Social-Media-frei
Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies
Worum geht’s?
In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!
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Du denkst, du kannst nicht schreiben?
Du denkst, du kannst nicht schreiben? Lass mich dir in dieser Podcastfolge das Gegenteil beweisen und mit ein paar Mythen über Schreibprozesse und veröffentlichte Texte aufräumen. Auch bei akuten Selbstzweifeln sehr zu empfehlen.🤘
Du kannst schreiben!
Und ich meine das jetzt nicht in dieser „Du bist so toll und kannst alles erreichen, was du dir vornimmst“- oder „Es ist alles nur Mindset, glaub an dich!“-Art und Weise, sondern auf eine etwas andere Art und Weise.
Und was genau ich damit meine, darum soll es in dieser Podcastfolge gehen.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Ja, wenn du selbstständig bist, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du eine Menge schreiben musst, vor allem wenn du auf Marketing ohne Social Media setzt. Deine Websitetexte zum Beispiel oder Blogartikel oder Newsletter oder vielleicht sogar ein Buch.
Was du alles schreiben kannst, das wird nicht Thema dieser Podcastfolge sein. Dazu gibt es schon eine Folge mit dem Titel „Schreiben als Marketingstrategie“. Die verlinke ich dir zur Sicherheit noch einmal in den Shownotes.
In dieser Folge geht es mir eher um einen Gedanken, der bei sehr vielen Selbstständigen und Onlineunternehmer*innen entsteht, wenn sie etwas schreiben und das ist der Gedanke:
„Ich kann nicht schreiben.“
Das ist kein angenehmer Gedanke. Er setzt sich gerne mal fest. Er demotiviert und es ist manchmal gar nicht so leicht, diesen Gedanken umzuformulieren, geschweige denn, ihn wieder loszuwerden.
Und ja, letzten Endes hält dieser Gedanke viele Menschen davon ab, entweder in ihrem Marketing auf schreibende Strategien zu setzen und Social Media zu verlassen oder sich vielleicht sogar den Traum vom eigenen Buch zu erfüllen.
Wenn wir uns angucken, was hinter dem Gedanken „Ich kann nicht schreiben“ steckt, stellen wir fest, dass es verschiedene Auslöser gibt.
Und die würde ich jetzt gerne mal unter die Lupe nehmen. Auslöser Nummer 1:
„Das Schreiben fällt mir schwer.“
Wir haben ja alle diese Idealvorstellung vom Schreiben, dass, keine Ahnung, uns die Muse küsst und wir dann total inspiriert sind und in einem noch nie da gewesenen Flow und Tempo den perfektesten Text aller Zeiten produzieren, ohne einmal darüber nachzudenken oder an sich zweifeln.
Und vielleicht kommst du an diese Idealvorstellung nicht heran und vielleicht ist es bei dir sogar das Gegenteil. Vielleicht sitzt du oft vor einem weißen Blatt, du zweifelst oft an dir, du löschst manchmal die Sachen, die schreibst, du hast wenige Ideen.
Und ja: Deshalb liegt für dich vielleicht der Schluss nahe, dass du einfach nicht schreiben kannst. Denn es flutscht bei dir einfach nicht, wie man es halt so kennt, sondern ist mühsam.
Und die Wahrheit ist, dass, ob dir das Schreiben leicht fällt oder schwer, dass das nichts, aber auch so gar nichts darüber aussagt, wie gut dein Text letzten Endes wird – und ob du schreiben kannst.
Ich würde vielleicht vermuten, dass dein Schreibprozess einfach noch nicht so entwickelt ist, wie er sein könnte, um wirklich produktiv zu schreiben. Und da gibt es einige Dinge, die man tun kann.
Doch nur weil dein Schreibprozess noch nicht so ganz passt, heißt es nicht, dass deine Texte nicht gut sind.
Vielleicht weißt du, dass ich in den letzten Monaten ein vierhundertseitiges Buch geschrieben habe, das bald im Juni erscheinen wird, im Rheinwerk Verlag. Und da war es natürlich auch so, dass mir das Schreiben nicht jeden Tag gleich leicht fiel. Also ich hatte natürlich mal gute Tage und mal okay Tage und manchmal hatte ich ganz furchtbare Tage, wo ich mir jedes Wort aus der Nase ziehen musste.
