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Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.


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10 Ideen für Selbstständige und Unternehmer*innen, feministischer zu sein

In diesem Blogartikel stelle ich dir 10 Ideen vor, als Selbstständige oder Unternehmerin feministisch(er) zu sein. Im Marketing, in der Kommunikation und bei der Preisgestaltung. 

Jedes Jahr am 8. März ist es wieder soweit: 

Marketingabteilungen entdecken den Weltfrauentag (aka den feministischen Kampftag) für sich und glauben, dass sie einen wichtigen Beitrag zu Geschlechtergerechtigkeit leisten, wenn sie so etwas posten wie: 

Starke Frauen können heute alles erreichen, was sie wollen. Seid mutig, Mädels, und macht einfach euer Ding.💪💪💪 

Solche Botschaften mögen nett gemeint sein und wer auf Social Media in der Female-Empowerment-Bubble unterwegs ist, kann sich vermutlich vor dem Angespannten-Bizeps-Emoji nicht mehr retten. 

Doch sie sind für mich das Gegenteil von dem, worum es im Feminismus geht.

Wer glaubt, dass wir das Problem mit der fehlenden Gleichberechtigung lösen können, indem Frauen einfach mal ein bisschen mutiger sind, hat das Grundproblem nicht verstanden.

Verantwortlich ist nicht ein vermeintlich falsches Verhalten von Frauen, sondern gesellschaftliche Strukturen, die es Frauen erschweren bis unmöglich machen, ein gleichberechtigtes Leben zu führen.

Doch wenn es nicht um eine extensive Nutzung des Angespannten-Bizeps-Emojis geht – welche Möglichkeiten gibt es stattdessen für Selbstständige und Unternehmer*innen, feministischer zu sein? 

Im Folgenden stelle ich dir 10 Ideen ausführlich vor (Lesezeit je nach Lesegeschwindigkeit 15 bis 30 Minuten):

#1 Bildung, Weiterbildung und Sensibilisierung

Am Anfang steht für mich immer die eigene Bildung, Weiterbildung oder Sensibilisierung zu feministischen Themen. 

Wichtig scheint mir hier vor allem, dass sich Selbstständige und Unternehmer*innen darin üben, Feminismus intersektional zu denken und sich nicht nur mit der weißen Normfrau beschäftigen, sondern in ihren Überlegungen auch Frauen of Color, Frauen mit Migrationsgeschichte, Frauen mit Behinderung, trans Frauen und andere marginalisierte Gruppen selbstverständlich einschließen. (Hier hat sich übrigens auch der Begriff FLINTA bewährt, der eine Abkürzung für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans und agender Personen ist.)

Wir können zum Beispiel mit Selbstreflexion starten und unsere eigene Position regelmäßig reflektieren.

✅ Regelmäßige Selbstreflexion

  • In welchen Bereichen habe ich Vorteile, die andere nicht haben?

  • Welche Zugänge (Bildung, Kontakte, finanzielle Sicherheit) hatte ich, die mir meine Selbstständigkeit erleichtert haben?

  • Gab es Menschen, die mir Türen geöffnet haben? Wem werden diese offenen Türen oft verwehrt?

  • Wie beeinflussen meine Herkunft, Hautfarbe, mein Geschlecht oder meine sexuelle Identität meine Chancen in der Selbstständigkeit?

  • Kenne ich die Herausforderungen, mit denen Menschen aus marginalisierten Gruppen kämpfen? Oder sind sie für mich unsichtbar?

  • Mit welchen Menschen arbeite ich am liebsten zusammen? Gibt es hier unbewusste Muster? Bevorzuge ich zum Beispiel unbewusst Menschen, die mir ähnlich sind?

  • Welche Eigenschaften verbinde ich mit Professionalität? Sind diese Vorstellungen geprägt von einer weißen, männlichen Norm?

  • Habe ich Vorannahmen darüber, wer kompetent ist – zum Beispiel, was Alter, Geschlecht, Aussehen, Sprache, Bildungsweg angeht?

  • Wie reagiere ich, wenn eine Frau hart verhandelt? Finde ich es sympathisch oder zu fordernd?

  • Wenn ich Teams leite oder Freelancer*innen beauftrage – sind die Bedingungen wirklich fair und inklusiv?

  • Wer fehlt in meinen Kooperationen, Interviews, Panels oder Events?

  • Bin ich bereit, unbequeme Gespräche über strukturelle Probleme zu führen – auch wenn es meine Reichweite oder meinen Umsatz beeinflussen könnte?

Wichtig: Bei der Beantwortung der Fragen geht es nicht um Perfektion (niemand ist perfekt), sondern darum, sich auf den Weg zu machen, und um Ehrlichkeit

Es geht darum, ein Bewusstsein für die eigene Situation und die eigenen Privilegien zu entwickeln, um konkrete Schritte ableiten und Veränderungen in Gang setzen zu können.

✅ Unbewusste Voreingenommenheit testen

Manchmal haben wir die besten Intentionen – und dennoch würdigen wir eine Gruppe von Menschen mit einer Äußerung herab oder bedienen uns Stereotypen. 

Das wird Unconscious Bias – unbewusste Voreingenommenheit – genannt. Der Begriff beschreibt, dass wir Annahmen und Überzeugungen über andere Menschen haben, denen wir uns oft gar nicht bewusst sind. 

Diese Überzeugungen steuern dann unser Verhalten und kommen nicht nur privat, sondern natürlich auch im Berufsleben zum Tragen, zum Beispiel bei der Wahl der Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, oder bei der Art, wie wir mit anderen Menschen kommunizieren. Sie können nicht nur auf Geschlecht, sondern auch Alter, Aussehen, Religion und viele andere Merkmale bezogen sein. 

Zwei Dinge sind hier wichtig:

  1. Jeder Mensch hat eine – mehr oder weniger ausgeprägte – unbewusste Voreingenommenheit gegenüber anderen Menschen. Das liegt zum einen daran, dass wir viele dieser Annahmen mit unserer Sozialisation erlernen (Frauen sind …). Zum anderen ist es auch eine menschliche Eigenschaft, der Komplexität der Welt durch Vereinfachung und Kategorisierung zu begegnen und so „Abkürzungen“ zu nehmen. In Millisekunden beurteilen wir, ob jemand so ist wie wir oder nicht, und wir bevorzugen oft die Menschen, die zu unserer Gruppe gehören.

  2. Wir müssen uns wegen unserer unbewussten Voreingenommenheit nicht schuldig fühlen – wie gesagt: Es ist ein Stück weit auch menschlich. Stattdessen können wir unseren Fokus darauf legen, uns dieser Voreingenommen bewusst zu werden und ihr gezielt entgegenzuwirken. Das wird nicht immer leicht sein, denn wie der Name schon sagt, sind wir uns dieser Voreingenommenheit erst einmal gar nicht bewusst. Was hilft, ist, sich aktiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen. 

Eine gute Möglichkeit dafür ist der kostenlose Harvard Implicit Association Test (IAT). Dieser Test wurde von Forschenden der Harvard-Universität entwickelt, um unbewusste Vorurteile oder – wie es der Name schon sagt – implizite Assoziationen zu messen. 

Hier wird untersucht, wie schnell Menschen Konzepte wie Alter, Geschlecht, Ethnie etc. mit Attributen wie gut und schlecht verknüpfen. Der Gedanke dahinter ist, dass Menschen, die unbewusste Vorurteile gegenüber einer Gruppe von Menschen haben, eher Schwierigkeiten haben, positive Begriffe mit dieser Gruppe in Verbindung zu bringen, mehr Zeit für die Zuordnung benötigen oder häufiger Fehler machen.

→ Zum Harvard Implicit Association Test (IAT)

Mit den Ergebnissen aus diesem Test kommst du deiner unbewussten Voreingenommenheit und automatisierten Reaktionen auf die Spur und kannst überlegen, in welchem Bereich du dich intensiver weiterbilden oder welche Gegenmaßnahmen du ergreifen willst.

✅ Feministische Bücher und Comics lesen 

I like big books and I cannot lie! Auch Bücher oder Comics sind natürlich eine tolle Möglichkeit, sich feministisch weiterzubilden. 

Inzwischen gibt es so viele gute Bücher, dass Empfehlungen schwer fallen. Hier ein (völlig subjektiver, willkürlicher) Versuch:

  • Lisa Jaspers (Hrsg.): Unlearn Patriarchy. Ullstein 2022. (zur Verlagsseite)

  • Beate Hausbichler: Der verkaufte Feminismus. Wie aus einer politischen Bewegung ein profitables Label wurde. Residenz Verlag 2021. (zur Verlagsseite)

  • Franziska Schutzbach: Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit. Droemer Knaur 2021. (zur Verlagsseite)

  • Caroline Criado-Perez: Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert. Penguin 2020. (zur Verlagsseite)

  • Sibel Schick: Weißen Feminismus canceln. Warum unser Feminismus feministischer werden muss. Fischer 2023. (zur Verlagsseite)

  • Emilia Roig: Why we matter. Das Ende der Unterdrückung Aufbau Verlag 2021. (zur Verlagsseite)

  • Mareice Kaiser: Das Unwohlsein der modernen Mutter. Rowohlt 2021. (zur Verlagsseite)

  • Teresa Bücker: Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit. Ullstein 2022. (zur Verlagsseite)

  • Margartete Stokowski: Die letzten Tage des Patriarchats. Rowohlt 2018. (zur Verlagsseite)

  • Kostenloser Comic zum Mental Load You should’ve asked: english.emmaclit.com/2017/05/20/you-shouldve-asked/

Nein, diese Bücher haben nicht zwingend was mit Marketing und Selbstständigkeit zu tun. Aber wie gesagt: Zunächst geht es darum, sich weiterzubilden und für feministische Themen zu sensibilisieren.

Und noch ein Tipp:

Falls du lieber Podcasts hören, kann ich dir den Lila Podcast ans Herz legen:

Zum Podcast: Feminismus für alle. Der Lila Podcast (Link zu Spotify)

#2 Faire Preise und Löhne

Wer anfängt, sich mit feministischen Themen zu beschäftigen, wird früher oder später auf die zahlreichen Gender Gaps, also Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, stoßen.

Hier sind drei der wichtigsten:

Gender Care Gap = ungleiche Verteilung unbezahlter Care-Arbeit

  • Frauen leisten mehr unbezahlte Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Haushalt, Pflege) als Männer. (Quelle)

  • Als Konsequenz haben sie weniger Zeit für Erwerbsarbeit und Karriere.

Gender Pay Gap = Lohn- und Einkommenslücke

  • Frauen verdienen, selbst bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit, im Durchschnitt weniger als Männer. (Quelle)

  • Als Ursachen werden unter anderem Teilzeitarbeit, unbezahlte Care-Arbeit, gläserne Decke und strukturelle Diskriminierung angenommen.

Gender Pension Gap = Rentenlücke

  • Frauen erhalten im Alter oft niedrigere Renten als Männer. (Quelle)

  • Die Gründe hierfür sind geringere Einkommen vor der Rente und Erwerbsunterbrechungen wegen Erziehung oder Pflege (siehe Gender Pay Gap).

Die Gender Gaps sind miteinander verknüpft und haben langfristige Folgen für Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit. 

Selbstständige, Unternehmer*innen und Unternehmen können feministisch(er) agieren, wenn sie die diversen Gender Gaps auf dem Schirm haben und sich um eine feministische Preispolitik bemühen.

✅ Faire Löhne

Falls Mitarbeiterinnen, Freelancerinnen oder andere Dienstleisterinnen beschäftigt werden, gilt es, faire Löhne zahlen.

In meiner Selbstständigkeit war ich mehr als einmal Zeugin, wie erfolgreiche Unternehmerinnen nach außen für Female Empowerment einstanden, aber die virtuellen Assistentinnen und Freelancerinnen, mit denen sie hinter den Kulissen zusammenarbeiten, nicht angemessen bezahlen wollten oder grundsätzlich um jeden Euro feilschten.

Eine faire Bezahlung hingegen ist nicht nur ein Ausdruck von Respekt und Wertschätzung, sondern auch eine wesentliche Grundlage für Gleichberechtigung, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen.

✅ Faire Preise

Neben fairen Löhnen können Selbstständige und Unternehmer*innen, denen Feminismus wichtig ist, sicherstellen, dass Preise für Produkte oder Dienstleistungen fair kalkuliert sind. 

Gerade im Coachingbereich tun aber immer noch viele so, als würden sie Frauen mit Hochpreiscoachings „empowern“. 

Dabei ist das Gegenteil der Fall: 

Wer hochpreisige Onlineprogramme verkauft – wir reden hier von Coachings, die einen fünf- oder sechsstelligen Betrag kosten –, macht Produkte für einen kleinen Teil wohlhabender Frauen und leistet ganz sicher keinen Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit.

Schlimmer wird das Ganze noch, wenn Frauen, die sich diese hochpreisigen Coachings nicht leisten können, mit Sprüchen wie „Du hast das falsche Money Mindset“ oder „Du musst in dich investieren, um erfolgreich zu sein“ psychisch unter Druck gesetzt werden.

In diesem Blogartikel gehe ich detailliert auf die Argumentation aus dem Hochpreiscoaching-Bereich ein.  

Faire Preise heißt für mich auch, auf manipulative Preisgestaltung zu verzichten:

  • charmante Preise, also Preise, die auf „7“ oder „9“ enden (997, 1999 etc.) und das Produkt günstiger erscheinen lassen

  • Angel Numbers, also besonders „energetische“ Zahlen wie 333 oder 777

✅ Solidarische Preismodelle

Unter Punkt 1 habe ich bereits über den intersektionalen Feminismus gesprochen. 

Noch einmal zur Erinnerung: Feminismus darf es nicht ausschließlich darum gehen, die Situation weißer, privilegierter Frauen zu verbessern, sondern im Idealfall die Situation aller Frauen und anderer FLINTA-Personen.

Die Realität für Frauen sieht immer noch nicht gerade rosig aus:

  • Bundesweit erzielen nur 10 % der Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren ein Nettoeinkommen von über 2.000 Euro. (Quelle)

  • 19 % der Frauen verfügen über kein eigenes Einkommen, während 63 % monatlich weniger als 1.000 Euro verdienen. (Quelle)

  • Die durchschnittliche Rente von Frauen liegt derzeit unter 900 Euro pro Monat. (Quelle)

  • Das Armutsrisiko für Frauen beträgt aktuell 16 %. (Quelle)

Gerade bei den Preisen für Produkte und Dienstleistungen können Selbstständige und Unternehmer*innen diese Fakten berücksichtigen, indem sie eine solidarische Preisgestaltung einführen, um auch einkommensschwachen oder marginalisierten Gruppen den Zugang zu Programmen zu erleichtern und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Hier drei Ideen:

Ratenzahlung ohne Aufpreis

Im Coachingbereich ist es üblich, einen Aufpreis für Ratenzahlungen zu berechnen. 

Kostet ein Programm beispielsweise 1000 Euro und wird eine Zahlung in 5 Raten angeboten, beträgt die Gesamtsumme oft 10 oder 20 Prozent mehr – oder ist sogar noch höher. 

Damit werden Menschen mit geringem Einkommen gegenüber Menschen, die sich die Einmalzahlung ohne Probleme leisten können, zusätzlich benachteiligt. 

Dieses Problem lässt sich leicht beheben, indem ein Programm immer gleich kostet – egal, in wie vielen Raten jemand diesen Betrag zahlt.

Pro bono

Eine weitere Möglichkeit der solidarischen Preisgestaltung ist, Pro-bono-Beratung anzubieten.

Selbstständige und Unternehmer*innen könnten zum Beispiel sagen:

Pro Quartal biete ich X Beratungen für Menschen aus dem Bereich Y kostenfrei an.

Sind für den Quartal alle Slots belegt, sind sie belegt. Auf keinen Fall geht es darum, sich selbst auszubeuten und grundsätzlich kostenfrei für andere zu arbeiten – sondern zu seinen eigenen Bedingungen bestimmte Menschen, Themen, Werte, you name it zu supporten.

Stipendien

Bei Stipendien ist es ähnlich. Wer große Onlineprogramme mit vielen Teilnehmenden hat, kann sagen:

Pro X gekaufte Plätze vergebe ich ein Stipendium für Menschen, die Y.

