Social-Media-frei
Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies
Worum geht’s?
In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!
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Teilweiser Social-Media-Ausstieg: Interview mit Claire Oberwinter
In dieser Podcastfolge habe ich Claire Oberwinter zu Gast. Nachdem Claire jahrelang als Social-Media-Beraterin gearbeitet hat, hat sie 2018 eine Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und zieht sich seitdem immer mehr aus Social Media zurück. Wie es zu ihrem teilweisen Social-Media-Ausstieg kam und welche Alternativen Claire stattdessen zum Marketing nutzt, erzählt sie im Interview.
In dieser Podcastfolge habe ich Claire Oberwinter zu Gast.
Nachdem Claire jahrelang als Social-Media-Beraterin gearbeitet und Selbstständige bei ihrem Facebook-Marketing unterstützt hat, hat sie 2018 eine Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und zieht sich seitdem immer mehr aus Social Media zurück.
Wie es zu ihrem teilweisen Social-Media-Ausstieg kam und welche Alternativen Claire stattdessen zum Marketing nutzt, erzählt sie uns im Interview.
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[Alex] Ja, hallo Claire, du hast deine Selbstständigkeit als Social-Media-Beraterin begonnen.
Kannst du uns mehr über deine früheren Erfahrungen mit sozialen Medien erzählen und was dich auch anfangs an Social Media so fasziniert hat?
Das Potenzial sozialer Medien
[Claire] Ja, das kann ich natürlich sehr gerne machen.
Also ich bin in meinem Studium, ich habe Kommunikationswissenschaften auf Bachelor erst studiert, bin ich sehr schnell auf dieses Thema Web 2.0 gekommen.
Also da habe ich gemerkt, dass mich das mehr interessiert als diese ganzen klassischen Medien, wo es im Studium oft darum ging, wie Radio, Fernsehen und so weiter.
Und mir war schnell klar, ich will was in Richtung online machen, weil das so meine Welt war.
Und dann bin ich auch sehr schnell auf Social Media gekommen und habe sogar mich für einen Masterstudiengang in Social Media angemeldet, an der englischen Uni und auch abgeschlossen.
Und das war so die Zeit des arabischen Frühlings, also wo wirklich durch Social Media auch Revolutionen möglich waren.
Also wir haben auch im Masterstudium genau über diesen arabischen Frühling gesprochen und welche Rolle Social Media da gespielt hat.
Und das war eine sehr zentrale Rolle von Social Media tatsächlich. Und das war für mich so die Zeit, ich nenne das immer so das gelobte Land, also es war so die Zeit für mehr Demokratie, für mehr Öffnung, mehr Transparenz, nicht mehr so unidirektionale Kommunikation, also nicht mehr, wir werden einfach nur überschwemmt mit Infos von Unternehmen und von den normalen Medien, sondern es geht jetzt auch mal in die andere Richtung.
Wir können direkt in Kontakt mit anderen Institutionen, mit Menschen kommen und das war für mich das Potenzial von Social Media, was mich so unendlich begeistert hat, weil ich dachte, also weil ich so das Gefühl hatte, da wird so viel möglich und ich habe es auch die ersten Jahre so empfunden, dass da eine Öffnung war, dass da viel Positives einfach auch passiert ist.
Und das war so mein Einstieg in Social Media, weswegen ich unter anderem mich auch entschieden habe, Social-Media-Beraterin zu werden, weil ich dieses Potenzial anderen Menschen erklären wollte und ihnen sagen wollte, hier, wenn du Social Media in dein Unternehmen, in deine Kommunikation, in dein Marketing integrierst, das hat ganz viel Potenzial und wenn du es so und so machst, dann sollte es auch gut funktionieren. Und das war so mein Ursprungsgedanke dabei.
Fokus auf Facebook
[Alex] Und du bist dann ja Facebook-Beraterin geworden, richtig? Also zumindest als ich mich selbstständig gemacht habe, ganz, ganz frisch, hatte ich dich sofort als Facebook-Beraterin auf dem Schirm.
Erzähl mal, wie kam dann dieser Fokus auf diese Plattform?
[Claire] Das war, als ich mich halt selbstständig gemacht habe, habe ich erstmal mich allgemein als Social-Media-Beraterin aufgestellt, habe aber sehr schnell gemerkt, dass ich damit nicht sehr weiterkam. Es war so schwammig, es fühlte sich für mich nicht zielgerichtet an.
Und da ich immer schon, seit ich mit Social Media zu tun habe oder damals immer schon mit Facebook am meisten was anfangen konnte und auch die meisten Kenntnisse aus dem Bereich hatte, habe ich einfach gedacht, okay, dann fokussiere ich mich halt jetzt einfach auf Facebook und mache das quasi, also stelle das vorne dran.
Ich habe immer noch auch Fragen zu anderen Kanälen beantwortet, aber das war einfach so mein Fokusthema und habe das dann einfach vorne dran gestellt und das war auch gut, weil dann lief es auch direkt besser. Für mich und auch so generell im Business mit einer klareren Positionierung einfach.
[Alex] Und was hast du dann genau gemacht? Also hast du dann andere Selbstständige beraten?
[Claire] Genau, andere Selbstständige. Ich habe auch Unternehmen teilweise beraten, also so mittelständische Unternehmen. Aber der Fokus, den ich mir gegeben habe selber, war Facebook-Beratung für Solopreneure, also für Einzelunternehmer, Einzelselbstständige.
Zweifel an Social Media
[Alex] Dann kamen aber irgendwann die ersten Zweifel an sozialen Medien bei dir. Und darüber möchte ich natürlich auch mehr wissen. Gab es da einen bestimmten Auslöser oder hat sich das mit der Zeit so entwickelt? Wie war das bei dir?
[Claire] Es war ein bisschen was von beidem. Also ich habe 2017 eine Yogalehrerausbildung angefangen und dreiviertel Jahr später merkte ich, dass sich in mir ganz viel veränderte.
Also ich glaube, jeder, der schon mal eine Coaching- oder Yoga-Ausbildung gemacht hat, der weiß, wovon ich spreche, was das für ein Potenzial hat, im Inneren sehr viel zu verändern. Und das war bei mir auch so. Und das war Anfang 2018.
Und da habe ich einfach gemerkt, dass das Facebook-Thema mir immer weniger Spaß macht. Dass ich immer weniger Lust habe, Menschen darin zu beraten. Weil es waren immer die gleichen Sachen. Es war auch ganz oft irgendwie, dass ich erklären musste, wenn du hier klickst, passiert das. Und wenn du da klickst, nein, kannst du das nicht löschen. Also es war viel so dieses Klein-Klein. Und das nervte mich sehr.
Und ich habe einfach auch gemerkt, im Laufe des Jahres 2018 wurde mir das Yoga immer wichtiger und das auch mehr nach draußen zu bringen.
Und dann habe ich halt so im Jahr 2019 den Shift vollzogen, dass ich gesagt habe, ich mache keine Social Media oder keine Facebook-Beratung mehr, sondern gehe in den Bereich Yoga und Coaching. Und das war schon mal so ein bisschen der erste Bruch, würde ich sagen, mit dem Thema Social Media.
Das war noch nicht, dass ich so einen kritischen Blick drauf hatte. Es war mehr so dieses Persönliche, ich kann mir nicht mehr vorstellen, Menschen da zu beraten, weil mir das keinen Spaß mehr macht. Das war so der Anfang dessen, würde ich sagen. Meine Güte, das sind auch schon sieben Jahre, fällt mir dann auf. Wahnsinn.
[Alex] Ja, aber das ist ja auch irgendwie klar. Also du hast ja auch gesagt, wer so eine Coaching-Ausbildung mal gemacht hat oder eine Yoga-Ausbildung, da passiert was im Inneren.
Und gerade das Thema Yoga, das ist ja auch super viel Achtsamkeit, bei sich sein und gucken, wie es einem geht. Und dann merkt man dann eben, ah, okay, soziale Medien haben eigentlich einen Effekt auf mich, der mir gar nicht gut tut.
Also du hast ja auch auf deinem Blog einen Artikel, wo du ganz viele Gründe gesammelt hast, warum du ausgestiegen bist oder teilweise, wie wir gleich dazu kommen. Kannst du mal so ein bisschen erzählen, was soziale Medien mit dir gemacht haben dann auch?
Negative Effekte des Vergleichens
[Claire] Also das, wo ich mich am meisten daran erinnere oder wo ich auch heute immer noch merke, dass ich da sehr schnell reinrutsche, ist das Vergleichen, was mir einfach nicht gut tut. Dieses, ich sehe, wie unfassbar erfolgreich andere sind und komme mir dann klein und unwichtig vor und mein Business funktioniert nicht und all das.
Also ich würde sagen, das war so mit das Vorrangigste, was ich immer wieder erlebt habe. Also ich habe dann so durch den Feed gescrollt und gedacht, boah, ja, die ist voll sichtbar und die hat es ja irgendwie voll drauf.
Auch bei der läuft es gut und bei dem läuft es gut und ich selber krebs da so rum und so. Also das hat meinen Selbstwert sehr angegriffen, habe ich gemerkt einfach mit der Zeit. Also immer wenn ich rauskam aus Social Media oder selbst wenn ich noch drin war, merkte ich irgendwann, dass meine Stimmung kippte und ich dann dachte, okay, zumachen, weg.
Oder eben wenn ich schon zugemacht habe, dass ich merkte, ich fühle mich irgendwie nicht so besonders gut. Und da wieder rauszukommen, dann erstmal wieder aus diesem alle anderen haben es viel besser und haben es mehr drauf als ich, das hat auch natürlich immer eine Weile gebraucht. Inzwischen bin ich da etwas robuster, aber nicht vor gefeit, immer noch in diese Fallen zu tappen.
[Alex] Hatte sich das dann auch auf dein weiteres Leben ausgewirkt? Also dieses Vergleichen, hast du dann irgendwie auch im privaten oder beruflichen Leben gedacht, hier wirkt Social Media noch irgendwie nach bei mir?
Auswirkung von Social Media auf die Selbstständigkeit
[Claire] Ja und nein. Also ich glaube nicht so mega in der Tiefe, aber so Thema Versagen, Scheitern und so waren die letzten zwei, drei Jahre schon ein großes Thema.
Unter anderem deswegen, weil ich von der vollen Selbstständigkeit nach acht Jahren wieder in eine Anstellung auch gegangen bin teilweise und ich fühlte mich wie die Vollversagerin.
Und ich will jetzt nicht sagen, dass Social Media dafür verantwortlich ist, weil das hatte erstmal nichts mit Social Media zu tun. Ich glaube aber, dass dieses Thema Selbstwert, Versagen, andere sind viel erfolgreicher, dass das mit reingespielt hat in meine Versagensgefühle, die ich hatte zu der Zeit.
Also das kann ich nicht abstreiten, weil es während ich eben noch in dem Prozess war von, ich wechsle wieder auch in der Anstellung oder ich teilweise, ich bin ja immer noch selbstständig, da habe ich schon gemerkt, dass das Social Media durchaus einen Einfluss hatte, wenn ich da mal wieder rumgescrollt habe und gedacht habe, ja toll, und ich muss jetzt in eine Anstellung gehen, während die da voll abgeht oder so.
Also das ist schon ein Einfluss. Ich würde nicht sagen, dass das allein nicht dafür verantwortlich war, aber es war definitiv ein Einflussfaktor.
[Alex] Also ich würde schon auch sagen, als ich da war, habe ich schon noch beobachtet, wie so dieses unternehmerische Mindset auch sehr glorifiziert wurde. Also das war so dieses Nonplusultra und natürlich für alle Menschen in allen Lebensbereichen und Situationen immer die richtige Entscheidung, sich selbstständig zu machen. Das ist ja nicht so.
[Claire] Ja, genau. Und damit wurde ich konfrontiert. Und ich bin auch immer noch der Meinung, also meine Seele schlägt immer noch für die Selbstständigkeit, das sage ich ganz offen.
Aber ich bin gerade total fein damit, angestellt zu sein, weil ich es gerade auch schön finde, dass jeden Monat fest Geld reinkommt, ob ich jetzt krank bin oder nicht.
Und ich war zum Beispiel Ende des letzten Jahres jetzt vier Wochen krank, wäre ich in der Zeit selbstständig gewesen, das wäre eine Vollkatastrophe gewesen. Das sage ich ganz offen.
Und das hat mich schon auch sehr beeinflusst, was auf Social Media geredet wurde. Wie du sagst, dieses Mindset, es ist das Nonplusultra, selbstständig zu sein. Jeder muss das. Und da dachte ich auch irgendwann, warum tue ich mir das eigentlich an, so zu denken? Weil es ist nicht das Nonplusultra, es hat alles seine Vor- und Nachteile. Und Unternehmer sein hat auch Vor- und Nachteile, genauso wie angestellt sein.
Der Facebook-Hack
[Alex] Ja, und dann kam es bei dir richtig dicke, nämlich dein Facebook-Konto wurde gehackt. Kannst du erzählen, wie das war? Also du bist auch nicht die Erste jetzt hier in dem Podcast, der das passiert ist, aber wie war es dann bei dir?
[Claire] Ja, ich bin auf eine Phishing-Mail tatsächlich reingefallen. Ich hätte ja nicht gedacht, dass mir das mal passiert, aber niemand ist davon gehalten. Ja, wirklich.
Die haben halt meine Daten abgegriffen und ich bin, also es war irgendwie abends und ich bin dann ins Bett und am nächsten Morgen war was komisch, also ich kam nicht mehr in Facebook rein.
Und auf Instagram hatte ich ganz viele Likes und ich hatte nichts veröffentlicht und habe dann irgendwie geguckt, für was habe ich denn jetzt so viele Likes bekommen?
Das waren Werbeanzeigen, die über mein Konto geschaltet wurden.
Also ich habe das so ein bisschen rekonstruieren können, was passiert sein muss, ist, dass die Hacker eben meine Daten genommen haben, haben sich bei mir eingeloggt, haben mein Werbekonto gekapert, haben das quasi auf sich, auf ihre E-Mail-Adresse umgeschrieben, dass ich dann nicht mehr drankomme.
Und haben dann über mein Werbekonto auf Instagram Anzeigen geschaltet. Und dann haben die noch irgendwas auf Facebook gemacht, damit der Algorithmus anspringt und mich rausschmeißt.
Und Facebook hat von jetzt auf gleich gesagt, so, du hast gegen unsere Richtlinien verstoßen, du fliegst raus und du kommst auf gar keinen Fall mehr an dein Facebook-Konto dran.
So, und genau, dann stand ich auf einmal da mit irgendwelchen Werbeanzeigen, die liefen, auf meine Kosten. Ich meine, ich habe die dann zurückbuchen lassen. Gott sei Dank war das alles Lastschrift und ich konnte der Bank sagen, bitte blockiert die alle, ich buche das zurück. Also mir sind keine finanziellen Schäden in dem Sinne entstanden.
Aber es war eine krasse Sache. Also ich bin zwei, drei Tage völlig rotiert. Ich konnte dann irgendwie, indem ich mein Instagram-Konto vorübergehend deaktiviert habe, die Anzeigen eben stoppen. Sonst wären die noch tagelang weitergelaufen.
Aber ich fand alleine so dieses von Facebook „Hey, du verstößt gegen unsere Richtlinien, du fliegst raus, keine Chance, Einspruch zu erheben“ – das hat mich so mit am meisten schockiert, weil ich 15 Jahre mein Konto hatte und mir nie etwas zu Schulden hab kommen lassen. Und von jetzt auf gleich wirst du ausgesperrt, ohne angehört zu werden.
