Social-Media-frei
Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies
Worum geht’s?
In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
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How to Instagram-Sucht besiegen – Interview mit Josianne Hosner von Quittenduft
In dieser Podcast-Folge habe ich Josianne Hosner zu Gast. Josianne ist Zyklusberaterin, Autorin und sie hat vor einigen Jahren Social Media verlassen. Im Interview verrät sie mir, wie es dazu gekommen ist und auf welche Marketingstrategien sie als Selbstständige und Autorin stattdessen setzt.
In dieser Podcast-Folge habe ich Josianne Hosner zu Gast. Josianne ist Zyklusberaterin, Autorin und sie hat vor einigen Jahren Social Media verlassen. Im Interview verrät sie mir, wie es dazu gekommen ist und auf welche Marketingstrategien sie als Selbstständige und Autorin stattdessen setzt.
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Der Einfluss von Social Media
[Alex] Ja, hallo Josianne, du hast in einem Blogartikel auf die Frage, warum du soziale Medien verlässt, geschrieben und ich zitiere jetzt mal:
„Weil ich einen Abdruck im Hirn habe von meinem Handy. Schließe ich am Abend die Augen“, hast du dann weitergeschrieben, „sehe ich das Display immer noch leuchten. Und wenn ich nachts pinkeln gehe, denke ich sofort wieder an mein Handy. Im Halbschlaf formuliere ich Sätze auf Hochdeutsch und sehe Hashtags vor mir, weil ich nicht ohne kann, weil ich abhängig bin.“
Erst einmal finde ich das grandios beschrieben. Also ich glaube, man kann es nicht besser ausdrücken. Und die Frage, die ich beim Lesen dieser Zeilen hatte, war: Wie ist es dann dazu gekommen, dass du einen Abdruck von deinem Handy in deinem Hirn hattest? Was ist da passiert?
[Josianne] Ich denke, das ist so entstanden, dass ich einfach wahnsinnig gerne mit offenen Augen durch die Welt gehe. Ich fotografiere gerne, ich texte gerne und ich liebe mein Business.
Und da hat sich dann einfach durch den ganzen Alltag hindurch, haben sich Bilder und Sätze formuliert in meinem Kopf.
Und das hat sich dann nach einer Weile so entwickelt, dass es direkt so einen Klick gemacht hat von „Das muss auf Instagram“.
Also das war dann nicht mehr losgelöst von, ich habe einfach meine zyklischen Gedanken, ich denke an mein Business, auch wenn ich einen Spaziergang mache, kommen irgendwelche Gedanken zu mir, sondern die waren immer gerade dann nach einer Weile vorgefertigt, in meinem Hirn schon bereit für den nächsten Beitrag, für den nächsten Post. Und das wurde ich nicht mehr los.
[Alex] Wie lange warst du denn auf Social Media? Hast du das von Anfang an genutzt, als du dich selbstständig gemacht hast?
[Josianne] Facebook war ich schon relativ lange. Auch eine riesige Facebook-Gruppe habe ich dort über die Jahre aufgebaut.
Instagram waren es, glaube ich, drei Jahre oder so, drei oder vier Jahre, genau.
Und am Anfang war das nicht so extrem, das ist dann wirklich irgendwie, ich war immer mehr auf diesen Plattformen, habe immer mehr Zeit dort verbracht. Und es hat sich auch so verlagert von, am Anfang lief mein Geschäft mehrheitlich über meine Inbox, über E-Mail und dann so meine Angebote. Und dann hat sich das irgendwie verlagert auf Social Media. Ja, genau.
[Alex] Ich würde gerne noch ein Zitat aus deinem Blogartikel bringen. Die Texte verlinke ich dann natürlich nochmal in den Shownotes. Du schreibst:
„Unser Hirn ist nicht gemacht für so viele Informationen und Inspiration. Es ist zu viel für mich. Ich kann es nicht mehr verarbeiten, nicht mehr aufnehmen und 98% von den Beiträgen, die ich sehe, sind nicht wichtig für mein Leben. Deshalb fühlt es sich an, als hätte ich Schnipsel und Pommes im Kopf.“
Was genau haben denn soziale Medien mit deinem Kopf angerichtet? Kannst du es vielleicht mal beschreiben mit deinen Worten?
Gedanken zur Social-Media-Sucht
[Josianne] Ein riesiges Durcheinander irgendwie, so fühlt sich das an, auch immer noch rückblickend. Also diese Mischung aus so vielen Inputs, so vielen Möglichkeiten, die ich auch sehe, die zu Entscheidungen führen, die ich dann treffen könnte.
Also nur schon: Lese ich etwas zu Ende, mache ich ein Like, kommentiere ich, lese ich Kommentare anderer? Und dann ist einfach wie so, es fühlt sich echt so ein bisschen an, wie so ein Sog aus meinem Hirn entstanden ist von: Ich bin einfach nicht mehr bei mir, ich bin irgendwo bei irgendwelchen Diskussionen oder Anregungen oder Tipps oder was auch immer da geboten wird und ich müsste oder musste so viele Inputs, wie ich gesehen habe, da gehört immer auch gerade eine Entscheidung dazu.
Nur schon die Entscheidung, weiter zu scrollen. Also einfach so, was mache ich damit? Also eigentlich eine komplette Reizüberforderung kombiniert mit einer grossen, grossen Langweile in meinem Hirn.
Also das ist, finde ich, so eine abgefahrene Mischung, auch immer noch, wenn ich zurückdenke. Es ist wie so, es ist so künstlich relevant, was da auf Social Media läuft.
Und ist es wirklich für mich als Person, als Josianne, als Privatperson und auch als Geschäftsperson, ist es wirklich relevant?
Und da hat sich einfach so eine riesige Schere aufgetan von, ich bin ständig und immer drauf, wie ich das auch formuliert habe.
