Wie arbeitet ein Verlag? – Interview mit Autorin und Lektorin Nina Weber
In dieser Podcastfolge habe ich Nina Weber zu Gast. Nina ist von Haus aus Verlagslektorin und Autorin und bietet seit ein paar Jahren auch Exposé-Beratung, Schreibbegleitung und Lektorat an.
In dem Interview plaudert sie ein bisschen aus dem Nähkästchen und wir sprechen darüber, wie ein Verlag so arbeitet und was Selbstständige, die ein Buch schreiben wollen, unbedingt darüber wissen müssen.
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[Alex] Ja, hallo Nina. Auf deiner Über-mich-Seite habe ich gelesen, dass du dich als Wort-Nerd … schwierig auszusprechen … Wort-Nerd bezeichnest. Welche Rolle spielen Worte denn für dich privat und beruflich? Was machst du genau?
[Nina] Hallo erstmal, guten Morgen. Ich muss dazu sagen, ich bin etwas erkältet. Ich hoffe, das klappt heute so mit der Stimme.
Ja, also Wort-Nerd ist mein Versuch auszudrücken, dass ich einfach von Texten quasi privat + beruflich total begeistert bin.
Ich lese sehr viel, ich schreibe ja auch selber Bücher und ich bin ausgebildete Verlagslektorin.
Das heißt, dass ich natürlich dann auch, ich sage jetzt mal als Berufskrankheit schon mit sehr, sehr vielen Buchprojekten in Kontakt bekommen bin.
Ich habe als Verlagslektorin über 100 Bücher, also von der ersten Idee bis zum fertigen Buch betreut. Und das ist auch was, wo ich nach langen Jahren als Autorin und Lektorin jetzt auch beruflich wieder mehr hin zurückgegangen bin, weil ich einfach das total schön finde, diese Zusammenarbeit mit Autoren sozusagen aus ihrer Buchidee dann tatsächlich ein fertiges Buch zu machen.
Das habe ich vermisst, als ich nur meine eigenen Bücher gemacht habe.
[Alex] Aber ich habe gesehen, du hast ja auch Fantasy-Bücher geschrieben. Unter einem Pseudonym, ganz spannend.
[Nina] Also unter einem offenen Pseudonym, es ging mehr darum, dass die Leute nicht total verwirrt sein sollen, wenn sie nach meinem Namen bei Amazon suchen und dann mischt sich der Trotzphasen-Ratgeber mit dem Fantasy-Buch.
Aber ja, ich habe auch ein Memoir zum Beispiel unter Pseudonymen geschrieben oder generell für Verlage als Ghostwriterin dann unter anderen Namen auch geschrieben. Das heißt, du weißt gar nicht alles …
[Alex] Ich weiß gar nicht alles. Sehr geheimnisvoll auf jeden Fall.
Warum ist ein Exposé so wichtig?
[Alex] Ja, aber deswegen fand ich das auch so schön, dass du hier jetzt im Podcast bist, dass du Ja gesagt hast, weil du als Verlagslektorin, wie du gesagt hast, über 100 Buchprojekte schon betreut hast und deswegen ja ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern kannst.
Also ich habe auch schon vor einem Jahr, glaube ich, Anja Niekerken interviewt. Sie schreibt ja auch Sachbücher und da haben wir eher so drüber gesprochen, wie Bücher auch als Marketing-Tool fungieren können. Und heute, dachte ich, konzentrieren wir uns vielleicht mehr darauf, wirklich auf das Thema Verlag und Buchkonzept oder Exposé und warum das so wichtig ist.
Und vielleicht erstmal ganz grundsätzlich zum Start, was genau ist denn ein Buchkonzept oder ein Exposé und warum ist das für alle, die ein Buch schreiben, wichtig?
[Nina] Also das Exposé ist eigentlich, also wir fangen nochmal an. Also ein Exposé nennt man quasi das offizielle Dokument, was du an eine Agentur oder einen Verlag schickst.
Und deswegen begegnen mir oft Autoren, die denken, ich brauche das nicht, weil ich schreibe das ja jetzt erstmal nur für mich, weil es ist mein Marketinginstrument zum Beispiel.
Und ich finde, das ist wirklich, wie du schon gesagt hast, ganz grundlegend, damit man einfach gerade bei einem Sachbuch, aber auch beim Roman, damit man so die Leitplanken quasi für das Projekt hat und damit man eben wirklich das auch zuschneidet auf den Anlass, für den man das jetzt schreibt, auf die Zielgruppe.
Das sind alles Sachen, auf die ich dann zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Autoren eingehe, weil die über manches auch einfach so hinweggehen. Also kommen wir vielleicht nachher auch noch zu.
Was sind so die typischen Sachen, die man nicht machen soll? Also für viele ist ein Exposé halt nur sowas. Das mache ich ganz am Schluss, wenn ich es dann eben an Verlage schicken möchte.
Aber es ist eben wesentlich, sich vorher mal Gedanken zu machen. Das ist mein Know-how. Das ist bei dir ja auch so. Du kannst ja ganz verschiedene Bücher zu deinen Themen schreiben. Und was ist das, was wir jetzt gerade sozusagen machen wollen? Das ist für Autoren immer ganz spannend.
