Social-Media-frei

Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies


Mock-up eines Smartphones mit dem Podcast ‚Social-Media-frei‘ von Alexandra Polunin – Folge: „Ein kritischer Blick auf Social-Media-Coaches“

Worum geht’s?  

In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.

Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.

Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!

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Interview, Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin Interview, Marketing ohne Social Media Alexandra Polunin

Endgegner Über-mich-Seite? Interview mit Margot Maric

In dieser Podcastfolge habe ich die Marketingberaterin und Storytelling-Expertin Margot Maric zu Gast. Ich habe sie in meinem Buch „No Social Media!“ zu Über-mich-Seiten interviewt. Und genau darüber werden auch noch mal in dieser Podcastfolge sprechen, über den Endgegner Über-mich-Seite.

 

In dieser Podcastfolge habe ich die Marketingberaterin und Storytelling-Expertin Margot Maric zu Gast. Ich habe sie in meinem Buch „No Social Media!“ zu Über-mich-Seiten interviewt. Und genau darüber werden auch noch mal in dieser Podcastfolge sprechen, über den Endgegner Über-mich-Seite.

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Warum ist die Über-mich-Seiten die beliebteste Seite einer Website?

[Alex] Ja, hallo Margot. Wenn ich mir die Zahlen angucke auf meiner Website, dann gehört meine Über-mich-Seite zu den beliebtesten Seiten überhaupt auf meiner Website. Damit bin ich doch nicht alleine, oder?

[Margot] Nee, zumindest ist es bei mir genauso. Das stimmt.

[Alex] Das ist schon mal gut.

[Margot] Aber wenn wir nochmal überlegen, wie wir auf Webseiten unterwegs sind, wundert mich das auch gar nicht, dass es bei dir und bei mir so ist.

[Alex] Ja, nämlich, wie sind wir unterwegs?

[Margot] Also ich würde sagen, wir suchen erstmal nach einem Thema und nach der Lösung für ein Problem, die wir haben wollen. Wenn wir vielleicht ganz viele finden, wollen wir so ein Gefühl dafür bekommen, wer steckt denn eigentlich dahinter? Wie tickt die Person? Kann sie uns vielleicht helfen?

[Alex] Ja, warum haben denn Menschen so ein Faible für Über-mich-Seiten? Was macht so ihren Reiz für dich aus? Warum lesen wir die so gerne?

[Margot] Ja, also das ist das, was ich gerade schon gesagt habe, glaube ich, dass wir gerade in der Online-Welt, die sehr manchmal hochpoliert, ein bisschen gefaket oder auch sehr anonym wirken kann, nach Beweisen oder kleinen Hinweisen suchen, die uns helfen würde, Vertrauen aufzubauen.

Und zum anderen vielleicht auch, weil, glaube ich, auch im Zeitalter der Digitalisierung und des KI und so weiter vielleicht die Sehnsucht nach Menschlichkeit auch immer größer wird und wir das schon schön finden, wenn wir zum Beispiel wissen: Andere strugglen auch, bei denen läuft es auch mal nicht glatt oder die hatten vielleicht auch mal ein ähnliches Problem, das wir selbst auch haben, das die gelöst haben, dass wir wirklich die Sehnsucht haben, uns mit Menschen zu verbinden und dafür ist die Über-Mich-Seite sehr gut geeignet.

[Alex] Wobei, wenn ich so überlege, als ich mich selbstständig gemacht habe, da war es 2015, 2016, da habe ich auch schon Über-Mich-Seiten gerne gelesen, also auch schon vor KI. Vielleicht ist es ja auch so ein, weiß ich nicht, zutiefst menschliches Bedürfnis, da zu gucken, wer ist da, ist da eine Verbindung möglich? Also vielleicht ist das so ein, ja, vielleicht zeichnet uns das als Menschen aus, dass wir uns dafür so interessieren, glaubst du nicht?

[Margot] Absolut. Doch, das glaube ich auch. Ich mache ja auch Storytelling und da finde ich, gerade wenn wir auf der Über-mich-Seite auch mit einer Geschichte daherkommen, das wird mir auch sehr oft zurückgespiegelt, dass das Menschen einfach verbindet. Da hast du recht.

[Alex] Ja, da werden wir gleich nochmal darauf zu sprechen kommen. Vorneweg vielleicht, welchen Zweck erfüllt so eine Über-Mich-Seite überhaupt? Also warum ist sie so wichtig aus einer Marketing-Perspektive, aus einer strategischen Perspektive?

[Margot] Die ist tatsächlich, finde ich, oft der erste Schritt, wenn wir in eine Kundenreise in die Beziehungsphase reingehen. Also wenn jemand nach einem Thema sucht, wird er vermutlich nicht auf unserer Über-mich-Seite landen, sondern meistens auf der Startseite und manchmal vielleicht auch auf der Angebotsseite.

Dann aber, wenn er denkt, also hört sich schon ganz gut an, aber ich will irgendwie ein Gefühl haben, also nicht nur die Fakten, aha, so könnte die Zusammenarbeit aussehen oder so könnte das Produkt aussehen, Gruppenprogramm, Onlinekurs, was auch immer das ist. Und ja, und dann ist das oft der erste Schritt, finde ich, in die Beziehungsphase, dass die Leute danach suchen, zu erfahren, welche Haltung hat die Person, welche Geschichte hat die Person und auch, hat sie wirklich auch die Kompetenz und die Expertise, mir zu helfen bei dem, was ich gerade suche.

Warum fällt es vielen Selbstständigen so schwer, ihre Über-mich-Seite zu schreiben?

[Alex] Und das ist auch eigentlich ganz cool, weil ich muss ja gar nicht so, also aus Leserinnen-Sicht, ich muss ja dann gar nicht Kontakt aufnehmen, sondern es ist quasi alles schon da und ich kann das alles lesen und ich als Website-Betreiberin kann mir quasi vorher überlegen, was könnten denn das für Themen sein, die Menschen interessieren.

Meine Beobachtung ist, wie du schon gesagt hast, dass eben super viele Menschen gerne Über-mich-Seiten lesen, es ihnen aber sehr, sehr schwer fällt, eine eigene über mich Seite zu schreiben. Und damit wären wir so beim Thema dieser Podcast-Episode, weil es geht ja um den Endgegner Über-mich-Seite.

