Social-Media-frei

Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies


Mock-up eines Smartphones mit dem Podcast ‚Social-Media-frei‘ von Alexandra Polunin – Folge: „Ein kritischer Blick auf Social-Media-Coaches“

Worum geht’s?  

In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.

Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.

Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!

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How to Instagram-Sucht besiegen – Interview mit Josianne Hosner von Quittenduft

In dieser Podcast-Folge habe ich Josianne Hosner zu Gast. Josianne ist Zyklusberaterin, Autorin und sie hat vor einigen Jahren Social Media verlassen. Im Interview verrät sie mir, wie es dazu gekommen ist und auf welche Marketingstrategien sie als Selbstständige und Autorin stattdessen setzt.

In dieser Podcast-Folge habe ich Josianne Hosner zu Gast. Josianne ist Zyklusberaterin, Autorin und sie hat vor einigen Jahren Social Media verlassen. Im Interview verrät sie mir, wie es dazu gekommen ist und auf welche Marketingstrategien sie als Selbstständige und Autorin stattdessen setzt.

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Der Einfluss von Social Media

[Alex] Ja, hallo Josianne, du hast in einem Blogartikel auf die Frage, warum du soziale Medien verlässt, geschrieben und ich zitiere jetzt mal:

„Weil ich einen Abdruck im Hirn habe von meinem Handy. Schließe ich am Abend die Augen“, hast du dann weitergeschrieben, „sehe ich das Display immer noch leuchten. Und wenn ich nachts pinkeln gehe, denke ich sofort wieder an mein Handy. Im Halbschlaf formuliere ich Sätze auf Hochdeutsch und sehe Hashtags vor mir, weil ich nicht ohne kann, weil ich abhängig bin.“

Erst einmal finde ich das grandios beschrieben. Also ich glaube, man kann es nicht besser ausdrücken. Und die Frage, die ich beim Lesen dieser Zeilen hatte, war: Wie ist es dann dazu gekommen, dass du einen Abdruck von deinem Handy in deinem Hirn hattest? Was ist da passiert?

[Josianne] Ich denke, das ist so entstanden, dass ich einfach wahnsinnig gerne mit offenen Augen durch die Welt gehe. Ich fotografiere gerne, ich texte gerne und ich liebe mein Business.

Und da hat sich dann einfach durch den ganzen Alltag hindurch, haben sich Bilder und Sätze formuliert in meinem Kopf.

Und das hat sich dann nach einer Weile so entwickelt, dass es direkt so einen Klick gemacht hat von „Das muss auf Instagram“.

Also das war dann nicht mehr losgelöst von, ich habe einfach meine zyklischen Gedanken, ich denke an mein Business, auch wenn ich einen Spaziergang mache, kommen irgendwelche Gedanken zu mir, sondern die waren immer gerade dann nach einer Weile vorgefertigt, in meinem Hirn schon bereit für den nächsten Beitrag, für den nächsten Post. Und das wurde ich nicht mehr los.

[Alex] Wie lange warst du denn auf Social Media? Hast du das von Anfang an genutzt, als du dich selbstständig gemacht hast?

[Josianne] Facebook war ich schon relativ lange. Auch eine riesige Facebook-Gruppe habe ich dort über die Jahre aufgebaut.

Instagram waren es, glaube ich, drei Jahre oder so, drei oder vier Jahre, genau.

Und am Anfang war das nicht so extrem, das ist dann wirklich irgendwie, ich war immer mehr auf diesen Plattformen, habe immer mehr Zeit dort verbracht. Und es hat sich auch so verlagert von, am Anfang lief mein Geschäft mehrheitlich über meine Inbox, über E-Mail und dann so meine Angebote. Und dann hat sich das irgendwie verlagert auf Social Media. Ja, genau.

[Alex] Ich würde gerne noch ein Zitat aus deinem Blogartikel bringen. Die Texte verlinke ich dann natürlich nochmal in den Shownotes. Du schreibst:

„Unser Hirn ist nicht gemacht für so viele Informationen und Inspiration. Es ist zu viel für mich. Ich kann es nicht mehr verarbeiten, nicht mehr aufnehmen und 98% von den Beiträgen, die ich sehe, sind nicht wichtig für mein Leben. Deshalb fühlt es sich an, als hätte ich Schnipsel und Pommes im Kopf.“

Was genau haben denn soziale Medien mit deinem Kopf angerichtet? Kannst du es vielleicht mal beschreiben mit deinen Worten?

Gedanken zur Social-Media-Sucht

[Josianne] Ein riesiges Durcheinander irgendwie, so fühlt sich das an, auch immer noch rückblickend. Also diese Mischung aus so vielen Inputs, so vielen Möglichkeiten, die ich auch sehe, die zu Entscheidungen führen, die ich dann treffen könnte.

Also nur schon: Lese ich etwas zu Ende, mache ich ein Like, kommentiere ich, lese ich Kommentare anderer? Und dann ist einfach wie so, es fühlt sich echt so ein bisschen an, wie so ein Sog aus meinem Hirn entstanden ist von: Ich bin einfach nicht mehr bei mir, ich bin irgendwo bei irgendwelchen Diskussionen oder Anregungen oder Tipps oder was auch immer da geboten wird und ich müsste oder musste so viele Inputs, wie ich gesehen habe, da gehört immer auch gerade eine Entscheidung dazu.

Nur schon die Entscheidung, weiter zu scrollen. Also einfach so, was mache ich damit? Also eigentlich eine komplette Reizüberforderung kombiniert mit einer grossen, grossen Langweile in meinem Hirn.

Also das ist, finde ich, so eine abgefahrene Mischung, auch immer noch, wenn ich zurückdenke. Es ist wie so, es ist so künstlich relevant, was da auf Social Media läuft.

Und ist es wirklich für mich als Person, als Josianne, als Privatperson und auch als Geschäftsperson, ist es wirklich relevant?

Und da hat sich einfach so eine riesige Schere aufgetan von, ich bin ständig und immer drauf, wie ich das auch formuliert habe.

Also ich im Nachhinein oder in dem Moment, wo ich die Entscheidung getroffen habe, da wegzugehen, habe ich es dann zum ersten Mal auch als Sucht definiert.

Diese Mischung aus dieser Sucht und dieser, diesem Gefühl von Distanziertheit hat gar nicht so viel zu tun, doch mit mir. Und das war ein bisschen zu viel für mein Hirn. Das sind zwei Komponenten.

[Alex] Ich finde es immer so spannend, weil so ganz viele Studien zu Social Media, die beschränken sich ja sehr häufig auf junge Menschen.

Und die zeigen dann, dass soziale Medien eben für Junge eine Gefahr für die mentale Gesundheit darstellen können. Aber ich habe es ja auch bei mir gemerkt. Ich meine, ich bin erwachsen, du bist erwachsen und auch auf erwachsene Menschen hat das eben so einen krassen Einfluss.

Als du dann Social Media verlassen hast, du hast gesagt, du hast es das erste Mal als so eine Sucht erkannt. Gab es dann einen bestimmten Anlass oder ist irgendwann so das Fass quasi übergelaufen für dich?

Der Ausstieg aus sozialen Medien

[Josianne] Ja, also ich glaube, es waren schon diese nächtlichen Abdrücke in meinem Kopf. Wirklich so dieses, ich schliesse die Augen am Abend und ich habe einfach immer noch das Handy-Display vor mir.

Und dann ist mir das wirklich mehr und mehr passiert. Und ich konnte wirklich keinen Baum, keine Blume, kein Lichtstrahl im Wald mehr einfach so angucken, ohne den Hashtag dazuzufügen.

Also wirklich eigentlich schrecklich. Ich empfand es als nicht so schrecklich, aber dann kam natürlich meine Zyklusbeobachtung da mit rein.

Ich bin eine Zyklusmentorin und ich bewege mich seit über zehn Jahren ausschliesslich in Kreisen. In Kreisläufen, in Abläufen und habe dann wirklich auch gemerkt, anhand meines eigenen Zyklus, wann liebe ich Social Media, wann bin ich völlig, verknallt in diese Möglichkeiten von der Kommunikation und Mitteilen und wann nervt es mich? Wann triggert es mich? Wann schaffe ich es, diesen Adlerblick einzunehmen und ein bisschen über mein Leben zu kreisen und zu sagen, was mache ich da eigentlich?

Und das war immer so die Woche vor der Menstruation oder auch während der Menstruation. Fand ich die ganze Thematik völlig idiotisch. Und das habe ich dann über mehrere Monate beobachtet. Was macht es mit mir, meinem Zyklus, meinem Zyklus-Ich, mein Verhalten auf Social Media, meine Beziehung dazu?

Und habe dann, ich weiss nicht mehr, wie ich das Buch gefunden habe. Das ist irgendwie zu mir gekommen, ein Buch von Carl Newport. Das heisst Deep Work. Und ich glaube, auf Deutsch ist es ein stilles Arbeiten oder so. Ich habe das Buch gelesen und es war schon nach drei Seiten klar: Okay, soziale Medien sind das Gegenteil von Deep Work.

Und ja, dann einfach auch wieder zurück zu diesem Menstruationszyklus, zu diesen Werten, die ich habe, wie ich Business machen will, und das ist ja dann diese perfide Vermischung, es ist ja dann nicht nur, ich bin ja nicht nur als Businessperson auf den sozialen Medien, sondern auch privat, also diese Vermischung konnte ich irgendwie nicht mehr so handeln.

Ja und dann zusätzlich habe ich noch einen Kurs gemacht bei einer Australierin, Marketing without Social Media, und dann ist es mir echt einfach wie Schuppen von den Augen gefallen.

Dass, ja, sage ich jetzt mal, 95% von meinem Verhalten auf Social Media, wie ich auch meinte, ich mache Business darauf, ist eigentlich nur Bullshit. Hat nicht den Zusammenhang mit meiner Arbeit gehabt.

Ja, also das waren dann so Prozesse, Schritte, irgendwann der Entscheid von: Okay, die Konsequenz heisst, ich gehe weg von Facebook und Instagram.

Und das hat mich echt physisch und psychisch so in Aufregung versetzt. Also es war nicht lustig, dieser Prozess.

Der war irgendwie anstrengend, sehr anstrengend. Und ich habe wirklich auch gedacht, ich betreibe jetzt da einen geschäftlichen Selbstmord. Ich werde nie mehr Kunden haben. Ich werde nie mehr Frauen in meinen Kursen haben, wenn ich von Social Media weggehe. Und weisst du was? Es ist überhaupt gar nichts passiert von dem.

Im Gegenteil. Ja, genau. Aber es war eine lange Vorbereitungsphase. Ich musste mich mit mir auseinandersetzen, mit meinen Werten, mit meinen Wünschen.

Ich brauche Zeit für solche Entscheidungen, sonst falle ich zu schnell hin und her. Wenn ich jetzt einfach gesagt hätte, nach den ersten drei Seiten des Buches, jetzt gehe ich weg, dann wäre ich vielleicht wieder drauf jetzt. Es hat so ein halbes Jahr in mir gedauert Und dann nochmal drei, vier, fünf Monate Kommunikation auf den sozialen Medien.

Und erst dann wirklich so der Stichtag, den ich auch kommuniziert habe. Das muss ich machen manchmal, damit ich Dinge wirklich... Damit die wirklich passieren. Also ich habe meine Community informiert. Bis Ende Juni, ich glaube, das war 2022, bin ich noch auf den sozialen Medien.

Danach schließe ich all meine Accounts und Gruppen. Ich musste das kommunizieren, auch ein bisschen Abschied nehmen, auch ein bisschen zelebrieren. Ja, dann habe ich das gemacht. Keine Sekunde lang bereut.

Warum ein Social-Media-Ausstieg kreativer macht

[Alex] Das ist total witzig, weil ich gerade so viele Punkte wiedererkannt habe bei mir. Also zunächst einmal Deep Work von Cal Newport war auch so einer der Startschüsse für mich, dass ich gedacht habe: Boah, das geht einfach nicht mehr mit sozialen Medien.

Und bei mir hat es auch ziemlich lange gereift. Ich glaube, noch länger als bei dir. Also es ist aber auch, glaube ich, ganz wichtig, also diesen ersten Gedanken zu haben oder dieses Gefühl, vielleicht ist es auch so ein diffuses Gefühl eher, boah, irgendwie passt das nicht für mich. Ich kann zwar noch nicht so richtig das artikulieren oder genau sagen, woran es liegt, aber irgendwie habe ich so ein Gefühl, es ist nicht mehr stimmig. Und ich glaube, es ist total wichtig, dem nachzugehen. Also vielleicht nicht gleich sofort was zu machen, sondern so ein bisschen schwanger mit diesem Gedanken zu gehen und zu gucken, was steckt da vielleicht dahinter.

[Josianne] Ja, genau. Und auch so, das war für mich eine Zeit lang, so eine Parallelwelt dann. Ich wusste schon, ich gehe. Ich wusste, das bleibt nicht für immer. Und dann zwischendurch immer wieder mal kleinere Panikattacken von, was mache ich dann? Wie handle ich mein Business? Woher kommen meine Kunden? Und habe aber gleichzeitig auch mit diesen Büchern, die ich gelesen habe oder mit diesem Kurs, den ich gemacht habe, gemerkt, es war wie so ein...

Ich litt unter einem Marketingmuskelschwund. Also es war wie so, das Einzige, was mir in den Sinn kam, war auf Instagram zu posten, was ich anbiete, meine Angebote, oder?

Und es war so, hey, die Welt, die hat sich schon lange, also schon viel länger ohne Social Media gedreht. Und es war bis vor ganz kurzem möglich, auch gut zu geschäften, auch gute Umsätze zu machen oder auch sich irgendwelche Selbstständigkeiten, Wünsche zu erfüllen, ohne Social Media. Und das ist vielleicht auch ein bisschen so meine, ich habe es ein bisschen noch eine rebellische Ader, die dann stärker hervorgekommen ist von, also das muss doch möglich sein für mich. Ich bin doch schlau genug, um mein Business nach meinen Regeln aufzustellen und zu gestalten.

[Alex] Ich glaube, diese rebellische Ader, die ist gar nicht schlecht dafür. Und ich finde auch, das macht kreativer.

Also wenn man sich so ein bisschen begrenzt, das kennt vielleicht die eine oder andere auch vom Kochen. Also wenn ich nur noch drei Zutaten habe und denke, oh Gott, ich habe einen leeren Kühlschrank, da habe ich meistens die besten Ideen, was ich damit machen kann, wenn ich mich so begrenzen muss.

Es ist so ähnlich, wie wenn: Ich steige aus Social Media aus und dann kann ich erst mal versuchen, kreativ zu werden. Ja, okay, was mache ich denn dann? Also jetzt kann ich vielleicht nicht auf Instagram sagen, dass es das und das bei mir gibt. Okay, was kann ich stattdessen machen?

Also ich finde, das hat halt nicht nur Nachteile, sondern man kann dadurch auch wirklich kreativer werden in der Art, wie man kommuniziert.

[Josianne] Ja, und mich dünkt es, meine Augen sind wie offener seither wieder, dass ich, wenn ich diese Möglichkeit nicht mehr habe, einfach konstant, täglich, stündlich, minütlich rauszuhauen, was ich will.

Also ich überlege viel besser, wie ich mein Marketing gestalte.

Und das ist jetzt nicht so spektakulär, mein Marketing. Also das sind so guten alten, bewährten Sachen wie mein Newsletter. Das ist so das Hauptmarketing-Tool, das ich verwende.

Gleichzeitig ist es aber auch meine große Leidenschaft, diese Newsletter zu schreiben. Also ich liebe es. Und das ist ja auch so ein Ding. Ich weiss nicht so genau, ich müsste mich wieder anders orientieren oder erfinden, wenn ich jetzt nicht gerne schreiben würde. Aber auch da würde ich Wege finden. Aber Social-Media-Marketing ist zu einfach und ganz, ganz ehrlich zu wenig gewinnbringend.

Auch wenn mein Business absolut nicht nur auf Zahlen und Fakten und Einkommen basiert. Aber es ist einfach so viel Aufwand und so viel von meiner Hirnkapazität und von mir als Person. Und ich bin nicht sicher, ob ich wirklich, wirklich jemals Einkommen generiert habe auf Social Media.

Auch wenn mir nachher all diese Social-Media-Coaches gesagt haben, ja eben, du stärkst die Beziehung, die Bindung, du positionierst dich.

Aber weisst du, wenn mein Hirn dann einfach abstellt bei solchen Aussagen und ich finde, das ist so öde, das kann ich auch auf andere Arten machen. Ja, also es ist auch eine Herausforderung, jetzt zu schauen, wie ich mein Marketing betreibe, was ich mache, wie ich es mache. Aber ja, den Buchtitel von Cal Newport, dieses Deep Work, das ist schon für mich so zu einem festen Wert geworden. Ich will qualitär was Gutes machen und ich will keine Schnipsel mehr raushauen. Könnte ich als Hobby betreiben, aber nicht als Marketingmaßnahme für meine Firma.

Zum Umgang mit Entzugserscheinungen

[Alex] Wir werden gleich nochmal auch darauf zu sprechen kommen, was du jetzt für dein Marketing stattdessen machst. Ich würde jetzt nochmal gerne zu diesem Social-Media-Ausstieg fragen.

Also du hast gesagt, du hast das zum ersten Mal so als Sucht definiert. Hattest du dann auch Entzugserscheinungen? Wie ging es dir denn dann, als du dann wirklich soziale Medien verlassen hast?

Also ich hatte zum Beispiel dieses klassische, ich nehme mein Handy und gucke und will irgendwas öffnen, aber merke, da ist ja gar nichts mehr. Hattest du das auch?

[Josianne] Ja, da bin ich ein bisschen in die Falle getappt. Und da habe ich nachher im Anschluss so viele News konsumiert wie noch nie. Ich musste bei den Händen was machen am Handy. Und genau, das ist so ein bisschen, und da arbeite ich ehrlich gesagt auch noch daran, dass mein News-Konsum sich mehr reduziert oder dass ich wenigstens solche Art News konsumiere, die auch ein bisschen in Richtung Deep Information gehen und nicht diese Fast Food News. Genau.

Ja, aber diese Entzugserscheinungen, die waren real, die sind real.

Veränderungen im Alltag ohne Social Media

Aber die Benefits waren halt schon auch schön. Also diese Entspannung im Hirn, die sich dann irgendwann einstellte, diese Ruhe im Kopf, die tat mir schon gut. Und weißt du, das Krasse ist, ich würde jetzt mal sagen, wenn ich ganz, ganz ehrlich bin, meine Handyzeit hat sich nicht mega fest reduziert.

Und das hat mich am Anfang genervt, das hat mich gestört, Weil das war auch so ein bisschen die große Hoffnung, einfach weniger Zeit am Handy zu verbringen.

Aber dann habe ich das mal ein bisschen auch analysiert, was ich denn mache am Handy. Und ich habe viel mehr Austausch mit meinen Freundinnen und meiner Familie. Also wirklich Zeiten, wo ich auf meinem Social-Media-Time im Austausch war mit fremden Menschen.

Auch wenn man den Instagram-Handle kennt, es waren fremde Menschen, habe ich zum Teil schon vor dem Frühstück schon ausgetauscht mit Leuten, Nachrichten beantwortet, Kommentare beantwortet und das vermisse ich keine Sekunde.

Man kann mir eine E-Mail schreiben und dann gibt es auch eine schöne Antwort. Aber man kann sich diese Satzfetzen in meine Richtung werfen, die zum Teil ziemlich auf eine Thematik oder Problematik hinzeigten, die man nicht mit zwei Sätzen beantworten kann.

Ja, und seither bin ich einfach wirklich viel mehr im Austausch mit den Menschen, die ich im echten Leben auch kenne und gerne mag.

Genau, also von dem her ist immer noch viel Handyzeit natürlich auch die ganze Familienorganisation läuft ja da auch darüber und, ja, aber ich würde sagen, die Ruhe in meinem Hirn ist größtenteils zurückgekehrt.

[Alex] Ich habe damals dasselbe gemerkt, dass ich also angefangen habe, Nachrichten zu lesen wie blöde.

Und damals war ja auch, hat Corona angefangen, dann der Krieg. Also es gab immer irgendwas zu lesen. Und dann habe ich es tatsächlich so gemacht, dass ich meinen E-Reader aufs Handy gepackt habe. Das bedeutet, immer wenn ich das Handy geschnappt habe, habe ich den zumindest in meinem Buch weitergelesen. Und da habe ich mir eingebildet, das war so ein bisschen in Richtung Deep Work oder halt einfach längere Inhalte, qualitativ hochwertigere Inhalte.

Also vielleicht so als Idee für Leute, die das kennen und überlegen: Was kann ich denn stattdessen auf meinem Handy machen, wenn ich das schon so automatisch greife? So ein Buch lesen könnte so ein Zwischenschritt sein, um vielleicht mal davon so wegzukommen.

Weil ich meine Nachrichten so letzten Endes ja auch Dopamin. Ich öffne die App und lese irgendwas Neues und mein Hirn denkt, yay, und schüttet Dopamin aus. Und das kann man so ein bisschen umgehen, indem man sich vielleicht dazu trainiert, was zu lesen und dann so ein bisschen wegkommt davon.

[Josianne] Ja, und krass finde ich schon auch. Also es sind so Langzeitwirkungen. In der wirklich intensivsten Social-Media-Zeit war meine Konzentrationsfähigkeit echt reduziert.

Also da konnte ich einfach nicht mehr als fünf, vielleicht zehn Minuten am Stück wirklich, wirklich eintauchen, ohne nach dem Handy zu greifen. Und das hält sich noch ein bisschen hartnäckig. Es ist wirklich besser geworden.

Also ich kann, ich schreibe jetzt auch in meinem zweiten Buch, ich kann lange Zeit schreiben, aber da ist immer noch dieser Mechanismus drin von, ich stehe auf, ich laufe vom PC weg, ich strecke mich, ich mache mir eine Tasse Tee und ich greife auf meinem Handy.

Und das ist schon, das sage ich, diese perfide Vermischung von, Wie gesagt, die gesamte Familienorganisation, die da auch drauf ist. Ich habe einen fast erwachsenen Sohn, der am anderen Ende der Schweiz wohnt. Es ist wie so eine Mischung von, doch, ich muss schon, ich denke es, ich weiss nicht, ob ich muss, ich meine, ich muss schon kurz nachgucken, was läuft, was los ist. Ob mich jemand gesucht hat. Ja, und das nervt mich immer noch.

Handyabhängigkeit, auch durch viele alltägliche Dinge wie Zug fahren, Ticket lösen. Und dann hast du das Ding einfach in der Hand. Also da bin ich schon noch so ein bisschen allergisch gegen mein Verhalten.

Also es nervt mich, es ärgert mich und ich weiss da nicht so genau, was mach ich damit. Und ich verbringe auch ganz, ganz viel Zeit in der Natur draussen. Wir haben zum Glück, sage ich, und nur schon so eine Aussage ist doch einfach absolut schräg, wir haben zum Glück grosse Teile mit Funklöchern im Wald.

Und ich bin froh darum. Und das zu äussern, das ist irgendwie so komisch. Ich bin froh um Funklöcher, damit ich nicht immer verwenden kann. Ja, finde ich kein schöner Aspekt von unserer Digitalisierung oder von meiner Digitalisierung damit.

Reaktionen auf den Social-Media-Ausstieg

[Alex] Wie hat denn dein privates oder berufliches Umfeld auf deinen Ausstieg reagiert? Konnten Sie es nachvollziehen oder hat es Sie überrascht? Was haben Sie gesagt?

[Josianne] Also in meinem privaten Umfeld gab es wirklich so ein bisschen die Einteilung von Freundinnen und Freunden, die auch selbstständig sind, die einfach total viele Fragen hatten zu diesem, wie machst du denn jetzt Marketing?

Der private Teil, mein Mann, meine Eltern, meine Geschwister, die waren alle so, whatever. Also das war so. Das ist ja keine große Sache. Von dem her, da gab es ein bisschen eine Einteilung.

Im beruflichen Kontext, also was am härtesten für mich war, Ich hatte eine Facebook-Gruppe, eine Zyklus-Gruppe mit fast 3000 Frauen drin. Und diese Gruppe, das war, also ich wage das fast nicht zu sagen, aber das war für viele so etwas wie ein neuer Heimatort.

Und das ist so krass. Also da habe ich Dutzende, wenn nicht Hunderte Nachrichten gekriegt von, hey, mach das nicht, tu uns das nicht an. Das ist der einzige Ort, wo wir so in diesem Safe Space austauschen können. Und das war für mich so die grosse Knacknuss.

Hat dann auch wieder viel mit meinen Werten zu tun. Oder vielleicht auch ein bisschen einem illusorischen Idealbild, das ich von der Welt habe, und gesagt habe, es kann nicht sein, dass meine Facebook-Gruppe dein einziger Safe Space ist.

Dann kümmere dich bitte, bitte, bitte in deinem Freundeskreis oder in einem neuen Freundeskreis oder einem Frauenkreis oder irgendwie um diese Art von Beziehungen. Also da habe ich wie so ein, für mich, das war eine harte Entscheidung, aber so einen Schritt zurück von, ich habe die Energie wahrscheinlich oder den Fokus nicht, um das noch länger zur Verfügung zu stellen. Für mich war das nämlich Zeit und auch Geld, das zu unterhalten. Ja, aber das war schwierig für mich.

[Alex] Hast du denn inzwischen eine Möglichkeit gefunden, deine Community auch weiter aufzubauen oder ist das jetzt ganz weg?

[Josianne] Ja, ich habe sowas zwischendurch gemacht und da haben mich am Anfang ein paar auch ausgelacht deswegen. Und zwar habe ich dann nach meinem Ausstieg analysiert, was ich persönlich vermisse.

Also jetzt abgesehen von Dopamin und Sucht und so, sondern einfach gibt es noch einen schönen Aspekt, den ich vermisse. Und dieser schöne Aspekt war für mich tatsächlich, ich fotografiere unheimlich gerne. Also es ist für mich so ein Leidenschaft/Hobby, auch ab und zu einen Fotokurs gemacht. Und ich bin ziemlich gut darin, meine Zyklusgedanken in kurze Texte zu fassen.

Das habe ich schon mit ganz viel Feedback gemerkt, das stösst auf sehr grosse Resonanz, wenn ich meine Zykluseinblicke in meinen persönlichen Alltag mitteile. Das rührt etwas an in anderen. Oh ja, stimmt, Zyklus und genau, wie ist es gerade bei mir und wie geht es mir gerade und so.

Und dann habe ich für mich eine Zwischenlösung gefunden, wo, wie gesagt, die waren mir am Anfang auch so fast ein bisschen peinlich. Ich weiss noch nicht so genau, warum, aber vielleicht, weil ich eben so konsequent war. Und dann habe ich einen Telegram-Kanal eröffnet, weil mir jemand gesagt hat, dass man da so eine Einstellung machen kann, dass es eben wirklich nur ein Kanal ist, keine Gruppe.

Und ich habe diesen Kanal von der ersten Sekunde an so eingestellt, dass ich darauf Fotos posten kann. Es kann niemand reagieren, es kann niemand kommentieren, man kann nicht mal liken, man kann einfach gar nichts.

Man kann das einfach lesen, man kann mich nicht kontaktieren, gar nichts. Und das war für mich nachher so diese Zwischenwelt von... Ich weiss, dass ich einen Mehrwert bringen kann und ich gleichzeitig noch ein Bedürfnis von mir erfülle.

Mit diesen Fotos, mit diesen schönen, ja zum Teil auch radikal ehrlichen, aber auch poetischen Texten, dass ich das noch schicken kann. Und die Leute lieben es.

Habe aber am Anfang E-Mails erhalten, die mir sagten, hey, das ist voll doof, was du da machst. Ich kann nicht kommentieren. Ich kann nicht sagen, wie schön und berührend ich das fand. Und ich war so, ja, das ist voll okay für mich, dass du das machen kannst. Finde es doch einfach berührend und schön und nützlich.

Ist okay, muss es mir nicht mitteilen.

Genau, also das ist das Ding. Aber ich glaube, es zählt nicht als Community, würde ich jetzt mal sagen.

[Alex] Ja, ich glaube, es gibt so unterschiedliche Meinungen. In meinem Buch zum Beispiel habe ich Telegram auch als möglichen Social-Media-Kanal, aber es ist, glaube ich, immer eine Definitionssache. Aber hast du den immer noch? Also hat sich das bewährt? Hast du den Telegram-Kanal immer noch?

[Josianne] Ja, der wächst. Und der ist easy. Und für mich, also das ist der größte Benefit für mich, für mich gibt es nie einen Grund, auf Telegram zu gehen, ausser ich mache einen neuen Beitrag.

Also ich kann auf Telegram nichts checken, nichts nachschauen, ob jemand reagiert hat.

[Alex:] Ob es neue Likes gibt oder Kommentare gibt …

[Josianne] Es ist eine ganz, ganz ruhige Sache in meinem Kopf.

Und das ist für mich ja auch vor allem wichtig. Ich will Ruhe da oben. Und ich brauche Ruhe, damit ich kreieren kann. Genau. Aber ein [unverständlich] habe ich nicht. Ein Austausch-Gruppen- Dingsgefäß habe ich nicht mehr.

[Alex] Du hast schon gesagt, du hast auch einen Newsletter, den du nutzt. Kannst du uns mal so mitnehmen? Was du als Online-Unternehmerin für Strategien nutzt, wenn du nicht mehr auf Social Media unterwegs bist?

[Josianne] Also wirklich Newsletter. Das ist mein Hauptkanal, mein Haupttool. Und ich habe gar keine andere.

[Alex] Du hast einen Blog aber noch.

[Josianne] Ja, stimmt. Vielleicht weiss ich gar nicht, was ich alles habe. Das stimmt.

Aber der Blog ist so etwas, wo ich nicht so, also da könnte ich noch ein bisschen regelmässiger was machen damit. Da bin ich nicht so konsequent wie mit dem Newsletter.

Wie gesagt, diesen Newsletter zu schreiben, das ist mein Highlight meiner Arbeit, also ich liebe das, Punkt. Da gehen mir die Themen nie aus, da könnte ich für die nächsten 10 Jahre easy Content machen, also das liebe ich einfach.

Ich sage ziemlich oft ja, wenn es um solche Vernetzungen geht, wie jetzt mit dir, mit Podcasts oder bei einem Online-Kongress mitzumachen. Da werde ich auch sehr oft angefragt. Ja, das sind sicher noch Dinge, die ich mache.

Dann merke ich, dass mein Buch, Back to the Roots, das ist ein ziemlich gutes, nachhaltiges Marketing-Instrument auch. Hätte ich nicht gedacht. Also da habe ich das große Glück, dass ich schon jetzt in der vierten Auflage bin, und es läuft immer noch.

Ja, das ist sehr schön. Das hätte ich nicht gedacht. Also dass ein Buch wirklich auch einen maßgeblichen Anteil hat an Marketing für meine Firma. Ja, genau.

[Alex] Das heißt, die Menschen lesen dein Buch und dann kommen sie zu dir auf die Website …

[Josianne] Tragen sich in meine Newsletter ein. Und genau, und buchen dann Angebote, die ich mache. Und meine Angebote, die bestanden bis vor ganz kurzem mehrheitlich aus Onlinekursen, mehrwöchigen Onlinekursen.

Jetzt seit ungefähr zwei Jahren, seit meine kleineren Kinder etwas grösser sind, mache ich auch vermehrt wieder Vorträge. Ich habe viele Anfragen auch so von, es kommt jetzt immer mehr von Teams, Schulungen für Teams, Zykluswissen für Firmen. Das macht auch mega Spass.

Und im Moment habe ich so eine Zwischenphase von, ich schreibe ein zweites Buch. Ich merke, ich kann nicht unbedingt gut dranbleiben und schreiben, während ich nebendran einen Kurs nach dem anderen noch anbiete. Das ist zu wenig Zeit.

Ich arbeite 40 Prozent, mein Mann 60, wir homeschoolen die Kinder. Also ich muss mega, mega bedacht sein, auch mit meiner Zeit, wenn ich die aufteile. Genau.

Und jetzt in diesem Jahr steht der Fokus echt auf dem zweiten Buch. Aber das wird dann nachher wieder kommen mit Onlinekursen und Webinaren. Die passen auch zu meinem Energie-Level. Es gibt Menschen, die sind mit mehr Energie ausgestattet als ich. Und von dem her muss ich da auch immer ein gutes Auge drauf haben, wie viel ich unter meinen Hut bringen kann.

[Alex] Jetzt hast du schon so oft das Thema Zyklus angesprochen. Kannst du vielleicht für die Menschen, die noch gar nicht so richtig wissen, worum es da genau geht, mal ganz kurz sagen, worum es beim zyklischen Leben und Arbeiten vielleicht geht?

[Josianne] Also menstruierende Menschen haben einen Menstruationszyklus. Lebensgrundlage aller Menschen, also alle unsere Mütter, ausschließlich alle, hatten einen Menstruationszyklus, sonst gäbe es uns nicht.

Und, ich finde es einfach ein spannender Fakt im Sinne von, auch wenn morgen niemand mehr diesen Zyklus hätte, es gäbe keine weiteren Menschen. Also schon mal eine ganz schöne Sache, unsere Lebensgrundlage, dieser Zyklus.

Er hat einfach einen schlechten Ruf. Wir sind vor allem bekannt mit den Themen wie Menstruationsschmerzen und PMS. Das sind so ein bisschen die Downsides vom Zyklus.

Und meine Leidenschaft ist es, diesen Zyklus so zu beleuchten, dass wir aus diesen vier Zyklusphasen, die wir monatlich durchleben, die uns durchfließen, dass wir aus jeder Zyklusphase das Beste herauspicken.

Das sind einfach verschiedene Qualitäten, die wir zum Vorschein bringen, je nach Zyklusphase. Soll ich es ganz kurz, ich kann es ganz, ganz kurz umreißen? Wenn du willst.

[Alex] Ja, bitte, bitte.

[Josianne] [unverständlich] innerer Winter und das ist so die Ruhephase, Rückzug. Nachher kommt die Energie wieder zurück nach der Menstruation. Östrogen steigt und das ist so dieses Aufblühen, dieses Fühler ausstrecken und zu gucken, was da draussen los ist. Da folgt nachher der innere Sommer, ist biologisch auch die fruchtbare Zeit, Einsprungzeit und ist die Zeit im Zyklus, wo wir sehr gesellschaftsfähig sind, sehr viel Energie haben, kompatibel sind mit allem, was da abgeht. Danach folgt der innere Herbst. In der Natur fallen da die Blätter. Es ist wieder die Zeit für den Rückzug. Und es ist so die verhasste Zeit im Menstruationszyklus.

Drachentage, ganz viele Frauen sind da, ja, finden sich da nicht toll, verstehen sich nicht, wissen nicht, was los ist, streiten viel, sind aggressiv, weinerlich, traurig, alles ist zu viel.

Und meine Aufgabe oder wie gesagt auch meine Leidenschaft ist es, da ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen, weil jede dieser Phasen hat auch Qualitäten und gerade auch im Arbeitsleben und natürlich auch in der Familie mit den Kindern und so, aber wirklich auch im Arbeitsleben.

