Social-Media-frei
Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies
Worum geht’s?
In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!
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Unbezahlte Arbeit auf Social Media – Teil 6: Mental Load
Diese Folge ist die letzte in der Reihe „Unbezahlte Arbeit auf Social Media“. Heute geht es abschließend um den Mental Load, also um die mentale Belastung, die entsteht, wenn wir Socal Media als Privatmenschen nutzen oder beruflich Social-Media-Marketing betreiben.
Diese Folge ist die letzte in der Reihe „Unbezahlte Arbeit auf Social Media“.
Heute geht es abschließend um den Mental Load, also um die mentale Belastung, die entsteht, wenn wir Socal Media als Privatmenschen nutzen oder beruflich Social-Media-Marketing betreiben.
Folge anhören:
Transkript lesen:
In der heutigen Podcastfolge geht es um das Thema Mental Load auf Social Media.
Und vielleicht oder vermutlich kennst du diesen Begriff eher in einem anderen Kontext, nämlich wenn es um Care-Arbeit geht.
Da beschreibt der Begriff, dass es neben den ganzen Aufgaben, die anfallen, wenn wir Fürsorgearbeit leisten, es noch eine weitere Art von Arbeit gibt, die aber komplett unsichtbar ist. Oder zumindest unsichtbar war. Denn zum Glück reden immer mehr Menschen über Mental Load.
Der Begriff beschreibt die mentale Belastung, die wir täglich haben, wenn wir zum Beispiel Fürsorgearbeit leisten. Denn die beinhaltet ja nicht nur, dass wir tatsächlich beispielsweise für Kinder kochen oder mit ihnen spielen oder sie ins Bett bringen. Sondern wir müssen ständig an Dinge denken und organisieren und planen und vorausschauen.
Wenn z.B. unser Kind eine Einladung bekommt zu einem Geburtstag, ist klar: Wir brauchen ein Geschenk. Wann können wir das besorgen? Und was soll das überhaupt sein? Da können wir mal die Eltern anschreiben und nachfragen. Wir überlegen, wie das Kind auf den Geburtstag kommt. Ob wir hinlaufen können. Oder sich der Ort mit den Öffis gut erreichen lässt. Oder ob jemand fahren muss. Wir überlegen, ob wir einen anderen Termin, der mit dem Geburtstag konfligiert, verlegen müssen. Was wir in der Zeit evtl. mit dem Hund machen oder einem kleineren Kind, das zu der Zeit immer Mittagsschlaf hält. Usw.
Es ist also nicht nur: Das Kind geht auf einen Kindergeburtstag.
Sondern: Der Kindergeburtstag kommt mit einem Rattenschwanz an Aufgaben und füllt unseren Kopf mit Dingen, an die wir denken und die wir organisieren müssen. Und deshalb heißt es eben auch Mental Load oder mentale Belastung.
Denn da es so viele Dinge gibt, die wir auf dem Schirm haben müssen, ist dieser Mental Load für viele Frauen vor allen Dingen – denn da sie sich um die Care-Arbeit kümmern, sind sie auch stärker vom Mental Load betroffen – enorm hoch und hat häufig gesundheitliche Konsequenzen.
Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Migräne, Reizbarkeit, Bluthochdruck, Angstzustände, Depressionen bis zum Burnout, nur mal um einige typische Symptome zu nennen.
Und ja dieser Metal Load in der Care-Arbeit ist zwar noch lange nicht gelöst, aber wir reden inzwischen zumindest darüber. Und das ist beim Mental Load auf Social Media nicht der Fall.
Mir scheint, dass sich kaum jemand diesem Thema widmet. Dabei gehen auch soziale Medien mit einem enormen Mental Load einher.
Fangen wir mal an mit der Contentarbeit. Es ist ja nicht nur so, dass wir uns hinsetzen und unser Smartphone in die Hand nehmen und innerhalb von zwei, drei Minuten den perfekten Post runterschreiben – Contentarbeit heißt meist, dass wir uns permanent Gedanken darüber machen müssen, was wir wann wie posten.
Jeder Tag, jede Mahlzeit, jede Reise, jeder Gedanke, ja, jeder einzelne Moment des Tages ist potenzieller Social-Media-Content. Und das heißt: Wir sind nie mit der Social-Media-Arbeit fertig. Solange wir essen, denken, uns fortbewegen und Dinge tun, selbst wenn es nur rumgammeln auf der Couch und Tatort gucken ist, könnten wir auf Social Media theoretisch darüber reden.
Das heißt, wir gehen durchs Leben mit dieser Social-Media-Brille, die da heißt: Kann ich das auf Insta posten? Oder: Kann ich daraus eine Story-Sequenz machen?
Ständig tragen wir diesen Gedanken mit uns herum, wenn wir Social Media nutzen.
Und wenn wir dann den Content gepostet haben und eigentlich fertig sind, steht ja schon der nächste Post an. Das heißt, wir machen uns sofort wieder Gedanken um den nächsten Content.
Gleichzeitig haben wir immer im Kopf, die Likes und Kommentare und Nachrichten zu checken. Das heißt: Wir nehmen nicht nur immer wieder unser Smartphone in die Hand, um irgendwelche Kennzahlen zu checken, wir denken auch permanent daran. Der Gedanke, dass jemand unseren Post geliket, kommentiert oder geteilt hat, ist permanent in unserem Kopf drin.
Es gibt meines Wissens im Gegensatz zum Mental Load in der Care-Arbeit keine Studien über den Mental Load auf Social Media. Das heißt: Wir tappen da so ziemlich im Dunkeln, was das Thema angeht.
Wenn ich eine Vermutung äußern dürfte, dann, dass gerade dieser Mental Load einen großen Anteil an der Social-Media-Erschöpfung hat, die viele Menschen gerade fühlen.
Social Media zu nutzen, heißt dann eben, niemals fertig mit der Arbeit zu sein. Und selbst wenn wir uns gerade nicht auf Instagram rumtreiben, sind wir dennoch in Gedanken dort. Und das kostet auf lange Sicht jede Menge Zeit und Energie.
Aber natürlich kann jede und jeder einzelne das für sich mal checken und überlegen: Wo trage ich Social Media bei mir im Kopf mit herum? Wann mache ich mir Gedanken darüber? Sorgen? Wann liege ich wach und kann nicht schlafen?
Selbst der banalste Gedanke wie „Wär das was für eine Story?“ ist streng genommen Arbeit und deshalb ist es so wichtig, dass Menschen diesen unsichtbaren Mental Load, diese unsichtbare Arbeit, für sich sichtbar machen und sich von mir aus eine Liste erstellen mit all den Aufgaben und Gedanken und Planungen und Organisationen und Sorgen und so weiter rund um die sozialen Medien.
Erst dann können wir besser verstehen, welche Rolle Mental Load auf Social Media für Menschen tatsächlich spielt und ob auch dieser Mental Load bei Menschen dafür sorgt, dass sie ernsthaft daran erkranken.
So, das war der allerletzte Beitrag zum Thema „Unbezahlte Arbeit auf Social Media“. Wir hatten die Contentarbeit, die Emotionsarbeit, die ästhetische Arbeit, die Arbeit an sich selbst und seinen Gewohnheiten und jetzt eben noch den Mental Load.
Du solltest jetzt spätestens nach dieser Folge gesehen haben, dass soziale Medien enorm viel Arbeit von uns fordern, die meist unsichtbar und damit unbezahlt ist. Und das kann vor allem für diejenigen ein Problem sein, die eh schon am Ende ihrer Kräfte sind. Da können soziale Medien eben noch der Tropfen sein, der das Fass dann zum Überlaufen bringt und ernsthafte gesundheitliche Folgen hat.