Aber das Interessante ist, dass ich im Nachhinein, wenn ich das Manuskript noch einmal lese, gar nicht mehr genau sagen kann, welche Passagen mir leicht fielen zu schreiben und welche schwer. Das kann man oft gar nicht mehr voneinander unterscheiden.
Und deshalb lautet meine erste Erinnerung an dich, wenn du an deinen Schreibfähigkeiten zweifelst:
Dein Schreibprozess und der fertige Text sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Ein Flow muss nicht automatisch bedeuten, dass ein guter Text entsteht. Oder andersrum: Selbst wenn dir das Schreiben schwer fällt, kann es sein, dass ein total toller Text daraus entsteht. Alles ist möglich.
Gehen wir weiter zu einem zweiten Auslöser, der eng damit verknüpft ist, und das ist der Gedanke:
„Schreiben ist so anstrengend.“
Also nicht nur so, dass es nicht fließt und wir nicht in den Flow kommen, sondern dass du dir gefühlt jedes Wort aus der Nase ziehen musst. Und dass du dich nach dem Schreiben fühlst, als wärst du einen Marathon gelaufen, oder sogar, dass es für dich auch emotional anstrengend ist, über bestimmte Themen zu schreiben.
Und auch da kann ich dir versichern:
Nur weil etwas anstrengend ist, heißt es nicht, dass du es nicht kannst.
Nehmen wir zum Beispiel mal den Sport. Es kann ziemlich anstrengend sein, Sport zu machen und beispielsweise 10km oder noch mehr zu laufen. Du kommst ins Schwitzen, du kommst aus der Puste, deine Muskeln werden beansprucht.
Doch das heißt ja nicht, dass du nicht laufen kannst, denn genau dasselbe passiert ja bei Profisportler*innen auch, wenn sie trainieren. Vielleicht nicht unbedingt bei 10km, dann vielleicht bei einer größeren Distanz. Aber es ist auch bei Profi-Sportler*innen so, dass ihr Training sie anstrengt.
Nun würde man ja niemals auf die Idee kommen zu sagen:
„Also wenn Laufen für dich anstrengend ist (oder Sport für dich anstrengend ist), dann kannst du halt nicht laufen (oder Sport machen).“
Sondern es ist irgendwie allen klar, dass Anstrengung zum Training dazu gehört, sonst wäre es ja kein Training, sondern ein Spaziergang oder eine Netflix-Session auf der Couch.
Und so ist es auch beim Schreiben.
Wenn wir Schreiben, trainieren wir. Und das kann mal ein lockeres Trainieren sein und mal ein Training sein, das total an die Substanz geht. Und es kann auch mal etwas mittendrin sein. Und alles gehört zum Schreiben dazu. Alles ist Teil des Schreibens. Und deshalb ist auch Anstrengung Teil des Schreibens.
Ich würde auch immer auch gucken, was nach der Anstrengung passiert. Denn auch hier gibt es ja witzige Parallelen zwischen dem Laufen und dem Schreiben, nämlich das sogenannte Runner’s High oder eben der Writer’s High, also ein Hochgefühl, das sich einstellt, nachdem man etwas Anstrengendes gemeistert hat. Das gibt es auch beim Schreiben.
Und wenn es dir so geht, dass du nach einem vielleicht anstrengenden Schreiben das Endprodukt in deinen Händen hältst und denkst „Ja, ist doch ganz gut geworden“, dann weißt du, dass sich deine Anstrengung gelohnt hat.
Kommen wir zu Gedanken Nummer 3 und das ist:
„Alle anderen schreiben bessere Texte als ich.“
Also vielleicht hast du eine Lieblingsautorin oder einen Lieblingsblogger oder eine Person, die wahnsinnig tolle Newsletter schreibt.
Und dann guckst du dir das an, was du schreibst, und denkst dir:
„Gott, ich wünschte, ich könnte so schreiben wie Person X. Meine Texte hören sich einfach furchtbar an. Ich kann nicht schreiben.“
Und hier kann ich dich nur daran erinnern, dass alle Menschen, die schreiben, ihre eigenen persönlichen Herausforderungen haben. Alle. Auch ich und alle anderen, die schreiben.