Auch hier geht es nicht darum, umsonst zu arbeiten, sondern in seinen Programmen Strukturen zu schaffen, die einkommensschwachen oder marginalisierten Gruppen Zugang und Teilhabe ermöglichen.

✅ Balance zwischen Nachhaltigkeit und Solidarität finden

Ich weiß, dass gerade die Balance aus der nachhaltigen, wirtschaftlichen Kalkulation der eigenen Preise und der solidarischen Preisgestaltung herausfordernd sein kann. 

Eine einfache Lösung für dieses komplexe Problem habe ich an dieser Stelle nicht, sondern empfehle, individuelle Lösungen auszuprobieren.

Meine individuelle Lösung sieht zum Beispiel so aus, dass ich mein Wissen großzügig teile, mir meine Zeit aber gut bezahlen lasse. 

Mit anderen Worten: 

Wer mein Wissen anzapfen will, kann das kostengünstig in meinem Buch „No Social Media!“ und in meinen Selbstlernkursen oder sogar völlig kostenfrei in Blogartikeln, Podcastfolgen oder Newslettertexten tun. 

Wer meine Zeit will, muss eben ein bisschen mehr zahlen.

Gleichzeitig biete ich – seit Neuestem – eben auch eine Pro-bono-Beratung pro Quartal und andere Formen von solidarischen Preismodellen an.

Diese Lösung fühlt sich für mich gut an und mein Eindruck ist, dass es auch bei anderen Menschen gut ankommt.

#3 Keine unbezahlte Arbeit erwarten – oder selbst leisten

Während ich diesen Text schreibe, erhalte ich eine E-Mail, in der mich jemand bittet, ihr einen kostenlosen Rat für ihre Situation zu geben. 

Solche Anfragen erhalte ich regelmäßig und lehne sie grundsätzlich ab. 

Zum einen ist es aus fachlicher Sicht keine gute Idee, einem Menschen, den ich nicht kenne, Tipps zu geben. Es gibt fürs Marketing nun mal kein Geheimrezept, das zu allen passt, sondern einen Blumenstrauß an Ideen, aus dem sich jede*r die passenden Blümchen herauspicken und zu einem eigenen Strauß binden muss. 

Und selbst wenn es solche pauschalen Tipps gäbe: Wer Frauen bittet, nur mal schnell kostenlos Rat zu geben, wertschätzt ihre Zeit und ihre Expertise nicht. Das ist ein grundsätzliches Problem.

✅ Zeit und Expertise von Frauen bezahlen

Selbstständige, Unternehmer*innen und Unternehmen, die feministisch(er) sein wollen, sollten deshalb nicht erwarten oder darum bitten, dass Frauen ihr Wissen oder ihre Expertise, die sie unter Umständen über Jahre ausgebildet haben, kostenlos teilen.

Stattdessen sollten sie Frauen für ihre Zeit und Expertise bezahlen.

Gleichzeitig dürfen Selbstständige und Unternehmer*innen bei solchen Anfragen für sich einstehen und auch ganz klar NEIN sagen – höflich, aber bestimmt. 

Wichtig: 

Mir geht es hier nicht um Austausch auf Augenhöhe oder Support unter Freundinnen und lieben Kolleginnen, sondern um die grundsätzliche Erwartungshaltung, dass die Expertise und Zeit von Frauen nichts wert ist.

#4 Strukturelle Veränderungen unterstützen

Nun haben wir gerade über Menschen mit geringem Einkommen gesprochen. Doch was machst du eigentlich, wenn es bei dir so richtig, richtig gut läuft und du der Gesellschaft etwas „zurückgeben“ willst? 

Schaut man sich die Social-Media-Feeds an, scheinen die meisten Selbstständigen und Unternehmer*innen an eine Organisation ihrer Wahl zu spenden.

Lange Zeit fand ich daran auch überhaupt nichts auszusetzen und habe es auch selbst so gemacht, bis ich im Oktober 2023 ein Interview mit Marlene Engelhorn gesehen habe. 

Marlene setzt sich als Millionärin, BASF-Erbin und Gründerin der Initiative taxmenow schon seit Jahren für die Besteuerung großer Vermögen ein und fordert insbesondere für Superreiche eine neue Steuerpolitik.

Spenden findet sie ein problematisches System, weil eine Gesellschaft so reichen Einzelpersonen erlaubt zu entscheiden, wo das Geld hinfließen soll. Das verfestigt nicht nur ihre Machtposition, die sie durch ihren enormen Reichtum eh schon haben, sondern führt auch nicht immer zu sinnvollen Prioritäten.

Obwohl der Lifestyle der Milliardäre zum Beispiel eine der größten Ursachen der Klimakrise sind, gingen im Jahr 2022 nur zwei Prozent der Spenden von Reichen in die Bekämpfung des Klimawandels.

Falls dich das Interview interessiert, kannst du es hier in voller Länge nachgucken: zdf.de/3sat/bosetti-late-night/bosetti-late-night-folge1-100.html → Ab der 37. Minute spricht Marlene über Spenden.

Marlene hat sich deshalb dazu entschieden, einen Bürgerrat demokratisch entscheiden zu lassen, wie ihr Vermögen verteilt werden soll. (Quelle)

Und auch Selbstständige und Unternehmer*innen können sich fragen, ob sie ihr Geld einfach gemäß ihrer subjektiven, willkürlichen Präferenzen und Interessen spenden wollen – oder ob sie nicht vielmehr demokratische Strukturen stärken und sich für strukturelle Lösungen stark machen.

✅ Gewerkschaft beitreten

Eine erste Idee, wie Selbstständige und Unternehmer*innen strukturelle Veränderungen unterstützen können, ist, einer Gewerkschaft beizutreten.

Während es im Female Empowerment darum geht, einzelnen Frauen bei der Selbstverwirklichung zu helfen, geht es Gewerkschaften darum, die Arbeitsbedingungen aller Menschen zu verbessern.

Gewerkschaften wie ver.di zum Beispiel vertreten die spezifischen Interessen von Solo-Selbstständigen und haben dabei auch immer gesellschaftspolitische Themen im Blick. Es geht ihnen nicht darum, dass wenige Frauen finanziell erfolgreich werden, sondern dass alle Selbstständigen eine soziale Absicherung haben.

→  Zur Website von ver.di

Übrigens: Den Mitgliedsbeitrag für eine Gewerkschaft kannst du von der Steuer absetzen.

✅ Partei beitreten

Eine weitere Idee, strukturelle Veränderungen voranzubringen, ist, einer Partei beizutreten, die explizit feministische Politik betreibt.

Ich erspare mir an dieser Stelle, eine bestimmte Partei zu empfehlen. Doch ein Blick ins Wahlprogramm oder auf die Website sollte schnell Klarheit darüber verschaffen, wie eine Partei zu den Rechten von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen steht:

  • Setzt sich die Partei aktiv für Gleichstellung ein?

  • Positioniert sie sich zu intersektionalem Feminismus und berücksichtigt sie Rassismus, Klassismus und andere Formen von Diskriminierung? Unterstützt die Partei die Rechte von trans, nicht-binären und intergeschlechtlichen Menschen?

  • Wie divers ist die Partei selbst aufgestellt? Wie sieht es mit dem Frauenanteil in Führungspositionen und der Repräsentation marginalisierter Gruppen aus? Werden wichtige Positionen paritätisch besetzt?

  • Welche Maßnahmen schlägt die Partei im Hinblick auf die Gender Gaps vor?

  • Setzt sich die Partei für eine faire Bezahlung in Care-Berufen ein?

  • Fordert die Partei mehr Frauen in Führungspositionen, zum Beispiel durch verbindliche Quoten in Unternehmen und Politik?

  • Welche Konzepte hat die Partei für bezahlbare Kinderbetreuung?

  • Setzt sich die Partei für eine partnerschaftlichere Elternzeitregelung ein?

  • Was will die Partei gegen Gewalt gegen Frauen und marginalisierte Gruppen unternehmen? Gibt es Ideen oder Programme zur Prävention?

  • Setzt sich die Partei für eine Reform restriktiver Abtreibungsgesetze, zum Beispiel die Abschaffung von §218, ein?

Übrigens: Die finanzielle Unterstützung einer Partei, egal ob Mitgliedsbeitrag oder Spende, kannst du nicht als Betriebsausgabe steuerlich geltend machen, sondern als Sonderausgabe.

✅ Feministische Initiativen unterstützen

Und schließlich können Selbstständige und Unternehmen Zeit, Geld und Energie investieren, um feministische Initiativen oder Projekte zu unterstützen. Hier sind ein paar Ideen:

#5 Marketingbotschaften reflektieren 

Zu Beginn des Artikels habe ich schon erwähnt, dass es nicht unbedingt ein Beitrag für mehr Geschlechtergerechtigkeit ist, wenn Marketingabteilungen in ihren Marketingbotschaften das Verhalten von Frauen in den Mittelpunkt rücken.

Starke Frauen können heute alles erreichen, was sie wollen. Seid mutig, Mädels, und macht einfach euer Ding.💪💪💪

Solche Botschaften sehen vielleicht so aus wie Female Empowerment. Tatsächlich wird damit aber die Vorstellung aufrechterhalten, dass es ein vermeintlich richtiges oder falsches Verhalten von Frauen gibt. 

Mutig sein: richtig
Schüchtern sein: falsch

Sein Ding machen: richtig
Unsicher und zurückhaltend sein: falsch

Damit wird geschickt von der Tatsache abgelenkt, dass es gesellschaftliche Strukturen sind, die Frauen daran hindern, ihre Ziele zu erreichen. Da können sie noch so oft mutig sein, ihr Ding machen und an ihrem Mindset arbeiten. 

Folgende Marketingbotschaften finde ich deshalb wenig hilfreich bis schädlich:

❌ „Sei mutiger, dann klappt’s auch mit der Karriere!“ 

Solche Tipps ignorieren systemische Hürden wie gläserne Decken, ungleiche Bezahlung oder diskriminierende Unternehmenskulturen.

❌ „Mit der richtigen Morgenroutine zum Erfolg“
Solche Inhalte suggerieren, dass strukturelle Benachteiligung durch individuelle Selbstoptimierung überwunden werden kann. 

❌ „Frauen müssen einfach mehr fordern!“
Solche Inhalte übersehen, dass Frauen oft abgestraft werden, wenn sie Gehaltserhöhungen oder Führungspositionen fordern – Stichwort Likeability Bias.

Statt zu suggerieren, dass Frauen sich selbst optimieren müssen, sollten Marketingbotschaften auf strukturelle Veränderungen und kollektive Verantwortung abzielen. 

Ungefähr so:

✅ „Es liegt nicht an dir, sondern am System. Lass es uns gemeinsam ändern!“ 

Solche Botschaften erkennen, dass die Ungleichheit nicht durch vermeintlich falsches Verhalten verursacht wird, sondern durch gesellschaftliche Strukturen. 

✅ „Gleiche Chancen für alle – Zeit für faire Löhne und echte Vereinbarkeit!“ 

Solche Botschaften betonen notwendige Veränderungen in Politik und Unternehmen, statt Frauen für ihre Benachteiligung verantwortlich zu machen.

✅ „Gleichberechtigung ist kein Frauenproblem, sondern eine Aufgabe für uns alle!“ 

Solche Botschaften nehmen Männer, Unternehmen und Politik in die Pflicht statt nur Frauen.

Ja, solche Botschaften sind komplexer als „Du kannst alles erreichen, wenn du nur XY machst“. Aber wer sich für feministische Themen einsetzen möchte, sollte nicht schummeln und so tun, als wäre alles ganz leicht.

#6 Bildmaterial reflektieren 

Nachdem du deine Marketingtexte auf problematische Narrative überprüft hast, kannst du bei deinem Bildmaterial weitermachen.

Noch mal: Wer als Selbstständige*r oder Unternehmer*in feministisch(er) im Marketing sein will, muss Feminismus intersektional denken.

Es geht nicht darum, einfach nur mehr Frauen auf Bildern abzubilden oder sich Stockfotos rauszusuchen, auf denen zwei Frauen miteinander reden. 

Es geht darum, die Vielfalt von Frauen zu repräsentieren:

  • Frauen unterschiedlicher Altersgruppen

  • Frauen verschiedener Körperformen und -größen

  • Frauen of Color

  • Frauen mit Behinderung

  • Frauen mit sichtbaren religiösen Symbolen wie Kopftuch

  • trans Frauen und andere FLINTA-Personen

  • Frauen aus unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Hintergründen

  • Frauen in nicht-traditionellen Berufen oder Führungspositionen

  • und so weiter

Wenn dein Bildmaterial überwiegend normschöne, weiße Frauen ohne Behinderung in ihren Zwanzigern abbildet, ist noch viel Potenzial nach oben. 

Gleiches gilt, wenn dein Bildmaterial Stereotype reproduziert und traditionelle Geschlechterrollen festigt, statt sie aufzulösen, zum Beispiel: Frauen sind Mütter vs. Männer machen Karriere oder Männer sind handwerklich begabt, Frauen brauchen in diesem Bereich Hilfe und so weiter. 

#7 Frauen gezielt Sichtbarkeit schenken

Egal, welchen Bereich wir uns angucken – Männer sind sichtbarer als Frauen. Auf dieser Website wurden ein paar Not so Fun Facts zusammengetragen. Hier ein Auszug:

  • Frauen werden seltener in die mediale Berichterstattung einbezogen als Männer. Nur 26 Prozent der Menschen, die in TV-Informationsformaten zu Wort kommen, sind weiblich. 

  • Bei Veranstaltungen sind weniger als 25 Prozent der Speaker*innen weiblich.

  • Im Bereich Forschung und Entwicklung machen Frauen ca. 27 Prozent des Personals aus.

  • Nur 10 Prozent der Nennungen von Erfinder*innen bei Patenten betreffen Frauen.

  • In den Vorständen der 100 größten Unternehmen in Deutschland beträgt der Anteil der Frauen im Jahr 2023 knapp 20 Prozent.

  • 2022 wurden 28 Prozent der Professuren von Frauen besetzt.

  • und so weiter

Wollen Selbstständige und Unternehmer*innen feministisch(er) agieren, können sie es sich zur Gewohnheit machen, Frauen und anderen FLINTA-Personen gezielt Sichtbarkeit und Reichweite zu geben.

Hier ein paar Ideen:

✅ FLINTA empfehlen 

Regelmäßig Unternehmer*innen, Expert*innen und Autor*innen in den eigenen sozialen Medien, Newslettern oder Blogposts vorstellen

In Businessgruppen gezielt FLINTA und ihre Projekte weiterempfehlen

✅ FLINTA verlinken

Andere Unternehmer*innen und feministische Projekte verlinken, teilen, gezielt anfragen, promoten, fördern und so weiter

✅ FLINTA featuren 

FLINTA als Gastautor*innen für Blogs oder als Speaker*innen für Webinare und Podcasts einladen

✅ Kooperationen mit FLINTA 

Gemeinsame Produkte, Programme, Events oder Onlinekurse mit anderen FLINTA organisieren

✅ FLINTA als Speaker*innen und Expert*innen einladen 

Bei Events darauf achten, dass Frauen und andere FLINTA-Personen gleichberechtigt vertreten sind.

Auch hier wieder Intersektionalität mitdenken: nicht nur Frauen, sondern Frauen of Color, Frauen mit Behinderung, Frauen mit Migrationsgeschichte und so weiter. 

✅ Feministische Kunst stärken

Werke von feministischen Autor*innen, Künstler*innen und Musiker*innen kaufen und sie so unterstützen

#8 Inklusive Sprache 

Frauen und andere FLINTA-Personen sichtbar zu machen, schließt für mich auch die Sprache mit ein.

Statt in der Unternehmenskommunikation das generische Maskulinum zu verwenden und damit nur Männer abzubilden, können es sich Selbstständige und Unternehmer*innen angewöhnen, eine inklusive und geschlechtergerechte Sprache zu nutzen.

In den letzten Jahren wurden unterschiedliche Strategien dazu eingeführt und diskutiert. Doch die perfekte Methode gibt es bisher noch nicht. Alle Ideen kommen sowohl mit Vor- als auch mit Nachteilen.

