Unbezahlte Arbeit auf Social Media – Teil 1: Warum das gerade für Frauen ein Problem ist

Wir starten das neue Jahr mit einer neuen Reihe: unbezahlte Arbeit auf Social Media. Denn soziale Medien fordern eine Menge Arbeit von uns, die die Plattformbetreiber nicht vergüten.

Welche Formen der unbezahlten Arbeit auf Social Media gibt es? Und warum könnte das besonders für Frauen ein Problem sein? Darum wird es in dieser Podcastfolge gehen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr und ich hab in den nächsten Wochen Großes mit dir hier vor. 

Denn ich möchte in diesem Podcast eine mehrteilige Reihe starten zu einem Thema, zu dem du vermutlich noch gar nicht sooo viel gehört oder gelesen hast. Und vielleicht auch noch nicht so viel darüber nachgedacht hast. Und das ist das Thema: 

Unbezahlte Arbeit auf Social Media.

Den Begriff unbezahlte Arbeit muss ich dir vermutlich nicht weiter erklären. Es versteht sich von selbst. Unbezahlte Arbeit ist Arbeit, für die wir nicht bezahlt werden

Und meine Beobachtung ist, dass soziale Medien enorm viel Arbeit von uns fordern, die nicht vergütet wird. Und das ist ein Problem.

Viele finden es irgendwie normal und nicht schlimm und scheinen sich nicht groß daran zu stören. Aber ich finde, dass wir durchaus mal ansprechen und diskutieren sollten, dass wir im Grunde extrem viel Arbeit auf Social Media leisten, aber keinen Cent dafür sehen.

Und diese Arbeit findet in mehreren verschiedenen Bereichen statt, sodass ich mich entschieden habe, für jeden einzelnen Bereich eine separate Podcastfolge zu machen. Und das in den nächsten Wochen nach und nach aufzudröseln.

Im Grunde geht es mir zunächst einmal darum, sichtbar zu machen, was Menschen, die Social Media nutzen, da eigentlich Tag für Tag leisten, und warum es ein Problem ist, dass sie keinen Cent dafür sehen. 

Und letzten Endes möchte ich so auch verständlich machen, warum es so viele Menschen erschöpft, auf Social Media zu sein. Und ja, um das ein bisschen greifbarer zu machen, möchte ich dir in dieser Folge erst einmal ein anderes Beispiel für unbezahlte Arbeit geben. 

Und das ist die sogenannte Care-Arbeit oder Fürsorgearbeit.

Vielleicht weißt du, dass in Studien immer wieder festgestellt wird, dass Menschen meistens nicht nur einer bezahlten, sondern auch einer unbezahlten Arbeit nachgehen (und Frauen sehr viel mehr als Männer). 

Es geht dabei um Arbeiten wie Kinderbetreuung und -erziehung, um Pflege von Angehörigen, aber auch um Kochen, Putzen und Muffins für den Kindergarten backen. 

Und im Jahr 2021 war es so, dass Frauen für diese unbezahlten Fürsorgearbeiten im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit aufgewendet hatten als Männer. Und selbst wenn beide Vollzeit arbeiten, leisten Frauen mehr von dieser Fürsorgearbeit, die eben nicht vergütet wird.

Dazu kommt noch der sogenannte Mental Load, also dass wir neben der eigentlichen unbezahlten Arbeit auch noch ständig an Dinge denken müssen wie z.B.: morgen den Kindern Sportsachen mitzugeben, und ihnen am Samstag mal wieder die Fingernägel zu schneiden, Geschenke für einen Geburtstag zu besorgen usw.

Und während diese unbezahlte Sorgearbeit von Frauen – und dass wir dringend etwas dagegen tun müssen – so langsam Einzug ins kollektive Bewusstsein findet und auch immer öfter in Diskurse, wird die Tatsache, dass Social-Media-Nutzung und Social-Media-Marketing ebenfalls zu einer Menge unbezahlter Arbeit führen, für meinen Geschmack noch kaum diskutiert. 

Doch es ist aus meiner Sicht so wichtig, dass wir mal darüber sprechen – und vor allem, warum das gerade für Frauen ein wichtiges Thema sein könnte.