Angenommen, jemand hat einen Bestseller geschrieben. Dann hat es diese Person vermutlich in ihren Augen nicht gleich „geschafft“, sondern diese Person macht sich vielleicht Gedanken um das zweite Buch und ob das zweite Buch mit dem ersten mithalten kann. Oder ob man vielleicht ein „One Hit Wonder“ bleibt, usw.
Angenommen, jemand schreibt tolle Blogartikel aus deiner Sicht. Du weißt aber nie, wie viel Arbeit und Mühe hinter so einem Text überhaupt stehen. Ob die Person, die den Text geschrieben hat, das im Flow geschrieben hat oder ob sie nicht auch viel mit Selbstzweifeln zu kämpfen hatte. Ob sie den Text vielleicht dutzende Male überarbeiten musste, bis sie sich wohl damit fühlte, ob sie den Text vielleicht ein halbes Jahr liegengelassen hat, wie es bei mir zum Beispiel sehr häufig der Fall ist. Also Texte, die wirklich etwas Persönliches von mir teilen, die bleiben meistens Monate in meinem Entwürfe-Ordner, weil ich mich erst trauen muss, sie zu veröffentlichen.
Wir wissen überhaupt nichts über andere Schreiberlinge und ich hab ja schon gesagt, dass es überhaupt nicht sinnvoll, vom Text auf den Schreibprozess zu schließen, und dass es deshalb durchaus sein kann, dass dein Lieblingstext – dein Lieblingsbuch, dein Lieblingsblogartikel, deine Lieblingspodcastfolge, was auch immer – einen total intensiven, anstrengenden Entstehungsprozess hinter sich hat und der Mensch, der diesen Text, der diesen Text geschrieben hat, hat damit zu kämpfen hatte.
Wir wissen nicht, wie viel Zeit und Energie und Geld hinter einem Text steckt. Wie lange und wie intensiv daran gefeilt wurde. Und das würde ich immer im Hinterkopf behalten, wenn du dich zu sehr in der Bewunderung für einen Text verlierst.
Kommen wir zu Punkt Nummer 4 und das ist:
„Mein Text ist zu kurz.“
Alternativen sind auch:
„Mein Text ist zu lang.“
„Mein Text ist zu kühl.“
„Mein Text ist zu emotional.“
Vielleicht kennst du diese „zu“-Gedanken auch, also dass die Art, wie du schreibst, nicht in Ordnung ist.
Und wenn du vielleicht schon mal in einem meiner Schreibcircles dabei warst, weißt du, dass ich gerne daran erinnere, dass alle Texte willkommen sind.
Kurze Texte sind willkommen.
Lange Texte sind willkommen.
Kühle Texte sind willkommen.
Emotionale Texte sind willkommen.
Es gibt immer Menschen, die lieber kurze als lange Texte lesen oder umgekehrt.
Oder Menschen, die lieber kühle Texte als emotionale Texte lesen oder umgekehrt.
Und deshalb ist es erst einmal völlig egal, wie du schreibst. Und es gibt keine Norm, die es zu erfüllen gilt.
Das stimmt natürlich nicht so ganz, wenn du beispielsweise soziale Medien nutzt und klar ist, auf Instagram kann eine Caption maximal 2200 Zeichen lang sein, dann hast du natürlich eine gewisse Begrenzung.
Aber wenn ich an Websitetexte, Blogartikel, Podcastfolgen, Newsletter und so weiter denke, dann ist im Prinzip alles erlaubt und es gibt immer Menschen, die lieber das eine oder das andere mögen.
Und deshalb kann man eben auch nicht sagen, das eine ist besser als das andere.
Nehmen wir zum Beispiel mal meinen Podcast.
Ich hab am Anfang viele Rückmeldungen bekommen, die gesagt haben: „Cool, dass deine Folgen so kurz sind. Ich finde kurze Folgen auch besser als lange.“
Ich hab aber auch Rückmeldungen bekommen, die gesagt haben: „Also ich höre lieber längere Folgen. Deine Folgen sind ja gleich vorbei, wenn man sie anmacht.“
Und statt jetzt zu versuchen, es allen Menschen und Geschmäckern rechtzumachen, kann ich auch einfach sagen:
Mein Stil sind eben eher kürzere Folgen. Und es gibt Menschen, die das mögen, und andere, die das nicht mögen. Und alles ist okay.
Und genauso können wir es auch mit dem Schreiben sehen.
Vielleicht sind die Texte, die du schreibst, kurz.
