Social-Media-frei
Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies
Worum geht’s?
In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!
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Ich werde 40 und versuche, nicht durchzudrehen (klappt semigut)
Ich nehme meinen runden Geburtstag zum Anlass, mal über 40-jährige Frauen in den (sozialen) Medien zu sprechen. Warum werden sie in dieser Lebensphase medial nahezu unsichtbar? Wie wird mit ihnen Marketing gemacht? Wie wird über ihre Körper gesprochen?
Ich nehme meinen runden Geburtstag zum Anlass, mal über 40-jährige Frauen in den (sozialen) Medien zu sprechen.
Warum werden sie in dieser Lebensphase medial nahezu unsichtbar?
Wie wird mit ihnen Marketing gemacht?
Wie wird über ihre Körper gesprochen?
Folge anhören:
Transkript lesen:
Der Titel der Podcastfolge hat es ja schon so ein bisschen verraten: Ich werde vierzig. Heute.
Nun könnte man natürlich sagen: Ach komm, ist doch ein Geburtstag wie jeder andere, aber mir ist – wie schon bei meinem dreißigsten Geburtstag – unfassbar bewusst, dass ich das Lebensjahrzehnt wechsle.
Aber gut. Ich möchte da auch gar nicht so sehr weiter darauf eingehen, sondern diesen runden, ja fast schon beängstigenden Geburtstag zum Anlass nehmen, mal über vierzigjährige Frauen in den Medien zu reden.
Denn das ist eine mega spannende Sache, finde ich.
Und starten möchte ich mit meiner Beobachtung, dass Frauen medial unsichtbar werden, wenn sie vierzig werden.
Das ist mir schon früher in Filmen aufgefallen, wo es entweder junge Protagonistinnen in den Zwanzigern gibt, oder Coming-of-Age-Geschichten mit jugendlichen Frauen oder Frauen in den Dreißigern, die Kinder kriegen und, ja, den ganzen Stress meistern müssen.
Aber sobald Frauen vierzig werden, verschwinden sie irgendwie aus den meisten Filmen, als gäbe es keine spannenden Geschichten mehr über sie zu erzählen.
Und es ist wirklich nicht leicht, auch nur eine Handvoll guter Filme oder Serien aufzuzählen, in denen eine vierzigjährige Frau im Mittelpunkt steht.
Wenn Frauen dann wieder älter werden, so ab 60, tauchen sie dann mysteriöserweise wieder auf … als Nebenfiguren in Filmen und Serien, beispielsweise als Oma oder als Chefin eines Konzerns wie zum Beispiel Miranda Priestley in Der Teufel trägt Prada.
Ja, aber in den Vierzigern scheint es irgendwie so eine Unsichtbarkeitsphase für Frauen zu geben.
Ich kenn da jetzt keine Studie dazu, es ist einfach nur eine persönliche Beobachtung.
Und natürlich interessieren mich jetzt mit 40 andere Themen als noch mit 20. Deshalb würde ich es mir definitiv wünschen, da in Filmen mehr repräsentiert zu werden.
Und ich merke auch, wenn wir zuhause Filme für den Filmabend aussuchen, habe ich immer öfter Probleme, da einen passenden interessanten Film zu finden, weil, wie gesagt:
Frauen in meinem Alter mit meinen Themen kommen eben kaum mehr in Filmen vor.
Und wenn wir auf Social Media gucken, scheint es mir recht ähnlich zu sein, was natürlich auch damit zu tun hat, dass vor allem jüngere Frauen Social-Media-Kanäle wie Instagram zum Beispiel nutzen. Etwa 60-70% von ihnen sind unter vierzig.
Das hat natürlich zur Folge, dass Frauen ab vierzig auf Social Media weniger repräsentiert werden.
Und interessanterweise gab es auch mal eine Studie, in der 500 übervierzigjährige Frauen befragt wurden und sie haben gesagt, dass
sie sich von Marken unterschätzt fühlen (vor allem was ihre Finanzen und ihre Intelligenz angeht)
und dass Marken auch dazu beitragen, ein negatives, stereotypisches Bild von Frauen in den Vierzigern aufrechtzuerhalten in ihren Marketingbotschaften
Vierzigjährige Frauen fühlen sich von Marken also nicht richtig wahrgenommen. Und ja, mein subjektiver Eindruck passt auf jeden Fall dazu auch.