[Alex] Ich finde, das nimmt auch so ein bisschen dieses, ich weiß auch nicht, dieses Träumerische oder Unerreichbare von so einem Buchprojekt, weil wenn ich mir halt einen Plan mache oder mir überlege, was kommt rein und was ist mein Angle quasi, gehe ich auch, finde ich, ganz anders an so ein Projekt ran.
Dann ist es auch so ein machbares Projekt. Und dann weiß ich, okay, das kommt da rein und das folgt dann auf das und so weiter.
Das finde ich eine ganz andere Herangehensweise, als wenn ich jetzt sage, ich möchte gerne ein Buch schreiben und dann träume ich da hin und ohne Plan und fange erst mal an. Da ist so meine Erfahrung, driftet man ganz schnell irgendwo ganz anders ab.
[Nina] Aber man kann es auch anders angehen, da kommt jetzt wieder der Wort-Nerd quasi rein, weil wenn man das jetzt als Verlagslektorin im Verlag, also je nach Verlag entwickeln wir da ja auch Buchkonzepte, also bevor wir quasi überhaupt eine Autorin oder einen Autor haben.
Und da nennt man das dann ein Thema durchdeklinieren, so der Fachbegriff letztendlich, zu sagen, ich spiele jetzt aber vielleicht auch einfach mal mit verschiedenen Ideen herum. Also nur weil man quasi sich letztendlich dann auf das eine festlegt, heißt es nicht, dass man dieses Träumerische, ich finde es ganz wichtig, dass Autoren das dabei haben, weil die sonst immer auch das Gefühl haben, also eigentlich hätte ich doch auch noch was ganz anderes machen können.
Und zu sagen, wie kann man denn dir zwar Leitplanken geben, aber dass du trotzdem dich ausprobierst, auch wie du das jetzt schreibst zum Beispiel, gibt es ja ganz unterschiedliche Herangehensweisen.
Also diese Mischung finde ich schön, so eine Freiheit auszuprobieren und trotzdem dann die Marschrichtung quasi festzulegen.
Verlagsarbeit und Buchentwicklung
[Alex] Du hast jetzt schon ein gutes Stichwort genannt. Also was genau macht denn jetzt ein Verlag? Wie gehen die vor, wenn die jetzt ein Buch rausbringen? Entwickeln sie selbst Ideen? Gehen sie gezielt auf Leute zu? Sprechen sie zum Beispiel, weiß ich nicht, eine berühmte Influencerin an? Hast du denn mal Lust, ein Buch für uns zu schreiben?
Oder kann jede und jeder sich auch tatsächlich an Verlage wenden mit eigenen Ideen? Wie ist da deine Erfahrung?
[Nina] Also das hängt sehr von dem Verlag ab und auch von dem Selbstverständnis des Verlages.
Also es gibt zum Beispiel Verlage, die sehr viel eigene Titel entwickeln oder auch Autoren aufbauen, die vorher noch keine Bücher geschrieben haben.
Und es gibt Verlage, die sehr viele Lizenzen einkaufen, aus dem Ausland zum Beispiel.
Das heißt, da gibt es natürlich viel weniger Möglichkeiten, dann als angestellte Verlagslektorin selber quasi Dinge zu entwickeln, weil du dafür natürlich auch Zeit brauchst.
Und bei mir war es so, dass ich in einem großen Ratgeber- und Sachbuchverlag war, wo wir eben tatsächlich Sachen selber entwickelt haben und teilweise, weil uns jemand ein Exposé geschickt hat, wo man also eben aus der Fachperspektive gesehen hat, also so wie die Person das jetzt geschickt hat, nein, also das gibt es schon oder Ähnliches.
Aber man hat dann zum Beispiel irgendwelche Stichworte in der Kurzbiografie oder so gelesen und hat gedacht, ich glaube, ich habe eine Idee, wie ich das anders aufziehen kann, dass das eben wirklich ein Alleinstellungsmerkmal bekommt und nicht einfach nur das nächste Buch zum Thema, weiß ich nicht, Work-Life-Balance oder Ähnliches ist.
Und das ist sozusagen, wenn du ein Exposé hast. Es geht aber auch zu sagen, okay, wir sehen jetzt, dass sich Bücher zum Thema XY gut verkaufen. Es gibt schon einige dazu, die sehen so und so aus. Was ist denn, wenn ich jetzt quasi mir das Buch erträumen könnte? Was möchte ich da drin haben? Und je nachdem, wie du das dann aufgebaut hast, suchst du dir dann passend dazu eine Autorin. Zu sagen, okay, ich möchte, dass das zum Beispiel, ich sage mal, jung und hip ist, ein Yoga-Buch für junge Frauen bis 25, dann wirst du dir eine andere Autorin suchen als Verlagslektorin, als wenn du jetzt das erschlagende Gesamtwerk von jemandem mit 40 Jahren Erfahrung sozusagen haben möchtest.
Und Influencer kommt natürlich immer mehr. Also ich habe das im Kleinen auch schon gemacht, weil manchmal, vielleicht ist es bei dir auch so, zum Beispiel liest du jemanden, die total schöne Blogposts schreibt oder auf Social Media wirklich tollen Content hat und die kommen gar nicht auf die Idee, dass man das auch als Buch machen könnte.
Und da juckt es einem dann in den Finger, mache ich bis heute, dass ich dann hinschreibe. Und gar nicht, weil ich das Buch unbedingt betreuen will, sondern weil ich denke, Mensch, die hat schon so viel Material. Allein daraus könnte man schon ganz toll was machen. Und das ist vielen Leuten gar nicht bewusst, dass jeder auf so einem Schatz sitzen, den man eben zu einem Buch machen könnte.