Wie du in diesem Text sicherlich schon gesehen hast, nutze ich selbst den Asterisk (das Sternchen), weil ich das momentan für die beste Methode halte, die uns zur Verfügung steht.

Die Vorteile:

  • Das Sternchen inkludiert alle Geschlechter.

  • Laut dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) ist das Sternchen das geeignetste Genderzeichen aus Sicht der Barrierefreiheit. 

  • In der gesprochenen Sprache wird der Stern durch einen Glottisschlag ausgedrückt, eine kurze Pause wie bei „Spiegel – Pause – ei“.

Die Nachteile: 

  • Das Sternchen könnte eine Herausforderung für Menschen mit Lernschwierigkeiten sein oder für Menschen, die gerade Deutsch lernen.

  • Wird nicht von allen Screenreadern gleich gut vorgelesen.

  • Das Sternchen verleitet oft dazu, die männliche Pluralform nicht korrekt zu bilden (Ärzt*innen).

Auch wenn es die perfekte Gendertechnik noch nicht gibt, scheint mir das Wichtige zu sein, dass wir uns auf den Weg machen und als Gesellschaft überlegen, wie wir so viele Menschen wie nur möglich in Sprache abbilden und aufhören, Frauen und andere FLINTA-Personen nur mitzumeinen.

#9 Digitale Barrierefreiheit unterstützen 

Dass Feminismus intersektional sein sollte, habe ich jetzt schon oft erwähnt. Im Marketing bedeutet das auch, digitale Barrierefreiheit zu unterstützen. 

Digitale Barrierefreiheit bedeutet, Onlineinhalte auch für Menschen mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten aufzubereiten und verschiedene Altersgruppen, sozioökonomische Hintergründe oder Migrationsgeschichte zu berücksichtigen.

Zentrale Maßnahmen zur digitalen Barrierefreiheit sind unter anderem:

✅ Farbkontraste 

Hast du schon einmal versucht, einen weißen Text auf hellgelbem Hintergrund zu lesen? Lass mich raten: War eher schwierig. 

Ohne Farbkontraste können Texte schwer oder sogar gar nicht lesbar sein. Und auch Links oder Buttons sind schwer zu erkennen.

Von ausreichend hohen Farbkontrasten profitieren alle Menschen: 

Nicht nur können Menschen mit einer Sehbehinderung die Website nutzen. Die Inhalte sind für alle Menschen besser sichtbar und auch bei schlechten Lichtverhältnissen oder auf kleinen Bildschirmen lesbar.

Das richtige Verhältnis von Schriftfarbe und Hintergrund sollte mindestens 4,5:1 (Level AA) beziehungsweise 7:1 (Level AAA) sein. 

Wie sieht es auf deiner Website mit den Kontrasten aus? Du kannst hier die Farbcodes eingeben und die Kontraste überprüfen:

contrast-grid.eightshapes.com/

Oder hier:

barrierefreies.design/werkzeuge/kontrastverhaeltnis-von-farben-pruefen

✅ Alt-Text für Bilder 

Der Alternativtext (Alt-Text) beschreibt den Inhalt eines Bildes für Menschen, die es nicht sehen können und einen Screenreader verwenden. 

Ein Alt-Text sollte informativ, aber nicht überladen sein und nur bei wichtigen (aber nicht dekorativen) Bildern verwendet werden. Unnötige Begriffe von Bild von oder Foto von brauchst du nicht.

  • Schlechter Alt-Text: ein Hund (zu allgemein)

  • Guter Alt-Text: Ein hochkonzentrierter Mops im Anzug sitzt vor einem Laptop

Übrigens: Auch Suchmaschinen wie Google finden Alt-Texte gut. Wer grundsätzlich Alt-Texte nutzt, stärkt damit auch ihr SEO.

✅ Klare Überschriften-Struktur

Eine gut strukturierte Überschriftenhierarchie (h1 – h2 – h3) bei Onlinetexten ist für digitale Barrierefreiheit ebenfalls wichtig. 

Menschen mit einer Sehbehinderung nutzen Screenreader, die durch korrekt gesetzte Überschriften navigieren. Ohne sinnvolle Hierarchie wird der Text schwer verständlich. 

Das bedeutet, dass Überschriften nach ihrer logischen Funktion gesetzt werden müssen – und nicht etwa aus Designgründen. 

Schreibst du einen Onlinetext, sollte dem Titel des Textes h1 zugewiesen werden, der nächsten Überschrift h2, dann h3 und so weiter. 

Die Struktur eines Textes könnte zum Beispiel so aussehen:

<h1> Dinge, die Hunde vermutlich über uns denken

<h2> Der seltsame Tagesablauf meiner Menschlinge

<h3> Warum verlassen sie jeden Tag das Haus und kommen erschöpft zurück?

<h3> Sie schlafen in einem riesigen Körbchen, aber ich darf nicht rein?!

<h3> Ihr Ritual, sich mit Wasser und Schaum einzureiben, ist verstörend

<h2> Komische Regeln, die kein Hund versteht

<h3> Warum darf ich nicht auf den Tisch, wenn das Essen doch da ist?

<h3> Sie werfen einen Stock und erwarten, dass ich ihn zurückbringe

<h3> Sie reden mit mir, aber wenn ich antworte, sagen sie "Ruhig!"

<h3> Warum flippen sie aus, wenn ich Gäste freudig anspringe?

… und so weiter.

Weiterer Vorteil: Eine klare Überschriftenstruktur ist auch für die Lesbarkeit eines Onlinetextes und Suchmaschinenoptimierung (SEO) super.

✅ Videos und Audio barrierefrei machen

Wer auf der Website Videos oder Audios nutzt, sollte auch diese barrierefrei gestalten. Denn nicht alle Menschen können Videos oder Audios auf die gleiche Weise konsumieren.

Zentrale Maßnahmen sind:

  • Untertitel bei Videos

  • Transkripte bei Podcastfolgen

  • Audiodeskriptionen

  • barrierefreie Player 

✅ PascalCase für Hashtags nutzen

Für barrierefreie Hashtags wird PascalCase empfohlen, weil Screenreader die Wörter dann besser erkennen und korrekt vorlesen können.

PascalCase bedeutet, dass jedes Wort bei einem Hashtag großgeschrieben wird, zum Beispiel:

  • #PowergenItalia

  • #TherapistFinder

  • #WhoRepresents

  • #ExpertsExchange

  • #SpeedOfArt

Wie mensch bei diesen Beispielen unschwer erkennen kann, ist PascalCase nicht nur für Barrierefreiheit wichtig, sondern grundsätzlich für bessere Verständlichkeit sinnvoll. 

Wenn alle Anfangsbuchstaben großgeschrieben werden, gibt es auch keine peinlichen Missverständnisse mehr:

  • #powergenitalia („Powergen Italia“ oder „Powergenitalia“?)

  • #therapistfinder („Therapist Finder“ oder „The Rapist Finder“?)

  • #whorepresents („Who Represents“ oder „Whore Presents“?)

  • #expertsexchange („Experts Exchange“ oder „Expert Sex Change“?)

  • #speedofart („Speed Of Art“ oder „Speedo Fart“?)

Barrierefreiheit klingt zu kompliziert? Das kann ich gut verstehen. Auch ich habe das Thema viel zu lange prokrastiniert und mir vorgenommen, das jetzt einfach Schritt für Schritt anzugehen.

Eine Website, die helfen könnte, ist Gehirngerecht Digital:

gehirngerecht.digital/ 

#10 Feministische Selbstfürsorge 

Das Leben im Patriarchat kann anstrengend sein. Feminismus bedeutet für mich deshalb nicht nur, sich für die Rechte anderer Frauen einzusetzen, sondern auch, sich regelmäßig Zeit für die eigene Selbstfürsorge zu nehmen.

Mit Selbstfürsorge meine ich übrigens nicht Selfcare. Mir geht es nicht darum, dass sich Frauen nun teure Pflegeprodukte kaufen oder sich ein Schaumbad einlassen müssen (auch wenn das für manche sehr schön sein kann). 

Es geht nicht darum, die milliardenschwere Wellness- oder Schönheitsindustrie noch mehr zu unterstützen und noch mehr zu konsumieren. Es geht darum, im Kampf gegen das Patriarchat bei Kräften zu bleiben.

In einer Gesellschaft, die Frauen ausbeutet und überfordert, ist Selbstfürsorge ein politischer Akt

„Für mich selbst zu sorgen ist kein Luxus, sondern Selbsterhaltung – und das ist ein Akt des politischen Widerstands.“

- Audre Lorde

Dieser politische Akt sieht für jede Frau anders aus. Frauen of Color, queere Frauen, Frauen mit Migrationsgeschichte oder Behinderung müssen mit unterschiedlichen Belastungen fertig werden und haben oft unterschiedliche Strategien, um sich zu stärken. 

Selbstfürsorge kann deshalb viele verschiedene Formen annehmen:

✅ Eigene Bedürfnisse wichtig nehmen 

  • Essen

  • Schlaf

  • Ruhe

  • Bewegung

  • Kreativität

  • und so weiter

✅ Eigene Grenzen akzeptieren 

  • aus der Hustle Culture aussteigen

  • weniger arbeiten

  • Pausen machen

  • nicht ständig produktiv sein

  • sich selbst nicht ausbeuten

  • faire Arbeitszeiten

✅ Sich von Erwartungen an Frauen lösen 

  • sich selbst Priorität einräumen

  • Nein sagen lernen (im Job, in Beziehungen, in der Familie, zu sozialen Verpflichtungen)

  • sich nicht mehr für andere aufopfern

✅ Community-Care statt Selfcare 

  • Selbstfürsorge über das Individuum hinaus denken und Netzwerke bilden

  • sich mit anderen Frauen austauschen

  • Freundinnen und andere Frauen aktiv unterstützen (zuhören, helfen, sich vernetzen), 

✅ Unterstützung holen 

  • Therapie als Akt der Selbstermächtigung nutzen, um alte Muster zu durchbrechen

Selbstfürsorge ist nicht egoistisch – sie ist notwendig, um langfristig für gesellschaftliche Veränderungen zu kämpfen. 

Fazit

Es gibt eine Menge Möglichkeiten für Selbstständige und Unternehmer*innen feministisch(er) zu sein.

Zehn Ideen habe ich in diesem Blogartikel vorgestellt:

#1 Bildung, Weiterbildung und Sensibilisierung

#2 Faire Preise und Löhne

#3 Keine unbezahlte Arbeit erwarten – oder selbst leisten

#4 Strukturelle Veränderungen unterstützen

#5 Marketingbotschaften reflektieren

#6 Bildmaterial reflektieren

#7 Frauen gezielt Sichtbarkeit schenken

#8 Inklusive Sprache

#9 Digitale Barrierefreiheit unterstützen

#10 Feministische Selbstfürsorge

Falls dir die Ideen gefallen, freue ich mich, wenn du den Text mit anderen Menschen teilst. 

Hier ist noch einmal der Link zu diesem Text:

alexandrapolunin.com/blog/feministischer-selbststaendig-sein

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Warum ich Onlinekurse für 100 Euro verkaufe

Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass ich auf meiner Website Onlinekurse für 100 Euro (zzgl. MwSt.) verkaufe. Das ist kein Zufall. Was hinter der Bepreisung der Onlinekurse steckt, erzähle ich in diesem Blogartikel.

Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass ich auf meiner Website Onlinekurse für 100 Euro (zzgl. MwSt.) anbiete.

Das ist kein Zufall.

Als ich mich selbstständig gemacht habe, wollte ich – so wie viele andere auch – skalieren, skalieren, skalieren. 

Ich dachte, ich muss hochpreisige Onlineprogramme launchen und sie mit vielen Teilnehmerinnen füllen und dann werde ich reich und glücklich (lol).

Solange ich auf Social Media war, zweifelte ich nicht an meinem Vorhaben. Denn die Menschen in meiner Bubble machten es alle ähnlich. 

Erst als ich Social Media verließ, merkte ich, dass ich so meine Schwierigkeiten mit diesem Lebens- und Geschäftsmodell hatte:

  • Das klassische Launchen großer Onlineprogramme beinhaltet künstliche Verknappung, Druck und emotionale Trigger und mir wurde klar, dass ich das nicht länger unterstützen wollte.

  • Als Feministin empfinde ich es als einen Widerspruch, hochpreisige Produkte anzubieten, die sich kaum eine Frau leisten kann. Ich möchte, dass sich so viele Menschen wie nur möglich neues Wissen aneignen können, wenn sie es wollen. 

  • Ich bin nicht der Typ für ein großes Team. Ich sehe mich als kreative Selbstständige und nicht als Personalerin.

  • Ich bin auch nicht der Typ für aufwändig produzierte Videos und locker, flockig vor der Kamera sprechen. Dafür kann ich komplexe Themen auf einfache Schritte und Gedanken herunterbrechen und Menschen von A nach B führen.

  • Als introvertierter Mensch möchte ich meinen Arbeitsalltag überwiegend schreibend verbringen – und nicht mit großen Gruppencalls und Launchvorbereitung.

  • Die meisten Marketingversprechen halte ich für übertrieben. Erfolgreiches Marketing ist höchst individuell, besteht aus mehreren Komponenten und braucht vor allem eins: Zeit.

Während diese Gedanken und Erkenntnisse in mir reiften, verstand ich, dass ich ein neues Geschäftsmodell für mich brauchte. Eins, das zu meinen Stärken, Werten und dem gewünschten Arbeitsalltag passte. 

Und im Dezember 2022 kam mir plötzlich die Idee für die 100-Days-Kurse, die du auch zwei Jahre später noch auf meiner Website findest:

  • Onlinekurse, die jederzeit verfügbar sind und nicht gelauncht werden müssen

  • Onlinekurse, die für möglichst viele Menschen erschwinglich sind, weil sie nur aus Text bestehen und ich sie ohne großen Aufwand produzieren konnte

  • Onlinekurse, die auf 100 Tage ausgelegt sind und auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt sind

  • Onlinekurse, die wie Bausteine alleine oder zusammen gekauft werden können – je nachdem, was gebaut werden soll

Zu Beginn eines jeden Jahres frage ich mich, welche Produkte und Angebote im alten Jahr bleiben dürfen und welche ich ins neue Jahr mitnehmen will. Und die Onlinekurse zum Social-Media-freiem Marketing halte ich 2025 für aktueller denn je.

Weil die Richtung, in die sich die Meta-Plattformen entwickeln, besorgniserregend ist und alle Selbstständigen und Unternehmen gut daran tun, sich jetzt unabhängig von Social Media aufzustellen.

Weil die Nutzungszeit von Social Media zum ersten Mal seit der Erfassung gesunken ist und es demnach immer mehr Menschen weg von sozialen Medien zieht.

Weil Leben und Arbeiten ohne Social Media nicht nur möglich ist, sondern eine richtig, richtig gute Idee, die verschiedene Wettbewerbsvorteile bietet.

Deshalb werde ich auch 2025 die Kurse der 100-Days-Reihe weiterhin für 100 Euro (zzgl. MwSt.) anbieten und den Preis nicht erhöhen. 

Hier findest du noch mal alle Selbstlernkurse zu Social-Media-freiem Marketing im Überblick:

100 Days of Bloggen

100 Days of Gastartikel

100 Days of Marketing ohne Social Media

100 Days of Newsletter

100 Days of Schreibflow

100 Days of SEO

100 Days of Über-mich-Seite

Was machst du in den nächsten 100 Tagen?

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

Social Media löschen meets Feminismus

„Social Media löschen“ ist ein feministisches Thema, auch wenn für meinen Geschmack darüber noch zu wenig aus feministischer Perspektive gesprochen wird. 

Am 25. August 2020 habe ich das letzte Mal etwas auf Instagram gepostet und am 21. September 2021 dann meinen Account gelöscht. TikTok, Facebook, Twitter und Pinterest folgten bald. 

Ich ging diesen Schritt, weil ich merkte, dass mir soziale Medien nicht (mehr) gut taten.

Ja, Instagram und Co. haben einen mittlerweile unbestreitbaren negativen Effekt auf unsere Psyche. Doch wenn wir Instagram verlassen, weil wir merken, dass es uns nicht gut tut, dort zu sein – ist das eine Schwäche oder nicht viel mehr ein emanzipatorischer Akt?