Interessant ist dann auch, wie über die Körper von vierzigjährigen Frauen gesprochen wird.
Dazu habe ich mir mal angeguckt, wie über die Instagram-Selfies von vierzigjährigen Stars gesprochen wird, z.B. in Onlinemagazinen.
Und da fallen dann tatsächlich solche Kommentare wie:
Schönheit kennt kein Alter
Kaum zu glauben, dass sie schon 47 Jahre alt ist!
Das Alter sieht man ihr definitiv nicht an.
Das Alter scheint ja spurlos an ihr vorbeizugehen.
Mit 41 Jahren kann sich ihre sportliche Silhouette auch mehr als sehen lassen.
Oder mein Favorit: Das aufblasbare Pooltier würde vor Neid grün anlaufen, wenn es wüsste, dass die attraktive Blondine 46 Jahre alt ist.
Ja, ich wünschte, ich hätte mir das alles ausgedacht, aber diese Kommentare werden tatsächlich über die Körper von vierzigjährigen Frauen gebracht.
Und als Germanistin kann ich natürlich nicht anders, als darauf hinzuweisen, dass diese Kommentare zunächst einmal wegen ihrer konversationellen Implikatur problematisch sind.
Konversationelle Implikatur bedeutet, dass wir es zwar nicht explizit sagen, dass Vierzigjährige nicht schön sind, sondern es stillschweigend mitmeinen.
Und das liegt an den sogenannten Konversationsmaximen, die der Sprachphilosoph Grice in den 60ern „entdeckt“ hat. Und in unserem Beispiel gilt die Maxime der Relevanz.
Wäre es in der Kommunikation nicht relevant, extra zu betonen, dass Vierzigjährige einen schönen Körper haben, würde man es erst gar nicht so formulieren.
Grice gibt in seinem Text das Beispiel vom Kapitän und dem Maat.
Der Kapitän schreibt ins Logbuch: Heute, 11. November, der Maat ist betrunken. Der Maat liest den Eintrag, wird wütend und schreibt: Heute, 12. November, der Kapitän ist nicht betrunken.
Die Implikatur ist hier klar: Normalerweise ist der Kapitän betrunken, doch heute – es geschehen noch Zeichen und Wunder – mal nicht!
Das ist die Maxime der Relevanz.
Und sie greift natürlich auch, wenn wir sagen:
Heute war das Essen in der Mensa mal lecker.
Oder: Heute hat Michael mal selbst das Klo geputzt.
Wir implizieren mit diesen Sätzen, dass der Normalfall ein ganz anderer ist.
Und deshalb mögen Kommentare wie „Das Alter scheint ja spurlos an ihr vorbeizugehen“ vielleicht als Kompliment gemeint sein, aber für alle anderen Vierzigjährigen bedeutet das: Der Normalfall ist ein ganz anderer.
Aber das noch größere Problem ist natürlich der Fakt, dass:
Vierzigjährige Frauen medial kaum noch stattfinden, es sei denn, sie haben – auch noch mit vierzig – einen normschönen Körper.
Das scheint mir eine der wenigen Berechtigungen für Vierzigjährige zu sein, medial Raum einzunehmen. Und das ist natürlich mehr als problematisch für das Jahr 2023.
Vierzigjährige mit nicht normschönen Körpern, Women of Colour, Muslimas, Transfrauen oder generell Vielfalt von Frauenkörpern ab 40 sieht man auf Social Media vergleichsweise selten.
Das ist übrigens auch in Bilddatenbanken so, und ich hab bei meiner Recherche für diese Podcastfolge öfter mal gelesen, dass es wohl schwierig sein soll, Stockfotos mit Frauen ab vierzig zu finden, vor allem wenn sie nicht so klischeehaft sein sollen, sondern die Vielfalt von Körpern abbilden sollen.
Frauen ab Vierzig in den Medien. Ein sehr spannendes Thema und ja, ich gehör jetzt auch dazu.
Und zum Schluss noch ein kleiner Appell:
Egal, wie alt du bist, ob 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80 oder noch älter – natürlich darfst du online stattfinden, selbst wenn du nicht so viele Menschen in deinem Alter online siehst – auf den Kanälen, die du nutzt.
Ich bin mir natürlich als jemand, die selbst gerade vierzig geworden ist und ja bewusst Social Media nicht nutzt, der Ironie dieses Appells bewusst.