Worauf kommt es bei einem Exposé an?
[Alex] Das heißt, worauf kommt es jetzt an für einen Verlag? Wenn du sagst, du hast jetzt das Negativbeispiel erwähnt, da kommt ein Exposé und dann denkst du dir, oh, das Thema haben wir schon, das ist irgendwie ein bisschen langweilig. Also wie kann ich es dann besser machen? Was muss denn in so ein Exposé rein, damit ein Verlag interessiert ist? Also, sind das Trends? Ist es eine bestimmte Zielgruppe? Was ist es?
[Nina] Ja, ich versuche das gerade …, weil es gibt natürlich diverse Dinge. Also, ich finde, das Wichtigste ist, dass dein Exposé überhaupt zu dem Verlag passt. Also, nichts mag man weniger gern, als dass du da was inzwischen im E-Mail-Eingang früher per Post liegen hast und du merkst, die Person merkt gar nicht, dass wir schon 20 Bücher dazu haben oder dass wir diese Themen überhaupt nicht bedienen.
Das ist so das Erste, dass du dir wirklich das Verlagsprogramm anguckst, dass du auch in eine Buchhandlung gehst und generell mal schaust, was gibt es denn zu meinem Thema.
Und was ganz wichtig ist, wenn man erfolgreich in einem großen Verlag, muss man immer dazu sagen, sein möchte, man könnte ja auch in einen kleineren gehen, dann geht ganz, ganz viel über Agenturen.
Und eine Agentur mag es überhaupt nicht, wenn sie dein Exposé toll finden und dich vertreten wollen und dich fragen, welche Verlage kennen das denn schon und dann spulst du die größten 15 Verlage in Deutschland ab, weil dann können sie ihre Connections gar nicht ausspielen, weil wenn das einmal da war, dann ist es quasi verbrannt, um es jetzt dramatisch auszudrücken, obwohl die Agentur mit dir, genau wie ich das ja auch mache, über ein Buch-Exposé geht und das eben wirklich aufpeppt und auf den Punkt bringt und viel besser verkäuflich macht. Und das bringt ihnen natürlich nichts, wenn man vorher schon bei den Verlagen war.
Deshalb ist für mich eigentlich immer der größte Fehler sozusagen, oder ich versuche Autoren davon abzuhalten und sage, fang erstmal mit den Agenturen an und wenn da keiner anbeißt, dann würde ich an die Verlage gehen, weil umgekehrt ist das überhaupt kein Problem.
Nur eben, wenn das eben schon bei Verlagen angekommen ist, dann ist das für die Agentur nicht mehr vermittelbar.
[Alex] Und was ist so deine Erfahrung? Wie realistisch ist das, dass da eine Agentur Interesse hat?
[Nina] Also ich war jetzt bis, ich glaube, letzte, nee, vorletzte Woche, hätte ich jetzt gesagt, naja, die werden natürlich auch zugeschüttet, muss man sagen.
Und jetzt in Zeiten mit KI, habe ich gehört, ist es noch wesentlich mehr, weil es ist auch dann schwieriger, das dauert einen Moment länger zu erkennen, ist das jetzt ein ordentliches Exposé, sage ich mal, oder nicht, weil die das so oberflächlich dann überarbeiten lassen.
[Nina] Das heißt, ganz häufig hört man nichts, also die antworten dann einfach nicht. Das heißt, sie haben es nicht genommen.
Und was ich aber ganz spannend fand, ist, dass ich einer Texterin interessanterweise geholfen habe, ein Exposé für einen Jugendroman zu schreiben. Und wir haben das komplett überarbeitet. Ich habe auch den Probetext überarbeitet, weil man dann immer merkt, ich meine, als Texterin kann sie natürlich schreiben, Aber es ist jetzt eine ganz andere Sparte, sag ich mal. Du musst dann ganz anders beim Exposé zum Beispiel rangehen.
Und die hat mir dann ganz aufgeregt in WhatsApp geschrieben, weil sie dann eben das rausgeschickt hat und sie hat innerhalb von einer Stunde einen Anruf von einer Agentin bekommen.
Also es war auch Zufall, weil es an dem Tag kam, wo diese Agentin ihren unverlangt eingesandte Exposé-Prüftag quasi hat. Das weiß man natürlich immer nicht.
Aber die war dann so begeistert, dass sie gesagt hat, sie ruft jetzt gleich an. Und ich weiß natürlich nicht, ob es letztendlich dazu kommt, weil dann ist der nächste Schritt, die hat dann das besprochen mit der Autorin und wollte dann das gesamte Buch haben.
Beim Roman ist das so, dass man eben sagt, du solltest ihn geschrieben haben, bevor man ihn pitcht.
Und bei einem Sachbuch ist es nicht so, weil der Verlag oder die Agentur dann noch sehr viel mit dir ändern häufig am Konzept. Und dann wissen sie schon, dass die Autoren dann anfangen zu bremsen, wenn sie das ganze Ding eigentlich schon fertig da liegen haben.
Aber insofern bin ich jetzt ganz beflügelt, weil ich gedacht habe, super, also so muss das eigentlich gehen. Aber sie hat natürlich auch Glück gehabt, dass es eben genau in dem Moment ankam.
