Breaking up with Facebook

Toxische Beziehungen soll man ja beenden, und deshalb habe ich Anfang 2022 mit Mark Zuckerberg Schluss gemacht und mein Facebook-Konto gelöscht.

Du erfährst in dieser Podcastfolge, wie es zu diesem Entschluss kam (denn Facebook zu löschen macht man als Selbstständige*r ja nicht unbedingt leichtfertig) und wie das Ganze abgelaufen ist.

Vielleicht kommst du dadurch ja auch selbst zu dem Entschluss, die Beziehung zu Mark zu beenden …

Folge anhören:

Passend zu dieser Folge:

Mein „Abschiedsbrief“ an Mark Zuckerberg

Transkript lesen:

Toxische Beziehungen soll man ja beenden, und deshalb habe ich Anfang 2022 mit Mark Zuckerberg Schluss gemacht. 

Unsere Beziehung war von Anfang an: kompliziert, um es mal in Marks Worten zu sagen.

Irgendwann war das nur noch ein Kampf und ja, trotz intensiver Paartherapie und ernsthaften Bemühungen haben wir beide es nicht geschafft.

Und ich hab Mark in die Wüste geschickt.

Und ja, in dieser Podcastfolge möchte ich dir erzählen, warum ich mein Facebook-Konto gelöscht hab. Und wie das Ganze abgelaufen ist. 

Du bekommst eine detaillierte Chronologie der Ereignisse. Nein, Quatsch.

Aber ja … Facebook löschen macht man ja nicht einfach so aus Jux und Dollerei als Selbstständige. Es heißt ja von allen Seiten, dass wir unbedingt Facebook oder zumindest Facebook-Ads brauchen.

Und ja, das habe ich jahrelang auch so geglaubt und deshalb hat es gefühlt auch ewig gedauert, bis ich mich getraut habe, mit Mark Schluss zu machen. Facebook war tatsächlich der vorletzte Kanal, den ich gelöscht habe.

Danach kam nur noch Pinterest. Aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.

Okay: Wie kam ich überhaupt auf den Gedanken, als Selbstständige Facebook löschen zu wollen. Das hatte tatsächlich selbst mich überrascht.

Ich hab – vor einigen Jahren inzwischen – ein Buch gelesen. Das war auch jetzt gar nicht weiter spannend das Buch, aber die Autorin hatte eine Übung beschrieben, bei der es darum ging, seinen tiefsten Wünschen auf die Spur zu kommen. Und ich hab diese Übung gemacht und ich dachte, bei mir kommt bestimmt sowas raus wie: Ich will unbedingt ein Buch schreiben oder an einen irgendeinen exotischen Ort reisen, an dem ich noch nie war. 

Aber ich entdeckte bei der Übung tatsächlich, dass ein tiefer Wunsch zu dieser Zeit bei mir war, ohne Facebook selbstständig zu sein und Marketing zu machen. 

Wir waren da mitten in der Pandemie und Facebook war super, super anstrengend zu der Zeit. Mir wurden ständig furchtbare Posts in den Feed gespült und ich konnte es wirklich nicht mehr ertragen, dort zu sein. Die Vorstellung, da nicht mehr hin zu müssen, war unfassbar verlockend für mich.

Allerdings war ich zu der Zeit total an Facebook gebunden, nicht nur wegen der Werbeanzeigen, die ich damals noch schaltete, sondern auch, weil ich in FB-Gruppen Kund*innen aus meinen Onlineprogrammen betreute.

Und als ich dann diesen tiefen Wunsch in mir identifizierte, war mein erster Gedanke: 

Woah. Jetzt bist du aber komplett verrückt geworden. Denn ja, auch für mich war damals meine Selbstständigkeit unweigerlich mit Facebook verbunden, selbst wenn mich der Kanal total nervte. Und ich konnte es mir wirklich mal so gar nicht vorstellen, nicht auf Facebook zu sein. 

Also ich hab es mir gewünscht, aber ich hab eigentlich nicht daran geglaubt, dass es tatsächlich möglich wäre.

Und deshalb ließ ich diesen Wunsch erst einmal liegen und wusste gar nicht, ob und wenn ja, wie ich das Ganze angehen sollte. Aber irgendwann war der Leidensdruck einfach so groß, dass ich dachte: Okay, versuch es mal, dein Business und Marketing zu „ent-facebooken“.

Was mich bei diesem Wunsch bestärkt hat, war der Fakt, dass Facebook mir im Grunde eh gar nicht mehr dabei geholfen hatte, großartig Kund*innen zu gewinnen.