Vielleicht sind sie auch lang.
Vielleicht sind sie auch durchschnittlich.
Doch nichts davon bedeutet, dass du nicht schreiben kannst, sondern es heißt einfach nur, dass du einen besonderen Stil hast, ein Alleinstellungsmerkmal, das deine Texte besonders macht.
It’s not a bug, it’s a feature!
Kommen wir zu dem Gedanken 5 und das ist:
„Der Blogartikel / der Newsletter / das Buch / was auch immer von einer anderen Person ist so gut – das, was ich schreibe, ist im Vergleich dazu so schlecht. → Ich kann nicht schreiben.“
Das ist vermutlich eine der wichtigsten Erinnerungen, die du heute hören wirst. Und das ist:
„The first draft of everything is shit.“
Das sagte schon Hemingway bekanntermaßen und das bedeutet, dass du niemals fertige, veröffentlichte Texte mit deinem unfertigen Entwurf vergleichen solltest. Niemals!
Ich kann dir ja mal erzählen, wie das bei meinem Verlagsbuch so ist.
Ich habe es selbst mehrere Male überarbeitet, das Manuskript, also wirklich so oft, dass ich es kaum mehr zählen kann, wie oft. Und nach dem Schreiben guckt dann ja auch noch ein Lektor drüber, beim allerersten Kapitel sogar zwei Lektoren, weil es eben so wichtig ist.
Dann kommt das Manuskript in ein Fachgutachten, wo sich jemand den Inhalt nochmal genauer vornimmt, dann kommt das Manuskript in die Sprachkorrektur, um sicherzustellen, dass da auch wirklich jedes Komma auf dem richtigen Platz steht.
Und das Buch, das dann letzten Endes im Regal in der Buchhandlung stehen wird – im Juni –, hat nur noch sehr, sehr wenig mit meinem allerersten Entwurf zu tun, den damals zum Glück nur ich gesehen habe, denn da ist seitdem eine Menge, eine Menge Arbeit reingeflossen. Von sehr vielen Menschen.
Und wenn du jetzt anfangen würdest, deinen allerersten Entwurf für ein Kapitel zum Beispiel mit einem fertigen Buch im Geschäft zu vergleichen, wäre das so, als würdest du eine Raupe mit einem Schmetterling vergleichen. Der Schmetterling hat einfach schon ein paar Prozesse hinter sich. Und deshalb sieht er eben so aus, wie er aussieht, und nicht anders.
Und statt deine Entwürfe mit fertigen Blogartikeln, Newslettern oder Büchern zu vergleichen, kannst du die Zeit auch einfach nutzen, um weiterzuschreiben.
Denn genau das unterscheidet die Menschen, die viel veröffentlichen, von Menschen, die nichts oder wenig veröffentlichen:
Sie schreiben.
Es ist also nicht so, dass sie besser schreiben als du. Nein, sie schreiben einfach nur.
Und schließlich Gedanke Nummer 6:
„Mein Text ist nicht perfekt. Also kann ich nicht schreiben.“
Ich glaube, nur wenige Mythen halten sich so hartnäckig, als dass es eine gewisse Perfektion gäbe, die Texte erreichen könnten.
Was soll ein perfekter Text sein? Ich habe keine Ahnung.
Wichtig sind mir vor allem zwei Dinge:
1. Ich glaube, dass Menschen inzwischen den gebügelten, aalglatten, austauschbaren Content satthaben und sich gerade nach dem Unperfekten und Realen sehnen. Deshalb ist es überhaupt kein Problem, wenn du dich vielleicht nicht so ausdrückst, wie es deine Deutschlehrerin von dir wollte. Oder es nicht schaffst, einen Text so zu schreiben, wie du es dir zurechtgelegt hast. Das Wichtigste ist, dass du ihn einfach schreibst.
2. Jeder Text lässt sich überarbeiten.
Ein schlechter Text kann okay werden, ein okayer Text mittelmäßig, ein mittelmäßiger Text gut, ein guter Text sehr gut und ein sehr guter Text phänomenal.
Dass dein Text noch nicht gut ist oder sehr gut oder phänomenal, heißt deshalb nicht, dass du nicht schreiben kannst, es heißt einfach nur, dass dein Text Überarbeitung braucht. Wie jeder andere Text übrigens auch. Nicht mehr und nicht weniger.