Doch es geht mir ja nicht nur um soziale Medien, sondern um die Onlinewelt an sich. Mit allem, was dazu gehört.
Und deshalb ist jede Wortmeldung, jeder Blogbeitrag, jede Podcastfolge, jeder Newsletter oder, für was auch immer du dich entscheidest, wichtig, weil er die Onlinesichtbarkeit von Frauen in deiner Altersgruppe stärkt, und ja, ich glaube, das würde allen Gruppen von Frauen extrem guttun.
Dann würden alle davon profitieren, wenn wir die Vielfalt von Lebensentwürfen und Körpern sichtbar machen und Frauen in jedem Alter in ihrer ganzen Individualität zeigen.
Shownotes:
Wer hat Angst vor der Komfortzone? (Social Media!)
In dieser Folge geht es um die Komfortzone. Warum ist sie eigentlich der Todfeind von übermotivierten Motivationscoaches auf Instagram? Ist es wirklich so schlimm, in der Komfortzone zu bleiben? Und: Was passiert eigentlich, wenn wir uns dafür entscheiden, nicht mehr auf Teufel komm raus die Komfortzone zu verlassen? Fragen über Fragen. Zeit für ein paar Antworten.
In dieser Folge geht es um die Komfortzone. Warum ist sie eigentlich der Todfeind von übermotivierten Motivationscoaches auf Instagram? Ist es wirklich so schlimm, in der Komfortzone zu bleiben? Und: Was passiert eigentlich, wenn wir uns dafür entscheiden, nicht mehr auf Teufel komm raus die Komfortzone zu verlassen? Fragen über Fragen. Zeit für ein paar Antworten.
Folge anhören:
Transkript lesen:
„Das Leben beginnt dort, wo die Komfortzone endet.“
„Erfolg wartet außerhalb deiner Komfortzone.“
„Große Dinge entstehen nie in der Komfortzone.“
„In der Komfortzone herrscht immer Stillstand.“
Wer seine Instagram- oder Pinterest-App öffnet, wird früher oder später (vermutlich früher) auf ein Zitat über die Komfortzone stoßen. Und in den meisten dieser Zitate kommt die Komfortzone dabei alles andere als gut weg.
Meist sind das übermotivierte Motivationscoaches, die behaupten, dass nur diejenigen erfolgreich werden können, die ihre Komfortzone verlassen, und dass alle anderen für immer zur Mittelmäßigkeit und damit zur Erfolglosigkeit verdammt sind.
Tja. Muss die Komfortzone notwendigerweise der Todfeind von uns Selbstständigen sein? Ich glaube nicht.
Und in dieser Podcastfolge möchte ich über die Komfortzone sprechen und mich dafür stark machen, dass wir es uns alle mehr erlauben sollten, Zeit in unserer Komfortzone zu verbringen.
Denn: Da ist es schön.
Privat.
Und auch beruflich im Marketing.
Lass uns zunächst einmal die These angucken, dass das Leben außerhalb der Komfortzone beginnt.
Wenn ich zum Beispiel mal einen Tag keine Termine habe (also keine Beratungsgespräche, keine Interviews, keine Reisen) und den ganzen Tag einfach nur irgendetwas schreiben kann, ist das … herrlich.
Und es ist auch völlig egal, ob es ein Blogartikel ist, den ich schreibe, oder ein Buch oder ein Newsletter.
Es ist total entspannend und gemütlich und es fühlt sich absolut so an, als würde ich … ja, nicht nur leben, sondern ein schönes Leben führen.
Vor allem, wenn es draußen stürmt und schneit und ich weiß: Alle anderen quälen sich jetzt zur Arbeit und du kannst auf dem Sofa im Schlafanzug und schreiben. Ist vielleicht ein bisschen fies, aber … tja.
Dasselbe gilt auch für die Momente, wo ich es mir mit meinen Kindern vor dem Kamin gemütlich mache. Das ist total schön.
Doch wenn das nicht „Leben“ ist, das mir das Inspirationszitat ja verwehrt, was ist es dann?
Müssen wir jetzt alle – so Leben am Limit mäßig – in einen Indoorspielplatz gehen oder uns das Kind an den Rücken schnallen und den Himalaya besteigen, um unsere Elternschaft zu zelebrieren?
Oder müssen wir uns von Fernsehauftritt zu Speakerevent quälen, nur um vermeintlich richtig unsere Selbstständigkeit zu leben?