Als ich im September 2021 dann endlich auf „Löschen“ klickte, war es für mich genau das: eine Möglichkeit, mich von dem Zwang zur Selbstoptimierung und dem chronischen Neid auf andere zu befreien und meine Selbstbestimmung zurückzugewinnen

Denn die Sache mit der Selbstbestimmung ist die: Sie hört nicht auf, nur weil wir das „Real Life“ verlassen und die Welt der Likes und Selfies betreten.

Auch was Social Media angeht, haben wir die Wahl: 

So wie wir entscheiden dürfen, ob wir Kinder mitten im Studium bekommen oder gar nicht, ob wir Ärztin werden oder eine Promotion abbrechen, ob wir uns als Frauen verstehen oder gar nicht erst im binären Geschlechtssystem verorten, ob wir Männer lieben oder einen queeren Menschen, dürfen wir auch wählen, wie wir mit Social Media verfahren: 

Wir dürfen Social Media aktiv oder passiv nutzen und es toll finden. Wir dürfen es aber auch sein lassen und unser Leben völlig ohne Social Media gestalten. Wir haben die Wahl.

Deshalb ist das Thema „Social Media löschen“ ein feministisches Thema, auch wenn darüber noch zu wenig aus feministischer Perspektive geredet wird. 

Vielleicht liegt das daran, dass soziale Medien vom Grundprinzip feministisch anmuten: Sie bieten Chancen zu mehr Diversität und Geschlechtergerechtigkeit; und im Gegensatz zur früheren Medienlandschaft gibt es – vermeintlich – keine Gatekeeper mehr, die darüber entscheiden, wer was und in welcher Form veröffentlichen darf. 

Jede*r kann mit nur wenigen Klicks einen Account anlegen und die eigene Meinung kundtun; und sicherlich hat auch das dazu geführt, dass feministische Themen in den letzten zwei Jahrzehnten entmystifiziert und einem größeren Publikum zugänglich gemacht wurden. 

Doch was ist, wenn wir einen zweiten Blick auf Social Media riskieren und uns die Menschenbilder, Strukturen und Mechanismen dahinter anschauen? 

Was ist, wenn wir uns fragen, was soziale Medien mit Menschen anstellen und ob sie menschliche Kommunikation zum Guten verändern? 

Was ist, wenn wir uns die Frage erlauben, ob soziale Netzwerke – neben der Tatsache, dass sie zweifelsohne viele Menschen ermächtigen – nicht auch ein Diskriminierungssystem sind, das Frauen abwertet, ausbeutet und Stereotype und veraltete Rollen reproduziert?

Ist es vor dem Hintergrund der Funktionsweise von sozialen Medien wirklich so „krass“, „radikal“ oder „kontraproduktiv“, Social-Media-Kanäle zu löschen, oder nicht eher absolut verständlich und vielleicht sogar … folgerichtig? 

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Marketing, Selbstständigkeit Alexandra Polunin Marketing, Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Hochpreis-Coachings im Female Empowerment: the bad and the ugly

Heute ist Welfrauentag und deshalb können wir ja mal vorsichtig in die Runde fragen: Ist es nicht irgendwie merkwürdig, dass manche Business-Coaches sagen, dass sie mit ihrem Angebot Frauen empowern wollen, dann aber Onlineprogramme anbieten, die sich kaum eine Frau leisten kann? Meine Kritik an Hochpreis-Coachings 

Heute ist Welfrauentag und deshalb können wir ja mal vorsichtig in die Runde fragen:

👉 Ist es nicht irgendwie merkwürdig, dass manche Business-Coaches sagen, dass sie mit ihrem Angebot Frauen empowern wollen, dann aber Onlineprogramme anbieten, die sich kaum eine Frau leisten kann? 👈

Ein paar Zahlen: 

  • Das Durchschnittsbruttoeinkommen von Frauen in Deutschland liegt bei 3.699 Euro. (Quelle)

  • Bundesweit haben nur 10% aller Frauen zwischen 30 und 50 Jahren ein Nettoeinkommen von mehr als 2.000 Euro. (Quelle)

  • 19% der Frauen haben kein eigenes Einkommen und 63% unter 1000 Euro.(Quelle)

  • Die Durchschnittsrente für Frauen liegt aktuell bei unter 900 Euro im Monat. (Quelle)

  • Das Armutsrisiko für Frauen liegt aktuell bei 16%. (Quelle)

  • Bekommt eine Frau ein Kind, verdient sie bis zu ihrem 45. Geburtstag bis zu 251.000 Euro weniger als eine Frau ohne Kinder. (Quelle, S. 112)

Wie kommt man angesichts dieser Zahlen eigentlich auf die Idee, dass Frauen irgendwo einen höheren vier-, fünf- oder sechsstelligen Betrag rumliegen hätten, der nur darauf wartet, in ein „empowerndes“ Coaching „investiert“ zu werden?

Nun soll dieser Text weder ein Plädoyer gegen hochpreisige* Coachings werden noch gegen Female Empowerment als vielmehr eine Erinnerung:

  • Wer hochpreisige* Onlineprogramme verkauft, macht Produkte nicht für „Frauen“, sondern für einen kleinen Teil wohlhabender Frauen. Das kann man natürlich gerne tun, nur dann hat es eben wenig mit „Female Empowerment“ zu tun.

  • Wer ausschließlich hochpreisige* Produkte anbietet, kann das Wort „Female Empowerment“ oder „Feminismus“ nicht in den Mund nehmen, ohne „Pinkwashing“ zu betreiben (= das Pflegen eines feministischen Images bei Handlungen, die diesem Image widersprechen).

Wie hochpreisige Produkte gerechtfertigt werden 

Wer selbst mal ein Business-Coaching macht, erfährt früher oder später am eigenen Leib: 

Es ist in den letzten Jahren geradezu verpönt geworden, bezahlbare** Kurse und Programme anzubieten. Business-Coaches haben eine Menge Argumente parat, warum wir als Selbstständige und Onlineunternehmer*innen unbedingt hochpreisige Produkte anbieten sollten. 

Hier die drei beliebtesten:

#1 „Wenn deine Angebote nicht hochpreisig sind, zeugt das vom ,falschen’ Money Mindset.“

Die Vorstellung, dass wir unser „richtiges“ Money Mindset unter Beweis stellen, wenn unsere Produkte hochpreisig sind, hält sich hartnäckig. Doch: WTF?!

Zunächst: Wer soll überhaupt entscheiden, was ein „richtiges“ und was ein „falsches“ Money-Mindset ist? Der Business-Coach? Und wenn ja – wie kommt er oder sie zu diesem Recht?

Unser Job als Selbstständige und Online-Unternehmer*innen ist es, Preise realistisch zu kalkulieren. So, dass unsere Ausgaben gedeckt sind und wir Gewinn machen können, den wir in Rücklagen, Vorsorge und Co. stecken können. 

Preise zu würfeln oder beliebige Zahlen aneinanderzureihen, nur damit der Preis ein bestimmtes Money Mindset an den Tag legt, „schön“ aussieht oder besonders „energetisch“ wirkt („7777 Euro“), ist nicht sehr verantwortungsbewusst gegenüber Menschen, die sich unter Umständen jeden Cent absparen, um sich ein hochpreisiges Produkt zu kaufen. Oder gar anfangen, sich zu verschulden, Kredite aufzunehmen oder Flaschen zu sammeln. (Ja, alles schon gehört.)

#2 „Verlange die Preise, die du wert bist.“

Die Verknüpfung von Geld und Wert ist ein besonders mächtiges Argument. Denn natürlich wollen wir alle wertvoll sein – und dass andere Menschen unseren Wert auf den ersten Blick anhand des Preises unserer Produkte sehen.

Doch die Verknüpfung von Geld und Selbstwert ist problematisch. 

Unser Wert als Mensch sollte überhaupt nichts mit Geld zu tun haben und unsere Finanzen sollten für unseren Selbstwert idealerweise überhaupt keine Rolle spielen. (Auch wenn das in der Praxis natürlich leichter gesagt als umgesetzt ist.)

Denn wenn Geld wirklich Ausdruck unseres Selbstwertes wäre, hieße das, dass …

  • … sich mein Wert als Mensch nach – je nach finanzieller Lage – ändert. Zum Beispiel, dass ich zu Beginn meiner Selbstständigkeit weniger wertvoll war als jetzt.

  • … der reichste Mann Deutschlands (Dieter Schwarz) 44,7 Milliarden Mal wertvoller ist als jemand, der überhaupt kein Vermögen hat und jeden Euro zweimal umdrehen muss.

  • … usw.

Ist es nicht so viel sinnvoller anzunehmen, dass unser Wert rein gar nichts mit Geld zu tun hat und dass wir, egal, ob unser Produkt 5, 50, 500, 5.000 oder 50.000 Euro kostet, einen unveränderlichen Wert als Mensch haben? 

Ich würde noch weitergehen und behaupten:

Ein Selbstwert, der von äußeren Faktoren wie Geld (wie dem Preis unserer Produkte) abhängig ist, ist ein Selbstwert, der einstürzt, sobald sich äußere Bedingungen ändern. Seinen Selbstwert an Geld zu koppeln, führt deshalb zu einem kontingenten Selbstwert – keinem echten. 

Stattdessen sollten wir unseren Selbstwert von äußeren Faktoren entkoppeln:

  • vom Umsatz

  • von der Anzahl der Kundinnen oder Followern

  • von Produktivität und von den abgehackten Punkten auf der To-do-Liste

  • und vielem anderen mehr, das die Hustle Culture uns erfolgreich eingeredet hat.

All diese Dinge sollten idealerweise überhaupt keine Rolle für unseren Selbstwert spielen.

#3 „Ob sich Menschen deine Programme leisten können, ist nicht deine Verantwortung.“

Ich finde: Auch als Selbstständige tragen wir gesellschaftliche Verantwortung. Das gilt umso mehr, wenn wir Reichweite haben und mit unseren Ansichten viele Menschen erreichen. 

Wir können – angesichts der vielen individuellen finanziellen Situationen, in denen Frauen sich befinden – vielleicht nicht die individuellen Situationen an sich lösen, ja. 

Doch wir tragen mit unseren unternehmerischen Entscheidungen dazu bei, dass sich bestimmte Strukturen und Systeme verfestigen – oder eben nicht.

Wenn wir zum Beispiel in unserem Marketing Frauen als defizitäres Wesen inszenieren und ihnen vermitteln, dass sie nicht gut genug sind, ihnen danach ein passendes hochpreisiges Coaching andrehen, das ihr vermeintliches Problem löst, und sie zusätzlich noch in einen Kredit treiben, weil wir Druck beim Verkaufsgespräch ausüben und keine Finanzierungsmöglichkeiten anbieten, können wir nicht einfach sagen: „Ist nicht mein Problem, wenn du dir das nicht leisten kannst.“

Dann sind wir das Problem.

Wie das Marketing für hochpreisige Produkte oft aussieht (und was es mit Female Empowerment zu tun hat)

Apropos Marketing: Gerade im Hochpreis-Coaching-Bereich werden eine Menge Marketingtaktiken, -tricks und -strategien an den Tag gelegt, die problematisch sind. Schauen wir sie uns im Einzelnen an.

Eigenen Lifestyle zur Schau stellen

Wenn jede*r plötzlich eine Personal Brand ist, heißt das auch, dass die Grenzen zwischen „privat“ und „beruflich“ verschwimmen. Für viele Coaches bedeutet das, Menschen auf Social Media hinter die Kulissen ihres Alltags mitzunehmen und ihnen die Errungenschaften ihres Erfolgs nach dem Motto „Mein Haus, mein Auto, mein Team“ zu präsentieren.

Wir sehen, wie sie vor ihrem Sportauto posen sich fotografieren lassen.

Oder mit ihrer Mastermind-Gruppe Privatjet fliegen. (Und es abfeiern.)

Oder in Luxushotels einchecken, die sich die meisten ihrer Follower niemals leisten können werden.

Oder ganz nach Dubai ziehen, weil sie dort kaum Steuern zahlen müssen dort jeden Tag die Sonne scheint.

Das soll in erster Linie zeigen: „Schau her, wie weit ich es gebracht hab! Schau her, wie erfolgreich ich bin! Schau her, was ich mir leisten kann!“

Doch es ist noch mehr:

Mythos Meritokratie

Diese Zurschaustellung des fancy Lifestyles wird in zweiter Linie genutzt, um in rosa-pastelligen Posts oder extrem „männlichen“ Inspirationszitaten, auf den Löwen abgebildet sind, mantraartig die immergleiche Botschaft zu teilen:

„Wenn ich das geschafft hab, schaffst du es auch!“ 

„Wenn Kundin X die Erfolge erzielt hat, kannst auch du erfolgreich werden!“

Das ist das typische neoliberale Narrativ, das Grundversprechen des Kapitalismus, der klassische American Dream: 

„Du kannst alles schaffen, was du willst, wenn du dich dafür anstrengst.“

Doch die Meritokratie ist – das gilt 2024 mehr denn je – ein Mythos. Es mag sein, dass ein gewisses Maß an Leistung sich positiv auf unser Leben auswirkt und dass wir sogar erfolgreich werden in dem, was wir tun. Doch entscheidender für die meisten Menschen ist laut Statistik immer noch, in welche Familie sie hineingeboren wurden.

Auch wenn Ausnahmen sicherlich die Regel bestätigen: Am wahrscheinlichsten ist das Szenario, dass nicht die „richtige“ Business- oder Marketingstrategie, das „richtige“ Mindset und erst recht nicht das „richtige“ Onlineprogramm Einfluss darauf hat, ob wir erfolgreich werden oder nicht, sondern unsere Herkunft.

Das ist traurig und ein Skandal, keine Frage. Doch es ist ein Fakt, den wir, wenn wir Marketing machen, auf jeden Fall kennen und beachten sollten und vor allem: nicht einfach das Gegenteil behaupten, weil es gerade so schön ins Marketing passt.

Wenig Verständnis für die Lebensrealitäten anderer Menschen

Mit dem Meritokratie-Mythos ist oft auch ein mangelndes Verständnis für die Lebensrealitäten anderer Menschen verbunden. Denn auch wenn Business-Coach Tobi, 23, es vielleicht nicht glauben mag, aber:

Für die meisten Menschen dieser Erde gibt es aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, körperlichen Verfassung, ihrem Aussehen oder sozioökonomischem Hintergrund gewisse Grenzen, Herausforderungen, Diskriminierungen oder Behinderungen. Da können sie noch so viel „wollen“ und „Affirmationen aufsagen“ und „an ihrem Mindset arbeiten“.

Ich erspare mir an dieser Stelle eine ausufernde Liste, doch nur so viel: Phrasen wie

„Ausrede“ 

„Falsches Mindset“

„Es ist leicht, das zu tun.“

sind nichts weiter als ein Zeichen der Privilegien derjenigen, die sie unreflektiert äußern, und sollten im Marketing 2024 nun wirklich nicht mehr verwendet werden. Erst recht nicht, um hochpreisige Coachings an die Frau zu bringen.

Druck und Psychospielchen

Du siehst vielleicht: Mit „Female Empowerment“ hat diese Art von Marketing nur wenig zu tun, denn es geht hier ja nicht darum, alle (oder möglichst viele) Frauen erfolgreich zu machen, sondern nur diejenigen, die bereit sind, diese hohen Preise zu zahlen.

Und da sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Wie bringen diese Business-Coaches Frauen eigentlich dazu, ihre Preise zu zahlen? 

Zunächst einmal, indem sie Menschen in einen ausgeklügelten Sales Funnel packen, aus dem es dank künstlicher Verknappung, Druck und FOMO kaum einen Weg mehr nach draußen gibt. 

Nicht selten werden zunächst neue Probleme, neue Bedarfe kreiert, die vorher so noch nicht da waren. 

