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Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.


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Social Media Detox? Bringt nichts!

Wenn soziale Medien einen negativen Einfluss auf unsere (mentale) Gesundheit haben – uns überfordern, überreizen oder stressen –, suchen viele Menschen eine schnelle Lösung und legen einen Social Media Detox ein. In diesem Blogartikel möchte ich mich kritisch mit dem Thema „Social Media Detox“ auseinandersetzen und dir verraten, warum ich persönlich kein großer Fan dieser Methode bin.

Wenn soziale Medien einen negativen Einfluss auf unsere (mentale) Gesundheit haben – uns überfordern, überreizen oder stressen –, suchen viele Menschen eine schnelle Lösung und legen einen Social Media Detox ein. 

Einerseits ist das verständlich. Oft ist der Leidensdruck so groß, dass man am liebsten vorgestern schon eine Lösung dafür hätte. Andererseits ist ein Detox meist nicht die Lösung für die Probleme, die Social Media mit sich bringen.

In diesem Blogartikel möchte ich mich kritisch mit dem Thema „Social Media Detox“ auseinandersetzen und dir verraten, warum ich persönlich kein großer Fan dieser Methode bin.

Aber jetzt noch mal Schritt für Schritt und der Reihe nach:

Was ist ein Social Media Detox überhaupt? 

Während bei einem Digital Detox Menschen auf sämtliche digitalen Geräte und Anwendungen verzichten, geht es bei einem Social Media Detox darum, für einen bestimmten Zeitraum keine sozialen Medien mehr zu nutzen.

Facebook.
Instagram.
TikTok.
X (ehemals Twitter).
Pinterest.
LinkedIn.

All diese Plattformen (und noch viele mehr) können Gegenstand eines Social Media Detox werden.

Wie funktioniert ein Social Media Detox? Die Methoden

Manche sagen: „Ich nutze eine Woche lang keine sozialen Medien mehr.“ Andere nehmen sich vor, für einen Monat (oder noch länger) auf Social Media zu verzichten. Wiederum andere fokussieren sich auf eine einzige Social-Media-Plattform und legen beispielsweise „nur“ einen Instagram Detox ein.

In dieser Zeit sind die Menschen nicht auf Social Media aktiv: Sie posten nichts und konsumieren nichts. Sie loggen sich nicht mehr in ihre Accounts ein und streichen soziale Medien für diese Zeit völlig aus ihrem Leben. 

Oft deinstallieren sie ihre Social-Media-Apps vom Smartphone, um nicht „in Versuchung“ zu kommen, doch noch mal nachzuschauen, was es Neues gibt. 

Gerade wer soziale Medien beruflich nutzt, sagt vorab gerne seinen Follower*innen Bescheid, dass für einen bestimmten Zeitraum kein neuer Content kommt und man nicht auf Anfragen und Nachrichten reagieren wird. So kommt man nicht in die Situation, dass Menschen auf eine Antwort oder Reaktion unnötig warten und dann möglicherweise enttäuscht sind.

Inzwischen gibt es auch Social Media Detox Apps, die bei der Entgiftung helfen können, oder sogar kostenpflichtige Social Media Detox Retreats, bei denen man sich mit anderen Menschen zusammenschließt, um sich gemeinsam von sozialen Medien zu „entgiften“.

Welche Social-Media-Detox-Methode geeignet ist, darf jede*r für sich selbst entscheiden. Auch Fragen nach der „richtigen“ Dauer (7 Tage, 14 Tage, 30 Tage oder noch länger) oder dem „richtigen“ Zeitpunkt brauchen individuelle Antworten.

Welche Vorteile hat ein Social Media Detox?

Viele Menschen haben inzwischen einen Social Media Detox gemacht. Und wenn man die zahlreichen Erfahrungsberichte im Netz liest, scheint ein Social Media Detox – auf den ersten Blick – viele Vorteile zu haben:

  • Menschen berichten, dass der Drang, Instagram zu öffnen, nach ein paar Tagen nachlässt, und sie sich weniger fremdbestimmt fühlen.

  • Da man nun nicht mehr alle paar Minuten seine Likes und Kommentare checkt, wird die Aufmerksamkeit nicht mehr fragmentiert. Die Folge: Konzentration und Produktivität steigen.

  • Beziehungen verbessern sich, weil man nun weniger am Smartphone ist und mehr mit Menschen redet, die einem gegenüber sitzen.

  • Das Vergleichen mit Fremden im Internet wird reduziert. Wir fühlen uns (wieder) wohler mit uns und unserem Körper.

Wie sinnvoll ist ein Social Media Detox wirklich? (Meine Argumente dagegen)

Klingt toll, was gäbe es da an einem Social Media Detox überhaupt auszusetzen? Ich habe die fünf wichtigsten Argumente gegen einen Social Media Detox zusammengetragen:

#1 Das Gewohnheitsargument

Auch ich habe früher, als ich noch auf Social Media war, oft einen Social Media Detox gemacht. Oder sollte ich lieber sagen: Mich von Social Media Detox zu Social Media Detox gehangelt?

Denn genau das ist der erste Nachteil eines Social Media Detox: Der Effekt ist kurzfristig.

Das liegt daran, wie Gewohnheiten funktionieren. Sie haben einen Auslöser (zum Beispiel: Ich habe eine Aufgabe beendet.) und ein mit dem Auslöser verbundenes Verhalten (zum Beispiel: Ich öffne eine Social-Media-App.). Wenn wir das Verhalten an den Tag legen, wird unser Belohnungszentrum aktiviert und Dopamin ausgeschüttet. Wir fühlen uns gut (Ein Like!) und legen das Verhalten auch das nächste Mal an den Tag.

Bis sich Gewohnheiten ändern, kann es aber bis zu drei Monate dauern. Deshalb wird ein Social Media Detox von 7, 14 oder 30 Tagen meist nichts bringen. Unsere ungesunden Social-Media-Gewohnheiten sind immer noch in uns, wir haben sie nicht grundlegend verändert.

Und wenn wir dann nach 7, 14 oder 30 Tagen zu Social Media zurückgehen, sind die alten Gewohnheiten meist auch wieder da. Wir können uns vielleicht noch ein paar Tage disziplinieren, doch spätestens nach ein paar Wochen geht es uns wieder nicht gut und wir denken schon über den nächsten Social Media Detox nach.

Ein Teufelskreis. Und vor allem: Wie lange soll das so weitergehen?

#2 Das Giftargument 

In diesem Zusammenhang stellt sich noch eine weitere Frage:

Wenn soziale Medien so schädlich sind, dass wir sie sogar als „Gift“ bezeichnen – schließlich heißt „Detox“ so viel wie „entgiften –, warum setzen wir uns dann die übrige Zeit überhaupt diesem Gift aus?

Das wäre so, als würden wir an 351 Tagen im Jahr jeden Tag 200g Zucker (oder 2 Flaschen Wein) zu uns nehmen und es aber okay finden, weil wir ja zweimal im Jahr für 7 Tage fasten. 

Es stimmt zwar schon, dass die insgesamt 14 Tage Fastenzeit im Jahr dem Körper dann gut tun und positive Effekte haben. Doch relevanter ist, dass wir die meisten Tage im Jahr unseren Körper Giften aussetzen, die ihn schädigen. Da fällt die Fastenzeit dann kaum mehr ins Gewicht.

Auch finde ich es spannend, wie wir Social Media in Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen diskutieren:

Da ist uns allen klar, dass sie negative Auswirkungen auf die Gehirne junger Menschen haben können und wir junge Menschen vor dem oft schädlichen Einfluss sozialer Medien schützen wollen. So weit, so gut. Doch warum schützen wir unsere Kinder, aber uns nicht?

#3 Das Wissenschaftsargument

Und was sagt die Wissenschaft zum Thema „Entgiften“ bzw. Social Media Detox?  

Der Begriff „Detox“ kommt ursprünglich aus der Ernährung und bezeichnet eine „Entgiftung“. 

Die Annahme: Durch ungesunde Gewohnheiten sammeln sich in unserem Körper schädliche Stoffe (sogenannte „Schlacken“) an, von denen wir uns regelmäßig „reinigen“ müssen. 