Es ist verdammt viel Leben in einer Komfortzone. Auch wenn dieses Leben vielleicht nicht laut und aufdringlich ist. Oder sich nicht in einen hübschen Instapost verpacken lässt. Schließlich posieren wir dann ja nicht vor einem dicken, fetten Auto.
Doch wie ist es jetzt mit dem Erfolg und der Komfortzone?
Ich selbst hab mich jahrelang dazu gezwungen, meine Komfortzone zu verlassen und Dinge zu tun, die Mark Zuckerberg von mir wollte: täglich posten, livegehen, Storys drehen, Reels machen.
Ich habe mich diszipliniert und motiviert und immer stets bemüht.
Ich habe mir auch teilweise Angst und Panik schöngeredet und mich dazu beglückwünscht, dass ich Dinge mache, die ich nicht will. Doch außer einem Beinahe-Burnout hat mir das Ganze nicht viel gebracht.
Es ist ja auch so: Wenn wir uns jedes Mal überwinden müssen, um auf Instagram live zu gehen, und dann so nervös werden, dass wir nur noch vor uns hin stammeln – was für ein Erfolg soll das denn bitte schön werden?
Es mag sich vielleicht verrückt anhören, aber was ist, wenn wir einfach mal unsere Stärken zu nutzen, anstatt ständig an unseren Schwächen herumzudoktern?
Das heißt jetzt natürlich nicht, dass wir niemals lernen und wachsen und, ja, auch über uns hinauswachsen dürfen. Doch das kann einfach innerhalb unserer Stärken passieren. Und nicht so, dass wir dafür unsere gesamte Persönlichkeit verleugnen müssen.
Bei mir war es sogar so, dass viel größere Dinge passiert sind, seit ich in meiner schreibenden Komfortzone bleibe. Ich hätte mich also all die Jahre auf Social Media gar nicht so dazu zwingen müssen, meine Komfortzone zu verlassen und zum Beispiel ständig auf Facebook livezugehen.
Dass in der Komfortzone immer Stillstand herrscht, muss also auch nicht notwendigerweise so sein.
Doch selbst wenn „Komfortzone“ auch mal „Stillstand“ bedeuten würde: Was wäre denn so schlimm daran, mal stehen zu bleiben?
Wir können ja nicht jede einzelne Minute unseres Lebens in Bewegung sein. Wir brauchen auch Pausen und Ruhezeiten.
Und auch wenn übermotivierte Motivationscoaches auf Instagram es vielleicht anders sehen, aber: Wir müssen nicht immer nur wachsen.
Wir dürfen auch mal einfach nur sein.
Und wenn du das nächste Mal auf Social Media liest oder hörst, dass du die Komfortzone verlassen sollst, scrollst du hoffentlich weiter und lässt die übermotivierten Motivationscoaches reden.
Denn jeder Mensch braucht – privat und beruflich – eine Komfortzone. Und statt sein Leben damit zu verbringen, sich ständig zu Höchstleistungen zu treiben, können wir auch einfach eine Balance anstreben.
Zwischen Herausforderung und Komfortzone.
Zwischen Anspannung und Entspannung.
Zwischen Luft anhalten und durchatmen.
Shownotes:
Kritisches Ignorieren und Social Media
In dieser Folge geht es um kritisches Ignorieren. Was ist kritische Ignoranz, warum ist sie in der heutigen Zeit so wichtig und was hat das Ganze mit Social Media zu tun?
In dieser Folge geht es um kritische Ignoranz: Was ist das, warum ist kritisches Ignorieren in der heutigen Zeit so wichtig und was hat das Ganze mit Social Media zu tun?
Folge anhören:
Transkript lesen:
Als ich ein Teenie war, habe ich unglaublich gerne Gitarre gespielt.
Und eine der wichtigsten Dinge für mich als Jugendliche war es, Gitarrennoten bzw. Akkorde für meine Lieblingssongs zu finden.
Ich verbrachte super viel Zeit damit, im Musikladen meines Vertrauens nach Gitarrenbüchern zu stöbern und dann immer wieder frustriert zu merken, dass es die Noten für die Songs, die ich als Sechzehnjährige toll fand, einfach nicht zu kaufen gab.
