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Hier dreht sich alles um wertebasiertes Marketing ohne Social Media, Psychotricks und das übliche Marketing-Blabla.
Wie du einen Onlinekurs ohne „Höher, schneller, weiter“-Denke erstellst
Dies ist ein Gastartikel von Katharina Grad. Als Medienpädagogin und E-Learning-Coach begleitet Katharina Grad Selbstständige dabei, Onlinekurse bewusst, achtsam und menschlich zu erstellen. Im Gastartikel geht es darum, wie Selbstständige Onlinekurse ohne die „Höher, schneller, weiter“-Denke erstellen können.
Dies ist ein Gastartikel von Katharina Grad. Als Medienpädagogin und E-Learning-Coach begleitet Katharina Grad Selbständige dabei, Onlinekurse bewusst, achtsam und menschlich zu erstellen. Ihr liegt es am Herzen, Wissen nachhaltig weitergegeben wird und Lernen zu einer angenehmen Erfahrung zu machen. Dafür hat sie ihr Slow-eLearning-Konzept entwickelt, das auf der Idee der Slow-Bewegung aufbaut: einer bewussten Entschleunigung zu Gunsten der Qualität.
Ich bin ein bisschen wie Hermine Granger.
Ok. Sogar ziemlich viel.
Ich liebe es zu lernen.
Das ist für mich eine der schönsten Sachen auf dieser Welt.
Wenn ich etwas lernen kann, habe ich die Möglichkeit, anders auf die Welt zu blicken, mein Verständnis für die Dinge zu erweitern oder auf einmal Sachen selber zu können, von denen ich vorher nur geträumt habe.
Für diese Art von Lernen ist „höher, schneller, weiter“ ein Problem, weil es das Verstehen, Behalten und Anwenden der Lerninhalte erschwert.
Warum das so ist, erkläre ich dir in diesem Artikel.
Anschließend zeige ich dir, wie du dein Wissen mit einem Onlinekurs nachhaltig weitergeben kannst.
So kannst du das in den Vordergrund stellen, worauf es wirklich bei einem nachhaltigen Lernprozess ankommt: dass die Lernenden auch etwas mit dem anfangen können, was sie neu lernen. Damit es nicht nur leere Informationsbrocken bleiben, sondern dass das Gelernte in ihrem Alltag spürbar wird.
Wie sieht „höher, schneller, weiter“ bei einem Onlinekurs aus?
„Höher, schneller, weiter“ ist das Streben nach immer mehr.
Immer mehr erreichen; immer bessere Ergebnisse erzielen; mehr Umsatz machen; schneller und effizienter arbeiten.
Dadurch entsteht Stress.
Stress, dass es so, wie es ist, nicht gut genug ist. Dass unsere Leistung nicht gut genug ist.
„Höher, schneller, weiter“ ist das Gefühl, immer mehr machen zu müssen.
Der Fokus wird eng und richtet sich nur noch auf das vermeintliche Ziel.
Es entsteht ein Tunnelblick. Wir sehen nur noch, was wir unbedingt erreichen wollen. Nein, erreichen müssen!
Bei einem Onlinekurs kann sich „höher, schneller, weiter“ auf verschiedene Weisen zeigen.
Möglichst viel Inhalt
„Höher, schneller, weiter“ kann der Versuch sein, möglichst viele Inhalte in einen Kurs zu packen, um den umfassendsten Kurs zu einem Thema zu erstellen.
Frei nach dem Motto „Viel hilft viel“ wird dabei alles, was auch nur entfernt mit dem Kursthema zu tun hat, in den Onlinekurs hineingenommen.
Bei so einer Masse an Informationen geht der rote Faden sehr schnell verloren, weil sich das Thema in verschiedenste Richtungen auffächert.
Lernende verlaufen sich leicht in dem Themen-Dschungel und können nur schwer unterscheiden, welche Informationen jetzt für sie wirklich wichtig sind.
Zusätzlich steigt dadurch die Gefahr, dass das Gehirn die vielen neuen Informationen nicht richtig einordnen kann, da der notwendige Überblick über das Thema fehlt.
Die Folge: Die Lernenden können sich später nur sehr schlecht an die Kursinhalte erinnern und es fällt ihnen schwer, das Wissen anzuwenden, weil sie gar nicht so recht wissen, was sie davon brauchen.
