Social-Media-frei
Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies
Worum geht’s?
In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!
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Ein Jahr Podcast – mein ehrliches Resümee
Im Oktober 2024 wurde mein Podcast ein Jahr alt und ich habe es total vergessen. Aber das macht ja nichts. Somit werde ich heute – leicht verspätet – eine Folge anlässlich meines einjährigen Podcastgeburtstags machen und ein kleines Resümee ziehen.
Im Oktober 2024 wurde mein Podcast ein Jahr alt und ich habe es total vergessen.
Aber das macht ja nichts. Somit werde ich heute – leicht verspätet – eine Folge anlässlich meines einjährigen Podcastgeburtstags machen und ein kleines Resümee ziehen.
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Ja, diesen Podcast gibt es jetzt schon über ein Jahr. Und wenn auch du einer von den Menschen bist, die den Podcast regelmäßig hören, erst einmal vielen, vielen Dank dafür.
Für mich ist das alles andere als selbstverständlich, dass du mir deine Zeit und deine Aufmerksamkeit schenkst.
Und wenn du einer von den Menschen bist, die auch gerade überlegen, ob ein Podcast ein geeignetes Marketingtool für dich sein könnte, wird dieser Rückblick vielleicht spannend für dich.
Meine Idee ist:
Erstens dir einen Rückblick auf das vergangene Jahr zu geben und zu erzählen, wie die Anfänge mit dem Podcast so waren, wie sich der Podcast im Laufe des Jahres verändert hat und, ja, wie es mir jedes Mal dabei ging.
Zweitens möchte ich ein paar Dinge verraten, die ich in dieser Zeit rund um das Thema Podcast-Marketing gelernt habe.
Und schließlich möchte ich dir drittens einen kleinen Ausblick in die nahe Zukunft, in das Jahr 2025 geben und dir auch erzählen, wie du Einfluss nehmen kannst auf die Themen des Podcasts.
Ja, soweit der Plan.
Und starten wir doch gleich mit dem ersten Punkt: dem Rückblick.
Rückblick aufs erste Podcastjahr
Ich hab den Podcast ja im Oktober 2023 gestartet, weil ich mich natürlich grundsätzlich für Social-Media-freie Strategien interessiere. Und ich war dementsprechend erst einmal einfach nur neugierig, was so ein Podcast für mich überhaupt leisten kann.
Ich bin jetzt keine Podcast-Beraterin im strengen Sinn, aber wenn ich mit Kundinnen zusammenarbeite, dann ist mir wichtig, einfach das große Ganze im Blick zu haben und eine Fülle an Strategien zu kennen und anbieten zu können.
Weil ich es immer so doof finde zu sagen: Wenn du keine sozialen Medien nutzt, dann brauchst du unbedingt dies oder das, einen Blog oder einen Newsletter oder was auch immer.
Das ist totaler Blödsinn, weil jeder Mensch unterschiedlich ist, unterschiedliche Stärken und Fähigkeiten mitbringt. Und es kann einfach sein, dass jemand überhaupt nicht so gerne schreibt. Und dann ist natürlich so ein Podcast eine weitere tolle Möglichkeit, mit seinem Thema online sichtbar zu werden und Menschen zu erreichen, ohne Social Media zu nutzen.
Deshalb wollte ich da in erster Linie einfach mal selbst Erfahrungen sammeln.
Aber ich hab nicht damit gerechnet, muss ich sagen, dass mir das Podcasten tatsächlich so gut gefällt und dass ich es auch nicht sonderlich schwer finde, Themen zu finden, da am Ball zu bleiben und einfach regelmäßig neue Folgen zu veröffentlichen.
Ich hab immer von mir gedacht, dass ich eher der schreibende Typ Mensch bin, und das bin ich auch. Aber ich bin gerade mal wieder so im Schreiben meiner Bücher drin, dass ich es eigentlich auch ganz nett finde, mal nicht zu schreiben und mal zu sprechen. Es ist eine ganz gute Abwechslung und Ergänzung und ich hab das Gefühl, ein Podcast macht das Social-Media-freie Marketing auch ein bisschen runder. Zumindest für mich so.
Ja, und als ich im Oktober 2023 den Podcast begonnen hatte, habe ich mich gefragt:
Was könnte für mich ein leichter Start sein?
Denn mir war es wichtig, jetzt nicht gleich nach 5 Folgen wieder aufzuhören (das hatte ich schon bei einem Podcast davor so), sondern das Ganze dann eben auch langfristig zu machen.
Und deshalb habe ich mich dafür entschieden, zu Beginn nur Solofolgen zu veröffentlichen. Ich hatte ja schon seit Jahren einen Blog. Und ich dachte mir: Es wäre doch eigentlich ganz easy, die Texte, die ich eh schon hab, einfach als Grundlage für Podcastfolgen zu nehmen.
Und ich muss im Nachhinein sagen, das war auch tatsächlich eine ganz gute Idee, die ich nur weiterempfehlen kann, also sich zu fragen:
Wie kann ich mir den Start eines Podcasts möglichst leicht machen?
Das wird jetzt vielleicht auch jeder oder jede anders für sich beantworten. Meine Antwort war eben: Ich will die Technik dahinter verstehen und ich will mir eine Routine aufbauen. Da möchte ich mir nicht auch noch gleichzeitig mehr Gedanken als nötig um komplett neue Themen machen müssen.
Deshalb war es für mich total gut, Material zu nehmen, was ich schon hatte.
Und das habe ich auch fast ein halbes Jahr genauso gemacht und jede Woche eine neue Solofolge veröffentlicht, bis ich Anfang 2024 mir gedacht habe: So, jetzt traue ich mich auch an Interviews ran.
Und so begann ich, andere Menschen in meinem Podcast zu interviewen.
Das habe ich einige Wochen so gemacht und dann festgestellt:
Interviews sind super für die Reichweite. Weil Menschen – jetzt nicht immer, aber immer wieder – die gemeinsamen Interviews auf ihren Kanälen teilen und so eben neue Menschen zu meinem Podcast bringen.
Aber ich habe auch gemerkt: Interviews sind viel, viel zeitaufwändiger als Solofolgen. Und diese Zeit kann und, ja, will ich einfach nicht investieren. Der Podcast ist bei mir ein Kanal von mehreren. Und ja deshalb bin ich letzten Endes zu dem Entschluss gekommen, dass ich Interviews mit Solofolgen abwechseln möchte.
Und ich muss sagen: Das ist für mich die perfekte Mischung. Denn Solofolgen sind relativ schnell gemacht. Interviews erhöhen die Sichtbarkeit des Podcasts. Und so ergänzen sich die beiden Formate total super, finde ich.
Ja, im Sommer hat sich dann noch einmal bei mir was geändert. Ich habe eine Zusage von einem Verlag für ein neues Buch bekommen. Und ein paar Wochen später hat sich ein weiterer Verlag für ein weiteres Thema interessiert, sodass ich so mit Schreiben, Exposé erstellen und Leseprobe verfassen beschäftigt war, dass ich zunächst einmal einen Monat in Sommerpause ging, in der mir dann klar wurde:
Ich kann den Rhythmus, jede Woche eine neue Folge zu veröffentlichen, nicht mehr beibehalten. Also ich könnte es vermutlich, aber das wäre dann mehr viel Stress als Spaß und das wollte ich nicht.
Ich möchte den Podcast noch eine Zeit lang machen. Und dafür ist es wichtig, dass ich meine Zeit und meine Energie dafür ganz gut einteile.
Deshalb kommt seit September, du hast es vielleicht schon gemerkt, „nur noch“ alle zwei Wochen eine neue Folge. Und auch wenn schon einige gesagt haben, dass es schade ist, fühle ich mich mit der Frequenz tatsächlich sehr wohl und werde es wohl auch 2025 so beibehalten.
Was ich gelernt habe
Soweit zum Rückblick auf das erste Podcastjahr. Kommen wir zu dem, was ich in dem Jahr gelernt habe.
Erstens: Es gibt verschiedene Formate und Frequenzen. Und es lohnt sich definitiv, sich nicht nur anzugucken, was andere so in ihrem Podcast machen, sondern immer auch zu schauen, mit welchem Format und mit welcher Frequenz man sich selbst gerade am wohlsten fühlt und was auch einfach am besten zu den Zielen, Stärken und der Lebensrealität von einem passt.
Wie gesagt: Ich hab mit Solofolgen begonnen, weil es mir wichtig war, einen möglichst einfachen Start zu haben. Ich hab die Solofolgen dann wöchentlich veröffentlicht, weil es mir wichtig, da eine bestimmte Routine reinzukriegen.
Aber nach ein paar Monaten haben sich ein paar Dinge eben bei mir geändert und deshalb habe ich dann auch das Interview-Format hinzugenommen und die Frequenz ein bisschen runtergeschraubt.
Das ist der große Vorteil eines Podcasts, auch im Gegensatz zu Social Media zum Beispiel: Wir können das Podcasten genauso gestalten, wie wir wollen und immer wieder Anpassungen vornehmen.
Und ja. Das ist eben bei Social Media nicht so. Wenn die Algorithmen etwas von uns fordern, dann müssen wir das eben machen oder wir sind weg vom Fenster.
Das Zweite, was ich im letzten Jahr gelernt habe, ist, wie großartig eigentlich Interviews sind.
Ich hab mich, ehrlich gesagt, zu Beginn ein bisschen davor gefürchtet. Deshalb habe ich es vermutlich auch so lange rausgeschoben. Und auch jetzt denke ich noch, dass Interviewen wirklich eine Kunst für sich ist, die ich gerne viel besser beherrschen würde. Aber es ist definitiv eine Fähigkeit, die man trainieren kann.
Und das Schöne an den Interviews ist, dass man mehr mit anderen Menschen zu tun hat als nur mit Solofolgen.
Gerade beim Social-Media-freien Marketing ist das ja immer eine kleine Herausforderung, in Kontakt mit Menschen zu treten, mal was gemeinsam zu machen und so weiter.
Und der Podcast ist einfach ein toller Anlass, auf Menschen zuzugehen. Manche kommen zu mir und schlagen mir ein Thema vor, manchmal schreibe ich jemanden an. Manchmal nimmt man wieder Kontakt zu jemandem auf, mit dem man schon länger keinen Kontakt mehr hatte, und dann ist das eben eine tolle Möglichkeit, den Kontakt wieder aufleben zu lassen.
Manchmal lädt man Menschen zu sich ein, die dann wiederum mich in ihren Podcast einladen und so entsteht dann eben auch so ein schönes Geben und Nehmen.
Und wie ich schon vorhin gesagt habe, haben Interviews oft eine größere Reichweite als Solofolgen, einfach weil die Menschen, die interviewt werden, diese Interviews dann auch immer mal bei sich teilen.
Seit ich Interviews mache, haben sich Downloadzahlen bei mir zum Beispiel verdoppelt bis verdreifacht.
Insofern: Interviews sind auf so vielen Ebenen eine gute Sache. Gerade wenn man keine sozialen Medien fürs Marketing nutzt, können Interviews da einiges kompensieren.
Und das dritte, was ich in diesem Jahr gelernt habe, ist, dass der Podcast sich zu einer der wichtigsten Säulen in meinem Social-Media-freien Marketing entwickelt hat. Das hätte ich so nicht erwartet. Und bin sehr positiv überrascht. Und sehr überzeugt von Podcasts als Social-Media-freier Marketingstrategie.
Menschen schreiben mir immer öfter, dass sie mich über den Podcast gefunden haben. Oder dass sie sich viele Folgen auf einmal angehört haben und dann meine Kurse gekauft haben.
Das heißt, ein Podcast ist auf so vielen Stationen der Customer Journey wertvoll. Er kann der allererste Kontakt und damit eine gute Ergänzung zu Suchmaschinenoptimierung sein.
Menschen lernen mich durch den Podcast aber auch besser kennen und entscheiden sich so für einen Kauf.
Ausblick auf 2025
Und damit komme ich zum dritten und letzten Punkt: der Zukunft und der Frage: Was dich 2025 in diesem Podcast hier erwartet.
Erst einmal: Stand heute wird es keine großen Veränderungen geben. Mein Plan ist immer noch, alle zwei Wochen eine neue Folge zu veröffentlichen, vermutlich auch weiterhin: Solofolge und Interview im Wechsel.
Doch wenn du willst, kannst du Einfluss auf die Themen des Podcasts nehmen.
Wenn es also etwas gibt, was dich zu Social-Media-freiem Marketing brennend interessiert oder du dir einen bestimmten Interviewgast wünschst, freue ich mich auf eine Nachricht von dir.
Egal, was dich interessiert, du kannst mir deinen Themenwunsch als E-Mail an alex(at)alexandrapolunin.com schicken.
Ja, ich würde mich, wie gesagt, sehr darüber freuen. Denn mir ist wichtig, dass die Themen dieses Podcasts dich weiterhin interessieren und du weiterhin fleißig zuhörst.
Auch 2025.
Shownotes
Unternehmerischer Erfolg ohne Social Media? Interview mit Sascha Boampong
In dieser Folge habe ich Sascha Boampong zu Gast. Sascha hat mehrere Unternehmen gegründet und sich vor einiger Zeit aus Social Media verabschiedet. Warum soziale Medien keine große Rolle an seinem unternehmerischen Erfolg spielten und spielen, wird er uns im Interview verraten.
In dieser Folge habe ich Sascha Boampong zu Gast. Sascha hat mehrere Unternehmen gegründet und sich vor einiger Zeit aus Social Media verabschiedet. Warum soziale Medien keine große Rolle an seinem unternehmerischen Erfolg spielten und spielen, wird er uns im Interview verraten.
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Wie kam es dazu, dass du an so vielen Unternehmen beteiligt bist?
[Alex] Ja, hallo Sascha, ich freue mich sehr, dass du da bist. Du hast unfassbar viele Unternehmen – wahrscheinlich hörst du das oft, wenn du irgendwo interviewt wirst – entweder selbst gegründet oder du bist Teilhaber, wenn ich das richtig interpretiere.
Und ich habe mal auf deiner Website geguckt, das ist ja wirklich bunt gemischt von SEO-Agentur bis zu bindungsorientierter Umgang mit Kindern. Wie kommt es dazu, dass du bei so vielen Unternehmen einsteigst oder da einfach mitmischst? Wie kommt es dazu?
[Sascha] Ja, also erstmal danke für die Einladung, Alex. Und tatsächlich kriege ich die Frage relativ häufig gestellt und es war auch nicht so geplant.
Also ich bin jetzt nicht auf die Welt gekommen und habe gesagt, ich möchte gerne viele Unternehmen gründen. Das ist tatsächlich eher durch Zufall passiert, weil ich ja durch meine Vergangenheit so ein bisschen als derjenige, der das digitale Nomadentum in Deutschland vorangebracht hat, also das ortsunabhängige Arbeiten, gemeinsam mit meinem Kumpel und Geschäftspartner Timo, irgendwann an einem Punkt war, wo wir anderen Selbstständigen geholfen haben oder Leute, die in die Selbstständigkeit starten wollten.
Und dann hatten wir irgendwann so viele Kunden und haben dann gemerkt, oh wow, da sind wirklich tolle Menschen dabei, mit denen man irgendwie weitermachen möchte.
Und wir haben so ein Mentoring-Programm gehabt, dann haben wir überlegt, wie kann man weitermachen und dann war irgendwann der Gedanke, lass uns doch mal mit denjenigen, wo wir das Gefühl haben, das passt ganz gut und die haben das Potenzial, irgendwie Deals machen, dass wir vielleicht einfach eine längerfristige Kooperation machen und dann gründen wir gemeinsam einfach Unternehmen.
Und so habe ich dann irgendwie, ja völlig zufällig, so Minderheitsanteile an Unternehmen bekommen, dadurch, dafür, dass wir weiterhin dann die Beratung machen. Also anstatt Honorarberatung einfach zu sagen, wir machen Beratung gegen Anteile.
Und dann ist innerhalb von wenigen Jahren, ja sind da, ich glaube jetzt inzwischen, also diejenigen, die du gesehen hast, das sind noch nicht mal alle, insgesamt sind es glaube ich neun Beteiligungen.
Entweder tatsächlich echte Firmenbeteiligung, so wirklich als Gesellschafter, oder tatsächlich Umsatzbeteiligung, wenn wir jetzt nicht gemeinsam mit den Geschäftspartner*innen gegründet haben.
[Alex] Und bist du dann auch so richtig drin in den Themen? Also SEO, Erziehung, sind das alles so Dinge, die dich interessieren oder wie kommt es dann immer dazu?
[Sascha] Also thematisch bin ich natürlich nicht überall drin, das funktioniert auch nicht.
Ich sehe mich tatsächlich auch eher in der Funktion, dass ich die unternehmerischen Themen, in den unternehmerischen Themen berate, weil wir haben es halt selber geschafft, ich sag mal mit 200 Euro Startkapital ein recht profitables Unternehmen zu gründen und dann ja auch mehrere große Projekte.
Das heißt, ich betrachte so ein bisschen das unternehmerische Design, Marketing, Vertrieb, das Produkt und Teamaufbau. Und da kann ich, glaube ich, sehr gut unterstützen. Die Menschen, mit denen wir gegründet haben, die sind natürlich weiterhin Profis auf ihrem Gebiet. Und da kann und will ich dir nicht reinreden.
Aber es sind natürlich Dinge, die ich unterstütze, wo ich sage, okay, SEO ist was. Das ist natürlich ein Thema, das ist sowieso irgendwie immer präsent.
Das Thema Erziehung, bindungsorientierte Erziehung, das ist natürlich auch was, das jetzt gerade, vor allem seitdem ich Vater bin, habe ich noch mehr Verständnis dafür. Das heißt, da denke ich, okay, das sind Projekte, die ich halt auch einfach gerne unterstütze, aber halt nicht inhaltlich, was so die Fachexpertise angeht, sondern eher, was das Unternehmerische angeht.
Welche Rolle spielen soziale Medien im Unternehmertum?
[Alex] Was ich ja total spannend finde, und da habe ich dich ja auch schon im Buch interviewt, dass du sagst, dass soziale Medien eigentlich gar keinen so großen Anteil an deinem unternehmerischen Werdegang und Erfolg hatten. Und das würde ich jetzt nochmal genauer gerne hören. Warum ist das so?
[Sascha] Ja, warum ist das so? Also wir haben gestartet oder sind gestartet 2016 mit dem „Digitale Nomaden“-Podcast. Da hatten wir keine Reichweite, uns kannte niemand und da haben wir natürlich überlegt, was können wir machen.
Und wir haben selber gerne Podcast konsumiert und deswegen war das auch unsere Strategie, einen Podcast zu starten. So, jetzt bringt es aber ja nichts, einfach einen Podcast zu starten, den hört ja keiner.
Also was haben wir gemacht? Wir haben dieses Interviewformat gewählt, was heute gang und gäbe ist, aber damals noch sehr besonders war.
Das heißt, wir haben uns die Menschen eingeladen, die selber schon oft Podcaster waren oder auf irgendeine andere Art und Weise eine Reichweite hatten. Du nennst es ja Other People's Audiences, glaube ich. Die OPA-Strategie.
Und genau das haben wir gemacht. Wir haben uns also primär die Reichweite von anderen geborgt, haben die auf eine Bühne gehoben und als Dankeschön haben die das dann geteilt in ihrem Netzwerk.
Und das heißt, dafür war Social Media gar nicht notwendig. Wir haben das dann nebenbei gemacht, irgendwie Facebook und Instagram. Ja, so halbherzig, so richtig gefallen hat es mir eigentlich nie. Und es war auch nicht wirklich elementar für den Aufbau der Reichweite, weil dafür waren wir dann doch primär einfach auf den Podcast fokussiert und das hat sehr, sehr gut funktioniert und funktioniert, glaube ich, heute auch immer noch genauso gut.
[Alex] Das heißt, wie habt ihr das dann gemacht? Ihr habt die Menschen interviewt und habt ihr sie dann gebeten, die Folge zu teilen oder habt ihr das von selbst quasi freiwillig gemacht?
[Sascha] Ja, das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass wir beides gemacht haben.
Das heißt, ich habe zum Beispiel, wenn ich jetzt gefragt hätte, hey Alex, ich lade dich jetzt ein in meinen Podcast, hast du Lust?
Wenn dir die Folge gefallen hat, das Interview, würdest du es denn teilen? Und wenn ja, kannst du mir ja sagen, wo? Also irgendwie keine Verpflichtung musst du nicht tun. Ich sage jetzt nicht, das musst du aber teilen, nur dafür darfst du jetzt hier ins Interview.
Aber was wir halt früh gemerkt haben, ist, dass wir da recht intentionslos rangegangen sind. Also wir hatten niemals die Intention, ah ja, jetzt schnappe ich mir die Reichweite von der Alex und dann teilt sie das bestimmt. Und ich glaube, das spürt das Gegenüber.
Und deswegen haben die Leute das gerne geteilt, weil wir halt einfach gesagt haben, hey, wir laden dich gerne ein, du kannst über deine Themen reden. Und dann haben 90 Prozent das einfach gerne geteilt, weil wir, ich glaube, einfach den Menschen gesehen haben und nicht nur seine Reichweite.
Und das ist, glaube ich, auch heute noch wichtig, da nicht zu taktisch zu denken. Natürlich ist es nett und es freut uns, wenn es geteilt wird, aber ich erwarte das nicht, sondern ich habe die Menschen eingeladen, die ich eh interessant finde oder fand und dachte, die bräuchten auch eine Bühne und die haben das dann sehr, sehr gerne geteilt, einfach vielleicht auch, weil es nicht so pushy war, bitte teil das danach und sag mir Bescheid, wo du es teilst. Das haben wir nicht gemacht.
[Alex] Das finde ich auch schön, dass man auch so locker und entspannt rangehen kann und sich das auch irgendwie natürlich entwickeln darf und man da auch gar nicht so pushen muss, wie du sagst.
Du hast gerade gesagt, du hast oder ihr habt Social Media so halbherzig genutzt. Was meinst du damit? Wart ihr dort, weil ihr dachtet, ihr müsst da jetzt sein?
[Sascha] Ja, genau so. Also wir dachten, man muss da sein. Das war ja so dann die Zeit, wo, keine Ahnung, kamen auch so die ersten Funktionen mit Live und Storys und was weiß ich nicht was.
Und ich habe das dann auch mitgemacht, aber ich habe immer gespürt, das fühlt sich irgendwie nicht richtig an für mich.
Also ich weiß nicht, ich kann nicht mal sagen, warum. Aber es ist ja auch eine künstliche Situation, sich vor dem Mikrofon alleine zu setzen. Also im Gespräch, jetzt im Dialog geht das, finde ich. Aber alleine finde ich es auch immer noch, es ist immer noch eine Herausforderung.
Aber mit einer Kamera im Gesicht alleine, das fand ich noch weirder. Und vor allem in Situationen, wo es gar nicht um das Thema ging, sondern viel auch im Alltag.
Und ich wollte meinen Alltag eigentlich gar nicht begleiten, denn ich habe es nicht verstanden. Warum soll ich denn jetzt zeigen, was ich gerade esse, wo ich gerade bin, wie ich mit meinem Hund spazieren gehe. Das waren für mich so auch intime Momente und private Momente. Da habe ich mich immer gefragt, möchte ich das wirklich? Und es hat sich selten richtig angefühlt. Und deswegen war das halbherzig.
Ich habe gedacht, ja, okay, ich mache es mal, weil die anderen machen das auch. Aber es hat mir nie richtig Freude bereitet und macht es heute auch nicht wirklich.
Und gerade bei diesen Shortform-Formaten, die ja auch so kurzlebig sind, hatte ich das Gefühl, okay, du musst relativ viel machen, weil das ist ja auch nach 24 Stunden wieder verschwunden maximal.
Das heißt, du musst von der Frequenz immer viel geben, weil ansonsten verlierst du da so ein bisschen die Sichtbarkeit und das hat mich dann so gestresst. Ja, und ich habe es aber nie richtig gemacht und es war aber auch nicht wichtig, spannenderweise, weil andere Kanäle viel, viel wichtiger waren, wie zum Beispiel E-Mail.
Die Rolle der Tochter und Social Media
[Alex] Ja, darüber können wir gleich auch nochmal reden. Du wurdest vor einiger Zeit auch Vater, hast du, glaube ich, auch gerade nochmal erwähnt. Hat deine Tochter auch irgendwas an deiner Haltung zu Social Media geändert?
[Sascha] Hat meine Tochter was an der Haltung geändert? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich habe aber natürlich überlegt, okay, in was für eine Welt soll sie eigentlich hineingeboren werden? Und ich habe gesehen, wie Social Media nicht nur social ist, sondern die Welt auch spaltet. Durch Algorithmen, durch große Konzerne, die natürlich andere Interessen vertreten, die Algorithmen, die dafür sorgen, dass wir uns in Mikrobubbles befinden und ja, irgendwie gar nicht mehr gemeinsam einen Diskurs anfangen, sondern maximal noch auf die anderen mit Steinen werfen und das war's.
Da habe ich gesagt, okay, da möchte ich kein Teil von sein. Ob meine Tochter jetzt einen großen Anteil daran hat, weiß ich nicht, aber ich weiß auf jeden Fall, dass ich mir gedacht habe, ich hoffe, dass wenn sie größer ist und Zugang zu diesen Medien haben darf, dass sie dann nicht mehr Social Media so erleben muss, wie wir es jetzt erlebt haben in der letzten Zeit.
Weil ich glaube einfach, dass es eine bessere Form gibt, Social Media wirklich zu nutzen. So wie es vielleicht am Anfang auch mal gedacht war und so wie es am Anfang vielleicht auch war.
So die ersten Jahre, ich weiß nicht, wie es dir da ging, Alex, aber ich fand es, da war es noch so, okay, ich folge meinen Freunden, ich schaue, was die machen und das war es so. Viel mehr ist da nicht passiert. Das war wirklich social, weil dadurch war ich in Kontakt zu Menschen, die ich sonst lange nicht gesehen habe. Es war eigentlich eine tolle Zeit, aber davon ist nicht mehr viel übrig geblieben.
[Alex] Also für mich war der Cut so 2018, als da diese große Facebook-Änderung kam und als emotionalisierende Inhalte dann auf einmal am meisten ausgespielt werden mussten und es dann darum ging, diese emotionalisierenden Inhalte zu erstellen, das war für mich so der Cut, wo sich vieles verändert hat und wie diese sozialen Medien, die wir jetzt so kennen, quasi entstanden sind für mich.
[Sascha] Ja, ja.
Ethische Überlegungen zu Social Media
[Alex] Höre ich das denn richtig raus, dass für dich dann auch ethische Überlegungen bei der Frage Social Media ja, nein spielen? Wenn du sagst, in welcher Welt will ich leben oder will, dass meine Tochter lebt?
[Sascha] Ja, absolut. Also ich würde sogar sagen, dass das der Hauptgrund ist. Also das eine ist ja, dass ich es nicht genieße, eine Kamera an mein Gesicht zu halten und den ganzen Tag Storys zu machen. Das ist mein eigenes Ding.
Aber wenn ich sehe, was gesellschaftlich passiert ist, eigentlich müssten wir ja jetzt viel näher beieinander sein, weil wir die Möglichkeit haben, komplett global vernetzt zu sein. Aber das Gegenteil ist passiert. Wir sind gespalten.
[Sascha] Und das ist für mich tatsächlich eine ethische Frage. Und wenn man überlegt, wir haben da eigentlich einen großen Konzern aktuell oder vielleicht sind es jetzt auch zwei mit TikTok, ich weiß gar nicht, wer dahinter steckt, irgendein chinesischer Konzern, die halt eine Macht haben, die sich viele Staaten wahrscheinlich wünschen und die einfach die Möglichkeit haben, die Gesellschaft zu beeinflussen.
Und das meiner Meinung nach natürlich nicht nur für positive Zwecke nutzen, sondern primär zur Profitgenerierung. Und da sind dann ja alle Mittel recht. Da weiß ich nicht, ob es so gedacht ist, dass wir diesen... Konzernen unsere Daten zur Verfügung stellen und die wissen ja tatsächlich mehr als wir selber oder als unsere Liebsten nachher über uns, wenn man so viele Datenpunkte sammelt, daraus Profile erstellt und dann Algorithmen so programmiert, dass sie uns genau das ausstrahlen, worauf wir reagieren, dann ist das schon, finde ich, eine gefährliche Geschichte.
Und ich wünsche mir eigentlich, dass man mehr darüber spricht. Und das passiert mir eigentlich noch zu wenig. Ich glaube, immer mehr. Und du klärst da ja auch sehr viel auf jetzt. Aber ich habe das Gefühl, dass der Normale, in Anführungszeichen, der sich jetzt nicht auch beruflich mit sozialen Medien beschäftigt, sondern das hauptsächlich privat nutzt, oft gar nicht spürt, dass er oder sie eigentlich das Produkt ist.
[Alex] Ich finde das immer so überraschend, wenn ich mit Menschen spreche, die gar nicht selbstständig sind und die noch nie den Facebook-Manager zum Beispiel kennen und genutzt haben.
Wenn ich denen erstmal erkläre, so die ganzen Targeting-Möglichkeiten, die meisten haben überhaupt keine Vorstellung davon, wie mächtig das eigentlich ist und wie eigentlich alles, was sie ausmacht, getargetet werden kann.
Ich glaube, ganz vielen Menschen fehlt da einfach das Verständnis. Ist schon so, würde ich auch so sehen.
[Sascha] Ja, ich glaube, Meta möchte jetzt auch nicht unbedingt, dass jeder erfährt, was da möglich ist.
Ich meine, das Targeting hat sich natürlich auch ein bisschen verändert. Also ich kenne wirklich auch noch die Zeiten teilweise, wo du nach Haushaltseinkommen und so weiter targeten konntest. Das war ja richtig extrem.
Es hat sich ein bisschen verändert. Glücklicherweise auch dadurch, dass bestimmte Firmen, auch wie Apple zum Beispiel, mit ihren Datenschutzbestimmungen dafür gesorgt haben, dass eben nicht mehr so viele Daten geteilt werden mit diesen Unternehmen.
Das finde ich auch sehr, sehr gut, aber trotzdem ist es immer noch krass, was man da einstellen kann. Und wenn die meisten das wüssten, weiß ich nicht, ob sie noch so sorglos mit solchen Diensten umgehen würden. Also ich glaube eher nicht.
Wie kam es zum Social-Media-Ausstieg?
[Alex] Ja, ich habe es ja schon im Intro gesagt, du hast es ein bisschen angedeutet. Dann bist du mehr oder weniger aus sozialen Medien raus vor einiger Zeit. Wie kam es genau dazu? Gab es einen konkreten Anlass? Hat sich das entwickelt? War das ein Prozess? Nimm uns mal mit.
[Sascha] Gute Frage. Ich glaube, es war tatsächlich ein Prozess. Also ich habe schon länger gespürt, da ist irgendwas. Ich konnte es aber nicht so ganz beschreiben. Das war so ein diffuses Unwohlsein bei der Nutzung von sozialen Medien.
Und obwohl ich mir dessen allen bewusst war, was da so passiert und dass da Algorithmen sind und dass Menschen sich auch teilweise natürlich inszenieren, weil es funktioniert halt einfach nicht, dass du zu 100% authentisch bist, sondern gerade bei Selbstständigen und Unternehmer*innen ist es natürlich auch so, dass sie das als Plattform nutzen und am Ende haben sie irgendeinen Zweck, irgendein Ziel.
Das heißt, sie zeigen auf dieser Vorderbühne natürlich nur eine bestimmte Seite von sich und trotzdem hat das was in mir getriggert. Also ich habe gemerkt zum Beispiel, in Momenten, wo es mir nicht so gut ging und wenn ich dann Social Media genutzt habe und andere erzählen mir, wie wunderbar ihr Leben gerade ist und wie toll und so weiter, dass ich mich nicht besser gefühlt habe.
Und es wurde mir dann immer, es wurde mir irgendwann einfach zu viel und auch zu extrem, weil es wurde auch immer lauter, immer extremer und ich hatte das Gefühl, der Algorithmus hat natürlich dann auch verstanden, worauf ich emotional reagiere und das nicht nur positiv und hat mir dann immer mehr davon ausgespielt und dann fühlte ich mich eigentlich, je mehr ich konsumiert habe, immer schlechter und dann habe ich irgendwann gesagt, das macht für mich keinen Sinn mehr. Und ich will auch nicht Teil dieses Spiels sein, dieser Inszenierung, weil ich kenne sehr, sehr viele Menschen in dieser Online-Bubble und was ich gesehen habe bei Social Media, entsprach einfach nicht dem, was ich wusste, wenn ich mich mit den Menschen persönlich ausgetauscht habe.
Das heißt, da wird gelogen, da wird inszeniert. Und das einfach nur, um am Ende dafür zu sorgen, mehr Sales zu machen, mehr Verkäufe.
Und allgemein hatte ich das Gefühl, dass es nicht mehr darum ging, ehrlich den Menschen verschiedene Seiten von sich zu zeigen, sondern das ist wirklich ein reines Marketing- und Verkaufsinstrument geworden. Und zwar auf eine sehr manipulative Art und Weise, wie ich finde. Und da habe ich dann irgendwann gespürt, das passt für mich nicht mehr. Ich kann nicht mehr Teil des Ganzen sein. Weder als Produzent und noch weniger eigentlich auch als Konsument, weil das mir nicht gut tut.
Also eigentlich tun mir beide Seiten nicht gut. Die Produzenten- und die Konsumenten-Seite haben mir nichts Gutes, nicht mehr gut getan. Da habe ich gesagt, okay, ich muss einen Cut machen.
[Alex] Und wie sah der Cut genau aus? Wie bist du da vorgegangen?
[Sascha] Ich bin sehr radikal, ehrlich gesagt. Das entspricht so ein bisschen meinem Persönlichkeitstyp. Ich kann einfach von einem Tag auf den anderen damit aufhören und so habe ich es dann auch gemacht.
Also ich habe wirklich alle Social-Media-Profile gelöscht. LinkedIn, Facebook, Instagram, obwohl ich gute Reichweiten und so weiter auch teilweise hatte, weil ich ja auch mit der Zeit einfach in dieser kleinen Mikronische des ortsunabhängigen Arbeitens und so recht bekannt war.
Aber ich habe halt einfach gesagt, okay, ich gehe jetzt und tschüss, das war's. Es gab vorher noch eine dreistündige Podcast-Folge, die ich dazu aufgenommen habe. Ich weiß nicht, vielleicht hast du die sogar gehört, mit meinem guten Freund Robin Stolberg.
Da haben wir auch gesprochen über das Ende der Manipulation, so haben wir es, glaube ich, sogar genannt. Und da habe ich schon meine Gedanken geteilt.
Das war kurz bevor ich alle Social-Media-Kanäle gelöscht habe, weil ich da auch das erste Mal so auf deine Inhalte gestoßen bin und auch auf die Inhalte von vielen anderen Content-Creators, die sich so ein bisschen mit dem Thema Marketing kritischer auseinandergesetzt haben.
Und ich gehörte eigentlich auch immer zu denen, die so dieses amerikanische Marketing ganz toll fanden und gedacht haben, ach Mensch, ich kannte ja vorher nichts vom Marketing und habe dann gelernt von denen und war überrascht, wie gut das funktioniert.
Bin aber selten an den Punkt gekommen, mal zu hinterfragen, was macht das mit mir und was macht das auch mit anderen Menschen und was für psychologische Techniken bediene ich mich da eigentlich?
Und da habe ich für mich gesagt, okay, jetzt muss ich aufhören, sowohl mit dem dunklen Marketing als auch mit dem ganzen Social-Media-Kram, weil es gehörte für mich irgendwie dann zusammen und dann habe ich radikal einfach alles gelöscht und habe gesagt, so, es reicht, ich brauche das sowieso nicht mehr.
Ich war da schon aus allen operativen Angelegenheiten aus den Unternehmungen raus und habe es bis heute nicht bereut. Es ist noch nicht ewig lang her, ich weiß nicht genau, ich habe jetzt nicht mal ein Datum oder so im Kopf. Ich gucke gerade hier oben auf das aktuelle Datum, lass es vielleicht jetzt irgendwie neun Monate her sein. Es ist also noch nicht so lang her.
FOMO vs. JOMO
[Alex] Ich habe viele Fragen. Die erste Frage, hast du nie FOMO gehabt?
Ich habe jetzt auch vor kurzem wieder so eine Umfrage gemacht in meinem Newsletter „Was ist so die größte Herausforderung?“ und ganz, ganz viele Menschen schreiben, sie haben so Angst, irgendwas zu verpassen, Möglichkeiten zu verpassen, Kunden zu verpassen, Aufträge zu verpassen, Trends zu verpassen. Hattest du das auch?