Deshalb habe ich eine große Bitte an dich:
Falls du jemanden kennst, der oder die von Social Media erschöpft ist, bitte leite ihr die sechs Podcastfolgen über unbezahlte Arbeit auf Social Media weiter.
Denn mir ist es ein Anliegen, Menschen deutlich zu machen, dass es nicht ihr individuelles Versagen ist. Sondern, dass Social Media viele ausbeuterische Strukturen hat, die dazu führen können, dass Frauen, die im analogen Leben ja eh schon so viel mehr unbezahlte Arbeit leisten als Männer, mit Social Media noch zusätzlich einen Bereich haben, der extrem viel Zeit, Energie und Geld von ihnen fordert. Und das kann erschöpfen und müde machen und stressen oder sogar in den Burnout führen.
Shownotes:
Unbezahlte Arbeit auf Social Media – Teil 5: Selbstoptimierung
Es geht weiter mit dem Thema „Unbezahlte Arbeit auf Social Media“, und in dieser Folge möchte ich über die Arbeit an uns selbst sprechen – die Selbstoptimierung. Diese findet auf verschiedenen Ebenen statt und es geht immer darum, unsere Persönlichkeit oder unsere Social-Media-Gewohnheiten zu verbessern. Wir sollen „die beste Version unserer Selbst“ werden. Warum ist das ein Problem?
Es geht weiter mit dem Thema „Unbezahlte Arbeit auf Social Media“, und in dieser Folge möchte ich über die Arbeit an uns selbst sprechen – die Selbstoptimierung.
Diese findet auf verschiedenen Ebenen statt und es geht immer darum, unsere Persönlichkeit oder unsere Social-Media-Gewohnheiten zu verbessern. Wir sollen „die beste Version unserer Selbst“ werden. Warum ist das ein Problem?
Folge anhören:
Transkript lesen:
Wir machen weiter mit dem Thema „Unbezahlte Arbeit auf Social Media“. In den letzten Folgen habe ich bereits über unbezahlte Contentarbeit, Emotionsarbeit und ästhetische Arbeit gesprochen.
Und heute möchte ich über eine weitere Form unbezahlter Arbeit sprechen, die soziale Medien von uns fordern, und das ist die kontinuierliche Arbeit an uns selbst. Auch bekannt unter dem Namen Selbstoptimierung.
Und bei der Selbstoptimierung geht es um eine ständige Verbesserung von Eigenschaften oder Fähigkeit. Und damit geht sehr häufig einher, dass wir etwas messen und kontrollieren, um ja … die beste Version unserer selbst zu werden, wie es immer so schön heißt.
Auch hier ist es wie schon bei der Emotionsarbeit oder der ästhetischen Arbeit so, dass soziale Medien Selbstoptimierung natürlich nicht erfunden haben, also es gab auch schon vor Social Media Selbstoptimierung natürlich. Doch auch hier ist es so, dass soziale Medien extrem kompatibel mit Selbstoptimierung sind und deshalb die Tendenzen verstärken.
Und mir geht es jetzt in dieser Podcastfolge auch gar nicht darum, zum Beispiel, ob Schritte zu zählen oder ein Dankbarkeitstagebuch zu führen, jetzt Selbstoptimierung ist oder nicht. Mir geht es natürlich um die Arbeit an uns selbst, die für Social Media notwendig oder typisch ist.
Also was genau wollen wir nun auf Social Media verbessern?
Zunächst einmal: unsere Social-Media-Gewohnheiten. Denn die Dauerpräsenz und die ständige Verfügbarkeit, die soziale Medien von uns fordern, sind anstrengend und erschöpfend. Es gibt immer wieder Studien, die einen Zusammenhang feststellen zwischen Social Media und psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Ängsten oder Burnout.
Doch wenn wir uns mal angucken, wie mit dieser Thematik umgegangen wird, dominiert der Ansatz, dass das als ein individuelles Problem dargestellt wird und nicht als ein systematisches, strukturelles Problem, das es eigentlich ist.
Das heißt, statt das System Social Media zu kritisieren und die Strukturen dahinter, wird gesagt: Naja, du kannst soziale Medien so nutzen, dass sie dir gut tun.
Ich hab das schon mal in der Folge über achtsames Social-Media-Marketing erwähnt. Es geht im Grunde darum zu sagen:
Ja, soziale Medien sind problematisch. Doch mit den richtigen Gewohnheit und Tools und dem richtigen Mindset ist das überhaupt kein Problem mehr!
Und dann geben Social-Media-Coaches oder Achtsamkeitscoaches eben diese Tipps zur Phone-Life-Balance und zum Zeitmanagement und Tipps für einen „effektiven Workflow“ und für einen Digital Detox.
Das heißt, wir müssen auf einmal nicht nur Social Media nutzen, um Marketing zu betreiben. Wir müssen nun auch an unseren Gewohnheiten arbeiten, um Social Media zu nutzen.
Und auch hier ist es so, dass niemand uns diese Arbeit an unseren Gewohnheiten sieht, wertschätzt oder vergütet.
Im Gegenteil: Bei mir hat es zum Beispiel dazu geführt, dass ich extrem an mir gezweifelt habe. Denn ich dachte lange Zeit: Na ja, alle anderen schaffen es, soziale Medien so zu nutzen, dass es okay für sie ist. Nur ich schaffe es nicht. Ich bin nicht gut genug. Irgendwas stimmt mit mir nicht.
Und diese Gedanken rühren daher, dass wir Social Media individuell denken, statt strukturell. Also dass wir, sobald jemand nicht mit sozialen Medien zurechtkommt, annehmen, dass es sein oder ihr individuelles Versagen ist, warum das so ist.
Und das Blöde daran ist, dass sich so nichts am System Social Media ändern wird. Denn wenn wir alle nun unsere Zeit tracken, die wir auf Social Media verbringen oder uns irgendwelche Apps runterladen, die uns dabei helfen, uns irgendwelche Gewohnheiten anzutrainieren, dürfen soziale Medien ja so bleiben, wie sie sind.
Das heißt, um soziale Medien nutzen zu können, ohne dass wir gesundheitlich darunter leiden, müssen wir auf einmal Zeit und Energie und Geld reinstecken. Wir müssen ständig unsere Gewohnheiten im Blick behalten und unser Verhalten tracken und messen und vergleichen und anpassen.
Und das ist unfassbar anstrengend und: Es hat einfach kein Ende, keine natürliche Begrenzung. Wir sind niemals fertig mit dieser Art von Arbeit. Solange wir soziale Medien nutzen wollen, ohne dass wir gesundheitlich darunter leiden, müssen wir unsere Gewohnheiten im Blick behalten.
Doch Frauen auf Social Media haben durch ästhetische Arbeit nicht nur einen makellosen Körper und durch kontinuierliche Selbstoptimierung tolle Social-Media-Gewohnheiten, sondern sie sind auch immer äußerst produktiv und haben natürlich immer ihre persönliche Weiterentwicklung und Karriere im Blick. Vom Aufwachen bis zum Schlafengehen ist auf Social Media einfach alles durchoptimiert.
Es fängt an mit dem richtigen Zeitpunkt fürs Aufstehen und das ist auf Social Media fünf Uhr morgens. Denn erfolgreiche Menschen sind Frühaufsteher. Während alle schlafen, können wir ungestört unseren Zielen nachgehen. Und wenn wir nicht der Typ zum Frühaufstehen sein sollten, wollen wir es einfach nicht fest genug.
Punkt Nr. 2 ist, dass wir den Tag mit einer Meditation starten. Denn wozu sich über die ganzen Gender Pay / Tax / Pension / Care / Leadership oder Data Gaps aufregen, wenn wir die Wut auch einfach wegatmen können! So starten wir ganz entspannt in den Morgen und haben den ganzen Tag einen wunderbaren Glow.