[Alex] Aber kannst du denn irgendwie so einschätzen, was es denn sein könnte an Ihrem Exposé oder an Ihrem Buchprojekt, was vielleicht spannend war dann für die Agentur?
[Nina] Naja, ich gehe das natürlich, also ich komme aus einem Sachbuchverlag, insofern, ich betreue auch Romanexposés, ich sage aber immer vorher dazu, meine Expertise, außer jetzt, weil ich selber Romane veröffentlicht habe, ist eben eigentlich Sachbuch.
Und ich habe das genauso abgeklopft, wie ich Sachbuchexposés abklopfen würde, und es gibt dann eben so Dinge, die ganz typisch vorkommen, entweder, dass die Autoren zum Beispiel schreiben, es gibt keine Konkurrenz oder in ihrem Fall war es jetzt so, dass sie als, was heißt als Konkurrenz, also als Bücher, die aus demselben Themenbereich sind, die waren uralt.
Und das ist für einen Verlag keine Benchmark. Also du kannst dich ja gerne mit Percy Jackson oder Harry Potter vergleichen, aber das ist jetzt nichts, was jetzt gerade frisch eine neue Autorin, sage ich mal, veröffentlicht hat. Und dann habe ich eben für sie recherchiert und habe gesagt, was gibt es denn in dem Bereich, wo sie jetzt das Jugendbuch pitchen will, was gibt es denn da aus den letzten drei Jahren an erfolgreichen Titeln, vielleicht die auch erstmal nur in den USA erfolgreich waren, das ist ja auch ein Signal, die man angeben könnte. Damit der Verlag schon so ein bisschen, ich sage mal, Eurozeichen in den Augen hat.
Weil, das kann man ja von außen nicht einschätzen, die Verlage haben jede so eine Einstellung sozusagen, wie schnell gehen sie hinter Trends her.
Also setzen sie Trends, sind sie Early Follower zum Beispiel?
Das heißt, wenn es tatsächlich noch überhaupt kein Buch gibt in dem Bereich, wo du was schreiben möchtest, dann gibt es ganz viele Verlage, die das dann nicht anfassen werden.
Insofern ist das einer der Kunststücke, sozusagen die Konkurrenzsituation so darzustellen, dass es gut für dein Exposé ist.
Also es gibt Bücher, die verkaufen sich auch gut und zwar im Moment, nicht vor 15 Jahren, aber deins hat eben Alleinstellungsmerkmale, die es wiederum davon unterscheiden und die muss man dann im Exposé auch möglichst überzeugend und knapp darstellen und das ist so ein bisschen die Kunst.
Also es war auch wahnsinnig lang, das Exposé, und ich habe das dann eben alles eingedampft quasi, weil man einfach als Autor, das geht allen Autoren so, ist man so nah dran, dass man da, das Detail muss ich auch noch, und das muss die wissen und so. Und dadurch wird das dann oft zu lang für die Agentinnen oder Lektorinnen, die das auf den Tisch kriegen, denken, also diese 15, 20 Seiten, das lese ich jetzt ganz sicher nicht. Du musst mich auf der ersten Seite schon irgendwie packen.
[Alex] Das heißt, wie viele Seiten könnte denn so ein Exposé haben, idealerweise?
[Nina] Ja, man muss ein bisschen gucken, wie lang ist denn das Buch. Also wenn du jetzt ein Fachbuch mit 400 Seiten pitchst, wirst du wahrscheinlich das eben nicht, den Inhalt auf, sag ich mal, einer halben Seite knapp darstellen können.
Man muss es unterscheiden, wie lang ist das eigentliche Exposé, also so dieses Titel, Umfang, ich sag mal Klappentext in Anführungszeichen, diese ganzen Sachen und dann hängt ja noch Probetext hinten dran und manche Agenturen zum Beispiel geben auf ihrer Webseite vor, wie viel Leseprobe sie gerne hätten, wie viele Seiten und bei manchen steht nichts und da muss man immer so ein bisschen abwägen, wie viel nimmt man denn jetzt?
Gibt es irgendeinen strategisch guten Punkt, ab dem man das nicht mehr schicken sollte? Vielleicht, weil du nicht so weit geschrieben hast. Das muss man ein bisschen schauen. Und man muss auch damit spielen, die wollen natürlich nicht, dass man jetzt, ich sage jetzt mal, die coolste Szene aus dem achten Kapitel nimmt, weil sie dann nicht wissen, wie ist denn der Rest? Wie ist denn das weiter vorne?
Aber man muss auch nicht nur den Einstieg nehmen, weil das ja oft sehr basic ist, sage ich mal. Und also wir versuchen dann so beim Sachbuch zum Beispiel eine Mischung zu machen, zu sagen, also man nimmt jetzt eins von vorne und eins vielleicht ein bisschen weiter hinten, wo man sieht, okay, wenn die Autorin in Fahrt kommt in ihrem Thema, dann klingt das anders oder dann gibt es da folgende interaktive Elemente oder was eben wichtig für dieses Buch ist.
Haben neue Autor*innen eine Chance beim Verlag?
[Alex] Würdest du sagen, dass es für eine Agentur oder einen Verlag wichtig ist, dass die Autorin bereits etabliert ist als Autorin oder in ihrem Thema etabliert oder sind die auch offen für Debutantinnen?