Und da habe ich echt gedacht, boah, Leute, ihr habt sie doch nicht mehr alle. Entschuldigung, wenn ich das jetzt so sage. Aber das war wirklich so mein Gedanke. Ich kann noch nicht mal mich, ich will nicht sagen rechtfertigen, ich kann noch nicht mal Stellung beziehen.
Und das hat mich sehr, sehr angefressen, muss ich schon sagen, dass man so hilflos war. Und vor allen Dingen, ich habe dann Mails geschrieben an den Facebook-Support. Dann kam immer nur so eine dämliche Standardantwort zurück. Wir sind nicht zuständig oder sie fühlten sich einfach nicht zuständig. Hier sind ein paar Links, die helfen könnten. Nein, sie haben natürlich nicht geholfen, weil ich alles schon fünfmal durch hatte.
Und ich habe dann letztendlich nur über einen Anwalt mein Konto wiederbekommen. Und das fand ich echt übel. Ich hatte sogar noch kurzzeitig überlegt, will ich den Anwalt jetzt überhaupt bezahlen oder ist das nicht das Signal, jetzt dann das Facebook-Konto sein zu lassen?
Aber es ging nicht, einerseits aus beruflichen Gründen und ich wollte nicht, also in dem Sinne, vielleicht kommen wir da auch noch gleich zu, vielleicht nur ganz kurz. Weil ich mir über die Jahre wirklich ein sehr, sehr gutes Netzwerk auf Facebook aufgebaut hatte und wirklich auch zu einigen Leuten nur darüber Kontakt habe und auch gerne habe.
Also es ist nicht so, dass ich alles schlecht finde bei Facebook, sondern ich habe da wirklich ein sehr wertvolles Netzwerk. Und dann habe ich irgendwann gedacht, für das Netzwerk würde ich jetzt das Geld investieren, um den Anwalt zu bezahlen und mein Konto wieder zu bekommen. Aber ich war kurz davor, es alles komplett sein zu lassen. Also das sage ich schon.
[Alex] Die ganze Zeit und Energie und ja auch das Geld, das man da aufwendet, das ist einfach super, super ärgerlich.
[Claire] Ja, vor allem für etwas, was Facebook eigentlich sowieso machen muss. Es gibt Gerichtsurteile, die sagen, Facebook darf nicht einfach Leute ausschließen. Die müssen zumindest die Leute erstmal anhören und können nicht einfach sagen, du fliegst raus.
Und das ist das, was mich so stört. Das ist dieses Willkürliche und du musst einen Anwalt, nur mit Anwalt haben die reagiert, obwohl ich vorher auf eigene Faust genau das Gleiche gesagt habe.
Und sowas mag ich überhaupt nicht. So diese Willkür und diese, nee, das macht mich wahnsinnig. Da geht mein Ungerechtigkeitssensor ganz stark.
[Alex] Nun hast du dich ja aufgrund all dieser Gründe, die du gerade erwähnt hast, entschieden, Social Media zu verlassen, aber nur teilweise. Was genau meinst du damit? Wie sieht für dich so eine teilweise Social-Media-Nutzung genau aus?
Teilweiser Social-Media-Ausstieg
[Claire] Genau. Also ich habe ja im Rahmen dieses Hacks dann später auch noch mein Instagram-Konto verloren, weil in der Zeit, wo das Konto deaktiviert war, war wieder irgendwas und ich habe angeblich schon wieder gegen irgendwelche Richtlinien verstoßen, was aber nicht der Fall sein konnte, weil mein Konto deaktiviert war.
Dann habe ich noch versucht, Einspruch zu erheben und zwar mehrfach. Da kam nichts mehr. Das Instagram-Konto habe ich jetzt einfach gesagt, komm, weg, ist mir jetzt egal. Und mit teilweise einem Ausstieg ist also gemeint, ich brauche Facebook oder generell Social Media halt schon noch für die Arbeit.
Ich bin teilzeit angestellt als Marketingmanagerin bei einer IT-Firma und Social Media ist da eben Teil und da kann ich nicht einfach sagen, nee, ich bin gar nicht auf Social Media, weil zum Verwalten der Konten brauche ich eigene Konten.
Das ist einfach, das ist ja so aufgebaut und das ist ja auch grundsätzlich richtig, damit man, wenn man als Mitarbeiter irgendwann wieder rausgeht, einfach nicht das komplette Konto zumacht, sondern einfach nur den Mitarbeiter aus dem Konto wieder rausschmeißt.
Also deswegen ist es einfach so eine berufliche Anforderung, die ich habe, mit der ich gerade gut aber umgehen kann, weil ich mit tatsächlich Social Media in meinem Berufsalltag gar nicht so viel zu tun habe. Also das nimmt gar nicht so viel Raum ein. Das ist schon mal ganz gut.
[Alex] Du meinst als Selbstständige dann?
[Claire] Ja, aber auch als Selbstständiger habe ich halt eigentlich mit Social Media gar nichts mehr zu tun.
Weil, wie gesagt, Instagram-Konto ist weg, Facebook-Konto ist weg. Wenn ich mal was promote, dann über mein persönliches Facebook-Profil ist das aber auch selten geworden, weil ich einfach das, meine Promo mache ich inzwischen viel mehr über andere Kanäle, wie zum Beispiel meinen Newsletter oder mein WhatsApp-Status, ganz ehrlich.
Also ich meine, gut, WhatsApp gehört auch zum Meta, kann man jetzt auch kritisch sehen, aber darüber kommt auch schon mal das eine oder andere. Also ich nutze da einfach andere Möglichkeiten. Genau, aber teilweise Ausstieg ist halt einfach, ich brauche es für die Arbeit und ich habe, wie gesagt, einfach mein Facebook-Konto mir zurückerkämpft, weil mir das Netzwerk dort wichtig ist.
Und da merke ich immer noch, wenn ich da mal bin, ich bin in so einer Bubble drin, wo es eigentlich ganz nett ist. Und das ist dann auch ganz gut, wenn es mir mal wieder nicht passt, gehe ich wieder raus und dann ist es auch okay. Also ich nutze es halt nur wesentlich weniger als vorher und wirklich für das Marketing, für mein Marketing im Business, fast gar nicht mehr.
[Alex:] Also du hast kein Instagram-Konto mehr. Du nutzt deine Facebook-Unternehmensseite nicht mehr. Richtig?
[Claire] Weil die ja auch dem Hack zum Opfer gefallen ist. Und die Seite habe ich zum Beispiel nicht wiederbekommen. Und das war mir dann auch irgendwie egal, ganz ehrlich.
[Alex] Aber das Facebook-Profil hast du noch, weil du da einfach mit Menschen zu tun hast, die du magst und wo dir der Austausch auch wichtig ist. Nun könnten Hater ja sagen, das ist aber ein bisschen inkonsequent. Was würdest du ihnen dann antworten?
[Claire] Den würde ich tatsächlich sagen. Du hattest mir die Fragen im Vorhinein ja geschickt und insofern war es ganz gut, weil ich dachte mir, oh Gott, was soll ich jetzt antworten? Aber ich weiß genau, was ich antworte.
Ich finde es schade, wenn es immer um diese 100 Prozent geht.
Wir haben zwischen schwarz und weiß, haben wir Millionen bunte Farben. Warum muss es 100% weiß sein? Warum muss ich 100% gehen?
Ich würde den Leuten sagen, oder sie mal eine Gegenfrage stellen, bist du in allem 100%, wirklich 100% konsequent und perfekt aufgestellt? Und wenn das der Fall ist, können wir uns gerne nochmal über Konsequenzen überunterhalten. Solange das nicht der Fall ist, ziehe ich mir den Schuh gar nicht erst an.
[Alex] Ja, das finde ich eine total tolle Einstellung, weil ich predige das auch immer, dass einfach jeder Mensch so seine individuelle Nutzung finden muss und egal, wie sie aussieht und gerade, wenn man etwas findet, was einem gut tut, das ist ja eine super wertvolle Info, dass man weiß, das tut mir gut, das tut mir nicht gut und eben das dann eliminiert, was einem nicht gut tut, und das behält, was einem gut tut, also genau.
[Claire] Ja, klar.
Alternativen zu Social Media
[Alex] Du hast schon ein bisschen angesprochen, dass es jetzt für dich und dein eigenes Marketing einfach auch andere alternative Marketingstrategien gibt. Also du hast gesagt, für deine Teilanstellung brauchst du dein Facebook-Konto noch, aber für dich als Selbstständige, als Yoga-Lehrerin – richtig? – nutzt du Social Media fast gar nicht mehr zum Marketing.
Du hast schon erwähnt, Newsletter spielt eine Rolle. Oder kannst du vielleicht da mal so ein bisschen näher drauf eingehen, wie sieht jetzt dein alternatives Marketing ohne Social Media aus?
[Claire] Ja, so genau. Also ich kann dir jetzt keine straightforward Antwort geben, weil ich auch in meiner Selbstständigkeit immer mit verschiedenen Projekten arbeite, sage ich jetzt mal.
[Claire] Aber wenn ich jetzt nur daran denke, Yoga-Produkte zu verkaufen, ist es tatsächlich, ist der Newsletter mein Hauptkanal.
Und da kommen auch regelmäßig neue Anmeldungen rein. Klar, es fallen auch wieder welche raus, aber ich sehe ja in meinem Newsletter-Anbietertool immer, also kann ich ja Neuanmeldungen abrufen oder generell einfach meine Liste aufrufen und ich kriege ein bis drei Anmeldungen pro Woche neu rein, ohne dass ich viel mache, weil mein Blog dann wiederum gute Suchergebnisse liefert.
Also ich habe halt über die Jahre einige Blogartikel geschrieben, die gut performen auf Google und darüber kommen die Leute auf meinen Blog und darüber kommen sie dann eben teilweise oder eben doch teilweise in meinen Newsletter und dann, je nachdem, kaufen die auch schon mal von mir. Also das ist halt so meine Hauptstrategie, sage ich jetzt mal.
Ich hatte auch mal einen Podcast, den bediene ich jetzt so nicht mehr. Ich habe inzwischen einen neuen Podcast mit einer Kollegin, der ist aber jetzt noch nicht auf meinem Blog mit drauf.
Genau, aber einfach so durch, also im Prinzip ist es eine Kombination aus Suchmaschine plus Newsletter. Das sind so die Hauptkanäle.
Und ansonsten läuft dadurch, dass ich viel Offline im Yoga-Bereich gerade mache, einfach auch viel über Mund-zu-Mund-Propaganda oder hier lokales Marketing.
Also ich habe letztens einen Workshop gemacht, da habe ich Aushänge hier in Läden gemacht und solche Sachen. Also ganz banal sage ich jetzt mal offline, klassisches Offline-Marketing mit Printprodukten oder so kann auch mal drin sein, je nachdem, was ich gerade anbiete.
[Alex] Das finde ich auch total wichtig, dass man das nicht vergisst, dass wenn man irgendwie ein Thema hat, wo auch Leute eben dann zu dir quasi in dein Studio kommen, kann sich das auch lohnen. Also ich habe auch, erzähle ich, glaube ich, auch immer wieder in diesem Podcast, eine Wildkräuterwanderung mitgemacht, weil ich halt auf dem Spaziergang mit dem Hund irgendwo einen Aushang gesehen habe, dass sie das anbietet hier in der Nähe und ich dachte, ja cool und melde ich mich mal an.
Also ich glaube, das irgendwie von vornherein so als altmodisch oder veraltet oder nicht effektiv zu verteufeln, das ist keine gute Strategie, also je nach Thema, das man selbst macht.
[Claire] Im Gegenteil, also meine besten Erfahrungen habe ich eigentlich mit Menschen, die schon mal bei mir waren und wissen, was sie von bei mir bekommen, die sich dann anmelden für Retreats, Workshops, was auch immer.
Oder eben, wie gesagt, Mund-zu-Mund-Propaganda, dass jemand irgendwie rumfragt hier im Ort, kennst du eine Yoga-Lehrerin oder irgendwie sowas. Oder letztens habe ich hier, wir haben hier so ein Lokalblättchen vom Bürgerverein, da habe ich eine Anzeige geschaltet und habe tatsächlich eine Anfrage bekommen, weil jemand gesagt hat, ich möchte meiner Frau zu Weihnachten jetzt einen Gutschein schenken für eine Einzelstunde mit dir.
Ja, also das kann auch funktionieren. Deswegen gerade wenn man, ich habe so ein bisschen so ein Hybrid-Business, ich mache durchaus einiges online, aber eben auch viel offline. Und dann darf man, gerade wenn man im Offline-Bereich unterwegs ist, auch wirklich hier gucken, was kann ich offline machen. Und das finde ich total wichtig, das auf dem Schirm zu haben.
Kooperationen und Netzwerken
[Alex] Und so ein bisschen im Nebensatz hast du ja auch noch erwähnt, du machst einen Podcast mit einer Kollegin. Also quasi mit realen Menschen auch Kooperation machen und was zu tun haben und Netzwerken. Das kann ja auch eine gute Strategie sein, um die Sichtbarkeit zu haben.
[Claire] Zumal unser Podcast, ich nenne ihn jetzt einfach mal, Ungezähmte Frauen heißt er.
Da geht es darum, im Prinzip als Frau ungezähmt zu sein, also sein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Und da reden wir über ganz viele unterschiedliche Themen, auch über Yoga und Spiritualität und alles Mögliche.
Und da platzieren wir beide auch regelmäßig unsere Angebote oder weisen auf unseren Newsletter hin und sowas alles. Also da bin ich auch schon vielseitig aufgestellt und habe eben andere Angriffspunkte und ich muss nicht unbedingt Social Media haben.
Und zum Beispiel bei dem Podcast, den wir zusammen machen, die Susanne und ich, wir haben uns bewusst von vornherein entschieden, dass wir unseren Podcast nicht auf Social Media bringen.
[Alex] Warum?
Dass wir unsere nette Marketingstrategie ohne Social Media machen wollen. Ja, weil wir beide so ein bisschen Social-Media-müde sind. Sie hat zum Beispiel gerade ihr Facebook-Konto jetzt wirklich deaktiviert aufgrund dieser furchtbaren Ankündigung von Mark Zuckerberg letzte Woche.
[Claire] Und sie hat gesagt, ich habe jetzt wirklich die Schnauze voll, ich gehe. Ich würde das tatsächlich gerne tun, aber ich kann es nicht aus beruflichen Gründen. Also ich bin gerade auch an einem Punkt, wo ich denke, boah, was tue ich mir da eigentlich noch an?
Genau, aber wir hatten vorher beide schon so diese Entwicklung hin zu weg von Social Media. Es stresst uns, es nervt uns, es tut uns nicht gut. Und haben dann beide, weil wir so achtsam miteinander sind und so ein gutes Gespür haben, was tut uns gut, beide gesagt, nee, das ist nicht die Strategie, mit der wir unseren Podcast bekannt machen wollen. Und haben es dann einfach von vornherein gelassen. Und es sorgt auch dafür, dass es stressfreier ist, weil es ist auch einfach weniger Arbeit. Muss man einfach sagen.
[Alex] Ja. Habt ihr euch dann alternative Strategien überlegt?
[Claire] Also im Moment läuft viel über, wir haben jeweils einen Newsletter, dass wir das darüber immer mal promoten. Ich stelle es immer mal in meinen WhatsApp-Status. Also im Moment ist der Podcast noch verhältnismäßig klein, wobei dafür, dass wir, ich sag mal, 10 Folgen veröffentlicht haben, haben wir jetzt, ich glaube, knapp unter 300 Downloads. Das ist schon mal ganz gut. Also ich finde es gar nicht so schlecht. Und ja, wir wollen halt jetzt demnächst auch anfangen mit Interviews und so.