Also ich im Nachhinein oder in dem Moment, wo ich die Entscheidung getroffen habe, da wegzugehen, habe ich es dann zum ersten Mal auch als Sucht definiert.
Diese Mischung aus dieser Sucht und dieser, diesem Gefühl von Distanziertheit hat gar nicht so viel zu tun, doch mit mir. Und das war ein bisschen zu viel für mein Hirn. Das sind zwei Komponenten.
[Alex] Ich finde es immer so spannend, weil so ganz viele Studien zu Social Media, die beschränken sich ja sehr häufig auf junge Menschen.
Und die zeigen dann, dass soziale Medien eben für Junge eine Gefahr für die mentale Gesundheit darstellen können. Aber ich habe es ja auch bei mir gemerkt. Ich meine, ich bin erwachsen, du bist erwachsen und auch auf erwachsene Menschen hat das eben so einen krassen Einfluss.
Als du dann Social Media verlassen hast, du hast gesagt, du hast es das erste Mal als so eine Sucht erkannt. Gab es dann einen bestimmten Anlass oder ist irgendwann so das Fass quasi übergelaufen für dich?
Der Ausstieg aus sozialen Medien
[Josianne] Ja, also ich glaube, es waren schon diese nächtlichen Abdrücke in meinem Kopf. Wirklich so dieses, ich schliesse die Augen am Abend und ich habe einfach immer noch das Handy-Display vor mir.
Und dann ist mir das wirklich mehr und mehr passiert. Und ich konnte wirklich keinen Baum, keine Blume, kein Lichtstrahl im Wald mehr einfach so angucken, ohne den Hashtag dazuzufügen.
Also wirklich eigentlich schrecklich. Ich empfand es als nicht so schrecklich, aber dann kam natürlich meine Zyklusbeobachtung da mit rein.
Ich bin eine Zyklusmentorin und ich bewege mich seit über zehn Jahren ausschliesslich in Kreisen. In Kreisläufen, in Abläufen und habe dann wirklich auch gemerkt, anhand meines eigenen Zyklus, wann liebe ich Social Media, wann bin ich völlig, verknallt in diese Möglichkeiten von der Kommunikation und Mitteilen und wann nervt es mich? Wann triggert es mich? Wann schaffe ich es, diesen Adlerblick einzunehmen und ein bisschen über mein Leben zu kreisen und zu sagen, was mache ich da eigentlich?
Und das war immer so die Woche vor der Menstruation oder auch während der Menstruation. Fand ich die ganze Thematik völlig idiotisch. Und das habe ich dann über mehrere Monate beobachtet. Was macht es mit mir, meinem Zyklus, meinem Zyklus-Ich, mein Verhalten auf Social Media, meine Beziehung dazu?
Und habe dann, ich weiss nicht mehr, wie ich das Buch gefunden habe. Das ist irgendwie zu mir gekommen, ein Buch von Carl Newport. Das heisst Deep Work. Und ich glaube, auf Deutsch ist es ein stilles Arbeiten oder so. Ich habe das Buch gelesen und es war schon nach drei Seiten klar: Okay, soziale Medien sind das Gegenteil von Deep Work.
Und ja, dann einfach auch wieder zurück zu diesem Menstruationszyklus, zu diesen Werten, die ich habe, wie ich Business machen will, und das ist ja dann diese perfide Vermischung, es ist ja dann nicht nur, ich bin ja nicht nur als Businessperson auf den sozialen Medien, sondern auch privat, also diese Vermischung konnte ich irgendwie nicht mehr so handeln.
Ja und dann zusätzlich habe ich noch einen Kurs gemacht bei einer Australierin, Marketing without Social Media, und dann ist es mir echt einfach wie Schuppen von den Augen gefallen.
Dass, ja, sage ich jetzt mal, 95% von meinem Verhalten auf Social Media, wie ich auch meinte, ich mache Business darauf, ist eigentlich nur Bullshit. Hat nicht den Zusammenhang mit meiner Arbeit gehabt.
Ja, also das waren dann so Prozesse, Schritte, irgendwann der Entscheid von: Okay, die Konsequenz heisst, ich gehe weg von Facebook und Instagram.
Und das hat mich echt physisch und psychisch so in Aufregung versetzt. Also es war nicht lustig, dieser Prozess.
Der war irgendwie anstrengend, sehr anstrengend. Und ich habe wirklich auch gedacht, ich betreibe jetzt da einen geschäftlichen Selbstmord. Ich werde nie mehr Kunden haben. Ich werde nie mehr Frauen in meinen Kursen haben, wenn ich von Social Media weggehe. Und weisst du was? Es ist überhaupt gar nichts passiert von dem.
Im Gegenteil. Ja, genau. Aber es war eine lange Vorbereitungsphase. Ich musste mich mit mir auseinandersetzen, mit meinen Werten, mit meinen Wünschen.
Ich brauche Zeit für solche Entscheidungen, sonst falle ich zu schnell hin und her. Wenn ich jetzt einfach gesagt hätte, nach den ersten drei Seiten des Buches, jetzt gehe ich weg, dann wäre ich vielleicht wieder drauf jetzt. Es hat so ein halbes Jahr in mir gedauert Und dann nochmal drei, vier, fünf Monate Kommunikation auf den sozialen Medien.
Und erst dann wirklich so der Stichtag, den ich auch kommuniziert habe. Das muss ich machen manchmal, damit ich Dinge wirklich... Damit die wirklich passieren. Also ich habe meine Community informiert. Bis Ende Juni, ich glaube, das war 2022, bin ich noch auf den sozialen Medien.
Danach schließe ich all meine Accounts und Gruppen. Ich musste das kommunizieren, auch ein bisschen Abschied nehmen, auch ein bisschen zelebrieren. Ja, dann habe ich das gemacht. Keine Sekunde lang bereut.
