Breaking up with Pinterest

Ich war jahrelang Beraterin für Pinterest-Marketing und dann … nicht mehr. 

Warum ich mit Pinterest Schluss gemacht habe, wo es doch immer heißt, dass Pinterest mehr visuelle Suchmaschine als Social-Media-Kanal ist, verrate ich dir in dieser Podcastfolge.

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Ja, lasst uns heute mit Pinterest Schluss machen. 

Wobei das natürlich Blödsinn ist: Jede und jeder kann für sich selbst entscheiden, ob Pinterest the place to be ist oder nicht. 

Aber was ich heute machen will, ist, dass ich dich mitnehmen möchte in meine Gedankengänge, als ich mit Pinterest Schluss gemacht habe. 

Und das war definitiv keine leichte Entscheidung, denn vielleicht weißt du, dass ich von 2017 bis 2021 auf Pinterest spezialisiert war und selbst einen Pinterest-Kanal hatte, der auch ganz gut lief. 

Ich hatte monatliche Betrachter in Millionenhöhe. Und da sagt man natürlich nicht von jetzt auf gleich: Das war’s jetzt mit Pinterest.

Das war bei Facebook, Instagram usw. anders: Es war ja nicht nur so, dass mir die Kanäle nicht gut taten, sie brachten mir auch einfach kaum Resultate. Und deshalb war die Entscheidung gegen Instagram oder gegen Facebook auch relativ leicht für mich. 

Bei Pinterest war es anders. Das war ein Kanal, der mir immer noch Menschen auf meine Website brachte und ja, deshalb hat es einfach länger gedauert, bis ich mich zu einem Ausstieg entschieden habe, und das war tatsächlich dann auch der allerletzte Kanal, den ich im Herbst 2022 deaktiviert hab.

Und warum ich das gemacht habe, obwohl er ja ganz gut lief, das will ich dir jetzt erzählen.

Der erste Grund hat etwas mit der Veränderung der Plattform Pinterest zu tun. Ich hab mit Pinterest privat schon, ja, ziemlich früh begonnen und auch als ich mich selbstständig gemacht habe, habe ich Pinterest relativ schnell als Marketingkanal genutzt. Also 2016 das allererste Mal. Und da war Pinterest ja noch gar nicht so etabliert hier in Deutschland. Das war ein klassischer „Hidden Champion“, wie man immer gesagt hat.

Und damals war es so, dass Pinterest so ein toller Traffic-Lieferant war, dass nur wenige Monate, nachdem ich mit Pinterest angefangen habe, durch Pinterest alleine 10.000 Leute monatlich auf meine Website kamen, wenig später dann 30.000 Menschen im Monat. Und das, obwohl ich kein klassisches Lifestyle-Thema hatte. Ich war keine Food-Bloggerin, keine Lifestyle-Bloggerin, keine Travel-Bloggerin, sondern ich habe zu Selbstständigkeit- und Marketingthemen und zu Pinterest dann gepinnt.

Und das war super entspannt und total kostenarm. Lediglich Canva und ein günstiges Planungstool waren notwendig und sonst war das alles easypeasy. Ich habe einfach Blogartikel geschrieben und sie gepinnt und dann kamen Menschen auf meine Website. Also genial.

Ich fing natürlich an, über diese grandiose Möglichkeit zu reden, online sichtbar zu werden. Und dann kamen von sich aus Menschen auf mich zu und wollten, dass ich ihre Account aufsetze, Pin-Vorlagen erstelle oder anfange zu pinnen. Und ja, dann kam im Prinzip eins zum anderen. Ich dachte „Das könnte man ja auch hauptberuflich machen“ und beschloss im Sommer 2017, mich voll und ganz auf Pinterest zu spezialisieren.

Und dann passierte etwas, was vielen Netzwerken passiert, nämlich die Frage nach der Monetarisierung. Und Pinterest schalte Anfang 2019 in Deutschland dann eben auch Werbeanzeigen frei, sodass Business Acocunts Pinterest Ads schalten konnten.