Punkt Nr. 3 ist, dass wir nach der Meditation lesen. Und zwar mindestens zehn Seiten täglich, auf denen wir uns von einem privilegierten weißen Mann erklären lassen, dass wir alles erreichen können, wenn wir nur hart genug an uns arbeiten.
Punkt Nr. 4 ist: Wir machen Sport. Denn schon 180 Minuten täglich reichen, um unseren Puls so hochzutreiben, dass wir unsere eigenen Gedanken nicht mehr hören können.
Punkt Nr. 5 ist, dass wir positiv denken. Denn: Ja, es kann so einfach sein.
Punkt Nr. 6 ist, dass wir stets gut hydriert sind. Und am besten jeden Morgen literweise Zitronenwasser und einen grünen Smoothie trinken.
Und dann sind wir bereit für den Tag.
Und Bonus-Tipp: Wir dokumentieren jeden Schritt unseres Morgens auf Social Media, um andere Frauen daran zu erinnern, dass sie an den Anforderungen, die von allen Seiten an sie herangetragen werden, nur scheitern können.
Ja, du siehst, ich bin nicht so gut auf diese Morgenroutinen und die Hustle Culture zu sprechen, die auf Social Media inszeniert und verfestigt werden und Frauen dadurch den Eindruck vermitteln, dass sie erfolgreich werden können, wenn sie nur hart genug an sich selbst arbeiten.
Sheryl Sandberg hat diese Botschaft 2013 in die Welt gesetzt.
In ihrem Buch „Lean in“. Sie sagt dort:
Wenn Frauen hart arbeiten und mutig sind, können sie alles erreichen, was sie sich vornehmen.
Hört sich erst einmal gut an, ja, doch ist bei näherem Hinsehen leider nur ein unreflektierter Worthaufen, der sehr stark nach Privilegien riecht.
Denn Sheryl Sandberg, die bis Herbst 2022 eine leitende Position bei Facebook hatte, hat ein geschätztes Vermögen von 1,5 Milliarden Dollar. Nicht Millionen, Milliarden.
Und vermutlich lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage:
Einer weißen, reichen Frau, die – von Kinderbetreuung über Haushalt – alles auslagern kann, was sie beim Emporklettern der Karriereleiter aufhalten könnte, kommen solche Sätze leichter über die Lippen als beispielsweise Alleinerziehenden, deren Zeit, Kraft und finanzielle Ressourcen nun einmal beschränkt sind, oder Schwarzen Frauen, die möglicherweise täglich Diskriminerungserfahrungen machen müssen.
Für die meisten Frauen dieser Erde gibt es in patriarchalen Strukturen Grenzen. Das will in der Businessbubble niemand hören, das ist aber Fakt.
Selbst wer als Frau weiß und glücklich verheiratet ist, wird – sobald Kinder ins Spiel kommen – nach durchgemachten Nächten und dank diverser Gender Gaps erst einmal nicht so leistungsfähig sein und über die nötigen Ressourcen verfügen.
Deshalb schwächt diese Form von „Female Empowerment“ das Anliegen der Frauen.
Und letzten Endes halst man Frauen so noch mehr unbezahlte Arbeit auf – Contentarbeit, ästethische Arbeit, Emotionsarbeit und nun eben auch die permanente Arbeit „an sich selbst“, die bereits früh morgens beginnt, wenn noch alle schlafen.
Das setzt Frauen noch mehr unter Druck, als sie eh schon stehen, und verstärkt ihre Selbstzweifel.
Ja, das waren meine 2 Cents zum Thema Selbstoptimierung auf Social Media und wir sind fast fertig mit diesem großen, komplexen, aber, wie ich finde, total spannenden Bereich „Unbezahlte Arbeit auf Social Media“.
Fürs nächste Mal bleibt uns noch das Thema „Mental Load auf Social Media“.
Shownotes:
Unbezahlte Arbeit auf Social Media – Teil 4: Ästhetische Arbeit
In dieser Podcastfolge geht es um unbezahlte ästhetische Arbeit auf Social Media. Ich rede über Algorithmen, normschöne Körper und den Drang, sich immer zu schminken, bevor man eine Story macht oder ein Selfie postet.
In dieser Podcastfolge geht es um unbezahlte ästhetische Arbeit auf Social Media. Ich rede über Algorithmen, normschöne Körper und den Drang, sich immer zu schminken, bevor man eine Story macht oder ein Selfie postet.
Folge anhören:
Transkript lesen:
In der heutigen Podcastfolge machen wir weiter mit dem Thema „Unbezahlte Arbeit auf Social Media“.
In den letzten Folgen habe ich schon über unbezahlte Contentarbeit gesprochen und über unbezahlte Emotionsarbeit, die soziale Medien von uns verlangen. Und heute möchte ich über eine weitere Form von unbezahlter Arbeit auf Social Media sprechen und das ist unbezahlte ästhetische Arbeit.
Diesen Begriff habe ich das erste Mal bei Emilia Roig in ihrem Buch „Das Ende der Ehe“ gelesen. Ein ganz tolles Buch übrigens, aber das wäre jetzt ein bisschen zu off-topic, da näher darauf einzugehen.
Für unser Thema ist relevant, dass die Autorin darin beschreibt, dass Mädchen von früh an lernen, dass sie schön aussehen müssen, um in der Gesellschaft als wertvoll angesehen zu werden, und infolgedessen eine Menge Zeit, Energie und Geld aufwenden, um sich zu pflegen, zu schminken und zu Friseuren und Kosmetikerinnen zu gehen.
In einem anderen großartigen Buch und zwar: „Die Erschöpfung der Frauen“ von Franziska Schutzbach weist die Autorin darauf hin, dass Frauen in der Regel alle dreißig Sekunden checken, wie sie aussehen. Also dass sie kontrollieren, wie ihr Haar sitzt oder ob der Lippenstift noch hält usw.
Und wer mal in eine Drogerie geht, sieht, dass im Grunde ein Drittel der Drogerie will, dass Frauen anders aussehen, als sie es tun. Dass ihr Haar eine andere Farbe hat, dass ihre Locken definierter sind, dass es blumiger riecht und mehr glänzt. Dass die Haare auf ihrem Körper aber weggehören. Dass ihre Haut jünger aussieht, straffer, mit weniger Falten.
Dass Rötungen, Pickel oder Augenringe versteckt gehören. Dass ihre Wimpern länger sind.
Dass die winzigen Lücken zwischen den Härchen ihrer Augenbrauen mit einer Farbe angemalt werden. Denn sonst sehen Augenbrauen angeblich gar nicht erst aus wie Augenbrauen.
Dass ihre Lippen voller sind, mehr glänzen, eine andere Farbe haben. Dass ihre Wangen rosiger sind. Die Nase weniger auffällig. Dass die Wangenknochen stärker betont sind. Dass die Nägel röter sind, die Füße weicher, die Hände zarter.
Laut einer Studie von TNS Infratest geben Frauen übrigens ungefähr 300 Euro jährlich für Make-Up, Körperenthaarung und Düfte aus.
Aufs erwachsene Leben gerechnet sind es fast zwanzigtausend Euro, die Frauen diese unbezahlte ästhetische Arbeit kostet.
Das heißt, es ist nicht nur so, dass niemand Frauen dafür bezahlt, dass sie diesen gesellschaftlichen Ansprüchen genügen, sondern dass sie das sogar noch zusätzlich Geld kostet.