Wir alle kennen diese Werbungen:

„Du wolltest schon immer schneller die Schuhe binden als deine Nachbarin? Mit MEINER METHODE kannst du sie in nur sieben Wochen um drei Sekunden übertrumpfen! Ich stehe jeden Morgen auf und bin überglücklich, weil ich weiß, wie ich mir mit der richtigen Methode die Schuhe binde – ich bin endlich ganz, geheilt, erleuchtet – und mit meinem nagelneuen Onlineprogramm ‚Erfolgreich Schuhebinden in 7 Wochen‘ kannst du es für nur 7777,- Euro nun auch! Aber weil ich WIRKLICH will, dass sich was bei dir ändert, habe ich dir meine wichtigsten Tipps in eine Masterclass gepackt, für die du dich JETZT kostenlos anmelden kannst. Aber SCHNELL, es melden sich so viele Menschen an, dass ich die Türen für mein automatisiertes Webinar BALD SCHLIESSEN muss! Also melde dich am besten jetzt sofort an, um ja NICHTS ZU VERPASSEN, und VERÄNDERE DEIN LEBEN für immer!“

Und wenn Menschen dann anbeißen – denn wer will nicht ganz, geheilt, erleuchtet sein? – und sich für die Masterclass anmelden, kommen sie in einen aggressiven Strudel aus Retargeting-Ads und Verkaufsmails. Und wenn sie dann einem 1:1-Verkaufsgespräch zustimmen, bekommen sie meist folgende Botschaften zu hören:

„Du musst Vertrauen haben!“

In den Coach. In die Methode. Ins Universum. Wenn du den Preis für das Coaching anzweifelst, hast du kein Vertrauen, und wie willst du mit dieser Einstellung überhaupt erfolgreich werden?

„Du musst in dich investieren!“

Wenn du zehntausend Euro für mein Coaching ausgibst in dich investierst, mit dem Wissen dann aber hunderttausend Euro verdienst, hast du das Geld schneller wieder drin, als du „Manipulation“ sagen kannst. Was, du brauchst eine Garantie? Guck doch mich und meinen Lifestyle an, Baby! Ich bin der beste Beweis dafür, dass du alles erreichen kannst, wenn du nur willst. Und überhaupt: Hast du denn überhaupt kein Vertrauen ins Universum?!

„Es geht nur mit meinem Programm!“ 

Du willst ohne mein Programm ein Business aufbauen / Marketing machen / erfolgreich werden / ein Trauma heilen? LOL. Viel Glück! Weißt du denn nicht, dass ICH bereits dort bin, wo du gerne sein möchtest? Dass ICH bereits alle Schritte gegangen bin, die noch vor dir liegen? Wenn du jetzt Geld für andere Kurse, Methoden oder Mentor*innen ausgeben würdest, wärst du schön blöd!

„Kein Geld ist eine Ausrede!“

Was, du hast kein Geld? Weißt du: Es ist nicht wirklich Geld, es ist nur das, was wir darüber denken. Für mich ist Geld einfach nur Energie. Energie fließt zu mir und wieder von mir weg. Ein natürlicher Lauf der Dinge. Jeder hat Energie – auch du!

Wenn du es wirklich wollen würdest, wenn du es wirklich ernst meinen würdest, dann würdest du deine Energie in mein Programm stecken. Ich habe Kunden, die nehmen sogar einen Kredit auf, weil sie ALL IN gehen.  

„Der Preis steigt!“ 

Entscheide dich schnell, denn der Preis steigt – täglich! Heute kostet das Schuhebinden-Coaching 7777,- Euro, morgen 8888,- Euro, übermorgen 9999,- Euro und in drei Tagen 123.456,- Euro. Warum? Weil ich es kann! 

Neben diesen Psychospielchen zeichnet sich das Marketing der Hochpreis-Branche oft durch mangelnde Transparenz aus.

Was nun genau im Coaching enthalten ist, welche Inhalte vermittelt werden oder wie eine Zusammenarbeit genau aussieht, wird oft unter Verschluss gehalten, denn: Du musst Vertrauen haben! Nachfragen oder gar Kritik äußern? Nicht erwünscht. 

Früher, als ich noch auf Social Media und insbesondere in Facebook-Gruppen unterwegs war, war ich oft live dabei, als kritische Kommentare gelöscht („Das hier soll ein positiver Ort sein!!!“) und Menschen, die nachfragten, zum Schweigen gebracht wurden.

Nicht selten entwickelte sich in diesen Gruppen eine merkwürdige Dynamik: Die Coachin, die für ihre Coachings einen sechsstelligen Betrag verlangte, als Marketing lediglich Fotos von sich im teuren Porsche postete und sonst nur wenig über die Inhalte des Coachings preisgab, wurde von den Facebook-Gruppen-Mitgliedern leidenschaftlich in Schutz genommen. Die Menschen hingegen, die nachfragten oder Kritik äußerten, wurden bloßgestellt („Das sagt ja viel über dein eigenes Mindset aus!!!“), beleidigt und – man könnte vielleicht sagen – letzten Endes rausgemobbt.

Merke: In der Coaching-Bubble dürfen Frauen anscheinend alles (Porsche fahren, sich teure Villen mieten, Privatjet fliegen, sechsstellige Preise für ihre Coachings verlangen) – außer kritisch nachzufragen.

Das ist nicht Female Empowerment. Das sind sektenartige Strukturen inkl. Brainwashing. 

Der Elefant im Raum: Wie können wir mit unseren Angeboten nun Frauen stärken?

Und doch gibt es einen Elefanten im Raum (er heißt Hugo), über den ich ebenfalls sprechen möchte. 

Denn natürlich ist es absolut fein, 

  • als Selbstständige oder Onlineunternehmer*in Geld für Beratung, Produkte, Coachings etc. zu bekommen (schließlich können wir alle nicht von Luft und Liebe leben)

  • ggf. auch viel Geld für Beratung, Coachings etc zu bekommen, weil viel von unserer Zeit, unserem Wissen, Können etc. in den Produkten steckt

  • und dabei gleichzeitig Frauen stärken zu wollen (schließlich ist das ein notwendiges Anliegen – wenn wir in dem Tempo so weitermachen, sind wir erst in 131 Jahren gleichberechtigt)

Die Frage ist: Wie können wir das tun, ohne dass es zu einem Widerspruch („Pinkwashing“) kommt?

Vielleicht so:

Wertschätzendes Marketing 

Wir könnten damit starten, Frauen in unserem Marketing wertschätzend zu behandeln, indem wir folgende Dinge – für mich inzwischen absolute Red Flags – vermeiden: 

  • Mangelnde Informationen über Ablauf, Inhalte und Preis des Coachings

  • Unhaltbare und pauschale Versprechen („Nach meinem Coaching hast du sechsstellige Launches“)

  • Heilversprechen, die laut HWG verboten sind 

  • Schwammige Versprechen wie „Transformation“ 

  • eine „Geheimstrategie“, die angeblich für alle funktioniert, unabhängig von ihrer individuellen Situation

  • Hohe Preise, die – selbst bei jahrelanger Erfahrung – jeglicher wirtschaftlicher Grundlage entbehren

  • Angel Numbers wie 7777,- Euro

  • Aggressives Marketing mit ausgeklügelten Funnels und Verkaufsmails

  • Schwammige Begriffe wie „Energie“ (im esoterischen Sinn, nicht im Sinne von „Kraft“), „Universum“ etc.

  • Gezieltes Auslösen von FOMO 

  • Aggressiven Einsatz von Testimonials

  • keine Zeit, um eine Nacht drüber zu schlafen 

  • Obsession mit Zahlen („Sechsstelliger Launch“, „Siebenstelliges Business“, „Zehntausend Follower“)

  • Lovebombing und keine Wahrung von Grenzen („Hallo du Liebe“, „Hallo mein Herz“)

In Strukturen denken, nicht in individueller Selbstverwirklichung

Auch wenn es schön ist, dass es einzelne Frauen „schaffen“ und erfolgreich werden mit dem, was sie tun, geht es im Feminismus darum, dass es alle (oder zumindest möglichst viele) Menschen „schaffen“. Unabhängig von ihrem Geschlecht, sexueller Identität, Herkunft, Behinderung etc. 

Nur wenn es für alle Menschen die gleichen Chancen gibt, haben wir es „geschafft“ – nicht wenn einzelne Frauen wie Sheryl Sandberg oder Angela Merkel mal für wenige Jahre an der Spitze eins Unternehmens oder Staates stehen, wir mal für ein paar Jahr einen Schwarzen Präsidenten im mächtigsten Land der Welt haben oder wenn hundert Onlineunternehmerinnen siebenstellig im Jahr verdienen. 

Denn auch der Trickle-down-Effekt, die Hoffnung, dass sich Geld, Macht oder was auch immer von „oben“ nach „unten“ verteilt, ist ein Mythos.

Deshalb muss die Frage nicht lauten: „Wie kann ich mit dem, was ich tue, einzelne (weiße, wohlhabende, hetero) Frauen dabei unterstützen, erfolgreich zu werden?“

Sondern: „Was kann ich für möglichst viele Frauen tun?“

Wie das aussehen mag, mag von Coach zu Coachin und Angebot zu Produkt variieren. Deshalb müssen wir anfangen, mehr darüber nachzudenken und zu reden und Dinge auszuprobieren.

(Und wie ich es persönlich handhabe, werde ich in einem separaten Blogartikel nächste Woche erzählen.)

Walk the walk

Es geht nicht darum, theoretisch für Female Empowerment zu sein, sondern das Gesagte auch in der Praxis umzusetzen, z.B. indem wir

  • die Frauen, mit denen wir zusammenarbeiten, angemessen und pünktlich bezahlen und wertschätzend 

  • für Diversität sorgen, sollten wir ein Team haben

  • in unserem Marketing Frauen nicht als defizitäres Wesen inszenieren

  • etc.

Nur wenn das, was wir nach außen kommunizieren, zu dem passt, was wir in unserem Unternehmen leben, können wir guten Gewissens behaupten:

Mir ist die Stärkung von Frauen ein Herzensanliegen.


Anmerkungen

*Mir ist natürlich bewusst, dass „hochpreisig“ ein höchst subjektiver Begriff ist, der für jede*n etwas anderes bedeutet. Ich verstehe in diesem Text unter „hochpreisig“ einen Preis, den sich eine Frau mit einem Durchschnittsgehalt in Deutschland statistisch nur schwer leisten könnte.

**Dasselbe gilt für „bezahlbar“.

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Einmal Achtsamkeit und zurück: Ein kritischer Blick auf die Achtsamkeitsbubble

Achtsamkeit kann eine hilfreiche Praxis fürs Individuum sein, doch sie ist im Kern unpolitisch. Denn wenn jeder vor sich hin meditiert, journalt oder affirmiert – wer geht dann auf Demos und setzt sich für gesellschaftlichen Wandel ein? Im Blogartikel werfe ich einen kritischen Blick auf die Achtsamkeitsbewegung.

Als ich mich 2020 von Social Media verabschiedete, war ich vor allem eins: müde. 

Jahrelange Dauerpräsenz in den sozialen Medien hat dafür gesorgt, dass ich keine Wochenenden, Feierabende oder Urlaub mehr hatte und den Kontakt zu mir und meinen Bedürfnissen (fast) verlor.

Und als ich – gerade nochmal rechtzeitig, bevor ich „so richtig“ erkrankte – die Reißleine zog, war Achtsamkeit wie ein Rettungsboot. Vor allem mit …

  • der Erinnerung, meine Bedürfnisse, Gefühle und meinen Atem wieder in den Fokus zu nehmen und radikal zu akzeptieren, was ich da finde.

  • den vielen hilfreichen Gewohnheiten, mit denen ich besser abschalten und in Balance bleiben konnte.

  • der Verbindung, die ich wieder zu mir bekam, nachdem Instagram und Co. mir das jahrelang abtrainierten.

Hätte ich damals die Achtsamkeit nicht entdeckt – wer weiß, was passiert wäre? 

Deshalb habe ich auch auf dieser Website hin und wieder über Achtsamkeit geschrieben und zwei Jahre lang eine Mastermind für „Achtsames Marketing“ angeboten. 

Doch irgendwann – ich kann gar nicht genau sagen, wann das war – begann ich, die vielen Probleme zu sehen, die es in der Achtsamkeitsbubble gibt. Und in mir entstand der Wunsch, mich von dieser Bubble zu distanzieren.

Aber der Reihe nach:

Achtsamkeit kann eine hilfreiche Praxis fürs Individuum sein

Noch immer halte ich eine achtsame Haltung gegenüber sich selbst, anderen Menschen und dem Planeten für eine wunderbare Art und Weise, durchs Leben zu gehen. Einen Blick dafür zu haben, was wir, andere Menschen und unsere Welt brauchen – das kann aus jeder erdenklichen Perspektive nur sinnvoll sein.

Deshalb finde ich die Grundgedanken der Achtsamkeit immer noch wichtig und richtig – auf einer individuellen Ebene.

Jedes Individuum darf für sich entscheiden, welche der vielen Werkzeuge, die das Konzept der Achtsamkeit bietet, hilfreich sind, um in Kontakt mit seinen Bedürfnissen und Gefühlen zu kommen (oder zu bleiben). 

Das kann Meditation sein oder Yoga. Journaling oder Affirmationen. Spezielle Atemtechniken oder Dankbarkeitstagebücher. Doch das kann auch etwas ganz anderes sein.

„Ich dachte von dir immer, du meditierst jeden Morgen und schreibst in einem Dankbarkeitstagebuch und so Sachen“, sagte mal eine Kollegin zu mir. Da musste ich doch sehr lachen.

Mein Alltag ist mehr Heavy Metal als Meditation. Und ich lese öfter seichte Romane, als dass ich in ein Dankbarkeitstagebuch schreibe. Dennoch fühlt sich das für mich im Großen und Ganzen nach einem „achtsamen“ und präsenten Leben an – auf meine eigene Weise eben.

Doch egal, wie eine Achtsamkeitspraxis nun im Einzelnen aussehen mag, sie hat Grenzen – und genau das ist das erste Problem, auf das ich auf meiner Achtsamkeitsreise gestoßen bin:

Die Achtsamkeitsbubble ist im Kern unpolitisch

Wenn jetzt jede*r vor sich her meditiert, journalt und affirmiert – wer stürzt dann das Patriarchat? Wer setzt sich gegen Neonazis ein und für Demokratie? Wer geht auf Demos?

„Du hast selbst die Wahl, ob du das Geschirrspülen genießt oder dich darüber aufregst“, hab ich sinngemäß mal in einem Achtsamkeitsbuch (von einem Mann geschrieben) gelesen. Wirklich? Und zu den gesellschaftlichen Strukturen, die Frauen mehr Geschirrspülen als Männern aufbürden, gibt es dann rein gar nichts mehr zu sagen? Schon praktisch.

Natürlich will ich damit nicht sagen, dass Achtsamkeit und gesellschaftlicher Wandel oder Aktivismus sich grundsätzlich ausschließen. Grundsätzlich ist natürlich auch vorstellbar, dass jemand morgens meditiert und abends ehrenamtlich geflüchteten Menschen hilft. 

Doch in der Praxis hat ein Tag nun mal 24 Stunden und wenn ich diese Stunden damit verbringe, mir passende Apps für meine Achtsamkeitspraxis rauszusuchen, habe ich möglicherweise weniger Zeit, Energie und Headspace, um mich mit anderen Themen zu beschäftigen.

Mir ging es zumindest so.

Ich war lange Zeit in dieser Ommmm-Blase gefangen und so mit Ein- und Ausatmen beschäftigt, dass ich nicht mehr wahrnahm, was da um mich in der Welt alles passierte.

Spiritual Bypassing nennt sich das und meint, dass alles „Negative“, was einem auf dem erleuchteten Weg stört, aus dem Leben eliminiert wird.

„Ich konsumiere schon seit X Jahren keine Nachrichten mehr“ ist in diesem Zusammenhang eine Auszeichnung, mit der immer noch (zu) viele Achtsamkeitscoaches prahlen und „Was, du liest immer noch Nachrichten?“ eine Frage, die Menschen sofort in eine Rechtfertigungsposition bringt und den Eindruck erweckt, dass sie halt „selbst Schuld“ daran sind, wenn ihnen angesichts der Weltlage mal nicht die Sonne aus dem Popo scheint.

Doch wir können es uns nicht mehr erlauben, unpolitisch zu sein – auch als Selbstständige*r. 