Und deshalb empfehle ich auch in meinen Beratungen, da mal selbst auf Spurensuche zu gehen und beispielsweise aktuelle Kund*innen mal zu fragen, wie sie auf dich aufmerksam wurden. Vielleicht ist da Social Media gar nicht so dabei, wie man glaubt.

Oder wenn du eher automatisiert Kurse verkaufst, z.B. eine automatisierte Umfrage zu machen und zu gucken, kommen die Menschen, die kaufen, überhaupt von Facebook oder nicht? 

Oder für diejenigen, die Google Analytics oder ein ähnliches Tool nutzen, kann man auch immer Zielvorhaben anlegen und so die Pfade genau nachverfolgen.

Ja, also wer solche Informationen hat, hat dann auch einen rationalen, völlig legitimen, triftigen Grund, zu sagen: Facebook bringt mir eigentlich gar nichts. Und deshalb ist es auch wenig sinnvoll, dass ich da zu viel Zeit reinstecke.

Und das war eben bei mir der Fall, dass ich gesehen hab: Okay, ich poste und gehe live usw., aber die Menschen wollen dadurch nicht zwingend mehr mit mir zusammenarbeiten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es dir so oder so ähnlich geht, ist recht hoch, denn 2018 wurde ja die Reichweite von Unternehmensseiten auf FB beschränkt zugunsten privater Profile, sodass es seit ein paar Jahren völlig üblich ist, mit den Beiträgen, die man von Unternehmensseiten postet, nur noch wenige Menschen zu erreichen. 

Nun könnte man ja sagen: Ja, hättest du doch mal mehr Storys gemacht oder in Reels getanzt, dann hätte es bestimmt besser mit der Reichweite geklappt. Und: Ja, das hätte ich machen können. Aber: 

Ich wollte nicht. 

Ich finde nämlich diesen Gedanken, dass Mark einfach so bestimmen kann, wie ich meinen Arbeitstag gestalte, ganz, ganz furchtbar. Das darf kein Mann machen und erst recht nicht Mark.

Die Vorstellung, dass Mark alle paar Monate einfach festlegen kann, dass jetzt mal Beiträge funktionieren, dann plötzlich Fotos, dann Videos, dann Live-Videos, nein, jetzt doch lieber Storys, diese Vorstellung war wirklich extrem unsexy für mich. 

Ich hatte auch den Eindruck, dass ich mich gerade auf eine Sache eingestellt habe, bis auch schon der nächste Trend um die Ecke kam und ich wieder etwas komplett anderes machen musste auf Facebook. Und das empfand ich als alles andere als nachhaltig und ressourcenschonend. 

Ja, deshalb habe ich meine Facebook-Seite erst einmal auf Eis gelegt. Ich habe nichts mehr gepostet und nicht mehr mit anderen Accounts interagiert. Gelöscht habe ich mein Facebook-Konto noch nicht gleich, denn ich hatte ja noch nicht die zwei anderen Probleme gelöst: Zum einen: Was mache ich mit den Werbeanzeigen und zum anderen: Wie betreue ich meine Kund*innen, wenn ich sie nicht in FB-Gruppen betreue?

Wie so oft im Leben, lösen sich Probleme manchmal von alleine. Und so war es dann auch beim Thema Werbeanzeigen.

Und zwar konnte ich von einem Tag auf den anderen plötzlich keine Werbung mehr auf Facebook schalten. Es war total verrückt.

Ich war keine Anfängerin. Ich hab mehrere Jahre FB-Ads geschaltet und sie haben auch gut funktioniert, in dem Sinne, dass sie mir Newsletter-Anmeldungen und Webinaranmeldungen usw. gebracht hatten. Und ich hatte natürlich schon öfter den Fall, dass mal etwas nicht klappte. Das ist auch völlig normal bei einem so mächtigen Werbeanzeigenmanager. Doch die Probleme ließen sich immer lösen und klären.

Und Anfang 2021 eben nicht mehr.

Ich hatte alle technischen Updates korrekt durchgeführt.
Die Anzeigengruppen waren wie immer angelegt.
Die Anzeigen wurden sogar genehmigt.
Die Kampagne stand auf „aktiv“, doch in der Praxis wurde kein Cent verbraucht – die Anzeige wurde einfach nicht ausgespielt.