[Nina] Das hängt ein bisschen davon ab. Du hast ja vorhin die Influencer angesprochen. Also leider muss man sagen, gucken Agenturen und vor allem Verlage inzwischen sehr darauf, was für eine eingebaute Zielgruppe bringst du mit, also wie viele Leute erreichst du dann, wenn dein Buch erscheint und du quasi Promotion für dein Buch machst, weil daraus errechnen sie dann, was sie für eine Auflage für das Buch wahrscheinlich verkaufen können.
Und es gibt, abgesehen jetzt mal von der, wie viel Zielgruppe, wie groß ist deine Zielgruppe jetzt schon sozusagen, gibt es eben den Ansatz zu sagen, habe ich als Lektorin im Verlag zum Beispiel die Zeit, um jemanden, die noch nie ein Buch geschrieben hat, an die Hand zu nehmen.
Und das war früher schon schwierig, weil eben früher schon du als Lektorin zig dutzend Projekte dann auf dem Tisch hast gleichzeitig und dann haben wir mal versucht, eine Mischung hinzubekommen, zu sagen, okay, das ist jetzt ihr drittes Buch mit uns, sie weiß ungefähr, wie es geht sozusagen, dann kann ich mich jetzt mehr um die Autorin kümmern, die zwar das Exposé mit mir zusammen gemacht hat in dem Fall, aber jetzt zum ersten Mal ein Sachbuch schreibt und natürlich Fragen hat und so.
Und ich erlebe das zunehmend seit ein paar Jahren, dass bei mir auch Autorinnen und Autoren landen, die einen Verlagsvertrag haben und die sich von dem Verlag nicht betreut fühlen und auch stinkig sind deswegen. Also sogar schon in der Exposé-Phase.
Also die dann zum Beispiel, das gibt es inzwischen auch, ich nenne das immer Pay-to-Publish sozusagen. Also da kaufen sich dann Leute mit einem Unternehmen zum Beispiel in einen Verlag, also in einen Verlagsveröffentlichungsslot quasi ein, also bezahlen für die Verlagsdienste. Also jetzt ein renommierter, nicht ein Vanity-Publisher sozusagen, sondern irgendein Verlag, den man in Buchhandlungen auch kennt.
Und dann lassen die Verlage die trotzdem mit dem Konzept zum Beispiel allein, was ich auch nicht verstehe. Also wenn dieser Mensch sagt, ich zahle dir Summe X und dann sagst du, dafür nehme ich dich ins Frühjahrsprogramm. Dann versuch doch irgendwie die Zeit zu finden, um wenigstens ein gutes Exposé mit demjenigen zu machen, dass der weiß, wohin die Reise beim Schreiben geht.
Und sie werden mit dem Exposé alleingelassen und dann in der Erstellung des Buches. Also ich biete ja auch Buchbegleitung an und das ist eigentlich genau das, was ich sonst von einer Verlagslektorin erwarten würde, dass solange du fröhlich vor dich hinschreibst, frage ich zwischendurch, wie läuft's, kann ich schon mal was sehen? Wenn du sagst, nö, dann mache ich mir ein Vermerk, vielleicht noch mal nachhaken.
Also es ist ja okay, ich möchte auch ganz am Anfang nicht unbedingt das gleich schon einer Lektorin zeigen, wenn ich ein Sachbuch schreibe, aber dann muss so ein Punkt kommen, wo man sich mal drüber unterhält, geht das eigentlich in die richtige Richtung.
Und wenn das wegfällt, weil die inzwischen teilweise 50 Titel und mehr gleichzeitig betreuen, also es ist jetzt kein Vorwurf an die Lektorinnen, sondern die machen so viel parallel und ja den ganzen Admin-Kram hinten raus noch, dass die einfach die Zeit dafür überhaupt nicht haben.
Und da muss man dann als Autor oder Autorin überlegen, was will ich denn eigentlich mit dem Buch? Und bei vielen, die das als Marketinginstrument benutzen, die nehmen dann eben das Geld in die Hand und lassen sich dann anderweitig quasi betreuen, weil sie wollen ja mit dem Buch auf Messen stehen und das verteilen oder das potenziellen Kunden geben und wollen eben nicht, dass sie das quasi, naja, ich überlege mal, wie man wohl so ein Buch macht, dann so entwickeln.
Gibt es einen Unterschied in der Betreuung durch kleine oder große Verlage?
[Alex] Gibt es da eigentlich einen Unterschied zwischen größeren Verlagen und kleineren Verlagen? Also das, was du jetzt gerade geschildert hast, diese Betreuung? Kommt es darauf an, einfach wo ich lande? Oder würdest du sagen, es ist gerade so die Zeit?
[Nina] Na gut, bei kleinen Verlagen, die haben natürlich häufig generell auch das Personalproblem.
Also weil das dann eben nur ein kleines Team ist, die diese ganzen Titel betreuen. Sie betreuen aber weniger Titel. Und ich bin immer so ein bisschen hin und her gerissen, weil es gibt ganz, ganz tolle kleine Verlage, die total engagiert sind, die ihre Autoren gut betreuen, die auch professionelle Lektorate zum Beispiel beauftragen.
Also, dass eine externe Lektorin oder Lektor mit dem Autor zusammenarbeitet. Das gab es früher auch bei großen Verlagen ganz viel. Inzwischen sparen sie sich diese Kosten oft. Deswegen haben die dann eben so viele Titel gleichzeitig in-house.
Und es gibt aber eben auch Kleinverlage, wo die Leute, die den Verlag aufmachen, nie in einem Verlag gearbeitet haben.