Also ich weiss genau ein bisschen, was ich wann mache, wann mir was leicht fällt. Es gibt super Zeitpunkte, um Buchhaltung zu machen. Es gibt super Zeitpunkte, um zu netzwerken. Und dass ich das so ein bisschen im Einklang mit meinem Zyklus gestalte.

Und vor allem ganz wichtig, dass ich auch weiss, wie ich mir schaue, selbst fürsorge, wenn von außen ja einfach auch Termine oder Umstände gegeben sind. Fast noch wichtiger.

Also es ist jetzt nicht nur, ich schiebe alles perfekt an meinem perfekten Zykluszeitpunkt, sondern die Welt dreht sich ja einfach weiter, egal wo ich bin in meinem Zyklus. Und wie gucke ich mir, wie schaue ich mir, damit am Ende des Tages immer noch eine schöne Portion Lebensfreude oder Humor übrig bleibt.

[Alex] Nun sind ja soziale Medien gerade nicht zyklisch. Also eigentlich verlangen die ja jeden Tag dasselbe von uns. Wir sollen präsent sein und uns zeigen. Und wie du schon gesagt hast, es gibt halt Phasen, da will man sich vielleicht gar nicht zeigen, da ist eher Rückzug angesagt. Und wie siehst du dann so den Zusammenhang oder die Herausforderung von Social Media und Menstruationszyklus? Was hast du da beobachtet?

[Josianne] Also für mich ist Social Media wirklich der Inbegriff von diesem besser, dichter, schneller, höher, fordernder, immer präsent sein. Also linearer geht es nicht.

Ich finde persönlich, es tut nicht gut, es tut auch den Männern nicht gut, aber gerade im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus habe ich schon stark bemerkt wie, eben da gibt es Phasen, da fällt es so leicht etwas zu posten, diese Videos zu machen, dieses Herumgetänzeln bei den Reels und es ist noch ein bisschen lustig, ein bisschen amüsant und so. Und dann gibt es aber auch immer wieder Zeiten, wo ja, wo das schwerfällt und wo dann auch, wenn dir etwas schwerfällt, und in diesem Zusammenhang jetzt, wenn es dir schwerfällt, dich zu präsentieren, dich zu zeigen, braucht es auch immer mehr Strom. Und je nachdem, wo ich bin im Zyklus, ist das wie eine andere Geschichte. Und es laugt einfach mehr aus, wenn wir uns für Social Media derart verbiegen, damit es für Social Media stimmt.

Also für mich ist es wirklich so dieser Inbegriff von entweder lieferst du ab, entweder leistest du oder du fliegst raus aus dem System. Du spiegst da raus. Wenn du dich nicht an die Social-Media-Regeln hältst, dann bist du nicht mehr wichtig für Social Media. Dann bist du nicht beachtet oder wirst gestraft oder was auch immer. Und das ist für mich ein No-Go auch mit der Brille von diesen zyklischen Werten. Also ist eine Person, die eine Pause macht, nichts mehr wert? Ist eine Person, die Ruhe braucht, faul? Nein, ist sie nicht. Sie ist nun nicht immer gleich konstant leistungsfähig.

Und das führt zu ganz vielen großen Problemen in unserer Gesellschaft. Die ganzen Zahlen von Erschöpfungsdepressionen und all diesen psychischen Thematiken, die nehmen Jahr für Jahr zu. Und mich dünkt, dass Social Media einen nicht kleinen Anteil daran hat.

[Alex] Das heißt, würdest du sagen, so als Mensch mit Menstruationszyklus ist es fast nicht möglich, Social Media dann so achtsam für sich zu nutzen? Oder meinst du, es gibt eine Möglichkeit, das ein bisschen zyklischer für sich zu nutzen?

[Josianne] Ich denke, man kann da sicher mit sich selber eine Art Deal aushandeln, im Sinne von, hey, ich bin präsent, ich bin live, ich bin connected, ich bin da, wenn es im Einklang ist mit meinen eigenen Bedürfnissen, wenn ich das lustig finde, wenn ich Ideen habe, wenn es sprudelt.

Aber mein Deal wäre in einem solchen Ding, und das habe ich auch so gelebt, als ich noch drauf war, ich verbiege mich nicht, weil mein Kopf denkt, aber heute muss ich dann noch etwas posten. Heute muss ich noch ein Output liefern.

Wenn das nicht aus mir herauskommt, dann lasse ich es bleiben und natürlich, das könnte man auch überbrücken, also man kann ja auf Social Media Dinge vorbereiten, man kann sich zurückziehen, man muss nicht das Gesicht den ganzen Tag in die Kamera halten.

Aber zyklisch gesehen kann man das in dem Sinne nutzen auch von einem inneren Frühling, das haben so viele Frauen da explodieren die Ideen. Also Brainstorming im inneren Frühling oder einfach ganz, ganz viele neue Ideen, alles notieren, alles.

Ja, und da kann man das im inneren Herbst oder im inneren Winter auch verwenden, wenn nichts aus mir herauskommt, weil ich will gar nicht da draussen sein. Ich will im Wald am Feuer sitzen, ob in echt oder als Sinnbild. Da kann man sich schon auch lieb sein, indem man ein bisschen schlau ist und ein bisschen ehrlich ist. Und nicht nur auf diese Gewohnheit oder aus Druck auf dieses Mitmachen reagiert.

[Alex] Also ich finde schon, dieses Wissen um diese Zyklusphasen kann einem enorm helfen, einfach auch liebevoller zu sich zu sein und zu wissen, okay, mir fällt das jetzt schwer, mich zu präsentieren auf Social Media.

Dann begegne ich mir eher mit Verständnis als mit Disziplin und Druck. Ich meine, das kann ja schon ein Riesengewinn sein für so einen Arbeitsalltag.

[Josianne] Und auch das Abgrenzen, weißt du?

Also da gibt es Zyklusphasen, gerade so kurz vor der Menstruation, während der Menstruation, da siehst du Dinge auf Social Media, die dich triggern oder traurig machen.

Und da ist die Haut einfach nicht so dick. Und also das habe ich schon auch gemerkt, wenn da irgendwie lieblose Kommentare oder gar Angriffe ich habe das wenig erlebt, aber du bekommst es ja mit, was bei anderen auch abgeht oder wenn du das einfach mitliest oder so. Ja, dass ich das echt, echt schlecht ertragen habe und nur schon das zu wissen von aha, es ist nicht dass mit mir irgendetwas nicht stimmt und ich bin gerade so dünnhäutig oder nahe am Wasser gebaut oder aggressiv oder was auch immer, sondern okay, wo bin ich denn in meinem Zyklus? Kann es einen Zusammenhang haben und bin ich dafür verantwortlich und ja, ich bin es für diesen Abstand und zu sagen, hey, meine mentale Gesundheit ist, weiss Gott, millionenmal wichtiger als die Gesundheit von Social Media, wie es den Firmen geht, die das anbieten, diese Apps. Me first.

Da hilft mir das Zyklische wahnsinnig fest, einfach auch um ein bisschen diese Beobachtungsposition einzunehmen und zu sagen, okay, bin ich ehrlich mit mir selber, bin ich smart, bin ich schlau, bin ich mir selber nahe und ich bin mir tatsächlich näher, seit ich nicht mehr auf Social Media bin.

[Alex] Ich habe auch für mich das mittlerweile zum Lebensmotto gemacht, muss ich sagen. Also: Was keine Pause kennt, ist nicht von Dauer.

Das ist ja dieses Zitat von Ovid und ich finde, dass es einfach so wahr. Das zeigt sich immer wieder. Wenn meine Marketingstrategie voraussetzt, dass ich jeden Tag über meine Grenzen gehe, dann werde ich es einfach nicht lange durchhalten.

Aber wenn meine Marketingstrategie Pausen mitdenkt und Auszeiten mitdenkt und Rückzug mitdenkt, dann werde ich es vermutlich auch über die nächsten Jahre gut aushalten können.

Und ich glaube, das ist so der Grund, warum Social Media für mich nicht funktioniert hat und dann vielleicht für dich nicht funktioniert hat. Und vielleicht erkennt sich da ja jemand auch wieder und denkt jetzt, okay, ich bin vielleicht nicht ganz so ein Alien, wie ich immer dachte.

[Josianne] Genau, ganz genau.

[Alex] Abschließende Frage, wenn jetzt jemand ebenfalls überlegt, vielleicht Social Media zu verlassen, auch als Selbstständige, auch als Online-Unternehmerin, gibt es so von deinen Erfahrungen einen Tipp, den du mitgeben könntest? Was hättest du denn vorher gewusst vielleicht?

[Josianne] Hm. Mit welchen Menschen, dass ich austauschen kann, um diesen Marketingmuskel wieder ein bisschen mehr zu trainieren.

Also das war für mich echt so eine, auch ein bisschen eine mühsame Suche, sage ich jetzt mal. Also auch eine spannende Suche, aber so, was mache ich denn jetzt? Ich fühlte mich so ein bisschen verloren von, oh, jetzt fällt Social Media weg, jetzt werde ich vergessen.

Und da hätte ich mir gewünscht, wirklich ein bisschen mehr Futter zu haben, auch für meine Selbstständigkeit, wo ich so wie Referenz gehen kann oder nachlesen kann, jetzt in deinem Buch, wenn das schon zwei, drei Jahre vorher erschienen wäre, wäre es eine Bibel gewesen für, okay, was mache ich denn jetzt? Was mache ich denn jetzt? Genau. Also von dem her, wenn jemand so einen Ausstieg andenkt, ja, vielleicht wirklich diese Erfahrung, vielleicht ist es kein Tipp, vielleicht ist es einfach diese Erfahrung von, selbstverständlich kann Business gut weitergeführt werden ohne Social Media.

Und man darf oder soll sich den Austausch suchen, sich informieren, alles drüber lesen und dann seine ganz eigene Form auch finden von Marketing, die auch Freude macht. Wenn es Freude macht, ist es auch nachhaltiger.

[Alex] Ja. Ja, das sind auch schöne Abschlussworte. Josianne, ich danke dir herzlich, dass du heute hier warst und deine Geschichte erzählt hast. Ich fand es total spannend. Und übrigens, die Blogartikel, die ich erwähnt habe, die sind ganz, ganz witzig zu lesen teilweise. Also großer Lesetipp von mir.

Die verlinke ich dann natürlich in den Shownotes. Und ja, ich sage vielen, vielen Dank und freue mich. Vielleicht in zwei, drei Jahren kannst du ja mal wieder erzählen, wie es bei dir in der Zwischenzeit so gelaufen ist. Ich würde mich freuen.

[Josianne] Das würde ich sehr gerne machen. Ich danke dir, Alex.

Shownotes

Schnipsel und Pommes im Kopf – deshalb verlasse ich Facebook und Instagram

Bye bye Social Media

How to pinkeln ohne Instagram: Mein Fazit aus 6 Monaten ohne Instagram

Cal Newport: Deep Work

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Blog ohne Kommentarfunktion? Ja, bitte!

In dieser Podcastfolge möchte ich darüber sprechen, warum ich auf meinem Blog die Möglichkeit, meine Blogartikel zu kommentieren, vollständig deaktiviert habe. Ja, ich weiß, das ist ein super nerdiges, nischiges Thema. Aber ich werde tatsächlich hin und wieder nach den Gründen gefragt. Und falls du auch schon mal überlegt hast, wie sinnvoll Kommentare auf dem Blog eigentlich für dich sind, ist diese Folge für dich.

In dieser Podcastfolge möchte ich darüber sprechen, warum ich auf meinem Blog die Möglichkeit, meine Blogartikel zu kommentieren, vollständig deaktiviert habe.

Ja, ich weiß, das ist ein super nerdiges, nischiges Thema. Aber ich werde tatsächlich hin und wieder nach den Gründen gefragt.

Und falls du auch schon mal überlegt hast, wie sinnvoll Kommentare auf deinem Blog eigentlich für dich sind, ist diese Folge für dich.

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Ja, du hörst es vielleicht, ich bin heute ein bisschen nasal unterwegs, ein bisschen erkältet. Aber ja, mir geht’s ansonsten gut und deshalb kommt die Folge heute dennoch pünktlich, nur eben leicht verschnupft. 

Ich hoffe, du kannst mich trotzdem gut genug verstehen.

Ja, warum kann es eine gute Idee sein, Kommentare auf seinem Blog zu deaktivieren? 

Erst einmal: Falls du selbst Kommentare auf deinem Blog aktiviert hast und es liebst und regelmäßig nette Rückmeldungen unter deinen Blogartikeln bekommst oder nette Gespräche führst, ist es natürlich absolut super so. 

Ich möchte dich auch überhaupt nicht umstimmen oder so. Mir geht es eher darum, dass wir uns mal über die Kommentarfunktion an sich ein paar Gedanken machen und dass da jede und jeder eine individuelle Entscheidung treffen kann. 

Grund #1: Ich finde die Kommentar-Kultur problematisch

Und der erste Grund, warum ich persönlich mich gegen Kommentare auf meinem Blog entschieden habe, ist, dass ich diese ganze Kommentar-Kultur, nenne ich sie mal, sehr kritisch sehe.

Es ist natürlich auf der einen Seite toll, dass wir das Internet haben und Menschen dort ihre Themen und Botschaften teilen können. Und dass es keine klassischen Gatekeeper mehr gibt, die darüber entscheiden, was überhaupt veröffentlicht werden darf und was nicht. 

Ich glaube, dass Aktivismus zum Beispiel extrem davon profitiert hat und Themen wie Klimaschutz, Feminismus, Antirassismus und so weiter, erst dadurch auch überhaupt massentauglicher wurden.

Gleichzeitig hat diese Entwicklung vor allem auf Social Media auch für eine ja sehr merkwürdige Veränderung im Menschen gesorgt. Und zwar denkt der Mensch jetzt, er muss zu absolut allem seine Meinung kundtun und einfach alles kommentieren.

Und das sind aber auch meist nicht nur nette Sachen und Komplimente, sondern auch Kritik und immer öfter auch Beleidigungen, Beschimpfungen, Desinformation und vieles, vieles mehr.

Für mich nimmt es vor allem im Bereich der Nachrichten absurde Züge an, muss ich sagen. Also wenn es zum Beispiel eine neue Nachricht zu einem x-beliebigen Thema gibt oder bestimmte Wissenschaflter*innen sich zu bestimmten Themen äußern und dann Günter, der da überhaupt keine Expertise in diesem Bereich hat, diese Nachricht dann kommentiert und sich tierisch über irgendetwas aufregt. 

Und ich denke mir dann immer: Wem soll das dann weiterhelfen, dass die Günters dieser Welt Fakten oder Forschung bewerten?

Das sorgt eher dafür, dass Menschen Fakten anzweifeln, wütend oder nicht wertschätzend miteinander umgehen, das verhärtet eher die Fronten, als dass es wirklich dabei hilft, dass Menschen Verbindung eingehen.

Und natürlich ist ein Blog jetzt nicht so wichtig wie eine Nachrichtenwebsite, das ist völlig klar, aber auch hier können wir uns da eigentlich dieselbe Frage im Kleinen stellen:

  • Muss alles, was ich schreibe, überhaupt kommentiert werden?

  • Will ich überhaupt zu allem, worüber ich schreibe, verschiedene Meinungen hören?

  • Brauche ich diese Meinungen?

  • Hilft mir das in irgendeiner Weise?

  • Profitiert irgendjemand davon?

  • Oder habe ich einfach nur Kommentare, weil es technisch eben möglich ist und es gerade alle so machen?

Es ist letzten Endes also die Frage nach dem Zweck des Blogs, also: Warum hast du überhaupt einen Blog? Welche Rolle spielt er in deinem Marketing oder soll er in deinem Marketing spielen? Welche Rolle spielt er in der Customer Journey? Wobei soll er dir genau helfen?

Und bei mir ist es jetzt so: 

  • Mein Blog hilft mir dank Suchmaschinenoptimierung dabei, online gefunden zu werden.

  • Menschen können in meinen Blogartikeln mehr über mein Thema erfahren und manchmal auch mehr über mich.

  • Ein Blogartikel kann der Anlass sein, dass Menschen Kontakt mit mir aufnehmen oder einen Onlinekurs kaufen.

  • Ich kann mit meinen Blogartikeln informieren, inspirieren, unterhalten, aber … Communityaufbau oder einen Raum für Diskussionenen, das will ich gar nicht bzw. das muss mein Blog gar nicht leisten.

Und deshalb bringt es mir persönlich jetzt nicht so viel, wenn ich meine Blogartikel zum Kommentieren freigebe. Das bringt mir nichts persönlich, nichts fürs Marketing und deshalb lasse ich es eben sein.

Grund #2: Ich möchte richtige Unterhaltungen führen

Der zweite Grund, die Kommentare auf meinem Blog zu deaktivieren, hängt mit dem ersten Grund zusammen, nämlich: Ich möchte richtige Unterhaltungen führen.

Was meine ich damit? 

Heutzutage ist es einfach nicht mehr so, dass in den Kommentarspalten auf dem Blog oder auch auf Social Media ehrlich gesagt jetzt für meine Begriffe wirklich gute Gespräche geführt werden. 

Das mag in Einzelfällen funktionieren – ich hab ja nicht den Überblick über alle Kommentarspalten dieser Welt. Und ich kenne ein paar Foodblogs, in denen es zumindest von außen so scheint, als würde so eine Kommentarspalte da weiterhelfen.

Aber für die meisten Selbstständigen wird es so sein, dass Kommentare eben nicht dazu führen, dass man jetzt qualitativ hochwertige Gespräche mit potenziellen Kund*innen führt.

Ja, manche Menschen haben eine Frage zum Blogartikel, stellen sie dann im Kommentar, das mag sein. Aber meist  kommen sie dann eben auch nicht wieder zurück und antworten nicht drauf, wenn man eben auf den Kommentar antwortet.

Andere schreiben so typische „Wow, super Artikel, vielen Dank“-Kommentare. Und das ist auch ganz nett, das sind eben auch keine richtigen Gespräche.

Und dann gibt es natürlich auch immer wieder mal Spam-Kommentare. 

Das heißt: Ich hab seit 2016 schon einen Blog und auch damals nur in den seltensten Fällen wirklich echte Gespräche mit Menschen in den Kommentarspalten geführt. 

Natürlich kann es sein und ist es regelmäßig auch so, dass jemand einen Blogartikel von mir liest und eine gute Frage hat oder auch einen validen Kritikpunkt hat oder mir einfach etwas mitteilen will. Und darüber – also über echte Themen, echte Gespräche und echte Anlässe – freue ich mich natürlich immer. 

Und ich habe einfach gemerkt, dass die Kommunikation sich dann auf die E-Mail verlagert. Also wenn jemand einen Blogartikel von mir liest und mir etwas zu sagen hat, schreibt diese Person mir dann einfach meistens eine E-Mail. Und dann können wir uns via E-Mail austauschen. 

Es kann natürlich sein, dass mir Menschen dann nicht schreiben. Das weiß ich jetzt natürlich nicht, wie viele Menschen die fehlende Kommentarfunktion davon abgehalten hat, mit mir in Kontakt zu treten. Aber grundsätzlich ist es so:

Für mich persönlich sind das schönere Gespräche als in den Kommentarspalten und ich hab den Eindruck, dass ich dadurch eben auch viel wertschätzendere Nachrichten erhalte. Es ist eben viel bequemer, mal schnell einen Kommentar unter einem Blogartikel dazulassen und dann mach ich das dann vielleicht auch mal, ohne so viel darüber nachzudenken, ob das jetzt so gehaltvoll war, wertschätzend oder zumindest freundlich. 

Eine E-Mail schreibe ich vermutlich, wenn es mir ein bisschen ernster ist. Und wenn ich ein bisschen mehr darüber nachgedacht habe, was ich da eigentlich tue.

Und apropos E-Mail: Es gibt ja auch Fälle, da brauche ich die Schwarmintelligenz. Da will ich vielleicht viele Meinungen hören. Oder will wissen, wer hier wen kennt. Das mag alles sein, und das hatte ich in der Vergangenheit auch immer wieder mal. Und dafür nutze ich dann einfach den Newsletter. 

Und auch das ist für mich persönlich die bessere Lösung. Wenn ich tatsächlich eine Frage habe, wenn ich tatsächlich Meinungen hören will, schreibe ich einen Newsletter, stelle diese Frage und Menschen antworten dann auf diesen Newsletter. Und Kommentarspalten sind dann eben auch gar nicht nötig. 

Grund #3: Mir ist es die Zeit nicht wert

Und Grund Nummer drei, warum ich keine Kommentare mehr auf dem Blog habe, ist die Zeit. 

Denn Blogkommentare müssen moderiert und beantwortet werden. Es gibt, wie gesagt, Spam-Kommentare. Und da die Hürde, seine Meinung dazulassen, eben so niedrig ist, immer wieder auch nicht so nette Kommentare. Und infolgedessen kann es zu Stress, Druck, Frust, Selbstzweifeln und vielen anderen Gefühlen kommen. 

Das heißt, es kann unter Umständen sein, dass wir einfach nur durch die Kommentarfunktion auf unserem Blog vermehrt Emotionsarbeit leisten müssen. 

Und wie schon bei Social Media auch habe ich mich bei den Kommentaren auf dem Blog gefragt: Ist das überhaupt gut investierte Zeit?

Meine Antwort war: nein. Blogkommentare waren für mich persönlich und aus einer Marketingsicht eher unnötig bis aufwändig und anstrengend. Und ja, auch wenn ich jetzt nicht unbedingt Stunden für die Blogkommentare gebraucht habe, war mir dann tatsächlich irgendwie jede Minute zu schade. 

Und die Frage kannst du dir natürlich auch stellen: 

  • Wie viel Zeit brauchst du für die Moderation und für die Beantwortung der Blogkommentare?

  • Entsteht durch das Thema ein gewisser Mental Load bei dir oder zusätzliche Emotionsarbeit? Habe ich zusätzliche Gefühle, die ich regulieren muss?

  • Und drittens: Ist dir diese Zeit und Energie, die du da investierst, es wert oder nicht? Darauf geht es letzten Endes zurück.

Fazit

So, das waren meine drei Gründe gegen Kommentare auf meinem Blog:

  • Grund 1: Ich finde grundsätzlich nicht, dass alles immer kommentiert werden muss. Meine Texte sollen einfach informieren und inspirieren und da sein. Punkt.

  • Grund 2: Wenn jemand ein wichtiges Anliegen hat, schreibt er mir eine E-Mail. Ich führe bessere Gespräche via E-Mail als in den Kommentarspalten und deshalb ist das auch für mich die bessere Lösung.

  • Und Grund 3: Ich spare mir Zeit. Und auch wenn wir hier nicht von vielen Stunden sprechen, bin ich für jede Minute, die ich mit sinnvollen Aufgaben verbringen kann, dankbar.

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„Muss ich wirklich jede Woche bloggen?“

In dieser Folge möchte ich eine Frage beantworten, die ich vor einiger Zeit per E-Mail habe.  Es geht darum, ob Selbstständige unbedingt wöchentlich bloggen oder Newsletter verschicken sollten oder ob es auch seltener geht.

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In dieser Folge möchte ich eine Frage beantworten, die ich vor einiger Zeit per E-Mail bekommen habe. 

Ich lese sie einmal vor:

„Hallo Alex, es gibt immer wieder Tipps, wie oft man bloggen sollte und wie oft ein Newsletter erscheinen sollte. Da ich für die meisten meiner Artikel nähen, fotografieren und Bilder bearbeiten muss, ist „alle zwei Wochen ein Artikel“ eine realistische Zahl. 

Wenn ich öfter veröffentlichen würde, würde zwangsläufig die Qualität meiner Artikel darunter leiden. 

Gerade beim Thema Newsletter lese ich aber immer wieder, wie wichtig es ist, diesen einmal pro Woche zu schreiben. Ich habe mich dazu bisher nicht committen wollen, weil ich nicht weiß, was ich da rein schreiben könnte, wenn nicht gerade ein neuer Artikel erschienen ist. Ab und zu geht das zwar, aber ja nicht jedes zweite Mal. 

Meine Frage an dich ist jetzt, wie du das an meiner Stelle handhaben würdest. Siehst du ein Problem darin, wenn ein Newsletter nicht jede Woche erscheint, sondern auch mal eine Woche Pause dazwischen ist?“

Ja, das ist eine gute Frage und ich muss grundsätzlich erst einmal sagen: 

Ich habe ein etwas ambivalentes Verhältnis zu solchen Regeln und Empfehlungen.

Auf der einen Seite weiß ich, dass gerade Einsteiger*innen aktiv nach solchen Richtlinien und Empfehlungen suchen. 

Sie wollen am liebsten eine konkrete Zahl haben. Denn eine feste Struktur, ein klarer Rahmen, in dem Marketing betrieben werden kann, ist für viele zu Beginn extrem hilfreich.

Und in diesem Kontext haben solche Richtlinien wie „Jede Woche einen neuen Newsletter“ aus meiner Sicht auch durchaus ihre Berechtigung. 

Und dann ist wöchentliches Bloggen oder wöchentliches Newsletterschreiben oder Podcasten oder was auch immer eine gute Sache, finde ich.

Auf der anderen Seite merke ich aber, dass sich andere Einsteiger*innen von diesen Zahlen enorm stressen lassen.

Sie denken: „Einmal die Woche einen Blogartikel zu veröffentlichen? Das schaffe ich doch nie!“ Oder „Einmal die Woche einen Newsletter schreiben? Das ist völlig unrealistisch!“

Und statt dann halt 1x alle zwei Wochen zu bloggen oder 1x im Monat oder was auch immer, machen sie gar nichts. 

Nicht, weil sie nichts zu sagen hätten, sondern aus Angst, diesen Empfehlungen nicht zu genügen, und weil sie dann denken: „Naja, dann hat das dann ja auch keinen Sinn, das überhaupt erst zu starten.“

Und das tut mir dann immer ganz furchtbar leid und es ist auch überhaupt nicht nötig. 

Und zwar aus folgenden fünf Gründen:

#1 Man sollte Äpfel nicht mit Birnen vergleichen

Was meine ich damit?

Meine Beobachtung ist, dass solche Empfehlungen, Richtlinien, Zahlen wie „einmal die Wochen irgendwas machen“ sehr häufig von Unternehmer*innen kommen, die schon fortgeschrittener sind und ein großes Team um sich haben.

Und dann ist es doch klar:

Wenn ich jemanden habe, der meine Artikel einpflegt und sich mit WordPress rumärgert, Social-Media-Posts erstellt und sogar noch die passenden Newslettertexte textet, ist es natürlich viel leichter, wöchentlich oder sogar noch öfter Inhalte zu erstellen oder Newsletter zu verschicken. 

Als Einzelunternehmer*in

  • ohne Team

  • mit Kind(ern)

  • mit Eltern, die man pflegt, oder

  • einem Brotjob, dem man noch nachgeht, um sich die Selbstständigkeit zu Beginn zu finanzieren

ist das aber um einiges schwieriger. 

(Um nicht zu sagen: Oft nur dann möglich, wenn man so viel arbeitet, dass man gefährlich nahe am Burnout ist.)

Deshalb wäre ich bei solchen Empfehlungen wie „Einmal die Wochen einen Newsletter zu schreiben“ zuerst einmal kritisch und würde mich fragen: 

Wer rät mir das eigentlich? 

Ist diese Person privilegierter als ich? 

Ist diese Person weiter als ich? 

Ist sie routinierter als ich?

Hat sie ein Team? Hat sie Menschen, die sie unterstützen?

Und wenn ich feststelle, dass dem so ist, dann wäre ich ehrlich gesagt, eher vorsichtig damit, diese Richtlinie 1:1 auf mich zu übertragen, wenn das alles nicht auf mich zutrifft.

Es gibt ja diesen Spruch „Vergleiche deinen Anfang nicht mit dem Fortschritt eines anderen.“ 

Und das ist ein sehr weiser Ratschlag, finde ich. Auch was das Bloggen und Newsletterschreiben angeht.

#2 Eine Garantie gibt es nicht

Nur weil du jede Woche einen Newsletter verschickst oder einen Blogartikel veröffentlichst oder eine Podcastfolge oder was auch immer, heißt es nicht, dass du finanziell erfolgreicher dadurch sein wirst.

Meine Beobachtung ist hier, dass Korrelation und Kausalität oft miteinander vermischt werden.

Zum Beispiel:

Je mehr Eis in den Eisdielen verkauft wird, desto mehr Sonnenbrände gibt es. Das heißt aber nicht, dass Sonnenbrände auftreten, weil Eis verkauft wird, sondern weil es draußen HEISS ist und die Sonne scheint.☀️

So ähnlich ist es aus meiner Sicht auch mit der Häufigkeit der Blogartikel oder Newsletter.

Wer denkt „Wenn ich erst einmal einen wöchentlichen Newsletter schreibe, werde ich schnell(er) erfolgreich.“, wird erfahrungsgemäß oft enttäuscht.

Denn nicht die konkrete Zahl ist ausschlaggebend, sondern ob wir es schaffen, mit unseren Marketingtexten Menschen auf ihrer Customer Journey, bei ihrer Kaufentscheidung zu begleiten.

Ob wir es schaffen,

  • uns persönlich zu zeigen

  • Vertrauen aufzubauen und

  • Kaufhürden abzubauen

  • und vieles, vieles mehr

Das kann in einem wöchentlichen Blogartikel oder Newsletter gelingen, muss es aber nicht zwingend.

Was aus meiner Sicht eher stimmt, ist:

Je mehr wir üben, desto routinierter werden wir und desto schneller werden wir feststellen, was (für uns) gut funktioniert und was nicht.

Aus dieser Perspektive ist das wöchentliche Newsletterschreiben oder Bloggen oder Podcasten also durchaus sinnvoll – um zu üben.

Aber es heißt nicht, dass Selbstständige, die „nur“ alle zwei Wochen bloggen oder einen Newsletter schreiben, zum Für-immer-unerfolgreich-Sein verdammt sind.

Es kann einfach ein bisschen länger dauern.

#3 Qualität kommt für mich immer vor Quantität

In der E-Mail, die ich dir zu Beginn vorgelesen habe, konnten wir ja ganz deutlich erkennen, dass es der Person um Qualität der Inhalte ging. 

Dass gerade wenn ein aufwendiger Prozess dahinter steht – also zum Beispiel aus nähen, fotografieren, Bilder bearbeiten usw . –, Contenterstellung nun einmal dauert.

Und was soll daran schlecht sein? Aus meiner Sicht ist gar nichts daran schlecht.

Denn Blogartikeln und Newslettern, die mit viel Wissen und Liebe erstellt wurden, merkt man genau das an: Kompetenz, Kreativität, Herzblut, Erfahrung.

Es heißt jetzt nicht, dass jeder Blogartikel oder jeder Newsletter oder jede Podcastfolge unbedingt ein kleines Meisterwerk sein muss – überhaupt nicht.

Es heißt einfach nur: Warum sollte man sich dazu zwingen, semi-gute Inhalte zu veröffentlichen, nur um bestimmten Zahlen und Ansprüchen von Menschen, die uns sowieso nicht kennen, zu genügen?

Ich persönlich sehe da keinen Sinn drin.

#4 Zeit ist dein bester Freund

Es ist in der Onlinebusiness-Welt ein oft totgeschwiegener Punkt, aber: 

Zeit ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Faktoren (neben der Qualität) für unternehmerischen Erfolg.

Wenn du alle zwei Wochen tolle Texte schreibst oder Podcastfolgen veröffentlichst oder Newslettertexte verschickst und das eben zwei, drei, vier, fünf Jahre lang durchhältst, summiert sich das ganz schön. 

Das ist Kontinuität, die überzeugt und die sich auszahlen wird. 

Und schließlich Grund #5: Marketing ohne Social Media darf Marketing nach deinen Regeln sein

Wenn ich immer sage, dass jeder Mensch doch einfach selbst entscheiden sollte, wie Marketing aussehen soll, gilt das natürlich nicht nur für „Social Media – ja oder nein?“, sondern auch für den Blog und den Newsletter und die Website.

Du bist der Boss.
Du darfst entscheiden.
Du darfst deine eigenen Regeln machen.

Denn du weißt ja schließlich am besten, welche Zahlen, welche Quantität für dich überhaupt realistisch ist.

Bei sich zu bleiben, realistisch einzuschätzen, wie viel man leisten kann, schlägt Ratschläge von Expert*innen.
Immer. Und um Längen.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Falls du grobe Richtlinien, eine Faustregel, Struktur für dein Blog-, Podcast- und Newslettermarketing brauchst, orientiere dich gerne daran und nutze es als Werkzeug und veröffentliche deinen Blogartikel und deinen Newsletter oder deinen Podcast eben wöchentlich oder vielleicht sogar noch öfter, weil du es dir zutraust und falls du die Zeit dafür hast.

Falls dir diese Richtlinie nicht hilft, falls sie dir nicht dienlich ist, falls sie dich stresst, dann ignoriere diese Zahlen.

Du darfst das. Du musst dich nicht von Ratschlägen von Marketingberater*innen kirre machen lassen. Die haben vielleicht sowieso ein Team hinter sich und sie haben Unterstützung bei ihrem Contentmarketing. Sie können einfach ganz andere Häufigkeiten an den Tag legen als jemand, der oder die alleine ist und alleine Marketing macht.

Du kannst guten Gewissens dein Tempo gehen. Egal, wie schnell oder langsam du voran kommst.

Und wenn du es schaffst, einmal in zwei Wochen einen Blogartikel zu veröffentlichen, eine Podcastfolge zu veröffentlichen oder einen Newsletter zu verschicken, dann ist das eine großartige Leistung. Punkt.

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Alles doof außer LinkedIn? Interview mit Positionierungsberater Sascha Theobald

In dieser Podcastfolge habe ich Sascha Theobald zu Gast. Sascha berät andere Selbstständige bei ihrer Positionierung und hat als Berater Social Media den Rücken gekehrt, ist dann aber nach einiger Zeit zu LinkedIn zurück. Warum? Das wird er uns im Interview erzählen.

In dieser Podcastfolge habe ich Sascha Theobald zu Gast. Sascha berät andere Selbstständige bei ihrer Positionierung und hat als Berater Social Media den Rücken gekehrt, ist dann aber nach einiger Zeit zu LinkedIn zurück.

Warum? Das wird er uns im Interview erzählen. Und wir werden natürlich darüber sprechen, wie sein Marketing (fast) ohne Social Media genau aussieht und warum er Positionierung für Selbstständige für so wichtig hält.

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Wie kam es zum Social-Media-Ausstieg?

[Alex] Ja, hallo Sascha, du bist seit fast zwei Jahrzehnten inzwischen selbstständig, habe ich auf deiner Website gelesen, hast du gerade noch im Vorgespräch gesagt, und du hast dich jetzt vor rund zwei Jahren von den meisten deiner Social-Media-Kanäle verabschiedet. Wie kam es dazu?

[Sascha] Das war tatsächlich ein Prozess, der sich länger angebahnt hatte. Das war also keine Übersprungshandlung von einem Tag auf den anderen. Ich war sehr lange in den Social Media aktiv, vor allen Dingen Twitter war mein Lieblingsnetzwerk, habe da auch viel gemacht, habe da auch Kunden drüber gewonnen.

Und irgendwann merkte ich, dass mich eher diese ganzen Inputs, die man da so gegen den Kopf geknallt kriegt, belasten, dass das zunehmend anstrengender wurde.