Warum ein Social-Media-Ausstieg kreativer macht
[Alex] Das ist total witzig, weil ich gerade so viele Punkte wiedererkannt habe bei mir. Also zunächst einmal Deep Work von Cal Newport war auch so einer der Startschüsse für mich, dass ich gedacht habe: Boah, das geht einfach nicht mehr mit sozialen Medien.
Und bei mir hat es auch ziemlich lange gereift. Ich glaube, noch länger als bei dir. Also es ist aber auch, glaube ich, ganz wichtig, also diesen ersten Gedanken zu haben oder dieses Gefühl, vielleicht ist es auch so ein diffuses Gefühl eher, boah, irgendwie passt das nicht für mich. Ich kann zwar noch nicht so richtig das artikulieren oder genau sagen, woran es liegt, aber irgendwie habe ich so ein Gefühl, es ist nicht mehr stimmig. Und ich glaube, es ist total wichtig, dem nachzugehen. Also vielleicht nicht gleich sofort was zu machen, sondern so ein bisschen schwanger mit diesem Gedanken zu gehen und zu gucken, was steckt da vielleicht dahinter.
[Josianne] Ja, genau. Und auch so, das war für mich eine Zeit lang, so eine Parallelwelt dann. Ich wusste schon, ich gehe. Ich wusste, das bleibt nicht für immer. Und dann zwischendurch immer wieder mal kleinere Panikattacken von, was mache ich dann? Wie handle ich mein Business? Woher kommen meine Kunden? Und habe aber gleichzeitig auch mit diesen Büchern, die ich gelesen habe oder mit diesem Kurs, den ich gemacht habe, gemerkt, es war wie so ein...
Ich litt unter einem Marketingmuskelschwund. Also es war wie so, das Einzige, was mir in den Sinn kam, war auf Instagram zu posten, was ich anbiete, meine Angebote, oder?
Und es war so, hey, die Welt, die hat sich schon lange, also schon viel länger ohne Social Media gedreht. Und es war bis vor ganz kurzem möglich, auch gut zu geschäften, auch gute Umsätze zu machen oder auch sich irgendwelche Selbstständigkeiten, Wünsche zu erfüllen, ohne Social Media. Und das ist vielleicht auch ein bisschen so meine, ich habe es ein bisschen noch eine rebellische Ader, die dann stärker hervorgekommen ist von, also das muss doch möglich sein für mich. Ich bin doch schlau genug, um mein Business nach meinen Regeln aufzustellen und zu gestalten.
[Alex] Ich glaube, diese rebellische Ader, die ist gar nicht schlecht dafür. Und ich finde auch, das macht kreativer.
Also wenn man sich so ein bisschen begrenzt, das kennt vielleicht die eine oder andere auch vom Kochen. Also wenn ich nur noch drei Zutaten habe und denke, oh Gott, ich habe einen leeren Kühlschrank, da habe ich meistens die besten Ideen, was ich damit machen kann, wenn ich mich so begrenzen muss.
Es ist so ähnlich, wie wenn: Ich steige aus Social Media aus und dann kann ich erst mal versuchen, kreativ zu werden. Ja, okay, was mache ich denn dann? Also jetzt kann ich vielleicht nicht auf Instagram sagen, dass es das und das bei mir gibt. Okay, was kann ich stattdessen machen?
Also ich finde, das hat halt nicht nur Nachteile, sondern man kann dadurch auch wirklich kreativer werden in der Art, wie man kommuniziert.
[Josianne] Ja, und mich dünkt es, meine Augen sind wie offener seither wieder, dass ich, wenn ich diese Möglichkeit nicht mehr habe, einfach konstant, täglich, stündlich, minütlich rauszuhauen, was ich will.
Also ich überlege viel besser, wie ich mein Marketing gestalte.
Und das ist jetzt nicht so spektakulär, mein Marketing. Also das sind so guten alten, bewährten Sachen wie mein Newsletter. Das ist so das Hauptmarketing-Tool, das ich verwende.
Gleichzeitig ist es aber auch meine große Leidenschaft, diese Newsletter zu schreiben. Also ich liebe es. Und das ist ja auch so ein Ding. Ich weiss nicht so genau, ich müsste mich wieder anders orientieren oder erfinden, wenn ich jetzt nicht gerne schreiben würde. Aber auch da würde ich Wege finden. Aber Social-Media-Marketing ist zu einfach und ganz, ganz ehrlich zu wenig gewinnbringend.
Auch wenn mein Business absolut nicht nur auf Zahlen und Fakten und Einkommen basiert. Aber es ist einfach so viel Aufwand und so viel von meiner Hirnkapazität und von mir als Person. Und ich bin nicht sicher, ob ich wirklich, wirklich jemals Einkommen generiert habe auf Social Media.
Auch wenn mir nachher all diese Social-Media-Coaches gesagt haben, ja eben, du stärkst die Beziehung, die Bindung, du positionierst dich.
Aber weisst du, wenn mein Hirn dann einfach abstellt bei solchen Aussagen und ich finde, das ist so öde, das kann ich auch auf andere Arten machen. Ja, also es ist auch eine Herausforderung, jetzt zu schauen, wie ich mein Marketing betreibe, was ich mache, wie ich es mache. Aber ja, den Buchtitel von Cal Newport, dieses Deep Work, das ist schon für mich so zu einem festen Wert geworden. Ich will qualitär was Gutes machen und ich will keine Schnipsel mehr raushauen. Könnte ich als Hobby betreiben, aber nicht als Marketingmaßnahme für meine Firma.
Zum Umgang mit Entzugserscheinungen
[Alex] Wir werden gleich nochmal auch darauf zu sprechen kommen, was du jetzt für dein Marketing stattdessen machst. Ich würde jetzt nochmal gerne zu diesem Social-Media-Ausstieg fragen.
Also du hast gesagt, du hast das zum ersten Mal so als Sucht definiert. Hattest du dann auch Entzugserscheinungen? Wie ging es dir denn dann, als du dann wirklich soziale Medien verlassen hast?