Also im Prinzip ist es oft ein Zwiegespräch zwischen uns. Wir reden viel über unsere eigenen Erfahrungen, aber wir wollen eben bei bestimmten Themen auch Expertinnen mit reinbringen und dann verbreitet sich das ja wiederum auch.
Weil wenn die dann sagen, hey, ich war in dem Podcast, dann kommen ja über deren Netzwerk auch wieder neue Leute auf unseren Podcast. Also das darf jetzt auch langsam und organisch wachsen.
Also wir haben beide nicht, ich habe zwar eine große Vision für diesen Podcast, das schon, aber ich bin da gerade in dem Prozess drin, dass ich sage, ja, aber das darf auch jetzt Schritt für Schritt für Schritt größer werden. Das muss jetzt nicht sofort einschlagen wie eine Bombe und viral gehen. Also das ist völlig in Ordnung, wenn es ein bisschen braucht, bis es bekannter ist.
[Alex] Das klingt sehr entspannend.
[Claire] Ja, also ich habe lange gebraucht, um an diesen Punkt zu kommen. Auch nicht immer, aber im Großen und Ganzen habe ich mir diese Einstellung in den letzten Jahren doch erarbeitet, dass ich sage, Schritt für Schritt immer weiter und dann wird das irgendwann auch funktionieren oder einfach bekannter werden.
Auswirkungen auf die mentale Gesundheit
[Alex] Okay, du hast gesagt, du hast ja das quasi erarbeitet, diese entspannte Einstellung. Kannst du vielleicht nochmal erzählen, wie sich dieser Social-Media-Ausstieg ausgewirkt hat auf dich, auf deine Selbstständigkeit oder auf deine mentale Gesundheit? Gab es positive oder negative Auswirkungen überhaupt oder hatte das null Konsequenzen?
[Claire] Also, wenn ich jetzt an meinen Umsatz denke, hatte der Ausstieg gar keine Relevanz. Also, ich habe sogar besseren Umsatz gemacht als vorher, also als die Jahre davor. Das hat mehrere Gründe. Also ich will jetzt auch nicht wieder Social Media als den Faktor, aber es hat definitiv sich nicht negativ ausgewirkt auf meinen Umsatz.
Was ich merke oder sagen wir es mal so, ich bin ja durchaus immer noch in Social Media aktiv, nicht mehr ganz so viel wie vorher und eher zielgerichteter und merke immer noch manchmal, dass es mir nicht so gut tut und dann versuche ich auch aufzuhören.
Ja, das ist nicht immer einfach. Wir kennen die Mechanismen. Aber ich bin noch sensibler geworden, was die Nutzung angeht, dass ich noch mehr darauf achte, dass ich mir gewisse Dinge einfach nicht antue, dass ich Leuten konsequent entfolge, wo ich merke, die triggern mich einfach, dass ich Dinge ausblende oder dass ich einfach frühzeitig rausgehe.
Also ich glaube, für meine mentale Gesundheit hat das schon viel gemacht. Vor allen Dingen, wir hatten ja vorhin über das Thema Selbstwert und Vergleichen gesprochen. Das mache ich tatsächlich weniger, weil ich viel, viel mehr bei mir bin und merke, wie viel leichter es mir jetzt fällt, meinen Weg zu gehen. Das ist ja auch Thema unseres Podcasts, den eigenen Weg gehen.
Und ja, durch den Wegfall von Social Media oder nicht mehr so viel Nutzen zumindest, es hat mit Sicherheit auch wieder einen Beitrag geleistet. Ich will jetzt auch wieder nicht sagen, da war Social Media zentral, aber es war definitiv ein Faktor, ein nicht zu leugnender Faktor.
Tipp zum Schluss
[Alex] Letzte Frage. Du hast schon diese Ankündigung von Mark Zuckerberg angesprochen und wenn es jetzt Menschen gibt, die sich das auch überlegen, aus Social Media raus, aus Facebook raus, teilweise oder vollständig, hast du eine Empfehlung für sie? Also irgendwas, was du gelernt hast mit deinen Erfahrungen, was ist besonders wichtig, worauf kommt es an?
[Claire] Also ich würde mich einfach fragen, was ist meine Priorität?
Und meine persönliche Priorität ist meine Gesundheit und da zählt auch die mentale Gesundheit zu. Und wenn ich merke, dass mir etwas nicht gut tut, bin ich sehr gut beraten, damit aufzuhören. Und für mich ist es einfach eine Frage der Prioritäten, was heißt einfach.
Ich weiß, dass das nicht so einfach ist und dass auch so ein Ausstieg ja dann mit vielen Ängsten verbunden ist. Und eben, oh mein Gott, wie soll ich denn mein Marketing gestalten ohne? Ich meine, die Ängste nimmst du ja auch in deinem Buch durchaus ernst und nimmst sie mit auf und zerstreust sie so ein bisschen.
Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, mein Marketing, also auch wenn ich so generell über meine letzten Jahre Social-Media-Nutzung nachdenke in Bezug auf Marketing und mein Business, hat Social Media tatsächlich nie wirklich eine Rolle gespielt.
Also den Umsatz habe ich nie über Social Media gemacht. Ja, es wurde der eine oder andere vielleicht auf mich aufmerksam, das will ich nicht abstreiten. Aber wirkliche Buchungen habe ich darüber nicht erhalten.
Und vielleicht hilft das so ein bisschen und wie gesagt, sich einfach zu fragen, wo liegt meine Priorität? Und wenn ich merke, mir ist es wichtig, dass ich mich wohlfühle, dass es mir gut geht und ich merke, Social Media tut mir nicht gut, ist die Antwort für mich einfach klar.
Also vielleicht so einfach als Impuls oder als Denkanstoß mal über die eigenen Prioritäten und Werte nachzudenken und darauf basierend zu handeln.
[Alex] Ja, ich denke, ein wunderbares Schlusswort. Claire, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst.
[Claire] Ja, danke, dass ich da sein konnte.
Shownotes
Nutze ich Social Media privat?
Dass ich keine sozialen Medien mehr fürs Marketing nutze und auch andere Selbstständige dazu berate, weißt du vermutlich. Zusätzlich werde ich immer wieder gefragt, wie ich es eigentlich privat mit Social Media halte. Und genau das möchte ich dir in dieser Podcastfolge erzählen.
Dass ich keine sozialen Medien mehr fürs Marketing nutze und auch andere Selbstständige dazu berate, weißt du vermutlich.
Zusätzlich werde ich immer wieder gefragt, wie ich es eigentlich privat mit Social Media halte.
Und genau das möchte ich dir in dieser Podcastfolge erzählen.
Folge anhören
Transkript lesen
Ja, in dieser Podcastfolge wird es also etwas privater. Denn ich möchte dir von meiner privaten Social-Media-Nutzung erzählen.
Erst einmal: Warum ist es überhaupt sinnvoll, zwischen einer beruflichen und einer privaten Social-Media-Nutzung zu unterscheiden?
Nun, das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn man privat in ganz anderen Kreisen unterwegs ist als beruflich.
Zum Beispiel, wenn man weiter weg von zu Hause wohnt und soziale Medien eine Möglichkeit sind, Kontakt zu Freundinnen und Familie zu halten.
Möglicherweise besteht dann der Instagram-Feed aus Fotos von seinen Liebsten, von Menschen, die man total gerne hat und wo man sich einfach dafür interessiert, was gerade bei ihnen so los ist.
Oder andersrum ist es vielleicht praktisch, einmal etwas von sich zu posten und alle anderen bekommen es mit und man muss nicht den Menschen einzeln erzählen: Hey, ich bin gerade wieder in Deutschland. Wollen wir uns mal treffen?
Vielleicht hat man privat auch ein ganz nischiges, nerdiges Hobby und nutzt soziale Medien dafür, mit anderen über das Thema abzunerden. Also vielleicht dreht sich das Privatleben nur darum, keine Ahnung, Sauerteigbrot zu backen, und man ist dann eben in diversen Facebook-Gruppen oder WhatsApp-Gruppen, um sich über die neuesten Tipps und Tricks zu Sauerteig austauschen oder so.
Das sind zwei Beispiele von Fällen, wo soziale Medien einem gut tun könnten, und ich bin mir sicher: Da gibt es bestimmt noch viel, viel mehr Beispiele, dass soziale Medien auch mal so gar nichts mit Marketing, Inszenierung, Stress oder Druck zu tun haben müssen, sondern einem das Leben wirklich schöner machen können.
Und wenn das so ist, kann es eine gute Idee sein zu sagen: Ich unterscheide zwischen einer beruflichen und einer privaten Nutzung sozialer Medien. Also vielleicht bin ich beruflich gar nicht mehr dort, weil mir die ganze Dynamik in meinem Bereich nicht gefällt, aber privat lieb’ ich es einfach für die und die Fälle.
Ich erzähle ja immer und immer wieder, dass es nicht nur zwei Möglichkeiten gibt, Social Media zu nutzen, also: Entweder nutze ich es ganz exzessiv oder lösche alle Kanäle, sondern es gibt natürlich auch Zwischenwege und Zwischenlösungen.
Zum Beispiel kann man sagen, bestimmte Plattformen tun mir nicht gut, die lass ich weg. Andere behalte ich dafür.
Man könnte aber eben auch sagen: Beruflich tun mir soziale Medien nicht gut, da geh ich raus. Aber privat mag ich es dort und bleibe dort.
Nun, das einfach mal grundsätzlich zum Thema.
Und bei mir selbst ist es jetzt aber so, dass es für mich persönlich kaum einen Unterschied gibt zwischen beruflich und privat.
Soziale Medien tun mir in 95 Prozent der Fälle einfach nicht gut.
Das liegt vor allem an dem süchtig machenden Design und an den emotionalen Triggern, von denen man inzwischen ganz genau weiß, dass sie gut funktionieren.
Und Menschen deshalb da gezielt Emotionen wie Wut zum Beispiel triggern.
Das liegt auch an der Vergleichskultur, die auf Social Media einfach super stark ist. Wenn Menschen dort irgendetwas erzählen, dann vergleiche ich mich im Grunde ständig damit und muss höllisch aufpassen, dass ich da nicht in Selbstzweifel abrutsche.
Und deshalb ist es für mich grundsätzlich total egal, ob ich mich da aus beruflichen oder privaten Gründen einlogge: Ich merke diese negativen Effekte auf jeden Fall.
Und deshalb habe ich persönlich gar nicht den Wunsch, privat da etwas ganz anderes zu machen als beruflich.
Aber gehen wir da noch mal Schritt für Schritt durch.
Facebook und ich
Der erste Social-Media-Kanal, den ich privat genutzt habe, war Facebook. Ich hatte da ein paar Jahre ein Konto. Ich glaub, ich hab da mal Hochzeitsbilder gepostet oder so was. Aber im Grunde hab ich einfach nur geguckt, was andere posten. Ich selbst war da nicht sonderlich aktiv. Und hab dann auch irgendwann das Konto gelöscht, weil ich Facebook alles in allem nicht besonders spannend fand und gemerkt habe, dass es mir auch nicht sonderlich gut tut, anderen Menschen beim Leben zuzugucken.
Und als ich mich dann selbstständig gemacht habe, habe ich wieder einen privaten Account gebraucht, um mir eine Facebook-Seite anzulegen. Aber ich hab diesen Account nie privat genutzt, weil, wie gesagt: Ich hatte mich privat schon von Facebook verabschiedet und kein Interesse, das wieder auferstehen zu lassen.
Insofern war das privat überhaupt kein Drama für mich, von Facebook wegzugehen, und ich hatte bis heute noch kein einziges Mal den Wunsch, Facebook privat zu nutzen.
Pinterest und ich
Der zweite Social-Media-Kanal bzw. es ist ein Suchmaschinen-Social-Media-Mix, den ich hatte, war Pinterest. Und das war für mich ja richtig lebensverändernd. Denn ich hab mich quasi auf den ersten Blick in Pinterest verliebt und hab, wie du vielleicht weißt, mich dann auch als Selbstständige auf Pinterest-Marketing spezialisiert. Und das habe ich dann auch tatsächlich privat und beruflich sehr, sehr intensiv genutzt.
Aber mit der Zeit hatte sich Pinterest verändert, vor allem ab 2019, als sie Werbeanzeigen in Deutschland released hatten. Und dann hat mir Pinterest auch privat eigentlich nicht mehr so viel Spaß gemacht, weil der Start Feed voll war mit Werbung und weniger mit den Pins von den Accounts, denen ich gefolgt bin. Und als ich dann 2020 angefangen habe, mich von Social Media zu lösen, hat das nicht nur mein berufliches Pinterest-Konto betroffen, sondern eben auch mein privates Pinterest-Konto.
Also den privaten Pinterest-Account gibt es tatsächlich noch, aber ich habe meine Zugangsdaten nicht mehr, weil das eine alte E-Mail-Adresse von mir war.
Ich hab das Konto 2011 angelegt und das ist einfach eine E-Mail-Adresse, auf die ich nicht mehr zugreifen kann. Das heißt, da komme ich nicht mehr rein und mache mir ehrlich gesagt auch nicht die Mühe, das jetzt irgendwie zu lösen.
Ich hab da auch erst wieder dran gedacht, als ich mir Gedanken für diese Folge gemacht habe.
Es ist also überhaupt nichts, was mich im Alltag in irgendeiner Weise beschäftigt. Ich verspüre nicht mehr den Wunsch, zu Pinterest zu gehen, habe keine App auf meinem Smartphone und deshalb, ja, spielt Pinterest überhaupt keine Rolle mehr in meinem Privatleben.
Witzig übrigens, das zu sagen. Ich hab früher immer gedacht, ich würde mich ohne Pinterest so uninspiriert fühlen. Aber das ist überhaupt nicht der Fall. Ich hab immer noch genügend Idee fürs Kochen und Einrichten und Leben und was weiß ich was.
X (Twitter) und ich
Der dritte Social-Media-Account, den ich privat hatte, war Twitter. Da war ich die meiste Zeit stille Beobachterin, hatte aber auch einmal die Phase, wo ich ein bisschen aktiver war und mich daran versucht habe, lustig zu sein. Aber diese Phase war kurz und ich hab den Account dann auch wieder gelöscht.
Und dann, als ich mich selbstständig gemacht habe, dachte ich wieder, ich bräuchte jetzt dringend einen beruflichen Twitter-Account, und hab mir wieder einen angelegt, aber schnell gemerkt, dass der raue Ton, der schon damals 2016 auf Twitter herrschte, so überhaupt nichts für mich war. Also so gar nichts. Und ich hab dann relativ bald den Account auch wieder gelöscht, weil er mich einfach nur gestresst hat und mir schlechte Laune gemacht hat.
Und spätestens seit Elon Musk da jetzt X daraus gemacht hat, weiß ich: Mich zieht es privat überhaupt nicht da hin. Das ist inzwischen kein tragbarer Ort mehr und deswegen auch hier: keine private Nutzung.
Instagram und ich
Ja, und dann kam meine persönliche Hölle auf Erden: Instagram. Da war ich nie privat unterwegs. Den Account habe ich mir nur angelegt, weil ich mich selbstständig gemacht hatte und dachte, das muss jetzt so sein.