Das heißt, und die auch keine ausgebildeten Lektorinnen oder Lektoren dementsprechend sind. Das heißt jetzt nicht, dass die kein Gespür für Texte zum Beispiel haben. Aber ob die jetzt den Text professionell betreuen und vorher das Exposé professionell mit dir aufsetzen, das ist halt dann so eine Frage. Deswegen muss man immer so ein bisschen gucken.
Ich würde mir dann andere Bücher aus dem Verlag zum Beispiel angucken, ob die dir gefallen. Da weißt du natürlich nicht, wie viel jetzt der Autor selber gemacht hat, wie viel ist aus dem Verlag.
Es ist so ein bisschen Raten, aber wenn man jetzt sieht, die sind total lieblos gemacht, dann würde ich natürlich eher die Finger davon lassen. Aber an sich möchte ich gerne Lanze für kleine Verlage brechen und sage auch in der Beratung immer, wenn du an Verlage gehst, dann geh eben von oben nach unten sozusagen durch, weil man kann natürlich auch unter die Selfpublisher gehen.
Das ist ja auch was, was ich zwischendurch gemacht habe. Aber du musst dann eben, damit dein Buch professionell ist, sehr viele Kosten tragen oder bereit sein zu tragen, die ja sonst der Verlag trägt. Also wie ein professionelles Lektorat, nochmal ein Korrektorat am Schluss, die Covergestaltung, der Buchsatz. Und das muss man sich natürlich vorher überlegen. Ob man das alles wirklich selber stemmen will.
Wie viel Einfluss nimmt der Verlag auf den Inhalt?
[Alex] Wie stark greift denn so ein Verlag dann letzten Endes in den Inhalt zum Beispiel ein oder in den Stil oder in die Struktur? Also wenn ich mit Menschen spreche über „Selfpublishing – Verlag“ dann gibt es auch oft Stimmen, die sagen, ja, ich möchte selbst bestimmen, wie es dann letzten Endes wird, das Buch.
Meine Erfahrung ist, dass ein Verlag da gar nicht so krass, also dass ich immer die letzte Entscheidung quasi habe und trage über die Dinge, die da drin vorkommen. Wie sind deine Erfahrungen?
[Nina] Das hängt sehr vom Verlag ab. Das hängt auch eben von dem Selbstverständnis des Verlages ab. Also ich war ja früher bei Gräfe und Unzer zum Beispiel. Und ich weiß nicht, wie das heute bei Gräfe und Unzer ist.
Aber früher war es eben so, dass die ganz stark, also auch in der Ausbildung zum Beispiel oder im Verlagsalltag quasi ganz stark so Zielgruppen-Definitionen hatten und damit gearbeitet haben.
Und dann war klar, dieses Buch ist für diese Zielgruppe. Und dann muss, das weiß aber der Autor ja nicht sozusagen, und dann muss ich den Autor dahin schieben, dass dieses Buch, das Konzept, der Inhalt auch tatsächlich dahin passt. Und dann haben wir teilweise relativ stark nicht nur ins Konzept eingegriffen, sondern eben auch später in das Buch.
Teilweise natürlich auch, weil der Verlag kriegt ja einen Teil ab vom Kuchen, sage ich mal. Wenn sich ein Buch von dir verkauft, kriegst du ja so und so viel Cent und der Rest landet entweder bei den Zwischenhändlern oder dann beim Verlag. Und das liegt ja nicht nur an den Produktionskosten, sondern weil eben jemand im Verlag sitzt und dich begleitet, während dein Buch entsteht.
Das heißt, das muss man ja auch ein bisschen begründen. Wenn du sagst, ich gebe das so ab und da passiert eigentlich nichts mit, dann fragt man sich, was ist dann die Daseinsberechtigung des Verlages, abgesehen von diesen Services, die ich gerade gesagt habe.
Aber ich finde es, also ich war immer ganz erstaunt, weil ich eben sozusagen nur kannte am Anfang, dass man ganz stark eingreift. Und dann habe ich als Autorin in zig verschiedenen Verlagen Sachbücher und Ratgeber veröffentlicht und war immer total irritiert, dass die so, ja, wenn du meinst, dann, ja, das ist total nett, das Exposé, mach mal.
Und dann habe ich immer gesagt, ich brauche hier irgendwie mal einen Sparringspartner. Also wenn du möchtest... Also insofern, glaube ich, ist es wirklich sehr, sehr unterschiedlich.
Und für mich ist immer die Frage, ist das, weil sie erkennen, dass das gut ist, was du machst, oder ist das so ein Durchwinken, weil sie einfach so viel auf dem Tisch haben, dass wenn du jetzt kein Problemprojekt quasi bist, dann sind sie halt froh, dass sie einfach sagen, einen schönen Lauf durch sozusagen.
Und solange du dir sicher bist, dass dieses Exposé und dieses Buch das sind, was du wirklich machen möchtest, finde ich das ja völlig okay, wenn die dich so laufen lassen.
Aber wenn du eben als Autor schon merkst, ich bin mir nicht so sicher, also beim Schreiben zum Beispiel, du schreibst nicht weiter, das passiert ja dann sehr oft, weil du das Bauchgefühl hast, das passt doch irgendwie nicht so zu meiner Zielgruppe oder mein Stil schwankt ganz stark. Und ich finde, da musst du dann einen Ansprechpartner haben, der dir sagen kann, ja, also so und so könntest du das lösen oder diese Teile sind besser als die, wenn du da unsicher bist. Also das finde ich total wichtig.