Also ich kenne das auch von meinen Kundinnen, dass sie mir sagen, ja, jetzt habe ich schon das und das und das und das geschrieben, aber die Über-mich-Seite, die ist noch da, die heben sie so bis zum Schluss auf, da schlawenzeln sie so drumherum. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass es so vielen Menschen so schwerfällt, eine eigene Über-mich-Seite zu texten?

[Margot] Also in meinen Mentorings zu Website-Texten greife ich da als erstes an, bei der Über-mich-Seite. Also die schreibe ich tatsächlich mit meinen Kundinnen als allererstes, weil ich oft auch das Gefühl habe, ich will jetzt gar nicht sagen, das Schwierigste machen wir am Anfang, aber das ist schon so oft die Basis- und die Fundamentarbeit.

Warum das so schwer ist, ist, glaube ich, weil all unsere inneren Geschichten dann wach werden. Also prinzipiell geht es ja darum, auf der Über-mich-Seite die Persönlichkeit zu zeigen und auch die Expertise zu zeigen. Und ich finde, in beiden Bereichen gibt es oft, ich will jetzt gar nicht sagen Blockaden, aber Widerstände. Zum Thema Expertise ist es oft sowas wie: Kann ich denn so dick auftragen oder kann ich denn schreiben, ich kann das und das wirklich machen, weil eben wir uns so zeigen, wie wir sind und das jetzt fernab der Angebote oder irgendwelche anderen Geschichten, wo wir dann einfach drüber sprechen, ich bin gut und ich glaube, ich kann dir helfen.

Da kann auch so ein Imposter-Syndrom auch wach werden in einem.

Und bei den persönlichen Geschichten ist das oft auch so ein Grad der Verletzlichkeit, mit der ich wirklich nach außen gehen möchte und der ist bei allen Menschen auch verschieden und ja, da ist das oft einfach ein Weg, in sich hineinzuspüren, was ist das, wo sind meine Grenzen, was möchte ich teilen, was möchte ich nicht teilen, was ist mir zu viel, was mache ich gerne und das kann sich auch verändern.

[Alex] Kennst du das auch von dir, als du deine eigene Über-mich-Seite geschrieben hast?

[Margot] Ja, das kenne ich total. Und spannend finde ich auch den Weg meiner Über-mich-Seite. Denn ganz klar, vor vier Jahren, als ich mich selbstständig gemacht habe, ja, da würde ich lügen, wenn ich sagen würde, ich war da mega selbstbewusst und habe total selbstsicher erzählt, dass ich allen helfen kann.

Weil ganz klar, da konnte ich nicht sagen, ich begleite meine Kundinnen bei …, weil ich habe es nicht gemacht, ich habe ja gerade erst gestartet und da hatte ich auf jeden Fall Themen und zum Thema Persönliches zeigen habe ich zwar, ich habe zwar eine ehrliche Story geteilt, die auch bis heute auf meiner Website ist, Aber ich habe die Hintergründe, die auch sehr viel persönlicher waren, wo ich mich verletzlicher gezeigt hätte, die habe ich damals nicht teilen können. Da war ich noch gar nicht soweit.

Und die habe ich tatsächlich letztes Jahr komplett überarbeitet und zeige mich da viel, viel ehrlicher und erzähle da zum Beispiel von meinem Burnout, wo ich vor vier Jahren gar nicht in der Lage war, darüber zu sprechen und schon mal gar nicht auf einer Website zu veröffentlichen.

[Alex] Das finde ich auch nochmal voll den wichtigen Hinweis, also dass sich eine Über-mich-Seite auch so entwickeln darf, weil zum Beispiel meine Über-mich-Seite, die ist ja jetzt fast acht Jahre alt oder so, also seit ich selbstständig bin und ich weiß nicht, wie oft ich sie schon überarbeitet habe, 57 Mal vielleicht, keine Ahnung.

Also wenn man das erste Mal was veröffentlicht, dann ist es vielleicht halt einfach mal ein veröffentlichter Text und man kann ja dann weiter daran arbeiten, richtig? Also das ist ja nicht fertig in dem Sinne, sondern ich kann ja alle paar Monate, alle paar Wochen drauf zurückkommen und gucken, passt es noch, ist es stimmig oder kann ich das vielleicht hier anders machen? Siehst du das dann auch so?

[Margot] Absolut. Und ich finde, das nimmt auch nochmal die Angst, die Seite oder insgesamt die Texte so perfekt zu schreiben. Jetzt sind sie online und genau das, das ist unsere Website, unsere Über-mich-Seite. Wir können da, wenn wir Lust haben, jeden Tag dran. Auch selbst, wenn wir mal einen Mutausbruch haben und etwas veröffentlichen und denken uns zwei Tage später, oh Gott, was mache ich, wenn die Nachbarin das liest, dann kann ich es immer noch runternehmen. Also da passiert nicht so viel.

Wie können wir achtsam mit Widerständen und Blockaden umgehen?

[Alex] Okay, also wenn wir uns bewusst machen, wir müssen keine perfekten Texte schreiben, sie dürfen auch wachsen mit uns. Was können wir denn noch tun, um achtsam mit diesen Blockaden umzugehen?

[Margot] Also wenn sich für eine Person das Veröffentlichen auf der Über-mich-Seite zum Beispiel sehr offiziell anhört und es ihr auch wirklich nicht hilft, wenn ich sage, morgen könntest du es auch verändern, weil die denken, oh Gott, aber das ist jetzt online, das können jetzt alle lesen, könnte sie zum Beispiel auch in kleinen Schritten und in anderen Set-ups versuchen, wie sich das anfühlt, etwas zu teilen.

