trainingsräume, versteckte sich hinter einem Vorhang und beobachtete mich, wie ich Tanzschritte übte.
An anderen Tagen fuhr er mit dem Fahrrad an unserem Haus vorbei und sah zu, wie ich mich auf dem Balkon sonnte oder las.
Und ich freute mich natürlich tierisch über meinen treuen Follower und bedankte mich artig bei ihm fürs Folgen.
Äh, nein. Dieser Kerl jagte mir eine Scheißangst ein und ich ging ihm im Schulalltag, so gut es ging, aus dem Weg.
Doch auf Social Media lassen wir uns inzwischen freiwillig so beobachten und auf Schritt und Tritt durch den Alltag begleiten.
Wir zeigen freiwillig, wie wir unsere Tanzschritte üben (das nennt sich heute TikTok).
Wir zeigen freiwillig, wie wir auf dem Balkon chillen (dafür ist Instagram da).
Und wir lassen freiwillig Menschen, die wir gut kennen, flüchtig kennen, gar nicht kennen, in unser Zuhause rein und zeigen ihnen völlig freiwillig unsere Möbel, unsere Pflanzen, Deko, vorbeilaufende Kinder, Hunde, Katzen, die Bilder an der Wand, die Bücher im Regal, das Essen auf dem Teller, die Smoothies im Glas, den Kaffee, das Schlafzimmer und sogar unser Bett.
Und wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich das ziemlich weird.
Und genau darum soll es in dieser Podcastfolge gehen. Ich möchte einen Blick darauf werfen, was durch Instagram mittlerweile als völlig normal gilt. Aber wenn wir genauer überlegen, eigentlich ziemlich weird ist.
Ja. Instagram ist weird.
Aber nicht nur, weil wir freiwillig unsere Privatsphäre aufgeben und so unfassbar viele Menschen in unser Zuhause reinlassen, wie ich zu Beginn beschrieben habe.
Wir lieben es im Gegenzug auch, andere Menschen beim Leben zu beobachten. Wir teilen ja nicht nur auf einmal alles mit der Welt. Wir wollen auch alles sehen, was andere Menschen mit der Welt teilen.
Schon der Begriff „Follower“ ist super weird, wenn wir genauer darüber nachdenken. Er hat wirklich massive Stalking-Vibes und ganz ehrlich, das ist es auf Social Media oft auch.
Wir schauen anderen Menschen beim Leben zu: beim herabschauenden Hund, beim Frühstück, in der Badewanne oder bei der Verlobung. Wir verschlingen gierig jeden Beitrag, warten sehnsüchtig auf den neuen, während wir uns die Zeit mit älterem Content vertreiben.
Wir schauen uns Storys an. Alte, neue und alle dazwischen in den Highlights. Manchmal mehr als einmal. Manchmal jeden Abend wieder.
Und wenn ein paar Tage kein Beitrag in unseren Feed gespült wurde, schauen wir besorgt nach, ob wir womöglich etwas verpasst haben. Schließlich können wir unser Leben praktisch nicht weiterleben, ohne zu wissen, mit welcher pflanzlichen Milch unser Lieblingsinfluencerin heute ihr Porridge zubereitet hat.
Und das ist etwas weird, wenn wir ehrlich sind.
Weird ist auch, dass Filter auf Social Media zur neuen Normalität geworden sind.
Wir teilen ja nicht nur den Moment, so wie er ist, wir bearbeiten den Moment, indem wir rosarote, glitzernde Filter darüber legen.
Besonders krass ist es mit Gesichtern, finde ich. Denn die meisten Gesichter, die ich damals auf Instagram sah, waren mit Filtern bearbeitet. Das heißt, es ist völlig normal geworden, auf Instagram nicht so auszusehen, wie man es eigentlich tut.
Das sind meistens dann Filter, die das Gesicht dahingehend verändern, dass man „normschöner“ wird, d.h. große Augen hat, eine kleinere Nase oder höhere Wangenknochen.