Und diese Veränderungen setzte im Grunde ja fast schon eine Kettenreaktion in Gang, vor allem: 

Es wurde jeden Monat etwas schwerer, organisch mit Pinterest Traffic zu bekommen, weil sie es natürlich jetzt lieber sahen, dass man für Traffic zahlt. 

Im Grunde ist es also eine Entwicklung, wie wir sie auch von Facebook oder Instagram kennen: Sobald die Möglichkeit, Werbeanzeigen zu schalten, ausgerollt wird, ist leider nicht mehr ganz so viel mit organischem Marketing und ja: Wir müssen dann einfach für Klicks zahlen.

Aus Sicht von Facebook oder Pinterest ist es natürlich verständlich: Das sind beides keine gemeinnützigen Unternehmen, sondern gewinnorientierte Unternehmen. Und sie wollen wachsen und es ist auch alles okay. Doch für die Menschen, die jahrelang diese Plattformen beruflich genutzt haben, ist es natürlich mehr als ärgerlich, wenn sich die grundsätzliche Funktionsweise einer Plattform mehr oder weniger über Nacht ändert.

Und bei mir sah es dann so aus: Mein Account war 2019 und 2020 erst einmal nicht betroffen. Er ging nach wie vor super gut. Und auch Kund*innen, die – so wie ich – ältere Pinterest-Accounts hatten, bekamen immer noch ganz gut Traffic von Pinterest. 

Doch ich merkte es zuerst bei den ganz frischen Accounts, die ich für neue Kund*innen anlegte, oder auch bei den Teilnehmer*innen in meinen Onlineprogrammen, dass die Strategien, die immer funktionierten, es dann einfach nicht mehr ganz so zuverlässig taten. Und dass dazu auch noch super seltsame Dinge passierten, also dass zum Beispiel Pinterest-Accounts gesperrt wurden, sobald man anfing, mit einem Planungstool zu pinnen.

Sodass ich mich mehr als einmal gefragt: Äh, what the fuck?

Aber es kam eben eher vereinzelt vor, sodass ich jetzt nicht sagen konnte: Pinterest funktioniert nicht. 

Es funktionierte immer noch für viele Menschen 2019 und 2020. Auch bei mir. Auch bei vielen Kolleg*innen und Kund*innen. Aber es war nicht mehr so vorhersehbar wie noch vor den Werbeanzeigen.

Und dann kamen 2021 die sogenannten Idea Pins und dann dämmerte mir, dass Pinterest definitiv wegging von ihrem Image als kostenloser Traffic-Lieferant und dass es ihnen wirklich um Umsatz und Wachstum als Unternehmen ging.

Denn Idea Pins hatten einfach nicht mehr das Ziel, dass Menschen auf einen externen Link klicken, sondern eigentlich genau das Gegenteil: dass sie auf Pinterest bleiben und auf diesen Pin reagieren. Und da die Idea Pins bevorzugt ausgespielt wurden und teilweise mit extrem schnell und extrem viel Reichweite belohnt wurden, wurde es noch schwieriger, mit Pinterest Websitetraffic zu bekommen.

Und auch hier war es so, dass mein älterer Pinterest-Kanal immer noch gut lief, aber dass ich in meinen Programmen oder Beratungen verstärkt feststellte, dass gerade neu aufgesetzte Accounts es deutlich schwer haben, und ich musste mir eingestehen, dass ich nicht wusste, wie ich das lösen konnte, egal, was ich versuchte. Und egal, welche Tricks ich aus der Trickkiste zog – ich konnte nicht mehr guten Gewissens sagen: 

„Nutzt alle Pinterest. Das ist eine tolle Möglichkeit, online gefunden zu werden.“

Das hat für viele Menschen, mit denen ich damals zu tun hatte, einfach nicht mehr so gestimmt.

Und deshalb hab ich die Pinterest-Nische wieder verlassen. Es hatte sich damals ja schon abgezeichnet, dass mich das Social-Media-freie Marketing einfach auch viel mehr interessierte. Und deshalb entschied ich mich im September 2021, mich da neu zu orientieren und es auch ganz offiziell zu machen, dass ich nun nichts mehr mit Pinterest zu tun habe.