Ich fand es vorher immer merkwürdig, so viel von meinem Leben preiszugeben. Ich bin überhaupt der Typ Mensch, der ständig gerne Fotos von sich macht oder das, was im Alltag passiert, gerne dokumentiert oder in Szene setzt. Ich bin auch kein Mensch, der ständig das Smartphone dabei hat und alles immer fotografiert. Ich esse mein Essen sehr gerne heiß und mir würde es nicht im Traum einfallen, das vorher zu fotografieren. Ja, soweit denke ich gar nicht.
Insofern ja: Privat hat mich Instagram noch nie gereizt. Ich war da einfach nur, weil ich dachte, ich muss.
Und als ich mich dann beruflich von Instagram verabschiedete, hatte ich auch überhaupt kein Interesse daran, privat weiter dort zu sein. Insofern habe ich da kein einziges Mal den Gedanken gehabt, dass ich da einen privaten Account bräuchte.
TikTok und ich
Und als dann 2020 die Pandemie kam, kam TikTok in mein Leben und ich will nicht lügen, es war zu Beginn eine großartige Ablenkung vom Lockdown und von der ganzen Anspannung zu dieser Zeit.
Aber ich hab sehr schnell gemerkt, dass TikTok einfach den krassesten Algorithmus hat und dass ich höllisch aufpassen muss, da nicht süchtig zu werden. Und ich hab es so alibimäßig versucht, TikTok beruflich zu nutzen, aber mehr schlecht als recht.
Und als ich mich dann von Social Media verabschiedet habe, war der TikTok-Account einer der ersten, der dran glauben musste, weil ich auch einfach gemerkt habe: Was da bei mir im Hirn passiert, das kann nicht gut für mich sein.
Und deshalb habe ich bis heute nicht den Wunsch, privat auf TikTok unterwegs zu sein und mir einen privaten Account anzulegen.
Recherche-Accounts auf Instagram und X
Gleichzeitig ist es so, dass ich auf Instagram und auf X aktuell je einen Rechercheaccount habe. Was meine ich damit?
Denn das Ding ist, dass ich inzwischen ja Bücher schreibe – über Social Media. Und das bedeutet manchmal, dass ich mir dort einen bestimmten Post angucken muss, für das Buch. Manchmal muss ich es mir einfach nur durchlesen. Ein anderes Mal brauche ich einen Screenshot.
Und bei TikTok geht das auch ohne Konto, aber auf Instagram und X geht das leider nur mit Konto. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit dort Konten angelegt.
Mit denen mache ich überhaupt nichts. Aber wenn ich für einen Post nachlesen etwas muss fürs Bücherschreiben, kann ich mich zumindest auf dem Desktop kurz einloggen. Und wenn ich den Post gelesen habe, wieder ausloggen. Und das war’s dann auch.
Wichtig ist mir einfach nur: Ich hab das nicht als App. Ich folge niemandem. Ich mach da nichts. Ich guck da nicht rein.
Ist vielleicht ein bisschen so wie mit einer Versicherung. Wir denken nicht die ganze Zeit daran, dass wir eine Haftpflichtversicherung haben. Wir stehen jetzt morgens nicht auf und denken: Oh, ich muss die Haftpflichtversicherung checken.
Aber wenn dann was passiert, ist sie da und ja, so ist es auch mit den Recherchekonten: Spielt im Alltag über keine Rolle mehr für mich, aber wenn ich was nachlesen muss, sind sie da.
YouTube und ich
Was ich aber immer noch habe und weiterhin super gerne im Alltag nutze, ist YouTube, was je nach Definition ja auch als visuelle Suchmaschine verstanden wird. Also es ist nicht so ein klassisches soziales Netzwerk.
Ich weiß, dass alle negativen Dinge, die ich an Social Media sehe, auch für viele Menschen bei YouTube zutreffen. Aber bei mir war das eigentlich noch nie der Fall.
Für mich ist YouTube einfach eine Suchmaschine für Anleitungen.
Ich hab mir zum Beispiel vor fast vier Jahren ein Klavier gekauft. Und ich nehme keinen Klavierunterricht und wenn ich mal den Wunsch habe, ein bestimmtes Stück spielen zu können, gehe ich dann eben zu YouTube und gucke mir dort ein Tutorial an oder kaufe mir dort sogar auch Noten.
Dasselbe mache ich auch bei Sport. Also wenn ich zum Beispiel Rückenschmerzen habe und Übungen für den Rücken suche, gehe ich zu YouTube und mache dort eine Yoga-Sequenz nach.
Und so weiter.
Das heißt, es ist nicht so, dass ich auf meinem Smartphone die YouTube-App hätte. Auf meinem Smartphone gibt es überhaupt keine Social-Media-Apps mehr.
Aber YouTube lässt sich eben total easy im Browser aufrufen und jedes Mal, wenn ich eine konkrete Fragestellung habe, mache ich das und suche dort nach einer Anleitung. Und gehe da wieder raus.
Das ist ein Nutzungsverhalten, das mein Leben total bereichert und mir gut tut und deswegen bin ich absolut fein damit und werde ich, glaube ich, auch in nächster Zeit so handhaben.
Es wäre etwas anderes, wenn ich YouTube als App nutzen würde und dann, keine Ahnung, immer die App öffnen würde und checken würde, was es Neues in meinem Feed gibt. Aber das mache ich wie gesagt nicht. Und deshalb spüre ich die negativen Konsequenzen, die natürlich bei YouTube theoretisch auch möglich wären, überhaupt nicht.
Wir haben YouTube auch auf unserem Fernseher als Fernseh-App quasi und genau das ist es für mich irgendwie auch: Ein Fernsehsender, den ich hin und wieder starte, wenn ich etwas ganz Bestimmtes schauen will.
Ja, das war ein kleiner Überblick darüber, wie ich es privat mit Social Media halte.
Du siehst: Der Wunsch, privat auf Social Media abzuhängen, ist bei mir inzwischen völlig verschwunden. Bis auf YouTube, das für mich eher eine Suchmaschine ist, nutze ich privat keine sozialen Medien mehr.
Ich weiß nicht, ob das jetzt für immer so bleibt.
Aber aktuell vermisse ich gar nichts.
Shownotes
Facebook-Konto gehackt und dann? Interview mit Judith Peters
In dieser Podcastfolge habe ich Judith Peters zu Gast. Judiths Facebook-Konto wurde vor einiger Zeit gehackt und das hatte viele ernste Folgen für Judiths Marketing und Unternehmen. Welche genau? Die ganze aufregende Geschichte wird uns Judith heute erzählen. Und wir werden am Ende auch noch über den Blog als Marketingkanal sprechen, denn der ist Judiths große Liebe.
In dieser Podcastfolge habe ich Judith Peters zu Gast. Judiths Facebook-Konto wurde vor einiger Zeit gehackt und das hatte viele ernste Folgen für Judiths Marketing und Unternehmen.
Vielleicht kennst du Judiths Geschichte bereits aus meinem Buch „No Social Media!“. Da habe ich nämlich auch schon drüber gesprochen.
Wenn nicht, dann wird Judith uns die ganze aufregende Geschichte auch noch mal hier in ihren eigene Worten erzählen.
Und wir werden am Ende auch noch über den Blog als Marketingkanal sprechen, denn der ist Judiths große Liebe.
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Hackerangriff aufs Facebook-Konto
[Alex] Ja, hallo Judith. Es ist schon ein bisschen her, also nicht mehr ganz so frisch, aber du wurdest vor einiger Zeit von Facebook gesperrt. Hast du was verbrochen oder was ist da passiert?
[Judith] Also ich weiß immer noch nicht genau, wie das passieren konnte, aber am 13. November 2022, also mittlerweile über eineinhalb Jahre her.
[Alex] Und du kennst auch noch das Datum.
[Judith] Ja, ganz schlimm. Ich kenne das Datum. In- und auswendig. Wurde ich plötzlich gesperrt und ich war erst mal so ratlos. Warum denn? Weil mir wurde ja nichts gesagt, warum ich gesperrt war. Ich stand einfach nur da. Ja, auf Lebenszeit gesperrt. Kannst nichts mehr machen. Und ich dann so, hä?
Und dann kam noch irgendwie so, dass auch noch meine Teammitglieder dann gesperrt wurden. Also irgendwie so alle, so bam, bam, bam, bam, bam. Und ich dann nur so: Hä, was ist denn hier passiert?
Also es hat dann ein paar Tage gedauert, bis wir das volle Ausmaß erkannt haben, was da wirklich passiert ist.
Und passiert ist da, dass Hacker mein Konto übernommen haben – also ich hatte damals schon Zwei-Faktor-Authentifizierung und ich hatte ein starkes Passwort. Wir wissen also nicht, wie das passieren konnte – und die Hacker haben in meinem Namen, auf meinem normalen Profil und in der Facebook-Gruppe von meinem Blog-Kurs sehr anstößige Inhalte gepostet, die durch diesen KI-Filter und durch die User bei Facebook, die das dann melden, sofort zu einer lebenslangen Sperre führt.
Und das haben die gemacht, damit die mein Werbekonto ausnehmen konnten. Das ist passiert.
[Alex] Krass, also du hattest eine Zwei-Faktor- Authentifizierung drin und die haben es trotzdem hacken können und jetzt eineinhalb Jahre später, du meintest ja, du kennst noch das Datum, weißt du trotzdem noch nicht, wie das passieren konnte? Also wie sie...
[Judith] Also wir haben so ein paar Verdachtsmomente, zum Beispiel könnte es sein, dass es durch eine Session-IP-Hijacking-irgendwas, ich weiß es nicht genau, dass das irgendwie der Fall war, weil wenn man dann irgendwo sich an einem Flughafen ins WLAN einloggt, kann es dann vielleicht irgendwie passieren.
Oder in der Zeit damals wurden dann auch Facebook-Mitarbeiter entlassen, weil sie Kundendaten verkauft haben sollen, weil sie so, ja, wie soll ich sagen, also so unglücklich darüber waren, dass Facebook sie entlassen wollte und dann haben sie sich quasi aus Rache der Daten bedient und sie dann halt im Darknet oder sonst irgendwo verkauft.
Also wir wissen es nicht. Wurden unsere Daten verkauft, unsere Zugangsdaten oder wurde ich abgefangen? Keine Ahnung.
[Alex] Und was haben dann die Leute, die gehackt haben, dann mit deinem Konto angestellt? Was haben die dann genau gemacht? Also du hast gesagt, die haben Zugriff auf dein Werbekonto gekriegt?
[Judith] Ja, sie wollten mein Werbekonto ausnehmen und haben versucht, mein Limit auf 60.000 Euro hochzusetzen.
[Alex] Okay.
[Judith] Das ist absurd. Sie konnten zweimal 750 Euro für ihre komischen, also für so eine Bewerbung von so einem Online-Shop, konnten sie dann tatsächlich einsetzen.
Das Geld haben wir dann aber auch sofort von der Bank zurückbekommen. Also in der Hinsicht ist uns kein Schaden entstanden.
Ich habe dann erst vor kurzem herausgefunden, was sie da eigentlich beworben haben. Es waren irgendwelche Stifte und Marker und irgendwas zum Zeichnen, also irgendwas völlig Banales, Bescheuertes.
Dafür hacken die Leute irgendwelche Konten und verursachen einen Schaden, der zigmal höher ist, als diese Werbeausgaben, die sie versucht haben, von mir da so rauszupressen aus meinem Werbekonto. Es ist wirklich unfassbar.
Also ich habe auch schon Freunde, die wurden gehackt und dann wurden mir in ihrem Namen irgendwelche Dessous-Webseiten beworben oder irgendwas. Bei mir waren es Stifte.
[Alex] Okay. Und dann hast du gesagt, dass die Sperrung nicht nur dich betroffen hat, sondern auch noch weitere Menschen, die irgendwie mit dir zu tun hatten. Also in deiner Facebook-Gruppe war das, oder?
[Judith] Ja, das ist nämlich so, das wussten wir auch nicht. Wenn in einer Facebook-Gruppe etwas Anstößiges gepostet wird, wird nicht nur derjenige, der das gepostet hat, gesperrt, sondern auch alle Admins dieser Gruppe. Das wussten wir nicht.
Und ich hatte natürlich alle meine Teammitglieder als Admin in dieser Gruppe, weil die natürlich auch posten sollten und weil sie diese Gruppen verwalten mussten. Und dann waren insgesamt zehn Leute gesperrt. Es ist echt der Hammer.
Und dann eben auch so gesperrt, dass man dann, egal, was man macht, immer gegen eine Wand läuft. Also da kommen immer solche automatisch generierten Textblöcke als Antwort zurück: „Ja, wir haben das eingehend geprüft.“
Ja klar, nach einer Minute kommt eine eingehende Prüfung von Facebook und sagt dir: Nö, du bist trotzdem auf Lebenszeit gesperrt, weil wir sind der Meinung, dass du nicht unseren Gemeinschaftsrichtlinien entsprichst und bla bla bla. Es ist echt zum verrückt werden.
Kampf um die Kontowiederherstellung
[Alex] Und kannst du das nochmal so rekonstruieren, was du versucht hast, um wieder an dein Konto zu kommen? Was war erfolgreich, was war nicht so erfolgreich, was hast du dann gemacht?
[Judith] Also ich glaube, ich habe das meiste schon verdrängt, weil es so furchtbar war. Ich meine, die Leute denken sich dann, ja, ist doch nur eine Facebook-Sperre. Aber eine Facebook-Sperre mit so einer Anschuldigung von Facebook, dass du hier strafrechtlich relevante pornografische Inhalte gepostet haben solltest, also das ist schon echt, das macht was mit einem. Also das war unglaublich bedrückend.
Und natürlich haben wir erst mal versucht, unsere Kontakte bei Facebook irgendwie zu kontaktieren. Wir hatten einen Ansprechpartner bei Facebook, der dann aber sofort untergetaucht ist. Der hat uns geghostet, als es dann dieses Problem gab. Weitere Ansprechpartner haben wir nicht zu fassen bekommen.
Dann haben wir versucht, über unsere Facebook-Werbeexpertin, also die unsere Ads schaltet, dann durch ihre Kontakte irgendwas zu erreichen, hat auch zu absolut rein gar nichts geführt. Und das Einzige, was dann wirklich geholfen hat, war eine einstweilige Verfügung durch einen Anwalt. Alles andere kann man sich echt sparen. Das ist echt krass.
[Alex] Das heißt, man kann dann in der Situation nicht erwarten, dass Facebook einem da so ein bisschen hilft.
[Judith] Absolut gar nicht. Das Absurde ist ja, ich habe ja immer gedacht, naja, ich meine, wir haben doch einen Ansprechpartner und wir haben ja so übers Jahr gesehen immer wieder so Launches, wo wir dann auch Geld investieren.
Facebook sollte doch ein Interesse daran haben, dass wir da aktiv tätig sein können. Aber Pustekuchen, das ist so krass, wie dich Facebook im Regen stehen lässt und es ist denen auch vollkommen egal, ob du mitten im Launch bist, so wie wir damals, und ob wir eigentlich ein Werbebudget hatten von mehreren tausend Euro, was wir dort hätten investieren wollen, aber nee, das interessiert die absolut rein gar nicht.
[Alex] Und wenn jetzt jemand zuhört, die vielleicht auch davon betroffen ist, kannst du irgendwie so einen Tipp geben, so im Nachhinein hättest du vielleicht irgendwas machen können oder früher etwas machen können, was sich als effektiver herausgestellt hat oder ist da irgendwie alles verloren?
[Judith] Also, letztendlich hatten wir Zwei-Faktor-Authentifizierung, aber es war übers Handy und die ist angeblich nicht so sicher.
Sicherer ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung mit so einem USB-Schlüssel, mit so einem USB-Stecker, den man wirklich reinsteckt und dann den Finger draufhalten muss. Das haben wir uns dann geholt und seitdem ist wirklich Ruhe.
