Social-Media-frei
Der Podcast für Marketing ohne Likes, Reels & Selfies
Worum geht’s?
In diesem Podcast nehme ich soziale Medien kritisch unter die Lupe und spreche darüber, wie Selbstständige online sichtbar werden können, ohne ständig ihr Frühstück auf Insta zu posten.
Es geht um „immergrüne“ Marketingstrategien und darum, wie Selbstständige entspannt und nachhaltig ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen.
Dauergeposte und Dauerhustle nicht nötig!
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Was machen soziale Medien mit unserem Nervensystem, Theresa Ackermann?
In dieser Podcastfolge habe ich Theresa Ackermann zu Gast. Theresa begleitet Führungskräfte und Selbstständige auf ihrem Weg der bewussten Lebensführung und kennt sich demzufolge bestens mit sowohl chronischem Stress als auch innerer Ruhe aus. Im Interview sprechen wir darüber, wie soziale Medien auf das Nervensystem wirken und was Selbstständige tun können, um wieder zur Ruhe zu kommen.
In dieser Podcastfolge habe ich Theresa Ackermann zu Gast.
Theresa begleitet Führungskräfte und Selbstständige auf ihrem Weg der bewussten Lebensführung und kennt sich demzufolge bestens mit sowohl chronischem Stress als auch innerer Ruhe aus.
Im Interview sprechen wir darüber, wie soziale Medien auf das Nervensystem wirken und was Selbstständige tun können, um wieder zur Ruhe zu kommen.
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[Alex]Ja, hallo Theresa, starten wir ganz am Anfang. Was genau ist denn das Nervensystem und warum spielt es so eine große Rolle für unser Wohlbefinden?
Nervensystem und Wohlbefinden
[Theresa]Ja, wenn wir mal auf den Körper schauen, dann haben wir ja ganz viele Organe im Körper.
Wir haben einen Magen, der irgendwie unser Essen verdaut. Wir haben irgendwie eine Blase, die irgendwie Urin auch rausgibt und so weiter.
Und so hat am Ende jedes Organ, was wir im Körper haben, irgendeine Funktion. Und wenn wir jetzt mal auf das Nervensystem schauen, dann ist das sehr verbunden mit unserem Gehirn.
Und das Gehirn in Verbindung mit unserem Nervensystem hat die Funktion, unser Überleben zu sichern.
Also das ist die Hauptfunktion unseres Gehirns.
Also das heißt, die Funktion ist nicht sicherzustellen, dass wir irgendwie glücklich sind, dass wir ein zufriedenes Leben haben, dass wir ein erfülltes Leben haben, sondern wirklich erstmal, dass wir überleben.
Und jetzt ist ja die Frage, was genau ist jetzt das Nervensystem im Vergleich zum Gehirn?
Also die spielen extrem stark zusammen. Im Gehirn sind halt sehr, sehr viele kognitive Prozesse, die bewusst oder unbewusst sind.
Und gerade das Nervensystem ist viel dieser unbewusste Teil, der wirklich dann in den Körper hineingeht und über den wir oft auch irgendwie merken, also den, den wir oft irgendwie mitkriegen. Ah, jetzt werde ich nervös oder jetzt entsteht eine Spannung in mir oder ich kriege eine Angst. Und auf körperlicher Ebene kriegen wir das oft mit.
Und gleichzeitig sind wir es aber halt als Menschen oft sehr gewöhnt, das alles wegzudrücken und gar nicht so richtig hochkommen zu lassen.
Und gleichzeitig ist meine Erfahrung, wenn man das Nervensystem dann mal wieder etwas besser versteht, dass das eigentlich total viel Sinn macht und dass man total viel über sich selber lernen kann, wenn man sein eigenes Nervensystem versteht.
[Alex]Und was passiert denn jetzt zum Beispiel mit dem Nervensystem, wenn wir gestresst sind?
[Theresa]Also es gibt ganz verschiedene Zustände, was passieren kann, wenn wir gestresst sind. Also was das Nervensystem als allererstes macht, ist, dass es versucht, und ich bin jetzt mal ganz basisch unterwegs, das können wir sogar auch bei Tieren beobachten, als allererstes versucht es erstmal zu flüchten. Also zu gucken, kann ich irgendwie aus dieser Situation verschwinden?
Das sehen wir jetzt, wenn wir mal auf unser Leben schauen, vielleicht, wenn wir prokrastinieren, dass wir halt, anstatt dass wir die Aufgabe machen, die wirklich, wirklich wichtig wäre, dass wir irgendwie sagen, ach, ich schraube nochmal an meinem Design ein bisschen rum oder ich gehe putzen in der Küche lieber, anstatt dass ich arbeite. Das ist wie so eine Flucht. Also Flucht kann eine Sache sein.
Dann kann, wenn wir gestresst sind, auch ein Kampf sein, dass wir so das Gefühl haben, ich kämpfe jetzt. Das sind oft die Menschen, und ich finde, da darf man auch sehr genau aufpassen, wenn man selber jetzt selbstständig ist, dass man in welchem Nervensystemzustand die Menschen sind, mit denen man zusammenarbeitet.
Ich achte zum Beispiel sehr stark darauf, dass ich nicht mit Menschen zusammenarbeite, die in so einem Ding sind von, wenn ich das schaffe, dann schaffst du das auch und so weiter.
Also das ist für mich so ein typischer Kampfzustand von, hey, ich zieh's durch und lass uns eine Challenge draus machen und so weiter. Also das ist so ein Kampfzustand und da ist halt auch oft keine Sicherheit drunter.
Und was ich oft bei diesen Art von Menschen erlebe, die können mega erfolgreich sein von außen gesehen, also was wir so als Gesellschaft als Erfolg definieren, aber wenn wir sie dann wirklich fragen und wenn sie wirklich ganz ehrlich zu sich sind, sind sie aber trotzdem nicht richtig glücklich mit ihrem Leben und kommen immerhin dieses höher, schneller, weiter.
Und dann kann es halt irgendwann passieren, also von der Flucht in den Kampf, dann kann es irgendwann passieren, dass unser Nervensystem im Stress in so einen Freeze-Modus geht. In Freeze, das nennt man auch Erstarren, und da passiert es einfach, dass bei der Flucht und Kampf, was ich gerade hatte, ist ja eine starke Aktivierung im Körper. Also da ist ganz viel Sympathikus-Energie, wer das vielleicht schon mal gehört hat. Also eine Aktivierung im Körper. Und wenn wir jetzt in den Freeze kommen, da entsteht schon sowas von, eigentlich wird mir alles zu viel. Und da ist oft beides da.
Da ist sowohl eine Aktivierung im Körper noch von diesem Kampf, der auch immer noch in uns drin ist, aber gleichzeitig wird mir schon zu viel. Das zeigt sich oft daran, dass Menschen, die in dem Stresszustand sind, und den kenne ich persönlich sehr, sehr gut, also ich bin da immer gerne sehr transparent, von so Gedanken von, oh, ich muss heute das noch machen und ich muss noch das machen und diese To-do-Liste, die nie endet, wo man immer das Gefühl hat, oh, die wird immer nur noch länger.