Tatsächlich ist eine positive Wirkung von Entgiftungskuren wissenschaftlich nicht nachzuweisen, sodass aktuell nicht unbedingt ein „Detox“ als vielmehr eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und Schlaf empfohlen wird. 

So ist es mit einem „Social Media Detox“ auch: Klar können wir uns täglich in digitalen Räumen aufhalten, die uns nicht guttun, und uns, wenn es gar nicht mehr geht, „entgiften“. Doch wissenschaftlich belegen lässt sich die Wirksamkeit einer solchen Entgiftungskur nicht. 

Eine systematische Evaluation von 21 Studien zu Digital Detox kam 2021 sogar zu dem Ergebnis, dass Digital Detox oft keine Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung von Symptomen bringt. Manche Studien kamen auch zu gemischten Ergebnissen. (Quelle)

Vor allem FOMO (Fear of Missing Out) ist eine häufige „Nebenwirkung“ eines Social Media Detox. 

Und: Die Rückfallquote ist bei einem Digital Detox meist hoch. In der bitkom-Studie aus dem Jahr 2022 kam heraus, dass die Hälfte derjenigen, die einen Digital Detox einlegen, bereits nach wenigen Stunden wieder aufgaben. (Quelle)

Leonard Reinecke, Professor für Medienwirkung und Medienpsychologie, sieht die Forschung zum Digital Detox insgesamt eher kritisch. Zum einen, weil die Definition oft unklar ist. („Was ist ein Digital Detox oder Social Media Detox überhaupt? Was beinhaltet er genau und was nicht?“) Und zum anderen, weil sich bei nicht selbst auferlegten Einschränkungen von vornherein ein negatives Gefühl einstellt und sich Studien somit nicht gut durchführen lassen. (Quelle)

#4 Das Verantwortungsargument

Und schließlich das Verantwortungsargument. Die Diskurse rund um einen Social Media Detox kreisen immer um das Individuum und die Frage, wie ein Individuum mit den Herausforderungen sozialer Medien umgehen kann.

Natürlich ist diese Frage nicht unwichtig, doch damit tritt eine viel wichtigere Frage in den Hintergrund, nämlich: 

Wer ist überhaupt dafür verantwortlich, dass es Social-Media-Usern gut geht?

Wer über Social Media Detox schreibt oder Digital Detox Retreats anbietet, stellt stillschweigend voraus, dass das Individuum verantwortlich ist. Mit den richtigen Strategien, so die Annahme, können wir gesunde Gewohnheiten bei unserer Social-Media-Nutzung etablieren, zum Beispiel indem wir uns in Achtsamkeit üben oder uns von Zeit zu Zeit entgiften.

Ich teile diese Annahme nicht, denn ich denke, dass die Betreiber sozialer Medien dafür verantwortlich sind, sichere Räume für die Menschen zu schaffen, die ihre Social-Media-Plattform nutzen.  

Oder anders gesagt: 

👉 Warum dürfen Betreiber ihre Social-Media-Plattformen so gestalten, dass sie Menschen schaden? Und warum werden diese Menschen dann alleine gelassen und sind auf einmal selbst dafür verantwortlich, dass es ihnen gut geht? 👈 

Für mich ist das nur schwer nachzuvollziehen.

#5 Das Anlagenargument

Das heißt aber auch: Wir können uns noch so viel um Achtsamkeit bemühen, wir können noch so viel atmen, meditieren oder uns „entgiften“: Der Fakt, dass soziale Medien in ihrer Anlage problematisch sind, bleibt:

  • Algorithmen spielen emotionalisierende Inhalte bevorzugt aus und werden uns somit immer (!) Inhalte zeigen, von denen sie „denken“, dass sie uns zu einer Reaktion bewegen können.

  • Durch Mikrotargeting werden wir Werbeanzeigen sehen, die perfekt auf uns zugeschnitten sind und uns somit immer zum unnötigen Konsumieren verleiten.

  • Soziale Medien setzen immer unbezahlte Arbeit von unserer Seite voraus: unbezahlte Contentarbeit, unbezahlte Emotionsarbeit, unbezahlte ästhetische Arbeit, unbezahlte Arbeit an sich selbst (Selbstoptimierung), unbezahlten Mental Load

  • Soziale Medien werden von Attention Engineers so designt, damit sie möglichst viel Dopamin ausschütten und uns dazu verleiten, uns länger dort aufzuhalten, als uns lieb ist.

Wir können natürlich Tag für Tag gegen diese Mechanismen ankämpfen, aber es wird vermutlich nicht allen Menschen gleich gut gelingen. (Mir zum Beispiel ist es nicht gelungen.) 

Und was ist eine Alternative zu einem Social Media Detox?

Ein Social Media Detox mag kurzfristig etwas Abhilfe schaffen, doch langfristig werden die Probleme mit Social Media ja nicht gelöst, die problematischen Strukturen bleiben.

Wer merkt, dass soziale Medien nicht gut tun und die Mechanismen (Algorithmen, Mikrotargeting, unbezahlte Arbeit, Dopamin) die mentale Gesundheit belasten, ist aus meiner Sicht besser damit beraten, das Thema gleich langfristig zu lösen. Wie? Das kann für jede*n etwas anderes sein.

Manche lagern ihr Social-Media-Marketing aus und können, wenn sie das Glück haben, eine passende virtuelle Assistenz zu finden, das Thema Social Media zu einem großen Teil aus ihrem Kopf bekommen.

Andere sehen keinen anderen Weg, als sich von Social Media vollständig zu verabschieden und andere Marketingwege zu gehen. Man muss ja auch nicht gleich alle Social-Media-Kanäle löschen, sondern kann vielleicht mit dem starten, der am meisten belastet.

Sich Onlineräume zu suchen, die einem prinzipiell gut tun (oder zumindest: nicht schlecht), ist langfristig die beste Option. 

Dann braucht es auch keinen Social Media Detox mehr und man hat mehr Zeit und Energie für die schönen Dinge im Leben.

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Mein Abschiedsbrief an Mark Zuckerberg oder: Warum ich Facebook gelöscht habe, obwohl ich selbstständig bin

Ich habe mein Facebook-Konto gelöscht und Mark Zuckerberg einen (nicht so netten) Brief geschrieben, in dem ich mit ihm Schluss gemacht habe. Denn toxische Beziehungen soll man ja beenden.

Hallo Mark,

du kennst mich nicht und wirst vermutlich auch niemals wissen, wer ich bin. Aber das macht nichts. Ich wollte dir trotzdem gerne einen Brief schreiben und dir sagen: 

Ich mach Schluss mit dir.

So richtig. Und mit allem drum und dran. 

Vermutlich hast du es noch gar nicht gemerkt, aber ab sofort gehen wir getrennte Wege. 

Ab sofort habe ich nicht nur kein WhatsApp und kein Instagram mehr, sondern bin jetzt auch völlig Facebook-frei.

Ohne Facebook-Werbekonto, Facebook-Seite, Facebook-Gruppen oder Facebook-Messenger. Ja, ich hab noch nicht einmal mehr ein Facebook-Profil!

Wenn du mich in Facebook suchst, ist da nichts mehr. Nada. Niente.

Bestimmt findest du es völlig albern und unprofessionell, als Selbstständige Facebook zu löschen, oder?

Aber lass mich dir versichern, Mark: 

Ich habe es mir gut überlegt. Denn solch eine folgenschwere Entscheidung trifft man ja schließlich nicht einfach so beim Sonntagskaffee mit den Schwiegereltern.

Glaube mir, unsere Trennung war eine Entwicklung, die Jahre gedauert hat. Jahre!

Du und ich – wir haben uns langsam entliebt. Jeden Tag ein bisschen mehr. Und nun sind da unüberbrückbare Differenzen, die sich nicht mehr kitten lassen.

Aber ich erzähle lieber mal alles der Reihe nach …

Warum ich mich entschieden habe, meine Facebook-Unternehmensseite zu löschen

Ganz ehrlich, Mark: Seit du Anfang 2018 angekündigt hast, die Reichweite von Unternehmensseiten zu begrenzen, hast du mir eh nicht mehr großartig dabei geholfen, Kund*innen zu gewinnen.