Also wir wurden ja versucht oder innerhalb von fünf Wochen wurde dreimal versucht, unser Konto zu hacken. Eineinhalb Mal davon war erfolgreich. Also einmal dieser große Hack, dann nochmal später ein kleiner Hack und im dritten, da hatten wir dann die Hardware-Schlüssel, da konnten sie nichts mehr ausrichten.
Also, jeder, der irgendwie beruflich Facebook nutzt oder auch Instagram, sollte sich einen Hardware-Schlüssel holen für die Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Aber an sowas denkt man halt nicht. Man denkt, ja, man hat doch eine 2FA und wie soll denn das umgangen werden? Aber ich kenne viele, bei denen die normale Zwei-Faktor-Authentifizierung am Handy komplett wirkungslos war.
[Alex] Auch andere Online-Unternehmerinnen?
[Judith] Ja.
[Alex] Okay. Kann es sein, dass dann Leute irgendwie gezielt jetzt auch so auf Kleinunternehmen gehen? Ich weiß nicht.
[Judith] Ich glaube nicht. Ich glaube, die machen das einfach, das ist, ich vermute, es ist automatisiert und das ist denen auch vollkommen egal, ob das ein großer Name ist, ein kleiner Name, ob da überhaupt ein Werbekonto dahinter hängt. Das sehen sie ja erst, wenn sie sich eingehackt haben.
Also ich glaube, die machen einfach so Masse, Masse, Masse und gucken dann, wo sie reinkommen und wie viel sie dann da rauspressen können. Und alles andere ist denen, glaube ich, vollkommen egal.
[Alex] Ich weiß, eine Sperrung kommt jetzt nie zur richtigen Zeit wie, keine Ahnung, eine Erkältung oder so, aber was hat denn damals für dich das genau bedeutet für dein Marketing? Ihr wart im Launch oder was hatte das für Auswirkungen?
[Judith] Der größte Launch des Jahres für uns, das ist immer im Dezember und das war eben dann Mitte November, wo wir dann diese Werbeanzeigen wirklich dann schon getestet haben. Dann wollten wir sie hochskalieren und dann genau an dem Tag, wo wir sie hochskalieren wollten, kam diese Sperre und wir dachten dann so, oh ja, super und was jetzt?
Weil, wie gesagt, die größte Kampagne des Jahres und wenn das dann eine Bauchlandung ist, dann ist das finanziell für uns wirklich ein Drama.
Also das ist dann wirklich schwierig, weil wir haben ja auch ein Team und wir haben ja eine Familie mit drei Kindern und das ist ja unser Business, das ist ja das, wovon wir leben.
Und dann hatten wir aber das große Glück, dass dann viele in meinem Umfeld unseren Launch, also unsere Kampagne, unsere Blog-Challenge geteilt haben und das hat dann viel, sehr viel aufgefangen und das war dann wirklich großartig.
Aber natürlich ist dann da trotzdem dieses Problem, dass wir dann kein Werbekonto hatten und wir wussten auch nicht, wann das wieder kommt.
Und wir konnten insgesamt ein halbes Jahr dann nicht richtig launchen, weil wir ein halbes Jahr gebraucht haben, bis mein Werbekonto wieder hergestellt war.
Also hergestellt auch nur so in Anführungszeichen, weil alle früheren Kampagnen, alles war weg. Also das, worauf man sich immer bezieht, mit dem man so Lookalike Audiences kreiert oder alles, das war komplett weg. Und ich habe so eine Art frisches Konto bekommen, kommen, mit dem ich dann aber auch gar nicht mehr so viel anfangen konnte, weil alle Daten weg waren.
Marketing ohne Facebook
[Alex] Das heißt, welche Rolle spielt jetzt Facebook und Werbeanzeigen bei dir jetzt im Marketing? Nutzt du das wieder oder hast du jetzt inzwischen andere Alternativen gefunden?
[Judith] Ja, man wird natürlich dann schon kreativ, wenn diese Möglichkeit wegbricht, also gezwungenermaßen. Aber es ist jetzt auch so, dass wir nicht mehr mein Werbekonto nutzen, also das, das an meinem Namen hängt, sondern wir nutzen jetzt andere Konten, also zum Beispiel von der Facebook-Expertin oder irgendwie so, dass, wenn ich gehackt werde, sowas nicht wieder passieren kann.
Und dann haben wir uns natürlich auch überlegt, okay, was machen wir jetzt? Und dann kamen dann immer so schlaue Leute daher, die gemeint haben, wenn du auf Facebook gesperrt bist, dann geh doch auf Instagram. Die also überhaupt nicht checken, dass das zusammengehört. Also völlig Banane.
Oder dann auch so schlaue Leute wie... Wenn Facebook nicht geht, dann macht doch Werbeanzeigen auf YouTube. Also auch in der völligen Ignoranz, dass das eine ganz andere Plattform ist, wo man nicht einfach Bilder posten kann, sondern Videos machen muss und das ganz anders funktioniert.
Also da kamen viele Leute mit vielen schlauen Ratschlägen und wir haben dann einfach eben dann geschaut, okay, wie können wir das nutzen, was wir schon haben, wie können wir mehr über die E-Mail-Liste machen, wie können wir mehr organisch machen, wie können wir mehr den Blog nutzen.
Also wirklich den Blog, den ich ja dann schon seit 18 Jahren hatte, um noch mehr Leute für unsere E-Mail-Liste zu gewinnen und dann da eben das Wachstum zu kompensieren.
Aber ich muss ganz ehrlich gestehen, also egal, was wir gemacht haben, wir konnten dieses Wachstum, was wir sonst mit Werbeanzeigen haben, nicht wirklich kompensieren.
Also es ist schon krass, wie gut dann doch diese Plattformen funktionieren und wie sehr das dann so ein Einschnitt ins Marketing bedeutet, wenn diese Plattformen wegfallen wegen einer ungerechtfertigten Sperre.
[Alex] Das ist tatsächlich auch meine Erfahrung. Also personalisierte Werbung ist einfach so mächtig, da kommt nichts ran im Grunde. Also es gibt Alternativen, aber so kurzfristig ist, glaube ich, personalisierte Werbung wirklich am effektivsten.
Und du hast gesagt, ihr habt so ein bisschen auch euer Netzwerk genutzt. Also dann haben andere Leute das geteilt, eure Blog-Challenge zum Beispiel. Ist das so etwas, was du in den letzten Monaten auch so wertgeschätzt hast, so ein Netzwerk oder spielt das jetzt nicht mehr so wieder die Rolle, wenn du jetzt Facebook wieder hast?
[Judith] Also ich bin ja schon gut in diesem Netzwerk-Thema drin, aber ich möchte die Leute nicht immer darum bitten, dass sie meine Challenge teilen sollen, weil das war für mich damals aus der Not geboren.
Aber ich fühle mich dann immer so ein bisschen so, ja, teile meine Challenge. Du kriegst zwar nichts dafür, aber tue es doch einfach mal. Also das ist so ein bisschen so, oh. Also da müssen wir uns vielleicht andere Strategien oder Möglichkeiten überlegen, wie es sich auch für die anderen lohnt, das zu teilen, auch wenn jetzt nicht mein Unternehmen irgendwie in so einer schwierigen Situation ist. Also das ist natürlich etwas, was wir uns überlegen können.
Und ja, ich habe dann ja auch, also wir haben ja da noch Pinterest versucht. Das hat bei uns auch nicht funktioniert. Wir haben es sogar mit einer Agentur versucht, die da richtig gut sein soll, und sind dann bei 20 Euro Lead-Kosten gelandet pro Person.
Das war echt alles sehr, sehr verrückt. Und es ist halt einfach krass, wie abhängig man dann wirklich von Facebook ist, wenn man da Werbeanzeigen schaltet, weil es einfach so eine gut funktionierende Plattform ist. Und egal, was wir versucht haben, nichts funktioniert annähernd so gut wie Facebook. Es ist echt schlimm.
Veränderungen in der Social-Media-Nutzung
[Alex] Hat denn der Vorfall irgendwas an deiner Haltung zu sozialen Medien geändert?
[Judith] Ja, also. Ich hatte schon immer so eine gewisse Hassliebe zu Social Media, weil ich schon auch sehr früh erkannt habe, dass wir da eigentlich unsere Zeit verschwenden.
Also es ist ein ständiges Rumgescrolle. Man scrollt da durch das Handy und dann sind plötzlich 30 Minuten vorbei. Man weiß gar nicht, was habe ich denn jetzt gemacht?
Weil man merkt dann irgendwie so, man wollte nur mal gucken, was kommentiert wurde im Kurs und dann ist da aber eine Benachrichtigung und dann schaut man ein Reel und wenn man ein Reel schaut, schaut man 100 und dann ist irgendwie der halbe Tag weg. Das ist echt schlimm.
Und das war schon mal so ein Ding, wo ich dann immer sofort gemerkt habe, ah, das ist irgendwie, das ist nicht gut, es tut mir auch nicht gut.
Aber ich habe halt immer gesagt, naja, aber Social Media ist meine kreative Spielwiese, es macht so Spaß, es ist ja auch in Ordnung, wenn es dann Spaß macht. Bis es dann keinen Spaß mehr gemacht hat, weil ich gesperrt wurde und zehn meiner Teammitglieder und wir da nicht rauskamen aus diesem Kafka-esken Wahnsinn.
Und seitdem habe ich so eine Haltung entwickelt, dass ich sage, ich nutze Social Media eigentlich nur noch als öffentlichen Newsletter für mein Business und melde dich hier an und lade jetzt das Freebie herunter. Also immer mit so einem Call to Action. Tu das, mach das. Es hat also komplett seine Leichtigkeit verloren oder dieses Unbeschwerte.
Und alles, was ich jetzt mache, muss jetzt irgendwie auf mein Business einzahlen, damit sich das lohnt für mich, dort meine Zeit zu investieren.
[Alex] Okay. Also das heißt, du bist dann nicht mehr so zum Spaß da, zum Rumdaddeln oder zum Zeitvertreiben, gar nicht mehr?
[Judith] Nein, nein. Also dieser Zug ist abgefahren bei Facebook und Instagram. Und ja, also ich kann jetzt auch nicht behaupten, dass es jetzt irgendwie besonders schlimm wäre, weil diese Leichtigkeit und diesen Spaß habe ich nach wie vor im Digitalen und es ist immer noch auf meinem Blog.
Also mein Blog, das Feature oder das Format, was mich nie enttäuscht hat. Das ist so meine große digitale Liebe, die eben immer funktioniert, die immer für mich da ist, wo ich nicht gesperrt werden kann und wenn dann doch mal was passieren sollte, habe ich immer meine Backups.
Also das ist einfach ein ganz anderes digitales Leben. Ich kann es gar nicht ausdrücken. Es ist anders als in Social Media, wo ich komplett ausgeliefert bin. Und bei meinem Blog habe ich die komplette Hoheit über alles. Und da kann mir das einfach nicht passieren.
[Alex] Du hast schon gesagt, du bloggst seit 18 Jahren. Mein Gott, das ist in der Online-Welt echt mal eine Ansage. Wie hat denn das Ganze angefangen mit dem Blog? Wie ist diese Blog-Liebe entstanden?
[Judith] Ich habe ja damals gedacht, alle um mich herum bloggen schon. Das war eine sehr, also ich war in so einer Blase und da habe ich gedacht, ich möchte jetzt auch bloggen und das ist so cool und das war so eine neue optimistische Zeit, wo dieses Internet gerade so das Leben durchdrungen hat.
Das war Mitte der Nuller Jahre und da habe ich einfach gesagt, okay, das möchte ich jetzt auch und dann hat mir ein Freund geholfen, den Blog aufzusetzen und dann habe ich einfach losgelegt und das war ein Lifestyle-Blog damals.
Ich habe einfach über alles Mögliche gebloggt. So ein bisschen, wie man heute vielleicht so Instagram bedient, wenn man nicht so einen starken Business-Fokus hat. Man postet einfach alles Mögliche. Und so habe ich dann auch angefangen. Und dann habe ich mich, also ich habe 2005 angefangen zu bloggen.
Und dann habe ich mich 2009 selbstständig gemacht. Und das war dann zwar immer noch ein Lifestyle-Blog, aber ich habe sofort gemerkt, ich kann das nutzen für mein Business.
Und das war dann für mich das beste Sprungbrett, um dann eben in meiner Selbstständigkeit gut gefunden zu werden. Und so hat sich das zu einem Business-Blog entwickelt. Und heute ist es dann eben so eine Mischung aus einem persönlichen Unternehmens-Blog. Also so würde ich das heute nennen. Es hat sich immer so gewandelt.
Und heute ist dann so der Punkt, wo ich sage, jetzt fühle ich mich richtig wohl mit der Art, wie ich blogge. Ich möchte keinen Lifestyle-Blog haben, aber ich möchte, dass es für mein Business sinnvoll ist und mir Kunden bringt, aber dass es mir immer noch Spaß macht. Und daran hat sich das zum Glück entwickelt.
[Alex] Und deshalb hast du so einen Mix an Themen. Also ich finde, du hast ja nicht nur diese typischen Business-Themen, sondern machst auch, keine Ahnung, so Rückblicke im Monat. Und ich glaube, 12 von 12 nennt sich das. Erzähl mal, was machst du da so alles auf dem Blog?
[Judith] Genau. Also ich finde ja nichts langweiliger, als wenn ein Texter nur über das Texten bloggt oder ein Fotograf nur über das Fotografieren. Das finde ich echt ultra langweilig.
Und das ist dann für mich auch kein Grund, jemanden zu buchen, sondern für mich ist ein Grund, jemanden zu buchen, dass ich diese Persönlichkeit rauslesen kann. So passt diese Person zu mir. Und das kann ich besonders gut durch persönliche Blogartikel so herausspüren.
Und ich finde es immer schade, wenn Leute nur so Expertenartikel bloggen. Das finde ich echt so, das kann doch jeder. Ja, und deswegen ist eben auch die Empfehlung, die ich gebe, so dieses, ja, blogge verschiedene Themenformate, schreibe auch persönliche Themen, warum du tust, was du tust oder eben diese Rückblicke und alles, weil ich glaube, dass das wirklich das ist, was die Leute auf dem Blog hält.
Also sie finden dich wegen irgendeinem Experten-Thema, aber so wie ich mich auch bei dir festlesen kann, stundenlang über alles Mögliche bis zu deinem Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg, also wirklich, ich glaube, ich habe jeden Blogartikel von dir gelesen, weil das einfach so eine coole Mischung ist und ich finde, das macht einfach einen guten Blog aus, dieses Persönliche mit dazu.
[Alex] Hast du so ein Lieblingsformat bei dir oder einen Lieblingstext von dir? Was schreibst du gerne?
[Judith] Ich liebe meine Jahresrückblicke. Das sind so die Blogartikel, die ich auch nach Jahren gerne lese, weil dann ist es einfach so schön, diese Fotos zu sehen und dieses, ah, das hätte ich schon fast vergessen. Also ich glaube, das sind wirklich meine Lieblingsblogartikel.
[Alex] Und es ist ja auch ganz schön so zum Reflektieren für sich. Also nicht nur für die anderen zum Lesen, sondern auch für sich selbst, was ist passiert und wie bin ich gewachsen, was hat sich verändert. Also ich kann mir vorstellen, dass es schön ist, so über die Jahre dann auch zu sehen.