Und oft sind das auch Menschen, die in diesem Freeze-Zustand hängen, die auch gerne zusätzlich noch dieses People-Pleasing in sich haben.
Das ist auch ganz typisch in dem Zustand, dass wir dann das Gefühl haben, wir müssen es allen anderen Menschen recht machen, wir müssen gucken, wenn der Kunde das noch von mir will, dann schicke ich dem jetzt auch das noch und so.
Also auch schwer, in dem Zustand fällt es uns dann schwerer, auch Grenzen zu setzen und so. Dann gibt es noch einen vierten Zustand, in dem wir im Stress geraten können. Und dann ist das dann irgendwann wirklich der Shutdown, wo das System komplett sagt, ich kann jetzt hier gerade gar nicht mehr. Und das ist im Extremfall wirklich der Burnout.
Und es gibt alle vier Zustände. Und was ich halt so spannend finde, meistens erkennt man sich halt in einem der Zustände wieder. Man kennt vielleicht alle. Und was mir da aber immer wichtig ist, ist, unser Nervensystem ist da, also es ist unsere Biologie und es geht nicht darum, dass wir da irgendwas falsch machen, sondern eher, dass wir es erkennen und dass wir halt mehr und mehr erkennen, okay, da bin ich drin und es gibt eine Möglichkeit, da wieder raus.
[Alex]Warum ist denn dieses Wissen jetzt vor allem für Selbstständige so spannend? Weil das ist ja schon jetzt recht biologisch. Und was hat das jetzt mit der Selbstständigkeit zu tun?
[Theresa]Also was ich jetzt bei mir beobachte, ich bin ja noch selber gar nicht so lange selbstständig. Ich bin seit September 2023 selbstständig, also jetzt über anderthalb Jahre. Und ich war halt immer so ein Mensch, da bin ich auch immer noch. Ich würde sagen, es ist noch nicht aus meiner Biologie komplett raus. Ich habe halt sehr stark funktioniert, einfach funktioniert.
Das heißt, ich habe eine Zeit lang nach dem Studium geguckt, dass ich halt immer irgendwie gute Noten habe, dass ich irgendwie gut durchs Leben komme. Dann habe ich nach dem Studium in der Unternehmensberatung gearbeitet. Dann habe ich nach der Unternehmensberatung lange für BMW gearbeitet und jetzt bin ich selbstständig. Und das Problem ist, dass wenn unser Nervensystem lange Jahre gewöhnt ist, in einem Zustand zu sein und ich war das in diesem Funktioniermodus, ich muss hier leisten und so weiter.
Ich tue mich schwer, Grenzen zu setzen. Dann ist es oft so, dass wir dann irgendwann so eine Erschöpfung auch in uns haben, wie bis hin zu Burnout.
Und gerade wenn wir uns selbstständig machen, ist es ja so, dass diese Sicherheit, die uns ein Job gibt wie eine Anstellung, wo wir ja eine größere Sicherheit haben. Wir wissen, dass jeden Monat wie viel Geld da auf unser Konto kommt. Also natürlich auch nicht 100 Prozent, aber es ist auf jeden Fall oftmals mehr Sicherheit da drin, als wenn wir selbstständig sind, wo wir vielleicht noch nicht so genau wissen. Das heißt, in einer Selbstständigkeit sind meiner Wahrnehmung nach wesentlich mehr Unsicherheiten als in einer Festanstellung.
Und immer wenn diese Unsicherheiten reinkicken und gerade sowas wie, ich weiß eigentlich nicht, wie viel Geld nächsten Monat auf meinem Konto ist, kann uns an Existenzängste bringen. Und gerade diese Existenzängste, in die wir dann reinkommen, da reagiert einfach extrem wieder das Nervensystem.
Und da finde ich es für Selbstständige mega, mega hilfreich, erstmal zu verstehen, in welchen Modus kippt denn mein Nervensystem unter Druck und Stress? Und wie kann ich vielleicht da auch mehr und mehr wieder rauskommen beziehungsweise vielleicht auch Themen in mir heilen, ich sage jetzt mal heilen oder integrieren, das mag ich eigentlich fast noch lieber das Wort, integrieren, sodass ich in Summe mehr innere Ruhe in mir spüre und mehr ein größeres Vertrauen in mein Leben.
Und ich glaube, gerade wir Selbstständigen kennen das, dass das eigentlich mega, mega wichtig ist, dass wir nicht dann nur aus unseren Überlebensstrategien unsere Selbstständigkeit aufbauen, weil dann kann es halt wirklich passieren, dass wir uns, also ich sage immer gerne, wenn ich das Nervensystemwissen nicht gehabt hätte, als ich mich selbstständig gemacht habe, dann hätte ich mir das nächste Hamsterrad selber aufgebaut.
[Alex]Ich gehe ja die Sachen ganz gern so systematisch an und da habe ich mich gerade gefragt, kann ich dann im Prinzip so jeden Aspekt der Selbstständigkeit auch daraufhin überprüfen? Also was macht das mit meinem Nervensystem?
Wenn ich zum Beispiel mir die Menschen angucke, mit denen ich zusammenarbeite, du hast es schon gerade erwähnt, was passiert dann eigentlich, wenn ich mit diesen Menschen interagiere, mit mir? Man könnte sich zum Beispiel auch das Marketing angucken und überlegen, wenn ich jetzt auf Instagram bin, was passiert denn eigentlich mit mir, mit meinem Nervensystem? Also würdest du auch sagen, dass man so die Selbstständigkeit daraufhin abklopfen könnte?
[Theresa]Absolut. Das ist genau das, was ich in meiner Selbstständigkeit genau mache. Also ich habe ja, du weißt es, ich habe ja Instagram komplett verlassen, weil ich einfach gemerkt habe, es sind mehrere Punkte. Einerseits habe ich gemerkt, dass es mir selber nicht wirklich gut tut, dass es mich stresst, dass es viel Kriechstrom zieht. Also diesen Kriechstrom, also ich nenne das Kriechstrom, das sind so diese Sachen, ich bin morgens wach geworden und habe irgendwie gedacht, oh scheiße, heute wolltest du noch eine Story online stellen und du musst heute irgendwie unbedingt daran denken, wenn du dich mit dem und dem triffst, dass du dann auch ein Foto für die Storys machst, weil ich habe das oft vergessen.
Und dann war ich zu Hause und dachte, ah, du hast wieder das Foto vergessen. Und dann habe ich halt immer so gemerkt, dass das immer so viel Gedanken in mir schon produziert hat, was ich da jetzt wieder in Instagram noch alles machen müsste.
Und ja, das hat mich irgendwie gestresst und mich hat auch dieses Vergleichen gestresst. Und was ich auch gemerkt habe, ist, dass ich war halt auch nicht immer, also war auch so ein bisschen formabhängig von mir, hat auch wieder was mit dem Nervensystemzustand zu tun.