Denn die Demokratie und die Werte, für die wir als Gesellschaft stehen, werden gerade ernsthaft bedroht. Das ist keine Übertreibung. Und das ist keine Übung. 

Gerade in letzter Zeit passieren Dinge, die 2024 wirklich nicht mehr passieren sollten.

Das hier zum Beispiel.

Oder das hier.

Wir können es uns nicht mehr erlauben, uns in unser stilles Kämmerlein einzusperren und den Weltschmerz wegzuatmen oder ihn gar nicht mehr an uns ranzulassen. Wir müssen laut und aktiv werden – jetzt.

Für mich haben soziale Medien, die Hass, Hetze und Falschinformationen mit Reichweite belohnen und die Möglichkeit zu Mikrotargeting bieten, einen großen Anteil daran, dass Europa und Deutschland wieder nach rechts rücken. Deshalb „nerve“ ich weiterhin Menschen mit diesem Thema und werde nicht müde, darüber auf dem Blog und im Newsletter zu schreiben oder auf dem Podcast zu sprechen. 

Es wird viel Unfug im Namen der Achtsamkeit getrieben

Kennt eigentlich noch jemand die Ursprünge der Achtsamkeit? Sie liegen im Buddhismus und ganz wichtig: Achtsamkeit ist dort keine herausgelöste, für sich stehende Technik, sondern eingebettet in Fragen der Ethik

Löst man Achtsamkeitstechniken nun völlig aus ihrem Kontext, geht das nicht immer gut. 

Die Achtsamkeitsbubble ist – wie vermutlich jede Bubble – wild durchmischt. Reflektierte Achtsamkeitsansätze sind genauso Teil der Bewegung wie pseudowissenschaftliche, esoterische oder allgemein völlig unkritische Ansätze.

Ich bin mehr als einmal mit Menschen in Kontakt gekommen, die wirklich wilde Theorien vertraten, und ich musste höllisch aufpassen, dass ich nicht zu tief in den Kaninchenbau falle und auf einer Seite auftauche, auf der ich eigentlich gar nicht sein will.

Wo Achtsamkeit draufsteht, ist auch nicht immer Achtsamkeit drin. Wenn große Unternehmen mit ausbeuterischen Strukturen der Belegschaft ein Achtsamkeitstraining spendieren, aber nichts an den Strukturen ändern, ist das genauso, wie wenn ein Unternehmen sich ein grünes Image aufbaut, während es weiterhin munter die Umwelt verschmutzt: ein Widerspruch, den man Achtsamkeitswashing nennen könnte.

Und dann so zu tun, als wäre das Individuum dafür verantwortlich, dass es ihm in ausbeuterischen Strukturen gut geht, setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf. 

Nicht nur große Unternehmen, sondern auch namhafte Achtsamkeitscoaches sind davor nicht gefeit. Achtsamkeit ist eben zur lukrativen Nische geworden und manch eine*r scheint zu denken, dass der Zweck die Mittel heiligt.

Überhaupt ist die Achtsamkeitsbewegung extrem kompatibel mit der Hustle Culture und der neoliberalen Logik: Statt Strukturen zu verändern, geht es darum, dass das Individuum durch Atemtechniken und Co. besser mit Hustle Culture zurechtkommt. 

Im Grunde bleibt also alles so, wie es ist, nur dass ich abends etwas besser einschlafen kann …

Achtsamkeit und ich

Fazit: Auf einer individuellen Ebene kann Achtsamkeit eine wunderbare Möglichkeit sein, mit der VUCA- oder sogar BANI-Welt zurechtzukommen. Und wen soziale Medien überfordern, findet eine Menge Werkzeuge, die dabei helfen können, seine Bedürfnisse zu spüren und wieder in Balance zu kommen.

Doch – und das ist für mich das Entscheidende – was passiert dann?

  • Gehe ich – gestärkt durch meine Achtsamkeitspraxis – mit meinen Themen nach draußen, suche Verbindung zu anderen, versuche gezielt, etwas in der Welt zu verändern? Werde ich aktiv?

  • Oder kapsel ich mich ab, rede mir ausbeuterische gesellschaftliche Strukturen schön und lasse überhaupt keine Weltereignisse mehr an mich heran? Geht es mir nur noch um „Good Vibes“? Verfestige ich sogar ausbeuterische Strukturen, indem ich ausnahmslos dem Individuum die volle Verantwortung für sein Wohlergehen zuweise, und ihm sage „Meditieren ist die Lösung“?

Ich will jedenfalls nicht zu dieser zweiten Gruppe gehören. Oder auch nur den Anschein erwecken, dass ich unter Umständen zur zweiten Gruppe gehören könnte. Das tue ich nämlich nicht.

Ich will von Social Media erschöpften Menschen nicht sagen: „Atme den Social-Media-Stress doch einfach weg.“ 

Ich will ihnen vielmehr zeigen, wie die Strukturen sozialer Medien überhaupt erst zu dieser Erschöpfung beitragen. Und dass es eine valide Möglichkeit ist, Social Media zu kritisieren, zu boykottieren und vielleicht sogar zu verlassen.

Deshalb wird Achtsamkeit weiterhin ein Teil meines privaten Lebens bleiben, aber es wird nicht (mehr) das sein, worum all meine Gedanken kreisen und worum es hier auf meiner Website gehen soll. Dafür ist mir der gesellschaftspolitische Aspekt an Social Media zu wichtig.

Und ist Marketing, das ethisch ist und nicht mit der Psyche der Menschen spielt, nicht automatisch auch achtsam? Marketing, das Achtsamkeit in den Mittelpunkt stellt, muss umgekehrt nicht immer ethisch sein …

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Ein kritischer Blick auf das Female Empowerment auf Social Media

Wie feministisch sind die üblichen „Female Empowerment“-Posts auf Social Media? The answer may (not) surprise you: Bedingt. In diesem Blogartikel geht es um die widersprüchlichen und problematischen Botschaften der Girlbosse auf Instagram und Co.

In knapp einem Monat ist internationaler Weltfrauentag.

Und wie immer wird – neben wichtigen Anliegen, Aktionen, Impulsen und Statistiken – eine Menge gefährlicher Blödsinn im Namen des „Female Empowerment“ verbreitet.

Oft (und insbesondere) von Coaches.

Für mich gehört das zu den Hauptwidersprüchen der hippen Girlboss-Female-Empowerment-Selbstverwirklichungsbubble:

Wir tun so, als wäre uns die Stärkung von Frauen eine Herzensangelegenheit – doch unsere Handlungen sprechen eine andere Sprache.

Hier eine lange Liste von Begriffen, Bildern, Botschaften und Handlungen, die dem Anliegen der Female-Empowerment-Bewegung schaden – und abschließend ein paar Ideen, wie wir es besser machen können.

#1 Die Sprache im Female Empowerment

Alles fängt mit der Sprache an.

Powerfrau
Karrierefrau
Fempreneur
Bosslady
Ladyboss
Working Mum
Mumpreneur
Mompreneur
SHEO
 

Diese Begriffe mögen nett oder sogar als ein Kompliment gemeint sein, doch sie zeigen ganz deutlich:

Wenn Frauen oder Mütter arbeiten oder sich selbstständig machen, ist das immer noch eine Abweichung von der Norm und sollte extra betont werden. Als wären wir immer noch ganz verwundert darüber, wenn Frauen Karriere machen oder Mütter arbeiten.

In der Linguistik nennt man das eine konversationelle Implikatur: Wir sagen zwar nicht explizit, dass es „nicht normal“ ist, dass Frauen arbeiten oder Karriere machen, aber wir meinen das stillschweigend mit. 

Das liegt an den sogenannten Konversationsmaximen, die der Sprachphilosoph H. P. Grice 1967 „entdeckt“ hat. Im Fall von „Powerfrau“ oder „Karrierefrau“ gilt die Maxime der Relevanz. Wäre es nicht relevant, die „Power“ oder „Karriere“ extra zu betonen, würden wir es gar nicht erst so formulieren.

Wie im Grice’schen Beispiel vom Kapitän und dem Maat. 

Der Kapitän schreibt ins Logbuch: Heute, 11. November, der Maat ist betrunken. Der Maat liest den Eintrag, wird wütend und schreibt seinerseits: Heute, 12. November, der Kapitän ist nicht betrunken. 

Die Implikatur ist klar: Normalerweise ist der Kapitän betrunken, doch heute – es geschehen noch Zeichen und Wunder – mal nicht! 

Die Maxime der Relevanz greift auch, wenn wir sagen:

Heute war das Essen in der Mensa mal lecker.

Oder:

Heute hat Michael mal selbst das Klo geputzt.

Wir implizieren mit diesen Sätzen, dass der Normalfall ein ganz anderer ist. Deshalb sind auch solche Begriffe wie „Frauenfußball“ bescheuert. Und deshalb tut sich die Female-Empowerment-Bewegung keinen Gefallen damit, von „Powerfrauen“, „Karrierefrauen“ und Co. zu sprechen. 

Wie absurd diese Wörter eigentlich sind, merken wir spätestens, wenn wir das männliche Pendant bilden:

Powermann
Karrieremann
Manpreneur
Bosssir
Sirboss
Working Dad
Dadpreneur
HEO

Diese Begriffe gibt es nicht, weil es für Männer „normal“ ist, „Power“ zu haben oder Karriere zu machen. Und weil die Frage, ob ein Mann Kinder hat, in einer Gesellschaft, in der Mütter immer noch einen Großteil der Care-Arbeit übernehmen, zu vernachlässigen ist. 

Deshalb ist es auch so witzig, wenn der Satire-Account „Man who has it all“ twittert:

Working husband? How do you keep your energy levels up? Jack, age 28 „I keep an almond in my coat pocket“. Inspirational.

Mindestens genauso problematisch ist die Verniedlichung von Frauen mit Begriffen wie

Girlboss
Bossbabe
Girlpreneur
Girlpower

„Girlboss“ geht auf „Nasty Gal“-CEO Sophia Amoruso zurück, die den Begriff mit ihrem gleichnamigen Buch 2014 in die Welt gebracht hat. 

Doch was sagen Begriffe wie „Girlpower“ und Co. überhaupt aus? 

Vielleicht: „Keine Angst, ich werde mit meiner ‚Power‘ das Patriarchat schon nicht zum Einsturz bringen. Schließlich bin ich ja nur ein kleines Mädchen.“

Oder: „Ich bin nur ein ‚Girl‘ und will ein bisschen ‚Boss‘ spielen.“

Inzwischen hat es sich zum Glück auch ein Stück weit „ausgegirlbosst“. Während Anfang 2017 der Begriff „Girlboss“ im Urban Dictionary noch so erklärt wurde: 

A woman in control, taking charge of her own circumstances in work & life. Someone who knows her worth and won't accept anything less. […] She is empowering and inspiring to those around her. She kicks ass!

Heißt es bereits 2021 und 2022:

A person who co-opts popular feminist “girl power” rhetoric as a way to virtue signal to other neoliberals and shield themselves from criticism.

Oder:

Someone who is lauded by themselves or others as a feminist icon, despite not typifing feminism in many ways or sometimes being unpleasant and unethical in a way that is antithetical to feminism.

Von „empowering“ (2017) zu „gegensätzlich zum Feminismus“ (2022) in nur fünf Jahren – wie konnte das passieren?

#2 Die Ästhetik im Female Empowerment

Bevor wir diese Frage beantworten, müssen wir zuvor über die Botschaften sowie über die Bilder und Ästhetik sprechen, die manchmal im Namen der Girlboss-Mumpreneurs-Female-Empowerment-Bewegung verbreitet wird.

Geben wir den Begriff „Girlboss“ in Fotodatenbanken wie Canva ein, sehen wir zu 95% einen ganz bestimmten Typ Frau.

Weiß.
Jung.
Schlank.
Gestylt.
Reine Haut.
Volles Haar.
Stilvoll gekleidet.

Blonde Frau sitzt mit übergeschlagenen Beinen auf einem weißen Eames-Stuhl und guckt selbstbewusst in die Kamera.

Ein typisches „Girlboss“ laut Canva: jung, schlank, schön.

 

Eine heile, glorifizierte, pastellige Welt aus Apple-Gerät, duftenden Blumensträußen, Kaffeebechern und Terminplanern (denn ein Girlboss ist busy!).

Flatlay von einem Laptop, einem Notizbuch, Stift und einem Strauß Rosen

Ein typischer „Workplace“ eines „Girlboss“: Laptop, Blumen, Pastell.

 

Wen sehen wir auf prototypischen Girlboss-Bildern nicht oder vergleichsweise selten? Richtig: Women of Colour, Muslimas, Transfrauen, Frauen jenseits der 50 oder Vielfalt von Frauenkörpern.

Was findet auf den prototypischen Girlboss-Bildern üblicherweise nicht statt? Richtig: der meist unglamouröse Alltag von Frauen, die sich selbstständig machen und dabei mit diversen Gender Gaps zurechtkommen müssen.

#3 Botschaften im Female Empowerment

Die typischen Bilder der Selbstverwirklichungsbubble stehen für einen weißen, wohlhabenden „Feminismus“ und haben mit der Realität der meisten Frauen nur wenig zu tun. 

Nicht selten legen sie einen so starken Fokus auf „Good Vibes Only“, sodass ihre „positiven“ Botschaften ins Toxische gehen und Herausforderungen, Probleme, Rückschläge grundsätzlich ignorieren.

Vor allem aber passen diese Bilder zu der Kernbotschaft, die im Namen des Female Empowerment verbreitet wird:

Du kannst super erfolgreich werden, wenn du nur hart genug (an dir) arbeitest und dabei stets positiv bleibst.

Sheryl Sandberg hat diese neoliberale Message im Namen der Frauenbewegung 2013 in die Welt gesetzt. 

In ihrem Buch – mittlerweile ein Bestseller und Klassiker – „Lean in. Frauen und der Wille zum Erfolg“ schreibt Sandberg sinngemäß:

„Wenn Frauen hart arbeiten und mutig sind, können sie alles erreichen, was sie sich vornehmen.“

Hört sich erst einmal gut an, ist bei näherem Hinsehen aber nur ein unreflektierter Worthaufen, der stark nach Privilegien riecht.

Sheryl Sandberg, die bis Herbst 2022 COO von Facebook war, hat ein geschätztes Vermögen von 1,5 Milliarden Dollar. Nicht Millionen, MILLIARDEN. Und vermutlich lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage:

Einer weißen, reichen Frau kommen solche Sätze leichter über die Lippen als beispielsweise Alleinerziehenden, deren Zeit, Kraft und finanzielle Ressourcen nun einmal beschränkt sind. Oder Schwarzen Frauen, die täglich Diskriminierungserfahrungen machen.

Für die meisten Frauen dieser Erde gibt es in patriarchalen Strukturen Grenzen. Selbst wer als Frau weiß und glücklich verheiratet ist – sobald Kinder ins Spiel kommen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir nach durchgemachten Nächten und dank Gender Care Gap erst einmal nicht sooo leistungsfähig sind.

Überhaupt gehen Female Empowerment und die Hustle Culture, für die vor allem Millenials anfällig zu sein scheinen, erstaunlich oft Hand in Hand.

Häufig das Credo der Selbstverwirklichungsbubble: hustle and grind.

Ein echtes „Girlboss“ meint es ernst und gibt jeden Tag alles.
Trinkt erst Kaffee und rettet dann die Welt.
Macht ständig Selfies von sich bei der Arbeit oder eine Instastory davon, wie sie eine Pause macht.

Die Spitze der Selbstverwirklichungsbubble-Hustle-Bubble ist der 5am Club – ein Konzept, das auf das gleichnamige Buch von Robin Sharma zurückgeht. 

Sharmas These: 

Frühmorgens, wenn alle schlafen, können wir ungestört unseren Zielen nachgehen. Wir können Sport machen, meditieren, lesen. Morgens um 5 Uhr sind die wertvollsten Stunden. (Dich ruft garantiert niemand an. Selbst der WhatsApp-Gruppenchat des Fußballvereins des Kindes bleibt stumm.) Das Wissen, dass du schon etwas für dich getan hast, wird dich den ganzen Tag beflügeln und dich unglaublich produktiv machen. 

