Smells Like Writing Spirit

Der grungige Schreibpodcast


Worum geht’s?  

Der Podcast ist ein ungeschönter Einblick in das Leben einer Autorin. Von Absagen über Schreibblockaden bis zu ersten Lesungen, Veröffentlichungen und all den kleinen Dingen dazwischen.

Wenn du selbst schreibst und dir schon immer mal einen ehrlichen, realistischen Einblick ins Schreiben und Veröffentlichen gewünscht hast, dann hör gern mal rein.

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Alexandra Polunin Alexandra Polunin

The First Read Is The Deepest: Lesebühnen

Ich habe meine allererste Lesung gehabt – auf einer Lesebühne! In dieser Podcastfolge erzähle ich dir

  • was Lesebühnen genau sind

  • wie ich an diese Lesung gekommen bin

  • wie die Lesung abgelaufen ist

  • und vieles mehr

Ich habe meine allererste Lesung gehabt – auf einer Lesebühne! In dieser Podcastfolge erzähle ich dir

  • was Lesebühnen genau sind

  • wie ich an diese Lesung gekommen bin

  • wie die Lesung abgelaufen ist

  • und vieles mehr

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Das ist SMELLS LIKE WRITING SPIRIT, dein grungiger Schreibpodcast.

Und ich hab mal Grunge gegoogelt und im KI-Snippet ganz oben in der Suchergebnisseite stand, dass Grunge sich durch introspektive, oft düstere und sozialkritische Texte und Gefühle wie Wut oder Desillusionierung auszeichnet.

So eine Folge wird das heute aber nicht. Denn heute geht es um ein schönes Thema, nämlich meine allererste Lesung als Autorin.

Super aufregend. Also für mich zumindest.

Und ich erzähle dir heute:

  • wie ich überhaupt an diese Lesung gekommen bin

  • wie das Ganze dann abgelaufen ist

  • wie es sich für mich angefühlt hat, dort zu lesen

  • was alles schief gegangen ist

  • und was mein Fazit ist, ob ich das nochmal machen und anderen angehenden Autor*innen weiterempfehlen würde oder nicht

Ja. Lesungen. Schönes Thema und ich glaube, ich sollte zu Beginn mal ein paar grundsätzliche Worte über Lesungen sagen.

Denn es gibt nämlich verschiedene Formen von Lesungen. 

Die berühmteste ist sicherlich: 

Du hast ein Buch geschrieben und dann gehst du auf Lesereise und liest in verschiedenen Städten. Das wird dann meistens über den Verlag oder eine Agentur organisiert. 

Manchmal übernimmt auch jemand mehr oder weniger Berühmtes die Moderation, sodass man nicht alleine auf der Bühne sitzt und liest. 

Und diese Form der Lesung geschieht bei eher bekannteren Autor*innen. 

Doch es gibt noch eine zweite Form von Lesungen, die eher oder auch für Einsteiger*innen gedacht sind. Und das sind: Lesebühnen.

Und das läuft so ab, dass es einen Organisator oder eine Organisatorin gibt oder auch eine Gruppe von Menschen gibt, die alle paar Monate solch eine Lesebühne in einer Location veranstalten. 

Es gibt dann in der Regel einen Open Call, das heißt: eine Ausschreibung, wo gesagt wird: 

Hey, bald gibt es wieder einen Leseabend und ihr könnt eure Texte jetzt einreichen.

Und dann reichen – je nach Reichweite der Veranstalter*innen – meistens eine zwei- oder dreistellige Zahl von Menschen ihre Texte ein.

Meist gibt es bestimmte Formalia, die man beachten muss, zum Beispiel, dass das Lesen eine bestimmte Vorlesezeit nicht überschreitet – meistens so zehn Minuten – oder auch ein bestimmtes Thema und so weiter.

Und dann kann eben jede und jeder einen Text schreiben und einreichen und dann eventuell auf der Bühne vorlesen.