Es gibt halt Nervensystemzustände, da war ich vielleicht auch selber anfälliger, drin hängen zu bleiben, zu scrollen, mich zu vergleichen. Ich sage mal, wenn es mir nicht so gut ging, dann war ich vielleicht auch länger auf Instagram und habe mich noch tiefer reingeholt ins Rabbit Hole von mir geht es nicht so gut. Und da habe ich halt irgendwann beschlossen, dass ich Instagram verlasse.
Und so mache ich das letzten Endes mit allen Themen, dass ich das wirklich abklopfe. Auch zum Thema Kunden, was du gerade gesagt hast. Also beim Thema Kunden: Wie reagiert mein Nervensystem auf bestimmte Kunden? Wo macht mein Nervensystem wirklich auf? Wo merke ich halt, wow, ich habe wirklich richtig Lust, mit denen zusammenzuarbeiten? Und wo merke ich aber auch, dass ich denke so, oh nee, da habe ich nicht so Lust drauf.
Also ich merke zum Beispiel immer, dass ich mega gerne mit Menschen auch zusammenarbeite, die in der Eigenverantwortung sind.
Deshalb liebe ich es halt auch, mit Selbstständigen zusammenzuarbeiten, weil die tendenziell wirklich auch in der Eigenverantwortung sind und nicht so in diesem, oh, hoffentlich kommt jemand, der mein Leben rettet, so von außen.
Und sowas klopfe ich da halt auch sehr genau ab und prüfe aber auch immer, was hat das Muster trotzdem auch mit mir zu tun? Weil ich natürlich schon auch immer jemand bin, ich bin tendenziell jemand, der selber gerne schnell wieder aufsteht und in die Eigenverantwortung geht und sagt, ach ja, komm, ich brauche auch niemand anders im Zweifel, also in so einen unabhängigen Anteil geht. Das heißt, ich schaue mir schon auch immer meine Schattenthemen selber dann an.
[Alex]Ich habe gerade nur gedacht, ich habe das, glaube ich, so ähnlich auch gemacht bei den Produkten, die ich anbiete. Also ich habe mir bei den Onlinekursen, die ich anbiete, zum Beispiel auch ganz klar überlegt, dass Schreiben mir voll gut tut und mich nicht stresst und deswegen basieren meine Kurse nur auf Text. Und du hast es ja ähnlich gemacht mit einem Kongress, den du jetzt gerade machst. Du hast die Beiträge nur als Audio zum Beispiel jetzt angeboten, richtig? Kannst du da mal ein bisschen drüber erzählen, was so deine Hintergedanken waren?
Druck durch Social Media
[Theresa]Ja, gerne. Also ich habe einen Kongress entwickelt, weil ich einfach merke, seitdem ich auf Social Media nicht mehr bin, dass wahnsinnig viele Selbstständige sagen, ach cool, Theresa, ich wusste gar nicht, dass das möglich ist.
Und die Alex ist auch Gast in dem Kongress. Und ich habe halt überlegt, als ich damals überlegt habe, ob ich das mache oder nicht, da habe ich immer gemerkt, dass mich eine Sache besonders stresst und das wäre, wenn ich wirklich so eine Live-Phase hätte.
Also so eine Live-Phase, wo ich sagen würde, heute siehst du irgendwie drei Videos und die kannst du nur heute sehen. Und ich habe gemerkt, dass ich überhaupt keine Lust gehabt hätte, da auch die ganzen E-Mails dazu zu schreiben, weil du musst ja dann jeden Tag wieder die ganzen E-Mails schreiben. Und nur heute siehst du das Video mit der Alex. Und wenn du es nicht heute schaust, dann musst du das Kongresspaket kaufen.
Und da habe ich halt gemerkt, ich will die Live-Phase eigentlich gar nicht, weil das macht was mit meinem Nervensystem, aber es macht ja auch was mit deinem Nervensystem, wenn ich sage, und nur heute, und Alex, heute musst du es noch schauen.
Das löst ja auch Druck aus. Deshalb habe ich zum Beispiel halt diese Live-Phase weggelassen. Und dann habe ich halt auch gesagt, was du gerade schon erwähnt hast.
Ich habe die Videos oder die Interviews nur als Audio produziert, weil ich empfinde, dass wir sind ja sowieso total überreizt. Und diese ganze Reizüberflutung macht ja auch was mit unserem Nervensystem.
Und ich spüre das auch total in mir, dass diese ganze Reizüberflutung viel macht. Und da gibt es tatsächlich ein Buch, ich weiß nicht genau, wie viele Studien da wirklich im Hintergrund sind, aber in dem Buch sagt ein Mann, dass ein Bauer im 18. Jahrhundert in seinem Leben so viel Reize zu verarbeiten hatte, also Informationen und Reize, wie wir heute an einem Tag verarbeiten.
Ich weiß nicht genau, ob das wirklich in den Studien belegt ist, aber ich kann es mir schon vorstellen. Also ein Bauer im 18. Jahrhundert, der war es vielleicht sogar Analphabet und konnte gar nicht lesen. Also was hatte der für Reize? Im Prinzip nur die Natur und seine Tiere und seine Felder und so.
Ich glaube zwar, dass der auch Reize gesehen hat, die wir heute gar nicht mehr wahrnehmen vom Wetter und so weiter.
Aber das finde ich mega, mega spannend. Aber deshalb habe ich halt überlegt, okay, ich hätte auch gerne ein Produkt, wo die Reize nicht so überfrachtend sind. Und deshalb habe ich die Interviews halt nur als Audio produziert. Weil dann kann man sie letzten Endes ja auch im Auto hören, beim Putzen hören und so weiter. Und deshalb habe ich die wirklich einfach nur als Audio produziert.
[Alex]Finde ich voll spannend und voll cool. Und wir können ja jetzt eigentlich weitergehen und wir haben es schon ein bisschen angedeutet, ein Element in der Selbstständigkeit ist das Marketing, ist zum Beispiel Social Media.
Und was passiert denn jetzt mit uns oder sagen wir mal aus Sicht des Nervensystems, wenn wir ständig auf Social Media präsent sind, wenn wir ständig da rumscrollen und liken und irgendwas checken, was macht diese Erreichbarkeit mit uns?
[Theresa]Also was da auch ganz wichtig ist, ist das Dopamin. Also im Gehirn wird ja Dopamin ausgeschüttet und das ist quasi so ein bisschen das Glücksspieler-Hormon, sagt man auch.
Und das wartet im Prinzip permanent immer noch wieder auf den nächsten Kick. Und die Herausforderung, deshalb hält es uns dann auch oft so schwer, wenn wir in Social Media sind, da rauszugehen, ist, dass das Nervensystem wirklich ein bisschen wie beim Glücksspieler, der halt an irgendeinem Glücksspielautomat steht und immer sagt, ein Spiel noch, im nächsten Spiel gewinne ich bestimmt, im nächsten Spiel gewinne ich bestimmt.