Und ja, damit wir nicht negativ auffallen und die einzigen sind mit Augenringen oder Pickeln, machen wir da natürlich mit und optimieren unser Gesicht auch, sobald wir eine Story machen.
Und das ist alles gar nicht harmlos, wie man meinen mag, Filter machen ja Spaß und so. Es kann tatsächlich ernsthafte psychische Konsequenzen nach sich ziehen. Man nennt das „Snapchat Dysmorphia“. Das bedeutet, dass sich Menschen so sehr an die Gesichter mit Schönheitsfiltern aus Social Media gewöhnen, dass sie ihr Gesicht ohne Filter als unglaublich hässlich empfinden und richtig darunter leiden. Und laut Studien aus der Schönheitschirurgie geben auch die Hälfte der Menschen mittlerweile als Grund für ihre Schönheits-OP Selfies für Social Media an.
Es gab sogar mal einen Filter auf Instagram, ich weiß gar nicht, ob es ihn noch gibt oder ob er inzwischen vielleicht sogar verboten wurde: Dieser Filter hat jedenfalls die typischen Linien ins Gesicht gezeichnet, die Schönheitschirurg*innen einzeichnen würden, sodass man eben genau sehen konnte, wo im Gesicht Operationsbedarf herrscht.
Und ganz ehrlich: Ist das nicht super weird?
Instagram ist auch weird, weil auf den meisten Accounts so getan wird, als würde es im Leben nur Highlights geben.
Das heißt: Alle posten immer nur das, was gut läuft, und die Urlaube und die Erfolge und das Glück. Und wenn es bei uns mal nicht so rund läuft oder wir auch nur ansatzweise die Gefühle fühlen, die auf Instagram eben kaum gezeigt werden, fühlen wir uns nicht normal. Und das ist weird.
Denn es gibt nichts Unnormales an Herausforderungen oder Problemen oder an Plänen, die nicht gelingen. Und es gibt auch nichts Unnormales an Gefühlen wie Wut oder Trauer oder Verzweiflung.
Das alles gehört zu der Bandbreite eines menschlichen Lebens dazu. Doch wenn auf Social Media und insbesondere Instagram nur die schönen Seiten des Lebens inszeniert werden, fühlen wir uns eben schlecht, wenn wir mal phasenweise auf der nicht so schönen Seite des Lebens oder der Gefühle sind.
Aber es ist ja völlig klar, wieso wir nur unsere Highlights auf Instagram posten. Und das ist, weil es meist um Likes und Anerkennung geht.
Und ist das nicht weird?
Denn zum einen begeben wir uns ja freiwillig in eine Bewertungssituation. Das heißt: Jeder Social-Media-Post sagt im Grunde:
„Bewerte mich. Zeige mir, was ich wert bin.“
Und dann erhalten wir die Antworten in Form von Likes (oder ausbleibenden Likes), Kommentaren (oder keinen Kommentaren), Shares (oder keinen Shares).
Und wenn dann Heidi Klum mal kein Bild für uns hat, geht es uns ziemlich dreckig damit. Denn dann fangen wir an zu grübeln:
Warum hat die Kollegin immer so viele Likes, aber ich nicht?
Warum hatten meine Posts von vor zwei Wochen mehr Likes als der heute? Was mache ich falsch?
Sehe ich zu dick auf dem Foto aus oder was ist da los?
Das heißt: Wir knüpfen unseren Selbstwert als Mensch an Likes – und das ist ziemlich weird, weil: Road to Disaster. Es kann nur Probleme nach sich ziehen, sich an Likes zu orientieren. Und Studien zeigen auch, dass sie Menschen maximal kurzfristig gut fühlen lassen.
Langfristig schaden sie eher der mentalen Gesundheit.
Ich hab früher immer gedacht, dass ich weird bin, weil Instagram mich immer so fertig gemacht hat. Aber ich glaube mittlerweile, dass Instagram weird ist. Und irgendwie beruhigt mich dieser Gedanke.
Shownotes:
Faking it: how selfie dysmorphia is driving people to seek surgery

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