[Judith] Ja, das ist einfach toll. Ich sage immer, wir bauen damit so ein Erfolgsarchiv auf von uns selbst, weil ich neige ja immer dazu, so das Imposter-Syndrom spielt da mit rein, dass ich immer sage, ja, das war doch gar nicht so toll, was ich gemacht habe.
Oder ich habe diesen Monat gar nichts erreicht oder gar nichts Tolles erlebt.
Aber wenn man anfängt, das mal wirklich aufzuschreiben, dann merkt man erst, was da alles war. Und das ist einfach super. Und meine Haltung ist ja auch, also mein Claim lautet, blog like nobody's reading, dass ich auch sage, blogge doch erstmal für dich selber. Was macht dir Spaß? Welches Thema findest du gut?
Und dann erst zu überlegen, wie kann ich jetzt mehr Besucher auf meine Website kriegen? Welches Thema ist jetzt wirklich suchmaschinenrelevant? Dass wir das eher so nach hinten schieben, diese technischen und SEO-Themen.
[Alex] Das finde ich auch absolut. Und ich liebe auch dein Motto. Ich finde es total geil. Ich wünschte, ich hätte das erfunden. Nee, weil ich glaube, dass man einfach sehr früh so verzweckt schreibt. Also ein Text soll XY erreichen und dass man da gar nicht so die Freude und den Spaß am Schreiben aufbauen kann.
Und ich glaube, genau das war ja bei dir dann der Fall, weil du noch gar nicht so für dein Marketing gebloggt hast, sondern nur so for fun quasi. Und hast dann quasi erst so diese Freude aufgebaut zum Schreiben. Ich glaube, das ist eine ganz tolle Empfehlung für Menschen, die gerne einen Blog starten wollen.
[Judith] Dadurch dass es ein Lifestyle-Blog war, dadurch, dass es so ein Spaßprojekt war, war das halt die beste Voraussetzung dafür, dass mein Blog überhaupt erst richtig loslegen konnte.
Weil viele starten dann so, ja, ich glaube, ich muss so ein Business-Thema bedienen. Also gucke ich jetzt mal, welche Keywords oder welche Themen sind da relevant. Und meistens schaffen diese Blogs keine vier Blogartikel, bevor sie sterben.
Und das finde ich halt wahnsinnig schade.
[Alex] Ja, das stimmt. Also langfristig denken ist, finde ich, auch immer ein sehr guter Tipp. Also was kann ich durchhalten? Auch nicht nur eine Woche oder einen Monat, sondern vielleicht ein Jahr oder zehn Jahre.
Sind Blogs out?
Und ich glaube, das Tempo und diese Formate sind dann die richtigen und nicht irgendwie andere Tipps. Warum sind denn Blogs für dich nicht out? Also wir haben ja jetzt Social Media, wir haben jetzt KI und trotzdem setzt du noch auf einen Blog. Warum?
[Judith] Ja, Blogs sind sozusagen das elementare Grundrauschen des Internets. Denn immer, egal, was wir googeln, wir landen mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit auf einem Blogartikel. Und das checken halt viele Leute nicht. Die sagen dann, ja, Blogs sind out, keiner liest mehr Blogs. Und sie behaupten selber, sie lesen keine Blogs. Aber wenn sie was googeln und dann eine Anleitung finden, dann lesen sie einen Blogartikel.
Deswegen ist für mich einfach …, Bloggen ist so die Grundlage von allem, von jeder Sichtbarkeit, die wirklich nachhaltig ist.
Bei Social Media, also ich rede mir ja den Mund fusselig, Die Leute saugen sich irgendwas aus den Fingern, um dann irgendwas bei Instagram zu posten und sind dann ganz stolz auf sich.
Ja, ich habe ein Reel gepostet oder ja, ich habe ein Posting gemacht. Kriegen dann irgendwie so 13 Likes, keine Kommentare und nach zwei Tagen interessiert das niemanden mehr.
Aber wenn du bloggst, wird das auch in zehn Jahren noch gefunden. Und das ist einfach, das ist eine ganz andere Herangehensweise an Content.
Und deswegen ist für mich Blogging nie out. Solange die Menschen in Suchmaschinen suchen oder solange sie im Internet nach Informationen suchen, ist ein Blog meiner Meinung nach eine der allerbesten Möglichkeiten, um gefunden zu werden. Und natürlich ist Social Media dann vielleicht auch gut als Ergänzung, aber ich würde mich nie allein auf Social Media verlassen.
[Alex] Du bist ja schon so lange dabei. Würdest du sagen, dass sich in den letzten Jahren jetzt irgendwas verändert hat? Also wenn jetzt jemand noch frisch 2024 mit dem Bloggen starten würde, was müsste dieser jemand beachten? Irgendwas anderes als vorher oder ist noch alles gleich?
[Judith] Ja, das ist ja das Großartige am Bloggen, dass da diese Hype-Zyklen nicht so funktionieren wie auf Social Media. Auf Social Media heißt es ja, ja, jetzt machst du Videos, das funktioniert gut. Dann heißt es ja, mach Lives, nee, mach Reels, nee, mach Karussell-Postings.
Und beim Bloggen ist einfach so, schreib einfach verdammt gute Texte, und das funktioniert heute genauso wie vor 20 Jahren. Es hat sich nicht so wahnsinnig viel verändert.
Also natürlich kamen dann noch weitere technische Neuerungen dazu, aber das Herzstück vom Bloggen ist ja, einen Text zu schreiben. Und wenn dein Text gut ist, dann wird er gefunden.
Also ich muss dann gar nicht noch irgendwie groß was machen und das finde ich halt so großartig am Bloggen, dass diese Hürde eigentlich relativ niedrig liegt, dass man da schnell gefunden wird, dass man da so sein Content-Imperium aufbaut.
Also das ist für mich das einzig Wahre.
[Alex] Und wenn er nicht gefunden wird, dann wird er vielleicht geteilt.
Also du hast ja schon diesen Brief an Mark Zuckerberg angesprochen. Ich habe an diesem Tag mehr Traffic von Social Media bekommen, als zu der Zeit, als ich noch meine Konten hatte, einfach weil der auf Social Media geteilt wurde, was ich ziemlich witzig fand.
Das bedeutet, sogar wenn man quasi nicht für Suchmaschinen schreibt, schreibt man ja auch oft einfach noch für Menschen.
Und wenn Menschen einen Artikel gerne lesen, dann teilen sie ihn und eins von beidem kann eigentlich immer so der Fall sein.
Erfolgsfaktoren für einen guten Blog
Du hast ja inzwischen super viele Menschen beim Bloggen unterstützt. Du hast ja die Content Society, richtig?
[Judith] Genau.
[Alex] Genau und viele Blogs gesehen und so mit deiner Erfahrung von 18 krassen Jahren, worauf kommt es denn deiner Erfahrung nach an, wenn so ein Blog auch erfolgreich sein soll?
Also in dem Sinne, dass Menschen die Texte gerne lesen und dass man auch ein bisschen länger durchhält als nur drei Wochen.
[Judith] Also ich glaube, einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist es, regelmäßig zu bloggen.
Und mit regelmäßig meine ich gerade am Anfang einmal die Woche.
Und durch diese Übung, indem man jede Woche schreibt, wird man besser. Und so lernt man dann auch immer mehr rund um das Bloggen. Deswegen halte ich gar nichts davon, dass man erst mal so einen SEO-Kurs oder so einen hypertechnischen Blog-Kurs belegt, um zu wissen, wie es geht, weil diese Blogs sterben meistens.
Und natürlich ist es auch wichtig, dass man über ein Thema bloggt, bei dem man Spaß hat und dass man das nicht nur so als Content-Projekt sieht, um jetzt Kunden zu angeln, sondern wirklich so als, ich möchte mich der Welt mitteilen mit einem Thema, das mir wichtig ist, und diese intrinsische Motivation hilft uns dabei durchzuhalten.
Und alles andere, dieses ganze SEO-Know-how, dieses ganze Newsletter, wie ich meine Blogartikel teile auf Social Media, das kommt dann, indem man regelmäßig bloggt.
Deswegen ist das für mich der erste Dominostein, der sein muss, dieses Commitment, ich blogge regelmäßig, das bedeutet einmal die Woche. Zumindest am Anfang. Später kann man seltener bloggen, aber gerade am Anfang sollte man regelmäßig bloggen.
[Alex] Aber gerade das fällt ja super vielen Menschen schwer, oder, diese Regelmäßigkeit.
[Judith] Ja, und woran liegt das? Daran, dass sie denken, mein Blogartikel muss mindestens 2000 Wörter haben. Er muss das perfekte Keyword, das perfekte Beitragsbild haben. Und das versuche ich den Leuten erstmal so aus dem Kopf zu pusten.
So diese Glaubenssätze, weil weder das Beitragsbild entscheidet darüber, ob dein Blogartikel gelesen wird, noch irgendwelcher technische Schnickschnack. Es ist ja im Grunde die Headline und dein Thema. Und das muss einfach gut sein.
Und wenn du mit deiner Freundin über ein Thema reden kannst, dann kannst du das Ganze auch runterschreiben. Darum geht es doch eigentlich, so zu schreiben erst mal, wie du das einer Freundin oder jemandem erzählen würdest und das dann mit der Welt zu teilen.
Aber viele haben dann Angst, ja was denken die Nachbarn oder was sagen meine Freunde, wenn ich jetzt blogge oder bla bla bla.
Also diverse Glaubenssätze spielen da mit rein und verhindern dann dieses regelmäßige Bloggen. Und dann brauchen die Leute 20 Stunden für einen Blogartikel. Ja, dann könnte ich auch nicht so viel bloggen, wenn ich so lange an einem Blogartikel sitzen würde. Aber ich sitze vielleicht zwei bis drei Stunden an einem Blogartikel und nicht länger.
[Alex] Und was wären denn so, vielleicht jetzt so die letzte Frage, was wären denn so positive Glaubenssätze rund ums Bloggen? Also wenn du sagst, was würden die Nachbarn denken, das lähmt dann und frustriert einen sehr, aber was können wir denn stattdessen denken über das Schreiben und Bloggen?
[Judith] Ja, wenn ich das veröffentliche, werde ich garantiert zehnmal darauf angesprochen, ob beim Bäcker oder im Studio. Das ist wirklich unglaublich. Oder sowas wie, wenn ich das veröffentliche, werde ich mindestens tausend Menschen dabei helfen, ihr Problem zu lösen. Weil ein Blogartikel über die lange Lebenszeit, die er hat, und das sind ja Jahre. Er wird dann oft gegoogelt, oft gefunden.
Und etwas, das wir heute schreiben, kann in fünf Jahren das Leben eines Menschen verändern. Und das zu wissen, dieses, ey, ich teile mich der Welt mit, aber das könnte theoretisch jeder auf der Welt lesen oder zumindest jeder, der Deutsch kann, das finde ich so toll, dieses, hey, ich bin nicht limitiert auf mein Dorf, sondern ich kann darüber hinaus wirksam sein, das finde ich einfach großartig.
[Alex] Ja, das ist doch ein sehr, sehr schönes Schlusswort. Judith, vielen, vielen Dank, dass du heute hier warst und uns deine Facebook-Geschichte erzählt hast, zum x-ten Mal bestimmt, und uns auch so viele tolle Dinge über den Blog erzählt hast. Vielen Dank.
[Judith] Sehr gerne.
Shownotes
Mein Buch „No Social Media“ ist da! 🎉 Darum geht’s
Heute ist mein Buch „No Social Media und wie dein Marketing trotzdem gelingt“ offiziell draußen und kann nun in jedem Buchladen und in jedem Onlineshop bestellt werden. Und in dieser Podcast-Episode verrate ich dir, was dich im Buch genau erwartet.
Ich weiß nicht, ob du es mitgekriegt hast, aber heute ist mein Buch „No Social Media und wie dein Marketing trotzdem gelingt“ offiziell draußen und kann nun in jedem Buchladen und in jedem Onlineshop bestellt werden.
Und in dieser Podcast-Episode verrate ich dir, was dich im Buch genau erwartet.
Folge anhören
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Wie viel Arbeit in einem Buch steckt
Ja, ich finde es immer noch total surreal, das zu sagen, aber:
Mein Buch ist da!
Und es ist deshalb so surreal, weil da jetzt ungefähr ein Jahr Arbeit drin steckt.
Ich habe es zwar nicht exakt getimet, nicht exakt gemessen, aber ich vermute mal, insgesamt so tausend Stunden, so round about, die ich für das Buch gebraucht habe.
Das war ja nicht nur das Schreiben an sich, sondern auch die Gliederung erstellen, was mehrere Wochen gedauert hat, und das Überarbeiten, das sich ebenfalls über Monate gezogen hat.
Und dass das jetzt alles tatsächlich geschafft ist und ich das fertige Ergebnis in der Hand halten kann, ist verrückt.
Worum es im Buch „No Social Media“ genau geht
Und ja, ich wollte dir heute gerne erzählen, worum es in dem Buch genau geht. Denn vielleicht überlegst du gerade, dir selbst ein Exemplar zu holen, was mich natürlich riesig freuen würde.
Und ich würde dir jetzt einfach mal erzählen, was dich in dem Buch erwartet.
Zunächst einmal:
Das Buch heißt ja „No Social Media“, aber es geht tatsächlich nicht ausschließlich um Social-Media-freies Marketing. Ich fange im Buch einen Schritt vorher an.
Und da habe ich mich tatsächlich auch von den Menschen inspirieren lassen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe. Die mir schreiben und mir erzählen, was ihre Herausforderungen mit sozialen Medien sind.
Und die erste Herausforderung ist tatsächlich, sich für oder gegen Social Media zu entscheiden.
Das ist nämlich alles andere als leicht, um nicht zu sagen: Es kann ziemlich kompliziert sein und es kann auch eine längere Zeit in Anspruch nehmen.
Auch bei mir hat diese Entscheidung, meine Social-Media-Kanäle endgültig zu löschen, mehrere Jahre gedauert.
Und deshalb wollte ich im Buch nicht einfach mit den Social-Media-freien Alternativen starten, sondern auch dieser Entscheidung, die ja höchst individuell sein kann, den entsprechenden Raum geben.
Deshalb starte ich das Buch damit, über die Vorteile sozialer Medien zu sprechen. Das mag man vielleicht nicht denken angesichts des Titels. Aber die Vorteile von sozialen Medien sind ja da.
Also ich gehöre jetzt nicht zu Menschen, die sagen: Soziale Medien sind des Teufels und wir sollten sie alle nicht mehr nutzen.
Ich weiß, dass es ganz viele Menschen gibt, die tolle Dinge und wichtige Arbeit auf Social Media machen. Und ich weiß auch, dass es auch Selbstständige und Unternehmen gibt, die dort eine treue Community aufgebaut haben und viele Vorteile im Social-Media-Marketing sehen.
Und deshalb war es mir ein Anliegen, da ganz transparent zu sein und die Vorteile, die soziale Medien definitiv mit sich bringen, auch ganz transparent aufzuzählen.
Doch:
Auf Social Media ist eben nicht nur alles eitel Sonnenschein, soziale Medien haben eben auch ihre Schattenseiten. Und auch die werde ich dann in dem Buch in dem nächsten Kapitel natürlich detailliert darstellen.
Angefangen bei Inhalten, die eben sehr schnell nicht ausgespielt werden auf Social Media, und grundsätzlich sinkender Reichweite. Über die Gefährdung der mentalen Gesundheit. Bis hin zu gesellschaftspolitischen Auswirkungen, die auch für uns als Selbstständige und Unternehmen relevant sind aus meiner Sicht.