[Sascha] Nein.
[Alex] Warum nicht?
[Sascha] Das liegt auch so ein bisschen an meinem Lifestyle. Ich bin kein FOMO-Typ, sondern ich bin JOMO-Typ. Das heißt, ich habe wirklich Joy of missing out.
Auch bevor ich dieses Wort überhaupt kannte, war es schon immer so. Ich bin auch derjenige, der nicht zur Party kommt oder bei bestimmten Veranstaltungen einfach, nein, ich höre mir nicht den Vortrag an, nein, ich komme da nicht.
Ich habe schon immer gerne irgendwann für mich entdeckt, Nein zu sagen und Ja zu mir selbst. Und ich habe keine Angst, was zu verpassen, weil im Leben ist es immer so, egal, was ich mache, ich werde immer irgendetwas anderes verpassen. Das heißt, it's part of the game. Es gibt keine Möglichkeit, alles mitzumachen. Ich will das auch gar nicht, sondern das Wichtigste ist, was fühlt sich für mich gerade richtig an.
Und wenn ich das habe und so mit mir verbunden bin, dann habe ich nicht die Angst, oh, woanders könnte es jetzt gerade besser sein, sondern da, wo ich jetzt gerade bin, ist es am besten, weil ich mich dafür entschieden habe.
Das ist eher eine Geisteshaltung für mich und deswegen habe ich das eben nicht, dass ich sage, oh, ich habe dieses FOMO-Ding, weil selbst wenn ich mich gegen Social Media entscheide, dann entscheide ich mich ja dafür, zum Beispiel woanders einfach mehr Zeit investieren zu können.
Und ich habe inzwischen auch viel, viel tiefere Bindungen zu anderen Menschen wieder, weil ich telefoniere mehr, ich treffe mich mehr mit den Menschen, wir haben tiefere Verbindungen und nicht, ah, ich habe das Gefühl, ich weiß, was du gerade machst, weil ich habe deine letzten 200 Storys gesehen, sondern ich habe nichts von dir gesehen, also nehme ich das Telefon in die Hand und rufe dich an und dann sprechen wir mal eine Stunde, anderthalb und ich frage dich einfach mal, wie geht es dir?
Und auf einmal merkt man auch, ich habe nur mit ganz wenigen Menschen Austausch, aber sehr intensiv. Und 90 Prozent der Menschen, mit denen ich so einen Pseudo-Austausch auf Social Media hatte, zu denen hatte ich eh keine echte Verbindung. Das war so eine, okay, wir sind hier connected, weil wir folgen uns irgendwie. Aber in Wirklichkeit, wenn ich Geburtstag habe oder im Krankenhaus liege, dann bist du wahrscheinlich auch nicht die Person, die hier ist. Das sind dann andere Menschen. Und deswegen, ich brauche nicht Verbindungen zu tausend, also tausend oberflächliche Verbindungen zu Menschen, Sondern ich hätte gerne fünf bis zehn echte Verbindungen zu Menschen, die mir wirklich am Herzen liegen und denen ich am Herzen liege.
Und das ist mir viel wichtiger. Und deswegen habe ich kein FOMO, sondern das hat mein Leben eher bereichert. Und ich verpasse gerne viel Oberflächlichkeit dafür, dass ich viel Tiefe in mein Leben holen konnte.
[Alex] Wie können wir diesen inneren Buddha aktivieren? Für diejenigen, der diese Persönlichkeit nicht haben.
[Sascha] Hatte ich auch nicht immer. Das war nicht schon immer so. Es kam auch erst später. Ich habe es halt einfach übertrieben. Also bei mir ist wahrscheinlich das Problem, ich war wieder sehr extrem und war mit allen connected und überall und ha ha ha und auf allen Bühnen und toll und habe dabei so ein bisschen verlernt, auf meinen Körper zu hören und auf meine Intuition.
So, weil ich einfach überall dabei sein wollte und dachte, das muss so. Und ich habe dann mal eine Veranstaltung moderiert vor 1000 Leuten. An der stand ich acht, neun Stunden auf der Bühne. Das war die „Digitale Nomaden“-Konferenz 2017.
Das war so ein großes Ziel von mir, die zu moderieren. Und dann war ich der Moderator, neun Stunden auf der Bühne. Das war super anstrengend. Und dann habe ich gemerkt, eine Woche danach bin ich eigentlich nur mit meinem Fahrrad durch den Wald gefahren und wollte mit niemandem mehr reden.
Ich bin in so ein tiefes Loch gefallen, weil ich halt vorher mir so viel Dopamin und alles geholt habe. Und dann ging es halt komplett in die andere Richtung.
Und da habe ich das erste Mal hinterfragt, okay, ist das jetzt eigentlich nur so ein Ego-Ding und dass du es ganz toll findest, dass du die Person bist, die da auf der Bühne rumhüpft und auf die alle schauen und dann ist mir klar geworden, ich bin gar nicht so extrovertiert, wie ich dachte.
Also ich dachte immer, ich ziehe ganz viel Energie daraus, mich mit Menschen zu umgeben, aber ich habe gemerkt, nein, es gibt mir überhaupt keine Energie, sondern ich bin eigentlich sehr gerne mit mir.
Ich habe eine Seite, die funktioniert ganz gut, ich kann eine Rampensau sein, aber das entspricht gar nicht meinem Naturell im Sinne von, das mache ich am liebsten den ganzen Tag wie manche Menschen, die sich super gerne connecten und super gerne irgendwie auf Bühnen stehen, sondern ich habe das gelernt, aber das ist nicht natürlich.
Und das war für mich dann so diese Erkenntnis, okay, dann muss ich das im Digitalen eigentlich genauso handhaben. Und dadurch bin ich dann irgendwann so ein JOMO-Typ geworden, weil ich gemerkt habe, ich liebe es einfach ein langweiliges, unaufgeregtes Leben zu führen.
Und ich liebe es auch Dinge zu verpassen, weil ich am meisten Freude habe ich in der Stille oder mit meiner Family oder wenn wir einfach spazieren gehen, aber nicht, wenn Halligalli ist. Und Social Media ist mehr als Halligalli.
Wie hat dein Umfeld auf den Social-Media-Ausstieg reagiert?
[Alex] Wie hat denn dein privates oder berufliches Umfeld dann reagiert, als du zum Beispiel diese Folge gemacht hast? Du hast gesagt, drei Stunden hast du erzählt, dass du dich von sozialen Medien verabschieden möchtest oder wie du die empfindest und als du dann weg bist, was für Reaktionen kamen da?
[Sascha] Da gab es unterschiedliche Reaktionen. Also im Privaten war es gar nicht so ein großes Thema, weil die meisten Menschen, mit denen ich da Kontakt hatte, da haben wir über Social Media gar nichts gemacht. Das war einfach … ist bis heute so. Wir sind so eng verbunden, dass Social Media keine Rolle spielte.
Im beruflichen Kontext war es interessanterweise so, dass die meisten gesagt haben, oh wow, das würde ich auch gerne.
Es hat niemand gesagt, wie kannst du nur, verstehe ich nicht, habe ich noch nie gehört, sondern ganz im Gegenteil, die meisten haben gesagt, ich würde das auch so gerne, aber, naja, und dann kommen die x Gründe, warum sie es eben nicht können.
Und das mag für manche tatsächlich auch der Fall sein. Ich will das nicht mit einem absprechen. Ich will nicht sagen, jeder kann jetzt Social Media löschen und das hat keine Auswirkungen auf ihr Business. Ich habe mein Business halt so designt oder mein Unternehmerleben, dass es nicht abhängig davon ist, dass ich den ganzen Tag den Marketingonkel spielen muss, sondern dass ich anders mein Geld verdiene.
Wäre es jetzt noch abhängig von mir als Personal Brand gewesen und ich hätte super viel Kunden über Social Media gewonnen, dann würde es mir wahrscheinlich auch schwerer fallen. Aber das war nicht der Fall.
Aber ich habe gespürt, dass es anderen auch so geht. Und es ist ja auch kein Geheimnis mehr, spätestens seit The Social Dilemma, was viele dann auch auf Netflix gesehen haben, wissen eigentlich auch viele gerade in diesem Online-Business-Space, was Phase ist.
Und ich glaube, eigentlich wissen sie es noch mehr, weil sie es auch von dieser Produzentenseite nutzen und auch eben doch wissen, was man im Werbeanzeigenmanager alles so eingeben kann. Und kaum einer fühlt sich richtig gut.
Also gerade diejenigen, meine Freunde, die wirklich große Reichweiten haben, haben mich eigentlich am meisten beneidet. Weil die sind gefangen in so einem Hamsterrad aus, okay, ich habe mir das jetzt hier aufgebaut. Und dann hat man so dieses Sunk-Cost-Fallacy, wo man denkt, okay, wenn ich das schon alles aufgebaut habe, dann kann ich jetzt nicht mehr aufhören. Ich kann das jetzt nicht zerstören. Es ist zu groß geworden. Ich kann das nicht mehr anhalten.
Und ja, mit denen habe ich mich sehr intensiv ausgetauscht. und dann haben wir eigentlich viel auch darüber gesprochen, okay, wie sieht es denn bei dir aus? Ist Social Media wirklich so wichtig für dein Business?
Und dann sind wir mal tiefer reingegangen und bei den meisten kam raus, nee, eigentlich ist es das auch nicht. Die meisten gewinnen eben kaum Kunden über Social Media. Sie haben zwar große Reichweiten, aber der Prozess, dass die Leute sich wirklich dafür entscheiden, nachher Kund*innen zu werden, der passiert oft gar nicht über Social Media, sondern über Long-Form-Content-Kanäle, wo es tiefer geht. Und das ist, glaube ich, für viele eine spannende Erkenntnis gewesen.
Deswegen habe ich auch viele inspiriert, unter anderem auch meinen Kumpel Robin, den ich eben gerade schon erwähnt habe. Der hat dann auch aufgehört mit Social Media. Wir haben fast zeitgleich aufgehört. Der hat auch gesagt, es war eine der besten Entscheidungen in seinem Businessleben.
Marketingstrategien ohne Social Media
[Alex] Du hast selbst ja einen Podcast und einen Newsletter und bist jetzt auch seit neuestem auf YouTube unterwegs. Magst du mal so erzählen, was so die Beweggründe sind, diese Plattform oder diese Strategien zu nutzen für dich?
Also gerade YouTube, könnte man vielleicht auch sagen, ist auch ein Social-Media-Kanal oder siehst du das nicht so? Ist das für dich eher eine Suchmaschine?
[Sascha] Ja, also so eine Mischung aus beiden, wobei primär Suchmaschine. Jetzt ist es so, ich konsumiere YouTube auch nicht so, dass ich jetzt immer die neuesten Videos angezeigt bekomme, also dieser Algorithmus der mir irgendwas vorschlägt, das habe ich schon seit Jahren ausgeschaltet.
Das heißt ich habe dafür irgendwelche Plugins oder Einstellungen gewählt, so dass ich das auch nicht sehe, sondern ich selber ganz bewusst Menschen abonniere oder halt in das Suchfeld eingebe, was ich gerade sehen möchte.
Das heißt, in meiner Wahrnehmung ist das keine, ist da kein Algorithmus mehr, der versucht mir irgendwas vorzuschlagen. Ich weiß aber wohl, dass es bei anderen so ist. Aber ich persönlich habe mich dafür entschieden, weil ich gemerkt habe, ich konsumiere fast nur noch Longform-Content.
Also wenn ich Podcasts höre, dann müssen die gefühlt schon 90 Minuten sein oder drei Stunden ist auch kein Problem. Und dasselbe bei YouTube. Und ich lese auch gerne, deswegen habe ich auch all deine Blogartikel zum Beispiel durchgelesen, weil ich gemerkt habe:
Seit ich mich von Social Media verabschiedet habe, habe ich auch wieder die Aufmerksamkeitsspanne, die Ruhe und die Möglichkeit, so ein Content zu genießen. Und ich ziehe da viel mehr draus und deswegen habe ich gesagt, okay, wenn ich Menschen anziehen möchte, die ähnlich ticken wie ich, dann nutze ich einfach die Kanäle, die ich selber gerne konsumiere.
Und ich liebe Podcasting und ich mag auch YouTube und ich schreibe auch gerne und genau, da versuche ich mich so ein bisschen, das ist ja alles so mein Hobbyprojekt, weil ich muss jetzt kein Geld damit verdienen, auch wenn ich das tue und ich teilweise Produkte habe, aber es ist nicht so, dass dieses Content-Marketing jetzt dem dient, dass ich die Leute irgendwie in den Funnel packe und denen was verkaufen muss und so weiter, sondern ich merke, das ist für mich inzwischen mehr Kunstform und ich entdecke mich da gerade wieder neu, ich tappe auch immer wieder in diese Falle, dass ich dann doch denke, ah, Marketing, was könnte ich da machen und dann kommt immer wieder diese Stimme in mir und die sagt, nein Sascha, du musst jetzt hier nicht wieder versuchen, irgendeinen Funnel zu bauen und dies zu machen, sondern ich will eigentlich echte, authentische Verbindung zu Menschen, weil so haben wir angefangen, 2016.
Wir haben von Anfang an mit unserem Podcast damals …, wir haben kostenlose Meetups veranstaltet, wir haben Reisen, Events, Seminare veranstaltet, wo es immer darum ging, dass wir in einem echten, authentischen Austausch auf Augenhöhe den Leuten begegnen und nicht, ich bin hier der, keine Ahnung, der Mensch, der die Weisheit mit Löffeln gefressen hat und du hörst mir jetzt zu als meine Hörerin oder mein Hörer, sondern lass uns doch mal austauschen, lass uns in den Austausch gehen.
Und ich habe das Gefühl, dass ich das mit diesen Kanälen sehr gut kann. Und das spüre ich auch jetzt wieder. Ich habe eine sehr kleine Reichweite, aber ich habe noch nie so viel Feedback auf meinen Content bekommen wie jetzt. Also ich habe früher wahrscheinlich das, keine Ahnung, hundertfache, wenn nicht sogar noch mehr an Reichweite. Es waren wirklich gigantische Reichweiten. Millionen Podcast-Downloads.
Heute hören ein paar hundert Leute meine Podcasts. Aber der Austausch ist noch viel intensiver geworden. Und da habe ich gemerkt, okay, es kommt nicht auf diese Eitelkeitsmetriken an, ganz im Gegenteil, es kommt darauf an, welche Kanäle passen zu mir, wie kann ich da echte tiefe Beziehungen aufbauen und ich habe auch ein echtes Interesse und glücklicherweise durch die geringe Reichweite auch die Möglichkeit, so stark in den Austausch zu gehen, weil wenn ich 10.000 Mails beantworten müsste, wäre es ein bisschen schwierig, aber ich sage mal so 10 bis 20 die Woche, mit denen kann ich ganz anders umgehen und kann mit diesen Menschen halt auch einfach in einen Dialog gehen und dafür bin ich sehr dankbar. Deswegen liebe ich das Leben als Mikro-Mikro-Mikro-Influencer.
[Alex] Was würdest du denn sagen, wie gelingt dir das denn, dass die Menschen dir zurückschreiben? Also das ist tatsächlich auch eine Frage, die ich häufig gestellt bekomme, dass Menschen sagen, gerade wenn ich Newsletter schreibe, gerade für meinen Podcast, bekomme ich eigentlich kaum Rückmeldung. Das ist bei Social Media anders. Da mache ich eine Story und Leute antworten schneller drauf. Warum klappt das bei dir dann besser?
[Sascha] Also warum es bei mir besser klappt, kann ich natürlich nicht sagen. Ich kann nur sagen, warum mir viele Leute schreiben, ist, weil ich einfach, glaube ich, oder weil Menschen vielleicht spüren, dass das, was ich mache, nicht inszeniert ist, sondern das ist tatsächlich für mich so ein bisschen Form, vielleicht auch so eine Form von Therapie und ich in meinen Newslettern auch manchmal einfach über die Dinge schreibe, die jetzt nicht sexy sind, die nicht in einen Verkauf münden. Ich glaube, das spüren Menschen sowieso.
Die Intention ist nicht, ah ja und komm in mein Programm, ah ja und kaufe das. Das ist alles fair enough. Muss man auch machen, wenn man davon lebt. Aber bei mir ist das eben nicht der Fall.
Plus, ich mache mich dann halt auch nackt und ich habe zum Beispiel in einem der letzten Newsletter geschrieben über eine Krankenhausbehandlung, die ich gerade hatte und über die Angst, die ich dort hatte. Und damit konnten sich sehr viele Menschen dann auch identifizieren. Und das mache ich jetzt aber nicht, weil ich denke, oh, was wäre jetzt eine coole Story, damit mir möglichst viele Leute antworten? Wie kann ich auf die Tränenbrüse drücken? Sondern es war für mich in dem Moment einfach so, dass ich dachte, ich glaube, es würde anderen Menschen helfen, wenn ich zeige, hey, ich habe da auch, ich habe Ängste und auch bei mir läuft nicht alles rund und auch gesundheitlich gibt es durchaus Herausforderungen.
Das war jetzt ein Beispiel oder mein letzter Newsletter, da habe ich einfach gesagt, ich merke, ich habe mich so ein bisschen entfernt von meiner eigentlichen Mission, mich mit Menschen zu verbinden und bin wieder in so oberflächlichen Content gerutscht, das tut mir auch total leid, ich würde mich gerne wieder mehr mit euch verbinden, deswegen überlege ich jetzt so Dinge zu tun, wie zum Beispiel eine Business-Wanderung, das heißt, wir gehen zusammen wandern, wir nehmen nicht unsere Handys mit, wir tauschen uns einfach aus und erleben gemeinsam in der Natur schöne Momente, so wäre das überhaupt interessant für euch, schreibt mir gerne mal zurück.
Und ich habe unfassbar viele Zuschriften und Antworten bekommen. Einfach so, wow, super, weil es eben genau das Gegenteil ist von dem, was da draußen passiert. Das ist nicht, wir machen Halligalli, das große Event und sieben Tage dies und keine Ahnung, große Pitchshow auf der Bühne, sondern lass uns doch mal wieder das machen, wonach wir uns alle sehnen und das ist eigentlich in kleinen Gruppen auf Augenhöhe austauschen, gemeinschaftlich Dinge erleben und auch fernab von unserer Technologie mal, ja, einfach wieder Mensch sein.
Ich glaube, das ist das, Mensch sein. Und deswegen funktioniert es vielleicht bei mir auch, weil ich immer mehr selber versuche, wieder Mensch zu sein, weil ich war sehr gerne auf dieser Technologie-Seite unterwegs, bin ja auch ITler von Hause aus. Und jetzt wieder in die andere Richtung zu gehen, ich glaube, das gefällt vielen Menschen und deswegen schreiben sie auch gerne zurück, weil sie das kaum noch irgendwo kriegen.
Weil durch KI und was weiß ich nicht was, alle möglichen Content Creators es auch lieben, jetzt Content zu automatisieren, zu digitalisieren, irgendwelche Avatare von sich zu produzieren. Und dadurch baut man so eine Wand auf zwischen sich und den Menschen. Und in meinem Mission ist es eigentlich eher, diese Wand wieder wegzunehmen und zu sagen, pass mal auf, lass uns doch mal wieder einfach, lass uns einfach wieder in den Austausch gehen und aufhören, jetzt einfach nur Content-Müll in die Welt zu spülen und unsere Produkte zu verkaufen.
[Alex] Glaubst du, dass sich so deine Herangehensweise auch auf andere übertragen lässt? Also wenn jetzt jemand, wie du sagst, zum Beispiel sein Zeugs verkaufen muss eben im Newsletter und auf seine Angebote hinweisen muss, weil er eben davon lebt. Also inwiefern ist so dein leaner Ansatz, Marketing-Ansatz übertragbar auf andere? Was denkst du?
[Sascha] Ich glaube, der ist absolut übertragbar, denn ich verkaufe ja trotzdem. Das heißt also zum Beispiel, ich habe jetzt einen Kurs, den sieht man glaube ich auch auf meiner Website, da geht es um meine Einkommensquellen. Weil viele mich immer fragen, ja, was hast du denn für Einkommensquellen jetzt neben den Unternehmensbeteiligungen? Und das wurde ich so häufig gefragt, dass ich gesagt habe, ich mache da mal einen Kurs draus. Und den habe ich sehr gut verkauft.
Also für meine kleine Reichweite war ich sehr erstaunt, dass ein großer Prozentsatz meiner E-Mail-Liste diesen Kurs erworben hat. Aber einfach, weil ich die Menschen auch mitgenommen habe auf diese Reise und es nicht nur darum ging, diesen Kurs zu verkaufen, sondern ich sage, okay... Das, was ich hier mache, das begleite ich irgendwie. Und ja, ich habe jetzt auch ein Produkt und das kannst du gerne kaufen, aber ich nutze eben nicht diese bewusst manipulativen Marketing-Taktiken und Techniken und ich weise auch darauf hin, dass ich das nicht tue.
Und das hat, glaube ich, auch vielen, ja, viele haben gesagt, oh, das finde ich gut, dass ich jetzt nicht sage, alles dreht sich jetzt nur noch darum, dass ich die Leute funneln will und sie als Sales, Leads, Conversions bezeichne, sondern sie als Menschen sehe und sie mitgenommen habe in diesem Prozess.
Ich habe gesagt, hey, ihr könnt den auch vorher schon kaufen, den Kurs, dann mache ich einen extra Q&A-Call mit euch, der ist kostenlos, da können wir gemeinsam mal alle Fragen beantworten, dann kann ich den Kurs sogar noch besser machen.
Also ich glaube, es ist dieses, wenn man den Menschen einfach zeigt, hey, hey, du bist mir wichtig als Person. Es geht mir nicht nur darum, schnell einen Euro zu machen, sondern ich verdiene gerne Geld und das ist total legitim und ich bin nun mal Produktersteller oder Dienstleister oder was auch immer, dann ist das überhaupt kein Problem.
Aber du stehst im Mittelpunkt, so. Also die Menschen stehen immer im Mittelpunkt, weil am Ende zahlen die ja auch mein Gehalt und die kaufen meine Produkte. Das heißt, mir muss auch viel daran liegen und nicht, es geht mir darum, ich möchte möglichst viele Produkte kreieren, die hoffentlich irgendeiner kauft. Nein, sondern ich möchte mit vielen Menschen, ich möchte vielen Menschen Mehrwert liefern.
Und dann kriege ich natürlich auch im Gegenzug dafür Geld. Ich glaube, das passiert dann auch als Transaktion. Aber die Transaktion sollte nicht im Vordergrund stehen, sondern für mich steht die Transformation im Vordergrund. Und die entsteht dadurch, dass ich mich dafür interessiere. Wer bist du? Wie kann ich dir helfen? Und auch wenn du nichts bei mir kaufen solltest, dann bist du hier herzlich willkommen. Du bist hier herzlich willkommen. Und das ist, glaube ich, ganz, ganz wichtig. Weil ansonsten ist es so dieses, okay, ich mag dich, solange du hier irgendwo in meinem Shop irgendwelche Dienstleistungen und Produkte kaufst. Aber ansonsten kannst du eigentlich wieder gehen und das möchte ich auf keinen Fall ausstrahlen, weil das entspricht nicht meinem Weltbild.
Unternehmertum vs. Selbstständigkeit
[Alex] Du betonst auch ganz oft, dass du unterscheidest zwischen Unternehmertum und Selbstständigkeit. Du siehst dich ja mehr als Unternehmer. Du hast verschiedene Unternehmen gegründet oder bist eben Teilhaber.
Spielt es für dich eine Rolle, ob man jetzt Unternehmer ist oder selbstständig ist, also vielleicht eine Dienstleistung anbietet, für Leute irgendwas macht, wie textet oder designt, was jetzt soziale Medien angeht?
Also können Selbstständige auch auf soziale Medien verzichten aus deiner Sicht oder wie empfindest du das?
[Sascha] Also genau, ich unterscheide tatsächlich, ich unterscheide sogar noch mal zwischen Unternehmer/Unternehmerin, selbstständig mit Team und selbstständig.
Ja, das ist ja auch so ein bisschen, worum es in meinem vorherigen Projekt ging, weil ich es halt super spannend finde, auch an den Punkt zu kommen, das war jetzt ja meine persönliche Reise, dass ich meine, also dass ich quasi nicht mehr Zeit gegen Geld tauschen muss, das ist jetzt so, ich weiß, klingt sehr abgedroschen, aber ich habe halt Zeit und Einkommen voneinander entkoppelt, weil mir das super wichtig war.
Als meine Tochter zur Welt kam, habe ich gedacht, okay, oder bevor sie zur Welt kam, ich möchte gerne für sie da sein und ich möchte jetzt nicht der typische Selbstständige sein, der sagt, naja, Papi muss jetzt die ganze Zeit arbeiten, ich kann nicht für dich da sein. Weil ich habe gemerkt, das passt für mich irgendwie nicht.
Und deswegen war es für mich immer spannend, wie kann ich mich ein bisschen rausziehen aus all den Dingen und wie kann ich etwas aufbauen, was ohne mich funktioniert, damit ich am Ende doch wieder selbstständig sein kann. Das bin ich heute ja auch, aber ich muss es nicht. Ob ich jetzt selbstständig bin oder nicht, mein Geld kommt durch recht passive Einnahmequellen rein, in Anführungszeichen.
Und um deine Frage zu beantworten, macht das einen Unterschied? Nein, ich glaube tatsächlich macht das keinen Unterschied, weil egal ob selbstständig, ob Freelancer, Unternehmer, selbstständig mit Team, was auch immer, wir haben die Möglichkeit, unsere Marketingkanäle so zu wählen, wie sie zu uns, unseren Werten und ja, wie sie zu uns passen.
Und da spielt Social Media keine große Rolle, also es spielt eine große Rolle, weil man denkt, alle nutzen es, aber sind wir ganz ehrlich, bis vor ein paar Jahren gab es keine sozialen Medien. Das heißt, Marketing hat schon immer anders funktioniert und es wird auch heute noch funktionieren.
Social Media ist ja nur eine Plattform, um Marketing zu betreiben. Und es gibt tausende andere Plattformen. Und gerade, wenn man so ein bisschen out of the box denkt und Social Media nicht mehr nutzt, gibt es da wundervolle Dinge. Und ich glaube nicht, dass man da unterscheiden muss, sondern ich glaube, für jeden ist es möglich, ohne Social Media trotzdem sehr, sehr gute und schöne Marketingkanäle zu nutzen. Also, ja, ich unterscheide da nicht. Kann jeder, glaube ich. Ich glaube, es ist nicht notwendig.
[Alex] Das fand ich jetzt gerade eine superschöne Zusammenfassung und deshalb nochmal vielleicht die allerletzte Frage. Wenn jetzt jemand zuhört, der oder die überlegt, soziale Medien vielleicht nicht mehr zu nutzen, was würdest du dieser Person raten? Wo kann sie beginnen mit ihren Überlegungen?
[Sascha] Gute Frage. Wo kann sie beginnen? Also zuallererst, ich glaube, die Intention sollte klar sein, warum möchte ich Social Media nicht mehr nutzen? Also sich klar werden, warum möchte ich damit überhaupt aufhören?
Weil auch das, man muss uns jetzt ja nicht einfach Glauben schenken und das ist vielleicht auch nicht der heilige Gral für jeden, sondern man muss erstmal überlegen, okay, was fühlt sich da für mich nicht gut an? Warum fühlt sich das nicht gut an?
Weil sonst tappe ich im schlimmsten Fall wieder in die nächste Falle und nutze dann einen anderen Marketingkanal, der für mich auch nicht passt.
Und deswegen, glaube ich, ist es wichtig zu wissen, warum möchte ich aufhören.
Dann natürlich zu überlegen, okay, wie könnte eine Alternativreise meiner Kunden aussehen? Also wenn sie nicht über Social Media auf mich aufmerksam werden, wie werden sie dann auf mich aufmerksam? Welche Kanäle mag ich denn? Oder wie werde ich auf Produkte, Dienstleistungen oder vielleicht auch auf Personenmarken aufmerksam außerhalb von sozialen Medien?
Um mal überhaupt wieder eine Idee zu haben, wie funktioniert das eigentlich? Ja, was gibt es denn da eigentlich noch? Also sich klar zu werden, welche alternative Customer Journey gibt es dann?
Und dann vielleicht für diejenigen, die auch ein bisschen mehr Sicherheitsbedürfnis haben, zu überlegen, kann ich das erstmal parallel vielleicht aufbauen? Ein zweites Standbein, also ein zweites Marketing parallel zu erschließen, um nicht gleich sofort einen radikalen Cut zu machen, aber das ist abhängig vom Persönlichkeitstyp.
Für mich fühlt es sich immer gut an, einen radikalen Cut zu machen, aber wenn man jetzt, ich sag mal, vielleicht auch nicht die finanzielle Reichweite gerade hat, um die nächsten Monate einfach mal zu sagen, ich könnte es auch akzeptieren, dass vielleicht zwei, drei Monate oder länger nichts reinkommt, dann sollte man sich Gedanken machen darüber, wie kann ich das langsam runterfahren und einen anderen Kanal parallel hochfahren und dann würde ich da reingehen.
Aber das wären so jetzt vielleicht erstmal meine Schritte. Also Intention, dann zu überlegen, okay, wie machen es andere? Kann ich da was modellieren? Wie ist meine eigene Customer Journey, wenn ich irgendwo Kunde, Kundin werde? Und dann, genau, ganz langsam vielleicht den Übergang zu machen. Das wären jetzt so meine drei Schritte, die ich mir mal aus dem Ärmel geschüttelt habe.
[Alex] Ja, vielen, vielen Dank, Sascha, auch für das Interview und für deine Erfahrung, dass du die mit uns geteilt hast. Danke, dass du da warst.
[Sascha] Ich danke dir.
Shownotes
Saschas Podcast (Link zu Spotify)
„Muss ich wirklich jede Woche bloggen?“
In dieser Folge möchte ich eine Frage beantworten, die ich vor einiger Zeit per E-Mail habe. Es geht darum, ob Selbstständige unbedingt wöchentlich bloggen oder Newsletter verschicken sollten oder ob es auch seltener geht.
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Transkript lesen
In dieser Folge möchte ich eine Frage beantworten, die ich vor einiger Zeit per E-Mail bekommen habe.
Ich lese sie einmal vor:
„Hallo Alex, es gibt immer wieder Tipps, wie oft man bloggen sollte und wie oft ein Newsletter erscheinen sollte. Da ich für die meisten meiner Artikel nähen, fotografieren und Bilder bearbeiten muss, ist „alle zwei Wochen ein Artikel“ eine realistische Zahl.
Wenn ich öfter veröffentlichen würde, würde zwangsläufig die Qualität meiner Artikel darunter leiden.
Gerade beim Thema Newsletter lese ich aber immer wieder, wie wichtig es ist, diesen einmal pro Woche zu schreiben. Ich habe mich dazu bisher nicht committen wollen, weil ich nicht weiß, was ich da rein schreiben könnte, wenn nicht gerade ein neuer Artikel erschienen ist. Ab und zu geht das zwar, aber ja nicht jedes zweite Mal.
Meine Frage an dich ist jetzt, wie du das an meiner Stelle handhaben würdest. Siehst du ein Problem darin, wenn ein Newsletter nicht jede Woche erscheint, sondern auch mal eine Woche Pause dazwischen ist?“
Ja, das ist eine gute Frage und ich muss grundsätzlich erst einmal sagen:
Ich habe ein etwas ambivalentes Verhältnis zu solchen Regeln und Empfehlungen.
Auf der einen Seite weiß ich, dass gerade Einsteiger*innen aktiv nach solchen Richtlinien und Empfehlungen suchen.
Sie wollen am liebsten eine konkrete Zahl haben. Denn eine feste Struktur, ein klarer Rahmen, in dem Marketing betrieben werden kann, ist für viele zu Beginn extrem hilfreich.
Und in diesem Kontext haben solche Richtlinien wie „Jede Woche einen neuen Newsletter“ aus meiner Sicht auch durchaus ihre Berechtigung.
Und dann ist wöchentliches Bloggen oder wöchentliches Newsletterschreiben oder Podcasten oder was auch immer eine gute Sache, finde ich.
Auf der anderen Seite merke ich aber, dass sich andere Einsteiger*innen von diesen Zahlen enorm stressen lassen.
Sie denken: „Einmal die Woche einen Blogartikel zu veröffentlichen? Das schaffe ich doch nie!“ Oder „Einmal die Woche einen Newsletter schreiben? Das ist völlig unrealistisch!“
Und statt dann halt 1x alle zwei Wochen zu bloggen oder 1x im Monat oder was auch immer, machen sie gar nichts.
Nicht, weil sie nichts zu sagen hätten, sondern aus Angst, diesen Empfehlungen nicht zu genügen, und weil sie dann denken: „Naja, dann hat das dann ja auch keinen Sinn, das überhaupt erst zu starten.“
Und das tut mir dann immer ganz furchtbar leid und es ist auch überhaupt nicht nötig.
Und zwar aus folgenden fünf Gründen:
#1 Man sollte Äpfel nicht mit Birnen vergleichen
Was meine ich damit?
Meine Beobachtung ist, dass solche Empfehlungen, Richtlinien, Zahlen wie „einmal die Wochen irgendwas machen“ sehr häufig von Unternehmer*innen kommen, die schon fortgeschrittener sind und ein großes Team um sich haben.
Und dann ist es doch klar:
Wenn ich jemanden habe, der meine Artikel einpflegt und sich mit WordPress rumärgert, Social-Media-Posts erstellt und sogar noch die passenden Newslettertexte textet, ist es natürlich viel leichter, wöchentlich oder sogar noch öfter Inhalte zu erstellen oder Newsletter zu verschicken.
Als Einzelunternehmer*in
ohne Team
mit Kind(ern)
mit Eltern, die man pflegt, oder
einem Brotjob, dem man noch nachgeht, um sich die Selbstständigkeit zu Beginn zu finanzieren
ist das aber um einiges schwieriger.
(Um nicht zu sagen: Oft nur dann möglich, wenn man so viel arbeitet, dass man gefährlich nahe am Burnout ist.)
Deshalb wäre ich bei solchen Empfehlungen wie „Einmal die Wochen einen Newsletter zu schreiben“ zuerst einmal kritisch und würde mich fragen:
Wer rät mir das eigentlich?
Ist diese Person privilegierter als ich?
Ist diese Person weiter als ich?
Ist sie routinierter als ich?
Hat sie ein Team? Hat sie Menschen, die sie unterstützen?
Und wenn ich feststelle, dass dem so ist, dann wäre ich ehrlich gesagt, eher vorsichtig damit, diese Richtlinie 1:1 auf mich zu übertragen, wenn das alles nicht auf mich zutrifft.
Es gibt ja diesen Spruch „Vergleiche deinen Anfang nicht mit dem Fortschritt eines anderen.“
Und das ist ein sehr weiser Ratschlag, finde ich. Auch was das Bloggen und Newsletterschreiben angeht.
#2 Eine Garantie gibt es nicht
Nur weil du jede Woche einen Newsletter verschickst oder einen Blogartikel veröffentlichst oder eine Podcastfolge oder was auch immer, heißt es nicht, dass du finanziell erfolgreicher dadurch sein wirst.
Meine Beobachtung ist hier, dass Korrelation und Kausalität oft miteinander vermischt werden.
Zum Beispiel:
Je mehr Eis in den Eisdielen verkauft wird, desto mehr Sonnenbrände gibt es. Das heißt aber nicht, dass Sonnenbrände auftreten, weil Eis verkauft wird, sondern weil es draußen HEISS ist und die Sonne scheint.☀️
So ähnlich ist es aus meiner Sicht auch mit der Häufigkeit der Blogartikel oder Newsletter.
Wer denkt „Wenn ich erst einmal einen wöchentlichen Newsletter schreibe, werde ich schnell(er) erfolgreich.“, wird erfahrungsgemäß oft enttäuscht.
Denn nicht die konkrete Zahl ist ausschlaggebend, sondern ob wir es schaffen, mit unseren Marketingtexten Menschen auf ihrer Customer Journey, bei ihrer Kaufentscheidung zu begleiten.
Ob wir es schaffen,
uns persönlich zu zeigen
Vertrauen aufzubauen und
Kaufhürden abzubauen
und vieles, vieles mehr
Das kann in einem wöchentlichen Blogartikel oder Newsletter gelingen, muss es aber nicht zwingend.