Möglichst schnell fertig
„Höher, schneller, weiter“ kann auch der Versuch sein, mit dem Onlinekurs möglichst schnell fertig zu werden. So wenig Zeit wie möglich mit der Erstellung zu verbrauchen.
Mit einem gut skalierbaren Angebot soll damit schnell passives Einkommen generiert werden.
Bei der Kurserstellung wird dabei ein bestimmtes Thema ausgewählt und dann eine Information an die nächste gereiht.
Vielleicht noch ein kleines Beispiel dazu, eine kurze Aufgabe in einem Workbook. Und schon geht es weiter zum nächsten Thema.
Wenn der Kurs möglichst schnell fertig werden soll, ist nicht die Zeit da, die Inhalte mit der notwendigen Tiefe aufzubereiten und auf die Schwierigkeiten der Lernenden einzugehen.
Das Kursthema wird zwar oberflächlich weitergegeben, aber es fehlt das, was es wirklich greifbar macht und wodurch Zusammenhänge deutlich werden.
Für die Lernenden ist es dadurch schwierig, die neuen Informationen gut zu verstehen und auf ihre individuelle Situation zu übertragen.
Am Ende des Kurses verfügen sie zwar theoretisch über das notwendige Wissen – wissen aber nicht, was sie damit anfangen sollen.
Möglichst schnell Lernergebnisse
„Höher, schneller, weiter“ kann auch der Versuch sein, die Lernenden unter dem Deckmantel der Motivation möglichst schnell zu einem Lernziel bringen zu wollen.
Dazu wird in möglichst kurzer Zeit eine Unmenge an Inhalten vermittelt.
Gleichzeitig haben solche Kurse auch oft einen sehr straffen Zeitplan, der die Lernenden antreibt, schneller zu machen (zum Beispiel durch sehr eng getaktete Live-Termine).
Dabei schränken Stress und Druck unsere kognitiven Ressourcen ein.
Unser Gehirn beschäftigt sich mit der wahrgenommenen Bedrohung, wie beispielsweise dem Zeitmangel – und die Kapazität fürs Lernen wird geringer.
Zusätzlich kann unser Gehirn nur eine bestimmte Menge an Informationen auf einmal verarbeiten. Der Rest wird gleich in den mentalen Papierkorb geschmissen.
Um sich langfristig etwas Neues zu merken, reicht es auch nicht, sich die Sachen einmal anzuschauen. Vielmehr müssen sich die Lernenden damit auseinandersetzen und die Inhalte wiederholen oder anwenden.
Dafür ist aber in solchen Kursen kaum Zeit vorgesehen, was dafür sorgt, dass das, was gelernt wird, auch schnell wieder vergessen ist.
Das alles kann für viel Frust bei den Lernenden führen und es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie diesen Kurs weiterempfehlen.
Durch „höher, schneller, weiter“ verschwindet das, was einen nachhaltigen Wissenstransfer ermöglicht.
Es fehlt der Raum für eine tiefe, individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema.
In der Musik heißt es: Musik ist das, was zwischen den Tönen passiert.
Beim Lernen ist es ähnlich: Lernen ist das, was zwischen den neuen Informationen geschieht.
Ein nachhaltiger Wissenstransfer ist viel mehr als die Weitergabe von Informationen.
Nachhaltiges Lernen heißt, Wissen so weiterzugeben, dass du damit auch wirklich etwas anfangen kannst.
Dass in deinem Leben durch das neue Wissen eine Veränderung spürbar wird, weil du es verstehst und auch anwenden kannst.
Um einen nachhaltigen Wissenstransfer zu ermöglichen, lohnt es sich, bewusst aus dem „Höher, schneller, weiter“-Hamsterrad auszusteigen und einen langsameren Weg zu wählen.
Mir ist bewusst, dass ‚langsam‘ im deutschen Sprachgebrauch eher negativ besetzt ist, gerade von den Menschen, die nach „höher, schneller, weiter“ streben.
In diesem Text verwende ich deshalb den Begriff ‚Langsamkeit‘ auch als bewussten Gegenpol zu „höher, schneller, weiter“.