Wenn ich an all die Zeit, das Geld und die Energie denke, die ich in FB-Posts, FB-Lives und Contentpläne gesteckt habe, um dennoch nur zwei Menschen zu erreichen, da möchte ich weinen, Mark. Hemmungslos weinen. 

Anfang 2020 war ich dann so von dir gefrustet, dass ich aufgehört habe, meine Unternehmensseite zu Marketingzwecken zu nutzen. 

Danach habe ich sie nicht mehr aktiv bespielt, aber nicht gelöscht. Denn ich habe sie noch gebraucht, um Werbeanzeigen auf Facebook zu schalten. 

Wie du es mir immer eingetrichtert hast, Mark. 

Warum ich mich letzten Endes doch entschieden habe, meine Facebook-Seite zu löschen?

Weil ich gemerkt habe, dass ich als Selbstständige keine Facebook-Unternehmensseite brauche, um neue Kund*innen zu finden.

Das erste Jahr ohne dich und dein organisches Facebook-Marketing war auf jeden Fall umsatztechnisch das beste in meiner Selbstständigkeit. 

Wie kann das sein, Mark? Irgendwie werde ich ja den Verdacht nicht los, dass du mich und alle anderen Selbstständigen da ein bisschen in die Irre geführt hast. Aber nun gut.

Vermutlich sind es ja eh nur Peanuts für dich und du würdest mir sagen, dass mit der richtigen Facebook-Strategie da noch viel mehr ginge. Apropos: Stimmt eigentlich das Gerücht, dass du dir alle Häuser in deiner Nachbarschaft gekauft hast, um mehr Privatsphäre zu haben? 

Aber ich drifte ja ab …

Was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass mich die stillgelegte, aber noch öffentliche Unternehmensseite immer noch Zeit, Energie und Headspace kostete:

  • Ich bekam regelmäßig Nachrichten, auf die ich natürlich reagieren musste.

  • Ich wurde hin und wieder von anderen Facebook-Accounts getaggt, was ich nicht ignorieren wollte.

Auch hier wirst du vermutlich nur müde lächeln, weil dir das Interagieren mit Fremden im Internet bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Aber weißt du was, Mark? 

Ich habe nicht nur diesen Vollzeitjob, sondern auch noch ein Leben. Kinder, Familie, einen Hund. 

Und im Gegensatz zu dir muss ich auch noch solch profane Dinge machen wie Einkaufen, Kochen oder die Kacke vom Hund aufheben. Hast du jemals versucht, Familie mit einem Vollzeitjob und Haushaltspflichten zu vereinbaren, Mark? Vermutlich nicht. 

Lass mich deshalb ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern: Bei uns Normalsterblichen ist jede Stunde des Tages wertvoll.

Da kann ich nicht ständig Storys machen und in Reels zu trendy Musik tanzen, nur damit du gute Laune hast und weiter an deinem Metaversum basteln kannst. 

Das jagt mir übrigens eine scheiß Angst ein, Mark, dein Metaversum.

Ich traue es mich ja fast gar nicht zu schreiben, aber: Hast du in Harvard nicht gelernt, was Dystopien sind? Es sind Gesellschaftsordnungen, die wir als Menschheit vermeiden sollten. VERMEIDEN!!!

Meme mit Phoebe und Joey aus Friends: Phoebe sagt ‚Metaverse is fiction‘, Joey versteht es falsch und antwortet ‚It’s a manual!!!

Das Metaversum ist keine Anleitung, Mark!

Aber ich drifte schon wieder ab.

Über dich gibt es eben so viel zu sagen, Mark.
So viel … nicht so Gutes.

Jedenfalls brauche ich deine Unternehmensseite nicht mehr.

Und da eine veraltete, lieblose Facebook-Seite unprofessioneller wirkt als gar keine, hab ich sie soeben gelöscht.

Einfach so.

Warum ich keine Facebook-Werbeanzeigen mehr schalte

Ich hab dir ja schon erzählt, dass ich seit 2020 kein organisches Facebook-Marketing mehr mache, aber immer noch Werbeanzeigen auf Facebook geschaltet habe.

So wie du es wolltest, Mark.

Seit 2018 hast du es vermehrt darauf angelegt, dass ich für deine Hilfe zahle. Deinem Unternehmen noch mehr Geld gebe und dich noch reicher mache, als du eh schon bist. 

Dieser Move war irgendwie … scheiße. Aber ich hab es immer brav gemacht, Mark. Jahrelang.

Auch wenn du irgendwann immer mehr Geld von mir wolltest, muss ich zugeben, dass Facebook-Ads bei mir immer noch einen guten ROI hatten.

Siehst du, wie ich hier perfekten Marketing-Slang spreche?

Das bedeutet, dass das Geld, das ich in deine Werbeanzeigen investierte, immer in Form von Newsletter- und Webinaranmeldungen und somit Kund*innen für meine Online-Programme zurückbekommen habe. 

Ich hab auf dich gehört, nach deinen Regeln gespielt und wurde belohnt! Aber nur für kurz …

Pardon my French, Mark, aber irgendwann fühlte ich mich von dir verarscht.

Denn nach dem iOS-Update Anfang 2021 konnte ich von heute auf morgen keine Werbeanzeigen mehr schalten. 

Ja, die technischen Updates hatte ich korrekt durchgeführt.
Ja, die Anzeigengruppen waren wie immer angelegt.
Ja, die Anzeigen wurden sogar von dir genehmigt.
Ja, die Kampagne stand auf „aktiv“, doch in der Praxis wurde kein Cent verbraucht – du hast die Anzeige einfach nicht ausgespielt.

Mir war, als hättest du mich geghostet, Mark!

Weißt du eigentlich, dass ich von deinen Werbeanzeigen abhängig war?

Dass ich daraufhin mehrere Wochen versucht habe zu verstehen, woran es liegt?
Dass ich unzählige Dinge verändert, getestet und Stunden, wenn nicht insgesamt Tage, meines Lebens geopfert habe?
Dass ich nicht wie geplant launchen konnte und einen finanziellen Ausfall hatte, der mein gesamtes Jahr durcheinander gebracht hat?
Dass ich Menschen, die sich mit FB-Ads auskennen, auch noch bezahlt habe, damit sie mir helfen?
Und obwohl sie mir versichert haben, dass alles korrekt ist – technisch, optisch, inhaltlich – dass du meine Werbeanzeige einfach nicht ausgespielt hast.

Aber weißt du, was die Krönung war, Mark?

Dass dein „Concierge“ mir nach nur einer Mail schrieb, dass er kein Marketing-Experte sei und das Support-Ticket nun schließe.

Nicer Name für den Support, Mark, das muss ich dir schon lassen, aber mich hat das völlig sprachlos hinterlassen. Sprachlos!

Geht man so mit Menschen um, die dir jedes Jahr mehrere Tausende Euro geben, dass ihre Beiträge gesehen werden?! 

All die grauen Haare, die ich nur wegen dir und dem Werbeanzeigenmanager bekommen hatte, habe ich mir alle einzeln herausgerissen!

Das hat sehr weh getan, Mark.

Jedenfalls sah ich das Werbeanzeigenkonto, das nicht mehr funktionieren wollte, irgendwann als Zeichen. Als ein Wink mit dem Zaunpfahl. Oder dem Zaun.

Und der Zaun sagte: Aaaaaalex, lass los den Scheiß! Hör auf mit den Ads und verlass den Mark.

Und weißt du was? Ich habe auf den Zaun gehört.

Mit dieser Entscheidung fühlte ich mich augenblicklich wie befreit. Das Gefühl, mich nie mehr mit deinem doofen Werbeanzeigenmanager beschäftigen zu müssen – es ist neben Pizza essen eins der besten Gefühle, die man sich vorstellen kann.

Und wie bekomme ich nun ohne FB-Ads neue Newsletteranmeldungen?

Ach, Mark! Du glaubst gar nicht, wie gern ich dir an dieser Stelle sagen würde, dass ich ohne deine FB-Ads genauso schnell neue Newsletter-Anmeldungen bekomme wie mit, aber nein, das wäre gelogen.

Nein, ohne FB-Ads geht das Wachstum der E-Mail-Liste langsamer. Aber weißt du was? 

Dann ist es halt so. Ich habe da meinen inneren Buddha gefunden und Frieden mit ihm geschlossen.

