All About That Book: Indie-Verlage

In dieser Folge von Smells Like Writing Spirit geht’s um Indie-Verlage und warum sie für viele Autor*innen eine spannende Alternative zu Publikumsverlagen und Selfpublishing sein können. Ich erzähle, warum ich mich für mein frisch erschienenes Buch „She Works Hard For No Money“ für einen Indie-Verlag entschieden habe, welche Vorteile kleine, unabhängige Verlage bieten und weshalb sie für viele Schreibende der perfekte Publishing-Match sein können.

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Du hörst „Smells Like Writing Spirit“, den grungigsten Schreibpodcast da draußen.

Und heute geht es um Indie-Verlage.

Für mein neuestes Buch „She Works Hard For No Money“, das Ende Oktober erschienen ist, hab ich mich nämlich für den Indie-Verlag Palomaa Publishing entschieden und es bis heute nicht bereut. Im Gegenteil.

Und was die großen Vorteile von kleinen Verlagen sind, das möchte ich dir heute in dieser Podcast-Folge erzählen.

Wenn du also ein Buch geschrieben hast oder gerade dabei bist und dir überlegst, wie du es am besten veröffentlichen kannst, wirst du heute hoffentlich ein paar hilfreiche Impulse bekommen.

Was sind Indie-Verlage eigentlich?

Ich glaube, wir sollten am Anfang erst einmal die verschiedenen Veröffentlichungsformen voneinander unterscheiden.

Da gibt es zum einen die Publikumsverlage.

Publikumsverlage sind Buchverlage, die Bücher für den Massenmarkt herausbringen, also für ein sehr, sehr breites Publikum.

Und sie veröffentlichen Bücher, die möglichst viele Menschen erreichen sollen, wie Krimis oder Ratgeber.

Publikumsverlage verfügen in der Regel über große Teams für

  • Lektorat

  • Marketing

  • Pressearbeit

  • Vertrieb

  • und so weiter

Und sie haben starke Marketing- und Vertriebswege. Das heißt, die Bücher, die über Publikumsverlage erscheinen, kommen in große Buchhandelsketten, oft auf Bestsellersellerlisten und in die Medien. 

Und Publikumsverlage können finanziell mehr investieren, zum Beispiel in Vorschüsse, in Marketingkampagnen oder in Lesereisen.

Das hört sich alles natürlich super an und deshalb träumen viele Autor*innen davon, in einem Publikumsverlag zu veröffentlichen.

Das Problem ist allerdings, dass es gerade für Einsteiger*innen extrem schwer ist, da rein zu kommen. 

Es gibt da meines Wissens keine konkreten Zahlen, aber man schätzt so, dass auf 1.000 unverlangt eingesandte Manuskripte etwa eine Veröffentlichung kommt. 

Die Chance ist also extrem gering. 

Das heißt, man muss hier in der Regel über eine Agentur gehen. Die haben die nötigen Kontakte zu den Publikumsverlagen.

Und deshalb greifen viele Autor*innen auf Selfpublishing zurück und veröffentlichen ihre Bücher selbst. 

Hier hat man eben die komplette Kontrolle über ihr Buch und kann alles selbst entscheiden, also Titel, Cover, Layout, Preis, Veröffentlichtungsdatum, Marketingstrategie und so weiter. Es gibt kein Lektorat oder Entscheidungen von oben, sag ich mal, die das Buch verändern könnten.

Auch bei deinem Thema bist du dann nicht auf die Auswahlkriterien eines Verlags angewiesen. Du kannst so nischig und experimentell sein, wie du willst. Es gibt da niemanden, der oder die dir reinredet.

Und man kann das Buch im Selfpublishing dann natürlich auch viel, viel schneller veröffentlichen. Es gibt dann eben keine langen Wartezeiten auf Verlagsentscheidungen, was wirklich Monate oder Jahre sein können. 

Und gerade bei E-Books hat man dann auch viel höhere Einnahmen pro Verkauf. Das heißt, auch finanziell kann das für Selfpublishing sprechen.

Aber wenn überlegt, dass man beim Selfpublishing komplett in Vorleistung gehen muss, sieht das vielleicht auch schon ein bisschen anders aus.

Das heißt, alles, was sonst Verlage übernehmen – das Lektorat, das Cover, den Satz –, muss man dann eben selbst machen oder eben selbst tragen. Und es gibt natürlich keine Garantie, dass die Investition sich auch auszahlt. 