Wo früher für mich viel auch so persönlicher Austausch, also mit vielen tollen Menschen, die ich da kennengelernt habe, stattfand, war da immer mehr Belangloses. Also es ging ganz viel um Meinung. Jeder hatte irgendwie das Bedürfnis, alles kommentieren zu müssen.

Es gab sehr viel, naja, zunehmend Hass und Hetze. Wo gerade dann auch, also mal davon abgesehen, dass ich mir das nicht den ganzen Tag antun möchte, aber natürlich auch die ethischen Gedanken, das heißt gerade bei heute X und Facebook hat man so ein bisschen den Eindruck gehabt, das läuft völlig unkontrolliert aus dem Ruder. Da finden Dinge statt, die ich überhaupt nicht gut fand und nicht unterstützen möchte.

Aber halt auch einfach die Tatsache, dass Postings immer lauter, immer, ich nenne es immer pseudo-emotionaler wurden. Also das ist ja keine Emotionalität, die echt ist, sondern um was zu provozieren. Und es wurde immer provozierender gepostet, um Interaktionen zu provozieren und damit halt natürlich die Sichtbarkeit zu steigern.

Und ich habe für mich irgendwann überlegt, also da bin ich ein relativ nüchterner Mensch und habe einfach abgewogen: Wo sind die Vorteile? Wie dringend brauche ich das wirklich für mein Business und was kostet es mich?

Viele sagen oder so der Tenor ist, Social Media ist kostenlos. Wir Selbstständige können da kostenlos Werbung machen, können kostenlos mit Millionen von Menschen in Kontakt kommen, aber es ist nicht kostenlos.

Weil wenn wir mal das Geld beiseite lassen, es kostet sehr viel Zeit, sehr viel Energie und für mich war es halt, wo ich früher wirklich regelmäßig Kunden gewonnen hatte, einfach weniger geworden und stand nicht mehr in Relation zu dessen, was es mich an Energie gekostet hat. Und dann habe ich tatsächlich auch an die Konsequenzen überlegt.

Kann ich das als Business, als Kundengewinnungstool tatsächlich verschmerzen, das komplett abzuschalten? Brauche ich das für meinen Job? Sieht das komisch aus, wenn ich als Kommunikationsmensch das jetzt irgendwie abschalte? Muss ich nicht eigentlich wissen, was da stattfindet, um meine Kunden noch ordentlich zu beraten?

Aber mir wurde halt bewusst, ich bin kein Social-Media-Berater, ich bin kein Online-Marketing-Berater, ich bin Positionierungsberater. Ich kenne die Mechanismen der Social Media, ich sehe sie ja weiterhin, aber ich bin an diesem großen Zirkus einfach nicht mehr beteiligt. Und das konnte ich guten Gewissens entscheiden und für mich hat das auch sehr gut funktioniert.

Wie bist du beim Social-Media-Ausstieg vorgegangen?

[Alex] Und wie bist du dann konkret vorgegangen, als du dich entschieden hast, die zu verlassen? Also hattest du zum Beispiel einen letzten Post, wo du dich verabschiedet hast oder wie bist du da vorgegangen?

[Sascha] Also ich habe meinen kompletten Gedankengang in einem Blogbeitrag tatsächlich aufgeschrieben.

Zum einen, um zu zeigen, was so an Gedanken dahinter steckte, aber halt auch um …, mir war wichtig, andere Selbstständige dazu anzuregen, sich diese nüchternen Gedanken auch mal zu machen und nicht blind diesem „Ihr müsst alle auf Social Media sein“ zu folgen.

Habe da auch die Vorteile und Nachteile abgewägt und habe da auch erklärt, wie mein weiterer Weg sein wird. Also zu welchem Datum schalte ich ab, dass ich wirklich alles komplett abschalte.

Ich habe darauf hingewiesen, worauf ich mich dann in meinem Marketing fokussieren werde, wie man mir weiter folgen kann und bin damit dann auch in alle Netzwerke, in denen ich noch aktiv war, reingegangen und habe da Posts abgesetzt, habe angekündigt – ich glaube, das war irgendwie 6. April oder so bin ich weg, konsequent hier. Und habe den Beitrag verlinkt, habe dann noch mehrmals das wiederholt, damit es wirklich möglichst viele mitbekommen.

Und habe immer wieder auch darauf verwiesen, dass es meinen Letter gibt. Also wer tatsächlich …, weil viele haben geschrieben „Ach wie schade, ich habe immer deine Posts gern gelesen oder mich mal mit dir ausgetauscht“. Und um denen halt quasi nicht so völlig vom Schirm zu fallen, habe ich immer wieder hingewiesen, dass es halt meinen Letter gibt.

Und als der Tag dann tatsächlich da war, habe ich so einen letzten Bin-Weg-Gruß quasi gepostet und habe ein paar Stunden später abgeschaltet und habe in die Profile jeweils reingeschrieben, ist nicht mehr aktiv und bitte hier Website und Letter.

Soweit das ging, habe ich die Profile deaktiviert und nicht komplett gelöscht, weil ich nicht wollte, dass jemand dann meinen Account oder meinen Account-Namen kapert und darunter irgendein Schindluder macht, was anderen teilweise passiert ist.

Bei einigen sozialen Netzwerken kann man tatsächlich das so deaktivieren, dass es nicht mehr findbar ist und man unsichtbar ist. Und bei anderen ist es halt so, da ist das Profil noch da, dann kann man das auf privat stellen, dass quasi Leute, die nicht im Netzwerk sind, auch die Posts nicht mehr sehen. Man kann aber in dieser Biografiebeschreibung irgendwie noch einen Hinweis geben und das habe ich halt komplett gemacht.

Wie haben Menschen auf deinen Social-Media-Ausstieg reagiert?

[Alex] Und wie haben dann die Menschen auf deine Abschiedspost reagiert? Was haben die kommentiert?

[Sascha] Also so die engen Kontakte, die Follower, waren also auf der einen Seite traurig tatsächlich und haben gesagt „Wie schade, hier geht wieder noch ein Guter“. Also im Gegensatz zu denen, die so laut und meinungs- und hassmäßig da unterwegs sind.

Aber was tatsächlich sehr, sehr interessant war, ist, dass 99,9 Prozent der Menschen, und da ist es auch tatsächlich egal, ob das Kollegen aus dem Marketing waren oder ob das Menschen in ganz anderen Berufen waren, die haben meine Argumente verstanden, teilten die ganz oft. Also sie sagten auch „Ja, ich finde das auch anstrengend und das mit dem Hass“ oder mit dem ganzen Social Selling ist halt auch sowas, was völlig absurde Wege in der Zwischenzeit genommen hat und die Leute finden es tatsächlich auch blöd.

Sind aber dann tatsächlich nicht wirklich oder noch nicht bereit, diesen Schritt zu gehen, weil die Selbstständigen zum Beispiel sagen „Ja, aber kann ich denn ohne überhaupt noch Kunden gewinnen? Man muss doch heute auf Social Media sein.“

Und der Tenor war tatsächlich, das ist so ein Übel, das ich in Kauf nehmen muss, beziehungsweise eingehen muss, um als Selbstständiger sichtbar zu sein und Kunden gewinnen zu können.

Und dieser Tenor, der da von vielen Coaches und Gurus umhergetrieben wird, was Social Media alles für ein Wunderwerk für Selbstständige und Business an sich ist, ist bei den Menschen so fest im Kopf drin, dass sie halt auch gar nicht für sich selber nüchtern abwägen, ob es sich für sich noch lohnt. Und gar nicht über den Tellerrand drüber gucken, ob es tatsächlich andere Maßnahmen gibt, die für sie passender sind und, also das weiß ich ja aus eigener Erfahrung, einfach mehr Wirkung bringen.

Und das war halt so dieses Unverständnis, nicht Unverständnis, aber so dieses „Schade, dass du weg bist“ und aber dieses Verständnis für die Argumente, es gab tatsächlich ganz, ganz wenige … Ich erinnere mich gerade an eine Kollegin, die tatsächlich darüber einen Blogbeitrag geschrieben hat und wiederum meinen Gedankengang zerpflückt hat in der Art und Weise, dass sie sagte, ob das die richtige Entscheidung ist, ob das der richtige Weg ist. Sie wird das anders sehen und glaubt, dass, was ja auch stimmt, man kann Stellhebel in seinen eigenen Netzwerken selbst beeinflussen. Also das heißt, man kann gucken, wer im eigenen Netzwerk reinkommt, wen man mutet oder blockiert. Und hat sich da sachlich mit auseinandergesetzt und kam für sich und sie war halt auch oder ist beratend unterwegs, als Beratende da auch zu einem anderen Schluss. Aber 99 Prozent war wirklich positiv und verständnisvoll.

[Alex] Und jetzt bei deinen Kund*innen auch. Also wenn ich mir jetzt überlege, du bist jetzt zwei Jahre nicht mehr auf Social Media, richtig? Hast du in der Zwischenzeit mal irgendwie Anfragen gehabt und als dann klar wurde, du bist nicht mehr auf Social Media, war das dann „Nee danke, dann lieber nicht?“ Oder hast du solche Situationen noch nie erlebt?

[Sascha] Überhaupt nicht. Das Ding ist und das Interessante und das hat mich auch bestärkt, die Art von Menschen, die mit mir arbeiten, sind in der Regel auch eher die ruhigeren, eher die tiefgründigeren. Und ich arbeite eigentlich nicht mit Rampensäulen. Das ist nicht, dass ich sage, ich will nicht mit euch arbeiten, aber das sind halt nicht meine Wunschkunden. Und das, glaube ich, merkt man auf meiner Website und in meinen Posts. Und diese Menschen fühlen sich dann auch nicht angesprochen.

Die Menschen, mit denen ich arbeite, und das war auch schon eine ganze Weile vor meinem Ausstieg so, eine Standardfrage ist, oh, muss ich denn Social Media machen? Ich habe da überhaupt keinen Bock drauf. Und ich glaube, ich bin da einer der wenigen, der direkt sagt: Nee, muss nicht. Kann, kann funktionieren. Wir werden auf jeden Fall darüber sprechen, ob irgendwas davon sinnvoll ist. Aber von mir werden sie nicht hören, dass das muss, dass das Pflicht ist, um überhaupt erfolgreich ein Business führen zu können.

Warum bist du nach einer Zeit zu LinkedIn zurück?

[Alex] Nun hast du ja nicht alle Kanäle, oder du hattest zuerst alle Kanäle gelöscht, aber dann bist du zu LinkedIn zurück. Ist LinkedIn für dich anders als die Meta-Kanäle Instagram und Facebook oder was hat es damit auf sich?

[Sascha] Ja, also erst habe ich alle komplett abgestellt und ich habe einfach gemerkt, wenn ich Menschen treffe, also das heißt, wenn ich, ob das jetzt online oder im realen Leben, Kontakte knüpfe, fehlt mir etwas, um tatsächlich unkompliziert Kontakt zu halten.

Also dass ich diese Menschen auf dem Schirm behalte, dass man sich auch mal unkompliziert austauschen kann, dass man merkt, was bei denen Neues ist etc. Und das hat mir gefehlt.

Das habe ich eine Zeit lang beobachtet, ob ich da gut mit klarkomme oder nicht. Und es war tatsächlich so, dass ich dachte, nee, du schaffst es einfach nicht, auf anderem Wege wirklich das unkompliziert zu halten, in Kontakt zu bleiben.

Das ist ja dann auch immer eine Frage der Menge und der Intensität, so seinen engsten Kreis in Kontakt zu bleiben geht. Aber so Menschen, die man jetzt bei einer Online-Konferenz kennengelernt hat oder so, da ist das schon deutlich schwieriger.

Und ich bin dann tatsächlich hingegangen und habe gesagt: Okay, LinkedIn ist das Netzwerk, was für mich am besten passt und was für diese Aufgabe am besten passt. Also wirklich Kontakte pflegen und wo tatsächlich auch diese Menschen, mit denen ich da Kontakte knüpfen möchte, eigentlich auch alle sind. Das trifft ja auf andere Kanäle einfach nicht mehr zu.

Und bin dann testweise wieder reingegangen und habe im Vorfeld mir Dinge überlegt, die ich anders machen möchte.

Also das heißt selektiver damit umgehen, wem ich folge, mein Stream tatsächlich, ich nenne es mal, sauber zu halten und Menschen, die mich nerven, die so ein plattes Social Selling machen, die irgendwie diese Direktnachrichten schicken mit „Hey, lass uns mal Kooperation oder du brauchst doch bestimmt das und das“ … da einfach konsequenter zu sein und die Sache für mich machbarer und nicht so belastend zu machen.

Und das funktioniert an sich gut. Das ist immer noch in so einer Beobachtungsphase, definitiv. Aber ich merke halt auch, dass wenn ich in diesem neuen Modus für mich, ich nenne es mal gesünder, damit umgehe, dass ich zum einen eine gute Wirkung, also das ist jetzt seit dem Wiedereinstieg noch nicht riesig groß geworden oder so, aber schon so mit Kontakten wieder merke, dass sich da was belebt.

Und ich komme gut damit zurecht und kann das gut in meinen Alltag integrieren, weil ich in der Zwischenzeit halt auch nicht mehr jeden Tag dreimal dann irgendwie nachgucke, was ist, sondern das wirklich komprimierter mache und da feste Blöcke für eingeplant habe und das funktioniert für mich sehr gut.

Und LinkedIn ist da einfach auch ein ruhigeres Netzwerk, wo dieses Hass, Hetze, Meinung auch da ist, aber einfach weniger und es ein bisschen ruhiger zugeht und der Business-Fokus für mich ganz wichtig ist.

Da ist wirklich dieses ganze Butterbrot-Posten, ich war heute am Strand, was weiß ich was, Kaffee hier getrunken, was auch immer, ist da weniger. Dafür ist dieses Social Selling da einfach präsenter, aber vieles, was genervt hat, gerade so auf Twitter etc., ist da deutlich weniger.

Wie sieht dein Marketing ohne Social Media aus?

[Alex] Du hast ja jetzt schon am Anfang gesagt, dass du soziale Medien auch gar nicht wirklich gebraucht hast, jetzt bis auf LinkedIn. Was machst du denn stattdessen? Also kannst du das mal entlang der Customer Journey durchspielen? Wie wirst du online gefunden? Wie baust du Vertrauen auf? Wie verkaufst du ohne Social Media?

[Sascha] Ja, also mein Fokus in meinem eigenen Marketing ist tatsächlich meine eigene Website.

Mit … früher hätte ich Blog gesagt, heute sage ich Content Hub. Also ich veröffentliche Beiträge, kümmere mich da um SEO. Also das heißt, für mich ist tatsächlich ein wichtiger Punkt, wie ich gefunden und dann auch gebucht werde, dass die Menschen nach was googeln, mich dann finden und das, was ich da schreibe, für sich ansprechend finden.

Ich versende einen Letter, einen Newsletter, der dann eher natürlich zur Bindung und zur Pflege ist. Ich, was ich auch gestärkt habe, seitdem ich aus den Social Media raus bin, ich gebe Interviews, ich veröffentliche Gastbeiträge, um quasi in Kanäle zu kommen, die meine Wunschkunden konsumieren. Da halt tatsächlich auch einfach mit Themen, die für mich relevant sind und für die Zielgruppe dann in diesem Medium einfach Sinn machen.

Oder wie zum Beispiel in Büchern, wie zum Beispiel in deinem neuen Buch, dann mit einem Interview dabei zu sein und einfach über seine eigene Arbeit, seine eigenen Ansätze zu sprechen.

Und natürlich sind Empfehlungen einfach auch ein wichtiger Punkt, eine ordentliche Arbeit abzuliefern, ordentlich mit den Kunden zu arbeiten und wirklich Gutes zu schaffen, sodass die dann tatsächlich aus eigener Intention, also ich bin keiner, der sagt, bitte empfehle mich weiter und das pusht. Sondern die Menschen, die mit mir gearbeitet haben und sagen, das hat mir geholfen, das hat mir wirklich ermöglicht, dies, das und jenes zu schaffen, dass die darüber erzählen. Das ist natürlich die ehrlichste und direkteste Art und Weise von meiner Arbeit aus einer anderen Perspektive. Also nicht ich erzähle, was ich mache, sondern die Menschen, die mit mir gearbeitet haben, erzählen, wie sie das empfunden haben und was da tatsächlich sich verändert hat, was ja einfach ganz wichtig ist.

Das Vertrauen schaffen ist für mich tatsächlich über meine Inhalte.

Ich habe für mich den Anspruch, mit meinen Inhalten Einblicke zu geben. Ich nenne es immer die virtuelle Bürotür öffnen.

Also ich bin nicht Wikipedia. Ich muss nicht einfach nur Fachbegriffe erklären und irgendwie drei Tipps dazu um die Ohren hauen, sondern ich versuche tatsächlich einen Einblick zu geben, wie ich arbeite, wie ich Themen sehe. Meine Überzeugungen sind ganz wichtig.

Ich möchte nicht den Standard da irgendwie runterspulen, sondern ich möchte auch zeigen, wie jetzt zum Beispiel mit dem Ausstieg aus Social Media, dass ich da eine andere Haltung zu habe, als die meisten anderen in unserem Marketing-Kommunikationsfeld.

Und das ist wichtig für das Vertrauen, weil die Menschen, das bekomme ich immer wieder als Feedback, tatsächlich sagen, das hat mich sehr angesprochen, ich habe mich darin wiedergefunden.

Das heißt, ich gehe sehr konkret auch in die Situation meiner Wunschkunden und gebe denen das Gefühl, dass ich die Situation, das Problem, den Wunsch verstehe und gehe dann den Weg oder den gedanklichen Ansatz durch, den ich da für richtig und wichtig halte. Und das ist tatsächlich für das Vertrauen unbezahlbar.

Also Menschen, die bei mir auf der Website so ein paar Beiträge gelesen haben, die rufen bei mir an und sagen, das hat mich sehr angesprochen. Und wenn die dann irgendwie zehn Minuten mit mir telefoniert haben, sagen die: Sie klingen genauso, wie ich mir Sie mir vorgestellt habe, aufgrund der Texte. Also Sie klingen genauso wie auf Ihrer Website.

Und ich merke, seitdem ich das mache, dass dieses Vertrauen gar kein Problem mehr ist. Also wo früher, ich habe früher als Designer gearbeitet, ganz oft so ein Gespräch mit „Wir brauchen eine Website, wir brauchen dies und das, was kostet das denn?“ anfing. Und seitdem ich tatsächlich veröffentliche, sowohl auf meiner Website als auch auf anderen Plattformen, und die Menschen tatsächlich so ein bisschen in meinen Kopf gucken können und in meine Arbeit, in mein Büro reingucken können, steht das ganz weit hinten.

Die Menschen haben das Gefühl, mich greifen zu können, mich besser zu verstehen, als wenn sie jetzt irgendwie nur einen nüchternen Erklärbeitrag lesen. Und das ist für mich tatsächlich, warum ich da auch sehr viel Zeit investiere, diese Art von Beiträge zu schreiben, die bei mir halt auch oft länger sind und tiefer gehender sind, als das zum Beispiel auf Social Media ist.

Das heißt, wenn auf Social Media eher so die kurzen plakativen Headlines rausgehauen werden, das ist nicht so meins, gehe ich lieber rein und sage, okay, was heißt das denn konkret und was heißt das aus der Perspektive, was hat das für Vor- und für Nachteile und für wen eignet sich das eher und für wen nicht.

Und ich glaube, die Menschen merken dann einfach, wer nur die üblichen Phrasen drescht oder wer tatsächlich konkret wird und wer da auch eine eigene Meinung und Überzeugung hat.

Und der dritte Punkt, den du angesprochen hast, Verkaufen, den kann ich gar nicht so klar benennen, der ist bei mir gar nicht so separat, weil ich kein Angebot habe, also Positionierungsberatung ist jetzt nichts, was man irgendwie, man sieht eine Anzeige, klickt drauf und bucht das.

Sondern bei mir ist es tatsächlich oft diese Reise, dass Menschen irgendwann über mich gestolpert sind, zufällig in Anführungsstrichen, und immer mal wieder von mir lesen und hören. Und dann, wenn der Bedarf da ist, wenn sie merken, oh, jetzt muss ich echt was tun, es läuft nicht mehr so wie früher oder ich merke, ich komme immer wieder ins Trudeln, wenn ich erzählen soll, was ich mache und wofür ich stehe, dann haben die im Hinterkopf, mich auf der Kurzwahl-Taste und dann melden die sich.

Und das ist für mich immer wirklich faszinierend und überraschend, was in so Kennenlerngesprächen für Sätze kommen. So dieses, ach, ich lese sie schon seit zwei Jahren, irgendwie ihren Newsletter. Oder ich habe damals noch den und den Beitrag auf dem und dem Blog gelesen, wo ich schon überlegen muss, was war das denn damals nochmal? Also ich hatte, ich glaube, letztes Jahr war das, eine Anfrage und der Mensch war seit, ich glaube, acht Jahren irgendwie bei mir im Newsletter und ich hatte den gar nicht so auf dem Schirm. Und dann meldet er sich und sagt, ich brauche jetzt Unterstützung.

Und das ist dann so der Punkt, wie ich verkaufe, ich sage mal so über Reputation und so eine mentale Kurzwahltaste nenne ich das.

Also wirklich da klar abgelegt zu sein, wenn der Bedarf da ist, dass die Leute wissen, ah, da war doch der, den fand ich irgendwie gut.

Warum ist eine Positionierung fürs Marketing so wichtig?

[Alex] Egal, ob mit Social Media oder ohne Social Media, du sagst, erfolgreiches Marketing braucht eine klare Positionierung. Du hast schon gesagt, du hilfst Selbstständigen bei der Positionierung. Warum ist das so wichtig für Selbstständige, sich da klar zu positionieren?

[Sascha] Ja, also bei Selbstständigen und ich arbeite ja wirklich nicht hauptsächlich, sondern nur mit Solo-Selbstständigen. Wir wollen ja als Selbstständige unser Ding machen. Wir wollen selbstbestimmt arbeiten. Wir wollen souverän auftreten. Wir wollen was bewirken. Und da ist halt oft das Problem, dass den Menschen Klarheit fehlt.

Das heißt, viele sind zu breit aufgestellt, wollen zu viel potenzielle Kunden, zu viel potenziellen Umsatz mitnehmen, wissen nicht genau, wie sie vermitteln sollen, was sie ausmacht, was sie tatsächlich bewirken, was sie leisten und sind dann sehr beliebig in ihrem Auftritt und gehen in der Masse unter.

Und das ist wirklich ein großes Problem. Und da ist sowohl in den Social Media ist das ein riesiges Problem, aber natürlich genauso bei Google, bei YouTube, wo auch immer man veröffentlicht und findbar werden möchte oder Aufmerksamkeit schaffen möchte, ist es sehr, sehr wichtig, dass man klar aufgestellt wird und einen Fokus gezogen hat, einen roten Faden für sich hat, den Menschen auch tatsächlich gut abspeichern können.

Also das heißt, dieses Merkbarwerden, Greifbarwerden und Merkbarwerden ist tatsächlich existenziell, um ein Business zu schaffen, was selbstbestimmend ist, was nicht dieses, ich mag „selbst und ständig“ als Erklärung für Selbstständigkeit überhaupt nicht. Ich finde, Selbstständige sollten nicht selbst und ständig sein.

Das heißt, viele sind ja in so einem, ich nenne es gerne so Rödeln-Modus, also dieses, die arbeiten viel rund um die Uhr und das ist ja auch das Bild, was man von uns Solo-Selbstständigen hat, die arbeiten rund um die Uhr und verdienen schlecht.

Das ist so diese prekäre Situation, die auch da in der Politik gerne dargestellt wird. Und um daraus halt wirklich was Selbstbestimmtes zu machen und zu gestalten, wie man arbeiten möchte, mit wem man arbeiten möchte für uns Selbstständige, ein ganz wichtiger Punkt, dieser Freiheitsgedanke.

Ich möchte bestimmen, mit wem ich arbeite. Ich möchte ablehnen können und den Freiraum auch finanziell dafür haben, zu sagen, nee, das passt nicht. Such dir lieber den und den Berater. Und tatsächlich, wie ich möchte.

Ich sehe immer wieder Selbstständige sagen, ja, ich mache hier Stundenkontingente. Eigentlich mag ich gar nicht per Zeit abrechnen oder so Zeit zu stoppen und zu protokollieren, aber die Kunden wollen das ja so.

Und Positionierung ist halt tatsächlich ein Weg, sich sein Business so zu gestalten, wie es einem entspricht und halt auch zu gestalten, wie man selbst wahrgenommen wird. Weil tatsächlich, das ist nicht vorgegeben, wie Kunden einen wahrnehmen und was man erfüllen muss, sondern man kann selbst beeinflussen und gestalten, wie Menschen einen wahrnehmen sollen im Optimalfall und wer sich davon angesprochen fühlt und wie dann so eine Zusammenarbeit aussehen kann.

Das heißt, eine Positionierung ist deswegen wichtig, weil sie zum einen Orientierung gibt, Sicherheit.

Das heißt für mich selber, ich weiß, was ich will, wohin ich will, was ich vermitteln will, wen ich erreichen will. Und natürlich auch nach außen, ich werde greifbar. Und die Leute wissen einfach, wenn du klar positioniert bist und dann auch klar rausgehst, wo sie bei dir dran sind.

Und du hebst dich vom Wettbewerb ab, das ist heute einfach unfassbar wichtig und du schaffst Resonanz. Also das ist wirklich auch noch ein Punkt, das merke ich bei mir selber und bei Kunden.

Der Unterschied ist halt, ob du was sendest und die Leute das wahrnehmen und sagen, nett und weiter. Oder ob Menschen von dir lesen und da ist egal, ob das bei LinkedIn ein Post ist, ob das über eine Google-Suche ein Beitrag ist oder in einem Interview.

Wenn die Menschen sagen, also manchmal habe ich schon gehört, dass Menschen sagen so dieses, ich habe gedacht, sie haben den Beitrag nur für mich geschrieben. Das war so treffgenau ich. Ich war verblüfft. Ich hatte sogar mal einen Kunden angerufen, mit dem ich Jahre zuvor gearbeitet hatte. Er sagte: „Hören Sie mal, Theobald, den letzten Newsletter haben Sie doch für mich geschrieben, oder? Das war doch eins zu eins ich. Und sowas ist einfach für Interessenten total wichtig, weil sie dann, diese Resonanz gibt denen auch Sicherheit und die haben das Gefühl, hier bin ich richtig. Und das ist wirklich sehr wertvoll für Vertrauen und für abgespeichert werden. Deswegen, mein Motto ist ja Positionierung stärkt Selbstständige und das schaffen sie halt mit einem klaren Kopf und klaren Botschaften. Das hilft nach innen und nach außen.

[Alex] Woher weiß ich denn, ob ich klar positioniert bin als Selbstständige? Hast du so ein paar Kriterien?

[Sascha] Ja, so ein bisschen habe ich das eben schon angerissen.

Letztendlich, der Hauptpunkt ist: Kann ich klar vermitteln, wofür ich stehe und was ich biete, welches Problem ich löse?

Ganz viele, die zu mir kommen, sagen, naja, ich weiß an sich, was ich mache. Ich bin Karrierecoach oder Trainer für Kommunikation, Führungskommunikation, aber ich kriege das nicht konkreter darüber gebracht. Ich bin halt da einer von vielen.

Und wenn mich jemand fragt, so nach dem Motto, was machen Sie denn, dann komme ich ganz schnell in Strudeln oder ich erzähle Dinge, die die Leute total uninteressant finden, weil es halt überhaupt nicht greifbar ist. Eine Kundin von mir sagte sogar mal konkret, wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme, laufen die weg. Also im übertragenen Sinne, im Sinne von die merkte dann, wenn sie anfängt so ein bisschen zu erzählen, dass die Menschen dann überhaupt kein Interesse hatten und wieder gingen.

Das heißt, man merkt, wenn man angesprochen wird, ob man klar sagen kann, wofür man steht, was man macht, welche Probleme man löst oder man fühlt sich halt selber unsicher und unsouverän.

Genauso ist es dann auch in der Wirkung. Ein sehr untrügerischer Indikator ist, welche Art von Anfragen bekomme ich und wie werde ich empfohlen?

Passt das zu dem, was ich aussende, was ich anziehen möchte oder ist das eher, naja, von allem ein bisschen?

Das heißt, wie hoch ist der Anteil der Anfragen oder Empfehlungen, die zu dem passen, was ich wirklich machen möchte?

Und wie viele, naja, Ausschuss klingt jetzt doof, aber wie viele Anfragen sind dabei, die auch völlig andere in dem Bereich erfüllen könnten?

Und da ist tatsächlich, das weiß ich auch aus eigener Erfahrung über die Jahre, umso klarer man da rausgeht und umso eindeutiger die Botschaften sind, umso treffender sind die Anfragen tatsächlich.

Das heißt, man hat ein Telefonat, ein Kennenlerngespräch mit einem Interessenten oder einer Interessentin und man hat direkt das Gefühl, ja, das passt. Da hat tatsächlich jemand auf der Website sich ein bisschen umgeguckt und hat selber auch das Gefühl gehabt, das könnte passen. Das heißt, ich verbringe dann auch weniger Zeit mit, ich sage mal, unnötigen Kennenlerngesprächen.

Ich schreibe nicht mehr Angebote für Hinz und Kunz, wo es dann eh nicht zu einem Auftrag kommt oder wo Budgeterwartungen völlig auseinandergehen. Das heißt, da ist halt der Indikator auch, schätzen die Menschen, was ich mache und wie ich es mache. Also schätzen die halt auch meine Art und wollen die nicht nur irgendwen haben.

Und das mit der Bezahlung ist tatsächlich dann auch ein häufiger Indikator. Sind die Menschen bereit, das zu zahlen, was meine Arbeit wert ist? Oder habe ich viel Menschen, die einfach vergleichen wollen? Sprich, muss ich über den Preis verkaufen? Muss ich darauf achten, dass ich günstiger bin als der Wettbewerb? Oder habe ich tatsächlich mich so positioniert, dass die Menschen sich angesprochen fühlen, dass sie so eine Resonanz haben, dass sie sagen, ich will mit dem und nicht mit einem anderen arbeiten? Das heißt, wenn Menschen mit Ihnen ein Kennenlerngespräch machen und das Thema Preis ganz hinten kommt.

Und für mich ist es immer ein gutes Zeichen, wenn die Menschen sagen, also bei mir bei Anfragen: „Oh ja, das ist nicht wenig, aber ich will das machen, das ist es mir wert, ich habe das Gefühl, bei Ihnen in den richtigen Händen zu sein und Sie gehen die richtigen Punkte mit mir zusammen an.“

Das sind so die typischen Punkte, über die ich checken kann, ob ich gut positioniert bin, wen das weiter interessiert. Ich habe da auch eine Checkliste bei mir auf der Website, wo man noch diverse Punkte für sich durchchecken kann.

Ja, ich finde da wirklich auch einen guten Hinweis oder einen Tipp, sich, wenn man Kennenlerngespräche hat, wirklich aufzuschreiben und zu protokollieren, was die Menschen anfragen, wie gut das gepasst hat und das auszuwerten, um einen Überblick darüber zu haben, wie da so die Quoten sind.

Und da geht es mir nicht darum, wie viele Abschlüsse mache ich, wie viele Menschen sagen ab, sondern wie viele dieser Menschen passen zu mir und zu dem, wie ich positioniert bin, und wie viele fliegen da einfach dran vorbei, die irgendwie nur jemanden suchen und nicht mit mir arbeiten wollen.

Was sind die Schritte zu einer klaren Positionierung?

[Alex] Und wenn ich jetzt merke, dass ich nicht klar positioniert bin, was wäre so der erste Schritt, den ich gehen könnte?

[Sascha] Also die Arbeit an der Positionierung ist sehr intensiv. Also der erste Schritt wäre für mich tatsächlich, sich bewusst zu machen, was es heißt, sich klar zu positionieren.

Leider ist da draußen oft so dieses Bild: neuer Slogan, neues Logo, neue Website und dann bin ich neu positioniert.

Im Bereich Coaching ist das so, ich habe mich als Coach oder als Berater positioniert. Und wichtig ist erstmal zu verstehen, dass das keine klare Positionierung ist, dass das keine passende Positionierung ist, sondern dass das deutlich tiefer geht, dass das wirklich sehr intensive Gespräche braucht.

Und ich bin halt auch davon überzeugt, dass das nicht quick and dirty zu erarbeiten ist. Es gibt da draußen wirklich sehr viele Angebote, Positionierung in drei Stunden oder mit einem Selbstlernkurs oder über ein Buch. Das ist alles nett gemeint, aber ich bin davon überzeugt, dass man wirklich unter die Oberfläche gucken muss.

Und dazu braucht es jemanden, der als Gesprächspartner unvoreingenommen ist, das heißt, der nicht in dieser Betriebsblindheit ist, nicht seit Jahren in dieser Suppe schwimmt, sondern der von außen drauf guckt und merkt, wo Dinge verborgen sind, die sehr wertvoll sind, wo aber auch Dinge sich eingeschlichen haben, die keinen Sinn mehr machen, die das torpedieren, die das aufweichen. Und dann würde ich tatsächlich hingehen, für mich habe ich da definiert vier Bausteine, die man bearbeiten sollte, in denen man Klarheit schaffen sollte. Der erste Baustein ist Identität.

Das ist auch ein Punkt, der sehr häufig vernachlässigt wird, weil so diese Kundenorientierung immer vorne steht. Und ich bin davon überzeugt, dass sowohl eine klare Positionierung als auch ein selbstbestimmtes Business eine Art von Selbstbewusstsein braucht.

Das heißt, da erstmal wirklich zu gucken, was macht mich aus, welche Erfahrungen bringe ich mit, was für Wissen bringe ich mit, welche Überzeugungen stehen bei mir vorne, was biete ich zum Beispiel an, was andere nicht machen? Oder was schließe ich bei mir aus, weil ich davon überzeugt bin, dass es nicht funktioniert oder dass es nicht zu einem guten Ergebnis führt?

Da sind häufig tatsächlich Dinge verborgen, entweder aus früheren Jobs oder auch aus dem Alltag, die für einen Selbstständigen selber völlig normal sind, völlig unwichtig sind. Und ein Außenstehender sagt, oh, das ist aber total besonders, das machst du, das macht doch sonst keiner.

Und da kommen manchmal Stärken und Besonderheiten zu Tage, die sehr, sehr wichtig sind. Die so eine Arbeit aus einem, ich mache dasselbe wie alle, rausholt und da wirklich was Besonderes und was Individuelles draus macht.

Ich finde da wichtig zu begreifen, dass gerade wenn wir bei Trainern, Beratern, Coaches sind, dass das Was, also das Angebot an sich in der Regel vergleichbar ist.

Wir haben nicht wie Rittersport die quadratische Schokolade, die wir als USP haben, sondern wenn ich einen Steuerberater suche, dann ist die Steuererklärung sachlich erstmal immer gleich.

Wenn ich, weiß ich nicht, einen Social-Media-Berater buche, der mir LinkedIn zeigen soll, dann ist das sachlich erst mal gleich.