Und genau so ist es letzten Endes auch auf Instagram, Social Media, dass wir, ah komm, ein Post noch, ein Post noch und da kommt der Kick, da kommt der nächste Kick und so weiter. Und das passiert sehr, sehr, also das passiert im Gehirn mit dem Dopamin und wir werden da wirklich wie so ein bisschen Dopamin-abhängig, dass wir ständig diesen neuen Kick brauchen. Und deshalb fällt es uns halt auch so schwer, dann wirklich aus Social Media rauszugehen und auch den Absprung zu finden.
Also das mal einfach, warum macht uns das so süchtig?
Und das ist ja tatsächlich auch ein Grund, warum ich dann gesagt habe, ich verlasse Instagram, weil ich gesagt habe, ich bin Nervensystem-Coach. Ich will den Menschen zeigen, wie sie wieder mehr in die innere Ruhe kommen, wie sie mehr wieder bei sich ankommen. Und genau diese Tools verhindern das. Und ich will einfach nicht auf diesen Plattformen präsent sein.
Aber es passiert ja noch mehr, wenn wir auf Social Media sind. Also auf Social Media ist einerseits es mit dem Dopamin. Aber wir Menschen sind Säugetiere und das ist auch ein mega wichtiger Teil von der Nervensystemarbeit, sich das bewusst zu machen.
Und wir leben einfach in Gemeinschaften. Und wenn wir jetzt mal auf Säugetiere schauen, egal auf welches Säugetier. Wenn wir auf Hunde schauen, die leben in Rudeln. Wenn wir auf Zebras schauen, die leben in Herden oder Pferde oder so.
Aber selbst Delfine und Wale, da nennt man das Schulen. Und witzigerweise war ich im Winter in Indien, da habe ich sogar Flughunde beobachtet. Und da habe ich gedacht, sind das eigentlich auch Säugetiere? Da werde ich dann immer neugierig mit meinem Nervensystemwissen. Und dann, die hängen halt alle in einem Baum. Und dann dachte ich so, sind das Säugetiere? Und habe festgestellt, ja, es sind auch Säugetiere. Flughunde sind auch Säugetiere und die hängen auch alle in einem Baum, weil die halt auch einer Gemeinschaft leben.
Das heißt, wir sind das total gewöhnt, einfach als Säugetiere, dass für uns die Gemeinschaft extrem wichtig ist zum Überleben. Also da sind wir wieder bei dem, was ich am Anfang gesagt habe, das Gehirn sichert unser Überleben und die Gemeinschaft ist ein Teil, der wichtig ist, dass unser Überleben gesichert wird.
So und jetzt denkt man ja erstmal, okay toll, wir kommen auf Social Media, da sind ganz viele andere Menschen, ist ja super, die sichern alle unser Überleben vielleicht, aber unser Gehirn ist permanent auch extrem sensibilisiert darauf.
Wo gibt es Gefahr, dass ich aus der Gemeinschaft ausgestoßen werde? Weil früher, vielleicht in der Steinzeit, wenn wir da aus der Gemeinschaft ausgestoßen worden sind und auch heute ist es noch so bei Affen oder so in der freien Wildnis, dann war das eigentlich unser Todesurteil.
Wir brauchten die Gemeinschaft, um zu überleben. Und das ist halt immer noch so tief in uns, in unserem Nervensystem gespeichert, dass wir total sensibel darauf sind.
Das heißt, wenn wir jetzt auf Social Media sind und vielleicht irgendeine andere Selbstständige sehen, die viel mehr Follower hat oder die gerade irgendwie einen Reel hat, was total durch die Decke geht, dann kann es halt super schnell passieren, dass unser Nervensystem anfängt und so denkt so, oh Gott, oh Gott, ich bin nicht gut genug und alle anderen finden die andere besser und ich werde hier irgendwie, also wir haben vielleicht nicht dieses, wir werden aktiv ausgestoßen, aber wir werden halt irgendwie nicht so gesehen wie die andere. Und dann reagiert halt auch unser Nervensystem extrem.
Also das sind so die wesentlichen Sachen, die ich sehe, dass es einerseits uns süchtig macht und auf der anderen Seite halt diesen Ausstoß aus dieser Gemeinschaft, auf den wir sehr sensibel reagieren.
[Alex]Was ich auch sehr interessant finde, ist, man nimmt ja irgendwie so gemeinhin an, dass ältere Menschen vor allem auch sehr einsam sind, aber immer mehr Studien kommen gerade zu dem Schluss, dass die junge Gen Z eigentlich, also dass die Einsamkeitsgefühle da total durch die Decke gehen und voll steigen.
Also gerade die Generation, die halt sehr, sehr viel und intensiv Social Media nutzt, fühlt sich immer einsamer. Also ich finde, es muss einem auch so ein bisschen zu denken geben, woran das liegen könnte.
Es ist ja irgendwie verrückt, weil man ist da die ganze Zeit oberflächlich gesehen mit Menschen zusammen, aber so richtig gut scheint es dann einem nicht zu tun. Also man scheint nicht so richtig zu denken, dass man wirklich Teil einer Gemeinschaft ist, sondern wie du sagst, sich eher darum bemüht und einfach permanent Angst hat, da irgendwo ausgestoßen zu werden.
[Theresa]Ja, absolut. Und ich meine, die erleben das ja gerade in dieser jüngeren Gesellschaft teilweise noch extremer, finde ich. Also ich kriege das manchmal auch ein bisschen mit über andere Kinder, die in meinem Umfeld sind, dass halt manchmal auch Kinder ausgestoßen werden, also wenn sie zwölf sind oder so, aus irgendeinem Klassenchat.
Und da gibt es eigentlich einen Klassenchat und dann passiert irgendwas und dann wird er rausgeschmissen aus dem Klassenchat.
Und wenn die dann halt größer werden, die haben dieses Erlebnis einmal gehabt und dann ist die Angst und die Sensibilität, wenn sie dann zehn Jahre älter sind, immer noch da. Weil was halt unser Gehirn macht, das speichert ja auch alle Erfahrungen, die wir irgendwo mal gemacht haben, irgendwie ab.
Und alle Erfahrungen, die besonders bedrohlich für uns waren, speichert es besonders stark ab.
Also ich mache mal ein Beispiel, was ein Thema ist, was besonders bedrohlich bei mir mal war, was jetzt in eine ganz andere Richtung geht. Aber ich finde, es ist ein plakatives Beispiel. Mein Mann und ich, wir waren mal irgendwann joggen und wir sind von einem Reh angegriffen worden.
[Alex]Angegriffen? Oh Gott.
[Theresa]Angegriffen worden. Und es war so, natürlich, erst mal da, da kam dieses Reh und dann denkt man sich so, ach wie schön, ein Bambi und so.
Und plötzlich fing der an und griff uns an und wir wussten gar nicht warum, weil man denkt ja eigentlich, Rehe müssten flüchten. Und jetzt, wenn ich im Wald bin und ein Reh sehe, dann ist mein Nervensystem sofort so, oh, schauen wir mal.