Also Autoren erleben das immer so als, die will mir da reinreden, sozusagen. Das ist selbst so, wenn sie mich buchen, dass man am Anfang immer so ein bisschen sich zusammenfinden muss, wo ich sage, du wolltest ja, dass jemand dir Feedback gibt.
Und ich glaube, wenn du halt als, es gibt, ich komme gerade nicht auf den Namen, es gibt jemand, der hat The Good Place, die Serie, geschrieben, ein Amerikaner, der in einem Podcast dann erzählt hat, dass er vorher bei Saturday Night Live als Texter gearbeitet hat und er hat gesagt, dass er eigentlich nur jedem, der irgendeine Form von Text schreibt, quasi wünschen würde, dass sie durch diese Zeit gegangen sind, weil er sagt, da musst du halt jede Woche, ich sag jetzt mal, zehn Sachen pitchen.
Eine davon wird, wenn es hochkommt, genommen und dann wird die von den größten Talenten, die es in New York quasi gibt, zerrissen. Also eigentlich natürlich nur, um es zu verbessern, aber er sagt, du gehst dann so klein wieder da raus und musst dich ja dann an den Tisch setzen und die nächsten zehn Pitches machen.
Und er sagt, und wenn du das zwei Jahre gemacht hast, dann nennt er das auf Englisch, dann sind deine Texte nicht mehr so precious für dich.
Und ich finde, das ist auch was, was man eben als Berufsautor oder Texter erlebt, da kann man ganz anders mit Feedback umgehen, weil man weiß, okay, irgendwas stimmte an dieser Stelle nicht, wo sie eingehakt hat. Und vielleicht finde ich eine andere Lösung, aber da ist irgendwas nicht so ganz, passt einfach nicht.
Und das anzunehmen, ohne dann in dieses, oh mein Gott, ich kann nicht schreiben, ach, die redet mit da rein. Also viel von dieser Abwehrhaltung bei, ich sage es mal, frischen Autoren ist eben auch dieses, weil man dann auch wirklich sehr angeknickt ist im Selbstbewusstsein, weil man sich noch nicht so sicher ist, dass man schreiben kann und dann reagiert man natürlich sehr abwehrend.
[Alex] Das ist auf jeden Fall eine Entwicklung, die man dann nehmen darf, so als Erstlingsautorin und dann später. Ich glaube, was mir geholfen hat, war tatsächlich, erstmal im Selfpublishing Dinge zu machen und einfach zweimal den Prozess von vorn bis hinten quasi gemacht zu haben und beim ersten Verlagsbuch hatte ich den Eindruck, war ich auch viel bereiter, quasi Feedback zu hören und habe das dann auch gar nicht persönlich genommen.
[Nina] Ja, das ist ja auch nicht persönlich.
[Alex] Genau, das ist ja nur auf den Text bezogen. Und mir hilft immer die Vorstellung, einfach sich klarzumachen, hey, da gibt es einfach Menschen, die haben genau dasselbe Ziel wie du, nämlich den besten Text da rauszuholen, der da drin ist.
Aber ich glaube, das ist wirklich, wirklich schwer, so als... als frische Autorin, da diese Distanz zu haben zum eigenen Text.
Und ich merke das auch bei den Kundinnen, die ich jetzt habe, also jetzt nicht zum Thema Buch, aber zum Thema Websitetexte auch. Also muss man ganz behutsam immer vorneweg gehen und gucken, wie reagieren denn die Menschen auf Feedback.
Aber das sind eigentlich immer die schönsten Texte, wenn man merkt, die Leute sind bereit, auch wirklich Ideen zu hören und auch mit dem Text zu arbeiten, weil letzten Endes ist es einfach auch ein Handwerk. Man schreibt was und ein anderer Mensch hat vielleicht Ideen oder eigene Vorstellungen und dann entwickelt sich der Text zu was Neuem oder Anderem. Das ist eigentlich total toll.
[Nina] Ich habe gerade noch gedacht, ich mache da manchmal das Beispiel, weil du Handwerk sagtest, mit einem Fliesenleger oder Ähnlichem.
Wenn du jetzt sagst, ich möchte jetzt aber selber mein Bad fließen und mir die Kosten sparen, sage ich jetzt mal, dann werden die ersten Versuche wahrscheinlich nicht so toll aussehen, selbst wenn du dir viele YouTube-Videos angeguckt hast.
Und wenn jetzt jemand anders kommt oder käme und dich dabei unterstützt, das heißt ja nicht, dass, wie soll ich sagen, es geht ja darum, dass das Bad so aussieht, wie du dir das vorgestellt hast. Also mir ist dann, ich sage mal, als Handwerker ist dann wurscht, wie du, wie soll ich sagen, es sagt nichts über deine Art zu schreiben oder zu konzipieren oder dein Know-how aus, sondern mit der Erfahrung guckt man drauf und denkt, das könnte verbessert werden, das ist jetzt so noch nicht, noch nicht so toll sozusagen.
Aber wie du schon sagst, das kann man nachher dann viel besser annehmen.
Also ich sage auch immer als Tipp, wenn du jetzt zum Beispiel tatsächlich ein Buch an Agenturen rausgeschickt hast oder an Verlage und wartest jetzt händeringend darauf, dass was zurückkommt, ist mein Tipp immer, mach das nächste Buch.