Das ist natürlich vor allem für diejenigen spannend, die selbst noch kein Buch veröffentlicht haben und wo kein Verlag dahinter steht und irgendwas organisiert. 

Bis vor Kurzem habe ich die ganze Zeit gedacht: 

Ich schreib jetzt erst einmal ein paar Jahre in meinem stillen Kämmerlein meinen Roman und verkriech mich und hab nie Kontakt zu anderen.

Aber das ist eben totaler Blödsinn. Man kann eigentlich von Anfang an kleinere Texte vortragen, über Texte reden und Kontakt zu anderen Autor*innen aufbauen.

Ja, und genau das habe ich eben gemacht. 

Ich habe im Juni nach Schreibwettbewerben recherchiert und diese Lesebühnen ehrlich gesagt selbst noch gar nicht so auf dem Schirm gehabt. Und mich dann sehr gefreut, als ich festgestellt hab, dass eigentlich immer irgendwo Leute gesucht werden, die ihre Texte lesen.

Und ich dachte mir: Versuch’s einfach mal.

Und ich hatte einen Text, den ich mal geschrieben hatte, von dem ich nicht wusste, was ich genau damit machen soll. Und ich hatte so das Gefühl, dass er sich ganz gut zum Vorlesen eignen würde, weil ich da in mehreren Sprachen schreibe beziehungsweise dann eben vortragen würde. Auf Koreanisch und Norwegisch und Russisch und Ukrainisch. 

Und ich hatte so den Verdacht, dass es für die Veranstalter*innen mal spannend sein könnte, das zu hören.

Ich hab dann ein paar Tage diesen Text überarbeitet, feingeschliffen und dann über ein Formular auf der Website eingereicht.

Und ein paar Tage später hatte ich dann tatsächlich auch eine Mail in meinem Posteingang, dass mein Text ausgewählt wurde und ich ihn auf der Zerlesebühne in Münster vorlesen durfte.

Und mein erster Gedanke war: Fuck. Was hast du da gemacht? Du kannst dich doch nicht vor Menschen hinsetzen und diesen Text lesen! Der auch recht persönlich ist, muss ich sagen.

Ich hab die Mail abends gelesen und konnte dann erst einmal die Nacht nicht schlafen. Ich hab total wild geträumt. Es lief immer so ab, dass ich irgendwas im Traum gemacht hab und mir dann plötzlich einfiel: Du fährst nach Münster! Und dann bin ich immer aufgewacht, dann wieder eingeschlafen und das Ganze fing wieder von vorne an. 

Aber ja, am nächsten Morgen wusste ich dann: Du machst das. Und ich hab mir dann gleich Hotel und Zug organisiert.

Und vielleicht wichtig zu wissen: 

Da sich diese Lesebühnen ja an Einsteiger*innen richten, gibt es in der Regel kein Honorar für die Lesung und auch die Reisekosten werden nicht erstattet. Auch hier sind natürlich etablierte Autor*innen im Vorteil. Denen wird das ja oft schon bezahlt, wenn auch nicht immer so gut.

Aber es ist einfach gut zu wissen, dass man sich da jetzt nicht am Arsch der Welt bewirbt. Man sollte schon gut hinkommen und irgendwo unterkommen. Am Abend haben mir dann einige Autor*innen erzählt, dass sie entweder bei Freunden übernachten oder einfach in der Nähe wohnen.

Ja, ich glaube, das sollte man einfach grundsätzlich auf dem Schirm haben, wenn man sich irgendwo bewirbt.

Was man auch auf dem Schirm haben sollte, ist, dass man sich auch ein bisschen auf die Lesung vorbereiten kann.

Denn einen Text zu schreiben, ist eben etwas völlig anderes, als den Text dann auch laut vorzutragen.

Das heißt, ich hab den Text ein paar Tage vorher dann auch laut für mich gelesen und geschaut, dass ich das flüssig hinkriege.