Also ich hatte zum Beispiel dieses klassische, ich nehme mein Handy und gucke und will irgendwas öffnen, aber merke, da ist ja gar nichts mehr. Hattest du das auch?
[Josianne] Ja, da bin ich ein bisschen in die Falle getappt. Und da habe ich nachher im Anschluss so viele News konsumiert wie noch nie. Ich musste bei den Händen was machen am Handy. Und genau, das ist so ein bisschen, und da arbeite ich ehrlich gesagt auch noch daran, dass mein News-Konsum sich mehr reduziert oder dass ich wenigstens solche Art News konsumiere, die auch ein bisschen in Richtung Deep Information gehen und nicht diese Fast Food News. Genau.
Ja, aber diese Entzugserscheinungen, die waren real, die sind real.
Veränderungen im Alltag ohne Social Media
Aber die Benefits waren halt schon auch schön. Also diese Entspannung im Hirn, die sich dann irgendwann einstellte, diese Ruhe im Kopf, die tat mir schon gut. Und weißt du, das Krasse ist, ich würde jetzt mal sagen, wenn ich ganz, ganz ehrlich bin, meine Handyzeit hat sich nicht mega fest reduziert.
Und das hat mich am Anfang genervt, das hat mich gestört, Weil das war auch so ein bisschen die große Hoffnung, einfach weniger Zeit am Handy zu verbringen.
Aber dann habe ich das mal ein bisschen auch analysiert, was ich denn mache am Handy. Und ich habe viel mehr Austausch mit meinen Freundinnen und meiner Familie. Also wirklich Zeiten, wo ich auf meinem Social-Media-Time im Austausch war mit fremden Menschen.
Auch wenn man den Instagram-Handle kennt, es waren fremde Menschen, habe ich zum Teil schon vor dem Frühstück schon ausgetauscht mit Leuten, Nachrichten beantwortet, Kommentare beantwortet und das vermisse ich keine Sekunde.
Man kann mir eine E-Mail schreiben und dann gibt es auch eine schöne Antwort. Aber man kann sich diese Satzfetzen in meine Richtung werfen, die zum Teil ziemlich auf eine Thematik oder Problematik hinzeigten, die man nicht mit zwei Sätzen beantworten kann.
Ja, und seither bin ich einfach wirklich viel mehr im Austausch mit den Menschen, die ich im echten Leben auch kenne und gerne mag.
Genau, also von dem her ist immer noch viel Handyzeit natürlich auch die ganze Familienorganisation läuft ja da auch darüber und, ja, aber ich würde sagen, die Ruhe in meinem Hirn ist größtenteils zurückgekehrt.
[Alex] Ich habe damals dasselbe gemerkt, dass ich also angefangen habe, Nachrichten zu lesen wie blöde.
Und damals war ja auch, hat Corona angefangen, dann der Krieg. Also es gab immer irgendwas zu lesen. Und dann habe ich es tatsächlich so gemacht, dass ich meinen E-Reader aufs Handy gepackt habe. Das bedeutet, immer wenn ich das Handy geschnappt habe, habe ich den zumindest in meinem Buch weitergelesen. Und da habe ich mir eingebildet, das war so ein bisschen in Richtung Deep Work oder halt einfach längere Inhalte, qualitativ hochwertigere Inhalte.
Also vielleicht so als Idee für Leute, die das kennen und überlegen: Was kann ich denn stattdessen auf meinem Handy machen, wenn ich das schon so automatisch greife? So ein Buch lesen könnte so ein Zwischenschritt sein, um vielleicht mal davon so wegzukommen.
Weil ich meine Nachrichten so letzten Endes ja auch Dopamin. Ich öffne die App und lese irgendwas Neues und mein Hirn denkt, yay, und schüttet Dopamin aus. Und das kann man so ein bisschen umgehen, indem man sich vielleicht dazu trainiert, was zu lesen und dann so ein bisschen wegkommt davon.
[Josianne] Ja, und krass finde ich schon auch. Also es sind so Langzeitwirkungen. In der wirklich intensivsten Social-Media-Zeit war meine Konzentrationsfähigkeit echt reduziert.
Also da konnte ich einfach nicht mehr als fünf, vielleicht zehn Minuten am Stück wirklich, wirklich eintauchen, ohne nach dem Handy zu greifen. Und das hält sich noch ein bisschen hartnäckig. Es ist wirklich besser geworden.
Also ich kann, ich schreibe jetzt auch in meinem zweiten Buch, ich kann lange Zeit schreiben, aber da ist immer noch dieser Mechanismus drin von, ich stehe auf, ich laufe vom PC weg, ich strecke mich, ich mache mir eine Tasse Tee und ich greife auf meinem Handy.
Und das ist schon, das sage ich, diese perfide Vermischung von, Wie gesagt, die gesamte Familienorganisation, die da auch drauf ist. Ich habe einen fast erwachsenen Sohn, der am anderen Ende der Schweiz wohnt. Es ist wie so eine Mischung von, doch, ich muss schon, ich denke es, ich weiss nicht, ob ich muss, ich meine, ich muss schon kurz nachgucken, was läuft, was los ist. Ob mich jemand gesucht hat. Ja, und das nervt mich immer noch.
Handyabhängigkeit, auch durch viele alltägliche Dinge wie Zug fahren, Ticket lösen. Und dann hast du das Ding einfach in der Hand. Also da bin ich schon noch so ein bisschen allergisch gegen mein Verhalten.
Also es nervt mich, es ärgert mich und ich weiss da nicht so genau, was mach ich damit. Und ich verbringe auch ganz, ganz viel Zeit in der Natur draussen. Wir haben zum Glück, sage ich, und nur schon so eine Aussage ist doch einfach absolut schräg, wir haben zum Glück grosse Teile mit Funklöchern im Wald.