Und da können wir noch mal zu diesem Gender Care Gap zurückkommen: Frauen leisten eh schon Tag für Tag 50 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Und immer wieder stellen Studien fest, dass Frauen auch besonders häufig unter Erschöpfung, Stress oder Burn-out leiden. 

Das heißt: Viele Frauen sind aufgrund der gesellschaftlichen Strukturen eh schon am Rande ihrer Belastung und jetzt kommen in dieser Situation noch die sozialen Medien und bürgen uns zusätzlich noch unbezahlte Arbeit auf. 

Das heißt: Natürlich ist unbezahlte Arbeit auf Social Media grundsätzlich für alle Menschen ein relevantes Thema. Doch aus meiner Sicht wäre es vor allem für diejenigen wichtig, sich mal mit dem Thema auseinanderzusetzen, die sowieso schon mit Erschöpfung, Stress oder sogar Burn-out in ihrem Alltag zu tun haben.

Ich möchte dir auch schon einmal die Bereiche verraten, die ich in den nächsten Wochen ansprechen will.

Das erste ist die Contentarbeit, die alle Menschen, die Social Media aktiv nutzen, unbezahlt machen. Und vor allem Selbstständige und Unternehmen werden ja nicht nur fürs Posten nicht vergütet, sondern stecken da ja auch noch zusätzlich jede Menge eigenes Geld rein.

Und wenn du jetzt denkst „Na ja, was soll denn schon daran problematisch sein? Ich poste doch freiwillg!“, höre gerne in die nächste Podcastfolge rein. Denn da werde ich das Thema detailliert beleuchten.

Der zweite Bereich von unsichtbarer, unbezahlter Arbeit ist die sogenannte Emotionsarbeit, die soziale Medien von uns fordern. 

Also dass wir mit Gefühlen und Gedanken wie Vergleicheritis oder dem Druck, ständig positiv rüberkommen zu müssen, umgehen müssen. Emotionsarbeit kann zu einer Quelle von Dauerstress und chronischer Erschöpfung werden, denn es ist alles andere als leicht, ständig diese Gefühle zu fühlen und mit ihnen umzugehen. Deshalb wird es nach der Contentarbeit auch eine separate Episode zur Emotionsarbeit geben.

Der dritte Bereich, über den ich sprechen möchte, ist ästhetische Arbeit. Denn das Posten auf Social Media ist ja nicht nur das mechanische Schreiben oder Fotografien und auf „Posten“ klicken, sondern bedeutet für viele Menschen, sich extra für eine Instastory zu schminken und anzuziehen. Und auch diese ästhetische Arbeit ist eine Arbeit, die unsichtbar und unbezahlt ist. Und deshalb dringend angesprochen gehört.

Kommen wir zum vierten Bereich von unbezahlter Arbeit auf Social Media und das ist die Arbeit an sich selbst oder die sogenannte Selbstoptimierung. Auch diese geht oft mit der Social-Media-Nutzung einher, wird aber nicht vergütet. Und daher will ich natürlich auch hier gerne eine separate Folge zu dieser Form der unbezahlten Arbeit machen.

Und die fünfte und letzte Folge aus dieser Reihe wird sich um den Social-Media-Mental-Load drehen. Denn den Mental Load gibt es nicht nur bei der Care-Arbeit, sondern natürlich auch bei der Social-Media-Nutzung. Also ein ständiges Denken an Aufgaben oder an möglichen Content und die Frage im Alltag „Oh, soll ich das jetzt posten, oder nicht?“

Das war ein kurzer Überblick über das Thema unbezahlte Arbeit auf Social Media. Und nächste Woche geht es los mit der unbezahlten Contentarbeit. 

Ich würde mich sehr freuen, wenn du dabei bist.

Shownotes:

Studie zum Gender Care Gap

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

Newsletter

Onlinekurse

Zurück
Zurück

Unbezahlte Arbeit auf Social Media – Teil 2: Contentarbeit

Weiter
Weiter

Social-Media-Ausstieg als Vorsatz fürs neue Jahr? So klappt's!