Und wenn dieses Was vergleichbar ist, dann kommt es auf das Wie an. Und die Identität zu ergründen und da einzutauchen und für sich selbst zu erkennen, was man selber anders macht, was man besonders macht, ist wirklich das Fundament für alles Weitere.

Im zweiten Schritt würde ich hingehen und Wunschkunden ergründen. Das heißt, nicht nur hinzugehen und diese typische Zielgruppendefinition, Alter, Familienstand, wo wohnt er, wie viel verdient er, das ist nicht dienlich, glaube ich, sondern tatsächlich hinzugehen und sich diese Menschen anzugucken:

Was sind das für Menschen? Welche Probleme haben die? Welche Wünsche haben die? Was ist deren Situation?

Das ist ein anderer Ansatz, auf diese Menschen zu gucken und sie nicht nur als Zahlen und als Gruppe zu sehen, sondern tatsächlich in Gefühle zum Beispiel einzusteigen, Emotionen:

Wie fühlt sich das vor der Zusammenarbeit an, wenn man dieses Problem hat, wenn man in dieser Situation vielleicht schon länger steckt und wirklich Dinge ausprobiert hat und verzweifelt? Wie fühlt sich das an nach der Zusammenarbeit? Was ändert sich für diese Menschen? Also auch wirklich greifbar machen zu können, was verändert sich nicht nur in der Sache, sondern wie verändert sich das Leben dadurch oder andere Aspekte? Welche Auswirkungen hat Produktivität auf Familie? Welche Auswirkungen hat eine klare Buchhaltung damit, dass ich besser schlafen kann, dass ich mich sicherer fühle und souveräner irgendwie auftreten kann zum Beispiel?

Das sind alles Dinge, die man ergründen sollte, um, wir haben eben darüber gesprochen, diese Resonanz tatsächlich zu stärken. Denn nur wenn ich weiß, wen genau ich ansprechen möchte, kann ich auch entsprechende Angebote aufbauen, kann entsprechende Botschaften senden und da wirklich ganz zielgenau vorgehen. Und umgekehrt, wenn ich mir dann Gedanken mache, mit wem möchte ich eigentlich nicht arbeiten, also Anti-Wunsch-Kunden definieren, dann kann ich zum Beispiel meine Texte und Angebote auch so aufstellen, dass diese Menschen sich nicht angesprochen fühlen.

Das heißt, ich muss nicht hinschreiben. „Hey, bitte Rampensau, komm nicht zu mir, das passt nicht.“ Aber indem ich halt zum Beispiel schreibe, dass das tiefgründigere Dinge sind oder dass man auch für Leisere dieses oder jenes schafft, kann man natürlich die einen mehr anziehen und die anderen eher auf Abstand halten.

Der dritte Punkt, den ich empfehle, da durchzugehen, ist Wert.

Viele Selbstständige haben tatsächlich Schwierigkeiten damit, den Wert ihrer Arbeit zu vermitteln. Das heißt, die können erzählen, was sie machen, was ihre Leistung ist, aber das ist vergleichbar. Diese Leistung, ich berate das und das, ich coache das und das, ist absolut vergleichbar.

Wichtig ist tatsächlich diese Kombination aus, was kann ich besonders gut, was mache ich besonders gerne und was brauchen meine Wunschkunden, was wollen die, was ist deren Bedürfnis. Die Schnittmenge zu nehmen und da den Wert herauszuarbeiten. Und das kann tatsächlich für denselben Beruf, für dasselbe sachliche Angebot sehr unterschiedliche Dinge sein. Wenn ich zum Beispiel Rhetoriktrainings mache, kann es darum gehen, Lampenfieber wegzukriegen oder zu reduzieren oder es kann darum gehen, die körperliche Präsenz zu stärken oder, oder, oder.

Das heißt, den Wert, den das für die Wunschkunden hat, zu verdeutlichen, zeigt einfach auch nochmal, in welcher Situation ist das das optimale Angebot, bin ich der optimale Ansprechpartner? Und es zeigt natürlich oder es holt aus dieser Vergleichbarkeit der Leistung und zeigt den Menschen wirklich oder macht es spürbar, was sich verändert und fördert natürlich dann auch, dass man den Wert sieht, was sich natürlich dann auch auf zum Beispiel Honorare auswirkt.

Das heißt, umso besser ich vermitteln kann, welchen Wert meine Arbeit hat für den Menschen, umso besser kann ich meine Honorare vertreten, weil ich halt gar nicht irgendwie groß erklären muss in einem Kennenlerngespräch, sondern weil die Menschen wissen, hey, genau das will ich erreichen und das ist genau das, was ich jetzt brauche und sich da sehr gut aufgehoben fühlen.

An dem vierten Schritt, das ist ein ganz wichtiger Schritt, ist da eine kommunikative Basis zu schaffen. Das heißt, das, was ich in den ersten drei Bausteinen ausgearbeitet habe, tatsächlich klare Botschaften zu entwickeln, die sehr auf den Punkt sind, die reduziert sind. Also möglichst eine Kernbotschaft, die ich nach vorne stellen möchte, diese Überlegung, wenn Menschen sich was zu mir merken, welcher Begriff oder welche Formulierung soll das sein?

Und dann natürlich auch diese strategischen Fragen, welche Themen will ich beackern, in welche Kanäle gehe ich rein, wo erreiche ich meine Wunschkunden am besten und was passt zu mir und meiner Energie? Das heißt, was kann ich überhaupt leisten und wo kann ich Kontinuität aufbauen?

Das ist so der vierte Schritt, der dann quasi die Startrampe für die Umsetzung ist.

Das ist da noch dieses, die Positionierung, die ich erarbeite, ist anders als bei großen Marken und Unternehmen, wo es ja wirklich um Zahlen und um Märkte geht und sowas, sich wirklich sehr bewusst halten, Positionierung für Selbstständige, da geht es nicht nur um Marketing, sondern da geht es um Lebensqualität, da geht es um Selbstbestimmung, also darum, wie ich arbeite, mit wem ich arbeite, ob ich Freiraum habe, mich weiterzuentwickeln und an Dingen zu arbeiten oder ob ich gehetzt durch den Alltag bin und bis in den Abend rein jeden Tag arbeiten muss.

Warum ist Positionierung besonders für introvertierte Menschen wichtig?

[Alex] Ich habe bei dir auf der Website gelesen, dass du eine Positionierung besonders für introvertierte Menschen wichtig hältst. Das finde ich total spannend und deshalb meine letzte Frage an dich. Warum profitieren vor allem introvertierte Menschen von einer klaren Positionierung?

[Sascha] Also introvertiert, ich zähle mich selber dazu.

Diese Marketingwelt da draußen ist ja schon eine recht laute und eine recht wuselige und für Intros kann das sehr herausfordernd sein.

Das heißt, man ist schnell dabei, dass man überfordert ist von all diesen Kanälen, von all diesen Möglichkeiten und natürlich ist es immer eine Hemmschwelle rauszugehen, in dieses Getümmel rauszugehen. Und für Intros sind halt auch nicht die Menschen, die sich irgendwo auf eine Bühne stellen oder in einem Social Network irgendwie rausgehen und sagen, hier bin ich, schaut mich an, wie toll ich bin. Also dieses sich anpreisen müssen, sich verkaufen müssen, ist eine ganz schlimme Formulierung. Das ist natürlich für Intros eine schwierige Sache und Intros torpedieren sich dann häufig, indem sie quasi vor dem Marketing so blockieren, dass sie das nicht wirklich machen oder halt nicht strategisch. Also hier mal ein bisschen und da mal ein bisschen.

Und eine Positionierung ist deswegen so wichtig, um seinen eigenen Weg zu finden, um sein eigenes Ding zu stärken.

Wir haben halt draußen ganz viele Menschen, die einem rund um die Uhr gefühlt entgegenbrüllen, was man tun muss, um erfolgreich selbstständig zu sein. Da ist so dieses, du musst auf Social Media sein, du musst Podcasts machen, du musst Videos machen, ohne geht es nicht. Du musst die und die reißerischen Headlines machen, sonst liest das keiner.

Und Introvertierte, so ist zumindest meine Erfahrung, verbiegen sich häufig, um das zu erfüllen, um ein guter Selbstständiger zu sein, um im Marketing was erreichen zu können, sind dann aber darin nicht gut, weil es ihnen einfach nicht entspricht. Und diese persönliche Komponente, die ich dann häufiger mitkriege, ist:

Die Menschen fühlen sich dann falsch und schlecht, weil sie tun ja oder versuchen das, was gesagt wird, was man tun muss, aber das funktioniert für die nicht.

Und dann ist so dieses, dann bin ich hier falsch, dann ist das nicht meins. Und Positionierung hat halt tatsächlich diesen Weg, diese Selbstsicherheit zu finden, auf seinen eigenen Weg zu hören.

Das heißt, wenn ich sehr klar weiß, wofür ich stehe und was zu mir passt und was vor allen Dingen auch zu meinen Wunschkunden passt, dann kann ich diesen Weg sehr gut gehen und sehr sicher gehen und kann all diese Ratschläge von außen, diese Gurus, diese Erfolgsrezepte, diese geheimen, kann ich tatsächlich zur Seite schieben und kann einfach gute Entscheidungen für mich und mein Business treffen.

Und das Witzige ist, dann wird man halt auch für die passenden Kunden interessanter, weil ja gerade für uns Intros häufig sind unsere Wunschkunden halt auch eher die ruhigeren und nicht die Rampensäue. Das heißt, wenn ich in meiner Art ruhiger und tiefgründiger zum Beispiel schreibe und die schnellen Instagram-Reels nicht mache, weil es zu oberflächlich ist, dafür aber Beiträge schreibe, die tiefer gehen oder Interviews gebe, wo man Einblicke bekommt, dann ist das tatsächlich auch für diese Menschen viel, viel interessanter. Und da ist die Resonanz einfach eine ganz andere.

Deswegen ist es halt auch aus Positionierungsgründen für Social Media, finde ich, eine Entscheidung, will ich da überhaupt stattfinden in diesem oberflächlichen Schnellen? Oder will ich zum Beispiel hingehen und sagen, es gibt sehr erfolgreiche Berater und Coaches, die überhaupt nicht auf Social Media sind, die Bücher veröffentlichen, Vorträge geben, die Interviews geben und unfassbar erfolgreich auf ihre Art und Weise sind und sich konsequent aus diesem Trubel rausnehmen und einfach eine komplett andere Schiene entsprechend ihrer Positionierung ziehen und natürlich dann auch an jedem Kontaktpunkt das konsequent vertreten können, weil sie sich nicht verbiegen.

Das heißt, man verbiegt sich nicht mehr, man bekommt eine andere Einstellung zu dem Prozess. Das heißt, raus aus diesem Ich-muss-mich-verkaufen, Ich-muss-mich-verbiegen, hin zu einer Kommunikation.

Ich spreche darüber, was mich umtreibt, was meine Mission ist, was ich bewirken möchte, gebe Einblicke und Menschen finden das interessant oder nicht. Aber die, die passen, finden es dann in der Regel interessant.

Und das ist ein ganz anderes, in Anführungszeichen, Verkaufen, als das für üblich im Hard Selling und Social Selling propagiert wird. Und gerade für Intros ist das wichtig, um das Frustlevel niedrig zu halten, sich da motiviert zu halten und wirklich auch konsequent in die Umsetzung gehen zu können und auch um ihre Energie fokussieren zu können.

Also da auch wirklich konsequent zu sagen, diese drei Dinge passen zu mir, die kann ich gut umsetzen, die passen zu meinen Wunschkunden und alles andere lasse ich weg. Das gibt ganz viel Energie frei, um die wenigen Dinge, die ich tatsächlich machen will, richtig gut zu machen.

[Alex] Das ist doch ein wunderbares Schlusswort. Sascha, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und über deinen Social-Media-Ausstieg erzählt hast und über Positionierung für Selbstständige natürlich auch. Vielen, vielen Dank.

[Sascha] Danke dir.

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In dieser Podcastfolge geht es um den Newsletter. Genauer gesagt darum, wie wir Newsletter-Abonnenten völlig ohne Social Media bekommen können. Los geht’s.

In dieser Podcastfolge geht es um den Newsletter.

Genauer gesagt darum, wie wir Newsletter-Abonnent*innen völlig ohne Social Media bekommen können.

Los geht’s!

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Ich hab vor einigen Wochen eine Umfrage in meinem Newsletter gemacht und gefragt, was die größten Herausforderungen beim Social-Media-freien Marketing sind. 

Und ganz, ganz viele haben mir geantwortet: 

neue Anmeldungen für meinen Newsletter zu bekommen.

Und deshalb dachte ich, dass ich da unbedingt mal eine Podcastfolge dazu machen muss und mal darüber spreche, wie wir auch ohne soziale Medien neue Menschen für unseren Newsletter gewinnen können.

Doch bevor ich das mache, möchte ich unbedingt ein paar Missverständnisse aus dem Weg räumen.

Ist es einfacher, mit Social Media neue Newsletter-Abonnent*innen zu bekommen?

Denn bei der Frage, wie wir ohne Social Media Newsletter-Abonnent*innen gewinnen können, schwingt so ein bisschen der Gedanke mit, dass das mit Social Media ja viel einfacher geht.

Und da müssen wir unbedingt ein bisschen differenzieren.

Die Vorstellung, dass ich einen Instagram- oder Facebook-Account habe und sowas poste wie „Hey, melde dich zum Newsletter an!“ und dann kommt eine Horde von Menschen auf meine Website und meldet sich zu meinem Newsletter an … diese Vorstellung wird für die meisten Selbstständigen komplett unrealistisch sein.

Das liegt daran, wie soziale Medien funktionieren, und ich erzähl dir da mit Sicherheit auch nichts Neues mehr. Aber lass es mich trotzdem noch einmal in ein paar Sätzen zusammenfassen, weil auch das wieder super relevant für dieses Thema ist.

Das Geschäftsmodell von Facebook, Instagram und so weiter ist, dass sie Daten der Menschen sammeln, die ihre Plattformen nutzen, und dass sie diese Daten dann an Werbetreibende weiterverkaufen.

Deshalb ist ihr Ziel gar nicht, dass Menschen auf andere Websites gehen, sondern dass sie so lange wie nur möglich auf ihren Plattformen bleiben.

Das heißt: Facebook, Instagram und so weiter wollen überhaupt gar nicht, dass du einen Post erstellst, wo du auf deinen Newsletter verweist, und wo Menschen dann auf einen Link klicken sollen und dann eben auf eine andere Website gehen und sich irgendwo anders für irgendwas anmelden. 

Denn das würde für die Plattformen ja bedeuten, dass sie weniger Daten sammeln können und dadurch weniger Geld verdienen würden.

Und deshalb spielen sie Posts mit Links gar nicht mehr so aus wie zu Beginn, alles, was so vor 2018 war.

Das heißt, die Vorstellung, Menschen auf unsere Website zu leiten und sie zum Anmelden zu unserem Newsletter zu bewegen, indem wir etwas auf Social Media posten, ist für die meisten Selbstständigen fernab jeglicher Realität. So knallhart muss man es sagen.

Es mag für größere Social-Media-Accounts funktionieren in dem Sinn, als dass sie natürlich extrem viele Menschen erreichen und selbst wenn der Post dann prozentual nur wenige Menschen erreichen und nur sehr schlecht von Facebook z.B. ausgespielt wird, macht das in absoluten Zahlen dann trotzdem noch ein Ergebnis, wo man sagt:

Okay, ein paar Leute habe ich erreicht. Ein paar Leute haben sich angemeldet.

Aber wie gesagt, für die durchschnittliche Selbstständige mit den durchschnittlichen Followern werden es einfach viel zu schlechte Ergebnisse sein.

Und deshalb kann man mit Social Media organisch nur in den seltensten Fällen heutzutage neue Newsletter-Abonnent*innen bekommen.

Nun, ist das entscheidende Wort, du ahnst es vielleicht, hier natürlich „organisch“. 

„Organisch“ heißt, dass ich kein Geld dafür zahle, dass Facebook oder Instagram mein Zeugs ausspielt. Und das funktioniert, wie gesagt, nicht mehr.

Ich kann natürlich auch Facebook und Instagram dafür bezahlen, dass sie meinen Aufruf für eine Newsletter-Anmeldung ausspielen, und Werbeanzeigen schalten. Ich kann mein Freebie oder ein anderes kostenloses Angebot zum Beispiel bewerben.

Und ja, das funktioniert nach wie vor gut.

Das ist meiner Erfahrung nach und von dem, was ich bei meinen Kundinnen mitbekomme, immer noch die schnellste, kurzfristigste und effektivste Möglichkeit, neue Newsletter-Abonnent*innen zu bekommen.

Ich hab sogar damals, als ich aufgehört habe, auf Instagram und Facebook zu posten, eine Zeit lang weiterhin Ads geschaltet, einfach weil es eben so gut funktioniert hat.

Aber das Ding ist, man macht sich mit dieser Strategie extrem abhängig von Facebook und Instagram.

Und wenn das die einzige Strategie ist, um Newsletter-Anmeldungen zu bekommen und das Werbekonto dann aus irgendeinem Grund auf einmal nicht mehr funktioniert, dann hat man ein Problem.

Und bei mir war es ganz genau so: 

Mein Werbekonto hat einfach von einem Tag auf den anderen nicht mehr funktioniert. 

Ich hab wochenlang versucht, es selbst wieder zum Laufen zu bringen, ich hab mich an den Facebook-Support gewendet, ich hab einige Facebook-Ads-Expertinnen beauftragt, mal der Sache auf den Grund zu gehen.

Doch niemand konnte mir weiterhelfen. Und der Facebook-Support wollte mir einfach nicht weiterhelfen.

Aber es gibt auch noch eine anderen Punkt, den man bedenken sollte:

Werbung auf Social Media funktioniert nur dann gut, wenn du genau weißt, was du da tust. 

Und bis du weißt, was du tust, kann es ein bisschen dauern. Du musst Zielgruppen testen, du musst Grafiken testen, du musst Texte testen.

Das ist nicht so, dass du eine Anzeige schaltest und schwupps, hast du 100 neue Menschen bei dir auf dem Newsletter. Werbeanzeigen zu schalten ist zu Beginn ganz schön viel Arbeit.

Eine Abkürzung kann es sein, jemanden zu beauftragen, der oder die sich damit auskennt. Doch das kostet wiederum Geld, zusätzlich zum Budget, das du für die Ads ausgeben würdest. 

Und meine Erfahrung ist, dass sich das maximal Unternehmen und fortgeschrittenere Unternehmer*innen leisten können, aber nicht unbedingt Leute, die gerade erst starten, oder, ich sag mal, so die durchschnittlichen Selbstständigen, die eben durchschnittlich viel verdienen.

Wenn du also denkst, dass du unbedingt Social Media brauchst, um neue Newsletter-Anmeldungen zu bekommen, solltest du dir aus meiner Sicht unbedingt diese Fragen stellen, nämlich:

  • Wie realistisch ist es überhaupt, dass du Werbeanzeigen auf Social Media schaltest? 

  • Hast du Lust, dich in das Thema einzuarbeiten? 

  • Hast du das Budget, um Lehrgeld zu zahlen? 

  • Hast du das Budget, um jemanden damit zu beauftragen? 

Ich glaube, es ist wichtig, da ganz, ganz ehrlich zu sich zu sein, und nicht einfach nur zu denken „Ohne Social Media geht es nicht, ich muss das jetzt machen“, sondern genau zu überlegen, was soziale Medien da im Einzelfall eigentlich konkret bringen.

Drei Tipps, um Newsletter-Abonnent*innen ohne Social Media zu bekommen

So, und nachdem wir das geklärt haben, möchte ich darüber sprechen, wie wir auch ohne Social Media Menschen für unseren Newsletter gewinnen können.

Und mein Ansatz ist: 

Wie bei einer guten Geldanlage sollten wir auch beim Thema Newsletter diversifizieren

Das heißt, wir legen nicht alle Eier in einen Korb, sondern stellen uns breit auf.

Wir wollen also nicht in die Situation kommen, zwar jetzt nicht mehr auf Social Media zu sein, aber uns dann halt von einer anderen Plattform abhängig zu machen.

Das wäre ja genauso doof.

Deshalb gibt es von mir jetzt auch nicht DAS Geheimrezept, um Newsletter-Anmeldungen zu bekommen. Denn ich möchte nicht, dass du alles stehen und liegen lässt, um nur noch EINE EINZIGE Sache zu tun. 

Das kann aus meiner Sicht immer zum Problem werden, wenn man immer nur auf EINE EINZIGE Sache setzt.

Und deshalb möchte ich dir stattdessen drei ganz konkrete Tipps geben, wie es funktionieren könnte

Das erste ist so ein Basis-Tipp, sag ich mal. Wenn du schon fortgeschritten bist, wirst du es bestimmt schon umgesetzt haben.

Aber ich sehe es immer noch häufig bei Einsteigern, deshalb muss ich das jetzt noch mal explizit erwähnen.

Und zwar ist der erste Schritt immer, eine separate Anmeldeseite für den Newsletter zu haben.

Ich sehe immer wieder Websites, wo es zum Beispiel auf der Startseite nur einen Abschnitt gibt, in dem auf den Newsletter verwiesen wird.

Oder dass im Footer so eine Anmeldemaske ist.

Und das ist an sich auch nicht falsch, aber das hat eben den Nachteil, dass ich eine Anmeldemaske nirgendwo sonst verlinken kann. 

Ich kann also nicht in einem Blogartikel zum Beispiel schreiben „Hier meldest du dich zum Newsletter an“ und dann die Anmeldeseite verlinken. Sondern das ist mit lediglich einer Anmeldemaske immer so ein bisschen schwieriger mit der Kommunikation.

Und eine Anmeldemaske kann man natürlich auch nicht in der Navigationsleiste zum Beispiel einbinden. 

Und aus meiner Sicht sollte aber alles, was wichtig ist, immer in die Navigationsleiste der Website. Denn das ist einfach das, was am schnellsten ins Auge fällt, wenn jemand frisch auf deiner Website ist.

Hinzu kommt natürlich auch, dass ich auf einer Anmeldeseite viel mehr über den Newsletter erzählen kann.

Ich kann schreiben, was Menschen im Newsletter erwartet, wie oft er versendet wird oder auch mit welchem Tool der Newsletter versendet wird.

Und diese Art von Infos helfen Menschen dabei, eine informierte Entscheidung für oder gegen den Newsletter zu treffen.

Und damit erhöht sich aus meiner Sicht eben auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich wirklich auch die richtigen Menschen für den Newsletter anmelden.

Wenn du also ohne Social Media Newsletter-Anmeldungen gewinnen willst, kannst du dich deshalb als erstes fragen:

  • Hast du eine separate Anmeldeseite für den Newsletter?

  • Hast du auf der Anmeldeseite alle wichtigen Infos gegeben, die Menschen brauchen, um eine informierte Entscheidung für den Newsletter zu treffen?

  • Und natürlich auch: Hast du diese Anmeldeseite in der Navigationsleiste und an sämtlichen anderen wichtigen Stellen verlinkt?

Ja, eine Newsletter-Anmeldeseite ist die Basis, aber wir können und sollten natürlich auch ein paar Schritte weitergehen.

Und ich möchte dir jetzt sowohl eine langfristige als auch eine kurzfristige Strategie vorstellen, um Newsletter-Abonnent*innen zu gewinnen.

Und die langfristige Strategie ist für mich Suchmaschinenoptimierung, also SEO.

Denn es ist so: 

Wenn Menschen ein bestimmtes Problem haben und nach bestimmten Phrasen googeln, suchen sie nach einer Lösung.

Und diese Lösungen können sowohl kostenfreie Blogartikel oder Podcastfolgen sein als auch kostenpflichtige Produkte und Programme, aber natürlich auch: ein Newsletter.

Das heißt jetzt nicht, dass wir unsere Newsletter-Anmeldeseite mit Keywords optimieren müssen, sondern vielmehr, dass wir Inhalte wie zum Beispiel Blogartikel haben, die für Suchmaschinen optimiert sind, und wo der Newsletter dann der nächste logische Schritt wäre.

Also ganz konkret sucht dann zum Beispiel jemand nach, keine Ahnung, „Tipps fürs Hundetraining“ oder so. 

Sie gibt diese Phrase in eine Suchmaschine ein und stößt so auf den Blog einer Hundetrainerin.

Sie liest sich ein paar Blogartikel durch und findet gut, was sie liest. 

Und weil sie sich eben so sehr für das Thema interessiert, denkt sie:

„Ah, so ein Newsletter wäre natürlich auch ganz praktisch, dann würde ich automatisch Tipps in meinen Posteingang bekommen.“ Und dann meldet sie sich eben für den Newsletter an.

Dass das so funktioniert, das braucht Zeit. SEO braucht Zeit. 

Deshalb habe ich am Anfang ja auch gesagt, dass das eine eher langfristige Strategie ist. 

Du kannst dich also aus meiner Sicht fragen:

  • Wird meine Website in Suchmaschinen gefunden?

  • Könnte ich einen Blog starten?

  • Und natürlich: Wenn ich schon einen Blog habe: Könnte ich ein paar Artikel für Suchmaschinen schreiben?

Das alles hilft nicht nur ganz allgemein bei der Onlinesichtbarkeit, sondern natürlich auch dabei, neue Menschen für den Newsletter zu gewinnen.

Wir müssen bei der SEO-Strategie natürlich gucken, wie sich das ganze Thema in der Zukunft entwickeln wird. Du hast vielleicht schon gehört, dass Google da Änderungen plant. 

Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer, einzuschätzen, was genau das bedeuten wird für Suchmaschinenoptimierung. 

Es wird mit Sicherheit wichtig werden, die besten Texte zu schreiben, die wir zu einem Thema schreiben können. Aber wie das nun genau aussehen wird, steht mehr oder weniger noch in den Sternen.

Aber SEO ist ja auch nur eine Strategie von mehreren. Und wie schon gesagt, ist es sinnvoll, nicht nur auf eine Strategie zu setzen, sondern mehrere Strategien zu nutzen.

Und das bringt mich zu der kurzfristigen Möglichkeit, von der ich dir erzählen wollte. 

Und die kurzfristige Möglichkeit, ohne Social Media neue Newsletter-Anmeldungen zu bekommen, sind für mich Gastbeiträge oder Pressearbeit.

Das klingt jetzt nach etwas, was nur für große Unternehmen mit einer eigenen Presseabteilung relevant ist, aber das ist überhaupt nicht der Fall.

Denn auch Selbstständige, selbst wenn sie gerade erst starten, können von Anfang an auf Gastauftritte setzen.

Und darunter verstehe ich Gastartikel in anderen Blogs, Interviews in anderen Blogs, Interviews in Podcasts oder auch einen Vortrag in einem Onlineprogramm.

Gastauftritte haben im Grunde drei große Vorteile. 

Vorteil Nummer 1 ist: Sie sind nachhaltig

Das bedeutet: Wenn du zum Beispiel in einem Podcast interviewt wirst, bleibt das Interview ja erst einmal bestehen. 

Da wird ein Monat vergehen und vielleicht ein halbes Jahr und länger und Menschen werden vermutlich immer noch auf deine Website kommen und damit deinen Newsletter entdecken.

Das heißt, du machst dir einmal Mühe mit einem Interview und erntest im Grunde für die nächste Zeit die Früchte. Diese Früchte werden  – je nach Größe des Podcasts natürlich – mal kleiner oder größer ausfallen. Aber meine Beobachtung ist:

Selbst der kleinste Podcast bringt einem immer noch regelmäßig Menschen auf die Website und ist damit definitiv eine gute Investition.

Vorteil Nummer 2 an dieser Strategie ist: Gastauftritte sind kostenlos.

Und das ist ein großer Unterschied zu Ads zum Beispiel. Da zahlen wir ja immer eine stolze Summe, damit unsere Themen sichtbar werden. 

Gastbeiträge und Interviews kosten aber keinen Cent. 

Und Vorteil Nummer 3, ich hab es schon erwähnt: 

Gastbeiträge können auch kurzfristig wirken. 

Das heißt: An dem Tag, an dem ein Interview mit uns erscheint, können wir auch schon mal eine zweistellige oder dreistellige Zahl an neuen Newsletteranmeldungen bekommen.

Natürlich abhängig davon, wie groß das Medium ist, in dem wir interviewt werden, und ob wir dort wirklich die richtigen Menschen für uns erreichen oder nicht.

Ich bin immer wieder überrascht, wie wenige Selbstständige Gastauftritte überhaupt auf dem Schirm haben. Und wenn sie sie auf dem Schirm haben, wie wenige sich trauen, da auch wirklich aktiv zu werden und Leute selbst anzusprechen und ihr Thema zu pitchen.

Deshalb kannst du dir folgende Fragen stellen:

  • Wen kenne ich, der oder die einen eigenen Podcast, Blog oder ein Onlineprogramm hat, wo ich über mein Thema reden könnte?

  • Was liest und hört meine Zielgruppe? Durch welche Onlinemagazine oder Podcasts könnte ich sie erreichen?

  • Und: Kann ich mir eine Liste von zehn Podcasts, Blogs oder Magazinen erstellen, denen ich mein Thema pitchen könnte?

Auch wenn natürlich nicht jeder, den du fragst, ja sagen wird: 

Es lohnt sich auf jeden Fall, da eine Gewohnheit daraus zu machen und ein- oder zweimal im Monat das Recherchieren und Pitchen in den Kalender zu schreiben. 

Je öfter du übst und je mehr Kontakte du knüpfst, desto einfacher wird es.

Shownotes

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Weiterlesen
Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin

Instagram verlassen trotz 18k Follower: Interview mit Melina Royer von „Still und Stark“

In dieser Podcastfolge habe ich Melina Royer zu Gast. Ich habe Melina für mein Buch „No Social Media!“ zum Thema „Netzwerken für Introvertierte“ interviewt. Und darüber werden wir auch in dieser Podcastfolge noch einmal sprechen. Und Melina erzählt uns in dieser Folge auch, warum sie sich trotz 18k Follower von Instagram und auch von LinkedIn verabschiedet hat.

In dieser Podcastfolge habe ich Melina Royer zu Gast. Du kennst Melina vielleicht schon durch ihren Blog Vanilla Mind, den sie seit mehreren Jahren für insbesondere schüchterne und introvertierte Menschen betreibt. Melina hat auch den Podcast „Still und Stark“ und arbeitet als systematische Coachin.

Für mein Buch „No Social Media!“ habe ich Melina zum Thema „Netzwerken für Introvertierte“ interviewt. Und darüber werden wir auch in dieser Podcastfolge noch einmal sprechen. Und Melina erzählt uns in dieser Folge auch, warum sie sich trotz 18k Followern von Instagram und auch von LinkedIn verabschiedet hat.

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Warum Erfolg nicht laut sein muss

[Alex] Ja, hallo Melina. Dein Motto ist „Erfolg muss nicht laut sein“. Was bedeutet diese Aussage für dich genau?

[Melina] Also ich hatte ganz häufig das Gefühl und dieses Gefühl habe nicht nur ich, das merke ich jetzt auch mittlerweile immer bei meinen Coachees, dass es oft so ist, man hat das Gefühl, gerade als eher ruhiger, sensibler Mensch, die ganze Welt scheint irgendwie einen Plan für einen zu haben. Also:

„Du musst mehr aus dir rauskommen.“, „Wenn du so weitermachst, dann wirst du nichts aus dir machen.“

Also, man hat immer das Gefühl, dieser Druck von außen ist da, ich muss eigentlich jemand anders sein und alle wissen ganz genau, wie es geht.

Und zum Beispiel, Stichwort Netzwerken: „Das geht so und so und das musst du so und so machen und dann musst du auf dieses Event gehen und bei Meetings musst du das und das sagen und so und so auftreten, damit das erfolgreich ist.“

Und man hat wirklich dieses Gefühl, jeder hat einen Plan für einen, aber man selber weiß gar nicht so richtig: Wer bin ich überhaupt, was brauche ich, was ist eigentlich im Einklang mit meiner Persönlichkeit?

Und deswegen habe ich mir wirklich dieses Motto auf die Fahne geschrieben, Erfolg muss eben nicht laut sein. Also jeder kann mit der Persönlichkeit, die er hat, erfolgreich sein, wenn man sich selber gut kennt und weiß, wie kann ich mit den Karten, die mir ausgeteilt wurden, gut arbeiten? Also wie kann ich die richtig einsetzen und meine Stärken hier ausspielen?

[Alex] Das ist erstmal super befreiend, finde ich, weil, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe erst neulich mich mit jemandem darüber unterhalten, dass ich das Gefühl habe, also eigentlich schon immer, dass ich so, wie ich bin, nicht richtig bin. Und ich könnte mir vorstellen, dass es halt auch viele Introvertierte auch so haben, wenn sie in so einer extrovertierten Welt leben, dieses Gefühl, nicht richtig zu sein, so wie man ist.

Und dann dein Ansatz ist quasi zu sagen: So, wie du bist, bist du richtig und so, wie du bist, auch als leise Person, kannst du Erfolg mit dem haben, was du machst.

Das finde ich erst mal eine sehr schöne Botschaft. Und was bedeutet denn jetzt Erfolg zum Beispiel für dich persönlich?

Weil, wenn ich das richtig verstehe bei dir, gehörst du ja auch eher zu den introvertierteren Personen.

[Melina] Genau. Also für mich ist ganz, ganz wichtig, wenn ich meine persönliche Definition von Erfolg jetzt nehme, im Einklang mit meinen Werten, mit meinen Bedürfnissen, mit meiner Persönlichkeit leben und arbeiten zu können. Und das zeigt mir auch meine Erfahrung immer wieder. Ich kann ja wirklich meine beste Leistung nur abrufen, wenn ich auf mich selber achte. Also wenn ich gut mit mir selber umgehe.

Natürlich kann ich mich auch zum Erfolg prügeln. Das ist ja leider möglich. Kann man auch immer wieder sehen an Beispielen, wenn man sich Interviews von bestimmten Menschen anhört oder so.

Also natürlich kann man mit Druck sehr, sehr viel erreichen, aber irgendwann kommt halt der Crash oder du bist todunglücklich mit dir selber und du merkst halt, dass du unzufrieden mit deinem Leben bist. Auf dem Papier stimmt alles, aber irgendwie fühlst du dich innerlich leer.

Und seit ich einfach für mich darauf achte, dass ich mich frage: Auf welches Ziel zahlt das hier ein? Passt das zu mir? Fühlt sich das stimmig an? Kann ich das wirklich so machen? Oder wie kann das für mich funktionieren?

Und seitdem ich das mache, merke ich einfach, wie gut es ist und wie ich auch aufblühe oder wie ich dann auch wirklich das zeigen kann, was mich auszeichnet und was ich an Potenzial überhaupt habe.

Weil ich habe nämlich eigentlich früher auch immer eher so mit diesem Leistungsmotor gearbeitet. Also ich bin sehr, sehr stark anfällig für Perfektionismus und Leistungsdruck. Das ist so mein persönlicher Default, meine Baseline aus den unterschiedlichsten Gründen.

Und ich habe einfach wirklich nach Wegen in den letzten Jahren immer wieder gesucht, aus diesem Muster auszubrechen, zu sagen:

„Okay, was tut mir denn eigentlich wirklich gut und wie kann man Leistung zeigen, aber nicht, weil man muss, sondern weil man will und weil es zu einem passt und weil es das Richtige ist?“

Und das ist meine persönliche Definition von Erfolg, wirklich auf mich zu achten und zu gucken, was tut meinem Körper überhaupt gut, mich nicht selber auszubeuten.