Also das habe ich auch gemacht und nicht nur in Bezug auf die Inhalte der Über-mich-Seite, sondern mit allem. Also meine Pitches waren am Anfang, also was ich mache, wenn ich gefragt wurde, was ich mache, das habe ich so gefühlt jede dritte Woche verändert und habe dann manchmal mir gedacht, oh Gott, na irgendwie, das bin ich gar nicht oder wie könnte ich das anders formulieren, weil das, ja, das zeichnet keiner auf, das sieht keiner, das kann man nicht screenshotten, das hat man vielleicht auf einem Netzwerktreffen gesagt oder bei einer Kundin gesagt und kann auch oft danach auch erst reinfühlen, ist das so, wie ich rüberkommen möchte? Sind das die Worte, die ich wählen möchte? Und das kann man auch auf der Über-mich-Seite machen, auch zum Beispiel mit den Geschichten, die man erzählt. Das wäre zum Beispiel eine Sache, die mir jetzt gerade einfällt, die helfen würde, sich stufenweise dem anzunähern, dass wir dann so sichtbar werden, wie wir uns auch wirklich damit wohlfühlen.

[Alex] Also du meinst, wenn ich jetzt eine Idee habe für eine Geschichte für die Über-mich-Seite, dass ich die vielleicht erst mal, keine Ahnung, einer potenziellen Kundin erzähle oder in einem anderen Rahmen teile und quasi schon so ein bisschen die Fühler ausstrecke. Was passiert denn, wenn ich diese Geschichte teile? Wie reagieren Menschen darauf? Meinst du das so?

[Margot] Ja, absolut. Also das kann ich auch sagen, das habe ich mit den Burnout-Hintergründen meiner Geschichte auch gemacht, dass die nicht auf meiner Website war, aber dass ich dann, wenn ich irgendwo in einem Workshop war, also das fiel mir irgendwie viel, viel leichter und das war vielleicht in einem kleineren Rahmen, dass ich das geteilt habe und dann einfach gesehen habe, wie geht es mir damit und habe auch gesehen, ach krass, jetzt kann ich viel besser dazu stehen als damals zum Beispiel vor vier Jahren. Und ich habe mich dem so ein bisschen angenähert und letztes Jahr dachte ich mir, das kann ich locker so hinschreiben. Und das ist ein Grad der Verletzlichkeit, mit dem kann ich sehr gut leben. Also das fühlt sich authentisch und auch gut an.

Was muss unbedingt in eine Über-mich-Seite rein?

[Alex] Cool, also wir können in die Geschichten quasi auch reinwachsen, wenn wir uns noch nicht trauen, sie gleich zu teilen. Das ist ein sehr guter Tipp. Wenn wir uns jetzt das Schreiben der Über-mich-Seite angucken, was muss da unbedingt rein, inhaltlich?

[Margot] Also prinzipiell von den Inhalten würde ich eben sagen, die Expertise, also dass die Person, die die liest, möglichst das Vertrauen in unsere Expertise, in unsere Professionalität bekommt.

Und auf der anderen Seite auch die Persönlichkeit, dass die Leserinnen und Leser das Gefühl bekommen, mit wem habe ich es da überhaupt zu tun. Also das von den groben Bereichen.

Ich natürlich als Storytelling-Mentorin finde sehr, sehr gerne oder auch unbedingt eine Geschichte, weil wir uns einfach Geschichten besser merken können, weil wir da auch nochmal das Gefühl vielleicht verstärken können, was wir zu der Person haben.

Und was ich tatsächlich auch sehr, sehr wichtig finde und oft auch sehe, dass das manchmal vergessen wird, weil die Über-mich-Seite „Über mich“ heißt, neigen manche dazu, wirklich von Anfang bis Ende zu schreiben, ich bin die und die, ich habe das und das gemacht, das und das ist mir passiert.

Und was ich da wirklich super wichtig finde, dass wir nochmal den Bezug zum Leser und zu der Leserin herstellen und immer überlegen, bei allem, was wir teilen, ist es relevant? Ist es relevant für denjenigen, der meine Seite besucht und der diesen Text gerade liest?

[Alex] Und gibt es etwas, von dem du sagen würdest, das sollte auf keinen Fall auf eine Über-mich-Seite?

[Margot] Ja, da gibt es Empfehlungen, die ich immer wieder gerne teile, in Bezug tatsächlich auf Achtsamkeit vielen Gruppen gegenüber.

Also zum einen würde ich sagen, wir sollten nicht Sachen teilen, darüber haben wir gerade schon gesprochen, die wir eigentlich nicht teilen wollen. Also wir sollten nie etwas teilen, nur weil wir von jeder Seite hören, wir sollten authentisch sein, wir sollten Geschichten teilen. Sondern wir sollten da schon achtsam mit uns auch umgehen und schon für uns abklären und hineinspüren, kann ich dazu stehen? Und ich muss nicht zu allem stehen.

Was ich oft auch schon gesehen habe, oder oft ist vielleicht übertrieben, was ich manchmal schon gesehen habe auch, dass Geschichten geteilt wurden, wo der „Bösewicht“ der Geschichte so ein bisschen durch den Dreck gezogen wurde. Das bleibt eigentlich auch jedem überlassen, wie detailreich natürlich er eine Geschichte auf einer Über-mich-Seite teilt.

Ich vertrete aber die Meinung oder ermutige meistens dazu, dass wir den Bösewicht ruhig da rauslassen können. So klassischerweise ist das der ehemalige Chef und manchmal auch die Eltern.

Und ich finde, wir brauchen für eine gute Geschichte nicht den Bösewicht. Und ich finde, wir könnten da vielleicht so ein bisschen leichtsinnig über Grenzen anderer latschen. Und ich finde, das brauchen wir nicht für einen guten Über-mich-Seiten-Text.

Und dann eben auch, wie gesagt, Irrelevantes. Manche denken, ach, das ist „Über mich“, dann packe ich jetzt mal den Lebenslauf dazu. Da würde ich auch sagen, also wo ich mein Abi gemacht habe, ist jetzt vielleicht jetzt momentan nicht für die Leute, die auf meine Website kommen, super relevant. Und da würde ich immer mich fragen, ist das jetzt relevant für die anderen?

[Alex] Viele fragen sich ja auch, wie lang so eine Über-mich-Seite werden soll. Was gibst du da immer für Empfehlungen? Weil ich nenne immer keine konkrete Wortzahl, weil das geht gar nicht in meine Augen, oder?

[Margot] Nee, finde ich auch nicht. Ich glaube, meine Über-mich-Seite ist auch so lang, aber da hat sich bisher noch keiner drüber beschwert. Und ich finde, ja, ich nenne auch keine Wortzahl.

