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In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
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Wie arbeitet ein Verlag? – Interview mit Autorin und Lektorin Nina Weber
In dieser Podcastfolge habe ich Nina Weber zu Gast. Nina ist von Haus aus Verlagslektorin und Autorin und bietet seit ein paar Jahren auch Exposé-Beratung, Schreibbegleitung und Lektorat an. In dem Interview plaudert sie ein bisschen aus dem Nähkästchen und wir sprechen darüber, wie ein Verlag so arbeitet und was Selbstständige, die ein Buch schreiben wollen, unbedingt darüber wissen müssen.
In dieser Podcastfolge habe ich Nina Weber zu Gast. Nina ist von Haus aus Verlagslektorin und Autorin und bietet seit ein paar Jahren auch Exposé-Beratung, Schreibbegleitung und Lektorat an.
In dem Interview plaudert sie ein bisschen aus dem Nähkästchen und wir sprechen darüber, wie ein Verlag so arbeitet und was Selbstständige, die ein Buch schreiben wollen, unbedingt darüber wissen müssen.
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[Alex] Ja, hallo Nina. Auf deiner Über-mich-Seite habe ich gelesen, dass du dich als Wort-Nerd … schwierig auszusprechen … Wort-Nerd bezeichnest. Welche Rolle spielen Worte denn für dich privat und beruflich? Was machst du genau?
[Nina] Hallo erstmal, guten Morgen. Ich muss dazu sagen, ich bin etwas erkältet. Ich hoffe, das klappt heute so mit der Stimme.
Ja, also Wort-Nerd ist mein Versuch auszudrücken, dass ich einfach von Texten quasi privat + beruflich total begeistert bin.
Ich lese sehr viel, ich schreibe ja auch selber Bücher und ich bin ausgebildete Verlagslektorin.
Das heißt, dass ich natürlich dann auch, ich sage jetzt mal als Berufskrankheit schon mit sehr, sehr vielen Buchprojekten in Kontakt bekommen bin.
Ich habe als Verlagslektorin über 100 Bücher, also von der ersten Idee bis zum fertigen Buch betreut. Und das ist auch was, wo ich nach langen Jahren als Autorin und Lektorin jetzt auch beruflich wieder mehr hin zurückgegangen bin, weil ich einfach das total schön finde, diese Zusammenarbeit mit Autoren sozusagen aus ihrer Buchidee dann tatsächlich ein fertiges Buch zu machen.
Das habe ich vermisst, als ich nur meine eigenen Bücher gemacht habe.
[Alex] Aber ich habe gesehen, du hast ja auch Fantasy-Bücher geschrieben. Unter einem Pseudonym, ganz spannend.
[Nina] Also unter einem offenen Pseudonym, es ging mehr darum, dass die Leute nicht total verwirrt sein sollen, wenn sie nach meinem Namen bei Amazon suchen und dann mischt sich der Trotzphasen-Ratgeber mit dem Fantasy-Buch.
Aber ja, ich habe auch ein Memoir zum Beispiel unter Pseudonymen geschrieben oder generell für Verlage als Ghostwriterin dann unter anderen Namen auch geschrieben. Das heißt, du weißt gar nicht alles …
[Alex] Ich weiß gar nicht alles. Sehr geheimnisvoll auf jeden Fall.
Warum ist ein Exposé so wichtig?
[Alex] Ja, aber deswegen fand ich das auch so schön, dass du hier jetzt im Podcast bist, dass du Ja gesagt hast, weil du als Verlagslektorin, wie du gesagt hast, über 100 Buchprojekte schon betreut hast und deswegen ja ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern kannst.
Also ich habe auch schon vor einem Jahr, glaube ich, Anja Niekerken interviewt. Sie schreibt ja auch Sachbücher und da haben wir eher so drüber gesprochen, wie Bücher auch als Marketing-Tool fungieren können. Und heute, dachte ich, konzentrieren wir uns vielleicht mehr darauf, wirklich auf das Thema Verlag und Buchkonzept oder Exposé und warum das so wichtig ist.
Und vielleicht erstmal ganz grundsätzlich zum Start, was genau ist denn ein Buchkonzept oder ein Exposé und warum ist das für alle, die ein Buch schreiben, wichtig?
[Nina] Also das Exposé ist eigentlich, also wir fangen nochmal an. Also ein Exposé nennt man quasi das offizielle Dokument, was du an eine Agentur oder einen Verlag schickst.
Und deswegen begegnen mir oft Autoren, die denken, ich brauche das nicht, weil ich schreibe das ja jetzt erstmal nur für mich, weil es ist mein Marketinginstrument zum Beispiel.
Und ich finde, das ist wirklich, wie du schon gesagt hast, ganz grundlegend, damit man einfach gerade bei einem Sachbuch, aber auch beim Roman, damit man so die Leitplanken quasi für das Projekt hat und damit man eben wirklich das auch zuschneidet auf den Anlass, für den man das jetzt schreibt, auf die Zielgruppe.
Das sind alles Sachen, auf die ich dann zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Autoren eingehe, weil die über manches auch einfach so hinweggehen. Also kommen wir vielleicht nachher auch noch zu.
Was sind so die typischen Sachen, die man nicht machen soll? Also für viele ist ein Exposé halt nur sowas. Das mache ich ganz am Schluss, wenn ich es dann eben an Verlage schicken möchte.
Aber es ist eben wesentlich, sich vorher mal Gedanken zu machen. Das ist mein Know-how. Das ist bei dir ja auch so. Du kannst ja ganz verschiedene Bücher zu deinen Themen schreiben. Und was ist das, was wir jetzt gerade sozusagen machen wollen? Das ist für Autoren immer ganz spannend.
[Alex] Ich finde, das nimmt auch so ein bisschen dieses, ich weiß auch nicht, dieses Träumerische oder Unerreichbare von so einem Buchprojekt, weil wenn ich mir halt einen Plan mache oder mir überlege, was kommt rein und was ist mein Angle quasi, gehe ich auch, finde ich, ganz anders an so ein Projekt ran.
Dann ist es auch so ein machbares Projekt. Und dann weiß ich, okay, das kommt da rein und das folgt dann auf das und so weiter.
Das finde ich eine ganz andere Herangehensweise, als wenn ich jetzt sage, ich möchte gerne ein Buch schreiben und dann träume ich da hin und ohne Plan und fange erst mal an. Da ist so meine Erfahrung, driftet man ganz schnell irgendwo ganz anders ab.
[Nina] Aber man kann es auch anders angehen, da kommt jetzt wieder der Wort-Nerd quasi rein, weil wenn man das jetzt als Verlagslektorin im Verlag, also je nach Verlag entwickeln wir da ja auch Buchkonzepte, also bevor wir quasi überhaupt eine Autorin oder einen Autor haben.
Und da nennt man das dann ein Thema durchdeklinieren, so der Fachbegriff letztendlich, zu sagen, ich spiele jetzt aber vielleicht auch einfach mal mit verschiedenen Ideen herum. Also nur weil man quasi sich letztendlich dann auf das eine festlegt, heißt es nicht, dass man dieses Träumerische, ich finde es ganz wichtig, dass Autoren das dabei haben, weil die sonst immer auch das Gefühl haben, also eigentlich hätte ich doch auch noch was ganz anderes machen können.
Und zu sagen, wie kann man denn dir zwar Leitplanken geben, aber dass du trotzdem dich ausprobierst, auch wie du das jetzt schreibst zum Beispiel, gibt es ja ganz unterschiedliche Herangehensweisen.
Also diese Mischung finde ich schön, so eine Freiheit auszuprobieren und trotzdem dann die Marschrichtung quasi festzulegen.
Verlagsarbeit und Buchentwicklung
[Alex] Du hast jetzt schon ein gutes Stichwort genannt. Also was genau macht denn jetzt ein Verlag? Wie gehen die vor, wenn die jetzt ein Buch rausbringen? Entwickeln sie selbst Ideen? Gehen sie gezielt auf Leute zu? Sprechen sie zum Beispiel, weiß ich nicht, eine berühmte Influencerin an? Hast du denn mal Lust, ein Buch für uns zu schreiben?
Oder kann jede und jeder sich auch tatsächlich an Verlage wenden mit eigenen Ideen? Wie ist da deine Erfahrung?
[Nina] Also das hängt sehr von dem Verlag ab und auch von dem Selbstverständnis des Verlages.
Also es gibt zum Beispiel Verlage, die sehr viel eigene Titel entwickeln oder auch Autoren aufbauen, die vorher noch keine Bücher geschrieben haben.
Und es gibt Verlage, die sehr viele Lizenzen einkaufen, aus dem Ausland zum Beispiel.
Das heißt, da gibt es natürlich viel weniger Möglichkeiten, dann als angestellte Verlagslektorin selber quasi Dinge zu entwickeln, weil du dafür natürlich auch Zeit brauchst.
Und bei mir war es so, dass ich in einem großen Ratgeber- und Sachbuchverlag war, wo wir eben tatsächlich Sachen selber entwickelt haben und teilweise, weil uns jemand ein Exposé geschickt hat, wo man also eben aus der Fachperspektive gesehen hat, also so wie die Person das jetzt geschickt hat, nein, also das gibt es schon oder Ähnliches.
Aber man hat dann zum Beispiel irgendwelche Stichworte in der Kurzbiografie oder so gelesen und hat gedacht, ich glaube, ich habe eine Idee, wie ich das anders aufziehen kann, dass das eben wirklich ein Alleinstellungsmerkmal bekommt und nicht einfach nur das nächste Buch zum Thema, weiß ich nicht, Work-Life-Balance oder Ähnliches ist.
Und das ist sozusagen, wenn du ein Exposé hast. Es geht aber auch zu sagen, okay, wir sehen jetzt, dass sich Bücher zum Thema XY gut verkaufen. Es gibt schon einige dazu, die sehen so und so aus. Was ist denn, wenn ich jetzt quasi mir das Buch erträumen könnte? Was möchte ich da drin haben? Und je nachdem, wie du das dann aufgebaut hast, suchst du dir dann passend dazu eine Autorin. Zu sagen, okay, ich möchte, dass das zum Beispiel, ich sage mal, jung und hip ist, ein Yoga-Buch für junge Frauen bis 25, dann wirst du dir eine andere Autorin suchen als Verlagslektorin, als wenn du jetzt das erschlagende Gesamtwerk von jemandem mit 40 Jahren Erfahrung sozusagen haben möchtest.
Und Influencer kommt natürlich immer mehr. Also ich habe das im Kleinen auch schon gemacht, weil manchmal, vielleicht ist es bei dir auch so, zum Beispiel liest du jemanden, die total schöne Blogposts schreibt oder auf Social Media wirklich tollen Content hat und die kommen gar nicht auf die Idee, dass man das auch als Buch machen könnte.
Und da juckt es einem dann in den Finger, mache ich bis heute, dass ich dann hinschreibe. Und gar nicht, weil ich das Buch unbedingt betreuen will, sondern weil ich denke, Mensch, die hat schon so viel Material. Allein daraus könnte man schon ganz toll was machen. Und das ist vielen Leuten gar nicht bewusst, dass jeder auf so einem Schatz sitzen, den man eben zu einem Buch machen könnte.
Worauf kommt es bei einem Exposé an?
[Alex] Das heißt, worauf kommt es jetzt an für einen Verlag? Wenn du sagst, du hast jetzt das Negativbeispiel erwähnt, da kommt ein Exposé und dann denkst du dir, oh, das Thema haben wir schon, das ist irgendwie ein bisschen langweilig. Also wie kann ich es dann besser machen? Was muss denn in so ein Exposé rein, damit ein Verlag interessiert ist? Also, sind das Trends? Ist es eine bestimmte Zielgruppe? Was ist es?
[Nina] Ja, ich versuche das gerade …, weil es gibt natürlich diverse Dinge. Also, ich finde, das Wichtigste ist, dass dein Exposé überhaupt zu dem Verlag passt. Also, nichts mag man weniger gern, als dass du da was inzwischen im E-Mail-Eingang früher per Post liegen hast und du merkst, die Person merkt gar nicht, dass wir schon 20 Bücher dazu haben oder dass wir diese Themen überhaupt nicht bedienen.
Das ist so das Erste, dass du dir wirklich das Verlagsprogramm anguckst, dass du auch in eine Buchhandlung gehst und generell mal schaust, was gibt es denn zu meinem Thema.
Und was ganz wichtig ist, wenn man erfolgreich in einem großen Verlag, muss man immer dazu sagen, sein möchte, man könnte ja auch in einen kleineren gehen, dann geht ganz, ganz viel über Agenturen.
Und eine Agentur mag es überhaupt nicht, wenn sie dein Exposé toll finden und dich vertreten wollen und dich fragen, welche Verlage kennen das denn schon und dann spulst du die größten 15 Verlage in Deutschland ab, weil dann können sie ihre Connections gar nicht ausspielen, weil wenn das einmal da war, dann ist es quasi verbrannt, um es jetzt dramatisch auszudrücken, obwohl die Agentur mit dir, genau wie ich das ja auch mache, über ein Buch-Exposé geht und das eben wirklich aufpeppt und auf den Punkt bringt und viel besser verkäuflich macht. Und das bringt ihnen natürlich nichts, wenn man vorher schon bei den Verlagen war.