Langsamkeit ist für mich eine Einstellung: Du entscheidest dich dafür, das, was du tust, bewusst und achtsam zu tun. In der Zeit, die es eben braucht.
Ganz im Sinne der Slow-Bewegung (wie bei Slow Food oder Slow Life) geht es um eine bewusste Entschleunigung zu Gunsten der Qualität.
Daher nenne ich diese Art von Langsamkeit für die Onlinekurs-Gestaltung auch Slow-eLearning.
Was heißt es, einen Onlinekurs langsam zu gestalten?
Langsamkeit bedeutet hier ein grundlegendes Umdenken:
Weg von einer reinen Informationsweitergabe hin zur Ausrichtung auf ein tiefes Verstehen, ein langfristiges Behalten und eine individuelle Anwendung der Kursinhalte.
Langsamkeit bedeutet zuallererst, eine bewusste Entscheidung für einen Onlinekurs zu treffen.
Zu überlegen, ob du gerade die Zeit und Energie hast, einen Onlinekurs so zu gestalten, dass er die Lernenden nicht einfach nur für eine Zeit lang beschäftigt, sondern ihnen wirklich weiterhilft.
Eine bewusste Entscheidung für einen Onlinekurs ist ein Zeichen der Wertschätzung für die Zeit, die andere Menschen aufwenden, um sich mit unseren Sachen zu beschäftigen.
Auf diese Weise können wir wertschätzend mit der Zeit anderer umgehen und damit auch Asteya in unserer Selbständigkeit praktizieren.
Langsamkeit bedeutet auch, die Lernenden mit ihren Bedürfnissen in den Vordergrund zu stellen.
Die Aufgabe eines Onlinekurses ist es, die Lernenden von einer bestimmten Ausgangssituation abzuholen und sie zu einem Lernziel zu begleiten – statt: alle Informationen zu einem Thema zur Verfügung zu stellen.
Wenn du weißt, welches Vorwissen die Lernenden mitbringen und was sie mit dem Kurs erreichen wollen, dann hilft dir das, die relevanten Informationen für deinen Onlinekurs auszuwählen.
Die Lernenden mit ihren Bedürfnissen in den Vordergrund zu stellen bedeutet auch, die Zeit zwischen den neuen Informationen genauso wertzuschätzen und aktiv zu gestalten wie den Informationsinput selbst.
Im Dazwischen ist der Raum für Übungen, Beispiele, Wiederholungen, Anwendungsaufgaben oder Impulse, die zum Nachdenken anregen.
Oder auch einfach Zeit, um die neuen Informationen ankommen zu lassen. Sie im Kopf auszuprobieren und sich mit ihnen vertraut zu machen.
Du kannst die Lernenden dabei unterstützen, sich individuell mit den Kursinhalten auseinanderzusetzen. Und sie können für sich selbst überprüfen, inwiefern das Gelernte für sie und ihre Situation stimmig ist.
Langsamkeit bedeutet, die Kursinhalte sorgfältig zu erstellen und auszuwählen.
Für dich heißt das, die Formate und Medien zu nutzen, mit denen du gut kommunizieren kannst.
Schreibe, wenn du gerne schreibend dein Wissen weitergibst.
Erstelle Videos, wenn du dich dabei wohlfühlst, in eine Kamera zu sprechen.
Oder variiere die Formate so, wie es sich für dich stimmig anfühlt und es für dein Thema passt.
Genauso, wie du auch schreibend sichtbar werden kannst, kannst du auch schreibend einen Onlinekurs erstellen.
Texte, Videos oder Workbooks sind nur Hilfsmittel, mit denen du dein Wissen weitergeben kannst.
Viel entscheidender als das Format ist die Qualität deiner Inhalte.
Dazu gehört:
ein klarer roter Faden
eine durchdachte Wortwahl
der notwendige inhaltliche Tiefgang mit Fokus auf das Thema
alle Informationen gut zu recherchieren und auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.
Mit sorgfältig erstellten Materialien erleichterst du es den Lernenden, dein Thema zu verstehen, weil sie sich so direkt zu den wichtigen Informationen und Zusammenhängen finden.
Langsamkeit bedeutet, gut auf dich zu achten.
Einen Onlinekurs zu erstellen, kann ganz schön fordernd sein und auch einiges an Zeit und Energie in Anspruch nehmen.