Was aus meiner Sicht eher stimmt, ist:
Je mehr wir üben, desto routinierter werden wir und desto schneller werden wir feststellen, was (für uns) gut funktioniert und was nicht.
Aus dieser Perspektive ist das wöchentliche Newsletterschreiben oder Bloggen oder Podcasten also durchaus sinnvoll – um zu üben.
Aber es heißt nicht, dass Selbstständige, die „nur“ alle zwei Wochen bloggen oder einen Newsletter schreiben, zum Für-immer-unerfolgreich-Sein verdammt sind.
Es kann einfach ein bisschen länger dauern.
#3 Qualität kommt für mich immer vor Quantität
In der E-Mail, die ich dir zu Beginn vorgelesen habe, konnten wir ja ganz deutlich erkennen, dass es der Person um Qualität der Inhalte ging.
Dass gerade wenn ein aufwendiger Prozess dahinter steht – also zum Beispiel aus nähen, fotografieren, Bilder bearbeiten usw . –, Contenterstellung nun einmal dauert.
Und was soll daran schlecht sein? Aus meiner Sicht ist gar nichts daran schlecht.
Denn Blogartikeln und Newslettern, die mit viel Wissen und Liebe erstellt wurden, merkt man genau das an: Kompetenz, Kreativität, Herzblut, Erfahrung.
Es heißt jetzt nicht, dass jeder Blogartikel oder jeder Newsletter oder jede Podcastfolge unbedingt ein kleines Meisterwerk sein muss – überhaupt nicht.
Es heißt einfach nur: Warum sollte man sich dazu zwingen, semi-gute Inhalte zu veröffentlichen, nur um bestimmten Zahlen und Ansprüchen von Menschen, die uns sowieso nicht kennen, zu genügen?
Ich persönlich sehe da keinen Sinn drin.
#4 Zeit ist dein bester Freund
Es ist in der Onlinebusiness-Welt ein oft totgeschwiegener Punkt, aber:
Zeit ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Faktoren (neben der Qualität) für unternehmerischen Erfolg.
Wenn du alle zwei Wochen tolle Texte schreibst oder Podcastfolgen veröffentlichst oder Newslettertexte verschickst und das eben zwei, drei, vier, fünf Jahre lang durchhältst, summiert sich das ganz schön.
Das ist Kontinuität, die überzeugt und die sich auszahlen wird.
Und schließlich Grund #5: Marketing ohne Social Media darf Marketing nach deinen Regeln sein
Wenn ich immer sage, dass jeder Mensch doch einfach selbst entscheiden sollte, wie Marketing aussehen soll, gilt das natürlich nicht nur für „Social Media – ja oder nein?“, sondern auch für den Blog und den Newsletter und die Website.
Du bist der Boss.
Du darfst entscheiden.
Du darfst deine eigenen Regeln machen.
Denn du weißt ja schließlich am besten, welche Zahlen, welche Quantität für dich überhaupt realistisch ist.
Bei sich zu bleiben, realistisch einzuschätzen, wie viel man leisten kann, schlägt Ratschläge von Expert*innen.
Immer. Und um Längen.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Falls du grobe Richtlinien, eine Faustregel, Struktur für dein Blog-, Podcast- und Newslettermarketing brauchst, orientiere dich gerne daran und nutze es als Werkzeug und veröffentliche deinen Blogartikel und deinen Newsletter oder deinen Podcast eben wöchentlich oder vielleicht sogar noch öfter, weil du es dir zutraust und falls du die Zeit dafür hast.
Falls dir diese Richtlinie nicht hilft, falls sie dir nicht dienlich ist, falls sie dich stresst, dann ignoriere diese Zahlen.
Du darfst das. Du musst dich nicht von Ratschlägen von Marketingberater*innen kirre machen lassen. Die haben vielleicht sowieso ein Team hinter sich und sie haben Unterstützung bei ihrem Contentmarketing. Sie können einfach ganz andere Häufigkeiten an den Tag legen als jemand, der oder die alleine ist und alleine Marketing macht.
Du kannst guten Gewissens dein Tempo gehen. Egal, wie schnell oder langsam du voran kommst.
Und wenn du es schaffst, einmal in zwei Wochen einen Blogartikel zu veröffentlichen, eine Podcastfolge zu veröffentlichen oder einen Newsletter zu verschicken, dann ist das eine großartige Leistung. Punkt.
Shownotes
Schlaue Pressearbeit für Selbstständige: Interview mit Marike Frick von Wasjournalistenwollen
In dieser Podcastfolge habe ich Marike Frick zu Gast. Marike ist ausgebildete Journalistin und sie zeigt Selbstständigen und Unternehmer*innen, wie sie ihre Pressearbeit selbst machen können. Genau zu diesem Thema habe ich sie schon in meinem Buch „No Social Media!“ interviewt. Und jetzt möchte ich mit ihr auch noch mal in meinem Podcast darüber sprechen.
In dieser Podcastfolge habe ich Marike Frick zu Gast. Marike ist ausgebildete Journalistin und sie zeigt Selbstständigen und Unternehmer*innen, wie sie ihre Pressearbeit selbst machen können.
Genau zu diesem Thema habe ich sie schon in meinem Buch „No Social Media!“ interviewt. Und jetzt möchte ich mit ihr auch noch mal in meinem Podcast darüber sprechen.
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Warum es nicht sinnvoll ist, Pressemitteilungen zu verschicken
[Alex] Hallo Marike. Wenn Menschen an Pressearbeit denken, denken viele immer noch an Pressemitteilungen, also dieses klassische Massen-E-Mails an möglichst viele Redaktionen versenden. Warum ist das von gestern?
[Marike] Das ist vielleicht sogar von vorgestern. Also es ist einfach einer Realität geschuldet, in der sich viele Journalisten befinden.
Journalisten bekommen so viele E-Mails jeden Tag. Ich habe mal so eine Umfrage gemacht, da haben die meisten gesagt, es sind so 80 bis 150 E-Mails jeden Tag. Die kann natürlich kein Mensch öffnen, die kann kein Mensch lesen, die kann kein Mensch beantworten.
Deshalb ist so das Üblichste in den Redaktionen, dass Journalisten morgens in ihren Posteingang reingehen und einfach löschen, löschen, löschen, löschen, löschen und nur noch das stehen lassen, wo sie denken, das könnte mich vielleicht interessieren.
Und nun ist es so, dass in den letzten Jahren die Redaktionen eher kleiner geworden sind, also weniger Redakteure müssen mehr Themen bearbeiten. Und dann heißt das natürlich nochmal, dass die E-Mail-Flut zunimmt.
Das heißt nochmal, dass mehr Informationen auf den einzelnen Journalisten oder die einzelnen Redakteurin einströmen. Und wer sich das nicht bewusst macht und weiter Pressemitteilungen verschickt, kann das natürlich gerne tun, aber es wird halt herzlich wenig bringen, weil sie wahrscheinlich nicht gelesen wird.
[Alex] Also das heißt, wenn ich sowas schreibe wie „Pressemitteilung: Wir haben ein neues Produkt“, dann kann ich es auch gleich sein lassen? Dann bringt das gar nichts?
[Marike] Aus meiner Sicht ja. Es sei denn, du bist irgendwie BMW und bringst ein neues Auto raus, dann werden sich natürlich die Autoredakteure trotzdem noch dafür interessieren. Aber die meisten von uns sind das ja nicht. Und da bringt es einfach nichts, so eine klassische Pressemitteilungen zu verschicken, wie sich vielleicht große Unternehmen mit großen Namen versenden.
[Alex] Und was können dann Selbstständige, Einzelunternehmer*innen und Kleinunternehmen vielleicht stattdessen tun? Wie fallen sie auf?
[Marike] Also sie sollten sich überlegen: Wie kann ich dem Journalisten etwas schicken, das den Löschreflex eben nicht auslöst? Also wie kann ich schon in meiner Betreffzeile klar machen, hier wartet was auf dich in dieser E-Mail, das es lohnt, gelesen zu werden. Und in der Regel sind Journalisten immer auf der Suche nach Geschichten von echten Menschen.
Und sie sind auf der Suche nach Experten, die ihnen etwas erklären können, die etwas einordnen können.
Und das sind auch die zwei Richtungen, in die wir unsere Kunden schicken.
Das heißt, wir überlegen immer, bringst du vielleicht eine Gründungsgeschichte mit, die interessant sein könnte? Warum machst du das, was du machst? Hast du einen Auslöser dafür, was du gegründet hast? Oder gibt es irgendwas Ungewöhnliches in deinem Leben, was du erzählen kannst und was irgendwie mit deinem Business-Thema zu tun hat? Oder wir überlegen, hast du Expertenwissen, das du anbieten kannst, idealerweise, weil es gerade super gut passt?
Ich gebe dir mal ein Beispiel, das ich vor kurzem gesehen habe auf Spiegel Online. Das fand ich ganz überraschend und eindrücklich.
Es hat ja so unheimlich lange gedauert, ehe das Bayern-Team, wir sind beim Fußball, ehe Bayern einen neuen Trainer gefunden hat. Niemand wollte den Job machen, alle haben irgendwie abgesagt. Und dann hat sich endlich einer bereit erklärt.
Und dann hat Spiegel Online Karriere-Coaches interviewt zur Frage: Wie trete ich einen Job an, den keiner haben wollte? Wie mache ich das souverän? Und da konnten diese Karriere-Coaches mit ihrem Expertenwissen glänzen.
Es hatte aber so einen Bezug zur Allgemeinheit. Also alle kennen Bayern, alle haben es mitbekommen mit der Trainersuche. Auch diejenigen, die sich vielleicht gar nicht so für Karrierefragen bisher interessiert haben, haben das vielleicht gelesen und haben diese Coaches kennengelernt.
Und das ist so ein bisschen die Magie, wenn man es schafft, zu einem Thema, über das viele Menschen sprechen, etwas anzubieten, nämlich: Ich kenne mich damit aus. Ich weiß, wie das ist, wenn man einen Job antritt, den niemand haben wollte. Dann wird man plötzlich für die Journalisten interessant und die sagen: Oh cool, den interviewe ich jetzt mal. Den hätte ich sonst nie angerufen, aber das finde ich jetzt spannend.
[Alex] Das heißt, wenn ich feststelle, dass jetzt irgendwie so ein aktueller Anlass da ist, dann kann ich mit diesem aktuellen Anlass einfach Journalisten kontaktieren und denen schreiben: Hey, ich kann was dazu sagen! Oder wie läuft das dann ab?
[Marike] Genau, das ist eine Möglichkeit. Also entweder ich habe was zu sagen zu einem aktuellen Anlass oder ich habe was zu sagen zu einem Phänomen, das viele Menschen kennen.
Also sagen wir mal, dein Thema sind Depressionen und es gibt natürlich in Deutschland immer wieder Erhebungen, wie viele Menschen sind von Depressionen betroffen. Kann es sein, dass eine neue Studie rauskommt und in der Studie kommt raus, Depressionen nehmen zu oder Depressionsdiagnosen nehmen zu.
Das ist auch ein guter Aufhänger zu sagen: Hey, lasst uns mal über das Thema Depressionen sprechen. Wie gehe ich eigentlich um mit Menschen, die von Depressionen betroffen sind? Also Wissen zu großen gesellschaftlichen Phänomenen, Wissen zu Dingen, die gerade da draußen passieren. Kann ich das erklären? Kann ich das einordnen? Kann ich da irgendwie Tipps dazu geben? Oder eben, ich habe eine Geschichte zu erzählen. Also vielleicht, ich bin selbst von Depressionen betroffen und kann dazu was sagen.
Das sind so verschiedene Ansätze. Und ja, dann schreibt man einfach einen Journalisten oder eine Redakteurin an und sagt: Hey, ich habe dazu was zu erzählen, zu sagen.
Man sollte natürlich schon ein bisschen anklingen, was man zu sagen hat, damit man nicht auch einfach so einen Zweizeiler schreibt.
Aber im Zweifel eben keine Pressemitteilung und keinen langen Text über die neue Coaching-Methode oder die neue Dienstleistung oder was auch immer, sondern: Was habe ich zu sagen, was können Leser, Zuhörer, Zuschauer von mir lernen?
Journalisten kontaktieren ohne zu nerven
[Alex] Ich kann mir vorstellen, dass trotzdem noch einige da Hemmschwellen haben, Journalisten so zu kontaktieren. Wie kann ich sie denn kontaktieren, ohne sie zu nerven? Gibt es denn so Dinge, die man beachten kann?
[Marike] Ich glaube, nerven wird man nur, wenn man irgendwie alle zwei Tage ein richtig dämliches Thema da hinschickt, das überhaupt nichts mit diesem Journalisten zu tun hat. Wenn sich Journalisten wirklich aufregen würden über E-Mails, die nur so lauwarm interessant für sie sind, dann würden sie sich den ganzen Tag ärgern. Das heißt, die sind nicht so schnell genervt.
Man macht wirklich nichts falsch, wenn man sich alle paar Wochen mal bei denen meldet und sagt: Hey, ich habe wieder was für dich.
Das ist eine Hürde, die viele im Kopf haben. So, ich will ja nicht aufdringlich sein, ich will ja nicht nerven, aber stell dir einfach vor, du bekommst jeden Tag diese 100 E-Mails. Du wirst übermorgen schon gar nicht mehr wissen, dass dir da vorgestern jemand geschrieben hat. Du wirst dich nicht an den Namen erinnern. Deswegen nervt man viel seltener, als man denkt.
Man nervt am ehesten noch, wenn man wirklich thematisch voll am Journalisten vorbeigeht. Weil, also wenn sich jemand mit Reisethemen beschäftigt und ich stelle mein neues Produkt vor, dann wird die Journalistin vielleicht irgendwann sagen „Meine Güte, hat der es immer noch nicht begriffen!“ und dann vielleicht genervt sein.
Also man sollte schon versuchen, den richtigen Journalisten zu erreichen, die Redakteurin zu erreichen, die sich mit dem Thema beschäftigt, sagen wir zum Beispiel Karriere oder psychische Gesundheit, dass man wirklich versucht, denjenigen rauszubekommen in einer Redaktion, der sich mit dem groben Themengebiet tagtäglich beschäftigt.
Denn die Journalisten, die Redaktionen sind so aufgeteilt, also gerade größere Redaktionen wie Spiegel Online zum Beispiel. Da macht der eine Wirtschaftsthemen, der andere macht Karrierethemen, der nächste macht Reisethemen, die nächste macht Nachhaltigkeitsthemen und da ist es wichtig, den richtigen rauszufinden, damit eben nicht sofort gelöscht wird.
Weil, wenn ich mich mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftige und du schickst mir ein Karrierethema, dann drücke ich sofort auf Löschen und leite das auch nicht unbedingt weiter. Dafür habe ich gar nicht die Zeit.
[Alex] Das heißt, Recherche ist eigentlich essentiell. Also daran steht und fällt, dass man dann auch wirklich Interesse wecken kann mit seinem Thema.
[Marike] Ja, das ist ganz eindeutig so. Ich sage immer, die Zeit, die andere für das Schreiben von Pressemitteilungen verwenden, die muss man bei uns in die Recherche stecken. Denn ich kann auch nicht dir eine Adressliste mit 100 Kontakten geben, dürfte ich auch gar nicht, aber wenn ich es machen würde, dann würde dir das wenig bringen, weil du brauchst halt die Journalisten, die zu deinem Thema passen.
Und diese Recherchezeit einmal einzuplanen ist gut, wenn man sie dann einmal hat, wenn man sich einmal seine 20, 30 Kontakte recherchiert hat, dann hat man sie auch und kann sie immer wieder hervorholen und kann die Leute immer wieder kontaktieren.
[Alex] Macht das eigentlich einen Unterschied, was ich genau mache? Also ob ich jetzt Beraterin bin, einen Online-Shop habe oder jetzt in meinem Fall ein Buch geschrieben habe, geht es immer um die Story, um die Geschichte oder gibt es da so einen fundamentalen Unterschied?
[Marike] Wir sind bei allen Kunden immer gut damit gefahren, nach diesen zwei Elementen zu suchen, Geschichten und Expertenwissen. Die einen bringen mehr Geschichten mit, die anderen mehr Expertenwissen.
Wir hatten zum Beispiel eine Teilnehmerin im Kurs, die hat Schmuck selbst hergestellt und die ist dafür in die Natur gegangen, hat Blüten gesammelt und hat aus diesen Blüten dann Schmuckstücke gemacht, individuelle Schmuckstücke. Und dann macht sie das auch immer noch. Und die hat sehr viel über ihre persönliche Geschichte gehen können.
Also die bringt jetzt nicht anderen bei, wie man Schmuck selbst herstellt. Da ist das Expertenwissen so ein bisschen begrenzt, sondern sie ist sehr darüber gegangen, dass sie das als Hobby gemacht hat.
Ich glaube, sie ist so ein Island-Fan und hat dann davon erzählt, wie sie auf Island die Idee dafür hatte, und mittlerweile hat sie ihren Job gekündigt und macht nur noch das. Und das sind unheimlich schöne Bilder, wie sie in der Natur ist, die Blumen sammelt und ihren Schmuck herstellt und das haben wir dann immer noch mit betont, dass das ja schönes Bildmaterial geben könnte und das gefällt vielen Magazinen. Deswegen hat sie es in viele Magazine geschafft.
Und bei anderen fahren wir eher über die Schiene, dass wir das Know-how anbieten, weil die sagen, ich habe jetzt keine spannende Geschichte mitgebracht, aber ich weiß, wie man meinetwegen den neuen Job richtig antritt.
Also es ist wirklich egal, ob Produkt oder Dienstleister oder Coach, es sind immer diese zwei Fragen, die wir stellen: Welche Geschichte bringst du mit und welches Expertenwissen bringst du mit?
Wie finde ich relevante und interessante Geschichten für die Presse?
[Alex] Kann ich denn irgendwie abschätzen, ob die Geschichten, die ich habe oder das Expertenwissen auch wirklich relevant und interessant ist? Gibt es da so Kriterien?
[Marike] Es wird umso interessanter, je mehr Menschen davon betroffen sind. Beispiel Depression betrifft sehr, sehr viele Menschen in Deutschland.
Relevant wird es dadurch, dass gerade darüber gesprochen wird. Siehe Bayern Trainer.
Also wenn diese Kriterien zutreffen, wird es einfach nochmal in der Dringlichkeit interessanter für den Journalisten. Ein Journalist kann das ganze Jahr theoretisch über Depressionen schreiben, aber wenn jetzt gerade eine Schauspielerin gesagt hat, übrigens, ich bin auch von Depressionen betroffen, und das ist eine Neuheit und viele reden darüber, wird es interessanter.
Wenn es den Tag „Aktionstag gegen Depressionen“ gibt, der irgendwie in einem Monat ansteht, wird das Thema interessanter. Also, so ein paar Faktoren können sein, Aktualität, also es passiert gerade was oder ist gerade was passiert, Relevanz, viele Menschen sind davon betroffen, Emotionalität, also es ist irgendwie eine Geschichte, die zu Herzen geht, vielleicht auch Überraschung oder eine ungewöhnliche Geschichte. Also jemand hat etwas sehr Ungewöhnliches geschafft.
Wir hatten einen Teilnehmer, der ist mit einer Titanstange im Rücken den Iron Man gelaufen. Also die Titanstange hat er schon sehr lange im Rücken, aber wir haben es natürlich zusammengestaucht auf: Mann mit Titanstange läuft den Iron Man.
Das war eine Geschichte, damit war er in mehreren Zeitungen, damit war er im Fernsehen und er ist Coach und Personal Trainer und er konnte das dann gut mit seinem Business zusammenbringen und darüber sprechen, wie es ist, wenn man mit über 50 das Gefühl hat, man möchte mehr aus seinem Leben machen und er hat das auch gemacht. Er konnte das immer gut verknüpfen.
Also eine ungewöhnliche Geschichte kann auch so etwas sein, wo der Journalist denkt, okay, jetzt wird das Thema gerade noch interessanter für mich.
Was bringt Pressearbeit?
[Alex] Du hast jetzt schon von deinen Kund*innen gesprochen. Was kann denn so passieren, wenn man es quasi schafft und in der Presse auftaucht? Welche Auswirkungen kann das auf das Business haben?
[Marike] Ja, es hat sehr unterschiedliche Auswirkungen. Also ich habe von der Schmuckherstellerin erzählt, die hatte nach einem Fernsehbeitrag, ich glaube, sie war in der ARD, hatte sie wirklich das Phänomen, dass ihr Online-Shop kurzzeitig stillgelegt war, weil so viele auf ihre Website wollten.
Andere nutzen die Presseerfolge eher dafür, dass sie sagen, ich will unbedingt, dass auf meiner Website steht „Bekannt aus“ und dann sollen da große Namen stehen, weil das für meine Klientel, die ich ansprechen will, wichtig ist und relevant ist und weil ich dann als höherpreisiger Coach weniger Argumente habe von wegen, das ist mir zu teuer. Und die sind gar nicht so darauf aus, dass sie jetzt ihre Webseiten, Traffic auf ihre Website bringen wollen.
Anderen ist genau das wichtig und die arbeiten dann daran, dass sie auf möglichst viele Online-Seiten kommen, die dann auch auf ihre Website verlinken. Also, wir gucken immer genau, was ist eigentlich dein Ziel? Möchtest du mit großen Namen glänzen? Möchtest du Traffic auf deine Seite bekommen? Möchtest du genau deine Zielgruppe erreichen, zum Beispiel, indem du in Fachmagazinen erscheinst, weil du weißt, deine Branche liest diese Fachmagazine?
Das sind alles Dinge, die passieren können. Also, dass sie dann mehr Kundenanfragen haben von genau den richtigen, dass sie weniger Preise diskutieren müssen, dass sie mehr Traffic auf ihrer Seite haben. Aber es ist sehr, sehr unterschiedlich.
Das ist nicht so wie bei Ads, wo du sagst, ich schalte eine Anzeige, schmeiß vorne Summe X rein und hinterher kann ich mit so und so vielen Leads rechnen. Das ist eine klare Zielsetzung. Und Pressearbeit funktioniert oft indirekter.
Also die Menschen machen das auch oft über Jahre hinweg, weil sie einfach über Jahre hinweg diese Präsenz haben wollen in der Presse und immer wieder wahrgenommen werden wollen als Experte für oder Expertin für.
Wir hatten eine Teilnehmerin, die betreibt eine Plattform für nachhaltige Unterkünfte in Deutschland. Und die sagt, Anzeigen haben bei ihr gar nicht funktioniert, Social Media funktioniert bei ihr so lala, aber Pressearbeit funktioniert super und deswegen sorgt sie wirklich seit Jahren dafür, dass sie immer wieder in großen Magazinen erscheint, weil ihr Thema auch sehr hübsch aussieht, sehr schön. Also diese nachhaltigen Unterkünfte, die werden dann auch gezeigt und das ist eine schöne Optik für so Magazine, damit kommt sie gut an. Und das ist so der Motor in ihrem Business.
Wann ist ein guter Zeitpunkt für Pressearbeit?
[Alex] Gibt es eigentlich auch so den Punkt, wo du sagen würdest, da macht man zu früh Pressearbeit? Also braucht man denn irgendetwas? Muss man bereit sein für Pressearbeit? Also lohnt es sich schon für Einsteiger*innen oder meinst du, das kann man eigentlich zu jedem Zeitpunkt machen?
[Marike] Das kommt ein bisschen darauf an. Wir hatten zum Beispiel eine Einsteigerin, die hat das ganz am Anfang gemacht und für die war das auch super gut. Die hat sich damit gleich so einen gewissen Ruf erarbeitet. Die hat aber was mitgebracht. Die war nämlich ausgebildete Psychologin zu einem bestimmten Schwerpunkt und mit dem Schwerpunkt war sie dann auch in der Presse.
Wenn jetzt aber gerade jemand irgendwie ganz neu …, weiß ich nicht, die Coaching-Ausbildung gemacht hat und im vorherigen Leben was ganz anderes, dann ist es schon wieder ein bisschen schwieriger, denjenigen dann wirklich in die Presse zu bringen.
Wir gucken uns die Leute mal ganz genau an und gucken auch, hat das Thema überhaupt Pressepotenzial? Und wir schätzen das dann so ein bisschen, also bei jedem sehr individuell ein.
Bringt derjenige schon Expertise mit aus einem früheren Leben? Oder macht derjenige das schon mehrere Jahre? Oder ist da eine emotionale Geschichte dabei, die auf jeden Fall funktionieren wird.
Wir lehnen auch viele ab, erstmal für unser Programm, bei denen wir wirklich sagen, das ist noch zu früh. Fang erstmal an, dein Angebot wirklich auszuarbeiten. Mach deine Website erstmal fertig. Gewinn erstmal erste Erfahrung, weil sonst wirst du bei Journalisten eher wenig Chancen haben. Also es gibt schon Fälle, wo wir sagen, das ist zu früh.
Die Bedeutung einer professionellen Website für die Pressearbeit
[Alex] Warum spielt denn die Website jetzt zum Beispiel so eine große Rolle bei der Pressearbeit?
[Marike] Weil die Journalisten … das Erste, was sie machen werden, ist, sie googeln dich.
Also wenn sie dein Thema vage interessant finden, dann werden sie dich zuerst googeln, sie werden auf deine Website gehen und wenn du dann so ein, so einen semiprofessionellen Eindruck machst, dann sagt die Journalistin vielleicht eher, okay, sieht nicht so ganz seriös aus. Oder: Da gibt es andere, die wirken kompetenter.
Deswegen gehen wir auch als allererstes an die Website ran mit unseren Kunden. Wir gucken uns als allererstes die Website an, damit die wirklich einen guten Eindruck macht. Und was wir auch immer wichtig finden:
Hat derjenige einen Schwerpunkt und kommt der schon auf der Seite rüber?
Weil es gibt so viele Coaches da draußen. Und wenn auf deiner Website nur steht „Komm in deine Kraft und verbessere dein Potenzial“, dann bist du halt so wie alle anderen Coaches auch.
Wenn da aber steht „Ich helfe Frauen in Männerbranchen, wahrgenommen zu werden, in ihrer Kraft wahrgenommen zu werden“, dann hast du einen Schwerpunkt, dann hast du ein Thema und damit wirst du für Journalisten interessanter.
[Alex] Wenn wir jetzt die zwei Schlüsselseiten einer Website nehmen, also zum Beispiel die Startseite, die Über-mich-Seite, worauf kommt es da an deiner Meinung nach, so aus der Pressearbeit-Sicht?
[Marike] Also ich würde immer auf die Startseite gehen als Journalistin.
Und als nächstes würde ich wahrscheinlich, wenn da eine Presseseite ist, auf die Presseseite gehen und sonst auf die Über-mich-Seite gehen, weil ich wissen möchte, wer ist der Mensch, den ich da interviewen würde.
Also letztendlich sprechen wir da ja einfach nur Menschen an, wenn wir einen Redakteur oder eine Redakteurin kontaktieren. Die funktionieren ja genau wie andere Menschen auch.
Die entscheiden auch manchmal nach, ist mir derjenige eigentlich sympathisch? Oder wirkt es wie jemand, der drei Sätze gerade aussagen kann?
Wenn ich für einen Radiosender arbeite oder für einen Fernsehsender arbeite, würde ich außerdem suchen, ob es Videos von der Person gibt. Dessen sollte man sich auch bewusst sein, dass sie dann halt auch in Google gucken, YouTube, was auch immer, hat derjenige Videos, wenn das ein Medium ist, wo das wichtig ist.
Wichtigkeit einer Presseseite für Selbstständige
[Alex] Du hast jetzt die Presseseite angesprochen. Ist es auch schon wirklich so für Selbstständige wichtig, so eine Presseseite anzulegen, selbst wenn man noch nie in der Presse war?
[Marike] Es fällt für mich in die Kategorie very nice to have.
Also wenn man Pressearbeit ernst nehmen möchte, würde ich das auf jeden Fall empfehlen, weil man dann auf der Presseseite auch schon zeigen kann, worüber könnte man denn sprechen.
Das Zweite ist, dass es für Kunden natürlich auch, bei Kunden auch was machen kann, wenn sie sehen, aha, da ist jemand, der hat eine Presseseite und der war auch schon mehrfach in den Medien, das macht nochmal was her.
Aber es ist jetzt nicht so, dass ich sagen würde, würde, du brauchst unbedingt eine Presseseite. Vorher musst du gar nicht anfangen mit Pressearbeit, weil im Zweifelsfall ist deine Startseite gut, ist deine Über-Mich-Seite gut und dann ist das für den Journalisten auch okay.
Konkrete Formulierungen für mehr Relevanz
[Alex] Du hast schon die Formulierung angesprochen, irgendwie, „Ich helfe dir dabei, in deine Kraft zu kommen oder dein Potenzial zu entfalten“. Warum ist das denn so ein Problem? Also was stimmt nicht mit diesen Formulierungen? Weil ich glaube, die nutzen ja schon sehr viele Menschen auf ihrer Website.
[Marike] Es ist einfach wahnsinnig unkonkret. Was heißt denn „Komm in deine Kraft?“ Für wen ist das hier was? Also sind das jetzt Frauen in Männerbranchen zum Beispiel? Oder sind das Mütter in der Elternzeit? Oder was auch immer. Wen sprichst du denn an? Für wen bist du denn Experte oder Expertin?
Wenn ich das nicht weiß, werde ich dich auch nicht anrufen. Es ist wahnsinnig groß und unkonkret. Und es steht auf tausenden andere Seiten auch. Warum sollte ich jetzt gerade dich anrufen als Journalistin? Warum sollte ich dich befragen? Was macht dich besonders? Wenn man solche Formulierungen benutzt, kommt das halt überhaupt nicht rüber.
[Alex] Kann ich das dann irgendwie üben, über solche Formulierungen dann drüber hinaus zu gehen?
[Marike] Du kannst dir überlegen, wem hilfst du denn mit welchem Ergebnis? An wen richtest du dich? Und wie drückt sich das aus, in seine Kraft zu kommen? Wie drückt sich das aus, sein Potenzial zu entfalten? Also, weiß ich nicht, kannst du versuchen, konkrete Beschreibungen zu finden, die diese Menschen wirklich sagen würden?
Denn niemand liegt nachts um elf wach und sagt: „Ich wünschte, ich würde in meine Kraft kommen.“
Die sagen: Ich bin jeden Morgen müde, wenn ich aufstehe. Ich schleppe mich durch den Tag. Und obwohl ich früh schlafen gehe, bin ich trotzdem nicht ausgeruht. Ich bin einfach nur noch wie so ein Roboter, der durch den Alltag geht.
Also sowas sagen die Menschen ja. Ich schleppe mich durch den Tag und so weiter.
Solche Formulierungen machen nicht nur mit Journalisten viel mehr, sondern auch mit potenziellen Kunden viel mehr. Und deswegen ist es immer, wenn wir uns an die Website machen mit unseren Kunden, dann sagen wir zwar, wir machen das jetzt für die Presse, aber es hat halt auch immer den Effekt, dass potenzielle Kunden sich viel mehr angesprochen fühlen.
Also was kannst du tun, um das zu üben? Versuch dich in den Kopf eines Menschen hineinzuversetzen, der dein Kunde werden könnte und überleg dir, was denkt der abends beim Einschlafen?
Mensch, ich wünschte …, würde ich doch nur mal … Und dann sind das die Vokabeln, die dann in dem Moment hervortreten. Das sind die Vokabeln, die du auch für deine Website nutzen kannst.
[Alex] Das heißt, aus Journalistensicht muss man gar nicht so total professionell klingen, sondern kann auch alltagssprachliche Begriffe verwenden oder sollte sogar.
[Marike] Ja, weil immer wenn wir denken, es muss ja professionell klingen, dann kommen wir in so eine Sprache, die unheimlich gehoben ist und unheimlich verkopft ist.
Und wir müssen uns auch nochmal klar machen, in welchen Situationen Journalisten sind. Die haben einen wahnsinnig vollen Alltag. Ich habe vorhin gesagt, die Redaktionen werden kleiner. Das heißt, die müssen immer mehr Dinge bewältigen. Die Kommunikationskanäle für Journalisten nehmen total zu. Früher haben die einfach nur Pressemitteilung reinbekommen und noch den Ticker, den News-Ticker.
Mittlerweile ist es ja Telefon, dann Chat mit irgendwie Leuten, die im Homeoffice sitzen in der Redaktion. Die kriegen E-Mails, die kriegen Nachrichten über Social Media, die werden zugeballert.
Wie viel Aufmerksamkeit hat so ein Mensch? Was für eine Aufmerksamkeitsspanne hat so ein Mensch? Die ist sehr, sehr kurz.
Und wenn du mir dann mit Fachbegriffen kommst und mit verkopfter Sprache, dann brauche ich da echt lange, um das zu verstehen. Und es rauscht auch an mir vorbei. „Komm in deine Kraft“ rauscht an mir total vorbei. Deswegen hilft es, Alltagssprache zu benutzen, weil die immer viel schneller im Gehirn ankommt. Bei gestressten Journalisten genauso wie bei gestressten potenziellen Kunden.
Alternative Wege in die Presse zu kommen
[Alex] Eine letzte Frage. Gibt es denn Orte, die wir vielleicht nicht auf dem Schirm haben, dass wir dort in die Presse kommen können? Also du hast zum Beispiel schon so Fach- und Branchenverzeichnisse angesprochen, weil wenn man an Pressearbeit denkt, würde man vielleicht nur an, weiß ich nicht, Zeitung, Fernsehen denken. Was gibt es da noch?
[Marike] Wir haben mittlerweile das viel, viel größer gefasst.
Also wir fragen ja immer, was ist dein Ziel? Und manchmal sind Fachmagazine ein richtig gutes Ziel. Und bei anderen sagen wir, vielleicht willst du auch mal Podcasts in den Blick nehmen oder vielleicht möchtest du mal größere Blogs in den Blick nehmen.
Also es gibt zum Beispiel einen Blog, der ist sehr, sehr groß. Der heißt Stadt, Land, Mama. Der erreicht wirklich sehr, sehr viele Menschen, vor allem Frauen. Und da haben schon viele unserer Teilnehmer einen Gastbeitrag geschrieben und haben damit eine gute Reichweite aufbauen können.
Das darf man nicht vergessen. Es gibt ja nicht nur irgendwie Spiegel, Stern und Zeit, sondern es gibt ja viele, viele Webseiten, Online-Medien. Die Frauenzeitschriften haben zum großen Teil eigene Online-Redaktionen und die können manchmal sogar noch besser funktionieren, weil so ein Artikel, der auf, sage ich jetzt mal, Brigitte.de erschienen ist, natürlich dauerhaft online ist, während, wenn er in der Brigitte im Magazin erscheint, nur 14 Tage am Kiosk liegt.
Das kann also durchaus attraktiv sein, sich wirklich auf die Online-Medien zu stürzen. Und wie gesagt, wir nehmen auch Podcasts und große Blogs in den Blick, weil das ja genauso relevant sein kann.
[Alex] Ja, Marike, vielen, vielen Dank, dass du heute zu Gast warst und über schlaue Pressearbeit gesprochen hast. Vielen Dank.
[Marike] Danke für die Einladung.
Shownotes
Instagram verlassen trotz 18k Follower: Interview mit Melina Royer von „Still und Stark“
In dieser Podcastfolge habe ich Melina Royer zu Gast. Ich habe Melina für mein Buch „No Social Media!“ zum Thema „Netzwerken für Introvertierte“ interviewt. Und darüber werden wir auch in dieser Podcastfolge noch einmal sprechen. Und Melina erzählt uns in dieser Folge auch, warum sie sich trotz 18k Follower von Instagram und auch von LinkedIn verabschiedet hat.
In dieser Podcastfolge habe ich Melina Royer zu Gast. Du kennst Melina vielleicht schon durch ihren Blog Vanilla Mind, den sie seit mehreren Jahren für insbesondere schüchterne und introvertierte Menschen betreibt. Melina hat auch den Podcast „Still und Stark“ und arbeitet als systematische Coachin.
Für mein Buch „No Social Media!“ habe ich Melina zum Thema „Netzwerken für Introvertierte“ interviewt. Und darüber werden wir auch in dieser Podcastfolge noch einmal sprechen. Und Melina erzählt uns in dieser Folge auch, warum sie sich trotz 18k Followern von Instagram und auch von LinkedIn verabschiedet hat.
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Warum Erfolg nicht laut sein muss
[Alex] Ja, hallo Melina. Dein Motto ist „Erfolg muss nicht laut sein“. Was bedeutet diese Aussage für dich genau?