Und wenn die Vorteile und die Nachteile von Social Media auf dem Tisch liegen, so ganz offen und transparent, dann geht es im nächsten Schritt darum, eine Entscheidung zu treffen.
Und diese Entscheidung kann nur individuell sein, denn die Entscheidung für oder gegen Social Media hat etwas mit uns selbst zu tun. Mit unseren Stärken, mit unseren Werten, mit unseren Fähigkeiten und unserer ganz individuellen Lebenssituation.
Und so wie ich pauschale Aussagen wie „Du brauchst Instagram, wenn du selbstständig bist“ blöd finde, genauso wenig sage ich im Buch: „Du musst jetzt unbedingt Instagram löschen.“ Und das werde ich im Buch eben auch nicht tun.
Vielmehr helfe ich dir dabei, deine eigene persönliche individuelle Entscheidung zu treffen, was Social Media angeht. Und zwar informiert und faktenbasiert.
Und es ist übrigens auch absolut okay, wenn du dich in diesem Zusammenhang entscheidest, deine Social-Media-Konten erst einmal zu behalten oder auch alle Konten zu löschen bis auf ein Konto. Oder auch so, wie ich es gemacht habe, dich völlig von sozialen Medien zu verabschieden. Alles ist okay.
Und selbst wenn du dich entscheidest, alle Konten erst einmal zu behalten, bleibt das Buch für dich weiterhin relevant, weil es für alle Selbstständigen und Unternehmen sinnvoll ist, sich unabhängig von sozialen Medien aufzustellen, einfach weil es immer gut ist, Kanäle zu haben, die nur uns selbst gehören und die wir kontrollieren können. Und wo wir nicht von Algorithmen, die sich ständig verändern, abhängig sind.
Und deshalb wird es dann im weiteren Verlauf des Buch um ein Marketing ohne oder unabhängig von Social Media gehen, und wir werden uns das Ganze zunächst strategisch angucken und überlegen:
Wie baue ich ein Social-Media-freies Marketing überhaupt strategisch auf?
Das werde ich anhand von der Customer Journey erklären und dir dann im umfangreichsten Kapitel jede Menge Social-Media-freie Alternativen vorstellen. Das heißt, da ist der Titel „No Social Media“ dann absolut treffend.
Ich hoffe, dass da für alle was dabei ist. Natürlich ist es immer so, dass nicht jede Alternative zu jedem einzelnen und zu jeder einzelnen passen wird. Das ist ja auch gar nicht realistisch. Aber meine Hoffnung ist eben, dass du da einen guten Überblick bekommst, was du für Marketingmöglichkeiten hast, wenn du nicht auf soziale Medien setzt.
Und am Ende des Buchs schließen wir noch mal den Kreis zum Anfang, wo ich ja über die Vorteile und die Nachteile von Social Media gesprochen habe. Am Ende des Buches werde ich über die Vorteile und die Nachteile von Social-Media-freiem Marketing sprechen. Denn ja, die gibt es absolut. Ich glaube, dass jede Form von Marketing mit spezifischen Vorteilen und Nachteilen kommt. Also es gibt nicht, DAS Marketing, das super ist, sondern jede Form von Marketing hat ihre Herausforderungen und hat ihre Vorteile.
Das heißt, ich werde mir zunächst angucken: Welche Nachteile entstehen, wenn ich Social Media verlasse? Was davon sind nur Mythen? Was kann tatsächlich passieren? Und auch: Wie können wir die Nachteile, die entstehen kompensieren? Geht das?
Anschließend gucke ich mir an, ob Social-Media-freies Marketing nicht auch ein Vorteil sein kann für Selbstständige und Unternehmen. Spoiler: Ja, auf jeden Fall!
Und schließlich gucke ich mir den Social-Media-Ausstieg an sich detailliert an.
Was mache ich ganz konkret, wenn ich entscheide, ich will Social Media verlassen? Lasse ich den Account da? Lösche ich ihn? Schreibe ich einen letzten Post? Das alles kläre ich in diesem Kapitel.
Außerdem stelle ich auch mehrere Möglichkeiten vor, wenn Social Media löschen sich noch ein bisschen zu heftig für dich anhört.
Denn es gibt ja nicht nur diese beiden Enden auf einer Skala, sondern eben auch jede Menge Zwischenschritte und individuelle Lösungen und ja. Die werde ich auf jeden Fall auch besprechen, damit für alle, die das Buch lesen, eine individuelle Lösung für sich finden.
Interviews mit Experten und Expertinnen
In dem Buch gibt es aber nicht nur meine eigenen Gedanken, ich habe auch verschiedene Onlineunternehmer*innen und Unternehmen zu ihrem Social-Media-freien oder Social-Media-armen Marketing interviewt. Und auch weitere Expertinnen und Experten zu bestimmten Themen wie Videos oder KI, sodass auch die Themen abgedeckt sind, wo ich selbst nicht ganz so die Expertise habe.
Und dann sollten die knapp 400 Seiten auch schon rum sein.
Ja, das ist das Buch „No Social Media und wie dein Marketing trotzdem gelingt“.
Du kannst es, wie gesagt, ab sofort in jeder Buchhandlung deines Vertrauens kaufen oder bestellen. Oder natürlich auch direkt beim Rheinwerk Verlag oder bei Amazon und allen anderen Onlineshops. Viel Freude damit.
Shownotes
Happy „Ohne Facebook“-Tag!
Wusstest du, dass heute „Ohne Facebook“-Tag ist? Lass uns in dieser Folge mal Facebook genauer unter die Lupe nehmen und überlegen, warum Marketing ohne Facebook tatsächlich eine gute Idee sein könnte. Ob nur ein Tag lang, ein Jahr oder vielleicht sogar für immer?
Wusstest du, dass heute „Ohne Facebook“-Tag ist?
Ja, sowas gibt’s!
Überall auf der Welt versammeln sich heute Tausende von Menschen, um gegen den Meta-Konzern … äh, nein, leider nicht.
Leider, leider ist der „Ohne Facebook“-Tag weitestgehend unbekannt. Deshalb müssen wir hier im Podcast wohl oder übel unsere eigene kleine Party schmeißen.
Aber das macht nichts! Lass uns in dieser Folge mal Facebook genauer unter die Lupe nehmen und überlegen, warum Marketing ohne Facebook tatsächlich eine gute Idee sein könnte. Ob nur ein Tag lang, ein Jahr oder vielleicht sogar für immer?
Folge anhören:
Transkript lesen:
Fangen wir doch mit dem aus meiner Sicht wichtigsten Grund an, ohne Facebook Marketing zu machen, und das ist für mich Marketingethik.
Denn wir als Selbstständige, Onlineunternehmer*innen und vor allem als Unternehmen tragen natürlich auch gesellschaftliche Verantwortung.
Und deshalb ist es aus meiner Sicht so wichtig, dass wir nicht nur gucken, was im Marketing „funktioniert“ und da musst du dir jetzt mal Anführungsstriche dazudenken, weil „funktionieren“ ein Begriff ist, den ich gar nicht so gerne nutze, weil es sowas Maschinenartiges hat und wir dann super schnell bei „Funnels“ und „KPI“ und weiß der Geier was sind und eigentlich davon wegkommen, dass wir ja Menschen sind, die gerne Menschen helfen wollen und dass wir Menschen erreichen wollen.
Aber natürlich können wir auch nicht nur von Luft und Liebe leben und müssen unser Zeugs auch verkaufen.
Aber das Ding ist: Wir können es auch wertebasiert tun und mit Integrität. Und deshalb spielen für mich ethische Überlegungen definitiv eine Rolle, wenn es darum geht, bestimmte Marketingstrategien zu nutzen oder eben nicht.
Nun ist es natürlich nicht so, dass Facebook bzw. Meta das einzige Unternehmen ist, das aus ethischer Perspektive problematisch ist. Google zum Beispiel ist definitiv auch kein Kind von Traurigkeit. Und es ist genauso problematisch Google zu nutzen wie Facebook.
Doch ich glaube nicht, dass es bei ethischen Fragen darum geht, gleich auf Anhieb „perfekt“ ethisch zu sein in allem, was wir tun. Das ist für Menschen, die nun mal menschlich sind, ja auch gar nicht möglich.
Sondern es geht für mich wie beim Klimaschutz eigentlich auch darum zu sagen:
Wir brauchen nicht wenige Menschen, die alles perfekt machen und ein perfekt klimafreundliches Leben führen, sondern wir brauchen möglichst viele Menschen, die es versuchen und ihr Bestes geben und sich auf den Weg machen.
Deshalb habe ich zum Beispiel auch Facebook verlassen, aber Google eben noch nicht. Das ist aber definitiv mein Plan für die nahe Zukunft, da zu gucken, wie ich mich mittelfristig „ent-google“.
Ja, nur so viel dazu und jetzt können wir ja mal überlegen, was an Facebook aus ethischer Perspektive ein Problem sein könnte.
Zunächst einmal ist das für mich der Fakt, dass Facebook Daten zu einem Wirtschaftsgut erklärt hat und Daten im sehr großen Stil sammelt und diese Daten an Werbetreibende weiterverkauft.
Das passiert meistens ohne das Wissen oder Einverständnis von Menschen, die Facebook nutzen oder nicht nutzen. Und das ist ein großes Problem. Denn Privatsphäre ist ein Grundrecht. So wie Meinungsfreiheit oder Glaubensfreiheit.
Und Privatsphäre ist in fast allen Ländern in irgendeiner Form anerkannt, z.B.
in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (Artikel 12)
in der Europäischen Menschenrechtskonvention (Artikel 8)
und in der Europäischen Charta der Grundrechte (Artikel 7) verankert
Auch in Deutschland wird das Recht auf Privatsphäre im Grundgesetz durch das Persönlichkeitsrecht geschützt.
Doch, ja, den Meta-Konzern interessiert das Ganze aber nicht. Und er sammelt munter weiter personenbezogene Daten, weil das im Grunde das Geschäftsmodell von Meta ist.
Falls du da einen Buchtipp brauchst: Es gibt ein unfassbar gutes, detailliertes, aber extrem langes und schwer zu lesendes Buch von der Harvard-Professorin Shoshana Zuboff. Es heißt „Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ und ja, du brauchst bei dem Buch definitiv Durchhaltevermögen, aber falls dich das Thema interessiert, gibt es aus meiner Sicht kein besseres Buch dafür.
Doch es bleibt nicht nur dabei, dass Meta das Grundrecht auf Privatsphäre verletzt. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass das Geschäftsmodell mit den Daten und damit verbunden das Mikrotargeting von rechten Gruppierungen für die Verbreitung von Hassbotschaften genutzt wird oder auch zur Manipulation von Wahlen. Du hast vielleicht von Cambridge Analytica gehört, wenn nicht verlinke ich dir da mal was in den Shownotes.
Das heißt: Das Mikrotargeting, das der Meta-Konzern ermöglicht, ist eine große Herausforderung für die Demokratie. Und viele gehen sogar soweit, dass sie sagen: Es ist eine Bedrohung für die Demokratie.
Und da sind wir als Selbstständige, Online-Unternehmer*innen und Unternehmen eben gefragt, ob wir Metas Geschäftsmodell unterstützen und beispielsweise selbst Werbung schalten oder den Meta-Pixel auf unserer Website einbinden oder eben nicht.
Doch Marketingethik ist nicht das einzige Argument dafür, ohne Facebook Marketing zu betreiben, es gibt noch so viele mehr. Und ein weiterer wichtiger Grund ist für mich die Gesundheit.
Und wenn du dich fragst: Was hat Gesundheit im Marketingkontext verloren?
Ich glaube, sehr viel.
Denn gerade für Selbstständige ist es ja so: Wir sind unsere wichtigste Ressource. Wenn es uns nicht gut geht, wenn wir keine Kraft haben, wenn wir mit angezogener Handbremse fahren, wirkt sich das natürlich auch auf unseren Arbeitsalltag aus.
Und ja, bei mir ist es so: Schon eine banale Erkältung, wo mir der Kopf dröhnt, sorgt ja dafür, dass ich weniger arbeite, dass ich mich nicht so gut konzentrieren kann, dass ich nicht so produktiv bin, wie ich könnte.
Nun will ich damit gar nicht sagen, dass Leistung und Produktivität das Wichtigste in der Selbstständigkeit sind, überhaupt nicht.
Ich will einfach nur sagen: Wenn es uns körperlich und mental gut geht, ist das auf jeden Fall eine gute Sache für unsere Selbstständigkeit. Und deshalb gehört für mich Gesundheit sehr wohl in einen Unternehmens- oder Marketingkontext. Und ja: Deshalb ist das mein zweiter Grund gegen Facebook-Marketing.
Wenn wir nämlich als Selbstständige merken, dass Facebook unsere Gesundheit berührt, dann ist es auf jeden Fall eine gute Idee, darüber nachzudenken, ob es das wirklich wert ist.
Und bei mir war das damals vor allem die mentale Gesundheit. Gerade, als die Pandemie losging, fand ich es extrem anstrengend, dort zu sein und Menschen beim Schwurblen zuzugucken. Auch der ganze Hass und die Fake News und ja allgemein dort die Stimmung, die muss man erst einmal aushalten können.
Und dazu kommt ja noch, dass die Algorithmen gerade emotionalisierende Inhalte pushen und alles dafür tun, dass wir so lange wie nur möglich auf der Plattform bleiben, damit Meta noch mehr Daten sammeln kann und uns noch mehr Werbung zeigen kann. Und das kann natürlich dazu führen, dass es extrem schwer wird, da eine Balance in die Nutzung reinzubringen, und dass das ganze nicht zu einer Facebook-Sucht führt.
Ja, das ist natürlich eine individuelle Angelegenheit, welche Auswirkungen Facebook auf einzelne Menschen hat. Deshalb kann ich dich nur dazu ermutigen, zu gucken, wie es mit Facebook und deiner mentalen oder körperlichen Gesundheit bestellt ist.
Denn sie ist, wie gesagt, eine der wichtigsten Ressourcen für Selbstständige.
Kommen wir zum letzten Grund, Facebook zu verlassen, und das ist – und jetzt kommt mal ein typisches Marketingwort – der Return on Investment. Man könnte auf deutsch auch sagen:
Kriegen wir etwas für unsere Investition zurück?
Denn es ist ja so, dass wir, wenn wir Facebook nutzen, unter Umständen etwas investieren. Vielleicht sogar sehr viel investieren.
Wir investieren unsere Zeit. Wir investieren unsere Kraft und unsere Energie. Und wir investieren unter Umständen auch Geld, weil wir zum Beispiel Werbeanzeigen schalten oder kostenpflichtige Tools für Facebook brauchen oder Facebook-Marketing auslagern und Leute bezahlen. Oder auch weil wir uns quasi ständig dazu weiterbilden müssen und immer irgendwelche Kurse oder Beratungen kaufen.
Und wir können uns einfach fragen, ob Facebook uns da gute Ergebnisse für unsere Investition bringt.
Ich gib dir mal ein Beispiel:
Wenn ich einen Blogartikel für Suchmaschinen optimiere und dieser Blogartikel weit oben in den Suchergebnissen rankt, wofür es ehrlicherweise keine Garantie gibt, ist es so, dass ich mir relativ sicher sein kann, dass dieser Blogartikel mir in den nächsten Monaten oder gar Jahren Menschen auf meine Website bringt.
Das heißt: Ich mache mir einmal die Mühe, einen suchmaschinenoptimierten Blogartikel zu schreiben und dann muss ich quasi nichts mehr machen und bekomme trotzdem Ergebnisse.
Und wenn du vielleicht schon mal einen Onlinekurs bei mir gekauft hast, weißt du: Ich frage nach jedem Kauf: Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?