Deshalb ist für mich eigentlich immer der größte Fehler sozusagen, oder ich versuche Autoren davon abzuhalten und sage, fang erstmal mit den Agenturen an und wenn da keiner anbeißt, dann würde ich an die Verlage gehen, weil umgekehrt ist das überhaupt kein Problem.
Nur eben, wenn das eben schon bei Verlagen angekommen ist, dann ist das für die Agentur nicht mehr vermittelbar.
[Alex] Und was ist so deine Erfahrung? Wie realistisch ist das, dass da eine Agentur Interesse hat?
[Nina] Also ich war jetzt bis, ich glaube, letzte, nee, vorletzte Woche, hätte ich jetzt gesagt, naja, die werden natürlich auch zugeschüttet, muss man sagen.
Und jetzt in Zeiten mit KI, habe ich gehört, ist es noch wesentlich mehr, weil es ist auch dann schwieriger, das dauert einen Moment länger zu erkennen, ist das jetzt ein ordentliches Exposé, sage ich mal, oder nicht, weil die das so oberflächlich dann überarbeiten lassen.
[Nina] Das heißt, ganz häufig hört man nichts, also die antworten dann einfach nicht. Das heißt, sie haben es nicht genommen.
Und was ich aber ganz spannend fand, ist, dass ich einer Texterin interessanterweise geholfen habe, ein Exposé für einen Jugendroman zu schreiben. Und wir haben das komplett überarbeitet. Ich habe auch den Probetext überarbeitet, weil man dann immer merkt, ich meine, als Texterin kann sie natürlich schreiben, Aber es ist jetzt eine ganz andere Sparte, sag ich mal. Du musst dann ganz anders beim Exposé zum Beispiel rangehen.
Und die hat mir dann ganz aufgeregt in WhatsApp geschrieben, weil sie dann eben das rausgeschickt hat und sie hat innerhalb von einer Stunde einen Anruf von einer Agentin bekommen.
Also es war auch Zufall, weil es an dem Tag kam, wo diese Agentin ihren unverlangt eingesandte Exposé-Prüftag quasi hat. Das weiß man natürlich immer nicht.
Aber die war dann so begeistert, dass sie gesagt hat, sie ruft jetzt gleich an. Und ich weiß natürlich nicht, ob es letztendlich dazu kommt, weil dann ist der nächste Schritt, die hat dann das besprochen mit der Autorin und wollte dann das gesamte Buch haben.
Beim Roman ist das so, dass man eben sagt, du solltest ihn geschrieben haben, bevor man ihn pitcht.
Und bei einem Sachbuch ist es nicht so, weil der Verlag oder die Agentur dann noch sehr viel mit dir ändern häufig am Konzept. Und dann wissen sie schon, dass die Autoren dann anfangen zu bremsen, wenn sie das ganze Ding eigentlich schon fertig da liegen haben.
Aber insofern bin ich jetzt ganz beflügelt, weil ich gedacht habe, super, also so muss das eigentlich gehen. Aber sie hat natürlich auch Glück gehabt, dass es eben genau in dem Moment ankam.
[Alex] Aber kannst du denn irgendwie so einschätzen, was es denn sein könnte an Ihrem Exposé oder an Ihrem Buchprojekt, was vielleicht spannend war dann für die Agentur?
[Nina] Naja, ich gehe das natürlich, also ich komme aus einem Sachbuchverlag, insofern, ich betreue auch Romanexposés, ich sage aber immer vorher dazu, meine Expertise, außer jetzt, weil ich selber Romane veröffentlicht habe, ist eben eigentlich Sachbuch.
Und ich habe das genauso abgeklopft, wie ich Sachbuchexposés abklopfen würde, und es gibt dann eben so Dinge, die ganz typisch vorkommen, entweder, dass die Autoren zum Beispiel schreiben, es gibt keine Konkurrenz oder in ihrem Fall war es jetzt so, dass sie als, was heißt als Konkurrenz, also als Bücher, die aus demselben Themenbereich sind, die waren uralt.
Und das ist für einen Verlag keine Benchmark. Also du kannst dich ja gerne mit Percy Jackson oder Harry Potter vergleichen, aber das ist jetzt nichts, was jetzt gerade frisch eine neue Autorin, sage ich mal, veröffentlicht hat. Und dann habe ich eben für sie recherchiert und habe gesagt, was gibt es denn in dem Bereich, wo sie jetzt das Jugendbuch pitchen will, was gibt es denn da aus den letzten drei Jahren an erfolgreichen Titeln, vielleicht die auch erstmal nur in den USA erfolgreich waren, das ist ja auch ein Signal, die man angeben könnte. Damit der Verlag schon so ein bisschen, ich sage mal, Eurozeichen in den Augen hat.
Weil, das kann man ja von außen nicht einschätzen, die Verlage haben jede so eine Einstellung sozusagen, wie schnell gehen sie hinter Trends her.
Also setzen sie Trends, sind sie Early Follower zum Beispiel?
Das heißt, wenn es tatsächlich noch überhaupt kein Buch gibt in dem Bereich, wo du was schreiben möchtest, dann gibt es ganz viele Verlage, die das dann nicht anfassen werden.
Insofern ist das einer der Kunststücke, sozusagen die Konkurrenzsituation so darzustellen, dass es gut für dein Exposé ist.
Also es gibt Bücher, die verkaufen sich auch gut und zwar im Moment, nicht vor 15 Jahren, aber deins hat eben Alleinstellungsmerkmale, die es wiederum davon unterscheiden und die muss man dann im Exposé auch möglichst überzeugend und knapp darstellen und das ist so ein bisschen die Kunst.
Also es war auch wahnsinnig lang, das Exposé, und ich habe das dann eben alles eingedampft quasi, weil man einfach als Autor, das geht allen Autoren so, ist man so nah dran, dass man da, das Detail muss ich auch noch, und das muss die wissen und so. Und dadurch wird das dann oft zu lang für die Agentinnen oder Lektorinnen, die das auf den Tisch kriegen, denken, also diese 15, 20 Seiten, das lese ich jetzt ganz sicher nicht. Du musst mich auf der ersten Seite schon irgendwie packen.
[Alex] Das heißt, wie viele Seiten könnte denn so ein Exposé haben, idealerweise?
[Nina] Ja, man muss ein bisschen gucken, wie lang ist denn das Buch. Also wenn du jetzt ein Fachbuch mit 400 Seiten pitchst, wirst du wahrscheinlich das eben nicht, den Inhalt auf, sag ich mal, einer halben Seite knapp darstellen können.
Man muss es unterscheiden, wie lang ist das eigentliche Exposé, also so dieses Titel, Umfang, ich sag mal Klappentext in Anführungszeichen, diese ganzen Sachen und dann hängt ja noch Probetext hinten dran und manche Agenturen zum Beispiel geben auf ihrer Webseite vor, wie viel Leseprobe sie gerne hätten, wie viele Seiten und bei manchen steht nichts und da muss man immer so ein bisschen abwägen, wie viel nimmt man denn jetzt?
Gibt es irgendeinen strategisch guten Punkt, ab dem man das nicht mehr schicken sollte? Vielleicht, weil du nicht so weit geschrieben hast. Das muss man ein bisschen schauen. Und man muss auch damit spielen, die wollen natürlich nicht, dass man jetzt, ich sage jetzt mal, die coolste Szene aus dem achten Kapitel nimmt, weil sie dann nicht wissen, wie ist denn der Rest? Wie ist denn das weiter vorne?
Aber man muss auch nicht nur den Einstieg nehmen, weil das ja oft sehr basic ist, sage ich mal. Und also wir versuchen dann so beim Sachbuch zum Beispiel eine Mischung zu machen, zu sagen, also man nimmt jetzt eins von vorne und eins vielleicht ein bisschen weiter hinten, wo man sieht, okay, wenn die Autorin in Fahrt kommt in ihrem Thema, dann klingt das anders oder dann gibt es da folgende interaktive Elemente oder was eben wichtig für dieses Buch ist.
Haben neue Autor*innen eine Chance beim Verlag?
[Alex] Würdest du sagen, dass es für eine Agentur oder einen Verlag wichtig ist, dass die Autorin bereits etabliert ist als Autorin oder in ihrem Thema etabliert oder sind die auch offen für Debutantinnen?
[Nina] Das hängt ein bisschen davon ab. Du hast ja vorhin die Influencer angesprochen. Also leider muss man sagen, gucken Agenturen und vor allem Verlage inzwischen sehr darauf, was für eine eingebaute Zielgruppe bringst du mit, also wie viele Leute erreichst du dann, wenn dein Buch erscheint und du quasi Promotion für dein Buch machst, weil daraus errechnen sie dann, was sie für eine Auflage für das Buch wahrscheinlich verkaufen können.
Und es gibt, abgesehen jetzt mal von der, wie viel Zielgruppe, wie groß ist deine Zielgruppe jetzt schon sozusagen, gibt es eben den Ansatz zu sagen, habe ich als Lektorin im Verlag zum Beispiel die Zeit, um jemanden, die noch nie ein Buch geschrieben hat, an die Hand zu nehmen.
Und das war früher schon schwierig, weil eben früher schon du als Lektorin zig dutzend Projekte dann auf dem Tisch hast gleichzeitig und dann haben wir mal versucht, eine Mischung hinzubekommen, zu sagen, okay, das ist jetzt ihr drittes Buch mit uns, sie weiß ungefähr, wie es geht sozusagen, dann kann ich mich jetzt mehr um die Autorin kümmern, die zwar das Exposé mit mir zusammen gemacht hat in dem Fall, aber jetzt zum ersten Mal ein Sachbuch schreibt und natürlich Fragen hat und so.
Und ich erlebe das zunehmend seit ein paar Jahren, dass bei mir auch Autorinnen und Autoren landen, die einen Verlagsvertrag haben und die sich von dem Verlag nicht betreut fühlen und auch stinkig sind deswegen. Also sogar schon in der Exposé-Phase.
Also die dann zum Beispiel, das gibt es inzwischen auch, ich nenne das immer Pay-to-Publish sozusagen. Also da kaufen sich dann Leute mit einem Unternehmen zum Beispiel in einen Verlag, also in einen Verlagsveröffentlichungsslot quasi ein, also bezahlen für die Verlagsdienste. Also jetzt ein renommierter, nicht ein Vanity-Publisher sozusagen, sondern irgendein Verlag, den man in Buchhandlungen auch kennt.
Und dann lassen die Verlage die trotzdem mit dem Konzept zum Beispiel allein, was ich auch nicht verstehe. Also wenn dieser Mensch sagt, ich zahle dir Summe X und dann sagst du, dafür nehme ich dich ins Frühjahrsprogramm. Dann versuch doch irgendwie die Zeit zu finden, um wenigstens ein gutes Exposé mit demjenigen zu machen, dass der weiß, wohin die Reise beim Schreiben geht.
Und sie werden mit dem Exposé alleingelassen und dann in der Erstellung des Buches. Also ich biete ja auch Buchbegleitung an und das ist eigentlich genau das, was ich sonst von einer Verlagslektorin erwarten würde, dass solange du fröhlich vor dich hinschreibst, frage ich zwischendurch, wie läuft's, kann ich schon mal was sehen? Wenn du sagst, nö, dann mache ich mir ein Vermerk, vielleicht noch mal nachhaken.
Also es ist ja okay, ich möchte auch ganz am Anfang nicht unbedingt das gleich schon einer Lektorin zeigen, wenn ich ein Sachbuch schreibe, aber dann muss so ein Punkt kommen, wo man sich mal drüber unterhält, geht das eigentlich in die richtige Richtung.
Und wenn das wegfällt, weil die inzwischen teilweise 50 Titel und mehr gleichzeitig betreuen, also es ist jetzt kein Vorwurf an die Lektorinnen, sondern die machen so viel parallel und ja den ganzen Admin-Kram hinten raus noch, dass die einfach die Zeit dafür überhaupt nicht haben.
Und da muss man dann als Autor oder Autorin überlegen, was will ich denn eigentlich mit dem Buch? Und bei vielen, die das als Marketinginstrument benutzen, die nehmen dann eben das Geld in die Hand und lassen sich dann anderweitig quasi betreuen, weil sie wollen ja mit dem Buch auf Messen stehen und das verteilen oder das potenziellen Kunden geben und wollen eben nicht, dass sie das quasi, naja, ich überlege mal, wie man wohl so ein Buch macht, dann so entwickeln.
Gibt es einen Unterschied in der Betreuung durch kleine oder große Verlage?
[Alex] Gibt es da eigentlich einen Unterschied zwischen größeren Verlagen und kleineren Verlagen? Also das, was du jetzt gerade geschildert hast, diese Betreuung? Kommt es darauf an, einfach wo ich lande? Oder würdest du sagen, es ist gerade so die Zeit?