Und natürlich muss der Text auch ausgedruckt werden. Da habe ich festgestellt, dass es viel leichter zu lesen ist, wenn ich den Text richtig groß formatiere und viele Absätze reinmache. Dann verrutsche ich beim Lesen nicht so leicht.

Und im Nachhinein bin ich auch echt froh, dass ich mich da gut darauf vorbereitet habe. Das hat mir bei der Aufregung schon auch ein Gefühl der Sicherheit gegeben, muss ich sagen.

Ja, und der Abend an sich war total spannend.

Wir haben uns so eine Stunde vor Beginn getroffen und da habe ich die Veranstalter*innen kennengelernt und auch die Autor*innen. Und wir kamen ins Gespräch.

Total funny. Ich hab es mir ja etwas schwerer gemacht, weil ich im Grunde einen fünfsprachigen Text eingereicht habe. Und ich hatte total Respekt davor, Koreanisch laut vorzulesen. Also ich hab angefangen, vor einiger Zeit Koreanisch zu lernen, aber bin da überhaupt nicht weit oder so. Und mein Partner meinte so: Ach komm, wie hoch ist die Chance, dass jemand gut Koreanisch kann. 

Und ohne Scheiß, der erste Autor, mit dem ich mich unterhalte, war ein Jahr in Südkorea. Und ich dachte mir nur so: What are the odds?

Aber das nur am Rande. Man sollte sich also gut überlegen, welchen Text man auch sicher vortragen kann. Das hilft ungemein, wenn da nicht allzu viele Fragezeichen und Stolpersteine sind.

Es gab sieben Autor*innen an dem Abend und wenn ich mich richtig erinnere, gab es drei, für die das die allererste Lesung war inklusive mir. Und vier, die schon länger dabei waren.

Und es war nicht nur meine allererste Lesung. Ich war auch als allererste dran. Und ich fand’s aber eher gut, weil: 

Wenn man gelesen hat, ist man natürlich viel entspannter und kann sich dann auch besser auf die anderen Texte konzentrieren. Insofern war ich total fein damit.

Aber kurz bevor es losgehen sollte, kam der Veranstalter zu uns und meinte, dass er die Lesung gerne aufzeichnen möchte und wir uns doch bitte so ein Influencer-Mikro an das Shirt hängen sollen. 

Und ich hab dieses Ding gesehen und ich wusste, das wird mein Ende. Und genauso war es dann auch.

Also ich wurde vorgestellt und betrat die Bühne, wollte mir dieses Mikro dranmachen und – bin einfach kläglich gescheitert. Ich hab es paar Mal versucht, aber irgendwie hab ich es einfach nicht hingekriegt und musste dann die Organisatorin um Hilfe bitten. Auf der Bühne.

Und ja. Man überlegt sich ja immer, was so schief gehen kann auf einer Lesung. Keine Ahnung, man verhaspelt sich. Oder die Stimme bricht weg oder man muss husten. Und ich hab für alles Vorkehrungen getroffen. Aber dass ich dieses verfickte Mikro nicht aufkriege – das hatte ich so echt auf dem Schirm.

Ja, aber das Schöne war: Ich dachte mir so: Cool, jetzt war es einmal peinlich. Es geht eigentlich nicht mehr peinlicher. Also kann es ja jetzt nur noch besser werden. 

Und merkwüdigerweise war ich dann auch gar nicht mehr so nervös und hab die Lesung – ich glaube, es waren so acht Minuten oder so – recht okayisch über die Bühne gebracht. 

Also es war eben das allererste Mal für mich. Insofern war das absolut okay. Und ich war zufrieden.

Aber ich hatte mich in einem Punkt geirrt. Ich dachte, es geht nicht mehr peinlicher. Aber es stellte sich heraus, es ging noch peinlicher. Denn als ich mir dieses Influencer-Mirko wieder abmachen wollte, fiel mir ein Bestandteil des Mikros in den BH. 