[Melina] Also ich hatte ganz häufig das Gefühl und dieses Gefühl habe nicht nur ich, das merke ich jetzt auch mittlerweile immer bei meinen Coachees, dass es oft so ist, man hat das Gefühl, gerade als eher ruhiger, sensibler Mensch, die ganze Welt scheint irgendwie einen Plan für einen zu haben. Also:
„Du musst mehr aus dir rauskommen.“, „Wenn du so weitermachst, dann wirst du nichts aus dir machen.“
Also, man hat immer das Gefühl, dieser Druck von außen ist da, ich muss eigentlich jemand anders sein und alle wissen ganz genau, wie es geht.
Und zum Beispiel, Stichwort Netzwerken: „Das geht so und so und das musst du so und so machen und dann musst du auf dieses Event gehen und bei Meetings musst du das und das sagen und so und so auftreten, damit das erfolgreich ist.“
Und man hat wirklich dieses Gefühl, jeder hat einen Plan für einen, aber man selber weiß gar nicht so richtig: Wer bin ich überhaupt, was brauche ich, was ist eigentlich im Einklang mit meiner Persönlichkeit?
Und deswegen habe ich mir wirklich dieses Motto auf die Fahne geschrieben, Erfolg muss eben nicht laut sein. Also jeder kann mit der Persönlichkeit, die er hat, erfolgreich sein, wenn man sich selber gut kennt und weiß, wie kann ich mit den Karten, die mir ausgeteilt wurden, gut arbeiten? Also wie kann ich die richtig einsetzen und meine Stärken hier ausspielen?
[Alex] Das ist erstmal super befreiend, finde ich, weil, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe erst neulich mich mit jemandem darüber unterhalten, dass ich das Gefühl habe, also eigentlich schon immer, dass ich so, wie ich bin, nicht richtig bin. Und ich könnte mir vorstellen, dass es halt auch viele Introvertierte auch so haben, wenn sie in so einer extrovertierten Welt leben, dieses Gefühl, nicht richtig zu sein, so wie man ist.
Und dann dein Ansatz ist quasi zu sagen: So, wie du bist, bist du richtig und so, wie du bist, auch als leise Person, kannst du Erfolg mit dem haben, was du machst.
Das finde ich erst mal eine sehr schöne Botschaft. Und was bedeutet denn jetzt Erfolg zum Beispiel für dich persönlich?
Weil, wenn ich das richtig verstehe bei dir, gehörst du ja auch eher zu den introvertierteren Personen.
[Melina] Genau. Also für mich ist ganz, ganz wichtig, wenn ich meine persönliche Definition von Erfolg jetzt nehme, im Einklang mit meinen Werten, mit meinen Bedürfnissen, mit meiner Persönlichkeit leben und arbeiten zu können. Und das zeigt mir auch meine Erfahrung immer wieder. Ich kann ja wirklich meine beste Leistung nur abrufen, wenn ich auf mich selber achte. Also wenn ich gut mit mir selber umgehe.
Natürlich kann ich mich auch zum Erfolg prügeln. Das ist ja leider möglich. Kann man auch immer wieder sehen an Beispielen, wenn man sich Interviews von bestimmten Menschen anhört oder so.
Also natürlich kann man mit Druck sehr, sehr viel erreichen, aber irgendwann kommt halt der Crash oder du bist todunglücklich mit dir selber und du merkst halt, dass du unzufrieden mit deinem Leben bist. Auf dem Papier stimmt alles, aber irgendwie fühlst du dich innerlich leer.
Und seit ich einfach für mich darauf achte, dass ich mich frage: Auf welches Ziel zahlt das hier ein? Passt das zu mir? Fühlt sich das stimmig an? Kann ich das wirklich so machen? Oder wie kann das für mich funktionieren?
Und seitdem ich das mache, merke ich einfach, wie gut es ist und wie ich auch aufblühe oder wie ich dann auch wirklich das zeigen kann, was mich auszeichnet und was ich an Potenzial überhaupt habe.
Weil ich habe nämlich eigentlich früher auch immer eher so mit diesem Leistungsmotor gearbeitet. Also ich bin sehr, sehr stark anfällig für Perfektionismus und Leistungsdruck. Das ist so mein persönlicher Default, meine Baseline aus den unterschiedlichsten Gründen.
Und ich habe einfach wirklich nach Wegen in den letzten Jahren immer wieder gesucht, aus diesem Muster auszubrechen, zu sagen:
„Okay, was tut mir denn eigentlich wirklich gut und wie kann man Leistung zeigen, aber nicht, weil man muss, sondern weil man will und weil es zu einem passt und weil es das Richtige ist?“
Und das ist meine persönliche Definition von Erfolg, wirklich auf mich zu achten und zu gucken, was tut meinem Körper überhaupt gut, mich nicht selber auszubeuten.
[Alex] Ich wollte auch gerade fragen, aber du hast es schon ein bisschen so vorweggenommen. Also es war nicht immer so, dass du diese Definition von Erfolg für dich hattest, sondern das hat sich erst mit der Zeit entwickelt. Wie kam es dazu?
[Melina] Also ich glaube, das ging los mit der Selbstständigkeit. Also ich bin aus einem Angestelltenverhältnis regelrecht ausgebrochen, kann man sagen, weil der Status quo war damals 2014, dass ich in der Grafik gearbeitet habe.
Als Kommunikationsdesignerin ist auch ein Beruf, der mir unfassbar gelegen hat. Habe ich geliebt meine Tätigkeit. Das Problem war allerdings, dass mir die Kolleginnen und Kollegen nacheinander weggebrochen sind. Also die eine Person hat einen Burnout erlitten, die nächste Person ist in Rente gegangen und ich habe keine neuen Kollegen dazu bekommen. Ich musste den Laden quasi da irgendwie, ja, was heißt alleine stemmen, ganz so war es nicht.
Aber mein Vorgesetzter zum Beispiel kam irgendwann nur noch zwei Tage die Woche, weil der sich auf seinen Ruhestand schon vorbereitet hat. Und so war ich da einfach irgendwann quasi wirklich fast alleine die meiste Zeit der Woche und habe das aber alles abgefedert.
Ich habe ja schon den Leistungsdruck und den starken Antrieb angesprochen. Ich habe auch ein unglaubliches Verantwortungsbewusstsein und gedacht, ich reiße mich jetzt zusammen und mache das alles weiter, statt jemandem zu sagen:
„Leute, das geht nicht, ihr müsst Leute einstellen! Ich kann das nicht stemmen.“
Und ich habe einfach immer weitergemacht. Und es ist ja völlig klar, dass das irgendwann zum Crash führt und dass ich todunglücklich war. Ich hatte schon morgens beim Aufstehen Magenkrämpfe und ich hatte Kopfschmerzen und eine Menge körperliche Symptome, die irgendwann dazu geführt haben, dass ich gesagt habe, ich mag so nicht mehr arbeiten, ich muss hier weg.
Und ich bin dann aber tatsächlich nicht in ein neues Angestelltenverhältnis gegangen, sondern ich habe mich selbstständig gemacht, weil mein Mann sowieso selbstständig war und unsere Fähigkeiten sind recht ähnlich gelagert, wir haben große Schnittmengen und dann haben wir gesagt, okay, dann mache ich bei ihm mit, dann probiere ich das mal aus.
Komplette Freiheit. Und diese komplette Freiheit hat mir natürlich auch sehr schnell gezeigt, wo bei mir die Schwachstellen liegen. Also mit kompletter Freiheit irgendwie auf einmal umgehen zu können, das erfordert einen hohen Grad an Selbstführung. Also welche Routinen lege ich mir zu? Das ist, diese Selbstorganisation ist ein Riesenthema, aber auch, wie gehe ich überhaupt auf Leute zu, weil die Kunden kommen ja jetzt nicht von alleine angerannt.
Also gerade als eher zurückhaltender Mensch, der vorher aus so der Grafik kommt, wo alle, also die Aufträge sind zu mir gekommen, also ich musste mich ja nie um irgendwas kümmern, alle sind zu mir gekommen, kannst du dies machen, kannst du das machen, jetzt bin ich in der Position, wo ich auf alle anderen zugehen muss und schauen muss, schau mal, das kann ich dir anbieten, das kann ich für dich ändern, diese Transformation kann ich dir anbieten, das sind meine Fähigkeiten. Das ist schon hart gewesen für mich am Anfang und deswegen musste ich wirklich in vielen kleinen Schritten rausfinden:
Wie kann ich eigentlich gut arbeiten? Was zeichnet mich aus? Welche Strukturen brauche ich, die wirklich auch zu meiner Persönlichkeit passen, die mir gut tun, die mich nicht zurück in so ein Hamsterrad versetzen wie das, was ich vorher hatte, wo ich mich dann selbst ausbeute? Weil das kannst du auch in der Selbstständigkeit.
Selbstständigkeit mag zwar immer so toll klingen nach Freiheit, aber auch da kannst du dich hervorragend selber ausbeuten.
[Alex] Ich wollte gerade sagen, gerade wenn wir auf Social Media gucken, Da wird es ja richtig glorifiziert, wenn Leute quasi ständig busy sind und ständig Dinge zu tun haben. Also da ist die Selbstständigkeit auch nicht unbedingt so der Ausweg aus dem Hamsterrad, sondern man kommt einfach in ein neues Hamsterrad rein. Also da muss man glaube ich auch aufpassen.
[Melina] Genau, weil die Altlasten hast du ja trotzdem bei dir. Diese Routinen und Muster, die du gewohnt bist und die ja häufig auch mit den eigenen inneren Mustern zusammenspielen, wenn du eh so einen starken Leistungsdruck hast in dir, dann nimmst du das natürlich auch in jeder anderen Tätigkeit mit.
Wie es ist, mit seinem Partner zusammenzuarbeiten?
[Alex] Du hast gerade schon erwähnt, du arbeitest mit deinem Mann zusammen, mit Timon. Und ihr seid beide systemische Coaches, ihr schreibt Bücher zusammen, ihr habt einen gemeinsamen Podcast. Wie ist das, mit deinem Mann zusammenzuarbeiten? Ich kann mir vorstellen, da gibt es sowohl schöne Aspekte als auch Herausforderungen.
[Melina] Auf jeden Fall. Also ich will auch nicht behaupten, dass es am Anfang sehr leicht war. Schwupp, Job gekündigt, Selbstständigkeit. Ach Mensch, ist das alles ein Traum. Also wir haben auf jeden Fall gemerkt, wir sind beide sehr freiheitsliebend, brauchen viel eigene kreative Räume, um nachdenken zu können.
Und das ist natürlich erstmal, wenn du dann wirklich zusammenarbeitest, nicht so einfach, dass jeder genügend Freiraum eben noch bekommt. Du arbeitest in den gleichen Projekten, wir machen ja auch zusammen einen Podcast, den „Still und Stark“-Podcast für introvertierte Fach- und Führungskräfte.
Das heißt, wir haben einfach wirklich sehr, sehr viele Dinge, die wir zusammen machen. Und dort genügend Räume zu schaffen, dass man sagt, ich kann mich jetzt hier zurückziehen, ich habe hier meinen Space, ich muss mich jetzt gerade nicht mit dir absprechen in bestimmten Dingen, sondern kann einfach nur mal frei hier Räume schaffen, das ist wirklich schwierig, weil man sich auch einfach mal auf den Nerv gehen kann.
Ich glaube, das ist auch so mit, was die meisten Leute befürchten, wenn man mit seinem Partner zusammenarbeitet. Ich höre das immer, wenn ich das erzähle „Ich arbeite mit meinem Mann“: „Das könnte ich gar nicht. Also ich bin eigentlich ganz froh, wenn ich tagsüber woanders arbeite und den nur abends treffe.“ Also das hört man häufiger. Aber ich muss sagen, es hat uns auch total zusammengebracht.
Also zusammen arbeiten zu können, ist toll, weil die Arbeit bestimmt einfach so einen großen Teil unserer Leben, einfach auch zeitlich. Das nimmt so viel Zeit vom Alltag ein und das miteinander teilen zu können, ist halt sehr, sehr schön und das hat unsere Beziehung auch nochmal gefestigt, weil unsere Absprachen natürlich viel, viel besser geworden sind. Unsere Kommunikation musste viel besser werden, viel wertschätzender.
Man musste sich oft zurücknehmen, wirklich jetzt nicht irgendwie so: „Mann, das geht gar nicht und das ist voll gegen meine Arbeitsweise, so kannst du das nicht machen!“
Sondern wirklich lernen, diese innere Distanz teilweise auch mal zu einem Problem einzunehmen und zu sagen:
„Okay, aber wie können wir denn jetzt hier lösungsorientiert rangehen?“ Also das ist wirklich …, die Kommunikationsskills sind auf jeden Fall durch die Decke geschossen, würde ich sagen.
[Alex] Habt ihr denn so irgendwie Rituale oder so Dinge, von denen du sagen würdest, die helfen euch immer, das so durchzuziehen?
[Melina] Ja, tatsächlich ja. Wir haben ein tolles Ritual, das nennt sich Daily Stand-Up. Einige, die hier mithören, die vielleicht ein bisschen Ahnung vom Programmieren und vom agilen Arbeiten haben, die werden das vielleicht kennen.
Das ist eine Methode aus dem Scrum, wo du ein Daily machst. Das geht maximal so 15 Minuten und du sitzt einfach wirklich nur am Tisch und sagst: Das habe ich gestern gemacht, das werde ich heute machen. Zählst einfach nur einmal auf: Das sind meine Resultate von gestern. Jetzt spreche ich darüber, was ich mir für heute vorgenommen habe. Und dann bist du raus. Dann geht auch jeder wieder seiner Wege.
Aber es ist eben einfach sichergestellt, dass beide wissen, was der nächste Punkt ist. Gerade wenn man zum Beispiel an einem Projekt arbeitet, dann arbeiten wir auch in Sprints und dann ist eben einfach durch dieses Daily Stand-Up sichergestellt, dass jeder weiß, was in diesem Sprint oder in diesem Projekt jetzt gerade anliegt und was wichtig ist. Und dann kannst du auch darauf vertrauen, dass die Person das natürlich dann auch einfach macht.
Also musst halt keine Kontrolle irgendwie ausüben: „Und hast du daran gedacht“ und so weiter. Du hast dich morgens kurz abgesprochen und dann läuft das wie auf Schienen.
Warum hast du deinen Instagram-Account mit 18k Followern verlassen?
[Alex] Du hast vor einigen Monaten deinen Instagram-Account verlassen und ich finde das sehr bemerkenswert, weil damals, als ich mich selbstständig gemacht habe, 2016, war dein Account tatsächlich einer der ersten, denen ich gefolgt bin auf Instagram.
Und ich fand immer, dass du da wie so ein Fisch im Wasser wirktest zumindest. Natürlich als Kommunikationsdesignerin hast du ein Händchen fürs Visuelle und Instagram ist da sehr dankbar. Und trotzdem hast du auch, wenn ich das richtig so verstehe, auch in letzter Zeit mit den Plattformen gehadert und bist da jetzt weg. Und da würde ich jetzt gerne weiter drüber sprechen, weil es ist natürlich sehr spannend für den Podcast. Also zunächst einmal, wie kam es dazu? Was ist so in letzter Zeit passiert, dass du zu dieser Erkenntnis gekommen bist, du willst weg von Instagram?
[Melina] Also, das war keine Entscheidung, wo ich irgendwie einfach so einen Schalter umgelegt habe und dann bin ich morgens aufgestanden und habe gedacht: „Ja, das ist jetzt die richtige Entscheidung, so mache ich das jetzt.“
Ich habe mich sehr, sehr lange mit dieser Entscheidung herumgetragen, Social Media zu verlassen. Also Instagram war ja auch gar nicht das Einzige. Zum Beispiel LinkedIn, da war ich sogar noch am überlegen, ob ich das weiter ausbaue. Und das habe ich jetzt auch quasi fallen gelassen, mehr oder weniger. Und das war eine Sache, die einfach wirklich über bestimmt drei, vier Jahre so in mir gegärt hat oder gegoren hat.
Ja, und einfach, weil ich gemerkt habe: Ich verändere mich. Also die Plattform natürlich auch, klar. Es kommen immer mehr Funktionen dazu und es wird immer wichtiger aufzufallen. Du bist ja nur ein kleiner Fisch in einem riesigen Becken. Aber ich habe mich eben auch selber verändert.
Ich habe mir einfach sehr, sehr viel häufiger in den letzten Jahren die Frage gestellt:
„Auf welches Ziel zahlt diese Aktivität ein?“
Und die große Frage ist halt: Wovon lebt mein Business? Was ist das Herzstück meiner Tätigkeit? Und zahlt eben Social Media darauf ein, auf mein Ziel?
Und was mich unglaublich überrascht, ist, die meisten, die sich diese Frage stellen, die beantworten die relativ diffus. Also die antworten, warum mache ich Social Media, auf welches Ziel zahlt das ein?
Da hörst du dann: Ja, ich will wachsen. Ja, Wachstum, was heißt denn das? Also in welchem Bereich? Oder sie antworten: Ja, ich will möglichst viele Menschen erreichen. Ja, welche Menschen denn eigentlich genau? Sind die hier überhaupt? Sind die überhaupt hier auf Instagram? Wer sind die? Was zeichnet die aus?
Also dieses Social-Media-Ding wird häufig sehr, sehr diffus beantwortet und überhaupt nicht spezifisch auf mich und mein Business bezogen.
Und ich muss auch sagen, ich habe mir diese Fragen halt sehr lange nicht mehr gestellt. Ich bin halt wirklich ein alter Hase auf der Plattform gewesen. Ich war ja irgendwie 2012 schon mit dabei, habe ich meinen privaten Account damals erstellt und den habe ich irgendwann umgewandelt in einen geschäftlichen.
Und deswegen habe ich auch lange Zeit gar nicht in Frage gestellt, dass es richtig ist, da zu sein, weil ich war ja einfach immer dabei und die Zahlen waren ja auch eigentlich immer okay.
Also ich hatte zu Spitzenzeiten, glaube ich, so an die 18k Follower*innen. Und so einen Account gibst du ja auch nicht mir, nichts dir, nichts einfach auf.
Aber ich habe mir einfach wirklich sehr ehrlich die Frage stellen müssen: Guck mal, wo willst du denn damit irgendwann hin?
Weil wenn ich mir meine Zahlen angeguckt habe – ich habe über Instagram keine Geschäfte gemacht, ich habe da nicht verkauft, ich habe dort keine Kunden gewonnen.
Ich habe irgendwann mir tatsächlich einfach eingestehen müssen, die Menschen dort sind viel mehr an meinem Privatleben interessiert als an dem, was ich anzubieten habe. Und das ist okay. Für manche mag diese Erkenntnis in Ordnung sein. Für mich war diese Erkenntnis nicht okay, weil ich nicht mein ganzes Privatleben teilen möchte.
Also so bin ich einfach nicht. Ich möchte diese Offenherzigkeit nicht. Ein Teil sollte immer privat bleiben für mich. Ich rede gerne offen über meine Themen. Ich gebe auch gerne Dinge von mir preis, aber ich möchte nicht dort sein, um Menschen mit meinem Privatleben zu unterhalten.
Also das habe ich ja auch einfach gemerkt. Also welche Bilder waren am meisten geklickt oder kommentiert? Ja, wenn ich zum Beispiel ein Foto gepostet habe zum Hochzeitstag von Timon und mir.
Ja, klar, das ist schön, das kann ich auch verstehen, ist nicht bösartig gemeint, aber das ist nicht der Grund, warum ich da bin. Ich bin da, weil ich etwas zu sagen habe.
Ich bin als Coach hier. Ich möchte introvertierten Menschen helfen, an ihre Stärken zu glauben, ihre Stärken zu entdecken und selbstsicher aufzutreten. Und das erreiche ich ja nicht, indem ich private Fotos von meinem Mann und mir teile oder Urlaubsbildchen.
Ich war einfach irgendwann, ich wollte mich da einfach irgendwann nicht mehr darstellen. Es gab eine Zeit, da hat mir das gut gefallen und da war es auch eine Hilfe. Also ich will nichts Negatives sagen.
Also es ist wirklich so, dass mir auch Instagram schrittweit geholfen hat, beim Netzwerken zu gucken: Wer alles ist denn überhaupt da draußen? Wer tickt ähnlich wie ich? Da kann das sehr nützlich sein. Aber ich bin eben aus der Nummer rausgewachsen.
Und dann stehst du natürlich vor der Frage: Okay, du kannst das ja auch auslagern. Wenn dir das zu viel Arbeit ist, du kannst das ja auch abgeben, kannst es ja jemand anders machen lassen. Social Media Management ist ja eine Option.
Ich habe die Frage für mich aber einfach mit Nein beantwortet, weil ich ja gesehen habe: Hey, dieser Account zahlt sowieso nicht auf meine beruflichen Ziele ein, weil die privaten Sachen interessieren die Leute hier mehr als meine beruflichen.
Und ich mache hier keine Geschäfte in dem Sinne, dass ich hier Kurse launche oder promote oder so. Von daher muss ich jetzt auch niemanden bezahlen, um das weiterzumachen. Muss ich ja nicht noch mehr Geld auf eine Sache werfen, die gar nicht den Effekt hat.
Ja, und deswegen habe ich die Entscheidung dann im letzten Oktober getroffen. Also ein langer Prozess.
[Alex] Ja, vielen Dank, dass du da so detailliert uns daran teilhaben lässt. Ich finde es ganz spannend, weil ich das tatsächlich auch so erstmal wiedererkenne bei mir, dass mir Social Media nie beruflich das gebracht hat, was mir eigentlich wichtig war, um was es mir geht.
Und ich glaube auch, ganz viele Menschen, die zu mir kommen, denen geht es ähnlich. Nur die trauen sich halt nicht, diesen Schritt zu machen und zu sagen: Ja gut, dann gehe ich halt. Also das ist, glaube ich, dann nochmal schwierig. Und wie hast du denn da diesen Mut gehabt oder hat das überhaupt Mut gebraucht? Also wie war das dann, als du wirklich dann letzten Endes, ich weiß nicht, hast du die Konten gelöscht, deaktiviert? Was ist jetzt mit den Konten passiert?
[Melina] Also mein Instagram-Account besteht nach wie vor und dem kannst du auch nach wie vor folgen. Ich bin einfach nur inaktiv. Also ich habe die App nicht mehr auf meinem Handy.
Ich habe einfach die App vom Handy gekickt, sodass ich selber nicht mehr darauf zugreifen kann. Wenn ich wollte, könnte ich es, glaube ich, noch über meinen Desktop-Rechner machen. Ich verbringe aber dort einfach keine Zeit mehr, gar nicht.
Und wie gesagt, man kann mich dort noch finden. Ich wollte den Namen nicht aufgeben, dass man einfach noch „Vanilla Mind“ finden kann und „Still und Stark“.
Aber es steht, glaube ich, auch sogar in der Bio drin, dass man den Kontakt lieber über die Website suchen sollte, weil ich dort nicht poste. Ich glaube, ich habe es bis auf drei Erklärungspostings, was ich eigentlich mache, wer ich bin, was ich mache, habe ich, glaube ich, auch alles andere archiviert.
Dass wirklich nur noch im Fokus steht: Okay, das ist die Message, mit der ich hier bin, und so kann man mich dann noch finden.
[Alex] Und hast du das damals im Oktober so als besonders mutig empfunden für dich oder war das so ein Tag für jede andere?
[Melina] Nee, ich habe mich schon ziemlich mutig gefühlt an dem Tag. Nee, weil ich auch, ich hatte es, glaube ich, schon angedeutet, ich hatte ja nicht gerade einen kleinen Account, also gut, natürlich gibt es immer riesigere Accounts, aber so einfach von der Sache her, wenn du es geschafft hast, dir eine Followerschaft von 18.000 Leuten aufzubauen, dann wirfst du es nicht einfach weg, weil da steckt ja viel Arbeit drin.
Und das ist eben auch immer das, wobei ich am meisten gezögert habe, weil ich habe ja unfassbar viel investiert über die Jahre.
Ich hatte wirklich einen Social-Media-Plan. Ich wusste zu jeder Zeit, wann ich poste. Ich hatte auch Tools, die das dann automatisiert für mich posten können, dass ich das nicht manuell anschieben muss und so. Also ich habe das ja nicht einfach so just for fun gemacht und ach, naja, mache ich heute mal, mache ich heute nicht. Da steckte schon eine Strategie hinter.
Und weil ich eben um diese ganzen Arbeitsstunden wusste, die ich da schon investiert habe, das ganze Herzblut und das ganze Invest, wollte ich das natürlich auch nicht einfach, ja, so einfach mir nichts, dir nichts wegwerfen.
Zumal auch Timon immer gesagt hat: Nee, wirf das doch nicht einfach weg und guck doch nochmal und so. Aber ich habe einfach gemerkt, es bringt nichts. Also ich bin da wirklich einfach rausgewachsen.
Wobei man auch dazu sagen muss, ich würde auch niemandem empfehlen, diese Entscheidung einfach so übers Knie zu brechen, weil du musst dich ja fragen, was trägt denn mein Business? Also wenn ich wirklich nur diesen Social-Media-Kanal habe und dann sage ich: „Nee, will ich ab heute nicht mehr.“ Ja, wie erreiche ich denn dann noch Leute? Also ich muss ja die Leute auf irgendeine Möglichkeit oder auf eine Art und Weise erreichen können, die Menschen, für die ich gerne etwas tun möchte.
Und wenn Instagram jetzt mein einziger Kanal war, über den ich kommuniziert habe, ja, ich muss ja eine Alternative haben mindestens.
So, aber das war ja nie mein Problem. Ich habe einen Newsletter, einen sehr schönen Newsletter, den die Leute wirklich lieben und den nenne ich auch Mut-Letter und nicht Newsletter. Viel besser.
Und ich habe natürlich auch einen Podcast, den ich mit Timon mache und einen Blog. Also ich bin über SEO gut zu finden. Ich ranke für gute Keywords, Podcast, Newsletter.
Also das sind ja mindestens drei Sachen, die sehr tragfähig sind. Und dementsprechend habe ich dann auch gesagt: Okay, also worauf wartest du jetzt eigentlich noch? Also deine stärksten Kanäle waren nie Instagram oder LinkedIn. Deine stärksten Kanäle waren immer der Newsletter, der Blog, der Podcast.
Und auch wenn die über die Jahre ein bisschen geschrumpft sind, weil die nicht so viel Fokus von mir bekommen haben, übrigens auch ein sehr, sehr guter Punkt, den wir gleich auch noch ansprechen können, Fokus, weil du tanzt ja auch so vielen Hochzeiten.
Hast du Instagram, hast du LinkedIn, hast du Newsletter, hast du einen Blog, hast du einen Podcast. Das sind ja alleine fünf Sachen, die ich da bedient habe. Und das ist ja auch einfach die Frage, wenn du deinen Fokus irgendwie durch fünf teilen musst:
Funktioniert dann überhaupt noch irgendwas davon richtig gut?
Und ich habe es ja schon gesagt, der Newsletter ist ein bisschen geschrumpft, der Blog hat weniger Abrufzahlen gehabt, der Podcast ist nicht gewachsen. Ja, ist ja auch irgendwie nicht verwunderlich, wenn man seinen Fokus auf so viele Plattformen verteilen muss. Und das ist wesentlich besser geworden, seitdem ich auf Social Media verzichte.
[Alex] Ja, spannend. Da reden wir definitiv auch nochmal gleich drüber. Aber vorher vielleicht noch eine Frage. Wie haben denn diese ganzen Menschen, du hast gesagt, 18.000 Leute sind dir auf Instagram gefolgt. Wie haben sie denn darauf reagiert?
[Melina] Gar nicht.
[Alex] Gar nicht?
[Melina] Ich bin weg und fertig.
[Alex] Du hast also keinen Abschiedspost gehabt, so nach dem Motto „Ich gehe!“?
[Melina] Nein, das habe ich nicht gemacht.
[Alex] Krass, okay.
[Melina] Ich bin einfach weggeblieben und fertig. Ich habe gedacht, also ich hatte, glaube ich, in der Vergangenheit öfter mal so Postings gemacht, wo schon so durchklang, dass ich mich nicht mehr so ganz wohl fühle mit der Plattform. Ich habe aber nie konkrete Schritte eingeleitet. Ich habe eigentlich sogar eher die Erfahrung gemacht, wenn ich mal eine Pause angekündigt hatte, eine Urlaubspause oder einfach so eine Social-Media-Break – das wird ja öfter mal gemacht, machen auch andere Leute – dann sind sofort die Zahlen ins Bodenlose gegangen.
Also direkt kündigst du an, ich mache jetzt eine Instagram-Pause, zack, 1000 Leute weniger. So gefühlt. Nein, gar nicht so viele, aber ich glaube, so 300, 400 waren es dann schon.
Und ich habe gedacht, gut, dann machst du es diesmal einfach nicht. Du verschwindest einfach sang- und klanglos.
Und weißt du was, das interessiert sowieso niemanden, das fällt gar keinem auf und das ist auch so.
Also du bist ja wirklich auf so einer Riesenplattform wie Instagram, du wirst ja nicht mal vermisst, bist ja sowieso nur eine Person von ganz, ganz vielen.
Du musst dich ja sonst wie verbiegen und anstellen, um irgendwie relevant für diesen Algorithmus zu sein.
Also musst ja ständig was Neues aus dem Hut zaubern, um irgendwie noch in den Feeds der Leute zu landen. Und was dann einfach realistisch wirklich passiert ist, wenn du nicht mehr postest, landest du eben einfach nicht mehr im Feed.
Und das ist, dafür musst du dich nicht erklären oder irgendwas, das passiert einfach.
[Alex] Spannend, spannend. Also ich hätte nicht gedacht, dass es auch so für größere Accounts gilt, aber ja.
[Melina] Gerade für die.
Was hast sich mit dem Social-Media-Ausstieg verändert?
[Alex] Du hast in einer Podcast-Folge von dir, du hast ja schon angesprochen, du hast einen Podcast, über deinen Instagram-Ausstieg gesprochen und ich habe mir die Folge angehört und da hast du gesagt, dass das die beste Entscheidung seit Langem war.
Kannst du uns da mal mitnehmen, was genau hat sich denn jetzt so zum Positiven verändert mit dem Instagram-Ausstieg oder LinkedIn-Ausstieg auch?
[Melina] Also ich bin deutlich mehr bei mir und das meine ich nicht auf so eine egoistische Art, sondern einfach mehr bei mir in Balance. Also ich bin mehr im Moment, ich bin präsenter, weil ich weiß, ich habe jetzt diese Hektik nicht mehr. Ich muss jetzt unbedingt noch was posten, ich habe noch gar nicht den Plan fertig, ich muss dieses, ich muss jenes.
Also ich habe einfach einen klareren Fokus auf die Dinge, die wichtig sind und die anstehen, weil es einfach nicht mehr diese hektische Getriebenheit ist, an x Brennpunkten irgendwie gleichzeitig sein zu müssen.
Alleine auch diese Erreichbarkeit, guck mal, über Instagram hast du ja die DMs, musst ja ständig in die DMs reingucken, damit du eben auch für die Leute da sein kannst. Es ist ja ganz wichtig, eine persönliche Verbindung zu Menschen zu haben. Die hast du ja nicht, wenn du nicht auf Kommentare, auf DMs antwortest.
Und das ist ja nicht mein einziger Kanal, wo ich DMs beantworte. Das muss ich ja dann auch noch für meine E-Mails machen. Leute, die sich über den Podcast melden, oder Leute, die auf dem Blog kommentieren. Gut, Blog kommentieren ist ein bisschen eingeschlafen. Das war früher sehr viel mehr. Das ist heute gar nicht mehr so üblich, dass Leute das machen.
Aber trotzdem ist es ja wirklich, wie kümmerst du dich gut um die Menschen? Wie kümmerst du dich gut um die Leute, die dir Fragen stellen? Und da habe ich einfach jetzt viel mehr Zeit, Energie und ja, viel mehr Zeit und Energie für.
[Alex] Und Fokus hast du gerade schon angesprochen.
[Melina] Genau, ich kann viel besser auf die Menschen eingehen. Ich glaube, das spüren die auch.
Menschen merken ja, ob du einfach nur irgendwie einsilbig antwortest und ob du eigentlich gerade gestresst bist und gar keine Energie hast oder ob du dir Zeit für sie nimmst.
Und als systemischer Coach bin ich ja in einer Branche, wo vertrauensvolle Beziehungen des A und O sind. Also die Person muss ja wirklich, wenn sie mit mir arbeiten möchte, das Gefühl haben: Melina ist da, die versteht mich, die nimmt mich wahr, ich bin sichtbar für die.
Und das kann ich ja nicht, wenn ich total getrieben bin und an x Orten gleichzeitig präsent sein muss.
[Alex] Hast du auch Veränderungen festgestellt an deiner Konzentration? Du hast schon Fokus angesprochen, also hat sich da was verändert?
[Melina] Auf jeden Fall. Also alleine der Zeiteinsatz der Social Media für mich war, der ist ja weggebrochen. Und dann hast du ja Räume für andere Aufgaben, die du vielleicht vorher vernachlässigt hast. So war das auf jeden Fall in meinem Fall, ich würde sagen, es waren schon mehrere Stunden pro Woche, vielleicht sogar täglich, die Social Media beansprucht hat.
Das eine ist ja Postplanung, was willst du schreiben? Und dann ist es ja gleichzeitig auch ein visuelles Medium. Also das, was mich eigentlich am Anfang an Instagram sehr fasziniert hat, dass es eben auch ein visuelles Medium ist. Das entspricht ja sehr meinem Fähigkeiten-Set, eben auch visuell zu arbeiten, weil ich ja meine Design-Skills damit einbringen konnte, aus meiner ersten Karriere quasi.
Gerade das hat mir irgendwann auch das Genick gebrochen. Wie viel Zeit kannst du einsetzen, um solche Grafiken zu gestalten für Instagram, diese Postings zu gestalten, Reels zu drehen? Du kannst dich natürlich total kreativ ausleben und gleichzeitig bricht es dir das Genick, weil du deine anderen Aufgaben gar nicht mehr machst. Weißt du, du kannst Stunden in ein einziges Reel stecken, das dann vielleicht von ein paar tausend Leuten gesehen wird, aber nach 24 Stunden keinen mehr interessiert.
Gab es Nachteile an deinem Social-Media-Ausstieg?
[Alex] Hast du auch Nachteile festgestellt an deinem Instagram-Ausstieg?
[Melina] Einen, ja, tatsächlich. Was mir jetzt gerade auffällt, ist: Ich vermisse so ein bisschen diese Umfragefunktion. Über Newsletter kann man ja schlecht Umfragen machen. Also kannst du zwar, aber du brauchst dann noch ein zweites externes Tool, um das dann irgendwie zu realisieren.
Ich fand die Möglichkeit, über Social Media super schnell einfach in den Storys eine Umfrage posten zu können, einfach um so ein Stimmungsbild zu bekommen, fand ich super toll. Das ist etwas, was ich definitiv vermisse, aber ich denke, da werden sich auch noch andere Möglichkeiten auftun, das in Zukunft zu integrieren.
Genau. Ja, durch Social Media hast du einfach diese Standleitung quasi zu den Leuten. Also es ist immer irgendwer aktiv. Du kannst immer irgendwen erreichen und fragen, was die Leute gerade wirklich denken.
Aber genau, das ist auch schon das Einzige tatsächlich.
[Alex] Ja, aber ich finde auch gerade Nachteile, das muss ja auch nicht gleich bedeuten, dass das eine blöde Idee war, weil Nachteile lassen sich entweder kompensieren oder sie sind gar nicht relevant.
Also vielleicht gibt es auch Menschen, die nutzen gar nicht die Umfragen oder die gehen gar nicht live. Ja, dann brauchen die halt auch nicht Social Media unbedingt. Und gerade bei Umfragen, wie du sagst, ist es ein bisschen komplizierter dann mit einem zweiten Tool, aber die Möglichkeit gibt es ja immer noch.
[Melina] Ja, ich finde das total gut, dass du die Frage nach den Nachteilen stellst, weil das ist ja, ich stand ja selber vor dieser inneren Zerrissenheit, soll ich das machen oder nicht?
Und das eine ist natürlich, was dein Bauchgefühl dir sagt, aber du musst ja auch ganz konkret die Nachteile benennen können, weil erst dann schaffst du es ja vielleicht auch eine Alternativlösung zu schaffen.
Das ist genau, wie du sagst, so ein Nachteil muss ja trotzdem nicht dazu führen, dass du dann vielleicht dort bleibst, aber du wirst ja zumindest in den Zustand versetzt, dass du eine Lösung finden musst, wie du mit diesem Nachteil umgehen willst. Ist dieser Nachteil für dich zu verkraften? Gibt es eine andere Lösung oder eben nicht? Das ist sehr, sehr wichtig. Gab es für dich Nachteile?