Und ich bin froh darum. Und das zu äussern, das ist irgendwie so komisch. Ich bin froh um Funklöcher, damit ich nicht immer verwenden kann. Ja, finde ich kein schöner Aspekt von unserer Digitalisierung oder von meiner Digitalisierung damit.
Reaktionen auf den Social-Media-Ausstieg
[Alex] Wie hat denn dein privates oder berufliches Umfeld auf deinen Ausstieg reagiert? Konnten Sie es nachvollziehen oder hat es Sie überrascht? Was haben Sie gesagt?
[Josianne] Also in meinem privaten Umfeld gab es wirklich so ein bisschen die Einteilung von Freundinnen und Freunden, die auch selbstständig sind, die einfach total viele Fragen hatten zu diesem, wie machst du denn jetzt Marketing?
Der private Teil, mein Mann, meine Eltern, meine Geschwister, die waren alle so, whatever. Also das war so. Das ist ja keine große Sache. Von dem her, da gab es ein bisschen eine Einteilung.
Im beruflichen Kontext, also was am härtesten für mich war, Ich hatte eine Facebook-Gruppe, eine Zyklus-Gruppe mit fast 3000 Frauen drin. Und diese Gruppe, das war, also ich wage das fast nicht zu sagen, aber das war für viele so etwas wie ein neuer Heimatort.
Und das ist so krass. Also da habe ich Dutzende, wenn nicht Hunderte Nachrichten gekriegt von, hey, mach das nicht, tu uns das nicht an. Das ist der einzige Ort, wo wir so in diesem Safe Space austauschen können. Und das war für mich so die grosse Knacknuss.
Hat dann auch wieder viel mit meinen Werten zu tun. Oder vielleicht auch ein bisschen einem illusorischen Idealbild, das ich von der Welt habe, und gesagt habe, es kann nicht sein, dass meine Facebook-Gruppe dein einziger Safe Space ist.
Dann kümmere dich bitte, bitte, bitte in deinem Freundeskreis oder in einem neuen Freundeskreis oder einem Frauenkreis oder irgendwie um diese Art von Beziehungen. Also da habe ich wie so ein, für mich, das war eine harte Entscheidung, aber so einen Schritt zurück von, ich habe die Energie wahrscheinlich oder den Fokus nicht, um das noch länger zur Verfügung zu stellen. Für mich war das nämlich Zeit und auch Geld, das zu unterhalten. Ja, aber das war schwierig für mich.
[Alex] Hast du denn inzwischen eine Möglichkeit gefunden, deine Community auch weiter aufzubauen oder ist das jetzt ganz weg?
[Josianne] Ja, ich habe sowas zwischendurch gemacht und da haben mich am Anfang ein paar auch ausgelacht deswegen. Und zwar habe ich dann nach meinem Ausstieg analysiert, was ich persönlich vermisse.
Also jetzt abgesehen von Dopamin und Sucht und so, sondern einfach gibt es noch einen schönen Aspekt, den ich vermisse. Und dieser schöne Aspekt war für mich tatsächlich, ich fotografiere unheimlich gerne. Also es ist für mich so ein Leidenschaft/Hobby, auch ab und zu einen Fotokurs gemacht. Und ich bin ziemlich gut darin, meine Zyklusgedanken in kurze Texte zu fassen.
Das habe ich schon mit ganz viel Feedback gemerkt, das stösst auf sehr grosse Resonanz, wenn ich meine Zykluseinblicke in meinen persönlichen Alltag mitteile. Das rührt etwas an in anderen. Oh ja, stimmt, Zyklus und genau, wie ist es gerade bei mir und wie geht es mir gerade und so.
Und dann habe ich für mich eine Zwischenlösung gefunden, wo, wie gesagt, die waren mir am Anfang auch so fast ein bisschen peinlich. Ich weiss noch nicht so genau, warum, aber vielleicht, weil ich eben so konsequent war. Und dann habe ich einen Telegram-Kanal eröffnet, weil mir jemand gesagt hat, dass man da so eine Einstellung machen kann, dass es eben wirklich nur ein Kanal ist, keine Gruppe.
Und ich habe diesen Kanal von der ersten Sekunde an so eingestellt, dass ich darauf Fotos posten kann. Es kann niemand reagieren, es kann niemand kommentieren, man kann nicht mal liken, man kann einfach gar nichts.
Man kann das einfach lesen, man kann mich nicht kontaktieren, gar nichts. Und das war für mich nachher so diese Zwischenwelt von... Ich weiss, dass ich einen Mehrwert bringen kann und ich gleichzeitig noch ein Bedürfnis von mir erfülle.
Mit diesen Fotos, mit diesen schönen, ja zum Teil auch radikal ehrlichen, aber auch poetischen Texten, dass ich das noch schicken kann. Und die Leute lieben es.
Habe aber am Anfang E-Mails erhalten, die mir sagten, hey, das ist voll doof, was du da machst. Ich kann nicht kommentieren. Ich kann nicht sagen, wie schön und berührend ich das fand. Und ich war so, ja, das ist voll okay für mich, dass du das machen kannst. Finde es doch einfach berührend und schön und nützlich.
Ist okay, muss es mir nicht mitteilen.
Genau, also das ist das Ding. Aber ich glaube, es zählt nicht als Community, würde ich jetzt mal sagen.
[Alex] Ja, ich glaube, es gibt so unterschiedliche Meinungen. In meinem Buch zum Beispiel habe ich Telegram auch als möglichen Social-Media-Kanal, aber es ist, glaube ich, immer eine Definitionssache. Aber hast du den immer noch? Also hat sich das bewährt? Hast du den Telegram-Kanal immer noch?
[Josianne] Ja, der wächst. Und der ist easy. Und für mich, also das ist der größte Benefit für mich, für mich gibt es nie einen Grund, auf Telegram zu gehen, ausser ich mache einen neuen Beitrag.