Ich weiß, du wirst es nicht verstehen. Wachstum ist für dich … einfach alles.

Du verheimlichst manchmal sogar wichtige Studien, nur damit du unbegrenzt wachsen und die Menschen erobern kannst, die du bisher nicht erobern durftest: kleine Kinder.

Jedenfalls habe ich mir etwas geschworen, Mark:

Ich will dich bei deinem Wachstum nicht mehr unterstützen.

Und was mein Wachstum angeht: Das mach ich jetzt lieber in meinem eigenen Tempo. Du wirst es vielleicht lächerlich langsam finden. Aber ich mag es so.

Weißt du, dass ich letztes Jahr angefangen habe, Klavier zu lernen? Wollte ich schon seit vielen Jahren machen, und seit ich mich nicht mehr mit deinem Werbeanzeigenmanager rumplagen muss, hab ich auch endlich die Zeit dafür.

Warum ich ohne Facebook-Gruppen auskommen will

Ich muss zugeben: Das fällt mir bei unserer Trennung am schwersten.

Seit fast fünf Jahren nutze ich deine FB-Gruppen nämlich zum Support für meine Kurse. Und das war immer verdammt praktisch, Mark.

Alle haben Facebook.
Alle nutzen es täglich.
Alle wissen, wie’s geht, und müssen nicht erst noch ein neues Tool lernen.

Hach, das war immer herrlich unkompliziert.

Dennoch habe ich mich dazu entschieden, bei meinen Online-Programmen in Zukunft auf Facebook-Gruppen zum Support zu verzichten. Denn deine Facebook-Gruppen sind vor allem eins: Zeitfresser.

Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich „nur mal schnell“ gucken wollte, was es Neues in der Support-Gruppe gibt, aber augenblicklich in diesen Sog aus aufploppenden Live-Videos, DMs und neuen Benachrichtigung kam. Und ruckzuck waren dreißig wertvolle Minuten wieder um. 

Aber ich vermute, das ist kein Zufall, Mark. Je länger wir auf deiner Plattform sind, desto mehr Werbeanzeigen kannst du verkaufen. Zeit ist bei dir ja Geld.

Sei ehrlich, Mark: Kann es sein, dass du die Posts in meinem Start Feed extremer machst, je seltener ich Facebook nutze? 

Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass du es bewusst darauf angelegt hast, mich zu einer Reaktion zu bewegen. Obwohl du genau wusstest, welche Meinungen mich aufregen, hast du sie mir gezeigt. Gott, ich hab in den letzten zwei Jahren so viele Accounts blockieren müssen, weil du mir immer wieder irgendwelche Schwurbler in die Timeline spültest!

Dieses Spiel ist so anstrengend, Mark. Und ich kann da nur verlieren. Das musste ich mir irgendwann eingestehen.

Deshalb habe ich entschieden, die Teilnehmerinnen meiner Online-Programme fernab von Facebook zu betreuen. Mit einem Dienst, den du zum Glück nicht aufgekauft hast. Also noch.

Wie lange das so bleibt, werden wir sehen. Aber deine Facebook-Gruppen kannst du auf jeden Fall behalten. 

Time to say goodbye

Du siehst, Mark, ich brauche dich beruflich nicht mehr.
Und privat – da tust du mir schon lange nicht mehr gut.

Ich trenne mich von dir, um meine mentale Gesundheit zu schützen.

Denn Facebook ist für mich in den letzten Jahren zu einem Ort des Hasses geworden. 

Wie du Beleidigungen, Hetze, Diskriminierung und falsche Informationen duldest und mit Reichweite belohnst – das ist für mich nur sehr schwer zu ertragen. Das will ich nicht länger mehr mit ansehen. 

Solange du Geld mit Menschenhandel verdienst und Studien verheimlichst, die darauf hindeuten, dass du jungen Menschen schadest, haben wir uns nichts mehr zu sagen.

Und weißt du was?

Menschen, mit denen ich zu tun haben will, sehe oder lese ich eh auf anderen Wegen: im realen Leben, in virtuellen Kaffee-Dates, in anderen Messenger-Diensten (die dir nicht gehören) oder per Mail. 

Du und ich – wir sind jedenfalls am Ende, Mark.

Deswegen habe ich heute endlich mein Facebook-Konto gelöscht.
Und ich bin kein bisschen traurig.

Mach’s gut, Mark. Ich mag nicht mehr.

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Social Media: Nachteile, Risiken, Gefahren

Über die Vorteile und Chancen von Social Media und Social-Media-Marketing reden viele. Doch wie ist es mit den Nachteilen, Risiken oder gar Gefahren? Darum soll es in diesem Blogartikel gehen.

Zu Beginn meiner Selbstständigkeit sah ich Social Media vor allem als Chance:

  • Mich lockten die kurzfristigen, schnellen Erfolge. Während ich bei meinem Blog Wochen auf neue Leser*innen warten musste, ließen die ersten Reaktionen auf meine Posts (Bots sei Dank!) nicht lange auf sich warten. Likes, Kommentare und Follower – auf Social Media eine Sache von Minuten oder gar Sekunden.

  • Mich faszinierte die Nähe zu potentiellen Kund*innen und die Möglichkeit, unkompliziert in Kontakt mit meiner Zielgruppe zu kommen. Einfach eine Story machen und eine Frage stellen und Boom: Ich bin um eine wichtige Erkenntnis reicher! 

  • Auch mit ehemaligen Kund*innen blieb ich natürlich via Social Media in Kontakt. Top-of-Mind-Bewusstsein? Mit Social Media die leichteste Übung!

Heute, Jahre später, weiß ich, dass die Chancen von Social Media nur eine Seite der Medaille sind und dass soziale Medien mit einer Menge Nachteilen, Risiken oder gar Gefahren verbunden sind.

Diese Nachteile, Risiken und Gefahren waren für mich so gravierend, dass ich vor einiger Zeit beschlossen habe, keine sozialen Medien mehr für mein Marketing zu nutzen.

Und in diesem Blogartikel möchte ich dich in meine Gedankengänge mitnehmen und die wichtigsten Punkte erläutern.

Aber sei gewarnt: Das wird eine laaaaange Liste.

Inhalt

1. Wir werden abhängig von Algorithmen

2. Die Social-Media-Community gehört uns nicht

3. Soziale Medien haben einen niedrigen ROI

4. Soziale Medien machen unproduktiv

5. Soziale Medien halten uns von den wirklich wichtigen Aufgaben ab

6. Soziale Medien kosten wertvolle Lebenszeit

7. Soziale Medien sind ein Kreativitätshemmer

8. Soziale Medien machen uns zu braven Regelbefolgern

9. Soziale Medien verhindern, dass wir in den Flow kommen

10. Social-Media-Marketing ist nicht nachhaltig

Fazit

#1 Wir werden abhängig von Algorithmen

Beginnen wir mit einer Tatsache, die manche Selbstständige so lange ignorieren, bis es zu spät: 

Social-Media-Plattformen gehören uns nicht.

Wir sind nur Gast und müssen nach den Regeln des Gastgebers spielen, egal, wie willkürlich und sinnlos diese Regeln sein mögen.

Das eindringlichste Beispiel sind für mich Algorithmen.

Denn ob Facebook, Instagram oder TikTok – inzwischen gibt es keine Social-Media-Plattform mehr, die Inhalte chronologisch ausspielt. Entscheidend ist vielmehr eins: Relevanz für die Nutzer*innen.

Was das konkret bedeutet? Ist eine Wissenschaft für sich.

Eine Frau blickt verwirrt, um sie herum schweben mathematische Formeln. Das Bild steht symbolisch für die Überforderung durch die komplexen, schwer durchschaubaren Algorithmen sozialer Medien.

Ich, wie ich früher immer versucht habe, Algorithmen auf Instagram zu entschlüsseln.

 

Zudem ändert sich die Funktionsweise von Algorithmen permanent. 

Anfang 2018 verkündete Facebook zum Beispiel, dass die Reichweite von FB-Seiten zugunsten privater Profile begrenzt wird. Damit war die Reichweite von FB-Seiten quasi über Nacht eingebrochen. Wer als Unternehmen auf seine Facebook-Seite setzte, um Menschen auf die Website zu bringen, musste seine Facebook-Strategie von heute auf morgen grundlegend ändern, um mithalten zu können.