Also ich reagiere überhaupt nicht mehr mit, oh, wie schön, ein Bambi. Das war halt meine, die kleine Theresa, die früher Bambi vielleicht mal geschaut hat, hat früher so reagiert und da hat es nur ein Erlebnis geben müssen, dass sich was in mir verändert hat, weil das war natürlich tatsächlich, wenn man jetzt mal schaut, die meisten Situationen heutzutage sind ja gar nicht wirklich bedrohlich für unser Überleben.
Das war jetzt vielleicht mal was, wo man sagen kann, das ging, weil es halt wirklich in Richtung körperlicher Angriff ging. Genau, und da braucht das Gehirn nicht viele Erlebnisse, um das abzuspeichern.
Und gerade bei dieser jüngeren Generation, weil ich kenne das noch von mir, eigentlich diese Jahre in dieser Pubertät, das sind doch eigentlich die extremsten, wo solche Sachen auch irgendwie passieren, von Ausschließen und so weiter.
Wenn wir dann älter werden, dann wird das irgendwie wieder anders, finde ich. Und wenn diese Erfahrungen halt auch aus dieser Pubertät einmal im Gehirn sind, dann ist man halt auch, wenn man älter wird, besonders sensibilisiert darauf.
[Alex]Und wenn ich mir jetzt zum Beispiel Social Media angucke, weil du jetzt meintest, Gefahr, Überleben, die Situationen sind nicht wirklich gefährlich, aber trotzdem kann es sein, dass unser Hirn da trotzdem diese Gefahr so wahrnimmt.
Also zum Beispiel, Benachrichtigungen sind ja in der Regel rot. Das ist ja irgendwie so der weltweite Code für Achtung, Gefahr. Warum haben die das gemacht? Vermutlich nicht einfach so aus Zufall, sondern weil die gezielt diese Reaktion auslösen wollten. Oder wenn ich jetzt eben meinen Ton anlasse, dann kommt natürlich auch immer ein akustisches Signal. Und akustisches Signal in der Stille ist dann auch erstmal, oh Achtung. Das heißt, das Design ist ja auch schon bei sozialen Medien so, dass wir eigentlich permanent in so einem Modus sind, dass es potenziell gefährlich sein könnte hier.
[Theresa]Ja, absolut. Und das ist halt das, was ich auch mega kritisch sehe, weil das ist auch, ich meine, dein Thema ist ja auch ethisches, wertebasiertes Marketing und gerade ganz viele Dinge im Marketing allgemein, aber auch auf Instagram oder Social Media läuft halt so, dass die Menschen eigentlich die Psyche verstanden haben.
Aber sie nutzen sie halt so, um uns zu manipulieren. Und man könnte ja auch eher es andersrum machen. Und das versuche ich tatsächlich in meinem Marketing umzusetzen.
Ich meine, ob es mir immer gelingt, weiß ich auch nicht. Aber eher im Sinne von, hey, ich helfe dir, dass du dich sicher fühlst. Ich helfe dir, dass du das Gefühl hast, du kannst aus dir selber heraus eine erwachsene Entscheidung treffen, wo wir uns vielleicht auf Augenhöhe begegnen.
Und nicht so dieses, hey, wenn du jetzt nicht buchst, dann bist du selber schuld und so weiter.
Damit manipuliere ich ja ins Krasseste hinein und trigger halt das Nervensystem voll an. Und das Problem ist ja, sobald unser Nervensystem mal einmal richtig angetriggert ist, umso mehr Verhaltensweisen geht unser Nervensystem zurück, die eher aus dem Unterbewusstsein sind und gar nicht mehr, die wir so bewusst steuern.
Das heißt, umso mehr Stress eigentlich in unserem Körper ist, umso mehr geht unser, man nennt das Neokortex, der bewusste Gehirnteil geht dann wie offline, weil unser Gehirn im Prinzip sagt, naja, so mit dem bewussten Verstand und so, der hat sich von der Evolution her viel später entwickelt. Die anderen Gehirnteile, die gibt es schon viel, viel, viel, viel länger.
Das heißt, die älteren Gehirnteile, die sichern schon viel länger das Überleben von dem Menschen. Also schalten wir mal lieber die neueren Gehirnteile ab. Die sind viel kürzer da. Wer weiß, ob die wirklich so gut sind. Das müssen wir nochmal von der Evolution her checken, so nach dem Motto.
Das heißt, die gehen wirklich offline. Und dann fällt es uns halt auch schwer, bewusste Entscheidungen zu treffen. Und dann kommen wir halt auch in diese Momente, wo wir vielleicht nicht aus Instagram mehr rauskommen, obwohl wir eigentlich merken, eigentlich wäre es besser, aber das ist das Unterbewusstsein, das uns immer wieder reinzieht.
Erfahrungen ohne Instagram
[Alex]Du selbst hast ja schon, du hast jetzt gerade schon ein paar Mal angedeutet, du selbst bist ja weg von Instagram.
Hast du bei dir eigentlich eine Veränderung festgestellt? Hat sich da irgendwas in deinem Nervensystem oder dein Gefühl und in deinem Stressempfinden verändert, seit du weg bist?
[Theresa]Total, wobei ich auch sagen muss, ich bin auf Instagram damals nur erst gegangen, als ich wusste, dass ich mich zu 100% selbstständig mache.
Das heißt, ich würde sagen, ich hatte mal eine Phase so, ich habe tatsächlich kürzlich mal überlegt, wann das eigentlich war, so 2017 oder so. Ich bin mir nicht ganz sicher, wann das war. Da war ich viel auf Facebook.
Also und da habe ich auch so diese Suchtverhaltensweisen mit Facebook gehabt, dass ich jeden Abend dann, was weiß ich, eine Stunde oder so in Facebook rumgescollt habe.
Und irgendwann ist mir das aber bewusst geworden und irgendwie habe ich es dann irgendwann geschafft, das loszulassen, so ganz genau. Also das ist auch manchmal spannend im Nervensystem, manchmal sind uns ja Dinge bewusst und wir schaffen es denen nicht bewusst zu verändern und trotzdem von einem Tag auf den anderen gibt es dann eine Veränderung.
So war das tatsächlich bei mir mit Facebook irgendwann auch. Also irgendwann habe ich einfach, habe ich die App gelöscht von meinem Handy.
Und dann hatte ich eine ganz lange Phase, wo ich eigentlich gar nicht mehr auf Social Media großartig war.
Und bin dann irgendwann wieder auf LinkedIn, weil alle gesagt haben, LinkedIn und so, du musst unbedingt auf LinkedIn sein.
Das fand ich eine Zeit lang auch mal ganz interessant. Und dann habe ich halt gedacht, dass ich mich selbstständig mache. Und das war halt erst im Februar 2023, dass ich dann auf Instagram meinen Account eröffnet habe.
Und am Anfang fand ich es auch ganz cool, weil ich schon auch viel verstanden habe, gelernt habe da über diese ganz vielen Formate mit, man kann da ja im Prinzip alles machen, von Audio über Video über Text über Slides über alles. Das heißt, ich fand es schon ganz cool, mich da einfach mal so ein bisschen auszuprobieren.