Also ich kann auf Telegram nichts checken, nichts nachschauen, ob jemand reagiert hat.
[Alex:] Ob es neue Likes gibt oder Kommentare gibt …
[Josianne] Es ist eine ganz, ganz ruhige Sache in meinem Kopf.
Und das ist für mich ja auch vor allem wichtig. Ich will Ruhe da oben. Und ich brauche Ruhe, damit ich kreieren kann. Genau. Aber ein [unverständlich] habe ich nicht. Ein Austausch-Gruppen- Dingsgefäß habe ich nicht mehr.
[Alex] Du hast schon gesagt, du hast auch einen Newsletter, den du nutzt. Kannst du uns mal so mitnehmen? Was du als Online-Unternehmerin für Strategien nutzt, wenn du nicht mehr auf Social Media unterwegs bist?
[Josianne] Also wirklich Newsletter. Das ist mein Hauptkanal, mein Haupttool. Und ich habe gar keine andere.
[Alex] Du hast einen Blog aber noch.
[Josianne] Ja, stimmt. Vielleicht weiss ich gar nicht, was ich alles habe. Das stimmt.
Aber der Blog ist so etwas, wo ich nicht so, also da könnte ich noch ein bisschen regelmässiger was machen damit. Da bin ich nicht so konsequent wie mit dem Newsletter.
Wie gesagt, diesen Newsletter zu schreiben, das ist mein Highlight meiner Arbeit, also ich liebe das, Punkt. Da gehen mir die Themen nie aus, da könnte ich für die nächsten 10 Jahre easy Content machen, also das liebe ich einfach.
Ich sage ziemlich oft ja, wenn es um solche Vernetzungen geht, wie jetzt mit dir, mit Podcasts oder bei einem Online-Kongress mitzumachen. Da werde ich auch sehr oft angefragt. Ja, das sind sicher noch Dinge, die ich mache.
Dann merke ich, dass mein Buch, Back to the Roots, das ist ein ziemlich gutes, nachhaltiges Marketing-Instrument auch. Hätte ich nicht gedacht. Also da habe ich das große Glück, dass ich schon jetzt in der vierten Auflage bin, und es läuft immer noch.
Ja, das ist sehr schön. Das hätte ich nicht gedacht. Also dass ein Buch wirklich auch einen maßgeblichen Anteil hat an Marketing für meine Firma. Ja, genau.
[Alex] Das heißt, die Menschen lesen dein Buch und dann kommen sie zu dir auf die Website …
[Josianne] Tragen sich in meine Newsletter ein. Und genau, und buchen dann Angebote, die ich mache. Und meine Angebote, die bestanden bis vor ganz kurzem mehrheitlich aus Onlinekursen, mehrwöchigen Onlinekursen.
Jetzt seit ungefähr zwei Jahren, seit meine kleineren Kinder etwas grösser sind, mache ich auch vermehrt wieder Vorträge. Ich habe viele Anfragen auch so von, es kommt jetzt immer mehr von Teams, Schulungen für Teams, Zykluswissen für Firmen. Das macht auch mega Spass.
Und im Moment habe ich so eine Zwischenphase von, ich schreibe ein zweites Buch. Ich merke, ich kann nicht unbedingt gut dranbleiben und schreiben, während ich nebendran einen Kurs nach dem anderen noch anbiete. Das ist zu wenig Zeit.
Ich arbeite 40 Prozent, mein Mann 60, wir homeschoolen die Kinder. Also ich muss mega, mega bedacht sein, auch mit meiner Zeit, wenn ich die aufteile. Genau.
Und jetzt in diesem Jahr steht der Fokus echt auf dem zweiten Buch. Aber das wird dann nachher wieder kommen mit Onlinekursen und Webinaren. Die passen auch zu meinem Energie-Level. Es gibt Menschen, die sind mit mehr Energie ausgestattet als ich. Und von dem her muss ich da auch immer ein gutes Auge drauf haben, wie viel ich unter meinen Hut bringen kann.
[Alex] Jetzt hast du schon so oft das Thema Zyklus angesprochen. Kannst du vielleicht für die Menschen, die noch gar nicht so richtig wissen, worum es da genau geht, mal ganz kurz sagen, worum es beim zyklischen Leben und Arbeiten vielleicht geht?
[Josianne] Also menstruierende Menschen haben einen Menstruationszyklus. Lebensgrundlage aller Menschen, also alle unsere Mütter, ausschließlich alle, hatten einen Menstruationszyklus, sonst gäbe es uns nicht.
Und, ich finde es einfach ein spannender Fakt im Sinne von, auch wenn morgen niemand mehr diesen Zyklus hätte, es gäbe keine weiteren Menschen. Also schon mal eine ganz schöne Sache, unsere Lebensgrundlage, dieser Zyklus.
Er hat einfach einen schlechten Ruf. Wir sind vor allem bekannt mit den Themen wie Menstruationsschmerzen und PMS. Das sind so ein bisschen die Downsides vom Zyklus.
Und meine Leidenschaft ist es, diesen Zyklus so zu beleuchten, dass wir aus diesen vier Zyklusphasen, die wir monatlich durchleben, die uns durchfließen, dass wir aus jeder Zyklusphase das Beste herauspicken.
Das sind einfach verschiedene Qualitäten, die wir zum Vorschein bringen, je nach Zyklusphase. Soll ich es ganz kurz, ich kann es ganz, ganz kurz umreißen? Wenn du willst.
[Alex] Ja, bitte, bitte.
[Josianne] [unverständlich] innerer Winter und das ist so die Ruhephase, Rückzug. Nachher kommt die Energie wieder zurück nach der Menstruation. Östrogen steigt und das ist so dieses Aufblühen, dieses Fühler ausstrecken und zu gucken, was da draussen los ist. Da folgt nachher der innere Sommer, ist biologisch auch die fruchtbare Zeit, Einsprungzeit und ist die Zeit im Zyklus, wo wir sehr gesellschaftsfähig sind, sehr viel Energie haben, kompatibel sind mit allem, was da abgeht. Danach folgt der innere Herbst. In der Natur fallen da die Blätter. Es ist wieder die Zeit für den Rückzug. Und es ist so die verhasste Zeit im Menstruationszyklus.