Wie schreibe ich authentisch auf meiner Über-mich-Seite?

[Alex] Idealerweise soll so eine Über-Mich-Seite ja auch zeigen, was wir können, aber eben auch, wer wir sind und wie wir ticken. Und wie gelingt jetzt dieser Mix? Also aus einerseits Professionalität, du hast schon gesagt, wir sollten die Expertise zeigen auf einer Über-Mich-Seite, aber eben auch unsere Persönlichkeit. Also, dass wir nicht nur ein weiterer Coach sind, sondern dass uns ja auch was Bestimmtes auszeichnet. Und ich könnte mir vorstellen, dass es ganz vielen Leuten auch sehr schwerfällt, weil es geht da ja auch zum Beispiel um die Sprache. Also, wie rede ich so, dass es nicht so geschwollen klingt und dass ich nicht so viel Fachsprache verwende und Schachtelsätze und so weiter. Was sind da so deine Tipps?

[Margot] Den allgemeingültigen Tipp, den man überall hört, schreibe, wie du sprichst, den finde ich nach wie vor gut. Das ist natürlich nochmal eine Frage, mit wem, aber so wie ich mit meinem Kunden spreche, so darf ruhig meine Website auch sein, finde ich.

Und ich empfehle eigentlich auch immer, die Sachen so runterzuschreiben, wie die einem kommen und dann vielleicht nochmal kritisch nochmal durchzugehen und sich zu fragen, würde ich das zum Beispiel in einem Gespräch, in einem Coaching oder wo drin auch immer einem Kunden gegenüber genauso ausdrücken, würde ich das so machen?

[Alex] Ich glaube, das finde ich auch voll wichtig. Also dass man schreibt und sich nicht von irgendwelchen Mindfucks abhalten lässt zu schreiben. Aber dass man dann eben auch noch mal in die Distanz geht, den Text liegen lässt und sich auch noch mal fragt: Okay, würde ich dass denn wirklich so sagen? Würde ich das denn wirklich so schreiben? Also ich glaube, mit dieser Korrekturrunde und vielleicht noch einer zweiten oder dritten Korrekturrunde kann man auch ganz viel rausholen auf so einem Über-mich-Seiten-Text.

Wie können wir uns denn persönlich zeigen auf einer Über-mich-Seite? Was wären da so typische Möglichkeiten in deinen Augen?

[Margot] Also ein guter Einstieg überhaupt in dieses, was kann ich Persönliches von mir teilen? Also wenn jemand wirklich da eine Blockade hat und vielleicht auch nochmal mit dieser inneren Geschichte kommt, das gehört nicht ins Business und was soll ich denn da schreiben, das interessiert doch niemand oder ja, das ist hier irgendwie irrelevant. Und da empfehle ich auch gerne die Arbeit mit den Werten, weil das oft so ein seichter Einstieg ist, meiner Meinung nach.

Dass irgendwie, wenn man vielleicht nochmal schaut, was sind meine wichtigsten Werte? Da gibt es online auch schöne Tests, die man da machen kann, wo man intuitiv entscheidet, was mir wirklich wichtig ist in meinem Leben. Und da nochmal schaut, wie zeigt sich das vielleicht in meinem Leben oder wie zeigt sich das in meinem Business, warum unterscheide ich mich da von den anderen, ist das oft eine kleine Hürde nochmal in diese authentische und persönliche Sichtbarkeit.

Ansonsten, finde ich, ist natürlich die Geschichte, wenn wir die gut schreiben und auch die schön mit ein paar Details versehen, auch etwas, was einfach einzigartig ist, weil die Geschichte, die gibt es definitiv nicht noch ein anderes Mal ganz genau so, wie sie uns passiert ist oder wie wir sie erlebt haben.

Und was natürlich auch schön ist, sind diese Fun Facts oder Guilty Pleasures, also einfach auch so eine Auflistung.

Also ich finde, bevor einer mit nichts von diesen Sachen rausgehen möchte, ist das etwas, was meistens sehr unverfänglich ist. Dass ich sage, ich weiß nicht, dass ich nur Zartbitter-Schokolade esse oder eigentlich lieber im Garten abhänge als im Café oder was auch immer. Das sind tatsächlich auch Sachen, wo man sagen würde, so ein Shishi gehört das wirklich da drauf. Aber mich sprechen öfter Leute auf die Sachen an, also diese ganzen kleinen Random Facts, die ich da aufgelistet habe.

[Alex] Wobei ich finde, dass man auch manche Sachen so schon sehr häufig hört bei diesen Random Facts. Also ich bin da auch schuldig, weil ich bin natürlich dann auch gerne am Meer und sowas, also diese klassischen Dinge, die man so verrät. Also ja, ich glaube, da will ich auch nochmal bei mir ran, dass ich da nicht allzu klischeehafte Dinge auspacke auf dieser Seite.

[Margot] Manchmal, wenn ich mit Kunden zusammenarbeite und die mir so eine Liste von 20 Sachen machen, dann, ich lese gerne, fliegt da raus. Also ich versuche da schon ein paar so Sachen stehen zu lassen, die ein bisschen außergewöhnlicher sind. Ja.

Wie finde ich eine gute Geschichte für meine Über-mich-Seite?

[Alex] Du hast jetzt schon ganz, ganz oft den Punkt Geschichte oder Story angesprochen und darüber würde ich jetzt gerne ein bisschen mehr reden.

Wie finde ich so eine Geschichte? Also was macht eine gute Geschichte aus? Und wenn ich jetzt denke, bei meinem Leben passiert doch gar nichts, da ist keine spannende Geschichte, was mache ich da?

[Margot] Also gerade die Geschichte für die Über-mich-Seite finde ich so in der Findungsphase relativ einfach, weil dafür können wir uns eine einzige Frage stellen und dort können mehrere Antworten natürlich aufploppen. Und die Frage ist, wann hast du zum ersten Mal darüber nachgedacht, dass du das machst, was du gerade jetzt machst oder dass du dich selbstständig machst?