[Alex] Total. Also ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es nur Vorteile hatte, das zu verlassen. Ich habe auch dieses Unmittelbare eigentlich vermisst. Also ich habe zwar nicht sehr gerne Storys gemacht, aber ich habe sehr gerne auf andere reagiert und mit anderen quasi mich dann ausgetauscht.
Und gerade dieses „Mal schnell irgendwas schicken“ hat natürlich auch Kommunikationsräume eröffnet, die dann fehlen, wenn man das nicht macht. Das heißt, ich muss mich jetzt mal aktiv drum bemühen, auf andere Menschen zuzugehen. Und das ist so als introvertierte Person halt auch nicht immer leicht.
Und das ist definitiv eine Herausforderung.
[Melina] Das stimmt. Das ist mir auch aufgefallen. Genau, hatte ich auch am Anfang gesagt, dass es für mich auch früher ein Sprungbrett war, wirklich Leute kennenzulernen. Wobei ich auch jetzt, wo ich weg bin, gemerkt habe, es hat aber auch meine bestehende Beziehungen intensiviert.
Weil es gab Beziehungen, wie zum Beispiel unser Kontakt.
[Alex] Ja.
[Melina] Wir haben es über Instagram hinaus geschafft, den Kontakt zu halten. Und du hast am Ende viele Kontakte, wo du merkst: Okay, ist Instagram weg, sind auch die Leute weg. Also man hat es nie geschafft, die Hürde Instagram zu überwinden und zu sagen, okay, jetzt lernen wir uns mal wirklich kennen. Aber bei einige Leuten ist das passiert.
Und bei den Leuten, wo wir gesagt haben, okay, wir verstehen uns gut, wir können uns gut austauschen, da sind eben die Beziehungen auch sogar einfach noch tiefer geworden. Oder wo man merkt: Okay, diese Menschen sind immer noch da. Instagram mag weg sein, aber das besteht weiter.
Also konnte ich einfach auch gut daran erkennen, welche Beziehungen sind wirklich tragfähig und wer bleibt eben auch im Leben bestehen und wer nicht. Das fand ich eigentlich eine sehr schöne Erkenntnis.
Ich kann, also gerade nochmal, um über introvertierte Energie zu sprechen, ich habe ja auch nur so viel Energie für eine bestimmte Anzahl von Menschen in meinem Bekanntenkreis, um die ich mich kümmern kann. Ich kann ja nicht irgendwie versuchen, mit 50 Leuten täglich in Kontakt zu bleiben und für die auch wirklich präsent zu sein. Das ist eine große Energiefrage.
[Alex] Und es muss ja auch nicht heißen, dass mehr Kontakte immer besser ist.
Also es kann auch einfach ausreichen, eine Handvoll Leute zu kennen, aber halt richtig zu kennen, und mit denen dann auch beruflich Dinge zu realisieren.
Also ich glaube, da kann sich auch jede selbst fragen: Wie viele Kontakte brauche ich eigentlich, um beruflich das machen zu können, was ich mache, oder auch vorwärts zu kommen?
Es gibt ja diese Dunbar-Zahl, die ist auch nicht unumstritten, aber ich finde es trotzdem ganz spannend, dass quasi auch die Kapazität im Hirn halt einfach endlich ist für die Kontakte, die man zu Menschen hat. Also, ja, kann ja jeder für sich mal überlegen.
Tipp für Menschen, die überlegen, Social Media zu verlassen
Was würdest du denn jetzt so Menschen raten, so mit deiner eigenen Erfahrung, die mit Instagram oder anderen Social-Media-Plattformen hadern und überlegen, soll ich weggehen, soll ich nicht? Also, was wäre so dein Tipp für sie? Worüber können sie nachdenken? Was sollten sie berücksichtigen?
[Melina] Also die wichtigste Frage, die man reflektieren sollte, ist wirklich:
Auf welches Ziel zahlt diese Tätigkeit ein? Auf welches große Ziel zahlt diese Tätigkeit ein?
Das habe ich für mich sehr durchleuchten müssen, wie gesagt, man neigt dazu, so eine oberflächliche Antwort zu geben oder das gar nicht erst in Frage zu stellen, weil: Alle sind ja da, alle machen Social Media.
Social Media wird ja wirklich auch nach wie vor als dieser heilige Gral vermarktet. Du musst da einfach sein und für viele ist das vielleicht die Wahrheit. Zum Beispiel lokale Unternehmen sehe ich immer wieder, das funktioniert super gut, Online-Shops auch. Aber es ist eben trotzdem, du musst für dich selber evaluieren, auf welches Ziel zahlt es ein und passt es eben auch zu mir. Ich habe irgendwann gemerkt, na gut, es passt nicht mehr zusammen. Also diese Selbstkenntnis auch zu fördern, zu sagen: Was passt zu mir? Was möchte ich von mir preisgeben? Was nicht? Und was ist ein gutes Medium dafür?
Und natürlich muss man sich auch fragen, wenn ich jetzt Social Media verlassen möchte, wie möchte ich dann die Menschen erreichen? Aber die Fokusfrage ist wirklich, auf welches Ziel zahlt das ein? Und wenn ich mir dann eingestehen muss, ja, ich bin hier eigentlich nur, weil alle hier sind, das ist halt kein tragfähiger Grund, ne?
[Alex] Ja, und das kann man ja auch eigentlich relativ simpel klären. Also man könnte einfach damit anfangen, seine Kunden und Kundinnen zu fragen, also:
Wie bist du auf mich aufmerksam geworden? Wie hast du mich gefunden?
Und ich habe zum Beispiel auch automatisierte Abfragen nach einer Newsletter-Anmeldung, also: Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?
Und so kriege ich dann halt so ein Stimmungsbild. Woher kommen die Menschen eigentlich? Ist es dann eher SEO? Ist es dann eher, dass ich irgendwo anders auftauche? Was ist es denn genau?
Und ich glaube, das kann man so für sich relativ leicht auch umsetzen und einfach mal sich so ein Stimmungsbild machen, wie das im konkreten Fall dann aussieht.
Welche Alternativen für Social Media nutzt du für dein Marketing?
Du hast jetzt auch schon über die Alternativen gesprochen und vielleicht können wir da auch nochmal kurz drauf eingehen. Du hast schon genannt, du hast einen Podcast, du hast einen Newsletter, du hast einen Blog. Suchmaschinenoptimierung spielt eine Rolle.
Kannst du vielleicht mal ganz kurz so das große Bild skizzieren? Also wie kommen die Menschen zu dir? Wie baust du dann Vertrauen auf? Und was sind so deine Verkaufskanäle? Also was funktioniert da bei dir?
[Melina] Die meisten Menschen, die kommen tatsächlich über Google. Also die suchen konkret nach einem Problem. Viele geben zum Beispiel Schüchternheit an als Keyword, aus sich rauskommen, als introvertierter Mensch aus sich rauskommen oder Schüchternheit überwinden. Das sind so die Stichworte, wo Menschen auf unsere Arbeit aufmerksam werden.
Die landen in der Regel auf einem Blogpost zum Thema Schüchternheit. Da erzähle ich zum Beispiel auch meine persönliche Geschichte. Ich bin ein total schüchterner Mensch ursprünglich, der sich das wirklich alles hart erarbeitet hat, irgendwie aus der eigenen Schale zu kommen.
Und wobei ich damit immer, das möchte ich differenzieren, damit möchte ich nie sagen, du musst dich verändern oder so. Aber Schüchternheit ist ja entkoppelt von der reinen Persönlichkeit.
Also Schüchternheit ist ja eine Angst, die vielleicht on top kommt, die man sich antrainiert hat. Man sagt, ich habe Erfahrungen gemacht, wo mich Menschen abgelehnt haben und ich bin einfach ängstlich, weil ich bestimmte Prägungen habe oder so erzogen wurde oder mir viele Gedanken mache, was andere von mir denken könnten. Das ist aber tatsächlich eher antrainiert.
Also es ist nicht unbedingt, wo du sagen musst, also ich muss für immer so bleiben, Ängstlichkeit ist ein Teil von mir. So habe ich das nie betrachtet, sondern für mich ist es wirklich:
Okay, also ich bin schüchtern, aber ich finde eben auch Wege, mit meiner Art und Weise freier zu werden und eben auch ein Stück weit die Hemmungen loszuwerden. Das ist mir sehr gut gelungen in den letzten Jahren.
Deswegen muss man auch wirklich sagen, also schüchtern sein und introvertiert sein sind zwei Paar Schuhe.
Schüchternheit ist diese soziale Angst, die manche Menschen haben. Unsicherheiten, die sind bis zu einem gewissen Grad auch vollkommen normal. Und Introversion ist aber dieses Temperament, wo du sagst, also wie beziehe ich Energie?
Beziehe ich Energie, indem ich ins Außen gehe, mit Menschen interagiere? Das ist diese extravertierte Energie. Oder bin ich eher ein Mensch, der Energie bezieht, wenn er sich mit seiner Innenwelt befassen kann, mit Gedanken und der inneren Welt? Das ist dann eher introvertiert.
Es ist aber auch ein Spektrum. Wir alle bewegen uns irgendwo dazwischen. Es gibt auch viele Menschen, die beide Anteile relativ stark ausgeprägt haben und sich da immer irgendwo in der Mitte bewegen, situativ. Genau.
Und da ist einfach sehr wichtig zu schauen, wo stehe ich gerade? Ist es eine Schüchternheit, die ich vielleicht ein bisschen abbauen möchte, damit ich es auch schaffe, mehr ich selber zu sein? Blockiert mich das darin, ich zu sein, mit anderen in Kontakt zu treten? Und das sind tatsächlich so diese Punkte, wo die Menschen zuerst auf uns aufmerksam werden.
Und dann, wir bearbeiten unsere Website gerade, es kann ein bisschen besser noch werden, dass wir sie dann abholen und sagen, Mensch, du, trag dich in den Mutletter ein. Wir geben hierzu regelmäßig Tipps. Und wir haben auch den „Still und Stark“-Podcast, wir behandeln diese Themen wirklich, wie du als ruhiger Mensch, wie du als sensibler Mensch in dieser lauten Arbeitswelt bestehen kannst, sichtbar bist und eben mit deinen eigenen Stärken arbeiten kannst und das sind dann einfach die Kanäle, über die wir Vertrauen aufbauen können.
Also die Leute hören uns in der Regel, die hören dann, wenn die den Podcast finden, alle Folgen erstmal durch und sagen, oh toll, also wir mögen die Dynamik so zwischen euch und es ist so schön, dass jemand auch offen darüber erzählt, dass er selber ein Problem mit Schüchternheit hatte und so. Also das ist wirklich sehr, sehr hilfreich zu hören:
Ich bin nicht das einzige schüchterne Wesen des Planeten.
Es ist gerade für Menschen, die so eine Unsicherheit haben im sozialen Bereich, ist das oft so, die denken, die wären die Einzigen, weil man darüber natürlich nicht spricht. Man fühlt sich so eingesperrt und traut sich nicht darüber zu reden, dass man sich manchmal ganz schön unsicher fühlt und nicht weiß, was soll man jetzt sagen. Es traut sich halt keiner zuzugeben.
Und dann sitzen wir da halt im Podcast und packen aus und sagen:
Also ja, geht mir dauernd so, keine Ahnung.
Und das ist dann für die Leute immer sehr befreiend und normalisierend so. Und über den Weg kommen die dann irgendwann auch und sagen, hey, also ich vertraue euch da wirklich, ich möchte jetzt einen Stärken-Coaching machen oder ich möchte hier das Me Manual kaufen, sozusagen. Das ist das Jobhandbuch für sich selber, wo man wirklich rausfinden kann mit Coaching-Fragen, wie ticke ich eigentlich, was sind meine Werte, wie arbeite ich überhaupt im Einklang mit meinen persönlichen Werten, was ist meine Motivationsstruktur, was brauche ich überhaupt? Wie kann ich das auch im Team kommunizieren?
Das ist, was wir dann mit den Leuten machen.
[Alex] Eine Social-Media-freie Strategie, die wir jetzt noch gar nicht angesprochen haben, aber zu der du ja auch berätst oder einen Kurs, glaube ich, sogar hast, ist das Thema Netzwerken.
[Melina] Genau, ja.
[Alex] Und ich habe dich darüber auch im Buch noch Social Media interviewt und würde hier gerne auch nochmal ganz kurz zumindest drauf zurückkommen, weil ich glaube, dass es immer noch sehr, sehr unterschätzt wird, dass Beziehungen, Kontakte, einfach ein starkes Netzwerk eigentlich viel wichtiger sind als Social Media, also für die meisten.
Ich will es natürlich jetzt nicht so pauschal sagen, aber sehr häufig, glaube ich, ist das schon der Fall. Aber trotzdem hat ja Netzwerken so einen schlechten Ruf und viele sagen: Netzwerken? Lieber nicht! Komm wir da weg mit Netzwerkevents!
Aber ja, wie kommt es, dass Netzwerken so einen schlechten Ruf hat?
[Melina] Also das Wort ist einfach auch furchtbar. Müssen wir gleich an der Stelle mal sagen. Netzwerken ist halt einfach ein schreckliches Wort.
Weil durch dieses Wort halt einfach nicht transportiert wird, dass es hier um eine Verbindung zwischen Menschen geht.
Also das Wort Netzwerken klingt halt rein transaktional und so wird es eben auch leider häufig in der Praxis gelebt.
Also ich glaube, wir kennen das alle, wenn wir auf irgendeinem Event waren, dass da eine Person mit ihren Visitenkarten durch die Gegend läuft oder das Erste, was du halt hörst, ist nicht, hey, wie war dein Tag bisher, sondern: Was machst du?
Und dann erklärst du, was du machst. Und das muss natürlich auch sehr geschliffen klingen und der Jobtitel muss möglichst abgefahren klingen und der Elevator-Pitch muss sitzen. Und dann wirst du direkt abgecheckt. In den ersten 30 Sekunden des Gesprächs wirst du abgecheckt nach, na, wie viel Wert hast du für mich? Kannst du mir in Zukunft noch nützlich sein? Und das ist halt einfach schrecklich. Und ich glaube, so einer Person sind wir alle schon mal begegnet.
Und gerade für Menschen, die eben ein bisschen sensibler sind und eben auch sagen: Nee, also ich möchte mich aber nicht so in den Vordergrund stellen. Und ich bin ja, natürlich bin ich hier und ich möchte natürlich auch Bekanntschaften schließen und langfristig möchte ich natürlich, dass mein Geschäft wächst oder ich bin hier im Auftrag meines Unternehmens zum Beispiel. Und mein Unternehmen möchte natürlich, dass ich hier langfristig Abschlüsse mache. Trotzdem ist ja der Kern immer, es geht hier um Menschen.
Und wie entstehen Beziehungen? Beziehungen entstehen durch Vertrauen. Und wie schaffe ich Vertrauen? Also nicht, indem ich irgendwie auf die Leute zurenne und sage, kauf mein Produkt.
Sondern, indem ich sage, das ist auch wirklich mein Lieblingsmotto:
Sei jemand, der anderen das Gefühl gibt, jemand zu sein.
Also behandle Menschen wertschätzend, stell denen Fragen, hab echtes Interesse an ihnen, dann stellst du Vertrauen her.
Und dann hast du auch eine tragfähige Beziehung. Aber eben nicht, indem ich vorgehe wie so eine Maschine, wo ich Menschen als Sachen betrachte, die mir nützlich sein sollten. Das ist halt, es geht nur nach hinten los.
[Alex] Und was können dann jetzt Selbstständige, also vor allem wenn sie introvertiert, schüchtern sind, konkret machen, um sich so ein Netzwerk aufzubauen?
[Melina] Das ist natürlich jetzt wirklich die Frage, weil nur weil ich introvertiert bin, heißt das nicht, dass die gleiche Sache zu mir passt.
Wir sind beide introvertiert, aber das heißt trotzdem nicht, dass wir die gleiche Art haben, auf Menschen zuzugehen.
Und auch hier kann Social Media beispielsweise ein Tool sein.
Also für mich war Social Media damals an diesem Punkt, wo es mir schwer fiel, auf andere zuzugehen, ein Tool. Weil ich ausprobieren konnte, wie es ist, andere ganz formlos anzuschreiben.
Für mich spielt zum Beispiel Form oft eine Rolle. Wenn ich irgendwie im 1:1 bin, habe ich das Gefühl, welche Etikette gilt jetzt hier? Also wie muss ich jetzt auftreten, dass ich nicht irgendwelche sozialen Regeln breche vielleicht?
Und da habe ich für mich zum Beispiel festgestellt, das Schriftliche liegt mir besser.
Also ich kann besser Kontakte knüpfen, wenn ich im Erstkontakt erstmal einfach eine E-Mail an jemanden schreibe und sage, guck mal, ich habe das und das von dir gelesen. Das hat mich total weitergebracht. Damit hast du mir geholfen, Problem XY zu lösen. Dafür wollte ich dir danken.
Und so kann sich was entspinnen langfristig. Aber das ist eben eine große Frage, welche Form liegt einem? Ist man eher so ein 1:1-Typ im persönlichen Gespräch?
Mittlerweile würde ich zum Beispiel das persönliche Gespräch bevorzugen, früher war es das schriftliche. Aber da muss man wirklich gucken, wo stehe ich gerade, was passt jetzt gerade zu mir, wo fühle ich mich frei und wo fühle ich mich natürlich?
Und in dem Moment, wo ich weiß, wo ich mich natürlich fühle, komme ich ja dann auch wirklich so rüber, wie ich bin. Also in dem Moment, wo ich so viele Gedanken in meinem Kopf habe, wie trete ich jetzt auf, welche Regeln könnte ich hier gerade brechen und was denken die anderen jetzt von mir, verkrampfe ich mich ja. Und das wollen wir ja vermeiden.
[Alex] Hast du abschließend noch einen Tipp für Menschen, die sich das einfach nicht trauen, also die so eine große Hürde haben? Was könnte das einfacher machen?
[Melina] Ganz, ganz, ganz klein denken. Was ist der allerkleinste Schritt, den ich heute noch machen kann?
Also welcher Schritt ist so klein, dass ich gar nicht darüber nachzudenken brauche, ob ich das kann oder eben nicht. Also wirklich, ich gebe dir mal ein Beispiel, nur damit du weißt, wie schüchtern ich früher wirklich war.
Ich habe mich früher, vor ein bisschen mehr als zehn Jahren, nicht getraut, Menschen auf der Straße zu begrüßen. So. Das heißt, was ich gemacht habe, ist, ich habe einfach erst mal angefangen, auf meiner Morgenrunde Blickkontakt aufzunehmen.
So. Blickkontakt, also es klingt absurd, aber das ist, Blickkontakt aufzunehmen ist ja ganz häufig so ein Startpunkt, wo du selber vielleicht gar nicht so viel machen musst, weil die Person dann schon dir ja auch in die Augen schaut und dann vielleicht selber Hallo sagt oder auf dich zukommt.
Also das ist ja ganz oft der Punkt, gerade auch auf so Networking-Events, wenn du da auch irgendwie Blickkontakt zu jemandem aufbaust und freundlich lächelst, dann ist das auch schon ein Türöffner. Also wirklich ganz, ganz, ganz klein denken.
Kann ich anfangen, meine Nachbarn regelmäßig zu grüßen? Kostet mich das sehr viel Überwindung? Vielleicht ist das etwas, was ein bisschen Überwindung kostet, aber machbar ist. Da anfangen und sich von da an weiterhangeln.
Also das ist jetzt wirklich für Leute, die sagen, okay, ich habe da wirklich ganz, ganz große Hürden, aber das soll einfach verdeutlichen, du kommst in kleinen Schritten auf jeden Fall weiter.
[Alex] Das ist doch ein schönes Schlusswort.
Melina, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns über deinen Instagram-Ausstieg erzählt hast und über das Thema Netzwerken.
Vielen Dank.
Shownotes
Instagram-Ausstieg als Beraterin – Interview mit Anika Bors von Podcastwonder
In dieser Podcastfolge habe ich Anika Bors zu Gast. Anika ist Gründerin der Podcastagentur „Podcastwonder“. Und ich werde mit ihr heute natürlich über den Podcast als Social-Media-freie Marketingstrategie sprechen, aber auch über ihren eigenen Instagram-Ausstieg und was das mit ihr und ihrem Unternehmen gemacht hat.
In dieser Podcastfolge habe ich Anika Bors zu Gast. Ich habe Anika für mein Buch „No Social Media“ interviewt und wollte sie gerne auch noch mal hier im Podcast zu Wort kommen lassen.
Anika ist Gründerin der Podcastagentur „Podcastwonder“. Und ich werde mit ihr heute natürlich über den Podcast als Social-Media-freie Marketingstrategie sprechen, aber auch über ihren eigenen Instagram-Ausstieg und was das mit ihr und ihrem Unternehmen gemacht hat.
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Instagram-Ausstieg und Marketingpause
[Alex] Ja, Annika, schön, dass du da bist. Lass uns gleich mal in das Thema Instagram einsteigen, beziehungsweise aussteigen, denn genau das hast du ja gemacht, richtig? Du hast dich als Podcastberaterin, als Podcaststrategin von deinem Instagram-Kanal verabschiedet. Wie kam es dazu?
[Anika] Oh ja, also da, wie kam es dazu? Da waren mehrere Gründe oder mehrere Ereignisse, die quasi zusammenkamen. Also ich habe das jetzt nicht bewusst entschieden, dass ich jetzt gesagt habe, so jetzt mache ich mal mit Instagram eine Pause. Das war irgendwie, keine Ahnung, so ein Mix aus Überforderung, zu viel gearbeitet, zu reizüberflutet, würde ich sagen, den Arbeitsplatz gewechselt von Coworking-Space zu Zuhause-Arbeiten, Homeworking.
Und dann hatte ich auch, zu dem Zeitpunkt hatte ich ein Instagram-Coaching auch gemacht bei jemandem, was mich auch so ein bisschen dazu, ja, so in die Situation gebracht hat. Und dann, das kam alles so ein bisschen zusammen, da waren noch private Sachen, die da noch mit reingespielt haben und dann war mir einfach irgendwie alles zu viel und Instagram war so das allererste, wo ich gesagt habe oder wo ich gefühlt habe: „Okay, was ist da jetzt gerade los, ich kann das jetzt gerade nicht weitermachen, das stresst mich alles noch mehr.“
Und habe dann irgendwann so kurzerhand entschieden: „Okay, ich mache jetzt mal wirklich einen Stop von jeglichem Marketingkanal.“
Das ist jetzt schon anderthalb Jahre her und ich glaube, so diese komplette Marketingpause war so zwei Monate roundabout.
Und das Witzige an der ganzen Geschichte, also was heißt witzige, ich habe halt wirklich in dieser Zeit gemerkt, wo ich mal so Pause gemacht habe, nichts gemacht habe, dass trotzdem mein Business weiter funktioniert hat.
Es kamen trotzdem Kunden, genauso wie vorher, und ich habe immer gedacht, ich müsste jetzt total viel Marketing machen, total viel Instagram vor allen Dingen auch machen, mich ständig zeigen und als ich mich nicht mehr gezeigt habe, hat sich nichts geändert.
Und meiner Seele tat es viel besser, also tat es richtig gut. Ich habe irgendwie den Frieden in mir gefunden. Das war irgendwie ganz interessant.
[Alex] Wir werden gleich nochmal über dein Marketing sprechen, weil das hat vermutlich auch einen Grund, warum es ja dann trotzdem funktioniert hat. Da werden wir gleich nochmal drüber sprechen. Aber zunächst einmal, du hast gesagt: „zu viel“. Also das ist, glaube ich, so ein Gefühl, das ich voll gut kenne von früher. Und ich glaube auch, das viele andere kennen, die eben so einen großen Mix machen an Marketing-Strategien. Kannst du da vielleicht so ein bisschen noch den Finger drauflegen? Also was genau war denn zu viel an Instagram oder generell am Marketing für dich?
[Anika] Also an Instagram zu dem damaligen Zeitpunkt, da hatte ich eine VA. Also die hatte ich, glaube ich, zwei Jahre. Die hat mich unterstützt. Und ich habe eigentlich immer gedacht, das nimmt mir Arbeit ab.
Aber letzten Endes hat es mir nicht Arbeit abgenommen, weil ich musste ja trotzdem den Input geben. Und das hat mich gestresst. Also das war so ein Ding, weil ich da irgendwie ständig Entscheidungen treffen musste, was sollen wir jetzt machen, was nicht. Und das war mir einfach alles zu unflexibel, sagen wir es mal so.
Und dann natürlich die Storys, die haben mich auch wahnsinnig genervt. Also sich ständig irgendwie zu zeigen, das Gesicht in die Kamera zu packen und irgendwas zu erzählen. Ich habe mich total beobachtet gefühlt die ganze Zeit von anderen Instagram-Experten. Mir sind sehr viele Instagram-Experten gefolgt. Ich habe ständig irgendwelche ungefragten Ratschläge bekommen.
Das war auch so ein Ding, was mich so, wow, so ein bisschen, was mir zu viel war, wo ich dann irgendwann auch keinen Bock mehr hatte. Und dann war es für mich so, Instagram hatte ich immer so das Gefühl, dass es so wie auf einem Schulhof zugeht. Ich weiß nicht, ob das so richtig ist, aber so kam mir das vor, dass jeder über jeden und jeder Experte wurde so in den Kakao gezogen, ständig wird irgendwas verkauft. Also das war so eine, so aus heutiger Sicht betrachtet, so eine richtige Reizüberflutung. Wenn ich das heute so sehe … Ja.
[Alex] Du hast auch einen eigenen Podcast, da können wir auch noch drüber reden, und du hast eine Podcast-Episode gemacht über deinen Instagram-Ausstieg. Da bin ich auch darauf aufmerksam geworden, dass du das nicht mehr machst. Und da hast du sowas gesagt wie: „Jeder Tag auf Instagram war wie ein kleines Netzwerk-Event für mich.“ Das klingt furchtbar anstrengend.
[Anika] Ja, und zumal ich als Person bin eigentlich sehr introvertiert. Ich mag das nicht, ständig auf Events zu sein. Ich mag das, meine Ruhe zu haben. Also das wusste ich damals jetzt noch nicht so. Das habe ich jetzt auch in der Zeit so ein bisschen realisiert für mich. Und auf Instagram hatte ich immer das Gefühl, es ist ständig wie Konferenztag oder wie ständig connected man sich, ständig muss man irgendwie präsent sein, ständig kriegt man Nachrichten oder Kommentare oder irgendwas. Das war echt nicht so schön, also heute so betrachtet.
Veränderungen nach dem Instagram-Ausstieg
[Alex] Und wenn du jetzt so vergleichst, dein Arbeitsalltag mit Instagram, dein Arbeitsalltag ohne Instagram, was hat sich denn da konkret verändert? Wie war das denn früher, wie ist das jetzt?
[Anika] Jetzt ist es mega entspannt alles. Jetzt habe ich nicht mehr irgendwie einen, ich würde mal sagen, so einen externen Stress, obwohl ich mir den ja damals auch selber gemacht habe, so. Das muss man auch dazu sagen.
Aber jetzt habe ich das nicht, also jetzt mache ich wirklich jetzt so, klar, für Podcasts, wenn ich das plane oder Newsletter schreibe oder Blogartikel oder so, das ist halt einfach, da habe ich nicht ständig ein Handy in der Hand und muss irgendwie connecten mit anderen. Das kann ich halt in meinem stillen Kämmerlein machen, so wann ich mich dafür gut fühle, wann ich das für mich einplane. Das ist halt einfach super entspannt. Und ich bin für mich so, also das hört sich komisch an, aber ich bin halt einfach hier so in meinen vier Wänden. Ich kann das alleine machen. Das ist halt anders. Und ich habe nicht das Gefühl, dass mir da ständig jemand zuguckt.
[Alex] Und das Gefühl hattest du damals auf Instagram, dass da immer Augen über dich wachen …
[Anika] Ja, das ist irgendwie total strange.
[Alex] Fehlt dir irgendwas ohne Instagram, überlegst du vielleicht sogar insgeheim zurückzugehen oder sagst du …
[Anika] Also fürs Business nicht. Ich muss dazu sagen, ich habe einen privaten Instagram-Account, den habe ich noch und da mache ich aber selber jetzt gar nichts.
Also, wenn ich dann mal irgendwas poste, dann hat das überhaupt nichts mit Business zu tun. Dann ist es halt wirklich irgendwie privat. Und ich folge da halt auch hauptsächlich nur Privatmenschen. Und da ist halt nicht so die Reizüberflutung für mich da, weil ich da viel gemutet habe auch. Sagen wir es mal so, was mich jetzt irgendwie stressen könnte. Aber fürs Business, nee. Definitiv nicht. Also, da gehe ich definitiv nicht zurück.
[Alex] Ich finde das spannend, dass es für dich so einen Unterschied macht, ob du da privat unterwegs bist oder beruflich unterwegs bist. Wie kommt es, dass es da so einen großen Unterschied gibt?
[Anika] Ich finde halt privat, also ich folge, wie gesagt, ich folge halt nur Privatmenschen. Das ist halt, denn ich lebe halt nicht in Deutschland, ich lebe ja im Ausland. Und von daher mag ich das auch ganz gerne mal mit anderen Menschen so connected zu sein, die halt auch woanders leben. So mit meiner Familie, mit meinen Freunden könnte man das auch über WhatsApp machen.
Aber ich finde das halt, da ist es halt, da muss ich halt nicht ständig eine Nachricht schreiben. Da klicke ich mal kurz deren Story an und bin informiert, so in Anführungszeichen. Und dafür ist es halt, das ist was anderes als jetzt so ein Business-Content, wenn mir jetzt ständig irgendwer was verkaufen will.
[Alex] Und setzt dich das dann auch nicht so sehr unter Druck, wenn du einfach mit Menschen, die du magst sowieso, dann connected bist?
[Anika] Ja, das ist anders. Das ist total anders.
[Alex] Ich fand, als ich deine Podcast-Folge gehört habe, auch spannend, dass du gesagt hast: „Ich habe mich gefragt, warum ich eigentlich meinen Instagram-Kanal gestartet habe. Ich habe darauf keine Antwort gefunden.“ Meine Erfahrung ist, damit bist du echt nicht allein. Wie kommt das? Wie kannst du dir das erklären?
[Anika] Ich glaube, damals war das so ein Punkt, ich glaube, da war ich drei Jahre, hatte ich mein Business und ich hatte nie großes Marketing gemacht zu dem Zeitpunkt. Also ich hatte gerade auch mit dem Blog, so ein bisschen mit dem Bloggen gestartet und davor lief halt alles, es lief halt eigentlich alles total gut über Weiterempfehlungen. Ich habe immer Kunden gehabt, also ohne, dass ich jetzt Marketing machen musste. Das war halt einfach geil damals. Und irgendwann kam ich halt so in diesen Genuss, okay, krass, jetzt müsste ich ja von außen, so, man kommt ja irgendwann so an diesen Punkt mit seinem Business, wo man sich denkt, so jetzt müsste ich skalieren, jetzt muss ich das machen oder das machen oder das machen, jetzt muss ich wachsen und dann war halt so, ja, machst du halt Instagram, machen ja voll viele, es ist gerade voll so im Trend.
Ich wusste aber, ich will es nicht alleine machen, ich habe mir von dem Zeitpunkt an auch eine VA geholt oder beziehungsweise also mit einer zusammengearbeitet. Und ja, das war so, ich hatte jetzt aber nie wirklich so richtig Freude daran, was mir wichtig ist in der Arbeit. Und ich habe es halt aus Businessgründen gemacht.
Und das ist halt, was ich ja theoretisch eigentlich, auch Menschen, die einen Podcast starten wollen, immer rate, guck halt wirklich, ob es dir Spaß macht, ob du da Bock drauf hast. Und ich selber habe es halt nicht gemacht. Ja.
[Alex] Ja, man ist dann, glaube ich, auch sehr schnell in so einer Filterblase, also dass man Accounts folgt, die sagen, du brauchst Instagram, und dann interagiert man vielleicht oder guckt sich die Beiträge halt mehr an oder likt sie und dann kriegt man noch mehr von diesen Beiträgen angezeigt und so hat man nur noch Menschen um sich herum, die sagen, man braucht unbedingt Social Media und andere Informationen schaffen das gar nicht in den Feed. Also ich glaube, da kann man schon so ein bisschen gucken, vielleicht sich den Feed zu gestalten, wenn es irgendwie funktioniert, oder eben sich zumindest bewusst zu machen, dass man in einer Blase sein könnte, wo es nur noch eine bestimmte Meinung dann gibt. Hast du das auch so an dir beobachtet mit diesen Blasen, dass du dann in einer drin warst?
[Anika] Ja, total. Also auch thematisch gesehen. Ich habe immer so das Gefühl gehabt, so jeder kennt sich, wir sind so in einer Bubble drin und dann hatte ich so irgendwann mal das Gefühl, so okay, dann sieht man irgendwie neue Experten, denkt man sich so, hä, wer ist das? Wer ist das? Und dann habe ich mal so für mich auch realisiert, okay, das gibt ja sauviele Bubbles da draußen. Das ist halt voll krass, wo man halt so drin ist. Das ist total interessant. Also, ja.
Selbstständig ohne Instagram: Marketingstrategien
[Alex] Nun lass uns doch darüber reden, wie Marketing bei dir jetzt konkret ohne Instagram genau aussieht. Du hast schon gesagt, du hast eine völlige Marketingpause gemacht und hast nicht so viel gemerkt, was ja erstmal sehr spannend ist.
Wie hat sich denn, als du zum Beispiel von Instagram weg bist, wie hat sich denn jetzt deine Reichweite oder die Anzahl der Anfragen oder auch von mir aus Kund*innen bei dir verändert? Oder ist alles gleich geblieben? Was ist passiert?
[Anika] Es ist gleich geblieben. Ja, also es ist auch das Spannende, über Instagram kamen tatsächlich über die Zeit immer gar nicht, also kamen gar nicht so viele.
Also die meisten Menschen, die kamen halt immer über Weiterempfehlungen bei mir, über Google ganz viel und über den Podcast. Und dann halt auch Newsletter irgendwann. Das sind so meine hauptsächlichen Kanäle. Und das ist gleich geblieben, das mache ich auch gleich.
Und ja, ich denke mir, warum nicht etwas nutzen, was gut funktioniert, wo ich Spaß dran habe, wo ich einfach die Inhalte so kreieren kann, wann es mir passt. Und die sind ja auch immer auffindbar. Das ist ja nicht so wie bei Instagram oder bei anderen Social-Media-Kanälen, dass das irgendwann verschwindet oder so. Ich finde, das ist der große Vorteil.
[Alex] Ja, definitiv. Kannst du uns mal durch die einzelnen Schritte der Customer Journey mitnehmen bei dir? Also wie werden Leute dann auf dich aufmerksam? Wie baust du Vertrauen auf? Was sind so deine Verkaufsstrategien? Vielleicht können wir da ja die Plattform so ein bisschen zuordnen für die einzelnen Phasen, damit man das so besser versteht.
[Anika] Gerne. Also gefunden werde ich hauptsächlich über Google. Über Blogartikel.
[Alex] Also SEO.
[Anika] SEO, genau. Da habe ich irgendwann mal mit angefangen. Also als ich damit angefangen habe, hatte ich keinen Plan von SEO, aber hat anscheinend funktioniert. Und dann habe ich bei der Maike von Satzgestalt, mit der habe ich dann zusammengearbeitet und da hatten wir halt ein Coaching zusammen und das hat natürlich auch nochmal wahnsinnig reingespielt in die Karten und das funktioniert auch heute noch gut. Also das ist so wirklich das, worüber Menschen aufmerksam werden auf mich, also hauptsächlich.
[Alex] Ich übrigens auch. Ich habe damals, als ich angefangen habe, so zu überlegen, Podcast, ja oder nein, habe ich gegoogelt. Und dann warst du halt weit oben. Egal, was ich zum Thema Podcast gegoogelt habe, du warst immer irgendwie oben. Und dann bin ich so auf deine Website und auf deinen Podcast aufmerksam geworden. Also es funktioniert. SEO funktioniert.
[Anika] Geil. Ja, und dann hören die halt meinen Podcast danach. Also das ist so der Case, würde ich mal sagen. Und dann noch den Newsletter abonnieren. Und dann, das ist halt so, ich würde mal sagen, die Journey überhaupt. Also das ist so ein Dreamteam, was so gut funktioniert bei mir. Das ist jetzt schon seit zwei, drei Jahren. Ja.