Einschlägige Beispiele sind schnell gefunden: Tim Cook steht laut Business Insider um 3:45 Uhr auf. Ehemalige First Lady Michelle Obama um 4:30 Uhr. Tim Armstrong um 5 Uhr. Sergio Marchionne um 3:30 Uhr.

Die Botschaft ist klar: Erfolgreiche Menschen sind Frühaufsteher!

Und so zwingen sich „frischgebackene“ Girlbosses Tag für Tag um 5 Uhr aus den Federn, weil erfolgreiche Menschen nun mal nicht snoozen. 

Dass wir in der Leistungsgesellschaft weniger schlafen sollen, um noch mehr zu leisten und noch produktiver zu sein, ist zunächst einmal wenig überraschend: Schlaf ist aus kapitalistischer Sicht völlig wertlos. Denn wer schläft, leistet nichts und kann noch nicht einmal etwas konsumieren. 

Die Forschungslage ist allerdings gar nicht so eindeutig, wie die 5am-Befürworter*innen tun. 

Es gibt Studien, die belegen, dass Morgenmenschen gesünder sind und länger leben. Es gibt aber auch genauso Studien, die zeigen, dass es nichts bringt, sich zum Frühaufstehen zu zwingen, wenn mensch einen anderen zirkadianen Rhythmus hat. Oder dass es keinen Zusammenhang zwischen der Aufstehzeit und dem sozioökonomischen Status gibt. 

Kurz: Wer von sich aus früh wach ist, darf gerne um 5 Uhr aufstehen und meditieren. Wer sich schwer damit tut, wird vermutlich nicht produktiver und leistungsfähiger, sondern durch den Schlafmangel auf Dauer krank werden.

Wem ist mit diesem hustlenden, früh aufstehenden Female Empowerment also geholfen? Na, vor allem Männern.

Denn wenn die Antwort der Female-Empowerment-Bewegung auf die diskriminierenden gesellschaftlichen Strukturen lautet, dass Frauen einfach noch härter arbeiten und noch früher aufstehen müssen, wird sich in absehbarer Zeit nichts an diesen Strukturen ändern.

Und wer Frauen zu 100% die Verantwortung für ihren Erfolg oder Misserfolg überträgt oder alles als eine Frage des „richtigen Mindsets“ darstellt, erzeugt unrealistische Ideale, die Frauen in eine Selbstoptimierungsspirale bringen, sie unter Druck setzen und an sich zweifeln lassen.

Das könnte zum Beispiel so aussehen:

#1 Frau möchte mich selbstständig machen.

#2 Frau entdeckt auf Instagram einschlägige Accounts, die ihr sagen: Für dich ist alles möglich, wenn du hart genug arbeitest!

#3 Frau fühlt sich bestätigt, freut sich und beginnt, hart zu arbeiten und sich den Wecker auf 4:30 Uhr zu stellen.

#4 Nach ein paar Tagen/Wochen/Monaten/Jahren merkt sie: Hmmm, irgendwie ist es nicht so glamourös, wie es bei den „Bossbabes“ immer aussieht. Ich arbeite nicht in einem Büro mit Blick auf eine Skyline, sondern auf der Couch zwischen Wäschebergen und Krümeln der Tiefkühlpizza, die ich mir abends um 23 Uhr noch schnell gegönnt habe. Ich bin durch das frühe Aufstehen erschöpft und hab trotz täglichem Meditieren Streit mit meinem Mann, weil ich nicht als einzige den Haushalt schmeißen will. Und zahlende Kund*innen finde ich nach einem Jahr auch nicht!

#5 Frau scrollt noch einmal durch sämtliche Accounts, denen sie auf Insta folgt, und stellt immer wieder fest: Alle anderen schaffen es doch auch. Es muss an mir liegen. Bei allen anderen sieht es leicht aus. Bei mir ist es schwer. Ich bin das Problem. Mit mir stimmt was nicht. 

Das ist der große, traurige Widerspruch des Female Empowerment

Frauen sollen empowered werden, doch durch die einseitigen Botschaften, die auf Social Media wie am Fließband produziert und geteilt werden, bekommen sie immer wieder vermittelt, dass sie nicht gut genug sind. 

Zum Beispiel, weil sie nach einer Nacht, in der ihre Kinder gekotzt haben und sie zweimal das Bett komplett neu beziehen mussten, es nicht schaffen, um 5 Uhr aufzustehen, Affirmationen aufzusagen und Tony Robbins zu lesen.

Thanks for nothing, Female Empowerment!

#4 Handlungen im Female Empowerment

Doch am beunruhigendsten ist für mich das sogenannte Pinkwashing.

So wie „Greenwashing“ Methoden meint, sich in der Öffentlichkeit ein klimafreundliches Image aufzubauen, während die Handlungen des Unternehmens in der Realität alles andere als umweltfreundlich sind, meint „Pinkwashing“ ein feministisches Image von Unternehmen oder Unternehmer*innen, während die Handlungen eine ganz andere Sprache sprechen.

Sollten Frauen, die sich Female Empowerment auf die Fahnen schreiben, nicht gerade solidarisch mit anderen Frauen sein?

Möchte mensch meinen. Doch die Praxis sieht alles andere als solidarisch aus.

Das Vereinbarkeitsproblem – der Gender Care Gap – zum Beispiel wird nicht etwa dadurch gelöst, Männer und Väter stärker in die Pflicht zu nehmen und für eine gerechtere Aufteilung der Care-Arbeit einzustehen, sondern durch „Nannys“ und „Putzfeen“. 

Als ich 2018 das allererste Mal ein größeres Onlineprogramm buchte, war das einer der ersten Tipps, den ich von etablierten Business-Coaches bekam.

Nicht nur, dass sie für sich selbst entschieden, andere Frauen nicht angemeldet oder in Minijobs als Reinigungskraft zu beschäftigen und sie damit in die Altersarmut zu treiben – sie empfahlen ihren Kund*innen, dasselbe zu tun.

Schließlich können wir Frauen ja nicht gleichzeitig ein Imperium aufbauen und das Klo putzen. Oder?

Seit 2018 sind fünf Jahre vergangen, doch geändert hat sich wenig:

Noch immer geben manche Frauen im Namen des Female Empowerment anderen Frauen den Ratschlag, weniger privilegierte Frauen auszubeuten, um erfolgreich zu sein und ihr individuelles Vereinbarkeitsproblem zu lösen.

Es sei ein altes, veraltetes Modell, schreibt Teresa Bücker pointiert, in dem „Macht bedeutet, die ‚Drecksarbeit‘ an Menschen abzutreten, die nur Zugang zu diesen Arten der Arbeit haben. Und privilegierte Frauen machen in diesem Modell mit. Sie stärken es, statt einzufordern, die Arbeitswelt neu zu organisieren.“ (Quelle)

Das Outsourcen der Care-Arbeit, für die frau nun keine Zeit mehr hat, weil sie sich selbst verwirklichen will, steht also im krassesten Widerspruch zu der Botschaft des Female Empowerment: Frauen zu „ermächtigen“, sie handlungsfähig zu machen, Chancengleichheit zu schaffen und die Einkommensschere zu schließen.

Ähnlich sieht es aus, wenn erfolgreiche Onlineunternehmerinnen Freelancerinnen beschäftigen. 

Immer wieder sind es gerade die Unternehmerinnen, die sich medienwirksam „Female Empowerment“ auf die Fahnen und Instaposts schreiben, die ihre eigenen Mitarbeiterinnen aus irgendeinem Grund ausklammern, jeden berechneten Euro in Frage stellen, um jedes Angebot grundsätzlich feilschen und Stundensatzerhöhungen pauschal ablehnen, Wochen ins Land ziehen lassen, bevor sie Rechnungen begleichen. 

Außen Girlpower, innen Scrooge.

Wenige Jahre nach „Lean in“ müssen wir also feststellen: Es reicht eben nicht, einzelne Frauen an der Spitze zu sehen, solange frauenfeindliche Strukturen in der Gesellschaft und in Unternehmen existieren. Denn natürlich sind auch erfolgreiche Frauen nicht davor gefeit, Mitarbeitende auszubeuten und toxische Unternehmensstrukturen fortzuführen.

So wie Girlboss Sophia Amoruso, die schwangere Mitarbeiterinnen feuerte und mit Nasty Gal letzten Endes Insolvenz anmeldete.

Oder Audrey Gelman, die mit „Wing“ einen sicheren Coworking-Space für Frauen und nicht-binäre Menschen gründen wollte, der sich dann aber als rassistisch und diskriminierend entpuppte. 

Oder Elizabeth Holmes, die in ihrem Unternehmen Theranos eine Kultur der Angst und Geheimhaltung schuf, einige Zeit als erste Selfmade-Milliardärin galt und inzwischen wegen Anlagebetrugs zu elf Jahren Haft verurteilt wurde. 

Die Bilanz der (selbsterklärten) Girlbosses ist also ernüchternd. Doch die Spitze der systematischen Ausbeutung von Frauen im Namen von Girlpower sind sogenannte MLMs

MLM ist die Abkürzung für Multi-Level-Marketing, was auch als „Network-Marketing“ oder „Direktvertrieb“ bezeichnet wird. Die vielleicht bekanntesten Beispiele für MLMs in Deutschland sind Tupperware, Vorwerk (Thermomix), Mary Kay oder die DVAG

Der Grundgedanke ist, dass Produkte direkt von zufriedenen Kund*innen empfohlen und verkauft werden. 

Ganz praktisch sieht das dann so aus: 

Deine Nachbarin ruft dich an und lädt dich zu einer Tupperparty ein …

Die Mitschülerin, von der du schon neunzehn Jahre nichts gehört hast, findet dich plötzlich auf Facebook und fragt dich, ob du schon von diesem Nahrungsergänzungsmittel gehört hast, mit dem sie ihren bettlägerigen Cousin dritten Grades wieder zum Laufen gebracht hat …

Eine völlig Unbekannte schreibt dir auf Instagram, dass sie genauso jemanden wie dich sucht und es viele Möglichkeiten für solche Macher-Menschen wie dich gibt, sich selbst zu verwirklichen … 

Ein Kumpel faselt auf einmal etwas von Strukturvertrieb und Lebensversicherungen und davon, dass es ganz einfach ist, fünfstellig im Monat zu verdienen …

Die Versprechen der MLM-Bubble sind in der Tat gigantisch.

Wir können völlig flexibel Geld verdienen.
Ganz bequem von zu Hause aus.
Selbst wenn wir siebzehn Kinder und drei Goldfische haben.
Es sind überhaupt keine Vorkenntnisse nötig.
Dafür winken quasi grenzenloses, passives Einkommen, ja finanzielle Freiheit gar – solange der richtige Einsatz gebracht wird.

Dabei ist inzwischen klar, dass der Hauptumsatz bei MLMs nicht durch den Verkauf der Produkte generiert wird, sondern durch das Anwerben von neuen Mitgliedern, die wiederum Produkte verkaufen.

Solche Praktiken sind sowohl in der Europäischen Richtlinie zu unlauteren Geschäftspraktiken (Richtlinie 2005/29/EG) als auch im deutschen Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG §16 Abs. 2) nicht erlaubt. 

Deshalb wird in MLMs einfach nicht transparent gesagt, dass die Rekrutierung von neuen Mitgliedern im Fokus steht. Fertig ist der durch und durch undurchsichtige „Werde dein eigener Girlboss“-Kuchen.

Denn ja: Natürlich werden durch die Betonung auf Flexibilität und Vereinbarkeit vor allem Frauen angesprochen

Doch wie Dr. Claudia Groß vom Institute for Management Research der Radboud University Nijmegen zeigt, werden die Selbstverwirklichungs- und Umsatzversprechen nicht eingelöst. Durch die teils illegalen Praktiken, den Missbrauch sozialer Beziehungen und die sektenähnliche Zustände profitieren nur wenige an der Spitze. 

Ein Mensch aus 40.000 wird mit MLMs reich.

Ein Mensch aus 2.000 kann mit MLMs ein Nettoeinkommen von 2.500–4.000 erwirtschaften.

Die durchschnittlichen Einkünfte, so Dr. Claudia Groß, liegen bei MLMs aber weit unter dem Mindestlohn. (Quelle)

Daran ändert auch nichts, dass eine Reihe von Celebritys sich positiv über MLMs äußern, als Speaker auf MLMs-Events auftreten oder gleich ganz einsteigen. Tony Robbins, GaryV, Chuck Norris, Jürgen Klopp. Die Liste ist lang.

MLMs sind für nahezu alle Menschen, die mitmachen, ein Verlustgeschäft und ganz sicher nicht die Möglichkeit für Frauen, sich selbst zu verwirklichen und finanziell frei zu werden. 

Und weil es so unfassbar traurig ist, dass vor allem Frauen so bewusst und systematisch – oft im Namen des Female Empowerment – getäuscht werden, etwas Comic Relief.

#5 Kapitalismus in pink 

Die Female-Empowerment-Bewegung auf Social Media ist also auffällig systemkompatibel. Schließlich müssen sich weder Männer noch Strukturen ändern, sondern wieder einmal wir Frauen.

Wir sind es, die mehr leisten müssen.
Wir sind es, die früher aufstehen müssen.
Wir sind es, die nicht gut genug sind. 

Diese Botschaften sind praktisch fürs Marketing. Denn wer Frauen als Mangelwesen darstellt, kann ein Produkt anbieten, das diesen Mangel vermeintlich behebt.  

Es ist ein perfides Businessmodell: Frauen einreden, dass sie nicht gut genug sind, und ihnen danach ein hochpreisiges vier-, fünf- oder sechsstelliges Produkt anbieten, damit sie sich endlich wertvoll fühlen. 

Nicht selten werden Frauen dabei zusätzlich unter Druck gesetzt, indem ihnen ein „falsches Mindset“ attestiert wird, sollten sie diese Beträge nicht zahlen wollen oder können. 

Das heißt jetzt nicht, dass Selbstständige, die mit anderen Frauen zusammenarbeiten, niemals verkaufen dürfen. Oder dass ihre Produkte nicht das kosten dürfen, was sie wert sind.

Es ist aber ein großer Unterschied, ob ich einen bestehenden Bedarf bediene und bestehende Probleme lösen will oder ob ich die Frau als defizitäres Wesen inszeniere und es als ihre einzige Möglichkeit darstelle, ein teures Programm zu kaufen.

Manchmal werden noch nicht einmal Ratenzahlungen angeboten (und wenn doch, grundsätzlich immer mit einem saftigen Aufpreis im Vergleich zur Einmalzahlung) und Frauen werden direkt oder indirekt ermuntert, einen Kredit aufzunehmen und Schulden zu machen.

Die dunkle Seite des Female Empowerment treibt Frauen also mit ihren Gaslighting-Praktiken nicht nur in den finanziellen Ruin, sondern erfüllt auch eine Gatekeeping-Funktion, indem sie Selbstverwirklichung nur für Frauen mit entsprechenden finanziellen Ressourcen – oder diejenigen, die bereit sind, sich dafür zu verschulden – zugänglich macht.

„Gaslight, Gatekeep, Girlboss“.

Das ist nicht Female Empowerment sondern ein weißer „Upper Class“-Feminismus, von dem nur die Frauen profitieren, die eh schon privilegiert sind. 

Die Tassen, Taschen, Shirts, Hoodies, Notizbücher, Stifte, Mousepads, Handyhüllen, Sticker, Poster, Schlüsselanhänger und Jutebeutel, auf denen „Girlboss“ oder „Girlpower“ gedruckt wird, wirken dagegen fast schon harmlos …

Typische Girlboss-Ästhetik: Ein Schild, auf dem Girlboss geschrieben steht, ein Becher Coffee To Go und ein Social Media Planer
 

… sind es aber natürlich auch nicht. Hier wird nicht nur Zugehörigkeit durch Konsum erkauft. Die Shirts, auf den „Girlpower“ steht, werden nicht selten von Frauen in Südostasien unter prekären Bedingungen genäht.

Back to the roots

Natürlich ist das Anliegen, Frauen zu stärken und ihnen zu Chancen- und Einkommensgleichheit zu verhelfen, ein wichtiges. 

Nur müssen wir Female Empowerment nicht individuell denken, sondern strukturell.