Bis – ja, bis – ich das Internet für mich entdeckte und feststellte, dass es doch tatsächlich Menschen gab, die sich die Mühe machten, Akkorde für jeden erdenklichen Song auf der Welt aufzuschreiben und sie online zu stellen.
Das heißt: Ich konnte auf einmal jeden Song nachspielen, den ich wollte. Das war ungefähr das Jahr 1999, und, ja, das war lebensverändernd für die Teenie-Alex.
Und wenn du auch ein Kind der 90er oder 80er bist, hast du vielleicht selbst so ein Schlüsselerlebnis mit diesem Internet, das so voller Möglichkeiten war.
Wenn wir jetzt mal 25 Jahre in die Zukunft vorspulen, landen wir im Jahr 2023. Also im Jetzt.
Und in diesen 25 Jahren hat sich eine Menge verändert. Um nicht zu sagen: Alles ist anders geworden.
Wissen, Informationen, Anleitungen, Ideen, Tipps, Tricks, Hacks, Rezepte, Gitarrennoten – oder was auch immer – sind nichts Besonderes mehr. Sie sind der Normalfall.
Wir stehen jetzt in der Regel nicht mehr staunend vor unserem Bildschirm, wenn wir einen genialen Tipp lesen. Das ist für uns Alltag.
Und das heißt, dass es auch gar nicht mehr so sehr darauf ankommt, Informationen zu suchen – die finden uns schon sowieso – sondern dass eine andere Fähigkeit immer wichtiger wird:
Kritisches Ignorieren.
Denn wir leben ja nicht mehr in den 90ern und sind verzweifelt auf der Suche nach Gitarrennoten oder anderen Informationen.
Wir sind heute online einer Flut von Informationen ausgeliefert und müssen jetzt lernen, mit dieser Flut umzugehen, ohne unterzugehen.
Und genau das bedeutet kritisches Ignorieren:
Es ist gewolltes Nichtwissen. Es ist die Klarheit darüber, was unsere Aufmerksamkeit verdient und was nicht. Es ist, wenn man so will, ein strategisches Nein.
Nicht weil wir zu „faul“ oder zu „schwach“ sind, um „ja“ zu sagen.
Sondern weil die Welt sich so verändert hat, dass wir täglich öfter „nein“ als „ja“ sagen müssen, um mit der Fülle an Informationen zurechtzukommen.
Und dass das keine Übertreibung von meiner Seite aus ist, sehen wir zum Beispiel auch daran, dass kritische Ignoranz heute sogar Gegenstand der Forschung ist, was ich total spannend finde.
Denn in einer Welt des Überflusses sollte „Nein“ unser neuer Standard sein, unser Default-Setting, wenn man so will.
Und man kann unzählige Beispiele dafür finden, wo es wichtig ist, sich in kritischer Ignoranz zu üben.
Wir können zum Beispiel nein sagen zu Social-Media-Accounts, die uns nerven. Oder die uns nicht gut tun. Wir können ihnen entfolgen, uns nicht mehr damit belasten.
Wir können nein sagen zu Social-Media-Plattformen, die uns nichts fürs Marketing bringen. Die Plattformen, wo wir einfach nur Zeit, Geld und Energie reinstecken, ohne wirklich Ergebnisse zu sehen.
Wir können auch grundsätzlich nein zu Social Media sagen, so wie ich es ja handhabe und andere Selbstständige dabei unterstütze.
Wir können natürlich auch außerhalb von Social Media nein sagen, z.B. Nein zum Liveticker, der uns – angesichts all der schlimmen Nachrichten auf der Welt – auf Dauer stresst. Heißt für mich nicht, überhaupt keine Nachrichten mehr zu lesen. Sondern sich für das Format zu entscheiden, das einem gut tut. Und die anderen Formate kritisch zu ignorieren.
Wir können Nein sagen zum gehypten Buch, das uns nicht die Bohne interessiert. Oder zu einer Netzwerkveranstaltung, für die wir gerade keine Energie haben.
Wir können Nein sagen zum allerneuesten Marketingtrend, der einfach nicht zu uns und unseren Stärken passt.
Einfach nur nein.
Es geht nicht darum, nein zu sagen, weil wir grundsätzlich „anti“ sind oder eine rebellische „Dagegen-Haltung“ einnehmen. Auch wenn ich selbst ein kleines Rebellenherz habe.
Kritisches Ignorieren ist vielmehr eine Überlebensstrategie in der schnellen, übervollen und ja für viele Menschen auch überfordernden Onlinewelt.