Genau, das heißt, ich musste auf der Bühne dieses Teil aus meinem BH rausfischen, weil das Mikro ja an die nächste Autorin weitergegeben werden musste.

Ja, das will ich dann auch bitte nie wieder so haben. Aber das Lesen an sich, das war schon schön, muss ich sagen

Da war ich auch total happy. Ich hätte es sehr blöd gefunden, wenn ich festgestellt hätte, dass das überhaupt nichts für mich ist. Und es hätte wirklich so sein können, weil ich schon eher introvertiert bin und nicht gerade gerne auf der Bühne stehe. 

Aber das war nicht so: Beim Lesen hab ich mich total wohlgefühlt. Das Publikum war auch sehr freundlich. Und ich hab echt gedacht: Ich könnte auch noch einen zweiten Text lesen. Also wenn es nicht noch so ein Mikro gäbe.

Und nach der Lesung durfte ich dann in der Autor*innen-Ecke chillen und den anderen Texten lauschen und auch das war super, super schön. 

Es gab drei Texte, die mich total umgehauen haben. Die Autor*innen haben teilweise richtig performt.

Und mir fiel in diesem Zusammenhang auch auf, dass ich mich einfach auf die Bühne gesetzt habe und angefangen habe, den Text zu lesen, die anderen Autor*innen aber erst einmal ein paar Worte vorab gesagt haben, bevor sie gelesen haben. Also zum Text.

Ja, es sagt halt auch einem niemand, wie man es macht beziehungsweise man muss einfach für sich selbst herausfinden, womit man sich auf der Bühne wohlfühlt. Und deshalb war das dann eben auch eine so gute Erfahrung.

Und diese drei Texte, die ich so gut fand, die haben für einen Moment auch echt mein Imposter-Syndrom aktiviert. Ich dachte mir nur so: Gott, sind die gut. Und mein Text stinkt im Vergleich total ab. 

Und ja, das war der nicht so schöne Part. Aber ich hab mir einfach immer wieder gesagt: Das war deine erste Lesung. Das war deine erste Lesung. Und letzten Endes war das dann auch okay.

Und nach der Veranstaltung saßen wir dann noch alle draußen und haben uns unterhalten. Und auch das war natürlich spannend zu sehen, dass es noch mehr Menschen gibt mit ähnlichen Gedanken und Themen und Herausforderungen. 

Und ich bin dann kurz vor Mitternacht ganz beseelt ins Hotel zurückgelaufen. Vielleicht auch geflogen.

Mein Fazit jedenfalls: 

Die erste Lesung auf einer Lesebühne war definitiv aufregend, hat sich für mich aber total gelohnt. Und ich würde es immer wieder machen. 

Ich hab wichtige Erfahrungen gesammelt. Ich hab andere Autor*innen kennengelernt. Ich hab Tipps bekommen. Unter anderem, dass ich es mal mit Lyrik versuchen soll. Sehr spannend. Hab ich dann auch gleich gemacht und mich damit bei zwei weiteren Lesebühnen beworben und zwei Zusagen erhalten.

Ich hab einen Kontakt zu einer lokalen Schreibgruppe bekommen. Und es gab auch eine schöne Kooperation mit dem Onlinemagazin Pigeon Publishing, sodass ich den Text nicht nur lesen durfte. 

Er wurde inzwischen dort auch veröffentlicht.

Falls du den Text nachlesen willst: Den Link zu Pigeon Publishing findest du in den Shownotes.

Und ich verlinke dir dort auch die Seite Lesereihen.org, wo du eine Übersicht über Lesereihen und Lesebühnen im deutschsprachigen Raum findest. 

Und wer weiß: 

Vielleicht hast du ja jetzt auch Lust bekommen, einen deiner Texte auf einer Lesebühne vorzutragen.

Ich kann es jedenfalls nur empfehlen.

Shownotes

Meine Website

Mein vorgetragener Text – bei Pigeon Publishing veröffentlicht

Lesereihen.org

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