Genauso wie du auf die Bedürfnisse der Lernenden achtest, behältst du auch deine eigenen Bedürfnisse gut im Blick.
Zum Beispiel, indem du genug Zeit für die Kurserstellung einplanst.
Es kann auch hilfreich sein, während du an deinem Onlinekurs arbeitest, liebevoll mit inneren Antreibern und Kritikern umzugehen, die versuchen, dich wieder in das „Höher, schneller, weiter“-Hamsterrad hineinzuschubsen.
Einen langsameren Weg zu wählen, kann sich erst einmal seltsam und fremdartig anfühlen, weil wir von so vielen Seiten von „höher, schneller, weiter“ umgeben sind, aber es lohnt sich.
Diese positiven Effekte hat Langsamkeit für deinen Onlinekurs
Wenn du deinen Onlinekurs mit dieser Art von Langsamkeit erstellst, holst du deine Lernenden genau da ab, wo sie gerade stehen, und begleitest sie Schritt für Schritt zu ihrem Lernziel.
Anstatt sie mit einer Informationsflut zu überrollen, bekommen sie in deinem Onlinekurs nach und nach die Infos, die sie wirklich brauchen.
Dadurch wird es leichter, dem Kursverlauf zu folgen und die Inhalte zu verstehen.
Sie werden dabei begleitet, sich mit dem Neuen auseinanderzusetzen und herauszufinden, wie sie das Gelernte umsetzen und anwenden können.
Das Gedächtnis ist weder im Stress-Modus durch Zeitdruck noch überlastet durch ein Zuviel an Informationen, sondern arbeitet im eigenen Rhythmus.
So kann in deinem Onlinekurs Raum entstehen.
Raum für eine echte Auseinandersetzung mit den Kursthemen.
Raum für Verstehen.
Raum für Nachdenken.
Raum für Veränderung und Entwicklung.
Statt die Menschen einfach nur mit Informationen zuzuballern, die sie kurze Zeit später wieder vergessen haben, können so Onlinekurse entstehen, die das Leben von Menschen bereichern.
Statt sie nur für eine gewisse Zeit zu beschäftigen, können sie dabei helfen, eine tatsächliche Veränderung zu erreichen.
Aber dafür brauch ich doch unendlich viel Zeit, oder?!
Tatsächlich ist oft das Gegenteil der Fall.
Wenn du erstmal einen Schritt zurücktrittst, und dein Onlinekurs-Projekt bewusst und achtsam angehst, dann brauchst du dadurch unterm Strich sogar oft weniger Zeit, weil du
durch eine klare Kursstruktur genau weißt, was in den Onlinekurs hinein kommt und gut den Überblick behältst.
nur Materialien erstellst, die den Lernenden auf dem Weg zu ihrem Lernziel weiterhelfen.
genug Kapazitäten hast, den Onlinekurs konzentriert und in Ruhe bewusst zu gestalten.
Genau wie Hermine Granger bin ich davon überzeugt, dass Wissen und Lernen etwas Wunderbares sind.
Fangen wir also an, Onlinekurse langsam, bewusst, achtsam und menschlich zu erstellen und uns aus dem „Höher, schneller, weiter“-Hamsterrad zu befreien.
Dann ist mit deinem Onlinekurs eine Veränderung möglich. Durch das, was du Gutes in diese Welt weiterzugeben hast.
Wie wir „Asteya“ (Nichtstehlen) in unserer Selbstständigkeit praktizieren können
Im Yoga gibt es ein Prinzip, das sich „Asteya“ nennt. Asteya bedeutet Nichtstehlen. Was dieses Yogaprinzip mit Selbstständigkeit und Marketing zu tun hat? Alles oder nichts, es ist unsere Entscheidung. Hier sind einige Ideen, wie wir Asteya – das Nichtstehlen – in unserer Selbstständigkeit praktizieren können.
Im Yoga gibt es ein Prinzip, das sich Asteya nennt.
Asteya bedeutet Nichtstehlen.
Was dieses Yogaprinzip mit Selbstständigkeit und Marketing zu tun hat? Alles oder nichts, es ist unsere Entscheidung.
Hier sind einige Ideen, wie wir Asteya – das Nichtstehlen – in unserer Selbstständigkeit praktizieren können:
#1 Asteya als Nichtstehlen von Zeit
Asteya könnte bedeuten: ein Nichtstehlen von Zeit.