Und das muss jetzt nicht ein Moment sein, der alles verändert hat. Da dürfen quasi mehrere Momente sein und aus denen dürfen wir uns einen herauspicken und den näher beschreiben. Ich sage ja immer gerne mit so einer Lupe drangehen und vielleicht ein paar Details dazu aufschreiben, dass man sich einfach vorstellt, von dieser Situation könnte man ein Foto machen.

Dann ist es meistens eine gute Geschichte. Und das muss wirklich gar nicht lang sein. Das kann ein kleiner Absatz sein. aber etwas, wo andere sich das einfach vorstellen können, wo sie einfach mitfühlen können und denken, ach krass, ja, ich sehe dich da. Ich sehe dich da, wie du das gemacht hast und dir das wie Schuppen vor Augen gefallen ist und du dann zum ersten Mal dachtest, hm, was wäre denn, wenn ich das und das mache?

Oder in einer Situation, wo du sagst, und in diesem Moment habe ich entschieden, ich werde das und das machen. Also das ist eigentlich die Entstehungsgeschichte, die Brandgeschichte, die auf die Über-mich-Seite gehört.

[Alex] Und welche Geschichte teilst du?

[Margot] Ja, da ich jetzt quasi auch die Burnout-Hintergründe geteilt habe, ist die auch ein bisschen länger geworden. An sich ist das die Geschichte, ich habe ja zwölf Jahre im Konzern gearbeitet, darüber spreche ich auch auf meiner Über-mich-Seite, weil das natürlich auch was mit meiner Expertise im Marketing zu tun hat.

Es geht in der Geschichte aber eben darum, dass ich mich in den zwölf Jahren extrem verstellt habe und oft mit meinem Hosenanzug quasi wie in eine Rolle geschlüpft bin, die nicht so wirklich viel damit zu tun hatte, wie ich eigentlich war.

Und zwar waren das eben Geschichten, wo ich dachte, in so einem Konzern muss ich taff sein, nicht wirklich viel darüber erzählen, dass ich Mutter bin, sondern immer beweisen, dass ich sehr ehrgeizig bin, dass ich das ernst meine, dass ich super selbstbewusst bin, keine Zweifel habe, keine Unsicherheiten habe. Und dann eben mit der Geburt von meinem ersten Sohn ganz schön unter die Räder geraten bin, auch gesundheitlich, weil ich diese Fassade eben nicht mehr aufrechterhalten konnte.

Und dann schreibe ich eben auch, was wahr war, dass ich um sechs Uhr auf der Autobahn immer saß, um die Staus zu umgehen, danach mit dem Mittagessen auf dem Beifahrersitz zurückgeheizt bin, um den Kleinen wieder rechtzeitig abzuholen. Also ich habe mich da einfach total zerrissen zwischen diesen beiden Welten und bin dann eben auch krank geworden und war ein paar Monate auch nicht auf der Arbeit. Und dann war ich schwanger mit meinem zweiten Sohn und habe mich so langsam einfach gefragt, was wäre, wenn ich da nicht zurückkehre.

Allerdings war ich da in einer kompletten Leere und hatte absolut keine Ahnung, was ich sonst noch machen könnte. Ich habe auch schon befürchtet, dass, wenn ich einfach nur den Konzern wechsle, dass ich dann das Gleiche quasi in einer anderen Farbe bekomme.

Und ja, die Hauptgeschichte, meine Hauptstory ist eben die, dass ich noch in dieser Leere und in dieser Ahnungslosigkeit, was könnte es überhaupt sein, hier durch meinen Kiez gelaufen bin mit dem Kleinen. Wie das so ist, wenn man Mama ist von einem kleinen Baby und das Baby will im Bett nicht schlafen, dann rennt man durch die Gegend mit dem Kinderwagen.

Und hatte irgendwie bis eine Selbstständigkeit, Karriere gar nicht im Kopf, sondern war einfach so, ich bin in Turnschuhen, Jeans, ungeschminkt, mit Baby im Kinderwagen und habe dann Selbstständige getroffen, zum Beispiel in einem Coworking-Space, wo ich früher immer war, wo ich einfach nur Kaffee trinken wollte oder bei meinem Nachbar oder im Nachbarshaus wurde mal ein Teeladen aufgemacht und ich kam dann eben ins Gespräch mit Selbstständigen, und die fragten mich, ob ich den Marketing unterstützen will.

Und ich konnte das, also für mich war das komplett neu, diese Vorstellung, dass die ganz offensichtlich sehen, dass ich Mutter von einem Baby bin, also was im Konzern immer eher ein Manko war als ein Plus, dass sie mich so sehen ohne meinen Hosenanzug, quasi ohne mein Kostüm der Professionalität und trotzdem das Vertrauen haben, ich könnte irgendwas im Marketing machen, was die in ihrer Selbstständigkeit unterstützen würde.

Und das ist, ja, da habe ich mir echt gedacht, was wäre, wenn es ausreichen würde, dass ich so bin wie ich, mich nicht mehr verstecke, nicht mehr komische Kostüme anziehe, nicht mehr so tue, als wären meine Kinder nicht da, sondern ja, ganz so bin, wie ich bin. Und so ist die Idee geboren. Und genau das, auch in meinem Fall, waren es mehrere Momente, die dazu geführt haben. Aber das ist das, was ich teile, weil das so sehr sinnbildlich dafür ist, wie ich überhaupt dazu kam, mich selbstständig zu machen.

[Alex] Und wie reagieren Menschen auf diese Geschichte?

[Margot] Ja, da gibt es tatsächlich sehr viel Resonanz. Ich spreche auch auf meiner Über-mich-Seite darüber, dass ich hochsensibel bin und introvertiert. Das sind auch oft Eigenschaften, wo viele sich wiederfinden, die auch zu mir kommen und sagen, ich bin auch hochsensibel. Also sie wissen, auch mit dem Burnout ist das auch so, dass einige entweder ganz sanft an einem Burnout vorbeigeschlittert sind oder selbst einen hatten und deswegen resoniert das sehr mit denen. Also da sind sehr oft Verknüpfungspunkte und bei mir zeigt sich das natürlich auch in der Art und Weise, wie ich mein Marketing betreibe und wie ich auch andere dabei begleite, weil ich das mega auf dem Schirm habe.