Soziale Medien haben unbezahlte ästhetische Arbeit natürlich nicht erfunden, aber sie verstärken diese Arbeit zusätzlich, denn nun müssen sich Frauen nicht nur schminken, wenn sie das Haus verlassen, sondern vor jedem Selfie oder Video, das sie auf Social Media hochladen.
Auch sonntags, abends, im Urlaub oder sogar noch vor dem Aufstehen. Es gibt ja diese Praxis, sich morgens zu schminken, dann wieder ins Bett zu gehen und Bilder mit dem Hashtag #wokeuplikethis zu posten.
Auch ich hab mich früher jedes Mal geschminkt, bevor ich eine Story gemacht habe. Zumindest ein bisschen. So die Basics. Also Primer, Puder, Foundation, Puder, Concealer, Puder, Blush, Augenbrauenstift, Eyeliner, Lidschatten, Mascara, Primer, Lipliner, Lippenstift, Finish. Das war mein „natürlicher“ Look.
Und ja, wenn ich das mal nicht gemacht habe, habe ich fast immer besorgte Nachrichten von Followern bekommen, z.B. „Du siehst müde aus. Alles in Ordnung?“ Oder: „Na, anstrengende Nacht gehabt?“ Zwinkersmiley. Oder: „Geht’s dir nicht gut? Du siehst fertig aus …“
Das heißt, ich war dann immer in dieser Rechtfertigungsposition, warum ich so aussehe, wie ich aussehe. Und musste immer wieder betonen, dass ich nicht müde bin, dass ich nicht krank bin, sondern dass ich mich einfach nicht geschminkt habe.
Denn Frauengesichter, die ungeschminkt sind, werden anscheinend eher als krank wahrgenommen, während Männer weiterhin unangemalte Lücken zwischen ihren Augenbrauen haben dürfen.
Und da ich nicht ständig diese Diskussionen führen wollte, habe ich mich eben dann irgendwann jedesmal vor einem Video geschminkt. Und dann habe ich noch einen Filter genutzt. und dann hab ich oft auch noch ein Ringlicht aufgebaut, das mein Gesicht optimal ausleuchtete. Und dann sagte ich den Satz, den schon Millionen Frauen vor mir sagten und vermutlich für die nächsten Jahrzehnte voller Überzeugung sagen werden: „Ich wollte mich nur mal schnell bei euch melden …“
Und wenn wir dann unsere Social-Media-Apps öffnen und von oben nach unten scrollen und nur durchgestylte Menschen sehen, dann wollen wir natürlich nicht die einzigen sein mit Augenringen, Pickeln oder Lücken zwischen den Augenbrauenhärchen.
Also passen wir uns an und schminken uns.
Nun könnte man ja einfach sagen: „Herrgott, dann schminke dich halt nicht. Zwingt dich doch niemand dazu.“
Und ja, wenn wir das Badezimmer betreten, gibt es niemanden, der uns folgt, die Schminkutensilien ausbreitet und uns so lange nicht wieder rauslässt, bis wir die Haut unter unseren Augen mit einem Concealer bedeckt haben und unsere Lippen mit einem Lippenstift in der Farbe „Velvet Teddy“.
Doch es gibt ja noch die Algorithmen auf Social Media:
Sie bestimmen nicht nur, welche Beiträge bevorzugt angezeigt werden, sondern sie bevorzugen nachweislich normschöne Körper.
Das kann ja jede oder jeder ganz einfach selbst ausprobieren und ein Foto von einem behaarten Bein oder Bauch posten.
Was die Social-Media-Algorithmen nun mit diesem Bild anstellen, kommt auf das Geschlecht an. Wird der Körper als männlich identifiziert, gehen Haare auf Beinen und Bauch in Ordnung. Wird der Körper als weiblich identifiziert, eher nicht, und das Bild wird eher von der Plattform gelöscht.
Und für eine private Nutzerin ist das sicherlich schon doof genug. Denn es kann natürlich ein ermächtigender Akt sein, Bilder von seinem Körper zu posten.
Doch wer Social Media beruflich nutzt, hat zusätzlich noch den Druck, dass die Beiträge, die man postet, ja ausgespielt werden sollten und nicht einfach gelöscht.
Das heißt: Für den Großteil der selbstständigen Frauen, die Social Media nutzen, gilt:
Wenn sie gesehen werden wollen, haben sie meist nicht die Wahl, Algorithmen zu ignorieren, sondern müssen das, was Algorithmen bevorzugen, auch liefern.
Und das zieht eben viele weitere Probleme nach sich.
Zum einen: Diese Arbeit ist erschöpfend. Denn es ist super anstrengend, Schönheitsidealen oder gar der Perfektion nachzustreben und zu erwarten, dass man so aussieht wie die Menschen auf Social Media. Niemand sieht in Wirklichkeit so aus. Außerdem ist es erschöpfend, mit diesen Kommentaren umzugehen, wenn man die Norm eben nicht erreicht.
Und das geht sogar soweit, dass einige ernsthafte gesundheitliche Folgen dadurch haben. Schon 2017 war es so, dass 49 Prozent der Menschen, die sich einer Schönheits-OP unterzogen, angaben, dass sie es wegen Selfies für Instagram und Co. tun.
Außerdem führt, wie ich an meinem eigenen Beispiel deutlich gemacht habe, ästhetische Arbeit häufig zu mehr Emotionsarbeit. Denn natürlich konnte ich mir als Selbstständige Schöneres vorstellen, als ständig über mein Aussehen reden zu müssen, wenn ich mal nicht geschminkt war. Das war nervig und frustrierend und da es sich immer wieder wiederholt hat, kam da schon einiges an Zeit zusammen.
Wir alle haben nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Und wer diese Zeit mit unbezahlter ästhetischer Arbeit verbringt und vielleicht auch mit mehr Emotionsarbeit, die mit der ästhetischen Arbeit zusammenhängt, hat dann als Konsequenz weniger Zeit und Energie für andere Dinge.
Ja, das war es zum Thema unbezahlte ästhetische Arbeit auf Social Media. Und nächste Woche geht es weiter mit der unbezahlten Arbeit an sich selbst.
Shownotes:
Unbezahlte Arbeit auf Social Media – Teil 3: Emotionsarbeit
Wer Social Media nutzt, kommt oft mit einer ganz besonderen Form der unbezahlten Arbeit in Berührung: der Emotionsarbeit. Denn durch die Bewertungssituationen und den ständigen Druck, positiv zu sein, entstehen Gefühle wie Unzulänglichkeit oder Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“. Und mit der Emotionsarbeit müssen wir unsere Gefühle dann regulieren, kontrollieren und modifizieren. Was macht das mit uns?
Wer Social Media nutzt, kommt oft mit einer ganz besonderen Form der unbezahlten Arbeit in Berührung: der Emotionsarbeit. Denn durch die Bewertungssituationen und den ständigen Druck, positiv zu sein, entstehen Gefühle wie Unzulänglichkeit oder Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“.
Und mit der Emotionsarbeit müssen wir unsere Gefühle dann regulieren, kontrollieren und modifizieren.
Was macht das mit uns?
Folge anhören:
Transkript lesen:
In den letzten Folgen ging es bereits um das Thema unbezahlte Arbeit auf Social Media. Ich habe dir in der Folge vor zwei Wochen kurz erzählt, warum das Thema gerade für Frauen so wichtig ist. In der letzten Folge ging es um das Thema unbezahlte Contentarbeit. Und in der Folge heute möchte ich über Emotionsarbeit sprechen.
Und mein Vorschlag ist, dass, wenn du dir die letzten beiden Folgen noch nicht angehört hast, dass du vielleicht mal reinhörst. Denn ich werde mich in der Folge heute und auch in den kommenden Folgen immer wieder auf einzelne Gedanken beziehen, die ich in den letzten Episoden geteilt habe.