[Alex] Ich wollte auch gerade fragen, aber du hast es schon ein bisschen so vorweggenommen. Also es war nicht immer so, dass du diese Definition von Erfolg für dich hattest, sondern das hat sich erst mit der Zeit entwickelt. Wie kam es dazu?

[Melina] Also ich glaube, das ging los mit der Selbstständigkeit. Also ich bin aus einem Angestelltenverhältnis regelrecht ausgebrochen, kann man sagen, weil der Status quo war damals 2014, dass ich in der Grafik gearbeitet habe.

Als Kommunikationsdesignerin ist auch ein Beruf, der mir unfassbar gelegen hat. Habe ich geliebt meine Tätigkeit. Das Problem war allerdings, dass mir die Kolleginnen und Kollegen nacheinander weggebrochen sind. Also die eine Person hat einen Burnout erlitten, die nächste Person ist in Rente gegangen und ich habe keine neuen Kollegen dazu bekommen. Ich musste den Laden quasi da irgendwie, ja, was heißt alleine stemmen, ganz so war es nicht.

Aber mein Vorgesetzter zum Beispiel kam irgendwann nur noch zwei Tage die Woche, weil der sich auf seinen Ruhestand schon vorbereitet hat. Und so war ich da einfach irgendwann quasi wirklich fast alleine die meiste Zeit der Woche und habe das aber alles abgefedert.

Ich habe ja schon den Leistungsdruck und den starken Antrieb angesprochen. Ich habe auch ein unglaubliches Verantwortungsbewusstsein und gedacht, ich reiße mich jetzt zusammen und mache das alles weiter, statt jemandem zu sagen:

„Leute, das geht nicht, ihr müsst Leute einstellen! Ich kann das nicht stemmen.“

Und ich habe einfach immer weitergemacht. Und es ist ja völlig klar, dass das irgendwann zum Crash führt und dass ich todunglücklich war. Ich hatte schon morgens beim Aufstehen Magenkrämpfe und ich hatte Kopfschmerzen und eine Menge körperliche Symptome, die irgendwann dazu geführt haben, dass ich gesagt habe, ich mag so nicht mehr arbeiten, ich muss hier weg.

Und ich bin dann aber tatsächlich nicht in ein neues Angestelltenverhältnis gegangen, sondern ich habe mich selbstständig gemacht, weil mein Mann sowieso selbstständig war und unsere Fähigkeiten sind recht ähnlich gelagert, wir haben große Schnittmengen und dann haben wir gesagt, okay, dann mache ich bei ihm mit, dann probiere ich das mal aus.

Komplette Freiheit. Und diese komplette Freiheit hat mir natürlich auch sehr schnell gezeigt, wo bei mir die Schwachstellen liegen. Also mit kompletter Freiheit irgendwie auf einmal umgehen zu können, das erfordert einen hohen Grad an Selbstführung. Also welche Routinen lege ich mir zu? Das ist, diese Selbstorganisation ist ein Riesenthema, aber auch, wie gehe ich überhaupt auf Leute zu, weil die Kunden kommen ja jetzt nicht von alleine angerannt.

Also gerade als eher zurückhaltender Mensch, der vorher aus so der Grafik kommt, wo alle, also die Aufträge sind zu mir gekommen, also ich musste mich ja nie um irgendwas kümmern, alle sind zu mir gekommen, kannst du dies machen, kannst du das machen, jetzt bin ich in der Position, wo ich auf alle anderen zugehen muss und schauen muss, schau mal, das kann ich dir anbieten, das kann ich für dich ändern, diese Transformation kann ich dir anbieten, das sind meine Fähigkeiten. Das ist schon hart gewesen für mich am Anfang und deswegen musste ich wirklich in vielen kleinen Schritten rausfinden:

Wie kann ich eigentlich gut arbeiten? Was zeichnet mich aus? Welche Strukturen brauche ich, die wirklich auch zu meiner Persönlichkeit passen, die mir gut tun, die mich nicht zurück in so ein Hamsterrad versetzen wie das, was ich vorher hatte, wo ich mich dann selbst ausbeute? Weil das kannst du auch in der Selbstständigkeit.

Selbstständigkeit mag zwar immer so toll klingen nach Freiheit, aber auch da kannst du dich hervorragend selber ausbeuten.

[Alex] Ich wollte gerade sagen, gerade wenn wir auf Social Media gucken, Da wird es ja richtig glorifiziert, wenn Leute quasi ständig busy sind und ständig Dinge zu tun haben. Also da ist die Selbstständigkeit auch nicht unbedingt so der Ausweg aus dem Hamsterrad, sondern man kommt einfach in ein neues Hamsterrad rein. Also da muss man glaube ich auch aufpassen.

[Melina] Genau, weil die Altlasten hast du ja trotzdem bei dir. Diese Routinen und Muster, die du gewohnt bist und die ja häufig auch mit den eigenen inneren Mustern zusammenspielen, wenn du eh so einen starken Leistungsdruck hast in dir, dann nimmst du das natürlich auch in jeder anderen Tätigkeit mit.

Wie es ist, mit seinem Partner zusammenzuarbeiten?

[Alex] Du hast gerade schon erwähnt, du arbeitest mit deinem Mann zusammen, mit Timon. Und ihr seid beide systemische Coaches, ihr schreibt Bücher zusammen, ihr habt einen gemeinsamen Podcast. Wie ist das, mit deinem Mann zusammenzuarbeiten? Ich kann mir vorstellen, da gibt es sowohl schöne Aspekte als auch Herausforderungen.

[Melina] Auf jeden Fall. Also ich will auch nicht behaupten, dass es am Anfang sehr leicht war. Schwupp, Job gekündigt, Selbstständigkeit. Ach Mensch, ist das alles ein Traum. Also wir haben auf jeden Fall gemerkt, wir sind beide sehr freiheitsliebend, brauchen viel eigene kreative Räume, um nachdenken zu können.

Und das ist natürlich erstmal, wenn du dann wirklich zusammenarbeitest, nicht so einfach, dass jeder genügend Freiraum eben noch bekommt. Du arbeitest in den gleichen Projekten, wir machen ja auch zusammen einen Podcast, den „Still und Stark“-Podcast für introvertierte Fach- und Führungskräfte.

Das heißt, wir haben einfach wirklich sehr, sehr viele Dinge, die wir zusammen machen. Und dort genügend Räume zu schaffen, dass man sagt, ich kann mich jetzt hier zurückziehen, ich habe hier meinen Space, ich muss mich jetzt gerade nicht mit dir absprechen in bestimmten Dingen, sondern kann einfach nur mal frei hier Räume schaffen, das ist wirklich schwierig, weil man sich auch einfach mal auf den Nerv gehen kann.

Ich glaube, das ist auch so mit, was die meisten Leute befürchten, wenn man mit seinem Partner zusammenarbeitet. Ich höre das immer, wenn ich das erzähle „Ich arbeite mit meinem Mann“: „Das könnte ich gar nicht. Also ich bin eigentlich ganz froh, wenn ich tagsüber woanders arbeite und den nur abends treffe.“ Also das hört man häufiger. Aber ich muss sagen, es hat uns auch total zusammengebracht.

Also zusammen arbeiten zu können, ist toll, weil die Arbeit bestimmt einfach so einen großen Teil unserer Leben, einfach auch zeitlich. Das nimmt so viel Zeit vom Alltag ein und das miteinander teilen zu können, ist halt sehr, sehr schön und das hat unsere Beziehung auch nochmal gefestigt, weil unsere Absprachen natürlich viel, viel besser geworden sind. Unsere Kommunikation musste viel besser werden, viel wertschätzender.

Man musste sich oft zurücknehmen, wirklich jetzt nicht irgendwie so: „Mann, das geht gar nicht und das ist voll gegen meine Arbeitsweise, so kannst du das nicht machen!“

Sondern wirklich lernen, diese innere Distanz teilweise auch mal zu einem Problem einzunehmen und zu sagen:

„Okay, aber wie können wir denn jetzt hier lösungsorientiert rangehen?“ Also das ist wirklich …, die Kommunikationsskills sind auf jeden Fall durch die Decke geschossen, würde ich sagen.

[Alex] Habt ihr denn so irgendwie Rituale oder so Dinge, von denen du sagen würdest, die helfen euch immer, das so durchzuziehen?

[Melina] Ja, tatsächlich ja. Wir haben ein tolles Ritual, das nennt sich Daily Stand-Up. Einige, die hier mithören, die vielleicht ein bisschen Ahnung vom Programmieren und vom agilen Arbeiten haben, die werden das vielleicht kennen.

Das ist eine Methode aus dem Scrum, wo du ein Daily machst. Das geht maximal so 15 Minuten und du sitzt einfach wirklich nur am Tisch und sagst: Das habe ich gestern gemacht, das werde ich heute machen. Zählst einfach nur einmal auf: Das sind meine Resultate von gestern. Jetzt spreche ich darüber, was ich mir für heute vorgenommen habe. Und dann bist du raus. Dann geht auch jeder wieder seiner Wege.

Aber es ist eben einfach sichergestellt, dass beide wissen, was der nächste Punkt ist. Gerade wenn man zum Beispiel an einem Projekt arbeitet, dann arbeiten wir auch in Sprints und dann ist eben einfach durch dieses Daily Stand-Up sichergestellt, dass jeder weiß, was in diesem Sprint oder in diesem Projekt jetzt gerade anliegt und was wichtig ist. Und dann kannst du auch darauf vertrauen, dass die Person das natürlich dann auch einfach macht.

Also musst halt keine Kontrolle irgendwie ausüben: „Und hast du daran gedacht“ und so weiter. Du hast dich morgens kurz abgesprochen und dann läuft das wie auf Schienen.

Warum hast du deinen Instagram-Account mit 18k Followern verlassen?

[Alex] Du hast vor einigen Monaten deinen Instagram-Account verlassen und ich finde das sehr bemerkenswert, weil damals, als ich mich selbstständig gemacht habe, 2016, war dein Account tatsächlich einer der ersten, denen ich gefolgt bin auf Instagram.

Und ich fand immer, dass du da wie so ein Fisch im Wasser wirktest zumindest. Natürlich als Kommunikationsdesignerin hast du ein Händchen fürs Visuelle und Instagram ist da sehr dankbar. Und trotzdem hast du auch, wenn ich das richtig so verstehe, auch in letzter Zeit mit den Plattformen gehadert und bist da jetzt weg. Und da würde ich jetzt gerne weiter drüber sprechen, weil es ist natürlich sehr spannend für den Podcast. Also zunächst einmal, wie kam es dazu? Was ist so in letzter Zeit passiert, dass du zu dieser Erkenntnis gekommen bist, du willst weg von Instagram?

[Melina] Also, das war keine Entscheidung, wo ich irgendwie einfach so einen Schalter umgelegt habe und dann bin ich morgens aufgestanden und habe gedacht: „Ja, das ist jetzt die richtige Entscheidung, so mache ich das jetzt.“

Ich habe mich sehr, sehr lange mit dieser Entscheidung herumgetragen, Social Media zu verlassen. Also Instagram war ja auch gar nicht das Einzige. Zum Beispiel LinkedIn, da war ich sogar noch am überlegen, ob ich das weiter ausbaue. Und das habe ich jetzt auch quasi fallen gelassen, mehr oder weniger. Und das war eine Sache, die einfach wirklich über bestimmt drei, vier Jahre so in mir gegärt hat oder gegoren hat.

Ja, und einfach, weil ich gemerkt habe: Ich verändere mich. Also die Plattform natürlich auch, klar. Es kommen immer mehr Funktionen dazu und es wird immer wichtiger aufzufallen. Du bist ja nur ein kleiner Fisch in einem riesigen Becken. Aber ich habe mich eben auch selber verändert.

Ich habe mir einfach sehr, sehr viel häufiger in den letzten Jahren die Frage gestellt:

„Auf welches Ziel zahlt diese Aktivität ein?“

Und die große Frage ist halt: Wovon lebt mein Business? Was ist das Herzstück meiner Tätigkeit? Und zahlt eben Social Media darauf ein, auf mein Ziel?

Und was mich unglaublich überrascht, ist, die meisten, die sich diese Frage stellen, die beantworten die relativ diffus. Also die antworten, warum mache ich Social Media, auf welches Ziel zahlt das ein?

Da hörst du dann: Ja, ich will wachsen. Ja, Wachstum, was heißt denn das? Also in welchem Bereich? Oder sie antworten: Ja, ich will möglichst viele Menschen erreichen. Ja, welche Menschen denn eigentlich genau? Sind die hier überhaupt? Sind die überhaupt hier auf Instagram? Wer sind die? Was zeichnet die aus?

Also dieses Social-Media-Ding wird häufig sehr, sehr diffus beantwortet und überhaupt nicht spezifisch auf mich und mein Business bezogen.

Und ich muss auch sagen, ich habe mir diese Fragen halt sehr lange nicht mehr gestellt. Ich bin halt wirklich ein alter Hase auf der Plattform gewesen. Ich war ja irgendwie 2012 schon mit dabei, habe ich meinen privaten Account damals erstellt und den habe ich irgendwann umgewandelt in einen geschäftlichen.

Und deswegen habe ich auch lange Zeit gar nicht in Frage gestellt, dass es richtig ist, da zu sein, weil ich war ja einfach immer dabei und die Zahlen waren ja auch eigentlich immer okay.

Also ich hatte zu Spitzenzeiten, glaube ich, so an die 18k Follower*innen. Und so einen Account gibst du ja auch nicht mir, nichts dir, nichts einfach auf.

Aber ich habe mir einfach wirklich sehr ehrlich die Frage stellen müssen: Guck mal, wo willst du denn damit irgendwann hin?

Weil wenn ich mir meine Zahlen angeguckt habe – ich habe über Instagram keine Geschäfte gemacht, ich habe da nicht verkauft, ich habe dort keine Kunden gewonnen.

Ich habe irgendwann mir tatsächlich einfach eingestehen müssen, die Menschen dort sind viel mehr an meinem Privatleben interessiert als an dem, was ich anzubieten habe. Und das ist okay. Für manche mag diese Erkenntnis in Ordnung sein. Für mich war diese Erkenntnis nicht okay, weil ich nicht mein ganzes Privatleben teilen möchte.

Also so bin ich einfach nicht. Ich möchte diese Offenherzigkeit nicht. Ein Teil sollte immer privat bleiben für mich. Ich rede gerne offen über meine Themen. Ich gebe auch gerne Dinge von mir preis, aber ich möchte nicht dort sein, um Menschen mit meinem Privatleben zu unterhalten.

Also das habe ich ja auch einfach gemerkt. Also welche Bilder waren am meisten geklickt oder kommentiert? Ja, wenn ich zum Beispiel ein Foto gepostet habe zum Hochzeitstag von Timon und mir.

Ja, klar, das ist schön, das kann ich auch verstehen, ist nicht bösartig gemeint, aber das ist nicht der Grund, warum ich da bin. Ich bin da, weil ich etwas zu sagen habe.

Ich bin als Coach hier. Ich möchte introvertierten Menschen helfen, an ihre Stärken zu glauben, ihre Stärken zu entdecken und selbstsicher aufzutreten. Und das erreiche ich ja nicht, indem ich private Fotos von meinem Mann und mir teile oder Urlaubsbildchen.

Ich war einfach irgendwann, ich wollte mich da einfach irgendwann nicht mehr darstellen. Es gab eine Zeit, da hat mir das gut gefallen und da war es auch eine Hilfe. Also ich will nichts Negatives sagen.

Also es ist wirklich so, dass mir auch Instagram schrittweit geholfen hat, beim Netzwerken zu gucken: Wer alles ist denn überhaupt da draußen? Wer tickt ähnlich wie ich? Da kann das sehr nützlich sein. Aber ich bin eben aus der Nummer rausgewachsen.

Und dann stehst du natürlich vor der Frage: Okay, du kannst das ja auch auslagern. Wenn dir das zu viel Arbeit ist, du kannst das ja auch abgeben, kannst es ja jemand anders machen lassen. Social Media Management ist ja eine Option.

Ich habe die Frage für mich aber einfach mit Nein beantwortet, weil ich ja gesehen habe: Hey, dieser Account zahlt sowieso nicht auf meine beruflichen Ziele ein, weil die privaten Sachen interessieren die Leute hier mehr als meine beruflichen.

Und ich mache hier keine Geschäfte in dem Sinne, dass ich hier Kurse launche oder promote oder so. Von daher muss ich jetzt auch niemanden bezahlen, um das weiterzumachen. Muss ich ja nicht noch mehr Geld auf eine Sache werfen, die gar nicht den Effekt hat.

Ja, und deswegen habe ich die Entscheidung dann im letzten Oktober getroffen. Also ein langer Prozess.

[Alex] Ja, vielen Dank, dass du da so detailliert uns daran teilhaben lässt. Ich finde es ganz spannend, weil ich das tatsächlich auch so erstmal wiedererkenne bei mir, dass mir Social Media nie beruflich das gebracht hat, was mir eigentlich wichtig war, um was es mir geht.

Und ich glaube auch, ganz viele Menschen, die zu mir kommen, denen geht es ähnlich. Nur die trauen sich halt nicht, diesen Schritt zu machen und zu sagen: Ja gut, dann gehe ich halt. Also das ist, glaube ich, dann nochmal schwierig. Und wie hast du denn da diesen Mut gehabt oder hat das überhaupt Mut gebraucht? Also wie war das dann, als du wirklich dann letzten Endes, ich weiß nicht, hast du die Konten gelöscht, deaktiviert? Was ist jetzt mit den Konten passiert?

[Melina] Also mein Instagram-Account besteht nach wie vor und dem kannst du auch nach wie vor folgen. Ich bin einfach nur inaktiv. Also ich habe die App nicht mehr auf meinem Handy.

Ich habe einfach die App vom Handy gekickt, sodass ich selber nicht mehr darauf zugreifen kann. Wenn ich wollte, könnte ich es, glaube ich, noch über meinen Desktop-Rechner machen. Ich verbringe aber dort einfach keine Zeit mehr, gar nicht.

Und wie gesagt, man kann mich dort noch finden. Ich wollte den Namen nicht aufgeben, dass man einfach noch „Vanilla Mind“ finden kann und „Still und Stark“.

Aber es steht, glaube ich, auch sogar in der Bio drin, dass man den Kontakt lieber über die Website suchen sollte, weil ich dort nicht poste. Ich glaube, ich habe es bis auf drei Erklärungspostings, was ich eigentlich mache, wer ich bin, was ich mache, habe ich, glaube ich, auch alles andere archiviert.

Dass wirklich nur noch im Fokus steht: Okay, das ist die Message, mit der ich hier bin, und so kann man mich dann noch finden.

[Alex] Und hast du das damals im Oktober so als besonders mutig empfunden für dich oder war das so ein Tag für jede andere?

[Melina] Nee, ich habe mich schon ziemlich mutig gefühlt an dem Tag. Nee, weil ich auch, ich hatte es, glaube ich, schon angedeutet, ich hatte ja nicht gerade einen kleinen Account, also gut, natürlich gibt es immer riesigere Accounts, aber so einfach von der Sache her, wenn du es geschafft hast, dir eine Followerschaft von 18.000 Leuten aufzubauen, dann wirfst du es nicht einfach weg, weil da steckt ja viel Arbeit drin.

Und das ist eben auch immer das, wobei ich am meisten gezögert habe, weil ich habe ja unfassbar viel investiert über die Jahre.

Ich hatte wirklich einen Social-Media-Plan. Ich wusste zu jeder Zeit, wann ich poste. Ich hatte auch Tools, die das dann automatisiert für mich posten können, dass ich das nicht manuell anschieben muss und so. Also ich habe das ja nicht einfach so just for fun gemacht und ach, naja, mache ich heute mal, mache ich heute nicht. Da steckte schon eine Strategie hinter.

Und weil ich eben um diese ganzen Arbeitsstunden wusste, die ich da schon investiert habe, das ganze Herzblut und das ganze Invest, wollte ich das natürlich auch nicht einfach, ja, so einfach mir nichts, dir nichts wegwerfen.

Zumal auch Timon immer gesagt hat: Nee, wirf das doch nicht einfach weg und guck doch nochmal und so. Aber ich habe einfach gemerkt, es bringt nichts. Also ich bin da wirklich einfach rausgewachsen.

Wobei man auch dazu sagen muss, ich würde auch niemandem empfehlen, diese Entscheidung einfach so übers Knie zu brechen, weil du musst dich ja fragen, was trägt denn mein Business? Also wenn ich wirklich nur diesen Social-Media-Kanal habe und dann sage ich: „Nee, will ich ab heute nicht mehr.“ Ja, wie erreiche ich denn dann noch Leute? Also ich muss ja die Leute auf irgendeine Möglichkeit oder auf eine Art und Weise erreichen können, die Menschen, für die ich gerne etwas tun möchte.

Und wenn Instagram jetzt mein einziger Kanal war, über den ich kommuniziert habe, ja, ich muss ja eine Alternative haben mindestens.

So, aber das war ja nie mein Problem. Ich habe einen Newsletter, einen sehr schönen Newsletter, den die Leute wirklich lieben und den nenne ich auch Mut-Letter und nicht Newsletter. Viel besser.

Und ich habe natürlich auch einen Podcast, den ich mit Timon mache und einen Blog. Also ich bin über SEO gut zu finden. Ich ranke für gute Keywords, Podcast, Newsletter.

Also das sind ja mindestens drei Sachen, die sehr tragfähig sind. Und dementsprechend habe ich dann auch gesagt: Okay, also worauf wartest du jetzt eigentlich noch? Also deine stärksten Kanäle waren nie Instagram oder LinkedIn. Deine stärksten Kanäle waren immer der Newsletter, der Blog, der Podcast.

Und auch wenn die über die Jahre ein bisschen geschrumpft sind, weil die nicht so viel Fokus von mir bekommen haben, übrigens auch ein sehr, sehr guter Punkt, den wir gleich auch noch ansprechen können, Fokus, weil du tanzt ja auch so vielen Hochzeiten.

Hast du Instagram, hast du LinkedIn, hast du Newsletter, hast du einen Blog, hast du einen Podcast. Das sind ja alleine fünf Sachen, die ich da bedient habe. Und das ist ja auch einfach die Frage, wenn du deinen Fokus irgendwie durch fünf teilen musst:

Funktioniert dann überhaupt noch irgendwas davon richtig gut?

Und ich habe es ja schon gesagt, der Newsletter ist ein bisschen geschrumpft, der Blog hat weniger Abrufzahlen gehabt, der Podcast ist nicht gewachsen. Ja, ist ja auch irgendwie nicht verwunderlich, wenn man seinen Fokus auf so viele Plattformen verteilen muss. Und das ist wesentlich besser geworden, seitdem ich auf Social Media verzichte.

[Alex] Ja, spannend. Da reden wir definitiv auch nochmal gleich drüber. Aber vorher vielleicht noch eine Frage. Wie haben denn diese ganzen Menschen, du hast gesagt, 18.000 Leute sind dir auf Instagram gefolgt. Wie haben sie denn darauf reagiert?

[Melina] Gar nicht.

[Alex] Gar nicht?

[Melina] Ich bin weg und fertig.

[Alex] Du hast also keinen Abschiedspost gehabt, so nach dem Motto „Ich gehe!“?

[Melina] Nein, das habe ich nicht gemacht.

[Alex] Krass, okay.

[Melina] Ich bin einfach weggeblieben und fertig. Ich habe gedacht, also ich hatte, glaube ich, in der Vergangenheit öfter mal so Postings gemacht, wo schon so durchklang, dass ich mich nicht mehr so ganz wohl fühle mit der Plattform. Ich habe aber nie konkrete Schritte eingeleitet. Ich habe eigentlich sogar eher die Erfahrung gemacht, wenn ich mal eine Pause angekündigt hatte, eine Urlaubspause oder einfach so eine Social-Media-Break – das wird ja öfter mal gemacht, machen auch andere Leute – dann sind sofort die Zahlen ins Bodenlose gegangen.

Also direkt kündigst du an, ich mache jetzt eine Instagram-Pause, zack, 1000 Leute weniger. So gefühlt. Nein, gar nicht so viele, aber ich glaube, so 300, 400 waren es dann schon.

Und ich habe gedacht, gut, dann machst du es diesmal einfach nicht. Du verschwindest einfach sang- und klanglos.

Und weißt du was, das interessiert sowieso niemanden, das fällt gar keinem auf und das ist auch so.

Also du bist ja wirklich auf so einer Riesenplattform wie Instagram, du wirst ja nicht mal vermisst, bist ja sowieso nur eine Person von ganz, ganz vielen.

Du musst dich ja sonst wie verbiegen und anstellen, um irgendwie relevant für diesen Algorithmus zu sein.

Also musst ja ständig was Neues aus dem Hut zaubern, um irgendwie noch in den Feeds der Leute zu landen. Und was dann einfach realistisch wirklich passiert ist, wenn du nicht mehr postest, landest du eben einfach nicht mehr im Feed.

Und das ist, dafür musst du dich nicht erklären oder irgendwas, das passiert einfach.

[Alex] Spannend, spannend. Also ich hätte nicht gedacht, dass es auch so für größere Accounts gilt, aber ja.

[Melina] Gerade für die.

Was hast sich mit dem Social-Media-Ausstieg verändert?

[Alex] Du hast in einer Podcast-Folge von dir, du hast ja schon angesprochen, du hast einen Podcast, über deinen Instagram-Ausstieg gesprochen und ich habe mir die Folge angehört und da hast du gesagt, dass das die beste Entscheidung seit Langem war.

Kannst du uns da mal mitnehmen, was genau hat sich denn jetzt so zum Positiven verändert mit dem Instagram-Ausstieg oder LinkedIn-Ausstieg auch?

[Melina] Also ich bin deutlich mehr bei mir und das meine ich nicht auf so eine egoistische Art, sondern einfach mehr bei mir in Balance. Also ich bin mehr im Moment, ich bin präsenter, weil ich weiß, ich habe jetzt diese Hektik nicht mehr. Ich muss jetzt unbedingt noch was posten, ich habe noch gar nicht den Plan fertig, ich muss dieses, ich muss jenes.

Also ich habe einfach einen klareren Fokus auf die Dinge, die wichtig sind und die anstehen, weil es einfach nicht mehr diese hektische Getriebenheit ist, an x Brennpunkten irgendwie gleichzeitig sein zu müssen.

Alleine auch diese Erreichbarkeit, guck mal, über Instagram hast du ja die DMs, musst ja ständig in die DMs reingucken, damit du eben auch für die Leute da sein kannst. Es ist ja ganz wichtig, eine persönliche Verbindung zu Menschen zu haben. Die hast du ja nicht, wenn du nicht auf Kommentare, auf DMs antwortest.

Und das ist ja nicht mein einziger Kanal, wo ich DMs beantworte. Das muss ich ja dann auch noch für meine E-Mails machen. Leute, die sich über den Podcast melden, oder Leute, die auf dem Blog kommentieren. Gut, Blog kommentieren ist ein bisschen eingeschlafen. Das war früher sehr viel mehr. Das ist heute gar nicht mehr so üblich, dass Leute das machen.

Aber trotzdem ist es ja wirklich, wie kümmerst du dich gut um die Menschen? Wie kümmerst du dich gut um die Leute, die dir Fragen stellen? Und da habe ich einfach jetzt viel mehr Zeit, Energie und ja, viel mehr Zeit und Energie für.

[Alex] Und Fokus hast du gerade schon angesprochen.

[Melina] Genau, ich kann viel besser auf die Menschen eingehen. Ich glaube, das spüren die auch.

Menschen merken ja, ob du einfach nur irgendwie einsilbig antwortest und ob du eigentlich gerade gestresst bist und gar keine Energie hast oder ob du dir Zeit für sie nimmst.

Und als systemischer Coach bin ich ja in einer Branche, wo vertrauensvolle Beziehungen des A und O sind. Also die Person muss ja wirklich, wenn sie mit mir arbeiten möchte, das Gefühl haben: Melina ist da, die versteht mich, die nimmt mich wahr, ich bin sichtbar für die.

Und das kann ich ja nicht, wenn ich total getrieben bin und an x Orten gleichzeitig präsent sein muss.

[Alex] Hast du auch Veränderungen festgestellt an deiner Konzentration? Du hast schon Fokus angesprochen, also hat sich da was verändert?

[Melina] Auf jeden Fall. Also alleine der Zeiteinsatz der Social Media für mich war, der ist ja weggebrochen. Und dann hast du ja Räume für andere Aufgaben, die du vielleicht vorher vernachlässigt hast. So war das auf jeden Fall in meinem Fall, ich würde sagen, es waren schon mehrere Stunden pro Woche, vielleicht sogar täglich, die Social Media beansprucht hat.

Das eine ist ja Postplanung, was willst du schreiben? Und dann ist es ja gleichzeitig auch ein visuelles Medium. Also das, was mich eigentlich am Anfang an Instagram sehr fasziniert hat, dass es eben auch ein visuelles Medium ist. Das entspricht ja sehr meinem Fähigkeiten-Set, eben auch visuell zu arbeiten, weil ich ja meine Design-Skills damit einbringen konnte, aus meiner ersten Karriere quasi.

Gerade das hat mir irgendwann auch das Genick gebrochen. Wie viel Zeit kannst du einsetzen, um solche Grafiken zu gestalten für Instagram, diese Postings zu gestalten, Reels zu drehen? Du kannst dich natürlich total kreativ ausleben und gleichzeitig bricht es dir das Genick, weil du deine anderen Aufgaben gar nicht mehr machst. Weißt du, du kannst Stunden in ein einziges Reel stecken, das dann vielleicht von ein paar tausend Leuten gesehen wird, aber nach 24 Stunden keinen mehr interessiert.

Gab es Nachteile an deinem Social-Media-Ausstieg?

[Alex] Hast du auch Nachteile festgestellt an deinem Instagram-Ausstieg?

[Melina] Einen, ja, tatsächlich. Was mir jetzt gerade auffällt, ist: Ich vermisse so ein bisschen diese Umfragefunktion. Über Newsletter kann man ja schlecht Umfragen machen. Also kannst du zwar, aber du brauchst dann noch ein zweites externes Tool, um das dann irgendwie zu realisieren.

Ich fand die Möglichkeit, über Social Media super schnell einfach in den Storys eine Umfrage posten zu können, einfach um so ein Stimmungsbild zu bekommen, fand ich super toll. Das ist etwas, was ich definitiv vermisse, aber ich denke, da werden sich auch noch andere Möglichkeiten auftun, das in Zukunft zu integrieren.

Genau. Ja, durch Social Media hast du einfach diese Standleitung quasi zu den Leuten. Also es ist immer irgendwer aktiv. Du kannst immer irgendwen erreichen und fragen, was die Leute gerade wirklich denken.

Aber genau, das ist auch schon das Einzige tatsächlich.

[Alex] Ja, aber ich finde auch gerade Nachteile, das muss ja auch nicht gleich bedeuten, dass das eine blöde Idee war, weil Nachteile lassen sich entweder kompensieren oder sie sind gar nicht relevant.

Also vielleicht gibt es auch Menschen, die nutzen gar nicht die Umfragen oder die gehen gar nicht live. Ja, dann brauchen die halt auch nicht Social Media unbedingt. Und gerade bei Umfragen, wie du sagst, ist es ein bisschen komplizierter dann mit einem zweiten Tool, aber die Möglichkeit gibt es ja immer noch.

[Melina] Ja, ich finde das total gut, dass du die Frage nach den Nachteilen stellst, weil das ist ja, ich stand ja selber vor dieser inneren Zerrissenheit, soll ich das machen oder nicht?

Und das eine ist natürlich, was dein Bauchgefühl dir sagt, aber du musst ja auch ganz konkret die Nachteile benennen können, weil erst dann schaffst du es ja vielleicht auch eine Alternativlösung zu schaffen.

Das ist genau, wie du sagst, so ein Nachteil muss ja trotzdem nicht dazu führen, dass du dann vielleicht dort bleibst, aber du wirst ja zumindest in den Zustand versetzt, dass du eine Lösung finden musst, wie du mit diesem Nachteil umgehen willst. Ist dieser Nachteil für dich zu verkraften? Gibt es eine andere Lösung oder eben nicht? Das ist sehr, sehr wichtig. Gab es für dich Nachteile?

[Alex] Total. Also ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es nur Vorteile hatte, das zu verlassen. Ich habe auch dieses Unmittelbare eigentlich vermisst. Also ich habe zwar nicht sehr gerne Storys gemacht, aber ich habe sehr gerne auf andere reagiert und mit anderen quasi mich dann ausgetauscht.

Und gerade dieses „Mal schnell irgendwas schicken“ hat natürlich auch Kommunikationsräume eröffnet, die dann fehlen, wenn man das nicht macht. Das heißt, ich muss mich jetzt mal aktiv drum bemühen, auf andere Menschen zuzugehen. Und das ist so als introvertierte Person halt auch nicht immer leicht.

Und das ist definitiv eine Herausforderung.

[Melina] Das stimmt. Das ist mir auch aufgefallen. Genau, hatte ich auch am Anfang gesagt, dass es für mich auch früher ein Sprungbrett war, wirklich Leute kennenzulernen. Wobei ich auch jetzt, wo ich weg bin, gemerkt habe, es hat aber auch meine bestehende Beziehungen intensiviert.

Weil es gab Beziehungen, wie zum Beispiel unser Kontakt.

[Alex] Ja.

[Melina] Wir haben es über Instagram hinaus geschafft, den Kontakt zu halten. Und du hast am Ende viele Kontakte, wo du merkst: Okay, ist Instagram weg, sind auch die Leute weg. Also man hat es nie geschafft, die Hürde Instagram zu überwinden und zu sagen, okay, jetzt lernen wir uns mal wirklich kennen. Aber bei einige Leuten ist das passiert.

Und bei den Leuten, wo wir gesagt haben, okay, wir verstehen uns gut, wir können uns gut austauschen, da sind eben die Beziehungen auch sogar einfach noch tiefer geworden. Oder wo man merkt: Okay, diese Menschen sind immer noch da. Instagram mag weg sein, aber das besteht weiter.

Also konnte ich einfach auch gut daran erkennen, welche Beziehungen sind wirklich tragfähig und wer bleibt eben auch im Leben bestehen und wer nicht. Das fand ich eigentlich eine sehr schöne Erkenntnis.

Ich kann, also gerade nochmal, um über introvertierte Energie zu sprechen, ich habe ja auch nur so viel Energie für eine bestimmte Anzahl von Menschen in meinem Bekanntenkreis, um die ich mich kümmern kann. Ich kann ja nicht irgendwie versuchen, mit 50 Leuten täglich in Kontakt zu bleiben und für die auch wirklich präsent zu sein. Das ist eine große Energiefrage.

[Alex] Und es muss ja auch nicht heißen, dass mehr Kontakte immer besser ist.

Also es kann auch einfach ausreichen, eine Handvoll Leute zu kennen, aber halt richtig zu kennen, und mit denen dann auch beruflich Dinge zu realisieren.