Andere Beispiele für gravierende Änderungen finden wir auch in neuester Zeit: Die Foto-Sharing-App Instagram will plötzlich keine Foto-Sharing-App mehr sein, sondern setzt auf Videos. Pinterest führt ein natives Pin-Format ein und spielt statische Pins, die mit Webseiten verknüpft werden können, nicht mehr so zuverlässig aus wie früher und damit heißt es: zuverlässiger Pinterest-Traffic adé.

In den letzten Jahren habe ich verschiedene Strategien bei Selbstständigen und Einzelunternehmer*innen beobachtet, mit den Anforderungen von Algorithmen umzugehen. Die einen versuchen, den Algorithmus mit Bots, „Like Times“ oder „Engagement Pods“ zu überlisten. Die anderen verfallen in eine chronische Beschwerderitis, suchen sich das nächste „Shiny object“, zahlen für Reichweite, indem sie Ads schalten, oder resignieren.

Mann mit Tasse vor Laptop, gezwungenes Lächeln. Text: ‚Wenn der Insta-Post, für den ich zwei Stunden gebraucht habe, fünf Menschen erreicht.‘

Wenn der Insta-Post, für den ich zwei Stunden gebraucht habe, fünf Menschen erreicht.

 

Die meisten Selbstständigen nehmen den Algorithmus allerdings als gegeben hin und denken gar nicht weiter darüber nach, dass sie nun einen großen Teil ihrer Arbeitszeit damit verbringen müssen, immer up to date zu bleiben, sich kontinuierlich zur Plattform weiterzubilden, ihre Social-Media-Strategie dauernd anzupassen, niemals zur Ruhe zu kommen.

Ich war die längste Zeit meiner Selbstständigkeit in solch einem ermüdenden Social-Media-Hamsterrad gefangen. Und nachdem soziale Medien nun seit über einem Jahr keine Rolle mehr für mein Marketing spielen, kann ich dir sagen: Ich will nie wieder Hamster sein!

Was du tun kannst

Mein Vorschlag, um sich unabhängig von Algorithmen zu machen? Aussteigen aus dem Social-Media-Hamsterrad und eine maximal selbstbestimmte und entspannte Selbstständigkeit aufbauen!

Ich persönlich schwöre ja auf die Kombination von Blog und Newsletter. Doch es gibt natürlich noch jede Menge anderer Ideen für ein Marketing, das völlig ohne Social Media auskommt

#2 Die Community gehört uns nicht

Da verbringen wir Selbstständige Monate oder gar Jahre damit, brav zu interagieren, Kommentare und private Nachrichten zu beantworten, eine Community aufzubauen und dann das: 

Die Community, die wir so mühsam auf unseren Social-Media-Kanälen aufgebaut haben, gehört uns gar nicht!

Du kannst deine Instagram-Follower*innen nicht exportieren und einfach zu TikTok mitnehmen, wenn dich Insta nervt. Du bist für den Rest deiner Tage an diese Plattform und ihre Regeln gebunden. Und wenn du mal keine Lust mehr auf einen bestimmten Kanal haben solltest, verlierst du auch deine Community.

Selbst, wenn dir der Algorithmus also wohlgesinnt ist, selbst wenn du meeeega erfolgreich mit einem Social-Media-Kanal bist:

Die Community gehört dir nicht und es kann jederzeit passieren, dass

  • dein Account geflaggt, gesperrt oder gehackt wird

  • die Plattform das Zeitliche segnet – auf dem digitalen Friedhof liegen bereits MySpace, StudiVZ, Google Plus, Vine oder Vero

  • eine Plattform aufgrund technischer Störungen für einen Tag oder länger komplett ausfällt (ziemlich blöd, wenn du gerade im Launch bist …)

Damit ist auch deine mühsam aufgebaute Community weg.

Was du tun kannst

Gefährlich ist die Abhängigkeit vor allem dann, wenn du als Selbstständige keine eigene Website hast und dich ausschließlich auf EINEN Social-Media-Kanal verlässt. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder Kund*innen, deren Pinterest- oder Instagram-Konto von heute auf morgen gesperrt wurden. Grundlos. 

Und auch mein FB-Werbekonto konnte im Frühjahr 2021 auf einmal keine Werbeanzeigen mehr schalten. Und weder der Kontakt zu Facebook noch Beratungen durch unabhängige FB-Ads-Expert*innen konnten das Problem lösen.

Hier möchte ich nochmal den Vorteil eines Newsletters gegenüber Social-Media betonen: 

Wenn mich mein Newsletter-Anbieter nervt, kann ich jederzeit meine Sachen packen, die Newsletter-Abonnent*innen exportieren und zum nächsten Anbieter wechseln. (Was ich in der Vergangenheit auch schon zweimal gemacht habe.) 

Mit einer Social-Media-Community geht das nicht.

#3 Soziale Medien haben einen niedrigen ROI

Was bringt dir Social Media wirklich?

Damit meine ich nicht etwa Impressions, Likes und Follower und andere Vanity Metrics – die sind maximal für Influencer*innen spannend. Sondern Zahlen, die für uns Einzelunternehmer*innen wirklich eine Rolle spielen: Website-Besucher*innen, Newsletteranmeldungen und Kund*innen.

Wenn die These, dass wir als Selbstständige unbedingt Social Media brauchen, stimmen würde – müssten wir es dann nicht an den wirklich wichtigen Zahlen sehen? 

Lass uns das mal Schritt für Schritt durchgehen

Traffic

Ein Blick in mein Analyse-Tool hat mir Anfang 2021 verraten, dass Instagram und Facebook in den letzten 12 Monaten zusammen gerade mal zwei Prozent meines Gesamttraffics ausmachten.

Kombiniert mit der Tatsache, dass ich rund 1–2 Stunden täglich (!) für Instagram verwendete, war das ein mehr als bescheidenes Ergebnis.

(Zum Vergleich: SEO sorgt bei mir aktuell für rund 40% des Traffics. Und meist brauche ich je nach Thema 10–20 Minuten pro Blogartikel dafür.)

Newsletter-Anmeldungen

Auch Newsletteranmeldungen bekam ich organisch schon lange nicht mehr durch Social Media. 

Solange das Businessmodell von Facebook und Co. nämlich darin besteht, ihr Geld mit Werbeanzeigen zu verdienen, ist es auch ihr oberstes Ziel, Nutzer*innen auf Plattformen zu halten, um ihnen möglichst viele Ads zu zeigen.

Deshalb setzen Plattformen auch auf Formate, die gar nicht erst anklickbar sind (Reels, Idea Pins), oder spielen Beiträge mit Links gar nicht mehr aus (einfache Posts auf Facebook, statische Pins auf Pinterest).

Ein Social-Media-Post mit einem Hinweis aufs Freebie hat deshalb kaum eine Chance, durch die Decke zu gehen. Es sei denn natürlich, wir zahlen dafür und schalten Werbeanzeigen.

Kund*innen

Und wie ist es mit Social Media und Kund*innen? Von allen Kennzahlen ist das aus meiner Sicht die Zahl, die am schwierigsten zu messen ist. Denn natürlich ist denkbar, dass mir jemand auf Instagram folgt, all meine Posts liest und erst dadurch überhaupt motiviert ist, auf einen Link im Newsletter zu klicken und eins meiner Programme zu kaufen. 

Deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als ohne Social Media zu launchen und zu gucken, was passiert. 

Das Ergebnis:

Seit meinem Social-Media-Ausstieg habe ich viermal gelauncht, und auch mit kaum oder komplett ohne Social-Media-Marketing habe ich jedes Mal meine Ziele erreicht oder sogar deutlich übertroffen. Deshalb weiß ich, dass Social Media bei mir keine wesentliche Rolle bei der Akquise von neuen Kund*innen spielt.

Übrigens: Wirklich überraschend ist die Erkenntnis, dass Social Media ineffektiv ist, nicht.