Drachentage, ganz viele Frauen sind da, ja, finden sich da nicht toll, verstehen sich nicht, wissen nicht, was los ist, streiten viel, sind aggressiv, weinerlich, traurig, alles ist zu viel.
Und meine Aufgabe oder wie gesagt auch meine Leidenschaft ist es, da ein bisschen Licht ins Dunkle zu bringen, weil jede dieser Phasen hat auch Qualitäten und gerade auch im Arbeitsleben und natürlich auch in der Familie mit den Kindern und so, aber wirklich auch im Arbeitsleben.
Also ich weiss genau ein bisschen, was ich wann mache, wann mir was leicht fällt. Es gibt super Zeitpunkte, um Buchhaltung zu machen. Es gibt super Zeitpunkte, um zu netzwerken. Und dass ich das so ein bisschen im Einklang mit meinem Zyklus gestalte.
Und vor allem ganz wichtig, dass ich auch weiss, wie ich mir schaue, selbst fürsorge, wenn von außen ja einfach auch Termine oder Umstände gegeben sind. Fast noch wichtiger.
Also es ist jetzt nicht nur, ich schiebe alles perfekt an meinem perfekten Zykluszeitpunkt, sondern die Welt dreht sich ja einfach weiter, egal wo ich bin in meinem Zyklus. Und wie gucke ich mir, wie schaue ich mir, damit am Ende des Tages immer noch eine schöne Portion Lebensfreude oder Humor übrig bleibt.
[Alex] Nun sind ja soziale Medien gerade nicht zyklisch. Also eigentlich verlangen die ja jeden Tag dasselbe von uns. Wir sollen präsent sein und uns zeigen. Und wie du schon gesagt hast, es gibt halt Phasen, da will man sich vielleicht gar nicht zeigen, da ist eher Rückzug angesagt. Und wie siehst du dann so den Zusammenhang oder die Herausforderung von Social Media und Menstruationszyklus? Was hast du da beobachtet?
[Josianne] Also für mich ist Social Media wirklich der Inbegriff von diesem besser, dichter, schneller, höher, fordernder, immer präsent sein. Also linearer geht es nicht.
Ich finde persönlich, es tut nicht gut, es tut auch den Männern nicht gut, aber gerade im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus habe ich schon stark bemerkt wie, eben da gibt es Phasen, da fällt es so leicht etwas zu posten, diese Videos zu machen, dieses Herumgetänzeln bei den Reels und es ist noch ein bisschen lustig, ein bisschen amüsant und so. Und dann gibt es aber auch immer wieder Zeiten, wo ja, wo das schwerfällt und wo dann auch, wenn dir etwas schwerfällt, und in diesem Zusammenhang jetzt, wenn es dir schwerfällt, dich zu präsentieren, dich zu zeigen, braucht es auch immer mehr Strom. Und je nachdem, wo ich bin im Zyklus, ist das wie eine andere Geschichte. Und es laugt einfach mehr aus, wenn wir uns für Social Media derart verbiegen, damit es für Social Media stimmt.
Also für mich ist es wirklich so dieser Inbegriff von entweder lieferst du ab, entweder leistest du oder du fliegst raus aus dem System. Du spiegst da raus. Wenn du dich nicht an die Social-Media-Regeln hältst, dann bist du nicht mehr wichtig für Social Media. Dann bist du nicht beachtet oder wirst gestraft oder was auch immer. Und das ist für mich ein No-Go auch mit der Brille von diesen zyklischen Werten. Also ist eine Person, die eine Pause macht, nichts mehr wert? Ist eine Person, die Ruhe braucht, faul? Nein, ist sie nicht. Sie ist nun nicht immer gleich konstant leistungsfähig.
Und das führt zu ganz vielen großen Problemen in unserer Gesellschaft. Die ganzen Zahlen von Erschöpfungsdepressionen und all diesen psychischen Thematiken, die nehmen Jahr für Jahr zu. Und mich dünkt, dass Social Media einen nicht kleinen Anteil daran hat.
[Alex] Das heißt, würdest du sagen, so als Mensch mit Menstruationszyklus ist es fast nicht möglich, Social Media dann so achtsam für sich zu nutzen? Oder meinst du, es gibt eine Möglichkeit, das ein bisschen zyklischer für sich zu nutzen?
[Josianne] Ich denke, man kann da sicher mit sich selber eine Art Deal aushandeln, im Sinne von, hey, ich bin präsent, ich bin live, ich bin connected, ich bin da, wenn es im Einklang ist mit meinen eigenen Bedürfnissen, wenn ich das lustig finde, wenn ich Ideen habe, wenn es sprudelt.
Aber mein Deal wäre in einem solchen Ding, und das habe ich auch so gelebt, als ich noch drauf war, ich verbiege mich nicht, weil mein Kopf denkt, aber heute muss ich dann noch etwas posten. Heute muss ich noch ein Output liefern.
Wenn das nicht aus mir herauskommt, dann lasse ich es bleiben und natürlich, das könnte man auch überbrücken, also man kann ja auf Social Media Dinge vorbereiten, man kann sich zurückziehen, man muss nicht das Gesicht den ganzen Tag in die Kamera halten.
Aber zyklisch gesehen kann man das in dem Sinne nutzen auch von einem inneren Frühling, das haben so viele Frauen da explodieren die Ideen. Also Brainstorming im inneren Frühling oder einfach ganz, ganz viele neue Ideen, alles notieren, alles.