Also ich glaube, da kann sich auch jede selbst fragen: Wie viele Kontakte brauche ich eigentlich, um beruflich das machen zu können, was ich mache, oder auch vorwärts zu kommen?

Es gibt ja diese Dunbar-Zahl, die ist auch nicht unumstritten, aber ich finde es trotzdem ganz spannend, dass quasi auch die Kapazität im Hirn halt einfach endlich ist für die Kontakte, die man zu Menschen hat. Also, ja, kann ja jeder für sich mal überlegen.

Tipp für Menschen, die überlegen, Social Media zu verlassen

Was würdest du denn jetzt so Menschen raten, so mit deiner eigenen Erfahrung, die mit Instagram oder anderen Social-Media-Plattformen hadern und überlegen, soll ich weggehen, soll ich nicht? Also, was wäre so dein Tipp für sie? Worüber können sie nachdenken? Was sollten sie berücksichtigen?

[Melina] Also die wichtigste Frage, die man reflektieren sollte, ist wirklich:

Auf welches Ziel zahlt diese Tätigkeit ein? Auf welches große Ziel zahlt diese Tätigkeit ein?

Das habe ich für mich sehr durchleuchten müssen, wie gesagt, man neigt dazu, so eine oberflächliche Antwort zu geben oder das gar nicht erst in Frage zu stellen, weil: Alle sind ja da, alle machen Social Media.

Social Media wird ja wirklich auch nach wie vor als dieser heilige Gral vermarktet. Du musst da einfach sein und für viele ist das vielleicht die Wahrheit. Zum Beispiel lokale Unternehmen sehe ich immer wieder, das funktioniert super gut, Online-Shops auch. Aber es ist eben trotzdem, du musst für dich selber evaluieren, auf welches Ziel zahlt es ein und passt es eben auch zu mir. Ich habe irgendwann gemerkt, na gut, es passt nicht mehr zusammen. Also diese Selbstkenntnis auch zu fördern, zu sagen: Was passt zu mir? Was möchte ich von mir preisgeben? Was nicht? Und was ist ein gutes Medium dafür?

Und natürlich muss man sich auch fragen, wenn ich jetzt Social Media verlassen möchte, wie möchte ich dann die Menschen erreichen? Aber die Fokusfrage ist wirklich, auf welches Ziel zahlt das ein? Und wenn ich mir dann eingestehen muss, ja, ich bin hier eigentlich nur, weil alle hier sind, das ist halt kein tragfähiger Grund, ne?

[Alex] Ja, und das kann man ja auch eigentlich relativ simpel klären. Also man könnte einfach damit anfangen, seine Kunden und Kundinnen zu fragen, also:

Wie bist du auf mich aufmerksam geworden? Wie hast du mich gefunden?

Und ich habe zum Beispiel auch automatisierte Abfragen nach einer Newsletter-Anmeldung, also: Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?

Und so kriege ich dann halt so ein Stimmungsbild. Woher kommen die Menschen eigentlich? Ist es dann eher SEO? Ist es dann eher, dass ich irgendwo anders auftauche? Was ist es denn genau?

Und ich glaube, das kann man so für sich relativ leicht auch umsetzen und einfach mal sich so ein Stimmungsbild machen, wie das im konkreten Fall dann aussieht.

Welche Alternativen für Social Media nutzt du für dein Marketing?

Du hast jetzt auch schon über die Alternativen gesprochen und vielleicht können wir da auch nochmal kurz drauf eingehen. Du hast schon genannt, du hast einen Podcast, du hast einen Newsletter, du hast einen Blog. Suchmaschinenoptimierung spielt eine Rolle.

Kannst du vielleicht mal ganz kurz so das große Bild skizzieren? Also wie kommen die Menschen zu dir? Wie baust du dann Vertrauen auf? Und was sind so deine Verkaufskanäle? Also was funktioniert da bei dir?

[Melina] Die meisten Menschen, die kommen tatsächlich über Google. Also die suchen konkret nach einem Problem. Viele geben zum Beispiel Schüchternheit an als Keyword, aus sich rauskommen, als introvertierter Mensch aus sich rauskommen oder Schüchternheit überwinden. Das sind so die Stichworte, wo Menschen auf unsere Arbeit aufmerksam werden.

Die landen in der Regel auf einem Blogpost zum Thema Schüchternheit. Da erzähle ich zum Beispiel auch meine persönliche Geschichte. Ich bin ein total schüchterner Mensch ursprünglich, der sich das wirklich alles hart erarbeitet hat, irgendwie aus der eigenen Schale zu kommen.

Und wobei ich damit immer, das möchte ich differenzieren, damit möchte ich nie sagen, du musst dich verändern oder so. Aber Schüchternheit ist ja entkoppelt von der reinen Persönlichkeit.

Also Schüchternheit ist ja eine Angst, die vielleicht on top kommt, die man sich antrainiert hat. Man sagt, ich habe Erfahrungen gemacht, wo mich Menschen abgelehnt haben und ich bin einfach ängstlich, weil ich bestimmte Prägungen habe oder so erzogen wurde oder mir viele Gedanken mache, was andere von mir denken könnten. Das ist aber tatsächlich eher antrainiert.

Also es ist nicht unbedingt, wo du sagen musst, also ich muss für immer so bleiben, Ängstlichkeit ist ein Teil von mir. So habe ich das nie betrachtet, sondern für mich ist es wirklich:

Okay, also ich bin schüchtern, aber ich finde eben auch Wege, mit meiner Art und Weise freier zu werden und eben auch ein Stück weit die Hemmungen loszuwerden. Das ist mir sehr gut gelungen in den letzten Jahren.

Deswegen muss man auch wirklich sagen, also schüchtern sein und introvertiert sein sind zwei Paar Schuhe.

Schüchternheit ist diese soziale Angst, die manche Menschen haben. Unsicherheiten, die sind bis zu einem gewissen Grad auch vollkommen normal. Und Introversion ist aber dieses Temperament, wo du sagst, also wie beziehe ich Energie?

Beziehe ich Energie, indem ich ins Außen gehe, mit Menschen interagiere? Das ist diese extravertierte Energie. Oder bin ich eher ein Mensch, der Energie bezieht, wenn er sich mit seiner Innenwelt befassen kann, mit Gedanken und der inneren Welt? Das ist dann eher introvertiert.

Es ist aber auch ein Spektrum. Wir alle bewegen uns irgendwo dazwischen. Es gibt auch viele Menschen, die beide Anteile relativ stark ausgeprägt haben und sich da immer irgendwo in der Mitte bewegen, situativ. Genau.

Und da ist einfach sehr wichtig zu schauen, wo stehe ich gerade? Ist es eine Schüchternheit, die ich vielleicht ein bisschen abbauen möchte, damit ich es auch schaffe, mehr ich selber zu sein? Blockiert mich das darin, ich zu sein, mit anderen in Kontakt zu treten? Und das sind tatsächlich so diese Punkte, wo die Menschen zuerst auf uns aufmerksam werden.

Und dann, wir bearbeiten unsere Website gerade, es kann ein bisschen besser noch werden, dass wir sie dann abholen und sagen, Mensch, du, trag dich in den Mutletter ein. Wir geben hierzu regelmäßig Tipps. Und wir haben auch den „Still und Stark“-Podcast, wir behandeln diese Themen wirklich, wie du als ruhiger Mensch, wie du als sensibler Mensch in dieser lauten Arbeitswelt bestehen kannst, sichtbar bist und eben mit deinen eigenen Stärken arbeiten kannst und das sind dann einfach die Kanäle, über die wir Vertrauen aufbauen können.

Also die Leute hören uns in der Regel, die hören dann, wenn die den Podcast finden, alle Folgen erstmal durch und sagen, oh toll, also wir mögen die Dynamik so zwischen euch und es ist so schön, dass jemand auch offen darüber erzählt, dass er selber ein Problem mit Schüchternheit hatte und so. Also das ist wirklich sehr, sehr hilfreich zu hören:

Ich bin nicht das einzige schüchterne Wesen des Planeten.

Es ist gerade für Menschen, die so eine Unsicherheit haben im sozialen Bereich, ist das oft so, die denken, die wären die Einzigen, weil man darüber natürlich nicht spricht. Man fühlt sich so eingesperrt und traut sich nicht darüber zu reden, dass man sich manchmal ganz schön unsicher fühlt und nicht weiß, was soll man jetzt sagen. Es traut sich halt keiner zuzugeben.

Und dann sitzen wir da halt im Podcast und packen aus und sagen:

Also ja, geht mir dauernd so, keine Ahnung.

Und das ist dann für die Leute immer sehr befreiend und normalisierend so. Und über den Weg kommen die dann irgendwann auch und sagen, hey, also ich vertraue euch da wirklich, ich möchte jetzt einen Stärken-Coaching machen oder ich möchte hier das Me Manual kaufen, sozusagen. Das ist das Jobhandbuch für sich selber, wo man wirklich rausfinden kann mit Coaching-Fragen, wie ticke ich eigentlich, was sind meine Werte, wie arbeite ich überhaupt im Einklang mit meinen persönlichen Werten, was ist meine Motivationsstruktur, was brauche ich überhaupt? Wie kann ich das auch im Team kommunizieren?

Das ist, was wir dann mit den Leuten machen.

[Alex] Eine Social-Media-freie Strategie, die wir jetzt noch gar nicht angesprochen haben, aber zu der du ja auch berätst oder einen Kurs, glaube ich, sogar hast, ist das Thema Netzwerken.

[Melina] Genau, ja.

[Alex] Und ich habe dich darüber auch im Buch noch Social Media interviewt und würde hier gerne auch nochmal ganz kurz zumindest drauf zurückkommen, weil ich glaube, dass es immer noch sehr, sehr unterschätzt wird, dass Beziehungen, Kontakte, einfach ein starkes Netzwerk eigentlich viel wichtiger sind als Social Media, also für die meisten.

Ich will es natürlich jetzt nicht so pauschal sagen, aber sehr häufig, glaube ich, ist das schon der Fall. Aber trotzdem hat ja Netzwerken so einen schlechten Ruf und viele sagen: Netzwerken? Lieber nicht! Komm wir da weg mit Netzwerkevents!

Aber ja, wie kommt es, dass Netzwerken so einen schlechten Ruf hat?

[Melina] Also das Wort ist einfach auch furchtbar. Müssen wir gleich an der Stelle mal sagen. Netzwerken ist halt einfach ein schreckliches Wort.

Weil durch dieses Wort halt einfach nicht transportiert wird, dass es hier um eine Verbindung zwischen Menschen geht.

Also das Wort Netzwerken klingt halt rein transaktional und so wird es eben auch leider häufig in der Praxis gelebt.

Also ich glaube, wir kennen das alle, wenn wir auf irgendeinem Event waren, dass da eine Person mit ihren Visitenkarten durch die Gegend läuft oder das Erste, was du halt hörst, ist nicht, hey, wie war dein Tag bisher, sondern: Was machst du?

Und dann erklärst du, was du machst. Und das muss natürlich auch sehr geschliffen klingen und der Jobtitel muss möglichst abgefahren klingen und der Elevator-Pitch muss sitzen. Und dann wirst du direkt abgecheckt. In den ersten 30 Sekunden des Gesprächs wirst du abgecheckt nach, na, wie viel Wert hast du für mich? Kannst du mir in Zukunft noch nützlich sein? Und das ist halt einfach schrecklich. Und ich glaube, so einer Person sind wir alle schon mal begegnet.

Und gerade für Menschen, die eben ein bisschen sensibler sind und eben auch sagen: Nee, also ich möchte mich aber nicht so in den Vordergrund stellen. Und ich bin ja, natürlich bin ich hier und ich möchte natürlich auch Bekanntschaften schließen und langfristig möchte ich natürlich, dass mein Geschäft wächst oder ich bin hier im Auftrag meines Unternehmens zum Beispiel. Und mein Unternehmen möchte natürlich, dass ich hier langfristig Abschlüsse mache. Trotzdem ist ja der Kern immer, es geht hier um Menschen.

Und wie entstehen Beziehungen? Beziehungen entstehen durch Vertrauen. Und wie schaffe ich Vertrauen? Also nicht, indem ich irgendwie auf die Leute zurenne und sage, kauf mein Produkt.

Sondern, indem ich sage, das ist auch wirklich mein Lieblingsmotto:

Sei jemand, der anderen das Gefühl gibt, jemand zu sein.

Also behandle Menschen wertschätzend, stell denen Fragen, hab echtes Interesse an ihnen, dann stellst du Vertrauen her.

Und dann hast du auch eine tragfähige Beziehung. Aber eben nicht, indem ich vorgehe wie so eine Maschine, wo ich Menschen als Sachen betrachte, die mir nützlich sein sollten. Das ist halt, es geht nur nach hinten los.

[Alex] Und was können dann jetzt Selbstständige, also vor allem wenn sie introvertiert, schüchtern sind, konkret machen, um sich so ein Netzwerk aufzubauen?

[Melina] Das ist natürlich jetzt wirklich die Frage, weil nur weil ich introvertiert bin, heißt das nicht, dass die gleiche Sache zu mir passt.

Wir sind beide introvertiert, aber das heißt trotzdem nicht, dass wir die gleiche Art haben, auf Menschen zuzugehen.

Und auch hier kann Social Media beispielsweise ein Tool sein.

Also für mich war Social Media damals an diesem Punkt, wo es mir schwer fiel, auf andere zuzugehen, ein Tool. Weil ich ausprobieren konnte, wie es ist, andere ganz formlos anzuschreiben.

Für mich spielt zum Beispiel Form oft eine Rolle. Wenn ich irgendwie im 1:1 bin, habe ich das Gefühl, welche Etikette gilt jetzt hier? Also wie muss ich jetzt auftreten, dass ich nicht irgendwelche sozialen Regeln breche vielleicht?

Und da habe ich für mich zum Beispiel festgestellt, das Schriftliche liegt mir besser.

Also ich kann besser Kontakte knüpfen, wenn ich im Erstkontakt erstmal einfach eine E-Mail an jemanden schreibe und sage, guck mal, ich habe das und das von dir gelesen. Das hat mich total weitergebracht. Damit hast du mir geholfen, Problem XY zu lösen. Dafür wollte ich dir danken.

Und so kann sich was entspinnen langfristig. Aber das ist eben eine große Frage, welche Form liegt einem? Ist man eher so ein 1:1-Typ im persönlichen Gespräch?

Mittlerweile würde ich zum Beispiel das persönliche Gespräch bevorzugen, früher war es das schriftliche. Aber da muss man wirklich gucken, wo stehe ich gerade, was passt jetzt gerade zu mir, wo fühle ich mich frei und wo fühle ich mich natürlich?

Und in dem Moment, wo ich weiß, wo ich mich natürlich fühle, komme ich ja dann auch wirklich so rüber, wie ich bin. Also in dem Moment, wo ich so viele Gedanken in meinem Kopf habe, wie trete ich jetzt auf, welche Regeln könnte ich hier gerade brechen und was denken die anderen jetzt von mir, verkrampfe ich mich ja. Und das wollen wir ja vermeiden.

[Alex] Hast du abschließend noch einen Tipp für Menschen, die sich das einfach nicht trauen, also die so eine große Hürde haben? Was könnte das einfacher machen?

[Melina] Ganz, ganz, ganz klein denken. Was ist der allerkleinste Schritt, den ich heute noch machen kann?

Also welcher Schritt ist so klein, dass ich gar nicht darüber nachzudenken brauche, ob ich das kann oder eben nicht. Also wirklich, ich gebe dir mal ein Beispiel, nur damit du weißt, wie schüchtern ich früher wirklich war.

Ich habe mich früher, vor ein bisschen mehr als zehn Jahren, nicht getraut, Menschen auf der Straße zu begrüßen. So. Das heißt, was ich gemacht habe, ist, ich habe einfach erst mal angefangen, auf meiner Morgenrunde Blickkontakt aufzunehmen.

So. Blickkontakt, also es klingt absurd, aber das ist, Blickkontakt aufzunehmen ist ja ganz häufig so ein Startpunkt, wo du selber vielleicht gar nicht so viel machen musst, weil die Person dann schon dir ja auch in die Augen schaut und dann vielleicht selber Hallo sagt oder auf dich zukommt.

Also das ist ja ganz oft der Punkt, gerade auch auf so Networking-Events, wenn du da auch irgendwie Blickkontakt zu jemandem aufbaust und freundlich lächelst, dann ist das auch schon ein Türöffner. Also wirklich ganz, ganz, ganz klein denken.

Kann ich anfangen, meine Nachbarn regelmäßig zu grüßen? Kostet mich das sehr viel Überwindung? Vielleicht ist das etwas, was ein bisschen Überwindung kostet, aber machbar ist. Da anfangen und sich von da an weiterhangeln.

Also das ist jetzt wirklich für Leute, die sagen, okay, ich habe da wirklich ganz, ganz große Hürden, aber das soll einfach verdeutlichen, du kommst in kleinen Schritten auf jeden Fall weiter.

[Alex] Das ist doch ein schönes Schlusswort.

Melina, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns über deinen Instagram-Ausstieg erzählt hast und über das Thema Netzwerken.

Vielen Dank.

Shownotes

Melinas Website

Melinas Podcast „Still und Stark“

Me Manual

Kurs „Intuitiv Netzwerken“

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Weiterlesen
Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media, Interview Alexandra Polunin

Copywriterin ohne Social Media? Interview mit Caroline Metz

Holla, the wood fairy, wen hab ich denn heute bei mir im Podcast? Es ist Caroline Metz. Caro ist Copywriterin und nicht auf Social Media aktiv. Wie das als Dienstleisterin funktioniert und wie Caro stattdessen Menschen auf sich aufmerksam macht und Geld verdient, das wird sie uns heute erzählen.

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Folge anhören:

Transkript lesen:

Instagram-Start und Vanlife-Träume

[Alex] Ich freue mich sehr, dass du da bist, Caro. Und ich hätte da auch gleich schon eine allererste, ganz wichtige Frage an dich zu Beginn. Hast du heute schon was auf Instagram gepostet?

[Caro] Hallo Alex, nein, ich habe nichts auf Instagram gepostet, weil ich meinen Instagram-Kanal überhaupt nicht betreibe.

[Alex] Das heißt, du hast keinen?

[Caro] Doch, doch, genau. Es gibt diesen, sorry, ich habe einen Kanal. Einfach, um Werbung zu schalten, falls ich das mal irgendwann mache oder irgendwie mal einen Angriff nehme.

Das heißt, ich habe einen Handle, aber da ist nichts drauf. Da ist nichts los.

[Alex] Und das ist ja erstmal so ein bisschen ungewöhnlicher, weil du ja, wie ich schon im Intro gesagt habe, auch eine Dienstleistung anbietest als Copywriterin und es heißt ja, dass man dann unbedingt auf Social Media unterwegs sein muss.

Und ja, wir werden jetzt heute auch drüber reden, wie das dann ohne Social Media bei dir so funktioniert, aber wir wollen es ein bisschen spannender machen, deswegen vielleicht zum Start, wie kam es überhaupt dazu? Also hast du noch nie Social Media genutzt für deine Selbstständigkeit oder gab es einen bestimmten Auslöser?

[Caro] Also für das Copywriting selbst habe ich tatsächlich Social Media noch nie genutzt.

Ich habe aber davor relativ viel auf Instagram gemacht, weil ich, sag ich mal, vor ein paar Jahren, da bin ich mit meinem Mann, Hund und Bus quasi ein bisschen durch Europa gefahren und dachte, ich werde jetzt hier Vanlife-Influencerin und habe mir dann da alle mögliche Mühe gegeben und auch relativ viel über so Instagram-Marketing und so gelesen und Hashtag-Recherche gemacht und halt diesen ganzen Krams.

Aber da musste man natürlich jetzt nicht wirklich Content strategisch kreieren, sondern einfach nur ständig auf der Suche sein nach „Oh, wie kann man das irgendwie schön präsentieren? Wie kann man jetzt hier noch ein schönes Foto machen?“ und nachdenkliche, inspirierende Sprüche irgendwie in die Caption hauen.

Und das hat nicht so wahnsinnig gut funktioniert. Und dann haben wir quasi das Vanlife auch so ein bisschen unterbrochen, sind wieder quasi ganz normal nach Hause, haben wieder eine Festanstellung angefangen.

Dann habe ich das so ein bisschen versucht mit Malen. Ich habe relativ viel gemalt und es gibt auch eine ziemlich große, so kreative Bubble auf Instagram.

Ich habe da sehr viel verfolgt, hatte dann auch quasi einen Account, wo ich dann sehr viel von meinen Bildern geteilt habe. Aber ja, auch das ist nie wirklich was geworden, weil ich da nicht wirklich strategisch rangegangen bin.

Und dann bin ich zu Corona gekündigt worden und habe gedacht: So, ich mache mich jetzt selbstständig in so einer Coach-Energie-Richtung und habe da dann angefangen, wieder einen neuen Instagram-Kanal zu ziehen.

Und ich fand das einfach alles super anstrengend und darüber ist halt auch nicht ein einziges Gespräch zustande gekommen oder so.

Es haben zwar Leute gefolgt, hat auch mal jemand kommentiert, aber ich fand es alles super anstrengend.

Caros Start als Copywriterin ohne Social Media

Und als ich dann mit Copywriting angefangen habe, war ich tatsächlich auch in der Position, dass ich dachte: Ich habe die Zeit überhaupt nicht und es ist mir auch ehrlich gesagt zu langweilig die ganze Zeit, ich nenne es jetzt mal, vielleicht klingt das ein bisschen blöd, aber ich nenne es jetzt mal so, „Anfängercontent“ zu machen, zu erklären: Was mache ich hier eigentlich? Was ist eine Landingpage? Was ist Copywriting? Also da hatte ich irgendwie gar keine Lust drauf.

[Alex] Und als du dann angefangen hast mit Copywriting, wann war das dann genau? Vor wie vielen Jahren?

[Caro] Das war Anfang 2022. Davor war ich schon ungefähr ein halbes Jahr, ein dreiviertel Jahr davor als virtuelle Assistenz selbstständig.

Habe auch schon alles Mögliche mit Texten, Blogartikel und SEO und so Kram gemacht.

Ich habe da auch schon Verkaufstexte geschrieben, aber ich wusste nicht, dass das Copywriting heißt und ich hatte auch nicht so richtig eine Ahnung, was ich da mache, sondern habe halt irgendwie so ein bisschen abgeguckt, was andere Leute da machen.

Aber Anfang 2022 habe ich, nee, Ende 2021 habe ich dann die Fortbildung dazu gemacht und ab Anfang 2022 habe ich mich dann quasi als Copywriterin positioniert.

[Alex] Okay, also so vor zwei Jahren. Und wie war das dann, als du dann angefangen hast? Wie bist du dann an deine allerersten Aufträge gekommen?

[Caro] Tatsächlich waren meine ersten Aufträge einfach die Kunden, die ich hatte als VA. Die habe ich in Facebook-Gruppen gewonnen. Also in diesen ganzen VA-Facebook-Gruppen habe ich dann da halt so einen Canva-Lebenslauf hochgeladen, darüber tatsächlich ziemlich leicht Kunden gewonnen und bin mit denen dann so gewachsen.

Und irgendwann haben die mich halt, ich sag mal, ich habe halt angefangen, bei denen Blogartikel zu schreiben.

Dann habe ich auch erzählt: Hey, ich mache jetzt so eine Ausbildung, Fortbildung zum Copywriting.

Und das waren halt alles Online-Coaches mit Kursen, die dann gesagt haben: Oh cool, dann kannst du ja jetzt mal in der Verkaufsseite schreiben.

Und dann bin ich da quasi, hatte ich schon die ersten Kunden und dann tatsächlich über Empfehlungen ganz viel.

Kund*innen gewinnen mit Empfehlungen

[Alex] Okay, das höre ich ganz oft bei Dienstleistungen. Also, dass, wenn man den Job halt gut macht, dass das so ein System wird, dass dann einfach Leute über einen reden und wieder weitere Leute zu einem schicken, sodass man dann letzten Endes auch von den ganzen Empfehlungen eigentlich mit denen ganz gut zurechtkommt.

Haben denn deine Kolleginnen oder Kundinnen dich jemals so gefragt, warum du nicht auf Social Media bist? Also, fanden die das ein bisschen komisch? Ist das aufgefallen überhaupt oder interessiert das niemanden?

[Caro] Das hat wirklich niemanden interessiert. Ich habe auch relativ lange so gar nicht mal eine Website gehabt und dann wurde einfach die E-Mail-Adresse weiter empfohlen. Also es hat wirklich gar niemanden interessiert. Da hat mich noch nie jemand darauf angesprochen.

[Alex] Ja, weil das ist ja auch, glaube ich, etwas, was man so meinen könnte, wenn man eine Dienstleistung anbietet, dass man dann eine Website braucht und einen Blog braucht und einen Newsletter braucht und damit geht es ja auch.

Aber ich finde es spannend zu sehen, dass man auch ganz ohne starten kann, eben mit Beziehungen oder mit Kontakten. Also was für eine Rolle würdest du jetzt diesen ganzen Netzwerken und Kontakte pflegen, zuschreiben?

[Caro] Definitiv die größte Rolle. Also bei mir ist das eigentlich wirklich der große Faktor, von dem fast alle meine Kunden kommen und, was mein Gefühl darüber immer ist, was ich auch bei mir, wo ich mich dabei ertappe, ist, dass man denkt: „Ich habe es ja nur über Empfehlungen bekommen“, dass man das wie „Das war ja jetzt zu leicht, dafür muss ich ja gar nichts machen“, also, dass man das nicht als ernstzunehmende Kundengewinnungsstrategie ansieht oder bewertet, weil quasi eine richtige Kundengewinnungsstrategie ist ja nur, wenn man halt einen Content-Funnel davor aufgebaut hat.

Also, ich meine, auch Empfehlungen zu bekommen, da kann man ja sehr strategisch vorgehen.

Man kann ja, also da gehört ja viel dazu, eine gute Arbeit zu leisten.

Es gehört viel dazu, quasi die gute Beziehung zu leisten. Man kann einfach auch zu seinen Kunden hingehen und sagen: „Hey, kennst du jemanden? Ich habe gerade wieder Kapazität.“ Und die Leute kennen in der Regel immer irgendjemanden. Also meinES Wissens ist das echt die Größte.

[Alex] Können wir da vielleicht noch ein bisschen mehr in die Tiefe gehen, also wie man empfohlen wird? Ich glaube, das ist so ein ganz spannendes Thema. Du hast jetzt zum Beispiel irgendwie einen Auftrag gekriegt und da ist der Auftrag beendet. Und was machst du dann in der Regel?

[Caro] Also ich muss natürlich jetzt so sagen, dass mein Job sehr dankbar ist, weil ich ja Launch-Copywriterin bin. Das heißt, wenn ein Launch vorbei ist, kommt auch ein neuer Launch.
Und Kunden, die einmal mit mir zusammengearbeitet haben, launchen auch meistens nicht neue Produkte, sondern halt mehrere Produkte.

Das heißt, habe ich erstmal einen Kunden gefunden, bleiben die relativ lange bei mir. Also die meisten Kunden, die ich habe, mit denen bin ich wirklich schon seit einem Jahr, über einem Jahr irgendwie mit zusammen.

Ich bin fast mehr wie die feste Texterin, die feste Copywriterin, so im Team, halt die Go-To-Copywriterin, zu der sie halt kommen, wenn sie alles brauchen.

Weswegen ich ja auch gar nicht so eine große Content-Strategie eigentlich fahren muss.

Also ich könnte gar, also als Dienstleisterin, könnte ich jetzt gar nicht die Leute alle betreuen.

Also ich sag mal, hätte ich jetzt noch die extra Zeit, die ich jetzt in Social Media oder sonst was stecken würde, um da jetzt noch viel mehr Kundengespräche und Erstgespräche zu generieren, ich hätte gar nicht die Zeit, die Leute zu betreuen.

Ich bin voll ausgebucht mit den Kunden, die ich schon habe, und kann mit dem Gespräch natürlich die Zeit sparen und tatsächlich, das muss ich jetzt mal so ehrlich zugeben, ich mache gar nicht so wahnsinnig viel dafür, dass ich empfohlen werde.

Meine Kunden, auch wieder ein positiver Nebeneffekt von meiner Positionierung, sind halt Launchers.

Das heißt, die Kunden, die mich engagieren, sind an einem Punkt, dass sie schon ein sehr erfolgreiches Unternehmen einfach haben und die sind nicht am Anfang, die sind so weit, dass sie quasi schon erfolgreich launchen und jetzt an dem Punkt sind, dass sie sagen: So und jetzt würden die Texte gerne auslagern.

Das macht niemand, der gerade erst angefangen hat.

Das heißt, diese Kunden bewegen sich auch wieder in Kreisen, in Masterminds, in anderen Onlinekursen, wo dann das Thema wieder aufkommt.

Und dann erzählen die einfach: Ja, ich habe eine ganz tolle Copywriterin.

Und es gibt halt auch nicht so wahnsinnig viele, die man kennt, die auch als Dienstleister arbeiten von Copywritern. Die meisten Copywriter, die man kennt, die bieten nur Copywriting-Ausbildungen an. Aber das macht, glaube ich, einfach meine Nische sehr, sehr dankbar.

Ist es unprofessionell, als Dienstleisterin keine sozialen Medien zu nutzen?

[Alex] Ja, also Mut zur Nische. Und wenn man dann wirklich so eine konkrete Sache hat, die auch nicht so oft angeboten wird, dann ist es ein Vorteil.

Viele haben ja auch irgendwie die Sorge, dass es unprofessionell wirken könnte, wenn man jetzt eine Dienstleistung anbietet und keine sozialen Medien nutzt. Wie siehst du das? Hat das was mit Professionalität zu tun?

[Caro] Sehe ich überhaupt nicht. Würde ich überhaupt nicht teilen, diese Ansicht.

Ich, also wenn man dann einen Social-Media-Account hat, da muss der halt auch richtig krass professionell aussehen.

Also wenn ich manchmal andere Dienstleisterinnen mir anschaue und dann, also ich sag mal, ein Instagram-Account lebt halt auch von Grafik, von der Bildsprache.

Und wenn ich mir dann sehe, mir das anschaue und denke „Okay, da gibt sich zwar jemand sehr viel Mühe, aber das sieht nicht sonderlich professionell aus“, dann wirkt es für mich eher negativ.

Dann denke ich mir eher so, dann mach es lieber nicht.

Dann mach lieber, wenn dir Grafik nicht so liegt, dann lass es lieber bleiben, weil dann wirkt es eher ein negatives Bild, als dass du darüber wirklich Kunden gewinnst.

[Alex] Hast du es denn irgendwo auf deiner Website zum Beispiel erwähnt, dass du nicht auf Social Media bist oder redest du einfach gar nicht drüber?

[Caro] Ich rede da einfach überhaupt nicht drüber. Also ich habe ja quasi diesen Account und immer mal wieder, ich sage mal, einmal alle drei Monate logge ich mich da irgendwie ein, um, ich glaube, wenn ich irgendwas checken will, wenn ich irgendwas prüfen muss oder wenn ich irgendwo hinten im Facebook-Business-Manager bin, sehe ich, oh, da hat mir jemand eine Nachricht geschrieben auf meinem Instagram-Account.

Und dann denke ich auch, warum folgen mir da Leute? Da ist halt kein einziger Post, also das ist nichts. Und trotzdem folgen mir da Leute, weil das für sie scheinbar irgendwie dazugehört.

Aber auf meiner Website gibt es da keinen Link, es gibt auch keine Erwähnung davon. Ich spreche einfach gar nicht drüber.

Social Media und ADHS

[Alex] Und fehlt dir Social Media? Also hast du irgendwie mal den Gedanken „Oh, wenn ich jetzt nur Instagram hätte oder wenn ich jetzt nur auf LinkedIn wäre, dann könnte ich XY machen“ oder spielt das keine Rolle?

[Caro] Also ich muss halt dazu sagen, dass ich ADHS habe.

Und seit ich da die Diagnose habe und einfach weiß, wie ich damit umgehe, kann ich auch sehr viel besser nachvollziehen, wie schlecht mir Instagram eigentlich tut.

Also bei mir ist da eine unglaublich hohe Vergleicheritis. Und ich sage mal, dieser ganze Algorithmus ist natürlich dafür ausgelegt, dass man halt die App nicht mehr zumacht.

Und da spricht halt mein dopamingesteuertes Gehirn unglaublich doll darauf an.

Und da kann es halt wirklich passieren, dass mir am Tag zwei, drei Stunden weggegangen sind, einfach durch Doomscrolling, bis ich halt irgendwann gesagt habe: Es geht nicht mehr, ich fühle mich danach auch nicht gut.

Und ich habe dann irgendwann mal von einem Content Creator, den ich sehr gut fand, der hat mal ein sehr kluges Video gemacht, was bei mir hängen geblieben ist, wo er auch selber gesagt hat, ja, er war jetzt mal ein paar Monate offline, weil er sich über viele Sachen, auch über die ganze Content Creation so ein bisschen Gedanken machen musste.

Und er der Meinung ist, dass das menschliche Gehirn nicht dafür ausgelegt ist, diese Bandbreite an Emotionen zu fühlen, die wir fühlen, wenn wir durch Social Media scrollen, weil man halt von einem Post, der einen zu Tränen rührt, zum nächsten Post, wo eine lustige Katze ist, zum nächsten Post, der irgendwie politisch aufruft, also da sind ja so viele tiefe Emotionen eigentlich, die da angeregt werden, innerhalb von Sekunden, da dachte ich, hat er eigentlich recht, dann muss ich mich auch nicht wundern, wenn ich mich danach eigentlich voll geschlaucht fühle, wenn ich halt zwei Stunden durch Instagram gescrollt bin.

Deswegen habe ich dann vor, ich würde sagen, anderthalb Jahren oder sogar schon, habe ich meine App auf dem Handy einfach gelöscht und ich bin mega happy. Ich vermisse es überhaupt nicht.

Ich muss halt ab und zu mal bei Instagram reingehen, um irgendwie mir die Accounts von meinen Kunden anzuschauen und merke da schon, wie schnell ich wieder drin bin, wie schnell mir wieder ein lustiges Video angezeigt wird und wie schnell ich aber auch, auch sobald ich Content von meinen Wettbewerber*innen sehe, sofort mich wieder vergleiche und mich sofort wieder schlecht fühle. Und ja, deswegen vermisse ich es überhaupt nicht.

Es gibt ab und zu mal so Momente, wo ich denke: Oh, so lustigen Content machen, irgendwie Memes machen oder lustige Reels machen, wenn man mal eine Idee hat.

Aber ich weiß, dass ich dafür auch nicht die, also dann habe ich vielleicht einmal im halben Jahr eine lustige Idee. Dafür lohnt es sich jetzt nicht, einen Instagram-Account zu machen.

Podcast als Social-Media-freie Marketing-Strategie

[Alex] Dann lass uns doch jetzt mal über dein Marketing reden. Du hast schon gesagt, du wirst ja häufig empfohlen für deine Dienstleistung. Aber es ist ja quasi nichts, was du so kontrollierst, wenn ich das richtig verstehe. Du hast da keine Strategie, sondern es passiert einfach, weil du eine dankbare Nische hast und weil die Menschen zufrieden sind mit deiner Arbeit.