Also gut: Emotionsarbeit.
Ich muss zugeben, dass ich diesen Begriff zwar schon vor einiger Zeit gehört habe, aber irgendwie immer drübergelesen habe. Und erst vor Kurzem hab irgendwie gedacht: Okay, was ist das jetzt für ein Konzept und was können wir damit erklären?
Und ich bin wirklich sehr froh, dass ich das gemacht habe, weil das Konzept der Emotionsarbeit ein sehr mächtiges Werkzeug ist, um zu verstehen, warum uns soziale Medien zum Beispiel so erschöpfen und auslaugen und stressen.
Auch bei der Emotionsarbeit ist es so, du ahnst es vermutlich schon, dass uns niemand diese Art von Arbeit vergütet. Das heißt, neben der Contentarbeit gibt es noch einen zweiten großen Bereich, in den wir unsere Zeit, unsere Energie und manchmal auch unser Geld stecken, für den wir aber kein Geld kriegen.
Auch wenn du das Wort Emotionsarbeit vielleicht noch nicht kennst, bin ich mir sehr sicher, dass du bereits Bekanntschaft mit dieser Art von Arbeit gemacht hast. Vor allem auf Social Media.
Emotionsarbeit ist, wenn du beispielsweise locker-flockig in die Kamera für eine Instastory sprichst und den Anschein erweckst, als wärst du bester Laune, obwohl gerade etwas in deinem Leben passiert, das alles andere als toll ist.
Also angenommen, dir geht es gerade finanziell nicht gut oder eine Freundin oder ein Familienmitglied ist ernsthaft erkrankt oder – es muss auch nicht gleich so dramatisch sein – du hast gerade einfach eine Absage bekommen für ein Projekt, auf das du dich gefreut hast und mit dem du schon gerechnet hast. Und du fühlst dich einfach etwas down.
Und wenn du in solchen Momenten deine Gefühle wie Frust oder Traurigkeit oder Sorge oder vielleicht sogar Wut nicht zeigst, sondern auf Social Media so tust, als wäre alles wie immer, geht es nicht einfach so mit einem Fingerschnippen, sondern ist im Grunde Arbeit, für die du Energie und Zeit brauchst.
Und genau das macht den Kern von Emotionsarbeit aus. Wir kontrollieren, regulieren oder modifizieren unsere Gefühle. Sehr häufig tun wir das, um bestimmte soziale Erwartungen zu erfüllen.
Und natürlich ist es so, dass Emotionsarbeit erst einmal nichts Schlechtes ist, im Gegenteil. Emotionsarbeit ist wichtig für das Funktionieren einer Gesellschaft. Egal, in welche Gemeinschaften wir gucken, ob es jetzt Familien sind oder andere Formen von Gruppen, ist es wichtig, dass es Menschen gibt, die empathisch sind oder in der Lage sind, in Konflikten zu vermitteln zum Beispiel.
Doch das Problem an Emotionsarbeit ist wie so oft, dass diese Arbeit in der Regel von Frauen geleistet wird, weil sie eben meistens in Berufen tätig sind, die diese Art von Arbeit erfordern. Oder sie diejenigen sind, die sich um Kinder kümmern oder Angehörige pflegen. Und meistens wird diese Art von Arbeit nur sehr schlecht vergütet oder eben gar nicht vergütet.
Das heißt, niemand bezahlt uns dafür, dass wir Fürsorgearbeit leisten und niemand bezahlt uns dafür, dass wir auf Social Media Emotionsarbeit leisten.
Und die hat es ganz schön in sich, finde ich. Weil sie auf so vielen verschiedenen Ebenen stattfindet.
Zum Beispiel: das Thema Vergleichen.
Es ist zwar so, dass Vergleichen etwas Menschliches ist und auch verschiedene Funktionen erfüllt. Doch weil wir auf Social Media auf einmal unzähligen Menschen folgen können und uns ihre Accounts angucken können, können wir das erste Mal in der Menschheitsgeschichte uns mit so vielen Menschen vergleichen wie noch nie zuvor.
Im Grunde jeden Aspekt unseres Lebens: unsere Körper, unsere Häuser oder Wohnungen, unser Einkommen, unsere Haustiere, die Größe unseres Teams, unsere Reiseziele usw.
Diese permanenten Vergleiche führen dazu, dass wir permanent Gefühle spüren wie Unzulänglichkeit und Gedanken haben wie „Ich bin nicht gut genug“. Und das ist alles andere als banal, sondern das braucht enorm viel von uns, mit diesen Gefühlen und Gedanken umzugehen und sie zu regulieren. Und diesen Aufwand, den wir tagtäglich betreiben müssen, kostet uns extrem viel Energie und Zeit und Nerven und Platz im Hirn usw.
Ein anderes Beispiel sind die Bewertungen. Wir befinden uns auf Social Media permanent in Bewertungssituationen. Wenn wir etwas posten, bekommen wir sofort Feedback darauf. Entweder weil Menschen etwas liken oder weil sie etwas nicht liken und wir denken „Warum liket das niemand?“. Manchmal kommentieren Menschen unsere Posts. Und oft sind das nette Worte, manchmal aber auch völlig nichtssagende Worte und manchmal sogar nicht so nette Worte.
Doch egal, wie die Bewertung ausfällt, wir müssen damit eben klarkommen.
Ich finde diesen Punkt immer ein bisschen seltsam, weil super viele Menschen nicht so großer Fan von Prüfungssituationen sind. Weil es einfach nicht angenehm ist, wenn Menschen, das, was man sagt oder tut, bewerten. Und wir machen alle immer drei Kreuze, wenn das Abi oder die Fahrprüfung oder das Examen rum ist. Wenn wir es geschafft haben.
Doch auf Social Media begeben wir uns täglich freiwillig in diese Situationen, wo immer Urteile über uns gefällt werden. Das heißt, wir geben anderen Menschen die Macht, uns zu sagen, wie gut wir etwas machen, ob wir gut genug aussehen und ob unsere Ansichten die richtigen sind oder nicht.
Und auch hier entstehen durch diese Bewertungssituationen permanent Gefühle und sehr häufig nicht angenehme Gefühle.
Und nicht selten knüpfen wir das, was andere Menschen über uns auf Social Media sagen, an unseren Selbstwert. Und wenn das Urteil dann negativ ausfällt, denken wir auch negativ über uns.
Also eine sehr komplexe Angelegenheit das Ganze. Doch es gibt noch viele weitere Formen der Emotionsarbeit auf Social Media.
Z.B die Inszenierung.
Wir müssen ständig abwägen, wie wir uns in den sozialen Medien darstellen wollen. Welches Bild wir von uns zeigen wollen. Ob wir Dinge beschönigen, anders darstellen, vielleicht sogar es mit der Wahrheit nicht so ganz ernst nehmen. Und auch das erfordert natürlich permanente Emotionsarbeit.
Klassisches Beispiel von Selbstständigen ist: Gerade läuft es nicht so gut und wir zweifeln an uns. Doch auf Instagram geben wir uns als Expertin und ja, tun so, als hätten wir diese Selbstzweifel gar nicht.
Warum ist das Ganze jetzt nun ein Problem?
Zunächst einmal:
Weil Emotionsarbeit auch Arbeit ist. Selbst wenn sie nicht bezahlt, nicht gewertschätzt und oft auch nicht gesehen wird, erfordert Emotionsarbeit unsere Zeit, unsere Energie und manchmal sogar auch unser Geld.