Aber was ich vor allem gemerkt habe, und das fand ich eigentlich interessant, weil so richtig kapiert, was es mit mir macht, habe ich eigentlich erst letztes Jahr im Mai, da war ich, da hatte ich eine Erkältung.
Und dann habe ich gedacht, okay, komm, Theresa, du bist Nervensystemcoach, du machst jetzt hier nicht weiter auf Instagram, also wenn du krank bist oder was heißt krank, aber eine Erkältung hast, sondern bist auch Vorbild.
Und dann habe ich gesagt, ich bin jetzt mal mindestens eine Woche nicht hier. Und in dieser Woche, wo ich nicht mehr da war, habe ich eigentlich erst so richtig gespürt, was es mit mir gemacht hat. Und das Spannende war in dieser Woche, weil ich war dann auch total konsequent. Ich habe nicht konsumiert, gar nichts. Und ich habe einfach gemerkt, wie entlastend das war, nicht mehr dieses Ding zu haben, ah ja, welche Storys und so, oder du wolltest ja noch diese Story und jetzt musst du noch wieder an die nächsten. Also irgendwie wusste ich auch, ich hätte sogar einen Post für diese Woche gehabt.
Aber ich habe den halt trotzdem nicht hochgeladen, weil ich halt gesagt habe, nee, ich bin jetzt krank. Und dann habe ich ja gewusst, ach ja, komm, jetzt hast du auch einen Post schon für nächste Woche, den verschiebst du ja jetzt einfach um eine Woche. Und auch das war total entlastend. Und dann habe ich irgendwie das so richtig beobachtet. Und ich würde sagen, jetzt wo ich so komplett raus bin, dass ich bin ja jetzt auch nicht auf LinkedIn mehr aktiv.
Also Instagram habe ich tatsächlich gelöscht. LinkedIn habe ich meinen Account noch, aber ich nutze ihn nur passiv.
Und da würde ich sagen, ich habe einfach viel mehr innere Ruhe einerseits, weil ich einfach nicht mehr diese ständigen Gedanken, ah, was könntest du jetzt noch wieder und so weiter machen und was ich aber auch wahrnehme, ist, dass ich einfach viel mehr bei mir bin.
Das liegt auch ein Stück weit an meinem typischen Nervensystemzustand. Mein Nervensystemzustand ist schon auch eher so dieses People Pleasing, das heißt, ich bin eher schon auch so vom Mensch her, dass ich dann, schaue, was machen die anderen und wenn die dann erzählen, dann muss es so machen, dann bin ich total anfällig von, oh scheiße, ich muss es auch so machen.
Vor allem, weil ich weiß ja auch, als Nerven …, oder ich bin ja jemand, ich habe jahrelang als Beraterin und Trainerin und Coach jetzt schon gearbeitet. Was ich aber nie gemacht habe, ist Marketing. Das heißt, für mich war das schon auch bewusst, ich muss Marketing lernen. So, und das Das heißt, ich habe da total oft auch meine eigene Autorität oder meine eigene Wahrheit überhaupt nicht hingehört, weil ich dachte, die anderen wissen es ja besser und da habe ich halt auch schon immer so ein Ding gehabt, also auch wieder meinen Nervensystemzustand von wenn jemand eine Autorität ist, dass mein Nervensystem in so einem Kollaps so, ah ja, okay, dann muss ich es ganz genau so machen, wenn ich auch von der Polizei mal, also das wäre super selten passiert, aber wenn ich mal von der Polizei angehalten werde, dann spürt man das ja total so, oh Gott, was habe ich jetzt falsch gemacht und was muss ich jetzt tun und oh Gott, oh Gott, oh Gott und so.
Und genau das passiert im Prinzip, also ich übertreibe jetzt, aber genau das passiert halt auch in mir, wenn so ein Marketing-Coach da steht, dass ich denke, oh Gott, oh Gott, ja, ich muss jetzt genau das machen, was derjenige sagt und dann verliere ich mich halt selber total. Und das merke ich halt dadurch, dass ich nicht mehr auf Instagram bin, dass ich viel mehr bei mir bin und nicht mehr so jedem Coach hinterher renne, der mir irgendwie wieder irgendwas erklärt, wie ich es jetzt wieder doch zu tun hätte. Und ich habe das Gefühl, dass ich dadurch viel mehr in meiner eigenen Kraft und Authentizität bin und das mich auch viel mehr erfüllt.
[Alex]Und wie sieht jetzt dein, ich sag mal, nervensystemfreundliches Marketing aus für dich persönlich? Welche Marketingstrategie nutzt du jetzt?
Also Kongress haben wir schon angesprochen. Ist das so ein Weg, den du gehst, also dass du mit anderen mehr zu tun hast, Dinge organisierst und so weiter?
[Theresa]Genau, also ich habe tatsächlich erstmal, also diesen Kongress ist sicherlich ein Thema, weil ich hatte die Idee, den Kongress zu machen und dann war mir aber natürlich auch klar, okay, wenn ich andere Interviewpartner habe und die auch Werbung für meinen Kongress machen, dass mir das auch in meiner Sichtbarkeit hilft. Also das war definitiv eine ganz klare Strategie.
Und vorher habe ich halt auch einen Podcast. Also ich habe einen Podcast letztes Jahr im Sommer rausgebracht und das war auch spannend. Ich habe lange darüber überlegt, mache ich einen Podcast, mache ich keinen. Aber bei dem ganzen, ich muss jetzt noch Instagram machen, habe ich überhaupt nicht gewusst, wann ich jetzt eigentlich auch noch mir Zeit nehme, meinen Podcast zu launchen.
Und in dem Moment, wo ich dann halt Instagram, nicht mehr auf Instagram war, war es plötzlich total easy. Und ich hatte kurze Zeit später meinen Podcast gelauncht, weil ich ja natürlich viel mehr Zeit hatte. Das heißt, ich mache einen Podcast, aber auch da, ich spüre in alles durch mein Nervensystem rein.
Weil Menschen, die zum Beispiel einen neuen Podcast launchen, da ist es ja oft so, dass die als erstes mal vier, fünf Folgen online bringen, direkt. Und ich habe immer gemerkt, wenn jemand, dem ich gefolgt bin, einen neuen Podcast gelauncht hat und ich habe irgendwie gesehen, ah, jetzt hat er einen Podcast gelauncht und gleich vier, fünf Folgen, was hat mein Nervensystem gemacht? Oh Gott, so viel. Wann soll ich denn das alles hören?
Und dann bin ich immer gleich wie so, also tatsächlich bin ich dann auch oft gar nicht dran geblieben. Wenn dann die erste richtige Folge kam, die so im normalen Zyklus war, hatte ich ja schon vier Folgen, die ich nicht gehört hatte.
Also hatte ich schon gar keine Lust, die fünfte jetzt zu hören, weil ich hatte ja gefühlt schon vier verpasst. Also da ist dann mein FOMO-Anteil irgendwie auch angesprungen.
Und deshalb habe ich ganz bewusst gesagt, nee, ich mache das nicht. Und ich weiß zwar aus Algorithmusgründen, dass das mehr Sinn macht, aber ich habe ganz klar gesagt, ich mache es nicht, weil ich merke einfach diesen Unterschied.