Wir müssen nicht das Vereinbarkeitsproblem von einigen wenigen glücklichen (weißen) Frauen lösen, sondern idealerweise von allen oder zumindest von möglichst vielen.

Wir können mit dem Frauenbild starten, dass Frauen bereits genug sind, so, wie sie sind, und dass sie sich nicht optimieren müssen, um erfolgreich zu werden. Klar dürfen Frauen lernen, wachsen und sich verändern – doch aus intrinsischer Motivation, weil sie ein Thema interessiert und sie es wollen.

Wir können ihr Vertrauen in ihre Fähigkeiten stärken, statt ihnen das Gefühl zu geben, dass ihnen etwas fehlt.

Wir können den Selbstwert von Frauen von Leistung und Erfolg entkoppeln und ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie auch dann wertvoll sind, selbst wenn ein Plan nicht gelingt, selbst wenn sie nichts leisten.

Wir können anfangen, komplexere, realistischere Botschaften auf unseren Kanälen zu verbreiten. Botschaften, die deutlich machen: Der Weg zu einer erfolgreichen Selbstständigkeit ist nicht immer gerade, einfach und pastellig. Wir können Wege aufzeigen, wie es vielleicht etwas leichter geht.

Wir können für Diversität einstehen und Frauen jeglicher Herkunft, Religion ansprechen und beschäftigen. Wir können darauf achten, dass die Bilder, die wir nutzen, die Vielfalt von Frauenkörpern abbilden, und nicht nur die Norm.

Wir können unsere Botschaften einem Intersektionalitätscheck unterziehen und uns fragen, ob wir hier aus einer privilegierten Position sprechen oder die tatsächlichen Lebensrealitäten, die oft Begrenzungen enthalten, mitdenken.

Wir können bei uns ansetzen und unsere eigenen Mitarbeiterinnen fördern, wertschätzen, respektieren, stärken und angemessen bezahlen. 

Und zwar nicht nur am Frauentag, sondern 365 Tage im Jahr.

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Selbstständigkeit Alexandra Polunin Selbstständigkeit Alexandra Polunin

Warum wir dringend über den Gender Care Gap reden müssen

Wir müssen reden! Über den Gender Care Gap in der Selbstständigkeit, weltfremde Tipps von priviligierten Business-Coaches und warum „Dream big“ die meisten selbstständigen Frauen unter Druck setzt, statt sie zu motivieren.

Disclaimer: 

Dieser Blogartikel könnte verstörend wirken, wenn du kein feministisches Gedankengut in dir trägst. 

Wenn du denkst, dass diese „Gleichberechtigungsk*cke nervt“ und wir „das Ganze“ doch schon längst überwunden haben.

Auch wenn du etwas zart besaitet bist und nicht gerne über – nennen wir sie mal – profane menschliche Dinge liest, solltest du lieber nicht weiterlesen.

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Immer noch da? 

Gut. 

Dann gehe ich davon aus, dass du nichts dagegen hast, wenn ich das Kind beim Namen nenne.

Das Ding ist nämlich: Ich muss etwas Wichtiges loswerden.

Etwas, das ich eigentlich schon längst hatte aussprechen wollen (sollen, müssen!), aber mich bisher nicht traute.

Etwas, das mir immer saurer aufstößt, je länger ich in dieser Onlinebusiness-Welt unterwegs bin.

Etwas, das mich wurmt, frustriert, traurig und zunehmend auch wütend hinterlässt.

Etwas, das vor allem dann für dich relevant ist, wenn du selbstständig bist und Kinder hast.

Puh. Einmal tief durchatmen. Bist du bereit?

Dann starte ich am Anfang und erzähle alles der Reihe nach …

Teil 1: Dream big …

Beginnen wir mit dem flauschigen Teil, der von Träumen handelt.

Von großen Träumen.

Denn wenn du selbstständig bist und die letzten Jahre nicht gerade unter einem Stein gewohnt hast, kennst du mit Sicherheit das Credo der meisten Business-Coaches und Inspirationszitate da draußen: 

Dream big. 

Träume groß.
Denke groß.
Setz dir große Ziele.
Shoot for the stars … und wenn es dir nicht gelingt, landest du eben auf dem Mond!

Ich muss zugeben: Ich mag groß denken oft auch. In der Theorie klingt das nämlich alles ganz hervorragend.

Du kannst alles erreichen, was du willst.
Finanzielle Unabhängigkeit.
Freude, Sinn und Erfüllung.
Sechsstelliger oder siebenstelliger Umsatz. (Im Monat!)

Ist das nicht so viel schöner als ein Teilzeitjob im Büro mit blödem Chef und mickriger Rente? Mit Sicherheit!

Damit wäre der Flausch aber auch schon zu Ende und wir kommen zum zweiten (weniger schönen) Teil des Blogartikels: den profanen Dingen. (Ich hatte dich gewarnt!)

Teil 2: … und wer macht die Wäsche?!

Denn die inspirierenden Motivationszitate von Business-Coaches auf Social Media verraten leider nicht, wer die Bude putzt, während du groß träumst.

Wer einkauft, kocht, die Spülmaschine ein- und ausräumt, die Kinderarzttermine wahrnimmt, die Muffins fürs Kuchenbuffet im Kindergarten backt, die Wäsche wäscht, trocknet und einräumt, Staub wedelt, staubsaugt, den Boden wischt, die Fenster putzt, sich nahrhafte Abendessen überlegt und Einkaufszettel schreibt, Kinder bringt und abholt, Bananenbrot für den Sonntagskaffee backt.

Also: Who cares?

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr groß, dass du das bist. 

Dass du groß träumst und dein „Herzensbusiness aufbaust“, während du gleichzeitig auch Hintern abwischst und Wäsche sortierst.

Selbstverwirklichung meets Gender Care Gap

Denn der Gender Care Gap – it’s a thing.

52,4% mehr Care-Arbeit erledigen Frauen gegenüber Männern.
Und wenn du in deinen Dreißigern bist und Kinder hast, sind es ganze 110,6% (!) mehr.

Auch sonntags verbringen Mütter laut DIW vier Stunden mehr mit Care-Arbeit als ihre Partner. Und sogar wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten, erledigen Frauen immer noch 41% mehr Care-Arbeit. 

Wie viel Zeit bleibt da eigentlich noch für Selbstverwirklichung? Jetzt mal in echt und ohne die rosarote Pinterest-Inspirationszitat-Brille? 

Seit mehr als fünf Jahren arbeite ich hauptsächlich mit anderen selbstständigen Frauen (meistens Müttern) zusammen und kann deshalb sagen, dass ein großer Teil dieser Frauen struggelt. Big time.

In der Realität sieht es nämlich so aus, dass selbstständige Mütter oft …

  • diejenigen sind, die spontan umplanen müssen, weil wieder mal Homeschooling auf dem Plan steht

  • wichtige berufliche Termine absagen, um sich um ihre kranken Kinder zu kümmern, weil Väter „sich ja nicht einfach so freinehmen“ können

  • in die Küche umziehen müssen, weil der Mann Homeoffice macht und das Arbeitszimmer nun mal „braucht“

  • am Wochenende arbeiten, weil das oft die einzige Möglichkeit für sie ist, Dinge nachzuholen, die sie unter der Woche nicht geschafft haben 

  • bis spät in die Nacht arbeiten (oder bis ihnen die Augen zufallen), weil sie tagsüber diejenigen sind, die Kinder vom Kindergarten holen und sie bespaßen

  • zusätzlich noch den unsichtbaren Teil der Care-Arbeit leisten, der sich „Mental Load“ nennt (also an Dinge denken, im Blick behalten, planen, organisieren) 

Unbezahlt. Ungesehen. Unwertgeschätzt.

Als wäre das schon nicht schlimm genug, gibt es erschreckend viele Business- und Social-Media-Coaches da draußen, die diese gesellschaftliche Realitäten ignorieren und die „Du kannst alles schaffen, wenn du nur hart genug arbeitest“-Idee bis zum Äußersten treiben. 

Dein Business ist nicht so erfolgreich, wie du gerne hättest?
Dann liegt es mit Sicherheit daran, dass deine Ziele nicht groß genug sind!

Du hast nur wenig Zeit, um dein Business aufzubauen? Dann steh doch einfach noch früher auf (#miraclemorning) oder noch besser: Geh gar nicht erst schlafen! Hast du doch alles selbst in der Hand.

Du bist mit Selbstständigkeit und Kindern hoffnungslos überfordert? Dann verbessere doch dein Zeitmanagement! Trödel halt nicht zu viel. Alles eine Frage der Prioritäten.

Du fühlst dich ausgebrannt und kannst einfach nicht mehr? Komm schon! Wer sein Business liebt, braucht keine Pausen. Und abends erreichst du nun mal die meisten Menschen auf Instagram. #fact

Diese Beispiele habe ich mir nicht etwa ausgedacht (schön wär’s), sondern ist teilweise O-Ton von den Business-Coaches verzweifelter Kund*innen, die ausgebrannt sind und in unseren Gesprächen, bei denen es ja eigentlich um Marketing gehen soll, weinen.

Bin das nur ich oder stinkt da was gewaltig zum Himmel?! 

Nicht die Arbeitsmoral der selbstständigen Mütter ist das Problem, sondern Strukturen und Beziehungen, die Unmögliches von ihnen abverlangen.

Dream big – aber back gleichzeitig auch Bananenbrot für die Kita!

Sei die liebende Mutter, die du bist, und immer zur Stelle, wenn die Kinder krank sind – aber poste jeden Tag auf Insta und mach 10 Storys!

Wie soll das bitte schön gehen, wenn der Tag nunmal 24 Stunden hat und man mit seinem Popo nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann?

(Und ich rede hier noch nicht einmal von alleinerziehenden oder verwitweten Menschen, die jeden Pups alleine stemmen müssen. Das Ausmaß ihrer Belastung kann ich als Frau in einer Partnerschaft sicherlich noch nicht einmal erahnen …)

Es sei denn …

Selbstverwirklichung meets Privilegien

… ja, es sei denn, die Business-Coaches, die Mütter zum Dauerhustle animieren, sind überproportional häufig eins: privilegiert.

Männer zum Beispiel, die selbst keine Kinder oder aber eine Frau haben, die ihnen „den Rücken freihält“, während sie ihren „entrepreneurial success“ feiern. 

Wie GaryV beispielsweise.

Während Gary also überall seine toxische „Hustle Culture“ verbreitet und von den großen Bühnen dieser Welt „Stop making excuses for not working towards your dreams“ ruft, nimmt ihm seine Frau 100% der Care-Arbeit ab.

Schon praktisch.
Oder eben: verdammt privilegiert.

Denn Gary muss sich nicht mit solch weltlichen Dingen wie Kochen, Schulaufgaben und Kloputzen beschäftigen, während du, wenn du eine Frau bist und Kinder hast, es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Tag für Tag tust. 

Nur, dass wir uns nicht falsch verstehen: 

Ich sage nicht, dass du dich als Mutter nicht selbstständig machen solltest. Oder aufhören solltest, GaryV zu lesen.

Ich sage vielmehr:

Wenn du mit erfolgreich sein willst, solltest du sicherstellen, dass auch Thomas mal die Reste von der Kloschüssel kratzt. Schließlich kackt er nicht nur Goldglitter und Feenstaub.

Ja, ich schreib das jetzt einfach mal so direkt.
Fette das auch noch gleich dazu.
Und kursiviere es.

Weil manche Dinge einfach mal in fett und kursiv geschrieben werden müssen. 

Und glaube mir, ich würde das Ganze auch noch mit leuchtenden Pfeilen hinterlegen, wenn ich könnte. 

Doch es gibt noch mehr:

Jede vierte Frau wird – unabhängig von ihrer sozialen Schicht – mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. 

Ich vermute: Das Thema gerechte Aufteilung der Care-Arbeit steht bei diesen Frauen nicht unbedingt weit oben auf der Prioritätenliste, sondern eher … ungeschlagen durch den Tag kommen oder … überleben?!

Oder ist häusliche Gewalt auch bloß eine von diesen Entschuldigungen, Gary? 

Noch einmal: 

Selbstständige Frauen und Mütter brauchen nicht noch mehr Motivationssprüche und Hustle-Tipps von Männern, die die gesamte Care-Arbeit sowieso an ihre Frau abwälzen, sondern Gleichberechtigung. Und gesellschaftliche Strukturen, die Gleichberechtigung forcieren.

Das Mindeste ist aber, dass wir Frauen unsere Ohren auf Durchzug schalten dürfen (müssen!), wenn privilegierte Business-Coaches, die partout gesellschaftliche Realitäten ignorieren, uns irgendwelche weltfremden Tipps an den Kopf werfen.

Selbstverwirklichung meets Ausbeutung

Aber halt, es gibt doch noch einen Ausweg.
Einen total genialen.
Einen, der wirklich funktioniert.

Zumindest sagen es viele erfolgreiche Frauen, wenn man sie fragt, wie sie ihr Business und den Haushalt vereinbaren: eine „Putzfee“!

Klingt doch super: Warum sich mit dem Göttergatten über das dreckige Klo streiten oder Abstriche beim Business machen, wenn du die lästigen Haushaltspflichten auch einfach auslagern kannst?! 

Vereinbarkeit? Check!

So einfach ist es leider nicht.

Vielleicht können privilegierte weiße Frauen ihr individuelles Vereinbarkeitsproblem lösen, indem sie sich mehrmals die Woche Reinigungskraft, Babysitter und Nachhilfe leisten, aber für die meisten Frauen dieser Welt ist es eben keine realistische Lösung. Da können sie noch so oft Geld manifestieren oder positiv denken.

Außerdem hat diese „Lösung“ einen hohen Preis. Denn in den meisten Fällen werden haushaltsnahe Dienstleistungen wie die Reinigung der Wohnung an andere Frauen ausgelagert. Und zwar an ökonomisch schwächere.

Mit intersektionalem Feminismus (also dem Ansatz, der neben Geschlecht auch Faktoren wie sozialen Status, Herkunft, Nationalität, sexuelle Orientierung etc. berücksichtigt) hat die „Putzfee“-Lösung also nichts zu tun. 

Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass man damit ein System unterstützt, das Frauen in die Altersarmut treibt, ist groß. Sehr groß. So genannter Schwarzarbeit und Minijob sei Dank.

Dream big … with a twist!

Also doch nichts mit Selbstständigkeit, großen Zielen und Welt verändern und so? 

Klar kannst du „groß träumen“, wenn du willst. 

Nur können wir uns Gleichberechtigung nicht einfach schönträumen. Oder mit Inspirationszitaten und Aufrufen zum Dauerhustle lösen.

Und vor allem sollten privilegierte Menschen, die kein Vereinbarkeitsproblem haben, nicht zum Maßstab aller Dinge werden. 

Was du stattdessen tun kannst? Ich habe einige „bodenständige“ Vorschläge für dich:

  • Sicherstellen, dass nicht nur du für die „kleinen“, weltlichen Dinge wie die Wäscheberge verantwortlich bist.

  • Gut für dich sorgen. Du hast ein Recht auf Pausen, Feierabende und Wochenenden.

  • Geduld mitbringen. Lass die anderen doch einfach hustlen und schenk dir etwas, was sich kaum jemand mehr in der Online-Welt schenkt: Zeit.

  • Dein Tempo gehen. Nein, du musst nicht innerhalb von einem Jahr ein Millionenbusiness aufbauen, sondern kannst auch einen Schritt nach dem anderen gehen. 

  • Darauf achten, dass du nicht ein System unterstützt, das Frauen in die Altersarmut treibt.

  • Wählerisch bei Mentor*innen sein und sich an Menschen orientieren, die dich nicht zum Dauerhustle überreden wollen, sondern auch deine persönliche, familiäre und finanzielle Situation im Blick haben.

  • Sich fragen, welche Business-Tipps und -Strategien wirklich zu dir passen. Du musst nicht auf Social Media sein, wenn du nicht willst, und kannst dein Marketing auch nachhaltig mit einem Blog und einer überzeugenden Website gestalten, anstatt in Reels zu tanzen.

Und voll allem: Nett zu sich sein.
Ich bin mir sicher, du gibst jeden Tag dein Bestes.

Quellen:

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