Das kann dazu führen, dass wir uns müde fühlen, erschöpft und ausgebrannt. Selbst wenn wir nicht viele Termine haben und eigentlich nur im Homeoffice arbeiten, geht es uns dann einfach nicht gut. Und das kann damit zu tun, dass wir auf Social Media eine Menge Emotionsarbeit leisten müssen, die uns erschöpft.
Damit ist auch das Konzept der emotionalen Dissonanz verknüpft.
Emotionale Dissonanz tritt auf, wenn es eine Spannung gibt zwischen den tatsächlichen Emotionen und den Emotionen, die gezeigt oder ausgedrückt werden.
Klassisches Beispiel: Aufgrund einer Trennung oder eines Todesfalls ist jemand zutiefst traurig, zwingt sich aber dazu, auf Instagram „Good Vibes“ zu versprühen und Inspirationszitate zu posten.
Das erzeugt einen inneren Konflikt, der dann noch mehr Emotionsarbeit benötigt.
Manchmal kann der Erwartungsdruck auf Social Media, ständig gut gelaunt zu sein, sich bis ins Toxische steigern, was wiederum zu verstärkter Emotionsarbeit führen kann.
Denn die Erwartung, immer glücklich oder positiv zu sein, heißt oft, die tatsächlich erlebten Gefühle zu unterdrücken oder zu verstecken.
Soziale Medien haben Emotionsarbeit natürlich nicht erfunden. Doch sie verstärken die Notwendigkeit, zusätzliche Emotionsarbeit zu leisten und sie nicht zu vergüten.
Und manchmal geht es da auch gar nicht nur um unsere Zeit und unsere Energie, sondern auch um viel Geld. Denn es gibt immer wieder Fälle von digitaler Gewalt auf Social Media, mit denen Betroffene nicht mehr alleine zurechtkommen und dann professionelle Hilfe brauchen, z.B. in Form eines Coachings, um mit dem Hass, der ihnen auf Social Media entgegenschlägt, überhaupt zurechtzukommen.
Ja. Das war ein kleiner Abriss zum Thema Emotionsarbeit auf Social Media. Und nächste Woche möchte ich über eine weitere Form von unbezahlter Arbeit auf Social Media sprechen.
Und das ist die ästhetische Arbeit.
Shownotes:
Unbezahlte Arbeit auf Social Media – Teil 2: Contentarbeit
In dieser Podcastfolge geht es um unbezahlte Contentarbeit auf Social Media und die Frage: Was bedeutet es, dass Millionen oder gar Milliarden Menschen ihre Zeit, ihre Energie und ihr Geld in das Posten, Kommentieren und Moderieren von Social-Media-Content stecken? Ist Content für Social Media erstellen ein freiwilliger, kreativer, altruistischer Akt? Oder können wir es vielleicht sogar als Ausbeutung unserer Arbeitskraft verstehen?
In dieser Podcastfolge geht es um unbezahlte Contentarbeit auf Social Media und die Frage:
Was bedeutet es, dass Millionen oder gar Milliarden Menschen ihre Zeit, ihre Energie und ihr Geld in das Posten, Kommentieren und Moderieren von Social-Media-Content stecken?
Ist Content für Social Media erstellen ein freiwilliger, kreativer, altruistischer Akt? Oder können wir es vielleicht sogar als Ausbeutung unserer Arbeitskraft verstehen?
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Heute geht es weiter mit Teil zwei der Reihe: unbezahlte Arbeit auf Social Media. Und in der Folge heute möchte ich über das Thema Contentarbeit reden und die Frage: Was bedeutet es, dass Milliarden von Menschen ihre Zeit, ihre Energie und ihr Geld in das Posten, Kommentieren und Moderieren von Social-Media-Content stecken?
Und auffällig an diesem Thema ist erst einmal die bemerkenswert dünne Studienlage. Um nicht zu sagen. Bisher wird wissenschaftlich nicht untersucht, was das Ganze eigentlich in konkreten Zahlen bedeutet.
Aber eine Studie habe ich gefunden, und zwar zu der Plattform Reddit. Und die Studie kam zu dem Schluss, dass Reddit-Moderator*innen durch das Moderieren, Hochladen und Teilen der Inhalte jährlich unbezahlte Arbeit im Wert von 3,4 Millionen US-Dollar leisten, was etwa 3 Prozent der Gesamteinnahmen von Reddit entspricht.
Auch wenn Reddit jetzt vielleicht keine klassische Social-Media-Plattform ist, ist die Studie spannend. Denn die Fragen, die in der Studie aufgeworfen wurden, sind natürlich dieselben:
Ist die Erstellung von Inhalten, das Moderieren von Beiträgen oder das Teilen und Weiterverbreiten ein freiwilliger, kreativer, altruistischer Akt oder können wir diese unbezahlte Arbeit im Netz vielleicht sogar als Ausbeutung interpretieren?
Stevie Chancellor, die die Studie zusammen mit ihren Kollegen initiierte, plädiert dafür, bei dieser Frage zwischen gemeinnützigen und profitorientierten Unternehmen zu unterscheiden:
Sie sagt: Wikipedia zum Beispiel sei gemeinnützig. Sie verfolge keine Gewinnabsicht und deshalb sei es auch völlig in Ordnung, wenn Menschen unbezahlt Beiträge für die Wikipedia erstellen. Bei Unternehmen wie Yelp allerdings sei die Lage anders. Yelp ist ein Unternehmen, das mehr als 300 Millionen Dollar Umsatz im Jahr erwirtschaftet und nur deshalb erfolgreich läuft, weil es Menschen gibt, die ohne Vergütung Bewertungen für Restaurants und so weiter schreiben.
Und bei Social Media sieht die Lage aus meiner Sicht da ganz ähnlich aus:
Das Geschäftsmodell von Meta und anderen Betreibern funktioniert nur deshalb, weil Millionen oder gar Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt posten, kommentieren und teilen, ohne dass sie dafür bezahlt werden.
Und der Aufwand, der zum Beispiel alleine hinter dem Posten steckt, ist enorm:
Wir überlegen uns, was wir wann auf Social Media posten und welches der vielen Formate dazu am besten passt.
Wir machen Selfies und bearbeiten manchmal stundenlang Bilder.
Oder wir erstellen Grafiken und Sprüche in Grafikdesigntools wie Canva.
Wir schreiben Captions und planen unsere Posts in einem Planungstool ein, damit sie zu einem optimalen Zeitpunkt veröffentlicht werden.
Und wenn der Post, die Story oder das Reel online sind, bleiben wir auch online, um mit den Menschen, die mit unseren Beiträgen interagieren, ebenfalls zu interagieren.
Wir beantworten Kommentare und DMs und machen Screenshots von den Reaktionen auf unsere Posts und verwerten das weiter in einer Story.
Und wenn unsere Posts veraltet sind und nicht mehr ausgespielt werden bzw. im Falle von Storys gelöscht werden, geht das Spiel wieder von vorne los.
Also extrem viel Arbeit, die alle, die auf Social Media aktiv sind, in die Plattform reinstecken, ohne dass sie dafür auch nur einen Cent von den Plattformbetreibern sehen.
Außerdem ist diese Art von Arbeit ja nicht immer nur Ponyhof, sondern je nach Thema und Nische auch physisch und psychisch anstrengend, weil nicht zuletzt Frauen Belästigungen, Mobbing oder andere Formen von digitaler Gewalt auf Social Media erfahren, sie gleichzeitig aber nur wenig Support von den Plattformbetreibern in dieser Hinsicht bekommen. Meta z.B., das hat Frances Haugen in den Facebook Files öffentlich gemacht, schafft es in mehr als 90 Prozent der Fälle nicht, problematische Inhalte zu prüfen und sie ggf. zu löschen.