[Nina] Na gut, bei kleinen Verlagen, die haben natürlich häufig generell auch das Personalproblem.
Also weil das dann eben nur ein kleines Team ist, die diese ganzen Titel betreuen. Sie betreuen aber weniger Titel. Und ich bin immer so ein bisschen hin und her gerissen, weil es gibt ganz, ganz tolle kleine Verlage, die total engagiert sind, die ihre Autoren gut betreuen, die auch professionelle Lektorate zum Beispiel beauftragen.
Also, dass eine externe Lektorin oder Lektor mit dem Autor zusammenarbeitet. Das gab es früher auch bei großen Verlagen ganz viel. Inzwischen sparen sie sich diese Kosten oft. Deswegen haben die dann eben so viele Titel gleichzeitig in-house.
Und es gibt aber eben auch Kleinverlage, wo die Leute, die den Verlag aufmachen, nie in einem Verlag gearbeitet haben.
Das heißt, und die auch keine ausgebildeten Lektorinnen oder Lektoren dementsprechend sind. Das heißt jetzt nicht, dass die kein Gespür für Texte zum Beispiel haben. Aber ob die jetzt den Text professionell betreuen und vorher das Exposé professionell mit dir aufsetzen, das ist halt dann so eine Frage. Deswegen muss man immer so ein bisschen gucken.
Ich würde mir dann andere Bücher aus dem Verlag zum Beispiel angucken, ob die dir gefallen. Da weißt du natürlich nicht, wie viel jetzt der Autor selber gemacht hat, wie viel ist aus dem Verlag.
Es ist so ein bisschen Raten, aber wenn man jetzt sieht, die sind total lieblos gemacht, dann würde ich natürlich eher die Finger davon lassen. Aber an sich möchte ich gerne Lanze für kleine Verlage brechen und sage auch in der Beratung immer, wenn du an Verlage gehst, dann geh eben von oben nach unten sozusagen durch, weil man kann natürlich auch unter die Selfpublisher gehen.
Das ist ja auch was, was ich zwischendurch gemacht habe. Aber du musst dann eben, damit dein Buch professionell ist, sehr viele Kosten tragen oder bereit sein zu tragen, die ja sonst der Verlag trägt. Also wie ein professionelles Lektorat, nochmal ein Korrektorat am Schluss, die Covergestaltung, der Buchsatz. Und das muss man sich natürlich vorher überlegen. Ob man das alles wirklich selber stemmen will.
Wie viel Einfluss nimmt der Verlag auf den Inhalt?
[Alex] Wie stark greift denn so ein Verlag dann letzten Endes in den Inhalt zum Beispiel ein oder in den Stil oder in die Struktur? Also wenn ich mit Menschen spreche über „Selfpublishing – Verlag“ dann gibt es auch oft Stimmen, die sagen, ja, ich möchte selbst bestimmen, wie es dann letzten Endes wird, das Buch.
Meine Erfahrung ist, dass ein Verlag da gar nicht so krass, also dass ich immer die letzte Entscheidung quasi habe und trage über die Dinge, die da drin vorkommen. Wie sind deine Erfahrungen?
[Nina] Das hängt sehr vom Verlag ab. Das hängt auch eben von dem Selbstverständnis des Verlages ab. Also ich war ja früher bei Gräfe und Unzer zum Beispiel. Und ich weiß nicht, wie das heute bei Gräfe und Unzer ist.
Aber früher war es eben so, dass die ganz stark, also auch in der Ausbildung zum Beispiel oder im Verlagsalltag quasi ganz stark so Zielgruppen-Definitionen hatten und damit gearbeitet haben.
Und dann war klar, dieses Buch ist für diese Zielgruppe. Und dann muss, das weiß aber der Autor ja nicht sozusagen, und dann muss ich den Autor dahin schieben, dass dieses Buch, das Konzept, der Inhalt auch tatsächlich dahin passt. Und dann haben wir teilweise relativ stark nicht nur ins Konzept eingegriffen, sondern eben auch später in das Buch.
Teilweise natürlich auch, weil der Verlag kriegt ja einen Teil ab vom Kuchen, sage ich mal. Wenn sich ein Buch von dir verkauft, kriegst du ja so und so viel Cent und der Rest landet entweder bei den Zwischenhändlern oder dann beim Verlag. Und das liegt ja nicht nur an den Produktionskosten, sondern weil eben jemand im Verlag sitzt und dich begleitet, während dein Buch entsteht.
Das heißt, das muss man ja auch ein bisschen begründen. Wenn du sagst, ich gebe das so ab und da passiert eigentlich nichts mit, dann fragt man sich, was ist dann die Daseinsberechtigung des Verlages, abgesehen von diesen Services, die ich gerade gesagt habe.
Aber ich finde es, also ich war immer ganz erstaunt, weil ich eben sozusagen nur kannte am Anfang, dass man ganz stark eingreift. Und dann habe ich als Autorin in zig verschiedenen Verlagen Sachbücher und Ratgeber veröffentlicht und war immer total irritiert, dass die so, ja, wenn du meinst, dann, ja, das ist total nett, das Exposé, mach mal.
Und dann habe ich immer gesagt, ich brauche hier irgendwie mal einen Sparringspartner. Also wenn du möchtest... Also insofern, glaube ich, ist es wirklich sehr, sehr unterschiedlich.
Und für mich ist immer die Frage, ist das, weil sie erkennen, dass das gut ist, was du machst, oder ist das so ein Durchwinken, weil sie einfach so viel auf dem Tisch haben, dass wenn du jetzt kein Problemprojekt quasi bist, dann sind sie halt froh, dass sie einfach sagen, einen schönen Lauf durch sozusagen.
Und solange du dir sicher bist, dass dieses Exposé und dieses Buch das sind, was du wirklich machen möchtest, finde ich das ja völlig okay, wenn die dich so laufen lassen.
Aber wenn du eben als Autor schon merkst, ich bin mir nicht so sicher, also beim Schreiben zum Beispiel, du schreibst nicht weiter, das passiert ja dann sehr oft, weil du das Bauchgefühl hast, das passt doch irgendwie nicht so zu meiner Zielgruppe oder mein Stil schwankt ganz stark. Und ich finde, da musst du dann einen Ansprechpartner haben, der dir sagen kann, ja, also so und so könntest du das lösen oder diese Teile sind besser als die, wenn du da unsicher bist. Also das finde ich total wichtig.
Also Autoren erleben das immer so als, die will mir da reinreden, sozusagen. Das ist selbst so, wenn sie mich buchen, dass man am Anfang immer so ein bisschen sich zusammenfinden muss, wo ich sage, du wolltest ja, dass jemand dir Feedback gibt.
Und ich glaube, wenn du halt als, es gibt, ich komme gerade nicht auf den Namen, es gibt jemand, der hat The Good Place, die Serie, geschrieben, ein Amerikaner, der in einem Podcast dann erzählt hat, dass er vorher bei Saturday Night Live als Texter gearbeitet hat und er hat gesagt, dass er eigentlich nur jedem, der irgendeine Form von Text schreibt, quasi wünschen würde, dass sie durch diese Zeit gegangen sind, weil er sagt, da musst du halt jede Woche, ich sag jetzt mal, zehn Sachen pitchen.
Eine davon wird, wenn es hochkommt, genommen und dann wird die von den größten Talenten, die es in New York quasi gibt, zerrissen. Also eigentlich natürlich nur, um es zu verbessern, aber er sagt, du gehst dann so klein wieder da raus und musst dich ja dann an den Tisch setzen und die nächsten zehn Pitches machen.
Und er sagt, und wenn du das zwei Jahre gemacht hast, dann nennt er das auf Englisch, dann sind deine Texte nicht mehr so precious für dich.
Und ich finde, das ist auch was, was man eben als Berufsautor oder Texter erlebt, da kann man ganz anders mit Feedback umgehen, weil man weiß, okay, irgendwas stimmte an dieser Stelle nicht, wo sie eingehakt hat. Und vielleicht finde ich eine andere Lösung, aber da ist irgendwas nicht so ganz, passt einfach nicht.
Und das anzunehmen, ohne dann in dieses, oh mein Gott, ich kann nicht schreiben, ach, die redet mit da rein. Also viel von dieser Abwehrhaltung bei, ich sage es mal, frischen Autoren ist eben auch dieses, weil man dann auch wirklich sehr angeknickt ist im Selbstbewusstsein, weil man sich noch nicht so sicher ist, dass man schreiben kann und dann reagiert man natürlich sehr abwehrend.
[Alex] Das ist auf jeden Fall eine Entwicklung, die man dann nehmen darf, so als Erstlingsautorin und dann später. Ich glaube, was mir geholfen hat, war tatsächlich, erstmal im Selfpublishing Dinge zu machen und einfach zweimal den Prozess von vorn bis hinten quasi gemacht zu haben und beim ersten Verlagsbuch hatte ich den Eindruck, war ich auch viel bereiter, quasi Feedback zu hören und habe das dann auch gar nicht persönlich genommen.
[Nina] Ja, das ist ja auch nicht persönlich.
[Alex] Genau, das ist ja nur auf den Text bezogen. Und mir hilft immer die Vorstellung, einfach sich klarzumachen, hey, da gibt es einfach Menschen, die haben genau dasselbe Ziel wie du, nämlich den besten Text da rauszuholen, der da drin ist.
Aber ich glaube, das ist wirklich, wirklich schwer, so als... als frische Autorin, da diese Distanz zu haben zum eigenen Text.
Und ich merke das auch bei den Kundinnen, die ich jetzt habe, also jetzt nicht zum Thema Buch, aber zum Thema Websitetexte auch. Also muss man ganz behutsam immer vorneweg gehen und gucken, wie reagieren denn die Menschen auf Feedback.
Aber das sind eigentlich immer die schönsten Texte, wenn man merkt, die Leute sind bereit, auch wirklich Ideen zu hören und auch mit dem Text zu arbeiten, weil letzten Endes ist es einfach auch ein Handwerk. Man schreibt was und ein anderer Mensch hat vielleicht Ideen oder eigene Vorstellungen und dann entwickelt sich der Text zu was Neuem oder Anderem. Das ist eigentlich total toll.
[Nina] Ich habe gerade noch gedacht, ich mache da manchmal das Beispiel, weil du Handwerk sagtest, mit einem Fliesenleger oder Ähnlichem.
Wenn du jetzt sagst, ich möchte jetzt aber selber mein Bad fließen und mir die Kosten sparen, sage ich jetzt mal, dann werden die ersten Versuche wahrscheinlich nicht so toll aussehen, selbst wenn du dir viele YouTube-Videos angeguckt hast.
Und wenn jetzt jemand anders kommt oder käme und dich dabei unterstützt, das heißt ja nicht, dass, wie soll ich sagen, es geht ja darum, dass das Bad so aussieht, wie du dir das vorgestellt hast. Also mir ist dann, ich sage mal, als Handwerker ist dann wurscht, wie du, wie soll ich sagen, es sagt nichts über deine Art zu schreiben oder zu konzipieren oder dein Know-how aus, sondern mit der Erfahrung guckt man drauf und denkt, das könnte verbessert werden, das ist jetzt so noch nicht, noch nicht so toll sozusagen.
Aber wie du schon sagst, das kann man nachher dann viel besser annehmen.
Also ich sage auch immer als Tipp, wenn du jetzt zum Beispiel tatsächlich ein Buch an Agenturen rausgeschickt hast oder an Verlage und wartest jetzt händeringend darauf, dass was zurückkommt, ist mein Tipp immer, mach das nächste Buch.
Also ob jetzt ein anderes Thema oder weil in dem Moment ist, hast du dann ein neues Buchbaby, wie wir das in der Verlagsbranche nennen und dann ist das nicht mehr ganz so schlimm, wenn da zum Beispiel erstmal nichts kommt. Und gleichzeitig entwickelt sich dein Know-how eben weiter und dein Stil und Ähnliches. Das finde ich echt wichtig.
Wie können Autor*innen eine langfristige Beziehung zum Verlag aufbauen?
[Alex] Und wenn man jetzt quasi erfolgreich war und ein Buch veröffentlicht hat beim Verlag, was können denn Autorinnen und Autoren tun, um eine langfristige Beziehung zum Verlag aufzubauen, dass sie vielleicht auch ein zweites Buch oder drittes Buch da veröffentlichen?
[Nina] Also das mit der Lektorin in Kontakt zu bleiben, finde ich halt total wichtig.
Also dieses ist ein bisschen schwierig, weil man dann gucken muss, was gibt es denn zum Beispiel für Anlässe, aber wenn die einem mailt, weil zum Beispiel die zweite Auflage des Buches erscheint oder weil ein schöner Artikel irgendwo erschienen ist oder einfach auch zu Weihnachten irgendwas zu schicken und eben im Hinterkopf zu beidem oder sie auch mal zu fragen, es ist jetzt so und so lange her, dass wir das Buch gemacht haben. Ich möchte gerne noch ein Buch machen und dann zu schauen, entweder sie hat Ideen, was man basierend auf dem Thema noch machen könnte oder wenn man mehrere Themen als Autor anbieten könnte, dann könnte man ja auch von sich aus wieder einfach den nächsten Pitch machen.