So, ein kleines Fazit am Ende:
Wenn du Buchstaben zu Wörtern, Wörter zu Phrasen, Phrasen zu Sätzen und Sätze zu Texten aneinanderreihen kannst, kannst du schreiben.
Es ist völlig egal, ob dir das Schreiben leicht fällt oder schwer, ob dein Text kurz wird oder lang, welche Texte andere Menschen im Vergleich zu dir schreiben und wie gut diese Texte sind oder ob dein Text auf Anhieb gelingt oder noch viel Überarbeitung benötigt. Das hat alles überhaupt nichts mit deinen Schreibfähigkeiten zu tun.
Du kannst schreiben! Lass dir deshalb bitte nichts anderes einreden.
Shownotes:
Drei Fragen für bessere Marketingtexte
In dieser Podcastfolge habe ich dir drei Fragen mitgebracht, mit denen du deine Marketingtexte – egal, ob Websitetexte, Blogartikel oder Newsletter – überarbeiten kannst. Diese Fragen sind an sich total einfach, ja teilweise fast schon banal, aber sie sind ungeheuer mächtig und sie helfen uns dabei, unsere Marketingtexte ✔️ verständlicher ✔️ konkreter und ✔️ unterhaltsamer zu machen.
In dieser Podcastfolge habe ich dir drei Fragen mitgebracht, mit denen du deine Marketingtexte überarbeiten kannst.
Diese Fragen sind an sich total einfach, ja teilweise fast schon banal, aber sie sind ungeheuer mächtig und helfen aus meiner Sicht sehr dabei, Texte spannender zu machen und unterhaltsamer zu machen und eben so, dass wir sie gerne lesen.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Bevor ich dir gleich diese Fragen im Einzelnen vorstellen werde, ein kurzer Hinweis dazu, wie ich diese Fragen nutze.
Egal, ob du deine Websitetexte schreibst oder Blogartikel oder ein Buch, für die meisten Menschen ist die beste Strategie, das Schreiben vom Überarbeiten zu trennen.
Im Schreibcircle sage ich gerne dazu, dass wir, wenn wir Texte erstellen, im Grunde zwei Brillen haben
erstens: eine Schreibbrille
und zweitens: eine Korrekturbrille
Und es ist super wichtig, die Brillen einzeln zu tragen und nicht übereinander. Denn das würdest du im wahren Leben ja auch nicht tun. Zwei Brillen übereinander – da würdest du vermutlich nicht so viel damit sehen oder vielleicht sogar deine Augen schädigen langfristig.
Und bei den beiden Brillen zum Schreiben ist es ganz ähnlich.
Wenn wir die beiden Brillen zusammen aufziehen, endet das Ganze meist im Chaos.
Das heißt: Wir schreiben an einem Text, korrigieren immer wieder das, was wir schreiben. Manchmal löschen wir sogar mehr, als dass wir etwas Neues hinzufügen. Und letzten Endes schaffen wir es so oft nicht, einen Text wirklich zu Ende zu schreiben, weil wir den Text im Grunde zu Tode korrigieren.
Und deshalb müssen wir auch beim Schreiben darauf achten, die Brillen getrennt anzuziehen.
Zuerst ziehen wir also die Schreibbrille auf.
Das heißt: Unsere erste Aufgabe ist es, erst einmal einen Fließtext von oben nach unten runterzuschreiben, ohne sich großartig an Wörtern, Phrasen, Sätzen oder gar Rechtschreibung oder Kommata aufzuhalten, weil unsere erste Zwischenetappe ein zusammenhängender Text ist.
Und dieser Text muss jetzt überhaupt nicht perfekt sein, er muss noch nicht einmal besonders gut sein, denn genau das werden wir dann im Korrekturdurchgang ja sicherstellen.
Das heißt: Wenn ein zusammenhängender Fließtext erstellt ist, ziehen wir die Schreibbrille wieder ab und ziehen unsere pedantische Korrekturbrille auf. Und dann kümmern wir uns mit einem kritischen Blick um den Inhalt, um den Stil und die Rechtschreibung und Kommasetzung und so weiter. Und wir machen aus unserem vielleicht mittelmäßigen Text einen richtig guten Text.