Denn auf Social Media erwischen wir unsere potentiellen Kund*innen in ihren unkonzentriertesten Momenten – nämlich dann, wenn sie gerade Pause von ihrer „eigentlichen“ Arbeit machen, zwischen zwei Terminen, auf dem Klo, früh morgens, spät abends, wenn sie müde oder gelangweilt und einfach nur wahllos durch den Feed scrollen und jede Sekunde einen anderen Post sehen. (Oder wir erreichen sogar nur die virtuellen Assistentinnen, an die unsere Wunschkund*innen Social-Media-Marketing ausgelagert haben.)

Unterm Strich gilt für mich (und vielleicht auch für dich) also: 

Social-Media-Marketing hat einen niedrigen ROI (Return on Investment) und sorgt nicht (nennenswert) für Website-Besucher*innen, Newsletter-Anmeldungen oder Kund*innen.

Was du tun kannst

Bevor du nun in einem Anflug von Aktionismus all deine Social-Media-Profile löschst oder Social-Media-Expert*innen blind vertraust und meinen Ansatz pauschal für Blödsinn erklärst, empfehle ich dir, dir einfach selbst ein Bild von deiner individuellen Situation zu machen:

  • Überlege, welche Zahlen dir persönlich wichtig sind. (Websitebesucher*innen? Newsletteranmeldungen? Neue Kundschaft?)

  • Gucke in dein Website-Analysetool (wie Google Analytics) und überprüfe, welche Rolle deine Social-Media-Kanäle beim Erreichen deiner Ziele spielen.

  • Mach dir darüber hinaus auch klar, wie viel Zeit für die jeweiligen Social-Media-Kanäle täglich draufgeht und wie hoch der Return on Investment ist.

  • Frage Kund*innen, wie sie auf dich aufmerksam geworden sind.

Solltest du feststellen, dass du mit Social Media ständig neue Newsletteranmeldungen oder Kund*innen bekommst – good for you!

Solltest du allerdings merken, dass du zwar täglich 2–3 Stunden auf Insta abhängst, es dir aber absolut nichts bringt – kannst du überlegen, ob du die Zeit nicht sinnvoller nutzt 👉 zum Beispiel für einen eigenen Blog. Oder für einen Newsletter.

#4 Soziale Medien machen unproduktiv

Sorry für die vielleicht indiskrete Frage, aber: Hast du schon einmal bekifft gearbeitet?

Forscher der Uni London haben nämlich bereits vor 16 Jahren herausgefunden, dass ständige Unterbrechungen schädlicher für die Produktivität sind als Kiffen.

Untersucht wurden damals im Jahr 2005 zwar noch E-Mails. Inzwischen dürfte das aber natürlich auch für Social-Media-Pushbenachrichtigungen genauso gelten:

Wer seinen Posteingang geöffnet (oder analog die Pushbenachrichtigungen angeschaltet) lässt und permanent durch eingehende Mails (oder Benachrichtigungen) gestört wird, verliert rund zehn IQ-Punkte. (Zum Vergleich: Das Rauchen von Haschisch kostet „nur“ vier IQ-Punkte, eine schlaflose Nacht ebenfalls zehn IQ-Punkte.)

Diese Studie soll natürlich kein Freifahrtschein fürs Kiffen sein als vielmehr deutlich machen, dass „nur mal schnell“ die eingehenden Likes, Kommentare, DMs, Followerstand etc. zu checken keine trivialen Tätigkeiten sind, sondern der Aufmerksamkeit und Konzentration massiv schaden

Es geht aber nicht nur um die zehn Sekunden, die ich brauche, um zu sehen, warum mein Smartphone eigentlich bimmelt – mein Gehirn braucht auch Zeit, um Aufgabe A abzuschließen und sich auf Aufgabe B einzustellen. 8 Minuten, um genau zu sein. 

Das heißt dann aber auch:

Wer alle zehn Minuten sein Smartphone checkt, versucht die gesamte Arbeitszeit, das ursprüngliche Konzentrationslevel wieder zu erreichen, und kriegt nichts „Richtiges“ gebacken.

Übrigens: „Transition“ nennt Autor Brandon Burchard die Zeit zwischen zwei Aufgaben. Und er plädiert dafür, dass wir diese Phase nutzen, um eine kurze Pause einzulegen und eine Intention für die nächste Aufgabe zu setzen, um auch bei der nächsten Aufgabe fokussiert und kreativ arbeiten zu können. (Und eben nicht die Zeit mit Social Media zu verplempern.)

Pushbenachrichtigungen sind doof. Also weg damit? So einfach ist es leider nicht.

Denn wie eine Studie zeigt (und wie ich am eigenen Leib erfahren habe), führt das Abstellen der Pushbenachrichtigungen nicht automatisch zu erhöhter Produktivität, sondern erhöht im Gegenteil FOMO und sogar Ängste

Bei mir hat das Abstellen der Pushbenachrichtigungen dafür gesorgt, dass ich mein Smartphone öfter gecheckt habe als sonst und deshalb auch nicht wirklich produktiver war.

Egal, wie man es also dreht und wendet: 

Soziale Medien machen unaufmerksam, unfokussiert und unproduktiv. Entweder durch die permanenten Störungen oder durch FOMO + ausgeprägte Checkeritis.

Was du tun kannst

Ich habe jahrelang versucht, meine Social-Media-Nutzung zu reduzieren und habe, wie gesagt, eine Menge Strategien getestet. Lass dich gerne in diesem Artikel inspirieren, wisse aber:

Geholfen hat mir letzten Endes aber nur, mein Instagram-Profil und Facebook-Profil zu löschen.

#5 Soziale Medien halten uns von den wirklich wichtigen Aufgaben ab

Weißt du, was für mich immer gruseliger war als jeder Horrorfilm? Wenn der Redaktionsplan sagte, ich müsste mal wieder was auf Instagram posten, ich aber keine Ahnung hatte, was.

Vielleicht weißt du, was ich meine meine:

Shit, ich sollte mal wieder was auf Insta posten …
Ich habe aber nuuuull Ideen!
Hmmm, erstmal einmal was essen …
Vielleicht schreib ich über … Nee, doch nicht.
Kann ich das so posten oder hört sich das doof an?!
DAS HÖRT SICH DOOF AN!!!111!
Ich könnte mal wieder … meine Sockenschubladen ausmisten / einen dreistöckige Kürbistorte mit veganem Frischkäsefrosting backen / den Backofen reinigen.

Und was machte ich? Ich fotografierte meinen Schreibtisch und wünschte meinen Followern einen guten Start in ihren Arbeitstag. 

„Prokrastiposting“ nennt das Carina Herrmann von „Um 180 Grad“ sehr treffend.

Denn ganz ehrlich: Diese Art von Social-Media-Marketing ist Prokrastination, weil es uns von den wirklich wichtigen Dingen ablenkt und dafür sorgt, dass wir uns ums Verkaufen drücken.

Oder hast du schon einmal gedacht: 

Boah, so einen guten Morgen hat mir noch niemand gewünscht. Ich muss sie jetzt einfach für eine Beratung buchen.

Nein, die meisten Social-Media-Posts sind inzwischen zum Grundrauschen geworden, das wir gar nicht mehr richtig wahrnehmen. 

Und unser Arbeitstag? Dümpelt vor sich hin. 

Wir halten uns mit belanglosen Social-Media-Aufgaben busy und kriegen am Ende des Tages nichts wirklich Wichtiges gebacken.

Aber dafür wissen zumindest alle auf Insta, wie aufgeräumt unser Schreibtisch ist.😉

Die Frage aller Fragen:

Bringt mich diese Aufgabe meinem Ziel (zum Beispiel: Kund*innen zu gewinnen), wirklich weiter oder prokrastiniere ich gerade das Verkaufen, weil ich es mich noch nicht traue und es insgeheim gut finde, mich drum drücken zu können?

#6 Soziale Medien kosten wertvolle Lebenszeit

Laut Statista verbrachten im Januar 2021 Menschen in Deutschland fast 1,5 Stunden täglich mit Social Media

Durchschnittlich, wohlgemerkt.

Gerade für Selbstständige, die Social Media ja nicht nur privat, sondern auch beruflich nutzen, dürfte die Nutzungsdauer um einiges höher liegen.

Ich war seit Beginn meiner Selbstständigkeit um einen bewussten Umgang mit Social Media bemüht. Und dennoch sagte mir Instagram immer wieder, dass ich die App rund 1–2 Stunden am Tag nutzte. Dazu kamen noch Facebook, TikTok und Pinterest … Die Dunkelziffer war also hoch.

