Mythos: Social-Media-Marketing bringt schnell Ergebnisse
Dass ein Blog, Podcast, Newsletter oder SEO zu den langfristigen Marketingstrategien gehören, ist den meisten Selbstständigen bekannt. Social Media locken im Gegenzug mit Kurzfristigkeit und schnellen Erfolgen. Was ist da dran? (Spoiler: In den meisten Fällen nicht viel.)
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Blog, SEO, Podcast, Newsletter sind allesamt langfristige Strategien. Geht es mit Social Media schneller? In dieser Folge habe ich wieder eine Frage mitgebracht, die ich per E-Mail bekommen habe.
Oder vielmehr ist das keine wirkliche Frage, sondern eine Sorge, die jemand mit mir zum Social-Media-freien Ansatz geteilt hat.
Ich lese mal vor:
„Hallo Alex, toller Ansatz, den du da hast. Ich habe aber noch etwas die Sorge, dass ich lange warten muss, bis ich Ergebnisse sehe bei langfristigen Strategien. Der Vorteil bei Social Media ist halt, dass ich schnell Menschen in meine E-Liste bekomme ...“
Ja, ein wichtiges Thema, über das ich unbedingt in dieser Folge reden wollte, denn … ich höre das tatsächlich öfter, dass Selbstständige sagen, dass Social-Media-Marketing uns kurzfristig Ergebnisse bringt und wir dann beispielsweise schneller Anmeldungen für unseren Newsletter bekommen.
Aber gehen wir der Reihe nach vor:
Dass ein Blog, SEO, Newsletter oder auch ein Podcast zu den langfristigen Strategien gehören, stimmt natürlich absolut.
Auch wenn es manchmal Selbstständige gibt, deren Podcasts oder Blogs einschlagen wie eine Bombe, sollten die allermeisten definitiv mit Monaten rechnen, bis sie tatsächlich brauchbare Resultate sehen.
Bestes Beispiel: SEO.
Wer heute einen Blogartikel schreibt und ihn für ein Keyword optimiert, kann nicht davon ausgehen, dass er gleich in drei Tagen auf der allerersten Seite rankt, wenn jemand in Google nach diesem Begriff sucht. Das dauert in der Regel Wochen, wenn nicht Monate oder Jahre.
Vor allem, wenn man gerade erst startet.
Eine Kundin hatte mir erst neulich erzählt, dass es bei ihr neun Monate gedauert hat, bis sie mit SEO so viele Menschen auf die Website bekommen hat, dass sie sagen konnte, dass es ihr wirklich was bringt.
Neun Monate klingen jetzt natürlich nicht sooo attraktiv für Selbstständige und Unternehmen. Wer möchte schon so lange warten, bis er endlich online sichtbar wird?!
Deshalb zieht es dann viele erst einmal zum Start zu Social Media, denn:
Ein Account ist natürlich schnell angelegt.
Ein erster Post ist in wenigen Minuten veröffentlicht.
Und die ersten Kommentare und Likes trudeln innerhalb von Sekunden ein.
Natürlich liegt es dann nahe zu sagen, dass Social Media eine „kurzfristige“ Strategie ist und uns „schnell“ Erfolge bringen kann.
Aber in den allermeisten Fällen ist das tatsächlich ein Trugschluss.
Zum einen ist es ja so, dass Follower, Likes und Kommentare uns erst einmal keine Kund*innen bringen.
Sie können zwar ein Zeichen dafür sein, dass Menschen unsere Inhalte gut finden und unser Thema gut ankommt, aber wir können von Likes alleine nun mal keine Miete oder kein Essen zahlen.
Und wenn wir jetzt mal weitergehen zu, sagen wir mal, Websitebesucher*innen oder Newsletteranmeldungen, ist es für die meisten Selbstständigen und Unternehmen so, dass … das alles organisch und innerhalb kürzester Zeit zu bekommen, für die allermeisten komplett unrealistisch ist.
Das liegt daran, dass das von Social-Media-Plattformen ja gar nicht gewünscht ist.
Ihr Geschäftsmodell besteht ja daraus, dass sie Daten sammeln und diese Daten an Werbetreibende verkaufen.
Und deshalb haben Instagram, Facebook und Co. gar nicht das Ziel, dass Menschen die Social-Media-Plattformen wieder verlassen, um beispielsweise sich irgendwo anders für einen Newsletter anzumelden.
Im Gegenteil: Ihr großes Ziel ist, dass Menschen möglichst lange auf den Plattformen bleiben, damit sie möglichst viele Daten sammeln und möglichst viele Werbeanzeigen ausspielen können.