Und in genau diese Phase fallen nun die drei Fragen rein, die ich dir heute mitgebracht habe. Es geht also nicht darum, dass du deinen Schreibprozess mit diesen drei Fragen unnötig verkomplizierst.
Sondern es geht vielmehr darum, dass du einen Text, den du bereits geschrieben hast, mit diesen drei Fragen überarbeitest.
Okay. Frage Nummer eins ist:
„Würde ich das so zu meiner Nachbarin sagen?“
Du kannst dir das auch ganz konkret vorstellen, dass du deine Schuhe anziehst und an das Nachbarhaus oder an die Nachbarwohnung gehst, kurz anklopfst und dann, wenn deine Nachbarin die Tür öffnet, eben sagst:
„Hey Susanne, ich habe hier eine ultimative Checkliste für mein All-in-one-Framework für konvertierende Websites.“
Und dann ist eben die Frage, ob Susanne versteht, was du eigentlich von ihr willst, oder nicht.
Denn genau das ist meine Beobachtung für viele Marketingtexte:
Darin werden oft Begriffe verwendet, die zwar sehr schlau und sehr originell klingen mögen, aber letzten Endes ein typischer Marketingsprech sind, den Normalsterbliche niemals so in ihrem Alltag verwenden würden.
Und diese Begriffe haben die Gefahr, dass niemand so richtig versteht, wovon eigentlich gesprochen wird.
Wir können uns die Situation ja auch anders vorstellen, also dass wir sagen:
„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“
Das ist natürlich immer noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text wird zumindest schon mal besser verstanden, weil hier Marketingbullshit-Wörter eliminiert sind.
Das heißt: Mit diesem Nachbarin-Test können wir als erste Maßnahme nicht-verständliche Texte in verständliche Texte umwandeln. Und das ist die Basis für alles, also, dass Menschen uns verstehen.
Doch natürlich können wir noch einen Schritt weiter gehen und uns eine zweite Frage stellen, nämlich:
„Kann ich das konkreter sagen?“
Denn auch, wenn Wörter verstanden werden, sind sie manchmal so allgemein, dass sie es uns schwer machen, wirklich einen Bezug zu dem zu bekommen, was wir da gerade lesen oder hören.
Gucken wir uns noch mal das letzte Beispiel an:
„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“
Da können wir uns jetzt im Prinzip die Substantive hervornehmen und überlegen, ob wir da noch einen Tick konkreter werden können.
Wir könnten uns zum Beispiel als erstes fragen: Was für eine Website hat Susanne genau? Was verkauft sie überhaupt? Können wir das noch ein bisschen spezifizieren?
Wir könnten unsere Berufsbezeichnung konkreter fassen, denn Designerin ist natürlich auch ein recht groß gefasster Begriff.
Und sowas wie „einige Punkte“ ist natürlich auch eine sehr allgemeine Phrase, die im Grunde alles und nichts bedeuten kann.
Deshalb gehe ich jetzt nochmal über den Text und suche mir diese allgemeinen Wörter und Phrasen raus und mache sie konkreter.
Und dann könnten wir zum Beispiel sagen:
„Hey Susanne, du hast doch einen Onlineshop für deinen Honig, oder? Du weißt doch, dass ich Webdesignerin bin und ich hab jetzt ein Design speziell für Onlineshops entwickelt. Ich hab es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet und alle konnten ihren Umsatz steigern – einfach nur mit einem anderen Onlineshop-Design. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier zehn Punkte aufgeschrieben, auf die du bei der Auswahl deiner Farben, Schriften und Bilder achten könntest.“
Ja, auch dieser Text ist noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text ist verständlich und er ist konkret. Das heißt:
Wenn ich Susanne wäre, wüsste ich ziemlich genau, worum es meiner Nachbarin gerade geht. Ich müsste nicht raten oder spekulieren. Es ist alles drin, was ich wissen muss, um zu entscheiden: Bin ich interessiert oder nicht? Ist es für mich relevant oder nicht?
Doch wir können sogar noch einen Schritt weitergehen und uns eine dritte Frage stellen. Und das ist die Frage:
„Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?“
Denn vielleicht hast du schon bei den Texten gedacht:
Ja, ich verstehe sie, aber so wirklich besonders und unterhaltsam sind sie jetzt nicht.