Aber das eben, ich sag mal, formlos mit der zum Beispiel am Telefon zu besprechen und zu signalisieren, ich bin da ganz offen, was könnten wir denn machen, was wäre denn eine gute Richtung oder Ähnliches.
Also man muss schon ein bisschen dranbleiben, weil viele Verlagslektorinnen das jetzt nicht unbedingt auf dem Schirm haben, weil sie ja immer schon in den Programmen sind, die anderthalb bis zwei Jahre weiter sind. Das muss man sich als Autor immer klar machen. Es dauert ja lang, wenn man über einen Verlag geht, bis das Buch erscheint. Das heißt, die ist dann quasi schon zwei Jahre weiter, sage ich mal, in ihrer Planung.
Und man muss ein bisschen sich ranhalten, um dann wirklich da mit dem nächsten Buch wieder drin zu sein. Andererseits, wenn das erste noch gar nicht richtig erschienen ist, wird sie wahrscheinlich erstmal kein weiteres planen, weil man muss erstmal gucken, wie läuft denn das erste.
Aber auch zu schauen, kann ich mein erstes Buch unterstützen? Was kann ich denn machen? Weil das Marketing bleibt heutzutage immer an den Autoren hängen. Also egal, ob man jetzt Selfpublisher oder Verlagsautor ist. Das heißt auch ruhig der Lektorin zu sagen, ich habe jetzt dies und das gemacht, ich habe mich um Lesungen gekümmert oder was auch immer man getan hat. Also man sagt ja, Klappern gehört zum Handwerk, aber dass die sieht, man tut was für das Buch.
[Alex] Da waren jetzt schon super viele tolle Tipps dabei. Hast du vielleicht abschließend einen Tipp für Autor*innen, die eine Buchidee erfolgreich an einen Verlag herantragen wollen? Also was würdest du sagen, ist denn wirklich vielleicht das Allerwichtigste, wenn es denn sowas gibt?
[Nina] Die erfolgreich eine Buchidee. Also ich würde sagen, an eine Agentur herantragen, wie wir oben gesehen haben.
[Alex] Okay, das ist das schon mal ein guter Tipp. Nicht an den Verlag, sondern an eine Agentur.
[Nina] Und ganz uneigennützig würde ich sagen, sich professionelles Feedback zum Exposé zu holen, finde ich wichtig.
Also einfach auch, um das nochmal aus einer anderen Perspektive anzugucken, wie wir gerade gesagt haben, du selber bist eigentlich zu nah dran.
Also vielleicht, wenn du jemand anderem, muss ja jetzt nicht ich sein, wenn du jemand anderem sagst, das ist für die Zielgruppe das Thema, so stelle ich mir das Buch vor, ist dann dieses Exposé wirklich das Entscheidende sozusagen.
Und ich würde eben sagen, zu gucken, dass das Exposé wirklich auf die Personen zugeschnitten sind, an die du das schickst. Also ich versuche immer, den Autor*innen klarzumachen, Die haben total wenig Zeit, die gucken da ein paar Sekunden drüber, also dass man eben nicht zu langatmig und erstmal quasi drei Stunden Vorrede, sondern wirklich denen das so aufbereitet, dass die da einmal schnell drüber gleiten können sozusagen und gleich schon vom Klappentext quasi reingezogen werden. Das finde ich total wichtig.
[Alex] Ja, super. Vielen Dank, Nina, für all deine Tipps. Mir hat es großen Spaß gemacht heute mit dir. Und ich hoffe, dass es auch ganz vielen Menschen draußen weiterhilft.
[Nina] Ja, das wäre natürlich schön.
Shownotes
Sachbuch schreiben als Selbstständige*r – Interview mit Anja Niekerken
In dieser Podcastfolge habe ich Anja Niekerken zu Gast. Anja berät ihre Kund*innen nicht nur zu Content-Marketing, sondern hat auch schon selbst mehrere Bücher geschrieben, sowohl im Selfpublishing als auch im Verlag. Und wir werden heute zusammen darüber sprechen, wie Selbstständige und Einzelunternehmer*innen ein Sachbuch schreiben.
In dieser Podcastfolge habe ich Anja Niekerken zu Gast. Anja berät ihre Kund*innen nicht nur zu Content-Marketing, sondern hat auch schon selbst mehrere Bücher geschrieben, sowohl im Selfpublishing als auch im Verlag.
Und wir werden heute zusammen darüber sprechen, wie Selbstständige und Einzelunternehmer*innen ein Sachbuch schreiben.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Welche Vorteile hat ein eigenes Buch?
[Alex] Ja, hallo Anja, du bist Autorin, hast schon mehrere Bücher geschrieben und veröffentlicht, und deshalb meine allererste Frage: Warum ist es aus deiner Sicht überhaupt so eine gute Idee für Einzelunternehmer*innen, für Selbstständige, ein Sachbuch zu schreiben? Welche Gründe gibt es dafür?
[Anja] Ja, also der Hauptgrund ist relativ schnell und einfach beschrieben. Denn gerade in Deutschland ist es schon noch so, dass Autorität von Autor oder Autorin kommt.
Also in dem Moment, wo du ein Buch geschrieben hast, glauben dir auf einmal alle, dass du weißt, wovon du sprichst. Es ist total egal, ob das Buch schlecht ist oder sonst irgendwas. Es gibt ein Buch, wenn es dann noch aus dem Verlag ist und du sagst: So, ach so, ja Mensch, XY ist mein Thema und über XY habe ich ein Buch geschrieben im, keine Ahnung, Droemer-Knaur-Verlag zum Beispiel. Dann ist die Wahrscheinlichkeit um einiges höher oder steigt exorbitant, dass du gebucht wirst. So einfach ist das.
[Alex] Das klingt auf jeden Fall gut. In Zeiten, wo natürlich alle irgendwie überlegen, wie sie verkaufen können, wie sie über ihre Angebote reden können. Das bedeutet, mit einem Buch kann ich meine Expertise festigen, kann ich meine Expertise nach außen quasi untermauern, richtig?
[Anja] Genau. Also letztendlich ist es so: Wenn du das Buch dann draußen hast, zum Beispiel, ich gebe dir einfach mal ein Beispiel, das ist immer einfacher am Beispiel, das zu machen.
Ich habe ursprünglich mal als Trainerin für Führungskräfte angefangen. Und als Trainerin für Führungskräfte, die meisten, die das machen, werden es wissen, du machst dann auch relativ viel Kaltakquise. Dann machst du vorher einen Termin und musst dich dann erst mal vorstellen und erzählen. Und wenn du in dem Moment, wo du dann sagst, wenn du telefonierst, „Ich schicke Ihnen mal eben mein Buch zu“, dreht sich das Gespräch um 180 Grad. „Ach, Sie haben ein Buch geschrieben. Ach, das ist ja interessant.“
Oder wenn du einfach das Buch hinschickst und danach telefonierst und sagst: „Haben Sie mein Buch bekommen?“ – „Ja, ja, habe ich.“ – „So wollen wir da mal kurz drüber sprechen? Wie fanden Sie das Buch? Und ach, übrigens, wir könnten auch ein Training machen. Wie sieht es denn mit Ihren Trainings aus?“ Ist eine ganz andere Nummer, als wenn du anrufst und sagst so: „Ja, ich würde ja gerne ein Training bei Ihnen machen.“ Und dann sagen die: „Warum? Was können Sie denn besser?“ Diese Frage bekommst du mit einem Buch nicht mehr.
Kann ein eigenes Buch ein Marketingtool sein?
[Alex] Und hast du auch Erfahrung damit, ob sich so ein Buch auch als Marketingtool nutzen lässt?
[Anja] Ja, total. Also genau so letztendlich funktioniert es dann auch mit der Presse.
Was wir ja alle wollen in irgendeiner Form, wenn wir eine Expertise haben, zum Beispiel Hundetrainerin. Also wenn ich jetzt sage: Okay, ich bin Hundetrainerin, ich möchte natürlich in die bekannten Zeitschriften rein. Klar. Die Frage ist aber, warum sollten die Zeitungen über dich berichten? Es gibt keinen Grund, weil es gibt tausend Hundetrainer*innen, die gibt es wie Sand am Meer. Aber wenn du gerade ein Buch rausgebracht hast, dann kannst du sagen: Mensch, ich habe hier gerade ein Buch rausgebracht über die Erziehung in den ersten drei Wochen, die sträflich unterschätzt wird zum Beispiel. Und dann hast du einen Aufhänger. Dann kannst du das der Presse schicken und sagen, wollen wir mal miteinander sprechen? Das ist gerade mein Thema. Das Buch ist auch gerade draußen.
Und dann bekommst du Einladung. Und das potenziert sich dann natürlich auch wieder. Also ich bin zum Beispiel, ich bin relativ viel in der Presse und nur durch meine Bücher.
[Alex] Wie viele Bücher hast du denn jetzt schon geschrieben?
[Anja] Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. Ich glaube, es sind 15 oder 16, aber ich weiß es nicht genau, weil jetzt mein neues Buch auch demnächst an den Start geht. Von daher: Ich kann es nicht genau sagen.
Im Verlag das kann ich genau sagen, weil das sind nicht so viele, das waren nur vier bisher, also vier Verlagsbücher, aber dann der Rest im Selfpublishing, das ist schon …, ich weiß es nicht mehr.
[Alex] Und das neue Buch, worum geht es da?
[Anja] Ums Content-Marketing. Also es geht um Marketing und wie du Content-Marketing aufbaust, also mit deinem eigenen Content Marketing machst. Und natürlich geht es auch darum, dass ein Buch auch ein Content-Marketing-Instrument ist.
Wie finde ich die richtige Idee für ein eigenes Buch?
[Alex] Jetzt, wo du so viele Bücher schon geschrieben hast, wie kommst du denn überhaupt auf die ganzen Ideen? Also vielleicht hören ja Menschen zu, die sagen: Ja, klingt prinzipiell gut, kann ich mir vorstellen, ich schreibe ja gerne, aber worüber?
[Anja] Naja, also ich sage mal, bei mir, meine Expertise ist ja Sachbuchschreiben. Also ich kann dir jetzt nicht erzählen, wie du einen Roman schreibst, das weiß ich nicht, habe ich selber noch nie gemacht. In der Theorie wüsste ich es, aber ich habe es noch nie gemacht und deswegen erzähle ich solche Sachen grundsätzlich erstmal nicht, sondern nur das, was ich tatsächlich auch kann.
Und beim Sachbuch, naja, du hast ja eine Expertise. So deine Expertise ist Social-Media-freies Marketing. Schreib darüber ein Buch! Wie macht man Social-Media-freies Marketing in der heutigen Zeit? Das ist doch das Buchthema. Würde ich sofort ein Buch zu schreiben oder würde ich dir sofort empfehlen, da ein Buch zu zu schreiben.
Und bei mir ist es halt, ja, Content-Marketing ist mein Schwerpunktthema. Es wurde einfach Zeit, dass ich ein Content-Marketing-Buch schreibe. Deswegen habe ich das jetzt einmal gemacht. So die Grundlagen des Content-Marketing, so wie ich es verstehe.
Ich könnte aber auch übers Bloggen schreiben. Ich kann übers Sachbuchschreiben schreiben. Das habe ich auch gemacht. Ich habe ein Buch, das heißt „Von der Idee zum Sachbuch“, weil mich immer die Leute gefragt haben, wie schreibt man denn so ein Sachbuch?
Und dann kann ich dazu sagen: Ja, dann kauf das Buch, dazu gibt es sogar auch noch ein Workbook und wenn du das beides zusammen machst, dann kommst du auf jeden Fall schon mal einen Schritt weiter.
Und Ideen finden ist, wenn du, wie gesagt, eine Expertin bist, Experte, dann ist das überhaupt kein Thema. Weil du weißt, worüber du die ganze Zeit sprichst.
Was ein bisschen schwierig ist, also so die Idee dann nachher so zu verdichten und das dann auch in eine Struktur zu packen, das ist dann nochmal ein anderer Schritt.
Aber die ersten Ideen, da gehe ich von aus, dass alle deine Hörerinnen und Hörer schon auch wüssten, worüber sie schreiben könnten.
[Alex] Ja, und wie komme ich dann aber in diesen Auswahlprozess? Also woher weiß ich dann, welche der vielen Ideen, die ich vielleicht habe, gut ist? Also was eignet sich für ein Buch?
[Anja] Ja, das ist wirklich eine sehr gute Frage, weil daran scheitern dann eben die meisten, weil sie zu viele Sachen in ein Buch packen wollen.
Ich nehme jetzt mal mein Beispiel, also Content-Marketing, das ist ja ein Riesenthema. Ich kann ja die ganzen Marketing-Theorien nehmen. Ich kann also so alles, was Content-Marketing ist, beschreiben oder, oder, oder.