Wir könnten aufhören, zu spät zu Meetings zu kommen und Menschen unnötig warten zu lassen. Wir könnten anfangen, pünktlich zu sein.
Vielleicht könnten wir auch ein paar Minuten früher zu unseren Terminen erscheinen, uns kurz sammeln, zur Ruhe kommen, uns fokussieren, sodass wir nicht unnötig Zeit vom Gegenüber nehmen und direkt starten können.
Vielleicht könnten wir sogar vorausdenken und Störungen oder kleinere „Notfälle“ antizipieren. Die Türklingel. Das Telefon. Wir könnten sie ausstellen. Wir könnten Stift und Papier bereitlegen. Uns ein Glas mit Wasser auffüllen. Sodass alles bereit steht, sollten wir es brauchen.
Wir könnten großzügiger und realistischer unsere Termine planen. Lieber ein ehrliches „Nein, das schaffe ich an dem Tag nicht“ als immer nur „Ja, ja, ja“.
Wir könnten aufhören, Menschen Lebenszeit zu stehlen, indem wir unnötig (!) lange Texte schreiben. Oder Newsletter aus einem Gefühl des Müssens verschicken, obwohl wir gerade eigentlich gar nichts zu sagen haben.
Wir könnten anfangen, Texte zu schreiben, die wirklich etwas bedeuten. Die das Leben von anderen Menschen bereichern, die das Internet nicht (nur) zu einem volleren, sondern zu einem besseren Ort machen.
Vielleicht könnten wir uns auch darin üben, auf den Punkt zu kommen. Wir könnten auch mal kürzere E-Mails, kürzere Blogartikel, kürzere Newsletter schreiben und Menschen damit zeigen, dass wir ihre Zeit wertschätzen.
Wir könnten auf unserer Kontaktseite Fragen antizipieren und sie beantworten.
Alles Möglichkeiten, Asteya – das Nichtstehlen von Zeit – in unserer Selbstständigkeit zu praktizieren.
#2 Asteya als Nichtstehlen von Ideen
Asteya könnte bedeuten: ein Nichtstehlen von Ideen.
Wir könnten darauf achten, Ideen von anderen nicht als unsere eigenen auszugeben und uns nicht mit fremden Federn schmücken.
Wir könnten es uns zur Gewohnheit machen, Quellen anzugeben, Zitate als solche zu markieren. Transparent damit zu sein, woher unser Wissen kommt.
Vielleicht könnten wir uns sogar darin üben, weniger auf andere zu gucken und mehr in uns. Uns immer wieder daran erinnern, dass unsere eigenen Ideen gut genug sind.
Wir könnten die Botschaften teilen, die Texte schreiben, die Produkte anbieten, die wir wollen – und nicht weil „man“ es so macht.
Alles Möglichkeiten, Asteya – das Nichtstehlen von Ideen – in unserer Selbstständigkeit zu praktizieren.
#3 Asteya als Nichtstehlen von Geld
Asteya könnte bedeuten: ein Nichtstehlen von Geld.
Wir könnten aufhören, danach zu streben, was uns jemand nicht freiwillig gibt.
Wir könnten aufhören, „Sales Funnel“ auszutüfteln, „Erfolgsversprechen“ und „Geheimformeln“ anzupreisen, mit künstlicher Verknappung zu arbeiten. Wir könnten aufhören, mit Freebies und anderen „Lockmitteln“ Menschen in unsere Programme „hineinzufunneln“.
Wir könnten anfangen, Menschen die Zeit für ihre Kaufentscheidung zu lassen, die sie brauchen. Geduldig sein.
Alles Möglichkeiten, Asteya – das Nichtstehlen von Geld – zu praktizieren.
#4 Asteya als Nichtstehlen von Aufmerksamkeit
Asteya könnte bedeuten: ein Nichtstehlen von Aufmerksamkeit.
Wir könnten aufhören, Belanglosigkeiten auf Social Media zu teilen. Täglich zu posten, unser Gesicht in den Storys zu zeigen, nur um den Algorithmus bei Laune zu halten. (Und nicht, weil wir gerade etwas zu sagen haben.)