Ich habe durch diese Erfahrung, ja, ist es einfach so, dass ich sehr darauf aufpassen muss und auch möchte, im Gleichgewicht zu bleiben. Und sie wissen, die werden von mir nicht hören, was, du bist erst um fünf Uhr aufgestanden, wieso stehst du nicht früher auf? Nur wenn du es richtig willst, wird das irgendwie klappen, sondern ich bin eine, die sagt, hey, du bist müde, wie wäre es denn, wenn du eine Woche Pause machst? Und das ist vielleicht nicht so wichtig, übernimm das einfach mal von einem anderen Text, da ist jetzt kein Platz hier für Perfektion. Also das ist schon etwas, was für sie sehr, sehr relevant ist, weil ich sie einfach verstehe, weil sie wissen, dass ich sie verstehe, weil ich das erlebt habe.

Wann ist es Zeit, die Über-mich-Seite mal wieder zu überarbeiten

[Alex] Ich musste auch gerade an Brené Brown denken, die gesagt hat, dass wir eigentlich bei anderen Menschen immer die Verletzlichkeit suchen und uns von denen auch so anziehen. Aber wir selbst trauen uns eben nicht, uns verletzlich zu zeigen, was dann ja auch wieder auf der Über-mich-Seite sich zeigt, weil man sehr häufig eben so Schwierigkeiten hat, seine Geschichte zu teilen.

Ja, jetzt vielleicht noch die allerletzte Frage. Wann weiß ich denn, dass mal wieder Zeit ist, meine Über-mich-Seite zu überarbeiten? Gibt es so Hinweise darauf?

[Margot] Ja, ich glaube, die liest man wahrscheinlich selber gar nicht so wahnsinnig oft, aber wenn man schon mal wieder auf dieser Seite ist und sich denkt, oh Gott, das bin eigentlich gar nicht mehr ich, wenn man so ein bisschen rausgewachsen ist.

Ich hatte zum Beispiel am Anfang auf der ersten Über-mich-Seite auch so einen Spruch: Wenn ich das kann, dann kannst du es auch.

Habe ich wahrscheinlich irgendwo gesehen, fand ich damals sehr ermutigend. Das würde ich jetzt aber nicht mehr sagen, weil ich zum Beispiel auch gelernt habe, dass jeder irgendwie einen anderen Alltag hat, andere Privilegien hat, aber auch manchmal andere Präferenzen.

Da wusste ich auch, dass ich das damals geschrieben habe, ist es irgendwie okay, aber das passt gar nicht mehr zu dem, was ich vertrete und zu meiner Haltung, was wir machen können, aber auch was wir nicht machen können.

Oder eben, wie wir auch besprochen haben, wenn der Mut manchmal größer geworden ist und wir uns trauen, unsere Haltung für etwas, aber vielleicht auch gegen etwas viel stärker draußen zu vertreten, dann ist das so ein Zeitpunkt, wo wir uns vielleicht sagen können, jetzt dürfen die Texte das auch zeigen, was sich in meinem Inneren auch verändert hat, was sich da gewandelt hat.

[Alex] Ja, Margot, vielen, vielen Dank, dass du heute da warst und über die Über-mich-Seite gesprochen hast. Ich hoffe, dass der Endgegner-Über-mich-Seite so ein bisschen kleiner geworden ist mit deinen Tipps. Vielen, vielen Dank.

[Margot] Ich danke dir, liebe Alex.

Shownotes

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Website-Liebe: Drei Vorteile einer Website (Es ist nicht das, was du denkst!)

Eine Website ist nicht einfach nur eine Website. Neben offensichtlichen Vorteilen (digitales Zuhause, SEO & Co.) gibt es viele weitere gute Gründe für eine Website, die du bisher vielleicht gar nicht so auf dem Schirm hattest. Und genau darum geht es in dieser Podcastfolge.

Heute ist Valentinstag und wenn es etwas gibt, was ich abgöttisch liebe in meinem Social-Media-freien Marketing, ist das: meine Website.

Und ich hab sie mal wieder frisch überarbeitet und auch vom Design neu machen lassen und mein Sohn meinte nur: 

„Schon wieder? Hast du sie nicht erst vor Kurzem neu gemacht?“

Und das Ding ist: Eine Website ist nicht einfach nur eine Website. Sie hat so viele weitere Vorteile für unsere Selbstständigkeit und das Marketing, die dir bisher vielleicht gar nicht so bewusst waren.

Und genau darum soll es heute hier gehen.

Folge anhören:

Transkript lesen:

Bevor ich über die Vorteile einer Website spreche, die du vielleicht noch nicht auf dem Schirm hattest, möchte ich noch einmal vermutlich bereits bekannte Vorteile einer Website nennen.

Denn es gibt tatsächlich eine Menge Selbstständige da draußen, oft lokale Unternehmen wie Restaurants, die eine Social-Media-Präsenz haben, aber keine eigene Website. 

Und wenn auch du dazu gehörst und grundsätzlich nicht einsiehst, den Aufwand für eine eigene Website zu betreiben, wo du doch ganz einfach, schnell und kostenlos dir einen Instagram-Account anlegen kannst, noch einmal folgende Erinnerungen:

Eine Website ist dein digitales Zuhause. Es ist der Ort, den du angibst, wenn dich Menschen fragen: 

„Wo kann ich dich online finden? Wo kann ich mehr darüber erfahren, was du machst?“

Und grundsätzlich gilt das auch für Social-Media-Kanäle. Auch ein Instagram-Account kann natürlich als ein digitales Zuhause verstanden werden. Der Unterschied ist nur, dass uns dieses digitale Zuhause nicht gehört.

Wir sind dort nur zu Gast. Und es kann deshalb jederzeit passieren, dass ein Social-Media-Account gesperrt, gehackt, geflaggt oder was auch immer wird. 

Und als ich noch als Pinterest-Beraterin tätig war, habe ich bei meinen Kundinnen immer wieder gesehen, dass es ziemlich schnell gehen kann. Und meistens, ohne dass man überhaupt irgendetwas falsch gemacht hat. 

In einem Fall hat es Wochen gedauert, bis ein Instagram-Account, der gesperrt wurde, wieder entsperrt wurde. Und der Meta-Support ist da leider nicht so wahnsinnig hilfreich, wenn die User ein Problem haben. 