[Alex] Auffällig an deinen Strategien ist ja auch, sie sind alle langfristig. Also SEO, Podcast, Newsletter. Du hast ja jetzt auch einen YouTube-Kanal, richtig? Was im Grunde ja auch eine Suchmaschine ist. Also ich glaube, einige sehen das als Social-Media-Kanal, aber es ist eher eine Videosuchmaschine. Also ist das Absicht, ist Langfristigkeit etwas, was dir wichtig ist in deinem Marketing?
[Anika] Ja, total. Das ist mir nicht nur Marketing wichtig, das ist mir auch im Leben wichtig. Also, ich bin halt kein Mensch oder keine Person, die etwas kurzfristig macht. Ich bin wirklich so auf, ja, ich gucke mir das wirklich Dinge langfristig an und das sehe ich auch in meinem Business.
Ich meine schon allein, wie lange mache ich, ich bin seit 2016 jetzt mit dem, was ich mache, dabei. Und ich mache das konsequent. Mache ich das so, wie ich das mache seit, also ich meine, klar gibt es halt so kleine Veränderungen, aber ich kenne halt Kollegen von mir, die halt schon auch öfters mal wechseln, die Berufsbezeichnung. Also ist völlig in Ordnung, aber ich finde das halt für mich viel, viel besser. Das gibt mir halt einfach so auch Stabilität.
Und ich finde, dass langfristig zahlt sich das halt einfach gerade, was das Marketing anbelangt, zahlt sich das halt doppelt und dreifach aus. Also ich muss halt, ich bin halt auch von der Person her ein bisschen gechillter, ein bisschen, ich brauche mehr Ruhe, mehr Auszeiten. Und da spielt es mir natürlich super in die Karten, wenn ich dann Kanäle habe, die auch ohne mich funktionieren, wo ich nicht ständig irgendwie meine Arbeit reinstecken muss. So, und das ist halt, das finde ich halt ziemlich cool an so langfristigen Kanälen.
[Alex] Du hast vorhin gesagt, am Anfang wurdest du extrem viel weiterempfohlen. Wie kam es denn dazu? Also ich glaube, Weiterempfehlungen sind ja, also viele finden Marketing mit Weiterempfehlungen so ein bisschen, naja, so oldschool und so, man kann sich nicht drauf verlassen. Es stimmt natürlich, man kann sich nicht drauf verlassen. Aber wenn Leute einen weiterempfehlen, ist das natürlich grandios. Die beste Werbung ja eigentlich. Aber wie hast du das denn geschafft am Anfang, dass du da so oft weiterempfohlen wurdest?
[Anika] Das frage ich mich auch. Das ist eine gute Frage. Also ich glaube, zur damaligen Zeit, wo ich damit gestartet habe, 2016, war Podcasting in Deutschland ja noch in den Babyschuhen.
Da war ja noch gar nichts so richtig gefühlt. Und von daher gab es auch nicht viele Dienstleister. Also ich war mit einer der Ersten, die in dem Bereich unterwegs war.
Und das denke ich, und ich war halt damals auch in einer Community, beziehungsweise bin immer noch in der Community. Und da hat sich das dann auch so weiterentwickelt, dass ich dann dadurch, einer hat mich, also die haben mich dann gebucht. Und dann hat sich das halt Mouth-to-Mouth halt irgendwie so, wurde ich dann halt weiter empfohlen und das ist halt total spannend, finde ich.
Also, ich kriege heute noch total viele Weiterempfehlungen von Menschen, die mich irgendwie mal, wo wir mal Kontakt hatten.
Ich hatte auch mal eine Phase, wo ich sehr viele Beratungsgespräche hatte und, so während, ich glaube, während der Pandemie war das, da waren super viele Beratungsgespräche und es hat nicht immer zu einer Zusammenarbeit geführt, aber die Kontakte empfehlen mich auch heute noch weiter, also, obwohl ich auch dazu sagen muss, dass Weiterempfehlungen nicht immer das Nonplusultra sind.
Es ist cool, wenn man weiter empfohlen wird für seine Zusammenarbeit, aber es sind nicht immer die passenden Menschen dabei, die halt zu mir passen als Person und das ist natürlich auch immer das, was man immer so ein bisschen, ja, finde ich, als Nachteil auch betrachtet oder sehen darf. Ja.
[Alex] Ja, gut, aber das gilt vermutlich auch für andere Strategien. Also wenn jemand was googelt, wird das ja auch nicht immer der passende Mensch sein.
Du hast eine Community angesprochen, die dich dann weiterempfohlen hat. Was war das für eine Community?
[Anika] Der Citizen Circle, falls du den kennst.
[Alex] Nee, habe ich noch nie gehört. Und genau, da habt ihr euch, habt ihr euch so, trefft ihr euch da oder welche Rolle spielt so diese Community?
[Anika] Also das ist halt eine Community für ortsunabhängiges Arbeiten. Also da sind halt viele Unternehmer*innen drin, die halt ein Online-Business haben oder irgendwelche anderen, ja, Business-Modelle, die man halt ortsunabhängig halt machen kann. Also auch Freelancer, also alles, was man so sich vorstellen kann.
Aber was das Schöne an dieser Community ist, was ich immer als einen wahnsinnigen großen Vorteil sehe, dass halt sehr viele introvertierte Menschen da drin sind, also nicht so diese Bühnenmenschen, also die sehr laut sind. Und das finde ich halt immer sehr angenehm und da ist es mir auch, weil ich eigentlich nicht so der Community-Mensch bin, ist es mir dann natürlich auch ein bisschen leichter gefallen, mich da einzugrooven, mich da einzufinden und habe da auch lange auch den Podcast auch mit betreut und habe auch Moderation teilweise auch übernommen für den Podcast. Und ja, so hat sich das dann halt alles entwickelt.
Warum ein Podcast eine gute Marketingstrategie ist
[Alex] Das finde ich auch total schön, dass du das nochmal so gesagt hast, Weil man vergisst, glaube ich, dass Beziehungen immer noch so das A und O sind in der Selbstständigkeit. Also diese Oberflächlichkeit, die es auf sozialen Medien gibt, führt vielleicht dazu, dass man Follower hat, viele Follower hat, aber so tiefere Kontakte entstehen einfach, wenn wir mit Menschen auch mehr zu tun haben und persönlichen Kontakt mit Menschen haben. Und deswegen finde ich das nochmal ein schönes Beispiel.
Ja, nun will ich dich natürlich nicht gehen lassen, ohne deine Podcast-Expertise anzuzapfen, wenn ich darf, denn du bist ja Podcast-Strategin, Podcast-Beraterin und ja, ich habe es schon erzählt, ich habe im Grunde ja, als ich gedacht habe, jetzt starte ich einen Podcast oder überlege, ob ich das mache, dich gefunden und genau, also deinen Podcast gefunden und habe mir sämtliche Podcast-Episoden von dir angehört.
Und ich glaube, hatte ich es nicht ich selbst unglaublich spannend gefunden, mich in das Thema einzunerden, hätte ich dich da definitiv für engagiert, denn es ist total hilfreich, was du machst und deswegen … Ja, ich weiß nicht, ob es meinen Podcast so schnell in der Form gegeben hätte, hätte ich deinen Podcast früher nicht entdeckt. Nur so viel dazu.
Aber vielleicht kannst du mal zu Beginn erzählen, warum ist denn ein Podcast eine so gute Social-Media-freie Marketing-Strategie in deinen Augen? Du hast ja selbst einen Podcast, betreust viele Podcasts und genau, warum ist das so eine gute Idee?
[Alex] Also ich finde, ein Podcast bietet halt super wenig Ablenkung. So erst mal, wenn ich mir einen Podcast anhöre, wenn ich mich dafür entscheide, dann ploppen da nicht fünf andere Podcaster auf und sagen, hey, hier, hör auch meinen Podcast. Was ja bei Social Media so ein Ding ist, finde ich. Oder auch bei YouTube kann man das auch so sehen.
Oder auch, nee, bei Google jetzt nicht. Aber ja, ich überlege gerade. Ja, aber das ist halt so ein großer Vorteil, sehe ich, weil wir uns wirklich ablenkungsfrei etwas anhören können. Das ist erst mal voll schön.
Und dann finde ich, die Stimme ist einfach so ein schönes, intimes, persönliches Instrument. Das hört sich immer so komisch an, aber mit der Stimme kann ich halt total gute Verbindung aufbauen zu dem Hörer, zu der Hörerin. Und unsere Stimme ist so individuell wie ein Fingerabdruck zum Beispiel. Ja, das ist natürlich erst mal total toll, dass ich mich da auch so zeigen kann.
Und die Stimme transportiert auch total viel. Also ich kann darüber auch viel wahrnehmen, ob ich die Person ja sympathisch finde oder nicht und kann mich halt wirklich nur erstmal auf die Stimme konzentrieren oder fokussieren, wenn ich das jetzt höre, den Podcast und nicht irgendwie auf alles andere, was wir ja noch mitbringen als Mensch.
Und von daher, das finde ich auch einen großen Vorteil, weil es halt einfach Nähe und Verbindung schafft, so ein Podcast und von der Stimme her und ich kann, ich weiß immer, Authentizität ist immer so ein Buzzword, aber ich weiß leider nicht, wie ich es anders ausdrücken kann, aber ich finde, wir können uns halt einfach auch anders zeigen mit der Stimme in einem Podcast, als ich jetzt beispielsweise mich vor einer Kamera vielleicht zeige oder auf, ja, Instagram beispielsweise zeigen würde. Das ist schon anders.
Also man groovt sich natürlich am Anfang ja erstmal ein und wenn man den Podcast einspricht, vor so einem Mikrofon sitzt, aber dann... Wenn man das erstmal so für sich so geschafft hat, ist es halt auch voll schön, so finde ich, man hat, ja, man hat halt einfach auch so eine schöne Aufnahmeatmosphäre, so.
Podcast in der Customer Journey
[Alex] Und welche Funktion würdest du sagen, erfüllt so ein Podcast in der Customer Journey?
[Anika] Verbindung aufbauen, ja, Vertrauen schaffen, das ist so, das ist auf jeden Fall ein Punkt, weil so Menschen, die zu mir kommen, zum Beispiel, die sagen, ich habe mir jetzt total viele Podcast-Folgen von dir angehört, so, nachdem ich dich auf Google gefunden habe.
Und das ist für mich dann halt so ein Zeichen, okay, Vertrauen schaffen.
Ich kann halt gucken, ob diese verkörperte Expertise, die kann ich halt über die Stimme und über das Wissen oder was, wie auch immer ich den Podcast gestalte, kann ich da halt einfach auch sehr gut rüberbringen und transportieren. Ja.
[Alex] Was ich auch so schön finde, ist, dass man sich ja aktiv entscheidet, eine Folge zu hören. Das ist ja nicht wie auf Instagram, dass ich einfach einen Feed habe und ich scroll und scroll und sehe da Beiträge, sondern jemand muss sich gezielt dafür entscheiden, auf Play zu drücken und zwar dann jede Woche quasi aufs Neue bei einer neuen Folge oder alle zwei Wochen oder wie auch immer. Also ich glaube, dieses bewusste Entscheiden ist auch nochmal total wertvoll, oder? Wenn man so überlegt, auch später für den Verkauf.
[Anika] Total. Ja, also wenn ich mich halt dafür entscheide und deswegen ist so, wenn ich jetzt Podcaster bin, das darf ich halt auch immer im Kopf haben, dass sich Menschen ja dafür bewusst entscheiden, meine Episoden zu hören. Und deswegen darf ich da auch gerne gucken, wie ich die Zeit von denen natürlich auch nutze.
[Alex] Gibt es denn deiner Erfahrung nach Nischen oder Bereiche, Themen, wo du sagst, da lohnt es sich definitiv, einen Podcast zu starten? Oder lohnt es sich immer, einen Podcast zu starten? Oder für manche Nischen besonders?
[Anika] Und also es lohnt sich schon besonders, einen Podcast zu starten, finde ich. Also ich kenne jetzt kein Thema, für was es sich jetzt nicht eignen würde. Ich glaube an jedes Thema.
Und so im Business-Bereich oder ich beobachte halt sehr, dass es so im Coaching-Bereich ist. Das ist schon so ein Must-Have, habe ich so das Gefühl, so einen Podcast zu haben. Aber generell thematisch gesehen, wenn ich mir das immer mal angucke, ich habe das Gefühl, es ist … gefühlt gibt es halt für jeden Bereich oder für jedes Thema schon einen Podcast, was natürlich jetzt nicht abschrecken soll.
[Alex] Ich wollte gerade sagen, lohnt es sich da noch?
[Anika] Es lohnt sich. Es lohnt sich definitiv noch, weil wir bringen ja alle unsere eigenen Erfahrungen ja auch rein, wenn wir jetzt einen Podcast starten. Und es ist immer total interessant.
Ich habe, ich muss mal eine Story dazu erzählen, weil das ist vielleicht auch nochmal so ein Augenöffner dazu. Ich arbeite jetzt ganz neu mit einer Kundin zusammen und wir haben letztes Mal geguckt, was es für andere Podcasts in ihrer Nische gibt, und sie war total überfordert, weil es schon so viele gibt und wollte schon fast aufgeben und dann meinte sie zu mir, ja, Anika, du hast voll Glück, weil du hast ja keine Mitbewerber. Von dir gibt es ja keine, also du hast niemanden da draußen und ich so, hä? Also das stimmt nicht. Also es gibt auch andere, aber sie hat die anderen einfach nicht wahrgenommen, die hat die anderen nicht gesehen und ich finde, das ist mal ein schönes, ja, das ist ein schöner Pluspunkt. Oder vielleicht gibt es da draußen auch Hörer, die das Thema jetzt von einem anderen noch nicht wahrgenommen haben. Vielleicht ist man die Person, die das natürlich dann nach vorne bringt.
[Alex] Also bei mir ist es auch so, wenn ich mich für ein Thema interessiere, dann kann ich ja gar nicht genug dazu lesen oder hören. Also es ist dann ja nicht so, dass ich sage, aber ich höre jetzt nur zwei Podcasts zu Thema X, sondern da freue ich mich ja über jeden neuen Podcast, den ich entdecke oder über jedes neues Buch, das ich zu einem Thema entdecke. Also ich glaube, gerade wenn es Leute gibt, die dasselbe machen, muss es ja überhaupt nichts Schlechtes sein.
[Anika] Nee, absolut. Und jeder hat ja eine andere Sichtweise auf die Themen. Also es ist natürlich auch schön, dann auch immer unterschiedliche Sichtweisen zu sehen, anstatt immer nur eine Perspektive.
[Alex] Und wie mache ich das jetzt konkret? Also wenn ich jetzt die Idee habe oder den Plan habe, ich will einen Podcast starten, wie komme ich dann zum fertigen Podcast? Welche wichtigen Schritte muss ich da gehen?
[Anika] Also wichtig ist natürlich das Thema, die Idee, das an sich sollte schon mal da sein. Das ist ein ganz wichtiger erster Schritt. Und das Warum dahinter, also warum ich den Podcast überhaupt starten will, habe ich darauf Bock.
Also weil ich erlebe es halt auch oft, dass Menschen den Podcast halt nur starten, weil man es halt gerade so macht. Also wie beim Thema Instagram. Und das ist natürlich die falsche Herangehensweise, meiner Meinung nach, weil das zeigt sich dann irgendwann. Irgendwann verliert man die Lust am Podcasten, weil man halt einfach nicht so den Bock drauf hat. Das ist auf jeden Fall ganz wichtig.
Und ja, dann würde ich mir mal, ich würde mich mal hinsetzen, wirklich auch mal brainstormen, was für Themen, über was könnte ich denn jetzt wirklich sprechen? Weil das ist auch oft so eine Hürde im Kopf, was ist, wenn mir die Themen ausgehen? Aber wenn ich dann da mal so eine Liste habe, über was ich alles sprechen kann, dann ist man da auch schon viel schlauer und motivierter, da ranzugehen an das Podcast-Thema.
Und ja, Mikrofon, Technik, das ist jetzt auch nicht so das Ding. Das ist auch für viele so eine kleine Würde im Kopf.
Ja, aber da kann ich auf jeden Fall die Angst nehmen. Das ist auf jeden Fall sehr, es ist leicht, es ist einfach. Es gibt Einkaufslisten dafür. Also es ist jetzt kein Hexenwerk. Es ist alles total leicht. Also jeder kann das machen. Jeder kann mit der Technik einen Podcast starten.
[Alex] Auch auf deinem Blog gibt es ganz, ganz viele Tipps dazu übrigens. Weiß ich aus eigener Erfahrung.
[Anika] Ja, ich würde vielleicht auch dann mal eine Testaufnahme auch machen. Das wäre auch nochmal gut, bevor man jetzt einen Podcast startet. Das nimmt auch so ein bisschen den Druck, wenn man schon mal ans Mikrofon gesprochen hat. Und ich weiß, dass viele da draußen ja eh Sprachnachrichten gerne auch verschicken mal ab und zu. Eigentlich ist man da ja schon so ein bisschen drin in diesem ganzen Thema. Aber vor so einem riesen Mikrofon zu sitzen, das ist immer noch eine andere Geschichte nachher.
[Alex] Und wenn dann soweit alles steht und quasi so der Podcast-Launch ansteht, wie wird das deiner Erfahrung nach ein erfolgreicher Podcast-Launch? Du hast es schon angesprochen, dass man vielleicht nicht nach ein paar Folgen dann die Lust verliert. Also wie macht man das so, dass man immer mehr Menschen erreicht mit der Zeit?
[Anika] Also ich würde eh ein paar Folgen schon mal vorplanen und aufnehmen und auch für den Launch-Termin quasi auch schon veröffentlichen, also so zwischen drei bis fünf Episoden. Das würde ich schon machen, damit da einfach schon ein bisschen Futter da ist, dass die Hörer*innen nachher sich auch schon mal so ein bisschen eingrooven können. Also das würde ich auf jeden Fall schon mal machen für so einen Launch.
Und dann auch schon für ein paar Termine auch ein bisschen vorplanen, dass man da auch schon gut in der Zeit ist und nicht so den Stress hat nachher, weil das ist natürlich ganz wichtig.
Dann würde ich auf jeden Fall auch nicht einfach den Podcast jetzt launchen und sagen, ich lege mir jetzt ein Datum fest und mache das jetzt da. Ich würde vielleicht schon mal vorher irgendwie, wenn ich zum Beispiel ein Newsletter habe, schon mal informieren, sagen, ich plane das jetzt. Also da gibt es ja diverse Wege, wie wir das machen können, wenn da Menschen da draußen jetzt noch Social Media nutzen und darauf Bock haben, das kann man natürlich auch alles nutzen im Prozess, also ist auch alles easy, also das geht durchaus.
Was ich noch machen würde, ist einen Podcast-Trailer zum Beispiel auch zu veröffentlichen, vielleicht schon mal eine Woche vorher, vor dem Launch, dass das schon mal alles eingerichtet ist und dass wir da auch schon mal entspannt an die ganze Sache rangehen können. Das hilft auch nochmal. Ja.
[Alex] Ich kann das auch nur bestätigen. Also ich habe damals auch gleich kommuniziert und das hatte für mich dann gleich so eine Verbindlichkeit und ich wusste, okay, du kannst nicht wieder weg, wenn dann schon Leute schreiben, oh ja, cool. Also das Ankündigen und so ein bisschen verbindlich machen, hilft es dann auch durchzuziehen.
[Anika] Ja, total. Selber hat man dann halt so dieses Datum im Kopf und es gibt ja auch Menschen, die sich darauf dann freuen, die sich darauf vorbereiten.
Podcast-Wachstum ohne Social Media
[Alex] Nun hören ja vermutlich Menschen zu, die sich gerade für Social Media-freie Marketingstrategien interessieren. Wie ist das jetzt beim Podcast? Also wie bekommen wir auch ohne Social Media Hörer*innen für unseren Podcast? Wie ist da deine Erfahrung? Was funktioniert da?
[Anika] Also, was richtig gut funktioniert, ist Podcast-Interviews. Das ist auf jeden Fall ein Punkt, der funktioniert, weil das ist halt die gleiche Plattform. Also, da muss ich jetzt nicht irgendwie um woanders hin wechseln und kann schon gleich mit meiner Stimme und meiner Präsenz auch überzeugen.
Also, sprich, ich könnte mir jemanden in meinen Podcast einladen. Das könnte eine Launch-Strategie sein, auch für den Anfang auch schon, weil die Person teilt es vielleicht auch nochmal irgendwie mit ihrem Netzwerk oder wie auch immer.
Und was auch nochmal schön ist, wenn ich vielleicht für den Launch, wenn ich es irgendwie schaffe, das jetzt nicht muss, aber auch in anderen Podcasts vielleicht auch zu Gast zu sein.
Vielleicht habe ich ja Business-Kontakte, die vielleicht auch Bock haben, mich einzuladen. Also das ist auch immer noch eine schöne Möglichkeit, finde ich, weil das ist meiner Erfahrung nach, bringt das auf jeden Fall sehr viel für einen Podcast.
Und was ich auch machen würde, ist natürlich die Newsletter nutzen. Ganz klar.
[Alex] Wenn man einen hat, ja.
[Anika] Wenn man einen hat, genau. Aber man kann es auch gleichzeitig mit aufbauen, mit dem Podcast-Start. Das ist natürlich auch nochmal cool.
Podcast-Länge und Veröffentlichungsfrequenz
[Alex] Gibt es eigentlich deiner Erfahrung nach so Empfehlungen für eine Länge oder eine Frequenz, die gut ist? Also, wenn jetzt Leute sich fragen, wie kurz oder lang müssen die Folgen sein und wie oft muss ich die veröffentlichen? Was würdest du den Menschen raten?
[Anika] Also erstmal würde ich immer gucken: Wie viel Zeit habe ich eigentlich in meinem Business? Würde mich das zum Beispiel überfordern, jede Woche zu veröffentlichen? Das ist so ein ganz wichtiger Punkt, weil der Podcast ist ja nicht unser Business und ich weiß, dass es Menschen da draußen gibt, die stecken am Anfang sehr viel Zeit in so einem Podcast und auch in eine regelmäßige Veröffentlichung. Von daher würde ich da einfach mal das erstmal kurz abchecken.
Und dann ist es halt auch nochmal wichtig, was meine potenziellen Hörer*innen, was haben die dann auch für Zeit, den Podcast sich anzuhören. Also, wenn ich zum Beispiel Mamas habe, die haben jetzt vielleicht nicht Zeit, sich immer anderthalbstündige Podcasts anzuhören.
So, vielleicht doch, kann man aber vorher auch vielleicht schon mal abfragen, wenn man zum Beispiel ein Newsletter hat, kann man ja auch schon mal eine Umfrage machen, das ist jetzt auch, das kommt auch immer gut an und mal gucken, wie ist denn so die Tendenz so, und ansonsten wenn man jetzt noch kein Newsletter hat oder jetzt irgendwie noch nicht so richtig weiß, bietet sich halt immer an, wenn ich zum Beispiel Solo-Episoden habe, wo ich alleine spreche, das immer so maximal so 20 Minuten. Das ist so das, wie sich das so ein bisschen eingependelt hat, würde ich mal sagen. Und da ist auch die Aufmerksamkeit so erfahrungsgemäß auch groß von Podcast-Hörern, also bis zu dieser Zeit, also alles, was da drüber ist, ist immer so ein bisschen, naja, ist mal schnell weg vielleicht.
Und Interviews dürfen gern auch ein bisschen länger gehen. Also das kann auch 40 Minuten, 60 Minuten sein, je nachdem, was es jetzt für ein Thema ist. Aber wenn sich jetzt zwei Menschen unterhalten, sind Podcast-Hörer*innen irgendwie so ein bisschen eher gewillt zuzuhören.
[Alex] Aber es gibt ja auch andere Extreme. Also zum Beispiel mein Sohn hört diesen ZEIT-Podcast so gerne … „Alles gesagt“. Da sind ja teilweise neunstündige Interviews und er findet das ganz toll. Er hört sich auch manche mehrmals an. Also ich glaube, auch für andere Versionen gibt es da auch bestimmt Leute, die das halt mögen.
[Anika] Total, ja.
Am Ball bleiben: Commitment für den Podcast
[Alex] Wir haben ja schon gesagt, ein Podcast ist eher so eine langfristige Marketingstrategie und deshalb meine allerletzte Frage an dich: Wie können wir es uns denn leichter machen, am Ball zu bleiben und nicht gleich aufzuhören?
[Anika] Vorplanen. Commitment schaffen. Also ich würde für mich selber mal überlegen, was bedeutet Commitment für mich? Also wie kann ich eine Verbindlichkeit für mich schaffen, dass ich den Podcast aufnehme?
Ich zum Beispiel, ich mache das so, wenn ich Einzelepisoden aufnehme mittlerweile, ich habe mir hier, also hier auf Bali gibt es halt so Podcast-Studios und ich habe mir da einen Raum gemietet, dass ich wirklich dann auch dieses Commitment habe, dafür Geld ausgebe und dann quasi gleich mehrere Episoden aufnehme. Das hilft mir wahnsinnig.
Also es kann vielleicht für jemand anderen was anderes sein.
Und was mir auch hilft, schon mal so Themen, wenn eine Idee kommt, in meinen Plan zu schreiben, einfach mal brainstormen, alles einfach aufschreiben, dass man da immer genug Themen, genug Futter hat für Podcast-Episoden. Also das hilft wahnsinnig doll, am Ball zu bleiben, und auch für Interviews da auch schon mal die Person anzuschreiben.
Es dauert halt auch immer Zeit, anschreiben, Termine finden. Das geht nicht alles von heute auf morgen so super schnell und da ist halt Vorplanen, das ist einfach so ein Safety-Ding, was hilft.
[Alex] Ja, Annika, ich danke dir herzlich, dass du heute hier warst und uns über den Podcast als social mediafreie Marketingstrategie und deinen Instagram-Ausstieg erzählt hast.
Vielen Dank.
Shownotes
Copywriterin ohne Social Media? Interview mit Caroline Metz
Holla, the wood fairy, wen hab ich denn heute bei mir im Podcast? Es ist Caroline Metz. Caro ist Copywriterin und nicht auf Social Media aktiv. Wie das als Dienstleisterin funktioniert und wie Caro stattdessen Menschen auf sich aufmerksam macht und Geld verdient, das wird sie uns heute erzählen.
Holla, the wood fairy, wen hab ich denn heute bei mir im Podcast? Es ist Caroline Metz. Caro ist Copywriterin und nicht auf Social Media aktiv. Wie das als Dienstleisterin funktioniert und wie Caro stattdessen Menschen auf sich aufmerksam macht und Geld verdient, das wird sie uns heute erzählen.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Instagram-Start und Vanlife-Träume
[Alex] Ich freue mich sehr, dass du da bist, Caro. Und ich hätte da auch gleich schon eine allererste, ganz wichtige Frage an dich zu Beginn. Hast du heute schon was auf Instagram gepostet?
[Caro] Hallo Alex, nein, ich habe nichts auf Instagram gepostet, weil ich meinen Instagram-Kanal überhaupt nicht betreibe.
[Alex] Das heißt, du hast keinen?
[Caro] Doch, doch, genau. Es gibt diesen, sorry, ich habe einen Kanal. Einfach, um Werbung zu schalten, falls ich das mal irgendwann mache oder irgendwie mal einen Angriff nehme.
Das heißt, ich habe einen Handle, aber da ist nichts drauf. Da ist nichts los.
[Alex] Und das ist ja erstmal so ein bisschen ungewöhnlicher, weil du ja, wie ich schon im Intro gesagt habe, auch eine Dienstleistung anbietest als Copywriterin und es heißt ja, dass man dann unbedingt auf Social Media unterwegs sein muss.
Und ja, wir werden jetzt heute auch drüber reden, wie das dann ohne Social Media bei dir so funktioniert, aber wir wollen es ein bisschen spannender machen, deswegen vielleicht zum Start, wie kam es überhaupt dazu? Also hast du noch nie Social Media genutzt für deine Selbstständigkeit oder gab es einen bestimmten Auslöser?
[Caro] Also für das Copywriting selbst habe ich tatsächlich Social Media noch nie genutzt.
Ich habe aber davor relativ viel auf Instagram gemacht, weil ich, sag ich mal, vor ein paar Jahren, da bin ich mit meinem Mann, Hund und Bus quasi ein bisschen durch Europa gefahren und dachte, ich werde jetzt hier Vanlife-Influencerin und habe mir dann da alle mögliche Mühe gegeben und auch relativ viel über so Instagram-Marketing und so gelesen und Hashtag-Recherche gemacht und halt diesen ganzen Krams.
Aber da musste man natürlich jetzt nicht wirklich Content strategisch kreieren, sondern einfach nur ständig auf der Suche sein nach „Oh, wie kann man das irgendwie schön präsentieren? Wie kann man jetzt hier noch ein schönes Foto machen?“ und nachdenkliche, inspirierende Sprüche irgendwie in die Caption hauen.
Und das hat nicht so wahnsinnig gut funktioniert. Und dann haben wir quasi das Vanlife auch so ein bisschen unterbrochen, sind wieder quasi ganz normal nach Hause, haben wieder eine Festanstellung angefangen.
Dann habe ich das so ein bisschen versucht mit Malen. Ich habe relativ viel gemalt und es gibt auch eine ziemlich große, so kreative Bubble auf Instagram.
Ich habe da sehr viel verfolgt, hatte dann auch quasi einen Account, wo ich dann sehr viel von meinen Bildern geteilt habe. Aber ja, auch das ist nie wirklich was geworden, weil ich da nicht wirklich strategisch rangegangen bin.
Und dann bin ich zu Corona gekündigt worden und habe gedacht: So, ich mache mich jetzt selbstständig in so einer Coach-Energie-Richtung und habe da dann angefangen, wieder einen neuen Instagram-Kanal zu ziehen.
Und ich fand das einfach alles super anstrengend und darüber ist halt auch nicht ein einziges Gespräch zustande gekommen oder so.
Es haben zwar Leute gefolgt, hat auch mal jemand kommentiert, aber ich fand es alles super anstrengend.
Caros Start als Copywriterin ohne Social Media
Und als ich dann mit Copywriting angefangen habe, war ich tatsächlich auch in der Position, dass ich dachte: Ich habe die Zeit überhaupt nicht und es ist mir auch ehrlich gesagt zu langweilig die ganze Zeit, ich nenne es jetzt mal, vielleicht klingt das ein bisschen blöd, aber ich nenne es jetzt mal so, „Anfängercontent“ zu machen, zu erklären: Was mache ich hier eigentlich? Was ist eine Landingpage? Was ist Copywriting? Also da hatte ich irgendwie gar keine Lust drauf.
[Alex] Und als du dann angefangen hast mit Copywriting, wann war das dann genau? Vor wie vielen Jahren?
[Caro] Das war Anfang 2022. Davor war ich schon ungefähr ein halbes Jahr, ein dreiviertel Jahr davor als virtuelle Assistenz selbstständig.
Habe auch schon alles Mögliche mit Texten, Blogartikel und SEO und so Kram gemacht.
Ich habe da auch schon Verkaufstexte geschrieben, aber ich wusste nicht, dass das Copywriting heißt und ich hatte auch nicht so richtig eine Ahnung, was ich da mache, sondern habe halt irgendwie so ein bisschen abgeguckt, was andere Leute da machen.
Aber Anfang 2022 habe ich, nee, Ende 2021 habe ich dann die Fortbildung dazu gemacht und ab Anfang 2022 habe ich mich dann quasi als Copywriterin positioniert.
[Alex] Okay, also so vor zwei Jahren. Und wie war das dann, als du dann angefangen hast? Wie bist du dann an deine allerersten Aufträge gekommen?
[Caro] Tatsächlich waren meine ersten Aufträge einfach die Kunden, die ich hatte als VA. Die habe ich in Facebook-Gruppen gewonnen. Also in diesen ganzen VA-Facebook-Gruppen habe ich dann da halt so einen Canva-Lebenslauf hochgeladen, darüber tatsächlich ziemlich leicht Kunden gewonnen und bin mit denen dann so gewachsen.
Und irgendwann haben die mich halt, ich sag mal, ich habe halt angefangen, bei denen Blogartikel zu schreiben.
Dann habe ich auch erzählt: Hey, ich mache jetzt so eine Ausbildung, Fortbildung zum Copywriting.
Und das waren halt alles Online-Coaches mit Kursen, die dann gesagt haben: Oh cool, dann kannst du ja jetzt mal in der Verkaufsseite schreiben.
Und dann bin ich da quasi, hatte ich schon die ersten Kunden und dann tatsächlich über Empfehlungen ganz viel.
Kund*innen gewinnen mit Empfehlungen
[Alex] Okay, das höre ich ganz oft bei Dienstleistungen. Also, dass, wenn man den Job halt gut macht, dass das so ein System wird, dass dann einfach Leute über einen reden und wieder weitere Leute zu einem schicken, sodass man dann letzten Endes auch von den ganzen Empfehlungen eigentlich mit denen ganz gut zurechtkommt.
Haben denn deine Kolleginnen oder Kundinnen dich jemals so gefragt, warum du nicht auf Social Media bist? Also, fanden die das ein bisschen komisch? Ist das aufgefallen überhaupt oder interessiert das niemanden?
[Caro] Das hat wirklich niemanden interessiert. Ich habe auch relativ lange so gar nicht mal eine Website gehabt und dann wurde einfach die E-Mail-Adresse weiter empfohlen. Also es hat wirklich gar niemanden interessiert. Da hat mich noch nie jemand darauf angesprochen.
[Alex] Ja, weil das ist ja auch, glaube ich, etwas, was man so meinen könnte, wenn man eine Dienstleistung anbietet, dass man dann eine Website braucht und einen Blog braucht und einen Newsletter braucht und damit geht es ja auch.
Aber ich finde es spannend zu sehen, dass man auch ganz ohne starten kann, eben mit Beziehungen oder mit Kontakten. Also was für eine Rolle würdest du jetzt diesen ganzen Netzwerken und Kontakte pflegen, zuschreiben?
[Caro] Definitiv die größte Rolle. Also bei mir ist das eigentlich wirklich der große Faktor, von dem fast alle meine Kunden kommen und, was mein Gefühl darüber immer ist, was ich auch bei mir, wo ich mich dabei ertappe, ist, dass man denkt: „Ich habe es ja nur über Empfehlungen bekommen“, dass man das wie „Das war ja jetzt zu leicht, dafür muss ich ja gar nichts machen“, also, dass man das nicht als ernstzunehmende Kundengewinnungsstrategie ansieht oder bewertet, weil quasi eine richtige Kundengewinnungsstrategie ist ja nur, wenn man halt einen Content-Funnel davor aufgebaut hat.
Also, ich meine, auch Empfehlungen zu bekommen, da kann man ja sehr strategisch vorgehen.
Man kann ja, also da gehört ja viel dazu, eine gute Arbeit zu leisten.
Es gehört viel dazu, quasi die gute Beziehung zu leisten. Man kann einfach auch zu seinen Kunden hingehen und sagen: „Hey, kennst du jemanden? Ich habe gerade wieder Kapazität.“ Und die Leute kennen in der Regel immer irgendjemanden. Also meinES Wissens ist das echt die Größte.
[Alex] Können wir da vielleicht noch ein bisschen mehr in die Tiefe gehen, also wie man empfohlen wird? Ich glaube, das ist so ein ganz spannendes Thema. Du hast jetzt zum Beispiel irgendwie einen Auftrag gekriegt und da ist der Auftrag beendet. Und was machst du dann in der Regel?
[Caro] Also ich muss natürlich jetzt so sagen, dass mein Job sehr dankbar ist, weil ich ja Launch-Copywriterin bin. Das heißt, wenn ein Launch vorbei ist, kommt auch ein neuer Launch.
Und Kunden, die einmal mit mir zusammengearbeitet haben, launchen auch meistens nicht neue Produkte, sondern halt mehrere Produkte.
Das heißt, habe ich erstmal einen Kunden gefunden, bleiben die relativ lange bei mir. Also die meisten Kunden, die ich habe, mit denen bin ich wirklich schon seit einem Jahr, über einem Jahr irgendwie mit zusammen.
Ich bin fast mehr wie die feste Texterin, die feste Copywriterin, so im Team, halt die Go-To-Copywriterin, zu der sie halt kommen, wenn sie alles brauchen.
Weswegen ich ja auch gar nicht so eine große Content-Strategie eigentlich fahren muss.