Ich kann zumindest sagen, bei meinen zwei Selfpublishingbüchern 2022 und 23 habe ich meine Ausgaben für das alles nicht wieder reinbekommen. 

Und ja die Selfpublishing-Bücher habe ich inzwischen auch offline gestellt. Das heißt, richtig gelohnt, zumindest aus finanzieller Sicht, hat sich das ganze Thema Selfpublishing für mich nicht. 

Und hier kommen dann eben Indie-Verlage ins Spiel, die, wenn man so will, das Beste aus beiden Welten kombinieren.

Indie-Verlag ist die Abkürzung für Independent-Verlag und wie es der Name schon sagt, ist das ein unabhängiger Verlag. 

Unabhängig in dem Sinn, dass sie nicht zu den großen Verlagsgruppen gehören und dann in kleinerem Maßstab publizieren. 

Sie haben damit natürlich meist eine kleinere Reichweite als die großen Publikumsverlage, das ist klar. Aber gleichzeitig kommen sie mit vielen, vielen anderen relativ nicen Vorteilen, die ich dir in dieser Folge vorstellen möchte.

Vorteil #1: Indie-Verlage sind experimentierfreudiger

Und Vorteil Nummer 1 ist, dass Indie-Verlage experimentierfreudiger sind.

Wenn man nicht für die breite Masse produzieren muss, dann kann man Themen abdecken, die nischiger sind, spezieller sind, experimenteller sind.

Das heißt, wenn du ein Buch schreibst in einer bestimmten Nische, kann es sehr gut sein, dass es irgendwo da draußen einen kleinen Verlag gibt, der genau dein Thema abgedeckt, der sich genau darauf spezialisiert hat, was du schreibst.

Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass du einen kleinen Verlag findest, wo es inhaltlich einfach super matcht, ist groß. 

Oder sagen wir mal, zumindest um einiges größer als die Wahrscheinlichkeit, bei einem Publikumsverlag aus einem Stapel unverlangt eingesandter Manuskripte herausgefischt zu werden.

Ganz zu schweigen davon, dass es natürlich auch eine sehr schöne Zusammenarbeit ist, wenn man inhaltlich auf einer Wellenlänge ist.

Und ich hab das jetzt zum Beispiel bei meinem Buch „She Works Hard For No Money“ total gemerkt.

Das ist ja ein feministisches Buch und der Verlag Palomaa Publishing hat sich eben auf genau diese Perspektive spezialisiert.

Da muss man dann in der Zusammenarbeit auch einfach nicht mehr über die Basics reden oder dass etwas vermeintlich zu radikal ist, sondern man kann sich dann einfach ums Buch kümmern. 

Das heißt, das ist auf jeden Fall etwas, was ich für mich gelernt habe: Wenn man eine spezielle Perspektive hat, kann sich ein Indie-Verlag auf jeden Fall lohnen.

Vorteil #2: Indie-Verlage tragen alle Kosten

Und apropos „lohnen“: Lass uns als zweites über Geld sprechen.

Auch wenn ein Indie-Verlag kleiner ist, agiert er natürlich trotzdem wie ein normaler Publikumsverlag und übernimmt das Lektorat, das Cover und so weiter.

Das bedeutet, ich muss bei einem Indie-Verlag eben nicht in Vorkasse gehen, was natürlich ein großer Vorteil gegenüber Selfpublishing ist. 

Das heißt, ich kann mich hier einfach ums Schreiben kümmern und es gibt jemanden, die das ganze Drumherum für mich organisiert, erledigt und finanziell trägt. 

Und damit, ganz, ganz wichtig, haben Indie-Verlage überhaupt nichts mit sogenannten Vanity-Verlagen zu tun, besser bekannt unter dem Namen Druckkostenzuschussverlage.

Ein Druckkostenzuschussverlag ist ein Verlag, der von Autor*innen verlangt, selbst für die Veröffentlichung zu zahlen. 

Das ist einfach super unseriös. Ein echter Verlag wird im Vorfeld nie Geld für eine Leistung fordern, sondern Lektorat, Coverdesign und so weiter natürlich selbst übernehmen.

Falls du also irgendwo mal ein Angebot von einem Verlag erhältst, dann aber für eine Veröffentlichung in Vorleistung gehen sollst, lauf.

Das hat nichts mit Indie-Verlagen zu tun, die einfach thematisch und strukturell unabhängig sind. Sie sind vielleicht kleiner, aber sie tragen alle Kosten selbstverständlich immer noch selbst.