Mein typischer Arbeitstag begann jahrelang mit Social Media. Ich öffnete wahllos eine App und ließ mich erst einmal berieseln, während ich meinen Kaffee schlürfte.

Bei TikTok war meine „For You“-Page wie die Pralinenschachtel bei Forrest Gump: Ich wusste nie, was ich bekam.

Hunde, die zu Aerobic-Videos aus den 80ern tanzen.
Katzen, die ihren Besitzern das Gesicht zerkratzen.
Ein Mann, der als Voldemort verkleidet in den Supermarkt geht und fragt, ob ein bestimmtes Produkt vegan ist.
 

Ich lachte ein bisschen, schenkte mir Kaffee nach, wechselte zu Instagram und schwupps war die erste Stunde des Arbeitstages auch schon rum. Richtig geschafft hatte ich aber noch nichts.

Auf, auf, motivierte ich mich. Jetzt textest du aber endlich die Verkaufsseite, die du eigentlich schon vor Eeeewigkeiten fertigstellen wolltest.

Also schrieb ich ein bisschen. 

Und mit „schrieb“ meine ich, dass ich zehn Wörter aneinander reihte, dazwischen Insta checkte, neun Wörter wieder löschte, dann ein paar Minuten auf ein (fast) weißes Blatt starte, zur Sicherheit noch einmal Insta checkte, bevor mich das Planungstool auf meinem Smartphone daran erinnerte, dass es auch schon wieder Zeit war, einen neuen Instapost zu veröffentlichen.

Also unterbrach ich meine Arbeit, um „nur mal schnell“ was zu posten – und blieb natürlich hängen.

Ich scrollte wahllos durch den Feed, der einfach kein Ende nahm. 

Ein neuer Tipp, um schneller Videos zu erstellen.
Ein einfaches Rezept mit Kürbis.
Eine Kollegin im Urlaub am Strand.
Ui, ein Like …

Und schwupps war auch die nächste Stunde rum.

Kürzen wir das Thema ab: 

Wer – so wie ich früher – zwei Stunden täglich auf Social Media abhängt, verbringt insgesamt 730 Stunden im Jahr in den sozialen Netzwerken. Das sind umgerechnet 30 Tage. Oder vier Wochen im Jahr … nur für Social Media!😱

Was du tun kannst

Gerade wenn du dich chronisch über zu „wenig Zeit“ beschwerst und aufregende berufliche Projekte (wie ein Buch schreiben oder einen Onlinekurs erstellen) immer wieder auf später verschiebst, lohnt es sich genau zu gucken, wie viel Zeit du eigentlich mit Social Media vertrödelst. 

Du musst deine Profile nicht gleich löschen, sondern kannst zum Beispiel auch ein Social-Media-Sabbatical einlegen und „Getting shit done“ für eine Zeit zu deinem Motto machen. 

Manchen Menschen hilft das Motto Create, Connect, Consume

Also: Produziere zuerst etwas, verbinde dich dann mit Menschen, bevor du dich vom Feed berieseln lässt. Doch das setzt natürlich Willensstärke oder zumindest gesunde Gewohnheiten voraus.

#7 Soziale Medien sind Kreativitätshemmer

Mein größter Wunsch ist es, ein Buch zu schreiben.

Das weiß Facebook natürlich. Also zeigt es mir Werbeanzeigen von Menschen, die mir erklären wollen, wie ich ein Buch zu schreiben habe. Welche Fehler ich unbedingt vermeiden muss. Warum mein Buch niemals Erfolg haben wird.

Das Übliche also.

Ich soll diesen Blogartikel lesen.
Und mir jenes Video angucken.
Und mich zum folgenden Webinar anmelden.

Mein größter Wunsch ist es immer noch, ein Buch zu schreiben. Aber jetzt bin ich demotiviert. 

Laut der Frau im Video (die ich noch nie in meinem Leben vorher gesehen habe und die mir noch nicht einmal besonders sympathisch ist) gehe ich es nämlich völlig falsch an.

Der Titel, den ich mir für mein Buch ausgesucht habe, ist nicht gut genug.
Das Cover nicht professionell genug.
Der Klappentext nicht pointiert genug.

Und vermutlich hat sie sogar Recht. Schließlich schreibe ich zum ersten Mal ein Buch.

Doch: Diese Informationen hätte ich mir in einigen Wochen auch selbst zusammengesucht, nämlich dann, wenn ich sie gebraucht hätte. Dann, wenn ich gedacht hätte: „Klappentext – wie schreib ich den denn jetzt am besten?“ Oder: „Cover – mach ich es selbst oder soll da nicht lieber gleich ein Profi ran?“

Jetzt bin ich aber in einem Stadium, in dem ich unsicher bin. Und wankelmütig. 

Ein leichtes Spiel für Kritik und Menschen, die es besser wissen.

In dem Stadium, in dem ich mich befinde, hätte ich Empathie gebraucht. Cheerleader. Jemanden, die sagt: Hey, ich glaub an dich! Oder: Auch wenn du jetzt noch nicht weißt, wie du das Cover des Buches gestaltest – mach weiter! Du kümmerst dich darum, wenn es soweit ist.

Doch das weiß der Algorithmus natürlich nicht. 

Beziehungsweise: Der Algorithmus ist nicht empathisch. Ihm ist es völlig egal, was ich brauche und wie ich mich fühle.

Es stört ihn nicht, dass die Inhalte, die ich gezeigt bekomme, mich demotivieren. Dass ich den restlichen Tag lustlos am Schreibtisch sitzen und kein Wort mehr zu Papier bekommen werde. Dass ich denken werde: Es wird doch eh nichts mit dem Buch. Du kannst es auch gleich lassen.

Ich finde:

Algorithmen sind Kreativitätshemmer und Träumezerstörer.

Sie wurden erschaffen, um die Verweildauer von Nutzer*innen auf dem sozialen Netzwerk zu maximieren, und nicht, um uns bei unseren Zielen zu unterstützen und zu motivieren.

Einige Fragen zur Reflexion

Inspirieren dich die Menschen, denen du folgst, oder fühlst du dich demotiviert und nicht gut genug, wenn du durch deinen Feed scrollst? Gerade wenn du ein Projekt hast, das dir wirklich am Herzen liegt und das du unbedingt umsetzen willst, ist es wichtig, sich mit Menschen zu umgegeben, die dir Mut machen und dich anfeuern. Hier findest du einige konkrete Ideen, falls dir die sozialen Medien gerade nicht gut tun.  

Mir haben diese Strategien allerdings nicht geholfen. Jahrelang hemmten soziale Medien meine Kreativität und nahmen mir jeglichen Spaß, Dinge einfach mal auszuprobieren – egal, wie sehr ich mich bemühte, meinen Social-Media-Konsum zu reduzieren.

Für mich ist es deshalb alles andere als ein Zufall, dass ich mein Vorhaben, ein Buch zu schreiben, erst dann abschließen konnte, nachdem ich mich nicht mehr täglich auf Social Media rumtrieb. 

Und welche kreative Projekte verschiebst du auf „später“, weil dich der Social-Media-Content, den du konsumierst, chronisch entmutigt?

#8 Soziale Medien machen uns zu braven Regelbefolgern

Apropos entmutigt:

Je mehr ich auf Social Media präsent war, desto weniger war ich bereit, etwas auszuprobieren.

Testen, experimentieren, vom Expert*innenrat abweichen – für die wenigsten Selbstständigen gehört das zum Alltag.

Kein Wunder, schließlich gibt es auf Social Media ja genügend Menschen, die sagen, wie es „richtig“ geht.

Wie meine Selbstständigkeit auszusehen hat.
Welche Kanäle ich unbedingt brauche.
Wie ich Kund*innen finde.
Wie ich launche. (Oder DASS ich überhaupt launchen muss.)

Für den Beginn einer Selbstständigkeit mögen Anleitungen, Tipps, Hacks, Ideen und Blueprints hilfreich sein, doch sie kommen mit der Gefahr, dass wir die Blueprints von einigen wenigen als Gesetz und unumstößliche Wahrheit begreifen. 