Das habe ich aber nicht gemacht. Ich habe mich auf das fokussiert, was ich hauptsächlich mache und mit welcher Content-Marketing-Strategie meine Zielgruppe ohne großen finanziellen Aufwand da reinkommt. Und zwar sind das Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen. Das heißt, du hast kein Budget oder nur ein sehr kleines Budget und wie kannst du dich über Content-Marketing bekannter machen?
Das grenzt natürlich die Themen ein, weil das heißt, große Anzeigenkampagnen oder solche Sachen fallen weg und, und, und.
Das heißt, ich habe mich auf das fokussiert, was meine Zielgruppe auch sofort umsetzen kann. Sprich, beim Sachbuch gehst du von den Problemen deiner Zielgruppe aus und dann schränkst du deine Ideen schon ganz anders ein.
Weil, wenn wir uns mal überlegen, wie gehen wir in so eine Buchhandlung oder wie gucken wir bei Amazon, warum tun wir das, warum suchen wir ein bestimmtes Sachbuch? Weil wir ein Problem haben. Und das heißt, ich habe eine Frage im Kopf. Wie kann ich als Solo-Selbstständige*r einfaches Content-Marketing machen, was mir richtig viel bringt? So, das ist die Frage im Kopf.
Und das Buch muss genau diese eine Frage beantworten. Und an dieser Frage hangelst du dich lang. Und deswegen ist Zielgruppenanalyse beim Sachbuchschreiben das A und O.
Zielgruppe fürs Buch finden
[Alex] Ich wollte es gerade sagen. Also ich glaube, dass es eine Aufgabe ist, die viele ein bisschen vernachlässigen, nach hinten schieben und denken: Naja, das findet schon Leser oder das interessiert im Grunde auch viele oder alle sogar. Keine Ahnung.
[Anja] Ja, „Das interessiert alle“ ist der größte Fehler. Ganz, ganz, ganz schlimm. In dem Moment, wo jemand bei mir im Kurs oder im Coaching sagt: Das interessiert alle oder wenn ich sage, wer ist denn die Zielgruppe? „Ja, das können alle lesen.“ Sage ich sofort: Nein, nein, das machen wir mal nicht so. Und das Schlimme ist ja, dass die Leute dann auch immer denken, also weil es ist ja die Kernzielgruppe oder die Fokuszielgruppe und dann denken die Leute immer, alle anderen lesen es nicht oder dürfen es nicht lesen oder wollen es nicht lesen. Das stimmt aber nicht.
Man muss sich das so vorstellen, wie wenn man einen Stein ins Wasser schmeißt. Und du schmeißt letztendlich genau auf deine Fokuszielgruppe. Und dann zieht das ja diese konzentrischen Kreise. Und die anderen erwischst du auch alle. Aber je weniger Fokus du hast, dann gibt es auch keine konzentrischen Kreise. Das schließt sich gegenseitig aus. Wenn du für alle schreibst, schreibst du für niemanden und dann will es keiner wissen.
[Alex] Und wie kann ich da so ein bisschen recherchieren oder auch so auf Suche gehen, was meine Zielgruppe interessiert, was genau ihre Probleme sind, wenn ich das noch nicht weiß?
[Anja] Ja, also gut, okay, wenn ich das noch nicht weiß, das ist meistens auch das Thema, wenn man auch gerade mit Marketing anfängt. Und dann weiß man auch nicht, was soll ich für Content machen oder, oder, oder.
Ein guter Tipp ist, das ist nun mal auf Social Media oder auf YouTube mal zu gucken, gibt es zu dem, was ich machen will, Filme auf YouTube zum Beispiel? Gibt es Tutorials, irgendwas? Und dann einmal in die Kommentare gucken, was wird dazu gefragt. Was fragen die Leute dazu?
Oder auf Social Media, auf Instagram zum Beispiel. Bei der Konkurrenz gucken, was fragen die Kund*innen der Konkurrenz? Was schreiben die unter die Posts? So finden sie den Post toll und sich dann diese Themen einmal rausschreiben und wenn Fragen kommen, die Fragen auch wortwörtlich aufschreiben. Das sind die Probleme in deiner Zielgruppe.
[Alex] Es gibt ja auch, weil du Social Media gesagt hast, es gibt ja auch noch so Tools, die auf Google-Fragen zurückgreifen. Also „Answer the Public“ zum Beispiel. Es gibt noch ein anderes, das mir gerade nicht einfällt. Also da kann man, wenn man keine Social-Media-Kanäle hat, da auch gucken.
Gibt es Schreibblockaden wirklich?
Du hast, ich habe ein bisschen in deinem Blog gestöbert, und du hast in einem Blogartikel die These aufgestellt, die ich tatsächlich nicht so häufig sehe, die ich aber total teile, nämlich, dass es deiner Ansicht nach keine Schreibblockaden gibt. Warum? Oder meinst du das irgendwie anders?
[Anja] Nee, das meine ich nicht anders. Die gibt es tatsächlich nicht. Also zumindest nicht in der Form, wie man sich das immer vorstellt. Das ist ein Hollywood-Phänomen. So ist es dieser Autor oder diese Autorin, die irgendwie verzweifelt das Buch abgeben muss und denen nichts einfällt und, und, und. Der Witz ist, das hat kein erfolgreicher Autor, keine erfolgreiche Autorin. Mein Podcast war ja ursprünglich mal der Erfolgreich-Schreiben-Podcast und ich habe ganz viele Autorinnen und Autoren interviewt und diese Frage auch immer gestellt. So, was machst du bei Schreibblockaden? Von Sebastian Fitzek über Nicole Staudinger. Also ich habe wirklich ganz viele große Autor*innen auch interviewt und die haben alle gesagt: Habe ich nicht.
Also die haben alle keine Schreibblockaden. Klar fällt es dir mal ein bisschen schwerer oder so, mal ist eine Szene sperriger oder da gehst du dann drüber. Und das ist bei mir auch so. Mal fällt mir ein Kapitel schwerer, mal fällt mir ein Kapitel leichter. Aber diese Schreibblockade an sich hast du nicht, weil wenn du ein Buch schreibst, dann bereitest du das ja vor. Also man stellt sich so einen Buchschreibprozess, wenn man das noch nie gemacht hat, stellt man sich so vor, man fängt bei Satz 1 an und schreibt dann einfach das Buch runter und dann ist das Buch fertig. Aber so ist das nicht. Ein Buch und selbst ein Roman ist eine Bastelarbeit im Sinne von: Man muss sich erst die ganzen Bausteine zusammensuchen und dann macht man einen Entwurf wie so ein Architekt, der das Haus erstmal vorzeichnet, und dann baut man es nach.
Und wenn du deinen Entwurf praktisch hast beziehungsweise deine Struktur, wenn du weißt, für wen du schreibst, wenn du weißt, welche Fragen du beantwortest, das schreibst du dir ja alles vor.
Und wenn du das dann hast, dann schreibst du nur noch an dieser Struktur entlang und dann ist das Buch fertig. Die Vorarbeit ist viel, viel, ich würde nicht unbedingt sagen aufwendiger, aber viel, viel wichtiger.
Also das Schreiben dauert dann einfach lange, aber diesen wichtigen Part, den du zu Anfang machst, wenn du den gut gemacht hast, ist überhaupt kein Problem.
[Alex] Das war mir übrigens genauso. Ich habe jetzt auch mein erstes Verlagsbuch geschrieben und ich habe ein bisschen gestaunt, wie lange wir an der Gliederung zusammen rumgemacht haben. Also Wochen, Wochen, ja. Ich war richtig erstaunt, weil ich das nicht gedacht hatte.
Aber der Vorteil war tatsächlich: Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl: Ich weiß nicht, worüber ich schreiben soll. Weil alles im Vorhinein so ausdeklariert war. Das, dann danach das, danach das und so weiter. Also ich kann es wirklich nur jedem ans Herz legen. Eine sehr ausführliche Gliederung sogar, wenn man nur das für sich macht und vielleicht das gar nicht beim Verlag einreichen will, weil man im Selfpublishing was macht. Also es ist auf jeden Fall eine gute Sache.
[Anja] Ja, auf jeden Fall. Also ich würde da gerne einmal noch einhaken, weil auch wenn du im Selfpublishing das machst, schreibe vorher das Exposé, weil im Exposé musst du genau das machen, musst die Gliederung machen, musst wissen, für wen ist das, welche Fragen beantwortet das. Du gliederst dann auch vorher schon, wann will ich welche Studie mit einbauen und, und, und. Und wenn du das gemacht hast, dann ist das Schreiben ein Witz danach.
Rituale fürs Schreiben
[Alex] Ja. Wie sieht denn dein eigenes Schreiben aus? Also zum Beispiel: Wo schreibst du, wann schreibst du, wie schreibst du, hast du da Routinen, Rituale, Gewohnheiten?
[Anja] Ja, also bei mir ist es wirklich so: Ich schreibe morgens, ich mache morgens die Augen auf und dann fängt mein Buch schon an. So in dem Moment, ich habe die Augen noch nicht ganz auf und dann rattert mein Kopf schon los und macht so klack, klack, klack, klack.
Dann kommen die ersten Sätze und dann muss ich zusehen, dass ich sofort auf meine Couch …, also ich schreibe hier vom Sofa aus, ich habe meinen Laptop auf dem Schoß. Und dann gehe ich sofort praktisch auf die Couch, Laptop auf dem Schoß, komme mir noch einen Kaffee und fange dann an zu schreiben. Dann schreibe ich ein, zwei Stunden und dann bin ich fertig für den Tag. Also, genau so mache ich es.
Und ein Buch vorher zu gliedern, das ist ein bisschen andere Arbeit. Das ist ja eher so eine strategische Arbeit, eine theoretische Arbeit. Ich arbeite zum Beispiel auch mit Post-its, sodass ich Post-its immer umsortiere und teilweise das im ganzen Raum liegen habe, weil ich ganz gerne Sachen auch ablaufe. Das hilft mir zum Beispiel immer. Und wenn ich die Struktur mache, mache ich halt so mal so, mal so, zu jeder möglichen Tageszeit arbeite ich da dran. Aber schreiben, wenn es dann an Schreiben geht: morgens.
Jeden Morgen setze ich mich eine Stunde hin, manchmal zwei und schreibe dann meine Seiten runter. Und so bin ich dann auch relativ schnell fertig. Also reine Schreibzeit für so ein Buch, jetzt das letzte, habe ich in vier Wochen geschrieben. Also das geht dann relativ schnell.
Selbstzweifel beim Schreiben
[Alex] Und Selbstzweifel kennst du gar nicht beim Schreiben? Also dass du denkst: Oh Gott.
[Anja] Nee, die kenne ich erst danach, witzigerweise. Also bei mir kommt es immer erst danach. Also beim Schreiben finde ich mich immer toll. Also ich halte mich für die tollste Schreiberin der Welt während des Schreibens.
Und ich habe auch so eine Einstellung: Ist mir egal, ich lasse das jetzt so. Das ist nicht immer gut, und deswegen habe ich das im Nachhinein. Wenn ich dann die Sachen sehe, dann gucke ich da drauf und denke so. „Warum haben denn die Lektoren nichts gesagt? Sag mal, spinnt ihr? Das kann man doch nicht so schreiben.“
Und also ich muss mich immer dazu zwingen, danach dann auch nochmal zu überarbeiten und Bücher auch besser zu machen. Das ist nicht so meine Welt. Und dadurch habe ich das dann, wenn ein Buch mal so ein, zwei Jahre liegt und ich dann wieder reingucke, dann denke ich so: „Oh Gott, ist das unangenehm. Das war ich nicht. Das habe ich nicht geschrieben.“
[Alex] Das kenne ich auch total. Hast du auch längere Bücher geschrieben? Also länger als vier Wochen? Oder ist das immer so die Zeit, die du brauchst?
[Anja] Nö, ich habe auch, also ich glaube maximal habe ich mal zwölf Wochen, glaube ich, geschrieben. Also reine Schreibzeit.
Das ist natürlich mit den Verlagsbüchern ist das immer ein bisschen was anderes. So wenn du ein Verlagsbuch schreibst, das ist jetzt … die letzten zwei habe ich einfach abgegeben und dann war es das auch. Also das war relativ einfach.
Aber mein erstes Verlagsbuch, da habe ich auch wirklich am meisten gelernt. Also wenn du gerade dein erstes geschrieben hast, danach wird es einfacher auch mit Verlagen. Man weiß einfach dann, wie es geht und was sie haben wollen oder auch wie man das macht.
Und Verlagsbücher dauern einfach länger, weil man bekommt es dann aus dem Lektorat zurück. Da muss man da nochmal wieder drüber und da muss man dies nochmal einarbeiten und das nochmal einarbeiten. Das ist einfach ein anderer Arbeitsrhythmus, als jetzt selber im Selfpublishing das zu machen.