Insofern ja: Es ist vielleicht ein digitales Zuhause, aber es gehört uns nicht. Eine Website hingegen gehört uns. Wir können Texte schreiben und Bilder oder Videos veröffentlichen, wie wir lustig sind. Es gibt niemanden, der uns sagt: 

„Du musst jetzt aber Reels machen!“

Wir bestimmen zu 100%, wie unsere Website-Inhalte aussehen.

Darüber hinaus kann auch jeder Mensch eine Website erreichen. In jedem Browser und mit jeder Suchmaschine.

Für ein Social-Media-Zuhause gilt das nicht, denn nicht jeder Mensch hat ein Facebook-Konto oder Instagram oder was auch immer man für eine Plattform nutzt. 

Wenn ich also nach einem Restaurant in irgendeiner Stadt suche und ich nur eine Facebook-Seite finde, bin ich leider raus und werde nicht in dieses Restaurant gehen, weil ich eben gerne vorab die Speisekarte ansehen möchte und einfach gucken will, wie es im Restaurant so aussieht.

Und schließlich kann eine Website in Kombination mit Suchmaschinenoptimierung dabei helfen, online gefunden zu werden. Und das ist wirklich eine der nachhaltigsten, wenn nicht gar die nachhaltigste Social-Media-freie Marketingstrategie. EVER. 

Denn meist ist es so: Wenn man für ein Keyword rankt, bleibt man erst einmal oben. Das heißt: Man macht sich einmal die Arbeit, einen suchmaschinenoptimierten Text zu schreiben und die nächsten Monate oder gar Jahre kommen Menschen durch diesen Text auf unsere Website.

Ja, das sind die üblichen Verdächtigen, würde ich sagen, wenn es um gute Gründe für eine Website geht. 

Aber ich hab dir ja noch Gründe versprochen, über die wir noch nicht so häufig sprechen. Was schade ist. Denn das sind aus meiner Sicht mindestens genauso wichtige Gründe, eine eigene Website zu haben.

Der erste Vorteil mag ziemlich banal klingen, aber tatsächlich finde ich es unfassbar spannend.

Und zwar schreiben wir anders, wenn wir uns nicht an Algorithmen oder an Likes orientieren

Denn auf Social Media ist es ja so, dass man etwas postet und meistens sofort ein Feedback dazu bekommt in Form von Likes oder eben ausbleibenden Likes. Und meist kommentiert auch jemand sofort, wenn man etwas man postet. 

Und viele Selbstständige berichten, dass sie dadurch eben auch das oder so schreiben, von dem sie denken, dass sie dadurch mehr Likes bekommen.

Und bei Websites ist das alles ja gar nicht so vorgesehen. Das heißt: Wir veröffentlichen eine Seite und meistens passiert erst einmal nicht so viel. Das klingt jetzt vielleicht erstmal frustrierend, aber tatsächlich gibt es uns die Freiheit, so zu schreiben und das zu schreiben, was oder wie wir eigentlich wollen. Und nicht so, wie Algorithmen es von uns wollen.

Und das ist unfassbar wertvoll für Selbstständige, weil wir so mit der Zeit zu unserer Stimme, zu unserer Schreibstimme und unserer Botschaft finden und nicht einfach nur irgendwas schreiben, weil wir hoffen, dadurch zu Likes zu bekommen.

Ich hab das an mir total krass gemerkt. Früher, als ich noch auf Instagram war, war das so, dass ich mir dachte: 

„Okay, du hast die letzten Tage nichts gepostet, was kannst du mal machen?“

Und dann habe ich mir angeguckt, was in letzter Zeit gut ankam. Und ja, dann habe ich mich gezwungen, mir einen Post aus den Fingern zu saugen, weil ja nunmal Zeit für einen neuen Post war. Und es ging gar nicht mehr so sehr darum, ob ich gerade etwas Gehaltvolles zu sagen hatte, sondern ich wollte einfach die Algorithmen nicht verärgern quasi und aktiv bleiben.

Und als ich dann meine Social-Media-Kanäle löschte, merkte ich zum ersten Mal, wie anders es im Hirn ist, wenn da einfach nicht der Gedanke an Algorithmen oder Likes da ist. Das ist ein ganz anderes Schreiben und ich glaube, dass ich so viel mehr zu mir selbst gefunden habe einfach dadurch, dass ich ohne Likes oder Algorithmen im Hinterkopf schreibe.

Doch es muss noch nicht einmal der böse Algorithmus sein. Alleine das Wissen, dass etwas auf Social Media „funktioniert“ und etwas anderes nicht, kann dazu führen, dass wir unsere Worte verändern, abschwächen, weichzeichnen. 

Dass wir Ecken, Kanten, Reibungen glattbügeln und eher den Algorithmus bedienen, als zu zeigen, worum es uns eigentlich geht. Denn:

Warum etwas posten, wenn es niemanden interessiert? Warum etwas ansprechen, was sowieso keine Likes bekommen wird? 

Zudem leiden viele Menschen auf Social Media regelrecht unter einer Shitstorm-Angst. So beschreibt die Autorin Kathrin Weßling zum Beispiel in einem Artikel, wie sie Angst hat, dass das Internet herausfindet, dass sie drei Mehrweg-Coffee-to-go-Becher besitzt (obwohl ihr Umweltschutz wichtig ist) oder wie sie den Hashtag #vegan aus ihrer Bio entfernt hat, weil sie hin und wieder auch mal „nur“ vegetarisch isst.

Ja, nicht immer leicht also mit dem Schreiben für soziale Medien.

Ein zweiter Vorteil einer Website, den du vielleicht noch nicht auf dem Schirm hattest, ist, dass das Schreiben von Websitetexten zu extrem viel Klarheit führt.

Wir können das vielleicht sogar von der anderen Seite angehen, nämlich wenn es uns schwer fällt, Websitetexte zu schreiben.

Viele sagen „Schreibblockaden“ dazu, aber meine Beobachtung ist, dass wenn Selbstständige mir sagen, dass sie einfach nicht ihre Über-mich-Seite texten können oder eine Verkaufsseite oder was auch immer, dann liegt es meistens daran, dass ihnen Klarheit fehlt.