Aber trotzdem machst du ja darüber hinaus noch ein paar Dinge.
Vielleicht kannst du da mal so erstmal einen groben Überblick geben, was du darüber hinaus noch machst in deinem Marketing?

[Caro] Ja, also ich habe einen Podcast, der, dessen bin ich mir auch bewusst, nicht unbedingt ideal auf Kundengewinnung ausgelegt ist, sondern das ist halt mein Passion Project.

Da rede ich halt über ethisches Marketing. Wie kann man Launchen anders aufziehen? Wie kann man vielleicht ohne Druck verkaufen? Also Themen, die mich interessieren und die in meinen Augen auch, ich sag mal, fortgeschrittenerer Content sind, als jetzt halt zu erzählen: „Die sieben Schritte, die du brauchst, um deine perfekte Sales-Page zu schreiben“

Was vielleicht Content wäre, den meine Kunden eher ansprechen würden.

Trotzdem habe ich ganz, ganz viele Leute, die mir schreiben „Oh, dein Podcast ist so cool. Ich liebe deinen Podcast“, die deswegen halt in meinen Newsletter kommen und dann irgendwannauch mal was, kleinere Angebote, Workshops oder was ich halt darüber hinaus nehme, Done-for-you-Copywriting-Anbieter auch kaufen.

Und dann mache ich definitiv, bemühe ich mich sehr um Gastauftritte. Also, dass ich halt in andere Podcasts komme, dass ich auch mal Blogartikel, Gastartikel schreibe und so.

Fokus auf ethisches Marketing

[Alex] Ich finde übrigens deinen Podcast auch ziemlich spannend. Also du sagst, es ist jetzt vielleicht nicht so auf den Anfängerkunden ausgerichtet, aber dieser Fokus auf ethisches Marketing, wie kam es denn dazu?

[Caro] Mir hat das halt einfach total gefehlt. Ich fand, sowas gab es noch nicht im deutschen Raum.

Und es sind halt die Themen, die mich umtreiben. Es sind halt die Themen, über die ich irgendwie reden will, die ich irgendwie besprechen möchte, wo ich weiß, hey, da habe ich so eine Frage und ich möchte da irgendwie nachgehen und möchte dann auch irgendwie ein Medium haben, wo ich quasi einen Anlass für habe, mich damit näher zu beschäftigen, das auseinanderzunehmen und dazu zu recherchieren.

Ich könnte es auch in einem Blogartikel machen, Aber ich schreibe halt sowieso den ganzen Tag und ich habe irgendwie mehr Lust auf das Podcast-Medium.

[Alex] Ich frage jetzt mal ganz provokant, ist Copywriting und ethisches Marketing nicht ein Widerspruch? Oder wie siehst du das? Oder geht Verkaufen auch in ethisch?

[Caro] Ich sehe Verkaufen als Widerspruch, weil, also das ist, glaube ich, wieder so diese ganze Identifikation, Definitionssache.

Also jemand, der Verkaufen als grundsätzlich moralisch verwerflich einschätzt, der wird, also für den ist quasi ethisches Marketing ein Oxymoron, was sich quasi ausschließt.

Deswegen, also Copywriting heißt ja erst mal nur Texte schreiben.

Und das kann ich natürlich in einer Art und Weise machen, die die Leute jetzt nicht in ihrer Scham und ihrem Schmerz abholt, sondern halt auf eine positive Art und Weise.

Also ich habe keinen Widerspruch.

[Alex] Ich glaube nur, dass halt viele Verkaufen mit diesen typischen Strategien verbinden, die halt unethisch anmuten könnten. Und dass es deshalb auch einfach so wichtig ist, dass es auch so einen Podcast wie deinen gibt, dass man mal überlegt, wie Launchen vielleicht auch anders gehen könnte oder worüber man überhaupt nachdenken könnte, vielleicht als Online-Kursanbieterin, wie man das alles gestalten könnte.

Doch nochmal zurück zum Thema Podcast. Wie sieht deine Podcast-Strategie jetzt genau aus? Du meinst, das ist dein Passion-Project, also hast du da keinen, weiß ich nicht, Content-Plan oder wie wählst du die Themen aus oder ist das mehr so Bauchgefühl, wie läuft das dann bei dir ab?

Podcast-Rhythmus und Gästeeinladungen

[Caro] Also wenn ich ein spezifisches Ding habe, was ich gerne verkaufen möchte, sowas wie: Ich weiß, es gibt dann diesen Workshop oder ich weiß, ich veranstalte eine Summit oder so, dann plane ich natürlich ganz strategisch die Podcast-Themen davor ein.

Aber ansonsten lasse ich einfach meiner Kreativität freien Lauf, weil das für mich dann eben auch die Art und Weise ist, wie ich die Freude daran behalte.

[Alex] Und wie oft veröffentlicht du neue Folgen? Also ist es so, dass du dir da irgendwie das Ziel setzt, da jede Woche was Neues rauszubringen?

[Caro] Ja, eigentlich ist schon eine wöchentliche Veröffentlichung mein Ziel. Habe ich auch eine Zeit lang sehr gut geschafft.

Jetzt gerade ist gerade wieder Launch-Hochzeit und ich hatte eine längere Zeit, wo es mir gesundheitlich nicht so gut ging.

Und dann habe ich einfach nicht die Reserven, nicht die Zeit.
Und dann ist es auch für mich okay.

Dann fokussiere ich mich vielleicht eher darauf, auch mal Leute in den Podcast einzuladen, dass ich sage: „Hey, die Person finde ich spannend, die spricht über das Thema, ich will unbedingt, dass das in meinen Podcast reinkommt.“ Und dann lade ich halt jemanden ein.

Dann kommt dadurch, da muss ich mich nicht hinsetzen und quasi eine Folge skripten, sondern dann kann jemand anderes mit seinen tollen Inhalten in meinem Podcast Platz einnehmenund dann mache ich das so.

Aber ja, eigentlich wöchentlicher Rhythmus ist schon mein Ziel.

Podcast und Newsletter als vertrauensbildende Kanäle

[Alex] Du hast den Podcast jetzt über ein Jahr, habe ich extra nachgeguckt. Und du musst uns dann hinter die Kulissen mitnehmen, was der Podcast dir in deinem Marketing letzten Endes bringt. Also du hast gesagt, manche Leute schreiben dir dann, die finden den Podcast so cool und so. Welche Rolle spielt er dann genau in deinem Marketing?

[Caro] Also für mich ist ein Podcast definitiv eher ein Werkzeug, um Beziehungen aufzubauen.

Das heißt, ich merke, dass auch zum Beispiel Leute, die weiterempfohlen werden an mich, dann eben vorher mal in den Podcast reinhören und sich das irgendwie genauer angucken. Leute, die auf mich aufmerksam werden.

Also ich bin zum Beispiel auch in einem Onlinekurs für Copywriting als Copycoach tätig. Und das natürlich auch, also dadurch ist ja wie ein verlängerter Gastauftritt, ein ewig andauernden Gastauftritt, wo ich meine Expertise demonstrieren kann.

Auch darüber kommen regelmäßig Leute in meinen Newsletter zum Beispiel und dann halt auch in den Podcast.

Also das sind, glaube ich, meine zwei großen Hebel, eigentlich der Newsletter und der Podcast.

Und die sind beide dafür da, um Beziehungen aufzubauen.

Und also ich glaube, die Leute, die mich im Endeffekt dann tatsächlich buchen, die, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht. Also ich sage mal, die Kunden, die mich für Done-For-You-Copywriting buchen, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, was für eine große Rolle der Podcast dabei spielt.

Da hat jetzt, glaube ich, noch nie jemand zu mir im Erstgespräch gesagt: Ja, ich habe dich angeschrieben, weil ich habe deinen Podcast gehört und fand den so cool.

Aber ich weiß definitiv, dass viele Leute aus meinem Newsletter, die noch eine Stufe drunter stehen unter „Ich bin bereit, ein paar tausend Euro in die Hand zu nehmen, damit jemand anderes meine Verkaufstexte schreibt“ oder die es vielleicht auch gerne auch selber lernen möchten oder die sich einfach generell für das Thema ethisches Marketing interessieren, dass die definitiv den Podcast relativ viel hören.

Und dass sich da eine sehr enge Beziehung aufbaut zu den Leuten.

Bedeutung von Gastauftritten in anderen Podcasts

[Alex] Das ist schon erwähnt, eine weitere Säule bei dir im Marketing sind Gastauftritte. Warum ist das so wichtig?

[Caro] Also ich persönlich mag einfach definitiv das Medium Podcast total gerne, weil ich finde, dass es so schön, ich sag jetzt mal, leicht zu produzieren ist.

Also gerade bei Blogartikel, ich weiß, du machst ja quasi super viel über Blogartikel und da ich aber den ganzen Tag schreibe, das ist ja quasi das, womit ich mir Geld verdiene, sehne ich mich irgendwie ein bisschen nach dem Ausgleich, nach einer anderen Art und Weise, wie ich auftreten kann.

Und deswegen ist Podcast für mich so dienlich, weil ich dann eben einfach, ich sag mal, nur reden muss und nicht halt auch noch einen Blogartikel schreiben, der auch wieder viel Zeit braucht.

Dann ist es natürlich einfach total praktisch, wenn man vor die Audience von jemand anderem kommt, der auch genauso tickt wie man selbst, die vielleicht eben an einem ähnlichen Produkt irgendwie interessiert sind.

Und ich finde es einfach auch super schön, diese Vernetzung.

Also ich merke halt, dass ich dadurch viel mehr Leute kennenlerne, indem ich halt andere Leute einlade in meinen Podcast, mit denen ich sonst überhaupt keinen Kontakt gehabt habe.

Also ich bin da auch wirklich teilweise ein bisschen mit der Tür ins Haus gefallen. Wie zum Beispiel bei dir, als ich dich in meinen Podcast eingeladen habe.

Immer so: Hey, ich sag einfach mal, willst du in meinen Podcast kommen?

Und vorher hatten die mich vielleicht gar nicht auf dem Schirm und dadurch hat man aber plötzlich, also ne, kommt man halt in den Austausch und in den Kontakt und man fühlt sich auch nicht mehr so alleine in der großen Welt des Onlinemarketings.

Pitchen für Gastauftritte und Networking-Tipps

[Alex] Die OPA-Strategie. Immer wieder gut, other people's audiences. Wenn du jetzt, also du hast gesagt, du lädst andere Menschen in deinen Podcast ein, aber aber du bist dann eben auch bei anderen Podcasts zu Gast. Kommen dann diese Menschen auf dich zu oder pitchst du auch mal dein Thema? Also gehst du dann auf Leute zu und sagst: Hey, darf ich in deinen Podcast kommen? Wie machst du das?

[Caro] Ja, also im Moment ist es definitiv eher ein: Ich pitche mich an andere Podcasts, weil mich noch gar nicht so wahnsinnig viele Leute auf dem Schirm haben tatsächlich.

Oder es ist halt ein: Ich pitche einen Podcast-Swap, dass man einfach direkt sagt: Hey, hättest du Lust in meinen Podcast kommen, zu dem und dem Thema? Was natürlich super dienlich ist, weil da muss ich mich nicht einfach nur selber anpreisen und sagen „Hey, darf ich bitte bei dir?“, sondern man kann es halt anbieten wie: „Hey, du kommst bei mir, ich komme bei dir mit rein?“

Das ist natürlich sehr praktisch, aber ja, bei manchen Podcasts frage ich auch einfach so an und gucke mir halt wirklich die Folgen an.

Ich gucke mir wirklich an: Haben die vielleicht schon mal mit einem Copywriter gesprochen?

Wenn ja, über welche Themen haben die gesprochen? Was für Themen könnten die interessieren, worüber ich reden könnte? Also mach dann auch gleich Themenvorschläge und so. Versuch das den Leuten so schmackhaft wie möglich zu machen, um mich einzuladen.

Erfolgreiche Anfragen für Podcast-Gastauftritte

[Alex] Nun gibt es, glaube ich, viele Menschen, die sich schwer damit tun, so den Anfang zu machen, wie du das jetzt gerade beschrieben hast, um sein eigenes Thema zu pitchen. Und da du ja selbst auch einen Podcast hast und Copywriterin bist, vielleicht an dich mal die Frage, wie müsste denn eine Anfrage an dich formuliert sein, damit du als Podcast-Produzierende denkst: Ja, diesen Menschen lade ich jetzt unbedingt in meinen Podcast ein!

Also wie schreibt man Anfragen? Wie pitcht man sein Thema?

[Caro] Also ich glaube ehrlich gesagt, dass die meisten Leute sich viel zu viel Stress machen, weil man als Podcaster, ja, gerade wenn man regelmäßig Gäste einlädt, auch immer auf der Suche ist nach coolen Gästen, die man hat. Und viele Podcaster, also ich meine, ich auch, bin ja auch beschäftigt einfach mit meiner Arbeit. Ich kann nicht die ganze Zeit durchs Internet streunen und mir interessante Leute angucken und ständig irgendwie Leute einladen.

Also bin ich ja auch total dankbar dafür, wenn einfach jemand von selber sagt: Hey, ich würde gerne in deinen Podcast kommen.

Deswegen, das wäre, glaube ich, mein erster Gedanke, überhaupt erstmal eine Nachricht schreiben. Ist schon super viel wert, gerade halt auch bei kleineren Podcasts.

Man muss ja nicht immer sofort auf die, die dir in den Apple-Charts quasi direkt als erstes vorgeschlagen werden, reingehen.

Man kann ja auch in kleinere Podcasts reingehen und erwischt dadurch irgendwie auch eine kleinere, meist sogar aktivere Zielgruppe.

Und dann persönlich ist, glaube ich, so eine typische Struktur, die ich auch irgendwo gefunden habe und der ich auch folge, erstmal ein bisschen auf die Person eingehen, vielleicht auch auf eine Folge eingehen, die einem besonders gefallen hat, die einen besonders angesprochen hat.

Obwohl ich das immer so ein bisschen, ich will nicht einfach nur, so Lobhudelei machen, nur um zu sagen, hey, ich finde das total toll, damit du mich nett findest.

Es muss Leute dann schon irgendwie im Bestfall ernst gemeint sein und vielleicht kann man so eine Nachricht auch mal einen Monat vorher schicken.

Einfach sagen „Hey, die Folge fand ich cool!“, ohne direkt den Pitch hinterher zu machen, damit die Person sich vielleicht schon mal auf dem Schirm hat, wenn dir halt eine Folge richtig gut gefallen hat.

Also das wäre auch eine Variante. Und dann, ja, wie gesagt, ich persönlich gucke mir halt vorher immer genau an, worüber haben die Leute schon gesprochen.

Was sind quasi Themen, die schon vorgekommen sind? Und dann mache ich mir halt Gedanken, was könnten drei Themen sein, über die ich jetzt relativ problemlos sprechen könnte, die für die Audience von diesem Podcast spannend sind?

Und ich hatte auch schon Pitches, wo ich dann dachte: Ja, also du hast mir zwar zwei Themenvorstellungen gegeben, aber ganz ehrlich, darüber habe ich halt schon gesprochen in Folge, so vor drei Folgen und vor sechs Folgen.

Also irgendwie: ist zwar spannend, aber hatte ich jetzt schon drin, interessiert mich jetzt gerade nicht noch ein zweites Mal.

Deswegen betone ich nochmal dieses sich vorher wirklich genau angucken. Darüber, weiß ich nicht, wurde in den letzten 10, 20 Folgen gesprochen. Und gerade auch mit den Interviewpartnern.

Social Media als Dienstleisterin – ja oder nein?

[Alex] Finde ich einen super Tipp, also die Arbeit einfach selbst machen. Ich habe auch manchmal so Anfragen, da wollen Leute einen Gastartikel bei mir veröffentlichen und fragen: Ja, was für ein Thema würde denn passen?

Und dann muss ich mir dann natürlich die Arbeit machen und mir überlegen, was für ein Thema an meine Website passen könnte oder zu meinem Blog passen könnte. Und deswegen: Immer brav die Arbeit machen, selbst die Recherche machen.

Da, glaube ich, spart man dem anderen Menschen viel Zeit und hat mehr Wohlwollen auf seiner Seite auf jeden Fall.

Ja, jetzt vielleicht die Abschlussfrage: Was würdest du den anderen Dienstleister*innen raten? Also wenn sie jetzt überlegen: Ich habe eine Dienstleistung. Könnte ich wirklich Social Media verlassen oder muss ich gar nicht erst damit anfangen? Was sollen sie in ihrem Nachdenken berücksichtigen?

[Caro] Also für mich stellt sich bei Social Media halt immer die Frage: Macht mir das Spaß?

Weil ich sehe jetzt in Social Media und in Instagram nicht unbedingt die große Hölle und für jeden ist das total furchtbar.

Für mich persönlich ist es halt nicht das Richtige, weil es mir auch einfach keinen Spaß macht und weil es mich viel zu sehr Zeit kostet.

Aber ich glaube schon, dass Social Media für manche Leute funktionieren kann, wenn man denn da richtig Bock drauf hat. Es ist halt irgendwie eine Entscheidung, die man treffen muss.

Ich persönlich kann nicht verstehen, wenn Leute sich das ans Bein binden, die ganze Zeit denken, oh, das ist mir überhaupt kein Spaß, das ist mir so eine richtige Qual, also mehr als zwei Posts pro Woche schaffe ich einfach nicht, dann denke ich: Ja, aber muss man es ja dann überhaupt machen? Also doch dann lieber einen Kanal finden, wo man das mit Freude macht, als einen Kanal so halbherzig zu machen, weil auch das kriegt man ja als Kunde mit, auch das spürt man ja als Kunde.

Und dann denke ich: Ja, brauche ich jetzt ein Instagram-Profil, wo halt irgendwie auf jedem Post drei Likes sind und null Kommentare, also bringt mir das halt wirklich was?

Oder mache ich dann lieber irgendwie ein fixes Nine-Grid oder so dahin, wo ich halt einmalig meine Angebote vorstelle, dass das Profil halt nicht leer ist, man findet mich und man weiß, wo man quasi dann eher sich an mich wenden kann, halt die Website oder so, statt sich das jetzt so ans Bein zu binden, wenn es einem keine Freude macht.

Das sind so meine Gedanken dahinter. Und ich glaube, da muss man einfach ein bisschen ehrlich mit sich sein, wie viele Kunden kommen denn überhaupt über Instagram? Lohnt sich der Aufwand überhaupt?

[Alex] Ja, das ist auch ein gutes Schlusswort, Caro. Ich danke dir vielmals, dass du heute hier warst.

[Caro] Sehr gerne. Danke für die Einladung, liebe Alex.

Shownotes

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Unser gemeinsames Interview in Caros Podcast

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Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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Schreiben Alexandra Polunin Schreiben Alexandra Polunin

Du denkst, du kannst nicht schreiben?

Du denkst, du kannst nicht schreiben? Lass mich dir in dieser Podcastfolge das Gegenteil beweisen und mit ein paar Mythen über Schreibprozesse und veröffentlichte Texte aufräumen. Auch bei akuten Selbstzweifeln sehr zu empfehlen.🤘

Du kannst schreiben! 

Und ich meine das jetzt nicht in dieser „Du bist so toll und kannst alles erreichen, was du dir vornimmst“- oder „Es ist alles nur Mindset, glaub an dich!“-Art und Weise, sondern auf eine etwas andere Art und Weise.  

Und was genau ich damit meine, darum soll es in dieser Podcastfolge gehen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Ja, wenn du selbstständig bist, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du eine Menge schreiben musst, vor allem wenn du auf Marketing ohne Social Media setzt. Deine Websitetexte zum Beispiel oder Blogartikel oder Newsletter oder vielleicht sogar ein Buch. 

Was du alles schreiben kannst, das wird nicht Thema dieser Podcastfolge sein. Dazu gibt es schon eine Folge mit dem Titel „Schreiben als Marketingstrategie“. Die verlinke ich dir zur Sicherheit noch einmal in den Shownotes.

In dieser Folge geht es mir eher um einen Gedanken, der bei sehr vielen Selbstständigen und Onlineunternehmer*innen entsteht, wenn sie etwas schreiben und das ist der Gedanke:

„Ich kann nicht schreiben.“

Das ist kein angenehmer Gedanke. Er setzt sich gerne mal fest. Er demotiviert und es ist manchmal gar nicht so leicht, diesen Gedanken umzuformulieren, geschweige denn, ihn wieder loszuwerden. 

Und ja, letzten Endes hält dieser Gedanke viele Menschen davon ab, entweder in ihrem Marketing auf schreibende Strategien zu setzen und Social Media zu verlassen oder sich vielleicht sogar den Traum vom eigenen Buch zu erfüllen.

Wenn wir uns angucken, was hinter dem Gedanken „Ich kann nicht schreiben“ steckt, stellen wir fest, dass es verschiedene Auslöser gibt. 

Und die würde ich jetzt gerne mal unter die Lupe nehmen. Auslöser Nummer 1:

„Das Schreiben fällt mir schwer.“

Wir haben ja alle diese Idealvorstellung vom Schreiben, dass, keine Ahnung, uns die Muse küsst und wir dann total inspiriert sind und in einem noch nie da gewesenen Flow und Tempo den perfektesten Text aller Zeiten produzieren, ohne einmal darüber nachzudenken oder an sich zweifeln.

Und vielleicht kommst du an diese Idealvorstellung nicht heran und vielleicht ist es bei dir sogar das Gegenteil. Vielleicht sitzt du oft vor einem weißen Blatt, du zweifelst oft an dir, du löschst manchmal die Sachen, die schreibst, du hast wenige Ideen.

Und ja: Deshalb liegt für dich vielleicht der Schluss nahe, dass du einfach nicht schreiben kannst. Denn es flutscht bei dir einfach nicht, wie man es halt so kennt, sondern ist mühsam.

Und die Wahrheit ist, dass, ob dir das Schreiben leicht fällt oder schwer, dass das nichts, aber auch so gar nichts darüber aussagt, wie gut dein Text letzten Endes wird – und ob du schreiben kannst.

Ich würde vielleicht vermuten, dass dein Schreibprozess einfach noch nicht so entwickelt ist, wie er sein könnte, um wirklich produktiv zu schreiben. Und da gibt es einige Dinge, die man tun kann.

Doch nur weil dein Schreibprozess noch nicht so ganz passt, heißt es nicht, dass deine Texte nicht gut sind.

Vielleicht weißt du, dass ich in den letzten Monaten ein vierhundertseitiges Buch geschrieben habe, das bald im Juni erscheinen wird, im Rheinwerk Verlag. Und da war es natürlich auch so, dass mir das Schreiben nicht jeden Tag gleich leicht fiel. Also ich hatte natürlich mal gute Tage und mal okay Tage und manchmal hatte ich ganz furchtbare Tage, wo ich mir jedes Wort aus der Nase ziehen musste. 

Aber das Interessante ist, dass ich im Nachhinein, wenn ich das Manuskript noch einmal lese, gar nicht mehr genau sagen kann, welche Passagen mir leicht fielen zu schreiben und welche schwer. Das kann man oft gar nicht mehr voneinander unterscheiden.

Und deshalb lautet meine erste Erinnerung an dich, wenn du an deinen Schreibfähigkeiten zweifelst: 

Dein Schreibprozess und der fertige Text sind zwei völlig verschiedene Dinge.

Ein Flow muss nicht automatisch bedeuten, dass ein guter Text entsteht. Oder andersrum: Selbst wenn dir das Schreiben schwer fällt, kann es sein, dass ein total toller Text daraus entsteht. Alles ist möglich.

Gehen wir weiter zu einem zweiten Auslöser, der eng damit verknüpft ist, und das ist der Gedanke:

„Schreiben ist so anstrengend.“

Also nicht nur so, dass es nicht fließt und wir nicht in den Flow kommen, sondern dass du dir gefühlt jedes Wort aus der Nase ziehen musst. Und dass du dich nach dem Schreiben fühlst, als wärst du einen Marathon gelaufen, oder sogar, dass es für dich auch emotional anstrengend ist, über bestimmte Themen zu schreiben.

Und auch da kann ich dir versichern: 

Nur weil etwas anstrengend ist, heißt es nicht, dass du es nicht kannst.

Nehmen wir zum Beispiel mal den Sport. Es kann ziemlich anstrengend sein, Sport zu machen und beispielsweise 10km oder noch mehr zu laufen. Du kommst ins Schwitzen, du kommst aus der Puste, deine Muskeln werden beansprucht.

Doch das heißt ja nicht, dass du nicht laufen kannst, denn genau dasselbe passiert ja bei Profisportler*innen auch, wenn sie trainieren. Vielleicht nicht unbedingt bei 10km, dann vielleicht bei einer größeren Distanz. Aber es ist auch bei Profi-Sportler*innen so, dass ihr Training sie anstrengt.

Nun würde man ja niemals auf die Idee kommen zu sagen:

„Also wenn Laufen für dich anstrengend ist (oder Sport für dich anstrengend ist), dann kannst du halt nicht laufen (oder Sport machen).“ 

Sondern es ist irgendwie allen klar, dass Anstrengung zum Training dazu gehört, sonst wäre es ja kein Training, sondern ein Spaziergang oder eine Netflix-Session auf der Couch.

Und so ist es auch beim Schreiben.

Wenn wir Schreiben, trainieren wir. Und das kann mal ein lockeres Trainieren sein und mal ein Training sein, das total an die Substanz geht. Und es kann auch mal etwas mittendrin sein. Und alles gehört zum Schreiben dazu. Alles ist Teil des Schreibens. Und deshalb ist auch Anstrengung Teil des Schreibens.

Ich würde auch immer auch gucken, was nach der Anstrengung passiert. Denn auch hier gibt es ja witzige Parallelen zwischen dem Laufen und dem Schreiben, nämlich das sogenannte Runner’s High oder eben der Writer’s High, also ein Hochgefühl, das sich einstellt, nachdem man etwas Anstrengendes gemeistert hat. Das gibt es auch beim Schreiben.

Und wenn es dir so geht, dass du nach einem vielleicht anstrengenden Schreiben das Endprodukt in deinen Händen hältst und denkst „Ja, ist doch ganz gut geworden“, dann weißt du, dass sich deine Anstrengung gelohnt hat.

Kommen wir zu Gedanken Nummer 3 und das ist:

„Alle anderen schreiben bessere Texte als ich.“

Also vielleicht hast du eine Lieblingsautorin oder einen Lieblingsblogger oder eine Person, die wahnsinnig tolle Newsletter schreibt.

Und dann guckst du dir das an, was du schreibst, und denkst dir: 

„Gott, ich wünschte, ich könnte so schreiben wie Person X. Meine Texte hören sich einfach furchtbar an. Ich kann nicht schreiben.“

Und hier kann ich dich nur daran erinnern, dass alle Menschen, die schreiben, ihre eigenen persönlichen Herausforderungen haben. Alle. Auch ich und alle anderen, die schreiben.

Angenommen, jemand hat einen Bestseller geschrieben. Dann hat es diese Person vermutlich in ihren Augen nicht gleich „geschafft“, sondern diese Person macht sich vielleicht Gedanken um das zweite Buch und ob das zweite Buch mit dem ersten mithalten kann. Oder ob man vielleicht ein „One Hit Wonder“ bleibt, usw.

Angenommen, jemand schreibt tolle Blogartikel aus deiner Sicht. Du weißt aber nie, wie viel Arbeit und Mühe hinter so einem Text überhaupt stehen. Ob die Person, die den Text geschrieben hat, das im Flow geschrieben hat oder ob sie nicht auch viel mit Selbstzweifeln zu kämpfen hatte. Ob sie den Text vielleicht dutzende Male überarbeiten musste, bis sie sich wohl damit fühlte, ob sie den Text vielleicht ein halbes Jahr liegengelassen hat, wie es bei mir zum Beispiel sehr häufig der Fall ist. Also Texte, die wirklich etwas Persönliches von mir teilen, die bleiben meistens Monate in meinem Entwürfe-Ordner, weil ich mich erst trauen muss, sie zu veröffentlichen.

Wir wissen überhaupt nichts über andere Schreiberlinge und ich hab ja schon gesagt, dass es überhaupt nicht sinnvoll, vom Text auf den Schreibprozess zu schließen, und dass es deshalb durchaus sein kann, dass dein Lieblingstext – dein Lieblingsbuch, dein Lieblingsblogartikel, deine Lieblingspodcastfolge, was auch immer – einen total intensiven, anstrengenden Entstehungsprozess hinter sich hat und der Mensch, der diesen Text, der diesen Text geschrieben hat, hat damit zu kämpfen hatte.

Wir wissen nicht, wie viel Zeit und Energie und Geld hinter einem Text steckt. Wie lange und wie intensiv daran gefeilt wurde. Und das würde ich immer im Hinterkopf behalten, wenn du dich zu sehr in der Bewunderung für einen Text verlierst.

Kommen wir zu Punkt Nummer 4 und das ist:

„Mein Text ist zu kurz.“

Alternativen sind auch: 

„Mein Text ist zu lang.“

„Mein Text ist zu kühl.“

„Mein Text ist zu emotional.“

Vielleicht kennst du diese „zu“-Gedanken auch, also dass die Art, wie du schreibst, nicht in Ordnung ist.

Und wenn du vielleicht schon mal in einem meiner Schreibcircles dabei warst, weißt du, dass ich gerne daran erinnere, dass alle Texte willkommen sind.

Kurze Texte sind willkommen.

Lange Texte sind willkommen.

Kühle Texte sind willkommen.

Emotionale Texte sind willkommen.

Es gibt immer Menschen, die lieber kurze als lange Texte lesen oder umgekehrt.

Oder Menschen, die lieber kühle Texte als emotionale Texte lesen oder umgekehrt.

Und deshalb ist es erst einmal völlig egal, wie du schreibst. Und es gibt keine Norm, die es zu erfüllen gilt.

Das stimmt natürlich nicht so ganz, wenn du beispielsweise soziale Medien nutzt und klar ist, auf Instagram kann eine Caption maximal 2200 Zeichen lang sein, dann hast du natürlich eine gewisse Begrenzung.

Aber wenn ich an Websitetexte, Blogartikel, Podcastfolgen, Newsletter und so weiter denke, dann ist im Prinzip alles erlaubt und es gibt immer Menschen, die lieber das eine oder das andere mögen.

Und deshalb kann man eben auch nicht sagen, das eine ist besser als das andere.

Nehmen wir zum Beispiel mal meinen Podcast.

Ich hab am Anfang viele Rückmeldungen bekommen, die gesagt haben: „Cool, dass deine Folgen so kurz sind. Ich finde kurze Folgen auch besser als lange.“

Ich hab aber auch Rückmeldungen bekommen, die gesagt haben: „Also ich höre lieber längere Folgen. Deine Folgen sind ja gleich vorbei, wenn man sie anmacht.“

Und statt jetzt zu versuchen, es allen Menschen und Geschmäckern rechtzumachen, kann ich auch einfach sagen: 

Mein Stil sind eben eher kürzere Folgen. Und es gibt Menschen, die das mögen, und andere, die das nicht mögen. Und alles ist okay.

Und genauso können wir es auch mit dem Schreiben sehen.

Vielleicht sind die Texte, die du schreibst, kurz.

Vielleicht sind sie auch lang.

Vielleicht sind sie auch durchschnittlich.

Doch nichts davon bedeutet, dass du nicht schreiben kannst, sondern es heißt einfach nur, dass du einen besonderen Stil hast, ein Alleinstellungsmerkmal, das deine Texte besonders macht. 

It’s not a bug, it’s a feature! 

Kommen wir zu dem Gedanken 5 und das ist:

„Der Blogartikel / der Newsletter / das Buch / was auch immer von einer anderen Person ist so gut – das, was ich schreibe, ist im Vergleich dazu so schlecht. → Ich kann nicht schreiben.“

Das ist vermutlich eine der wichtigsten Erinnerungen, die du heute hören wirst. Und das ist: 

„The first draft of everything is shit.“

Das sagte schon Hemingway bekanntermaßen und das bedeutet, dass du niemals fertige, veröffentlichte Texte mit deinem unfertigen Entwurf vergleichen solltest. Niemals!

Ich kann dir ja mal erzählen, wie das bei meinem Verlagsbuch so ist. 

Ich habe es selbst mehrere Male überarbeitet, das Manuskript, also wirklich so oft, dass ich es kaum mehr zählen kann, wie oft. Und nach dem Schreiben guckt dann ja auch noch ein Lektor drüber, beim allerersten Kapitel sogar zwei Lektoren, weil es eben so wichtig ist. 

Dann kommt das Manuskript in ein Fachgutachten, wo sich jemand den Inhalt nochmal genauer vornimmt, dann kommt das Manuskript in die Sprachkorrektur, um sicherzustellen, dass da auch wirklich jedes Komma auf dem richtigen Platz steht. 

Und das Buch, das dann letzten Endes im Regal in der Buchhandlung stehen wird – im Juni –, hat nur noch sehr, sehr wenig mit meinem allerersten Entwurf zu tun, den damals zum Glück nur ich gesehen habe, denn da ist seitdem eine Menge, eine Menge Arbeit reingeflossen. Von sehr vielen Menschen.

Und wenn du jetzt anfangen würdest, deinen allerersten Entwurf für ein Kapitel zum Beispiel mit einem fertigen Buch im Geschäft zu vergleichen, wäre das so, als würdest du eine Raupe mit einem Schmetterling vergleichen. Der Schmetterling hat einfach schon ein paar Prozesse hinter sich. Und deshalb sieht er eben so aus, wie er aussieht, und nicht anders.

Und statt deine Entwürfe mit fertigen Blogartikeln, Newslettern oder Büchern zu vergleichen, kannst du die Zeit auch einfach nutzen, um weiterzuschreiben.

Denn genau das unterscheidet die Menschen, die viel veröffentlichen, von Menschen, die nichts oder wenig veröffentlichen: 

Sie schreiben.

Es ist also nicht so, dass sie besser schreiben als du. Nein, sie schreiben einfach nur.

Und schließlich Gedanke Nummer 6:

„Mein Text ist nicht perfekt. Also kann ich nicht schreiben.“

Ich glaube, nur wenige Mythen halten sich so hartnäckig, als dass es eine gewisse Perfektion gäbe, die Texte erreichen könnten.

Was soll ein perfekter Text sein? Ich habe keine Ahnung. 

Wichtig sind mir vor allem zwei Dinge:

1. Ich glaube, dass Menschen inzwischen den gebügelten, aalglatten, austauschbaren Content satthaben und sich gerade nach dem Unperfekten und Realen sehnen. Deshalb ist es überhaupt kein Problem, wenn du dich vielleicht nicht so ausdrückst, wie es deine Deutschlehrerin von dir wollte. Oder es nicht schaffst, einen Text so zu schreiben, wie du es dir zurechtgelegt hast. Das Wichtigste ist, dass du ihn einfach schreibst.

2. Jeder Text lässt sich überarbeiten.

Ein schlechter Text kann okay werden, ein okayer Text mittelmäßig, ein mittelmäßiger Text gut, ein guter Text sehr gut und ein sehr guter Text phänomenal.

Dass dein Text noch nicht gut ist oder sehr gut oder phänomenal, heißt deshalb nicht, dass du nicht schreiben kannst, es heißt einfach nur, dass dein Text Überarbeitung braucht. Wie jeder andere Text übrigens auch. Nicht mehr und nicht weniger.