Weil dann schreibe ich das Buch runter, dann gebe ich es ins Lektorat, dann kommen die Sachen wieder, dann korrigiere ich das, spreche da vielleicht mit der Lektorin auch nochmal drüber und dann geht das raus. Das ist eine viel schnellere, viel einfachere Arbeit, weil im Verlag halt auch noch so viele Leute mitsprechen. Das dauert, also so ein Verlagsbuch vom ersten Entwurf, bis es dann wirklich rausgekommen ist, dauert ein Jahr in der Regel.
Wie bleibe ich beim Buchschreiben am Ball?
[Alex] Ja, das ist für mich auch so. Hast du denn einen Tipp für Leute, denen es irgendwie schwerfällt, da am Ball zu bleiben? Also wenn wir da so über Monate oder vielleicht sogar ein Jahr reden, wie kann man sich motivieren?
[Anja] Also erst mal, wenn es im Verlag halt ist, du hast einen Vertrag, den musst du erfüllen. Also da steckt ja auch ein Stück Zwang. Ja, ist ja so. Und du bekommst ja auch Termine. Also du bekommst da ja einen Termindruck. Da, denke ich, sich selber zu motivieren, ist dann nicht so das Problem. Weil, wie gesagt, so andere Leute von dir abhängig sind und, und, und. Das muss man sich erst mal trauen, das nicht zu machen. Also da muss man schon, finde ich, sehr stumpf sein, Termine nicht zu halten und zu reißen.
Oder dann muss die Angst sehr groß sein. Das kann natürlich auch sein. Wenn du Angst hast, dann hast du kein Motivationsproblem, sondern dann musst du erst mal an deine Angst ran. Ich glaube, das ist ein anderes Thema.
Motivationsprobleme, denke ich oder erfahrungsgemäß haben das auch meine Leute, die mit mir zum Beispiel zusammen ein Buch schreiben, haben das in der Regel eher im Selfpublishing. Weil dann beschubst du dich ja nur selbst, sag ich mal. So und es dann nicht machen und liegen lassen und nicht weitermachen – das ist häufig ein Problem.
Und das ist ein Thema: Will ich das wirklich? Will ich wirklich so ein Buch mal in der Hand halten? Ja oder nein? Und das muss ich mich täglich fragen und mir dann gegebenenfalls diese Frage auch mal in den Kalender einstellen. Jeden Tag. Will ich das mit dem Buch? Will ich das wirklich? Und dann wäre es jetzt Zeit, da wieder ranzugehen. Es ist eine reine Disziplin. Genauso wie ein Marathon laufen. Will ich den Marathon laufen, ja oder nein? Wenn ja, geh trainieren.
[Alex] Es ist ja auch eigentlich ziemlich unglamourös, das Schreiben. Also ich setze mich einfach hin und schreibe und keine Ahnung, man denkt ja manchmal, wenn man so Serien oder Filme guckt, dass das Schreiben ja, also ich werde von der Muse geküsst und dann hämmere ich da in die Tasten und keine Ahnung. Und so ist es nicht.
Und ich glaube, viele sind dann erst mal … sie wollen ein Buch haben, aber sie wollen es nicht schreiben. Weißt du, was ich meine? Dieser Prozess ist dann nicht so interessant, nicht so spannend, wie sie sich das irgendwie vorgestellt haben. Ich habe zumindest einige Kundinnen, die haben ganz, ganz lange diesen Wunsch, ein Buch zu schreiben, aber wenn es dann so ums Schreiben geht, dann ist da irgendwie wie so eine Blockade. Also dann schreiben sie nicht und denken sich: Aber ich muss doch jetzt eher das machen. Also die haben dann immer wieder Gründe, nicht zu schreiben. Das finde ich dann ziemlich spannend, dass es dann im Alltag nicht so klappt.
[Anja] Naja, also es ist wirklich, also ist die Frage, will ich das wirklich? Und alles, was ich wirklich will, ist leider immer mit Arbeit verbunden. Und ich fand das Stichwort ganz gut, was du gesagt hast: Die Leute hätten gerne ein Buch und würden das dann gerne in die Kamera halten und sagen oder so hochhalten und sagen: Hier, guck mal, ich bin Autorin oder ich bin Autor.
Und das verstehe ich. Genauso wie beim Marketing wollen wir auch alle jeden Tag 100 Anfragen bekommen und 10.000 Euro pro Tag verdienen. Das ist ja gar keine Frage. Wenn irgendjemand sagt, nee, will ich gar nicht, dann halte ich das für gelogen. Natürlich wollen wir das und mit ganz wenig Arbeit. Am liebsten irgendwie, keine Ahnung, mit einem Buch und dann rennen mir die Leute die Bude ein. Auch das ist nicht so.
Und auch da muss ich dann dranbleiben, das Buch nach vorne bringen und auch im ganz normalen Marketing. Ich muss halt meine Blogartikel schreiben, ich muss meinen Podcast machen und jeden Tag immer wieder ran. Ich laufe auch nicht einfach so einen Marathon. Oder auch ein Instrument spielen. Alle Leute wollen gerne tollen Instrument spielen. Ich auch. Ich würde so super gerne gut Gitarre spielen. Ja, schade. Kommt nicht von alleine. Muss man was für tun, so ein Scheiß. Und dann muss ich mich entscheiden. Das ist eine Entscheidung.
[Alex] Die man jeden Tag dann treffen muss.
[Anja] Ja, auf jeden Fall. Und irgendwann, witzigerweise nicht mehr, guck mal, ich habe mein erstes Buch mit … 2017 … 2018 ist mein erstes Verlagsbuch rausgekommen. Da war ich 48. Ich habe mein erstes Verlagsbuch mit 47 geschrieben. Also ich habe auch eine Weile gebraucht, bis ich es tatsächlich hingekriegt habe, diesen Buchschreibeprozess auch wirklich zu machen.
Und jetzt bin ich drin. Und seitdem schreibe ich, also ich habe mein erstes Buch geschrieben 2016 oder 2017. Das war das dann im Selfpublishing. Und seitdem, wie gesagt, da war ich 46, 47. Und seitdem habe ich diese ganzen Bücher geschrieben. Wenn du erst mal drin bist und Marathonläufer behaupten, das ist genauso, wenn du im Marathon-Training erst mal drin bist, dann ist überhaupt kein Thema.
Selfpublishing vs. Verlag
[Alex] Jetzt haben wir das schon jetzt mehrmals erwähnt und du hast es jetzt auch nochmal gesagt, dass du beides machst. Also sowohl Selfpublishing als auch Verlag. Und meine Beobachtung ist, dass das manchmal auch so ein bisschen gegeneinander ausgespielt wird. Aber warum machst du beides? Also was sind da so die Hintergedanken?
[Anja] Ja, nee, das stimmt so nicht. Oder wie meinst du, gegeneinander ausgespielt, dass die einen sagen, das eine ist besser und das andere ist besser?
[Alex] Genau.
[Anja] Beides hat absolute Berechtigung. Beim Verlag hast du den Vorteil, dass du eben erstmal keine Kosten hast, weil das Lektorat wird übernommen und, und, und. Und wenn du im größeren Verlag schreibst, also wie zum Beispiel im Droemer-Knaur-Verlag, wenn du das sogar schaffst, bekommst du sogar einen Vorschuss. Das heißt, du bekommst das sogar bezahlt, deine Schreibzeit. Das ist das Erste. Das ist der eine große Vorteil für dich, für deine Arbeit.
Der nächste große Vorteil ist, dass dieser Verlag die Reputation bringt. Gerade als Experte, Expertin, wenn ein großer Verlag auf dich gesetzt hat, dann ist das Reputation, die kannst du dir nicht kaufen. So viele Testimonials kannst du dir im Marketing nicht besorgen, wie ein Buch im großen Verlag hat.
Also ich habe zum Beispiel meine beiden Führungsbücher bei Springer Gabler geschrieben und wenn du zu Leuten sagst, ich mache Führungskräftetrainings und ich habe zwei Bücher im Springer Gabler Verlag veröffentlicht, dann ist das ein Selbstgänger.
Ja, es ist schwieriger zu sagen, ja, ich habe zwei Führungsbücher veröffentlicht im Selfpublishing. Das ist schon ein bisschen schwieriger, weil Selfpublishing keinen so guten Ruf hat, weil man natürlich, also weil jeder, jede da veröffentlichen kann und da auch viel Dreck einfach veröffentlicht wird.
Auch jetzt gerade mit Chat-GPT, diese ganzen Chat-GPT-Bücher, das ist ja die Pest, das ist ja unglaublich.
Und das merken natürlich die Leute und das fällt auf das Selfpublishing zurück.
Aber Selfpublishing hat natürlich auch wahnsinnige Vorteile, weil es richtig schnell ist. Und weil du in deinem eigenen Rhythmus veröffentlichen kannst, weil ein Verlag nicht mit reinredet, weil machen wir uns nichts vor, Verlage sagen dir auch schon ganz klar: Nee, das hätten wir ganz gerne nicht in dem Buch drin und wenn das dein Herzstück ist in dem Buch, hast du ein Problem. Du musst es trotzdem schreiben, weil du hast einen Vertrag und, und, und.
Und das alles hast du im Selfpublishing nicht. Aber du musst im Selfpublishing natürlich genauso professionell vorgehen wie bei einem Verlagsbuch. Das heißt, du musst ein Lektorat haben, du musst ein Korrektorat haben, du musst dein Cover-Design professionell machen lassen, den Satz professionell machen lassen, weil die Bücher müssen genauso professionell daherkommen wie ein Verlagsbuch. Und dann ist das wieder eine gute Sache.
Und es hat eben den Vorteil, und du verdienst natürlich sofort direkt am ersten Buch und natürlich auch viel mehr. Also an so einem Verlagsbuch hast du einen Centbetrag pro verkauften Buch. Und beim Selfpublishing sind das dann natürlich je nach Preis, also so zwischen 5 und 10 Euro. Aber du musst eben auch dann alles selber machen. Auch das ganze Marketing. Musst du aber beim Verlagsbuch in der Regel auch ganz oft.
Wie findet man einen passenden Verlag fürs Buch?
[Alex] Das heißt, das allererste Buch, das du geschrieben hast, das war im Selfpublishing, richtig? Und danach im Verlag. Wie hast du denn den Verlag gefunden? Hat er dich gefunden oder hast du da ein Exposé hingeschickt?
[Anja] Ne, also der erste Verlag, da habe ich Exposés geschrieben. Und zwar habe ich, ich weiß es gar nicht, 50, 60 Exposés geschrieben und an Verlage rausgehauen ohne Ende. Ich wusste auch nicht, dass man mit einem Agenten schreiben kann oder so, das wusste ich alles nicht.
Aber ich wusste, wie man Exposés schreibt, da hatte ich mich schlau gemacht. Und dann habe ich halt massenhaft Exposés geschrieben und die dann an Verlage, die für das Buch in Frage kämen, geschickt. Und ein Verlag hat gesagt, ja, machen wir.
[Alex] Cool. Also Initiative ergreifen lohnt sich?
[Anja] Auf jeden Fall. Also, was man nicht machen sollte, da rate ich auch allen von ab und mir ist es damals auch geraten worden und für diesen Tipp bin ich heute immer noch dankbar, das ist: das Buch fertig schreiben und ein fertiges Manuskript an Verlage schicken.
Das wird nicht gelesen. Und zwar muss man sich das so vorstellen: Im Verlag kommen jeden Tag körbeweise Exposés und Manuskripte an. Je größer der Verlag, umso mehr ist es.
Maximal, so bei Droemer-Knaur zum Beispiel, sitzen da fünf Student*innen und sortieren aus. Und die sortieren aus, die lesen die nicht. Die sortieren nach visuellen Kriterien.
So: Erfüllt das Exposé unsere Kriterien, ja oder nein? Und bei „ja“ geht es auf den einen Stapel und bei „nein“ in den Papierkorb. Und bei einem Manuskript heißt es sofort „Nein, weg“.
[Alex] Also erstmal die formalen Anforderungen erfüllen, da auch ganz kritisch sein, dass man die erfüllt?
[Anja] Genau, weil danach, also nach dieser ersten Stufe, dann geht es zu den Leuten, die das entscheiden oder betreuen würden.
Und die gucken da auch nur flüchtig drüber. Also es ist wie eine Bewerbung letztendlich. So, und die gucken da flüchtig drüber und dann gucken sie näher rein. Und danach müssen sie mit diesem Exposé, es muss so gut sein, weil danach müssen sie mit dem Exposé zu den Entscheider*innen. Und das ist in der Regel einmal Leitung, Sachbuch und der Vertrieb. Weil der Vertrieb muss sagen: Ja, es verkauft sich. Also ganz oft, dass die Leitung, Sachbuch sagt: Oh ja, toll, tolles Thema, machen wir. Und der Vertrieb sagt: Nö, können wir nicht verkaufen. Und dann wird es nicht gemacht.
[Alex] Wie schreibe ich denn ein gutes Exposé? Hast du zwei, drei Tipps?
[Anja] Ja, also so ein Exposé, also das ist zum Beispiel, also in meinen Schreibkursen ist das der Hauptteil, wie man so ein Exposé schreibt.