Deshalb belohnen Algorithmen auch diejenigen Beiträge mit Reichweite, die viel Engagement erzeugen (und damit eben die Verweildauer erhöhen) und gerade nicht die Beiträge, die Klicks auf deine Website zum Ziel haben.
(Denn diese verringern ja gerade die Verweildauer eines jeden Nutzers und führen dazu, dass die Plattformen weniger Daten sammeln und weniger Werbeanzeigen ausspielen können.)
Und deshalb ist es in den letzten Jahren schwierig, ja nahezu unmöglich geworden, organisch wirklich nennenswert Traffic mit Social Media zu generieren.
Ganz zu schweigen davon, Newsletteranmeldungen zu bekommen.
Vor allem für diejenigen, die gerade erst starten.
Wenn du also frisch gegründet hast und sagst „Challenge accepted“, wartet eine Meeeenge Arbeit auf dich.
Denn die Anforderungen der Algorithmen sind
ständige Präsenz auf den sozialen Netzwerken
ewige Weiterbildung und
Offenheit für Trends und neueste Entwicklungen
Mit „schnell“ und „kurzfristig“ hat organisches Social-Media-Marketing also nichts zu tun.
Gerade, wenn du startest, brauchst du Monate oder sogar Jahre, um eine Plattform zu verstehen und eine Community aufzubauen. Und, wie gesagt, von den schnellen Likes und Kommentaren alleine, die du vielleicht ja tatsächlich bekommst, kannst du deine Miete noch nicht bezahlen.
Ein – zumindest auf den ersten Blick – schnellerer Weg, mit Social Media die E-Mail-Liste aufzubauen, sind sicherlich Werbeanzeigen auf Social Media.
Und ja: Natürlich kannst du, wenn du das entsprechende Geld investieren willst, dir das organische Posten und Interagieren sparen und gleich dein Freebie bewerben.
Doch auch hier gibt es ein großes Problem: Wenn du noch nie vorher eine Werbekampagne geschaltet hast, musst du es erst lernen. Und diese Lernphase wird von den meisten Einsteiger*innen chronisch unterschätzt.
Ich mein: Klar kannst du schnell dein Werbeanzeigenkonto anlegen und deine erste Werbekampagne aufsetzen – doch das heißt nicht automatisch, dass deine Werbekampagne auch wirklich erfolgreich sein wird und dir Newsletteranmeldungen bringen wird.
In den allermeisten Fällen brauchst du Tage, um dich überhaupt im Werbeanzeigenmanager zurechtzufinden.
Du brauchst, ich würde sagen, weitere Wochen, um gute Custom Audiences und Lookalike Audiences aufzubauen.
Du brauchst mehrere Testläufe, bis du überhaupt weißt, welche Grafiken oder Videos am besten funktionieren.
Und auch ein „Funnel“, falls du einen aufbauen möchtest, steht nicht mit einem Fingerschnipsen, sondern muss über Wochen oder gar Monate optimiert werden.
Das heißt: Die Strategie, deine E-Mail-Liste mit Werbeanzeigen aufzubauen, mag funktionieren.
Doch mit „schnell“ und „kurzfristig“ hat das in den allermeisten Fällen nichts zu tun.
Die einzige Alternative, wo ich sagen würde: Ja, so kannst du wirklich relativ schnell mit Social Media deine E-Mail-Liste aufbauen, ist, wenn du die Werbeanzeigen gleich von einem Profi oder einer Agentur machen lässt.
Doch das kostet – zusätzlich zum Werbebudget noch mindestens eine vierstellige Summe pro Monat – und wird gerade für blutige Einsteiger*innen eher unrealistisch sein.
Tja. Und nun?!
Im Grunde ist der Ansatz von der Grundidee schon richtig:
Ein sinnvoller Mix aus kurz- und langfristigen Strategien ist das Beste, was alle Neulinge aus meiner Sicht anstreben können.
Nur: Kurzfristige Strategien wären für mich sicher nicht Facebook, Instagram und Co., sondern eher so etwas wie
alte Kund*innen kontaktieren
sein Netzwerk mobilisieren
Freunde, Bekannte, Familie fragen
Nimm dir also eine Stunde Zeit, liste all deine Kontakte auf und schreib ihnen noch heute eine Mail, dass du dich selbstständig gemacht hast und bereit für neue Projekte bist.
Oder von mir aus, dass du jetzt einen Newsletter gestartet hast und dass sie sich anmelden können.
DAS geht wirklich schnell.
Und ist aus meiner Sicht viel schneller als mit Social Media.