Ja, und da kann man das im inneren Herbst oder im inneren Winter auch verwenden, wenn nichts aus mir herauskommt, weil ich will gar nicht da draussen sein. Ich will im Wald am Feuer sitzen, ob in echt oder als Sinnbild. Da kann man sich schon auch lieb sein, indem man ein bisschen schlau ist und ein bisschen ehrlich ist. Und nicht nur auf diese Gewohnheit oder aus Druck auf dieses Mitmachen reagiert.
[Alex] Also ich finde schon, dieses Wissen um diese Zyklusphasen kann einem enorm helfen, einfach auch liebevoller zu sich zu sein und zu wissen, okay, mir fällt das jetzt schwer, mich zu präsentieren auf Social Media.
Dann begegne ich mir eher mit Verständnis als mit Disziplin und Druck. Ich meine, das kann ja schon ein Riesengewinn sein für so einen Arbeitsalltag.
[Josianne] Und auch das Abgrenzen, weißt du?
Also da gibt es Zyklusphasen, gerade so kurz vor der Menstruation, während der Menstruation, da siehst du Dinge auf Social Media, die dich triggern oder traurig machen.
Und da ist die Haut einfach nicht so dick. Und also das habe ich schon auch gemerkt, wenn da irgendwie lieblose Kommentare oder gar Angriffe ich habe das wenig erlebt, aber du bekommst es ja mit, was bei anderen auch abgeht oder wenn du das einfach mitliest oder so. Ja, dass ich das echt, echt schlecht ertragen habe und nur schon das zu wissen von aha, es ist nicht dass mit mir irgendetwas nicht stimmt und ich bin gerade so dünnhäutig oder nahe am Wasser gebaut oder aggressiv oder was auch immer, sondern okay, wo bin ich denn in meinem Zyklus? Kann es einen Zusammenhang haben und bin ich dafür verantwortlich und ja, ich bin es für diesen Abstand und zu sagen, hey, meine mentale Gesundheit ist, weiss Gott, millionenmal wichtiger als die Gesundheit von Social Media, wie es den Firmen geht, die das anbieten, diese Apps. Me first.
Da hilft mir das Zyklische wahnsinnig fest, einfach auch um ein bisschen diese Beobachtungsposition einzunehmen und zu sagen, okay, bin ich ehrlich mit mir selber, bin ich smart, bin ich schlau, bin ich mir selber nahe und ich bin mir tatsächlich näher, seit ich nicht mehr auf Social Media bin.
[Alex] Ich habe auch für mich das mittlerweile zum Lebensmotto gemacht, muss ich sagen. Also: Was keine Pause kennt, ist nicht von Dauer.
Das ist ja dieses Zitat von Ovid und ich finde, dass es einfach so wahr. Das zeigt sich immer wieder. Wenn meine Marketingstrategie voraussetzt, dass ich jeden Tag über meine Grenzen gehe, dann werde ich es einfach nicht lange durchhalten.
Aber wenn meine Marketingstrategie Pausen mitdenkt und Auszeiten mitdenkt und Rückzug mitdenkt, dann werde ich es vermutlich auch über die nächsten Jahre gut aushalten können.
Und ich glaube, das ist so der Grund, warum Social Media für mich nicht funktioniert hat und dann vielleicht für dich nicht funktioniert hat. Und vielleicht erkennt sich da ja jemand auch wieder und denkt jetzt, okay, ich bin vielleicht nicht ganz so ein Alien, wie ich immer dachte.
[Josianne] Genau, ganz genau.
[Alex] Abschließende Frage, wenn jetzt jemand ebenfalls überlegt, vielleicht Social Media zu verlassen, auch als Selbstständige, auch als Online-Unternehmerin, gibt es so von deinen Erfahrungen einen Tipp, den du mitgeben könntest? Was hättest du denn vorher gewusst vielleicht?
[Josianne] Hm. Mit welchen Menschen, dass ich austauschen kann, um diesen Marketingmuskel wieder ein bisschen mehr zu trainieren.
Also das war für mich echt so eine, auch ein bisschen eine mühsame Suche, sage ich jetzt mal. Also auch eine spannende Suche, aber so, was mache ich denn jetzt? Ich fühlte mich so ein bisschen verloren von, oh, jetzt fällt Social Media weg, jetzt werde ich vergessen.
Und da hätte ich mir gewünscht, wirklich ein bisschen mehr Futter zu haben, auch für meine Selbstständigkeit, wo ich so wie Referenz gehen kann oder nachlesen kann, jetzt in deinem Buch, wenn das schon zwei, drei Jahre vorher erschienen wäre, wäre es eine Bibel gewesen für, okay, was mache ich denn jetzt? Was mache ich denn jetzt? Genau. Also von dem her, wenn jemand so einen Ausstieg andenkt, ja, vielleicht wirklich diese Erfahrung, vielleicht ist es kein Tipp, vielleicht ist es einfach diese Erfahrung von, selbstverständlich kann Business gut weitergeführt werden ohne Social Media.
Und man darf oder soll sich den Austausch suchen, sich informieren, alles drüber lesen und dann seine ganz eigene Form auch finden von Marketing, die auch Freude macht. Wenn es Freude macht, ist es auch nachhaltiger.
[Alex] Ja. Ja, das sind auch schöne Abschlussworte. Josianne, ich danke dir herzlich, dass du heute hier warst und deine Geschichte erzählt hast. Ich fand es total spannend. Und übrigens, die Blogartikel, die ich erwähnt habe, die sind ganz, ganz witzig zu lesen teilweise. Also großer Lesetipp von mir.
Die verlinke ich dann natürlich in den Shownotes. Und ja, ich sage vielen, vielen Dank und freue mich. Vielleicht in zwei, drei Jahren kannst du ja mal wieder erzählen, wie es bei dir in der Zwischenzeit so gelaufen ist. Ich würde mich freuen.
[Josianne] Das würde ich sehr gerne machen. Ich danke dir, Alex.
Shownotes
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