Und da wir gerade über Geld sprechen, ist vielleicht auch wichtig zu wissen:

Natürlich können Indie-Verlage dann oft auch nicht den großen Vorschuss zahlen wie Publikumsverlage zum Beispiel. Allerdings werden einem die Tantiemen dann eben auch viel schneller ausgezahlt.

Das heißt, wenn man einen hohen Vorschuss erhält, klingt das erst einmal toll und das ist es natürlich auch. Aber man hat so lange nichts von den Verkäufen, so lange der Vorschuss durch die Verkäufe nicht eingespielt ist.

Und bei einem Indie-Verlag, der dann unter Umständen vielleicht überhaupt keinen Vorschuss zahlt, kriegt man die Tantiemen dann eben gleich ab dem ersten Verkauf. 

Vorteil # 3: Die persönliche Betreuung

Wenn ein Verlag mehrere hundert Bücher im Jahr veröffentlicht, dann kann es leicht passieren, dass man mit seinem Buch einfach nur eine weitere Nummer ist.

Es gibt dann eben einige Bücher, die prominent platziert und beworben werden und andere, die eher im Hintergrund laufen. 

Und gerade als Erstautor*in kann es deshalb passieren, dass die Qualität der Betreuung eher semigut ist. Dass einfach all die Ressourcen in prominente Titel gesteckt werden.

Und das ist aus meiner Sicht ein Riesenvorteil bei Indie-Verlagen, die ja nur wenige Bücher im Jahr veröffentlichen und deshalb oft eine ganz andere Beziehung zu ihren Autor*innen eingehen können. 

Ich kann zum Beispiel gar nicht zählen, wie viele Zoom-Calls ich mit meiner Verlegerin inzwischen hatte. Einfach zum Check-in, dass alle wissen, was gerade so abgeht. 

Und es war immer Zeit und Raum für meine Anliegen und Wünsche, zum Beispiel, was das Cover anging oder das Paper Goodie.

Und ich glaube, gerade wenn man sagt, ich will als frische Autorin nicht nur ein Buch veröffentlichen, sondern so viel wie möglich lernen, kann ein Indie-Verlag eine sehr, sehr gute Wahl sein. Da gibt es auf jeden Fall mehr Möglichkeiten zum Austausch.

Vorteil #4: Pressearbeit

Und Vorteil Nummer 4 ist auch nicht zu verachten. Und das ist die Pressearbeit.

Da sehe ich vor allem einen großen Vorteil gegenüber dem Selfpublishing. Denn wenn ich alleine für die Vermarktung eines Buchs zuständig bin, dann kann ich das nur mit meinen Kontakten machen.

Doch eine Verlegerin hat da natürlich sehr viel mehr Ideen und Möglichkeiten. Ich kann eigentlich gar nicht mehr zählen, wie viele Erwähnungen in Newslettern zum Beispiel ich so bekommen habe. Oder mir Interviews vermittelt wurden, teilweise in Medien mit viel Reichweite.

In der Emotion Working Women zum Beispiel. Das hätte ich sehr wahrscheinlich selbst so nicht hinbekommen, einfach weil mir da die Kontakte gefehlt haben. 

Und wenn in einem Indie-Verlag dann ein Buch erscheint, dann gibt es da eben parallel kein anderes Buch. Das heißt, man steht erst einmal im Fokus und das ist natürlich sehr, sehr schön.

Ich glaube, das hat auch viel damit zu tun, dass in einem Indie-Verlag Menschen arbeiten, die überzeugt von diesem speziellen Thema sind, das sie verlegen. Und vielleicht sind sie dadurch auch entsprechend extra motiviert und involviert. 

Genau, das waren die wichtigsten Vorteile von einem Indie-Verlag gegenüber Publikumsverlagen oder Selfpublishing. Zumindest aus meiner Sicht als Autorin.

Das war ein knackig-kurze Folge, die dir Indie-Verlage hoffentlich etwas näher gebracht hat.

Abschließend würde ich auch noch gerne betonen, dass Indie-Verlage nicht nur gute Arbeit leisten, sondern eben auch gesellschaftlich wichtige Arbeit.

Zum Beispiel, weil sie Themen abdecken, die große Verlage sich niemals trauen würden abzudecken. Oder weil sie auch offener gegenüber Einsteiger*innen sind und sie mehr oder weniger an die Hand nehmen und an das ganze Thema Schreiben und Veröffentlichen heranführen.

Und vielleicht magst du ja auch als Autor*in oder Leser*in Indie-Verlagen und ihren Büchern mal eine Chance geben. 

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