Ich hatte wochenlang versucht, das Problem zu lösen. Erst selbst und ja, dann auch mit Beratungen von FB-Ads-Expertinnen und ich hatte auch dem FB-Support geschrieben, doch sie fanden alle nichts und sagten, dass alles korrekt aussieht. Doch die Kampagne wurde trotzdem einfach nicht ausgespielt.

Es war wirklich zum Haareraufen und ich bin mir sicher, ich hab das auch in dieser Zeit gemacht. Denn es war echt ein shitty Move von Mark.

Erst sagt er, dass Beiträge von Unternehmensseiten nicht mehr so gut ausgespielt werden.

Dann sollen wir für Reichweite zahlen und Werbung schalten.

Damit machen wir uns aber von ihm abhängig.

Und wenn dann das Werbekonto plötzlich nicht mehr funktioniert, ist die Kacke aber ganz schön am Dampfen aus unternehmerischer Sicht.

Und dann ist es dem FB-Support auch komplett egal, weil … ja, sie vermutlich damit beschäftigt sind, an ihrem Metaversum zu basteln, anstatt den Menschen zu helfen, die bereits jetzt ihre Plattform nutzen.

Irgendwann gab ich auf bzw. interpretierte ich das Ganze als Zeichen, es mit Facebook eben sein zu lassen. 

Und das fühlte sich erstaunlicherweise plötzlich total gut und befreiend an. Vielleicht weil ich mich über Wochen mit dem Werbeanzeigenkonto abmühen musste. Wer weiß, aber irgendwie wollte ich, wie in einer toxischen Beziehung, einfach nur noch raus. Und war dann mega happy nicht mehr dort sein zu müssen.

Ja, fehlte noch ein Teil in diesem Puzzle, nämlich: Wie oder wo soll ich meine Kund*innen betreuen, wenn ich FB-Gruppen nicht mehr nutze?

Und die Argumentation geht ja immer so:

Alle haben Facebook. 
Alle können Facebook. 
Facebook ist kostenlos. 
Deshalb müssen wir quasi Facebook als Support-Ort in unseren Onlineprogrammen nutzen! 

Doch ich dachte ich mir irgendwann: Ist mir egal.

Ich werde mich einfach für eine alternative Möglichkeit, meine Kund*innen zu supporten, entscheiden. Und ich werde dieses Tool dann auf der Verkaufsseite kommunizieren, sodass das dann transparent ist und jede für sich entscheiden kann, ob das okay ist. Und dann ist der Rest einfach nur noch eine Sache der Gewohnheit.

Und das hab ich dann auch so gemacht und mich für Slack entschieden. Und was soll ich sagen: Nach ein paar Tagen war es das Normalste der Welt, Slack zu nutzen, und ja, es gab sicherlich die ein oder andere Kundin, die gesagt hat: Slack ist jetzt nicht so meins. 

Aber ganz ehrlich: Das gab und gibt es in Facebook-Gruppen genauso auch.

FB-Gruppen waren zum Beispiel ein unglaublicher Zeitfresser. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Kund*innen, das haben sie mir öfter mal gesagt. 

Das heißt: Alle Plattformen, Kanäle oder Tools kommen mit Vor- und Nachteilen und es wird niemals so sein, dass es DIE Geheimwaffe für etwas gibt, dass etwas nur toll ist und das alle Menschen ausschließlich toll finden.

Deshalb hab ich an dieser Stelle auch einfach beschlossen, den Mut zu haben, auch mal nicht zu gefallen. 

Doch im Großen und Ganzen habe ich schon den Eindruck, dass Menschen zu mir kommen, weil sie mit mir zusammenarbeiten wollen, und die Tools dahinter eher sekundär sind. Und dass es deshalb letzten Endes auch keine Rolle spielt, wo man als Kursteilnehmer*in betreut wird.

Ja, und als ich dann diese Abhängigkeiten nicht mehr hatte, konnte ich dann, wie schon gesagt, Anfang 2022 auch mein komplettes Facebook-Konto löschen

Es hat also „nur“ zwei Jahre gedauert. 

Stand jetzt habe ich nicht nur keine Unternehmensseite mehr, sondern damit natürlich auch kein Werbekonto, keinen Facebook-Messenger, kein privates Profil, kein Instagram und auch kein WhatsApp.

Und ja, was soll ich sagen? 

Ich lebe noch. Auch ohne Facebook, WhatsApp und Mark Zuckerberg.

Shownotes:

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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Soll ich nicht dahin gehen, wo meine Zielgruppe ist – also auf Social Media?