Auf dem Höhepunkt meiner Social-Media-Nutzung habe ich zwei Stunden täglich für diese Art von Arbeit gebraucht. Im Durchschnitt. Oft auch mehr.
Das ist zwar weniger als bei so manchem Heavy User, der mehr als vier Stunden täglich auf Social Media verbringt.
Doch es waren immerhin 14 Stunden in der Woche, 60 Stunden im Monat, 720 Stunden im Jahr.
Diese umgerechnet 30 Tage jährlich, die ich brauchte, um Menschen auf Social Media zu bespaßen, wurden – so wie bei Yelp oder Reddit – natürlich nicht vergütet, denn auch das Konzept „Social Media“ sieht keine Bezahlung für Menschen vor, die Contentarbeit leisten.
Ganz zu schweigen davon, dass einem ja auch niemand die Kosten für Bildbearbeitungstools, Grafikdesigntools, Videoschnitttools und Planungstools, Hardware oder Ringlichter ersetzt.
Das zahlen die Menschen, die auf Social Media aktiv sind, ja alles brav selbst.
Warum ist das nun ein Problem? Könnte man nicht auch sagen:
Na ja, die Menschen sind doch freiwillig auf Social Media, um sich mit Menschen zu verbinden, Promis zu folgen oder Marketing für ihr Business zu betreiben.
Doch so einfach ist es aus meiner Sicht nicht. Denn zunächst gilt das, was Stevie Chancellor im Falle von Reddit feststellte:
Meta ist ein börsennotiertes, profitorientiertes Unternehmen, das im Jahr 2022 rund 116 Milliarden US-Dollar Umsatz erwirtschaftete. Damit ihr Geschäftsmodell, das ja darauf beruht, Daten der User zu sammeln und sie an Werbetreibende zu verkaufen, überhaupt funktionieren kann, müssen Menschen Tag für Tag posten, liken, teilen, kommentieren usw.
Man stelle sich nur vor, was passieren würde, wenn eine Woche lang niemand eine Meta-Plattform nutzen würde. Niemand würde posten, niemand würde gucken, was andere gepostet haben – wem sollte Meta dann Werbeanzeigen ausspielen?
Wenn niemand da ist, sieht auch niemand Werbung – und Meta macht kein Geld.
Das heißt: Meta braucht uns. Meta ist für das Funktionieren des Unternehmens darauf angewiesen, dass wir Selfies und Katzenvideos posten, vergütet uns aber nicht.
Und wir können ja einfach mal nachrechnen: Wenn wir mit fünfzig Euro einen Stundenlohn von Selbstständigen annehmen und davon ausgehen, dass sie rund zwei Stunden täglich Contentarbeit leisten, kommen wir auf 36 Tausend Euro im Jahr, um die Menschen, die auf Social Media posten, gebracht werden.
Und das bei der recht konservativen Schätzung von fünfzig Euro Stundenlohn und zwei Stunden täglicher Nutzungsdauer – bei vielen Menschen sind beide Zahlen deutlich höher.
Selbst wenn wir es also lieben, auf Social Media zu sein, ist das verdammt viel Geld, das wir nicht bekommen, weil uns eingeredet wird, dass wir das alles nur zu unserem Vergnügen machen.
Und apropos Vergnügen: Das ist natürlich die Basis dafür, dass wir diese Arbeit unbezahlt erledigen.
Hätte mich jemand, kurz nachdem ich mich selbstständig gemacht habe, gefragt, ob ich freiwillig auf Social Media bin und „Marketing für mein Business“ betreibe, hätte ich geantwortet:
„Auf jeden Fall!“
Denn ich hatte natürlich auch diese schillernden Social-Media-Versprechen verinnerlicht:
Schon der nächste Post könnte viral gehen und damit tausende oder gar Millionen Menschen erreichen. Marken könnten auf mich aufmerksam werden und mir einen Deal anbieten. Ich könnte so viel verdienen, dass ich für immer ausgesorgt hätte.
Ja, Social Media lebt von diesen Konjunktiven und Erfolgsgeschichten und dem klassischen American Dream. Also „From Rags to Riches“ oder von „Unbekannt“ zu „erfolgreicher Influencerin“
Meta ist darauf angewiesen, dass wir alle denken, dass wir uns auf Social Media durch unbezahlte Contentarbeit selbstverwirklichen können. Denn sonst könnten sie ihr Geschäftsmodell so in der Form nicht aufrechterhalten.
Doch wenn wir die schillernden Social-Media-Erfolgsversprechen von dem Glitzer befreien, ist eher Ernüchterung angesagt.
Das fängt schon damit an, dass es kaum Studien dazu gibt, wie viel Influencer*innen zum Beispiel tatsächlich brutto und netto verdienen durch Social Media.
Es gibt viele Statistiken und Rechenbeispiele, die die möglichen Preise pro Post zeigen und sich damit einreihen in dieses Narrativ von Social Media als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.
Und ja, diese Zahlen, die wir da zu sehen kriegen, sind oft sehr hoch. Und dann denken wir:
„Wow, 5.000 Euro pro Post! Dann bräuchte ich ja gerade mal einmal im Monat zu posten und hätte mehr Kohle als jetzt durch meinen nervigen Teilzeitjob. OMG!!!“
Doch es bedeutet einfach unfassbar viel Arbeit, aber auch viel Glück fürs richtige Timing und ein Händchen für Grafiken, Worte und Trends, um überhaupt diese Followerzahl zu erreichen, bei der diese Preise gezahlt werden. Außerdem wird oft auch vergessen, dass gesponserte Posts nur ein Bruchteil von den geposteten Posts ausmachen, sodass es natürlich nicht reicht, einmal im Monat einen Post für 5000 Euro zu posten und dann hat man quasi ausgesorgt. Es ist viel komplizierter und anstrengender als das.
Auch bei den Menschen, die zu mir kommen, um sich zu Social-Media-freiem Marketing beraten zu lassen, höre ich immer wieder dieselbe Geschichte:
„Ich bin schon seit zwei Jahren auf Instagram und reiß mir dort ein Bein aus, doch ich dümpel immer noch bei 200 Followern rum und … Kund*innen bekomme ich dadurch schon gar nicht.“
Auch hier gibt es überhaupt keine zuverlässigen Studien darüber, mit welchen Ergebnissen auf Social Media überhaupt rechnen können. Es gibt nur die großen Träume von Social-Media-Erfolgen, aber keine Belege, keine Studien, keine Fakten.
Das heißt:
Die Geschichte, dass wir Social Media brauchen, wenn wir selbstständig sind, hält sich hartnäckig und hilft den Plattformen letzten Endes dabei, unbezahlte Contentarbeit zu legitimieren.
Ja, und ich denke, wir sollten uns dessen in erster Linie bewusst werden, dass es eben nicht einfach nur Posten ist, was wir da tun, sondern dass wir das Ganze als Arbeit verstehen können.
Und dann können wir uns im zweiten Schritt entscheiden, ob wir für Mark Zuckerberg und Co. tatsächlich ohne Bezahlung arbeiten wollen oder ob wir das nicht auch als Ausbeutung verstehen wollen und unsere Zeit und Energie stattdessen lieber in unsere eigenen Projekte und Plattformen stecken.
Shownotes:
Unbezahlte Arbeit auf Social Media – Teil 1: Warum das gerade für Frauen ein Problem ist
Wir starten das neue Jahr mit einer neuen Reihe: unbezahlte Arbeit auf Social Media. Denn soziale Medien fordern eine Menge Arbeit von uns, die die Plattformbetreiber nicht vergüten. Welche Formen der unbezahlten Arbeit auf Social Media gibt es? Und warum könnte das besonders für Frauen ein Problem sein? Darum wird es in dieser Podcastfolge gehen.