Und es ist ja völlig logisch eigentlich: Wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll, fällt mir das Schreiben von Websitetexten eben auch schwerer, als wenn ich genau weiß, worum es geht.

Das heißt: Websitetexte schreiben ist eine tolle Möglichkeit, Klarheit zu bekommen. 

Also auf der Über-mich-Seite zum Beispiel, wer ich bin und was von meinem Werdegang wichtig ist und was die Kernbotschaft ist von dem, was ich mache, und wen ich eigentlich erreichen will. 

Wenn ich eine überzeugende Über-mich-Seite schreiben will, brauche ich Antworten auf all diese Fragen. 

Und diese Antworten helfen mir dann nicht nur dabei, die Über-mich-Seite zu schreiben, sondern natürlich auch in ganz anderen Kontexten, z.B. 

  • wenn man in Podcast-Interviews gefragt wird, wer man ist und was man anbietet

  • oder wenn man in einem Gespräch mit einer Interessentin ist und kurz und knackig erzählen möchte, wie man ihr helfen kann

  • oder wenn man auf einem Netzwerkevent ist und sich kurz vorstellen soll

All das wird leichter, wenn ich im Vorfeld mir genügend Zeit mit meiner Über-mich-Seite gelassen habe und richtig tief in diese Fragen reingegangen bin.

Der dritte große Vorteil einer Website ist, dass die Website ein wichtiger Indikator ist, wann es Zeit für Veränderung ist.

Und vielleicht weißt du, was ich damit meine, wenn ich sage: Ich gucke auf meine Website und fühle, dass es irgendwie nicht passt. 

Und dann lese ich mir einzelne Abschnitte durch und halte mich an irgendwelchen Worten oder Phrasen auf und denke: Ah, so kann ich das nicht sagen.

Und dann merke ich: Es ist mal wieder Zeit, meine Texte zu überarbeiten. Und da schließen wir im Prinzip den Kreis zum Anfang, als ich erzählt habe, dass ich mal wieder meine Website überarbeitet habe. 

Denn: Wir verändern uns ständig. Gerade jetzt, wo sich die Welt so rasend schnell verändert, vielleicht sogar noch mehr als sonst. Und wir müssen uns ja irgendwie verorten in der neuen Welt.

Und deshalb ist es auch völlig klar, dass wir irgendwann denken, dass irgendwelche Websitetexte nicht mehr so ganz passen.

Das ist ein gutes Zeichen. Und das heißt, dass wir wieder in uns gehen dürfen und gucken:

  • Was darf bleiben?

  • Was darf gehen?

  • Was will ich ändern? 

  • Was ist mir jetzt wichtig?

  • Wer bin ich?

Erneut: Es mag so aussehen, als wäre es nur eine Startseite oder nur eine neue Über-mich-Seite. Aber tatsächlich sind das Fragen, die auch das Selbstverständnis betreffen, die Positionierung betreffen und die Kommunikation nach außen und ja Marketing im Allgemeinen.

Ich hab zum Beispiel jetzt beim Überarbeiten versucht, noch mehr von diesem Marketingsprech zu eliminieren, den ich ja ursprünglich gelernt habe. Wenn du mal bei mir auf dem Blog warst, hast du vielleicht einen Artikel über die Command Culture im Marketing entdeckt. Ich werde da auf jeden Fall auch noch eine separate Podcast-Folge dazu machen.

Es geht im Grunde darum, dass Marketingsprache heutzutage überwiegend aus Imperativen besteht. Also: 

Melde dich jetzt an! 

Sei dabei! 

Denk positiv! 

Und ja, ich hab auch lange Zeit so gesprochen und geschrieben und dann eben letztes Jahr für mich erkannt, dass ich so nicht mehr länger sprechen und schreiben will. Und es war mir ein großes Bedürfnis, meine Websitetexte und Blogartikel dahingehend zu überarbeiten. Und mir geht es jetzt wirklich so viel besser damit zu wissen, dass ich so nicht mehr auf meiner Website spreche. (Es sei denn natürlich, mir ist was durch die Lappen gegangen, was ich jetzt nicht hoffe.)

Ja, du siehst: Eine Website ist nicht einfach nur eine Website. Abgesehen von den offensichtlichen Vorteilen gegenüber Social Media ist es so, dass 

#1 Das Schreiben ohne Likes und Algorithmen im Hinterkopf ist anders als, wenn wir ständig etwas schreiben, von dem wir hoffen, dass es gleich möglichst viele Menschen liken werden. Wir bleiben mehr bei uns und dem Thema, das wir eigentlich teilen wollen. Und das führt über die Zeit dazu, dass wir eine Schreibstimme ausbilden, die vielleicht sogar unverwechselbar wird.

#2 Werden wir durch das Schreiben von Websitetexten im Grunde gezwungen, Klarheit über uns und unser Angebot zu gewinnen. Das mag nicht immer angenehm sein. Doch das ist eben nicht nur für die konkreten Websitetexte wichtig, sondern später auch für Interviews, für Verkaufsgespräche, für Netzwerkveranstaltungen und vieles vieles mehr. Und schließlich:

#3 Websitetexte sind ein guter Indikator dafür, dass sich etwas verändern darf. Und Websitetexte begleiten einen auch häufig bei Veränderungsprozessen. Es geht meist Hand in Hand, dass wir sagen: Ich fühle diese Über-mich-Seite irgendwie nicht mehr und dass wir uns vielleicht ein bisschen spitzer positionieren oder anders positionieren wollen. Oder vielleicht irgendwelche Angebote aus unserem Portfolio rausnehmen und andere dazunehmen.

Ja, und deshalb schreibe ich auch immer wieder an meinen Websitetexten und finde das auch gar nicht schlimm, sondern extrem wertvoll. Das ist nicht dieses gezwungene Gefühl wie auf Social Media, sondern ich schau mir alle paar Monate einfach genauer an, was da so auf meiner Website steht und reflektiere … ob das noch ich bin. Oder ob ich inzwischen aus den Texten rausgewachsen bin und neue brauche.

Shownotes:

Angst vor dem Shitstorm

Command Culture im Marketing

Website

Buch „No Social Media!“

Buch „Don’t be evil“

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