Also grundsätzlich erstmal ein Exposé zu schreiben, das ist der erste Tipp: Mach ein Exposé und schreibe das Buch auch vorher nicht.
Sondern in ein Exposé gehört die Gliederung und ein Beispielkapitel, und schreibe auch vorher nicht mehr, weil die Verlage eben mitsprechen und es ist viel einfacher, eine Gliederung oder ein Beispielkapitel zu ändern als ein ganzes Buch, wenn ein ganzes Buch angenommen wird.
Aber schreib auch, während die Exposés unterwegs sind, nicht schon los. Mach das nicht, sondern warte, bis die Antworten kommen und dann schreibst du erst los. Also das ist der erste Tipp.
Und dann für ein gutes Exposé ist wirklich wichtig, dass du dich in die Lage versetzt der Leute, die das lesen. Was haben die für ein Thema? Was brauchen die, um zu entscheiden? Die brauchen nicht deine tolle Buchidee. Das brauchen die gar nicht, um zu entscheiden. Was die brauchen ist ...
Kann sich das verkaufen? Ist das ein Thema, was sich verkauft im Buchhandel?
Also wenn dein Buch irgendwo bei Thalia steht, kann dieses Buch, kann dieses Thema gegen alle anderen, die da stehen, anstinken? Hat das eine Chance?
Das ist eine Frage, die sich da gestellt wird. Und die nächste Frage, die sich gestellt wird, ist gar nicht so sehr, wie toll du schreiben kannst oder so. Sondern die nächste Frage ist, kann er oder sie das auch leisten? Also liefern die dann auch, wenn wir den Vertrag machen?
Weil so dann ein halbes Jahr hat der Katalog Vorlauf, dass der Buchhandel das bestellen kann und, und, und. Und das sind die ganzen Fragen, die sich im Verlag gestellt werden.
Wie toll dein Buchthema ist und wie toll deine Idee ist und wie verliebt du in diese Idee bist, interessiert da niemanden.
Also das ist hart, aber das ist so. Und wenn du dir das ein bisschen klar machst: „Ach so, ich muss denen erzählen, warum oder wie die mein Buch am besten an den Mann, an die Frau bringen können“, dann bist du schon ganz weit vorne.
[Alex] Wie gehst du denn vor, wenn du jetzt beides machst, sowohl Selfpublishing als auch Verlag, dass du dich entscheidest in einem konkreten Fall, was dann besser ist? Also bietest du erstmal was dem Verlag an und wenn er es nicht will, sagst du, mach ich es im Selfpublishing?
[Anja] Nee, nee, nee. Also, ja, also, weil ich mache es nicht so, aber ich empfehle das durchaus meinen Kursteilnehmenden, empfehle ich das, also sozusagen:
„Versuch es erstmal im Verlag und wenn die es nicht nehmen, ey, du kannst immer noch Selfpublishing machen, das ist ja überhaupt kein Thema.“
Ich mache es nicht so, was aber jetzt nun auch schon daran liegt, dass ich ja schon auch Buchverträge habe beziehungsweise auch weiß, also welche Ideen …, ich klopfe die halt vorher ab, ich telefoniere dann mit den Leuten entsprechend. Und dann weiß ich, ah, okay, das kann ich im Verlag machen, ja oder nein.
Grundsätzlich mache ich die populärwissenschaftlichen Themen, die eine breitere Zielgruppe haben, also so Persönlichkeitsentwicklung, also unter dem Dach Persönlichkeitsentwicklung, besseres Leben, besser führen, das sind so die drei Punkte, unter diesen Rubriken schreibe ich im Verlag.
Weil Verlage dann auch sagen: Ja klar, das können wir machen. Ich könnte auch meine Marketing- oder Schreibbücher, könnte ich auch im Verlag machen, mache ich aber nicht. So das, was ich selber unterrichte, was ich selber weitergebe, wo die Bücher wirklich reine Content-Marketing-Instrumente sind, das mache ich im Selfpublishing. Und ich habe aber den Vorteil, dass ich ja Verlagsautorin bin. Ich habe ja diese Verlagsreputation schon. Wenn ich sie nicht hätte, würde ich das wahrscheinlich auch erstmal versuchen, im Verlag zu machen.
[Alex] Egal, wofür ich mich jetzt entscheide, ob jetzt für Verlag oder Selfpublishing, ich möchte natürlich, dass meine Bücher gelesen werden und ich denke mal, Menschen, die zuhören, geht es da ähnlich.
Hast du da ein paar Tipps vielleicht, weil wir jetzt in einem Social-Media-freien Podcast sind, wie das auch ohne Social Media gehen könnte? Also wie mache ich mein Buch bekannt? Wie kriege ich Leserinnen und Leser für mein Buch?
[Anja] Also Presse ist natürlich ein großes Thema. In dem Moment, wo ich weiß: Okay, ich schreibe mein Buch. Also wichtig ist, dass du deinen Buch-Launch ordentlich machst. Das heißt, nicht zur Presse gehst im Sinne von „Oh, mein Buch ist draußen“ und eine allgemeine Presseerklärung schreibst, bringt gar nichts. Kannst du vergessen, landet in der Rundablage.
Was du machen musst, ist Pressekontakte knüpfen, möglichst schon vorher. Das heißt, erst mal deine Recherche machen, bei der Presse gucken, online, auch gern, also muss nicht Print sein, also auch online funktioniert sehr gut.
Und dann guckst du, wer schreibt über das Thema. Welche Zeitung oder welche Medien sind das? Und dann recherchierst du, welche Personen dahinter stecken, weil in der Regel ist es ja so, dass Journalist*innen ja auch mitgenannt werden.
So, und dann guckst du dir die Sachen an und dann schreibst du die entsprechend an, so nach dem Motto, so ey, ich habe den und den Artikel von dir gelesen, ganz wichtig, so immer erst wertschätzen, was ist. „Ich habe den und den Artikel von dir gelesen und hat mir wahnsinnig gut gefallen, besonders der und der Teil. Ich arbeite gerade an einem Buch über das und das Thema. Ich habe den Eindruck, das könnte interessant für dich sein. Hast du Lust, dann und dann was mit mir zusammen zu machen? Das Buch kommt dann und dann raus. Oder wollen wir mal in Kontakt bleiben?“ Und so die Leute zu kontaktieren.
Und ich sage mal, auch das ist wieder eine Fleißarbeit. Da musst du schon 20, 30, 40 Journalist*innen anschreiben. Aber wenn drei davon hängenbleiben und wenn du es gut machst, ist das so, dann hast du einen Artikel in der, weiß ich nicht, in Brigitte Online oder Zeit Online, wenn es gut, wenn es hochkommt oder irgendjemand anders berichtet über dich.
Und das kannst du wieder als Reputation für die nächste Stufe nehmen. Also wenn du die dann hast, dann gehst du wieder zurück an die, die Nein gesagt haben.
Achso, hier übrigens, hier ist der neue Artikel von, so, was hältst du davon? Und so funktioniert das.
[Alex] Ja, also die OPA-Strategie – other people's audience – ist immer gut.
[Anja] Ja, immer. Oder in Podcasts gehen. Es gibt so viele Buch-Podcasts oder aber auch Podcasts von anderen Expert*innen, wo dein Thema passen könnte. Und wenn du gerade ein Buch dazu geschrieben hast, dann haben die auch wieder einen Aufhänger, mit dir darüber zu sprechen.
Wichtig ist immer zu überlegen, in welche Medien könnte ich reingehen und was bringt es denen, über mein Buch und mich zu sprechen? Also welchen Mehrwert bietet das für die? Das ist immer die Grundfrage.
Lässt sich der Erfolg eines Buchs vorhersagen?
[Alex] Kannst du mit deiner Erfahrung sagen, das ist jetzt vielleicht so als abschließende Frage, was Bücher, die erfolgreich werden, gemeinsam haben? Oder ist es für dich auch immer so eine Überraschung, wenn ein Buch gut ankommt oder nicht gut ankommt?
[Anja] Ja, es ist für mich immer noch eine Überraschung. Und was mich wundert, ist zum Beispiel „Das Kind in dir muss Heimat finden“. Dass das seit Jahren auf Platz 1 der Sachbuchcharts ist, verstehe ich nicht. Also es ist ein gutes Buch, ist ja gar keine Frage. Und dass es auf Platz 1 gelandet ist, war klar. Weil das Kind in dir muss Heimat finden, Zeitgeist 100% getroffen. Also das Thema ist voll in den Zeitgeist gegangen.
Aber dass es so lange sich so gut hält, keine Ahnung warum, weiß ich nicht. Und kann dir auch niemand, also wird dir niemand im Verlag erzählen können, warum das so ist. Das heißt, weil, also das Buch ist gut und es ist gut geschrieben. Also mein Ding ist es jetzt nicht so, aber es ist ein gutes, gut geschriebenes Buch von einer Psychologin, die auch weiß, wovon sie spricht.
Die Stephanie Stahl ist jetzt nicht irgendwie einfach eine Populärwissenschaftlerin, sondern eben auch eine Psychologin.
Also es heißt, Proof of Concept ist da. Also da stimmt schon mal alles, kannst du überall einen Haken dran machen. Davon gibt es aber tausend andere Bücher auch. Und warum jetzt gerade das? Ne, man weiß es nicht. Also man weiß es wirklich nicht. Also es sind so ein paar Sachen.
Glück ist, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft oder Erfolg ist, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.
Und da kommen natürlich auch viele Sachen zusammen. Zum Beispiel, wenn dann im ersten Schritt der Buchhandel da gut drauf springt, also so der Abverkauf oder die Bestellung im Buchhandel gut laufen, dann geht der Verlag hin und erhöht dann die Auflage. So ist die normale Vorgehensweise.
Und dann muss die Marketingabteilung draufgehen und das Marketing nachziehen. So, das ist der nächste Schritt. Und manchmal machen die Marketingabteilungen das oder der Verlag entscheidet sich dazu und manchmal machen sie es nicht, weil andere Sachen dann Priorität haben und dann hat man die Manpower nicht oder, oder, oder und da wird alles zusammengespielt haben bei der Stefanie und ja und wie gesagt und dann hat sich das, also war das dann so wie so eine Lawine. Da ist so ein Stein ins Rollen gekommen und diese Lawine hält bis heute an, aber warum das so ist, weil da wird auch nicht viel Werbung mehr für gemacht für das Buch. Sondern das ist jetzt so ein sich selbst speisende Energie.
Und bei anderen ist es halt so, ich habe mit Sebastian Fitzek ja drüber gesprochen, ich glaube, „Der Augensammler“ war sein erstes Buch. Das ist jetzt eben kein Sachbuch, sondern ein Thriller.
Und ich glaube, die Startauflage waren 2000 Stück damals. Und dann hat Sebastian noch seine E-Mail-Adresse hinten reingemacht, weil er dachte, naja, bei 2000 verkauften Büchern, lass mal 200 Leute schreiben, das kriege ich hin, das kann ich beantworten.
So, und dann ist dieses Buch eingeschlagen. Also es ist nicht so super beworben worden, aber das Buch hat angefangen, sich zu verkaufen. Der Verlag ist draufgesprungen, hat immer mehr Marketing dafür gemacht. Und dann hatte er, glaube ich, im ersten Jahr, weiß ich nicht, wie viele tausend Bücher und wie viele Neuauflagen dann bekommen. Und das hat sein E-Mail-Programm gesprengt und, und, und. Aber er hat damit auch nicht gerechnet. Und es sah am Anfang auch nicht so aus, weil, wie gesagt, 2000 Stück Startauflage.
Und man weiß es dann am Ende nicht, warum es so ist. Also was du brauchst, ist auf jeden Fall eine solide, gute Basis. Mit einem Chat-GPT-Buch, mal so eben, wird das nix. Also das steht definitiv fest, aber wenn die Grundlage stimmt, dann kann das gut funktionieren. Aber man muss sich auch klar machen, bei 90 Prozent der Bücher stimmt die Grundlage. Also ein Stück Glück ist immer dabei.
[Alex] Ja, das ist auch irgendwie spannend und auch irgendwie schön und macht das Thema Buchschreiben ja auch zu etwas so witzigem, erfüllendem und aufregendem, dass man das auch nie so wirklich vorhersagen kann.
Ja, Anja, ich danke dir vielmals, dass du heute hier warst und uns so viel über das Schreiben und über Bücher erzählt hast. Vielen Dank.
[Anja] Vielen Dank, dass ich da sein durfte.
Shownotes
Anjas Workbook: Sachbuch und Sachbuch-Ideen-Test
Anjas Podcast: Von unbekannt zu ausgebucht
Schreiben als Marketingstrategie
Nachdem ich Social Media verlassen hatte, hatte ich plötzlich einen Gedanken: dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. An sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke, aber er setzte super viel in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als
Man könnte ja meinen, dass ich total „anti“ bin, weil ich mich immer so kritisch gegenüber sozialen Medien äußere.