Doch es war ja nicht nur so, dass ich zu Pinterest beraten hatte – auch nachdem ich meine Nische geändert habe, hatte ich immer noch meinen eigenen Pinterest-Kanal. Doch das zweite Problem war, dass sich Pinterest im Grunde auch von einer visuellen Suchmaschine zu einem Social-Media-Kanal entwickelte oder, sagen wir mal, zumindest zu einer Mischform.

Ich rede da von den Idea Pins, die es eben notwendig gemacht hatten, dass ich ständig Videos machen musste. Und im Grunde war das so ein Instagram-TikTok-Misch. Und das kam meinen Stärken und Interessen überhaupt nicht entgegen. 

Früher war das immer so: Ich hab einen Blogartikel geschrieben und ein paar Grafiken dafür erstellt und ihn auf Pinterest gepinnt. Und das war alles mega entspannt und unaufgeregt. 

Und auf einmal musste man mit diesen Idea Pins ständig am Smartphone kleben, um die Idea Pins zu erstellen. Das war ein völlig anderes Pinterest-Marketing als zu Beginn. Und das hat mir persönlich einfach überhaupt nicht mehr entsprochen.

Ich hatte damals das Pinnen sogar ausgelagert an eine virtuelle Assistentin und musste ihr dann gefühlt ständig Videos von mir schicken, damit sie Idea Pins erstellen konnte, und dadurch hatte ich ständig Pinterest in meinem Kopf.

Das Tolle an Pinterest war früher, dass man es fast zu 100% auslagern konnte. Es gab Phasen, da habe ich Wochen nicht in meinen eigenen Account geguckt, weil es das einfach nicht gebraucht hatte und diejenige, die ihn damals betreute, alles selbst händeln konnte.

Doch mit Idea Pins sah das eben völlig anders aus und das war gar nicht mein Fall. Ich hatte damals schon Instagram z.B. gelöscht und sah es gar nicht ein, jetzt dasselbe für Pinterest zu tun. Insofern, ja, bestärkte mich das in meinem Gefühl, Pinterest auch zu verlassen.

Ich machte es lange Zeit aber nicht, weil, wie gesagt, Pinterest mir immer noch Traffic brachte, aber – und jetzt kommen wir zum dritten Grund, warum ich Pinterest letzten Endes verlassen habe – es war Traffic für mein altes Zeugs.

Das heißt, die Pins, die ich eher zu Beginn meines Pinterest-Daseins pinnte, die gingen immer noch super. Die brachten mir immer noch Menschen auf meine Website.

Aber die neuen Pins mit meinem neuen Thema gingen einfach überhaupt nicht, egal, was ich versuchte. Sie hatten meist so zehn Aufrufe und zwei Klicks und vermutlich war da auch jemand dabei, der oder die da aus Versehen darauf geklickt hatte. Wer weiß.

Und so hatte das natürlich alles nur noch wenig Sinn. Ich hatte mich beruflich neuorientiert, aber die Menschen kamen immer noch wegen meines alten Themas zu mir auf die Website. Das konnte nur für Enttäuschung sorgen – auf beiden Seiten.

Und deshalb dachte ich mir: Was bringt mir der Traffic, wenn es einfach nicht der richtige ist?!

Und zusammen mit der Entwicklung der Plattform, der es jetzt eben vor allen Dingen um Werbeanzeigen und um Onlineshops ging, und mit den Idea Pins, die eher was von Social Media hatten als von einer visuellen Suchmaschine, war klar, dass Pinterest als Marketingstrategie für mich eher keinen Sinn mehr machte.

Und im Oktober 2022 hab ich dann meinen Pinterest-Account deaktiviert und hab es seitdem nicht bereut. 

Ich hab definitiv weniger Menschen bei mir auf der Website, ja, aber das sind jetzt eben Menschen, die wegen meines neuen Themas kommen, und deshalb bin ich total fein damit, dass es jetzt so ist.

Shownotes:

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Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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