Dass wir Tipps blind vertrauen, obwohl sie nicht zu uns und unseren Werten passen.
Dass wir blind Anleitungen befolgen, obwohl wir es uns anders vorgestellt haben.
Dass wir auf Nummer sicher gehen, um ja nichts zu riskieren. 

Doch hier ist das Ding: 

Unternehmerisch denken bedeutet, rauszustechen, aufzufallen, Dinge anders zu machen, auch mal ein (kalkuliertes) Risiko eingehen. 

Es bedeutet, auch mal Fehler zu machen und in Kauf zu nehmen, dass ein Plan auch mal nicht funktioniert.

Es bedeutet, Menschen einen guten Grund zu geben, gerade mit dir zusammenzuarbeiten und nicht mit all den anderen Millionen anderen Menschen, die alle dieselben Regeln befolgen und alle dasselbe denken, posten, kommentieren und tun.

Soziale Medien hatten mir aber jegliche Experimentierfreude geraubt.

Es hat mich zu diesem Karussell-Post produzierenden Zombie gemacht, weil alle meinten, dass Saves die neuen Likes sind.

(Und hätte ich mein Instagram-Konto nicht gelöscht, wäre ich jetzt wohl zum Reels produzierenden, tanzenden Zombie geworden, weil inzwischen Videos der heilige Gral sind.)

Erst als ich einige Wochen nicht mehr auf Instagram war und ich keine Ahnung hatte, was Expert*innen aktuell rieten, begann ich, in mich hineinzuhören und festzustellen,

wer ich war,
was ich wollte,
was ich nicht wollte,
was mir Spaß machte,
was ich blöd fand und
auf welche spontanen Aktionen ich Lust hatte.
 

All das nahm ich nicht mehr wahr, als ich Social Media nutzte.

Mein Vorschlag

Embrace die Rebellin in dir! Mache etwas anders als alle anderen. Brich eine Regel, die du doof findest. Beuge dich nicht dem Druck, etwas unbedingt machen zu müssen, wenn du keine Lust dazu hast. Geh auch mal ein (kalkuliertes) Risiko ein und probier etwas aus.

#9 Soziale Medien verhindern, dass wir in den Flow kommen

Je länger ich Social Media nutzte, desto seltener hatte ich dieses Flow-Erlebnis. Dieses Gefühl, völlig in einer Aufgabe aufzugehen, in ihr zu verschmelzen. Raum und Zeit zu vergessen. 

Wer ständig unterbrochen wird oder den permanenten Drang verspürt, Follower, Likes oder Kommentare zu checken, ist nie wirklich mit ganzem Herz, Verstand und Fokus dabei, sondern unruhig, unkonzentriert und immer „auf dem Sprung“. 

Zudem waren die täglichen Pflichten des Social-Media-Marketings (Posten, Liken, Kommentieren) manchmal so banal und anspruchslos, dass es schier unmöglich war, mich dafür zu motivieren.

Dabei ist „im Flow sein“ auch für Selbstständige wichtig, und zwar aus mehreren Gründen:

  • Regelmäßiges Flow-Erleben ist ein guter Hinweis darauf, dass uns unsere Arbeit weder über- noch unterfordert, sondern genau das richtige Maß an Herausforderung mit sich bringt und zu unseren Fähigkeiten passt.

  • Regelmäßiges Flow-Erleben sorgt dafür, dass wir unsere Arbeit als erfüllend und sinnvoll empfinden. Für Mihály Csikszentmihalyi, den „Erfinder“ des Flows, ist Flow sogar „das Geheimnis des Glücks“.

  • Regelmäßiges Flow-Erleben sorgt dafür, dass wir konzentriert an einer Sache arbeiten und herausragende Ergebnisse erzielen (👉 Buchtipp: „Deep Work“ von Cal Newport).

Ein Arbeitsleben so völlig ohne Flow könnte deshalb ein Signal für Überforderung, Unterforderung oder für Stress sein. Es könnte bedeuten, dass uns unsere Arbeit – wenn wir ganz ehrlich zu uns sind – nicht (mehr) erfüllt, dass wir keine herausragenden Leistungen erzielen und … dringend etwas ändern sollten.

Einige Fragen zur Reflexion

Erfüllen dich die Social-Media-Aufgaben, die du tagein, tagaus erledigst? Wann hast du das letzte Mal die Zeit um dich herum vergessen? Das Posten, Liken, Interagieren, Reels drehen, Storys machen … macht dich das eigentlich glücklich? Oder könntest du dir vorstellen, deine Zeit mit spannenderen Tätigkeiten zu verbringen? Etwas, was zu deinen Stärken zählt und dir wirklich Freude macht. Etwas, wozu du intrinsisch motiviert bist?

#10 Soziale Medien sind nicht nachhaltig

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir ist Nachhaltigkeit in meinem Marketing wichtig.

In dem Sinne, dass ich meine wertvolle Zeit nicht mit Aufgaben verbringen möchte, von denen ich weiß, dass ich sie im Grunde umsonst mache. Und die typischen Social-Media-Aufgaben? Sind unnachhaltig as hell:

  • etwas zu posten, was nach 24 Stunden eh niemanden mehr interessiert

  • nach deinen wichtigsten Hashtags suchen und gezielt die Beiträge liken

  • in FB-Gruppen auf Gesuche antworten und sich auf offene Stellen bewerben

  • die Posts von anderen kommentieren, um potentielle Kund*innen auf dich aufmerksam machen

  • you name it

Gerade das Kommentieren mutiert gerne mal zu einer Wissenschaft, die uns den halben Arbeitstag gefangen hält:

„Ah, hier kann ich was kommentieren.“
„Hm, was schreib ich da bloß?“
„Kann ich das wirklich so sagen?“
„Ich mach's jetzt einfach.“
„Ach, shit, ich lösch den Kommentar lieber wieder.“
„HELP!“

Abgesehen davon, dass ich mir schönere Möglichkeiten vorstellen könnte, wie ich meine Zeit verbringe – das Grundproblem ist, dass wir diese Aufgaben jeden Tag aufs Neue erledigen müssen. 

Während ein Blogartikel, den du für Suchmaschinen optimierst, dir im Idealfall die nächsten Monate oder gar Jahre neue Besucher*innen auf deiner Website bringt, ist ein Post, den du heute mit einem wertvollen Kommentar versehen hast, morgen schon wieder Schnee von gestern. Außerdem gibt es 2–3 weitere Ausschreibungen in einer FB-Gruppe, auf die du dich unbedingt bewerben musst, und 20 weitere Posts, die unbedingt mit einem wertvollen Kommentar versehen werden wollen. 

Und übermorgen? Geht das Spiel wieder von vorne los.

Einladung an dich

Ich schlage vor, eine gnadenlos ehrliche Bestandsaufnahme zu machen: Wie nachhaltig ist dein Social-Media-Marketing wirklich? Wie viele Aufgaben machst du jeden Tag aufs Neue, ohne dass sie zu nennenswerten Ergebnissen führen? Was zahlt sich auch auf lange Sicht für dich aus – und was nicht?

Fazit: Es gibt viele Nachteile, Risiken, Gefahren von Social Media

Du siehst: Soziale Medien haben nicht nur Vorteile und Chancen, sondern kommen auch mit Risiken, Nachteilen und Gefahren. Zehn (von unendlich vielen) habe ich in diesem Blogartikel genannt: 

1. Wir werden abhängig von Algorithmen

2. Die Social-Media-Community gehört uns nicht

3. Soziale Medien haben einen niedrigen ROI

4. Soziale Medien machen unproduktiv

5. Soziale Medien halten uns von den wirklich wichtigen Aufgaben ab

6. Soziale Medien kosten wertvolle Lebenszeit

7. Soziale Medien sind ein Kreativitätshemmer

8. Soziale Medien machen uns zu braven Regelbefolgern

9. Soziale Medien verhindern, dass wir in den Flow kommen

10. Social-Media-Marketing ist nicht nachhaltig

Trotz aller Risiken, Nachteilen und Gefahren halten die meisten Selbstständigen und Einzelunternehmer*innen an Social Media fest. Sie denken: „Selbstständig ohne Social Media? Das funktioniert doch eh nicht!“ 

Und du?

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