Wir starten das neue Jahr mit einer neuen Reihe: unbezahlte Arbeit auf Social Media. Denn soziale Medien fordern eine Menge Arbeit von uns, die die Plattformbetreiber nicht vergüten.
Welche Formen der unbezahlten Arbeit auf Social Media gibt es? Und warum könnte das besonders für Frauen ein Problem sein? Darum wird es in dieser Podcastfolge gehen.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr und ich hab in den nächsten Wochen Großes mit dir hier vor.
Denn ich möchte in diesem Podcast eine mehrteilige Reihe starten zu einem Thema, zu dem du vermutlich noch gar nicht sooo viel gehört oder gelesen hast. Und vielleicht auch noch nicht so viel darüber nachgedacht hast. Und das ist das Thema:
Unbezahlte Arbeit auf Social Media.
Den Begriff unbezahlte Arbeit muss ich dir vermutlich nicht weiter erklären. Es versteht sich von selbst. Unbezahlte Arbeit ist Arbeit, für die wir nicht bezahlt werden.
Und meine Beobachtung ist, dass soziale Medien enorm viel Arbeit von uns fordern, die nicht vergütet wird. Und das ist ein Problem.
Viele finden es irgendwie normal und nicht schlimm und scheinen sich nicht groß daran zu stören. Aber ich finde, dass wir durchaus mal ansprechen und diskutieren sollten, dass wir im Grunde extrem viel Arbeit auf Social Media leisten, aber keinen Cent dafür sehen.
Und diese Arbeit findet in mehreren verschiedenen Bereichen statt, sodass ich mich entschieden habe, für jeden einzelnen Bereich eine separate Podcastfolge zu machen. Und das in den nächsten Wochen nach und nach aufzudröseln.
Im Grunde geht es mir zunächst einmal darum, sichtbar zu machen, was Menschen, die Social Media nutzen, da eigentlich Tag für Tag leisten, und warum es ein Problem ist, dass sie keinen Cent dafür sehen.
Und letzten Endes möchte ich so auch verständlich machen, warum es so viele Menschen erschöpft, auf Social Media zu sein. Und ja, um das ein bisschen greifbarer zu machen, möchte ich dir in dieser Folge erst einmal ein anderes Beispiel für unbezahlte Arbeit geben.
Und das ist die sogenannte Care-Arbeit oder Fürsorgearbeit.
Vielleicht weißt du, dass in Studien immer wieder festgestellt wird, dass Menschen meistens nicht nur einer bezahlten, sondern auch einer unbezahlten Arbeit nachgehen (und Frauen sehr viel mehr als Männer).
Es geht dabei um Arbeiten wie Kinderbetreuung und -erziehung, um Pflege von Angehörigen, aber auch um Kochen, Putzen und Muffins für den Kindergarten backen.
Und im Jahr 2021 war es so, dass Frauen für diese unbezahlten Fürsorgearbeiten im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit aufgewendet hatten als Männer. Und selbst wenn beide Vollzeit arbeiten, leisten Frauen mehr von dieser Fürsorgearbeit, die eben nicht vergütet wird.
Dazu kommt noch der sogenannte Mental Load, also dass wir neben der eigentlichen unbezahlten Arbeit auch noch ständig an Dinge denken müssen wie z.B.: morgen den Kindern Sportsachen mitzugeben, und ihnen am Samstag mal wieder die Fingernägel zu schneiden, Geschenke für einen Geburtstag zu besorgen usw.
Und während diese unbezahlte Sorgearbeit von Frauen – und dass wir dringend etwas dagegen tun müssen – so langsam Einzug ins kollektive Bewusstsein findet und auch immer öfter in Diskurse, wird die Tatsache, dass Social-Media-Nutzung und Social-Media-Marketing ebenfalls zu einer Menge unbezahlter Arbeit führen, für meinen Geschmack noch kaum diskutiert.
Doch es ist aus meiner Sicht so wichtig, dass wir mal darüber sprechen – und vor allem, warum das gerade für Frauen ein wichtiges Thema sein könnte.
Und da können wir noch mal zu diesem Gender Care Gap zurückkommen: Frauen leisten eh schon Tag für Tag 50 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Und immer wieder stellen Studien fest, dass Frauen auch besonders häufig unter Erschöpfung, Stress oder Burn-out leiden.
Das heißt: Viele Frauen sind aufgrund der gesellschaftlichen Strukturen eh schon am Rande ihrer Belastung und jetzt kommen in dieser Situation noch die sozialen Medien und bürgen uns zusätzlich noch unbezahlte Arbeit auf.
Das heißt: Natürlich ist unbezahlte Arbeit auf Social Media grundsätzlich für alle Menschen ein relevantes Thema. Doch aus meiner Sicht wäre es vor allem für diejenigen wichtig, sich mal mit dem Thema auseinanderzusetzen, die sowieso schon mit Erschöpfung, Stress oder sogar Burn-out in ihrem Alltag zu tun haben.
Ich möchte dir auch schon einmal die Bereiche verraten, die ich in den nächsten Wochen ansprechen will.
Das erste ist die Contentarbeit, die alle Menschen, die Social Media aktiv nutzen, unbezahlt machen. Und vor allem Selbstständige und Unternehmen werden ja nicht nur fürs Posten nicht vergütet, sondern stecken da ja auch noch zusätzlich jede Menge eigenes Geld rein.
Und wenn du jetzt denkst „Na ja, was soll denn schon daran problematisch sein? Ich poste doch freiwillg!“, höre gerne in die nächste Podcastfolge rein. Denn da werde ich das Thema detailliert beleuchten.
Der zweite Bereich von unsichtbarer, unbezahlter Arbeit ist die sogenannte Emotionsarbeit, die soziale Medien von uns fordern.
Also dass wir mit Gefühlen und Gedanken wie Vergleicheritis oder dem Druck, ständig positiv rüberkommen zu müssen, umgehen müssen. Emotionsarbeit kann zu einer Quelle von Dauerstress und chronischer Erschöpfung werden, denn es ist alles andere als leicht, ständig diese Gefühle zu fühlen und mit ihnen umzugehen. Deshalb wird es nach der Contentarbeit auch eine separate Episode zur Emotionsarbeit geben.
Der dritte Bereich, über den ich sprechen möchte, ist ästhetische Arbeit. Denn das Posten auf Social Media ist ja nicht nur das mechanische Schreiben oder Fotografien und auf „Posten“ klicken, sondern bedeutet für viele Menschen, sich extra für eine Instastory zu schminken und anzuziehen. Und auch diese ästhetische Arbeit ist eine Arbeit, die unsichtbar und unbezahlt ist. Und deshalb dringend angesprochen gehört.
Kommen wir zum vierten Bereich von unbezahlter Arbeit auf Social Media und das ist die Arbeit an sich selbst oder die sogenannte Selbstoptimierung. Auch diese geht oft mit der Social-Media-Nutzung einher, wird aber nicht vergütet. Und daher will ich natürlich auch hier gerne eine separate Folge zu dieser Form der unbezahlten Arbeit machen.
Und die fünfte und letzte Folge aus dieser Reihe wird sich um den Social-Media-Mental-Load drehen. Denn den Mental Load gibt es nicht nur bei der Care-Arbeit, sondern natürlich auch bei der Social-Media-Nutzung. Also ein ständiges Denken an Aufgaben oder an möglichen Content und die Frage im Alltag „Oh, soll ich das jetzt posten, oder nicht?“
Das war ein kurzer Überblick über das Thema unbezahlte Arbeit auf Social Media. Und nächste Woche geht es los mit der unbezahlten Contentarbeit.
Ich würde mich sehr freuen, wenn du dabei bist.
Shownotes:

Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.