Und das Schöne ist:
Wenn wir „nein“ zu dem sagen, was eh kacke ist, haben wir endlich auch Zeit und Raum, „ja“ zu den wirklich schönen Dingen im Leben zu sagen, zum Beispiel.
Ja zu mehr Platz im Kopf.
Ja zu kreativ sein.
Und konzentriert und produktiv arbeiten.
Ja zu Marketingstrategien, die zu unseren Stärken und Werten passen.
Ja zu „Ich mach einfach mein Ding, egal, was andere davon halten.“
Ja zu innerem Frieden.
Abschließend hab ich noch eine Idee für dich:
Erstell doch mal eine Liste mit den Dingen, zu denen du „ja“ sagen willst.
Erstell dann eine zweite Liste mit den Dingen, zu denen du tatsächlich „ja“ sagst.
Vergleiche dann die beiden Listen und passe an.
Shownotes:
Der Kaninchenbau-Effekt auf Social Media
Heute begeben wir uns in den Kaninchenbau. Oder vielmehr: Wir versuchen, da gemeinsam wieder rauszukommen. Der Kaninchenbau („Rabbit Hole“) wird oft mit Verschwörungstheorien in Verbindung gebracht, doch er ist auch für Selbstständige relevant, wenn es um Marketing- und Businessthemen geht.
Heute begeben wir uns in den Kaninchenbau. Oder vielmehr: Wir versuchen, da gemeinsam wieder rauszukommen.
Der Kaninchenbau („Rabbit Hole“) wird oft mit Verschwörungstheorien in Verbindung gebracht, doch er ist auch für Selbstständige relevant, wenn es um Marketing- und Businessthemen geht.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Heute begeben wir uns in den Kaninchenbau. Oder vielmehr: Wir versuchen, da gemeinsam wieder rauszukommen.
Du kennst ihn vielleicht – oder bestimmt – aus dem Kinderbuch „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll. Da gibt es auch einen verrückten, weirden Film dazu für alle, die lieber Filme gucken.
Alice döst unter einem Baum und sieht plötzlich ein Kaninchen an ihr vorbeilaufen. Es guckt immer auf die Uhr und sagt: „Ich komme zu spät! Ich komme zu spät!“ Dann springt es in ein Loch und Alice springt einfach hinterher.
Das Buch ist mittlerweile fast 160 Jahre alt und immer noch total aktuell, denn:
Es ist ist inzwischen zu einer Metapher für das geworden, was vielen Menschen in den sozialen Medien passiert: tief in einen „Kaninchenbau“ zu fallen, ohne zu wissen, „wie in aller Welt sie da wieder rauskommen.“
Der Kaninchenbau (oder „Rabbit Hole“, wie er auf englisch heißt) wird oft mit Verschwörungstheorien in Verbindung gebracht, doch:
Wir spüren den Kaninchenbau-Efffekt auch als Selbstständige, wenn wir uns über berufliche Dinge informieren.
Das könnte zum Beispiel folgendermaßen passieren:
Wir wünschen uns mehr zahlende Kund*innen und googeln „Kunden gewinnen als Coach“.
Wir gehen die Suchergebnisse durch und besuchen einige Websites, die oben auftauchen.
Vielleicht weißt du, dass einige Websites den Meta-Pixel verwenden und diese Informationen natürlich an Meta weiterleiten, also dass wir uns für das Thema interessieren, vereinfacht gesagt.
Und wenn wir dann das nächste Mal Facebook oder Instagram öffnen, bekommen wir passende personalisierte Werbung anzeigt, zum Beispiel: „Selbstständig als Coach? Lerne im Webinar, wie ich mir ein siebenstelliges Business mit Instagram aufgebaut habe“.
Wenn wir dann mit solchen Werbeanzeigen interagieren oder uns sogar anmelden, senden wir Facebook das Zeichen, uns doch noch mehr Inhalte zum Thema „Instagram für Coaches“ zu zeigen.
Wir werden immer tiefer und tiefer und tiefer in das Thema hineingezogen, bis unser Feed nun überwiegend aus diesem einen Thema besteht und wir denken: „Boah, ich MUSS einfach Instagram für mein Business nutzen, denn alle anderen machen es ja auch so und sind total erfolgreich damit …“
Und dann folgen wir auch von uns aus weiteren Businesscoaches, die uns natürlich auch in dieser Annahme bestätigen und wir interagieren wiederum mit ihren Inhalten – und kriegen dann noch mehr von diesem Thema angezeigt.