Also ob jetzt ein anderes Thema oder weil in dem Moment ist, hast du dann ein neues Buchbaby, wie wir das in der Verlagsbranche nennen und dann ist das nicht mehr ganz so schlimm, wenn da zum Beispiel erstmal nichts kommt. Und gleichzeitig entwickelt sich dein Know-how eben weiter und dein Stil und Ähnliches. Das finde ich echt wichtig.
Wie können Autor*innen eine langfristige Beziehung zum Verlag aufbauen?
[Alex] Und wenn man jetzt quasi erfolgreich war und ein Buch veröffentlicht hat beim Verlag, was können denn Autorinnen und Autoren tun, um eine langfristige Beziehung zum Verlag aufzubauen, dass sie vielleicht auch ein zweites Buch oder drittes Buch da veröffentlichen?
[Nina] Also das mit der Lektorin in Kontakt zu bleiben, finde ich halt total wichtig.
Also dieses ist ein bisschen schwierig, weil man dann gucken muss, was gibt es denn zum Beispiel für Anlässe, aber wenn die einem mailt, weil zum Beispiel die zweite Auflage des Buches erscheint oder weil ein schöner Artikel irgendwo erschienen ist oder einfach auch zu Weihnachten irgendwas zu schicken und eben im Hinterkopf zu beidem oder sie auch mal zu fragen, es ist jetzt so und so lange her, dass wir das Buch gemacht haben. Ich möchte gerne noch ein Buch machen und dann zu schauen, entweder sie hat Ideen, was man basierend auf dem Thema noch machen könnte oder wenn man mehrere Themen als Autor anbieten könnte, dann könnte man ja auch von sich aus wieder einfach den nächsten Pitch machen.
Aber das eben, ich sag mal, formlos mit der zum Beispiel am Telefon zu besprechen und zu signalisieren, ich bin da ganz offen, was könnten wir denn machen, was wäre denn eine gute Richtung oder Ähnliches.
Also man muss schon ein bisschen dranbleiben, weil viele Verlagslektorinnen das jetzt nicht unbedingt auf dem Schirm haben, weil sie ja immer schon in den Programmen sind, die anderthalb bis zwei Jahre weiter sind. Das muss man sich als Autor immer klar machen. Es dauert ja lang, wenn man über einen Verlag geht, bis das Buch erscheint. Das heißt, die ist dann quasi schon zwei Jahre weiter, sage ich mal, in ihrer Planung.
Und man muss ein bisschen sich ranhalten, um dann wirklich da mit dem nächsten Buch wieder drin zu sein. Andererseits, wenn das erste noch gar nicht richtig erschienen ist, wird sie wahrscheinlich erstmal kein weiteres planen, weil man muss erstmal gucken, wie läuft denn das erste.
Aber auch zu schauen, kann ich mein erstes Buch unterstützen? Was kann ich denn machen? Weil das Marketing bleibt heutzutage immer an den Autoren hängen. Also egal, ob man jetzt Selfpublisher oder Verlagsautor ist. Das heißt auch ruhig der Lektorin zu sagen, ich habe jetzt dies und das gemacht, ich habe mich um Lesungen gekümmert oder was auch immer man getan hat. Also man sagt ja, Klappern gehört zum Handwerk, aber dass die sieht, man tut was für das Buch.
[Alex] Da waren jetzt schon super viele tolle Tipps dabei. Hast du vielleicht abschließend einen Tipp für Autor*innen, die eine Buchidee erfolgreich an einen Verlag herantragen wollen? Also was würdest du sagen, ist denn wirklich vielleicht das Allerwichtigste, wenn es denn sowas gibt?
[Nina] Die erfolgreich eine Buchidee. Also ich würde sagen, an eine Agentur herantragen, wie wir oben gesehen haben.
[Alex] Okay, das ist das schon mal ein guter Tipp. Nicht an den Verlag, sondern an eine Agentur.
[Nina] Und ganz uneigennützig würde ich sagen, sich professionelles Feedback zum Exposé zu holen, finde ich wichtig.
Also einfach auch, um das nochmal aus einer anderen Perspektive anzugucken, wie wir gerade gesagt haben, du selber bist eigentlich zu nah dran.
Also vielleicht, wenn du jemand anderem, muss ja jetzt nicht ich sein, wenn du jemand anderem sagst, das ist für die Zielgruppe das Thema, so stelle ich mir das Buch vor, ist dann dieses Exposé wirklich das Entscheidende sozusagen.
Und ich würde eben sagen, zu gucken, dass das Exposé wirklich auf die Personen zugeschnitten sind, an die du das schickst. Also ich versuche immer, den Autor*innen klarzumachen, Die haben total wenig Zeit, die gucken da ein paar Sekunden drüber, also dass man eben nicht zu langatmig und erstmal quasi drei Stunden Vorrede, sondern wirklich denen das so aufbereitet, dass die da einmal schnell drüber gleiten können sozusagen und gleich schon vom Klappentext quasi reingezogen werden. Das finde ich total wichtig.
[Alex] Ja, super. Vielen Dank, Nina, für all deine Tipps. Mir hat es großen Spaß gemacht heute mit dir. Und ich hoffe, dass es auch ganz vielen Menschen draußen weiterhilft.
[Nina] Ja, das wäre natürlich schön.