Wir könnten anfangen, Benachrichtigungen auszustellen, bevor wir in ein Meeting gehen. E-Mails, Messenger, Instagram.
Wir könnten Familienmitgliedern Bescheid sagen, dass wir nun für zwei Stunden in einem Zoom-Meeting und nicht verfügbar sind. Wir könnten den Menschen, mit denen wir uns gerade online treffen, Ungestörtheit schenken. Einen geschützten Raum ohne Ablenkungen schaffen.
Vielleicht könnten wir sogar anfangen, unsere eigene Aufmerksamkeit nicht zu stehlen, indem wir stundenlang sinnlos durch Social-Media-Feeds scrollen. Wir könnten anfangen, unsere Handlungen mit einer Intention zu begehen. Uns in Bewusstsein zu üben.
Alles Möglichkeiten, Asteya – das Nichtstehlen von Aufmersamkeit – in unserer Selbstständigkeit zu praktizieren.
#5 Asteya als Nichtstehlen von Vertrauen
Asteya könnte bedeuten: ein Nichtstehlen von Vertrauen.
Wir könnten aufhören, unrealistische Versprechungen zu geben. Ergebnisse, die nur vom kleinsten Teil unserer Kund*innen erreicht werden und für den überwiegenden Teil niemals Realität wird.
Wir könnten darauf achten, ehrlich zu sein, wenn wir über unsere Produkte und Angebote sprechen. Uns darin zu üben, (noch) klar(er) zu kommunizieren.
Wir könnten uns darin üben, transparent zu sein. Es explizit zu sagen, wenn nicht wir es sind, die eine Supportgruppe betreuen, sondern ein Teammitglied.
Wir könnten anfangen, selektiver mit unserem Ja zu sein. Wir könnten es uns zur Gewohnheit machen, öfter Nein zu sagen, um nicht mitten in einem Projekt wieder einen Rückzieher zu machen und so das Vertrauen, das Menschen in uns gesetzt haben, zu enttäuschen.
Vielleicht könnten wir sogar aus dem „Mehr ist immer besser“-Wahn aussteigen und wieder auf Qualität setzen. Wir könnten uns vornehmen, nicht mehr zu kommunizieren, sondern deutlicher. Vor allem, wenn wir über unsere Produkte und Angebote sprechen.
Alles Möglichkeiten, Asteya – das Nichtstehlen von Vertrauen – in unserer Selbstständigkeit zu praktizieren.
#6 Asteya als Nichtstehlen von Selbstvertrauen
Asteya könnte bedeuten: ein Nichtstehlen von Selbstvertrauen.
Wir könnten aufhören, unser Marketing so zu gestalten, dass wir andere Menschen als Mangelwesen inszenieren. Wir könnten aufhören, Frauen systematisch einzureden, dass sie nicht gut genug sind, und dass sie unbedingt unser Programm brauchen, um ein vollständiger, glücklicher Mensch zu werden.
Wir könnten Schluss damit machen, künstlich einen Bedarf zu wecken, wo keiner ist. Wir können aufhören, uns im Marketing auf die „Pain Points“ zu fokussieren. So lange in den Wunden der Menschen rumzubohren, bis sie taub werden.
Wir könnten anfangen, in unserem Marketing Selbstvertrauen zu schenken und Frieden zu stiften.
Alles Möglichkeiten, Asteya – das Nichtstehlen von Selbstvertrauen – in unserer Selbstständigkeit zu praktizieren.
#7 Asteya als Nichtstehlen von Energie
Asteya könnte bedeuten: ein Nichtstehlen von Energie.
Wir könnten uns darin üben, mitzudenken. Jemandem, der einen Gastartikel von uns veröffentlicht, nicht nur den Text, sondern gleich ein paar Fotos zur Auswahl mitzuschicken. Für Treffen nicht nur einen Termin anzubieten, sondern mehrere.
Wir könnten aufhören, Standardmails mit Standardanfragen mit der Gießkanne auszuschütten und so Menschen, die gar nicht zu uns und unserem Anliegen passen, unnötig Energie zu rauben. Wir könnten uns öfter daran erinnern, dass jedes Wort, jede Mail, jeder Post, jeder Text das Leben eines anderen Menschen beeinflusst.