Das heißt, es ging ganz schön schnell: Wir wollten EIGENTLICH nur ein paar zahlende Kund*innen mehr – ein paar Wochen später haben wir nahezu unser Weltbild verändert und glauben, dass es ohne Social Media nicht geht.
Es gibt auch immer wieder Versuche von Journalist*innen, die zeigen, dass es manchmal auch nur eine Sache von ein paar Tagen ist, bis sich die Inhalte auf Social Media radikalisieren.
Man konnte zum Beispiel zeigen, dass, wenn jemand fünf Profilen aus der „Thinfluencer“-Szene folgte, er oder sie bereits automatisiert Beiträge von magersüchtigen Körpern in den Feed bekamen.
Ich verlinke dir diesen Versuch auch mal in den Shownotes.
Es ist also völlig egal, worum es geht. Ob um Verschwörungstheorien geht, Magersucht oder eben Marketing. Das ist für alle Fälle der sogenannte Kaninchenbau-Effekt.
Das heißt: Es ist nicht so, dass die Welt wirklich so ist, wie wir sie auf Social Media sehen, und – jetzt in unserem Beispiel – Marketing nicht ohne Social Media funktionieren könnte.
Sondern dass die Algorithmen uns nur noch die Beiträge anzeigen, die das behaupten, weil sie ja wissen, dass uns das gerade interessiert.
Bevor wir in diesem Podcast also überhaupt über Alternativen zu Social Media sprechen, ist es wichtig zu verstehen, dass ein Satz wie „Du brauchst Instagram, wenn du selbstständig bist“ keine allgemeingültige Wahrheit ist, sondern ein Resultat des Feeds, den wir uns selbst erschaffen haben.
Wir sind also ganz leicht und fast schon unbemerkt in diesen Kaninchenbau reingekommen. Wie kommen wir da jetzt wieder heraus?
Das ist leider, leider um einiges schwerer.
Eine Möglichkeit ist, gezielt andere Beiträge auf Social Media zu suchen und zu liken und den Algorithmen das Zeichen zu geben, dass du auch andere Themen gezeigt haben möchtest.
Das funktioniert aber ehrlicherweise bei manchen Plattformen besser als bei anderen.
Bei YouTube zum Beispiel funktioniert dieses Erziehen ganz gut, finde ich. Das heißt, wir geben in die Suchleiste neue Themen ein, gucken uns da ein paar Videos an. Und vermutlich wird das schon reichen, damit wir die Algorithmen da zumindest in die richtige Richtung schubsen können.
Auf TikTok finde ich das um einiges schwerer. Denn wir starten bei der „For You“-Page und sehen ja nicht, welche Videos da als nächstes kommen. Manchmal war ich bei manchen Videos so geschockt, dass ich im ersten Moment auch gar nichts machen konnte und sie mir doch ein paar Sekunden angeguckt habe. Da ist es also viel schwieriger, Einfluss zu nehmen.
Eine zweite Möglichkeit, den Kaninchenbau zu verlassen, ist, eine größere Social-Media-Pause einzulegen und zumindest gedanklichen Abstand zu den Themen zu bekommen.
Denn wenn wir mal ein paar Wochen nicht auf Social Media sind, macht das auch was mit unserem Kopf. Wir können endlich auch mal unsere eigenen Gedanken hören und kriegen wieder Zugang zu unseren Ansichten und unserer Intuition.
Vielleicht trauen wir uns mehr … oder wir trauen uns zumindest, uns auf neuere Gedanken einzulassen und weisen sie nicht gleich als „unmöglich“ ab.
Doch selbst, wenn du fürs Erste nicht vorhast, eine Social-Media-Pause einzulegen oder vielleicht Social Media ganz zu verlassen, kannst du dich zumindest immer daran erinnern:
Das, was du auf Social Media hörst, ist nicht zwingend die Wahrheit. Und wenn alle um uns herum sagen, dass wir zwingend Social Media brauchen, wenn wir selbstständig sind, heißt es nicht zwingend, dass es stimmt. Es heißt, dass wir tief im Kaninchenbau sind und da schleunigst wieder rauskommen sollten.
Shownotes:
Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.