Und Texte, die wir gleich nach dem Hören oder Lesen wieder vergessen, haben meist gemeinsam, dass es dort kaum Ecken oder Kanten oder Anker gibt, an den wir hängen bleiben könnten. Das sind oft so aalglatte Texte, die wenig Reibung erzeugen und wir sie eben genauso schnell wieder vergessen, wie wir sie gelesen haben.
Und es gibt viele Möglichkeiten, diese Ecken und Kanten zu erzeugen. Und eine relativ einfache Möglichkeit sind für mich: Bilder.
Ich meine damit nicht, dass wir jetzt nur in Metaphern reden sollten oder vielleicht sogar in ausgelutschten Metaphern reden sollten – bitte nicht! Die Frage ist vielmehr:
Was passiert in meinem Kopf, wenn ich einen Text lese?
Und wenn die Antwort ist „Nicht so viel“, führt es, wie gesagt, sehr häufig dazu, dass dieser Text vermutlich keine weitere Relevanz für mich haben wird, einfach weil es nicht so viel gibt, woran ich mich erinnern kann.
Wenn die Antwort aber ist, dass eine Reihe von Bildern in meinem Kopf entsteht, während ich den Text lese, dann wird es spannend.
Denn dann fange ich an, Emotionen zu entwickeln, vielleicht sogar zu lachen oder zu weinen oder ich verknüpfe eine eigene Geschichte oder eine persönliche Erinnerung mit dem Text. Und dann werde ich mir eben auch viel wahrscheinlicher das behalten, was ich da lese.
Und natürlich gibt es raffiniertere Bilder und ziemlich banale Bilder, aber letzten Endes ist es eine Übungssache und wir müssen ja irgendwo starten.
Wir könnten uns in unserem Beispiel also einfach mal überlegen, ob wir ein, zwei kleinere Bilder erzeugen könnten. Also nichts Großes. Aber so, dass es eben ein Angebot für Menschen gibt, die den Text lesen, dass in ihrem Kopf etwas passiert.
Wir könnten zum Beispiel aus „Honig“ einen „Wildblütenhonig“ machen, wenn es denn einer ist, wir dürfen uns natürlich nichts ausdenken.
Aber schon beim Wort „Wildblüten“ habe ich ein Bild von einer sommerlichen Wiese im Kopf, wo die Bienen rumsummen und ja, das hätte ich nur bei „Honig“ so nicht gehabt. Das heißt: Schon ein Zusatz wie „Wildblüte“ regt die Vorstellungskraft deutlich mehr an als nur „Honig“.
Und dass das Design in den letzten Monaten getestet wurde, kann man auch mit einem Bild anreichern – natürlich auch hier, nur wenn es stimmt – und zum Beispiel sagen:
„Ich habe es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet – der Pizzalieferdienst kennt mich jetzt persönlich mit Vornamen – und alle konnten ihren Umsatz deutlich steigern.“ usw.
Das heißt: Wenn die stressige Testphase des neuen Designs von sehr vielen Pizzalieferungen geprägt war, ist auch das etwas, was man durchaus so mitnehmen kann in einen Text, weil wir uns dann gleich vorstellen, wie ein Pizzabote vor der Haustür steht mit einer riesigen Käsepizza nur für uns alleine.
Und das macht das Lesen einfach abwechslungsreicher, unerwarteter und erhöht so die Chance, dass Menschen unseren Text tatsächlich auch zu Ende lesen.
Ja, das waren meine drei Fragen, die wir uns beim Überarbeiten unserer Texte stellen können, um unsere Texte verständlicher, konkreter und unterhaltsamer zu machen. Also
Würde ich das so auch zu meiner Nachbarin sagen?
Kann ich das noch konkreter sagen?
Und: Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?
Ich hoffe, dass dir die Fragen beim Überarbeiten deiner Marketingtexte helfen.
Und falls du noch mehr Schreibtipps für deine Marketingtexte brauchst, ein kleiner Hinweis: Mein Schreibcircle für Selbstständige startet Mitte April und du kannst dich jetzt anmelden.
Auf meiner Website findest du alle wichtigen Informationen dazu und falls du weitere Fragen zum Schreibcircle hast, kannst du mir auch sehr gerne eine Nachricht schreiben.
Ich wünsche dir noch einen wundervollen Tag und freue mich, wenn du auch nächstes Mal wieder dabei bist.
Shownotes:

Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.