Alles Möglichkeiten, Asteya – das Nichtstehlen von Energie – in unserer Selbstständigkeit zu praktizieren.
#8 Asteya als Nichtstehlen von Rechten
Asteya könnte bedeuten: ein Nichtstehlen von Rechten.
Wir könnten aufhören, nicht gesetzeskonforme Geschäftspraktiken mit Wachstum und Umsatz zu legitimieren.
Wir könnten mehr darauf achten, die Rechte, die Menschen in der Zusammenarbeit mit uns haben, zu wahren. Das Widerrufsrecht. Das Datenschutzrecht. Das Recht auf alle notwendigen Informationen vor dem Kaufvertrag.
Alles Möglichkeiten, Asteya – das Nichtstehlen von Rechten – in unserer Selbstständigkeit zu praktizieren.
#9 Asteya als Nichtstehlen von unserer Unterstützung
Und schließlich könnte Asteya bedeuten: ein Nichtstehlen unserer Unterstützung.
Wir könnten aufhören, Menschen unserer Hilfe und Unterstützung zu berauben. Wir könnten uns entscheiden, den Text zu veröffentlichen, das Angebot zu erstellen, sichtbar zu sein.
Wir könnten aufhören, unser Licht unter den Scheffel zu stellen.
Wir könnten anfangen, unser Wissen, unsere Talente und Fähigkeiten mit der Welt zu teilen. Die eigenen Talente nicht vorenthalten. Geben, was wir zu geben haben. Es nicht mehr verstecken.
Hier sind noch einmal die Möglichkeiten, Asteya in unserer Selbstständigkeit zu praktizieren:
pünktlich sein
früher zu Terminen kommen und uns kurz auf den Termin einstimmen
Störungen und kleine Notfälle antizipieren und uns darauf vorbereiten
großzügiger und realistischer Termine planen
öfter nein sagen
Texte mit klarer Botschaft schreiben statt aus einem Gefühl des Müssens
kürzere Mails, Newsletter und Blogartikel schreiben
auf der Kontaktseite Fragen antizipieren und beantworten
Ideen von anderen nicht als eigene ausgeben
Quellen angeben und Zitate als solche markieren
an eigenen Ideen und Themen orientieren statt daran, was „man“ zu tun hat, wenn „man“ selbstständig ist
nicht danach streben, was uns jemand nicht freiwillig gibt
Sales Funnel, Freebies und andere Lockmittel hinterfragen
Menschen Zeit für ihre Kaufentscheidung lassen
uns in Geduld üben
Benachrichtigungen ausstellen, bevor wir in ein Meeting gehen (E-Mails, Messenger, Instagram)
Familienmitgliedern Bescheid geben, dass und wie lange wir nicht gestört werden sollten
Handlungen mit einer Intention begehen
realistische Ergebnisse im Marketing versprechen
ehrlich und transparent über unsere Angebote und Produkte sprechen (zum Beispiel dass ein Teammitglied die Supportgruppe des Kurses betreut und nicht wir)
selektiver mit unserem „Ja“ sein
auf Qualität in der Kommunikation setzen: nicht mehr, sondern klarer kommunizieren
Selbstvertrauen schenken und Frieden stiften, statt Menschen systematisch einzureden, dass sie nicht gut genug sind
mitdenken (zum Beispiel nicht nur Text, sondern gleich Fotos mitschicken, wenn wir einen Gastartikel einreichen)
individuelle, maßgeschneiderte Anfragen verschicken statt Standardanfragen mit der Gießkanne auszuschütten
Rechte, die Menschen in der Zusammenarbeit mit uns haben, wahren (zum Beispiel Widerrufsrecht, Datenschutzrecht etc.)
die Welt nicht unserer Talente und Fähigkeiten berauben, sondern das, was wir können und wissen, mit der Welt teilen
Ich wurde zu diesem Blogartikel durch folgende Artikel inspiriert:
Die fünf Yamas und unser Umgang mit der Umwelt
The Yamas: Asteya – non-stealing
Yogasutra 1x1: Asteya – die Kunst der eigenen Fülle
How to practice Asteya – nonstealing of others’ time – in your work and everyday life
Themenwünsche?
Wenn dir ein wichtiges Thema im Blog fehlt, sag mir gerne Bescheid. Ich freue ich mich auf deine Nachricht.