So, ein kleines Fazit am Ende: 

Wenn du Buchstaben zu Wörtern, Wörter zu Phrasen, Phrasen zu Sätzen und Sätze zu Texten aneinanderreihen kannst, kannst du schreiben.

Es ist völlig egal, ob dir das Schreiben leicht fällt oder schwer, ob dein Text kurz wird oder lang, welche Texte andere Menschen im Vergleich zu dir schreiben und wie gut diese Texte sind oder ob dein Text auf Anhieb gelingt oder noch viel Überarbeitung benötigt. Das hat alles überhaupt nichts mit deinen Schreibfähigkeiten zu tun.

Du kannst schreiben! Lass dir deshalb bitte nichts anderes einreden.

Shownotes:

Schreiben als Marketingstrategie

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Schreiben Alexandra Polunin Schreiben Alexandra Polunin

Drei Fragen für bessere Marketingtexte

In dieser Podcastfolge habe ich dir drei Fragen mitgebracht, mit denen du deine Marketingtexte – egal, ob Websitetexte, Blogartikel oder Newsletter – überarbeiten kannst. Diese Fragen sind an sich total einfach, ja teilweise fast schon banal, aber sie sind ungeheuer mächtig und sie helfen uns dabei, unsere Marketingtexte ✔️ verständlicher ✔️ konkreter und ✔️ unterhaltsamer zu machen.

In dieser Podcastfolge habe ich dir drei Fragen mitgebracht, mit denen du deine Marketingtexte überarbeiten kannst.  

Diese Fragen sind an sich total einfach, ja teilweise fast schon banal, aber sie sind ungeheuer mächtig und helfen aus meiner Sicht sehr dabei, Texte spannender zu machen und unterhaltsamer zu machen und eben so, dass wir sie gerne lesen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Bevor ich dir gleich diese Fragen im Einzelnen vorstellen werde, ein kurzer Hinweis dazu, wie ich diese Fragen nutze.

Egal, ob du deine Websitetexte schreibst oder Blogartikel oder ein Buch, für die meisten Menschen ist die beste Strategie, das Schreiben vom Überarbeiten zu trennen.

Im Schreibcircle sage ich gerne dazu, dass wir, wenn wir Texte erstellen, im Grunde zwei Brillen haben

  • erstens: eine Schreibbrille

  • und zweitens: eine Korrekturbrille

Und es ist super wichtig, die Brillen einzeln zu tragen und nicht übereinander. Denn das würdest du im wahren Leben ja auch nicht tun. Zwei Brillen übereinander – da würdest du vermutlich nicht so viel damit sehen oder vielleicht sogar deine Augen schädigen langfristig.

Und bei den beiden Brillen zum Schreiben ist es ganz ähnlich. 

Wenn wir die beiden Brillen zusammen aufziehen, endet das Ganze meist im Chaos. 

Das heißt: Wir schreiben an einem Text, korrigieren immer wieder das, was wir schreiben. Manchmal löschen wir sogar mehr, als dass wir etwas Neues hinzufügen. Und letzten Endes schaffen wir es so oft nicht, einen Text wirklich zu Ende zu schreiben, weil wir den Text im Grunde zu Tode korrigieren.

Und deshalb müssen wir auch beim Schreiben darauf achten, die Brillen getrennt anzuziehen.

Zuerst ziehen wir also die Schreibbrille auf.

Das heißt: Unsere erste Aufgabe ist es, erst einmal einen Fließtext von oben nach unten runterzuschreiben, ohne sich großartig an Wörtern, Phrasen, Sätzen oder gar Rechtschreibung oder Kommata aufzuhalten, weil unsere erste Zwischenetappe ein zusammenhängender Text ist.

Und dieser Text muss jetzt überhaupt nicht perfekt sein, er muss noch nicht einmal besonders gut sein, denn genau das werden wir dann im Korrekturdurchgang ja sicherstellen.

Das heißt: Wenn ein zusammenhängender Fließtext erstellt ist, ziehen wir die Schreibbrille wieder ab und ziehen unsere pedantische Korrekturbrille auf. Und dann kümmern wir uns mit einem kritischen Blick um den Inhalt, um den Stil und die Rechtschreibung und Kommasetzung und so weiter. Und wir machen aus unserem vielleicht mittelmäßigen Text einen richtig guten Text.

Und in genau diese Phase fallen nun die drei Fragen rein, die ich dir heute mitgebracht habe. Es geht also nicht darum, dass du deinen Schreibprozess mit diesen drei Fragen unnötig verkomplizierst. 

Sondern es geht vielmehr darum, dass du einen Text, den du bereits geschrieben hast, mit diesen drei Fragen überarbeitest.

Okay. Frage Nummer eins ist: 

„Würde ich das so zu meiner Nachbarin sagen?“

Du kannst dir das auch ganz konkret vorstellen, dass du deine Schuhe anziehst und an das Nachbarhaus oder an die Nachbarwohnung gehst, kurz anklopfst und dann, wenn deine Nachbarin die Tür öffnet, eben sagst: 

„Hey Susanne, ich habe hier eine ultimative Checkliste für mein All-in-one-Framework für konvertierende Websites.“

Und dann ist eben die Frage, ob Susanne versteht, was du eigentlich von ihr willst, oder nicht.

Denn genau das ist meine Beobachtung für viele Marketingtexte: 

Darin werden oft Begriffe verwendet, die zwar sehr schlau und sehr originell klingen mögen, aber letzten Endes ein typischer Marketingsprech sind, den Normalsterbliche niemals so in ihrem Alltag verwenden würden.

Und diese Begriffe haben die Gefahr, dass niemand so richtig versteht, wovon eigentlich gesprochen wird.

Wir können uns die Situation ja auch anders vorstellen, also dass wir sagen:

„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“

Das ist natürlich immer noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text wird zumindest schon mal besser verstanden, weil hier Marketingbullshit-Wörter eliminiert sind.

Das heißt: Mit diesem Nachbarin-Test können wir als erste Maßnahme nicht-verständliche Texte in verständliche Texte umwandeln. Und das ist die Basis für alles, also, dass Menschen uns verstehen.

Doch natürlich können wir noch einen Schritt weiter gehen und uns eine zweite Frage stellen, nämlich: 

„Kann ich das konkreter sagen?“

Denn auch, wenn Wörter verstanden werden, sind sie manchmal so allgemein, dass sie es uns schwer machen, wirklich einen Bezug zu dem zu bekommen, was wir da gerade lesen oder hören. 

Gucken wir uns noch mal das letzte Beispiel an:

„Hey Susanne, du hast doch eine Website, oder? Du weißt doch, dass ich Designerin bin und ich hab jetzt ein Website-Design entwickelt, mit dem sich mehr Produkte verkaufen lassen. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier einige Punkte zusammengetragen, auf die du achten könntest.“

Da können wir uns jetzt im Prinzip die Substantive hervornehmen und überlegen, ob wir da noch einen Tick konkreter werden können. 

Wir könnten uns zum Beispiel als erstes fragen: Was für eine Website hat Susanne genau? Was verkauft sie überhaupt? Können wir das noch ein bisschen spezifizieren? 

Wir könnten unsere Berufsbezeichnung konkreter fassen, denn Designerin ist natürlich auch ein recht groß gefasster Begriff. 

Und sowas wie „einige Punkte“ ist natürlich auch eine sehr allgemeine Phrase, die im Grunde alles und nichts bedeuten kann. 

Deshalb gehe ich jetzt nochmal über den Text und suche mir diese allgemeinen Wörter und Phrasen raus und mache sie konkreter.

Und dann könnten wir zum Beispiel sagen:

„Hey Susanne, du hast doch einen Onlineshop für deinen Honig, oder? Du weißt doch, dass ich Webdesignerin bin und ich hab jetzt ein Design speziell für Onlineshops entwickelt. Ich hab es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet und alle konnten ihren Umsatz steigern – einfach nur mit einem anderen Onlineshop-Design. Willst du das vielleicht auch mal ausprobieren? Ich hab hier zehn Punkte aufgeschrieben, auf die du bei der Auswahl deiner Farben, Schriften und Bilder achten könntest.“

Ja, auch dieser Text ist noch kein perfekter Marketingtext, aber dieser Text ist verständlich und er ist konkret. Das heißt:

Wenn ich Susanne wäre, wüsste ich ziemlich genau, worum es meiner Nachbarin gerade geht. Ich müsste nicht raten oder spekulieren. Es ist alles drin, was ich wissen muss, um zu entscheiden: Bin ich interessiert oder nicht? Ist es für mich relevant oder nicht?

Doch wir können sogar noch einen Schritt weitergehen und uns eine dritte Frage stellen. Und das ist die Frage: 

„Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?“

Denn vielleicht hast du schon bei den Texten gedacht: 

Ja, ich verstehe sie, aber so wirklich besonders und unterhaltsam sind sie jetzt nicht.

Und Texte, die wir gleich nach dem Hören oder Lesen wieder vergessen, haben meist gemeinsam, dass es dort kaum Ecken oder Kanten oder Anker gibt, an den wir hängen bleiben könnten. Das sind oft so aalglatte Texte, die wenig Reibung erzeugen und wir sie eben genauso schnell wieder vergessen, wie wir sie gelesen haben.

Und es gibt viele Möglichkeiten, diese Ecken und Kanten zu erzeugen. Und eine relativ einfache Möglichkeit sind für mich: Bilder

Ich meine damit nicht, dass wir jetzt nur in Metaphern reden sollten oder vielleicht sogar in ausgelutschten Metaphern reden sollten – bitte nicht! Die Frage ist vielmehr:

Was passiert in meinem Kopf, wenn ich einen Text lese?

Und wenn die Antwort ist „Nicht so viel“, führt es, wie gesagt, sehr häufig dazu, dass dieser Text vermutlich keine weitere Relevanz für mich haben wird, einfach weil es nicht so viel gibt, woran ich mich erinnern kann.

Wenn die Antwort aber ist, dass eine Reihe von Bildern in meinem Kopf entsteht, während ich den Text lese, dann wird es spannend. 

Denn dann fange ich an, Emotionen zu entwickeln, vielleicht sogar zu lachen oder zu weinen oder ich verknüpfe eine eigene Geschichte oder eine persönliche Erinnerung mit dem Text. Und dann werde ich mir eben auch viel wahrscheinlicher das behalten, was ich da lese.

Und natürlich gibt es raffiniertere Bilder und ziemlich banale Bilder, aber letzten Endes ist es eine Übungssache und wir müssen ja irgendwo starten. 

Wir könnten uns in unserem Beispiel also einfach mal überlegen, ob wir ein, zwei kleinere Bilder erzeugen könnten. Also nichts Großes. Aber so, dass es eben ein Angebot für Menschen gibt, die den Text lesen, dass in ihrem Kopf etwas passiert.

Wir könnten zum Beispiel aus „Honig“ einen „Wildblütenhonig“ machen, wenn es denn einer ist, wir dürfen uns natürlich nichts ausdenken. 

Aber schon beim Wort „Wildblüten“ habe ich ein Bild von einer sommerlichen Wiese im Kopf, wo die Bienen rumsummen und ja, das hätte ich nur bei „Honig“ so nicht gehabt. Das heißt: Schon ein Zusatz wie „Wildblüte“ regt die Vorstellungskraft deutlich mehr an als nur „Honig“.

Und dass das Design in den letzten Monaten getestet wurde, kann man auch mit einem Bild anreichern – natürlich auch hier, nur wenn es stimmt – und zum Beispiel sagen: 

„Ich habe es in den letzten sechs Monaten mit zwanzig Onlineshops von Kund*innen getestet – der Pizzalieferdienst kennt mich jetzt persönlich mit Vornamen – und alle konnten ihren Umsatz deutlich steigern.“ usw.

Das heißt: Wenn die stressige Testphase des neuen Designs von sehr vielen Pizzalieferungen geprägt war, ist auch das etwas, was man durchaus so mitnehmen kann in einen Text, weil wir uns dann gleich vorstellen, wie ein Pizzabote vor der Haustür steht mit einer riesigen Käsepizza nur für uns alleine. 

Und das macht das Lesen einfach abwechslungsreicher, unerwarteter und erhöht so die Chance, dass Menschen unseren Text tatsächlich auch zu Ende lesen.

Ja, das waren meine drei Fragen, die wir uns beim Überarbeiten unserer Texte stellen können, um unsere Texte verständlicher, konkreter und unterhaltsamer zu machen. Also

  • Würde ich das so auch zu meiner Nachbarin sagen?

  • Kann ich das noch konkreter sagen?

  • Und: Kann ich Bilder im Kopf erzeugen?

Ich hoffe, dass dir die Fragen beim Überarbeiten deiner Marketingtexte helfen. 

Und falls du noch mehr Schreibtipps für deine Marketingtexte brauchst, ein kleiner Hinweis: Mein Schreibcircle für Selbstständige startet Mitte April und du kannst dich jetzt anmelden.

Auf meiner Website findest du alle wichtigen Informationen dazu und falls du weitere Fragen zum Schreibcircle hast, kannst du mir auch sehr gerne eine Nachricht schreiben.

Ich wünsche dir noch einen wundervollen Tag und freue mich, wenn du auch nächstes Mal wieder dabei bist.

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Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Schreiben als Marketingstrategie

Nachdem ich Social Media verlassen hatte, hatte ich plötzlich einen Gedanken: dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. An sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke, aber er setzte super viel in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als

Man könnte ja meinen, dass ich total „anti“ bin, weil ich mich immer so kritisch gegenüber sozialen Medien äußere.

Tatsächlich ist das aber gar nicht der Fall, wie du dir hoffentlich schon gedacht hast. Denn mein Herz schlägt einfach nur fürs Schreiben, dem es nicht darum geht, Algorithmen zu gefallen.

Und ich glaube, dass das auch schon so war, als ich mit Social Media begonnen hatte, aber ich habe es mir einfach nur nie eingestanden. 

Und irgendwann, als ich dann raus war aus den sozialen Medien, hatte ich plötzlich einen Gedanken. Und zwar, dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. Und dass ich andere Selbstständige dabei unterstützen will, dasselbe zu tun.

Ja, an sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke – „schreibend online sichtbar werden“ – aber er setzte super viel bei mir in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als Marketingstrategie reden und wie es ist, Kund*innen schreibend zu gewinnen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Schreiben als Marketingstrategie klingt wie ein ziemlich banaler Gedanke, aber ich hab ihn als unfassbar mächtig empfunden. 

Zunächst einmal war das ein Gedanke, der mir quasi augenblicklich Entspannung und Erleichterung in meinem Körper gebracht hat. Denn Marketing kann so komplex sein. Wir können ja theoretisch auf so vielen verschiedenen Plattformen unterwegs sein, dass man das tatsächlich auch körperlich spüren kann, wenn man erkennt, was man davon eigentlich will und was nicht. 

Das gibt ganz viel körperlich spürbare Klarheit.

Klarheit bedeutet, dass ich zum Beispiel Marketingstrategien ausschließen kann, die eben nichts oder nur wenig mit Schreiben zu tun haben.

Das war bei mir ganz klar Social Media. Natürlich schreiben wir dort auch, also zum Beispiel Captions. Aber letzten Endes stand bei mir eigentlich immer die Erstellung von Grafiken und Videos im Vordergrund. Oder das Interagieren und Liken und Hashtags recherchieren. Das Schreiben hatte tatsächlich einen so geringen Anteil beim Social-Media-Marketing, dass ich nie den Eindruck hatte, dass ich jetzt sonderlich viel schrieb, sondern ich hab eigentlich immer irgendwelche Grafiken erstellt oder Storys gemacht. Also so gefühlt.

Das hat mich vermutlich immer auch am meisten an Social Media gestresst. Dieses Videodrehen und vor der Kamera stehen und sich inszenieren. Ja, und wer sich entschließt, schreibend online sichtbar zu werden, braucht sich dann eben auch nicht mehr so viel mit Ringlichtern zu beschäftigen oder mit Videoschnittprogrammen. Ein großer Vorteil, wie ich finde.

Klarheit haben wir dann auch, wie wir unseren Arbeitstag verbringen, wenn wir Marketing machen: mit Schreiben.

Da geht es dann nicht mehr darum, viele verschiedene Aufgaben in einen Tag zu packen, also Videos für Insta drehen, auf Facebook live gehen, Blogartikel veröffentlichen, Kommentare auf TikTok beantworten usw, sondern es geht einfach nur darum zu schreiben. 

Das mag langweilig klingen, tatsächlich aber wird Marketing so viel einfacher und die To-do-Liste um einiges kürzer. Und das ist dann einfach eine spürbare Erleichterung im Arbeitsalltag.

Vor allem natürlich, wenn Schreiben zu deinen Stärken gehört und du dich dann quasi permanent in deiner Geniezone befindest. Dann kannst du nämlich über die Zeit deine Fähigkeiten weiterentwickeln, üben und immer besser werden.

Bei Social Media war das so, dass Videos erstellen und die ganze Inszenierung drumherum nicht zu meinen Stärken gehörten und ich im Grunde mehrere Jahre damit verbrachte, an meinen Schwächen rumzudoktern.

Und da ist es ja meistens so: Wenn man Schwächen verbessert, wird man maximal okay, ja. Es spricht natürlich überhaupt nichts dagegen, nur okay irgendwo zu sein. 

Doch warum sollten wir uns die ganze Zeit auf unsere Schwächen fokussieren und an ihnen arbeiten, um okay zu werden, wenn wir stattdessen auch gleich unsere Stärken stärken könnten und irgendwann vielleicht sogar sensationell werden in dem, was wir tun?

Ja, du siehst: Schreiben als Marketingstrategie hat eine Menge Vorteile und jetzt können wir natürlich auch nochmal darüber reden, wie das dann konkret aussehen kann.

Bei mir beginnt im Grunde alles immer mit der Website. Und sie bietet so viele Möglichkeiten zu schreiben, dass es einem fast schon schwindelig wird.

Da ist allen voran die Startseite, die im Grunde das Schaufenster deiner Website ist. Und wo du schreibend zeigen kannst, was es alles bei dir gibt. Und auf der Über-mich-Seite kannst du über dich und deinen Werdegang erzählen, so detailliert und persönlich, wie du das möchtest. 

Ich selbst liebe meine Website und helfe anderen Selbstständigen auch wahnsinnig gerne dabei, ihre eigenen Websitetexte zu schreiben. Ich glaube nämlich, dass es nichts Besseres für Selbstständige gibt, als ihre Websitetexte tatsächlich auch selbst zu schreiben und so eben all die Reflexion und Klarheit mitzunehmen, die sich aus dem Schreiben ergibt.

Und genau deshalb empfehle ich auch immer, KI oder das Outsourcen von Texten auf das absolut nötige Minimum zu begrenzen und sich lieber darin zu üben, persönlich zu schreiben und so über die Zeit eine individuelle und, wenn es gut läuft, unverwechselbare Schreibstimme zu entwickeln.

Ja, gehen wir weiter zum Blog. Denn wenn es darum geht, schreibend online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen, darf der Blog natürlich nicht fehlen.

Denn auch hier gibt es wahnsinnig viele Möglichkeiten zu schreiben. Wir können in unserem Blog Tipps geben oder aus dem Nähkästchen plaudern oder unsere Projekte zeigen oder einfach wichtige Texte zu unserem Thema schreiben, die dann geteilt werden können.

Und natürlich können wir auch suchmaschinenoptimierte Texte schreiben, die das Ziel haben, möglichst weit oben in den Suchergebnissen z.B. bei Google zu erscheinen.

Ich finde es immer schade, wenn persönliche Texte und suchmaschinenoptimierte Texte manchmal gegeneinander ausgespielt werden, wenn man über Blogs spricht. 

Denn ich finde, dass alle Formen von Blogartikeln sich wunderbar ergänzen und alle ihre Berechtigung haben.

Wir können heute einen suchmaschinenoptimierten Artikel schreiben und nächste Woche einen persönlichen, wo wir auf Suchmaschinenoptimierung pfeifen, und übernächste Woche können wir dann ein Kundenprojekt vorstellen. Wir können kurze Texte schreiben und lange Texte schreiben und alles dazwischen schreiben. Und wir können auch mal nur ein Zitat schreiben als Blogartikel. Denn: Warum auch nicht?

Ich glaube, gerade so eine Vielseitigkeit ist die Stärke eines Blogs und deshalb ist ein Blog eine so tolle Möglichkeit für mich, schreibend Marketing zu betreiben. Und ja: Wenn du noch keinen hast, dann ist es auf jeden Fall eine gute Idee, damit zu starten. Übrigens auch 2024 und auch wenn es KI und Social Media gibt.

Neben einer Website und einem Blog ist ein Newsletter die nächste Möglichkeit, schreibend Marketing zu betreiben.

Ein Newsletter ist im Grunde deine Fanbase ohne Social Media. Und im Gegensatz zu Social Media gehören die Kontakte auch wirklich dir. Die sind nicht verloren, wenn du mal beschließen solltest, dass du den Newsletter-Dienstleister wechselst, wie es ja bei sozialen Medien der Fall ist.

Wenn du mal keine Lust auf TikTok haben solltest, kannst du deine Follower nicht einfach exportieren und zu Instagram mitnehmen. Sie sind dann unweigerlich verloren. 

Und das ist beim Newsletter eben nicht der Fall. 

Außerdem erreichen Newsletter viel mehr Menschen als Social-Media-Posts. Es gibt da jedes Jahr so viele Statistiken, die zeigen, dass es immer schwerer wird, dass Menschen unsere Social-Media-Posts einfach mal zu Gesicht bekommen, geschweige denn, dass sie mit unseren Inhalten interagieren. Und beim Newsletter können wir immer noch davon ausgehen, dass 25, 30, 40 manchmal auch 50 Prozent der Menschen, die den Newsletter bekommen, ihn tatsächlich auch öffnen.

Ich liebe meinen Newsletter sehr und den meisten meiner Kundinnen geht es da ähnlich. Es ist entspannend, das Tempo selbst zu bestimmen und immer dann einen Newsletter zu schreiben, wenn man Bock drauf hat – und eben nicht, wenn man denkt: Die Algorithmen wollen, dass ich mal wieder was poste.

Und es ist schön, eine Rückmeldung auf Newsletter, die man geschrieben hat, zu bekommen. Denn die sind meist viel länger und tiefer und ausführlicher als auf Social Media. 

Deshalb: Wer Marketing schreibend betreiben will, ist mit einem Newsletter auf jeden Fall gut beraten. 

Eine weitere Möglichkeit, schreibend online sichtbar zu werden, ist ein Buch zu schreiben. Und das ist für all diejenigen eine gute Idee, die schon etwas fortgeschrittener sind und schon viele Inhalte haben, auf die sie zurückgreifen könnten. Und ja, vielleicht auch schon eine gute Positionierung und einen Namen, der schon mit einem bestimmten Thema verknüpft ist.

Ein Buch schreiben ist, je nachdem wie lange es werden soll, ein Projekt für mehrere Monate, wenn nicht gar noch länger. Und deshalb ist es vermutlich die komplexeste und anstrengendste Strategie, schreibend online sichtbar zu werden. Aber es ist mit Sicherheit eines der tollsten Gefühle, sein eigenes Buch in der Hand zu halten.

Ein bisschen off-topic, aber ich muss dann immer an den Film „Zurück in die Zukunft“ denken, wo der Vater aus der veränderten Zukunft dann sein geschriebenes Buch auspackt und sagt: „Wie ich immer gesagt habe. Wenn man sich nur ordentlich bemüht, kann man alles auf die Beine stellen.“

Und genau das ist es nämlich: extrem viel Arbeit und Mühe. Und ein Buch zu schreiben ist nicht so glamourös, wie es oft dargestellt wird. So nach dem Motto: Ich bin total inspiriert und im Flow und schreibe alles aligned mit Leichtigkeit und keine Ahnung.

Es ist einfach Arbeit. 

Arbeit, die Freude macht und bei der man viel lernt und bei der man über sich hinauswächst. Aber es ist definitiv Arbeit.

Ich selbst hab mittlerweile drei Bücher geschrieben. Zwei im Selfpublishing und eins im Verlag. Und gerade das letzte war auf 400 Seiten angesetzt. Und deshalb, ja, hat das Thema meinen Alltag definitiv über mehrere Monate bestimmt. Aber ich wollte es eben auch genauso haben.

Und vielleicht fragst du dich jetzt: 

Und wie passt dann der Podcast in das ganze Thema schreibend online sichtbar werden rein?

Nun, auf den ersten Blick vermutlich nicht so viel. Es ist aber so:

Podcasting hat viel mehr mit Schreiben zu tun, als man denkt.

Es gibt sicherlich Menschen, die notieren sich nur ein paar Stichworte und sabbeln dann drauf los. 

Ich bin nicht so ein Mensch. Bei mir beginnt die Planung für eine Podcastfolge immer auf dem Papier. Und bevor ich auch nur ein Wort einspreche, mache ich mir viele Notizen. Ich erstelle mir ein ausführliches Skript. Und ja, deshalb schreibe ich beim Podcast definitiv mehr, als dass ich die Folge dann einspreche. Und deshalb gehört auch der Podcast bei mir tatsächlich zu den schreibenden Marketingstrategien.

Und das Beste, finde ich, ist, dass dieses Skript zu erstellen, auch sehr lehrreich dafür ist, so zu schreiben, wie man spricht. Und ich hab definitiv gemerkt, dass sich auch meine Websitetexte, Blogartikel und Newsletter stark verändert habe, seit ich diesen Podcast hier gestartet habe.

Insofern ja: Podcasting ist eine schreibende Strategie durch und durch.

Und ich hoffe, dass du in dieser Podcastfolge einen kleinen Einblick bekommen hast, was es bedeutet, Schreiben als Marketingstrategie anzuwenden. Du siehst, wir haben einige Möglichkeiten. Einsteiger*innen können sich auf die Website verlassen und auf den Blog und einen Podcast starten oder einen Newsletter starten. Fortgeschrittene können es mit einem Buch versuchen. Und egal, wofür du dich entscheidest, ich wünsche dir ganz viel Freude damit.

Shownotes:

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Mythos: Social-Media-Marketing bringt schnell Ergebnisse

Dass ein Blog, Podcast, Newsletter oder SEO zu den langfristigen Marketingstrategien gehören, ist den meisten Selbstständigen bekannt. Social Media locken im Gegenzug mit Kurzfristigkeit und schnellen Erfolgen. Was ist da dran? (Spoiler: In den meisten Fällen nicht viel.)

Dass ein Blog, Podcast, Newsletter oder SEO zu den langfristigen Marketingstrategien gehören, ist den meisten Selbstständigen bekannt. Social Media locken im Gegenzug mit Kurzfristigkeit und schnellen Erfolgen. Was ist da dran? (Spoiler: In den meisten Fällen nicht viel.)

Folge anhören:

Transkript lesen:

Blog, SEO, Podcast, Newsletter sind allesamt langfristige Strategien. Geht es mit Social Media schneller? In dieser Folge habe ich wieder eine Frage mitgebracht, die ich per E-Mail bekommen habe.

Oder vielmehr ist das keine wirkliche Frage, sondern eine Sorge, die jemand mit mir zum Social-Media-freien Ansatz geteilt hat. 

Ich lese mal vor:

„Hallo Alex, toller Ansatz, den du da hast. Ich habe aber noch etwas die Sorge, dass ich lange warten muss, bis ich Ergebnisse sehe bei langfristigen Strategien. Der Vorteil bei Social Media ist halt, dass ich schnell Menschen in meine E-Liste bekomme ...“

Ja, ein wichtiges Thema, über das ich unbedingt in dieser Folge reden wollte, denn … ich höre das tatsächlich öfter, dass Selbstständige sagen, dass Social-Media-Marketing uns kurzfristig Ergebnisse bringt und wir dann beispielsweise schneller Anmeldungen für unseren Newsletter bekommen. 

Aber gehen wir der Reihe nach vor:

Dass ein Blog, SEO, Newsletter oder auch ein Podcast zu den langfristigen Strategien gehören, stimmt natürlich absolut.

Auch wenn es manchmal Selbstständige gibt, deren Podcasts oder Blogs einschlagen wie eine Bombe, sollten die allermeisten definitiv mit Monaten rechnen, bis sie tatsächlich brauchbare Resultate sehen.

Bestes Beispiel: SEO.

Wer heute einen Blogartikel schreibt und ihn für ein Keyword optimiert, kann nicht davon ausgehen, dass er gleich in drei Tagen auf der allerersten Seite rankt, wenn jemand in Google nach diesem Begriff sucht. Das dauert in der Regel Wochen, wenn nicht Monate oder Jahre. 

Vor allem, wenn man gerade erst startet.

Eine Kundin hatte mir erst neulich erzählt, dass es bei ihr neun Monate gedauert hat, bis sie mit SEO so viele Menschen auf die Website bekommen hat, dass sie sagen konnte, dass es ihr wirklich was bringt.

Neun Monate klingen jetzt natürlich nicht sooo attraktiv für Selbstständige und Unternehmen. Wer möchte schon so lange warten, bis er endlich online sichtbar wird?!

Deshalb zieht es dann viele erst einmal zum Start zu Social Media, denn: 

Ein Account ist natürlich schnell angelegt.

Ein erster Post ist in wenigen Minuten veröffentlicht. 

Und die ersten Kommentare und Likes trudeln innerhalb von Sekunden ein.

Natürlich liegt es dann nahe zu sagen, dass Social Media eine „kurzfristige“ Strategie ist und uns „schnell“ Erfolge bringen kann.

Aber in den allermeisten Fällen ist das tatsächlich ein Trugschluss.

Zum einen ist es ja so, dass Follower, Likes und Kommentare uns erst einmal keine Kund*innen bringen

Sie können zwar ein Zeichen dafür sein, dass Menschen unsere Inhalte gut finden und unser Thema gut ankommt, aber wir können von Likes alleine nun mal keine Miete oder kein Essen zahlen

Und wenn wir jetzt mal weitergehen zu, sagen wir mal, Websitebesucher*innen oder Newsletteranmeldungen, ist es für die meisten Selbstständigen und Unternehmen so, dass … das alles organisch und innerhalb kürzester Zeit zu bekommen, für die allermeisten komplett unrealistisch ist.

Das liegt daran, dass das von Social-Media-Plattformen ja gar nicht gewünscht ist. 

Ihr Geschäftsmodell besteht ja daraus, dass sie Daten sammeln und diese Daten an Werbetreibende verkaufen. 

Und deshalb haben Instagram, Facebook und Co. gar nicht das Ziel, dass Menschen die Social-Media-Plattformen wieder verlassen, um beispielsweise sich irgendwo anders für einen Newsletter anzumelden. 

Im Gegenteil: Ihr großes Ziel ist, dass Menschen möglichst lange auf den Plattformen bleiben, damit sie möglichst viele Daten sammeln und möglichst viele Werbeanzeigen ausspielen können. 

Deshalb belohnen Algorithmen auch diejenigen Beiträge mit Reichweite, die viel Engagement erzeugen (und damit eben die Verweildauer erhöhen) und gerade nicht die Beiträge, die Klicks auf deine Website zum Ziel haben. 

(Denn diese verringern ja gerade die Verweildauer eines jeden Nutzers und führen dazu, dass die Plattformen weniger Daten sammeln und weniger Werbeanzeigen ausspielen können.)

Und deshalb ist es in den letzten Jahren schwierig, ja nahezu unmöglich geworden, organisch wirklich nennenswert Traffic mit Social Media zu generieren. 

Ganz zu schweigen davon, Newsletteranmeldungen zu bekommen.

Vor allem für diejenigen, die gerade erst starten.

Wenn du also frisch gegründet hast und sagst „Challenge accepted“, wartet eine Meeeenge Arbeit auf dich. 

Denn die Anforderungen der Algorithmen sind 

  • ständige Präsenz auf den sozialen Netzwerken

  • ewige Weiterbildung und 

  • Offenheit für Trends und neueste Entwicklungen

Mit „schnell“ und „kurzfristig“ hat organisches Social-Media-Marketing also nichts zu tun.

Gerade, wenn du startest, brauchst du Monate oder sogar Jahre, um eine Plattform zu verstehen und eine Community aufzubauen. Und, wie gesagt, von den schnellen Likes und Kommentaren alleine, die du vielleicht ja tatsächlich bekommst, kannst du deine Miete noch nicht bezahlen.

Ein – zumindest auf den ersten Blick – schnellerer Weg, mit Social Media die E-Mail-Liste aufzubauen, sind sicherlich Werbeanzeigen auf Social Media.

Und ja: Natürlich kannst du, wenn du das entsprechende Geld investieren willst, dir das organische Posten und Interagieren sparen und gleich dein Freebie bewerben.

Doch auch hier gibt es ein großes Problem: Wenn du noch nie vorher eine Werbekampagne geschaltet hast, musst du es erst lernen. Und diese Lernphase wird von den meisten Einsteiger*innen chronisch unterschätzt.

Ich mein: Klar kannst du schnell dein Werbeanzeigenkonto anlegen und deine erste Werbekampagne aufsetzen – doch das heißt nicht automatisch, dass deine Werbekampagne auch wirklich erfolgreich sein wird und dir Newsletteranmeldungen bringen wird.

In den allermeisten Fällen brauchst du Tage, um dich überhaupt im Werbeanzeigenmanager zurechtzufinden

Du brauchst, ich würde sagen, weitere Wochen, um gute Custom Audiences und Lookalike Audiences aufzubauen. 

Du brauchst mehrere Testläufe, bis du überhaupt weißt, welche Grafiken oder Videos am besten funktionieren. 

Und auch ein „Funnel“, falls du einen aufbauen möchtest, steht nicht mit einem Fingerschnipsen, sondern muss über Wochen oder gar Monate optimiert werden.

Das heißt: Die Strategie, deine E-Mail-Liste mit Werbeanzeigen aufzubauen, mag funktionieren. 

Doch mit „schnell“ und „kurzfristig“ hat das in den allermeisten Fällen nichts zu tun. 

Die einzige Alternative, wo ich sagen würde: Ja, so kannst du wirklich relativ schnell mit Social Media deine E-Mail-Liste aufbauen, ist, wenn du die Werbeanzeigen gleich von einem Profi oder einer Agentur machen lässt. 

Doch das kostet – zusätzlich zum Werbebudget noch mindestens eine vierstellige Summe pro Monat – und wird gerade für blutige Einsteiger*innen eher unrealistisch sein.

Tja. Und nun?!

Im Grunde ist der Ansatz von der Grundidee schon richtig: 

Ein sinnvoller Mix aus kurz- und langfristigen Strategien ist das Beste, was alle Neulinge aus meiner Sicht anstreben können.

Nur: Kurzfristige Strategien wären für mich sicher nicht Facebook, Instagram und Co., sondern eher so etwas wie

  • alte Kund*innen kontaktieren

  • sein Netzwerk mobilisieren

  • Freunde, Bekannte, Familie fragen

Nimm dir also eine Stunde Zeit, liste all deine Kontakte auf und schreib ihnen noch heute eine Mail, dass du dich selbstständig gemacht hast und bereit für neue Projekte bist.

Oder von mir aus, dass du jetzt einen Newsletter gestartet hast und dass sie sich anmelden können.

DAS geht wirklich schnell. 

Und ist aus meiner Sicht viel schneller als mit Social Media.

Shownotes:

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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