Also ich könnte gar, also als Dienstleisterin, könnte ich jetzt gar nicht die Leute alle betreuen.
Also ich sag mal, hätte ich jetzt noch die extra Zeit, die ich jetzt in Social Media oder sonst was stecken würde, um da jetzt noch viel mehr Kundengespräche und Erstgespräche zu generieren, ich hätte gar nicht die Zeit, die Leute zu betreuen.
Ich bin voll ausgebucht mit den Kunden, die ich schon habe, und kann mit dem Gespräch natürlich die Zeit sparen und tatsächlich, das muss ich jetzt mal so ehrlich zugeben, ich mache gar nicht so wahnsinnig viel dafür, dass ich empfohlen werde.
Meine Kunden, auch wieder ein positiver Nebeneffekt von meiner Positionierung, sind halt Launchers.
Das heißt, die Kunden, die mich engagieren, sind an einem Punkt, dass sie schon ein sehr erfolgreiches Unternehmen einfach haben und die sind nicht am Anfang, die sind so weit, dass sie quasi schon erfolgreich launchen und jetzt an dem Punkt sind, dass sie sagen: So und jetzt würden die Texte gerne auslagern.
Das macht niemand, der gerade erst angefangen hat.
Das heißt, diese Kunden bewegen sich auch wieder in Kreisen, in Masterminds, in anderen Onlinekursen, wo dann das Thema wieder aufkommt.
Und dann erzählen die einfach: Ja, ich habe eine ganz tolle Copywriterin.
Und es gibt halt auch nicht so wahnsinnig viele, die man kennt, die auch als Dienstleister arbeiten von Copywritern. Die meisten Copywriter, die man kennt, die bieten nur Copywriting-Ausbildungen an. Aber das macht, glaube ich, einfach meine Nische sehr, sehr dankbar.
Ist es unprofessionell, als Dienstleisterin keine sozialen Medien zu nutzen?
[Alex] Ja, also Mut zur Nische. Und wenn man dann wirklich so eine konkrete Sache hat, die auch nicht so oft angeboten wird, dann ist es ein Vorteil.
Viele haben ja auch irgendwie die Sorge, dass es unprofessionell wirken könnte, wenn man jetzt eine Dienstleistung anbietet und keine sozialen Medien nutzt. Wie siehst du das? Hat das was mit Professionalität zu tun?
[Caro] Sehe ich überhaupt nicht. Würde ich überhaupt nicht teilen, diese Ansicht.
Ich, also wenn man dann einen Social-Media-Account hat, da muss der halt auch richtig krass professionell aussehen.
Also wenn ich manchmal andere Dienstleisterinnen mir anschaue und dann, also ich sag mal, ein Instagram-Account lebt halt auch von Grafik, von der Bildsprache.
Und wenn ich mir dann sehe, mir das anschaue und denke „Okay, da gibt sich zwar jemand sehr viel Mühe, aber das sieht nicht sonderlich professionell aus“, dann wirkt es für mich eher negativ.
Dann denke ich mir eher so, dann mach es lieber nicht.
Dann mach lieber, wenn dir Grafik nicht so liegt, dann lass es lieber bleiben, weil dann wirkt es eher ein negatives Bild, als dass du darüber wirklich Kunden gewinnst.
[Alex] Hast du es denn irgendwo auf deiner Website zum Beispiel erwähnt, dass du nicht auf Social Media bist oder redest du einfach gar nicht drüber?
[Caro] Ich rede da einfach überhaupt nicht drüber. Also ich habe ja quasi diesen Account und immer mal wieder, ich sage mal, einmal alle drei Monate logge ich mich da irgendwie ein, um, ich glaube, wenn ich irgendwas checken will, wenn ich irgendwas prüfen muss oder wenn ich irgendwo hinten im Facebook-Business-Manager bin, sehe ich, oh, da hat mir jemand eine Nachricht geschrieben auf meinem Instagram-Account.
Und dann denke ich auch, warum folgen mir da Leute? Da ist halt kein einziger Post, also das ist nichts. Und trotzdem folgen mir da Leute, weil das für sie scheinbar irgendwie dazugehört.
Aber auf meiner Website gibt es da keinen Link, es gibt auch keine Erwähnung davon. Ich spreche einfach gar nicht drüber.
Social Media und ADHS
[Alex] Und fehlt dir Social Media? Also hast du irgendwie mal den Gedanken „Oh, wenn ich jetzt nur Instagram hätte oder wenn ich jetzt nur auf LinkedIn wäre, dann könnte ich XY machen“ oder spielt das keine Rolle?
[Caro] Also ich muss halt dazu sagen, dass ich ADHS habe.
Und seit ich da die Diagnose habe und einfach weiß, wie ich damit umgehe, kann ich auch sehr viel besser nachvollziehen, wie schlecht mir Instagram eigentlich tut.
Also bei mir ist da eine unglaublich hohe Vergleicheritis. Und ich sage mal, dieser ganze Algorithmus ist natürlich dafür ausgelegt, dass man halt die App nicht mehr zumacht.
Und da spricht halt mein dopamingesteuertes Gehirn unglaublich doll darauf an.
Und da kann es halt wirklich passieren, dass mir am Tag zwei, drei Stunden weggegangen sind, einfach durch Doomscrolling, bis ich halt irgendwann gesagt habe: Es geht nicht mehr, ich fühle mich danach auch nicht gut.
Und ich habe dann irgendwann mal von einem Content Creator, den ich sehr gut fand, der hat mal ein sehr kluges Video gemacht, was bei mir hängen geblieben ist, wo er auch selber gesagt hat, ja, er war jetzt mal ein paar Monate offline, weil er sich über viele Sachen, auch über die ganze Content Creation so ein bisschen Gedanken machen musste.
Und er der Meinung ist, dass das menschliche Gehirn nicht dafür ausgelegt ist, diese Bandbreite an Emotionen zu fühlen, die wir fühlen, wenn wir durch Social Media scrollen, weil man halt von einem Post, der einen zu Tränen rührt, zum nächsten Post, wo eine lustige Katze ist, zum nächsten Post, der irgendwie politisch aufruft, also da sind ja so viele tiefe Emotionen eigentlich, die da angeregt werden, innerhalb von Sekunden, da dachte ich, hat er eigentlich recht, dann muss ich mich auch nicht wundern, wenn ich mich danach eigentlich voll geschlaucht fühle, wenn ich halt zwei Stunden durch Instagram gescrollt bin.
Deswegen habe ich dann vor, ich würde sagen, anderthalb Jahren oder sogar schon, habe ich meine App auf dem Handy einfach gelöscht und ich bin mega happy. Ich vermisse es überhaupt nicht.
Ich muss halt ab und zu mal bei Instagram reingehen, um irgendwie mir die Accounts von meinen Kunden anzuschauen und merke da schon, wie schnell ich wieder drin bin, wie schnell mir wieder ein lustiges Video angezeigt wird und wie schnell ich aber auch, auch sobald ich Content von meinen Wettbewerber*innen sehe, sofort mich wieder vergleiche und mich sofort wieder schlecht fühle. Und ja, deswegen vermisse ich es überhaupt nicht.
Es gibt ab und zu mal so Momente, wo ich denke: Oh, so lustigen Content machen, irgendwie Memes machen oder lustige Reels machen, wenn man mal eine Idee hat.
Aber ich weiß, dass ich dafür auch nicht die, also dann habe ich vielleicht einmal im halben Jahr eine lustige Idee. Dafür lohnt es sich jetzt nicht, einen Instagram-Account zu machen.
Podcast als Social-Media-freie Marketing-Strategie
[Alex] Dann lass uns doch jetzt mal über dein Marketing reden. Du hast schon gesagt, du wirst ja häufig empfohlen für deine Dienstleistung. Aber es ist ja quasi nichts, was du so kontrollierst, wenn ich das richtig verstehe. Du hast da keine Strategie, sondern es passiert einfach, weil du eine dankbare Nische hast und weil die Menschen zufrieden sind mit deiner Arbeit.
Aber trotzdem machst du ja darüber hinaus noch ein paar Dinge.
Vielleicht kannst du da mal so erstmal einen groben Überblick geben, was du darüber hinaus noch machst in deinem Marketing?
[Caro] Ja, also ich habe einen Podcast, der, dessen bin ich mir auch bewusst, nicht unbedingt ideal auf Kundengewinnung ausgelegt ist, sondern das ist halt mein Passion Project.
Da rede ich halt über ethisches Marketing. Wie kann man Launchen anders aufziehen? Wie kann man vielleicht ohne Druck verkaufen? Also Themen, die mich interessieren und die in meinen Augen auch, ich sag mal, fortgeschrittenerer Content sind, als jetzt halt zu erzählen: „Die sieben Schritte, die du brauchst, um deine perfekte Sales-Page zu schreiben“
Was vielleicht Content wäre, den meine Kunden eher ansprechen würden.
Trotzdem habe ich ganz, ganz viele Leute, die mir schreiben „Oh, dein Podcast ist so cool. Ich liebe deinen Podcast“, die deswegen halt in meinen Newsletter kommen und dann irgendwannauch mal was, kleinere Angebote, Workshops oder was ich halt darüber hinaus nehme, Done-for-you-Copywriting-Anbieter auch kaufen.
Und dann mache ich definitiv, bemühe ich mich sehr um Gastauftritte. Also, dass ich halt in andere Podcasts komme, dass ich auch mal Blogartikel, Gastartikel schreibe und so.
Fokus auf ethisches Marketing
[Alex] Ich finde übrigens deinen Podcast auch ziemlich spannend. Also du sagst, es ist jetzt vielleicht nicht so auf den Anfängerkunden ausgerichtet, aber dieser Fokus auf ethisches Marketing, wie kam es denn dazu?
[Caro] Mir hat das halt einfach total gefehlt. Ich fand, sowas gab es noch nicht im deutschen Raum.
Und es sind halt die Themen, die mich umtreiben. Es sind halt die Themen, über die ich irgendwie reden will, die ich irgendwie besprechen möchte, wo ich weiß, hey, da habe ich so eine Frage und ich möchte da irgendwie nachgehen und möchte dann auch irgendwie ein Medium haben, wo ich quasi einen Anlass für habe, mich damit näher zu beschäftigen, das auseinanderzunehmen und dazu zu recherchieren.
Ich könnte es auch in einem Blogartikel machen, Aber ich schreibe halt sowieso den ganzen Tag und ich habe irgendwie mehr Lust auf das Podcast-Medium.
[Alex] Ich frage jetzt mal ganz provokant, ist Copywriting und ethisches Marketing nicht ein Widerspruch? Oder wie siehst du das? Oder geht Verkaufen auch in ethisch?
[Caro] Ich sehe Verkaufen als Widerspruch, weil, also das ist, glaube ich, wieder so diese ganze Identifikation, Definitionssache.
Also jemand, der Verkaufen als grundsätzlich moralisch verwerflich einschätzt, der wird, also für den ist quasi ethisches Marketing ein Oxymoron, was sich quasi ausschließt.
Deswegen, also Copywriting heißt ja erst mal nur Texte schreiben.
Und das kann ich natürlich in einer Art und Weise machen, die die Leute jetzt nicht in ihrer Scham und ihrem Schmerz abholt, sondern halt auf eine positive Art und Weise.
Also ich habe keinen Widerspruch.
[Alex] Ich glaube nur, dass halt viele Verkaufen mit diesen typischen Strategien verbinden, die halt unethisch anmuten könnten. Und dass es deshalb auch einfach so wichtig ist, dass es auch so einen Podcast wie deinen gibt, dass man mal überlegt, wie Launchen vielleicht auch anders gehen könnte oder worüber man überhaupt nachdenken könnte, vielleicht als Online-Kursanbieterin, wie man das alles gestalten könnte.
Doch nochmal zurück zum Thema Podcast. Wie sieht deine Podcast-Strategie jetzt genau aus? Du meinst, das ist dein Passion-Project, also hast du da keinen, weiß ich nicht, Content-Plan oder wie wählst du die Themen aus oder ist das mehr so Bauchgefühl, wie läuft das dann bei dir ab?
Podcast-Rhythmus und Gästeeinladungen
[Caro] Also wenn ich ein spezifisches Ding habe, was ich gerne verkaufen möchte, sowas wie: Ich weiß, es gibt dann diesen Workshop oder ich weiß, ich veranstalte eine Summit oder so, dann plane ich natürlich ganz strategisch die Podcast-Themen davor ein.
Aber ansonsten lasse ich einfach meiner Kreativität freien Lauf, weil das für mich dann eben auch die Art und Weise ist, wie ich die Freude daran behalte.
[Alex] Und wie oft veröffentlicht du neue Folgen? Also ist es so, dass du dir da irgendwie das Ziel setzt, da jede Woche was Neues rauszubringen?
[Caro] Ja, eigentlich ist schon eine wöchentliche Veröffentlichung mein Ziel. Habe ich auch eine Zeit lang sehr gut geschafft.
Jetzt gerade ist gerade wieder Launch-Hochzeit und ich hatte eine längere Zeit, wo es mir gesundheitlich nicht so gut ging.
Und dann habe ich einfach nicht die Reserven, nicht die Zeit.
Und dann ist es auch für mich okay.
Dann fokussiere ich mich vielleicht eher darauf, auch mal Leute in den Podcast einzuladen, dass ich sage: „Hey, die Person finde ich spannend, die spricht über das Thema, ich will unbedingt, dass das in meinen Podcast reinkommt.“ Und dann lade ich halt jemanden ein.
Dann kommt dadurch, da muss ich mich nicht hinsetzen und quasi eine Folge skripten, sondern dann kann jemand anderes mit seinen tollen Inhalten in meinem Podcast Platz einnehmenund dann mache ich das so.
Aber ja, eigentlich wöchentlicher Rhythmus ist schon mein Ziel.
Podcast und Newsletter als vertrauensbildende Kanäle
[Alex] Du hast den Podcast jetzt über ein Jahr, habe ich extra nachgeguckt. Und du musst uns dann hinter die Kulissen mitnehmen, was der Podcast dir in deinem Marketing letzten Endes bringt. Also du hast gesagt, manche Leute schreiben dir dann, die finden den Podcast so cool und so. Welche Rolle spielt er dann genau in deinem Marketing?
[Caro] Also für mich ist ein Podcast definitiv eher ein Werkzeug, um Beziehungen aufzubauen.
Das heißt, ich merke, dass auch zum Beispiel Leute, die weiterempfohlen werden an mich, dann eben vorher mal in den Podcast reinhören und sich das irgendwie genauer angucken. Leute, die auf mich aufmerksam werden.
Also ich bin zum Beispiel auch in einem Onlinekurs für Copywriting als Copycoach tätig. Und das natürlich auch, also dadurch ist ja wie ein verlängerter Gastauftritt, ein ewig andauernden Gastauftritt, wo ich meine Expertise demonstrieren kann.
Auch darüber kommen regelmäßig Leute in meinen Newsletter zum Beispiel und dann halt auch in den Podcast.
Also das sind, glaube ich, meine zwei großen Hebel, eigentlich der Newsletter und der Podcast.
Und die sind beide dafür da, um Beziehungen aufzubauen.
Und also ich glaube, die Leute, die mich im Endeffekt dann tatsächlich buchen, die, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht. Also ich sage mal, die Kunden, die mich für Done-For-You-Copywriting buchen, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, was für eine große Rolle der Podcast dabei spielt.
Da hat jetzt, glaube ich, noch nie jemand zu mir im Erstgespräch gesagt: Ja, ich habe dich angeschrieben, weil ich habe deinen Podcast gehört und fand den so cool.
Aber ich weiß definitiv, dass viele Leute aus meinem Newsletter, die noch eine Stufe drunter stehen unter „Ich bin bereit, ein paar tausend Euro in die Hand zu nehmen, damit jemand anderes meine Verkaufstexte schreibt“ oder die es vielleicht auch gerne auch selber lernen möchten oder die sich einfach generell für das Thema ethisches Marketing interessieren, dass die definitiv den Podcast relativ viel hören.
Und dass sich da eine sehr enge Beziehung aufbaut zu den Leuten.
Bedeutung von Gastauftritten in anderen Podcasts
[Alex] Das ist schon erwähnt, eine weitere Säule bei dir im Marketing sind Gastauftritte. Warum ist das so wichtig?
[Caro] Also ich persönlich mag einfach definitiv das Medium Podcast total gerne, weil ich finde, dass es so schön, ich sag jetzt mal, leicht zu produzieren ist.
Also gerade bei Blogartikel, ich weiß, du machst ja quasi super viel über Blogartikel und da ich aber den ganzen Tag schreibe, das ist ja quasi das, womit ich mir Geld verdiene, sehne ich mich irgendwie ein bisschen nach dem Ausgleich, nach einer anderen Art und Weise, wie ich auftreten kann.
Und deswegen ist Podcast für mich so dienlich, weil ich dann eben einfach, ich sag mal, nur reden muss und nicht halt auch noch einen Blogartikel schreiben, der auch wieder viel Zeit braucht.
Dann ist es natürlich einfach total praktisch, wenn man vor die Audience von jemand anderem kommt, der auch genauso tickt wie man selbst, die vielleicht eben an einem ähnlichen Produkt irgendwie interessiert sind.
Und ich finde es einfach auch super schön, diese Vernetzung.
Also ich merke halt, dass ich dadurch viel mehr Leute kennenlerne, indem ich halt andere Leute einlade in meinen Podcast, mit denen ich sonst überhaupt keinen Kontakt gehabt habe.
Also ich bin da auch wirklich teilweise ein bisschen mit der Tür ins Haus gefallen. Wie zum Beispiel bei dir, als ich dich in meinen Podcast eingeladen habe.
Immer so: Hey, ich sag einfach mal, willst du in meinen Podcast kommen?
Und vorher hatten die mich vielleicht gar nicht auf dem Schirm und dadurch hat man aber plötzlich, also ne, kommt man halt in den Austausch und in den Kontakt und man fühlt sich auch nicht mehr so alleine in der großen Welt des Onlinemarketings.
Pitchen für Gastauftritte und Networking-Tipps
[Alex] Die OPA-Strategie. Immer wieder gut, other people's audiences. Wenn du jetzt, also du hast gesagt, du lädst andere Menschen in deinen Podcast ein, aber aber du bist dann eben auch bei anderen Podcasts zu Gast. Kommen dann diese Menschen auf dich zu oder pitchst du auch mal dein Thema? Also gehst du dann auf Leute zu und sagst: Hey, darf ich in deinen Podcast kommen? Wie machst du das?
[Caro] Ja, also im Moment ist es definitiv eher ein: Ich pitche mich an andere Podcasts, weil mich noch gar nicht so wahnsinnig viele Leute auf dem Schirm haben tatsächlich.
Oder es ist halt ein: Ich pitche einen Podcast-Swap, dass man einfach direkt sagt: Hey, hättest du Lust in meinen Podcast kommen, zu dem und dem Thema? Was natürlich super dienlich ist, weil da muss ich mich nicht einfach nur selber anpreisen und sagen „Hey, darf ich bitte bei dir?“, sondern man kann es halt anbieten wie: „Hey, du kommst bei mir, ich komme bei dir mit rein?“
Das ist natürlich sehr praktisch, aber ja, bei manchen Podcasts frage ich auch einfach so an und gucke mir halt wirklich die Folgen an.
Ich gucke mir wirklich an: Haben die vielleicht schon mal mit einem Copywriter gesprochen?
Wenn ja, über welche Themen haben die gesprochen? Was für Themen könnten die interessieren, worüber ich reden könnte? Also mach dann auch gleich Themenvorschläge und so. Versuch das den Leuten so schmackhaft wie möglich zu machen, um mich einzuladen.
Erfolgreiche Anfragen für Podcast-Gastauftritte
[Alex] Nun gibt es, glaube ich, viele Menschen, die sich schwer damit tun, so den Anfang zu machen, wie du das jetzt gerade beschrieben hast, um sein eigenes Thema zu pitchen. Und da du ja selbst auch einen Podcast hast und Copywriterin bist, vielleicht an dich mal die Frage, wie müsste denn eine Anfrage an dich formuliert sein, damit du als Podcast-Produzierende denkst: Ja, diesen Menschen lade ich jetzt unbedingt in meinen Podcast ein!
Also wie schreibt man Anfragen? Wie pitcht man sein Thema?
[Caro] Also ich glaube ehrlich gesagt, dass die meisten Leute sich viel zu viel Stress machen, weil man als Podcaster, ja, gerade wenn man regelmäßig Gäste einlädt, auch immer auf der Suche ist nach coolen Gästen, die man hat. Und viele Podcaster, also ich meine, ich auch, bin ja auch beschäftigt einfach mit meiner Arbeit. Ich kann nicht die ganze Zeit durchs Internet streunen und mir interessante Leute angucken und ständig irgendwie Leute einladen.
Also bin ich ja auch total dankbar dafür, wenn einfach jemand von selber sagt: Hey, ich würde gerne in deinen Podcast kommen.
Deswegen, das wäre, glaube ich, mein erster Gedanke, überhaupt erstmal eine Nachricht schreiben. Ist schon super viel wert, gerade halt auch bei kleineren Podcasts.
Man muss ja nicht immer sofort auf die, die dir in den Apple-Charts quasi direkt als erstes vorgeschlagen werden, reingehen.
Man kann ja auch in kleinere Podcasts reingehen und erwischt dadurch irgendwie auch eine kleinere, meist sogar aktivere Zielgruppe.
Und dann persönlich ist, glaube ich, so eine typische Struktur, die ich auch irgendwo gefunden habe und der ich auch folge, erstmal ein bisschen auf die Person eingehen, vielleicht auch auf eine Folge eingehen, die einem besonders gefallen hat, die einen besonders angesprochen hat.
Obwohl ich das immer so ein bisschen, ich will nicht einfach nur, so Lobhudelei machen, nur um zu sagen, hey, ich finde das total toll, damit du mich nett findest.
Es muss Leute dann schon irgendwie im Bestfall ernst gemeint sein und vielleicht kann man so eine Nachricht auch mal einen Monat vorher schicken.
Einfach sagen „Hey, die Folge fand ich cool!“, ohne direkt den Pitch hinterher zu machen, damit die Person sich vielleicht schon mal auf dem Schirm hat, wenn dir halt eine Folge richtig gut gefallen hat.
Also das wäre auch eine Variante. Und dann, ja, wie gesagt, ich persönlich gucke mir halt vorher immer genau an, worüber haben die Leute schon gesprochen.
Was sind quasi Themen, die schon vorgekommen sind? Und dann mache ich mir halt Gedanken, was könnten drei Themen sein, über die ich jetzt relativ problemlos sprechen könnte, die für die Audience von diesem Podcast spannend sind?
Und ich hatte auch schon Pitches, wo ich dann dachte: Ja, also du hast mir zwar zwei Themenvorstellungen gegeben, aber ganz ehrlich, darüber habe ich halt schon gesprochen in Folge, so vor drei Folgen und vor sechs Folgen.
Also irgendwie: ist zwar spannend, aber hatte ich jetzt schon drin, interessiert mich jetzt gerade nicht noch ein zweites Mal.
Deswegen betone ich nochmal dieses sich vorher wirklich genau angucken. Darüber, weiß ich nicht, wurde in den letzten 10, 20 Folgen gesprochen. Und gerade auch mit den Interviewpartnern.
Social Media als Dienstleisterin – ja oder nein?
[Alex] Finde ich einen super Tipp, also die Arbeit einfach selbst machen. Ich habe auch manchmal so Anfragen, da wollen Leute einen Gastartikel bei mir veröffentlichen und fragen: Ja, was für ein Thema würde denn passen?
Und dann muss ich mir dann natürlich die Arbeit machen und mir überlegen, was für ein Thema an meine Website passen könnte oder zu meinem Blog passen könnte. Und deswegen: Immer brav die Arbeit machen, selbst die Recherche machen.
Da, glaube ich, spart man dem anderen Menschen viel Zeit und hat mehr Wohlwollen auf seiner Seite auf jeden Fall.
Ja, jetzt vielleicht die Abschlussfrage: Was würdest du den anderen Dienstleister*innen raten? Also wenn sie jetzt überlegen: Ich habe eine Dienstleistung. Könnte ich wirklich Social Media verlassen oder muss ich gar nicht erst damit anfangen? Was sollen sie in ihrem Nachdenken berücksichtigen?
[Caro] Also für mich stellt sich bei Social Media halt immer die Frage: Macht mir das Spaß?
Weil ich sehe jetzt in Social Media und in Instagram nicht unbedingt die große Hölle und für jeden ist das total furchtbar.
Für mich persönlich ist es halt nicht das Richtige, weil es mir auch einfach keinen Spaß macht und weil es mich viel zu sehr Zeit kostet.
Aber ich glaube schon, dass Social Media für manche Leute funktionieren kann, wenn man denn da richtig Bock drauf hat. Es ist halt irgendwie eine Entscheidung, die man treffen muss.
Ich persönlich kann nicht verstehen, wenn Leute sich das ans Bein binden, die ganze Zeit denken, oh, das ist mir überhaupt kein Spaß, das ist mir so eine richtige Qual, also mehr als zwei Posts pro Woche schaffe ich einfach nicht, dann denke ich: Ja, aber muss man es ja dann überhaupt machen? Also doch dann lieber einen Kanal finden, wo man das mit Freude macht, als einen Kanal so halbherzig zu machen, weil auch das kriegt man ja als Kunde mit, auch das spürt man ja als Kunde.
Und dann denke ich: Ja, brauche ich jetzt ein Instagram-Profil, wo halt irgendwie auf jedem Post drei Likes sind und null Kommentare, also bringt mir das halt wirklich was?
Oder mache ich dann lieber irgendwie ein fixes Nine-Grid oder so dahin, wo ich halt einmalig meine Angebote vorstelle, dass das Profil halt nicht leer ist, man findet mich und man weiß, wo man quasi dann eher sich an mich wenden kann, halt die Website oder so, statt sich das jetzt so ans Bein zu binden, wenn es einem keine Freude macht.
Das sind so meine Gedanken dahinter. Und ich glaube, da muss man einfach ein bisschen ehrlich mit sich sein, wie viele Kunden kommen denn überhaupt über Instagram? Lohnt sich der Aufwand überhaupt?
[Alex] Ja, das ist auch ein gutes Schlusswort, Caro. Ich danke dir vielmals, dass du heute hier warst.
[Caro] Sehr gerne. Danke für die Einladung, liebe Alex.
Shownotes
Ein halbes Jahr Podcast
Heute wird mein Podcast ein halbes Jahr alt. Ich fühle mich ein bisschen so wie eine frischgebackene Mama, die das Alter ihres Kindes noch in Wochen zählt. Und ich wollte in dieser Podcastfolge ein kleines Resümee ziehen und dir verraten, wie das mit dem Podcast als Social-Media-freier Alternative so für mich funktioniert.
Heute wird mein Podcast ein halbes Jahr alt.
Und ich fühle mich ein bisschen so wie eine frischgebackene Mama, die das Alter ihres Kindes noch in Wochen zählt. Und ja, deshalb weiß ich ganz genau:
Heute hat mein Podcast einen halben Geburtstag!
Und ich wollte in dieser Podcastfolge ein kleines Resümee ziehen und dir verraten, wie das mit dem Podcast als Social-Media-freier Alternative so für mich funktioniert.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Wenn du selbst hin und her überlegst, ob ein Podcast ein geeigneter Social-Media-freier Marketingkanal für dich sein könnte, dann könnte diese Folge spannend für dich sein.
Denn ich nehme dich heute mit hinter die Kulissen dieses Podcasts und spreche darüber,
wie Podcasting im Alltag für mich so funktioniert hat in den letzten sechs Monaten
welche Rolle der Podcast nun in meinem eigenen Marketing spielt
und auch ob ich schon Resultate durch den Podcast sehe
Doch beginnen möchte ich damit, warum ich erst so spät in das Podcast-Game eingestiegen bin.
Vielleicht weißt du, dass ich bereits seit knapp acht Jahren selbstständig bin und es damit 7,5 Jahre bis zu diesem Podcast gedauert hat und das hatte gleich mehrere Gründe:
Ich dachte immer, das Sprechen ist nichts für mich. Die Technik hinter einem Podcast ist viel zu kompliziert und dass ich außerdem ja viel, viel lieber schreibe und mich deshalb lieber auf meinen Blog und meinen Newsletter und meine Bücher konzentrieren möchte.
Und ja, heute, ein halbes Jahr später, muss ich sagen: Ich lag falsch mit meiner Selbsteinschätzung.
Zunächst einmal ist Sprechen in ein Mikro vielleicht etwas ungewohnt zu Beginn, das gebe ich durchaus zu, aber es ist etwas, woran ich mich super schnell gewöhnt habe.
Das ging mir mit der Kamera zum Beispiel nicht so. Also für Social Media fiel es mir zu Beginn auch schwer, mich vor die Kamera zu stellen und Storys oder Videos zu drehen.
Und das wurde vielleicht so ein bisschen besser mit der Zeit, aber es fällt mir ehrlich gesagt auch noch heute, nach Jahren, nicht sooo leicht, in eine Kamera zu sprechen. Und mit dem Podcast war es da zum Glück anders.
Ich weiß noch, in meinen allerersten Podcastfolgen bin ich nach fünf Minuten oder so schon heiser beim Sprechen geworden, weil ich einfach so nervös und so verkrampft war beim Sprechen und vermutlich nicht richtig geatmet habe. Und das hat sich aber nach ein paar Wochen gelegt.
Also ich bin jetzt natürlich immer noch keine professionelle Sprecherin und alle, die mehr Erfahrung haben, hören vermutlich, dass ich hier und da nicht gut atme.
Aber es ist schon so viel besser geworden. D.h. wenn ich jetzt heute aufnehme, ist es so, als würde ich halt zu jemand anderem sprechen, und bin da relativ entspannt.
Also es fühlt sich vielleicht immer noch nicht so zu 100% natürlich für mich an, aber es kommt da mit jeder Aufnahme ein bisschen näher dran und das hat mich schon eher positiv überrascht.
Und die Erkenntnis ist: Das Einsprechen ist wirklich Übungssache. Man gewöhnt sich da relativ schnell dran, sogar wenn man denkt: Man ist jetzt nicht unbedingt die geborene Entertainerin.
Aber im Alltag reden wir ja alle auch und da klappt es ja auch. Und deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir uns nach ein paar Wochen an das Mikro gewöhnen.
Eine andere Theorie, die ich immer hatte, war, dass die Technik hinter einem Podcast ja viel zu kompliziert sei. Und auch hier muss ich sagen, ist das eine absolute Gewohnheitssache bei mir gewesen.
Ich hab tatsächlich die Podcastproduktion nicht oder noch nicht ausgelagert.
Das liegt vor allem daran, dass mir das im Augenblick noch ein bisschen zu sehr Spaß macht, das selbst zu machen und ich das gerade auch gar nicht auslagern will.
Denn wenn ich zu Social-Media-freiem Marketing berate, will ich natürlich auch so viel wie möglich über das Podcasting lernen, um meinen Kund*innen da auch Tools oder Programme empfehlen zu können.
Und ja, vermutlich werde ich mir da auch demnächst Unterstützung holen, aber wie gesagt: Es ist gerade alles selfmade und deshalb kann ich guten Gewissens sagen: Die Technik ist auch absolut lernbar und bezahlbar.
Ich glaube, das war eine meiner größten Sorgen, dass ich völlig überfordert von der ganzen Technik wäre und regelmäßig an den Aufnahmen oder an der Bearbeitung der Tonspur verzweifeln würde. Doch auch das hat sich überhaupt nicht bewahrheitet.
Zum einen weil es einfach super viele verschiedene Tools für die Podcastproduktion gibt, sodass man eigentlich vor allem die Bereitschaft braucht, da mal ein bisschen zu testen und eigentlich relativ bald etwas findet, was zu einem passt.
Und zum anderen, weil es jetzt durch KI einfach so viele Möglichkeiten gibt, die es vielleicht vor noch ein, zwei Jahren so nicht in dieser Qualität gab. Also ich denke zum Beispiel an die Optimierung des Sounds und das Transkripterstellen. Das lässt sich jetzt alles super mit KI machen.
Man muss halt einfach nur wissen, was man da wozu nutzen kann. Und ja, deshalb ist es echt mehr eine Rechercheaufgabe und am Anfang verschiedene Tools etwas Testen, als dass man jetzt wirklich großartig technisches Know-how braucht. Aus meiner Sicht.
Und schließlich meine dritte Sorge, dass der Podcast nicht zu meinen Fähigkeiten passt, weil ich ja viel lieber schreibe.
Und auch hier, muss ich sagen, wurde ich eines Besseren belehrt, denn Podcasting hat viel mehr mit Schreiben zu tun, als ich früher immer dachte.
Das ist bei Interviews vielleicht anders, aber bei Solo-Folgen ist es schon so, dass ich mir ein relativ ausführliches Skript erstelle. Das heißt, hier beginnt jede Folge auf dem Papier und ich schreibe immer erst einmal meine Gedanken zum Thema auf, bevor ich in ein Mikro spreche.
Das mache ich bei jeder Folge so.
Und tatsächlich sehe ich es inzwischen auch als eine gute Übung, so zu schreiben, wie ich spreche. Und nicht so verschachtelt oder verkopft zu schreiben.
Ich habe in den letzten Wochen tatsächlich auch schon ein paar Mal das Feedback bekommen, dass sich auch meine Newslettertexte verändert hätten. Und ich glaube, das liegt daran, dass Podcastskripte erstellen auch das eigene Schreiben verändern kann, wenn man es zulässt.
Bei mir ist es definitiv so geschehen, würde ich sagen. Deshalb ja: Ist die Vorbereitung der Podcastfolgen eine schreibende Angelegenheit bei mir. Und deshalb hat sich herausgestellt, dass ein Podcast absolut etwas für mich ist, sogar oder vor allem dann, wenn ich gerne schreibe.
So, und nun können wir ja ein bisschen tiefer reingehen in die Podcast-Produktion und mal darüber reden, wie so ein Podcast-Alltag eigentlich aussieht.
Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass meine Podcastfolgen relativ meistens kurz sind. Und da kann ich nur sagen: Ich hätte früher nicht gedacht, wie viel Aufwand schon hinter einer fünfzehnminütigen Podcastfolge so stecken kann.
Und ich bekomme tatsächlich auch öfter mal die Rückmeldung, dass die Folgen gerne auch länger sein dürften.
Aber die Wahrheit ist, dass ich die Kürze der Folgen auch für mich als Podcast-Produzierende als extrem angenehm empfinde.
Also so, dass es mich nicht überfordert und sich realistischerweise in meinen Alltag integrieren lässt. Und darauf kommt es ja letzten Endes auch an.
Ich weiß gar nicht, ob ich wirklich am Ball geblieben wäre, wenn ich immer 60-minütige Folgen oder so veröffentlichen würde. Das wäre für mich einfach, glaube ich, nicht machbar von der Zeit her.
Und dann ist es bei mir so, dass ich die Podcast-Produktion batche. Also ich beschäftige mich jetzt nicht jeden Tag ein bisschen mit dem Podcast, sondern ich blocke mir – das sind meist – zwischen etwa drei bis fünf Tagen am Stück pro Monat für den Podcast.
Das kommt einfach darauf an, wie lang die Folgen sind oder ob ich vielleicht auch mal eine Sonderfolge mache oder ob da auch mal ein Interview dabei ist usw.
Aber meist sind es, wie gesagt, etwa drei Tage pro Monat.
Und meist überlege ich mir so 4–5 Themen und erstelle ein Skript. Dann nehme ich die Episoden auf und schneide sie und bearbeite sie und plane das Ganze dann ein. Und ja, damit ist das Thema Podcast dann auch weitestgehend erledigt für diesen Monat und ich kann mich dann anderen Dingen widmen.
Und ich muss sagen, das ist schon ein sehr angenehmer Workflow. Also es ist jetzt nicht, dass ich dann gar nicht mehr an den Podcast denke. Ich hab schon manchmal den Gedanken: Oh, diese Folge will ich jetzt mal im Newsletter ankündigen und dann mache ich es natürlich auch. Oder ich veröffentliche das Transkript zu meiner Podcastfolge auf meiner Website oder binde den Spotify-Code ein, damit man sich die Folge auch auf meiner Website anhören kann. Aber das dominiert meinen Tag überhaupt nicht, sondern ich mache es halt, wenn ich Zeit dafür habe.
Und wenn ich gerade keine Zeit dafür habe oder nicht daran denke, dann ist es so und dann ist es überhaupt kein Drama.