Und genau ein Viertel der Befragten sagt: Durch eine Google-Suche.
Das heißt: SEO sorgt nicht nur dafür, dass Menschen auf meine Website kommen. Letzten Endes führt SEO zu Verkäufen.
Und auch wenn nicht jeder einzelne Artikel letzten Endes auf der ersten Suchergebnisseite rankt: Alles in allem ist SEO eine Investition, die sich auszahlt.
Und die Frage ist: Ob das bei Facebook auch so ist. Also:
Erreichen deine Posts, für die du dir ja Mühe gibst, wirklich Menschen oder nur irgendwelche Spam-Accounts oder Bots?
Interagieren Menschen mit deinen Beiträgen? Oder kommentiert einfach nie jemand und es gibt nie Gespräche usw.?
Klicken Leute auf deine Links, kommen sie auf die Website?
Kontaktieren dich Menschen über Facebook oder bekommst du da einfach niemals Anfragen für deine Dienstleistungen?
Und: Wenn du mal über deine Angebote redest – kaufen Menschen? Oder ist es quasi nur ein Grundrauschen, das niemand wirklich wahrnimmt?
Haben Werbeanzeigen ein gutes Preis-Leistungsverhältnis für dich? Oder zahlst du vielleicht einfach nur Lehrgeld und fährst sonst keine Ergebnisse ein?
Das heißt: Du kannst einfach mal für dich gucken, was dir Facebook für deine Investition zurückgibt. Und ich empfehle dir da auch, das nicht nur mit Geld durchzuspielen, sondern auch mit Zeit und deiner Energie und deiner Gesundheit
Denn gerade Zeit und Energie und Gesundheit sind super wertvoll und ich finde, wir sollten sehr wählerisch sein, wem wir sie schenken.
Ja, so viel zu den drei guten Gründen für einen Facebook-Ausstieg. Du hast gesehen, es war ein bunter Mix aus ethischen Argumenten, gesundheitlichen Aspekten und letzten Endes auch der Effektivität. Denn warum so viel in Facebook investieren, wenn es überhaupt keine Ergebnisse bringt?
Ich bin mir sicher, dass wir unsere Zeit, unsere Energie und unser Geld für schönere Dinge nutzen könnten.
Shownotes:
Buchtipp: Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus
Breaking up with Facebook
Toxische Beziehungen soll man ja beenden, und deshalb habe ich Anfang 2022 mit Mark Zuckerberg Schluss gemacht und mein Facebook-Konto gelöscht. Du erfährst in dieser Podcastfolge, wie es zu diesem Entschluss kam (denn Facebook zu löschen macht man als Selbstständige ja nicht unbedingt leichtfertig) und wie das Ganze abgelaufen ist.
Toxische Beziehungen soll man ja beenden, und deshalb habe ich Anfang 2022 mit Mark Zuckerberg Schluss gemacht und mein Facebook-Konto gelöscht.
Du erfährst in dieser Podcastfolge, wie es zu diesem Entschluss kam (denn Facebook zu löschen macht man als Selbstständige*r ja nicht unbedingt leichtfertig) und wie das Ganze abgelaufen ist.
Vielleicht kommst du dadurch ja auch selbst zu dem Entschluss, die Beziehung zu Mark zu beenden …
Folge anhören:
Passend zu dieser Folge:
Mein „Abschiedsbrief“ an Mark Zuckerberg
Transkript lesen:
Toxische Beziehungen soll man ja beenden, und deshalb habe ich Anfang 2022 mit Mark Zuckerberg Schluss gemacht.
Unsere Beziehung war von Anfang an: kompliziert, um es mal in Marks Worten zu sagen.
Irgendwann war das nur noch ein Kampf und ja, trotz intensiver Paartherapie und ernsthaften Bemühungen haben wir beide es nicht geschafft.
Und ich hab Mark in die Wüste geschickt.
Und ja, in dieser Podcastfolge möchte ich dir erzählen, warum ich mein Facebook-Konto gelöscht hab. Und wie das Ganze abgelaufen ist.
Du bekommst eine detaillierte Chronologie der Ereignisse. Nein, Quatsch.
Aber ja … Facebook löschen macht man ja nicht einfach so aus Jux und Dollerei als Selbstständige. Es heißt ja von allen Seiten, dass wir unbedingt Facebook oder zumindest Facebook-Ads brauchen.
Und ja, das habe ich jahrelang auch so geglaubt und deshalb hat es gefühlt auch ewig gedauert, bis ich mich getraut habe, mit Mark Schluss zu machen. Facebook war tatsächlich der vorletzte Kanal, den ich gelöscht habe.
Danach kam nur noch Pinterest. Aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.
Okay: Wie kam ich überhaupt auf den Gedanken, als Selbstständige Facebook löschen zu wollen. Das hatte tatsächlich selbst mich überrascht.
Ich hab – vor einigen Jahren inzwischen – ein Buch gelesen. Das war auch jetzt gar nicht weiter spannend das Buch, aber die Autorin hatte eine Übung beschrieben, bei der es darum ging, seinen tiefsten Wünschen auf die Spur zu kommen. Und ich hab diese Übung gemacht und ich dachte, bei mir kommt bestimmt sowas raus wie: Ich will unbedingt ein Buch schreiben oder an einen irgendeinen exotischen Ort reisen, an dem ich noch nie war.
Aber ich entdeckte bei der Übung tatsächlich, dass ein tiefer Wunsch zu dieser Zeit bei mir war, ohne Facebook selbstständig zu sein und Marketing zu machen.
Wir waren da mitten in der Pandemie und Facebook war super, super anstrengend zu der Zeit. Mir wurden ständig furchtbare Posts in den Feed gespült und ich konnte es wirklich nicht mehr ertragen, dort zu sein. Die Vorstellung, da nicht mehr hin zu müssen, war unfassbar verlockend für mich.
Allerdings war ich zu der Zeit total an Facebook gebunden, nicht nur wegen der Werbeanzeigen, die ich damals noch schaltete, sondern auch, weil ich in FB-Gruppen Kund*innen aus meinen Onlineprogrammen betreute.
Und als ich dann diesen tiefen Wunsch in mir identifizierte, war mein erster Gedanke:
Woah. Jetzt bist du aber komplett verrückt geworden. Denn ja, auch für mich war damals meine Selbstständigkeit unweigerlich mit Facebook verbunden, selbst wenn mich der Kanal total nervte. Und ich konnte es mir wirklich mal so gar nicht vorstellen, nicht auf Facebook zu sein.
Also ich hab es mir gewünscht, aber ich hab eigentlich nicht daran geglaubt, dass es tatsächlich möglich wäre.
Und deshalb ließ ich diesen Wunsch erst einmal liegen und wusste gar nicht, ob und wenn ja, wie ich das Ganze angehen sollte. Aber irgendwann war der Leidensdruck einfach so groß, dass ich dachte: Okay, versuch es mal, dein Business und Marketing zu „ent-facebooken“.
Was mich bei diesem Wunsch bestärkt hat, war der Fakt, dass Facebook mir im Grunde eh gar nicht mehr dabei geholfen hatte, großartig Kund*innen zu gewinnen.
Und deshalb empfehle ich auch in meinen Beratungen, da mal selbst auf Spurensuche zu gehen und beispielsweise aktuelle Kund*innen mal zu fragen, wie sie auf dich aufmerksam wurden. Vielleicht ist da Social Media gar nicht so dabei, wie man glaubt.
Oder wenn du eher automatisiert Kurse verkaufst, z.B. eine automatisierte Umfrage zu machen und zu gucken, kommen die Menschen, die kaufen, überhaupt von Facebook oder nicht?
Oder für diejenigen, die Google Analytics oder ein ähnliches Tool nutzen, kann man auch immer Zielvorhaben anlegen und so die Pfade genau nachverfolgen.
Ja, also wer solche Informationen hat, hat dann auch einen rationalen, völlig legitimen, triftigen Grund, zu sagen: Facebook bringt mir eigentlich gar nichts. Und deshalb ist es auch wenig sinnvoll, dass ich da zu viel Zeit reinstecke.
Und das war eben bei mir der Fall, dass ich gesehen hab: Okay, ich poste und gehe live usw., aber die Menschen wollen dadurch nicht zwingend mehr mit mir zusammenarbeiten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es dir so oder so ähnlich geht, ist recht hoch, denn 2018 wurde ja die Reichweite von Unternehmensseiten auf FB beschränkt zugunsten privater Profile, sodass es seit ein paar Jahren völlig üblich ist, mit den Beiträgen, die man von Unternehmensseiten postet, nur noch wenige Menschen zu erreichen.
Nun könnte man ja sagen: Ja, hättest du doch mal mehr Storys gemacht oder in Reels getanzt, dann hätte es bestimmt besser mit der Reichweite geklappt. Und: Ja, das hätte ich machen können. Aber:
Ich wollte nicht.
Ich finde nämlich diesen Gedanken, dass Mark einfach so bestimmen kann, wie ich meinen Arbeitstag gestalte, ganz, ganz furchtbar. Das darf kein Mann machen und erst recht nicht Mark.
Die Vorstellung, dass Mark alle paar Monate einfach festlegen kann, dass jetzt mal Beiträge funktionieren, dann plötzlich Fotos, dann Videos, dann Live-Videos, nein, jetzt doch lieber Storys, diese Vorstellung war wirklich extrem unsexy für mich.
Ich hatte auch den Eindruck, dass ich mich gerade auf eine Sache eingestellt habe, bis auch schon der nächste Trend um die Ecke kam und ich wieder etwas komplett anderes machen musste auf Facebook. Und das empfand ich als alles andere als nachhaltig und ressourcenschonend.
Ja, deshalb habe ich meine Facebook-Seite erst einmal auf Eis gelegt. Ich habe nichts mehr gepostet und nicht mehr mit anderen Accounts interagiert. Gelöscht habe ich mein Facebook-Konto noch nicht gleich, denn ich hatte ja noch nicht die zwei anderen Probleme gelöst: Zum einen: Was mache ich mit den Werbeanzeigen und zum anderen: Wie betreue ich meine Kund*innen, wenn ich sie nicht in FB-Gruppen betreue?
Wie so oft im Leben, lösen sich Probleme manchmal von alleine. Und so war es dann auch beim Thema Werbeanzeigen.
Und zwar konnte ich von einem Tag auf den anderen plötzlich keine Werbung mehr auf Facebook schalten. Es war total verrückt.
Ich war keine Anfängerin. Ich hab mehrere Jahre FB-Ads geschaltet und sie haben auch gut funktioniert, in dem Sinne, dass sie mir Newsletter-Anmeldungen und Webinaranmeldungen usw. gebracht hatten. Und ich hatte natürlich schon öfter den Fall, dass mal etwas nicht klappte. Das ist auch völlig normal bei einem so mächtigen Werbeanzeigenmanager. Doch die Probleme ließen sich immer lösen und klären.
Und Anfang 2021 eben nicht mehr.
Ich hatte alle technischen Updates korrekt durchgeführt.
Die Anzeigengruppen waren wie immer angelegt.
Die Anzeigen wurden sogar genehmigt.
Die Kampagne stand auf „aktiv“, doch in der Praxis wurde kein Cent verbraucht – die Anzeige wurde einfach nicht ausgespielt.
Ich hatte wochenlang versucht, das Problem zu lösen. Erst selbst und ja, dann auch mit Beratungen von FB-Ads-Expertinnen und ich hatte auch dem FB-Support geschrieben, doch sie fanden alle nichts und sagten, dass alles korrekt aussieht. Doch die Kampagne wurde trotzdem einfach nicht ausgespielt.
Es war wirklich zum Haareraufen und ich bin mir sicher, ich hab das auch in dieser Zeit gemacht. Denn es war echt ein shitty Move von Mark.
Erst sagt er, dass Beiträge von Unternehmensseiten nicht mehr so gut ausgespielt werden.
Dann sollen wir für Reichweite zahlen und Werbung schalten.
Damit machen wir uns aber von ihm abhängig.
Und wenn dann das Werbekonto plötzlich nicht mehr funktioniert, ist die Kacke aber ganz schön am Dampfen aus unternehmerischer Sicht.
Und dann ist es dem FB-Support auch komplett egal, weil … ja, sie vermutlich damit beschäftigt sind, an ihrem Metaversum zu basteln, anstatt den Menschen zu helfen, die bereits jetzt ihre Plattform nutzen.
Irgendwann gab ich auf bzw. interpretierte ich das Ganze als Zeichen, es mit Facebook eben sein zu lassen.
Und das fühlte sich erstaunlicherweise plötzlich total gut und befreiend an. Vielleicht weil ich mich über Wochen mit dem Werbeanzeigenkonto abmühen musste. Wer weiß, aber irgendwie wollte ich, wie in einer toxischen Beziehung, einfach nur noch raus. Und war dann mega happy nicht mehr dort sein zu müssen.
Ja, fehlte noch ein Teil in diesem Puzzle, nämlich: Wie oder wo soll ich meine Kund*innen betreuen, wenn ich FB-Gruppen nicht mehr nutze?
Und die Argumentation geht ja immer so:
Alle haben Facebook.
Alle können Facebook.
Facebook ist kostenlos.
Deshalb müssen wir quasi Facebook als Support-Ort in unseren Onlineprogrammen nutzen!
Doch ich dachte ich mir irgendwann: Ist mir egal.
Ich werde mich einfach für eine alternative Möglichkeit, meine Kund*innen zu supporten, entscheiden. Und ich werde dieses Tool dann auf der Verkaufsseite kommunizieren, sodass das dann transparent ist und jede für sich entscheiden kann, ob das okay ist. Und dann ist der Rest einfach nur noch eine Sache der Gewohnheit.
Und das hab ich dann auch so gemacht und mich für Slack entschieden. Und was soll ich sagen: Nach ein paar Tagen war es das Normalste der Welt, Slack zu nutzen, und ja, es gab sicherlich die ein oder andere Kundin, die gesagt hat: Slack ist jetzt nicht so meins.
Aber ganz ehrlich: Das gab und gibt es in Facebook-Gruppen genauso auch.
FB-Gruppen waren zum Beispiel ein unglaublicher Zeitfresser. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Kund*innen, das haben sie mir öfter mal gesagt.
Das heißt: Alle Plattformen, Kanäle oder Tools kommen mit Vor- und Nachteilen und es wird niemals so sein, dass es DIE Geheimwaffe für etwas gibt, dass etwas nur toll ist und das alle Menschen ausschließlich toll finden.
Deshalb hab ich an dieser Stelle auch einfach beschlossen, den Mut zu haben, auch mal nicht zu gefallen.
Doch im Großen und Ganzen habe ich schon den Eindruck, dass Menschen zu mir kommen, weil sie mit mir zusammenarbeiten wollen, und die Tools dahinter eher sekundär sind. Und dass es deshalb letzten Endes auch keine Rolle spielt, wo man als Kursteilnehmer*in betreut wird.
Ja, und als ich dann diese Abhängigkeiten nicht mehr hatte, konnte ich dann, wie schon gesagt, Anfang 2022 auch mein komplettes Facebook-Konto löschen.
Es hat also „nur“ zwei Jahre gedauert.
Stand jetzt habe ich nicht nur keine Unternehmensseite mehr, sondern damit natürlich auch kein Werbekonto, keinen Facebook-Messenger, kein privates Profil, kein Instagram und auch kein WhatsApp.
Und ja, was soll ich sagen?
Ich lebe noch. Auch ohne Facebook, WhatsApp und Mark Zuckerberg.
Shownotes:

Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.