Tatsächlich ist das aber gar nicht der Fall, wie du dir hoffentlich schon gedacht hast. Denn mein Herz schlägt einfach nur fürs Schreiben, dem es nicht darum geht, Algorithmen zu gefallen.
Und ich glaube, dass das auch schon so war, als ich mit Social Media begonnen hatte, aber ich habe es mir einfach nur nie eingestanden.
Und irgendwann, als ich dann raus war aus den sozialen Medien, hatte ich plötzlich einen Gedanken. Und zwar, dass ich gerne schreibend online sichtbar werden und Kund*innen gewinnen will. Und dass ich andere Selbstständige dabei unterstützen will, dasselbe zu tun.
Ja, an sich ist das ein total unspektakulärer Gedanke – „schreibend online sichtbar werden“ – aber er setzte super viel bei mir in Gang und deshalb möchte ich heute in dieser Podcastfolge über Schreiben als Marketingstrategie reden und wie es ist, Kund*innen schreibend zu gewinnen.
Folge anhören:
Transkript lesen:
Schreiben als Marketingstrategie klingt wie ein ziemlich banaler Gedanke, aber ich hab ihn als unfassbar mächtig empfunden.
Zunächst einmal war das ein Gedanke, der mir quasi augenblicklich Entspannung und Erleichterung in meinem Körper gebracht hat. Denn Marketing kann so komplex sein. Wir können ja theoretisch auf so vielen verschiedenen Plattformen unterwegs sein, dass man das tatsächlich auch körperlich spüren kann, wenn man erkennt, was man davon eigentlich will und was nicht.
Das gibt ganz viel körperlich spürbare Klarheit.
Klarheit bedeutet, dass ich zum Beispiel Marketingstrategien ausschließen kann, die eben nichts oder nur wenig mit Schreiben zu tun haben.
Das war bei mir ganz klar Social Media. Natürlich schreiben wir dort auch, also zum Beispiel Captions. Aber letzten Endes stand bei mir eigentlich immer die Erstellung von Grafiken und Videos im Vordergrund. Oder das Interagieren und Liken und Hashtags recherchieren. Das Schreiben hatte tatsächlich einen so geringen Anteil beim Social-Media-Marketing, dass ich nie den Eindruck hatte, dass ich jetzt sonderlich viel schrieb, sondern ich hab eigentlich immer irgendwelche Grafiken erstellt oder Storys gemacht. Also so gefühlt.
Das hat mich vermutlich immer auch am meisten an Social Media gestresst. Dieses Videodrehen und vor der Kamera stehen und sich inszenieren. Ja, und wer sich entschließt, schreibend online sichtbar zu werden, braucht sich dann eben auch nicht mehr so viel mit Ringlichtern zu beschäftigen oder mit Videoschnittprogrammen. Ein großer Vorteil, wie ich finde.
Klarheit haben wir dann auch, wie wir unseren Arbeitstag verbringen, wenn wir Marketing machen: mit Schreiben.
Da geht es dann nicht mehr darum, viele verschiedene Aufgaben in einen Tag zu packen, also Videos für Insta drehen, auf Facebook live gehen, Blogartikel veröffentlichen, Kommentare auf TikTok beantworten usw, sondern es geht einfach nur darum zu schreiben.
Das mag langweilig klingen, tatsächlich aber wird Marketing so viel einfacher und die To-do-Liste um einiges kürzer. Und das ist dann einfach eine spürbare Erleichterung im Arbeitsalltag.
Vor allem natürlich, wenn Schreiben zu deinen Stärken gehört und du dich dann quasi permanent in deiner Geniezone befindest. Dann kannst du nämlich über die Zeit deine Fähigkeiten weiterentwickeln, üben und immer besser werden.
Bei Social Media war das so, dass Videos erstellen und die ganze Inszenierung drumherum nicht zu meinen Stärken gehörten und ich im Grunde mehrere Jahre damit verbrachte, an meinen Schwächen rumzudoktern.
Und da ist es ja meistens so: Wenn man Schwächen verbessert, wird man maximal okay, ja. Es spricht natürlich überhaupt nichts dagegen, nur okay irgendwo zu sein.
Doch warum sollten wir uns die ganze Zeit auf unsere Schwächen fokussieren und an ihnen arbeiten, um okay zu werden, wenn wir stattdessen auch gleich unsere Stärken stärken könnten und irgendwann vielleicht sogar sensationell werden in dem, was wir tun?
Ja, du siehst: Schreiben als Marketingstrategie hat eine Menge Vorteile und jetzt können wir natürlich auch nochmal darüber reden, wie das dann konkret aussehen kann.
Bei mir beginnt im Grunde alles immer mit der Website. Und sie bietet so viele Möglichkeiten zu schreiben, dass es einem fast schon schwindelig wird.
Da ist allen voran die Startseite, die im Grunde das Schaufenster deiner Website ist. Und wo du schreibend zeigen kannst, was es alles bei dir gibt. Und auf der Über-mich-Seite kannst du über dich und deinen Werdegang erzählen, so detailliert und persönlich, wie du das möchtest.
Ich selbst liebe meine Website und helfe anderen Selbstständigen auch wahnsinnig gerne dabei, ihre eigenen Websitetexte zu schreiben. Ich glaube nämlich, dass es nichts Besseres für Selbstständige gibt, als ihre Websitetexte tatsächlich auch selbst zu schreiben und so eben all die Reflexion und Klarheit mitzunehmen, die sich aus dem Schreiben ergibt.
Und genau deshalb empfehle ich auch immer, KI oder das Outsourcen von Texten auf das absolut nötige Minimum zu begrenzen und sich lieber darin zu üben, persönlich zu schreiben und so über die Zeit eine individuelle und, wenn es gut läuft, unverwechselbare Schreibstimme zu entwickeln.
Ja, gehen wir weiter zum Blog. Denn wenn es darum geht, schreibend online sichtbar zu werden und Kund*innen zu gewinnen, darf der Blog natürlich nicht fehlen.
Denn auch hier gibt es wahnsinnig viele Möglichkeiten zu schreiben. Wir können in unserem Blog Tipps geben oder aus dem Nähkästchen plaudern oder unsere Projekte zeigen oder einfach wichtige Texte zu unserem Thema schreiben, die dann geteilt werden können.
Und natürlich können wir auch suchmaschinenoptimierte Texte schreiben, die das Ziel haben, möglichst weit oben in den Suchergebnissen z.B. bei Google zu erscheinen.
Ich finde es immer schade, wenn persönliche Texte und suchmaschinenoptimierte Texte manchmal gegeneinander ausgespielt werden, wenn man über Blogs spricht.
Denn ich finde, dass alle Formen von Blogartikeln sich wunderbar ergänzen und alle ihre Berechtigung haben.
Wir können heute einen suchmaschinenoptimierten Artikel schreiben und nächste Woche einen persönlichen, wo wir auf Suchmaschinenoptimierung pfeifen, und übernächste Woche können wir dann ein Kundenprojekt vorstellen. Wir können kurze Texte schreiben und lange Texte schreiben und alles dazwischen schreiben. Und wir können auch mal nur ein Zitat schreiben als Blogartikel. Denn: Warum auch nicht?
Ich glaube, gerade so eine Vielseitigkeit ist die Stärke eines Blogs und deshalb ist ein Blog eine so tolle Möglichkeit für mich, schreibend Marketing zu betreiben. Und ja: Wenn du noch keinen hast, dann ist es auf jeden Fall eine gute Idee, damit zu starten. Übrigens auch 2024 und auch wenn es KI und Social Media gibt.
Neben einer Website und einem Blog ist ein Newsletter die nächste Möglichkeit, schreibend Marketing zu betreiben.
Ein Newsletter ist im Grunde deine Fanbase ohne Social Media. Und im Gegensatz zu Social Media gehören die Kontakte auch wirklich dir. Die sind nicht verloren, wenn du mal beschließen solltest, dass du den Newsletter-Dienstleister wechselst, wie es ja bei sozialen Medien der Fall ist.
Wenn du mal keine Lust auf TikTok haben solltest, kannst du deine Follower nicht einfach exportieren und zu Instagram mitnehmen. Sie sind dann unweigerlich verloren.
Und das ist beim Newsletter eben nicht der Fall.
Außerdem erreichen Newsletter viel mehr Menschen als Social-Media-Posts. Es gibt da jedes Jahr so viele Statistiken, die zeigen, dass es immer schwerer wird, dass Menschen unsere Social-Media-Posts einfach mal zu Gesicht bekommen, geschweige denn, dass sie mit unseren Inhalten interagieren. Und beim Newsletter können wir immer noch davon ausgehen, dass 25, 30, 40 manchmal auch 50 Prozent der Menschen, die den Newsletter bekommen, ihn tatsächlich auch öffnen.
Ich liebe meinen Newsletter sehr und den meisten meiner Kundinnen geht es da ähnlich. Es ist entspannend, das Tempo selbst zu bestimmen und immer dann einen Newsletter zu schreiben, wenn man Bock drauf hat – und eben nicht, wenn man denkt: Die Algorithmen wollen, dass ich mal wieder was poste.
Und es ist schön, eine Rückmeldung auf Newsletter, die man geschrieben hat, zu bekommen. Denn die sind meist viel länger und tiefer und ausführlicher als auf Social Media.
Deshalb: Wer Marketing schreibend betreiben will, ist mit einem Newsletter auf jeden Fall gut beraten.
Eine weitere Möglichkeit, schreibend online sichtbar zu werden, ist ein Buch zu schreiben. Und das ist für all diejenigen eine gute Idee, die schon etwas fortgeschrittener sind und schon viele Inhalte haben, auf die sie zurückgreifen könnten. Und ja, vielleicht auch schon eine gute Positionierung und einen Namen, der schon mit einem bestimmten Thema verknüpft ist.
Ein Buch schreiben ist, je nachdem wie lange es werden soll, ein Projekt für mehrere Monate, wenn nicht gar noch länger. Und deshalb ist es vermutlich die komplexeste und anstrengendste Strategie, schreibend online sichtbar zu werden. Aber es ist mit Sicherheit eines der tollsten Gefühle, sein eigenes Buch in der Hand zu halten.
Ein bisschen off-topic, aber ich muss dann immer an den Film „Zurück in die Zukunft“ denken, wo der Vater aus der veränderten Zukunft dann sein geschriebenes Buch auspackt und sagt: „Wie ich immer gesagt habe. Wenn man sich nur ordentlich bemüht, kann man alles auf die Beine stellen.“
Und genau das ist es nämlich: extrem viel Arbeit und Mühe. Und ein Buch zu schreiben ist nicht so glamourös, wie es oft dargestellt wird. So nach dem Motto: Ich bin total inspiriert und im Flow und schreibe alles aligned mit Leichtigkeit und keine Ahnung.
Es ist einfach Arbeit.
Arbeit, die Freude macht und bei der man viel lernt und bei der man über sich hinauswächst. Aber es ist definitiv Arbeit.
Ich selbst hab mittlerweile drei Bücher geschrieben. Zwei im Selfpublishing und eins im Verlag. Und gerade das letzte war auf 400 Seiten angesetzt. Und deshalb, ja, hat das Thema meinen Alltag definitiv über mehrere Monate bestimmt. Aber ich wollte es eben auch genauso haben.
Und vielleicht fragst du dich jetzt:
Und wie passt dann der Podcast in das ganze Thema schreibend online sichtbar werden rein?
Nun, auf den ersten Blick vermutlich nicht so viel. Es ist aber so:
Podcasting hat viel mehr mit Schreiben zu tun, als man denkt.
Es gibt sicherlich Menschen, die notieren sich nur ein paar Stichworte und sabbeln dann drauf los.
Ich bin nicht so ein Mensch. Bei mir beginnt die Planung für eine Podcastfolge immer auf dem Papier. Und bevor ich auch nur ein Wort einspreche, mache ich mir viele Notizen. Ich erstelle mir ein ausführliches Skript. Und ja, deshalb schreibe ich beim Podcast definitiv mehr, als dass ich die Folge dann einspreche. Und deshalb gehört auch der Podcast bei mir tatsächlich zu den schreibenden Marketingstrategien.
Und das Beste, finde ich, ist, dass dieses Skript zu erstellen, auch sehr lehrreich dafür ist, so zu schreiben, wie man spricht. Und ich hab definitiv gemerkt, dass sich auch meine Websitetexte, Blogartikel und Newsletter stark verändert habe, seit ich diesen Podcast hier gestartet habe.
Insofern ja: Podcasting ist eine schreibende Strategie durch und durch.
Und ich hoffe, dass du in dieser Podcastfolge einen kleinen Einblick bekommen hast, was es bedeutet, Schreiben als Marketingstrategie anzuwenden. Du siehst, wir haben einige Möglichkeiten. Einsteiger*innen können sich auf die Website verlassen und auf den Blog und einen Podcast starten oder einen Newsletter starten. Fortgeschrittene können es mit einem Buch versuchen. Und egal, wofür du dich entscheidest, ich wünsche dir ganz viel Freude damit.
Shownotes:

Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Podcast fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freu ich mich auf deine Nachricht.