Das war zum Beispiel bei Social Media ganz anders. Da hing der Gedanke wie ein Schatten über mir, also dass ich noch was posten muss, und hat mir ganz viel Druck gemacht im Alltag.
Ist natürlich total individuell. Also es kann sein, dass dich der Gedanke, etwas posten zu müssen, überhaupt nicht stresst. Mich hat es halt total gestresst.
Und das ist jetzt beim Podcast wie gesagt überhaupt nicht der Fall.
Das liegt vielleicht auch daran, dass das Wissen, dass ich mit dem Podcast immergrüne Inhalte produziere, also Folgen, die sich Menschen auch noch nach Wochen oder sogar Monaten oder gar Jahren anhören können, mir ein gutes Gefühl gibt und mich auch motiviert, das eben zu tun.
Und das Wissen, dass ich etwas auf Instagram poste, was morgen schon niemanden mehr interessieren wird, hat mich nicht so motiviert, muss ich sagen.
Und beim Podcaststart im Oktober war es dann so, dass der Podcast gleich in die Top 10 in der Kategorie Marketing eingestiegen ist. In Deutschland auf Platz 5 und in Österreich auf Platz 6. Und jetzt nicht, dass das furchtbar wichtig wäre, aber es war natürlich schön zu sehen, dass das Thema Menschen interessiert und sie gleich zu Beginn reingehört haben.
Es ist jetzt so, dass die Folgen dreistellige Downloadzahlen haben, mal höher, mal niedriger, je nach Thema. Und wenn ich mir so die letzten Monate angucke, dann ist das noch eine kleine Berg- und Talfahrt. Das heißt: Einen Monat geht es hoch mit den Downloadzahlen, dann geht es wieder runter. Dafür geht es dann im nächsten Monat wiederum ein Stückchen höher und so weiter.
Das heißt, bei mir ist es kein lineares Wachstum mit dem Podcast, sondern es kommt in Wellen und ja.
Ich hab dann auch von einigen Menschen das Feedback bekommen, dass sie zwar in den Podcast reingehört haben, aber einfach viel, viel lieber lesen. Und deshalb hab ich dann im Januar auch angefangen, Transkripte für die Podcastfolgen einzubinden auf meiner Website. Und das war, glaube ich, eine super Idee. Da habe ich tatsächlich einige Rückmeldungen bekommen, dass das eine gute Sache für sie sei.
Und ja, ich glaube auch, dass es super ist, Menschen die Wahl zu geben, ob sie lieber die Folge anhören oder lieber das Transkript lesen wollen. Und deshalb werde ich das auf jeden Fall auch in Zukunft so beibehalten.
Vermutlich interessiert dich nun am brennendsten, was der Podcast nun genau fürs Marketing bedeutet.
Und da ist es so, dass mich natürlich erst einmal grundsätzlich alle Optionen interessieren, die ohne Social Media auskommen. Und ich da erst einmal völlig offen und unvereingenommen war, was der Podcast denn nun jetzt konkret mir bringt.
Das heißt: Ich hatte jetzt nicht wirklich eine konkrete Erwartung, sondern bin wirklich mit dem Gedanken reingegangen: Ich bin gespannt zu sehen, was geht.
Und als dann der Podcast im Oktober rausgekommen ist, ist da noch nicht sooo viel passiert. Das heißt: Es war schon so, dass sich Menschen die Folge angehört haben und mir geschrieben haben, wenn ihnen die Folge gefallen hat, aber sonst gab es keine messbare Auswirkung.
Ich weiß, es wäre so schön, wenn ich jetzt erzählen könnte: Ich hab einen Podcast gestartet und dann wurde alles anders.
Aber so war es nicht. Es ist erst einmal alles gleich geblieben. Übrigens wie meistens, wenn man einen Blog startet, eine Website veröffentlicht oder einen Newsletter startet.
Aber der Punkt war so ab 2,5–3 Monaten, wo mir Menschen anfingen zu schreiben:
„Hey, ich hab deinen Podcast entdeckt und hab alle Folgen durchgesuchtet.“
Und das war quasi ein Zeitpunkt, wo ich etwas mehr als zehn Folgen veröffentlicht hatte und wo Menschen sich dann durchaus mehrere Folgen am Stück anhören konnten.
Und diese Phrase „Podcast durchgesuchtet“ – die bekomme ich seitdem regelmäßig.
Also, wie gesagt, die ersten 2,5 bis 3 Monate: nicht so viel.
Und danach immer öfter: „Podcast durchgesuchtet“
Und dann ging es irgendwann auch einen Schritt weiter und Menschen schrieben mir:
„Ich hab deinen Podcast durchgesuchtet und mir gleich dein Kursbundle gekauft.“
Oder:
„Ich hab deinen Podcast durchgesuchtet und wär jetzt gerne beim Schreibcirlce dabei.“
Das heißt: 3–4 Monate nach Start war der Zeitpunkt bei mir, wo der Podcast anfing, sich tatsächlich auch auf Verkäufe auszuwirken.
Und deshalb kann ich jetzt nach sechs Monaten sagen, dass es sich schon jetzt auf jeden Fall gelohnt hat, den Podcast zu starten. Also schon jetzt.
Und die Zeit und die Energie, die ich in diesen Podcast stecke, eine gute Investition für mich persönlich sind.
Und ja, abschließend vielleicht ein kleines Resümee des Resümees:
Podcasting ist sowas von eine Übungssache. Das Sprechen, die Technik usw. lassen sich allesamt gut üben und werden irgendwann einfach normaler Alltag und nichts Besonderes mehr, was einen nervös machen muss.
Podcasting hat viel mehr mit Schreiben zu tun, als man denken könnte. Denn die Folgen beginnen sehr häufig auf dem Papier. Wir machen uns intensiv Gedanken, was wir dann in der Folge sagen werden, vielleicht erstellen wir uns sogar ein Skript oder formulieren Interviewfragen.
Selbst kurze Folgen brauchen einiges an Zeit. Und deshalb würde ich immer wieder mit kurzen Folgen starten. Und ich würde auch jedem Menschen, der überlegt, einen Podcast zu starten, aber nicht sicher ist, ob er das zeitlich unterkriegen kann, auch raten, mit kurzen Folgen zu starten. Man kann das ganze Podcastthema jederzeit noch größer ausbauen und tiefer gehende Folgen machen oder Interviews dazunehmen. Aber kurze Folgen und dafür wirklich wöchentlich veröffentlichen war für mich persönlich eine gute Strategie, um das Ganze dann auch tatsächlich durchzuziehen.
Es hilft ungemein, und ich weiß, ich wiederhole mich hier, wöchentlich Folgen zu veröffentlichen, einfach weil man dadurch so sehr schnell Routine bekommt und die Podcastfolgen auch schnell auf eine Zahl anwachsen, die Menschen, wie gesagt, „durchsuchten“ können. Und deshalb: kurze Folgen ist eine gute Strategie dafür. Und schließlich:
Der Podcast hilft tatsächlich beim Verkaufen. Hier ist meiner Erfahrung nach Kontinuität das Wichtigste. Also: Nicht gleich nach drei Folgen aufgeben, sondern drei weitere machen. Und dann nochmal drei weitere. Und dann nochmal. Und dann nochmal.
Shownotes:
Schreiben als Marketingstrategie
Nachdem ich Social Media verlassen hatte, hatte ich plötzlich einen Gedanken: dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. An sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke, aber er setzte super viel in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als
Man könnte ja meinen, dass ich total „anti“ bin, weil ich mich immer so kritisch gegenüber sozialen Medien äußere.
Tatsächlich ist das aber gar nicht der Fall, wie du dir hoffentlich schon gedacht hast. Denn mein Herz schlägt einfach nur fürs Schreiben, dem es nicht darum geht, Algorithmen zu gefallen.
Und ich glaube, dass das auch schon so war, als ich mit Social Media begonnen hatte, aber ich habe es mir einfach nur nie eingestanden.
Und irgendwann, als ich dann raus war aus den sozialen Medien, hatte ich plötzlich einen Gedanken. Und zwar, dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. Und dass ich andere Selbstständige dabei unterstützen will, dasselbe zu tun.
Ja, an sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke – „schreibend online sichtbar werden“ – aber er setzte super viel bei mir in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als Marketingstrategie reden und wie es ist, Kund*innen schreibend zu gewinnen.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Schreiben als Marketingstrategie klingt wie ein ziemlich banaler Gedanke, aber ich hab ihn als unfassbar mächtig empfunden.
Zunächst einmal war das ein Gedanke, der mir quasi augenblicklich Entspannung und Erleichterung in meinem Körper gebracht hat. Denn Marketing kann so komplex sein. Wir können ja theoretisch auf so vielen verschiedenen Plattformen unterwegs sein, dass man das tatsächlich auch körperlich spüren kann, wenn man erkennt, was man davon eigentlich will und was nicht.
Das gibt ganz viel körperlich spürbare Klarheit.
Klarheit bedeutet, dass ich zum Beispiel Marketingstrategien ausschließen kann, die eben nichts oder nur wenig mit Schreiben zu tun haben.
Das war bei mir ganz klar Social Media. Natürlich schreiben wir dort auch, also zum Beispiel Captions. Aber letzten Endes stand bei mir eigentlich immer die Erstellung von Grafiken und Videos im Vordergrund. Oder das Interagieren und Liken und Hashtags recherchieren. Das Schreiben hatte tatsächlich einen so geringen Anteil beim Social-Media-Marketing, dass ich nie den Eindruck hatte, dass ich jetzt sonderlich viel schrieb, sondern ich hab eigentlich immer irgendwelche Grafiken erstellt oder Storys gemacht. Also so gefühlt.
Das hat mich vermutlich immer auch am meisten an Social Media gestresst. Dieses Videodrehen und vor der Kamera stehen und sich inszenieren. Ja, und wer sich entschließt, schreibend online sichtbar zu werden, braucht sich dann eben auch nicht mehr so viel mit Ringlichtern zu beschäftigen oder mit Videoschnittprogrammen. Ein großer Vorteil, wie ich finde.
Klarheit haben wir dann auch, wie wir unseren Arbeitstag verbringen, wenn wir Marketing machen: mit Schreiben.
Da geht es dann nicht mehr darum, viele verschiedene Aufgaben in einen Tag zu packen, also Videos für Insta drehen, auf Facebook live gehen, Blogartikel veröffentlichen, Kommentare auf TikTok beantworten usw, sondern es geht einfach nur darum zu schreiben.
Das mag langweilig klingen, tatsächlich aber wird Marketing so viel einfacher und die To-do-Liste um einiges kürzer. Und das ist dann einfach eine spürbare Erleichterung im Arbeitsalltag.
Vor allem natürlich, wenn Schreiben zu deinen Stärken gehört und du dich dann quasi permanent in deiner Geniezone befindest. Dann kannst du nämlich über die Zeit deine Fähigkeiten weiterentwickeln, üben und immer besser werden.
Bei Social Media war das so, dass Videos erstellen und die ganze Inszenierung drumherum nicht zu meinen Stärken gehörten und ich im Grunde mehrere Jahre damit verbrachte, an meinen Schwächen rumzudoktern.
Und da ist es ja meistens so: Wenn man Schwächen verbessert, wird man maximal okay, ja. Es spricht natürlich überhaupt nichts dagegen, nur okay irgendwo zu sein.
Doch warum sollten wir uns die ganze Zeit auf unsere Schwächen fokussieren und an ihnen arbeiten, um okay zu werden, wenn wir stattdessen auch gleich unsere Stärken stärken könnten und irgendwann vielleicht sogar sensationell werden in dem, was wir tun?
Ja, du siehst: Schreiben als Marketingstrategie hat eine Menge Vorteile und jetzt können wir natürlich auch nochmal darüber reden, wie das dann konkret aussehen kann.
Bei mir beginnt im Grunde alles immer mit der Website. Und sie bietet so viele Möglichkeiten zu schreiben, dass es einem fast schon schwindelig wird.
Da ist allen voran die Startseite, die im Grunde das Schaufenster deiner Website ist. Und wo du schreibend zeigen kannst, was es alles bei dir gibt. Und auf der Über-mich-Seite kannst du über dich und deinen Werdegang erzählen, so detailliert und persönlich, wie du das möchtest.
Ich selbst liebe meine Website und helfe anderen Selbstständigen auch wahnsinnig gerne dabei, ihre eigenen Websitetexte zu schreiben. Ich glaube nämlich, dass es nichts Besseres für Selbstständige gibt, als ihre Websitetexte tatsächlich auch selbst zu schreiben und so eben all die Reflexion und Klarheit mitzunehmen, die sich aus dem Schreiben ergibt.
Und genau deshalb empfehle ich auch immer, KI oder das Outsourcen von Texten auf das absolut nötige Minimum zu begrenzen und sich lieber darin zu üben, persönlich zu schreiben und so über die Zeit eine individuelle und, wenn es gut läuft, unverwechselbare Schreibstimme zu entwickeln.
Ja, gehen wir weiter zum Blog. Denn wenn es darum geht, schreibend online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen, darf der Blog natürlich nicht fehlen.
Denn auch hier gibt es wahnsinnig viele Möglichkeiten zu schreiben. Wir können in unserem Blog Tipps geben oder aus dem Nähkästchen plaudern oder unsere Projekte zeigen oder einfach wichtige Texte zu unserem Thema schreiben, die dann geteilt werden können.
Und natürlich können wir auch suchmaschinenoptimierte Texte schreiben, die das Ziel haben, möglichst weit oben in den Suchergebnissen z.B. bei Google zu erscheinen.
Ich finde es immer schade, wenn persönliche Texte und suchmaschinenoptimierte Texte manchmal gegeneinander ausgespielt werden, wenn man über Blogs spricht.
Denn ich finde, dass alle Formen von Blogartikeln sich wunderbar ergänzen und alle ihre Berechtigung haben.
Wir können heute einen suchmaschinenoptimierten Artikel schreiben und nächste Woche einen persönlichen, wo wir auf Suchmaschinenoptimierung pfeifen, und übernächste Woche können wir dann ein Kundenprojekt vorstellen. Wir können kurze Texte schreiben und lange Texte schreiben und alles dazwischen schreiben. Und wir können auch mal nur ein Zitat schreiben als Blogartikel. Denn: Warum auch nicht?
Ich glaube, gerade so eine Vielseitigkeit ist die Stärke eines Blogs und deshalb ist ein Blog eine so tolle Möglichkeit für mich, schreibend Marketing zu betreiben. Und ja: Wenn du noch keinen hast, dann ist es auf jeden Fall eine gute Idee, damit zu starten. Übrigens auch 2024 und auch wenn es KI und Social Media gibt.
Neben einer Website und einem Blog ist ein Newsletter die nächste Möglichkeit, schreibend Marketing zu betreiben.
Ein Newsletter ist im Grunde deine Fanbase ohne Social Media. Und im Gegensatz zu Social Media gehören die Kontakte auch wirklich dir. Die sind nicht verloren, wenn du mal beschließen solltest, dass du den Newsletter-Dienstleister wechselst, wie es ja bei sozialen Medien der Fall ist.
Wenn du mal keine Lust auf TikTok haben solltest, kannst du deine Follower nicht einfach exportieren und zu Instagram mitnehmen. Sie sind dann unweigerlich verloren.
Und das ist beim Newsletter eben nicht der Fall.
Außerdem erreichen Newsletter viel mehr Menschen als Social-Media-Posts. Es gibt da jedes Jahr so viele Statistiken, die zeigen, dass es immer schwerer wird, dass Menschen unsere Social-Media-Posts einfach mal zu Gesicht bekommen, geschweige denn, dass sie mit unseren Inhalten interagieren. Und beim Newsletter können wir immer noch davon ausgehen, dass 25, 30, 40 manchmal auch 50 Prozent der Menschen, die den Newsletter bekommen, ihn tatsächlich auch öffnen.
Ich liebe meinen Newsletter sehr und den meisten meiner Kundinnen geht es da ähnlich. Es ist entspannend, das Tempo selbst zu bestimmen und immer dann einen Newsletter zu schreiben, wenn man Bock drauf hat – und eben nicht, wenn man denkt: Die Algorithmen wollen, dass ich mal wieder was poste.
Und es ist schön, eine Rückmeldung auf Newsletter, die man geschrieben hat, zu bekommen. Denn die sind meist viel länger und tiefer und ausführlicher als auf Social Media.
Deshalb: Wer Marketing schreibend betreiben will, ist mit einem Newsletter auf jeden Fall gut beraten.
Eine weitere Möglichkeit, schreibend online sichtbar zu werden, ist ein Buch zu schreiben. Und das ist für all diejenigen eine gute Idee, die schon etwas fortgeschrittener sind und schon viele Inhalte haben, auf die sie zurückgreifen könnten. Und ja, vielleicht auch schon eine gute Positionierung und einen Namen, der schon mit einem bestimmten Thema verknüpft ist.
Ein Buch schreiben ist, je nachdem wie lange es werden soll, ein Projekt für mehrere Monate, wenn nicht gar noch länger. Und deshalb ist es vermutlich die komplexeste und anstrengendste Strategie, schreibend online sichtbar zu werden. Aber es ist mit Sicherheit eines der tollsten Gefühle, sein eigenes Buch in der Hand zu halten.
Ein bisschen off-topic, aber ich muss dann immer an den Film „Zurück in die Zukunft“ denken, wo der Vater aus der veränderten Zukunft dann sein geschriebenes Buch auspackt und sagt: „Wie ich immer gesagt habe. Wenn man sich nur ordentlich bemüht, kann man alles auf die Beine stellen.“
Und genau das ist es nämlich: extrem viel Arbeit und Mühe. Und ein Buch zu schreiben ist nicht so glamourös, wie es oft dargestellt wird. So nach dem Motto: Ich bin total inspiriert und im Flow und schreibe alles aligned mit Leichtigkeit und keine Ahnung.
Es ist einfach Arbeit.
Arbeit, die Freude macht und bei der man viel lernt und bei der man über sich hinauswächst. Aber es ist definitiv Arbeit.
Ich selbst hab mittlerweile drei Bücher geschrieben. Zwei im Selfpublishing und eins im Verlag. Und gerade das letzte war auf 400 Seiten angesetzt. Und deshalb, ja, hat das Thema meinen Alltag definitiv über mehrere Monate bestimmt. Aber ich wollte es eben auch genauso haben.
Und vielleicht fragst du dich jetzt:
Und wie passt dann der Podcast in das ganze Thema schreibend online sichtbar werden rein?
Nun, auf den ersten Blick vermutlich nicht so viel. Es ist aber so:
Podcasting hat viel mehr mit Schreiben zu tun, als man denkt.
Es gibt sicherlich Menschen, die notieren sich nur ein paar Stichworte und sabbeln dann drauf los.
Ich bin nicht so ein Mensch. Bei mir beginnt die Planung für eine Podcastfolge immer auf dem Papier. Und bevor ich auch nur ein Wort einspreche, mache ich mir viele Notizen. Ich erstelle mir ein ausführliches Skript. Und ja, deshalb schreibe ich beim Podcast definitiv mehr, als dass ich die Folge dann einspreche. Und deshalb gehört auch der Podcast bei mir tatsächlich zu den schreibenden Marketingstrategien.
Und das Beste, finde ich, ist, dass dieses Skript zu erstellen, auch sehr lehrreich dafür ist, so zu schreiben, wie man spricht. Und ich hab definitiv gemerkt, dass sich auch meine Websitetexte, Blogartikel und Newsletter stark verändert habe, seit ich diesen Podcast hier gestartet habe.
Insofern ja: Podcasting ist eine schreibende Strategie durch und durch.
Und ich hoffe, dass du in dieser Podcastfolge einen kleinen Einblick bekommen hast, was es bedeutet, Schreiben als Marketingstrategie anzuwenden. Du siehst, wir haben einige Möglichkeiten. Einsteiger*innen können sich auf die Website verlassen und auf den Blog und einen Podcast starten oder einen Newsletter starten. Fortgeschrittene können es mit einem Buch versuchen. Und egal, wofür du dich entscheidest, ich wünsche dir ganz viel Freude damit.
Shownotes:
Mythos: Social-Media-Marketing bringt schnell Ergebnisse
Dass ein Blog, Podcast, Newsletter oder SEO zu den langfristigen Marketingstrategien gehören, ist den meisten Selbstständigen bekannt. Social Media locken im Gegenzug mit Kurzfristigkeit und schnellen Erfolgen. Was ist da dran? (Spoiler: In den meisten Fällen nicht viel.)
Dass ein Blog, Podcast, Newsletter oder SEO zu den langfristigen Marketingstrategien gehören, ist den meisten Selbstständigen bekannt. Social Media locken im Gegenzug mit Kurzfristigkeit und schnellen Erfolgen. Was ist da dran? (Spoiler: In den meisten Fällen nicht viel.)
Folge anhören:
Transkript lesen:
Blog, SEO, Podcast, Newsletter sind allesamt langfristige Strategien. Geht es mit Social Media schneller? In dieser Folge habe ich wieder eine Frage mitgebracht, die ich per E-Mail bekommen habe.
Oder vielmehr ist das keine wirkliche Frage, sondern eine Sorge, die jemand mit mir zum Social-Media-freien Ansatz geteilt hat.
Ich lese mal vor:
„Hallo Alex, toller Ansatz, den du da hast. Ich habe aber noch etwas die Sorge, dass ich lange warten muss, bis ich Ergebnisse sehe bei langfristigen Strategien. Der Vorteil bei Social Media ist halt, dass ich schnell Menschen in meine E-Liste bekomme ...“
Ja, ein wichtiges Thema, über das ich unbedingt in dieser Folge reden wollte, denn … ich höre das tatsächlich öfter, dass Selbstständige sagen, dass Social-Media-Marketing uns kurzfristig Ergebnisse bringt und wir dann beispielsweise schneller Anmeldungen für unseren Newsletter bekommen.
Aber gehen wir der Reihe nach vor:
Dass ein Blog, SEO, Newsletter oder auch ein Podcast zu den langfristigen Strategien gehören, stimmt natürlich absolut.
Auch wenn es manchmal Selbstständige gibt, deren Podcasts oder Blogs einschlagen wie eine Bombe, sollten die allermeisten definitiv mit Monaten rechnen, bis sie tatsächlich brauchbare Resultate sehen.
Bestes Beispiel: SEO.
Wer heute einen Blogartikel schreibt und ihn für ein Keyword optimiert, kann nicht davon ausgehen, dass er gleich in drei Tagen auf der allerersten Seite rankt, wenn jemand in Google nach diesem Begriff sucht. Das dauert in der Regel Wochen, wenn nicht Monate oder Jahre.
Vor allem, wenn man gerade erst startet.
Eine Kundin hatte mir erst neulich erzählt, dass es bei ihr neun Monate gedauert hat, bis sie mit SEO so viele Menschen auf die Website bekommen hat, dass sie sagen konnte, dass es ihr wirklich was bringt.
Neun Monate klingen jetzt natürlich nicht sooo attraktiv für Selbstständige und Unternehmen. Wer möchte schon so lange warten, bis er endlich online sichtbar wird?!
Deshalb zieht es dann viele erst einmal zum Start zu Social Media, denn:
Ein Account ist natürlich schnell angelegt.
Ein erster Post ist in wenigen Minuten veröffentlicht.
Und die ersten Kommentare und Likes trudeln innerhalb von Sekunden ein.
Natürlich liegt es dann nahe zu sagen, dass Social Media eine „kurzfristige“ Strategie ist und uns „schnell“ Erfolge bringen kann.
Aber in den allermeisten Fällen ist das tatsächlich ein Trugschluss.
Zum einen ist es ja so, dass Follower, Likes und Kommentare uns erst einmal keine Kund*innen bringen.
Sie können zwar ein Zeichen dafür sein, dass Menschen unsere Inhalte gut finden und unser Thema gut ankommt, aber wir können von Likes alleine nun mal keine Miete oder kein Essen zahlen.
Und wenn wir jetzt mal weitergehen zu, sagen wir mal, Websitebesucher*innen oder Newsletteranmeldungen, ist es für die meisten Selbstständigen und Unternehmen so, dass … das alles organisch und innerhalb kürzester Zeit zu bekommen, für die allermeisten komplett unrealistisch ist.
Das liegt daran, dass das von Social-Media-Plattformen ja gar nicht gewünscht ist.
Ihr Geschäftsmodell besteht ja daraus, dass sie Daten sammeln und diese Daten an Werbetreibende verkaufen.
Und deshalb haben Instagram, Facebook und Co. gar nicht das Ziel, dass Menschen die Social-Media-Plattformen wieder verlassen, um beispielsweise sich irgendwo anders für einen Newsletter anzumelden.
Im Gegenteil: Ihr großes Ziel ist, dass Menschen möglichst lange auf den Plattformen bleiben, damit sie möglichst viele Daten sammeln und möglichst viele Werbeanzeigen ausspielen können.
Deshalb belohnen Algorithmen auch diejenigen Beiträge mit Reichweite, die viel Engagement erzeugen (und damit eben die Verweildauer erhöhen) und gerade nicht die Beiträge, die Klicks auf deine Website zum Ziel haben.
(Denn diese verringern ja gerade die Verweildauer eines jeden Nutzers und führen dazu, dass die Plattformen weniger Daten sammeln und weniger Werbeanzeigen ausspielen können.)
Und deshalb ist es in den letzten Jahren schwierig, ja nahezu unmöglich geworden, organisch wirklich nennenswert Traffic mit Social Media zu generieren.
Ganz zu schweigen davon, Newsletteranmeldungen zu bekommen.
Vor allem für diejenigen, die gerade erst starten.
Wenn du also frisch gegründet hast und sagst „Challenge accepted“, wartet eine Meeeenge Arbeit auf dich.
Denn die Anforderungen der Algorithmen sind
ständige Präsenz auf den sozialen Netzwerken
ewige Weiterbildung und
Offenheit für Trends und neueste Entwicklungen
Mit „schnell“ und „kurzfristig“ hat organisches Social-Media-Marketing also nichts zu tun.
Gerade, wenn du startest, brauchst du Monate oder sogar Jahre, um eine Plattform zu verstehen und eine Community aufzubauen. Und, wie gesagt, von den schnellen Likes und Kommentaren alleine, die du vielleicht ja tatsächlich bekommst, kannst du deine Miete noch nicht bezahlen.
Ein – zumindest auf den ersten Blick – schnellerer Weg, mit Social Media die E-Mail-Liste aufzubauen, sind sicherlich Werbeanzeigen auf Social Media.
Und ja: Natürlich kannst du, wenn du das entsprechende Geld investieren willst, dir das organische Posten und Interagieren sparen und gleich dein Freebie bewerben.
Doch auch hier gibt es ein großes Problem: Wenn du noch nie vorher eine Werbekampagne geschaltet hast, musst du es erst lernen. Und diese Lernphase wird von den meisten Einsteiger*innen chronisch unterschätzt.
Ich mein: Klar kannst du schnell dein Werbeanzeigenkonto anlegen und deine erste Werbekampagne aufsetzen – doch das heißt nicht automatisch, dass deine Werbekampagne auch wirklich erfolgreich sein wird und dir Newsletteranmeldungen bringen wird.
In den allermeisten Fällen brauchst du Tage, um dich überhaupt im Werbeanzeigenmanager zurechtzufinden.
Du brauchst, ich würde sagen, weitere Wochen, um gute Custom Audiences und Lookalike Audiences aufzubauen.
Du brauchst mehrere Testläufe, bis du überhaupt weißt, welche Grafiken oder Videos am besten funktionieren.
Und auch ein „Funnel“, falls du einen aufbauen möchtest, steht nicht mit einem Fingerschnipsen, sondern muss über Wochen oder gar Monate optimiert werden.
Das heißt: Die Strategie, deine E-Mail-Liste mit Werbeanzeigen aufzubauen, mag funktionieren.
Doch mit „schnell“ und „kurzfristig“ hat das in den allermeisten Fällen nichts zu tun.
Die einzige Alternative, wo ich sagen würde: Ja, so kannst du wirklich relativ schnell mit Social Media deine E-Mail-Liste aufbauen, ist, wenn du die Werbeanzeigen gleich von einem Profi oder einer Agentur machen lässt.
Doch das kostet – zusätzlich zum Werbebudget noch mindestens eine vierstellige Summe pro Monat – und wird gerade für blutige Einsteiger*innen eher unrealistisch sein.
Tja. Und nun?!
Im Grunde ist der Ansatz von der Grundidee schon richtig:
Ein sinnvoller Mix aus kurz- und langfristigen Strategien ist das Beste, was alle Neulinge aus meiner Sicht anstreben können.
Nur: Kurzfristige Strategien wären für mich sicher nicht Facebook, Instagram und Co., sondern eher so etwas wie
alte Kund*innen kontaktieren
sein Netzwerk mobilisieren
Freunde, Bekannte, Familie fragen
Nimm dir also eine Stunde Zeit, liste all deine Kontakte auf und schreib ihnen noch heute eine Mail, dass du dich selbstständig gemacht hast und bereit für neue Projekte bist.
Oder von mir aus, dass du jetzt einen Newsletter gestartet hast und dass sie sich anmelden können.
DAS geht wirklich schnell.
Und ist aus meiner Sicht viel schneller als mit Social Media.
Shownotes:
Soll ich nicht dahin gehen, wo meine Zielgruppe ist – also auf Social Media?
Es heißt ja immer, dass man dahin gehen soll, wo die Zielgruppe ist. Wie ist dieser Ratschlag mit dem Social-Media-freien Ansatz vereinbar? Das kläre ich in dieser Podcastfolge.
Es heißt ja immer, dass man dahin gehen soll, wo die Zielgruppe ist. Wie ist dieser Ratschlag mit dem Social-Media-freien Ansatz vereinbar? Das kläre ich in dieser Podcastfolge.
Folge anhören:
Transkript lesen:
In diese Podcastfolge möchte ich mal wieder eine Frage aufgreifen, die ich per E-Mail bekommen habe.
Es heißt ja immer, dass man da hingehen soll, wo die Zielgruppe ist. Wie ist das mit dem Social-Media-freien Ansatz vereinbar?
Ich les am besten die Mail noch einmal vor:
„Hallo Alex,
mich spricht die Idee, ganz auf Social Media zu verzichten, sehr an. Mir geht es so wie dir: Ich find es mühsam, es zieht mich runter und ermüdet mich … Ich verzettel mich dann gerne und irgendwie tut es mir nicht gut.
Bisher dachte ich bzw. wird das auch rundherum so gesagt, dass man nur dann online Erfolg hat, wenn man auch mindestens einen Social-Media-Kanal bespielt.
Es heißt ja auch immer, dass man dort hingehen soll, wo sich die eigene Zielgruppe befindet. In meinem Fall sind das Eltern und die sind einfach viel auf Kanälen wie Instagram oder auch Facebook unterwegs.
Wie siehst du das?“
Ja, das ist in der Tat eine super wichtige Frage, finde ich.
Denn auch ich habe diesen Ratschlag „Gehe dahin, wo die Zielgruppe ist“ noch genau im Ohr.
Das ist ein Ratschlag, den viele Menschen, die sich selbstständig machen, bekommen.
Doch aus meiner Sicht ist dieser Ratschlag viel zu pauschal. Und ich möchte das in dieser Podcastfolge mal ein bisschen aufdröseln.
Grundsätzlich stimmt es natürlich schon:
Wenn wir bestimmte Menschen online erreichen wollen, müssen wir wissen, wo wir sie finden (sprich: „wo sich die Zielgruppe rumtreibt“).
Also: Wenn wir wissen: Zwanzigjährige nutzen TikTok, aber nicht Siebzigjährige, hat es vermutlich wenig Sinn, TikTok zu bespielen und über Themen zu sprechen, die nur Siebzigjährige interessieren.
Gleichzeitig ist es aber auch so:
Alle – oder fast alle – Menschen googeln oder nutzen eine andere Suchmaschine.
Es mag zwar durchaus sein und das will ich auch gar nicht bestreiten, dass bestimmte Gruppen von Menschen vorrangig Instagram nutzen, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird diese Gruppen auch noch etwas anderes tun: googeln.
Nun können wir uns als Selbstständige entscheiden:
Wollen wir alle möglichen Wege bedienen (sprich: Google, Instagram, Facebook, TikTok, Podcasts, YouTube) und riskieren, dass wir uns verzetteln, dass wir alles ein bisschen und nichts richtig machen?
Oder: Wollen wir uns eben auf einen oder später zwei oder drei dieser möglichen Orte konzentrieren und da all unsere Energie und unseren Fokus reinstecken?
Ich glaube, dass das Letztere die größere Aussicht auf Onlineerfolg hat.
Punkt Nummer 2: Immer mehr Menschen hören Podcasts
Ja, vielleicht sind die Menschen, die wir erreichen wollen, auf Instagram. Aber sie tun vermutlich noch etwas anderes: Sie hören Podcasts.
Statista hat herausgefunden, dass im Jahr 2023 43% der Deutschen zumindest hin und wieder Podcasts hören. Das ist fast die Hälfte.
Das heißt: Auch Podcasts sind eine gute Möglichkeit, seine Zielgruppe zu erreichen.
Ich glaube, dass wir gerade in einer Zeit leben, in der es so viele Marketing-Möglichkeiten gibt (und damit potenzielle Orte, an denen unsere Zielgruppe ist), dass wir unmöglich alles bedienen können.
Das heißt: Wir können, dürfen oder müssen uns sogar entscheiden.
Je eher wir da Klarheit und Fokus reinbringen, desto besser.
Wir könnten zum Beispiel sagen: „Ich weiß, dass es sieben Plattformen gibt, auf denen meine Zielgruppe ist, und ich entscheide mich für Google und für einen Podcast, denn die beiden Strategien entsprechen mir und meinen Stärken am meisten.“
Und da wären wir auch schon beim nächsten wichtigen Punkt:
Auch die eigenen Stärken spielen eine wichtige Rolle.
Eine Plattform zu nutzen, nur weil sich die Zielgruppe dort aufhält, ist super, wenn man kein Problem damit hat, die Anforderungen der Plattform zu bedienen.
Sprich: Videos zu machen, regelmäßig zu posten, Storys zu machen oder was auch immer eben dort von uns verlangt wird.
Wenn man der Typ dafür ist, dann … ja, super.
Doch wenn man eigentlich gar nicht der Typ für Videos, Reels oder Selfies dafür ist, was dann?
Man kann sich natürlich trotzdem dazu zwingen, aber meiner Erfahrung nach hält man das nur ein paar Monate oder wenige Jahre richtig durch, bevor es sich irgendwann eben rächt.
Und es ist aus meiner Sicht also alles andere als nachhaltig, seine Stärken, Ideen und Wünsche auf Dauer zu ignorieren, weil man einfach nur diesem Ratschlag, dort zu sein, wo die Zielgruppe ist, folgt.
Ganz zu schweigen davon, dass der Arbeitsalltag dann voll ist von Aufgaben und Themen, die man nicht mag, und … ja … Marketing, bei dem man ständig versucht, seine Schwächen zu verbessern, anstatt seine Stärken zu nutzen, wird meist nicht so recht zünden.
Letzten Endes müssen wir wegkommen von diesem Plattform-zentrierten Denken.
Also: Wenn du selbstständig bist, brauchst du Instagram. Oder Facebook. Oder TikTok. Oder einen Blog. Oder was auch immer.
Das ist viel zu allgemein und berücksichtigt nicht die Stärken, Werte und Interessen der Person, die das Marketing dann ja auch im Alltag machen muss.
Und es berücksichtigt eben auch nicht die Vielfalt an Möglichkeiten, wie Menschen zu uns finden können.
Ich geb mal ein Beispiel:
Klar ist es denkbar, dass uns jemand auf Instagram findet, uns folgt, die nächsten Wochen unsere Posts liest und dann irgendwann uns wegen einer Zusammenarbeit kontaktiert.
Es ist aber genauso denkbar – und es passiert bei mir und vielen anderen Selbstständigen jeden einzelnen Tag –, dass Menschen etwas googlen und dann auf unsere Website kommen, dass sie sich dann ein kleines Produkt kaufen oder sich zum Newsletter anmelden und dann eben nach ein paar Wochen oder Monaten etwas buchen.
Beides ist möglich. Eine Customer Journey mit Social Media. Und eine Customer Journey ohne Social Media.
Beides ist vollkommen realistisch. Beides „funktioniert“, wenn man denn dieses Wort gebrauchen will, oder kann eben für verschiedene Menschen verschieden gut funktionieren.
Und nur weil es Menschen gibt, die Instagram nutzen oder in FB-Gruppen nach Ratschlägen fragen, heißt es nicht, dass es zwingend der Weg sein muss, den wir als Selbstständige abdecken.
Shownotes:

Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.