Das heißt, ich mache einen Podcast auch, der nur alle zwei Wochen rauskommt, nicht jede Woche, weil ich auch da spüre, dass ich oft habe, dass ich den Podcast von der Woche davor noch gar nicht von jemand anderem gehört habe. Und dann entsteht bei mir auch gleich so, oh Gott, die nächste Folge ist schon da, die letzte habe ich noch nicht mal gehört.
Also immer dieses Nervensystem in dieses Oh Gott, schon wieder und so. Da spüre ich sehr genau rein.
Genau, was ich dann habe, ist ein Newsletter, ganz klar. Diesen Kongress und ich bin da auch und will noch mehr aufbauen. Also ich arbeite auch in einem Trainernetzwerk, das heißt, ich gebe auch Trainings, da kann es auch immer mal wieder passieren, dass einfach Menschen mich in den Trainings erleben und vielleicht mal was anfragen, und dann plane ich schon auch noch mein SEO zu optimieren.
Aber auch da bin ich gerade und das ist auch nochmal etwas, was ich glaube ich auch erst die letzten Wochen so richtig kapiert habe nochmal in mir.
Für mich war es total hilfreich, erstmal den Podcast jetzt zu launchen. Das ist wirklich gut auch in mein Leben zu integrieren, bevor ich jetzt dann mit dem Blog dann irgendwann starte, das vielleicht gut in mein Leben integriere und nicht so alles gleichzeitig mache. Weil auch da, es ist ja erstmal alles neu wieder für uns.
Und alles, was neu ist, ist erstmal unsicher fürs Nervensystem. Das heißt, wenn wir zu viele neue Sachen gleichzeitig machen, kann das auch Stress auslösen im Nervensystem.
Und genau, das heißt, ich werde noch einen Blog machen. Ich überlege auch, dass ich Pressearbeit mache, also dass ich wirklich schaue, ob ich mit meiner Arbeit mehr in die Presse komme. Und ich überlege auch noch, dass ich mehr lokal mache.
Also gerade mit dem Nervensystem-Thema hätte ich total Lust, vielleicht auch gemeinnützig ein bis zwei Tage im Monat gemeinnützig zu arbeiten. Und vielleicht in Schulen zu gehen oder vielleicht, keine Ahnung, sowas wie eine Feuerwehr, die ja ständig irgendwie auch mit Menschen zu tun hat, die in einem extremen Nervensystemzuständen sind, dass die mehr Nervensystemwissen haben. Da hätte ich total Lust, so gemeinnützig auch mein Wissen zur Verfügung zu stellen.
Und ich denke halt, dass auch das einem helfen kann, sichtbarer zu werden, weil die Menschen dann ja auch von der Arbeit profitieren. Also ich habe noch viele Ideen, die ich noch nicht umgesetzt habe. Aber wie gesagt, Schritt für Schritt mein Nervensystem darf ich einen Schritt auch neu integrieren, bevor dann wieder das nächste kommt.
Glaubenssätze und Nervensystem
[Alex]Sehr gut. Viele Menschen und ich glaube, ich habe das auch so in Ansätzen und vielleicht kennst du das auch. Es gibt ja so bestimmte Glaubenssätze, die man hat, wie zum Beispiel, ohne Social Media bin ich unsichtbar und das hält dann einen davon ab, eigentlich nervensystemfreundliches Marketing umzusetzen.
Also vielleicht versteht man das so rational, aber trotzdem hat man noch diese Glaubenssätze, die einen davon abhalten und die auch einen vielleicht stressen. Hast du da vielleicht einen Tipp, wie man mit solchen stressigen Sätzen, die man dann so denkt oder glaubt zu wissen, umgehen kann?
[Theresa]Ja, also ich kenne das tatsächlich auch selber von mir. Ich hatte da eine Erkenntnis selber, als ich damals überlegt habe, mache ich jetzt, also ich war ja schon lange nicht auf Instagram und ich habe noch mega lange überlegt, lösche ich jetzt meinen Account oder nicht?
Und eigentlich wusste ich, ey, Theresa, du kannst ihn auch löschen. Aber irgendwie konnte ich es nicht löschen. Und was ich mir dann mal bewusst gemacht habe, ist, mein Nervensystem ist ja, und ich weiß, meins ist da wirklich sehr, sehr stark drauf sensibilisiert, so dieses, oh Gott, werde ich aus der Gruppe ausgestoßen. Und im Prinzip bedeutete ja, meinen Instagram-Account zu löschen, bedeutete ja an der Stelle, ich stoße mich jetzt selber aus der Gemeinschaft aus. Und als ich das erkannt habe, dass das eigentlich total krass ist, war es plötzlich total einfach.
Also da wäre letzten Endes wirklich mein Tipp oder manchmal zu überlegen, was ist eigentlich genau das Problem dahinter, warum fällt es mir denn eigentlich so schwer und ich habe halt diese Erkenntnis gehabt, dass es mir so schwer fällt, mich selber aus der Gemeinschaft auszustoßen.
Und was ich aber auch immer wichtig finde beim Nervensystem ist und was ich bei mir beobachte, oft ist uns was bewusst. Also wie jetzt das Beispiel eben mit Facebook. Mir war das lange bewusst mit Facebook. Oder ich hatte früher mal ein ganz anderes Thema, ist jetzt nichts mit Social Media. Ich habe mich früher mal eine Zeit lang jeden Tag auf die Waage gestellt und mir war das total bewusst, dass es überhaupt gar keinen Sinn macht, sich jeden Tag zu wiegen.
Und irgendwann gab es einen Punkt, wo ich meine Facebook-App gelöscht habe Und es gab den Punkt, wo ich meine Waage weggeschmissen habe und gesagt habe, ich wiege mich jetzt einfach gar nicht mehr.
Und das war nicht aus so einer radikalen Gegenbewegung, das kann ja auch passieren, sondern es war wirklich, weil ich gemerkt habe, ich brauche es jetzt nicht mehr.
Und manchmal ist es so, dass wir auf bewusster Ebene schon was klar haben und dass es einfach ein bisschen braucht, bis auch unser Körper, unser Nervensystem so weit ist, es loszulassen. Und da, den Tipp, den ich da habe, ist auch, sich gar nicht so stark selber dafür immer dann zu kritisieren, weil das ist ja das, was dann passiert.
Ich kriege mit, dass ich schon wieder auf Facebook hänge, dann kritisiere ich mich total dafür und dann lande ich noch tiefer da drin. Sondern einfach zu sagen, ja, jetzt ist es halt mal so. Jetzt ist es halt mal so und es einfach mal anzunehmen. Und ich glaube, da entsteht oft der Shift, wenn wir einfach mal sagen, jetzt ist es mal so und plötzlich ein paar Tage später oder vielleicht Wochen später können wir was verändern. Und dann ist es gar nicht bewusst, sondern einfach, weil wirklich das Nervensystem nachgezogen ist. Wie nachgezogen ist mit dem, was wir bewusst schon haben. Macht das Sinn?
[Alex]Das macht Sinn. Also ich verstehe das so, dass wir quasi auch ein bisschen ins Vertrauen gehen. Dass wir auch irgendwie wohlwollend uns selbst gegenüber sind. Und so vertrauen, dass wir schon so ein richtiges Timing haben.
Und ich glaube, mit so einem Vertrauen kann man ja auch eigentlich, also gewinnt man vielleicht auch so ein Stückchen Sicherheit. Und das ist ja das, worum es dem Nervensystem geht, wenn ich das richtig verstehe. Es geht immer darum, dass wir uns sicher fühlen. Und wenn ich anfange, mir zu vertrauen, meinem Timing zu vertrauen und zu denken, das ist schon alles okay, so wie es gerade läuft, dann ist es vielleicht einfacher, sich dann auch loszusagen. Was potenziell gefährlich ist, wird dann ein bisschen einfacher.
[Theresa]Genau. Und ich habe das eben am Anfang mal gesagt, aber das ist wirklich eine Grundhaltung für mich in der Nervensystemarbeit.
Weil es klingt ja immer so, als ob wir raus müssten aus den Zuständen. Aber das Wichtige ist eigentlich erstmal zu sagen, hey, es ist, wie es ist. Und es hat einen Grund, warum es so ist. Das ist ein Stück weit unsere Biologie. Und es geht gar nicht so sehr darum, dagegen zu kämpfen, sondern es eher zu erlauben, es zu akzeptieren, um dann halt mehr und mehr auch andere Möglichkeiten zu schaffen, aber gar nicht so in diesen inneren Widerstand und inneren Kampf zu gehen.
[Alex]Ja, ich kenne das auch tatsächlich, wenn ich irgendwie, weiß ich nicht, wütend bin oder traurig bin, dann hilft mir das einfach schon, das zu benennen, dass ich das so bin. Und dann ist es schon eine ganz große Erleichterung. Es geht gar nicht darum, das zu ändern oder jetzt irgendwas dagegen zu tun oder, keine Ahnung, sich abzulenken, sondern einfach nur zu benennen, wie ich mich fühle. Und dann, finde ich, ist schon so ganz viel Druck auch irgendwie da raus, aus diesem starken Gefühl manchmal. Genau.
[Theresa]Und das ist tatsächlich auch ein großer Teil in der Nervensystemarbeit, dass wir wieder lernen, unsere Gefühle und Emotionen auf Körperebene zu spüren und zu erlauben, weil das ist das, was einfach wahnsinnig viel Stress in unserem Körper auslöst.
Und gleichzeitig ist es aber gesellschaftlich so normal, meistens schwören wir uns das schon bei unseren Eltern ab, dass halt Gefühle und Bedürfnisse und alles weggedrückt wird und werden. Und da entsteht ganz viel Entspannung, wenn wir Gefühle wieder erlauben dürfen. Ja.
Schritte zu nervensystemfreundlichem Marketing
[Alex]Zum Abschluss vielleicht folgende Frage. Welche kleinen Schritte können denn jetzt Selbstständige gehen, die sagen, ich würde mir auch gern so ein Marketingsystem aufbauen, das nervensystemfreundlich ist?
Was würdest du sagen, könnten so die ersten ein, zwei Schritte vielleicht sein, die man in diese Richtung gehen könnte?
[Theresa]Also, ich würde erstmal aufschreiben, was mache ich denn aktuell eigentlich im Marketing, weil manchmal sind uns gewisse Dinge, die wir schon tun, ja gar nicht so bewusst, und dann halt wirklich mal in den Körper hineinzuspüren, was macht denn was eigentlich mit mir und das wirklich auch sehr gerne sehr genau.
Also es kann ja sein, wenn man jetzt Instagram, sag ich jetzt mal, noch nutzt, dass man auch mal schaut, okay, sind es die Storys, die mich stressen oder sind es die Reels, die mich stressen, oder sind es die Karussellposts, die ich eigentlich nicht so gerne mache, um dann halt mehr und mehr zu verstehen, an was habe ich denn eigentlich Freude und wo entsteht so eine Weite in mir?
Und ich würde das jetzt wirklich erstmal auf der Ebene machen, wenn du da reingehst, weil oft ist es ja so, dass wir trotzdem auch noch anfangen zu prokrastinieren, Dinge, die wir eigentlich gerne machen.
Das ist aber auf Nervensystemebene nochmal ein separates Thema, da will ich jetzt gar nicht so stark rein, sondern erstmal generell zu überlegen, was ist es denn, was mir da Freude macht?
Und dann halt, ja, auf eine Art auch zu gucken, wo kommen jetzt denn die Kunden aktuell auch her, weil das braucht man natürlich schon auch, um diese Sicherheit wieder zu spüren. Und dann, was ich immer hilfreich finde, ist gar nicht so diese definitive Entscheidung zu treffen von wegen, ich verlasse jetzt Instagram, sondern eher zu sagen, ja, jetzt probiere ich das mal aus, wie es denn ist.
Ich meine, ich habe damals wegen einer Erkältung eine Woche mal verzichtet. Vielleicht fängst du mit einer Woche an. Und auch da schau halt mal, was sich da sicher in deinem Nervensystem anfühlt.
Wenn du jetzt überlegst, ah ja, eigentlich habe ich keine Lust mehr auf Instagram, ich sag jetzt mal Instagram, und du überlegst, dass du das mal weglässt. Dann überleg mal, was fühlt sich sicher an? Ist es mal für eine Woche wegzulassen, für einen Tag wegzulassen? Vielleicht sagst du dir, nee, eigentlich hätte ich voll Bock auf drei Monate. Und dann folge auch da deinem inneren Gefühl und sehe es eher als Experiment.
Also ich habe in meiner Selbstständigkeit, liegt auch daran, dass ich mich mal extrem viel mit dem Thema positive Fehlerkultur beschäftigt habe, sehr stark so dieses Experimentieren.
Und oft ist es ja so, wir denken, dass wir wissen, wie es sich anfühlt, aber es fühlt sich am Ende doch irgendwie anders an.
Und dementsprechend viel mehr an Experimenten denken und sagen, okay, ich probiere das jetzt mal aus. Und da einfach, ja, so ein bisschen spielerisch dran zu gehen. Das ist das, was auch dem Nervensystem hilft, weil das Nervensystem macht oft zu, wenn wir sagen, so und jetzt für immer und immer musst du Instagram verlassen. Oh Gott. Aber wenn du sagst, okay, mal für einen Tag meinetwegen, dann, ach ja, das ist cool, einen Tag sofort, bin ich dabei.
[Alex]Ja, sehr schön. Das Spielerische, das nehme ich auf jeden Fall mit. Und Theresa, vielen, vielen Dank für das Gespräch. Es war mir eine Freude, dich hier zu haben.
[Theresa] Ja, sehr gerne.
Shownotes
Theresas Blogartikel: „Digitaler Dauerstress – Wie Social Media dein Nervensystem belastet“

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